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AUSFUHRLICHES LEXIKON
DER
GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE
IM VEREIN MIT
TH. B1RT, L. BLOCH, 0. CRUSIUS," F. CUMONT, W. DEECKE (f), F. DENEKEN,
W. DREXLER, R, ENGELMANN, A. FURTWÄNGLER (f) , 0. GRUPPE, 0. HÖFER,
J. ILBERG, 0. IMMISCH, A. JEREMIAS, G. KNAACK(f), MAX. MAYER, 0. MELTZER,
ED. MEYER, R. PETER, A. PREUNER(f), A. RAPP(f), B. SAUER, J. SCHMIDT,
TH. SCHREIBER, K. SEELIGER, H. STEUDING, L. v. SYBEL, E. THRÄMER,
K. TÜMPEL, P. WEIZSÄCKER, L. WENIGER, G. WISSOWA, E. WÖRNER U. A.
HERAUSGEGEBEN VON
W. H. RÖSCHER.
DRITTER BAND, ZWEITE ABTEILUNG.
PASIKRATEIA PYXIOS
NEBST SCHLTJSS VON PALLADION UND PHOINIX.
MIT 335 ABBILDUNGEN IM TEXT.
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LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1902 — 1909
loloOZt
7:
-9
Pasikrateia(Ha<j/.oiear£za), Name einer Göttin Pasiphae (nuaupdri), Tochter des Helios
auf einer im Apollotempel zu Selinus gefundenen (Apollon. Bhod. 3, 999; Paus. 5,25,9; Antonin.
Inschrift. Es werden erwähnt Zeus, Phobos, Lib. 41; Libanii narr. 15. 16 bei Westermann,
Herakles, Apollon, Poseidon, die Tyndariden, Mythogr. 379, 25. 34) und der Perseis oder
Athena, Malophoros (s. d.) und Pasikrateia. Perse (Apollod. bibl. 1, 9, 1, 6; 3, 1, 2, 4; Cicero
Benndorf, Die Metopen von Selimvnt 27; Col- de not. deor. 3, 19, 48; Hygin. p. 31, 0 Bunte
litz, Samml. d. griech. Didl.-Inschr. 3, 3046; = p. 12, 12 Schmidt; Tzetzes zu Lykophron
Kaibel, Inscript. Graec. Siciliae 268. Bitten- 17 4 — s. Art. „Hekate" Bd. 2 Sp. 1898/99,
berejer, Sylloge 22, 734 p. 612. Michel, Bccueil „Helios" Bd. 2 Sp. 2016, Boscher, Sehne und
d'inscr. grecques 1240 p. 860. Sauppe, Nachr. 10 Verwandtes S. 98), Schwester des Aietes und
d. Gatt. Gesellsch, 1871, 609. Holm, Bhein. der Kirke, nach Diodor. 4, 60 Tochter des
Mus. 27, 368. Usener, Götter namen 224, 14 Helios und der Krete; Gemahlin des Minos,
beziehen Ua6iY.Qdx£te£ entschieden mit Recht Königs von Kreta (Apollod. 3, 1, 2, 4; Hygin.
auf Koqw, die den Beinamen Aianoiva führt; fab. 40; Diodor. 4, 77). An ihrer Ste^'e nennt
auch die Verbindung mit Malophoros (= De- Asklepiades bei Apollod. 3, 1, 2, 4 als Gattin
meter) spricht für diese Ansicht. Dittenberger des Minos die Krete. Kinder des Minos und
a. a. 0. vergleicht Hom. Hymn. in Cer. 366 f., der Pasiphae sind {Apollod. 3, 1, 2, 4; Diod.
wo es von Persephone heilst: Siaitößang 4, 60): Androgeos, Deukalion, Glaukos, Katreus,
itdvxeov imöau Scott, ts xczl Sq-xsl, rt^iug de Akalle, Ariadne, Phaidra, Xenodike. Äkesandros
ap'jOvGÜ'cc psv' a&uvätoiGi ^syiaxag. Vgl. auch 20 txbqI Kve>rjvr\g frg. 3 (Schol. Bind. Byth. 4, 57
Bind. Nem. 1, 13 f. [Höfer.] = Fragm. hist. Gr. 4 S. 285) bezeichnet Sterope,
Pasios (Tldatog), ein sonst unbekannter, auf die Gemahlin des Eurypylos, als Tochter des
der Insel Kos verehrter Heros; sein Kultus Helios und Schwester der Pasiphae. Vgl.
scheint mit dem der Moiren in gewisser Ver- Studniczka, Kyrene S. 119.
bindung gestanden zu haben: &vovxeo Ss reo Der Name „die allen leuchtende" weist
Tlcioicp Y.ai xexlg MoiQcttg und reo TLexaiep dg darauf hin, dafs Pasiphae von Hause aus eine
ftvalctv dQccniag navxriv.ovxa , rexig dh Moigextg Lichtgöttin ist. Flexa tepccrig ist sonst Beiname
r£6GaQÜY.ovxa, Boss, mscr. med. 3, 311, p. 52 des Helios (Orph. hymn. 8, 14, vgl. IJaLLepdrjg
= Baton-Hicks, The inscr. of Cos 36 d p. 73, Bind. Nem. 10, 49 und Wide, Lakonische Kulte
der vermutet, dai's Pasios = Zsvg Tldatog, 30 S. 217), der Aphrodite (Io. Lydus de mens. 4
Tldatog aber (vgl. itäatg- xxfjaig, Hesych.) == p. 117, 12 Wünsch: ■xecltixca 7iolla%ov %al JTccai-
Kxrjmog (s. d. und Panktesios) sei. Ditten- <pdr\, r\ Tt&aiv iitaeptBiacc xr\v fjdovijv; TIccaL-
berger, Sylloge 22, 734 p. 584 neigt mehr zu der epdsaacz heilst Aphrodite in der Inschrift aus
Ansicht, dafs Pasios lieros quidam res fami- dem Lande der Ainianen, Arist. Mirab. auscult.
Maris tutor'' gewesen sei. Eine interessante 133 = Breger, Inscr. graecae metr. 95, wohl
Parallele zu dem koischen Pasios bietet sich 4. Jahrh.), der Artemis (Orph. hymn. 36 (35), 3),
auf einer Inschrift aus Golgoi bez. Idalion im ■jrexuepByy^g heilst der Mond Maneth. dnox. 6, 330
epichorischen Alphabete, die nach O.Hoff mann, (TtaLtepsyyrjg Mi]vi]), 7cexLiepav6eov Kaibel, Epigr.
Die griech. Dial. 1, 143 S. 76 (vgl. 161) lautet: gr. 1046 (= C. L Gr. 6280) v. 27, %a6iyavr\g
to ti o — . . . to i pa se o ni = reo triebt xeoi 40 Maximus txzqI -/.axaQ%. 146. Vgl. Boscher, Selen e
UccaicovL, wozu Hoffmann a. a. O. 76 bemerkt: S. 7 Anm. 22. Ähnlich EvQvepdnaaa als Mutter
cIst mit dem 6 &£og 6 TLaaieov vielleicht der der Selene Hom. hymn. 31, 4 (Boscher, Selene
Zsbg Kxijcjiog gemeint?' So sind die Heraus- S. 95), Trfkiepexaaa und Tr\l£cpdr] als Mutter der
geber der koischen Inschriften und Hoffmann Europa (s. d. und Boscher, Selene S. 128). In
unabhängig von einander, jeder nur von der Pasiphae wird eine ursprüngliche Mondgottheit
ihm vorliegenden Inschrift ausgehend, auf die- zu erkennen sein, wie schon Baus. 3, 26, 1 sagt:
selbe Deutung zugekommen. Ich weifs nicht, Zslrivng i%lyCkr\aig . . . iaxtv r\ Tlexaiepdri. Boscher,
ob es angängig ist, die kypriseke Inschrift zu Selene S. 99 möchte TLaatepdri mit der Helios-
lesen xtb ftnCoi rebi Haaieo (wie der Oscbt vor- tochter Kiqkw gleichsetzen, in der eine Be-
ausgehende Artikel ohne Jota, vgl. darüber 50 Zeichnung des Vollmondes zu erkennen sei,
Hoffmann a. a. O. 185, 84 Anm.) und das fol- und hält S. 135 auch Pasiphae und Europa
gende vi als Anfangssilbe des nächsten Wortes für ursprünglich gleichbedeutend. Wenn Pa-
zu betrachten. [Höfer.] siphae auch als Kuh gedacht wurde, so ent-
Roscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 53
1667 Pasiphae Pasiphae 1668
spricht auch dies den von_ der Mondgottheit angegeben, dafs Minos alle Jahre seinen schön-
geltenden Vorstellungen. Über den Mond als sten Stier dem Poseidon opferte; als aber ein-
Stier oder Kuh vgl. Röscher S. 30/31. Evqv- mal ein besonders schöner vorhanden war,
cpdtGGcc heifst ßoanig Hom. hymn. 31, 2 Wenn nahm er an seiner Stelle einen geringeren und
sich also Pasiphae (in Kuhgestalt) mit dem zog sich dadurch den Zorn des Gottes zu. —
Stier verbindet, so wird dies ein altes Bild für Per Stier ist Zeus, Epiphanius, Ancyrot. 105
die Vereinigung (avvoSog) von Sonne und Mond p. 108 C. Nonni narr, ad Gregorii invect. 1, 91
sein. Über diese cvvoSog s. Röscher S. 76 ff. p. 158 ( Westermann, Mythogr. S. 369, 1). Schol.
Den zugehörigen Sonnenstier auf Kreta möchte Clem. Alexandr. p. 114. — Nach Mythogr.
Wide, Lakon. Kulte S. 18, 216, 250 in Talos 10 Vatic. 1, 43 und 3, 11, 6 zürnt Aphrodite dem
erkennen, der nach Apollod. 1, 9, 26 als Stier Helios, weil er ihre Liebe zu Ares verraten
aufgefafst werden konnte und von Hesychios hat, und erregt, um sich zu rächen, in seinen
s. v. mit TjXiog gleichgesetzt wird. Also ge- Töchtern verderbliche Liebesglut. Ähnlich
hörten möglicherweise Talos-Helios und Pasi- Schol. Eurip. Hippol. 47 und Libanii narr. 15
phae als Stier und Kuh in Kreta ebenso zu- (Westermann 379, 25); bei Serv. zu Verg. buc.
sammen wie Helios und Pasiphae in Lakonien 6, 47 hat Helios Aphrodites Liebe zu Anchises
(s. unten). oder Ares verraten. Bei Hygin. f. 40 hat Pa-
Die kretische Sage hat sich nun folgender- siphae selbst die Aphrodite vernachlässigt und
mafsen ausgebildet: Pasiphae, die Gemahlin wird von ihr durch die Liebe zu dem Stier
des Königs Minos, verliebt sich absonderlicher- 20 bestraft. Vielleicht war bei Euripides eben-
weise in einen Stier; um diesen für sich zu falls Pasiphae die Schuldige; so nimmt Körte
gewinnen, läfst sie von dem auf Kreta weilen- an, während Kuhnert es für wahrscheinlicher
den kunstreichen Daidalos (s. d.) eine hölzerne hält, dafs dem Minos die Schuld zugeschoben war.
Kuh anfertigen, die einer wirklichen täuschend Des weiteren erzählt Diodor 4, 77: Als
ähnlich sieht, zumal sie auch mit einer Kuh- Daidalos hernach den Zorn des Minos fürchten
haut überzogen wird. In diesem Holzgestell mul'ste, war ihm Pasiphae behilflich, indem
verbirgt sie sich und wird von dem Stiere be- sie ihm ein Schiff zur Abfahrt verschaffte,
gattet. Sie bringt ein stierköpfiges Wesen zur Nach anderer Überlieferung wurden, während
Welt, A terios oder Minotauros (s. d.) genannt. Pasiphae den Daidalos verborgen hielt, alle
Apollod. 3, 1, 4; Diod. 4, 77; Libanii narr. 15 30 Fahrzeuge durchsucht und beobachtet, damit
(Westermann 379,30); Schol. Eurip. Hippol. 887 ; er die Insel nicht verlassen könne. Da ver-
Hygin. f. 40; Mythogr. Vatic. 1, 43. Vgl. auch fertigte Daidalos Flügel.
Philo de spec. leg. 7; Bio Chrysost. dephüosophia Von der Zauberkunst der Pasiphae be-
(71) p. 626 M. ; Philostephanos in Schol. 11. 2, richtet Apollod. 3, 15, 1: tcpctoiiäxsvosv avxöv
145; Agatharchides de muri Erythr. frg. 7. — (den Minos), y.u.1 onöxs ally cvvr\vvü&ro , dg
Vergil buc. 6, 46 — 60 und noch mehr Ovid ars tu äo&Qcz £q>iti &r}Qicc, y.ou ovxcog cntoAlvvro.
am. 1, 289 — 326 malen die Liebesschmerzen Durch den Zauber der Pasiphae schüttete Minos
der Pasiphae und ihre Sehnsucht nach dem anderen Weibern, wenn er mit ihnen Umgang
Stiere aus. Nach Ovid finden sie sich auf dem pflegte, Tiere in den Schofs, wovon sie starben.
Ida, nach Servius zu Verg. ecl. 6, 57 ist es das 40 Prokris aber bezwang den Zauber, indem sie
Diktegebirge , wo es zur Vereinigung kommt. dem Minos die Kirkäische Wurzel (n)v Kigncciav
Die älteste Quelle der Sage ist, soweit wir qi£ccv) zu trinken gab, und wohnte ihm unge-
sehen, die Tragödie des Euripides „KgfJTSg", fährdet bei (Röscher, Rh. Mus. N. F. 53 p. 180 f.
deren geringe lieste bei Nauck, Frgm. trag. u. ob. Bd. 3 Sp. 460). Antoninus Liberalis 41 er-
Gr. S. 505 f. zusammengestellt sind. Das Stück zählt den Hergang anders: Minos konnte keine
ist behandelt und sein Verlauf in grofsen Zügen Kinder zeugen, denn er gab Schlangen, Skor-
vermutungsweise festgestellt, gröfstenteils mit pionen und Asseln (?) von sich, sodafs die
Hilfe der unten zu erwähnenden etruskischen Weiber, denen er sich zugesellte, starben
Aschenkistenreliefs, von G. Körte in den Histo- (ovQS6%bv öysigxcä oxoQTtlovg v.al Gy.oloTttvdQtxg);
Tischen u. philol. Aufsätzen für Ernst Curtius 50 nur Pasiphae kam davon, die als Tochter des
1884 S. 195 ff. In etwas abweichender Weise Helios unsterblich war. Da half Prokris, die
äufsert sich darüber E. Kuhnert in seinem vor Kephalos flüchtend zu Minos gekommen
Aufsatze „Daidalos" (Jahrb. f. klass. Philol. war. Sie bildete die Scham eines Weibes aus
15. Supplbd. 1887), S. 192 ff. Euripides wird der Blase einer Ziege, Minos gab an diese
der Pasiphaegeschichte ihre Gestalt gegeben das Ungeziefer ab und ging dann zu Pasiphae,
haben; namentlich die Verknüpfung mit Dai- von der er nun Kinder bekam. Hier liegt also
dalos und das Hilfsmittel der hölzernen Kuh eine Auffassung vor, nach welcher der Zauber
wird seine Erfindung sein (Kuhnert S. 190). nicht von Pasiphae herrührt, sondern sie selbst
Der Stier ist von Poseidon gesandt, den belästigt.
Minos um ein Zeichen bat, dafs die Götter 60 Antike Versuche, das Wunderbare aus der
ihn zum Herrscher von Kreta wünschten. Dafür Pasiphaesage wegzudeuten, liegen mehrere vor.
gelobte er dem Poseidon dieses Tier als Opfer. Nach Palaephatus de incredib. 2 hatte Minos
Weil er das Versprechen nicht hielt, wurde ein Leiden an seinen Geschlechtsteilen, welches
zur Strafe für ihn Pasiphae von ihrer unnatür- von Prokris geheilt wurde. Während die Hei-
lichen Neigung befallen. Apollod. 3, 1, 3. 4; lung noch im Gange war, wurde Pasiphae von
vgl. 2, 5, 7 und Diod. 4, 13. Bei Myth. Vat. Liebe zu einem schönen Jüngling im Gefolge
1, 47 kommt der Stier von Zeus, und diesem des Minos, namens Tauros, ergriffen, gab sich
soll das Opfer gelten. Bei Diod. 4, 77 wird ihm hin und gebar einen Sohn. S. unter
1669 Pasiphae Pasiphae" 1670
„Minotauros". Heraclitus de incredib. 6. (Wester- Oleom. 7 gleichfalls ein Orakel der Pasiphae
■mann, Mythogr. graeci S. 314): Pasiphae soll (avvißri twi» icpogcov tva xo//t«ft8i>ov iv TLaßi-
den Tauros, nicht einen Stier, sondern einen (päccg övag Iöhv Q-av\i,aaxov). Nach Pausanias
jungen Kreter geliebt haben. Uni mit ihm 3, 26, 1 befand sich auf dem Wege von Tha-
zusammenzukommen, bediente sie sich der Ver- lamai nach Oitylos ein Heiligtum und Traum-
mittelung des Daidalos. Ihren Sohn von Tauros orakel der Ino. Im Tempelhofe standen Bild-
nannten die Leute zwar Minos, fanden ihn aber säulen der Pasiphae und des Helios. 2Jth]vr]g
dem Tauros ähnlich; dadurch entstand der dh iiiiy.h]Gig xcci ov Gala^dxcag iTtL%mQtog Sai-
Doppelname Minotauros. Ein Anonymus de [icov icxlv i] JIa6icpdr\, setzt Pausanias hinzu.
incredib. 7 (Westermann S. 322) erzählt nur, io Cicero de divin. 1, 43, 96 berichtet ebenfalls,
dafs Pasiphae einen einheimischen Jüngling dafs die Männer, welche an der Spitze des
liebte und sich der Hilfe des Daidalos bediente, spartanischen Staates standen , im Heiligtum
zu dem sie auch sonst zu gehen pflegte, um der Pasiphae ein Traumorakel einzuholen
seine Kunst zu sehen; jetzt besuchte sie ihn, pflegten, und gebraucht dabei den Ausdruck
während er gerade eine Kuh von grofser Natur- in Pasiphaae fano, quod est in agro propter
Wahrheit bildete, und traf bei ihm häufig mit urbem. Gemeint ist wohl in allen diesen Stellen
ihrem Geliebten zusammen, bis es an den Tag ein und dasselbe Heiligtum auf dem Wege von
kam. Auch die Atthidographen , aus denen Thalamai nach Oitylos. Bei Cicero wird es
Plutarch im Theseus schöpft, kannten schon sich nur um eine ungenaue Angabe handeln,
einen Kreter Tauros (c. 16). Nach Philochoros 20 Erwähnt wird ein oraculum Pasiphaae in La-
leugnen die Kreter, dafs in dem Labyrinth conica bei Tertullianus de anim. 46, und das-
der Minotauros gehaust und Menschen gefressen selbe ist wohl bei Apollon. Dysc. Hist. mirab. 49
habe; die von den Athenern gesandten Jung- gemeint, wo statt TIo>6ixpLXr\g (s. d.) jeden-
linge und Jungfrauen seien immer den Siegern falls mit Meursius und anderen II(x6icpär}g
in den zu Ehren des Androgeos veranstalteten zu lesen ist. Über dieses Orakel handeln
Wettkämpfen zu eigen gegeben worden, und Sam Wide, Lakonische Kulte S. 246 ff. und
in den früheren Spielen, vor Theseus' Ankunft, Poscher, Selene S. 6 f. Nachtr. dazu S. 3. Wide
habe Tauros, ein Feldherr des Minos, gesiegt S. 247 neigt zu der Annahme, dafs sich in der
und also die Sklaven bekommen, die er frei- Nähe von Sparta ein zweites Orakel der Pasi-
lich nicht gut behandelt habe. Weiter erzählt 30 phae, eine Tochteranstalt des anderen, befand,
Philochoros (c. 19), dafs Tauros bei Minos nicht folgert damit aber wohl aus der Cicerostelle
beliebt war, zumal er im Verdacht stand mit zuviel. Was die Erwähnung der Ino anlangt,
Pasiphae zu verkehren. Daher gestattete Minos so wäre denkbar, dafs das Orakel von Hause
dem Theseus gern mit ihm zu kämpfen, wobei aus der Pasiphae geheiligt war und später
Theseus siegte. Bei Malalas O 106 (und Ino an ihre Stelle getreten ist. Vgl. Welcher,
Georgios Kedrenos 1, 122 P, S. 214/15 Bekker) Kl. Sehr. 3, 92 A. 11; Pohde, Psyche S. 188
ist Tauros der voxÜQiog der Pasiphae, mit Anm. 5. 2. Aufl. Die Pasiphae in Lakonien
dem sie Ehebruch trieb, wobei Daidalos und von der in Kreta zu trennen haben wir keinen
Ikaros halfen. Von Tauros gebar sie den so- Grund. Im Altertum aber mochte manchem
genannten Minotauros. Minos schlofs die Pa- 40 bei der Verbreitung der kretischen Sage die
siphae mit zwei Dienerinnen in ihrem Schlaf- daneben vorhandene lakonische Pasiphae rätsel-
gemach ein, liefs ihr Nahrung geben, zeigte haft erscheinen. Um sie zu erklären, kam man
sich ihr aber nicht mehr. Vor Schmerz über auf den Einfall, sie mit der trojanischen Seherin
den Verlust ihrer königlichen Würde wurde Kassandra gleichzusetzen (Plnt. Agis 9: xivlg
sie krank und starb. Dem Ikaros gelang es, ds KocöävdQav xi]v IlQiä\iov x&Xsvxrjoaoccv iv-
aus dem Gefängnis zu entfliehen, aber auf der xav&a xal did xb Tt&oi (pcciveiv xcc [iccvxaia TLaat-
Fahrt übers Meer ertrank er. Daidalos wurde yanv rtQooctyoQsv&tißuv). Immerwahr, Die
hingerichtet. Auch der Myth. Vatic. 2, 126 Lakonika des Pausanias S. 128 vermutet, dafs
(= 3, 11, 7) nennt einen Taurus notarins, aber z. B. Sosibios dieser Meinung war. Oder, wie
Minois regis. Pasiphae gebar Zwillinge, einen 50 Plutarch an derselben Stelle angiebt, sie wurde
von Minos, einen von Tauros, daher sagte man, für dieselbe Person wie Daphne angesehen (so
sie habe den Minotauros zur Welt gebracht. Phylarchos). Eine dritte Auffassung machte
Nach Myth. Vatic. 3, 11, 6 verwirrt Aphrodite sie zu einer Tochter des Atlas und zur Mutter
die fünf Sinne des Menschen, das sind die des Ammon von Zeus (Plut. ebenda). Diese
fünf (!) Heliostöchter (Pasiphae, Medea, Phaedra, Anschauung könnte in Kyrene entstanden sein,
Circe und Dirce), welche sie mit unheilbarer wo Ammon Hauptgott war. Vgl. Wide S. 249
Leidenschaft erfüllt. Pasiphae ist der Gesichts- und Studniczka, Kyrene. Ein Fragment des
sinn (Pasiphae, id est Omnibus apparens, ut Akesandros tisq\ KvQr\vi]g, in welchem Pasi-
visus). Von dem Ende der Pasiphae verlautet phae erwähnt wird, s. ob. Sp. 1666, 19 ff.
aufser bei Malalas a. a. 0. nichts. Bei Euri- 60
pides wird sie sich wohl selbst den Tod ge- .. Kunstdarstellungen,
geben haben. Antoninus Liberalis 41 (s. 0.) Über Darstellungen der Pasiphaesage han-
nennt sie unsterblich. dein 0. Jahn, Archäol. Beiträge S. 237—247;
Aufser auf Kreta hören wir von Pasiphae G. Körte in den Historischen u. philol. Auf-
in Lakonien. Plutarch Agis 9 erwähnt ein sätzen f. E. Curtius 1884 S. 195ff. und Bilievi
Orakel in einem Heiligtum der Pasiphae zu delle urne etrusche 2, 1 S. 79 — 85; Robert, Der
Thalamai (hgbv äh Tlacixpäag y.ccl ^avxslov Pasiphae - Sarkophag (14. Hall. Winckelmanns-
i]v iv @ald\Lv.ig xi^tm^svov). Derselbe nennt programm 1890) und Antike Sarkophagreliefs
53*
1671 Pasiphae Pasiphae 1672
3, 1 S. 47ff.; Pollak, Revue archeol. 3. ser., t. 33 (1890) S. 261. Daidalos sitzt in seiner Werk-
(1898) S. 12 — 14. statt auf einem Gerüst, in der R. auf einem
Eine Statue der Pasiphae von Bryaxis er- Brett eine kleine Kuh haltend. Pasiphae tritt
wähnt Tatianus itqbg "ElXrivag 54 (bei Ed. in nachdenklicher Haltung vor ihn. Er zeigt
Schwarte S. 35, 14 — 16); bei der völligen Un- ihr also wohl ein Modell der von ihr gewünsch-
zuverlässigkeit Tatians in diesen Dingen (vgl. ten Arbeit.
Kalkmann, Rhein. Mus. 42 S. 489 ff.) ist aber 7) Relief im Palazzo Spada, Heibig, Führer
nichts darauf zu geben. Philostratus 1, 16 be- 990 (2. Aufl.), ahgeb. bei Schreiber, Hellenist.
schreibt ein Gemälde, welches die Anfertigung Relief bilder Taf. 8 und auch ob. Art. „Daidalos"
der hölzernen Kuh darstellte. Eroten helfen 10 Bd. 1 Sp. 935. Daidalos sitzt vor seinem fertigen
dem Daidalos. Pasiphae sieht draufsen nach Werke. Hinter der Kuh steht Pasiphae in
dem Stier, vermag aber seine Blicke nicht auf schweren Gedanken. Eine Hand legt sie der
sich zu ziehen. Ihn fesselt eine Kuh der Herde. Kuh auf den Rücken, ähnlich wie in nr. 1).
Bei Vergil Aen. 6, 24 ff. wird die angeblich 8) Relief einer etruskischen Aschenkiste in
von Daidalos an einer Tempelthür angebrachte Volterra, Körte, Rilievi 2, 1 Taf. 28, 1. An-
Darstellung geschildert, von der die Liebe der fertigung der Kuh. In der Mitte Daidalos, der
Pasiphae zu dem Stier und der Minotauros als mit Pasiphae spricht; sie ist gekommen, um
Frucht dieser Liebe einen Teil bildete (amor sich von dem Fortschritt der Arbeit zu über-
tauri siippostaque furto Pasiphae, mixtumque zeugen. Vier Arbeiter sind in Thätigkeit.
genus prolesque biformis Minotaurus). 20 Taf. 28, 2 (Leyden) zeigt Daidalos mit vier
Auf uns gekommen sind folgende Stücke Arbeitern ohne Pasiphae.
(mit Ausnahme von 12): 9) Sarkophag im Louvre, Salle des Saisons
1) Ein Wandgemälde aus der Villa bei Tor (2239), abgeb. b. Robert, D. Pasiphaesarkophag
Marancio, jetzt in der vatikanischen Bibliothek: und Antike SarJcophagrel. 3, 1 Fig. 35. Die
Heibig, Führer (2. Aufl.) 1001, abgeb. b. Raoul- Vorderseite enthält drei Scenen: a) In ihrem
Rochette, Peintures ant. ined. pl. 2: Pasiphae Gemache sitzt die liebeskranke Pasiphae; die
steht neben der Kuh, auf die sich ihr rechter auf dem Schofs ruhenden Hände sind ver-
Arm lehnt. schränkt (ein Zeichen gewaltsam bekämpfter
2) Wandgemälde in Pompeji, Heibig 1205. Aufregung). An ihre Knie schmiegt sich ein
In einem Felsenthale steht ein weifser Stier 30 Eros. Vor ihr steht Daidalos, mit dem sie
und sieht sich nach Pasiphae um, welche auf sich berät, b) Die hölzerne Kuh ist fast fertig;
einem Steine sitzt und mit der Rechten auf drei Arbeiter sind mit ihr beschäftigt. Wie
den Stier deutet. Daidalos steht neben ihr. üblich, steht sie auf einem Brett mit Rollen.
Er wird also von ihr auf den Stier aufmerk- c) Meister Daidalos steht neben seinem fertigen
sam gemacht. Sonst ist noch eine Dienerin Werke, unter dem bereits die Treppe an-
anwesend und ein Satyr schaut zu. Bull. nap. gebracht ist, um der Pasiphae das Einsteigen
(a. s.) 4 S. 92; Rochette, Clioix de peint. de P. zu erleichtern. Auf dem Rücken der Kuh ist
S. 315. eine Öffnung mit Klappdeckel angegeben.
3) Pompejanisches Wandgemälde, Heibig Daidalos hob wohl den Deckel (jetzt nicht mehr
1206. Auf einem Lehnsessel sitzt Pasiphae, 40 erkennbar), unter welchem ein kleiner Eros
den Blick auf Daidalos gerichtet, der mit dem aus dem Innern der Kuh herausstieg, wie es
Hammer in der Hand vor ihr steht. Im Hinter- scheint , mit einer einladenden Geberde zu
gründe ein Tempel und die hölzerne Kuh auf Pasiphae hin. Diese schreitet, noch etwas
einem mit Rollen versehenen Brette; an ihrem zögernd, heran, von einem zweiten Eros am
Bug ist eine Thür geöffnet. Abgeb. Museo Gewände gezogen.
Borb. 14, 1 ; Zahn, Die schönsten Ornamente 10) Aschengefäfs aus Marmor, in der Gegend
2, 60, 1; Rochette, Choix de peint. 13. Das von Tivoli gefunden, jetzt in Rom im Museo
Gemälde Heibig 1207 (zerstört) war gleich 1206. nazionale in den Diokletiansthermen, veröffent-
4) Nur zum Teil erhalten ist das Gemälde licht von Pollak, Rev. arch. 33 (1898) S. 13 f.
Heibig 1208, desselben Inhaltes wie 1206. 50 mit Taf. 10. Unter der dem C. Volcacius
Abgeb. Mus. Borb. 7, 55. Artemidorus geltenden Inschrift sieht man in
5) Wandgemälde im Hause der Vettier in plumper Arbeit wohl des 2. Jahrh. Daidalos
Pompeji, abgeb. und beschrieben von Mau, vor der für Pasiphae gefertigten Kuh sitzen,
Mut. d. arch. Inst., röm. Abt. 11 (1896) S. 49 — 51. welche an der Seite geöffnet ist. Pasiphae
Die hölzerne Kuh, auf einem mit Rädern ver- steht dabei, den Blick auf Daidalos gerichtet,
sehenen Brette ruhend, ist fertig. Daidalos Beide haben Porträtzüge, jedenfalls Daidalos.
steht in seiner Werkstatt vor Pasiphae, die Rechts wird der Kopf -eines Stieres sichtbar,
linke Hand redend erhoben; mit der rechten zwischen ihm und Pasiphae ein Amor, der an-
lüftet er den Deckel, der im Rücken der Kuh scheinend mit der einen Hand den Stier, mit
angebracht ist. Pasiphae, hinter der zwei 60 der anderen die Pasiphae um den Hals fafst
Dienerinnen stehen, sitzt auf einem Lehnsessel, und sie also einander zuzuführen bemüht ist:
die Kuh betrachtend. Zwei goldene Arm- die kühnste vorhandene Darstellung der Sache,
spangen in ihrer leicht erhobenen linken Hand Der Zweck des Bildes ist jedenfalls der, auf
will sie vielleicht dem Künstler zum Lohne die Tüchtigkeit des Volcacius im Holzschnitzen
überreichen. Anwesend ist noch ein Gehilfe hinzuweisen.
des Daidalos, bei der Arbeit sitzend. 11) Schale im Cabinet des medailles zu
6) Pompejanisches Wandgemälde, von Mau Paris, abgeb. Gazette archeol. 5 pl. 3 — 5. Das
veröffentlicht, Mut. d. arch. Inst., röm. Abt. 5 Innenbild ist eine sitzende Frau mit einem
^
1G73 Pasiphaes Pasparios 1674
stierköpfigen Kinde auf dem Schofse. Gemeint Pasiphaiies (TI<xoicpc:v7Jg), Beiname der 'Aqstcc
ist wohl Pasiphae mit dem Minotauros. Vgl. (s. d.), Bakchylides 12, 176 Blafs. [Höfer.]
Heydemann, 7. Hall. Winckelmannsprogr. S. 18; Pasiphile (naaicpilrj). Bei Apollonios, Hist.
Körte, Aufs. f. E. Ourtius S. 207; Hartwig, mir. 49 (Paradoxogräphi ed. Westermann p. 115)
Archäol, Jahrb. 7 (1892) S. 163. wird an einer auch sonst nicht unversehrt über-
12) Ein Marmorrelief, welches Thiersch im lieferten Stelle ein \iavrtlov rijs nccaicpilvg er_
Palazzo Grimani zu Venedig sah (Reisen in wähnt. Meursms, dem Wide, Lok. Kulte 246, 1
Italien 1 S. 257), stellte die Geburt des Mino- zu folgen geneigt ist, liest Uaaixf,är\g statt Hußi-
tauros dar, das Kind vor der sitzenden Pasi- qpi'I?js (s. ob. Sp. 1670, 23), und allerdings hatte
phae am Boden liegend, daneben die Amme 10 Pasiphae ein Traumorakel, Plut, Ag. 9. Oleom. 7.
und noch zwei Frauen, welche ihren Schrecken Cic. de div. 1, 43, 96; aber warum soll man die
äufsern. Das Relief scheint verschollen. Vgl. überlieferte Lesart, die einen vortrefflichen
Jahn, Arch. Beitr. S. 239f., Körte a. a. 0. S. 207. Sinn giebt, fallen lassen? Ilaoicpilri „die allen
13) Etruskisches Relief in Volterra, Körte, freundlich Gesinnte" ist eine der vielen euphe-
Ril. 2, 1 T. 28, 3. Baoul-Bochctte, Mon. ine'd. mistischen Bezeichnungen für eine chthonische
67a, 1 (abgeb. unter „Minos" Sp. 3005). Links Gottheit (über die Orakel der %&6vtoi s. Bohde,
Pasiphae zu einem Altar geflüchtet uniklam- Psyche l2, 118 ff. 2, 58); am nächsten kommt
mert das Götterbild. Am rechten Ende des der Pasiphile die 'Erricpila und die ftzcci Ezi\-
Reliefs Minos mit der R. wie zum Hiebe aus- (pilca (s. d. Art. Karissai); identisch mit der
holend in Abscheu und Wut. Ihm zunächst 20 'Evrjcplla ist die von Hesych, erwähnte 'Erat . .
eine Frau mit dem neugeborenen Minotauros. cplln" UnQOscpövn. Auch der Hetaerenspitzname
Zwischen dieser und Pasiphae steht Daidalos, Ilecaupiln (Ar ■civil 'ochos bei Athen. 13, 594 c d
die R. in verlegener Geberde zum Munde er- = frg. 19 p. 388 Bergk4; vgl. Eust. ad Hom.
hoben. Od. 1713, 46) gewinnt eine noch beziehungs-
14) Etruskisches Relief Körte 29,4 (Volterra). reichere Bedeutung, wenn Tlaaixpilri ursprüng-
Vor Minos hat sich Ariadne für Pasiphae lieh Name einer Göttin ist. [Höfer.]
bittend zu Füfsen geworfen. Daneben steht Pasithea (Jl<xaift£cc). 1) Tochter des Nereus
wieder die Sklavin mit dem Minotauros, dann und der Doris, Hes. Tiieog. 247; Schoemann,
Pasiphae; am linken Ende des Reliefs sitzt Op. Ac. 2 p. 166 (Conspicua, Schol. Hes. a. a. 0.);
Daidalos mit auf den Rücken gebundenen 30 Braun, Gr. Götterl. § 78 (Allgöttin). Lehrs,
Händen. Hinter ihm erscheint die von ihm Popul. Aufsätze S. 120. Tlccaij&sci^) mit Galene,
gezimmerte Kuh. Rechts von Minos ein Leib- Kynio, Glauke, Triton, Kymathea, Thetis und
Wächter und eine Furie. Peleus auf einer Kylix aus Kameiros, Smith,
15) Etruskisches Relief Körte 29, 5 (Volterra). Greek ras. Brit. Mus. 3 nr. 73 p. 98. — 2) Eine
Ebenfalls Minos, hier mit gezücktem Schwert, der jüngeren Chariten (s. d.), welche Hera dem
vor ihm kniet Ariadne; ferner die Frau mit Hypnos zur Ehe versprach, damit er den Zeus
dem Minotauros, dann Pasiphae, zu welcher einschläfere, _Z7. 14, 269; Paus. 9, 35, 1. Daher
dieser gleichsam schutzsuchend sich hinüber- heifst sie bei Quint. Sm. 5, 403 Tochter der
lehnt. Rechts sitzt, von zwei Kriegern bewacht, Hera , Gemahlin des Hypnos , bei Nonnos
gebunden Daidalos, neben ihm steht Ikaros. 40 Tochter des Dionysos und der Hera, Gemahlin
Am rechten Ende steht die Kuh. Dieselbe des Hypnos, Nonn. Dion, 15,91; 31, 121 ff. ;
Darstellung ist auf einem anderen Relief, gleich- 31,186; 33,40; 47,278. Die Bakchen nannten
falls in Volterra, abgekürzt und unvollständig sie Chalkomede, Nonn. D. 34, 45. Dionysos
erhalten, Orerbeck, Gatt. her. Bildtc. Taf. 5, 1. nennt Nonn. Dion. 47, 280 die Ariadne Pasi-
16) Etruskisches Relief Körte 30, 6 (Perugia). thea, IJreller, Gr. Myth. 1,396. Vgl. auch
Minos mit erhobenem Schwert. Eine Frau Fränkel, Inschr. v. Pergamon 111 S. 64. —
flüchtet vor ihm zu Pasiphae, der sie den 3) Eine Najade, Gemahlin des attischen Erich-
Minotauros übergiebt. Ariadne wie oben. thonios, welchem sie den Pandion gebar,
17) Etruskisches Relief I-iörte 30, 7 (Mann- Apollod. 3, 14, 6; Heyne, welchem Bekker folgt,
heim). Minos sitzt, von seinen Getreuen um- 50 schlägt hier Praxithea vor. [Stoll.]
geben, Daidalos thut einen Ful'sfall vor ihm. Pasitheos (IlaoLd-tog), ein Troer, von Neopto-
Pasiphae ist hier nicht anwesend. lemos getötet, Quint. Sm. 10, 86. [Stoll.]
18) Sarkophagrelief in Messina, Bobert, Ant. Pasithoe (TIa6i%6ri), Tochter des Okeanos
Sarkophagreliefs 3, 1 Taf. 10. 11 nr. 37. Die und der Tethys, Hes. Theog. 352; Hyg.Praef.
Vorderseite zeigt die Geschichte von Daidalos p. 28 Bunte; Schoemann, Op. Ac. 2 p. 149. 166
und Ikaros. In der linken Eckscene ist Dia- (Omnivaga); Braun, Gr. Götterl. § 152.
dalos damit beschäftigt, einen Flügel zu arbeiten. [Stoll.]
Eine hinter ihm stehende Frau mit einem Dia- Pasparios (TIu6itäQiog), Beiname des ApoÜon
dem im Haar berührt mit der R. seinen Arm. naga üagiotg xal üsgya^rivoig, Hesych. Gegen
Es ist wohl Pasiphae, welche die Flucht des 60 Welckers Götterl, 1, 484 und Wentzeh 'Enmlriasig
Künstlers begünstigt. [Türk.] 7, 47 Annahme, dafs Tlccgioig auf Paros (so
Pasiphaes (Tlaßicpccrig). 1) Beiname des auch Usener, Götternamen 66) zu beziehen sei,
Apollon, Orph. hymn. 8, 14. — 2) der Artemis, hat mehr Wahrscheinlichkeit die Ansicht von
ebend. 36, 3. — 3) der Selene, Maxim. Kat. O. Müller, Borier l3, 220, der Wemicke bei
146; Usener, Götternamen 57. [Höfer.] Pauly-Wissoica s. v. Apollon S. 63 beitritt, dafs
Pasiphaessa (TIaai.cpcc86aa), Beiname der IJagioig auf Parion, wo auch sonst Apollon-
Aphrodite ( J.n'sfo*.), Mirab. 133; Usener, Götter- kultus nachzuweisen ist, zu beziehen sei. Den
namen 58. Vgl. Pasiphae ob. Sp. 1666. [Höfer.] Namen P. selbst leitet Wemicke a. a. O. von
1675 Passalos Pataikoi 1676
Ttu6Tia.Qr\ (= 7taanci.lv 'feinstes Mehl') ab, und unförmlichem Kopf, mit Gesichtszügen, die bis
sieht in dem A. P. den Schützer des Kornes auf die ausgestreckte Zunge nicht selten den
und seiner Produkte, dem der Apollo Smin- Charakter eines Gorgoneions haben, oft die
theus, der Verderber der schädlichen Feld- langen Kopf- und Barthaare in künstliche
mause, zu vergleichen sei. Nach Usener, Mhein. Locken gelegt, mitunter auch mit einem Kopf-
Mus. 49, 461 ff . ; Götternamen a. a. 0. bedeutet schmuck von aufrecht stehenden Federn, eine
P., von der Wurzel cnao abgeleitet, den ' alles Mifsform, die stehend mit etwas eingeknickten
mit seinem Lichte durchtanzenden Gott', den Beinen dargestellt wird, stets von vorn, oft mit
'alles flimmernd beleuchtenden'. Dagegen auf die Schenkel gestützten Händen, ist ge-
Wernicke a. a. 0. 82 Amn. [Höfer.] 10 eignet, uns von dem Aussehen der Patäken
Passalos (TIdaoulog), einer der Kerkopen eine Vorstellung zu geben. Sie findet sich
(s. d.), Myihogr. Graec, Westermann S. 375, 12. auch in der etruskischen und griechischen
Böttiger, Amalthea 3, 328. Lobeck, Aglaopham, Kunst sowie häufig in der späteren römi-
1298 c. [Höfer.] sehen, und zwar besonders als Amulett ((). Jahn,
Passiros (üdaaigog), ein Hyperboreer, der Berichte der Königl. sächs. Gesellschaft der
die Insel Eirene (vgl. K. Giesen, Philol. 60 Wissensch. 1855 S. 91 f. E. Renan, Mission de
[1901], 451 f.), das spätere Kalauria oder Pela- Phenicie, Paris 1864, S. 836, 1. Stephcmi, Compte-
gussa, besiedelt haben soll, Hesych. Herodian rendu 1865 S. 195, Atl. Taf. 6, 9; 1869 S. 145,
ed. Lentz 1, 564, 16. Nach Usener, Götter- Atl. Taf. 1, 31. Bullet, dell' inst. 1879 S. 6.
namen 66 ist üdaaioog = Tluvaioog, und im 20 Langbehn, Flügelgestalten der öltest, griech.
zweiten Bestandteile ist die Wurzel svar Kunst S. 123 ff. Myth. Lex. 1, 1705 f.). Aller-
'leuchten' enthalten wie in Ztioiog. Vielleicht dings wird dabei der ausgesprochne Besatypus
hängt mit dem Hyperboreer Passiros der Name (Perrot u. Chipiez, a. a. 0. 3 S. 65 Fig. 21. 22,
des Hauptortes der Molosser TLaaGagmv {Flut. S. 423 Fig. 296; Ed. Meyer, Gesch. d. alt.
Pyrrh. 5) zusammen, der nach P. Kretschmer, Aegypt. S. 236; Drexler oben Bd. 1 Sp. 2893)
Einleit. in d. Gesch. d. Griech. Sprache 257 zu scheiden sein von dem auf embryonen-
von einem (illyrischen) Namen auf -ccoog, also hafte Darstellung des Ptah (Perrot a, a. 0.
Iltcaoapog abgeleitet ist. Pyrrhos-Neoptolemos 3 S. 420 Fig. 293) zurückgeh enden, s. die Terra-
wird mit zu den Hyperboreern gezählt, Paus. kotte von Cypern bei Perrot a. a. 0. 3 S. 78
1, 4, 4. 10, 23, 2, und in Nordgriechenland hat 30 Fig. 27 und das Amulett von Sardinien ebend.
Crusius s. v. Hyperboreer Bd. 1 Sp. 2823 Spuren S. 237 Fig. 178. Jedenfalls ist kein Zweifel,
der Hyperboreerlegende nachgewiesen. dafs die Darstellungsform der dämonischen
[Höfer.] Zwerggestalten von Ägypten her den Phö-
Pastophoros (TTaffrocpöpog), rdas Brautlager niziern vermittelt worden ist, wie zahlreiche
bringend', Beiname der Aphrodite (JTorqpiTj), andere Typen, und dafs dem Herodotisehen
Hermes bei Stob. Eclog. 5, 14, 176 p. 45 Mei- Vergleiche der Patäken mit dem Idole des Ptah
neke = Anth. app. 40, 4. Über die naatocpoQOL eine thatsächliche Abhängigkeit zu Grunde liegt,
genannten Priester vgl. Wesseling zu Diod. 1, Dieses Abhängigkeitsverhältnis hat Ph.
29; Meister, Abhandl. d. Je. Sachs. Gesellsch. Berger (Mem. de la Societe de ling. 1881. Bd. 4.
d. Wiss. 13 (1893), 7 14 ff. [Höfer.] 40 353 f.) durch die Gleichsetzung Ptah = Hdxai-
Pataikoi (Tlard'Cxoi Gloss. Herodot. p. 455, xog auch mit etymologischer Begründung
7 St. ; IlaTcc'Cxoi Hesych. s. v. ; Hdxaiyioi Suid., zu stützen gesucht, während man früher, eben-
so auch der griechische Eigenname, vgl. Hero- falls auf Grund lautlicher Übereinstimmung,
dian. 1, 151, 9; 2, 424, 18 Lentz\ Lobeck, Pathol. den Kult der P. umgekehrt aus Phönizien nach
dem. 319; Benseier, Griech. Eigenn. u. d. W.), Ägypten einwandern liefs (s. Mocers, Art. fPhoe-
zwergartige Gottheiten der Phönizier, die am nizier' bei Ersch u. Gruber 3, 24 S. 390;
Vorderteil ihrer Kriegschiffe angebracht waren, Schwende, Myth. d. Aegypter S. 81; ders. Myth.
vermutlich aus Holz und bemalt. Am Hinter- d. Semiten S. 215. 281 ff. ; Georgii in PauVys
teil der Schiffe befanden sie sich dagegen nach Beal-Encykl. 5, 1587). — Im Zusammenhang mit
Gloss. Herod. a. a. 0., Hesych. u. Suid. u. d. W. 50 dieser Annahme sind eine Anzahl von Etymo-
P. am Vorderteil finden sich auf sidonischem logieen aufgestellt worden, die wir uns begnügen
Münztypus (s. Herodot ed. Grenze r-Baehr Bd. 2 dürfen zu registrieren. Munter, Bei. der Kar-
S. 77); vgl. die Arados zugeschriebne Silber- thager (1821) S. 87 leitete das Wort von nra
münze des Pariser Kabinets bei Perrot u. vertrauen ab; Mocers, Phoenizier 1, 653 stellte
Chipiez, Hist. de l'art 3, 419 Fig. 292, wo das es mit itardaaco hämmern, derselbe bei Ersch
Idol einen Tierkopf zu haben scheint. u. Gruber a. a. 0. S. 390 mit nrs eröffnen zu-
Nach Herod. 3, 37 hatte der Patäke Pyg- sammen. Ebenso Schivenck, Mythol. der Ägypter
mäentypus (itvy(icäov ävdobg ^,i^r]6ig iati); 85. Mythol. der Semiten '.281 ff., der die Patäken
als ganz ähnlich schildert er das von Kambyses als „Eröffner" auffafst, d. h. als Zeitgötter,
verspottete Idol des Ptah von Memphis und 60 welche die den Himmel eröffnenden sieben
die seiner Söhne, der (,Kabeiren,) wie denn Tage der Woche darstellen. Georgii bei Pauly
auch das Komikerfragment äyakuara. %qvoov a. a. 0. S. 1588 brachte eine astrologische Deu-
'ar ciTticp&ov, tolg Tiaxccinoig i[irpEQT] (4,695 tung auf die Zukunft und Schicksal eröffnenden
Mein.; 3, 488 Nr. 423 Kock) auf fratzenhafte sieben Planeten in Vorschlag, erklärte dem-
Gestalt schliefsen läfst. Die von Baoul-Rochette nach die Patäken als Weissagegötter, während
Mcmoires d'archeol. comparee (Paris 1848) schon Seiden, de dis Syris syntägmata (Lips.
1, 323 — 374 ausführlich besprochne Gestalt 1662) die Übersetzung c*ri'"E tv.TVTTÖxitig ge-
eines nackten Zwergs mit dickem Bauch und geben, also einfach an r~,t sculpere gedacht
1677 Patana Patareus 1678
hatte. Endlich schliefst Eman. Hoffmann, Gottheiten (die Namen stehen im Dativ) er-
Kronos u. Zeus S. 41 ff. aus der Erwähnung scheint zweimal Patanai Piistiai (= %i6xiu,
von TlätuiKoi irtiTQCiTit&oi bei Hesych. s. v. B. S. Conway, The italic dialects 2, 640. 645).
Tiyyowv und EvcpQudrjg, die Patäken seien Walters, Catal. of the bronzes in the Brit. Mus.
„schützende Dämonen überhaupt, die man so- nr. 888 S. 166 Z. 14. 42. Gegen die gewöhn-
wohl im Hause wie aufserhalb desselben wirkend liehe Erklärung von Piistia als Lehnwort =
dachte nach Art der italischen Lares". Er griech. JliGx'ia bemerkt B.von Planta, Grammut.
bringt den Namen mit Divi Potes (Varro, de der osk.-umbr. Dial. 1, 103, 4, dafs osk. ii = I
ling. lat. 5, 58), [Sea-~\Tt6xr]g, skr. pati und ata unerklärt bleibe; J. Zvetaieff, Sylloge Inscr.
in Verbindung und übersetzt: rErdherren', 10 Oscar, erklärt S. 130 Piistiai gleichfalls =
'Landesherren'. Lewy, der gleichfalls Tiaren- Ui6xlu und giebt es im Text der Inschrift S. 7
xos = Ptah setzt (Semit. Fremdwörter im Griech. durch Fidiae (vgl. Dius Pidius) wieder. Den
S. 226, 2), bringt damit Tii&r]y.og (TtL&ni,- 6 Namen Patana erklärt Comvay a. a. 0. identisch
ßga^vg ctv&pcoTtog Suidas) in Verbindung. mit Panda (s. B. Peter Bd. 2 Indigitamenta
Ob diese häfslichen Fratzengeister nach S. 210 f.), Zvetaieff a. a. 0. verwandt mit Pa-
ägyptischeni Muster ursprünglich nur als tella, Patellana (B. Peter a. a. 0. 212); vgl.
Apotropaion dienten — Perrot a.a.O. 3, auch von Planta a. a. 0. 1, 395: cdem o. Patanai
423 meint, die schlauen Handelsleute hätten würde wohl 1. *PatYnae entsprechen . ., wozu
absichtlich damit fremde Küstenbewohner 1. Patella-Patellana umbr. Padellar (s. Bd. 2
schrecken wollen — oder ob sie auf einen be- 20 Sp. 212, 47) das Deminutiv sein kann.'
stimmten Götterkreis beschränkt waren, läfst [Höfer.]
sich schwer entscheiden. Herodots Vergleich Patareus 1 TlaxuQtvg), Apollon als Stadtgott-
mit den ägyptischen fKabeiren', den Söhnen heit von Patara in Lykien, wo die Verehrung
des Ptah, hat dazu geführt, in den Patäken des Gottes überhaupt eine weite Verbreitung
die phönizischen Kabirim zu erblicken gefunden hatte (s. darüber, sowie über die
(Movers bei Ersch u. Gruber S. 390 ff. ; vgl. etymologische Deutung des Stadtnamens und die
Gerhard, Griech. MytJwl. 2, 336; Duncker, Gründungslegenden die Nachweise von Treuber,
Gesch. d. Altert. I4, 278; dagegen Wiedemann, Geschichte der Lykier 48. 68). Das Orakel des
Herodots 2. Buch S. 236). In der That wurde Apollon von Patara, das in einem heiligen
schon im Altertum den acht als Sydykskinder 30 Haine gelegen war (Serv. zu Verg. Aen. 4, 377),
gemeinsam verehrten grofsen Bundes- und war das angesehenste des ganzen Landes.
Landesgöttern auch die Erfindung des Schiffes Herodot 1, 182 berichtet, dafs in der Zeit, da
zugeschrieben (Phil. Bybl. fragm. 2, 11 F. H. G. das Orakel thätig war, die ngonarxig des Gottes
3, 567; vgl. Pietschmann, Gesch. d. Phoeniz. Nachts im Tempel sich einzuschliefsen pflegte.
S. 190). Als Schiffsgötter berühren sie sich Das Amt eines TtQocp^tvg ist erwähnt in einer
mit den Dioskuren und erscheinen deshalb auf Inschrift aus der römischen Kaiserzeit; Journ.
Münzen von Tyros, Berytos, Tripolis, Orthosia ofhell. stud. 10, 1889, 76: TIo1vg7(£q%ovxu xbv ccq-
u. a. in deren Tracht (Felbel, Doctr. num. vet. %ttQ£<x dicc ßiov ftsmv iitiqxxvcov FtQwuvinov ncd
3, 354 f. 375 f.). Insbesondere galt Chusor, der Aqovgov(1) . . . xccl 7iqo^>r\xr\v xov ituxQÖov'Aitol-
erste im Kreise der Kabirim, als Erfinder und 40 leovog. Die von Herodot überlieferte Bevor-
Schutzherr der Schiffahrt (Phil. Bybl. fragm. zugung des weiblichen Geschlechts wird von
2, 9 F. H. G. 3, 566; Movers, Die Phoenizier BoucM-Leclercq, hist. de la divin. 3, 255 mit
1, 653; Dimcker a. a. 0. I4, 277). Mit den dem in Lykien geltenden Mutterrecht in einen
pelasgischen Kabeiren haben phönizische Gott- gekünstelten Zusammenhang gebracht. Eine
heiten im Grunde nichts zu thun (s. Crusius bestimmtere Angabe über die Zeit der Orakel-
bei Ersch u. Gruber fKabiren' 2, 32 S. 24), befragung findet sich bei Serv. zu Verg. Aen.
was natürlich nicht hinderte, dafs jene später 4, 143, der den Gott in den sechs Winter-
mit den Patäken verbunden werden, wie die monaten in Patara und in den sechs Sommer-
oben Bd. 2 Sp. 2533 beurteilte Inschrift von monaten in Delos weissagen läfst, eine Über-
Inibros aus römischer Zeit beweist. Dafs das 50 lieferung, die an die delphische Legende er-
Fest der JJaxcily.sta auf Delos nicht nach den innert und in ihrer Übereinstimmung mit He-
Gottheiten, sondern nach einer Persönlichkeit rodot die thatsächliche Kultübung zum Aus-
Namens näxcxixog genannt ist, hebt Ditten- druck bringt. Diese Verteilung der göttlichen
berger, Syllog. zu Nr. 367, 54 gegen Homolle Wirksamkeit, die in den natürlichen Verhält-
mit Recht hervor. Die Namen vom Stamme nissen des Klimas eine hinlängliche Begründung
IJcncax- sind gesammelt von Beeiltet ', Die findet, scheint z\igleich auf einen Kompromifs
einstäm. mänril. Personennam. im Griech., die der Ansprüche beider Orakelstätten hinzuweisen
aus Spitznamen hervor geg. sind (1898) S. 11. 83; (Bouche-Leclercq 3, 19). Das Orakel war sehr
dazu IIuxaiKtt C. I. A. 4, 3722 b. Vgl. ü. Herzog, alt und selbständig (s. Treuber a. a. 0. gegen
Koische Forschungen u. Funde (1899) S. 51. — 60 Bouche-Leclercq, der in allen, auch den klein-
Uber Schiffsidole, auch phönizische, vgl. noch asiatischen, Orakeln delphische Filialen sieht).
Muhmken, de tutelis et insignibus navium (Opusc, Der Einflufs des Heiligtums wird zwar von
Lugd. Batav. 1807, S. 257 ff.); TJsener, Sint- Pomp. Mela 1, 15 sehr gerühmt: delubrum
flutsagen S. 248 ff. ; Hoernes, JJrgesch. der bild. Apollinis, quondam opibus et oraculi fide Del-
Kunst in Europa S. 385. [J. Hberg.] phico simile; er scheint aber, jedenfalls in
Patana. Auf der oskischen Weihinschrift historischer Zeit, die Grenzen Lykiens nie über-
von Agnone mit einem Verzeichnisse der im schritten zu haben; in der hellenistischen und
Cerestempel befindlichen Statuen verschiedener römischen Zeit hatte das noch von Luhian
1679 Pataros Pater (griech.) 1680
Bis acc. 1 und Maximus Tyrius 14, 1 gekannte qsvgiv . . . &sov itaxQwov 'Anollavog, insl
Orakel keine Bedeutung- mehr (vgl. Servius zu xqovco aiyiiaccv xb \iavxtTov avtov itdhv ijg^ccxo
Verg. Aen. 4, 377 und Treuber 83). Die An- irsanigsiv. Zu den Münzen mit der Darstellung
wendung eigentümlicher, unblutiger Opfergaben des Apollon Patareus s. Lenormant, Noiir.
(Gebäck in Form einer Lyra, eines Bogens oder gal. myth. pl. 45, 12; Denk in. d. a. K. 2, 135;
Pfeils) ist aus der von Alexander Polyhistor Overbeck, Sachs. Ber. 38 (1886), 20. Corr. hell. 17
(Müller fr. h, g. 3, 235, fr. 81) bei Stephanus (1893), 559. Den Namen Patara selbst will
Byz. s. v. IldxuQu überlieferten Gründungs- H. Leivy, Semit. Fremdwörter 237 aus dem
sage der Stadt zu erschliefsen (s. Eust. ad Hebräischen ableiten rpätar' = 'deuten'. Vgl.
Dionys. Per. Vers 129, Creuzer, Symbolik 2, 139. 10 auch Georg Meyer, Bezzenberger Beiträge 10
Annal. Inst. 1850, p. 63). Eine Sehenswürdig- (1885), 197. 54, der skr. patara ''fliegend'
keit des Tempels bildete ein eherner Krater, vergleicht. Auch Tomaschek a. a. 0. 131 (1894),
der für ein Weihgeschenk des Telephos und l, 18 f. leitet Pataros von Wz. skr. pat- ab und
eine Arbeit des Hephaistos galt (Paus. 9, 41, 1), erklärt es = cpinnatus, impetuosus, alacer';
und Clemens Alex. Protrept. 4, S. 41 Potter er- dazu die Kurzform Tlaxäg C. I. G. 2, 2143.
zählt von berühmten, bald dem Phidias bald [Höfer.]
dem Bryaxis zugeschriebenen Bildsäulen des Patella 1 T i • • ,
i. ••• x. tj ° n » n -AT- t> i. ii i s. lndigitamenta.
pataraischen Zeus und Apollon mit Löwen, von Patellana J °
denen keine Nachbildungen erhalten sind. Patellarii Dil. Bei Plaut. Cistell. 2, 1, 46:
Apollon Patareus auf Münzen: Eckhel d. n. 20 Di nie omnes magni minutique et patellarii
3, 5 (Schlange und Rabe als mantische Attri- faxint sind (vgl. Schol. Pers. 3, 26) unter den
bute), Imkoof- Blumer, Monnaies grecqu. 327. letzteren die Laren gemeint, denen in kleinen
Catalogue of greek coins 19, 75. 77. 286. V.I.G. Schüsseln (patellae) Anteil an der Mahlzeit
3, 4293 : Inschrift eines Pataräers, in der Apollon gespendet wurde, vgl. Lares Bd. 2 Sp. 1877, 18 ff.
genannt ist. Als dichterisches Epitheton er- Preller- Jordan, 2, 108. Wissoiva, Bei. u. Kult
scheint Patareus endlich: Lykojjhr. Alex. 920. d. Körner 149. [Höfer.]
hymn. Orph. 34, 7. Horaz Carm. 3, 4, 64 (mit Pater (TJccxtiq). 1) Dafs der höchste Gott der
Schob), Ovid Met. 1, 515, Statins Thebais 1, 696. Ursprung alles Lebens, der Vater aller Götter
[Eisele.] und Menschen sei, ist ein allen Völkern ge-
Pataros (TlccxccQog), Hypostase des Apollon, 30 meinsamer Glaube. So ist der ägyptische
Heros Eponymos der Stadt Patara in Lykien, Ptah in Memphis rder Vater aller Götter, der
Sohn des Apollon und der Lykia, der Tochter von Anfang war, der die Menschen gebaut,
des Xanthos, Stej)h. Byz. s. v. näxccQa; Hero- die Götter gemacht, die Erde gegründet, den
dian ed. Lentz 1, 386, 6. 194, 21; Eust. ad Himmel ausgebreitet hat', E. Meyer, Gesch.
Dionys. Per. 129. 504; Strabo 14, 666. Nach d. Altert. 1 S. 84, vgl. Brugsch, Bei. u. Myihöl.
Eust. a a. 0. 129 waren Pataros und Xan- d. alt. Aegypt. 85; in Babylonien ist Ba'al cder
thos zwei Räuber, Söhne des Lapeon, die sich Vater der Götter' , an dessen Seite Bebt fdie
nach Erwerbung grofser Reichtümer in Lykien Mutter der Götter' steht, E. Meyer i. d. Lex.
ansiedelten; Xanthos gab dem gleichnamigen Bd. 1 Nachtr. s. v. Bacal S. 2877, 29 ff. Der
Flul's und der gleichnamigen Stadt seinen 40 indische Himmelsgott wird als Diaus pitar
Namen, Pataros der Stadt Patara. Auch als c Vater Himmel' in Verein mit der prthivi
Ktistes von Tios in Paphlagonien galt Pataros, mätar der 'Mutter Erde' angerufen, P. Kretsch-
Demosthenes iv Bl&vvlcoioIs bei Steph. Byz. mer, Einleit. in d. Gesch. der Griech. Spr.
s. v. Tiog, und nach Arrian bei Eust. ad 79 f. 90. E. Meyer, Forsch, zur alt. Gesch.
Dionys. Per. 322 soll er mit Thrakern aus 2, 524. Gesch. d. Altert. 2, 46. Fick-Bechtel,
Europa nach Asien gekommen und sich in Die griech. Personennamen 436. Dieselben zwei
Bithynien nach Vertreibung der Kimmerier Gottheiten sind gemeint, wenn der Skythen-
niedergelassen haben. Über die geschichtliche könig Idanthyrsos bei Herod. 4, 127 sagt:
Grundlage dieser Überlieferung vgl. Thraemer, dsGTtöxctg öh i^ovg iyco Aia vo[ü£to xbv ipbv
Pergamos 329 Anm. 1. P. Kretschmer , Einleit. 50 TtQÖyovov v.al 'l6xir\v xr\v Sxv&zojv ßaöiXsiav
in d. Gesch. der griech. Sprache 211. E. Meyer, novvovg tlvca, vgl. Herod. 4, 59 u. d. Art.
Gesch. des Altert. 1 S. 544. Die aus Brixia (CLL. Papaios, das bei den Skythen wie bei den
5, 4206) stammende Weihinschrift eines Bi- Bithyniern und Phrygern Papas (s. d.) Water'
thyniers Tryphon : Dis paternis Surgasteo (s. d.) bedeutet. Bei den Epeiroten in Stymphaia
Magno Patro wird mit Tomaschek , Abhandl. heilst der höchste Gott Jhi-TiäxvQog {Hesych.
d. Kais. Akad. d. Wiss. zu Wien 130 (1893), Preller- Bobert 1, 116, 8), in seinem Namen
2, 49 Surgasteo Magno Pataro zu lesen und und Wesen dem lat. Dies-piter, Iuppiter (vgl.
auf unseren Pataros zu beziehen sein. Zum Aust oben Bd. 2 Sp. 619 ff. s. v. Iuppiter)
Kultus des Apollon in Patara s. d. Art. Pata- entsprechend. So ist auch der griechische
reus und die Inschriften vom Heroon zu Rho- 60 Zeus der ' ttccxtiq avdowv xs fttav xs\ oft ein-
diapolis in Lykien, wo eine navrjyvQtg &tov fach nur ' ' ■itaxr\g'> genannt, Belegstellen aus
■naxoäov 'A7t6klcDvog in Patara erwähnt wird, Dichtern bei Bruchmann, Epith. Deor. 137 ff.
Petersen- Ljiischan, Meisen in Lykien p. 111; [vgl. auch Wilh. Schulze, Götting. Gel. Anz.
Heberdey , Opramoas, Inschr. vom Heroon zu 1S97, 888, 7|; vgl. Julian or. 4, 153 d = p. 199
Bhodiai>olis-p.38,13C. Z. 11 p. 49, 18 F. Z. 10. Hertlein: Zevg 6 nävxcov -xccxijq v^vovusvog ;
Zum Apollo-Orakel s. Heberdey a. a. O. p. 41, vgl. Arrian. Epictet. Diss. 1, 3 p. 13 Schenkl.
14 E. Z. 15 und besonders p. 47, 17 E. Z. 10 f. Sext. Empir. adr. math. 8, 547 p. 390, 479
(= Petersen -Luschan a. a. 0. p. 113): n<xxu- Bekker. Cornut. de not. deor. 9 p. 26 Osann
1681 Pater (grieeh.) Pater (grieeh.) 1682
Philodem, tceqI svg. 19 Gomperz. Menand. in Ramsay, Joum. of hell. stud. 1882, 123; ver-
Rhct, Graeci ed. Spengel 3, 342. Bio Chrys. mutlich ist mit dieser Inschrift die von Koerte,
or. 4 p. 67, 26 Bindorf. Tzetz. im Schol. Ar. Athen. Mitt. 25 (1900), 442, rir. 74 publizierte,
Nub. 2. vgl. Jahrb. f. Phil. Suppl. 16 (1888), gleichfalls aus Nakoleia stammende Inschrift
585. Wie volkstümlich die Anrede Zsv itäxsQ AI ßgovxüvxi sv%i]v xcd Ttaxql &£&> identisch,
war, zeigt die Beischrift einer sf. Vase des Aus den höchst beachtenswerten Ausführungen
Vatikan, durch die der Ölverkäufer bittet: m von Koerte a. a. 0. 442 f. ergiebt sich, dafs
Zsv TtäxtQ, cc't&s nlovaiog ytv[oiuav, Kretsehmer Ramsay a. a. 0. irrt, wenn er den 7iuxi]Q &sög
a. a. 0. 79,2. Grieeh. Vaseuinschr. S. 80 nr. 48. und den Zeus Bronton als eine Gottheit an-
Der ursprünglich durchaus wörtlich zu ver- 10 sieht, da ja durch das xcd beide als gesondert
stehenden Bedeutung von 7taxriQ als Vater geschieden werden; damit fällt auch die Fol-
und Erzeuger und Ahnherr (vgl. E. Meyer, gerung Ramsays, dafs der Zeus Bronton mit
Forsch, a. a. 0.) wird später ein ethischer Sinn Papas (s. diesen) identisch ist; wir haben
untergelegt, wie ihn auch das Christentum noch demnach , falls in der Kopie von Ramsay das
heute mit der Bezeichnung Gottes als Water' Wort 8v%rjv nicht aus irgend welchem Ver-
verbindet, vgl. Justin. Mart. Apol. 2, 6 p. 212 sehen weggefallen ist, zwei gesonderte Götter,
Otto: xb 3h itaxi]Q xcd &sog . . . ovx 6v6(iaxd den Zeus Bronton und den Pater Theos. Zu
taxiv, all' ix xeov simoiicöv xcd h^ycov izqog- der von Koerte mitgeteilten Inschrift macht
Qj]6Eig. So sagt Aristot. Etil. Nik. 8, 10, 3: dieser die Bemerkung, dafs, wenn Ztvg ßoov-
7] . . 7taxQÖg TtQÖg vitig xoivcovicc ßccailtiag %%zl 20 xCov und IJaxi]Q &tog als zwei Götter neben
6%f][icc. xwv xixvcov ya.Q xa> TtaxQi piltt. iv- einander ständen, tipfv am Schlüsse stehen
xtv&tv 3h v.al "OurtQog xbv Aia tmxxeqcc ttqog- würde, da nun mit svyr\v öfter die Weihung
ayoQS'dsL- naxgixri (aber nicht, wie im weiteren an den Gott abgeschlossen wird und mit xal
folgt, TVQavvixrj) yuet ccQ%i} ßovltxca i] ßaßiltia der Tote hinzugefügt wird, der an der Weihung
tlvcci, vgl. Aristot. Pol. 1,5: r\ xüv xixvcov Anteil hat (z. B. Jil ßqovxcbvxi sv%T]v xcd
tcQ%i] ßaGihv.rj- xb yu.Q ytvvi]ßat xal xaxk qpt- Ämtv 6vvßicp, Athen. Mitt. a. a. 0. 442 nr. 71),
Itav kqiov xal^ xaxä itQtößtiav icxiv, 07tSQ so vermutet Koerte, dafs dieser Fall auch hier
iaxl ßaGilixbv tl3og &Q%fjg' Stb xcdüg "OuvQog vorliegt, nur dafs der Vater nicht mit Namen
xbv Aia 7tQ06vyoQtv6tv , tiitcov 'itaxijQ ävÖQav genannt, sondern nur als das, was er durch
xt &£üv vs', xbv ßaailia xovxcav ctTtdvxcov. 30 den Tod geworden ist, als Gott bezeichnet
Anstid. or. 1 p. lOf. Bindorf: Ztvg itävxav werde; eine dem Glauben der Phryger ent-
7taxi]Q xcd ovqcxvov xcd yijg xcd frtwv xal av- sprechende Ansicht, vgl. die Inschrift Götting.
Q-Qwittov . . . ccTtdyxcov tvtQyixvg KC(i %<poQog xal Gelehrt. Anz. 1897, 411 nr. 61, die von einer
TtQ06xäxr\g . . . ovxog ilsv&ipiog, ovxog nsitt%iog, Toten sagt: rf &ta yiyovig (= yiyovag); vgl.
tixoxag, äxt xal Ttaxi'iQ. Eust. ad Hom. H. auch lat. deus parens (s. Parentes Di). Wer
147 , 26 : Ztvg . . . iiaxi]Q ccvSqüv xt fttcov xt , (wenn Pater Theos als wirklicher Gott aufzu-
ijxoi xr]3t^av . . uvdQüv, vgl. ad Hom. Od. fassen ist) darunter zu verstehen ist, läfst
1606,31. II. 1057, 27 f. Bio Chrys. or. 1 sich mit Bestimmtheit nicht feststellen. Viel-
p. 9, 4. 10 = or. 12 p. 237, 8. 13: Ztvg pövog leicht ist mit ihm identisch der Zsvg diog
ftiebv xaxiiQ . . iiiovo[LaQEX(xi . . . 7taxi]Q dz ol\iui 40 (oder Jlog) einer Inschrift aus Dorylaion :
öiä xs xi]v Hvdtiioviav %al xb TtQuov. ebend. or. 4(i)i Jtco sv%riv, Koerte, Gott. Gelehrt. Anz.
2 p. 37, 17: y.wd£u,6jv xat 7t(xxi}Q y.oivbg ccv&qw- 1897, 409 nr. 55, in dem wir möglicherweise
Ttcov xcu &£ä)v Zsvg. den uralten Himmelsgott Alog (Usener, Götter-
2) Beiname des Poseidon in Eleusis, wo namen 70 f. Kretsehmer, Einleit. in die Gesch.
ein vabg TLooTtvluiccg 'ÄQxt)iid'og xcel TIo6Ei§üvog d. grieeh. Sprache 241) zu erblicken haben,
IlaxQÖg stand, Paus. 1,38,6. IlaxQbg will der, wie Koerte, G. G. A. a.a.O. vermutet,
Lobeck, Aglaoph. 771 v in Ilaxgcpov ändern. von dem thrakisch-phrygischen Stamme zäher
Nach Toepffer, AU. Geneal. 30 (vgl. Hitzig- festgehalten sein mag als im eigentlichen
Bluemner zu Paus. a. a. 0. S. 357) steht der Griechenland. Nach Koerte soll hier Zeus
Beiname des P. , IlaxriQ, mit der Thatsache 50 Dios dem Zeus Bronton entsprechen; m. E.
im Zusammenhang, dafs die Eumolpiden den würde er. vorausgesetzt dafs der LTaxi]g &s6g
P. als ihren Ahnherrn verehrten. Über den ein wirklicher Gott ist, sich in seinem Wesen
Tempel selbst vgl. Hitzig-Bluemner a. a. 0. mit diesem decken; vgl. auch 7tccxrJQ als Be-
Bursian, Geogr. v. Griechen!. 329. Nach Sie- Zeichnung des &s 6g bei Porphyr, deabst. 2, 46. 50.
belis zu Paus. a. a. 0. heifst Poseidon 7tcm;p 4) Beiname des Asklepios, Herondas 4, 11
als Vater der mit ihm zusammen verehrten {%üxsq TIaii<ov).
Artemis (vgl. Paus. 8, 37. 1. 6. 9), eine An- 5) Als '-noa^ov %axi]p (über die Triaden
sieht, der sich auch Rubensohn, Mysterien- 7caxr]Q, dvva^iig und vovg in der ^orphischen'
Heiligtümer S. 34. S. 210 Anm. 35 (vgl. S. 107) Theogonie s. Gruppe, Grieeh, Kulte u. Mythen
anschliefst. C. Boetticher, Philologus 22 (1865), 60 1, 633ff.) werden bezeichnet Ba'Cx (unbekannte
231 bezieht den Beinamen darauf, dafs Posei- aigyptische Gottheit , die auch 'A&wq und
don Vater des Skiros (s. d.), cdes Schirmherren 'Axcoqi heifst, C. I. G. 4971 Kaibel , Epigr.
der eleusinischen Heiligtümer' war. Preller- 4971 — Helios, Hymn. mag. 4, 24 Abel; ähn-
Robert 586, 3 vergleicht den Poseidon Ge- lieh heifst Sarapis Ttccti]Q Ttävxcav, Anth. ap>pd.
nethhos (s. d. nr. 3) und naxQoyivtiog (Flut. 7,21,1 Cougny; der Chor der Wolken bei
Quaest. conv. 8, 8, 4); vgl. auch Genesios. Arist. nub. 569 ff. ruft an ^isyaXmvvuov rjusxsQov
3) Die s. v. Papas erwähnte Inschrift aus 7taxsQ', Al&SQa üs[lvoxccxov. Proteus heifst
JNakoleia lautet du ßoovxavxi xcd UccxqI Qsm, Ttaxr\Q, weil ■jtävxcc iv IlQcoxal Ttqäxn cpvaig
1683 Pater (röm.) Patrioi Theoi 1684
iyxux&rwxsv, Orph. Hymn. 25, 9 f. Die Physis mal des Patreus. Vgl. auch Wide, Lakonische
ist Ttävxcav TtccxrjQ, j.irjxr]Q, xgoybg i]ds xt&ijvr], Kulte 348, 1. Höfer.] [Stoll.]
ebend. 10, 18, Okeanos der 7taxr]Q äcp&txog, Patria s. Patris.
ebend. 83, 1. Vgl. d. Art. Okeanos oben Patrii (li, von den Vätern verehrte Gott-
Sp. 809, Z. 56 ff. Sp. 813, Z. 22 ff. [Höfer.] heiten, Schutzgötter des Gemeinwesens oder
Pater (röm.) Vgl. das reichhaltige Programm eines Hauses. Cn. Pompeii liberi . . repetebant
v. A. Zinzoiv, D. Vaterbegriff b. d. röm. Gottheit. . . deos patrios, aras, focos, larem sxmm fami-
Pyritzl887 (vgl. Berl. Phü.Wochschr. 1888 S.21 f.). Harem, Cic. Philipp. 2, 30, 75; Di patrii, pur-
Preller, B. M.3 1, 56. Wissowa, B. u. K. d. B. 23. gamus agros, purgamus agrestes, Tibull. 2, 1, 17.
Patereios (Ua-r^paog) , Beiname des Zeus, 10 Constat omnes in periculis suis deos patrios in-
wohl gleich Tlargiog (vgl. Patrioi Theoi), Ano- vocare et ideo Ulis vota solrere, quorum fami-
nym. Laurent, in Anecd. var. ed. Schoell- liarius mimen opitulari sibi credunt, Serv. ad
Studemund 1, 266. [Höfer.] Aen. 12, 768. Patrii dii sunt, qui praesunt
Paternae (Matres). Zu diesem Beinamen der singulis civitatibus , ut Minerva Athenis, Inno
keltischen Mütter vgl. den Artikel Matres, Ma- Carthagini, ders. ad Georg. 1, 498.
tronae Bd. 2 Sp. 2474; ferner Ihm, Bonner Insbesondre werden patrii genannt die
Jahrb. 83 p. 70, 71 und Siebourg ebend. 105 Penaten (z. B. Cic. in Verr. 4, 8, 17; patrii
p. 96 f. [M. Ihm.] penates familiaresque , qui huic urbi et rei-
Paterni di s. Patrii di. publicae praesidetis, de domo sua 57, 144; Verg.
Pathos (Tlä&og). Über die Personifikation 20 Aen. 2, 717 vgl. 702; 5, 62 f.), wie denn Dionys.
der seelischen Affekte im allgemeinen vgl. Halic. Ant. 1, 67, 3 (vgl. Macrob. Sat. 3, 4, 13)
Philodem, nsgi zvosß. p. 79 Gomperz: kuI neu- die &tol Ttaxoäoi mit den Penaten vergleicht.
dapicodwg Ityso&ctt, xccl yQuq>£6&ca xcci itläxxs- Häufig ist die Verbindung patrii penatesque di
G&txi&sovg Kv&QcoTrottdtig, ov XQÖitov v.al itolsig (Cic. de harusp. respons. 17, 37) oder penates
v.al 7toto!iiovg jcca xönovg -aal Ttu.%r\. J)io Chry- patriique dei (pro Sest. 20, 45; vgl. Liv. 1, 47, 4)
sost. or. 4 p. 80 Dindorf: itläxaiv %al acpQo- oder di patrii ac penates, qui huic urbi atque
(ioiovv rovg TQÖnovg. Vgl. auch Dumont, huic reipublicae praesidetis (pro Süll. 31, 86).
Melanges d'archeol. et d'epigr. 60 ff. Körte, Ferner erhalten die Laren das Beiwort (sed
Über Personifikationen psychologischer Affekte patrii servate Lares, Tibull. 1, 10, 15; meto-
m der späteren Vasrnmalerei (Berlin 1874). 30 nymisch ferre ad patrios praemia dira lares
Usener, Götternamen 365 ff. [Höfer.] Propert. 2, 30, 22; expulisti saucios patrio lare
Pathr (pa^r), etr., Abkürzung für pa^rucle, Trag, fragm. ine. 199 Bibb.). Sodann die
siehe unter Patrucle. [C. Pauli.] Indigetes, nach alter Ansicht die Schutz-
Patientia. Eine Inschrift von Lambaesis götter Roms: Di patrii indigetes et Bomule
aus der Zeit des Antoninus Pius trägt über Vestaque mater, Verg. Georg. 1, 498 sowie die
den drei erhaltenen Schriftkolumnen die Büsten sonstigen oben 2, 132 f. angeführten Stellen,
dreier Frauengestalten mit den Unterschriften Als Genius der Kolonie erscheint deus pa-
Patientia, Virtus, Spes: C. I. L. 8, 2728 p. 323. trius auf Inschriften von Puteoli (C. I. L. 10,
Auf Münzen des Hadrian (Eckhel, Doctr. num. vet. 1553. 1805. 1881) und Cumae (C. I. L. 10, 3704).
5, 506. Cohen, Adrien vol. 2 p. 190 nr. 1010; 40 Strafend stehen die di patrii den Vätern
ältere Litteratur bei Basche , Lex. univ. rei bei wegen Frevels an den Söhnen Cic. in Verr.
num. 3, 2 p. 630) mit der Legende Patientia 2, 1, 3, 7; vgl. patrios lacessere diros Grau.
Aug. bez. Patientia Augusti Cos. ni erscheint P. Cyneg. 453; während paterni di als Schutz-
fzur Kennzeichnung der geistigen und körper- götter des Vaters genannt werden Liv. 40, 10, 2.
liehen Abhärtung und Ausdauer, deren sich Dis patris = fttoig [Tr^cttoiotg in der zwei-
der Kaiser rühmte', Wissoiva, Belig. u. Kultus sprachigen Inschrift von Aspendos C. I. L.
der Bömer 279, 7. Vgl. Karteria. [Höfer.] 3, 1 Nr. 231; dis patris ebend. N. 3668 (Prefs-
Patmia (TIcctiiicc), Beiname der Artemis auf bürg); dis redueibus patriis ebend. Nr. 3429
einer Inschrift von Patmos, 'Erpv^t. c:q%. 2 (1863), (Pest). Nach der oben 2, 244 f. u. 2, 319 f. ver-
261 nr. 2S0; Dittenberger, Sylloge22, 785 p. 630. 50 tretenen Ansicht sind die di patrii hier noch,
Ein Monat 'AgtiiiiGimv in Patmos, Dittenberger wie die di penates meum parentum bei Plaut.
a. a. 0. 681 p. 504. Vgl. Kaibel, Epigr. 872 Merc. 834 und die dei (divi) parentum über-
u. d. Art. Orestes Bd. 3 S. 1000 Z. 18 ff. [Höfer.] haupt als vergöttliehte Ahnenseelen gedacht
Patrensis. Beiname der Artemis auf einer (s. Preller-Jordan, Rom. Myth.s 2, 98; Bohde,
Inschrift aus Aquincuni in Pannonien: J. 0. 31. Psyche2 1, 254 Anm. 1). Vgl. Patrioi. [J. Uherg.]
et Dianae Patr. sacr. C. Jul. Artemo, C. I. L,. Patrioi Theoi (tuItoloi &soi.). Dieser Artikel
3, 3455; Mommsen a. a. 0. ergänzt richtig zu dient unter steten Verweisen als Ergänzung
Patr[ensi = Laphriae (s. d.) ; andere dachten zu dem Artikel Patrooi Theoi. Er enthält so-
an Patr[onae oder Patr[iae. [Höfer.] wohl die dort nicht verzeichneten Belegstellen
Patreus (IlttTQZvg), Sohn des Preugenes, der 60 für Ttatgöwg als auch zugleich für Trätpiog;
zur Zeit des spartanischen Königs Agis, des doch ist jedesmal kurz angegeben, ob an der
Sohnes des Eurysthenes, mit lakedämonischem betreffenden Stelle neexocoog oder Ttüroiog steht.
Volke aus Amyklai kommend, die Stadt Patrai Diese Epitheta sind nachweisbar für folgende
in Achaia gründete, Paus. 3, 2, 1; 7, 18, 3. 4; Götter bezw. göttlich verehrte Heroen:
Steph. Byz. v. Hüxqcci. Er wurde in Patrai 1) Aglibolos: 'AyXißmlco yaxl Mcclcc%ßrjl(p
als Heros verehrt und hatte daselbst Grab und itaxgcöotg ftsolg ("Weihung eines Palmyreners
Bildnis, Paus. 7, 20, 2. 3. 5. [Auf Münzen von aus Rom), Kaibel, Inscr. Graec. Sicil. 971.
Patrai erkennt Head, Hißt. num. 349 das Grab- F. Bäthgen, Beiträge zur sentit. Belig ionsgesch.
1685 Patrioi Theoi Patrioi Theoi 1686
83 f. Vgl. unten Malbachos u. d. Art. Malach- (AnöXXavi II[a]tQioco[i], Heberdey - Kaiinka ,
belos S. 2294 Z. 57 ff. Eeisen im südwestl. Kleinasien (= Benkschr.
2) Aineias: 'IXisig rbv itäxgiov %tbv d. Kais. Äkad. d. Wiss. 45 [1897], I) S. 18
Aiveiav (Neu-Rion), C. J. 6r.3606 ; Jahrb. d. österr. nr. 58; aus Rhodiapolis, die neben einem
arch. Instit. 1 (1898), 188. Vgl. auch Liv. 40, 4. Priester rov koivov fttov Tlargmov AnöXXavog
3) Alsenos: IJargicp [ftsä] 'Alar}v<a(?), In- (Petersen - Luschan , Meisen in Lykien 103 f.;
schrift aus Rom, Kaibel, Inscr. Graec. Sicil, etc. Heberdey, Opramoas, Inschr. vom Heroon zu
958. — Kaibel a. a. ü. denkt an Apollon Alsenos, Rhodiapolis 9, 2 B. Z. 10; 12, 3 E. Z. 17) auch
dem der König Kotys die Statuen seiner Vor- den Apollon Patroos von Patara nennen,
fahren weihte durch eine in Heraklitza gefun- 10 Petersen- Luschan a. a. 0. 111, 113; Heberdey
dene Inschrift: ArtdXXwvi AXarjvm ftsco it poy 6v co a. a. 0. 38, 13 C. Z. 11; 47, 17 E. Z. 10; 49,
ßaaiXsvg Kötvg . . 0soig Ttargaoig^ Eev. arch. 18 F. Z. 10; Journ. of hell, stud, 10 (1889), 76.
17 (1868), 464; Eangabe, Ant. Hell. 2, 1236. Eine Weihung an Apollon Patroos aus Assar
Bumont-Homolle , Melang. d'arch, 62 a p. 365. Tirmisini in Lykien, Petersen- Luschan a. a. 0.
4) Apollon s. d. Art. Patrooi Theoi, ferner nr. 99 S. 54. — h) In Thrakien, Th. Beinach,
a) in Athen: Aristid, or. 11 p. 131, 13, p 157; Apollon Kenclrisos (vgl. d. Art. Kendreisos) et
Schol, Bemosth. Mid. (or. 21, 578) p. 649 Bin- Apollon Patroos en Thrace, Revue des etudes
dorf; Aristid. 1 p. 181 Hindorf. Schol. Aristid, grecques 1902, 32 ff. -- i) Vgl. Alkiphr. 2, 4, 14 :
p. 28. 86 Hindorf; Lexikon Ehetor. Cantabrig. xQri6TrlQuxa^'ä^8v £'S AsXcpovg Tte^iipavrsg- itä-
bei Nauck, Lex. Vindob. 344, 7. Psellos de act. 20 rpiog rjulv iari ftsög. Vgl. auch Sero, ad
nom, 39 Migne Patrol. 122, 1017. Menand. in Verg. Aeu. 3, 332. — k) s. oben Alsenos. Vgl.
Ehet. Graec. ed. Spengel 3, 445. Ein hpbv auch unter Zeus gegen Ende.
AnöXXavog Ttargcpov cpgccTplug ©tggtxtadwv, 5) Ares: a) Elis: s. d. Art. Patrooi Theoi
C. I. A. 2, 1652- Schoell, Sitzimgsberichte der und dazu Thraemer , Pergamos 55. — b) 'Ag-n
Kgl, bayr. Äkad. 1889, 2 S. 25, 1; Bitten- dzw TtatQaxa t%rix6n, Inschrift aus Rom, wohl
berger, Sylloge 22, 442 S. 47; v. WilamomtZ, Weihung 'eines Bosporaners (vgl. C. L G. 2,
Aristoteles und Athen 2, 268, 9. Ein rifisvog 2108b. 2132 e. add. p. 1009), Kaibel, Inscr.
ÄitöXXoavog Jlorrproov 'MamS&v (vgl. Elasos, Graec. Sicil. 962. Vgl. d. Art. Malachbelos
Paus. 10, 26, 4); 'Eev. archeol. 14 (1889), 104; S. 2299 Z. 7 ff.
C. I. A. 4, 1074e p. 244; Bittenberger, Sylloge 30 6) Artemis: s.d. Art. Patroa, Patriotis ; vgl.
22, 444 p. 47; Priester des Apollon Patroos, auch Parthenos II A., 7. Die Ttätgiog fttog, der
C. I. A. 3, 279. 456. 647. 687. 707. 720 a add. Kyros nach seinem Siege über die Saker das
p. 501; Weihungen an Apollon P., C. I.A. 2, Fest Zav.aia stiftet (Strabon 11, 512; Eust. ad
1518; 3, 116. 176; ein Altar des Apollon P., Bionys. Per. 749), ist nach Steph. Byz. s. v.
C. I. A. 3, 175; v. Sybel, Katalog der Skulp- ZijXa Artemis, d.i. Anaitis; vgl. Bd. lSp. 333, 12 ff.
turen zu Athen 189 nr. 2527; vgl. auch C. LA. 7) Asklepios: s. d. Artikel Patrooi Theoi
2, 1657; Apollon Patroos (?) auf Münzen von In den Weihungen fttotg nocrgcooig aus Kos
Athen, Head^Hist.n um. 321; Beule, Lesmonnaies (Paton-Hicks, Lnscr. of Cos nr. 76—80. 84—90.
d'Athenes 272. — b) in Epidauros: AnoXXwvt 95—98) sind mit Hauvette-Besnault, Corr.
nv&icp TJ(XTQc6cp, Baunack, Aus Epidauros; 40 hellen. 5, 229, die auf Kos hochverehrten Gott-
Cavvadias, Fouilles d'Epidaure nr. 48 p. 46. heiten Asklepios und Hygieia zu verstehen.
c) Delos: ara Apollinis Genitoris, Censorin. 8) Atargatis: s. d. Art. Malachbelos S. 2296
de die natali 2,3. — d) Nysa in Lydien, Z. 10 f. Bäthgeu a. a. O. 69.
Münzlegende Apollon JTarpcoog, Head,Hist,num. 9) Athena: a) Anaphe: Zr\vbg natgiov xat
552. -- e) Kaisareia (Mazaka) in Kappadokien : A&rjväg natglag, Corr. hellen. 16 (1892), 143,
Tempel des Apollon -xcctgäog, Sozomen, hist. 27; H. v. Gaertringen, Inscr. Graec. insul. mar.
eccles. 5, 4 (Migne Bd. 67' S. 1224). Eamsay, Aeg. fasc. 3 nr. 262. b) Assos s. d. Art.
Histor. Geogr. of Asia Min. 304. — f) Die Parthenos II A., 7.
Legende TTÄTPßOC auf Münzen von Tarsos in 10) Belos: ©soig Ttarpaoig ByXco 'Iagißw^Xa,
Kilikien bezieht Hill, Catal. of the greek coins 50 Weihung eines Palmyreners aus Rom, Kaibel,
of Lycaonia, Isauria, and Cilicia, Introd. Inscr. Graec. Sicil, 972. BütJigen a. a. O. 86.
p. 89 mit mehr Wahrscheinlichkeit auf Apollon Cumont bei Pauly -Wissowa s. v. Baal Bd. 1
als Imhoof- Blumer, Journ, of Hell. Stud. 18 Sp. 2649; vgl. auch E. Meyer, Forschung, zur
(1898), 172, 177 auf Perseus. Eine Inschrift alten Gesch. 1, 81, 3.
aus Kilikien ohne nähere Ortsangabe ist ge- 11) Dionysos: a) Megara s. d. Art. Patrooi
weiht 'AitölXtovi II<xrg\ü\ai. Heberdey-WMelm, Theoi und Maafs, Hermes 23 (1888), 75 Anm. 2.
Eeisen in Kilikien (= Benkschr. d. Kais. Akad. — b) Sagalassos in Pisidien: hgevg rov Ttct-
d. Wiss. 44 (1896], VI) S. 4 nr. 7. — g) Weit- tqojov Alovvcov, Lanckoronski , Städte Pam-
verbreitet war der Kultus des Apollon Patroos in phyliens u. Pisidiens 2, 229. 212. — c) 0 itur-
Lykien, wo er oft in Kultgemeinschaft mit Arte- 60 QLmxr\g &sbg Aiovvaog heilst D. im Gegensatz
mis und Leto, oft auch mit den Kaisern erscheint, zu dem Gotte der Hebräer, Plut. Quaest. 4, 6, 1
Treuber, Gesch. der Lykier 69. 226; vgl. die In- p. 671 c; vgl. fr. adesp. Bergk 34, 131 S. 730.
Schriften aus Oinoanda (hpavg &tov TtatQcoov 12) Eumelos: Ev^r\Xov Q-tbv tkxtqcoov cpgi]-
AnöXXcovog Avhicov tov koivov), Corr. hellen. 10 toqglv Ev^7]Xstdä)v, Inschrift aus Neapel, Kaibel,
(1886), 225; aus Balbura (Ispccaäiievog . . . Av- Inscr. Graec. Sicil. 715.
y.i(ov rov kolvov &sov nargomv ATZÖXXcovog), 13) Hekate: nach Tlieopompos bei Porphyr.
Waddin gton, Inscr. d' Asie Mineure 1221; Cousin- de abst. 2, 16 p. 91, 16 Nauck, mit Hermes zu-
Biel, Corr. hellen, 1886, 54 f.; aus Apollonia sammen genannt, vgl. Eohde, Psyche 2 2, 82. 2.
1687 Patrioi Theoi Patrioi Theoi 1688
14) Helios: 'HXicp itaxQacp -nal irnq-noco &ta> 32) Selanianes: s. oben Malbachos.
(Palmyra), Waddington 2576.' Bärtige» a.a.'0. 88. 33) Suchos (s.d. u. Petesuchos) : xov -Ha-
lb) Hera: a) Amastris inBithynien bezw.Pa- xqomv tj^lsIv fttov \v.QOY.oötiX]io7iog Zov%ov \lz-
phlagonien: £v%txca Au ZQaxrjycp xccl "Hga ydlov u.£ydlov (Papyrusfragnient), Wilcken,
xolg TtatQioig &eolg nal 7tQoiarü)ai xfjg n6l8cog, Zeitschr. f. aegypt. Spr. u. Altertumskunde 22
Hirschfeld, Berl. Akad. d. Wiss. 1888, 876, 27. (1884), 139.
Zeus Strategos mit Hera auf Münzen, Head, 33 b) Surgasteus (s. d. Art. Pataros).
Hist. num. 433. — b) Bostra im Lande der 34) Tbeandrios: &ta Ovct6säQ-ov ttkxqüko
arabischen Nabataier: Au <pqcctqico %al "Hga 0£kvSqL<p (syrische Inschrift aus Athila [Ba-
ftaolg naxgcöoig, Waddington 1922.' ' io tanee]), C. I. G. 3, 4609 und Boeckh z. d. S.
16) Herakles: s. Patrooi Theoi. Waddington 2374a und zu 2046. 2374. 1965.
17) Hercules: auf Münzen des Septimius Mordtmann, Ztschr. d. deutsch, morgenl. Gesell,
Severus s. d. Art. Hercules, Nachträge zu Bd. 1 31 (1887), 97. Bäthgen a. a. 0. 102; vgl. auch
S. 2992, 44 ff. die Bd. 2 s. v. Manalphus mitgeteilte Inschrift:
18) Hermes: a) s. d. Art. Patrooi Theoi. - Bis patris Manalpho et Theandrio. Auch
b) Pselci (Pselchi) am westlichen Ufer des unter dem &zbg Ttccxoaog einer Inschrift aus
Nils: 'EpfMJ 7C<xtqcö£ (metrische Weihinschrift ), dem syrischen Kanatha (Arch. Epigr. Mitt. aus
C. I. G. 3, 5083 ; vgl. Hekate. Österr. 8, 184, 8) versteht Mordtmann a. a. 0. den
19) Heros: Inschrift eines Marmorblocks Theandrios.
aus Halikarnassos : ?;pa> Ttargäco, Corr. hellen, so 35) Theoi: s. Patrooi Theoi und W. Ca-
4, 401, 11; Arch. Jahrb. 2 (1887), 32, 29. land, Über Totenverehrung bei einigen der indo-
20) Hestia: s. d. Art. Patroa. germ. Völker, Verhandel, d. koninkl. Akad.
21) Hygieia: s. oben unter Asklepios. van Wetenschapen , Afdeeling Letterkunde 17
22) Iaribolos: s. oben unter Belos. (1888), 4, S. 69 ff., nach dem der Kult der
23) Köre: Nysa: Koqv xa.1 IJlovxmvi &solg &£ol tuxxqwoi als Vorfahren und Stammväter
TtaTQcpoig, Corr. hellen. 10, 520, 18. Vgl. Corr. der Familie das Primäre ist. Die &£ol ita-
hell. 14, 227. Vgl. auch die athenische Inschrift xqwoi sind die weiter entfernten und nicht
k'&vaev . . xi] t£ Ar\\Lr\XQi v.a.1 xfj Koqv xeel totg mehr beim Namen gekannten Vorfahren der
alloig &£olg olg -xdxQiov r\v v%£Q rov SrjfLOV einzelnen Familien; hieraus erst haben sich
xwv 'A&rivccLcov, C. I. A. 4, 2, 614b p. 154. 30 der Kult der &£ol n. als Stammgötter eines
Michel, Becueil 606 p. 515. Volkes entwickelt. Als solche sind wohl
24) Malbachos: Ad Mcclßd%w %ccl Zsla- sämtliche folgende — mit Ausnahme von f —
pavEL &Eoig rtttzpcpoig (Beroia in Syrien), C. I. G. aufzufassen: a) s. Alsenos. — b) s. Askle-
3, 4449. 4450. 4451. Vgl. oben Aglibolos u. d. pios. — c) &£Olg TtaxQioig (Isthmos von Korinth),
Art. Malachbelos S. 2297 Z. 19 ff. Nach einer C. I. G. 1, 1104. — d) xolg &£otot, xolg TraxQcoL-
Mitteilung in der Berl. Philol. Wochenschr. 22 oiöl (Methymna), Paton, Inscr. Graec. mar.
(1902), 28 trägt eine Temenosmauer des Berges Aeg. 2 nr. 502 Z. 4, nr. 503 Z. 5. — e) 6vv xolg
Skekh Berckät bei Haleb die Inschrift Au naxQioig fteotg (Mytilene), ebend. nr. 58 a Z. 16.
Madßd%a> Kai 2J£lcc[idv£i, &eoig -jtaxQWOig. Nach — f) &£olg TiaxQcoioig v.al ^(xxQmiotg (Insel
Litt mann a. a. O. stehen diese Namen mit den 40 Telos), H v. Gaertringen , Inscr. insiil. mar.
syrischen Worten c madbakh ' = Altar und Aeg. 3 nr. 39. — g) xä &£<i xk 'AxuQyäxsi y.ctl
f seläm ' = Frieden in Beziehung. Ist die xeo xoivw rov fi-idaov xwv itaxQicov &£wv (Asty-
Lesung der Inschrift und die Erklärung Litt- palaia),' ebend. nr. 178. — h) itaxQcpoi &eoi
manns, die durch eine Inschrift auf dem eine (Lesbos), Athen. Mitt. 10, 122. — i) TtdxQiot
Tagereise südlicher gelegenen Berge Barisha Q-toi (Sagalassos in Pisidien), Lanckoronski
empfohlen wird (Au Ba^co iisydXw, Berl. a. a. O. 2, 224, 188; 228, 205. k) &£olg aw-
Phil. Wochenschr. a. a. O.), richtig, so dürfte xS]qgiv w.ca 7t[arQiotg] (Termessos), ebend. 2,
auch in den oben angeführten Inschriften 198, 16. — 1) Isoöcpocvxig xwv TtaxQiwv &£wv
Mcc «5 ßd%co statt Malßdxa zu lesen sei. Vgl. jetzt (Sillyon in Pamphylien), ebend. 1, 177. 60. —
auch Preutice, Hermes 37 (1902), 117 ff. Atner. 50 m) aQ%L£Q£vg x&v tkxxqIcdv &£&v (Magnesia am
Journ. of archaeol 1902, 27 f. Maiandros), Corr. hellen, 12 (1888), 328; Athen.
25) Mamas ist unter dem ndxQiog ftsbg Mitt. 14 (1889), 317; Bittenberger, Sylloge l2,
von Gaza (Inschrift aus Ostia, C. I. G. 5892; 371 S. 578. O. Kern, Bie Inschr. von Magnesia
Kaibel, Inscr. Graec. Sicil. 926) zu verstehen. 113, 5 S. 101. — n) dycovo&sxrig x&v 7taxgäcov
26) Men: Antiochia Pisidiae: fragmentierte -focov (Pydnai in Lykien), Benndorf- Pinna n u ,
Inschrift rov tcuxqiov... frzov Mrjv6[g, Papers Meisen in Lykien und Karien nr. 96 S. 123.
of the amer. school 2, 135 p. 151. — 0) fttoig Ttaxowoig y.<xl TtQod-vQccLoig (Pinara
27) Parthenos: s. d. IIA., 8. in Lykien), ebend, nr. 24 S. 55. Patara in Ly-
28) Pataros (s. d.). kien und von da nach Attalia in Pamphylien
29) Pluton s. oben Köre. 60 verschleppt: &soig ^zßocaxolg %al xolg itaxQio-
30) Poseidon: a) Athen s. d. Art. Patrooi 01g %zolg v.<A xf] ylvxvxdxy TtaxQiSi xf] IJuxaQScov
Theoi. — b) Eleusis, ebend. — c) Korinthos, Ttolsi, Sterrett, Papers 2, 224 nr. 252. Berl,
Schal. Nikand. Alex. 605. Philolog. Wochenschrift 1889, 23. — p) faolg
31) Sabazios. Auch für Sabazios ist in ituxQwoig xcci 'AnoXliovi 'AQ%r]y£xy (Myndos),
Kappadokien der Beiname TtaxQomg anzunehmen, Corr. hellen. 12 (1888), 281. — q) L)ie Tv%r\
da sein Kult und er selbst TtccxQOTtccQddoxog xwv Esßaaxwv und die TtdxQiot fttoi werden
genannt wird, Fränkel, Bie Inschr. von Per- um Segen für das Volk von Klazomenai an-
gamon nr. 248 S. 166 Z. 49 f. gerufen Mova. xul ßißl. xfjg svayy. G%ol.
1689 Patrioi Theoi Patris 1(390
1 (1873/75), 110 nr. 1. - - r) üäxpioi &soi der 'AQxi[irjaG<xv) zeigt, C. I. G. 3, 6014b. — k) Au
Tyrier auf einer Inschrift aus Puteoli, Kaibel, tkxxpioo; Ex oraculo, Weihinschrift aus Rom,
Inscr. Grraec. Sicil. 830 Z. 9 S. 221 = C. I. G. G. I. G. 3, 593(5. 1) Ad UcczQam xai "Hga,
5853. — ,s) TtdxQioi &zoi (Rom), Kaibel a. a. 0. "Weihinschrift aus der Umgegend von Pautalia,
924. — t) &solg naxpäoig (Olbia), Latyschev, Arch. Epigr. Mitt. aus Österr. 14 (1891, 160
Inscr. ant. orae sept. Pont. Eux. 1, 97 p. 128. nr. 51. - - m) Anaphe s. Athena a. — n) Ama-
— u) itätQioi fttoL (Akraiphia), Corr. hellen. stris s. Hera. — o) fttä [7t]axp(p(p All Bovi-
12 (1888), 510; Dittenberger , Sylloge l2, 376 xnvco (Meireh in Paphlagonien, eine Tagesreise
p. 596. Inscr. Graec. Sept. 2713 Z. 51 S. 479. von' Amastris entfernt), Corr. hell. 13 (1889),
— v) Alexander opfert den Göttern, booi te 10 312, 20. — p) Zevg üatgiog Münzlegende von
TtüxQioi i\ uavxEvxol avxw, Arrian, Ind. 18. - Saitta in Lydien, Heeid, Hist. num. 562. lmhoof-
w) Der König Antiochos von Kommagene bittet Blumer, Griech. Münzen (Abhandl. el. philos.-
für diejenigen, die seinen Kultsatzungen nach- philol. Öl. d. Je. bayr. ATcad. d. Wiss. 18 [1890])
kommen, die nocxpami aituvxtg &eol iv. IlEpoldog 721 nr. 613. Vgl. auch Malbachos und Sa-
xs neel Ma-AExidog yijg Ko^iay7]vf]g xs hoxiccg um bazios. — ■ Dafs der ältere Kyros den Zeus als
ihren Segen, Humatin -Puchstein, Reisen in jcaxpcoog verehrte, berichtet Xenophon (Inst.
Kleinasien und Nordsyrien S. 277, 5a Z. 17 u. Cyri 1, 6, 1; 8, 7, 4). Ein interessanter in-
dazu S. 341. Michel, Recueil 735 p. 632 Z. 225 schriftlicher Beleg für die Verehrung des
— x) &8otg 7ta[xQcpoig xai N~\sil(p avvh]7txoQi Apollon als itecxpcbog durch die Perserkönige
= Die\is] patrieis et N[ilo adiuto]ri (in der 20 ist der Brief des Dareios, S. des Hydaspes,
trilinguen Inschrift von Philai), Acad. des der einen Satrapen tadelt, weil dieser dem
inscr. et belies lettres 24 (1896), 108. — Die Apollon nicht die gebührende Ehre erwiesen
TtdxQiot oh-ot stehen im Gegensatze zu den habe *ccyvowv i^öav (des Dareios) ixpoyovmv
£svl%oI &8oi, Herod. 1, 172. — y) = Penates: üg xbv &tbv vovv\ Corr. hell. 13 (1889), 531
s. Patrii di und Ael. v. h. 3, 22. Z. 26 ff. ; vgl. aber auch oben Artemis. [Höfer.]
36) Theos: s. oben Theandrios. Patriotis (IJaxQiwxig). 1) Beiname der Ar-
37) Tyche Thaimeios: s. d. Art. Malach- temis in Pleiai {GurUus, Peloponues. 2,291;
belos Bd. 2 Sp. 2296 Z. lOff. Vgl. Astarte 327,71) in Lakonien, GIG. 1,1444. Eine
Bd. 1 Sp. 651 Z. 64. Weihung an diese Artemis nach Treu, Arch.
38) Xanthos (Gott des gleichnamigen 30 Zeit. 40 (1882), 148 auf einem aus Pleiai
lykischen Flusses): Priester xov naxQciov ftsov stammenden Relief (abg. Arch. Zeit. a. a. O.
Bdv&ov, GIG. 3 add, 4269c p. 1125. Taf. 6, 1). Vgl. Wide, Lakonische Kalte 129,
39) Zeus: s. Patrooi Theoi und Find. (?) bei 348, 1. — 2) In Amyklai nach der Ergänzung
Flut. adv. stoie. 14 p. 1085; (Aristot.) de mundo von Tsuntas, 'Ecprm. &q%. 1892, 24 Z. 20:
6, 34 = Stob. Eclog. 1, 2. 36 p. 22 Meineke; 'Aqxtwixog [TtaxQico\xidog. Vgl. Patroa.
Cornut. de nat. deor. 9 p. 29 Gsann; Hesych. [Höfer.]
■jtaxQomg Zsvg; Eudocia 315 p. 550. Bezeugt Patris (IlaxQig). Dafs bei der weitverbrei-
ist ein Kultus für a) Chios: s. d. Art. Patrooi teten Sitte der Personifikation von Ländern
Theoi. - - b) Aibg sqxsio itaxQmio (Grenzstein und Städten auch die Ilaxplg, das Vaterland
von Pangaion), F. Ferdrizet (zu Corr. lullen. 40 oder die Vaterstadt (vgl. Polis) , auch ohne
18 (1884), 441) a. a. 0. 442; Dittenberger, Syl- Hinzufügung des jeweiligen Namens (als Bei-
loge 22, 576 S. 276. Michel, Recueil 774 p. 638. spiel für diese diene die Bd. 2 Sp. 2088 Z. 51 an-
Diese Inschrift widerlegt zusammen mit der geführte Inschrift) als Person vorgestellt er-
Klytideninschrift aus Chios (oben nr. a) Piatons scheint, ist selbstverständlich. Mit Recht sind
(EutJiyd. 302 d) Behauptung, dafs die Ionier Bd. 2 Sp. 1758 Z.35ff. s. v. Kyria gegen Franz
den Zeus P. nicht kennten. — ■ c) Delphoi, zu G. I G. 3673 die Stellen, wo zu IlaxQig
Eid der Phratrie der Labyadai vitia^ouai. itol das Epitheton tcvqlcc hinzutritt, auf die P. als
xov Aibg xov itaxponov, Dittenberger, Syl- Göttin bezogen worden. Einen weiteren Be-
loge 22, 438 S. 27, vgl. 29. 36. — d) Tegea: weis für die Richtigkeit dieser Annahme
Au naxpduG), Corr. hellen. 17 (1893), 24, 29. 50 bilden die Weihungen, die entweder der
— e) Halikarnassos; xuidair v. a %■ ä-it so nai Patris allein oder in Gemeinschaft mit anderen
ol Ttoöyovoi Aia UaxQüiov %al 6(oxijpix, Newton, Göttern dargebracht werden; z. B. wird der
Halicar it., Cnidus and Branchidae 2, 695 nr. 6. Patris eine Statue der Athena (Smyrna, C. I G.
Anc. inscr. Brit. Mus. 4,896 p. 69; Dittenberger, 2, 3154. Dittenberger, Sylloge 22, 873 p. 723)
Sylloge 22, 641 S. 443; Au naxgepica, Benn- oder des Eros (Nysa, Anz. d. k. Akad. d. Wiss.
dorf -Niemann , Reisen in Lykien und Karlen zu Wien 1893, 93 nr. 1) geweiht, vgl. die In-
11, 2; Michel, Recueil des inscr. grecques 1197 schriften aus Troizen, Corr. hell. 17 (1893), 93
p. 851. ■ — f) Aphxodisias: Aia Ttaxpwov, An- nr. 8, Akmonia, Ramsay, Cit. . . . of Phrygia
zeiger d. Wiener Akad. d. Wiss. 30 (1893), 103. 651 nr. 561. — 'Aitöllcavi TvpLuva xai xy
— g) Rhodos: iv Nsxxelcc iv xeo hpca xov Aibg 60 Uaxpidi (Kenes in Lydien), Corr. hell. 11 (1887),
xov IIciXQOMv, H. v. Gaertringeu, Inscr. insul. 453, 14. @solg ctßaavolg -accI xf] HuxpLSl (Ped-
mar. Aeg. 1, 890 S. 144; Dittenberger, Sylloge nelissos in Pisidien), Papers of amer. school
22, 450 S. 52. Michel, Recueil d'inscr. grecques 3 (1888), 409 p. 288. 422 p. 301. 0eolg öe-
nr. 432. — h) Attaleia in Lydien: itaxpiov ßccaxolg nat. Ali uayiaxco üapdmdi xai xfj ita-
i]{L&v &eov Aiog, Corr. hellen. 11 (1887), 400. xpidi elend. 421 p. 30C)'. @solg osßccoxolg kcxi
— i) All rtaxpicp y.u.1 ApxiUTKxoa, Weihinschrift xoig Ttaxpcaoig ftsolg nal xy) ylmivxdxn necxpiSi
aus Rom, wohl die eines Skythen, wie der xf] naxapäcov tzoXei (Adalia), ebene! . 2, 250
zweite Name (vgl. Herod. 4, 59; Hesych. s. v. p. 222. Auch im Lateinischen wird das
1691 Patro Patroklos (Abkunft; Bund m. Achill) 1692
Vaterland persönlich gedacht; es genügt an dem jungen Patroklos erschlagene Sohn des
Cic. Catil. 1, 18 zu erinnern, wo die Patria Amphidamas wird bald Kleitonymos oder Kleiso-
redend eingeführt wird. [Höfer.] nymos genannt Apd. 3, 13, 8, bald Aias oder
Patro {II(xrQd>), Tochter d. Thespios, von Hera- Aianes, Strabo 425; vgl. d. Art. Kleitonymos und
kies Mutter des Archernachos, J.^d. 2,7,8. [Stoll.] besonders Hellanikos frgm. 57 Müller ■= Schol.
Patroa (üatgaKc). 1) Beiname der Hestia IL 12, 1 IläxQoxXog ö Msvolzlov xgtcpö^trog iv
auf einer Weihinschrift aus Rom, C. I. G. 3, 'Oitovvn tfjg Aoy.Qidog nsgiiitsosv aKOvaim nxai-
5952 = Kaibel, Inscr. Graec. Sic. etc. 980. Vgl. a^iaxi. TLalda yäg rfkiY.iäytT\v Ay.cpidduavxog ovx
den Schwur der Chrysothemis bei Soph. Jtßl. äorj^LOV KXr\GÖ>vv[iov i) toGntQ xivsg Aiävi]v rrti/i
881: {ia xi]v 7tccxQaav toxiocv (oder 'Eatiav ?) ; 10 aGxouyüXav ÖQyto&tlg ärcty.rtivtv. 'EttI tovtco
vgl. Preuner oben s. v. Hestia Bd. 1 Sp. 2611 dh cpvywv tig <P&Lccv ucpiv.Exo ymml v.uxä avy-
Z. 45 ff. und ebenda Sp. 2627 Z. 27 ff. — ÜiKult- yivtiav nip.ia>g A%iXXti Gvvfjv. <I>iXiav dt irnsq-
beiname der Artemis in Sikyon, wo sie ein ßäXXovcuv diacpvXd^avxtg üllov inl "IXiov ioxQÜ-
pfeilerförmiges Idol besafs, Paus. 2, 9, 6; zsvaccv. 'H Igxoqik -kccqu 'EXXavUco.
E. Curtius, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1887, Seine Berühmtheit verdankt Patroklos dem
1172; Wide, Lakonische Kulte 348, 1. Overbeck, innigen Freundschaftsbund m. Achilleus,
Sachs. Ber. 16 (1864), 158. Maxim. Mayer mit dem er in Phthia erzogen wird, IL 23, 85 ff.
oben s. v. Kronos S. 1520 Z. 55 ff. Eine In- und von dem er die Heilkunst erlernt, IL 11,
schrift aus Thrakien ist geweiht Kvgia 'Aqxb^ibi 830 ff. , wie er auch dessen fernere Schicksale
rfj naTQcpa ■aal inri'AÖcp, Arch. epigr. Mitth. a. 20 teilt. Nicht ganz dazu stimmen will es, dafs
Öest. 18 (1895), 109, 10. Vgl. Patriotis, Patrioi er Apollod. 3, 10, 8 unter den Freiern der
Theoi, Patroos. [Höfer.] Helena genannt wird und demnach den troja-
Patrokles = Patroklos 1 u. 2 (s. d. u. vgl. nischen Krieg gemäi's der eidlichen Verpflich-
Batos b. Schol. Bind. 1. 3 [4], 104). tung der abgewiesenen Freier mitmachen mufs.
Patroklos (IIärQoy.Xog) 1) Sohn des Herakles Sonst folgt er einfach als Freund dem Achilleus,
und der Pyrippe, Thestios1 Tochter, Apollod. als dieser von Nestor und Odysseus zum Kriege
2, 7, 8, 6. — 2) Der berühmte Freund des abgeholt wird, IL 11, 765 ff.
Achilleus, Sohn des Menoitios und der Sthenele Eine hübsche Schilderung des Freundschafts-
oder Periapis oder Polymele, der Mtvoittädr]g. bundes giebt Philostr. Heroic. 19, 9. Die Innig-
Über seine Abkunft s. Art. Menoitios, oben 30 keit dieses Bundes war sprichwörtlich und
Bd. 2 Sp. 2795 ff. Bei Homer erscheint als unter den berühmten Freundespaaren nehmen
Aufenthaltsort des Menoitios beim Auszug des Achilleus und Patroklos nicht die letzte Stelle
Patroklos Phthia, B. 9, 252 f., 11, 765 f. Dort ein. In späterer Zeit wird dieses Verhältnis
lebt er auch noch nach 27. 16, 13, und Patro- als ein erotisches gedacht, so schon von
klos selbst wird Myrmidone genannt IL 18, 10 f. Aeschylos nach Athen. 13, 601 A. , vgl. Plat.
(eine Stelle, die von Bhianos verworfen wird). Symp. 180 A. , Apollod. 3, 13, 8, wobei bald
Wenn ihn jedoch hier Achilleus den besten der eine, bald der andere als igaarr^g betrachtet
der Myrmidonen nennt, so ist er damit nicht wird, vgl. A. Hug zu Blato a. a. O. Schon im
notwendig als geborener Myrmidone bezeichnet, Homer wollte man angesichts der leidenschaft-
sondern nur unter die mit Achill gezogenen 40 liehen Klagen des Achilleus um den Gefallenen
Myrmidonen gerechnet. In einer andern Stelle Anspielungen darauf finden, und Zenodot und
(18, 326) sind Menoitios und Patroklos Lo kr er Aristarch strichen die Verse B. 16, 97 — 100,
aus Opus, und diese Auffassung scheint die weil sie dieses erotische Verhältnis anzudeuten
herrschende geblieben zu sein. Sie ist auch schienen. Dazu gehört freilich die verdorbene
durch die Stellen, nach denen Menoitios längere Phantasie eines späteren Geschlechts, die sich
Zeit bei Peleus wohnt, nicht ausgeschlossen. ein reines Freundschaftsverhältnis nicht mehr
Den Widerspruch sucht zu vermitteln IL 23, vorzustellen vermag, vgl. Aeschin. 1, 142, der
84 ff., wo die Seele des Patroklos den Achilleus meint, Homer verstecke xbv '£qcoxcc xca ri]v iitco-
daran erinnert, dafs sie vereint in Phthia vv^iiav avxutv xi~ig cpiXiag, aber die Tttncadsv-
,, ferne von Opus" aufwuchsen, wohin er von 50 \Ltvoi xäv axQouxätv würden es schon merken!
seinem Vater schon als Knabe gebracht wurde, Eher könnte man in IL 23, 97 — 100 eine der-
weil er den Sohn des Amphidamas unvorsätz- artige Andeutung finden, aber Männer von so
lieh im Zorne beim Würfelspiel erschlagen gesunder Sinnlichkeit, wie sie 11. 9, 664 — 667
habe (Hellanikos fr. 57 Müller; s. u.). Strabo und sonst im Homer uns entgegentritt, sind
p. 425 berichtet mit Berufung auf Homer, dafs keine Päderasten.
Patroklos aus Opus in Lokris gebürtig war Bemerkenswert ist und gegen die erotische
und zu Peleus floh, sein Vater aber in Opus Auffassung bei Homer spricht auch, dafs in
blieb; König der Lokrer sei nicht er, sondern älteren Quellen durchweg Patroklos als der
Aias der Lokrer gewesen; vgl. Orid, Pont. 1, ältere Freund erscheint, IL 11, 787. 24, 11 u.
3, 73: caede puer facta Patroclus Opimta reli- 60 Aristarch ■/.. d. Stellen, was für das höhere
quit Thessaliamgue adiit, hospes Achülis, h/wmu m. Alter der Genealogie spricht, in der Peleus
Die verschiedenen späteren Erzählungen über und Patroklos Bruderssölme sind, vgl. Pind.
Patroklos1 Genealogie sind alle veranlafst teils Ol. 9, 1<»4 Schol., Hellanikos fr. 57 und Art.
durch die doppelte Überlieferung über seine Menoitios Bd. 2 Sp. 2797 Z. 7 ff. Dazu vgl.
Heimat, teils durch sein Verhältnis zu dem das Innenbild der Sosiasschale i.s. u.), wo Patro-
Aiakiden Achilleus, mit dem er auf verschie- klos bärtig. Achilleus viel jugendlicher er-
dene Weise in Verbindung zu setzen versucht scheint. Erst die spätere Kunst zeigt beide
wird, s. Seeliger in Art. Menoitios. Der von Freunde unbärtig.
1693 Patroklos (teuthrant. Krieg; vor Ilion) Patroklos (Aristeia; Tod) 1694
Abholung zum Kriege. Beim Ausbruch Aristeia des Patroklos. Der 16. Ge-
des Krieges kommen Nestor und Odysseus zu sang ist dann ganz dem Heldenkampf und Tod
Peleus, und dieser und Menoitios, der bei ihm des Patroklos gewidmet. In der alten Patro-
weilt, lassen ihre Söhne willig mitziehen, IL kleia tritt er, der mit Schmerz die Not der
11, 782, um für die dem Menelaos und Aga- Achäer bemerkt hat, weinend zu Achilleus, er-
memnon widerfahrene Beleidigung Rache zu zählt ihm die Verwundung der ersten Helden
nehmen, 11. 1, 152 u. bes. 158 f., wobei freilich und bittet ihn um die Vergünstigung, mit den
die Verpflichtung des Patroklos als Freier mit Myrniidonen den Danaern zu Hilfe kommen
ins Gewicht fallen konnte, wenn auch nicht und selber die Waffen des Freundes anlegen
davon die Rede ist. io zu dürfen, um die Troer zu täuschen. Achilleus
Teuthr antischer Krieg. Nach den Ky- willigt ein, doch soll Patroklos die Feinde
prien landen die Griechen zuerst in Mysien. Hier nur von den Schiffen treiben, sich aber nicht
trat nach Find. Ol. 9, 70 Patroklos mit Achill in weiteren Kampf einlassen oder gar das
allein dem Telephos entgegen, vgl. Welcher, Heer vor die Mauern Trojas führen, v. 90.
Ep. CyM. 2, 138, Overbeck, Die Bildwerke des Dieser Mahnung widerspricht es einigermafsen,
theb. u. tro. Sagenkr. 296 f. Patroklos wird dafs Patroklos die Rosse des Achilleus an den
hierbei mit einem Pfeil verwundet und von Streitwagen spannen läfst, v. 145 ff. Nach
dem heilkundigen Achilleus verbunden. Diese Apollod. Epit. 4, 5 schickt Achilleus von selbst
Scene, dargestellt auf dem Innenbild der Sosias- den Patroklos aus und giebt ihm seine Pferde,
schale (s. u.), findet nur in dem Kampf am Ka'ikos 33 Voll Kampfeslust stürzen sich die lang zurück-
eine Stelle, mufs also den Kypr. entnommen sein, gehaltenen Myrniidonen, von Patroklos und
obgleich in Proklos' Auszügen nichts davon steht. Automedon geführt, auf die Troer, die ins
Patroklos vor Ilion. Während der Kämpfe Wanken geraten, da sie Achilleus zu ei'kennen
vor Ilion nimmt, gleichfalls nach den Kyprien, glauben, Apd. Epit. 4, 6. Patroklos tötet den
Achilleus des Priamos Sohn Lykaon gefangen, Pyraichmes (v. 287) und treibt die Troer von
und Patroklos bringt ihn nach Lemnos und den Schiffen langsam zurück (v. 305), in mör-
verkauft ihn an Euneos {Kinkel, Epic. Gr. derischem Kampfe Mann gegen Mann. Er tötet
fragm. S. 20), von wo er nach allerlei Wechsel- dann den Areiolykos (v. 308) und auch die
fällen nach Troja zurückkommt, um Tags darauf achäischen Helden dringen nun erfolgreich vor.
von Achilleus getötet zu werden, 11. 21, 35 fi*. 30 Hektor entflieht über den Graben, v. 368 f.,
23, 746 ff. ; s. Art. Lykaon. — Gleichfalls der Patroklos setzt ihm mit seinem schnellen Ge-
Zeit vor der Handlung der llias gehören die spanne nach (380 ff.), doch da er ihn nicht er-
übrigen Kämpfe an, in denen Patroklos den reicht, schneidet er die Trojaner ab, drängt
Freund begleitet Strabo p. 584 f., so der um sie zu den Schiffen zurück und tötet viele (395 ff.);
Lyrnessos, wo die Briseis erbeutet wird, 11. den Pronoos 399, Thestor 401, Eryalos 411
19, 295, und um Skyros, die Veste des Enyeus, und noch neun weitere 415 ff. (Erymas, Ampho-
die Strabo in seiner Aufzählung a. a. O. merk- teros , Epaltes , Echios , Pyris , Tlepolemos,
mürdigerweise übergeht, und wo Patroklos die Ipheus, Euippos, Polymelos). Da tritt ihm
Iphis als Siegesbeute erhält, 11. 9, 668 f. Sarpedon entgegen 419 ff., der Lykierfürst,
In der Pias erscheint Patroklos zuerst 1, 307 40 des Zeus geliebter Sohn. Zu Fui's kämpfen sie
als Begleiter des Achilleus, wie dieser sich mit einander. Patroklos tötet zuerst seines
vom Streit mit Agamemnon zurückzieht. Er Gegners Wagenlenker Thrasymelos, dann die-
führt dann auch auf des Freundes Befehl die sen selbst. Blutigen Regen sandte Zeus zur
Briseis den Herolden Agamemnons zu, v. 337 ff., Erde, seinem gefallenen Sohne zu Ehren. Nach
s. das pompejanische Wandgemälde b. Engel- wildem Kampf um die Leiche, die von Schlaf
mann, Bilderatlas zu Homer T. 4, 10. — In und Tod in die lykische Heimat getragen wird,
der Presbeia, 9, 202 bedient er die Gesandten, 667 — 683, weichen die Troer. Patroklos läfst
pflegt den Phoinix, 9, 620 ff. 658 f., und zieht sich nach diesem Siege zu weiterer Verfolgung
sich dann zur Ruhe mit Iphis zurück 666 ff. — hinreifsen, tötet neun weitere Troer: Adrastos,
11. 11, 602 sendet ihn Achill zu Nestor, um 50 Autonoos, Echeklos, Perimos, Epistor, Mela-
zu erfahren, wer der Verwundete sei, den dieser nippos, Elasos, Mulios, Pylartes, und dringt
aus dem Kampfe zurückführt. Patroklos ver- bis vor Trojas Mauern 702, wird aber von
weilt bei Nestor und dieser benützt die Ge- Apollon selbst zurückgetrieben, das viertemal
legenheit, ihn für die Lage der Achäer zu er- weicht er dem drohenden Zuruf des Gottes,
wärmen, damit er Achilleus wieder zur Teil- um nicht seinem Zorn zu verfallen. Darstellung
nähme am Kampfe berede, oder wenigstens dieser Scene auf einer Paste in Berlin (s. u.).
selber mit den Myrmidonen ihnen zu Hilfe Letzter Kampf und Tod. Den noch
komme. Von Nestor weggehend trifft Patro- am skäischen Thore zaudernden Hektor treibt
klos den verwundeten Eurypylos 11, 806 ff. v. 712 ff. Apollon in Gestalt seines Oheims
Dieser nimmt ihn als Arzt in Anspruch, weil 60 Asios zum Kampf mit Patroklos, den er nun
er die Heilkunde von Achill gelernt habe, allein aufsucht v. 732, während Apollon unter
11, 830, und Machaon selber verwundet, Poda- die Achäer grause Verwirrung sendet. Patro-
leirios noch im Kampfe sei. Patroklos ver- klos springt vom Wagen und tötet Hektors
bindet ihn eilig, um dann seine Meldung dem Wageiilenker Kebriones mit einem Stein-
Achilleus zu überbringen. Erst 77. 15, 392 wurf; nun springt auch Hektor ab, und sie
tritt er dann wieder hervor; wie er die wachsende kämpfen um den Gefallenen, um den sich
Bedrängnis der Achäer sieht, eilt er zu Achilleus, wildes Getümmel erhebt, bis es den Achäern
um ihn zum Kampfe zu bewegen. gelingt, ihn den Troern- zu entreifsen. Aufs
1695 Patroklos (letzt. Kampf u. Tod; Charakt.) Patroklos (Totenklage, Bestattung) 1696
neue dringt Patroklos grimmig vor; in drei- ersehlagen, tritt er später überall als ein hin-
maligem Anlauf erschlägt er jedesmal neun gebender Freund, als ein Maiin von gewinnender
Helden v. 785, so dafs selbst Homer die Namen Liebenswürdigkeit und Menschenfreundlichkeit
nicht mehr aufzählt. Aber beim vierten An- hervor. Sie treibt ihn in Kampf und Tod, sie
stürm tritt ihm Apollon selber entgegen rühmt Menelaos noch besonders, da er den
„gehüllt in nächtliches Dunkel'1, so dafs jener Leichnam der Verteidigung der beiden Aias
ihn nicht gewahr wird. Von hinten versetzt überlassen mufs, 17, 670 ff., und Briseis beklagt
er ihm einen Streich, dafs ihm die Augen 19, 288 ff. den „freundlichen, ihr vor allen
schwindeln, schlägt ihm dann den Helm vom teuren" Mann, der sie am Tag ihres Unglücks
Kopf, ja völlig wehrlos macht ihn der Gott, 10 nicht wollte weinen sehen, sondern durch frohe
zerbricht seinen Wurfspeer; der Schild fällt Verheifsungen tröstete.
ihm von den Schultern, der Panzer löst sich Totenklage und Bestattung. Noch
unter des Gottes Händen und Euphorbos während des Kampfes um die Leiche, in dem
bohrt dem Entwaffneten von hinten die Lanze sich Menelaos besonders hervorthut, bringt
zwischen die Schultern und den Rücken, wagt Antilochos, nach Patroklos der liebste Freund
aber doch nicht weiter mit ihm zu kämpfen. des Achilleus, diesem die Todesbotschaft (18, 2),
Da gewinnt Patroklos Luft zum Rückzug v. 817, der mit banger Ahnung die Achäer sich fliehend
und jetzt erst geht Hektor wieder auf ihn den Schiffen zuwälzen sieht. Er giebt sich
los und bohrt ihm die Lanze in den Unterleib, den wildesten Schmerzausbrüchen hin (ßQv%ü>-
höhnende Worte dem Sterbenden zurufend, der 20 (isvog, Philostr. im. 2, 2) und will sich das
nicht im offenen Kampf Stirn gegen Stirn be- Leben nehmen, 18, 32, Philostr. imag. 2, 7;
siegt, sondern meuchlings hingemordet dem Thetis eilt mit den Nereiden herbei, ihn zu
Sieger sein nahes Ende durch die Hand des trösten. Achill verzichtet aufs Leben und ge-
Achilleus voraussagt. Hektor mifsachtet in lobt den Freund zu rächen, obwohl er weifs,
seinem Siegesübermut die Drohung des Ster- dafs dann ihm ein früher Tod gewifs ist, 18,
benden und sucht noch den Autoniedon zu 88 ff., Pluto Symp. 179 E. Der Leichnam, noch-
töten, der aber mit den Rossen des Achilleus mals von Hektor gefährdet, v. 155, uud nur
entkommt. Unrühmlich ist nach unserem Ge- durch Achills Erscheinen und drohenden Zuruf
fühl der Sieg des Hektor; die Alten dachten vom Graben aus gerettet, wird ins Lager ge-
nickt so, Zeus und Apollon verleihen ihm den 30 bracht, und Achill erneuert seine Klagen und
Sieg über Patroklos v. 844, wie Athena dem Gelübde, v. 334 ff., läfst den Leichnam waschen
Achilleus im Kampfe mit Hektor, Hephäst im und einbalsamieren v. 343 ff. — Thetis beschützt
Kampfe mit Skamandros beisteht. Der Dichter bis zu deren Vollzug den Leichnam vor Ver-
aber erhöht den Ruhm seines Helden, indem wesung, 19, 29 ff. Nachdem Achill von Hephäst
er ihn nicht Sterblichen, die nur die letzten seine Waffen erhalten, beginnt er, zuvor jede
Werkzeuge sind, sondern Göttern erliegen läfst. Speise und Trank verschmähend 19, 307 ff.,
Dafs aber Zeus von Achills Gebet für Patro- aber von Athene auf Zeus1 Befehl mit Nektar
klos 16, 241 — 249 den zweiten Teil um glück- und Ambrosia gestärkt (19, 341 ff.), den Rache-
liche Heimkehr nicht erhört v. 252, erscheint, kämpf. Im Skamandros nimmt er zwölf Troer
obwohl nirgends direkt ausgesprochen, wie 40 gefangen zum Totenopfer für Patroklos 21,
eine Rache für die Tötung seines Sohnes Sar- 27; vgl. 18, 334. Nachdem er den Hektor ge-
pedon, wenigstens scheint das auch Patroklos tötet, läfst er 23, 6 ff. die Myrmidonen dreimal
zu empfinden, wenn er v. 844 f. sterbend zu die Leiche des Freundes umfahren und giebt
Hektor sagt, Zeus und Apollon hätten ihm ihnen dann ein Mahl; dafs er selbst dabei den
den Sieg verliehen, während doch Zeus nirgends Leichnam Hektors mit herumschleift, ergiebt
direkt gegen ihn auftrat. Anders erscheint sich aus dem Zusammenhang und v. 21 , ob-
der Hergang und die Auffassung II. 17, bes. wohl es nicht ausdrücklich gesagt ist. Diese
201 ff., wonach Hektor selbst wider den Willen Schleifung wiederholt er nach der Bestattung
des Zeus dem Patroklos die Wehr von Haupt 24, 14 ff. um das Grab des Patroklos. Bild-
uud Schultern rifs, und v. 268 ff. schirmt Zeus 50 liehe Darstellungen der letzteren Schleifung
sogar die Achäer im Kampf um Patroklos, mit dem Eidolon und Tumulus des Patroklos
weil er diesen früher liebte. s. u. In der Nacht nach der Besiegung Hektors
Charakteristik des Patroklos. Mit erscheint dem Peliden die Seele des Freundes
Patroklos' Tod schliefst die eigentliche Patro- 23, 65 und bittet um Beschleunigung der Be-
kleia, aber bei keinem Helden beschäftigt die stattung, verkündigt ihm sein baldiges Ende
Sage so sehr, wie bei ihm, auch das Schicksal und ermahnt ihn. ihrer beider Gebeine in der
des Toten. Um keinen Gefallenen werden so goldenen Urne zu bestatten, die einst ihm
erbitterte Kämpfe geführt, wie um ihn. Sie Thetis geschenkt, 23, 91, ein Werk des Hephäst
füllen den ganzen siebzehnten Gesang der und Geschenk des Dionysos, Od. 24, 74 f. Achill
Pias, um keinen erheben sich so rührende 60 läfst den Holzstofs errichten und legt in die
Klagen, keinem werden solche Totenopfer und Hände des Toten seine Locken, die er einst
Ehren erwiesen, wie ihm. Denn er erscheint im im Falle der bückkehr dem Gott Spercheios
Heldenlied nicht nur als ein alles bezwingender, gelobt hatte, 23, 141 ff. (Daher Achill mit ge-
unwiderstehlicher Held, der nur einem Gotte schorenem Haar auf dem Bild PhiloStr. imag.
erliegt (LirjarcoQu tpößoto nennt ihn der Freund 2. 7; nicht berücksichtigt ist dieser Zug in
23, 16), sondern es fehlen ihm auch nirgends der Darstellung der Leichenspiele auf der
die Züge edler Menschlichkeit. Nachdem er Francoisvase. wo Achill seinen vollen Haar-
ais Knabe im Zorn einen Freund unvorsätzlich sehmuck trägt.) Er vollzieht das Totenopfer
1097 Patroklos (Kult u. Aufenth. n. «1. Tode) Patroklos (Kult u. Aufenth. n. d. Tode- 1698
an den zwölf gefangenen Trojanern 23, 175
und verbrennt diese mit einer Menge anderer
Gaben. Nachdem der Scheiterhaufen abge-
löscht ist. trifft er Anordnung, dafs seine Ge-
beine mit denen des Patroklos vermischt bei-
gesetzt werden 23, 239 — 248, liifst das Grabmal
aufschütten und veranstaltet dann grofsartige
Leickenspiele, 23. 257—879, Apd. Epit. 4, 8.
Vgl. die von der epischen vielfach abweichende
I ►arstellung auf der Francoisvase, Weizsäcker
X. Rhein. Mus. 32. 58. Luckenbach, Fleckeisens
Jahrbb, 11 Suppl. 495 ff.
Kult und Aufenthalt nach dem Tode.
Nach Achilleus' Tod wurde beiden Freunden
am Hellespont ein mächtiges Grabmal errichtet
(Od. 24. 80) und die Griechen bestatteten beider
Gebeine gemischt; dafs dies „auf der Insel
Leuke" geschah, Apollod. Epit. 5, 5, ist nicht
zutreffend. Dieser Zusatz scheint ein Glossem
zu dem nachfolgenden iv Maxägcov vtjooig zu
sein. Es wurde ihnen am Hellespont ein Heroen-
dienst geweiht, Strabo p. 596. Clem. Rom,
Recogn. 1. Als Lokrer wurde Patroklos auch
in Opus verehrt, (lern. Rom. Homil. 6, 22:
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III.
2
3
öS
\4
a
g
>
o
3
54
3) Patroklos von Achill verbunden, Sosias-Schale
(nach Baumeister, Denkmäler 1 S. 8).
1699 Patroklos (Kult u. Aufenth. n. d. Tode) Patroklos (Kult u. Aufenth. n. d. Tode) 1700
otcov "Ehtoqk iv 'Illco Kai 'Aplliu iv Aevxfj ry Aias sein Preller, Gr. MytJh. 23, 433 A 3.
vqßw ol iv.sl 7ZQooy.vvovvrca. ndrQoy.lov 'Otcovv- Nach Paus. 3, 19, 13 lebte Patroklos mit Anti-
lochos bei Achilleus, dem lokrischen
Aias und Helena auf der Insel
Leuke. Die Odyssee versetzt beide
Freunde wie die llias in den Hades.
Dort siebt sie Odysseus 11, 467
vereint mit Antilochos und Aias
dem Telamonier und in dieser Ge-
sellschaft stellt sie auch Polygnot
in seinem Unterweltbild in der
Lesche in Delphi dar (Paus. 10,'30, 3);
nur ist Aias, der eine andre Stelle
hat, durch Protesilaos ersetzt.
Epitheta. Das vorherrschende
Epitheton des Patroklos bei Homer
ist iTtTtsvg, II. 16, 21; 744; 843 oder
'ntTtov.bliv&og, 16, 124; die sonstigen
sind mehr allgemeiner"Art wie dio-
ytvijg, [izyd&vLiog, äuinimv, oder ver-
einzelt wie iiijoTcoQ cpoßoio, 23, 16.
An jenes Epitheton knüpft Ptole-
maios, Nov. hist. 1 (Westermann,
Myihogr. Gr. p. 183, 18 ff.) die An-
gabe , die sich aus ihrem Zusammen-
hang als Ergebnis etymologischer
Spielerei ergiebt, der Beiname rühre
daher, dafs Patroklos der iocoLLZvog
des Poseidon (iviitEvg) gewesen sei
und von ihm die Kunst des Rosse-
lenkens gelernt habe.
Patroklos in der Litteratur.
In dem Sänger der llias hat Patro-
klos den Herold seiner Thaten und
seiner menschlichen Liebenswürdig-
keit gefunden. Auch in den Ky-
prien tritt Patroklos neben Achilleus
mehrfach hervor, vgl. Welcher, Ep.
Cykl. 2, 138. Pindar deutet auf
seine Heldenthaten in Teuthranien
hin Ol. 9, 75 und wohl auch Ol.
10, 19. In der späteren Dichtung
erscheint er meist in Verbindung
mit Achilleus, sonst nur gelegent-
lich. Ob in Sophokles' Satyrspiel
'A%illtoi$ tQaßxai Patroklos eine
Rolle spielt, wissen wir nicht.
Aeschylos scheint ihn nach Aristo-
phcmes, Frösche 1041, wo von Hä-
tqoxIoi die Rede ist, in einer Tragö-
die behandelt zu haben und auch
der Titel MvQiitdövs e weist auf eine
Achill- und Patroklostragödie hin,
von der Bruchstücke auf Aussen-
dung und Tod des Patroklos be-
züglich erhalten sind, vgl. Achilleus
Bd. 1 Sp. 40. L. Aerius dichtete mit
Benutzung dieses Vorbilds gleich-
falls Myrmidon.es ähnlichen Inhalts,
Eibbeck, Eöm. Dichtung 1, 178. Sein
Freundschaftsbund mit Achill wird
viel erwähnt, bei Xenophon, Sympos.
8, 11; Aeschin. 1, 33; Hyyiu, Flut,
amic. mult. 2; Philostr. Heroic. 19,
9 u. a.
Patroklos in der bildenden
rtoi. Der bewaffnete Heros auf opuntischen Kunst. A) Litterarisch überlieferte bildliche
Münzen kann also ebensowohl Patroklos als Darstellungen. 1) Polygnots Gemälde der Unter-
4) = Text Rp. 1704. Patroklos' Auszug zum Kampfe u. Iphis, Innenbild
einer Schale des Duris in Wien (nach Wiener Vorlegebl. Ser. 7 Taf. 1).
1701 Patroklos (in d. Kunst: Auszug; Briseis) Patroklos (in d. Kunst: Auszug; Briseis) 1702
weit in der Lesche in Delphi, Paus. 10, 30, 3.
Eobert, Nekyia, 16. Hall. Winckelmannspr. 1892.
Th. Schreiber, Die Nekyia des Pol/ygnot, Fest-
schrift für Johannes OverbecJc, Lpz. 1893, S. 184.
Weizsäcker, Pölygnots Gemälde in der Lesche
etc. Stuttg. 1895.* — 2)
Weihgeschenksgruppe
der Pharsalier in Del-
phi, Aehilleus zu Pfer-
de, Patroklos neben-
herlaufend, Paus. 10,
13, 5. — 3) Gemälde
des Kalliphon von Sa-
mos im Artemision zu
Ephesos: Frauen dem
Patroklos die yvccla
des Panzers anlegend,
Paus. 10, 26, 6. — 4)
Giebelgruppe des Sko-
pas am Tempel der
Athena in Tegea,
Kampf des Telephos
o-eg-en Aehilleus in
der Ka'ikosebene. vgl.
b. 3.
B) Erhaltene.
1) Schwarz-fig. atti-
scher Kantharos
ausVulci, in Berlin
1737, Abb. 1: Achills
und Patroklos' Aus-
zug (beide unbärtig)
in Anwesenheit von Thetis, Menelaos (statt des
Nestor der Pias). Odysseus und Menestheus.
Unter Menestheus dem Athener, der in der Jlias
nicht dabei ist, steht odl, womit der Vasenmaler
seinem attischen Patriotismus Luft macht.
und Menoitios auf einem Krater in London,
Mülingen, Anc. mied. Mon. 1, pl. 21. Overbeck,
Bildic. des theb. u. tro. Sagenkr. S. 277, Abb. 2. —
3) Innenbild einer rot-fig. Schale aus Yulci,
Berlin 2278, „Sosiasschale": Patroklos (bär-
I \ "AT£P".* ' ®^^ll^OA\5Z^AX//VAEYX TTATPQKA0j£
5) Tabula Iliaca A, zu IL TT, 2, P. Unten Patroklos' Auszug und Kampf mit Sarpedon,
Mitte: Kampf um Patroklos' Leiche und ihre Kettung, oben: Totenklage um Patroklos.
tig) im Kampf am Kaikos verwundet, wird von
Achill (unbärtig; verbunden. Gerhard, Trink-
schalen Tat". 7. Ocerbeck, Gatt. her. Bildic. 13, 8
S. 297. Müller, I). a. K. 1, 45, 210a, nach Mon.
d. Inst. 1, tav. 24. Baumeister, Denkmäler 1,
Klein , Eaph ron ins
deutlich, sonst möchte man an Menesthios, den
Sohn des Spercheios und der Polydora, der
Tochter des Peleus denken, der II. 16, 173 unter
den Führern der Myrmidonen erscheint. Abg.
Gerhard, Etr. u. camp. Vasenbilder Taf. 13, 2.
Fehlt bei Overbeck. Luckenbach , Fleckeisens
Jahrb. 11. Suppl. S. 595. - - 2) Zweifelhaft:
Achills und Patroklos1 Abschied von Peleus
S.8, s.Abb. 3. — 4) Wegführung der Briseis.
Pompejanisches Wandgemälde, Heibig,
Wandgem. nr. 1309. Patroklos führt die Briseis
nach Achills Befehl den Herolden Agamemnons
zu 11. 1, 337 f. Abgeb. Mus. Borbon. % 58.
R. Bochette, Mon. Ine'd. 19. 75. Ternite 3. Abt.
54*
1703 Patroklos (in der Kunst: Ilias)
Patroklos (in der Kunst: Ilias) 1704
1. 7. 8. Engelmann, Homeratlas 1. l<>. Röscher,
Lexikon Bd. l Sp. 820 unter Briseis; vgl. Over-
beck, Die Bildwerke S. 389 nr. lö. - 5 Patro-
klos bei dem leierspielenden Achill, pompeja-
nisches Wandgemälde, Helhig 1315. Abgeb.
Mus. Borb. 13, 37. Engelmann, Homeratlas
10, 49; vgl. //. 9, 185—191. Overbeck.
Bildwerke pp. 409; vgl. HeZfo'gi 1404. In
den Presbeiabildern läfst sich Patro-
klos nirgends mit Sicherheit nach-
weisen; vgl. besonders Robert,
Arch. Ztg. 1881 S. l:J>7 ff. Ein
jetzt zerstörtes pompejan. Wand-
gemälde dieses Gegenstandes
erwähnt Heibig, Wandgem.
p. 46-2, abgeb. Steinbüchel,
gross, ant. Atlas 8 C 1. Der
Neapler Krater Overbeck,
Gallerie hero. Bildw. Taf.
16, 18 S. 410, wo Om-- &?'■<
beck Patroklos erken- /
neu will, läfst eine
sichere Deutung auf
die Presbeia nicht
zu , ebensowenig
die Amphora ebd.
Taf. 17, 1, wo- (
hei die Waffen-
überbringung
an Achill
dm Haupt -
i
stand bil-
det. —
7) Gruppe des Meneluns und Patroklos in der Loggia dei Lanzi in Florenz
6) Patroklos lieht den Achilleus an, ihm zu
gestatten, den Achäern beizustehen, Bronzerelief
an einer Tensa in einem (.'vklns von Scenen aus
dem Mythos Achills. Koni, Konservatorenpalast,
Hilbig, Fährer la nr. 568. Abb. Bull, della
comm. archeöl. comunale 5 (1877) Taf. 11—16
p. lli) — 134. Baumeister, Denkmäler d. Mass.
Altert. 3, Taf. 90, fig. '2325, sehr klein. Viel-
leicht stellt diese Scene auch dar das schöne
pomp. Wandgemälde Heibig Nr. 1389b vgl.
Welcker A. J). 4, 121 ff'., abgeb. Mus. Borb.
5, 17 (47?), Ternite 3. Abt. 1, 5, p. 21.
Patroklos' Auszug zum Kampfe a) auf einer
Vase des Epigenes .1//;*. d. Inst. 22
1850), Tav. J p. 143 ff. {L. Schmidt),
anwesend Nestor, Antilochos, Patro-
klos gerüstet, unbärtig, Thetis mit
Kanne und Schale, von L. Schmidt,
a. a. 0. und Overbeck, Bildwerke 280
für aufsermythisch erklärt, weil der
Vorgang in der Hin* nicht geschildert
ist, abg. Art. Nestor Bd. 3 Sp. 295. -
b) Schale des Duris aus Caere, j. in Wien,
abg. Wien. Vorlegebl. Serie 7 Taf. 1.
Schreiber, Kulturhistor. Bilderatlas 1
Taf. 35, 1 — 3. Engelaut n H Homeratlas
Taf. 13, 71, (Abbild. 4), stellt auf dem
Aufsenbild eine Anzahl sich wappnen-
der Männer und Jünglinge, innen einen
gewappneten bärtigen Helden dar. dem
ein Mädchen eine Spende in eine Schale
giefst. Obwohl Namensbeischriften feh-
len, giebt es doch keine andere Erklä-
ung des Vorgangs, als nach IL 16,
55 ff. an den Aufbruch der Myrmi-
onen zu denken, nachdem Achill die
Einwilligung zu ihrem Ein-
greifen in den Kampf ge-
geben. Das frische heben.
m das in dem ganzen Bilde
herrscht, stimmt vortrefflich
zu der lebhaften Schilderung
des Eifers, mit dein bei
Ho.ner die Myrmidonen dem
iufe ihres Führers folgen.
Dann kann das Mittelbild nur
den Abschied des Patroklos
von seiner Geliebten Iphis
(vgl. 9, 666 1 darstellen, bezw.
seine Spende vor dem Auf-
bruch, wozu ihm Iphis den
Wein eingiefst. Verloren ist
das Bild A 3: Patroklos von
Frauen zum Auszug gewapp-
net. -- c) Den Aufbruch des
P. und zugleich die Sorge des
Achill um den Ausziehenden,
der bekümmert auf seiner
Kirne sitzt und von Phoinix
und Diomede (vgl. //. 9, 664)
beruhigt wird, zeigt die tabula
Tliaca A, Jahn, Griechische
Bilderchroniken nr. 29 u. 30
S. 17 == Abb. 5 unterer Strei-
fen. Irrtümlich wollte man
in der Scene 3U früher (s. Orer-
beck, Bildw. 425) eine Dar-
stellung der Presbeia sehen.
weil man Diomedes statt Diomede las, und
der eiste Zeichner (Fedor) den um Achill be-
schäftigten Gestalten, von denen eine sicher
Zi
weiblich ist. Helmbüsche gab.
Die Presbeia ge-
hört gar nicht in den Streifen IT, sondern m
I. -- 8) Derselbe Streifen JJ der tabula lliaca A
enthält auch in seiner rechten Hälfte die einzige
1705 Patroklos (in der Kunst: llias)
Patroklos (in der Kunst: llias) 1708
i j 1 unserem Denknitilervorrat vorhandene Dar-
stellung von Patroklos1 Heldenkampf mit
den Troern, Jahn, Gr. Bilderchr. S. 18 nr. 31,
Abb. 5 unterer Streifen, und zwar ohne Zweifel
nicht die Begegnuug des Patroklos mit Hektor,
16, 731, nachdem er ihm den Kebriones getötet,
wie Jahn erklärt, sondern nach Michaelis rich-
tiger Bemerkung zu der Stelle die auch im
Text auf dem Pfeiler hervorgehobene Be-
siegung des Sarpedon. Diese Scene ist in
der bildenden Kunst völlig verdrängt worden
durch den analogen Kampf Achills mit dem
Sohne der Eos, Memnon, der gleichfalls nach
seinem Tode von Hypnos und Thanatos ent-
führt wird. vgl. Memnon in Bd. 2 Sp. 2677. -
9) Patroklos durch Apollon vom Sturm auf die
Mauer zurückgewiesen (IL 16, 702) auf einer
geschnittenen Paste in Berlin, Tölken 4, 348.
2261, Abb. 6; abg. Overbeck, dal. her. Bildic.
18, 3, S. 427, besser Engelmann, Homeratlas
14, 76. Müller -Wieseler, D. «. K. 1,44, 207,
die Mittelgruppe verkleinert und ungenügend
im Artikel Aineias Bd. 1 Sp. 151); über dem
Gefallenen kämpfen 1. Aias und Diomedes. r.
Aineias und Hippasos, keiner in der llias vor-
kommenden Kampfscene entsprechend, wo Dio-
medes überhaupt nicht am Kampf teil nimmt.
IC Andere Darstellungen von Kämpfen um einen
Gefallenen (z. B. Berliner Vasenb. nr. 2288) sind
. nicht mit Sicherheit auf Patroklos zu beziehen,
ebenso unsicher ist es, ob die Westgiebel-
gruppe von Aigina gerade den Kampf um
Patroklos darstellt. In a — c liegt der um-
strittene Leichnam am Boden. -- d) Den Cameo
Ludovisi, (ial. omer, 2. 158, Overbeck Taf. 17, 12
S. 420 nimmt dieser für den Kampf um P. in
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Odysseus Achill Aias ? Phoinix
8) Totenklage um Patroklos, Silbergefäfs aus Bernay (nach Baumeister 1, 740).
Overbeck, Gallerte her. Bildw. T. 17, 13, S. 425. 50
■ 10) Der Kampf um die Leiche. Charakte-
ristisch ist dabei, dafs die Leiche entsprechend
der llias immer der Waffen beraubt ist.
a) Kylix archaisch, unbekannten Aufbewahrungs-
orts irgendwo in England, Overbeck, Bildwerke
S. 425 nr. 55: Patroklos, der Rüstung beraubt
von Hektor und Aias und je drei weiteren
Kämpfern umstritten; abg. Gerhard, Auserles.
Vasenbilder 3, 190, 191; vgl. A. Schneider, Der
troische Sagenkreis S. 22. Ein ähnliches Vasen- 60
bild in München nr. 53, der Name der Leiche
ist auch hier nicht angegeben; fehlt bei Over-
beck. — b) Kylix des Exekias abg. Gerhard,
Auserl. Vaseid). 1, 49, Overbeck, Gal. her. Bildw.
18, 1 ohne Namensbeischriften. Das wie im
Epos stark hervorgehobene Zerren an der Leiche
begünstigt die Deutung auf Patroklos. —
c) Rotfig. Schale des Oltos und Euxitheos, Berlin
Anspruch wegen des aus der Bias bekannten
Motivs, dafs ein Troer ein Seil um den Ge-
fallenen wirft, um ihn herzuziehen. Doch ist
der Gefallene hier nicht völlig der Waffen be-
raubt. Bei andern dort aufgezählten Steinen
ist die Deutung völlig unsicher. — e) Eine
andere Phase des Kampfes zeigt die berühmte
Gruppe des Menelaos und Patroklos, von
der zahlreiche mehr oder weniger gut erhaltene
Wiederholungen vorhanden sind, besonders
zwei in Florenz und eine in Rom, diese
bekannt unter dem Namen des Pasquino,
vgl. Friedrichs -Walters nr. 1397/98, Anielung,
Führer durch die Antiken in Florenz: cc) S. 8 f.
Gruppe in der Loggia dei Lanzi. Gute Abbil-
dung bei Furtwängler-TTrlichs, Denkm. gr. röm.
Sculptur, Handausgabe S. 111, Taf. 34, s Abb. 7,
von vorteilhafterem Standpunkt Springer-Micha-
elis, Haiallmdi der Ktmstgesch. I5, fig. 371. —
1707 Patroklos (in der Kunst: Ilias)
Patroklos (in der Kunst: Ilias) 1708
ß) S. 134 Gruppe in Pal. Pitti, abg. Baumeister,
DenJcm. d. kl. Altert. 1, 731. Der Pasquino
abgeb. bei Amelung S. 8. Schlechte Abb. der
florent. Gruppe bei Overbeck, Gral. her. Bildir.
23. 5 (als Aias und Achill) und darnach Röscher,
Lexikon unter Menelaos, Bd. 2 Sp. 2783 und
unter Aias Bd. 1 Sp. 126, hier als Aias mit
der Leiche des Achill. Dafs nur Menelaos und
Patroklos gemeint sein können, ergiebt sich
der Waffen beraubt). — f) Eine ähnliche Situa-
tion des Kampfes zeigt der Streifen P der
tabula Iliaca A, dem leider die Unterschriften
fehlen. Jahn, Griech. Bilderchron. S. 18 nr. 33,
s. Abb. 5, Mitte. Während die 1. Hälfte des
Streifens nr. 32 die Verteidigung der Leiche
durch Aias gegen Hektor darzustellen scheint,
hat in der Mitte (nr. 33) ein behelmter Krieger
den halbaufgerichteten Leichnam mit beiden
neben
seinen
dem Fehlen der Waffen des Toten aus 10 Händen beim r. Arm und unter der 1. Achsel
Wunden, die ganz mit den Angaben
der Bios übereinstimmen. Die Florentiner
mmmmMmmm
.._ iCAYgfE n A.T Po_5_Ap ' £ n ITA jiio^Ar
9) Patroklos' Leichenfeier, Tab. Iliaca A, zu Ilias llJ.
Exemplare geben den Kopf des Menelaos zu
sehr nach vorn gebeugt, der Pasquino und ein
Kopf des Menelaos im Büstenzimmer des Vati-
kanischen Museums, Heibig, Fahrer l2 nr. 246
zeigen ihn mehr aufgerichtet und zur Seite
gewendet, wodurch der gewählte Moment besser
zum Ausdruck kommt. Menelaos schleppt näm-
lich nicht den Leichnam weg, sondern legt
gefafst. ähnlich wie in der Pasquinogruppe. —
llj Bergung der Leiche, tab. ILA StreifenP,
rechts = Scene 34, s. Abb. 5,
mittlerer Streifen : Zwei
Krieger, nach //. 17. 717
Meriones und Menelaos,
tragen die Leiche sorg-
sam zum Wagen. Dieses
Motiv, daJ's Patroklos zum
Lager gefahren wird, ent-
spricht nicht der Ilias.
Auch begegnet diese Scene
sonst nirgends in den Denk-
mälern; eine ähnliche auf
einer etrusk. Aschenkiste, Overbeck, Gall. her.
Bildw. 22. 12 könnte nach Analogie der ilischen
Tafel auf Patroklos bezogen werden, da der
Tote waffenlos ist; gewöhnlich wird sie ohne
genügenden Grund für die Bergung des toten
Antilochos erklärt. — 12) Achills Klage um
Patroklos a) tabula Iliaca A, Streifen S,
Jahn S. 18 nr. 35: Achill (s. Abb. 5, oben), hinter
dem 1. noch ein Mann steht, sitzt
1. auf dem Fufsende des Bettes,
auf dem Patroklos ausgestreckt
liegt, der 1. Arm hängt herab,
zu Häupten steht Thetis, hinter
dem Bett eine klagende Frau
(Iphis ?), da Briseis erst im 19.
Gesang T dem Achill zurück-
gegeben wird und ihre Klage
um Patroklos erhebt. Auf die
Entlehnung dieser Scene aus
andern Prothesisscenen und die
Unabhängigkeit der Darstel-
lung der ilischen Tafel von der
Rias, die eine derarartige Pro-
thesis nicht enthält, weist hin
Brüning, Arch. Jahrb. 1894,
151. — b) Achill von den Grie-
chen umgeben den erschlage-
nen Freund betrauernd, schö-
nes Relief auf der Vorderseite
einer Silberkanne aus Bernay,
R. Röchelte, Mon. in. pl, 52,
Baumeister, DenJcm. d. kl. A. 1,
7 10 nr. 793, ÖVerb., dal. her. Bildw. 20, 12 S.481,
- s. Abb. 8) Rückseite (unter dem Henkel) die Los-
kaufung Sektors; im Art, Odysseus(Bd.3Sp.660,
digen, mit freier Anlehnung an //. 17. 105 ff. 60 21) ist der von den Griechen betrauerte Leichnam
f C( i i { ( ( f f f f f / ( ff f ( ( f f f f (.(.(.(.( (.( (.(.( f üf f U (.(.( (ff ff
e — - w> " — " — JF" — ~ — "ITffi M? "~
10) Totenopfer für Patroklos (anwesend: Agamemnon, Achilleus,
Schatten des Patroklos, Todesdaimon (?), Charon, Aias I u. 11), etrusk
Wandgemälde aus dem Francois-Grah in Volci (nach Monum. d. I. (>, ;il)
ihn, nach den Verfolgern umblickend, behut-
sam zu Boden, uin ihn gegen die mächtig
nachdrängenden Feinde aufs neue zu vertei-
bes. 109. 113. 114. So zuerst Kekule, Akad.
Kunstmus. z. Bonn S. 60, s. Friederichs- Wolters
und Heibig a. a. O. Eine günstige Ansieht der
Gruppe mit dieser Kopfhaltung des Menelaos
s. bei Heibig a. a. O. Wiederholungen <\f\-
Gruppe auf Gemmen z. B. Overbeck, Gal.
her. Bildw. 17. 10 u. 23, 4 S. 553 (hier für
Aias und Achill erklärt, aber Achill war nicht
irrtümlich als Hektor bezeichnet. • 13) Die
Bestattung des Patroklos a) tabula Biaca
./ Streifen'/'', Jahn S. 24 (s.Abb. 9). .Unterschrift
xavote: narg6xXo[v, unter dem Scheiterhaufen;
1. Achill spendend, r. iitvtäcpioq ccy\mv Wagen-
rennen. b) Das Totenopfer, Wandgemälde
im Fnineois-iirah [n Vulei. Monum. d. Just. 6.31
nr. I. II. Annalil859, 353 ff. Springer, Kunst-
1709 Patroklos (in der Kunst: Ilias)
Patroklos (in der Kunst: Ilias) 1710
geschickte l6 235 flg. 402. Heibig, Führer 22 1250.
(Kopien imMiiseoEtrusco im Vatican(s. Abb. 10) :
,,In Gegenwart von Agamemnon (Achrnemrun)
stöfst Achilleus (Achte) einem gefangenen Tro-
janer (Truials) das Schwert in die Brust; der
Schatten des Patroklos (hinthial Patrucles), in
und Aias, Sohn des Oiileus (Aiuas Tlanwnwb
und Vilatas) schleppen jeder noch einen
nackten Gefangenen zur Schlachtung herbei."
S.Sp. 1717, 43 ff. — c) Dasselbe auf einer praenest.
Cista, JR. Muehette, Mon.inerl.pl. 20. Inghirami,
Gall. omer. 215. Overbeck, Grill, her. Biklw. 19,
Erscheinung und Ausrüstung von einem Leben-
den nicht verschieden, ist anwesend ; neben ihm
ein weiblicher Dämon mit ausgebreiteten Flü-
geln (Vanth, eine Todesgöttin?), während auf
der andern Seite von Achilleus der etruskische
Charon (Cham) mit dem Hammer auf der
Schulter sein Opfer erwartet; Aias der Telamonier
13 S. 484. Baumeister, Henkln, d. kl. Altert. 1,
790. — d) Dasselbe auf einer Prachtvase aus
Canosa, Monumenti 9, 32. 33. Michaelis, Annali
1871, 166 ff. JEngelmann, Bilderatlas zu Homers
Ilias, T. 17, 96 (s. Abb. 11); rechts unten wird
Hektor um das Grab geschleift. Über das Ver-
hältnis der drei Darstellungen b — d zu einander
171L Patroklos in der Knust: Ilias)
s. G. Kurte, Arch. Jahrb. 1897, 67. Dieser sieht in
b u.c polygnotische Einwirkung und vermutet ein
genieinsames griechisches Original. - e Auf
etruskischen Aschenkisten Schlie, Die Darstel-
lung ehr troi. Sage auf etrusk. Aschenk. S. 120ff.
14 Hektors Schleifung um das Grab-
mal des Patroklos mehrfach in archaischen
Vasenbildern, vgl. Överbeck, Bildw. d. theb. u.
tro.Sagenkr. 4 5 : 5 — 459. A.Schneider, Der troische
Sagenkreis S. -J5 ff. Diese Schleifung, die //.'io
24, 14 ff. erwähnt ist. nicht die erste um Patro-
klos1 Leiche II. 23, (> ff. , bei der dieser noch
unbestattet liegt, unterscheidet sich von der
letzteren und von derjenigen um die Mauern
Trojas durch den grofsen omphalosartigen
Gegenstand, auf den eine Schlange gemalt ist
(einmal erscheint auch die Schlange als Grab-
und Erdsymbol ohne den Hügel), und durch
das darüber schwebende Eidolon des Patroklos,
Patron
1712
schwellt über
Schlange.
vgl.
Bildw. 19, 6; besser Baumeister, Denkm. 1.
rir. 789. Im Wagen ein Langbekleideter Lenker
mit Schild auf dem Rücken, ein Gerüsteter
Läuft nebenher. Pas Eidolon
der den Tumulus andeutenden
Baumeister, Denkm. d. kl. A. 1, S. 735. Etwas
abweichend hiervon: -- d) Amphora, abg. Ger-
hard, Auserl. Vasenb. 3, L99. Överbeck, Gall.her.
Bildw. 19, 8. Engelmann, Homeratlas :. Ilias
Tai'. 18, 104 (s. Abb. 12 . Bemerkenswert ist die
Anwesenheit des Odysseus und eines geflügelten
weiblichen Dämons Kovioog (?), Personifikation
des Staubs; vgl. 0. Jahn. Anh. Ileitr. 133. -
e) Berliner Amphora Nr. 18i>7. abg. Gerhard,
Auserl. gr. Vasenb. 3, 198, :>. 4. Överbeck, Bild-
werke des theb. u. tr<>. Sagenkr. 458, nr. 118.
Der Leichnam Hektors am Wagen fehlt.
f) Hektors Schleifung mit dem Totenopfer an
Patroklos verbunden auf der Vase aus Canosa
L2) Pas Eidolon des Patroklos bei der Schleifung Hektors um den Grabhügel auf einer Amphora des brit. Museums
(anwesend: Achilleus u. Odysseus, eine weibliche Flügelgestalt, Wagenlenker); vgl. Arch. Anzeiger 1900 S. '.'lä.
klein, gerüstet, meist auch geflügelt. Inkon-
sequent ist es dabei, wenn einmal — a i auf einer
Lekythos aus Sicilien Överbeck, Gull. her. Bildw.
19, 7; darnach im Artikel Hektor Bd. 1 Sp. 1923.
E. Eochette, Mon. ined. 1 pl. 18, 2. Müller,
/>. a. K. 1, 19, '.)7. Geil omer. 2, 210 u. 218
unter dem Gespann ein gefallener Krieger an-
gebracht ist, wodurch dieScene auf das Schlacht-
feld verlegt erscheint, während zugleich Tumulus
und Eidolon angebracht sind. Achill lenkt
hier selbst gerüstet den Wagen, ein Bewaffneter
läuft nebenher. b) Lekythos ans Sicilien,
abgeb. E. Eochette, Mon. in. 1 pl. 18, 1 Gal.
omer. 2, 208. Överbeck S. 455 nr. 108: Achill
mit Automedon auf dem Wagen, das Eidolon
ungeflügelt über dem Tumulus. Auch hier
weisen zwei entgegenstürmende Krieger zu-
gleich auf das Schlachtfeld hin. --- c) Amphora
im 3.1ns. Nationale, /.'. Eochette, Mon. ined. 1
pl. 17. dal. omer. '2. '211 Överbeck, Galt her.
oben Abb. 11. l.">i Die Leichenspiele zu
50 Ehren des Patroklos. Aul'ser der schon er-
wähnten Darstellung auf dem Streifen *¥ der
ilischen Tafel .1 findet sich dieser Gegenstand
nur noch auf einem Streifen der Francois-Vase.
mit mannigfachen Abweichungen von der ho-
merischen Schilderung, bei Överbeck und Engel-
mann nicht erwähnt, vgl. Luckenbach, TUck-
eisens Jahrb. 11 Suppl. S. 495 ff. Weizsäcker,
X. Ehem. Mus. 32, S. 58. Amelung, Florentiner
Führer 215 4. Schneider, Der i roisehe S<i<)en-
60 kreis S. lt. Vgl. Patrucle. [Weizsäcker.]
Patron (Ildvoav). 1 Ein Akarnane aus der
Stadt Thurion, der sich dem Aeneas auf seiner
Irrfahrt anschlofs und in Sizilien sich in der
Stadt. Alontion niedergelassen haben soll,
Dion. ll<d. .1. /,'. t, 51. Bei Verg. Aen. 5, 298
beteih'e't er sich bei den Leichenspielen des
Anchises am Wettlauf. 2) Ein Arkader, der
mit Euandros nach Latiurrj kam. Da er sich
1713 Patrooi theoi Patrooi theoi 171-1
gerne der Schwächeren annahm, soll der rö- yzvaiag xcd Y.r\ötoxiag xul txcupiag Xenoph. Hell.
mische Patronatus nach ihm den Namen er- 2, 4, 21. Gebet zu den ysvi&Xioi und naxpmoi
halten haben, Plut. Romul. 13. [Immisch, De &toi am Geburtstage bezeugt Ps.-Aristid.
glossis lex. Hesych. Ital. 338f. — 3) Pflege- Genethl in Apell a. .1. (Bd. 2 p. 201, 1(3 K. .
vater des Sirnerus (Smicrus?), des Sohnes des Grofser Wert wird gerade um der inga naxomu
Olus und Vaters des Branchos (s. d.), Varro willen auf die Fortsetzung des Geschlechtes
im Schal. Stat. Hieb. 8, 19s. Das Haupt gelegt. Ismus de Menecl. hered. 1 u. 4(3. Doch
des oben unten nr. 1 erwähnten Patron erkennen ist der Einfall Ch. Petersens {Hausgottesdienst
Head, Hist. mim. 111. Paede, Gatal. of greek b. d. alt. Griech., Cassel 1851, S. 71) abzu-
coins Sirihj 30, 4. 5. 6. Eckhel, Doctr. num. io weisen, dafs das Vasenbild Monum. delV inst,
vet. 1. 197 auf Münzen von Alontion, abgeb. 4. 24, auf dem ein Jüngling einem sitzenden
Macdonald, Catal. of greek coins in the Hun- Mädchen einen Kasten darreicht, die Übergabe
terian collection pl. 12. 7 p. 1(37, 3. Vgl. auch der &toi tkxxqovji an eine Braut darstelle. Von
Anh. Zeit. 43 (1885;,' 112. Höfer.] [Stoll.] Dionys. Hai. 'antig. 1, 67, 3 werden zwar die
Patrooi theoi (naxpaoi &hoi<. nuxpaog, Penaten den frsol TtaxQ&oi, xzrjßioL, (iv%ioi, §qxsZoi
TtdTQOKc ist ein vielen Göttern gemeinsames verglichen, doch tritt bei den letzteren die Ver-
Beiwort. Die &tol TtatQaoi, denen die Isgä wandtschaft mit den Geistern des Hauses mehr
TtocTQcbx zukommen, werden vom Vater auf zurück als in der römischen Auffassung, vgl.
den Sohn forterbend gedacht: tö d' uqgev Bohde, Psyche l2, 254, 1.
htttjx' iv doaotg ccsl yivog ftsüv ituTQcp<av %al so Nicht nur einzelne Geschlechtsgenossen-
xäcpav riuäoQov Eurip. fr. 320, 3. Dagegen schatten, sondern auch die des gesamten
die heiratenden Töchter: md,ov(is&' £'£w xal Staates verehrten eine Gottheit als -naxpüog.
ditunoXömtO-a &eä)v naxpcooiv Soph. fr. 521, 7. (EinejetztrevisionsbedürftigeZusammenstellung
An die Ahnengötter biudet den Bürger wie an bei Th. Bader, De dis Ttaxpmoig, Progr. Schleu-
die Ahnengräber die heiligste Verpflichtung. .singen 1873.) Im Dionysostempel zu Megara
Deshalb läfst Aeschyl. Pers. 40()ff. die Griechen sah Pausanias ein altertümliches Holzbild des
bei Salamis sich zurufen: co iraidtg EXXrjvcov Gottes. aiTOY.sxpvuutvov icp' jjitcüi' 7iXi]v xov
ixt, iXsv&sgovrs Tt<xxpid\ iXev&SQOVts dtTTcddag, TtQOOÖmov . . . xovxov yh> 6i] IJarQojov xalovötv.
yvvttlxag, &£üv rt nccxQmiov tdi], &r'j'/.ag xk Nach Entsühnung des Alkathoos vom Morde
TTQoyöviov vvv vnsQ nävxcov ceymv, vgl. Lycurg. so seines Sohnes Kallipolis habe es der korinthische
ii Leoer. 8; Aeschiu. de fals. legat. 317; tioXiv Seher Polyeidos errichtet {Paus. 1, 43, 5). Auch
de cpiXcaxtpav [iridsig äXXrjv 7Toitia&oi x>)g avrov Artemis ist Ttaxpoia zu Sikyon, evv xi^vy
TTatQidog wg fttcöv Tictxpoxov vtytomvxiov Stob. TtBTtoiriyivi] ovdtyiu . . xlovi eixaGytvr} (Paus. 2,
floril. 2, 164, 31 Mein. Den Polyneikes soll 9, 6). Gemeinsam war allen athenischen
noch im Tode der Fluch der väterlichen Götter Bürgern der Kultus der Zeus Herkeios und
treffen, während Eteokles gepriesen wird isgäv des Apollon Patroos als fttol nocxpaioi.
TtaxQckov oaiog «r, Aesch. Sept. 1001 f. 994; Demosth. advers. Eubulid. (37. 54 (de coron. 141;
dagegen beruft sich Antigone bei Soph. 839 Plut. Alcib. 2); Schümann, Opusc. acad. 1. 186 f.;
ihrerseits dem Chore gegenüber auf dieselben Toepffer, Attische Genealogie^. 6 f. ; M.Wilbrandt,
Götter. Lykurg macht es dem Leokrates zum 40 Die att. Geschlechter cor Salon iphilal. Suppl. 6
schweren Vorwurf, dafs er nach der Schlacht [1898] S. 136 ff.). Aufser den Privataltären
von Chaironeia tu Uoa zu naxpepu. a xoig . . dieser Gottheiten im Hofe der einzelnen Häuser
voiiLuoig xca nuxpioig etT£6ii> ol irpöyovoi nagt- gab es einen öffentlichen Altar des Zeus Her-
doaav avxco iSpvßdybvoi, darunter Athena. aus keios im Pandroseion auf der Akropolis, Philo-
Athen nach Megara überführte. Lyc. in Leoer. 25; chor. fr. 146 M. {Dionys. Halle, de Dinarch. 13);
vgl. 38. 56. Im allgemeinen wird indessen Curtius, Stadtgesch. r. Athen, S. 38. Im Dipylon
die Übertragung der naxpom &toi nicht be- ein Rundaltar Jtbg tpxtiov 'Equov 'Axdwccvxog
anstandet und ist natürlich z. B. bei Kolonisa- C. I. A. 2, 1664, Curtius a. a. 0. S. 202. 292. -
tionen gebräuchlich. Der Tempel des Apollon Patroos befand
Die Verehrung der &tol imxxqwqi war in 50 sieh im Kerameikos; im Innern stand eine
Athen Privatsache der einzelnen Familien Statue von Euphranor {Paus. 1, 3, 4; Schümann.
und Geschlechter {Schoemann ad Isaeum Opusc. acad. 1,318; Curtius, Stadtgesch. S. 208;
p. 201. 218, de orgeonibus p. 5 {Opusc. acad. Furtwängler, Meisterwerke S. 589 f., der den
1, 185 f.), de Apolline custode Atheuar. p. 3 Typus wiederzugewinnen sticht), davor eine von
{Opusc. acad. 1, 318). Griech. Altert. I4, 386; Leochares. Seit Bofs hat eine Reihe von Ge-
23, 548), wie der Kultus der Familienheroen, lehrten das Theseion für diesen Tempel ge-
der damit in Zusammenhang stand (s. den halten (s. Br. Sauer, Das sogen. Theseion S. 10 f.),
Art. Heros oben Bd. 1 Sp. 2474). Aus der ohne dafs sich diese Ansicht allgemeine Geltung
tiefen Empfindung, die die mannigfachen Fami- verschafft hätte. Doch fängt sie neuerdings an
lienscenen der attischen Totenreliefs zeigen, 60 Boden zu gewinnen (s. zuletzt Bobert, 23. Hall.
darf man schliefsen, welche Andacht auch den Winckelmannsprogr. 1899 S. 33f.). Dort pflegten
Idoviiaxcc l'dia itaxomov Q-tCov naxu vouov ooyiei- die Knaben nach Einschreibung in die Phratrie
£6ytvu (Plat. Leg. 4, 8 p. 717 B) in gemein- dem Gotte dargestellt zu 'werden; vgl. Ditten-
sarner Verehrung oder bei besonderem Anlaf's berger. Sylloge S. 500; A. Mommsen, Feste der
geweiht wurde, 'ii &sol Ttaxpäoi, avyyävia&s Stadt Athen S. 324 f. Apollon Patroos auf dem
7' älla vvv ruft Elektra bei Sophokles (411) Ostfries der Cella des Parthenon, 3Iichaelis,
an bedeutsamer Stelle. Vgl. xpbg &tä)v nuxpcpcov Der Parth. S. 258 Taf. 14, 6, 39.
xal {Lr}xpaxov (diese auch Cyneg. 1, 15) xcä avy- Vor Amtsantritt wurde jeder der gewählten
1715 Patrooi theoi Patrooi theoi 1716
Archonten gefragt . tl Igxiv ciixco AitoXXcav gegen sich niemals auf diesen gemeinsamen
7tccTQcoog Kai Zsvg &QKSlog, xccl ttov xctvxa. xa. Ahnen zurück: die Masse des Volkes stammt
isgd tGTir. Aristot., resp. Athen 55; auch im von ihm ab. Der Stammbaum der alten Adels-
Heliasteneide wurde Apollon Patroos angerufen, geschlechter Attikas läfst jedenfalls an seinem
Polin. t 8, 122; Schoemann, Opusc. acad. 1. 186. Ursprung oft einen Gott erkennen. So bei
319; Welcher, Götterl. 1. 492; 2, 204. Es ver- den Eumolpiden Poseidon, bei den Keryken
bürgte nämlich Zeus Herkeios. der Schützer Hermes ('wie denn von dem Keryken Andokides
von Haus und Hof. die Ansässigkeit, Apollon ausdrücklich bezeugt ist, dafs er den Hermes
Patroos die echt athenische Abstammung; vgl. als itaxgung verehre, Lysias in Andoc. 11; vgl.
Harpöhrat. s. v. taxi-tog Ztvg-, Schot. Aristoph. 10 Toepffer a. a. 0. S. 83 f.), bei den Eteobutaden
Nub. 1468, Av. 1527; Hermann- Thumser,Griech. Poseidon-Ereehtheus. bei den Phytaliden Po-
Staatsältert. § 60 S. 332. Denn als mythischen seidon-Phytalos, bei den Kephaliden Apollon
Stammvater betrachteten ihn die Athener u. s. w.
und dann die Ionier überhaupt. 'AnoXXoav Als himmlische Ahnherrn führen Götter
TtaTQowg dtct ri]v rov"Icovog y?vs6iv Pl<(t. Euthyd. an verschiedenen Orten den Beinamen Patroos,
p. 302 D; Aristot. fr. 343 Pose; Ttaxoöwg neu wie auch yavao%rig. ytvt&Xiog, ysvitvg, TTQoyovog
TTQoyovog Diod. 16, 57, 4; Hermann- Thumser, u. s.w. Über die Synonymik dieser inivlriasig
Griech. Staatsaltert. § 56 S. 301. Er genofs s. Tii. Bader, de graecis guibusdam deorum
als Hypakraios in einer Grotte an der Nordwest- appellationibus, Vrogr. Seilte Usingen 1867. Ein
ecke des Burgfelsens (Michaelis. Der Parthenon 20 Tempel des Poseidon TtuxriQ (-ituxQonv Lobeck,
Taf. 1. 4. 1) Verehrung, wo er mit der Erech- Aglaoph. 771 v) stand in Eleusis; der Gott wurde
theustoehter Kreusa Ion. den Eponymos der dort wohl als Vater des Hippothoon oder
Ionier. gezeugt hatte. — Gelehrte Mythographen Eumolpos verehrt; ein Heiligtum des Poseidon
erklärten das Beiwort TcaxQojog bei Apollon in ysvi&Xiog in Sparta. Paus. 3. 15. 10. Den Kult
andrer Weise. So Philochoros, der Ge und Helios, des Poseidon TtccxQoytvtiog erklärt Plutarch,
d. i. Apollon (Macrob. 1.17,42) als Ureltern quaest. conv. 8, 8, 4 mit dem Glauben an die Ent-
des Menschengeschlechts ansah, Suiel. s. v. stehung des Menschengeschlechts aus dem
xQixonäxoQtg. Ähnlich Apollodoros ttsqI artav; Feuchten. Ares Patroos war Ahnherr der
vgl. Mimzel, He Apöllodori %. d-ß&v libris, Bonn Eleer als Vater des Oinomaos, Schal. Pirat.
1883, S. 17. Ferner bezeichnet eine bei Cicero, so Olymp. 13, 148. Vgl. patrius stat cuspide
de not. deor. 22, 55; 23, 57 und Clemens Alex., Mavors, Stat. Theb. 4, 11 als Stammvater des
Protrept. 2, 28 erhaltne Tradition den Apollon Tydeus. In übertragnem Sinne versteht sich
Patroos als Sohn des Hephaistos und der das Beiwort, wenn Athena und Hephaistos
Athena. Auf Grund derselben schritt Schoemann TToöyovoi x&v STuitovQy&v heifsen, Plat. Leg. 11
zu der Annahme, er sei ursprünglich mit Erich- p. 920 D; es beruht auf ähnlicher Auffassung,
thonios identisch gewesen. Opusc. acad. 1,347 ff. dafs z. B. die Kyniker in Herakles, dem Ideale
Abweichend urteilten O. Midier, Darier 1, 239, entsagungsvollen Ringens nach der Tugend,
und Welcher, Arch. Ztg. 1852 S. 490, vgl. (ir. von dem ein Standbild in der Nähe des
Götterl. 1, 491 ff., man habe ihn zur Verein- Kynosarges erwähnt wird, ihren Patroos und
barung der Kulte aus politischen Gründen zum 40 Schutzpatron verehrten, Diog. Laert. 6, 1;
Sohne der Athena Polias gemacht. Athena, Lucio n, de rnorte Peregr. 4. Indessen galten
mit Stolz ihre Kinder Erechtheus und Apollon die Angehörigen des berühmten Geschlechtes
Patroos umfassend, erkannte Gerhard auf der der Asklepiaden in der That für die leib-
schwarzfig. Amphora Auserl. Vasenbild. Taf. 55, liehen Nachkommen des göttlichen Arztes,
Athena mit Apollon Patroos auf dem schwarzfig. Plat. respubl. 10 p. 599 C; vgl. üsener, Götter-
Skyphos ebend. Taf. 56, 1; vgl. Text S. 183 f. na inen S. 350 f. Thraemer in Pauly-Wissowas
Mit dieser Auffassung des Apollon Patroos als Rerdenc. 2 Sp. 1683 f. P. Herzog, Koische Forsch.
Bruder des Erechtheus hängt es zusammen, u. Funde S. 200. Für Zeus, den nax7]Q civdocov
dafs der Gott am Apaturienfeste und bei den sich rt ftzCov rs, liegt natürlich das Epitheton am
anschliefsenden Bräuchen gefeiert wurde, wo- 50 nächsten. Wie er ysvt&Xiog der Blepsiaden
bei sich's um die echte Abstammung handelte. von Aigina ist durch Herakles oder Aiakos,
Auch die Thargelien wurden zu Ehren des ebenso der Aioliden Iason und Pelias (Piial.
Apollon Patroos begangen; s. A. Mommsen, Olymp. 8, 16; Pyth. 4. 161). oder TtQondxaQ
Feste der Stadt Athen S. 341. 347. 486. Über genannt wird (Theophil, ad Aittolyc. 1 p. 44),
ihn vgl. oben Bd. 1 Sp. 438 ff. ; Pauty- Wissowa, so heifst er 7taxpmog z. B. als Stammvater des
Beälencyhlop. 1 Sp. 63. Tantalidengeschlechtes(Vb'.xY7^//. Niob. fr. 157 N.,
Die Verehrung Apollons als väterlichen vgl. Plat. res/i. 4, 391 E), das ihm auf der Höhe
Schutzherrn aller athenischen Staatsbürger, des Ida einen Altar geweiht hatte. Deshalb
wie sie Plat. Euthyd. p. 302 vorausgesetzt ruft ihn auch Orestes mit Elektra an: ro Zsv
wird, war in älteren Zeiten auf den Geschlechts- 60 iraxQcpt kccI xqü-ttki' tyirniov ifi&v, ■ ■ ■ o'i'xxiqs
adel beschränkt, wie Toepffer, Att. Geneal. Sfixa aovg ys (pvvxwg i%y6vovg, Eur. Elektr. 671.
S. 6 f. darlegt, und vor der Zentralisation der 673. Ferner als Stammherr der Dorier. von
attischen Landschaft auch bei diesem nicht denen ihm nach ihrem Eindringen in den
allgemein. Nach Ed. Mn/crs Auffassung (Gesell. Peloponnes drei Altäre gestiftet werden ; darauf
d. Altert. 2 S. 87. 308), der in den Forsch, z. opfern sie vor Verlosung des neuerworbenen
alt. Gesch. 2 S. 520 ff. in dieser Angelegenheit Gebietes, Apollod. 2, 8, 4. Die Verbindung war
gegen Wilamowüz, Choeph. S. 15 und sonst geschaffen durch Herakles, der dem Zeus
polemisiert, führen die Adelsgeschlechter da- Patroos z. B. auf dem euboischen Vorgebirge
1717 Patrucle Pautaliotes 17 13
Kenaion nach der Einnahme von Oichalia Opfer Francois-Grabe dargestellte Scene stellt die
einsetzt. Soph. Trach. 753; vgl. 288, wie er auch Opferung der dem Patroklos als Totenopfer
seinerseits unter den dorischen ituxpüoi er- dargebrachten Trojaner (II. 23. 175 sq.) dar.
scheint. Paus. 4, 8, 2. Dafs Zeus in diesem Im Mittelpunkte ist a^le (Achilleus) , wie er
Sinne, als auctor gentis, zu Athen und über- eben einem am Boden liegenden Trojaner
haupt bei den Ioniern nicht als Patroos ver- (truials) den Hals durchschneidet. Hinter dieser
ehrt wurde (bemerkenswert Zsvg tccctq&os auf Gruppe ist die Todesgöttin van#- und der
Cbios, Ditteriberger , Syll. Nr. 360, 36), will Totenfährmann jjarun. Links von der van-fr
Sokrates in einer mehrfach mifsverstandnen steht die Wv%r] IlcczpoitXfiog (hinoHal : patru-
Stelle des Platonischen Euthydemos (p. 302 C) 10 cles) und noch weiter links als Zuschauer
sagen; s. die Erklärer und besonders Lobeck, apemrun (Agamemnon). Rechts bringen die
Aglaoph. 770 ff. beiden Aiax (aivas : tlamunus und aivas : vila-
In andrer Bedeutung wird Zeus auch in tas) einen zweiten Trojaner (truials) heran.
Athen necrpaog genannt: als »Schützer der Auf der Gemme nimmt der zum Kampf ge-
väterlichen Gewalt. Strepsiades ruft seinem waffnete Patroklos Abschied von Achill. Das
Sohne zu: vccl vccl ■xccraidea&riti Ttcctpüov Jicc & in pa^r kommt auf Rechnung des r. wie
(Aristoph. nub. 1468), wo es doch sehr künst- z. B. in se<9re aus Sertor: Liquida und Nasale
lieh sein würde, Parodie einer Tragödienstelle aspirieren im Etruskischen oft eine vorher-
anzunehmen, an der die Bezeichnung im vorher gehende Tenuis [C. Pauli.]
besprochnen Sinne gebraucht wäre. Wer denen 20 Patulcius s. Ianus.
nicht beisteht, die von ihren Kindern oder Paupertas s. Penia.
Enkeln gemifshandelt werden, wird Fiat. Leg. Pausileon (Hav6iXimv), Name eines Teil-
9 p. 881 D bedroht: ccqcc £vs%£ofto) Jtbg öuo- nehmers an der kalydonischen Jagd auf der
yviov %al itatoäov kcctcc vopov. Vgl. Arr. Epict. Francois-Vase, C. L. G. 4, 8185 a. Arch. Zeit. 4
3, 11, 5 ov uoi' &eutg TtaTto' cctiafjaac irpbg (1846), 327. Kretschmer, Die gr.Vaseninschr. 85.
yuo Jiög tlßtv aTtavrtg rov tkxtqcoov, Liban. t. S. Beinach, Pe'pert. du vases 1, 134. [Höfer.]
4, 751 R. iyco 7tpbg ireerpepov xcel ysvs&Xiov (Aiög), Pausilypos (LTccvoilvnog), poetisches Epi-
rbv ifibv iteafoa SisxQ^ßafiriv', Plut. aniat. 16. theton des Zeus, Soph. frgm. 392 Nauck*
Allgemeineren Sinn als itcccowog hat nä- (= fr. 375 Dind.). Vgl. Zeus als^rcop, Soph.
tQiog (s. d.V Philon wird unpatriotischen Ver- 30 Oed. Cot. 143, &Xs^r\xriqiog, Aesch. Sept. 8, ccXs£L-
haltens bezichtigt, og f'pyra rovg Ticcrpiovg ftsovg xccxog, Orph. L^ap. 1. Nonn. Dionys. 13, 280.
ttqovSg>y.£v, Lys. contr. Phil. 31; Galen 6, 41 K. 44, 86. Zauberplättchen aus Kreta, Götting.
spricht von itürpiog inimv &z bg Aßxlw7ii 6g in Er- Nachr. 1899, 131 v. 3. [Höfer.]
innerung an das Asklepieion seiner Heimatstadt Pausiinaclios (~n.av6iuci%og). Den Personen-
Pergamon. Amnion, p. 111: itatQÜa gsv rä iv. namen P. sucht Usener, Götternamen 362 ebenso
Ttaregcav tig viovg %coqovvt<x' itccrpiy.ol öl 1) wie den Personennamen navoiarpccrog und den
cplloi 1) %ivoi ■ Ttärpia ds ri]g Ttolscog s&v und fingierten Personennamen Avolarpccrog (Ar. Lys.
Schoemann, Opusc. acad. 1, 185, 8 (vgl. 323): 'ita- 1105) als Namen oder Beinamen einer Gott-
TQtäog ad gentern et familiam, Ttürpiog ad vetusta heit zu erweisen. [Höfer.]
civitatis instituta pertmef. Vgl. K Fr. Her- 40 Pausi Stratos s. Pausimachos.
mann, Gottesdientl. Altert. § 7, 5; Ellendt, Lex. Pauson (LTavacov). Nach Eudoxos von Rhodos
Sophod. 2. Aufl. 613 ff. und oben unter Patrioi im Etym. 31. 19, 1 = fr. 2 F. H. G. 4, 407 f.
theoi. [J. Ilberg.] sollen das adriatische Meer (kdolus) und die
Patrucle (patrucle) ist die etruskische Form Stadt Adoioc genannt sein emb Ädoiov rov
für griech. Patrokles oder Patroklos (Deecke in Mn66<xitiov Tlavacovog. — Poscher Bd. 1 s.v. Adrias
Bezzenbergers Beiträgen 169, nr. 80); für wel- und s. v. Auson Sp. 735, 2 ff. und Procksch
che von beiden, das läfst sich nicht ent- Sp. 734, 58 f. vermuten, dafs dafür zu lesen sei
scheiden, da sowohl die Endung -os wie -es Adpiov rov MeG6cc7tov rov Avßovog — oder ist
etruskisch beide zu -e werden. Der Name ist be- Ms6acc7t(ov v)lov n(o)ß(s['yd'ä>vog zu schreiben
legt auf einer der Grabwände des Francois- 50 nach Verg. Aen. 7, 691: Messapus . . Neptunia
Grabes (ob. Sp. 1707 Fig. 10 u. Sp. 1709 f.) in proles? Sonst heifst der Vater des Adrias
der obigen vollen Form, und zwar, wie weiter "lav. Schol. Dionys. Per. 94 oder 'Iccav, Eust.
unten gezeigtwerden wird, als Genetiv patrucles. ad Dionys. Per. 92; bei Tzetz. Lyk. 630 — 632
Die Inschriften dieses Grabes s. bei Noel des p. 705 nennt Theopompos den 'Iönog (= "hov,
Vergers L'Etrurie et les Etrusques (mit Abbild. 'läav) Sohn des Adrias; vgl. auch Strabo 7, 317
der Gemälde auf pl. XXI — XXX); Bull, dell' u. d. A. Ionios und dazu Eust. a. a. O. 389.
Inst. 1857, 13 sqq.; Garrucci Tavole fotografische [Höfer.]
delle pitture tndeenti etc. (Roma, 1866\ tav. "VTI; Pausns wird von Arnob. 1, 28 neben Bel-
Bmnn. Ann. dell' Inst. 1859, 352 — 367 (mit lona genannt, wahrscheinlich eine Personifika-
Abbild. in den Mon. ined. VI/VH. tav. XXXI sq.); eo tion des Friedens, des Aufhörens (itavca) kriege-
Fabretti CLL nr.2162 (mit Abbild, auf Taf. XL, rischer Thätigkeit, Schivenck, Myihol. d. Böm.
ob. Sp. 1707 Fig. 10). " Aufserdem kommt der S. 305. [Stoll.]
Name in der Abkürzung pa^r noch einmal Pantalia {navxcdici). Die Stadtgöttin von
auf einem Skarabäus unbekannten Fundortes Pautalia erscheint auf Münzen von P. sitzend
vor, in der Sammlung des Herzogs von Blacas dargestellt mit modius, Erdkugel mit Nike,
befindlich und von Braun im Bull, dell' Inst. Füllhorn, Catal. of Tauric. Chersonese . . Thrace
1839, 102 nr. 34; Cades Cent. 5 nr. 34; Fabretti 141, 2. [Höfer.]
C. I. I. nr. 2524 bis veröffentlicht. — Die im Pautaliotes (LTccvtahwr^g), Beiname des As-
1719 Paventia Pax 1720
klepios und der Hygieia auf einer Weihinschrift Peip. Prudent. psychom. 631ff.). In den öffent-
aus Epidauros 'A6HX\_r}ittco] rTyi,£[icc] TtXtöyöncot liehen Kult trat die Göttin ein, als am 4. Juli
UccvTaXimtcag 'HQaxXKxvbs d i£QSvg% Kawadias, des J. 741 d. St. = 13 v. Chr. der Senat aus
'£qp. 6lq%. 1884,23,63; Fouilles d'Epidaure 82; Anlafs der Rückkehr des Kaisers von seinem
Wide, De sacris Troezeniorum etc. 54; Baunack, Feldzuge in Hispanien und Gallien die Errich-
Studien auf dem Gebiete des Griechischen etc. tung einer ara Pacis augustae auf dem Mars-
1, 99 nr. 63 ; Dumont, Melanges p. 482 nr. 11706; felde beschlofs, deren Einweihung am 30. Januar
Kabbadias, Fouillesetc. zu nr. 82 (vgl. zu nr. 54) 745 = 9 v. Chr. erfolgte (Monum. Ancyr. 2, 37 ff.
bringt den Namen mit dem Thrakischen Pau- [cujm ex Hfispajnid Galßiaque, reim* in his
talia in Verbindung, das, wie aus der In- 10 pjrovincis pivspfejre [gestjifsj, Bfomam rediij
schritt bei Dumont a. a. 0. p. 566 = Ditteu- Ti. Nefrjone P. Quifntilio consulibujs, dram
berger, Sylloge l2, 418 S. 631 hervorgeht, warme [Pacis A]ug[u]s[tae senatur pro] redi[t]ü med
Quellen nicht nur tvqo? tQvrpr'iv, sondern auch cofnsacrari censuit] ad camfpum MartiumJ
TtQÖg vyslav 7ial&i:QCi7tkiav 6co^idrcovhesa[s. Die [die Ergänzungen sind durch den griechischen
in dieser Inschrift öfter erwähnte TtavrjyvQig Text gesichert |; vgl. Cass. Dio 56, 25, 3. Ovid.
ist mit Dittenberger a. a. 0. not. 42 vielleicht fast. 1, 709 BF. ; und namentlich die Kalenda-
auf den Kult der oben genannten Götter zu rien zu beiden Tagen mit den Bemerkungen
beziehen. Panofka, AsMepios u. d. Asklepiaden, Mommsens C. I.D. I2 p. 320); beide Tage, so-
Abh. d. /.-. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1845. 314 wohl der der constitutio (fast. Amit. z. 4. Juli:
meint, die Stadt Pautalia habe den Asklepios 20 feriae ex s(enatus) c(onsulto) q(uod) cto) dt in
als Schutzgott und Namengeber verehrt, und ara Pacis aug(ustae) in camp(o) Mar(tio) con-
übersetzt Tlcivrcüia mit fLeidenfrei' (nav-raXUa. stiiuta est Nerone et Varo cos.) als der der
vgl. Hesych. TaXiov a&Xieov TdXag- a&Xtog- %a- dedicatio (fast. Praen. z. 30. Jan.: feriae ex
Xkittcoqo?. Pautaliotes wäre also = navaiXvnog, sfenatus) c(onsulto) quofd eo] die ara Pacis
vgl. Isyllos 20, wo Asklepios vöcmv itavaroiQ Augustafe in campo] Martio dedicata [ejsi
heilst und die Inschrift aus Epidauros 'A6y,Xi]ttlo) Drnso et Crispino cfos.J) wurden unter die
^Tyiticc TtXtGyoQcp aXs'gntövoig, 'Ecprut. ccqx- feriae publicae aufgenommen, wenn auch jeden-
1886, 249; Baunack, Aus Epidauros 21 und falls der Dedikationstag der Hauptfesttag war ;
d. Art. Lysiponoi. Auch TTsener, Göttemamen die Angabe des Monum. Ancyr. 2, 40ff. , dafs
312, 31 sieht in IIctvTaXidnaig kein Ethnikon, 30 alljährlich an diesem Tage die Ücamten, Priester
sondern leitet das Wort gleichfalls von necvtti< und vestalischen Jungfrauen an der Ara Pacis
und taXicc ab. Vgl. Tomaschek, Sitzungsber. zu opfern hatten, wird durch die Protokolle
d.kais. Akad. d. Wiss. z. Wien 131 (1894), 1, 63. der Arvalbrüder bestätigt, nach denen am
Asklepios auf Kaisermünzen von Pautalia. 30. Januar 38 n. Chr. der Promagister der Ar-
Mionnet S. 2 p. 377. 1035. 1036 p. 378. 1038; valen im Namen des Collegiums in campo ad
Catcd. of greek coins Brit. Mus. Thrace 141, 1. aram Pacis opfert (CLL. 6, 2028 b UM. Von
146, 44. Hygieia auf Münzen von Pautalia, der äufseren Ausstattung des Prachtbaues kön-
L. Müller, Mann. ant. au Musee Thorvaldsen neu wir uns insofern noch eine Vorstellung
258, 84. [Höfer.] machen, als sich von dem reichen Reliefschmuck
Paveutia, -ina s. Indigitamenta. 40 der den Altar umgebenden Marmorschranken
Pavor s. Pallor. sehr bedeutende Bruchstücke (in Villa Meclici,
Pax, Personifikation des Friedens und seiner Vatican und Palazzo Fiano in Rom, Uffizien
Segnungen, in Rom erst seit dem Ende der in Florenz, Louvre in Paris), einen Opferzug
Bürgerkriege göttlich verehrt. Ihr Kopf er- darstellend, erhalten haben (abgebildet Monum.
scheint, mit der Beischrift PAXS, zuerst auf d. Ins/. 11, 34 — 36, dazu F. r. Duhu. Miscel-
den Denaren des L. Aemilius Buca aus dem lauen Capitolina 1879, 11 — 16; Annali d. Inst.
J. 710 d. St. = 44 v. Chr. (Babelon, Monn. 1881, 302 — 342. E. Petersen. Dom. Mitteil.
republ. 2, 23), dann wird die Göttin in der auf 9, 1894, 171—228. 10, 1895, 138—145); die
die Entscheidungsschlacht bei Actium folgenden Fundstätte dieser Denkmäler, in der Nähe der
Zeit von den Dichtern mit Vorliebe verherr- 50 Kirche San Lorenzo in Lucina am Corso, gibt
licht, vor allem bei Tibull. 1, 10, 45 ff. und bei auch über die Lage der Ara Pacis Auskunft.
Horaz carm. saec. 57ff. : iam Fides et Vax et Welche Bedeutung ihr zukam, läfst sich daraus
Honos Pudorque priscus et neglecta redire Virtus erkennen, dafs andere Städte Nachbildungen
audet adparetque beata pleno Copia cornu (diese des Altars errichteten, so Praeneste (C. I. L.
Stelle hat auf die spätere Poesie stark ein- 14, 289s: Päd august(ae) sac/rum. Decuriones
gewirkt, vgl. z. B. ('arm. de hello cir. 249 ff. bei populusque coloniae Praenestin(ae) , dazu Dessau
Petron. 124: Pax prima ante alias niecos put- ebd. p. 494) und Narbo (CLL. 12, 4335). An
sota lacertos dbscondit palla victum capui atque einer anderen Stelle verehrte Augustus die
relicto orbe fugax Ditis petit implacabile regnum. Friedensgöttin im J. 744 = 10, wahrscheinlich
huic emucs il suhmissa Fides et eriue soluto 60 in Verbindung mit der damals beabsichtigten
luslitia ae niaereus laeera Co ueord i a palla. Schliefsuntr des Ianiistempels iCuss.Dio 54, 36, 2;
luven. 1. 115f. : ut colitur Pax atque Fides dazu Mommsen, lies gestae Diei Aug.- p. 50),
Victoria, Virtus quaequesalutatocrepitatCon- indem er Bilder der Salus publica p- R. , der
cardio, nido. ('Uiudian. paneg. Maul. Theod. Concordia und der Pax aufstellte (kixövag . . .
160ff. : nonne vides ut nostra soror dementia sccvxov yhv ovSs^iiav, 'Tyisiag dh drtuo6Lccg v.al
tristes nhtuiidal gladios fratresque ample.ru se- TTnoatn xal 'Opovoiccg Elqrjvrig ts Hßrrjßsv, Cass.
renos adsurgat Pietas . . . exultat cum Pace Dio 64, 35, 2); Ovid. fast. 3, 881f. (Ianus ado-
Fides; vgl. auch Auson. technop. 50 p. 161, 7 randus cumque hoc Concordia mitis et Bomana
n
1721 Pax Peeheis 1722
Salus araque Paris erit) führt ein ständiges Victoriae Pari, (Brambach, C. I. Ehen. 55; vgl'
Jahresopfer dieser Gruppe von Gottheiten ebd. 484 = Buecheler, Carm. epigr. nr. 20, 7 ff.
(bei ihm tritt Ianus hinzu) am 30. März an. aram dicavii [sjospiti Concordiae, Granno,
Auch als Nero im J. 66 den Ianus geschlossen Camenis, Martis et Pacis lari quifvi ejt deo-
hat (Suet. Nero 14), opfern die Arvalbrüder rum stirpe genito Caesari), die den Frieden als
u. a. auch Paci vaccam [C. I. L. 6, 2044, 1, 12; das Ergebnis des siegreichen Krieges erscheinen
vgl. über die Münzen des Nero mit der Auf- lä Ist ; es palst dazu, dal's die Gottin im Bilde
schrift Ära Paris S. C. Eckhel, Doctr. num. neben dem ihr speziell zukommenden Ölzweige
ti. 268f.), wie die naheliegende Verbindung von (Verg. Georg. 2, 425 pinguem et plaritam Paci
Ianus und Pax auch der Poesie sehr geläutig 10 nutritor olivam) auch den Lorbeer als Kenn-
ist (z. B. Hör. epist. 2, 1, 255 claustraque custo- zeichen führt (Ovid. faxt. 1, 711: frondibus
dem pacis cöhibentia Ianum. Stat. silv. 4, 1, 13ff. Actiacis comptos redimita capillos Pax ades,
grates . . . Ianus <(git, quem tu virina Paee li- vgl. Petersen, Rom. Mittheü. 9, 200) oder auch
gatum omnia iussisti componere bella. Claudian. mit der Lanze ausgerüstet auftritt (Münz-
de sexto cons. Honor. 638f. Ianus bella bilder, z. B. Eckhel a. a. 0. 7, 321. 372); ver-
premens Inet« sub imagine pugnae armorum einzelt erscheint sie auf Münzen des Claudius
innocuos Pari largitur honores). Den höchsten und Vespasian wie Victoria geflügelt, zugleich
Aufschwung des Friedenskultes aber bezeichnet mit dem sonst der Nemesis eigenen Motiv des
die Stiftung des prachtvollen Templum Pacis von der Brust gehobenen Gewandzipfels und
durch Vespasian im J. 75 (Cass. Bio 66. 15, 1; -20 mit den Symbolen von Schlange und Ca-
vgl. Suet. Vesp. 9. Vict. Caes. 9, 7; epit. 9, 8. duceus (Eckhel a. a. 0. 6, 236 f. 334), eine Ver-
Martial. 1. 2. 8) zur Feier des Sieges über die mengung, die in der interessanten Inschrift vom
Juden - loseph. b. lud. 7. 158); dieser Bau, dessen Hadrianswall C. I. L. 7, 759 = Buecheler a. a. 0.
Ruhm nachher Domitian sich anzueignen suchte nr. 24, 4 ergo eudem Muter divum, Pax, Vvrtus,
(Stat. silv. 4, 3, 17 mit Vollmers Anmerkung, Ceres, dea Syria lanee vitam et iura pensitans
vol. auch 4, 1, 13), war eines der gröfsten eine gewisse Parallele findet. Das gewöhn-
Wunderwerke der Hauptstadt (ptyictov xccl lichste Attribut der Göttin auf den Münzdar-
Y.u/.hoxov ytvö^svov tüv iv rij xölti toycov, Stellungen (s. die Übersicht bei Stevenson, Dic-
Herodian. 1, 14, 2; vgl. Ammian. Marc. 16. 10, 14) tionary of Roman Coins S. 613f.) ist aufser dem
vor allem wegen der unvergleichlich reichen 30 Ölzweig und dem Caduceus, der wohl hier die
Ausstattung mit griechischen Kunstschätzen friedliche Vermittlung anzeigen soll, das Füll-
(iidvra yao ti* ixslvov xbv vsä) 6vvr']yßn aal hörn, das auch Seneca Med. 62 ff. der Göttin
xaT8Ttdrh di" vir rijv &tccv avQ-Qcoitoi tiqÖxsqov giebt: et asperi Martis sanguineas quae cohibet
7ttgl 7Tü6ca> tnlavcbvro xr\v oiy.ovutvi]!', loseph. manus, quae dat belligeris foedera gentibus et
a. a. 0.16(h. deren sehr viele namhaft gemacht cornu retinet divite copiam, donetur teuera mi-
werden (Plin. n. h. 12, 94. 34. 84. 35, 74. 102. tior hostia; der zu Grunde liegende Gedanke,
109. 36, 27. 58. 102. luven. 9. 23. Pausan. 6, 9, 3. dai's nur im Frieden Ackerbau und Wohlstand
Procop. b. Groth. 4. 21 u. a. | ; auch eine Bibliothek gedeihen, ist deutlich und wird in etwas anderer
war mit dem Tempel verbunden (Gell. 5, 21, 9. Form z. B. auch von Tibutt. 1, 10, 67 f. at uobis
16, 8, 2. Galen. 13, 362 K. Mist. aug. trig. tyr. <o Pax alma veni spicamque teneto perfluat et jiomis
31, 10; vgl. M. Ihm, Centralbl. f. Bibliothels- candidus ante sinus und Ovid. fast. 1, 704 pax
wesen 10, 1893, 520f.). Nach der Zerstörung Cererem nutrit, pacis alumna Ceres ausgespro-
durch die grofse Feuersbrunst des J. 192 {Cass. chen. [Wissowaj.
Bio 72, 24, 1. Galen, a. a. 0.. Heroelian. 1, 14, 2) Paytnuphis (UavTvovcpig, einmal auch Jlaor-
wiederhergestellt, war er zu Procops Zeiten, [vovcpig, C. I. G. 3, 5073) wird auf Inschriften
durch Blitzschlag zerstört, ein Trümmerhaufen von Pselkis (Dakkeh am linken Nilufer) als
(Proc. b. Goth. 4, 21; vgl. auch Marcell. Com. rvQiog (C. I. G. 3, 5096 vgl. 5087) oder ptyiOTOs
chron. z. J. 408 bei Mommsen, Chron. min. (C. I. G. 5097) bezeichnet. Die Inschrift nr. 5100
2, 69). Erinnerungen an diese hochbedeut- lautet Q-tco ^tyiara) cEp[ft?;J (= Thoth) TJavt-
same Tempelgründung oder überhaupt an 50 vovcpidi und nr. 5073 nach Ergänzung [<foa
Wspasian als Friedensfürsten treten uns nicht iityiaroj 'Epfif; ra] x{cc]i Jlaox^vovcpidi. über die
nur auf den Münzen dieses Kaisers entgegen Bedeutung des Namens s. Franz zu C. I. G.
(Eckhel a. a. 0. 6, 334), sondern mehrfach 3, 5073 und die dort angeführte Litteratur,
auch auf Inschriften, so namentlich in den wonach es entweder bedeutet cbona animo
beiden grofsen stadtrömischen Inschriften der praeditus' oder den "Herren von Pnups' (einer
trib(us) Suc(usana) iunior(um) bezw. der cura- von Ptolem. 4, 7, 18 erwähnten Stadt); vgl.
totes tribiiis) Sucfusanae) iunior(um) an Pa.r auch Drexler Bd. 2 unter Kyrios Sp. 1761, 37 ff.
august(a) bezw. Pax aeterno domus imp. Vespa- und die dort verzeichnete Litteratur.
siani Caesaris Aug. (C. I. L. 6, 200. 199; die [Höfer.]
erste schon vom 21. Nov. 70 n. Chr.), aber auch eo Pecheis (Hifosts), die allegorischen Binder-
in Spanien (C. 1. L. 2, 3349 aus Vespasians gestalten, die als Personifikation der Nilellen
Zeit: Augusto, Paci perpetuae et Concordiae auf den Kunstdarstellungen des Neilos er-
augustae u. s. vr. 2. 3732: [Caesari] T(ito) imp. scheinen; vgl. Luc. Rhet. Praee. 6: i] nov rbv
Vespasiano Aug. Vespasiaui f(ilio) conserratori Nzllov tiSng ypaqpj/ (i£(ii(Lri(idvov . . . uiy.ou dt
Pacis äugt iistaej). Sonst sind Weihinschriften ziva Ttaidlcc tisqI avxbv Ttai^orrcc — Tti'iysig
an Pax nicht sehr häufig (C. I. L. 2, 1061. 8s avtovs oi AlyvTtrioi xuXovai. Philostr.
3, 3670. 8, 6957. 8441), für die Auffassung Imag. 5 p. 383 = 2 p. 300 Kayser: rn*-s?i rbv
interessant ist die gemeinsame Weihung Marti NslXov oi %r\%£ig ä&vQOvoi Ttaidia $i\ufi£T^o:
1723 Pechet Pediakrates 1724
xca övo^icctl, und dazu Friederichs, Die Philostr. und im Journal des Savants 1834, 290. 711 und
Bilder 43. — Plin. Bist. not. 36, 58 sedecim 1843, 680; Inghwami Gall. unter. 3, 28 uud
liberis circa ludentibus, per quos totidem cu- Storia della Toscana tav. XLIII nr. 2; Micali
bita summi incrementi augentis se amnis eins Storia etc. tav. XL VIII; Gerhard. Etr. Spiegel
intelleg untur; vgl. auch Gregor Naz. or. 39, 5 3, 219 Taf. CCXXXV nr. 2; Fabretti C. I. I.
p. 680 = Migne 36, 340: xbv Nstlov rbv y.ag- nr. 2492 gloss. 1343. Auf dem Spiegel haben
Ttodoxr]v, tag avvybvovGiv avrov, ■nal 8vctc<%vv, wir in der Mitte das Pferd selbst, eben als
nul jiiTQOvvta ri]v svdcci[iovlav rolg Ttjjfttotv. pecse bezeichnet. Links von ihm ist se-trlans
— Über Darstellungen und Zahl der nfyeis (Hephaistos), rechts hinter ihm etule (Aitolos).
s. d. A. Neilos Bd. 3 Sp. 95, 41 ff. Sp. 98 f. 10 Lanzi und Gerhard deuten den pecse auf das
Sp. 100, 56 f. Sp. 101, 15 ff. 53.62. Sp. 102,29h'. trojanische Pferd, indem sie den Aitolos für
[Höfer.] seinen Bruder Epeios nehmen. Ob die ganze
Pechet (vielfach auch mit anderer, aber Deutung richtig sei, ist nicht sicher. Vgl.
durch nichts gerechtfertigter Vokalisation s. v. Paks. [C. Pauli.]
P ach et genannt), ägyptische Göttin; sie wurde Pecunia. 1) Die Göttin des Geldes; s. In-
in einer bei dem heutigen Dorfe Beni-Hasan digitamenta Bd. 2 Sp. 213. Ihr zu vergleichen ist
(auf dem östlichen Nilufer, südlich von der der &zbg Oiqaccvoog, von dem Georg. Codinus de
Provinzialhauptstadt Minje) am Ausgang eines signis Const. p. 57 ed. Bonn, berichtet, dafs
Wüstenthaies gelegenen Örtlichkeit, welche die er in Arabien, besonders in Petra verehrt
älteren Texte Set ('?;, spätere Inschriften Pe- 20 worden sei. Man opferte ihm und liefs das
c he t (wohl aus Per -Pechet „Haus derPechetu Blut der Opfertiere vor einem Bilde fliefsen,
verstümmelt) nennen, als Schutzheilige ver- das, in Gestalt eines unbehauenen, viereckigen
ehrt. Ihr Fetisch war eine Löwin; daher Steines, sich auf einer goldgetriebenen Basis
wurde sie als liegende Löwin _S£äi oder als befand. Auch bei Luc. Timon 29. 39. 40. 41
Frau mit Löwenkopf dargestellt. Wie die erscheint Thesauros als Diener des Plutos (s. d.) ;
meisten ägyptischen Göttinnen ist auch sie — 2) Beiname des Iuppiter; s. d. Bd. 2 Sp. 658
frühzeitig als Himmelsgöttin aufgefafst wor- Z. 44 ff. [Höfer.]
den und führt als solche in den Inschriften Pedaios (Il7Jdcaog), ein iniehelicher Sohn
des neuen Reichs vielfach die Beinamen „Herrin des Troers Antenor, welchen dessen Gemahlin
des Himmels", Herrin der Welt", „Beherrscherin 30 Theano aufzog gleich ihren eigenen Kindern,
der Götter"; vgl. Ghampollion, Notes descriptives vor Troja erlegt von Meges, II. 5, 69; Tzetz.
2, 323 ff. Aufserdein wurde sie mit anderen, Hom. 59. [Stoll.]
als Katzen oder Löwinnen gedachten Göttinnen, Pedanasseus {IJsdavccaasvg). Ein Grenzstein
z. B. der Sechmet von Memphis, der Baste- aus der Nähe von Milet trägt nach Haussoullier,
Bubastis, der Lokalgöttin des unterägyptischen Her. de Phil. 20 (1896), 95 (vgl. Bev. des etud.
Bubastis (s.d.), zusammengeworfen und geradezu grecques 10 [1897], 93. Blichet, Becneil d'inscr.
von den Griechen als Artemis (vgl. Untog grecques 808 p. 641) die Inschrift OQog rtiitvov[g)
^QTtpidog) bezeichnet. Später wurde dieser knöllcavog ntöavaoasag. Haussoullier a. a. Ö.
Synkretismus noch weiter getrieben und P. vergleicht die Inschrift aus Branchidai (C. I. G.
auch mit Isis und Hathor identifiziert; so 40 2, 2862) kn6ll\covi IIidavaotT, wozu Boeckh be-
nennen Texte der Ptolemäer- und Kaiserzeit merkt : 'conieci UiaQuatV \Ill&QCi6u Stadt in
Hathor „die Herrin von Pechet", also des der Karien, Steph. Byz.). Nach Cousin-Deschamps,
P. gehörigen Bezirks. Das Heiligtum der P. Corr. hell. 10 (1894), 19 nr. 6 steht in obiger
ist ein noch gut erhaltener Felsentempel bei Inschrift knoXlavog rEVANASSLrßS, also IIsv-
Beni-Hasan, von den Griechen Uniog ylgre^udog ccvacatcog und so auch bei Barfeld, Bursians
genannt; er wurde wohl an Stelle eines alte- Jahresber. 87 S. 313. Interessant ist es, dafs
reu Heiligtumes, das in der Hyksoszeit zer- neben dem hochberühmten Didymaios in Milet
stört worden war, durch die Königin Makere (vgl. d. Art. Milesios) sich dieser Apollo findet,
(um 1520 v. Chr.) angelegt und später von dessen Beiname wohl gleichfalls ein lokaler
Sethos I. restauriert; vgl. Baedeker, Ägypten 50 ist, obwohl ein Ort n^Sdvaaa oder ähnlich
5. Aufl. S. 200 f. Wie der Löwengöttin Sech- nicht bezeugt ist. Bei Hesgch. wird itndccvög
met waren auch der P. die Katzen heilig; u. a. erklärt durch 6 reo \idvxsi dido^tvog
ein grofser Katzenfriedhof liegt bei Beni-Hasan (iL6&6g. Wäre es denkbar, dafs irgend wel-
unweit des Felsentempels; vgl. Baedeker a. a. O. eher Zusammenhang zwischen beiden Worten
[Steindorff. | besteht? [Höfer.]
Peese (pecse) ist die etruskische Umformung Pedasa s. Peisidike Ib.
des griech. Pegasos (Deecke in Bezzenhergcrs Pedasis s. Pegasis 4.
Beitr. 2, 269 nr. 81). Der Name ist nur ein- Pedasos illrjdaaog). 1) Sohn des Bukolion
mal belegt, und zwar auf einem Bronzespiegel (eines Sohnes des trojanischen Königs Lao-
von nicht überlieferter Herkunft, der sich im 60 medon) und der Nymphe Abarbaree, Zwillings-
Pariser Museum befindet.*) Er ist veröfi'eut- bruder des Aisrpns; fällt zugleich mit dem
licht von Lanzi 2, 223 = 177 nr. 19 tav. 12 Bruder vor Troja durch Euryalos, B. 6, 21:
nr. 3; Miliin dal. mytTiol. 2, 251 sqq., pl. Tzetz. Hom. 115. - - 2) Ein Rofs des Achilleus,
CXXXVHbis; Baoul-Bochette Monum. ined. 83 11. 16, 152. 467. Hesgch. Fick-BechteL Die
„ ^ , „ . „ , .. T . .^ griech. Personennamen 433. Anqermanu. Fleck-
*) Da der Spiegel auf der Gegenseite die Jnsciirift a . T , 7 ., _ „ /Jf)rw,v _,, r"f,. ln -.
WiL tragt {GerLd 3, 220), „eiche „Grabgerät« W- ets^s Jahrb. 153 (1890), 51. [Stoll.]
deutet, so stammt er, wie alle Oegenstimde, die diese Tediakrates (ilidfaxpaT^s) , einer der von
Widmung tragen, aus Orvieto. Herakles getöteten sechs sikanischen Haupt-
1725 Pedias Pegasis 1726
linge, welche u£%qi rov vvv ygmitfig tififjg phar — denen Damaskos seine Fruchtbarkeit
Tvy%avovGiv , Diodor. 4, 23, 5, dessen Quelle und landschaftliche Anmut (coq&v simccigia %ccl
wohl Timaios ist, Bohde, Psyche l2, 179, 3; itrflwv aylata nal tiotccilüv Tiliföog tial yyg
Joh. Geffcken, Timaios' Geographie des Westens ticpogiu, Iulian Ep. 24) verdankte, sind mit
55 und Amn. 2. Identisch mit Pediakrates ist der Legende JTrjyca auf Münzen dieser Stadt
wohl der von Xenagoras bei Macrob. 5, 19, 30 dargestellt, Eckhel, Doctr. num. vet. 3, 332 f.
= frgm. 3 in Frgm. Hist. Graec. 4 p. 526 4, 317. De Saulcy , Numism. de la Terre-
genannte Heros risdio-/.Qdtr]g, dem auf Anord- Sainte p. 42. Macrinus nr. 2 pl. 2, 8; p. 47.
nuno- des Orakels der Palikoi die Sikuler bei Otacilia nr. 9. Catäl. Greau p. 210 nr. 2541.
einer Unfruchtbarkeit opferten, worauf die io Read, Hist. num. 022 u. fig. 348. Wroth,
Fruchtbarkeit zurückkehrte. Diesen Pediokrates, Catal. of the greek coins of Galatia, Cappadocia,
cden Flurenherr', fden Herrn des Feldes' Syria, Introd. p. 75. Eckhel a. a. 0. 332
möchte 31. Mayer in Boschers Lexikon s. v. vergleicht die Münzen mit der Legende: f Aqua
KronosBd.2 Sp. i491mitdem phoinikischenMel- Traiani' (Eckhel a. a. 0. 6, 425. Cohen, Descr.
karth identifizieren, wogegen Usener , Götter- des medaüles imper. 2 p. 19 nr. 20 ff.), die einen
namen 145 und Anm. 59 Einspruch erhebt; s. in einer Höhle gelagerten Flufsgott mit Schilf-
auch Bloch Bd. 3 s. v. Palikoi Sp. 1287, 30 ff. röhr und Urne zeigen, und meint ferner a. a. 0.
Vgl. Pedio. [Höfer.] 333, dafs die Darstellung des Pegasos (s. d.)
Pedias (TlsSidg), Tochter des Lakedaimoniers auf Münzen von Damaskos eine Allegorie auf
Mynes, Gemahlin des attischen Königs Kranaos, 20 diese Ttr\yai sei. Der Singular Hr\yr\ findet
dem sie die Kranae , Kranaichme und Atthis sich einer Quellnymphe auf Münzen von Phila-
gebar, Apollod. 3, 14, 5. Fick-Bechtel, Die delphia in Lydien beigeschrieben (Eckhel a. a. 0.
griech. Personennamen 405. [Stoll.] 3, 111. 4, 317. Head a. a. 0. 552), Ilvyu
Pedio (üsSiö}). Auf zwei Schalen aus einer Zovviäg einer anderen Quellnymphe auf Mün-
sicilischen Stadt chalkidischen Ursprunges zen von Soloi (Pompeiopolis) in Kilikien, Eckhel
findet sich die Widmung töSs öüqov Tltdiot, 3, 69. 4, 319. Head 612. Hill, Catal. of the
Boehl, I.G.A. 519. 520; Kaibel, Inscr. Graec. greek coins of Lycaonia, Isauria, and Cüicia,
Sicil. et Pal. 595. 596. 0. Hoffmann, Griech. Introd. 75 p. 154 nr. 58 pl. 27, 6. Babelon,
Dial. 3 S. 8 nr. 11. 12. Nach v. Wüamowüz Invent. Wadd. 4522 pl. 11, 17. Der sonst als
(vgl. Joh. Geffcken, Timaios' Geographie d. 30 Beiname der Athene in Attika oder als Neben-
Westens 55, 2) ist Pedio = Hera ('Hq<x iv n^dlm, form für Sunion bezeugte Name _Sunias findet
s. En Pedio nr. 1), während Usener, Göttern amen seine Erklärung wohl in der Überlieferung,
145 unter Pedio eine eigene Göttin, 'Flur- dafs Soloi eine Gründung der Athener Pha-
göttin' (ähnlich Maafs, Arch. Jahrb. 11 [1896J, leros und Akamas (Strabon 14, 683) oder sogar
105), versteht, und Boehl a. a. 0. 519 in Pedio des Solon (Diog. Laert. 1, 2, 4, 51. Steph. Byz.
den Namen einer Sterblichen, der Empfängerin s. v. Eölot. Eust. ad Dionys. Per. 875) ge-
der Schalen, erblickt. Fick, Göttin g. Gel. An zeig. wesen sein soll. Vgl. auch 0. Hoffmann, Griech.
1883, 127. liest IJsdiou und erkennt in üsäiog Dial. 1, 142. [Höfer.]
den Kurznamen zu JJtdioyiQccrrig (s. d.). Pegaia (Tlriycdci) s. Iatroi, Ionides (und dazu
[Höfer.] 40 v. Wüamowüz , Herakles 1, 261, 5. Toepffer,
Ea Pedio (iv Ilzdtcp) Beiname 1) der Hera Att. Geneal. 268 f. E. Meyer, Forschung zur tdt.
auf einer Inschrift, die auf einer ehernen Beil- Geschichte 1, 136, 1. 148, 1. Usener, Göthr-
schneide aus Santa Agata (Calabria citerior) namen 169), Nymphen Bd. 3 Sp. 512, 56 ff.
steht: T&gr,HQccg i<xQÖg £[il rag iv Ttsduo, Boehl, [Höfer.]
Inscr. Gr. ant. 543. Imag. inscr. Graec. 9 Pegaiai (rhjyaica), Quellnymphen (Ttrjywv
p. 37. Kaibel, Inscr. Graec. Sicil. nr. 643. TtQosGtwoai), Porph. antr. nymph. 13. Orph.
Daremberg-Saglio s.v. Donarium p. 377 fig. 2548. Hymn. 51, 6, mit hinzugefügtem %6qc>i, Eur.
Dittenberger, Hermesl3(18), 391 f. H.B.Walters, Bhes. 929. Vgl. Pegasis 2. [Stoll.]
Catal. of the bronzes . . . in the Brit. Mus. Pegasis, idis (IIr\yu6is, -idog), 1) von Pegasos
nr. 252 p. 27 — 2) sonst unbekannter Heroen 50 herrührend, daher üayaölg xquvcc Mosch, id.
auf einer attischen Opfervorschrift: tJqoow i{i 3, 78 für Hippokrene. Pegasides undae Ov.
TtsSia tiltov, Hicks, Anc. greek inscr. in the Trist. 3, 7, 15; Pegasis unda Martial. 9, 59, 6;
Brit. Mus. 1, 73 p. 135. C. I. A. 4 Suppl. 1, 1 TJriyaolg iiriyi] Noun. Dionys. 7, 234 vgl. Authol.
p. 5 nr. 3. de Prott, Leges Graec. sacr. 1, 5 Pal. 9, 225, 1; 11, 24, 6. - - 2) Pegasides, die
nr. 2. Bohde, Psyche 1", 173, 2. — v. Prott Musen als Quellnymphen der Hippokrene und
a. a. 0. 7 möchte diese Heroen zu der grofsen anderer begeisternder Quellen Verg. Catal. 11,2;
Zahl der attischen r'jQasg ayvco6toi (Diog. Laert. Propert. 4, 1, 19; Ps.-Orid. Sapph. 27; Colu-
1, 10, 3. Paus. 1, 1, 4. Pollux 8, 118f.) zählen, mella, De re rast. 10, 263; Paulus p. 212. 8.
wozu man auch vgl. Hitzig-Bluemner zu Paus. Als Quellnymphen führen ferner den Namen
a. a. 0. S. 124. [Höfer.] ' 60 Pegasis: — 3) Oinone, die Tochter des Flui's-
Pediokrates s. Pediakrates. softes Kebren in der Troas Ovid. Heroid. 5, 3
"
Pedios(?) s. Pedio. s. 0. Jahn, Archäolog. Beitr. 330 ff., sowie — 4)
Pegai (tliiyai). Die Quellen des Flusses die Mutter des am Granikos geborenen, durch
Chrysorrhoas und eines seiner Nebenflüsse — Odysseus getöteten Atymnios Q. Smym. 3,
es sind wohl mit diesen identisch die Buch 300 (Hr\Saaig Heyne ad Apollod. 3, 12, 4 p. 301,
der Könige 2, 5, 12 genannten ""Wasser Amana dagegen Creuzer, Symbol. 2, 667, 3). — 5) Name
und Pharphar zu Damaskus', De Saulcy, Diction. einer bekleideten Frau, mit einer Leier in der
topogr. de la terre sainte s. v. Abana und Phar- Linken (TTErAZIZ) auf einer merkwürdigen
1727 Pegasos (Etymologie u. Ursprung)
rotfig. Hydria zu Florenz El. ceramogr. 2, 80,
derselben um ihrer musischen Beschäftigung
willen gegeben; s. Th. Panofka, Archäol. Zei-
tung 1850, •_'-'."> f. 0. Jahn. Archäol. Beiträge
S. 332 f. G) Dafs Pegasis von Neptunus
Mutter des Pegasus wurde, wie Paulus p. 101 be-
richtet, ist wohl spätere Erfindung. |J. Ilberg. j
Pegasos i TJriyaaog, etr. pecse [s. d.h. I) ein
Flügelrofs göttlicher Herkunft, mit Wunder-
kräften begabt. Es gehört zu jener Gattung von
Mischwesen griech. Kunst, die einen Organis-
mus unverändert liel's und, ihn nur um Teile
eines anderen vermehrte. Über die Ableitung
des Namens von Ttr\y6g {ytr\yvo\Li) vgl. Kahn.
Ztschr. 1. 4til f.. also das 'starke' Rofs, das
fKraftrofs '; s. Hom. 11. 9, 124 < iititoi m]yoi '.
Von Tti)yvviii unmittelbar Hermann. Creuzer,
Völcker u. a. Weitere ältere Deutungen: Hes.
theog. 282 ox uq' 'SIv.edi.vov thqI nry/ag yirar';
Schwende, Etymolog, myiholog. Andeutungen
p. 204, als Pols der begeisternden Quelle, Pe-
gasos mit «lern schmückenden Beinamen Chrysaor
p. 232. Gewifs aber war bei Bildung des Na-
mens das musische Element noch nicht wirk-
sam, Asklepiades ' üxi i-ATtt7fr]8r)yie i ' ; Schot
ABU ad 11. ('), 155 ort iv."XSitT\8,t\Y.si top tf\g
FoQyövog tQec%rj'kov; Tzetzes Lykophr. p. 298;
physisch to ^(xqvteqov näXiv xäxco mqyä^siv
■aal %£e6&<xl, als das Schiff des Bellerophon 299,
diu TTriya'^övTcov vduxcov , vgl. Eist. 7 v. 422:
' iTCTtog jrTjtfTjTixog ' , Etymol. Gud. v. 'Agystog.
Wie die Geschichte verwandter Wesen, z. B.
des Greifen oder der Sphinx, so beginnt auch die
des Pegasos fern im Orient. Wenn Milchhöfer,
Anfänge d. K. in Griechenland, Leipz. 1883
p. 70 (vgl. ib. 16 p. 81, Pig. 52) meint, dafs
das Flügelpferd echtestes und ältestes Er-
zeugnis griechischer Technik sei, das in erster
Linie auf indogermanischen Ursprung zurück-
gehe, so ist seinen Ausführungen hierin eben-
sowenig- zu folgen, wie wir mit ihm die Ge-
stalten der 'Inselsteine' und des Bildes von
Phigalia auf indogermanische Zeiten zurück-
führen können. Freilich, der Glanz der myke-
nischen Kulturperiode fiel auf unseren Pegasos
nicht, die symbolische Kunst Ägyptens kennt
ihn nicht {Knoll, Sttid. z. alt. K. in Griechen-
land, Band). Progr. 1890, p. 21 ff.), und auch
bei den syrischen Völkern, in deren Kunst
ägyptische und babylonisch -assyrische Ele-
mente sich in oft so wunderlicher Weise ver-
schmolzen haben (s. Knall a. a. ' ►. p. 34), suchen
wir vergebens nach dem Pegasos. Wohl aber
findet er sich unter der grofsen Menge, von
geflügelten Wesen in der assyrischen Kunst
(s. unten), und als zur Zeit der grofsen Wan-
derungen die vorderasiatische Gesamtkultur
mit ihrer Unzahl orientalisierender Typen auf
dem Seewege durch Phönikien, zu Lande über
Kleinasien den europäischen Völkern ver-
mittelt wurde (E. Meyer, Gr. Gesch. l p. 237),
da wanderte auch der Kunsttypus des Pegasus
an die Küsten von Hellas. Auf den indischen
Thongefäfsen, die uns auf eine an Flügel-
gestalten reiche Zeit schliefsen lassen, tritt
uns jetzt auch das Flügelpferd entgegen. Lange,
Mel. Th. pl. 4; ebend. Textvignette = Ardh.
Ztg. 1854 pl. 62; wir sehen Flügelpferde vor
Pegasos (in d. Orient. Kunst) 1728
dem Wagen Apollons. Eine andere Vase von
Melos, mit Flügelpferden dem Wagen vorge-
spannt, in 'AMOOPEYI TTHAINOI b'K MHAOY
MYAQNA' 1895 niv. 2: vgl. die Steine von
Melos aus dem 7. Jahrh. bei Furtwängler, Die
ant. Gemmen pl. 5, 10. 11. 12. 13. 16. 17; pl.61,5.
Bald beobachten wir dann, wie die dichterische
Volksphantasie mit der ausländischen Gestalt
einen einheimischen Sagenstoff verbindet.
10 Eins muf's zunächst betont werden: dafs
Pegasos und das Flügelpferd in ihrer
Entstehung scharf zu trennen sind. Der Ur-
typus des Pegasos ist ungeflügelt anzu-
nehmen, wie er z. B. auf einem am Schlüsse
der archaischen Periode stehenden Terrakotta-
relief von Melos in Verbindung mit Bellerophon
sich findet, s. Millingen, anc. mied. Man. 2 pl. 3,
auch Bd. 1 Sp. 1; vgl. Bd. 1 Sp. 770 s. v. Bellero-
phon Abb. Andererseits aber erscheint er schon
20 geflügelt auf den archaischen Münzen vonKorinth.
Das griechische Flügelpferd tritt uns
bereits in der orientalischen Kunst entgegen.
Dasselbe findet sich rein dekorativ, ohne wei-
tere tiefere Bedeutung unter der zahllosen
Menge von Flügelwesen der babylonisch-assy-
1) Flügelrosse der babylon.-assyr. Kunst
(aus I.ayard, Mon. uf Nlneveh 1849, 1 pl. -14 nr.
1).
rischen Kunst, Layard, man. ofJS'in. 1849 pl. 44
Abb. 1 u. pl. 50 Abb. 6. - - So auch auf einer
kyprischen Vase, Ferra!, hist. de t'art 3, Fig. 517,
in sehr bizarrer Zeichnung: im ganzen aber ist
es nicht sehr häufig, und Spuren einer weiteren
Verbreitung von dem genannten Zentrum aus
50 lassen sich nicht nachweisen. Wir dürfen ui s
also den Kunsttypus des Flügelpferdes keines-
wegs als direkte Herübernahme eines fertigen
Schemas aus der orientalischen Kunst denken.
Der einfache Pferdekörper erscheint ja, wie
allbekannt, bereits auf den Vasen des jüngeren
geometrischen Stiles, vgl. Conze, S.-Ber. d.
Wien. Akad. d. W. 1870, p. 619, und verrät
dort deutlich selbständige Versuche im Gegen-
satze zu dem entlehnten < Irnament. Als das
ihi Schema der Beflügelung von Osten her in
Griechenland eindrang, wurde dies auch auf
das einheimische Mdeblingsgetier der geome-
trischen Kunst' angewandt und übertragen*).
*) Die natürliche Gestalt des Bosses, welche die
griech. Mythologie überhaupt häufig und glücklich ver-
wendet hat — man bedenke die grofse Zahl der Götter-
uud Heroenrosse, Servius, Georg. 1, 12; vorzüglich begabte:
Oppian Kyneg 1,226 ff., unter ihnen Pegasos. Die Flügel-
1729 PegaSOS (Herkunft d, Flügelattributs) Pegasos (Verhalte, d. Kunst z. Mythos) 1730
Doch unterscheidet sich das Flügelpferd von Greif zu suchen ist, sondern allein künstlerische Tra-
um 1 Sphinx, die auf den ältesten Darstellungen, dition rnafsgebend war. In ähnlicher Weise sind
wieaufdenDodwellgefäfsen(z.B.ilf;mc7f.Fs.211) auch die griechischen Flügelpferde selbstän-
und den tyrrhenischen Amphoren, nur eine de- dige Analogiebildungen nach gegebenen Mustern
korative Bedeutung haben, dadurch, dafs es von (s. KnoU, Studien z. alt. K. i. Gr. p. 46; vgl.
vornherein in bestimmten Funktionen auftritt ; die bereits angeführten melischen Gef äfse, die
auch erscheint es nicht als Einzelfigur mit den Flügelrösse an dem Wagen des Pelops und
genannten importierten Flügeltieren. der Nereiden, am Kypseloskasten, Paus. 5, 17, 7
Bei der Frage nach der Herkunft des Flügel- und 5, 19, 8, sowie die gleichfalls schon er-
attributs, wie wir es beim griech. Flügelpferd 10 wähnten Gemmen (s. Sp. 1739 Fig. 3 f.); s. dazu
in seiner ältesten Gestaltung vorfinden, kann die gravierten Goldringe aus Etrurien (ca. 600)
es nur die eine Antwort geben, dafs hierfür bei Furtwängler, Die ant. Gemmen pl. 7 nr. 1 :
einzig die Produkte der phöniki sehen Kunst- geflügeltes Viergespann, nr. 7: zwei galoppie-
industrie rnafsgebend sind; als sicheres und rende geflügelte Rosse, nr. 9: ebenso).
untrügliches Kennzeichen gilt uns die formale So erscheint also die mythische Substanz
Behandlungsweise in Einzelkonstruktion und des Flügelrosses ursprünglich gering, seine
Ansatz der Flügel in der ältesten griechischen typische dagegen um so gröfser und geschlos-
Kunst. Diese mehr oder minder geschwungenen sener. Dies zeigt sich schon darin, dafs
Formen, die Biegung der oberen Begrenz ungs- das ihm eigene Schema sich gleichmäfsig bis
linie nach innen mit der dem Kopfe zuge- 20 in die späteste Zeit der griechischen Kunst er-
wandten Spitze weisen alle altgriechischen hält (während z. B. das der Harpyien einem
(wie auch etruskischen) Flügelgestalten auf. Wechsel unterworfen ist). Der Typus gehört
Wir haben Umbildungen des ägyptischen demnach zu einer Kategorie von Darstellungen,
Flügelschemas vor uns, mit anderen Worten: welche, auf dem Wege des Handels oder
eine einfache, man darf sagen wortgetreue anderweitig nach Griechenland eingeführt,
Nachahmung überkommener Formen (vereinzelt dort Gelegenheit zur Mythenschöpfung gaben,
fand auch die assyrische Flügelkonstruktion während im allgemeinen umgekehrt die Kunst-
Verwendung, vgl. z. B. das Flügelpferd auf der erzeugnisse den Mythen entstammen; vgl.
Vase bei Perrot a. a. 0. 157; ib. 3, 347 sind die Milchhöfer, Mitt, p. 56 ff.; Semper, Styl 2 p. 139
Aufsenfedern an dem phönikisch gezeichneten 30 Anm. i; Citrtiits, Nuove Mem. d. 1 (1865) p. 376;
Flügel assyrisch, s. KnoU a. a. O.). Sicherlich Langbehn, Flügelgest. p. 4, 7 f. ; KnoU a. a. 0.
war vom7. Jahrh» an die Münztypik von Einflufs So ward das einfache Flügelpferd, das wir in
auf die künstlerische Verbreitung des im Orient verschiedenster Weise verwendet sehen, Muster
so beliebten Schemas der Beflügelung (auch und Grundlage des Pegasostypus. Das Schema
die jüngeren der sog. Inselsteine scheinen von wurde entlehnt von den bereits auf den ältesten
ihr beeinflufst); Flügelwesen, namentlich ge- Denkmälern vorhandenen Flügelrossen nicht-
flügelte Tiere, fanden auf den Münztypen schon mythischen Ursprungs. Während aber die son-
der ältesten Zeit sehr häufige Verwendung. stigen Flügelrosse auf älteren griechischen
Wie aber die Münzprägung selbst den Griechen, Denkmälern ihre Existenz allein der Kunst ver-
zunächst den kleinasiatischen, erst von Lydien 40 danken, die jenes Attribut, wie sehr alte Bei-
aus überliefert wurde [in Lydien prägten die spiele lehren, zur Versinnlichung des Gedan-
Mermnaden sicherlich seit Mitte des 7. Jahrh. kens übernatürlicher Schnelligkeit (Paus. 5,
Geld, vgl. Head 1, 94; Borelt l, num. chron. 2, 17, 7 am Wagen des Pelops) oder als Unter-
84; Lenormant , mon. roy. de Lydie; Head, scheidungszeichen von gewöhnlichen Rossen
coinage of Lydia and Persia in num. 1 (1877)J, an Göttergespannen verwendet (Paus. 5, 19, 8;
so bewegen sich auch die Typen der ältesten Conze, Mel. Thongef. pl. 4; Arch. Ztg. 1854
und älteren Münzen der kleinasiatischen Städte, pl. 62 f.), würde man hinsichtlich des Pegasos
der Inseln, Thrakiens und Makedoniens ganz entschieden zu weit gehen, wollte man die
im Kreise der Vorbilder, welche die orienta- Mythologie ganz und gar zur Abhängigkeit
lische Kunst kennt. Infolge der weiteren Ver- 50 verdammen. Dafür spricht ja schon der Um-
breitung, die naturgemäfs die Münze findet, stand, dafs wir in Kunstwerken gerade der
kam auch das Schema der Beflügelung zu älteren Zeit den Pegasos des Mythos auch un-
allgemeiner Kenntnis und Verbreitung. Wichtig geflügelt dargestellt finden. (Vgl. das schon
ist hierbei die Analogiebildung geflügelter angeführte Terrakottarelief von Melos unten
Wesen, wie des geflügelten Fisches ('?, Elektr.), Sp. 1738 Fig. 2, Steph. C. B. 1864 p. 20 ff.; Ann ali
des geflügelten Hirsches (Kyzikos; s. Fellows, 1874 p. 5 ff. ; Fischer, Bell. Lpz. 1851.) Für die
Discov. in Lye. 14, 6), vielleicht auch des ge- Entwicklung des Pegasos ist demnach eine Art
flügelten Ebers (Klazomenai, Chios, Rhodos etc. ; Wechselwirkung zwischen Kunst und Mythus
s. Aelian, N. A. 12, 38; vgl. Brandts, Milnzw. das Wahrscheinlichste, so dafs also beide seine
von Vorderasien p. 229), welche uns sämtlich 60 Ausbildung gegenseitig gefördert hätten. Man
lehren, dafs für den ersten Ursprung der Be- würde den Begriff des Pegasos entschieden zu
flügelung nicht nach litterarischen oder im eng fassen, wenn man in ihm nur ein Glied der
Mythus unmittelbar gegebenen Anhaltspunkten Gorgonen- und Beilerophonsage sähe.
rosse des Pelops: Pherekyd. p. 84 Sturz; Voss, Myth. Br. 1 PegaSOS jll LitteratlU' 1111(1 MjtllUS der Griechen.
p. 203 — wird später auch in die der Kentauren, Hippo- t-cT. , , , . , . ,-, , , •, •.
kampen und ähnlicher Bildungen umgewandelt (die ge- TT Wir haben hierbei nur Entstehung und
flügelten Neptunrosse h. piaton, Kritiasv- H6 E; EcHei d. n. Herkunft des landläufigen Pegasostypus ver-
Vol. 2 p. 457; Voss, Myth. Br. 2 Br. go ; KnoU a. a. o.) folgt, weil den Griechen das Flügclrofs als
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 55
1731 Pegasos (nicht b. Homer) Pegasos (b. Hesiod) 1732
ein Kunsttypus, nicht als ein mythisches Pegasos zugleich mit dem „grofsen" Chrysaor
Wesen überliefert worden ist. Wann sich die aus dem Rumpfe der Medusa empor, als Per-
sagenbildende Volksphantasie zuerst mit ihm seus diese enthauptete (V. 280/81; vgl. Ovid
beschäftigt hat, wissen wir nicht. Homer er- met. 4, 785; 797; 5, 259; 6, 119; die späteren
wähnt den Pegasos nicht. IL 5, 155 ff. voll- Schriftstellen, welche sich mit der wunderbaren
zieht Bellerophon dieselben Thaten, die ihm Geburt des P. beschäftigen, s. im Zusammen-
später beigelegt werden, doch ohne den ge- hang behandelt bei Hannig, De Pegaso, Bresl.
üügelten Gefährten. Daraus, dafs Homer den Diss. 1901 p. 9 ff.). Pegasos wurde es genannt,
Pegasos nicht erwähnt, folgt mit Sicherheit weil es an den Quellen des Okeanos (tteqI -uriyäg
das eine, dafs der Pegasos im Bellerophon- 10 'Sl^sccvoii) geboren ward. Esflog auf und gelangte
Mythus zu seiner Zeit noch nicht allgemein zu den Unsterblichen; hier wohnt Pegasos im
die charakteristische und bestimmende Bedeu- Hause des Zeus und trägt diesem Blitz und
tung hatte wie später; denn Homer würde Donner {ßpovrriv xs ßTSQonrjv re cptQtav Au ftrjnd-
seiner wohl gedacht haben, wenn ihm die ivxi); V. 325 erwähnt er dann noch, dafs Pe-
Sage in so charakteristischer Verschmelzung gasos mit dem tapferen Bellerophon die Chi-
mit der Figur des Pegasos bekannt gewesen maira erlegt habe. Hier haben wir also schon
wäre. Das hindert freilich nicht, dafs der die Grundlage des ganzen Mythus, die auch
Pegasos im Mythus überhaupt schon vorhan- bei den Umbildungen der späteren Dichter
den war. Die religiösen Vorstellungen der unverändert geblieben ist. — Eine andere
Griechen sind, wie erwiesen ist, aus sehr ver- 20 Frage ist die, ob bereits Hesiod den Pegasos
schiedenen Quellen gespeist worden; den Grund- sich geflügelt vorstellte. Die Flügeltypen er-
stock bildet die indoeuropäische Erbschaft, scheinen überhaupt erst bei Hesiod in der
dazu kommen aber allerhand bunte , orienta- Litteratur, und da findet sich allerdings schein-
lische Einflüsse [wie Herodot das ebenfalls bar gleich ein ganzes Heer von Flügelwesen:
(2, 52 u. 53) schon angeführt hatte]. In diese Nike, Eros, Erinys, Hypnos, Boreas u. a. m.
Wildnis griff der unvergleichliche Homer mit Bei näherer Betrachtung reduziert sich aber
der souveränen Machtvollkommenheit des frei- diese grofse Menge bedeutend (s. Langbehn
schöpferischen Genies, entwirrte den Knäuel a. a. 0. p. 10), und nur ein echthesiodischer
populärer Mythen und wob aus dem planlosen Typus tritt uns als sichere, bemerkenswerte
Durcheinander volksmäfsiger Sagen, die von 30 Ausnahme entgegen: die Harpyie. Auch Pe-
Gau zu Gau anders lauteten, auf künstlerischem gasos wäre nach theog. 284 als zweite sichere
Wege eine neue Welt. Möglich also, dafs der Ausnahme anzuführen (hier wird von Pegasos
Pegasos schon zu Homers Zeit oder vor ihm mit der Ausdruck 'äiio'jtxä^svog'' gebraucht, tiqo-
Bellerophon verbunden war; doch hatte er dann Xntcbv %&6va /xrjrgpo: [ir\iwv); doch erschien die
offenbar nur lokale Bedeutung. Sicherlich be- Stelle manchen nicht ohne Grund als spätere
safs diese Verbindung noch keine panhellenische Zuthat(zum mindesten drückt die Stelle aus, dafs
Geltung und bildete in jener Zeit noch keinen die Fähigkeit sich emporzuschwingen erst später
integrierenden Bestandteil der Bellerophonsage. eintrat und nicht von Anfang an dem Peg. eigen
Wer aber die Art Homers kennt, die Mythen war, Knoll, Stiid. p. 44 A. 3). Auch theog. 325
und Sagen, die ihm bekannt sind, künstlerisch 40 gelegentlich der Erwähnung des Chimäraaben-
frei aus eigenem Geiste zu gestalten und, wo teuers ist eines Flügelattributes bei Peg. nicht
er kann, zu verwerten und ihnen so volks- gedacht. Quellen des Hesiod in Bezug auf seine
tüniliche Haltung zu verschaffen, der wird zu- Verwendung der Befiügelung festzustellen ist
geben, dafs ihm die Verbindung des Pegasos nicht mehr möglich, wir sind behufs etwaiger
und des Bellerophon noch völlig fremd ge- Aufklärung auf den Mythus selbst angewiesen,
wesenseinmufs. [Yg\. Langbehn, 'Flügelgestalten Erst bei Pindar, Ol. 13, 86; Isthm. 6, 44 ist die
etc.' p. 9, wo ausgeführt wird, dafs der Periode Befiügelung des Peg. in der Litteratur ganz sicher
des Homer die Flügelgestalten überhaupt noch nachweisbar (vgl. Ißwrip. Ion. 202 iTntogTtxsQÖsLg;
nicht angehören können. In der That findet Apollod. 2, 3, 2; Strab. 8 p. 379 %xr\vög; Palaeph.
sich bei Homer die Befiügelung bestimmt an- 50 29 vTtömtQog; Schol. H. Z 155 7tx£Qcox6g). Pindar
gedeutet nur bei der Iris (' ' xQvaonxtQog' U. 8, läfst in seinem Sänge zum Ruhme Korinths Ol. 13,
398 = 11, 185), sonst weder in der Wirklich- 60 ff. dem Bell erophon nach langem vergeblichem
keit noch an beschriebenen Kunstwerken]. Bemühen, den Peg. zu bändigen, dies mit der
Anders wird die Sache bei dem unmittelbaren Hilfe der Athena Kvavaiyig (V. 70), also der Ge-
Nachfolger und Nachahmer Homers, Hesiod: wittergöttin, gelingen. Die Göttin erscheint ihm
er macht Lokalsagen populär und zum Eigen- im Traume und übergiebt ihm den Zaum mit
tum aller Hellenen. Von Hesiods Zeit an be- dem Gebot, seinem Vater Poseidon zlcciicciog
kommt für uns auch der Pegasos eine andere zu opfern. Beim Erwachen findet Bellerophon
Bedeutung. Hatte er bis zu Hesiod oder den Zaum neben sich und errichtet auf Geheifs
besser bis vor Hesiod lediglich lokale Geltung, 60 des Sehers Polyidos der Athena Hippia einen
so erhält er jetzt panhellenische Bedeutung. Altar. fSo fing der starke Bellerophon das
Das älteste bestimmte Zeugnis für das Vor- Flügelrofs, den sanften Zauber um das Kinn
handensein des Pegasos findet sich Hesiod, ihm spannend.' Vgl. die hierher gehörigen
theog. 276 ff. , und zwar bringt der Dichter Kunstdenkmäler bei Engelmann,' Annali dell'
gleich beide Mythen, sowohl den von Perseus Inst. 1874 p. 9 nr. 5 — 12. Die Sage selbst ist
und der Medusa als auch den von Bellerophon. offenbar in Korinth entstanden. (Nach der später
Von Poseidon und der Gorgo Medusa an den in Korinth erzählten Version erhielt Bellerophon
Quellen des Okeanos gezeugt, sprang das Rofs dagegen den Pegasos durch die dortselbst ver-
ö
1733 Pegasos (b. Pindar, Euripides) Pegasos (hn Mythus) 1734
ehrte Athens, Xcchvlti .g, die das Rofs selbst durch Hannig p. 17 p. 6 u. p 3 f. [s. Perseus]. -- Über
Anlegung des Zaumes gebändigt hatte , Paus. die Quellen des Okeanos, welche als Schauplatz
2, 4, 1; nach Strabo 8, 6, 21 fing sich Belle- dieser wunderbaren Geburt genannt werden,
rophon den Pegasos, als dieser eben aus der s. Gorgone$;yg\. Voss, Myth, Br.l-p.92i'.;Völcker,
Quelle Peirene trank; Schol. 11. Z, 155 erwähnt, Myth. d. Jap. &escMp.213; Sturz, Pherek. p. 95ff.
dafs sein Vater Poseidon ihm denselben über- ed. 2; Boscher, Gorgonen etc. p. 23 ff. ; Hannig
geben habe). Nach der glücklichen Bändigung p. 29 ff. Über Libyen u. Äthiopien als Heimat der
schwingt Bellerophon sich auf das Rofs (Ol, Gorgo vgl. die Stellen b. Koscher a. a. 0. S. 27
13, 86) und erlegt in der Folge nicht blofs Anm. 50; Tümpel, Aethiopenländ., Fleckeis. Jahrb.
die Chimaira aus der Höhe herab, sondern 10 Suppl. 16 p. 160ff. ; Hannig p. 31. Einstimmig
bekämpft auch die Amazonen (V. 88) , herab- erklärt sich die Sage für die poseidonische Ab-
schiefsend cd&tQog ipv%Qßg ccTtb y.6X%(hv igr^icav. stammung des Pegasos; seit Hesiod wird denn
Vom Anfang seiner Erdenlaufbahn an steht ihm auch stets als Mutter des Pegasos die Medusa
Pegasos zur Seite, bis zuletzt, da er mit seiner genannt; vgl. Ocid, met. 4, 784 ff. ; 6, 119; Hesych,
Hilfe in den Himmel zu dringen sucht, Tsthm. v. yoQysh]v K£cpaX7]v; Voss, myth. Br. 1 p. 273;
6, 44. Nachdem P. aber seine irdische Lauf- nur Festus v. Hippius p. 101, 11 (Müller) nennt
bahn in Verbindung mit Bellerophon vollendet eine gewisse Pegasis (s.d.) als Mutter des Pegasos
hat, nehmen fdie uralten Krippen des Zeus (vgl. Hannig p. lf.), offenbar auf Grund einer
im Olynipos' ihn auf, Ol. 13, 92, damit er unzuverlässigen hellenistischen Quelle; nach
wieder wie zuvor dem Zeus Blitze bringe und 20 Potter, Spanheim, Beyer u. a. sollte er ein Sohn
einen Donnerwagen ziehe (vgl. Eurip. Belleroph, der Eos sein (wohl nach Eurip. Orest. 1005 ; Schol.
frg. 30: vcp' aQ^at' iX&ä>2> Zr]vbg &6rQUTtr\- Hom. 11. 6, 155; Tzetz. Lyk. 17 u. a.}; doch ist der
cpoQtt). — Das, was uns noch Euripides, Ion e2««MS «teshier offenbar nichtPeg., sondern der Ze-
V. 988 ff. (ihm folgen Euhemer. bei Hyg. astr. phyrus, vgl. Voss, myth. Br. 1 p. 271 u. 276. Über
2, 12 ; Heyne zu Apollod. bibl. 2, 4, 3 § 9) von der Peg. alsVater der Kentauren s. Schol. B (L) zu 11. 1,
Geburtssage giebt, ist offenbar keine neue 266; Voss a. a. O. p. 251; Boschers Lex. s.v. Ixion
mythologische Umbildung der Sage, sondern u. Kentauren; Hannig p. 8. — Den gröfsten Raum
lediglich eine kosmische Deutung des philoso- nimmt offenbar Pegasos im Bellerophonmythus
phisch angelegten, gerne reflektierenden Dich- ein; über diese charakteristische Verbindung
ters. Nach ihm schlägt Athena selbst der Gorgo so des Pegasos mit dem korinthischen National-
das Haupt ab, und aus ihrem Halse quellen helden s. das unter Bellerophon Gesagte,
zwei Blutstropfen hervor, ein heilsamer und Ebenda ist das Verhältnis des Pegasos zu Zeus
ein giftiger. Spätere liefsen den Pegasos nicht und seine besonders nahe Beziehung zu Po-
aus dem abgeschnittenen Halse emporspringen, seidon Damaios und zur Athena Chali-
sondern aus dem herunterrinnenden Blute ge- nitis, auch Hippia und Hello tis genannt,
boren werden: Ovid. met. 4, 785/86. 5, 259; auf genügend gewürdigt. Die zahlreichen Darstel-
diesen gehen zurück Schol. Juvenal 3, 118; Fulg. lungen des Chimairakampfes (Bellerophon auf
Myth. 1,26.3,1; auf letzterem wiederum beruhen dem Pegasos, hoch in den Lüften reitend, von
einige Stellen des unzuverlässigen Myth. Vat. 1 dort aus die Chimaira erlegend) auf Gemmen,
u. 2, z. B. Myth. 2, 131: miseratione deorum de 40 Münzen, Reliefs und Vasenbildern, wobei aucb
sanguine Gorgonae natus (vgl. über diese Rede- Pegasos erscheint, s. zusammengestellt b. Fischer,
wendung und ihre Bedeutung für die Sage Hannig Beller. p. 66 — 80; Engelmann, Annali dell' Inst,
a. a. 0. p. 13 f. ; natürliche Geburt nimmt an Serv. 1874 nr. 36 — 73 ; Mon. d. Inst. 2, 50 u. 9, 32 ; auch
Dan. ad Verg. Aen. 2, 616; „Lactant." narrat. Denkmäler aus Lykien kommen hinzu, bes. Mün-
fabul. 4, 7; daraus Myth. Vat, 2, 112 utero exiit). zen und Basreliefs: s. Fellows discov. in Lycia
So erscheint die Szene auch dargestellt und p. 136. 181. 152; Mitt. d. arch. Inst, in Athen 2
aufgefafst auf der bekannten Selinuntischen pl. 10; vgl. auch die Reliefs am Heroon von Gjöl-
Metope: Die Harpe des Perseus (s. d.) durch- baschi, Bcnndorf, Bericht üb. zwei ö'sterr. arch.
schneidet eben den Hals der Medusa, und diese Exped.nach Kleinasien, Wien 1883; Arch.-epigr.
hält schon das Füllen an ihrer Seite (möglich 50 Mitt. aus Österr. 6, 2. Pegasos beim Abschiede
allerdings, dafs das 'Nacheinander*' der Dich- Bellerophons von Proitos dargestellt s. Fischer
tung hier in der bildlichen Darstellung zum a. a. O.; Engelmann a. a. O. nr. 13 — 23; Arch.
'Nebeneinander' geworden ist!); vgl. damit die Ztg. 34, 91. Der Sturz des Bellerophon vom Pe-
Darstellung auf den über hundert Jahre gasos erscheint nur auf einigen späteren, zum
jüngeren Terrakottareliefs jonischer Kunst- Teil unsicheren Kunstwerken als Gegenstand
Übung von Melos (Ed. Mülingen, Anc. uned, der Darstellung, s. Engelmann nr. 70 — 80. Die
mon. 2, 2); ob in dem seltsamen altrhodischen zwei vereinzelt dastehenden Kunst- und Litte-
Vasenbilde des 6. Jahrh. (C. Smith, Journ, ofhell. raturdenkmäler , in denen Perseus auf dem
stud. 5, 1884 p. 221 ff. pl. 43): Perseus (s. d.) mit Pegasos reitend sich findet, sind zusammen-
Athena und Hermes vor den Gorgonen, von 60 gestellt und besprochen bei Hannig p. 35 ff.
denen Medusa statt des eigenen ein Pferde- sowie im Art. Perseus. —
haupt hat — die ganz ähnlichen Darstellungen Nach dem oben über das assyrische Flügel-
einer wenig jüngeren Schale aus Nola in Berlin, rofs Gesagten wäre es unrichtig zu behaupten,
einer rf. Amphora in Neapel, einer etruskischen dafs die Heimat des Pegasos der Orient
Ciste s. zuletzt dargestellt bei Hannig p. 16 ff. — sei; weder litterarisch noch für die Kunst läfst
ein Hinweis auf Pegasos zu sehen ist, lasse ich sich das behaupten (vgl. Langbehn p. 46 f. ; über
dahingestellt; die bisherigen Ansichten über Lykien, das „Lichtland", „Götterland" s. Usener,
die Darstellung der Medusa als Halbrofs s. bei Götternam. 1896 p. 202 ff. ; über den asiatischen
55*
1735 Pegasos (Beziehungen zu Korinth) Pegasos (Bezieh, z. d. Musen u. Apoll) 1736
Bestandteil der Pegasossage, die Hinzufügung echten, alten Mythus durchaus keine selbständige
der Figur des ursprünglich karischen Chrysaor, Gestalt, er ist nichts ohne Bellerophon; hier aber
urteilt im allgemeinen richtig H< innig a. a. 0. tritt Pegasos plötzlich ganz selbständig auf.
p. 26 ff,). Auch für die Annahme Creuzers, dafs Unmittelkar nach dem Sturze des ßellero-
die Fabel vom Pegasos aus der orientalischen phon schwang Pegasos sich zum Himmel auf;
Tiersymbolik stamme, ist der Nachweis nicht da liel'sen die Dichter ihn noch einmal auf
geliefert, Symb. T. 4 p. 65 ff. Vaterland des dem Helikon aufsetzen und mit einem gött-
Pegasos scheint vielmehr die Gegend des nörd- liehen Hufe die Hippukrene schlagen, damit
liehen Peloponnes, speziell Korinth zu sein, dem korinthischen Pegasos auch noch der
die durch Waffenthaten, Spiele, Seehandel 10 schönere Ruhm musischer Künste nicht fehle
und Kunst blühende Heimat Bellerophons. Auch (Strabon 8, 6, 21 p. 379; Paus. 9,31,3; Kallim.
die Kunstdenkmäler, die uns den Pegasos hymn. 5; Ovid, met. 5, 256 ff. ; sicherlich ging
zeigen, stehen der Mehrzahl nach mit Korinth auch der musische Ruhm des Pegasos von
in Verbindung. Der Mythus weist uns sogar Korinth aus). NiJcandros bei Anton. Lib. c. 9
mit durchschlagender Sicherheit auf Korinth; scheint den älteren Gehalt der Sage zu er-
denn Pegasos gilt zunächst nur als eine Gestalt, zählen. Die Töchter des Pieros kämpften
welche die innige Gemeinschaft des korinthi- mit den Musen im Gesänge. Als die Musen
sehen Heros Bellerophon mit Poseidon und sangen, hemmten Gesteine und Flüsse ihren
Athena noch enger vermitteln soll. (In korin- Lauf und der Helikon wuchs vor Entzücken
thischen und attischen Sagen ist die Bändigung 20 bis in den Himmel empor. Da gab ihm Pe-
des Bosses Hauptsache; daher in Korinth die gasos auf Geheifs des Poseidon einen Schlag
Verehrung des Poseidon Damaios neben der und hemmte sein Steigen. Auf diese Weise
Athena Chalinitis). Von argivischen Kolonisten ward Pegasos der Schöpfer der berühmten
wurde dann die Sage nach Kleinasien gebracht Quelle Hippukrene auf dem Helikon. Ver-
(vgl. Mannig p. 28 u. 34); dort spielen alle übri- gessen wir aber hierbei nicht die uralte Vor-
gen von P. handelnden Sagen, in denen er mit Stellung, vermöge deren Rosse in engste Ver-
Bellerophon verbunden erscheint, dort wurde bindung mit Quellen gebracht werden, sodafs
auch Chrysaor in die Geburtsage eingefügt. Nach das Rofs geradezu als Symbol der Quelle galt,
Korinth selbst aber ist der Pegasos möglicher- und des weiteren Unistandes, dafs der Haupt-
weise durch die Kreter gelangt (vgl. hierzu 0. 30 gott des Berges Helikon höchstwahrscheinlich
Gruppe p. 122 f.); wenigstens lassen sich an der ursprünglich, gleichwie in Anthedon, der
Westseite des Isthmus ihre Spuren verfolgen. Von später hier verschollene Poseidon war, Gruppe
den korinthischen Kulten und Mythen scheinen p. 74. Genaueres wissen wir vom Musendienste
indes die des Glaukos und der Athena Hellotis, am Helikon ; er blühte bis in die späteren
mit deren Hilfe Glaukos' Sohn Bellerophon den Zeiten des Griechentums. Die Göttinnen wurden
Peg. bändigt, ebenfalls aus Kreta eingeführt. Von in einem Haine verehrt, in dessen Nähe sich
Glaukos sowohl wie von Athena erzählte man die Musenquelle Aganippe befand, während
aber schon in uralter Zeit auch an der Euböa die durch den Hufschlag des Pegasos ent-
gegenüberliegenden Küste (Athen. 7 p. 296; standene Hippukrene nicht weit vom Gipfel
Müller, Orchom. p. 264), und wahrscheinlich ist 40 des Berges gezeigt ward. Die erste Erwäh-
unter dem Einflufs der dortigen Kultlegende die nung der r'Iitnov %Qiqvr} sieheheiHesiod, theog. 6,
ältere Überlieferung nachträglich umgestaltet; doch ohne die Erzählung von der wunderbaren
der Seher Poly(e)idos, der dem Bellerophon Entstehung derselben; gewifs hatte damals
das Traumorakel jener Athena erklärt und die Sage ihrer Entstehung mit dem wunder-
daher wohl in der Stiftungslegende vorkam, baren Rols des Bellerophon noch nichts zu
scheint ja auch auf ursprüngliche Beziehung zu thun; erst durch die Hippukrene ward Pegasos in
Kreta hinzuweisen (Gruppe a. a. 0.). Auf die der Zeit der Alexandriner zum Musenrol's, nicht
Kreter folgten eben in den Isthmusländern Kauf- umgekehrt durch ihn die Hippukrene zum Muscn-
leute aus den euböischen Kolonialstaaten und quell. Maafs, Herrn,. 31, 1898p.375 — 428 unter-
ihren festländischen Besitzungen. Diese An- 50 scheidet zwei von Pegasos geschlagene Musen-
siedelungen verraten sich insbes. durch die Kulte. quellen auf dem Helikon : die Quelle der Tochter
Nach dem Muster des anthedonischen Glaukos des Permessos, Aganippe, im Musenhain, und auf
ist vielleicht der korinthische umgeformt etc. dem Gipfel die Hippukrene. Andere ähnlich ent-
„Aus einer boiotischen Kultstätte, wahrschein- standene Quellen bei Anton. Lib. 4, 16, 8; TzetS.
lieh ebenfalls aus Anthedon, scheint auch Pe- Lyk. 835 f. Als dritte Quelle, mit der Pegasos
gasos in den korinthischen Kult gekommen zu in besonderen Zusammenhang gebracht wurde,
sein" (s. 0. Gruppe a. a. ü. p. 123). galt vor allem auch die Peirene (s. d.) in Korinth.
Erst als der heroische Mythus hier bereits Pegasos heilst geradezu UiiQi]valog nialog
abgeschlossen war, ging Pegasos noch eine Eurip. El. 476; s. Jacobs, Anthol. Gr. Vol. 13
neue, letzte Verbindung ein, die mit Apollon 60 p. 32; Bio Chrys. 2 p. 95 (Beiske)\ Statins Th.
und den Musen. Diese Verbindung des Pe- 4, 60. Vgl. eine korinthische Münze, welche
gasos, unzweifelhaft die jüngste der um die den Akt selbst darstellt, Vaillanb, Num. Aer.
Figur des Wunderrosses entstandenen Legenden- Jin/i. T. 1 p. 108). Gewifs ist, für den Pegasos
bildungen, stammt wohl erst aus der hellcni- wenigstens, die korinthische Sage die ursprüng-
stischen Zeit und fand besonders Anklang bei liehe, welche dann auf die Hippukrene ange-
den römischen Dichtern. Für die Jugend dieser wandt wurde; denn auch die Peirene war be-
Ertindungjspricht schon der Charakter des ganzen geisternd, Stat. s. 1, 4, 27 (vgl. 2, 7, 4); Pers.prol.
Bellerophon- und Pegasosmythus. Peg. ist im 4, 6. Vgl. auch die troizenische Sage Paus. 2,
Pegasos (Entwickelung des Typus) 173S
= Fig. 2), wo die Erlegung der Medusa durch
Perseus und die Darstellung des Belleropkon-
abenteuers mit der Chiniaira sich in der glei-
chen Weise entsprachen, wie dies auch schon
früher wohl auf den Reliefs des arnykläisehen
Thrones (ca. 550; vgl. Paus. 3, 18, 11) und
später auf den Thronreliefs des Asklepios zu
Epidauros (ein Werk des Thrasyrnedes im
4. Jahrh. ; vgl. Paus. 2, 27, 2) der Fall war;
Pegasos zu den Musen beziehen (Pegasos io auch hier Avird Pegasos nicht gefehlt haben.
17)37 Pegasos (Entwickelung des Typus)
31, 12 und ib. 2, 3, 5 die Beschreibung des
Reiterstandbildes des Bellerophon zu Korinth
bei einer Quelle, wo das Wasser aus dem
einen Hufe des Pegasos strömte. So hatte also
die Begeisterung, welche die Dichter aus den
heiligen Quellen schöpften, seit der Spätzeit
des Griechentums ihren Grund in dem Huf-
schlag des göttlichen Flügelrosses. Darstel-
lungen, welche sich auf das Verhältnis des
von den Nymphen gepflegt und gebadet,
Schauplatz der Szene ist wohl der Helikon
oder der Olymp), s. bei Engelmann a. a. 0. p. 8
nr. 1 — 4. Bald erhielten denn auch Dichter
und Dichterinnen von ihm jenes Symbol ihrer
musischen Begeisterung; siehe die Münzen bei
Eckhel 5 p. 100, vgl. 5 p. 325 Sappho, Titius
d. Dichter. Wie glücklich aber diese neue
Wendung des Mythus war, zeigt der unbe-
grenzte Gebrauch, den sofort die Dichter von 20
Kallimachos an bis auf den heutigen Tag von
dem helikonischen Musenrosse gemacht haben,
vgl. z. B. die reiche Fülle poetischer Phrasen,
die dieser Dichtung ihre Entstehung verdankt,
s. Festus v. Hippius, Ovid, Trist. 3, 7, 15;
Martial. 9, 59, 6; Columella, De rericst. 10, 263;
Ovid, Heroid. 15, 27 u. a. m. ; die Nymphen
selbst aber werden nicht selten selbst Pega-
sides (s.d.)genannt (vgl. Quint. S
Ooid. heroid. 5, 3 ; Vergü. Catal.
11, 2; Propert. 4, 1, 19).
Ein Trug' des Pegasos je-
doch, wodurch der Dichter der
gemeinen Wirklichkeit ent-
rückt wird, ist im Altertum noch
nicht zu finden ; diese Idee blieb
den Griechen völlig fremd, ihre
Dichter berauschen sich nur
in den pegasischen heiligen
Quellen. Jenes bedenklichen
Mittels des Aufschwunges (aus
dem Altertum lassen sich viel-
leicht die geflügelten Musen,
Dissen, Pind. Isthm. 5, 66;
der Musenwagen, Creuzer,
X>ltub. 3 p. 288, als verwandte
Bilder heranziehen), d. h. eines Rittes auf dem
Pegasos, waren erst die neueren Poeten bedürftig ;
sie gelangten zu dem Bilde infolge einer Ver-
Durch Eurip. Ion V 501 aber wissen wir,
dai's in der Lesche des delphischen Tempels
Bellerophon auf dem beschwingten P. reitend
dargestellt war — also auf einem grofsen
Wandgemälde. Dazu kommen noch die gleich-
falls nicht besonders zahlreichen Vasendar-
stellungen, die sich mit der Figur des Pegasos
beschäftigen (s. diese ob.). Und doch können wir
2) Bellerophon, die Chimaira erlegend, Terracottarelief von Melos
(nach Müller- Wieseler, D. a. K. 1, 52).
sagen: wohl keine Gestalt läfst sich in ihrer
Entwickelung durch alle Epochen der griechi-
schen Kunst so leicht verfolgen wie eben der
mengung der Sagen von Bellerophon und von 50 Pegasos. Die Erzeugnisse der Kleinkunst und
der Hippukrene. Zuerst soll Bojaräo in
seinem Orlando innamorato' (s. Lenz a. a. ü.
Ende) diese moderne Weise in Gang gebracht
haben. Immer aber bildet die Quelle die Ver-
mittelung für pegasische Begeisterung.
Entwickelung des Pegasostypus in der Kunst.
Was die künstlerische Darstellung der Pe-
gasosfigur betrifft, so findet sie sich, der Natur
hier vor allem die Münzen bieten ein reiches
Material. Die Münzen, diese neben den In-
schriften wichtigste Quelle für die Erforschung
der Lokalkulte, verdienen deshalb bei Be-
trachtung unserer Figur besonderes Augenmerk.
Vgl. darüber Imhoof- Blumer und Keller, Tier-
gestalten und Pflanzenbilder auf antiken
'Münzen; Mann, gr. (Imhoof- Blumer), 1883;
Griech. Münzen (Imhoof- Blumer), Mchn. 1890;
des Gegenstandes entsprechend, in der grofsen, 60 Brit. Mus. Cot. Corinth (Head); Num. Ztschr
monumentalen Kunst selten. Aus älterer Zeit
kennen wir die schon erwähnte Metope von
Selinunt (ca. 600 v. Chr.), ferner die Darstellung
der Geburtsage auf einem kyprischen Sarko-
phag (Ende des 6. Jahrb., s. Perrot-Chipiez, Hist.
de l'art 3, 612 flg. 419). Wir finden ihn auf den
beiden melischen Reliefs des Brit. Mus. (ca. 470
v. Chr.; s. Millingen, Ane. uned. man. 2, 2 u. 3
Wien 1887, Zur Münzkunde Grofsgriechenlands,
Siciliens u. s. w. f Imhoof); Num. Chrou, 1891
bis 1892, Syracusan Med. (A. Evans). Vor
allem sind es Korinth und seine Kolonieen, die
uns den Pegasos durch alle Perioden der Kunst,
in der Zeit der Anfänge einer nationalen
griechischen Kunst, in den Zeiten der Blüte
und denen des Verfalls in lückenlosen Reihen
1739 Pegasos (auf Münz. v. Korinth etc.)
Pegasos (auf Münz. v. Korinth etc.) 1740
auf ihren Münzen vorführen. Die tiefe histo-
rische Bedeutung, welche der Mythus von
Bellerophon und dem Pegasos für Korinth
gewann, ersieht man vor allem daraus, dafs
die Korinther aus diesem Sagenkreise die
Typen für ihre Münzen nahmen (tc&Xoi heifsen
diese Münzen nach Pollux, weil auf ihnen
Pegasos geprägt war). Der Typus der Mutter-
stadt wanderte dann auch, wie dies sehr häufig
war, in alle korinthischen Kolonien hinüber; 10
wir dürfen sagen, von allen Grofsstädten
Griechenlands hat Korinth den mit seinen
Kolonien am meisten übereinstimmenden Münz-
typus. Daher kommt es, dafs es keinen Münz-
typus giebt, der so verbreitet wäre wie diese
Gestalt aus dem Bellerophonsagenkreise, die
hier als ein Symbol der Herrschaft Poseidons
über Korinth und seine Tochterstädte er-
scheint. Hauptsächlich finden wir den korin-
thischen Stater in den Städten der akarnanischen 20
Küste, des korinthischen Golfs, in Grofsgriechen-
land und Sizilien. Der Typus stimmt mit dem
korinthischen vollkommen überein; Leukas,
Anaktorion, Ambrakia, Epidauros und eine Reihe
anderer Städte setzten einfach an Stelle des
korinthischen 9 den Anfangsbuchstaben ihres
Stadtnamens unter die Figur des P., so z. B. auf
3) Stein von Melos
(nach Furtwängler, D. ant.
Gemmen 1901 pl. V, 17).
4) Stein von Melos
(nach Furtwängler, Die
ant. Gemmen pl. LXI, 5).
Münzen von Dyrrhachion (Griech. Mm. p. 550),
von Leukas (a. a. 0. p. 553); der fliegende P. bei
Leukas (Monn. gr. p. 144), Anaktorion (a. a. 0.
p. 144), Ambrakia fa. a. U. p. 137, Griech. Mzn.
p. 550), Korkyra (Monn. gr. p. 144, Griech. Mzn.
p. 553), Dyrrhachion (Griech. Mzn. p. 549), Argos
(Monn. gr. p. 144), Medeon (Gr. Msn. p. 549),
Rhegion (Monn. gr. p. 10), Terina (a. a. 0. p. 11),
Syrakus (a. a. 0. p. 30), Eryx (a. a. 0. p. 18), 50
Potidaea (a. a. 0. p. 91); Pegasos, durch Bel-
lerophon zurückgehalten, Leukas (Monn. gr.
]>. 145). Auf die Sage, dafs Pegasos beim
Sturze sich auch den Fufs gebrochen habe,
deuten Eckhel, Böttiger, Mionnet u. a. eine
ambrakische Münze, auf welcher eine vor
Pegasos sich beugende Figur (nach einigen ein
Faun) den Fufs des Rosses aufhebt; Baoul-
Bochette hält (p. 320 ff. a. a. 0.) diese Figur,
gewifs mit Recht, für die Quellnymphe Pei- 60
rene. --In Syrakus erscheint der korinthische
Typus auf Münzen zur Zeit Timoleons , des
Agathokles und später; so z. B. aus der Zeit
Timoleons Eckhel, D. N. Vol. 1 p. 128, bes.
Baoul-Bochette , Ann. de Vinstit. de corr. arch.
1829 p. 334, oder die Münze des Agathokles
in Bev. num. 1895 pl. 8, 16. Das Vorderteil
des Pegasos im archaisierenden Stile auf syra-
kusanischen Münzen des 3. Jahrhunderts s.
Monn. gr. p. 31 nr. 61, pl. B 17, vgl. Mionnet
1, 311. 309 und Torremuzza pl. 80, 3 (Vorder-
teil des Pegasos auch auf Münzen von Leukas,
s. Griech. Mzn. p. 551). — * Schliefslich finden
sich die korinthischen Typen auch sogar auf
Münzen des keltischen Spaniens, in Tarra-
conensis, freilich hier in barbarischer Verzerrung.
Es ist eine reiche Fülle von Material, das
uns diese Münzen in schier ununterbrochener
Folge an die Hand geben. Leider ist es eine
Tierfigur, deren künstlerische Entwickelung
nur verhältnismäfsig gering sein kann; in
erster Linie ist es das Attribut der Flügel,
das die jeweilige Veränderung des Stiles zeigt
(dann freilich auch Motiv, Haltung etc.). Die
archaische Form der griechischen Flügel ist
auf älteren Denkmälern eine breite, ziemlich
kurze, die Federn sind durch einfach ge-
schnittene, parallele Linien angegeben (vgl.
die ältesten Münzen Korinths bis weit in die
Zeiten der doppelseitigen Prägung; vgl. Salz-
mann, necrop. de Cam. pl. 23, ib. pl. 31; Ger-
hard, ale. Äbh. pl. 12, 4. 5); eine schmalere,
mehr gestreckte Flügelfonn zeigen die stili-
stisch verschiedenen Pegasostypen der sehr
archaischen thrakisch-makedonischen Münzen,
Monn. gr. p. 105 f. pl. D 3. 4.
Die Flügel sind zunächst
nur symbolisches oder
dekoratives Attribut, das
Tier ist nicht imstande,
von den Schwingen Ge-
brauch zu machen. Be-
reits in der früharchai-
schen Periode aber macht
sich das Bestreben be-
merkbar, dem stilistisch
überkommenen Flügel die
reine Vogelschwinge ent-
gegenzusetzen, s. Knoll,
Stud. p. 49 f. Die Flügelwesen, die in ihrem ersten
Auftreten nur die fremde, stilisierte Form kann-
ten, erhalten nach und nach die einheimische,
natürliche. Sehr deutlich läfst sich diese Um-
wandlung am Flügelpferd auf den korinthi-
schen Münzen verfolgen (vgl. z. B. Imhoof, Choix
de monn. 2, 47 u. 48). Doch sind die schönen,
grofsen Schwingen erst eine Errungenschaft
des entwickelten Stiles. Die phön. Form ver-
schwand nicht durchaus mit der natürlichen
Neuerung, sondern hielt sich besonders in
dekorativer Verwendung selbst in der klassi-
schen Kunstepoche; allerdings erhalten die
Flügel öfter ein freieres Schema, vgl. den
Pegasos bei Imhoof, Die Münzen Akarnaniens
pl. 2, 1, oder die Flügelpferde an den Schmuck-
sachen aus dem Grabe der Demeterpriesterin
mit phön. Flügeln, s. Stephani, C. B. 1865,
Atlas 3, 16. Auch auf den Denkmälern späte-
ster Kunst, und natürlich in den archaisieren-
den kam das phön. Schema mitunter zur Gel-
tung, s. Knoll a. a. 0. p. 51 A. 9.
Dieselben Typen, wie sie uns bei den korin-
thischen Kolonien begegneten, finden sich auch
auf kleinasiatischen Münzen verschiedener
Gegenden sehr häufig. Der Mythus macht ja
Kleinasien zum Schauplatze der hauptsäch-
5) Korinth. Stater
(nach Brit. Mus. Cat.
Cor. pl. I, 5).
1741 Pegasos (auf Münzen und Gemmen) Pegasos (auf Münzen und Gemmen) 1742
liebsten Thaten des Bellerophon. Zugleich aber Bellerophon, und auch davon geben die Münzen
sehenwir,dafs überhaupt Flügeltypen, wie Greif, Kunde; Pegasos verlor hier bei dem unglück-
Sphinx, geflügelter Löwe, geflügelter Steinbock, liehen Aufschwung gen Himmel entweder einen
geflügeltes Seepferd etc. gerade in jenen Ländern Huf oder eine Feder, oder brach gar einen
schon in den ältesten Zeiten der griechischen Pufs (über die Gründung von Tarsos durch
Kunst sehr beliebt sind, vgl. die Gemmen bei Bellerophon, Perseus oder Pegasos s. Dionys.
Furtwängler „Die ant. Gemmen" 1901 pl. 5, Perieg. 869 mit Eustath. II. Z 200. Schol Z 155;
die Münzen im Brit. Cat., die rhodischen Teller Priscian angeführt von Burmann, Rutil. Itin.
und melischen Thongefäfse. Unter der Zahl 1, 449; Iuvenal. 3, 118 und Schol; Nonnus,
dieser Typen findet sich also auch der Pegasos, 10 Dionys. 2, 28 ff. ; Mich. Glycas Ann. T. 2 p. 264;
namentlich auf den Münzen von lykischen, Hannig p. 37 f.). In der Nähe von Tarsos lag
kilikischen und karischen Städten, auch in das aleische Feld, auf dem Bellerophon nach
Pontus und Phrygien zerstreut, vgl. z.B. Monn. dem Sturze umherirrte (Hom. II. 6, 200 f.
gr. p. 466 nr. 43, pl. J nr. 22 das Silbermünz- ,,'Alriiov itsdiov", das von Herodot 6, 95 in
chen, dessen A7 das Vorderteil eines Löwen Kilikien gesucht wird); daher die Stadt Alai,
und eines Flügelpferdes, umgekehrt aneinander Eckhel, D. N. Vol. 3 p. 40; nach Eurip. fragm.
gefügt, zeigt (Coli. Six du Cat. Whittall 1867 p. 329 (Mattlviae) stürzte Bellerophon allerdings
nr. 249 und 250). Vielleicht nach Alinda ge- bei Korinth ins Meer. Auch befand sich in
hört ein anderes Stück, Monn. gr. nr. 44 pl. J, der Nähe der Kaysterquellen ein Stagnum
20: Pegasosvorderteil mit aufwärtsgebogenen 20 Pegaseum, dessen Namen Plinius nennt, n. h.
Flügeln (auch im Berl. Mus.). Vgl. mit diesen 5, 115. — Ferner sind zu beachten die Mün-
Münzen die melischen Steine (ca. 7. Jahrh.) zen des Mithradates Eupator VI. (Brit. Mus.
bei Furtwängler „Die ant. Gemmen" pl. 5, 10 Cat. Pont. pl. 8 nr. 2, 3, 4, 6, 7); hier ist Pe-
(Arch. Ztg. 1883 pl. 16, 13 p. 238): zwei ge- gasos dargestellt, wie er eben aus der Peirene
flügelte Pferdekörper miteinander verbunden; trinkt, das rechte Bein etwas gehoben, die
pl. 5, 11 (Arch. Ztg. 1883 pl. 16, 14): Vorder- Flügel häufig in archaisierender Weise auf-
teil eines geflügelten Steinbocks mit dem gebogen, vgl. nr. 4. Der Stil der Münzen ist der
eines geflügelten Pferdes verbunden. PI. 5, 16 natürliche freie wie der des bekannten Reliefs
ist besonders interessant, da der Stein (Steatit in Pal. Spada, wo Bellerophon, den Pegasos
von Melos im Brit. Mas. cat. nr. 25, s. Milch- 30 tränkend, in so anmutiger Weise dargestellt
höfer, Anfange der gr. K. p. 81 Fig. 22) dop- ist, Abb. s. oben i. Art. Bellerophon Bd. 1
pelseitig graviert ist und offenbar in die Zeiten Sp. 761 f. Denselben Münztypus zeigen auch
der entwickelteren Münztypik herabreicht und die Münzen Ariarathes' X., Monn. gr. p. 420; bei
dieser mit A und I^r nachgebildet zu sein Stratonikeia finden wir um dieselbe Zeit den
scheint. Die eine Seite zeigt dieselbe Dar- Typus des fliegenden Pegasos, Griech. Mzn.
Stellung wie pl. 5, 10, auf der anderen sehen p. 316, und des vorwärtsstürmenden Pegasos,
wir die Chimaira in dem orientalisierenden den Bellerophon zurückzuhalten sucht (ibid.).
Motiv der erhobenen rechten Vorderpranke. — Mustert man die schönen Tetradrachmen
Die gemeinsame Darstellung von Chimaira des Mithradates, so erstaunt man, auf dem ß'
und Pegasos auf dem Steine ist offenbar keine 40 demselben Pegasos zu begegnen, wie wir ihn
unbewufste und zufällige. Vgl. noch die auf Münzen von Athen in den Jahren 88 — 86
Steine bei Furtwängler pl. 5, 12 (Ath, Mitt, v. Chr. als Beizeichen neben der Eule des R*
1886 Taf. 6, 6 p. 122): Flügelpferd mit ge- auftreten sehen; das Motiv des Trinkens, die
bogenem Steinbockhorn, sowie die Flügelpferde Stellung, der Stil, alles ist ähnlich: der athe-
nach rechts pl. 5, 13 (Brit. Mas. nr. 24, vgl. nische Typus ist vollkommen von dem des
cat. nr. 22) und pl. 5, 17 (Ath. Mitt. 1886 pl. Mithradates kopiert, s. Beule, monn. d'Ath.
6, 1 p. 171). An die früharchaischen Darstel- p. 216 — 218, vign. Es ist der lebendige Aus-
lungen wie Furtwängler pl. 5, 12 erinnern noch druck des allmächtigen Einflusses, den Mithra-
zahlreiche späte Münzen von Skepsis in der dates drei Jahre lang auf Athen ausübte. —
Troas , die das Vorderteil des Pegasos mit 50 Seit der hellenistischen Zeit ward die Ver-
Horn zeigen (vgl. Imhoof, Griech. Mzn. p. 628 wendung des Pegasos eine mannigfaltigere
nr. 229; auch Monn. gr. p. 267 A. 50). Nach und vielfach genrehafte. Werke der statua-
Skepsis gehören auch Typen des fliegenden rischen Kunst, wie das treffliche Werk der
Pegasos, s. Griech. Mzn. p. 627 A. 128. Vgl. älteren Ptolemäerzeit aus Alexandrien, Bellero-
ferner die Pegasosdarstellungen in der Numis- phon auf dem Pegasos reitend, s. Arch. An-
matik von Amisos (Griech. Münzen p. 562), Zeiger 1896 p. 93 Abb. 3, oder das bekannte
Chabakta (ib. p. 562), Lampsakos, Alabanda, Relief von Pal. Spada sind selten. In der Klein-
Bargylia u. a. m., Eckhel, D. N. Vol. 2 kunst wird dafür der Pegasos eine um so be-
p. 346. 351. Zu Bargylia in Karien (vgl. die liebtere Dekorationsfigur; hier ist Pegasos im
Münzen Monn, gr. p. 306 und Griech, Mzn. 60 Gegensatz zur grofsen Kunst auch vielfach
p. 670, Vorderteil des Pegasos oder der lau- allein dargestellt: die Quelle schlagend, aus
fende Pegasos, von Bellerophon bestiegen) ging der Peirene trinkend (vgl. Anth. Bat. T. 1
die Sage: Pegasos hatte den Bargylos, den p. 53), von Nymphen gewaschen und gepflegt,
Freund des Bellerophon, erschlagen, als dieser ergriffen von Bellerophon, während er in der
ihn einfangen wollte; zum Ersatz gab Belle- Peirene trinkt (Winckelmann, storia 3, 14), Pe-
rophon der Stadt von ihm den Namen. Vor gasos einfach nach links galoppierend als Innen-
allem aber verdankt die Stadt Tarsos in Kili- bild einer italischen Vase (Jahrb. d. Inst. 11
kien ihre Gründung dem Pegasos oder dem (1896) p. 194 nr. 45) u. s. w.
1743 Pegasos (a. Dekoration v. Gräbern etc.) Pegasos (Litteratur) 1744
Diese Darstellungen zeigen, dafs Pegasos Vgl. hier die griech.-römischen Steine in Furt-
längst seine Bedeutung als dämonisches Rofs wänglers ' Antike Gemmen' pl. 45 nr. 43 (zwei
verloren hatte und nur noch zu niedlichen, geflügelte Pferde in zartem, feinem Stil)
hübschen Szenen verwendet wurde (die Ver- und nr. 44 (Flügelpferd, an der Felsenquelle
bindung mit der Quelle, mit Amor etc. ergab Peirene trinkend). — Die Fabel, dafs Pegasos
sich als ganz natürlich). Ernsteren Charakters nach dem Sturze des Bellerophon zu den
ist vielleicht noch die Verwendung des Pegasos Wohnungen des Zeus zurückgekehrt sei, ist
als Verzierung von Grabdenkmälern. Hier die Veranlassung geworden, dafs man sich
findet sich das Flügelrofs nicht ungewöhnlich, schliefslich des Pegasos auch bei Darstellungen
abwechselnd mit geflügelten Hippokampen, 10 von Apotheosen als eines bedeutungsvollen
Montfaucon T. 5 p. 52. 150; es scheint also, Vehikels bediente (so bei der schon oben er-
als habe man in dem Pegasos ein Symbol der wähnten Consecrationsmünze der Faustina,
Unsterblichkeit gesehen. — Als Waffenzierrat — vgl. Spanheim a. a. 0. p, 82); berühmt ist die
wie es scheint, nie ohne mythische Beziehung Apotheose des Kaisers Tiberius auf dem grofsen
zu dem Inhaber — tritt uns der Pegasos schon Pariser Cameo, s. Furtwängler, Die antiken
früher entgegen. Wir kennen ihn von dem glänz- Gemmen pl. 60. Hier erscheint rechts oben
vollen Helmschmuck der Athena Parthenos (vgl. — wie Furtwängler darlegt — Marcellus auf
die Varvakion statuette, die Goldmedaillons dem Flügelpferd; nach demselben Autor ist es
aus der Krim, das attische Neusilber mit dem allerdings nicht Pegasos, den wir hier erblicken,
Athenakopfe , die Gemme des Steinschneiders 20 sondern das Rofs ist lediglich mit Flügeln aus-
Aspasios, s. Overbeck flg. 94 u. 96 — 98) her gestattet zum Zeichen, dafs die Figuren als Selige
und von den unzähligen Athenatypen der Mün- sich in der Luft bewegen. — Noch ist eines
zen grofsgriechischer Städte. Für alle die ge- Reiterstandbildes aus Konstantinopel zu ge-
flügelten Hippokampen, Greife, Skyllen etc., denken, von dem Niketas Choniatas (p. 848 n. 858)
die sich am Helme der Athena hier schliefs- berichtet und welches einige als ältere Belle-
lich finden, bildete der Pegasos das Muster rophonstatue erklärten. In dem einen Hufe
und Urbild. Auf dem Schilde des Akamas war ein mystisches Bild, an welches sich
sehen wir den Pegasos in Mon. ined. delV in- allerhand Aberglaube knüpfte, sorgfältig ver-
stit. di corr. arch. T. 2 pl. 25; s. Annali T. 7 steckt; die Statue selbst war von Holz. Die
p. 243 (Panofka „Acamas V Inf atigable"). Dafs 30 Franken warfen sie, ohne des mystischen
Pegasos auch als Panzerverzierung schon in Bildes zu achten, ins Feuer. Abbildungen und
früherer Zeit sich fand, davon zeugt der Be- Beschreibungen der noch vorhandenen Dar-
rieht eines Augenzeugen in der Elektra des Stellungen sind reichlich vorhanden (aufgezählt
Enripides, wo von der Darstellung des peire- b. Böttiger, Thorlacius u. Müller, Arch. p. 571).
näischen Füllens im Kampfe mit der feuer-
schnaubenden Chimaira auf dem Panzer des Neuere Litteratur und Deutung- des
Achilleus die Rede ist. — In der römischen Pegasos-Mytlius.
Zeit ist die Verwendung des Pegasos eine Lenz, Über die Fabel des Pegasus, Neuer
gleich mannigfaltige, meist bedeutungslose, teutsch. Merkur (1796), 2 p. 263 ff. • Welcher,
die dem Zwecke der Verzierung von Gemälden, 40 Über die geflügelten Gottheiten (Rhein. Mus. 6
Schmucksachen und Gerätschaften dient. Das p. 579 ff. = Kleine Schriften 5 p. 189 ff.). —
Flügelpferd erscheint auf Münzen sowohl als Die rhetorisch -kritiklose Arbeit von Döring,
das Symbol Afrikas (ein einfaches oder ge- De alatis imag. apud vet. In F. G. Dörings
flügeltes Rofs ist ja auch das Zeichen puni- commentt. etc. ed. Wuestemann p. 52 — 85. —
scher Schiffe, doch gehört es als solches wahr- Thorlacius, De Pegaso etc. , Opp. T. 4 p. 65 ff.
scheinlich unter die symbolischen Figuren der — Voss, mythol. Briefe, Bd. 1. 2 passim. —
Phöniker) wie auch als Insigne röm. Legionen, E. Gerhard, Über die Flügclgest. d. alt. Kunst,
Vaillant, Num. Aer. Imp. 2 p. 370; Eckhel Vol. 7 Abhdlgn. der Berl. Ak. d. W. 1839 p. 193 ff.
p. 402 {Gallien). Auf röm. Münzen findet sich der = ak. Abhdlgn. 1 p. 157 ff. — Ersch und
Pegasos von früherer Zeit an (wo vielleicht auf 50 Gruber, Allg. Encykl. 14. Bd. p. 455 — 463 unt.
die korinthische Abstammung des Tarquinius Pegasus (Krahner). - H. Fischer, Belleröphon,
Priskus durch den Peg. hingedeutet werden soll, Lps. 1851. - Engelmann, Bellerophonte e Pe-
Beger, Thes. Brand. 3 p. 77) bis auf späte Kaiser. gaso, Ann. dell. inst. 46 (1874) p. 1 — 37. —
So ziert er z. B. die Münzen der Faustina und E. Wilisch, Die Sagen von Korinth nach ihrer
solche mit dem Bildnis des Antinous (Antinous geschichtl. Bed., Philol. Jb. 117 (1878) p. 721
s. Eckhel Vol. 6 p. 532; Faustina als Diana Luci- bis 746. — J. Langbehn, Flügelgestalten d.
fera vom Pegasos emporgetragen, Vaillant, Num. ältest. griech. Kunst, Mchn. 1881. — Milchhöfer,
Aer. Imp. 1 p. 198; Spanheim, De Usu etc. T. 1 Die Anfänge d. I\. in Grieche nid. , Lpz. 1883.
p. 237 ed. 2); ebenso treffen wir das Flügelpferd E. Knall, Untersuchungen über d. Attribut
auf Kaisermünzen des Cäsar, Augustus, Tiberius, 00 d. Beflügelung i. d. ölt. gr. K., Manch. Diss.
Claudius, Caligula, der Antonine, des Septimius 1888. v. PrittwitS und Gaffron, Belleroph.
Severus, des Valerian und Gallien, Alexanders in d. ant. Kunst 1888. — ■ E. Knoll, Stud. z.
etc. als Symbol Apollons (bes. oft natürlich ältest. Kunst in Griechenland, B'amb. Progr.
auf den Münzen der Kolonie Corinthus, Vau- 1890. F. Knatz, Quomodo Persei fabulam
laut a. a. O. 1 p. 2. 181 u. oft; Brit. Mus. Cat. artiflces Graeci et Romani tractavermt , Diss.
Cor. p. 86 nr. 653 u. 654 pl. 21, 15 u. 16 etc.; 1893. — Preller-Robert, Griech. Mythol. 1884/94.
auch auf röm. Familienmünzen, wie der Aemilia, — 0. Gruppe, Griech. Mythol. und Religions-
Caecilia, Maria, Petronia, Popilia Titia u. a.). geschickte 1, 1897. - - Franciscus Hannig, De
1745 Pegasos (Deutungen) Pegasos (Deutungen; 174B
Pegaso. Breslauer Diss. 1901; auch in Brest. Areion. So bezeichnet es 0. Gruppe a. a. 0.
pliilol. Abhandl. vol. 8. [Die Schrift behandelt p. 123 als das Tluchrofs', auf dem der Dämon des
den P. lediglich als mythisches Wesen, nicht Fluches, Leophontes, d. i. Töter des Volkes,
als Kunsttypus, und beschränkt sich vornehm- oder Bellerophon(tes) oder Ellerophontes id. i.
lieh auf eine eingehende Betrachtung der Ge- fsllsQocf. ovtss), wie Zenodot schrieb, der fTöter
burtsage; ein zweiter Teil, P. in seiner Ver- der Frevler', wie schon die Alten deuteten,
bindung mit Bellerophon, wird demnächst in reitet. Vom Fluchrofs hat sich eine Spin-
den Brest, philol. Äbhdl. 8 fasc. 4 erscheinen]. darin erhalten, dafs das Rofs seinen Reiter
Die früheren Ansichten über die Bedeutung des Bellerophon selbst und vielleicht auch die
Pegasos findet man ausführlich dargestellt in 10 buhlerische Stheneboia dem Untergange weiht,
der Abhandlung von Krahner in Ersch u. Grubers — Der dem Mythus zugrunde liegende Begriff
allg. Encyklop. Bd. 14 p. 461 f. Neuere Er- stürmischer Schnelligkeit wird bei dem einen
klärungen s. zunächst unter Gorgones und Dichter durch die Gestalt des Rosses, bei dem
Bellerophon. Von den zahllosen Deutungs- anderen durch das aus der Vogelwelt herüber-
versuchen der Mythengestalt des Pegasos führen genommene Attribut der Flügel angedeutet,
wir an: a) Symbolische Deutungen, die schon Wir haben also in Pegasos eine cSturmnatur'
im Altertum verbreitet waren : Lukian, de astrol. vor uns, ähnlich der der Harpyien. Der Ge-
c.13:[t. BtXX.] ilg ovqccvov ov%l xcoiifitco araßTivai, danke an Schnelligkeit über menschliches Mals
cdlurfj Siavoir) ; Fulgent.Myih. 3, 1 : aetemiis fons hinaus und an eine höhere Machtfülle, besonders
(sapientiae). Mr\8sv ayav, Anih. Gr. T. 3 p. 127 20 als Bewohner des Luftraumes, liegt jeder
und Jacobs T. 10 p. 233; Horat. ca. 4, 11, 26; Flügelfigur, soweit sie nicht lediglich eine
Fidgent. Myth. 1,26: Feg. in figureun Famae con- dekorative Analogiebildung der Kunst ist, zu-
stitutus; Voss, Myth.Br. 2p. 47; Mytliogr. 3p. 251 gründe. Der Grund, Tiere zu beflügeln, lag
(ed. Bode). Nach Tzetzes stellt der Sturz des vielleicht nur darin, dafs das Tier ursprüng-
Bellerophon den Hafs der Götter und das Unheil lieh lediglich ein Bild war, unter dem eine
selbst dar, welches ihn traf, Ghü. 12 v. 430; vgl. göttliche Eigenschaft sinnlich dargestellt war,
dagegen Eurip. im Bell, und Aelian, hist. anim. dem dann auch das den Göttern zukommende
5,34. — AlsBild der Schnelligkeit : Eustath.Hom. Attribut zugeteilt wurde.
Od. 1477, 56. Auf Münzen des Kaisers Gallien: b) Physikalische Deutungen. Über die
Alacrüati x Fegas. volans, Eckhel, D. N. Vol. 7 30 physikalische Bedeutung des Mythenkreises
p.406; Catüll. 55,24; Cic.pro Quinctio 25 ; Seneca von Bellerophon und Perseus s. Müller, Proleg.
Troad. 394; (Voss, myth. Br. 1 p. 276); Auson. p. 314 ff. : Terseus befreit die Athene von
Grat. act. p. 375,558, vgl. p. 84, 33, 9 (Peiper); ihrem Gegenbilde Gorgo; da wird der Göttin
Alexis iv TLvgavvtp: xcaUriyÜGoa i) si' xt &äxxov ihre volle Macht gegeben, — da springen die
hi tq£%si. Athen. 6 p. 244 e. Daher :pegasarii= klaren, lebendigen Quellen auf, deren Symbol
Postboten; Bhodig. Lectt. Ant. p. 976. — Aus das Rofs ist, besonders Pegasos.' An dieser
neuerer Zeit sind hier zu nennen: Völcker a. a. O. Erklärung stört uns hauptsächlich der eine
p. 227: „Areion und Feg. identisch" (dies kann Zug, dafs Pegasos dem alten Mythus zufolge
wenigstens nicht aus der verdorbenen Stelle nach seiner Geburt sich sogleich zum Himmel
Hesych. v. Umtsiog gefolgert werden, wo das 40 aufschwingt. Schon G. J. Voss denkt an Wolken
Kcd schon wegen iititovg einzuschieben ist; vgl. (vapores), sodafs also Pegasos der poetische
Tzetz. Lykophr. 155. 766; Philargyr. Z. Verg. Ausdruck dieser Vorstellung wäre, und meint
Georg. 3, 122; Ovid, Met. 6, 118; über die Ab- mit Ulrici, dafs sich der Ursprung des Mythus
kunft des Areion von Poseidon und Demeter- in den Märchen fabelnder Schiffer verlöre
Erinys vgl. auch 0. Gruppe a. a. 0. p. 74), mit (Ulrici, Gesch. d. ep. Poesie p. 355 Anni. ; Voss,
den Poseidongeschaffenen Rossen überhaupt myth. Br. 1 p. 94). Auch Beide (movm. d'Ath.
p. 132; als Bild des neptunischen Reiches p. 217) meint, die Alten hätten nicht ohne Ab-
p. 166; Bellerophon mit Pegasos ein vollkom- sieht den Pegasos in die Nähe der Quellen und
mener Poseidon-Hippios p. 119; Pegasos, das Brunnen gestellt: „er stellte in ihren Augen
poseidonische Segensrofs Areion, das Rofs des 50 das feuchte Element dar, das sich zur Sonne
Bellerophon p. 234. 237 und öfter. So er- erhebt, die Wolken, die gegen den Himmel
scheint Pegasos als Symbolnamen poseidonischer aufsteigen". Preller- Robert (a. a. 0. 119) hält
Kraft, die sich in Bellerophon darstellte, oder sich an das Bild des Pegasos als Blitzträger
als die göttliche Kraft des Bellerophon selbst. des Zeus und stellt ihn als solchen gleich mit
Jedenfalls wurde er sehr frühe als poseido- den Kyklopen der Theogonie, düsteren Wolken,
irisches Rofs genommen und als solches an- welche aus dem Schofse der Erde mit funkeln-
gewendet und gedeutet. Bei D/o CJirys. 2 den Feueraugen zum Himmel emporsteigen,
p. 95 (Beiske) stellen die Magier die r\vi6%r\Gig Pegasos wäre also ein ähnliches Bild, nur dafs
xov £,v(i7iavTog als gewaltiges Viergespann dar; die Wolke hier als geflügeltes Rofs erscheint,
das erste Rofs ist das des Zeus, das zweite 60 das bei Zeus wohnt und seinen Blitz und Donner
das des Helios, das dritte das des Poseidon, trägt, Hcs. theog. 285: Zrp>bg 8' iv dwuaai vuisi
rovrov ds nv&oXoyovai ei'dcolov oi Ttoir\xcu ys- ßQovTiqv rs gtsqottiJv rs cpsQcov jdd \L7\tiosvTi.
vso&cu tkxq' <xv&Qmiioig, §nol donsiv, ovxivcc Andere gehen aus von der Gorgonensage : Die
övo[lccSovgl Ur\yciGov. drei Gorgonenschwestern werden als die drei
Andere betrachten den Pegasos als furcht- Nachtwachen gefafst, von denen die letzte sterb-
bares Bild für die Schnelligkeit der Flüche, lieh ist. Pegasos, der aus ihrem Blute hervor-
gleich dem von Poseidon und Erinys an der springt, wird Pferd der Morgenröte, Tzetz. Li/k.
Quelle Thilphussa (Schot. 77.23, 316) gezeugten 16 ff., Schul Hom. II. 6, 155 ; Eustafh . p. 826 f. ; vgl.
1747 Pegasos (v. Eleutherai) Pegasos (Sternbild) 1748
0. Gruppe a.a.O.- sein Bruder ist Chrysaor, hier erfinder Pegasos, d. i. der Quellenniann , nach
wohl Helios. — Doch lassen sich nach der Athen gewandert und dort mit seinen Heilig-
ausführlichen Beweisführung Boschers (Gor- tümern vom König Amphiktyon freundlich
(jonen p. 5 ff.) alle älteren Vorstellungen von aufgenommen worden sei^ Paus. 1, 2, 5; 20, 3;
den Gorgonen (s. d.) direkt auf die Anschauung 38, 8; Schol. Aristoph. Acharn. 243. Diese
der Gewitterwolken zurückführen (dagegen Sage vom Pegasos wird wohl im 6. Jahrh. ent-
allerdings örnsius im Piniol N. F. 1, 1891 p. 94, standen sein, als das alte Kultbild des Dionysos
vgl. Hannig p. 32). Halten wir also die Be- Eleuthereus von Eleutherai nach Athen Über-
ziehung des Pegasos zu Poseidon und der geführt und in einem am Südfufse der Akropolis
Gorgo, die das Bestimmende in dem Mythus 10 damals erbauten Tempel aufgestellt wurde,
des Pegasos zu sein scheint, fest, so werden 3) Pegasos, Sternbild der nördlichen
wir gleich Preller a. a. 0. p. 192 im Chrysaor Halbkugel. Dadurch, dafs er in die himmlischen
und Pegasos, die aus dem Rumpfe der von Per- Wohnungen des Zeus aufgenommen (slg tu
seus enthaupteten Medusa hervorspringen, den äatQa, Mythogr. Gr. ed. Westermann p. 251)
zuckenden Lichtstrahl des Blitzes und und Blitzträger des Zeus wurde, war eine An-
die geflügelte Donnerwolke erkennen. wendung der Fabel auf das uralte Sternbild
c) Naturgeschichtliche Deutung bei "Imtog sehr nahe gelegt. Der Äther nährt die
Plin. 10, 136: ' Pegasos equino capite rolucres Gestirne, die Tierbilder weiden auf den himm-
in Scythia' (vgl. 8, 72); Solin. c. 30, 29 bei der lischen Auen, Voss, myth, Br. 1 p. 276; und
Beschreibung Äthiopiens: 'Blius caeli ales est 20 so erkannte man in jenem Sternbilde leicht
Pegasus; sed haec ales equinwm nihil praeter den Pegasos an den aQ%cdca cpütvcci des Zeus.
aures habet; derartige Deutungen sind sicher Die Beschreibung des Sternbildes s. zuerst bei
nicht älter als die Alexandrinerzeit und sind, Arat, Phänom. 205 ff. ; Eratosth. catast. 18;
ebenso wie z. B. Ovid. met. 6, 119/120, ur- vgl. Germ. Caes. Arat. 216ff. 510. 638. 283.
sprünglich gewifs nichts anderes als miss- 694 (Breysig); Hygin. poet. astr. 2, 18 equus.
glückte physikal. Erklärungsversuche für das Arat fügt der Beschreibung des Sternbildes
Attribut der Beflügelung (vgl. Hannig p. 7 f.). hinzu, dies sei das Pferd, das auf den Höhen
Rasches Pferd in Afrika oder sonst, Bidymus des Helikon jene Quelle geschlagen habe,
ap. Syncell. 1 p. 306 (Dindorf) : iititog 6£,vg y.rfjua welche die. Hirten zuerst als Hippukrene ge-
Tfjs yvvaivög, vgl. Nonn. Dionys. 38, 402. 30 priesen hätten (distp^fiißav); zum Schlüsse
d) Auch moralische Deutungen finden sagt er von dem Pferd: £v diog silsnui Kai xoi
sich bei den Alten. Manchmal wird Belle- itäga &r\ri6aa^ai. Arat nennt also den Pega-
rophon als Tugendheld im Kampfe gegen sos nicht ausdrücklich und sagt auch, ebenso-
aphrodisische Begierde gefafst (vgl. das Vb. wenig wie Hipparch, von den Flügeln noch
bei Böttiger 1 p. 136). Kaiser Alexander zu nichts (dagegen nennen Ovid [Fasti 3, 449 ff.],
Rofs im Kampfe mit der Chimaira, d. i. mit Germanicus [207 ff.] u. Manilius [5, 364] das
der Nichtswürdigkeit der Regierung Elagabals. himmlische Pferd ausdrücklich geflügelt, und
Masche, Lex. num. v. Chimaera p. 511; vgl. bei Ptolemaios sind aixch Sterne in die Flügel
Dio Chrys. 1 p. 666 f. (Beiske). — Anaxilas in der verlegt); vgl. Fr. Boll, Sphaera, Neue gr. Texte
Neotttsh. Athen. 13p. 558; Horat.carm. 1,27,24). -10 u. Untersuch, z. Gesch. d. Sternbilder 1903
Endlich e): Pragmatische Deutungen: p. 117ff. s. "Imtog Erst nach Arat scheint
Böttiger deutet die Fabel auf die Erfindung man also seiner unbestimmten Erklärung zu-
der Rofszügelung und Reitkunst; nach ihm folge den Glanz des alten Sternbildes Imtog
kam das Pferd aus Libyen (vgl. Non». auf den Pegasos übertragen zu haben: ,,zur
Dionys. 38,402 „Aißvg {'mtog"), dagegen Völcker Augusteischen Zeit stellte man sich das himm-
(p. 133 ff.), dessen weitere Folgerungen Nitzsch lische Pferd ganz allgemein geflügelt vor, und
(Anm. zu Homer 1 p. 303) bezweifelt. Auf Er- so geht es durch Ptolemaios — vielleicht so-
findung der Schiffahrt ums Jahr 4100 Syncellus gar schon vor ihm — auch in die wissen-
a. a. O., vgl. die Scholiasten zu den angeführten schaftliche Astronomie über" (Boll a. a. 0.
Stellen des Homer, Pindar, Lykophron, Plutarch, 50 p. 118). Umgekehrt lag der Versuch nahe, in
de virt. »ml. 247 F u. a. ; Creuzer, über Hom. u. der besonderen Stellung des Sternbildes am
Hes. p. 181. Seit den Tragikern wurden nämlich Himmel den Grund für die Quellenfabel auf
die Phrasen vom Reiten und Fahren auf die dem Helikon zu finden, Dupuis, Origine de
Schiffahrt übertragen; so macht Palaeph. de fous les cultes 1 p. 640. Hug erklärte das
fncred. 29 in seiner rationalistischen Erklärungs- Sternbild als Symbol der egyptischen Krieger-
weise den Pegasos zu einem Schiff, auf dem käste a. a. 0. p. 310. Beschreibung des alten
Bellerophon nach Lykien kam; ähnlich Apost. Sternbildes bei Ideler, Untersuch, über d. Urspr.
14, 28; Arist. or. 3, 44. Doch wäre es un- u. d. Bedeut. d. Sternnamen p. 114; Dupuis
richtig, mit Burmann direkt zu sagen fdas a. a. 0. 6. T. 2. P. p. 395. Über den Pegasos
Pferd ist ein Symbol des Schiffes' zu Val. Flacc. 60 der Perseussage als Sternbild unter den Fresken
Argon. 5, 184; Nitzsch a. a. 0. p. 304. Raffaels in der Galateahalle der Villa Far-
2) Pegasos von Eleutherai: s. Preller- nesina und über die antiken Quellen des
Bobert a. a. 0. p. 667, 2. Zwei attische Ort- Künstlers s. F. Maass, „Aus der Farnesina"
Schäften, Ikaria und Eleutherai, rühmten sich 1902 p. 18 ff. [W. Lermann.]
der ersten Mitteilung des Weinstockes. Der
letztere Ort war ursprünglich nicht attisch, Nachtrag.
sondern wurde es erst zur Zeit der Herakliden- Anhangsweise folgt auf Ersuchen der Re-
rückkehr. Daher die Sage, dafs sein Wein- daktion die Angabe der Resultate meiner Unter-
1749 Pegasos (Nachtrag: Geburtsage etc.) Pegasos (Bellerophon u. Hippukrene) 1750
suchung De Pegaso, Breslauer Philolog. Abli. Bellerophonsage gebildete sekundäre Verbin-
8, 4 (1902), sowie einigen von L (ermann) nicht düng (S. 35 ff.).
angeführten wichtigen Materials. Die ältere Version der in Korinth ent-
Nach der ältesten Sage hatte Medusa als standenen Sage von der Bändigung des Peg.
Mutter des Peg. volle Rofsgestalt (S. 3 ff.). Dies an der Peirene ist nicht die von Pausan. (2, 4, 1)
läfst sich erstens schliefsen aus der Darstellung etc. erzählte , wonach Athena den Peg. bän-
einer boiotischen Reliefamphora des 7. Jahrb., digte und dem Bellerophon übergab, sondern
wo Perseus (s. d.) im Begriff ist, das Haupt die zuerst von Pindar {Ol. 13, 63 ff.) berichtete,
der Medusa abzuschneiden, deren menschlicher dafs Bellerophon selbst, aber mit Hilfe der
Oberkörper in einen Rofsrumpf verläuft (s. 10 Athena, den Peg. bezwang. Sie soll den Kult
de Bidder, Bull, de Corresp. hellen. 21 t. 4—5; der in Korinth als 'Imtia und Xulivlxig ver-
p. 448 ff., das Frgm. einer ganz gleichen Dar- ehrten Athena erklären (S. 44 ff.). Der Schau-
stellung ebd. p. 457 Fig. 7; vgl. auch den Art. platz aller übrigen für Peg. wichtigen Sagen,
Perseus), zweitens aus den analogen Sagen von in denen er mit Bellerophon verbunden er-
Arion, Hippothoos, Melanippe etc. Reminis- scheint, ist Asien. Aber die Verbindung von
zenzen sind vielleicht die von L. kurz ange- Rofs und Reiter ist nicht auf asiatischem Boden
deuteten Darstellungen, wo die Halsgeburt des sondern im griechischen Mutterlande entstan-
Peg. so dargestellt ist, dafs Medusa selbst einen den (S. 57 ff.). Homer nennt den Peg. nicht,
Rofskopf zu haben scheint. Auch Poseidon das beruht weder auf Absicht, noch darauf,
als Vater des Peg. hatte ursprünglich einen 20 dafs Peg. mit Bellerophon anfänglich gar
Rofsleib (S. 6 f.). nicht zusammenhing, sondern darauf, dafs jener
Die älteste Form der wunderbaren Geburt in der lykisehen Sage allmählich vergessen
des Peg. ist die Halsgeburt. Die genaue Be- wurde (S. 59 ff.). Bei der Tötung der Chimaira
handlung der litterarischen Zeugnisse s. S. 9 ff. hatte Peg. nach der älteren Sage eine weit
Die betreffenden Denkmäler zeigen zur Hälfte wichtigere Rolle, als im allgemeinen überliefert
nur die Geburt des Peg. (die von L. öfter er- wird, er nahm thätigen Anteil daran (S. 63 ff.),
wähnte Metope von Selinunt, eine sf. rhodische Nicht minder wichtig ist seine Rolle bei dem
Schale im Brit. Mus.; vgl. Journ. of hellen. Bellerophons Auffluge folgenden Sturz, Peg.
stud. 5 t. 43, eine ganz ähnliche in Berlin; ist es ursprünglich, der den Verwegenen her-
vgl. Furtw. 1753, eine rf. Amphora in Neapel; 30 unterstürzt, später ist die Version, wonach
vgl. Hey dem. 1767, eine etruskische Cista, vgl. Zeus den Peg. durch eine Bremse wild macht
Bencker, Rom. Mitt. 7, 225), zur Hälfte auch und so den Sturz herbeiführt, noch später die,
die zugleich erfolgende des Chrysaor (das von dafs Bellerophon aus Furcht von der schwinde-
L. angeführte melische Relief, ein kyprischer ligen Höhe herabfiel (vgl. oben Bd. 1 s. v.
Sarkophag, vgl. Perrot- Cliipiez, hist. de Vart Bellerophon), geradezu umgekehrt ist das ur-
3, 612 Fig. 419, eine rf. Amphora in München, sprüngliche Verhältnis bei Pseudo-Kallisthenes
vgl. 0. Jahn 910, eine etrusk. Gemme, vgl. (S. 150 Mutter). Die bildende Kunst hat den
Furtw., Gemmen 1 t. 20, 37, ein kleines Gefäfs Sturz nicht dargestellt (S. 67 ff.),
aus Nola im Brit. Mus., vgl. Monum. dell' Inst. Nach dem Sturz des Bellerophon soll Peg.
1855 t. 2). Jene gehen auf eine griechische, 40 in die Behausung des Zeus emporgeflogen und
diese auf eine kleinasiatische Version zurück. ihm dienstbar geworden sein. Es ist dies wie
Die Mehrzahl der Darstellungen von Medusas die folgenden Versionen nur eine sekundäre
Tötung zeigen die Geburt überhaupt nicht Ausgestaltung der Sage und sollte erklären,
(S. 15 ff). Aber die Halsgeburt ist überhaupt was denn aus Peg. geworden sei. Später wird
nicht die ursprüngliche, denn es läfst sich berichtet, Eos habe den Peg. erhalten für ihre
durch mehrere Argumente darthun, dafs die tägliche Fahrt. Diese Version dürfte ihren
Tötung der Medusa durch Perseus anfänglich Ursprung in der Kunst haben. Seit alexan-
mit der Geburt des Peg. nichts zu thun hatte drinischer Zeit findet sich häufig die durch
(S. 23 ff.). Auch Chrysaor war ursprünglich Arat. Phaen. 205 ff. veranlafste Angabe, Peg.
der Sage fremd, er ist in die Geburtssage erst 50 sei unter die Sterne versetzt worden. Ebenso
hineingekommen, als diese aus ihrer griechi- wenig hat die Verbindung des Peg. mit dem
sehen Heimat, dem Nord-Peloponnes, durch cilic. Tarsos Anrecht als alte Sage zu gelten
dorische Kolonisten nach Asien gebracht wor- (S. 76 ff.). Die älteste Sage ist also die Ver-
den war, und ist identisch mit dem karischen bindung des Peg. mit der Chimairabezwingung
Chrysaor (S. 26 ff.). Als allerälteste Gestalt und dem Aufflug und Sturz des Bellerophon,
der Sage ergiebt sich also, dafs Peg. auf natür- Peg. wird auch mit einer Anzahl Quellen
liehe Art aus der Verbindung der rofsgestaitigen in Beziehung gebracht, am frühesten mit der
Medusa und des gleichgestalteten Poseidon helikonischen Hippukrene. Deren Namen nennt
hervorging. Diese Sage ist rein genealogischen schon Hesiod, nachher taucht er erst wieder
Charakters und darf eine Deutung nicht auf 60 Und zwar nicht zufällig in alexandrinischer
ihr allein fufsen. Zeit auf. Der Grund ist der, dafs erst seit-
Dafs nun Pegasos sofort zur Wohnung des dem, und zwar höchstwahrscheinlich durch
Zeus aufgeflogen sei, wird mit Unrecht aus Kallimachos, die Hippukrene ihre Geltung als
Hes. Ttieog. 284 ff. geschlossen (S. 79 f.). Dafs Dichterquelle hat. Zwischen dieser Fiktion
nach erfolgter Geburt Perseus den Pegasos aber und der Erwähnung des Ursprungs jener
geritten habe, ist eine nur durch zwei Zeug- Quelle besteht bis ins Mittelalter hinein eine
nisse, das schon genannte melische Relief innige Verbindung, die gleichfalls Kallimachos
und Ovid, Amor. 3, 12, 24, belegte, nach der zum Vater haben dürfte. Indessen wird gerade
1751 Pegasos Peiraieus 1752
von den ältesten alexandrinischen Zeugen, Sp. 1746 f.). Die ältesten Sagen, die von Gorgo
Kallimachos und Arat, nicht Peg., sondern und Bellerophon, sprechen dafür, dafs er als
überhaupt ein Rofs als Schöpfer der Hippu- dämonisches Rofs anzusehen ist, von dem
krene genannt. Erst bei späteren Autoren, Glück und Unglück seines Herren abhängig
Nikander etc. wird Peg. als solcher genannt. ist (S. 152 — 162). [F. Hannig.]
Zugleich wurde diese That des Peg. mannig- Pege s. Peo-ai.
fach mit anderen Peg.- und Helikon -Sagen Pegeus (TTrjysvs), Sohn des Inachos und der
verknüpft. Doch ergiebt sich daraus nichts Melia, Bruder des Phoroneus, Schol. Eur. Or.
für die echte Sage (S. 92 ff.). — Dafs Peg. 1)20. Bei Apollod. 2, 1, 1 heifsen die beiden
nach älterer Sage auch die Aganippe geschlagen io Söhne des Inachos und der Melia Phoroneus
habe (Maafs, Hermes 31, 381 ff.), lä ist sich und Aigialeus: dieser aber ist in dem Schol.
nicht halten. Nur die ebenda nicht angeführte Eur. a. a. 0. Sohn des Phoroneus. [Stoll.]
Stelle des Solin (7, 22/23) bezeugt es. Der Peiöles (JTstmXrjg), Beiname des Zeus, Ano-
Ursprung der Hippukrene ist auf die gleich- nym. Law. in Anecd. rar. ed. Schoell-Stude-
falls auf dem Helikon liegende Rofsquelle muiid 1, 266, 74; Anonym. Ambros. ebend. 265,
Agan-ippe übertragen worden (S. 113ff.). — 86, wo ics&Xtis stellt. Das Wort bedeutet nach
Das gleiche gilt von der Kastalia, die erst in Suhl. Etym. M. 668, 36. Etym. Gud. 459, 51 ff.
römischer Zeit als Dichterquelle erscheint, Phrynichos bei BeMeer, Anecd. 1, 72, 27 (vgl.
dann auf den Musenberg Helikon verlegt wird Eust. 1684, 29. Luc. Lexiph. 12, wo es mit
und schliefslich in sehr sehr späten Stellen 20 noc&cov verbunden wird), finit einem starken
(Myth. Vat. 1, 130. 2, 112. Albric. de deor. wog' oder noQvog, -dvocidog, soll also wohl den
imag. 21) als von Peg. geschaffen gilt (S. 118 ff.). Zeus als Gott der Fruchtbarkeit bezeichnen,
— Dafs die korinthische Peirene (s. d.) von Peg. wenn es nicht christlich -apologetischen Ur-
geschlagen sei, ist gleichfalls nicht alt, sondern Sprunges ist. [Höfer.]
übertragen von der Hippukrene (S. 120 ff.). Peion (Tlslav), Gott des gleichnamigen
Die Entstehung der Aganippe wie der Peirene Berges (Jlicov, Paus. 7, 5, 10) bei Ephesos,
und Kastalia durch Peg. sind keine eigent- durch Inschrift bezeugt, auf Münzen von
liehen Sagen, sondern gehören nur der Litte- Ephesos, Wieseler, Götting. Nachr. 1876, 53 ff. ;
ratur an. Endlich soll die Hippukrene in Imhoof- Blumer , Jahrb. d. K. d. arch. Inst. 3
Trözen von Peg. geschaffen sein. - - Die Ver- 30 (1888), 295; Poole, Catal of greek coins of
bindung des Peg. mit Quellen hat ihn den Ionia Brit. Mus. 79, 237 pl. 13, 9; Pick, Die
Nymphen und Musen näher gebracht, Dichter- antiken Münzen von Dacien mid Moesien 342,
rofs in modernem Sinne ist Peg. im Altertum 5. Früher anders gedeutet, vgl. Hicks, Anec.
jedoch _ nicht geworden (S. 126 ff.). Ist nun greek inscr. in the Brit. Mus. 3 p. 71 und die
Peg. mit der Hippukrene auf dem Helikon und dort verzeichnete Litteratur. [Höfer.]
der in Trözen ursprünglich verbunden gewesen? Peiraides (Ustpcaifrjs), Peiraios-Sohn (Hesych.
Auch das ist aus einer Reihe von Gründen zu s. v. TIsiQaidcco. Eust. ad Hom. Tl. 465, 39)
verneinen. Für eine Deutung ist also die heifst Ptolemaios, der Vater des Eurymedon,
Verbindung des Peg. mit Quellen nicht zu des Wagenlenkers Agamemnons, Hom. II. 4,228.
verwenden. 40 Der Vers ist nach Friedländer, Jahrb. f. Mass.
Was die Beflügelung des Peg. betrifft, so Phil, Suppl. 3 (1857—1860), 821 eine Inter-
kommt diese dem vom ausländischen Kunst- polation. [Höfer.]
typus unabhängigen mythischen Peg. von An- En Peivaiei (Ev HeiQcasi), Beiname 1) des
fang an zu. Ein paar Ausnahmen monumen- Dionysos auf der Ephebeninschrift C. I. A. 2,
taler Art (zu den von L. angeführten vgl. 470 Z. 12 S. 266: tö» iv üsigaisl Jiovvßcp &v-
Athcn. Mitt. 26, 54), durchaus nicht die frühe- aavrsg. Über das Fest dieses Dionysos '(ho-
sten Denkmäler, vermögen die Gegengründe vvaice ra. iiu IIziQcaH, C. I. A. 2, 741 Frg. a
bei weitem nicht aufzuwiegen. Wohl aber hat Z. 6 S. 102.' Frg. c Z. 15. Frg. d Z. 7 S. 103
die griechische Kunst den Peg. nach dem oder ra. Jiovvgicc ra. Hu^ai-AÜ, C. I. A. 2, 164
Muster des orientalischen Flügelpferdes und 50 Z. 33; vgl. 2, 589 f] itou7ti] . . . reo Jiovvaco iu
zwar des ihr durch die Phönizier zugekomme- TIsiqcusZ, Psephisma bei Dem. 21, 10) sowie
nen Typus gebildet. Flügelpferd und Peg. über seinen Tempel s. Milchhöfer, Karten von
sind sehr scharf von einander zu trennen. Auch Attika 1, 39. Wachsmuth, Stadt Athen 2, 136 f.
die Flügelrosse, welche öfters mit Poseidon Mommsen, Feste der Stadt Athen 349. 369 ff. —
verbunden erscheinen, und die am Helm etc. 2) des Zeus Soter: IsQsvg tov Jibg rov 2Jio-
der Athena dürften keine Beziehung zu Peg. trjQog rov ip HelquisZ, ^'Q'^vcciov 9, 234.
haben (S. 137 ff.). — Der Name des Peg. ist Wachsmuth a. a. 0. 143. [Höfer.]
griechisch, hängt aber nicht mit %r\yr], Quelle, Peiraieus (TIi-iQcaevg). 1) Den Namen P.
zusammen, sondern mit dem Stamm Ttr\y-, der ist E. Curtius, De portubus Athenarum 23 ge-
in Ttrjyog etc. vorkommt. Derselbe bedeutet 00 neigt, nach Analogie von Munychos-Munychia,
entweder gedrungen, stark, oder weifs, oder Phaleros-Phaleron, von einem gleichnamigen
schwarz. Erstere Bedeutung ist vorzuziehen, Heros abzuleiten. - - 2) Im Peiraieus standen
da sie mit den ältesten Sagen am besten in hinter der clangen Halle' Z&bg %c.l Jfj^og, ein
Einklang steht (S. 148 ff.). — Deutungen sind Werk des Leochares, Paus. 1,3, 2; dem Stand-
im Altertum seit dem 5. vorchristl. bis ins punkte nach ist JfjiLog wohl mehr als Per-
5. nachchristl. Jahrh. nicht wenige aufgestellt Bonifikation des Demos des Peiraieus, als des
wurden. Von den Neueren wurde er als Quell-, Demos von Athen aufzufassen, Orerbeck, Gesch.
Gewitter-, Sonnen-Rofs etc. gedeutet (vgl. ob. d. gricch. Plast. 22, 62. Baumeister, Denkm.
1753 Peiraios Peiren 1754
12981; vglt Hitzig- Bluemner zu Paus. a. a. 0. gar nichts (?) zu thuu hat, der Vater des Pei-
S. 122. Wächsmuth, Stadt Athen 1, 588, 2, 124. ras, nach argivischer Sage Sohn der Niobe,
[Höfer.] Niobe aber nach Plin. 4, 17 eine bei Argos
Peiraios (nsioatog). 1) s. Peirai'des. — gelegene Qnelle ist; vgl. auch die von En-
2) Sohn des Klytios (s. d. nr. 5) aus Ithaka, mann Bd. 3 Sp. 377, 53 herbeigezogene Glosse
Freund und Begleiter des Telemachos nach des Hesych. vißcc %ibvcc itccl v.qr\vr\v,
Pylos, Rom. Od. 15, 539f. 544. 17,55. 71. 74. 78. also Schneewasser, wie bekanntlich auch das
20, 372. Friedländer, Jahrb. f. Mass. Phil., Wasser der Styx, deren Nymphe des Peiras
Suppl. 3 (1857—1-860), 828 Anm. 435. Fiele- Gattin ist, war. Bei der Dürftigkeit der Über-
Bechtel, Die griecli. Personennamen 421. 10 lieferung ist es nicht möglich, eine Sicherheit
[Höfer. J über die Bedeutung des Peiras zu gewinnen.
Peiranthos (nsiQttv&og) s. Bd. 2 Sp. 1)30, 35 ff. Interessant ist es, dafs E. Meyer a. a. 0. 73,
s. Kallirrhoe nr. 5. Bd. 2 Sp. 935, 51 ff. s. Kalli- der, wie wir sahen, den Argos Panoptes und
thoenr. 2. Jessen Bd. 3 Sp. 1542, 63 &.E. — Meyer, den Argos, den Sohn der Niobe, streng schei-
Forschungen zur alt. Gesch. 1, 90, 3 schreibt det, über ersteren folgendes sagt: cDie Sage
Hyg. f. 145: ex Pirantho Callithoe, Argus von der Tötung des Argos durch Hermes mag
Arestorides (das Patronymikon stammt aus Ov. ursprünglich in Pheneos (vgl. oben Z. 38) zu
Met. 1, 624), Triopas. Dafs Peiranthos mit Hause sein . . .; vielleicht ist sie aus den
Peiras, Peirasos, Peiren identisch ist, ist längst eigenartigen Be was serungs Verhältnissen des
erkannt, A. F. Pott, Jahrb. f. Mass. Philol. 20 pheneatischen Beckens erwachsen. Dasselbe
Suppl. 3 (1857 — 1860), 311. Usener, PJi. Mus. mag einmal wie andere Thäler den Namen
23 (1868), 346 f. M. Mayer, Giganten und Argos getragen haben. Der Name gab dann
Titanen 66. E. Meyer a. a. 0. 91. Jessen die Veranlassung, den Argos nach Argolis zu
a. a. 0. Maafs, Ind. schol. Greif sw. 1890/91 versetzen.' Vgl. Peiras, Peirasos, Peiren. | Höfer.]
p. 31. Die Namen Peiranthos, Peiras u. s. w. Peiras (rhiQug, -avtog), s. Peiranthos und
sind nach Fick-Beclitel, Die griecli. Personen- Peiren nr. 2. Er setzte zuerst den Dienst der
namen 431 und E. Meyer a. a. 0. 91 lokal und argivischen Hera ein und machte seine Tochter
stehen mit dem Namen der korinthischen Quelle Kallithyia oder Kallithoe (= Io) zur ersten
Peirene (vgl. Uziqtjvi] anb üsiQfjvog nvog Priesterin derselben, Plut. b. Euseb. Praep. ev.
Etym. Gud. 457, 35. Etym. M. 668, 5), des 30 3, 8. Chron. 377. Phoronis b. dem. AI. Strom.
Baches üsigog bei Dyme in Achaja (Paus. 7, 1 p. 418. Protr. p. 41. Aristid. Bhet. p. 3 Dind.
18, 1. 22, 1), der Stadt IJsiQui in Achaja (Paus. Syncell. 283. [Stoll]
7, 18, 1) in Zusammenhang; freilich ist eine Peirasos (üsipaoog), 1) Sohn des Argos
entsprechende Örtlichkeit in Argos nicht nach- s. Peiranthos und Peiren nr. 2. — 2) Ein Troer,
weisbar. Crusius, Beiträge zur griecli. Mythol. von Philoktetes verwundet und von irgend einem
25, 4 glaubt einen Zusammenhang mit ttsiqco, andern Griechen getötet, Quint. Sm. 11, 52.
7t8Qccco u. s. w. annehmen zu können. Pott [Stoll.]
a. a. 0. und Kuhns Zeitschr. 6, 336 übersetzt Peiren (IIsLQrjv) 1) Sohn des Glaukos von
TIsiQav&og fragweise mit 'rings blühend', hält Korinth, ein Bruder des Bellerophon, welcher
aber auch die Ansicht Prellers für beachtens- 40 ihn unabsichtlich tötet und deshalb Korinth
wert, dafs üsi-q^v in der ältesten griechischen verlassen mufs ; Apollod. 2,3, 1, 1; Tzetz.Lyk.il;
oder in einer ausländischen Sprache 'Wasser, Plut. prov. AI. 16; Zenob. 2, 87; Schol. Diogen.
Flut, Quelle' bedeute; vgl. JTsiQi'jvr]^ den Flufs 5,45; Proverb. cod. Bodl. 528 Gaisford. Andere
IltiQog (s. oben) und, worauf M . Schmidt auf- nannten diesen Bruder des Bellerophon Deliades
merksam macht, Hesych. s. v. IIzLqi}&oi (die oder Alkimenes. Sein Name hängt zusammen
Reihenfolge bei Hesych. verlangt Ihlgiftoi)- mit der Quelle Peirene. — 2) Vater der Io
vvpqica iv KvTtQio (also wohl Wassernymphen). bei Hesiod fr. 4 (Apollod. 2, 1, 3, 1; Herodian
Damit würde vortrefflich übereinstimmen, dafs 7r. pov. Af£. p. 17. 2, 923 Lentz) und Akusilaos
nach Epimenides bei Paus. 8, 18, 2 Peiras, fr. 18 (Apollod. a. a. 0.). Nach Maafs, Ind.
über dessen Person schon Pausanias im Un- 00 schol. Gryphisiv. 1890/91 p. 25 ff. stammt das
klaren war, oatig §i] b HtiQag iati, Gatte der Hesiod - Fragment aus den Katalogoi und giebt
Okeanostochter Styx, der Nymphe des gleich- speziell eine mykenische Version wieder. —
namigen Wassers bei Pheneos in Arkadien Dieser Peiren ist derselbe wie Peiras, der
war, die ihm die Echidna gebar, vgl. E. Meyer Vater der Kallithyia, der nach Plut. de Daedal.
a. a. 0. 72, 91, 1; denn auch dieser Peiras fr. 10 bei Euseb. praep. ev. 3, 8 den Kult der
wird von Peiras (Apollod. 2, 1, 2) oder Pei- Hera in Argos stiftete und seine Tochter zur
rasos (Schol. Eur. ür. 932. Paus. 2, 16, 1. ersten Priesterin dieser Göttin machte; denn
17, 5), dem Sohne des Argos und der Stry- Kallithyia bezw. Kallithoe (s. ob. Bd. 2 Sp. 935)
montochter Euadne, nicht zu trennen sein; ist ihrerseits auch identisch mit der zur Hera-
nach M. Mayer a. a. 0. ist Peiras, der Gatte m priesterin gewordenen Io-Kallithyessa. — Weitere
der Styx, allerdings identisch mit Perses (s. d.), Nebenformen desselben Namens sind Peiranthos
wozu man auch Usener a. a. 0. 347 vergleiche, (vgl. Maafs a. a. 0. 31, der an Formen wie
der in tthiq- denselben Stamm wie in ntga- Melas neben Melanthos erinnert), Vater der
leuchten' erkennen will. Für die angenom- Kallirhoe nach Hygin fab. 145 (wo vermutlich
mene Bedeutung, dafs IJsiQag und seine Syno- Kallithoe zu lesen ist) und Peirasos , von dem
nyme die Bedeutung 'Wasser' haben, dürfte Paus. 2, 16, 1. 17, 5 erzählt, er habe das älteste
auch anzuführen sein, dafs Argos, der nach Herabild nach Tiryns gestiftet, von wo es
E. Meyer a. a. 0. 90 mit dem Argos Panoptes später nach Argos kam (vgl. Förster, Über die
1755 Peirene Peireue 1756
ältesten Herabilder p. 6 ff.). In die argivischen Spitze stand der Tempel der Aphrodite, etwas
Genealogieen wird dieser Peiren, Peiras, Pei- östlich unterhalb desselben bemerkt man noch
rasos, Peiranthos eingereiht als Sohn des Argos jetzt das alte Brunnenhaus der Quelle Peirene,
und der Euadne und Bruder des Kriasos, zu dessen tempelähnlicher Facade ein mit
Ekbasos, Epidauros (Apollod. 2, 1, 2, 1 ; Hygm. polygonen Steinen ausgemauerter, jetzt mit
fäb. 145; Maafs a. a. 0. p. 32 hält dies für einem modernen Gewölbe bedeckter Gang, in
hesiodeisch) und Tiryns {Schol. Eurip. Or. 932 welchen man ursprünglich auf einer Felstreppe
vgl. Paus. 2,25,8) oder als Sohn des Argos hinabstieg, führt" : Bursian, Geogr. v. Griechenl.
und Bruder des Phorbas {Paus. 2, 16, 1, Seeliger 2, 17. Man glaubte, dafs die Quelle, die oben
Alkathoos 30 A., zitiert bei Hitzig -Blümmer, 10 keinen sichtbaren Abflufs hat, unten in der
Pausanias 2, 555, schlägt eine Änderung vor, Stadt wieder zum Vorschein komme: Paus.
nach welcher es nicht Bruder des Phorbas, 2, 5, 1. Strab. 8, 6, 21. Die untere Quelle be-
sondern des Kriasos hiefse) oder als Sohn des schreibt näher Paus. 2, 3, 2 f. : das Wasser flofs
Argos und Vater des Triopas {Hygin. fab. 124). aus mehreren künstlich angelegten Grotten in
Dafs Peiren nach einer Örtlichkeit in Argos einen offenen Brunnen, bei welchem sich ein
benannt sei, vermutet Plew , Jahrb. f. Philol. heiliger Bezirk mit einer Bildsäule des Apollon
101, 666. [Jessen.] befand. Dort safsen die Alten bei Gespräch
Peirene {IIslqiivv, Pirene), 1) Tochter des und Brettspiel {Eur. Med. 69) fand auch Apelles
Acheloos, von Poseidon Mutter des Leches und die Lais als Jungfrau wassertragend {Athen. 13,
Kenchrias, der Eponymen von Lechaion und 20 588 C); künstlerischer Schmuck Athen. 13, 605 E.
Kenchreai, der Häfen Korinths; nach den Das amerikanische Institut in Athen hat
grofsen Ehoien jedoch Tochter des Oibalos Paus. neuerdings (1S98) dieses Quellhaus der Peirene
2, 2, 3; vgl. 2, 24, 7 (hier A'ty^pads). DenKenchrias in der Nähe des Apollotempels mit der Um-
tötete wider Willen Artemis, worauf Peirene fassungsmauer und einer einst mit Bildsäulen
vor Schmerz in Thränen zerflofs und zur Quelle geschmückten Terrasse wiederentdeckt und
wurde, die sich in Korinth in der Nähe der ausgegraben, wobei die Inschrift PIREP ge-
Strafse nach Lechaion befand Paus. 2, 3, 2. funden wurde. Es liefert noch jetzt den Be-
Wenn Diodor 4, 72 sie Tochter des Asopos wohnern Wasser; im Innern soll es ein Bau
nennt, der sich in Phleius mit Metope, der Perianders sein, doch ist es in römischer Zeit
Tochter Ladons, vermählte, so ist dies wohl mit 30 erneuert. Darin fanden sich sechs grofse
der von Paus. 2, 5, 1 (vgl. Schal. Eurip. Med. 69) Sammelbecken von 5 m Tiefe und ca. 8 m
über die gleichnamige Quelle auf Akrokorinth Länge ; vor den Sammelbecken war eine aus
überlieferten Notiz zu verbinden, wonach diese dem Felsen herausgearbeitete Front mit Säulen
von Asopos dem Sisyphos geschenkt worden und vor dieser Facade ein kreisförmiges Bassin
sein sollte (Ruinen des Sisypheions unterhalb auf einem viereckigen, mit drei Absiden ver-
der Peirene kennt Strab. 8, 6, 21) aus Dank- sehenen Hofe, zu dem Stufen hinaufführten,
barkeit dafür, dafs er ihm den Raub seiner Vgl. Americ. Journ. of archaeol. See. Series vol. 2
Tochter Aigina durch Zeus angezeigt hatte; (1898) S. 235 f. 499 ff. pl. XI; vol. 3 ^1899)
'Aaco7tlg Y.Qr\vr] heilst sie deshalb Anthol. Palat. S. 682 ff. (mit Grundrifsj ; Journ. of Hellen, stud.
9, 225 und noTccpov öüqov TtodooQuyes- Ander- 40 vol. 18 (1898) S. 333; vol. 19 (1899) S. 324.
selben Quelle fing Bellerophon den Pegasos (s. d.) Das klare, wohlschmeckende Wasser der
ein Strab. 8, 6, 21; vgl. Pind. Olymp. 13, 63 ff. Peirene wird oft gerühmt : HtiQr\vTi]g alcptöipoiov
Eustath. ad II. p. 290, 41, der von Eurip. vöcoq Alex. Aetol. bei Partheu. 14, Aatdct . . .
Electr. 475 TLtiQTivalog nwlog genannt wird. HsiQrjviig Xsvxmv cpcadpoTtpcxv lißäöcov Antipat.
Dafs sie durch den Hufschlag des Pegasos ent- Sidon. 83, 4 {Anth. Pal. 2 S. 29 Jac.) = Suid.
standen sei, bezeugen erst Stab. Theb. 4, 60 s.v. UsiQrjvr]. Es galt für das leichteste in ganz
Silv. 2, 7, 4 und Bio Chrysostom. 2 p. 95 Beiske. Griechenland Athen. 2 p. 43 B; vgl. 4 p. 156 E.
Bellerophon den Pegasos an der Quelle Peirene Man pflegte das glühende korinthische Erz
tränkend auf einem berühmten Marmorrelief hineinzutauchen, wodurch dieses seine Farbe
im Pal. Spada zu Rom: Braun, Zwölf Basreliefs 50 erhalten haben soll, infolge 0 cker artiger Be-
Taf. 1 ; Schreiber, Beliefbilder 3 (s. o. Bd. 1 standteile des Wassers, wie Göttling vermutet.
Sp. 761 f.); vgl. die korinthische Bronzemünze Begeisternd zur Dichtung erscheint es erst bei
des Septimius Severus Cot. of Greek coins in späteren, besonders römischen Dichtern {O.
the Brit. Mus., Corinth S. 86 Nr. 653 (PI. 21, Jahn ad Persium p. 75). Wegen der Berühmt-
15); der trinkende Pegasos vor der sitzenden heit seiner Quelle heilst Korinthos äarv JIsi-
Quellnymphe Peirene ebend. Nr. 654 (PL 21,16); gävag Pincl. Olymp. 13, 61; Ephyre Pirenis
s. auch Imhoof-Bl unier and Percy Gardner, Ovid. Met. 7,391; vgl. Herod. 5, 92; G. I. G. 1,
A numism. comm. on Pausan. S. 13; Frazer, 1212, 4 u. sonst; die sitzende Quellnymphe er-
J'ausauias Bd. 3 S. 24. scheint deshalb in der Kaiserzeit auf seinen
Wie erwähnt, unterschied man im Altertum i;o Münztypen, s. z. B. die der Plautilla und des
die Quelle Peirene in der Stadt, welche von Septiinius Severus bei Basche, Pexie, univ. rei
Pausanias an erster Stelle genannt wird, von numar. 3, 2 p. 1361, die des Marc Aurel bei
derjenigen auf der Burg. Letztere liegt Mionnet Supplem. 4, 99 Nr. 676 (4, 414 Nr. 780
aul Akrokorinth vnb rfj xoQvcpji Strab. 8, 6, 21; Se})t. See); vgl. Itnhoof- Blumer and Percy
vgl. Plin. n. h. 4, 4, 5; Eustath, ad Iliad. 2, 570 Gardner, A numismatic comm. on Pausan. S. 23;
p. 290, am südlichen, von der Stadt abge- Head, Hist. num. S. 340; Cat. of Greek coins in
wandten Abhänge des Berges, jetzt Dragonera the Brit. Mus., Corinth S. 85 f. PI. 21, 14 — 18. —
(Diachenbrunnen; genannt. „Auf der höchsten Dafs Peirene cenb ntiQnvdg rivog genannt sei
1757
Peire(o)s
(Etymöl. Magn.s.v. nsiQrjvr}; Et. Gudian.), ist
Autoschediasma; Schwende, Mythol, d. Gr. 302,
444 erklärt: „Durchstofserin", der den Boden
durchstoi'sende Quell {iztiQco), Usener ,, Licht-
quell" von der Wurzel *perj i. d. Abh. Kallone
{Eh, Mus. 23, 316—377) S. 347.
Litteratur: Leake, Irarels in the Morea 3,
242 f.; Blätter für Uterar. Unterh. 1833 Nr.
183 S. 755; C. Gattung, Die Quelle Eirene auf
Akrokorinth und das Kraneion unterhalb Korinth io
in Arch.Ztg. 1844, 326 ff. (Gesammelte Abhandl.
1851 1, 130 ff.); E. Curtius, Peloponnesos 2,
525. 528 f. 1, 51; W. Vi scher, Erinnerungen und
Eindrücke aus Griechenland S. 259 ff., und
neuerdings besonders die oben erwähnten,
vorläufigen Berichte über die Ausgrabungen
der Amerikaner von 1898 und 1899 denen eine
ausführliche Publikation folgen soll.
2) Danaide, dem Agaptolernos vermählt
Apollod. 2, 1, 5. Nach Hygin. /'. 170 mit 20
Dolichos vermählt. [J. Ilberg.J
Peire(o)s (IlaiQsoig, ndQr\g), ein Thraker,
dessen Sohn Rhigmos (s. d.) vor Troja auf
Seiten der Troer fällt, E. 20, 484 und Schal.
Etym. 31. 138, 4. Ob identisch mit Peiroos
(s. d.)? [Stoll.j
Peirethoi (IEiQrftoL), s. Peiranthos Sp. 1753
und Engel, Kypros 2, 127. — Schmidt zu Hesych,
nsigriQ'OL erinnert an das hebräische "J?2,
'Brunnen'. Usener, Rhein. Mus. 23 (1868), 347 30
und Anm. 91 leitet das "Wort vom Stamme
TcsiQ- = 7t£QC-, leuchten' ab. E, Meister, Die
griech, Dial. 2, 228 ff. übersetzt tiziqi&oI, wie
er schreibt, d. h. 'die zur Vermählung eilen-
den'; %hqi geht nach Meister auf tzsLqk), für
das er die Bedeutung 'futuere' aufstellt, zurück;
-&og stehe für -&oJ~og, vgl. IIsiQiQ-oog cden zur
Vermählung (mit Persephone) eilenden' (?).
Inhaltlich soll sich das Wort nach Meister
mit Aphrodite Ilgagig (s. d.), der 'vermählen- 10
den' Liebesgöttin decken. Zum Vergleiche
für diese wenig wahrscheinliche Etymologie,
gegen die auch 0. Hoffmann , Götting. Gel.
Jim. 1889, 898 Einspruch erhebt, hätte Meister
inhaltlich auch auf die römische Perfica oder
Pertunda (Bd. 2 Sp. 213 Indigitamenta) ver-
weisen können. [Höfer.]
Peireus (IIiiQsvg), Vater der Autonoe, welche
dem Herakles denPalaimon gebar, Apollod. 2,7,8.
Heyne Obss. z. d. St. und Gerhard, Gr. M. 2 50
S. 236 Stammtafel L, 3, nehmen ihn für riaQSvg.
S. aber Weizsäcker Bd. 3 Sp, 1256, 3 ff. [Stoll.[
Peirinthos (IlaiQiv&og), Geliebter des He-
rakles, an dessen Namen sich eine ähnliche
Erzählung wie an den Namen des Abderos
(s. d.) knüpfte; er wurde von Herakles bestattet
und der Ort nach ihm Pe(i)rinthos benannt,
Schol. Giern. Alex. Protr. p. 787 Migne. Diese
Erzählung soll offenbar den späteren Namen
der Stadt 'HQäxlucc (Eust. ad Diouys. Perieg. üo
142) — sie hiefs auch Heraclea Perinthus, Am-
mian. 22, 2 — mit dem früheren Namen Pe-
rinthos in Verbindung bringen. Im Schol. Apoll.
Ehod, 1, 1207, wo unter den von Herakles
geliebten Jünglingen riagidoug genannt wird,
ist mit v. Wilamoivitz (vgl. W. Michaelis, He
origine indicis deorum cognominum) IIzqiv-
\rog herzustellen. [Höfer.]
Peirithoos (Eltern, Kentaurom. Hadesf.) 1758
Peirithoos (ntiQi&oog und nnQi&oog), ein
Lapithe, Sohn des Zeus und der Gattin des
Lapithen Ixion. daher auch Sohn des Ixion
genannt.
Älteste Nachrichten: Nestor erwähnt
E. 1, 262 ff unter den Helden der Vorzeit, mit
denen er noch in seiner Jugend verkehrte, den
Peirithoos, der im Bunde mit Dryas, Kaineus,
Exadios, Polyphemos und Theseus, des Aigeus
Sohn*), mit den wilden Bergungetümen, den
(frfjQtg, kämpfte, in denen man die Kentauren
erkennt. Er ist also dadurch in Thessalien
lokalisiert, und ebenso Theseus, wenn der Vers
265 echt ist. Sein Vater ist nach Homer E.
2, 740; 14, 316 f. Zeus, seine Mutter die Gattin
Ixions, deren Name bei Homer nicht genannt
wird. Ihr Name Dia kommt erstmals im 5.
Jahrhundert vor, bei Pherekydes im Schol, Apoll,
Ehod. 3, 62, wo die Gattin Ixions eine Tochter
des Eioneus, also eines Lapithen, genannt
wird, vgl. Art. Ixion. — Die Gattin des Peiri-
thoos ist bei Homer E. 2, 741 Hippodameia
aus Atrax, bezw. Tochter des Atrax {Ov. Her.
16, 248; Stat, Hieb. 1, 106), mithin Landsmännin
oder Schwester des Kaineus, der nuch A)itou.
Lib. 17 gleichfalls Sohn des Atrax war; nach
Diod. 4, 70 und Schol. V Od. 21, 303 Tochter
des Butes (corrig. aus Buciv), ihr beider Sohn
Polypoites, E. 2, 741, ferner 12, 129 und 182.
Die einzige in der Eias dem Perithoos zu-
geschriebene Heldenthat ist die Besiegung
der $fiQsg (1, 267; 2, 742) oder die Kentauren-
schlacht. Diese erfolgt nicht bei der Hoch-
zeit des P. und der Hippodameia, wie in der
späteren Überlieferung allgemein, sondern ,,an
dem Tage, wo ihm Hippodameia den Polypoites
gebar". Da verjagte er sie vom Pelion und
trieb sie zu den Aithikern. Der Anlafs zum
Kampf kann also nicht die Ungebühr eines
der Ungetüme (Eurytion) beim Hochzeitsfest
gewesen sein; das ist spätere Erfindung. In
der Kentauromachie der Francoisvase, ja selbst
im Theseionfries fehlen noch die Frauen
vollständig. Auch in der Odyssee 21, 295 ff.
ist der Anlafs zum Kentaurenkampf ein anderer,
als in der späteren Überlieferung. Diese Stelle
setzt allerdings ein zunächst freundschaftliches
Verhältnis zwischen Lapithen und Kentauren
voraus. Eurytion kommt zu den Lapithen zu
Gaste, verübt aber im Weinrausch Unfug im
Palaste des Peirithoos, wird hinausgeworfen
und man schneidet ihm Ohren und Nase ab.
So kommt er geschändet nach Hause und
darüber entspinnt sich dann der blutige Kampf.
Der Besuch des Eurytion bei Peirithoos ist
also nichts als ein Versuch des Epikers, die
nicht mehr verstandene natürliche Feindschaft
zwischen ävdQsg und $)~]Q£g, die jetzt Kentauren
heifsen, zu motivieren, ein Versuch, der später
noch in andrer Weise ausgesponnen wurde.
Als förmliche Schlacht, nicht als Gelegenheits-
rauferei erscheint die Kentauromachie auch
bei Hesiod, Schildbeschr. 178—190.
Die Hadesfahrt des Perithoos und
Theseus scheint dem homerischen Epos noch
*) Töpfer, Ans der Anomia S. 31 hält an der Echtheit
des Verses 265 fest, da er auch schon hei Hesiod, Asp.
182 wörtlich gleich wiederkehrt.
1759 Peirithoos (Amazonenkampf) Peirithoos (Raub d. Helena etc.) 1760
fremd zu sein, da sich nirgends eine bestimmte Attika Paus. 1, 2, 1; 7, 2, 7; Strdb. p. 544;
Andeutung findet. Wenn sie nach Od. 11, 631, Wel Icke r, Ep. CyU. 1, 315; vgl. Flut. Thes. 26f.
die Echtheit des vielleicht mit Unrecht ange- Einige ..ältere- Vasen aus Vulci stellen die
fochtenen Verses vorausgesetzt, im Hades sich Entfuhrung der Antiope durch Theseus und
befanden, so fordert dies nicht notwendig die Peirithoos dar. Welcher; Alte Denhm. 3, 357.
Annahme, dal's schon Homer ihre vMtaßecoig Lassen sich die Kentauroinachie des Peiri-
sig Züöov gekannt habe, denn alle übrigen thoos. seine Hadesfahrt und sein Amazonen-
Heroen, die Odysseus dort unten sieht, sind kämpf in der älteren epischen Poesie und
als bereits Gestorbene im Hades vereinigt, so teilweise auch in archaischen Bildwerken*)
selbst Herakles. Dagegen soll es nach Paus. 10 nachweisen, so ergiebt sich als älteres Sagen-
9, 31, 5 eine Hadesfahrt der beiden Helden von gut auch noch der Raub der Helena durch
Hesiodos gegeben haben, und sicher war die- Peirithoos und Theseus durch die Dar-
selbe in der Minyas enthalten. Paus. 10, 28, 2; Stellung dieser Scene auf dem amykläischen
Epicor. Grate, fr. I ed. Kinkel S. 215, vgl. Thron des Bathykles: Paus. 3, 18, 15; vgl.
Apollod. Epit. 1, 24; Welcher, Ep. Cyhl. 1, 258; Apollod. Epit. 1, 23. Da auf dem noch älteren
die erhaltenen Verse Kasten des Kypselos (Ende des 7. Jahrh.) die
„ ., „ , , 0 „ « < Befreiung der Helena durch die Dioskuren und
%v& ipoi via : wsv v8Kv*gßazov,Vv o yspaios We fühl? der Aithra aus Aphidna**) darge-
TtoQ^vgrjyeXaQcoViOvxaiußovtvdo&svoQiLov. ^ war?s die den Raub der Helena zur
lassen nach Welcher die Annahme zu, dafs 20 Voraussetzung hat, so gehört auch dieser Sagen-
Theseus und Perithoos, als sie Persephone ent- zug mindestens dem 7. Jahrhundert an. Dabei
führen wollten, von Hades zurückgeschlagen lernen wir auch eine Schwester des Peirithoos,
und verfolgt, dem Kahne zueilten, um sich zu Phisadie oder Thisadie (Hyg. fab. 7'J. 92)
retten, ihn aber am Ankerplatz nicht fanden, als Begleiterin der Aithra, also als in Aphidna
eingeholt, zurückgebracht und gefesselt wurden, heimisch, kennen. IL 3, 144 heilst die Be-
wie dies auf einer Vase aus Ruvo dargestellt gleiterin der Aithra in der Gefangenschaft
ist, Arch. Ztg. 1844, Taf. 15; Müller- Wieseler, Klymene, was wohl als der epische Name
D. a. K. 2, 862; Baumeister, Denkm. d. kl. der Schwester des Peirithoos zu betrachten ist,
Altertums 3, 1795 Fig. 1879 (s u.). v. Wilamowitz , mt Hom. Unters. 222; _ Töpffer,
Noch dem epischen Cyklus, wenn anch 30 Anomia 41, 1. Über die sonstigen Beziehungen
einem späteren Triebe des alten Stammes, ge- des Peirithoos zu Attika s. u. Eine attische
hört wohl auch die Teilnahme des Perithoos an rotfig. Hydria strengen Stils aus Etrurien (Ber-
Theseus' Amazonenkrieg an. Nach Phere- lin nr. 2175) zeigt auf dem Bauchbild die Ent-
hydes, Hellanihos und Herodor bei Flut. Thes. führung einer Frau durch einen Jüngling, der
26 unternahm Theseus mit Peirithoos nach sie einem Wagen zuträgt, welchen ein bärtiger
seinem Zug mit Herakles einen zweiten Zug Mann eben besteigt; wahrscheinlich Helena,
gegen die Amazonen, auf dem er die Antiope Theseus und Peirithoos, Inschriften fehlen. Ist
entführt und der dann den Einfall der Ama- diese Deutung richtig, so haben wir in dem
zonen in Attika herbeiführte : Pausan. 1, 41, 7 ; Vasenbild eine Bestätigung, dafs diese Sage
Plut. Thes. 27; Lykopin : 1335 ff. Diese Kämpfe 40 in der ersten .Hälfte des 5. Jahrh. wohl auch
bildeten den Gegenstand der Amazonia oder durch epische Überlieferung noch lebendig war.
Atthis des Hegesinoos : Paus. 9, 29, 1 ; Welcher, So viel läfst sich also aus älterer Zeit, bis
Ep. Cyhl. 1,313 ff. u. 33 ff. Dagegen 0. Jahn, ins 5. Jahrhundert herein, über Peirithoos'
Arch, Beitr. 272. Auf der Borgia'schen Tafel Heimat und Thaten aus dem Epos und den
(Welcher a.a.O., 0. Jahn, Griech. Bilderchro- Bildwerken erkennen: Peirithoos, Sohn des Zeus
niken K2 S. 8 u. 76 f.), die auf der Rückseite und der Dia, bekämpft mit seinen Lapithen
Stücke des epischen Cyklus aufzählt, ist zwar und Theseus die Kentauren als wilde Bergtiere,
die Ergänzung der Amazonia nur aus dem ftyQtg ögtoxöm, freit die Hippodameia, die als
Zusammenhang erschlossen , aber doch höchst Bewohnerin von A tr a x sich als echte Lapithin
wahrscheinlich. Auch auf der albanischen 50 erweist, während ihre Bezeichnung als Tochter
Tafel J (0. Jahn, Bilderchr. S. 6—8 u. 68—75) des Butes schon auf Verbindung mit Attika
findet sich S. 73, 2 (112 ff.) allerdings inmitten oder, wenn sie wirklich alt ist, auf ursprüng-
einer Aufzählung der Thaten des Herakles, liehe Heimat des Butes in Thessalien deutet,
aber aufser Zusammenhang mit ihnen, der raubt mit Theseus die Amazone Antiope und
Einfall der Amazonen in Attika und des The- bekämpft die Amazonen, entführt mit ihm die
seus und Perithoos Sieg über sie, in dorisie- Helena und will die Persephone entführen,
rendem Dialekt, also wohl als Episode einer wird aber dabei ergriffen und mit Theseus in
Heraklee zu betrachten, aber immerhin ein Be- der Unterwelt gefesselt. Dagegen findet sich
weis einer alten epischen Behandlung dieses noch keine Spur von einer Verwandtschaft des
Gegenstandes. Antiope wird hier nicht in 60 Peirithoos mit den Kentauren oder davon,
Themiskyra erbeutet, sondern in Attika und dafs Hippodameia eine Kentaurin gewesen,
heilst eine Tochter der Hippolyte und Mutter
des Hippolytos. Immerhin berechtigen diese *) In der Kentauromachie der Prangoisvase (s. „Ken-
Nachrichten dazu, den Amazonenkampf des ta^' Bd; 2 ?p. 1037) fehlt peirithoos vieUeicht nur
_, . .,, , . V11 ■• 1 i -ix ■ •• r ■ „ta„ , zufalliy: wir wissen nicht, welcher Lamme in der Lncke
PemthOOS als ein Stuck verhältnismäßig alten ^ *d'arg6gtellt war> waWscheinlich eben Peirithoos.
Sagenguts ZU betrachten. Auch Pmdarer- **) 'Aytöva&BV ist zu lesen statt des metrisch un-
wähnt die Entführung der Antiope durch The- möglichen 'A&&v«&t>v, Töpffer, Ans der Aqomia S. 36, 1;
seus und Peirithoos und ihren Zug gegen strabo i>. 396.
1761 Peirithoos (Beziehungen zu Attika) Peirithoos (Beziehungen zu Attika) 1762
Aber bald zog man, wie Welcher, Ep. Cyklus hier ein Butes Sohn des Pandion als Stamm-
1, 326 treffend sagt, mythischer Poesie in vater des Priestergeschlechts der Butaden oder
homerischer Entfaltung den pragmatischen Un- als Eponym des Demos Bovxädcci der Phyle
sinn und das Fabelgewirre vor. Dieses macht Aigeis bekannt ist. Allein es ist sehr frag-
sich auch in zahlreichen Scholienstellen breit, lieh, ob nicht auch dieser Name aus Thessalien
die für Feststellung des ursprünglichen Sagen- nach Attika übertragen ist; denn einen Butes,
bestandes aufser Betracht bleiben mufsten. Sohn des Boreas und Stiefbruder des Lykurgos
Nicht zu diesen gehört auch die Beteiligung (ein auch im Butadengeschlecht wiederkehrender
des Peirithoos am Argonautenzug und an Name), finden Avir auch dort, Diod. 5, 50; er
der Kaly donischen Eberjagd, zwei Sagen, 10 zwingt im Phthiotischen Achaja die Pflegerin
die im Lauf der Zeit immer mehr Helden an- des Dionysos Koronis zur Ehe, ein Name, der
zogen, ohne dafs in der alten Überlieferung gleichfalls auf lapithischen Zusammenhang hin-
selbst über diese nachträglichen Teilnehmer weist, wird aber von Dionysos mit Wahnsinn
Einigkeit herrschte. bestraft und stürzt in einen Brunnen. Der
Beziehungen des Peirithoos zu At- Kentaur Butes als Vater der Hippodameia
tika. Theseus wurde erst im 6. Jahrhundert Schol. V. Od. 21, 303 kommt hier nicht in Be-
zum attischen Nationalheros als Gegenbild des tracht. Sogar der angebliche Vater kion er-
dorischen Herakles herausgebildet und gehörte scheint in Attika als Sohn des Antion und
ursprünglich gar nicht nach Athen, sondern in Enkel des Periphas, Aischyl. Fr. T. G. 89;
das östliche Bergland Attikas, Marathon, 20 Pherekyd. Schol. Ap. Bhod. 3, 62; Diod. 4, 69;
Aphidnai (z. B. Eurip. Heraklid. 32), wo sich Ov. Metam. Th. 444. Periphas ist sowohl
frühzeitig Ortssagen über ihn bildeten. Wahr- attischer Autochthon als ein Lapithe ; vgl. Anton.
scheinlich ist er aber auch hierher erst aus Lib. 6; Diod. 4, 69. Dasselbe gilt von Phorbas,
Thessalien gekommen, vgl.Theseus. Töpffer, der auf der Kodrosschale im Kreise des Aigeus
Aus der Anomia S. 30 ff. hat mit Glück den und Theseus erscheint, von Phaleros, Deioneus
Vers 11. 1, 265, wo Theseus als Teilnehmer des und Mopsos. Man kann sich daher der An-
alten thessalischen Kentaurenkampfes genannt nähme nicht entziehen, dafs alle diese Namen
wird, zu retten gesucht. Ist Peirithoos dem infolge einer Wanderung eines thessalischen
Sänger der llias ein Sohn des Zeus und Stief- Stammes, der Lapithen selbst oder der mit
söhn des Ixion, wie so viele Helden der Vor- 30 ihnen vielleicht identischen Dryoper (vgl. den
zeit als Göttersöhne mit sterblichen Stief- oder Lapithen Dryas), über Euboia nach Nordost-
,, Nährvätern" erscheinen, und so auch der attika, und von hier auf dem Seeweg auch
„Aigeide" Theseus dort wohl als Sohn des nach der südlichen Argolis gekommen sind,
Aigeus = Poseidon und als Lapithe zu fassen, wo wir Theseus und Peirithoos gleichfalls früh-
so fehlt uns jeder Grund, in Peirithoos und zeitig begegnen. Des Peirithoos Mutter Dia
seinen Genossen bei Homer etwas anderes zu erscheint mit dem in Troizen heimischen
sehen, als die mythischen Stammväter lapi- Pittheus verbunden als dessen Mutter, die auch
thischer Geschlechter, die ihren Stammbaum in Troizen als Ortsnymphe verehrt wurde, Schol.
in der auch sonst weit verbreiteten Manier an Pind. Ol. 1 , 144. In Troizen und Hermione
hohe Götter anknüpften. Eine natursymbolische 40 scheint auch nach einigen Spuren (Töpffer,
Deutung des Peirithoos, wie sie aus den spä- Anomia 40) die Hadesfahrt der Freunde loka-
teren Fabeln von seiner Verwandtschaft mit lisiert. Der Raub der Helena weist durch den
den rofsleibigen Kentauren abziüeiten versucht Namen Aphidnai (Acpiövcc&nv bei Paus. 5, 19, 3
wird, ist bei diesem reinmenschlichen Heros statt A&dvci&z v schon wegen des Metrums zu
unbedingt abzulehnen. Dies ergiebt sich eben lesen, s. Töpffer, Aus der Anomia 36, 1 ; Herod.
aus der gut bezeugten alten Überlieferung von 9, 73; Hellanikos im Seh. zu 77. 3, 144; Strab.
seinen Beziehungen zu Attika. Nach Ephoros 9, 396; Plut. Ihes.Sl- Paus. 1,17,6) auf Nord-
bei Phot. s. ntQt&oidou ist Peirithoos der ostattika. Die Verbindung des Peirithoos mit
Eponymos des attischen Demos Perithoidai, Theseus erfolgt {Plut. Thes. 30) in der Gegend
indem die Athener mit Vorliebe Thessalier in 50 von Marathon. Dort raubt jener diesem Rinder-
ihr Land aufnahmen wegen der Freundschaft h erden, um dessen berühmte Stärke und Tapfer-
des Peirithoos und Theseus. Das ihnen zuge- keit auf die Probe zu stellen, und tritt ihm,
wiesene Gebiet habe man Perithoidai genannt. als er erfährt, dafs er ihn verfolge, gegenüber,
Peirithoos heifst hier Sohn des Ixion. Der nicht als Feind, sondern um mit ihm Freund-
Historiker sucht eine natürliche Erklärung des schalt und Waffenbrüderschaft zu schliefsen.
Namens jenes Demos, läfst uns aber über die Hiernach scheint sich die Sache so zu ver-
Entstehung der cpilo^svia im Stich. EinScholion halten: Nachdem die Theseussage, jedenfalls
zu 11. 1, 263 macht den Peirithoos einfach zum schon im 7. Jahrhundert (Rückführung der
Athener, der aber mit den Kentauren be- Helena am Kypseloskasten), im Nordosten von
freundet gewesen sei. IltiQi&oos 0 'l'giovog 60 Attika heimisch geworden war, mufste sie die
yivzi \l\v tjv AQ-t[vccTos' (axtLcoro ds roTg Ksv- Peirithoossage nach sich hierher ziehen. Der
rccvQoig] Damit wird das richtige Verhältnis Kentaurenkampf gehört noch ganz der thessa-
gerade auf den Kopf gestellt. Und wenn seine lischen Urheimat an und hat ursprünglich
Gattin Hippodameia eine Tochter des Butes nichts mit der Hochzeit des P. zu thun; The-
heifst (Diod. 4, 70. Schol. Hes. Asp. 178, wo seus beteiligt sich dabei als Stammesgenofs.
sie aber irrtümlich den Namen der Mutter des Die späteren Thaten des Theseus sind an Attika
Peirithoos, Dia, trägt), so kann das allerdings geknüpft, und so mufs auch Peirithoos dorthin
auf Attika als deren Heimat hinweisen, da wandern, es wird zu ihrer Verbindung in einer
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. in. 56
1763 Peiritlioos (Weiterbildung der Sage) Peirithoos (u. Hippod., Abkunft) 1764
Zeit, wo man das ursprüngliche Verhältnis des Butes, -wobei die Kentauren im Rausche
nicht mehr kannte, die Sage von Peirithoos' sich an den Frauen vergriffen. Darob entspann
Rinderraub erfunden. Seine Ehe mit Hippo- sich die berühmte Kentaurenschlacht, aus der
dameia gehört ursprünglich dem Stammlande nur wenige nach Pholoe und Malea entkamen,
an, denn am Tag der Kentaurenschlacht gebiert Soweit Diodor. Die cvyyivsioc machte offenbar
sie ihm Polypoites und dieser führt die Völker den Köpfen viel zu schaffen. Das Schol. V. Od.
von Argissa und Gyrtone etc. dem Heere Aga- 21, 303 weifs mit Berufung auf Pindar fol-
memnons zu, IL 2, 738 ff. Aber in Attika wird gendes zu erzählen: rov IIsiqL&oov, iitiY.lr\aiv
Peirithoos der Eidam des Attikers Butes, ja 'I^iovog viöv övrcc Xapßävsiv i^ilm^vy yvvaiov
er wird schliefslich , nachdem Theseus zum 10 naqa t&v avyytvüv Ksvravgcov xr\v f BAZIN
Gründer Athens geworden, selbst auch ein (1. Bovrtx) rov itQOv%ovrog avrav 7taQ&8vov
Athener, s. o. 'ImtoSdiitiav. Darnach wäre Hippodameia eine
Schon der Raub der Helena setzt aber Kentaurin gewesen! Auf die Berufung auf
voraus, dafs Peirithoos unverheiratet oder ver- Pindar darf nicht so viel Gewicht gelegt wer-
witwet gedacht wird. Denn dieses Unternehmen den, wie Bd. 2 Sp. 1036 geschieht, denn wir
steht in engem Zusammenhang mit der Hades- wissen aus Pyth. 2, 42 ff, was Pindar über die
fahrt. Da sich die Freunde in den Kopf ge- Geburt des Kentauros glaubte, vgl. frgm. 147
setzt und verabredet haben, Töchter des Zeus Bbckh. Danach ist es nicht wahrscheinlich,
zu heiraten, Apd. Epit. 1, 23 (ein echt epischer dafs er den Peirithoos eine Kentaurin freien
Zug) , so entführen sie zuerst die Helena und 20 läfst, er müfste denn Peirithoos selbst für einen
bergen sie in Aphidnai (Plut. Thes. 31 u. a. Kentauren gehalten haben. Das macht aber das
s. o.). Dann steigen sie bei Kolonos Hippios, Scholion selbst durch den Zusatz %az iiti->di]6iv
Schol. Soph. 0. Col. 159!); vgl. Soph. 0. Col. 57 'I^iovog vibv övra höchst unwahrscheinlich,
und Schol. Ar "ist. Equ. 185 — oder in Troizen oder Nun wird aber in der That aus Schol. A
Hermione (Töpffer, Aus der Anomia 40) oder in IL 1, 263 (vgl. Bd. 2 Sp. 1034) geschlossen, dafs
Tänarum (Hyg. fr. 7'J) in den Hades, um für die Mutter des Peirithoos, Dia, eine Kentaurin
Peirithoos die Persephone zu rauben (Minyas), gewesen sei, 1) weil Zeus sich ihr in Rofsge-
werden aber ergriffen und gefesselt im Hades stalt genähert habe, 2) weil Dia nach dem
festgehalten, bis Herakles den Theseus befreit, unglücklichen Lapithenkampf mit den Ken-
während Peirithoos als der Hauptfrevler im 30 tauren, der aber NB. bei der Hochzeit des
Hades verbleiben mufs. Erst Euripides dich- Peirithoos stattfand! nach Malea geflohen sei
tete im Peirithoos, dafs beide gerettet wurden, und von dort umkehrend mit Zeus, der sich
s. Hyg. f. 79, Damit ist in der älteren Sagen- in ein Pferd verwandelt habe, den Peirithoos
form die Laufbahn des Peirithoos abgeschlossen. erzeugt habe. Das sind Märlein, ersonnen, und
Spätere Weiterbildungen. 1) Abkunft zwar ungeschickt ersonnen, um den Namen
des Peirithoos und des Hippodameia. Minde- Perithoos zu erklären, Peirithoos habe nämlich
stens seit der Mitte des fünften Jahrhunderts seinen Namen erhalten cctiö rov TitQi&tiv innco
ist die Ansicht herrschend, dafs der Kampf der öiioico&svru rov Aiu, iv reo iiLyvvo&ca rf] jx?jt(h
Lapithen und Kentauren sich bei der Hochzeit ccvrov, vgl. Eustath. B. 1, 265 p. 100, 45; Et.
des Peirithoos mit Hippodameia entsponnen 40 M. 668, 16, und es ist unbegreiflich, wie selbst
und dafs dabei Theseus als Freund des Peiri- der besonnene Töpffer (Aus der Anomia 32)
thoos anwesend gewesen sei und sich hervor- darin eine hochaltertümliche Sagenfassung
ragend ausgezeichnet habe. In der alten finden kann. Er sieht selbst S. 33 in dem
thessalischen Sage beruhte der Kampf auf der Zusatz uitb rov tisqiQ'sIv nur einen etymolo-
natürlichen Feindschaft der avdQsg und der gischen Deutungs versuch des Namens Peiri-
cpf]Q8g. In der Odyssee 21, 296 erscheint der thoos; aus diesem geht aber eben hervor, dafs
Kentaur Eurytion als Gast im Hause des Pei- die ganze Geschichte nur zu diesem Zweck
rithoos, aber nicht bei der Hochzeit. Und erst erfunden ist. In der Bias 14, 317 ist keine
nachträglich entspinnt sich der Kampf der Spur davon zu finden, dafs die 'I^ioviv älo%og
beiden Stämme infolge der nicht unverdienten 50 eine Kentaurin gewesen sei; wie könnte Zeus
Mifshandlung des Eurytion. Man empfand in der dortigen Situation, wo er die lieb-
offenbar bald das Bedürfnis nach einer Er- reizende Hera den andern Liebschaften gegen-
klärung der freundschaftlichen Beziehungen überstellt, an eine andere als an die Mens che n-
zwischen Peirithoos und Eurytion, und sie bot gestalt derselben denken? Natursymbolische
sich in der anscheinenden Verwandtschaft. Deutungsversuche des Wesens des Peirithoos,
Peirithoos ist Ixions Sohn, wenn auch nur die sich auf solche Scholienangaben stützen,
v.ar iTt'iY.lr\Giv (Schol. V. Od. 21, 303), und heifst scheinen daher auf ziemlich schwachen Füfsen
so auch gewöhnlich in der späteren Litteratur; zu stehen. Denn selbst wenn Ixion ein Sonnen-
so z. B. Apd. 1, 8, 2, 4; Ovid passim. Die Ken- heros ist, so kann auf Perithoos diese Deutung
tauren sind Söhne des Ixion und der Nephele, 60 keine Anwendung finden, weil er eben in die-
direkt oder indirekt, also ist die ßvyyivsta ser Version, so gut wie sonst, nicht Sohn des
fertig, Pirithous Ixionis füius, frater Gentau- Ixion, sondern des Zeus ist. Schon Pott, Zeitschr.
rorum: Hyg. fab. 14. Nach Diod. 4, 70 ver- /'. vgl. Sprachf. 7, 92 wollte, wenn auch fragend,
langten die Kentauren von Peirithoos einen in Perithoos den Herumläufer, den sich schein-
Teil des väterlichen Erbes; darüber entspann bar herumdrehenden Himmel oder Wirbelwind
sich ein Streit. Nach der Aussöhnung lud u. dergl. erkennen; besonders E. H. Meyer,
Peirithoos die Kentauren und den Theseus zu Gandharven — Kentauren 190. 198; M.Mayer,
seiner Hochzeit mit Hippodameia, der Tochter Giganten und Titanen 91 ; Tümpel zu Ken-
1765 Peirithoos (in Athen; Kentaur. -Kampf) Peirithoos (kalyd. Eberjagd, Argonaut) 17.66
tauren Bd. 2 Sp. 1088 Anm. sehen in Perithoos den Jägern erwähnt, Paus. 8, 45, 7, allerdings
einen Sonnenheros. Aber speziell für Peiri- in einer Giebelecke, so dafs es fraglich ist, ob
thoos liegt doch die Sache so, dafs aus der wir die Benennung der Jäger nicht blofs den
älteren Überlieferung sich keine Anhaltspunkte tegeatischen Exegeten zu verdanken haben,
für eine solche Deutung finden lassen, sondern und wahrscheinlich ist er auch in einer der
nur aus der trüben Quelle der Scholienlittera- Figuren des Reliefs von Gjölbaschi mit Dar-
tur, mit überdies vierfach verderbten Texten. Stellung der Eberjagd, das auf ein vermutetes
Wenn man auch den Namen der Gattin des malerisches Vorbild aus dem polygn. Kreise
Peirithoos Hippodameia für die Rofsnatur die- zurückgeführt wird, sowie in einigen Vasen-
ses Heroen ins Feld führt, so vergifst man, 10 bildern dieses Gegenstandes zu erkennen, da
dafs dieser Name auch sonst vielfach vorkommt. in diesen auch Theseus unter den Vordersten
wo von solchen Beziehungen keine Rede ist, erscheint, vgl. d. Art. Meleager Bd. 2 Sp. 2612.
und dafs sie auch Deidamia (Plut. Thes. 30) Daraus würde sich ergeben, dafs die Teilnahme
Laodameia auf einer Vase Ann. e Mon. 1854 des Peirithoos an der kalydon. Eberjagd schon
t. 16, Arch. Ztg. 29, 159, Ischomache, La- im 5. Jahrb. wenigstens in Attika geläufig war.
pithae genus heroine (Propert.2, 2, 9) genannt 5) Unter den Argonauten erwähnt den Pei-
wird. Ihre Abkunft von dem Kentaurenhäupt- rithoos nur Hygin fab. 14, während Ap. Ehod.
ling Butes in Schol. V. Od. 21, 303, dessen 1, 101 ff. ihn um die Zeit dieses Zugs mit The-
Name aber nach Diod. 4, 70 hergestellt ist, seus im Hades festgehalten sein läfst.
wird eben nur an dieser Stelle behauptet; in 20 6) In dem Amazonenkampf des Theseus
dem Schol. zu Hes. Asp. 178, das nicht mehr tritt auf Bildwerken (s. u.) Peirithoos als Mit-
und nicht weniger Autorität als das Odyssee- streiter auf und wird als solcher erwähnt im
scholion beanspruchen kann, heifst sie Dia und Text der Tabiüa Albani O. Jahn, Gr. BUderehr.
Tochter des Atheners, bezw. Thebaners S. 73: 'A\ial6v£g 8' ig xav AxxiyMv ioißcdov.
Butes, korrig. aus Butates. @7]6tvg ö'h xcci üiQi&oog ccvxug iviv.a<sav. Man
2) Die Verpflanzung des Peirithoos nach wird daher auch in den grofsen Denkmälern des
Attika bezw. Athen, die sich am natürlichsten attischen Amazonenkampfs aus dem 5. Jahrh.
aus der Wanderung eines thessalischen Stam- und späteren Darstellungen überall auch den
mes nach Attika erklärt, wird von Plutarch, Peirithoos unter den Hauptkämpfern annehmen
Utes. 30 aus dem Wunsch des Peirithoos er- 30 dürfen, auch wo er nicht namentlich bezeugt
klärt, den berühmten Helden Theseus kennen ist, da er eben der unzertrennliche Gefährte
zu lernen. Das Hesiodscholion (Asp. 178) läfst des Theseus geworden ist.
ihn infolge eines Verwandtenmords nach Athen 7) Die Verbrüderung des Peirithoos mit
(korrig. aus Theben) kommen, um sich reinigen Theseus wird teils an den Anfang seiner und
zu lassen; hier habe er dann ein Weib ge- an das Ende von Theseus1 Laufbahn verlegt,
nommen, Dia, die Tochter des Butes (Butates). Plut. Thes. 30, wo Peirithoos, von dem Ruhm
3) Der Kentaurenkampf des Peirithoos ist des Theseus herangezogen, in die Gegend von
immer in Thessalien lokalisiert geblieben. The- Marathon kommt, ihm seine Rinder forttreibt,
seus kommt dann als Freund zur Hochzeit und sich dann seinem Richterspruch unterwirft und
steht den Lapithen als ov^iicc^og bei, Plut . Thes. 40 ihm eine ewige Freundschaft schwört , die
30. Die Litteratur des 5. Jahrhunderts läfst dann ihre erste Bethätigung in dem Kentauren-
uns im Stich. Wie weit gerade des Peirithoos kämpf bei seiner Hochzeit findet, teils
Anteil bei Pindar und vielleicht in Aischylos' wird erzählt, dafs sie vor der gemeinsamen
Perrhaibidai hervortrat, entzieht sich unserer Entführung der Helena und Persephone in oder
Kenntnis, vgl. den Artikel Kentauren Bd. 2 bei Athen noch einen besonderen Vertrag ge-
Sp. 1035 ff. Einen Nachklang davon haben schlössen hätten. Hier gehen die Nachrichten
wir vielleicht in der lebensvollen Schilderung sehr auseinander. In Athen wurde nach Paus.
Ovids Met. 12, 210 ff, Dagegen tritt in den 1, 18, 5 beim Sarapeion der Ort des Vertrags ge-
grofsartigen Bildwerken dieses Zeitraums (s.u.) zeigt, den sie vor dem Zug nach Lakedaimon
in der Regel Theseus als Protagonist hervor, 50 und in die Unterwelt, bezw. hier nach Thes-
und es ist überhaupt nicht möglich, unter den protien, schlössen. Paus. 1, 30, 4 berichtet so-
übrigen Kämpfern den Peirithoos immer heraus- dann von dem Heroon der Freunde im Kolonos
zuerkennen. Bei Orid treten Theseus und Kai- Hippios, verbunden mit dem des Oidipus und
neus besonders hervor, gerade bei der Abwehr Adrastos. Dieselbe Stelle nennt schon Sopho-
des Angriffs des Eurytos (so) auf Hippodameia kies, Oed. Col. 1590 ff. und spricht dabei von
fehlt auffallenderweise Peirithoos und tritt erst einem xoilog xQctxrJQ, oü xcc &r]6Ecog ütQi&ov
sehr spät, nach mehr als 100 Versen in den xe xslxcci ni6x' usi ^vv&r^iccxa, wonach die
Kampf ein. Auch bei Apollodor Epit. 1, 21 Freunde hier in die Unterwelt hinabstiegen und
fällt der Hauptruhm dem Theseus zu, offenbar zum Andenken dessen ein Mal errichtet wurde,
unter dem Einfluls der attischen, Theseus be- 60 Erscheint das avv&rnicc hier erst vor der Hades-
vorzugenden Litteratur. fahrt geschlossen, so wird es sonst gewöhnlich
4) Als Teilnehmer an der Kalydonischen vor die Entführung der Helena und diese mit
Eberjagd nennen den Peirithoos Apollod. 1, 8, der Hadesfahrt in enge Beziehung gesetzt
2, 4; Ovid Met. 8, 303 (cum Pirithoo, felix eon- Apd, Epit. 1, 23; Plut. Thes. 31. Nach Apollo-
cordia, Tlteseus) u. 404. Auf archaischen Bild- dor a. a. O. verabredeten sie, Töchter des Zeus
werken fehlt er und Theseus noch bei diesem zu heiraten, und entführten zuerst für Theseus
Vorgang. Aber schon in der Giebelgruppe des die Helena, die dann nach Athen (nach Hyg.
Athenetempels zu Tegea wird Peirithoos unter 79 Athenas in pagum Atticae regionis) in Shher-
56*
1767 Peirithoos (u. Theseus; im Hades) Peirithoos (Bedeutung des Namens) 1768
heit gebracht, aber während der Hadesfahrt Die Kehrseite dieser Wendung ist, dafs beide
von den Dioskuren samt Theseus' Mutter wieder im Hades bleiben mufsten, so nach Virg. Aen.
geraubt wird, dann steigen sie in den Hades, 6, 017 im Widerspruch mit 6, 122. Ha
wo sie von dem Gotte eingeladen werden, sich übrigens in ersterer Stelle Theseus von Peiri-
auf den Thron der Lethe zu setzen, aber an thoos v. 601 getrennt erscheint und nach
diesen anwachsen und mit Schlangengewinden v. 122 aus dem Hades wiedergekehrt ist, so ist
festgehalten werden, während in der älteren bei v. 017 an seine Bestrafung nach seinem
Sage ein Kampf anzunehmen ist, in dem sie Tode zu denken, die gegenüber der der übrigen
in die Flucht geschlagen und dann gefesselt Büfser noch mild genug ist. Peirithoos ist 001
werden. Nach Hygin fab. 79 werden sie von io mit Ixion und den Lapithen zusammenge-
Zeus aufgefordert, sich von Pluton für Peiri- nommen. Aus Polygnots Unterweltsbild Paus.
thoos die Persephone als Gemahlin zu erbitten; 10, 29, 9 läfst sich nichts Sicheres schliefsen.
sie gehen rper insulam Taenariam' hinab, wer- — Vorherrschend ist die Sagenwendung ge-
ilen aber, wie sie ihr Anliegen vorbringen, von blieben, dafs Peirithoos aus der Unterwelt nicht
den Furien niedergeworfen und lange ge- mehr zurückgekehrt ist. Denn auch die weni-
peinigt. Plutarch, Thes. 31 läfst beide ihren gen, die seine Wiederkehr annehmen, wissen
Vertrag erst nach der Entführung der Helena von ihm nach derselben nichts mehr zu berichten,
schliefsen, nachdem sie der Verfolgung ent- Bedeutung des Namens und der Sage,
gangen sind; sie losen um diese und geloben Der Name IltiQi&oos ist gleichbedeutend mit
sich, dafs der, der sie erhalte, dem andern zu 20 IltQL&oog, der sehr häufigen Nebenform, und
einer andern Gemahlin behilflich sein solle. wird erklärt entweder als der Herumläufer,
Die kühne Höllenfahrt wird aber, wie auch oder als der Überschnelle, der sehr Schnelle.
Paus. 1, 17, 4. 18, 5, wo Thesprotien genannt Die Erklärung des Homerscholion 11. 1, 203,
wird, ganz rationalistisch in einen Zug nach dafs er seinen Namen davon habe, dafs sein
Epirus umgewandelt, wo der Molosserkönig Vater in Rofsgestalt die Mutter vor der Be-
Aidoneus, der seine Frau Persephone, seine gattung umkreist habe (s. 0.), ist nicht ernst
Tochter Köre und seinen Hund Kerberos ge- zu nehmen. Wohl aber hat man daraus, dafs
nannt habe, den Freiern seiner Tochter diese um Vater und Mutter nach dieser Nachricht als
den Preis des Kampfes mit dem Hunde zugesagt Rosse bezw. als Kentauren gedacht sind, so-
habe. Als er hörte, dafs Peirithoos und Theseus 30 wie aus der Bedeutung seines angeblichen
die Tochter rauben wollten, habe er sie ergreifen Vaters Ixion als aiolischen Sonnengottes
und den Peirithoos von dem Hund zerreifsen schliefsen wollen, dafs auch P. ein Sonnenheros
lassen, den Theseus aber in Gewahrsam gehalten. oder eine Art Sonnengott sei, vgl. Tümpel, Anm.
8) Das fernere Schicksal des Peirithoos im zu Art. Kentauren Bd. 2 Sp. 1088; M. Mayer,
Hades. Mehrfach wird wie bei Plut. Thes. 31 Gig. und Tit. 91; über die Verknüpfung von
berichtet, Peirithoos als der Hauptfrevler sei Kentauren mit Heliosheroen und Heraheroiden
vom Kerberos gefressen worden, Schol. Tzetz. vgl. die Litteratur bei Tümpel a. a. O. Pott,
Chil. in Anecd. Oxon. 3 p. 359, 22; Tzetz. Arist. Zeitschr. f. vgl. Sprach/'. 7, 92 sah in dem
Frösche 142. Nach der Hypothesis des pseudo- „Umläufer", der ihn lebhaft genug an das Bad
euripideischen Peirithoos wurde nur dieser ge- 40 des Ixion, einer Abart des Zeus inybalog erinnert,
fesselt, und Theseus blieb freiwillig bei ihm, „den sich von Ost nach West umdrehenden
Horat. carm. 4, 7, 28. Die geläufigste Fassung Himmel" oder „Wirbelwinde und dergL" Ähn-
ist die, dafs die Frevler gefesselt im Hades lieh Mannhardt, W. F. K. 84 ff. Gruppe, Gr.
(resp. in Epeiros) bleiben, bis Herakles er- Myth. 114, dem der Kampf der Lapithen mit den
scheint, um den Kerberos zu holen. Da flehen Kentauren das von thessalischen Dichtern aus
sie ihn um Erlösung an, aber nur den Theseus der Gegenwart als That mythischer Ahnen
bringt er wieder auf die Oberwelt, Apd. 2, 5, in die Vergangenheit projizierte Bild des Kampfs
12, 5 ff. ; Epit. 1, 24; Diod. 4, 26. Schon Pan- thessalischer ßittergeschlechter (Lapithen) mit
yasis erzählte nach Paus. 10, 29, 9, dafs sie den Patriziern der Küstenstädte (Kentauren)
auf ihren Thronen nicht wie gefesselt ausge- 50 ist, glaubt, dafs der Hauptheld Peirithoos „der
sehen hätten, sondern an den Steinsitz ange- Überschnelle" eigentlich nach einem hölli-
wachsen gewesen seien. Nach Apd. 2, 5, 12, 6 sehen Rachegeist genannt sei, weshalb ihn
mufste Herakles den Peirithoos in der Unter- Zeus nach dem bekannten Scholion IL 1, 203
weit zurücklassen, da bei dem Versuch, ihn in der Gestalt eines Rosses zeuge, bald aber
loszumachen, die Erde erbebte. Nach Diod. auf die Wettrennen bezogen worden sei, die
4, 63 und wohl schon bei Euripides wurde an dem thessalischen Heiligtum (der chironi-
Theseus auf Bitten des Herakles freigegeben. sehen Grotte) gefeiert zu sein scheinen, und
Den Komikern gab jene Losreifsung Veran- daher Gemahl der Hippodameia sei, bei deren
lassung zu spafshaften Erfindungen : Schol. Arist. Hochzeit eben der Kampf ausbreche. Viel
Bitter 1368; in den Diegemata, Westerm. tfü natürlicher ist die Erklärung der Lapithen und
Mythogr. gr. p. 380 wird erzählt, Herakles Kentauren, die in jenen die Vertreter eines in
habe zwar den Peirithoos losgerissen, das Ge- mythische Zeiten zurückreichenden histori-
säfs sei aber am Felsen hängen geblieben, da- sehen Volkes und im Kampf mit den tosen-
her der Name ThiQi&oog anvyog. Nun dichtete den Wildbächen den Sieg der menschlichen
allerdings schon Euripides oder Kritias in Kultur über die entfesselte Naturgewalt der
seinem Peirithoos, dafs Herakles beide befreit Wildwasser sieht, Boscher, Göttinger Gel. Anz.
habe, ebenso berichtet Diodor 4, 26 u. 63 1884 nr. 4 u. Artikel Kentauren und Lapithen.
„nach einigen Mythographen", Hyg. fab. 79. Peirithoos führt daher auch wie die übrigen
1769 Peirithoos (Bedeutung der Sage)
Lapithen einen menschlichen Namen, er ist
der überaus Schnelle, ein Name, der zu einem
religiösen Deutungsversuch weniger als irgend
ein anderer nötigt. Es findet sich auch aufser
dem gemeinsamen Heroon des Peirithoos, The-
seus, Oidipus und Adrastos bei dem Erdmal
im Kolonos Hippios Paus. 1, 30, 4 keine Spur
einer göttlichen Verehrung. Er war den Grie-
chen in der Zeit der Blüte des Epos, der
Tragödie und der bildenden Kunst, ehe grü- 10
belnde Gelehrsamkeit sich durch Erfindung von
allerlei Zeugungs- und andern Sagen die Be-
ziehungen des Helden zu den Kentauren zu
erklären suchte, der kühne Vorkämpfer der
Männer, d. h. der Menschen, gegen die f&fjQtg,
die mit tierischer Wildheit die menschliche
Kulturarbeit verwüstenden Wildbäche; das
spricht sich schon in der Wahl der Waffen
aus, da bei Hesiod Asp. 78 ff. wie später fast
durchweg die Lapithen mit richtigen Waffen, 20
sagen wir Artefakten, die Kentauren mit Steinen,
Peirithoos (Bedeutung der Sage) 1770
Am ehesten könnte man noch die Hades-
fahrt für eine mythische Deutung des Peiri-
thoos als ursprünglichen Sonnengottes an-
führen, da auch andere Heroen, die mit mehr
oder weniger Wahrscheinlichkeit als ursprüng-
liche Sonnengötter gedacht wurden, wie Hera-
kles, Odysseus, ihre Hadesfahrt machen, oder,
wie Ixion, in der Unterwelt als Frevler büfsen.
Aber es ist ein äufserst schwankender Boden,
auf den man sich mit solchen Deutungen wagt,
und man thut besser, sich bei den Vorstellungen
zu bescheiden, welche ein phantasievolles und
immer neuer Erfindungen fabelhafter Helden-
thaten frohes Geschlecht sich von den Helden
seiner Vorzeit machte. Und diesem ist Peiri-
thoos ein wagemutiger Held, der nach kühnen
und segensreichen Kämpfen mit so gefährlichen
Feinden, wie den Kentauren, den Amazonen
(dem kalydonischen Eber), selbst vor dem Zug
in den Hades, der dem Kühnen in Hellas an
verschiedenen Orten offen stand, nicht zurück-
1) Peirithoos im Kentaurenkanipf, Lapithinnen zum Kultbild einer Göttin flüchtend.
Vom Fries des Tempels in Phigalia (nach Baumeister, Denfon. d. kl. Altert. Taf. 43).
Fichtenstämmen u. dergl. kämpfen. Als solcher
Vorkämpfer der Kultur ist er Sohn des Zeus,
wie so mancher andere Held dioytvrjg genannt
wird, und der Dia, in der nach dem Epos (27.
14, 317) weder eine Herahypostase noch eine
Kentaurin, sondern eben die Gattin des Ixion zu
verstehen ist. Durch diese Genealogie des Peiri-
thoos wird eben jede Verwandtschaft mit den
Kentauren ausgeschlossen, denn Ixion, der Vater
der Kentauren von der Nephele, ist nicht Vater
des Peirithoos, und Dia, die Mutter des Peirithoos
von Zeus, ist nicht die Mutter der Kentauren.
Die Verbindung des Peirithoos mit Attika
aber, die gewifs ursprünglich schon in Thessa-
lien bestand, erklärt sich aus der offenbar nicht
rein sagenhaften Einwanderung thessalischer
Geschlechter, der Perithoiden, der Koroniden,
Philaiden, ünd-elg, unter denen das des The-
seus selbst auch war, in Attika in Zeiten, wo
Athen noch nicht der politische Mittelpunkt
dieser Landschaft war. Vgl. Töpffer, Aus der
AnomiaS. 30 ff. bes. 39; Preller, Gr. Myth. 23, 14.
scheut. Gerade dafs Herakles und Odysseus
von dort zurückkehren, weil sie nicht als
frevelnde Eindringlinge kommen, während
50 Peirithoos sein frevelndes Beginnen mit ewigem
Gefängnis büfst, spricht wieder gegen seine
Auffassung als Sonnenheros. Einem späteren
Geschlecht, dem er, der Sohn des Zeus, zum
Ixioniden und Hadesstürmer geworden ist, er-
scheint er auch bei Lebzeiten schon als deorum
spretor mentisque ferox Ixione natus (Ovid Met.
8, 602 f.), während die alte Sage aufser dem
Helenaraub und der Hadesfahrt keine Züge
von besonderer ferocia (vßgig) kennt, sondern
60 ihn im Gegenteil als Bekämpfer schädlicher
Gewalten, als Wohlthäter der Menschheit und
treuen Freund erscheinen läfst.
In der erhaltenen Litteratur erscheint
Peirithoos nirgends im Mittelpunkt einer eige-
nen Dichtung. Dafs er in der Minyas und
vielleicht auch in den Theseiden eine hervor-
ragende Rolle spielte, ist anzunehmen. Die
Tragödie hat ihn mehrfach zum Gegenstand
1771 Peirithoos (in der Kunst)
Peirithoos (in der Kunst) 1772
genommen, so vielleicht Aeschylos in den
Perrhaibiden, Euripides oder Kritias im Peiri-
thoos s. Nautik, Euripides trag. Bd. 3, Athen.
11, 4116 B. und Aristophon, Äth. 7 p. 303 A.;
über die Komiker s. o.
Peirithoos in der bildenden Kunst.
1) Der Kentaurenkampf, a) Die Lapithen
als Hopliten im Kampfe mit den Baumäste und
Steine schwingenden Kentauren auf einem
Streifen der Francois-
vase. Am linken Ende
Theseus nur zum Teil
erhalten, aber inschrift-
lich bezeugt, gegen die
Mitte die Kaineusgruppe,
in der grofsen Lücke
rechts ist wohl Peirithoos
anzunehmen. Es ist eine
förmliche Schlacht in
Einzelkämpfen, kein zu-
falliger Streit bei einem
Feste, darum fehlen die
Frauen, entsprechend der
älteren Auffassung. Ähn-
liche Darstellungen, aber
ohne Inschriften auf den
schwarzfig. Vasenbildern
Berlin 1754 u. 2047. —
b) Polygnots Gemälde
im Theseion in Athen,
Paus. 1, 17, 2, vgl. Robert,
Marathonschlacht, 18.
Hall. Winckelmannspr .
S. 48 f. Obwohl wir über
dieses Bild nichts weiter
wissen, als dafs erst The-
seus einen Kentauren
getötet hatte, der Kampf
im übrigen aber noch
unentschieden war, so
scheint doch schon hier
das unterbrochene Hoch-
zeitsfest des Peirithoos
dargestellt gewesen zu
sein, da die im folgenden
aufgezählten Bildwerke,
die dieseScene darstellen,
zum Teil mehr oder weni-
ger unter dem Einflufs
dieses grofsen Gemäldes
stehen, wie ein solcher
auch von andern poly-
gnotischen Gemälden auf
späteren Darstellungen
nachzuweisen ist. — c)
Robert, vermutet einen
derartigen Einflufs schon
bei der westl. Giebel-
gruppe des Zeus-
tempels in Olympia,
angeblich von Alkamenes, abgeb. u. a. Arch.
Jahrb. 1888, Taf. 5/6, 2, vgl. Paus. 5, 10, 8.
Nach Pausanias Aväre die Mittelfigur, die ge-
wöhnlich für Apollo erklärt wird, Peirithoos,
und der, Verteidiger der Hippodameia, links von
"er Mitte, Kaineus. Ist die Mittelfigur nicht
Peirithoos, so kommt dieser Name dem von
Taus. Kaineus genannten Lapithen zu, wäh-
1773 Peirithoos (in der Kunst)
rend der entsprechende Kämpfer rechts The-
seus ist, kenntlich an der charakteristischen
Waffe des Beils oder Hammers. Ein zwingender
Grund, an der Benennung des Pausanias zu
zweifeln, ist nicht vorhanden, und Brunn hat
Peirithoos (in der Kunst) 1774
Mitte ein. Seine Ruhe ist dadurch motiviert,
dafs er eben erst auf den Lärm herbeikommt
(wie er ja auch in andern Darstellungen nicht
bei der Hauptaktion, dem Raub der Hippoda-
meia, zugegen ist) und im ersten Staunen zu-
3) Peirithoos (?) im Kentaurenkampf. Florentiner Krater.
(3. Sali. Winckelmannsprogramm Taf. 3, 1).
dieselbe nachdrücklich verteidigt, Sitzungsber.
der k. bayer Äkaä. d. Wissensch. 1888, 2, 2
S. 187 — 197, weniger glücklich Sauer, Arch.
Jahrb. 1891, S. 92 ff., vgl. ebd. Treu p. 108.
nächst wie versteinert stehen bleibt, nur mit
Blick und r. Hand dem Vorgang zugewandt,
der ihn zunächst angeht. In der L., die einen
nicht ganz leichten Gegenstand gehalten haben
r c i pio 002
4) Peirithoos und Theseus befreien Laodameia. Tarentiner Krater im Brit. Mus. Unterer Streifen
(nach Annali e Monum. del' Inst. 1854 Taf. 16).
Apollo erscheint als solcher nicht genügend
charakterisiert, der Bogen, den ihm der Er-
gänzer in die L. giebt, ist in dieser Haltung
kaum sichtbar. Peirithoos dagegen, der doch
die Hauptperson ist, nimmt ganz passend die
mufs, trug er wohl einen Becher, womit dann
auch angedeutet wäre, dafs er vom Festmahl
im Innern des Palastes kommt. Dafs Pausa-
nias mit der Benennung des jetzt gewöhnlich
für Peirithoos gehaltenen Lapithen K als Kai-
1775 Peirithoos (in der Kunst)
Peirithoos (in der Kunst) 1776
neus Recht hat, dafür spricht der Umstand,
dafs dieser Lapithe, der sonst in diesem Ken-
taurenkampf nie fehlt, hier nicht in der sonst
üblichen Art dargestellt werden konnte und
doch bei seiner nahen Beziehung zu der Braut
— sind ja doch beide Atraciden — nicht fehlen
durfte; er ist der erste, der ihr Hilfe bringt,
bis Peirithoos einschreitet. Die Übereinstim-
mung dieser Giebelgruppe mit Vasenbildern,
die von Polygnots Gemälde abhängig sind,
beschränkt sich also auf die Entlehnung ein-
zelner Motive, auf die E. Curtius, Arch. Ztg.
1883 ganz treffend hingewiesen hat, als Kom-
position im Ganzen ist sie ein völlig selbstän-
diges Werk. — d) In dem Kentaurenkampf am
Friese des sog. Theseion fehlen die Weiber
nicht mehr ermitteln, welche Metope den Pei-
rithoos darstellte. Auch an den Sohlen der
Statue des Parthenos, also von Phidias selber,
war der Kampf der Lapifhen und Kentauren
angebracht, Plin. n. hist. 36, 18. — f) Von
Polygnots Gemälde beeinflufst ist nach 0. Benn-
dorf, Gjölbaschi Trysa S. 18(5 auch der Ken-
taurenkanipf am Fries des Heroon von Gjöl-
baschi. — g) In Phigalia ist zweifellos der
10 Kampf bei der Hochzeit dargestellt, vgl. Bau-
meister, Beul; m. d.M. Altert. 3Tf.42u. 43 (s. Abb.l).
Hier wird der Lapithe, der die an einem Götter-
bild hingesunkene Frau von einem Kentauren
befreit, Platte 10, bei Baumeister Nr. 1469,
wegen des an einem Baume hängenden „Löwen"-
felles für Theseus erklärt. Dieses Fell ist, wie
■
1
5) Peirithoos befreit Hippodameia von Eurytion. Marmorgemälde aus Herculaneum
(nach Robert, 22. Haitisches Wi nckelniannsprogramni 1898 Taf. 1).
und damit die Andeutung der Hochzeit, die
Lapithen sind behelmt und beschildet, die
Kentauren kämpfen mit Steinen und Bäumen,
der Künstler folgt also in seiner Komposition
noch der älteren Auffassung einer förmlichen
Lapithenschlacht. Peirithoos ist durch nichts
kenntlich gemacht. Dasselbe gilt von einem
Vasenbild freiesten Stils im Mus. borbonico
(nazionale) zu Neapel, Mon. d. Inst. 6, tav.
38, wo auch der Kanrpf mit regulären Waffen
geführt wird und die Frauen fehlen, so dafs
nichts auf die Hochzeit hinweist. — e) Die
Kentaurenmetopen des Parthenon dagegen
haben die Vorstellung von dem Weiberraub
und damit von dem Vorgang bei der Hochzeit
zur Voraussetzung. Doch läfst sich auch hier
Robert, Kentaurenkampf etc. S. 13 richtig be-
merkt, kein Löwen-, sondern ein Pantherfell
und gehört zu dem Kentauren. Es ist daher
hier wohl eher Peirithoos zu erkennen, der
seine Frau befreit, und die Benennung Theseus
wird demjenigen gebühren, der auf Platte 5
allein bereits einen Kentauren überwunden hat
60 wie in dem polygnotischen Gemälde. — Mit
mehr Recht als bei verschiedenen von den
plastischen Werken, bei denen doch Künstler
von selbständiger Bedeutung in Betracht kom-
men, werden Einwirkungen des Polygnotischen
Gemäldes auf Vasenmaler anzunehmen sein;
hierher gehört namentlich — h) ein Stamnos
in Berlin nr. 2403, abgeb. Arch. Z'g. 1883 Taf.
17; es sind nur wenige Bruchstücke erhalten,
1777 Peirithoos (in der Kunst)
Peirithoos (in der Kunst I
1778
die aber Motive zeigen, welche in der olym-
pischen Giebelgruppe wiederkehren. In dem
Hammerschwinger ist wohl Theseus, in dem
nach entgegengesetzter Richtung kämpfenden
Lapithen, von dem nur das r. Bein und ein
Stück des Arms erhalten ist, Peirithoos zu er-
kennen. Der zwischen beiden erscheinende
König wird von Furtwängler als Vater der
Braut, Atrax, bezeichnet. — i) Krater in Wien,
beteiligt, sondern erst im Begriff, helfend
einzugreifen. - - k) Die Münchener Schale nr.
368, ohne Inschriften, zeigt die Lapithen in
voller Rüstung, die Kentauren mit Baum-
stämmen bewaffnet, also nicht die Hochzeit.
— 1) Florentiner Vase, Heydemann, 3. Hall.
Winckelmannsprogr. Tat'. 3, 1; Engelmann,
Bilderati. z. Ovid 22, 132; Amelung, Fuhrer
durch d. Antiken r. Florenz S. 233 nr. 232, s. Abb. 3.
r7^
6) Scene aas dem Kentaurenkampf auf dem Grabstein des Metrodoros aus Chios (nach Ath. Mill/i. 1888 Taf. 3).
Arch. Ztg. 1883 Taf. 18, s. Abb. 2. Im Palast
wird eine zum Thalamos fliehende Frau, die
Hippodameia zu benennen ist, von einem Ken-
tauren angegriffen, den ein geschürzter Diener
von hinten mit einem Feuerbrand bekämpft:
Peirithoos (Hsqi&o<s) , bärtig und unbekränzt,
Hier scheint der nach r. gewandte Lapithe,
zu dessen Füfsen das von einem Kentauren
bedrohte Mädchen niedergestürzt ist, Peiri-
thoos zu sein, Bobert, Kentaurenkampf (22.
Hall. Winckelmannsprogr) S. 10. — m) Taren-
tiner Krater der Sammlung Jeröme Napoleon,
7) Theseus und Peirithoos die Antiope raubend, Amphora aus Vulci, im Louvre (nach Mon. d. Inst. 1, 55).
nur mit Schwert und lose hängendem Mantel
ausgestattet, eilt in grofsen Schritten aus dem
Thalamos nach der entgegengesetzten Richtung
dem aufserhalb des Palastes entbrannten Kampfe
zu; die Kränze der übrigen Lapithen, ein umge-
stürzter Krater und das Feuer auf dem Altar
deuten an, dafs ein Fest durch das Verhalten
der Kentauren unterbrochen ist. Peirithoos
ist hier, wie in Olympia, am Kampf noch un-
jetzt Brit. Mus. F. 272; Ann. Monum. dell' Inst.
1854, tav. 16; Engelmann, Bilderati. z. Hom.
Odyssee 15, 93 und zu Ovid 21, 130; Schreiber,
Die Wandgemälde des Polygnotos 2, 104; Bobert,
Kentaurenkampf etc. S. 11 (unterer Streifen), s.
Abb. 4: In der Mitte istLaodameia (inschr.)
von ihrem Thron aufgesprungen, von einem Ken-
tauren von r. gepackt; dieser wird r. von ®r\-
6svg mit einer Keule angegriffen, während 1.
1779 Peirithoos (in der Kunst)
Peirithoos (in der Kunst) 1780
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von Laodameia IltiQi&oos mit Schwert
und flatterndem Mantel (unbärtig) her-
beieilt; zu beiden Seiten fliehende Mäd-
chen. Die Scene im- oberen Streifen des
Bildes scheint die Wirkung des Angriffs
im Thalamos darzustellen. Bei diesem
Vasenbild ist nicht zu übersehen, dafs
der eigentliche Kentaurenkampf, der sich
aus Anlafs des Angriffs auf die Braut ent-
spann, nicht dargestellt ist, sondern nur
die Abwehr dieses Angriffs; alle übrigen
kämpfenden Kentauren und Lapithen feh-
len. Das Bild läfst an eine Tragödien-
scene als Vorbild denken. — n) Marmor-
gemälde aus Herculaneum Robert,
Kentaurenkampf etc. 22. Hall. W.-Progr.
1898 Taf. 1, s. Abb. 5, wahrscheinlich Kopie
eines Gemäldes aus der Schule des Zeuxis.
Ein Kentaur hat die nach r. fliehende
Hippodameia, die ihn von sich zu halten
bemüht ist, bei der r. Schulter ergriffen,
wird aber selbst von einem Lapithen bei
den Haaren gepackt, der ihm das linke
Knie auf den Rücken setzt, so dafs seine
Hinterbeine zusammenknicken, und ihn
mit dem Schwerte bedroht. Die Dar-
stellung hat viel Ähnlichkeit mit der
Scene im Fries von Phigalia, wo Hippo-
dameia an dem Götterbild hingesunken ist.
In dem herculanischen Gemälde kann der
Befreier wohl niemand andres sein als
Peirithoos ; er hat keines der Attribute, die
sonst Theseus kennzeichnen (Keule, Ham-
mer, Löwenfell), sondern das auch in
den oben beschriebenen Vasenbildern ihm
gegebene Schwert. — o) Diesem Typus des
Raubes und der Befreiung der Hippo-
dameia entspricht die Darstellung auf drei
etruskischen Graburnen, deren eine Körte,
Urne etrusche 2, 71, 11, Robert a. a. 0. S. 12
unten abbildet: Eurytion nach r. trägt
hier die Hippodameia im 1. Arm, unter ihm
liegt ein gefallener Krieger, von 1, her
kommt Peirithoos mit dem Schwert in der
R. und packt ihn mit der L. am Haar,
hinter ihm erscheint, gerüstet, aber mit
einem Beil bewaffnet, Theseus*) Diesem
entspricht rechts ein gleichfalls gerüsteter
Krieger. — p) Mehr dem Typus des Vasen-
bildes m entspricht das Relief Körte, Urne
etrusche 2, 71, 10, Robert S. 12 oben:
Eurytion nach 1. , der die völlig nackte
Braut mit dem r. Arm erhoben hat und
in der L. einen Baumast trägt, wird von
hinten von Theseus mit dem Beil ange-
griffen, während auf der andern Seite
Peirithoos ihm die Braut entreifst. Hier-
her gehört endlich auch noch die Dar-
stellung des Kentaurenkampfs vom Grab-
stein des Metrodoros aus Chios. Ath. 3Iitt.
1888 S. 368, Taf. 3, etwa aus der Mitte
des 3. Jahrhunderts v. Chr.,. s. Abb. 6. Der
Künstler arbeitet zwar offenbar nur nach
ihm geläufigen guten Mustern, aber da
nur eine einzige weibliche Figur in
*) Robert sagt, Theseus fehle; mir scheint der
Krieger 1. eben durch sein Beil als Theseus ge-
kennzeichnet zu sein.
1781 Peirithoos (in der Kunst)
Peirithoos (in der Kunst) 1782
der Mitte der Vorderseite erscheint, so kann kein
Zweifel sein, dafs es sich um die Befreiung der
Hippodameia handelt;
der Kämpfer rechts von
ihr zeigt grofse Ähn-
lichkeit mit dem Peiri-
thoos des herculani-
schen Marmorgemäldes
und des Kraters Jeröme
Bonaparte, und die
Gruppe der Frau und
der beiden Kämpfer
zusammen nimmt sich
aus wie eine Abkürzung
der Gruppe vom Phi-
galiafries nr. 1469; der
den Kentauren wür-
gende Lapithe links
von der Mitte kehrt in
dem Wiener Krater und
der Florentiner Vase
wieder, so dafs die
zwei Kämpfer wohl mit
Becht als Peirithoos
und Theseus zu be-
zeichnen sind. Jeden-
falls ist dieses Denk-
mal ein lehrreiches Bei-
spiel von dem Fortwirken einmal geschaffener
typischer Darstellungen eines Gegenstandes.
2) Der A m a z o n e n k a m p f. In älteren Vasen-
bildern begegnet die Entführung der Amazone
0) Theseus und Peirithoos mit der geraubten Helena, Üinochoe in Berlin nr. 1731
(nach Genick, Griec/t. Keramik T. 34, 1)
Antiope durch Theseus in Begleitung des Pei-
rithoos, auch des Phorbas mehrfach, vgl. Welcher,
umiiemi^ ffzi [pH fpzi n^in^in^i[Piii^i[?^iiT^i[T^iPiii^iii^iP
10) Fesselung des Theseus und Peirithoos im Hades (anwesend: Hades, Persephone, Erinys).
Vase aus Buvo (Jatta) (nach Arch. Ztg. 1844 T. 15).
1783 Peirithoos (in der Kiinst)
Alte Denkmäler 3, 357. a) Masee Etr. de Luc.
Bonaparte nr. 520 ANTIOFTEIA, 4>OPBAI.
TTEIPI0OZ. Vgl. De Wüte, Descr. d'une coli,
de Vases peints nr. 115; 0. Jahn, Arch. Aufs.
S. 184. Theseus führt mit Phorbas und Peirithoos
die Antiopeia davon. — b) Mon. d, Inst. 1, 55,
AnnaliS, 152; 5. 240ff.,s.Abb. 7 : sog. tyrrhenische
Amphora
aus dem
Cabinet Du-
rand, jetzt
im Louvre,
aus Yulci
stammend ;
die Kehrseite
trägt das be-
kannte Bild des
Kroisos auf dem
Scheiterhaufen,
vgl. Welcher, A. D.
3, 481 Anm. 1 u.
486: ANTIOTTE, OE
ZEYZ, TTEPI0OZ:
Theßeus trägt Antiope
davon, sein Freund steht
ihm, Verfolger abweh-
rend, zur Seite.— c) Mus.
Etr. nr. 1614; Gerhard,
Auserl. Vasenbilder 3,
44, not. 52: Theseus
und Antiope auf einem
Wagen, den eben ein
Waffengefährte desThe-
seus besteigt, Poseidon
wehrt einen nachsetzenden Krieger ab, vgl.
München Nr. 7. Der beigeschriebene Name TTO-
ZIAAZ oder Pokidas gehört entweder zu diesem,
und ist dann vielleicht für JJiQid'og verschrieben,
oder zu dem Verfolger. Doch macht die Anwesen-
heit eines männlichen Verfolgers die Deutung des Amazonen-
der Geraubten als Amazone verdächtig. Bei kampfs an der
den weiteren von Welcher angeführten Vasen- 60 Westseite des Metopen
fragmenten ist teils die Deutung, teils die frieses am Parthenon (arg
Gegenwart des Peirithoos nicht gesichert. —
d. e) In den berühmten Gemälden der Ama-
zonenschlacht in Athen von Polygnot im The-
aeion (Amazonen zu Fufs) und von Mikon in
der Poikile (Amazone zu Pferd) in Athen,
Paus. 1, 17, 2 u. 1, 15, 2; Robert, Marathon-
schlacht S. 48, über die uns sonstige Einzel-
11) Peirithoos in. der Unterwelt,
von Dike bewacht (anwesend :
Aiakos und Triptoleinos).
Vasenfragment in Karlsruhe
(nach Arch. Ztg. 1884 Taf. 19).
Peirithoos (in der Kunst) 1784
heiten nicht bekannt sind, wird Peirithoos
neben dem Haupthelden Theseus nicht gefehlt
haben. Reminiscenzen an diese Gemälde finden
sich in zahlreichen Aniazonenkämpfen auf
rotfig. Vasen, sowie in dem entsprechenden
Relief des Heroon von Gjölbaschi, 0. Bevmdorf,
Taf. 14 f. S. 139. Das wundervoll feine Bild
auf dem Aryballos von
Cumae mit beigeschrie-
benen Namen, abgeb.
Baumeister, Denkm. d.
kl. Altert. 3 S. 2000, das
von Robert mit Recht
auf Polygnots Gemälde
im Theseion zurück-
geführt wird, nennt Pei-
rithoos nicht. Dagegen
• * OD
ist er mit Phorbas neben
Theseus im Kampfe mit
Andromache, Hippolyte
und anderen Amazonen"
dargestellt auf einem
sehr schönen rotfig.
Vasenbild aus Agrigent,
jetzt in engl. Privat-
besitz, abg. Gerhard,
Auserl. griech. Vasenb.
4, 329/30, 2, s. Abb. 8.
— f) Die Amazonen-
schlacht in Athen war
ferner dargestellt auf
dem Schild der Athene
Parthenos, Paus. 1, 17,
2; Plin.n.h. 36, 18 und
g) auf dem Schemel des
olympischen Zeus,
Paus. 5, 11, 7 „die
Schlacht des The-
seus gegen die
Amazonen, die
erste Grofsthat
der Athener
gegen Nicht-
stammver-
wandte".—
Bei den
Reliefen
zerstört) wird wohl der atti-
sche Kampf gemeint sein, während bei dem
Fries von Phigaleia wohl eher an den Kampf
des Herakles zu denken ist. In den späteren
Darstellungen, z. B. am Maussoleum, am Fries
von Magnesia, auch in dem Amazonenkampf
des attalischen Weihgeschenks auf der Akro-
1785 Peirithoos (in der Kunst)
Peirithoos (in der Kunst) 1786
polis läfst sich überhaupt nicht mehr ent-
scheiden, welcher Kampf gemeint ist, und auf
den Amazonensarkophagen ist der Amazonen-
kampf vor Troja dargestellt; für bildliche Dar-
stellungen des Peirithoos kommen also diese
Bildwerke nicht in Betracht.
3) Die kalydonische Eberjagd. Die
ältere Kunst kennt die Teilnahme des Peiri-
thoos an dieser Jagd noch nicht. Auf dem
Fries von Gjölbaschi, abg. Art. Meleager Bd. 2 10
Sp. 2614, ist Theseus sicher zu erkennen, daher
bei der grofsen Zahl der Teilnehmer auch
Peirithoos mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen,
ebenso wahrscheinlich auf der grofsen Ber-
liner Vase 3258, abg. Gerhard, Apul. Vasenb.
Taf. 9. Ein aus gewissen verwandten Zügen
beider Darstellungen erschlossenes Gemälde
grofsen Stils aus dem Kreise polygnotischer
Kunst ist in der Litteratur nicht nachzuweisen.
Dagegen war Peirithoos unter den Jägern in 20
der Giebelgruppe des Tempels der Athena Alea
zu Tegea von Skopas, Paus. 8, 45, 6 f.; vgl.
d. Art. Meleagros Bd. 2 Spr. 2616: die ge-
fundenen Reste sind äufserst spärlich.
4) Theseus und Peirithoos als Freunde,
Gemälde des Panainos an den Thronschranken
des Zeus in Olympia: Paus. 5, 11, 5. Über den
Inhalt der Darstellung giebt Pausanias nichts
an. Die Analogie der übrigen Bilder giebt
keinen sicheren Aufschlufs, doch hat Trendelen- 30
bürg, Arch. Anzeiger 1897 S. 24 ff. aus der Be-
stimmung des Raumes vor dem Zeusbild eine
sinnreiche Erklärung der Bedeutung der aus-
gewählten Gegenstände erschlossen, wonach es
sich bei Theseus und Peirithoos nicht sowohl
um ihre Bestrafung im Hades , an die man
denken könnte, als um ihre Persönlichkeiten
schlechthin in ihrer vorbildlichen Freundestreue
bis in den Tod handelt. Demnach war wahr-
scheinlich, da doch wie in den übrigen Bildern 40
eine Aktion anzunehmen ist, die Beschwörung
ihres Freundschaftsbundes der Gegenstand des
Bildes.
5) Der Raub der Helena, a) Auf dem
amykläischen Thron des Bathykles von
Magnesia, Paus. 3, 18, 15: IliiQi&ovs rs Kai
0ri6£vs riQnazoTtg elßlv 'EXsvt^v, also genauer
P. und Th. mit der geraubten H. Diese Scene
erkenne ich dargestellt in der - - b) Berliner
Oinochoe nr. 1731, vielleicht von Amasis, 50
vgl. Adamek, Unsignierte Vasen des Amasis,
Prager Studien etc. Heft 5, 1895 S. 35, abgeb.
ebd. S. 39 u. 40. Genick, Griechische Keramik
Taf. 34, 1, s.Abb. 9. Furticängleru. Adamek sehen
darin die Rückführung der geraubten Helena
durch die Dioskuren oder der Aithra durch ihre
Enkel, Engelmann Art. Helena Bd. 1 Sp. 1957
die erstere; doch ist weit wahrscheinlicher die
Scene des Raubes in dem vorgeschrittenen
Stadium wie am amykläischen Thron anzu- eo
nehmen, wo nach der Beschreibung nicht der
Raub, sondern die Freunde mit der geraubten
Helena dargestellt waren. Die Frau, die von
beiden Männern sehr energisch an den Armen
gepackt wird, scheint widerwillig zu folgen.
Ihre Bekränzung erklärt sich daraus, dafs sie
vom Opfer der Artemis weggeraubt wurde,
Hijg. fdb. 79; Plut. Thes. 31. — c) Berliner
Hydria nr. 2175, rotfig. , strengen Stils, ohne
Nameninschriften, daher Deutung nicht völlig'
gesichert. Auf einen Wagen nach 1. steigt in
derselben Richtung ein bärtiger Mann, Peiri-
thoos, den Kopf nach r. umwendend, wo ein
nackter Jüngling, Theseus, weit nach 1. aus-
schreitend eine Frau (Helena) dem Wagen zu-
trägt, die jammernd beide Arme ausstreckt.
lü) Peirithoos und Theseus in der Unterwelt, Ruveser
Vase in Karlsruhe (nach Ed. 1 Sp. 1809).
Abgeb. Genick, Keramik Taf. 29. — d) Schwarzfig.
Vasenbild ohne Inschriften, abg. Gerhard, Aus-
erles. Griech. Vasenb. 3, 167 unten. — Weitere
unsichere Darstellungen dieser Scene sind auf-
gezählt Bd. 1 Sp. 1956, 46 ff. - - e) Münchener
13) Peirithoos von I)ike bewacht. Aus der Unterweltsvase
von Santangelo in Neapel (nach Arch. Ztg. 18-4 Taf. 18).
Vase, abg. Gerhard, Auserl. Griech. Vasenb. 3,
168b und darnach im Art. Helena Bd. 1 Sp.
1933/4; die Namen sind beigeschrieben, nur
die der Helena und Korone verwechselt; auch
hier ist Peir. bärtig, Theseus unbärtig.
f) Reliefvasenbild aus Tanagra Ephein. arch.
1884, Taf. 5, s. Bd. 1 Sp. 1956 Z. 61.
6) Peirithoos im Hades, a) Die Fesse-
1787 Peirithoos (in der Kunst)
Peirithoos (in der Kunst) 1788
lung der Frevler: Vase aus Ruvo (Jatta) Ar eh.
Ztg. 1844 Taf. 15; Müller, B. a. K. 2, 68 nr. 862;
Baumeister, Benkm. d. kl. Alt. 3, 1765 (s.Abb. 10).
In der Mitte Persephone nach r. sehend mit
14) Peirithoos und Theseus in der Unterwelt von Tuchuleha bewacht.
Etruskisch. Wandgemälde aus Corneto (nach Mon. d. Inst. 9 Taf. 15).
2 Fackeln, 1. neben ihr sitzt Hades unter einem
Baum, auf der andern Seite wird Theseus, nach
r., aufs 1. Knie gesunken von einer Erinys ge-
15) Heraklos, Peirithoos, Theseus in der Unterwelt.
Relief aus Villa Albani, jetzt im Museo Torlonia.,
fesselt; zwischen ihr und Persephone liegen
Theseus1 Mantel, Hut und Keule; im Vorder-
grunde 1. unter Hades und Persephone liegt
schon gefesselt Peirithoos, r. Speere, Hut und
Chlamys desselben, Scene aus der Minyas, s. o.
— b) Peirithoos und Theseus in dem Unter-
weltbild des Polygnot in Delphi Paus. 10,
29, 9. Pausanias sagt nur: Theseus und Pei-
rithoos sitzen auf Thronen, jener
halte in beiden Händen Schwerter,
das des P. und sein eigenes, auf
die Peirithoos traurig, dafs sie
ihnen nichts geholfen, hinblicke.
Wenn auch Polygnot die Minyas als
Quelle benutzt hat, indem er aufser
anderen diese beiden, die er in der
Nekyia der Odyssee vielleicht noch
nicht fand (vgl. Od. 11, 631), daraus
entnahm, so können wir ihm doch
als athenischem Bürger nicht zu-
trauen, dafs er die Rückkehr des
Theseus nicht gekannt habe, und
als Künstler, der die naraßaatg des
Odysseus malen wollte, mufste
er sich, auch wenn er die Minyas
benutzte, doch Theseus in diesem
Fall als gestorben, also wieder
im Hades befindlich denken, wie
auch den Orpheus. Dafs er dann
im Hades mit dem Freunde wie-
der vereinigt wird, erscheint ebenso
natürlich, als es unwahrscheinlich
ist, dafs der in Athen als Heros
Verehrte von einem Athener als
Büfser dargestellt wurde, während Peirithoos
allerdings als Büfser gedacht sein kann wie in
den Vasenbildern e) u. 1). Dieses Verhältnis deu-
ten die beiden Schwerter in den
Händen des Theseus und der trau-
rige Blick des Peirithoos an: er ist
noch immer gefesselt, der andere
frei, Pausanias aber hielt beide für
gefesselt mit unsichtbaren Banden,
daher sein Zitat aus Panyasis. So
löst sich vielleicht das Rätsel, vgl.
Robert, Nekyia S. '65. Mit Recht ist
man davon abgekommen, in den
grol'sen unteritalischen Vasenbildern
Nachbildungen des Polygnotischen
(Temäldes finden zu wollen; mehr
als einzelne Motive daraus sind in
dieselben nicht übergegangen. Viel-
leicht gehört dazu das des Peirithoos
und Theseus, obwohl dieses in den
Unterweltvasen selbst mehrfach will-
kürlich variiert ist, indem bald Peiri-
thoos allein, gefesselt und von Dike
mit dem Schwert bewacht, bald mit
dem Freunde vereint oder von ihm
sich verabschiedend erscheint (c — f).
— c) Die schönste und wohl älteste
aller Unterweltvasen, den Inschriften
nach aus dem 4. Jahrh. v. Chr., ist
die nur in wenigen Stücken erhal-
tene in Karlsruhe, abg. Areh. Ztg.
1884 Taf. 19, Text von P. Hartwig,
s. Abb. 1 1 . Hier ist das ursprüngliche
Motiv des in den Hades eingedrun-
genen, dafür gefesselten und an seinen Sitz ge-
bannten Frevlers, der von Dike mit dem ge-
zückten Schwert bewacht wird, am reinsten
bewahrt. Ob hinter Dike noch Theseus folgte,
1789 Peirithoos (in der Kunst) Peiro 1790
ist nicht mehr festzustellen, aber nicht wahr- 22, 64 mit Litteratur, abg. Zoeya, Bassirel, tav.
scheinlich, obwohl auf der entsprechenden 1. 103; Baumeister, 1). d. kl. Alt. 3, S. 179G;
Seite des Palastes des Hades 3 Personen gewesen besser: Monumenti del Museo Torlonia T. 93
zu sein scheinen. Denn unter Dike deutet das nr. 376; Monum. antichi pubbl. per lacura della
Fragment des nach 1., also nach innen gerichteten r. Accademia dei Lincei 1 1892 tav. 2; Petersen,
Totenrichters Triptolemos einen Abschlufs auf Aus d. alten Born S. 118 nr. 100 (s. Abb. 15). Die
dieser Seite an. Auch auf — d) der andern, voll- Deutung als Peirithoos, in der Mitte sitzend, 1.
ständigen Karlsruher Unterweltvase (aus Ruvo, Herakles, der den Theseus befreit hat, r. The-
die beiden obern Streifen abgebildet im Art. seus, der trauernd den Freund zurückläfst, ist
Hades Bd. 1 Sp. 1809/10, daraus Abb. 12) sind r. 10 vielfach angefochten, vgl. bes. Friederichs-
vom Palast nur 2 Jünglinge dargestellt, gegen Wolters, Gipsabg. nr. 1201, und Petersen, Arch.
3 Figuren auf der 1. Seite. Aber hier ist die ße- Ztg. 1877. S. 119, doch spricht für sie die Ähn-
deutung der Gruppe bereits ganz verblafst: es lichkeit der Haltung beider Freunde mit der
fehlt Dike; die Freunde sind in vertrautem Ge- Vase von Canosa (f), wo auch Peirithoos den
sprach begriffen, Peirithoos sitzend, ohne jede Kopf von Theseus abwendet, und ein Fragment
Andeutung der Fesselung, mit 2 Speeren; die eines ähnlichen Reliefs im Berliner Museum
Kopfhaltung deutet allerdings auf eine schmerz- mit dem Kopf des OEIEYZ, Heibig a. a. O.
liehe Gemütsbewegung; aber Theseus, mit Keule Das Material des albanischen Reliefs ist grie-
und aufgestütztem rechten Fufs, macht nicht chischer Marmor; es scheint eine Kopie eines
den Eindruck eines eben Weggehenden; es 20 der Zeit des Phidias nahestehenden Originals
sind einfach die im Hades vereinigten Freunde. zu sein. — Eine ähnliche Scene, aber im ein-
— e) Inhaltlich, aber nicht stilistisch näher zelnen vielfach abweichend, zeigt ein Relief
als d) steht dem Fragment c) die entsprechende in Ince Blundel Hall, Arch. Ztg. 1877, Tat'. 12,
Gruppe der Vase von Santangelo Neapel oben. Dazu Michaelis, Arch, Ztg. 1874, 32.
nr. 709, abg. Arch. Ztg. 1884 Tat'. 18, s. Abb. 13. nr. 310: Doch spricht hier gegen diese Deutung
Auch hier sind dem Peirithoos die Hände auf der Umstand, dafs das Relief rechts unyoll-
den Rücken gebunden, und überdies die Waffen ständig ist, und hier noch eine weitere Figur
abgenommen. Die Bannung an den Sitz ist anschlofs, auch fehlt jede Charakterisierung
nicht ausgedrückt, aber eine Frau mit einem der einzelnen Figuren und die Köpfe sind alle
Schwert in der L. sitzt neben ihm, die offenbar 30 neu. — i) Eine ziemlich genaue Wiederholung
der Dike in c) entspricht, aber diese Figur des albanischen Reliefs (erhalten Peirithoos
sehr abgeschwächt wiedergiebt; sie hat das fast ganz bis auf den Kopf und 1. Arm, von
Schwert nicht entblöfst und nicht die drohende Theseus die Beine) findet sich im Louvre,
Haltung wie in c); auch hier fehlt Theseus Clarac, 202, 761, wo Theseus fälschlich zu
neben Peirithoos und tritt dafür im untern einer Athena ergänzt und Herakles 1. wegge-
Streifen neben Hermes auf, der ihn und den brochen ist, vgl. Robert, Arch. Ztg. 1882 S. 80.
Herakles aus der Unterwelt führt; vielleicht — k) Vasenscherbe veröffentlicht von Stephani,
dürfen wir für den untern Streifen von c) das- Compte-Bendu 1869 Taf 4. 2, von Petersen, Arch.
selbe Motiv voraussetzen. - - f) Die Unterwelt- Ztg. 1877, 123 als Peirithoos und Theseus ge-
vase von Canosa in München, Müller, I). a. k. 40 deutet; zwei Jünglinge, gleich gekleidet, be-
Taf. 56, gröl'ser Baumeister, Denkm. d. Mass. kränzt, mit langen Stäben, im Gespräch, der
Altert, 3, Taf. 87, kleiner Engelmann, Bilder- eine (1.) sitzend, der andere stehend. Zwischen
atlas zu Odyssee 11, 59 und zu Ovid. 18, 114, beiden die Inschrift ßtywug; links ist eine Figur
zeigt in der links neben Peirithoos sitzen- weggebrochen, von deren Namen noch Reste
den Frau wieder schärfer den Charakter der vorhanden sind, die in ihm Herakles erkennen
Dike, indem sie mit entblöfstem Schwert in lassen. Petersen sieht darin einen Wettstreit
der R. auf Peirithoos sieht. Dieser sitzt, ohne der Freunde über die Rückkehr.
Andeutung der Fesselung, nach r., die L. auf 2) Peirithoos, Sohn des Aipytos, eines
eine Keule gestützt, den darauf ruhenden r. arkadischen Heros, Bruder des Tlesenor in
Arm nach r. ausgestreckt, den Kopf nicht so- 50 Hesiods Katalog, frgm. 138 Bzach aus Apollon.
wohl der Dike zu-, als von dem r. vor ihm lex. Homer, v. Alnvriov. Welcher Aipytos ge-
stehenden Theseus schmerzlich abwendend, wie meint ist, wird sich kaum ausmachen lassen,
auf dem albanischen Relief (h), der zum Gehen Jedenfalls ist es von Wichtigkeit zu erfahren,
bereit ihm die L. darbietet; hier scheint also dafs der Name Peirithoos auch noch einem
der Abschied des befreiten von dem gefesselt anderen, und zwar arkadischen, Heroen zukam,
zurückbleibenden Freunde dem Maler vorge- Die Schluf'sfolgerungen , die man aus der an-
schwebt zu haben. Auf der Vase von Alta- genommenen Bedeutung des Namens „der Um-
rnura endlich ist an Stelle des Freundespaars läufer" für die Vorstellung von P. als Sonnen-
Pelops und Myrtilos, und an die der Dike eine heros gezogen hat, verlieren dadurch wesent-
stehende Frau ohne Attribut, wohl Hippoda- 60 lieh an Gewicht, dafs der Name auch sonst
meia, getreten. — g) Theseus (inschr.) und gebraucht wird, wo von keiner Beziehung zur
Peirithoos in der Unterwelt von Tuchulcha Sonne und keiner Verwandtschaft mit Rossen
(inschr.) bewacht und mit Schlangen gepeinigt, und Roiskentauren die Rede ist. [Weizsäcker.]
auf einem etrusk. Wandgem. aus Corneto Peiro {IIstQm), Tochter des Kodriden Neleus
Mon, d. Inst. 9 Taf. 15; Engelmann, Homer- = Pero (s. d.), auch Elegei's (s. d.) genannt,
atlas, Odyssee 11, 60, c; Springer, Kunstgesch. I5, Etym, M. 327,12. Eudocia 339 p. 145 (252
fig. 403 (s. Abb. 14). — h) Relief einst in der Villa Flach); vgl. Lykophr. 1385 u. Tzetzes a. a. O.
Albani, jetzt im Museo Torlonia Heibig, Führer Immisch, Klaros 129, 6. Usener, Altg. Versbau
1791 Peiroos Peisidike 1792
113. v. Wüamowitz, Euripides1 Herakles 1, 57f. Peisenor (IltiGijvcoQ), 1) Troer, Vater des
u. Anm. 18. Nach Fick-Bechtel, Die griech. vor Troja kämpfenden Kleitos, II, 15, 445. —
Personennamen 431 ist üsigm die ionische Form, 2) Lykier, Vater des vor Troja kämpfenden
die äolisch JTfpp«) lauten würde, zu TJr\QÜ>, dies Chlemos, Quint. Sm. 8,101. — 3) Herold in
selbst aber wieder Koseform zu dorischem UriQi- Ithaka, Od. 2. 38. JEust. ad Od. 1432, 46. —
tpovtia (Persephone). Dem entsprechend stellt 4) Vater des Ops, Grofsvater der Amme Eury-
Fick a. a 0. 430 den Namen des Poseidon- kleia, Od. 1, 429. --5) Sohn des Neleus, Schol.
sohnes NrjXsvg, des Vaters der bekannten Pero, II, 11, 092. - - 6) Ein Kentaur auf der Hoch-
(nachzutragen zu Bd. 3 s. Neleus Sp. 110, 50 ff.) zeit des Peirithoos, Ov. Met. 12, 303. Gerhard,
mit v-ijksrjg 'mitleidlos' zusammen und weist 10 Gr. Myth. 1 § 666, 2 h. — 7 ) Freier der Pe-
auf den Hadeskult von Pylos hin, worauf auch nelope, Apollod. Epit. 7, 28. Wagner, Bhein.
v. Wüamowitz, Herakles 2, 131. Toepffer, Aus Mus. 46, 419. [Stoll.]
der Anomia 44, 1 aufmerksam machen. Auch Peisides? (IIbi6idr}g?). Nach Tzetz. Lyk. 838
des Neleus Sohn, der Bruder der Peiro-Pero, p. 824 (Eudocia 256 p. 180 Flasch) wagte die
Periklymenos führt einen Namen, der nach Gorgo-Medusa, Tochter oder Gattin (die Hand-
Hesych. zugleich Beiname des Hades ist, Bohde, schritten schwanken zwischen yvvr\ und Q-vydrno)
Psyche 1-, 207, 3. Vgl. Pero. [Höfer.] ovaa IIsioLdov, mit der Athena sich an Schön-
Peiroos (TLsLaoog, IJtiQcog, über die Schrei- heit zu vergleichen, infolge dessen diese den
bung des Namens s. Bergk, Poet. lyr. 2*, 354 Perseus gegen sie aussendete. Den Wettstreit
zu Arist. Pepl. 56), Sohn des Imbrasos aus 20 der Medusa mit Athena um die Schönheit kennt
Ainos , mit Akamas (s. d. nr. 2) Führer der auch Apollod. 2, 4, 3, 8 ; doch tötet hier Athena
Thraker, Bundesgenosse der Troer, tötet den selbst die Rivalin, und es fehlt der Vater-
Diores (s. d. nr. 1), fällt aber selbst von der bez. Gattenname Ilsioldrjg. Tümpel, Jahrb. /'.
Hand des Aitolers Thoas, Hom. II, 2, 844. Mass. Phil. Suppl. 16 (1888), 192 übersetzt
4, 520. 525 ff. Arist. a. a. O. Tzetz. Hom. 42. n£i6idr\g mit cder Pisider' und meint, diese
Schol. Apoll. Bhod. 1, 948; vgl. Strabon 7, 331 Genealogie stamme von Rhodiern, welche von
fr. 58. Auch bei Hom. P, 17, 73 Kmovcov Perge oder Tarsos aus nach Amandra-Ikonion
i)yr]xoQi Mivtrj lasen nach Schol, V. manche vorgedrungen seien und dort das auf einer
lltiocp statt MeVri?, vgl. Friedländer, Jb. f.kl. Phil, Stele befindliche, als Fratzenmaske gebildete
Suppl. 3(1857— 1860), 822 Anm. 425. Zur Deutung 30 Gorgoneion (vgl. Furtwängler Bd. 1 Sp. 1705)
des Namens s. Fick-Bechtel, D. gr. Personennam. gesehen hätten, das nach Johann. Antioch.fr.
431 : 'üsiQoog und IltLprjg könnte man als llsp- 6, 18. F. H. G. 4, 544 (vgl. Malalas 41)
000g (= IIsQi-QQoog) und üepp-ng, d. h. als Voll- Perseus dorthin gebracht hatte. Wenn aber
und Kosenamen zusammenstellen; vielleicht Johann. Antioch. das Gorgonenhaupt ausdrück-
sollen sie jedoch blofs an wirklich thrakische lieh als häfslich bezeichnet, wie ist es dann
Namen anklingen. Vgl. Peire(o)s.' [Höfer.] denkbar, dafs seine einstige Trägerin sich mit
Peiros (ntiocog), Sohn des Phoinix und der Athena in Schönheit messen konnte? Der
Telephe, Schol, Für. Phoen, 5. Vgl. Asty- Auffassung von Tümpel steht ferner die besser
palaia. [Stoll.] bezeugte Lesart Utißidrig — nach seiner Er-
Peisaios s. Pis(s)aios. 40 klärung müfste es riißidrjg heifsen — entgegen.
Peisandros (Ilsi6ccv&Qog) , 1) Sohn des Mai- Möglicherweise ist eine Textkorruptel anzu-
malos, einer der fünf Unteranführer des Achilleus nehmen und statt üziaidov zu schreiben JTft-
vor Troja, nach diesem der beste Lanzen- ff/d<(('x)ot;, ein Name, der für den Vater der
kämpfer unter allen Myrmidonen TZ. 16, 193. - für ihre Überhebung bestraften Medusa (s. das
2) Sohn des Antimachos, Troer, von Agamemnon über die Bedeutung von Peisidike Gesagte)
erlegt II, 11, 122. - - 3) Ein anderer Troer, von vorzüglich passen würde. Ein Personenname
Menelaos getötet II, 13, 601 vgl. Paus. 3, 3, 8 nttaiditiog begegnet auf einer Inschrift aus
Schal. IL 13, 643. -- 4) Vater des von Odysseus Thera, Inscr. Gr. Ins. Mar. Aeg. 3, 710 p. 150,
getöteten Mainalos aus Abydos Quint. Smyrn. TLieiSiviog in Orchomenos, Fick-Bechtel, Die
3, 298 (die Angabe unter Mainalos 4) ob. Bd. 2 50 griech. Personennamen 262. [Oder steckt in
Sp. 2283 ist irrig). - - 5) Sohn des Polyktor, üsiaidov der Name des IloatiSüv (= IJo6tidfjg,
ein Freier der Penelope, vom Rinderhirtenge- -iSfjg'?), des Geliebten der Medusa? R.] [Höfer.]
tötet Odyss. 18, 299. 22, 243, 268 Ovid Her. 1, 91. Peisidike {IIsi6iSUr}). Der Name nsißiSUri,
— 0) Lakonier, Vorfahr des von Pindar be- den Pape- Benseier s. v. von Tm'afro ableitend
sungenen Aristagoras von Tenedos, nahm von mit fzur Gesetzlichkeit ratend oder überredend'
Amyklai aus mit Orestes an der aiolischen übersetzt (ähnlich F. A. Pott, Jahrb. f. Mass.
Kolonisation von Lesbos teil Pind. Nem, 11, 33 Phil., Suppl. 3 [1857 — 1860], 329: füre con-
mit d. Schol. Dafs ihn Gerhard, Gr. Myth. 2 fidens' oder 'vom Rechte überzeugend'), hängt
5. 195 mit Nr. 1 identifiziert, ist unbegründet nach v. Wüamowitz, Lectiones epigr. (Ind. lect.
(Welcher, Der ep. Cykl. 2, 41). Vgl. d. Art. 60 Gott, 1885/86) S. 14, dem sich Fick-Bechtel,
Teisandros und Teisamenos. — 7) Einer der Die griech, Personennam. 262. 405. W. Schulze,
sieben Archegeten von Plataiai, welchen die Götting. Gel. Anz. 159 (1897), 909 anschliefsen,
Athener vor der Schlacht von Plataiai auf Befehl vielmehr mit aeol. nti-, nsiotg = att. tst-,
des Orakels opfern sollten Plut. Aristid. 11. xtLatg fbüfsen, zahlen' (O. Hoffmann, Griech,
Auf einer Verwechselung beruht es, dafs Dial. 2, 498, 224. Brugmann, Sachs. Ber. 47
bei Strabo 12, 8, 5. 13, 4, 16 der homerische [1895], 37) zusammen, also = fj) Siv.riv httosv',
Isandros, Sohn des Bellerophon (P. 6, 203. 197), eine sprachliche Erklärung, die inhaltlich
Peisandros genannt wird. [J. Ilberg.] wenigstens auf einige der folgenden Heroinen
1793
Peisidike
Peismatie
1794
vortrefflich pafst. la) Nach Parthen. 21, der
als seine Quelle den Dichter der Asßßov
xt La ig {Apollo n ios Bhodios nach Müller, F.H.G.
4, 314. Sakölowski Proleg. zu Parth. 3, 2 S. 25)
anführt, eine Königstochter von Methymna,
nach v. Wilamowitz a. a. 0. Tochter des Le-
petyrnnos und der Methymna, was jedoch nach
den von Parthenios angeführten Versen der
yltaßov kt iß ig nicht mit Notwendigkeit an-
zunehmen ist; vgl. auch Meineke, Anal. Alex.
324. Als Achilleus die Stadt belagerte, wurde
P., die den Helden von der Mauer aus ge-
sehen hatte, von Liehe zu ihm ergriffen und
schickte ihre Amme zu ihm mit dem Anerbieten,
die Stadt in seine Hände zu spielen, wenn er
ihr die Ehe verspräche. Achilleus ging auf
den Vorschlag ein, liefs aber, nachdem er
durch den Verrat der P., die ihm die Thore
öffnete, sich der Stadt bemächtigt hatte, die
Jungfrau steinigen. Vgl. die Sage von Minos
und Skylla, Tarpeia u. s. w. Dieselbe Sage
hatte -- lb) nach den Schollen zu Hom. II. 6, 35
schon Hesiod (fr. 105 Bzach) und nach ihm
Demetrios von Skepsis (Gaede, Demetr. Sceps.
34. v. Wilamowitz a. a. 0. Homer. Unters.
412 und Anm. 17) behandelt, nur fehlt das
tragische Ende der Jungfrau, die bei der Be-
lagerung der troischen Stadt Monenia (Pedasos)
dem Achilleus, in den sie sich verliebt hatte,
einen Apfel mit der Aufschrift pi] 67ttvd'
ÄplXsv, ttqIv MovrjvLccv iXslv vdcoo yäg ov%
ZvtöTf diipaaiv xctxag, zuwarf. Schol. Vict.
Li [is. Towl. Venet. B. nennen die Jungfrau
Peisidike; sonst heilst es nur si'aa xüv xsi%ü)v
ov6ccv xlvcc tkxq&svov; vgl. Eust. ad Hom. B.
023, 17 nccQ&ivog . . . ioto x£l%cöv oüffa; ein
Codex schreibt TtccQ&svog -TtridrJGccod xig (ob
etwa die Worte iitl xb xü%og ausgefallen sind?
Daher stammt der Irrtum von Pape-Benseler
s. v. üriädaa, f Jungfrau aus Pisidice' (!)). Doch
mufs wegen der folgendenWorte des Scholiasten :
(Achilleus) itbQUitivag vitidsi^s xr\v noh-v, xccl
Ilijdaoov 6}v6\La6£ diu xi]v 7CaQ&£vov, irgend
welcher Zusammenhang zwischen dem Namen
der Stadt und dem überlieferten 7ir\di]6ccaa.
bestehen. Möglich scheint es auch, dafs der
Name Peisidike aus der lesbischen Sage auf
die parallele troische übertragen worden ist. —
2) Eine der Töchter des Pelias und der Ana-
xibia, der Tochter des Bias, oder der Philo-
mache, der Tochter des Amphion, Apollod.
1, 9, 10. Tzetz. Byk. 175 p. 434. Hygin. f.
24. - - 3) Tochter des Aiolos und der Enarete,
Schwester des Sisyphos, des Salmoneus u. s. w.,
Gemahlin des Myrrnidon, dem sie den Anti-
phos und Aktor gebar, Apollod. 1, 7, 3. H. D.
Müller, Mythol, d. griech. Stämme 1, 222 Anm.
— 4) Tochter des Nestor und der Anaxibia,
der Tochter des Kratieus, Apollod. 1, 9, 9. —
5) Gemahlin des Periklymenos, Mutter des
Boros, Hellanikos fr. 10. F. H. G. 1, 47 aus
' Schol. Fiat. Sympos. 208 d p. 259 Hermann. Vgl.
Toepffer, Att. Geneal. 226 Anm. 1. — 6) Toch-
ter des Leukon (s. d. nr. 1), Mutter des Boio-
ters Argynnos (das Nähere Bd. 1 s. v. Ar-
gennos, wozu man vgl. den boiotischen Eigen-
namen kQ-yovvuov, C. I. Gr. Sept. 1, 2781 Z. 34),
Steph. Byz. s. v. 'Äqyvvvog. «) Mutter des
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III.
Thestios von Ares (Flut.) de fluv. 22, 1. Das
Nähere s. Kalydon. [Höfer.]
Peisinoe (Tltioivöri), 1) eine der Seirenen,
Apollod, Epit. 7, 18 in Mythogr. Gr. 1, 231 TP.
Tzetz. L. 712. Schol. Od. 12, 39. Hyg. f. praef.
p. 12 Schmidt, Nach (Aristoteles) Pepl, bei Lyd.
de mens. frg. 4 ed. Wuensch p. 179 heifst sie
n<x(?)6iv6n. — ■ 2) Eine Jungfrau in Samo-
thrake zur Zeit, wo Kadrnos dorthin kam und
10 die Harmonia gewann, Nonn. Dion. 4, 72; vgl.
d. Art. Kadrnos Bd. 2 Sp. 877, 4 f. [Stoll.]
Peisimis (IIsi6ivovg). Eine Inschrift aus
Knidos ist geweiht UtLOivom, Newton, Hali-
carnassus, Cnidus, and Branchidae 2, 749 nr. 30.
Die Lesart ist sicher; Newton a. a. O. sieht in
Hsiaivovg ein Epitheton des Hermes = Xöytog.
Hermeskult in Knidos ist bezeugt durch andere
Inschriften Newton a. a. 0. 747 nr. 29. 749 nr. 31.
714 nr. 14 vgl. 15. Der Name stellt sich zu
20 HsiGivöri, wie üpovovg zu ügovor}, 'Icpivovg zu
'IcpLvorj u. s. w. Vgl. Ficl-Bechtel, Die griech,
Personennamen 402. Ein Personenname Hsi-
aivoog in Hermion, Fick-Bechtel a. a. 0. 220. 233.
[Höfer.]
Peision (JIziolcov), Vater des Ixion (s. d.),
Pherekydes im Schol. Find. Pyth. 2, 40 =
fr. 103 in F. H G. 1, 96, und nach Wesseling
zu Diod. 4, 69 p. 314 not. 54 auch im Schol,
Apoll, Bhod, 3, 62, wo zu schreiben sei ^>sq8-
30 KvSvg de <^TJei6oivog (sie!), Aic%vXogy 'lvxicovog,
vgl. auch Sturz, Pherecyd, frgm. p. 204. —
Müller, F. H G. a. a. 0. dachte früher daran,
üsiaiavog im Schol. Find, in Ai'&covog zu ändern.
Wie Wesseling schreibt auch Boscher Bd. 2
s. v. Lapithen Sp. 1858, 52 ff. ütLocov, erklärt
den Namen durch itlaog = wasserreiche Nie-
dexmng und erinnert an die Ortsnamen ni6cc
(Uffco:) u. s. w. Über Welckers Ableitung von
rtd&co s. d. Art. Ixion Bd. 2 Sp. 769, 61 ff.;
40 nach Wilamowitz (s. d. A. Peisidike Sp. 1792)
ist Ileißicov abzuleiten von nsiai- = xstot-, also
fBüfser'. [Höfer.]
Peisis i^LTf/c/g), eine gefangene Troerin auf
dem Gemälde des Polygnotos in der Lesche
zu Delphi, Paus. 10, 26, 1. [Stoll.]
Peisistratos (neioiGxoccxog), 1) Sohn des
Neleus, mit seinen Brüdern von Herakles er-
schlagen, Schol, B. 11, 692. — 2) Jüngster
Sohn des Nestor und der Anaxibia, Freund
50 und Begleiter des gleichaltrigen Telemachos
nach Sparta zu Menelaos, Od. 3, 36. 400. 415.
482. 15, 4ff. Apollod. 1, 9, 9. Paus. 4, 1, 3.
Strab. 8, 350. 367. Nach ihm war der athe-
nische Tyrann Peisistratos benannt, der zu
dem Geschlechte der Neleiden gehörte, Herodot.
5, 65. — 3) Sohn des Nestoriden Peisistratos,
von den Doriern aus Messenien vertrieben,
Paus. 2, 18, 7. Bd. 3 s. Neleus Sp. 111, 50ff.
[Stoll.]
go Peisithoe (nstaL&öri), v. 1. statt nuoi&or] bei
Hes. TJieog. 352, wozu vgl. Bzach z. d. St.
Man vgl. auch das Schwanken in der Lesart
Tlaaivor] und Hsiglvot] (s. d. nr. 1). [Höfer.]
Peismatie (Hua^axir\), Beiname der Rhea,
der die Argonauten zum Danke für glückliche
Fahrt bei Kyzikos, dort, wo 7tsl6[Lax' toyopi-
vr\g Ivftzv 'AQyovg, einen Altar errichteten, Orph.
Arg. 631 ; vgl. Schol. Apoll. Bhod. 1, 985. [Höfer.]
57
1795 Peison Peitho (u. Pandora; u. Aphrod.) 1796
Peison s. Peisiou. Gemahlin des Phoroneus jene Peitho vor-
Peisos (Jlsfffos), Sohn des Aphareus und der schwebte, die unter Nr. 5a besprochen wird.
Arene, Bruder des Idas und Lynkeus, Apollod. 3) Peitho, eine Göttin, die im Verein mit
3, 10, 3; s. Pisos. [Stoll.] den Chariten das von Hephaistos geschaffene,
Peithiaiiassa (nsi&iävaooa; nach Lob. Path. von Athene und anderen Göttinnen geschmückte
518 IleLOiävaoott zu lesen), eine Tyrierin, Die- erste Weib (Pandora; mit goldenen Halsketten
nerin der Semele, Norm. Dion. 8, 193. [Stoll] ziert, Hes., Werke u. Tage 73. Hier scheint
Peitho (Iltiftm, ovg) ist zunächst ein Appel- die nörvicc IltiQ-m nur ein andrer Name oder
lativum, das wie das lateinische Suada, Sua- Beiname für Aphrodite zu sein, der in v. (55
dela, die überredende, überzeugende, ein- 10 von Zeus eben die Aufgabe zugewiesen wird,
schmeichelnde oder hinreifsende , bezwingende die v. 73 Peitho vollzieht (s. nr. 4). Gleichfalls
und bezaubernde Gewalt der Rede über das mit Charis verbunden erscheint Peitho Pind.
Herz des Hörers bezeichnet, aber frühzeitig Fragm. 88 Böckh = Aih. 13, 601E: iv & äoct xal
auch schon von den ähnlichen Wirkungen einer TsvtSto Ilsi&m r 'ivccisv -aal Xuoig vibv 'Ayr\6ila.
Naturerscheinung, z.B. des Wassers mit seinem Mit Recht weist 0. Jahn, Peitho, S. 11, darauf
verführerischen Reiz, oder eines Naturtriebs, hin, dafs Charis, wo sie in der Einzahl er-
z. B. der Liebe, gebraucht wurde und daher scheint, eine weit umfassendere, tiefere Be-
ebenso wohl als Frauenname, wie als Beiname deutung hat, als sie in den Gefährtinnen der
verschiedener Gottheiten, wie endlich als selb- Aphrodite, den Göttinnen holder Anmut, her-
ständig-e Personifikation, als Göttin erscheint. 20 vortritt. Neben Peitho ist Charis die Ge-
Ein völlig entsprechendes Wort für alle Seiten Währung, Plut. erat. 5 p. 721 D: XaQtg yccQ ovv
dieses Begriffs giebt es im Deutschen nicht: rj rov ftrjXtog vitEi^g rä cxqqsvi y.£v.h]Tca ■nQog
Siegmund würde etwa dasselbe besagen, wenn xihv 7tccXcciäv, also die Liebesgunst, wogegen
dieses Wort nicht von ahd. niunt, fem., = Peitho die Macht ist, die die freundliche Ge-
Schutz, herkäme, sondern die siegende Kraft Währung bewirkt, also die sanfte Über-
des Mundes, d. h. der Rede bedeuten würde. redung von seiten des Mannes, Böttiger,
Bei Homer kommt das Wort noch nicht vor. Aldobr. Hochzeit 39 f. Kunstmyth. 2, 257.
Als Name begegnet Peitho in folgenden Peitho wird aber nicht blofs neben den
Fällen: Chariten, sondern auch als eine der drei Cha-
1) Peitho, die Tochter des Okeanos und der 30 riten genannt, und zwar zuerst von Hermesianax,
Tethys, Hes. Theog. 349, s. Art. Okeaniden, Paus. 9, 35, 1, dann von Proklos, Hes. Op. 73:
Bd. 3, Sp. 806, Z. 49 u. 807, Z. 19 iL Nach Phere- XaQixig slat rotig Hsiftw 'AyXal'a EvcpQ06vvr};
kydes (Schol. Eurip. Phoen. 1123) war sie die Schot. Arist. Wolken 773: rmv tqicov Xaglzcov
Gemahlin des Argos 1 (Bd. 1, Sp. 537) IIsi&ovg'AyXaiag xul QaXtlag. Orph. Hyrrm. &,13.
eines Enkels des Phoroneus. Sie gehört zu Nonn. 24, 263 f.: IlaaL&iri — Ilsifrm — AyXatn.
jenen sieben Okeaniden, die nicht wie die O.Jahn, Peitho 9,40. Kalkmann, Pausanias 203.
übrigen in ihrem Namen auf Eigenschaften des 4) Peitho in Verbindung_m.it Aphro-
Wassers hinweisen, wiewohl dieser Hinweis in dite: die Peitho als Macht der Überredung in
ihrem Namen noch am ehesten gefunden werden der Liebe. Hier ist zu beobachten, dafs Peitho
kann, sondern z. T. geistige und ethische Mächte 40 bald als Beiname der Aphrodite, bald als eine
bezeichnen, wie die mit ihr auch sonst eng ver- Göttin ihrer Umgebung und als ihre Gehilfin
bundene Tyche. Sie ist wie diese als eine oder Dienerin erscheint. Obwohl es nun in
Göttin bürgerlicher Ordnung zu betrachten. der Wirkung auf dafselbe herauskommt, ob
Diese sieben Okeaniden wollen sich in den der Liebesgöttin selbst die Macht der Über-
Okeanidenkatalog nicht recht einfügen, und redung zugeschrieben oder aus dieser ihrer
sind in denselben durch eine von der gewöhn- Macht eine besondere Gottheit gebildet wird,
liehen abweichende Auffassung des Okeanos so ist es doch als Thatsache zu verzeichnen,
als des Ursprungs aller Dinge, also auch aller dafs Peitho nicht blofs als Beiname der Aphro-
in der Welt waltenden Gottheiten, hinein- dite, sondern auch als Göttin neben ihr, ja
gekommen. Diese Peitho ist daher wohl mit 50 sogar als selbständig verehrte Göttin vorkommt,
der bürgerlichen oder politischen Peitho (nr. 5) Trotzdem ist der griechische Götterglaube bei
gleichzusetzen. So wurden auch Adrasteia und dieser Göttin nie über den Appellativbegriff völlig
Nemesis Töchter des Okeanos genannt, s. Bd. 3, hinausgekommen, ist ihm Peitho nie zu einer
Sp. 807, Z. 65 ff. solchen Persönlichkeit geworden, bei deren
2) Peitho, die Gemahlin des Phoroneus und Verehrung er den Grundgedanken des Appel-
Mutter des Aigialeus und des Apis, Schol. Eurip. lativbegriffs völlig vergessen hätte. Sie behält
Orest. 1239 (fropcovsvg — i6%£i öh naldccg s'x Hsi- auch als Eigengöttin immer nur die Bedeutung
&ovg AlyiaXia, Aniv, EvQco7tr\v, Nioßvv. Andere einer überredenden, durch Zuspruch zwingenden
nennen die Gemahlin des Phoroneus Kerdo, Macht, sei es nun in Anwendung auf die Liebes-
d. h. die Gewinnende, die Kluge (Paus. 2, 21, 1) 60 leidensehaft oder auf politische Verhältnisse
oder Telodike, die Rechtverbreitende, Schot. (nr. 5).
Plat. Tim. 22, Tzetz. Lykophr. 177, Apollod, a) Peitho als Beiname der Aphrodite. Eine»
2, 1, 1, 3. Da Phoroneus als der erste Begründer Aphrodite Ilzi&io begegnet auf einer Inschrift in
der Kultur des Landes und der Stadt Argos Pharsalos: I. G. A. 327, Preller- Robert, Gr.
galt, und auch die Namen Telodike und Kerdo Mi/th, 1, 349, 1 ; 508, 2, in Lesbos Keil, Philol.
auf die von Phoroneus begründete staatliche Suppl. 2, 580, Conze, Lesbos 4, 3, Preller- Robert
Ordnung hindeuten, so ist anzunehmen, dafs a. a. O., in Korinth: Pind. Erg. 122 = Athen.
dem Scholiasten bei seiner Namengebung der 13, 573 E, Preller- Robert 1, 377, 1. Hier nennt
1797 Peitho (Bein. d. Aphrod.) Peitho (im Gefolge d. Aphrod.) 1798
der Dichter die Hierodulen der Aphrodite &(i- dite neben dem alten elfenbeinernen Kultbild der
cpiTtolot nsi&ovg, wozu Welcher, Gr. Götterlehre Göttin, die hier den Beinamen IlQä^ig führte,
3, 204 bemerkt, dafs er dies thue, weil hier die Statuen der Peitho und einer andren Göttin
„Dienerinnen der Aphrodite" zweideutig und namens Paregoros von Praxiteles, und von Skopas
nicht schmeichelhaft gewesen wäre. Sind die die Bilder von Eros, Himeros und Pothos, Paus.
Mädchen thatsächlich Dienerinnen der Aphro- 1, 43 6. Den Beinamen Praxis, d. i. Ausführung
dite und werden doch Dienerinnen der Peitho der Umarmung, erklärt Welcker, Gr. G. 2, 203
genannt, so ist klar, dafs er sie nicht gerade- zutreffend als nichtursprüngliche Bezeichnung
wegs Dienerinnen der Aphrodite nennen will; für das Hauptbild, sondern als durch den Gegen-
ob er aber mit Peitho nur eine Seite des Wesens 10 satz zu den später hinzugekommenen Statuen
der Aphrodite oder die Göttin Peitho bezeichnen entstanden. Auch die Erklärung der sonst
will, bleibt ungewifs. Jedenfalls kann aus nicht vorkommenden Paregoros als der „Liebe,
dieser Stelle keine Verehrung der Peitho neben die tröstet und bindet, erfahrenes Leid ver-
Aphrodite in Korinth erschlossen werden. Aber wischt", mag vielleicht richtig sein, aber nicht
da auch in andern Pindarstellen, wo Peitho er- erschöpfend ist die Deutung der Peitho als
wähnt wird, hiermit kein Beiname der Aphrodite, derjenigen, welche das Leben verschönt. Dafs
sondern eine Gehilfin derselben gemeint ist, zu Aphrodite und Peitho die sonst nicht be-
eine Personifikation, bei der die Grundbedeutung kannte Paregoros hinzugefügt wird, erklärt sich
des Worts überall durchsichtig ist, so dürfen aus dem Bestreben, gegenüber dem männlichen
wir auch in unsrer Stelle Peitho zwar nicht 20 Dreiverein des Eros auch der Aphrodite nicht
als reines Appellativ, aber doch nur als Per- ihre gewöhnliche Begleiterin Peitho allein bei-
sonifikation der überredenden Macht der Liebe, zugeben, sondern jenem männlichen einen weib-
nicht als Beinamen der Aphrodite fassen. So liehen Dreiverein gegenüberzustellen, wobei
steht auch in PytJi. 9, 39 u. 4, 219 Peitho trotz Eros der Aphrodite Praxis, Himeros der Peitho,
stark anthropomorphischen Anflugs hart auf Pothos der Paregoros entspricht. Die „Göttin"
der Grenze der Appellativbedeutung. Aphrodite. Paregoros bezeichnet dem Wortsinne nach die-
selbst wird als IIzL&di angeredet im orphischen selbe Seite im Wesen der Aphrodite, die in
Hymnus 55, 9. Sind somit die Zeugnisse für 11. 14, 217 ndQtfaaig heifst, das schmeichelnde,
Peitho als Beinamen der Aphrodite ziemlich ermunternde Zureden, während Peitho ent-
vereinzelt, und kann nach 3) nur vielleicht 30 sprechend der Grundbedeutung des Wortes
noch Hesiod, Werke und Tage 73 für diese nicht sowohl den lockenden Zuspruch, als die
Gleichsetzung angesprochen werden, so be- überzeugende, die Bedenken und den Wider-
gegnet uns um so häufiger stand oder die Abneigung der geliebten, viel-
b) Peitho als Eigengöttin im Gefolge leicht schon verliebten, aber noch zögernden
und in engster Verbindung mit Aphro- Person überwindende Rede bedeutet, wie Pindar,
dite, als Personifikation der durchs Wort über- Pyth. 4, 219 sie schildert, wenn er sagt, Aphro-
wältigenden Macht der Liebe, a) So wurde sie dite habe den Iason Bitten und Zaubergesänge
nach Paus. 1, 22, 3 in Athen am Südfufs der gelehrt, und das ersehnte Hellas habe die im
Akropolis neben Aphrodite Pandemos ver- Herzen glühende Medeia mit der Peitsche der
ehrt, s. Hitzig-Blünuier, Paus. 1, S. 240 f. Der 40 Peitho getrieben. Das setzt eben ein anfäng-
Kult soll nach Pausanias und nach Apollodor liches Widerstreben voraus, das überwunden
bei Harpokr. s. v. Ttdvdrjuog 'AcpQ. von Theseus, werden mufs, und insofern kann füglich in
nach Nikander und Philemon bei Harp. a. a. 0. jener Zusammenstellung von je drei Liebesgott-
und bei Athenäus 13, 5(39 D von Solon aus dem heiten im Tempel zu Megara ein beabsich-
Ertrag der von diesem eingeführten Hetären- tigter strenger Parallelismus gesehen werden:
häuser gestiftet worden sein. Aus Inschriften Eros bedeutet dabei wie Aphrodite die Liebes-
ist jedenfalls so viel sicher, dafs ndvSrmog leidenschaft überhaupt in allen ihren Graden
schon im sechsten Jahrhundert Kultname bis zur „Praxis", dem erreichten Ziel der Liebes-
dieser Aphrodite in Athen war, vgl. Preller- mühen; Himeros, die Liebessehnsucht, bedarf,
Robert 1, 348, A. 5; 508, 3. Die Zurückführung 50 um an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen, der
der Stiftung auf Theseus wäre dann spätere starken, bezwingenden Peitho, Pothos, der
Erfindung zur Erklärung des Namens üdvörjaog Wunsch oder das Verlangen, der Hilfe der
(„inel A&i]vcdovg Qipsvg sig \iiav i]yccysv ceno Paregoros oder Parphasis, des ermunternden
tüv §ri{iü>v 7t6hvu, Paus. a. O. — ,'Anoll6- Zuspruchs. In der Pindarstelle zum Beispiel
Scogog itdv§i]u.6v <pt]Giv A&rjvr}6i xlrj&fjvca xi]v hat, wenn wir diese Unterscheidung auf sie
dyidQvQ-tiaav Ttsgl xr\v &Q%cdav dyoQuv diu xö anwenden, Aphrodite durch Iasons Liebesreden,
ivxav&a itdvxoc xbv 8i)[lov 6vvdy£6ö-c:i,", Harpocr. also als Paregoros „Zusprechende", in Medeia
a. 0.). Dafs der Kult nicht erst dem 5. Jahrh. Tto&og erweckt (die „nodsivi] 'EXldg" treibt die
angehört, wie man aus der Identifizierung Glühende um und Hellas ist ihr ersehnt, weil sie
der Aphr. Pandemos mit der ^qp' * l-ifxolvxa 60 bereits Iason liebt), aber es bedarf noch der
schliefsen wollte, lehrt auch die Bemerkung \idßxit, IltiQ-ovg, der zwingenden Überredung,
des Pausanias, die alten Kultbilder seien zu um alle Bedenken, die der erweckten Liebes-
seiner Zeit nicht mehr dagewesen, die zu seiner Sehnsucht entgegenstehen, namentlich die Scheu
Zeit vorhandenen stammten von nicht unbe- vor den Eltern, aus ihrem Gemüte zu bannen,
deutenden Künstlern. Der bildenden Kunst um so der Aphrodite und dem Eros zum Siege
des 5. Jahrhundert ist die Gestalt der Peitho zu verhelfen. Mit dieser Auffassung des Wesens
neben Aphrodite bereits ganz geläufig, s. u. — der Peitho gewinnt diese die bedeutungsvollste
ß) In Megara standen im Tempel der Aphro- Stellung im Kreise der Liebesgottheiten, indem
57*
1799
Peitho (u. Aphrodite)
Peitho (u. Aphrodite)
1800
sie die Überwindung aller den Werken der
Aphrodite und des Eros, den verschiedenen
Abstufungen des Liebesverlangens im Wege
stehenden Hindernisse bedeutet, und somit die
stärkste Gehilfin dieser mächtigen Gottheiten
1) Marmorrelief in Neapel Peitho, Helena, Aphrodite,
(nach Baumeister, Denkm. d. kl. Altert. 1 Fig
ist. So erscheint sie in a) einem schönen
Marmorrelief des Museo Nazionale in Neapel
(Friederichs- Wolters, Gipsabgüsse d. Berl. Mus.
nr. 1873), abg. u.a. bei Overbeck, Grill, her. BiJdir.
Borna 7, Taf. 6 — 8), wo sie in kleiner Gestalt
auf einem Pfeiler über der noch zögernden
Helena sitzt, die mit leiser Gebärde der Ab-
wehr die Zurede Aphroditens anhört, während
Eros den gegenüberstehenden Alexandros zu
beruhigen scheint. Noch hat
selbst Aphrodites Zureden die
Bedenken der doch schon
liebevoll auf Paris blicken-
den Helena nicht überwun-
den, aber die Anwesenheit
der Peitho , sagt Wolters,
„versichert den Betrachten-
den des günstigen Erfolgs
von Aphrodites Bemühungen,
den die zögernde Haltung
Helenas in Frage zu stellen
scheint". Der Vogel, auf den
Peitho ihre rechte Hand legt,
ist wohl der Vogel des Liebes-
zaubers, Iynx, s. u. a. O.Jahn,
Peitho S. 20. Peitho selbst
ist verschleiert und trägt
einen Kalathos. Das Original
scheint frühestens der Mitte
des vierten Jahrhunderts an-
zugehören, die hier zum Aus-
druck kommende Bedeutung
Peithos ist aber sicher viel
älter, ß) Auch auf einem
Vasenbild des Hieron,
gemalt von Makron, Gaz.
Arch. 1880 pl. 8, Baumeister,
Denkm. Fig. 709, s. Abb. 2,
das die Entführung der Helena darstellt, tritt
Peitho, nachdem sie ihre Aufgabe gelöst, im
Gefolge der Aphrodite auf. y) Im ähnlichen
Sinne ist Peitho auf dem schönen attischen
Eros, Alexandros
708).
2) Entführung der Helena, anwesend: Aineias,
Alexandros, Helene, Aphrodite, Peitho, ein Knabe
(nach Baumeister, Denkm. d. kl. Altert. 1 Fig. 709).
13, 2, Text S. 268j; und darnach Boscher, Lex.
Bd. 1 Sp. 1938 ungenügend; s. Abb. 1, besser bei
Baumeister, Denkmäler nr. 708; über Wieder-
holungen vgl. Michaelis, Ancient Marbles S. 511,
36. Bullet, della commissione archeol. commun. di
Vasenbild Mus. Gregor 2, Taf. 5,2 a, Boscher,
Lex. Art. 2 Sp. 1946, Helena, Overbeck, Gull.
Taf. 26, 12, Text S. 631, Michaelis, Parthenon
S. 139, Baumeister, Denkm. 1, 746, s. Abb. 3^
zu fassen, das die Begegnung des Menelaos
1801
Peitho (u. Aphrodite)
Peitho (u. Aphrodite)
1802
mit Helena bei der Zerstörung Ilions darstellt.
Diese hat sich nach rechts hin vor dem ver-
folgenden Menelaos zum Palladion geflüchtet.
Menelaos stürmt ihr von links hernach, zwischen
beiden steht in ruhiger Haltung Aphrodite, und
von ihr fliegt ein kleiner Eros mit einem Kranze
Menelaos zu. Dieser läfst das Schwert fallen
und scheint zu stutzen. Hinter ihm steht,
gleich Aphrodite in ruhigster Haltung, von
vorn gesehen, aber das Haupt nach links ab- 10
gewendet, in der Linken eine Blumenranke
haltend, Peitho. Dafs sie von der Scene weg-
blickt, hat der Erklärung immer Schwierig-
keiten bereitet. Dieselbe Scene begegnet in
zwei Metopen des Nordfrieses am Parthenon
(Michaelis a. a. 0.), aber ohne Peitho, die also
ein Zusatz des Vasenmalers ist. Overbeck a. a. 0.
meint, die Gegenwart der Peitho solle aus-
drücken, dafs das Gefühl des Menelaos, der an
ihr vorbeigestürmt sei, schon einmal geschwankt 20
habe, wie es jetzt, durch der gröfseren Göttin
Begegnen, vollends umgewandt sei. Allein da-
mit ist die Abkehr der Peitho nicht erklärt.
Sie wendet sich ab, weil es sich bei dem er-
zürnten Menelaos überhaupt nicht um TtsiQ-w,
sondern um ßia handelt. Nicht überreden,
sondern bestrafen will er das treulose Weib.
Erst vor der höheren Macht der Aphrodite und
des Eros selbst hemmt er seine Schritte. So
erscheint in diesem Bilde Peitho als Göttin, 30
deren Hilfe von Menelaos gar nicht begehrt
wird und die sich daher beleidigt abwendet,
weil sie hier machtlos ist. 0. Jahn, Peitho
S. 22. A. 97 , nimmt eine gedankenlose Ver-
setzung der Peitho von ihrem ursprünglichen
Platz in der vorbildlichen Komposition an.
Auch sonst erscheint aber ihre Macht nicht
unbegrenzt: wie sie hier gegen den Zorn nichts
vermag, so flieht sie (s. u.) bei dem Raub der
Leukippiden; wo Gewalt bei Liebeswerken ge- 40
braucht wird, hat sie keine Stätte. Aber deut-
lich ist sie in allen diesen Fällen als eine
eigene Göttin zu erkennen, und zwar eben
nicht als Liebesgöttin, sondern als Göttin der
Überredung im Dienste der Liebe, wo sie das
reichste Feld ihrer Thätigkeit hat.
Die Verbindung der Peitho mit Aphrodite,
die im Kult bis ins sechste Jahrhundert hinauf
zu verfolgen ist, kehrt in erhaltenen Bild-
werken auch aufser den erwähnten seit dem 50
Anfang des fünften Jahrhunderts mehrfach
wieder. Zwar kann die Nachbarin der Aphro-
dite im Ostfries des Parthenon, so ansprechend
diese Auffassung an sich sonst ist, unmöglich
Peitho sein: denn die zwölf auf Thronen
sitzenden Gestalten müssen als Hauptgötter
gefafst werden; so wenig als Nike (oder Iris)
neben Hera, und Eros neben Aphrodite sitzen,
so wenig könnte die Peitho neben Aphrodite
sitzend dargestellt, also als den übrigen rang- 60
gleich bezeichnet werden; auch würde Aphro-
dite durch zwei Begleiter ein ungebührliches
Übergewicht über die übrigen Götter erhalten,
und endlich würde eine Hauptgottheit, Artemis,
fehlen; die vermeintliche Peitho kann nur
Artemis sein: mit derselben Haube erscheint
sie auf einem griechischen Vasenbild, Sfackel-
berg, Gräber Taf. 32, Müller, D. a. K. 2, 182.
8) Dagegen hatte Phidias in der Götterversamm-
lung am Fufsgestell des Throns des Zeus zu
Olympia Peitho dargestellt, wie sie die aus
dem Meer aufsteigende von Eros empfangene
Aphrodite bekränzt, Paus. 5, 11, 3. Und in-
schriftlich beglaubigt ist ihre Darstellung auf
der obenerwähnten Vase des Makron und
Hieron mit der Entführung der Helena und
s) auf einem athenischen Aryballos
(Millingen, Ancient unecl. mon. pl. A. 1, Overbeck,
Heroen-Galerie Taf. 8, 1, S. 191 ff.) Abb. 4, wo
sie hinter Aphrodite stehend mit dieser, Eros
und Pan dem Kampfe des Peleus mit Thetis
zuschaut. Hier ist ihre Anwesenheit für die
1803 Peitho (u. Aphrodite etc.)
Scene etwa von derselben Bedeutung, wie auf
dem Relief mit Helena und Paris, s. o., sie ver-
bürgt den Sieg der Liebe in diesem Liebes-
kampfe, in dem sich Thetis dem Sieger doch
4) Peitho, Aphrodite, Eros, Pan: Aryballos aus Athen
(nach Oeerbeck, Her. Gall. T. 8, 1).
zuletzt willig ergiebt. So ist sie auch zweifellos
in der Begleiterin der Aphrodite auf der schönen
Vase von Kameiros zu erkennen, die den Uber-
5) Peitho, Aphrodite, Eros: Wandgemälde aus der Casa Tiberüia in Rom,
Thermonmuseum (nach Mon. d. Inst. 12 T. il).
fall der Thetis durch Peleus beim Bade dar-
stellt, abg. Art. Nereiden, Bd. 3 Sp. 219. — Von
besonderer Wichtigkeit, weil wahrscheinlich auf
eine Kultgruppe aus perikleischer Zeit zurück-
Peitho (u. Aphrodite etc.) 1804
gehend, ist g) ein Wandgemälde aus der
casa Tiber ina bei der Farnesina, jetzt im
Thermenmuseum in Rom (Heibig, Führer 2 2.
1131; abg. Mon. d. Inst. 12, Taf. 21, dazu Ann.
d. Inst. 1885, 311 f., Rom. Mitteil. 7 (1892), 60;
Robert, Votivgemälde eines Apobaten; 19. Hall.
Winckelmannprogr. 7 A. 17) Abb. 5: Aphrodite
thronend, von Peitho und Eros bedient. Robert
a. a. 0. und bei Preller, Gr. Myth. I4, 508 A. 3
will das Bild geradezu als freie Wiedergabe
der Kultgruppe aus dem Tempel der Aphrodite
Pandemos in Athen betrachtet wissen.
Von zahlreicherer Gesellschaft umgeben er-
scheinen Aphrodite, Eros und Peitho in einigen
schönen Vasenbildern freiesten Stils. So rj) auf
der schönen attischen Vase D. a. K. 2, 296 d
(nach Stackeiberg, Gräber der Hellenen Taf. 29;
dazu O. Jahn, Ar eh. Beitr. 214 ff., derselbe
Peitho S. 27), wo Peitho im Kreise einer ganzen
Schar von Dienerinnen der Liebesg-öttin : Eu-
daimonia, Paidia und Eunomia, in einer
nicht recht verständlichen Aktion erscheint, und
eine weitere am linken Bildwerke erscheinende
Frauengestalt, Kleopatra, einer sicheren Er-
klärung noch heute harrt. Ferner Q) i) auf
zwei eich eiförmigen atti-
schen Lekythen in
athenischem Privatbesitz,
mit fast genau überein-
stimmender Darstellung,
beschrieben von Körte,
Arch. Zeity. 37 (1879)
S. 95 f., auf deren einer
die Namen beigeschrieben
sind: Tyche, in der
Mitte auf einem Stuhl
ohne Lehne sitzend und
zu einem auf ihrer er-
hobenen Hand hockenden
Eros emporblickend, der
sie bekränzen will, von
links her mit einem Zweig
auf sie zutretend Peitho
mit lang herabfallenden
Locken, und hinter ihr
mit einem Kästchen Hy-
gieia; rechts von Tyche
ein stehendes Mädchen:
Harmonia. Wenn hier
nicht Tyche der Aphro-
dite substituiert ist, was
nicht unmöglich wäre, so
hätten wir in diesen bei-
den Bildern bereits Peitho
losgelöst von Aphrodite,
wenn auch nicht von
ihrem Kreise. Doch be-
schreibt x) Uhden, Arch.
Intelligbl. 1836 S. 35 (wei-
teres über diese weibliche
Umgebung der Aphrodite
s. O. Jäfm, Sachs. Berichte
1854 S. 243 ff.) eine Vase
mit den Inschriften Acpgo-
dirw, Ilei&w, Tv%rj. Wir finden in diesen Bildern
ein freies Spiel der Phantasie mit den geläufigen
Gestalten des aphrodisischen Kreises, in dem ein
tieferes Verständnis oder eine tiefere Auffassung
1805 Peitho (Bedeutung; T. d. Ate etc.) Peitho (Genealogie etc.) 1806
des Wesens der Peitho nicht mehr vorhanden Zugehörigkeit zu der Liebesgöttin die fast allein
und daher auch nicht daraus zu gewinnen ist, herrschende geworden ist, und dafs namentlich
wie aus den zuerst besprochenen. Darum ist es bei Dichtern „jeder Reiz, der gewinnt und
auch nutzlos, die pompejanischen Wandgemälde, fesselt, als Offenbarung ihrer Macht und als
die einen Erotenverkauf darstellen {Selbig, ihr Geschenk" erscheint, 0. Jahn, Peitho 7;
Wandgemälde nr. 824 f.), heranzuziehen, da Ibyc. fr. 4, Sehn. Anth. Pal. 5, 144, 4; 137, 1;
in keinem die Peitho mit Sicherheit zu er- 12,163,2. Diese enge Verbindung mit Aphro-
kennen ist. Nur über Hygieias Verbindung mit dite tritt auch zu Tage in der
Peitho findet sich eine späte Überlieferung, Genealogie der Peitho als Gefährtin der
wonach jene eine Tochter der Peitho und des 10 Aphrodite. Ist diese in der Theogonie eine
Eros heifst, Prodi, in Plat. Tim. 3, 158 E = Tochter des Okeanos und der Tethys, und da-
Orph. fr. 272 ed. Abel: o't fttoloyoi rrjv Sh 7tQo durch insofern der Aphrodite verwandt, als
'Aoydr]7tiov 'Tytiav ytvvwot xr\ 8r\\iiovqyia avve- auch diese dem Meere entstammt, so wird sie
cps6Tä)6c(v xwv TTQay^dzcov, r\v itccodyovGiv ciitb mit der Zeit in noch engere Verwandtschaft
hst&ovg %al "EQcotog. gesetzt, indem sie ihre Tochter genannt wird,
Bezeichnet nun Peitho im Kreise der Aphro- (Sappho fr. 57 A. u. 135, Aeschyl. Hiket. 1039
dite diejenige Macht, die dem Liebesverlangen &fly.rcoQ nu&co), während freilich Aeschylos ein
durch den löyog, durch bezaubernde Rede andermal sie Tochter der Ate nennt, Agam. 386.
[daher &£1y.twq, Aesch. Hiket. 1007 (1040), &el- Eine spätere Zeit setzt auch die mit Aphrodites
^Lvovg Christod. eephr. 25, &el^icpQa>v Nonn. 46, 45, 20 Wirken eng verbundene Iynx zu P. in einVer-
vgl. &slxzi]Qiog {iv&og Aesch. Eumen. 81, Hiket. wandtschaftsverhältnis, indem sie diese Nymphe,
447; Eurip. Hippol. 478, inmSri dslxt. ibid. u. die in den Vogel Wendehals verwandelt als
Plut. Erot. c. 16], über die letzten Bedenken Liebeszauber verwendet wird, zur Tochter
hinweghilft, eine Bedeutung, die nur im Laufe der Peitho und des Pan macht. Suid. v. i'vy£,
der Zeit allmählich sich abschwächte, so dafs Phot. lex. ed. Pors. 118, 11 = Naber 1, 300;
sie zu einer der zahlreichen Dienerinnen der Schol. Theokr. id. 2, 17; Schol. Pind. Nem. 4,56.
Liebesgöttin herabsank, so ist auch verstand- Bei Pindar sl.O. selbst und Pyth. 4, 216, sowie bei
lieh, warum sie zuweilen rälaiva und gar Theokrit a. 0. ist hiervon noch keine Rede, aber
Tochter der Ate heifst (Aeschyl. Agam. 385 f.) ; auf dem ob. (Fig. 4) erwähnten athenischen Ary-
denn sie kann durch ihr Wirken nicht blofs 30 ballos (Overbeck, Her. Gall. Taf 8, 1 und Text
Freude bringen, sondern auch Unheil anstiften, S. 194) erscheint in der Gesellschaft der Aphro-
wie bei Iason und Medeia, Paris und Helena, dite bei dem Liebeskampf des Peleus neben
„als ie diu liebe leide z'aller jungeste gitu. — Eros und Peitho auch Pan, der hier zwar ge-
Wir verstehen aus jener Bedeutung aber auch, wohnlich als Lokalbezeichnung des Pelion ge-
warum z. B. in den zahlreichen Darstellungen fafst wird, oder nach Robert bei Preller, Gr.
der Hippolytossage wohl Eros erscheint, aber Myth. I4, 508 A. 3, wegen der Nachbarschaft
niemals Peitho. Diese Beobachtung bestätigt der Heiligtümer des Pan und der Aphrodite
zugleich auch die oben gegebene Auffassung, Pandemos am Fufs der Akropolis in dieser
dafs Peitho die Überredung des Weibes durch Gesellschaft angebracht ist, dessen Anwesen-
den Mann bedeutet: Phaidra will den Hippo- 40 heit in dieser Gruppe aber vielleicht doch als
lytos, nicht dieser jene gewinnen. Ebenso ist ein Zeichen anzusehen ist, dafs die Verbindung
bei dieser Auffassung das Fliehen der Peitho von Pan und Peitho schon etwa bis ins fünfte
beim Raub der Leukippiden auf der X) Mei- Jahrhundert hinaufreicht. Peitho als Mutter
diasvase(6re>7i«?-rf, Vased. M idias Taf. 1) Abb. 6, der Hygieia von Eros bei Prodi, in Tim. 3, 158E
das den meisten Erklärern unverständlich ist, s. obeu Sp. 1805, 8 ff.
ganz ihrer Bedeutung angemessen. Mit Ge- Als Göttin der Überredung im Dienste der
walt werden hier die Leukippiden von den Aphrodite, aber ohne diese, findet sich Peitho
Dioskuren zur Liebe gezwungen. Treffend sagt noch dargestellt auf zwei Vasenbildern u) u. v)
O. Jahn, Peitho S. 24: „vor ihnen eilt Peitho B. a. K. 2, nr. 727 u. 728. Auf dem einen,
fort, als wolle sie von dem Schauplatz dieser 50 728 = Musee Blacas 22 B; O. Jahn, Peitho S. 25
Gewaltthat entfliehen". Wo die ßia (avdynrf) steht TTEIOQ iu einfacher Kleidung vor IMEPO?,
herrscht, kommt Peitho = löyog nicht zur Gel- der, auf einem Felsen sitzend, in der Rechten
tung. Beide stehen in einem oft hervor- einen Spatel zum Herausnehmen und Auf-
gehobenen Gegensatz: Herodot 8, 111, Plut. streichen der Salbe hält. Peitho hält ein Salb-
Themist. 21, Plut. qu. symp. 9, 14, 5; O. Jahn, gefäfs unter eine Öffnung, aus welcher Salböl
Peitho S. 7, A. 30. Doch vgl. auch Robert, in dasselbe fliefst. Der Vorgang ist wohl auf
Marathonschlacht (18. Hall. Winckelmannprogr.) Peithos und Himeros' Beteiligung bei Vermäh-
S. 60. Peitho ist eben niemals selbst die hingen zu beziehen (Müller- Wieseler ; O. Jahn
Göttin der Liebe (trjv &' igariKriv iiaviav a. a. 0.; Böttiger, Aldobr. Hochzeit 42 ff.). Auf
ov Movoä ttg, ovy. iTUoSi] ftslurrjoiog xa- 60 727 steht TTEI0Q mit rednerischer Gebärde vor
Q-lar-naiv, Plut. Erot. 16), sondern behält auch einer sitzenden Frau, die ein Kästchen in den
in der Verbindung mit dieser stets die_ Be- Händen hält und einen Arbeitskorb neben sich
deutung der zwingenden Macht der Über- stehen hat. Hinter ihr steht eine zweite Frau,
redung, wie sie uns auch in ihrer Rolle in nur teilweise erhalten, mit vorgestreckten
andern Lebensverhältnissen als in dem der Händen. Unter der sitzenden Frau steht
Liebe entgegentritt (s. u.). Aber da diese doch ?YKAEtA. Der Ort der Inschrift weist diesen
die allgemeinste aller Leidenschaften ist, so Namen anscheinend der Sitzenden zu, allein
erklärt sich hieraus, dafs die Vorstellung ihrer er gehört wahrscheinlich der links stehenden
1807
Peitho
Peitho
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1809 Peitho (Bedeutung f. d. staatl. Leben) Peitho (Ehegöttin etc.) 1810
Frau und bezeichnet diese dann als Eukleia, b) Ist nach diesen Zeugnissen Peitho ver-
die Göttin des guten Rufs, genauer als Artemis ehrt als eine göttliche Macht, die die bürger-
Eukleia, die gleich Peitho auch eine Hochzeits- liehe Eintracht mit begründen hilft, so kann
göttin ist, Plut. Arist. 20, 0. Jahn, Peitho 26. sie auch nicht fehlen unter den Gottheiten, die
Da beide Göttinnen auch eine politische Be- eine der Hauptsäulen der bürgerlichen Ord-
deutung im Sinne eines wohlgeordneten Staats- nung, die Ehe, befördern und beschützen. Als
wesens haben, so führt uns dieses Bild hinüber zu Gehilfin der Aphrodite hilft sie dem Manne
o) Peitho in ihrer Bedeutung für das die Liebesgunst der Frau (%dpig) gewinnen,
staatliche Leben. Auch hier ist sie durch- Als Ehegöttin hat sie die Aufgabe die Ein-
weg die Göttin der überzeugenden Rede, des 10 tracht unter den Ehegatten zu pflegen und zu
gütlichen Zuspruchs im Gegensatz zu der Ge- erhalten, die Ehe als xotveovia xov ßlov zu ge-
walt oder Nötigung. Als Genossin der Tyche, stalten, wie sie Xenophon, Oikon. 7 ff . , ohne
Eunomia, Eukleia ist sie uns schon im Kreise Peitho zu nennen, so schön schildert; wie hier
der Aphrodite begegnet, a) Schwester der Ischomachos seine junge Frau in die Pflichten
Tyche und Eunomia und Tochter der der Hausfrau einführt, sehen wir ihn so recht
Prometheia nennt sie Alkman bei Plut. de im Dienste der Peitho handeln, wie sie die
fort. Born. 4 p. 318 B. In diesem Zusammen- Alten sich dachten. ,,Denn die Alten, sagt
hang kann sie nur eine politische Bedeu- Plut. conjug. praec. prooem., haben die Aphro-
tung haben, in dem Sinne, dafs sie ,,die durch dite dem Hermes beigesellt, da die eheliche
weises Zureden und wohlmeinende Verstän- 20 Freude hauptsächlich der Rede bedarf, und
digung den guten Gesetzen von den Vorstehern die Peitho und die Chariten, damit die Ehe-
geleistete Hilfe bedeutet", Welcher, Gr. Götterl. gatten durch nsi&ziv, durch gütlichen Zu-
3, 204. Wie die guten Gesetze (Eunomia) und spruch, nicht durch Streit und Zank ihre
die Wohlfahrt des Staates (Tyche) aus der Wünsche bei einander durchsetzen." Also auch
weisen Vorsicht der Lenker des Staates (Pro- hier der Gegensatz von 7tei&cb und ßicc, der
metheia) hervorgehen, so auch Peitho, die Per- Parallelismus von Ttsifra und loyog, auch hier
sonifikation des milden, überzeugenden Zu- die Zusammenstellung von Peitho und Charis
spruchs, der die Unterthanen durch „suaso- im Wechselvei-kehr der Geschlechter. Deshalb
risches Verfahren", nicht ßia oder avdyxv wird auch Peitho zuweilen geradezu die Ge-
(Herod. 8, 111; Plut. Tfiem. 21), sondern löyco 30 mahlin des Hermes (Xoyiog) genannt, Nonn. Dion.
zur Annahme der Gesetze bringt, sie von deren 5, 574 f. ; 8, 220 (vgl. auch den Hermes itsiül-
Zweckmäfsigkeit überzeugt. So sind auch in vovg in Knidos, Newton, Halicarn. Inscr. nr. 30,
dem Wunsche des Königs, Aesch. Hiket. 523: Preller- Robert l4, 418 A. 4). So gehört Peitho
Tln&cb x iTtotro kccI Tv%r\ -jTQcaixrjQiog Peitho auch unter die fünf Hauptehegötter, ,, deren
und Tyche verbunden. In diesem Sinne ist die yccuovvxeg bedürfen: Zeus xplziog, Hera
wohl auch Peitho dem Phoroneus zur Gattin xslsia, Aphrodite, Peitho und vor allen Artemis",
gegeben worden (s. 0. 2). In demselben Sinne Ph<t.Quaest.Rom.2,Bött)f/er,Aldobr.Hochzeitl38.
ist vielleicht (doch s. 0.) auch im Kulte der Darum heilst sie auch &alcqi7}Tt6log TT., Nonn.
Aphrodite TIccv§rtuog an der Akropolisin Athen 3, 84, ya^ioaxolog Tl., Nonn. 42, 530; xsXsaßi-
Peitho zu dieser gesellt, wenn die Überliefe- 40 yafiog Tl., Nonn. 48, 232. Andere Epitheta, die
rang richtig ist, dafs die TIävdr\uog von der sie zum teil mit andern Göttinnen teilt, be-
Vereinigung der dfjuot durch Theseus ihren ziehen sich auf ihre Schönheit und ihren Lieb-
Namen habe, Paus. 1, 22, 3. Es wurde der reiz, viele speziell auf ihrer Rede Zaubermacht
Peitho in Athen auch ein jährliches Staats- (s. 0. und Brachmann, Epitheta deorum). In der
opfer mit andern Göttern dargebracht, Demosth. Anthol. Pal. 6,55 opfert ein junger Ehemann
prooem. 54 p. 1460: iQ-iaa^sv xä Jtt x(p6coxijpi ko>1 der Aphrodite und Peitho. Mit dem Hochzeits-
xfi 'A%r\vä xal xfj Nikt] — i&vßa^sv 8s neu xfj kränze erscheint sie bei der Hochzeit des Pe-
TIsi&oT y.<xl xfj Mnxgl x&v &e&v %ccl xm'Anöl- leus und der Thetis, Kolluth. 28:
Icovi (wobei zu beachten, dafs am Markte das %al ßxscpog aaxTjaccßa yix.\Ly\%iov ijlv&e TIsi&m.
Kyulficx des Zeus Soter und Eleutherios, der 50 Darum ist auch auf manchen Bildwerken
Tempel des Apollon Patroos, und der der Götter- mit Hochzeitsdarstellungen unter den anwe-
mutter bei Pausanias unmittelbar nach einander senden Frauengestalten Peitho anzunehmen,
genannt werden), und Isokr. 7C£qI kvxiö. 249 : xrjv auch wo ihr Name nicht begeschrieben ist, so
/di' Tlst&co (ilav x&v dsmv voili£ov6iv elvcci nal |) auf dem schönen Vasenbild mit der Hoch-
xi]v rroliv oQwoiv xccd-' zY.tt6xov xov £vi(xvxbv zeit des Herakles mit der Hebe, Gerhard, Apid.
d-valav ccvxfj Tioiov{i£vr\v. Einen Kultus der Vasenb. Taf. 15, abgeb. Boscher Bd. I Sp. 1870
Peitho ohne Aphrodite findet man ferner in- unter Hebe, wo die beiden Frauen zwischen
schriftlich erwähnt in Mylasa, Preller-Bobert, Hebe und Aphrodite wohl nur Peitho und Charis
Gr. M. I4, 536 8 = Bull, de corresp. hellen. 5 sein können, so 0) auf der sog. Aldobrandi-
(1881) 39, wornach dort ein Priester der Peitho, 60 nischen Hochzeit, wo die Göttin neben der
Menippos, mit seiner Frau Artemisia, Priesterin Braut entweder einfach als Peitho oder als
der Nemesis „dieser und dem Volke" eine Aphrodite-Peitho zu ^betrachten ist.
Statue und ein ßfj[ux weihen, woraus jedoch c) Als Macht der Überredung überhaupt end-
eine Verbindung des Kultus beider Göttinnen lieh wurde allerdings nicht erst in der Zeit, wo die
nicht zu erschliefsen ist. Einen Tempel der Beredsamkeit zu einer hohen Kunst ausgebildet
Peitho gab es auf Thasos, Bull, de corr. hell. war, aber in dieser Zeit mit besonderem Nach-
6 (1882) 443, ferner in Sikyon im Heiligtum, druck Peitho als Personifikation hauptsächlich
Paus. 2, 7, 7; über dieses s. am Schlufs (c). der politischen und gerichtlichen Beredsamkeit
1811 Peitho (Göttin der Überredung)
gedacht. In diesem Sinne konnte der Komiker
Eupolis von Perikles sagen:
nei&w xig tiisxä&ifev inl xoig %sll£6iv.
ovxog £xT]lti y.al uovog xcöv qijxoqojv
tl y.tvtQOV iyy.«Tiiii7t£ xoig <x-/.QOcou£voig,
was Cicero, Brut. 15 plump wiedergiebt, wenn
er sagt: in Pericii labris scripsit Eupolis sessi-
tavisse üi-i&co deam uel suadam (vgl. auch Cic.
Peitho (Göttin der Überredung) 1812
das Heiligtum der Artemis mit dem Beinamen
Peitho habe „ebenfalls" Hypermnestra , die
Tochter des Danaos, gestiftet, als sie von dem
Gericht der Argiver, vor das sie ihr Vater
wegen der Verschonung ihres Verlobten Lyn-
keus stellte, freigesprochen wurde. Nach Paus.
2, 19, 6 weihte Hypermnestra auch der Aphro-
dite Mkephoros eine Statue im Tempel des
Apollon Lykios. Man glaubte also, beide Göt-
de orat. 3, 138), denn das rig läi'st eben trotz 10 tinnen hätten ihre Freisprechung herbeigeführt,
geredet
Gedanke
der anthromorphischen Vorstellung des Aus-
drucks doch die Grundbedeutung des Wortes
zur vollen Geltung kommen, so dafs von einer
eigentlichen Göttin der Beredsamkeit kaum
werden darf. Dafs dem Dichter der
an die Göttin vorschwebte, verrät
allerdings der Ausdruck inrjXsi , er bezauberte
die Hörer, wie die ftslt-ivovg Uti&to. Ähnlich
mischt sich Grundbedeutung und religiöse Auf-
fassung, ja, stehen beide hart nebeneinander
bei Aischylos, Humen. 885: sl uhv ccyvov iaxi
6oi üsi&ovg Gsßag, yXw6Ci]g i[ir]g (lttXiyiia %al
7) Peitho, Atalante, Eros, Meleager, Vasenbild aus Ruvo
(nach Engelmann, Arch. Studien zu den Tragikern S. 80).
und demnach hätte auch Aphrodite den Bei-
namen Peitho verdient, aber bei dieser wäre
dieser Name wegen ihrer sonstigen Verbindung
mit Peitho mifsverstanden worden; man nannte
daher diese Nikephoros. Gab man aber der
Artemis den Beinamen Peitho, so konnte er
nicht in erotischem Sinne mifsverstanden werden,
sondern bedeutete blofs, dafs Artemis der Hy-
permnestra die Überzeugungskraft der Rede
20 vor Gericht verlieh, durch die sie freigesprochen
wurde. Der jungfräulichen Artemis aber schrieb
die Stifterin, bezw. die Legende, diese Huld zu,
weil Hypermnestra in jener
Nacht, wo sie Lynkeus ermor-
den sollte, ihre Jungfräulich-
keit bewahrt hatte, Sehol.
Pind, Nem. 10,10. Einen Kul-
tus der Artemis Peitho in
irgend welchem andern Sinne
oder weiterer Ausdehnung hat
es demnach nicht gegeben. —
Bei dem Kult der Peitho auf
dem Markte in Sikyon (Paus.
2, 7, 7) handelt es sich um eine
Stiftung für eine Gebetser-
hörung. Bei einer Epidemie
in Sikyon, die durch denWeg-
gang des Apollon und der Ar-
temis nach Kreta verursacht
war, sandten die Sikyonier
sieben Knaben und sieben
Mädchen an den Flufs Sythas,
um die Rückkehr der beiden
Götter zu erflehen, und von
ihnen überredet seien die Göt-
ter in die damalige Burg ge-
kommen, und der Ort, wo sie zuerst hinkamen, sei
das Heiligtum der Peitho : alljährlich gehen seit-
ftsXwcriQiov. Aber schon bei Euripides liegt der
Gedanke an eine Göttin der Beredsamkeit völlig
fern, wenn er sagt Hek. 814 ff. : her am Feste des Apollon die Kinder an den Sy
xi dfjxa Q-vrixol xaXXcc fiiv ^cc&r]uata 50 thas und bringen dann die Götter in^las Heilig
uo%&ovu&v cog XQV itccvrcc nccl uaaxtvouEV
IIsL&a) ds, x i]v xvqccvvov <xv&nwTtOLg, \LOvr\v
oi)8iv xi \i&XXov £g riXog ßnovöd^oiisv
und vollends Antig. fr. 2D. = 170 Nauck:
ovy. ^6xi Tlsi&ovg Iqov aXXo TtXr\v Xöyog,
xccl ßco(.ibg avxi)g idx iv ävQ'Qwitcov tpvßii.
Nur zwei Fälle von göttlicher Verehrung der
Peitho im Sinne der Überredung vor Gericht
oder der Überredung von Göttern = Gebets-
erhörung sind überliefert, aber bezeichnender-
weise ist sie in jenem Falle nur ein Beiname
der Artemis, in diesem eine Huldigung für
Apollon und Artemis, Paus. 2, 21, 1 und 2, 7, 7.
Dafs in jenem Falle nicht von einem eigent-
lichen Kultus der Artemis als Peitho in
Argos gesprochen werden kann (Preller-Mobert
l4, 508,2), ergiebt sich aus der Stiftungslegende :
tum der Peitho und von da in den Tempel des
Apollon zurück. Nach Pausanias war in dem
Heiligtume der Peitho kein Bild, aber der Zu-
sammenhang macht es wahrscheinlich, dafs es
nur zu seiner Zeit nicht mehr da war. Wie dem
auch sein mag, jedenfalls haben wir hier ein Zeug-
nis von der Verehrung der Peitho als einer selbst
Götter überredenden Macht, weder in dem ge-
wöhnlichen erotischen und nuptialen, noch im
60 politischen Sinn, sondern rein im eigentlichen
Wortsinn, hier sogar in ihrer Wirkung auf
Götter. Das beweist eben, dafs Peitho den
Alten trotz ihrer vorherrschenden Bedeutung
als Fürsprecherin der Liebesgöttin und als
Ehegöttin stets auch ihren allgemeinen Sinn
behalten hat, der nur durch jene überwuchert
und verdunkelt worden ist. — Als Verleiherin ■
der sieghaften Beredsamkeit vor Gericht er-
1813 Pelagaios Pelagios 1814
scheint Peitho auch über Odysseys auf der genden von der heiligen Pelagia = Marina (vgl
Strog-anoffschen Silberschale, die den Streit um Venus Marina) u. s. w. die Namen ihrer Hel-
die Waffen Achills darstellt, Boscher Bd. 3 Sp. 662. dinnen von Attributen der Aphrodite entlehnt.
Die bildliche Darstellung der Peitho - 2) der Isis in Korinth, Paus. 2, 4, 6; in
unterscheidet sich in nichts von der andrer Mytilene, C. I. G. 2, 2174 = Inscr. Gr. Insul.
jugendlicher Frauengestalten. Nur auf dem Mar. Aeg. 2, 113. Mehr über Isis Pelagia
Neapler Relief hat sie einen Kalathos auf dem s. Bd. 2 s. Isis Sp. 481. Usener a. a. 0. 24.
verschleierten Haupte, wodurch sie wohl als Hitzig-Bluemner zu Paus. a. a. 0. (S. 508 f.). -
Ehegöttin bezeichnet ist. vgl. 0. Jahn, Peitho 3) der Selene (vgl. Art. Mondgöttin Bd. 2
S. 20 A. 86. Ob aber darum das einen Kalathos 10 Sp. 3149), Wessely, Griech. Zauberpap. v. Paris
tragende Idol, auf das sich Aphrodite in manchen u. London p. 101 v. 2272. [Höfer.]
Statuen stützt, und das gewöhnlich als Spes Pelagikos (IJslayixog). Die Götter des Meeres,
bezeichnet wird, als Peitho erklärt werden auch frzoltvälioi, d-aXätnoi, £v&cilcc-cTioi(Pollux
darf, ist zweifelhaft (vgl. Clarac, Musee de 1, 23; vgl. Artemid. 2, 34) genannt, heifsen
sculpt. pl. 632 A. B, nr. 1422 A— G, Beinach, nslccymol ftsol bei Flut. Mor. 685 f. (Quaest.
Bepert. 1, 341 und Beinach 2, 378 nr. 2, 5, 7). conv. 5, 10, 4). Vgl. Pelagios nr. 3. Eine Ver-
Einen förmlichen Peithotypus hat die griechi- wünschungsformel auf einer in Hadrurnetum
sehe Kunst nicht ausgebildet. - - Während ich gefundenen Bleiplatte lautet: Adiuro te demon
mit Ausnahme des römischen Wandgemäldes quieunque es ... . Adiuro te per eum, qui te
£) und der Aldobrandinischen Hochzeit grund- 20 resolvit temporibus, deum pelagicum, aerium,
sätzlich vermieden habe, die zahlreichen Bild- Jan. Jasdaö, O-orio , Aeia, Acad. des inscr. et
werke, in denen überall Peitho neben Aphro- belles-lettres 20 (1892), 231 f. [Höfer.]
dite, mit oder ohne Eros, wegen der fehlenden Pelagios (TLsläyiog), Beiname 1) des Posei-
Beischrift nur mit einiger Wahrscheinlich- don a) in Athen, wo eine aus der Nähe des
keit zu erkennen ist, anzuführen, möchte ich Dionysostheaters stammende Inschrift einen
doch ein solches besonders herausheben, das Priester noattStovogrov Tislayiov nennt, C. I. A.
erst neuestens durch Engelmann, Ar chäol. Studien 4 Suppl. 2, 184 b. Z. 17 p. 58; Michel, Becueil
zu den Tragikern S. 80, erstmals veröffent- d'inscr. gr. 680 p. 585. Martha. Sacerd. Athen.
licht worden ist, erwähnt im Artikel Meleager p. 177. • b) auf einer Inschrift aus Thera,
oben Bd. 2 Sp. 2620, it) ein jetzt in Bari befind- 30 Weihung des Artemidoros aus Perge Berl.
liches Vasenbild aus Ruvo, Abb. 7, Meleager Phil. Wochenschr. 19 (1899), 1276; Arch. Am.
derAtalantedieEberhautüberreichend;zwischen 1899, 192, 16. — c) in Patrai, s. Pelagaios. -
beiden schwebt von ihr zu ihm Eros, d. h. sie 2) des Dionysos in Pagasai nach der Emen-
erfüllt ihn mit Liebe; aber sie ist spröde gegen dation von Maafs, Hermes 23 (1888), 70, der
ihn, deshalb erscheint hinter ihr, und auf sie bei Theopomp, in Schol. Vict. Hom. Tl. 24, 428
einredend eine weibliche Figur, die nur Aphro- Aiqvvgov tbv iv n<xy<x6cüg, '6g i%cclelto itslä-
dite oder Peitho sein kann; für jene ist sie yiog für das überlieferte Tttlwog (wofür man
nicht genügend charakterisiert, aber für Peitho TCtlsHvg und anderes vermutete) schreibt, und
pafst alles : hier handelt es sich um Überredung aus den Mythen des Dionysos und Kunstdar-
der spröden Jungfrau durch den Mann, die 40 Stellungen den Dionysos iteläyiog für die
eigentliche Bedeutung der Peitho; und das thrakische und thessalische Küste und die
Instrument in ihrer Linken unterstützt diese Ufer des Euripos erweist. Die von Maafs vor-
Deutung : sie hält an einer Schnur das be- geschlagene Lesart hat allgemeine Zustimmung
kannte Zauberrädchen (tvyi Find. Pyth. 4, 380, gefunden, vgl. Bach bei Bursian 66 (1892),
Engelmann ob. Bd. 2 Sp. 772), das unwidersteh- 354. Drefsler, Triton 1, 14, 7. (Progr. Würzen
liehen Liebeszauber auf die Widerstrebende aus- 1892.) Toepffer, Att. Geneal. 114,1. Kretschmer,
übte. Gerade wegen dieses Zauberrades dürfen Einl. in d. Gesch. d. griech. Sprache 243, 6.
wir hier ein gesichertes Bild der Peitho auch Crusius, Der homer. JDionysoshymn. und die
ohne die Beischrift erkennen. [Weizsäcker.] Legende von der Verwandlung der Tyrsener,
Pelagaios (miayatog), Beiname des Posei- 50 Piniol. 48 (1889), 193 ff. bes. 210. 215. Tümpel
don in Patrai, Paus. 7, 21, 8; Zacher, Dissert. Jiövvaog Älisvg, Philol. a. a. 0. 681ff. (wo
Hall. 3 (1878), 86. Vgl. Pelagios nr. 1. [Höfer.] der Kult des Meer-Dionysos für klisTg [lllUrj]
Pelagia (Tlslccylc:), Beiname 1) der Aphro- in Argolis nachgewiesen wird). Tümpel, Philol.
dite, Artemid. 2, 37. Nach Lyd. de mens. 4, 51 (1892), 401, wo vermutet wird, dafs der
44, 2 p. 117 Wuensch opferte man der Aphro- Dionysos itsluyiog eine Form des fpelasgischen
dite Gänse, ort roTg vdetot xcäoovai, — Tti-layia Kabeiros' (s. Bd. 2 Megaloi Theoi Sp. 2537,
8s i] ÄcpQo8itr\, vgl. KalJcmann, Arch. Jahrb. 32 ff.) sei. Des weiteren sucht Maafs, Parerga
1 (1888), 235. Eine Inschrift aus Schwarz- Att. (Ind. Schol. Gryph. 1889), 9 nachzuweisen,
Korkyra (Curzola) erwähnt einen im Jahre dafs der Dionysos P. von Pagasai auch in dem
193 n. Chr. Veneri Pelagiae errichteten 60 Dionysos Mslavaiylg von Eleutherai zu er-
Tempel, C. I. L. 3, 3066 p. 392; Usener, Le- kennen sei, und ebenso (Gott. Gel. Anz. 1889,
genden der heiligen Pelagia 21, wo auch die 803 f.) in dem Dionysos Mslccvaiyig von Her-
übrigen Kultnamen der Aphrodite als Göttin mione, dem zu Ehren ein Wetttauchen (Paus.
des Meeres verzeichnet sind, vgl. Bd. 1 Aphro- 2, 35, 1) stattfand; zugleich wird an die Be-
dite Sp. 402, 31 ff. Preller- Jordan l3, 447. deutung von ulyeg = ^Wellen' erinnert; auch
Kult der Aphrodite Pelagia in Tiryns nimmt der lemnische Kult des Dionysos P. stammt
an Tümpel, Philol. 1892, 394 ff. Wie Usener aus Thessalien (G. G. A. a, ä. O. 809 f.). In
a. a. O. ausführt, haben die christlichen Le- Athen soll Dionysos Melpomenos (s. d.) = Pe-
1815 Pelagon Pelanor 1816
lagios sein, Maafs, De Lenaeo et Delphinio 9 (s. d.). — 5) Führer der Pylier, Gefährte des
(Ind. Schol. Gryph, 1891/92). In der jugend- Nestor, Harn. U. 4, 295. — 6) Lykier, Genosse
liehen schwimmenden Gestalt auf derFrancois- des Sarpedon, Hom. Tl. 5, 695. Faesi zu Hont.
vase, die von Gaedechens Bd. 1 s. Glaukos 11. 5, 677; Friedländer, Jb. f. II. Phil. Suppl. 3
Sp. 1685, lff. auf Glaukos gedeutet wird, er- a.a.O. 822; vgl. aber auch Schol. Hom. Tl. 5, 695.
blickt 0. Wulff, Zur Iheseussage 183, 138 den — 7) Kalydon. Jäger, Ov. Met. 8, 360. [Höfer.]
Dionysos TtsXäyiog. — 3) der Götter des Meeres Pelagones s. Pelagon.
im allgemeinen, Flut, mor. p. 161 d (Sept. sap. Pelagos (TltXuyog), das Meer als Gottheit
conv. 18). Vgl. Pelagikos. [Höfer.] (= Pontos [s. d.]), Sohn der Gaia, Hes. Theog.
Pelagon (TlriXaycov), nach Suid. s. v. JJrjXa- 10 131. Mit Chthon und Aither zusammen bei
yovog- ovoilcc riyccvxog. Bei Kallim. Hymn. Meleagr. in Anlh. Pal. 5, 177. Vgl. Pontos,
in Iov. 3 heifst Zeus TliqXayövojv iXaxtjo, wozu Thalassa. [Höfer.]
das Schol. und Etym. M. 669, 51 bemerken Pelaia? (UriXaial). Nach (Dicaearch) Descr.
TIi]Xayövsg oi yiyavxbg tkxqcc xb ix TtrjXov (wie Gr. 2, 7 in Geogr. Graec. min. Müller 1, 107
auch ein Gigant selbst JJi]lbvg heifst, Tzetz. = Dicaearch. Mess. quae supersunt ed. Fuhr
Theog. 94 und dazu M. Mayer, Gig. u. Tit. 408 flofs der vom Pelion herabströmende Bach
259 f.) ysyovivai, xovxtcxiv f'x yfjg, also = yr\- Brychon an dem aXßog xfig n.i]Xaic(g vorbei ins
ysvstg, M. Mayer a. a. 0. 28. Über Strabo 7, Meer; vgl. Bursian, Geogr. v. Griechenl, 1, 97.
331 fr. 40: kcci oi Ttxävsg (Verwechslung mit den Nach Osann bei Fuhr a. a. 0. 419 ist unter
Giganten) inlrjd-rjaav TlriXayoveg s. Mayer a. a. 0. 20 TTrjXctLu ealiqua Dea in Pelio imprimis culta
28. 82 f.; vgl. 78, 59. Bei Hesych. ri-nXayövtg- et inde denominata' zu verstehen. Bei dieser
ytgovxsg,' Ttalcaol, ynytvüg vermutet Schmidt m. E. inhaltlich richtigen Erklärung stört nur
Ili]luy6v£g riyccvxsg TltXXaloi. etc. vgl. auch die Form TlriXcäa; wir kennen als Beinamen
0. Abel, Makedonien 32, 2. 0. Schneider, Ph Hol. der Hera TlrjUcc (s. d.); es wird an beiden
6 (1851), 495. Callimachea 1, 136. [Höfer.] Stellen TlrjUct zu schreiben und beidemal Hera
Pelagon (TlsXdyojv), 1) Freier der Hippo- zu verstehen sein. Vielleicht hängt der Bei-
dameia, (Hesiod) in den Eoien bei Paus. 6, name mit der Argonautensage zusammen; das
21, 11 = frgm. 165 Bzach. Darnach ist auf Holz zur Argo stammte aus den vditai Ur\-
der Amphora aus Ruvo (abg. Bd. 2 s. v. Oino- Xiov (Für. Med. 3) oder nach Ennius (Auct.
maos Sp. 775; vgl. Sp. 776, 28) der Name neben 30 ad Herenn. 2, 22, 34. Quintil. 5, 10, 84) aus
dem Kopf des getöteten Freiers nicht nsXag(yog) dem nemus (vgl. oben äXoog) Pelium; bei
zu lesen, sondern TlsXccy(ojv), zumal da der der wichtigen Rolle, die Hera als Beschützerin
fünfte Buchstabe nach Cec. Smith bei Kretschmer, des Jason spielt, liegt die Wahrscheinlichkeit
Die griech. Vaseninschr. 215, 10* und Anm. 5 nahe, auch die Stiftung dieses Haines dem
sicher ein Gamma ist, Walters, Catal. of the Iason zuzuschreiben, der nach Hesiod im Schol.
greek and, etruscan vases in the JBrit. Mus. 4 Pind. Nem. 3, 92 (fr. 40 Bz.) auf dem Pelion
165 nr. 331. 0. Kramer, De Pelopis fab. (Diss. auferzogen worden war. Auch Zeus ward auf
Lips. 1887) 12. — S. Beinach, Bepert. des vases dem Pelion verehrt (Dicaearch) a. a. 0. fr. 2.
1, 261 liest TIsXciq . . ., während er a. a. 0. 1, E. Meyer, Gesch. d. Altert. 2 S. 94. [Höfer.]
377, 6 TItXixy(cov) angiebt. TIsX<xQ(y6g) steht auch 40 Pelanor (TIsXävojQ) bieten sämtliche Codices
noch C. T. G. 4, 8422, TTEAAP . . bei Newton- (auch der von Wagner entdeckte Vaticanus) des
Hicks, Anc. greek inscr. in the Brit. Mus. 3 Apollodoros (2, 1, 4) für den sonst reXcivag (s. d.)
zu nr. 600. — 2) Vielleicht Kämpfer auf einer gelesenen Namen des argivischen Königs. Diese
fragmentierten Vase aus Naukratis mit der Lesart TJsXö.v(üq scheint beachtenswert, und es
Darstellung einer Amazonenschlacht nach der fragt sich, ob man dafür mit Hercher rsXävcog
Ergänzung von Walters a. a. 0. 2, 273 nr. 601,,,, korrigieren soll; auch A. Ludivich, Textkritische
der allerdings auch Ts'jXa^cov aus der Bei- Untersuchungen über d. mythol. Schol. zu Hom.
schrift MOAA>/ zu ergänzen für möglich hält. Was (Ind. Lect. Königsb. S. S. 1900) 1, 21
— 3) Sohn des Amphidamas (fehlt Bd. 1), ein schreibt TIsXävcoQ. Der Name könnte mit JIsX-
Rinderhirt, von dem Kadmos das ihm vom 50 cgrau, alt' (vgl. Fick - Bechtel, Die griechisch.
Orakel bezeichnete Rind kaufte, Schol. Für. Personennamen 405 und den Art. Peleiades
Phoen. 638 und Orakel ebend. (s. den Art. 3 a. E.) und -rivcag (-üvcoq) zusammenhängen
Kadmos Bd. 2 Sp. 834, 41 ff.). Apollod. 3, 4, 1 und dieselbe Bedeutung haben, die Pape-
(s. d. Art. Kadmos Sp. 835 Anm. 1). Paus. 9, Benseier für rsXävcoQ flak. Äfürp, also = rsocc-
12, 1. Schol. Hom. Tl. 2, 494. — 4) Sohn des vag 'Oldermann') annimmt; denn an das ka-
Asopos und der Metope (s. d. nr. 1) Apollod. rische yiXav (s. unten) zu denken, wie Stoll
3, 12, 6, den Diod. 4, 72 (vgl. Wesseling z. d. s. v. Gelanor thut, ist wohl kaum möglich.
St.), IJsXaayog nennt. Nach Tümpel, Philol. Zu dem Art. Gelanor (Bd. 1 s. v.) ist zu be-
1890, 714f. (vgl. d. Art. Kombe Bd. 2 Sp. 1277) merken, dafs von den dort angeführten Stellen
ist dieser Pelagon Eponymos der TIsXuyövsg 60 folgende nicht die Lesart rsXävcoQ haben:
= TLsXa-G-yoi (= -yovoi); vgl. auch E. Meyer, Apollod. (s. oben), — Eust. ad Hom. II. 37, 32
Forsch, z. alt. Gesch. 1, 32, 4. — F. A. Pott, CEXXccvcoq) - - Schol. Hom. TZ.' 1, 42 (EXccvag,
Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. 3 (1857 — 1860), 'EXXdvag s. Ludwich a. a. 0. 22) -- Steph. Byz.
311 erklärt den Namen dieses Asopossohnes s. v. HovdyyEXcc, wo nur die Notiz steht: ncc-
= fwie ein Meer austretend', nach Analogie Xov6i . . ol Kägsg . . yiXav . . xbv ßaaiXta.. -
von noxccubg -jttXctyL&i (Herod. 1, 184), Fick- Nach E. Meyer, Forsch, z. a. Gesch. 1, 89 stammt
Bechtel, Die griech. Personennamen 421 fassen Gelanor vielleicht aus der Phoronis und kam
TlsXäycov (überhaupt) als Ethnikon = TlriX^ycov möglicherweise schon bei Hesiod vor. [Höfer.]
1817 Pelarge Pelasgos 1818
Pelarge (üi-XciQyri) s. Isthmiades u. Megaloi andern Teilen von Griechenland als Vorgänger
Theoi Bd. 2 Sp. 2536 Z. 49 ff. ; Bd. 2 Sp. 2539 der Hellenen genannt werden, so kommt natür-
Z. 51 ff. Schümann- Lipsius, Griech. Altert. 24, lieh Pelasgos als Name des Stammgründers
115. Ein Kult der Pelarge in Ephesos ist auch in verschiedenen andern Gegenden vor.
anzunehmen, falls die Ergänzung von Newton- Der arkadische Pelasgos trägt so wenig wie
Hicks, Anc. greek inscr. in the brit. Mus. 3, jeder andre irgendwelche individuelle Züge; er
600 p. 221 Il]ilaQ[yf]<s das Richtige trifft. Doch war aber der erste Mensch und der erste König
ist die von Hicks a. a. 0. vermutungsweise auf seines Volkes [wobei Pausanias die kluge Be-
Pelarge bezogene Inschrift einer Vase im brit. merkung macht, es seien wahrscheinlich noch
Museum zu Pelagon (s. d. nr. 1) zu ergänzen. 10 andre mit dem Pelasgos gewesen und nicht
[Höfer.] er allein; denn über wen hätte er sonst ge-
Pelasgia (HsXo:ßyia), Beiname der Hera auf herrscht? — woher bekamen Adams Söhne ihre
Samos, das n^Xotayiäog eögccvov "Hqag (Dion. Frauen?]; er begründet die ersten Anfänge der
Per. 534) heifst, Eust. ad Dionys. Per. 533 und Kultur, erfindet Hütten zum Schutz gegen Kälte,
Paraphrase p. 383 Bernhardy. [Höfer.] Regen und Hitze, die Kleidung aus Schweins-
Pelasgikos (TItXa6yi%6g), Beiname des Zeus (Schaf- ?)fellen und lehrt die Unterscheidung
in Dodona (ob im pelasgischen Thessalien von nützlicher und schädlicher Pflanzenkost,
oder Epeiros, ist zweifelhaft, Litteratur bei besonders den Genufs der Eicheln, der bei den
Robert- Preller 123, 3 und dazu besonders Arkadern noch in historischer Zeit gebräuchlich
E. Meyer, Forsch, z. alt. Gesch. 1, 37 ff.), Hom. 20 war, und nach ihm erhält Arkadien den Namen
II. 16, 233; Strabo 5, 221; 7, 327; Eust. ad Pelasgia. Dieser Pelasgos ist auch, obwohl hier
Dion. Per. 347; ad Hom. 11. 1057, 42. 51; Ano- Sohn des Triopas genannt, bei Hyg. fab. 225
nym. Ambros. in Anecd. rar. ed. Schoell und gemeint, wenn ihm der erste Bau eines Zeus-
Studemund 1, 265, 85; Anonym. Laur. ebend. tempels in Arkadien zugeschrieben wird. Die
266, 75. Kaibel, Epigr. 995, 9. Über die Arkader wollten mit diesem ihrem Autochthon
Lesungen üeXagyL-nog oder TL£la6Tiy.6g statt offenbar ähnlich wie andre Stämme den ihrigen
Yli:lucyiY.6s s. E. Meyer a. a. Ü. 50, 4. Vgl. als den ältesten darstellen, vgl. 'AgKädsg FLs-
Pelasgia, Pelasgis. [Höfer.] Xaayoi Herod. 1, 146. Sie werden darin frei-
Pelasgis (TlaXaGyLg), 1) Beiname der Hera in lieh von den Phliasiern überboten, die ihren
Thessalien, Apoll. Bhod. 1, 14 und Schol. z. d. 30 Autochthon Aras, den Zeitgenossen des Prome-
St. Dion. Per. 534; vgl. Hera Bd. 2 Sp. 2082 theus, noch drei Menschenalter älter als den Arka-
Z. 12 ff. und Pelasgia. — 2) der Demeter in der Pelasgos und die Athenischen Autochthonen
Argos, Paus. 2, 22, 1; s. Pelasgos nr. 4; ferner ansetzten, Paus. 2, 14, 4. Den arkadischen
Bd. 2 Kora Sp. 1294, 41 ff. E. Meyer, Forsch. Pelasgos nennt dafür ein pindarisches Fragment
z. alt. Gesch. 1, 98. 101, 2 und dazu Enmann (Frgm. ine. nr. 84, 8) älter als den Mond „TtQ06t-
Bd. 3 Niobe Sp. 378. [Höfer.] Xccvcäov 'AQuadla. TLtlacyov, und auch die Arka-
Pelasgos (TJsXaayog), Name mehrerer sagen- dier selbst wurden nQOßsXnvaioi und die älte-
hafter Stammväter pelasgischer Stämme. sten Bewohner des Peloponnes, üsXaaylg %&mv,
1) Nach der Sage der Arkader soll Pelasgos vor der Herrschaft der Deukalionen, d. h. der
der erste Mensch in ihrem Lande gewesen sein, 40 Hellenen, genannt, Apoll. Bhod. 4, 263 ff. und
Paus. 8, 1, 4, und das Land von ihm den Schol. Wenn Akusilaos bei Apd. 2, 1, 1, 5 den
Namen Pelasgia erhalten haben, ibid. 6. Er galt arkadischen Pelasgos zum zweiten Sohn des
für einen Autochthonen. Pausanias beruft sich Zeus und der argivischen Niobe neben Argos
hierfür auf Asios {Frgm. 8): avtLd-zov de Tis- macht, so ist damit dasselbe ausgedrückt, wie
Xccßybv iv vtyiy.6uoiGiv öqzgci yccla [LtXaiv cevt- mit der Autochthonie, denn Niobe ist zweifels-
dcoxzv, i'vcc Q-vvr&v yivog £ir\, worin zugleich ohne Erdgöttin, wenn sie auch hier als
die Bestimmung des göttergleichen Erdensohns Tochter des Phoroneus und Schwester des Apis
zum Stammvater des Menschengeschlechts mit erscheint: es kommt nur neben der Auto-
aller Deutlichkeit ausgesprochen ist. Aber auch chthonie noch die Vaterschaft des Zeus, die die
schon Hesiod nennt Pelasgos einen Auto- 50 Autochthonie nicht ausschliefst (vgl. die Geburt
chthonen Frg. 70 Mzach, bei Apollod. 2,1, 1,5 der Erichthonios, und die nahe Verwandtschaft
und 3, 8, 1, Serv. z. Verg. Aen. 2, 83, während des Urarkaders Pelasgos und des Urargivers
er nach Akusilaos bei Apoll, a. a. O. ein Sohn Argos) zu bestimmtem Ausdruck; über Niobe
des Zeus und der Niobe, der Tochter des Pho- als Erdgöttin s. Thrümer , Pergamos 28 — 30,
roneus, und Bruder des Argos war, nach dem Enmann, Niobe, oben Bd. 3 Sp. 388 ff.
die Bewohner des Peloponnes Pelasger genannt Als Gattin des Pelasgos wird genannt die
worden seien. Auch Ephoros folgte nach Okeanide Meliboia, Apollod. 3, 3, 1, oder die
Strabon 5, p. 221, dem Hesiod, indem er die Nymphe Kyllene, ibid. u. Schol. Eurip. Orest.
Pelasger aus Arkadien stammen läfst mit Be- 1642, die als arkadische Bergnymphe besser zu
rufung auf Hesiods Angabe, dafs Lykaon, der 60 ihm pafst, oder endlich Deianeira, Dion. Halik.
söhnereiche Bevölkerer Arkadiens, ein Sohn des Arch. 1, 13, nach Pherekydes. Als Sohn des
P. gewesen sei, Hes. Frg. 71 Bzach. Darnach Pelasgos erscheint einstimmig Lykaon, doch ist
galten die Pelasger als Urbevölkerung von Arka- nach Pherek. a. O. Kyllene die Gattin des Ly-
dien (Hesiod, Ephoros, Pausanias), na,ch andern kaon, und seine Mutter heifst Deianeira.
auch vom ganzen Peloponnes, bes. von Argos Dieser arkadische Pelasgos scheint trotz
(Akusilaos a. a. 0., Euripides im Archelaos frgm. abweichender Genealogieen mit dem argivischen
230 N., Strabon 5, p. 221, Aeschyl. Hiket. 254). (s. u. Nr. 4) ursprünglich identisch zu sein, und
S. oben Sp. 1348 f. Da die Pelasger auch in so sehr man sich versucht fühlt, in ihm, wie in
1819 Pelasgos Pelasgos 1820
Argos, nichts als rein genealogische, vorn Ur- Pelasgos mit Pelasgos 4 bis auf' den Vater-
heber des Stammbaums erfundene Gestalten namen identisch erscheint, so liegt in der Ver-
zu sehen, so weist doch in Argos Verschiedenes schiedenheit des Vaternamens entweder ein
auf eine altertümliche Heroenverehrung hin, Irrtum oder eine bestimmte Absicht vor. In
vgl. Art. Niobe, oben Bd. 3 Sp. 378, Grab eines der Notiz der Schal. Find. Ol. 3, 28: die Hyper-
Pelasgos in Argos, Paus. 2, 22, 1. In Arkadien boreer hätten ihren Namen von Hyperboreos,
dagegen ist an Stelle des Stammheros Pelasgos dem Sohne des Pelasgos, Sohnes des Phoroneus
später als Eponymos sein Urenkel Arkas, der und der Perimele, wird Pelasgos zum Vater
Sohn des Zeus und der in eine Bärin verwan- des Hyperboreos gemacht, und dadurch dieser
delten Kallisto, getreten. Statt eines Grabes des 10 letztere an den Peloponnes, nicht Pelasgos an
Pelasgos, wie in Argos, finden wir hier ein Grab Thessalien geknüpft, obwohl auch diese Wen-
des Arkas beim Altar der Hera in Man t in eia, düng sich findet bei Philostephanos in Schol.
Paus. 8, 9, 4, und nicht die Statue des Pelasgos, Pind. Ol. 3, 28, der den Hyperboreos zu einen
sondern die der Kallisto, des Arkas und seiner Thessaler macht, vgl. Crusius, Art. Hyper-
Söhne weihen die Tegeaten nach Delphi nach boreer, oben Bd. 1 Sp. 2817 u. 2809.
ihrem Sieg über die Spartaner, 369 v. Chr., 6) Sohn des Palaichthon, König von Argos
Paus. 10, 9, 5. Pomtoiv, Athen. Mitteil. 1889 zur Zeit der Ankunft des Danaos und seiner
S. 15 ff. Xenoph. Hell. 7, 1, 23 ff. Diese Er- Töchter, Aesch. Hik. 250, 1010, vgl. Waser,
setzung des Pelasgos durch Arkas hängt vielleicht Arch. f. Belig. Wiss. 2, 51. Der Name_ des
eben damit zusammen, dafs Pelasgos auch von 20 Vaters ist durchsichtig genug, und zum Über-
den Argivern als einer ihrer Stammheroen in flui's heilst er auch noch yrjysvrig. In diesem
Anspruch genommen wurde. Stück tritt ganz klar zutage, dafs Pelasgos als
2) Pelasgos, Sohn des Zeus und der Niobe, Name des Königs nur gewählt ist, um da-
Bruder des älteren Argos; nach Apoll. 2, 1, 1,5. durch ihn als Vertreter der alten pelasgischen
Dion. Hai. 1, 11 = Pelasgos 1. Bevölkerung von Argos gegenüber Danaos und
3) Pelasgos, aus Argos nach Arkadien aus- den Danaern zu kennzeichnen,
gewanderter Sohn des Arestor, Enkel des Ek- 7) Sohn des Agenor, Hyg. fdb. 124, König
basos, Urenkel des Argos, Gründer des arka- von Argos, Nachfolger des Triopas.
dischen Parrhasia, Charax bei St. Byz., s. v. 8) Sohn des Inachos, Schol. Ap. Bhod.
IlaQQccaicc, Bruder des Argos Panoptes, der 30 1, 580; wenn auch Argos Panoptes nach As-
nach Pherekydes bei Schol. Eurip. Phoen. 1116 klepiades bei Apd. 2, 1, 3, 3 ein Sohn des Ina-
und Apollod. 2, 1, 3, 3 Sohn des Arestor, aber chos heilst, so hätten wir hier wieder ein Brüder-
Apd. 2, 1, 2, 2 Sohn des Agenor heilst. paar Pelasgos, Argos, wie jenes der Gründer des
4) Pelasgos, Sohn des Triopas und der Soi's, arkadischen und argivischen Stammes, nur dafs
Schol. Eurip. Orest. 920 Toio-ncc d'lv. HcotÖog dieses von Zeus und des Phoroneus Tochter
tytvovtoäidviioi ^hvIIslcc6ybg-nccl"Ia6og,vsmx£Qoi Niobe abgeleitet wird. Da nun auch Inachos
dh'AyrjvcoQ xui Edv&og, Hyg. fdb. 145, Enkel des (Apollod. 2, 1, 1, 2, Tzetz. ad Eye. 178, Hyg. fdb.
Pborbas, Urenkel des alten Argos, Paus. 2,22, 1 143 u. 145) selbst Vater des Phoroneus ist und
(2, 16, 1 wird er unter den Söhnen des Triopas so dieser zum Bruder des Pelasgos und Argos
neben Iasos und Agenor nicht genannt). Er 40 wird, deren Grofsvater er anderweitig heilst,
nimmt die Demeter, als sie nach Argos ge- so haben wir hier nur ein weiteres Beispiel
kommen, in sein Haus auf, wo Chrysanthis, die der grenzenlosen Willkür, die in diesen Genea-
um den Raub der Köre wufste, ihr denselben logieen herrscht.
erzählt, Paus. 1, 14, 2; und erbaut das 9) Sohn des Poseidon und der Larissa {Dion.
Heiligtum der Demeter Pelasgis, in dessen Nähe Halik. 1, 17, Schol. Ap. Bhod. 1, 580), Bruder des
sein eigenes Grab gezeigt wurde, Paus. 2, 22, 2. Achaios und Phthios. Diese drei Brüder ver-
Chrysanthis scheint des Pelasgos Schwester ge- liefsen nach Dionys. sechs Menschenalter nach
wesen zu sein; vgl. Hyg. / ab. 145, wo nach Tri- Pelasgos 1 den Peloponnes, vertrieben die in
opas statt ex hoc Eurisabe Anthus Pelasgus, Hämonien und Thessalien ansässigen Barbaren
Agenor zu lesen ist Iasus Chrysanthis Pelasgus, 50 und teilten sich in das Land, dessen drei Teile sie
Agenor, indem deutlich in dem unverständlichen nun Pelasgiotis, Achaia und Phthiotis nannten.
Eurisabe Anthus der selten vorkommende Name Die sechs Menschenalter stimmen, wenn wir nach
Chrysanthis mit dem häufigen Iasus zusammen- Paus. 2, 22, 1 (oben nr. 4) die Reihe aufstellen :
geflossen ist. Seine Tochter Larissa giebt der Phoroneus
von ihm erbauten Burg von Argos den Namen,
Paus. 2, 24, 1 ; Hellanik. fr. 37, Strabon p. 370.— Niobe
Strabon bemerkt p. 369 bei der Aufzählung der '^--~^
verschiedenen Benennungen von Argos, dafs Pelasgos-Argos 1
nicht blofs das achäische, sondern auch das
thessalische Argos das pelasgische genannt 60 Phorbas 2
worden sei: Dieser Pelasgos erscheint als Be-
gründer des Ackerbaues und der Stadtbefestigung Triopas 3 '
in Argos, und scheint ursprünglich kein andrer
als Pelasgos 1 zu sein. Pelasgos 4
5) Pelasgos, Sohn des Phoroneus und
Gründer von Larissa, Bruder des Iasos und Larissa 5
Agenor, Hellanik. b. Eustath. zu II. 3, 75, p. 385 |
= Kinkel, Ep. gr. fr. 1, p. 209. Da dieser Pelasgos, Phthios, Achaios 6.
1821 Pelates Pele 1822
10) Yater des Chloros, Grofsvater des Hai- 255. Früher schrieb man Belates. S. Bd. 2
mon, Steph. Byz. s. v. Ai^ovia. Lapitheu Sp. 1858, 57 ff. [Stoll.]
11) Vater des Haimon, Grofsvater des Thes- Peldekeitis (IltlSs-Auris), Beinarne — wohl
salos, Bhian. b. Schol. Ap. Bhod. 3, 1089, Strab. lokaler — der Artemis auf einer Inschrift aus
9, 443 f., JDion. Halik. 1, 17; vgl. oben Bd. 1 dem Tempel des Zeus Panamaros bei Stratoni-
Sp. 1815 Art. Haimon. keia, Corr. hell. 12 (1888), 269, 54. [Höfer.]
12) Bei Schol. IL 2, 681 ist Pelasgos, wie Pele (pele) ist die etruskische Umformung
Achaios und Phthios, ein Sohn des Haimon des griech. Peleus [Deecke in Bezzenb. Beitr.
und der Larissa, Enkel des Thessalos und 2, 119 nr. 82). Die Form ist belegt auf -einer
Gründer des thessalischen Argos. 10 clusinischen Gemme in Skarabäusform (ver-
13) Vater des Kranon, Steph. Byz. s. v., des ötfentlicht im Bull, dell' Inst. 1859, 5. 82 und
Eponymen der thessalischen Stadt Kranon. von Fabretti, C. I I. nr. 484 bis), auf zwei
li) Vater des Dotos, des Eponymen des Gemmen unbekannter Herkunft, aus Uarneol
dotischen Gefildes, Steph. Byz. s. v. Jmxiov. und in Skarabäenform (die eine veröffentlicht
15) Vater des Phrastor von Menippe, der von Caylus 7, pl. XXHI ; Winckelmann, Monum.
Tochter des Peneios, Hellanil', bei Dion. Halik. 'med. 166 nr. 125; Lanzi 2, tav. IX und von
1, 28. Fabretti C. I. I nr. 2539; die andere von
10) Sohn des Asopos in Phlius und der Lanzi 2, 155 = 124 nr. 13 tav. IX, nr. 2 und
Tochter des Ladon, Diod. Sic. 4, 72. von Fabretti C. I I. nr. 2540); ferner auf vier
17) Ganz allgemein als Vertreter (König?) 20 Bronzespiegeln, nämlich einem des Florentiner
der Pelasger in Thessalien wird Pelasgos von Museums, wahrscheinlich unbekannten Fund-
Baton v. Sinope genannt bei Athen. Deipn. ortes (veröffentlicht von Dempster 2, tav. LXXXXI,
14, 659 E. F., vgl. Plut. Pyrrh. 1, wo Pelasgos dazu Bonarr. 19; Lanzi 2, 217 = 172, tav.
nach der deukalionischen Flut nach Epirus ge- XII nr. 1; Baoul-Bochette, Monum. ined. 1, 4 sqq.
kommen sein soll. pl. HI nr. 2; Gerhard, Ftr. Spiegel 3, 213 tat'.
Es lassen sich in dieser Menge von Trägern CCXXVI; Conestabile Iscr. etr. 195 tav. LIX
des Namens Pelasgos deutlich zwei Gruppen nr. 206 bis; Fabretti C. I. I. nr. 109; einem
unterscheiden, die peloponnesische und die zweiten bei Perusia gefundenen, veröffentlicht
thessalische, und in jener wieder eine arkadische von Vermiglioli im Giorn. scient. lett. di Perusia
und argivische, die aber vielfach durcheinander 30 1846 (mit Abbildung) und von Fabretti C. 1. 1.
gehen. Die Unterscheidung so vieler Pelasgos nr. 1068; einem dritten, zu Volci gefundenen
ist das Werk der Genealogen, die, wo das Auf- und jetzt imVatikanischen Museum befindlichen,
treten von Pelasgern einen Eponymos erforcier- veröffentlicht von Gerhard, Ftr. Spiegel 3, 212
lieh machte, ihn in eine ihnen passend er- Taf. CCXXIV; von Brunn im Bull, dell' Inst.
scheinende Genealogie einzureihen wufsten. 1837, 130. 214; im Mus. etr. Vatic. 1, tav. XXXV,
Ursprünglich dachte man sich natürlich nur nr. 1 und von Fabretti C. I. I. nr. 2158; und
einen Pelasgos als Stammheros der Pelasger. endlich einem vierten etwas verdächtigen un-
Dieser trat in Arkadien hinter Arkas, in Argos bekannten Fundortes , in der Sammlung des
hinter dem jüngeren Pelasgos zurück, dem Vicomte de Jansee und veröffentlicht von
Gründer des Demeterkults, dem Erbauer des 40 Conestabile im Bull, dell' Inst. 1862, 25 und
argivischen Larissa, der dadurch vor den übrigen von Fabretti C. 1. 1. nr. 2519 bis. Einige weitere
ausgezeichnet ist, dafs in Argos sein Grab bei Belege sind unsicher. So ist in der Lesung
dem Heiligtum der Demeter Pelasgis lag, er nicht gesichert das j:>ele zu Anfang einer In-
aiso offenbar eine Art Heroenkult genofs. Aber schritt auf dem Architrav eines Grabes zu
da der Name der Pelasger nicht nur am Pelo- Bomarzo, veröffentlicht von Vittori Mem. storiche
ponnes, sondern auch an der thessalischen sulla cittä di Polimarzo oggi Bomarzo 46 (vgl.
Ebene, der Pelasgiotis, dem ■jtslaayiv.bv "Ag-yog Bull, dell Inst. 1831, 6 und Vermiglioli Iscr.
haftete, so tauchen auch in Thessalien ver- Perug. 248 not. 4), sofern Fabretti (C. I. I nr.
schiedene Pelasgos auf, von denen der Eponym 2430) meint, es könne vielleicht vele, ein be-
von Pelasgiotis, als Sohn des Poseidon und der 50 kannter Gentilname, zu lesen sein. So ist in
Larissa, durch diese auf den argivischen Pe- der Deutung unsicher das a- pele || ellan at auf
lasgos zurückgeführt wird, während die übrigen einem cylindrischen Gerät von Stein, welches
eben schlechtweg als Ahnherren der Eponymen bei Perusia ans Licht kam und veröffentlicht
verschiedener thessalischer Städte und Gegenden, ist von Conestabile im Bull, dell' Inst. 1866, 82
Kranon, Dotion, ja Haimonia und Thessalia und von Fabretti C. I I. nr. 1920 bis. Auf
selbst figurieren und diese dadurch als pelas- Lesung und Deutung dieser Inschrift werde
gische bezeichnet werden. ich unten zurückkommen. Gefälscht endlich
Litteratur: Ed. Meyer, Forschungen z. alten ist das von Orioli Ann. dell' Inst. 1854, 53 und
Gesch. 1; Busolt, Griech. Gesch. 1, 27 ff.; Preller- Fabretti C. 1. 1. nr. 1073 veröffentlichte Bruch-
Bobert, Gr. Myih. I4, 79 f., 83, 129 u. ö. bes. 60 stück einer bleiernen Aschenkiste,
die Artikel Argos, Agenor, Arestor, Chrysan-- Die Darstellungen des pele sind die fol-
this, Ekbasos, Iasos, Inachos, Haimon, Hyper- genden: 1. Die clusinische Gemme hat nur die
boreer, Larissa. ^ [Weizsäcker.] Figur des Peleus mit der Beischrift pele;
Pelates {üuldr-ng), 1) ein Libyer, auf der 2 und 3: Die beiden anderen Gemmen haben
Hochzeit des Perseus, zu dessen Partei er ge- ebenfalls nur die Figur des Peleus, wie er sich
hörte, von Korythos verwundet und von Abas das Wasser aus den Haaren ringt, auch hier
getötet, Ov. Met. 5, 124. — 2) Ein Lapithe mit der Beischrift pele; 4. der Florentiner
auf der Hochzeit des Peirithoos, Ov. Met. 12, Spiegel zeigt die Entführung der Thetis (<8-e<9is)
1823 Pele . . Peleiades 1824
durch Peleus (pele), links davon eine dritte ddzg xug ögvsig cpigsiv vo\ligx£ov to. Au xr\v
Figur mit den Geberden des Schreckens, die ä^ßgoaLav, cog oi itoXXoi do'gd^ovciv (&6s\l-
als parsura oder tarsura (vgl. s. v. tarsura) be- vov ydg), diiec tag nXsidSag, Athen. 11
zeichnet ist; 5. auch der Perusinische Spiegel p. 490 d; vgl. 491 d 492 d, und nach Athen.
bringt die #e#is und den pele, jedoch ohne die a. a. 0. 490 e stammte diese Deutung der %i-
tarsura; 6. der Spiegel von Volci zeigt uns den Xsiai von der Dichterin Moiro und war auch
Peleus (pele) und die Atalante (atlnta) im Ring- von Krates von Mallos angenommen. Das
kämpf (s. Peleus); 7. dieselben beiden Figuren, Hinwegraffen der einen it&Xeuz bezog man auf
auch mit den gleichen Beischriften, jedoch mit den Umstand, dafs von den Pleiaden nur sechs
etwas verdächtigen Buchstaben, zeigt auch der io am Himmel hell sichtbar sind, während der
Spiegel der Sammlung Jansee. An diese letzteren siebente Stern verdunkelt ist, Athen. a.a.O.
beiden Spiegel schliefst sich auch das Stein- 492 d. Gegen diese auch von den Neueren
gerät von Perusia an, das angeblich die In- (F. D. Gerlach, Dodona S. 31. Ameis, Anhang
schritt a- pele || ellan at trägt'* Hierzu macht zu Hom. Od. 12, 62. Boscher, Nektar u. Am-
Deecke (in Bezzenbergers Beiträgen 2, 172 nr. brosia 10. 28 Anm. 52., vgl. Bd. 1 S. 281,
133) die Bemerkung: „verrät sich als Grieche 40 ff. 282, 30. 2754, 51 ff. Lorentz, Die Taube
durch den Zusatz ellanat". Die Inschrift ist im Altertume [Progr. Würzen 1886] S. 32 ff.)
in Wirklichkeit verlesen und enthält die beiden angenommene Deutung erhebt Einspruch H.
Namen pele und atlan.ta. Letzterer, als Küentzle, Über die Sternsagen d. Griechen
HAsU3 überliefert, ist vielmehr hA-JNA, und 20 (Diss. Heidelberg 1897) S. 9 mit dem Bemerken,
-+-A KA dafs schon die Namensform itiXuai eine Be-
dies ist bustrophedon zu lesen (vgl. z. B. sub Ziehung auf die nXniddsg ausschliefse. —
palmfi^e) als atlan ta. Unter dieser Voraus- 3) Die von dem Dichter der Patrokleia
setzung ist die Inschrift für echt zu halten. (Hom. B. 16, 234 ff.) entweder nicht gekannten
Wir haben also, wie man sieht, insgesamt drei oder, was E. Meyer, Forschungen zur alt.
Typen: 1. den Peleus allein; 2. Peleus und Gesch. 1, 44 wahrscheinlicher findet, blofs
Thetis; 3. Peleus und Atalante. Vgl. Peleus. nicht erwähnten (nach Apollodor bei Strabo 7
[C. Pauli.] , p. 329 sollen sie erst hinzugekommen sein, als
Pele . . {TIsls . . .). Eine Münze von Arno- Dione dem Zeus in Dodona ßvvvaog wurde)
rion in Phrygien wird von Imhoof- Blumer, 30 weissagenden Priesterinnen zu Dodona, vgl.
Kleinasiat. Münzen 1, 200, 18 folgend ermafsen Hesijch.: niXsiai Tttgißtsgccl xal cd iv Jco-
beschrieben: [AM]OPlAN^N links, . . . Unis \ . . . Swvn ftsortlgovcai [idvxsig. — Etym. Gud.
auf zwei Zeilen in Abschnitt. Bärtiger Flufs- 458, 25f.: niXsiäf itsgiaxtgai Xiyovxai xal
gott mit nacktem Oberkörper linkshin am \iavrsloci. - - Als die Kalydonier infolge der
Boden sitzend und den Kopf zurückwendend; spröden Zurückweisung des Dionysospriesters
mit der Rechten hält er einen Zweig und eine Koresos (s. d. nr. 1) durch Kallirrhoe (s. d. nr. 7)
auf dem rechten Knie liegende Urne , der von Dionysos mit Wahnsinn geschlagen worden
Wasser linkshin entfüefst; im linken Arm waren, schickten sie, wie Paus. 7, 21, 2 be-
Füllhorn. Die Darstellung des Flufs- oder richtet, nach dem Orakel in Dodona: rolg ydo
Quellgottes ist nicht die gewöhnliche. Leider 40 zrjv fasigov xavxnv olxovßi, xolg xs Alxcolotg
ist nicht zu entscheiden, ob die Inschrift des xal xoig 7i(>06%mQ0ig avxav 'Av.cx.QvaGi kccI
Abschnittes den Namen des Flusses gab oder 'H-itHQmxaig, ai niXsicaL xai xcc ix Sgybg fiocv-
ob etwa [Eni] TTEAE ... zu lesen sei. [Höfer.] xsv^axcc ^sxi%uv n&Xioxa icpcävexo cdi]&siag.
Pelegoii (nvXsymv), Sohn des Flufsgottes Nach Paus. 10, 12, 10, der hier kurz hinter-
Axios in Makedonien und der Periboia, einer einander die Formen niXsicci und ntUiddtg
Tochter des Akessamenos. Er war der Vater gebraucht, waren sie älter als Phemonoe (s. d.),
des Asteropaios, der als Führer der Paioner weissagten wie die Sibyllen i% &tov, und
vor Troja für Priamos focht und von Achilleus sollen zuerst die Verse verkündet haben: Zsvg
getötet wurde. Nach ihm sollen die Pelagoner, i)v, Zsvg toxi, Zsvg Zgosxcu- rä {LsyäXs Ztv. Fä
ein Zweig der Paioner in Makedonien, benannt 50 xccgTtovg dvist, Sib xfo'j&xs ^iccxeqo: yalav. Die
sein, II. 21, 141 ff. Strab. 7, 331 fr. 38. 39. Zahl der Peleiaden betrug in geschichtlicher
Exe. Strab. 7, 79 (Müller Geogr. gr. min. 2 Zeit, wie Herodot (2, 55) berichtet, drei; die-
p. 580). Steph. B.y. nnXayovi.cc. Iustin.7,1,5 selbe Zahl wird bezeugt durch Euripides im
(wo Pelegonus). Eust. ad Hom. B. 1228, 13. Schol. Soph. Trach. 172. Apollod. bei Strabo 7
Müller Proleg. 351. Dorier 1, 33. Deimling, p. 329 und läfst sich erschliefsen aus Strabo 7
Beleger S. 85. 0. Abel, Makedonien 33. Vgl. fr. la p. 453 Meineke (al xQElg nsQiaxsQa)
Pelagon. [Stoll. | iitixovxo). Nach Soph. Trach. 172 waren es
Peleiades, Peleiai (ntXtidötg, niXsiai). 1) (in mythischer Zeit) zwei, nach Serc. ad Verg.
Dichterische Bezeichnung für nXticcdeg; s. Plei- Am. 3, 466 eine. Was die Namen der Pe-
acles, — 2) Bei der Schilderung der von den 60 leiades betrifft, so lassen die Worte Herodots
niayxxai genannten Felsen drohenden Ge- (a. a. 0.), der seinen bei den Priesterinnen in
fahren heilst es: xfj \l£v x' ovdh noxr\xu naq^Q- Dodona selbst eingeholten Bericht mit den
Ttaxr\Q ivaQiQ'^iov slvca, Hom. Od. 12, 62 ff. NmdvdQrj, Üsyov rcräro:, nur die Annahme
Schon im Altertume war man über das Wesen zu, dafs dieses die Namen der bei Herodots
dieser niXnai im Zweifel: ov yag rag nsXsi- Anwesenheit amtierenden Priesterinnen waren.
1825 Peleiades Pelethronios 1826
Wenn E. v. Lasaulx (Das pelasgische Orakel einer Eiche, an deren Ästen Eicheln sichtbar
des Zeus zu Dodona S. 8) behauptet, jene drei sind, eine Taube sitzt, während am Fufse des
seien die stehenden Namen der Priesterinnen Stammes zwei andere sich gegenüberstehen,
gewesen, so widerspricht er sich selbst, indem Ob mit Lorentz a. a. 0. 37, 13 auf Münzen
er a. a. 0. 9 Anm. 82 Lanassa (Justin 17, 3, 4) von Halikarnal's (Eckhel, Doctr. num. vet. 2, 582)
als eine der Peleiades bezeichnet. Ausführ- der Dodonäische Zeus zwischen zwei Bäumen,
lieh berichtet Herod. 2, 54 ff. über den Ur- auf denen je eine Taube sitzt, zu erkennen
sprung der Peleiades: Nach der Überlieferung ist, scheint fraglich, vgl. Overbeck, Kunst-
der ägyptischen Priester seien aus Theben in Mythologie Zeus 210. Head, Hist. num. 527
Ägypten zwei yvvar/.sg ligsiai von Phoinikern io fig. 309. Catal. of greek coins of Curia etc.
geraubt, und die eine nach Libyen, die andere pl. 19, 2; vgl. p. 110 nr. 83. 85. p. 111 nr. 87,
nach Griechenland verkauft worden; diese zwei wo dieser Zeus als Zeus Askraios (?) bezeichnet
Frauen seien die Stifterinnen des Orakeldienstes wird. Strabo (fr. la p. 453 M. und bei Eust.
in Libyen bez. Griechenland. Nach dodo- ad Hom. Od. 1760, 42) erklärt den Namen
näischer Tempellegende dagegen seien zwei Peleiai daraus, dafs die Priesterinnen aus dem
schwarze Tauben aus dem ägyptischen Theben Fluge der Tauben prophezeit hätten. Aus
aufgeflogen; die eine sei nach Dodona ge- ägyptischer Anschauung erklärt den Namen
kommen, habe sich auf einer Eiche niederge- Creuzer, Symbolik 4, 181: fsie waren Witwen,
lassen und mit menschlicher Stimme die Stif- d. h. Frauen, die nach ägyptischer Priester-
tung eines Zeusorakels anbefohlen; die zweite 20 regel keine zweite Heirat schlössen, sondern
sei in gleicher Weise die Stifterin des libyschen nun ganz dem Gottesdienste lebten, wofür die
Ammonorakels geworden. Von dem Bericht schwarze Taube (nbXeiäg) das symbolische Bild
Herodots sind abhängig Sil. Ital. 3, 677. Serv. war (Horapollo 2, 32)'. Maspero bei Bouche-
ad Verg. Aen. 3, 466, und auch Pindar (frg. 58 Leclercq a. a. 0. 283, 2 verweist auf die als
Bergk* aus Schol. Soph. Trach. a. a. 0.) mag Tauben gebildeten Isis und Nephthys (s. Bd.
ähnlich erzählt haben, vgl. PreWer-i?oöeril, 125,1. 2, 463f. s. v. Isis); nach Le Moyne bei Arneth
Nach Herodots eigener Ansicht ist die ägyp- a. a. 0. 17 bedeutet Haura sowohl Priesterin
tische Sklavin, die in Erinnerung an den hei- als Taube, wie auch im Griechischen nach
mischen Dienst des thebanischen Zeus den dem Zeugnis des Servius (ad Verg. Ecl. 9, 13)
Orakeldienst in Dodona eingeführt haben soll, 30 linguä Thessala Peliades et columbae et va-
von den Dodonaiern deshalb 7ibXuäg genannt t ici uatrices rocantur. Dies scheint die ein-
worden, weil sie als Ausländerin von ihnen fachste Erklärung zu sein, doch verdient auch
zuerst nicht verstanden wurde und ihnen da- die Deutung Beachtung cpccal de nai xaxä xi]v
her wie eine Taube zu girren schien; erst x&v MoXoxrüv nai QbGnQOiröyv yXüxxav xag
später habe sie mit menschlicher Stimme yQcciag tisX Lag vMXtia&ou xul xovg ysQovxccg
d. h. verständlich gesprochen; schwarz heifse mXiovg. -aal toiog ovx oqvscc jjoav ai ftgvXov-
die fTaube' als Ägypterin. Über die Bedeu- y.bvca ntXtiädsg, ccXXä yvvcclxsg ygalcti xQtig
tung der Peleiades und ihren Dienst hat man tisqI xb isqov 6%oXä£ovoca, Strabo 1fr. la. Eust.
in alter und neuer Zeit viel vermutet, vgl. ad Hom. Od. 1760, 43 ygcciccg ngotp^xidag,
Lorentz, Die Taube im Altertume (Progr. 40 ag itsXsLag KaXtio&ca yXwocw MoXoxx&v, vgl.
Würzen 1886), 35 ff. mit älteren Litteratur- Schol. Soph Trach. a. a. 0. Abel, Makedonien
angaben, ferner Bouche-Leclercq, Histoire de 32, 2. Lorentz a. a. 0. 40. Noch andere (v. La-
la divination dans l'antiquite 2, 280 ff. Ludw. saulx a. a. 0. 9. Stein zu Herod. 2, 57. Wiede-
Hopf, Tierorakel und Orakeltiere. 156 ff. Wiede- mann a. a. 0.) nehmen den Namen P. für eine
mann, Herodots zweites Buch 248. Stützle, Das symbolische Bezeichnung, die von der späteren
griechische Orakelwesen u. bes. die Orakelstätte» Sage wörtlich aufgefafst und demgemäi's ratio-
Dodona u. Delphi (Progr. Ellwangen 1887) 1,19 ff. nalistisch erklärt wurde, und verweisen auf
Prophezeiung durch die Tauben selbst nehmen den analogen Gebrauch des Namens MiUßßoc
fdie einen' nach Schol. So2)h. Trach. a. a. 0. (s. Weniger s. v. Melissa Bd. 2 S. 2639 f.; vgl.
an; darauf weisen auch hier die Erzählungen 50 auch imtoi, n&Xoi, uqkxqi). Auch als Wolken-
von Mandylas (s. d.), von Helios (8. d. nr. 2), wesen hat man die Peleiades deuten wollen;
dem eine Taube das Orakel gezeigt haben Lorentz a. a. 0. 38 f. Stützle a. a. 0. 27 f. [Höfer.]
soll (Find. fr. 59. 60 Bergk* aus Schol. Hom. Peleides, -eiades, -eion, -eios = Achilleus
77. 17, 234), von Deukalion, dem in Epeiros s. d. u. Peleus.
eine Taube Orakel gegeben haben soll, Thra- Pelekys (WXtxvg), angeblicher Beiname des
sybulos und Äkestodoros im Schol. Hom. 11. Dionysos; s. Pelagios nr. 2. [Höfer.]
16, 233. Eudocia 108 p. 187 Flach. 200 p. 316. Pelethronios (IlBXe&QÖvLog), 1) Lapithe s.
Etym. M. 293, 6. Steph. Byz. s. v. Jmdmvi]. Bd. 2 Sp. 1858, 62ff. s. v. Lapithen. M. Kremmer.
Eudocia 127 p. 219; vgl. auch Philostr. Imag. De catalogis heurematum (Diss. Lips. 1900) 67.
2, 33 p. 387 Kayser. Dionys. Halic. 1, 14, 41. 60 Zum Namen vgl. Bezzenberger u. Fick, Bezzenb.
Auch kann, wofern die Darstellung nicht sym- Beiträge 16, 254. 282. Fick-Bechtel, Die griech.
bolisch zu deuten ist, hierher bezogen werden Personennamen 421. Osann, Ehein. Mus. 1833,
eine Bronzemünze der Epeirpten im Stifte 411 ff. W. Schulze, Gott. Gel. Anz. 159 (1897),
St. Florian (abg. Jos. Arneth, Über das Tauben- 909. — 2) IJtXt&Qoviog 6 XsLqcov , etnö xov
Orakel von. Dodona [Titelblatt]. Imhoof- Blumer flaXb&Qoviov, iv a> ixodcpi] • oi dl TtoXvcpccQ^ccKog
u. Keller, Tier- und Pflanzenbilder auf Münzen. \ \gl. ebend. TTbXs&QÖviov 7ioXvcpuQua-nov), Hesycli.
u. Gemmen des kluss. Altert. Taf. 5, 28; vgl. Vgl. Bd. 1 Sp. 889, 46 ff. s. v. Cheiron. Osann
S. 33 nr. 28), auf deren Revers auf dem Gipfel a. a. 0. 415. [Höfer. ]
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 58
1827 Peleus (Name u. Etymologie) Peleus (Geschlecht) 1828
Peleus (nr\Xsvg, etrusk. Pele; s.d.). Auch die allegorisierende Deutung der späten
, „ . . Zeit geht von irriXög aus, wenn sie in dem
1. Namen und Etymologie. Helden die Erde sieht, die sich mit dem durch
Äolische Naniensforrn ist ürjXsvg wie ßccßl- Thetis personifizierten Wasser verbindet,
Xsvg, 'Äxobvg u. a., Herodian ed. Lentz 1, 241; Fulgentius, Mythöl. 2, 7; Tzetzes, Antehom. 67.
2, 628 u. ö; Etym. Magn. 189, 46; 575, 53; An letzterer Stelle sind Peleus und Thetis so
Ghoirob. in Bekker, Anecd. gr. 1237; Schol. durchaus kosmogonische Potenzen geworden,
Iheocr. 7, 3 u. a. m.; vgl. Ahrens, De graec. dafs als ihre gemeinsamen Eltern die Urmächte
ling. dial. 1 S. 13; Meister, Die griech. Dial. Chaos und Erebos angenommen werden.
1 S. 34; "Brugmawn, Griech. Gramm. S. 159; 10 Im Gegensatz zu der gebräuchlichen Ety-
0. Hoffmann, Die griech. Dial. 2 S. 526. 544 f. mologie wird Etym. M. 669, 54 der Name von
ILsXtg findet sich auf einer attischen schwarz- 7tdXX(o = v.iv& abgeleitet, offenbar unter Be-
figurigen Vase (München 380; Gerhard, Auserl. zugnahme auf die palästritischen Qualitäten
Vaserib. 227) ähnlich Upo/u^fs, 'OXvrrsg, vgl. des Helden. Der Zusammenhang mit TtrjXög
Kretschmer, Vaseninschr. S. 191; Meistern,, a. 0. ist insofern gewahrt, als ebenda 670, 32 itr]Xog
2 S. 60. 110; Ehrlich, Nomina auf -svg S. 6 von derselben Wurzel abgeleitet wird. Von
(weitere Litteratur bei Brugmanu a. a. O.S. 185). Neueren hat Preller, Griech. Myth."' 2 S. 395
Vgl. auch den Art. Pele (etrusk.). diese Etymologie aufgenommen und in Peleus
Wie Eustath. ad Hom. 1043, 4 mit Recht den „Schwinger der furchtbaren Todeslanze"
behauptet, ist Peleus der Heros Eponymos des 20 erkennen wollen. Das Verhältnis ist natür-
Peliongebirges in Thessalien (vgl. H. D. Müller, lieh das umgekehrte, und Peleus verdankt seinen
Mythol. d. griech. St. 1 S. 69 f. Manrihardt, W. u. Ruhm als Ringkämpfer gerade seinem Namen.
F. K. 53; vgl. jedoch auch ebenda S. 207) und
der (nach Herodian 1 S. 359. Steph. Byz. s. v.) "' <*escnlecnt.
dort liegenden Stadt ÜjjXiov oder nvXia, des Wo von der Abstämmling des Peleus die
späteren De me tri as, deren Einwohner LLnXittg Rede ist, erscheint er stets als der Sohn des
oder auch geradezu LlwXelg cenb tov LLvXtvg äginetischen Heros Aiakos, so bereits in einer
trLKOv genannt werden. Mit dem Namen steht der ältesten Partieen der Ilias, in welcher
vielleicht auch im Zusammenhange das thessa- auch Achilleus mehrfach als AiayJdrig be-
lische Pella, wo nach einem sonst nirgends 30 zeichnet wird, TL 15. 140. 854. 865; vgl. Robert.
erwähnten Paradoxographen Monimos oder Studien zur Ilias S. 357. Aiakos selbst ist
Mönymos dem Peleus und dem Cheiron erst verhältnismäfsig spät in Ägina lokalisiert
Menschenopfer gebracht sein sollen, Müller, worden. Seine Heimat ist ursprünglich Tb es sa-
F. H. G. 4 S. 454; freilich nennt eine Form der lien (Steph. Byz. s. v. Ata; Interpol. Serv.
Überlieferung (Müller a. a. 0.) statt dessen das Verg. Aen. 4, 402), aber nicht Lokris, wie
thrakische Pellene. Den Namen mit Manu- Gruppe, Gr. Myth. S. 90. 112 behauptet. Über
hardt, Ant. Wald- u. Feldl: S. 53 als Hypo- die mythologischen Beziehungen zwischen
koristikon von Peliarchos, Peliokrates Aigina und Thessalien vgl. K. 0. Müller,
oder gar von Ur\ls-nliag, der Weithin- Aeginetica S. 12ff. Thessalierin ist auch die
berühmte (ebend. S. 207) aufzufassen, liegt 40 Gattin des Aiakos, End eis, nach der Version,
kein Grund vor. welche sie zur Tochter des Cheiron macht
Nur durch die Vermittelung des Bergnamens (Hygiu. fdb. 14; Schol. Find. Nem. 5, 12; Schol.
hängt aber Peleus mit Ttr\X6g Lehm zusammen. Hom. TL 14); nach einer offenbar jüngeren
Dafs er an sich der Lehmmann wäre, der Version, die mit der Verpflanzung des Aiakos
griechische Adam, wie Welcher, Prometheus nach Aigina zusammenhängt, ist sie die Tochter
S. 87 annahm und neuerdings noch Preller- des megarischen Skiron (Apollod. 3,12, 6, 7;
Robert, Griech. Myth. 1 S. 81, hat H. D. Müller, Paus. 2, 29, 9, vgl. ebenda 1, 39, 6). Auch des
Mythol. d. griech. Stämme 1 S. 70 mit Recht Aiakos Mutter, die Eponyme Aigina, ist aus
bestritten. Der Name des Gebirges kommt Thessalien eingewandert. Nach Hesiod bei
freilich von irvlog her, so dafs dem antiken 50 Eustath. zu Hom. 112, 45 {fr gm. 84 Rzach*))
Ohre der Anklang nie verloren ging. Daraus und Pindar. Ol. 9, 104 ist sie die Gattin des
erklären sich auch die mannigfachen Wort- Aktor und Mutter des Menoitios, was in
witze mit diesem Namen. So wird schon in dem Schol. z. d. St. durch eine auf die Geburt
Hom. Batrachom. 19 ein Frosch nnlsvg, v. 209 des Aiakos folgende Versetzung der Heroine
ein anderer Tlnlsiojv genannt. Später braucht nach Thessalien erklärt wird, vgl. Bd. 2 Sp. 2796 f.
Philetairos bei Athen,. 11, 474 D IJr]lsvg als In dem Flusse Asopos, dessen Tochter sie
redenden Namen für einen Töpfer (IlnXsvg; ist, erkennt H. D. Müller a. a. O. S. 77 den
6 Ur\Xsvg §' iatlv ovo{ia ntQcc^ecog), offenbar melisch-trachinischen Flufs dieses
Eur. Iph. Aul. 701 parodierend (Vgl. Meineke, Namens (Hdt. 7,199; Sirabo 8, 382 u. ö). Diese
Com. graec. fragm. 5 S. 191). nr\Xtidr\g in diesem 00 mythologischen Anknüpfungen scheinen auf
Sinne aus einer Homertravestie des Euboios, einer Tradition des äginetischen Geschlechts
Polem.h. Ath. 15, 69d A; s. Poes.ej). graec. ludib. der Budidai zu beruhen (Didym. in Schol.
1 S. 52 Brandt. In ähnlicher Weise hörte man Pind. Nem. 6, 53), die sich hierdurch jedenfalls
aus demNamenO in eu s olvog heraus und machte aus dem thessalischen Budeion, der Stadt
dann den Witz: ^ itolu xbv Oivta nr\X£cc d. h. des Myrmidonen Epeigeus (Hom. TL 572), her-
mache den Wein dir nicht durch Zusatz von leiten wollten, wenn auch ihr Ahnherr B u d i o n
Gewürzen dick oder lehmig; S. Demetr. TZtpitQll. *) Die Mesiodtragmeute werden nach der J.euei]
171; Athen. 9, 383C: Eustath. ad Hom. 772, 37. grofsen Ausgabe von Rzach (Leipzig 1902) zitiert.
1829 Peleus (Telamon u. Phokos) Peleus (u. Eurytion) 1830
bei Didymos und Pythainetos in dem betr. Ps.-Plut. a. a. 0. ist Telamon der Tbäter,
Pindarscholion und bei Tzetz. z. Lyc. 175 als wäbrend Peleus nur an den Vorbereitungen
Einbeimischer erscheint. und an der Bergung der Leiche teilnimmt.
Als Bruder des Peleus, und zwar als alte- Das Mordwerkzeug ist nach den meisten Quellen
reu nach Ovid. Met. 7, 476, kennt das spätere der Diskos, mit welchem sie um die Wette
Altertum allgemein Telamon; bei Homer und werfen; nach Paus. a. a. 0. hätten sie statt
Hesiod wird dieses Verhältnis nie erwähnt, des Diskos den li&og tQaxvg benutzt, der auf
vgl. besonders Wilamowüz, Homer. Unters. dem Grabe des Ph. lag. Nach der Alcmaeonis
S. 245 ff. Der älteste Zeuge ist Pindar. Pyth. trifft Telamon mit dem Diskos Ph. am Kopfe
8, 140ff, während nach Pherekydes b. Apollod. 10 und Peleus schlägt ihn mit der Axt in den
a. a. 0. (Müller, F. H G. 1 S. 72 frgm. 15) Nacken; nach Tzetzes a. a. 0. hätte umgekehrt
Telamon und Peleus nur Freunde, nicht Peleus zuerst den Ph. mit dem Diskos ge-
Brüder sind, ersterer ein Sohn des Aktaios und troffen und Telamon ihm nachher mit dem
der Salaminierin GTauke, T. des Kyckreus. Schwerte den Rest gegeben. Nach Ps.-Phtl.
Angekindet wurde T. dem Aiakos jedenfalls wird Ph. auf der Jagd durch einen Speer ge-
erst nach seiner Versetzung nach Aigina. Seine tötet.
Gestalt ist aber, wie Wilamowüz a. a. 0. treffend Peleus und Telamon werden infolge des
bemerkt, erst aus einem dichterischen Beiworte Mordes durch Aiakos aus Aigina verbannt,
seines Sohnes Aias hervorgegangen, der gleich- Telamon, der vergeblich seine Teilnahme in
falls seine Wurzeln in Thessalien hat, in der 20 Abrede stellte (Paus. 2, 29, 10), ging nach allen
Stadt A i a n t e i o n (Plin. N. H. 4, 32), vielleicht Versionen nach Salamis. Über Peleus'
auch in dem Flusse Aias (Steph. Byz. s. v. spätere Schicksale geht jedoch die Überliefe-
Aäz^cov). rung mehrfach auseinander. Jedoch stimmen,
abgesehen von einer ganz späten, auf etymo-
111. rllOKOS. logischer Spielerei beruhenden Version, dafs
Als dritter Sohn des Aiakos gilt allgemein er nach der Stätte des ägyptischen Pelusium
Phokos (Apollod. 3, 12, 6, 8; Ovid. Met. 7, 477), gekommen, dort Entsühnung gefunden und die
offenbar der Eponym von Phokis; vgl. H I). Stadt gegründet habe (Amin. Marceil. 22, 16),
Müller a. a. 0. S. 82. Seines Namens (Robbe) alle anderen Berichte darin überein, dafs er
wegen erhielt er zur Mutter die Nereide Psa- 30 sich nordwärts nach Thessalien gewandt
mathe (Hesiod. Theog. 1003f. ; Pind. Nem. habe. Auf der Flucht begleiten ihn die Myr-
5, 25; Nicand. bei Ant. Lib. 38 u. a. in.; vgl. midonen, die Ameisenmenschen des Aiakos,
H. D. Müller u. Wilamowüz a.a.O.). Phokos die auf diese Weise wieder in ihren homeri-
wurde von seinen Brüdern ermordet. Die älteste schon Wohnsitz zurückgelangen, aus dem sie
Quelle hierfür ist die Älkmaionis (frgm. 1 Kinkel durch die Aiakossage entführt waren (Str ab.
= Schol Eur. Andr. 087). Auch Pind. Nem. 9, 433). Als Ziel der Flucht wird ganz all-
5, 25 spielt darauf an, vgl. Schol. z. d. St. Als gemein Phthia angegeben bei Apoll. Rhod.
Grund hierfür giebt Nicander a. a. 0. Bevor- 1, 94 und Hyg. fab. 14. Daselbst findet er
zugung des Phokos durch Aiakos an, ebenso Entsühnung durch Eurytion oder Eurytos,
Ps.-Plut. Parall. min. 25 unter wenig zuver- 40 den Sohn des Aktor (Pherecyd. bei Tzetz. zu
lässiger Berufung auf Dorotheos, Metamorph. 1. Lyc. 175; Apollod. 3, 13, 1, 1; Schol. Ar. Nub.
Nach Apd. 3, 12, 6, 1 1 war es Neid auf die Über- 1063), während Nicand. bei Ant. Lib. a. a. 0.
legenheit des Ph. in den Wettkämpfen, ebenso seinen Vater Iros nennt. Aktor selbst nimmt
nach Schol. Eur. Andr. a a. 0. — Pausanias, den Peleus auf nach Diodor 4, 72 und Eustath.
der das Grabmal des Ph. in Aigina beschreibt, zu Hom. 321, 1. Letzterer giebt unter Be-
führt die That auf die Eifersucht der Endeis rufung auf ältere Quellen an, Aktor habe
zurück. Nur bei Diodor. 4, 27 erfolgt die nach Vertreibung seiner Kinder von der Poly-
Tötung a'xouffi'ojg. Die Tendenz des Mythus liegt boia P. als Schwiegersohn und Erben ange-
auf der Hand. Als Aiakos nach Ägina über- nommen. Philosteph. im Schol. Hom. TT 14
tragen wurde, hätte Peleus gleichfalls zum 50 läfstP. nach Magnesia zum Che iron fliehen.
Ägineten werden müssen. Da er aber bereits Ausführlicher stellt diesen Mythus in seiner
zu fest mit seiner Heimat verknüpft war, be- Weise Ovid. Met. 11, 266 — 409 dar; hier
durfte er einer Gelegenheit zur Rückwände- kommt P. zunächst nach Trachis zum Key x;
rung, und diese kleidete man in eine durch Entsühnung findet er aber erst später durch
einen Mord veranlafste Landflucht. Darum Akastos im Magnetenlande, s. auch Ov. Fast.
erscheint auch in fast allen Überlieferungen 2, 40 f.
Peleus als der Hauptschuldige, der eigent- jy p<ni,v«nil
liehe oder sogar der alleinige Thäter, so bei ' J "' '
Callim. im Schol. Pind. Nem. 5, 25 (frgm. 136 Auf seiner Flucht verfolgt P. der Zorn der
Schneider); Philosteph. im Schol. Hom. TL 14; 60 Psamathe, die den Tod ihres Sohnes an ihm
Lycophr. AI. 175 mit Schol. vet. z. d. St.; Strab. rächen will. Sie sendet einen Wolf, der in
9,433; Ovid. Met. 11, 268 ff.; Schol. Eur. Andr. seine Herde fällt, den sie aber selbst auf die
a. a. 0.; Paus. 2, 29, 9; 10, 30, 4; Amm. Ma reell. Bitten der Thetis in einen Stein verwandelt
22,16. Gemeinsam haben beide Brüder die That (Ovid. a. a. 0. 346 ff.; Tzetz. zu Lyc. 175. 901).
ausgeführt nach der Alkmaeonis und Pindar Diese Erzählung scheint ätiologisch an das
a. a. 0.; Apoll. Rh. 1, 90ff. ; Nicand. a. a. 0.; Steinbild eines Wolfes auf der Grenze zwischen
Hyg. fab. 14; Schol. Ar. Nub. 1063; Tzetz. Phokis und Lokris anzuknüpfen. Nach
z. Lyc. AI. 175 u. 901. Nach Apollod. und Nicander a. a. 0. wäre der Wolf in die Herde
58*
1831 Peleus (u. Akastos) Peleus (u. Akastos) 1832
gefallen, welche Peleus dem Iros für die deutuug ist es, wenn sie bei Said. a. a. 0.
unfreiwillige Tötung seines Sohnes Eurytion Atalante genannt wird. Da Peleus ihr An-
zutrieb, welche dieser aber nicht annahm; die erbieten zurückweist, rächt sie sich an ihm wie
Versteinerung des Wolfes hätte Thetis selbst Anteia oder Stheneboia an Bellerophon,
bewirkt. Ähnlich ist auch eine weitere von indem sie sich bei ihrem Gatten über Ver-
Tzetzes a. a. 0. angeführte Version, nur dafs führungsversuche von seiner Seite beklagt,
der Getötete hier Aktor und sein Vater Zugleich sendet sie an seine Gattin Antigone
Akastos heifst. die falsche Nachricht, dafs Peleus im Be-
Dafs Peleus den Eurytion auf der Jagd griffe stehe, sich mit Sterope, der Tochter
getötet, wird abgesehen von Nicander noch mehr- 10 des Akastos, zu vermählen, worauf Antigone
fach bezeugt. Pindar (bei Aristid. Rhet. 2, 168 sich erhängt, jedenfalls nach einer Tragödie,
Bind. == frgm. 17) ist wiederum der älteste Zeuge, Apollod. 3, 13, 3, 2; vgl. Tzetz. zu Lyc. 175. —
während Pherekydes (Schot. Hom. 71175; Tzetz. Akastos scheut sich den zu töten, den er
zu Lyc. 175) diesen Zug nicht zu haben scheint. von Blutschuld entsühnt hat; Apottod. a. a. 0.
Bei Pindar war nach dem Schot. Aristid. z. d. St. Schot. Ar. Nub. 1063. Er lockt ihn auf den
Eurytion ein Sohn des Iros und Enkel des Pelion, um ihn dort in einer Einöde zu ver-
Aktor, dessen Tochter Polymele Peleus lassen, in der Hoffnung, dafs er so den Kentau-
zur Gattin hatte. Erfolgt soll diese Tötung ren (s. d.) oder wilden Tieren zur Beute werden
auf dem Argonauten zuge sein, s. auch würde. Ihn rettet aber ein von Hephaistos
Tzetzes a. a. 0., nach Apottod. 1, 8, 2, 4; 3, 13, 1 20 gearbeitetes Jagdmesser (ftc^capa), über das
und Schot. Ar. Nub. 1063 dagegen gelegent- freilich die Überlieferung auseinander geht,
lieh der kaly donischen Jagd. Abweichend Nach Hesiod in Schot. Find. Nem. 4, 95 (frgm.
hiervon erzählen Pherekydes und Apotlodor 79) mufs er dies schon vorher besessen haben,
a. a. 0., dafs Peleus die Tochter des Eury- Dafs er es bei den Leichenspielen des Pelias
tion, Antigone, geheiratet und mit dieser gewonnen, sagt eine Schot. Ar. Nub. a. a. 0.
den dritten Teil des Reiches erhalten habe. angeführte Version. Akastos aber versteckte
Als ihre Tochter nennen Homer und Hesiod es, um ihn wehrlos zu machen. Apottod. a. a. 0.
übereinstimmend Polydora, während sie erzählt, A. und P. hätten zuerst im Gebirge
nach Zenodot Kleodora geheifsen haben soll, um die Wette gejagt; P. hätte den von ihm
s. Hom. II 175 und Schot, z. d. St. Nach dem- 30 erlegten Tieren die Zungen ausgeschnitten und,
selben Hotnerschotion gab Staphytos ihr zur als er von den Begleitern des A. wegen seiner
Mutter dieEurydike, die Tochter des Aktor, vergeblichen Jagd verlacht wurde, ihnen diese
andere die Laodameia, die Tochter des Alk- Zungen gezeigt. Als er darauf eingeschlafen
maion. Gatte der Polydora war nach Hom er war, hätte A. sein Jagdmesser in Kindermist
a. a. 0. Boros, der Sohn des Perieres, ihr versteckt und ihn verlassen. Peleus wäre
Sohn Menesthios, einer der Führer der dann erwacht und von den Kentauren über-
Myrmidonen vor Troja. Es ist darum äugen- fallen worden. Aber Cheiron hätte ihn ge-
scheinlich eine Verwechslung, wenn Apottod. rettet und ihm das von ihm gefundene Messer
3, 13, 4, 1 Peleus zum Gatten der Polydora zurückgegeben; vgl. auch Pind. Nem. 4, 94 ff.
und zum Vater des Menesthios gemacht 4) und die Parallelsagen b. Mannhardt , W. u.
wird. Dabei ist sowohl bei Homer wie bei F. K. 53 ff.
Apoitodor Menesthios eigentlich der Sohn Nach anderen Berichten ist ihm das Jagd-
des Flufsgottes Spercheios; der menschliche messer erst in seiner Verlassenheit von den
Gatte der Polydora ist nur angeblich sein Göttern zu seiner Rettung gesandt worden,
Vater. und zwar hätte nach Schot. Pind. Nem. 4, 88
v 41 ,+ Hephaistos es selbst ihm überbracht. Einen
V . Akastos. Ausgleich sucht eine der im Schot. Ar. Nub. 1063
Nach der Tötung des Eurytion flieht angeführten Versionen herzustellen; Akastos
Peleus nach Iolkos zu Akastos, dem Sohne führt den Peleus in die Einöde, nimmt ihm
des Pelias, der ihn entsühnt, Nicand. a. a. 0. ; 50 seine Waffen ab und verläfst ihn mit den
Apottod. 3, 13, 2; Schot. Ar. Nub. 1063. Hier Worten: si dUcaog al, 6co&T]6y. Als dann die
stellt ihm des Akastos Gattin mit Liebes- wilden Tiere auf ihn losstürzen, senden ihm
antragen nach, was zuerst Hesiod in grofser die Götter durch Hermes das von Hephai-
Ausführlichkeit behandelt hat (frgm. 78, s. Schot. stos verfertigte Jagdmesser, mit dessen Hilfe
Ven. B. Hom. Z 164). Pindar spricht davon er sich rettet. Ganz abweichend erscheint
Nem. 4, 89; 5, 4 ff. ; vgl. aufserdem Nicander diese Sage bei Pind. Nem. 4, 94 ff. : xä Jai-
a. a. 0.; Nicot. Dam. frgm. 56 (F. H. G. 3, 389) dciXov Ss ^a^aiga cpvrsvi J-01 %dvaxov iv. 16%ov
= Suidas s. v. jixalävxri; Apjottod. 3, 13, 3, lf. ; IltXicco Ticcig' aXaltib äh XtiQcov ncci xb iiÖqgiuov
Schol. Ap. Rhod. 1, 224; Schot. Ar. Nub. 1063; Jtö&tv TttitQcouEvov $xq>SQ£v. In sehr gezwun-
Lyd. de mens. 163 (Wunsch). Der Name der 00 gener Art sucht das Schot, z. d. St. diese Worte
Frau ist nach Pind. Nem. 4, 92; 5, 48 Hippo- mit der verbreiteteren Version in Einklang zu
lyte, Tochter des Kretheus, woraus das bringen. Das Jagdmesser des Peleus wurde
Schot, zu 4, 88 eine Kretheis Tochter des sprichwörtlich für Hilfe in höchster Not, Zenob.
Hipp oly tos und das Schot. Ap. Rhod. a. a. 0. 5, 20; in späterer Zeit wurde P. sogar zum
Kretheis oder Hippolyte macht. Ganz ab- Erfinder dieser Waffe gemacht, Serv. Verg. Aen.
weichend hiervon lautet ihr Name Astyda- 9, 505.
meia bei Apotlodor, Schot. Ar. Nub. und Lydus Die Folge dieses Abenteuers ist Peleus'
a. a. 0. Hesych. s. v. ^axvdäuti«. Ohne Be- Rache, indem er Iolkos erobert und das Weib
1833
Peleus (u. Thetis)
Peleus (u. Thetis: Ringkampf 1834
des Akastos tötet, nach einigen auch den
Akastos selbst, s. Schal. Apoll. Bhod. 1, 224.
Ein kürzlich gefundenes Papyrusfraginent
(Beitzenstein im Hermes 35 S. 78 f.; Wilamoiritz
in Sitzungsber. d. preu/'s. Akad. 1900 S. 849
mit Taf. V; Hesiod ed. Bzach frgm. 81), von
welchem zwei Verse nach Tzetz. Prol. ad Lye.
p. 261 Hesiods 'ETTiftocXäiti-ov slg rirfita ange-
hörten, ist uns von der Hesi-odischen Behand-
lung dieses Mythus geblieben. Dafs dieses
Fragment aber nicht einem besonderen Epi-
thalamium angehörte, sondern höchstwahr-
scheinlich den Katalogen bezw. Ehoien, be-
haupten WUamowitz und Bzach a. a. 0. mit
Recht. Nach diesen Versen kommt Peleus
nach der Zerstörung der Stadt beutebeladen
von Iolkos nach Phthia, seine von Zeus
ihm verliehene Gattin mit sich führend, und
wird von der Bevölkerung mit einem Jubel-
Hede empfangen. Pindar Nem. 3, 57 betont
ausdrücklich, dafs er allein, ohne Heer, Iolkos
erobert, dagegen nennt Pherekydes im Schol.
z. d. St. (vgl. auch Nicöl. Damasc. frgm. 56
= Suid. s. v. 'Aralävrr\ und Apollod. 3, 13, 7 i als
seine Genossen Iason und die Tynd.arid.en.
Apollod. a. a. 0. spricht sogar in bestimmten
Worten von einem Heere , das Peleus zwi-
schen den Stücken der zerhackten Asty-
dameia hindurch in die Stadt geführt haben
soll. Mit dem berühmten Jagdmesser hätte er
sie getötet nach Schol. Apoll. Bhod. a. a. 0.
Nach der Eroberung übergab er die Stadt den
Haimoniern (Pind. Nem. 4,01; &s ßßaXots Schot
z. d. St.).
VI. Thetis.
Die in Bild und Lied am meisten gefeierte
Peleus sage ist die von seiner Liebesverbindung
mit der Nereide Thetis (vgl. besonders Mann-
hardt, Wald- und Feldk. 60ff. Graf im Jahrb.
d. archäol. Inst. 1 S. 196 ff. ; Beitzenstein im
Hermes 35 S. 73ff. und den Artikel Thetis),
aus der der thessalische Nationalheld Achil-
leus hervorgegangen. So einig auch die ge-
• • O Ö Ö CT CT
samte Überlieferung in den beiden Haupt-
thatsachen, in der Ehe und in der Geburt des
Achilleus, ist, so geht sie doch in den Einzel-
heiten wesentlich nach zwei Richtungen aus-
einander. In der einen Tradition sucht der
Herr des Peliongebirges die Göttin der nahen
Meeresküste trotz ihres Widerstandes sich zu
gewinnen und bezwingt sie im Ringkampfe.
In der Entstehung dieser Legende hat jeden-
falls der Anklang von Hijiswg an Ttdln einen
bedeutsamen Einnufs ausgeübt. Diese Sagen-
form wird, gewifs mit Recht, Schol. Pind. Kern.
3, 58 als die volkstümliche bezeichnet. Dem
gegenüber steht die Version, dafs Peleus
die Thetis infolge eines umständlich moti-
vierten Götterbeschlusses zur Gattin erhalten
habe; diese Sagenform ist unverkennbar aus
der systematischen theologischen Kunstdichtung
hervorgegangen. In der Natur der Sache ist
es begründet, dafs uns das Epos und zwar
sowohl das „homerische" wie das „hesiodeische"
gerade die letztgenannte Version überliefert,
während die lyrische und dramatische Dichtung
mit Vorliebe an die volkstümliche Sagenform
anknüpfte, wobei freilich die Ignorierung der
epischen Version nicht immer gelang. Die
Unvereinbarkeit beider Versionen hat Graf
a. a. 0. schlagend nachgewiesen; vgl. auch
Beitzenstein a. a. 0. S. 77. Erst in der helle-
nistisch-römischen Mythographie sind sie, so
gut es eben ging, zusammengeschweifst worden,
s. Apollod. 3, 13, 5 f.; Ovid. Metam. 11, 221 ff.
Die Sage von Thetis' Überwältigung durch
10 Peleus im Ringkampfe ist bei Homer nirgends
erwähnt. Auch die Verse H 432 — 5, in wel-
chen Beitzenstein a. a 0. S. 78 nach dem Vor-
gange von Schol. Pind. Nem. 4, 101 eine nach-
träglich hineininterpolierte Anspielung darauf
sehen wollte, stellen diese Ehe durchaus als
ein Werk des Zeus hin; sie besagen nur, dafs
diese Verbindung nicht nach Thetis' Sinne
beschlossen. Ebensowenig darf man mit Bobert,
Studien zur Pias S. 354 aus der Trennung der
20 Ehegatten schliefsen, dafs der Dichter der sog.
Urüias auch die Sage von dem Ringkampfe
gekannt habe, da ja das Motiv dieser Trennung
nirgends angegeben wird. Eine epische Fixie-
rung dieser Version ist dagegen vielleicht in
einer Episode des Aigimios erfolgt. Hier war
nämlich (vgl. Schol. Ap. Bhod. 4, 816 = frgm.
185 Bzach) von einer Wasserprobe die Rede,
durch welche Thetis die göttliche Natur
ihrer Kinder prüfen wollte -- die spätere Dich-
30 tung machte daraus eine Feuerprobe - - und
wegen welcher sie von ihrem Gatten hart an-
gefahren wurde. Da sich nun der gleiche Zug
bei Sophokles findet (jt%tM4ag ioaßrcd frgm.
155 Nanck2), und da dieser im gleichen Drama
sowie im Troilos sich der Version vom Ring-
kampfe angeschlossen hat (s. ebend. frgm. 154),
so liegt es nahe, beide Züge derselben Sagen-
form zuzuweisen.
Das früheste direkte Zeugnis für den Liebes-
40 kämpf ist seine Darstellung an der Lade des
Kypselos in Olympia (Paus. 5, 18, 5). Man
sah Peleus die Thetis ergreifend und auf ihrer
Hand eine gegen Peleus andringende Schlange.
Diese Schlange ist nach Analogie der litte-
rarischen und monumentalen Überlieferung
aber Thetis selbst, in verwandelter Gestalt,
wie sie als Meergöttin gleich Proteus die
• TT
Verwandlungsgabe besitzt, über die \ äsen-
bilder, die besonders häufig in der Zeit der
50 schwarzfigurigen Technik diesen Mythus dar-
gestellt haben, sowie über die anderen hierher
gehörigen Kunstwerke vgl. die letzte Zu-
sammenstellung von Graf a. a. 0. S. 200 ff. und
den Artikel Thetis. Hier genüge der Hin-
weis, dafs die grofse Mehrzahl der Darstellungen
P. und Th. im Ringkampfe zeigt. Die Ver-
wandlungen sind wie auf der Kypseloslade
meist durch Tiere angedeutet, welche schein-
bar der Thetis zu Hilfe kommen; am häufig-
60 sten sind es Sehlangen und Löwen, nächstdem
Panther; zuweilen sieht man auch mehrere
Tiere derselben Art. Den Delphin (De Witte,
Cab. etrusque 132) hält Graf (a. a. 0. 77) nur
für ein Nereidenattribut, nicht für Andeutung
einer Verwandlung. In vereinzelten FäUen
findet man auch fabelhafte Mischwesen und
Flammen, durch welche die Verwandlung in
Feuer ausgedrückt werden soll. Zweifelhaft
183cr Peleus (u. Thetis: Ringkampf) Peleus (erhält Thetis v. d. Göttern) 1836
ist, ob auf einer späten Pelike mit Gold- loszulassen; sie wird bald zu Feuer, bald zu
schmuck aus Kamiros (Salzmann, Camiros Wasser, bald zu einem Tiere; er läfst sie aber
Taf. 58 = Wiener Vorleyebl. 2 Taf. 6, 2) durch nicht los, bis sie ihre alte Gestalt annimmt
das Wasser eine Verwandlung angedeutet sein (vgl Menelaos und Proteus S 414ff.). Die
soll, oder ob man sich Thetis als im Bade Hilfe des Cheiron erwähnt auch Tzetz.z. Lyc
überrascht denken soll. — An Nebenfiguren 178, Verwandlung in Feuer und Tiere Schol.
kennt die ältere Vasenmalerei, abgesehen von Pind. Nem. 3, 58. In der dichterischen Aus-
den nächsten Angehörigen der Thetis: Ne- schmückung des Liebeskampfes durch Omd.
reus, Doris, Triton und den Nereiden, Met. a. a. 0. überrascht P. die Th. im Schlafe;
nur Hermes (in zwei Fällen) und Cheiron, 10 sie verwandelt sieh in einen Vogel, einen
der als Freund und Berater des Feleus in Baum, eine Tigerkatze. (Vgl. auch die analogen
einigen Darstellungen anwesend ist, in einem Sagen b. Mannhardt a. a. 0. S. 60ff.) Erschreckt
Falle (München 380; Gerhard, Auserl. Vaserib. läfst P. sie los und wendet sich an die Meer-
'227; Graf a. a. 0. 53) sogar thätlich einzu- götter um Hilfe. Proteus steigt auf und rät
greifen scheint. Auch in den späteren Dar- ihm Th. im Schlafe zu fesseln und sie in keiner
Stellungen sind Erweiterungen dieses Zuschauer- Gestalt loszulassen. P. befolgt den Rat und
kreises ganz vereinzelt, so einmal durch einen erreicht sein Ziel. Bemerkenswert ist, dal's
nicht näher benennbaren Jüngling — einige in der ovidischen Version für die feierliche
Erklärer schlugen die Bezeichnung Telamon Hochzeit kein Raum bleibt.
vor (Overbeck, Gäl. her. Bildw. Taf. 7, 8; Greif 94) 20 Dem gegenüber steht nun die zweite Version,
und einmal durch Poseidon, Athena, nach welcher Peleus seine Gattin von den
Aphrodite, Eros, Peitho und Pan (Overb. Göttern erhalten hat. Diese allein kennt die
a. a. 0. Taf. 8, 1; Graf 95). llias E 84ff. Sl 537. Hera schreibt sich ein
Der älteste litterarische Zeuge für diese besonderes Verdienst darum zu Sl 59, wenn
Version ist Pindar Nem. 4, 101, während er auch Thetis diese Verbindung als ihrer un-
Isthm. 8, 28 sich der anderen anschliefst. Doch würdig empfindet (vgl. Graf a. a. 0. S. 197).
auch an der erstgenannten Stelle konnte er Ein Grund für diese Degradation wird nicht
die andere durch das Epos adoptierte Version angegeben, höchstens dafs Peleus den Göttern
nicht ganz eliminieren (anders Graf S. 198). besonders lieb gewesen (Sl 61). Dafs £1 59 ff.
Peleus erringt sich hier die Thetis itvg dz 30 ,,mit direkter Beziehung1' auf die Kyprien ge-
7tayxQccrhg &Qaav^,a^dvcov rt Xtoincov övv%ccg dichtet ist, erkannte schon Robert, Bild und
o^vtdrovg axpäv rs Ssivoxütcov 6%ä6ccig odovteov. Lied S. 125. Bestätigt wird es durch das Frag-
Zweifelhaft mufs bleiben, ob die ersten Worte ment einer Rolle aus Herculanum (Beitzenstein,
gleichfalls mit Xtovroiv zu verbinden sind oder Rostocker Index 1891/2 S. 12 und Hermes 35
auf die Verwandlung in Feuer hindeuten. In S. 73 f.), nach welchem Thetis sich in den
den unmittelbar vorausgehenden Versen : alcäxz Kyprien und ähnlich bei Hesiod Hera zu Liebe
dh Xslqcov xcel rb iloqgiuov Jto&sv 7t£7tQcou.£vov der Liebeswerbung des Zeus entzieht und da-
txepbQi-v, erscheint aber Cheiron mit seiner für von diesem zur Vermählung mit einem
Hilfe als Vollstrecker des göttlichen Willens. Sterblichen verurteilt wird; Hera wacht nun-
In v. 106 ff. scheint auf die feierliche Hochzeit 40 mehr darüber, dafs dieser Sterbliche dieser Ver-
und die Geschenke der Götter angespielt, wenn bindung würdig ist. Ausgesponnen hat dies
auch der Sinn dieser Stelle durchaus nicht Motiv im engen Anschlufs an die Kyprien
zweifellos klar ist (vgl. Schol. z. d. St.). Eine Apoll. Rhod. 4, 790 ff. (vgl. Beitzenstein a. a. 0.
weitere Erwähnung des Liebeskampfes bei S. 75). - Anders stellt Find. Isthin. 8, 58 ff.
Pind. Nem. 3, 60 f. (y.ari\iciQil}Sv iyxovrjTi). den Hergang dar: Zeus und Poseidon -
Sophokles a. a. 0. (Schol. Pind. Nem. 3, 58) die Hinzufügung von Apollo n bei Tzetz. zu
spricht von Verwandlungen in Löwe, Schlange, Lyc. 178 beruht auf Irrtum — streiten um
Feuer und Wasser und bezeichnet im Troüos Thetis. Da verkündet ihnen Themis, dafs
die Hochzeit ausdrücklich als eine stille (acpQ-öy- Thetis' Sohn stärker sein werde als sein
yovg yäfiovg). Herodot 7, 191 erzählt, dafs 50 Vater; sie sollten sie darum einem Sterblichen,
die Perser an einem Sepia s genannten Punkte dem frommen Peleus geben. Sie sollen es
der Küste von Magnesia der Thetis ge- dem Cheiron melden, in dessen Höhle zum
opfert, weil sie an dieser Stelle von Peleus Vollmond die Hochzeit stattfinden soll; die
geraubt sein sollte; hierauf beruht wohl auch Götter fügen sich diesem Rate; vgl. dazu Apd.
Eur. Andr. 1265 f. (vgl. Tzetz. zu Lyc. 178), ?,, 13,5; Schol. Hom. JV350; Tzetz. z. Lyc. 178. In
wenn auch Iph. Aul. 702f. der Dichter die die Version der Kyprien verflicht das Themis-
andere Version (Beschlufs des Zeus) als die motiv Ap. Rhod. 4, 800 ff. Dafs Pindar hier
glaubwürdigere hinstellt. In späterer Zeit be- an eine ältere epische Darstellung anknüpft,
hauptete man dann, dafs Thetis sich in einen ist recht wahrscheinlich. — Aiscitylos macht
Tintenfisch (orptia) verwandelt hätte, um ihrem 60 Prometheus zum Verkünder des Orakels,
Verfolger zu entgehen (Schol. Apoll. Rhod. 1,582; Prom. 768 und Prom. /.ro/i,£voc (Philod. «fpi.
Etym. M. s. v. Zernag; Tzetz. zu Lyc. 175. 178). svesß . 41, vgl. Hermes 35 S. 73; Apd, und Tzetz.
Den Liebeskampf mit Verwandlung sig Sitxcpo- a. a. 0.; Schol. Hom. A 519; N 350; Quint.
Qovg idiag erkannte Euripides auch sonst noch Smyrn. 5, 338 ff.). -- Ovid a. a. ü. erteilt diese
in (frgm. 1093 Nauck* = Tzetz. zu Lyc. 175). Bolle dem Proteus, Liban. narr. 21 der Nyx;
Näheres über den Hergang berichtet Apollod. Hyg. fäb. 54 nennt keinen Namen. — Nach
3, 13, 5: Cheiron rät dem P. die Th. zu er- Pind, Nem. 5, 62ff. hätte Zeus dem Peleus
greifen und trotz aller Verwandlungen nicht die Thetis zum Lohne für seine Standhaftig-
1837 Peleus (u. Thetis: Hochzeit) PeleuS (u. Thetis: Hochzeit) 1838
keit der Hippolyte gegenüber gegeben, nach Nautik?. Weiter ausgeführt hat dieses Motiv
Neu. Cyneg. 1, 8 auf seinen ausdrücklichen dann Quint. Smyrn. 3, 98 ff. Nach Pind. Nem.
Wunsch; mit letzterem stimmt auch Catull. 5, 41 begleitet der Musenchor sein Spiel mit
68, 21 überein. Gesang, und bei Eur. Iph, Aul. 1040 ff. ist
Nur wenn Thetis durch göttlichen Rat- ausschliefslich von dem Musenliede die Rede,
schlufs zur Ehe mit einem Sterblichen bestimmt Auf der Frangoisvase erscheinen die Musen
wird, ist die feierliche Anwesenheit der olym- gleichfalls und zwar in der vollen Neunzahl
pischen Götter bei der Hochzeit zu verstehen, mit ihren hesiodischen Namen (nur Stesichore
wenn diese auch in späterer Zeit auf die Er- statt TerpsichoreV Dasselbe Motiv findet sich
Zählung vom Liebeskampfe aufgepfropft wurde. 10 auch in der euhemeristischen Beschreibung der
Nach den Kyprien (Procl. Exe; Schol. Hom. Hochzeit bei Dictys 6, 7. — Bei Catull. (34
II 140 = frgm. 2 Kinkel) hätten sich die Götter 299 ff. bleiben gerade Apoll und Artemis
zum Pestmahle auf dem Pelion eingefunden, der Hochzeit fern, während die Moiren das
und wie Hom. Sl 62 f., wahrscheinlich nach Hochzeitslied singen, doch wohl mit Rücksicht
den Kyprien (vgl. Robert, Bild u. Lied S. 125; auf den im Liede erwähnten Tod des Achil-
Reitzenstein a. a. 0. S. 76), berichtet wird, hätte leus, vgl. Reitzenstein a. a. 0. S. 88f.
Apollon durch sein Spiel auf der Phorminx Die flochzeitsgeschenke der Götter werden
das Fest verschönt. Den Pelion nennen als in späterer Zeit vielfach hervorgehoben; ihre
Ort Pind. Nem. 5, 41; Eur. Iph. Aul. 1040 ff. ; erste Erwähnung geschah in den Kyprien (Schol.
Apollod. 3, 13, 5; Tzetz. z. Lyc. 178. Genauer 20 Hom. II 140 = frgm. 2); die zweite könnte
geben an die Höhle des Cheiron Eur. Iph. Aul. Pind. Nem. 4, 106 sein; doch ist dies nicht
705 ff ; Xen. Cyneg. 1, 8; Schol. Pind. Pyth. sicher. In späterer Zeit wurde es dann üblich
3, 160; Nem. 3, 93; Schol. Hom. Sl 59; Staphylos in den Waffen und den Rossen, die später auf
im Schol. Apoll. Rhod. 4, 816 = Müller, F.H. G. Achilleus übergingen, Geschenke und speziell
4, 505 (euhemerisiert). Dafs die Hochzeit bei Hochzeitsgeschenke der Götter zu erblicken.
Cheiron stattfindet, scheint mit der mehrfach Auf der Frangoisvase erscheinen die Götter
verbürgten Überlieferung zusammenzuhängen, ohne Geschenke; das Wildbret des Cheiron
dafs Thetis Cheirons Tochter ist (Suidas, und der Weinkrug des Dionysos können als
Aristot. Euboica, 6 xovg <&Qvyiovg loyovg ygee- solche nicht bezeichnet werden. Wenn man
rpag, Dionys. Chalcid. bei Schol. Ap. Rhod. 1, 30 in ihnen mehr als Attribute sehen will, darf
558). Hierzu stimmt es, wenn auf einer streng man sie höchstens als Spenden zum Hochzeits-
rotfigurigen Amphora aus Chiusi (Overbeck, mahle betrachten. Apollod. 3, 13, 5 nennt
Gal. her. Bildic. Taf. 8, 6) in einer Höhle die als Geschenke nur die eschene Lanze von
Ankunft des Peleus bei Cheiron und Thetis Cheiron und die Rosse Balios und Xan-
dargestellt ist. Dagegen sehen wir auf der thos von Poseidon. Bei Homer stammt
Frangoisvase (Amelung, Führer d. d. Antiken nur die Lanze von Peleus her (II 143 f. =
in Florenz nr. 223; Wiener Yorlegebl. 1888 T 390 f.); auch hier ist sie ein Geschenk des
Taf. 2 ff. ; Furtwängler- Reichhold, Grietih. Vasen- Cheiron, aber nicht ausdrücklich ein Hoch-
malerei Taf. 1. 2) Thetis in einem Hause, zeitsgeschenk, während das Kyprienfr&gmeat
vor dessen Thür Peleus die Gäste empfängt; 40 sie als solches betrachtet. Den Zusatz Ä&i]väv
an der Spitze derselben erscheint neben Iris usv £,toui avrö,r'Hrpai6xov Ss v.ccza6y.tväa<xi. darf
hier Cheiron. Der Ort mufs also hier der man aber dem Epos kaum zuschreiben. Po-
Palast des Peleus sein — nicht das Theti- seidons Rosse nennen auch Schol. Pind. Pyth.
deion, wie Amelung a. a. O. behauptet. Litte- 3, 170; Quint. Smyrn. 4, 759; Tzetz. Lyc. 178,
rarisch ist dieser als Ort der Hochzeit sonst die beide noch das durch die Akastosepisode
nicht nachzuweisen vor Catull. 64 (vgl. Reitzen- berühmte Jagdmesser hinzufügen. Erweitert
stein a. a. O. S. 86), später noch Lucian. Dial. wird dieses Motiv dann bei Ptol. Heph. 6
marin. 5; Interpol. Sero. Verg. Aen. 1, 27. Da- (Westerm. S. 196), auf den Eustuth. ad Hom.
nach darf man jedenfalls nicht mit Schlie, Zu p. 1090, 43 zurückgeht; da brachte Aphro-
den Kyprien S. 23 und A. Schneider, Der troische 50 dite eine goldene Schale, Hera ein Gewand,
Sagenkreis S. 78 dies Bild zur Rekonstruktion Athena Flöten, Hephaisto s das oft erwähnte
der Kyprien benutzen, vgl. Lutikenbach in Jagdmesser, Nereus endlich ein Heilsalz itoog
Fleckeisens Jahrb. 11. Supplbd. S. 589. Eine Ttolv^ayluv xal oqe'&,iv ncci nsipiv, vielleicht
besondere Quelle für diese Variante anzunehmen ein der Komödie entlehnter Zug. Auf
ist bei der Natur der monumentalen Tradition einem Sarkophagrelief der Villa Albani
nicht geboten. (Heibig, Führer2 nr. 841 ; Robert, Sarkophagrel
Den Glanzpunkt der Hochzeit bildete die 2 Taf. 1) überreicht Hephaisto s demP. Schwert
Anwesenheit der Götter, die vielfach erwähnt und Schild, Athena bringt einen Helm, Hören
wird. Aufsei den oben genannten Stellen zuerst und Feldgötter nahen mit Tieren und Früchten,
bei Pittdar Pyth. 3, 153; Nem. 3, 93. Hera 60 -- Catull geht auch hier seine eigenen Wege,
hat sie geladen nach Apoll. Rhod. 4, 807 f., Nur Cheiron und der Flufsgott Peneios
was ganz im Sinne der Kyprien gesagt ist, bringen Gaben (v. 279 ff. 288 ff.), der erstere
nach späteren Zeus (Hyg.fab. 92; Fulg.Mythol. duftende Blumen, der zweite ausgerissene Bäume,
2, 7). — Apollo ns Spiel auf der Phorminx mit denen er das Hochzeitshaus schmückt,
treffen wir auf einer schwarzfigurigen Hydria Der Hochzeit auf dem Pelion schliefst sich
in Florenz (Amelung a. a. O. nr. 224). Das Hoch- die Fahrt des Paares zur Residenz des Peleus
zeitslied, das er gesungen, erwähnt Aeschylus an. Von ihr spricht das oben erwähnte von
bei Plat. Republ. 2 p. 383 B = frgm. 350 Reitzenstein publizierte HmoeZfragnient, mit
1839 Peleus (u. Thetis: Hochzeit)
dem Pherec. frgm. 16 (Schol. Pind. Nem. 4, 81;
Tzetz. zu Lyc. 175) übereinstimmt. Denigemäfs
sehen wir auf einer schwarzfigurigen Hydria
in Florenz (Amelung a. a. 0. 224) Peleus und
Thetis, inschriftlich bezeichnet, auf einem
1) Peleus und Hippalkiraos auf einem korinthischen
Deinos (nach Mon. d. I. 10 Taf. 4. 5).
Wagen von Göttern geleitet; anwesend sind
Dionysos und Thyone, Apollon die Leier
spielend, Herakles und Athena, Hermes,
Aphrodite und Ares, Poseidon und Am-
phitrite (vgl. Heydemann, Mitt. a. d. Antiken -
Peleus (ringt m. Hippalk. u. Atalante) 1840
stets Anteil. In seinen Aufenthalt bei Ak asto s
fallen die Leichen spiele für Pelias. Das
älteste Zeugnis ist der berühmte korinthische
Deinos BerliulGbb (Jfow.d. J.10Tf.4.5,s.Abb.l).
Unter einem Henkel: Peleus und Hippal-
kimos sich zum Beginne des Ringkampfes an
den Vorderarmen erfassend. Dafs P. hier im
Ringkampfe den Preis gewonnen, berichten
Apollod. 3, 9, 2, 6; 3, 13, 1; Hygin. fah. 273. —
io Schol. Ar. Nid). 1063 wird erzählt, dafs P. bei
diesen Spielen diu 6a<pQ0Gvvr]v das berühmte
Jagdmesser erhalten habe. Als Gegner im
Ringkampfe nennt Apollod. a. a. 0. die Ata-
lante, für deren Teilname an den Leichen-
spielen weitere Zeugnisse nicht vorhanden sind.
Dagegen ist der Ringkampf mit ihr mehrfach in
der schwarzfigurigen Vasenmalerei dargestellt
worden (Immerwahr , De Atalanta S. 68 ff.),
wenn auch ohne sichere Bezugnahme auf die
20 Leichenspiele. Am bemerkenswertesten ist eine
Hydria in München (Jahn 125; Gerhard, Auserl.
Vasenb. 237, s. Abb. 2). Der Tisch im Hinter-
grunde mit dem Eberkopfe weist deutlich auf
einen Zusammenhang mit der kalydonischen
Jagd. — Dagegen erscheint in einem anderen
Vasenbilde gleichfalls in München (Jahn 584;
2) Peleus und Atalante; anwesend: Mopsos und Klytios (nach Gerhard. Auserl. Vasenb. 237).
samml. Ob.-ltal. S. 88, 26). — Das Fragment
einer rotfigurigen Schale (Jahrb. d. arch. Inst. 50
3 Taf. 2; nach Winter ebend, S. 66 f. von
Ewphronios) zeigt Peleus die Thetis an der
Hand zum Wagen führend. Von anderen Fi-
guren ist wegen eines langen Lanzenschaftes aut
Athena zu schliefsen. — Auch dem Liebes-
kampfe liefs man die Fahrt nach Phthia folgen;
So sind Reste eines Wagens bei einer Dar-
stellung des auflauernden Peleus zu erkennen
(Jahrb. d. arch. Inst. 1 Taf. 10, 2. Kuhnerts
Widerspruch ebenda 2 S. 271 ist verfehlt). 60
Über Peleus1 und Thetis1 weiteres Zu-
sammenleben, Geburt und Erziehung des
Achilleus s. die Art. Achilleus und Thetis.
VII. Teilnahme an den grofsen
Unternehmungen der Heroenzeit.
An den grofsen gemeinsamen Unterneh-
mungen der Helden seiner Zeit nimmt Peleus
Gerhard a. a. O. 177) dieser Kampf ganz im
Gewände der palästrischen Genrodarstellungen ;
ähnlich Micali, Mon. ined. Taf. 41 ; München
886 u. a. An die Peliasspiele wird man höch-
stens durch die beiden Dreifüfse erinnert, zwi-
schen welchen in einem schwarzfigurigen Ber-
liner Vasenbilde (nr. 1837^) der Kampf ohne Zu-
schauer stattfindet. - Von besonderer Schön-
heit ist die Zeichnung eines etruskischen
Spiegels (Museo Gregor. 1 Taf. 35, 1; Gerhard,
Ktnisk. Spiegel Taf. 224; Heibig, Führer 1344;
s. Abb. 3,.
Kalydonische Jagd. Auch hier sind die
ältesten Zeugnisse die monumentalen. Auf der
Frangoisvase und auf der Münchener Kylix des
Archikles und Glaukytes (Jahn 333; Mon. </.
Inst. 4 Tf. 59 ; (ierhard, Auserl. Vasenb. Taf. 235 f. ;
Klein, Meistersign. S. 77) sehen wir Peleus
an hervorragender Stelle, unmittelbar neben
Meleagros. Auf der stark verkürzten Dar-
1841 Peleus (kalydon. Jagd; Argofahrt)
Stellung einer schwarzfigurigen Cornetaner Am-
phora erscheint er neben Melanion, Kastor
und Ankaios (Mon. d. Inst. 12 Taf. 10; vgl.
Annali 1884 S. 269). Ferner war er dargestellt
in der SkojMsischen Giebelgruppe des Tempels
der Athena Alea in Tegea (Paus. 8, 45, 6).
Als Teilnehmer an dieser Jagd nennen ihn u. a.
Apöttod. 1, 8, 2, 4; 3, 13, 1; Ovid. Met. 8, 309;
Hyg. fab. 173; Schol. Ar. Nub. 1063. Darüber,
dafs er auf der Jagd das Unglück hatte, seinen
Wohlthäter Eurytion oder Eurytos zu töten
8. oben Sp. 1830 f. Sein nahes Verhältnis zu
Meleagros wird auch später noch betont. In
dem unteritalischen Vasenbilde, das Melea-
gros1 Tod darstellt ( Neapel - Santangelo 11;
Arch. Ztg. 1867 Taf. 220; Engelmann, Atlas
zu Ovid99), sitzen unter dem Hauptbilde inTrauer
versenkt Peleus und Theseus. Eine
Reminiscenz an Peleus1 Rolle in der kaly-
donischen Jagd bewahrt auch das schöne
rotfigurige Vasenbild Berlin 2538 (Ger-
hard, Auserl. Vas. 327); als Pendant zu
Meleagros auf der Eberjagd sehen wir
P. mit drei Jünglingen einen Hirsch er-
legend (P. nackt, bärtig mit Pilos, um-
gehängtem Schwert die Keule schwingend),
s. Abb. 4. Der bildlichen Tradition zn
tun. Imag.
stehen zu-
6VV,
Peleus (Trojazug etc.; im Alter) 1842
Lemnos war P. im Diskuswurf, Speerwurf,
Lauf und Sprung der Zweite, im Ringkampf
der Erste, sodafs er im Fünfkampf den Preis
gewann, Philost r. Gytnn. 3.
Herakles' Trojazug. Auch in diesem
Zusammenhange wird Peleus zuerst von Pindar
und Euripides a. a. O. genannt, vgl. auch Pind.
Ol. 8, 60. — Zenodot (Schal. Hom. Sl 487) schlofs
daraus, dafs Peleus älter gewesen sein müsse
10 als Priamos, der damals noch ein Kind war.
Doch war Peleus1 Teilnahme nicht unbestritten.
Schol. Pind. Ol. 8, 60. Auch nach Dar. PJvryg. 3
zog P. mit; ebenda 7 wird erzählt, dafs An-
ten or im Auftrage des Priamos zu ihm ge-
kommen sei, um dieHesione zurückzufordern,
aber abgewiesen wurde.
Ebenso wie Telamon hilft er Herakles
T1]V
das
der Hand
Jagd-
folgen scheint auch Philostr
15: Meleagros und Peleus
sammen als die y.ecfrt/^ovrsg
Peleus im Purpurgewande
messer des Heph aistos in
Man wäre nach dieser Angabe versucht,
das oben abgebildete Vasenbild, München
125, so zu erklären, dafs Peleus und
Atalante um die Ehre dieser Jagd mit
einander ringen. Auffallend ist auch,
dafs die Verbindung von Theseus und
Peleus auf der Vase Santangelo 11 bei
Philostr. Hernie. 19, 1 wiederkehrt: Als
Jagdgenosse wird Peleus der Gastfreund
des Theseus, und als dieser von Ly-
komedes getötet war, schickte P. seinen
Sohn Achilleus nach Skyros, um den
Freund zu rächen.
Argofahrt. Ältester Zeuge für
Peleus1 Teilnahme ist Pindar fr gm. 158
(Schol. Eur. Andr. 798), während er Pyth.
4, 303 ff. nicht genannt wird, demnächst
Eur. Andr. 793 f., s. auch Apollod. Bibl.
1, 9, 16, 7; Hyg. fab. 14; Izetz. Lyc. 174
u. a.; vgl. Bd. 1 Sp. 507 ff. Aus Hygin. "a. a. O.
ersieht man, dafs seine Rolle ' in Hygins
Quelle ausführlicher behandelt war. Bei
Apoll. fiJiod. Arg. tritt Peleus ganz in den
Hintergrund ; er spricht den Genossen Mut ein,
als sie verzagen (2, 12, 16) und rät in ähn-
licher Lage zur Weiterfahrt (4, 495ff.). Eben-
sowenig weifs Valerius Flaccus besonderes von
ihm zu berichten. In den orphischen Argonau- 60
tica besucht Peleus auf der Fahrt seinen bei
Cheiron weilenden Sohn Achilleus (v. 376 ff.);
bei den Leichenspielen für den von Herakles
getöteten Kyzikos siegt er im Laufe und er-
hält einen von Athena gestickten Purpur-
mantel (v. 580ff.); schliefslich rettet um seinet-
willen Thetis das Schiff aus Gefahr (v. 1259 ff.).
— Bei den Kampfspielen der Argonauten auf
3) Peleus und Atalante (nach Gerhard. Etr. Spiegel T. 224).
im Kampfe gegen die Amazonen, Pind. frgui.
158; Schol. Pind. Nern. 3, 64. Nach Hellanikos
(Schol. Pind. a. a. 0.) hätten sich alle Argo-
nauten an diesem Kampfe beteiligt. — Eur.
Andr. 791 behauptet endlich — freilich mit
dem seltsamen Zusätze -itti&oybcii — dafs P.
auch mit den Lapithen gegen die Kentauren
gekämpft.
VIII. Pelens im Alter.
Dafs Peleus ein hohes Alter erreichte, wird
bereits im Epos mehrfach betont. Die Ilias
kennt ihn an mehreren Stellen als lebend. Ob-
wohl er am troischen Kriege nicht teilgenommen,
finden wir ihn — und ihm entsprechend
Neoptolemos — anwesend bei der Rüstung
Achills mit den Waffen des. Hephaistos
(Heydem., Vasenb. 6, 4 ; Wien. Vorlegebl. 2,6,1; s.
1843
Peleus (im Alter)
Peleus (Charakteristisches etc.) 1844
Abi). 5). Die Nostoi (Prodi. Exe.) berichten, dafs
N e o p t o 1 e m o s, in das Molosserland gelangt, von
Peleus anerkannt wurde. Der durch die Ab-
wesenheit und den Tod des Sohnes schutzlose
(ireis wurde ein beliebtes Sujet der Tragödie,
sodafs Horaz Arspoet. 95 f. den „Peleus pauper
et exul" dem Telephos in dieser Beziehung
den und sei daselbst gestorben. Eur. Andr.
1128 ist es Akastos selbst, der ihn vertrieben
hat, während Apollod. epit. 22, 8 seine Söhne
nennt, jedenfalls nach einer tragischen Quelle.
Seinen Tod in Kos berichtet auch Kallimachos
(Schol. Find. Pyth. 3, 1(37). Ob Enripides in
seinem Peleus (s. Nauck a. a. 0. S. 554 f.) diese
4) Peleus auf der Jagd (nach Gerhard, Auserl. Vasenb. 327).
an die Seite stellt; vgl. auch Pacuv. Herrn.
b. Non. 116, 15. Sophokles zeigte ihn in seinem
Peleus (Nauck*, T. G.F. S. 238 ff.) als gebrech-
lichen Greis von einem Weibe gepflegt. Allem
Anscheine nach bezieht sich auf dieses Drama
die Schol. Eur. Tro. 1128 überlieferte, von
5) Peleus, Thotis und Neoptolenios Ijei der .Rüstung dos
Aehilleus (nach Heydemann, Vasenb. 6, 4)
Ev/ripides abweichende Version. Nach dieser
ist Peleus von den Söhnen des Akastos,
Archandros und Architeles, gerade als die
Griechen von Troja zurückkehrten, vertrieben
nach der Insel Kos gekommen; dort sei er mit
Neoptolemos zusammengekommen, habe
Aufnahme bei einem Abanten Molon gef un-
Schicksale des P. geschildert hat oder sein
Abenteuer mit Astydameia-Hippolyta (s.
Sp. 1831), ist nicht festzustellen, da wir nicht
wissen, aus wessen Munde frgm. 010 kommt.
Dagegen sehen wir den greisen Peleus in
seinem freilich ganz anders gearteten Unglücke
in der Androiiiachc , als ihm die Leiche des
Neoptolemos gebracht wird (v. 1173ff.). Doch
erscheint Peleus immer in diesem Drama in
dem Glänze der königlichen Macht und des
königlichen Ansehens, sodafs er Andromache
kräftigen Schutz zu gewähren vermag. Auf
diese Erscheinung des P. kann sich jedenfalls
Ar. Man. 8G3 nicht beziehen. Romanhaft
ausgeschmückt sind die späteren Schicksale
des Peleus bei Dictys 6, 7 ff. ; hier befreit ihn
Neoptolemos, indem er die Söhne des Akastos
hinterlistig tötet. Auch hier überlebt P. seinen
Enkel (6, 13).
Peleus mit Kadmos auf den Inseln der
Seligen nach Pind. Ol. 2, 141, im Hause des
Nereus für ewig mit Thetis vereint, Eur.
Andr. 1254 ff.
IX. Verschiedenes.
Genealogisches. Durch seine Tochter
Polymele ist Peleus nach Phüolcrates bei
. Ipollod. 3, 13, 8, 4 (F. H. G. 4 S. 477) der Grofs-
vater des Patroklos. Auf Peleus führten
die epi rotischen Könige ihren Stammbaum
zurück nach Paus. 2, 29,. 4. Das gleiche be-
richtet von dem Dichter Epicharmos der
freilich unzuverlässige Ptol. Heph. 1 (Westerm.
S. 183).
Charakteristisches. Seine Fertigkeit in
den ritterlichen Künsten hat Peleus, wieviele
andere Helden seiner Generation und dann
auch sein Sohn Aehilleus', durch die Erzie-
1845 Pelia Peliades 1846
hung bei Cheiron sich erworben, Xenoph. Cyneg. Es dürfte kaum eine andere Ergänzung mög-
1, 2; Philostr. Heroie. p. 808. Ein Heros der lieh sein, als die zu kXxdvdgcc, wie A. Schultz,
Gymnastik ist er neben Theseus und Hera'- Annali a. a. 0. 43 vorschlägt. Über die Pe-
kles, Philostr. Gymn. 1. Zum Erfinder des liaden als unfreiwillige Mörderinnen ihres Vaters
Pentathlon macht ihn Schal Find. Nein. 8, 9 s. Bd. 2 Sp. 2491 f. u. Pelias. Nach Dioä. 4, 52
(vgl. Philostr. Gymn. 3), zum Erfinder des Jagd- und Excerpt. 6 p. 223 nahm Alkestis an der
messers Interpol. Sero. Verg. Aen. 9, 505. Zerstückelung des Vaters keinen Anteil, nach
Gerühmt wird auch Peleus' milder Sinn Hygin. f. 24 sträubte sie sich lange und liefs
Flüchtlingen gegenüber. Phoinix findet bei sich erst durch die Zauberkünste der Medeia
ihm Aufnahme, Hom. I 478 ff. Nach einer spä- 10 dazu bewegen, während nach Palaeph. 41
teren Version führt er diesen, der von seinem (Eudocia a. a. 0. p. 36 Flach) ihre Schuld die
Vater geblendet ist, zu Cheiron, wo er Heilung gleiche wie die der Schwestern ist. Über das
findet, Apollod. 3, 13,8, 3; Tzetz. Lyc. 421 (mit fernere Schicksal der Peliaden, über das Apollod.
allegorischer Deutung); Schal. Fiat. Leg. 11, 1,9,27. Omd. Met. 7, 347 ff. schweigen, berichtet
931 B. Die Stadt Ktimene überweist er ihm Hygin. f. 24 (nach den JltXidSsg des Euri-
nach Steph. Byz. s. v. Als Beispiel treuer piaes, s. Bd. 2 Sp. 2492 und Wecklein, Einleit.
Freundschaft erscheinen Peleus und Phoinix zu Eur. 3Ied.3 12. Nauck, Eur. frgm.2]). 1G3):
bei Hyg. fab. 257. Im gleichen Falle befindet Peliades . . . cum se deeeptas esse viderent. a
sich nach Hom. TL 571 ff. Epeigeus, der frühere . patria fugerv/nt. Ergänzend lautet der Bericht
Herrscher von Budeion, der nach einem Morde 20 des Pawanias (8, 11, lff.), dafs die Peliaden
zu Peleus und Thetis geflohen war. Erst xd. inl xtp ftccvdxcp xov necxgbg ovsiSr} cpsvyovaca
später wurde auch Patroklos1 Anwesenheit nach Arkadien gekommen seien, und dafs ihre
bei Peleus durch die unfreiwillige oder im Gräber sich in der Nähe des Poseidontempels
Jähzorn begangene Ermordung des Kleito- von Mantineia befänden. Nach Palaeph.
nymos motiviert Apollod. 3, 13, 8, 3; Philosteph. a. a. 0. Eudocia p. 36 Flach verfolgte Akastos,
im Schol. Hom. H 14; Schol. Hom. U 574. des Pelias Sohn, seine Schwestern wegen der
[Bloch.] Ermordung des Vaters, konnte sie jedoch nicht
Pelia (IlijXid, sie!), Beiname der Hera, Ano- einholen; er belagerte Pherai, wohin sich Al-
nym. Laur. in Anecd. var. ed. Schoell-Stude- kestis in den Schutz des Admetos, der als ihr
mund 1, 269. Der Beiname deutet wohl auf 30 dvsipiög, nicht als ihr Gatte bezeichnet wird,
Kult auf dem Pelion, und dadurch wäre ein nimmt den Admetos bei einem Ausfall ge-
Nachweis für den von Boscher s. v. Hera Bd. 2 fangen und droht ihn zu töten; um den Ad-
Sp. 2082 Z. 7 ff. angenommenen thessalischen nietos zu retten, liefert sich Alkestis freiwillig
Herakultus erbracht. S. Pelaia. [Höfer.] dem Bruder aus, wird aber von Herakles be-
Peliades (IltXiddeg), Telias-Töchter', Eur. freit und dem Admetos zurückgegeben. Eine
Med. 504; vgl. 9 (IlsXtdSsg xogca). Arist. Mor. ältere Version der Sage, welche die Peliaden
Eudem. 2, 9. Agatharch. de rnari Erythr. 7 für schuldlos ansah, läfst sie an den d&Xa i%l
in Geogr. min. ed. Mütter 1, 115. Strabon 1,45. Ilslla (Stesichoros fr. lff. Bergk 34, 205 ff.)
Phaedr. fab. 4, 6(7), 16. Hygin. f. 24. Ihre teilnehmen, Paus. 5, 17, 11 (Kypseloslade) ;
Namen sind nach Hygin. a. a. 0. Alkestis, 40 auch bei Diodor. 4, 52 f. schimmert diese Version
Pelopia, Medusa, Peisidike, Hippothoe. Die- durch, indem Iason die verzweifelnden Peliaden,
selben Namen, mit Weglassung von Medusa, die Hand an sich legen wollen, tröstet, mg ix
begegnen bei Apollod. 1, 9, 10. Tzetz. LyJc. xeexiag uhv ovSsv r,gccgxov, dxovßuog 8s St
175 p. 434. Bei Diodor. 4, 53 werden Alkestis, u-xdxr\v i]rvp]Cciv, für sie Sorge zu tragen ver-
Amphinome, Euadne genannt. Pausanias spricht und ihnen Gatten verschafft, der Al-
(8, 11, 3) erzählt, dafs der Maler Mikon auf kestis den Admetos, der Amphinome den An-
Geniälden der Peliaden zweien derselben die draimon, den Bruder des Leonteus, der Euadne
Namen Asteropeia und Antinoe beigeschrieben den Kanes. Und wenn bei Eur. Med. 502 ff.
habe; wenn er aber weiter bemerkt: ovöuaxcc (vgl. Ennius Med. fr. 10) Medeia ausruft: vvv
ccvxcüg (den Peliaden) 7toti]xi]g uhv %&£TO ovdsig, 50 Ttol XQd7tco[mi ; tiÖtsqu nQog -itixxQbg ööuoi^g . . .
06a ya iitsls'gdus&u i]UBlg, so gilt dies nur mit ?} itQog xalaivag IJsliddag; xuliog y' av ovv
Einschränkung, da aufser der von Apoll. Bhod. dfgaivxo u' ohoig, 5>v Ttaxsga xaxtxxccvov , so
1, 326 genannten Pelopeia schon von Hom. II. kann man auch hieraus, falls man nicht nur
2. 715 AlxrjGxig, IJsliao &vyaxpüv niSog dgioxr} rhetorische Fiktion annehmen will, schliei'sen,
erwähnt wird, die überhaupt von den Pelias- dafs die Peliaden nach ihres Vaters Tode un-
töchtern - - als solche wird sie noch erwähnt behelligt im Vaterhause geblieben sind, bez.
Eur. All: 37. 82. 435. Plato Com,. 7 p. 179b. im Hause ihrer Gatten leben. Die bildlichen
Hygin. f. 50. 51. 243. 251. Ov. Trist. 5, 5, 55. Darstellungen der Peliaden sind Bd. 2 Sp. 2505f.
Eust. II. p. 326. Hypothes. Eur. Alk. = Schol. s. Medeia behandelt. Ich trage folgendes nach:
Plato a. a. 0. p. 256 Hermann. Eudocia 21 eo Sp. 2505, 40f.: Gerhard, A. V. 3, 157, 1, abge-
p. 20f. (p. 35f. Flach) — am meisten hervor- bildet auch Engelmann, Bilderatlas zu Ovid
tritt, wie sie auch an der Kypseloslade von Taf. 12, 79. Baumeister, Denkm. nr. 1394 S. 1201.
den als Zuschauerinnen bei den Leichenspielen Sp. 2506, 33 ff.: Die vielerörterte Echtheit des
ihres Vaters dargestellten Peliaden die einzige Berliner Peliadenreliefs (Litteratur bei Kehule
durch Namensbeischrift ausgezeichnete war, von Stradonüz, Arch. Jahrb. 12 [1897], 96
Paus. 5, 17, 11. Ein unvollständiger Name Anm. 1. Abg. Museen Berlins. Beschreibung
einer Peliade 'Alx . . . gec findet sich auf einem der antiken Skulpturen nr. 925 S. 376), die
Vasenbilde von Corneto, Annali 1876 tav. F. neuerdings wieder von E. Loewy , Bull, della
1847 Peliadgs Pelias (spät. Sage b. Apollodor) 1848
Commiss. Arch. di Borna 1897, 42ff. in Zweifel einem Sockel, und zum Überflufs trägt sie auf
gezogen worden ist. scheint nach einer er- eben diesem Sockel das Wort flere. Es ist
neuten Prüfung durch K. v. Stradonitz a. a. 0. somit die Bildsäule der Here. in deren Hain
96 ff. ; vgl. Arch, Am. a. a. 0. 137 in (nach Apollodor. 1, 9, 8) Pelias die Feindin
der Art erwiesen zu sein, dafs das Relief alt, seiner Mutter Tyro. die Sidero. tötete. Auf
aber von einem geschickten Bildhauer der diese Tötung bezieht sich natürlich die geheime
Renaissance nicht nur geputzt, sondern stark Verabredung. [C. Pauli.]
überarbeitet worden ist. Über das Verhältnis Pelias (JltlLa?. Usämjs). 1) Zwillingsbruder
des Relieftypus zu den Peliadenvasen, insbes. des Neleus, Sohn des Poseidon, oder des Flufs-
zu der Schale im Mus. Gregor, (s. d. A. Medea in gottes Enipeus, und der Tyro, Tochter des Sal-
Bd. 2 Sp. 2505, 57 ff. und Brunn, Vorlegebl. moneus und nachherigen Gemahlin des Kre-
16 c. 17 [zusammen mit dem Peliadenrelief ab- theus, dein sie den Aison, Amythaon und Pheres
gebildet]) vgl. Milchhöfer, Arch. Jahrb. 9 (1894), gebiert. Über die Kindheits- und Jugend-
75 f. Das Relief selbst steht nach E. Beisch. Schicksale des Pelias vgl. Neleus oben Bd. 3,
Griech. Weihgeschenke 130ff. 138f. in unmittel- Sp. 104 — 107. Er herrscht über das herdenreiche
barer, äufserer Beziehung zum Drama und ist Iolkos, Hom. Od. 11, 256, und ist der Vater
eine Stiftung gelegentlich einer dramatischen der schönen Alkestis, der Gattin des Admetos,
Aufführung aus den Jahren 450 — 430; ausge- Hom. B. 2, 715.
schlössen sind des Euripides üshädsg (vgl. 1) Die später herrschende Form der Sage
hierüber d. Art. Medeia Bd. 1 Sp. 2492) aufser 20 nach Apollodor: Nach der Wiederfindung der
durch ihr frühes Aufführungsjahr (455) haupt- Mutter Tyro tötet der junge Pelias deren böse
sächlich durch den Umstand , dafs sie nicht Stiefmutter Sidero am Altare der Hera, zu dem
den Sieg gewonnen haben. Es ist also ein sie geflüchtet, und fährt auch später immer fort,
anderes Drama anzunehmen, das denselben Hera zu verachten: s. Pelias etr. u. Ap. 1, 9. 8, 3.
Stoff, der überhaupt öfters behandelt worden Die Brüder geraten nachher in Streit, Neleus wird
ist (vgl. das Didaskalienfragment vom Jahre vertrieben, kommt nach Messene und gründet
342/41, das u. a. TleXiddzg erwähnt, C. I. A. Pylos: 1, 9, 9. Pelias aber wohnte in Thessa-
2, 973 p. 398), zum Gegenstande hatte. lien, heiratete die Anaxibia, des Bias Tochter,
[Höfer.] oder Phylomache, die T. des Amphion, und
Peliades (nrjltdd'sg), die Nymphen des Pelion, 30 erzeugte den Akastos und vier Töchter: Pei-
Apoll. Bhod. 1, 550 = Etym.M. 479, 52. Tzetz. sidike,Pelopeia,Hippothoe und Alkestis: 1,9,10:
Ly~k. 355. Eudocia 746 p. 322 (534 Flach). oderAlkestis,Amphinome,Euadne:D/od.4,53,2;
[Höfer.] oder Asteropeia und Antinoe auf einem Ge-
Pelias (etr.) ist, wie sich von selbst versteht, mälde des Mikon: Baus. 8, 10, 3. Die ver-
das griech. Pelias (s. d.). Bemerkenswert an der einzelt vorkommende Nachricht, dafs Pelias
etruskischen Form ist die Erhaltung des -s. keine männlichen Nachkommen gehabt habe,
während sonst das nominativische -s abzufallen Diod. 4, 40 und Moses von Khorene, verdient
pflegt, sowohl bei den entlehnten griechischen keine weitere Beachtung, zumal da sie bei
Götternamen, wie bei den den italischen Spra- T)iodor sein Verhalten gegen Aison völlig
chen entnommenen Personennamen (s. Schäfer 40 unmotiviert erscheinen läfst, nachdem er Iason
in Pauli, Altital. Studien 2, 72). Der Name durch seine Entfernung für sich völlig ungefäbr-
ist nur einmal belegt, und zwar auf einem lieh gemacht zu haben glaubt. Für wen will
Perusinischen Bronzespiegel, der ehedem im er denn seinen Thron erhalten, wenn er keinen
Palazzo Graziani in Perugia war. sodann im Sohn hat? Sein Stiefvater Kretheus, heifst es
Museo Borgiano in Velletri, und der jetzt im weiter bei Apollodor, gründet Iolkos, heiratet
Nazionalmuseum zu Neapel sich befindet (Finati, die Tyro und erhält von ihr die Söhne Aison,
Guido, al mus. Borhon 3, 11). Er ist veröffent- Amythaon und Pheres : 1, 9, 11, 1. Amythaon
licht von Basseri in Gori Mus. etr. in, cl. IV. wandert nach Pylos aus, 1, 9, 11, 2, Pheres
tab. XIX ("daraus Lanzi 2, 212 = 168 tav. IX. gründet Pherai in Thessalien und bekommt
nr. 5. Visconti Mus. Bio -Clement. 6, tav. A. 50 zwei Söhne Admetos und Lykurgos. Admet
nr. 3. Miliin Gal. myth. 2, 248, pl. CXXV nr. wird noch zu Lebzeiten des Pheres König von
415* und Vermiglioli Iscr. Berug. 47 nr. VI2 = Pherai, und wirbt um Alkestis, des Pelias
54 nr 6. tav. HI nr. 1); von Inghirami Mon, elf. Tochter. 1, 9, 14 u. 15. Ob dieser damals schon
tom, II (—vol. HT), 633 sqq. tav. LXXYI; von oder noch König von Iolkos war, ist nicht er-
Gerhard, üb. d, Gottheit, d, Etrusk. Taf. HI nr. 5 sichtlich. Die ganze Geschichte von Admets
und Etr. Sp. 3, 164 Taf. CLXX und von Fäbretti Werbung und Alkestis' freiwilligem Tode und
C. I. I. nr. 1069 gloss. 493/4. S. Neleus Abb. 2. ihrer Wiederkehr mufs wohl erst nach der Rück -
Die Darstellung ist die, dafs Pelias (pelias) und kehr des Admet vom Argonautenzug angesetzt
Neleus (nele), beide nackt und mit Speeren werden, da Admet als Sohn eines jüngeren
bewaffnet, ihrer Mutter Tyro (turia) begegnen. <;o Bruders von Iasons Vater Aison doch wohl
Diese macht mit der Rechten dem Pelias die jünger ist als Iason. Aison hatte von Poly-
Geberde des Schweigens, so dafs man deutlich mede (al. Alkimede), der Tochter des Autolykos,
sieht, es handelt sich um eine Verabredung. einen Sohn, Jason. Dieser (Aison oder Jason?)
Welcher Art diese sei, lehrt uns die äufserste wohnte in Iolkos, in Iolkos aber herrschte nach
Figur links. Seit wir wissen, dafs das Wort Kretheus nicht, wie man erwarten sollte, Aison.
fleres „Bildsäule" heifst (s. Bauli, Etr. Studien sondern Pelias, der das Orakel über seine Herr-
3. 73), ist die Deutung dieser Figur nicht mehr schaft befragte und die Antwort erhielt, er
zweifelhaft. Es ist deutlich eine Büste auf solle sich vor dem Einschuhigen in acht nehmen.
1849 Pelias (spät. Sage b. Apollod. etc.) Pelias (Spuren alt. ep. Sage) 1850
ein Spruch, den er anfangs nicht verstand, 1, 9, räuber als ganz kleines Kind für tot ausgegeben
16, 1 — also keine Spur von einer gewaltsamen und in der Ferne und Verborgenheit aufgezogen
Verdrängung des Aison. Einst veranstaltete wurde und, zum kraftvollen Jüngling heran -
er ein Poseidonfest und lud dazu auch den gewachsen, unerwartet vor Pelias erschien, um
lason, der aus Liebe zur Landwirtschaft auf sein väterliches Reich zurückzufordern,
dem Lande weilte; dieser kommt, verliert unter- -In der apollodorischen Fassung verrät Pelias
wegs im Flusse Anauros einen Schuh und wird deutlich seine Absicht, den Jason durch die
nun von Pelias, dem alsbald sein Orakelspruch Entsendung nach Kolchis zu verderben, es ist
einfällt, gefragt, was er thun würde, wenn er daher ungereimt, dafs sein Sohn Akastos mit-
eine Weissagung hätte, dafs er von einem seiner 10 zieht, wenn nicht angenommen wird, wie das
Unterthanen ermordet werden würde. Sei es nun, bei Apollonios v. Rhodos in den Argonautika
dafs es ihm selbst so einfiel, oder durch Ein- geschieht, dafs er wider Willen des Vaters
gebung der Hera, die dem Pelias grollte, weil mitgezogen sei; er verrät sie ferner durch die
er sie nicht ehrte, und die ihm durch Medeia Ausrottung des Hauses des Aison nach der
Verderben bringen wollte, sagte lason, er würde Abfahrt der Argonauten. Jetzt scheint ihm
ihm auftragen, das goldene Vlies, das in Kolchis seine Herrschaft neu gefestigt. Da kommt
von einem schlaflosen Drachen bewacht wurde, nach Apollodor lason schon nach vier Monaten
zu holen. Und alsbald befahl ihm P., dies zu zurück, liefert das Vliess ab und wie er hört,
thun, Ap. 1, 9, 16, 2 — 5, natürlich um ihn zu was ihm Pelias inzwischen Leids angethan,
verderben. — lason mufs nun doch wohl, ob- 20 beschliefst er sich bei gelegener Zeit zu rächen,
gleich Apd. nichts davon sagt, die Absicht des Die Aussendung nach Kolchis scheint er unter
P. gemerkt haben, er zieht aber gutwillig aus, die ccdiM]\uxxci nicht zu rechnen, sondern nur
wobei seltsamerweise Akastos, der Sohn des P., die Vernichtung seiner Angehörigen. Er be-
mitgeht, und kommt schon nach vier Mona- giebt sich zunächst an den Isthmos und be-
ten wohlbehalten zurück, 1,9, 26, 6. Pelias aber, stimmt nach seiner Wiederkehr Medeia, auf
der die Rückkehr der Argonauten aufgegeben Mittel zur Rache zu sinnen. Diese geht in
hatte (ob von Anfang an, wie nach dem Vorher- den Palast des Pelias, überredet seine Töchter,
gehenden wahrscheinlich, oder erst nach längerer den Vater zu zerstückeln und zu kochen, mit
Zeit, geht aus dem aitoyvovg nicht hervor), dem Versprechen, ihn durch Zaubermittel zu
wünschte nun, d. h. nachdem er den lason los zu 30 verjüngen. Nach dem Probestück mit einem
sein glaubte, auch den Aison zu töten, verstattete alten Bock vollbringen die Töchter die That, ent-
ihm aber auf seinen Wunsch, sich selbst durch fliehen aber nicht, wie anderweitig überliefert
Genufs von Stierblut bei einem Opfer zu töten wird (s. Peliades). Akastos bestattet seinen Vater
[Apollon. lex. Hom. 156, 18 lies Aiaovog; s. feierlich und vertreibt den lason mit Medeia
Tz. Lyk. 175. R.]. Aisons Witwe erhängt sich aus Iolkos. Apollod. 1,9, 27, 3 — 5. — Hier,
nun in der Verzweiflung unter Verfluchung des d.h. nach der Rückkehr der Argo, sind Er-
P. (ähnlich Diod. 4, 50); das von ihr hinter- eignisse, die oti'enbar weit auseinander liegen,
lassene unmündige Söhnlein (vyittog), das den in einer Weise zusammengedrängt, die auf ein
bedeutungsvollen Namen Promachos führt, dramatisches Vorbild dieses Teils der Sagen-
wird nun von P. auch noch getötet, Apd. 1,9, 40 fassung schliefsen lassen. Noch stärker ist diese
27, lf., Diod. ibid. Diese ganze, von vorn herein Zusammenziehung in den Stücken, denen Hygin
so harmlose Geschichte bei Apollodor hat doch fab. 24 und Diodor 4, 50 ff. folgen, wo Medeia
nur dann einen Sinn, wenn man auch das Un- zuerst allein, schon vor der Landung der übrigen
ausgesprochene herausliest: Pelias, der Bankert, die Argo verläfst, um das Rachewerk auszu-
hat nach Kretheus' Tode dem ältesten der legiti- führen, worauf die Peliaden (s.d.) fliehen, Akastos
men Söhne die Herrschaft entrissen und, weil aber die Herrschaft zum Lohn für seine Teil-
er widerrechtlich herrscht, das Orakel über nähme am Zuge erhält.
seine Herrschaft befragt, und zwar gleich im 2) Spuren älterer epischerWendungen
Anfang. Das ruhige Verhalten des Aison, die der Sage.
gemütliche Liebe des lason zum Landleben, seine so Die Leichenspiele zu Ehren des Pelias bil-
Einladune; zum Poseidonfeste durch Pelias deten einen beliebten Gegenstand der archai-
*s
reimen sich allerdings mit dieser Annahme sehen Kunst, woraus sich entnehmen läfst, dafs
sehr schlecht zusammen, aber da die wahre sie ein Hauptstück in einem oder mehreren
Natur des Pelias zum Schlufs doch zum Vor- alten Epen, wahrscheinlich auch in der Lyrik
schein kommt — er hofft nicht auf die Rück- gebildet haben, wie denn von Stesichoros eine
kehr der Argonauten, er treibt den Aison und poetische Behandlung dieses Stoffes vorhanden
seine Gattin in den Tod und läfst auch den war. In der Darstellung am Kypseloskasten
jüngsten Sohn dieser Ehe ermorden — , so mufs in Olympia (Paus. 5, 17, 10f., über die am
eine Fassung vorhanden gewesen sein, in der amykläischen Thron fehlen nähere Angaben)
zwischen Pelias und der Familie des Aison keine 60 waren unter den Teilnehmern an den Spielen
Feindschaft besteht, und doch daneben eine lason im Ringkampf mit Peleus, und unter
andere, in der Pelias als Usurpator, Aison als den Zuschauenden die Töchter des Pelias, Al-
zunächst ungefährlicher, weil unthätiger und kestis mit Namensinschrift, abgebildet. Deni-
anscheinend kinderloser, rechtmäfsiger Thron- nach müssen nach der älteren Überlieferung lason
kandidat hervortrat, und in der lason nicht und die Peliaden an dem Tode des Pelias un-
aus Liebhaberei vom Hofe fern blieb, nicht auf beteiligt gewesen sein. Es kann überhaupt
Einladung des Pelias nach Iolkos kam, sondern zwischen lason und Pelias zunächst keine oflene
von seinem Vater zum Schutz vor dem Thron- Feindschaft bestanden haben, die Ermordung
1851 Pelias (Spuren alt. ep. Sage) Pelias (ursprüngliche Sage) 1852
Aisons, der dadurch herbeigeführte Selbstmord gegeben haben mufs, die unter dem Einflui's
seiner Frau und die Ermordung eines spät- der Logographen und der freieren Behandlung
geborenen Promachos haben in dieser Version des Stoffes in der Lyrik und Tragödie von
keinen Platz und gehören offenbar späterer späteren Mythographen und Dichtern, wie Or/W,
Erfindung an; und in der That lebt nach Ovid. durch einander geworfen wurden. Auch legen-
Met. 7, IGOff., der hier offenbar einer alten darisch ist der Stoff umgestaltet worden, wie
epischen Quelle folgt, Aison noch bei der Heim- Patisamas 8, 11, lf. berichtet. Darnach hatten
kehr der Argonauten als abgelebter Greis, den die Mantineer die Sage, dafs die Peliaden nach
die Zauberkünste der Medeia auf Bitten Iasons dem Tode ihres Vaters nach Arkadien geflohen
verjüngen. Bei dieser Wendung der Sage wird io seien, um der Schmach wegen dieser That zu
es möglich, zwischen der Rückkehr der Argo- entgehen, und zeigten in der Nähe ihrer Stadt
nauten und dem Tod des Pelias einen längeren 5 Stadien vom Poseidonheiligtum die Gräber
Zeitraum anzusetzen, als nach der gewöhnlichen der Unglücklichen. Den Hergang des Ereig-
Überlieferung angeht, wo die Ermordung des nisses scheint übrigens Pausanias nach seiner
Pelias bald oder sofort nach der Ankunft er- eigenen Bemerkung nicht der Mantineischen
folgt. Diese Beobachtung bestätigt die An- Legende, sondern den „Dichtern" entnommen
nähme, dafs dort bei Ovid eine ältere, epische zu haben und dabei derselben Quelle wie Ovid.
Fassung der Sage vorliegt. Dadurch wird die gefolgt zu sein, da die Eingangsworte mit Aus-
Möglichkeit gewonnen, auch die Geschichte nähme des „sogleich" (sc. nach ihrer Ankunft
■ von der Werbung des Admet um Alkestis, die 20 in Iolkos) genau mit Ovid 7, 297 f. überein-
in der an die Erwerbung der Tochter geknüpften stimmen. Hiernach erscheint es kaum möglich,
Bedingung des Pelias, dafs der Werber einen die älteste Form der Sage zu ermitteln. Doch
Löwen und einen Eber in ein Gespann zwinge, hilft dazu vielleicht die ausführliche, leider
echt epische Färbung zeigt (Apd. 1, 9, 15), hier unvollständige Behandlung des Stoffes durch
einzureihen. Sie ist sonst nirgends unterzu- Pindar.
bringen und von Apollodor nur deshalb vor 3) Ursprüngliche Form der Sage. Pelias
dem Argonautenzug berichtet, weil er die Ge- war ein Sohn des Poseidon oder Enipeus und
schichte des Hauses Pheres vor der des Hauses der Aiolide Tyro. Diese erhält von ihrem Ge-
Aison erzählt. Was dann freilich die eigent- liebten den Auftrag, die Kinder aufzuziehen
liehe Veranlassung des Todes des Pelias ist, 30 und zu ernähren, Od. 11, 237 — 250. Von Aus-
ist schwer zu sagen. Nach Pherekydes Schol. z. setzung keine Rede! Denn in der Odyssee hat
Pimä. Pyth. 4, 133 wäre es Hera, die aus Rache Tyro als Frau (offenbar jung verheiratete Frau)
für die Vernachlässigung durch Pelias dem ihres Oheims Kretheus, von Liebe zum Enipeus
Iason den Gedanken , den Pelias zum Argo- ergriffen, Umgang mit dem in Enipeus" Gestalt
nautenzug zu raten, eingiebt, <hg ti&oi i) Miq- sie umarmenden Poseidon und gebiert in der
Ssia r» UblLct y.av.6v. Auch dies dürfte wohl Ehe die Zwillinge Pelias und Neleus, die dem-
ein epischer Zug, aber etwas anderer Art sein, nach für legitime Kinder des Kretheus gelten und
ein solcher, der auf Kultgegnerschaft beruht. denen nachher als echte Söhne des Kretheus
Ferner finden wir in der Erzählung Ovids Met. Aison, Pheres und Amythaon folgen. Noch in
7, 297ff. wenigstens noch einen abgeblafsten <io den dn\yr\\t,axa. c. 70 (Westermann, Mytkogr.
Rest epischer Überlieferung. Hier ist freilich, gr. p. 385) klingt diese richtige alte Sagenform
entgegen seiner eigenen Darstellung v. 160ff., nach: tyxvog d' oiaa iycc^Tq&r\ vtio KQri&tcag
wonach Iason nicht den Tod Aisons zu rächen xkj vgxzqov Ztsksv t) Tvqco rä [isv doutiv iv.
hat, Iason der thatsächliche Urheber der Tötung A'^^^etag, ry ob alr}&8i,a iv. TJoGstdavog. Dieser
des Pelias. Aber indem Medeia unter dem Sachverhalt wird schon früh getrübt. Die Sage
Vorwand eines Verdrusses mit ihrem Gatten von der Mifshandlung der Tyro durch ihre
zu Pelias kommt, die Töchter unter dem be- Stiefmutter Sidero hat hier gar keinen Raum
kannten Versprechen zur Tötung ihres Vaters und gehört entweder der peloponnesischen Sage
überredet und alsbald auf ihrem Drachen- (Strabon p. 356) oder späterer dichterischer Er-
wägen entflieht, um sich der unvermeidlichen 50 findung (der Tragiker) an. Pelias wird als der
Bestrafung zu entziehen, nimmt sie thatsäch- älteste Sohn des Kretheus König von Iolkos.
lieh die Schuld auf sich, Iason und die Peliaden Sein Bruder Neleus geht nach Messene, ob gut-
erscheinen unschuldig und können also wohl, willig oder nach einem Zwist (Homer spricht
diese mit aufrichtiger, jener mit erheuchelter von keinem solchen), mufs dahingestellt bleiben.
Trauer an den Leichenspielen des Ermordeten Aison fügt sich gutwillig in die Herrschaft des
teilnehmen. Aber eine so künstliche Ver- älteren (Stief-) Bruders, Amythaon geht nach
kettung ist doch wohl kaum in dem Geiste des Pylos, Pheres gründet Pherai in Thessalien,
alten Epos, entweder ist Iason der Rächer Aber nun beginnen die Schwierigkeiten: Was
seines Rechts und seines Hauses, und dann ist hat, wenn alles so glatt liegt, Pelias nötig,
er es offen, oder er verträgt sich mit Pelias 60 das Orakel über seine Herrschaft zu befragen?
auch nach der Rückkehr, und dann ist er an Was bedeutet die Warnung des Orakels vor
dfi- That der Medeia unschuldig, und nur als dem Einschuhigen? und noch mehr die Pro-
wirklich Unschuldiger kann er an den Leichen- phezeiung: Pelias werde einst durch die Hand
spielen teilnehmen, wieeres nach der Darstellung von Aioliden oder durch unentfliehbare Listen
am Kypseloskasten thut; ein Drittes giebt es umkommen? Pind. .Pyth. 4,72. Hier liegt schon
nicht. Wenn nun in der Überlieferung beides eine Spaltung der Überlieferung vor. Also das
durcheinander läuft, so erklärt sich dies nur älteste Epos scheint einen Zwist zwischen
daraus, dafs es mehrere Wendungen der Sage Poseidoniden und Aioliden (= Kretheiden) noch
1853 Pelias (ursprüngliche Sage) Pelias (epische Weiterbildung d. Sage) 18541
nicht zu kennen. Was war dann aber der An- Stücken der Litteratur und aus Kunstdenk-
lafs zur Aussendung Iasons? Die Antwort malern herstellen läfst. Die Sage vorn Zwie-
o-iebt Pindars vierte pythische Ode. Zwar kennt spalt der Häuser des Pelias und Aison kann
auch Pindar schon den Pelias als Poseidon- erst zur Zeit der genealogischen Epen ent-
sohn und Eindringling in die Rechte des Hauses standen sein , denn sie hat die Betonung
der Aioliden, aber er legt dem Pelias einen der Genealogie beider Heroen zur Voraus-
Grund zur Entsendung des Iason in den Mund, setzung. Aber es ist nicht zu leugnen, dai's,
der bei Pindar zwar nur ein Vorwand ist, im wenn auch unter Verwischung des ursprüng-
ursprünglichen Epos aber der wahre Grund liehen Zwecks des Argonautenzuges, an Stelle
o-ewesen sein mufs: Phrixos', des nächstver- 10 des durchaus nobeln Charakters der Gestalten
wandten Vetters, Schatten verlangt von Pelias der alten Fassung, wo nur Medeia, die Fremde,
im Traume, mit dem goldenen Mies heim- allein die Unheilstifterin ist, in der Weiter-
geholt zu werden, und Apollon, darüber be- bildung der Sage individuellere, lebensvollere,
fragt, weist diesen an, ein Schiff zur Fahrt zu schroffere und schlimmere Charaktere, Menschen
rüsten. Das ist wahrlich ein vollwichtiger eines eisernen Zeitalters an Stelle solcher eines
Grund zu einem grofsen, gefahrvollen Unter- silbernen treten. In dieser Weiterbilduug erst
nehmen. Geht nun Iason nicht gleichsam als erscheint Pelias, der Poseidonssohn, als Ein-
Todeskandidat des Pelias auf die Fahrt, son- dringling in das Thronfolgerecht des legitimen
dem als Vollstrecker einer Aufgabe der Pietät, Aioliden , des Kretheus - Sohnes Aison : und
an Pelias Statt, der selbst sich zu alt fühlt zu 20 damit erhält alles eine andere Beleuchtung,
solchem Unternehmen, so hat auch die Betei- Schon Pindar im vierten pythischen Gesang
ligung seines Sohnes Akastos am Zuge gar kennt diese Wendung und folgt im ersten Teil,
nichts Befremdliches und braucht nicht als wenn auch mit Umbildung ins Lyrische, sicht-
gegen des Vaters Willen erfolgt betrachtet zu lieh einer epischen Quelle. Nach dieser Dar-
werden. Bedeutungsvoll ist in den Argonautila Stellung raubte Pelias, des Poseidon Sohn
des Valerius Flaccus, der überhaupt manches (PytJi. 4, v. 138), der als gewaltthätig und
bringt, was über seinen Vorgänger ApoUonios hinterlistig geschildert wird, dem rechtmäfsigen
in ein höheres Alter hinaufweist, dal's beim Erben Aison, aus Aiolos' Hause, den Thron,
Abschiedsgelage, 1, 496 ff. , Orpheus von der v. 109; Aison bleibt in Iolkos, giebt aber seinen
Flucht des Phrixos und der Helle singt. Nach 30 ersten Sohn, kaum geboren, aus Furcht vor
der Abfahrt der Argonauten fällt in dieser Pelias' Nachstellungen, für tot aus und läfst
Fassung für Pelias jeder Grund zur Ausrottung ihn zu Cheiron ins Gebirge bringen. Pelias
der Familie des Aison weg, Aison lebt noch ist nun im unbestrittenen Besitz der Herrschaft,
bei der Rückkehr, zu einer Rache Iasons an aber es wird ihm geweissagt, er werde durch
Pelias fehlt jeglicher Anlafs. In der ersten Zeit die Hand der Aioliden oder durch unabwend-
nach der Rückkehr bis zur Ermordung des Pelias bare Listen umkommen, v. 115. Er befragt
werden die verschiedenen von Medeia berich- hierüber das Orakel und erhält den Bescheid,
teten Zaubereien, vielleicht auch die Hochzeit er solle sich vor dem Einschuhigen hüten,
des Admetos, anzusetzen sein, überhaupt wird Nach zwanzig Jahren, v. 104, kommt Iason,
jetzt Medeia eine zeitlang den Mittelpunkt des 40 der inzwischen zum kräftigen Jüngling heran-
Interesses beansprucht haben, bis infolge der gewachsen ist, unerkannt nach Iolkos. Fremd
nationalen Verschiedenheit bald eine Entfrem- und doch in der einheimischen Tracht der
düng zwischen Iason und seiner Verwandt- Magneten, und dazu mit einem Pantherfell, un-
schaft einer- und Medeia andererseits eintrat, geschornen Hauptes, in lang hinabwallenden
und diese auf einem Schlangenwagen zu fliehen Locken, schrecklich anzusehen, wie ein Otos,
beschliefst, nachdem sie zuvor das hochgeehrte Ephialtes oder Tityos v. 79 ff., so erscheint er
Haupt des Hauses , den König Pelias , durch auf dem volkreichen Markt und erregt die Neu-
seine eigenen Töchter hat zerstückeln lassen, gier der Männer. Wie ihn Pelias erblickt, ent-
lediglich um Rache zu nehmen an dem Ge- deckt er alsbald, dafs er nur einen Schuh hat,
schlecht, das in ihr, der Barbarin, undankbar 50 verbirgt listig seinen Schrecken und fragt den
nie die ebenbürtige Verwandte anerkennen Jüngling nach seiner Herkunft. Offen bekennt
wollte. Dann folgen die glänzenden Leichen- dieser sich als Sohn des Aison und erklärt
spiele, an denen alle Verwandten des Hauses, seine Absicht, seines Vaters alte Herrschaft an
meist zugleich Teilnehmer des Argonauten- sich zu nehmen, die nicht nach Gebühr Ver-
zuges, auch die Töchter des Pelias nach Paus. waltet werde, da Zeus sie dem Aiolos und
5, 17, 9 ff. als Zuschauerinnen, teilnehmen. Unter seinem Stamme gegeben habe. Dann läfst er
den Kämpfern in den Spielen nennt Pausanias sich, ohne sich weiter um Pelias zu kümmern,
in dem Bild am Kypseloskasten auch den von den Bürgern seiner Väter Königshaus zeigen.
Iason im Ringkampf mit Pelias, und als Kampf- Aison erkennt ihn gerührt und frohlockend,
richter Akastos. Das ist einfach unmöglich, 60 und die Verwandten stellen sich ein, und feiern
wenn zwischen den Häusern des Pelias und ein fröhliches Fest fünf Tage lang. Am sechsten
Aison eine Rivalität bestand, wenn der Argo- fordert er, begleitet von seinen Magen, in freund-
nautenzug ein Anschlag auf Iasons Leben und liehen Worten, aber bestimmt, von Pelias die
wenn Iason am Tode des Pelias mitschuldig- Herrschaft zurück, die ihm als Sohn des Po-
war. seidon nicht zustehe; aber als naher Verwandter,
4) Epische Weiterbildung. Dies wird in weil Aison und Pelias Söhne einer Mutter
den Hauptzügen die ursprünglichste Form ge- sind, will er nicht, dafs Blut wider Blut sich
wesen sein, wie sie sich aus versprengten in offenem Kampfe kehre; alles will er dem
1855 Pelias epische Quellen) Pelias (Bedeutung der Sage) 1856
Pelias lassen, was er dem Vater geraubt, „nur Geschlechter zurückzuführen ist, denn ver-
Scepter und Thron gieb uns gutwillig zurück; schiedene Geschlechter haben verschiedene
es könnte dir sonst daraus schweres Leid ent- Kulte; diese Stellung der Hera entspricht ganz
stehen". Und der schlaue Pelias zeigt sich der in den alten Epen beliebten Parteinahme
bereit. Nur bittet er Iason, da er selber zu der Götter für gewisse Schützlinge, deren Ur-
alt sei, alte Schuld zu sühnen und des Phrixos sache in unserem Falle sich unserer sicheren
Seele samt dem goldenen Ylies heimzuholen Kenntnis entzieht, aber ohne Zweifel eben die
von Kolchis; ein Traumgesicht und Apollons ist, dafs Hera die Hauptgöttin des Geschlechts
Orakel hätten ihm diese Pflicht auferlegt. Nichts der Aioliden war; denn aus den auf Iason
Arges ahnend rüstet sich Iason zur Fahrt und 10 zurückgeführten Gründungen von Heratempeln
entbietet die besten der Minyer zur Teilnahme. (Strabon p. 252. Paus. 7, 4, 4. Od. 12, 72) ist auf
Akastos' Name findet sich unter den von Pindar einen altthessalischen Herakultus mit ziein-
Genannten bezeichnenderweise nicht. Weiterhin lieher Sicherheit zu schliefsen, vgl. Boscher unter
läfst uns Pindar im Stich, nur v. 250 sagt er, HeraBd.l,Sp.20»2. Sehr naheliegend ist es in der
Iason entführte Medeia, des Pelias Mörderin. That, dafs in Thessalien zwischen den Ackerbau
Im weiteren Verlauf wird nun erzählt gewesen und Viehzucht treibenden Binnenlandbewohnern,
sein, wie Pelias, des gefährlichsten Gegners vertreten durch die Aioliden, und den seefahren-
Rückkehr für unmöglich haltend, den Aison Strandbewohnern, vertreten durch Pelias, ein
und seine Frau in den Tod trieb und den Kultgegensatz entstand, indem jene mehr die
jüngsten Sohn, Promachos, töten liefs, wie 20 Hera, diese mehr den Poseidon verehrten, und
Iason aber unverhofft zurückkam und nun dieser Gegensatz dann im Epos die Form an-
durch Medeia schreckliche Rache nahm. Ein nahm, dafs Hera, durch Pelias zurückgesetzt,
Streit zwischen Akastos und Iason mufs diese diesen hafst und verfolgt und ihre alten Ver-
Erzählung beschlossen haben, etwa so, dafs ehrer, die Aioliden, begünstigt.
Iason zunächst vertrieben wird (wobei die 6) Bedeutung des Mythos. In der spä-
Leichenspiele des Pelias ihren Platz behaupten teren Prosa- wie epischen Litteratur (Apol-
können, nur ohne Iason) — dafs er aber später lonios Rhodios, orphische Argonautika) bis auf
im Bunde mit den Dioskuren und Peleus wieder- Valerius Flaccus herab, spielt Pelias im ganzen
kam und lolkos eroberte und zerstörte; Phere- nur eine nebensächliche Rolle in der Argonauten-
kydes im Schol. Pind. Nem. 3, 55. Apd. 3, 13, 7. 30 sage. Bei Apollodor laufen verschiedene Wen-
Dafs gerade Pherekydes, der Verfasser von Ge- düngen durcheinander, für die Erkenntnis der
nealogien, so berichtet, spricht für die Ansicht, ursprünglichen Gestaltung der Heldensage koin-
dafs gerade durch ein genealogisches Epos die inen ihre Angaben nur sekundär in Betracht,
Veränderung in den ursprünglichen Mythus wie auch die Umgestaltungen durch die Dra-
kam. matiker. Die Erzählung des Diodor 4, 40 ff.,
5) Epische Quellen. Von den alten Epen, die alle möglichen Ausschmückungen und Zu-
in denen Pelias vorkam, haben sich nur Trümmer thaten enthält Und im allgemeinen die Sage
erhalten. Die Theogonie, v. 993 ff., kennt Pe- rationalistisch behandelt, in der Hauptsache
lias als iifyccs ßccoLltvg vnsQrjvaQ , vßpiotijs, aber, was Pelias betrifft, die zweite epische
aräo&alos, 6ßQi^iotQy6g, der dem Iason schwere 40 Version von der Feindschaft des Pelias und
Kämpfe auftrug, und es hat den Anschein, Aison am Schlufs mit derjenigen des Dramas
dafs Hesiod annimmt, Iason habe nach seiner vereinigt, nach welcher Akastos zum Lohn für
Rückkehr den Pelias gestürzt, da er ihn als seine Teilnahme am Argonautenzuge lolkos
„Hirten der Völker" mit Medeia den Me- erhält und Iason freiwillig geht, diese Erzäh-
deios erzeugen läfst. Als Epen, in denen die lung hat ihren Hauptwert in einigen An-
Peliassage behandelt war, können angenommen deutungen, die die auch sonst zu machende
werden Hesiods Katalogos, wegen Aiolos (frg. 27 Beobachtung bestätigen, dafs in den Sagen von
Rzach) und wegen Tyro {frg. 39 Rzach; vgl. Phrixos und Helle, Iason und Medeia alte
frg. 30 und 40), die Naupaktia,, aus denen zu Naturmythen stecken. Aber wenn man auch
erschliefsen ist, dafs Iason, da er nach Pelias' 50 für Pelias nach einem Göttermythus forscht,
Tod lolkos verläfst (Paus. 2, 3, 9), an diesem so findet man hier so wenig als irgendwo
schuldig ist, Kinaithons "Enr] (Paus, ibid.), sonst eine blasse Spur eines solchen. Pelias
vielleicht auch die Korinthiaka des Eumelos ist nicht mehr und nicht weniger als ein
oder ein anderes die Argonauten behandeln- alter Sagenheld, der Poseidons Sohn heilst,
des Epos des korinthischen Dichterkreises, weil er ein seefahrendes Volk beherrscht,
endlich vielleicht auch die Minyas, nach Wenn man in der Zerstückelung und dem
Robert, Die Nekyia des Polygiiot, IG. Hall. Kochen in einem Kessel durch die Mond-
Winckelmannsprogramm S. 80. Die Sage von göttin Medeia eine Naturbedeutung des Zer-
Pelias' Wiedererkennung seiner Mutter Tyro stückelten und Wiederbelebten als des nach
und der Ermordung von deren grausamer Stief- 60 dem Absterben und Verschwinden wieder neu
mutter Sidero am Altar der Hera kann auch auflebenden Mondes sehen will, so mag das
nicht der zweiten epischen (jlestaltung ange- für Aison noch angehen, Stecke, Mythol. Briefe
hören und tritt erst im Drama zutage, dagegen 158 u. 1(57 f. Aber „dem Pelias versagt die
ist wohl die öfter erwähnte gegenseitige Feind- Mondhexe ihre Gunst" — „aus Bosheit", und
schaft zwischen Hera und Pelias, die später so versagt auch diese Deutung, da nach dem
gern aus der Ermordung der Sidero am Altare Symptom der Zerstückelung auch Pelias den
der Hera durch Pelias abgeleitet wurde, älteres Mond bedeuten müfste und es von der Mond-
Sagengut, das auf einen Kultgegensatz zweier hexe doch höchst sonderbar ist, wenn sie den
1857 Pelias (im Drama u. i. d. bilcl. Kunst) Pelias (in d. bild. Kunst) 1858
Mond „aus Bosheit'1 nicht wieder „aufkocht". Unterweltsbild in der Lesche der Knidier zu
Denn er kommt trotz ihrer Bosheit immer Delphi hatte ihn Polygnot dargestellt auf einem
wieder. Auch der Name Pelias giebt keinen Throne sitzend, Paus. 10, 30, 8. Seine Be-
Anhalt für einen Naturmythus. Denn — von deutung in diesem Bilde ist auch durch Robert,
der Erklärung des Namens aus den Umständen Nekyia des Potygndt, S. 80, nicht völlig auf-
bei der Auffindung des Ausgesetzten, blutunter- geklärt, wenn auch wahrscheinlich gemacht
laufenes Gesicht infolge eines Huftritts, ist ab- wird, dafs er in der der Minyas angehörigen
zusehen, weil die Sage der Aussetzung nicht xardßaaig ig "AiSov eine Stelle hatte. — Im
die ursprüngliche ist — warum sollte ein Neu- Dioskurenheiligtum in Athen war ein auf die
geborenes, zumal ein Sohn des Poseidon kvuvo- io Argonauten bezügliches Gemälde von Mikon
Xcclrrjg, n£l<xy%cätr]g, nicht der „Schwarze" ge- zu sehen, entweder die Rückkehr oder wahr-
tauft werden können? Der Name seines Zwil- scheinlicher die Ausfahrt von Iolkos darstellend,
lingsbruders , Neleus, hat ja eine ähnliche s. Robert, Marathonschlacht S. 61, Weizsäcker,
Bedeutung. Die Nachkommen des Neleus sind Philölogus 57 (1898), 519 ff. In letzterem Falle
alte Poseidonverehrer: daher stammt die Zu- noch eher als im ersteren ist ohne Zweifel auch
rückführung ihrer Abkunft auf Poseidon. Wie Pelias dargestellt gewesen. Pelias, begleitet
alt diese ist, wer vermag es zu ermessen? Die von zwei Töchtern auf den Stufen eines Tem-
alten Minyer um den malischen Meerbusen pels stehend und den Iason als iiovoaccvSalog
waren auch Seefahrer, darum ist einer ihrer erblickend, ist auf einem pompejanischen
sagenhaften Könige ein Sohn des Poseidon. 20 Wandgemälde dargestellt, abg. Wörmann,
Wahrscheinlich spiegelt sich in der Sage von Gesch. d. Kunst 1, 442; vgl. Art. Iason Bd. 2
der Erzeugung des Pelias und Neleus durch Sp. 87. Eine Kopie von Gülieron im Arch.
Poseidon die Erinnerung an den Übergang der Museum zu Halle b. Robert, 21. Hall. Winckel-
Südthessalier vom vorwiegenden Landbau zur mannsprogramm S. 16 A. 36. Unter den Ereig-
Seefahrt, und aus diesem erklärt sich ja auch nissen nach dem Argonautenzug, die der bil-
weiterhin die angebliche Mifsachtung der Hera denden Kunst Stoff zu Darstellungen gegeben
durch Pelias am einfachsten. Jener Übergang haben, ist gerade die Rückkehr selbst wegen
kann sich sehr wohl im Anfang friedlich voll- der grofsen Schwankungen der Überlieferung
zogen haben und der Gegensatz zwischen beiden am wenigsten zu künstlerischer Behandlung
Richtungen, der sich episch in der Feindschaft 30 geeignet, vielmehr nehmen die verschiedenen
des Pelias und der Aioliden ausdrückt und in Darstellungen des Todes des Pelias durch seine
der Feindschaft der Hera gegen Pelias zu Tage Töchter und Medeia, sowie die Leichenspiele
tritt, sich erst in der Folge entwickelt haben. zu seinen Ehren das vorwiegende Interesse in
Müssen nicht die Anhänger der bisherigen Anspruch. Für jenen Vorgang ist auf die
Lebensweise, die ihre Hera verehrten, in dem Artikel Peliaden und Medeia, Bd. 2 Sp. 2505 f.
Übergang zur Seefahrt, der Domäne des Po- zu verweisen; ich erwähne nur einige Bild-
seidon, mit der Zeit eine Zurücksetzung ihrer werke, in denen Pelias selbst sichtbar ist:
Göttin empfunden haben? Dafs nun Iason a) Vasenbild von Corneto, Annali d. Inst. 1876
gerade als Seefahrer den Herakult weiterträgt, tav. F: Pelias (inschr.) alt, vorgebeugt und
widerspricht dem durchaus nicht, denn er tritt 40 auf einen Stab gestützt, folgt zögernd einer
auch in der ältesten Fassung, die wir ge- Tochter Äk% . . . q<x, die in der R. ein Schwert
funden haben, nicht aus eigenem Entschlufs, hält und ihn mit der L. nach links führt; auf
sondern auf Wunsch des Pelias und aus eigener der andern Seite eine Jungfrau mit ausge-
Abenteuerlust die Seefahrt an. In der Todesart streckten Armen, die jene zu erwarten scheint;
des Pelias aber eine Andeutung eines Natur- Andeutungen der bevorstehenden Handlung
mythus zu finden, geht deswegen nicht an, weil aufser jenem Schwert sind nicht vorhanden,
dann der Tötung notwendig eine Wiederbe- b) Schale im Vatikan. Arch. Ztg. 1846 Taf. 40.
lebung folgen müfste. Pelias wird in dem Epos Heibig, Führer 22 nr. 1273: Innen links der
bezw. der Heldensage von den eigenen Töchtern greise Pelias nach rechts auf einem Klappstuhl
zerstückelt und gekocht, weil ihm für seine 50 sitzend, vor ihm eine stattliche Frauengestalt
Missethaten ein möglichst grausiges Ende zu- in griechischer Tracht, die ihm zuredet, eher
teil werden soll. Die Sage von Pelias ist also eine seiner Töchter, als Medeia (s. Robert,
kein Mythos, sondern epische Ausgestaltung Arch, Ztg. 1874 S. 136 A. 8), rechts eine Thüre.
einer Erinnerung an frühe historische Vor- Aufsen einerseits vier Frauengestalten, drei
gänge. mit Geräten, eine, wohl Medeia, die den zu
7) Drama. Für die Erklärung der Pelias- verjüngenden oder schon verjüngten Widder
sage kommt demnach ihre Behandlung im führt, andererseits links Pelias, hinter dem eine
Drama nicht in Betracht. Denn in den ver- nachdenkliche Frauengestalt steht; er wird von
lorenen Tragödien , in denen Pelias vorkam, einer zweiten unter einigem Widerstreben einem
war er überall nicht die Hauptperson, sondern 60 grofsen Kessel zugeführt, an dem eine dritte
entweder seine Mutter Tyro oder die Peliaden ihn mit einem Schwert erwartet, c) Altertüm-
und Medeia, weshalb diese Artikel zu ver- liehe Vase bei Gerhard, Auserl. Vasenb. 157,
gleichen sind, Medeia oben Bd. 2 Sp. 2491 f. 1 u. 2. Der Widder kommt unter den staunenden
Dafs Pelias auch Gegenstand eines mimischen Gebärden dreier Frauen aus dem Kessel ver-
Tanzes gewesen, erwähnt Lukian Salt. c. 52. jungt hervor; links sitzt der altersschwache
8) Bildende Kunst. Einige Bildwerke, die Pelias. Abg. Engelmann, Bilderatlas zu Ovid
die Wiedererkennung der Mutter Tyro durch ihre T. 12, 79. d) Vasenbild bei Gerhard, A. V.
Söhne darstellen, s. Art. Neleus. In dem grofsen 157, 3. 4: Vorderseite drei Frauen um den
Koscheh, Lexikon der gr. u. rüm. Mythol. Ifl. 59
1859 Pelias.(in d. bild. Kunst)
Kessel mit dem Widder. Rückseite Pelias
sitzend zwischen Medeia und den Peliaden.
Über diese Darstellungen handelt Minercini.
bullet, arch. napolit. 6, 7 p. 53, Pyl, de Medeae
fäbula p. 57, Robert, Arch. Ztg. 1874 S. 134 ff.
e) Friesgemälde aus Pompeji Heibig, nr. 1261 b,
AtlasTa£. 19, Engelmann, Atlas zw Ovid. 12, 80. -
Die Leichenspiele des Pelias waren schon
am amykläischen Thron des Bathykles von
Magnesia und am Kasten des Kypselos in 10
Olympia dargestellt. Von letzterem Bild giebt
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Pelias (in der Kunst)
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Pausanias 5, 17, 9 — 11 eine ziemlich ausführ-
liche Beschreibung. Sie schliefst sich an die des
Auszugs des Amphiaraos auf demselben Kasten
an. Dieser Kypseloskasten ist ein korinthisches 60
Weihgeschenk. Ganz dieselbe Zusammenstel-
lung begegnet auf einer Caeretaner Vase Berlin
nr. 1655, Mon.d. 1. 10, 4. 5; Wien. Vorlegebl. 1889
tar. 10. Engelmann, Bihlcratlasz.JB.om. 11. 18,98
(s. d. Abb. ob. Sp. 1839 u. Abb. 1 Sp. 1860). Robert,
Ainiali 1874 S.82, die gleichfalls korinthischen
Ursprungs ist. Den auffallenden Ähnlichkeiten
zwischen jener Beschreibung und diesem Vasen-
1861 Pelina Pelopeia 1862
bild stehen ebenso groi'se Verschiedenheiten Hesych. Nach Bernhardy ad Dionys. Per. p. 671
o-eo-enüber, sodafs Abhängigkeit des einen vom ist*Elldviog zu lesen, da Hesych. das anlautende
andern ausgeschlossen ist, wohl aber beide aus Digamma mit H verwechselt habe. Möglicher-
einer gemeinsamen poetischen Quelle schöpften, weise ist aber auch Zusammenhang mit der
und zwar natürlich, wie gewöhnlich, nicht lakonischen Stadt üsXXävcc (Paus. 3, 9, 4. 21, 2)
direkt, sondern indirekt aus der durch die und der dort befindlichen Quelle TLsllavlg {Paus.
epischen Dichtungen in eine gangbare Form 3, 21, 2) anzunehmen. Über die Beziehungen
gebrachten Volksüberlieferung, bei der Ab- vonKyrene zu Lakonien vgl. Studniczka, Kyrene
weichungen im einzelnen leicht möglich waren. 108 ff. Eine andere Epiklesis des Poseidon in
Auf der Vase ist im Ringkampf nicht Iason, io Kyrene ist 'A\Lq>i§caog, Lyk. 749 und Schol. u.
wie auf dem Kypseloskasten, sondern Hippal- Tzetz. z. d. St. [Höfer.]
kimos der Gegner des Peleus, in andern Ueber- Pellas (IlÜXccg), 1) Freier der Penelope,
lieferungen ringt mit diesem Atalante, Apollod. Apollod. Epit. 7, 29 (Mythogr. Graeci 1 p. 235
3, 9, 2. Der Künstler des Kypseloskastens hat Wagner). - - 2) Ktistes von Pella in Makedo-
sich , wie die gröfsere Vollständigkeit seines nien, Steph. Byz. Uilla. Nach Ahrens, Philol.
Bildes zeigt, enger an die poetische Quelle ge- 23 (1866), 200 Anm. 16 ist richtiger IlsUäg
halten, als der Vasenmaler. Er hat auch die zu schreiben. [Höfer.]
Peliaden als Zuschauerinnen, die bei diesem Pellen (nttlrjv), Argeier, Sohn des Phorbas,
fehlen. Trotzdem giebt uns das Vasenbild Enkel des Triopas, von welchem nach argivi-
wenigstens eine annähernde Vorstellung von 20 scher Sage Pellene in Achaia benannt sein
dem entsprechenden Teil jenes alten Weih- sollte, Paus. 7, 26, 5, wohl identisch mit Pelles
geschenks. — Endlich sollte man die Anwesen- (s. d.). [Stoll. |
heit des Pelias auch auf Bildwerken erwarten, Pelles (Ilillr\g), Vater des Hyperasios (s. d.),
die die Werbung des Admetos um Alkestis Grofsvater der Argonauten Asterios und Am-
darstellen: die Vorführung des Löwen- und phion, Gründer von Pellene in Achaia, Apoll.
Ebergespanns vor dem künftigen Schwieger- Ehod. 1, 177. Eudocia 221 = p. 355 Flach.
vater ist doch ein geeigneter Gegenstand für Vgl. Pellen. [Stoll.]
die bildende Kunst. Am Apollothron zu Amy- Pellonia s. Indigitamenta Bd. 2 Sp. 213 und
klai war nach Paus. 3, 18, 9 Admet abgebildet, Usener, Götternamen 310, der den Iuppiter
wie er den Löwen und Eber anspannt; die 30 Depulsor und die di depellentes bei Pers. 5, 167
Vorführung des Gespanns ist auf einem rö- vergleicht. [Höfer.]
mischen Stuckrelief dargestellt, wo Pelias auf _ Pelopeia (iltloTtsKx), auch Pelopia (Htlo-xla).
einem Throne sitzend und die neben ihm Über die Beziehungen des Namens vgl. Thra einer,
stehende Alkestis den Ankommenden erwarten, Pergamos 83 u. oft. 1) Tochter des Thyestes, wel-
l/o«, d. Inst. 6,52. Annal. d. Inst. 1860 p. 227, eher der eigene Vater blutschänderisch bei-
abgeb. Baumeister, Denkmäler 1, 45 Fig. 51, wohnte, Hyg. f. 253. Ovid. Ib. 359 und Schal.
danach die Abb. 2. Die Seltenheit der Darstel- p. 66 ETlis. Seneca Agamn. 293. Aus dieser
lungen dieses Vorgangs erklärt sich wohl daraus, Verbindung entsprang ein Knabe, Schol. in
dafs derselbe auch im Epos gegenüber andern Plat. Leg. 8, 839c p. 382 Hermann. Schol.
zurücktrat, indem er in die gröfsere Sagenkom- 40 Eur. Or. 14. Dio Chrys. or. 64 p. 221 Bind.
Position, wie wir oben gesehen haben, sich Claudia u. in Eutrop. 1, 289. 291, den die
schwer einfügte. — Vgl. Pelias etr. Sp.l847f. Mutter aussetzte, den aber Hirten fanden und
2) Pelias, der Sohn des Aiginetes, Paus. mit Ziegenmilch (daher der Name Aigisthos;
7, 18, 5, ein Glied in der Ahnenreihe des Epo- andere Etymologieen bei Fick-Bechtel, Die
nymos von Patrai. [Weizsäcker.] griech. Personennamen 425) aufzogen, Hygin.
Pelina. Eine Inschrift von Superaequum /'. 87. 88 S. 85, 16 Schm. f. 252. Lact. Placid.
aus dem Jahre 271 n. Chr. nennt eine Dea ad Stat. Theb. 4, 306. Ael. v. h. 12, 42. Als
Pelina, Orelli-Henzen 1, 1856. C I. L. 9, 3314. anderer Name der Pelopeia wird von Tzetz.
Die Echtheit einer zweiten Inschrift aus Anxa- Chil. 1, 453 Mnesiphae überliefert. Als Grund
num: Pelinae Beneficae, Orelli a. a. O. 1855, 50 zu dem Incest wird ein Orakelspruch angegeben,
der die Pelina als &sa iiziiwQiog bezeichnet, der dem Thyestes in dem Sohne, den er mit
wird von Henzen a. a. O. 3. Indices p. 36 s. v. seiner Tochter Pelopeia zeugen würde, einen
Pelina bezweifelt. [Höfer.] Rächer an seinem Bruder Atreus verhiefs,
Pelinnaios (IlsXivvcciog), Beiname des Zeus Apollod. Epit. Vat. 10, 5 (Mythogr. Graec.
in Chios, Hesych., nach seiner Verehrung auf 1, 186 Wagner). Schol. Eur. Or. 14. Hygin.
dem Berge Uslivvulov. [Höfer.] f. 87. Serv. ad Verg. Aen. 11, 262. Lact. Placid.
Pelinos (üsUvog), Gründer der Stadt Pelinna a. a. O. 1,684. Senec. Ag. 29f. Das Orakel
in Thessalien, aus dem (thessalischen) Oichalia war wohl schon von Sophokles (fr. 227 N. und
stammend, Steph, B. v. Yliliwa. [Stoll.] dazu 0. Boßbach, Philol. Abhandl. Martin
Pelis (HfjUg), ein Troer, dessen Leiche auf 60 Hertz .... dargebracht 155, _,2) erwähnt. Da-
dem polygnotischen Gemälde von der Erobe- neben bestand eine zweite Überlieferung, die
rung Trojas in der Lesche zu Delphi zu sehen bei Hygin. f. 88 vorliegt und von Petersen,
war, Paus. 10, 27, 1. [Stoll] De Atreo et Thyesta (Dorpat, Progr. 1877) auf
Pella (Ililla). Die Stadtgöttin von P. er- des Sophokles &vt6xr\g iv Zizvcbvi zurück-
scheint auf römischen Kaisermünzen dargestellt, geführt wird. Auch Ro/'sbach a. a. O. 154 führt
Cohen 4, 466 nr. 026. 629. 630. 5, 153 nr. 89. die Erzählung bei Hygin. auf einen Tragiker
| Höfer. ] zurück, der daran Anstois nahm, dafs die Gott-
Pellanios (JIsU.et.vios), HoesiS&v iv KvQrjvy, heit selbst das entsetzliche Verbrechen an-
59*
1863 Pelopeia Peiopides 1864
befahl, und daher den Thyestes wenigstens morden, sendet Atreus den Aigisthos, seinen
von der Schuld, seine Tochter gekannt zu vermeintlichen Sohn, dem unterdessen Pelo-
haben, befreite, vielleicht in Anlehnung an den peia das einst dem Thyestes entrissene Schwert
Parallelmythos von Herakles und Auge. Die geschenkt hatte. Thyestes erkennt das Schwert,
Fabel lautet bei Hygin. a. a. 0. folgender- durch die herbeigerufene Pelopeia wird die
mafsen: Nach dem schrecklichen Mahle bei Wahrheit enthüllt, voll Verzweiflung stöfst
seinem Bruder Atreus flieht Thyestes zum König sich die Unselige das Schwert in die Brust,
Thesprotos, übi locus Avernus die Hur esse: inde und Aigisthos eilt mit der vom Blute der Mutter
Sicyonem pervenü, ubi erat Pelopia filia Thyestis noch roten Waffe zu Atreus und erschlägt ihn.
dejjosita. Aus dieser kurzen Erzählung scheint 10 Den Selbstmord der Pelopeia *propter scelus
hervorzugehen: 1) Dafs Thyestes sich wohl bei patris' erwähnt Hygin. auch noch an anderer
dem vstiQO^avtHov (Herod. 5, 92. Paus. 9, 30, 6. Stelle (/'. 243). Es scheint nach dieser Variante
Bohde, Psyche 1", 213, 1), das sich zu Ephyre also, als habe Thyestes den Incest unwissent-
am Flusse Acheron in Thesprotien befand, ein lieh begangen. Aus Hygin. f. 254 mit der Über-
Orakel holen wollte. Denn bei dem lacus schrift: Quae piissimae fuerunt, wo u. a. er-
Avernus mit A. Werth, De Hygini fdbularum wähnt wird Pelopeia, Thyestis filia in patrem.
indole (Progr.M.-Gladbachl901) 28 (vgl. auch 31) ut eam vindicaret schliefst Bofsbach a. a. 0. 255
an den See bei Cumae zu denken , verbietet höchst ansprechend noch auf eine dritte Über-
schon die Erwähnung des Königs Thesprotos. lieferung, die das Orakel wohl auch beibehielt,
2) Dafs das Orakel ihn nach Sikyon, wo seine 20 die Schuld aber wenigstens teilweise von
Tochter Pelopeia untergebracht war, zu gehen Thyestes abwälzte und den tragischen Kon-
befahl. Über den näheren Inhalt des Orakels flikt zwischen dem Abscheu der Jungfrau vor
sind nur Vermutungen möglich; unwahrschein- dem Verbrechen und der Liebe der Tochter
lieh ist es, dafs darin der Incest direkt an- zum Vater darstellte, in dem die Kindesliebe
befohlen wurde. In Sikyon kommt Thyestes Siegerin blieb. — Nach Luc. de sali. 43 wurde
gerade dazu, wie Pelopeia nachts der Athena ntloneiag ycluog im Pantomimus dargestellt,
opfert; um das Opfer nicht zu stören, verbirgt Das Bild einer apulischen Vase (abg. Wiener
er sich in einem Haine. Beim Chortanze gleitet Vorlegebl. B. 4, 1. Eranos Vindobouensis S. 272
Pelopeia aus und befleckt sich ihr Gewand mit flg. 2) bezieht E. Eoeicy, Eranos a. a. 0. 272 f.
dem Blute der Opfertiere; um es zu reinigen, 30 (daselbst weitere Litteraturangaben und andere
geht sie zum nahen Flufs und legt das Gewand Deutungen) auf den verbrecherischen Umgang
ab. Da stürzt Thyestes verhüllten Hauptes des Thyestes mit Pelopeia nach der obigen
aus dem Haine hervor, überwältigt die Jung- Erzählung bei Hygin. f. 88 , wobei als Ab-
frau, läfst aber sein Schwert, das ihm Pelo- weichungen hervorzuheben sind, dafs die Scene
peia während der Umarmung entreifst, in ihren in einem Heiligtum des Apollon (bei Hygin.
Händen. Pelopeia kehrt zum Tempel zurück der Minerva; spielt, und dafs Thyestes' das
und verbirgt das Schwert unter der Basis der Schwert noch selbst trägt. Die aufsteigende
Statue der Athena. Am nächsten Tage bittet Erinys soll auf die unheilvollen Folgen des
Thyestes den König von Sikyon, ihn heim- Liebesumganges hinweisen. Über eine zweite
wärts zu entlassen, ut sc in. patriam Lydiam 40 auf Thyestes und Pelopeia bezogene Darstel-
(man vgl. die Notiz bei Steph. Byz. s. v. ®vcc- hing s. d. A. Pannychis nr. 3. — 2) Tochter
rtiQcc- nölig Avdiccg, 7} ■jtqöxeqov nsloTtsict) des Pelias und der Anaxibia, der Tochter des
remitieret. Dabei bleibt manches dunkel. Ahnt Bias, oder der Philomaehe, der Tochter des
Thyestes, dafs die Überfallene seine Tochter Amphion, Apollod. 1, 9, 10. Tzetz. Byk. 175
ist? Wufste er überhaupt, dafs dieselbe in p. 434. Apoll. Bhod. 1, 326. Hygin. f. 24, von
Sikyon sich aufhielt? Warum suchte er sie Ares Mutter des Kyknos (s. d. nr. 1), Apollod.
nicht auf, oder hatte er sie aufgesucht, wurde 2, 7, 7. Nicol. Bamasc. fr. 55 (F. H G. 3, 389).
aber von ihr nicht erkannt, da er sie verhüllten Argum. Soph. Brach, p. 282 med. Nauckr'.
Hauptes überfallen hatte? Auch die Fort- Eudocia p. 210 = p. 334 Flach. — 3) Tochter
setzung der Erzählung bietet Schwierigkeiten. 50 der Niobe, Bhcrckydes u. Hello uikos im Schal.
Atreus erhält vom Orakel den Bescheid, den Eur. Phoen. 159. Apollod. 3, 5, 6. Schol. Stat.
Thyestes in sein Reich zurückzuführen. Er Theb. 3. 161. Tzetz. Chiliad. 4, 141. Vgl. Bd. 3
kommt zu Thesprotos, weil er den Bruder hier Niobe Sp. 375, 47 ff. Sp. 376 Anm. 1. Sp. 379, 60.
vermutet, erblickt die Pelopeia, die nach der Stark, Niobe 96. v. Wilamoiritz , Hermes 26
vorhergehenden Erzählung sich in Sikyon auf- (1891), 219 ff. [Höfer.]
hielt, bittet den Thesprotos, für dessen Tochter Pelopia s. Pelopeia.
er sie hält, um ihre Hand. Thesprotos giebt Pelopides {nsloitiSr\g), Sohn (TLsloitiSris 6
ihm die Pelopeia, die von Thyestes schon mit rov niloitog, Said) oder Nachkomme des Pe-
Aigisthos schwanger ist, zur Frau, um keinen lops (s.d.); vgl. Eudocia 757 p. 332 (551 Flach):
Verdacht zu erregen. Als Gattin des Atreus 60 itävrs-g . . . ol a-jtb rov iBXonog (vgl. Bio Chrys.
gebiert sie den Aigisthos, den sie aussetzt; or. 11 p. 185, 11 Bind. Strabo8,35fi) HcdovvTai
das Kind wird von Hirten gefunden (s. oben), nzlonid ai ■., olov 'Atotvg, ®v£Gxr\g, 'Aya^iivuv
von Atreus angenommen und als leiblicher xcu tsluvxalog 'Ooiotrig. Als ilsLoirldai im
Sohn erzogen. Nach Jahren wird Thyestes in engeren Sinne, d. h. als Kinder des Pelops,
Delphoi, wo er sich Rat wegen der RacMe an werden im Schol. Eur. Or. 4 genannt: Atreus
Atreus holen will, von den Atriden Agamemnon (Apollod. Epit. 2, 11 p. 185 Wagn. Pelopeius
und Menelaos ergriffen, vor Atreus geführt und Atreus, Or. Heroid. 8, 27), Thyestes (Apollod.
ins Gefängnis geworfen. Um den Bruder zu a. a. 0.), Dias, Kynosuros, Korinthos, Hippalk-
1865 Pelopis Pelops (Name u. Genealogie) 1866
mos, Hippasos, Kleonos, Argeios. Alkathus, Apoll. Ehod. 1, 637. Egenolff, Philol. 61 (iy<>-_; .
Heleios, Pittheus. Troizen, Nikippe, Lysidike 116, 27. Auch als Personennamen ist Pelopis
und als vo&og Chrysippos. Von den entfern- bezeugt auf einer Vase in Florenz, Lenormant-
teren Nachkommen des Pelops werden als De Witte, Elite des mon. ceramogr. 2 T. 80
UsXoTtlSäi bezeichnet — 1) Agamemnon, Herod. S. 246. Wolters, Arch. Jahrb. 11 (1896), 9 Anm. 26.
7, 158. Eust. ad Bion. Per. 680; vgl. Hesych. [Höfer.]
s. v. IleXoTtiSag. Pelopeius Agamemnon, Pro- • Peloponnesos (TIsXoTCÖvvriaog), Personifika-
/jert. 5. 6, 33 Pelopeius her'os, Pias Lat. 131. tion der Peleponnes auf einem attischen Relief
739. — 2) Menelaos, Dio Chrys. or. 11 p. 179, nach der Deutung von Köhler, Athen. Mitth.
31. Bei Eur. Troad. 711 sind unter JlsloTiLdcci 10 1, 197. C. I. A. 2, 576 p. 403; abg. Arch.
Agamemnon und Menelaos zu verstehen; vgl. Zeit. 35 (1877), Taf. 15, 1 und v. Duhn, ebend.
auch Eur. Hei. 1242. 1264. 1429 Iph, T. 1415. 171; Corr. hell. 2 (1878) pl. 11 und Bumont,
— 3) Pelopeius Orestes, Luc. Phars. 7, 778 ebend. 559. v. Sybel, Katalog der Skulpturen
vgl. Aesch. Choeph. 503 (aitsQua TltloTiidäiv zu Athen 285 nr. 3989 dargestellt als mädchen-
rods) = Orestes und Elektra. 4) Pelopeia haft gekleidete Figur, vor Zeus stehend, hinter
virgo, Ov. Trist. 4, 4, 67 = Iphigeneia. - ihr Athena. — Über eine andere auf Pelo-
5) Theseus als Enkel des Pelopssohnes Pittheus, ponnesos gedeutete Darstellung s. Bd. 2, Kreta
Plut. Thes. 3. — 6) Tisamenos, des Orestes Sp. 1422 Z. 17. [Höfer.]
Sohn, Paus. 2, 18, 7. 7) Agorios, Enkel Pelops (Iltloip). Eine ernstgemeinte Ety-
des Orestessohnes Penthilos, Paus. 5, 4, 3; vgl. 20 mologie des Namens aus dem Altertume wird
ob. Bd. 3 Oxylos Sp. 1235, 55 f. — Die Pelopiden nirgends "überliefert. Unter den Etymologieen
hiefsen avco^ioi Suid. s. v. ävoiiog. ävcouog, und des Platonischen Kratylos bezeichnet ihn eine
waren an ihrer elfenbeinernen Schulter kennt- (395 C) als xbv xä iyyvg ÖQüvxa, weil er in
lieh, Themist. or. 6 p. 77b. or. 21 p. 250b. seiner Leidenschaft für Hippodameia das
Julian, or. 2 p. 81c. Nonn. narr, ad Greg. Unglück nicht voraussah, das durch die Tötung
invect. 1. 7 p. 130. Mythogr. Gr. Westermann des Myrtilos über sein Haus kommen würde ;
387 nr. 75. Eudocia 390 p. 391 Flach; vgl. aufgenommen wird sie von Euseb. Praep. ev.
die ähnliche Sage von der Lanze als Mutter- 11, 6. 21. Aus neuerer Zeit ist der Versuch
mal bei den Sparten Bd. 2 Kadmos Sp. 846, H. D. Müllers (Mythol. d. griech. Stämme 1
12 ff. Das Haus der Pelopiden (r\ IltloTtiSüv 30 S. 99) bemerkenswert. Dieser will in WXoty
oinia, Dio Chrys. or. 11 p. 181, 18. or. 66 dieselbe Wurzel wie in den Ortsnamen TliXXa,
p. 221, 16. Pelopia domus, Senec. Ag. 167. UiXXr\vr\, HiXivva und wie in nöXig erkennen.
Thyest. 22. xb yivog xb UsXonidCov Isokr'. 10, 62) Unter Vorbehalt findet er Zustimmung bei
war berüchtigt durch seine Greuelthateu, daher Thrämer, Pergamos S. 83, nach welchem IltXoty
nennt es Sophokles {El. 10; vgl. Eust. ad Hont. dann der „Burgbauer" (01p = opus) oder der
P. 674, 63. 461, 10) 7ioXvcp&oQov ä&fia IleXo- „Burgbewohner" bedeuten würde. Doch
rti&äv, ähnlich heilst es bei Hör. Od. 1, 6, 8 weder steht die Zusammengehörigkeit des
(vgl. Propert. 4, 19, 20) saeva Pelopis domus. Namens mit der Wurzel nsX fest, noch dürfte
Diese Greuelthaten der Pelopiden (xa IltXo- man bei der Erklärung desselben ohne weiteres
Ttidwv y.ay.ä Soph. El. 1498; xct TJaXo-itiSCov Jo die in izöXig enthaltene sekundäre Bedeutung
nädi] Plato, de republ. 2, 380 a, xä tizqI xbv zu Grunde legen. Eine wirklich zufrieden-
0v86xrtv y.ca xbv 'Axq£u %ccl xovg U^XoniSag stellende Erklärung des Namens ist noch nicht
Dio Clirys. or. 11 p. 168, 20) wurden litterarisch gefunden.
(Themist. or. 6 p. 74c) aufser von Aischylos, Bei Homer wird Pelops ein einziges Mal
Sophokles u. s. w. behandelt von Lykophro» , erwähnt und zwar B 104 f. als Ahnherr des
der eine Tragödie HtXoTtidui geschrieben hat, Agamemnon, aber ohne dafs seiner Abstam-
Suid. s. v. Avv.öcpQcov. Ihre Geschichte stellte mungvonTantalos dabeigedacht würde. Zeus
d&r Dositheos tv LTaXoTiideugl?], Plut. Parall. 33; giebt das von Hephaistos verfertigte Scepter
vgl. Hyg. fab. 86 u. Schmidt, Praef. XXIII. an Hermes, dieser an Pelops und von ihm
Auch im Pantomimos wurden xa. TLsXoitidcöv, r>0 kommt es über Atreu s und Thyestes an
und zwar 'AxQtvg v.ctl Gvtaxtjg zccl 'AsQOTtij, xccl Agamemnon. Die homerische Reihe über-
xb %qv6ovv ccqvIov v.ccl IliXoitsiag yäiLog y.ccl nimmt Paus. 9, 40, 11, der den Kult dieses
'Ayccui^vovog ßcpixyr} Kai KXvxatuvrjazQag xäcpog Scepters in Chaironeia erwähnt, während in
dargestellt, Luc. de salt. 43. Als Herrscher- dem Tragikerzitate bei Quint. Inst. 9, 3, 57 der
geschlecht, dessen Reichtum berühmt war Vulgärmythologie zufolge Tantalos einge-
(Strabo 14, 680), stehen die Pelopiden zwischen schoben und Thyestes ausgeschaltet ist; aller-
den Perseiden (s. d.) und Herakleiden, Thuk. dings soll hier die direkte Abstammung her-
1, 9, 2. Plato leg. 3, 685b. Strabo 8, 372. 377. vorgehoben werden; vgl. ferner das Zitat ebd.
Plul. Mar. 1. Dio Chrys. or. 11, p 180, 16. 9, 4, 140. Auch X 582ff., wo von Tantalos
p. 206, 27. or. 61, 197, 16. 0. Müller, Dorier oo die Rede ist, wird sein Verhältnis zu Pelops
1, 57. Gesch. d. griech. Litt. 1 2, 51, 1. Bu- nicht erwähnt, ebensowenig ß 602 ff. das zu
solt, Griech. Gesch. I2, 205. Thraemer, Pergamos Niobe. Hesiod erwähnt in den erhaltenen
66. Bei PinJ. Nein. 8, 12 (21). Theokr. 15, 142 Resten weder Tantalos noch Niobe in ihren
steht die Form TIsXoTiriiädai. [Höfer.] Beziehungen zu P. Pelops mufs in den Großen
Pelopis (TleXonig), v. 1. für UsXoTtia (s. Pelo- Ehoien vorgekommen sein: s. frgm. 147 (Paus. 6,
peia nr. 1), woraus fälschlich Exkönig gebildet 21, 10; Schol. Pind. Ol. 1, 127); ob seine Her-
worden ist, Schol. Eur. Or. 14 und äaziiSchwartz. kunft erwähnt wurde, ist ungewifs.
Zu IliXoTtig vgl. auch Etym. 31. 659, 47. Schol. Der früheste Zeuge für Pelops' Abstammung
1867 Pelops (Genealogie, Heimat)
von Tantalos ist Kyprien frgm. 9, 4; danach
Pindar Ol. 1, 59; Pherekydes in Schol. Eur. Or.
11 (F. H G. 1 S. 93 nr. 93) u. Eur. Tph. Taur. 1.
Als seine Mutter nannte Pherehydes a. a. 0.
Klytia, die Tochter des Amphidamas.
Andere nennen sie Euryanassa, Eurystha-
nassa, Eurythemiste, Euryto avccacu.
Euryprytane und machen sie zur Tochter
eines phrygischen Flufsgottes, des Xanthos
oder des Paktolos (s. Bd. 1 Sp. 1420 s. v. 10
Euryanassa). Dagegen nennt Hygin. fäb.. 82
eine Dione. Eine populäre Version über
Pelops1 mütterlicheAbstammungbestand jeden-
falls nicht.
Altweichend von der allgemeinen Genealogie
wird Schol. L. Hom. B 104 als Vater des P.
Hermes, als seine Mutter Kalyke bezeichnet.
Das Scholion ist stark verstümmelt, doch ist
diese Angabe unantastbar. Die Kalyke erkennt
Kramer, De Pelopis fabula S. 5 in der Tochter 20
des Aiolos wieder, der Gattin des Aethlios,
des nach Paus. 5, 13 ältesten elischen Königs,
s. Apollod. 1, 7, 5; Schol. Ap. Bhod. 4, 5, 7;
nach Apd. a. a. 0. wäre freilich nicht Aeth-
lios der erste eleische König,__sondern erst sein
Sohn Endymion, der mit Äolern aus Thessa-
lien dort einwandert, nach Paus. 5, 8, 1 den
Klymenos entthront und seine Söhne öq6[ko
um die Herrschaft kämpfen läfst, s. auch Euseb.
Chron. 1 S. 191 (Schöne). Hermes als iva- 30
ymviog ist dem Aethlios nahe verwandt. Es
ist leicht möglich, dafs auch für Hom. B 104
Hermes als Vater des Pelops gegolten hat.
Das Scepter des Zeus kann er nicht wohl als
Göttex-bote oder Geleitsgott, sondern nur als
der alte Landesherr, als Stammvater der Pelo-
[>iden geführt haben. Wenn nicht die Ab-
stammung des P. von Tantalos späterhin die
Geltungeines unerschütterlichen mythologischen
Dogmas erhalten hätte, würde man nach B 104 f. 40
unbedingt Hermes an die Spitze des Ge-
schlechtes stellen. Mit Recht sieht daher
Thrämer a. a. 0. S. 78 in dem Scholion ein
Bruchstück der älteren Pelops sage, welche
den Eponym der Halbinsel zum Sohne ihres
Hauptgottes macht.
Als Heimat des Pelops galt fast allgemein
Kl ein- Asien. Dem widerspricht ausdrücklich
nur ein sonst nicht bekannter Autor Autesion im
Schol. Pind. Ol. 1, 35; 9, 8 (F. H G. 4 S. 435), 50
der ihn zu einem Achäer aus Olenos macht.
Pindar Ol. 1, 35; 9, 8 nennt ihn einen Lyder,
Bakchyl. 7, 53 Phryger, ebenso Herod. 7, 8u. 11,
während Thukyd. 1, 9 allgemein Asien als
seine Heimat bezeichnet. In späterer Zeit gehen
die Begriffe Phryger, Lyder, Paphlagonier
durcheinander, s. Schol. Pind. a. a. 0. Euphor.
in Schol. Ap. Bhod. 2, 359; Athen. 14, 652 E;
Tzetz. z. Lyk. 150. 158. 'Evsxriiog heilst er bei
Ap. Bhod. 2, 358, Dardanius Sen. Herc. für. 60
1172. Als Grund für seine Einwanderung nach
Europa wird mehrfach angeführt, dafs sein Vater
Tantalos ihn dorthingesandt, als er von Ilos
im Kriege bedrängt wurde: Nie. Damasc. frei. 1 7
(F. H. G. 3 S. 367); Diodor 4, 74; Norm, bei
Westerm. Myth. S. 380, 57, 3. Nach Paus.
2, 22, 3 war Tantalos bereits tot, als Ilos
gegen P.
zu Fehle zog.
Nach anderen galt
Pelops (Heimat: Asien od. Hellas) 1868
sein Auszug der Werbung um Hippodameia
(Paus. 5, 13, 7), zu der ihn sein Gönner Posei-
don trieb, Tzetz. z. Lyk. 158. Pelops soll
bei seiner Einwanderung von seinem Volke,
den Lydern bezw. Phrygern begleitet wor-
den sein, Strab. 7, 321; Nie. Damasc. a. a. 0.;
Tac. Ann, 4, 55; Paus. 6, 22, 1; Athen. 14, 625 E.
Bei dieser Gelegenheit sollen die dürftig leben-
den Einwohner Griechenlands mit den Schätzen
des Ostens bekannt geworden sein, so schon
Thukyd. 1, 9. — Strab. 14, 680 berichtet, dafs die
Quelle dieser Schätze die phrygischen Berg-
werke am Sipylos gewesen sind; s. ferner
Tacit. und Norm. a. a. 0. Der Reichtum des
Tantalos und der Pelopiden war in späte-
rer Zeit sprichwörtlich. Als Beweise für die
asiatische Herkunft des Pelops zeigte man
allenthalben in der Peloponnes, vornehmlich
aber in Lakonien xäqtovg xwv iitxa Utlonog
d>Qvya>v, Athen, a. a. 0. Als ihre Stiftung galt
in Olympia das Heiligtum der Artemis
Kordaka, weil sie dort der Göttin nach dem
Siege den am Sipylos heimischen Kordaxtanz
aufgeführt haben sollen, Paus. 6, 22, 1. Auf
die Begleiter des Pelops führte Telestes bei
Athen, a. a. 0. auch das Eindringen der lydi-
schen und phrygischen Musik zurück. — Von
Lokalitäten Asiens ist mit Pelops speziell
verbunden ein Steinthron auf dem Sipylos,
benachbart dem Tantalos grabe und dem
Niobefelsen, Paus. 5, 13, 7; vgl. Frazer z. d.
St., der auch die Litteratur über diese Örtlich-
keit giebt; besonders hervorzuheben Bamsay
im Joum. of hell. stud. 1882 S. 33 ff. ; Humann
in Mitt. d, ath. Inst. S. 22 ff. Jenseits des
Herrn os zeigte man ein Bild der Aphrodite
aus Myrtenholz, das P. geweiht haben soll, ehe
er auszog die Hippodameia zu erringen, Paus.
a. a. 0. — Die Stadt Thyateira am Lykos
soll in älterer Zeit Pelopia oder Euhippia
geheifsen haben, Plin. not. hist. 5, 115; Ste^h.
Byz. s. v. 0vüt£iqcc. — Von ihm ist ferner ge-
stiftet der Tempel des killäischen Apollon
zu Killa in der Troas, Theopomp, in Schol.
Hom. A 38 (F. H G. 1 S. 332); Strab. 13 p. 613,
wie es heilst zu Ehren seines dort gestorbenen
Wagenlenkers Killas oder Killos, s. Bd. 2
Sp. 1185 s. v. — Die spätere Kunst charakteri-
siert P. durch die phrygische Mütze und die
sonstige Kleidung als Asiaten, s. z. B. die Vasen-
bilder oben Sp. 775ff. und Philostr. Imag. 1, 17.
Durch Pelops' Verknüpfung mit Tantalos
und Asien ist die Überlieferung von seinem
echtgriechischen Ursprünge bis auf geringe
Reste ausgemerzt worden. Gleichwohl niuls
diese als die ältere betrachtet werden. Abge-
sehen von der oben angeführten Angabe des
Autesion, dafs er ein Achäer aus Olenos ge-
wesen, sprechen hierfür indirekt auch die An-
gaben des Sfruhon, dafs er Boioter (8 p. 360)
oder Achaier aus der Phthiotis (p. 365) in die
Peloponnes geführt, nach welchen die Halb-
insel und speziell Lakonien das „achäische
Ar gros" genannt wurde. Wenn es auch an
Pelopssagen sowohl in Boiotien als in Thessa-
lien fehlt, so haben doch H. D. Müller a. a. 0.
S. 99 und Thrämer a. a. 0. S. 83 mit Recht
an den in Thessalien mehrfach vorkommenden
1869 Pelops (Beziehungen z. Peloponnes) Pelops (Mythus) 187*)
Heroinennanien Pelopeia (s. d.) erinnert, wäh- Eine Anzahl peloponnesischer Städteeponymen
rend der Opunti er Pelops, Schol. Pind. Ol. 1,144 gilt auch als Söhne des P., so Trozen: Apd.
in der Liste der von Oinoniaos getöteten Freier 3, 15, 7, 1; Strab. 8, 374; Epidauros: Paus.
aufgeführt, freie mythographische Erfindung 2, 26, 2; Letreus: Paus. 6,22, 8; Dyspon-
zu sein scheint. Zu erinnern ist hier auch an die tos: Tryphon b. Steph. Byz. s.v. Avontövriov.
täglichen, dem Pelopidenscepter inChai- Die Sage, dafs Pelops von seinem Vater
roneia dargebrachten Opfer (Paus. 9, 40, 11). Tantalos in Stücke geschnitten und den
Die Peloponnes gilt allgemein als das Göttern gekocht zum Mahle vorgesetzt worden
Reich des Pelops, so Pind.Nem. 2,32; Bakchyl. sei, berichtet als erster Pind, Ol. 1, 40 ff., frei-
frgm. 28 (= Schol. Pind. Ol. 13, 1); Herodot 10 lieh mit dem Bestreben ihre Glaubwürdigkeit
7, 8, 11; Thukyd. 1,9; Eur. Meleagr. frgm. 515 zu erschüttern, worin sich Eur. Iph. Taur. 387 ff.
(Nauck, T. G. F.*) und bei vielen späteren. anschliefst. Nach Pindar beruhte sie auf bös-
Doch ist, nach der Form zu urteilen, hier der willigem Klatsch der Nachbarn, als nach dem
Ländername jünger als der Hei-oenname. Man Mahle der Götter der von Poseidon seiner
glaubte auch mehrere ältere Namen der Halb- Schönheit wegen zum Olymp entführte P. nicht
insel zu kennen. Steph. Byz. s. v. IleXoitövvriaog mehr aufzufinden gewesen. Trotzdem blieb
nennt als solche nach Nico!. Damasc. frgm. 32 diese Sage, der sich u. a. BaJcchylides im Schol.
(Müller, F. H. G. 3 S. 374) kreia (Aischyl. Suppl. Pind. Ol. 1,40 anschlofs, populär, sodafs bei
777. Ag. 256; Soph. Oed. Col. 1303; Strab. 8, Luhian, De sali. 54 unter den beliebten Dramen-
371; Apollod. 2, 1, 1, 4; Plin. nat, Iiist. 4, 4; 20 Stoffen fj Utlo-xog xQsovQyia xul b tlscpävtcvog
Paus. 2, 5, 7; Plut. Quaest. gr. 51; Athen. 14, m^og avtov erscheint. Von den Motiven, welche
650 B), nslaayla (Ephor. b. Strab. 5, 221; Plin. Tantalos zu dieser That verleiten, sprechen
a. a. O. Tzetz. Lyk. 156) und "Agyog (Aristarch nur ganz späte Quellen. Als ein Akt opfer-
in Schol. Rom. J 171; Strab. 8 p. 365. 369ff.). williger Frömmigkeit wird sie aufgefafst bei
Der Individualname Ileloty scheint aber hervor- Schol. ret. Lyk. 152; Niket. Narr, bei Westerm.
gegangen aus einem Geschlechts- oder einem Mythogr. Gr. S. 380. Ähnlich heifst es Serv.
Stammesnamen ähnlicher Bildung wie dovonzg Verg. Aen. 6, 603, dafs T., hier Corinthiorum
oder döloitng, so schon Krähner in Ersch u. rex genannt, cum quodam tempore de-
Gruber s. v. Pelops S. 293f.; Ihrämer a. a. O. fuissent epulae, den Göttern seinen Sohn
S. 83, während H I). Müller a. a. 0. S. 99 einen 30 vorgesetzt; doch wurde hier sein Handeln als
älteren Lokalnamen Tlsloitia oder ähnlich vor- schändlich empfunden und mit seiner Höllen-
aussetzt, der zu der Namensbildung IliXoij) ge- strafe geahndet. Dagegen wird anderwärts
führt, auf welcher dann wieder der spätere (Serv. Verg. Georg. 3, 7; Fulgent. Mythol. 2, 15)
Name Peloponnes beruhe. Der Stammesname die That auf Vorwitz zurückgeführt; T. hätte
ist aber im Laufe der Zeit ganz auf das die Allwissenheit der Götter auf die Probe
Herrschergeschlecht beschränkt worden. Da stellen wollen. Alle Götter erkennen aber den
sich nun diese Pelopidenherrschaften auch Leichnam und lassen ihn unberührt, bis auf
aufserhalb der Peloponnes finden auf Lesbos, Demeter, welche ein Schulterstück verzehrt,
Tenedos und in der Aeolis (vgl. Thrämer Eye. AI. 152 ff. (vgl. Schol. vet. u. Tzetz. z. d. St.) ;
a. a. 0. S. 66), so ergiebt sich hieraus der Zu- to Hygin. fab. 83; Schol. Pind. Ol. 1, 40; Serv.
sammenhang zwischen dem asiatischen und Verg, Aen. 6, 603; Georg. 3,7 ; Niket. u. Nonn.
dem helladischen Pelops. Die Heimat beider bei Westermann, Myth. gr. S. 380. In anderen
ist in Nordgriechenland, in Thessalien zu Berichten trat Thetis an Stelle Demeters,
suchen. Dafs die asiatische Version das Über- Schol. Pind. Ol. 1, 40, nach Sext. Empir. ade
gewicht erlangt hat, läfst sich aus den kultur- Math. 1, 12 Ares. Der Zerstückelung folgt
geschichtlichen Verhältnissen unschwer er- die Wiederbelebung, wiederum zuerst durch
klären. Der asiatischen Sagenform gehört auch Pind. Ol. 1, 40 bezeugt, der auch die Ver-
seine Abstammung von Tantalos an. zehrung der Schulter kannte, aber weder De-
Von Einzelorten ist Pelops1 besonderes rneters Namen noch sonst einen nennt. Die
Gebiet die Landschaft Elis, das er im Wett- 50 Stücke Averden in einem Kessel zusammen-
kampfe mit 0 in omaos erringt: s. unten. Ferner gekocht, aus welchem ihn Klotho iXecpavn
wird ihm die Gründung einiger lakonischer fpuLdig,ov wgov Y.ty.a§uivov heraushebt. Nach
Städte: Leuktron, Charadra und Thala- Bakchyl. a. a. 0. hätte Rhea ihn zusammen-
maia zugeschrieben, Strab. 8, 360. Die letzt- gekocht, ebenso nach Schol. Aristid. p. 216
genannte führt den Beinamen Botcoroi nach (Fromme!), Hermes nach Schol. Pind. Ol. 1, 40,
den P. begleitenden Boiotern, während der während es bei Serv. Verg. Aen. 6, 603 heifst,
Hauptteil seines Lakonien besetzenden Heeres dafs dieser ihn wieder aus der Unterwelt heran f-
aus phthiotischen Achäern bestand, Strab. 8,365. geholt. Die verzehrte Schulter wurde durch
In die hiermit bezeugte kriegerische Erobe- eine von Elfenbein ersetzt; s. Pind. a. a. 0. und
rung des Peloponnes mufs auch sein Feldzug 60 Schol. z. d. St.; Hygin, Lukian, Servius, Niketas,
gegen den arkadischen König Stymphalos Nonnos a. a.O.; Verg. Georg. 3,7; Plin. Nat. hist.
gefallen sein; da er ihn nicht besiegen kann, 28, 34; Dio Chrys. 8, p. 157; Philostr. Tmag.
heuchelt er Frieden, ermordet ihn hinterlistig 1, 30. Diese Schulter wurde nach Plin. a. a. 0.
und zerstückelt seine Leiche. Deswegen tritt in Elis als Reliquie gezeigt. An die elfen-
eine Dürre in Griechenland ein, welcher durch beinerne Schulter ihres Ahnherrn soll ein im
Aiakos abgeholfen wird, Apollod. 3, 12, 9 f. Geschlechte der Pelopiden erbliches Mal er-
Vielleicht gehen hierauf die Epitheta infidus innern. Über seine Gestalt schwankten nach
Hör. Epod. 17, 65 und saevus , SV«. Troad. 865. Schol. Pind. a. a. 0. die Angaben: nach der
B
1871 Pelops (Mythus, Verh. z. Poseidon) Pelops (Kinder) 1872
einen war es ein weifser Fleck, nach der ande- Oinomaos in einigen Vasenbildern erklärlich,
ren eine Lanze auf dem Arme oder ein Gor- so Arch. Zeit. 1853 Taf. 55; Mel. d'urche'ol. 1
goneion auf dem linken Arm, oder endlich ein Taf. 13. Poseidon hatte P. zur Fahrt nach
Dreizack auf der Schulter zur Erinnerung an Elis angestiftet nach Lyk. AI. 158 f. u. Tzetz.
Poseidons Liebe; s. auch Lucian., Niket., z. d. St. Die Kunst des Rosselenkens wies er
Norm. a. a. 0., Iulian, Or. 816. Nach Kedren ihm nach Schal Pind. Ol. 1, 139. Tzetz. a. a. 0.
1 p. 236 soll an diesem Male Iphigeneia 156 erklärt rationalistisch, dafs die Liebe Po-
den Orestes erkannt haben. seidons ihn als ccvÖQtlog und ftviunog dar-
Eine rationalistische Erklärung dieses My- stelle; die Flügelrosse seien nur eine Um-
thus versucht Tzetz. zu Lyk. 152 u. 156. Nach io Schreibung für Segelschiffe. — Bei den engen
ihr ist Pelops der kranke Sohn eines frommen Beziehungen Poseidons zu P. wäre Gruppes
Priesters gewesen. An seinem Leibe werden Annahme, dafs TLiloip ein alter Kultname des
mittels Schneidens und Brennens die verschie- Gottes gewesen (Griech. Myth. S. 145) sehr ver-
densten Operationen vorgenommen, von welchen lockend, wenn nicht die Hypostasentheorie
an der Schulter sichtbare Spuren zurückbleiben. überhaupt so sehr an Wahrscheinlichkeit ver-
Ein Stück der Schulter habe man heraus- loren hätte.
schneiden und vergraben müssen, das hiefs Die in Dichtung und Kunst am meisten
dann, Demeter habe sie verzehrt. — Ähnlich gefeierte Begebenheit im Leben des Pelops,
war schon Demeters Verhalten von Serr. Verg. seine Erringung der Hipp od am ei a durch den
Aen. 6, 603. Georg. 3, 7 erklärt worden: quia 20 Wettkampf mit Oinomaos, ist in diesem
ipsa est terra, quae Corpora universa Lexikon bereits mehrfach behandelt worden,
consumit, ossa tantum reservans, wäh- sodafs es genügt auf die Artikel Hippoda-
rend Hermes durch die Zusammensetzung des meia, Myrtilos und Oinomaos zu ver-
P. als deus prudentiae bezeichnet werden weisen; daselbst sind auch die hierher gehörigen
soll, per quem philosophi deprehende- Kunstwerke aufgeführt und besprochen,
runt (7t(xlLyy£vs6icev) vel il£tw\\>v%(ügiv. Aus der Ehe mit Hippodameia entstamm-
Zum Verständnisse dieses Mythus ist von ten nach Pind. Ol. 1, 144 sechs Söhne, als
H. D. Müller a. a. 0. S. Ulf. mit Recht die welche das Schol. z. d. St. nennt: Atreus,
arkadische Sage vom Lykaon herangezogen Thyestes, Pittheus, Alkathoos, Plei-
worden, der ein Kind, nach einigen seinen 30 sthenes, Chrysippos. Ebendaselbst wird
Sohn, dem Zeus zum Opfer darbringt und zur eine andere Version angeführt: Atreus, Thyestes,
Strafe in einen Wolf verwandelt wird, s. Bd. 2 Alkathoos, Hippalkmos, Pittheus von der
Sp. 2171f. Aber nicht sind, wie er annimmt, Dia oder Chrysippos von der Axioche und
beide Mythen Heroisierungen des Zeus- Pleisthenes von einem anderen Weibe; schliefs-
Kronosmythus, sondern es soll schwerlich lieh noch eine dritte, welche den Alkathoos
etwas anderes in ihnen enthalten sein, als die und den Chrysippos der ersten durch Hippalk-
Zurückweisung des Menschenopfers durch die mos und einen jüngeren Pelops ersetzt. Hygin
Götter, ganz im Sinne des Opferung Isaaks. fab. 84 anerkennt als Söhne der Hippodameia
An die Wiedererstehung des P. nach seiner nur Atreus, Thyestes und Hippal[kim]os. Dafs
Zerstückelung schlofs sich nach Pind. Ol. 1, 38 40 Chrysippos von einer anderen Mutter abstammt,
die Liebe des Poseidon zu ihm; in Wahr- steht schon bei Hellanikos in Schol. Hom. B 105;
heit freilich habe man mit der Märe von der Aristoph. Byz. in Hypoth. Eur. Phoen.; [Plut.]
Zerstückelung nur sein Verschwinden erklären Par. min. 33 (Dositheos). — Der Kinderreich-
wollen. Im Olymp habe er dem Gotte als tum des P. hat nach Aristot. bei Plut. Thes. 3
Mundschenk gedient. Seine Rücksendung zur Müller (F. PL. G. 2, 136) seinem sprichwört-
Erde sollte eine Strafe für seinen Vater sein, liehen Reichturne an Schätzen nicht nachge-
der Nektar und Ambrosia entwendet und an standen itollkg [dv £v.öö\i£vog ftvyattQag xolg
Sterbliche gegeben hatte. Erwähnt wird dieses aQiatoig, Ttollovg öh xeäg nolixsiaig vlovg iy-
Liebesverhältnis Lyk. AI. 156 f. mit Schol. vet. v.axaan£iQag aQ%ovxccg vgl. hierzu auch Strab.
u. Tzetz. z. d. St. Lukian. Charid. 7, 9; Schol. 50 8 p. 356. Unbestimmt läfst ihre Zahl Epit.
Hom. A 38; Philostr. Imag. 1, 17. Dagegen Apollod. Bibl. 2, 10: Pittheus, Atreus,
stellt das Vasenbild bei Gerhard, Trinksch. u. Thyestes xca sxtQoi. Die beiden letzteren
Gef. T. 22, das vom Herausgeber und anderen, auch Apd. 2, 4, 6, 5, Pittheus in Troizen 3, 15,
zuletzt von Overbeck, Kwnstmythol. 3 S. 348, 7, 1. Aufser diesen nennt Apollodor noch den
auf die Entführung des P. durch einen Schwan Alkathoos, den Vater der Periboia, der
im Auftrage Poseidons gedeutet wurde, eine Mutter des Aias (3, 12,7,2) und den Skeiron
Scene des Adonismythus dar. Bronzene Genre- (Epitome 1, 2), dessen Vater nach anderer
figuren in Gestalt von unter Dreifüfsen stehen- Version freilich Pelops1 Schutzgott Poseidon
den Mundschenken wurden nach Phil. Vit. gewesen sein soll. Von Töchtern des P. erwähnt
Apoll. 3, 27 ravviiiqSsig oder Ilzlo-jitg genannt. 60 Apollod. 2, 4, 5, 2 eine Astydameia, welche
Auch nach Pelops1 Rückkehr zu den Menschen nach einer nicht unbestrittenen Version zur
blieb Poseidon sein Gönner. Zum Kampfe Mutter des Amphitryon gemacht wird. Eben-
mit Oinomaos sendet er ihm auf sein Gebet daselbst wird von einer anderen Tochter Hipp o-
einen goldenen Wagen mit geflügelten Rossen, thoe erzählt, welche von Poseidon geraubt
Pind. Ol. 1, 115; s. auch Cic. Tusc. 2, 67 (vgl. wird und diesem den Taphios, den Eponym
Bibbeck, Böm. Trag. S. 440); Schol. Hom.; Tzetz. der Insel Taphos, gebiert; auch hier ist wieder
a a. 0. Hierdurch ist auch Poseidons An- die nahe Verbindung mit Poseidon bemer-
wesenheit bei dem Wettkampfe des P. und kenswert, wie die Tendenz, einen Eponymen
1873 Pelops (Kinder; Sage v. Olympia) Pelops (Sage v. Olympia) 1S74
aus dem Geschlechte des P. herzuleiten. An dem Zuge der Sieben gegen Theben, neun Jahre
Poseidon erinnert es auch, wenn (Apd. 2, 4, nach dem Raube der Helena, 400 Jahre vor
5, 5) von einer anderen Pelopstochter Ni kippe der Rückkehr der Herakliden und 461 vor der
und von Sthenelos, dem S. des Perseus, Olympiade des Iphitos. Die Thatsache auch
die Töchter der Medusa und Alkyone ab- bei Bionys. Hai. 5, 17. Nach Aristoteles im
stammen, zu denen später noch als Sohn Schol. Aristid. p. 105 (Frommel) steht in der
Eurystheus hinzukommt, in dessen Person Tafig xäv äymvcov der von Herakles inl HiXoTti
Perseiden und Pelopiden verschmolzen werden. begründete 'Olv\ntta%6g an siebenter Stelle,
Anderwärts werden als seine Söhne genannt nach Hygi)i. fab. 273 an achter. Die Erneue-
die Eponymen: Epidauros, Paus. 2, 26, 2; 10 rung durch Herakles auch bei Pind. Ol. 10, 30;
dieser elischen Version widersprachen aber Apollod. 2, 7, 2, 5 und Paus. 5, 8, 2, jedoch ohne
die Grofsen Ehoien, die ihn zu einem Sohn das Verhältnis der Spiele zu P. zu betonen. —
des Argos machten, und die Lokalsage, nach Zweifelhaft ist es, ob man Bacchyl. 7, 53 (iv
welcher er ein Sohn des Apoll on war. Ferner: Tliloitog 4>Qvylov nlaivoig cd&Xoig) P. als den
Troizen Strab. 8, 374; Steph. Byz. s.v. Tooi&'iv. Stifter der Spiele oder als den durch sie ge-
Argeios Pherekyd. in Schol. Ambros. ad Hom. feierten ansehen soll.
S 22; sein Weib ist Hegesandra, die Tochter In der Altis von Olympia besafs P. ein be-
des Amyklas. Letreus (Letrinoi in Elis) sonderes Temenos, dessen Lage Pausanias ge-
Paus. 6, 22, 8. Dyspontos Steph. Byz. s. v. nau beschreibt (5, 13, 1): tßxiv ovv xov vaov
Seine Beziehungen zur Aiolis zeigen sich in 20 xov Atbg xaxa Ss^iav xov ioödov itQog avt[iov
der Genealogie der Eponyme Mytilene, die Bogiav xb ütlÖTtiov, acpsGxrjxbg iiev xov vaov
entweder des Makar oder des Pelops Tochter xoaovxov aig asxa^v %al ccvSpiävtag xal ava-
sein soll; s. Hekataios Europ. 1 bei Steph. Byz. ftrmaxa alla avayialG&ai , tkxqijxsi de ag iiti
s. v. Mvxih'jvr]. Über die Anknüpfung der rbv OTtL6&6Sojiov aitb [lißov \iäli6xa uo£,ä\i£vov
dortigen Pelopiden (Penthiliden u. a.) an tov vaov, nal ll&av xs &Qiyxa> -jisQi£%sxai xal
die helladischen s. die Belege bei Busolt, Griech. SsvSqcc ivxbg Tizcpvxoxa xal avdoiävxtg tioiv
Gesch. 1 S. 273 ff. avaxsiiisvoi. goodog Ss ig ccvtb itQog öva^iav
Pausanias' Behauptung, dafs auch Hera- iativ i]Xiov. Dieser Beschreibung entspricht
kies von P. abstamme und zwar im vierten ein von einer Mauer eingefafster Bezirk in Form
Geschlecht, wird gestützt durch Diodor 4, 9. 30 eines unregelmäfsigen Fünfecks, zwischen Zeus-
Hier erscheint Alkmene als Tochter des und Heratempel gelegen, zu welchem man von
Perseiden Elektryon und der Pelopidin Südwesten her durch ein dorisches Hallenthor
Eurydike. Die Tradition war sehr schwan- gelangte, vgl. Olympia 1 Taf. 13 und die
kend. Nach Plut. Thes. 7; Schol. Pind. Ol. Kommentare von Frazer und Hitzicj-Blümner
7, 49 hätte sie Lysidike geheifsen, wie die z. d. St.; daselbst auch die Litteratur. Pelops
oben erwähnte Pelopstochter, welche als Mutter wurde in Olympia unter den Heroen so ge-
der Hippothoe galt; nach Paus. 8, 14, 2 ehrt, wie Zeus unter den Göttern, Paus. a. a. O.
existierte sogar eine Version, welche Lysidike Gestiftet soll sein Kult von seinem Abkömm-
zur Mutter des Amphitryon machte. Hera- ling im vierten Geschlechte, von Herakles,
kies' Verbindung mit den Pelopiden wurde 40 worden sein, der ihm iQ-vßsv ig xb ßo&oov.
aber bestritten, indem man Alkmene zur Toch- Auch nach Apollod. 2, 7, 2, 5 und Schol. Pind.
ter der Perseidin Anaxo machte: s. Apollod. Ol. 1, 149 hätte Herakles den Altar des P.
2, 4,5; Schol. Hom. £323; Tzetz. z. Lyk. 923. gestiftet. Im Pelopion von Olympia hat sich
Über die verschiedenen Pelops und Chry- auch eine Opfergrube gefunden, mit dunkler
sippos betreffenden Sagen s. d. Art. Chry- Erde und alten Weihgaben gefüllt. Jährlich
sippos. brachten ihm dort die Beamten Opfer dar;
Am wichtigsten sind die Beziehungen des Pind. Ol. 1, 146 ff. Paus. a. a. O. Das Opfer-
P. zu Olympia und den Festspielen. Seiu tier war ein schwarzer Widder, von welchem
Wettkampf mit Oinomaos galt als das Proto- der 'gvltvg den Hals erhielt, während sonst
typ derselben, sodafs Pind. Ol. 1, 155 die Bahn 50 niemand von diesem Opfer geniefsen durfte,
dp6[ioi IliloTtog nennt. Spätestens eine Gene- wenn er den Zeustempel besuchen wollte. Das
ration nach Endymion soll nach Paus. 5,8,2 Pelopion galt auch als Grab des P. (Pind.&.n. O.),
P. dem olympischen Zeus zu Ehren die Spiele und auf ihm liefsen sich die peloponnesischen
eingesetzt haben; aber als nach seinem Tode Epheben jährlich mit Geii'seln schlagen, um
sich seine Söhne über die ganze Peloponnes ihm ihr Blut als eine Art Totenspende darzu-
zerstreut hatten, sei die Leitung wieder an bringen, Schol. rec. z. d. St. Nach dem Schol.
das Geschlecht des Endymion zurückgefallen vet. "hingegen hätte das Grab im Stadion ge-
und erst später sind sie durch Herakles an legen und wäre dort sogar der Wendepunkt
die Person des Pelops wieder angeknüpft wor- für die Läufer gewesen.
den. Nach Phlegon Irall. (s. Keller, Per. nat. 60 Nach Paus. 6, 22, 1 aber wurden die Ge-
scr. S. 95) hätte ein pythisches Orakel die Stif- beine des P. in einem ehernen Schrein in einem
tung der dem Zeus heiligen Spiele dem Epo- kleinen Gebäude nahe bei dem Tempel der
nymen Peisos zugeschrieben; Pelops hätte Artemis Kordaka aufbewahrt s. Sp. 1868, 20.
sie dann aufgenommen als Leichenspiele für Die Gebeine des Pelops lassen die Griechen
Oinomaos. Zu Ehren des Pelops hatte sie auf ein Orakel des Helenos hin holen, weil
denn Herakles erneuert und zwar nach Thra- davon die Eroberung Trojas abhängig ist,
syllos bei Clem. Alex. Strom. 1 p. 335 Pott. Apollod. Epit. 5, 10. Das älteste Zeugnis für
(Müller, F. H G. 3 p. 503) drei Jahre nach diesen Zug ist Lykophr. AI. 53 ; vgl. Schol.
1875 Pelor Pelorios 1876
z. d. St.; Tzetz. Lyk. 911. Posthorn. 537, wäh- Spercheios sprang und von Poseidons Dreizack
rend die kleine Pias nach dem Excerpte des durchbohrt seinen Tod fand; nach Schol. Hom.
Proklos hiervon noch nichts zu wissen scheint. a. a. 0. galt er nach einigen auch als Vater
Nach Paus. 5, 13, 4 hatte es sich nur um das des Menesthios (s. d. nr. 2) von der Peleus-
Schulterblatt des P. gehandelt, vgl. Sp. 1870, tochter Polydora (s. d.). Bei Hygien. f. praef.
das auch von Pisa nach Troja gebracht wor- p. 10 Schm. und Claudian, Gigantomach. 79,
den sei. Auf der Rückfahrt aber scheiterte wo er von Ares getötet wird, heifst er üsXaQog.
das Schiff bei Euboia; viele Jahre daraufhat Vgl. auch die angeblich nach dem Sparten
dann ein Schiffer Damarmenos den Knochen Pelor (s. d.) benannte Stadt in Achaia d. i.
in seinem Netze heraufgezogen und ihn auf 10 wohl Phthiotis; es scheint daher bei Steph. Byz.
Rat des delphischen Orakels den Eleern zu- eine Vermengung von Sparten und Giganten
gestellt, die dadurch von einer Pest befreit stattgefunden zu haben. Vgl. Pelor, Peloros.
wurden. Unter anderen Belohnungen wurde Auch auf der Vase Collignon, Catal. des vases
dem Damarmenos und seinen Nachfolgern die 232 = 'Eqp?;/x.. &q%ccioI. 1886, 23 = M. Mayer,
Aufbewahrung dieser dort hochgehaltenen Giganten u. Titanen Taf. 1 liest Mayer a. a. U.
Reliquie (s. Plin. not. hist. 28, 34) anvertraut, 302; vgl. 252 den Gigantennamen ZV3SOV3[TT
die übrigens zu Pausanias' Zeit schon ver- = ilsXcoosvg. [Höfer.]
schwunden war. Die Behauptung, dafs das Pelorias (nzlcooiäg), die. Nymphe des nord-
troische von Diomedes geraubte Palladion östlich von Messana gelegenen Kaps Pelorias,
von Hephaistos aus Pelops' Schulterknochen 20 durch Beischrift kenntlich, erscheint auf Münzen
hergestellt war (Schol Hom. Z 92; Dionys. von Messana, auf deren Revers öfters Pherai-
Bhod. bei Clem. AI. Protr. 4 = Müller, F. H. G. mon (s. d.) dargestellt ist, Poole, Catal. of
2 S. 10), sucht zwei Vorbedingungen für Trojas greek coins brit. Mus. Sicily 106, 58. 59 (da-
Fall, die ursprünglich nichts mit einander zu selbst auch abgebildet) 107, 70 ff. : Macdonald,
thun haben, künstlich zu vereinigen. [Bloch.] Catal. of greek coins in tlw Hnnterian Collec-
Pelor (IIsXojq, Kurzname zu Peloreus [s. d.] tion University of Glasgow 199, 15 pl. 14, 18;
und Peloros, Maafs, Hermes 23 [1888], 617; 199, 20 pl. 14, 20. Ältere Litteratur bei Eckhel,
zur Bedeutung s. Pelorios) 1) einer der fünf Doctr. uum. ret. 1, 222. [Höfer.]
übrig gebliebenen Sparten, als die überein- Pelorios (IIsXtaoLog), 1) Beiname des Zeus
stimmend noch Chthonios (s. d. nr. 4), Udaios, 30 in Thessalien, worüber Baton von Sinope bei
Hyperenor (s. d. nr. 1) und Echion (s. d. nr. 2) Athen. 14, 639 e — 640 a (und aus Athen, wieder
genannt werden, denen Timagoras im Schol. Eust. ad Hom. B. 1101, 12—24) folgendes be-
Eur. Phoen. 670 noch den Kreon (s. d. nr. 2) richtet: Als Pelasgos (s. d. nr. 17) mit seinem
hinzuzählte, Aischylos (fr. 376 Nauck* S. 110; Volke ein gemeinsames Fest feierte, meldete
vgl. aber auch Spiro, De Eur. Phoen. 9) im Schol. ihm ein Mann, mit Namen Peloros, den
Ea r. Phoen. 942, Lysimachos, Hellanikos, Phere- durch Erdbeben erfolgten Durchbruch (vgl.
kydes im Schol. Apoll. Bhod. 1179 (= Eudocia 515 hierüber Kriegk, Das thessal. Tempe 35. Wentzel,
p. 248 [p. 405 Flach]) ; vgl. 1180. Apollod. 3, 4, 1, 5. Aus der Anomia 141 f.) des Tempethals und den
Hygin. f. 178. Paus. 9, 5, 3. Schol. Find. Abflufs des Wassers, welches das Land wie
Isthm. 1, 41. Nach Steph. Byz. s. v. 'Ä&axog 10 ein See bedeckt hatte. Voll Freude über diese
war IJsXojQicc der Name einer Stadt in Achaia frohe Nachricht bewirtete Pelasgos den Boten
(wohl Phthiotis s. Peloreus) anb r&v SiTtccQt&v auf das freigebigste und nach Besitznahme der
tvbg HhXcoqov, nach seinem Sohne "A^coxog hiefs nunmehr erschlossenen fruchtbaren thessali-
sie später Azotos. M. Mayer, Gig. u. Titan. sehen Ebene setzte er dem Zeus UtlwQiog
252 weist darauf hin, dafs Namen von Sparten (Athen., IlttcoQog, Eust.) zu Ehren ein Fest
als Namen von Giganten wiederkehren; von ein, die IleXwQta, an denen auch Fremde teil
den oben genannten Spartennamen finden sich nehmen durften sowie Sklaven, denen die
als Gigantennamen Cthonios, Echion, Udaios, Herren an diesem Tage aufwarteten. Der Name
Pelor (s. Peloreus). Vielleicht ist der oben des Boten, Peloros, in dem Preller, Arch. Zeit.
genannte Sohn des letzteren, Azotos, in dem 50 3 (1845), 106 den Zeus selbst erkennt, ist er-
Gigantenverzeichnis bei Tzetz. Theog. 92 für funden zur Erklärung des Beinamens des Zeus
das überlieferte AacoXog (andere Versuche bei und des Festes n&XcoQta, vgl. 31. Mayer Bd. 2
M. Mayer a. a. O. 259 f.) einzusetzen, zumal s. Kronos Sp. 1538. - - Athenaios a. a. O. ver-
da als Nebenform der homonymen Stadt "igcorog gleicht das Fest der Pelorien mit den rönii-
in Palästina sich auch 'Accotog findet. — sehen Saturnalien wegen der beiden Festen
2) Gigant s. Peloreus. [Höfer.] gemeinschaftlichen Sitte der Bewirtung der
Peloreus tTIil]o)Qsvg), Gigant vom Altarfries Sklaven u. s. w., vgl. auch H D. Müller, Ares
in Pergamon, Fränkel, Die Inschriften von 129,3. Orerbeck, Ahhandl. d.K. S.Ges. d.Wiss.
Pergamon 1, 70 b S. 66; Puchstein, Beschrei- 4 (1865), 43. 80. Preller, Ber. d. K. S. Ges. d.
hang der Skulpturen von Pergamon, I. Giganto- 60 Wiss. 7 (1855), 198. Nach M. Mayer, Gig. u.
machte S. 9 Taf. 3; als Gigantennamen ist Titan. 132, 185 sind die TltXöjQia vielleicht mit
Peloreus auch bei Nonn. Dionys. 48, 39 be- den Tixdvta (Schol. Eur. Or. 89. Theodos.
zeugt, wo er gegen Dionysos den Berg Pelion Griiininat. p. 6t) Göttling) identisch, und die
schwingt. Er ist hiernach, wie Maafs, Hermes Bewirtung der Sklaven durch ihre Herren er-
23 (1888), 74, 1 bemerkt, in der Phthiotis zu klärt er (Bd. 2 Sp. 1537 f.) daraus, dafs in der
Haus, wohin ihn auch die Erzählung im Schol. Zeit, aus der die Berichte über dieses Fest
Townl. Hom. II. 1«, 176 weist, nach der der stammen, die Pelasger, deren Nationalfest die
Gigant IUIcoq von Poseidon verfolgt in den HtlöjQia gewesen waren, unterworfen waren,
1877
Pelorios
Pemphredon
1878
dafs ihre Bezwinger aber aus abergläubischem
Respekte vor den Göttern der Unterworfenen
diese Konzession machten. Als Beiname des
Zeus findet sich, soviel ich sehe, itsXwQiog nur
noch bei Quint. Smyrn. 11, 273, aber ohne
Beziehung auf obige Legende, nur in der Be-
deutung, c gewaltig' : AIgcc (= Moira) . . . u&xo
d' ovxa Zfjva 7ttlwQtov, ovxs xiv aXXov ä&avd-
ron>. Beachtenswert ist, dafs sich Zeus Pelo-
rios inhaltlich vollständig mit Poseidon Petraios lu
(s. d. nr. 3) bez. Lytaios deckt, M. Mayer aa.
aa. Oo. Vielleicht kann man noch einen Schritt
weiter gehen und unter dem 'riesigen Gott'
(Zsvg = Gott, vgl. Bohde, Psyche 1 2, 204 : den
„generellen Sinn der Bezeichnung des 'Gottes'
überhaupt hat in Verbindung mit näher be-
stimmenden Beiwörtern der Name cZeus' in
vielen Lokalkulten bewahrt") den Poseidon*)
selbst verstehen. Der Beiname TltXöiQiog läfst
sich für Poseidon vielleicht auch für Messana 20
erschliefsen. Nach Hesiod bei Diod. 4, 85
(frgm. 18 Rzach) soll der Poseidonsohn (s.
Orion Bd. 3 Sp. 1034) Orion, der bei Hom. Od.
11, 572 (nachgeahmt von Euphorion in dem
neuen Fragment in Comment. in Arat. [ScJiol.
324] reliquiae ed. Muafs 406, 19) selbst TtsXm-
Qiog heifst, 7TQ06%wGai tÖ xatä xi]v UeXa-
Qlda %&l\lkVOV CCHQ(aX7]QlOV -accI xb xi\ibvog
xov UoGtid&vog xttxccGKkvdoai , xifub^svoi'
(Küentzle unt. Orion Bd. 3 Sp. 1036 Z. 29 bezieht so
xi[i(i>iievov auf den vorausgehenden Accusativ
'SIqlcovcc, aber auch die Beziehung auf rsfisvog
ist möglich) imb x&v iy%iopiav ötaqjtpovxoog.
Nach anderer Überlieferung bei Diodor a. a. 0.
vgl. Aeschyl. bei Strabon 6, 258. Verg. Aen.
3, 414ff. Plin. 3, 8, 14. Pomp. Mela 2, 7, 14.
Ov. Met. 15, 290. Sic. Ital. 14, 11 ff. Eust.
ad Dion. Per. 340. Schol. ad Dion. Per. 80.
lustin. 4, 1 sollte umgekehrt Sicilien durch
Erdbeben, also nach antiker Auffassung durch 40
Poseidon, am Vorgebirge Pelorias von Italien
losgerissen worden sein. Vgl. auch Etym. Gud.
458, 42 ff. s. v. IJslcoQa' . . TtcxQÜysxai 8h rtapci
xb TtQOGTtsld^siv xa> 'SIq icovi, a>g Xtyst, ö Ttoirj-
xrjg iv xä X, öxe oidsv (1. sidsv) 6 nplauog
xbv kpXXtcc, nun folgen die Verse 11. 22, 26 — 29;
vgl. Küentzle, Über die Sternsagen der Griechen
1, 6. Wir müssen uns bei der Dürftigkeit der
Überlieferung begnügen festzustellen, dafs auf
Pelorias ein Kult des Poseidon und zwar in 50
seiner Eigenschaft als Erderschütterer existierte.
Vielleicht ist auch das von Strabon 1, 10 er-
wähnte üelwQov [ivtjilcc hierher zu ziehen, das
nach Strabon a. a. 0. Pomp. Mela a. a. 0.
Sali, bei Serv. ad Verg. Aen. 3, 411 und Isidor.
Etym. 14, 7, 3. Val. Max. 9, 8 ext. 1 an den
Steuermann Hannibals Peloros, nach dem so-
gar das Vorgebirge Pelorias benannt sein sollte,
erinnerte, der hier seinen Tod gefunden haben
sollte. Dafs der Name Pelorias viel älter ist, t;o
beweist schon sein Vorkommen bei Tliuc. 4, 25.
Nach Hohn, Gesch. Sicil. 1, 9 f. (vgl. 56, 332)
ist es nicht unmöglich, dafs sich das [ivf^a
IlslcoQov auf Orion bezieht, nach dem auch
*) Ebenso ist, wie ich nächstens ausführlich darzu-
legen gedenke, der 2'9sviog Zeig in Troizen (Paus. 1, 32, 7.
34, (i) = Poseidon, eine Bezeichnung, die wahrscheinlich
in dem Aigeus des Sophokles vorkam.
Pelorias selbst benannt sein mag; zugleich
hebt Holm a. a. 0. 10 die Eigentümlichkeit
hervor, dafs wie hier, wo die Meerenge durch
einen gewaltsamen Durchbruch des Wassers
entstanden sein soll, so auch in Thessalien
(s. oben), wo der Durchbruch der Gewässer das
Land trocken legte, sich in der Sage der Name
Peloros in den Vordergrund stellt.
2) Die Beinamen irslöjQiog bez. -Tttlcooog, in
denen H I). Müller, Ares 57 ff. Mythol. 1, 157 ff.
2, 43 ff. unbeschadet ihrer allgemeinen Be-
deutung rriesig, gewaltig' Symptome chthoni-
schen Wesens erkennt, führen unter den Göttern
a) Hades, Hom. H. 5, 395. Thedkr. 25, 271.
— b) Ares, Hom. 11. 7, 208. Quint. Smyrn.
I, 189. — c) Gaia, Hes. Theog. 159. 173. 479.
505. 731. 821. 858. 861. Tzetz. Hom. 467. Orac.
Sibyll. ed. Rzach 3, 646. 8, 33. - d) Boreas
vgl. Apoll. Rhod. 2, 1102.
Von anderen hauptsächlich chthonischen
Wesen :
e) Echidna, Hes. llicog. 295; vgl. 299.
Rohde, Psyche l2, 213, 1.
f) Typhoeus, Hes. Theog. 845. S56.
g) Python, Hom. Hi/mn. in Apoll. 374.
Eur. Iph. Taiir. 1247. Apoll. Rhod. 2, 706.
h) Giganten (vgl. Peloreus), Plut. Mor.
341 e (De Alex. fort. 2, 10).
i) Kyklop Polyphemos, Hom. Od. 9,187;
vgl. 257.
Auch die ßpirrj, mit der Kronos seinen
Vater entmannte, heifst ntlmpiog, Hes. Theog.
179. Schliefslich führen auch gewaltige
Helden das Epitheton itilwoiog, so Agamem-
non (Hom. II. 3, 166), Achilleus (ebenda
21, 527), Aias (ebenda?., 229), Hektor (ebenda
II, 820), der Aitoler Periphas (ebenda 5, 842.
847). [Höfer.]
Peloros. 1) Gigant s. Peloreus. — 2) Sparte
s. Pelor. — 3) S. Pelorios.
Pelteuos (nelxvvog), lokaler Kultbeiname
des Zeus in der phrygischen Stadt Peltai (isgov
xov Aibg xov IIslxr]vov), C. I. G. 3568 f. Z. 21.
Ramsay, Cities . . . of Phrygia 1, 241. Michel,
Recueil d'inscr. grecques 542 p. 407. Über Zeus
auf Münzen von Peltai s. Ramsay a. a. 0.
Head, Hist. num. 567. Imhoof-Blumer, Klein-
asiatische Münzen 1, 283 nr. 3 ff. [Höfer.]
Pelusion s. Lokalpersonifikationen und
Froehner, Ann. de la Soc. de Num. 1890 p. 21.
Pelusios (TlrilovGLog), Sohn des Malkandros,
Königs in Byblos, nach welchem die ägyptische
Stadt Pelusion benannt sein sollte, Plut. 1s.
et Os. 15. 17. Scyl. 106. Wiedemann, Herodots
zweites Buch 89. [Stoll.]
Pemphredon (n^^cpQvöcov), eine der Graiai
(s.d.), neben TT6PC0) und 6NY03 inschriftlich auf
einem Thongefäfs des archäol. Museums in
Halle, Robert, Hermes 36 (1901), 159 f. Damit
ist zu vergleichen die Bd. 1 Sp. 1249, 21 f. s. v.
Enie erwähnte etruskisierte Namensform Pem-
phetru (pemqpetru) und die Bd. 1 Sp. 1730, 38.
40 s. v. Graiai angeführten Formen IIsiLcpQriSm
bez. MB^cpQrjäw. Zu den Bd. 1 Sp. 1737 er-
wähnten Darstellungen der Graien tritt aufser
der auf unserem Becher, der die Graiai jung
und schlank zeigt, die ähnliehe auf einer
attischen Pyxis, Boehlau, Athen. Mitt. 11
1879 Penates (Name u. Bedeutung) Penates (Name u. Bedeutung' 1880
(1886), 367 ff. Tat'. 10, auf der die Grraiai ist, läist über den Gesichtspunkt der Zusaininen-
gleichfalls jugendlich und mit vollen schwarzen fassung keinen Zweifel aufkommen: es sind die
Haaren gebildet sind. Puchstein, Beschreibung im penus wohnenden und waltenden Götter,
der Skulpturen, aus Pergamon, Gigantornachie und ebensowenig wie es einen penus schlechthin
5. 36 vermutet, die Graiai seien auch in der giebt, sondern nur den eines bestimmten Hauses
Gigantornachie dargestellt gewesen: ,, ihre Dar- oder einer bestimmten Gemeinschaft, ebenso-
stellungen sind bis auf den letzten Rest ver- wenig giebt es di penates schlechthin, sondern
schwunden; nur auf einem Gesimsbruchstück stets nur mit Beziehung auf ein bestimmtes
wird die eine [E]vvm (— ob aber nicht die Haus oder eine bestimmte Gemeinde. Die Ab-
Kriegsgöttin damit gemeint ist? — ) genannt.'1 10 leitung des Namens ist auch von den Alten
[Höfer.] nicht verkannt worden, wenn sie ihn auch viel-
Penates. fach statt mit penus mit den weiteren Bil-
I. Name und Bedeutung. düngen penitus und penetrare (penetralia) zu-
Im älteren und technisch korrekten Sprach- sammenbrachten. Cic. de not. deor. 2, 68 nee
gebrauche, der in der Prosa, soweit es sich longe absunt ab hac vi — der Vesta, deren
nicht um die metonymische Verwendung von vis ad aras et focos pertinet — di penates, sive
penates für „Haus" oder „Heimat" (s. unten) a penu dueto nomine (est enim omne, quod
handelt, stets der herrschende geblieben ist, veseuntur liomines, penus) sive ab eo, quod pe-
ist nie von Penates schlechthin, wie etwa von nitus insident: ex quo etiam penetrales a poetis
Lares oder Genius, die Rede, sondern stets 20 vocantur (penetrales di bei Seneca Phoen. 340;
von di penates (divi penates Hör. sat. 2, 3, 176 Ocdip. 265. Tac. ann. 2, 10; vgl. Paul. p. 208
quare per divos rogatus uterque penates; bei penetralia sunt penatium deorum sacraria; Ovid.
Catull. 64, 404 ist die Überlieferung dicos met. 15, 34 f. braucht patrium penetrale gleich -
scelerare par ente. s zu halten), z. B. Plaut. Merc. bedeutend mit patrios penates, foci penetrales
834 ff. di penates vieum parentum, familiai Lar Cic har. resp. 57. Catull. 68,102. Verg. Aen.
pater, vobis mundo meum parentum rem bene 5, 660); danach Firm. Mat. de err. pro f. rel.
ut tutemini; ego mihi alios deos penates per- 14, 1 (qui nihil aliud putanty esse vitam nisi
sequar, alium Larem. Ter. Phorm. 311 ego vescendi et potandi licentiam, hos sibi deos ex
deos penates hinc salutatum domum devertar. cupiditatis suae humilitate fhixerunt, nutrimenta
Trag. ine. frg. 243 Bibb. (= Mar. Vict. G. L. 30 corporis, quae ex cottidianis epulis comparantur,
6, 135 K.) deos penates, qui parentes Thestii. hoc nomine pro salute hominum cousecrantes . .
Varro de l. I. 5, 144 ibi di penates nostri. Cic. nam omne, quod veseuntur homines, penus vo-
de rep. 5, 7 sanetis penatium deorum Larumque catur, hinc et cella penaria, hinc et dii penates
familiär ium sedibus; de har. resp. 37 patrii ab abiectis et prostratis hominibus misera sunt
penatesque di; de nat. deor. 2, 68; pro Quinct. cogitatione eompositi. Die Ableitung von jieui-
83; pro Bosc. Am. 23; pro rege Deiot. 15; Phil. tus bei Macr. 8. 3, 4, 8 sed qui diligentius
2,75; de domo 106. 108. 142. 143 (aber ebd. eruunt veritatem, penates esse dixerunt, per quos
144 patrii penates familiäre sque; Catil. 4, 18 penitus spiramus, per quos habemus corpus, per
vobis arcem et Capitolium, vobis aras penatium, quos rationem animi possidemus (ebenso Serv.
vobis illum ignem Vestae sempiternum, vobis 40 Aen. 2, 296; qui penitus nos regant ratione,
omnium deorum templa atque delubra . . . com- calore ac spiritu Arnob. 3, 40); vgl. Serv. Aen.
mendat). Sallust. hist. frg. 1, 77, 16. 20; 2, 47, 3, 12 quos Bomani penitus in eultu habent, quos
3.4.98,1 Maurenbr. u. s. w. ; die Eidesformel nisi sacerdoti videre fas nulli sit; qui ideo pe-
(s. unten) lautet per Iovem deosque penates nates appellantur, quod in penetralibus aedium
(vgl. Hör. epit. 2, 7, 94 quod te per genium coli soleant (daher Isid. orig. 8, 11, 99 penates
dextramque deosque penatis obsecro et obtestor), dicti quod essent in penetralibus , id est in se-
der Tempel (s. unten) heifst nie anders als cretis); nam et ipsum jtenetral penus dicitur, ut
aedes deum penatium, ebenso kennt der Kalender hodie qnoque penus Vestae claudi rel aperiri
(sacrificant dis penatibus, Menol. rust. C. I. L. dicitur. Da der penus, der für den Verbrauch
l2 p. 280) und die erdrückende Mehrzahl der 50 des Jahres aufgespeicherte Vorrat an Lebens-
Weihinschriften nur diese Bezeichnung. Aus bedürfnissen (über die Bedeutung s. Klausen,
ihr und aus dem Fehlen der Singularform Aeneas u. d. Penaten 636 ff.), die Existenz des
Penas oder Penatis (Fest. p. 253 Penatis sin- Hauses sichert und einen wesentlichen Teil
gulariter Labeo Antistius 2)osse dici putat, quia seines Vermögens darstellt, so sind es eben die
pluraliter penates dicantur, cum patiatur pro- Götter des Penus, von denen die Erhaltung
portio etiam penas dici, ut optimas, primas, des Hauses und seines Wohlstandes in erster
Antias) geht hervor, dafs es sich hier nicht Linie abhängt (vobis mando, meum parentum
um einen Individualnamen handelt, sondern rem bene ut tutemini sagt Charinus Plaut.
um die Bezeichnung einer Götterklasse, eine Merc. 835 zu den di penates meum parentum).
Zusammenfassung einer Mehrzahl verschieden- 60 Darauf beruht die seit dem 1. Jahrh. v. Chr.
artiger Gottheiten unter einem bestimmten Ge- immer geläufiger werdende metonymische Ver-
sichtspunkte , analog den Benennungen di in- wendung des Wortes penates im Sinne von
digetes, di novensides, di agrestes u. s. w. Die ,,Haus, Heimat", zunächst in solchen Verbin-
vollkommen durchsichtige Bildung des Namens, ■ düngen, die noch eine persönliche Auffassung
der mittels des die lokale Zugehörigkeit be- des Penatenbegriffes zulassen (z. B. pulsi li-
zeichnenden Suffixes -ati- (vgl. nostras, infer- quere penates Tarquinii patrios Verg. Catal.
nas, Arpinas u. s. w.) von dem in penus und 9, 35, vgl. Hör. c. 3, 27, 49; qualis et unde
seiner Sippe vorliegenden Stamme abgeleitet genus, qui sint mihi, Tülle, penates Prop. 1,22,1;
1881 Penates (Name u. Bedeutung) Penates (häusliche Verehrung) 1882
Umbria te notis antiqua penatibus edit, ebd. Georg. 4, 155 von den penates der Bienen spricht,
4, 1, 121; ancora te teneat, quem non tenuere 4, 43 ihnen zu sub terra fovere Larem, den
penates, ebd. 3, 7, 33; repetit penatis Hör. c. 3, certi penates Verg. Georg. 4, 155; Aen. 8, 39
14,3; Ithacam revehi patriosque penatis aspicere entspricht der Lar certns Hör. epist. 1, 7, 58;
Hör. sab. 2, 5, 4; sparsos fraterna caede pena- vgl. auch Lucan. 5, 528 o vitae tuta facultas
tes Verg. Aen. 4, 21 = Prop. 2, 30, 21 spargere pauperis angustique Lares — 537 angustos opi-
et alterna communes caede penates, vgl. Liv. bus subitis implcre penates; Martial. 11, 82, 2
1, 48, 7), dann ganz allgemein und unein- conduetum repelens nocte inbente Larem -^8,75,1
geschränkt im Sinne von domus (häufig domus dum repetit sera conduetos nocte iienates u. a.,
und penates verbunden, z. B. Catull. 9, 3 veni- 10 zuweilen innerhalb desselben Gedichtes wech-
sle domum ad tuos penates. Liv. 30, 13, 13 selnd, z. B. Martial. 9, 18, 2 parvi sunt et in
in omnium harn in um inimicissimi sibi domum urbe Lares, ebd. v. 7 quam dederis nostris
ac penates eandem pestem ac furiam transisse. Auguste penatibus undam; 9, 61, 5 totos am-
Ovid. met. 7, 574 f. fugiuntque penates quisque plexa penates stat platanus, ebd. v. 15 atque
suos, sua cuique domus funesta videtur; trist. oluere Lares comissatore Lyaeo. Die Griechen
4, 8, 9 et parvam celebrare domum veteresque geben, entsprechend der sehr häufigen Ver-
penates. Lucan. 10,479 inque domum iam tela bindung patrii penates (Cic. Verr. 4, 17; pro
cadunt quassantqiie penates; intra domesticos Sulla 86; de domo 144; de har. res}). 37; pro
penates, Colum. 12 praef), sodafs Wendungen Sest. 45; Phil. 2, 75. Verg. Aen. 2, 717. 4, 598.
wie penatibus succedere {Verg. Aen. 8, 123 nostris 20 5, 62. Tibull. 1, 3, 33. Prop. 4, 1, 91. Hör. c.
succede penatibus hospes), intrare penates (Ovid. 3, 27, 49; sat. 2, 5, 4. Ovid. her. 3, 67; met. 1,
fast. 6, 529. Martial. 8, 1, 1 ; inire penates, Verg. 773. 9,447; fast. 6, 603. Lucan. 1, 353. 9, 230
Aen. 4,531. 6, ß03; subire penates, Ovid. met. 5,650. u. a.) den Begriff gewöhnlich durch &sol Ttäxoioi
Stat. Hieb. 1, 481), tangere penates (Ovid. met. 8, (Mon. Anc. gr. 18, 24) oder TtcctQaioi (Hygin.
637; trist. 1, 5, 81), implere penates (Lucan. 2, bei Macr. S. 3, 4, 13. Bion. Hai. 1, 57. 67.
331. 5,537), complecti i penates (Verg. Aen. 2,514 Plut. Coriol. 29) wieder, doch finden sich da-
laurus . . . umbra complexa penates, danach neben noch eine Reihe anderer Übertragungen,
Martial. 9, 61, 5 totos amplexa penates stat pla- wie &toi ■n.aTotY.lSioi (Mon. Anc. gr. 10, 12),
tanus), reparare penates (quod lieuit Iunianos &sol kttjgioi (Dion. Hai. 8, 41, 3) u. a.; vgl.
reparare penates, C. I. L. 10,1114 = Buechcler, 30 Bion. Hai. 1, 67, 3 oi §s i^QiLvvsvovteg ig
Anth. epigr. nr. 258), aperire penates (Paneg. n)i' 'ElldSa ylwaaccv tovvo^icc oi y,sv -jtatQcaovg
in Pison. 218), habitare penates (Martial. 10, &7tocpccivovaiv, oi Ss ysvs&Xiovg, siel d' oi
28,3. 12,3,11; vgl. auch Seneca Phoen. 502 Ktr\6iovg, alloi ds ^v%iovg (= penetrales), oi
te p>rofugum solo patrio penates regis externi 8h tQxsLovg.
tegunt)g&nz geläufig sind und man den Penaten hänsliehp Verel™«- der Penaten
alle Beiworte giebt, die dem Hause nach seinen n' me ,l^usllclie veieiirung der renalen.
Eigenschaften und Schicksalen zukommen, z. B. Im ältesten römischen Hause und unter den
parvi (hinc anni labor, hinc patriam parvosque einfachsten Lebensverhältnissen der Urzeit be-
penatis sustinet, Verg. Georg. 2, 514; vgl. Aen. anspruchte die Aufbewahrung des penus keinen
8, 543. Ovid. met. 8, 637; fast. 4, 531), angusti 10 eigenen Raum (die spätere cella penaria), son-
(Lucan. 5, 537), exigui (Martial. 10, 28, 3), dem die Vorräte des Hauses befanden sich
modici (Tac. arm. 2, 84), magni (Lucan. 2, 384), ebenso wie der Herd, auf dem die Speisen be-
vasti (ebd. 10, 483), certi (Verg. Aen. 8, 39 hie tibi reitet, und der Tisch, an dem sie genossen
certa domus, certi, ne absiste, penates), condueti wurden, im Hauptwohnraume, dem Atrium, und
(Martial. 8, 75, 1), privati (Seneca de dem. 1, zwar in dessen hinterem Teile. Hier haben
iö, 3 venu in privatos penates) u. s. w.; man auch die Penaten ihre Kultstätte, der Herd ist
spricht in diesem übertragenen Sinne von der spezielle Ort ihrer Verehrung (Serv. Aen.
penates nicht nur mit Beziehung auf die An- 11, 211 cum focus ara sit deorum penatium,
gehörigen fremder Nationen, bei denen von vgl. 3, 178; ebenso Porph. zu Hör. epod. 2, 43),
Penaten im römischen Sinne streng genommen 50 der vor dem Herde stehende Speisetisch nimmt
keine Rede sein kann (z. B. Verg. Aen. 1, 527 auch die ihnen dargebrachten Opfergaben auf
non nos aut ferro Libycos populäre penates (sacra in mensa penatium online ponuntur,
rvnimus. Martial. 4, 64, 29 credas Alcinoi Naer. b Pun. frg. 3 Bachr. = Prob, zu Verg.
pios penates. luven. 14, 320 quantum Socratici Lei. 6, 31; sacras facitis mensas salinornm
ceperunt ante penates), sondern auch auf Götter appositu et simulacris deorum, Arnob. 2, 67);
(z. B. Ovid. met. 1, 173 f. a fronte potentes caeli- als der Herd aus dem Atrium verschwindet,
colae clarique suos posuere penates. 5, 496 : hos wandert die Kultstätte der Penaten mit ihm
nunc Arethusa penates, haue habeo sedem. in die Küche (singida cnim domus sacrata
Martial. 10, 28, 3 von Ianus: pervius exiguos sunt dis ut culina penatibus, Serv. Aen. 2, 469,
habitabas ante penates) und sogar auf Tiere 60 vgl. Martial. 7, 27, 5 pinguescant madido laeti
(Verg. Georg. 4, 155 von den Bienen: et pa- nidore penates flagret et exciso festa culina iugo),
triam solae et certos novere penates; Stat. Theb. zuweilen bleibt sie auch, namentlich in vor-
9, 360 von den Seevögeln fluctivagam domum neBmen Häusern, vom Herde losgelöst als be-
madidosque penates). Dieser Sprachgebrauch sonderes sacrarium im Atrium erhalten (com-
deckt sich vollständig mit der gleichartigen pluvium deorum penatium, Suet. Aug. 89); der
Verwendung der Worte Lar und Lares (s. da- Grundvorstellung nach aber gehören Penaten und
rüber oben Bd. 2 Sp. 1878 f.), wie zahlreiche Herd so untrennbar zusammen, dafs Vergil sogar
l'nrallelstellen zeigen; so schreibt Vergil, der ebenso wie Vesta (ter liquido ardentem perfudü
1883 Penates (häusliche Verehrung) Penates (häusliche Verehrung) 1884
nectare Vestam, Georg. 4, 384) auch penates uatibus (Iure . . . suecinctis Laribus, quia Gdbino
einfach appellativisch im Sinne von focus ge- cinctu di penates farmabantur; Serv. Aen. 3, 302
braucht, Aen. 1, 703 f. quinquaginta intus fa- manes piorum, qui Lares viales sunt ~ 3, 168
mulae, quibus ordine longam cura penwm sintere deos qui vocantur animales, quod de animis
et flammis addiere penates (nachgeahmt von fiant; hi autem sunt dii penates et viales; ebd.
Macr. S. 1, 24, 22 cui cura vel adolendi pena- 6, 152 apud maiores, ut supra diximus, omnes
tes vel struendi penum), wo zwar Servius addiere in suis domibus sepelicbaidur, unde ortum est,
durch edlere erklärt, die gegebene Deutung ut Laves colerentur in domibus ~ 5, 64 =
aber durch den Vergleich mit Sil. Ital. 11, Mythogv. Vat. 3, 6, 27 sciendum quin etiam
275f. posuissc dapes bis addita cura, his ado- 10 domi sitae sepeliebantur, unde orta est consue-
lere focos und Stat. Theb. 1, 514 udolere focos tudo, ut di penates colantur in domibus. Auf
epulasque vecentes instaurare iubet sicher ge- einer solchen Vermengung von Laren und Pe-
stellt wird. Am Herde treffen die Penaten mit naten beruht es, wenn die letzteren das speziell
der spezifischen Herdgöttin Vesta zusammen den Laren zukommende (s. Bd. 2 Sp. 1876 f.
und treten mit ihr in so enge Verbindung, 1886) Beiwort familiäres erhalten (Cic. de domo
dafs die Frage aufgeworfen werden konnte, ob 143 di Uli penates ac familiäres mei\ 144 patrii
Vesta neben den Penaten stehe oder in ihren penates familiaresque. C. I. L. 9, 4776. Orelli
Begriff mit eingeschlossen sei (Serv. Aen. 2, 296 2118), wenn die von Aeneas aus Troia nach Rom
hie ergo quaevitur, utnon Vesta etiam de nu- gebrachten Götter (s. unt.) statt als Penaten viel-
mero penatium sit an comes eorum aeeipiatur. 20 mehr als Laren bezeichnet werden (z. B. Tibull.
Macv. S. 3, 4, 11); später hat auch der Kult 2, 5, 20 [Aeneas] paventem dicitur et raptos
des Lar familiaris (seit Augustus der Laren sustinuisse Laves <~ Verg. Aen. 1, 378 sum pius
in der Zweizahl) und weiterhin auch der des Aeneas raptos qui ex hoste penates classe reho
Genius seinen Platz am Herde erhalten (über meciim) oder wenn die Bauernkalender (C. I. L.
den Larenkult s. Bd. 2 Sp. 1877), sodafs wir l2 p. 280) zum Januar notieren saevificant dis
in historischer Zeit einen ganzen Komplex von penatibus, womit zweifellos das Larenfest der
Herdkulten in jedem römischen Hause finden, Compitaiia gemeint ist; in der römischen In-
die in der Weise eine Einheit bilden, dafs schrift C. I. L. 6, 582 sacrum Silvano P.Aelius
namentlich Lar (bezw. Lares) und Penaten Philetus et P. Aelius Philetianus couser(ris) et
nicht nur an zahlreichen Stellen zusammen 30 Larum penatium (sodalibus?) scheint penates
genannt werden (z. B. Plaut. Merc. 834 ff. di geradezu attributiv zu Lares gestellt zu sein.
penates meum par •entum, f dmiliai Luv pater,vobis Es ist unter diesen Umständen sehr schwer,
mando meum parentum vem beneut tutemini, ego festzustellen, an die Adresse welcher Gottheit
mihi alios deos penates per sequar, alium Larem. im speziellen sich die einzelnen Akte des häus-
Tibull. 1, 3, 33 f. ut mihi contingat patvios ce- liehen Gottesdienstes wenden, da bei demselben
lebrare penates reddeveque antiquo menstrua Anlasse bald diese bald jene Gruppe genannt
tura Lavi. Vevg. Aen. 8, 543 hestevnumque wird und die Darbringungen allewege die
Larem pavvosquc penates laetus adit. 9, 258 f. gleichen sind; so gebraucht z. B. von der Be-
per magnos, Nise, penates Assaracique Larem grüfsung der Hausgötter bei der Ankunft Cato
et canae penetralia Vestae. Cic. de vep. 5, 7 40 die Wendung Larem familiärem salutavit (de
sanetis penatium deovum Lavumque familiarium agr. 2, 1), Tevenz (Pharm. 311) ego deos penates
sedibus; Phil. 2, 75 deos penates patvios, aras, hinc sdlutatum domum devevtar, Plautus (Stiel/.
focos, Larem, in quae tu inrasevas. Pvop. 2, 534) deos sdlutatum . . intvo devortor domum,
3o, 21 f. spargere et alterna communes caede und dasselbe Schwanken findet sich bei ande-
penates et ferve ad patvios praemia dira Lares. ren Anlässen, z. B. bei der Weihung der Waffen
Liv. 1, 29, 5 Larem ac penates teetaque, in nach der Rückkehr aus dem Kampfe (Pvop.
quibus natus quisque educatusque esset, Velin- 4, 1, 91 non p>osse ad patvios sua pila referre
qiientes. Ovid. trist. 1, 3, 43 ff. illa etiam ante penates ~ Orid. trist. 4,8,22 ponit ad antiquos,
Lares sparsis adstvata capillis contigit exstinetos quae tulit, avma Lares), oder bei der Anrufung
ore tremente focos multaque in adversos effudit 50 ita mihi deos penates pvopitios, ut ego hoc
verba penates. Lucan. 7, 394 Albanosque Laves monimentum non riolabo, C. I. L. 11, 1286 ~
Laurentinosque penates u. s. w.), sondern sehr habeas proptitios deos tuos tres (d. h. Laren
häufig auch einer von beiden Begriffen für den und Genius) C. I. L. 4, 1679. Wir sind also
anderen oder zusammenfassend für den ganzen für die Entscheidung über den ursprünglichen
Kreis der Herdkulte gebraucht wird (vgl. auch Anteil der einzelnen Gattungen von Hausgott-
die oben Bd. 2 Sp. 1876, 32 ff. angeführten heiten an den üblichen Darbringungen auf Er-
stellen); so heifst es bei Horaz c. 3, 23 inner- wägungen allgemeiner Art angewiesen, und
halb derselben Situation v. 3 f. si ture placavis diese lassen keinen Zweifel daran aufkommen,
et horna fruge Lares avidaque porca, v. 13 f. dafs die wichtigste an die Penaten gerichtete
parvos covonantem marino rare deos fragilique eo häusliche Kulthandlung die regelmäfsige Dar-
myrtö, v. 19 f. mollivit aversos penates farre pio bringung eines Anteils von. der täglichen Mahl-
et saliente mica; vgl. ferner Cato de agr. 2, 1 zeit ist, der ihnen als den Schützern der Speise-
pater familias ubi ad villam venu, ubi Latcm Vorräte zukommt, denen man es verdankt, dafs
familiärem salutavit ^ Colum. 1, 8, 20 sed. et der Tisch mit Speisen besetzt ist: dafür ist
illud meminerit, cum e ciritate vemeaoevit, deos der Terminus mensae adhibeve deos penates
penates adorare; Pers. 5, 31 bull aque suecinctis (Verg. Aen. 5, 62 f. adhibete pönales et patrios
Laribus donata piependit ~ Schal. ■/.. d. St. bulla epuUs et quos coUl hospes Acestes; vgl. Hör. c.
. . quam solent pueri deposita pitcritia dis pe- 4, 5, 32 alteris te mensis adhibet deum), und der
1885 Penates (häusliche Verehrung)
Brauch vollzog sich in der Weise, dafs man
bestimmte Nahrungsmittel, in älterer Zeit nur
Mehl und Salz (farre pio [vgl. Verg. Aen. 5, 745]
ac saliente mica, Hör. c. 3, 23, 20, vgl. Li/gd.
4, 10 farre pio placant et saliente sale), nach-
her auch ein Stückchen Fleisch (Varro Menipp.
frg. 205 Busch.: quocirca oportet bonum cioem
legibus purere, deos edlere, in patellam dare
(imq6v xQtag) in einem Schüsselchen (patella,
vgl. Liv. 2(3, 36, 6 salinum patellamque deorum
causa habere. Yal. Max. 4, 4, 3 patellam deo-
rum et salinum habuit. Pers. 3, 25 f. est tibi
far modicum, purum et sine labe salinum . . .
eultrixque foci secura patella ; daher di patellarii
Plaut. Cist. 522) für die Götter aufstellte oder
auch in das Herdfeuer warf (Serr. Aen. 1, 730).
Wenn Ovid. fast. 2, 634 nutriat incinetos missa
patella Lares (vgl. auch fast. 6, 310 fert missos
Vestae pura patella eibos) bei dieser Gelegen-
heit statt der Penaten die Laren nennt, so ist
das nur ein Beispiel mehr für die zu seiner
Zeit geläufige Yermengung der Begriffe oder
die Zusammenfassung aller Herdgottheiten
unter dem Namen der einen oder der anderen
Gruppe; die den Laren und dem Genius vor
dem Auftragen des Nachtisches dargebrachte
Weinspende (ob. Bd. 2 Sp. 1885) ist von jenem
Speiseopfer auf der patella durchaus verschie-
den (Serr. Aen. 1, 730 scheint beide Akte zu
vermengen). Dagegen hängt mit dem Speise-
opfer zweifellos zusammen der Brauch, den bei
Tisch zur Erde gefallenen Bissen ins Herd-
feuer zu werfen: in dem Berichte des Plinius
it. li. 28, 27 eibus etiam e manu prolapsus
reddebatur utique per mensas cetabautque mundi-
tiarum causa deflare . . . in mensa utique id
reponi adolerique ad Larem piatio est bedeuten
die Worte adoleri ad Larem nicht mehr als
in focum dari und bezeugen keineswegs einen
speziellen Zusammenhang dieses Brauches mit
dem Larendienste (damit erledigen sich die
von E. Samter, Familienfeste der Griechen und
Römer, Berlin 1901, S. 108 ff. daran geknüpften
Kombinationen).
Bei dem abstrakten Charakter und der
Bildlosigkeit der ältesten römischen Religion
versteht es sich von selbst, dafs man sich die
Penaten ursprünglich nicht in bestimmt fafs-
barer Gestalt dachte, sondern ganz allgemein
und verschwommen als nicht näher definier-
bare zum Wohle des Hauses und seiner Vor-
räte wirkende göttliche Mächte; als unter
griechischem Einflüsse die Verehrung der Götter
in menschlicher Gestalt auch in den Hauskult
eingedrungen war, mufste man den unklaren
Begriff der Penaten präzisieren, um ihn im
Bilde fassen zu können, und so bildete sich
die Vorstellung heraus, dafs als Penaten in
jedem Hause diejenigen Götter aus dem Kreise
der staatlich anerkannten und im Bilde fixier-
ten Gottheiten anzusehen seien, denen man
ein besonderes Interesse und eine besondere
Fürsorge für dieses Haus zuschreiben zu dürfen
meinte: Auswahl und Zusammenstellung dieser
Gottheiten war also in jedem Hause eine andere
und wurde bestimmt durch die Erfahrungen
und Anschauungen der das Haus bewohnen-
den Familie. Reiche Belehrung über diesen
Penates (häusliche Verehrung) 1886
Anschauungskreis gewähren uns die Ergeb-
nisse der Ausgrabungen, insbesondere der pom-
pejanischen (A. Mau, Pompeji in Leben und
Kunst, Leipzig 1900 S. 251 ff., vgl. auch A.
De-Marchi, Quito privato 1, 81 ff. und oben
Bd. 2 Sp. 1884): die Kultstätten der Hausgötter
liegen meist in der Küche, häufig (namentlich
in besseren Häusern) auch im Atrium, ver-
einzelt auch in anderen Bäumen des Hauses;
10 sie bestehen aus einfachen Wandnischen oder
aus mehr oder minder reich ausgestatteten,
manchmal auch durch Thüren verschliefsbaren
1) Aedicula der Laren in Pompeji
(nach Schreiber Kulturhistor. Bilderatlas 18, 6).
aediculae, beide mit einem davorstehenden ge-
mauerten Altar ; die Bilder der Götter sind teils
im Hintergrunde der Nische oder des Tempel-
chens auf die Wand gemalt (so namentlich
60 oft die Laren und der Genius vgl. Jordan.
Annali d. Inst. 1862, 300 ff. 1872, 19 ff. A.
Beifferscheid, ebd. 1863, 121 ff.), teils stehen sie
in Gestalt kleiner Bronzefigürchen (seltener aus
Marmor oder anderem Material ; vgl. Suet. Nero
32 simulacraque ex auro vel argento fabricata
couflarit, in iis penatium deorum, quae mox
Galba restituit) gruppenweise in der aedicula:
die Ausdehnung des ganzen Brauches illustrieren
1 887 Penates (häusliche Verehrung) Penates (Staatskult) 1888
am besten die vielen Tausende von Götter- rem militarem C. 1. L. 11, 1920; pro se et suis
figürchen aus Bronze, die unsere Museen füllen C. I. L. 5, 514) nicht nur gegenüber den An-
und die durchweg aus solchen Lararien (dieser gehörigen des Hauses (die Weihungen dis pe-
Name findet sich erst in der Hist. aug. M. natibus ohne weiteren Zusatz C. I. L. 5, 514.
Ant. phil. 3, 5; Alex. Sev. 29, 2) stammen. 2802. 0, 560. 561. 9, 4776. 10, 5164, oft auch
Dies sind die Penaten des Hauses, deren Zahl ohne Angabe des Weihenden, gelten stets den
bald gröfser bald geringer ist (si qtiis in aedi- Penaten desjenigen Hauses, in dem sie auf-
cula dexis unicus, Iuvenal. 8, 111), und unter gestellt sind; ein Sklave weiht den kleinen
ihnen finden wir alle Gottheiten vertreten, oft Altar C. I. L. 6, 561 diis penatibus Hermes
mit Beziehung auf den Beruf des Hausherrn 10 disp(ensator) d. d., vgl. regium certe genus et
(Mercurius im Hause eines Kaufmannes, Vesta penatis maeret iniquos von der Sklavin Hör. c.
in der Bäckerei, Volcanus in der Schmiede 2, 4, 15 f. o utinam ad vestros sedeam captira
u. s. w.), sehr häufig namentlich Iuppiter, Her- penates, Prop. 4, 4, 33), sondern auch nach
cules, Fortuna, Venus (in Pompeji in der be- aufsen hin, sodafs sie auch von Fremden, die
sonderen Form der Venus Pompeiana als Stadt- dem Hause eine besondere Achtung und Ver-
göttin), Mars u. s. w. Der Kunstausdruck für ehrung zollen, Weihungen erhalten; so weihen
die Aufnahme einer Gottheit in das Haus- die Augustales von Atina einen Altar Iovi et
tempelchen lautet inter penates sacrare (Ovid. dis penatibus P. Nanoni Diophanti (C. I L.
mct. 15, 864 Vestaque Caesareos inter sacrata 10, 331), und am 11. Sept. 59 opfert der Ma-
penates), wofür gleichbedeutend inter Lares 20 gister der Arvalbrüder pro salute et reditu Ne-
colere vorkommt (Suet. Aug. 7 ; Vitell. 2). Übri- ronis u. a. [ante domjum Domiftjianam dis
gens finden in dem Haustempelchen nicht nur penatibus vaecam (C. I. L. 6, 2042, 1, 38), wo-
solche Bilder Platz, die direkt Objekte der mit natürlich, wie schon Marini sah, die Pe-
Adoration bilden, sondern auch solche, die man naten der domus Domttiana gemeint sind
aus anderen Gründen besonders wert hält, so (Henzen, Acta fratr. Areal, p. 85). Da nach
hervorragende Kunstwerke (in dem von Verres dem den Arvalenopfern zu Grunde liegenden
ausgeplünderten sacrarium des C. Heius in altrömischen Ritual das Geschlecht des Opfer-
Messana, über das Cic. Verr. 4, 3 ff. ausgiebig tieres mit dem der Gottheit übereinstimmt,
handelt, standen an Statuen ein marmorner so werden wir aus dem Kuhopfer zu schliefsen
Eros von Praxiteles, ein bronzener Hercules, 30 haben, dafs in der domus Domitiana aus-
zwei ebensolche Kanephoren und ein altes schliefslich oder überwiegend weibliche Gott-
Holzbild der Bona Fortuna; als deos penates heiten als Penaten verehrt wurden (diis deabus
patrios bezeichnet Cicero die geraubten Statuen penatibus familiaribus Iovi ceterisque diibus,
ausdrücklich a. a. O. §11; 17 und 2, 13; die Orelli 2118, vgl. G. I. L. 5, 514 dis deabus et
Ausführungen von O. Bofsbach, Bhein. Mus. deis penatibus; 7, 237 I(ovi) O. M. dis deabus-
54, 1899, 277 ff. treffen nur teilweise dasRichtige) que hospitalibus penatibusq(ue)). In dieser Auf-
oder Bilder besonders lieber und verehrter fassung hat die Penatenverehrung bis zum
Menschen (so weiht P. Vitellius die Bilder des Ende der alten Welt bestanden; Tertullian
Narcissus und Pallas, Suet. Vit. 2, Marc Aurel und Laetanz erwähnen sie als etwas noch in
die seiner Lehrer, Hist. aug. M. Ant. phil. 40 Übung Befindliches (Tert. ad nat. 1, 10 p. 76,
3, 5, viele noch später das des Marc Aurel, 14 Vindob. privatos enim deos, quos Lares et
ebd. 18, 6; auch die bekannte Thatsache, dafs penates domestica consecratione perhibetis, do-
Al exander Severus die Bilder von Apollonios mestica et licentia inculcatis venditando, pig-
von Tyana, Christus, Abraham, Orpheus u. a. nerando pro necessitate ac voluntate. Lact. inst,
in larario aufstellte, Hist. aug. Alex. Sev. 29, 2, div. epit. 23, 3 adhaerent ergo \daemones] sin-
gehört hierher). In dieser Weise bezeichnet gulis et sub nomine geniorum aut penatium
der Name di penates, sei es, dafs man ihn im domos oecupant; his sacraria constituuntur, his
eigentlichen und engeren Sinne fafst, oder so cottidie libatur ut Laribus, his bonos datur
ausdehnt, dafs er die Laren und den Genius tamquam malorum depidsoribus), und erst im
mit einschliefst, gewissermafsen einen denVer- 50 J. 392 verbot die bekannte Konstitution des
hältnissen des Einzelhauses angepafsten Aus- Theodosius miilus omnino . . secretiore piaculo
schnitt aus dem grofsen Götterkomplex der Larem igne, mero Gcnium, penates odore ve-
Staatsreligion , die Gesamtheit der für dies neratus accendat lumina, imponat tum, serta
eine Haus bedeutsamen Gottheiten (penates suspendat (Cod. Tlieod. 16, 10, 12); aber noch
sunt omnes di qui domi coluntur, Serv. Aen. 2, 3.Jahre später verordnet ein Dekurionenbeschlufs
514, daraus Isid. orig. 8, 11, 99): sie verkörpern von Genusia de cooptaudo patrono Fl(avio)
daher auch die Gastlichkeit des Hauses (Cic. Sucesso (C. I. L. 9, 259): placet igitur lade
Verr. 4, 48 patella . . . illud insigne pciudium tabula [m / aere incisfajm per viros [p]ri[u]ci-
hospitaliumque deorum; pro rege Deiot. 15 in pales offerri et aput [pjeitates domus huius
couspectu deorum penatium necare hospitem. 60 dedicari.
Verg. Aen. 3, 15 hospitium antiquum Troiae tit n- p + • * c+ + .1 u
soeiique penates. Macr. S. 1, 24, 25 ut sequente UL me v enaten im Maatskult.
die penates mei beari se tanti coetus hospitio Ebenso wie das Privathaus, so hat auch
glorientur; eine Weihung I(ovi) O. M. dis dca- die Gemeinde als solche ihre Herdstätte und
b%{,squel\ospiUüibuspe)iati\msq(ue) ausEburacum dabei ihren pentis. Im innersten Winkel (j>e-
G. I. L. 7, 237) und seine schützende und segens- netral) des römischen Forums, an der Stelle,
reiche Bedeutung (Weihungen ob conservatam die der Herdstätte des Atriums entspricht,
s/t In fr») suam suorumq(ue) C. 1. L. 7, 237; ob liegt die resta publica populi Romani Quiri-
1889
Penates (Staatskult)
Penates (Staatskult)
1890
tium, der Staatsherd , mit dem zugehörigen
Vorrat, dem penus Vestae, beides zusammen
eingeschlossen in den Rundbau, der als älte-
stes römisches Sakralgebäude die Feuerstelle
bedeckt und die von den Vestalinnen für den
Opfergebrauch hergestellten Vorräte von Salz-
lake (muries) und Speltschrot (mala) und andere
sakrale Ingredienzien schützt. Der Kult der
di penates publici p. B. Q. war daher_ hier
ebenso mit dem der Vesta verbunden, wie am
Herde des Privathauses, und beide sind zu
allen Zeiten im Tempel der Vesta gemeinsam
in der alten bildlosen Weise verehrt worden,
sodafs Tacitus noch beim neronischen Brande
ganz zutreffend sagen kann delubrum Vestae
cum penatibus p. B. exusta (ann. 15, 41). Wie
aber im Hause später, seit man gewohnt war
die Penaten in Form von Götterbildern auf-
zustellen, die Penatennische vielfach von dem
(aus dem Atrium in die Küche versetzten)
Herde getrennt wurde, so haben im Laufe der
Zeit auch die Staatspenaten einen eigenen
Tempel erhalten, der nicht allzuweit vom Vesta-
tempel entfernt an der Velia (Tullum Hosti-
liitm in Velis, ubi nunc est aedis deum pena-
tium, Varro de vita pop. Born. b. Non, p. 531
= Solin. 1, 22 Julius Hostilius in Velia, ubi
posteu deum penatium aedcs facta est) gelegen
war und Bilder der Götter einschlofs. Das
Gründungsjahr dieses Tempels ist nicht über-
liefert, erwähnt wird er zuerst in der Argeer-
urkunde (über deren Alter s. Wissoica, Beal-
Encyklop. 2, 690 f.) bei Varro de l. I. 5, 54
(Veliense sexticeps in Velia apud aedem deum pe-
natium), dann bei Gelegenheit von Prodigien in
den Jahren 587 = 167 (Liv. 45, 16, 5 aedes
deum penatium in Velia de caelo facta erat)
und 589 = 165 (Obseq. 13 [72] in aede pe-
natium vulvae nocte sua sponte adapertae), end-
lich unter den von Augustus restaurierten
Tempeln (Mon. Anc. lat. 4, 7 aedem deum pe-
natium in Velia . . feci, vgl. 6, 33). Eine aus-
führliche Beschreibung des Tempels und seiner
Götterbilder giebt Diou. Hai. 1, 68, lf. : vsag
iv 'Pä>[ir] Ssixvvxoci Tjjg ayoQäg ov ngoGco xaxu
xr\v inl Kaoivag q>£QOvGav tnitoiiov öSöv (hier-
her gehören wohl die von Varro bei Donat.
zu Ter. Eun. 2, 2, 25 erwähnten scalae deum
penatium) vTtsoo%ij Gx.oxhivbg iSov^svog ov [izyccg'
Xiysxai Sh Y-ara xr\v i-jnimqiov yXäxxav vri
Elcciccg xb %(üqLov. iv Sh xovxa %üvxai xchv
Tqüukü)v fteojv tlxovzg, ag ancxaiv oq&v fripig,
imyQctcpijv t^ovGai SnXovGccv Stovg (so Sauppe,
= deos, xobg Hss.) Ttsvdxag' siel Sh vsccvica
Svo nad"q(i£voi Söquxcc SitiXncpöxeg (diese meint
offenbar auch Sero. Aen. 2, 325 alii hastatos
esse et in regia positos tradunt ; anders Jordan,
Topogr. 2, 272), xfjg naXcaug %oyu x£ivr\g- noXXä
Sh %al äXXcc iv izQolg ccQ%cäoig 8iS(aXcc xwv &£wr
xovxcov £fr£a6ä[i£&<x, v.a.1 iv u%aoi vsa.viGv.oi
Svo GXQCixuoxiKU 6)ft](iccxa s%ovxsg qjaivovxcu;
ein Zeugnis des Varro (bei Serv. Aen. 3, 12)
giebt dazu noch die Ergänzung, dafs die Basis
der Götterbilder die Aufschrift MAGNIS DIS
trug. Dieser Umstand, sowie die Beschreibung
des Dionysios lassen keinen Zweifel daran,
dafs in diesem Tempel die römischen Staats-
penaten unter dem Bilde der Dioskuren dar-
Roscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III
2) Denar des C.
Antius Restio
(nach Babelon,
gestellt waren, und das wird bestätigt durch
die Denare des C. Antius Restio (aus den
Jahren 705—709 = 49—45 v. Chr.), auf deren
Vorderseite zwei Jünglingsköpfe mit der Bei-
schrift DEI PENATES erscheinen {Babelon,
Monn. de la re'publ. Born. 1, 155 nr. 2); nach
ihrer Analogie haben dann
Borghesi und Mommsen auch
die Beischriften auf den eben-
10 falls zwei Jünglingsköpfe zei-
genden Denaren des C. Sulpi-
cius C. f. (Babelon a. a. O. 2,
471 nr. 1. Mommsen, Böm.
Münzives. S. 576 nr.203) D.P.P.
und des M\ Fonteius (Babelon
a. a. O. 1, 503 nr. 8. Mommsen
a. a. 0. S. 572 nr. 198) P. P. zu Monn- de la r^ub
d(i) p(ublici) p(enates) oder Rom- z 155 nr' 2)'
p(enates) p(ublici) ergänzt (die
20 abweichende Ergänzung A. Klügmanns Wien,
numism. Ztschr. 10, 1878, 218 ff. hat mit Recbt
keinen Anklang gefunden); auf den Denaren
des M'. Fonteius sind die Köpfe durch die
übergesetzten Sterne unverkennbar als Dios-
kuren bezeichnet. Die Römer
haben also etwa seit der Mitte
des 3. Jahrh. einen Staatskult
der di penates publici unter
dem Bilde der Dioskuren ge-
30 habt, ganz ebenso wie sie in
der gleichen Zeit auch die
Lares praestites unter dem-
selben Bilde verehrten (s. 3) Denar des
Oben Bd. 2 Sp. 1872). Aber M'- Fonteius (nach
diese jüngere Penatenauf- Babe*™ **a J
fassung hat die ältere, all-
gemeine Vorstellung, welche
an den penus Vestae anknüpft, keineswegs ver-
drängt (daher leitet Dion. Hai. 1, 57, 4 zur Be-
40 Schreibung des Tempels an der Velia und seiner
Bilder mit folgenden Werten über: iyca Sh öoa
(ISV OQäv UTICtGlV OV &£(Ug, OVX£ TtCHQU XÜV OQWV-
X03V axovsiv ovxs uvayQcxpsLV oiouat Szlv, vtusGat
Sh xccl xoig ccXXoig, ogol TtXslco x&v Gvy%(ogov-
aivcav vitb vö\iov £r\TSlv ■>) ytvaGxsiv a^iovGtv.
a Sh ccvxog xe IScbv inlGTa\wi ncci S£og ovShv
ttTtOKCöXvSl flS 7tBQl CCVXcbV yQCXpElV, xÜSb BGXLv),
sondern spielt neben ihr nur eine ganz unter-
geordnete Rolle (schon dadurch widerlegt sich
50 die neuerdings von E. Petersen , Ära Pacis
S. 57 f. vorgetragene Deutung des auf dem
Friese der Ära Pacis in einem Tempel dar-
gestellten Götterpaares [a. a. O. Taf. IH nr.VIII]
auf die Penaten des Tempels an der Velia).
Wenn es bei Cic. Catil. 4, 18 heifst vobis arcem
et Capitolium. vobis aras 'penatium, vobis illum
ignem Vestae sempiternum, vobis omnium deo-
rum templa ataue delubra . . . commenilat, so
zeigt bereits die Zusammenstellung mit dem
60 ewigen Feuer der Vesta, dafs hier nicht die
Penaten des Tempels an der Velia gemeint
sind, und noch deutlicher tritt dies hervor,
wenn Liv. 3, 17, 3 nach den Worten luppiter
optimus maximus Inno regina et Minerva alii
dii deaeque obsidentur fortfährt castra servorum
publicos vestros penates tenent (bei der Be-
setzung des Kapitols durch Ap. Herdonius),
sowie an den zahlreichen Stellen, wo die Zu-
60
1891 Penates (Staatskult) Penates (Staatskult) 1892
sainmenstellung di penates privati püblicigue im Rom. Inschriften des Mainzer Museums, Mainz
Sinne von „Haus und Heimat" gebraucht (z.B.Lir. 1897 nr. 2 Nwmmib(us) Aug(ustorum) I(ovi)
45, 24, 12 relictis penatibus publicis priratisque o(ptimo) m(aximo) Fortufnae] Vfestjae . . .
Romam reniemus. 3, 17,11. 22, 1,6. 25,18,10; Laribus penatibus, wo freilich penatibus viel-
vgl. Oi-id. met. 8, 91 tibi trado patriaeque meos- leicht als Attribut zu Laribus gedacht ist, s.
que penates) und das Wort penates (nämlich ob. Sp. 1884, 27 ff.). Dieser Kollektivbegriff der
publici) ebenso metonymisch für patria gesetzt Penaten war natürlich im Bilde nicht darstell-
wird, wie sonst (im Gedanken an die Haus- bar, aber man versetzte ihre Kultstätte an den
penaten) für domus (z. B. adversum deos pe- Staatsherd, zum ewigen Feuer der Vesta, und
nates manus armare, Sallust. hist. frg. 1, 77, 20 10 nahm an (Dion. Hai. 2, 66, 2 f. xivlg [ihv ovv
Maur., arma contra patriam ac deos penates ov&sv e£,co rov (pctvepov Ttvobg dvai cpaa tö
exercuisse, Tac. ann. 11, 16; in diesem Sinne rnooviiivov . . . siel di nvzg ol' cpu6iv t£,a rov
wird nie Lares gebraucht). Überall stellt hier Ttvobg anÖQQrircc roig TtoXXolg Isoä y.H6&ai nva
der Begriff di penates den Inbegriff oder die iv reo rspivsi. ri]g &s&g, av oi' rn hpoydvrai n)v
Quintessenz der staatlich anerkannten und den yväaiv %%ov6i %al al Ttag&ivoi), dafs sich dort
Staat beschützenden Gottheiten dar (Cic. pro gewisse geheimnisvolle Symbole der Schutz-
Sulla 86 vos di patrii ac penates, qui huic urbi götter des Staates befänden , über die eine
atque huic rei publicae praesidetis, qui hoc im- sichere Kunde unmöglich war, weil aufser für
perium, qui hanc libertatem , qui popidum Ro- die vestalischen Jungfrauen und den Pontifex
manum, qui haec teeta atque templa me con- 20 maximus der penus Vestae für jedermann un-
siüe restro numine auxilioque servastis; vgl. betretbar war und die Rücksicht auf das Staats-
Calp. ecl. 1, 87 nee prius ah meritis defunetos wohl strenge Geheimhaltung alles dessen gebot,
Roma penates censeat, occasus nisi cum respexerit was sich auf seinen besonderen göttlichen
ortus und dazu die Erklärung von H. Scheull Schlitz bezog. Unter diesen sacra oder Uqci,
in der Vorr. s. Ausg. p. LXH), und nach Ana- von deren Rettung bei den verschiedenen Brän-
logie der von den Hauspenaten gegebenen De- den des Vestatempels berichtet wird (Liv. 5,
finition als omnes di qui domi coluntur (oben 40, 7; epit. 19. Val. Max. 1, 1, 10. Dion. Hai.
Sp. 1887, 55) kann man in dieser Auffassung die 2, 60, 4. Flut. Camill. 20) und die neben dem
Staatspenaten erklären als omnes di qui publice heiligen Feuer als ein besonders wichtiges
coluntur (dafs penates sich geradezu zu der 30 Unterpfand für Bestand und Gedeihen des
allgemeinen Bedeutung di verflüchtigen, kann römischen Staates gelten (Liv. 26, 27, 14 Vestae
[über ähnliche Verwendung des Wortes Lar aedem petitam et aeternos ignes et conditum in
s. Wissoica, Relig. u. Kultus der Römer S. 153 penetrali fatale pignus imperii Romani. Augiist.
A. 2], zeigt die metrische Grabschrift C. I. L. c. d. 3, 18 sacra fatalia), wird seit der Zeit des
3, 423 = Buecheler, Anihöl. epigr. 1168, 1 Cicero (pro Scauro 47 eripuit flamma Pallu-
quid superos potuit iuvenis laesisse penates; dium illud, quod quasi pignus nostrae salutis
vgl. auch Seneca de vita beata 25, 4 iura reges atque imperii custodiis Vestae continetur, vgl.
penatium petant; me hominem esse maxime Philipp. 11, 24) besonders häufig ein Palla-
cogitabo, cum deus undique consalutabor). Erst dium genannt (die Zeugnisse bei A. Rreuner,
so wird es verständlich, warum der römische 40 Hestia- Vesta S. 425 A. 3), welches zuerst beim
Beamteneid auf luppiter optimus maximus Brande des Tempels unter Commodus profanen
(neben den in der Kaiserzeit noch der Genius Blicken preisgegeben wurde (Herodian 1, 14, 4).
des regierenden Kaisers und die Divi impera- Dieser Kult von Vesta und den Penaten steht
tores treten) und die di penates (selbstverständ- im Centrum des gesamten Staatsgottesdienstes
lieh publici p. R. Q.\ im Privatleben entspricht (vgl. noch Prudent. c. Symm. 1, 195 sie Vesta
der Schwur per Genium . . . deosque penates, est, sie Palladium, sie umbra penatimx) und
Hör. epist. 2, 7, 94) gestellt ist (Lex tat. tab. bildet darum den Gegenstand besonderer Ob-
Bant. C. I. L. 1, 197, 17 iouranto per Torem hut für die höchsten Staatspriester, die Ponti-
deosque [penateis]. Lex col. Iul. Genet. C. I. L. fices (de deorum penatium Vestaeque matris
2, 5439, 2, 3, 19 ius mrandum adigito per Iovem 50 caerimoniis beraten sie u. a. bei Cic. de har.
deosque penates. Cic. acad. pr. 2, 65 iurarem resp. 12; der in den Grabschriften des Volusier-
per Iovem deosque penates. Lex Salpens. C. I. L. grabmals zweimal vorkommende sacerdos deum
2, 1963, 1, 31. Lex Malacit. ebd. 1964, 3, 17, penatium, C. I. L. 6, 2266f. = 7283. 7283a, kann,
vgl. Mommsen, Stadtr. v. Salp. u. Malaca da es beidemal Sklaven sind, kein Staatspriester
[Abhandl. d. säehs. Gesellsch. d. Wiss. 3, 1855] sein, wahrscheinlich gehört er dem in dem-
460f. ; Staatsr. 2, 783): der Vergleich mit der selben Grabmal, C. I. L. 6, 7281, vorkommen-
Eidesformel der lusitanischen Aritienser (C. I.L. den conleg(ium) castriense an). Als daher
2, 172), die bei luppiter optimus maximus ac Augustus am 6. März 742 = 12 die Würde
dirus Augustus ceteriq(ue) omnes di immortales des Pontifex maximus übernahm, wurde nach
schwören, läfst die kollektive Bedeutung des 60 dem Zeugnisse des Festkalenders von Cumae
Penatenbegriffes deutlich hervortreten. Indem- (C. I. L. 10, 8375, vgl. örid. fast. 3, 41 7 ff.)
selben Sinne sind auch die Weihungen zu ver- die Erinnerung daran alljährlich durch eine
stehen, welche in den Provinzen dem luppiter supplicatfilo Vestae dis pub(licis) p(enatibus)
O. M. und den Penaten gemacht werden (C. I. L. p(opuli) R(omani) Q(uiritium) begangen, und
3, 1081. 5, 5726. 7, 237. Orelli 356; zuweilen der Kaiser selbst begründete bei derselben
längere Reihen, so C. I. L. 2, 4076 I(ori) Gelegenheit einen neuen Kult der Vesta (die
o(ptimo) mfaximo) lunoni Minervae Genio Weihung der [aediculja et [araj Vestae in
praetorii consularis diis pfenatjibus. Körber. domu imp(eratoris) Caesaris Augusti erfolgte
1893 Penates (aufserröm. Kult)
am 28. März
Ovid. fast. 4,
Hauses (Ovid.
inier sacrata
742 = 12, G. I. L. I2 p. 317.
949 ff.) mit den Penaten seines
met. 15, 864 Vestaque Caesareos
penates) und dem Palladium
(darauf weist der praepositus Palladii Palatini
auf einer Inschrift des 4. Jahrh. aus Privernum,
C. I. L. 10, 6441, und das Palladium auf der
Hand des Vestabildes der Kaisermünzen, vgl.
Premier a. a. 0. S. 326 A. 7) in seinem Palaste
auf dem Palatin (vgl. Hülsen, Rom. Math. 10
1895 S. 28 ff.), um dadurch zum Ausdruck zu
bringen, dafs der Mittelpunkt des Staatskultes
nunmehr in das Kaiserhaus verlegt ist und
die Götter des letzteren auch die des Staates
sind (Wissowa, Hermes 22, 44. E. Norden, Neue
Jahrb. f. Mass. Altert, 7, 1901 S. 275 f.).
IV. Aufserrömisclier Penatenkult.
Wie der Dienst der Yesta, so ist auch der
der Penaten, soweit unsere Zeugnisse reichen,
durchaus auf Latium beschränkt gewesen.
Denn wenn P. Nigidius Figulus im 16. Buche
seines Werkes de dis und ihm folgend (s. dazu
A. Swoboda, P. Nigidii Figuli operum reliquiae
p. 30) Varro, sowie ein sonst unbekannter
Caesius von etruskischen Penaten redeten
(Amol). 3, 40, vgl. Sero. Aen. 2, 325), so unter-
liegt es keinem Zweifel, dafs sie willkürlich
einen römischen Namen auf einen Begriff der
etruskischen Theologie übertragen haben, wo-
bei das Tertium comparationis in erster Linie
das Geheimnisvolle und Verborgene des Wesens,
in zweiter der Charakter als Schutzgottheiten
war. Solcher von Nigidius als Penaten be-
zeichneter Schutzgötter kannte die Ftrusca
disciplina vier Klassen, geschieden nach den
drei Weltreichen, zu denen als viertes die
Menschenwelt kommt: genera esse penatium
quattuor ei esse Iov's ex his alios, alios Neptuni,
Penates (aufserröm. Kult) 1894
zeichnete als Penaten nach etruskischer Lehre
Fortuna, Ceres und den männlichen Pales (Arn ob.
3, 40 Palem, sed non illam feminam, quam vul-
garitas accipit, sed masculini nescio quem generis
ministrum Iovis ac vilicum; Mart. Cap.
1, 50 nennt Iovis filii Pales et Favor; daher
war in der Quelle des Arnobius wahrschein-
lich Pales als Genius Iovialis bezeichnet und
diesen nennt nun Arnobius irrtümlich neben
10 Pales als vierten Penaten, während Serr. Arn.
2, 325 nur die drei genannten kennt), ohne
dafs wir im Stande wären zu ermitteln, worauf
sich diese Hypothese gründet.
In Latium haben wir Penatenkult wahr-
scheinlich überall dort anzunehmen, wo Vesta-
dienst nachweisbar ist ; bezeugt ist er für Prae-
neste durch die Epistyl-Inschrift C. 1. L. 11, 2900
[dis pjenatibus sacrarium .... anus pontif(ex)
min(or) patro[n(us) . . . fecijt reiq(ue) publicae
20 dofnavitj, die wohl kaum anders als auf die
Staatspenaten von Praeneste gedeutet werden
kann, aufserdem in direktem Zusammenhange
mit dem römischen Gottesdienste für die alten
Städte Lavin ium und Alba. Die Anschau-
ung, dafs Lavinium die Mutterstadt Roms sei
(liriTQÖitolig Dion. Hai, 5, 12, 3. 8, 49, 6), kam
nach antiker Denkweise durch die Annahme zum
Ausdrucke, dafs das Feuer auf dem römischen
Staatsherde an dem von Lavinium entzündet
30 sei, also auch die römischen Herdkulte von
Vesta und den Penaten Filialgottesdienste der
entsprechenden lavinatischen Kulte darstellten
(Varro de l. l. 5, 144 oppidum, quod primum
conditum in Latio stirjjis Bomanae, Lavinium;
nam ibi di penates nostri. Plut. Coriol. 29
Aaoviviov onov xca &twv Isqcc Pcoiuxiois na-
tqojcov avtxziTO %ccl rov yivovg ifiuv avrotg
ccQ%ai. Val. Max. 1, 8, 8 urbis e qua primordia
civitas nostra traxit. C. I. L. 10, 797 sacrorum
inferorum tertios, mortaliam hominwm quartos 40 principiorwm p(opuli) jR(omani) Quirit(ium)
(vgl. dazu Klausen, Aeneas und die Penaten
S. 659), und die erste Gruppe von ihnen, die
penates Iovis, identifizierte Nigidius mit den
di consentes der Römer und verstand unter
ihnen diejenige Gruppe von Gottheiten, welche
nach der etruskischen Blitzlehre Iuppiter als
Beirat heranziehen mufste, wenn er die stärkste
und verderblichste Art von Blitzen schleudern
wollte; dem Nigidius folgend (Wissoiva, Hermes
22, 55 f. Swoboda a. a. 0. 29") bezeichnet sie 5'
Martian. Gap. 1, 41 als senatores deorum, qui
penates ferebantur Touautis ipsius quorumque
nomina quouiam publicari secretum eaeleste non
pertulit, nomen eis consensione perfecit (nach-
her 1, 45 di consentes penates), und dieselbe
Ansicht hat offenbar auch Varro vertreten, wenn
auch seine Meinung von Arnob. 3, 40 arg ent-
Wissowa a. a. 0.
Suppl. 21, 1898
den Begriff Pe- 60 sacrificium
zugleich nach
von
stellt wiedergegeben wird (vgl.
54. B. Agahd, Jahrb. f. Philol.
S. 188 f.); jedenfalls wendet er
naten an auf Götter, die er
etruskischer Lehre als summi Joris consiliarios
ac participes bezeichnet und mit den consentes
und complices di gleichsetzt. Im Gegensatze
zu Nigidius und Varro, die übereinstimmend
betonen, dafs man die Namen dieser etruski-
schen Penaten nicht kenne, wufste jener un-
bekannte Caesius diese zu nennen und be-
nominisquc Latini, quae apud Laurentis colun-
tur): eine Anerkennung dieses Verhältnisses
lag in dem Staatsopfer, das alljährlich am
Beginne des Amtsjahres von den höchsten
Beamten (consules praetores seu dictatores
Macr. S. 3,4, 11. Serv. Aen. 2, 296, vgl. Schol.
Veron. Aen. 1, 239; imperatores in provincias
ituri Serv. Aen, 3, 12) unter Assistenz der Staats-
priester (pontifices cum consulibus Schol.Veron.
0., flamines Serv. Aen, 8, 661) der Vesta
und den Penaten von Lavinium dargebracht
wurde (Lavini . . . penatibus pariter et Vestae,
Macr. a. a. 0. Serv. Aen, 2, 296; sarra publica
popiüi Bomaui deum penatium quae Lavini
fierent, Ascon. p. 18 f.; Beispiele aus den Jahren
617 = 137, Val. Max, 1, 6, 7, und 639 = 115,
Ascon, a. a. 0.; auf Numa führt den Brauch
zurück Lucan, 7, :i96; Liv. 1, 14, 2. Dion. Hai
2, 52, 3. Plut, Born, 23 erwähnen das sollemne
an die &toi tkxtqojol in Lavinium
schon unter König Titus Tatius); das dortige
Heiligtum war wahrscheinlich dem römischen
Vestatempel ähnlich (von einer noch zu seiner
Zeit existierenden nalidg, welche die Lavina-
ten TOts alloig äßatov cpvlärrovTsg Isqccv vo-
(ilfyvßi spricht Dion. Hai. 1, 57, 1; vgl. auch
Serv. Aen. 3, 12 cum ambae virgines in templo
deorum Lavini simul dormirent, ea quae minus
60*
1895 Penates (aufserröm. Kult) Penates (Bedeutung u. Herkunft) 1896
easta erat fulmine exanimata alteram nihil sen- gebenen Daten waren. Indem die einen von
sisse), auch hier gab es ein immer brennendes der Deutung des Namens, andere von den
Herdfeuer (ein solches setzt die Geschichte bei Bildern des Tempels an der Yelia, noch andere
Dion. Hai. 1, 59, 4 voraus; vgl. Lucan. 9, 991 ff. von dem bildlosen Kulte im römischen oder
quos nunc Lavinia sedes servat et Alba Lares lavinatischen Vestatempel ausgingen und
et guorum hicet in aris ignis adhuc Phrygius) aufserdem, da man in den Penaten die ur-
und ein Palladium (Strabo 6, 264, vgl. Lucan. sprünglichen Schutzgötter der Stadt sah, jede
9, 993 f.), sowie anikonische Symbole der Pe- der verschiedenen Hypothesen über die Ur-
naten, von denen zuerst Timaios unter Berufung Sprungsgeschichte Roms auch eine bestimmte
auf Mitteilungen der einheimischen Bevölkerung 10 Ansicht über Heimat und Herkunft der römi-
sprach (Dion. Hai. 1, 67, 4 xrjQviau 6i8r\Q& Kai sehen Penaten im Gefolge hatte, entstand
%al%& Kai KtQtt[iov Tqcüikov slvai rec iv xolg eine bunte Mannigfaltigkeit von §6h,ai , deren
aSvxoig xolg iv Aaovivia} Ktiiitva Isqu, nv&ea- wesentlichste in der Zeit des Augustus C. Iulius
&at 8h avxbg xavxa naQa. x&v i7ri%G>Qi(av. Varro Hyginus iu einer Monographie de dis penati-
bei Schol. Veron, Aen. 2, 717 deos penates lig- bus (Macr. S. 3, 4, 13) und im 3. Jahrh. Cornelius
neis sigillis vel lapideis terrenis quoque Aenean Labeo in seiner Schrift de dis animalibus (s.
(umeris extulissey, vgl. auch Serv. Aen. 1, 378. darüber Wissoica, Real-Encykl. 4, 1351 ff.) zu-
3, 148; worauf die Notiz des Serv. Aen. 3, 174 sammenstellte : auf letzteren gehen die Dar-
nam di qui erant apud Laurolavinium non legungen bei Arnob. 3, 40. Macrob. S. 3, 4, 6 ff.
habebant velatum caput geht, ist nicht mehr 20 und in den Vergilscholien des sog. Servius
zu erkennen; dafs es auch in Lavinium Dios- amplior (Aen. 1, 378. 2, 296. 325. 3, 119. 148)
kuren-Penaten gegeben habe, darf man daraus zurück (ausführlich darüber Wissoira, Hermes
mit Rubino, Beitr. z. Vorgesch. Italiens S. 190 22, 1887 S. 29 ff.). Danach hatte Timaeus
nicht schliefsen); mit diesen lavinatischen Pe- unter Berufung auf die Aussagen der Ein-
naten mufsten die des römischen Vestatempels heimischen erzählt, dafs die lavinatischen Pe-
der Sache nach identisch sein. Der Penaten- natensymbole aus Troia stammten und von
dienst von Alba Longa, der jedenfalls mit dem Aeneas nach Italien gebracht worden seien (Dion.
dortigen häufig erwähnten Vestakulte (Liv. 1, Hai. 1, 67, 4; vgl. Lykophr. 1262. P. Günther,
20, 3. Ascon. p. 35. luven. 4, 61. Symmach. De ea quae inter Timaeum et Lycophronem
epist. 9, 147 f. C. I. L. 6, 2172. 14, 2410) ver- 30 intercedit ratione, Diss. Lipsiae 1889 p. 68 f.
buiiden war, wurde, seit man in der Urgeschichte J. Geffcken, Timaios' Geographie des Westens
der Stadt Alba zwischen Lavinium und Rom [Philol. Untersuchungen 13, 1892] S. 46f.); ihm
einzuschieben gewöhnt war, ebenfalls von dem folgend hat dann Nigidius Figulus (frg. 69
lavinatischen abgeleitet, und es knüpfte sich p. 83 f. Swoboda) die römischen Penaten ohne
daran die Erzählung, dafs die Götter nach ihrer weiteres mit den troischen Schutzgöttern Apollo
Überführung nach Alba zweimal von dort nach und Poseidon, den Erbauern der Mauern von
Lavinium zurückgekehrt seien (Dion. Hai. 1, Ilion, identifiziert. Dagegen leitete der Annalist
67, lf. Val. Max. 1, 8, 7. Aur. Vict. origo Cassius Hemina (frg. 6 p. 69 Peter), dem sich
17, 2f. Cass. Dio frg. 3, 8 Melb. Serv. Aen. noch Atticus in seiner Chronik anschlofs (frg.
1, 270. Augustin. c. d. 10, 16; wenn Serv. Aen. 40 1 p. 215 f. Peter), die römischen Penaten aus
3, 12 dieselbe Geschichte von der Übertragung Samothrake her (vgl. H Nissen, Mhein. BIiis.
der lavinatischen Penaten nach_Roin erzählt, 42, 1887 S. 61 „Es wird im Verlaufe dieser
so ist das nicht eine eigene Überlieferung, Untersuchungen nachzuweisen sein, dafs die
sondern Entstellung), worauf man sie in La- gröfsten Theologen Roms mit gutem Grund
vinium belassen, zur Walirnehmung ihres den Ursprung ihrer Religion auf jenem thra-
Dienstes aber eine besondere Gruppe von An- kischen Eiland gesucht haben"), wobei er von
Siedlern aus Alba nach Lavinium zurückgeschickt den Götterbildern des Tempels an der Velia aus-
habe (Dion. Hai. a. a. 0. Serv. Aen. 1, 270 ging und mit der dortigen Inschrift MAGNIS DIS
datis qui sacris praeessent agroque eis adsignato (s. ob. Sp. 1889, 64) die Bezeichnung der samo-
quo se alerent) : das ist wahrscheinlich ein Ver- 50 thrakischen Götter als &tol {ityäloi (&eol %qt]-
such zur historischen Erklärung der Thatsache, axoi, &sol Svvaxoi) verglich (s. Bd. 2 Sp. 2525 ff.);
dafs die Sacra von Lavinium von dem - - hier wahrscheinlich erzählte er, einem bei Fest.
als Rechtsnachfolgerin Albas gedachten — Rom j>. 329 angeführten griechischen Historiker Kri-
aus durch das römische Staatspriestertum der tolaos folgend, dafs Aeneas auf der Fahrt von
sacerdotes Laurentes Lavinates (über sie G. Troia in Samothrake gelandet sei und die
Wilmanns, De sacerdotiorum p. p. P. quodam dortigen Penaten mit sich nach Westen fort-
genere, Berolini 1868 S. 27 ff. Dessau C. I. L. geführt habe (Serv. Aen. 7, 207. 8,679). Beide
14 p. 187 f. Wissowa, Religion und Kultus der Versionen hat dann Varro im 2. Buche der
Römer S. 447 f.) wahrgenommen wurden. Antiqu. rerum human, (frg. 2, 8. 9 bei Mirsch,
v „ ,, .., D , , . „ . „, eo Leipz. Stud, 5, 88 f., vgl. Dion. Hai. 1,61 f. 68 f.)
V. Hypothesen über Bedeutung und Herkunft in der Weige vereinigt, dafs er die römischen
der römischen Penaten. Staatspenaten zwar ebenfalls aus Samothrake
Das Geheimnis, das über Wesen und Namen stammen, aber nichtvon dort direkt, sondern auf
der römischen Penaten lag, zu ergründen, war dem Umwege über Troia nach Italien kommen
natürlich für die griechischen und römischen liefs, indem Dardanos sie aus Samothrake nach
Historiker und Theologen eine lockende Auf- Phrygien und Aeneas von Troia nach Lavinium
gäbe, und ihre Ansichten gingen um so weiter gebracht habe (vgl. dazu auch Thrämer in
auseinander, je geringfügiger die sicher ge- Paidy-Wissoivas Real-Eneyklopädie 4, 2174 f.).
1897 Penates (Bedeutung u. Herkunft) Peneios 1898
Diese sainothrakisck-troisch-röniischen Penaten Kästchen, das die Sacra birgt; das ist offenbar
waren aber für ihn nicht die Dioskuren-Penaten die Vorstellung des Varro, der ja dem Timaeus
des Veliatempels (vgl. de l. I. 5, 58), sondern folgend (s. ob. Sp. 1895, 8 ff.) erzählte deos pena-
die im Vestatempel aufbewahrten Symbole tes ligneis sigillis vel lapideis terrenis quoque
samt dem Palladium (s. ob. Sp. 1892, 6 ff.), und (quaedam lignea vel lapidea sigilla, Serv. Aen.
indem er den Glauben an den troischen Ur- 3, 148, quaedam sigilla lignea vel marmorea,
sprung dieser Heiligtümer sowie des ganzen ebd. 1, 378) Aeneam (umeris extulissey, Schal.
Vestakultes zur allgemeinen Geltung brachte, Veron. Aen. 2, 717. In eine Erörterung der
leistete er der cäsarisch-augusteischen Politik Frage, auf welche Götter diese Penatensymbole
kräftig Vorschub, indem diese troischen Götter 10 zu deuten seien, war Varro bei dieser Gelegen-
ja eben die Hausgötter des iulischen Geschlechts heit nicht eingetreten (Meter. S. 3, 4, 7), wohl
waren (Phrygiique penates gentis Iuliae, Lucan. aber hatte er in dem de dis incertis handeln-
1, 196 f.) und damit die Götter des Staates und den 15. Buche der Antiqu. rer. divin. (frg. 3
der Dynastie zusammenfielen: darum steht auch bei R. Agahd, Jahrb. f. Philol. Suppl. 24, 187 f.)
in Vergils Aeneis die Überführung der troischen eine Deutung der römischen Penaten vorge-
Penaten nach Latium als Hauptbestandteil tragen: er sah in ihnen (unter Festhaltung an
der Mission des Aeneas (penatiger Aeneas, Ovid. der Gleichsetzung mit den samothrakischen
met. 15, 450) im Vordergrunde (E. Norden, N. Göttern) die Trias Iuppiter, Iuno, Minerva, die
Jahrb. f. Mass. Altert. 7, 1901 S. 275 ff.). Was er für die ältesten Gottheiten hielt (Tertull.
diese von Aeneas nach Rom gebrachten pe- so ad nat. 2, 12) und auf dem Wege der physi-
nates (Aen. 1, 68. 378. 2, 747. 4, 898. 5, 632. kaiischen Erklärung als Repräsentationen der
7, 121, gleichbedeutend 5, 744 Pergameumque Luft in ihren drei Schichten (medium aetkera
Larem et canae penetralia Vestae, vgl. auch lovem, Iunonem vero imum aera cum terra et
9, 258 f. per magnos, Nise, penates Assaracique Miner mm summum aetheris cacumen. Macr. S.
Larem et canae penetralia Vestae) und Sacra 3, 4, 8 = Serv. Aen. 2, 296, vgl. August, c. d.
(Aen. 2, 293 sacra mosque tibi commendat Troia 4, 10) erklärte. Da nach der von Varro aeeep-
penates. 320 sacra manu victosque deos parvum- tierten stoischen Lehre die Seele Luft ist
que nepotem ipse trahit. 717 tu genitor cape (Lact, de opif. Dei 17, 8), so pafst diese Deutung
sacra manu patriosque penates; danach Seneca zur Etymologie der Penaten als derjenigen
de benef. 3, 37, 1 complexus sacra ac penates 30 Götter, qui penitus nos regant ratione calore ac
deos) waren, wird aus der Darstellung nicht spiritu (Arnob. 3, 40, vgl. Macr. Serv. aa. OO.),
deutlich; man könnte bei den sacra an das welche wahrscheinlich eben die varronische ist
Palladium oder an das heilige Feuer und irgend- (das Nähere bei Wissowa, Hermes 22, 40 ff.),
welche sonstige Symbole denken (2, 296 f. heifst VT ..
es vittas Vestamque potentem aeternumque adytis Lineraiiu .
effert penetralibus ignem nach dem vorher- /. A. Härtung, Religion d. Römer (Erlangen
gehenden sacra suosque tibi commendat Troia 1836) 1, 71 ff. R. H. Klausen, Aeneas und die
penates v. 293;, aber 3, 148 erscheinen dem Penaten (Hamburg u. Gotha 1839/40) S. 620 ff.
Aeneas im Traume effigies sacrae divom Phry- Gu. A. B. Hertzberg, De dis Romanorum patriis
giique penates (Beschreibung ebd. v. 173 f. coram -to sive de Lamm atque Penatium tarn publicorum
agnoscere roltus velatasque comas praesentiaque quam privatorum religione et eultu (Halae 1840)
ora videbar), wo doch die effigies sacrae di com S. 62 ff. L. Krähner, Penates, in Ersch und
den sonst neben den penates erwähnten sacra Grubers Allg. Encykl. d. Wissensch. u. Künste
entsprechen müfsten; und 3, 12 tritt für sacra 3. Sect. Bd. 15 S. 409 ff. (1841). A. Premier,
et penates noch eine dritte Wendung ein, indem Hestia- Vesta (Tübing. 1864) S. 232 ff. J. Rubino,
Aeneas ausfährt cum soeiis gnatoque penatibus Beiträge zur Vorgeschichte Italiens (Leipzig
etmagnisdis (derselbe Versausgang auf Augustus 1868) S. 196 ff. Preller-Jordan, Rom. Mgthol.
übertragen 8, 679 cum patribus populoque pe- 2a, 155ff. J. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung2
natibus et magnis dis, das Vorbild ist Enn. S. 121 ff. 252 f. A. De-Marchi, R eulto privato
<tnn. frg. 143, 8 Baehr. dono ducite doque vo- 50 di Roma antica 1 (Milano 1896) S. 55 ff. G.
lentibus cum magnis dis), wo die Bezeichnung Wissowa, Die Überlieferung über die römischen
magni di doch offenbar auf die samothraki- Penaten, Hermes 22,1887 S. 29 ff.; Religion und
sehen Götter bezw. auf die mit ihnen gleich- Kultus der Römer (München 1902) S. 145 ff.
gesetzten Penaten des Veliatempels weist. Die [G. Wissowa.]
ganze Aporie, an der sich bereits die alten Peneios (nr]vsi6s), Flufsgott des gleich-
Erklärer vergeblich abgemüht haben (Serv. Aen. namigen Hauptflusses in Thessalien. Er ist
3, 12. 8, 679), ist unlösbar, weil sie auf einer der Sohn des Okeanos und der Tethys. So-
beim Dichter selbst liegenden Unklarheit und wohl Hesiod (Theog. 337 ff.) als Diod. Sic. (4, 69)
Unbestimmtheit der Auffassung beruht (vgl. zählen viele Namen von Kindern des Okeanos
auch W. Kroll, Jahrb. f. Philol. Suppl. 27, 164 f.). 60 und der Tethys auf, die alle Eponyme von
Auf der aus zahlreichen Repliken bekannten Flüssen wurden, und beide nennen in diesen
statuarischen Darstellung des seinen Vater Listen auch den Peneios. Er war der Gatte
Anchises auf den Schultern tragenden Aeneas, der Kreusa, mit der er den Hypseus und die
deren Vorbild wahrscheinlich die von Ovid. Stilbe zeugte, welch letztere von Apollon die
fast. 5, 563 erwähnte Statue vom Forum des Mutter des Lapithes und des Kentauros wurde,
Mars Ultor gewesen ist (vgl. die Litteratur bei sodafs P. als Stammvater der Lapithen und
31. Ihm, Jahrb. d. Ver. d. Altertumsfr. im Kentauren erscheint (Diod. Sic. 4, 69); nach
Rheinl. 93, 1892 S. 66ff), hält Anchises ein Schol. R. 1, 266 (ed. BeJcJcer) ist nur Lapithes
1899 Peneios Peneleos 1900
Sohn der Stilbe, nicht aber Kentanros, ebenso Einschlagfaden im Gewebe abgeleitet wird,
Schul. II. 12, 126. Nach Dioä. Sic. 6, 61 war weil er wie ein schöner Faden durch die thessa-
der Sohn des Lapithes Triopas (nach anderen lische Landschaft seinen Lauf nimmt. Von
Sohn des Helios und der Rhodos, oder jder cprjvög — leuchtend, weifs, leitet Pape (im
Kanache und des Poseidon\ der von Thessalien Lexik, d. griech. Eigennamen) den Namen ab.
nach Knidos floh und dort die Stadt Triopion Zosimos, hist. 4, 35 erzählt, ursprünglich habe
gründete. - - Auch nach Find. Pyth. 9, 26 ist es keinen Bildkult für die Götter gegeben;
Kreusa die Gattin des P., ebenso bei Ovid. die ersten Götterbilder seien in Thessalien ge-
(i »t. 3, 6, 31, während andere Schriftsteller auch fertigt worden, und da man noch keinen Tempel
andere Namen für sie kennen; so wird sie 10 kannte, so habe man diese Bilder auf der
Schal. Find. Pyth. 9, 27 nach Pherekydes Nai's, Peneios-Brücke aufgestellt. Ob da auch ein
nach Äkesandros aber Philyra genannt. Jedes- Abbild des Flufsgottes dabei war, geht aus
mal ist sie ebenfalls Mutter des Hypseus. Paus. der Stelle nicht hervor. Jedenfalls scheint aber
9, 34, 6 nennt noch Andreus als Sohn des P. danach in historischer Zeit die Erinnerung
Töchter des P. sind die Iphis (Schal. Plat. conr. daran, dafs die ersten Götterkulte sowohl
208) durch Aiolos Mutter des Salmoneus; bild- als tempellos waren, lange wach gewesen
Menippe (Hella)), bei Dion. Hai. 1, 28). Sie zu sein (vgl. dazu M. Reichet, Vorhellenische
ist die Gattin des Pelasgos und Mutter des Götterkulte), [v. Lichtenberg.]
Phrastor: vgl. auch Eustath. Schal, zu Dion. Peiieleos (ni]vilscog), Et. M. 670, 50 -rectou
Perieg. 347. Daphne (Ov. met. 1, 452; Servii 20 tö it&vto Hbv elaog xat n^viksag ktrixag, Sohn
rinn ment. in Verg. Aen. 3, 91; Hygin fab. 203); des Hippalkimos (Diod. 4, 67; Hygin. f. 97;
Kyrene (Schal. Apoll. Rhod. 2, 502, wo auch Hippalmos, wohl entstellte Form, Apollod. 1, 9,
die Larissa als Schwester der K., also ebenfalls 16, 9; desgl. Hippalkmos Schol. 11. 2. 494) und
Tochter des P. genannt wird). Nach Hygin. der Asterope (Hygin. f. 97), Freier der Helena
fab. 161 und Verg. Georg. 4, 355 ist Kyrene Apollod. 3, 10, 8, 2 (hier ist überliefert Hr]vilh(og
Tochter des Peneios und Mutter des Aristaios. Ar\irov anstatt Hrivtlsag 'Inircalxi^ov, Arjizog
Dagegen ist nach Diod. Sic. 4, 81 Kyrene Toch- u. s. w.); Hygin. f. 81, Argonaut bei Apollod.
ter des Hypseus, also Enkelin des P. — Trikke 1, 9, 16, 9 wohl nach alter boiotischer Sage,
und Atrax, zwei Städte in Thessalien, sind nach vgl. Jessen, Prolegomena in catalogum Argo-
den gleichnamigen Töchtern des P. benannt: 30 nautarum (Berliner Dissertat. 1889) S. 14. Im
Steph. Byz. s. v. "Atoctf; und Toiwr]. Hier ist Kampfe vor Troja ist er einer der Anführer
Atrax das Kind des P. und der Bura. Bei der Boioter (B 494), nach Hygin. f. 97 mit
Kallimachos, Hymn. in Del. 109 erscheinen 12 Schiffen. Er wird erwähnt N 92, wo Po-
die W>fi,qp«r ©saaalidsg, Ttoraiiov yivog, als seidon einige griechische Anführer zur mutigen
Töchter des P. (Vgl. dazu auch die Verse Teilnahme am Kampfe auffordert. Er tötet
105 — 148.) — Dieser mit Peneios beginnende den Ilioneus, den Sohn des Phorbas E 487 — 498,
Stammbaum scheint eine dreifache Bedeutung den Lykon TL 335, wird von der Lanze des
zu haben. Einmal können wir in Kyrene und Polydamas an der Schulter gestreift. Nach
Menippe sowie in den von P. abstammenden Pausan. 9, 5, 15 ; Quint. Smyrn. 7,1 (»4 f.; Dictyx
Lapithen und in Triopas Erinnerungen an alte 40 4, 17 fällt Peneleos vor Troja durch Eury-
Wanderungen von Stämmen, die von Thessa- pylos, den Sohn des Telephos. Den Griechen
lien ausgingen, erblicken; sodann scheint in gelingt es seine Leiche zu retten: Quint. Smyrn.
Daphne die Natur und Schönheit der Peneios- 7, 123 — 158. Er wird von allen, welche Eury-
ufer gepriesen zu sein, während die anderen pylos erschlug, am meisten beklagt und ihm
Namen geographisch als Eponymen von Städten ein besonderes Grabmal errichtet, während für
in Thessalien aufzufassen sind; vgl. den Art. die übrigen ein Massengrab hergestellt wird.
Lapithen Bd. 2 Sp. 1865 f. Anm.*). Nach dem angeblich von Aristoteles verfafsten
Wie vielen anderen Flufsgöttern wurden Peplos, Epigr. 21 (= Frgm. 596, in der Aus-
auch dem P. Opfer dargebracht. Aelian. var. gäbe der Berliner Akademie Bd. 5 S. 1576 a,
hist. 3, 1 erzählt, dafs die umwohnenden Völker 50 16 — 18) haben die Boioter den Peneleos in der
an seinen Ufern Zusammenkünfte und Trink- Heimat am Kephissos beigesetzt (&tl ThiviXsw
gelage veranstaltet und dabei geopfert hätten; xsiuivov iv Botcorla- ToV<f iiti Kvcfiaam noraua
und Max. Tyr. diss. 38 erläutert die verschie- &h6civ coxv gtovri, Ttcüdsg Botcotcov owcpoovcz
denen Gründe, warum die Flüsse durch Opfer TLnvtlscov). Der Tod des Peneleos durch Eury-
geehrt werden, und erwähnt als Grand für den pylos ist dem des Thersandros, des Polyneikes
P. seine Schönheit (vgl. Preller, Griech. Myth. Sohn, durch Telephos parallel, von dem die
neue Ausgabe von Robert 1 , 547), und das Kyprien erzählen. Peneleos ist der Nachfolger
stimmt auch mit Aelian überein, der gleich- des Thersandros Paus. 9, 5, 15. Vgl. Wilamoioitz,
zeitig mit den Opfern des Schattens der Wälder Isyllos S. 48; Immisch. Klaros S. 132 (im
und Haine an den Ufern dieses Flusses ge- 60 17. Supplbd. der Jahrb. f. Mass. Philol.). Pene-
denkt; man denke an das hochberühmte Tempe- leos ist einer von den im hölzernen Pferde
thal (Bursian, Geogr. v. Gr. 1, 58 f.). Auch versteckten Griechen bei Try}>hiadaros 180, von
andere Schriftsteller heben seine Schönheit dem Tzetzes, Posthorn. 648 abschreibt, und ge-
besonders hervor. Harn. 11. 2. 752f ; Eur. hört hier zu den nicht aus Quintus Sntyruarus
Her. f. 368. Die Klarheit seines Wassers entnommenen Namen, während sich Tryphio-
preist Plinius nat. hist. 4, 18, 15. Mit dieser doros sonst hauptsächlich an Qjiiulus anleimt.
Schönheit mag auch der Name Peneios zu- Vgl Noack, Die Quellen des Tr., Hermes 27
sammenhiingen, der zumeist von -jir\viov — der S. 452 — 463, insbes. S. 455. Bei Verg. Aen. 2,
1901 Penelope (in der Odyssee) Penelope (in der Odyssee) 1902
424 erschlägt er im nächtlichen Gatüniniel, so schmerzlicher ist für Penelope das Erscheinen
nachdem die Griechen^ in Troja eingedrungen derFreier, die, mit zehnDienern einhundert-
sind, den Koroibos. Das stimmt zu der bei achtzehn an der Zahl {% 247 t'.), das stand-
Tri/phiocloros vorliegenden Annahme, dafs er hafte Widerstreben des treuen Weibes gegen
nicht vor der Eroberung Trojas fällt. Plutarch, eine neue Verheiratung durch tägliches Ver-
Quaest. Graec. 37 erzählt, Peneleos habe den prassen des Königsgutes zu brechen suchen
Poimandros von Blutschuld entsühnen helfen (a 245 f.; ß 50 f.; it 122 f.; x 130 f.). Dafs sie
(vgl. d. Artikel ,,Elpenor"). Zum Danke sei ihm zur List ihre Zuflucht nimmt, hilft ihr wenig.
nebst Tlepolemos und Achilles bei Tanagra Allerdings weifs sie drei Jahre lang die Freier
ein Heiligtum (xsLievog) gestiftet worden. 10 schlau hinzuhalten mit dem Vorgeben, sie wolle
Als sein Sohn wird Opheltes genannt Paus. einen von ihnen ehelichen, wenn sie nur erst
9, 5, IG. Schal. Townl. II. 13, 92 kennt eine dem greisen Laertes ein Leichengewand gewebt
Tochter des Peneleos mit Namen Anaktor(i)a, habe. Endlich aber wird Penelope auf den
welche an den Thoas vermählt war. Panelos Verrat der Mägde hin dabei ertappt, wie sie
(Stepk. Byz. s. v.), Gründer der gleichnamigen das am Tage gesponnene Gewebe bei Nacht
Stadt am Pontos, wird als Nachkomme des wieder auflöst (ß 88 f.; x 139 f.; co 127 f.). Die
Peneleos bezeichnet, wohl wegen der Namens- Beschwerden der Freier sowie ihr Ansinnen,
ähnlichkeit. Philotas, ein Nachkomme des Penelope zu einer Ehe mit einem von ihnen
Peneleos, ist der Gründer von Priene, Paus. zu nötigen, weist Telemach in der Volksver-
7, 2, 3 und 7, 2, 10. [Türk.] 20 Sammlung aus Pietät gegen die Mutter zurück
Penelope (niiV^XoTtr}, Huvtlöitcc, bei Homer (ß 130 f.), versetzt jedoch diese selbst durch
stets Jlrivtlö-nsicc, über den Namen s. u.), Tochter seine Reise nach Pylos und Sparta, so sorgsam
des Ikari os, Gattin des O dys seus und Mutter er sie ihr auch zu verheimlichen bestrebt ist
des Telemachos (s. die betr. Artikel). Über (ß 357 f.; 374 f.), in die schwerste Bekümmernis
ihre sonstigen Familienverhältnisse wie über (#703 f.; 716 f.; 787 f.; «331 f.), obwohl sogar
ihre Schicksale geht die Überlieferung ziemlich Athena sie durch ein Traumgesicht und süfsen
weit auseinander. Bei Homer wird von ihren Schlummer zu trösten sucht (d 795 f.). Grofs
Angehörigen noch eine Schwester, Iphthime ist daher ihre Freude bei der glücklichen Heim-
(s. d.), genannt (S 797. 810); Brüder werden kehr des Sohnes (it 130 f.; q 36 f.). Nach
ohne Namensnennung nur erwähnt (o 16). Über 30 Frauenart verläfst sie, wie aus ß 374 zu schlie-
Penelopes Leben vorder Verheiratung erfahren fsen ist, ihre Gemächer oft lange nicht; hafst
wir in der Odyssee nichts. Auf die reiche Mit- sie doch die Freier sämtlich, besonders den
gift, die sie dem Gatten zugebracht hat, deutet Antinoos, bitter (p 499 f.); höchstens Amphi-
<->
das Beiwort TtoXvdcoQog (co 294) hin; wegen nomos findet mit seinen Reden Gnade vor ihr
ihrer Schönheit wird sie mit Artemis und (it 397 f.). Gleichwohl betritt sie, verschleiert
Aphrodite verglichen (q 37; r 54; vgl. und von zwei Dienerinnen begleitet, mehrmals
6 246 f.), steht jedoch hinter Kalypso zurück den Männersaal, wo die Gäste schmausen: bald
(g 215 f.); ihrer Klugheit (ß 121 f.; X 445) bittet sie den Phemios, der die traurige
gelten die Epitheta i%£tpQcov (S 111 u. ö.), Heimfahrt der Griechen besingt (cc 326 f.), um
TtSQicpQcov (a 329 u. ö.) und TtLvvxrj (X 445; 40 ein andres, sie weniger betrübendes Lied (328 f.);
v 131; qp 103). Die Gesamtheit ihres un- bald macht sie den Freiern wegen ihrer Mord-
tadeligen Wesens, namentlich ihre edle anschlage auf Telemach heftige Vorwürfe
Gesinnung (ciyoc&ocl cpQevsg), wird bezeichnet (^409 f.; 421 f.); bald reifst sie durch schlaue
durch das Attribut ulivllcov (co 194). Zu ihrem Vorspiegelung einer baldigen Hochzeit wie
tiefen Schmerze (ff 250 f.) zieht ihr geliebter durch die Anmut ihres Auftretens die Hebe-
Gatte, von Agamemnon und Menelaos nur glühenden Jünglinge zur Bewunderung hin
schwer überredet (co 115 f.), mit gegen Ilion, und bestimmt sie, ihr huldigend reiche Ge-
als dem jungen Paare erst vor kurzem ein schenke darzubringen (ff 197 f.; 250 f.; 290 1'.);
Söhnlein, Telemachos (s. d.), geboren worden bald wieder sitzt sie lauschend und beobach-
ist (d 112. 144; X 447 f.). Während Odysseus 5o tend, aber stumm, im anstofsenden Gemach
seinem alten Freunde Mentor (s. d.) die Sorge (v 38 7 f.); oder sie nimmt sich endlich mit Ent-
für das Hauswesen anvertraut (ß 226 f. ; co 456), schiedenheit des noch unerkannten Fremdlings
empfiehlt er seiner Gattin vornehmlich die an und gewährt ihm die erbetene Beteiligung
Pflege seiner Eltern und, wenn er selbst in am Bogenschufswettkampf (qp 311 f.; 334 f.).
dem Kriege fallen sollte, Telemach aber heran- Telemach freilich ist, im Gegensatz zu Athene
gewachsen sei, eine zweite Vermählung, vor (ff 158 f.; qp 1 f.), mit dem Erscheinen der Mutter
der jedoch Penelope zurückbebt (ff 265 f.). Ihre unter den wüsten Schlemmern nicht einver-
mütterliche Aufopferung rühmt der Sohn standen und verweist sie wiederholt ziemlich
später selbst (ß 131); ihr hingebendes, wenn- ernst in ihr Frauengemach (a 356 f.; qp 350 f.).
schon gestrenges Walten unter dem Gesinde 60 Einen selbständigen, klugberechneten, ja ent-
wie in der Schatzkammer läfst in ihr die scheidenden Schritt, dessen ganze Tragweite sie
tüchtige Hausfrau erkennen (ff 314 f.; 321 f.; selbst noch gar nicht ahnt und ermessen kann,
x 89 f.; 96 f.; 317 f.; qp 5 f.; 42 f.). Der Für- thut sie mit dem Vorschlag des Wettschiefsens
sorge um die Schwiegereltern wird sie zwar (x 570 f.; qp 57 f.). Denn nachdem bereits Theo -
mit der Zeit überhoben, indem Antikleia vor klymenos (s. d.) ihre Hoffnung auf die Rück-
Kummer um den Sohn stirbt (X 197 f. ; o 356 f.), kehr des Gatten belebt hat (q 151 f.), wird sie in
Laertes aber sich aufs Land zurückzieht, um dieser Zuversicht durch dessen persönliche
hier sein Alter zu vertrauern (X 187 f.). Um Nähe wie durch die längere Unterhaltung mit
1903 Penelope (in der Odyssee) Penelope (i. d. spät. Litter.) 1904
ihm, namentlich durch seine wennschon er- (s. d. Bd. 3 Sp. 642 f.), mannigfache Einbufse.
dichteten Erzählungen (x 102 f.), nur bestärkt. Äufserlich wird allerdings der Kreis der An-
Daher ihre ahnungsvolle Sorge um den Fremd- gehörigen wie der PMebnisse hie und da auch
ling (x 349 f.), aber auch ihre Bereitwilligkeit, erweitert. Dies gilt zunächst von der Ahnen-
ihn an dem Bogenschiefsen teilnehmen zu lassen reihe, deren Überlieferung namentlich in den
(qp 311 f.). Zu ihrem Glücke hat sie sich vor Personennamen vielen Schwankungen unterliegt,
dessen Beginn auf des Sohnes Geheifs (s. o.) Im Einklang mit Homer nennen zwar die
wieder in ihr Gemach zurückgezogen (354 f.); Quellen Penelopes Vater Ikarios (s. d.), wobei
so bleibt es ihr erspart, das nun folgende blutige die abweichenden Lesarten Ikarion (Apollod.
Schauspiel mit anzusehen. Erst als das Morden io 3, 10, 4, 3) und Ikaros (Hermesianax bei Athen.
geendet hat. wird sie von Eurykleia aus tiefem 13, 597 f; Hygin. fab. 130; schol. Yen. II. B
Schlafe geweckt (ip 1 f.). Lange verhält sie 581; Eustath. p. 203, 10; schol. Ew. Or. 457)
sich bei der Erzählung, Odysseus sei heimge- wenig ins Gewicht fallen (über die Namens-
kehrt, ungläubig (10 f.; 58 f.) und bewahrt auch form Ikadios bei Aristot. Poet. 25 s. u.). ># Da-
ihm selbst gegenüber zunächst noch zweifelnde gegen herrscht über Ekarios' Eltern wenig Über-
Zurückhaltung (88 f.), sodafs Telemach sie ernst- einstimmung (s. Ikarios). Der Vater ist, wie
lieh tadelt (96 f.). Es bedarf erst unwider- er auch heifsen mag, König von Sparta oder
leglicher Beweismittel, ehe sie völlig traut Amyklai; aufser Ikarios sind dessen Söhne
(164 f.; 183 f.); um so ergreifender ist die Tyndareos und Hippokoon (s. die betr.
Wiedererkennung (205 f.). Von Schmerz und 20 Artikel). Nach dem Tode des Vaters bemächtigt
Freude bewegt, verplaudert sie sodann mit sich Hippokoon der Herrschaft und vertreibt
dem Gatten die von Athene noch überdies ver- beide Brüder aus Sparta (Apollod. 3, 10, 5, 1).
längerte Nacht (241 f.; 344 f.), erzählt ihm die Als Verbannte finden diese bei Thestios, dem
eigenen Leiden (302 f.) und vernimmt den Be- Könige von Aitolien, gastliche Aufnahme;
rieht seiner Reiseabenteuer (310 f.). Als Odysseus während Tyndareos dessen Tochter Leda hei-
am nächsten Morgen zu Laertes auf das Land ratet, vermählt sich Ikarios mit der Najade
eilt, empfängt sie für die Bewachung des Periboia und zeugt mit ihr, aufser fünf
Hauses genaue Verhaltungsbefehle (349 f.). Söhnen, die Penelope (Apollod. 3, 10, 6, vgl.
Neben Penelopes anziehenden und rühm- schol. Yen. B 581). Nachdem aber Herakles
liehen Eigenschaften, auf die bereits hinge- 30 auf einem Kriegszuge den Hippokoon gestürzt
wiesen wurde (s. 0.), erscheint bei Homer in hat, kehren die Brüder Tyndareos und Ikarios
besonders hellem Lichte die keusche Treue, in die Heimat zurück (Apollod. 3, 10, 5, 2:
mit der sie an ihrem Gatten hängt. Nicht y.axeQx° vxoci, nach Heyne sing. yMxiQ%sxa.i),
nur, dafs der Abschied von ihm sie tief be- und Tyndareos übernimmt die Königsherrschaft,
trübt (s. 0.), sie harrt auch in der ihm erge- Anders lautet der Bericht bei Strcibon (10, 452.
benen Gesinnung fast zwei Jahrzehnte aus 461): während Tyndareos allein zurückkehrt,
(cc 342f.; 3631'.; dllOl; X181L; i>336l; verbleibt Ikarios im Acheloosgebiet,
379 1"; | 172; p 102 f.; x 136. 213. 513. 602 f. ; nimmt an Thestios' Eroberungszügen teil und
v 57 f.). In vollem Gegensatz zu Klytaimestra, zeugt in Akarnanien mit Polykaste, der
die den Lockungen des Lasters unterliegt 40 Tochter des Lygaios, zwei Söhne sowie Pene-
(y 265f. ; 14101; 429f.; co 197 f.), widersteht sie lope (vgl. schol. Ewr. Or. 457). Strdbon be-
den Werbungen der Freier und behauptet, von kräftigt Ikarios' dauernden Aufenthalt fern von
ihnen mit Bitten bestürmt, zugleich mit dieser Sparta mit dem Hinweis auf Homer: als näm-
ablehnenden Haltung eine wahrhaft hoheitliche lieh Penelope von den Freiern umworben wird,
Würde. Zwar wird ihr dies dadurch erleichtert, ist er noch am Leben (ß 52 1; 1331; 0 16);
dafs sie in Odysseus das Muster aller in Sparta findet jedoch Telemach den Grofs-
männlichen Tugend erblickt (<$' 724 f.; vater nicht anwesend; wenigstens geschieht
6 204 f.); aber ihre Beharrlichkeit verdient seiner bei des Jünglings dortigem Besuche
namentlich deshalb Bewunderung, weil sie die nirgends Erwähnung, die doch sehr nahe läge
Hoffnung auf die Rückkehr des Gatten 50 (Strob. 10, 462; schol. o 16). Zur Erklärung
längst aufgegeben hat (ß 96; d 724. 814; hierfür trifft der ebengenannte Scholiast den
x 313; ip 671). Schliefslich glaubt sie aller- Ausweg, dafs er behauptet, Ikarios sei gar nicht
dings, nicht länger sich weigern zu dürfen, Spartiat oder Lakonier, sondern stamme aus
wenn nicht ihr Familiengut völlig ruiniert Ithaka (I&axrjoios o 'Ixäoiog, ov ZituQxiäxr\g),
werden soll. Indem aber gerade an dem Tage, oder wenn nicht aus Ithaka selbst - - denn
wo sie sich schweren Herzens entschliefst, dem hier werde seine Anwesenheit nicht erwähnt — ,
Sieger in dem Bogenschufswettkampf die Hand so doch aus dem kephallenischen Messene.
zu reichen, Odysseus unerwartet erscheint, wird Vielleicht geht diese Bemerkung zurück auf
die poetische Gerechtigkeit auf das beste be- Aristoteles: nach der Tradition der Kephallenen
friedigt; und wenn selbst die Schatten der 60 berichtet er gelegentlich (Poet. 25), Odysseus
Unterwelt Penelopes Keuschheit rühmen und habe seine Gattin aus deren Mitte, also aus
sie als das Ideal der Gattentreue verherr- dem eigenen Volke, geholt; Penelopes Vater
liehen, ja ihr die Unsterblichkeit prophezeien heifse Ikadios (s. 0.) und dürfe also mit dem
(l 1811; 4441; oj 1911), so findet hierin das Lakonier Ikarios nicht verwechselt werden,
treffliche Weib den schönsten Lohn. Nur schade, dafs andere Zeugnisse dazu nötigen,
Das lebensvolle Bild der homerischen Pene- Penelopes Vater mit dem Spartiaten Ikarios
lope verblafst in der späteren Litteratur zu identifizieren. Im Gegensatz zu Apollodor
erheblich und erleidet, wie das des Odysseus (s. 0.) erzählt nämlich Pausanias (3, 1, 4),
1905 Penelope (b. d. Mythographen etc.) Penelope (im Drama etc.) 1906
Hippokoon habe im Bunde mit Ikarios nur schwankenden Namen, genannt; die Zahl der
den Tyndareos, nicht beide Brüder zugleich Brüder endlich schwillt auf ungefähr sieb-
verbannt, Ikarios sei demnach in Lakedai- zehn an. Über ein abenteuerliches Erleb-
mon verblieben. Hier spielt ferner auch nis Penelopes in der Kindheit s. u. In der
Odysseus1 doppelte Brautwerbung (s. Bd. 3 Geschichte von Odysseus' verstelltem
Sp. 614 f.). Er gehört zu den zahlreichen Wahnsinn tritt Penelope auffallend zurück.
Freiern der Helena und schlägt deren Vater Kaum dafs Weib und Kind und Häuslichkeit
Tyndareos zur Vermeidung drohender Feind- hie und da als Gründe für des Helden Abnei-
seligkeiten vor, er möge jene sämtlich durch gung gegen den Krieg angeführt werden (Ov.
einen Schwur verpflichten, den von Helena 10 Met. 13, 301; Georgias bei Walz, Bhet. Gr.
Erkorenen gegen etwaige Anfeindungen sicher 1, 552; Append. Narrat. in Westerm. Mythogr.
zu stellen. Tyndareos aber verspricht zum 378), oder dafs Apöllodor berichtet, Palamedes
Danke hierfür, bei seinem Bruder Ikarios für habe den kleinen Telemach der Mutter aus
Odysseus um Penelope zu werben. Nach dem dem Schofse gerissen (epit. 3, 7 p. 189 Wagner).
Bericht des Pherekydes (schul o IG) thut dies Die Entlarvung des Odysseus, die den Anfang
nicht Tyndareos, sondern Odysseus1 Vater Laertes. und Anlafs bildet zu dessen späterer Tod-
in dem Wettlauf, den Ikarios für die Freier feindschaft mit Palamedes, wird nicht nur
seiner Tochter veranstaltet, trägt Odysseus den für diesen, sondern mittelbar auch für Pene-
Sieg davon und stiftet dafür der Athene ein lope verhängnisvoll. Für dessen Tötung rächt
Heiligtum; eine Strafse in Sparta, Namens 20 sich nämlich der trauernde Vater Nauplios
Apheta'is, bezeichnete die Stelle, wo der Lauf (s. d. Bd. 3 Sp. 20 f.) dadurch, dafs er in
begonnen hatte (Paus. 3, 12, 1. 5). Ungern Griechenland die Kunde vom Tode des Odysseus
giebt Ikarios die Tochter hin und sucht des- verbreitet, was seine Mutter Antikleia zum
halb den Schwiegersohn zum Verbleiben in Selbstmord treibt, und die Penelope ins
Sparta zu überreden, ja sogar, als dieser sich Meer wirft, aus dem sie durch Enten
dessen weigert, Penelope zum Verzicht auf den (itrivilonsg) gerettet wird (Didymos bei
Geliebten zu bestimmen. Die Neuvermählten Eustath. p. 1422, 7 u. schol. d 797). Ob Pene-
brechen jedoch gemeinsam auf. Als Ikarios lope in den Nauplios betitelten Dramen irgend-
sie auf ihrer Flucht einholt und die Entschei- welche Rolle gespielt hat, steht dahin; doch
düng der Tochter überlassen wird, bleibt sie 30 sei hierbei zugleich bemerkt, dafs die phanta-
dem Gatten treu (Paus. 3, 20, 10 f.). Übri- stische Sage, Penelope sei ins Meer geworfen,
gens hat Odysseus wegen seiner Ehe mit der aber gerettet worden, auch selbständig auftritt
Lakonierin Penelope in Sparta ein Heiligtum (Tzetz. Lycophr. 792; schol. Find. Ol. 9, 85):
(Plutureh. Quaest. Gr. 48). Mit Ikarios1 Ver- darnach suchen die eigenen Eltern sie bereits
bannung in die Acheloosländer (Aitolien oder als neugeborenes Kind zu töten, weil sie wäh-
Akarnanien, s. o.) läfst sich Odysseus' Braut- rend Periboias Schwangerschaft das zweideutige
Werbung in Sparta nur dann in Einklang Orakel erhalten: Ala%og t^ti nsoißoicc xltog
bringen, wenn man annimmt, Ikarios sei mit %' iv «/ccctqI yvvccixwv (Natal. Com. 8,25). Die
Tyndareos, der ja bei Odysseus1 Brautfahrt Verwandtschaft beider Fassungen ergiebt sich
König in Sparta ist, dorthin zurückgekehrt 40 aber schon aus der Ähnlichkeit der Namen,
(vgl. Apollod. 3, 10, 5, 2: Y.uztQiovTai, s. 0.). die Penelope vorher gehabt haben soll: bei
Da dies jedoch wieder mit der Odyssee nicht Didymos a. a. O. hiefs sie Ameirake oder
stimmt (s. 0.). so ist der Mangel an Har- Arnakia, bei Tzetzes: Arnaia (von &.QVH6&ai,
monie der Quellen einfach zuzugeben. weil der Vater sich zuerst weigert, sie zu er-
— Auch sonst waltet ja über Penelopes Fami- ziehen); nach den hilfreichen Seevögeln (itrrvi-
lienverhältnissen viel Unklarheit. Neben Periboia Xo?tsg, s. u.) wird ihr in beiden Fällen, also in
und Polykaste (s. 0.) wird als Gattin des Ikarios ganz verschiedenem Lebensalter, der Name
und Mutter Penelopes noch genannt: einmal Penelope zuteil (s. u.). Über die Ente auf bild-
Dorodoche, von der wohl zugleich die beiden liehen Darstellungen Penelopes s. u.
hier erwähnten Söhne abstammen 1 schal, o 16); 50 Erst bei Odysseus1 Rückkehr ins eigene
dann aber auch Aster odia oder Ast erodeia, Haus begegnen wir ihr wieder. Mit Aischylos'
die aufser fünf Söhnen und Penelope noch eine Satyrspiel 'Ocxolöyoi , in dem das ausge-
Tochter gebiert (schol. ^ 797); diese führt neben lassene Treiben der Freier geschildert war (fr.
anderen Benennungen dort auch den Namen 179. 180 Nckr), gehörte wahrscheinlich die
M)]()i} und ist wohl identisch mit Penelopes Tragödie Penelope zu einer und derselben
Schwester Medr], die von dem Epiker Asios Tetralogie (r. Wilamowitz, Hermes 32, 390).
erwähnt wird (Kinkel, fr. epic. Gr. p. 205); In diesem Drama stellte sich Odysseus seiner
dagegen erscheinen anderwärts als Asterodias Gattin, ganz wie \>ei Homer (rl72f.), als Kreter
Kinder neben Penelope nur zwei Söhne und vor (fr. 187 Nek.-). Hierauf bezieht sich Avohl
die Laodike (schal, a 275). Die Mutter von 60 auch der herrenlose Dramentitel 'Odvoßsvg
Iphthime, einer bei Homer erwähnten Tochter Wsvdäyyslog. Den gleichen Stoff behandelte
des Ikarios ($ 797 mit schol.; s. 0.), sowie die vielleicht Achaios' Satyrspiel Aühon (vgl. t 183
seines Sohnes Elatos (schol. Apoll. Bliod. 1, 102) und E. Midier, de Aeth, satyr., Ratibor 1837).
ist unbekannt. Während demnach nur Ika- Eine Tragödie Penelope dichtete auch Ph Hohles,
rios alsVater Penelopes feststeht, schwan- eine gleichnamige Komödie aber Theopompos,
ken die Angaben über die Mutter zwischen dessen 'OSvaas ig möglicherweise mit diesem
vier Namen hin und her; von Schwestern Drama identisch ist (s. u.). Ob im Laertes des
werden drei, darunter eine mit vier offenbar Ion von Cfiios sowie in Timotheos' gleich-
1907 Penelope (Charakter i. d. spät. Litt.) Penelope (Abweichungen v. Homer) 1908
namigem Dithyrambus der Penelope eine Rolle der Klytaimestra vor ihr den Vorzug gaben:
zugeteilt war, bleibt ungewifs. Einen ganzen Philodem. d. rhetoric. 4 column. 36a (1 p. 217
Katalog der 129 (?) Freier Penelopes bietet Sudhaus. Kaum nennenswert ist der Er-
uns Apollodor (epit. 7, 26 — 30 p. 233 f. W.); doch trag, den man für Penelopes Lebensbild aus
giebt er uns mit seinen Abweichungen von den noch vorhandenen Leistungen von Rhetoren
der homerischen Aufzählung (?t 247 f., s. o.) wie Ailios Aristeides und Libanios gewinnt;
und mit der kritiklosen Wiederholung einzelner hier kann als Abweichung von der homerischen
Namen ein ebenso unlösbares Rätsel auf (Wagner, Sagenfassung in des ersteren ÜQiioßsvTixbg Ttobg
Mein. Mus. 46, 418 f.) wie Biet, Cret. 6, 6 'Aiiklia (Dindorf 2 p. 584 f.) etwa auffallen,
mit der Erwähnung von nur 30 Freiern. io dafs sich Odysseus dem Peliden gegenüber
Die bisher besprochene Litteratur steht, mit rühmt, er habe um der guten Sache willen
Ausnahme einiger genealogischer oder mytho- Weib und ,, Kinder" (Ttcädag) daheim zurück-
graphischer Auswüchse, zweifellos unter dem gelassen. Doch ist wohl durch eine leichte
Einflüsse Homers; gewifs ist dieser auch sonst Textverbesserung (itatScc) auch hier das Gleich-
meistens mafsgebend für das Charakterbild gewicht mit Homer wiederherzustellen. Man
Penelopes als fleifsiger, wennschon die müfste denn jene Notiz auf die Telegonie zu-
eigene Arbeit schlauwie de rauflösender rückführen wollen, wo Penelope ihrem Gatten
Weberin (Plat. Phaed. 34; Cic. Acad. 2, 95; aufser Telemach noch den Arkesilaos schenkt
Ov. Herold. 1, 77 f.; Pont. 3, 1, 113; Iuvenal, (Eustath, p. 1796, 47, vgl. Kinkel a. a. 0. 58),
2, 56; Lucian. Fugitiv. 21; Philostrat. iim. 20 denn es bleibt hier unklar, ob dieser schon
Imag. 2, 28; Claudian. 29, 31; Aristaenet. u. am Leben war, als sein Vater gegen Troja
Theophylact. in Hercher. Epistölogr. p 157 u. zog; doch ist es wahrscheinlicher, dafs Arke-
780), als liebevoller Mutter (Catull. 61,224: silaos nur ein Doppelgänger des in der The-
mater optima; (Je. Heroid. 1, 98 f.), und nament- sprotis (des Musaios? vgl. dem. Alex. Strom.
lieh als keuscher, unwandelbar treuer 6, 266 Sylb.) erwähnten Ptoliporthes oder
Gattin (Theogn. 1126: ■x.ovgtdtn alo%og; Ar. Poliporthes ist, den Penelope dem Odysseus
Thesm. 547 f. u. Eur.Troad. 422 f.: yvvi] aäcpQcov; erst nach seiner Heimkehr gebiert (Apollodor.
l-lnr. Or. 588 f.: vyihg 8vvati]Qiov; Eubul. bei epit. 7, 35 p. 236 W.; Pausan. 8, 12, 6;
Athen. 13, 559c, Com. 2 p. 205 Koch; Aelian. v. h. Kinkel 218).
14, 45; Hifgin.fhb.2h6: Quae castissimae fuerunt. 30 Gerade in der nachhomerischen Sage, der
Penelope . . .; Verg. Cid. 265 f. ; Hör. Sat. 2, diese Berichte über weitere Nachkommen des
5, 77: tarn frugi tamque pudica, vgl. Carm. Königspaares von Ithaka angehören, häufen
1, 17, 19; 3, 10, 11; Propert. 2, 6, 23; 2, 9, 3f.: sich die ungewöhnlichen Erlebnisse Penelopes
tarn multis femina digna procis; 4, 11, 23: und lassen, wie bereits bemerkt, auch ihren
miranda coniux, v. 37: casta uxor; 4, 12, 24: Charakter in anderem Lichte erscheinen. In
pia Penelope; Ov. Heroid. 1, 81 f. ; Am. 2, 18, 29: der ebengenannten Telegonie des Eugammon
Candida Penelope; vgl. 3, 4, 23 f.; 9, 30; A. A. ersteht ihr als Nebenbuhlerin die Thesproter-
3, 15, vgl. 1,477; Metam. 13, 301: pia coniux; königin Kallidike; mit ihr zeugt Odysseus,
vgl. 14, 671; Trist. 5,14, 36: Penelopeafides; vgl. der Gattin daheim uneingedenk. einen Sohn.
1, 6, 32; 5, 5, 44; Pont. 3, 1, 107 f.; Senec. Epist. 40 Als er später nach seiner Heimkehr von seinem
88, 8; Troad. 707f.: coniux saneta; Lucian. und Kirkes Sohne Telegonos getötet worden
Imagin. 20: 6wcpQcov,vg\. Athen. li,6lha>; Achill. ist, wird Penelope dessen Gattin und
Tat. in Hirschig. Erotic. p. 32,36; Dion. Ghrys. siedelt mit ihm nach der Insel der Kirke
or. 7 p. 115; or. 15 p. 236; Crat. , Julian . u. über, die sich mit Telemach vermählt und den
TJieophyl. in Herchers Epistölogr. p. 209. 345. 786; neuen Ehemann ebenso wie Telegonos und
Claudian. 29, 25; Biet. Cret. 6, 6: de Penelope Penelope unsterblich macht (Proklos nach
eiusquepudicitia2^'aeclarafama). Auch das Mit- Eugammon bei Kinkel 58; vgl. Apollodor. epit.
leid mit ihr wegen der langjährigen 7, 37 p. 236 TP.). Die Doppelhochzeit war auch
Abwesenheit des Gemahls klingt bisweilen erwähnt in den Nosten des Hag ins (Proklos bei
nach: Plaut. Stich, 1; Or. A. A. 2, 355. Rare 50 Kinkel 56); ihrer wird sonst noch gedacht bei
Tugenden wurden überdies gefeiert in beson- Hygin. f'ab. 127, wo als Sohn von Telegonus
deren Lob schritten, so angeblich von Iso- und Penelope Italus genannt wird; nach
krates (iyaö^iiov TIr]vtl6%rig, vgl. vit. Isoer. bei ihm ist Italien benannt, und er gilt als Vater
Sauppe, Or. Att. p. 5 a 31); wahrscheinlich lief der Roma. Wahrscheinlich ist diese Genea-
auch Anlislhenes' verlorene Schrift ntol 'EX^vrjg logie erst aus des römischen Dichters Pacu-
xal TlrivsXoTtrig (Mullach 2 p. 273) auf eine Ver- vius Niptra geflossen (Ribbeck, R. Tr. 279);
herrlichung der treuen Gattin des Odysseus doch läfst sich über Penelopes Rolle in diesem
hinaus, die bisweilen sogar wegen ihrer Schön- Stück wie in der für Pacuvius gewifs sonst
heit über Helena gestellt wird (schol, o 16), als Vorlage dienenden gleichnamigen Tragödie
während seine Abhandlung tisqi 'Odvaaicog xul 60 des Sophokles nichts ermitteln. Dasselbe gilt
TIr]vbl6Ttr]g Kai rov nvvög (Mullach a. a. O.) von den übrigen einschlägigen Dramen, Tra-
eine rhetorisch-philosophische Wiedergabe der gödien wie Komödien (s. Odysseus Bd. 3 Sp. 629).
einschlägigen Bücher der Odyssee (q r ip) ge- Da der Komiker Tlieopompos eine Penelope
wesen sein mag. Übrigens nimmt Dikaiarch, gedichtet hat (s. o.), der wohl nur als andrer
vermutlich im Biog 'Ellddog, an Penelopes Auf- Name der Dramentitel 'OövßGtvg zuzuweisen
treten unter den Freiern Anstofs (schol, a 332). ist (TJlix. Com. in Fleckeisens Jahrb., Suppl.
Getadelt worden ist Penelope wahrschein- 16, 378), so könnte auf dieses Stück die
lieh auch von manchen Sophisten, die sogar seltsame Wendung der Sage zurückgehen, dafs
1909 Penelope (Abweichungen v. Homer) Penelope (Abweichungen v. Homer) 1910
sich Odysseus, als er bei seiner Heimkehr aus vgl. auch schol. Theoer. 1, 3; Sero. Aen. 2, 44;
dem Kriege von Penelopes Lage hörte, wieder gewifs ist hier eine geschmacklose Etymologie
aufgemacht und in Tyrsenien angesiedelt habe im Spiele, die den Namen Tläv mit itävxsg ol
(s. Odysseus Bd. 3 Sp. 630); doch bleibt es (tvn6TfJQSg zu erklären sucht, und ihn zugleich
unsicher, ob der Gewährsmann nicht vielmehr mit dem dorischen TI et vs \6%a in einen äufser-
der Historiker Tlxeopomp ist (so Müller- liehen Zusammenhang bringt (Hascher a. a. 0.
Deecke, Etrusker 2, 281; anders Müller, fr. hist. 53, 370). An der Fundstelle des Zhfmfragments,
Gr. 1, 296). Tzetz. Lycophr. 772, wird man aber auch über
Schon in der Telegonie verliert Penelope Pans Herkunft eines besseren belehi't: er stamme,
als Gattin von Odysseus1 unehelichem Sohne, 10 heifst es da, vielmehr von Hermes und einer
ja seinem, wenn auch unfreiwilligen, Mörder anderen Penelope (Equov kcci Uy\vtXÖTtr[ g
an hoheitlicher Würde ein Beträchtliches, was allr\g) ab, also nicht von der Gemahlin des
durch ihre Versetzung unter die Unsterblichen Odysseus. Dafs bei dieser Genealogie die
oder durch die Überführung nach den Inseln Mythographen gleichwohl gerade die letztere
der Seligen (s. o., Proklos nach Eugammon bei im Sinne hatten, geht schon aus der zitierten
Kinkel 58; Apollodor. epit. 7, 37) kaum aufge- . ipollodorateUe (epit. 7, 38 p. 237 TP., s. o.)
wogen wird. Auch in der Sage von Euryalos, hervor; auch bei Herodot. 2, 145 läfst es sich aus
die von Sophokles dramatisch bearbeitet worden dem Zusammenhang schliefsen (s. die übrige
ist (Partiten. Erat. 3 in Westerm. Mythogr. Litteratur: JJlix. Posth, 43; Boscher a. a. 0.
154 f.; Eustath. p. 1796, 52; v. Wilamowitz, 20 368 A. 32; Preller, Gr. Myth. 1\ 745); hingegen
Homer. Unters. 190 f.; vgl. auch Apollodors lehrt Nonnos (Dionys. 14, 92 f.) ausdrücklich,
Tragödie Tsy.voy.r6vog bei Welcher, Trag. 1046), Pan sei der Sohn des Hermes und der arka-
erscheint sie eifersüchtig und niedrig- dischen Nymphe Penelope, die dann also
denkend, indem sie anfangs dem Euryalos, erst mit dem treuen Weibe des Odysseus iden-
einem unehelichen Spröfsling des Odysseus tifiziert wurde; dies lag um so näher, als auch
und der Epeirotin Euippe (s. d.), ihr Ohr dieser selbst zu Arkadien als Stifter von Heilig-
leiht und dann auf seine böswilligen Ein- tümern in Pheneos und Asea Beziehungen
flüsterungen hin den heimkehrenden Gatten hatte (s. Odysseus Bd. 3 Sp. 628. 676. 680);
überredet, den ihm noch unbekannten eigenen überdies hat er ja mit Hermes vielleicht ur-
Sohn umzubringen. Bleibt in den bisher be- 30 sprünglich eine Einheit gebildet (s. Sp. 653).
sprochenen Sagenstoffen immerhin der Ruhm - In derselben Weise erledigt sich für die
von Penelopes ehelicher Treue noch unan- berühmte Penelope die Nachrede, es sei Pan
getastet, so wird er durch andre Erzählungen aus einem Liebesverhältnis zwischen ihr
um so schwerer beeinträchtigt. Unverfänglich und Apollon hervorgegangen (Pindar. fr. 100
ist allerdings noch, wenn im schol. Theoer. 1, 123 Bgk.* bei Serr. Georg. 1, 16; Etiphorion. fr. 164
Odysseus und Penelope Eltern des Pan in schol. Bhes. 36; Mein. Anal. Alex. 158), weil
(s. d.) genannt werden. Doch ist dies nur eine Pans Geburt hier auf dem Lykaion erfolgt, es
künstliche Korrektur einer anderen Genealogie sich also auch hier um eine arkadische Lokal-
(s. u.), „lediglich ersonnen, um Penelope von sage handelt, mit der eigentlich die Königin
dem Vorwurf des Ehebruchs freizusprechen" 40 von Ithaka gar nichts zu thun hat (Boscher
(Boscher, Geburt des Pan, Philölogus 53, 376). a. a. 0. 370). Gleichwohl bleibt durch die
Dafür lernen wir jedoch in einer verwandten Schuld dieser Kontamination etwas auch an
Sage, die zu der vorerwähnten erst den Aus- Odysseus' Gattin hängen; namentlich in Lyka-
gangspunkt gebildet haben mag, den Pan als phrons Alexandra erfährt sie den Vorwurf,
Sohn der Penelope und ihrer Freier wollüstig die Freier ins Haus gelockt und
kennen. Es gehört dies in das unerfreuliche damit nicht nur die eheliche Treue gröblich
Kapitel, nach welchem sie mit einigen von verletzt, sondern auch das Familiengut leicht-
ihnen oder sogar mit allen in unzüchtigem fertig ruiniert zu haben (v. 768 f.; 791 f.). So
Verkehr gestanden oder sie doch wenigstens erhält sie denn hier Prädikate wie ßaaaäQcc
angelockt habe. Auf letzteres Vergehen 50 (v. 771) und Aäncuvu ctivo§ä%%£vxog (792).
scheint sich ihre Schuld zu beschränken bei Am weitesten geht ja in der Verunglimpfung
Pausan. 8, 12, 6: sie wird deshalb gleichwohl Penelopes Duris (s. o.), der ihr den Umgang
von Odysseus verbannt, gelangt nach mit sämtlichen Freiern zur Last legt. Aber
Sparta, siedelt aber später nach Manti- auch in einem der Priapea betitelten Gedichte
neia über, wo sie stirbt und ihr Grabmal (68, 27 f.) ergeht sie sich, obwohl schon be-
steht. Von einem Umgang Penelopes mit jährt (vetula), unter den Freiern in schmutzigen
Antinoos, ihrer Heimsendung zum Vater Reden, wie sie nur einer Buhlerin zukommen.
Ikarios und ihrem Aufenthalt in Mantineia, wo Da ist es verhältnismäfsig noch unbedenklich,
sie von Hermes den Pan gebiert, redet wenn uns erzählt wird, es sei Homer, dessen
Apollodor. epit. 7, 38 p. 237 W, bemerkt aber 60 Besuche auf Ithaka mit verschiedener An-
zugleich, nach anderen sei Penelope wegen gäbe des Zwecks auch sonst erwähnt werden
Ehebruchs mit Amphinomos von Odys- (Heracl. Pont, bei Müller, fr. hist. Gr. 2, 222;
seus getötet worden (epit. 7, 39). Die höchst Philostr. Heroic. 18, 3), um der verständigen
phantastische Anekdote, Penelope habe sich Penelope willen (mvvxfjg sivs-na Tlrivelöitrig)
mit allen Freiern eingelassen und den nach der Insel des Odysseus gezogen (Herme-
bocksfüfsigen Pan geboren, berichtet sianax bei Athen. 13, 597 e) ; zwar hören wir hier
schon Duris ran Samos (Müller, fr. hist. Gr. nichts von einem Liebesverhältnis des Dichters,
2, 479), möglicherweise nach eigener Erfindung, der doch vielmehr sonst bisweilen als Telemachs
1911
Penelope (Etymologie)
Sohn, aber allerdings von Nestors Tochter
Polykaste oder Epikaste, erscheint ( Wester m .
Biogr. 34, 24; 35, 31 f.; Suhl. rÖ{ir}Qog); ja es
wird sogar Telemach mit Homer identifiziert
(Tzetz. Alleg. Homer, bei Mütter a. a. 0. 2,
10, 10); immerhin ist schon die Vorstellung
von jenem Besuch Homers bei Penelope ziem-
lich auffällig und mit dem Gedankenkreise
der Odyssee unvereinbar. Über das von Welcher
(A. D. 2, 217 f.; 348) hierher bezogene Relief 10
s. u. Und wenn endlich Lucian bei seiner
Heimkehr aus der Unterwelt von Odysseus
hinter dem Rücken Penelop es (Xd&Qu rtfg
nrjv£l6itr}g) einen Liebesbrief zur Bestellung
an Kalypso erhält und ihr auf Befragen, ob
Penelope wirklich so schön und keusch sei,
„nach dem Munde redet", d. h. also doch, sie
ihrer ogygischen Nebenbuhlerin zuliebe herab-
setzt (ver. hist. 2, 28 f. ; 35 f.), so beweisen Brief-
wechsel und Liebesbote gleichfalls, dafs Pene- 20
lope bei solch läppischem Spiel der Sage viel
von ihrer homerischen Frauenwürde einge-
büfst hat.
Ableitungen des Namens TLr\vhlöitr\
(Jlavikö-xa) wie die von Tlav oder von %r\vi-
lonsg (s. o.) müssen auf sich beruhen, obwohl
letzteres Wort wegen des auffälligen Gleich-
klangs seiner Hauptbestandteile immerhin in
einem gewissen Zusammenhang mit jenem weib-
lichen Eigennamen zu stehen scheint. Nur 30
läfst sich ein solcher nicht nachweisen. Aller-
dings hat man sprachlich wie sachlich die
beiden Wörter 7tr\vtloip und TlrivtloTti] zu ver-
knüpfen gesucht. Nach Benseier, Wörterb. d.
griech. Eigennamen 3. Aufl., unter TIr\vi:l6-iir\,
ist Ttr\vA- eine Sprofsform von (pr\v6g (?) = la\i-
itQog, und nrjvsloip heifst der Vogel von glän-
zendem Aussehen, wofür der auch von AUuiios
(fr. 84 Bgk.4), Aristoteles (Histor. anim. 8, 5, 8)
und Ion (Tzetz. Lycophr. 702) erwähnte Feder- 40
schmuck sprechen würde; Hr[vil6itr\ bedeutete
darnach die Glänzende. Diese Etymologie läfst
sich jedoch linguistisch nicht begründen, weil
höchstens umgekehrt, aber auch da selten am
Anfang der Wörter, qp aus it sich entwickelt
i ( 'wrtius, Gr. Etymol5 510 f. ; vgl. 508f.). Sach-
lich hat man die Wörter zu vereinigen sich be-
müht durch eine seltsame Deutung des Wesens
der Penelope. Darnach ist sie selbst die Tauch-
ente, die hervortauchende Erd- und (?) Mond- 50
göttin; ihre 118 Freier und deren Diener (s. o.)
bilden, mit drei multipliziert, das Mondjahr.
Odysseus (s. d. Bd. 3 Sp. 653 f.) ist darnach der
Sonnengott, der mit seinem Schufs durch die
zwölf Äxte, d. h. mit seinem Vordringen durch
die zwölf Monate oder die zwölf Bilder des
Tierkreises, über die Freier siegt und so die
Erdgöttin erlöst, sich dann aber wieder mit
dieser vereinigt. So Alteribwrg, Progr. v. Schleu-
singen 1835. 1837. Es bewegt sich diese 60
allegorisch - astronomisch - physikalische Erklä-
rung in dem Gedankenkreise der Symbolik
Creuzers, hat aber, namentlich in der Auf-
fassung des Odysseus als einer apollinischen
Jahresgottheit, viel Beifall gefunden (s. Odysseus
Sp. 654;. Odysseus und Penelope würden
darnach nichts Geringeres bedeuten als Sonne
und Erde. Ob von dieser Auffassung die früher
Penelope (Etymologie) 1912
erwähnte Sage, nach der Apollon und Pene-
lope den Pan, d. i. das Weltall, erzeugen (s. o.
1) Archaisches Relief: Trauernde Penelope
(nach Studniczka, Antike Denkmäler des Arch. Inst.
1888 T. 31 B).
Sp. 1910), etwa noch ein Rest ist, bleibt unge-
wifs; namentlich aus Homer wird sich die
2) Statue: Trauernde Penelope
(nach Studniczka, Ant. Denkm. d. Arch. Inst. 1888 Taf. 31 A)
überzeugende Begründung einer solchen phan-
tastischen Mythenbildung schwer erbringen
1913
Penelope (Etymologie)
lassen. Der linguistische wie der genealogische
Zusammenhang zwischen TtwvtXoip und Pene-
lope ist also zweifelhaft; Fick und Bechtel,
Griech. Personennamen (1894) S. 418, die ihn
festhalten, wissen ihn auch nur mit dem Hin-
weis auf die Analogie von alnvcov und Alkyone
zu bekräftigen; vgl. Aristoph. Av. 298. Je
weiter sich aber diese Etymologie von der
homerischen Vorstellung von Penelope entfernt,
umsomehr stimmt eine andre mit deren Bild
in der Odyssee überein. Man hat nämlich den
Eigennamen abzuleiten von nfjvog, das zu
■KTqvsl- erweitert ist wie vscpog zu vscpil-i], und
zwar bedeutet es in der Zusammensetzung mit
6?r- (vgl. skr. äp-as, lat. op-us): die Gewebe-
arbeiterin, Kleidwirkerin (Curtius, Gr.
Penelope (in der Kunst) 1914
seier a. a. 0.); denn dieses Verbum bedeutet
abschälen, nicht auftrennen, kann sich also
nicht auf die Wiederauflösung des erst ge-
webten Leichentuches beziehen. Die von Pott
und Curtius entwickelte Auffassung Penelopes
als Weberin (s. o.) entspricht dagegen den
Gesetzen der Linguistik wie den Anschauungen
der Mythologie und stimmt überdies zu ihrer
häufigen Zusammenstellung mit Webgeräten in
10 der bildenden Kunst.
Auch hier nimmt Penelope eine wenn nicht
hervorragende, so doch beachtenswerte Stellung
ein; namentlich hat sich eine Gestaltung, in
der sie am häufigsten veranschaulicht wird,
offenbar schon früh zu einem Typus fixiert.
Fraglich ist nur, ob dieser von Anfang an ge-
O
3) Rotfigurige attische Vase:
Trauernde Penelope und Telemach (nach Mon. d. I. !•, 42, 1).
Etymöl.B 276 ; vgl. auch Pott, Et i/mol. Forschungen
21, 261; Welcher, KyM. 22,15; Götterlehre 1,659;
Poscher, Phüölogus 53, 369), wobei die Sage,
falls sie den Namen zuerst der berühmten
Königin von Ithaka gegeben hat, vornehmlich
an die Verfertigung des Leichengewandes für
Laertes gedacht haben mag. Über die bei
Homer stehende Endung -sia vgl. Et. 31. 676, 3; 60
Lobeck, Pathot. Eh 2, 139. Andere, wennschon
gleichbedeutende Etymologien verbieten sich
doch aus Gründen des Vokalismus, wie die
Ableitung von nivsaQ-ai, arbeiten, und XcbTtog,
Gewand (Damm, lex. Hom), da die Form
üsveXom] nicht bezeugt ist. Ebensowenig zu-
lässig ist die Annahme einer Zusammensetzung
von nf]vog oder Ttrjvn (s. o.) und Xiitmv (Ben-
rade der Gattin des Odysseus oder etwa über-
haupt dem Ideal des trauernden Weibes ge-
golten hat. Jedenfalls ist er bereits in der
Periode des archaischen Stils auf andere Frauen-
gestalten, so in einem melischen Thonreliet
(Mon. d. I. 6, 57, 1) auf Elektra, später sogar
auf männliche Personen, namentlich auf den
grollenden oder den um Patroklos trauernden
Achill (Arch. Zeitung 1881 Taf. 8, 1; Ann. d. I.
1849 Taf. J), angewendet worden. Wie dem
auch sei, die einsam trauernde Penelope
hat früh eine bestimmte Form und Fassung
erhalten, die mehrmals, namentlich in verschie-
denen Museen Roms, wiederkehrt. Als echt
archaische Arbeit erscheint sie in dem Relief
des Museo Chiaramonti (Heibig, Saturn-
1915 Penelope (in der Kunst)
hingen Roms'* nr. 94): schon die Verwendung
hymettischen Marmors deutet hier auf die
frühe Entstehungszeit hin; vgl. Studniczka,
Antike Denkmäler, herausg. von Areh. Inst.
1888 S. 17 f., Taf. 31 u. 32, wo auch die wich-
tigsten Repliken besprochen sind; vgl. auch
Overbeck, Her. Gull. S. 805. 807 f., Taf. 33;
Engelmann, Homeratlas, Odyssee nr. 78; s. Abb. 1.
Penelope sitzt in trauriges Nachdenken ver-
sunken, mit übergeschlagenem linken Beine,
das Haupt auf den rechten Arm gestützt, auf
lehnenlosem Sessel, unter dem ein Wollkorb
steht; nur an dem einen stark verstümmelten
Exemplar in der Statuengallerie des Vati-
kan ist der weggebrochene Stuhl falsch er-
gänzt und, was von ihm noch vorhanden ist,
in einen Felsensitz umgewandelt worden
(Studniczka S. 17; Heibig a. a. 0. nr. 195; Bau-
meister, Denkmäler S. 1036 f.; s. Abb. 2). Allen
diesen plastischen Darstellungen (vgl. aufser-
dem Heibig nr. (310. 1104) scheint ein maleri-
sches Vorbild zu Grunde zu liegen. Nun ist
es allerdings verlockend, den wichtigen Typus
der berühmten Heroine auf den grol'sen Etho-
graphen Polygnotos zurückzuführen, vgl. Du min-
ier, Jahrb. d. Arch. Inst. 2, 171. Aber einmal
wissen wir gar nichts Sicheres über eine Pene-
lope Polygnots und müfsten sie erst vermutungs-
weise als Seitenstück zu dessen „Freiermord-1
im Athenetempel zu Plataiai (Pausan. 9, 4, 2)
ansetzen; dann aber nötigt, wie gesagt, der
archaische Charakter namentlich des Chiara-
montischen Reliefs dazu, in der chronologischen
Fixierung über die kanonisch -polygnotische
Zeit noch hinaufzugehen. Die Frage, ob die
erhaltenen Statuenreste sämtlich die Königin
von Ithaka bezeichnen oder manche von ihnen
als Grabdenkmäler idealisierte Porträts treuer
Gattinnen haben sein sollen (Pervanoglu, Grab-
steine 47 f.; Overbeck, Plastik l4, 257 f. 298;,
darf hier dahingestellt bleiben. — Schon der
Übergangszeit nach der Marathonschlacht ge-
hört die rotfig. attische Vase von Chiusi
an (Gonze, Ann. d. 1. 1872 S. 187 f.; Mon. d. I.
9, 42, 1; Engelmann a. a. O. nr. 11; s. Abb. 3):
Penelopes Haltung ist auf dem Gemälde der-
jenigen in der plastischen Einzeldarstellung
sehr ähnlich; als fleifsige Hausfrau aber wird
sie an Stelle des hier nicht vorhandenen Arbeits-
körbchens dadurch charakterisiert, dafs sie zur
Seite des Webstuhls sitzt, der den ganzen
Hintergrund des Bildes ausfüllt. Noch wich-
tiger ist, dafs sie hier zuerst nicht mehr
allein erscheint: ihr gegenüber steht Tele-
mach mit zwei Speeren in der Linken; auf
eine bestimmte Scene ist zwar nicht hinge-
deutet (Luckenbach , Fleckeisens Jahrb., Suppl.
11, 512 f.); doch erkennen wir in der Begeg-
nung zwischen Mutter und Sohn ein Ereignis,
das der Rückkehr des Odysseus und seinem
auf der Rückseite der Vase abgebildeten Ful's-
bad vorausgeht oder mit ihm gleichzeitig ist.
Denn auch sonst ist die trauernde Penelope
das Gegenstück zu Odysseus' Fufswaschung.
so auf einer der beiden Terrakottaplatten
des Kircherschen Museums in Korn
(Heibig nr. 145(3;, wo hinter der in hoffnungs-
lose Betrübnis versunkenen Herrin die preise
Penelope (in der Kunst) 19 IG
Schaffnerin Eurykleia steht, während auf
einem anderen Relief der Königin gegenüber
noch zwei Dienerinnen sichtbar sind (Orerbeck,
Her. Gall. Taf. 33, 15). — Gehören die vorge-
nannten Abbildungen Penelopes trotz mancher
Abweichungen im Einzelnen sämtlich dem-
selben Typus an, der auf die früher besprochene
archaische Originalschöpfung zurückgeht, so
bleibt es dagegen ungewifs, wie man sich die
10 Darstellung Penelopes durch den Erzbildner
Thrason zu denken hat, zumal seine Lebens-
zeit nicht genau bekannt ist und sich aus der
Reihenfolge der bei Strabon (14, 641) aufge-
zählten Künstler etwa nur schliefsen läi'st. dafs
er dem 4. Jahrh. angehört; vgl. auch Brunn.
Ivünstlergesch. 1, 422; ebensowenig wissen wir,
ob die von Thrason gleichfalls veranschaulichte
Eurykleia einzeln oder mit ihrer Herrin in
4) Ponipej. Wandgemälde : Odysseus als Bettler
und Penelope (nach Overbeck, Her. Gall. 33, 16).
50 einer ähnlichen Verbindung wie auf jenen
Thonplatten dargestellt war. Aus derselben
Zeit stammt Avahrscheinlich ein erst kürzlich
veröffentlichtes thessalisches Marmor-
relief (Robert, Athen. Mitteil. 1900 S. 325 f.),
bemerkenswert deshalb, weil es dicht neben
der Fufsbadscene in stattlicher Figur Pene-
lope darstellt, wie sie mit einer Spule das
Gespinst am Webstuhl wiederauf-
trennt (S. 332 f.). ■ Auf einem von Philo-
eo stratos d. J. beschriebenen Gemälde (Imag. 2, 28)
war Penelope mit aBerlei Webergeräten und
in Thränen zerfliefsend vor Augen geführt; ob
Brunn (a. a. O. 2, 87) recht hat, wenn er dieses
Bild mitZeuxis in Verbindung bringt, lassen wir
dahingestellt sein; Plinius (35, 63) berichtet nur
kurz von dessen Penelope, in qua pinxisse
mores videtur, sodafs sie also gleichsam eine
Verkörperung der Sittsamkeit darstellte.
1917 Penelope (in der Kunst)
— Die bekannte schöne Statuengruppe des
Bildhauers Menelaos im Museo Buoncompagni
in Rom ist, unter anderen Deutungen, von
Schulz und Burkhardt auf Penelope und Tele-
mach bezogen worden, vgl. Schreiber, Villa
Ludovisi S. 92; die neueste Erklärung ist je-
doch zu der Auffassung Winckelmanns zurück-
gekehrt, der in den beiden Gestalten Orestes
und Elektra am Grabe Agamemnons erkannte
(Schreiber S. 91; Heibig nr. 932). — Penelopes
Begegnung mit Odysseus, der zunächst
unter der Bettlermaske noch unerkannt
bleibt, ist mehrfach dargestellt. Eines ver-
lorenen kunstvollen Tellers gedenkt ein Epi-
gramm in der Anthol. Pal. 9, 816: In Gegen-
wart Telemachs winkt Odysseus ängstlich der
Eurykleia, ihn der anwesenden Gattin nicht
zu verraten, was sich mit der bekannten Fufs-
badscene, der bei Homer allerdings Telemach
nicht beiwohnt (t 47 f.), wenigstens berührt.
Zwei pompejanischeWandgemälde(Äe/6/^
Wandgem. nr. 1331. 1332) zeigen ferner Penelope
im Gespräch mit Odysseus; auf beiden sitzt
dieser, als Bettler gekennzeichnet; neben ihm
steht Penelope, die namentlich auf dem zweiten
Bilde (nr. 1332; (herbeck, Her. Gall. 33. 16 u.
S. 808; Engelmann a. a. 0. nr. 99; s. Abb. 4)
überaus schön und grofsartig erscheint; Spin-
deln (nicht Mohnköpfe) in ihrer Linken be-
weisen, dafs sie unmittelbar aus dem Frauen-
gemach von der Arbeit kommt; eine Dienerin
schaut forschend von hinten durch ein Fenster;
auf dem ersten Bilde wohnen der Unterredung
noch Eurykleia und zwei Mägde bei. Dagegen
bemerken wir die Ehegatten allein, aber sonst in
ähnlicher Haltung auf zwei geschnittenen
Steinen (Orerbeck S.809, dereine abgebildet 33,
14); sodann auch auf dem Bilde einer Spiegel-
kapsel (Man. ä. I. 8, 47, 1), wo Odysseus, mit
aufgestütztem Fufse, durch den Knotenstock als
Bettler bezeichnet, vielleicht unter dem Namen
Aithon (t 183), in einem phantastisch ausge-
schmückten Gemache, in dem auch ein Hund
(Argos?) sichtbar ist, der Gattin erdichtete Er-
lebnisse berichtet, vgl. Heibig, Ann. d. I. 1867
S. 326 f.; Brunn, Troische Miscellen 1868 S. 78.
Auch hier, wie auf den vorgenannten Bild-
werken, widmet die Königin dem Fremdling
aufmerksame Teilnahme, die seltsam absticht
von ihrem Verhalten auf zwei etruskischen
Urnen (Brunn, U. E. 1, 99, 1 u. 2): auf beiden
ist sie mit dem Putz beschäftigt, wobei ihr
hier eine, dort zwei Dienerinnen behilflich
sind; um so prüfender schaut der unbeachtet
zur Seite sitzende (oder stehende) Odysseus der
reizvollen Gattin zu. Andere einst von Gerhard,
Arch. Zeitg 1846 S. 285, und von Welcher, A.
D. 5, 229 f. , auf diese Begegnung bezogene
Denkmäler (s. auch C. I. G. 7699. 7700) sind
vielmehr der Gesandtschaft an Achill zuzu-
weisen, vgl. schon Panofka, Ann. d. I. 1849
S. 255 f. - - Penelope unter den Freiern
erkennt Petersen auf einem rotfig. Krater
aus Chilevi(i?Jw. Mitteilungen 1892 S. 181 f.):
sie sitzt in stolzer Haltung auf einem Sessel,
während sich ihr einige Freier mit Ge-
schenken nahen (a 290 f.). Gewifs beziehen
sich auf den gleichen Vorgang die Bilder
Penelope (in der Kunst) 1918
zweier etruskischer Sarkophage (Brunn,
U. E. 1, 95, 1 u. 2), nur dafs die Scene bei
einem Mahle der Freier sich abspielt, die an
den Tisch gelagert sind; auch beschränken
sich hier die Gaben auf ein Kästchen, das
wohl Geschmeide enthält. Die Anwesenheit
des Odysseus, neben welchem auf dem einen
Relief eine geflügelte Furie steht, deutet schon
hin auf den nahen Freiermord. Zu dem ihm
10 vorangehenden Wettschiefsen bringt Pene-
lope Bogen und Pfeil herbei (qp 58 f.)
auf' einem Wandgemälde aus Stabiae von
gröfster Schönheit (Heydemann, Arch. Zeitung
1872 S. 63, nach der Deutung O. Jahns;
Heibig, Wandgem. nr. 239 ; Zahn, Pomp. Herc. u.
Stab. 3, 46; s. Abb. 5). — Auch nur auf einem
der Sarkophagreliefs, welche die Tötung
5) Wandgemälde aus Stabiae : Penelope mit Pfeil
und Bogen (nach Zahn, Pomp., Herc. u. Stab. 3, 46).
der Freier darstellen (Brunn a. a. O. 96 f.),
oder etwa auf einer Berliner Vase ans Corneto
(Mon, d. 1. 10, 53; Eurtwängler nr. 2588; Engel-
mann a. a. O. nr. 95), Penelope erkennen zu
wollen, ist gewagt; die weiblichen Gestalten
sind gewifs Mägde. Dafs bei Homer die Fürstin
das blutige Strafgericht durch göttliche Fügung
süfs verträumt (qp 357 f.; fy 1 f.), ist freilich kein
Beweis gegen ihr dortiges Vorhandensein. Denn
60 auf dem Relief von Gjölbaschi-Trysa
sehen wir sie während des Gemetzels still und
hoheitsvoll wie eine Gottheit im Kreise der
Lirigen walten, von höherem und völligerem
Wüchse, den Athene ihr verliehen (a 195),
ganz wie Homer sie malt, wenn er sie den
Freiern gegenüberstellt (Benndorf und Niemann
100 f. mit Taf. 7 u. 8; Engelmann a, a. O. 94b);
so vollzieht sie im Frauengemach mit Eurykleias
1919 Penelope (in der Kunst)
Penetrales
1920
Hilfe eine Scheidung der treuen Dienerinnen
von den buhlerischen Mägden, denen dem-
nächst die Hinrichtung bereitet werden soll
(s. Abb. 6). Ein Bild mit der Wieder-
erkennung der beiden Ehegatten vermifst man ;
um so mehr kann es auffallen, dafs ein antikes,
übrigens auch rückläufig lesbares Epigramm
(Anthol. Pal. 6, 314) ein Zeugnis enthält für
die einst vorhandene Darstellung eines ziem-
10 lieh äufserlichen Vorgangs, der überdies nicht
einmal von Homer berichtet wird: hier sah
man nämlich, wie Odysseus seiner Gre-
in ahlin die von deu Phaiaken erhaltenen
Geschenke (v lOf.) überreicht.
Eine Anzahl Bildwerke steht aufserhalb
des Sagen- und Gedankenkreises der Odyssee
und bezieht sich, sofern ihre Deutung klar
und sicher ist, auf die oben erörterten nach-
homerischen Erzählungen von Penelope.
20 Eine Ente (7ti]vsloip), die mit ihr vom späteren
Mythus um des Namens willen in Verbindung
gebracht wird (s. o.), hält man auf Gemälden
bisweilen geradezu für ein Merkmal, an dem
man jene erkennen zu dürfen meint; vgl.
Panofka, Ann. d, 1. 1841 S. 261 f.; Welcher,
A. I). 5, 231 f. Gewagt ist dies freilich bei
dem einen Vasengemälde (Taf. J): eine auf
einem Lehnstuhl sitzende Frau wirft mit den
Händen Wollknäuel hin und her (die aber
30 ebensogut auch Bälle sein können); ihr gegen-
über steht ein in ein langes Gewand gehüllter,
auf einen Stab sich stützender Jüngling (Tele-
mach? Hermes?); zwischen beiden Personen
die Ente. Etwas mehr beweist diese auf dem
andern Bilde (Taf. K): eine verhüllte edle
Frauengestalt trägt hier den ziemlich ansehn-
lichen Vogel unter dem Arme, ist aber als
Penelope, falls sie es sein soll, noch durch
einen vor ihr stehenden Wollkorb gekenn-
40 zeichnet. — Über etwaige Darstellungen einer
Verbindung Penelopes mit Hermes s.
Panofka, Über verlegene Mythen, Abhandlungen
der Berl. Akad. 1840 S. 12; Welcher, Götterl. 2,
658, 15; Boscher, Philologus 53, 368 A. 32. -
Das Deckelbild eines korinthischen Spie-
gels zeigt uns ferner Pan, der eine ver-
schleierte Frau auf dem Rücken trägt, während
Eros oder Hesperos mit einer Fackel voran-
fliegt: Dilthey, Arch. Zeit. 1873 S. 73, Taf. 7, 1;
50 in der weiblichen Gestalt erkennt Ddthey Selene,
vgl. Röscher, Selene S. 4; nach anderer Auf-
fassung ist es Penelope, vgl. Preller, Gr.
Myth. I4, 445. -- Endlich bezieht Welcker, A. D.
2, 217 f., 348, mit Taf. 11, 18, auf die Begeg-
nung Penelopes mit Homer (Hermesianax
bei Athen. 13, 597 e, s. o.) ein schönes Relief:
auch hier ist sie durch den unter ihrem Sessel
stehenden Arbeitskorb gekennzeichnet; hinter
ihrem Rücken ist in naiv kindlicher Stellung
«o Telemach eingeschlafen; ihr gegenüber sitzt
der Dichter; zwischen beiden hält ein Knabe
eine Lanze, ein nackter Jüngling aber eine
tragische Maske empor, die sich, wie Welcker
vermutet, auf den Ausspruch des Aischylos be-
zieht, seine Tragödien seien Brosamen von dem
reichen Mahle Homers. [Johannes Schmidt.]
Penetrales, poetischer Name für Penates (s.d.);
vgl. Cic. nett. deor. 2, 27, 67: Di Penates . .
1921 Penia Penthesileia 1922
ab eo, quod penitus insident: ex quo etiam Pentasila (peutasila) erscheint zweimal als
Peneträles a poetis oocantur, wie z. ß. Seneca etruskische Umformung des griech. Penthesileia
Oed. 265. Phoen. 340. Genau dieselbe Be- (Deecke in Bezzenbergers Beiträgen 2, 169 nr. 84).
deutung haben die ilv%loi &soi (s. d.), die im In dieser Form ist der Name zweimal belegt,
Innern des Hauses walten; vgl. auch Sero, ad auf einem Krater von Volci und auf einem
Verg. Aen. 3, 12 penates ideo appellantur, quod Spiegel unbekannten Fundortes. Der erstere
in penetralibus aedium (vgl. Horat. Ep. 2, 2, 114. ist veröffentlicht von Inghirami Vasi fittili tav.
Martial. 10, 51, 13. ) coli solebant; vgl. pene- CCCXCIX und Storia della Toscana tav. LXXIV
trale sacrificium, Festus p. 250 Müller; pene- nr. 2/3; von Raoul - Rochette in den Ann. delV
tralia sunt penatium deorum sacra, ebend. 10 Inst. 1834, 274 sq. und den Manum. ined. 2
p. 208 Preller-Jordan 2, 157, 4. Nach Festus tab. IX; von See. Gampanari in den Atti delV
p. 101 ist Herceus Iuppiter (Ztvg "EQxtLog) = Accad. rom. d'archeol. 7, 11 tav. II; von De
deus penetralis; vgl. Bd. 1 s. v. Herkeioi. S. Witte, Catal. Beugnot 54 — 56; von Fabretti,
Penates Sp. 1880 Z. 20 ff. [Höfer.] C. I. I. nr. 2147. Auf dem Spiegel, der von
Penia (Ilevici), die Armut als Gottheit, besafs Gerhard, Etr. Spiegel 3, 218 Tat". CCXXXIH
ebenso wie Tt%vr\ (s. d.), durch die sie fern- und Fabretti, C. I. I. nr. 2519 veröffentlicht
gehalten werden sollte, einen Altar in Ga- ist, sieht man links neben der Figur bei Ger-
deira, Aelian bei Eust. ad Dion. Per. 453. hard nur penta und auf dem Schilde la, so
Philostr. vit. A2J0II. Tyan. 5, 4 p. 167 Kayser. dafs wir nur penta la haben, aber es ist wohl
Der Bericht bei Herod. 8, 111 (vgl. Plut. 20 anzunehmen, dafs das fehlende si unter dem
Them. 21), Themistokles habe von den Be- Fufs der Figur in dem umrahmenden Blätter-
wohnern von Andros Geld gefordert mit dem Ornament gestanden habe und nur undeutlich
n
Hinweis, die Athener kämen mit zwei groi'sen geworden sei. Es ist daher mit Recht auch
Göttern, üsiftm und 'Avd.yxn (Blcc, Plut.), wor- hier penta[sijla zu lesen. Ob auch die Form
auf jene geantwortet hätten, auch sie besäfsen panfrsil auf einer Tonpatera von Chiusi (ver-
zwei Götter, TJtvia und 'Aar\%ccvia (AtioqIk, öffentlicht von Micali Storia tav. CH nr. 5 und
Plut.), kann natürlich als Zeugnis für einen in dem Mus. chius. 227 nr. 70 tav. XCH, und
Kultus nicht verwertet werden. Nach Euri- darnach von Fabretti, G. 1. 1. nr. 803 tab. XXXH)
pides (fr. 250 aus Stob. Flor. 96, 4): ovx hn den Namen der Penthesileia wiedergeben solle,
Iltviag Isqöv aioii6zni {ix&iarr]g, Bergk) fttov 30 ist ganz unsicher, und sie bleibt daher besser
gab es überhaupt keinen Tempel der Penia. aus dem Spiel. Mir persönlich scheint eine
Als Gottheit (&tög) wird ritvlcc auch bezeichnet Wortform echt etruskischer Herkunft vorzu-
bei Alkiphr. Fpit. 1 , 23, 2 a. E. Als Person liegen, die vielleicht nicht einmal ein Name ist.
tritt Penia in dem Plutos des Aristophanes Die Darstellungen der peutasila sind die
(v. 415 — 618; vgl. Hypoth. 2. 6) auf als folgenden. Auf dem Krater haben wir „eine
Schöpferin des dürftigen, arbeitsamen, kräfti- Gruppe von vier Gestalten in der Unterwelt,
gen und besonnenen Mittelstandes, und ebenso worin man eine Darstellung des Urteils über
bei Luc. Timon 31 ff., wo sich Ilövog, Kccq- die tote Penthesileia findet" (Bugge in Deeckes
rtQicc, Zotpia und 'Avdqsiu in ihrem Gefolge Etr. Fo. u. Stu. 4, 33;. Die peutasila steht
betinden. Von der gleichen Anschauung aus- 40 rechts, iu anscheinend sehr geknickter Haltung,
gehend mag Demokritos bei Fust. ad Hom. vor ihr, doch von ihr abgewandt, steht die
Od. 1784, 61 (= Eudocia p. 160 p. 279 Flach) Seele der Turmuca (hiniHa turmucas), über die
dem trefflichen Eumaios (s. d. nr. 1) die Penia s. v. turmuca gehandelt werden wird. Sie
zur Mutter gegeben haben. Der Gedanke von spricht zu den beiden Personen links, einem
der erzieherischen Kraft der itsvicc bez. Iltvia Mann und einer sich abwendenden Frau. Auf
findet sich oft variiert, vgl. Herod. 7, 102. dem Spiegel stehen sich Achill (a^le) und Pen-
Theokr. 21, 1 und die reiche Sammlung bei thesileia, beide in voller Waffenrüstung, gegen-
Stob. ilor. 95 ff. (Meineke 3, 197 ff.). Im Latei- über. Achill hat die Penthesileia um den Leib
nischen entspricht der Penia die Egestas (s. d.), gefafst und ist im Begriff, ihr das Schwert in
Paupertas (Plaut. Stich. 1, 3, 23. Hör. Od. 50 die Brust zu stofsen. — Was die lautliche Form
1, 12, 43. Epist. 2, 1, 51. Publ. Syr. 191 p. 273. von pentasila neben Penthesileia betrifft, so wird
Bibb. Petron. Sat. 84) und die Inopia (Plaut. letzteres zunächst etr. ^entsilea, dann zieht ea
Trin. Prol.). Über den Mythos des Plato sich in a zusammen, wie z. B. alle Genetive auf
(Conviv. 203b ff.; vgl. Plut. Is. et Osir. 57. -eal zu -al werden; in das so entstandene
Maxim. Tyr. 10, 4 p. 172 f. Reiske. Themist. pentsila aber entwickelt sich dann ein Hilfs-
or. 13 p. 162 b. c. Orig. adv. Gels. 4, 39. Plotin. vokal, und so bekommen wir dann schliefslich
Ennead. 3, 5, 5 ff. 9. Menand. in Rhet. Graec. pentasila. Vgl. Penthesileia. [C. Pauli.]
ed. Spengel 3, 341. 334. 342. Euseb. Praep. ev. ' Penteteris (nsvtstriQis), In dem Festzug des
12, 11. Eyd. de mens. 4, 154 p. 172 Wuensch), Ptolemaios Philadelphos stellte eine schöne,
nach dem Penia von IIÖQog Mutter des Eros 60 reich geschmückte Frau, die in der einen Hand
ist, s. Bd. 1 Eros S. 1349, 44 ff. S. 1345, 64 ff. ein Kreuz von Persea, in der anderen einen
und aufser der dort verzeichneten Litteratur Palmenzweig trug, die Penteteris da; ihr vor-
C. Fortlage, Philos. Meditationen über Piatos aus schritt zwischen zwei Seilenen ein Mann
Sympos. 180 ff. M. Koch, Die Bede des So- als Personifikation des Jahres (s. Eniautos u.
krutes in Plat. Symp. u. d. Problem d. Erotik Panofka, Rhein. Mus. 2 [1828], 449 f.), Kal-
(Progr. Luisenst. Gymn. Berlin 1886), 4 ff. lixenos bei Athen. 5, 198 a. b. [Höfer.]
[Höfer.] Penthalidai = Penthilidai s. Penthilos.
Penitis s. Panatis. Penthesileia (Iltv&i-Gllticc). Nach Arktinos
Koschbe, Lexikon der gr. u. rom. Mytliol. LH. 61
1923
Penthesileia
Penthesileia
1924
Tochter des Ares und Thrakerin von Geschlecht.
Ihre Mutter Otrere wird in der Sage von
Ephesus genannt, wo auch Kaystros ihr Sohn,
Ephesos ihr Enkel heifst. Hygin. f. 112. Tzetz.
Posth. 8. Schol.il. 3, 189. Etym. M. v. KdvGtgog.
[Nach Steph. Byz. s. v. 'ÄkoTti\ stammte sie aus
dem pontischen Alope (vgl. Alope = Ephesos:
Bursian in Paulys Bealencykl. unter Alope. R]).
Sie kommt Priamos nach Hektors Tode zu Hilfe,
kämpft zuerst siegreich, tötet Podarkes, wird
dann aber von Achill besiegt. Er empfindet
Liebe für die sterbende Feindin und läfst sie
von den Troern bestatten, Proclus bei Photius.
Jahn- Michaelis, Bilderchr. Taf. 1, 3. Q. Smyrn. 1.
Tzetz. Posth. 7 ff. Dictys Cretens. 4, 2. Malala 5
p. 125. — Nach Serv. ad. Arn. 8, 803. Nicol.
Progymn. 2, 12. Euseb. Chron. ad ann. 831
(vgl. Vergil Aen. 1, 489) kommt sie erst später
Teles bei Eudocia p. 85 tötete sie zuerst den
Achill , der aber wieder auflebt und sie als-
dann erlegt; nach Dio Chrysost. 11, 183 ff. Daves
Phryg. 33. Anthol. tat. nr. 861 Biese wird sie
selber erst von Neoptolemos erschlagen. Achill
verwundet sie an der rechten Brust; Q. Smyrn.
1, 245. 292. Tzetz. Posth. 172. Verg. Aen. 11, 803.
Achills Gefühl für sie ist viel gefeiert worden;
vgl. Q. Smyrn. 1, (555. Schal 11.2,220. Nonnus
10 Dionys. 35, 27 und zahlreiche Stellen der Rhe-
toren z. B. Libaniusi p. 967, 8. 1026f. u. s. w.,
deren Gedanken kurz schon Propert. a. a. 0.
ausspricht, vgl. auch die von B. Bochette, Mon.
ined. p. 104 n. 3 gesammelten Epigramme.
Da Thersites von Achill, den er wegen seiner
Liebe höhnte, erschlagen wird, zürnt Diomedes
und wirft die noch nicht völlig tote Penthesileia
in den Skamandros: Tzetz. Posth. 199. 206.
Achüleu8 bestrebt, die eben von ihm verwundete Penthesileia zu stützen, Sarkophag von Saloniki,
s. Bd. 1 Sp. 279 (nach Stoll, Sagen </. kl. Altert. II S. 184).
als Memnon nach Troja. Sie hatte ihr Land
meiden müssen wegen unfreiwilligen Tod-
schlages (Diodor 2, 46. Q. Smyrn. 1, 21, der
damit eine Ableitung des Namens von niv&og
in Verbindung bringt; vgl. Pott Ztschr. f. vergl.
Sprachf. 8 p. 431); ein anderes Motiv ihres
Kommens b. Tzetz. Posth. 14 nach Hellanicus und
Lysias. Die Namen ihrer 12 Gefährtinnen bei
Q. Smyrn. entsprechen abgesehen von Thermo-
dosa den kriegerischen Phgenschaften der
Amazonen, Tzetzes entnimmt sie direkt den
Waffen. In ihrer Rüstung häuft Q. Smyrn. 1,
141 — 170 die Waffen der Heroen und Barbaren.
Vergil Aen. 11, 661 erwähnt ihren Streitwagen;
sonst ist es allgemeine Überlieferung, dafs sie
reitet. Ihrer Aristeia gedenken auch Diodor 2, 46.
Tryphiod. 38. Propert. 3, 11, 13. Nach Eustath.
ad Odyss. 11 p. 1697 kam ihr der Kyparisseer
Chalkon zu Hilfe. Nach Ptolem. Reph. 6 und
50 Eine Bestattung durch Achill bei Tryphiod. 39.
Serv. Verg. Aen. 1, 491. Grabinschrift bei Ps.-
Aristot. epigr. nr. 61: Bergk, P. lyr."2 p. 516. —
Die länger bekannten Monumente finden sich
vereinigt bei Overbeck, Her.-Gall. Tf. 21. Pen-
thesileias Ankunft und Rüstuno- ist dargestellt
auf einem Sarkophagdeckel sowie auf einer Ala-
basterurne aus Volterra bei Brunn, Urne etr.
Taf. 67, 1. Auf einer schwarzfig. Vase Gerhard,
A. V. 3, 205 kämpft sowohl Penthesileia als
60 Achill zu Pferde, auf zwei anderen mit Bei-
schriften versehenen (Gerhard, A. V. 3, 206 =
Baumeister, Denkm. Fig. 2123. Monum. 10, 9
= Beinach, Bcpert. 1, 201 ist der Kampf mehr
in typischer Weise dargestellt, das gleiche gilt
von den späteren Monumenten. Die Deutung
der berühmten Schale in München] Orerbeck
a. a. O. 17, 3 ist nicht sicher. Achills Sorge
und Liebe für die sterbende Feindin hat immer
1925 Pentheus (in der Tragödie)
mehr Interesse in der Kunst gefunden, vgl. selbst
die Bilderchroniken. Auf einer schwarzfig.
Hydria Brit. Mus. nr. 472 trägt er ihre Leiche
wie diejenige eines Genossen auf seinen Schul-
tern aus der Schlacht, aber schon Panainos
stellte an den Schranken des Thrones in Olympia
dar, wie er die Sterbende aufrecht hält [Paus.
5, 11, 6), ein Motiv, welches im allgemeinen
in allen erhaltenen Darstellungen wiederkehrt.
Die berühmtesten derselben sind: Vasenbild
bei Tischbein, Bec. de Hamilton 2, 5 = Beinach
2, 294. Statuenfragment in Wien Sacken, Ant.
Sculpt. Tat'. 1, Spiegel in Berlin Gerhard Tai'.
333; vgl. Baliet. 1880 p. 9, Terracottafriesplatte
Campana Op. in plast. 74, Sarkophag aus Sa-
loniki Overbeek, Galt. 21, 8 (= Baum. Fig. 66;
s. d. Abb.), aufserdem manche andere Sarkophage,
geschnittene Steine, Lampen. Dem späteren Stile
entsprechend wird die Gruppe geschlossener,
Achills Sorge zärtlicher, Penthesileias Körper
entblöfster. — Auf Polygnots Bilde der Unterwelt
war Penthesileia als Gegenstück von Paris gemalt
(Pausan. 10, 31, «), neben Oharon sieht man sie
auf einer etruskischen Vase Monum. 2, 9 =
Beinach, Bepert. d. vases 1 p. 88. — Die von
Festus p. 1«9 Malier zitierte Penthesilea war
nach Bibbeck, Trag. lat. reliq. p. 234, 6 eine
Tragödie; die Worte „formiddbant obj untre"
könnten mit der Erzählung bei Tzetz. Posth.
14 in Verbindung stehen. Vgl. Pentasila.
[Klügmann.J
Pentheus, IIsv&svs, gen. gewöhnlich Iltv-
&£tog, selten Htv&fjos oder Iltv&tvg (Anth. P.
3, 1), bedeutet der Schmerzensreiche, von itiv-
&os, worauf öfter angespielt wird: Kur. Bacch.
v. 367. 508; Ghairem. fr. 4; Theokr. Id. 26, 26;
Opp. Gyn. 4, 305; Nonn. 5, 555. 46, 73. Er
war der Sohn der Kadmostochter Agaue
und des Echion, eines der aus den Drachen-
zähnen entstandenen Sparten (Ev/r. Bacch.
229. 507. 540 u. a.; Apollod. 3, 5, 2; Hyg. f.
184. 239; tichol. ad Kur. Phoen. 942; , und
König von Theben, da ihm nach der herr-
schenden Überlieferung sein (irofsvater Kadmos
bei Lebzeiten die Herrschaft über Theben über-
gab, vgl. Kur. Bacch. 43. 213; Apollod. a. a. 0.;
Hyg. f. 76; Sero, ad Aen. 4, 469, während
Pausanias 9, 5, 2 den Polydoros auf seinen
Vater Kadmos folgen und Pentheus nur eine
angesehene Stellung in Theben einnehmen läi'st.
Erst bei Nonnos 5, 210 findet sich die beides
verbindende Wendung, dafs Pentheus den
Polydoros vom Thron gestofsen habe, um selbst
König zu werden. Ein Sohn des Pentheus
namens Uklastos wird nur Schol. Eur. Phoen.
942 genannt und daselbst als Grofsvater des
Kreon aufgeführt.
Der Mythos von Pentheus erhielt, wie es
scheint, die Gestalt, welche die litterarische
Überlieferung darbietet, durch die Tragödie,
für welche der Stoff vermöge seines auf die
Verherrlichung des Dionysos gerichteten In-
halts sowie durch das demselben innewohnende
Pathos vorzüglich geeignet war, und zwar
blieb die Darstellung, welche Euripides von
Aischylos übernommen hat, in allen Haupt-
zügen für das gesamte Altertum mafsgebend.
Dafs die Bakchen des Euripides im Wesent-
Pentheus (in der Tragödie) 1926
liehen auf dem Pentheus des Aischylos beruhen,
ist in der Hypothesis des Aristophanes zu den-
selben ausdrücklich bezeugt und durch die An-
gabe des Inhalts jener äsehyleischen Tragödie
nach seinen wesentlichsten Zügen ebendaselbst
dargethan. Dies bestätigen auch die wenigen
Einzelheiten, die aus dem Pentheus des Aischylos
überliefert sind, die Warnung an Pentheus,
sich an den Bacchen nicht zu vergreifen, Aescli.
lu frgm. 143 Nauck~, verglichen mit Eurip. Bacch.
837, und das von Aischylos Eum. 28 für den
grausamen Tod des Pentheus im Waldgebirge
angewendete, vielleicht aus dem Mythos ge-
schöpfte Bild der Jagd, welches sich mit so
grofsartiger Wirkung durch die Bacchen des
Euripides hinzieht und auch von Späteren be-
nutzt wurde (Philostr. im. 1, 18 ; Propert. 4, 22, 33 ;
Nonn. 46, 202; s. unten Kunstdarstellungen).
In welchem Verhältnis der Pentheus des Aischylos
•m zu seinen anderen Stücken aus demseloen
Sagenkreis stand und ob diesem auch die
Bclvxquxl angehörten, ist nicht sicher, vgl.
Welcker, Die Aischylische Trilogie S. 327 f.,
Nachtrag S. 122 f. ; Wecklein, Eiul. zu Eurip.
Bakchen S. 7 und zu Aischylos' Eumenideu v. 26.
Auf der von Aischylos und Euripides ge-
schaffenen Grundlage beruhen offenbar alle
späteren Darstellungen der Sage, besonders
weitgreifend zeigt sich der Einfiuls der Bakchen
ao des Euripides (vgl. namentlich Theokr. Id. 26),
deren Kuhm sich durch das ganze Altertum
erhielt {Hor.ep. 1,16,74; Plut. Grass. 33; Luc.
adv. indoct. 19). Tragödien desselben Inhalts,
von welchen jedoch nicht viel mehr als der
Name bekannt ist, haben geschrieben lophon
(s. Trag. Graec. fr. ed. Nauck- p. 761;, Ghaire-
mon (ib. p. 783), ein Pseudo- Thespis, in welchem
man den Herakleides vermutet (ib. p. 832), und
der alexandrinische Tragiker Lykophron; s.
40 Suidas. Auch die Bearbeitungen des Stoffs
für die römische Bühne, der Pentheus des
Pacuvius {Serv. ad Aen. 4, 469) und die Bakchen
des Accius (s. die frgm.) schlössen sich in den
Hauptzügen an Euripides an, nur dafs Pacuvius
statt des Dionysos einen aus seinem Gefolge
mit Namen Acötes durch Pentheus gefangen
nehmen läi'st, worin ihm, wie auch in anderen
Einzelheiten, Gvid folgt (s. Bibbeck, Böm. Tra-
gödie S. 280 f.), wiewohl auch dieser entschieden
5o den Euripides vor sich gehabt hat, trotz
mancher Abweichungen von ihm (s. unten).
Manches Eigentümliche, das z. T. schon aus
früher Zeit überkommen war, findet sich auch
in den späteren Darstellungen der Sage bei
Oppiau Gyneg. 4, 233 f. und bei Nonnos l. 45. 46.
Die Beliebtheit des Gegenstandes zeigt sich
auch in seinem späteren Fortleben in mimischen
Tänzen Athen. 14 p. 631 B\ Luc. de saltat. 41;
Brunck, Anal. 3 p. 225. 353.
60 Die Pentheussage hat nach einstimmiger
Überlieferung das Kadmeische Theben und den
Kithairon zum Schauplatz; in betreff des Kithai-
ron vgl. auch Paus. 9, 2, 3 und titrab. p. 408,
der die Gegend genauer durch das Dorf Skolos
bezeichnet. Die dem Aiscliylos vom Scholiasten
zuii'MMt.26 zugeschriebene Verlegung des Schau-
platzes auf den Parnassos beruht auf einer
falschen Interpretation, s. Wecklein in Aschylos'
61*
1927 Pentheus (Sage b. Euripides) Pentheus (Sage b. Theoer. Ovid, Opp.) 1928
Orestie z. d. St. Nach der Darstellung in Euri- den Fufs stemmend, reifst sie ihm den Arm
pides' Bukehen, mit welcher von den übrigen samt der Schulter aus, Ino ebenso den rechten
litterarischen Quellen Theokr. Id. 26 und Paeu- (bei Ovid Met. 3, 721 ebenso Ino und Autonoe,
vius nach Serv. ad Aen. 4, 469 last ganz, nachdem ihn Agaue zuerst durch einen Wurf
Apollod. 3, 5, 2, Paus. 2, 2, 5. 6 und Hygin. fab. mit dem Thyrsos verwundet hat). Nun dringt
184. 239 sowie auch die Schilderung bei Autonoe und die ganze Schar schreiend auf
Philostr. im. 1, 18 vollständig übereinstimmen, ihn ein, die eine ergreift einen Fufs, die andere
hat die Pentheussage folgende Gestalt. Dio- einen Arm, und sie werfen sich die abgerissenen
nysos, der Sohn des Zeus und der Kadinos- Glieder wie Bälle zu. Sein Haupt aber fafst
tochter Semele, ist mit seinem Thiasos aus 10 seine Mutter, steckt es, wie das Haupt eines
Asien nach seiner Geburtsstadt Theben ge- Berglöwen, auf die Spitze des Thyrsos und
kommen, um hier seinen Dienst einzuführen. trägt es über die Höhe des Kithairon nach
Schon hat er die Schwestern seiner Mutter, Theben, frohlockend über den Fang des Wildes
Agaue, Ino und Autonoe, welche seine gött- (vgl. auch Sen. Oed. fr gm. 15). Zugleich kommt
liehe Abkunft geleugnet hatten, zur Strafe mit Kadmos vom Kithairon her, dem die Stücke
dem orgiastischen Wahnsinn erfüllt und ge- von Pentheus' Leichnam nachgetragen werden,
zwungen, mit den übrigen Frauen von Theben Im Zwiegespräch mit ihm kommt Agaue zur
auf den Bergen zu schwärmen. Aber noch Erkenntnis ihrer That. Mit ihrer Klage und
widersetzt sich der König Pentheus der Ver- mit Prophezeiungen des Dionysos schliefst
ehrung des Gottes, nennt ihn einen Gaukler 20 das Stück.
und Betrüger und befiehlt trotz der Warnungen Aus den Darstellungen anderer Schriftsteller,
des Teiresias und seines Groi'svaters Kadmos, welche, wie schon bemerkt, in der Hauptsache
welche sich dem neuen Dienst angeschlossen mit Euripides übereinstimmen, sind folgende
haben, den Gott zu ergreifen. Dieser läl'st sich Abweichungen von demselben in einzelnen
in der angenommenen Gestalt eines seiner Zügen zu verzeichnen. Bei Theokrit. Id. 26
Diener gefesselt dem Pentheus vorführen. Trotz bringen die Kadmostöchter dem Dionysos und
der wunderbaren Vorgänge, welche dem Pen- der Semele ein regelrechtes Opfer dar. Pen-
theus berichtet werden, wozu auch die Be- theus belauscht sie nicht von der Fichte, son-
freiung der ebenfalls gefangenen Mainaden dem von einem Felsen aus, indem er sich in
gehört, verspottet er den Dionysos wegen seiner 30 einem Mastixbaum birgt. Als Autonoe ihn
weibischen Gestalt, und durch seine selbst- erblickt, schreit sie auf und stöfst die Opfer-
bewufsten Antworten gereizt befiehlt er, ihn gerate um (vgl. hierüber Grusius, Rhein. Mas.
in den Pferdestall einzuschliefsen. Aber Dio- 45, 268), die kein Ungeweihter schauen darf,
nysos verläfst frei seinen Kerker, während der Pentheus flieht erschreckt, von den Frauen ver-
Palast von Flammen ergriffen in Trümmer fällt. folgt, worauf die Zerreifsung erfolgt. Bei Ovid
Allein weder hierdurch noch durch die gemel- Met. 3, 511 — 733 fehlen die Mainaden als Ge-
deten Wunderthaten der schwärmenden Frauen folge des Dionysos, womit auch die Erzählung
auf dem Kithairon bekehrt bietet Pentheus von ihrer Gefangennahme und Befreiung weg-
seine Heeresmacht gegen diese auf. Jetzt greift fällt. Agaue und ihre Schwestern sind bei dem-
Dio nysos ein, um seinen Untergang herbeizu- 40 selben nicht zur Strafe in Wahnsinn versetzt,
führen. Er beredet den Pentheus, in weib- sondern beteiligen sich an dem allgemeinen
licher bakchischer Tracht (den Gewändern sei- Schwärmen des ganzen Volkes. Ferner geht
ner Mutter Vol. Flacc. 7, 303; Norm. Dion. bei Ovid Pentheus selbständig, weder auf den
46, 106), mit welcher auch der bakchische Wahn- Antrieb des Dionysos noch von ihm begleitet,
sinn über ihn kommt (vgl. Verg. Aen. 4, 470), auf den Kithairon, auch nicht in Mainaden
in welchem ihm Dionysos als Stier erscheint tracht und mit verwandeltem Sinn, wie auch
(vgl. Vol. Flacc. Arg. 7, 302), mit ihm auf den die Schilderung des Treibens der schwärmenden
Kithairon zu gehen, wo die Frauen, darunter Frauen und die Besteigung der Fichte wegfällt,
auch seine Mutter Agaue, Ino und Autonoe, Diese Verkürzungen wie auch die Einführung
sich der Bakchosfeier hingeben. Um ihm Ge- 50 des Acötes (nach Pacavius s. 0.) erklären sich
legenheit zu geben, ihr Treiben zu belauschen, daraus, dai's dem Ovid die Erzählung von
setzt ihn Dionysos auf eine Fichte und ruft der Verwandlung der tyrrhenischen Seeräuber
dann die Mainaden herbei. Von dem Gott Hauptzweck war.
mit Wut und übernatürlicher Kraft erfüllt (vgl. Eigentümliche Züge enthält auch die Dich-
auch Theokr. Id. 26, 15; Apollod. 3, 5, 2; Hyg. tung des Ojapian Cyuegetica 4, 233 f. Hiernach
/'. 184; Philostr. im. 1, 18 oIoxqov TtQ06{iay.%kv- wurde der Dionysosknabe von den Kadmos-
aug xalg yvvca^Lv; Diod. 3, 65) und von Agaue töchtern Ino, Autonoe und Agaue aus Furcht
angefeuert, die ihren Sohn für ein wildes Tier vor Hera und Pentheus auf dem Waldgebirge
hält (Ovid. Met. 3, 714 Eber, Vol. Flacc. Arg. aufgezogen, wo sie ihn in einem Kasten bargen.
3, 266 Stier; Philostr. im. 1, 18 und Norm. 46, uo Mit dem sprossenden Frühling brachten sie
177. 219 Löwe; Myth. Vat. 2, 83 Hirschkalb), den Knaben zu Aristaios nach Euböa, wo er
entwurzeln die rasenden Frauen die Fichte aufwuchs. Als dann Dionysos auf seinem Zug
und stürzen sie samt dem Pentheus um. Die- nach Theben kam und Pentheus sich seinem
ser erkennt nun sein Schicksal und fleht seine Dienste widersetzte, baten (v. 304) die Kadmos-
Mutter (bei Ovid Met. 3, 718 Autonoe) um Er- töchter den Gott, den Pentheus in einen Stier
barmen an. Aber Agaue, mit wutschäumendem zu verwandeln, sie selbst in wilde Tiere, um
Mund und rollenden Augen, fafst seinen linken den Pentheus zu zerreifsen. Der Gott erhörte
Arm mit beiden Händen und gegen seine Seite sie und verwandelte sie in Panther, die nun
1929 Pentheus flb. Nonnos; Charakter) Pentheus (Bedeutung der Sage") 1930
Pentheus in Stiergestalt (wie schon bei Val. orgiastischen Dionysoskultes . der aus Thra-
Flace. Arg. 3, 264) zerrissen. kien stammte und durch einen thrakischen, den
Die epische Darstellung des Nonnos (Dionys. Griechen näher verwandten Volksstamm nach
1. 44 — 46) ist im wesentlichen eine aus- Mittelgrieehenland gebracht war. Die Geburt
schmückende, steigernde und ins Wunderhafte des Dionysos in Theben als Sohn der Kadmos-
ausmalende Erweiterung der euripideischen tochter Semele und des Zeus bedeutet die Ein-
Tragödie, deren Scenen unter Einlegung zahl- fiigung des thrakischen Gottes in das grie-
reicher Episoden so ziemlich beibehalten wer- chische Göttersystem (s. o. Bd. 1 Sp. 1044V
den. Abweichend, aber doch auf der auch bei Während Homer nur den Dionysos der thra-
Ewripides (Bacch. v. 618) vorkommenden Vor- io kischen Sage kennt (Z 130; £? 325 kommt
Stellung des Stierdionysos beruhend ist die nicht in Betrachts ist der in Theben geborene
seltsame Dichtung (45. 246 f.). wonach der Gott Sohn des Zeus und der Semele der Theogonie
in Gestalt seines Dieners dem Pentheus einen des Hesiod (v. 940") wohl bekannt, und daher
Stier als Dionysos vorführt, wie überhaupt auch ohne Zweifel der ganze thebanische
während der wunderbaren Vorgänge häufiges Sagenkreis des Dionysos, wie auch in der
Stiergebrüll die Luft erfüllt. Um den Pen- Theogonie (v. 975) die Kadmostöchter ganz ebenso
theus in Wahnsinn zu versetzen, nimmt Dio- wie in der Pentheussage benannt sind. Der
nysos* die sinnbethörenden Dämonen Lyssa, Einflufs des benachbarten Thebens auf die
Mene (Selene) und Oistros zu Hilfe (46, 97 f.). hesiodische Dichtung ist ebenso natürlich, wie
Auf dies hin legt Pentheus weibliche Kleidung 20 andrerseits der thrakische Dionysos, welcher
und zwar von seiner Mutter Agaue (ebenso auch nach Kleinasien gedrungen ist, der Hei-
sehon Val. FJacc. Arg. 7, 303) an und begiebt mat der homerischen Gesänge näher lag. Der
sich auf den Kithairon. Mit dem Thyrsos in thebanischen Sage von der Zerreifsung des
der Hand tanzt er wie eine Bakche und wirft Pentheus durch seine eigene Mutter im bak-
die Haare in die Luft. Dann folgt die Scene einsehen Wahnsinn entsprechen die ebenfalls
mit der Fichte und die Zerreifsung wie bei mit der Einführung des Dionysoskultes in Ver-
Ewipides. Über die Klagen des Kadmos wei- bindung gebrachten Sagen von den Minyaden
nen der Kithairon (46. 240 f.V indem er seine ('s. d.) in Orchomenos, den Proitiden (s. d.) und
Quellen fliefsen läfst. und die Naiaden, und Dio- Frauen in Tiryns und den Frauen in Argos
nvsos giebt aus Mitleid mit Kadmos der Agaue 30 (Apollod. 3. 5. 2), von welchen übereinstimmend
die Besinnung wieder. Sie erkennt das Haupt berichtet wird, dafs sie in der höchsten Stei-
des Pentheus, fällt sprachlos zu Boden, wälzt gerung des bakchisehen Orgiasmus ihre Säug-
sich im Staub und küfst die Augen des Sohnes. linge zum Opfer brachten und zerstückten.
Mit der Bestattung des Pentheus durch Agaue Damit verlassen sie ihre Bestimmung als Frauen
schliefst die Erzählung. Dagegen sollen seine und Mütter und treten über in den beseligenden
Überreste nach Parthen. narr. amat. 32 von der Zustand der Mainade , die sich ganz dem
Echionstochter Epeiros. welche mit Kadmos ekstatischen Dienst des Gottes und der Ver-
und Harmonia (vgl. Eur. Bacch. 1332) aus einigung mit der allwaltenden Natur hingiebt
Theben ausgewandert sei, nach Chaonien in (vgl. Eur. Bacch. 114. 135 f.). deren Schauer
Epirus gebracht worden sein. Von einer Flucht 40 ihr vertraut sind und deren Lebenskraft sie
der Agaue nach Blyrien spricht Hyg. f. 184. mit dem Blut ihres Opfers einsaugt (s. o. Bd. 1
Nach seiner Persönlichkeit wird Pen- Sp. 1037 f.). Für das sittliche Gefühl aber
theus bei Euripides als jugendlicher Herrscher konnte eine solche Verletzung aller mensch-
geschildert, dem der erste Flaum um das Kinn liehen Ordnungen nur in einem Zustand gott-
sprofst (Bacch. 1185); ebenso bei Aerius fr. 8; gesandten Wahnsinns begangen sein, zu dessen
Nonn. 46. 201 ; mit lieblichen Locken ebendas. Erklärung die dichtende Sage eine Schuld er-
v. 280. Nach Phüostr. im. 1, 18 war er noch finden mufste, die in einem vorangegangenen
glatt um das Kinn, von blondem Haar. Aber Widerstand der Frauen gegen die Wirkung
als Echionssohn von gigantischem Wesen war und den Dienst des neuen Gottes gefunden
er eigenwillig, leidenschaftlich und jähzornig, 50 ward. Andrerseits aber verlangte die im Wahn-
wie sein wilder Blick verriet; vgl. Eur. Bacch. sinn begangene schreckliche Handlung auch
v. 537 f. 670; Orid Met. 3, 567. 577. 707. So eine Sühne, und diese sah man in einer auf
zeigt er sich ebenso gegenüber den Seinigen ein ursprüngliches Menschenopfer hinweisenden
wie bei dem trotzigen und hartnäckigen Wider- Kulthandlung, welche in den angeführten
stand (als ftsoiiuxog s. Nestle, Philologus 1899 Städten Agrionia genannt und, da z. B. in
S. 374) gegenüber dem Gott, den er in seiner Ver- Orchomenos die Flucht und Verfolgung der
blendung hart und höhnisch behandelt, weshalb Frauen durch den Priester des Dionysos den
ihn auch die schreckliche Strafe für seine vßgig Mittelpunkt derselben bildete (s. 0. Art. Minya-
ereilt. Deshalb wird er im ganzen Altertum als den), nach dem äufseren Anschein auch als
Frevler gegen die Götter genannt, Paus. 2,2,5; 60 ccyöav oder Sq6[lov &ymv bezeichnet wurde. So
Anth. Pal. 3. 1: Nonn. 5. 210 &Q-^i6rog; 44, 133 auch in Theben vgl. Hesych. 'AyotSvicc vsKvaia
aräöftcdog und daher mit Lykurgos, seinem -xccoa Aoyeioig %eu aywvsg iv @r\ßccig und die
thrakischen Gegenbilde, zusammengestellt. Inschrift in den Mitt. des arch. Instituts in
Die Bedeutung der Pentheussage ergiebt Athen 7, 349.
sich aus dem Schauplatz derselben sowie aus Die Verbreitung des dionysischen Frauen-
der Vergleiehung ihres Inhalts mit verwandten dienstes ging von Delphi aus (vgl. Bhein.Mus.
Sagen mit hinreichender Deutlichkeit. Theben 27 S. 6 f Bibbert- Anfang u. Entu-irtlung des
und der Kithairon 'war der Mittelpunkt des Dionysoskultes in AttiJca S. 1. 2), und dorthin
1931
Pentheus (in der Kunst)
Pentheus (in der Kunst) 1932
weist auch die Legende (Paus. 2. 2, 5. 6), wo-
nach die zwei altertümlichen Kultbilder des
Dionysos Lysios und Bakcheios in Korinth von
dem Holz der Fichte gefertigt waren, von
welcher herab Pentheus die Mainaden belauscht
haben sollte (Eur. Bacch. 1064, vgl. oben Bd. 1
Sp. 1054 Z. 60; 1093 Z. 42) und welche die
Korinthier auf Befehl von Delphi vom Kithai-
ron nach Hause holten. Derselbe Gedanke,
die Opferung des Sohnes als Wahrzeichen der
völligen Hingabe an den Dienst des Gottes,
zugleich aber als Strafe für den anfänglichen
Widerstand gegen den Gott aufgefafst, liegt
der Sage von Lykurgos (s. d.) zu Grunde. Des-
halb wurden Pentheus und Lykurgos als Frevler
an der Gottheit und als Beispiele für die stra-
fende Macht des Dionysos vielfach im Altertum
zusammengenannt, Dioä. 3, 65. 4, 3; Hör. carm.
2, 19, 14; Oviä. Trist. 5, 3, 40, und auf Bild-
werken zusammengestellt, s. d. folgenden Ab-
schnitt.
Von Darstellungen des Pentheusmythos in
Frauen für einen Löwen gehaltenen Pentheus
auf dem Kithairon im Beisein des ihre Wut
anstachelnden Gottes dar. Die andere hat zum
Schauplatz Theben und den Palast des Kadmos
und zeigt die Klage um Pentheus , dessen
jugendliches Haupt zu sehen ist, und die Ver-
zweiflung der Frauen, die jetzt zur Erkenntnis
ihrer That gekommen sind. Die Übereinstim-
mung dieser Schilderung mit Ewripides wurde
10 oben erwähnt.
Die erhaltenen Denkmäler beziehen sich
mit wenigen Ausnahmen, die am Schlufs be-
sprochen werden sollen, auf den Untergang
des Pentheus durch die Mainaden, doch boten
die verschiedenen Stufen der Handlung mannig-
fache Abwechslung der Situation. Während
in der Blütezeit der Kunst die vorbereitenden
Handlungen der Entdeckung und Verfolgung
des Pentheus durch die Mainaden vorgezogen
20 wurden, schreckte die ältere
Vasenmalerei und die spätere
Plastik nicht vor der Wieder-
gabe der grausigen Scene der
1) Pentheus von Galene und anderen Mainaden zerrissen, Vasenbild in Neapel (nach Jahrb. d. arch. Inst. 7 Taf. 5).
der Kunst sind nur wenige aus dem Altertum
litterarisch überliefert und nur eine derselben
kann auf unzweifelhafte Realität Ansprach
machen: unter den Gemälden im Dionysos-
tempel am Theater in Athen, welche die Thaten
des Gottes verherrlichten, war auch die Be-
strafung des Pentheus neben derjenigen des
Lykurgos zu sehen (Paus. 1, 20, 3). Dieselbe
Zusammenstellung der beiden Mythen, ebenfalls
ohne nähere Angaben, findet sich unter den
ohne Zweifel imaginären Gemälden an einem
Dionysostempel bei Longos Fast. 4, 3. Höchst
anschaulich und mit reicher Scenerie ausge-
stattet, aber ebendeshalb wohl mehr den Dich-
tern als der Wirklichkeit entnommen ist die
Schilderung des in zwei Scenen zerfallenden
Gemaides bei Philostr. imag. 1, 18. Die eine
derselben stellt die Zerreifsung des vergeblich
um Gnade flehenden aber von den rasenden
Zerreifsung zurück. Dabei lag den Denkmälern
der Kunst nicht so ausschliefslich wie den
litterarischen die Euripideische Fassung des
Mythos zu Grande.
Auf einem streng rotfig. attischen Vasen-
bild der Sammlung Bourguignon in Neapel,
welches um die Wende des 6. und 5. Jahrh.
anzusetzen ist, s. Hartwig, Jahrb. <J. arch. Bist. 7
S. 157 Taf. 5, ist die Zerreifsung des Pentheus
durch die Mainaden dargestellt (s. Abbild. 1).
60 Von Pentheus (Inschr., hier dem Alter der Vase
gemäfs bärtig), welcher sterbend mit geneigtem
Haupt und brechendem Auge zwischen zwei
heftig ausschreitenden Mainaden niedersinkt,
von welchen jede einen seiner Arme gepackt
hat, ist nur noch der blutende Oberkörper vor-
handen. Eines der abgerissenen Beine hält
eine dritte Mainade frohlockend empor. Ohne
Waffen, nur mit der ihnen von dem zürnenden
1933 Pentheus (in der Kunst)
Gott verliehenen übermenschlichen Kraft der
Hände vollziehen sie das schreckliche Strafge-
richt. Dies alles stimmt mit der litterarischen
Überlieferung, wie sie später vornehmlich durch
Euripides' Bakchen (um 410 v. Chr.) ausgeprägt
worden ist, überein. Aber der Name Galene,
welcher der Mainade links von Pentheus bei-
geschrieben ist, hindert, in den die Zerreißung
ausführenden Frauen der litterarischen Über-
lieferung gemäfs die Kadmostöchter rzu er-
Pentheus (in der Kunst) 1934
der göttlichen Herkunft des Dionysos in Mai-
naden verwandelt wurden, und so in ihrem
Wahnsinn zu ihrer eigenen Bestrafung in Pen-
theus den Sohn und Anverwandten töteten, als
eine Weiterbildung der Sage durch das Drama
zum Zweck der Steigerung des tragischen
Effektes anzusehen wäre. In gleicher Weise
wäre dann ein Vasenbild aus derselben Zeit
von der Sammlung Campana im Louvre, ab-
10 gebildet Jahrb. d. arch. Inst. 7 S. 162, aufzu-
2) Pentheus von den Mainaden (Kadmostöchtern) ergriffen, Pyxisdeckel im Louvre
(nach Jahrb. d. arch. Inst. 7 S. 156).
kennen. Galene ist ein auch sonst vorkom-
mender Mainadenname (s. oben Bd. 1 Sp. 1590).
Deshalb vermutet Hartwig a. a. 0. hierin nicht
ohne Grund eine ältere und einfachere Form
der Sage, wonach Pentheus zur Strafe für sei-
nen Widerstand gegen die Verehrung des
Dionysos durch die den Gott ständig beglei-
tenden Mainaden zerrissen worden sei, wogegen
die Übertragung dieser Handlung an die Kad-
mostöchter, welche wegen ihres Zweifels an
fassen, mit 4 schwärmenden Mainaden, von
welchen zwei die abgerissenen Beine, eine
einen Arm des Pentheus in der Hand tragen.
Ebenso scheinen Mainaden mit den abgerissenen
Gliedern des Pentheus, welchen Satyrn als
Gefährten beigegeben sind, nur die ständigen
Begleiterinnen des Gottes bedeuten zu können,
nicht aljer die Kadmostöchter nach dem Drama
des Euripides , in welchem keine Satyrn auf-
traten. Dahin gehören die von Hartwig a. a. 0.
1935
Pentheus (in der Kunst')
Pentheus (in der Kunst")
1936
S. 162 beschrie-
bene fragmen-
tierte Schale im
Museo di Papa
Giulio in Rom
vom Ende des 5.
■Tahrh. (Mainade
mit Schwert in
der R. und einem
jugendlichen, ge- 10
lockten Haupt in
der L.\ vgl. auch
die Vase der
Sammlung Spi-
nelli in Cancello.
Hartwig a. a. 0.
S. 163. Tind eine
späte unteritali-
sche Schale im
Cabinet des me- 20
dailles in Paris.
Gazette archeölog.
5 pl. 4 — 5 unter
dem Titel : scenes
d'omophagie ver-
öffentlicht, auf
deren beiden Sei-
ten zwischen zwei
Satyrn je eine
Mainade mit ei- 30
nem menschlich.
Fufs. bezw.Unter-
arm zu sehen ist.
Im übrigen
wird an der bis-
herigen, von 0.
Jahn , Pentheus
u. die Mainaden
S. 15 begründeten
Annahme festzu- 40
halten sein, wo-
nach unter den
die Strafe an Pen-
theus vollziehen-
den Frauen auf
den Vasenbildern,
namentlich wo sie
in der Dreizahl er-
scheinen, im An-
schlufs an dieTra- 5i
gödie die Kad-
mostöchter zu
verstehen sind, an
welche sich, dem
Bedürfnis der
Ausfüllung des
! Raumes entspre-
chend, wie in den
litterarischen
Schilderungen 60
(vgl. Ewipides
Bacch. v. 1130)
beliebige Maina-
den anschliefsen
können. Soist'die
Darstellung auf
dem Deckel einer Pyxis im Louvre aufzufassen,
Jahrb. d. arch. Inst. 7 S. 156 (s. Abb. 2), welche um
die Wende des 5. u. 4. Jahrb.. somit bald nach
der Aufführung von Euripides' Häkchen entstan-
den ist. Zwei der rasenden Frauen ohne Waffen
haben den jugendlichen Pentheus an beiden
Annen und dem linken Bein ergriffen, so dafs
er in der Luft schwebt; zwei weitere eilen
heran in Anwesenheit des Dionysos, welcher
ruhig der von ihm verhängten Bestrafung zu-
sieht, wie er auch bei Euripides in der Nähe
weilt. Wenn aber auch die durch das Drama
überlieferte Situation im allgemeinen festge-
halten ist, so stimmt doch die Darstellung im
einzelnen mit der Schilderung in Euripides'
Bakchen wenig überein. was ganz der Wieder-
gabe dramatischer Stoffe in der Vasenmalerei
der Blütezeit entspricht, hier aber um so mehr
begründet ist. da auch Euripides die Zer-
reifsung des Pentheus nicht auf die Bühne
bringt, sondern durch einen Diener berichten
läfst. Ebenso hat auch der Vasenmaler den der
wirklichen Zerreifsung vorangehenden Augen-
blick vorgezogen und die Darstellung der
grauenhaften Verstümmlung vermieden.
Noch weiter rückwärts in der Handlung
versetzt uns das dem guten Stil noch näher
stehende Vasenbild aus Unteritalien in München
nr. 807, abgebildet bei Millingen , peint. de
ras. 5 u. 0. Jahn , Pentheus u. d. Mainaden Taf. 2. a
(s. Abb. 3V Es stellt den Augenblick dar. in
welchem Pentheus auf dem Kithairon von den
schwärmenden Mainaden entdeckt wird. Als
bartloser Jüngling, nur mit dem boiotischen
Hut und der Chlamys bekleidet, die er um
den linken Arm geschlungen wie einen Schild
vorhält, sucht er zwischen zwei Bäumen, die
das Waldesdickicht vorstellen, in welchem er
sich birgt, dem drohenden Angriff in kniender
Stellung, das gezückte Schwert in der Rechten,
zu begegnen. Die ihn auf beiden Seiten um-
gebenden Mainaden, welche ganz das auf Vasen-
bildern übliche Bild des bakchischen Thiasos
wiedergeben, setzen ihren wohl abgemessenen
Tanz fort (wie bei Eurip. Bacch. 1056); nur
eine Mainade. mit der Fackel in der Hand,
hat ihn entdeckt und eilt auf ihn zu. Ein
Ruf von ihr. und die heitere Scene wird sich,
wie bei Eurip. Bacch. 1090. in ein Bild er-
barmungsloser Rache verwandeln.
Die späteren unteritalischen Vasen stellen
den vollen Angriff der Mainaden auf Pentheus
dar. Auf einer Schale von Ruvo. Sammlung
Jatta Cat. 1617, abgeb. Jahn, Pentheus imä die
Mainaden Taf. I a; Müller -Wies. 2. 37, 436,
mit feiner aber flüchtiger Zeichnung, sehen
wir Pentheus mit Chlamys, Jagdstiefeln, zwei
Spiefsen auf der Schulter und einem kurzen
Schwert in erregter Stellung zwischen zwei
ihn bedrängenden Mainaden, zu welchen noch
eine dritte herbeieilt. Er ist im Begriff, sich
auf die eine Mainade. welche mit ausgestreckter
Hand nach seinem Haupte greift, zu werfen,
sieht sich aber an dem mit dem Schwert aus-
holenden Arm von der anderen Mainade mit
der Hand ergriffen. Obgleich diese mit dem
Schwert, die erstere mit dem Thyrsos bewaffnet
ist, so ist doch durch die Handbewegungen
der beiden 'deutlicher ab; durch ihre Waffen
die schreckliche Gefahr, die ihm droht, ange-
1937
Pentheus (in der Kunst")
Pentheus (in der Kunst")
1938
deutet. Da die Dreizahl der Frauen hier
wiederum auf die Kadmostöchter hinweist, so
wird unter der mit dem Schwert bewaffneten
Agaue zu verstehen sein (s. u.). Eine ähnliche
Scene läfst das Vasenfragment aus Avellino,
Bullet. Nap. -4 tav. 2, 3, vgl. Minervini ib. p. HJ.
Körper und anmutigen Zügen, auch hier die
Chlamys um den linken Arm gewunden, den
Speer in der Rechten, sinkt auf einen Stein-
haufen nieder, welcher zusammen mit einem
Baume das Waldgebirge (Kithairon) bezeichnet.
Von beiden Seiten dringt eine Mainade auf
c o C c o
■i) Pentheus von den Mainaden angefallen Vase in Neapel nr. 2ü62 (nach Mus. Borb. 16, 11).
erkennen, auf welchem Pentheus (Inschr.) von ihn ein, die eine mit Schwert und Fackel, die
einer Mainade bedroht den Speer schwingt. andere unbewaffnet, mit der Linken seinen
Über ihm erscheint eine nur zum Teil erhaltene Speer fassend . um mit der Rechten nach ihm
erinyenartige Gestalt mit kurzem Chiton, Jager- zu greifen: eine dritte eilt, Schwert und Scheide
5) Pentheus von den Mainaden zerrissen, Sarkophagrelief (nach Jahn, Pentheus und die Mainaden Taf. III, b),
stiefeln und Schlangen um den Arm. welcher
wir unten wieder begegnen werden.
Schon dem Unterliegen nahe sehen wir
Pentheus auf einer Neapler Vase derselben Her-
kunft und Gattung, wie die Vase Jatta, bei Heyde-
mann, Mus. Nazion. nr. 2562 (wo auch die Litte-
ratur) abgebildet Mus. Borb. 16, 11 (s. Abb. 4).
Pentheus (Inschr.) mit jugendlich schlankem
schwingend (deshalb für Agaue gehalten),
im Tanzschritt herbei. Gegenüber der Vase
Jatta ist die Komposition dramatischer, aus-
drucksvoller. Ganz dieselbe Situation zeigt die
von Düthey, Arch. Ztg. 31 Taf. 7, 3 veröffent-
lichte Calenische Trinkschale, in deren ge-
prefstem Bodenstück der stürmische Angriff,
den eine thyrsosbewehrte und rebenbekränzte
1939 Pentheus (in der Kunst)
Pentheus (in der Kunst) 1940
Frau, die zugleich durch den hochgeschürzten
Chiton, Löwenfell und Jagdstiefel als Jägerin
gekennzeichnet ist. auf Pentheus ausführt, als
Rundbild eingezeichnet ist. Pentheus ist in
derselben Weise, wie auf der Neapler Vase,
auf steinigen Grand niedergesunken, auch hier
mit jugendlichen Zügen und schöngeformtern
Körper. An dem Angriff der Frau beteiligt
sich aber hier ein Panther, das bakchische
Tier (vgl. die Bestrafung des Lykurgos Bd. 2
Sp. 2201), indem er Pentheus grimmig in die
Seite fällt, wogegen dieser, auf den Schild ge-
stützt, vergebens sich mit dem Schwert zu
wehren sucht. Dafs hier der Untergang des
Pentheus unter dem aus der Tragödie be-
kannten Bild der Jagd dargestellt sei, hat
Dilthey a. a. 0. S. 80 f. einleuchtend erwiesen,
doch glaubte er die Angreiferin nicht als
Mainade bezeichnen zu können, weil Mainaden
in Jägertracht nicht vorkämen, und nannte
sie eine dionysische Erinys oder schüefslich
Lyssa, nach Aischylos' JLantrien. Da jedoch
Mainaden mit Jägertracht nicht selten sind
(s. o. Art, Mainade Bd. 2 Sp. 2251), durch
welche dieselben die Züge der nahe verwandten
Erinys (s. d. Bd. 1 Sp. 1325) annehmen, so
wird man bei der Bezeichnung jener Frau als
einer Mainade mit den Zügen einer Erinys
stehen bleiben können.
Die Plastik bietet nur Denkmäler grie-
chisch-römischen und römischen Ursprungs für
diesen Gegenstand dar. Wegen der Überein-
stimmung mit der oben beschriebenen Vase
Jatta (Müller -Wies. 2, 37, 436) mag hier zu-
nächst ein neuerdings unter der via Portuense
in Rom gefundenes Relief, dem Anschein nach
aus dem 1. Jahrh. der Kaiserzeit, veröffentlicht
im Bulletino della commissione archeol. di Roma
1887 tav. 13 p. 215, erwähnt werden. Pentheus
hält, von der Chlamys nur wenig bedeckt, in
derselben erregten Stellung wie dort zwischen
den auf ihn eindringenden Frauen, das Schwert
gezückt, dagegen hat er hier, statt der beiden
Lanzen auf der Vase, eine Schwertscheide in
der Linken. Sodann kehrt auf dem Relief die
eine Mainade der Vase, welche den Thyrsos
wie eine Lanze gegen ihn schwingt, nicht nur
auf der einen, sondern auch auf der anderen
Seite, hier in umgekehrter Stellung, wieder,
so dafs sich die beiden Angreiferinnen durch-
aus symmetrisch gegenüberstehen, und da der
andere gegen Pentheus ausgestreckte Arm bei
jeder von beiden mit einer gegen sein Gesicht
züngelnden Schlange umwunden ist, so er-
innert die Darstellung in solcher Weise an den
Angriff der Erinyen auf Orestes auf dem Vasen-
bild bei B. Bochette Mon. ined. 36 (abgeb.
oben Bd. 1 Sp. 1331), dafs hier eine Über-
tragung des Orestestypus auf die Pentheussage
vorzuliegen scheint, wenn man nicht mit
Hartwig, Jahrb. d. arch. Inst. 7 S. 154 Anm. 4
die Arbeit für modern halten will. Zu einer
Darstellung der Verfolgung des Pentheus durch
Mainaden gehört vielleicht auch ein Relief-
fragment vom Theater in Capua im Museo
Nazionale in Neapel mit 2 nach rechts schrei-
tenden, thyrsosschwingenden Frauen, veröffent-
licht von Alvino, Anfiteatro Campano tav. 11,
2 b. vgl. Dilthey, Archäol. Zeitung 31 S. 79
Anm. 5.
Im übrigen hat sich die Plastik die Dar-
stellung der Zerreifsung des Pentheus
nach der Schilderang der Dichter zum Gegen-
stand genommen, wofür eine grofsartige. die
unwiderstehliche Gewalt der rasenden Mainaden
zur Anschauung bringende Komposition existiert
hat, von der mehrfache Wiederholungen vor-
10 handen sind. Die einfachste und klarste Vor-
stellung von derselben giebt trotz der mangel-
haften Erhaltung das Sarkophagrelief im Campo
Santo in Pisa, abgebildet bei Lasinio, raccolta
t. 122 u. bei 0. Jahn, Pentheus u. d. Mainaden
Taf. DJb (s. Abb. 5). Pentheus, nackt, in jugend-
licher Bildung, liegt ohne Widerstand zu leisten
am Boden. Auf der einen Seite hat eine Mai-
nade, indem sie ihm mit einem gewaltigen
Schritt den Fufs auf den Nacken setzt, seinen
20 linken Arm, auf der andern eine zweite knieend
und mit einem Fufs sich gegen ihn stemmend
(vgl. Eurip. Bacch. 1126), sein rechtes Bein
erfafst. um ihm die Glieder auszureifsen. In
der Mitte führt
eine dritte, mit
einem Baum-
stamm ausho-
lend, einen ge-
waltigen Schlag
30 gegen Pen-
theus' Haupt,
DieWucht ihrer
Bewegungen
läfst keinen
Zweifel, dafs
im nächsten
Augenblick
Pentheus unter
ihren Händen
40 sein Leben aus-
hauchen wird.
Auf die Drei-
zahl scheint
sich die eng-
geschlossene
Komposition
ursprünglich
beschränkt zu haben; die vierte, auch ander-
wärts vorkommende Figur (s. Jahn a. a. O. S.
50 17) scheint auf dem Sarkophag mehr zur Aus-
füllung des Raums hinzugefügt, Dieselbe Grund-
scene, Pentheus am Boden liegend und von zwei
Mainaden rechts und links in derselben Weise
wie dort an den Gliedern gefafst, aber mit viel-
fachen Zuthaten, bietet das Marmorrelief Gall.
Giustiniani 2. 104, bei Matz u. Duhn, Bildw. in
Born Nr. 2266, früher (auch bei Jahn a. a, 0.
Taf. HI a) umgekehrt abgebildet , richtig bei
Müller- Wieseler 2, 37, 437. jedoch auch hier viel-
60 fach ungenau, vgl. Michaelis Bull. d. Inst.
1858 p. 170. Aufser zwei weiteren Mainaden im
Hintergrund beteiligen sich an dem Rachewerk
der Panther, der wie auf der Calenischen Trink-
schale (s. o.) Pentheus anfällt, der sich an
einen Baumstamm anklammert, und eine Erinys
in Jägertracht (beide auch bei der Bestrafung
des Lykurgos s. Bd. 2 Sp. 2201); weiterhin
folgen auf der einen Seite eine trauernde Dirke,
6) Agaue mit dem Haupt des
Pentheus, Eelief (nach Jalin,
Pentheus u. d. Mainaden Taf. i 1 1, c).
1941 Pentheus (in der Kunst)
Pentheus (in der Kunst) 1942
auf der anderen (abgebrochenen) der Kentauren-
wagen des Dionysos mit einem Satyr (oder
Dionysos, s. Michaelis a. a. 0.). Eine Wieder-
holung hiervon bildet das unvollständige Relief-
fragment im Park Chigi in Aricia, bei Matz
u. Duhn, Bildir. Nr. 2267, auf welchem nament-
lich die Erinys ganz so wiederkehrt, s. Michaelis
a. a. 0. p. 170. Ob das Marmorrelief zu Turin.
Marmor. Taur. 1. 9, bei Jahn a. a. 0. Taf. Hb,
höchsten Taumel bakchischer Begeisterung dar-
gestellt, vgl. die ganz ähnliche Figur einer
Mainade Bd. 2 Sp. 2274, weshalb man nicht
zu der Annahme genötigt ist, dafs diese Figur
für Agaue erfunden worden sei. Ferner eben-
falls auf einem kleinen Marmoraltar bei Conibe,
Ancient marbles 1, 5, 1 = Baumeister, Denkm.
nr. 1398; weitere Denkm. bei Jahn a. a. 0.
S. 22. Eine ähnliche Darstellung findet sich
eben dahin zu rechnen (nach Welcher zu Phil lostr. 10 sodann auf einem Marmorrund, abgebildet bei
p. 315). oder als eine Übertragung der ge- Welcher, A. Denkm. 2 S. 123, Taf. VI, 11, und
dachten Komposition auf den Tod des Orpheus auf einer vierseitigen Basis in England bei
Caraceppi, raccolta d'antiche statue
1, tav. 50; Barbault, mon.
ant. pl. 91 , beidemale
jedoch mit der Eigen-
tümlichkeit, dafs
das menschliche
Haupt einer
Altarflamme
übergeben
wird, wo-
durch
dieBe-
anzusehen ist. hängt von der
noch zu untersuchenden
Echtheit des unteren
Bruchstücks ab, vgl.
Jahn a. a. 0.
S. 19.
Aber auch
der Augen-
blick nach
der Zer-
reifsung
wurde
in ei-
nem
ein-
zie-
mg
auf
hung
zigen,
den
schreck-
lichen Vor-
menfassenden-
Bild dargestellt:
Agaue ,
Schwert bewaffnet, wie
sie frohlockend im bak-
chischen Wahnsinn das ab-
getrennte Haupt des Sohnes
als Siegeszeichen dahinträgt
(vgl. das Epigramm der latein.
Anthologie n. 45 Biese: fert
miseranda Caput, domino quod momstret, Agaue,
sölum, quoddoleat, fert miseranda caput). Hiervon
sind mehrere Darstellungen auf Marmorreliefs zusammenfassende Darstellung auf der Bronze-
erhalten: auf der Vorderseite einer Ära mit 60 platte im Collegio Romano, veröffentlicht von
7) Scenen aus einer Pentheustragödie.
Bronzeplatte (nach Arnold, Festgrufs zur
26. Philologenversammlung 1868).
Agaue
zweifel-
haft wird.
Hierher ge-
hören auch
die Figuren auf
geschnittenen
Steinen s. Cades,
Grofse Abdrucksamm-
lung 9, 89. 90 (vgl. Müller-
Wies. 2 nr. 438), andere bei
Jahn a. a. 0. S. 22 Anm. 55
und Stephani, Campte rendu
1867, S. 183 Anm. 7.
Von besonderem Interesse
ist endlich eine die Hauptscene des Pentheus-
mythos nach der Überlieferung der Tragödie
noch anderen bakchischen Figuren in der
Oalleria di Firenze bei Zaunemi 4, 16 = Jahn,
Pentheus u. d. Mainad. Tf. HI, c (s. Abb. 6). Agaue
hält das abgeschnittene Haupt des Pentheus
an den Haaren gefafst, womit die Kunst auch
hier einer anderen Tradition (vgl. Hör. Sat.
2, 3, 303) folgt, als der Euripideischen Tragödie.
Agaue ist hier übrigens ganz als Mainade im
Jahn, Arch.Ztg. 25 (1867) Taf. 225 und genauer
von Arnold, Festgrufs d. philolog. Gesellsch. zu
Würzburg z. 26. Philologenversamml. 1868 S.
142—157 (s. Abb. 7); vgl. Schlie, Bullet, dell' Inst.
1869 p. 33 und Bibbeck, Die römische Tragödie
S. 575. Die der Kaiserzeit angehörige gravierte
Zeichnung enthält 3 unmittelbar der Bühne
entnommene und mit deren Apparat ausge-
1943 Penthilos Pepromene 1944
stattete Scenen einer Pentheustragödie. Die Zur Bedeutung des Namens vgl. Ficlc-Bechtel,
oberste Scene stellt den gefangenen Dionysos Die griech. Personennamen 373. 406. Maafs,
dar. wie er von dem gebieterisch auftretenden Orpheus 156, 55. — Ob Penthilades (?) Lycur-
Pentheus einem Szepterträger zur Bestrafung gus bei Ov. Ibis 607 mit Penthilos zusanimen-
überwiesen wird. Auf der mittleren wird Pen- hängt (Ellis z. d. St. 164. 187 f.). ist höchst
theus in Bakchentracht hilflos die Arme aus- fraglich. — 2) Einer der Neleiden: Neleus —
streckend (oder sich dem bakchischen Taumel Periklymenos — Boros (Gemahlin Lysidike) -
überlassend?) von fackeltragenden Mainaden Penthilos (Gemahlin Anchirrhoe) — Andropom-
umringt und bedroht; die linksstehende Figur pos — Melanthos — Kodros, HeUanikos (fr. 10
mit nur einer Fackel wird von Arnold a. a. 0. 10 F. H G. 1, 47) im Schol. Fiat. Conv. 208 d
S. 152 unter Beiziehung der Xantriai des p. 259 Hermann; bei Paus. 2, 18. 8 ist die
Aischylos für Lyssa erklärt. Denn während Reihenfolge: Periklymenos — Penthilos — Boros
die obere Scene genau mit Eurip. Bacch. 509 u. s. w. Toepffer, Att. Geneal. 226, 1. Busölt
übereinzustimmen scheint, läfst sich die mittlere a. a. O. 274, 5. [Höfer."|
schon aus dem Grunde nicht auf Euripides Pentbos (Iltv&osK das personifizierte Leid,
zurückführen, weil bei diesem die Zerreifsung 9alp,(ov genannt, von dem nach Plut. Consol.
des Pentheus nur erzählt, nicht auf der Bühne ad Apoll. 19 ein Philosoph der Königin Arsinoe,
dargestellt wird. Die Bedeutung der unteren die den Tod ihres Sohnes betrauerte, folgendes
Scene ist nicht ganz klar. Sie scheint Agaue erzählt und dadurch ihren Schmerz gestillt
darzustellen (sofern die beiden Fackeln sie als 20 haben soll: Als Zeus einst den daiuovzg jedem
Teilnehmerin an der vorangegangenen Scene seine besondere Ehre und Auszeichnung ver-
des Mittelbildes bezeichnen), wie sie eben durch lieh, war das Leid nicht zugegen. Als es nun
Kadmos zur Erkenntnis ihrer gräfslichen That endlich kam und auch um sein Teil bat.
gebracht (vgl. Eur. Bacch. 1233^1 sich vor ihm schenkte ihm Zeus, da er alles andere verteilt
niederwirft, während er vor Schmerz sich ver- hatte, als Gabe die Ehren, die man den Toten
hüllend sich von ihr abwendet. Auch bei Philostr. erweist, Trauer und Thränen. "Wie nun die
im. 1, 18 sitzen die Kadmostöchter in der Er- andern Daimonen diejenigen Menschen, die
kenntnis ihrer That trauernd am Boden, und ihnen Ehre erweisen, liebevoll behandeln, so
bei Nonn. 46. 240 f. bricht Kadmos über das liebt auch das Leid diejenigen, die ihm seine
Unglück seines Hauses in solche Klagen aus, 30 Ehrengaben. Trauer und Thränen, zollen, und
dafs der Kithairon mitweint und Dionysos ge- giebt ihnen immer neue Ursache zum Klagen
rührt die Agaue zur Besinnung ihrer That und Weinen, um immer wieder von neuem
kommen läfst, wobei sie sprachlos zu Boden geehrt zu werden; denjenigen aber, die nicht
stürzt und sich im Staube wälzt. jammern und klagen und weinen, bleibt es
Mit Unrecht wurden auf den Pentheus- ferne. — In gewisser Hinsicht kann man unsere
mythos bezogen die Vasenbilder R. Röchelte, Sage vom Thränenkrüglein vergleichen. [Höfer.]
Mon. med. 4. 1 und Bullet. Napol. 3 tav. 6, Pephredo s. Pemphredo.
vgl. O. Jahn, Pentheus und die Mainaden S. 12 Pepromene (Tlsixgcofiivr]) — eigentlich nicht
und Dilthey, Arch. Ztg. 31 S. 79; höchst zweifei- in die Mythologie gehörig — wie Eiitagnivv
haft ist die Beziehung auf denselben bei der 40 ursprünglich das Schicksal» in passivischem
Gemme des Mus. Borbonico s. Jahn a. a. 0. Sinne, wobei tioiga zu ergänzen ist, dann die
Taf. 1, d S. 13. [Rapp.] Schicksalsmacht selbst (nach Eustath. zu 77. T
Penthilos (TTtv&llog). 1) Sohn des Orestes 128 p. 1200, 15 ort Ttävra. stg ntgag cp£Q£i, viel-
und der Erigone, der Tochter des Aigisthos, mehr von Wrz. 7tog in Aor. irögov „geben,
Kinaithon bei Paus. 2, 18, 6. Tzetz. Lyk. 1374 verleihen"). Bei Homer findet sich neben dem
p. 1017; vgl. Apollod. Epit. 6, 28 p. 226 Wag- unpersönlichen Tt^gcorat (77. 18, 329) das Par-
ner. VeJl. Pat. 1, 1, 4. Euseh. Chron. 1, 180. tizipium in der Verbindung ftaväroio rilog
181 Schöne. Als seine Söhne werden genannt itmgaiiivov ictlv (17. 3, 309) sowie in der
Damasios (Paus. 5, 4, 3. 7, 6, 2) und 'E%flaog Formel 7tt7tgco^4vog ai6v „dem Schicksal zu-
(Plut. Sept. sap. conv. 20 = 'E%eXag. Paus. 3, 50 gesprochen, verfallen" (27. 15, 209; 16, 441).
2, 1 —'Aox&ccog Strabo 13, 582). Er und seine Pindar betont die Unabwendbarkeit der Schick-
Nachkommen, die lesbischen Penthiliden (Hsv- salsbestimmung (fr. 256 Bgl".) : tö nsTtga^ivov
&ccUdai< Arist. Pol. 5, 10 p. 1311b. 27, Tlsv&i- ov itvg, ov ctdägtov Gir\cu rsT%og. Herr über
liScii, Plut. de soll. an. 36 p. 984 e; vgl. O. Müller, das Schicksal ist ihm Zeus (Nem. 4, 60) : al<xlv.£
Horier 1, 65. Gesch. d. gr. TJtter. 1 2, 51, 1. Sh Xelgon' | v.al tö fiogat-iiov Ji6&sv irtiirQcousvov
Tümpel, Piniol. 48 [1889],' 119 ff. Busolt, Griech. Vxcpsgi-v (vgl. Ol. 2, 21).' Bei Aischylos werden
Gesch. 1 *, 273 f. vgl. 199, 8. O. Gruppe, Griech. Moiren und Erinyen als &vdyxr)s oiaKoargocpoi
Kulte und Mythen 1, 163, 9) gründeten auf über Zeus gestellt, welcher der itsitgcofiivri
Lesbos und dem kleinasiatischen Festlande nicht entfliehen könne (Prom. 515ff.). Bekannt
aiolische Kolonieen, Strabo 9 p. 402. 10 p. 447. 60 ist die entschuldigende Antwort der Pythia
13 p. 582. Paus. 3, 2, 1 Schol. Eur. Blies. 251. an die Lyder bei Herodot (1, 91): rrjv Ttsnga-
Der Name der lesbischen Stadt Tlsv&ili], die h4vt\v uoTgav aSvvaxä. iati aitocpvyhLv kkI
nach dem ausdrücklichen Zeugnis des Steph. &sw, wo es weiter heilst, dafs Apollon ver-
Byz. nach Penthilos benannt war, lebt in dem geblich von den Moiren einen längeren Auf-
heutigen Ortsnamen TizvxGiln noch fort, Petros, schuh iler Katastrophe begehrt habe. Auf-
N. Papageorgiu, TJnedierte Inschr. von Mytilene fällige Verbindung ri]v nsregcafi^vriv Tv%r\v von
S. 24. Auch als Personenname findet sich der vorausbestimmten Zeit des Todes Eurip.
IIsv&LXog auf Lesbos, Diog. Laert. 1, 4, 8, 81. Alkest.695. — Als Schicksalsmachterscheint
1945 Peragenor Perdix 1946
Pepromeue bei Ps.-Demosthenes, Epitaph. 23: Wilhelm, Meisen in Kilikien (— Denkschr. d,
insidi] yovv i] lltnQcoiievr] xovxovg ccvsllsv, Kais. Akad. d. Wiss. 44 [1896] VI) S. 27 nr. 59.
ovdslg avxiaxrj xcbv lomätv. Als Gottheit auf Münzen mit der Darstellung der Arterais
einer Grabstele von Athen, die möglicherweise und der Legende, die man früher zu IIsQaaicc
vorhadrianisch ist (Amer. Journ. of archeol. 10, ergänzen wollte (Th. Beinach, Bev. uumism.
1895 S. 4781'., vgl. 474): Ti ansvcag, 'Alan, xbv 1886, 467; Imhoof- Blumer, Zeitschrift f. Nwmis-
[vVptiov ijQrtuoas ijfiwi', | xbv yXvHSQÖv xs 26- matik 10, 271 f.; Griech, Münzen in Abhandl.
/.cava %utriycxysg ov% iUijaccg, | xb ßQtcpog 2£ d. philos. philol. Kl. d. Münchener Akad. 18
anvcov, xb nciXbv ßQscpog; wg ttly.qov dlyog | (1890;, 184. 708. Hicks, Catal. of the greek
d£il<xLoigyov££(>6i,,n.£7tQion4v7i,i&TÜ£OGccg. Eben- 10 coins of Lycaonia etc. Introd. 102), zeigen,
so als Gottheit bei Pausanias 4, 19, 4: „Wenn wie Imhoof- Blumer (Lydische Stadtmünzen 5.
ein Mensch sich zu einer Handlung, und vor- Kleinasiat. Münzen 2, 447) nun endgültig fest-
nehmlich wenn er sich zu einer uneigennützigen gestellt hat, die sog. persische Artemis (s. Per-
That entschliefst, so verhüllt die Pepromeue sike). Vgl. auch Wernicke bei Pauly- Wissowa
nicht selten den anderen seine Motive, gleich- s. v. Artemis 1374 nr. 8. [Höfer.]
wie des Flusses Schlamm die Kiesel tief im Peratos (HeQocxog), Sohn des Poseidon und
Grunde verbirgt" (Pfundtner, Des Beisebeschr. der Kalchinia (s. d.), einer Tochter des Königs
Paus. Lebens- und Glaubensanschauung, Progr. Leukippos in Sikyon, von dem Grofsvater auf-
Königsb. Kneiphöf. Gymn. 1868 S. 131'.). Pau- erzogen und zum Erben seiner Herrschaft ein-
sanias sagt ijtrjyaysv i) nsTtQcoiitvv ebenso wie 20 gesetzt, Paus. 2, 5, 5. Sein Sohn ist Plem-
inriyaybv 6 dai^cov. Von Olens Delischem naios (s. d.). [Stoll.J
Hymnos auf Eüeithyia berichtet er (8, 21, 3): Percernes, Beiname der Nymphae, wohl sicher
sülivöv xa avxiyv ccvav.altl und fügt mit Bezug topischer Art. Inschrift aus Crestet bei Vaison
auf dieses Beiwort „schön spinnend" hinzu: (jetzt verschollen;, C. I. L 12, 1329 Nymphis
difiov mg xfj IIsTCQcoiisvn xr\v ctvxrjv. Bei Er- Aug(ustis) Percernibus T. Gingetius (ob (Jinge-
wähnung eines Zeusbildes in Athen (1,40,3 tius?, vgl. Holder, Altcelt. Sprachschatz s. Cin-
vithf» de xfjg y.scpcckfjg xov Aiog siaiv r£l(>ca xai getius und Gingetius) Dionysius^ex voto.
MoIqcu) giebt er die Deutung: dificc dh Ttäai Vgl. Bonner Jahrb. 83 p. 93 f. Die Überliefe-
xtjv n.£TtQ(a^ivr]v y.6vcp oi 7t£i%-£G&ca. Wie aber rung scheint sicher zu sein (wenn auch Suaresius
Pausanias auch wieder von der Macht der 30 im cod. Vat. PEB^EENIB bietet), so dafs eine
Tyche spricht, ohne diese von dem Daimon Änderung in perennibus zu gewagt wäre,
scharf zu unterscheiden (8, 33, 1), so verbindet [M. Ihm.]
Cassius Bio (53, 30) rä ts rf]g Tv%7\g ucci xä Perdix (Il£Qdi$). Litteratur : L. Merckliu,
xfjg HsnQcoybtviig £Qycc. Und ähnlich Prokop Die Talos-Sage und das sardonische Lachen,
(Bell. Vandal. 2, 7 p. 439): ov% ccv ccvxixdvonii Memoires de l'acad. des sciences de St. Peters-
xy Tv%7] ovdh nQog xi]v n.£TtqcoiLivT\v £vyoua%olr]v. bourg, Memoires des saoants etrangers 7 (1854),
[Heinrich Lewy.] 37—125 bes. 52 ff. 68 ff. E. Kuhnert, Daidalos,
Peragenor s. Indigitamenta. Jahrb. f. klass. Philol. Suppl. 15 (1887), 187 ti'.
Peraithos (IIsQcu&og), ein Sohn des Lykaon, 192. 219 ff. Toepff'er, Attische Geneal. 1661'.
von welchem die Stadt IltQai&slg in Arkadien 40 Bobert bei Pauly - Wissowa s. v. Daidalos
gegründet war, Paus. 8, 3, 4. Usener, Götter- S. 19961'. B. Holland, Die Sage von Daidalos u.
namen 207. [Stoll.J Ikaros (Progr. Lpzg. Thomasschule 1902) S. 2011'.
Peras {Iltgag), das Ende, personifiziert, als 1) Tochter des Eupalamos, Schwester des
Gottheit zusammen mit ^.Q%n, Orph. hymn. Daidalos. Mutter von nr. 2, Phot. 413, 11 ff.
prooim. 42. [Höfer.J Suid. Apost. 14, 17 S. 610 s. v. iHQdixog Isqov.
Perasia (IIsQuoict). Beiname einer in Kasta- Apollod. 3, 15, 9 (wo Heyne TUqSi%og als
bala in Kilikien hochverehrten der griechischen Glossem tilgt, doch steht lUctdiKog auch im
Artemis gleichgesetzten Göttin, deren Prieste- frg. Sabb., dafür in der Epit. Vat. und bei
rinnen mit nackten Füfsen unversehrt über Tzetz. Chil. 1, 493 n£Q8iY.ccg). An den meisten
glühende Kohlen schritten. Die Namen IIs- 50 der unter 2 zitierten Stellen wird sie auch
euaiu leitete man in Anschlufs an die Le- erwähnt, aber ohne Nennung ihres Namens,
gende von Orestes, der hierher wie nach vielen Nach Phot. Suid. Apost. a. a. O. erhängte sie
anderen Orten (s. d. Art. Orestes Bd. 3 Sp. 998 ff.) sich aus Schmerz über den Tod ihres Sohnes
das Bild der taurischen Artemis gebracht und genofs bei den Athenern heroische Ehren ;
haben sollte, ab diu xb 7t£Qa&tv %on,i6fti]vui, ihr isgbv befand sich nagä xfj av.QU7t6ksi.
Strabon 12, 257 ; Steph. Byz. s.v. Kaaxdßala ; Näheres s. unter 2, doch sei hier gleich er-
vgl. E. Meyer, Gesch. des Alt. 1, 298. 302; Th. wähnt, dafs Kuhnert 192, 21 es als eine späte,
Beinach, Mithridate Eupator 243. — Usener, durch das Genus tj negötl- veranlafste Spielerei
Bhein. Mus. 23, 351 will die Artemis Perasia, bezeichnet, dafs Perdix für die Mutter des
in der er die glänzende Lichtgöttin erkennt, 60 unter 2 Behandelten ausgegeben wurde; vgl.
mit der Artemis Pergaia (s. d.) identifizieren, auch Mercklin 72 f. Hinweisen möchte ich
wogegen Wernicke bei Pauly -Wissowa s. v. darauf, dafs an allen den Stellen, wo letzterer
Artemis 1397 Z. 13 f. sich erklärt. Weih- Perdix genannt wird, die Mutter stets namen-
inschriften aus Hieropolis Kastabala nennen los ist. 2) Der Neti'e des Daidalos, als
die Göttin ©ta IIsQcxaLa, Qscc TLzqucIcc intri^oog, dessen Mutter an den unter 1 angeführten
Bent, The Athenaeum 1890 nr. 3273 S. 105. Stellen Perdix genannt wird. Was seinen
Bev. archeol. 17 (1891), 264, 28. Hicks, Journ, Namen betrifft, so nennen ihn Wcidit, So-
ofhell.stud. 11(1890), 247, 17. 246, 16. Heberdey- phokles bei Phot. Suid. Apost. a. a. O. (Zocpo-
1947 Perdix Perdix 1948
xXfjg iv Kau.ix.olg xbv vnb JaiddXov avai^e- die Kinnlade einer Schlange (Apollod. 3, 15, 9.
ftivxa nigdixa tlvat, xovvoua mit den Be- Diod. 4, 76. Tzetz. Chil. 1, 414) oder eine Fisch-
nierkungen von Bobert S. 1996, 56 ff.); vgl. gräte (Ov. Met. 8, it&.JByg. f. 274. Serc. Aen.
Athen. 9, 388 f. (öovi&og i]X&' inwvvjiog 7t£Q- 6, 14. Isidor. a. a. 0.) diente, ferner des Zirkels
dixog iv xXeivolg 'A&nvalcov itdyoig). Ov. (Ov. Diod. Sidon, Apoll. Epist. a. a. 0. Hyg.
Metam. 8, 255; vgl. 237. Hygin, f. 39 p. 69 /'. 274. Serv. Aen. 6, 14. Georg. 1, 143) und
Schm. 244 p. 137, 8. 274 p. 7 50, 21. Serv. ad der Töpferscheibe (Diod. a. a. 0.; vgl. O.Jahn,
Verg. Aen. 6, 14. Georg. 1, 143. Sidon. Apoll. Sachs. Berichte 6 |_1»54], 29). — Diodor, der
Epist. 4, 3, 5. Schol. Galean. u. Phil. Ov. Ibis einzige, der alle diese drei Erfindungen zu-
498 (wo er nepos [= Neffe] Daedali heilst). 10 saniinen nennt, erwähnt auch noch stsqcc xiva
Isidor. Orig. 19, 19, 9. Lact. Blac. Narrat. cpiXoxtxvrjuaxa (alia instrumenta, Schol. Gal.
fab. 8, 3, lezterer mit der singulären Angabe: Ov. Ib. a. a. 0.). Aus Neid (Apollod. Diod. Ov.
Perdix Calai (Cali Mieyllus) fiiius Atheniensis, Serv. Hyg. 244. Tzetz. Schol. 76) tötet {Baus.
die nach Mercklin 73 lediglich auf Irrtum be- 1, 21, 4. 26, 4. 7, 4, 5) Daidalos den Neuen,
ruhen soll. Bei Eidgent. 3, 2 = Mythogr. indem er ihn nach Apollodor u. Ovid (Tzetzes
Bat. 1, 232. 2, 130, wenu diese Stellen hierher 1, 492. Serv. Georg. 1, 143) von der Akropolis
gehören, steht Perdiccas (vgl. ob. Sp. 1946 Z. 49); herabstürzt. Diese Version vom Tode des Per-
bei Myth. Bat. 3, 7, 3 der Accusativ Perdicem. dix möchte Holland 18 schon für Sophokles in
Die übrigen Quellen nennen ihn KdXcog oder Anspruch nehmen, indem er, in dem Sp. 1947 Z. 4
TdXcog; für den Wechsel von % und x verweist 20 angeführten Verse ^robfu/xog in inävvuov ändert,
Mercklin 55 auf Schol. Soj)h, Oid. Kol. 1320 dem Sinne nach xxaväv ergänzt und die Worte
(die Stelle ist Bd. 3 s. v. Parthenopaios Sp. 1652, dem Minos in seiner Anklage gegen Daidalos
5 ff. abgedruckt). KdXcog steht bei Suid. Phot. von Kokalos in den Mund legt: Daidalos kam
Apost. a. a. 0. Baus. 1, 21, 4. 26, 4; viel- (nämlich zu mir), weil er den Perdix getötet
leicht (Holland 21) gebrauchte auch schon hatte auf dem hochberühmten Hügel Athens.
Hellanikos (fr. 82 E. H. G. 3, 375 aus Schol. Bei Hyg. f. 39 : summo tecto deiecit nimmt Max.
Eur. Or. 1648) die Form KdXcog (Schivartz Wellmann, De Istro Callimach. 72 ccompilatoris
schreibt Tdlcog) und ebenso H. Kulhner, Jahrb. neglegentiam' an, Bobert 1996, 33 ff. meint, es
f. Philol. Suppl. 27 [1902], 621. Im Schol. Eur. liege die auf alterTraditionberuhendeVorstellung
Or. a. a. 0. haben die codd. MA: JaiddXov . . 30 zu Grunde, dafs Daidalos als Enkel des Erech-
xaXoaocpiug (T: udXXog aocpiag) TttQiayo^ivov theus seine Wohnung auf der Burg gehabt
ddsXcpidovv dnoxxkivavxog, wofür Kirchhoff, habe (so auch schon Mercklin 56). Die An-
Hermes 8 (,1874), 189 schreibt: TdXco aocpiag gäbe des Schol. Gal. Ov. 76: praecipitavit in
TikQi aycivt^oiLtvov xbv ddeXcpidovv, und Schivartz mari, auf die nach Holland 22, 2 kein Gewicht
ihm folgend: TdXco xbv dStXcpidovv aocpiag tibql zu legen ist, kann den Sinn haben, für Perdix
dycovi^o^kvov. Holland 21 dürfte B,echt haben, und Ikaros, in dessen Absturz man eine Strafe
dafs in dem korrupten xaXooocplag nicht TdXcog für den Mord des Perdix erblickte, dieselbe
sondern KdXcog steckt. Doch möchte ich zur Todesart zu erweisen. Bei Ovid (251 : lapsum
Erwägung stellen, ob das überlieferte aocpiag mentüus) giebt Daidalos an, Perdix sei — aus
7tkQtixyo^£vov nicht anstatt in aocpiag nigi dyco- 40 Versehen oder Unachtsamkeit — herabgestürzt;
vi£6[Ltvov in aocpia itbQiykvö^tvov zu ändern ist, nach Diodor, der den Ausdruck öoXocpovklv
was paläographisch und auch inhaltlich sich (vgl. Hellanikos a. a. 0. dnoKTsivag doXoevxt
empfiehlt, da von einem Wettstreite zwischen ira vdxco) gebraucht, wird Daidalos dabei be-
Daidalos und seinem Neffen nichts überliefert troffen, wie er den Leichnam heimlich be-
ist. KdXcog ist nach Eöschcke, Die Enneakrunos- stattet; auf die Frage, wen er da begrabe,
episode bei Bausanias 25. Holland 21 die giebt er zur Antwort: Eine Schlange. 'Wun-
richtige und ältere Form, TdXcog (Hellanikos derbar ist es nun, fährt Diodor fort, dafs
[? s. ob. Z. 26] Schol. Eur. Or. 1651. Diod. 4, durch dasselbe Tier, it, ov xov ngiovog ivt-
76. Luc. Biscat. 42. Apollod. 3, 15, 9. Tzetz. &v(iT]&ri xi]v yiaxaa%kvr\v (als Subjekt scheint
Chiliad. 1, 493; an den zwei letzten Stellen 50 Perdix-Talos*) zu ergänzen zu sein), die Ent-
aber nur durch Konjektur, s. unt.) die jüngere, deckung des Mordes herbeigeführt wurde.'
während Hitzig - Bluemner zu Baus. 1,21,4 Auch die Worte bei Apollodor: cpcooa&sv-
S. 236 sie als die üblichere bezeichnen. Der xog xov v£kqov, weisen, wie Holland 22 be-
Name Circinus (ToQvog), den Perdix nach merkt, auf eigentümliche Umstände hin, unter
Serv. ad Verg. Aen. 6, 14 geführt haben soll, denen die Entdeckung des Mordes und des
ist von der ihm zugeschriebenen Erfindung Leichnams erlolgt ist. Bei Ovid (vgl. Lact.
abstrahiert. Denn Perdix, seinem Oheim in Blac. a. a. 0.) wird Perdix, bevor er herab-
jugendliehem Alter (zwölfjährig, Ov. Met. 8, stürzend die Erde erreicht, von Athene in ein
243) von der Mutter in die Lehre gegeben, #) 0der DaidalüS> der nach Posidonius bei seneca Ep.
gilt für den Erfinder einer Anzahl von Hand- 60 90( u Ulld nach Plin_ hist nat 7> 5G> 198 (vgl> Kremmer
Werksgegenständen (Vgl. Mercklin 77. Kuhnert a. a. O. 4) gleichfalls die Säge erfunden haben soll?
220. M. Kremmer , De CatalogiS heurematum Merkwürdig ist es, dafs wie hier die Entdeckung des
74 f. 88. Eng. Betersen, Kr it. Bemerk. Z. Öltest. Mordes indirekt durch eine Schlange herbeigeführt wird,
Gesch. d. gr. Kunst [Progr. Ploen 1871] S. 20), Daidalos selbst nach Alexander Polyhistor bei Xtep/t. Byz.
und zwar der Säge (Hyg. f. 39. Serv. ad Verg. s: V* 'S* "^ T°f durCÜ A? ^T* S Y^0
r, _, . . „ ,P7 } /* ', ,,_ r . -ra m der Nahe der spateren Stadt llaidala in Lykien
Georg 1 143. Schol, Ov. Ib. 498. Bad. Blac. ftndet Auch eine Stadt r/^Vx,« gab es nach Ä^/, fi^-.
8, 3. Isid. Orig. 19, 19, 9. Mythogr. Bat. 1, 232. s v ^ Lykien; doch ist ein Zusammenhang mit Perdix
2, 130. 3, 7, 3), wozu ihm als Muster entweder wohl kaum anzunehmen.
1949 Perdix Perdix 1950
Rebhuhn (perdix) verwandelt. Gerland, Über Vogelgestalt davonfliegt. — Die Verwandlung
die Perdixsage und ihre Entstehung (Progr. in ein Rebhuhn war durch den Namen nigdig
Stadtgymnas. Halle 1871) sieht in dem Vogel bedingt. Das oben unter nr. 1 erwähnte IUq-
perdix nach der Schilderung Ovids, ohne auf dmog izgöv, das nach Phot. Suid. ttccqu xjj
die Sage selbst einzugehen, den Kiebitz, und äxQOTtölsi*) lag, und nach dieser berlieferung
leitet den Namen vom Stamme fkard, skard'= der Mutter des Perdix gehörte (dies nehmen
'springen, laufen, schwingen, hin- und herbe- an Toepff'er 166, nach dem hierfür die Atthis
wegen' ab (S. 16). Nach seiner Verwandlung Quelle ist, Holland 22, Bötticher, Philol. Suppl.
sieht Perdix voll Schadenfreude dem Daidalos 3 (1878), 291, vgl. Robert 1996,64 0'.), gehörte nach
zu, als er den Ikaros bestattet. Holland 20 10 Mercklin 54. 73 sowohl der Mutter als dem
macht auf den Widerspruch, der sich in dieser Sohne, nach Kuhnert 192, entsprechend seiner
Schilderung Ovids rindet, aufmerksam: einer- obigen Ansicht (s. nr. 1), dem Perdix. Mercklin
seits läfst Üvid die Bestattung auf der Insel 53 u. 73 identifiziert nun weiter das IltQdixog
Ikaria (v. 235) erfolgen, andererseits ist durch Ieqov mit dem Grab des Kalos-Talos (Paus.
v. 256 (non tarnen haee alte volucris sua cor- 1, 21, 4: lovxcov 'AQ-r^vvGiv ig xr\v ccxqotioIiv
pora tollii) eine Wanderung des Verwandelten anb xov irsdxQov xi&anxai KccXcog. Luc. Pis-
nach jener Insel ausgeschlossen. Holland ver- cat. 42: Tdlco xdcpog, gleichfalls nahe der
mutet daher eine Form der Sage, nach der Akropolis gelegen, Hitzig-Bluemner zu Paus.
Ikaros (identisch mit Ikarios, Holland 28 und 1, 21, 4 S. 236 und die dort verzeichnete Lit-
die dort verzeichnete Litteratur) im attischen 20 teratur, Baumeister, Denkm. 1941), eine An-
Demos Ikaria bestattet wurde, wodurch sich sieht, der sich Wachsmuth, Stadt Athen 1,
die Anwesenheit des verwandelten Perdix am 244, 3 anschliefst, während Holland 23 sich
leichtesten erklären würde. Als Quelle für der Meinung Böttichers zuneigt, dafs das Grab
Ovid ist Holland 22 geneigt, des Boios 'Oqvl- des Kalos und das Heiligtum der Perdix (ist
froyovla (vgl. darüber auch Holland, Heroen- es Versehen oder stillschweigende Korrektur,
vögel 22) anzunehmen. Auch Sophokles scheint dafs bei Bötticher a. a. 0. steht: 'das Heroon
schon, wie sich aus dem Sp. 1947, 4 angeführten der Perdix', im Index rerurn aber [zweite
Vers schliefsen läfst, die Verwandlung gekannt Abteil. S. 238]: f Perdix, hieron des'?J nahe
zu haben (Holland, Daidalos 23). Mercklin bei einander gelegen hätten, „so dafs dies
74 f. führt eine Art Parallele aus historischer 30 dem Sophokles eine Vermengung zu Gunsten
Zeit an: Beim Bau der Propyläen stürzte einer der Vogelmetamorphose erleichterte". M. E.
der tüchtigsten Arbeiter von der Akropolis ist eine Gleichsetzung des iHodiKog I&qöv
herab; dem darüber bekümmerten Perikles und des Tälco xdtpog schon wegen der ver-
zeigte Athene im Traume ein Heilmittel schiedenen Bezeichnungen, hier itoov, dort
(Plut. Per. 13), durch dessen Anwendung der xdcpog (vgl. Deneken Bd. 1 s. v. Heros Sp. 2496),
Mann genas; dies Heilmittel aber war, wie erschwert, wenn man nicht eine Nachlässig-
Plin. h. n. 22, 20, 43 ergänzend berichtet, das keit oder Ungenauigkeit der Überlieferung
Kraut perdicium (m-gdlxiov Theophr. 1, 6, annehmen will. Die Angabe im Schol. Lucian
11), das seitdem nccQfreviov hiefs und der a. a. 0. (Jacobitz IV, 98): 6 phr Tdlcog rjQag
Athene heilig war, J. Murr, Hie Pflanzenwelt 40 nalaibg iv xfj <xy.qoti61£l xk&a^ivog beruht wohl
in d. griech. Mythol. 233. Es läfst sich nicht auf Ungenauigkeit, vgl. Mercklin 53. Grofse
in Abrede stellen, dafs in dieser Erzählung Schwierigkeit bereitet der doppelte Name Perdix:
eine Reminiscenz an den Sturz des Perdix Kalos (Talos). Mercklin, 53 ff. 59. Kuhnert 192.
und seine Rettung durch Athene zu erkennen 212. 219 identifizieren den attischen Talos mit
ist. Ja, bedenkt man, dafs die Propyläen in dem kretischen Talos (s. d.), dem Sonnen- und
den Jahren 436 — 431 erbaut, des Sophokles Lichtgotte (vgl. auch Tümpel, Philol. 50 [1891 J,
Kocpi-Aol aber (vgl. unt. Sp. 1951) wahrschein- 620. M. Mayer, Hermes 27 [1892J, 503), der
lieh um 430 aufgeführt sind, so liegt die Ver- über Kreta in sehr alter Zeit seinen Einzug
mutung eines direkten Zusammenhanges zwi- in Athen gehalten habe. Kuhnert 192 läfst
sehen der von Plutarch und Plinius erzählten 50 es unentschieden, ob in Athen nur der Name
Thatsache und der Perdixepisode bei Sophokles des kretischen Gottes geändert worden, oder
sehr nahe ; letztere kann sogar erst direkt durch ob der von Kreta kommende Taloskultus auf
das Aufsehen erregende Wunder veranlafst wor-
den sein. Vielleicht liegt aber unserer Ver tvand- *) Apostol. a. a. O., der sonst wörtlich mit Phot. Suid.
lungssage auch der allgemein indogermanische übereinstimmt, hat statt na^ä xf] hx^onöln: inl tüv
Glaube ZU Grunde, dafs die Seelen von Ver- icvdqsimv, das nach Holland 22, 3 auf Versehen beruht.
storbenen und Ermordeten als Vögel gedacht Wie aber erklart sich ^ Ijesart ini ™r <i"¥'w statt
werden, Grimm, Deutsche Mythol. 2\ 690 f. *af */ **«°«M*" Einen Fingerzeig bietet vielleicht
Tr- , tt ■• 7 ., -i _,, ti T- 71 Ael. nat. an. 4, 1, wo von der Sitte berichtet wird, Wett-
Kinder- U. HaUSmarchen 3S, 78. L. Knoll, kämpfe zwiscnen männlicken Rebbübnern in Gegenwart
Studien Zur ältesten Kunst in Griechenland 44. 60 der Weibchen zu veranstalten, weil deren Anwesenheit
Vgl. G. Weicher, Der Seelenvogel in der alt. den Mut der Kämpfenden wunderbar belebt: oi) yüo tl
Litterat. u. Kunst 20 ff. Bernh. Schmidt, Griech. nou tjtxdi/tevog iparijvai ij x>\ i^cu^usvij lj tfj yauitfi ü
Märchen 242; Rohde, Psyche 22, 372 Anm. JtigöiS öxofievet. tsSn^stai dk /xäXXov ttaiöfievog ^.6fi6as
Für Attika, das vor allem reich an Vo°-elnieta- x^™**«; bitootQatpel? ld*iv toX^aei taitrp &aXW6vwg,
morphosen (Mercklin 70) ist, wird dieser «af jf. ^ TL ^"T?" D^ul^ steht *u vermuten,
Glaube erwiesen durch die Bd 2 Sp 1001/2 dafs ^e feteUe bex ^o,o^,, wie wir sie jetzt lesen, aus
i i-ii tt r- •»• ""■■■/ Ä zwei Sprichwortern kontaminiert ist; etwa fltodixog ruu-
abgebüdete Vase (um 500 v. Chr.), auf der nov ^xlo9ar ini t&v fotysiarv. Uiodixog hq&v na^
die Seele der tödlich getroffenen Prokris in -crt äy.(jon6Xei xtX,
1951 Perdix Perdix 1952
einen ähnlichen Perdixkultus gestofsen und an den makedonischen und pergamenischen
mit diesem verschmolzen sei; Sophokles sei Königsnamen Attalos verursachte Korrupte!
der erste gewesen, der die ursprüngliche Iden- an. Auf diese Variation des Namens wäre
tität des Daidalosschülers und des kretischen auch in. E. kein Gewicht zu legen, käme
Talos aufgehoben und jenem den Namen nicht ein anderer Umstand hinzu. Tzetzes bei
Perdix gegeben, diesem den gewöhnlichen Gramer, Auecd. Ox. 3, 316, 17 ff. hat folgende
Namen Talos gelassen habe (vgl. auch Kuh- Verse des Hipponax (fr. 15 Bergk 24, 467)
nert 189, 9). Wenn Petersen a. a. 0. 31 be- erhalten . . . xi]v iitl S^/6qvt\s Kfa diu Avdätv
merkt: 'Derselbe Talos (der kretische) hat aber nagu xbv AxxuXtca xvpßov kui af](ia riysca
auch wieder mit dem Neffen und Schüler des io x. x. X. Mit Recht weist Bergk die Korrektur
Daidalos den Namen gemein; und wie dieser, Schneidewins AXvuxxtco statt AxxüXsta zurück
so wird auch jener schliefslich durch List ge- mit Hinweis auf den Bericht des Lyders Xan-
tötet und vom Felsen herabgestürzt', so ver- thos (fr. 19 b) bei Nikol. Damasc. fr. 63
mag ich für diese Todesart des kretischen (F. H. G. 1, 40 b), dafs der Lyderkönig Sady-
Talos keine litterarische Quelle anzugeben. attes aus seiner Ehe mit zwei Schwestern
Robert 1997, 8 ff. hält es für ausgeschlossen, zwei nicht ebenbürtige Söhne, "ASgu^vg und
dafs Perdix der ältere, durch Talos verdrängte AxxüXng (Attalis schreibt ohne Grund Rud.
Name gewesen sei, da Hellanikos (s. oben Schubert, Könige von Lydien 43; vgl. Maafs,
Sp. 1947) bereits den Namen Talos gekannt Comm. myth. 2 (Grfsw. 1894) S. 9, 11) ge-
habe. Doch ist dieser Einwand bei der Un- io habt habe. Ob dieser Attales, von dem sonst
bestimmtheit der Chronologie von Sophokles' nichts bekannt ist, identisch ist mit dem
Kuiiixoi (vor 430 setzt Holland 25 sie an) Attales, dessen xvpßog Hipponax erwähnt, ist
nicht zwingend. Holland 21, 1 nimmt mit der nicht zu ermitteln, sogar unwahrscheinlich,
Tradition drei verschiedene Personen an, den da die Erwähnung des letzteren neben Gyges
kretischen Talos und die Daidalosschüler Talos eine bekannte Persönlichkeit zur Voraussetzung
und Perdix, während Kuhnert 221 nicht nur hat. Dafs die lydischen Namen Sady attes,
die Identität des attischen und kretischen Aly attes, My attes mit dem Götternamen
Talos behauptet, sondern auch aus dem Um- Attes (Attis) zusammenhängen, ist wahr-
stand, dafs Ikaros, des Daidalos Sohn, und Talos scheinlich, P. Kretschmer, Einleit. in d. Gesch.
beflügeltsind(Talos als Flügelgestalt auf Münzen so d. griech. Sprache 387; das gleiche ist für
von Phaistos, Mercklin 88 f. Tat*. I, I — IV. Arch. Attales anzunehmen, der den Namen des
Zeit. 5 (1853), Taf. 58, 5. Head, Hist. num. 402 Gottes in der ersten Hälfte seines Namens
Fig. 256. Gardner, Types of greek coins Taf. 9,9 trägt, vgl. Kretschmer a. a. 0. 350. 355, der
p. 163. Catal. of greek coins brit. Mus. pl. 16, 6. auch darauf hinweist, dafs die lydische Stadt
Macdonald, Cat.of greek coins in the Hunter. Coli. AxxäXvdu, die nach Steph. Byz. s. v. von
univ. of Glasgow pl. 42, 15 p. 194), dafs beide Attys gegründet sein soll, als nxi6xr]g vielmehr
durch einen Sturz in die Tiefe ihren Tod "AxxuXog QLxxälng) voraussetzt. Und wie der
finden und in engem verwandtschaftlichen Ver- Mythos vom Tode des Attes noch in der Er-
hältnis zu Daidalos stehen, den Schlufs zieht, Zählung vom Tode des lydischen Königssohnes
dafs die Sage von Talos und Ikaros nur zwei 40 Atys (Herod. 1, 43) in historisierender Um-
verschiedene Versionen desselben Mythos seien: bildung (E. Meyer, Gesch. d. Altert. 1 S. 309,
das eine Mal bleibe das Verhältnis zu Dai- Stein zu Herod. a. a. 0.) uns entgegentritt, so
dalos ein durchaus freundliches, und der Sturz dürfen wir vielleicht annehmen, dafs sich an
erfolge ohne dessen Mitwirkung, das andere den AxxäXsco xv\ißog eine ähnliche Sage knüpfte.
Mal schlage die frühere Freundschaft in Hafs Woher hat ferner Lactant. Plac. a. a. 0. die
um, und der Sturz erfolge durch die Hand von jeder anderen Überlieferung abweichende
des Meisters. Angabe Perdix Calai filius Atheniensis? Ge-
Zum Schlufs sei mit aller Reserve eine wifs, er nennt in Anschlufs an Ovid den Ge-
Vermutung geäufsert. Bei Apollod. 3, 15, 9 töteten einen Athener und giebt ihm den
bietet, wie schon oben erwähnt, keine Hand- 50 ovidianischen Namen Perdix; aber der filius
schrift das seit Aegius allgemein aufgenommene Calai bleibt bestehen, und die Änderung
TüXco, vielmehr haben die meisten, auch das von Calai in Cali, die Micyllus vorschlug,
frgm. Sabb. (s. Biels, Rhein. Mus. 46 [1891J, wohl in Erinnerung an den anderen Namen
618) AxäXa; die Epit. Vat. bietet kxäXnv, des Perdix, KäXiog, fügt neue Schwierigkeiten
Tzetz. Chil. 1, 493 AxxuXco. Bei letzterem ist hinzu, indem sie den Perdix sich selbst zum
die Änderung von AxxuXco in TccXco durch das Vater giebt. Darf man unter der Voraus-
Metrum ausgeschlossen. Diese Formen setzen setzung, dafs die bisherigen Ausführungen
einen Nominativ Ax(x)dXag oder Ax(x)dXr}g nicht trügerisch sind, und auf Grund der
voraus. Mercklin 551". erklärt das doppelte x Identität von Perdix: Kalos-Talos den Bericht
für einen Schreibfehler oder, was irrig ist, 60 bei Paus. 7, 17, 9 heranziehen, dafs der
durch den Einflufs des Verses veranlafst; im Elegiendichter Hermesianax erzählt habe, dafs
übrigen ist nach ihm AxuXag etc. = TüXag Attes der Sohn des Phrygers KuXuög ge-
mit vorgeschlagenem u; vgl. A-xv(iv(i)og: Tvy,- wesen und aus Phrygien nach Lydien gewan-
v(i)og. Kuhnert 192, 21 nimmt, zumal da bei dert sei, wo er den Dienst der Meter einge-
Apollod. Epit. Vat. u. Tzetz. die fehlerhafte führt und durch den Zorn des Zeus seinen
Form IhqdUag (Genet.) steht (aber die übrigen Tod gefunden habe? In diesen Zusammenhang
Handschrr. Apollodors, auch frgm. Sabb. haben würde sich dann weiter eine allerdings erst
WQdixogl), eine durch dunkele Reminiscenz durch späte Gewährsmänner überlieferte Sage,
1953 Perdix Perdix 1954
die aber deutlich Spuren alter Überlieferung Formen Axxdlr\g, -ag, Tdlag, Kdlcog nicht
enthält, einreihen lassen und die nach den mehr auseinander gehalten worden sind.
Mythogr. Dat. 1, 232. 2, 130. 3, 7, 3 (Fidg. Mit Recht m. E. erklärt Holland (s. ob. Sp. 1947)
3, 2 p. ülf. Helm; vgl. auch Ullis zu Schot. Kdlag für die ältere, richtige Form; den
Ov. Ibis 362), wo Fenestella als (Quelle an- Hauptgrund hierfür sehe ich in dem Schwan-
geführt wird, lautet: Ein Jäger Perdicca(s) ken der Form, das bei dem kretischen Talos
oder Perdix, ein Jagdgenosse des Aktaion, nicht vorkommt; dieser wird übereinstimmend
Adonis, Hippolytos — man beachte, dafs nur Tdlcog genannt; in Athen scheint es, als
diese alle in Jugendblüte dahinsterbende Jung- wehre sich die Form Kdlcog gegen das von
linge sind! — verzehrt sich in Liebe zu io Kreta eindringende Tdlcog. Denn dafs Tdlcog
seiner Mutter Polykaste oder Polykarpe, ein spezifisch kretischer Name ist, beweist der
rquod (seil. Polycarpen) nos Latiue multifriic- kretische Beiname des Zeus, Talaiög oder
tarn dieimus, id est terram'; und am deut- Tallalog (s. d.), ferner der Name der öqj] Tal-
lichsten beim Mythogr. 2, 130, wo es heilst, lala, Mercklin 48 f. Preller- Möbert 130, 3; be-
dafs Perdicca(s) , Polycastae ftlius, matris achtenswert ist es auch, dafs einer der Söhne
deum amore correptus gewesen sei. Also des von Kreta nach Chios eingewanderten
deutliche Beziehungen zur Attis - Adonissage Oinopion (s. d. Bd. 2 Sp. 791. 68) Tdlog heilst,
(vgl. auch Bd. 1 unt. Erinona [= Eurynome, Ion bei Paus. 7, 4, 8. Mercklin 50. Bei den
Preller- Bobert], wo vielleicht S. 1310, 11 statt vielen Beziehungen Kretas zu Attika (Stephani,
Taleus, der dort Sohn des Adonis heifst, mit 20 Der Kampf Theseus' m. Minotaur 26. Mercklin
Vofs u. Mercklin 118, 401 Talus = Tdlag 50. 52. Kuhnert 219f. Toepffer 167; vgl. Pe-
[Tamus? Preller- Bobert a. a. 0.] zu lesen ist), tersen 18) war die Anknüpfung des Talos an
der Claud. Carm. min. 8 p. 289 in Monum. Kalos und damit die allmähliche Gleichsetzung
German. Hist. 10 (De Polycaste et Perdice) beider (denn dafs beide ursprünglich ver-
noch näher kommt, indem bei ihm die Mutter schieden waren, glaube ich mit Hock, Kreta
als die Liebende erscheint: Pectore dum niveo 2, 72 Anm. c [vgl. 231 Anm. 1] annehmen zu
■puerum tenet anxia nutrix, Illicitos ignes iam dürfen) gegeben. Busolt, Gr. Gesch. la, 330, 1
fönet ipse parens. Dafs dieser Jäger Perdicca(s) weist als bemerkenswert für die Beziehungen
von Perdix -Talos nicht verschieden ist, geht Attikas und Kretas auf das Vorkommen eines
daraus hervor, dafs ihm von den Mytho- 30 Demos Zvßqidai in Attika und einer Stadt
graphen übereinstimmend die Erfindung der LvßQita in Kreta hin. Aber auch ein my-
Säge zugeschrieben wird, vgl. Mercklin 76. thischer Name ist Athen und Kreta gemeinsam,
Ich meine also, dafs man an den Attales, der Heros 'Avdyvqog, und diese bisher (Hiller
dessen Grab Hippouax erwähnt, eine Sage in Satura philol. H Sauppio oblata 92 ff.
knüpfte, in der jener, wie der Gott, dessen Tümpel bei Pauly- Wissowa s. v. Avayvcidaiog
Name in seinem Namen enthalten ist, mit daiyuov. Bohde, Psyche l2, 191; vgl. Bd. 1 s. v.
dem man ihn vielleicht schliefslich identifizierte, Anagyros Sp. 330, s. v. Heros Sp. 2478, 57 ff.)
eines frühzeitigen, tragischen Todes starb. übersehene — Kgrjg ist Anagyros in dem zu
Nun klang aber 'Axxdlng unverkennbar einer- Zenob. 2, 55 ad not. 8 und bei L. Cohn, Zu
seits an den kretischen Tdlag, andererseits an w den Paroimiographeu (Brest. Phil. Abhandl. 2)
den attischen Kdlcog - Tdlcog an (vgl. auch die S. 59 abgedruckten Paroimion — Überein-
Ausführungen von Tümpel Bd. 3 Omphale Stimmung bietet eine treffliche Parallele zum
Sp. 874, 57 ff. Sp. 880, 36 ff. über die Anpassung kretischen Talos und attischen Kalos -Talos.
von Ayelaog an den lydischen A^tlr}g-Ayislr]g), Wahrscheinlich beruht das Vorkommen eines
zugleich war das Schicksal dieser drei Heroen, athenischen und eines kretischen Anagyros
wenn wir in Attales eine dem Attis ähnliche auf dem gleichen Vorgang wie bei jenen, auf
Persönlichkeit sehen dürfen, aufs engste ver- einer Namens- und Wesensähnlichkeit. Ein
wandt, und wie ein solcher Anklang verbunden merkwürdiger Zufall will es , dafs in dem
mit Wesensgleichheit und Schicksalsähnlich- Anagyros des Aristophanes (Kock 1, 402 ff.)
keit der Persönlichkeiten zu einer Gleichsetzung 50 fr. 53 der Uigdi^ %colog, ein lahmer Kn'eip-
führt, hat G. Knaack, Zur Sage von Daklalos wirt mit dem (an manchen Stellen zum nomen
u. Ikaros, Hermes 37 (1892), 599 f. gezeigt: proprium gewordenen) Beinamen nsqdih, er-
Nach Aristobulos bei Arrian 7, 20, 4 f. liefs wähnt wird, derselbe wie in den Vögeln
Alexander eine Insel im persischen Meerbusen (v. 1292 f.: TtSQÖi^ lisv slg xdnrjlog ojvofid^sro
Ikaros umnennen, einerseits, wie Knaack aus- %alög). Über Perdix bei den Komikern handelt
führt, weil der einheimische Namen 'I%uqu Holland 241'., der vermutet, fdai's etwa in einer
(Ptolem. 6, 7, 47) an den Namen "Ixagog an- Komödie die Geschichte von Daidalos und
klang, ferner weil auf jener (Strabo 16, 766) Perdix persifliert und aus dem durch den
wie auf dieser (Strabo 14, 639) sich ein Kult Sturz von der Akropolis verunglückten, aber
der Arteniis TavQonölog befand, hauptsächlich go nicht getöteten Kunstjünger ein lahmer Kneip-
aber deshalb, weil sich auf der neuentdeckten wirt wurde; indessen, fügt Holland hinzu, kann
Insel eine Sage vorgefunden haben niufs des- man sich die Entstehung auch ohne mytholo-
selben Inhaltes, den die vom Sohne des Dai- gischen Zusammenhang denken', und so er-
dalos zum Gegenstande hatte. In unserem klärt Mercklin 74 den Spitznamen dadurch,
Falle scheint mir zunächst der lydische Attales dafs sein Träger seine Lahmheit und den Namen
an den kretischen Talos angeknüpft zu sein, Perdix von einem unglücklichen Sturz erhalten
und dieser wieder (s. ob. S. 1949 f.) an den habe. Kock zu Ar ist. av. a. a. 0. verweist auf den
attischen Kalos-Talos, so dafs schliefslich die schwerfälligen Flug des Rebhuhnes (Xen. Anab.
Roschek, Lexikon der gr. u. röm, Mythol. III. 62
1955 Perelaos Pergaia 1956
1, 5, 3); noch näher liegt es, zur Erklärung heran- Zeitschrift für Numismatik 5, 300; Hill,
zuziehen Aristot. p. 287 B. {= Athen, 9, 389 b), Catal. of the greek coins of Lykia, Pamphylia
ora v äs yva (das Rebhuhn), öxi ftnQbvbxui, ngobl- p. 122, 15 — 20 pl. 24, 7 p. 290; Bezzenberger
■iräv tfjs vboxxiag xvltvSslxat TtaQcc xä bei Collitz 1, 36(3, 1265; Deecke bei 0. Müller,
axaln xov &r]Qtvovxog, ilnida i^Ttoioov xov Etrusker 22, 251; Gardner und Ramsay, Jon m.
6vllr\<p&riGi;G%oa x.x.X. Von den von Holland ofhell. stud. 1, 2&7] Ramsay, Cities . . of Phrygia
a. a. 0. aufgezählten Sprichwörtern sind IHq- 1, 90. 382; vgl. auch Mionnet 3, 460; Stippt. 7,
Smog axtXog, HioSiKog novg etc. ohne weiteres 44; Waddington, Revue numism. 1853, 31 ff.
verständlich. Was aber bedeutet bei Suid. Artemis selbst heilst JAsgyalcc bei Strabo 14,
ntgSUsiog KttQa, wozu auch Suidas selbst 10 667; Artemidor 2, 35; Steph. Byz. s. v. HbQyn;
keine Erläuterung giebtV Ist %&qoc richtig Hesych. s. v. ribQyuicc itbög; Pomp. Mel. 1,
überliefert, so rnülste es üb^öi-nbiov heifsen; 14 79; Phot. 72, 19. Über ihren Tempel und ihr
m. E. ist vielleicht FlbQdUbi-og %cciiQd {== Geil- Kultbild, ursprünglich einen mit Gold ge-
heit) zu lesen, und das Sprichwort bezieht schmückten Kegel rohne Basis, welcher in
sich auf die sprichwörtliche {xb dh £<pov [seil. seinem unteren Teil von zwei bis vier Friesen
ntQÖit,] inl Xayvbiccg avpßoXixibg TtccQblXnTtxcu, mit undeutlichen, wohl geflügelten Gestalten
Athen. 9, 389a; vgl. Kock zu Phrynichos fr. 53 (Sphinxen) umzogen wird, während der obere
S. 384 Mercklin 71) Geilheit der Rebhühner, sich abrundet und, ganz von Verzierungen um-
hat also mit dem nomen proprium nichts zu geben, sonst ohne Andeutung eines Halses,
tbun. — Die auf den Perdixmythos bezogenen 20 einen altertümlichen Kopf in Vorderansicbt
Darstellungen sind im höchsten Grade unsicher. zeigt' (0. Rofsbach, Neue Jahrb. f. d. klass.
Auf einem Marmorrelief im Lapidarium zu Altert. 4 [1901], 405 Tafel [zwischen 392/3J
Verona, das sonst gedeutet wurde fHephaistos, nr. 15. Gerhard, Ant. Bildw. Taf. 30 ;, ob.
bärtig mit einem Künstlercbiton , dahinter Üverbeck, Sachs. Ber. 16 [1864J, 137. Imhoof-
Architektur, breiter Pilaster mit Geländer; er Blumer, Kleinas. Münzen 2, 330, 22 Taf. 11,7;
ringt gegen einen fast unbekleideten Jüngling, vgl. 326, 2. 3. 327, 5. 328, 14. 329, 16. 17), später
der zu unterliegen scheint', erkennt Panofka, ein der hellenischen Jägerin Artemis ähnliches
Arch. Zeit. 5, 6 (1848), 386 den Daidalos, der Idol fin kurzem oder langem Gewände, rubig
seinen Neffen von der Akropolis herabstürzt, dastehend, mit Fackeln und Szepter, oder in
und auf einem pompeiamischen Wandbild ao eiligem Laufe auf der Jagd von einem Hirscbe
(abg. Arch. Zeit. 8 [1850] Taf. 17) wollte Ger- begleitet' (Bofsbach a. a. Ü.), oder stehend mit
hard, Arch. Zeit. 1848, 387 den Daidalos sehen, neben ihr stehendem Hirsch (Imhoof- Blumer,
der vor der Leiche des getöteten Talos, durch Kleinas. Münzen 2, 326, 1), oder mit beiden
dessen Kopf ein Nagel geschlagen ist, steht, Händen die Fackel schwingend mit Mondsichel
s. dagegen Heibig, Wandgemälde Campaniens an der Schulter (ebend. 327, 6), mit Köcher an
1480 S. 359. Robert 2006, 50 ff. [Höfer. | der r. Schulter, mit der R. Fackel senkend,
Perelaos (IIi-Qeluog) v. 1. im Schol. Ambros. in der L. Bogen {ebend. 327, 8), und dazu noch
Hom. Od. 17, 207 für Pterelaos (s. d. A. Itha- um das Haupt Strahlenkrone und Diskus, am
kos, Neritos). [Höfer.] Halse Mondsichel {ebend. 328, 12 Tal. 11, 4;
Pereimis. Wie bei Schriftstellern aqua, fons 40 vgl. 331, 25), von Athena (Nike, Hill a. a. U.
perennis, so kommt auch auf Votivinschriften 135, 80) bekränzt {ebend. 330, 24); vgl. aufser
dieses Epitheton vor. So begegnen wir auf der den citierten Stellen und den unten erwähnten
Mailänder Inschrift, CLL. 5,5766, der Widmung Münzen Cic. Verr. 1, 20, 54; Philostr. vit. soijJi.
Fonti perenni. In Päty bei Ofen wurden Nym- p. 250 = p. 82 Kayser; Skylax 101; Kallim.
phae perennes verehrt, C. L L. 3, 3382 (rep. eo Hymn. in Dianam 187. Münzlegende: 'ÄQtb-
ipso loco, ubi adhuc est puteus quem vicus is [iidog üegycciccg, Eckhel, LJoctr. num. vet. 3, 12 f.;
habet unicumj. Vgl. den Artikel Nymphae in Mionnet 3, 459, 70. 71; 460, 72. 74. 75; 461,
diesem Lexikon; ferner Preller- Jordan, Myth. 78 — 80. 83; 462, 90 ff. ; Head a. a. 0. 585; Hill
2, 125, 3; Bonner Jahrb. 83 p. 94. S. auch den a. a. Ü. p. 119—121 pl. 24, 1—6; p. 123—124
Artikel Percernes. [M. Ihm.J 50 pl. 24, 8. 15; p. 290; Lmhoof- Blumer, Monn.
Pereus {IltQtvg) Sohn des Elatos (s. d. nr. 2) grecques 333, 54; Kleinas. Münzen 2, 326, 1.
und der Laodike, einer Tochter des Kinyras, 327, 6 f. ÄQxe^ig Ilagyala Mionnet 3, 466; Corr.
Enkel des Arkas, Bruder des Aipytos, Kyllen, hellen. 10 (1886), 160. Diana Pergensis oder
Ischys u. Stymphalos. Seine Tochter Neaira Diana Pergaea, Eckhel a. a. 0. 3, 13; 6, 410.
gebar dem Aleos die Auge, Apollod. 3, 9, 1. 444; Head a.a.O. 585. Weihungen an Artemis
Paus. 8, 4, 3. Völcker, Japet. Geschl. S. 181. Pergaia, C. L. G. 4342 b p. 1160 = Lanckoronski
Gerhard 2 S. 236. Stammtfl. L, 3. [Stoll.] 168, 39. Weihung des aus Perge stammenden,
Periica s. Indigitamenta Sp. 213. aber in Thera lebenden Artemidoros an die
Pergaia {IJtQyaicc), 1) eine in Perge in 'ÄQxs^ig ribQyaia 2wxbiQ<x,Arch.Anz. 1899, 191,2;
Pamphylien hochverehrte, mit der griechischen 60 ferner Lanckoronski 167, 36. Eine Inschrift
Artemis identifizierte Göttin {o. Gutschmid, aus Perge nennt einen Priester (C. L G. 4342
Kleine Schriften 5, 132; Lanckoronski, Städte = Lanckoronski a. a. O. 166, 33), eine Priesterin
PamphyliensundPisidiensM; H.v.Gaertringen, — nach Bekker, Anecd. 1, 212, 27 und Hesych.
Arch. Anz. 1899, 188; Wernicke bei Pauly- führte die Artemispriesterin in Perge die Be-
Wissowa s. v. Artemis 1374 Z. 62 ff. ; 1397 Zeichnung ccyög = 7)yb[u»v — xfjg %^ob6X(oor\g
Z. 1 ff.), die auf älteren Münzen Vanassa xfjg -itölbag tj^lüv &büg 'ÄQXb^iÖog ccovlov,
Preija (Legende: MANAVAI TTPEIIAI; genannt Waddington , Inscr. d'Asie Mineure 1373 =
wird, Head, Hist. num. 585; Friedländer, Corr. hellen. 10 (1886;, 159; vgl. dazu die
1957 Pergamene Pergamos 1958
Münzlegenden IIsQyaiccg 'AQttyudog Aßvlov, y.lrpiico n£Qy<xwi]vä) ^Tyeicc TtXt-otpoQiojvL (sie!).
Eckhel a. a. 0. 3, 14. Imhoof- Blumer, Kleinas. — ■ 3) aus Col. Ulpia Traiana in Dacien, CLL.
Münzen 2, 331, 25. 'Agrifiidog Ihgycclccg, üsgy., 3,1417 a: Aescul. Pergam. et Hygiae. Welches
IIsQyai(av , 'ÄGvlog, AavXov, Aavlicc, Head hohe Ansehen der pergamenische Asklepios
a. a. O. 585. Alljährlich fand der Göttin zu überall genol's, zeigt der Umstand, dal's man
Ehren eine Panegyris statt, Strabon a. a. 0. als Schwurformel ebenso wie fbei der Artemis
Von v[ivoi, ovg ig rr\v 'Agre^iiv rhv rtegyalav in Ephesos' oder cbei dem Apollo in Delphoi'
aäovoi, berichtet Philostr. vit. Apoll. 1, 30 sagte pä xbv iv IIsQyäy,a> AGvlrptiöv , Grälen.
p. 32 Kayser. Ihre Priester durchzogen bettelnd 13 p. 272 Kühn. [Höfer.]
das Land, Hesych. Said. Phot, 72, 19; r\ IIsq- io Pergamides (risQycciiidrig), Beiname des Lao-
ycäa "iQzs^ig Ttxaastai inl vöav ccyvQT<bv xcu medon, Arist. Pepl. 45 (43). [Höfer.J
nXccvritav, -nag' öaov i] &sbg ccvrn vo^i'Qsrai PergaillOS (Jlt'^yafioj), 1) Heros Eponymos von
uyvQttveiv (äytigniv, die Paroimiographen s. Pergamos, über den ausführlich handelt Thrae-
L. Cohn, Zu d. Paroemiographen, Brest, philol. mer, Pergamos 241 ff. Nach Paus. 1, 11, 1. 2
Abhdl.2,77) asl Hoclnlccvüati'ca. Neben Artemis (vgl. 3, 20, 8) war Pergamos der jüngste Sohn
ward in Perge auch ihre Mutter Leto verehrt, des Neoptolemos und der Andromache; er zog
Corr. helle>i. 1883, 263; Bamsay, Cities 1, 90. mit seiner Mutter nach Asien, tötete im Zwei-
Her Kultus der Artemis P. fand weitere Verbrei- kämpfe den Herrscher der Stadt Teuthrania
tung; bezeugt ist er für — 2) Halikarnassos: (Ihraemer a. a. 0. 217), Areios (s. d.), und
i£(37]T£ta rfjg Agriwiöog xf)g TLtQyaiag, C. LG. 20 nannte letztere nach sich Pergamos; hier er-
2, 2656; Aue. greek inscr. in Brit. Mus. 4, 895 hielt seine Mutter Androruache nach ihrem
p. 66. Michel, Recueil d'inscr. gr. 453 p. 336. Tode ein Heroon. Nach Eaphorion bei Serv.
Dittenberger, Sylloge 22, 601 S. 373. — 3) Rho- ad Verg. Ecl. 6, 72 (fr. 46 Meineke, Anal.
dos: Uquo. AgräyLixog n\£]Qy[ccl\ug, Athen. Mut. Alexand. p. 78) rief ihn der von seinen Grenz-
16 (1891), 119, 4; Archaeol. Jahrb. 9 (1894), nachbarn bedrängte Grynos (s. d.), der Sohn
28, 3; H. v. Gaertringen, Lnscr. Graec. Ins. 1, des Eurypylos und Enkel des Telephos, zu
66. — 4) Lindos: AgTa^itti. TltQyaica, Foucart, Hilfe und nannte zum Danke dafür eine Stadt
lnscr. ined. de Bhodes nr. 67; Athen. Mitt. Pergamos. Lysimachosgiehtim.ISchol.Eur.Andr.
a. a. 0. 120; H. v. Gaertringen a. a. 0. 784. — 24 (vgl. 32) an, dafs Proxenos, der Zeitgenosse
5) Andeda in Pisidien, Münzlegende: 'Aqtshiö. 30 des Königs Pyrrhos von Epeiros, und Akanthios
risQyu., Head a. a. 0. 589. Vgl. Imhoof -Blumer ; aus Nikomedia dem Pergamos die Leonassa,
Kleinas. Münzen 2, 356, 1. — 6 u. 7) Pedne- die Tochter des Herakleiden Kleodaios, zur
lissos und Pogla in Pisidien, Head&.a,. 0.591. Mutter gegeben haben. Auf Münzen von Per-
Imhoof- Blumer, Kl. ikf. 2, 389, 2. 3. — 8) Atta- gamos erscheint das Haupt des P. mit der
leia in Pamphylien, Eckhel a. a. 0. 3, 11. — Legende TLiQyauog oder ILi^ya^og %xlatr\g,
\)) Sillyon in Pamphylien, fragmentierte In- Mionnet 2, 588 nr. 492. Thraemer a. a. 0. 242, 1.
schritt: MANAIIA, Lanckoronski a. a. 0. 54. — Head, Bist. num. 464. Poole , Catal. of greek
10) Vielleicht Naukratis, woher wahrschein- coins of Mysia 136 pl. 28, 1. Vgl. Eurtwängler,
lieh die im Museum zu Gizeh befindliche In- Arch. Jahrb. 4 (1889), 74. Die geschnittenen
schritt AgtE^idog HiQyccir\g stammt, Journ. of 40 Steine, auf denen man den Kopf des P. er-
hell. stud. 21 (1901), 285 nr. 8. — 11) Ariassos kennen wollte (Brunn, Gesch. d. griech. Künstler
in Pisidien, Kultbild der Artemis P. auf Mün- 2, 573), sind modern, Eurtwängler, Arch. Jahrb.
zen, Imhoof -Blumer, Klein. Münz. 2, 365, 1. — 2, 134 f. Vermutungsweise bezeichnet Poole
12) Selge in Pisidien, dieselbe Darstellung, a. a. ü. 165 die zwei auf der pl. 33, 5 ab-
Imhoof -Blumer a. a. ü. 2, 406, 25. 408, 35. gebildeten Münze dargestellten Heroen als Per-
Gegen die Gleichsetzung der Artemis P. mit gamos und Androklos. Einen offiziellen Kultus
der Artemis Perasia (s. d.), die Usener, Bhein. des P. in Pergamon, den Thraemer a. a. 0. 392
Mus. 23, 351 befürwortet, erhebt Wernkke Anm. 1 zu S. 391 (vgl. 245, 2) für unwahrschein-
a. a. 0. 1397, 12 f. Einspruch. — Nachtrag: Zu lieh hielt, bezeugt die Inschrift r'H.Q](oi Il8Q[yd-
den oben nr. 1 angeführten Münzen von Perge 50 jach (Fränkel, Hie Inschr. v. Pergamon 2, 289
s. auch Th. Rhode, Münzen Aurelians 252, 3 f. S. 219), deren Ergänzung sicher ist nach der
Usener, Bhein. Mus. 58 (1903;, 26 nr. 22. Vgl. Inschrift eines in Smyrna befindlichen, in
Pergasia. [Höfer.] Pergamon gefundenen Reliefs vzaxÖQog Atr7][v&g
Pergamene (Tlsgya^rivi]), Beiname der Ky- Nix,r](p6Q]ov yjqwi IlsQyäuio[i , Bert. Piniol.
bele auf der Weihinschrift eines Reliefs, das Wochenschr. 1884, 286. Journ. of hell. stud.
die Göttin in der bekannten Darstellung mit 5, 261. Archaeol. Zeit. 44 (1884), 71. Das
zwei Löwen zeigt (Mtjttiq ftsüv Jltpyaftrjvjj), Resultat, zu dem Thraemer a. a. 0. 243 f.
C.I.G. 4, 6835. Hütschke, Bildw. Oberital. 5, über Pergamos kommt, ist kurz folgendes:
806 S. 316. Zum Meterkultus in Pergamon s. 'Der epirotische Heros P. ist zum Eponymos
Bd. 2 Sp. 1653, 42 ff. Sp. 2852, 40 ff. Sp. 2858, 60 von Pergamon geworden aus Schmeichelei
40 ff. [Höfer.] gegen Alexander den Grofsen und seinen Sohn
Perganieuos (niQya^rivög) , Beiname des Herakles. Pergamos in seiner Wanderung nach
Asklepios auf Weihinschriften 1) aus Epidau- der Stadt des Kaikosthaies ist ein mythischer
ros, J. Baunack, Aus Epidauros S. 14 zu 70. Reflex der geschichtlichen Thatsache, dafs das
Cavvadias Fouilles d' Epidaure 137 S. 58. — Blut der Aiakiden mit dem Sohne des Make-
2) unbekannter Herkunft, doch nach Thraemer donierkönigs in Pergamos seinen Einzug ge-
bei Pauly-Wissoioa 1, 1679, 41 vielleicht aus halten hat.' Vgl. auch Eick-Bechtel, Griech.
Epidauros verschleppt, C. 1. G. 3, 6753: ka- Personennamen 423. Auch auf Aigina wurde
62*
1959 Pergasia Peribaso 1960
Pergamos verehrt, wenn die Inschrift eines Herod. 5, 92 das unschätzbare Zeugnis über-
Altars "Hqcov "1EPAIIS2I von Fräukel, Inner. liefert, dafs Eetion, der Vater des Kypselos
Graec. Pelopon. 1 nr. 10 p. 7 richtig zvl"Hqcov und Grofsvater des Periandros, sein Ge-
IIsQ{y)(x[ii]cot ergänzt wird. Fränkel nimmt schlecht auf den Poseidon söhn Kaineus
an, dafs das y durch Versehen des Steinmetzen zurückführte: so kehrt ein Beiname des gött-
weggelassen worden sei, und dafs Pergamos liehen Ahnherren als Name eines seiner JSiach-
als Enkel des Aiakiden Achilleus wohl auf kommen wieder. Vgl. Podaleirios (s. d.) als
Aigina einen Kult haben konnte. Sollte aber Beiname des Apollon und Name seines Enkels,
für "Hqcov nicht rjgcoL oder "i]q(ovl (vgl. hier- [Höfer.j
über d. Art. Plutodotes nr. 5) zu lesen sein, 10 Periapis (IltQLuTiig) , wie fast alle Hand-
wie auch auf den beiden oben angeführten In- Schriften bei Apollod. 3, 13, 8 bieten und auch
schriften Pergamos beidemal durch i'jQcog be- Bd. 2 s. Menoitios Sp. 2797, 43. Bd. 3 s. Pa-
zeichnet wird? — 2) Die Stadtgöttin von Per- troklos Sp. 1691, 29 angegeben ist, der Name
gamos erscheint mit Mauerkrone, langem Chi- der Tochter des Pheres, die dem Menoitios
ton und Peplos, auf ein Scepter gestützt, der den Patroklos gebar, ist falsche Lesart statt
als Amazone dargestellten Stadtgöttin von IJtQLcoTtig, das der cod. Paris. 2722 bietet.
Smyrna, die Hand zum Bunde reichend auf Diese Periopis ist wohl identisch mit der
Münzen von Smyrna mit der Legende £[wq- Eriopis (s. d. nr. 3) genannten Tochter des
veciav 'O^övoia IltQycc^rivwv, Poole, Catal. of Pheres, der Gemahlin des Oileus (s. d. Bd. 3
the greek coins of Ionia pl. 39, 9 p. 305, 501 f. 20 Sp. 749, 38 ff.). Periopis verhält sich zu Eriopis
Macdonald, Catal. of greek coins in the Hun- wie Periboia zu Eriboia. Über Apollodors
terian collection 2, 391, 287. [Höfer.] Quelle s. H. Kullmer, Jahrb. f. Phil. Suppl. 27
Pergasia (Jlfpyaöio;), Beiname der Artemis= (1902), 555, der hier UBQidiTag, im Register
Pergaia (s. d.), Steph. Byz. 517, 11 und dazu S. 799 Periapis schreibt. [Höfer.]
Lobeck, Path. 425. Usener, Rhein. Mus. 23 PeriandosV (iJtQltxvöog'?), Vater des Daskylos,
(1868), 351 mit Anm. 106. Vgl. Pergasos. des Gründers der karischen Stadt Daskylion,
[Höfer.] Steph. B. v. AccgxvIlov; s. Meineke z. d. St.: ' Ut-
Pergasides s. Pergasos. Qiavdov, nomen suspectum'. | Stoll.J
Pergasos (IleQyaoog), Vater des Deikoon Peribasie s. Peribaso.
(IIsQyccaidrig), Hom. II. 5, 535. Tzetz. Alleg. 30 Peribaso (UtQißaoö}) f] ÄcpQodLx)], Hesych.
5, 74. Man darf wohl kaum mit Fick-Bechtel, Auch bei Clem. Alex. Protr. 2, 39 p. 33 P.
Die griech. Personennamen 421 zur Erklärung kcpQodlzw IltQißaaly yitv oi kqytloi, 'Exkiqu dt
den Namen des attischen Demos ütQyccar] her- Ä&rjvuloi ncci KaXlntvyco ftvovßi £vqccxov6ioi,
anziehen Nach Usener, Rhein. Mus. 23 (1868), r\v NixccvdQog (Schneider , Nikandrea fr. 23
351 f. ist Zusammenhag mit dem Namen der S. 32) 6 Ttoir\xi]g KalXiylovxov -xov %iv.h]v.tv
Artemis, UtQyaGia (Steph. Byz. p. 517, 11; vgl. wird für IltQißaöLy mit Dindorf im Thesaur.
Lobeck, Path. Prol. 425 f.), anzunehmen. s. v. IlsQißccaw und Lobeck, Rhemat. 322
[Höfer.] Aglaoph. 733 HsQLßixooi zu lesen sein. Ob die
Perge (üi^yr]). Die Stadtgöttin von Perge von Clemens Alex, und dem Scholiasten (FIsqi-
in Pamphylien erscheint (inschriftlich bezeugt) 40 ßaaa> = aoxrjuoTtoiog) sowie von Welcher , Gr.
mit Mauerkrone und umschleiertem Haupte Götterl. 2, 714. Preller-Robert 379, 2 ange-
auf einer Münze dieser Stadt, Hill, Cat. of nommene obseöne Bedeutung die ursprüng-
the Greek coins of Lycia, Pamphylia etc. 129. liehe ist, ist fraglich. Tümpel bei Pauly-
Vgl. Imhoof- Blumer, IUeinas. Münzen 2, 330, Wissowa s. v. Aphrodite Sp. 2738 erklärt 11t-
23; andere Darstellungen mit Füllhorn, Steuer- Qißccam von TttQißaivttv = c cc^vvta&ai ' als
rüder etc. ebeud. 333, 35 Taf. 11, 8. 329, 19. ■n.QÖazaxig, äuvvrttQcc = f Stadtverteidigerin '
331, 26. 332, 31, 33. [Höfer.] und weist auf den von Telesilla der Aphrodite
Perialkes (ntpi.a;ix7js), Sohn des Bias u. der in Argos errichteten Tempel hin, den die
Pero (s. d.), der Tochter des Neleus, Bruder des Dichterin der Göttin zum Danke für die liet-
Aretos u. der Alphesiboia, Pherekyd. im Schol. 50 tung der Stadt vor den Lakedämoniern ge-
Od. 11, 287. Fustath. p. 1685, 46; Vater des stiftet haben soll, Paus. 2, 20, 8. Möglich
Talaos, Schol. U. 2, 565. [Stoll.] scheint mir auch, den Namen P. auf eine
Periallos (IltQLullog), Freier der Penelope, Statue der Aphrodite zu beziehen, die im
Apollod. Fpit. 7, 29 p. 235, nach Wagner Gegensatz zu dem archaischen Typus mit ge-
a. a. O. an einer interpolierten Stelle und aus schlossenen Füfsen (xolg itod avußtßrjHwg
nÜQulog (Apollod. a. a. O. 7, 27 p. 234) ent- Apollod. 3, 12, 3. Pollux 3, 91 Hesych. s. v.
standen. [Höfer.] Alytivtxiiiä %Qyec. Philostr. vit. Apoll. Tyan.
Periandros (IltQiavdQog), Beiname des Po- 4,28. 6, 4) die Göttin mit gekreuzten (TttQißccörjv
seidon, Anonym. Law. in Anecd. var. ed. iaxl xb inaXkd^ai xovg itodccg, Pollux 3, 90)
Schoell-Studemund 1, 267. Es ist dies ein neues 60 oder schreitend getrennten Füfsen (vgl. Plut.
schönes Beispiel für die von Usener, Götter- Artax. 9) darstellte, wofür allerdings der ge-
uamen 361 aufgestellte Behauptung, dafs oft bräuchlichste Ausdruck diaßtßt]%wg ist, Plut.
hinter alltäglichen Namen alte Götter stehen. Mor. 779 e. Philostr. Imag. 1, 16. Oder hat
IltQLccvdQog fder Ubermann' ist ein bezeich- P. einen ähnlichen Sinn wie jjtQOCpolxig, ovqu-
nender Name für Poseidon, an dem oft die vovpoixog etc. und bezeichnet die am Himmel
gewaltige Körperkraft (vgl. die Epitheta tvQva- herumwandelnde Lichtgöttin, oder lautete die
■iftvrig, tVQvßlug, iityaloa&tv^g, ^tyaa&tvTqg ursprüngliche Form gar nicht ILtgißctoü), son-
u. s. w.) hervorgehoben wird. Nun hat uns dem barg in ihrem zweiten Bestandteil die
1961 Peiiboia Periboia 1962
Wurzel qpa, qpar 'leuchten', wozu man vgl. soll von ihrem Vater als Tribut mit Theseus
Usener, Rhein. Mtis. 23 (1868), 353? [Höfer.] nach Kreta gesandt worden sein, woraus Pau-
Periboia (risgißoici, vgl. Hesych. s.v. nsgi- sanias (1, 42, 2) auf eine Abhängigkeit Megaras
ßotog' vmgriaog) 1) Na, jade, von Ikarios Mutter von Athen schliefst. Minos liebt sie, stöfst
des Thoas, Damasippos, Imeusimos, Aletes, jedoch auf den Widerstand des Theseus, dem
Perileos und der Penelope (Apollod. 3, 10, 6 ; er dann im Zorne die Abstammung von Po-
Tzetz. zu Lyk. 511. 792). seidon bestreitet (Paus. 1, 17, 3). Theseus
2) Jüngste Tochter des Gigantenkönigs heiratet Periboia, die Mutter des Aias (Plut.
Eurymedon, von Poseidon Mutter des ersten Thes.29). Nach den Attika des Istros (Athen. 13,
Phaiakenkönigs Nausithoos (Odyss. 7, 56 ff.). 10 557a, vgl. Stat. Silo. 3,5, 48) heifst die von
3) Älteste Tochter des Akessamenos, von Theseus geheiratete Mutter des Aias Meliboia.
«lern Flufsgott Axios Mutter des Pelegon (11. 21, Sonst heifst die Mutter des Aias Eriboia (s.
1 41 ff.). Periapis), Tochter des Alkathoos (s. d. A., woselbst
4) Mutter der am Ufer des Sangarios ge- nachzutragen Diod. 4, 72 mit der Nennung
borenen Zwillinge Keltos und Eübios, von Athens als ihrer Heimat) oder Phereboia.
Meges, dem Sohne des Dymas (Qu. Smyrn. 7, Die Ableitung des Aias von der megarischen
610 f.). Königstochter kann erst in einer Zeit erfolgt
5) Okeanide, von dem Titanen Lelantos sein, als Salamis in politische Abhängigkeit
Mutter der Aura (Nonn. Dion. 48, 241 ff.). von Megara geraten war (Töpffer, Att. Geneal.
6) Bei Nonn. Dion. 40, 146 ff. sagt die um 20 271). Der attischen Sage kam es bei der Ver-
ihren Vater Deriades und ihren Gemahl Orontes bindung Periboias mit Theseus nur darauf an,
klagende Protonoe: ov ybhv iyä> TtoQ-iovcu nag- den Helden Aias für Athen zu gewinnen
tQXO^ica i]dvv 'Ogovrr}v, \ olcc cpvycc g Tis gl- (Fleischer ob. Bd. 1 Sp. 121; Töpffer a. a. 0. 274).
fioia. ual ov Ttots na^ntvXov vScog | clip ccva- — Dargestellt ist Periboia auf einer schlanken
6tigä£ov6a cpvXd£onai vygbv uY.oixr\v. apulischen Amphora (Orerbeck, Gallerie 1,276;
7) Eine der 6 Töchter — neben 6 Söhnen Taf. 13 Nr. 7): mit der Geberde tiefster Trauer
— desAiolosundder Telepatra (Schol, Od. 10, 6). steht der kahlköpfige Telamon auf seinen
8) Eine der beiden ersten, durchs Los be- Krückstock gestützt vor Aias, der sich noch
stimmten lokrischen Jungfrauen, welche auf einmal zum Vater und zu der Mutter ernst zu-
ein Orakel während eines tausendjährigen 30 rückwendet. Letztere, welche ebenfalls kahl-
Zeitraums nach Troja geschickt wurden, um köpfig scheint, das Haar in Trauer geschoren,
die dortige Athena zu versöhnen, und welche erhebt das Gewand vor das Gesicht, um die
das Heiligtum ausfegen und besprengen mufsten Thränen zu verbergen.
mit geschorenem Haar, in blofsem Chiton und 11) Tochter des Hipponoos, Gemahlin des
unbeschuht (Apollod. epit, 6, 20 f.). Hervor- Oineus, Mutter des Tydeus (Schol. Eur. Phoin,
gerufen war der Zorn Athenas dirrch den Frevel 133). Nach der Thebais erhält sie Oineus bei
des Aias gegen Kassandra (Plut. de ser. num. der Eroberung von Olenos als Ehrengabe (so
vind. 557 Z), wo die angeführten Verse nach auch Hyg. fab. 69. 70); nach Hesiod sendet ihr
Herwerden aus der Iliu Persis des Arktinos Vater sie, nachdem sie "von Hippostratos ver-
stammen; Schol. II. 13, 66, wo die Aitia des 40 führt worden ist (Hes. fr. 126 6r.), zu Oineus,
Kallimachos zitiert werden). Die Jungfrauen der sie _töten soll (Apollod. 1, 8, 4 f.). Nach
wurden aus 100 Häusern erlost (Polyb. 12, 5). andrer Überlieferung behauptet sie, von Ares
Vgl. auch Tzetz. zu Lyk. 1141. schwanger zu sein; Oineus, der kürzlich seine
9) Gemahlin des Königs Polybos von Korinth. Gattin Althaia verloren hat, vermählt sich mit
Dessen Hirten bringen ihr den auf dem Ki- ihr und zeugt den Tydeus (Diod. 4, 35). Wieder
thairon gefundenen kleinen Oidipus, der später eine andre Sage berichtet, dafs Hipponoos sie
vergebens von ihr Auskunft begehrt, als seine zu Oineus schickte, weil sie von diesem ge-
Genossen ihn ein untergeschobenes Kind schelten schwängert worden war (Apollod. a. a. 0.).
(Apollod. 3, 5, 7). Nach andrer, und zwar Schliefslich lautet eine Version, Oineus habe
alter Sage nimmt sie selbst das ausgesetzte 50 sie vergewaltigt und ihr Vater sie dann mit
Kind auf, als sie am Meere wäscht (Hyg. fab. 66); dem Knäblein Tydeus Schweinehirten über-
später kommt sie nach Theben und teilt dem geben (Plut. Prov. 1, 5). — Pacuvius schrieb
Oidipus mit, dafs er untergeschoben sei (fab. 67, eine Periboea, von welcher eine Anzahl Bruch-
ältere Fassung). In dieser Überlieferung gilt stücke erhalten ist (Ribbeck, Trag. Latin.
sie als Königin von Sekyon (vgl. Schol. Eur. S. 93 ff.), ohne dafs jedoch Inhalt und Gang
Phoin. 26; Bethe , Tfieb. Heldenl. 67 A. 38). — der Handlung sich feststellen liefse (vgl. Welcker,
Eine Thonschale mit geprefsten Figuren und Gr. Trag. 1222ff; Ribbeck a. a. 0. 297ff.). -
Namensbeischriften aus Tanagra im Louvre In der herbeieilenden Frau auf der Vorder-
(Monum. grecs publ. par l'assoc. pour Vencourag. seite einer in Armento gefundenen Amphora
1885—88 pl. 8 p. 48 = Benndorf, Vorlegebl. 60 wollte 0. Jahn (Arch. Zeit, 25, 33 ff.) Periboia
1889, 8,4 = Robert, Homer. Becher 76) zeigt erkennen, welche dem Tydeus zur Seite stehe,
in zwei Scenen Periboia, wie sie den eben in wie Deianeira ihrem rechten Bruder gegen den
einem Körbchen angeschwemmten Oidipus auf- Stiefbruder. Doch billigt er später selbst die
nimmt und wie sie ihn als eignes Kind dem Deutung von Kekule auf den Tod des Meleagros
Polybos übergiebt (vgl. Bethe a. a. 0. 68 ff). (ib. 120; Forchhammer, ib. 101, wollte in der
10) Tochter des Alkathoos, Gemahlin des Frau die zweite Schwester Gorge erkennen).
Telamon (Xen. Kyneg. 1, 9) und Mutter des 12) Die Schlangen, welche dem Laokoon
Aias (Apollod. 3, 12, 7; Paus. 1, 42, 4).~#Sie und seinen Söhnen Verderben bringen, nennt
1963 Peridea Perigune 1964
Lysimachos (Serv. Verg. Aen. 2, 211) curifin et Eine Tochter des Perieres De'idameia war von
Periboeam, nach andrer Lesart Porcen et Chart- Thestios Mutter der Althaia und des Argo-
boeam. [Heinrich Lewy.] nauten Iphiklos, Schol. Ap. Bhod. 1, 201. —
Peridea, -dia (UsqiSbk, -diu), 1) Von Kleo- Deimling, LelegerS. 118ß. Müller, Orchom. 139.
dotos (Kleodaios). dem Sohne des Kyllos, Ourtius, Peloponn. 2, 124. Preller. Gr. Myth.
Mutter des Temenos, Tzetz. Byk. 804 (Ilegi-dta). 2, 90. 1. Gerhard. Gr. Myth. 2 8 653, 1. 3.
— 2) Gemahlin des Lelex (s. d.), dem sie den S36. 838. S. 239 f. Stamnitfl. P. 1 u. 2. Thrae-
Myles, Polykaon, Boniolochos (?) und die The- mer, Pergamos 135, 1. 136. 138 f. Etymologische
rapne gebar, Schol. Eur. Or. 626, wo Schwartz Deutungsversuche b. Pott, Studien z. gr. Myth.
TlsgiSUri schreibt mit Schol. Vat.. während die 10 Jahrb. f. Philol. 1859 Suppl. 3, 326 f. Usener,
übrigen Handschriften Tl^giSla haben. Den fih Mus. 23 (1868). 352. 2) Vater des
Ausschlag zu geben scheint mir - - 3) Verg. Mantineers Halirrhothios , den ihm Alkyone
Aen. 12, 515 zu geben: Der von Aineias ge- gebar, Schol. Pind. Ol. 10. 83. — 3) Vater
tötete Thebaner Onites (fehlt s. v.) heifst matris des Boros, des Gemahls der Polydore, einer
genus Peridlae: also ist für alle drei Namen Tochter des Peleus, II. 16, 177. Apollod. 3,
dieselbe Form Tlspidzict fdie Furchtsame' an- 13, 1. Nach den Schol. P. 1. 1. war er Sohn
zunehmen. [Höfer.] des Dioplethes, Enkel des Myrmidon. —
Perieres (IIsQLriQr}g, über die Form LTtpinog 4) Wagenlenker des Thebaners Menoikeus, der
bez. JTfpi'rjp bei Alkman fr. 149 Bergk4 (— Et. zu Onchestos den Minyerkönig Klymenos von
M. 663, 53) s. Lobeck. Prol. Patli, 282. Bergk 20 Orchomenos durch einen Steinwurf verwundete,
a. a. 0.), 1) Sohn des thessalischen Aiolos dafs er starb. Dadurch entstand ein Krieg
und der Enarete, Enkel des Hellen, Bruder zwischen Orchomenos und Theben, und die
des Kretheus, Sisyphos, Athamas, Salmoneus, Thebaner wurden zu einem Tribut verpflichtet,
De'iou, Magnes, Hesiod (fr. 25 Bz) b. Tzetz. L. von welchem später Herakles sie befreite,
284. Schal, Pind, Pijth, 4, 252. Apollod. 1, 7,3; Apollod. 2, 4, 11. [Stoll.]
Stammvater der messenischen Aioliden. Er Periergos (TIsQisQyog), Bruder des Phorbas
machte sich zum König in Messenien, wo An- ('s. d.), wahrscheinlich Sohn des Triopas, der von
dania seine Residenz war (Paus. 4, 3, 4), und Thessalien nach Karien gewandert war und
heiratete die Argiverin Gorgophone, Tochter Triopion gegründet hatte (Diod. 5, 61); Phorbas
des Perseus (Apollod. 2, 4, 5), welche ihm den 30 wenigstens heifst Sohn des Triopas b. Hot».
Aphareus u. Leukippos gebar, Paus. 4, 2, 2. 3. Hymn. 2. 33. Hyg. P. A. 2. 14. Nach des
Diesen zwei Söhnen des Aioliden Perieres fügt Phorbas Tod entstand unter seinen Genossen
Apollod, 1, 9, 5 noch den Tyndareos u. Ika- Streit. Die einen zogen nach dem dotischen
rios hinzu, sagt aber, dafs viele den Perieres Gefield in Thessalien zurück; Periersros nahm
nicht als Sohn des Aiolos, sondern als Sohn mit seinen Begleitern Kameiros in Rhodos in
des Kynortas und Enkel des Amyklas angeben. Besitz. Unterwegs fluchte er seinem Bruder
Diese letzte Sagenform ist die lakonische. Phorbas, Avovon die Inseln 'Agceiai zwischen
Stesichoros fr. 61 Bergk* 226 b. Apollod. 3, Knidos und Syme ihren Namen erhielten.
10, 3 u. Tzetz. L. 511 sagt, dafs Perieres, der Phorbas litt mit seiner Schwester Parthenia
Sohn des Kynortas, mit Gorgophone, der Toch- 40 Schiffbruch, und beide kamen nach Ialysos
ter des Perseus, den Tyndareos u. Ikarios, auf Rhodos. Dieuehidas b. Athen. 6 p. 262 e
Aphareus u. Leukippos gezeugt habe. Andre u. f. Mehr s. unter Phorbas. [Stoll.]
behaupteten, der Aiolide Perieres sei Vater Perigeioi Daimones (TIzoLysioi Saifiovss),
des Aphareus u. Leukippos (messenische Sage), Origines adv. Celsum 8, 54. 60. 62. — Von
dagegen Perieres, der Sohn des Lykortas, sei Eust. ad Hom. 77. 16, 233 Zsv avu JaScovaT?,
Vater des Oibalos gewesen, Oibalos aber habe TIslaayiy.i wird Ilsloccyniög u. a. durch crspi-
mit der Nymphe Bateia den Tyndareos, Hip- yttog erklärt. THöfer.]
pokoon u. Ikarion gezeugt (lakonische Sage), Perigune (IlsQiyovvri), Tochter des Sinis
Apollod. 3, 10, 4; vgl. Schal, Eur. Or. 447. (s. d.), die von Theseus den Melanippos (s. d.
Nach Paus. 3, 1, 3. 4 war Oibalos des lake- 50 nr. 4) gebar - über den im Geschlecht des
daimonischen Kynortas Sohn und zeugte mit Melanippos üblichen Kult bestimmter Pflanzen,
Gorgophone den Tyndareos, welcher, von Hip- der im Zusammenhang mit der Ahnmutter
pokoon und Tkarios vertrieben, nach Messenien Perigune (O. Wulff, Zur Theseussage 191, 146)
zu Aphareus, dem Sohne des Perieres, floh. steht, vgl. d. A. Ioxos — . Später gab Theseus
Aphareus war durch die Mutter Gorgophone ein sie dem Deioneus (s. Deion nr. 2), dem Sohne
Bruder des Tyndareos; denn Gorgophone war des Eurytos aus Oichalia zur Gattin, Flut,
zuerst Gemahlin des Aioliden Perieres und Thes. 8; vgl. Paus. 10, 25, 7. Athen, 13, 557 a.
dann nach dessen Tode Gemahlin des Oibalos "Wenn Hyg. f. 118: Nisus Martis ßlius sive
gewesen, Paus. 2. 21, 8. So sind die messe- ut alii dicunt Deionei fdius richtig überliefert
nische und lakonische Sage vielfach vermischt fio ist, wäre Perigune Mutter des Megarerkönigs
worden, doch heifst Hippokoon nie Sohn des Nisos (s. d.). Über die Annahme einer Er-
Perieres und der Gorgophone, dagegen Apha- wähnung der Perigune in der Heimle des Kalli-
reus und Leukippos nie Söhne des Oibalos machos s. F. A. Naeke, Opusc. Philol, 2, 175.
und der Bateia; Tyndareos und Dcarios sind Schneider, Calliwachea 2, 186. Nach Lobeck,
durch Gorgophone immer Brüder des Aphareus Pathol. Prol, 226 ist der zweite Bestandteil
und Leukippos, diese aber nie Brüder des des Namens nsQiyovvrj derselbe wie in Msh-
Hippokoon. — Ein Sohn des Aioliden Perieres yovvig (s. d.); Namen wie 'PoSoyovvrj , <I>qcctcc-
war Pisos, Gründer von Pisa, Paus. 6, 22, 2. yovvr\ gehören wohl nicht hierher. Pott, Kuhns
1965
Perikastor
Perikionios
1966
Ztschr. f. vgl, Sprach f. 6, 133 leitet HaQiyovvr\
von TtSQiylyvofiat im Sinne von 'siegreich, be-
siegend' ab. Darstellungen der Perigune
werden angenommen von Panofka, Arch. Zeit.
8 C1850), 231. Schuh, Die Amazonenvase von
Furo 7. Jahn, Arch. Beitr. 35f. Heydemann,
Vasens. d. Mus. Naz. zu Neapel S. 295. 298, 3.
[Höfer.l
Perikastor (ZIspijtaffToap), Vater der Andro-
fchoe, s. Peristhenes nr. 2 ; Pherekyd, b. Schol.
Par. Ap. Bhod, 4, 1091 S. 516, 1; v. 1. Kastor.
[Stoll.l
Perikionios (nsgixtöviog) , Beiname des
Dionysos, Orph. hymn. 46 (Bax%ov ttzqi-aiovLov
friwiaiici . . y.h'ulrjCY.co Bdv.%ov ■negixiöviov), Schol.
Eur. Phoen. 649 (s. u.). 0. Müller, Handb. d.
Arch. d. Kunst.2 S. 45 § 66, 1. Creuzer,
Symbol. 3, 109. F. A. Voigt, oben Bd. 1 Dio-
nvsos Sp. 1047, 30 ff. E. Thraemer ebend,
Sp. 1090, 60f. Maafs, Hermes 26 (1891), 187, 2.
Kaibel ebend. 27 (1892), 257, 1. Kern, Arch,
Jahrb. 11 (1896) 113 ff. und bei Pauly-Wissoira
s. v. Baumkultus S. 161. Preller- Robert 661.
715, 3. Zu Eur. Phoen. 651 ff. Bgouiov . . .
xtGGog ov Tt£Qi6T£cpi)g e'Xixrog 8v&vg £tl ßg?(pog
XXortcp6gotGir Hgvsßiv •ActTCiGv.ioiGiv bXßiGag
tvmTißsv lautet das Schol.: 4i6waov xtaabg
f^cod'iv TtsgnrXctxflg 'tri ßgtcpog övra xcctä xov
vmrov ixccXvipsv. iGTOQSi yag MvctGtag, ort
tüv Kaduzicov ßaciXsuov KtgccvvaiTfvToov xiGGog
■n 8 gl xovg xtovccg cpvtlg txäXvibsv ctvtöv,
oTTcog iii] av&rititgbv y.ccl iv iiwStvl to ßgtcpog
diacp&agf] \xc<Xvcp&iv v.iggco]. Stb xal tcsqi-
k 1,0 v 10 g 6 fttbg ixXrjQr\ itctga ©rjßcdoig. Nach
Eiitripides also schützt kühlender Epheu um-
rankend den neugeborenen Gott vor dem
Schicksal seiner Mutter, und Mnaseas läfst
diesen Epheu rregl rovg v.iovag des vom
Blitze getroffenen Palastes wachsen, dessen
Trümmer Dionysos selbst später a^ntlov Ttigii,
ßorgvdoSsi %Xov (Eur. Bakch. 41 f.) umwachsen
liefs. Creuzer sieht in Dionysos P. den
„Säulengott" oder „den von der Säule Be-
schatteten" und vergleicht die Säule des Mal-
kandros (Plut, Is et Os. 15 f.), die aus der
Erikastaude verfertigt war, die den Sarg des
Osiris iimwachsen hatte. Gegen Maafs, der
in Perikionios den „rankenden Gott", ungefähr
gleichbedeutend mit Dionysos TIlaravtGtrig
(s. d.) oder "EvSsvSgog. erkennt, erhebt m. E.
mit Recht Einsprach Kaibel, ohne leider eine
positive Ansicht zu äufsern. Voigt und Thrae-
mer glauben mit Bezug auf den Dionysos
KiGGog in Acharnai (Paus. 1, 31, 6), dafs die
Thebaner den Gott unter dem Bilde des um-
rankenden Epheus verehrt hätten. Kern hat
die schon von O. Müller (vgl. auch Panofka,
Abhandl. d. Berliner Äkad. 1852, 384 [vgl. 382]!
C. Bö'tticher, Baumkultus der Alten 228. Over-
beck, Sachs. Ber. 16 |~1864], 136, 53. Newton-
Birch, Arch. Zeit. 11 [1853], 125) geäufserte,
wie es scheint, ihm unbekannt gebliebene
Vermutung', dafs der thebanische Dionysos P.
eine mit Epheu umrankte Säule gewesen sei,
von neuem vorgebracht. Er weist mit Over-
beck, Sachs. Ber. 1864, 153 auf das Orakel
bei Clem. Alex. Strom. 1 p. 418 GtvXog ©rj-
ßaioiGi AimvvGog noXvyri&ijg , identifiziert
dieses Kultsymbol mit dem Dionysos KccSpog
auf der Burg von Theben, einem Stück Holz,
das angeblich zugleich mit dem in das Gemach
der Semele schlagenden Blitz vom Himmel
herabgefallen und auf Geheifs des Polydoros
mit Erzbekleidung versehen worden war (Paus.
9, 12, 4), und zieht zum Vergleich die Dar-
stellung auf zwei attischen Lekythen heran:
in der Mitte befindet sich eine Säule, von der
10 zwei (bez. eine) grofse, bärtige Masken herab-
hängen; von beiden Seiten nahen sich je zwei
Frauen mit Epheuranken, um die Säule, welche
durch die Maske als der lebendige Gott selbst
charakterisiert wird, zu bekränzen, also um
dasselbe zu thun, wie der ßovxoXog bei Eur.
fr. 202 (Clem, Alex. a. a. O.) tvdov dh &aXänotg
ßovxöXov . . . Kouävra KiGGcb GtvXov sviov &eov.
Aber an dieser Stelle ist von einer Bekränzung
gar nicht die Rede, sondern nur von einer
20 Säule des Gottes, die von Epheu prangt
(nou-üv -aiggo), vgl. Gruppe bei Bursian 102
(1899), 198, und es liegt absolut kein Grund
vor, für ■xou&vrcc mit Toup etwa tioGuovvTa zu
lesen. Die Schwierigkeit, den Namen P. zu
erklären, hat die Veranlassung gegeben, dafs
Kreufsler ihn bei Passow, Handwörterbuch d.
griech. Spr.B s. v. Hsgixi öviog 'von einer uns un-
bekannten Örtlichkeit' abzuleiten geneigt ist,
und Chr. G. Schwärs, Miscellanea politioris
30 humanit. ("Nürnberg 1721) p. 67 hält es, da
kuov, movig, GtacpvXri wie das lat. columella
uva, uvula den ' Zapfen ' im Schlünde nach
der Ähnlichkeit einer am Stiele sitzenden
Weinbeere bedeutet, für möglich, dafs -xicov
die Weinbeere selbst bedeute, und übersetzt
TIsgi-ALoviog durch 'uvis circumdatus'. M. W.
de Visser, der Verfasser von De Graecorum
diis non referentibus speciem humanuni, teilt
mir gütigst mit, dafs er in der zweiten, dem-
io nächst erscheinenden deutschen Ausgabe in
Addend. zu § 214 (JiovvGog KiGGog) sich in
folgendem Sinne äufsern werde: Der Name P.
scheint nicht einfach genug, um ein alter
Kultname zu sein wie D. KiGGog. „Der die
Säulen umschlingende — ähnlich Bö'tticher
a. a. O. 'der die Säule umfängt' — ist gekünstelt,
und es ist eher zu glauben, dafs der Name
einem vielleicht thebanischen Dichter entlehnt
ist, der den Epheu und zugleich den Gott
50 damit bezeichnete. Euripides spricht nicht
von Säulen; vielleicht hat Mnaseas die Säulen
clem alten Mythos hinzugefügt, um eine Er-
klärung des Namens zu geben." Dies letztere
ergiebt sich mit Bestimmtheit aus den oben
Sp. 19fi5, 31 gesperrt gedruckten Worten, die nur
zu deutlich verraten, dafs sie zur Erklärung der
dem Mnaseas selbst nicht mehr bewufsten ur-
sprünglichen Bedeutung von P. konstruiert
sind. Dagegen ist m. E. die Annahme einer
m aktivischen Bedeutung von Trsgmioviog 'die
Säulen umschlingend' nicht möglich. Ilsgixi-
öviog ist doch ebenso aufzufassen wie Ttsgixlcov
und das synonyme nsgiGtvXog (vgl. Pollux 1,
78: etitoig d' av rbv TtsgiGrvXov xönov xecl itF-
giKiovcc — nal yccg GtvXog xccl Y.lav <>vo\iäts-
tca — ), und diese bedeuten stets 'mit Saiden
umgeben', und in dieser Hinsicht, in der pas-
sivischen Auffassung von TIsgtKiöviog, hat
1967 Periklos Perilaos 1968
Schwarz a. a. 0. trotz seiner sonst verfehlten Grausen vor dem grimrnicren Tydeus zu ver-
Erklärung (vgl. auch oben die Creuzemche mehren. Dagegen mit Recht Bobert, Bild
Definition) Recht. So steht jr?pnuW passivisch: und Lied 21: die Ermordung erfolgt im Ge-
TtSQixiovsg vaoi Eur. Jph. T. 405. IIi:Qiy.iovsg mach der (nackt dargestellten) thebanisehen
9-äla^oi Eur. fr. 370, 5; vgl. Soph, Ant, 285 Königstochter, deren Liebhaber Periklymenos
(aiicpixioveg vaoi) u. Eust. ad Hom. II, 706, 22: ist; vgl. die Hypothesis des Salustios zu So-
ä{iq)iidoveg vaoi ol nioai %vy.Igi nsQisßxvla- phokles' Antigone: Miuvfouog df' qprjöi zt]v uhv
\i£voi; ferner avli] rtsgiorvlog, Herod. 2, 148. 'I6ur\vr\v 7tQ06ouilovaav 0so-nlvuev(p virb TvSsag
153. Musonios bei Stob. Floril. 1, 84 p. 38, 17 yiaTa'A&vväg iyniUvaiv rslsvrTjüai, wo Qsonlv-
M. Tlepiatvloi douoi Eur. Andr. 1099. Man 10 usvco nicht eine Variante, sondern eine Ver-
kann also m. E. den Dionysos P. nur als den derbnis des wirklichen Namens nsoixlvyfvw
fvon Säulen umgebenen' D. interpretieren d. h. sein wird, wie schon Preller 23, 363 an-
den Gott, dessen Kultbild in besonders äugen- genommen zu haben scheint. Die unter Mi-
fälliger "Weise von Säulen oder von einer säulen- mnermos1 Namen überlieferte Gestalt der Sage
artigen Brustwehr oder säulenartigen Gittern darf auf die Thebnis zurückgeführt werden,
umgeben war. Als ähnliche von dem Stand- 4") Sohn des (Poseidonsohnes-) Neleus und
punkt der Kultbilder abgeleitete Epikleseis der Chloris, der Tochter Amphions, Pylier
lassen sich anführen Xaltiioixog (XalnoTtvlog), (Od. 11, 281 ff.; Diod. 4, 68; Hyg. fab. 14;
TIoo&VQaia, LTgonvlaia, ÜQOvaog, Hgovaia Apollod. 1, 9, 9; patre Neptuno gentium, Sen.
u.s.w. [Höfer.] 20 Med. 635), und zwar der älteste (Apoll.
Periklos (WetxXog), Kodride auf Teos, von Bhod, 1, 157; Diod, a. a. 0.), hervorragend
wo ihn die Phokaier holten und zu ihrem tapfer (ApöU. Bhod. 1, 158 f.; Apollod. 2, 7, 3, 1;
Könige machten, Paus. 7, 3, 10. Dibbelt, Valer. Flacc. 1, 388 ff. , wo der caestus als
Quaest. Coae myth. 37. Gruppe, Bursian 85 seine Waffe genannt wird, vielleicht weil die
(1895), 276; vgl. Busolt, Gr. Gesch. I2, 316, 5; um Hände und Arme gewickelten Riemen an
vgl. 311. [Höfer.] die rankende Pflanze 7r£pncfo'ifi£i'os erinnerten),
Periklymene (Tl£QiM.lviitvr\) , Tochter des Herr über Methone, Elis und Aulon (Valer.
Minyas u. der Klytodora, Gemahlin des Pheres, Flacc. a. a. 0.), Argonaut (Pind, Pyth. 4, 310;
Mutter des Admetos, Schol. Ap. Bhod. 1, 230. Apoll. Bhod, a. a 0.; Orph. Arg. 155; Apollod.
Hyg. f. 14 (wo fälschlich Minos für Minyas 30 1, 9, 16,9; Hyg. a. a. 0.; Valer. Flacc. a. a. 0.).
gelesen ward\ Andre nennen sie Klymene, Sein Grofsvater Poseidon hat ihm die Gabe der
wie Schol, Eur. Ale. 17. Buttmann, Mythol. Verwandlung verliehen (Hesiod bei Schol, Apoll.
2, 200. 216. Müller, Orchom. 138. 141. 256 f. Bhod, 1, 156 und bei Eust. zu Od. 11, 285
Proleg. 306. Deimling, Leleger S. 134; vgl. oben p. 1685, 61; Apoll. Bhod. a. a. 0.; Schol. dazu,
Bd. 2 Sp. 3019. 3. [Stoll] wo auch Euphorion zitiert wird; Apollod, 1, 9, 9;
Periklymenos (nsoiy.Xvysvog) 1) Beiname des Ov. Met, 12, 556 f.; Sen, Med, 635), und zwar
Pluton (Hesych,). — Vgl. Klymenos. kann er nicht nur Tier- sondern auch Baum-
2) Ein Freier der Penelope (Apollod. epit. gestalt annehmen (Hesiod bei Eust. a. a. 0. ;
7, 29). Euphorion a. a. 0. vergleicht ihn mit Proteus,
3) Sohn des Poseidon (Eur. Phoin. 1156 f.; 40 s. Od, 4, 458). Als Herakles gegen Pylos
Schol. Pind. Nem, 9, 57 ff.; Hyg. fab. 157*) und kämpft, verwandelt Periklymenos sich in eine
der Chloris , der Tochter des Teiresias (Schol, Biene, um ihn anzugreifen, wird aber von ihm
Pind, a. a. 0. , anerkannt von Bethe , Theb. getötet auf Weisung Athenas (Hesiod bei
Heldenl. 60 ; bei Hygin ist der Name der Mutter Schol, Apoll, Bhod. a. a. 0.; Apollod. 1, 9, 9,
ausgefallen) , einer der Verteidiger Thebens nach welchem er vorher Löwen- und Schlangen-
gegen die Sieben, der den Parthenopaios gestalt angenommen hat; Schol. 77. 2, 336;
tötete (Thebais: Paus. 9, 18, 6) indem er ihm Eust, a. a. 0.; Nonn. Dion. 43, 247ff.\ Oder
einen Felsblock von der Mauerzinne aufs er verwandelt sich zuletzt in einen Adler und
Haupt warf (Eur. Phoin. 1157 ff.), am Krenai- wird als solcher durch einen Pfeilschufs tödlich
ischen Thore ( Aristodemos : Schol. Eur. Phoin. 50 verwundet (Ov. Met. 12, 558ff.). Nach andrer
1156). Er jagte den Amphiaraos vor sich her Überlieferung rettet er sich in Adlersgestalt
und würde ihn von hinten durchbohrt haben, (Hyg. fab. 10). — Sein Sohn ist Penthilos
wenn nicht Zeus mit dem Blitze die Erde ge- (Paus. 2, 18, 8) und nach einigen Erginos
spalten hätte, so dafs der Seher mit seinem (Hyg. fab. 10). — Gegen die Behauptung von
Gespann hinabfuhr (Pind, Nem. 9, 57 ff. ; 0. Seeck , Quellen der Odyssee 328 ff. , dafs
Apollod, 3, 6, 8, 4; über die Quellenfrage vgl. kleinasiatische Ionier ihre Gründer auf Peri-
Wilamowitz, Herrn. 26, 225 A. 3 und dagegen klymenos zurückgeführt hätten, wendet sich
Bethe, Theb. Heldenl. 60 A. 22). - - Auf einem mit Recht Töpffer, Att, Geneal, 237 f.
altertümlichen Vasenbild aus Cäre mit bei- Ursprünglich ist Nr. 4 mit Nr. 3 gewil's
geschriebenen Namen (Mon, d. Inst, 1858, 6, <;o identisch (so Bobert, Bild und Lied 21 A.).
tav. 14), welches die Tötung der Ismene durch [Heinrich Lewy.]
Tydeus darstellt, flieht der ungerüstete Peri- Perilaos (TIsQilaog. ntpilscog), 1) Sohn des
klymenos , indem er auf Tydeus' Beginnen zu- Ikarios und der Nymphe Periboia, Bruder der
rückschaut. Welcher, Alte Denkm. 5, 253 ff, Penelope (s. d.), Apoll. 3, 10, 6. Schol. Od, 4, 797.
verlegt die Scene an den Bronnen (vgl. Phere- Die Kinder sowie die Gemahlin des Ikarios
Icydes, Schol, Eur. Phoin. 53) und glaubt, dafs werden sehr verschieden angegeben; vgl. Schol.
Periklymenos sich wie zufällig aufserhalb der Od, 15, 16. 1, 275. 277. Heyne, Obss. zu Apol-
Mauern befinde, um durch seine Flucht das lod. 1. 1. s. Ikarios nr. 2 Bd. 2 Sp. 112, 67 ff.
1969 Perimede Perinthos 1970
Nach peloponnesischer Sage trat Perilaos statt (s. die ähnliche Erzählung von Ares als
seines schon verstorbenen Oheims Tyndareos &ebg yvvavx&v in Argos, Luc. Amor. 30 vgl.
gegen den von den Erinyen verfolgten Orestes mit Paus. 2, 20, 8), Busolt a. a. 0. Furtwänqler
als Kläger auf, Paus. 8, 34, 2;' vgl. Bd. 3 Bd. 1 Ares Sp. 485, 14 ff. Sp. 486, 48. Immer-
Orestes Sp. 989, lff. — 2) Sohn des Leleger- wahr. Kulte u. Myth. Ärkad. 1, 166. Der
königs Ankaios, der die Leleger von Samos Beiname Perimede soll wohl das kluge, ent-
(Kephallenia) nach der jonischen Insel Samos schlossene Wesen der Herrscherin bezeichnen,
geführt haben sollte, und der Samia, einer [Höfer.]
Tochter des Flufsgottes Maiandros, Asios bei Perimede* (üegifiridrig^, 1) Phoker, Vater
Paus. 7, 4, 2. — 3) Troer, von Neoptolenios io des vor Troja von Hektor erlegten Sehedios,
erlegt, Quint. Sm. 8, 294. [Stoll.] II, 15, 515; vgl. Schol. z. d. St. u. 11. 2, 517
Perimede (TJegiuijSrD 1) Eine nach Schol. nebst Schol. — 2) Gefährte des Odysseus, Od.
Theokr. 2, 16 mit Aganiede (s. d. nr. 1)' und 11, 23. 12, 195; abgebildet auf dem polygno-
also wohl auch (vgl. Bd. 2 Medeia Sp. 2843, tischen Gemälde des Hinabgangs des Odysseus
60 ff.) mit Medeia (die Nebenform Mridrj zu in die Unterwelt, Paus. 10, 29, 1, und dar-
Medeia verhält sich zu üngiui]^ wie Klyme- nach wohl auch auf der Vase Monumenti 4,
nos — Periklymenos, Klymene — Periklymene, 19. Bull. Nap. 1 (1843) tav. 6. Arch. Zeit. 2
Kastor — Perikastor) identische zauberkundige (1844), Taf. 18, 2. Gerhard, Arch. Zeit. a. a. 0.
Heroine, Theokr. a. a. O.; vgl. Propert. 2, 4, 18. 294. Welcker, Annali 1845, 211. - - 3) Troer,
Pott, Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprach f. 6, 99. 20 von Neoptolemos getötet, Quint. Sm. 8, 291.
E. Wilisch, Jahrb. f. Mass. Phil, 117 (1878), 4) Sohn des Eurystheus, von dem ge-
730. Zielinski, Philo! . 50 (1891), 148 und kränkten Herakles bei einem Opfermahl mit
Anm. 136. — 2) Schwester des Amphitryon, zwei Brüdern erschlagen, Antikleides fr. 6
Gemahlin des Likymnios, Apollod. 2, 4, 6. p. 148. Script, rer. Alex. Magn. ed. Müller b.
Die Angabe von Wagner im Index p. 304: Athen, 4, 158 a; oder er fiel mit vier Brüdern
'nzQiurjdri Creontis ffilia)' scheint auf einem in der Schlacht des Eurystheus gegen die
Irrtum zu beruhen. — 3) Tochter des Oineus, Athener und Herakliden, Apollod. 2, 8, 1. —
Gemahlin des Phineus, Mutter der Europe 5) Ein mythischer Sänger aus Argos, Lehrer
und Astypalaia fs. d.), Asios frg. 7 Kinkel vieler anderen, Demetr. Phaler. b. Schol. Od.
S. 204 aus Paus. 7, 4, 1. ,4. F. Pott, Jahrb. f. 30 3,267. Eustath, p. 1466,58. Censor. fr. 10 p. 64
klass. Phil, Suppl, 3 (1857—1860), 295. 310. Hultsch; vgl. Lobeck, Aglaopham, 328r.
4 a) eine der Töchter des Aiolos und der fi) Kentaur, Sohn des Peukeus, Hes. Scut. 187.
Enarete (s. d.) bez. Einarete (s. d.), von Acheloos Gerhard, Gr. Myth. 2 § 666, 2. — 7) Freier
Mutter des Hippodamas (s. d. nr. 1) und des der Penelope, Apollod. Epit. 7, 28 p. 234
Orestes (s. d. nr. 5), Apollod. 1, 7, 3. Pott Wagner. [Stoll.]
a. a. 0. 329. — 4b) Vielleicht ist nach 4a mit Perimele (n?giinjXr}), 1) Tochter des Ad-
Müller bei Hekataios von Abderafr.S F. H. G. metos, Schwester des Eumelos, von Argos,
2, 38 aus Schol. Pirna. Ol, 3, 28 zu lesen Tlt- dem Sohne des Phrixos. Mutter des Magnes,
giliriArtg tov AioXoi' statt Iltgiu^Arig, die der sich in der Nähe Thessaliens in der von
hier als Gattin des Phoroneus erscheint; vgl. 40 ihm benannten Landschaft Magnesia nieder-
Bd. 3 Pelasgos Sp. 1820, 8. — Crusius Bd. 1 liefs, Anton. Lib. 23. Schol. Eur. Ale. 269.
Hyperboreer Sp. 2817, 60 (vgl. auch Sp. 2809, Tzetz. Chiliad. 2, 787; vgl. Perimede nr. 4b.
20) behält das überlieferte liegt urjlri bei und Ihre Abbildung auf dem Sarkophagrelief Bd. 1
hält diese für identisch mit Perimele nr. 1 (s. d.). s. v. Alkestis Sp. 233f. — 2) Tochter des
— 5) Auch in der Erzählung Ovids (Metam. Amythaon, zeugte mit Antion, dem Sohne des
8, 590 ff. ; vgl. Lactant. Plac. Narr. fab. 8, 6), Periphas, den Ixion, Diod. 4, 69; vgl. Schol.
nach der die Tochter des Hippodamas, Peri- Find. Pyth. 2, 39. — 3) s. Perimede nr. 4 b.
mele, wegen ihrer Liebe zu Acheloos von — 4) s. Perimede nr. 5. [Stoll.)
ihrem Vater ins Meer gestürzt und von Po- Perimelides (IlsgtiiriXidsg) , Beiname der
seidon auf Bitten des Acheloos in eine Insel so Nymphen, Serv. ad Verg. Ecl. 10, 62; s. Bd. 3
verwandelt wird, möchte ich glauben, hat in Nymphen Sp. 526, 5 ff. [Höfer.]
der griechischen Vorlage JItgi\ir\Jr\ gestanden, Perimnestos (JIsgi\ivrfirog), ein Troer, dessen
da es wohl nicht nur Zufall ist, dafs oben 4a Sohn Eurykoon bei der Eroberung von Troja
dieselben Namen, Acheloos, Hippodamas, ev. durch Diomedes fiel, Quint. Sm, 13, 210.
Perimede, wenn auch in anderem Zusammen- [Stoll.]
hang, wiederkehren. — 6) Mythisch (Niese Perimos (Jltp/fio?), Troer, Sohn des Megas,
bei Pauly-Wissowa s. v. Charillos. Busolt, Gr. von Patroklos erlegt, II. 16, 695. Et, M.
Gesch. ls, 603, 4), nicht historisch (0. Müller, p. 594, 35. Usener, Rh. Mus. 23 (1868 \ 7.
Doricr 2, 418, 2) ist auch die Königin der Tegeaten [Stoll.]
Tlegiiiridci. die sonst Marpessa oder auch Choira 60 Perineike dlsQivsinri), Tochter des Hippo-
(Xoipcc) hiefs, an der Spitze der tegeatischen machos, von Naubolos Mutter des Argonauten
Frauen ein Heer der Lakedaimonier besiegte Iphitos aus Phokis; Schol. Ap. Bh. 1, 207.
und die gefangenen Feinde zu Frondiensten [Stoll.]
zwang, Deinias bei Herodian nsgl [tov. %s%. 8 Perinthos (IIsgivQ-og), 1) ein Epidaurier, der
Bind. Gramer , Anecd. Oxon. 3, 263, 18 ff. mit Orestes (s. d. Bd. 3 Sp. 1013, 33 ff.) auszog,
Paus. 8, 47, 2. 48, 4 ff. ; vgl. 8, 5, 9. Her od. Eponymos des thrakischen Perinth, Steph, Byz.
1, 66. Die Sage ist gebildet zur Erklärung s. v. ntgtvftog; nach Usener, Bhein. Mus. 23
des Kultus des Ares rvvocixo&olvag in Tegea (1868), 346 f. 363, 147 ist der Name Perinthos
1971 Periopis Periphetes 1972
eine blofse Variante für nsipav&og (s. d.V Met. 12, 449, nach Epaphroditos bei Steph. Byz.
Vgl. auch Peirinthos. — 2) Die Stadtgöttin s. v. AaniQ-ri Vater*), nach Diod. 4, 69 Sohn
von Perinthos mit Mauerkrone, im linken Arm des Lapithes von der Orsinome, zeugt mit der
ein Ruder tragend, reicht der als Amazone Hypseustochter Astyagyia acht Söhne, unter
gebildeten Smyrna die Rechte zum Bunde ihnen den Antion, durch den er Grofsvater des
auf Münzen von Smyrna mit der Legende Ixion ist. Nach Toepffer, Aus der Anomia 34. 45
Zpvpv. 'OilÖvoik IlfQLv&i., Poole, Oatal. of tlie (vgl. auch d. Art. Peirithoos Sp. 1762) ist Peri-
greek coins of Ionia pl. 39, 6 p. 302, 487 f. phas ebenso wie Peirithoos, Phorbas, Phaleros
Macdonald, Catal. of greek covns in the Htm- u. s. w. von der attischen Lokalsage annektiert
terian collection 2, 390, 280. Auf Münzen von 10 und zu einem autochthonen Athener gemacht
Perinthos erscheint sie mit modius, auf jeder worden, also identisch mit dem folgenden. —
Hand einen Tempel tragend; zu ihren Füfsen 12) Attischer Autochthone und König vor des
befindet sich ein flammender Altar, Catal. Kekrops Zeit, der gerecht und fromm vor allen
Tauric Chersonese . . Thrace 153, 41 (mit Ab- Göttern den Apollon verehrte; gern gehorchten
bildung) [Höfer.] ihm die Menschen, übertrugen die Ehren des
Periopis s. Periapis. Zeus auf ihn, errichteten ihm Tempel und
Perios s. Perius. nannten ihn Zzvg -!a>ti]Q,'E7(6^)iog und M£ili%iog.
Periphantos (7Tf(Hqp«i'ro?\ 1) Beiname des Darob ergrimmte Zeus und wollte des Periphas
Zeus; s. Periphas nr. 12 a. E. — 2) Nebenform Haus mit seinem Blitzstrahl zerschmettern ; aber
für Hspi<j>r)T7\g (s. d. nr. 5), Suid. s. ©rj6iiot6iv. 20 auf Apollos Fürsprache mildert Zeus die Strafe ;
[Höfer.] er kommt zum Hause des Periphas, wo er diesen
Periphas (nspiyag), 1) ein Grieche, Sohn 'biuXovvra rf] yvvainl' trifft, drückt (7tif^iv')
des Ochesios, der tapferste der Aitoler, von ihn mit beiden Händen und verwandelt ihn in
Ares getötet, Hom. 11. 5, 842. 847; vgl. Schol. einen Adler. Zum Lohne aber für seine Frömmig-
und Ameis z. d. St. — 2) Ein anderer Grieche, keit macht er ihn zum Könige der Vögel, der
bei der Eroberung von Troja Genosse des sich auf des Zeus Scepter niederlassen und zu
Neoptolemos, Verg. Aen. 2, 476, "mgens' ge- seinem Throne fliegen darf. Ebenso verwandelt
nannt. wie nr. 1 an beiden Stellen (7t8lcbptog, Zeus des Periphas Gattin auf ihre Bitte in einen
heifst. — 3) Ein Troer (vgl. über die Homo- Vogel, rpr\vri (faleo ossifragus Linn.) — ■ daher
nyniien von Personen verschiedener Parteien 30 nennt Ov. Met. 7, 399 die Gemahlin des Peri-
bei Homer Friedländer, Jahrb. f. Phil. Suppl. phas Phene — dessen Erscheinen den Menschen
3, 819), Sohn des Epytos, Herold der Troer, als glückverheifsend gilt. Anton. Lib. 6; vgl.
in dessen Gestalt Apollon den Aineias zum Ov. a. a. O. 400. Läctant. Plae. Narr. fab. 7, 20.
tapferen Kampfe anfeuert, Hom. 77. 17. 323 ff. Quelle für diese Sage ist nach Usener, Ehem.
Nach Enst. 77. 110, 5. 1108, 35 heifst er TJ^i- Mm. 23 (1868), 357 Boios, nach Wellmann,
cpctg *<bg Ttspirt&g cpcav&v\ — 4) Anderer Troer Hermes 26 (1891), 507, 2 Nikandros. Nach
auf einer Amphora mit der Darstellung der Usener a. a. 0. ist Periphas ein Sonnenheros,
Rüstung der Troer, C. 7. G. 4, 7381, abg. Ger- Gott des leuchtenden Himmels (Wurzel 7Tspi
hard, Auserl. gr. Vas. Taf. 190. 191. Beinach, etc. = 'leuchtend' etc. und 'cpar'), und es
Bepert. des vas. 2, 95. Nach Gerhard a. a. 0. 40 schimmert durch diese Sage noch hindurch,
S. 86 soll hier 7Ifptqpor? = ' THQixpavrtg = der dafs Periphas einmal als Zeus selbst galt; für
glänzende und erlauchte Held' Bezeichnung des letztere Annahme hätte auch auf das Epitheton
HektorC?) sein. — S) Vater der Euryganeia, des Zeus nspiqxxvrog bei Orph. hymn. 20, 1
der Gemahlin des Oidipus ('s. d. Bd. 3 Sp. 726, verwiesen werden können. Aufser den unter
48 ff.), Pherekydes fr. 48 aus Schol. Eur. Phoen. 3) i) 12) erwiihnten Ableitungen vgl. Lobeck,
53, wohl mit nr. 11 identisch. Vgl. auch Weck- Pathol. prol. 40 nr. 45, der Periphas von ypäco,
lein, Sitzungsber. d. phil.-philol. Kl. d. k. bayr. rppdfo ableitet und es zu n^Qicpijt^g fso auch
Akad. zu München 1901, 681. — 6) Sohn des Gerhard a. a. 0. 86, 26. Fick - Bechtel, Die
Aigyptos und der Gorgon, vermählt mit der griech. Personennamen 374. 406) stellt.
Danaide Aktaie, Apollod. 2, 1, 5. — 7) Freier so [Höfer.]
der Penelope, Apollod. Epit. 7, 29. — 8) Freier Periphemos (Tlspicpriuog), ein alter Heros
der Hippodameia, dessen Haupt auf einer auf Salamis. Ihm und dem Kychreus brachte
Amphora aus Ruvo mit der Darstellung der Solon auf Geheifs des delphischen Gottes
Vorbereitung zur Wettfahrt zwischen Oinomaos Opfer dar, bevor er die Eroberung der Insel
und Pelops erscheint, abg. Bd. 2 s. Oinomaos unternahm, Plut. Solon 9; vgl. Toepffer, Att.
Sp. 775; vgl. aufser der dort Sp. 776, 12 ff. Geneal. 272, 2. Bnhde, Psyche ls, 178, 3.
angegebenen Litteratur Beinach, Bepert. 1,261. [Stoll.]
377, 6. Walters, Cot. of vas. Brit. Mns. 4, 331 Periphetes (TleptcpriTrig, zum Namen s. Peri-
S. 164. Kretschmer, Die griech. Vaseninsclir. nhas nr. 12 a. E.) 1) Sohn des Kopreus, des
215, 10*. C. I. G. 4, 8422, wo auf den Namen 60 Heroldes des Eurystheus, TtciTpbg ttoXv x^ipovog
dt's Rosses des gleichfalls von Oinomaos ge- vlbg &[ieIvwv, von Hektor getötet, Hom. 77. 15,
töteten Freiers Marmax, 'Epiqpo;? verwiesen 638 ff. - - 2) Myser, von Teukros getötet, Hom.
wird. --9) Einer der fünf Söhne des Arrhetos. 77. 14, 515, vielleicht mit dem Hom. B. 13, 791
Genosse des Deriades, Nonn. Dionys. 26, 257. „ „ m ., „ B
1A\ Q^l,^ Ar.„ f\:„n„r. f„ A T>Z o b uka KfW *) Krahnor hei F.rtsrh u. Gruber Sekt. 3 Teil 17 S. 80
— lO) ^ohn des Omeus (s. d. Bd. 3 bp. 754, 50) ' . , ., . .„ . .
j j »ii.i • j»»hj. -i • r> ..i i s. v. Periphas nr. 2 will mit Stur;. Phprekyd? ?>, 121 hei
T «JerAlthaia, fallt mit seinen Brüdern nach S(eph Byz ,„, jani9ou ro!- mQUpavtoS nach mgttpar-
des MeleagrOS Tode im Kampfe gegen die t0, ergänzen natnf);, um mit Diodor Übereinstimmung
Kureten, Anton. Lib. 2. — 11) Lapithe, Ov. herzustellen.
1973
Periphetes
Periphetes
1974
genannten noXv(pr,rr}g identisch, Friedländer,
Jahrb. f. Phil. Suppl 3, 823. Ebeling, Lex.
Hom. s. v. TloXvcprirr]?. — 3) Sohn des Nykti-
mos (s. d. nr. 11, Vater des Parthaon (Porthaon),
Paus. 8, 24, 1. — 4) König von Mygdonia,
einer der Freier der Pallene (s. d. nr. 1). von
deren Vater Sithon im Kampfe getötet, Kanon
narr. 10. U. Hoefer, Kanon 54. — 5) Peri-
phetes-Korynetes. Wichtigste Litteratur: W.
Gurlitt, Das Älter der Bildwerke und die Bau- 10
zeit des sog. Theseion in Athen 1875. Liiigi
Milani im Museo ital. di antich. class. 3 (1888),
209 ff. Osk. Wulff, Zur Thesenssage. Archäol.
Untersuch, n. mythol. Beiträge (Dissert. Dorpat
1892). Km. Sarnow, Die cycl. Darstell, aus d.
Thesenssage in d. ant Kunst n. ihre liter. Quelle
(Diss. Leipzig 1894). Die Arbeiten von Walth.
Müller, Die Theseusmetopen vom Theseion zu
Athen in ihrem Verhältnis zur Vasenmalerei
(Dissert. Göttingen 1888) und Jane Harrisson, 2)
Mythology and, monuments of ancient Athens
kenne ich nur aus den Ausführungen von Wulff
und Sarnow.
nsQiqniTwg heifst der räuberische Riese bei
Paus. 2, 1, 4. Apolld. Frqm. Sabb. im Bhein.
Mus. 46 (1891), 183, 17 (s. unten). — Uegi-
cprjxwg-Kogvvrjxrig bei Apollod. 3, 16, 1 (s. unten").
Plut. Thes. 8. Hesych. s. v. Tlegicprixvg. Suid.
s. v. ©nGeioiGiv (hier mit der Var. Ilegicpctvxog).
Nicet. Choniat. De Manuele Comn. 4 a. E. p. 195 30
ed. Bonn. — nur Kogvvrjxtjg. Diod. 4, 59. Plut.
Thes. et Born, compar. 1. Hyg. f. 38 p. 68
Schm. f. 158 p. 14. Schal. Gal. Phil. Solu. Ov.
Ibis 405; vgl. Ov. Met. 7, 436 (claviger). Wie
Kallimachos in der Hekale die Sage von Peri-
phetes behandelte, ist ungewifs, A. F. Naeke,
Opusc. Phil. 2, 166. Sehneider, Callimach. 2,
186. Als Vater wird Hephaistos genannt
(Paus. Apollod. an beiden Stellen. Ovid. Met.
u. Ibis. Hyg. 158); abweichend lautet Hyg. 38: 4r>
(Theseus) Corynetem , Neptuni fdium, armis
oeeidit; Pityocamptem, qui etc. Bunte stellt
die Worte Neptuni filium nach Pityocamptem,
m. E. ohne zwingenden Grund, da für alle
der von Theseus auf seinem Wege nach Athen
getöteten Räuber Poseidon als Vater nachweis-
bar ist: Sinis (Bakchylid. 17 [18], 20 ff.; vgl.
d. Art. Petraios nr. 3), Skeiron (Apollod. Epit.
1, 2), Kerkyon (s. d. nr. 1, wo auch das Schwan-
ken zwischen Hephaistos und Poseidon her- 51
vortritt), Prokrustes (Hyg. f. 38). Die Mutter
wird nur an einer Stelle (Apollod.) genannt.
Antiklei a. Dafs diese, wie Heyne zu Apollod.
und Schirmer Bd. 1 Antikleia Sp. 374, 57 ver-
muten, mit der gleichnamigen Tochter des
Autolykos und Mutter des Odysseus identisch
sei, erscheint unwahrscheinlich; eher könnte
man an die Tochter des Diokles (s. Antikleia
nr. 3) denken, die mit Machaon, dem Sohne
des Asklepios, verbunden erscheint; dies könnte go
nach Epidauros, dem Schauplatz des Kampfes
zwischen Theseus und Periphetes (Paus. Plut.
Apollod. Ovid. an beiden Stellen), weisen. Den
Beinamen Kogvvrjxrig führte Periphetes von
seiner Keule (Plut. r) TtgoGayogevouevv xogvvrj,
Diod.), nach Paus, war sie %cditfj, nach Apollod.
aiSrjQß. Eine z. T. wörtliche Übereinstimmung
herrscht zwischen Diodor (xovg Ttagiövxocg uno-
xxeivavxcc) und Apollod. (Si' rjg xovg TtdQlÖvTdg
iativxsivs), vgl. Wagner, Cur. mythogr. 122 f.,
der für Apollod or , Diodor und auch Hyg in.
(zu Diodor und Hygin. ; vgl. auch Bethe, Quaest.
Diodor. myth. 62) dieselbe Quelle annimmt.
Merkwürdig ist die abweichende Überlieferung
über Periphetes in der Biblioth. des Apollod.
und im Fr gm. Sabb. An ersterer Stelle heifst
es: 7TQWTOV (isv yug Uegixprjxr\v xbv 'Hcpcdarov
xcel Avxixlelag, og Ccitb vf}g %ogvvrtg rjv ecpögei
xoQvvrjTwg insxccXsZro , %-Kthivsv er 'Eiridccvga*)
■jroSag de aa frsvstg e%cov ovxog icpögei
xogvvrjv Gtdng&v, 8i rjg rovg rtctgiövxag %kisive'
Tccvtrjv cccpelouevog ©rjGevg e'cpogei. Dagegen
lautet das Fr gm. Sabb.: ©noevg . . . j]7ieiyexo
eig rag A&rjvctg' Ttodccg yäg £%<av ßgiagovg
ovxog (also Theseus) iyogei xogvvnv 6idr\Q&v,
r]v ccTtb xbv 'Hqxxiaxov negiytjxwv 'e"kaßev.
ektsivs öe Ttdvrag xal Y.axexgoncaGaxo rovg
avxmgdxxovxccg rjgioag xal nävxag rovg IvGxgt-
■nbv (isTiovrag ßiov. Wagner, Bhein. Mus. a. a. 0.
392 äufsert sich hierüber folgendermafsen : Die
auffällige Abweichung nodag yuo e%cov ßgia-
govg statt uG&eveig fällt wohl dem Excerptor
zur Last, der durch Einsetzen seines gleich
darauf wiederkehrenden Lieblingswortes ßgiagög
den Sinn zu bessern glaubte, während Apollodor
offenbar hervorheben wollte, dafs der dicht am
Wege den Wandernden auflauernde Bösewicht
trotz seiner körperlichen Schwäche durch seine
furchtbare Waffe ein gefährlicher Gegner war:
andernfalls hätte der sich nur auf seine Füfse
beziehende Zusatz keinen Sinn, und ebenda
383, 5 meint Wagner, dafs der Satz iqv ccnb
xbv 'HcpctiGxov nsQi(piqxr]v h'Xaßsv, wozu Bücheier
a. a. 0. 183, 17 bemerkt: nota strueturam novi-
ciam. aus den Worten der Bibliothek negKprjxvv
xbv "HqxxiGxov abgeleitet sei und die mangel-
hafte Kenntnis des Verfassers im Griechischen
bekunde. Wulff 192 weist darauf hin, dafs
durch die Worte der Bibliothek Periphetes
durch seine Eisenkeule und seine schwachen
Füfse als echter Hephaistossohn (über die
Lahmheit des Hephaistos s. Bd. 1 Sp. 2050, lff.)
charakterisiert werde, während er zugleich
S. 144 in den Worten des Frgm. Sabb. itöSag
e%iav ßgiagovg altüberlieferten Wortlaut er-
kennt, sie, wie die Struktur notwendigerweise
erfordert, auf Theseus bezieht und darin einen
Zug seines lapithischen Charakters erkennt.
Eine Entscheidung, ob Versehen und Unkennt-
nis des Epitomators oder ob Kontamination
zweier verschiedener Berichte vorliegt, läfst
sich nicht treffen ; m. E. aber machen die Worte
r\v ecrtb xbv 'HcpaiGxov nspiyrjxwp h'lußev eher
den Eindruck, als klängen sie an eine epische
Vorlage (eine der ©nGvidea?; vgl. darüber
Bobert, Bild und Lied 32 f. Wulff 190 ff.
Sarnoio 24 f.) an (etwa 7]V7tso eeep' 'HcpaiGxov
liegt (prix-nv eilexo ncäSci). In der Reihen-
folge der Abenteuer des Theseus auf seinem
Wege von Troizen nach Athen (vgl. darüber
im allgemeinen 0. Müller, Darier 1, 238 f.)
nimmt der Kampf mit Periphetes, wie es die
*) Bis hierher stimmt die Epit. Vat. überein, die aber
nun fortfährt: y.al xtjv aidrjgäv xogvvijv dt* ^ rovg rtec-
giivra; ixtTvnz i<p6vsvev &<p?Z<Uifro; @);aevc ?(p6nti, also
den auf die Füfse bezüglichen Zusatz wegläfst.
1975 Periphetes Periphetes 1976
geograjmische^ Lage der mit den Abenteuern rend die fünf anderen in der gewöhnlichen
verknüpften Ortlichkeiten mit sich bringt Reihenfolge (Sinis, Sau, Skeiron, Kerkyon, Pro-
(F. A. Naeke, Opuse. Phil. 2, 56. Wagner, Cur. krustes) folgen. Der Schlufs Roberts erscheint
myth. 120. Sarnow 27, 2), fast stets die erste zwingend, dafs der Kampf mit Periphetes erst
Stelle ein (Plut. Thes. Diod. Apollod. Ov. Ibis später dem Cyklus angegliedert worden sei,
Hyg. f. 38); bei Plut. Comp. u. Suid. erscheint vielleicht um die vor die Ankunft in Athen
er an vierter Stelle, bei Ov. Met. geht dem Peri- fallenden Thaten zu einem halben Dodekathlos
phetesaben teuer der Kampf mit der krommyo- (vgl. auch Wagner, Cur. myth. 120) abzurunden,
nischen Sau voraus, nach der richtigen Be- Denn es erscheint doch kaum denkbar, dafs
obachtung von Wagner, Cur. myth. 120. Sarnow 10 Bakchylides, der die fünf anderen Abenteuer
27, 2 deshalb, weil Ovid den Kampf mit dem aufzählt, gerade dieses eine unerwähnt gelassen
marathonischen Stier als Veranlassung für seine haben würde. So dürfen wir denn annehmen.
Erzählung voranstellt und daran sofort die Er- dafs das Periphetesabenteuer ungefähr etwas
legung der Sau schliefst, um die Kämpfer mit vor der Mitte des 5. Jahrhundei'ts dem Cyklus
den Tieren einerseits und den menschlich ge- der Theseusthaten hinzugefügt worden ist,
bildeten Unholden andererseits zusammen- worauf auch die Münchener Schale (s. unten")
zustellen. Bei Paus, werden die Kämpfe nicht hinweist, die Robert um 450 — 440 ansetzt und
zusammenhängend aufgezählt: Skeiron (1,3,1. auf der unser Abenteuer zum ersten Malesich
44, 8), Kerkyon (1, 39, 3), Prokrustes (1, 38, 5); dargestellt findet. Da in der älteren Über-
auf die Erwähnung der krommyonischen Sau 20 lieferung als erstes Abenteuer der Kampf mit
(2, 1, 3) und des Sinis (2, 1, 4) folgt gewifser- Sinis figurierte, lag es bei der verhältnismäfsig
mafsen nachholend oder anschliefsend (Hitzig- grofsen Entfernung von Troizen bis zumlsthnios
Bluemner zu Paus. a. a. O. S. 484): ixd&rjgs nahe, gerade auf dieser Strecke die örtlich-
yao Oiqßsvg . . . xr\v oSbv ti]v ig ]4&r']v<xg iv. keit für das neue Abenteuer zu fixieren, und
Tooi£f]vog, ovg ts 71q6t£qov yteiTrjQL&uriGci aveXmv, dafür war Epidauros das nächst liegende,
-xa/ tv 'TLttiöccvqco . . HsQwpr(VT\v . Ob diese Vielleicht entlehnte man für den neuen Gegner
Reihenfolge bei Pausanias etwa anzuführen des Theseus den Zug, dafs er ein Keulenträger
ist für die gleich zu besprechende Annahme, war, von dem Koovvrjrrig 'iorii&oog (Hom. II.
dafs der Kampf mit Periphetes erst 7, 9. 138. Paus. 8, 11, 3"). der eine "aoqvvtj
später dem Cyklus der Theseusabenteuer hin- 30 ai8r,Qsir} (B. 7, 141. 144) trug, wie Periphetes
zugefügt sei, bleibe dahingestellt. Schon (s. oben Sp. 1973), und dessen Grab südöstlich
Wulff' 128 (vgl. 133) hatte auf den Umstand von Mantinea unweit der argivischen Grenze
aufmerksam gemacht, dafs der strenge Vasen- sich befand, Paus. a. a. 0. Bursian, Geogr.
stil Periphetes nicht kenne, da er auf den alte- Griech. 2, 216. Dafs man dem Periphetes den
ren cyklischen Darstellungen fehle, und die Hephaistos zum Vater gab, kann mit dem für
Einführung dieses Unholdes auf einen 'Bilder- Epidauros bezeugten Hephaistoskult (C. I. G.
fries' (vgl. Sarnow 77) als malerische Urquelle, 1, 1179. Wide, De sacris Troezen. 39) zusammen-
dessen Zeit nach 480 (S. 136 ff. 190, 44; vgl. hängen. Rapp Bd. 1 Hephaistos Sp. 2066, 43 ff.
Gurlitt 38) anzusetzen sei, zurückgeführt; s. vermutet, dafs Periphetes den in Hephaistos
dagegen Sarnow 30, 2. Letzterer selbst, der 40 enthaltenen Unhold zur Anschauung bringe,
für die bildlichen Darstellungen der Theseus- Böttiger, Griech. Vasengem. 1, 2 S. 138 findet
abenteuer im allgemeinen Übereinstimmung1 eine auffallende Ähnlichkeit zwischen Peri-
e
mit unseren litterarischen Quellen (S. 73 f.) in phetes und Cacus (gleichfalls Sohn des He-
einer bereits in den ersten Jahrzehnten des phaistos nach Or. Fast. 1 , 554), den er an
5. Jahrhunderts feststehenden charakteristischen anderer Stelle wieder (Ideen zur Kunstmyth.
Form nachweist, kommt für Periphetes im be- 360 f. 387) mit dem Minotauros vergleicht. Über
sonderen zu dem Resultat, dafs die Überliefe- den Kampf des Theseus mit Periphetes wird
rung von der Aneignung der Keule des Peri- nichts Näheres berichtet; nach Plut. griff P.
phetes durch Theseus erst als einer späteren den Theseus an und wollte ihn am Weiter-
Zeit angehörend angesehen werden müsse. 50 ziehen hindern, worauf ihn Theseus tötete;
'Dagegen', fährt er fort, 'vermag ich keine Be- letzteres berichten übereinstimmend auöh die
rechtigung zu erkennen, das ganze Abenteuer anderen Quellen, ohne etwas über die Todes-
überhaupt dem 5. Jahrhundert abzusprechen art hinzuzufügen; auch aus Hygin. f. 38
- wie es J. Harrison CXVI thut — und als Corynetum armis occidit läfst sich nichts
einen neuen Zuwachs der Sage zu behandeln .' schliefsen; bezeichnend ist es, dafs Hygin
Verstehe ich Sarnow recht, so gehört das Aben- auch von dem Ende des Kerkyon dasselbe be-
teuer mit Periphetes noch dem 5. Jahrh. an, richtet: Gercyonem Vulcani filium armis
die Aneignung seiner Keule durch Theseus occidit. Sarnow 33, 5. 58 hält die bei Er-
aber einer späteren Zeit. Aber schon bei wähnung der Abenteuer des Theseus oft wieder-
Euripides in den Supplices (aufgeführt um 421 60 kehrende Angabe, dafs dieser den einen oder
oder kurz nachher) finden wir (v. 714 f.) die anderen Unhold getötet habe, für eine Kürze
Keule des Periphetes onlia^c: tovniS av- des Ausdrucks und für eine knappe Fassung
qiov . . SsivTjg xopvvrjg in den Händen des des Ausgangs des Kampfes. Nach Analogie
Theseus. Ergiebt sich hieraus ein terminus des Kampfes mit den übrigen Wegelagerern,
ante quem, so läfst sich aus Bakchylides 17 die denselben Tod finden, den sie früher ihren
(18), 19 ff. mit Robert, Hermes 33 (1898), 149 Opfern bereitet hatten (@r\6svg xoXcc£cov rovg
auch der terminus post quem bestimmen: bei novrjQOvg in^fiX^sv , olg usv ißtaSorto zovg
Bakchylides fehlt das Periphetes?.,benteuer, wäh- alXovg, im txsivov ■nccxaßiato^ivovg, iv ds zolg
1977 Periphetes IUqiqo« 1978
TQ07iois tf]g iccvxwv ccdixiccg xu diKcucc näa%ov- die swf. Lekythos aus Vari Theseus und Mino-
rat, Plut. 11; vgl. Sarnow 73. 62f. 34), könnte taur; daneben Theseus und Periphetes' {Heyde-
man schliefsen, wie es Gurlitt und Wulff' 94 mann, Griech. Vasenb. S. 8 Anm. 3 h. Gurlitt
thun und wofür die Münchener Schale (s. unt.) 37), und die swf. Amphora in Würzburg 'Theseus
spricht, dal's Theseus dem Räuber die Keule . . . die Keule in der R. erhoben, die L. durch
entrissen und ihn damit erschlagen habe. Doch die Löwenhaut geschützt, kämpft gegen einen
spricht eine scharfe Interpretation der litte- bärtigen Mann (Periphetes) ohne Helm, welcher
rarischen Quellen gegen diese Annahme: JUiQi- . . . bärtig ist, mit der L. den Schild erhebt,
<$r\xr\v . . . 6vußaXd>v ccTtt'xxsivsv. ijG&üg dh die erhobene R. ohne Waffe' (L. Urlichs, Ver-
xf] xoQvvy Xccßcov unlov tTtoLijcccxo %ocl dis- io zeichnis der Antikensamml. Würzburg 3 S. 8
xilsi %Qw[i£vog {Plut. 8, und in demselben Sinne nr. 81) sind auszuscheiden, Milani 271. Sarnow
äufsern sich auch Apollodor u. Suidas) und IC, 2, ebenso wenig bezieht sich eine Dar-
weiter: Theseus . . xr\v ■koqvv^v insdsLKvvsv Stellung auf der Dreifufsbasis von Nabulus
r\xxy\\iivr\v [lsv vri avxov, {isx' avxov dh (abg. Zeitschrift des deutschen Palästinavereins
ui]xxr]xov ovauv. Aus den letzten Worten könnte 7 [1884] Tat". 3), wie Th. Schreiber a. a. 0. 6
man sogar schliefsen, dafs Theseus dem Räuber [1883], 231 zuerst annahm, auf den Kampf des
im Kampfe die Keule entwunden oder mit dem Theseus und des Periphetes, sondern vielmehr
Schwerte aus der Hand geschlagen habe; mög- auf Herakles und Acheloos. Auch auf einem
lieh wäre es dann immer noch, dafs er den älteren römischen Terrakottarelief (abg. Cam-
nun Wehrlosen, der durch seine schwachen 20 pana, Antiche opere in plastica tv. 118) erkennt
Püfse gehindert war, die Waffe schnell wieder K. B. Stark, Arch. Zeit. 18 (1860), 124 in den
zu erlangen , mit der Keule niederschlug, iv zwei männlichen Gestalten, die sich um eine Art
xolg XQÖnoig xfjg kavxov cedimag xu dCxata Stecken streiten, nicht wie Campana Sinis und
Ttüo%ovxa. So stellt die Münchener Schale Theseus, sondern Periphetes und Theseus; der
{Jahn nr. 372 S. 119. Gurlitt S. 43 nr. f. angebliche Periphetes trägt hier eine Löwenhaut;
Milani S. 235/236 nr. 0. Wulff' 46 nr. 0. Sarnow vgl.Sarnoiv29. Auf welcher von den Metopen des
4 nr. 8. Baumeister, Denkmäler 1786, wo die sog. Theseions der Kampf zwischen Theseus und
Angabe der Abbildung irrig ist. Robert a. a. 0.; Periphetes dargestellt war, ist mit Sicherheit
abg. Gerhard, Auserl. gr. Vas. Taf. 232. 233 nicht festzustellen. Zwar wird man nicht mehr
nr. 2. Beinach, Bepert. des vases 2, 117; den 30 mit Gwrlitt 54 die das. Sinisabenteuef {Müller 36.
Theseus dar, der mit ausgestreckter L., in der Sarnow 20 , 3. Wulff' 83 f. 02) darstellende
R. die Keule gegen den nackten, bärtigen Peri- dritte Metope der Südseite (abg. Monum. ined.
phetes schwingt, der beide Arme flehend aus- 10,43,3) auf Periphetes beziehen; aber zweifel-
streckt und aus einer Wunde blutet. Diese haft bleibt es noch immer, ob die erste Metope
Wunde dürfte für die obige Vermutung sprechen, der Nordseite (abg. Monumenti 10, 44, 1. Bau-
dafs Theseus den Räuber zuerst mit dem Schwerte meister, Denkm. nr. 1863), oder die vierte der
angegriffen und verwundet habe und ihm nun Südseite {Monumenti 43, 4) hierher gehört,
mit der Keule den Todesstreich versetzt. Gerhard Overbeck, Gesch. d. gr. Plastik l2, 260. Pur die
a. a. O. S. 153 erkennt in dem Gegner des Theseus erstere Annahme entscheiden sich Julius, Annali
den Kerkyon, De Witte, Monum. grecs 12 d (vgl. 40 49 (1877), 94; Müller 42; Sarnow 29, 1; für die
Sarnoiv 28, 2) den Periphetes oder Sinis. Dafs letztere Wulff' 92 ff. ; Bobert, Hermes a. a. O.
das Schwert, das wir am Boden liegend er- Nach Wulff' erhob Theseus die Keule gegen
warten möchten, fehlt, kann dadurch erklärt den beide Arme ausstreckenden Räuber, wäh-
werden, dafs eben schon die Wunde des Peri- rend er sich auf der anderen Metope, die von
phetes zur Genüge den vorausgegangenen An- Sarnow u. s. w. auf Prokrustes bezogen wird,
griff mit dem Schwert andeutet. Auf der Schale als Waffe des Hammers (nach anderen der
im Brit. Mus. 824* (jetzt Cec. Smith, Cot. of the Lanze) bediene. Auch auf den Metopen der
greek . . vases in the brit. Mus. 3, 84 p. 111), Südseite des Schatzhauses der Athener zu
die auf der Aufsen- und Innenseite je 'sechs Delphoi will Homolle, Corr. hell. 18 (1894), 182.
andere Abenteuer (auf der Innenseite aufserdem 50 Acad. des inscr. et bell, lettres, Compte-rendu
noch den Minotauros) zeigt, erkennt C. Smith, 22 (1894), 357 den Kampf des Theseus mit
Journ. of hell. stud. 1881, 62 f. unter Zustim- Kerkyon, Periphetes, Skeiron und Sinis (?) er-
mung von Sarnow 28 u. Anm. 4 in der Lanze kennen. — Sprichwörtlich scheint des Peri-
und Keule, die auf beiden Seiten angebracht phetes aveddaice gewesen zu sein, Nicet. Choniat.
ist, eine durch Raummangel bedingte abgekürzte a. a. 0. [Höfer.]
Darstellung des Kampfes mit Periphetes; vgl. Periphron {IlzQicpQojv), Freier der Penelope,
jedoch auch Wulff' 108, 99. Die übrigen auf Apollod. Epit. 7, 27 p. 234 Wagn., wohl ge-
unser Abenteuer bezogenen Darstellungen sind bildet nach der nsQicpQnv IlTivhlÖTtsiu {Od.
zum mindesten sehr zweifelhaft: So stellt nach 1, 329. 16, 435 oft.). [Höfer.]
Wulff 86 und Sarnow 6 nr. 12 die Schale der 60 Peripoltas {IltQirtölxccg), Seher, der die
vente Canino {Gurlitt 43 g vgl. 53. Milani Boioter unter ihrem König Opheltes, dem
235/236 p) nicht, wie De Witte, Not. d'une collect. Ahnherrn der 'Ocpslziüöai {Plut. de sera num.
de vases peints p. 23 nr. 75 angiebt, den Theseus vind. 13), aus Thessalien nach Boiotien geführt
(auf zwei Wurfspeere gestützt, die Rechte am haben soll, Plut. Cim. 1. Toepffer, AU. Gen.
Schwerte) vor dem auf einem Felsen sitzenden, 256, 5. Busolt, Gr. Gesch. I2, 255, 2. [Höfer. J
mit der Keule bewaffneten Periphetes, sondern JJeQiQoq (?), 6 'Indotov ['?] TtccTg, xov Aiölov,
vor Sinis (über Sinis mit der Keule s. Wulff kam, aus einem Schiffbruch errettet, nach
86. 108, 99. Sarnow 29, 3. 33, 5) dar. Auch Epirus und gründete in Dodona das Heiligtum
1979
Peristera
Pero
1980
des Zeus Naios (Retters aus Wasseruöten),
Bekker Anecd. 1, 283, 23. Statt Ikastos ist
Iokastos zu schreiben, der ein Sohn des Hippo-
taden Aiolos war, Gründer von lihegion (Tzetz.
L. 45. 738. Schol. Od. 10, 2. Diod. 5, 8), nicht
Akastos, woran Gerhard denkt, auch nicht
Ikarios (Deimling). üi-QlQQoog 6 'loxäetov liest
Jahn, Leipz. Ges. 8, 303. Arch. Ztg. 6, 303.
Gerhard, Gr. Myth. 1 § 190, 4. 2 § 639, 2.
653. 3. Deimling, Leleger S. 121, 7. Nach
Lasaulx, Das pelasg. Orakel des Zeus zu Do-
dona 6, 49 ist Ißgigog Nebenform zu Il8QLrjQr}g,
"Ixaarog zu 'Ikccqlos, wobei aber immer noch
das genealogische Verhältnis beider umge-
kehrt ist. [Stoll.J
Peristera (nsQiarnQcc). Als einst Aphrodite
und Eros im Scherze um die Wette Blumen
sammelten, und Aphrodite zu unterliegen
drohte, eilte eine Nymphe, Peristera, herbei
und verschaffte durch ihre thätige Hilfe der
Göttin den Sieg, wurde aber von dem erzürnten
Eros in eine Taube (Ttsgißtsga) verwandelt;
seitdem steht die Taube unter dem besonderen
Schutze der Aphrodite, Myth. hat. 1, 175.
2, 33. _ Usener, Rhein. Mus. 23 (1868), 362,
141. Über die Taube im Kultus der Aphrodite
s. Bd. 1 Sp. 395. 409, Bd. 3 Pandemos Sp. 1506,
59 ff. Loreutz, Die Taube im Altert. (Prgr.
Würzen 1886), 25 ff. [Höfer.J
Peristhenes (nsQLaftsvrig), 1) Sohn des Ai-
gyptos, vermählt mit der Danaide Elektra,
Apollod. 2, 1, 5. — 2) Sohn des Daniastor,
Nachkomme der Amymone und des Poseidon;
zeugte mit Androthoe, einer Tochter des Pe-
rikastor, den Diktys u. Polydektes auf Seriphos,
Pherekyd. b. Schol. Ap. Rhod. 4, 1091 S. 515,
32. 516, 1, vgl. Eudoc. p. 32 sq. Phavorin, v.
kugiciog. [Stoll.J
Peritanos (IJsQiravog). Eine nach der Ver-
mutung von Lehrs, Populäre Aufsätze 26 von
der Komödie erdichtete mythologische Person,
die erfunden wurde zur Erklärung des arka-
dischen Wortes nsgltccvoi = £vvov%oi: Ein
Arkader Peritanos verführte die Helena, als
sie mit Paris in Arkadien (Ptolem. Heph.
p. 14!) a, 24 Bekker. Lehrs a. a. O. 27) weilte;
zur Strafe dafür entmannte ihn Paris, und
daher nennen die Arkader die Verschnittenen
7i£(>iTccvoi, Ptolem. Heph. a. a. 0. 147 a, 14.
[Höfer.j
Perithoas s. Peirinthos.
Peritkus = Peirithoos (s. d.).
Perius (?), Sohn des Aigyptos, von der
Danaide Hyale ermordet, Hyg. fr. 170 p. 33, 3
Schmidt; nach Bunte ist Pierum zu lesen.
[Höfer.J
Perkos (IltQxog), 1) wohl einer der atheni-
schen Jünglinge, in deren Gegenwart Theseus
den Minotauros tötet auf einer sf. Amphora,
CmI. G. 4, 7719 mit weiteren Litteraturangaben.
— 2) Rofs des Herakles, Reinach, Repert. des
vases 1, 399; weitere Litteraturangaben s. Bd. 2
unt. Leukos nr. 6 Sp. 2011, 32 ff. [Höfer.]
Perkote (Ut^xan:^), 1) von Dionysos Mutter
des Priapos (s. d.), Hesych. s. v. IlQL7}7tldog;
vgl. Bergk, Poet. lyr. 34, 693 fr. 19. Michaelis,
Arch, Epigr. Mitth. a. Oest. 1 (1877), 87. —
2) l»ie Angabe bei Pape- Benseier s. TlsQv.wx-n 2:
fT. des Merops, Et. M. 518, 2' ist irrig, da
dort mit Bezug auf ein Scholion zu Apollonios
Rhodios (1, 974) Kleite als Tochter des Merops
aus Perkote bezeichnet wird. [Stoll.J
Permessis (IhQiir{OoLg). Unter der Permessis
nuda bei Mart. 1, 76, 11 versteht Eriedlaender
z. d. St. cdie Nymphe des Permessus am Heli-
kon' ; doch ist, wie Mart. 8, 70, 3 (siccare sacram
Permessida) zeigt, die Nymphe der Quelle Aga-
10 nippe gemeint. S. Permessos. [Höfer.J
Perinessos {UiQ^riaadg), Gott des gleich-
namigen Flusses (ilfpfi/jöög, Hesych. Schol. Hes.
Theog. 5. risQ^iriaadg Hes. a. a. 0. Strabo 9,
407. 411. Orph. Arg. 124), Vater der Aganippe,
der Nymphe der gleichnamigen, den Musen
geheiligten Quelle, Kallimachos {fr- 100e, 4
Schneider p. 328) bei Serv. ad Verg. Ecl. 10, 12.
Paus. 9, 29, 5, wo er TtQiii]6Ög heilst; vgl.
Claudiun, Laus Serenae 8 (p. 289 Mon. Germ.
2j Hist. Auetor. ant. X): Eons Aganippea Per-
messius educat umbra. Vgl. Bursian, Geogr. von
Griechenl. 1, 233. S. Permessis. [Höfer.J
Perminuudeoii Apollou {Ili-Q^Lvovvdhwv
ÄTtollttv). Weihinschriften auf einem Pels-
tempel aus dem dfi^iog IlhQ^i-vovvdscov in Pi-
sidien lauten Anöllavi 11£q^lvovvÖ£ojv bez.
knoll. U. iny]%6(p sv%rjv, Ramsay, Athen. Mitth,
10 (1885), 341. ' Smith, Journ. of hell. stud. 8
(1887), 2281. Auch die Weihinschrift eines
30 lieiterreliefs aus Smyrna lautet 'Anolliovi kv%i]v
IlbQ^LvovvÖiav, Athen. Mitth. 12 (1887), 250 f.
Nach Kretschmer, Einl. in d. Gesch. der griech.
Sprache 310 von einem lydischen Urte llhQiJU-
vovvda abzuleiten. Hinfällig sind die Ver-
mutungen von Leemanns, Grieksche Opschriften
uit Klein-Azie, Verhand. der kon. Akad. van
Wetenschapen, Afdeel. Letterkunde 19 (1890), 7
nr. 4 und Naber ebenda 8 Anm. 3, die für
Ili-Qiiivovvdtav ntQi[io[g\ [ajyvdtcov bez. [ujjrip
40 Mivovvdtav lesen wollten. Ähnlicher Bildung
ist Mijv Toli]6f:(üv, Ramsay, Cities of Phrygia
1, 308 nr. 99, Zt-ug 'OxcoQxovdtcov (s. d.) u. s. w.
[Höfer.J
Perna, oskische Göttin auf der Weihinschrift
von Agnone, Pernai herriiai (Dativ) = Prae-
stiti cereali. Perna (vgl. urnbr., cperne' = lat.
fante') bedeutet die '''vorn Befindliche" — Por-
rima, Prorsa, Antevorta, vgl. das umbrische
Prestata (Buecheler, Umbrica 98), die Lares
50 Praestites (Bd. 2 Sp. 1871, 41 ff.), die griech.
Artemis Prothyraia (s. d.). Vielleicht bezeichnet
der Name wie Antevorta (s. Indigitamenta
Bd. 2 Sp. 192), Porrima (ebend. Sp. 216), Prorsa
(ebend. Sp. 218) eine Geburtsgöttin, s. Walters,
Catal. of the bronzes in the Brit. Mus. nr. 888
S. 166 Z. 22. Zvetaieff, Inscr. Pal. inf. dial.
87a p. 33. Sylloge, Biscr. Oscar 7. 129. von
Planta, Gramm, d. osk.-umbr. Dial. 2, 699 (vgl.
448, 2). Grafsmann, Kuhns Zeitschr. f. vergl.
üo Sprachf. 16, 116. Conway, The Italic dial. 2,
642. Vgl. auch Wöfflin, Archiv 8, 452 ff.
[Höfer.J
Pero {IlriQw, auch IhiQot Etym. M. 327, 12,
Suidas, Pem. v. ntigotg) 1) Die Tochter des
Königs Neleus von Pylos und der Chloris, und
dadurch auch die Schwester des Nestor, Chro-
mios und Periklymenos (Hom. Od. 11, 281—287).
Durch wunderbare Schönheit ausgezeichnet,
1981 Peroe Perse 1982
war sie allgemein umworben; ihr Vater Neleus 'SIhqoti und giebt auch Praef. p. XVI IIbqöi]
aber wollte sie nur dem zur Gattin geben, der nicht als Variante an. Peroe schreibt Pott,
ihm die Kinder des Iphiklos brächte. Diesem ileckeisens Jahrb. Suppl. 3, 311 u. Kuhns Zeit-
gefährlichen Abenteuer unterzog sich der Seher Schrift f. vergl. Sprach}. 9, 203, indem er den
Alelampus, seinem Bruder Bias zu Liebe {Od. Namen für identisch mit Pero, dem Namen der
11,291. 15, 232 f.; Eustath. z. Od, pag. 1685, 10; Mutter des Asopos, hält. [Höfer.]
Sturz- Pherekydes pag. 124 f.; Paus. 4,36,3; Perpendybri» (IltQ7t£vdvßQig). Eine Inschrift
Apollodor 1, 9, 12; Schol. zu Theokiit 3, 43). aus Arykanda in Lykien lautet nach der Er-
Ais Melampus die Kinder brachte, gab er Pero gänzung von Franz im C. I. G. 3, 4316b add.
dem Pias zur Gattin. Nach Eustathius (z. Od. lo p. 7150: . . , Uqslccv di\bg FLtQiitvdvßQiog (wohl
p. 1685, 40 und 1779, 60) gab es noch andere lokales Epitheton) xov [fisydXov &tov\.
Berichte, nach denen Neleus die Pero trotz- [Höfer. J
dem nicht hergeben wollte, da er nicht wünschte, Perpherees s. Hyperboreer,
dafs Bias sie besitze. Als er dann in der Perrhaibos (ntQQutßog), Sohn des Illyrios,
Schlacht von den Amythaoniden besiegt wurde, von welchem die Perrhaiber abstammten (Ap-
gab er sie unfreiwillig heraus. Der Ehe von pian. lllyr. 2;, Vater des Kyphos, des Gründers
Pero und Bias entsprangen nach Eustathius der perrhaibischen Stadt Kyphos, Steph. B.
(p. 1685, 40) Perialkes, Aretos und Alkesiboia [V] ; u. Kvcpog. [Stoll.]
Pherekydes (Sturz p. 125; nennt sie Perialkes, Perrhauios (llEQQuuog), äolische Form für
Aretos und Alphesiboia; ebenso ist letzterer 20 ngiccwog. Belege bei Ahrens, De graec. ling.
Name im Schol. zu Theokrit (3, 45) geschrieben; dial. 1, 56 f. O. Hoffmann, Ghriech. JLJial. 2, 321.
Apoll. Bhod. (Argon, 1, 118; nennt Talaos, Zu Hesych. [JtQQa^og' ßuailtvg s. Schmidt z. d.
Areios und Leodokos; Apollod. nennt nur den St.; vgl. Sonne, Zeitschr. f. vergl. Sprachf. 10,
Talaos (1, 9, 13; und dessen Kinder Adrast, 178. Usener, Rhein. Mus. 23 (1868), 349 f.
Parthenopaios, Pronax, Mekisteus, Aristomackos [Höfer.]
uud Eriphyle (3, 6, 3), vgl. Heyne ad Apollod. Perrhephatta = Persephone s. Kora.
p. 67. Über die weiteren Schicksale der Pero, Perrlieus (nbQQsvg) ijQcag k&ijvnoi xtuäxai,
als Melampus und Bias nach Argos gingen Hesych, Er ist wohl der Heros Eponymos
und Töchter des Proitos heirateten (Apollod. der flsQQidui, Hesych. s. v. Steph. Byz. 518, 11.
2, 2, 2;, ist nichts überliefert. Ganz verderbt ao Nikand. von Thyateira bei Harpokr. 99, 9,
scheint die Überlieferung bei Tzetzes (Chil. 4, wo IJtQOLdat. steht. — O. Müller, Kleine Schriften
137;, wo die Tochter des Neleus Prote genannt 2, 71. Usener, Rhein. Mus. 23 (1868), 3 15 f.
wird, deren Kinder aus der Ehe mit Helios Kirchner, Attica et Pelop. 43 ff. und wie es
Phaethon und die Heliaden sind. Dazu bemerkt scheint, Toepffer, Att. Geneal. 31, der auf
Kie/'sling: Nomen IIqwxi] videtur depravahim. Paus. 2, 18, 1 (nag' 'i&r}vccioig IleQOtcog xtutvog,
J7?](?cb fuit Nelei filia. At alia quoque 'Tzetzes vgl. O. Müller, Prolegomena 311. 434; ver-
inaudita hie refert. Vgl. unt. Pero 2. weist, identifizieren Perreus {Kirchner a. a. Ü.
Uschold {Vorhalle zur griech. Mythol.l p.47 4; 43, 9 nimmt aufserdem noch die Nebenform
fafst die ganze Sage als Naturrnythos auf. FLsQQng an) mit dem Gorgotöter Perseus und
tüchtiger erkennen O. Müller (Orchumenos 364; 40 dem Titanen Perses. Usener a. a. 0. 346, 88
und Buttmann {Mythvl. 213 f.) darin Stammes- citiert als weiteren Beleg für die Gleichheit
sagen der Minyer über ihre Wanderungen nach IJ^QQtvg — UsQOtvg Steph. Byz. 519, 8: lltQOsvg-
der Peloponnes. Vgl. Preller {Griech, Mythol.). nölig llxxnti] xcel A6(aiji> öumvv^og, ov axtiaav
Von künstlerischen Darstellungen erwähnt Pau- Ä&nvaioi, oi itolixcti FLsQOslg, wo man ja
sanias (10, 31, 9), dafs Pero von Polygnot auf nicht mit Meineke an TliiQaitvg denken dürfe,
der linken Seite der Lesche zu Delphi zusammen Die Form JltQtvg (RsQQSvg) = IltQCtvg auf
mit Kallisto und Nomia über der Gruppe Paris einer schwarzfig. Vase (Annali 1866 tav. K
und Penthesileia abgebildet gewesen, ohne aber p. 285. Masner, Samml. ant. Vasen im (ist.
eine genauere Beschreibung zu geben. Mus. nr. 221) und auf einer Schüssel von
2) Tochter des Neleus aus Attika, Be- 00 Aigina (Arch. Zeit. 1882 T. 9). Ein Zusammen-
gründers von Milet. Wegen ihres ausschweifenden hang mit Pereus (s. d.), an den man denken
Lebenswandels erhielt sie den Beinamen Elege'is könnte, ist nicht nachweisbar. [Höfer.]
(s. d.), und niemand in Athen wollte sie hei- Perrhidai s. Perrheus.
raten, Etym. M. 327, 10. Als Erfinderin der Persaios s. Perseis nr. 3. Perses nr. 1 Z. 7.
Unsittlichkeit wird sie genannt Etym. M. 152, 50. Perse (ÜEQari). Die etymologische Herleitung
3) Apollodor. 3, 12, 6, 5 erwähnt eine bleibt zweifelhaft; kaum richtig ist die von
Pero, die nach Akusilaos durch Poseidon nsgä, tisqüco: Eust. z. Od. 10, 139 (p. 1651, 52 ff),
Mutter des Flui'sgottes Asopos sei, während vgl. auch Pape3- Benseier, Wb. d. gr. Eigen».
Paus. 2, 12, 5 sie Keglusa [V] nennt und sie s. v. und Peppmüller, Hesiodos S. 39. 49; anders
bei anderen Schriftstellern auch andere Namen t;o Sonne, Kuhns Ztschr.f. q//..S;jrac/i/'. 10(1861), 104.
bat (vgl. Asopos). [v. Lichtenberg.] Gewöhnlich wird Perse im Zusammenhang mit
Peroe (JTe^drj) nach Pape-Benseler fv. 1. für Perses und Perseus erklärt als die „Glänzende"
Bsq6v, Tochter des Asopos, Schol. II. 2, 517'; (vgl. pulcherrima: Ov. met. 4, 205); s. Bd. 1
doch steht hier, wenigstens in der Ausgabe Sp. 2016, vgl. Usener, Rhein. Mus. 23 (1868) 352
von Bekker : n.Qov6r\. Nach Jacobi, Hand Wörter- und Göttern. 11 f.; das Zusammengehörige ist
buch d. Myth. soll auch bei Paus. 9,4,4 Jltpdr] auch zusammengestellt: Fick, Hie griech. Per-
für die sonst Oeroe (s. d.) genannte Tochter sonennamen (1874) S. 69. 204. Fick1 - Bechtel
des Asopos stehen; doch schreibt Schubart dort S. 461. — Homer kennt Perse als Tochter
1983
Perse
Perseides
1984
des Okeanos, Gemahlin des Helios und so-
mit Mutter von Kirke und Aietes: Od. 10,
136 ff. {ßchol. z. v. 139). Apd. epit. 7, 14 W.
Tzetz. Chil, 4 (hist. 137; 358; auch bei Apoll.
Bhod. 4, 588 f. ist Perse durch Helios Mutter
der Kirke, sowie nach Schal, z. 3, 200 Kirke
die Schwester, nach einigen aber die Tochter
des. Aietes [und zwar des Aietes und der He-
kate nach Dionysios von Milet (?) im 1. Buch
seiner 'ÄQyovavzixcc, vgl. auch Schul, z. 3, 242
[frg. hist. Gr. 2, 8, 4;J. Offenbar ist IltQori
eine alte Benennung der Hekate, die ja bei
Homer noch nicht genannt ist, und ihre Ver-
bindung mit Helios erklärt sich ohne weiteres
als die Ehe von Sonne und Mond ; Selene seibot
ist ja bei Homer auch noch nicht persönliche
Gottheit wie Helios. Mit dem Kult der dem
Helios verbundenen Selene steht alles Zauber-
wesen in engstem Zusammenhang; daher stam-
men die Zauberinnen der griechischen Sage,
Kirke und Medeia, von Perse bezw. Hekate
ab, und wie Kirke des Helios Tochter ist, so
sind Medeia und die mit ihr wesensgleiche
Agamede (Periniede bei Theokr. id. 2, 16) die
Töchter zweier Heliossöhne, d. h. Hypostasen des
Sonnengottes, des Aietes und des Augeias [ob.
Bd. 2 Sp. 3200]. — Bei Hesiod heilst die Tochter
desOkeanos undderTethys, des Helios Gemahlin
und die Mutter von Kirke und Aietes LLtgoriig,
wie in der Folge auch Hekate selbst (vgl. Perse'is
nr. 3): Theog. 356. 956 ff., und ebenso findet sich
Perse'is für Perse: Apd. 1, 83 u. 3, 7 W. Hyg.
fab. 156 (p. 13, 11 Seh.) Cic. N. D. 3, 19, 48.
Vielfach erscheint der Kreis der Kinder er-
weitert, zumal durch Pasiphae: vgl. Apd. 1,83.
3, 7 W. Tzetz. z. Lyk. 174. 798. Hyg. fab.
praef. p. 12, 12 Seh. und fab. 156 (p. 13, 11;.
Cic. N. B. 3, 19, 48. Dem Aietes wird als
Sohn des Helios und der Okeanostochter Perse
A 1 o e u s beigesellt und als Schwestern der beiden
oder doch als Heliostöchter werden genannt:
Kirke, Pasiphae und selbst Kalypso, vgl.
Tzetz. z. Lyk. 174. Endlich wird Perses mit-
aufgeführt, der ja gemeinhin als Bruder des
Aietes gilt: Hyg. fab. praef. p. 12, 12 Seh. Mit
Unterdrückung: des Namens figuriert unter den
Geliebten des Helios auch die überaus schöne
Mutter der Kirke: (Je. met. 4, 205. Vgl. noch
zu Perse-Persels : Creuzer, Symb. u. Myth. 1, 734.
4, 18 ff. 109 f. Warr, Class. Bei: 9 (1895) 391 f.
Peppm üller , Hesiodos S. 39. 49. 51. [Waser.j
-Perse (perse) ist die etruskische Umformung
des griech. Perseus {Deecke in Bezzenbergers
Beitr. 2, 169 nr. 85). Der Name ist in dieser
Korni nur einmal belegt, nämlich auf einem
Spiegel vom Orbetello. Daneben aber finden
sich noch drei andere Belege, in denen der
Anlaut aspiriert ist: zweimal ist qperse ge-
schrieben, und zwar auf zwei Skarabäen von
Carneol, deren einer in Cortona gefunden ist,
während der andere unbekannten Fundortes
ist; einmal haben wir die Schreibung qperse,
und zwar auf einem im Florentiner Museum
aufbewahrten Bronzespiegel unbekannter Her-
kunft. Der Spiegel von Orbetello ist ver-
öffentlicht von De Witte im Bull, dell' Inst.
1858, 103; Monum. ined, 6 tav. XXIV nr. 3
mit den Ausführungen von Brunn. Ann. dell'
Inst. 1858, 386 sq., und von Fabretti, C. I. I.
nr. 296 ter a. Den Skarabäus von Cortona
haben Lanzi 2, 145 = 116 tav. VHI nr. 5 und
Fabretti, C. I. I. nr. 1022 veröffentlicht, den
anderen, der aus der Stöschischen Sammlung
ist, Winclcelmann, Monum. ined. nr. 84 (tav. CIN
nr. 262 ed. Brat.); Lanzi 2, 145 = 116 nr. VI
tav. VHI nr. 6; Miliin, Gal. myth. 2, 5 pl. XCV
nr. 387; Hancarcille, Antiq. etr. gr. et rom.
10 IV, 24 pl. 13 nr. 1; lnghirami Monum. etr.
tom. VI (= vol. IX) tav. Z4 nr. 1 und Fabretti,
C. I. I. nr. 2550. Den Florentiner Spiegel end-
lich haben herausgegeben B. Fabr. cap. VII.
542 nr. 391; Dempster tav. V; Gori, Mas. etr.
3 pag. V (cf. 2, 247); Lanzi 2, 212 = 168 tav.
Vli nr. 4; Miliin, Gal. myth, 2, 5 pl. XCVI
nr. 386; lnghirami Monum. etr. tom. 2 (= vol.
HI), 390 sqq. tav. XXX VHI; Gerhard, Etr. Spiegel
3, 122 Tai'. CXXIH; Conestabile, Inscr. etr. 193
2j tav. LVIH nr. 205 und Ar. Fabretti C. I. 1.
nr. 107. — Auf dem Spiegel von Orbetello sehen
wir drei Figuren: links den Hermes (turms;,
in der Mitte den Perseus (joerse), der die rechts
sitzende, anscheinend schlangenhaarige tarsu
beim Schopf gepackt hat, in der Rechten eine
Sichel haltend, mit der er ihr augenscheinlich
den Kopf abschneiden will. Der Skarabäus
von Cortona zeigt uns nur die Figur des Per-
seus, mit Flügebi an den Füfsen und der Bei-
30 schrift <perse. Auf dem Stöschischen hingegen
sehen wir den Perseus mit der Sichel in der
Linken, den Schild über die rechte Achsel ge-
worfen und in der Rechten selbst das Gorgonen-
haupt; auch hier ist die Beischrift qperse. Auf
dem Florentiner Spiegel sind zwei Personen,
Perseus (qperse) selbst, auch hier mit der Sichel.
und Minerva (menerva); am Boden liegt das
abgeschlagene Haupt der Gorgo, welches Mi-
nerva vorsichtig mit der Lanze umzuwenden
40 bemüht ist, um es zu besichtigen. Da griech. p
im Etruskischen bald durch p, bald durch qp
wiedergegeben wird, so sind die drei Schrei-
bungen perse, qperse und qperse gleich berechtigt.
Vgl. Perseus. [C. Pauli.)
Perseia 1; s. Perse'is nr. 3. — 2; s. Persike.
Perseidai s. Perseides.
Perseides (nsQ68iSrjg; bei Bakchylid, 12, 48
p. 103 Blafs: nitidus; bei Hom. II. 19, 116.
123. Orph. Lith. 505: IItQ6r(iädi]g; im Schol.
50 Aristid.}). 72 Bind.: üsgaldrig), Sohn oder Nach-
komme des Perseus (s. d.) heilst 1) Sthenelos,
Hom. a. a. O. — 2) Herakles, Bakchylid. Orph.
Schol. Aristid. a. a. 0. — 3) Auch der Gaukler
Alexandras aus Abonuteichos, der sein Ge-
schlecht mütterlicherseits auf Perseus zurück-
führte, heifst IIsQOsidiig in dem Orakel bei
Luc. Alex. 11. — 4) IIsQösldca = Sthenelos,
Eurystheus, Thuk. 1, 9, 2. Isokr. 6, 18. Paus.
2, 18, 7; vgl. Steph. Byz. s. v. "Agyog. 0. Müller,
60 Darier 1, 57. Thrämer, Bergamos 37 ff. 112 f.
Im Schol. Eur. Or. 4, wo O. Müller a. a. 0.
57, 2 statt Il£Xo7TiSag: üsgadSag schreibt, sind
nach Hiller bei Th. Voigt, De Atrei et Thyestae
fab. (Dissert. phil. Hai. 6) p. 417 unter den
Persiden die Herakliden zu verstehen. — 5) Über
die angeblichen üsgasldai des persischen Königs-
geschlechts s. Stein zu Herod. 7, 61. 150; vgl.
1, 125. Xenoph. Qyr. 1, 2, 1. Said. u. Kvgug
1985 Perse'is Perseus (Sage b. Pherekycles) 1986
p. 472 Beruh. Vgl. E. Meyer, Gesch. d. Alt. Hesiod, Theog. 375 ff. Des Koios und der Phoibe
1, 466 S. 559. [Höfer.] Tochter, Asterie, gebar ihm die Hekate, 409 ff.,
Perse'is (JIsßffTjjfg), 1) = Perse (s. d.). — 2) = Apollod. 1, 2, 2, 4; der Hymnus auf Demeter 24
Kirke als Tochter der Perse: Val. Fl. 7, 238; bietet die Namensform Persaios, Lykophronlllb
ebd. 5, 581 heifst auch Aietes als Sohn der Perseus. Vgl. Schümann, opp. 2, 243 ff; Mayer,
Perse „proles Perseia (z. TIsQoriiog) Solisu. — Gig. u. Tit. 56 u. 58. — Kirchner, Att. et Pelop.
3) als Beiname der Hekate, da diese die 1890 S. 43 ff. identifiziert ihn mit dem attischen
Tochter des Per s es und der Asteria ist: vgl. Heros Perres (vgl. Perrheus).
Hes. Th. 409 ff. (Schol. vet. u. Tzetz. z. Lyk. 1175). Bei Apollodor 1, 9, 1, 6 und 1, 9, 28, 5 sind
Apd. 1, 9 W. Diod. S. 4, 45, 1. Ihr Vater io Perses und Aietes Söhne des Helios und der
heifst IlsQOcciog: Hom. H. auf Dem. (4) 24, Perseis, Kirke und Pasiphae ihre Schwestern.
und da ja IIsQentg auf ein Masc. IlzQOsvg Perses beraubte seinen Bruder der Herrschaft
zurückweist, so hat Lykophron für Hekate die und wurde von der unerkannt zurückkehrenden
Umschreibung: HnQOtcog Sh nccgQ-tvog Bqi^ü) Medeia getötet; Hygin. (fab. 26; 27; 244) läfst
T^'ftopqpos, vgl. AI. 1175 f. und Tzetz. z. St.; ihn durch Medos, des Aigeus und der Medeia
ebenso Perseus statt Perses: Dionys.v.Milet(?) Sohn, seinen Tod finden. Dionysios von Milet
im 1. Buch seiner 'AQyovavniici (Schol. Apoll. (Schol. Apoll. Rhod. 3, 200) nannte im ersten
Rhod. 3, 200 = frg. hist. Gr. 2, 8, 4). Apoll. Buch der Argonautica ebenfalls Helios Vater
im Et. Mg. p. 515, 12; s. Bd. 1 Sp. 1898 f. des Aietes und Perses, der in Taurien herrschte;
IltQOrj't'g als Beiname für Hekate bei Hesiod (?) 20 von einer einheimischen Frau oder einer Nymphe
nach Schol. und Eilst, z. Od. 10, 139; ferner liefs er ihm Hekate geboren werden, die ihren
Apoll. Rhod. 3, 467. 478. 1034. 4, 1018. Nonn. Oheim Aietes heiratete und von ihm Mutter
Dion. 13, 401, wo Zerynthos bezeichnet wird der Kirke und Medeia wurde; offenbar eine
als im'fffi« IliQOrfidog, vgl. dazu Steph. Byz. Zauberinnengenealogie, die von Medeia als
s. ZrjQ. (Lyk. AI. 77), s. Bd. 1 Sp. 1893; ferner Tochter des Aietes ausging. Dieselbe Sage bei
Ov. met. 7, 74. Sen. Med. 814. Stat. Theb. 4, 482. Diodor 4, 45, der Hekate ihren Vater vergiften
Daher auch nsQOsln: C. I. G. (3) 5950. Val. Fl. läfst. — 2) Sohn des Perseus und der Andromeda,
6, 495; vgl. auch Nikom. b.Phot. bibl. p. 144b,41; vgl. unt. Art. Perseus Sp. 1991. [E. Kuhnert.]
IltQGzitt: Orph. H.l, 4;JTfp<>io: (Jlfpfftirj?) : Hymn. Perseus (n^Q6£vg).*) Die älteste zusammen-
aaf Hekate v. 2 (Miller, Mel. de litt. gr. p. 442 ; 30 fassende Darstellung der Perseussage stand im
Ddthey, Rhein. Mus. N. F. 27 (1872) 392; Orph. zweiten Buch der Genealogien des Pherekydes;
rec. Abely. 289). — 4) Adj. = zauberisch: „Per- ein Auszug daraus ist uns in den Schoben zu
sei'des herbae" bei Ov. rem. am. 263, ebenso Apollon. Rhod. 4, 1091 und 1515 erhalten. Die
„Perseae vires" bei Val. Fl. 7, 451. Vgl. auch Sage lautet danach folgendermafsen. Akrisios,
„Medeides herbae'1, bei Ov. ars am. 2, 101; vermählt mit des Lakedaimon Tochter Eurydike,
„(malae) Medeae herbae" bei Tib. 1, 2, 51; hatte eine Tochter Danae. Er befragte das
„venena Medeae" bei Hör. epod. 5 , 62. — Orakel zu Pytho wegen eines männlichen Nach-
5) = Alkmene als Tochter des Elektryon, so- kommen und erhielt zur Antwort, ihm selbst
mit Enkelin des Perses: Eur. Herakles 801; würde kein Sohn geboren werden, wohl aber
vgl. Usener, Rhein. Mus. 23 (1868) 339, 66. 40 seiner Tochter, und der würde ihn töten. Mit
343, 82. [Waser.] diesem Bescheid zog der König (von Delphi)
Persepolis, Perseptolis (UsQCtnohg, TIzQGt- nach Argos zurück und liefs, um dem ihm
TtxoXig), 1) Sohn des Telemachos und der Poly- vorausgesagten Schicksal zu entgehen, auf dem
käste, der Tochter des Nestor, Hesiod b. Eust. Hof seines Palastes unter der Erde einen
ad Hom. Od. 1716, 39; vgl. Schol. Hom. Od. ehernen Thalamos bauen, in dem er seine
16, 118. Eudocia 77 p. 131 Flach. 394 p. 664. Tochter mit ihrer Amme gefangen hielt und
Step>h. Byz. s. v. Dagegen geben Hellanikos bewachen liefs. Zeus aber, der in Liebe zu
und Aristoteles bei Eust. (Eudocia) a. a. O. als der Königstochter entbrannt war, kam durch
Mutter die Nausikaa an; mehr s. bei Wörner die Decke des Kuppelgemachs (das wir uns
Bd. 3 s. Nausikaa S. 32 f., der m. E. mit Recht 50 wie die mykenischen Schatzhäuser vorzustellen
in Perseptolis nur einen anderen Namen des haben) zu ihr in Gestalt eines goldenen Regens ;
sonst Ptoliporthes, -os genannten Sohnes des Danae giebt einem Sohne Perseus das Leben
Telemachos und der Nausikaa sieht. Während und zieht ihn mit ihrer Amme heimlich vor
Wörner die Überlieferung bei Hellanikos auf ihrem Vater auf. In seinem dritten oder vierten
ein späteres Epos zurückführen möchte, ist Lebensjahr rief der Knabe beim Spiel einmal
H. Kullmer, Jahrb. f. Phil. Sitppl. 27, 590 ge- so laut, dafs es der König hörte; er liefs Danae
neigt, sie dem Hellanikos selbst zuzuschreiben.
Vgl. Ptoliporthos. — 2) Beiname der Athena, *)Von der Litteratur über P. hebe ich hervor: Fedde,
7 „,,,„,.^7.7^0 ir.Ar. tu ■ r. s na Tr 7 j- < De Perseo et Andromeda, Berol. 1860 Johne, Andromeda d.
JMHinroktes (oder Phrx nichos fr. < 2 Rock fr. 1) ~ . ., T •, , ,oa„ m- , --,. . ,•• _> r , ,
i • tj 7 Ti .i 7- nd "k/jj -"-w"'" / ' *j Euripides, Landskron 1883. Tümpel, Aähiopenlander, Jahrb.
bei Bergk, Poet. Lyr. 34, 5541., WO auch die G0 f_ PhiloL Supplementbd. 16. Wernicke, Andromeda in Pauly-
Übrigen auf dies Fragment bezüglichen Stellen Wissowas Realencykl. Wecklein, Sitzungsber. Bayr. Akad. 1888,
zusammengetragen sind (fehlt bei Bruchmann, l, 87 ff. ; io9ff. Jahn, Piniol. 27, lff. Robert, Archäoi. Zelt.
Epith. deor. 14); ferner AHst. nub. 967. Callim. 1878 S. 16 ff. Knatz, quomodo Persei fabulam artifices trac-
hymn. 5, 43. Orph. Lith. 679 (v. 1. tltTtrolig). taverint, Bonnae 1893. Das unglaublich weitschweifige
Vfl Ptolinorthos THöferl Buch von Hartland, the legend of Perseus 1 — 3, London
tr»„_„„„ itt \ -i\ • ci i t m-j. 1894, — 9G bietet nicht den geringsten Aufschlufs über die
Perses (Tlsgang). 1) ein Sohn des Titanen griechiBChe Sage. Eg bewegt *ch in ganz allgemeinen
KriOS und der H,urybie, og TtuCl ^riTCQBTCSV ld- anthropologischen Betrachtungen einzelner, für die
^oavvVGlV, Bruder des Astraios und Pallas, Perseussage nicht einmal charakteristischen Züge.
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 63
1987 Perseus (Sage b. Pherekydes) Perseus (Sage b. Pherekydes) 1988
und ihre Amme holen und die letztere sofort um ihnen das Medusenhaupt zu zeigen, und
töten, seine Tochter aber führte er zum Altar versteinert alle Versammelten. Dann giebt er
des Zeus Herkeios und fragte sie nach dem Athena das Medusenhaupt, die es auf der
Vater des Kindes. Sie schwur, dafs es Zeus Aigis befestigt; die Kibisis giebt er dem Her-
sei; Akrisios aber glaubte ihr nicht, liefs sie mes wieder (? 'Eg^iy cMoSidcoaC) , die Flügel-
mit dem Kleinen in eine Kiste verschliefsen schuhe und die Kappe den Nymphen (4, 1515).
und ins Meer werfen. Die Kiste ward von den Nach der Versteinerung des Polydektes und
Wellen nach der Insel Seriphos getrieben und seiner Umgebung (4, 1091) läfst Perseus den
dort von Diktys , dem Sohn des Peristhenes, Diktys als König der übrig gebliebenen Seriphier
in einem Netz gefangen. Auf Danaes Flehen 10 zurück und geht selbst nach Argos mit den
öffnete er die Kiste, erkannte in ihr eine Ver- Kyklopen, Danae und Andromeda, um seinen
wandte (i]6av yag 6 zJlxxvg xccl 6 Uolv8hKxr\g Grofsvater Akrisios zu suchen Der aber war
'AvdQo&6r}g zr)g UsQiv.daxoQog xecl TJboiG&ivovg aus Furcht zu den Pelasgern nach Larisa ge-
xov 4a[LcccTOQog xov Navnliov xov TIo6£i8u)vog flohen. Danae blieb nun bei ihrer Mutter
■xccl 'A\LV{Lmvrig cog <f>8Q£xvdrig iv TtQmxay), nahm Eurydike in Argos, desgleichen die Kyklopen
sie mit ihrem Sohn in sein Haus auf und und Andromeda; Perseus aber geht nach Larisa,
unterhielt sie (4, 1091). Als Perseus schon zum trifft dort seinen Grofsvater und überredet ihn,
Jüngling herangereift war, erfafste den König zurück nach Argos zu kommen. Vor der Ab-
der Insel, Polydektes, den Bruder des Diktys, reise aber nahm er an einem Wettkampf von
(6^o(i7]XQiog), eine heftige Leidenschaft für Danae 20 Jünglingen Teil; er warf dabei einen Diskos
(4, 1515); er wufste aber nicht, wie er des so unglücklich, dafs er seinen Grofsvater am
jungen Helden Mutter in seine Gewalt bringen Fufs tödlich verletzte. Perseus und die Larisäer
sollte. Da bereitete er ein Gastmahl und lud bestatten ihn vor der Stadt, und die Umwohnen-
dazu viele Gäste, unter ihnen auch Perseus; den (iTti%wQioi) errichten ihm dort ein Heroon.
als dieser fragte, tnl xivi 6 %Qccvog evca^slxat, IIzQGzvg de ava^coQÜ xov 'ÄQyovg.
d. h. welche Gabe der König beanspruche (vgl. Aus diesen beiden grofsen Schoben lernen
Welcher, Äschyl. Trilogie 381 A. 648), und zur wir die wesentlichsten Bestandteile der Phere-
Antwort erhielt, ein Pferd (inl ititko), ent- kydeischen Überlieferung kennen. Leider er-
gegnete Perseus: ini xy rogyovog xstpcdy, fahren wir nichts über Andromeda; nur als
eine Äufserung, die den Sinn haben mufs, dafs 30 Gemahlin des Perseus wird sie erwähnt (4, 1091),
er alles bringen würde, selbst das Gorgonen- die mit ihm von Seriphos in seine Heimat
haupt, wenn es von ihm verlangt würde. Als Argos geht. Die ganze Erzählung trägt, wie
am nächsten Tag die Teilnehmer des Mahles es bei Pherekydes selbstverständlich ist, epischen
jeder ein Pferd brachten, wies der König Per- Charakter; auch die märchenhaften Züge darin
seus mit dem seinen zurück und forderte von liegen ganz im Geiste des Epos. Aber über
ihm seinem Versprechen gemäfs das Haupt die bekannten Epen, in denen wir eine Er-
der Gorgo, mit der Drohung, sich seiner Mutter wähnung unserer Sage voraussetzen dürfen,
bemächtigen zu wollen, falls er es nicht er- können wir nicht hinausgehen. Es ist wohl
hielte. Traurig, sein Schicksal beklagend ging kein Zweifel, dafs es einst ein besonderes
Perseus auf die äufserste Klippe der Insel; 40 Perseuslied gegeben hat; zu dieser Annahme
dort erblickt ihn Hermes , fragt ihn nach sei- zwingt die feste Gestalt unserer Sage, die keine
nem Kummer, spricht ihm Mut zu und führt gewöhnlichen, auch sonst geläufigen Züge oder
ihn zuerst unter Athenas Leitung (A&rjv&g Gestalten enthält. Einzig steht unser Mythos
(p&aaäaiqg) zu den Graien, des Phorkys Töch- neben allen übrigen da, ohne Zusammenhang
tern, Pemphredo, Enyo und Deino. Perseus mit ihnen; Medusa spielt nur hier eine Rolle,
entreifst ihnen das eine Auge und den einen abgesehen davon dafs Poseidon zu ihrem Buh-
Zahn, als eine Schwester sie der anderen weiter- len gemacht wurde ; von den Graien ist nur
gab, und zwingt sie so, ihm den Aufenthaltsort hier erzählt; auch des Helden Ausstattung,
der Nymphen anzugeben, die die Kappe des die Kibisis und die Hadeskappe kehren sonst
Hades, die Flügelschuhe und die Kibisis (Tasche) 50 nirgends wieder. Und das alte Perseusepos
besitzen. Als Perseus ihn erfahren, giebt er hat schon eine reich ausgebildete Sage ent-
den Alten Auge und Zahn zurück und geht halten; aus ihm stammt der Eranos des Poly-
mit Hermes zu den Nymphen, von denen er dektes, eine echt epische Motivierung des
die drei Gegenstände erbittet und erhält. Er Gorgonenabenteuers ; in ihm ist auch die Fahrt
legt die Fufsflügel an, hängt die Tasche um, des Perseus zu den Gorgonen schon reich aus-
setzt die Hadeskappe auf und fliegt unter Be- gestattet gewesen, denn Pindars Erzählung,
gleitung von Hermes und Athena bis an den dafs Perseus bis zu den Hyperboreern ge-
Okeanos zur Wohnung der Gorgonen, die er kommen sei und bei ihnen geschmaust habe,
schlafend findet. Die Götter belehren ihn, wie kann nur auf ein altes Perseuslied zurückgehen,
er mit abgewandtem Antlitz der Medusa, die 60 das ausführlich des Helden Abenteuer schilderte,
allein von den drei Schwestern sterblich war, Sehr altertümlich ist der märchenhafte Zug,
das Haupt abschneiden soll. Er vollführt das dafs der Held nicht ohne weiteres zu den
Abenteuer geschickt, steckt das Haupt in die Gorgonen gehen kann; er mufs sich erst seine
Kibisis und entflieht. Die Schwestern der ge- Rüstung erwerben, aus den Händen der Nym-
töteten verfolgen ihn, können aber dem (durch phen mufs er sie entgegennehmen. Aber diese
die Hadeskappe) Unsichtbaren nicht beikommen. sind nicht leicht zu finden; er mufs ein Vor-
Perseus aber begiebt sich nach Seriphos, be- abenteuer mit den drei alten Graien bestehen,
fiehlt Polydektes das Volk zusammenzurufen, und erst als er diese überlistet hat, erfährt er
1989 Perseus (b. Homer u. Hesiod) Perseus (b. Pindar) 1990
die Wohnung der Nymphen. Auch diese um- wie sie späterhin bleibt, nur dafs das Schwert
ständlichen Abenteuer zeigen, wie ausgebildet schliefslich in eine Sichel oder ein Sichelschwert
schon in ältester Zeit die Perseussage gewesen umgewandelt wird,
ist; denn uralt sind diese Mythen, die ganz Ausführlichere Erwähnung noch läfst Pin-
an unsere Volksmärchen anklingen, in denen dar unserer Sage zu teil werden, zunächst in
der Held auch erst so und so viele Abenteuer der 12. Pythischen Ode auf den Sieger im
bestehen mufs, bis er zu dem eigentlichen Flötenspiel Midas von Akragas. Aus fliefsendem
kommt. Und echter Volkssage gehören die Golde (anb %qvoov ccvtoqvtov) soll der Danae
Gestalten der Nymphen an, die Tarnkappe, Sohn entsprossen sein (17); mit Hilfe seiner
Flügel und Tasche schenken; sie stehen auf 10 Schützerin Athena (19) tötete er die schön-
gleicher Stufe mit unseren Feen. wangige Medusa, eine der drei Töchter des
Es ist sehr zu bedauern, dafs wir dieser Phorkos; Athena aber erfand damals die Flöte,
Urgestalt unseres Mythos nicht weiter nach- indem sie die Laute der klagenden Schwestern
gehen können. Homer gedenkt des Perseus nachahmte (8 ff., 20 f.). Nonnos (23, 622 Ußvv
nur ganz flüchtig; llias 19, 116 und 123 wird rvitov ccvl&v) läfst die Flöte in Libyen erfunden
Sthenelos des Perseus Sohn genannt (JIsq6r[C- werden, das schon früh als Vaterland der
ccSng); 14, 319 gesteht Zeus der Hera, die ihn Gorgonen galt und wo Athena beim Tritoni-
im Besitz des Gürtels der Aphrodite bezaubert sehen See verehrt wurde (vgl. Paus. 2, 21, 6 ff.),
hatte, dafs ihn noch niemals die Liebe zu einer Pindar indes scheint die Erfindung in Boiotien
Frau so mächtig erfafst habe, selbst nicht zur 20 lokalisiert zu haben; auch der Scholiast zu
Danae xccXliocpvQov 'AxQioiwvr]g, rj vins IIsQ6f]ce, Vers 31 läfst die beiden Gorgonen den Perseus
Tidvrcav agidsiKsrov &vSq(öv. Eine höchst ehren- bis nach Boiotien verfolgen. Müller (Orchomenos
volle Erwähnung, aber man kennt nicht einmal S. 356) und ihm folgend Boeckh haben eine
ihr Alter1. Eine Reihe von Geliebten des Zeus Übertragung der libyschen Sage vom boiotischen
werden aufgeführt; da konnte jede beliebige Tritonüufs und dem Kopaissee angenommen;
zugefügt werden. Homer kennt die Gorgo und dort gab es das beste Flötenrohr im Altertum,
ihr schreckliches Antlitz an der Aigis des Zeus Von Perseus erzählt Pindar weiter, dafs er
und der Athena oder am Schild seiner Helden über das im Meer liegende Seriphos und seine
und in den Händen der Persephone, vgl. Uias Bewohner das Schicksal verhängte (12, vgl.
5, 740 ff.; 8, 349; 11, 36; Od. 11, 634. An 30 Pyth. 10, 47. 48), das heifst Land und Leute
Perseus denkt er dabei nie ; unser Heros ist eine versteinerte ; dem Polydektes aber wurde das
dem homerischen Epos offenbar fremde Gestalt, Gastmahl verhängnisvoll, wie die Knechtschaft
fern dem Kreise der dort handelnden Helden. und die gezwungene Ehe, in der er des Per-
Der hesiodischen Poesie ist Perseus um seus Mutter gehalten hatte (14, 15).
so bekannter. In der Theogonie 276 ff. wird die Wir haben hier im einzelnen noch genauere
Tötung der Medusa erwähnt, der allein sterb- Angaben, als sie der Auszug aus Pherekydes
liehen der drei Gorgonenschwestern (Z&stvoo, bietet. Danae lebt hier in gezwungener Ehe
EvQvccXr}) , die neben Poseidon geruht hatte. mit Polydektes ; offenbar liefs auch die epische
Als Schwestern der drei Gorgonen — wo sollte Überlieferung bei Pherekydes ihr Gewalt ge-
man sie sonst unterbringen? — galten die 40 schehen, nicht blos gedroht werden; das ist
zwei Graien, Pemphredo und Enyo, lauter Töch- wohl nur in dem Auszug übergangen. Einen
ter von Keto und Phorkys. Die Gorgonen hau- ganz neuen Blick in die alte Sage bietet die
sen jenseits des Okeanos, am äufsersten Ende merkwürdige Notiz Pyth. 10, 50 ff. , dafs der
der Welt, bei Beginn der Nacht, wo auch die Herrscher (Xayttag) Perseus einst bei den Hy-
Hesperiden wohnen. Als Perseus der Medusa perboreern in ihren Palästen schmauste. Als
das Haupt abschlug, entsprang ihrem Rumpf sie gerade dem Apollo Eselshekatomben opfer-
der mächtige Chrysaor und das Rofs Pegasos ten (vgl. Journal of Hell. Stud. 14 S. 88), kam
(s. d.). Dies hatte seinen Namen davon, dafs es an er auf dem Weg zu den Gorgonen unter Athenas
der Quelle des Okeanos entstand, jener trug Führung zu ihnen (45). Das Land ist als
ein goldenes Schwert. Pegasos flog gen Hirn- 50 Wunderland geschildert, es ist das Elysium,
mel und wohnt im Hause des Zeus, dem er in dem die iidxagsg uvdQsg wohnen.
Donner und Blitz trägt; Chrysaor erzeugte mit Das Perseusepos, dem Pindar diesen Zug —
der Okeanos - Tochter Kallirrhoe den drei- wenn auch vielleicht nicht direkt — entnahm,
köpfigen Geryoneus. ist schon früh verloren gegangen. Den Aufent-
Auf dem Schild des Herakles war Perseus, halt bei den Hyperboreern erwähnt nur noch
dem der Dichter den Beinamen imtöra giebt, Simmias von Bhodos (Brauch, Anal. 2 S. 525);
nach der Überwindung der Medusa dargestellt; dieser hat seine Kenntnis davon sicher nur
die Flügelschuhe an den Füfsen, um die Schul- aus dieser Pindarstelle. Dafs eine spätere Zeit
tern das Schwert, flog er wie ein Gedanke (222/. von der alten Perseusreise nichts weiter wufste,
Um seine Schläfen lag die Ssivi} 'Ä'Cdog Kvvfj co können wir aus der Ratlosigkeit der Pindar-
töcpov cclvbv tyovca (226/27), in der silbernen schollen (zu Vers 72) schliefsen.
Kibisis trug er das Hatipt des schrecklichen ImScholion ABJD zu B. £7319 (vgl. Apollodor
Ungetüms. Barn nach eilten die beiden Schwe- 2, 4, 1, 2) wird auf Pindar die Version zurück-
stern, jede zwei Schlangen an ihrem Gürtel, geführt, dafs Danae von ihrem Oheim Proitos
und suchten ihn zu erreichen (229 — 234); die- verführt sei und daher die Feindschaft der
selbe Scene werden wir später als die gewöhn- beiden Brüder stamme. Hat Pindar das wirk-
lichste der archaischen Kunst kennen lernen. lieh so erzählt, so darf man darin doch nichts
Die Ausstattung des Perseus ist hier völlig so, weiter als eine der Sagenänderungen sehen,
63*
1991 Perseus (b. Simonid., Hekataios etc.) Perseus (b. d. Tragikern: Aischylos) 1992
wie sie ihm sein religiöses Gefühl auch sonst Perser des Perseus und der Andromeda Sohn
einmal eingab, nicht etwa alten Mythus; dem Perses für ihren Stammvater hielten, somit
ist er in der 12. Pythischen Ode und Nem. 10, 11 also Abkömmlinge der Argeier wären; so soll-
gefolgt. Es ist zum mindesten gewagt von ten die Stammverwandten in dem Kampf nicht
Usener, auf diese Tradition eine Auffassung als Gegner auftreten (Herod. 7, 150).
des Proitos als Zeus Agetor (nooixog = prae- Wir wenden uns jetzt zur tragischen Dich-
itor) zu gründen (Beligionsgesch. Unters. 3, 84). tung, die unsere Sage gern und viel behandelt
Von Simonides ist uns durch Dionys. Hui. hat; alle Teile derselben finden wir dramatisch
de comp. verb. 26 aus einem Threnos in ganz bearbeitet. Eine Andromedatragödie des Phry-
freien Rhythmen die rührende Klage der mit 10 nichos beruht wohl auf einem Irrtum, vgl.
ihrem Kind auf dem stürmischen Meer trei- Robert, Arch. Zeit. 1878 S. 16, Tümpel oben
benden Danae erhalten (Poetue lyr. Gr. 3 4 fr. 37). Bd. 2 Sp. 989. Nur den Titel einer Tragödie
Aus Hekataios besitzen wir die kurze Notiz: Perseus von Aristias kennen wir aus dem Ar-
Zuvs [Licytrui xä Aavä, die uns Herodian der gument der Sieben gegen Theben; Aischylos
Merkwürdigkeit der kontrahierten Namensform siegte Ol. 78, 1 (467) mit Laios, Oidipus, Sie-
halber aufbewahrt hat (Fr. Hist. Gr. 358). ben gegen Theben und der Sphinx; zweiter
Bei Hellunikos finden wir zum ersten Mal war Aristias mit Perseus, Tutitalos und den
unsern Heros genealogisch mit dem Fürsten- Paluistai seines Vaters Pratinus. Möglicher-
haus der Perser verbunden, eine Verbindung, weise geht das bei Athenuios überlieferte Frag-
die Tümpel (Jahrb. f. Philol., Supplbd. 16, 155) 20 ment iivkuigi d' oiQfy&tirb Xaivov TtiSov (Nauck,
auf Skylux zurückzuführen sich bemüht; Steph. Fr. Trug} S. 727 nr. 6) auf den Perseus zurück
Byz. 'Agzalcf HtQ6t%i] %ü>qcc, i)v inöXias TIsqosvs und enthält eine Etymologie von Mvxi]vai, vgl.
ö IltQaecog xalAvdQoiitdcxs' 'EXXävmog iv IJtQai- Paus. 2, 16, 3.
xüv TtQwtr/. Der Name des Sohnes ist sicher in Die Trilogie des Aischylos, die Welcker kon-
Perses zu ändern (vgl. Herodot 7, 61 ; Apollodor struiert hat (Aischyl. Tril. S. 378 ff.), ruht auf
2, 4, 5; Tzetzes zu Lyk. 838). Nun liegt im falschen Voraussetzungen. Eine Danae ist nur
Scholion zu Dionys. Perieg. 1053 folgende Über- aus Hesych. Tia&aiQo^at yfiQug konjiziert; die
lieferung vor: Perseus hatte von Andromeda Glosse stand aber sicher in den Dunuiden,
einen Sohn, den sein Grofsvater Kepheus bei Nauck, Fr. Trug.* nr. 45. Und die Phorkiden,
sich behielt, Perses nannte, und dem er nach 30 die Welcker als Mitteldrama auffafste, werden
seinem Tode die Herrschaft über die Kephenen in der Didaskalie C. I. A. 2, 973, 31 als Satyr-
hinterliefs. Die Chaldaier vertrieben ihn; er drama bezeichnet; des Dichters Name fehlt
aber ging mit einer grofsen Zahl Kephenen zwar, doch kann wohl nicht zweifelhaft sein,
8 ig xb AQyzlcov Z&vog, unterwarf die Uneinigen dafs des Aischylos Drama damit gemeint ist,
und nannte sie Perser. Er hatte einen Sohn ein zweites unter diesem Titel ist jedenfalls
Achaimenes, nach dem die Perser Achaimeniden nicht bekannt. Sein Inhalt ist durch den Titel
genannt wurden. In 'Apyticov steckt natürlich genügend gekennzeichnet. Perseus, der eine
ein Fehler; Müller hat überzeugend 'Aqxu'hov stählerne Harpe von Hephaistos empfangen
verbessert (Fr. Hist. Gr. 3 S. 365 zu fr. 13), hatte, kam zu den Phorkiden, die die Gor-
und da bei Steph. Byz. XccXScäoi Hellanikos 40 gonen als Wächterinnen gebrauchten (Erutosth.
im ersten Buch der Persika die Chaldaier nach Kutust. 22, Nauck fr. 262); Mv d' ig ocvxqov
des Kepheus Tod aus Babylon ausziehen und a.6iid(OQog mg, gleich einem wilden Eber drang
die früheren Kephenen nun Chaldaier heifsen er in die Höhle (fr. 261): zu den Gorgonen
läfst, so hat Müller die Überlieferung des Scho- natürlich. So kennt die Sage auch Nonnos
Eons zu Dionys. Per. auf Hellanikos zurück- (31, 16 ff.) «Popxidog ccyQvnvoio Xaßcov öcp&ccX-
geführt. Nach Hellunikos wären dann die Ke- \lov aXr\xr\v Svaßaxov avxQov Mvvs, -nal ä^imcov
phenen nicht derselbe Stamm gewesen wie die nagä %8xqv Xr\icc avQi&vxcc, ftaXvaia Xo^ä v.o-
Artaier, sondern deren Unterdrücker. [idav, roQyovog ojSivovxcc dit&Qiatv ccv&8Qeä>vcc.
Herodot überliefert im Gegensatz dazu 7, 61, Silen oder einer der Satyrn könnte das bei
dafs die Perser früher von den Griechen Ke- 50 Aischylos mit jenen Worten beschrieben haben;
phenen genannt worden seien, während sie die Satyrn galten vielleicht wie im Kyklops
selbst sich den Namen Artaier gaben. Als und sonst als Gefangene, hier der Gorgonen,
Perseus, der Sohn der Danae und des Zeus, zu die von den Graien bewacht und von Perseus
des Belos Sohn Kepheus kam und dessen Toch- dann erlöst wurden ; der komischen Scenen gab
ter Andromeda heimführte, zeugte er einen es da genug. Eine Änderung gegenüber der
Sohn Perses, den er dort zurückliefs, da Ke- alten bei Pherekydes vorliegenden Sage hat
pheus keinen männlichen Erben besafs; von hier die Stellung der Phorkiden erfahren. Dort
diesem erhielten die Perser ihren Namen. Im dienen sie nur dazu, um Perseus den Weg zu
Grunde hat diese genealogische Verbindung in den Nymphen zu weisen, von denen er sich
der Namensähnlichkeit ihren Ursprung; sie steht 60 seine Ausrüstung holt; Aischylos wirft diese
auf derselben Stufe, wie die Umtaufung der umständliche Tradition beiseite, läfst Perseus
Arier in Meder, die, wie Herodot im folgenden seine Waffe von Hephaistos empfangen und
Kapitel erzählt, erfolgte, als Medeia auf der macht die Graien — die einäugigen, die nur
Flucht aus Athen zu ihnen kam; so erzählen abwechselnd sehen konnten, deren eine also
die Meder selbst von sich. Die Perseusgenea- stets wach war — zu Wächterinnen der Gor-
logie suchte sich Xerxes zu nutze zu machen; gonen. Nachdem Perseus sie überwunden,
vor seinem Zug soll er einen Herold nach Argos dringt er bei den schlafenden Gorgonen ein
gesandt haben mit der Mitteilung, dafs die und überrascht die sich sicher fühlenden.
1993 Perseus (b. Sophokles) Perseus (b. Sophokles) 1994
Im Verzeichnis der Dramen des Aischylos geschieh te teilt Eratosth. Katast. 16 mit, dafs
ist uns noch der Titel Polydektes erhalten; den Kassiepeia, der Andromeda Mutter, schöner als
Inhalt bildete also die Bestrafung des Königs die Nereiden zu sein sich rühmte, worauf Po-
von Seriphos. Welcher zieht dazu die ganz seidon ein Meerungeheuer sandte, das den Be-
alleinstehende Überlieferung Hygins 63 und 273 wohnern grofsen Schaden zufügte, bis ihm die
heran, nach der Perseus dem plötzlich gestor- Jungfrau zur Sühne dargebracht wurde. Als
benen Polydektes als seinem Ernährer aus Dank- Scene denkt sich Robert (Arch. Zeit. 1878 S. 17)
barkeit in Seriphos Leichenspiele veranstaltete den Palast des Kepheus; Andromeda könnte
und dabei den Akrisios tötete. Diese Über- zuerst auftreten, wie sie zum Felsen geführt
lieferung, auf die wir noch einmal bei Euri- 10 wird, und dann mit ihrem Befreier Perseus
pides zurückkommen, giebt sich so deutlich als zurückkehren; Fr. 123 iTt%oi<siv t) v.v\L$aiGi
eine jammervolle Entstellung alter Sage zu er- vavarolaig %Q-6va ist eine an Perseus — ver-
kennen, dafs man sich wundern mufs, dafs sie mutlich von Kepheus — gerichtete Frage, aus
immer wieder ernste Beachtung findet. der mit Notwendigkeit folgt, dafs der Fragende
Ganz unbekannt ist uns der Inhalt der zJixrv- Perseus nicht fliegend gesehen hatte, ebenso-
ovlxoi, unter denen Hermann, Aischylos 1 S. 320 wenig irgend einer der bei dieser Scene An-
— 322 die Seriphischen Fischer verstehen will, wesenden, also dafs Perseus nicht wie später
die Danae und Perseus in ihren Netzen fingen. bei Euripides auf der Flugmaschine erschien.
Weitere Gedanken über dies Drama hat er Das ist verständlich, wenn das Stück vor dem
nicht verlauten lassen. 20 Palast spielt und Perseus erst nach Tötung
Auch über die Stellung, die Soj)hokles zu des Meerungeheuers vom Strande kommend
unseren Mythen genommen hat, sind wir nur auftritt. So Robert.
wenig unterrichtet. Vier Dramentitel weisen Dafs die Frage an Perseus gerichtet ist, ist
auf unsern Sagenkreis : Akrisios, Danae, Lari- wohl zweifellos; an einen Fremden geht sie,
saioi und Andromeda. Dafs im Akrisios die und wer könnte da anders gemeint sein? Ko-
6
Vorgeschichte des Mythos behandelt war, er- misches kann auch ich ebensowenig wie Robert
geben die Fragmente; 61 enthält einen Verweis (S. 17 A. 2) in ihr finden: kommst du zu Land
des Königs an seine Tochter: kurze Rede zu oder übers Wasser — weiter liegt nichts in
den Eltern gezieme den Kindern, insonderheit den Worten. Ein Versprechen des Kepheus
einem Mädchen, dessen Schmuck Schweigen 30 für die Rettung der Tochter ist bei Roberts
und wenige Worte seien. Und Fr. 63 und 64 Annahme ausgeschlossen; der König war nicht
-rö fcrjv Y&Qi <*> Trat, Ttavxbg ijÖLorov ytpccg- &cc- gebunden und konnte schwanken zwischen der
vüv yeco ovx %£sgti xolg avrolai öig werfen Liebe zum Kinde und dem Dank gegen dessen
Licht auf den Gegenstand ihrer Unterredung. Retter; auch für Euripides nimmt Robert das
Wenn Akrisios wiederholt das Leben als das an (S. 19). Alt ist die Überlieferung von dem
höchste Gut preist, hat er mit seiner Tochter Versprechen des Königs und dem früheren Ver-
über den Orakelspruch des Apollon gesprochen löbnis der Andromeda auf jeden Fall, das ist
und seine Härte begründet, also bevor er Danae keine spätere Erfindung; die Dramatiker müfs-
in den Thalamos einsperren liefs. ten sie also aufgegeben haben, und das ist
Aus der Danae ist charakteristisch Fr. 168: 40 ja wohl möglich. Aber noch eine andere Mög-
hv d' iniöTcqica- tov itaiSbg övtog rovS' iyco lichkeit läfst sich denken. Die schöne Hydria
diölXv^ica. Auch dies können wohl nur Worte des Brit. Mus. (Arch. 36 pl. 6 = Abb. 1 Sp. 1995/6)
des Akrisios sein , die sich auf den jungen zeigt uns die Vorbereitungen zur Fesselung der
Perseus beziehen; der Stoff beider Dramen ist Andromeda; zwei Aithiopen sind mit dem Ein-
also der nämliche gewesen. Ob die Schwierig- lassen zweier Pfähle in die Erde beschäftigt,
keit nun so zu lösen ist, dafs Danae nur als drei Dienerinnen bringen der auf zwei Aithiopen-
ein den Inhalt mehr treffender Titel dem alten kinder sich stützenden Königstochter Schmuck-
Akrisios untergeschoben ist, woran Welcher gegenstände und einen Sessel. Finster brütend
denkt (Gr. Tr. 1, 349), oder ob, wie Meineke sieht dem der König zu; doch hinter ihm steht
annimmt, die Danae ein Satyrdrama war, mufs 50 ein jugendlicher Held mit einer Flügelkappe,
dahingestellt bleiben. der die rechte Hand an die Stirn legt und
Der Inhalt der Larisaier ergiebt sich aus verwundert diesen Vorbereitungen zuzuschauen
der Pherekydeischen Überlieferung: nach La- scheint. Auch hier ist Perseus noch niemandem
risa am Peneios hatte Akrisios aus Furcht vor sichtbar geworden, wie aus seiner Stellung und
dem Orakel sich zurückgezogen; hier suchte der Haltung des Kepheus klar hervorgeht; die
Perseus ihn auf. Nach Pherekydes fand dort eifrig Beschäftigten und der brütende König
ein Wettkampf von Jünglingen statt (die Lei- haben ihn nicht wahrgenommen, er ist unbe-
chenspiele des Teutamios sind spätere Über- merkt herangetreten. Eine Frage des Helden
lieferung); bei Sophokles (Fr . 348) läfst Akrisios — und man glaubt die Gegenfrage zu hören:
einen Wettkampf ausrufen, für den er 120 gol- go iti%oi.giv r\ y.v\i$o.igi vavatolslg %fr6va; Die
dene und silberne Becher als Preise aussetzt. dramatische Wirkung, deren diese Komposi-
Vom Diskoswettkampf spricht Fr. 349: beim tion fähig ist, mufs uns doch die Erwägung
dritten Wurf kam mir nahe ein Mann Elatos nahe legen, ob sie nicht eine Tragödienscene
aus Dotion; vielleicht sind das Worte des Per- wiedergiebt. In Frage kommen könnte nur die
seus selber. Auf des Akrisios Tod mag sich Sophokleische Andromeda, wie wir später sehen
Fr. 350 beziehen. werden. Sie hätte dann wie die Euripideische
Den mittleren Teil des Mythos hatte Sopho- am Meer gespielt und mit der Fesselung der
kies in der Andromeda behandelt. Aus der Vor- Andromeda (vgl. Fr. 125) begonnen, die in
1995
Perseus (b. Sophokles)
Perseus (b. Euripides)
1996
wirkungsvoller Weise durch das unbemerkte
Erscheinen des fremden Helden unterbrochen
wurde. Das Kostüm der Andromeda, ihr ß<xp-
ßctQtxbg %ixo>v, war von Sophokles odgriTov ge-
nannt (Fr. 131); es wird also, wie auf dieser
Vase, von der üblichen Theatertracht abge-
wichen sein.
Über das in Fr. 122 erwähnte Kronosopfer
Iäfst sich leider nichts aussagen. Tümpel (die
Ailhiopenländer, Jahrb. f. Philol., Supplbd. 16
S. 159) nimmt an, die Barbarenstadt, in der
Kronos- und Nereidenopfer zusammenfielen, sei
ursprünglich Rhodos gewesen, für das Porphyr,
de abstin. 2, 54 ein Kronosopferfest bezeuge;
Sophokles aber habe die Sage mit dem Zwei-
stromland in Verbindung gebracht, da das
ßäg-ntov nach Ktesias als ein barbarisches, be-
sonders persisches Kleidungsstück galt (S. 132,
vgl. oben Bd. 2 Sp. 989). Die letzte Folgerung
Mythogr. Unters, üb. griech. Sternsagen 1896
S. 43 vertretenen Ansicht, dafs der Erfinder
oder Phnführer des Sternbildes eine ihm fertig
vorliegende Sage benutzt habe, die Benen-
nungen also alle derselben Zeit angehören.
Dafs die Andromedasage dem nicht wider-
spricht, werden wir später sehen.
Auch unsere Tragödie ist natürlich, wie fast
alle, von denen das Gegenteil nicht bestimmt
lo überliefert ist, für ein Satyrspiel erklärt wor-
den; bis aber bessere Gründe dafür angeführt
werden können, als dafs Sophokles in ihr Si-
lene und Pane(!) in der Mehrzahl erwähnte
(Fr. 132), können wir diese Meinung auf sich
beruhen lassen.
Von der Andromeda des Euripides, die zu
den berühmtesten Tragödien des Altertums ge-
hörte, können wir uns ein besseres Bild als
von den anderen nicht erhaltenen machen durch
ist ebenso unwahrscheinlich wie schwach be-
gründet.
Eratosthenes Katast. 36 erwähnt nach kur- 50
zer Angabe des Mythos, dafs das Ketos zum
Andenken an die That des Perseus unter die
Sterne versetzt wurde: Ictogsl dh tccvtcc Socpo-
xlfjg ö rüv TQCtyadiäv otoitjtjjs iv rrj Avöqo^e^oc.
Welcher hat nur die voraufgehende kurze An-
gabe des Mythos, nicht auch die Verstirnung
auf das Drama beziehen wollen (Gr. Tr. 2, 350);
aber man fragt sich doch, welchen Sinn es
haben soll, dafs die Sternbücher ihren ganz
kargen Mythenberichten die Namen der Tra- 60
giker anfügten, wenn nicht eine Verstirnung
in den betreffenden Tragödien die Veranlassung
dazu gab. Dafs die Bezeichnungen wenigstens
des Perseus und der Kassiepeia in dem Stern-
bilde schon sehr alt sind, hat Robert (Eratosth.
Katast. 246) dargethan, der die Namen Andro-
meda, Kepheus und Ketos für später ange-
gliedert hält. Ich neige zu der von Behm,
die Parodie, die ihr Aristophanes in den Thes-
mophoriazusen zu teil werden liefs. T&v y.al-
Xiatcov EvoiTtidov §Qcciiccton> heilst sie im Scho-
lion zu Aristoph. Fröschen 53, und dort wird
auch angegeben, dafs sie Olymp. 91, 4 (412)
aufgeführt wurde. Das Stück begann nach
Boberts Vermutung, die mir trotz Engelmanns
Widerspruch (Archäol. Studien zu d. Tragikern
1900 S. 65)*) ebenso fein wie gut gegründet
erscheint, mit einem Prolog der Echo (Arch. Zeit.
1878 S. 18 ; vgl. Bethe, Prol. 191 ff.) ; an ihn schlofs
sich die Klage der Andromeda, wie langsam
die entsetzliche Nacht dahinschleiche (Fr. 114).
Sie klagt mit ihren Freundinnen gemeinsam,
und Echo in der Höhle hallte ihre Klagen
wieder, eine ungemein wirkungsvolle Situation,
*) Erst bei der Korrektur kann ich auf F.n'jelmanns
Buch Rücksicht nehmen. Genaueres Eingehen darauf
mufs ich mir darum versagen; meine abweichenden An-
schauungen habe ich an den betreffenden Stellen kurz
begründet.
1997 Perseus (in Eurip. Andromeda)
die Aristophanes zu verspotten nicht unterlassen
hat. Die Scenerie ist, wie allein schon aus
dem Hereinziehen der Echo folgt, ein Fels-
gestade und Andromeda also am Felsen an-
geschmiedet zu denken. Die Mehrzahl der
Vasengemälde freilich, deren Darstellungen
man durch das Theater beeinflufst glaubt,
stellt Andromeda an zwei Pfahle auf ebener
Erde gefesselt dar; und da Mnesilochos in der
Parodie des Aristophanes an eine ouvig, ein 10
Brett, gefesselt wird, so hat Trendelenburg die
Fesselung an Pfahle auch für die Andromeda
des Euripides in Anspruch genommen, Annali
1872 S. 115/16. Ebenso Vogel, Scenen Euripid.
Trag. 43/44, der diese Fesselung noch dazu ko-
misch findet. Ich glaube nicht, dafs die Dar-
stellung der Vasenbilder einen solchen Eindruck
in jemand hervorrufen darf;" wer sie aber ko-
misch findet, durfte sie dem Euripides für
diese Tragödie gewifs nicht zutrauen. Das 20
Brett der aristophanischen Parodie beweist
natürlich gar nichts ; solche Schlüsse darf man
Perseus (in Eurip. Andromeda) 1998
Andromeda bei Euripides wieder auf die spä-
teren unter italischen Vasenbilder zurück-
greifen kann, wie es Watzinger (de vasculis
pictis Tarentinis Darrnst. 1899) S. 42 thut, ist
mir unverständlich. Engelmann nimmt zwar
für das euripideische Drama die Fesselung an
einen Felsen an (S. 9 ff.), gleichwohl bringt er
auch die Darstellung der an Baumstämme oder
Säulen gefesselten Jungfrau mit dieser Tragödie
in Verbindung; Provinztheater, die sich den
Luxus eines Felsens nicht erlauben konnten,
hätten sich mit Pfählen oder den Säulen, die
das Proskenion bot, begnügen müssen. Aber
welchem Provinztheater soll denn das schöne
attische Vasengemälde (Abb. 1), das der letzten
Hälfte des 5. Jahrhunderts entstammt, seine
Anregung verdanken? Bei zwei nahezu gleich-
zeitigen Gemälden, von denen nur das eine
Andromeda am Felsen gefesselt zeigt wie die
euripideische Tragödie, spricht, sollte ich
meinen, schon der Augenschein dafür, dafs das
zweite auf eine andere dichterische Vorlage
2) Perseus und Andromeda (anwesend: Kepheus, Hermes), Krater des Berl. Mus. (nach Arch. Jahrb. 11, 1897 Taf. 1).
aus Parodieen nicht ziehen. Wenn Perseus
Fr. 127 die Jungfrau bemitleidet %QS[La^8vr]v
oqwv, so pafst doch dieser Ausdruck nicht auf
die an Pfähle gebundene, sondern nur auf die 50
am Felsen schwebende; und wenn dieselbe Be-
zeichnung von Aristophanes (Thesmoph. 1027,
1053) verwertet ist, so erkennt man eben hier
die Parodie, abgesehen davon, dafs bei Mnesi-
lochos, dem beide Hände an einem Brett wohl
über dem Kopf befestigt waren, das KQ^aa&cci
noch eine weit natürlichere Bezeichnung war.
Entscheidend ist die Darstellung des 1892 für
das Berliner Museum erworbenen Andromeda-
kraters aus dem Ende des fünften Jahrhunderts ; 60
hier ist im Theaterkostüm Andronieda am Felsen
gefesselt dargestellt (= Abb. 2), und mit vollem
Recht hat Bethe (Arch. Jahrb. 11 S. 295 ff.) diese
Darstellung mit dem Euripideischen Drama in
Verbindung gebracht. Hier haben wir eine
dem 412 aufgeführten Drama gleichzeitige Dar-
stellung vor uns. Wie man nach Bekannt-
werden dieses attischen Gemäldes für die
zurückgeht, die über so grofsartige Darstellungs-
mittel noch nicht verfügte.
Perseus naht sich der Jungfrau durch die
Luft auf der Flugmaschine (vgl. Pollux 4, 128);
er glaubt erst ein Marmorbild am Felsen zu
erkennen (Fr. 124, 125); als er sieht, dafs er
sich getäuscht, fragt er die Jungfrau nach
ihrem Schicksal, worauf sie zuerst schweigt
(Fr. 126), dann ihm Rede steht und auf seine
Frage, ob sie ihm Dank wissen werde, wenn
er sie rette (Fr. 129), sich ganz ihm zu eigen
giebt, ihm folgen will als Gattin oder Magd
(Fr. 132). Mit einem Gebet an Eros (Fr. 136)
schliefst diese Scene.
Ob im folgenden das Seeungetüm auf der
Bühne sichtbar wurde, mufs dahingestellt blei-
ben. Robert hat eine Maskengruppe eines 1872
ausgegrabenen Hauses zu Pompeji herange-
zogen; dafs auf ihr der Andromeda, ihrer El-
tern und des Perseus Maske (mit Hadeskappe,
Harpe und Kibisis) sowie das Ketos dargestellt
war, ist evident (Arch. Zeit. 1878 Taf. 3); dafs
1099 Perseus (in Eurip. Andromeda) Perseus (in Eurip. Danae) 2000
die Felsenscenerie am Meeresufer auf Euri- Hochzeitsmahl überfällt. Und wird nun Phi-
pides weist, ist ebenso zuzugeben. Aus dieser neus auf der Bühne versteinert oder erstochen?
Darstellung des Ketos aber schliefsen zu wollen, Nein, so weit geht Wecklein nicht; auf S. 98
dafs es, wenn auch nur für Augenblicke (S. 15), läfst er die Worte nicht mehr Phineus spre-
bei Euripides auf der Bühne sichtbar wurde, chen, sondern aus einem Botenbericht stam-
scheint mir zu weit zu gehen. Fr. 145 ögw men! Es sind zweifellos Worte des Perseus,
öh itQÖg rfjg TtccQ&i'vov &oivä[Laxa Y.f]xog ftoägov mit denen er sein unerhörtes Wagnis gegen
££ 'ArlccvTixfjg äXög ist jedenfalls dafür nicht die Meduse erklärt; wir müssen uns mit dem
in Anspruch zu nehmen, denn wie Wecklein, Geständnis begnügen, dafs wir weder das Auf-
Sitzungsb. d. Bayr. Ak. 1888 1 S. 19 bemerkt, 10 treten des Phineus bei Euripides noch das
citiert Tiberios Wieb. 8 p. 576 den ersten Vers Gegenteil nachweisen können,
als Beleg für eine Vertausch ung der Tempora: Mich wundert, dafs niemand auf den Ge-
ÖQä> . . . ccvxi xov dSov Die Verse stammen danken gekommen ist, das Zwiegespräch, dem
also aus einem Botenbericht. einige Worte des Kepheus sicher entstammen
Unentschieden ist, ob Phineus in unserer (Fr. 143, 144), mit Kassiepeia in Beziehung zu
Tragödie eine Rolle spielte. Aus Eratosth. bringen, die selbstverständlich in unserem
Katast. 17 gco&sigcc vnb xov Tlsgoeag ov% ei'- Drama vorkam und als Mutter doch in erster
Xzxo nccTQi Gv\niivuv ovSs xf] firjrpi, aXV av- Linie über ihrer Tochter Schicksal sich äufsern
ftcäpsxog Big xb Agyog ccvfjX&s fitr' ixsivov sv- mufste. Die Fragmente 141 — 144 würden sich
yeveg xi (pqovr\GaGa. Aiyu äs neu EvQnti$r\g 20 erklären lassen, wenn die beiden ersten der
Gccywg iv xco nsol ccvxfjg ysypctmiivm doäyLccxi Kassiepeia, die letzteren dem Kepheus gehörten,
schliefst Robert (S. 19), dafs von einem frü- Der Mutter ist der fremde Eidam nicht genehm,
heren Verlöbnis der Andromeda nicht die Rede sie will die Tochter nicht dem Mann mit dunkler
gewesen sein könne; der Schwerpunkt des Herkunft geben, die auf ihre Schätze stolze
psychologischen Konflikts müsse in diesen Wor- Fürstin achtet den armen nicht; Kepheus An-
ten enthalten sein. Aber die wenigen Worte det kein Glück in seinen Reichtümern, die das
geben sich doch nicht als präcise Inhaltsangabe Unheil nicht haben verhüten können, und weist
des Euripideischen Dramas, sondern besagen seine Gattin (144) bestimmt zurück: er will
nur, dafs auch Euripides so dichtete, dürfen allein seinen Entschlufs fassen. Im Munde der
also unmöglich in dieser Weise geprefst wer- 30 Mutter ist das ovx £&> des Fr. 141 verständlich;
den. Wecklein (S. 89/90) macht andererseits der Plural ncäSag würde darauf hindeuten,
auf eine Reihe von Übereinstimmungen des dafs sie als Mutter mehrerer Töchter galt:
Ovid mit Euripides aufmerksam und schliefst meine Kinder sollen keine vöftoi heiraten,
daraus, dafs Phineus wie bei Ovid auch hier Aus einem Botenbericht nach dem Sieg
auftrat und den Kepheus zu überreden suchte, des Perseus stammt wie 145 so auch Fr. 146,
dem Fremden die Hand seiner Tochter zu ver- in dem geschildert wird, wie die Hirten alle
weigern, Kepheus aber ihn zurückwies und sich mit ihren Gaben zu dem Helden eilen, um ihn
für Perseus erklärte. Aber die von Wecklein nach den Mühen des Kampfes zu erquicken,
gefundenen Anklänge, die sich sogar auf die vgl. Philostr. Im. 1, 29. Auf das Hochzeits-
Frage nach dem Namen des Landes erstrecken, 40 mahl könnte man Fr. 147 beziehen, und wenn
genügen für eine solche Folgerung nicht; vol- ein solches geschildert wurde, würde das für
lends mifslungen ist die von ihm versuchte das Auftreten des Phineus sprechen. Doch ge-
Rückführung einiger Fragmente auf Phineus. nügen die wenigen Worte nicht zu einem be-
Das vielumstrittene Fr. 141 stimmten Urteil.
,„ , ~, _- > >~ /q. -, o . Viel undeutlicher ist das Bild, das wir uns
Eyco Ss natfas ovzjco vo&ovg Xaßnv. yQn dm beideQ &nderen Tra ödie die Euri.
xmv yvrpwy yaQ ovdev ovxeg ivdeng -^ diegem s enkreia entnommen hat, ma-
voiuü vogovgiv 0 G8 cpvXataG&ccL mo>v '?hen können) de?Danae und dem DiMys über
führt Wecklein auf eine Mahnung des Phineus ihren ungefähren Inhalt freilich kann kein Zwei-
an Kepheus zurück; dem Phineus vor allen 50 fei bestehen. Dafs der Chor der Danae aus
käme die Rede von Bastarden zu, wie Ovid Frauen bestand, berichtet Pollux 4, 111;
5, 11 beweise (nee mihi te pennae nee falsum Euripides hat in ihm nach Art der Para-
versus in aurum Iuppitcr eripiet) ; übrigens be- base der Komödie seinem Herzen Luft gemacht,
ziehe sich nalSag vo&ovg auf die zu erwartenden Dafs der im Codex Palatinus 287 erhaltene
Enkelkinder (!) des Kepheus, nicht etwa direkt Prolog (Nauck fr. 1132) ein spätes Machwerk
auf Perseus. Solche Deutungen kann man nicht ist, ist zweifellos; Welcker hat ihn trotzdem
ernsthaft erörtern. Auch Fr. 142 läfst sich nur zur Rekonstruktion der Tragödie benutzt, in
höchst gezwungen mit Phineus in Verbindung der Voraussetzung, dafs er nach dem echten
bringen; ganz und gar nicht 149 vtoxrjg ;t' Drama gearbeitet sei und der Verfasser viel-
infjQS Kai Q-QÜGog xov vov TtXiov, Worte, die go leicht auch die in der Hypothesis genannten
Phineus als Reuebitte sprechen soll, wie er Personen nach Überbleibseln der wirklichen
im letzten Augenblick um sein Leben fleht sich vorgezeichnet habe (Gr. Trag. 1 S. 636 — 38).
(Wecklein S. 91). Abgesehen davon, dafs der Diese Überlieferung steht ganz allein da: Akri-
Oheim der Andromeda doch nicht gerade mit sios fragt in Delphi wegen männlicher Nach-
va6xr\g sich entschuldigen kann, wäre auch kommenschaft an und erhält zur Antwort, er
ftoÜGog eigentümlich im Munde des perfiden Ge- werde nur eine Tochter zeugen und diese ihr
seilen, der mit dem Seeungeheuer zu kämpfen selbst geheim einen geflügelten Löwen gebären,
nicht wagt und den Sieger hinterlistig beim der über dieses und vieles andere Land herr-
2001 Perseus (in Eurip. Danae u. Diktys) Perseus (in Eurid. Danae u. Diktys) 2002
sehen werde (Vers 11 — 16). Darauf enthielt weisen, die der Anklage listigen Betruges ent-
sich der König der Heirat, zeugte aber heim- gegenhält, dafs die Künste das Gebiet der
lieh von Lust besiegt eine Tochter, die er Frauen seien, der Kampf das der Männer;
Danae nannte, weil lange Zeit bis zur Geburt denn besäfsen die Frauen siegreiche List, so
des Kindes verflossen war (20, 21). Im Jung- würden sie, nicht die Männer herrschen. 322
frauengemach läfst er diese eingeschlossen von scheint den Gedanken auszusprechen, dafs der
argivischen Mädchen erziehen. Zeus verliebte Verführer der Danae kein armer, sondern ein
sich in sie und wollte sich ihr nähern, da er reicher Jüngling sei. Und wenn 323 mit der
auf andere Weise sie aber nicht bewegen konnte, Anrede tcütsq, also von Danae gesprochen, be-
verwandelte er sich in Gold, von dem erwufste, 10 schreibt, wie ein Kind in ihren Armen und
dafs es ein ersehnter Besitz für die Menschen an ihrer Brust spielen und küssend ihre Seele
sei (31), und flofs durch des Zimmers Dach in erwerben würde, so müssen wir daraus schlie-
der Jungfrau Hände , die ohne Ahnung der fsen , dafs Perseus noch nicht geboren ist.
List das Gold in ihrem Busen barg. Als sie Fr. 324, das die Gewalt des Goldes schildert,
nach einiger Zeit ihren Zustand bemerkte, ge- ist sicher im Zusammenhang mit 322 zu ver-
riet sie in grofse Angst (36) und suchte heim- stehen; Akrisios, der von Danae die wunder-
lich zu entfliehen. Als der Vater das erfuhr, bare Mär vom goldenen Regen erfahren, legt
liefs er sie voll Zornes in ein dunkeles Ge- sich die Sache so zurecht, dafs sie durch Goldes
mach einschliefsen (39. 40) und wollte, wenn Glanz geblendet einem reichen Jüngling zum
die Wahrheit sich herausstellen würde, Mutter 20 Opfer gefallen sei.
und Kind dem Meer übergeben (43. 44). Dies Werfen wir nun einen Blick auf den Pro-
erzählt Hermes, der von Zeus abgeschickt ist, log zurück, so mufs die Übereinstimmung von
um Danae zu trösten. Der Chor spricht seine Fr. 317 mit Vers 20/21 frappieren; noch mehr,
Verwunderung über die über seine Herrin ver- dafs nach Fr. 323 Perseus noch nicht geboren
breiteten Gerüchte aus und erklärt, er wäre ist, wie nach Vers 35 — 41 des Prologes. Ein
schnell herbeigeeilt, um zu sehen, was wahr Zusammenhang scheint da doch sicher zu be-
daran wäre. Akrisios tritt dann zornig auf stehen;^ es fragt sich nui , ob man auf Grund
und spricht einen heftigen Tadel wegen seines dieser Übereinstimmungen die ganz von aller
&Qccaog gegen den Chor aus ; damit bricht das antiken Tradition abweichende Sagenform dem
65 Verse lange Fragment ab. 30 Euripides zumuten, dem Verfasser des Prologs
Die breite Behandlung von Jacobs (Verm. also eine Kenntnis des Euripideischen Dramas
Sehr. 5, 607 ff.) überhebt uns jeden näheren zugestehen oder nicht vielmehr annehmen will,
Eingehens auf die Unechtheit dieses Bruch- dafs der Prolog nur auf diese auch uns er-
stücks, das Wünsch neuerdings dem Musuros haltenen Fragmente aufgebaut sei. Ich kann
zuzuweisen sich bemüht hat (Rhein. Mus. 51, mich dieser letzteren Vermutung nicht er-
1896, S. 138 ff.). Aber auch nur die Sagen- wehren. Der Dichter des Prologs hat gegen-
version für euripideisch zu halten, wie Welcher über den Fragmenten seine Phantasie walten
thut, geht unter keinen Umständen an, ob auch lassen und aus ihnen falsche Schlüsse gezogen,
manches auf einen Zusammenhang mit Furt- Auch aus 323; denn diese Worte der Danae
pides hinzuweisen scheint.__ Wünsch glaubt, dafs 40 lassen sich auch erklären ohne jeden Gedanken
in der Pherekydeischen Überlieferung nahezu speziell an Perseus, als ganz allgemeine Klage,
sämtliche Elemente der diesem Prolog im Cod. dafs sie nach ihres Vaters Willen davon aus-
Pcdat. vorausgeschickten Hypothesis (abgedr. geschlossen sein sollte, ein Kind in ihren Ar-
bei Nauck S. 716) beisammen lägen; auffallend men und an ihrer Brust zu halten,
ist nur, dafs die Hypothesis die fundamentalen Auch der Diktys des Euripides ist uns fast
Abweichungen des Prologes gar nicht enthält, nur aus bei Stobäus aufbewahrten Sentenzen
sondern nur die gewöhnliche Überlieferang bekannt. Dafs das Drama auf Seriphos spielt
bietet. und Danaes Verhältnis zum König Polydektes
Die Fragmente sind zwar zahlreich, ergeben den Konflikt bildet, ist aus dem Titel ohne
aber wenig, da sie nur aus bei Stobäus ge- 50 weiteres klar. Fr. 332 ist bei Plutarch, de
retteten Sentenzen bestehen. Fr. 316 giebt dem Consol. 8 p. 106 A überliefert; es gehört dem
Gefühl des Glückes Ausdruck, das die Kinder- Diktys an, der die um ihren verloren geglaubten
losen ergreift, wenn sie endlich im Hause einen Sohn trauernde Danae tröstet: Hades wird sich
Spröfsling sehen. 317 enthält den Rat, jung um deine Klagen nicht kümmern und deinen
zu heiraten, damit mit einem jungen Vater der Sohn heraufsenden; halt ein,' sieh auf anderer
Sohn seine Jugend verlebe. 318 schildert den Unglück und suche darin einen Trost. Fr. 338
Vorzug des Sohnes vor der Tochter; diese ge- enthält eine Warnung, neue Kinder, d. h. mit
höre nicht den Eltern, sondern dem Manne, einer anderen Frau zu zeugen, da in ihnen den
der männliche Sprofs aber stehe fest im väter- vorhandenen die gröfsten Feinde entstünden;
liehen Hause. Auf die Verhältnisse des Akri- oo selbstverständlich lichtet sich diese Warnung
sios wollen diese Sentenzen nicht recht passen an Polydektes. Fr. 331
und doch können sie wohl nur darauf Bezug1 ,. < t , , « «,
genommen haben; vielleicht liegt ihre Seltsam- ^0ff, ?"? ^ t"*> ™} *, *?"* ?X°l nmf
Seit nur darin, dafs sie aus efem Zusammen- ov* is T0 ^ov oväsf ds Kv7CQtV rpjW
hang gerissen sind. 320 gehört jedenfalls dem legt Wecklein — unter Änderung von tloi in
Akrisios; er hat von Danaes Zustand erfahren sllsv — der Danae in den Mund (a. a. O. S. 111),
und behauptet, nichts sei schwerer zu hüten indem er ein edles Verhältnis zwischen ihr und
als ein Weib. 321 möchte ich der Danae zu- ihrem Schützer Diktys annimmt, wobei er an
2003 Perseus (in Eurip. Diktys) Perseus (b. Kratinos u. Lykophron) 2004
das Verhältnis der Elektra zum Landmann in keit machen. Sicher war bei Euripides der
des Euripides Elektra erinnert. Unter dem Zug gegen die Gorgo nicht mit dem naiven
Greis, an den die Mahnung gerichtet wird, epischen Versprechen inl roQyövog xscpalfj be-
keine Feindschaft zwischen den Herrschern zu gründet; auf eine schmachvoll ungerechte Weise
säen (Fr. 337), versteht er Diktys, der dann wird Polydektes den Helden des Landes ver-
natürlich hier nicht Bruder des Polydektes, wiesen haben, indem er seine Herkunft herab-
sondern ein einfacher Fischer wie in der 63. zog (svysvsia); Fr. 333 könnte er gegen Perseus
Fabel Hygins gewesen wäre. Für Fr. 339, 345, aussprechen, indem er die Abstammung von
346, in denen von einem herzlichen Verhältnis Zeus gleichwie Akrisios für ein Märchen er-
von Vater und Kindern die Rede ist, das ihm 10 klären und als seinen Vater irgend einen ehr-
auf Polydektes nicht zu passen scheint, bleibt losen Verführer hinstellen würde,
ihm nur König Akrisios übrig (S. 114), der eben- Unter den koiqccvoi des Fr. 337 möchte ich
falls auf die Hyginsche Fabel führt; Akrisios Polydektes und seinen Bruder Diktys verstehen ;
hat seine Tochter von Seriphos nach Argos von dem alten Seriphier können wir natürlich
zurückholen wollen. Ihm mufs auch Fr. 347 nichts aussagen. Wenn es in Fr. 339 heifst,
angehören, in dem eine herbe Verurteilung der Vater müfste seine Kinder in ihrer Liebe
eines Mannes ausgesprochen wird, der sein bereitwillig gewähren lassen und die Kinder
Vaterland geringschätze und eine andere Stadt den Vater, da die Liebe nicht im Willen der
rühme; und dieser Mann könne nur Diktys Menschen stehe, so kann sich das bei Gegen-
sein, der also ursprünglich aus Argos stamme 20 überstellung von Fr. 338 nur auf Polydektes
und dort zum Schein mit Danae verheiratet beziehen. Dann liegt aber mehr als Phrase
gewesen sei (S. 115). Will nun Akrisios die darin: es gab einen erwachsenen Sohn des
Tochter nach Argos zurückholen, so kann er Königs und an ihn sind diese Worte, vielleicht
vorgeben, dafs er sie mit einem reichen Mann vom Vater selbst, gerichtet. Ihm wäre dann
verheiraten wolle; und dieser Situation ent- Fr. 345 und 346 zuzuweisen, die die gegen-
spreche das Papyrusfragment 953 bei Nauck, seitige Liebe von Eltern und Kindern als das
das man bisher auf die Temenidai zurückge- Höchste preisen; das hält er dem Vater vor,
führt habe. um ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
Aus den Fragmenten allein wäre Wecklein Auch unter dem vsog des Fr. 344 könnte er
nie zu dieser Reihe von Folgerungen gekommen ; 30 gemeint sein. Die Vorwürfe in 347 auf ihn
die 63. Fabel Hygins war sein Ausgangspunkt, zu beziehen wäre bei Mangel aller näheren
sie hat er einfach dem Euripideischen Drama Kenntnis zu gewagt. —
zu Grunde gelegt und nun darauf los gebaut. Den Komikern hat unsere Sage fern gelegen.
Es ist leicht, dies Gebäude einzureifsen. Aus Die Existenz einer Andromeda des Phrynichos
Vers 25—30 des fr. 953 folgt, dafs der Gatte (Schol. Ar. Wolken 556) ist höchst unwahr-
der Redenden einst reich gewesen ist und dann scheinlich, vgl. Robert, Arch. Zeit. 1878, 16;
seine Güter verloren hatte; wie pafst das auf Tümpel oben Bd. 2 Sp. 989; Wernicke in Pauly-
den greisen Fischer Diktys? Es liegen hier Wissowas Bealencycl. 1, 2155. Wenige Frag-
offenbar auch von Weckleins Tragödie ganz mente nur sind aus des Kratinos Seriphiern
verschiedene Verhältnisse vor. Von einem Greis 40 erhalten. Als komische Tradition allgemein
Diktys hört man sonst nie. Fr. 337 kann sicher nennt Strabo (10, 487) die Erklärung des Fels-
nicht auf ihn bezogen werden; wer sind denn gesteins der kleinen Insel durch die Wirkung
die Y.oiQavoi, zwischen denen dieser Greis Un- des Gorgonenhauptes. Des Perseus Flug in die
frieden stiften will? Zu Matthias Deutung wunderbarsten Teile der Welt parodieren die
(Eurip. 9 S. 190), dafs in Form einer Sentenz Fragmente 207 und 208 (bei Kock, Fr. Com. 1,
auf den einen König Polydektes gewiesen S. 76). 216 heifst Andromeda Stlscc6tQa; da-
würde, scheint mir der Ausdruck vstnog zl&ov nach ist anzunehmen, dafs von einem Meer-
nicht recht zu passen. Wenn endlich 331 auf ungeheuer entweder gar nicht die Rede war,
die Liebe der Danae zu ihrem Gemahl Diktys oder es nur vorgeschoben wurde, und Andro-
Bezug haben soll, wie darf sie dann sagen 50 meda nur um des Perseus Aufmerksamkeit zu
epilog yaQ r\v fiot? Sie ist ihm doch wohl noch erregen am Felsen angekettet war, als Lock-
zugethan. mittel. Doch können diese Dinge nur gestreift
Bis bessere Gründe beigebracht werden, sein, denn den Hauptinhalt der Komödie mufs
müssen wir versuchen, die Fragmente im we- nach dem Titel natürlich die Bestrafung des
sentlichen nach der bei Pherekydes überlieferten Polydektes und die Versteinerung der einst
Version, die wir mit geringen Abweichungen blühenden Insel (JFV. 211) gebildet haben,
auch bei Apollodor finden werden, zu verstehen. Aus der Alexandrinerzeit hören wir von
Das über die Liebe 331 macht Schwierigkeiten, einer Andromedratragödie des Lykophron, de-
wird sie aber stets machen, da man für sein ren Titel allein uns bei Suidas AvY-öyocov über-
Verständnis auf Konjekturen angewiesen ist. 60 liefert ist (vgl. Wernicke a. a. O. 2156). In der
An sich wäre es nicht ausgeschlossen, dafs Alexandra weicht Lykophron nur darin von der
Polydektes dem für Danae eintretenden Diktys gewöhnlichen Version ab, dafs er Perseus von
vorwürfe, dafs er selbst nach ihr trachte und dem Ungeheuer verschlungen werden und ihm
Danae des Einvernehmens mit ihm bezichtigte. dann das Innere zerschneiden läfst (Vers 838 ff. ;
In 336 fällt die Hyperbel nciv a\LBlvovog vgl. Tümpel oben Bd. 2 Sp. 991).
7tatQog Zr\vbg mcpvxrj auf. Sie erklärt sich unter Die römischen Tragiker, die wir gleich hier
Beziehung auf den Zeussohn; Perseus könnte im Anschlufs an das griechische Drama be-
Polydektes hier den Vorwurf der Ungerechtig- trachten wollen, haben sich auch unserer Sage
2005 Perseus (b. d. röm. Dramatikern) Perseus (b. d. Alexandrinern) 2006
mit lebhaftem Interesse zugewandt. Aus des nehmen; das würde zu dem stimmen, was ich
Limits Andronicus Andromeda ist_ uns nur ein oben über das Auftreten der Mutter bei Euri-
Vers erhalten, der sich auf die Uberschwem- pides angenommen habe. Weiteres für Euri-
mung des Aithiopenlandes durch Poseidon be- pides können wir aus den Fragmenten des
zieht. Ebenfalls nur einen Vers kennen wir Ennius nicht entnehmen; Ribbeck, Hörn. Trag.
aus seiner Danae: etiam minitas? mitte ea, quae 162 — -176 erzählt eigentlich nur das euripi-
tua sunt magis quam mea. Ribbeck denkt unter deische Drama wie er es sich denkt und flicht
Berufung auf Apollodor 2, 4 an einen Wort- dann die Verse des Ennius zur Erklärung ein-
wechsel des Akrisios und Proitos : Proitos würde zelner Stellen ein.
Vorwürfe des Bruders, die früher begangene 10 Ganz anders in ihrer ganzen Anlage war
Feindseligkeiten beträfen, zurückweisen (Rom. die Andromeda des Accius. Sie setzt nicht ein
Trag. S. 32). mit dem letzten Moment vor Perseus' Ankunft,
Mehr Bruchstücke sind uns von der Danae sondern viel früher; wir haben Reste einer
des Naevius erhalten, doch auch sie, weil zum Unterredung, in der ihr erster Verlobter ihr
Teil Sentenzen, ermöglichen eine genauere Vor- zu helfen aufgefordert wurde. Aus Fr. 6 nam-
stellung vou diesem Drama nicht. Sicher wohl que ut dicam te metu aut segnitate adiuvere
kann man Fr. 8: indigne exigor patria inno- dubitarc, haut meum est geht das ganz un-
cens der Danae zuweisen; Fr. 4 wenigstens zweifelhaft hervor, und danach wird man die
mit Wahrscheinlichkeit dem Akrisios. Auch Fr. 3, 4 und 7 wohl mit Recht in diesen Wort-
dafs Iuppiter in Fr. 10 angerufen sei, scheint 20 Wechsel mit einbezogen haben. Viele Opfer
mir wahrscheinlich; weiter ist von einem Zei- hat das Ungeheuer schon vor der Königstochter
chen, das er gab, die Rede (Fr. 11) und im gefordert, ein Wall von Knochen umgab sie (10);
Zusammenhang mit der Erzählung Danaes sie klagt über Hunger und Kälte und den Ge-
steht Fr. 9, auf Semeies Tod bezüglich. Fr. 2 : ruch der unbeerdigten Leichenteile (Fr. 8, 9).
contempla placide formam et fadem virginis Ein grausiges Bild. Die übrigen Fragmente
legt Ribbeck Iuppiter in den Mund, der Mer- entstammen der Scene nach dem Kampfe; ihr
curius auf die Schönheit der Jungfrau auf- Vater bittet das Paar, bei ihm zu bleiben:
merksam macht: „dann dürfte man schliefsen, alui, educavi; id facite gratum ut sit seni
dafs Danae am Anfang des Stückes noch frei (Fr. 11). Andromeda preist Perseus als ihren
war und im Hause des Akrisios von den un- 30 Retter, als niemand ihr helfen honnte (Fr. 13);
erkannten göttlichen Gästen gesehen wurde'1 und zu welcher Leidenschaftlichkeit diese Scene
(Ribbeck S. 55). Man erinnert sich dabei des sich gestaltete, können wir aus Fr. 14, das ich
pseudoeuripideischen Danaeprologs. ihr ebenfalls zuschreiben möchte, lernen, in
Genauer sind wir über die Andromeda des dem sie eine Trennung als ihrer beider Tod
Ennius unterrichtet. Sie begann mit einer bezeichnet.
Klage an die Nacht (Fr. 1) und schon hieraus Aus der Alexandrinerzeit haben wir die Er-
ist es völlig klar, dafs sie sich an das euri- wähnung des Lykophron schon oben besprochen,
pideische Drama angeschlossen hat. Andro- Nur der Gebrauch eines Wortes hat uns über-
meda war an einen Felsen gefesselt. Fr. 2 haupt die Kenntnis vermittelt, dafs auch Eu-
(liberum quaesundum causa familiae matrem 40 phorion unserer Sage gedacht hat. Er hat von
tuae) erklärt sich aus Euripides Fr. 132, setzt Dionysos erzählt, dafs er mit seinem Weiberheere
also wieder dieselbe Scene voraus. Die mei- die Stadt des Eurymedon niedergeworfen
sten Fragmente beziehen sich auf den Kampf habe, oxi talg ywamalcag rd^saiv iy-nslsvad-
mit dem Meerungeheuer; sein Aussehen wird fisvos ingrivi^e xr\v EvQv^dovrog itöliv Etym.
beschrieben, die Gewalt, mit der es das Wasser M. 687, 26. Diesen Namen des Perseus kennt
einzieht und heraussprudelt (Fr. 4); Perseus auch Hesychios EvQviihöav 6 IIsQGevs, und
betrachtet es, um zu erspähen, wo er es ver- auch ein Fragment eines Epikers (Euphorion'}
wunden kann (Fr. 5); nachdem er es getötet, fragt Meineke) bei Orus, Etym. M. 665, 45
treiben einzelne Teile desselben auf der Flut setzt ihn voraus
umher und das Meer färbt sich von seinem 50 < < ^ . ,.. >. >
Blut, Diese Beschreibung, so wenig von ihr tof *"* ?W ^xX^aaav Ä%aioi
auch erhalten ist, macht es doch deutlich, dafs ovv^v tt6T8a ne^sv ^l^^v ccv&gamnv.
von einer Versteinerung des Seetieres durch Einen anderen ganz verderbt überlieferten Vers
das Medusenhaupt wie bei Orid nicht die Rede des Euphorion hat Lobeck in ö&velov üsogv
war. Fr. 6 beschreibt, wie Perseus ein Loch xalicav ydpov EvQv^iidovtL verbessert (Agl. 1,
gräbt, das Haupt hineinlegt und mit Erde be- 573).
deckt; das hat er also vor dem Kampf gethan, Meineke vermutet, das erstere Fragment
denn benutzte er es nicht, so hat er es natür- stamme aus dem Teile des Dionysos, in dem
lieh auch nicht im Kampf bei sich getragen. der Dichter den Gott gegen Mykenai kämpfen
Fr. 3 endlich, a filiis propter te obieeta sum 60 liefs (Anal. Alex. 50 ff.). Im Dionysos scheint
innocens Nerei scheint mir nicht an den An- Euphorion den ganzen Kreis der Bakchischen
fang zu gehören, sondern in die Scene nach Mythen umfafst zu haben, und Nonnos hat
dem Siege des Perseus; Ribbeck nimmt das ohne Zweifel sehr viel aus dieser Quelle in
Röm. Trag. 172 auch an, hat aber in der sein ungeheures Sammelepos herübergenommen
3. Ausg. der Fragm. Trag. 1897 das Fragment (Meineke S. 21). Wir kommen zum Schlufs
am Anfang stehen lassen. Die Mutter will die noch einmal darauf* zurück und wenden uns
Tochter nicht mit dem Helden ziehen lassen wieder zu den Historikern, die wir bis
und mufs nun von ihr diesen Vorwurf hin- Herodot oben behandelt haben.
2007 Perseus (b. d. Historikern) Perseus (b. d. Historikern) 2008
Deinias von Argos wahrscheinlich (Aga- Pausanias Damascenus erzählte in seiner
tharchides de mari rubro bei Photius 250 p. Geschichte von Antiochia nach Malalas S. 37, 17
443 a, 13 ed. Beklier überliefert oi negl KXn- ed. Bonn. (== Fr. Hist. Gr. 4, 467 Fr. 3), dafs
viccv; die Verbesserung ist von Beinesius) er- Perseus, als er lange Zeit über die Perser ge-
zählte in den Argolika, dafs Perseus von Argos herrscht hatte, in Erfahrung brachte, dafs in
nach Aithiopien, das damals Kephenia hiefs, Syrien aus Argos stammende Ioniten lebten,
ging, um des Kepheus Tochter zu befreien, Er ging zu ihnen als zu Stammesbrüdern ins
von dort zu den Persern. Von einem seiner Silpiongebirge und wurde mit grofsen Ehren
Nachkommen erhielten diese ihren Namen empfangen und gefeiert. Als einst ein Un-
(IltQöccg ftEv ktto rivog x&v iyyovcov n)g vlr\- 10 wetter entstand und der Flufs Drakon (jetzt
ßscog (istadovvai)] nach einem andern Sohn Orontes) stark anschwoll, hiefs er die Ioniten
Erythros benannte er das rote Meer. beten; da kam ein Kugelblitz vom Himmel
Bei Nikolaos von Damaskos im 2. Buch der herab, der Sturm hörte auf und der Flufs trat
Geschichten (Etym, M. 180, 43 = Müller, Fr. zurück. Voll Verwunderung zündete Perseus
Hist. Gr. 3, 365 Fr. 13) ist überliefert, der an dem himmlischen Feuer ein irdisches an,
Heros Achaimenes sei ein Sohn des Perseus bewahrte es, brachte es nach Persien in seinen
gewesen und habe diesen Namen empfangen, Palast und lehrte es verehren; noch bis jetzt
weil sein Grofsvater aus Achaia stammte. Es lassen ihm die Perser göttliche Ehre ange-
ist IHqgov zu ändern und der Sohn des Per- deihen. Den Ioniten gründete er ein Heilig-
seus, Perses, zu verstehen; Perseus ist der Grofs- 20 tum des ewigen Feuers, ein anderes in Persien,
vater wie bei Hellanikos. In Fr. 20 (S. 369) zu dessen Dienst er eifrige Männer einsetzte,
wird die gewöhnliche Genealogie EvQva&svg 6 die er Magier nannte.
^J&tveXov rov TIsQOzcag gegeben. Dieselbe Überlieferung steht in der Chronik
Nach Thr asyllos von Mende giebt Clem. des Johannes Antiochenus, hier mit italischer
Alex. Strom. 1 p. 145 (= Fr. Hist. Gr. 3,503 Sage (vgl. Servius zu Aen. 7, 372; 8, 345)
Fr. 3) folgende chronologische Notizen: Die verschmolzen (Fr. Hist, Gr. 4, 544 Fr. 6
ysvsal zu 33ys Jahren gerechnet sind es seit nr. 18). Picus-Zeus hatte von Danae einen Sohn
dem Raub des Ganymedes bis zum Kriegszug Perseus, den der Vater seine mystischen Phan-
des Perseus, als auch Glaukos die isthmischen tasien lehrte; dieser wollte sich ein Königreich
Spiele stiftete, 15 Jahre; seit Perseus' Zug bis 30 gründen, durchzog viele Länder, sah (in Li-
zur Gründung Hions 34 Jahre; von da bis byen, wie Kedrenos 1, 22 und Malalas 41
zur Ausfahrt der Argo 64 Jahre; danach bis angeben) eine rauhe und häfsliche Jungfrau
auf Theseus und den Minotaurus 32; dann bis mit Namen Medusa, ergriff sie und schnitt ihr
zu den Sieben gegen Theben 10 Jahre; bis zum das Haupt ab, weihte es, wie er gelehrt war,
Olymp. Agon, den Herakles auf Pelops stiftete, und trug es umher, indem er Schrecken und Tod
3 Jahre; danach bis zum Amazonenzug und allen, die es sahen, brachte; wegen seiner ge-
zum Raub der Helena durch Theseus 9; von waltigen Wirkung nannte er es Gorgo. Die
da bis zur Apotheose des Herakles 11 Jahre. folgende Lücke ist aus Malalas so zu ergänzen :
Zwischen dem Zug des Perseus und der Stif- [Er ging darauf nach Aithiopien, wo Kepheus
tung des Agons durch Herakles liegen also 40 herrschte, der seine Tochter Andromeda in
143 Jahre; unklar ist, wie Thrasyllos die Ge- einem Tempel des Poseidon (als Priesterin
nealogie des Perseus sich zurechtgelegt hatte; Kedrenos 1, 22) hielt; diese nahm er zum
nach der üblichen ist Herakles nur drei yeveai Weibe. Darauf zog er weiter, besiegte mit
jünger als Perseus. Hilfe des Gorgonenhauptes die Lykaonier und
Kephalion hat in seiner Geschichte auch machte aus ihrem Dorf Amandra] eine Stadt,
über Perseus berichtet. 640 Jahre nach Ninos in der er eine Stele für das Gorgonenhaupt
herrschte Belimos über die Assyrier; da kam errichtete, woher die Stadt bis heute Ikonion
Perseus, der Sohn der Danae, auf der Flucht genannt wird. Er kämpfte mit den Isauriern
vor Dionysos mit hundert Schiffen in sein Land, und Kilikiern und gründete infolge eines Trau-
Fr. 1 bei Müller, Fr. Hist. Gr. 3, 626. Über diese 50 mes die Stadt Tarsos (vgl. Nonnos Dionys. 18,
Chronologie vgl. Müller in der Ausgabe des 294). Auch die Meder besiegte er, nannte ihr
Kastor (hinter dem Paris. Herodot 1844) S. 166/67. Land Persis und lehrte viele Perser die Wei-
Eine eigentümliche Sage berichtet Chry- hen der Gorgo. Zu dieser Zeit kam ein Kugel-
sertnos von Korinth im ersten Buch seiner blitz vom Himmel herab, von dem Perseus Feuer
Peloponnesiaca (Ps.-Plut, de flur. 18, 7, Fr. Hist, nahm und es verehren liefs. Später geriet er
Gr. 4, 361 Fr. 1). Als Perseus durch die in Zwist mit seinem Schwiegervater Kepheus,
Luft flog und sich am Hügel Apaisantos be- der vor Alter blind geworden war; er hielt
fand, entfiel ihm vom Griff des Schwertes der ihm das Medusenhaupt vor, aber dem nicht
jiiuxrjff, der Beschlag. Dem König der Epi- Sehenden fügte es keinen Schaden zu. Perseus,
daurier aber, Gorgophonos, der sein Reich ver- (;o erstaunt darüber, glaubte, es habe seine Wir-
loren hatte, war von einem Orakel befohlen, kung verloren, sah es selbst an und starb,
die argolischen Städte zu durchwandern und, Nach ihm herrschte über die Perser sein Sohn
6
wo er den Beschlag eines Schwertgriffes fände, Merros, der das schreckliche Corgonenhaupt
dort eine Stadt zu gründen. Als er xktc; to verbrannte.
"loytov ögog kam und den elfenbeinernen Griff (?) So haben die byzantinischen Historiker die
sah, gründete er die Stadt, die er davon My- Perseussage gekannt; die sehr ausführlichen
kenai nannte. Hier ist von Perseus sogar ein Schilderungen bei 3talalas und Kedrenos, die
besonderer Gorgophonos abgelöst. aufser anderem noch die Tötung des Sarda-
2009 Perseus (b. d. Mythographen) Perseus (b. Apollodor) 2010
napal durch Perseus und dessen Herrschaft übrigen Pferde; von Perseus aber wies er diese
über die Assyrier, die seitdem Perser genannt Gabe zurück und forderte das versprochene
wurden, hinzufügen, geben genau dieselbe Medusenhaupt. Unter Führung von Hermes
Sagenform wieder. Für die Erzählung über und Athene kommt Perseus zu den Phorkiden
Picus-Zeus beruft sich Malalas (2, 40) auf den Enyo, Pemphredo, Deino, die ein Auge und
Historiker Buttios; für die Ionitensage nennt einen Zahn hatten; beides entreifst er ihnen
er als Quelle den Chronographen Pausanias und verspricht Rückgabe, wenn sie ihm den
(2, 44). Weg zu den Nymphen wiesen, die die Flügel-
in den historischen Überlieferungen begeg- schuhe, Kibisis und Hadeskappe besafsen. Das
nen uns aufser genealogischen Notizen natur- 10 geschieht. Von Hermes erhält er noch
gemäfs fast nur Lokalsagen; alle Überlieferun- eine stählerne Harpe, fliegt zum Okeanos
gen knüpfen an bestimmte Orte, an griechische und findet die Gorgonen Stheno, Euryale,
und aufsergriechische; an Argos, Persien, Ly- Medusa schlafend. Athena lenkte seine
kaonien und Syrien, wo offenbar einheimische Hand; er stand ab gewandt und blickte
Legenden auf Perseus übertragen sind. Es ist in einen ehernen Schild. Aus dem
erstaunlich, wie lange und in welcher Umge- Rumpf der getöteten entsprangen Pe-
bung die alten Heldengestalten der griechischen gasos und Chrysaor, Kinder des Posei-
Sage ihr Leben gefristet haben; einige hervor- don. Perseus steckt das Haupt in die Tasche
stechende Züge des alten Mythos lassen sie und entflieht, die Gorgonen verfolgen ihn,
deutlich erkennen, mögen sie uns sonst auch 20 können ihn aber nicht erblicken. Im wesent-
wie ganz fremde Sagengestalten anmuten. Was liehen stimmt die Erzählung also mit Phere-
wir hier bei den Byzantinern kennen gelernt kydes überein; hinzukommt die TJberliefe-
haben, ist nicht etwa auf litterarischem Wege rang, dafs Proitos die Danae verführt haben
entstandene Entstellung; Münzen werden uns sollte, ferner die Angabe, dafs Polydektes
später zeigen, dafs bis in späte Zeit in den die Geschenke zur Hochzeit mit Hippodameia
verschiedensten Gegenden Kleinasiens Perseus erbat und dafs er von Hermes die Harpe
eine lebensvolle Gestalt war. erhielt; auch die Spiegelung beim Kampfe
Die Kriegszüge, die von diesen Lokalsagen und die Geburt des Pegasos und Chrysaor feh-
unzertrennlich waren, haben den rationalisti- len bei Phetekydes. Auf der anderen Seite aber
sehen Mythendeutungen Vorschub geleistet, die 30 ist der Auszug der Apolloniosscholien aus Phere-
auch die Gorgonensage ganz in diesem Sinne kydes in manchen Punkten viel ausführlicher
behandeln; und so ist es auch darum nicht als Apollodor; keineswegs ist die Annahme ge-
wunderbar, wenn wir die späteren historischen stattet, dafs, was Apollodor mehr bietet, nicht
Berichte ganz vom Rationalismus durchsetzt auch bei Plierekydes gestanden haben könnte,
finden. Ganz fehlt in dem Scholienauszug die nun bei
Es erübrigt uns noch, die mythographi- Apollodor folgende Andromedaepisode (2, 43):
sehe und die von ihr abhängige poetische Perseus kam auf seinem Flug nach Aithiopien,
Überlieferung der späteren Zeit zu verfolgen. Mit wo Kepheus herrschte, dessen Tochter Andro-
Pherekydes haben wir begonnen; nach ihm bie- meda infolge eines Ammonorakels an einen
tet die ausführlichste Darlegung unserer Sage 40 Felsen gebunden und einem Untier zum Frais
Apollodor 2, 4, 1 ff., dessen Abweichungen von preisgegeben war. Dies hatte Poseidon ge-
Pherekydes durch gesperrten Druck kenntlich sandt, weil die Königin Kassiepeia sich ge-
gemacht sind. Akrisios befragt das Orakel rühmt hatte, schöner als die Nereiden zu sein,
und erhält zur Antwort, seine Tochter Danae Perseus, von Liebe zu der Jungfrau ergritten,
(von Eurydike, der Tochter des Lakedaimon verspricht dem Kepheus das Tier zu töten,
2, 2, 2) werde einen Sohn gebären, der ihn wenn er ihm die Tochter zur Gemahlin geben
töten würde. Aus Furcht davor sperrte er die wolle; der König schwört sie ihm zu, Perseus
Tochter in einen ehernen Thalamos. Sie wurde tötet das Ungeheuer und löst die Jungfrau,
nach einer Überlieferung von Proitos Des Kepheus Bruder Phineus aber, dem Andro-
ver führt und damit der Kampf der Brü- 50 meda vorher versprochen war, stellt ihm nach;
der erklärt (2, 4, 2, vgl. oben Pindar); nach Perseus zeigt ihm und seinen Genossen das
anderer Sage von Zeus, der ihr in Gold ver- Haupt der Gorgo und versteinert sie. Dafs
wandelt durch die Decke nahte. Als Akrisios Plierekydes die Andromedasage kannte, ist
später erfuhr, dafs sie einem Sohn das Leben selbstverständlich und durch die Erwähnung
gegeben, wollte er nicht glauben, dafs Zeus der Andromeda als Gemahlin bezeugt. Bei der
der Vater sei, setzte Mutter und Kind in eine wesentlichen Übereinstimmung mit dem apollo-
Kiste und warf diese ins Meer. Sie landete dorischen Bericht werden wir auch diese land-
in Seriphos; Diktys nahm die Verstofsene auf läufige Tradition für Plierekydes voraussetzen
und erzog den Kleinen. Des Diktys Bruder dürfen. Für das folgende haben wir seinen
aber, der Herrscher der Insel, Polydektes, liebte 60 Bericht wieder zum Vergleich.
Danae und da er, weil Perseus schon heran- Nach Seriphos gekommen findet Perseus
gewachsen war, sie nicht in seine Gewalt be- Danae und Diktys zum Altar geflohen,
kommen konnte, berief er seine Freunde, unter weil Polydektes der Mutter Gewalt anthun
ihnen auch Perseus, und erbat von ihnen ein wollte; er geht in den Palast, ruft des Poly-
Geschenk zur Hochzeit mit des Oino- dektes Freunde, zeigt ihnen mit abgewandtem
maos Tochter Hippodameia. Als Perseus Haupt die Gorgo und versteinert sie (2, 4, 3, 6).
darauf antwortete, auch das Haupt der Gorgo Diktys setzt er zum König der Insel ein.
würde er darbringen, erbat der König von den Flügel, Tasche und Kappe giebt er dem
o
2011 Perseus (b. Ovid) Perseus (b. Ovid u. Hygin) 2012
Hermes, der sie wieder den Nymphen zurück- dieser Zug der Metamorphosenlitteratur ange-
stellt; das Gorgohaupt erhält Athena, die es hört. Nur als Erzählung des Perseus beim
auf ihrem Schild befestigte. Als andere Sa- Gastmahl wird die Vorgeschichte kurz berührt:
genversion wird erwähnt, dafs Athena das Abenteuer mit den zwei nur ein Auge be-
die Medusa enthauptete, weil sie an sitzenden Phorkiden (775), nachdem der Held
Schönheit mit ihr sich zu vergleichen auf langem und gefahrvollem Weg der Gor-
wagte (2, 4, 3, 8). gonen Wohnung erreichte. Wozu er den Phor-
Perseus geht darauf mit Danae und Andro- kostöchtern das Auge entrifs , ist nicht an-
meda nach Argos, um Akrisios zu sehen; der gegeben; Ovid läfst sie am Eingang einer
aber war aus Furcht vor dem Orakelsjjruch io gewaltigen Felsmauer unterhalb des Atlas woh-
von dort nach dem Pelasgerland geflohen. Als nen; das kann nur bedeuten, dafs er sie als
der König von Larisa, Teutamidas, ge- Wächterinnen auffafste, wie es zuerst Aischylos
rade Festspiele zu Ehren seines verstor- gethan hat. Im Spiegel seines Schildes er-
benen Vaters abhielt, kam Perseus, nahm blickte Perseus der Meduse Haupt und tötete die
daran teil, traf im Pentathlon den Akrisios Schlafende, aus deren Haupt Pegasos und sein
mit dem Diskus am Fufs und tötete ihn da- Bruder (Chrysaor) entsprangen, Kinder Po-
durch. Als er so das Orakel erfüllt hatte, seidons.
begrub er den Grofsvater aufserhalb der Stadt. Dann kommt er auf dem Fluge nach Ai-
Hier bricht der Auszug aus Pherekydes ab. thiopien, zum Land des Kepheus, wo Andro-
Apollodor berichtet weiter, dafs Perseus nach 20 meda für den Stolz ihrer Mutter nach einem
Argos in das Erbe des Getöteten zurückzu- Orakel des Ammon büfsen mufste. An einen
kehren sich scheute, nach Tiryns ging und mit Felsen gebunden sieht sie der Held und fängt
Megapenthes, dem Sohn des Proitos, tauschte. sofort Feuer; von den Eltern bedingt er sich
Dieser herrschte nun über Argos, Perseus über die Hand der geretteten Tochter aus (704) und
Tiryns, Mykenai und Mideia, die er mit Mauern tötet dann mit dem Sichelschwert das Unge-
umgab. Von Andromeda wurde ihm, bevor er heuer (720). Die Eltern begrüfsen ihn als Eidam
nach Griechenland zurückkehrte, Perses ge- und preisen ihn als Retter ihres Hauses (736).
boren, den er bei Kepheus liefs und der spä- Beim Hochzeitsmahl aber dringt plötzlich Phi-
ter den Persern den Namen gab; in Mykenai neus, der Bruder des Königs (5, 13), ein, der
aber gebar ihm Andromeda den Alkaios, Sthe- 30 aus Rache für die ihm entrissene Braut Per-
nelos, Heleios, Mestor, Elektryon und eine Toch- seus töten will und Mahnung und Vorwürfe
ter Gorgophone, die Perieres heiratete. des Königs nicht achtet. Mit ermüdender Aus-
Die Überlieferung ist auch hier oft bis auf führlichkeit beschreibt der Dichter den darauf
den Ausdruck die gleiche. Im pherekydeischen folgenden Kampf, dem Perseus endlich ein
Auszug ist nicht erwähnt, dafs Danae und Ende macht, indem er das Gorgonenhaupt er-
Diktys zum Altar geflohen waren; unklar ist hebt und seine Feinde versteinert (180), dar-
die Überlieferung, dafs Perseus dem Hermes unter auch den zuletzt sein Erbarmen an-
die Tasche wieder giebt (cbrod/dW/), von dem flehenden Phineus (216 — 235).
er sie ja gar nicht erhalten hat, und Flügel- Perseus geht darauf mit seiner Gemahlin
schuhe und Kappe den Nymphen; offenbar hat 40 nach Argos und versteinert dort seinen Oheim
hier Apöllodor das Richtige, das vielleicht nur Proitos, der seinen Bruder Akrisios vertrieben
in den Schölten entstellt ist. Bei Apöllodor und sich der Herrschaft bemächtigt hatte (236
fehlt die Angabe, dafs Perseus aus Seriphos — 241). Dann erst geht er nach Seriphos, des-
aufser Danae und Andromeda auch die Ky- sen König Polydektes seinen Hafs und Zorn
klopen mitnahm; mit dieser altertümlichen gegen ihn weiter bewahrte (ein Grund dafür
Überlieferung wufste die spätere Mythographie ist nicht angegeben) und sogar behauptete, der
offenbar nichts anzufangen; sie ist uns nur bei Medusa Tod wäre erlogen; da erhob Perseus
Pherekydes erhalten. ihr Haupt und versteinerte auch ihn (242 — 249).
Auch die bei Ovid vorliegende Tradition Die Tradition, dafs der Held mit dem Gorgonen-
hält sich _ im wesentlichen an die mythogra- 50 haupt gleich nach Argos ging, finden wir auch
phische Überlieferung. Er beginnt mit dem im 123. Fragment der euripideischen Andi-o-
Flug des Pei'seus über Libyen, das durch her- meda n^Qötvg ngög 'Agyog vavatoX&v xb Toq-
niederfallende Tropfen des Gorgonenblutes zu yövog v.<x.qdc xo^itcov; die Vertreibung des Akri-
einem der schlangenreichsten Länder geworden sios durch Proitos und dessen Versteinerung
sei (Metam. 4, 617 ff. ; eine Überlieferung, die ist späte und schlechte Überlieferung; sonst
sich auch bei Alex. Polyhistor, Schol. Apoll. gilt des Akrisios Furcht vor dem Enkel als
Rhod. 4, 1515 findet; vgl. Herodot 4, 191) und Motiv seiner Flucht. Für Eiiripides können
berichtet dann ein bisher unbekanntes Aben- wir diese Wendung nicht annehmen; vielleicht
teuer mit dem gewaltigen Atlas. Dieser hatte liegt in dessen iiQbg 'Äoyog nur ein ungenauer
ein Orakel erhalten, dafs einst sein goldener 60 Ausdruck vor, der das letzte Ziel des Helden
Apfelbaum von einem Sohn des Zeus geplün- bezeichnen sollte, wie es auch bei Eratosthenes
dert werden würde, und wies den um gastliche Katast. 17 deutlich der Fall ist.
Aufnahme bittenden und seine Herkunft von Ganz abweichend von aller übrigen im
Zeus rühmenden Perseus ab (649), ja wollte sich ganzen, wie wir gesehen haben, so festen Über-
sogar an dem zürnenden vergreifen. Da erhob lieferung ist die bei Hygin 63 vorliegende.
Perseus das Medusenhaupt und versteinerte den Danae heifst hier Tochter der Aganippe, wird
Riesen, der nun als gewaltiger Berg das Hirn- bei Seriphos von dem Fischer Diktys gefunden
melsgewölbe trägt (657 ff.). Es ist klar, dafs und mit ihrem Sohn zum König Polydektes
2013 Perseus (b. Hygin) Perseus (b. Lukian, Paus., Tzetz.) 2014
geführt; dieser ehelichte sie und liefs Perseus so die Wächterinnen blind gemacht, gelang es
im Athenetempel erziehen. Als Akrisios in ihm leicht, die vom Schlaf gefangene Medusa
Erfahrung brachte, dafs Tochter und Enkel zu töten.
bei Polydektes weilten, machte er sich auf, Lukian streift in einem Zwiegespräch der
um sie zurückzuholen. Polydektes bat für sie, Nereiden mit Triton (Dial. mar. 14) unsere
und Perseus versprach seinem Grofsvater, dafs Sage. Die Meerjungfrauen hatten zur Strafe
er ihn nie töten würde. Durch ein Unwetter für Andromedas Mutter, die sich schöner als
wird dieser an der Rückreise verhindert; in- sie zu sein rühmte, das Meerungeheuer ge-
zwischen stirbt Polydektes. Bei den zu seinen schickt; die am Felsen angekettete Andromeda
Ehren veranstalteten Leichenspielen (vgl. 273) 10 wurde von Perseus erblickt, als er nach Tötung
warf Perseus einen Diskus; der Wind führte der Gorgo in Libyen (bei der ihm Athene half,
ihn vom Ziele, er traf des Akrisios Haupt und indem sie in ihrem Schild dem Helden der
tötete ihn. So erfüllte sich der Götter Wille. Schlafenden Spiegelbild zeigte) über Aithiopien
Perseus aber begrub ihn, reiste nach Argos flog; er tötete das Untier, indem er es aus der
und nahm das Erbe des Grofsvaters in Besitz. Luft herab mit der Harpe traf und ihm gleich-
Alles ist hier verkehrt, vor allem des Poly- zeitig das Gorgonenhaupt zeigte. Die Verstei-
dektes Verhältnis zu Danae wie zu Perseus. nerung des Ketos begegnet hier zum ersten Mal ;
Das hat Wecklein gar nicht bedacht, als er sie findet sich weiter bei Philostratos, Achilleus
aus dieser fragwürdigen Überlieferung den Tatios, Libanios und Tzetzes,' vgl. Tümpel,
euripideischen Diktys rekonstruierte; denn das 20 Jahrb. f. Philo!. Supplbd. 16 S. 129 A. 4. Im
steht fest, dafs sich dort Danae der Gewalt übrigen liegt bei Lukian nur die landläufige
des Königs zu entziehen suchte. Aber man mythologische Überlieferung vor; hier und da
kann doch aus einer solchen Fabel nicht die ist eine Wendung eingestreut, die zeigt, dafs
eine Hälfte nehmen und die nicht passende dem Rhetor auch Kunstwerke vorschwebten,
andere beiseite lassen. Die ganze Überlieferung wie bei der Schilderung der vom Felsen ge-
ist nichts wert (so urteilt auch Tümpel oben leiteten Andromeda.
Bd. 2 Sp. 1112); nicht nur ist dies friedliche Pausanias kommt öfter auf unsere Sage zu
Verhältnis von Danae und Perseus zu Poly- sprechen. Ursprünglich hatte nach ihm Proi-
dektes unmöglich — weshalb hätte der Held tos, des Perseus Oheim, das Heraion, Mideia,
dann die Gorgo getötet? — auch die Reise des 30 Tiryns und die nach dem Meere gelegenen
Akrisios nach Seriphos ist nichts als eine Ver- Teile von Argos im Besitz; als aber Perseus
drehung seiner Flucht nach Larissa. Dort fällt seinem Grofsvater Akrisios, der vor ihm nach
der König bei einem Agon; Leichenspiele für Larisa am Peneios entflohen war, mit dem von
Polydektes kennt die alte Sage nicht. Und ihm erfundenen Diskus getötet hatte, scheute
die Verletzung des Akrisios am Kopfe ist un- er sich, dessen Erbe in Argos anzutreten, und
erhört; stets heifst es, dafs er am Fufs ver- tauschte mit des Proitos Sohn Megapenthes
wundet wurde. Sein Grab endlich kennt nur (vgl. Apollodor 2, 4, 4, 3). Er gründete My-
diese Fabel in Seriphos; nach guter Sage lag kenai; vier verschiedene Etymologien erfahren
es in Larisa. wir dabei (2, 16, 2; vgl. Blümner S. 556), dar-
in der Andromedafabel (64) kennt Hygin 40 unter auch die oben bereits erwähnte vom
die gewöhnliche Sage von der Versteinerung Schwämme (Sp. 19lJ2). In den Trümmern My-
des Polydektes; der dem König zugeschriebene kenes zeigte man noch in später Zeit eine
Versuch, den Perseus mit List zu töten, ist nach Perseus benannte Quelle, kqtJvt] %alov-
aus der Phineussage herübergenommen. Ab- ^vrj IIsQatLcc (2, 16, 6). Andere lokale Über-
weichend führt hier der Oheim der Andromeda lieferungen , wie die Legenden vom Kampf
den Namen Agenor, und Kepheus will mit ihm gegen Dionysos, besprechen wir später im
den Perseus hinterlistig ermorden, weshalb auch Zusammenhang. Des Helden Tochter Gorgo-
beide in Stein verwandelt werden. phone galt als Gemahlin des Messenierkönigs
Unter der Rubrik qui cognatos occiderunt Perieres, dem sie zwei Söhne, Aphareus und
figuriert auch Megapenthes, des Proitos Sohn, 50 Leukippos, gebar (4, 2, 4); später heiratete sie
der Perseus tötete propter patris mortem {fab. den Oibalos, mit dessen Tochter Arene sich
244); dafür ist die ovidische Wendung von Aphareus vermählte. Auch die Andromeda-
des Akrisios Vertreibung durch Proitos Vor- sage erwähnt Pausanias kurz; zu Ioppe in
aussetzung. einer Quelle, deren Wasser fast die Farbe des
In den Astronomica (2, 12) wird nur auf das Blutes hatte, sollte Perseus nach der Besie-
Medusenabenteuer Bezug genommen, zu dem gung des Ketos sich gereinigt haben (4, 35, 9
Perseus von Polydektes, dem Sohn des Magnes, vgl. B. Smith, Bei. d. Semiten üb. v. Stube
ausgesandt war. Von seinem Helm heifst es, 1899 S. 134/35).
dafs er seinen Träger im Rücken unsichtbar Gute alte Tradition hat Tzetzes, Schol.
machte, daher hätten ihn die Griechen uidog go Lykophr. 838 benutzt. Des Akrisios Gemahlin,
galea genannt, d. h. unsichtbarer Helm, nicht die Tochter des Eurotas genannt wird, heifst
galea Orci: quae res nemini docto potest pro- wie bei Pherekydes und Apollodor Eurydike.
bari. Unter Berufung auf Aischylos werden Ihm eigentümlich ist die Genealogie Polydektes
dann die Phorkiden als Wächterinnen der Gor- Sohn des Poseidon und der Kerebia (vgl. Natal.
gonen aufgefafst, die beide nur ein Auge hatten Comes 7, 18 p. 814; Eurybia?); desgleichen
und damit wechselseitig Wache hielten. Per- die Angabe, dafs Athena dem Perseus vorher
seus entrifs es ihnen bei der Übergabe und die Gorgo im Bilde bei einer Stadt auf Samos
warf es in den tritonischen See; nachdem er zeigte, die davon Deikterion genannt wurde.
2015 Perseus (b. Eukeni. ü. Diod.) Perseus (b. Deinarchos etc.) 2016
Die Gorgonen werden lokalisiert am Okeanos, bat also bier die ihm sonst zugeschriebene
bei Tartessos in Iberien. Pindar citierend be- furchtbare Wirkung nicht verloren,
richtet Tzeizes auch Athenas Erfindung der Andromeda- und Gorgosage erscheinen ver-
Flöte. Das aithiopische Abenteuer lautet ganz bunden in der rationalistischen Sage bei Konon
wie in der guten Tradition; seinen Sohn Per- (40); die Deutung des Palaiphatos (32) identi-
ses läfst der Held bei Kepheus, er selbst geht fiziert Gorgonen und Graien und nimmt auch
mit Andromeda nach Seriphos. Danae war auf die Versteinerung von Seriphos Rücksicht,
dort mit Diktys vor Polydektes zum Tempel Bis zum Unsinn ausgeartete rationalistische
geflohen; Perseus bestraft den König, indem Deutungen finden sich bei Fulgentius (1, 21:
er ihn und die Seinen versteinert; Diktys setzt 10 Gorgo quasi Georgigo) und den aus gleicher
er zum Herrscher ein. Quelle schöpfenden Mythographi Vaticani I, 2,
Ebenso lautet richtig die Erzählung vom 130; II, 112; bei letzteren kommen dazu Irr-
Tod des Akrisios zu Larisa, bei den Spielen, tümer, wie das Zusammenwerfen von Perseus
die Teutamidas zu Ehren seines Vaters gab; mit Bellerophon (I, 1, 71; 2, 157), Versteine-
nach seiner Rückkehr tauscht Perseus mit des rung des Akrisios u. a.
Proitos Sohn Megapenthes Tiryns gegen Argos Ganz abweichend ist des Herakleitos (rttgl
ein und gründet Mideia und Mykenai. Apol- ccniörcov 1) Deutung der Medusa als schöner
lodors Bericht ist, abgesehen von den hervor- Hetäre, deren Anblick bezaubere olov anoAi-
gehobenen Abweichungen, die Grundlage dieser &o \>6&ca ; sie ist vom Schönheitsideal der Me-
Darstellung. 20 dusa ausgegangen.
Wir wollen noch kurz die rationalistischen Als drittes Abenteuer des Perseus gilt end-
Behandlungen der Sage überblicken. Euhemeros lieh der Kampf mit Dionysos. Nach Eusebios
liefs die Gorgo von Athena getötet werden Chron. Jahr 720 und Cyrillus c. Iul. 10, 341
(Hygin, Astronom. 2, 12); die landläufige Er- hatte der Dichter Deinarchos die Thaten des
klärung des Rationalismus war das nicht. Diese Dionysos erzählt, den Kampf in Indien, des
bietet uns Diodor 3, 52 ff. aus dem Roman des Aktaion und Lykurgos Tod und endlich auch
Dionysios Skytobrachion ; danach waren die ausführlich das Ende des Gottes selber; Per-
Gorgonen, gleich den Amazonen, ein streitbares seus habe ihn getötet, und neben dem goldenen
Weibervolk in Libyen. Die Amazonen unter Apollon (zu Delphi) liege er begraben. Welcher
ihrer Königin Myrina zogen gegen sie; es kam 30 Dichter Deinarchos gemeint sei, ist nicht sicher
zu einer grofsen Schlacht, in der die Amazonen (vgl. Lobeck, Agl. 1, 573 Anm. p); der Inder-
wohl im Vorteil waren und eine Masse Gor- zug weist natürlich auf die Zeit nach Alexander
gonen erschlugen, aber keinen entscheidenden dem Grofsen. Vom Tod des Dionysos im Kampf
Sieg davontrugen (54, 7). Später vermehrten mit Perseus spricht auch Augustin. deCiv. 17, 12;
sich die Gorgonen wieder und wurden, als aus Schol. 11. & 31Ü erfahren wir weiter, dafs
Medusa über sie herrschte , von Perseus be- Perseus, obwohl er gröfsere Thaten als Herakles
kämpft (55, 3) ; vernichtet wurden die beiden vollbracht, dennoch keinen Ruhm davongetragen
Weibervölker schliefslich von Herakles. Auf habe, weil er den Dionysos tötete, indem er ihn
dieselbe Quelle hat Bethe {Hermes 25, 311 — 12) in den lernäischen See warf; eine Lokalsage,
zweifellos mit Recht die Überlieferung bei Pau- 40 die ohne Zweifel in Zusammenhang mit den
sanias 2, 21, 5 zurückgeführt. Auch hier ist Mysterien von Lerna steht und von hohem
Medusa Königin der Umwohner des Tritonsees ; Alter ist.
im Kampf gegen Perseus, der mit einer Kriegs- Aber auch der Kampf mit dem Gefolge des
macht aus der Peloponnes herangezogen war, Bakchos ist keine junge Überlieferung ; bereits
wurde sie nachts durch List getötet. Perseus auf zwei schwarzfigurigen Vasengemälden, die
aber bewunderte noch an der Toten ihre Schön- nur wenig von einander abweichen, finden wir
heit, schnitt ihr Haupt ab und brachte es Perseus dargestellt, wie er eine Mainade im
zig ini&ti^iv nach Hellas. Von der furchtbaren Nacken packt und mit dem Schwert zu durch-
Wirkung desselben ist hier nicht mehr die bohren sich anschickt. Eine zweite läuft nach
Rede. 50 der andern Seite davon. Kretschmer hat die
Dafs des Perseus Zug bei Dionysios Skyto- Darstellung zuerst richtig gedeutet, Archäol.
brachion zu einer an Schauer und Spannung Jahrb. 7, 1892, S. 33. Das sechste Jahrhundert
reichen Schilderung benutzt war, ist fraglos; hat also den Dionysoszug und sein tragisches
dafs aber den Haupteffekt die Scene brachte, Ende in Argos bereits gekannt; und das An-
wie Perseus von der Schönheit der getöteten denken daran ist nicht untergegangen: in Ar-
Medusa ergriffen, wohl in Liebe entbrannte, gos zeigte man ein Massengrab der AXitxi, der
möchte ich aus den Worten des Pausanias Begleiterinnen des Gottes, die mit ihm von den
nicht schliefsen. Ein solcher Zug würde sicher Inseln des Aigaiischen Meeres gekommen waren
nicht von dem Romanschreiber, wie Bethe auch und davon den Namen erhalten hatten (Paus.
sogleich bemerkt, erfunden sein, sondern müfste 60 2, 22, 1) und unweit davon das Grab einer
auf einen alexandrinischen Dichter zurückgehen. besonders ausgezeichneten Mainade Choreia,
Aber dann würde es doch auffallen, dafs wir die ebenfalls in dem Kampf gegen Perseus ihr
sonst nie wieder etwas davon hören; Ovid kann Ende gefunden hatte (2, 20, 4).
für eine solche Version gar nicht in Frage Die argivische Lokalsage also kannte einen
kommen und in das Wandgemälde (Heibig entschiedenen Sieg des Perseus; Euphorion in
1182) mufs man sich hüten, eine solche Auf- der oben besprochenen Stelle hat umgekehrt
fassung hineinzutragen. Auf ihm wendet Per- den Dionysos triumphieren lassen, wie aus dem
seus sein Antlitz zurück; der Meduse Haupt Ausdruck ht^vf£,B xt\v EvQvutdovrog nöliv
2017 Perseus (b. Nonnos etc.) Perseus (Lokals, v. Argos u. Mykenae) 2018
folgt. Nonnos hat also in ihm einen Vor- Dionysos durch Perseus zur Voraussetzung zu
ganger. In seinem Dionysosepos tritt alles haben. —
gegen die Person seines Helden in den Hinter- Die Gestalt unseres Helden wurzelt fest in
grund; 25, 31 ff. wird auf des Perseus Aben- der Argolis, einem der Brennpunkte der ältesten
teuer eingegangen, und sie werden, wie bald griechischen Geschichte. In Argos fanden sich
darauf die des Herakles, gegen die des Dio- Erinnerungsmale an den Kampf des Perseus
nysos herabgesetzt; nichts Grofses sei an seinen mit Dionysos; da zeigte man noch in später
Thaten gegen die Phorkiden . die Medusa in Zeit das Grabmal der Mainade Choreia und das
Libyen und dem Kampf mit dem Meer- Massengrab der anderen Frauen, die mit Bak-
ungeheuer; er habe es ja nur mit dem Medusen- 10 chos wider ihn zu Felde gezogen waren. Ein
haupt versteinert (81) ebenso wie den Poly- anderer Erdhügel auf dem Markte der Stadt
dektes. Ebendort 105 ff. wird dann auf des erinnerte an des Helden berühmteste That, er
Perseus Kampf mit Dionysos Bezug genommen, sollte das Haupt der Medusa bergen, Paus. 2,
und den erzgepanzerten mykenischen Kriegern 21, 5; einen Mythos fand Pausanias darüber
werden die Satyrn gegenübergestellt; der sichel- in seiner Quelle nicht vor. Neben diesem Hü-
tragende Perseus mufste dem thyrsustragenden gel lag das Grab der Perseustochter Gorgo-
Bromios weichen, und nur die wehrlose Ariadne phone {Paus. 2, 21, 7). An die Argeier wandte
konnte sein Speer töten (110 — 112). sich Xerxes vor seinem Zug gegen Griechen-
Die grofse Schilderung des Kampfes steht land, indem er auf ihre Stammverwandtschaft
im 47. Buch. Dionysos ist nach Argos ge- 20 mit den Persern durch ihren Heros Perseus er-
kommen (499) und wird dort zurückgewiesen; innerte (vgl. ob. Sp. 1991). Interessant ist das
es entbrennt ein regelrechter Kampf, ganz wie Ehrendekret der Phyle der Dymanen zu Argos
im Homerischen Epos. Hera in Gestalt des (O. /• G. 1, 1123), das dem Tib. Claud. Diodotos,
Sehers Melampus (535) wappnet die argivischen der sich durch Üllieferangen für Gymnasien
Kämpfer und feuert Perseus zum Kampf an und Bäder hervorgethan hatte, bestimmt tag
(536 ff.); von allen Seiten strömen die Kam- Tlsgcsog xccl 'Hounltog xi^ag ucä %pvaocpoQ£lv
pfer zusammen, Perseus mit dem Sichelschwert pstä ■jtöQcpvoug. Worin diese Ehren bestanden,
legt seine Flügelschuhe an und ergreift das wissen wir nicht, dafs sie als die höchsten
Haupt der Medusa (586). Dionysos stellt da- galten, lehrt auch der auf den äufseren Prunk
gegen sein Weiber- und Satyrnheer auf (587 ff.). 30 bezügliche Zusatz. Man sieht, dafs bis in die
Perseus spottet und eröffnet den Kampf (607), spätesten Zeiten das Andenken an Perseus in
Hera wirft eine glänzende, einem Blitz glei- Argos lebendig war und er neben Herakles
chende Lanze auf Dionysos, der darüber lacht seinen Platz behauptet hatte,
und nach einer längeren Rede auch den Kampf Weiter haben sich Erinnerungen an ihn
beginnt (654). Perseus schwingt sich in die besonders in Mykenai erhalten; hier hatte
Luft; aber Dionysos reckt seine Gestalt in die er auf dem Weg nach Argos sogar ein Hei'oon,
Höhe, bis er den Himmel berührt; Perseus ge- %%si [ibv dt] kuX ivravd'cc rißäg tkxqcc t&v kqog-
rät in Furcht, wendet sich gegen die Bakchen %6}qcov, Paus. 2, 18, 1. Vielleicht steht mit
und versteinert mit dem Medusenhaupt die sich diesem Kult in Zusammenhang die kürzlich
rüstende Ariadne (666 ; abweichend davon hatte 40 in den Trümmern Mykenes gefundene Basis-
der Dichter sie 25, 110 durch einen Speerwurf inschrift ('Ecpiq^. 6cQ%caoL 1892 Sp. 67/68), auf
den Tod finden lassen). Da geriet Bakchos in der von lego^ivd^ovEg ig JJnQ6fi die Rede ist,
noch gröfseren Zorn, und er hätte Argos und die für die Eltern Richter sein sollten; Tsuntas
Mykenai zerstört, Hera verwundet und Perseus schliefst daraus auf einen Dienst von Kindern,
getötet, wenn ihn nicht Hermes von hinten die vielleicht Reigentänze zu Ehren des Heros
zurückgehalten und besänftigt hätte (674); er aufführten. In den Trümmern der alten Stadt
entschuldigt Perseus, der nicht von selbst, son- zeigte man eine Quelle, die nach dem Heros
dem von Hera getrieben, den Kampf begonnen, Perseia hiefs (Paus. 2, 16, 6). Die Gründung
tröstet den Gott und sagt ihm voraus, dafs der Stadt wird vorzugsweise dem Perseus zu-
Ariadne unter die Sterne kommen werde. Hera &0 geschrieben. Euripides Iph. Aulid. 1500 nennt
nimmt ihre wahre Gestalt an und eilt zum sie tcoIigilcc TIsQßtag Kv-nlaitiav itovov %eqüv;
Olymp zurück; der alte Melampus aber fordert man erinnert sich dabei der Kyklopen, die
die Argeier auf, dem Bakchos %älK£u qotvtqcc nach Pherekydes Perseus mit Danae aus Seri-
GEvbiv xul Emu xv\LTtuvcc Pslr^g; sie sollten so- phos mitnahm, und wird auch bei dem Logo-
wohl dem Perseus als dem Dionysos einen Rei- graphen Perseus als Gründer der alten Achaier-
gen aufführen. stadt voraussetzen dürfen. Gründungslegenden
Auch in andere als dichterische Überliefe- gab es mehrere : die bei Ktesias im ersten Buch
rung ist die Version vom Unterliegen des Per- der Persika erzählte (Pseudoplut. de fluv. 18, 6)
seus gedrangen; Kephalion läfst Perseus vor leitet den Namen von dem [Lvnr\Q,ybbg der Gor-
Dionysos fliehen und mit hundert Schiffen ins 60 gonen her, die den Perseus bis hierhin ver-
Land der Assyrier kommen (ob. Sp. 2007). Mit folgten. Die Sage vom Schwertgriff ([ivxrig)
der Dionysoslegende ist endlich auch die auf haben wir verschieden variiert kennen gelernt
Apollodors Chronik zurückgeführte chronolo- (vgl. ob. Chrysermos Sp. 2007 u. Paus. 2, 16, 3),
gische Notiz bei Clem. Alex. Strom. 1 , 139 die vom Pilz, unter dem ein Quell hervorspm-
(vgl. Euseb. Praep. Evang. 10, 12) in Zusammen- delte (Paus. 2, 16, 3), zur Erklärung eines Frag-
hang zu bringen, dafs Dionysos im 32. Jahre ments aus dem Perseus des Aristias herange-
der Herrschaft des Perseus unter die Götter zogen. Ich erwähne noch den Baum tisqoeiu,
versetzt wurde; sie scheint wieder den Tod des dessen Fracht zu Heilzwecken gebraucht wurde
Röscher, Lexikon d. gr. u. röm. Mythol. III. 64
2019 Perseus (Lokals, v. Seriphos, Athen etc.) Perseus (Sagen v. Aithiopien u. Ioppe) 2020
(Theophrast. hist. plant. 2, 2, 10, vgl. 3, 3, 5); stelle ist entweder verderbt oder lückenhaft,
während als seine Heimat gewöhnlich Ägypten Kirchner (a. a. 0. S. 43 ff.) hat 0. Müller fol-
bezeichnet wird (Plin. 15, 46), hatte Nikander gend Perseus mit dem Eponymos des Demos
ihn von Perseus in Mykenai pflanzen lassen IltQQidcci identifiziert, fufsend auf der Glosse
(Callimachea ed. Schneider fr. 139). des Hesychios: TltQQSvg- ijgcog, 'A%i]vrfii xi\l&-
Noch Statins in der Thebais 7, 417 weifs rca. Dafs Perrheus (s. d.) die attische Fonn des
von zwei Bildern der Hera und des Perseus Namens war, lernen wir aus der Schüssel von Ai-
in Mykenai, deren Aussehen Unheil voraus- gina (Arch. Zeit. 1882, Taf. 9) und einer an-
verkündete; neben der Göttin Hera galt der deren schwarzfigurigen Vase (Annali 1866
Heros Perseus als der vornehmste Schützer der 10 tav. R); sprachlich ist nichts dagegen einzu-
Stadt. wenden. Aber ist es wirklich denkbar, dafs
Nördlich von Mykenai, oberhalb Nemeas lag eine hohe Verehrung (jityiorca r^iai) des He-
der Berg Ap es as; auf ihm sollte Perseus nach ros in Attika so gar keine anderen Spuren,
Paus. 2, 15, 3 zuerst dem Zeus geopfert haben nicht einmal im Mythos einen Niederschlag
(vgl. v. Wilamoicitz, Hermes 33, 513). Auch an hinterlassen haben sollte? Wie stimmt das zu
diese Tradition knüpft Statius an; von diesem der euripideischen Variante (Ion 991), dafs
Berg aus läfst er den Helden sich zu den Athen a die Gorgo getötet haben sollte, eine
Wolken erheben (Theb. 3, 464); ebendort 633 That, die sonst überall als die vornehmste des
spricht er von den Persei secreta culmina Perseus galt? Gab es in Attika wirklich einen
montis und 5, 640 ist von einem Opfer des 20 Perseushain mit einem Altar des speziell Se-
Priesters Lykurgos an Zeus auf dem vertex riphos angehörenden Diktys, so ist das sicher
sanctus Persei montis die Rede. eine künstliche Gründung, ein später Kult, der
Auch Lerna besafs wie Argos eine Erin- den Beziehungen von Seriphos und Athen ver-
nerung an den Dionysoskampf; nach Schol. B. dankt wird; eine attische Heroengestalt ist
a 319 sollte Perseus den Dionysos in den Ler- der Gorgotöter nicht gewesen,
naiischen See geworfen haben (vgl. Preller- Die Andromedasage wird an zwei Stel-
Bobert 1, 691, 3). Das ist ohne Zweifel alte len lokalisiert, in Aithiopien und in Ioppe an
Kultsage. der philistaiischen Küste. Man hat diese Sage
Steph. Byz. hat endlich überliefert, dafs früher stets als nichtgriechischen Ursprungs
Mideia früher den Namen üngcecog itokig ge- 30 aufgefafst, bis herab auf E. Meyer: „der Kult
führt haben sollte ; Apollodor 2, 4, 4, 4 nennt der Fischgottheiten an der philistaiischen Küste
es mit Mykenai zu sammen als Gründung des hat zu der griechischen Sage von Perseus und
Perseus (7tQ06T£L%i6ccg MiSulccv neu Mvinqvccg). Andromeda, die speziell in Ioppe lokalisiert
So reiche Erinnerungen an Perseus wie die wird, Veranlassung gegeben" (G. d. Altert. 1,
argolische Landschaft hat keine andere auf- 321). Wie etwas derartiges möglich sein könnte,
zuweisen. In Lakonien kennen wir einen wie eine Sage aus Barbarenland so fest sich
Sohn des Helden als Gründer von Helos (vgl. an den argivischen Heros hätte heften sollen,
Kirchner, Attica et Peloponnes. 1890 S. 46); und dafs die fremde Königstochter stets als einzige
wenn eine späte spartanische Inschrift von Gemahlin des Perseus und Stammmutter der
einem unöyovog ^Hga-aliog neu üsgaeog redet 40 Herrscher von Argos gelten konnte, darüber
(Bull, de Corr. Hell. 1, 386), so sehen wir dar- hat niemand Auskunft zu geben versucht. Bo-
aus wenigstens, wie hoch man auch hier den bert hat die Ansicht ausgesprochen, dafs der
alten Heros stellte. Andromedamythos erst in verhältnismäfsig jun-
Eine Hauptrolle im Mythos spielte das arme ger Zeit unter die Abenteuer des Perseus auf-
Felseneiland Seriphos, wo ihm nach Pausanias genommen sei, da der Held, ganz dem Ge-
2, 18, 1 die höchsten Ehren zu teil wurden; brauch alter und ursjsrünglicher Sage zuwider,
Münzen vom Ende des vierten Jahrhunderts ab eigentlich keine Waffe zur Bekämpfung des
bestätigen die Verehrung des Perseus. Erin- Meerungeheuers besitze; die Harpe könne ihm
nerungen an ihn auf der Insel hat uns Ailian. beim Kampf gegen das Ketos wenig nützen
nat. animal. 3, 37 aufbewahrt: die Stummheit 50 und es sei daher bezeichnend, wenn auf der
der Frösche dort wurde auf eine Bitte des Per- ältesten erhaltenen Darstellung der Sage Per-
seus an Zeus zurückgeführt, da ihn die qua- seus nach dem Meerungeheuer mit Steinen
kenden Tierchen in seiner Ruhe nach dem wirft, die ihm Andromeda herbeischleppt (Arch.
Kampf mit der Gorgo störten. Wäre das nur Zeitung 1878 S. 16). Diese Beobachtung und
ein Komikerwitz, so würde Theophrast seiner der daraus gezogene Schlufs hat grofsen An-
Erklärung aus der kalten Temperatur des Was- klang gefunden. Ich finde es nur wunderbar,
sers eine andere Form gegeben haben. Von dafs man in den Steinen keine Waffe sehen
denselben Seriphiern erzählt Ailian 13, 26, dafs will, und möchte wohl wissen, welche Waffe
sie den xixxi\ ivdliog nicht essen, seinen Tod man denn zur Bekämpfung eines Seetieres vom
beklagen und ihn ein Spielzeug des Perseus 60 Ufer aus geeignet finden würde, wenn nicht
nennen; also ein Zug aus der Jugendlegende die Steine. Soll man auch den Drachenkampf
des Heros. des Kadmos deshalb für nicht alt halten, weil
Endlich soll Athen nach Pausanias 2, 18, 1 der Held das Tier durch einen Steinwurf tötet
dem Perseus die höchste Verehrung gezollt und keine eigentliche Waffe für diesen Kampf
haben; bei den Athenern soll sich ein Temenos besitzt? Hellanikos nennt den Stein, Pherekydes
des Perseus und darin ein Altar des Diktys das Schwert als Waffe (oben Bd. 2 Sp. 827);
und der Klymene befunden haben, die Retter welche Überlieferung die ursprüngliche ist, be-
des Perseus genannt wurden. Die Pausanias- darf keines Beweises. Auch bei Perseus ist an
2021 Perseus (Sage v. Ioppe) Perseus (Genealogie) 2022
Stelle des Steines in der jüngeren Überlieferung Andromedasage hier einen Ursitz gehabt habe,
das Schwert oder die Harpe getreten, die von dem aus sie weiter östlich wandern und
Waffe, die er in dem unzähligemal darge- jüngere Wohnsitze suchen konnte (S. 157 — 59).
stellten Gorgonenkampf trag; das giebt uns Eine Bestätigung dafür findet er in der Be-
kein Recht, das Alter des Ketoskampfes mit obachtung, dafs für die griechische Sage das
dem Stein herabzudrücken. Aithiopengebiet stets am Saum des aigaiischen
Die altertümliche korinthische Vase aus dem Meeres liegt und auch später noch im nächsten
sechsten Jahrhundert mufs uns vielmehr be- Umkreis von Rhodos gesucht wurde (S. 171).
stärken in der Annahme, dafs die Andromeda- Griechischen Boden hätten wir damit ge-
sage von alters her zu Perseus gehörte; und io funden, wenn Tümpels Folgerungen das Rechte
dann dürfen wir ihren Sitz nur auf griechi- treffen sollten; aber ihren Ursitz kann die
schein Boden suchen. Von dieser Forderung Andromedasage auch in Rhodos nicht gehabt
ist auch v. Wilamoicitz stillschweigend ausge- haben. Wenn sie in Korinth schon am An-
gangen, indem er den Vater der Andromeda fang des sechsten Jahrhunderts bekannt war
mit dem Tegeaten Kepheus, dem Athena zum und zur Vasendekoration benutzt wurde, also
Schutz seiner Stadt eine Locke der Medusa auch beliebt und verbreitet war, so mufs sie
geschenkt hatte (Paus. 8, 47, 5), identifizierte aus dem griechischen Mutterland, aus der Hei-
(Homer. Unters. 152, vgl. Robert, Eratosth. mat des Perseus stammen. Sie hat sogar eine
Katast. 246); von Tegea aus seien Kephenen Nachbildung in der Sage von Herakles und
nach Ioppe verpflanzt. Bedenken dagegen hat 20 Hesione aufzuweisen, denn welcher Mythos ur-
Tümpel (Jahrb. f. Piniol. Supplbd. 16 S. 131, 7) sprünglich ist, darüber ist kein Zweifel mög-
erhoben, der dies Problem in umfassender Weise lieh. Andromeda ist unzertrennlich und allein
zu lösen sucht. Er stellt fest, dafs Aithiopien mit Perseus verbunden, Perseus hat keine an-
als Wohnort des Kepheus und der Kassiepeia dere Gemahlin als sie; aber was bedeutet die
zuerst bei Eiiripides (nach Eratosth. Katast. 17) troische Königstochter im Leben des Herakles?
nachweisbar ist und diese Überlieferung wahr- Auch v. Wilamoicitz (Eurip. Heraides 1, 281)
scheinlich auf Pherelydes zurückgeht. Das Zwei- hat die Ansicht ausgesprochen, dafs asiatische
stromland gilt als Lokal der Sage in der oben Dorer, die aus der Argolis stammten, die argo-
angegebenen, bei Hellanilcos und Herodot zu- lische Geschichte von Perseus und Andromeda
erst auftauchenden, wohl historisch-geographi- 30 auf Herakles und Hesione übertragen hätten,
sehen Relation (S. 132 A. 15), der auch Sopho- Näheres aussagen kann man über die alte
kies zu folgen scheine , wofür ich freilich in Sage nicht. Die korinthische Vase kennt keine
dem angeblich persischen 6(XQr}tov keinen Be- Fesselung der Andromeda, wie sonst alle übri-
weis erblicken kann. Beifälliger noch ist in gen Darstellungen; die Jungfrau hilft dem Hel-
den Kreisen der Historiker und Geographen den sogar bei dem Kampf mit dem Meer-
die Überlieferung von Ioppe aufgenommen, die ungeheuer, indem sie ihm Steine herbeiträgt,
zuerst in dem sogenannten Periplus des SJcylax Man denkt zunächst an eine andere Sagen-
vom Jahre 338 erscheint und die Tümpel auf form; indessen die Anwesenheit der Andro-
Theopomp zurückführt (S. 133 ff., vgl. oben Bd. 2 meda bei dem Kampf weist doch wohl darauf
Sp. 294j. Es gab hier keine alte einheimische 40 hin, dafs sie der Preis desselben war, ihr Be-
Andromedasage (S. 140 ff.); über Tlieopomp zu- sitz also dem Ketos abgerungen werden mufste.
rück führt keine sichere Spur nach Ioppe. Die Resultate, die wir aus der Betrachtung der
Es ist zweifellos, dafs es argivische Aus- Lokalsagen gewonnen haben, wollen wir jetzt an
wanderer gewesen sind, die die Perseussage den genealogischen Verbindungen prüfen,
nach Kleinasien gebracht haben. In Milet Die argivische Genealogie (die übliche, die wohl
war Perseus schon um die Mitte des siebenten auch bei Pherekydes stand, Bertsch, Pherek. Stud.
Jahrhunderts bekannt; die griechischen _Söld- 1898 S. 16) giebt Paus. 2, 16, 1 ff. Auf das Ge-
ner des Psammetich gründeten damals in Agyp- schlecht des Phoroneus, das mit Gelanor ausstarb,
ten das MilTqoiov rü%o<s und die nsoaecog a%o%r\ folgte Danaos ; nach seinem Tod übernahm sein
(Tümpel S. 143; Strabo 17, 801; vgl. Herodot 50 Eidam Lynkeus die Herrschaft und von diesem
2, 15, Eurip. Hei. 769); und über Milet ist un- geht es in gerader Linie bis auf Herakles,
ser Heros um dieselbe Zeit auch nach Kyzikos
gekommen, das bereits im fünften Jahrhundert Lynkeus-Hypermnestra
mit seinem Bild Münzen prägte. Fest wurzelte ' j'
Perseus weiter in der Stadt Tarsos, deren Name Abas
von seiner Sohle herrühren sollte (O. Müller, , ,
Prolegomena S. 233, vgl. die ägyptische Legende I I
von Chemmis Herodot 2, 91 ; Wiedemann, Philol. Akrisios Proitos
N F. 4, 189). In Ikonium spielen die Medusa- J^ Magap'enthes
legenden der byzantinischen Historiker; hier 60 ° ^
wie in einer ganzen Reihe von Städten in Pon- Perseus-Andromeda
tos bezeugen auch die Münzen seine Verehrung. , - '
Rhodos ist für diese Verbreitung des Kultes I I I I
eine wichtige Zwischenstation gewesen (O. Alkaios Elektryon Sthenelos Mestor
Müller a. a. O.), wie sich auch aus anderen . ,'.. A11 ' „ ^ ',, tt- ' ±1
,, i_ i-fi i 1 t p j. n-- 7 Amphitryon Alkmene Eurystheus Hippothoe
sagen entnehmen laist; und so schneist Tümpel r J , J rr
aus der Verehrung, die Kassiepeia in Rhodos j |
genofs, dafs auch ihr Gemahl Kepheus und die Herakles Taphios
64*
2023 Perseus (Genealogie) Perseus (Deutungen) 2024
Akrisios hat seine Herrschaft in Argos, doch ros von Mykenai fast ein fremder. Die Hera-
weisen bei ihm noch manche altertümliche Züge klidengenealogie ist dagegen ganz in die des
der Sage auf eine Verbindung mit Thessalien, Perseus aufgegangen; Amphitryon sowohl wie
vor allem das Heroon, das ihm bei Larisa er- Alkmene gelten als Enkelkinder des alten Hel-
richtet war und das einen Kult zur Voraus- den und stets haben die Herakliden mit Stolz
setzung hat (Pherekyd., Schöl. Ajwllon. PJiod. auf den alten Urahn geblickt; Herakles und
4, 1091). Auch von Seriphos her finden wir Perseus werden oft in einem Atem genannt,
diese Verbindung mit Thessalien, wenn bei Der fünfte, jüngste Sohn des Perseus, He-
Apollodor 1, 9, 6 Diktys und Polydektes als leios, ist der Eponym der lakonischen Stadt
Söhne des Magnes gelten, vgl. Bursian, Geogr. 10 Helos {Paus. 3, 20, 6); Kynuros betrachteten
Griechenl. 2, 477. die Kynurier, die von alters her Argeier zu
Perseus hat dann nach dem Tode seines sein sich rühmten, ebenfalls als einen Sohn
Grofsvaters auf die Herrschaft in Argos ver- des Perseus, Paus. 3, 2, 2, Stejih. Byz. Kv-
zichtet und ist mit seinem Oheim Megapenthes vovqcx. Die Perseustochter Gorgophone end-
einen Tausch eingegangen; er hat Mykenai lieh weist nach Messenien; sie heiratete den
gegründet, die Stadt, in der wir auch die mei- König des Landes, Perieres, und später den
sten Erinnerungen an seine Person gefunden Oibalos; von ihr stammen Aphareus, Leukippos
haben. und Arene, die der messenischen Stadt den
Söhne des Perseus nennt Apollodor fünf, Namen gab.
Alkaios, Mestor, Elektryon, Sthenelos und He- 20 Wir haben also in Perseus einen alten ar-
leios; Herodor bei Schol. Apoll. Rhod. 1, 747 givischen Heros vor uns, der weit in der Pelops-
vier: Heleios fehlt. Alkaios heiratet des Pe- insel Verehrung genofs und dessen Ansehen
lops Tochter Astydameia (oder des Guneus so festgewurzelt war, dafs den dorischen Er-
Tochter Laonome oder die des Menoikeus, oberern nichts übrig blieb, als ihr Geschlecht
Hipponome) und zeugt mit ihr Amphitryon einfach an ihn anzugliedern. In der histo-
und Anaxo. rischen Zeit ist er bedeutungslos geworden;
Mestor heiratet des Pelops Tochter Lysi- aufser in dem alten Hain bei Mykenai hatte
dike: ihre Tochter ist Hippothoe, die dem Po- er nirgend mehr einen Kult; aber in aller
seidon den Taphios gebar. Munde lebten die alten Mythen von dem furcht-
Elektryon heiratet seine Nichte Anaxo 30 losen Helden, der die Medusa tötete und der
und zeugt mit ihr Alkmene und mehrere Söhne, einem anderen Ungeheuer sein Weib abrang,
unter ihnen einen Gorgophonos und einen vo- Auch diese Mythen weisen in eine graue Vor-
wog AiKviiviog von einer Phrygerin Mideia. zeit zurück. Sie enthalten Gestalten, die sonst
Beziehungen des Perseus zur Stadt Mideia ha- der griechischen Mythologie fremd sind: die
ben wir oben kennen gelernt; damit steht diese Graien begegnen uns nur hier und ebenso die
Genealogie natürlich in Verbindung. Vielleicht Gorgonen. Das Medusenhaupt führen auch
stammt sie erst aus einer Zeit, die Mideia als Athena, Zeus, Persephone; das mag so gute
barbarischen Namen empfand (vgl. oben Bd. 2 alte Tradition sein wie bei Perseus; als le-
Sp. 2963). bendige Gestalten, als die drei Schwestern, die
Auch Sthenelos heiratet wie die beiden 40 jenseits des Okeanos hausen, kommen die Gor-
ältesten Brüder eine Pelopstochter, Nikippe, gonen nur in der Perseussage vor. Ganz
die ihm aufser zwei Töchtern den Eurystheus märchenhaft, an unsere alten Heldensagen er-
gebar, der in Mykenai herrschte. Vor des He- innernd, ist der Zug des Mythos, dafs der
rakles Geburt hatte Zeus den Nachkommen des Held vor dem eigentlichen Abenteuer erst ein
Perseus als Herrscher von Mykenai bezeichnet Vorabenteuer bestehen mufs ; und für die Über-
(Apollod. 2, 4, 5, 5); da hatte Hera die Eilei- lieferung, dafs Nymphen ihm die Waffen zum
thyia bewogen, die Geburt der Alkmene hin- Kampfe bringen, haben wir oben schon unsere
zuhalten und den Eurystheus vorzeitig zur Welt wundermächtigen Feen als Parallele herange-
kommen zu lassen. Die Mache in dieser Er- zogen. Als Nri'C&eg sind sie auf der alten
Zählung erkennt man schon daraus, dafs He- 50 chalkidischen Vase bezeichnet; neugriechische
rakles um eine Generation jünger, der Neffe Sagen verraten uns, dafs die Nereiden auch
des Eurystheus ist. in der antiken Volksüberlieferung eine ganz
Diese genealogischen Beziehungen machen andere Rolle gespielt haben, als wir aus der
es völlig klar, dafs wir in Perseus einen alten Litteratur ahnen können. Ein Nachklang da-
vordorischen Heros mit dem Sitz in Mykenai von ist auch in der Achilleussage enthalten;
und Argos zu erkennen haben, an den sich die wenn dort die Nereiden dem Helden die von
dorischen Eroberer, die Herakliden, anschlössen. Hephaistos gefertigten Waffen bringen, so läfst
Eurystheus ist der König geblieben, er safs zu sich vermuten, dafs sie auch ursprünglich als
fest in der argivischen Sage; aber er wurde die Huldinnen galten, die den Helden mit der
zum Schacher gegen den Heros der Dorier, 60 wunderbaren Wehr ausrüsteten; ist doch auch
Herakles, vgl. v. Wilamowitz, Eurip. Her. 1, 296. seine Mutter eine Nereustochter. Hephaistos
Die Zusammenhänge mit dem Pelopidenge- ist hier ebenso spät, wie in der Perseussage
schlecht scheinen künstliche, späte; die Namen Hermes und Hades mit der Kappe und den
der drei Pelopstochter Astydameia, Lysidike, Flügelschuhen.
Nikippe machen alles andere als einen alter- Grusius und ihm folgend Tümpel (a. a. O.
tümlichen Eindruck, und die Pelopiden be- 210 ff.) haben unseren Heros als Nachkommen
tonen auch nie ihren Zusammenhang mit Per- des Abas bis nach Thrakien verfolgen wollen,
seus; dem homerischen Epos ist der alte He- Damit verlassen wir den festen Boden: für uns
2025 Perseus (Deutungen) Perseus (Deutungen) 2026
mufs Perseus Argiver bleiben, darüber hinaus in der Erscheinung der Athena . . . die my-
können wir nicht. Wenn die Harpe für den thische Erinnerung aber an jenen Konflikt blieb
thrakischen Ursprung des Helden angeführt in der Sage vorn Gorgotöter Perseus bewahrt."
wird, so werden wir später sehen, dafs sie eine Eine Methode, die Dionysos und Perseus als
junge Waffe ist; die alte ist das Schwert so- Todfeinde zu betrachten und in demselben Satz
wohl in der Kunst wie in der litterarischen zu identifizieren erlaubt, müfste eigentlich durch
Überlieferung. Und die Hadeskappe wird nach solche Resultate schon vor sich warnen. Und
unserer Erklärung gewifs niemand mehr als wie wenig übersieht Voigt die geschichtlichen
thrakisch in Ansprach nehmen {Tümpel S. 212) Verhältnisse, wenn er Perseus mit Dionysos
und die Nymphen für rätselhaft erklären. 10 zugleich von einem Stamme nach Argos ge-
Gedeutet ist Perseus als Sonnengott; so- bracht werden läfst! Dort der alteingesessene
wohl Preller, der in der Gorgo den Mond er- Heros von Argos und Mykenai, der in der
kennen will (2 3, 59 ff.) sieht in ihm einen historischen Zeit ganz gegen die modernen
Sonnenheros, als auch Voigt, M. Müller (Con- griechischen Gottheiten zurückgetreten war und
tributions to the science of mythology 525 6) wenig mehr als ein sagenhaftes Dasein führte:
und ganz neuerdings Usener. „Die Fahrt in hier der Gott, dessen spätes Eindringen in den
der Truhe und die Landung in Seriphos ge- hellenischen Götterkreis fast von geschicht-
nügt, um in ihm den aufgehenden Lichtgott licher Deutlichkeit ist.
zu erkennen." ( Usener, Beligionsgeschichtl. Unters. Dies ganze System der mythologischen Deu-
3, 85/86). Eine Bestätigung dieser Auffassung 20 tung hält nie, was es verspricht oder was man
findet Usener in der Überlieferung, dafs Per- von ihm fordern mufs. Woraus wird die Licht-
seus am Berg Apesas zuerst dem Zeus ge- natur der Götter erschlossen? In der Regel
opfert haben soll; Aniaag leitet er von £'£<a aus mythisch-poetischen Bildern, wie z. B. bei
ab, es bedeute: der die Truhe absetzt und Perseus aus der Fahrt in der Truhe. Aber
zum Stehen bringt (S. 232). Die späte Sage, müssen denn diese Bilder stets dieselbe Be-
dafs Deukalion auf der Höhe über Nemea nach deutung haben? Schon ihre Häufigkeit schliefst
seiner Rettung aus den Wassern dem Zeus das aus; es ist sicher nur Zufall, wenn es bei
'Acp^aog geopfert habe, sei nur an Stelle einer einem Volk von Seefahrern einen Gott geben
alten Perseussage getreten; nach alteinheimi- sollte, der nicht in irgend einer Sage einmal
scher Sage war es nicht Deukalion , der das 30 übers Meer gefahren wäre — auf seine Sonnen-
Opfer brachte, sondern Perseus; wenn aber natur darf man doch daraus nicht schliefsen.
Perseus dem Apesas opfert, so ist er eben der Und was hat man denn mit der Deutung Licht-
Gerettete; und nach der dortigen Sage kann gott erreicht? Klärt die Bezeichnung Licht-
er nicht, wie es sonst heifst, an die Insel Se- gott das Wesen des Perseus irgendwie auf?
riphos getrieben sein, sondern auf die Höhe Zeus, Apollon, Herakles, Bellerophon bis herab
über Nemea. Diesen Schlüssen vermag ich auf Gestalten wie Diktys (Usener, Götternamen
nicht zu folgen. Es ist doch nicht Perseus, 41) sind ja bei diesen Deutungen auch Licht-
der in die Truhe gesperrt wird, sondern vor götter — wir sind rettungslos in diesem Licht-
allem seine Mutter Danae; darf man sie bei meer verloren, keine greifbare Gestalt tritt uns
solchen Deutungen einfach streichen? Bei dem 40 entgegen. Licht sind eben alle Gottheiten,
Apesasopfer (Paus. 2, 15, 3) steht kein Wort das gilt in gewissem Sinne selbst für Hades,
von einer Trahe; und warum mufs denn dieses Das Wesen eines Gottes beruht nicht in diesen
Opfer gerade ein Rettungsopfer gewesen sein? Äufserlichkeiten, sondern in dem Eindruck, den
Die Überlieferung besagt, dafs Perseus der Heros er auf Geniüth, Phantasie und Charakter eines
war, der den Zeuskult hier begründete, nichts Volksstammes oder einer Nation ausübt; ihre
weiter, und stellt sich damit zu vielen ahn- Kultur, ihr ganzes inneres Leben spiegelt der Gott
liehen, bei denen der Gedanke an ein Rettungs- wieder; nur im Zusammenhang mit denen, die
opfer in diesem Sinne ganz ausgeschlossen ist. zu ihm beten, wird es eines Gottes Wesen und
Auch Voigt hat in den Leipziger Studien seine Geschichte zu erfassen gelingen. So hat
4, 1881, S. 268 ff. Perseus als einen Sonnen- 50 v. Wilamowitz den Herakles zu erkennen ver-
und Jahresgott aufgefafst und in seinem Ar- sucht, und als letztes Ziel mufs uns diese For-
tikel Dionysos (oben Bd. 1 Sp. 1057) dieselbe derung für jede Gottheit vorschweben.
Auffassung vertreten. Perseus stellt nach ihm Bei unserem Heros müssen wir uns be-
zunächst die dem Dionysos feindliche Jahres- scheiden. Ihn ganz zu begreifen wird bei der
hälfte dar, die todbringende Naturmacht, die Trümmerhaftigkeit unserer Überlieferung nie
zerstörende Gewalt des Hochsommers (S. 268. gelingen; man ahnt nur, dafs etwas von der
269); zugleich aber ist er mit dem Frühlings- Heraklesnatur auch in dem Gorgotöter steckte,
gotte Dionysos identisch (! S. 269. 282). S. 273 Er verkörpert eine unbesiegbare Kraft, einen
glaubt Voigt in Gorgo die ursprüngliche Ge- vor nichts zurückschreckenden Mut; es ist ein
mahlin des Perseus zu erkennen und fährt 274 60 reckenhaftes Geschlecht gewesen, das seinen
fort: „Wie der Stamm, der den Perseus-Dionysos- Ahnherren solche Züge zu verleihen vermochte,
kult nach Argos verpflanzte, seine selbständige und die einstige Macht der Danaer spiegelt
Nationalität einbüfste und mit den Danaern der „ältere" Name seines Heros, Eurymedon,
und Achaiern verschmolz, so überwand auch wieder. Das Gorgonenhaupt haben viele Gott-
der im einheimischen Boden gewurzelte Dienst heiten und Heroen getragen, wie auch die
der Athena den fremdher eingedrungenen. Aus menschlichen Krieger diese Verkörperung des
den Elementen jener finsteren Religion blieb Entsetzens und Grauens auf ihre Schilde hef-
das Gorgoneion als charakteristisches Symbol teten; nur bei Perseus aber hat sich ein My-
2027 Perseus (zur Deutung) Perseus (in der Kunst) 2028
thos daraus gestaltet; und ob auch attische Alexander von Trolles erwähnt. Wir kennen
Sage das Gorgoneion der Athena zuerkannte, einen ähnlichen mit dem löwenwürgenden He-
sein altes Anrecht darauf zeigt Perseus da- rakles: $vys XoXrj, to &tov (wohl 6 Jiög) öe
durch, dafs er allein unter allen Heroen als dirnnsi, Hernie archeol. 3, 1846, S. 510. Aus
der Gorgotöter galt. Niemand kann seiner einem Manuskript de sculpturis lapidum hat
Kraft widerstehen, die Schreckgestalt der Me- Wright, Archaeologia 30, 1844, S. 450 folgenden
duse so wenig wie das alles verwüstende Meer- Passus ediert: Si inveneris lapidem, in quo sit
gesehöpf; und wie Dionysos gegen ihn zieht, Perseus Tiabens in dextra manu ensem et in si-
mufs selbst der sonst alles besiegende Gott nistra Caput Gorgonis, ille lapis Deo disponente
vor ihm weichen. Dieser Mythos kann nur 10 reddit se ferentem a fulmine et tempestate et in-
dex Niederschlag einer historischen Thatsache cursu daemonum securnm. Und vom löwen-
sein (vgl. Preller- Robert 1 S. 691, 3), die in den würgenden Herakles erfahren wir auch, dafs
Dionysischen Mythos so verwebt wurde , dafs er dem Fufs- und Faustkämpfer wirksame Hilfe
man des Gottes Tod als eine Gewaltthat des leiste. Wright S. 449. Also auch hier erscheint
Perseus auffafste; in der Feier zu Lerna be- neben Herakles wieder der alte argivische He-
klagte man seinen Sturz in den Lernaiischen ros als Unheilabwender; sie beide sind die Vor-
See durch den argivischen Heros. Die Lan- ganger des Salomon und der Erzengel, die in
düng der Truhe mit Danae und Perseus an späterer Zeit die antiken Heroen ablösen. Und
dem Felseneiland Seriphos ist ein gebrauch- so mag Fredrieh (Gott. Nachr., Philol.-hist. Kl.
liches Bild für die Übertragung eines Kultes, 20 1895 S. 81) recht haben mit der Vermutung,
das in ähnlicher Form in Apollo- und Dionysos- das Bild des Perseus, der aus dem Kampf mit
sagen wiederkehrt; Argeier, die auf dem Wege dem schrecklichen, Tod verbreitenden Unge-
nach Rhodos an der Insel vorüber mufsten, heuer als Sieger hervorgeht, habe als ein Glück
haben den Seriphiern die Verehrung der Danae verheifsendes und Unheil abwendendes gegolten
und des Perseus vermittelt. Der Kult ist auf und sei aus diesem Grunde besonders oft se-
der einsamen Felseninsel festgewurzelt wie pulkral gebraucht worden. Nur an dem be-
irgendwo, und auch im Mythos hat sie ihre sonders oft möchte ich Anstofs nehmen; von
Stelle behauptet; herrschend war die Sage, Sarkophagen wenigstens, auf denen Perseus
dafs der Held seine Kindheit auf der Insel mit dem Gorgoneion dargestellt ist, ist mir
verlebt hatte und mit dem Gorgonenhaupt zu- 30 nur der alte von Golgoi und ein später aus
erst dorthin zurückkehrte; erst dann gehörte Drvno (Arch.-epigr. Mitt. 17, 1894, S. 28) be-
er seiner alten Heimat wieder. Unklar bleibt kannt; eine Scene der Andromedasage bietet der
der Ursitz und die älteste Gestalt der Andro- bei Matz-Duhn 4105 (vgl. 2894) beschriebene,
medasage; dafs aber die Heroine mit dem gut-
griechischen Namen auch eine echte Griechin 1 ersens in der Kunst.
war, das, hoffe ich, wird man nicht mehr in Die Maske der Gorgo nicht nur, sondern
Zweifel ziehen. auch die Gorgonen in ganzer Gestalt sowie
Mit Perseus hat man aufser dem attischen andere ihnen verwandte und von ihnen oft
Heros Perseus auch den Titanen Perses (s. d.) nicht zu unterscheidende Dämonen sind be-
ilud die Hekate TIsQaaicc in Verbindung bringen 40 liebte Darstellungen der älteren Kunst; auch
wollen (Schümann, opusc. 2, 243 ff. , Kirchner, der Tod der Medusa ist einer der beliebtesten
Attica 43, vgl. Usener, Götternamen 11, 12). Vorwürfe der Kunst des siebenten und sechsten
Aber mehr als eine Ähnlichkeit oder Gleich- Jahrhunderts. Auf der Lade des Kypselos,
heit des Namens läfst sich nicht feststellen, jenem alten Denkmal, das eine Art zusammen-
und da es eine sichere Deutung für ihn noch fassender Übersicht der seither beliebten und
nicht giebt, sind solche Beziehungen von ganz durchgebildeten Kunstdarstellungen giebt, fehlte
zweifelhaftem Wert. Wir können weder von auch diese Sage nicht; hier waren die geflü-
dem Titanen noch von dem Eponymos des gelten Schwestern der Meduse dargestellt, wie
attischen Demos irgend etwas aussagen, was sie den fliegenden Perseus, dem allein der Name
eine Identifikation desselben mit dem argi- 50 beigeschrieben war, verfolgten (Paus. 5, 18, 5).
vischen Heros rechtfertigte. Wo wir eine klar Nicht der Moment der Tötung also war dar-
erkennbare Gottheit, wie Persephone, vor uns gestellt, sondern ein späterer, die Verfolgung
haben, deren Namen doch ebenso stark an des Helden, der das Haupt der Medusa bereits
Perseus anklingt, da giebt es nicht die Spur in seiner Tasche trug, durch ihre beiden Schwe-
einer Beziehung zu unserrn Heros; und so stern; diese Scene war auch auf dem hesio-
wollen wir von ihm den Perres und Perses dischen Heraklesschild dargestellt, die einzige
ebenso fern halten, wie den etruskischen Toten- mythische beiläufig: Perseus mit der Hades-
dämon Phersu (s. d.) in der Tomba degli Auguri kappe und Flügelschuhen , das Medusenhaupt
zu Corneto. in der Kibisis auf dem Rücken, das Schwert
Noch einer eigentümlichen Verwendung des 60 um die Schultern gehängt, flog dahin wie ein
Perseus mufs ich gedenken. Auf einem Sar- Gedanke (216 ff.), verfolgt von den beiden
donyx zu Petersburg (KnatzK 35; Reime archeol. schrecklichen Schwestern der Getöteten. So
3, Ser. 19, 1892, S. 55) ist er mit dem Medusen- wie das altertümliche Kunstwerk und die alte
haupt in der 1. , der Harpe in der r. fliegend Dichtung diese Scene darstellen, ist sie die
dargestellt; auf der Rückseite steht die In- gebräuchlichste in der alten Kunst, dieser Mo-
schrift: <&vye TLoöäyQu, UsQatvs ae SimKsi. Der ment ist der am liebsten dargestellte. Nur pflegt
Stein gehört also in die zahlreiche Reihe der er etwas ausführlicher behandelt zu sein; des
Anmiete gegen Krankheiten, die unter anderen Perseus Schützerin, Athena, die ihm in der Sage
2029 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2030
treu zur Seite steht, pflegt hier nicht zu fehlen, in der L., darauf eine verfolgende Gorgo, die
auch Hermes ist meistens zugegen, der den in ihren Händen eine gewaltige Schlange hält;
Helden den gefahrvollen Weg geleitet hatte. hinter ihr eine nicht zu deutende Frau. Zwei
Mit diesen und den zwei Gorgonen, also im Sphinxe rahmen das ganze ein; sinnlose In-
ganzen sechs Figuren, ist die Scene, die in der Schriften sind in den leeren Stellen verstreut,
archaischen Kunst stets in der Richtung von Medusa fehlt, wie auch auf der Londoner Am-
1. nach r. dargestellt wird, vollständig. So phora; desgleichen auf der von Löscheice, Arch.
sehen wir auf einer sf. ehemals in E. Brauns Z. 1881, 29 A. 2 beschriebenen Hydria Buspoli:
Besitz befindlichen Vase (Annali 1851, tav. P) Perseus ohne Waffe und Attribut nach r.,
hinter der zusammenbrechenden Schwester, aus 10 Athena, Hermes, zwei Gorgonen; zwischen den
deren Hals ein Blutstrom sich ergiefst, zwei Beinen des Perseus eine Schlange. Auf der
Gorgonen mit Schlangen an den Schultern, die Münchener Vase (Gerhard, A. V. 216) finden
Zähne fletschend und ihre Zunge herausstreckend wir nur rechts von der niedersinkenden Me-
in eiligem Flug die Verfolgung beginnen; wie duse den entfliehenden Perseus, links Athena
schützend steht Athena, die r. Hand erhebend, dargestellt, die den 1. Ann, an dem die Aigis
vor dem Heros, der hier ohne Waffe und Tarn- hängt, wie in heftiger Freude emporstreckt;
kappe, nur mit der Tasche am 1. Arm, auf sonst pflegt Perseus sich nicht unmittelbar ne-
seine Verfolgerinnen zurückblickend nach r. ben der Meduse zu befinden, meist stehen
davonfliegt; vor ihm steht Hermes, in der Hai- Athena oder auch noch Hermes dazwischen,
tung Athena gleichend; auch er drückt seinen 20 Die Verfolgerinnen fehlen, die Rückseite des
Anteil an des Helden That durch die Bewe- Gefäfses stellt des Aineias Flucht dar. Ein
gung seiner r. Hand aus. Die Schilderung ist attischer, in Tanagra gefundener Dreifufs (Arch.
aufserordentlich lebendig und packend. Z. 1881 Taf. 3) bietet auf der oberen Bildfläche
Weniger geschickt komponiert, doch im seiner Füfse Darstellungen aus unserem Mythos ;
einzelnen sorgfältiger ausgeführt ist das Ge- auf dem einen sehen wir die niedersinkende
mäkle einer Münchener Amphora (Gerhard, Meduse und eine ihrer zur Verfolgung eilenden
A. V. 2, 88) , das uns auf der Vorderseite r. Schwestern, auf dem anderen die zweite Schwe-
von der niedersinkenden Medusa Hermes ruhig ster, auf dem dritten Bild Perseus dahinfliegend,
fortschreitend zeigt, neben ihm Athena zurück- inschriftlich bezeichnet, mit spitzem Hut, die
blickend und die L. hoch erhebend, nächst ihr 30 Kibisis auf dem Rücken. Eine sf. Amphora
in eiligem Fluge Perseus. Auch hier trägt der aus Gela im Brit. Mus. (Walters Catal. 2, B
Held keine Waffe; sein Haupt deckt ein Hut 281) zeigt auf der Vorderseite die getötete Me-r
genau wie der Petasos des Hermes, so dafs die duse und eine verfolgende Gorgo, auf der Rück-
beiden bärtigen Gestalten völlig einander glei- seite Athena und Perseus, beide in derselben
chen. Eine eigenartige Fonn hat die Kibisis; Haltung entfliehend.
ein breiter Sack , in zwei Tragbänder aus- Ohne Zweifel enthält auch die Kylix im
laufend, die auf beiden Schultern hängen, liegt Mus. Gregor. 2, 92 nr. 4. 5 eine Darstellung
sie wie ein Rucksack auf seinem Rücken, wie dieses Vorganges, wenn auch eine in vielen
in der hesiodischen Schildbeschreibung. Die Beziehungen ungewöhnliche ; in der r. von einer
beiden Perseus verfolgenden Medusen sind auf 40 Gorgo enteilenden Frau ohne Attribute (wie
der Rückseite, des Gefäfses im üblichen Schema auf der Schüssel von Aigina) müssen wir Athena
dargestellt. Übereinstimmend mit dieser Vase erkennen, vor ihr Perseus mit einer kleinen
bis auf das Fehlen der Meduse ist die Lon- Tasche am 1. Arm und vor ihm Hermes; die
doner Amphora Walters Catal. 2 B 248. Per- Rückseite zeigt eine zweite Gorgo zwischen
seus trägt die Harpe; die Verfolgerinnen er- zwei erstaunten Silenen fliegend. Medusa fehlt,
scheinen ebenso auf der Rückseite; hinter Genaueres zu erkennen erlaubt die kleine Zeich-
Perseus sind Berge angedeutet. nung nicht.
Ähnlich diesen Darstellungen ist vermutlich Nur die niedersinkende Meduse und r. von
die einer Schüssel aus Aigina gewesen, von der ihr in eiligem Flug ihre beiden Schwestern
uns ein Bruchstück erhalten ist (Arch. Z. 1882 50 zeigt die sf. Vase Antike Denkm. 1, 57. Die
Taf. 9). Rechts fliegt Perseus (IIsQsvg) mit Scene ist am Meeresstrand gedacht, Delphine
spitzer Mütze, bewaffnet mit einem Schwert, sehen wir im Wasser schwimmen,
auf dem Rücken die mit gekreuzten Schulter- Einige ebenfalls diesem Kreis angehörige
bändern befestigte Tasche; links von ihm schrei- Vasenbilder haben wir noch nicht erwähnt,
tet seine Schützerin Athenaia in schwerem auch weil sie noch ein neues Moment enthalten,
das Hinterhaupt verhüllendem Mantel, ohne Während die bisher beschriebenen dem Hals
Attribut; von Hermes ist nur ein Fufs erhalten, der niedersinkenden Meduse nur einen Blut-
der nach der entgegengesetzten Richtung ge- ström entströmen lassen, finden wir hier ein
wendet ist, wo wir die Verfolgerinnen des He- Pferdehaupt ihrem Rumpf entsteigend darge-
ros und vielleicht auch deren getötete Schwe- 60 stellt. So auf der Berliner Schale (1753, Le-
ster voraussetzen dürfen. vezow, Gorgonenideal 2, 24); sie zeigt, ebenfalls
Demselben Darstellungskreis mit mehr oder in der Richtung von 1. nach r. , die nieder-
weniger Kürzungen und Verschiedenheiten im sinkende Meduse, aus deren Rumpf ein Pferde-
einzelnen gehören an: das Schulterbild einer köpf emporwächst (die Flügel gehören nicht
jetzt in Wien befindlichen Hydria (Annali 1866 zu ihm), dann die beiden verfolgenden Schwe-
tav. R), das den fliehenden Perseus (IIsQsvg) stern, vor diesen fliehend Hermes und den sich
mit Schwert, Tasche am 1. Arm und Petasos umblickenden Perseus mit Kibisis. Perseus fehlt
zeigt, nach ihm Athena mit Lanze und Kranz auf dem sehr ähnlichen Bild einer Amphora
2031
Perseus (in der Kunst)
Perseus (in der Kunst)
2032
aus Caere im Louvre (M. d. I. 8, 34, Annali
1866 S. 447); das zwischen den Flügeln der
Meduse erscheinende schöne Mädchenhaupt ist
Ergänzung (vgl. Dumont - Chaplain , Ceram. 1,
10
20
V ■TW»«'
3) Medusa (mit Chrysaor und Pegasos) u. Perseus,
Sarkophagrelief von Golgoi (nach Cesnola, Cyprus PL X
S. 110 ff.).
133; 2, 116, 1). Vermutlich befand sich hier
ehemals der Pferdekopf. Am ausführlichsten 30
stellt eine attische Schale aus Rhodos (J. Hell.
Studies 5 pl. 43, Brit. Mus. Catalogue 2 B, 380)
4) Perseus die Medusa tötend (anwesend Athena) :
Metope von Selinunt (nach Benndorf, Met. v. Sei. Taf. 1).
diese Scene dar; auch Athena erscheint hier
vor Hermes und Perseus in eiliger Flucht. Links
von Medusa und zwischen den beiden ver-
folgenden Schwestern steht je ein Jüngling mit
Geberde des Erstaunens. In ihm Chrysaor zu
sehen, wie es im Katalog des Brit. Mus. ge-
schieht, ist natürlich ganz verfehlt; ich glaube,
dafs diese Gestalten nur die Empfindungen des
Beschauers bildlich vorwegnehmen und dazu
dienen sollen, die Lebendigkeit der Darstellung
zu erhöhen. Auf sf. Vasengemälden begegnet
Chrysaor nicht; das älteste Denkmal ist das
Sarkophagrelief von Golgoi (Abb. 3) (Cesnola,
Cyprus pl. 10), das zwar nicht vor das fünfte
Jahrhundert fällt, aber noch altertümliche
Typen wie die Gorgo mit vier Flügeln zeigt.
Hier entspringen dem Rumpf der Meduse Pegasos
und der kleine Chrysaor, wie wir ihn später
auf rf. Vasen wiederfinden werden.
So mannigfaltig auf allen diesen Darstel-
lungen im einzelnen auch der Vorgang be-
handelt ist, die Hauptsache pflegt die Ver-
folgung zu bilden; die Verfolgerinnen, mögen
sie auch auf die Rückseite geraten sein, fehlen
aufser auf der Münchener Vase nie; alle an-
deren Personen sehen wir häufiger fortgelassen,
Medusa nicht nur, sondern sogar Perseus. Aber
noch einen zweiten Moment stellte bereits die
älteste Kunst dar, den Augenblick, in dem
Perseus der Meduse das Haupt vom Rumpf
trennte. Das älteste Denkmal ist die bekannte
Metope von Selinunt (Abb. 4). Nach r. ist auch
hier alles gewendet; aber der veränderten Hand-
lung entsprechend steht nun 1. Athena, dann
folgt Perseus, der die 1. Faust auf dem Haupt
der Meduse hält,
als packte er sie — r— ^"^T-
bei den Haaren ;
mit der Rechten
schneidet er mit
dem Schwert ihr
Haupt ab. Ne-
ben sich, an der
r. Hüfte hält die
knieende Me-
duse ein kleines
Flügelpferd-
chen; der Künstler hat in naiver Weise seine
Darstellung um ein erst später eintreten-
des Ereignis vermehrt. Einen noch früheren
Moment stellt das Aufsenbild einer grofsen in
Tarquinii gefundenen Schale dar (jetzt in Bonn,
Ärch. Z. 1881 Taf. 5, 2; Knatz J 5); hier hält
Perseus die Meduse mit beiden Händen um den
Hals gepackt, in der R. aufrecht sein Schwert;
der nächste Moment wird der auf der Metope
dargestellte sein. Auf einem Cylinder aus Cy-
pern (in Berlin, B. Corr. Hell. 12, 1898 S. 452
fig. 4, hier nach einer Originalzeichnung Lübkes
abgebildet Abb. 5) hält Perseus abgewandten
Hauptes die Meduse am r. Arm gepackt; die
Darstellung ist dadurch ungeschickt geworden,
dafs diese sich auf Perseus zu bewegt, statt
vor ihm zu fliehen.
Eine Vase des Amasis (Wiener Vorlegebl.
1889 Taf. 4, Brit. Mus. Cat. 2 B 471) zeigt in
aufserordentlich sorgfältig ausgeführter Zeich-
nung ebenfalls natürlich in der Richtung nach
r. Medusa im alten Laufschema mit vier ge-
waltigen Flügeln, vier ganz ornamental ge-
bildeten Schlangen am Haupt und zwei an der
Taille, über dem Gewand noch mit einem Fell
5) Cylinder in Berlin.
Originalzeichnung Lülickes.
2033 Perseus (in der Kunst)
bekleidet; Perseus, ebenfalls mit einem Fell
geschmückt, eine gewaltige Tasche auf dem
Rücken tragend, hat sie mit dem 1. Arm im
Nacken gepackt und sein Schwert
bereits an ihren Hals gesetzt. Sein
Haupt hat er zurück gewandt; er
trägt einen flachen Hut, genau
wie Hermes, der r. von der Me-
duse stehend allein der That zu-
sieht. Medusa ist in diesen Dar-
stellungen stets in Bewegung ge-
bildet; sie ist also gelaufen, Per-
seus hat sie verfolgt; auch bei der
anderen Typenreihe ist das Vor-
aussetzung.
Ich erwähne nur beiläufig die
bei Micali Mon. 22 abgebildete
etruskische Buccherovase (Knatz
J 6) , auf der Athena des Perseus
Arm zum todbringenden Streich
gegen die fliehende Gorgo lenkt:
eine neue Variation, die der
etruskische Künstler sicher nicht
erfunden hat. Welcher Moment
auf dem amyklaiischen Thron von
Bathykles dargestellt war, läfst
sich aus des Pausanias wenigen
Worten ÜSQGsag tb %q*/ov itiitolrixai tö ig
MeSovaccv (3, 18, 11) nicht entnehmen.
Perseus ist auf allen diesen Vasengemälden
im wesentlichen gleich dargestellt; ein bärtiger
Perseus (in der Kunst) 2034
auf dem Rücken, bald eine kleine Tasche, die
er am Arm oder, wie auf dem kyprischen Sar-
kophag, an einem Stock über der Schulter trägt
6) Perseus die kentaurenartig gebildete Medusa tötend, theban. Keliefvase
(nach Bull, de Corr. Hellen. 22, 1898 pl. 5).
Nicht auf Perseus beziehe ich mit Knatz den
Jüngling auf dem Teller von Kameiros (Salz-
mann pl. 55 = Berlin 3917). Perseus wird in
der Regel bärtig gebildet und trägt einen Hut;
7) Perseus bei den Neides, hinter ihm Athenaie, schwfig. Vasenb. (nach Gerhard, A. V. 4, 323).
Mann, mit spitzem Hut (der Hadeskappe), aber
auch mit einem gewöhnlichen Petasos beklei-
det, ein Schwert tragend; nur auf einer Vase
(Brit. Mus. 2 B 248) scheint es eine Harpe zu
sein, die ihm sonst erst seit dem fünften Jahr-
hundert gegeben wird, s. Knatz S. 44 — 45. Die
Kibisis ist bald ein grof'ser Sack, den der Held
hier sehen wir eine knabenhafte Gestalt un-
bedeckten Hauptes dahineilen, die am 1. Arm
ein Gerät trägt, das von den sonstigen Darstel-
lungen der Kibisis ganz abweicht. Ebenso wenig
ist Perseus zu erkennen in den beiden Gemälden
Br. Mus. 2 B G3 u. 16; der Heros erscheint nie
mit Flügeln an den Schultern oder Hüften.
2035
Perseus (in der Kunst')
Perseus (in der Kunst")
2036
Für Medusa und die Gorgonen genügt es
auf Furticänglers ausgezeichnete Darstellung
oben zu verweisen. Stets zeigen sie das ver-
lung auf einer thebanischen Reliefvase bekannt
geworden (Abb. 6). Eine Kentaurin sehen wir
hier vor uns (vgl. Art. Onokentaura u. Onoskelis) ;
8 a) Vase dos Brit. Mus. Catal. £ ¥ 490. Fälschlich auf Perseus bei den Nymphen gedeutet.
8b) Desgl: Die ganze Vase.
zerrte Gesicht; im übrigen sind sie menschlich
gebildet und mit gewaltigen Flügeln ausge-
stattet. Erst vor wenigen Monaten ist eine andere
völlig von der bekannten abweichende Darstel-
undeutlich ist die Bekleidung ihres Oberkörpers,
von den Hüften hängt ein wolliges Gewand hei'-
unter und in derselben Weise ist auch der
Pferdeleib gezeichnet. Das en face gebildete
Gesicht ist völlig menschlich, nur die ge-
fletschten Zähne erinnern an das Gorgoneion.
Dies Geschöpf hat der nach r. schreitende, sein
Haupt zurückwendende Perseus an einer Haar-
50 strähne gepackt, mit der R. ist er im Begriff,
ihm den Kopf vorn Rumpfe zu trennen. Der
Heros trägt einen niedrigen Hut und nach vorn
etwas seitlich hängend die Kibisis. Die Pferde-
bildung der Meduse steht natürlich im Zu-
sammenhang mit ihren Beziehungen zu Poseidon
und der Geburt des Pegasos; während wir sie
aber sonst nie so kennen, war diese Bildung
eine Zeit lang in Theben die herrschende ; denn
ein Yasenfragment derselben Gattung, das uns
60 Perseus in genau derselben Haltung zeigt, ist
offenbar der Rest einer gleichen Darstellung.
Der Eindruck ist zunächst ein hochaltertüm-
licher; doch kann das Täuschung sein, die auf
den Unvollkommenheiten dieser Technik be-
ruht. Dafs die Meduse dargestellt werden sollte,
folgt absolut sicher aus dem abgewandten Haupt
des Perseus und der Kibisis; wir haben hier
also einen lokalboiotischen, von dem andern
2037 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2038
durchaus abweichenden Typus vor uns. Von ein kleiner Knabe aus der Meduse Hals hervor,
einem besonderen Interesse der Boioter an un- Der glockenförmige Krater hat auf jeder Seite
serer Sage wissen wir nichts; wir können es nur eine Gestalt, die Meduse und den eilig
für die ältere Zeit nur aus Pindars Angabe, sich entfernenden Perseus; unter den Henkeln
dafs die Gorgonen den Perseus bis nach Boiotien trennen beide eine dreiköpfige Schlange und
verfolgt hätten, erschliefsen (s. ob. Sp. 1749). die Chimaira, die wir beide nur als Ornamente
Noch eine Darstellung aus diesem Kreise aufzufassen haben. Ebenfalls noch eine Nach-
bat die älteste Kunst hervorgebracht, Perseus Wirkung der altertümlichen Darstellungen er-
bei den Nymphen, die ihm die zu seinem Aben- kennen wir in der rf. Hydria strengen Stils
teuer nötigen Gegenstände überbringen. Eine 10 des Brit. Mus. Catal. 3 E 181, die aber die
chalkid. Vase (Gerhard, A. V. 4, 323 [Abb. 7]) Richtung nach links zeigt: in der Mitte Me-
zeigt uns den Heros, hinter dem Athena ohne dusa, nach 1. gefallen, 1. von ihr Perseus, nach
Attribut, nur durch Beischrift bezeichnet steht; 1. fliegend und sich umblickend; hinter der
von 1. kommen auf ihn die NviSsg bezeichneten Meduse Athena, nach 1. eilend. Desgleichen
Nymphen zu, die ihm die Flügel, die Kappe in der teilweise ergänzten etruskischen Am-
und die Tasche überbringen. Auf die Bedeu- phora Gerhard, A. V. 89, 3. 4: auf der einen
tung dieser Darstellung ist schon oben hinge- Seite die enthauptete Meduse, aus deren Hals
wiesen. Eine ähnliche von der Hand des Gi- Pegasos und Chrysaor emporspringen, 1. von
tiadas fand sich im Tempel der Athena Chal- ihr eine ihrer Schwestern mit Schlangen in
kioikos (Paus. 3, 17, 3); Nymphen (hier zwei 20 den Händen; auf der anderen Seite Athena
wie es scheint) brachten dem Helden Helm und und Perseus; die Richtung der Figuren geht
Flügelschuhe. Auch auf dem späten barba- hier ebenfalls nach links. Und in der gleichen
rischen Vasenbild des Brit. Mus. Catal. 4 F 490, Richtung sehen wir Perseus mit Sichelschwert
von dem eine Zeichnung bereits für das Lexikon von einer Gorgo verfolgt, dahinter sitzend die
angefertigt war, die ich daher hier einfüge enthauptete Meduse, deren Rumpf ein geflü-
(Abb. 8), hat man diese Scehe erkennen wollen. geltes Pferd entsteigt, darauf die zweite ver-
Mit Unrecht, wie der Augenschein lehrt; es folgende Schwester und einen erstaunt zu-
gehört zu dem Kreise der Abschiedsscenen, schauenden Satyr auf einer Amphora aus Pli-
bei denen dem scheidenden Kämpfer seine stia (Mus. Boro. 13, 59, Knatz K 22). Den
Ausrüstung gebracht und ein Trunk dargeboten 30 nach 1. fliegenden Perseus , ihm folgend eine
wird. Auf Perseus ist man natürlich nur durch Flügelgestalt, die aber eher wie eine Bittende
das Schildzeichen gekommen, ein Umstand, als wie eine Verfolgerin die Hände nach ihm
der höchstens gegen die Deutung geltend ge- ausstreckt, r. sitzend die enthauptete Meduse
macht werden könnte. Man kannte in spä- zeigt eine unteritalische Amphora im Brit. Mus.,
terer Zeit die Nymphen in solcher Situation Cat. 4 E 500 (pl. 14, 2). Nur Teile gröfserer
nicht mehr; da galt entweder Hermes als Spen- Darstellungen bieten die nolanischen Gefäfse
der des Hutes und der Flügelschuhe (Eratosth. Philol. 27, 1868 Taf. 1, 1, Hermes und Perseus
Katast. 22; Hygin Astron. 2, 12; Artemidor 4, fliehend, zwischen ihnen den erstaunt auf Per-
63 ; Suidas MovonQrjitidi), oder Athena, wie auf seus blickenden Poseidon und Abh. Berl. Äk.
der Vase des Brit. Mus. 4 F 83, wo sie dem 40 1839 Taf. 2, den nach 1. eilenden Perseus zei-
Perseus die Harpe überreicht. gend, vor dem in ruhiger Haltung ein nicht
Von dieser Darstellung des Perseus bei den zu benennender Jüngling steht. Eine unver-
Nymphen abgesehen hat die alte Kunst also kürzte, wenn auch recht eigentümliche Dar-
nur zwei Momente aus dem Bereich der Gor- Stellung bieten noch eine Reliefvase des Brit.
gonensage verwertet; da ihr Bestreben aus Mus. (Catal. 4 G 90) und eine ihr fast gleiche,
Gründen der Deutlichkeit auf möglichst um- nur in der Form verschiedene aus Nola (Mon.
fassende Darstellung gerichtet ist, so hat sie Ann. Bull. 1855 Taf. 2 S. 17 ff.). Rechts, unter-
vorwiegend den gewählt, der alle bei der Hand- halb einer von einer Sphinx gekrönten ioni-
lung beteiligten Personen zugleich darzustellen sehen Säule sinkt die enthauptete Meduse zu-
erlaubte. In der Folgezeit treten diese Scenen 50 sammen; neben ihr hockt der kleine Chrysaor,
mehr und mehr zurück. Ganz im alten Typus, hoch über ihr schwingt sich Pegasos in die
auch in der Richtung nach r., finden wir noch Luft. Ihre beiden Schwestern, geflügelt wie
auf einer streng rf. Amphora (Micali Mon. sie, eine Schlange in der R. verfolgen den vor
ined. 44, 3) auf einer Seite den fliehenden Per- ihnen fliehenden an den Füfsen geflügelten
seus mit krummem Schwerte, wie es nun immer Perseus , der ein krummes Schwert in der L.
gebildet wird, und Kibisis auf der Schulter, und in der R. vor der Brust ein Beutelchen
auf der anderen eine im alten Flugschema ihn trägt, in dem die Kibisis zu erkennen ist; vor
verfolgende Gorgo (Knatz K 15). Nur Athena ihm enteilt Hernies, auf Athena zu, die ruhig
und vor ihr ebenfalls nach r. Perseus mit dem dasteht, die Aigis mit dem 1. Arm vorstreckend,
frei getragenen Medusenhaupt zeigt die sf. 60 in der R. eine Lanze. Unverständlich ist mir
Amphora aus der ersten Hälfte des fünften die Bedeutung der hinter ihr aufgebauten drei
Jahrhunderts Annali 1851 tav. O., Berlin 872. Flügelpaare; auf der Vase im Brit. Mus. ist
Und diese Richtung nach r. behalten auch die Scene auf jeder Seite durch eine Säule
noch die Vasen schönen Stils bei, die die ent- mit Sphinx eingerahmt. Endlich bezieht sich
hauptete Meduse zusammenbrechend und vor von Vasenbildern auf diesen Moment unserer
Perseus fliehend zeigen, Panoßa, Musee Sage noch das barbarische Gefäfs Gerhard, A. V.
Blacas 11 (Knatz K 18) und Stackeiberg, Grä- 2, 89, das einen Hirschkopf aus dem Rumpf
ber d. Hellenen Taf. 39; auf letzterer springt der Meduse emportauchen läfst. Ob hier mo-
o
2039 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2040
derne mifsverständlicke Ergänzung vorliegt oder ständige Komposition wird zum mindesten die
der antike Maler nicht mehr wufste, was er niedersinkende Meduse, ihre Schwestern und
darstellte, läfst sich aus Gerhards Abbildung Athena enthalten haben.
und Beschreibung nicht erkennen; wahrschein- In zwei Repliken, die auf ein Original aus
lieh ist das letztere, denn auch die der Me- der Mitte des fünften Jahrhunderts weisen, ist
duse abgewandte Flügelgestalt ist ganz un- uns ein Perseuskopf erhalten; die Deutung ist
verständlich ; sie wird wohl mit den den Perseus gesichert durch die enganliegende Kappe mit
verfolgenden Schwestern in unverstandenem Flügeln, wie sie sonst niemand trägt aufser
Zusammenhang stehen. Perseus, der auf einer kyzikenischen Münze
Gleichfalls seinem Kopisten unklar ist das 10 des fünften Jahrhunderts mit derselben Kopf-
Bild der capuanischen Amphora zu Berlin bedeckung versehen ist. Einen Perseus des
(3022, M. d, I. 8, 34, 1, Knatz K 23) gewesen. Pythagoras erwähnt Bio CJirysost. 37, 10 wie
Teils liegend , teils sitzend in wunderbaren ein allbekanntes Werk ; sonst hören wir nichts
Stellungen schlafen drei Gorgonen rechts unter davon. Wohl aber erfahren wir durch PI in.
einem mit Früchten reich behangenen Baum; 34, 19, 3 und Paus. 1, 23, 7 von einem be-
links sitzt darunter Medusa, bereits enthauptet rühmten Perseus des Myron auf der Burg von
aber in ruhiger aufrechter Haltung. Mit schlei- Athen: Mvqojvos UsQßia rö stg Mtdovoav tgyov
chendem Schritt eilt Perseus, mit Flügeln an doya.C[dvov. Ich zweifle nicht, dafs Furt-
der Kappe und an den Füfsen, in der L. das wängler (Meisterwerke S. 382) recht hat mit der
Medusenhaupt , in der R. eine Sichel haltend, 20 Vermutung, dafs Dio sich im Namen des Künst-
auf die Gruppe wieder zu; sein Blick ist nach lers geirrt und auch den Perseus des Myron
oben auf die Früchte gerichtet. Knatz schliefst gemeint habe. Von diesem myronischen Per-
aus der Vierzahl der Schwestern auf irrtüm- seus sind die beiden uns erhaltenen Köpfe Re-
liche Verquickung zweier Scenen, auf die Be- pliken; Furticängler stellt sich den Helden
schleichung der schlafenden Meduse durch Per- stehend vor, in der R. das abgeschlagene Me-
seus und auf seine Entfernung nach ihrem Tode. dusenhaupt haltend und den Kopf mit Abscheu
Aber dabei ist die unverkennbare Beziehung und Grausen nach der anderen Seite wendend
zu dem Baum nicht berücksichtigt; es ist kein (S. 386). Dasselbe Motiv bietet der Perseus
Zweifel, dafs der Maler vielmehr den Tod der einer Vase des fünften Jahrhunderts (vgl. unten
Gorgo mit dem Hesperidenabenteuer des He- 30 Sp. 2044) und auch der knieende einer kyzike-
rakles in ungeschicktester Weise verquickt hat; nischen Münze (Num. Cliron. 1887 pl. 3, 26);
an eine Parodie und gar an einen Atellanen- in der Kaiserzeit kehrt der Heros in diesem
stoff mit Baumeister (Denkm. 2 S. 1291) zu Typus auf Münzen von Argos und Asine (auch
denken ist natürlich ganz ausgeschlossen. Die Ikonion) wieder. Furtivängler erinnert dabei
Perseusdarstellungen sind bis in Kreise ge- an die Beziehungen von Argos zu Athen um
drangen, die von der Sage keine oder nur eine die Mitte des fünften Jahrhunderts und nimmt
ganz unzureichende Vorstellung besafsen. eine Kopie des myronischen Perseus für Ar-
Relief dar Stellungen besitzen wir zwei gos an.
aus dem fünften Jahrhundert. Ein Thonrelief Wie in der ältesten Kunst neben der Dar-
aus Melos (Baumeister Abb. 1438) zeigt über 40 Stellung der Verfolgung des Perseus der Mo-
der die Arme ausbreitenden Meduse, aus deren nient der Tötung selbst dargestellt war, so
Hals der kleine Chrysaor sich erhebt, Perseus finden wir diesen auch bis in die späteste Zeit
auf einem Pferd dahinsprengend ; sein Haupt beibehalten. Die erhaltenen Monumente gehen
ist zurückgewandt, nach den Verfolgerinnen zum Teil auf ein Gemälde vom Ausgang des
werden wir annehmen dürfen, seine L. hält das fünften Jahrhunderts zurück , wie Lö'schcke
Medusenhaupt, die R. das gekrümmte Schwert. (Enthauptung d. Medusa, Festschr. /'. Brunn
Sein Gegenstück bildete Bellerophon zu Pferd, 1893) nachgewiesen hat. Am nächsten steht
im Begriff die Chimaira zu töten (Baumeister dem Original das dem Anfang des vierten Jahr-
Abb. 318); aus <i runden der Responsion ist hunderts angehörige schöne Reliefbruchstück
auch Perseus zu Pferd dargestellt, wobei der 50 eines tarentinischen Rhytons zu Bonn (abgeb.
Gedanke an den dem Rumpf der Meduse ent- dort auf d. Tafel nr. 2, Knatz J 8), von dem
sprungenen Pegasos mit eingewirkt haben mag. Medusa und Perseus erhalten sind. Die Rich-
Bruun hat in diesen beiden Reliefs Kopieen tung geht nach rechts. Die als ideal schönes Mäd-
nach denen des Asklepiosthrones zu Epidauros chen mit mächtigen Flügeln gebildete Meduse,
von Thrasymedes sehen wollen (Sitzungsbcr. deren Gewand bis auf einen über den 1. Arm
Bayr. Ali. 1872, 2 S. 535); wir wissen jetzt aus hängenden Zipfel auf die Hüften herabgeglitten
Inschriften, dafs Thrasymedes am Anfang des ist, ist auf die Kniee gesunken; unter ihr be-
vierten Jahrhunderts lebte (vgl. Paus. hrsg. v. wegt sich eine grofse Schlange; den 1. Arm
Hitzig-Blilmner 1, 2 S. 610), und sehen, dafs streckt sie weit von sich, mit dem r. fafst sie
der Künstler vielmehr ein lange vor ihm ge- 60 die R. des Perseus, die das (verlorene) Schwert
schaffenes und beliebtes Pendant hier verwertet hielt. Perseus , der eine spitze Mütze trägt,
hat. Das Bruchstück einer Platte vom Heroon packt mit der L. ihr Haar, das unten in kleine
zu Trysa (Benndorf Taf. 19) zeigt einen zurück- Schlangen ausläuft; das Haupt wendet er rück-
ge wandten Hauptes nach 1. eilenden Jüngling, wärts. Links von dem Helden haben wir uns
die R. weit ausgestreckt, in der L. ein mensch- seine Schützerin Athena dem Stil der Dar-
liches Haupt tragend. Ist in ihm Perseus zu Stellung entsprechend ruhig stehend zu denken,
erkennen, was zweifellos scheint, so war auch In übertrieben lebhafter Bewegung zeigt die
hier die Verfolgungsscene dargestellt; die voll- Scene ein herkulanisches Wandbild (Mus. Borb.
2041 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2042
12, 48, Löscheice S. 8); mit Schild und erho- (Monum. grecs 1 nr. 7, 1878, pl. 2; Knatz B. 2).
bener Lanze ist Athena herbeigestürmt, wie Die grofse Schulterflügel tragende Meduse, hier
um die Meduse zu schrecken, an deren Hals mit häfslichem, negerartigem Profil, liegt auf
Perseus bereits sein Schwert gesetzt hat. Auf einem Felsen unter einem Baum, neben ihr
die feinen Bemerkungen Löschckes über die sitzt schlafend eine Schwester. Perseus eilt,
Haltung der Meduse und des Perseus begnüge das Haupt zurückwendend, den Fels hinauf;
ich mich zu verweisen. Drei späte römische hinter ihm schauen Hermes, Athena und Po-
Reliefs in Österreich {Ziehen, Archäol.-epigr. seidon zu. Alle Figuren sind nach r. gerichtet.
Mitt. 13, 1890, S. 49 — 51) und eine Münze aus Auf dem Madrider Krater (Museo espaüol
Sebaste in Galatien (Löschcke S. 9 Fig. 6) gehen io de Antig. 1, 22, Knatz H 1), der in den Anfang
trotz Verschiedenheiten im einzelnen auf das- des vierten Jahrhunderts gehört, nimmt der
selbe Original zurück. Auf dem einen der rö- Körper der nach 1. liegenden Meduse die ganze
mischen Reliefs hält Athena mit beiden Händen Fläche ein, so dafs er aller anderen Füfse ver-
ihren Schild; obgleich Perseus nach oben sieht, deckt. Auch hier hat sie noch Flügel, ihr
war die Erfindung dieser Haltung doch offen- Oberkörper ist auf ein Felsstück gestützt. Links
bar dem Gedanken entsprungen, dafs Perseus steht Hermes, r. Athena; zwischen beiden springt
im Schild der Meduse Spiegelbild (vgl. Apol- von r. Perseus heran, zurückgewandten Hauptes,
lodor 2, 4, 2, 8) erblickte, eine Darstellung, mit Flügelhut, Kibisis und Sichel am 1. Arm.
die wir aus der Beschreibung eines Gemäldes Ähnlich ist das Fragment eines Kraters schönen
durch Lukian (de domo 25, vgl. dial. mar. 14, 2, 20 Stils aus Katania, dieselben Personen in der-
Löschcke S. 9) und aus einer Gemme (Miliin selben Situation enthaltend Brit. Mus. Cat. 3
G. 31. 105, 386***, Knatz J 14) kennen, auf der E 493. Aus der Zeit feinsten Stiles stammt die
in einem frei hängenden Schild die Gruppe re- von Gerhard, Arch. Z. 1846 Sp. 342 nr. 9 kurz
flektiert erscheint. Nicht beistimmen aber kann beschriebene Kylix, die nur die ruhende Me-
ich Löschcke, wenn er auf dem Rhyton und duse und dahinter den sich ihr nähernden Per-
danach auf dem Originalgemälde Perseus der seus zeigt.
Meduse nicht das Haupt, sondern, wie beim Auf unteritalischen Vasen ist mehrfach eine
iphigenieopfer, nur eine Locke abschneiden genreartige Scene dargestellt, die das Motiv
lassen will; die ästhetische Erwägung, dafs der Spiegelung auf eine friedlichere Situation
die Ermordung der Meduse, die hier nicht 30 übertragen zeigt: Perseus sitzt oder steht nach
mehr als schreckliches Ungeheuer, sondern als vollbrachtem Werk an einem Brunnen und be-
schönes wehrloses Mädchen vor uns kniet, nur trachtet das Bild des Medusenhauptes, das die
als eine Abscheulichkeit empfunden werden vor ihm stehende Athena in der R. hält. So
kann, ist doch wohl mehr modern als antik. Annali 1850 tav. A, 1851 tav. N (Knatz M 3. 4).
Und es handelt sich hier nicht um ein Opfer, Die auf der zweiten Vase hinter Perseus ste-
wie bei der achaiischen Fürstentochter , son- hende Frau mit einem Spiegel ist eine der auf
dem um den Besitz des Hauptes mit seiner unteritalischen Gefäfsen so häufig begegnenden
furchtbaren Wirkung, die ja auch dem ideal- Gestalten, die innerlich mit der Scene gar nichts
schönen Medusenhaupt nicht abgesprochen ist. zu thun hat; auf der Schale von Ruvo ent-
Die Richtung ist dem Schwert noch nicht ge- 40 spricht ihr eine ein Kästchen tragende Flügel-
geben, es sitzt noch nicht am Hals der Me- gestalt (Miner vini Mem. accad. 1); r. sieht hier
duse; erst einen Moment später wird des Hei- der Scene voll Erstaunen ein bärtiger Satyr zu.
den Hand es richtig lenken. Und da glaube Hermes und ein in komischem Abscheu sich
ich doch liegt es am nächsten, an den Schild abwendender Satyr sind auf einer in Leipzig
der Athena als Spiegel zu denken. Dazu kommt, befindlichen Vase zugegen (Ber. Sachs. Ges.
dafs Perseus auf dem Rhyton, wenigstens nach 1846/47 S. 287). Auch die Etrusker interessierte
der Abbildung bei Löschcke, nicht nach oben dieser Moment; auf nicht weniger als fünf
blickt wie auf dem einen römischen Relief und etruskischen Spiegeln finden wir ihn darge-
der Münze; seine Kopfhaltung ist der Annahme, stellt, aufser den bei Knatz M 5 — 8 beschrie-
dafs er in den Schild blickte, nur günstig. 50 benen s. Brit. Mus. Cat. of Bronzes (1899)
Derb geradezu gegen die edle Darstellung nr. 620. Auf pompejanischen Bildern ist die-
auf dem Rhyton wirkt die nicht sehr viel spä- sem Motiv eine andere Wendung gegeben (Jahn,
tere einer Kertscher Vase (Ant. du Bosph. Cimm. Philol. 27 S. 12); hier zeigt Perseus der Andro-
63 a nr. 3), die auch nur aus drei Figuren be- meda das Medusenhaupt; ein Teil dieser Mo-
steht; nur ist hier nicht Athena zugegen, son- numente (aufgezählt bei Knatz S. 1 — 11) ist
dem Hermes eilt von r. herbei. abgebildet in Minervinis Mem. accad. hinter
Die beiden bisher besprochenen Scenen ha- S. 64. Trotz der nie ganz gleichen Stellung
ben wir in der sf. Vasenmalerei bereits vor- der Figuren, die sogar den Platz wechseln,
gebildet gefunden; die zuletzt erwähnte Kert- gehen alle diese Gemälde doch offenkundig auf
scher Vase erinnert ganz an das alte Bild des 00 ein Original zurück. Nur auf zwei geschnit-
Amasis. Aber auch neue spannende Momente tenen Steinen, die später (Sj». 2057) mit den an-
hat die Kunst des fünften und der späteren deren Gemmen zusammen besprochen werden
Jahrhunderte dem Gorgonenmythos abzuge- sollen, finden wir Perseus allein das Medusen-
winnen gewufst. Zunächst den Augenblick vor haupt betrachtend.
der Ermordung. Aus der Sage ist bekannt, Die Überreichung des Gorgonenhauptes an
dafs Perseus die Meduse schlafend überfiel ; Athena stellt in eigentümlicher Weise ein Kra-
diese Scene finden wir dargestellt auf einer ter reichen Stils aus Plistia dar (Museo Borb.
weifsen attischen Pyxis des fünften Jahrhunderts 5, 51, Knatz L). Umgeben von Zeus, Hera, Pan,
2043 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2044
den Dioskuren und einer jugendlichen Mädchen- eine Tasche tragen könne, scheint mir der
gestalt sitzt Athena mitten unter einem Baum einer ganz mifsratenen Perseusdarstellung vor-
und erhält von ^Perseus ein winzig kleines zuziehen.
Menschenhaupt. Über Athena und Zeus schwe- Sicher dagegen stellt die Scene in Seriphos
ben Niken mit Kränzen. Jahn (Philol. 27, 11) das Gemälde schönen Stils auf einem Krater
erklärt, ihm sei der Sinn der ganzen Kompo- aus Katania dar (Miliin Pevntwres 2, 3. 4, Knatz
sition, dieser so zusammengestellten Figuren N 3). Zurückgelehnt auf einem Sessel sitzt König
dunkel. Auch ohne dafs man die Vase selbst Polydektes mit dem Scepter in der R. , hinter
gesehen hat, merkt man, dafs viel an ihr er- ihm r. stützt sich ein Jüngling auf einen Knoten-
gänzt ist; des Perseus Bewegung ist eine in io stock. Vor dem König steht abgewandten Haup-
dieser Situation auf einem antiken Kunstwerk tes Perseus, in Vorderansicht (vgl. ob. Sp. 2040);
ganz unmögliche. Ehe die alten Bestandteile mit der L. erhebt er das ebenfalls dem Be-
nicht genau festgestellt sind, kann man über schauer zugekehrte Medusenhaupt; der König
die Vase nicht urteilen; ist Perseus im ganzen bewegt nur leise die 1. Hand. Auf Perseus
echt, so weist seine Haltung eher darauf hin, folgt Athena, auch sie in völlig ruhiger Hal-
dafs die Scene der Spiegelung im Brunnen tung, dann auf hohem Felsstück neben einem
dargestellt war. Wie man sonst diese nur mit Baum sitzend eine jugendliche weibliche Ge-
wenigen unbedeutenden Zuschauern darstellte, stalt mit zackigem Diadem, die ihren feinen
konnte man ja auch einmal im Kreis der Göt- Chiton leise an der r. Schulter hebt. Jahn will
ter dies Intermezzo vor sich gehen lassen. 20 hier nicht an die Versteinerung des Königs
Auch ein etruskischer Spiegel, auf dem Eroli denken, weil keins der charakteristischen Mo-
(Bidlettino 1881 S. 218) die Überreichung des tive, deren der Künstler sich bedienen konnte,
Gorgoneions an Athena erkennen will, scheint zur Darstellung gebracht sei (Philol. 27 S. 13),
eine andere Scene darstellen zu sollen, wie man sondern meint, das Medusenhaupt würde nur
aus der Beschreibung, dafs Perseus das Me- als Trophäe gezeigt; ebenso urteilt er über das
dusenhaupt an den Haaren hoch in die Höhe Bild auf der Rückseite eines nolanischen Sky-
halte, schliefsen mufs. — Ornamentalen Cha- phos (a. a. 0. Taf. 1, 1). Auch hier steht Per-
rakter tragen drei Thonreliefs, die um ein seus in Vorderansicht da, wendet das Haupt
kolossales Medusenhaupt gruppiert r. Athena, nach r. und hält in der ausgestreckten R. frei
1. Perseus zeigen; Athena erhebt einen Schild, 30 das Medusenhaupt, nach der Richtung eines
Perseus legt die L. auf das Gorgoneion oder bärtigen ein Scepter haltenden Mannes, der auf
hält sie darüber und hat in der R. das Schwert. einem Fels sitzend gespannt darauf hinsieht;
Die beiden Exemplare Bull. Napol. N. S. 1 auf der anderen Seite sitzt mit vorgebeugtem
tav. 5, 1 und Gori, Mus. Etr. 1, 31 sind ar- Oberkörper, die Hände gegen Perseus aus-
chaisierenden Stils, wahrscheinlich auch das streckend ein zweiter bärtiger Mann, einen
mir nur aus Miliin, Gal. myth. 108 bi8, 386**** Krückstock an der 1. Schulter. Dafs wir in
bekannte Exemplar des Brit. Mus.; die beiden der sceptertragenden Gestalt Polydektes zu er-
letzteren sind nur fragmentarisch erhalten, aber kennen haben , kann nicht bezweifelt werden
nach dem Neapler Exemplar sicher zu ergänzen. und so denkt man bei dem anderen der gan-
Ein viertes Relief zeigt nur Perseus, der mit 40 zen Situation nach ohne weiteres an Diktys.
der L. eine Locke des Gorgonenhauptes fafst Zwei aus der Erde ragende Gegenstände (Baum-
(Knatz J 19). stumpfe?) zu beiden Seiten des Perseus fafst
Nach Seriphos führt uns eine andere Reihe Jahn als Grenzen eines Raumes, innerhalb de-
von Darstellungen. In der Pinakothek zu Athen ren der Held das Medusenhaupt ohne Schaden
war Perseus dargestellt ig ZtQicpov ■no^i^onsvog, zeigen konnte. Ich kann mich dieser Annahme,
IIolvdtxTr] cptQwv %r\v Ktcpctlijv tfjg Mtdovcng die an Stelle einer Schwierigkeit eine gröfsere
Paus. 1, 22, 7; wir müssen uns den Hei-os da- setzt, nicht anschliefsen. Wir hören nie etwas
nach wohl im Fluge denken ; vielleicht soll die davon , dafs man das Antlitz der Gorgo ohne
Berliner Vase 2344 (= Abh. Berl. Ak. 1839 Schaden anstaunen könne ; welchen Sinn sollte
Taf. 2, vgl. oben Sp. 2038) auch diese Situation 50 auch eine solche Schaustellung haben? Der
darstellen. Gewöhnlich bieten die Vasenge- Held selbst kann das Schreckbild nur im Wasser-
■■&'
mälde einen späteren Moment. Ein Fragment spiegel betrachten und wendet auch hier sein
einer sf. Vase (Arch. Jahrb. 7 S. 38, Knatz N 2) Haupt ab. Hätte es die von Jahn vorausge-
zeigt Perseus in der L. die Kibisis, in der man setzte Überlieferung gegeben, so hätte sie sich
das Gorgonenhaupt (Beischrift roQyovg xtcpccXt]) Ovid bei seiner Schilderung doch gewifs nicht
erkennt, auf eine stufenförmige Erhebung stei- entgehen lassen. Wir müssen annehmen, dafs
gend; 1. von ihm sitzt ein bärtiger Mann; Reste hier der Moment dargestellt ist, in dem Per-
zeigen, dafs eine Versammlung dargestellt war. seus soeben das Medusenhaupt erhoben hat;
Wir befinden uns also unter den Seriphiern; die versteinernde Wirkung wird sogleich er-
Perseus hat den König und seinen Anhang zu- go folgen. Diese Wirkung dargestellt finden wir
sammengerufen (vgl. die Pherekyd. Überliefe- auf dem Krater von Bologna (Annali 1881
rung; Kretschmer a. a. O. S. 40), um ihnen das tav. F, Knatz N 4); hier ist ein kahlköpfiger
Gorgonenhaupt zu zeigen und sie zu versteinern. Alter, dem Perseus das Medusenhaupt entgegen-
Nicht mit unserer Sage vereinbar ist das hält, von den Hüften ab bereits in Felsen ver-
Vasenbild des Mus. Greg. 2, 31, 2 (Knatz N 1), wandelt; Athena, mit dem 1. Fufs auf ein Fels-
auf dem man nur auf Grund der Tasche Per- stück tretend, das Kinn auf die 1. Hand ge-
seus vor Polydektes hat erkennen wollen. Die stützt, sieht mit Gleichmut der Versteinerung
Annahme, dafs auch ein anderer Heros einmal zu. Auch die nachlässige Malerei der Amphora
2045 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2046
bei JuJni a. a. 0. Taf. 3 wird denselben Vor- schaffen; das folgt schon daraus, dafs kein Sa-
gang darstellen sollen, und dieselbe Scene dür- tyr eine Waffe trägt. Man sieht deutlich, dafs
fen wir nach der Beschreibung Authol. Pal. 3, 11 diese Bilder derselben Kategorie angehören,
auch für ein Gemälde im Tempel der Apollonis wie die Vasengemälde, auf denen Herakles den
in Kyzikos voraussetzen. diebischen Satyrn mit Bogen oder Keule droht.
Die sitzende weibliche Gestalt auf dem Kra- Sehr viel seltener sind die Darstellungen
ter von Katania ist bald als Andromeda, bald von Ereignissen, die der Enthauptung der Me-
als Danae (von Jahn und Knatz) gedeutet wor- duse vorangehen. Zu den interessantesten Ge-
den. Die erste Deutung bedarf heute keiner stalten gehören die nur in unserer Sage vor-
Widerlegung; der zweiten widersteht das ju- io kommenden Graien. Die Kunstdarstellungen
gendliche Aussehen, die Haltung und die ganze beschränken sich bis jetzt auf zwei. Den Deckel
Umgebung der Gestalt. Welcher hat ganz rieh- einer attischen Pyxis des vierten Jahrhunderts
tig empfunden, dafs sie nur eine Ortsgottheit hat Gaedechens (Perseus und die Nymphen, Jena
darstellen kann; der Felsen und der neben- 1879) zuerst herausgegeben und Bö'hlau (Mitt.
stehende Baum charakterisieren sie als solche. Athen. Inst. 9, 365 ff.) richtig gedeutet. Hier
Auf Vasengemälden sind diese Gottheiten, die sitzen drei blinde Frauen, ihrer Gesichtsbil-
in der hellenistischen und römischen Zeit eine düng nach natürlich nicht einäugig; zwischen
so bedeutende Rolle spielen sollten, ungemein zwei, deren eine der anderen das Auge reicht,
selten. Aber die Flufsgötter, die man im fünf- hat sich Perseus, das 1. Knie gebeugt, heran-
ten Jahrhundert in die Ecken der Tempelgiebel 20 geschlichen und streckt die R. aus, um ihnen
lagerte, sind doch im Grunde nichts anderes; den kostbaren Besitz zu rauben. Perseus, zwei
wie sie betrachten, was an ihren Ufern sich er- Speere in der 1. Hand, ist durch die Fufsflügel
eignet, so sieht hier die Nymphe von Seriphos gekennzeichnet; auf dem Haupt trägt er eine
dem Verhängnis zu, das über ihre Insel herein- pilosartige Mütze, die ihn unsichtbar machende
bricht. Eine Parallele bildet die Thebe auf Hadeskappe. Die drei Schwestern werden ein-
der Kadmosvase des Assteas (oben Bd. 2, gerahmt durch Athena auf der einen Seite, die
Sp. 829/30); sie sitzt, mit einem Diadem ge- mit Helm und Speer in den Händen heran-
schmückt, ebenso auf einem Felsen und hebt schreitet, und durch einen abgewandt sitzenden
ihren Chiton mit der Rechten. Aufser ihr Greis mit Scepter auf der anderen Seite, mit
schauen hinter einem Hügel noch die Quell- so dem ohne Frage ihr Vater Phorkys gemeint ist.
nymphe und Ismenos dem Ereignis zu. Zwischen ihm und Athena stehen auf dem an-
Auf einem Vasengemälde des vierten Jahr- dern Teil des Rundbildes Hermes und Poseidon
hunderts (Millingen- Beinach 23; Wiener Vor- im Gespräch mit einander; drei Fische zeigen
legebl. B, 4, 1) will Knatz (S. 55 — 57) die mit an, dafs die Scene am Meeresstrande spielt.
Diktys zum Altar geflohene Danae, r. den Kö- Die Zeichnung ist flüchtig, die Darstellung le-
nig Polydektes, in dem 1. neben einer Palme bendig und gut komponiert. Aufser ihr haben
stehenden, zwei Speere tragenden Jüngling Per- wir nur noch eine sichere auf einem etruski-
seus erkennen. In der oberen Reihe erscheint sehen Spiegel aus Präneste (Mon. dell' Inst.
über dem König eine Lyssa, über den Schutz- 9, 56, 2, Annali 1873 S. 124), auf dem zwei
flehenden Aphrodite mit Eros, über dem Jung- 40 Graien, inschriftlich als Enie ('Evvio) und Peni-
ling eine weibliche, ihr Gewand an der 1. phretu (üü^cpgriSdi) bezeichnet, als alte Frauen
Schulter hebende Gestalt, die Knatz als Peitho mit runzligen Gesichtern gebildet sind. Die
fafst. Der Jüngling aber hat nichts vom Per- sitzende hält über der rechten Hand das Auge,
seus an sich; dafs der Heros hier deshalb nicht die stehende die Hand darunter, um es in Em-
mit den ihm sonst eigenen Attributen darge- pfang zu nehmen. Perseus, mit Flügeln, Ki-
stellt sei, weil er von Polydektes nicht erkannt bisis und Harpe, streckt die Hand danach aus,
werden wolle (56), scheint mir nicht antiker Athena steht erregt hinter ihm und bewegt
Kunstübung zu entsprechen; und dafs er erst unwillkürlich die Hand in derselben Richtung,
versöhnlich mit dem König unterhandeln soll. Die Graien sind hier völlig menschlich ge-
bevor er Gewalt anwendet, ist weder über- 50 bildet. Daraus dürfen wir freilich nicht fol-
liefert, noch in dieser gleichgiltigen , matten gern, dafs auch die ältere Kunst sie nur so
Gestalt irgendwie angedeutet. dargestellt habe ; davor mufs des Aischylos
Aufser der Versteinerung des Polydektes xvxvöpoQcpoi. warnen. Die Vogelgeschöpfe aller-
kennt die Kunst noch eine Scene, in der Per- dings, in denen man sie früher zu erkennen
seus das Medusenhaupt erhebt; aber hier ge- meinte, haben mit ihnen nichts zu thun ; aufser-
schieht es nicht im Ernst: einem vorwitzigem halb des Perseusmythos sind sie sicher nie dar-
Satyr wird ein Schrecken damit eingejagt und gestellt. Aber auch das von Panofka aufunsern
es ist ergötzlich, zu sehen, wie er entweder vor Mythos bezogene Gemälde einer Amphora des
Entsetzen die Augen schliefst oder abgewandten Brit. Mus. (Abh. Perl. Ak. 1846 = verlegene
Hauptes in die Kniee sinkt (Jahn, Philol. 27, 60 Mythen Taf. 1, 1 S. 211 ff.) gehört nicht hier-
Taf. 1, 2. 3, Knatz 0 3. 4. 5). Sicher hat ein her; denn die Mittelfigur dieses Bildes kann
Satyrspiel die Anregung zu diesen Darstellungen nicht Perseus sein, da die griechische Kunst
gegeben, vielleicht kam eine ganze ähnliche einen Perseus mit Schulterflügeln nicht kennt.
Scene in den Phorkiden des Aischylos vor; Aus der Kindheit des Perseus stellen uns
der Held erwehrt sich der zudringlichen Ko- zwei Vasengemälde den Moment dar, in dem
bohle, indem er ihnen die eben erworbene Beute Danae mit dem kleinen in die Truhe einge-
vor Augen hält. Mit dem argivischen Dionysos- schlössen werden soll; berühmt ist das schöne
kämpf haben diese Darstellungen gar nichts zu Bild der Campanaschen Vase, deren andere
2047
Perseus (in der Kunst)
Perseus (in der Kunst) 2048
Seite Danae zeigt, wie sie den goldenen Regen
in ihrem Schoi's aufnimmt (Gerhard, Danae,
1854; Knatz B 1). Auf dem Petersburger Kra-
ter (Monum. Ann. dell' Inst. 1856 tav. 8, Knatz
B 2) ist noch eine Frau zugegen, die mit Da-
naes Bitten an Akrisios die ihren eint, ver-
mutlich ihre Amme oder ihre Mutter Eurydike-.
Auf die Landung in Seriphos bezieht Knatz
(C 1. 2) die Darstellung eines nolanischen Sky-
wird, ist zu auffällig, als dafs man bei dieser
Annahme bleiben dürfte. Kann nicht auch
Danae nach dem auf das Gorgonenabenteuer
gezogenen Sohn ausschauend dargestellt sein?
Es ist ein methodischer Irrtum, aus dem uns
erhaltenen Material berühmte Werke grofser
Künstler rekonstruieren zu wollen und zu
diesem Zweck der Überlieferung Gewalt anzu-
thun. Artemon pinxit Danaen mirantibus eam
phos (Mus. Borb. 2, 30, 4), auf dem allein Da- 10 praedonibus, Plin. 35, 40, 32; wir kennen aus
nae und Perseus stehend in der geöffneten
Truhe dargestellt sind, und die eines Vasen-
bruchstücks, die aufser Mutter und Kind in
ähnlicher Haltung noch einen Mann mit Scepter
zeigt. Danae ist nicht mit dem Gestus einer
Flehenden dargestellt ; es liegt also näher, hier an
ihr Erscheinen in Seriphos zu denken und in dem
König den Herrscher der Insel zu erkennen.
Pompej. Gemälde stellen Danae mit dem kleinen
pompej. Gemälden die von Fischern angestaunte
Danae ; blofs darum dürfen wir die Überlieferung
aber doch weder korrigieren noch anders inter-
pretieren (Jahrb. f. kl Phil. 1887, 485 f.). Und
so hat es wenig Zweck, sich über das Ge-
mälde des Parrhasios (pinxit . . . in una ta-
bula quae est Bhodi Meleagrum, Herculem,
Persea Plin. 35, 36, 5, vgl. Knatz S. 60) und
die Danae des Nikias (Brunn, Künstler gesch.
Perseus im Schofs dar, wie sie von einem oder 20 2, 200) Gedanken zu machen, die über das, was
die Überlieferung besagt, hinaus-
gehen.
Die Andromedasage finden
wir in der älteren Zeit bisher nur
auf einem Vasengernälde ; häufiger
begegnet sie erst in der unteritali-
schen vom Drama beeinflufsten Ma-
lerei. Die ältere Zeit interessierte
das Gorgonenabenteuer des Perseus
so, dafs alle anderen Thaten da-
gegen in den Hintergrund traten;
die spätere Kunst hebt umgekehrt
das Liebesabenteuer mehr hervor,
bis auf den pompejanischen Gemäl-
den auch der Gorgosieg in die Liebes-
scene hineingezogen wird, indem
der Held der an ihn sich lehnenden
Geliebten im Wasser das Schreck-
bild zeigt.
Das Fragment einer korinthischen
in Caere gefundenen Amphora (Berlin
1652, Abbild. 9) zeigt uns Perseus
mit Petasos und Fufsflügeln, die
Kibisis am 1. Ann; in beiden Händen
hält er je einen Stein, mit der R. holt
er zum Wurf gegen das 1. herannahende riesen-
hafte Meerungeheuer aus. Unter ihm liegt ein
Häuflein Steine; weitere hält die r. hinter ihm
stehende Andromeda in beiden Händen bereit,
9) Perseus mit Aridrom e das Hilfe das Ketos bekämpfend
Korinth. Amphora in Berlin 1652 (nach M. d. I. 10, 52).
mehreren Fischern betrachtet wird (Knatz C
3_8); vgl. Jahrb. f. kl. Phil. 1887, 485 f.
Verschiedene Reliefs oder Gemälde berühm-
ter Künstler hat man mit einer der zuletzt be-
sprochenen Scenen in Verbindung bringen wol- 50 um sie ihrem Retter zu reichen; sie erscheint
len. Mayer (Athen. Mitteil. 16, 1891, S. 246 ff.) hier als seine Helferin, nicht als das gefesselte
hat des Plinius Worte Perseum et pristas zu-
sammengefafst und daraus für Myron eine Re-
liefdarstellung konstruiert, Danae und Perseus,
wie sie in die Truhe von zwei Arbeitern ein-
geschlossen werden sollen. Auch wenn wir
ganz absehen von dem, was wir jetzt über
den myronischen Perseus wissen (ob. Sp. 2040),
könnten wir eine solche Bezeichnung dieser
Opfer, wie auf den späteren Darstellungen.
Alle, Perseus, seine Gefährtin und auch das
Tier (xi)ros) sind inschriftlich bezeichnet.
Dann hören wir lange in der Kunst nichts
von Andromeda; und wie sie uns wieder be-
gegnet, am Ausgang des fünften Jahrhunderts,
da liegt das Interesse nicht mehr auf dem Sieg
des Perseus über das Meerungetürn, sondern
Scene nur als äufserst unwahrscheinlich be- 60 Andromedas trauriges Schicksal steht im Mittel-
zi'ichnen.
Zwei Epigramme der Anthologie (Pal. 6, 317,
Planud. 4, 262) beschreiben eine Marmorgruppe
oder ein Relief des Praxiteles, die schöne Da-
nae, lachende Nymphen und den bocksfüfsigen
Pan mit einem Schlauch. Man denkt wohl zu-
erst an die Landung auf Seriphos (Mayer a. a. O.
247); aber dafs beidemal Perseus nicht erwähnt
punkt. Auf der oben abgebildeten Hydria
des Brit. Mus. (Abb. 1 Sp. 1995/96) werden
die Vorbereitungen zur Aussetzung der Andro-
meda getroffen; drei Aithiopen sind damit
beschäftigt, zwei Pfähle im Erdreich zu be-
festigen, an die die Königstochter gebunden
dem Ungeheuer preisgegeben werden soll. An-
dromeda, mit hellenischem Gesichtstypus, aber
2049
Perseus (in der Kunst)
Perseus (in der Kunst)
2050
in fremdartigem Kostüm, einem Chiton mit ge-
tüpfelten Ärmeln und ebensolchen Hosen, mit
Schuhen und einer Mütze mit auf die Schulter
herabhängendem Schleier und Klappen ge-
eine auf einem Felsstück sitzende Gestalt,
ebenfalls mit griechischen Gesichtszügen, in
feinem Chiton und um die Hüften und Kniee
geschlungenem Himation dem Aufrichten der
schmückt, steht in Vorderansicht da, zwei Ai-
thiopenkinder umarmend, die liebkosend ihre
Hände fassen; drei Negermädchen bringen da-
hinter einen Stuhl und Schmuckcrearenstände
herbei. Auf der anderen Seite des Bildes sieht
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III.
Pfähle zu. Schuhe und dieselbe Mütze, wie
sie Andromeda trägt (vielleicht ein königliches
Attribut?), bezeichnen den Nichtgriechen. Dü-
ster starrt der Vater der unglücklichen Jung-
frau vor sich hin, mit den über Kreuz gelegten
65
2051
Perseus (in der Kunst)
Perseus (in der Kunst)
2052
Händen schwer auf einen Stock sich stützend.
Aber so trostlos schliefst die Scene nicht; hin-
ter dem König steht ein schöner Griechen-
jüngling mit einer Flügelkappe; die r. Hand
an der Stirn schaut er wie überlegend vor sich.
Es ist Perseus, der von niemand bemerkt her-
angekommen ist und den Entschlufs fafst, die
schöne Königstochter zu retten. Die Scene ist
trotz der Gemessenheit der Darstellung voll
tiefen inneren Lebens; vielleicht ist sie einmal
im wesentlichen ebenso über die Bühne ge-
gangen.
Nichts mehr von dieser dramatischen Kraft
enthält die Hydria des Brit. Mus. Cat. 4 F 185
pl. 7 (= Engelmann S. 8, 2 identisch mit Knote
Q 8), hier abgebildet nach einer früher für das
Lexikon angefertigten Zeichnung, die in einigen
nebensächlichen Kleinigkeiten von der briti-
schen Publikation abweicht (Abb. 10). Andromeda
ist bereits an zwei Säulen gefesselt und sieht
auf eine von 1. herantretende Dienerin, r. ist
Perseus im Gespräch mit dem auf einer Er-
höbung sitzenden Kepheus begriffen ; er erbietet
sich offenbar zum Kampf für die Jungfrau,
10 b) Desgl.: Die ganze Vase.
wenn der Vater ihm die gerettete zu eigen
geben wolle.
Auch die unteritalischen Prachtgefäfse
zeigen uns Andromeda bereits an Pfähle ge-
fesselt. Auf der Amphora aus Canossa (Minervini
Mem. accad. 1 tav. 2 — 4, 'Neapel 3225, Knatz Q 3)
tritt von r. in reicher Tracht zu der Gefesselten
der greise Kepheus, von einem Jüngling auf-
recht gehalten; hinter ihnen bedeckt ein Mäd-
chen trauernd die Augen mit der im Mantel
eingehüllten 1. Hand. Auf der anderen Seite
sitzt Kassiepeia trauernd auf einer am Boden
liegenden Hydria, eine Dienerin hält einen
Schirm über sie. In der unteren Reihe kämpft
Perseus, dem ein Eros einen Kranz reicht, mit
der Harpe gegen das Seeungeheuer; fünf Ne-
reiden, auf verschiedenen Seegeschöpfen rei-
tend, zeigen durch ihre Geberden ihre Teil-
nahme an dem Kampfe.
Ähnlich ist die Darstellung auf der Vase
Santangelo 708 (Mon. delV Inst. 9, 38, Annali
1872, 108 ff., Knatz Q 4). In drei Reihen baut
.sich hier die Darstellung auf; in der mittelsten
sehen wir Andromeda an zwei oben mit Zwei-
gen geschmückte Pfähle gebunden; r. von ihr
steht neben einem Sessel ihre alte Amme, einen
Zweig in der R. erhebend, gestützt von einer
amazonenhaft gekleideten Gestalt mit kurzem
Ärmelchiton, Hosen und grofser, weifser Mütze,
die oben in einen Kamm ausläuft; es ist offen-
bar ein Jüngling, da die neben ihm sitzende,
ganz gleich gekleidete Figur zwei Speere in
der L. hält und Pelta und Köcher neben sich
io hat. L. von Andromeda sitzt, von ihr abge-
wandt, auf einem Stuhl eine jugendliche Frau,
in der wir trotz ihrer Jugend die Mutter er-
kennen müssen (vgl. die Bemerkungen Tren-
delenburgs, Annali 1872 S. 123 ff.); ein Mäd-
chen hält einen Schirm über sie und einen
Spiegel, in den sie hineinschaut, ein zweites
bringt eine Tänie herbei. In der oberen Reihe
des Gefäfses sitzt auf der 1. Hälfte Aphrodite
mit einem Schmuckkästchen, Eros legt den r.
20 Arm auf ihren Nacken, Peitho reicht ihr ein
rundes Gerät; die andere Hälfte nehmen drei
Jünglinge, ebenso wie die neben der Amme
gekleidet, teils sitzend teils stehend ein. Im
untersten Streifen holt Perseus, der das mon-
strös gebildete Seetier mit der L. am Hals ge-
packt hat, zum Schlag mit der Harpe aus;
aufser einer flatternden Chlamys trägt er eine
spitze, purpurne Kappe und Stiefel, an denen
je zwei Flügel befestigt sind. Links und rechts
30 am Ende schaukeln zwei Nereiden auf einem
Seepferd und einem Delphin; zwischen der
letzteren und dem Seeungeheuer sieht eine
Skylla dem Kampfe zu.
Wie hier, so erscheint auch auf dem bei
Knatz Q 7 angeführten Vasenbild, das nur aus
einer ungenügenden Beschreibung (Annali 1838
S. 184) bekannt ist, Andromeda an Baumstämme
gefesselt; ebenso auf der Mon. delV Inst. 4, 40
abgebildeten etruskischen Cista.
40 Neben diesen Darstellungen, die die Jung-
frau an Säulen oder Pfähle gebunden zeigen,
gehen nebenher eine Reihe anderer, auf denen
sie an einen Felsen gefesselt erscheint. Das
älteste Denkmal ist der Berliner Krater (Abb. 2).
Unter der mit reichem, bis auf die Füfse fallen-
dem Gewände und hoher Mütze bekleideten
Königstochter sitzt 1. Kepheus, r. steht mit
Kappe bekleidet und ein Sichelschwert haltend
Perseus, dem Aphrodite einen Kranz aufs Haupt
50 zu setzen im Begriff ist. Links oben steht Her-
mes, neben ihm sitzt eine jugendliche Neger-
gestalt in reichem Barbarenkostüm, in der Bethe
eine Frau aus dem Chor der euripideischen Tra-
gödie erkennen will (Arch. Jahrb. 11 S. 299). Dafs
unser Bild diesem Drama seinen Ursprung ver-
dankt, ist zweifellos ; es ist der Tragödie gleich-
zeitig und zeigt Andromeda an eine Felswand
gefesselt. Die Felsenscenerie steht für die euri-
pideische Tragödie fest ; andererseits können wir
60 aus der Reihe der eben besprochenen Darstellun-
gen der an Pfähle oder Säulen gefesselten Andro-
meda mit Sicherheit schliefsen, dafs ein anderes
Drama die Jungfrau in dieser Weise gefesselt
vorführte. Denn hätte die alte Sage Andro-
meda an Pfähle gebunden gekannt, so würde
wohl irgend eine litterarische Überlieferung
uns davon Kunde geben; die Annahme liegt
zu nahe, dal* diese Variation auf die vor-
2053
Perseus (in der Kunst)
Perseus (in der Kunst)
2054
euripideische Tragödie zurückgeht und lediglich
scenischer Unvollkoninienheit entsprungen ist.
Erst des Euripides Zeit vermochte das Problem
einer am Felsen hängenden Gestalt, und eines
durch die Luft ihr nahenden Heros zu lösen.
Nur noch ein Vasengemälde kennen wir bis
jetzt, das Andromeda am Felsen zeigt; es ist
das Bild einer kampanischen Hydria zu Berlin
(Jnv. 3238, kurz beschrieben Arch. Am. 8, 1893
S. 93 nr. 57), das ich durch gütige Vermitte-
lung des Herrn Dr. Pemice zum ersten Mal hier
veröffentlichen kann (Abb. 11). An einem ver-
witterten Felsblock, aus dem hier und da ein
Pflänzchen hervorwächst, ist die Königstochter
angeschmiedet; 1. sitzt ihr Vater auf einem
Felsstück, sein Scepter in der R. haltend, r.
eine ihrer Gefährtinnen. Unten taucht aus
der Flut das riesige Meergeschöpf empor, auf
das sich Perseus mit Lanze und Harpe stürzt.
sitzt die verhüllte Andromeda, zwischen der
zweiten und dritten erscheint Perseus mit dem
Sichelschwert und dem Gorgonenhaupt (Körte,
Urne etr. 2, 1, 40, 3). Einen aus Steinen ge-
fügten Bogen über der sitzenden, an den ihre
Hände gefesselt sind, zeigen drei andere etrus-
kische Cisten (ebenda Taf. 39, vgl. S. 103); auch
diese Darstellung geht auf griechische Vorbilder
zurück. Bruchstücke einer 1875 inRuvo gefunde-
10 nen Vase, früher in Heydemanns Besitz (7. Hall.
W.-Pr. S. 11 A. 30), zeigen dieselbe Darstellung,
und hierher gehört auch das bei B. Bochette,
Mon. med. table 41 abgebildete Gefäfs. Soviel
an ihm auch ergänzt sein mag, die Andromeda
an den aufgetürmten Steinpfeilern wird sicher
nicht dem Restaurator verdankt. In dem Bo-
gen ist aber natürlich kein Kompromifs zwi-
schen Fels und Pfählen zu erblicken, wie
Heydemann will, sondern er soll eine Felsgrotte
11) Perseus das Ketos bekämpfend (anwesend: Andromeda, Kepheus u. eine Trau). Hydria im Berl. Mus. (Inv. 3238).
Ebenso sehen wir die Jungfrau auf dem
schönen kapitolinischen Relief (oben Bd. 1 50
Sp. 345/46) auf ihren Retter gestützt von einem
Felsen herabsteigen. Auch das kleine attische
Thonrelief (Arch. Z. 1879 Taf. 11) zeigt Andro-
meda am Felsen gefesselt; Perseus, eben heran-
gekommen, steht links unter ihr, auf seinen
Stab gestützt, in der L. Schwert und Kibisis
tragend; er fragt die Jungfrau aus, wie bei
Euripides. Ebenso an einem Felsen zeigen sie
das Relief einer Thonlampe (Knute Q 21) und
sämtliche pompejanischen Gemälde (Q 11 — 14); 60
auch die Maskengruppe (Arch. Z. 1878 Taf. 3)
gehört in diesen Kreis.
Auf einem Felsen sitzend zeigen Andromeda
zwei Lampenreliefs (Knatz Q 19 a. b), eine Terra-
kottagruppe zu Neapel (Heydemann, 7. Hall.
Winckelmannsprogr. Taf. 3, 1) und eine etrus-
kische Aschenkiste, auf der drei Palmen den
Hintergrund bilden ; zwischen den ersten beiden
bezeichnen, wie beispielsweise auf dem Amal-
thearelief (oben Bd. 1 Sp. 263). An die Rück-
lehne ihres Sessels, wie es scheint, gefesselt
zeigt Andromeda ein zum ersten Mal bei Engel-
mann S. 6 veröffentlichtes unteritalisches Vasen-
bild, das nur noch den mit Andromeda reden-
den Perseus und links eine Dienerin der Königs-
tochter aufweist. Engelmann, glaubt, dafs auf
einem Provinztheater ein Stuhl als Ersatz für
die ursprünglich nötigen Felsen verwertet sei.
Eine sehr unwahrscheinliche Annahme; als Er-
satz hätten Pfähle oder Säulen doch wohl
näher gelegen, die wir auf so zahlreichen Vasen-
bildern gefunden haben und die auf jedem
Theater leicht zu beschaffen waren. Ich glaube
nicht, dafs wir für eine solche Darstellung nach
einem Vorbild auf dem Theater suchen müssen;
der unteritalische Maler wird diese gefühl-
und prunkvollere Art der Fesselung wohl selbst
ersonnen haben.
65*
2055 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2056
Eine andere Scene aus der Andromedasage von dem etruskischen Künstler durch Zufügung
hat Trendelenburg (Arch, Anz. 11, 1896 S. 204/5) der Flügel in eine Furie geändert wäre {Körte,
auf einer apulischen Vase der Sammlung Urne etr. 2, 1 S. 107 zu Tav. 40, 4). Wie sich
Santangelo erkennen wollen. Zwischen zwei das auch verhalten möge, interessant bleibt
schlanken Stämmen, die ganz spitz auslaufen das unschöne Relief dadurch, dafs es eine der
und oben auseinandergehen, schreitet eine wenigen künstlerischen Darstellungen dieses
Frau mit Schale und Tänie nach 1. einem Kampfes ist. Ihn zeigen ferner ein pompejan.
Jüngling entgegen, der an einer Säule lehnt; Gemälde (Heibig 1203) und wohl auch die etrusk.
im Rücken hängt ihm die Chlamys, sein Haupt Bronzecista M. d. I. 6, 40. Hier haben wir r.
ziert eine Mütze mit zackigem Kamm, mit io Andromeda wie auf den unteritalischen Vasen
hohen Schuhen sind seine Füfse bekleidet. an Pfähle gefesselt (die durch einen Querbalken
Vor ihm kniet ein mit Ärmelgewand, Hosen verbunden sind), neben ihr ihre Amme sitzend;
und phrygischer Mütze bekleideter Jüngling, 1. davon kämpft Perseus mit einem Speer gegen
der flehend seine Kniee berührt. R. sieht ein das sich aufbäumende Ketos, unterhalb dessen
zwei Speere schulternder und einen Kranz 1. ruhig ein Silen liegt, den 1. Arm auf eine
tragender Jüngling, unterhalb eine mit der R. wasserspendende Urne gestützt. Daran schliefst
ihren Schleier hebende Frau dem Vorgang zu. sich, nach der entgegengesetzten Seite ge-
Patroni hat hier die Wiederaufnahme des Paris wendet, eine sitzende weibliche Flügelgestalt,
im Vaterhaus erkennen wollen; mit Recht die in der erhobenen R. einen Kranz hält; 1.
weist Trendelenburg diese Deutung zurück. 20 vor ihr sehen wir einen gepanzerten Jüngling,
Aber seine eigene, dafs hier Andromeda dem der an der L. einen Schild trägt, mit einem
Perseus mit der Tänie nahend zu erkennen sei Speer anstürmend gegen einen Krieger zu
und König Kepheus knieend dem Retter seines Pferde; das Tier unter diesem ist wie tödlich
Kindes danke, scheint mir ebensowenig der verwundet vorn zusammengebrochen und steht
Darstellung gerecht zu werden. Die knieende nur noch auf den Hinterbeinen, eine vorzüg-
Gestalt ist bartlos, ein Jüngling; nimmermehr liehe Komposition. Perseus im Kampf gegen
kann König Kepheus so dargestellt sein. Und das Ketos trägt eine phrygische Mütze und
bei Perseus mufs man in dieser Scene wohl ist nicht weiter charakterisiert; es ist daher
auch die Flügelschuhe voraussetzen. Zur Deu- nicht unwahrscheinlich, dafs der Künstler un-
tung auf Andromeda hat nur ihre Umrahmung 30 ter dem Fufskämpfer dieselbe Person verstand,
verleitet; aber der Augenschein lehrt, dafs die Aus der litterarischen Überlieferung kennen
schlanken biegsamen Stämmchen zu allem eher wir aus dem Roman des Achill. Tat. 3, 6 ein
als zur Fesselung eines Menschen geeignet sind. Gemälde eines Malers Euanthes im Tempel des
Die einzige statuarische Gruppe aus Zeus Kasios zu Pelusium, Andromeda am Fel-
diesem Kreise, die wir kennen (vgl. Knatz R 18. sen gefesselt und Perseus aus der Luft das Ke-
19 u. Anm. 1), ist die zu Hannover, die C. F. tos bekämpfend. Sein Gegenstück bildete der
Hermann (Perseus u. Andromeda , Gott. 1851) gleichfalls an einen Felsen gefesselte Prome-
veröffentlicht hat. Sie erinnert an das kapi- theus, den Herakles vom Geier befreite. Von
tolinische Relief, ohne entfernt dessen Schön- Nikias nennt Plin. 35, 132 grandes picturas, in
heit und Anmut zu besitzen. Perseus stützt 40 quibus sunt Calypso et Io et Andromeda.
die Herabsteigende unter dem erhobenen 1. Brunn, Künstlerg. 2, 199 stellt sich darunter
Arm; zu seinen Füfsen liegt das getötete Meer- ein grofses Gemälde nach Art des bei Philostr.
ungeheuer. 1, 29 beschriebenen vor; eine wenig an-
Auszuscheiden aus dem Kreis der Andro- sprechende Vermutung, da man eine solche
medadarstellungen ist das von Paucker, Arch, Z. Darstellung doch kaum als Andromeda hätte
1852 Taf. 42 veröffentlichte und Sp. 449 ff. be- bezeichnen können. Auch über die Annahme,
sprochene Vasenbild. Eine Situation wie die Nikias habe die vom Felsen von Perseus herab-
hier dargestellte giebt es in unserer Sage nicht; geleitete Andromeda dargestellt (Knatz S. 59),
auch Knatz hat das Bild in sein Verzeichnis kann ich nicht günstiger urteilen,
nicht aufgenommen. 50 Den Kampf mit dem bakchischen Thiasos
Eine etruskische Aschenkiste zeigt uns 1. endlich finden wir auf drei fast übereinstim-
von dem mit dem Medusenhaupt enteilenden menden sf. Vasengemälden, die zuerst von
Perseus, der mit Fufsflügeln, Flügelhut und Kretschmer richtig gedeutet sind, dargestellt,
einem Schwert ausgestattet ist und hinter dem Im schnellen Lauf hat Perseus, der die Kibisis
sogar ein offenbar ihm zugedachter Schild und einen Petasos trägt, eine Mainade einge-
sichtbar wird, zwei gepanzerte mit gezücktem holt, im Nacken gepackt und das Schwert ge-
Schwert vorschreitende Männer; zwischen ihnen zückt, um sie zu durchbohren; 1. von ihm wen-
und dem Heros eine weibliche Gestalt mit mäch- det sich eine zweite zur Flucht (Arch. Jahrb.
tigen Flügeln, die wie vermittelnd die L. auf 7, S. 33; Anzeiger S. 74; Knatz O 1. 2). Die
die Schulter des Perseus, die R. auf den Schild- 60 Darstellungen des Perseus und der Satyrn sind
rand des ersten Kriegers legt. Unter den Krie- als in keiner Verbindung mit den Thiasos-
gern können nur die Anhänger des Phineus kämpfen stehend bereits oben besprochen,
verstanden werden, denn sonst kennt die Sage Geschnittene Steine mit Perseusdarstel-
keinen Kampf des Perseus gegen menschliche lungen sind schon gelegentlich erwähnt. Am
Kämpfer. Körte setzt für diese Darstellung häufigsten begegnet der Heros stehend mit dem
ein figurenreiches griechisches Original voraus, Medusenhaupt in der L. und der Harpe in der
auf dem zwischen Perseus und seinen Feinden R. ; so bereits auf dem alten etruskischen Skara-
Andromeda vermittelnd aufgetreten wäre, die bäus aus der Mitte des fünften Jahrhunderts
2057 Perseus (in der Kunst) Perseus (in der Kunst) 2058
(Furtwängler, Beschreib, d. geschnitt. Steine zu einmal der Heros in ganzer Gestalt mit Flügel-
Berlin 201) und auf einer Reihe von Steinen, heim, Sichel und Gorgonenhaupt tragend,
die Furtwängler zwischen das erste vor- und Auf den ob. (Sp. 2023) berührten Zusammen-
nachchristliche Jahrhundert setzt, Berlin 4233; hang der Vorfahren des Perseus mit Thessalien
4234; 4236; 4237; 4243; 1394. Zuweilen steht wirft ein neues Licht eine Münze aus Larisa
neben ihm (3102; 4239) oder an eine Säule Kremaste in der Phthiotis ca. 300 v. Chr., die
mit Kugel gelehnt ein Schild (4240; 4241) oder den Kopf einer Nymphe und auf dem Revers
er wird von Perseus gehalten (4235); es ist Perseus mit Harpe und Gorgonenhaupt zeigt;
der Schild , in dem der Held das Spiegelbild auch die Harpe auf einer anderen Münze dieser
der Gorgo erblickte. Perseus, der schlafenden 10 Stadt soll natürlich an Perseus erinnern (Head
Meduse sich nähernd, zeigt ein etruskischer 255).
Skarabäus (Mon. äelV Inst. 6, 24, 3; KnateH.5); Unter den Inseln des aigaiischen Meeres
die Tötung der Medusa ebenfalls ein etrus- finden wir ebenfalls im dritten Jahrhundert
kischer Stein (ebenda 4, Knatz J 15) und die bei Perseus und die Harpe des Helden auf Münzen
Mülin, G. M. 105, 386*** abgebildete Gemme; des ionischen Gj&ros (Knatz P 27, Head 414),
Perseus die Flügel anlegend der etrusk. Skara- einen Perseuskopf mit Flügelhelm in dem do-
bäus ebenda 95, 386. Brustbilder des Helden rischen Astypalaia (P 28, Head 534).
mit Greifenhelm zeigen Berlin 1827—1829 und Von den makedonischen Königen hat Per-
4797. Auch mehrere Momente aus dem Liebes- seus mit dem Haupt seines Namensvetters ge-
abenteuer finden wir dargestellt; im Gespräch 20 prägt (P 39), Philippos V. sein Haupt gleich
mit der gefesselten Jungfrau, an einen Pfeiler dem des alten Helden mit Flügelhelm und
gelehnt, zeigen ihn 4244—4248; auf 8479 ist Geier bedeckt (Head 205) bilden lassen,
der Kampf überstanden: den Fufs auf den Auch die pontischen Herrscher Mithri-
Drachen setzend reicht der Held Andromeda dates Philopator und Eupator liefsen mit Per-
die Hand zum Herabsteigen. In verschiedenen seus mit Gorgonenhaupt und Harpe und dem
Variationen begegnet die Spiegelung des Me- Kopf des Perseus prägen (Head 428, KnatzF 37);
dusenhauptes ; allein betrachtet er das Schreck- und im zweiten vorchristl. Jahrhundert etwa
bild im Wasser auf Berlin 11083; auf einer weisen die Münzen einer ganzen Reihe pon-
Florentiner Gemme steht er neben einer Athena- tischer Städte ein Gruppenbild auf, Perseus
statue und spiegelt das Gorgoneion in einem 30 stehend, mit spitzem Hut und Harpe, das Me-
zu seinen Füfsen liegenden Schild (Knats P 12). dusenhaupt haltend; hinter ihm liegt quer
Auf 3101 hält er das Haupt hinaus und läfst der Körper der Meduse. So kennen wir Mün-
die sitzende Andromeda das Spiegelbild in zen von Amastris, Amisos, Cabira, Chabakta,
einem Schild auffangen, auf zwei anderen Stei- Comana, Sinope (Knats P 35a— e, Head 426).
nen betrachtet er wie auf den pompejan. Ge- Zweifellos geht auch dies Münzbild auf ein
mälden mit Andromeda zusammen das im berühmtes Rundwerk zurück. Amasia, Amisus
Wasser sich spiegelnde Haupt (Knatz S 15. 16; und Sinope zeigen daneben auf anderen Mün-
Fedde de Perseo S. 73, 9. 10). Über das Peters- zen das geflügelte Haupt des Heros (P 34,
burger Amulet ist schon oben (Sp. 2027) ein- Head 425).
gehend gehandelt. 40 Die ältesten Perseusmünzen hat Kyzikos
Nach den Gemmen müssen wir endlich noch geprägt. Da finden wir den mit einem Flügel -
die Münzen, die Perseus zeigen, einer kurzen heim bedeckten Kopf des Gorgotöters, dahinter
zusammenhängenden Besprechung unterziehen. einen Thunfisch (das Wappen der Stadt) bereits
Argos hat in seinen besten Zeiten mit an- im Beginn des fünften Jahrhunderts auf einem
deren Typen geprägt (vgl. Head, hist. mim. Londoner und Pariser Exemplar eines Staters
366 ff.); erst in der Kaiserzeit auf Münzen des (Knatz P 29a; Num. Chron. Ser. 3, vol. 7, pl. 3,
L.Verus, Hadrian, Septimius Sev. und Valerian 24. 25) und einer Hekta zu Berlin (P 29b); ein
begegnet der alte Heros, stehend, das Medusen- etwa um 400 geprägter Stater (P 30a; Num.
haupt und die Harpe haltend (Knatz P 16 a— d; Chron. ebenda 26) zeigt Perseus mit dem Flügel-
19), ein Typus, den Furtwängler auf den 50 heim in ganzer Gestalt, knieend, in der L. das
myronischen Perseus zurückführt (vgl. Sp. 2040). Medusenhaupt haltend, unter ihm einen Thun-
Auf einer Münze des Sept. Sev. hält Perseus fisch; eine Hekta aus Imhoofs Sammlung zeigt
in der R. Harpe und Chlamys, in der L. das dieselbe Darstellung (P 30b). Kyzikos ist von
Medusenhaupt über einem auf einem Altar Milet aus um die Mitte des achten Jahrhunderts
stehenden Schild (P 18); auf einer anderen des- kolonisiert (vgl. oben Sp. 2021); diese Münzen
selben Kaisers steht 1. vom Altar noch Athena zeigen, wie hoch man dort noch bis ins vierte
(P 17). Das beflügelte Haupt des Helden bietet Jahrhundert den alten argivischen Heros ver-
eine Münze des Anton. Pius (P 20). Eine Münze ehrte.
von A sine (P 21) aus der Zeit der Iulia Domna Aus der Kaiserzeit kennen wir Perseus-
zeigt Perseus mit Flügelschuhen, Harpe in der 60 münzen einer ganzen Reihe kleinasiatischer
R. und dem Medusenhaupt in der Linken. Städte. Bekannter durch Löschches Behand-
' .^Bereits seit 300 v. Chr. bis herab in die lung ist die Münze des Caracalla von Sebaste
Kaiserzeit hat Seriphos mit dem Bild des in Galatien, die Perseus im Beisein der Athena
Perseus geprägt; die Münzen zeigen entweder die Gorgo tötend zeigt (S. 2041; Knatz J 13).
das Haupt des Perseus mit dem Flügelhelm, Daldis in Lydien hat unter Gordian HI. auf
nach r. gewandt, oder das blofse Haupt mit dem Revers die drei Gorgonen unter einem Baum
und ohne Flügel (P 22—26); den Revers bildet schlafend geprägt, denen sich Perseus von hin-
eine Harpe oder ein Medusenhaupt oder beides, ten r. nähert; über der Medusa schwebt eine
2059 Perseus (in der Kunst) Persike 2060
Flügelgestalt, wohl Hypnos. Links von der abgeleitend zeigt eine alexandrinische bei
Gruppe sieht man ein kleines Pferd, oben dar- B. Bochette, Choix S. 315, 2 (Knuts R 26) ab-
über ein Tempelchen mit dem leierspielenden gebildete Münze. Vgl. Perse, Perseutas, Perrheus.
Apollon (Knatz H 6; Mionnet 4, 34, 178, Abi). [E. Kuhnert.]
Suppl. 7, t. 11, 1; Head 549). Ikonion in Ly- Perseutas (IJtQasvxag), vermutlich Name
kaonien hat als Münzstempel das Haupt des eines Heros auf drei kyprischen Inschriften
Perseus mit Flügelhelm und Harpe an der aus Kourion bez. dem in der Nähe befindlichen
Schulter oder Perseus stehend mit dem Gor- Tempel des Apollon Hylatas; zwei davon
gonenhaupt (Knatz P 31. 32). Koropissos prägte sind in gewöhnlichem Alphabet abgefafst Jr\-
auf der Rückseite einer Münze des Valerian 10 [to%äQt\g Hsq6£vzi]i av%Tqv Cesnola Cypr. p. 425
Perseus mit Harpe, wie er Andromeda vom nr. 30 und 31; 0. Hoffmann, neue Lesungs-
Felsen heruntergeleitet; unten glaubt Sollet vorschlage zu den kypr. Inschr. in Bezzen-
(Z. f. Num. 13, 73) deutlich das tote Ketos zu bergers Beiträge» 14, 274; die dritte, in epi-
erkennen. Die Inschrift lautet KoQO-jtiaaäcov chorischer Schrift, lautet bei Hoffmann a. a. 0.
xi]g A"[t]?]T<»j; \n\XQ07t6Xsag. Die Ketoi sind die nach Hall, Cypriote inscriptions of the Cesnohi
Bewohner der Ketis in Kilikien an der Grenze Collection, Journal of the American oriental
von Isaurien; das Ketos fafst Sollet richtig als society 11 (1885) nr. 2 p. 209 ff. , nr. 45: 'Aqi-
gemeinsames Abzeichen der Landschaft. Per- 6xm%mv xä> 'Ovaaljav. Ev^duivog nsQi TtatSl
seusmünzen aus dem ebenfalls in der Ketis xg>l nsQasvrcu vviQ-r\yis. i(v) xv%ai. Deecke bei
liegenden Anemurion und aus Iotape nennt 20 Bezzenberger a. a. 0. 6, 141 f. hatte in Per-
Waddington, Bevue num. 3, Ser. 1, 1883, S. 36. seutas nicht einen Gott, sondern einen Königs-
Perseus ist hierhin natürlich über Tarsos ge- söhn erblickt, wogegen 0. Hoffmann, Griech.
langt, das viel mit seinem Bild geprägt hat; Dial. 1, 120 S. 63 (vgl. auch B. Meister, Griech.
auf drei tarsischen Münzen führt er die Be- Dial. 2, 200. 292) mit Recht bemerkt, dafs der
Zeichnung ßori&bg und TiaxQtoog. Wir finden Artikel vor IltQOcvxai auf einen Heros hin-
ihn hier mit Harpe und Gorgoneion dargestellt weist. Nach Fick-Beclitel, Die griech. Personen-
(Imhoof -Blumer, Journ. Hehl. Stud. 18, S. 174 namen 431 ist IIiiQOtvxag ein erweitertes JTsp-
nr. 40); seine Hand zu Apollon, der neben ihm ßtvg, und für identisch mit dem argivischen
auf tarsischen Münzen ebenso häufig begegnet, Perseus möchte ihn E. Meyer, Gesch. d. Alt. 2,
ausstreckend ebenda auf nr. 39; Perseus mit 30 144 S. 223 halten. Nach Mordtmann, Ztschr. d.
Flügelhelm und Harpe, auf der ausgestreckten D. morgenl. Gesellsch. 32 (1878), 557 'stellt der
R. das Kultbild des Apollon tragend zeigen ftebg IIsQ6£vxrig vermutlich nur eine Variationder
nr. 41, 42, 44; auf 43 trägt er aufser der Harpe übrigen (kyprischen) Apollotypen dar'. [Höfer.]
noch einen Fischkorb. Vor dem Kultbild des Persidicus, Beiname des Mithras auf einer
Apollon ojffernd zeigen ihn 45 — 47. Mit Harpe Inschrift aus Rom, C. I. L. 6. 511 p. 98; vgl.
und Bild des Apollon in der L., neben ihm Bd. 2 Sp. 3031, 28 ff. S. Persithea. [Höfer.]
einen bald bärtigen, bald bartlosen Fischer, Persike (TJsQ6iY.ri), die sogenannte 'persische
der einen Fisch unten an der Angelrute, oben Artemis', bei Flut. Luc. 24 üegaLa, bei Diod.
einen Korb trägt, zeigen ihn 48 — 50. Cavedoni 5, 77 TIsoatLa (doch will v. Gutschmid, Kleine
hat bei dem Fischer an Diktys gedacht; Usener 40 Schriften 3, 363 auch hier IIsQoia lesen, s. unten)
(Beligionsgesch. Unters. 3, 86, 1) vermutet, dafs genannt, ist die Bezeichnung für die helleni-
der Fisch von Perseus übernommen und frei- sierte, in Lydien und hauptsächlich in der
gelassen vielleicht eine Rolle bei dessen Fahrt hyrkanischen Ebene verehrten Anähita (siehe
zu den Gorgonen zu spielen hatte (vgl. Abb. 5). Bd. 1 s. Anaitis). Der persische Name der
Imhoof -Blumer denkt wohl richtiger an eine uns Artemis war nach Hesych. Zagfjrtg, worüber
unbekannte Lokalsage (S. 178); man erinnert man vgl. Lagarde, Gesamm. Abhandl. 157 (mit
sich dabei der wunderbaren Erzählungen, die Litteraturangaben). Als Kultstätten sind nach-
wir oben aus byzantinischen Quellen kennen weisbar:
gelernt haben. 1) Hierokaisareia, dessen älterer Name
Eine Harpe auf einer Münze von Ioppe 50 nach Buresch, Aus Lydien 66. 184. Imhoof-
(Head 678), wo schon in verhältnismäfsig früher Blumer, Lydische Stadtmünzen 8 f. 137, 2.
Zeit das Andromedaabenteu er lokalisiert wurde, 'fegä xcbftrj (Polyb. 16, 1. 32, 5) war, führte die
soll wie die auf der Larisäischen Münze zweifei- Einführung des Kultes der fPersica Diana' und
los an Perseus erinnern. des damit verbundenen Asylrechtes auf Kyros
Ich erwähne endlich noch eine Münze des zurück, Tac. Annal. 3, 62. Doch hält A. Körte,
thrakischen Deultum (Knatz R 24), die Perseus Athen. Mitth. 20 (1895), 9, 1 diese Angabe für
die Andromeda vom Felsen herabgeleitend zeigt, eine Erfindung der Hierocaesarienser, denen
und eine Anzahl Kaisemiünzen von Alexandreia, es darauf angekommen sei, das Asylrecht ihres
auf denen Drexler ( Wochenschr. f. kl. Piniol. Heiligtumes möglichst alt erscheinen zu lassen,
13, 1896 Sp. 28 — 30) Perseus mit dem Medusen- 60 da dieser Angabe das Zeugnis des Berossos
haupt einen Panisk schreckend erkennen will. (Bd. 1 Sp. 331, 53 ff.) widerspreche, dafs Arta-
Er denkt an die Wiedergabe eines grofsen xerxes H. den Kult der Anaitis bei den Persern
Kunstwerks und erinnert an die Notiz des eingeführt habe. Bei Pausanias 5, 27, 5 steht
Aphthonios (Bhet. gr. 2 S. 48), dafs auf der (auch noch bei Hitzig- Bluemner): %6tt ya.Q
Akropolis von Alexandreia to: HtQGbcog aQ-h]- AvSolg iTtiv.h\Giv TLiQ6i%olg (mehrere Hand-
fiKTo: dargestellt waren. Den a%~lr]uaxc<. kann Schriften IIsQGixiig) isgä iv xs 'IsQOKKiouQtia
man diese Darstellung freilich nicht gut zu- xaloviiivv nölsi v.ccl iv *TnaLitOLg, iv txaxtom
zählen. Perseus Andromeda vom Felsen hei-- ds xä>v isqüv oi'xr}[iü xt Kai iv xm oiy.rw.iaxi
2061 Persike Persike 2062
(zu diesem oixrj^a s. F. Thiersch, Abhandl. d. 2) Hierakome = Hierakaisareia (nr. 1).
philos.-philol. Kl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. 3) Saritscharn, fünf Stunden nördlich von
8, 435) iaxtv inl ßcouov xe<pqk kxX. Doch hatte Magnesia am Sipylos im nordwestlichen Winkel
schon Buresch a. a. 0. 66 Anm. 3 darauf hin- der hyrkanischen Ebene gelegen, von Buresch
gewiesen, dafs 1) das Wort kpd eine nähere a. a. 0. 27 f. vgl. 190 f. mit dem von Plin. nat. h.
Bestimmung verlange und 2) dafs AvSoi nie 5, 126 erwähnten Hierolophos identifiziert, wäh-
IIsQ6iY.oi genannt werden könnten, und daher rend Badet, Corr. hell. 11 (1887), 391 ff. (vgl. La
gestützt auf die v. 1. nsp6ixf]g statt üsoGiKoig Lydie et le monde grcc au temps des 3Iermnades
vorgeschlagen: egxl yccp Avdolg (Apx£[iidogy 318) fälschlich Aigai (Bohn-Schuchardt, Altert.
iiti%kr\Giv IlsQGLxris iepcc xxl. So bestechend 10 v. Aigai 58 f. Buresch 30) in der Nähe von
diese Vermutung erscheint, ist sie doch m. E. Saritscham suchte: Kultus der TIsoGiiti] &tu
nicht nötig: der Ausdruck hpd findet seine (ohne die Bezeichnung 'ÄQts^ig), deren Tempel
nähere Bestimmung durch die folgenden Worte das Asylrecht besafs, das durch den fragmen-
iv ehccteqg) etc. : in Hierokaisareia und Hypaipa tierten Brief eines Seleukidenherrschers be-
befinden sich Tempel (oder 7i?Qißoloi'/), in stätigt wurde: &ßvXiav rij? nag v\leiv IIepgi-
diesen Tempeln aber wieder cellae, in denen nfj[g &eäg] iitl xovxco ßsßcaiö, Mova. %al ßißl.
die nun erzählten heiligen Handlungen statt- 5, 28 nr. cpg'. Corr. hell. 11 (1887), 81 f. nr. 2.
finden, and die AvSoi i%ivXr[ßiv Uspgixoi finden Michel, Bec. des inscr. grec. 48 p. 61. W.v. Biest,
ihre Erklärung durch Strabo 13, 629: xb 'Tp- Von Pergamon über den Dindymos zum Pontus
vidviov Tisdiov, IIeqgüv inovonaGdvxojv xccl 20 (== Petermann, Geogr. Mitteil. Ergänzungsheft
inoi-aovg ccyay 6vxav ixn&sv. Des weiteren be- 94 [1880]) S. 25 f.
richtet Pausanias a. a. 0., dafs ein Magier in 4) Mermere, nach Buresch a. a. 0. 184
diesem oi'x.ruia trockenes Holz auf den Altar zweifellos auf der Stelle eines bedeutenden
legte, sich die Tiara aufsetzte — einen solchen antiken Ortes, südöstlich von Hierokaisareia
Magier mit Tiara zeigt eine Münze von Hiero- gelegen: AgxEtiiSt IIsQ6iy.\i xai xco Srjpco riv-
kaisareia, Imhoof-Blumer a. a. 0. Taf. 1, 3 %cov xul 'Alt^avdpog, Movo. a. a. 0. 51 nr. cplß'.
S. 6 f. 10 f. Monn. grecques Taf. H 7. Ztschr. Corr. hell. 11, 448, 5.
f. Num. 10 (1883) Taf. 10, 9 S. 271, 21, wo der 5) Silandos, falls die Fundstätte der
Kopf noch als der eines kappadokischen Fürsten folgenden Inschrift, Selendi (Buresch 185. 199.
bezeichnet ist — , in barbarischer Sprache die 30 Imhoof- Blum er, Lyd. Stadtm. 142) mit Silandos
Gottheit anrief und aus einem Buche (nach identisch ist: xi\v Avaüxiv rrjv &%b ieqov vdarog
Fräser z. d. St. aus dem Zend-Avesta) las; yiE%colcoiiivriv £gst, Buresch S. 117 nr. 56. S. 199.
darauf entzündete sich das Holz, ohne dafs Diese Anaitis 'vom heiligen Wasser' ist eine
Feuer daran gehalten wurde, und die helle interessante Parallele zu der iranischen Wasser-
Flamme schlug hervor. Zahlreiche Münzen von göttin Anähita (Ed. Meyer, Boschers Lex. Bd. 1
Hierokaisareia zeigen auf dem Revers einen Sp. 330). Körte, Athen. Mitth. 20 (1895), 12
flammenden Altar, auf dem Obvers das Brust- Anm. erkennt in ihr die Artemis Kolor]vrj (s.
bild der Artemis mit der Legende I1EPCIKH. unten Sp. 2063, 66 ff.).
Eckhel, Doctr. num. 3, 103. Mionnet 4, 46, 209, 6) Hypaipa s. die unter 1) angeführte
Head, Hist. num. 550. Cat. of greek coins of 40 Stelle aus Paus. 5, 27, 5. Eine südlich von
Lydia 102 f. Imhoof-Blumer, Lyd. Stadtmünz. Hypaipa bei Ödemisch, das nicht, wie Bamsay,
14, 15 ff. ; andere Münzen mit derselben Legende Hist. Geogr. 104. Beinach, Bev. archeol. 1885,
und Darstellung auf dem Obvers zeigen auf II, 97 f. wollten, mit Hypaipa identisch ist
dem Revers das Vorderteil eines liegenden (s. Buresch a. a. 0. 189. G. Weber, Bev. des
Hirsches, Imhoof-Blumer a. a. 0. 5, 1 oder ctud. grecques 1892, 8), gefundene Ehreninschrift
einen schreitenden Hirsch, ebend. 16, 22. 24 auf einen Einwohner von Hypaipa erwähnt
oder einen stehenden Zebuochsen, ebend. 14, 14. xa {isycclct Aqxe^biglo: AQXi^Etaiaßi (nach dem
Eine andere Münze stellt die Artemis Persike Herausgeber Lokativ zu einer Örtlichkeit kq-
dar, welcher der Heros Perseus die Hand reicht, rffiffff/asp], eine Ansicht, die hinfällig wird
Imhoof-Blumer, Griech. Münz. 594a S. 193 50 durch die gleichfalls in der Nähe von Ödemisch
Taf. 11, 17. Lyd. Stadtmünz. 19; auf einer gefundene Inschrift: A]QXE(ieiaidSog £' . . . xbv
andern Münze steht die Artemis Persike neben ay&va x&v Aqxepeioicüv), Bev. archeol. a. a. 0.
der Tyche von Hierokaisareia auf einem von 114, 14. Auf Münzen von Hypaipa erscheint
zwei Pferden gezogenen Wagen, dem Perseus wie auf denen von Hierokaisareia (oben nr. 1)
(oder Hermes?) voranschreitet, Lyd. Stadtm. der flammende Altar innerhalb einer Tempel-
19, 40. Head, Cat. of greek coins of Lydia front mit vier Säulen, Imhoof, Lyd. Stadtm.
105, 20. Weihungen: fttoig OEßctGxolg xul Aq- 84, 14 Taf. 4, 10; oft findet sich das Kultbild
TfftidY IIeQ6iKf] v.a.1 xa dtffioa, Mova. xcnl ßtßl. der Artemis (Anaitis), manchmal auf einem
5 (1885/86), 35, cpty'. Corr. hell. 11 (1887), 95, 17. mit zwei Pferden bespannten Wagen oder auf
Bohn-Schuchardt, Altert, v. Aigai 25. Spiele: 60 der vorgestreckten Rechten der Stadtgöttin
to; [ibyälcc üzßaoxcc kpxefiEiaia, Mova. a. a. 0. cpiö'. oder des Apollon stehend, ebend. 77 ff. Macdonald,
Corr. hell. a. a. 0. 96, 18. Nach Wernicke bei Catal. of greek coins in the Hunter. coli. . . .
Pauly -Wissoiva Bd. 2 s. v. Artemis S. 1397 Glasgoiv 2, 453, 5 pl. 55, 19 oder zusammen
bezieht sich das von Paus. 7, 6, 7 erwähnte mit Asklepios Head, Cat. ... Lydia 112, 28.
Isqov ntpoiHTig Apxziiidog, vor dem die Lyder Imhoof-Blumer, Kleinas. Münzen 1, 174, 2
die Bildsäule des im Lamischen Kriege ge- Taf. 6, 6; Anaitis auf Homonoiamünzen von
fallenen Lyders Adrastos aufstellten, ebenfalls Sardes und Hypaipa, Head, Lydia 277, 218
auf den Kult in Hierokaisareia. pl. 41, 4.
2063 Persike Persike 2064
7) Gebiet der Kaystrianer, Larisa oder Artemis Kolor\vrj eine der Demeter [richtiger
Teira: Kultbild der Artemis Anaitis, Imlwof- wohl der Göttermutter] sehr nahe verwandte
Blumer, Lyd. Stadtm. 54. 78. Göttin) identisch (vgl. ob. unter nr. 5). Ein inter-
8) Klannudda: Kultbild der Artemis essantes bildliches Zeugnis für die schon oben
Anaitis; wenigstens gleicht die Darstellung bis erwähnte Verschmelzung der Rhea-Kybele mit
auf das Attribut in der R. (rundlicher Gegen- Anaitis in Lydien bietet ein aus Kula stam-
stand) derjenigen der Artemis Anaitis von mendes Marmorrelief (Mova. 1880 S. 163) mit
Hypaipa, Imhoof-Bl., Lyd. Stadtm. 59; vgl. 78. der Darstellung dreier Göttinnen: AHMHTPA —
9) Maeonia und Umgebung (Kula, Gjölde): HNIKH — APTEMIZ. Die letztere sitzt nach
Die zahlreichen Inschriften finden sich bei 10 Buresch 69 (vgl. auch Usener, Bh. Mus. 58
Leemanns, Griecksche Opschriften uit Klein- Azie [1903], 26, 20) auf einem von zwei Löwen ge-
in Verhandelingen d. Kon. Akad. van Wetensch. tragenen Thronsessel mit Mauerkrone auf dem
Afdeel. Letterkunde 17 (1888) S. 3 ff. Polak, Haupte, einer nach oben offenen Mondsichel
Mnemosyne 15 (1887), 251 ff. Beachtenswert auf der Mitra, mit einer nach unten geöffneten
ist es, dafs die Göttin bald als "AQxsfiig Avcclxig darunter; zu ihren Füfsen windet sich ein Tier,
bald als Q-sä Avcüxig oder als MrjxnQ Avcclxig links und rechts vor dem Thron ist je ein
erscheint, ein Umstand, der deutlich auf ihre Stierkopf angebracht; an den Armlehnen des
Verschmelzung mit der Rhea-Kybele hinweist. Thrones links und rechts richtet sich je eine
Es sind folgende Inschriften: a) kgrefudi grofse Schlange empor. Dasselbe Übergehen
Avas[i]xt Xccgirri . . 7t£QiTtX(o\ia a%ovaa nccl 20 der beiden Göttinnen in einander zeigt ferner
££,a6&r]i6tt vnb xf\g IsQSiag, Leemans 3, 1. Polak, ein Fragment des Tragikers Diogenes b. Athen.
252, 1. — b) Aoxi^idi AvccsLxi . . vksq vyeiag 14, 636a (Nauck* S. 776), in dem die zuerst
Tool' ocpd-aX^ätv, Leemans 7, 2. Polak 252, 2. — angerufene phrygische Kybele durch die ly-
c) Äqx£[iiSi Avazlxi y.al Mr\vl Tiäuov . . VTthg dische T[ibAia &ebg . . . "Aqxs^lis abgelöst wird.
xi)g 6lo%lr\Qiag xwv nodwv , Mova. 1880, 127. Über die Verschmelzung der Göttermutter und
Bev. archeol. 1885, 2, 107. Leemanns 39. Corr. der Anaitis vgl. Paris, Corr. hell. 8 (1884), 377.
hell. 4 (1880), 128. Boscher, Sachs. Ber. 43 v. Gutschmid, Kl. Schriften 3, 191. Milchhoefer,
(1891), 124 a. Diese drei Inschriften zeigen die Anfänge der Kunst in Griechenland 87. Cumont
Anaitis als Heilgöttin, die ein Hymnus des oben s. v. Mithras Bd. 2 Sp. 3043, 54 ff. Koerte,
Avesta als 'heilkräftig' preist (K. Geldner, 30 Athen. Mitth. 20 (1895), 11. 12 mit Anm. 1.
Kuhns Zeitschr. 25, 379, 1) und zu der man um Vgl. auch Kern, Arch. Anzeig. 1894, 123, der
fheilen Leib' betete, ebend. 388, 53 — d) Qsä die Identität der Artemis Leukophryene d. h.
Avasixi ■y.a.l Mr\vl Tiäuov . . . ccTtedcoxKv xb der Göttin des unweit von einem See gelegenen
isQOTtoiruLCi sv^aQiaxovvxsg, Leemans 8, 3. Polak Leukophrys mit der Kybele erweist.
252, 3. Class. rev. 1889, 69, 1. Athen. Mitth. 10) Sardes: Priester der Anaitis Artemis,
12 (1887), 254, 19. — e) @m 'Avccdxi xal Mrjvl Bev. archeol 1885, 2, 105 Mit diesem in-
Tid[iov, und weiter heifst sie in derselben In- schriftlichen Beleg stimmt überein die Nach-
schrift Mrjxr}Q Avanxig, Mova. 1885, 54 nr. vh/. rieht des Berossos fr. 16 aus Clem. Alex. Protr.
Leemans 10, 4 (wo slXccac^iv v^wxtQccv ÄvasTxiv 5 p. 43 Potter, dafs Artaxerxes H. der Aphro-
statt dlaaä\ibvv [= sllaad^svoi] Mtix^qkv Ä. 40 dite (s. unten) Anaitis aufser in anderen Städten
steht). Polak 253, 4. — f) Mt\xqI Ävccdxi Avq. auch in Sardes Statuen errichtete. Vielleicht
Movaalog avccSs^djisvog xr\v ccdtXcpijv . . 6xr\Xi]v ist die HccQSiavi] 'ÄQXSiug (C. I. G. 2, 3459) mit
a%ccixri&slg arttdcoxci, Leemans 11, 5. Polak unserer Göttin identisch. Ein seiner Lage nach
253, 5. Class. rev. 1889, 70, 2. Athen, Mitt. unbestimmbarer Tempel der Artemis, der aber
12, 254, 20. — g) Mi\xqI Ävatxi Ä&oxxnvi] durch die Erwähnung die Paktolos und des
(k^ioxxvv^, Buresch a. a. O.), Leemans 13, 7. Tmolos wohl nicht allzuweit von Sardes an-
Polak 253, 7. Athen. Mitt. 12, 254 Anm. 2. — zusetzen sein dürfte, wird von Plut. de fluv.
h) Msydln Ävccbixig, Leemans 12, 6. Polak 253, 6; 7, 5 erwähnt: in ihm that Tmolos, der König
vgl. Buresch a.a.O. 67. — YAndlaog .. fttcöv Aibg von Lydien, einer Jagdgefährtin der Artemis,
Zccßcc£lov xal ÄQxt[itdog Avasixtg, Mova. 1880, 50 namens Archippe, Gewalt an.
164. Leemans 39. Bev. archeol. a. a. 0. 107. 11) Philadelphia: Weihung an die Mr\-
Auf Münzen von Maionia erkennt Imhoof.-Bl., xr}Q Avalxig, Corr. hell. 8 (1884), 376. Bev.
Lyd. Stadtm. 93, 3 die Artemis Ephesia (vgl. archeol, a. a. 0. 108. Leemans a. a. 0. 39.
unten die Münzen von Philadelphia), dagegen Athen. Mitth. 14 (1889), 106, 56. Spiele: ybsyälct
Head, Cat. of greek coins of Lydia 135, 75. asßccaxu Avatixia, C. I. G. 2, 3424. Le Bas
Macdonald, Cat. of greek coins in the Hunter. 655. Bev. archeol. a. a. 0. 107. Leemans 39.
coli, univers. of Glasgow 2, 454, 1 die Artemis Vgl. 6 tfjg fttov ccywv, Ath, Mitth. 20 (1895), 506.
Anaitis. Auch die Mr\xr\Q (Pilsig einer Inschrift Beachtenswert für die ob. 9 a. E. erwähnte Ver-
aus Kula (Corr. hell. 8, 378. Journ, of hell. Schmelzung der Anaitis mit Kybele ist, dafs
stud. 10, 227, 23), die nach Pierre, Corr. hell, go aus Philadelphia die Weihung an die &sä
a. a. 0. 379 = Kybele ist, wird von Beinach, Mccxvrivri (s. d.) stammt, ebenso eine Weihung
Bev. arch. 1885, 2, 109 und Perdrizet, Corr. an die Mrjxnp Q-z&v, Leemans 16, 9. Polak 253, 9.
hell. 20 (1896), 89 Anm. 1 auf Anaitis gedeutet Corr. hell 7, 504, 9. Vielleicht stellt der von
und ist nach Wernicke bei Pauly-Wissoiva s. v. Imhoof-Blumer, Lyd, Stadtm. 123, 32 (Mionnet
Artemis Sp. 1397 mit der am gygaiischen See 4, 102, 561) als Kultbild der Artemis Ephesia
verehrten Artemis Kolor\vrj (s. d. Art. Gygaia bezeichnete Typus die Anaitis dar.
und Koloene und dazu Buresch 66. 118 Anm.; 12) Thyateira: Die hier verehrte Artemis
nach Stephani, Compte-rendu 1865, 28 ist die BoQHxrjvrj (C I. G. 2, 3477 [vgl. 3507. 3508, wo
2065
Persike
Persike
2066
Artemis ohne die Epiklesis BoQstti]vri erscheint];
Ecktet, Doctr. n, 3, 121. Mionnet 4, 152 f.
Imhoof -Blumer, Lyd. Stadtm. 147. Kleinasiat.
Münz. 1, 185, 1. Head, Cat. of . . . Lydia 295,
19 ff. 297, 30. 300, 51. 321, 146fi. pl. 41, 6) ist
von Ecktel a. a. 0. M. Clerc, De rebus Thyatir.
78 wohl mit Recht für die Anaitis erklärt
worden, vgl. aber auch Hiller v. Gaertrmgen,
Woctenschr. f. Mass. Phil 1893, 1388. Auch
in dem nnö. von Thyateira gelegenen Kirg-
Agatsch ist eine Inschrift, die eine Priesterin
der Artemis nennt, gefunden worden.
13) Attaleia: Kultbild der Artemis Bo-
reitene, Imhoof -Blumer, Lyd. Stadtm. 45 f.
In Karien findet sich auf Münzen von
Attuda die Darstellung eines Kultbildes einer
Göttin, das identisch ist mit dem der Artemis
Anaitis von Hypaipa, Imhoof- Blum er, Kleinas.
Münzen 1, 124, 8. Lyd. Stadtm. 78, und das
von Diod. 20, 27 erwähnte Il£Q6ix.6v bezeichnet
nach Ecktet, D. n. v. 3, 103 locum Dianae Per-
sicae sacrum.
Von Städten Phrygiens haben Münzen mit
dem Kultbild der Artemis Anaitis geprägt Apa-
meia {Imhoof -Blumer , Kleinas. Münzen 207, 6.
209, 13 a. Macdonald, Cat. of greek coins etc
478, 11), Kadoi {Imhoof- Blumer, Kleinas. M.
248, 2; vgl. Lyd. Stadtm. 78). Ob der von
Plin. n. h. 16, 157 erwähnte Anaiticus lacus
in Phrygien zu suchen ist {Ramsay, Cities . .
Phrygia 1, 231), ist mindestens zweifelhaft;
nach Baumgartner bei Pauly-Wissowa Bd. 1
s. Anaitica regia lag er in der Landschaft
Anaitis in Armenien. Zu den Bd. 1 Sp. 332 f.
von E. Meyer angeführten Kultstätten der
Anaitis ist ergänzend nachzutragen:
Armenien: Litteratur über die älteren An-
gaben und Vermutungen über die armenische
Anahit bei P. de Lagarde, Studien in Abh. d.
Tc. Ges. d, Wiss. zu Göttingen 22 [1877] S. 12
nr. 105 S. 166. Gesammelte Abh. 15. Kult-
stätten in Eriza, dem Hauptort der Land-
schaft Akisilene, Agathangelos b. V. Langlois,
Collect, des histor. anc. et modern, de VArmenie
1, 126. 167; sie heifst Sianoiva 'Agts^ug (S. 135),
lieyccXt] "Agre^ig (S. 129), uzyccln SißTroivcc "4q-
Tfftig (S. 128); das Bild der Göttin war von
Gold (S. 168). Auch Moses v. Chorene 2, 13.
57 erwähnt den Kult von Eriza. Kult in Ar-
taxata, Moses v. Ch. 2, 46. Agathang. S. 164,
in Armavira, Moses 2, 11. Ob auf den Mün-
zen einiger Könige von Westarmenien mit
Babelon, Les rois de Syrie, d'Armenie et de
Commagene Introd. CXCI. CXCVffl Fig. 40.
CC Fig. 42 (vgl. Head, Hist. mm. 635) eine Dar-
stellung der Anaitis anzunehmen ist, bleibt
fraglich, vgl. Imhoof- Blumer, Porträtköpfe auf
antiken Münzen S. 81 (vgl. 41), der Kybele er-
kennt.
Zela in Kappadokien (Bd.l Sp. 332, 40f.),
vonWindischmann, Hie persische Anahita, Abh.
d. philos.-philol. Kl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss.
8 (1856), 93 f. mit dem pontischen identifiziert:
Nach v. Gutschmid, Kl. Schriften 3, 190 f. ist
die Kaiserin Alexandra (Papebroch, Acta S. S.
April III p. 105), die auf den alten Darstellungen
dem Kampf des hl. Georgs, der nach der Legende
ein kappadokischer Prinz war, zuschaut, die
ins Christliche übersetzte Anaitis, deren Namen
kls^tcvÖQa 'die Männer Abwehrende' eine sehr
passende Bezeichnung für die rjungfräuliche'
(Bd. 1 Sp. 330, 53) Anahita sei.
Auf Münzen vom pontischen Zela (s. Bd. 1
Sp. 333, 2 ff.) erkennt Head, Hist. mm. 427
(vgl. Wroth, Cat. of greek coins Pontus, Paphla-
gonia 41, 3) eine Darstellung des Tempels der
Anaitis.
10 Auch Münzen von Amastris in Paphla-
gonien zeigen wahrscheinlich die Anaitis,
Head a. a. 0. 432 fig. 266; Wroth a. a. 0. 84, 1
1)1. 19, 2; letzterer schwankt zwischen Anaitis
und_Aphrodite.
Über den Kult der persischen Artemis bei
den Parthern und über die Darstellung der
Göttin auf Münzen des Partherkönigs Gotarzes
s. v. Gutschmid, Kl Schriften 3, 62. 89; vgl.
auch Schneider icirth, Hie Parther u. s w. 186 f.
20 Über den Kult der A. bei den Arabern
handelt E. Blochet, Le culte d' Aphrodite- Anahita
chez les Arabes du paganisme in Rev. d. linguist.
35 (1902), 1—26 [z. Z. noch nicht abgeschlossen],
der S. 12 in der bekannten Stelle bei Herod.
1, 131 (vgl. E. Meyer Bd. 1 Sp. 332, 1) naUovai . .
kgäßiot, de 'Aliläx (so Seiden nach Herod. 3, 8
für das überlieferte "AIlttu, das Pott, Ztschr.
d. d. morg. Ges. 13, 371 für einen nach dem
Gebären benannten semitischen Namen, wie
30 rzvetvlllg, hielt) 'Alldax liest. Zu Alilat s.
Baumstark, Pauly-Wissowa Suppl. 1, 57 ff.
Inbetreff des gewöhnlich gebrauchten
Namens ""persische Artemis' sind beach-
tenswert die Bemerkungen v. Gutschmid's Kl.
Sehr. 3, 263 f., dafs die Bezeichnung "AQxt^ug
HeQ6iY.r\ bez. TlsQ6iy.ri allein nur für Hiero-
kaisareia (s. oben nr. 1) bezeugt ist. Nun ist
allerdings noch die oben nr. 3 angeführte In-
schrift aus dem ungefähr 20 Kilometer von
40 Hierokaisareia entfernten" Saritscham (Hiero-
lophos?) hinzugekommen, die die IIbqglii[i]
&£cc], wie wohl sicher zu ergänzen ist, nennt,
sowie die oben unter nr. 4 mitgeteilte Inschrift
aus dem südöstlich von Hierokaisareia gelegenen
jetzigen Mermere, und unter den #fot Usqgimoi
(s. d.) wird von Strabo die Anaitis genannt (vgl.
die analoge Ausdrucksweise niöidixi] &tü [s. d.]
und nioidixoi ftsoi [s. d.]), aber im Verhältnis
zu den viel häufigeren Bezeichnungen der Göttin
50 als Anaitis, Anaitis Artemis, Artemis Anaitis, &ttx
Anaitis, MrjrnQ Anaitis, bleibt doch das seltener
vorkommende und lokal begrenzte IIsQCtm] merk-
würdig. Denn bei Plut. Luculi. 24, der von dem
Kultus im Osten ti£quv EvcpQcctov spricht, heifst
die Göttin TLsgalcc 'Aorsiug, und Diod. 5, 77 be-
richtet, dafs Artemis wegen ihres häufigen
Aufenthaltes Ttsgl ri]v TltQßidci '"Jltpff/o:' ge-
nannt worden sei, und dafs die Perser Äqxi-
liiSi Hsoßia {nsQ6eicc cod. Vindob.) Mysterien
60 feierten. In dieser IIsQGia erkennt v. Gutschmid
dieselbe Göttin wie die IltQccoLci (s. d. u. Cumont
bei Pauly -Wissoiva s. v. Anaitis: 'Artemis
nsQa6ia wohl = persische Göttin') und sieht
in TJtQßicc einen 'orientalischen Beinamen (etwa
altpersisch Pärciya, 17 tfjg neooidog?), zu dem
sich dann die Nebenform nsoaGla verhalten
wird, wie sanskr. Päraca zu altpers. Pärca'.
Usener, Bhein. Mus. 23 (1868), 351 erklärt die
2067 Persike Personifikationen (Begriff u. Entstehung) 2068
Beziehungen von Tltgcia bez. JleQßüa, wie er Persikoi Theoi (Il£Q6i%ol &soi), Strabo 12,
bei Biod. liest, zu dem Volksstamrn der Perser 599. 15, 733; namentlich werden als solche
für durchaus sekundär, erklärt den Namen (nsQGixol daiuovzg) genannt Anaitis, Omanos
selbst für ursprünglich griechisch (vgl. auch (s. d.) und XvdSarog (k^idvöatog, Bagarde, Ges.
Studniczka, Kyrene 155 Anm. 81) und sieht Abhandl. 154), yt^ävSaxog oder yi^ä.Q8atog =
in Persia etc. wie in der ihr gleichen HeQycäa Ameretät f der Herr der Bäume', Windischmann,
(s. d.) = IIsQccaicc (s. d.) die in Vorderasien so Abhandl. d. philos.-philol. Gl. d. k. bayr. Akad.
vielfach verehrte Mond- und Lichtgöttin (vgl. 8, 120 f.; vgl. aber auch Ed. Meyer Bd. 1 s.
auch Persithea), eine Ansicht, in der ihm auch Anaitis Sp. 333, 4 ff.), Strabo 11, 512. [Höfer.]
Furtwängler, Sitzungsber. d. k. bayr. Akad. d. 10 Persinoos (nspolvoog), ein Grieche vor Troja,
Wiss., philos.-philol. Kl. 1899, 2, 607 Anm. 2 von Penthesileia getötet, Quint. Sm. 1, 227.
beistimmt, indem er sagt, fdie von den Griechen [Stoll.]
mit ihrer Urania identifizierte persische Anaitis Persithea (negaifriu), f] kcpoodirr], Hesych.
ist Sterngöttin ; sie erscheint von einem grofsen wozu M.Schmidt bemerkt fImo ÜSQoicc- ftnä
Strahlenkranze umgeben auf einem griechisch- At non Venus sie dieta, sed Diana etc.' (vgl.
persischen Cylinder des 4. Jh. (Stephani, Gompte d. Art. Persike Z. 2). Dafs aber TleQGid'tci
rendu 1882/83 pl. 5, 3. Furtwängler, Antike dieselbe Göttin wie die Anaitis ist, die öfters
Gemmen 3 S. 120)', obwohl E. Meyer, Ztschr. der Aphrodite (Bd. 1 Sp. 331, 67 ff.) gleich-
et d. morg. Gesell. 1877, 721 aufs Schärfste da- gesetzt wird, ist offenbar, vgl. Cumont bei
gegen Einspruch erhoben hatte, die eranische 20 Pauly- Wissowa s.v. Anaitis Bd. 1 Sp. 2031, 13,
Quellgöttin zu einer assyrisch-persischen Mond- und Persithea-Anaitis verhält sich wie Persidi-
göttin (als Mondgöttin bezeichnet auch G. Hoff'- cus-Mithras. Usener, Rhein. Mus. 23 (1868),
mann, Auszüge aus syrischen Akten persischer 352 sieht in Persithea (Stamm per)- etc. =
Märtyrer, Abhandl. f. die Kunde des Morgen- 'leuchten') diefLichtgöttin' Aphrodite. [Höfer.]
landes 7, 3, 146 die TJsQaia "Aqts\iig der über- Perso (nfpccb), eine der Graiai (s. d. Bd. 1
dies S. 155f. die Göttin Nava [s. d.] für iden- Sp. 1731, 4), Heraklit. de incred. 13 p. 78 Festa.
tisch mit Anähita hält) machen zu wollen. Vgl. Tümpel, Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. 16
Über das Bild, unter dem man sich Anaitis (1888), 211. H. B. Müller, Ares Ib. Bei Hygin.
vorstellte, s. Bd. 1 Sp. 332, 21 ff.; hinzugefügt fab. praef. 11, 1. Schmidt vermutet Bursian für
möge werden, dafs man sich die Göttin auch 30 den überlieferten Graiennamen Chersis: Persis,
mit goldenen Schuhen bekleidet dachte, Geldner gebilligt von Robert, Hermes 36 (1901), 159. Über
a. a. O. 391 f., 78. Eine Darstellung der Anaitis Darstellungen der Perso s. d. A. Pemphredon.
findet sich auf dem Relief mit der oben [Höfer.]
unter 9 a angeführten Inschrift bei Leemans Personifikationen abstrakter Begriffe.
a. a. 0. S. 3: die Göttin trägt wie die Kybele, Personifikation ist in Ansehung des Objekts
Mauerkrone und Schleier, aui'serdem aber auch Beseelung des Unbeseelten, in Ansehung des
eine Scheibe mit der Mondsichel hinter dem Subjekts Hineintragen des Ich in das Nicht-
Haupte; bemerkenswert sind die zahlreichen — Ich. Personifikation oder Persönlichmachung
achtzehn — Brüste (vgl. die Beschreibung Bd. 1 ist gleichzusetzen mit Beseelung, weil der Be-
Sp. 332, 28); zu beiden Seiten befindet sich ein 40 griff der Seele untrennbar verbunden ist mit
Hirsch. dem der Persönlichkeit. Indem ich ein un-
Mit dem Namen persische oder orien- persönliches Konkretum oder Abstraktum zu
talische oder asiatische Artemis (Ger- persönlichem Rang erhebe, mit persönlichen
hard, Archäol. Zeit. 12 [1854], 177 f., 181. Kräften und Eigenschaften ausstatte, setze ich
E. Curtius, Ges. Abhandl. 2, 9 f., 110. 269. eine Seele. Personifikation beruht auf einem
Milchhoefer, Bie Anfänge der Kunst in Griechen- Hineintragen des Ich in das Nicht-Ich, sofern
land 86. Be Witte, Gaz. des Beaux-Arts 21 das persönliche Subjekt, in dessen Vorstellung
[1866], 115. CJiabonillet, Cat. gener. des camees jene Thätigkeit vor sich geht, keine anderen
125 nr. 781. P. Orsi, Museo Ital. di antich, Elemente besitzt, um diese Thätigkeit zum
class. 2 [1888], 795 ff. Bangbehn, Flügelgestalten 50 Ausdruck zu bringen, als die, welche es in
in (I. öltest, gr. Kunst 66 ff., 76. Badet und seinem eigenen Selbstbewußtsein vorfindet.
Ouvre, Corr. hell. 1894, 134) hat man die auf Den Antrieb zur Personifikation erhält die
Denkmälern sehr häufige (Beispiele: Bd. 2, menschliche Phantasie durch die Vorstellung
Sp. 1750, 63 ff. Bangbehn a. a. 0.77 ff. Curtius einer von aufsen wirkenden Kraft. Denn da
a. a. 0. 2, 269. Corr. hell. a. a. 0. pl. 4 t»8 = der Verstand gemäfs der ihm eigenen Ver-
Athen. Mitth. 20 [1895] Taf. 1. Hitzig-Bluemner anlagung bei jeder Äufserung von Kraft nach
zu Paus. 5, 19, 5 S. 413. Athen. Mitth. 24 der Quelle fragt, aus der sie stammt, da wir
[1899], 356) Darstellung einer tierhaltenden andererseits in unserem Selbstbewußtsein, und
Göttin bezeichnet, mit Unrecht, wie Studniczka, nur dort, Wirkung und Ursache bei einander
Kyrene 154 f. Boscher, Bexikon 2 Sp. 1752 und 00 und die Äufserungen unserer eigenen Kräfte
A. Koerte, Athen. Mitth. 20, 8 ff. nachgewiesen durch einen ganz persönlichen Willen bedingt
haben; denn alle diese Darstellungen, die finden, so werden wir durch Analogieschlufs
sich weit entfernen von der für Anaitis anzu- dahin getrieben, auch bei einer von aufsen
nehmenden Darstellung (s. oben), bezeichnen wirkenden Kraft einen gleichen persönlichen
die griechische Artemis als TtoxvLcc &r}Q(öv; vgl. Willen als Ursache anzunehmen,
auch E. Meyer Bd. 1 Sp. 333, 27 ff. E. Knoll, Das Gesagte gilt für den zum persönlichen
Studien zur ältest. Kunst in Griechodaud (Progr. Selbstbewufstsein entwickelten Intellekt. Auf
d. Bamberg. Studienanstalt 1890) S. 60. [Höfer.] einer primitiven Kulturstufe, wo der Mensch
2069 Personifikationen (Begriff u. Entstehung) Personifikationen (Begriff u. Entstehung) 2070
sich selbst noch nicht Persönlichkeit geworden entsprechenden göttlichen Personifikationen
ist, kann auch die Ursache einer Kraftäufserung sind die wenigsten männlichen Geschlechts,
nicht persönlich vorgestellt werden. Hinter Es verdient in diesem Zusammenhang Erwäh-
der Kraft wird nur eine Summe von Eigen- nung, dafs der Dämon des Hungers (Ai^og) auf
schaffen gefühlt, die den Träger wiederholter einem Gemälde im Apolloheiligtum zu Sparta
Kraftäufserungen bildet, mit anderen Worten: weiblich gestaltet war, wie auch in Smyrna
eine Macht, und diese Macht ist naturgemäfs und auf Sizilien weibliche Personifikationen
göttlich. des Hungers verehrt wurden (s. Usener zum Ix.
Die Vorstellung einer wirkenden Macht ist Theodosios S. 144).
nicht die erste, an die sich eine religiöse Be- 10 So sicher der angedeutete Hergang für den
griffsbildung ansetzt. Schon die einzeln wir- gröfsten Teil der im griechischen Kulte wurzel-
kende Kraft wird als göttlich empfunden und haften Abstrakta ist, so sicher ist für die
drängt in der Sprache nach Fixierung, es ent- Mehrzahl der im römischen Kulte, besonders
stehen die Augenblicksgötter. Ein weiter Weg der Kaiserzeit, auftretenden Personifikationen
führt von hier bis zu der Ausgestaltung wirk- von Begriffen der umgekehrte Prozefs: dafs
lieh persönlicher, individueller Götter, seine nämlich die Begriffe zu Göttern wurden,
letzte Etappe bezeichnet die Personifikation. Wie sehr dieser Vorgang dem römischen Volks-
Nicht in diesem Sinne sind die Personifi- charakter entspricht, ist einleuchtend: wirk-
kationen Gegenstand des vorstehenden Artikels. liches Leben haben jene Gestalten nie ge-
Die persönlichen Götter, die als fertige Indi- 20 wonnen.
vidualitäten vor unsere Augen treten, verraten Beide Arten von Personifikationen müssen
nicht mehr ohne weiteres den Prozefs, den sie uns in gleicher Weise beschäftigen, obwohl
durchgemacht haben, mit ihnen haben wir sie ihrem Wesen nach fundamental verschieden
uns nicht zu beschäftigen. Vielmehr sollen sind. Das äufsere Kennzeichen für ihre Zuge-
diejenigen göttlichen Gestalten den Gegenstand hörigkeit zu dem hier abzuhandelnden Gebiet
unserer Betrachtung bilden, bei denen die per- von Vorstellungen bietet die Identität des
sonifizierende Kraft der menschlichen Phan- göttlichen Namens mit einem in der Sprache
tasie sozusagen ihr Erstaunlichstes geleistet lebenden Abstraktum. Aber innerhalb dieses
hat, nämlich die Vergöttlichungen ab- Gebietes müssen wir eine Grenze ziehen: die-
strakter Begriffe. 30 jenigen Göttergestalten, die eine volle persön-
Soweit die abstrakten Begriffe das Primäre liehe Geltung erlangt haben, wie Hebe, The-
und die göttlichen Gestalten aus diesen abge- niis, Hygieia u. a., scheiden aus dem Kreise
leitet sind, gehört in der That eine bis zum unserer Betrachtung aus, da sie verständlicher-
Äufsersten gesteigerte Einbildungskraft oder weise eine isolierte Behandlung erfordern,
die ganz aufserordentliche Veranlagung eines Und somit mufs die paradoxe Formulierung
Volkes dazu, solche Gebilde zu schaffen. Aber gewagt werden, dafs wir nur diejenigen gött-
oft genug ist das Umgekehrte der Fall: die liehen Personifikationen in unseren Rahmen
Götter waren früher als die Abstrakta. Gott- hereinziehen, die unterhalb der Grenzlinie
liehe Macht äufsert sich im Handeln oder einer wirklichen Personifikation verlaufen; dafs
in bestimmten Eigenschaften, die Abstrakta 40 mancher diese Grenze anders _ ziehen würde,
schliefsen weder das eine noch das andere in ist ein nicht zu vermeidender Übelstand. Für
sich. Erzählen will ein Volk von seinen Göt- die Behandlung der Personifikationen in Poesie
tern, darum sind die ursprünglichen Götter- und Kunst ergiebt sich diese Ausscheidung
namen prädikativisch, adjektivisch. Und so von selbst, denn hier mufs es darauf ankommen,
stellt sich bei näherem Zusehen heraus, dafs die einer Dichtgattung und Kunstübung eigen-
eine ganze Reihe von abstrakten Götternamen tümlichen Gestaltungen vorzuführen, während
ursprünglich adjektivische Kraft gehabt die durchgebildeten Gestalten persönlicher
haben mufs. Von besonderer Beweiskraft sind Götter nur als bekannte Gröfsen in die Kom-
in dieser Hinsicht solche Abstrakta, die als Bei- position eingesetzt werden. Eben dieser Ge-
namen übergeordneter Götter vorkommen, wie 50 sichtspunkt bringt es mit sich, dafs vom My-
Nike oder Hygieia als Beinamen der Athena, thos für unsere Zwecke wenig anderes übrig
Peitho oder Praxis als Beinamen der Aphrodite, bleibt als Genealogie, denn das metaphorische
Eukleia als Beiname der Artemis oder Aphro- ins Spiel setzen göttlicher Kräfte hat ihre
dite u. a. Sie sind nur als Adjektiva ver- persönliche Durchbildung zur Voraussetzung,
ständlich. So ist denn auch Dike die cWei- wie das 0. Jahn in seiner Abhandlung über
sende', Lachesis die 'Losende', Nemesis die Peitho ganz ähnlich empfunden und mit Bezug
f Zuteilende'. Usener hat das in dem letzten aufebea diese Göttin ausgesprochen hat (S. 13).
Kapitel seiner Götternamen ausgeführt und Das wichtigste Material für das Verständnis
die Frage aufgeworfen, ob denn die Sprache der in Frage stehenden religiösen Bildungen
überhaupt ursprüngliche Abstrakta besitze, gü bieten die sehr vereinzelten und weit ver-
Die Antwort ist, dafs eine grofse Zahl von streuten Zeugnisse ihres Kultes. Eine noch-
ihnen schon in ihrer Bildung adjektivische malige Durchsprechung sämtlicher Personifi-
Natur verrät und gerade erst durch das Me- kationen in alphabetischer Reihenfolge habe
diuin eines Gottesbegriffs die abstrakte Be- ich im allgemeinen für überflüssig befunden,
deutung erlangt hat. Es ist bemerkenswert, da sie fast ausschliefslich in Einzelartikeln
dafs gerade die weiblichen Sprachformen bei behandelt sind oder noch behandelt werden,
der Bezeichnung abstrakter Begriffe weitaus Wohl aber hielt ich es für wichtig, die Kultus-
die vorherrschenden sind; auch unter den thatsachen mit den Belegstellen in einer
2071 Personifikationen (Litteratur) Personifikationen (Kultus) 2072
alphabetischen Liste zu vereinen, die ich an bangenden Menschenseele offenbart, wenn
den Schlufs dieses Artikels setze; ihr folgt diese Macht als eine übermächtige, unbe-
ein Register, das eine Übersicht über das greif liehe, göttliche auch nur dumpf empfunden
Ganze gewähren und die Auffindung des Ein- wird, so ist die notwendige. Folge, dafs man
zelnen erleichtern soll. Die vorhergehenden nach Mitteln sucht, das Übelwollen dieser
Abschnitte über Kultus, Mythos, Poesie und Macht von sich fern zu halten, ihr "Wohlwollen
Kunst können nicht mehr sein als Skizzen. zu gewinnen: der Kultus ist das Korrelat der
Kultus und Mythos spielen in die Dichtung Vorstellung einer göttlichen Macht schlechthin,
herein, Thatsacken des Kultes werden vom Als Scipio den nächtlichen Angriff auf das
Dichter fingiert oder blofs formelhaft verwendet, 10 Lager des Hasdrubal beschlossen hat, entläfst
um eine gröfsere Anschaulichkeit der Personi- er seine Feldherren, das Heer zu wappnen, und
fikation zu erzeugen, die Denkfonnen des bringt in einsamer Stille der Tolma und dem
Mythos werden übernommen, um neue Bilder Phobos ein Opfer dar, damit nicht, wie bei
in gangbarer Vorstellungsweise zu vermitteln; Nacht zu befürchten, ein panischer Schrecken
die Dichtung wirkt auf die Kunst, indem sie sich ereigne, sondern das Heer mutig vor ibm
Gestalten schafft, an denen sich die bildende erscheine. (Die Belegstellen für diesen Ab-
Hand des Künstlers versucht, und was der schnitt sind in der unten angehängten Liste
Phantasie des Künstlers entsprang und im der Kultusthatsachen zu finden.) Es ist klar:
Bilde hingestellt wurde, das übte einen nicht Tolma soll den Wagemut verleihen, den ihr
minder starken Einflufs auf die dichterische 20 Name verkündet, Phobos den Schrecken, mit
Vorstellung. So sind die Grenzen überall dem er die Heere schlägt, von den Römern
fliefsend, und eine umfassende Bearbeitung fernhalten und gegen die Feinde kehren. Das
des Stoffes müfste sich mit eingehenden Einzel- Opfer bezeugt die Macht einer fördernden
analysen befassen. Wir können das hier nicht und einer schadenden Gottheit. Wir haben
leisten. Personifikationen vor uns, die weit davon ent-
Litteratur: F. G. Welcher, Griechische fernt sind, blutleere Begriffe zu sein, sie
Götterlehre, Göttingen 1857 — 1863 Bd. 1, 72 ff. stammen aus griechischer Anschauung, und
707 ff. Bd. 3, 217 ff. Hensc, Poetische Personi- die historische Treue der Erzählung ist für ihre
fikation in griechischen Dichtungen, Halle 1868. Wesenheit gleichgiltig. Auch Theseus opfert
G. Koerte, Über Personifikationen psychologischer 30 dem Phobos vor der Schlacht und Alexander,
Affekte in der späteren Vasenmalerei, Berlin 1874. dieser unter geheimnisvollen Zeremonieen, in
K. 0. Mueller, Handbuch der Archaeologie der Beisein eines iiävtig. Von einem Kultus des
Kunst, 3. Aufl., besorgt von Welcker, 2. Ab- Phobos ist bei Philodem wahrscheinlich die Rede
druck, Stuttgart 1878. H. Heydemann, Satyr- gewesen, für Sparta ist er bezeugt und vor allem
und Bakchennamen, 5. Hallisches Winckelmanns- für Selinunt durch eine wichtige archaische
Programm 1880. R. Engelhard, De personifi- Inschrift erwiesen, in der Phobos gleich neben
cationibus, quae in poesi atque arte Romanorum Zeus einen hervorragenden Platz einnimmt.
inveniuntur, Gottingae 1881. A. Baumeister, Dazu kommt eine wichtige Stelle aus den
Denkmäler des klassischen Altertums, Bd. 3, Sieben des Aeschylus, wo die feindlichen Heer-
München und Leipzig 1888, S. 1292—1304 s. v. 40 führereinen Stier über einem schwarzen Schilde
Personifikationen in der alten Kunst. H Usener, schlachten, die Hände in das Blut tauchen
Götternamen, Bonn 1896, S. 364 ff. G. Wissoiva, und bei dem Ares der Enyo und dem rblut-
Religion und Kultus der Römer, München 1902 liebenden' Phobos schwören: Sieg oder Tod!
(= Wissoiva) ,S. 271 ff. O. Jahn, Peitho, die Das ist ein kapitales Stück uralten Rituals,
Göttin der Überredung, Greifswald 1846. K. aber man kommt über das Brockensammeln
Lehrs, Ate in: Populäre Aufsätze 2. Aufl., nicht hinaus. Lebendigen Glauben fühlt man
Leipzig 1875 S. 415 ff. G. Robert, Thanatos, fast überall durch, wo man auf griechischem
39. Winckelmanyisprogramm Berlin 1879. F. Boden steht, aber was wir vor uns haben,
Wieseler, Über Eris, namentlich ihre äußere sind zurückgedrängte und lokal zerstreute
Erscheinung und Darstellung nach Schrift und 50 Kulte. Es bleibt nichts übrig als nach be-
Bild in: Nachrichten der Gott. Ges. d. Wiss. stimmten Gesichtspunkten eine Art Gruppie-
1885 S. 87 ff. H. Winnefeld, Hypnos, ein rung zu versuchen, ohne indessen alles wieder
(irehaeologi scher Versuch, Berlin und Stuttgart aufzuführen, was die Kultusliste registriert.
1886. O. Waser, Demos, die Personifikation Die Athener haben einer Reihe von ab-
des Volkes in: Revue suisse de numismatique 7 strakten Begriffen Altäre errichtet, Pausanias
(1897) p. 313 ff. Die Einzelartikel dieses Lexi- zählt deren vier: Eleos, Aidos, Pheme und
kons (= EA). Die Einzelartikel der Real- Horme. Andere nennen neben Aidos Philia
Encyklopaedie von Pauly - Wissoiva (= P W). oder Apheleia, von denen die zweite wohl nur
eine Schreibervariante der ersten ist. Die
I. Kultus. G0 Priesterin der Aidos hatte einen Ehrensitz im
Die Thatsache, dafs eine Gottheit Kultus Dionysostheater. Eleos ist nicht ausschliefs-
geniefst, setzt nicht voraus, dafs ihre Verehrer lieh hier verehrt worden, wie Pausanias wollte,
eine klare und durchgebildete Vorstellung von denn in Epidauros ist ein Altar auch dieses
ihrem Wesen haben. Kultushandlungen sind Gottes zum Vorschein gekommen; vielleicht
die erste Reaktion des primitiven Menschen ist an eine direkte Übertragung des athe-
auf einen religiösen Eindruck. Wenn im nischen Kultes zu denken. — Athen eigen-
Sturrne des Gewitters und im Toben der Ele- tümlich ist die gemeinschaftliche Verehrung
mente eine unbekannte Macht ihre Kräfte der der Eukleia und Eunomia. Ein Tempel der
2073 Personifikationen (Kultus) Personifikationen (Kultus) 2074
Eukleia allein wird bei Pausanias, ein Heilig- die verwandte Euthenia in Kilikien und
tum beider Göttinnen in der grofsen Restau- Alexandria, ein Koros, wie es scheint, in Ly-
rationsurkunde von der Akropolis erwähnt; dien. Dike ist speziell für Gortyn bezeugt,
eine Reihe von Inschriften bezeugen das die Stadt des berühmten griechischen Rechtes.
Priestertum beider: der Priester war lebens- Die Beisitzerin des Zeus hat auch einen
länglich im Amt und hatte einen Ehrensitz düsteren Charakter und steht in Beziehung
im Theater. Wir erkennen bei Eukleia eine zur Unterwelt: sie wird angerufen in einer
weiter reichende Bedeutung: man feierte ihr Verwünschungsformel, die an Hermes und
in Korinth ein Fest, der nach ihr benannte Persephone gerichtet ist; als Verwandte der
Monat Eukleios ist für mehrere Orte belegt. 10 Erinys erscheint sie im Schwur der Klytai-
Ilire nahe Beziehung zum häuslichen Leben mestra. Der mit dem Kreise der Erdgott-
verrät die bei Plutarch erhaltene Nachricht, heiten verbundene kretisch-eleusinische Plutos
dafs in Boeotien und Lokris Braut und Bräutigam wurde auch in Athen am Thesmophorienfeste
der Eukleia das einleitende Opfer darbringen angeraten, an dritter Stelle hinter Demeter
(■jiQO&vovatv) und ihr Altar wie Kultbild auf und Köre. Die Maniai auf dem Wege von
jedem Markte zu finden sei. Diese Bedeutung Megalopolis nach Messene und die Ablabiai
erklärt ihre Angliederang an Artemis, wie in Erythrai sind gewifs den Eumeniden ver-
vielleicht auch an Aphrodite: beide sind Gott- wandte Bildungen, man braucht deswegen
heiten des Frauenlebens. — Ein Heiligtum der nicht zu verkennen, dafs sie selbständig im
Pistis, das Diogenian für Athen bezeugt, 20 Volksgeiste wurzeln.
schliefst sich der oben erwähnten Gruppe von Die meisten der genannten Gottheiten sitzen
Abstraktionen an. — Sparta verehrt den in einem lokalen Kulte fest und haben nicht
Phobos, den Thanatos und den Gelos, ein mehr als lokale Geltung; Phobos begegneten
charakteristischer männlicher Dur- Akkord, wir wir freilich an verschiedenen Orten. Dasselbe
hören nichts Näheres. Korinth besafs am ist noch von einigen anderen Personifikationen
Aufgang nach Akrokorinth ein Heiligtum der zu berichten. Arete finden wir in Smyrna und
Bia und Ananke, das Betreten dieses Heilig- Pergamon, in Karien und Lykien verehrt, und
tums war verboten. Wir denken an das geheim es ist zweifelhaft, ob Wernicke bei P W Recht
gehaltene Kultbild der Soteria in dem nicht hat, wenn er die römische Virtus als Vorbild
weit entfernten Aigion, wo zudem der merk- 30 betrachtet: Virtus ist zumeist an Honos ge-
würdige Brauch bestand, einheimisches Opfer- bunden, und die pergamenische Weihung gilt
gebäck aus dem Tempel der Göttin zu nehmen Arete und Sophrosyne, einem Paare, das ge-
und in das Meer zu werfen, mit der Begrün- rade in dieser Verbindung auch sonst in
'S
düng, man sende es der Aretkusa in Syrakus. griechischen Vorstellungskreisen nachweisbar
Es ist nicht durchsichtig, welche Beziehungen ist: so wird die Priesterin der Arete in Aphro-
und Vorstellungen hierbei obwalten, aber man disias wegen ihrer acocpQoövvt} geehrt, Arete
hat es zweifellos symbolisch als Rudiment und Sophrosyne erscheinen neben einander in
alten Kultzusammenhanges zu verstehen, nicht dem Grabepigramm bei Kaibel n. 34 und als
anders wie das Haupt, das alljährlich von Namen zweier Töchter des älteren Dionysios
Ägypten nach Byblos geschwommen kommt, 40 bei Plutarch, Dion c. 6. Dikaiosyne ge-
und der Brief im verpichten Kruge, den die niefst in Pergamon Verehrung, zu Epidauros
ägyptischen Frauen alljährlich übers Meer den ist ein Pyrphore in ihrem Kult thätig; eine
Frauen von Byblos senden, wo es nicht nötig Erweiterung ihrer Machtsphäre beweist ihr
ist in thatsächlichen Naturvorg-ängen eine Er- mehrfach bezeugter Anschlufs an Isis. Weitere
o
klärung zu suchen (Wuensch, Das Frühlings- Kreise zieht der Kult der Peitho: ihre Ver-
fest der Insel Malta S. 23, 4). Ein zweites ehrung in Athen wird auf Theseus zurückge-
Heiligtum der Soteria befand sich in Patrai, führt, jährliche Opfer erwähnt Isokrates, ihre
eine Weihung aus Epidauros hat der soeben Priesterin hatte einen Sessel im Theater, eine
erschienene 1. Band der peloponnesischen In- Basisinschrift von der eleusinischen Strafse
schritten gebracht. Da Aigion und Patrai 50 meldet die Weihung einer Statue; ihr Bild
Küstenstädte sind, so wird man an eine aus stand im Aphroditeheiligtum zu Megara, auf
dem Meere r rettende ' Gottheit denken : der dem Markt von Sikyon hatte sie ein Heiligtum
erwähnte Brauch weist in dieselbe Richtung. und stand in Kultverbindung mit Apollo und
— Die Bewohner von Gades, die nach den Artemis; in Mylasa wird ein Priester erwähnt,
Worten des Philostratos tisqitxoL etat tot. &sia, auf Thasos hatte sie einen alten Tempel,
haben dem Eniautos, dem Geras, der Penia Sie ist wie Eukleia Ehegöttin und wie diese
und der Techne Altäre errichtet. Kairos hat an Aphrodite und Artemis angeschlossen,
einen Altar in Olympia, Metameleia wurde zu Ehegöttin ist auch Homonoia, die starken Ein-
'Argos verehrt, Hypnos erhielt mit den Musen flufs der römischen Concordia erfahren hat,
zusammen Opfer in Troizen; eine Weihinschrift 60 wiewohl er im einzelnen nicht leicht zu be-
aus Athen nennt ihn neben Asklepios und stimmen ist. Vor ihrem Tempel erwartet in
Hygieia, auch in Epidauros haben sich zwei Milet der Bräutigam die Braut; sonstige Heilig-
Weihungen gefunden : der Heilschlaf erhält in tümer sind für Tralles, die Insel Thynias (in
ihm einen speziellen Vertreter. (Waram D//te)i- der Argonautensage) und Kos bezeugt; für
berger behauptet, im Athener Asklepieion sei Nikomedeia ist ein Tempel zu erschliefsen.
keine Inkubation geübt worden, ist mir un- Einen Altar kennen wir aus Olympia, ein
verständlich.) Eubosia (resp. Euposia), die zweiter aus Athen war der Homonoia eines
Göttin der Fülle, ist in Phrygien heimisch ; Thiasos geweiht. Priester der Homonoia
2075 Personifikationen (Kultus) Personifikationen (Kultus) 2076
räv 'ElXrjvcov in Lebadeia, der H. Primigenia Weihung gemeinschaftlich mit Hora; denn
in Ephesos und der H. Sebaste in Parnphylien nichts anderes ist hier Hora als die cgute
werden inschriftlich erwähnt. Weihungen sind Stunde', der günstige Augenblick: eine Weih-
zu belegen für Theben, Epidauros, Mytilene, ung an den Dies bonus bietet die treffendste
Iasos, Kyzikos: zum Teil ist auch hier die Parallele. Die religiöse Phantasie der Griechen
Göttin spezialisiert. Ihr Name und Bild tritt hat frühzeitig das Bedürfnis empfunden, die
auf Münzen der verschiedensten Städte auf; freundliche Seite der Gutes und Schlimmes in
durch Concordia beeinfiufst und dieser gleich- jähem Wechsel verleihenden Glücksgöttin zu
gesetzt, erscheint sie hier auch als H. des einer eigenen Gestalt zu verdichten. Die gute
Kaisers und des Heeres; ihre Darstellung ver- 10 Tyche besafs in Lebadeia mit dem guten
bindet sich mit der der Eirene und Demeter. Dämon ein gemeinschaftliches Heiligtum, in
Man sieht, die Verbreitung ist weit, aber sie dem sich die Besucher des Trophonios-Orakels
wird zu einem grofsen Teile der Identifikation auf den Hinabstieg vorbereiteten; in der Altis
mit der römischen Concordia verdankt. von Olympia war ihr ein Altar errichtet; in
Eros und Nike müfsten hier eine Stelle Athen hatte sie ein Heiligtum und empfing
finden, doch darf ich wie in der Liste der Opfer, auch von den Strategen; im Demos
Kultusthatsachen auf Furtwänglers und Buttes Kollytos ist ihr Kult belegt; in der Götterver-
Einzelartikel verweisen. Den Abschlufs dieser Sammlung des didymäischen Apolloheiligtums
Reihe bildet eine Gestalt, die eine Art Über- nimmt sie einen bevorzugten Platz ein; in
gang zu den persönlich entwickelten Göttern 20 Mylasa ist ihr Kult mit dem des Zeus ver-
darstellt und doch infolge ihres unbestimmten, bunden; ihr Priestertum begegnet in der Ver-
schillernden Charakters niemals eine fest um- kaufsliste von Erythrai, in Smyrna war ein
rissene göttliche Person geworden ist: die Ttvqyog nach ihr benannt. Weihungen sind
Göttin Tyche. Es ist hier nicht der Ort, eine aus den verschiedensten Teilen griechischen
Entwickelung der Vorstellungen von ihrem Sprachgebietes bezeugt, auch in spezieller
Wesen zu geben, worüber man das Schönste Verknüpfung mit einem Kollegium und be-
noch immer in dem bekannten Abschnitt von stimmten Personen tritt die Göttin auf. —
Rohdes Griechischem Roman (S. 276 ff.) findet, Tyche war vermöge der Allgemeinheit der
aber ein Überblick über die Stätten ihrer Ver- ihrem Begriff zu Grunde liegenden Vorstel-
ehrung ist am Platze. Dem götterfrohen Athen 30 hingen gewifs schon in früher Zeit an mehr
ist Tyche fremd: erst zur Zeit des Herodes als einem Orte als besondere Schutzgöttin der
Atticus erhielt sie bei Gelegenheit des Stadion- Stadt, die sie verehrte, betrachtet worden : so
baues einen Tempel; dafs es die Tyche der haust sie in Sikyon als Akraia auf der Akro-
Stadt (s. u.) war, die in diesem Tempel verehrt p'olis. Diese lokale Bedeutung (vgl. schon
wurde, beweist die Inschr. Dittenberger Syll.2 Pind. Ol. 12, lf.) steigert sich in der helle-
397, in der Regula, die Gattin des Herodes nistischen und besonders in der Kaiserzeit
Atticus, als erste Priesterin der Tv%r\ xf\g 716- unter dem Einfiufs der römischen Genius-
Iscog bezeichnet wird. Vgl. auch Waehsmuth, Vorstellungen zu der ganz bestimmten Spezies
Athen. Mitt. 9 (1884) S. 95. Heiligtümer be- der Tv%n nolscog. Bekannt ist die Tyche von
sitzt Tyche in Megara und vielerorten im Pe- 40 Antiocheia und ihre Darstellung durch Euthy-
loponnes; Pansanias erwähnt deren eine ganze mides; Weihungen beispielsweise aus Myra
Reihe, so in Korinth, Sikyon, Argos, Hermione, (Lykien) C.I. G. 4303b und Neapel /. G.S.I. 720,
Pharai, Elis, Aigeira und Megalopolis. Weiter vgl. die Weihung [T]v%n ©daov Dittenberger
sind bezeugt ein Heiligtum in Theben, Kult- Sylt2 788. Auch hier genügte nicht überall
bild in Thespiai, Heiligtum m Perinth, Weih- die einfache Tyche: auf Melos verehrte man
ungen aus Epidauros, Troizen und Sparta, eine 'AyuQ-r) Tv%r\ Mrjlov, deren Kultbild, mit
Tempel und Weihungen auf Thera, Weihung Plutos auf dem Arm, in einem späten Relief
aus Nisyros, Priester und Weihung auf Rhodos, und übereinstimmenden Münztypen der Insel
Kultbild und Tempel in Smyrna, Priesterin in von Wolters erkannt worden ist {Athen. Mitt.
Trapezopolis, Heiligtümer in Syrien und Sy- 50 15 [1890] 246 ff.), und noch weiter geht das
rakus. In Elis hat Tyche Kultgemeinschaft Psephisma der Parier in Magnesia, das die
mit dem knabengestaltigen Sosipolis, in Aigeira Worte enthält (tovg öcyüvccg) 6vy%a\xa\oY.Ev-
steht ein geflügelter Knabe neben ihrem Kult- cc£[av T]v%r] ovqLv äyccftf] ti]g rs n6l[scog rf;s
bild, in Theben trägt sie den Plutos auf dem fj^£rf\Qa[gyialrfjgMayv^to}v], Inschr. v.Magnesia
Arm. Von besonderem Interesse ist die lako- nr. 50, 30 ff. Doch die Tvyr\ ndlscog steht
nische Inschrift mit der Opferordnung, in der schon aufserhalb des Kreises unserer Betrach-
Tyche neben Demeter, Despoina, Pluton und tung.
Persephone, also lauter chthonischen Gottheiten, Wir müssen noch etwas Nachlese halten,
erscheint: sie erhält als Opfergabe ein mann- Die Überlieferung von den Altären der Anai-'
liches Ferkel und ein Brot. Aus derselben 60 deia und Hybris in Athen (Theophrast bei
Gegend stammt die fragmentierte, in der Ephe- Zenobius 4, 36, Clemens Protr. 2, 26 p. 7, 46
meris arch. veröffentlichte Inschrift, wo Tyche Sylburg, vgl. Cic. de leg. 2, 11, 28), also von
innerhalb eines Götterkollegiums mit gemein- Personifikationen f schlimmer' Eigenschaften,
samem Priester 'auftritt. Dafs Tyche geradezu beruht auf einem offenbaren Mifsverständnis,
chthonischen Charakter besessen habe, ist das die Existenz der beiden Steine Anaideia
nicht unwahrscheinlich : man denke an den und Hybris auf dem Areopag, die vom Kläger
Fruchtbarkeitsdämon Tychon. Tyche als Göttin und Beklagten betreten wurden, zum Aus-
des Zufalls und der Gelegenheit erhält eine gangspunkte hat. (Vgl. auch WilamowitZ,
2077 Personifikationen (Kultus) Personifikationen (Kultus) 2078
Herakles 22 S. 129, 1). Dafs der ruchlose Dikai- (Karieu), 'Exxfajff/a in Aigeai (Kilikien) und
arch, wo er mit seinen Schiffen landet, Altäre die hierhergehörige 'Elsv&EQia bereits in der
der Asebeia und Paranomia errichtet und opfert, ersten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. in Kyzikos,
hat nur den Wert eines Bühneneffekts; aber später in Tion (Paphlagonien) und Aphrodisias
es ist ein indirektes Zeugnis für den Kult der (Karien); in Ephesos ist ein Priestertum der
Eusebeia und Eunornia und seine Bedeutung. Synkletos direkt bezeugt. Von einem Tempel,
Eine Sonderstellung nimmt der Kult der den die kleinasiatischen Städte dem Tiberius,
Eirene in Athen ein, sofern er einem äufseren der Livia und dem Senat zu errichten be-
Anlafs seine Einsetzung verdankt, ein Vorgang, schlössen hatten , hören wir durch Tacitits.
der auf griechischem Boden so ungewöhnlich, io Bei dem Wettbewerb der elf in Betracht kom-
wie er im Rom der Kaiserzeit die Regel ist. menden Städte trug Sniyrna den Sieg davon.
Nach dem Siege des Kimon am Eurymedon Die nicht unbedeutende Anzahl von Per-
(anders Isokrates und Nepos) stiftete man zu Bonifikationen auf alexandrinischen Münzen
Athen der Eirene einen Altar. Man brachte der Kaiserzeit ist im wesentlichen auf Um-
ihr an den Synoikien unblutige Opfer dar, ein bildung römischer Gestalten zurückzuführen,
Agalma stand im Prytaneion, die Gruppe des so Elpis, Eleutheria, Eirene, Homonoia, Pronoia.
Kephisodot ist bekannt. Dafs die Göttin kein Immerhin sind Personifikationen wie Dynamis,
farbloser Begriff, vielmehr im Volksglauben Kratesis (bei denen man an Virtus denkt) und
von jeher lebendig war, beweist vor allein Semasia völlig vereinzelt,
ihre bereits bei Hesiod vollzogene Verbindung 20 Usener hat uns gelehrt, dafs eine grofse
mit Dike und Eunornia zum Dreiverein der Anzahl göttlicher Beinamen ursprünglich selb-
Horen. Eine ihr dargebrachte Spende wird ständige Gestalten bezeichnete. Einige derart
auf einer der Musenbasen von Thespiai er- sind uns bereits vor Augen gekommen; zu
wähnt, ein Priestertum der Eirene nennt die erwähnen sind noch Euploia und Praxis als
Verkaufsliste aus Erythrai. Beinamen der Aphrodite, Euporia und Eupraxia
Auf den kleinasiatischen Münzen der Kaiser- als solche der Artemis, Pronoia als Beiname
zeit treten in grofser Anzahl Personifikationen der Athena. Ob die Aufschrift EVKAEIA
des Volkes und kommunaler Körperschaften auf dem Helm der Athena auf einer bei
auf. Bare Ausgestaltung scheint im Anschlufs Welcher {Götterlehre 2, 297) ohne Quellenangabe
an die von der servilen Provinz betriebene 30 erwähnten Münze von Syrakus dazu berechtigt,
Verehrung des römischen Senats (Evvy.lrixog) er- eine Athena Eukleia anzunehmen (Welcher
folgt zu sein, indem man diesem ein lokales 3, 221), ist fraglich. Interessant ist der Schlufs
Gegenstück gegenüberstellte. Aber dieselben eines Orgeonendekrets aus dem Jahre 302/1
Vorstellungen finden sich früh auf griechischem v. Chr. , nach dem der mit einem Kranz be-
Boden. Schon Demokratia gehört hierher, der lohnte Stephanos av&hjxs xr\v Jrnir\XQcc 'Oftd-
die athenischen Strategen im Boedromion des voiccv xov v.oivo{v). Es ist möglich, dafs Ho-
Jahres 332/1 opferten; ihre Statue stand an monoia hier als Beiname der Demeter anzu-
ausgezeichnetem Platze, und selbst eine Athena sehen ist, was bis jetzt keine Parallele hat;
Demokratia kommt vor. Demos war dem beide Gottheiten werden nämlich neben ein-
Publikum des Aristophanes eine geläufige Ge- 40 ander dargestellt auf Münzen des Septimius
stalt, und dafs er göttliche Ehren gemeinsam Severus und Elagabal; auf anderen Kaiser-
mit den Chariten genofs, wissen wir aus Jo- münzen erscheint 'O^oyoicc asßaGtf} direkt im
sephos und zahlreichen Inschriften, die das Typus der Ceres, mit Ähren in der Hand, ja
Heiligtum oder den Priester dieses Götterver- auf einer des Domitian gar mit Fackel in der
bandes erwähnen. Eine Statue des Demos stand Linken und einer Schlange zu ihren Füfsen :
in Sparta, einen Tempel besafs er mit Homo- das ist eben nichts anderes als eine Demeter
noia in Kos, mit den c Göttern' auf Amorgos. Homonoia; ganz entsprechend ist der Athena-
Auch in Magnesia am Maeander gab es köpf mit Umschrift Aa\ioY.Qa.x'iag auf einer
Priester des Demos, und da sich eben dort Münze von Telos als Athena Demokratia zu
Weihungen an Artemis Leukophryene und den 50 deuten. Aber selbst wenn man o^iovoiccv an
Demos gefunden haben, so ist man genötigt obiger Stelle prädikativisch zu nehmen und
auch bei den zahlreichen Weihungen aus klein zu schreiben geneigt ist, so bleibt uns
anderen Gegenden, in denen der Demos neben die Inschrift gleichwohl ein schätzbares Do-
einer Gottheit genannt wird, einen Kult vor- kument für die Genesis göttlicher Epitheta,
auszusetzen, wie er denn für Amorgos und Während wir in griechischem Bereich auf
Kos direkt bezeugt ist. Den Ausgangspunkt einen weiten Umkreis verstreute, vereinzelte
für die Verehrung des Demos bildet ohne Zeugen vernehmen durften für eine Kultübung,
Zweifel der Hort der Demokratie, Athen selbst. die in den meisten Fällen in der Vorstellung
Vereinzelt erscheinen Demos und Bule auf einer lebendig wirksamen Macht ihre Wurzel
Münzen von Melos und Kos, aufserordentlich 60 hatte, sehen wir auf römischem Gebiete die
häufig dagegen ist, wie bereits angedeutet an den einen Staatskult gebundene Heraus-
wurde, das Auftreten der politischen Personi- bildung und Neuschöpfung göttlicher Abstracta
fikationen auf den Kaisermünzen Kleinasiens. in einer ununterbrochenen Entwicklungslinie
Hier begegnen Ji^og und itQog Afi\Log, Bovlrj vor uns: aber diese Personifikationen, so üppig
und Isqu Bovlrj, auch Bovli] Klccvdioc, rtQOvaiu sie ins Kraut schiefsen, kommen zum gröfsten
und hgä rtQovalu, Zvvx.lr\xog und itqa Eivuly]- Teil nur wenig über die begriffliche Sphäre
xog, fttbg SvvAh]Tog, %aä UvvKlrjTog, vereinzelt hinaus, in der sie ihren Ursprung haben. Die
dupoxQccTiu in Knidos, 2waQ%L<x in Antiocheia eigentümliche Blässe und man möchte
2079 Personifikationen (Kultus) Personifikationen (Kultus) 2080
sagen — Charakterlosigkeit dieser Götterge- Praeneste. Das Wesen der antiatischen For-
stalten, sowie die verhältnismäfsig deutliche tunen ist für uns nicht mehr deutlich erkenn-
Kontinuität ihrer Entwicklung gestatten, dafs bar; bei der praenestinischen Göttin tritt der
wir uns bei ihrer Darstellung summarischer mütterliche Charakter klar zu Tage: sie ist
fassen; zudem kann auf das ausgezeichnete eine y.ovQotQÖcpog und wird von den Matronen
Buch Wissoicas, ' 'Religion und Kultus der verehrt, ihr Tochterverhältnis zu Iuppiter be-
Römer,} verwiesen werden, dem sich die fol- ruht auf fremden Einflüssen. Die Fortuna
genden Auseinandersetzungen im wesentlichen primigenia von Praeneste erhielt im Jahre
n
anschliefsen. 194 a. C. einen Tempel in Rom auf dem Qui-
Tum autem res ipsa, in qua vis inest maior 10 rinal und wurde unter dem Namen der For-
aliqua, sie appellatur , ut ea ipsa nominetur tuna publica populi Romani Quiritium prirni-
deus: so leitet Cicero (n. d. 2, 23, 61) seine genia zu der eigentlichen Staats-Fortuna. Mit
kurzen Bemerkungen über die Vergöttlichung ihr verband sich aller Wahrscheinlichkeit nach
abstrakter Begriffe ein; wenige Zeilen weiter die Vorstellung der Glücksgöttin, die an dem
heifst es: quarum omnium verum quia vis praenestinischen Losorakel einen Anhalt hatte
erat tanta, ut sine deo vegi non posset, ipsa und durch griechische Ty che -Vorstellungen
res deorum nomen obtinuit. Genannt sind genährt wurde. Das Schwankende des Glücks-
Fides, Mens, Virtus, Honos, Ops, Salus, Con- Begriffs einerseits und andererseits die den
cordia, Libertas, Victoria. Cicero steht auf Römern eigene Art, das Thatsächliche und
demselben absoluten Standpunkt, der für uns 20 Einzelne im Begriff festzulegen, führte dazu,
bei der stofflichen Abgrenzung mafsgebend dafs Fortuna mit einer Unzahl von Beinamen
war: ihm sind die aufgezählten Gestalten eben ausgestattet und in eine entsprechende Anzahl
durchweg Personifikationen abstrakter Begriffe. von Spezial-Fortunen zerlegt wurde ; besonders
Aber diese Personifikationen, die in der an- charakteristisch ist die F. huiusce diei. In
scheinend gleichartigen Reihe so unvermittelt der Kaiserzeit gewinnt neben der F. augusta
neben einander stehen, sind ihrer Herkunft eine besondere Bedeutung die F. redux, deren
nach sehr verschieden. Auch hier giebt es Kult nach der glücklichen Rückkehr des
Gottheiten, die einen volleren Inhalt haben, Augustus aus dem Orient eingesetzt wurde:
als der in der Sprache abgeschliffene Begriff, zu ihr betete man auch in der Folgezeit, dafs
so vor allem Ops, die alte Genossin des Con- 30 sie den in der Fern« weilenden Herrscher
sus, die Göttin des Erntesegens. Varro (de wohlbehalten in die Heimat zurückgeleite.
I. I. 5, 74) schreibt die Gründung eines ihr Späterhin, als die Umrisse der alten Götter-
geweihten Altars dem Titus Tatius zu und gestalten verschwimmen, tritt F. in Verbindung
nennt kurz vorher unter den Göttern fsabi- mit Isis oder wird als F. Panthea ein allum-
nischen' Ursprungs: Salus, Fortuna, Fors und fassendes Wesen.
Fides. Das ist in der Ordnung, soweit damit Fides ist keine selbständige göttliche Bil-
ein hohes Alter dieser Kulte bezeichnet wird. düng, sondern gehört zu der Gruppe abstrak-
Wie Ops mit Consus, so stand Salus, die ter Personifikationen, die aus alten Kultbei-
alte Göttin des Staatswohles, in Kultverbindung namen höherer Götter abgeleitet sind. Der
mit Semo Sancus und Dius Fidius. Ops wurde 40 zu Grunde liegende Begriff der Treue, der in
später der griechischen Rhea angeglichen und dem Namen des Dius Fidius adjektivisch aus-
Gattin des mit Kronos identifizierten Saturnus; gedrückt ist, wird von dem Gotte losgelöst
die Gestalt der Salus wurde durch die der und in einem eigenen numen verselbständigt,
griechischen Hygieia beeinflufst, und die alte Der Tempel der Fides ist in der Mitte des
politische Göttin, nunmehr zu dem körper- 3. Jahrhunderts a. C. auf dem Kapitol in
liehen Wohlbefinden der Menschen in engere nächster Nähe des Iuppitertempels geweiht
Beziehung gesetzt, trat dem Heilgotte Aescu- worden, aber der Kult mufs viel älter sein,
lapius zur Seite. Fortuna und Fors Fortuna wie das merkwürdige Ritual beweist, von dem
brachte man mit Servius Tullius in Verbindung. wir Kunde erhalten. In denselben Kreis ge-
Fors Fortuna, am rechten Tiberufer verehrt, 50 hört Libertas, die in der zweiten Hälfte des
war ursprünglich eine ländliche Gottheit; ihr 3. Jh. einen Tempel auf dem Aventin er-
Fest wurde vom niederen Volke mit ausge- hielt. Sie hat sich von Iuppiter Liber (Liber-
lassenem Jubel gefeiert. Auch Fortuna auf tas) losgelöst, der gleichfalls auf dem Aventin
dem Forum boarium hat durchaus nicht von verehrt wurde, und feiert ihr Stiftungsfest an
vornherein den Charakter der Glücksgöttin; den Iden des April, also an einem dem Iup-
vielmehr verraten ihre allerengsten Beziehungen piter heiligen Tage. Ursprünglich galt ihr
zu der benachbarten Mater Matuta, dafs sie Wirken der persönlichen Freiheit des einzelnen
wie diese eine Frauengottheit war. Die Be- Bürgers; erst als die Republik der Vergangen-
deutung der Fortuna für das Frauenleben heit angehörte, ward sie ein Symbol der alten
findet ihren Ausdruck in der Existenz eines 60 politischen Freiheit. Ein anderer Kultbeiname
Heiligtums der F. muliebris an der via Latina, des Iuppiter ist in Victoria verselbständigt:
das nur von einmal verheirateten Frauen be- sie erscheint in den Arvalprotokollen an Stelle
treten werden durfte, sowie in der Schöpfung des Iuppiter Victor; 294 a. C. wird ihr auf
einer F. virilis, deren Kreise sich mit denen des dem Palatin ein Tempel gestiftet. Sie tritt
Venuskultes berühren. Vermutlich ist F. von in ganz persönliche Beziehungen zu den ein-
den Latinern zu den Römern gekommen: zwei zelnen Feldherren oder zu bestimmten Truppen-
berühmte Kultstätten, an denen auch Orakel körpern und symbolisiert die ihnen inne
erteilt wurden, befanden sich in Antium und wohnende Siegeskraft. Ihr von Augustus in
2081 Personifikationen (Kultus) Personifikationen (Mythos) 2082
der Kurie errichteter Altar ist das letzte liebe und das gute verwandtschaftliche Ver-
Wahrzeichen des Heidentums im Kampfe gegen hältnis; ihr wird 181 a. C. ein Tempel auf
die vordringende christliche Religion. dem Forum holitorium geweiht. Aequitas und
Unter den altrömischen Göttergestalten, die Copia scheinen niemals Staatskult genossen zu
einen volleren, nicht blofs rein begrifflichen haben; ihnen verwandt sind Iustitia, die seit
Inhalt haben, sind noch einige zu erwähnen: Tiberius auftritt, auf Kaisermünzen seit Ela-
Iuventas, die Göttin der heranreifenden mann- gabal Abundantia und sjräter Ubertas. Privaten
liehen Jugend, besafs eine Kapelle im Tempel Charakters sind auch die Heiligtümer der
des capitolinischen Iuppiter, in der Cella der Quies und Pudicitia; Quies scheint die Ver-
Minerva, und tritt seit 218 a. C. als Vertreterin io treterin des Ruhestandes zu sein, Pudicitia
der griechischen Hebe auf. Tutela spielt im beschirmt die eheliche Keuschheit der Frauen,
häuslichen Kulte die Rolle eines Genius loci. Die ganze Reihe dieser Personifikationen
Felicitas erhält 116 a. C. einen Tempel im bis hinauf zu der alten Erntegöttin Ops tritt
Velabrum und gelangt zu besonderem Ansehen seit dem Beginn des monarchischen Regiments
in den Zeiten des Sulla, der die Venus Felix mit Annahme des Attributes augusta in engste
als seine Schutzgöttin verehrte; in den Arval- Beziehung zum Kaiserkult. Im Anschlufs da-
protokollen begegnet sie mit Salus verbunden ran entwickelt sich sodann eine Fülle neuer
an hervorragender Stelle nach der capitoli- Gestalten. Die glücklichen Zustände, die der
nischen Trias. Bonus Eventus war Ursprung- Herrscher heraufführt, die verehrenswerten
lieh eine Ackergottheit und waltete über dem 20 Eigenschaften, die er besitzt, die Vorgänge in
Aufgehen der Saat, wurde aber später Gott seiner Familie und seinem Hause, auf die
des glücklichen Gelingens schlechthin und aller Augen gerichtet sind: das alles wird
5
genofs als solcher besonders in den Provinzen personifiziert und zu göttlichem Rang erhoben;
Verehrung, während er im Staatskulte zurück- speziell im Heere laufen den dii militares, den
tritt. Annona, der personifizierte Jahressegen, vergöttlichten Tugenden des Kaisers, die nu-
erscheint auf Weihungen und Münzen. mina castrorum , die Eigenschaftsgötter der
Griechischer Einflufs ist in dem Kulte des Truppenkörper parallel (Domaszewski, Religion
Honos nachzuweisen, der gemeinschaftlich mit des römischen Heeres S. 44).
Virtus bei Porta Capena ein Heiligtum besitzt. Unter den Segnungen, die dem kaiserlichen
233 a. C. wurde es dem Honos geweiht, 205 30 Regiment verdankt wurden, steht obenan der
der Kult der Virtus damit verbunden; die Friede, den Augustus dem Reiche endlich
Verehrung des Götterpaares hat ihren Ursprung wiedergegeben hatte. Im Jahre 13 a. C. be-
im Heer. Das griechische Element verrät sich schlofs der Senat die Errichtung der Ära Pacis
in der Darbringung eines Kuhopfers durch die auf dem Marsfelde, vier Jahre später wurde
Arvalen, während in römischem Ritus das Ge- der reich geschmückte Bau eingeweiht; Vespa-
schlecht der Opfertiere sich nach dem Ge- sian baute derselben Göttin einen Tempel,
schlecht des Gottes richtet, sowie in der That- Die Sicherheit des öffentlichen und privaten
sache, dafs man dem Honos unbedeckten Hauptes Lebens, sowie der Wunsch nach ewiger Dauer
opferte. Ähnliches gilt von dem Kulte der der kaiserlichen Herrschaft fanden ihren Aus-
Mens oder Mens bona, der 217 a. C. gleich- 40 druck in der Verehrung der Securitas und der
zeitig mit der griechischen Venus Erucina ein Aeternitas imperii. Hilaritas, Laetitia und
Tempel auf dem Kapitol geweiht wurde: diese Tranquillitas auf Münzen sind Variationen
Weihung wurde durch die sibyllinischen Bücher auf dasselbe Thema. Von den Tugenden der
veranlafst. Kultgenossenschaften der Mens bona Herrscher wurde Caesars Milde als dementia
sind für Mittel- und Süditalien bezeugt. Ihre in einem eigenen Heiligtum verehrt, der
Bedeutung ist nicht ganz klar; doch scheint gleichen Eigenschaft Hadrians galt der Kult
sie eine Art Hüterin der geistigen Kräfte: sie der Indulgentia. Die Providentia der Kaiser,
verleiht den heranwachsenden Knaben die der man bei Abwendung von Gefahren opfert,
bona mens, neben Salus erscheint sie auf einer verschiebt sich zur Pr. deorum, die über diesen
Weihung aus Tibur, und in der Umgangs- 50 Herrschern waltet. Der Fecunditas werden
spräche wünscht man sich bonam mentem, Ehren erwiesen bei der Niederkunft der Pop-
bonam vcüetudinem (Petron 61). paea, der Kult der Disciplina knüpft an eine
Neben den bisher vorgeführten Götterge- Heeresreform Hadrians an, ganz persönliche
stalten treten bereits in republikanischer Zeit Erlebnisse des Claudius und Hadrian geben
solche auf, die, in Anknüpfung an bestimmte Anlafs zur Verehrung der Constantia und Pa-
äufsere Ereignisse geschaffen, keine andere tientia. In der Häufung der Epitheta wird
als eine rein begriffliche Unterlage haben. die spätere Zeit immer schrankenloser, die
Dahin gehört vor allem Concordia, der bei Grenzen zwischen Gottheit und blofsem Ab-
verschiedenen Gelegenheiten Heiligtümer ge- stractum, die an sich in der letzten Epoche
stiftet werden, wenn nach Unruhen und Wirren 60 keine scharfen mehr zu nennen waren, ver-
die Eintracht wieder hergestellt ist; ihr Haupt- fliefsen völlig. Ciaritas und Nobilitas sind nur
tempel wurde 367 a. C. am westlichen Ende noch Titulaturen: mit ihnen haben wir das
des Forums geweiht nach Beendigung der Gebiet des Kultus bereits verlassen.
Streitigkeiten um die Licinischen Gesetze.
Spes erhielt ihren Tempel am Forurn holitorium H« Mythos.
nach dem ersten punischen Kriege; sie ist die Bei Gelegenheit einer Hungersnot weihten
Göttin, die Erfüllung dessen gewährt, was die Athener dem Limos ein Stück Landes und
man erhofft. Pietas repräsentiert die Kindes- nannten es Aipov TtsSiov (s. Kultusliste u.
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 66
2083 Personifikationen (Mythos)
Limos). Solche Bezeichnungen enthalten An-
sätze mythischen Denkens, sofern die Angabe
eines Wohnorts nicht nur die dauernde Existenz
eines göttlichen Wesens verbürgt, sondern be-
1) Geras und Herakles, Vasenbild (nach Journ. of hell. stud. 1S83 pl. 30)
i-eits die Anfänge und Bedingungen metapho-
rischer Vorstellungen in sich schliefst. Diese
Art der Metapher kann im letzten Grunde die
Bezeichnung eines Kultplatzes sein, wie in
ü) Geras und Herakles, Vasenbild (nach P/tilol. 50 T
obigem Falle, sie kann aber auch rein my-
thischer Vorstellungsweise entpringen, wie es
besonders deutlich die um die Behausung der
Lethe gruppierten esch atalogischen und Unter-
weltsvorstellungen zeigen. Das ntdlov der
Personifikationen (Mythos) 2084
Lethe ist aus Plato und Aristoplianes bekannt
(s. Preller- Robert 1, 827. 2), ihm gegenüber
steht ein nnöiov der Aletheia Plato Phaedr.
p. 248 5, Studemiinä, Anecd. 2, 121, 21; xönog
der Lethe heilst der
Schlund, an dem
die Seelen sich
sammeln Plut. ser.
ii tan. vind. 22 p.
566 A, vgl. döpoi,
ä6y.og und itvlcci
der Lethe Preller-
Robert a. a. 0.,
EA 2, 1957, 61,
Wagner, Epitoma
Vaticana S. 155 f;
auf dem Throne
der Lethe nehmen
Theseus u. Peiri-
thoos Platz , als
sie in den Hades
gelangt sind, und
können dann nicht
mehr fort, da sie
von Schlangen um-
wunden werden
Apollod. epit. 6, 3
(vgl. den Thron der
Dike Herne S. 148).
Zum rein Poeti-
schen führen die in Grabepigrammen vor-
kommenden Bezeichnungen lifirjv, tdog, x£v&-
ftwv oder Zosßog der Lethe hinüber I. G. 1. 3,
107, Petrie, Naukratis 1, 63 pl. 31, 11, 4, Mon.
ant. 11 p. 477 sq. nr. 3, 9 f., Oest.
Jahresh. 5 (1902) S. 15 nr. 4, 6, vgl.
das dunkle Haus der Ananke I. G. 1.
3, 1065, 1, 3. Der teiiiäv der Ate
bei Empedokles fr. 121 Diels scheint
nicht mehr zu sein als eine dichte-
rische Bezeichnung des Jammer-
thaies auf Erden (s. PW 2, 1900),
und der seit hellenistischer Zeit
vorkommende Name vAxr\g löyog für
den Ilios -Hügel {EA 1, 669 PW2,
1901) hat gleichfalls nicht mehr als
poetischen Hintergrund.
Es ist in den einleitenden Be-
merkungen gesagt worden, dafs für
unseren Artikel vom Mythos nicht
viel übrig bliebe als Genealogie.
Die wenigen Mythen, in denen uns
Personifikationen begegnen, stelle
ich kurz zusammen. Dabei mufs
bemerkt werden, dafs es sich um
keine eigentlichen Abstraktionen
handelt, wie begreiflich.
Eris 1) in der Vorgeschichte des
trojanischen Krieges. Den Streit
stiftet sie schon in den Kyprien
an, das Apfel-Motiv ist nicht vor-
alexandrinisch, Preller- Plew 2, 411,
Wieseler S. 87 ff., Eraenkel, Arcli. Zg.
31 (1873) S. 38. 2) von der erzürnten Hera zu Aedon
und Polytechnos gesandt, weil diese sich mehr
zu lieben behaupteten, als selbst Zeus und Hera:
so wird Unfriede und Elend ihre Strafe, Boios
bei Anton. Liber. 11 p. 210, 25 ff. West.
2085 Personifikationen (Mythos)
Geras von Herakles bezwungen, ein My-
thos, der uns nur durch zwei inschriftlich ge-
sicherte Darstellungen auf attischen rotfigurigen
Vasen bekannt ist: 1) eine Londoner Amphora,
Journ. ofhell. stud. 1883 pl. 30 (s. Fig. 1) : G., durch
einen nackten welken Körper charakterisiert,
flieht vor Herakles, der mit der Keule folgt.
2) eine Pariser Pelike, Fhilol 50 (1891) T. 1
(s. Fig. 2): G. ist als nacktes kleines altes
Männchen gebildet, mit grofser Hakennase,
in der L. einen Krückstock. Herakles hat ihn
im Nacken gepackt und bedroht ihn mit ge-
schwungener Keule, vgl. Loeschcke, Arch. Zg. 39
(1881) S. 40, 32, Hartwig, Fhilol. a. a. 0.
S. 185 ff.
Hypnos läfst den Endymion mit offenen
Augen schlafen, um sich seiner Schönheit zu
Personifikationen (Mythos) 2086
Sagenform und Darstellung auf Monumenten.
Rationalistische Erklärung und Zurückführung
auf Genreszenen, S. Reinach, Rev. arch. 1903,
184 ff.
Pluto s in der kretisch-eleusinischen Sage:
Demeter gebiert ihn dem Iasion, der sie in
Kreta begattet hat, auf dreimal gepflügtem
Brachland Hes. Theog. 969 ff. Nach dem ho-
merischen Hymnos auf Demeter wird P. als
10 icp£6rtog in das (isycc S&(ia nach Eleusis ge-
sandt 488 f. Als Mutter des P. wird Demeter
in einem Skolion bei Athen. 15 p. 694 c ange-
rufen. Für seine Stellung im attischen Thes-
mophorienfeste s. die Kultusliste. Inmitten
des eleusinischen Götterkreises erscheint er
als Jüngling und Knabe auf zwei Vasenbildern,
Gerhard, Ges. Abh. T. 71, 2. 77, als Knabe
3) Plutos im Kreise eleusinischer Gottheiten (Triptoleinos, Köre, Ge, Demeter), Vasenbild (nach Rev. arch. 3G [1900] p. 93)-
freuen, Likymnios bei Athen. 13 p. 564c
(fr. SB.).
Momos 1) Berater des Zeus in den Ky-
prien, Schol. A 11. A 5. 6. 2) misbilligt,
dafs die Hörner des Stieres unpraktisch an-
gebracht seien, Aesop. b. Aristot. de part. an.
3, 2 p. 663 a 35 (eine ausführliche Fassung
bei Babrius f. 59 : Zeus schafft den Menschen,
Poseidon den Stier, Athena das Haus; M.,
zum Richter gewählt, findet an allem etwas
zu tadeln). 3) tadelt den Pantoffel der Aphro-
dite, da er an ihrer Schönheit nichts aussetzen
kann, Aristides 28, 136 vol. 2 p. 184, 18 ff.
Keil, Philostr. Epist. 37, vgl. Julian, epist. 59
p. 574, 16 ff. Hertl.
Oknos sitzt in der Unterwelt und flicht
ein Seil, das von einem Esel immer wieder
aufgefressen wird, eine der Büfsergestalten
mit der zwecklosen Arbeit ins Unendliche.
Näheres s. EA 3, 821 ff. Ebd. über eine ältere
auf einem stadtrömischen Sarkophag, Gerhard,
50 Ant. Bildw. T. 310, 1 (Litteratur bei OverbecJc,
Kunstmytliologie 3, 510 b); neuerdings hat
S. Beinach die Geburt des Plutos mit grofser
Wahrscheinlichkeit auf einer in Rhodos ge-
fundenen attischen Vase mit Goldschmuck er-
kannt, Rev. arch. 36 (1900) p. 87—98 (s. Fig. 3):
von den anwesenden Personen sind Tripto-
lemos, Köre und Demeter gesichert, P. sitzt
auf dem Füllhorn, das Ge emporhält, und
streckt seine Arme der Demeter entgegen.
60 Po ine tritt in der Linossage (vgl. Preller-
Robert 1, 462, 6) als rächender Dämon auf:
Psamathe, die Tochter des Königs Krotopos
von Argos, hatte von Apollon einen Sohn ge-
boren und aus Furcht vor dem Vater ausge-
setzt. Hirtenhunde töteten das Kind. Da sendet
Apollon die Poine, den Müttern die Kinder zu
entraffen. Koroibos tötet die Poine, mufs aber
zur Sühne nach Delphi, Paus. 1, 43, 7.
66*
2087 Personifikationen (Mythos) Personifikationen (Mythos) 2088
Thanatos 1) von Sisyphos gefesselt, von {—Schol. Od. fi 124 in Cramer,Anecd. Paris. 3,479);
Ares befreit, Schol. A II. Z 153, Welcher, Trilogie nach Apollonius Rhotl. 4, 829 ist Krataiis mit
S. 555. 2) mufs, von Herakles bezwungen, die Hekate identisch, die bei Semos Mutter der
Gattin des Admet aus seiner Gewalt entlassen, Krataiis heifst. Deimos, Phobos und Kydoimos,
Eur. Alhestis. die Diener des Ares, sind Söhne des Polemos
Es ist mehr oder weniger deutlich, dafs Suid. s. v. <dsi(ios vxl. Dike erscheint als
die aufgezählten Gestalten im Volksglauben Mutter der Nemesis Preller-Robert 1, 536, 5.
lebendige Geltung besitzen, speziell für Tha- Harmonia ist Mutter der Amazonen von Ares
natos mufs es betont werden, da ihn Robert Apoll. Rhöd. 2, 990, Pherehydes im Schol. zur
(S. 32. 43) gar zu sehr auf das Niveau dich- 10 Stelle. Hybris gleichzeitig mit Dionysos ge-
terischer Fiktion herabzudrücken versucht hat: boren Athen. 2 p. 36 d; Hypnos vermählt mit
das Burleske einerseits und die rituellen Züge der Charis Pasithea EA 1, 2846, 35; Lethe
anderseits sprechen durchaus dagegen. als Mutter der Chariten Schol. T 11. & 276,
Die bekannten Fabeln von Momos habe des Dionysos Flut. qu. conv. 7, 5, 3 p. 705 B
ich in die vorstehende Reihe aufgenommen, (wo das umgekehrte Verhältnis als das rich-
da zwischen Volksfabel und Mythos kein tigere bezeichnet wird). Metameleia heilst
Unterschied des Wesens besteht. Hinzuzufügen Tochter des Epimetheus, wie Prometheia Toch-
ist die aus jenen Fabeln abgeleitete Redensart ter des Prometheus Schol. Pind. Pyth. 5, 35,
werf iir]d' uv töv Mü[iov l%i\ua\ir\6 uo&ai, vgl. Tzetzes Chil. 6, 913 f. Metis als Tochter
Suid. s. v. 'EQtiüocg = Phot. Bibl. 242 fDamasc. 20 der Daidale Schol. T 11. II 222. Eust. p. 1056,
v. Isidori] p. 341 a 18 Bekh., ähnlich z. B. 53; Peitho als Mutter der Iynx Preller- Robert
Plato Rep. 6 p. 487 A; bei Suidas folgen die 1, 375, 2, als Gemahlin des Argos (nach Phere-
Worte ^7]d' ccv (iiörjöca zbv <&&6vov: das hydes) Schol. Eur. Phoen. 1116, des Phoroneus
scheint auf ähnliche Dinge zu weisen. Das Schol. Eur. Orest. 932. 1246.
sprichwörtliche "Oxvov nloy.ai (z. B. Ar. ran. Loser ist das Verhältnis, wenn irgend
186), wie wohl mit Recht aus ovov itönat ver- welche Gestalten in der Gefolgschaft einer
bessert wird, knüpft an den Oknosmythus an. Gottheit vorgestellt werden, so Lethe und
Was nach diesem übrig bleibt, ist in der Siope im Hause des Pluton Plut. de E Delph.
That nichts als Genealogie. Daran schliefsen p. 394 A, die Lyttai = Erinyen als Helferinnen
sich die abstrakten Potenzen spätgriechischer 30 der Dike Herahlit bei Plut. de exil. p. 604 A
Spekulation, die auf einer breiteren Basis alter de Is. et Os. p. 370 D, Peitho als Begleiterin
Volksüberlieferung ruhen und daher mit Recht der Aletheia Pannen, fr. 4, 4D., Himeros mit
in diesem Abschnitt ihren Platz finden. Eros im Gefolge der Aphrodite Hes. Theog.
Das genealogische Verhältnis ist nicht das 201 f., mit den Chariten bei den Musen hausend
einzige, in das göttliche Wesen zu einander ebd. [64 f.], Peitho neben den Chariten Hes.
gesetzt werden, auch das eheliche kommt in O. D. 73 f., Harmonia mit Hebe und Aphrodite
Betracht und das der Amme zu ihrem Pfleg- verbunden Hom. Hymn. 2, 17 [195], an Stelle
ling, ein Hinweis auf die Bedeutung der der Hebe als Mundschenkin der Götter in
TQocpog. Oft genug ist die Verbindung durch- den Erotiha des Alexandriners Kapiton Athen. 10
sichtig, und dafs die Art der Verknüpfung im 40 p. 425 c. Alle diese Formen des Vorstellens
wesentlichen gleichgiltig und verschiedene Ver- finden in der Dichtung weitgehende Verwen-
hältnisse aus demselben spekulativen Grund- düng, und die Scheidung zwischen allgemein
gedanken entstehen können, zeigt die Stelle Mythischem und persönlich Dichterischem ist
des Cornutus 21 itsol dk rrj? 'Evvovg ol per sehr oft unsicher.
mg iirjTgög, ol 6' (hg ftvyuTQÖg, ol §' mg ZQoepov Eine Reihe von Abstraktionen hat sich zu
"ÄQEcog dicuj)t()OvTca, diacpiQOvtog ovöiv. Enyo festeren Gruppen zusammengeschlossen, ohne
kommt nicht nur als Mutter (vgl. Schol. A PI. dafs die ursprüngliche Selbständigkeit dabei
E 333), Tochter und Amme des Ares vor, verloren ging. Am bekanntesten ist der Drei-
sondern auch als seine Gattin, Schol. Ar. verein der Hören Dike, Eirene, Eunomia, die
pac. 457 rivkg dk 'Agscog ucci 'Evvovg xbv 'Evv- 50 insgesamt selbständigen Kult geniefsen. Seit
üliov. Ich gebe zunächst Einzelheiten. Als Hesiod ist dieser Bund der Zeustöchter populär
Amme der Athener lernen wir Aidos kennen, {Theog. 901 f.), vgl. z. B. Pindar Ol. 13, 6 ff.,
Schol. Aesch. Prom. 12, PW 1, 942, 55, als Anth. Lyr. p. 314 Orusius n. 80, Apollodor
Amme des Apollon Aletheia Plut. qu. conv. 1, 3, 1, 1, Diodor 5, 72, 5, Hygin f. 183, Gor-
3, 9, 2 p. 657 E. Dieselbe Aletheia als Tochter nutus 29, Orph. H. 43, lf. Variationen kommen
des Kronos Plut. qu. rom. 11 p. 266 E, des vor: Dike, Eunomia und Themis nennt zu-
Chronos (Tempus) Gell. 12, 11, 7. Ananke als sammen Bakchyl. fr. 29, 2 ff. Eustasia für
Mutter der Adrasteia Plut. ser. num. vind. 22 Dike tritt ein in der Inschrift von Pergamon
p. 564 E, der Moiren Plat. Rep. 10 p. 617 C, Fraenhel nr. 324, 15. In dem Epigramm bei
Schol. 5 p. 451 A, Themist. or. 32 p. 356b (wo 60 Kaibel, Ep. gr. 1110 (2. Jh. a. C), das sich eng
sie mit ihnen der Geburt vorsteht, wie nach an Hesiod O.T). 197 ff. anlehnt, erscheint neben
* ägyptischer ' Lehre bei Macrobius Sat. 1, 19, 17 Eunomia Aidos als Höre, der Name der dritten
mit Daimon, Tyche und Eros). Anteros (der ist nicht erhalten. Euporia als Höre bei
dritte Cupido) ist der Sohn der dritten Venus Hygin f. 183. Auch neben den bekannten
und des Mars nach Cic. n. d. 3, 23, 60; Cele- Namen der neun Musen finden wir andere
ritas die Tochter der Sonne Mythogr. Vat. Gruppierungen: Pausanias 9, 29, 2 nennt Me-
3, 8, 17. Deimos und Krataiis zeugen die lete, Mneme und Aoide; Arat im 5. Buch der
Sky IIa nach Äemos von Delos F. H. G. 4, 495, 18 a Astriha zählte vier Musen, die bei Cic. n. d.
r-i
2089 Personifikationen (Mythos) Personifikationen (Mythos) 2090
3, 21, 54 als Marne primae wiederkehren. und Phobos und der Harmonia Theog. 933 ff:
Arche, Melete, Thelxinoe und Aoide, die Töchter danach hei Hyg. Harmonia und Formido als
des Zeus und der Plusia Schal. lies. O.T). p. 23 Kinder des Mars und der Venus p. 10 M. (ebd.
Gaisf., Gramer, Anecd. Oxon. 4, 424 f. Polyraa- Iuventus und Libertas als Kinder des Iuppiter
theia als Musenname Plut. qa. conv. 9, 14, 7 und der Iuno); Harmonia als Arestochter auch
p. 746 E; mancherorten war der Gesamtnarne bei Comut. 21. Metis (eine Tochter des Okeanos
nicht Musai sondern Mneiai ebd. 14, 1 p. 743 D. und der Tethys Theog. 358, wie Peitho 349 und
Zum Verein der Chariten gehört Euphrosyne Tyche 360) ist die erste Gemahlin des Zeus
Preller -Robert 1, 481, auch Harmonia erscheint 886ff. ; als die Geburt der Athena in Aussicht
später als Charis Nonnos 13, 339. Unter den 10 steht, verschlingt sie Zeus: das Gleiche be-
Moiren wird Aisa an Stelle der Atropos ge- richtet Apollodor 1, 3, 6, mit dem Detail, dafs
nannt in dem Lyrikerfragment Anth. Lyr. Metis vielerlei Gestalten angenommen habe,
p. 314 Grus. n. 80, schon bei Homer spinnt um der Berührung durch Zeus zu entgehen,
sie mit der Klotho zusammen den Schicksals- Als Genossin des Zeus erscheint sie ebd. 1, 2, 1 :
faden r\ 197 f., vgl. T 127 f. Als Rachedämonen sie giebt dem Kronos ein Mittel ein, worauf
sind neben Erinys Poine und Dike wirksam er Stein und Kinder wieder ausbricht,
je nach dem Grade des Vergehens : Poine Hypnos und Thanatos, von denen der erste
straft die leichten, Dike die schwereren, Erinys im Anne der Nyx begegnet Theog. 756 f., hausen
die schwersten Verbrechen, Plut. ser. mim. in der Unterwelt 758 ff. ; ebendort ist auch das
vind. 22 p. 564 E.F; vgl. die Poinai, die im 20 übrige Geschlecht der Nacht zu denken, das
Tartarus mit Fackeln die Übelthäter sengen dann durch die ganze römische Poesie seit
[PlatoJ Axioch. p. 372 A., dieselben hohnlachend Vergil zum Apparate der Unterwelt gehört,
über das Elend der Toten in dem merkwürdi- Neben den HesiodischenGenealogieen sind für
gen Unterweltsgedichte Fayum Papyri nr. 2, die Verwendung von Abstraktionen in den Spe-
2, 27, Arch. f. Papyrusforschung 2 (1903) S. 358. kulationen der Folgezeit alte Kosmogonieen von
An der Spitze einer genealogischen Speku - Einflufs gewesen, in denen Chronos, Ananke
lation gröfseren Stils steht in unserer Über- und ähnliche Potenzen am Anfang aller Dinge
lieferung die Hesiodische Theogonie. Wie sie stehen. Pherekydes von Syros hatte sein Buch
die Summe zieht aus dem Schatze uralter Tra- mit dem Satze begonnen: fZeus und Chronos
dition, so reicht ihre Wirkung bis in die 30 und Chthon waren ewig' Laert. Diog. 1, 11, 119,
letzten Ausläufer griechisch-römischer Poesie vgl. Damasc. de princ. p. 384 Kopp. Nach
hinein. Von besonderer Wichtigkeit ist in Parmenides (und Hesiod) lenkte Ananke die
dieser Hinsicht das 211 ff. vorgeführte Ge- Urgeschicke der Götter, Plato Symp. p. 195 C,
schlecht der Nacht: Nyx gebiert aus sich vgl. Stob. ecl. 1, 4, 7c, p. 72 W. Das geht in
heraus ohne Vater Moros, Ker, Thanatos, ältere Zeit hinauf, nicht anders als die Bolle
Hypnos und die Oneiroi, sodann Momos und der Ananke im Unterweltsmythus, Plato Bep.
Oi'zys, endlich Nemesis, Apate, Philotes, Geras p. 616 Cff.
und Eris. Von Eris wiederum stammen ab In pythagoreischen Kreisen werden wir an
Ponos, Lethe, Limos, die Algea, Hysminai, eine spekulative Verwendung von Abstrak-
Phonoi, Machai, Androktasiai, Neikea, falschen 40 tionen denken dürfen, wenn das Fragment
Logoi und Amphilogiai, Dysnomia, Ate und bei Stob. 1 p. 22 W. einen Schlufs in dieser
Horkos (vgl. O. D. 804). Hier tauchen zum Richtung gestattet. Hier werden die Zahlbe-
ersten Mal wirklich abstrakte Bildungen auf, griffe mit Götternamen identifiziert, und unter
und gerade diese sind es, die nachher in der diesen befinden sich einige Abstracta : so
römischen Poesie eine schrankenlose Erweite- heifst die Hexas Gamos oder Aphrodite, die
rung erfahren. Direkt von Hesiod sind ab- Hebdomas Kairos oder Athena, die Dekas
hängig 1) Hygin in seiner Liste der Kinder Panteleia, für alle drei haben wir Kultbelege,
von Nox und Erebos praef. p. lff. Muncker: Auch den Stoikern sind Abstraktionen
Fatum, Mors, Letum, Conscientia, Somnus, nicht fremd. Von den sieben sidn &£wv, die
Somnia, Miseria, Petulantia, Nemesis, Euphro- 50 sie nach [Flut.] de.plac. p. 880 A unterscheiden,
syne, Amicitia, Discordia, Senectus, Dolor, beziehen sich das vierte und fünfte auf Ttgccy-
Dolus, Ira, Luctus, Mendacium, Ultio, Iusiu- paTa und Ttd&r}; für die %ä%"r\ sind neben
randum, Intemperantia, Altercatio, Oblivio, So- Aphrodite Eros und Pothos angeführt, für die
cordia, Timor, Superbia, Incestum, Pugna; itQ<ky[icixcc Elpis, Dike und Eunomia p. 880 C;
2) Cicero in der entsprechenden Reihe n. d. unter den r schadenden ' Göttern erscheinen
3, 17, 44: Amor, Dolus, Metus, Labor, Invi- ebd. neben den Erinyen und Ares die Poinai.
dentia, Fatum, Senectus, Mors, Tenebrae, Mi- Cormitus 13 nennt an hierher gehörigen Gott-
seria, Querella, Gratia, Fraus, Pertinacia, Som- heiten Aisa, Ananke, Tyche und Opis, die
nia, wo ebenfalls Erebos und Nox als Eltern strafende Rücksicht. Metis hiefs nach einigen
erwähnt werden. 60 Stoikern das im Kopfe lokalisierte und
Andere Einzelheiten der Theogonie, die in mit der ygovrieig identische i)ysiioviw.6v,
der späteren Myelographie fortwirken, sind Philod. n. sva. p. 83, 9 ff. Gomp. Stoisch ist
folgende: Styx gebiert dem Pallas Zelos (der auch die Gleichsetzung nicht nur von Thysis,
die unseligen Menschen des eisernen Zeitalters Heimarmene und Ananke, sondern auch Eu-
verfolgt O. D. 195 f.) und Nike, sowie Kratos nomia, Dike, Homonoia, Eirene, Aphrodite
und Bia, die ewig neben Zeus thronen (383 ff.): und rb TiaqccTtlr\Giov näv ebd. p. 79, lff Gomp.
danach Apollod. 1, 2, 4, Hyg. p. 8 Muncker. Zeno vergöttlichte auch die Jahre, Monate und
Aphrodite wird von Ares Mutter des Deimos Jahreszeiten, Cic. n. d. 1, 14, 36. Chronos
2091 Personifikationen (Mythos) Personifikationen (Mythos) 2092
wurde dem Kronos gleichgesetzt, vgl. z. B. Aionos 192, 21; als grofser Aion wird er an-
Corn. 6 f. Hermes galt als der vom Himmel gerufen 203, 18, vgl. auch S. 69. — ''Rudi uoi,
gesandte Logos, Com. 16, vgl. [Plut.J de v. IIqovohx xort Tv%r\ zu Beginn der Einleitung
et p. Hom. 126, verwandte Regionen sind es, in die Mithrasliturgie des Pariser Papyrus,
wo die Anknüpfungspunkte für den Johan- Dieterich, Bonn. Jahrb. 108/9 (1902) S. 38. Eine
neischen Logos liegen, nicht Philo, vgl. Wend- wichtige Reihe in der Beschwörung eines Liebes-
land, Neue Jahrb. f. d. Jdass. Alt. 5 (1902) S. 7, zaubers in demselben Papyrus, Wessely. Griech.
Beitzenstein, Zivei religionsgeschichtliche Fragen Zauberpap. S. 56 f. V. 1399 ff. 1448 ff.
S. 84 ff. Die Gestalt des Aion mischte sich in Ägyp-
Die unter dem Namen des Orpheus über- io ten mit Osirisvorstellungen, vgl. Suid. s. v.
lieferten Mythologeme zeigen uns altbekannte 'Enicpäviog p. 482 Beruh., wo E. als i^ÜQ^ojv
Gestalten. Chronos steht hier am Weltanfang- der Osirismysterien und der des als Aion an-
In der nach Hieronymos benannten Theogonie gerufenen Gottes bezeichnet wird, sowie ebd.
(fr. 36 Abel. vgl. fr. 48) wird er erzeugt aus s. v. 'Hgatoxog p. 872 f. B., wonach der Wun-
den beiden ersten a.Q%ai, Wasser und Erde. dermann H, der die Fähigkeit hatte, die be-
Er hat die Gestalt eines Drachen mit Stier- seelten und unbeseelten aydl^arci zu unter-
und Löwenkopf, dazwischen ein Götterantlitz scheiden, bekundete, dafs die geheimnisvolle
und an den Schultern Flügel. Er heifst Xgövog Bildsäule des Aion von dem Gotte besessen
ccyrjQarog und zugleich Herakles, mit ihm ver- sei, den die Alexandriner als Osiris oder Ado-
bunden ist Ananke (= Adrasteia), beide zu- 20 nis verehrten.
sammen bilden die dritte ciQ%r\. (Ananke als Nur mit einem Worte sei der gnostischen
Genossin des Demiurgen fr. 109. 110.) Chronos Aeonenlehre gedacht, wo Aion zum Gattungs-
wird Vater von Aither, Chaos, Erebos und begriff verallgemeinert ist. Eine besondere
zeugt das Weltei (vgl. auch fr. 53). In der Stellung nimmt bei den Ophiten die Ennoia
sogenannten rhapsodischen Theogonie war ein, das zweite Prinzip; es emaniert aus dem
Chronos die erste &Q%r\ fr. 36. 48, vgl. fr. 50. Bythos, der mit der Materia zusammen das
52 276; Argon. 12ff. Metis bildet mit Phanes und erste Prinzip darstellt. Aus der Ennoia ema-
Erikepaios die dritte Trias fr. 48, alle drei niert als drittes Prinzip der heilige Geist,
bezeichnen eigentlich ein und dasselbe Wesen Durch Verbindung des dritten Prinzips mit
fr. 56. Metis ist männlich gefafst, er trägt 30 dem ersten und zweiten entsteht Christus,
den Samen der Götter in sich fr. 61 und er- sowie ein unvollkommener Aeon, die Sophia,
scheint als erster Erzeuger neben Eros fr. 71. Diese erzeugt einen Lufthimmel der zwischen
123, 11 vgl 69. In dem orphischen Pantheon, Gott und der Materie steht und wacht über
von dem uns die Hymnen einen Begriff geben, das Heil der Menschen. Vgl. Wetzer und
werden verehrt Physis, die Allgöttin, 10 (der Weite, Kirchenlexikon s. v. Ophiten. Ein kunst-
Dike gleichgesetzt v. 13, der Aisa und Pronoia volles Gebäude hat Valentin mit der Abfolge
v. 26: das ist stoisch), Dike 62, Dikaiosyne 63, seiner Syzygien aufgeführt, in denen der weib-
Nomos 64 (der den nichtsnutzigen Phthonos liehe Teil durchweg abstrakter Natur ist:
verjagt v. 6), Tyche 72, Hypnos 85 (Bruder Bythos besteht mit Sige oder Ennoia als
der Lethe und des Thanatos v. 8), Oneiros 86, 40 doppelgestaltiges , mannweibliches Urwesen.
Thanatos 87. Die den Hymnen vorgesetzte Es emanieren zunächst Nus und Aletheia, aus
hv%x\ nqbg Movaalov nennt Dikaiosyne und diesen Logos und Zoe, aus diesen wiederum
Eusebeia 14, Eniautos 18, Pistis und Dike 25, Anthropos und Ekklesia und weiter Bythios
Aion 28, Chronos 29, Pronoia 30, Arche und und Mixis, Ageratos und Henosis, Autophyes
Peras 42. und Hedone, Akinetos und Synkrasis, Mono-
Von den Orphikern ist der Weg nicht weit genes und Makaria. Aus Anthropos und Ek-
zu den Zauberbüchern des ausgehenden Alter- klesia emanieren sodann folgende Paare : Pa-
tums, zu den Gnostikern und verwandten my- rakletos und Pistis, Patrikos und Elpis, Metri-
stischen Richtungen. Auch die Personifikationen kos und Agape, Aeinus und Synesis, Ekkle-
sind diesen Weg gegangen. Als Beispiel der 50 siastikos und Makariotes, Theletos und Sophia,
magischen Litteratur sei der von Dieterich im Sophia steht somit an letzter Stelle; sie fällt
Abraxas bearbeitete Leidener Zauberpapyrus infolge ihrer geringen Wesenheit aus dem
herangezogen, dessen kosmogonische Einlage Pleroma heraus und gebiert den Aeon Christus,
mehrere Personifikationen vor Augen führt. Nach den Dokumenten der italischen Schule
Sieben Mal lacht hier der Gott, und es ent- wird eine doppelte Sophia unterschieden. Sie
stehen die Götter. An dritter Stelle (S. 17, 43) bricht als jüngster Aeon die Syzygie mit ihrem
erscheint Hermes— Nus (r) (frQtvsg), an vierter Gatten und stürzt sich dem Bythos entgegen,
(S. 18, 46) Genna, an fünfter (S. 18, 50) Moira, um sich mit ihm zu vereinigen. Es droht ihr
die mit Hermes in Streit gerät, vgl. dazu die Auflösung in die gesamte Weltsubstanz,
S. 62 ff. 72 ff. 74 ff. An siebenter Stelle ent- 60 da kommt ihr Horos zu Hilfe, zieht sie zurück
steht Psyche (S. 18, 75). Durch das Schnalzen und vereinigt sie wieder mit ihrem Gatten,
des Gottes wird der gewappnete Phobos her- Ihre Begierde bleibt aber als selbständige Mifs-
vorgerufen (S. 19, 92) vgl. S. 86 ff. In anderen geburt im Pleroma, woraus weiterhin die Ab-
Partieen des Papyrus begegnet Aion, so in leitung von Materie und Welt erfolgt. Vgl.
einer inUlmcig S. 176, 13, wo er Aion Aionos Wetzer und Weite s. v. Valentin. Kaum kann
heifst und v. 17 Phobos als sein Diener ge- solche Konstruktion mit Mythos verglichen
nannt wird, in einem Spruche Feuer zu löschen werden, vielmehr ist es der barocke Aufbau
191, 5, in einer avoi'S,ig wiederum als Aion eines spitzfindig klügelnden Geistes ; aber auch
2093 Personifikationen (.Mythos) Personifikationen (Dichtung) 2094
in diesen Extravaganzen lebt ein Rest von thagoras und alte Orphiker werden solche
alter Denkform. Marcus, ein Schüler Valentins, Personifikationen reichlich enthalten haben,
gründete die Sekte der Markosier, in deren Durchscheinend in den Überlieferungen der
Trinitätslehre Aletheia die Stelle des heiligen Stoa, treten sie mit stärkerem Accent hervor
Geistes vertritt, Usener, Rhein. Mus. 58 (1903) in dem begierig zugreifenden Synkretismus
S. 42. der Jahrhunderte nach Christus, in den Orphi-
Nicht weit von Orphischern und Gnostischem kern und Gnostikern, in den Zauberbüchern
stehen die Kosmogonieen des Philo von Byhlos und hermetischen Schriften; ihren letzten
bei Euseb. pr. ev. 1, 10, lff. vgl. Dieterich, Nachhall verspüren wir im Neuplatonismus.
Abraxas S. 73 f. Pothos erscheint hier als 10
weltschöpfende Kraft (1), Aion und Protogonos "■*■• Dichtung.
stammen vom Winde Kaipias und der Baau, Die rege Phantasie des griechischen Volkes
ihre Nachkommen sind Genos und Genea, die hatte eine so vielgestaltige und mannigfaltig
Besiedler Phoenikiens (7) (vgl. die Genea der abgestufte Götterwelt hervorgebracht, dafs es
Naassener Dieterich, Abraxas S. 73): es ist ein den Anschein gewann, als könnte alles und
Hinabsinken ins Menschliche. Hora begegnet 2 3, jedes auf dieser Welt ein göttliches Wesen
Pothos und Eros als Söhne der Astarte 24. in sich schliefsen. Die schöpferisch gestaltende
Aus verwandten Vorstellungskreisen sind Kraft hatte sich selbst an Abstraktionen ver-
die hermetischen Schriften erwachsen, und so sucht, zumal die aus lebendig empfundenen
finden wir auch in ihnen bekannte Gestalten. 20 Mächten abgeleiteten und in der Sprache von
Zum Nus im Poimandres 13, 17 ff. s. Dieterich, diesen nicht unterschiedenen Begriffe den Ein-
Abraxas S. 67. Wichtig ist die Kosmogonie druck des Primären erwecken und damit jene
aus der K6qt\ y.6a^ov, die Stob. ecl. 1, 49, 44 personifizierende Kraft zu analogen Bildungen
aufbehalten hat. Gott lächelt und schafft antreiben konnten. Die schaffende Volksphan-
durch sein Wort die Physis p. 388, 13 Wachsin. tasie erzeugt göttliche Wesen, mit deren
Diese gesellt sich dem Ponos und gebiert eine Macht man zu rechnen hat, die man im Kultus
Tochter mit Namen Heuresis (388, 22). Vor verehrt; der Dichter, der dem Volke angehört,
der Erschaffung des Menschen berät sich Gott übernimmt das Erbe und wuchert mit einem
mit den Göttern; ein jeder soll sich mit reichen Schatze poetischer Motive. Aber die
eigenen Schöpfungen beteiligen. Selene erklärt, 30 also befruchtete individuelle Phantasie bleibt
sie habe Phobos, Sige, Hypnos und Mneme dabei nicht stehen, sondern schafft unablässig
hervorgebracht; Kronos verkündet, dafs er neue Gestalten nach dem eigenen Bedürfnis.
Vater von Dike und Ananke geworden sei; Die Personifikation ist eines der wesentlichsten
Zeus erklärt, dafs er zur Vermeidung bestän- Mittel der dichterischen Darstellung, denn der
digen Krieges Tyche, Elpis und Eirene gezeugt Grad der Anschaulichkeit hängt davon ab,
habe; Ares nennt sich Vater von Agonia, wie weit das Unpersönliche mit persönlichem
Orge und Eris; Aphrodite verspricht Pothos, Leben erfüllt wird; ihren Höhepunkt erreicht
Hedone und Gelos den Menschen als Gefährten sie, wenn auch abstrakte Begriffe zu Personen
zu geben, p. 393, 15 ff. Als die Seelen in werden.
Körper geschlossen werden, jammern sie: da 40 Der persönliche Gottesbegriff (ftsog) war
verkündet ihnen der uovaQ%og, auf dem Thron einst das Höchste, wozu die personifizierende
der Aletheia sitzend, dafs Eros und Ananke Kraft gelangen konnte, aber er wird bis zu
über sie herrschen würden, die nächst ihm dem Grade entwertet, dafs er bald als gang-
aller Dinge Herren und Führer seien, p. 397, 3 ff. bare Münze in der Poesie umläuft, von den
Bei der Erschaffung des Menschen tritt auch verschiedensten Dingen, selbst mit bcschrän-
Momos auf, im Gespräch mit Hermes, p. 399, kender Relation, prädiziert wird und sogar
10 ff. seines dynamischen Charakters' verlustig geht,
Mit dem Neuplatonismus lebt sich das wie in dem bekannten Verse der Earip ddeischen
Griechentum aus, hier finden wir noch ein Helena &sbg yccg %ca xb yiyvdaaxsiv (pilovg (560).
paar letzte Anklänge an die betrachteten Vor- 50 (Vgl. auch Menand. n. iniS. p. 341 sq. Sj>.
Stellungen. Die alte Ananke erscheint als über die vpvoi Ttsitlaoiiivoi.) Dergleichen
Gemahlin des Demiurgen und Mutter der sind nur noch rhetorische Pointen: ihnen
Heimarmene bei Procl. in Tim. p. 323 C, Aion entspricht keine reale Vorstellung, und für
hat seine Bedeutung noch nicht ganz verloren die dichterische Personifikation geben sie
(vgl. Zocga, Abhandlungen S. 188) und Chronos nichts aus. Auch da, wo der Dichter mit
behauptet ausdrücklich seinen Platz als Gott, überkommenen allgemeinen Volksvorstellungen
wie aus Procl. in Tim. p. 251 A hervorgeht, arbeitet und solche unverändert in seine Werke
wo er &ebg a<pavT]g xca v.ax' ovGiav alwviog einführt, oder mit Benutzung bekannter Züge
genannt wird, vgl. ebd. B. und Gestalten neuerfundene Begebenheiten
So sahen wir gleich am Beginn der 60 vorträgt, wie es durch Robert für die Sarpe-
griechischen Spekulation, in der Hesiodischen donepisode der Pias nachgewiesen ist (Thanatos
Theogonie, die Personifikationen abstrakter S. 5 f.), gewinnen wir wenig für das Verständnis
Begriffe eingeführt, und gleich dort auch poetischer Einbildungskraft. Es kommt auf
wirkliche Abstrakta. Die alten Urpotenzen die Gebilde an, die der Phantasie des Dichters
der Welt, wie Chronos und Ananke, ragen aus mit Absicht auf eine ganz bestimmte poetische
noch ferneren Zeiten herüber und bleiben in Wirkung entspringen. Für die ältere Zeit ist
Geltung durch alle Spekulation bis an das es freilich nicht möglich, eine Scheidung
Ende des Hellenismus. Alte Lehren des Py- zwischen subjektiver Erfindung und dem all-
2095 Personifikationen (Dichtung) Personifikationen (Dichtung) 2096
gemeinen Inhalt des religiösen Bewufstseins Gestalten in der allgemeinen Volksvorstellung
vorzunehmen, und bei einer Persönlichkeit wie durchgebildet sind. Auch Hypnos in der Zeus-
Aischylos ist auch die spezifisch religiöse Hera-Episode des S1 (230 ff.) bedurfte für den
Phantasie weiterbildend thätig; aber es mufs Dichter keiner poetischen Erfindung; dafs er
der Versuch gemacht werden, bei einem auf Lemnos haust, kann Volksglaube sein,
schnellen Überblick über die litterarischen Gat- Der ihm verwandte Oneiros kommt nur zu
tungen zu zeigen, welche Arten von Personi- Anfang des B vor, aber nicht als Person, son-
fikationen eine jede bevorzugt: denn schaffend dem als schattenhaftes Gattungswesen; das
oder nachschaffend äufsert sich hierin die ihm beigelegte Adjektiv ovXog bedeutet das-
dichterische Besonderheit. io selbe wie das sonst geläufige ivanyrjg: ein
In dem Kampfgetümmel der llias behaupten klarer, bestimmter, bedeutungsvoller Traum,
die Dämonen des Krieges den ersten Platz. aus dem man seine Schlüsse zieht.
6
Deimos und Phobos schirren auf Befehl des Auf das ethische Gebiet führt uns Ate:
Ares die Rosse an (O 119 f.); auf dem Schilde die Töne der Tragödie klingen an. Ihr Wesen
des Agamemnon sind sie, wie es scheint, in hat Lehrs feinsinnig zergliedert. Als die all-
effigie dargestellt zu denken, obwohl man trotz gemein geistesverwirrende Macht erscheint sie
wiederholten Überlegens die Unklarheit dieser deutlich U 805, vor dem Ende des Patroklos:
Stelle nicht überwindet (A 37); beide mit Eris rbv d' aäxr\ cpoivag dXs. T 91 ff. ist sie die
im Bunde schüren den Kampfesmut im Ge- hehre Tochter des Zeus, t) Ttdvrccg cc&zca; nicht
folge des Ares und der Athena (zf 439 f.) 20 auf dem Boden stürmt sie einher, sondern
Phobos heilst der kraftvolle und unerschrockene leichten Fufses schreitet sie über die Köpfe
Sohn des Ares, der die zaghaften Krieger in der Männer (anders WernicJce PW s. v. Ate,
die Flucht jagt (£yoßr}es N 300); Eris ist die vgl. Aristid. 37, 7 vol. 2 p. 306, 1 Keil) und
unersättlich anstürmende Schwester und Ge- stiftet Schaden. Zeus selbst geriet in ihre
B'
fährtin des männermordenden Gottes: klein Fallstricke: da ergriff er im Zorn die Hell-
erhebt sie sich zu Anfang, aber an den gelockte an den Haaren und warf sie vom
Himmel stöfst bald ihr Haupt, während sie Himmel herab, nachdem er geschworen, dafs
doch auf der Erde dahinschreitet; Zwietracht sie nie wieder den Olymp betreten solle; so
sät sie, durch die Scharen gehend, und mehrt kam sie zu den Menschen. Ate schliefst So-
fias Stöhnen der Männer (J 440 ff.). Vgl. T 48; 30 wohl die aus einer geistigen Störung hervor-
E 518. Wenn die anderen Götter ruhig auf gegangene Unthat wie deren schlimme Folgen
dem Olymp bleiben, freut sie sich allein am in ihrem Begriff zusammen, es sind notwendig
Schlachtgetümmel (A 73 f.); am Anfang des verbundene Glieder einer Kette. J 502 schiebt
A sendet sie Zeus zu den Schiffen der Achäer, die Litai dazwischen, die personifizierten Bitten,
mit dem Zeichen des Kriegs in den Händen: Die hinkenden, runzligen, schielenden Töchter
auf dem Schiff des Odysseus stehend schreit des Zeus folgen der Ate auf dem Fufse. Ate
sie laut und furchtbar und erfüllt die Krieger ist kraftvoll und hurtig, sie läuft weit allen
mit gewaltigem Kampfesmut. An eine wirk- voran und trägt Unheil über die ganze Erde,
liehe Darstellung der Eris auf der Aegis des Die Litai kommen und machen das wieder
Zeus, zusammen mit Alke und Ioke, ist so 40 gut, wenn man sie mit frommer Scheu ver-
wie die Verse (E 739 ff. ) lauten kaum zu ehrt. Wenn einer aber störrisch ist und trotzig
denken (vgl. die &eX%Ti]Qicc des Aphroditegürtels beharrt, dann bitten sie Zeus, dafs die Ate
£216 f.); dafs %Qtg auch abstrakt vorkommt, ihm folge und er mit Schaden die Bufse be-
beweist schon V. 891 desselben Buches, wo zahle. Die einheitliche Ate- Vorstellung in
Zeus den Ares schilt: alsl ydg rot tgig rt ihrer schaurigen Gröfse ist hier durch ein
cplXr\ it6l£[ioi t£ (id^cct, tb. Wohl aber ist sie gänzlich fremdes Element unterbrochen. Wer
auf dem Schilde des Achill personifiziert vor- das machte, verstand das Wesen der Ate nicht,
gestellt mit Kydoimos, dem Kampfeslärm, dem Wichtig für ihre konkrete Gestaltung sind die
Begleiter der Enyo (E 593 cf. 333), und Ker, Worte des Dolon K 391 TtoXX^oiv [i Attjöi
der Todesfurie, die an den Füfsen die Toten 50 nagex voov ijyaysv "Extcdq.
durch die Schlacht schleift, ein blutgefärbtes Ossa, die Botin von Zeus, tritt in der llias
Gewand um die Schultern, uidXeov heifst es nur einmal vorübergehend auf: sie treibt die
drastisch von dieser Gesellschaft und noch Achäer an, zur Volksversammlung zu eilen,
einmal U 539 nachdrücklich a^ilXsov ö' rag xs aber der persönliche Eindruck wird durch das
£a>ot ßootol ijds ivä%ovto, vsKQOvg t' cclli]- Prädikat dsdrisi wieder verwischt (B 931'.).
Xav %qvov HccTUTS&vijwTttg: wie Geier beim Unpersönlich, als Gerücht, erscheint sie auch
Leichenmahl. in der Odyssee a 282 f. (ß 216 f.); nur im
Thanatos tritt nur in der später eingeleg- letzten Buche (ra 413 f.), wo sie schnell durch
ten Sarpedon-Episode auf (71 454. 672. 682), die ganze Stadt geht, den Tod der Freier zu
in Verbindung mit Hypnos. Beide werden in i;o verkünden, gewinnt sie etwas persönliche Farbe,
keiner Weise näher charakterisiert, nur als Ob Krataiis, die den Stein des Sisyphos zu-
Zwillinge werden sie zweimal bezeichnet: der rückstöfst X 597, persönlich zu denken ist,
Dichter führt sie ein als fertige Gestalten, bleibt unsicher.
deren Namen ganz bestimmte Einzelvorstel- Hesiod hat in seiner Schildbeschreibung
hingen wachrufen, wie es denn überhaupt Be- die homerischen Verse von Eris, Kydoimos und
achtung verdient, dafs in den meisten Fällen Ker übernommen (156 ff.), dQdxovrog rpoßog
die Anschaulichkeit dichterischer Schilderung (V 144) kann nichts sein als qjoßsgbg dodxwv
um so geringer ist, je klarer die geschilderten und die toig auf seinem Antlitz (148) kann
2097 Personifikationen (Dichtung) Personifikationen (Dichtung) 2098
nur geistig verstanden werden, wie schon fr. 4, 5. Demökrit machte Poena und Bene-
Otfrid Mueller betonte (Kl. Sehr. 2, 619). ficium zu Göttern, Plin. n. h. 2, 14.
Deimos und Phobos tragen die homerischen Vorwiegend ethische Personifikationen be-
Züge, vgl. 195 f. 463 ff. Eine neue Gestalt ist gegnen in der Elegie. Tyrtaios hatte ein Ge-
Achlys (264 ff.): sie erscheint neben den Keren, dicht Eunomia betitelt, mit dem er den in-
schrecklich, fahl und dürr, von Hunger ge- folge einer Hungersnot ausgebrochenen Wirren
krümmt, mit langen Krallen an den Händen; entgegentrat (fr. 1 B.). Das wohlthätige Wirken
;ms der Nase fliefst ihr der Rotz, und von den der Eunomia wird bei Solon (fr. 4, 33 ff.) aus-
Wangen träufelt das Blut zur Erde; mit ge- führlich geschildert, in demselben Gedicht
fletschten Zähnen steht sie da, thränenfeuchter io Dike (14 ff.) Ate von Zeus gesendet fr. 13, 75 f.
Staub deckt ihre Schultern. Ein widerlicher, (vgl. Archüochos fr 73); Koros erzeugt die
gezwungener Versuch, homerische Motive zu Hybris fr. 8 (<^> Theognis 153). Theognis
überbieten: er schlägt aus dem Schaurigen klagt, dal's nur Elpis den Menschen von den
ins Ekelhafte um. guten Göttern geblieben sei, die anderen ent-
Die "Werke und Tage' schildern gleich am schwanden zum Olymp: Pistis, Sophrosyne
Eingang (11 ff.) die doppelte Eris: schrecklich und die Chariten. Ruchlos ist die Welt ge-
ist die eine, die Krieg und Streit erregt, worden, nur die Hoffnung blieb: ihr soll das
segensreich die andere, die. zum edlen Wett- erste und letzte Opfer gelten, wenn man die
eifer anspornt; auch den Trägen inl £pyo* Götter anruft (1135 ff.); bunte Fittige haben
iysLQSt: so steht sie passend in dem Proöm 20 die Phrontides der Menschen ebd. 729. So-
der "Eqy<x. Das Recht ist die Grundlage aller phrosyne mit Eusebeia verbunden nennt Kri-
Kultur, darauf wird Perses nachdrücklich hin- tias als lacedämonisches Ideal (fr. 2, 22).
gewiesen. Horkos folgt im Laufe dem gebeug- Euteleia wird als Tochter der Sophrosyne von
ten Recht und auch Dike ist schnell zur Stelle : Krates gepriesen (fr. 2).
weinend und in Nebel gehüllt heftet sie sich In ähnlichen Gedankenkreisen bewegt sich
an die Stadt und bringt Unglück den Menschen, das Melos. Alkman feierte Tyche als Schwester
die sie vertrieben haben (219 ff.). Jungfrau der Eunomia und Peitho und Tochter der
ist sie und Tochter des Zeus, geehrt bei den Prometheia (fr. 62), Sappho forderte Dike auf,
Göttern des Olymp; wenn einer sie verletzt, sich den Kranz aufs Haar zu drücken (fr. 78),
setzt sie sich nieder beim Vater Zeus und 30 Peitho ist ihr die Tochter der Aphrodite (fr. 135,
kündet den Frevel, dafs er ihn strafe (256 ff.). vgl. 57.4), Simonides sprach von den scharfen
Das ist der Ausgangspunkt für das verbreitete Zähnen des Chronos, die auch das Gewaltigste
Motiv der ncigsSgog des Zeus. Nicht weniger klein machen (fr. 176), er besingt die Arete,
hat in der Folgezeit die Erzählung von Aidos die einst auf unzugänglichen Felsen hauste,
und Nemesis nachgewirkt, die im eisernen nun aber der Götter heiliges Land bewohne
Zeitalter die Erde verlassen und in weifsen und keines Menschen Auge sich zeige, nur
Gewändern zum Olymp enteilen 197 ff. An dem, der das Höchste geleistet (fr. 58). Ion
ihre Stelle tritt später vielfach Dike oder von CJiios dichtete einen Hymnus auf Kairos
Dikaiosyne resp. Justitia, die als Jungfrau unter und machte ihn zum jüngsten Sohne des
die Sterne versetzt wird, Preller- Robert 1,90,2; 40 Zeus Paus. 5, 14, 9. Bakchylides schildert die
150, 2, EA 2, 762. Eine Umkehrung des Segnungen des Friedens in dem Liede auf die
Motivs schon bei Plato Protag. p. 322 C, wo- grofse Eirene (fr. 13), die den Sterblichen den
nach Zeus durch Hermes Aidos und Dike auf Reichtum schenkt und die Blüten der Lieder,
die Erde sendet. Als Gegenbild zur home- Aristoteles pries wie Simonides die jungfräu-
rischen Ossa erscheint Pheme (760 ff.): nimm liehe Arete, für die zu sterben dem Hellenen
dich in acht vor ihr, sie ist ein schlimmes ein begehrenswertes Los sei (fr. 6). Pindar
Ding, leicht erhebt sie sich, aber mühvoll ist hat die genealogische Formel besonders ge-
es sie zu tragen und schwer sie los zu werden; liebt: Hybris ist umgekehrt wie bei Solou-
cpijur] d' ovtig Ttd\niccv aitollvrca, i']v nvcc itollol TJieognis Mutter des Koros (Ol. 13, 10); An-
laol q>r\ui£ov6f &eög vv xig £gtl kccI avxr\. 50 gelia Tochter des Hermes (Ol. 8, 82), Prophasis
Hesiod ist schief, unklar, gezwungen, durch Tochter des Epimetheus (Pyth. 5, 27 f.), He-
und durch unanschaulich, er putzt sich mit sychia Tochter der Dike (Pyth. 8, 1 f.), Aletheia
homerischem Gut, und das ist noch das Beste. Tochter des Zeus (Ol. 10, 4); in einem Dithy-
Dike, die vielstrafende, erscheint bei Par- rambus (fr. 78 Sehr.) wird Alala angerufen,
menides als die Schlüssel führende Priesterin die Tochter des Polemos, das Vorspiel des
am Thore des Lichttempels 1, 11 ff. Nach Cicero Lanzenkampfes, der die Männer geopfert werden
war der Philosoph an Personifikationen gött- in heiligem Tod. Andere Gestalten sind No-
licher Art reich, quippe qui bellum, qui discor- mos, der Allkönig fr. 169, Chronos, der All-
diam, qui cupiditatem ceteraque generis eiusdem vater Ol. 2, 19 und Herrscher /)•. 33, Pheme,
ad deum revocet (n. d. 1, 11, 28). Bei Empe- 60 die Poseidon vom Lager scheucht Isthm. 4, 19 ff.,
doJcles begegnet auf der irdischen Welt eine Peitho im Liebeslied fr. 123; Euthymia, als Gott-
ganze Reihe dämonischer Wesen, die ihre heit neben Zeus und den Musen fr. 155, Tyche als
Verwandtschaft mit den hesiodischen Abstrak- Herrin zur See, im Kriege und im Rat Ol. 12, 1 ff.
tionen deutlich verraten: darunter Phonos und Eine ausführliche Anrufung an Hesychia (s.
Kotos fr. 121 _D., Asapheia, Egersis und Sope oben und fr. 109) enthält der Eingang von
(= Siope) fr. 122 f. Im Proöm zu TteQi cpvßscog Pyth. 8: c Hesychia, Tochter der Dike, die du
bittet der Philosoph die Muse, sie möge ihm verständigen Sinn liebst und die Städte grofs
von Eusebeia den wohlgezügelten Wagen senden machst, die du die Schlüssel besitzt zu Rat
2099 Personifikationen (Dichtung) Personifikationen (Dichtung) 2100
und Krieg, empfange die pythischen Sieges- Ate heraufsenden, den Mördern Agamernnons
ehren des Aristomenes ; du verstehst was sanft zur Vergeltung 382 (378) ff., und am Schlufs
ist zu thun und hinzunehmen zur rechten Zeit, des Stückes klingt die Frage von den Lippen
und wenn einer unbändigen Groll in sein Herz des Chors not 8f]xcc xQocvel, nol w.axcclr\t,si ft£-
pfianzt, trittst du schroff der Feinde Gewalt tcckol(il6&ev [isvog "Axr}g; &vii07tlr]&i]g und So-
entgegen und machst ihre Hybris scheitern.' pi'fmpyos wird Ate genannt Sept. 686 (669) f.;
Wir kommen zur Tragödie. Es darf ge- ihr Tropaion steht an den Thoren, wo Eteokles
sagt werden, dafs Aischylos von allen Dichtern und Polyneikes fielen: xal dvoiv nQcxxijaag
für eine Untersuchung über poetische Personi- Ulrfes öaificov 956 (931) ff. ; der Acker der Ate
fikationen weitaus der ergiebigste ist. Seine 10 trägt nur Todesfrucht 601 (584), und mit ähn-
titanische Phantasie, der die Bilder in über- lichem Bilde heifst es in den Persern, dafs
reicher Fülle entströmen, handhabt auch die Hybris, wenn sie erblühe, nur die Frucht der
Personifikation als geläufiges Mittel dichte- Ate zeitige 821 (812) f. Mit freundlichen Mienen
rischer Darstellung. Es ist unmöglich, hier lockt Ate den Menschen ins Netz, aber kein
den Stoff zu erschöpfen und etwa zu unter- Sterblicher kann draus entfliehen Pers. 97 (108)ff.
suchen, wie weit die verbildlichende Kraft In den Suppilices betet der Chor zu Zeus: cWende
geht, die oft genug auch dort wirksam ist, die Hybris der Männer ab von uns und triff
wo wir auf den ersten Blick blofse Abstrak- sie mit deinem Zorn, und die schwarze Ate
tion sehen: man vergleiche beispielsweise stofse hinein in die purpurschimmernde See'
Ag. 1103 (1057) 'Alna ö' zxug a7to6xccx£i. Wir 20 528 (514) ff. Dike begegnete uns schon im
müssen uns darauf beschränken, einiges her- Schwur der Klytaimestra. Sie stellt den frommen
auszuheben und an Gestalten wie Ate, Dike Melanippos gerüstet ins Feld Sept. 415 (398),
und Ära die aufserordentliche Lebendigkeit auf dem Schilde des Polyneikes führt sie einen
und Beweglichkeit der Phantasie zu veran- Mann, und die Beischrift besagt, dafs sie ihn
schaulichen. in seine Vaterstadt zurückgeleite 645 (629) ff.
Wir hören vom Thron der Aischyne Sept. Sie macht durch Schaden klug Ag. 250 (237),
409 (392) f., von der Schwerter schmiedenden ihr Grund ruht fest Cho. 645 (635); wer den
Aisa Cho. 647 (637), von Dithyrambos im Ge- gewaltigen Altar der Dike in Nichts zertritt,
folge des Dionysos fr. 355 iV2, Tyche auf dem wird der Reichtum zum Überdrufs Ag. 381
dem Hause Cho. 969 (963); im Meeressturm 30 (367) ff. ; laut erschallt der Göttin Stimme,
rettet sie das Schiff des Agamemnon, indem wenn sie die Schuld eintreibt CIw. 310 (302) f.,
sie sich als Lenkerin darauf niederläfst Ag. 664 sie wetzt das Messer zu neuen Thaten Ag. 1535
(642): schon hier das später so oft wiederholte (1483) f. Elektra betet zum Vater, er möge
Bild der steuernden Tyche, vgl. z. B. Menand. ihnen Segen heraufsenden mit den Göttern
fr. 483 K. Tvyy\ xvßsovä ndvxcc. Phobos und Ge und der Sieg bringenden Dike Cho.
steht neben dem Wächter statt Hypnos, 147 (141) f., und zu Orest sagt sie, er werde
Ag. 14 f., der scharfsichtige Traumdeuter 32 ff. das Vaterhaus wieder gewinnen, wenn nur
Die freundlichen Bilder sind selten, aber sie Kratos, Dike und Zeus auf ihrer Seite wären
fehlen nicht ganz: am Ausgang der Supplices, 244 (236) f. Orest bricht kurz vor der Mord-
wo die Gewalt der Aphrodite gepriesen wird, 40 that in die Worte aus "Ag-qg "Aqsl gviißcdn,
sind mit der lieben Mutter zur Stelle Pothos Ji'sta iiKK, eine persönliche Fassung, ähnlich
und die sanfte Peitho, der nie etwas verweigert wie in dem Schwur der Klytaimestra 461 (448).
wird, und auch Harmonia hat teil an Aphro- Die Eumeniden singen vor der entscheidenden
dites Wirken und an verweilendem Liebesge- Verhandlung ein Lied, das in den Preis der
flüster 1039 (1005) ff. Peitho auch sonst ebd. Dike ausläuft. Orest mufs verurteilt werden,
523 (506), Eum. 885 (867). 970 (949); von Tha- sonst würde alle Ordnung umgestofsen ; niemand
natos mufs sie abstehen, der allein unter den soll mehr Dike anrufen und den Thron der
Göttern keine Geschenke liebt, bei dem kein Erinyen, denn das Haus der Dike fällt; scheue
< »pfer hilft, der keinen Altar hat und in keinem den Altar der Dike und tritt sie nicht mit
Liede gefeiert wird, Niobe frg. 161 iV.2 Die 50 Füfsen, denn die Strafe folgt; der Gerechte
Ate-Vorstellung ist bei Aischylos besonders lebt glücklich, aber des Ungerechten Gut zer-
reich entwickelt, die Hauptrolle spielt sie im schellt an den Klippen der Dike, und er geht
Agamemnon. öiloy%og heifst sie 643 (621), zu Grunde, unbeweint und ungenannt Eum.
7TQcoTC(Q^og 1192 (1146) xcc%sla ist sie 1124(1078); 490 (487) ff. Ära begegnet hauptsächlich in
vAtr\g ftvsllca £ä>6i sagt Agamemnon mit Bezug den Septem: der Fluch des Oedipus, der
auf das eroberte Troja 819 (783); isQsvg "Axag Fluch, der auf dem ganzen Geschlecht lastet,
von Gott ist der Löwe, der in die Herden ist ja das Leitmotiv der Tragödie. Die Vor-
fällt 735 (709) f.; Peitho scheint an einer nicht Stellung der Ära ist bei Aischylos von einer
ganz sicheren Stelle Tochter der Ate genannt ganz besonderen Beweglichkeit. Durchaus
zu werden 385 (371) f. Alte Hybris gebiert oo abstrakt finden wir das Wort ccqcc Sept. 946 (921),
neue, wenn die Zeit erfüllt ist, und den un- wo von Ares gesagt wird agav 7taxQ(pav xifttig
bezwingbaren, ruchlos gewaltigen Dämon, die ali^J]. Ära ist aber weiter der Fluch des
schwarze Ate 763 (735) ff. Klystaimestra schwört Gemordeten, der Gestalt gewinnt und als
bei der fvollendenden' Dike ihres Kindes, der rächender Dämon auf die Oberwelt zurück-
Ate und der Erinys: den Gottheiten, denen kehrt. So sitzt die schwarze Ära des Vaters
sie den Gatten geopfert hat 1432 (1386) f. mit trockenen thränenlosen Augen neben
Unbesiegbar ist Ära Cho. 339 (330), Elektra Eteokles: cpllov yag t%&QÜ \lol -jtaxqbg [itlaiv
betet zu Zeus, er möge die spät strafende 'Aqcc £r]Qolg uHXavxoig o^iaßiv Ttqoci^ävtL 695
2101 Personifikationen (Dichtung) Personifikationen (Dichtung) 2102
(678) f.; in feierlichem- Gehet wird sie von ihm stumm fr. 609, Chronos sieht und hört alles
mit Zeus, Ge und den stadtschirmenden Göttern 0. B. 1213 fr. 280. Auch festere Gestalten
angerufen 5> Zsv xe xccl Tf\ v.a\ Ttoli66ov%oi kommen vor: Peitho fr. 781; Tyche 0. C. 1025 f.,
9sol 'AqÖl t"Eqivv$ TtKTQÖg 7] iLty<xo&bv7]s xxX.69f. Oedipus nennt sich einen Sohn der Tyche, xf/g
Pluralisch, aber noch auf eine Person bezogen, ev 8i8ov6i]g O.E. 1080 f., Horkos, der alles
erscheinen die Arai 785 (768) ff. rtxvoioiv 8' hörende Sohn des Zeus O. C. 1766 f.; Thanatos
Agag (xixvoig 8' agaiccg die Hss.) icpfjxev im- im Schlufsmonolog des Aias 854 f.; Hypnos im
xoxovg TQocp&g (xQotpccg die Hss.), alccl, tukqo- Philoktet 827 ff. Pheme , Tochter der Elpis
yXwoaovg Agäg: von den Arai des Oedipus ist O. B. 157, vgl. 473ff. ; wenn sie El. 1066 an-
die Rede. V. 893 (869) f. bezieht sich bereits 10 geraten wird m %0-ovia. ßgoxotai. <fra^a, -natu
auf die Arai der beiden Brüder alccl 3' avxi- (ioi ßöaaov olxxpäv '6tc<x rolg %vtQ& AxQtiSaig,
(pövcov ftccvccxcov 'AqkL Wiederum eine Erwei- ccioqsvtcc cpepova' öveiSrj, so ist %&ovia <f>äyucc
terung findet statt, wenn der Chor zu Beginn nicht mit Kaibel als die <!>ä(i<x aufzufassen,
eines Liedes die Ära des ganzen Geschlechtes die zum Hades Zutritt hat (Kommentar S. 235),
anruft w ^LhXaiva xul xeIeicc yeveog OlSinov x was die gezwungene Deutung nach sich zieht,
'Aqcc 832 (814) f.; dieselbe Ära des Geschlechtes dafs unter den ßpoxol die Menschen im Hades
pluralisch 953 (928) ff. xeXevxalai, 8' iTtrfXä- zu verstehen wären, sondern %&ovicc heifst hier
Xa^av 'Aqccl xbv o^vv vö^iov, xsxga^nivov itav- rdie auf der Erde hausende' im Gegensatz
xqotico tpvyä yevovg. Freilich ist hier der auf zu der vorher genannten 0£{Lig ovpccvicc. So
dem Geschlechte lastende Fluch zu verstehen. 20 allein ist auch das K<xxaß6<xcov xoig svsqtt'
Endlich werden die Arai der Toten noch mehr voll verständlich , was keinen rechten Sinn
verallgemeinert und erscheinen als mächtige hat, wenn $afto; als 'unterirdische' bezeichnet
Herrinnen der Unterwelt. Als solche ruft sie wird. Dike allein nimmt bei Sophokles einen
Elektra an, den Frevel im Atridenhause zu breiteren Raum ein. Von ihrem goldenen
schauen nönoi Sä, vsqxsqcov xvQccvridzg, L'dexs Auge sprach er im Lokrischen Aias fr. 11 N. 2,
7toXvY.QaxtlgAQcu <p&t ptvojv %xX. Cho. 405(393)ff., im wesentlichen ist sie die rächende Göttin,
und die nunmehr nahe liegende Gleichsetzung vgl. AI. 1389 ff. , El. 475 f. 528, Track. 808 f.,
mit den Eumeniden ist vollzogen in dem letz- O. B. 274. Als solche gesellt sie sich den
ten Stück der Orestie V. 417 (413), wo der Unterirdischen: daher heifst sie Ant. 451
Chor der Rachegöttinnen sich selbst mit 30 j-vvoixog x&v xäxco Qswv; sie duldet im weite-
Namen nennt: 'AqccI S' iv olnotg yfjg vnal sten Sinne kein Unrecht, wie Ant. 538 f. zeigt,
xsxXriiis&cc. wo Ismenens Versuch sich als Mitschuldige
Bei Sophokles verblassen die Farben. Ära hinzustellen und mit der Schwester Strafe zu
spielt freilich die Rolle des rächenden Dämons, leiden von Antigone zurückgewiesen wird mit
O.B. 417f. El. llOff. , aber eine Stelle wie den Worten uXX' ovk idasL xovxo y' 17 Aiv.r\ a',
O. C. 1375 ff., wo der greise Oedipus Polyneikes eitel ovx' 7]&eXrjaag ovx' £ya> 'y.otv(a6ä^r]v. Der
verflucht, zeigt deutlich den Unterschied, wie- Ruchlose ist Älnccg &cp6ßr\xog ovöh Sca^tovcov
wohl hier eine Anrufung der Arai zusammen edr} ceßcov O. B. 885, auch Antigone hat sich
mit Tartaros und Ares erfolgt (1391 y.aXcä de nach der Meinung des Chors an dem hohen
xdads dcdpovceg). Ähnlich steht es mit Ate: 40 Thron der Dike vergangen Ant. 853 ff. Die
wohl sagt Odysseus von Aias, dafs er 'Ax-n seit Hesiod geläufige Vorstellung von der
Gvvnaxi^evAxai zcx^ Ai. 123 und Kreon erklärt TtuosdQog des Zeus, die bei Moschion fr. 6,16 Ar.2
in seiner Antrittsrede, er werde nicht schweigen in der Schilderung einer unkultivierten Zeit
xt]v 'Axtjv öqüiv 6xei%ov6(xv aGxoig Ant. 185 f., auf Bia variiert wird, tritt in dem Fluche des
wohl singt der Chor der Trachinierinnen, dafs Oedipus auf O. C. 1382, und es ist nichts als
die heranschreitende Moira die listige und eine effektvolle Vorbereitung dieses Motivs,
gewaltige Ate offenbare 851, und Herakles wenn kurz vorher Polyneikes auch Aidos Bei-
jammert, dafs er von der blinden Ate ver- sitzerin am Throne des Zeus nennt (1267 f.):
nichtet wäre 1104, indessen genügt es Ant. nicht Aidos, nein: .Dike, die alte und unab-
614. 624. 625 zu vergleichen, um das Schwin- 50 änderliche, waltet ihres Amtes; sie wird sorgen,
den des persönlich Dämonischen deutlich zu dafs der Fluch in Erfüllung gehe.
spüren. Eine solche Verallgemeinerung liegt Auch bei Euripides trägt Dike im wesent-
auch schon vor, wenn Kreon das Schwester- liehen dieselben Züge, vgl. Med. 1389 f.,
paar 8v' ccxcc Kaitccvcxoxäeeig 9q6vcov nennt Hipp. 1171 f., fr. 979; das goldene Antlitz der
Ant. 533 (mit anderem Ethos O. C. 532), wenn Dikaiosyne Melan. fr. 486 erinnert an Soph.
der Chor von Oedipus singt, dafs die schreck- Aias fr. 11 (s. 0.). Theologische Spekiilation
liehen axat unaufhörlich im Wogenschwall (XeyovGi) nennt Dike Tochter des Zeus Andr.
auf ihn einbranden, die einen vom Untergang fr. 151 oder Chronos Antiopc fr. 222. Chronos,
der Sonne, die andern vom Aufgang, die einen der alte Vater der Tage (Suppl. 787 f.), der
um Mittag und die andern im nächtlichen M von niemandem erzeugte (Bell. fr. 303), hat
Sturm O. C. 1243 ff., oder wenn es in einem den Aion zum Sohn Heraklid. 900, er zer-
Fragment des Tereus heifst xccv yüg avQ-Qmnov schmettert den dunklen Wagen übel erwor-
goav Tioixilo^xidbg axai Ttr\\iaxav näaccig fif- benen Ruhms Herc. Ulf. Simonides hatte
xaXXdaoovatv mgeug 533 iV.2 Vereinzelte An- vom Zahn der Zeit gesprochen, Euripides sagt
sätze zur Personifikation sind sonst vorhanden: Alex. fr. 42 xccl Xqovov Ttoovßcavs novg. Aus
zu Artemis fleht der Chor eväita Tteiiipov AX- spekulativen Ideenkreisen stammt auch das
xäv O. B. 188, ein (peegog AvaiSdag im Satyr- Lied, mit dem der Chor der Alkestis Ananke
spiele Inachos fr. 269, Lethe ist taub und besingt: die mächtigste Göttin, die nicht Altar
2103 Personifikationen (Dichtung Personifikationen (Dichtung) 2104
noch Kultbild besitzt und auf keine Opfer Aidos C.I.A. 2, 2339 (= Kaibä 34); Tolma
hört 962 ff. Auch volkstümlichere Gestalten A. P. 7. 529; Dikaiosyne C.I.A. 4, 2, 2544b;
worden genannt: Pheme fr. 865. Die blonde Homophrosyne A. P. 7, 551. In anderen Elpis
Harmonia, die Mutter der attischen Musen, und Tyche A. P. 7, 420; 9, 49. 134 (vgl. 10, 67).
und die der Sophia gesellten Eroten Med. 146. 172; 10, 70; Harmonia Kaibel ebd. 888 a
830ff., vgl. Leo, Hermes 15 (1880) S. 307, 3f., Peitho A. P. 5, 195, 6, vgl. 5, 70; Kallos
Aidos Hippol. 78 ff., angerufen Jph. Aul. 821, Anacreontea 19 (30); Sophrosyne und Eros im
llippol. fr. 437, Lethe desgleichen Orest 213, Kampf A. P. 9, 132; Physis und Techne im
Eirene Orest 1682 f. Suppl. 488 ff.; dazu Bacch. Wettstreit bei Ausführung der myronischen
109 ff., wo sie als segenspendende Kurotrophos 10 Kuh 9, 738; Aidos 2, 341; Phrontis App. 96;
und Freundin des Dionysos in der pierischen Momos 9, 356, seine Kinder die Grammatiker
Grotte verweilend gedacht wird mit den 11, 321; Grammatike 11, 400; Methe 6, 257.
Musen, Chariten, Pothos, Bakchos und den Einiges davon verrät deutlich rhetorisches Ge-
Maenaden, und Kresphontes fr. 453 mit po- präge.
litisehem Hintergrund. Eris ebd. fr. 453, Bei Kallimachos finden wir bekannte Ge-
Phoeniss. 798 ff. Helena als Ate für Ilios stalten wie Ananke h. 4, 122, Helene als Ate
Andr. 103 f., wie das hölzerne Pferd für die der Argeier {cf. Kur. Andr. 103 f., s. o.) fr. 486
Troer Troad. 530. Verwünschung des Geras Sehn., Bia und Kratos h. 1, 67, Apollonius Rho-
Herc. 649 ff., Thanatos Hippol. 1373. Augen- dius unter dem Bilde des Phthonos oder
blickserfindungen sind es, wenn der Chor der 20 Momos h. 2, 105 ff. vgl. fr. 70.
Bacch. Hosia, die hehre Göttin, anruft, die Späte Orakelpoesie operierte mit Ate
mit goldenem Flügel über die Erde fliegt (Kaibel 1033, 22), Loimos [Buresch, Klaros
370 ff., oder wenn Eteokles vor dem Beginn der S. 10 B 8) oder Aisa (Dicls, Sibyll. Bl. S. 111,
Schlacht auffordert, zur Eulabeia als der nütz- vgl. ebd. S. 116), nachdem schon bei Herodot
lichsten Göttin zu beten, dafs sie die Stadt erhalte Pythia vom namenlosen Sohn des Horkos
Phnen. 782 f. Nur eine Pointe ist es wiederum, geredet (6, 867) und Bakis prophezeit hatte,
wenn Andromache von Helena sagt: ro TvvSä- dafs Dike Koros vernichten werde, den Sohn
qslov %Qvog, oiinor' £t Aiög, nollmv 8 s natsgav der Hybris (8, 77).
qprjtu ff' £x7isrpvx£vca , 'AläazoQog (ihv rtoütov, Selbständige Triebkraft hat die Personifi-
slrcc 8s <&&6%>ov, <&6vov xs ©avärov &' oacc rs 30 kation, durch Spekulation begünstigt, in den
yf\ roiysi Y.uy.ä Tro. 766 ff. Was Euripides spätorphischen Dichtungen. Dike neben Zeus
neben geläufigen Vorstellungen bietet, ist Spe- fr. 33. 125. 126 ist geläufig, aber daneben er-
kulation und Rhetorik. Die Einführung dieser scheint Nomos als itäQsSoog fr. 126 und weiter
Faktoren in die Dichtung ist bezeichnend für Dike als Tochter des Nomos und der Eusebeia
den Mann, der an der Wende steht zu einer fr. 109. 110. Zelos und Apate heben die neu-
neuen Epoche hellenischen Geisteslebens. geborene Aphrodite aus den Wogen fr. 101 ;
Die für uns unter dem Worte c Personifika- Eukleia, Eustheneia und Philophrosyne als
tionen' zusammenzufassenden Gebilde, deren Schwestern fr. 140, Peitho Mutter der Hygieia
dichterische Ausgestaltung wir mit einem kur- von Eros fr. 272, Chronos als Sohn der Selene
zen Blicke überschauten, hatten, soweit wir 40 h. 9, 5, des Herakles h. 12, 3, Tychen und
sahen, ihren Ursprung in allgemein religiösen Niken neben Moira Festschr. f. Gomperz S. 15,
Vorstellungen oder einer — wenn wir so sagen 3 f., Aidos neben Plutos, dem Sohn der Euthe-
dürfen — religiös erregbaren dichterischen mosyne Philol. 54 (1895) S. 374 f.
Phantasie. Der dämonische Charakter dieser Das nachhomerische Epos lebt ausschliefs-
Gestalten steht durchaus im Vordergrunde, lieh von alten Motiven, die es hin und wieder
Personifikation ist zu einem Teile Vergött- zu erweitern sich bemüht. Zwei Dichter kommen
lichung. Das spezifisch Dichterische liegt in hier vor allen in Betracht, die in grofsem
der Ausführung der Bilder, in dem lebendigeren, Umfang Personifikationen verwenden: Quintus
auschaulichen Erfassen dessen, was die Volks- Smyrnaeus und Nonnos. Bei Quintus spielen
seele nur dunkel fühlt, während mit Hilfe der 50 die Dämonen des Krieges die Hauptrolle: dafs
genealogischen Metapher ganz neue Bilder sie von Blut und Schweifs triefen oder am
aufgerollt werden. Mit dem fünften Jahr- Morden sich freuen, sind die einzigen zu Ge-
hundert hat sich die grofse Poesie ausgelebt. böte stehenden Farben. Eris, Kydoimos, Dei-
Was die gröfsten Geister geschaffen, wurde mos und Phobos, Enyo, Alke, Moros, Olethros,
einem kleineren Geschlecht zum bequemen Thanatos, die Hysminai, Aisa, Ate, Mania:
Schema. Die Schwungkraft der Phantasie das tobt und wirbelt durcheinander. Daneben
war erschöpft, die Personifikation sank herab Aion, Himeros uod die Litai. Nonnos geht
zur stilistischen Formel. noch über Quintus hinaus: aufser den Ge-
Die einzige Dichtgattung, die in der Folge- stalten der Schlacht erscheinen Dike, Pothos,
zeit noch eine Art selbständigen Lebens ent- 60 Harmonia, Peitho, Aion, Chronos, Physis, Hören,
faltet, das Epigramm, macht von der Personi- Gamos, Pheme, Ate, Apate, Phthonos. Noch
fikation immerhin beträchtlichen Gebrauch. Tryphiodor wird nicht müde, das Wirken der
In den Grabepigrammen erscheinen Chronos Enyo und Eris mit längst bekannten Zügen
Kaibel, Ep. Gr. 27 (= Anth. Pal 7, 245), auszustatten 559 ff.
.1. P. 9, 499, neben Aion A. P. 9, 51; Phtho- Neben die spätgriechische Poesie tritt ein
nos Kaibel 379; Dike ebd. 522, 12 f.; Arete anderer Erbe des alten poetischen Schatzes,
A. P. 7, 145 f. (vgl. Ausonius ep. 3 p. 73 Peiper) die römische Dichtung. Der Schematismus in
App. 53, neben Sophrosyne, der Tochter der der Verwendung der Personifikationen ist hier
2105 Personifikationen (Dichtung) Personifikationen (Dichtung) 210(3
ein vollkommener. Von Vergü ab kehrt eine tinos bewegte sich in mythischem Bilde, wenn
Reihe von Typen immer wieder: Fama, Som- er die hundsäugige Kebse Aspasia von Kata-
nus, das Gefolge des Mars und die Gestalten pygosyne, der Werhinterung', geboren werden
der Unterwelt. Das hesiodische Geschlecht liefs (fr. 241 K.)\ aber derlei ist ganz verein-
der Nacht wird erst hier als fester poetischer zeit, und Gottheiten wie Eirene (vgl. Ar. Fax),
Faktor eingeführt; es mischt sich mit dem die alles Erstrebenswerte darbietet (JPhilemon
Gefolge des Mars und erfährt weitere Ausge- fr. 71 K., vgl. Men. fr. 719 K.), Ananke, die
staltung, indem die Dichter neue Abstrak- über die Götter herrscht (ders. fr. 31 K.),
tionen hinzufügen. Tyche, deren alles überragende Macht be-
Es verlohnt sich nicht diese Typen im 10 sonders in der neuen Komödie auf das
einzelnen vorzuführen, doch seien die Stellen Stärkste hervortritt (vgl. für PMlemon und
der Dichter kurz zusammengestellt, an denen Menander die Zusammenstellungen bei P.
sich die Dämonen der Unterwelt zu gröfseren Wendler, Mediae ac recentioris comoediae at-
Gruppen zusammenballen: Vergü Am. 12, ticae poetae quid de dis senser int p. 30 ff. 37 ff.)
335 f. 6, 273 ff. vgl. die Illustration einer vati- sind mehr oder weniger allgemein Gegenstand
kanischen Hs, Wieseler, Eris S. 100 f. Ovid des Glaubens oder Unglaubens. Dafür hat
Met. 4, 483 f. 8, 781 f. Seneca Oed. 590 ff. 652 f. aber die Komödie auf anderem Felde etwas
1059 ff. Herc. für. 96 ff. 690 ff. Herc. Oet. 611 ff. ganz Neues geschaffen : die Einführung schlecht-
Petron 124, 255 ff. Valerius Flaccus 2, 204 ff. hin abstrakter Begriffe als dramatischer Per-
Silius Italiens 2, 548 ff. 4, 325. 13, 581 ff. Sta- 20 sonen. Wenn Kratos und Bia im Prometheus
tius Theb. 2, 286 ff. 3, 424 ff. 7, 47 ff. 8, 24 f. des Aischylos auftreten, oder Lyssa im Hera-
10, 89 ff. Claudian 3, 29 ff. 28, 322 f. Auch kies des Euripides und in den Xantrien des
Mors ist eine häufige Gestalt des Epos, sie Aischylos (fr. 169 N.2), so sind das eben dämo-
spielt daneben eine grofse Bolle im Grabge- nische Wesen mit dynamischen Potenzen:
dicht, s. E A 2, 3219f. Geläufig ist der rö- Kratos und Bia stammen zudem aus der Theo-
mischen Poesie das hesiodische Motiv von den gonie. Welche Gestalten das Drama kannte,
Tugenden, die die Erde verlassen, s. Verg. zeigt die Liste der 'iy.ay.ava nQoacora bei Pollux
Georg. 2, 473 f. Ovid Met. 1, 127 ff. Fast. 1, 4, 142 Methe, Oknos, Phthonos, Lyssa, Oistros,
249 f. Fetron 124, 249 ff. Juvenal 6, 19 f., vgl. Dike, Thanatos, Hybris, Peitho: einige davon
Sen. Ag. 79 ff. In umgekehrter Anwendung 30 gehören nach der Bemerkung des Pollux der
preist iioraz die Bückkehr jener guten Geister Komödie an. Die Komödie erst ist es, die in weite-
unter der Herrschaft des Augustus carm, saec. rem Umfang die Einführung personifizierter Be-
57 ff., und Claudian schildert mit gleicher griffe zum ökonomischen Prinzip erhebt. Die
Tendenz ihr Walten auf Erden 3, 52 ff. 17, letzten Aufzeichnungen Kaibels, die Bobert
166 ff. dem 4. Heft des 36. .Hermes-Bandes vorge-
Alles in allem ist die persönliche Erfindung druckt hat, betonen die Wichtigkeit dieses
sehr gering. Den Eindruck gröfserer Mannig- Faktors für die Entstehung jener litterarischen
faltigkeit macht allein Horas: eine Gruppe Gattung. Wo die Wurzeln liegen, bleibt zu
von Tugenden carm. 1, 24, 6 ff., c. s. 57 ff, untersuchen. Man wird vielleicht nicht ohne
Iustitia 2, 17, 16, Fides 1, 35, 21 (ebd. Spes); 40 Grand mit an alte Volksfabulistik denken,
4, 5, 20, Virtus 3, 2, 17 ff. ; 24, 31 f. 44, epod. die ihrer Natur nach allegorische und drama-
9, 25 f., Gloria sat. 1, 6, 23, ep. 2, 1, 177, Copia tische Elemente mit einander verbindet. Es
ep. 1, 12, 28 f., Faustitas 4, 5, 18, Licentia ca. wird kein Zufall sein, dafs gerade eine alte
1, 19, 3, locus und Cupido 1, 2, 34, Cupido Fabelfigur, Momos, der ewige Nörgler (vgl.
allein 2, 8, 14; 4, 13, 5, epod. 17, 57, Timor Etym. Magn. p. 593, 16), Hauptheld, wenn
und Minae 3, 1, 37 f., Cura ebd. 39 f.; 2, 16, nicht einer Komödie, so doch zweier Satyr-
11 ff. 21 ff., Poena 3, 2, 31 f.; 4, 5, 24, Mors 1, 4, spiele war, Soph. fr. 386—391; Achaios fr. 29
13f. ; 2, 1,58, Necessitas 1, 35, 17 ff. ; 3, 1, 14f. ; (häufiges Auftreten bei Lukian: Iupp. trag.
3, 24, 5 ff, Triumphus epod, 9, 21 ff., Fortuna 19 ff., deor. conc, dial. deor. 20, 2, Hermot, 20,
ca. 1, 34, 15; 35; 3, 29, 49 ff.; 4, 14, 37 ff, sat. 50 Nigrinos 32 f., de hist. conser. 33, ver. hist. 2, 3,
2, 6, 49; 8, 61, ep. 1, 11, 20; 12, 9. Bei libull Itarom. 31). Indessen gewinnen diese in ef-
Decor 4, 2, 8, Poena 1, 9, 4, Fors 1, 5, 70, figie leibhaftig auf die Bühne gestellten Begriffe
bei Lygdamus Senecta 5, 16, bei Ovid ausge- kein irgendwie bedeutsames persönliches Le-
führte Schilderungen der Invidia Met. 2, 760 ff. ben: was wir vor uns haben, ist nicht so sehr
und Farnes 8, 771 ff., bei Persius Avaritia 5, dichterische Personifikation, als dramatische
132 f., bei Lucan das Traumbild der Patria 1, Allegorie. Solcher Art sind Komodia in der
185 ff., bei Statius Pietas und Virtus Theb. 10, Flasche des Kratinos Schol, Ar. Eq. 400, die vor
780, vgl. Pietas 11, 457 ff.; locus Silv. 1, 6, 6, Dikaiosyne Klage führende Musike, [Pherekr.J
Aurufung der Vetustas ebd. 37 ff. ; 4, 1, 28; Cheiron fr. 145 K., SUcaog und adiyoglöyog Ar.
Theb. 4, 32. 60 Nub. 889 ff., Plutos und Penia Plut. 415 ff., Pole-
So haben wir die oben Sp. 2103 charakte- mos Pax 236ff. (vgl. Acharn, 979 ff.); als %cocpa
risierte Gruppe von Personifikationen herunter 7tedffw7rc:diedreifsigjährigenSpondaiEVj'.138y ff.,
verfolgt bis an das Ende der antiken Poesie. Diallage Eys. 1114 ff. (vgl. Acharn. 989 ff.),
Eine Dichtgattung ist dabei noch gar nicht in Theoria und Opora Pax 520 ff. 706 ff. Bealeren
unser Gesichtsfeld getreten: die Komödie. Ihr Hintergrund hat Demos Eq. 40 ff. 728 ff. 1335 ff. ;
ist jene Art von Personifikationen so gut wie Kydoimos als ncüg des Polemos Pax 255 ff. ist
fremd. Wohl redet Diphilos von Chronos als homer. Reminiszenz. Geras (vgl. Herodas 1, 15 f.
dem Ttohös xs%vixr\g (fr. 83 _K.), und ein Kra- 62 f.; 2, 71 f.) wohnt im Himmel Ar. 606, Ba-
2107 Personifikationen (Dichtung) Personifikationen (Dichtung) 2108
sileia bewahrt den Blitz des Zeus Av. 1536 ff. Einflufs auf die spätere Entwicklung: Ennius
(s. Schal, zur Stelle und weiter unten), Tgvcpfjg hatte in einer Satire Mors und Vita einander
7iq66co71ov als Kosewort Eccl. 974. Ob Anteros gegenübergestellt fr. 480 Baehr. (Quint. 9, 2, 36),
in dem gleichnamigen Stücke des Anaxan- Lukian schildert einen Prozefs, bei dem Dike
drides (vgl. I. G. S. I. 1098, 14) auftrat, ist un- zu Gericht sitzt: Methe contra Akademie, Stoa
gewifs; dasselbe gilt von der Methe des Me- contra Hedone, Tryphe contra Arete u. s. w.;
nander fr. 319 — 322. Eine ganz besondere Paideia und Techne streiten sich im Somnium
Rolle spielen die Personifikationen in den des Lukian 6 ff. um die Gunst des Autors,
Prologen der neuen Komödie (vgl. Theon. Tragoedia und Elegeia um Ovid, am. 3, 1,
progymn. 68, 21 sqq. Sp.), woher sie Flau- 10 Virtus und Voluptas um Scipio, Sil. Ital. lö, 18 ff.
tus übernommen hat. Phobos, der sich als Der barockste Ausläufer dieser Richtung ist
häfslichster der Götter vorstellte adesp. fr. der Kampf der Tugenden und Laster um die
154 K., ist ja freilich wieder ein wirklicher menschliche Seele in der merkwürdigen Psy-
Dämon, aber Elenchos als Freund von Aletheia chomaehie des Prudentius.
und Parrhesia in einem Prologe Menanders Auch als blofse Gegenstücke werden zwei
fr. 545 K. war für die Rhetoren ein rechtes Begriffe personifiziert und mit Gefolge ausge-
Musterbeispiel der TtQoamTtoTioua, s. Kocka,. a. 0. stattet, wie Basileia und Tyrannis bei Bio
Bei Plautus erscheinen Luxuria und Inopia im Chrys. 1, 70 ff. (vgl. Wilamowitz, Beden u. Vor-
Prologe des Trimmmus, Auxilium in der Ci- träge S. 77 f.), Nus und Akrateia als Mund-
stellaria 149 ff., in der Sella des Afranius trat 20 schenken ebd. 30, 36 ff. Das Motiv der Diener-
Sapientia auf mit den Worten : Usus me genuit, schaft ist äufserst fruchtbar : vgl. beispielsweise
mater peperit Memoria: Sophiam vocant me im Gefolge der Philosophia Lukian Piscator
Grai, vos Sapientiam p. 241 Bibb.3 14 ff. Arete, Sophrosyne, Dikaiosyne, Paideia,
Der eigene Anteil des Plautus an der Ein- Aletheia, Eleutheria, Parrhesia, Elenchos, Apo-
führung von Personifikationen ist erkennbar: deixis, Syllogismos, Dike. Das Gefolge des
die abstrakten Gottheiten Roms, daneben eine Limos Lvk. Timm 31, die Begleiter des Cha-
Reihe von Augenblickspersonifikationen, wie rinus Plaut. Merc. 870, des Eutychus ebd. 846,
Commoditas, Iniuria, Servitus, Perfidia, Kese- die Insassen der Stadt Pers. 555 ff, Amor und
berg, Quaest. Plaid, et Ter. ad rel. spect. Genossen Bacch, 115 f. (ähnliche Reihe Gapt.
p. 55 sq., eine sancta Saturitas (Capt. 877) weist 30 864), Comoedia trauert mit Rixus, Ludus und
auf göttliche Sphäre. Der spezifisch römische locus über den Tod des Plautus, Epigramm
Witz zeigt sich im komparativischen Über- bei Gell. 1, 24, 3, Mens Bona und Pudor als
trumpfen solcher Abstrakta durch ein Wort- Gefangene im Triumphzuge Cupidos, seine Be-
spiel: Asm. 268 at ego Mos lubentiores faciam gleiter Blanditiae, Error, Furor Ovid, am. 1, 2,
quam Lubentia est. Vgl. Pseud. 669 f. Cas. 225. 31 ff., Personifikationen der Zeitabschnitte und
Noch eine dritte Richtlinie der poetischen Jahreszeiten umgeben Phoebus in seiner Sonnen-
Personifikation haben wir zu verfolgen: ich wohnung Met. 2, 25 ff. (die Hören auch 2, 118,
möchte sie als die rhetorisch-allegorische be- vgl. Nonnos 38, 297 f.), Maiestas, die Tochter
zeichnen. Sie berührt vorzüglich das Gebiet von Honos und Reverentia, nimmt mit Pudor
des Ethischen. Ethische Begriffe, vor allem 40 und Metus ihren Sitz auf dem Olymp Fast.
Tugenden und Laster, werden einander als 5, 23 ff., die Genossen der Fama Met. 12, 43 ff.,
Personen gegenübergestellt, eine Schar gleich- die Begleiter der Virtus und Voluptas Sil.
artiger Gefolgsleute wird ihnen beigegeben, Bai. 15, 96 ff., Consuetudo, Sollicitudo und
das alte mythische Motiv der Behausung wird Tristities im Gefolge der Venus Apul. Met.
in Aktion gesetzt, und der allegorische Ap- 6, 8 f., Metus und Terror in dem der Minerva
parat ist fertig. Besonders die Kaiserzeit hat ebd. 10, 31, die Einwohnerschaft des Venus-
auf griechischem wie römischem Sprachgebiet berges, in dem mit Venus Luxuria haust,
diese Art der Personifikation in weitestem Claudian 10, 78 ff. und als Schlufsstück die
Umfange ausgebildet, ihr Anfangspunkt liegt Philologie und ihre Sippschaft in dem alle-
viel höher hinauf: das Urbild ist, so weit wir 50 gorischen Machwerk des Martianus Capella
sehen, die Erzählung des Prodikos von Herakles (vgl. besonders das 2. Buch; in der auf Varro
am Scheidewege. Das Motiv des Scheideweges zurückgehenden Regioneneinteilung [Nissen,
ist natürlich älter, aber die Einführung der Templum S. 184] die merkwürdigen numina
Arete und Eudaimonia resp. Kakia kann sehr Salus, Favor, Favores, Discordia, Seditio, Ce-
wohl eigenste Erfindung des ke'ischen Sophisten leritas, Fraus, Fortuna, Valitudo, Pavor, Pallor
sein (Hauptstelle bei Xen. Mem. 2, 1, 21 ff. 1, 45 ff.). Natürlich gehören auch die oben
s. auch Philostr. v. soph. 1 prooem. p. 3, 25 ff. aufgezählten Reihen von Unterweltsdämonen
Kays. Suid. s. v. JIqoSimov und r£lQcu', auf hierher.
etruskischen Spiegeln Minerva an Stelle der Philosophische Richtungen machten sich
Arete Gerhard 155. 156, PW 2, 678, 48 ff., go diese allegorische Einkleidung für den Vortrag
Beteiligung der Eris EA 1, 1338; Erzählung ihrer ethischen Lehren zu Nutze. Bion hatte
der Telesilla Schol. v 289; Erweiterung durch die Penia redend eingeführt, wie wir aus Teles
Themistius 22, 280 a ff.). Welche Wirkung die ttsq! avtaQxeiag p. 4 sq. Hense erfahren: sie
Erzählung des Prodikos ausübte, zeigt ein legt die Klagen des Armen als unberechtigt
Satyrspiel des Sophokles, betitelt KqLgls, in dar. Gewifs hatten sie die Kyniker auch
dem Aphrodite als Hedone, Athena als Phro- gegen Plutos auftreten lassen, man vgl. noch
nesis— Nus— Arete auftrat, fr. 334 N. 2 Buk- Timon 32; Palladas Anth, Pal. 9, 172.
Besonders das Motiv des Agon blieb von In den varronischen Menippeenfragmenten
2109 Personifikationen (Dichtung) Personifikationen (Kirnst) 2110
finden wir 123 Infamia als tertia Poenarum, 141 Die Kunstfabel wurde in gleicher Richtung
Veritas, 147 Existirnatio, 239 Metarnelos als beeinflufst: Prometheus schafft Veritas, sein
Sohn der Inconstantia. Kleanthes pflegte im Diener Dolus das Mendacium Phaedrus App. 4,
Hinblick auf die Philosophen, die an den Religio redend eingeführt 4, 11. Besonders
Wert der Tugend den Mafsstab des körper- beliebt war die ausführliche Schilderung der
liehen Wohlseins legten, mit Worten ein Bild allegorischen Gestalten, vgl. als ein Muster-
zu entwerfen, das die Hedone (Voluptas) thro- beispiel solcher sucpQaoig die Beschreibung der
nend darstellte und die Tugenden als Diene- Dikaiosyne (Iustitia) nach Chrysipp, dem
rinnen zu ihren Füfsen, Cic. de fin. 2, 21, 69, Schüler des oben erwähnten Kleanthes, bei
vgl. August, c. d. 5, 20. Die Vorstellung eines 10 Gell. 14, 4, 4. Apate bei Bio Cfmjs. 4, 114
allegorischen Bildes, durch solche Vorläufer Fronto p. 243 Naber (Tempel der Apate und
angeregt, ist dann im sogenannten Pinax des Aletheia auf der Insel der Träume Luk. de
Kebes, einem Schriftchen etwa des ersten ver. hist. 2, 33). Die Schilderung der vier
Jh. n. Chr. (vgl. Kaibel zu I. G. S. I. 1298, Jungfrauenbilder (Phronesis, Ischys, Sophro-
Wageningen in dem mir unzugänglichen Album syne, Themis) auf dem Gartenzaun im Liebes-
gratul. in honorem Henrici van Her werden, roman des Eustathios 2, 2 ff. p. 170 ff. Hercher;
Kroll, Berl. phil. Wochenschr. 1903 Sp. 141 f.), ein Epigramm auf das Bild der Occasio und
bis zur Massenwirkung gesteigert: eine Unzahl Paenitentia fingiert Ausonius nach griechischem
allegorischer Figuren tritt hier auf den Plan. Vorbild 19, 33 p. 323 Peip.
Apate reicht den ins Leben Tretenden einen 20 Das möge genügen. Von den drei Gruppen,
Trank. Personifikationen der Verblendung die wir geschieden haben, entsprechen die
führen sie zu Tyche, die sie beschenkt. Die erste und dritte den Perioden der grofsen
Allegorieen der Unmäfsigkeit locken sie zur Poesie und der Rhetorik, deren Trennpunkt
Hedypatheia, wo sie ihr Gut vergeuden. Sie am Ausgang des fünften Jahrhunderts liegt,
werden der Timoria ausgeliefert. Dann nimmt Wirkliche Abstrakta kennt die erste dämo-
sie Kakodaimonia in Empfang, und Metanoia nische Gruppe noch nicht: die Gestalten aus
bringt ihnen eine Doxa, die sie an der Pseudo- dem Geschlecht der Nacht blieben zunächst
paideia vorbei zur wahren Paideia führt. Es ohne Einflufs, nur Empedokles scheint von
geht einen steilen Berg hinan, oben hausen ihnen angeregt. Erst in der römischen Dich-
die Tugenden und Eudaimonia. Nicht alle 30 tung treten sie hervor, wo sich altes und
erreichen das Ziel: manche kehren um und junges in tollem Durcheinander mischt,
verfallen den Personifikationen des Elends. Zwischen die erste und dritte Gruppe schieben
Die Schrift des Kebes hat als Vorlage für ein sich die allegorischen Figuren der Komödie,
verschollenes Relief gedient, das in fraginen- der dritten Gruppe verwandt und doch davon
tiertem Zustande abgezeichnet wurde. Die verschieden. Sie erfüllen ohne Nebenabsicht
Zeichnung befindet sich in einem Sammelbande den zu Tage liegenden Zweck, den Inhalt der
des Berliner Kupferstichkabinetts und ist von Handlung zu verdeutlichen, während die Rhe-
K. K. Mueller, Arch. Zg. 42 (1884) S. 115—128 torik ihre Personifikationen in den Dienst der
publiziert worden. Nachahmungen dieser Alle- Tendenz und Pointe stellt,
gorie bei Lukian de merc. cond. 42; rhet. 40
praec. 5 f. Das Motiv vom Berge der Arete !»• Kunst.
ist alt: wir fanden es schon bei Simonides Wenn der antiken Kunstgeschichte für die
(s. o. 2098,33), vgl. Qu. Smym. 5, 49 ff. und die Behandlung der Personifikationen ein weniger
hochragende Burg der Sapientia Ciris 14 ff. Die zerstreutes und lückenhaftes Material zu Ge-
Gestalten der Tugenden spielen wie bekannt die böte stände, so würde es von Interesse sein,
gröfste Rolle in der christlichen Kirche. Um an dem einzelnen Kunstwerk die Eigentüm-
ihr Auftreten in Masse zu geniefsen, lese man lichkeit der künstlerischen Phantasie zu er-
Zeno Tract. 1, 14, 5 (Migne, Patr. lat. 11 fassen, die Art, wie die Probleme gelöst sind,
p. 361). näher zu analysieren und eine vergleichende
Wie die erste rhetorische oder sophistische 50 Betrachtung verwandter Schöpfungen anzu-
Allegorie des Prodikos im Gewände der Fabel stellen. Allein die Umstände der Überlieferung,
erzählt wurde, so hat man auch in der Folge- die uns neben dürren Notizen im wesentlichen
zeit diese Form gerne beibehalten, vgl. die unbezeichnete Monumente darbietet, weisen
Geschichte von Porös und Penia und der Ge- solche Gedanken von vornherein ab. Wir müssen
burt des Eros Plato Symp. p. 203 B/C, die Fa- uns bescheiden, das Zusammengehörige an ein-
bel von Eros und Anteros bei Themist. 24 ander zu rücken und ein möglichst übersicht-
p. 304 d ff. , die Erschaffung des Hypnos bei liches Bild von dem Vorhandenen zu geben.
Fronto de feriis Alsiensibus 3 p. 228 ff. Naber. Auch in diesem Abschnitt haben wir eine
Wenn Overbecks Deutung von Gemmendar- Reihe von Gestalten zu behandeln, die keines-
stellungen auf die Bezwingung des Herakles 60 wegs Abstraktioneu im eigentlichen Sinne
durch Hedone FA 1, 1875 das Richtige trifft, sind, sondern volkstümliche Wesen dämonischen
so gehört auch das hierher. Überhaupt führte Charakters. Auf dem Kypseloskasten, einem
man handelnde Personifikationen ein, vgl. das korinthischen Kunstwerk des 6. Jh., waren
Liebesverhältnis des Hermes zur Palaestra unter anderem dargestellt: 1) Thanatos und
Serv. interp. Aen. 8, 138 Et. M. s. v. Tldlr] Hypnos als Knaben im Arm der Nyx, schwarz
p. 647, 56; Cura (d. i. Prometheia) an Stelle der erste, weifs der zweite, Paus. 5, 18, 1.
des Prometheus bei der Erschaffung des Men- 2) Dike als schönes Weib, mit der einen Hand
sehen, Hijgin f. 220, s. Preller - Robert 1, 82. die häfsliche Adikia würgend, in der anderen
2111 Personifikationen (Kunst)
die gäßSog, 18, 2. 3) Eris, von grofser Häfs-
lichkeit, zwischen Aias und Hektor beim
Zweikampf, 19, 2. 4) Pkobos mit Löwenkopf
auf dem Schilde des Agamemnon, 19, 4.
Thanatos erscheint im 5. und 4. Jh. als Mann
und Jüngling gebildet, als Knabe wie Eros in
der römischen Kuust, Preller- Robert 1, 844 f.
Robert, Arch. MärchenllüS. 175 ff., vgl. H. JJbell,
Vier Kapitel vom TJianatos, Wien 1902. Als
Hypnos ist gedeutet worden ein kleines Flügel- 10
wesen (Ker?) auf Alkyoneusvasen Winnefeld
S. 3 (vgl. die Illustration des Utrechtpsalters
zu Ps. 75, Graeven, Repertorium f. Kunstwiss.
21 [1898] S. 31 f.), jugendlich tritt er auf im
Sarpedonschema (S. 6) und in der nicht vor-
lysippischen (EA 1, 2849) Madrider Statue,
deren Formengebung die spätere Kunstübung
beherrscht (TU. S. 13 ff. Torso einer besonders
schönen Bronzestatuette [hellenistisches Ori-
ginal] im Berliner Museum, Arch. Anz. 1903 20
4) Dike, den Peirithoos bewachend, Vasenbild
(nach Wien. Vorlegebl. E 6, 3).
S. 33 nr. jll). H. als schlafender alter Mann
S. 20 ff., als Hüter des Schlafs mit dem Schlum- 50
mernden im Schofs nicht voralexandrinisch
S. 24 ff. Das Schema Thanatos und Hypnos
um die Leiche des Sarpedon geht auf das
Schema von Kriegern zurück, die einen Ge-
fallenen aus der Schlacht tragen (vgl. Ann.
1883 t. Q), indem an Stelle der Menschen die
aus der Ilias bekannten geflügelten Dämonen
getreten sind: so unterscheidet sich das schwarz-
fig. Vasenbild Pottier, Vases du Louvre F 388
nur durch den Zusatz der Flügel von der eben 60
zitierten Darstellung; späterhin wird das Schema
auch auf Memnon und gewöhnliche Sterbliche
übertragen. Die Darstellung variiert bei aller
Gleichmäfsigkeit: vgl. die drei streng rot-
figurigen Gefäfse, Arch. Anz. 1893 S. 86
Fig. 20 beide Dämonen geflügelt, bärtig und
gerüstet, Wien. Vlgbl. D 3, 1 = Gerhard
A. V. 221 (s. Hartwig Me ister schalen S. 142 ff.)
Personifikationen (Kunst) 2112
beide geflügelt und gerüstet, aber unbärtig,
Th. durch dunkles, H. durch blondes Haar
charakterisiert, Mon. 6, 21 beide geflügelt,
aber unbärtig und ungerüstet. Ebenso, und
zwar mit Rücken- und Fufsflügeln auf dem
altrömischen Terracottaaltärchen Mon. 11, 10, 3
(vgl. Fwrtwimgler, Ant. Gemmen 3, 266). Das-
selbe Schema auf einem etruskischen Wand-
gemälde der tomba d. pulcella (Corneto), wo
H. und Th. eine Leiche zudecken, Ant. Derikm.
2 T. 43, sowie auf einem Diptychon-Relief des
4. Jh. n. Chr., wo die beiden Dämonen den
vergötterten Kaiser Constantius Chlorus zum
Himmel emportragen, Graeven, Rep. f. Kanstw.
21 (1898) S. 32. Ein merkwürdiger Ausläufer
der Lekythendarstellungen auf dem Fragment
einer polychromen Lekythos in Berlin, wo H. und
Th. mit der Leiche als Bekrönung einer Grabstele
verwendet sind, Arch. Jahrb. 10 (1895) 86 ff.
T. 2 : der Tote ist diesmal eine Frau, Th. allein
ist bärtig und trägt hohe Schuhe. Auf
einem rottig. Kantharos schönen Stils
Arch. Zg. 38 (1880) S. 189 nimmt Th.
allein den Toten in seine Arme. Auch
die geflügelte Jünglingsfigur, die auf
einer attischen Statuettenvase ein hin-
sinkendes Mädchen auffängt ( Ath. Mitth.
7 [1882] T. 12) ist von Furtwängler,
Meisterwerke S. 114, 1 mit Wahrschein-
lichkeit auf Thanatos gedeutet worden,
da sie die Hadeskappe trägt. — Statuen
des Hypnos und Thanatos in Sparta
Paus. 3, 18, 1. Liegender, also schlafen-
der H. im Asklepieion von Sikyon, ebd.
eine Statue des Oneiros und H. einen
Löwen einschläfernd Paus. 2, 10, i.
Weihung zweier Oneiroi an den Askle-
pios zu Lebene Kaibel, Ep. gr. 839.
Die Gruppe der Dike und Adikia
ist zur Geniige durch die bekannte
Nikosthenes-Amphora illustriert wor-
den, die zuletzt Masner, Sammlung
antiker Vasen und Terracotten im K.
K. Ost. Mus. S. 39 nr. 319 reprodu-
ziert hat, vgl. E A 1, 1019. Die Häfs-
lichkeit der Adikia ist nachdrücklich
betont, ihre Beischrift lautet 3»[I]AA
= adixn, was gegen abstrakte Auf-
fassung spricht und vielleicht geradezu mit
„die Ungerechte" übersetzt werden mufs:
das ist bedeutsam. Dike schwingt statt der
gäßSog den Hammer. Mit gezücktem Schwert
sitzt D. als Wächterin neben dem gefesselten
Peirithoos auf dem Fragment der Karlsruher
Unterweltsvase Wien. Vlgbl. E 6, 3 (s. Fig. 4),
dieselbe Gruppe ohne Beischrift auf zwei an-
deren Vasen gleichen Charakters ebd. 6, 1. 3.
Das Schwert als Attribut der D. wurde für
Milchhoefer die Veranlassung, eine Frauen-
gestalt mit Schwert auf dem borghesischen
Lykurgossarkophag (M.-D. 2269) und die be-
waffnete Aphrodite von Epidauros für D. zu
erklären, Arch. Jahrb. 7 (1892) 203 ff. Gegen
die zweite Erklärung Robert in Prellers My-
thologie S. 871, Nachtrag zu S. 479, 2. Neuer-
dings ist die epidaurische Statue von Häuser,
Rom. Mitt. 17 (1902), 232 ff. mit grofser
Wahrscheinlichkeit auf die Aphrodite von
2113 Personifikationen (Kunst)
Personifikationen (Kunst) 2114
Aniyklai (Pausanias 3, 18, 7) zurückgeführt
worden.
Eris ist bei Wertkämpfen zugegen: ge-
flügelt auf schwarzfigurigen Vasen zwischen
Viergespannen, Gerhard, Ges. Abh. 10, 5
(= Abb. EA 1, 1338). 6 (IPIU verschrieben),
ungeflügelt auf jüngeren attischen Vasen mit
Darstellung des Parisurteils, Compte Bendu 1861
T. 3, 2 = Wien. Vlgbl. A 11 (neben Themis
sind aber in einigen Fällen durch Beischriften
genauer bezeichnet: Mania auf der Herakles-
Vase des Assteas Mon. 8, 10, Oistros auf der
Münchener Medea- Vase Arch, Zg. 5 (1847) T. 3,
Apate auf der Tereus-Vase Monuments ined.
de l'inst., sect. franc. 1839 pl. 21 und der Darius-
Vase Mon. 9, 50. 51. Im übrigen ist es ver-
geblich, nach Benennungen zu suchen, viel-
leicht darf Lyssa auf einigen Bildern erkannt
zwischen Gespannen), Gerhard, Apid. Vasenb. io werden Koerte S. 23 ff., wie auf Pentheus-
und Lykurgossarkophagen (M.-D. 2266. 2269.
2271 EA 2, 2214). Die dargestellten mytho-
logischen Szenen gehen auf Vorbilder zurück, die
unter dem direkten Einflufs der Tragödie ent-
standen sind, vgl. zur Darius-Vase Koepp, Arch,
Anz. 1892 S. 127 f. Über das Auftreten dämoni-
scher Gestalten auf der Bühne s. ob. Sp.2106,20ff.
Zwei Gruppen von c dämonischen ' Personi-
D 2 (Brustbild), auf etruskischen Spiegeln E A
1, 1338 f. Kalliphon hatte ihre Häuslichkeit in
seinem ephesischen Gemälde hervorgehoben,
Paus. 5, 19, 1: sonst wird dies Charakteristikum
nicht verwandt (der Berliner Stein [Wieseler
S. 110] zeigt nicht Eris, sondern einen ge-
wöhnlichen Jüngling, Furtivängler, Geschnitt,
Steine S. 261 zu nr. 7013. Nackt ist Eris nach
Wieseler S. 100 (vgl. S. 107) auf
dem Knochenrelief einer späten
Pyxis mit Darstellung der Hoch-
zeit von Peleus und Thetis
(Welcher, Alte Denkm. 5, 423
nr. 81, Graeven, Monuments Piot
5 [1900] p. 160 Anm. nr. XI u.
p. 163). Eris und Kydoimos
bei Philostr. iun. 10 p. 408, 9
Kays, nach Homer.
Phobos erkennt Müchlioefer ,
Arch. Zg. 39 (1881) S. 286 im An-
schlufs an die löwenköpfige Dar-
stellung des Kypseloskastens
auf der Amphora (aus Caere?)
Musee Napoleon pl. 59, Deimos
ebd. auf einer samischen Am-
phora aus Kameiros. Phobos
auf Münzen von Kyzikos Hcad
H. N. p. 452 flg. 276, Imhoof-
Blumer, Monn. gr. p. 242 nr. 71,
in Bärengestalt, durch Bei-
schrift gesichert, auf zwei Thon-
lampen der Kaiserzeit (s. Fig. 5),
dazu Deubner, Athen. Mut. 27
(1902), 253 ff. (S. 258 Abb. 1. 2).
Wie Dike sind auch Ananke
und die Poinai auf einer Unter-
weltsvase dargestellt, Wiener
Vlgbl. E 2 = Mon. 8, 9, Koerte
S. 79, vgl. ob. Sp. 2089, 20 ff.
Grofse Gemälde sind als die Vorlagen solcher 50 fikationen, die sich zuweilen berühren, bleiben
Darstellungen zu denken von der Art, wie sie, ins übrig: die Thiasoten des Dionysos und der
5) Phobos in Bärengestalt auf einer Thonlampe
(nach einer Institutsphotographie, vgl. Athen. Mitt. 27 [1902] S. 2G8 Abb. 1).
Allegorische gezogen, bei [Demosth.] in Aristogit.
25, 52 erwähnt werden: ns&' atv d' oi ^cnygä-
qpoi tovg aosßslg iv "AiSov yqäcpovGiv, (isra zov-
rcov ' ft£t' 'Agäg Kai BXaacpruiiag Kai (fr&ovov Kai
Zttäazcog Kai Nelnovg TtsqiSQ^rai (Aristogiton).
Limos als Frau gemalt im Apollontempel
zu Sparta Athen. 10, 452 b. Statuen des Li-
mos und der Euthenia in Byzanz, Codin. de
Aphrodite. In gröfserer Menge erscheinen sie
auf rotfigurigen attischen und den von ihnen
abhängigen unteritalischen Vasen. Nicht immer
sind es Personifikationen, die wir vor uns
haben: besonders die Namen der Satyrn und
Mänaden sind vom Vasenmaler blofs mit der
Absicht gewählt, den Gestalten seiner Thiasos-
darstellungen ein individuelleres Gepräge zu
sign. CP p. 60, 3 Bekk. Eine Statue der 60 verleihen. Aber eine Gruppe von Dämonen
Enyo von Kephisodot und Timarchos, den
Söhnen des Praxiteles, im Heiligtum des Ares
zu Athen Paus. 1, 8, 4.
In der uuteritalischen Vasenmalerei tritt
eine Reihe von Gestalten dämonischen Cha-
rakters auf, über die G. Koerte (s. Litteratur)
zusammenfassend gehandelt hat. Sie haben
im allgemeinen das Aussehen von Erinyen,
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mytbol. III.
bakchischer und aphrodisischer Glückseligkeit
mufste dazu bereits vorhanden sein. Bereits
auf einer chalkidischen schwarzfig. Amphora
des 6. Jhs. Molpe im Tanz von sechs Si-
lenen und sechs Mänaden Heydemann S. 28 w.
Bei weitem die häufigste Figur des diony-
sischen Thiasos ist Komos, bald erwachsen,
bald knabenhaft, immer als Satyr gebildet.
67
2115 Personifikationen (Kunst)
Personifikationen (Kunst) 2116
Dargestellt Heydemann S. 12 A, die Leier spie-
lend S. 15 J. Dionysos giebt dem Buben zu
trinken, hinter dem Gotte Tragodia ebd. K
(s. Fig. 6). Komos in cbakchischer Liebesver-
folgung ' S. 20 W. Himeros reicht dem Dio-
(nr. 2658), wie sie an den Choen verwendet
wurden, vier knabenhafte Gestalten: voran
Paian mit Fackel, es folgt Komos gestützt
auf einen dritten Knaben, dahinter ein vierter.
Alle haben Kannen von der Form des Ge-
^EL^lx]L^[x]L^[x]L^[g][^1[x]L^Bi^l[EI^1IE]L51[x]LSl[x]^1E]L51[aL^
6) Komos und Tragodia bei Dionysos (u. Ariadne), Vasenbild (nach Gerhard, Auserl. Vasenb. T. 65, 2).
nysos einen Kranz, ringsum je vier Satyrn und
Mänaden, darunter Komos, Eirene und Opora
ebd. X. Komos mit der Doppelflöte S. 21a. b;
mit anderen Thiasoten, darunter Eudia,
'schwärmend', während Pothos die Doppelflöte
7) Dithyrambus die Leier spielend, Vasenscherbe
(nach Welcher, Alte Denkm. 3 T. 10, 2).
bläst S. 22 d; auf dem Aufsenbilde einer Schale
im Thiasos, auf dem Innenbild mit einer
Bakchantin S. 25 k, die Doppelflöte blasend
S. 27 s, als Diener des Dionysos und der Ari-
adne ebd. v. Auf einer Berliner Kanne
fäfses in Händen, Ärch. Zg. 10 (1852) T. 37,
3. 4. K. als schlafender Knabe (ovna ¥(pr]ßog)
ausführlich beschrieben bei Phüostr. Im. 1, 2;
mit Gelos von Silen dem Dionysos zugeführt,
ebd. 1, 25. Komodia mit Kantharos und
Thyrsos bei der Rückführung des
Hephaest Heyd. S. 16 L. Tragodia mit
Satyr auf einer neu erworbenen Oino-
choe (Ende des 5. Jhs.) des Ashmolean
Museums zu Oxford Arch. Anz. 1901
S. 165 a. Philia mit Leier und Thyrsos
hinter Satyr und Mänade Wien. Vlgbl.
E 12, 1. Gelos als Kithara spielender
Jüngling auf einer Amphora, deren
Rückseite das Bild des Dionysos zeigt
Gerhard A. V. 4, 319. Dithyrambus,
die Leier spielend auf einer Scherbe,
hinter ihm ein Rest des Dionysos,
Welcher, Alte Bim. 3, 10, 2 (s. Fig. 7),
Heyd, S. 20 Y. Paidia mit Thyrsos,
Tigerfell und Stein nebst Satyr im
Kampf gegen Giganten auf einem Frag-
ment S. 18 S. Dionysos im Begriff
Eirene zu umarmen, um ihn der Thia-
sos, darunter Pannychis ; Pothos schlägt
das Tympanon S. 19 U. Euthymie mit
Tympanon und Fackel vor dem Panther-
wagen des Dionysos bei der Hochzeit
des Herakles und der Hebe; vor
einem Thymiaterion Eunomie S. 17 Q. Himeros,
Sikiimos, Opora (Plinius 34, 70 nennt nach der
Überlieferung des Riccardianus eine Statue
der Opora unter den Werken des Praxiteles;
ephoram im Bamb., von Urlichs in eanex>horam
2117 Personifikationen (Kunst)
Personifikationen (Kunst) 2118
verbessert), Pothos, Eudia, Eros, Eudai-
monia und Hebe S. 17 R (s. Fig. 8). Sikinnos
mit Tkyrsos und Kanne gegenüber der Krai-
pale mit Tkyrsos und Kan-
tharos auf der von Hartwig,
Strena Helbigiana S. 111 ff.
veröffentlichten attischen rot-
figurigen Kanne (2. Hälfte
des 5. Jhs.). Eine Gruppe der
Methe (Ebrietas) und eines
Satyrs von Praxiteles Plin.
34, 69. Die Methe des Pau-
sias in der Tholos von Epi-
dauros war als trinkendes
Weib dargestellt, dessen Ge-
sicht durch die Schale sicht-
bar wurde, Paus. 2, 27, 3. Im
Tempel des Silen zu Elis be-
fand sich ein Bild der Methe,
wie sie dem Dämon Wein
reicht, Paus. 6, 24, 8. Redend
eingeführt das Bild der Methe
auf einem geschnittenen Ame-
thyst Anth. Pal. 9, 752.
Wie Dionysos sammelt
auch Aphrodite einen Kreis
dämonischer Gestalten um
sich, zum Teil begegnen die-
selben Namen. Wie dort
Komos nimmt hier etwa Peitho
den ersten Platz ein: mit
Eunomia, Paidia und Eudai-
monia um Aphrodite und Eros
gruppiert El. cer. 4, 62 =
Stackeiberg, Gräber der Hell.
T. 29; mit Aphrodite Eros,
Harmonia, Hebe und Himeros
auf dem schönen Athener Onos
Eph. arch. 15 (1897) T. 10
(s. Fig. 9); mit Harmonia
Tyche, Hygieia auf einer
eicheiförmigen Lekythos mit
Goldschmuck Arch. Zg. 37
(1879) S. 95 f.; mit Aphrodite
und Tyche C. I. G. 8362; mit
Eukleia ebd. 8364; mit Hime-
ros ebd. 8365. Auf derMeidias-
vase beim Raub der Leukip-
piden Wien. Vlgbl. 4, 1, mehr-
fach beim Ringkampf des
Peleus und der Thetis, Koerte
S. 3; bei der Entführung der
Helena mit einem Zweig in
der Hand (s. die Paralleldar-
stellungen Arch. Zg. 40 [1882]
S. lff.) Wien. Vlgbl. C 1 (vgl.
das bekannte Neapler Relief
I. G. S. I. 756 Fried.-Wolters
nr. 1873), bei der Begegnung
von Menelaos und Helena,
mit Blume in der Hand (in
der Regel ist sie attributlos,
Jahn S. 28) Ooerbeck, Heroeng.
8, 1. Statue des Praxiteles im
megarischen Aphroditeheilig-
tum Paus. 1, 43, 6. Himeros mit Eros bei der
Hochzeit von Herakles und Hebe, Heydemann
S.17 Q, s. ob. Sp. 2116, 31 ff., mit Eros und Pothos
beim Parisurteil Gerhard, Apul. Vasenb. C, am
Lager des Dionysos und der Ariadne auf der
Neapler Satyrvase Mon. 3, 31, mit Zeus Hera
=
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und Hermes auf einer apul. rotf. Vase C. I. G.
8348b. Statuen des Himeros und Pothos von
Skopas im Aphroditeheiligtum zu Megara
67*
2119 Personifikationen (Kunst)
Paus. 1, 43, 6. Sarnothrakiscke Kultstatue
des Pothos von demselben Meister Plin. 36, 25
(haltlose Kombination mit Repliken eines
Apollontypus, Fiirtivängler, Ant. Gemmen 2,
208 f. Sitz.-Ber. d. Münch. Ak. d. Wiss. 1901
phil.-hist. Kl. 783 ff.). Pothos neben Hyper-
mestra und Lynkeus auf einem Krystallbecher
aus Köln, I.G.S.I. 2576, 1. Anteros zu Elis in
der Palaestra dargestellt, wie er mit Eros um
einen Palmzweig kämpft Paus. 6, 23, 5; zwei
OKcccploc (Trinkgefäfse oder ähnliche Kultge-
rätschaften, s. Keil, Hermes 25, 621) hgcc mit
Bildern des Eros und Anteros im Inventar des
Amphiareion von Oropos C.I.G.S. 1, 3498, 16.
Harmonia, Eukleia, Eunomia und Pannychis
neben Aphrodite auf einer Neapler Schale
Pull. Nap. nouv. ser. 2 pl. 6. Eunomia, Paidia,
Eudaimonia, Himeros, Harmonia, Hygieia um
Aphrodite, Pothos mit Hedylogos kutschierend,
Catalogue of vases in Br. Mus. 3 pl. 20 (s.
Fig. 10). Eunomia vor Altar und Säule mit
Idol; dahinter sitzende Göttin (wohl Aphrodite),
Lekythos mit Goldschmuck Bev. arch. 30
Personifikationen (Kunst) 2120
als die Worte, mit denen der Chor in den
euripidcisclan Baichen seiner Sehnsucht nach
den dionysischen Gefilden Ausdruck giebt:
sxffo"' ays ftf, Bqoiiib BqÖuiz, TTQoßaxpjit dtxi-
liov. inst Xägitsg, ixsl ös TIöQ'og' ixsi de
Bäx%(xs fttutg uQytdfetv. 6 Scci[iav , o z//6j
7taTg %cciqbi (isv ftaliuioiv, cpilsl ö' oXßoöörttQav
Elgrfvccv, KovQOtQÖcpov %~säv (412 ff.). Es ist
dieselbe Zeit, in der Aphrodite und ihre Ge-
10 nossinnen, zu den Sterblichen herabgestiegen,
auf Erden walten, dieselbe Stimmung ist es,
aus der heraus Euripides den Chor der Medea
das Lied singen läfst von der blonden Har-
monia, der Mutter der Musen, und den Eroten,
den Gesellen der Sophia (830 ff.).
Wie wir in der Dichtung eine Reihe Ge-
stalten vorfanden, die eine Art Übergang von
den rein dämonischen Wesen zu abstrakt alle-
gorischen Figuren darstellen und in der Ko-
20 mödie resp. Fabel auftreten, so auch in der
Kunst. Über Darstellungen des Geras s. o.
Sp. 2085, lff., Statuen des Momos als Greis schil-
dern Epigramme Anth. Plan. 265 f. Demos, der
7 <£& s » .. . Äy *„ f «* » M \ i. " !
9) Gestalten aus dem Kreis der Aphrodite (Eros, Harmonia, Hebe, Himeros), "Vasenbild (nach F.ph. arch. 15 [1897] T. 10).
(1875) pl. 20. Eudaimonia, Pandaisia und
Hygieia sitzend, Jahn, Vasen mit Goldschmuck
T. 2, 1 (die Dresdener Replik ebd. nr. 3. 4 ist
eine Fälschung, Furtwängler, Arch. Ztg. 38
[1880] S. 191). Paidia den Himeros schaukelnd
EA 3, 1251/52. Eutychia beim Parisurteil
Gerhard, Apul. Vasenb. D 2; auf einem Wür-
fel (?) sitzend, über ihr eine Kugel, hinter ihr
eine Zielsäule, vor ihr ein nackter Ephebe mit
Strigilis Gl. G. 8445 Plutos und Chrysos als
Knaben 1. und r. von einer kindlichen Nike,
die ein Viergespann lenkt, Kännchen mit Gold-
schmuck El. cer. 1, 97. Chrysos als Knabe
mit weifsgedecktem Körper auf ähnlichem
Gefäfs, Bluemner, Die archäolog. Sammlung im
eidgenöss. Polytechnikum zu Zürich S. 199 nr. 92.
Phthonos auf der Meleagervase, Arch. Zg. 25
(1867) T. 220.
Die Vorstellungen des dionysischen Kreises,
wie sie die Vasenbildcr vermitteln, sind im
Athen des fünften Jahrhunderts auf dem
Höhepunkte der Lebensfreude allen geläufig
geworden. Es giebt keine bessere Illustration
in den Bittern des Aristophanes eine so be-
lustigende Rolle spielt, hatte an verschiedenen
Orten Kult und wurde häufig dargestellt. Er
leitet uns zu der Gruppe politischer Personi-
50 fikationen hinüber, die wir schon ob. Sp. 2077, 26 ff.
mit Rücksicht auf den Kultus besprochen
haben. Wie angedeutet, wird die Gestalt des
Demos in Athen zuerst fest geworden _ und
von hier weiter verbreitet sein. Die Über-
lieferung berichtet mehrfach von Bildern des
athenischen Demos. Bereits Parrhasios malte
ihn um die Zeit des peloponnesischen Krieges,
Plin. 35, 69, Aristolaos, ein Sohn und Schüler
des Pausias, gruppierte ihn mit Arete (Virtus)
60 Plin. 35, 137, Euphranor stellte ihm auf dem
Theseusbilde der Athenischen Stoa Demokratia
zur Seite, Paus. 1, 3, 3; die Statue des Leo-
chares befand sich im Piraeus Paus. 1, 1, 3,
die des Lyson im Buleuterion zu Athen Paus.
1, 3, 5. Besonders grofs von Verhältnissen
war die Statue des spartanischen Demos Paus.
3, 11, 10. Die Aufstellung einer Gruppe, dar-
stellend den Demos der Athener bekränzt vom
2121 Personifikationen (Kunst)
Demos der Byzantier und Perinthier, beschliefst
das Psephisma [Bemosth.J de cor. 18, 91;
Hieron und Gelon liefsen in Rhodos den De-
mos der Rhodier bekränzt vom Demos der
Syrakusaner aufstellen PoJyb. 5, 88 ; der Demos
der Magneten wird von den Larbenern durch
Errichtung seiner ehernen Bildsäule geehrt
Iss. v- Magnesia nr. 101, 22. Von erhaltenen
Demosbildern ist inschriftlich bezeichnet
(A]HMOI) der Rest eines sitzenden Mannes
auf dem Relief Arch, Zg. 3 (1845) T. 33.
Auch sonst ist er auf Reliefs dargestellt, be-
sonders auf Urkundensteinen, s. Dumont, Me-
langes d' archeol pl. 13 (= B. C. H. 2 [1878]
T. 12) aus dem Jahre 375 v. Chr., B. C. H ebd.
T. 10 (398 v. Chr.), Schoene, Griech. Reliefs
nrr. 71. 72; vielleicht auch auf nr. 63 neben
Eutaxia, der personifizierten staatlichen Ord-
nung, die in der L. ein unklares Attribut
hält. Mit Demos vereint sahen wir Demokratia
auf dem Gemälde des Euphranor, eine Gruppe
der Oligarchia, mit einer Fackel die Demo-
kratia sengend, errichteten die Dreifsig auf
dem Grabe des Kritias nach Schol. Aesch.
Timarch. 1, 39 p. 261 Schultz. Ein inschrift-
lich gesichertes Bild der Bule zeigt Schoene
nr. 94 (s. Fig. 11), BOAH als Beischrift eines
jugendlichen Kopfes auf einem attischen Pi-
ombo Mon. 8, 32, 281. Die Eirene des Ke-
phisodot gehört gleichfalls in diese Reihe,
ebenso Darstellungen der Homonoia auf Ge-
mälden, Hermes 29 (1894) 626 f. Ekecheiria
den Iphitos kränzend im olympischen Zeus-
tempel Paus. 5, 10, 10; 26, 2. Den Senat
malten die Römer als alten Mann im Purpur-
gewand, mit einem Kranze geschmückt, Cass.
Bio 68, 5, 1. Zahlreich sind die Köpfe poli-
tischer Personifikationen auf Münzen, aber
diese Münzen gehören, wie ein lehrreicher
Überblick im Index von Head zeigt, fast aus-
schliefslich nach Kleinasien (s. ob. Sp. 2077, 64 ff.) :
Silbermünzen von Tarent und Rhegion zeigen
den Typus des sitzenden Demos mit verschie-
denen Attributen, Waser, Bemos p. 316 ff., auf
kleinasiatischen Münzen ist er dargestellt
1) stehend, 2) in Kopf- oder Brustbild. Demos
von Eleutheria bekränzt auf einer Münze von
Aphrodisias, s. Kultusliste u. Eleutheria; die
Bekränzung des Caracalla durch Demos auf
einer Münze von Attaia (Mysien), Imhoof-
Blumer, Gr. Münzen S. 612 nr. 163. Von
Bildern politischer Personifikationen finden
sich beispielsweise auf Kaisermünzen von An-
tiochien in Karien JfiiLog, Bovltf, 'hgcc Bovlrj,
'Isqu 2vvxlr}Tog , 'tegä riQOVoia, 21vvccn%l<x
Head p. 520, auf solchen von Aphrodisias
*l£Qog Jf^iog, 'Iüqcc Bovlrj, 'hpcc. 2vvy.lr\rog ebd.
Eirene Lokron auf Münzen der epizephyrischen
Lokrer mit Kerykeion, auf einem quadratischen
Cippus sitzend, Head p. 86 fig. 58, Eleutheria
(EAEYÖEPI) sitzend auf einem Stater von Ky-
zikos aus der ersten Hälfte des 4. Jhs., das
früheste Beispiel derartiger Münzbilder, Green-
icell, Coiuage of Cyzicus, Num. Chron. 7 (1887)
pl. 3, 3 p. 76 f. Seitmann ebd. 17 (1897) p. 178,
Homonoia auf Münzen der verschiedensten
Städte, s. Kultusliste.
Nahe den politischen Personifikationen
Personifikationen (Kunst) 2122
stehen Darstel-
lungen der Arete,
sofern diese die
politische Tüch-
tigkeit eines Vol-
kes oder Landes
versinnbildlicht.
Die Gruppe der
Arete und des
io athenischen De-
mos, die Aristo-
laos malte, ist
oben erwähnt,
entsprechend ver-
fertigte Euphra-
nor Kolossalsta-
tuen der Arete
(Virtus) u. Hellas
(Graecia), Plin.
20 34, 78. Vgl. die
Statue der Arete
in der Festpro-
zession des Ptole-
maios Philadel-
phos, mit golde-
nem Olkranz in
der Hand neben
dem Bilde des
Fürsten, Athen.
30 5, 201 d; ein kqÖ-
gcotiov der Arete
am Goldkranz,
mit dem der sy-
rische Alexander
den Epikureer
Diogenes be-
schenkte, Athen.
5, 211b. Parrha-
sios hatte Arete
40 dem Dionysos
beigesellt, Plin.
35, 70.
Arete ist be-
reits eine rein
allegorische Fi-
gur. Ob die Be-
nennung Actou
für das Bildwerk
des Dionysios
50 (Paus. 5, 26, 3)
und die Relief-
gestalt am Kranz-
tisch zu Olympia
(ebd. 20, 3) ge-
rechtfertigt ist,
unterliegt ge-
gründetem Zwei-
fel, vgl. Reisch,
PTT1,835. Aber
60 schon Aristo-
phon, der jüngere
Bruder des Poly-
gnot (2. Hälfte
des 5. Jh.), malte
Credulitas und
Dolus in einem
Gruppenbilde
mit Priamos,
tu s
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2123 Personifikationen (Kunst)
Helena, Deiphobos und Odysseus, Plin. 35, 138.
Den grofsen "Wurf tliat in der Plastik Lysipp
mit dem Kairos (s. d.), in der Malerei Apelles mit
der Verleumdung. Benndorfs Versuch einen
Kairos des Polyklet zu konstruieren (Festgabe
für Springer S. 255 ff.) ist nicht glücklich
Der Kairos des Lysipp ist eine ebenso kühne
wie originale künstlerische Konzeption. Stellen
bei Brunn, Künstlergeschichte 1, 361 EA 2, 899 f.
Zur Entwickelung der Typik auf späteren
Nachbildungen Curtius, Arch. Zg. 33 (1875) lff.
Auf dem Relief von Torcello (Schneider, Serta
Harteliana S. 279 EA a. a. 0.) steht rechts
von der Mittelgruppe (Kairos, alter und junger
Mann) die bekümmert abgewendete Gestalt
der Metanoia (vgl. das Epigramm des Ausonius
ob. Sp. 2110, 17 ff.), links Victoria mit Palme und
Personifikationen (Kunst) 2124
Augustus am belebtesten Punkte seines Forum
ausgestellt wurde (Plin. 35, 93) und nachweisbar
die augusteische Dichtung beeinflufste, EA 1,
777 ff. (Bd. 2 Sp. 26 f.), Aetion malte Tragödie und
Komödie, Plin. 35, 78, Habron Amicitia und
Concordia Plin. 35, 141 ; Philostratos berichtet
von Darstellungen der Aletheia und des Onei-
ros auf dem Arnjmiaraosbilde im. 1, 27, eine
Schilderung der Palaistra als Jungfrau (vgl.
10 die Darstellung auf einem römischen Terra-
cottamedaillon Gaz. arch. 14 [1889] p. 56) und
der Palaismata als umherspringender Kinder
ebd. 2, 32. Ein Bild des Ingenium neben
Kalliope und Homer auf dem Trierer Musen-
mosaik, Ant. Denkm. 1 T. 47f., Arch. Jahrb. 1
(1890) S. 1.
Aus gelehrten Kreisen stammen die allegori-
schen Gestalten auf der sog. Apotheose Homers
(Bd. 2 Sp. 3265/6). Das Belief des Archelaos (s.
20 Fried.-Wolt. nr. 1629) gehört in die Zeit um
100 v. Chr. und ist in Pergamon entstanden, wie
11) Bulo (hinter Athena) auf einem attischen Relief
(nach Schoene, Griech. Reliefs T. 22, 94).
12) Euthenia, Telete, Epiktesis, sakrales Relief
der Kaiserzeit (nach Annali 1 [1829] t. C 1).
Kranz. Von der Verleumdung des Apelles ist
durch Lukian, de cal. 5 eine ausführliche Be-
schreibung erhalten: rechts ein sitzender
Mann, auf den Diabole zukommt; um ihn
Agnoia und Hypolepsis. Diabole hält in der
L. eine Fackel, mit der R. schleift sie einen
Jüngling an den Haaren. Phthonos führt diese
Gruppe, Epibule und Apate geleiten Diabole
und sind mit ihr beschäftigt. Dahinter folgt go
Metanoia im schwarzen Gewände : sie wendet
sich weinend der herankommenden Aletheia
zu. Das ist ein allegorisches Gemälde, dessen
Figuren jener dritten Gruppe von "rhetorischen'
Personifikationen, die wir im dritten Abschnitt
behandelt haben, auf das genaueste entsprechen,
also Allegorie im engeren Sinn. Apelles malte
auch ein Bild des gefesselten Bellum, das von
schon der Buckelochsc des unteren Streifens
verrät, s. im allg. Er.-W. a. a. O. Die
Hauptdarstellung ist ein Opfer an Homer.
Der Dichter thront am 1. Ende des unteren
Feldes, ihm zur Seite kauern Ilias und Odyssee,
hinter ihm steht der geflügelte Chronos und
Oikumene mit dem Kalathos auf dem Haupte
(vgl. die Gestalten des Aion und der Oikumene
in der Illustration des Utrechtpsalters zu Ps. 89,
Graeven, Bepert. f. Kunstiv. 21 [1898] S. 32 f.;
der Seismos ebd. S. 34). Vor ihm vollzieht sich
die feierliche Handlung. Mythos fungiert als
Opferknabe, rechts vom Altar nahen die Ge-
schichte, die epische Poesie, Tragödie, Komödie,
Physis, Arete, Mneme, Pistis und Sophia, um
ihre Huldigung darzubringen. Die Neunzahl
der weiblichen Personifikationen steht wohl
2125 Personifikationen (Kunst)
nicht ohne Absicht in Beziehung zu den neun
Musen der oberen Felder, die um Apollon und
Zeus gruppiert sind. Zur Gestalt der Oikuniene
vgl. die Notiz des Duris bei Athen. 12, 536 a.
Aus der Kaiserzeit, wahrscheinlich aus der
Villa des Herodes Atticus, stammt das Ann. 1
(1829) t. C 1 (s.Fig. 12) abgebildete Relief aus
Luku in der Thyreatis. Seine Bedeutung ist nicht
aufgeklärt, es erscheint als wähl- und planlose
Personifikationen (Kunst) 2126
auf Münzen s. Müller, Handbuch der Archä-
ologie § 406, 2.
Deutungsversuche innerhalb der monumen-
talen Plastik sind überall unsicher, eine Reihe
von Bildwerken bespricht Engelhard p. 56 ff.
Bezeichnet ist allein die Statue der Spes in
der Sammlung Ludovisi (s. Kultusliste); Bonus
Eventus, dessen Typus auf den praxitelischen
'Aya&bg Jat^tcov [Plin. 36, 23) zurückgeht.
Kompilation verschiedener, unorganisch ver- 10 wird durch Patera, Mohn und Ähren charak-
bundener Motive. Links auf einer Basis steht
Euthenia mit Fruchtschale, rechts sitzt eine
weibliche Gestalt, durch die Inschrift ihrer
Sitzlehne als Epiktesis bezeichnet, wenn nicht
die im Felde stehende Inschrift TsXsri] auf
sie bezogen werden mufs. Diese mit der
kleinen Statuette 1. oben auf der Säule in
Verbindung zu bringen geht nicht an. Deutlich
ist, dafs wir uns im Kreise göttlicher Mächte
terisiert {Engelhard p. 63), s. EA 1, 796, 24 ff.,
Petersen erkennt ihn auf der Ära Pacis Rom.
Mitt. 10 (1895) T. 3 S. 138 ff. Büsten der
Patientia, Virtus und Spes mit Unterschrift
über den drei Kolumnen einer Inschrift aus
Lambaesis (Numidien) CLL. 8, 2728 (Zeit des
Antoninus Pius). Tutela sitzend, mit Füllhorn
in derL., auf einem Weihrelief Annali 38(1866)
t. K 4 (s. Fig. 13). Inschriftlich bezeichnete
befinden, die den Wohlstand fördern, der 20 Darstellung des Cupido neben Venus und
sakrale Charakter des Lokals wird durch die Victoria auf einem Spiegel C. I.L. 1, 58.
am Baum hängende Tänie betont. Prott, Eine besondere Ausbildung gewannen in der
Ath. Mitt. 27 (1902) S. 266 sieht
in dem Relief ein Denkmal der
Verbindung von mystischem Dio-
nysos-, Demeter- und Kaiserkultus.
Telete war im helikonischen Mu-
senheiligtum neben Orpheus dar-
gestellt, Paus. 9, 30, 4.
Für die Kenntnis der römi-
schen Personifikationen kommen
in erster Linie die massenhaften
Münz typen in Betracht. Eine
Menge Material ohne viel Methode
bietet Engelhard in seiner Disser-
tation (s. Litteratur). Im allge-
meinen ist zu bemerken, dafs auf
den Konsularmünzen in der Regel
nur Köpfe von Gottheiten er-
scheinen, während sie auf den
Kaisermünzen in voller Figur dar-
gestellt sind. Individuelle Cha-
rakteristik darf bei diesen blassen
Gestalten nirgends gesuchtwerden.
Allen liegt mehr oder weniger der-
selbe aus griechischem Kunstkreise abgeleitete
weibliche Idealtypus zu Grunde, Mannigfaltig-
keit der Typen wird nur durch Permutation der
Attribute erreicht, und selbst diese würden nicht
13) Weihrelief an Tutela (nach Annali 38 [1866] t. K 4).
römischen Kunst die Personifikationen der Zeit-
abschnitte, speziell der Monate, und zwar
kommen hierbei hauptsächlich Mosaikdarstel-
lungen in Betracht. Dafs auch auf griechischem
genug Anhalt bieten eine Gestalt zu benennen, 50 Gebiete solche P. nicht fremd waren, zeigen
wenn die Beischriften fehlten. Denn selbst die Gestalten des Eniautos und der Pentaeteris
eine bis zum äufsersten getriebene Permutation
sämtlicher Attribute würde nicht hinreichen,
die erforderliche Anzahl von Typen für jene
Abstrakta zu schaffen, deren Engelhard p. 44
nicht weniger als 42 zählt. Somit ergiebt
sich die Notwendigkeit nicht blofs der Typen-
mischung, sondern auch der Typenableitung.
Zudem sind die Typen einer und derselben
im Festzuge des Ptolemaios Philadelphos,
Eniautos in tragischem Habitus mit goldenem
Füllhorn, Pentaeteris mit Kranz und Palm-
zweig Athen. 5, 198 a b. Opora fanden wir oben
(Sp. 2116, 36 ff.) im Kreise des Dionysos. Die
Jahreszeiten wurden als Frauen oder Knaben ge-
bildet, s.EA Hören 1, 2729 ff. Marx, Rom. Mitt.
7 (1892) S. 27. Personifikationen von Wochen-
P. aufserordentlich mannigfaltig: so zählt 60 tagen treten in christlichem Bereich auf, so
Engelhard p. 46 für Felicitas 24 Typen, für
Pax 16, für Fortuna und Salus je 17, für
Concordia 22, für Fides 16. Als Beispiel für
Typenableitung diene Felicitas, die der Aeter-
nitas Szepter und Füllhorn entlehnt, der Pax
Ölzweig und Caduceus oder Caduceus und
Ähren oder Ölzweig und Szepter oder Ölzweig
und Füllhorn, Engelhard p. 47 f. Über Fama
die KvQtccxri (Sonntag), Tstgadn (Mittwoch)
und naQccOY.tvr\ (Freitag) in einer Apokalypse
des cod. Par. 1631, Annuaire de V association
pour V encouragement des etudes grecques en
France 5 (1871) 105 f. Autumnus in Knaben-
gestalt (vgl. Marx a. a. O. S. 26 ff.) auf dem
Trierer Musenmosaik Ant. Denfon. 1 T. 49; Novus
Annus (s. d.) auf Münzen und dem Mosaik von
2127 Personifikationen (Kunst) Personifikationen (griechische) 2128
Sentinum, Arch. Ztg. 19(1861) T. 147; 85(1877) Aidovg ßo^og- k&rjvyaw iv %% ciKQonöXei Al-
T. 3, vgl. die Jahre als nackte Knaben in der dovg Kai Siliag eial ßio\Lol TtQog ra isQip, Suid.
Illustration des Utrechtpsalters zu Ps. 89, s. v. AiS& (= Bekker A. G. 1, 355, 16). Prie-
Graeven, Repert. f. Kunstw. 21 (1898) S. 32. Sterin der A., Sesselinschrift des Dionysos-
Über die Darstellungen der Monate hat Strzy- theaters C. I. A. 3, 367 i[e]ge[i]a Aidovg, all-
goivski in der Publikation der Kalenderbilder gemein Demosth. in Aristogit. 25, 35 Kai AiKvg
aus dem Barberinischen Codex des Chrono- ye Kai JLvvo\iiag Kai Aidovg slei näßiv av&Qtb-
graphen vom Jahre 354 ausführlich gehandelt, itoig ßco^ioi, oi (isv KaXXioxoi v.al äyimxaxoi iv
Arch. Jahrb., Ergänzungsheft 1 Berlin 1888. avxjj xfj tpv%y xjj sxäatov Kai xfj cpvoei, oi de
Personifikationen von Monaten gab es schon 10 Kai koivjj xolg itäai xi\lüv iÖQVfiivoi. ayaX\ia
in ägyptischen Cyklen: hier steht der Monat 30 Stadien von Sparta mit daran anknüpfender
anbetend vor der Gottheit, der er geweiht ist, Penelope-Legende, Paus. 3, 20, 10 f.; vgl. Xen.
Strzygowski S. 48. Die römischen Bilder zeigen conv. 8, 35 &eäv yug oi) tj]v kvaideiav dXXä
die Gestalt des Monats umgeben von Tieren, xfjv AlS(ä void£ov6i ( sc. oi ylaKedaifiovioi).
Pflanzen, Gerätschaften und in Situationen, Aion {Aimv), Fest am 5. Januar, Lydus
die für die betreffende Zeit des Jahres cha- de mens. 4, 1 p. 64, 13 Wuensch Kai yug inl
rakteristisch sind. So die Mosaiken, die Davis xijg 7teintxvg xov \Lr\vbg xovxov (sc. 'IavovaQiov)
in der Nähe von Karthago fand, jetzt im Bri- eoQxfjv Aiwvog £vtsT&%ovv oi TtdXai. Errichtung
tish Museum. In derselben Gegend fand man einer Statue in Eleusis Big KQaxog 'Poöftrjs Kai
ein zweites Mosaik, wovon nur der Mai übrig 20 dia^ovrjv iivaxvQicov Dittcnberger, Syll.2 757
blieb. Beste eines dritten Mosaiks kamen in (nicht später als Augusteische Zeit).
Rom auf dem Esquilin zu Tage, auch hier ist An ai d eia (kvaideia), Heiligtum in Athen (?)
nur der Mai erhalten, jetzt im kapitolinischen Jstros bei Suid. s. v. fi-eög p. 1146, 6 B ixip&xo
Museum (abg. S. 68) S. 50. In engem Zu- de -aal Ä&iqvwGiv r) kvaideia, Kai leobv tjv
sammenhang mit diesen Mosaiken stehen die avxfjg, wg"lGXQog iv id'. Über die Steine der Hy-
Illustrationen des Chronographen vom Jahre 354. bris und Anaideia auf dem Areopag Paus.
Die diesen Illustrationen beigeschriebenen Te- 1, 28, 5 xovg de aQyovg Xi&ovg, i<p mv iaxäGiv
trasticha weisen nach der Technik des Vers- 0601 öixccg v-jte%ov6i Kai oi diömovxeg, xbv (iiv
baus in die beginnende Kaiserzeit; sie sind "Tßgecog xbv de Avaideiag avxüv ovo^ä^ova!.
zur Erklärung eines bildlichen Cyklus verfafst, 30 Vgl. die Redensart &ebg ij Avaideia bei den
und eben dieser ist als Archetypus der späteren Parömiographen. Ein %ü>Qog Avaideiag in der
römischen Darstellungen anzusehen. Der Arche- Nähe von Troja, Nicol. Damasc.fr. 21 F. H. G.
typus fällt also in das 1. oder 2. Jh. n. Chr., 3, 370.
es folgen die Mosaiken, den Beschlufs machen Ananke (Avd.yx.rj), Heiligtum beim Auf-
die Kalenderbilder, S. 103 f. An denselben gang nach Akrokorinth zusammen mit Bia,
römischen Cyklus schliefst sich der byzanti- Paus. 2, 4, 6 'AvdyKtjg Kai Biag iatlv isoöv
nische an, da der römische Staatskalender iaievai de ig avxb ov vo[d£ov6iv. Beide
durch Constantin übernommen wurde, S. S8; Gottheiten als ivxeXelg &eal neben Apollon
über die byzantinischen Darstellungen vgl. angerufen in der pisidischen Inschrift C.I.G.
Strzygowski, Repertorium für Kunstivissenschaft 40 4379 O.
1888 S. 23ff. {Kalenderbilder S. 52, 64). Ganz Anteros (AvxeQcog), Altar mit Legende in
abweichend ist die Darstellung der Monate Athen, Paus. 1, 30, 1 xbv de iv nöXei ßca^ibv
als Brustbilder in Medaillons auf einem Pavi- KaXovfievov 'AvxeQcaxog ävdQ-rjiia elvai Xiyovci
ment des 4. Jhs. n. Chr. aus Tyrus, jetzt in \lsxoikcov kxX. Altar im Gymnasion von Elis,
Paris, S. 51 f., vgl. dazu das Trierer Mosaik Paus. 6, 23, 3 dal de Kai &eä>v iv xm yvp-
a. a. 0. T. 47 — 49. Über einen statuarischen vaoicp ßco^ioi, . . . Kai "EQioxog Kai ov 'Hleioi
römischen Cyklus s. S. 50, 58. Kai A&ijvaioi Kaxu xavxu 'HXeioig Avxeqaxa
6voiid,£ov6i.
Liste der Kultusthatsaehen. Apheleia (AcpiXeia), Altar auf der Akro-
T „ . , . , 50 polis von Athen, Eust. R. 22, 451 p. 1279,
I. Griechisch. 39ff g Aidos
Ablabiai (AßXaßiai), Priestertum in der Ära 'A(qu), Heiligtum in Athen, Hesych
Verkaufsliste aus Erythrai ('medio fere saeculo s. v. A(?ag iegov ieqov 'Ag&g A&rjvr]6iv. Aqi6xo-
a. C. tertio''), Dittenberger, Sylt* 600, 67 Aßla- q>ävr\g "Slgaig. ivioi de xi)v ßldßr\v Xiyeiv avxbv
ßiüv HHHH, inmviov A. ivö^iiöav. Nacb drückliche Anrufung im Gebet
Adephagia (Adr\cpay'ia), Heiligtum in Si- des Eteokles, Aesch. Sept. 69 f. S> Zev xe Kai
zilien, Polemon bei Athen. 10, 416b IIoli\i(ov Fi) Kai Ttoli66ov%oi fteolAgä x' 'Egivvg TiaxQog
d' iv a' xmv TtQog Ti^iaiov itaqu EiKeXitoxaig f] ueyaa&evrjg.
qnqelv Adrjcpayiag Isqov elvai Kai Zixovg Ax\- A'rete (Aoexrj), Heiligtum mit Garten in
(ir}XQ0g äyaXiia; vgl. Aelian v. h. 1, 27 Xiyexai 60 Smyrna, Philostr. v. soph. 1, 25 p. 54, 4 Kays,
de iv SiKeXia Adr\q>ayiag iegov elvai. oi (iev yag iv xm Kr\Tta> xov xfjg Agexfig legov
Aidos (Aidcbg), Altar in Athen Paus. 1, 17, 1 xacpf]vai avxöv (sc. IIoXi(icova). Priesterin auf
Kai yccQ Aidovg 6cpi6i ßa\i6g iaxi Kai <P?/jx?js einer Ehreninschrift aus Aphrodisias (Karien)
Kai 'ÖQtif]g. Lokalisiert auf der Akropolis bei C.I.G. 2786 ixei^r\Gev rj ßovh) . . . (PXaßiavijv
Eust. II. 22, 451 j>. 1279, 39 ff. dib Kaxa xovg iegeiav Agexyg . . . ^[cojöaj' KOO[iicog, wg fiaQXv-
■jfaXaiovg Ä&TJvrjGiv Aidovg Kai XcptXeiag r\v oe loföai ] vitb nävxcov inl xfj acoq>Qoavv\r]]-
ßojlibg 71eqI xbv xfjg IloXiddog k&rjvag vemv, Priester in Balbura (Lykien), Petersen und
Ka&u Kai JJavßaviag 'iGxoQei; vgl. Hesych s. v. v. Duschan, Reisen im südwcstl. Kleinasien
2129 Personifikationen (griechische) Personifikationen (griechische) 2130
2, 186 n. 242 KoCvxov Ovt\q[ccviov TocoiX]ov 3, 165 (= 2, 1672). Athenakopf mit Umschrift
v'ibv KXovaxoviisiva <I>iXayQov, [ieoia 'AQJSTjjg, AauoxQaxiag auf einer Münze der Insel Telos,
yviivaoiaq%ov XT^- Altarinschrift aus Pergamon, Imhoof- Blümer, Griech. Münzen S. 678 nr. 459
Fraenkel, Inschriften von Pergamon n. 310 (T. 10, 17).
'Api-rfj xal EcocpQ06vvn' 'IovXia Tlia vtiIq KXav- Demos (Aytiog), Heiligtum in Athen zu-
oiov HiXtavov xov avögög. sanimen mit den Chariten seit dem 2. Jh. a. C.
Asebeia (A6ißsia), Errichtung von Altären bezeugt: xiusvog xov Atjiiov xal xcov Xaciixiov
der A. und Paranomia, Darbringung von C.I.A. 2, 605, 5; 4, 2, 385c ß 6f. 9; 432b 20,
Opfern und Anbetung durch Dikaiarckos, den c 23, d 3, Ioscph. Ant. lud. 14, 153. Priester
Abgesandten Philipps III. von Makedonien, io beider auf einer fragmentierten Inschrift des
Polyb. 18, 54, 10 ob yuq 6q^i6si£ xäg vavg, 4. Jh. a. C. C.I.A. 2, 1655 (Ratio tituli obscu-
8vo xaxeaxuva^s ßcoiiovg, xov lisv Aasßslag, xov rior. Ter repetitum fuisse videtur ' teoevg Atjuov
6e IlaQavoiiiag, xal iTtl xovxotg t&vs xal xov- xal Xagixcov); dieser ist an dem Opfer be-
xovg TtQoasHvvei, xafräneo ccv sl daiLiovag. teiligt, das die Epheben mit ihrem Kosmeten
Asphaleia (AßcpäXeia), fragliche Darstel- darbringen, C.I.A. 2, [466, 5]; 467, 7 f.; [468, 6];
hing der A. (= Securitas) auf einer alexan- 469, 6 f. ; 470, 6 f. ; 471, 7, hat seinen Sessel
drinischen Münze der Iulia Domna, Catal. of im Dionysostheater C.I.A. 3, 265 IhQtcog Jijuov
gr. coins p. 185 nr. 1471 (pl. 7). xal XaQixcov xal 'PwLir}g und fungiert als Ago-
Ate (Äxtf), Schwur der Klytaimestra, Aesch. nothet xcov lle yäXcov KaißaQtjov C.I.A. 3,661,2f.
Aq. 1432 [La xi]v xiXaiov xi]g iicfig itaidbg 'jo Statue des D. in Sparta Paus. 3, 11, 10. Be-
Aixvv, "Axtjv 'Eqivvv &', alci xovS' ^cqpo:^' iych. schlufs der Chersonesiten, der Charis und dem
Automatia (Avxo[iaxia), Heiligtum beim D. der Athener einen Altar zu errichten
Hause des Timoleon in Syrakus, Plut. Tim. 36 [Demosth.J 18, 92. Tempelweihung fttoig xal
tTtl de xf/g oixiag Ieqov idQvGcciitvog Avxoiiaxiag xco Ar\[ico aus Amorgos C.I.G. 2264 c; Weihung
k&vBv, avxi]v 8s xr\v oixiav iaocp 6'aiuovi xa- All ScoxfjQi xal xco Accuco aus Astypalaia I. G.
&itQoj6sv. I. 3, 194, vgl. 195; Weihung eines Tempels
Bia (Bia), s. Ananke. Athena Bia, Lykophr. und einer Statue ['Oliov]oIoc xal xco Actiico aus
520 und Schol. Kos, Paton-Hicks, Inscr. of Cos 61, Weihung
Bubrostis (Bovßrjoicjxig) , Heiligtum in einer Sonnenuhr Tv%a Aya&a xal Aya&clj Aai-
Smyrna, Schwur bei der B. gegen Feinde, 30 itovi xal xcoAüiicp ebendaher a. a. O 57. Weihung
Schol. T IL 24, 532 oi Sl Saiiiova (sc. i&St^avxo an die Kaiser, Artemis und D. aus Beioba
BovßQcoaxiv), rjVTteg xaxnQcovxo xolg noXtiiioig, (Lydien) B.C.H. 11 (1887) p. 95 nr. 17 &£olg
hivat Sh avx))g xb Ieqov iv Elivqvw Enst. Zltßaoxolg xal ' Aqx£\iiSi IJEQGixf] xal xco Ar\iico
p. 1364, 1 oi öh Bovßoco6xii> cpacst Saittova . . . ccvt&r]x[av xi]v] TtvXr\v\ an Artemis und
'Twvcov, 7tap' jj xaxrjpavxo xotg TioXtLiiotg, i]g D. aus Mermereh (Lydien) ebd. p. 448 nr. 5;
Ieqov cpacav iv Ulivqvw. Holokaustisches Opfer an Dionysos und D. aus Iasos (Karien) C. 1. G.
eines schwarzen Stieres, Plut. qu. conv. 6, 8, 1 2681 xb avdXniitia xal xr)v in' avxov xEQxida
p. 694 A/B lgxoqeI yag (nämlich Metrodor in xal xb ßfjaa Aiovvßco xal xco Atfucp, an Ho-
den Ionika) oxi. SicvQvalot xb naXaibv AioXelg monoia und D. ebendaher Greek inscr. in Ihr
bvxeg &vov6l Bovßrjmoxsi xavgov iiiXava xal 40 Brit. Mus. 3, 62 nr. 443; an Hekate und D.
xaxaxöipavxag avxödoQov öXoxavxovcsLv (oben aus Lagina (Karien) B. C. H. 11 (1887) p. 160
Bd. 3 Sp. 461 f. nr. 68 'Exäxrj gojxhqi xal xco ArjLico xbv'EQLifjv;
Bule (BovXrj), bezeichneter Kopf auf späten an Nemesis und D. aus Mylasa (Karien)
autonomen Münzen von Melos, Head H. N. B. C. H. 5 (1881) p. 39 AQXiusicia IIa[iicp]iXov ,
p. 415; Brustbild mit Beischrift ä BovXä auf Uqria NsLiiascog, iinxa xvqiov xov avÖQog Ms-
einer M. von Kos, Imhoof- Blumer, Griech. viititov xov MiXavog, isQicog Ileifrovg, avi&nxbv
Münz. S. 678 nr. 458; Kopf mit Beischrift auf xö xs ßi)u[a] xal xb ayaXiia xal xa avv avxco
kleinasiatischen Münzen, s. Head Index p. 765, NsLiicu xal xco Ai)[lico\; an Zeus, Hera und
als isQä BovXt] ebd. p. 768. Brustbild als D. aus Panamara (Karien) B. C. H. 12 (1888)
BovXi] KXavSia auf Münzen von Tralleis, Im- 50 p. 252 nr. 27 — 29 All xal "Hqcc xal xco Ai'jucp:
hoof -Blumer , Lydische Stadt münzen S. 180 Priester des D. in Magnesia am Maeander,
nr. 44, vgl. die unbestimmte M. bei dems. Inschriften von Magnesia nr. 208 (1. Jh. a. C.)
Griech. Münzen S. 771 nr. 815. B. mit Demos 0s6cptlog QtocpiXov xov QtoSöxov 6 Isqsvg xov
verbunden auf einer M. von Philippopolis Atjliov aviQ-t]xav; Basen mit Weihinschriften
(Thrakien) und auf kleinasiatischen MM., s. an Artemis Leukophryene und den D. ebd.
Waser, Demos p. 324 f. 327. nr. 205 f. vgl. nr. 207, alle aus dem 1. Jb.
Demokratia(zft]/A05cpo;Tio:), Opfer der Stra- a. C. Weihinschrift aus Mopsueste (Kilikien),
tegen im Boedromion C.I.A. 2, 741 (= Bitten- Froehner, Inscr. gr. du Louvre nr. 17 fPiXoy.'/J,*
berger, Sylt- 620: 332/1 a. C.) A c 10 [ix xi~]g $iXoxXtov[g xov] 'IaxoXdov aQx>xixxco[v] 'HXico
&]vc;i\a]g xfj Ar\LioxQaxia[i iraQCC oxoaxtßycüv 60 xal xco Aiqiico, aus Hierapolis, s. Eubosia. — Aut-
[HJHHH Ahbhi-Ill- vgl. ebd. d 3 (331/0 a. C.) schritt AOE O AEMOI resp. AO O AEM auf
mit sicherer Ergänzung. Statue der D. C. I. A. den drei bei Karystos auf Euboia gefundenen
2, 470, 62 avaycydtpai, Sh xb ipr]cpi6Lia . . . xal Tetradrachmen, Zeitschr. f. Numism. 12 (1885)
ßxfjaai Ttaga xt)v AnfioxQaxiav. Kopf der D. S. 103; 13 (1885) T. 3, 4, die Koehler 86/5 a. C.
mit Beischrift AaiioxQaxiag auf Münzen von datiert, a. a. O. 12, 103 ff. vgl. dagegen Selt-
Knidos, Imhoof- Blumer, Monn. gr. p. 310 mann, Num. Chron. 17 (1897) p. 175. D. auf
nr. 49 — 51 a. - - A&riväg Ar\uoxQaxiag auf dem Münzen von Tarent und Rhegium, Waser,
Fragment einer runden Marmorbasis C.I.A. Demos p 316 if. Bezeichneter Kopf des D.
2131 Personifikationen (griechische) Personifikationen (griechische) 2132
auf späten autonomen Münzen von Melos, Schwur der Klytaimestra Aesch. Ag. 1432 f.,
Head, H. N. p. 415; 6 d&iiog auf einer M. von s. Ate. D. in einer Venvünschungsformel,
Kos, Imhoof -Blumer, Griech. Münzen S. 678. Wuensch, Defix. tab. nr. 103 a c£p^[?]] Kai
Für das häufige Vorkommen auf kleinasiatischen $>sp6tip[6}i'[rj] rrjvde i-jti6To\X\r\v u7io7ii[i[7i(o-
MM. s. Head H. N. Index p. 765, als tegbg 6ti\6xs xuvxa (i)g dv&pd>no(v)g _ccficcQ[zo}Xo{v)g
J)){iog ebd. p. 768, Weiser, Demos p. 335. Als qpjejpco], avto(v)s, A'ikt\, xv%hv xiXo{v)g ditnqg.
spezielles Beispiel für bezeichnete Darstellung Altäre im allgemeinen s. JDemosth. in Aristog.
des Demoskopfes seien die lydiscken Städte 25, 35 (vgl. Aidos), Athen. 12, 546 b dittQ-tw&r]
aufgeführt, Imhoof -Blumer, Lyd. Stadtmünzen de Kai avxb xb rfjg Jixvg bvopa- rnaxs izap'
S. 20 nr. 41; 24, 9; 39, 7; 42, 1; 44, 2; 45. 5 10 ivioig Kai ßcopovg Kai ftvoLug yivso&at A'wn.
(Brustbild); 52, 11; 143, 5; 153, 17. D. und Dynamis (Avvccfiig), eine alexandrinische
Bule verbunden auf Münzen von Philippopolis Münze der jüngeren Faustina zeigt eine
(Thrakien) und Kleinasien, Waser p. 324 f. 327. stehende bekleidete weibliche Figur, in der
Köpfe der Tyche und des D. auf autonomen R. einen Helm, mit der L. einen Schild auf
Kupfermünzen (111 a. C.) von Sidon ebd. p. 326f. eine Säule stützend, der die Aufschrift
dfjiiog 'Pco^iaicov auf Münzen von Synnada AVN AM IC trägt, Catal. ofgr. coins, Alexandria
(Phrygien)undAlexandreia, Waser p. 321 f. Über p. 165 nr. 1345, cf. pl. 5.
Namen mit D. s. Usener, Götternamen S. 354. Eirene (EipiJvTj), unblutiges Opfer an den
Dikaiosyne (dixcaoavvr)), Pyrophore in Synoikien in Athen, Schöl. Ar. Pac. 1020 iv
Epidauros, C. 1. F. 1, 1060 (226 p. C.) 'Ena- 20 ydp xf) x&v gvvoikLiov (s. Wilamoicitz, Kydathen
cpQag MdpKov 7tv[o\ocpoQrjGag AiKai06vv7]g S. 120, 36) eoqxY] ol \iiv epudv ElQrjvv &voiav
(Fränkel trennt den Namen d. Göttin durch xuXtta&ai, r\g 6 ßco\ibg ov% al^axovxai. ol öh
einen davorgestellten Punkt ab). Weihinschrift ißziüaiv wg aoa. xöxs Gägexui. Kai idicog uvai-
aus Pergamon, Inschriften v. Pergamon nr. 333 B ^icotI Eiqtjvv ftvovoi; Opfer der Strategen im
'IaiSoxog . . . hiiitj&T} tjj AiKaioavvv (vgl. dazu Hekatombaion G. I. A. 2, 741 (= Dittenberger,
Fränkel). Weihung aus Alexandria Arj\ir\xQi Sylt* 620: 333/2 a. C.) Aa 30 in xijg &v6iag
nal Koqv nal Aikuioovvt], Bull, de Vinst. e'gypt. xfj Eipr\vr\ napu 6XQaxnyä>v PHHHPÄAfhl-l-,
1872/3 p. 161 n. 12, Rh. Mus. 58 (1903) S. 26. vgl. c 6;' C. I. A. 2, 457 (2. Jh. a. C.) vtisq
■ Weihungen an Isis D. aus Athen, C. I. A. t&v [Q-v]oiä)v mv l\%v6zv x Kai] rsl EIq^vv.
3, 203 "l6id[i] AiKaio6vv[r]]; auf Delos Daten- 30 Gründung des Altars zu Athen nach dem Siege
berger, Syll.s 763 'Anaxovpiog AioSmoov MiXrj- des Kimon am Eurymedon, Flut. Kim. 13
Giog xu ßij{iaxa avift"r\K£v"l6idi AixaioGvvn kuxu q>aal dh Kai ßa^ibv Eiprjvng diu Terato: xovg
itQoaxay^ia C. I. G. 2295 rd'iog ra'iov 'A%uq- A&r]vaiovg idovßaG&ai, nach der Einnahme von
vnvg ispEvg ysv6\i£vog . . . Kai ol [isXavricpopoi xal Korkyra und der Besiegung der Lakedai-
ol ftkQaiiavxul vtibq xov d-i'^iov xov 'AQ"r]vaiiav monier durch Timotheos Isokr. nzpl uvxid. 1091".
Kai xov drftiov xov 'Pco^iaiav "Iaiöi AiKuioovvr] xavxrjv TjvdyKuGsv avxovg avv&sc&ai xi]v siprj-
idpvnuvxo. Zur Verbindung von Isis mit D. vnv, i] xoaavxr\v \iaxußoXr]v tKaxipa räv nöXscov
s. Plut. Is. Os. 3 p. 352 B Öib Kai xmv iv inoinßsv, &>6&' ij{iug [ilv an ixtivng trjg 7;ft£-
Eq\lov nölsi Movg&v xi]v TtQOxiouv Iaiv afia pag &v£iv avxf] Ka&' zkugxov xov iviavxbv cog
xal AiKuio6vvr\v kuIovöi. — Ein Isptvg Gißaaxfjg 40 ovdt\iiag äXlng ovxco xfj noXsi 6W£vsyK0V67\g
JiKai[oavvrig] (also der Iustitia oder Aequitas Nepos Tim. 2, 2 quae victoria tarda fuit At-
augusta) mit nicht ganz sicherer Ergänzung ticis laetitiae, ut tum primum arae Päd publice
in Athen C. I. A. 3, 205. D. (= Aequitas sint faetae eique deae pulvinar sit institutum.
oder Iustitia) mit Beischrift dargestellt auf Zur Frage s. Wilam. a. a. O. Elfenbeinbild
Kaisermünzen von Alexandria, Catal. of gr. der E. im Inventar von der Akropolis G. I. G.
coins in the Br. Mus. p. 10 nr. 77, p. 30 150 § 47 iv ixigco Kißaxico Eipr\vr\ iltcpavxlvr\
nr. 245, p. 36 nr. 290. Der Typus überaus Kaxa.%pv6og. uyal^ia im Prytaneion Paus.
häufig, s. den Index p. 374. Dieselbe Göttin 1, 18, 3 nal fteüv Elprivr\g ayak^axa Kslxai
erkennt Imhoof- Blumer in der Frauengestalt kuI 'Eaxiag. E. des Kephisodot mit Plutos
mit Wage und Szepter resp. Stab auf klein- 50 auf dem Arm Paus. 1, 8, 2; 9, 16, 2. —
asiatischen Münzen. Stehend erscheint sie Xoißal an E. auf einer der Musenbasen von
auf einer Geta-M. von Germanikopolis (Paphla- Thespiae C. I. G. S. 1, 1798 &aXX(s)i in'
gonien) Griech. Münzen S. 593 nr. 107, auf (t)'iQi]vr]g coqp/rjg kuXü- xoiyäp ändaag \ EiQ7]vn
einer Kaiser-M. von Tabai (Karien) ebd. S. 677 Xoißdg xäads, ©äXsia, %iio. Priestertum der
nr. 456, auf einer Augustus-M. von Prymnessos E. in der Verkaufsliste von Erythrai, Ditten-
(Phrygien) S. 745 nr. 725. Sitzend zwischen berger, SylV 600, 140 (3. Jh. a. C.) Elpi)vr\ P,
den vier Säulen einer Tempelfront (wonach inmiviov) A. Stein neben der Kirche der
sie ein Heiligtum besafs) auf einer Gallien-M. heiligen Irene zu Mytilene I. G. I 2, 130
derselben Stadt S. 746 nr. 729, auf einer Eijpdvag. Weihung einer Statue {xr\v Eipr\vr[v
gleichen Münze ebd. nr. 730 sitzend zwischen 60 av£&r\xav) vtiIq ao)xr}piag Kai veixri[g xüv
zwei zufliegenden Niken. — S. Iustitia. Kv^Qiiav A\vxoxpax6Qoiv\ (Mark Aurel und
Dike (zlixj}), Heiligtum in Nisaea (Megara) Lucius Veras? Bocckh) aus Missema (Palae-
G. I. G. S. 1, 95 = Kaibel, Ep. gr. 909 äficpl stina) C. 1. G. 4545. — E. mit Beischrift auf
JiKTjg xs[^iivti]. Aufstellung einer Statue Münzen der epizephyrischen Lokrer und solchen
71Q0&VP0161 J'iKr\g in Gortyn, Kaibel a. a. O. von Mysa, s. Drexler s. v. Irene JE A 2, 319;
9(i."j, 5; ebd. eine Statue JiKt\g niXag Kaibel auf Kaisermünzen von Alexandreia und in
a. a. O. 906, 3. Statue der D. selbst Kaibel Kleinasien (= Pax), auch als Eipr\vr\ ctßaoxi)
a. a. O. 831 b (p. XVIH) elfd 6' dyuXyLu JUvg. (= Pax augusta) ebd. 317 ff.
2133 Personifikationen ('griechische) Personifikationen (griechische) 2134
Ekklesia ('EKKlnaia), thronende weibl. die mit E. zu identifizierende Bellona bei den
Figur auf einer Münze von Aigeai (Kilikien) Thrakern Amm. Marc. 27, 4, 4 Scordisci . . .
mit Beischrift Alysaiav 'Exjd7][ffi'o:?], Journ. of saevi quondam et truces, ut antiquitas docet,
hell. stad. 18 (1898) p. 161 nr. 1. hostiis captivorum Bellonae litantes et Marti.
Eleos ("Elsog), Altar auf' der Agora zu Ritualer Schwur der Sieben vor Theben bei
Athen, Paus. 1, 17, 1 iv xf] ayooä . . . iaxiv . . . Ares, Enyo und Phobos, Aesch. Sept. 42 ff.
Kai 'Eliov ßcofiög, a> . . . \i6voi xiuag 'Elltjvcov s. Phobos. — Identifikation der E. mit der
vs[lov6iv A&r]vcüot,; vgl. Diodor 13, 22, 7 oi Ma von Kommagene, Strabon 12, 2, 3 p. 535.
TtQwroi ßco[ibv 'Eliov Ka&tdovoüusvot (sc. Äxrr}- Eris ("Egig), Verehrung im allgemeinen
vaioi) Philostr. v. soph. 2, 12, 2 p. 97, 9 Kays. 10 bezeugt Hesiod O.D. 15 f. ov xig xrjv ys cpilel
xig 6 nao' '4&wvaioig 'Eliov ßco[iog Schol. Luk. ßooxog, all' vit' ccvccyx,r\g \ aftav&xcav ßovlf/Giv
2, 286, 13 p. 160 Jacob, ort 'Eliov ßcopbg tjv "Eqiv xi^&ai ßaoslav.
nana Ä&r\vaioig , nqbg ov oi xaxacpsvyovxsg Eros ('Eoag), s. EA 1, 1340ff.
iomgovxo Schol. Aesch. 2, 15 p. 286 Schultz Eubosia (Evßoaia), verwandt und in der
iKSxwoia Ss ovxag iyivsxo- (jdßdov Q-allcp ilaiag Darstellung vermischt mit Euposia (EvTtooia),
axiipag Hct&f]6T0 Kaxi%av slg xbv 'Elsov ßcoaöv, was sprachlich zu trennen ist (vgl. Inihoof-
lit%Qig ovxivog sxv%s xa>v dtHcdcov; von Altäi'en Blumer, Lydische Stadtmünzen S. 182 f.), Priester
redet Sext. Emp. 9, 187 naoa 'A&r\vaioig yovv in Akmonia (Phrygien) C. I. G. 3858 6 dfjuog
'Elsov ßcofioi xtvig sißiv. Häufig erwähnt und Kai i] ßovli] ixsi\n\6sv Nw\L\av . . . isgiu as-
als rhetorischer xöitog verwendet: Wachsmuth, 20 ßaßtyg Evßoaiag Sia ßiov; Weihinschrift eines
Stadt Athen 2, 436, 3; 437, 1, in den Sagen Bildes aus Hierapolis C. I. G. 3906b xolg -IV
von Adrast und den Heraklideu ebd. S. 439, 2. \ß]aßxoig [Kai] xm A^yna \fr\su\v\ Ei\ß]oaiav
— Altar in Epidauros C. I P. 1, 1282 'Eliov Zsv£i[g] . . . dvi4r]Ks. 'Eubosia und Euposia
ßcoabv 'ItQoxlfjg Kax' bvao. < auf Münzen von Hierapolis (Phrygien), Imhoof -
Eleutheria ('EIsv&sqlu) , Weihinschrift Blumer, Monn. gr. p. 401f. nr. 110 pl. G26;
aus Kyaneai (Lykien) C. 1. G. add. 4303 h1 fraglich E. auf einer M. von Skepsis (Troas),
ftsco [isyäloi 'Äqu Kai 'Elsv&so[i]u ('Elsv&iQa1? ders., Griech. Münzen S. 630 nr. 236. — Über
s. K. Keil, Philolog. 23, 621 IJsener, Götter- die Verehrung und Darstellung von Kaiserinnen
namen S. 372, 20) aQi7\yiiiSi imcpavel ftsu Kai als 6sßa6xi] Evßoaia s. dens., Lyd. Stadtmünzen
Jtl Avxoxqcczoqi KaioccQi Tixco Allia* AÖQiavm 30 S. 108, 1.
'Avxcovsivco Usßaaxoj EvasßsZ 7t(axoi) 7t(axgiSog) Euergesia (Evsoysoiu) , Hera E. Hesych
Kvavsixüv i] ßovlt] ncci 6 Sfjaog xb ßcclccvslov EvsQysßicc 'Hqoc iv 'Ägysi.
cccftsQcoasv kxI; ein xe^svog 'Elsv&SQing in Eueteria (EvextiQia) , Tempel auf dem
Sardes erwähnt Kaibcl, Ep. gr. 903. Sitzende Isthmos, C. I. P. 1, 203 II(ÖTtliog) Ai%iviog . . .
weibliche Figur mit Beischrift EAEY0EPI (19) xovg vaovg xfjg EvsxvQiccg xai xfjg KoQvg
auf Stateren von Kyzikos aus dem Anfang des . . . insatisvccasv. Ein nvQyog xfjg EvextiQLag
4. Jh. Num. Ghron. 7 (1887) pl. 3, 3 p. 76f.; in Smyrna, Dittenberger, Sylt* 528, EvsxrjQia
eine ähnliche Figur, mit dem Griffel den osßdaxa auf einer Statuenbasis von Mytilene
letzten Buchstaben der Beischrift 'EIsv&sqik I. G. I. 2, 262.
schreibend, auf einer autonomen M. von Tion 40 Eukleia (Evnlsia), Tempel in Athen, Paus.
(Paphlagonien), Imhoof- Blumer, Griech. Münzen 1, 14, 5 'ixi 8\ uihüxsqo] vccbg Ev-ulsiag, uvä-
5. 589 nr. 93. Demos von Eleutheria bekränzt &r\iiu %ai xovxo uno Mrjdcov; vgl. C. I. A. 3, 61 B
mit Umschrift Af^iog 'EIhv&üqlcc AcpQoäißitojv co'l. II 33 7tQog reo EvY.\laiag vcc]cp ('?). Heilig-
auf einer Münze Gordians HI. aus Aphrodisias tum der E. und Eunomia ebd., Eph. arch.
(Karien), Waser, Demos p. 324, Imhoof -Blumer 2 (1884) S. 169/70, 53. Priester der E. u. Eunomia
a. a. 0. S. 666. Darstellung der E. (= Libertas) auf der Sesselinschrift des Dionysostheaters,
mit Beischrift auf alexandrinischen Münzen C. I. A. 3, 277 iegscog Evxlsictg %cci Evvouiag,
des Galba und Otho, Catal. of gr. coins p. 23 lebenslänglich im Amt, C. I. A. 3, 623 (= 624)
nr. 192 f., p. 25 nr. 207 f. iegea Evuleiag %eci Evvouiag diu ßiov, dazu
Elpis ('Einig), 'Einig 6nß(x6xrj (= Spes 50 C. I. A. 3, 733 iEQccxsvaavxa Evxlsicc %ai Ev-
augusta) auf einer Doniitianinünze von Alexan- vo[n]ia, ib. 738 'isqsk Evulsiag %cci Eivo^iccg.
dria dargestellt, Catal. of gr. coins p. 36 nr. 291, Unsicher ist die attische Provenienz von C.I.A.
vgl. pl. 8. Der Typus ohne Beischrift auf 2, 1598 . . . isQaxevaccvxa Ev%lbia %ai Evvo-
alexandrinischen Kaisermünzen sehr häufig, [ft]t« ccvE&rixsv. Verehrung der E. bei Boeotern
auch in Verbindung mit Harpokrates, s. den und' Lokrern, Opfer der Brautleute, Plut.
Index p. 375. Arist. 20 xi]v 8' Evy.lsiav oi (isv nolloi Kai
Eniautos ('Eviavxög), Altar in Gades, Ael. ualovai -nai voiii£ovaiv 'Äqxe[ilv. tvtoi Si cpuoiv
fr. 19 p. 195 Herch. iv FaSsiQOig ßca\ibg 'Evi- . . . 7taQ&h>ov l%uv Ttaqu xs Boicovolg Kai
avxco i'dgvxai %ai Mrjvi ällog ig xt^rjv %q6vov AoxQOig xiybdg. ßeaabg yaQ avxjj %ai dyal^ia
ßQK%vx£QOV xs Kai waxQOXSQOv. 60 xaxa näaav äyoQav i'dQVxai. %ai TtQO&vovoiv
Enyo ('Evvw), Priester in Athen C. I. A. ai'ts ya^iovasvai v.ai oi yafiovvxeg. — Fest
3, 2, 5 f. isQSvg 'ÄQStog 'Evvaliov xai 'Evvovg Eukleia in Korinth, Xen. Hell. 4, 4, 2. Monat
xai Jtbg rsliovxog; Statue ebd. im Heiligtum Eukleios an verschiedenen Orten, s. Prcller-
des Ares, Paus. 1, 8, 4 ivxavfta xai 'Evvovg Robert 1, 315, 2. — Heiligtum der Artemis E. in
ayal[La ioxiv. Priestertum in der Verkaufs- Plataiai, Plut. Arist. 20 (vgl. oben); Tempel mit
liste von Erythrai, Dittenberger, Syllr 600, 34 Statue des Skopas in Theben, Paus. 9, 17, 1
(3. Jh. a. C.) ['Evv]ovg Kai 'Evvaliov HAA, Verehrung in Boeotien im allgemeinen, Schol.
inwviov P. Opfer der Kriegsgefangenen an Soph. O. T. 161 EvKlsia 'ÄQXt^iig ovreo naQu
2135 Personifikationen (griechische) Personifikationen (griechische) 2136
BotcoxoTg xtuäxai; Weihinschrift von Strategen auf einer vermutlich nach Kleinasien gehören-
kcpQOÖirrj Jil k(pQo8i6ia) 'Egnfi jigti^iSi Ev- den Münze, Imhoof-Blitmer, Monn. gr. p. 471
KXtiy auf Paros, Lc Bas- Waddington, partie 4 nr. 76. Fragliche Darstellung auf einer M.
p. 461 nr. 2062. Nicht sicher ist die Herstellung von Skepsis (Troas), ders., Griech. Münzen
cinerDedikationsiuschrift ausThespiai C.I. G. S. S. 630 nr. 236.
1, 1812 l'-tgxifiiöi Ev]y.Xtia avi&r^av]. Euthymia (Ev&vuia), Statue in Herakleia
Weihinschrift an Aphrodite Eukleia (?) C.I. G. am Pontos vom Tyrannen Dionysios nach Alexan-
5954 kcpQodirri ftsm 7tavayä&co Kai acorf/QL y.al ders Tode errichtet, Memnon F. H. G. 3, 529.
EvkXsLcc svsgyixn oi Magcovlxai ävi&i]Kav. Weihung aus Eiythrai, Le Bas- Waddington 3
Eunomia (Evvo^ia), s. Eukleia. Altar im 10 (part. 5) p. 24 nr. 45 (T)ni6ÖT\[iog Ev&vfiia
allgemeinen Demosth. in Aristogit. 25, 35, s. av\i&r\Ksv\.
Aidos. Kopf auf Münzen von Gcla, E A 1, Eutychia {Eiixv%la), Weihung Evxv%ia
1405 (4. Jh.). 'Evodim Kwxidt Bevue des socie'te's savantes 5
Euphrosyne (Evcpgoovvi]), neben anderen (1858) p. 787 nr. 27 (Dclacoidonche).
Gottheiten als Urheberin eines Orakelspruches Gamos (Fa/xog), als Ehegott bei der Hoch-
in dem Würfelorakel Kaibel, Ep. gr. 1038 zeit angerufen Liban. vol. 1 p. 232, 3 B. Kai ä
(2./3. Jh. p. C.), vgl. Hermes 10, 193 ff. Si] xbv Td\x,ov vavslv iv ycqioig nioj&a^isv a>g
Euploia (EvrtXoia), Ev7tloi(a) auf einer övtcc Ttaxiga av&göntcov, xä xs xovxov xov &£oi>
Gemme mit Delphinreiter, G. I. G. 7309 Ev- xä xs %r\g '4cpgodixrjg [läxaia av i]v, sl jxrj Äg-
■xloia auf einer Lampe in Schiffsform mit der 20 xeuig #«(>« iv didlciv mgsysv.
Inschrift Xaßi as xbv'HXiocigamv, C. I. G. 8514 Gelos (ttXcog), Heiligtum in Sparta Flut.
- Aphrodite E. bei den Knidiern, Paus. 1, 1, 3 Oleom. 9 k'axi Sh AaKtdaiuovLoig ov <&6ßov
vtdnatov dh (sc. isgov) i)v Kvidiav oi TtoXXoi, fiovov, äXXu Kai Qaväxov xal riXoixog Kai
KviSiot Sh avxol KaXovßtv EvTtXotav. Weih- xotovxcav aXXtov 7ta&rjiLäxcov leget', von der
inschrift aus der Umgegend von Aigai (Kili- Weihung einer Statuette durch Lykurg be-
kien), C. I. G. 4443 ^fcö Eaßaoxü Kaiaagi Kai richtet Sosibios bei Plut. Eye. 25 äXXa Kai xb
Uoatidmvi jiocpaXsicp Kai '4cpgoS£LXv EvnXoiu; xov TiXmrog äyaXaäxiov IksIvov idgvßa&ai
vom Piraeus, Bangabc, Antiquites hellcuiques Hcoaißiog iaxogtl. Jährliche Spiele in Thes-
2, 740 nr. 1069 kgyslog slgytiov TgiKo[gvatog] salien Apul. Met. 3, 11, 193 nam lusus iste,
öxQavny^Gag inl xbu IJtiga[iä] '4cpgoSix£t Ev- 30 quem publice gratissimo deo Bisui per annua
Ttloia t[v]#[?7 äya&y?] avk&i]K£v. reverticula solemniter celebramus, semper com-
Euporia (EvitogLa), Artemis E. auf Rhodos, menti novitate florcscit.
Hesycli s. v. EvitooLa- i] 'Ägx^iig iv *Pödo). Genos Sebas ton (Te vog Zeßaaxwv), Tempel
Belela E. im Piraeus, Erwähnung eines viivrj- in Hierapolis (Phrygien), Münze der jüngeren
xi]g xf)g Ehitogiag •9,[g]a? BsXrjXag Kai xüv ittgl Agrippina mit Darstellung eines sechssäuligen
avxi]v &twv G.I.A. 3, 1280 a p. 519 (= Ditten- Tempels und Beischrift rivsi Stßaßxüv Mi-
berger, Syll* 739, 4) aus dem Anfang des onnet 4, 302 nr. 615.
3, Jh. p. C. Geras (rfjoag), Altar zu Gades, Philostr.
Euposia (Eimoaia), Inschrift mit Füllhorn- v. Ap. 5, 4 p. 167, 1 [Kays, rrfgcog ovv ßoniov
Symbol auf einer Domitian-M. aus Nysa (Lydien), 40 TSgvvxai; als Heiligtum bezeichnet Ael. fr. 19
Imhoof-Blumer, Lyd. Stadtmünzen S. 108 nr. 12. p. 195 Hercli. Igxi ds Kai rrjgwg . . hgov xolg
— S. Eubosia. iKSi xi^lwGi xy\v i]XiKiav xijv (la&cvoav noXXä.
Eupraxia (Eimga^ia), Artemis E., Weih- Gerusia (Fi-povci'or), Darstellung und Bei-
inschrift bei Tyndaris (Sizilien), I. G. S. I. 375 Schriften auf Münzen kleinasiatischer Städte
Ilgüxog Kai Msvirntn )igxi^idi Evitgat,ia. E A 1, 1629f. hgu rtgov(aia) auf einer auto-
Eusebeia (Evoißsia), Heiligtum zu Phi- nomen Münze aus Antiochia (Karien), xy Ft-
lippopolis in Syrien, Kaibel, Ep. gr. 1055 govaia auf einer Verus-M. aus Aizanoi (Phry-
EvGsßiiqg xöitog ovxog, ov tKXiGhv iyyv&L Xi{iv7}g gien), s. a. a. 0.
i^o^og iv axgaxif] k^mviog kxX. Zu verstehen Harmonia (Ag^iovla), göttliche Verehrung
die römische Pietas. Typus der E. (= Pietas) 50 in Theben, Plut. Pelop. 19 ög&chg dh 7tgbg
auf alexandrinischen Kaisermünzen, s. Catal. xovxo Kai xr\v e£ 'Ägsiog Kai kcpgodlxrjg ysyo-
of gr. coins Index p. 376. vivat X£yo[Livr\v ftsbv xf] noXsi avvcpKtiaGav.
Euthenia (Ev&Tjvla) , Weihinschrift von Hegemonia (Hyt^tovia), Darstellung ihres
Anazarbos (Kilikien), Journ. of phil. 11 (1882) Kopfes und Beischrift mit Kaisernamen im
p. 144 nr. 3 Ev&nvLa &sa . . . Jr\wr]xgiog. Büste Genitiv auf Münzen von Perperene (Mysien)
der E. mit Beischrift auf alexandrinischen EA 1, 1877.
Münzen der Livia und Agrippina, Catal. of gr. Himeros ('Iiugog), Statue des Skopas im
coins p. 4 nr. 28, p. 14 nr. 108—110. Dar- Tempel der Aphrodite zu Megara, Paus.
Stellung der ganzen Gestalt auf solchen des 1, 43, 6.
Antoninus Pius und Mark Aurel, Catal. p. 138 60 Homonoia (0[i6voia), Tempel 1) in Milet,
nr. 1162 — 1166 (1163 E. xglxov, 1164 E. ixovg bei dem nach alter Sitte der Bräutigam die
xglxov), p. 158 nr. 1303. Der Typus, auch in Braut empfing, Chariton erot. 3, 2, 16 pia ds
Verbindung mit Demeter und dem Nil, hau- Ttüvxcav j)v irtiirvuia Kaltggöi]v &ndaa6&at,
figer, s. den Index p. 376. Ev&r}vla? GcßaGxij Kai negl xb izgbv xf/g 'Oiiovoiag ij&goia&tj xb
auf alexandrinischen Münzen des Domitian, TrXy&og, onov itdxgiov rjv xolg ya\Lov6i xäg
Catal. p. 36 nr. 292. Vgl. auch pl. 22. vv^epag nagala[ißdv£iv. 2) in Tralles, erwähnt
Aufschrift 6T0HNIA Q£{ßa6xr\vG>v'! I.-BL, von Appian Mithrid. 23 gelegentlich des
wohl ßa6trj) mit Ähren - Trauben - Symbol Römermordens. 3) auf der Insel Thynias im
2137 Personifikationen (griechische) Personifikationen (griechische) 2138
Pontos Euxeinos von den Argonauten errichtet, 5, 14, 9 vrjg taoöov äs xi)g ig xb Gxddtov tiatr
Apollon. lihod. 2, 717f. Kai % slaixt vvv ys iyyvxaxa ßio(iol Svo~ xbv \isv avxwv 'Eq[iov
xixvKtai ksio' 'O^iovoir\g iqov ivcpgovog, 6 qq' KaXovßiv 'Evaycoviov, xbv äs sxsqov Kaigov.
ixuiiovxo avxoi. 4) für Nikoniedeia zu er- Kledon (KXrjdmv)^ Altäre im allgemeinen
schliefsen aus einer Münze des Verus, die H. erwähnt Aristides 29, 12 (40) vol. 2, 195, 12 Keil
in einem 4 säuligen Tempel sitzend darstellt Kai xolg [it-v xf]g KXr\d6vog ßco^iolg itooßiövxtg
mit der Umschrift NIKOM ■ N€ßKO[PQNJ ßovXoi^is^' av a>g svcpriftöxaxa axovsiv. Heilig-
OMONOIA, E A 1, 2705, 18ff. 5) auf Kos tum der Kledones in Snryrna Paus. 9, 11, 7
mit Standbild geweiht \^O^iov\oia Kai xa Ad- 'iaxi yd.Q Kai Sy/vQvaioig vnsQ xr]v tigXiv Kaxu
fico(j) Paton-Hicks, Inscriptions of Cos n. 61. — 10 xb ixxbg xov xsl%ovg KXijdövcov Isqov.
Altar in Olympia Paus. 5, 14, 9, Altarinschrift Koros (Kooog), Garbe mit fünf Ähren und
aus Athen (3. Jh. a. G.) C. I A. 2, 1663 'Ofto- Beischrift KOPOC auf einer Münze von Nysa
voiag xov &idaov. Erwähnung einer dQ%ttQSia (Lydien), Imhoof- Blumer, Lyd. Stadt münzen
xfjg 'O^iovoiag xav 'EXXijvcov TtaQcc xa Tgocpcovico S. 109 nr. 13.
in Lebadeia (3. Jh. p. C.) C. I. G.'S. 1, 3426, Kratesis {KQdxr\oig), K., durch Beischrift
ein Priester der '0[i. asß. in Perge (Pam- bezeichnet, als stehende Frauenügur mit Nike
phylien) C. I. G. 4342 ap[^i]fßf[a xa>]v 2[s]- und Tropaion dargestellt auf alexandrinischen
ßc<6[xwv j xa\l &säg (oder xfig, s. add. p. 1160) Münzen des Galba und Otho, Catal. of gr.
a\tß[aa]xTjg 'O^iovoiag, Priesterverzeichnis aus coins p. 23 nr. 194 — 196 (pl. 8), p. 25 nr. 210.
Ephesos Greek inscr. in the Brit. Mus. 3, 221 20 Lethe (Arj&r}), Altar im Erechtheion Plut.
n. 600, 19 £0][iovoi(ug) IlQSi[i,iys[vr]g]. Schafs- au. conv. 9, 6 p. 741 B (von Poseidon) ivxav&a
opfer auf Kos Inscriptions of Cos n. 401, 4 yovv Kai vsco koivcovsi {isxa xijg A&nväg, iv ca
'OJ^ovola b'Cv. Weihung einer Ehrenstatue Kai ßco^iög toxi ylr\Q-r\g l8QV[isvog. Im Priester-
durch Platäer in Theben naou reo 'EXsv&SQicp Verzeichnis aus Ephesos Gr. inscr. in the Br.
All Kai xy 'Opovoia xwv 'EXXyvwv (3. Jh. p. C.) Mus. 3, 221 nr. 600, 29 hat man ergänzt
C.I.G.S. 1, 2510 \ vgl. aus Theben ebd. 1784 Arj]&ng AXs%
'0[i6[vokx] 0t67tttcov Kai AQ-r}vaiwv. Weihung Limos (Aip6g), Weihung eines Stück Landes
eines Asklepiospriesters aus Epidauros C. I. P. durch die Athener aus Anlafs einer Hungersnot
1, 994 (258 p. C.) 6 Isosvg Kai isgo^vy^icov Hes. s. v. Aiiiov TtsSiov xönog xfjg Axxiv.)^
xov aaxfjQog AßKXrptiov .... &sa 'Ouovoia 30 Zenob. 4, 93 Xiyovaiv 6x1 Xi^ioii noxs Kaxa-
Kaxä KsXsvßiv; aus Mytilene (an Artemis H.?) o%6vxog %%QriG£v 6 ftsbg iKSxnQiav friß&ai Kai
I. G. I. 2, 108 \isydX\a &£co ÄQxi^idi @s[q\i\U( xbv Ai(ibv i^iXsmßaöd'cci. ol ds A&rjvaTot ccvfj-
'O[iovoia Ts[X]sacpoQog Ziv^iqiOQco; aus Iasos Kav avxw xb oni6&tv xov tiqvxccvsLov nsSiov;
(Karien) Inscr. in the Brit. Mus. 3, 62 nr. 443 vgl. BeJcker A. G. 1, 278, 4 ff. Plut. 30. Biogen.
'Ouovoia v.ul xio Ar\\L(a\ aus Kyzikos Athen. Mut. 6, 13. Apostol. 10, 69.
6 (1881) S. 130nr. 15 &säv 'Oy^ovoiav xy jiaxoldi Maniai (Mavicci), Heiligtum mit Legende
<&l(äßiog) AQicxccyÖQag vlbg ÄQiaxayoQov how- auf dem Wege von Megalopolis nach Messene
[izvog xyg Koorig. Gemmeninschrift *0\l6voici Paus. 8, 34, 1 ix ds Msydlvg nöltag lövxi ig
'EXXijvcov C.I.G. 7308. — Name und Bild auf Mt66rjvr]v, -Aal oxadtovg [idXiaxcc ■xqosX&Övxi
Münzen der verschiedensten Städte, E A 1, 40 t7txd, Zgxiv iv uqigxsqu xijg Xtrcocpogov fttüv
2702ff.; als atßaaxi) ebd. 2702, 67; 2704, 53. 66f. ; hgöv KccXovai $h xal avxug xug ftsäg x<xl tr\v
auf zwei bithynischen Münzen Journ. of hell. %doQccv xi]v tcsqI xb Izqov Mavlag' Sokhv di
stud. 17 (1897) p. 84 nr. 8f., vgl.pl. 2, 19; als'O. \ioi &s&v xwv Ev^sviScav iaxlv i7tUXr]6ig, "Aal
Gxoaxi&g EA 1, 2706, 38; zusammen mit Eirene 'OqiGxr\v inl xca cpövia xfjg (inxQog cpaaiv av-
2703, 65 ff. mit Demeter 2704, 20 ff. — Statue xo&i [tavfivai.
der Demeter H. (?) CIA. 4, 2 p. 153 nr. 611b Metameleia (Msrafiüsia) , Verehrung in
Schlufs eines Orgeonendekrets 302/1 a. C: Argos Philodem. tisqI sva. 64 p. 35, 19 f. Gomj).
(Uxicpavog) axscpavoiQ'tlg vitb xov -noivov dvi- x)r\v Mexa^iiXsiav iv "Äoysi.
ftr\v.£ xr\v Ar]y.r\xqa 'O^ovoiav xov koivov. — Mneia (Mvsia), Priesterverzeichnis aus
S. Concordia. 50 Ephesos Greek inscr. in the Brit. Mus. 3, 221
Hora C&oa), Weihinschrift aus Verona nr. 600, 28 [Mv]sia(g).
I G. 8. I 2309 r'Slga Kai Tv%rj. Nike (JVi'xtj), s. E A 3, 310 ff.
Horme (Oq^), Altar in Athen Paus. Ochlos (Ö%Xog), Errichtung von Statuen (?)
1, 17, 1; s. Aidos. '0[»ij auf einer Elfen- E A 3, 599.
beintessera C.I.G. 8584. Pantelie (JIavxsXir\ = üavxiXsia), dop-
Hybris ('Tßgig), Xi&oi "TßQtcog und Ävai- pelte Weihung eines Hierophanten aus Epi-
Ssiag auf dem Areopag, s. Anaideia. dauros C. I P. 1, 1039 f. IJavxsXiy Bd%%co xs
Hypnos ('Tnvog), Altar und Opfer zu- Kai avxf] f&sQOscpovsiTj teoocpdvxiqg ua' baiy
sammen mit den Musen in Troizen Paus. 2, ftsoit^Lfti-i) yalcov.
31, 3 xov Movaiiov Sh ov noQQco ßcofiog iaxiv 60 Paranomia (JlaoavoiiLa), s. Asebeia.
aQ%aZog . . . inl Ss avxto Movoaig Kai "Tnvco Peisis? (JIslßis= UsiÄrm Suid. S. v. IIslGiv),
&VOVOI. Weihinschrift aus Athen an Asklepio's Weihinschrift auf dem Bauch eines altertüm-
Hygieia und H. C. I A. 3, 132 a p. 485 liehen Bronzewidders von der Akropolis C. I A.
(= Dittenberger, Syll* 776) ÄGKXrptiw ko.1 4, 1 p. 41 nr. 373a Tl£(i)Giäog iKtaia.
'Tyitia Kai xä "Tnvio. Weihungen aus Epi- Peitho (Uit-ihu) , Kult in Athen Paus. 1,
dauros C. I P. 1, 1335 f. "'Ttivcoi. Statuen des 22, 3 AcpQo8ixi]v ds xi\v IIdvSri(iov, i-Jisl xs
H. und Thanatos in Sparta Paus. 3, 18, 1. A&nvaiovg @r\6svg ig piav i']yaysv anb xwv
Kairos (Kaigog), Altar in Olympia Paus. öi](icov nöXiv, avxiqv xs aißsaftai Kai Ilsid'w
2139 Personifikationen (griechische) Personifikationen ^griechische) 2140
xaxicxrtas; jährliche Opfer der Stadt Isokrates Phobos (<[>6ßog), Heiligtum in Sparta Flut.
tisq! dvxiS. 249 xrjv psv yug IIsi&co [üccv x&v Oleom. 8 (AyvXcciog) sXcc&sv si'g xi Scoudxiov
&süv vo[lL^ov6iv sivcci xccl xijv nöXiv uqwgi sidSQTtvGccg iiixqov , ö 3>6ßov [isv i]v isoöv , &X-
x<x&' sxccaxov xbv iviccvxbv ftvaiccv ccvxf] not- lag Ss xsxXstß^ivov ccsi. ebd. 9 xi^coai Ss (oi
ovitii'Tqv , vgl. Demosth. prooem. 54 p. 1460 Accxs8ca\i6vioi) xbv $>6ßov ov% &6tcsq ovg ccno-
i&vocc^sv Ss xccl xf] üsid'ol xccl xf] My\xq1 xcov xqsttovxcci SaiiLOvag, ijyovusvoi ßXccßsQÖv , aXXu
ftsiov xccl xco 'ArtöXXcovL; Sesselinschrift des xr)v itoXixsiccv {läXioxa. 6vvi%s6&cu cpößco vo\ii-
Dionysostheaters G. I. A. 3, 351 viivr}XQlccg £ovxsg •xccl %ccqc\ xb xcov icpOQcov cva-
Nvaa[g] xgocpov TIsi&ovg', Weihinschrift aixiov xbv <&6ßov i'Sqvvxcci AccxsScci\iövtoi. Ver-
einer Marmorbasis von der eleusinischen 10 ehrung bei den Selinuntiern 1. G. A. 515
Strafse C. I. A. 4, 2, 15581 p. 262 IIei&oI (= Bittenlerger, SylV 751) [Si]ä zag frscbg
KccXXiucc[%og] xi]vS' &vsQ"r\x.s ZoXsvg. Statue To)[g]dg vixcovxi xol £sXivw[vxioi' St]ä xbv
der P. von Praxiteles im Aphroditeheiligtum Aia vix[ca]usg xccl Sia xbv <&6ßov [xccl] S\ia]
zu Megara Paus. 1, 43, 6. Heiligtum auf 'HqccxXscc xxX. (5. Jh. a. C). Kultus wahr-
dem Markt von Sikyon Paus. 2, 7, 7 ig Ss scheinlich erwähnt bei Philodem tisqI sva. 64
xijv ayoQixv iosX&ovai nsi&ovg iaxiv Isqov, p. 35, 21 Gomp (I>6ßov xivsg . . (vorher
ovSs xovxo ayccliicc %%ov, eine ätiologische Le- ist von MsxcxusXsi.a die Rede, s. diese). Opfer
gende knüpft sich an den ebd. 7, 8 erzählten des Theseus vor der Schlacht mit den Ama-
Brauch v.ccl yag inl xbv üv&ccv i'ccoiv oi 7rcclSsg zonen Plut. Thes. 27 xiXog Ss ©r\6svg xccxd xi
xi/ toQxf] xov AnöXXcovog , xccl ccyayovxsg Si] 20 Xoyiov xw <l6ßco 6cpccyicc6d[LSvog ßvvf]ipsv avxcclg;
xovg ftsovg ig xb xi]g Usi&ovg Isqov av&tg des Alexander vor der Schlacht bei Arbela
ccTtdysiv ig xbv vccov cpcc6i xov 'AnöXXwvog. g6gen Darius Flut. Alex. 31 'AXi^avSoog Ss
Priester in Mylasa B. C. H. 5 (1881) p. 39 xwv MccxsSovwv ccvccnccvoiisvwv ccvxbg jrpö tfjg
(s. Demos). Tempel auf Thasos ebd. 6 (1882) 6xr}vf]g iisxa. xov pdvxswg AqigxÜvSqov SiixQi-
p. 443 (archaische Inschrift) nsi$ro(v)g ir}QOv. ßsv, Isoovoyiccg xivug ccitOQQiqxovg iSQOVQyov-
(Das Hippolcrates-Zitath. Preller- Bobert S. 508,2 [isvog xccl xco cfrößco ccpccyLcc^o^svog; des Scipio
beruhtaufderniisverstandenenNotiz»S'..Re£Mac/jsJ, vor dem nächtlichen Angriff auf das Lager
B. C. H. a. a. 0. und ist zu streichen.) P. neben des Hasdrubal Appian Fun. 21 xccvx' ditmv
anderen Ehegottheiten genannt, Plut. qu. B. 2 xctl xovg Tjysy.6vccg ixitiinpccg öitXloai rbv gxqcc-
p. 264.B, vgl. das Käse- und Honigopfer eines 30 xbv ccvxbg i&vsxo ToX^ltj xccl <&6ßcp, [ir[8iv ag
Bräutigams an P. und Aphrodite Anth. Pal. iv vvxxl Ttavixöv oi ysviß&ai, ccXXa. xbv axgcc-
6, 55. Parodistisches Opfer der Frauen in xbv ccvxa &qccovxccxov fidXiGxa öcp&fjvca. Ritualer
Ar. Lys. 203 ff. — Aphrodite P. in Thessalien, Schwur' der Sieben vor Theben bei Ares,
Weihinschrift aus Pharsalus i. G.A. 327 Aäfovv Enyo und Phobos, Aesch. Sept. 42 ff. uv§Q£g
xaq>[Qo]dixa xä Il£i[&ol]\ Opferordnung auf yaQ inxä &ovqioi Xo%ccy£xcci, xccvQoacpccyovvxtg
Lesbos Conze, Beise auf der Insel Lesbos ig \isXäv8sxov cäxog xccl ftiyyävovxsg %£qoi
T. 4, 3 S. 11 = Philol. Suppl. 2, 579 f. ö xs xccvQsiov cpövov, 'Äqt} t 'Evvco xccl (piXa'mccxov
&iXrj %-vr\v iiti xco ßco[i[ca] xäg AcpQoS'ixag xäg <&6ßov (boxcoiioxrißccv ?) noXst xccxcc6xcccpäg &iv-
nti&cog xccl xw "Eq^oc, ftvixco iQiqiov oxxi xs xsg Xocnd^stv aaxv Kad[islcov ßia t) yfjv ftccvövxsg
&iXr\ xccl 'igosv xccl &fjXv %. . . xccl üqvi&cc .... 40 xr\v8s cpvQdasiv cpovco. Phobos als Ortsname
Heiligtum der Artemis P. in Argos Paus. 2, 21, 1 in Sikyon Paus. 2, 7, 7.
tö Ss xijg AQxi\ii8og Isqov iTtixXr\6iv Ilsid-ovg, Phonai (f&covcd), fragliche Ergänzung im
*T%SQ[ivrj6XQcc xccl xovxo dvs%"r\x£. Priesterverzeichnis aus Ephesos Gr. inscr. in
Penia (Ilsvicc), Altar zu Gades Philostr. tlie Br. Mus. 3, 221 nr. 600, 16 [<Pco]vcbv.
v. Apoll. 5, 4 p. 167, 3 Kays. ßco[Loi Ss ixsl Pistis (Iliaxig), Heiligtum in Athen Biogen.
■xccl Tlsviccg xccl Ti%vr\g xccl 'HQaxXiovg Alyvn- prov. 2, 80 ISqv6ccvxo yaQ oi 'Axxixol ispbv
xiov xccl s'xsqol xov &7]ßcciov. Ael. fr. 19 p. 195 TIiGxscog. Weihung einer Statue 97 a. C. durch
Herch. xccl ßco^ibg Si cpr\6i itccqa xolg ixsl Tis- delische Kompitaliasten, Ditteriberger, Syll.- 322.
vlag xccl Ti%vr\g, xfjg ybsv i^ilsov^isvoig, xfjg Ss — Bekränzung der Fm\ia durch TLiaxig (= Fides)
TiaQccXcc^ißdvovaiv ig ccxog ixsivr\g. 50 auf einer Münze der epizephyrischen Lokrer,
Pheme ($Tj'ft^), Altar in Athen Paus. 1, Kluegmann, L'effigie di Borna nr. 1 der Tafel
17, 1, s. Aidos. Aeschiues 1, 128 svqi]6sxs xccl cf. p. 7ff., Wissoiva S. 124, 1.
xi]v nöXiv tjllcov xccl xovg nooyovovg $ri[ir}g chg Pluto s (TlXovxog), beim Thesmophorienfeste
&sov ivsyiaxng ßco^bv iSQvpivovg Schol. dazu neben Demeter und Köre angerufen, s. die
A&ijvricLv iaxi ßcoiibg ^^S- ocXXcog- Kiucovog Aufforderung des Herolds Ar. Thesm. 295 ff.
iv Hcc^ufvXia vixi]6avxog vccvncc%Lccv xccl ns£o- sv"%s6&s xolv ^sa^ocpoQOiv xfj JrnirixQi xccl xy
[ia%iccv ccv&rjiiSQbv iyvcoßccv Ä&r]v<xtoi d>g vaxs- Koqv xccl xco TIXovxco xccl xf] KccXXiysvslcc xccl
qov ccvxov Sia. yQuix^idxcov xr\v vixvv ßi][ii]vccvxog~ xf] KovQOXQocpcp xf] Pf] xccl xco Eo^f] xccl Xcc-
o&sv 7TQ(öxov xccl ßco[Lov xf] ^^v chg Q-sco ccvi- Qißiv. Bild des Plutos neben Athena Ergane
Sqvcjccvxo-, öffentliche Opfer Aeschines 2, 145 60 zu Thespiai Paus. 9, 26, 8 (lückenhaft) xr\v
xccl xf] [lsv ^r]\iv Srnioala &vo\isv cog &sä>. Ss 'A%r\väv xr\v 'Eqydvr\v xccl avxrjv xccl TIXov-
Weihung auf einem in Tusculum gefundenen xov oi TtccQS6xr\x6xcc i%oir\6s. P. auf dem Arm
Stein I. G. S. I. 1120 $ruLW svccyyiXco. der Eirene, s. Eirene; auf dem Arm der Tyche,
Philia (<I>iXLcc), Altar auf der' Akropolis s. Tyche.
von Athen, Hesych. s. v. AlSovg ßcoiiog, s. Pothos (Tlö&og), Statue des Skopas im
Aidos; Priesterverzeichnis aus Ephesos, Greelc Tempel der Aphrodite zu Megara Paus. 1, 43, 6.
inscr. in tlie Brit. Mus. 3, 221 nr. 600, 50 Kultstatue von demselben Meister auf Samo-
<PiX[iccg?]. thrake Plin. n. h, 36, 25 (Scopas) fecit Vener ein
2141 Personifikationen (griechische) Personifikationen (griechische) 2142
et Potfwn, qui Samothrace sanctissimis caeri- Herch. xui Suvdxov uXXo (sc. isqov) ig yeQug
m onus colitur. vfi noivf] ccvunuvXfj, ijyovv tw TsXsvTaLcp OQ^ia,
Praxis (TlQü^ig), altes Kulthilcl der Aphro- vgl. Philostr. v. Apoll 5, 4 p. 167, 2 Kays.
dite P. in Me^ara Paus. 1, 43, 6 [isxcc ds xov kui xov Qdvuxov uovoi uv&Qantcov Ttuicovi^ovxut
Jiovvaov xb IsqÖv iaxiv A(fQodixr\g vuog, uyuXuu (die Gaditaner). Statuen des Hypnos und Th.
äs iXiyuvxog 'AyQoäLxwg %moin\^ivov , ÜQÜ^ig in Sparta Paus. 3, 18, 1. Opfer an Mors
l%ivlrfiiv . . . xovxö iaxiv uq%ui6xuxov iv reo (aber wohl dichterisch aufzufassen) bei den
Leichenfeierlichkeiten zu Ehren des Pallas,
vuio.
Pronoia (TIqÖvoiu), Weihung aus Epidauros Verg. Aen. 11, 197 multa boum circa mactantxr
C. I. P. 1, 1318 TIqovoiui. — Tempel der Athena io corpora Morti. Noch heute wird in Sizilien
P in Delos Macrob. Sat 1, 17, 55, in Prasiai, bei santa Morte geflucht, Usener, Götternamen
von Diomedes gestiftet BeJcker, A. G. 1, 299, 6 f., S. 368, 10.
in Delphi Demosth. 25, 34 Paus. 10, 8, 6 Suid. Tolma (ToX^iu), Scipio opfert ihr und dem
s. v. Hqovoiu u. IIqovoicc A&tjvu p. 451, 13 ff. Phobos vor der Schlacht Appian. Fun. 21, s.
Beruh. — Darstellung der P. (= Providentia) Phobos.
mit Beischrift auf alexandrinischen Münzen Tyche {Tv%i\), Tempel in Athen, in Ver-
des Hadrian und Commodus Catal. of gr. coins bindung mit dem Prachtbau des Stadion an-
p. 72 nr. 598—600, p. 176 nr. 1417. Umschrift gelegt von Herodes Atticus Philostr. v. soph.
IIqov. veov Zeßucxov auf alexandrinischen 2, 1, 5 p. 59, 10 Kays, xö dh inl ddxsQu xov
Münzen des Nero, a. a. O. p. 19 nr. 154 f. 20 axudiov vscog iTte%si Tv%r\g xul uyuXpu iXscpdv-
Vo-1. pl. 11. xlvov mg %vßsQvco6r\g itdvxu; Heiligtum in
Semasia (SruiaaLu) , galoppierende weib- Megara mit Bild des Praxiteles Paus. 1, 43, 6
liehe Gestalt, durch Beischrift als S. bezeichnet, itlrpiov dh xov xi]g 'AcpQoäixng vuov Tv%r\g
auf alexandrinischen Münzen des Mark Aurel ißxlv isqov ÜQu^ixeXovg nui uvxn xe%vr\;
und Lucius Verus, Catal. of gr. coins p. 157 Tempel mit Statue in Korinth Paus. 2, 2, 7
nr. 1293 (vgl. 1294), p. 171 nr. 1381. Vgl. 'eßxi dh kui Tv%r\g vuog- uyuXpu öq&ov üuqiov
pl. ii. Xl&ov; Heiligtum auf der Akropolis von Sikyon
Sophrosyne (ScocpQoßvvri), Weihinschrift Paus. 2, 7, 5 iv dh xfj vvv uy.qo%6Xsi Tv%r\s
aus Pergamon, Fraenkel, Inschr. von Pergamon isqov ißxiv AxQuiug, [iexu dh uvxb Jiooxovqwv
nr. 310, s. Arete. 30 £,öuvu dh ovxoi xe y.ul xb uyuXfiu xrjg Tv%r]g
Soteria (HcoxriQiu), Heiligtum und Bild in iaxi, Darstellung der T. Axquiu auf Kaiser-
Patrai Paus. 7, 21, 7 unb äs xov Ai6v\ivr\xov münzen Head H. N. p. 347; Weihungen aus
kuxcoxsqcö iövxi uXXo Isqov y.ui ayuXpu Xi&ov Epidauros G. I. P. 1, 1045. 1327. 1328. 1046
■auXsixui (isv Zaxr\Qiug, iäQv6uG&ui ds ccvxb (3. Jh. p. C.) Tv%w dcp&Lxco 1326 mit Nemesis
i£ &Q%fig uitocpvyövxu yuai xr\v [luviuv Evqv- verbunden: 4. (5.) Jh. a. C. 1536, 5 (168 p. C.)
TtvXov. Heiligtum in Aigion mit geheim ge- Tv%uig unter einer Weihung an Apollon Ma-
haltenem Kultbild Paus. 7, 24, 3 'iaxi de ayißi leatas aus dem Heiligtum dieses Gottes vom
%ul ZiaxrjQiug Isqov. löelv [isv di] xb uyuX^u Berge Kynortion ; Weihung aus Troizen C. I P.
oväevi itXijv xäv isQoviievcüv toxi, dQ&6i ds 1, 778 MevccvdQog sv%i]v xy \cp\iXav&Q6>7ici3
aXXa xoiavxa- Xa^ßdvovxsg TtccQO. xf\g ftsov Tts^i- 40 Tv%n', Tempel in Argos Paus. 2, 20, 3 itiQav
uaxa £iti%wQicc dcpi&aiv ig &dXa66(xv, ns[LTtsiv dh xov Nstisiov Aibg Tv^r\g ißxlv in itccXato-
dh xfj iv 2JvQaK0v6aig AQS&ovan cpccalv ecvxd. xdxov vccog, sl di] IIc(Xaur]dr]g xvßovg svqcov
Weihung aus Epidauros C. I. P. 1, 1319 avs^nnsv ig xovxov xov vecov; Heiligtum in
2cöxr\Qica. Hermione Paus. 2, 35, 3 xb ds Isqov xfjg Tv^g
Synarchia (2vv<xQ%i(x), Bezeichnete Dar- vswxaxov psv Xsyovßiv 'EQjiiovslg xav TtctQcc
Stellung auf Münzen von Antiochia (Karien) ßcpiaiv slvcci, Xl&ov dh TlaQiov xoXoaabg S6xr\-
Head H. N. p. 520. y-sv; Vorschrift über Opfer an Tyche im Verein
Synkletos {HvvKXr\xog), Priesterverzeichnis mit chthonischen Gottheiten aus Messoa (La-
aus Ephesos GreeJc inscr. in the Brit. Mus. 3, 221 konien) C. I. G. 1464 [z/Jafiarpt [&]vast [%\oiQidi-
nr. 600, 24 [U]vv>iX(r]xov). Für die zahlreichen 50 [ov] (yel [a]) | . . üqosv, uqxov diu ßud^cov,
bezeichneten Münzbilder Kleinasiens s. Head ov ü nuids — — | da.7cuvm6si, &Q6r\g de ov-
H. N., Index p. 772, als Isqu Zvvv.Xr\xog ebd. dsl[g] | Aeintoivu %oiqov &q6svu, uqxov
p. 768, Imhoof -Blumer, Griech. Münzen, Index diu | aad^icov, TlXovxcovi %oiqov uqcsvu, \ uqxov
S. 786, als &sbg Z. (auch mit der Beischrift ftsbv TiQO%uQeu, [TI]e Qaecpövu %oiqov \ uqgsvu, uqxov,
2vvkXt]xov) Head a. a. O. p. 768. Imhoof-Blumer [T]vx[u] %oiqov uqcsvu, | uqxov. xuvxu uvx[ui ?j
a. a. O. S. 745 nr. 727, als &su X. mit ent- axeq)uvov[u]evui \ uiQexcoßuv %co[Q]lg
sprechendem weiblichen Brustbild auf einer xu[g] ds^iug . . .; Tyche in einem Götterkolleg
M. von Aizanis (Phrygien) ebd. S. 728 nr. 644. mit gemeinsamem Priester genannt auf einer In-
Speziell für Lydien s. Imhoof-Blumer, Lyd. schritt aus der Umgegend von Sparta, Eph. arch.
Stadtmünzen, Index S. 203. — S. Senatus. 60 10 (1892) S. 24 nr. 6, 18, vgl. Z. 23, Altar-
Tech ne {Te%vr]), Altar zu Gades Philostr. weihung aus Sparta Tv^j] inr]K6a> Le Bas-
v. Apoll. 5, 4 p. 167, 3 Kays. Ael. fr. 19 p. 195 Foucart, Peloponn. part. 2 nr. 163; Tempel
Herch., s. Penia. in Pharai mit altem Bild Paus. 4, 30, 3 h'axi
Telete (TsXsxij), Opfer in Epakria Prott, ds v.ui Tvxng vubg ^uQuidxuig %ul uyuX(iu
Fasti sacri p. 48 n. 26 B 10 TsXsxjj anvdiu &q%uiov; Heiligtum und Kultgemeinschaft mit
AAAA. Sosipolis in Elis Paus. 6, 25, 4 xolg ds 'HXeloig
Thanatos (Odvuxog), Heiligtum in Sparta %ai Tv%wg Uqov ißriv iv axou ds xov Isqov
Plut. Oleom. 9, s. Gelos; in Gades Ael. fr. 19p. 195 ^isyi&ei peyu uyuXuu uvdnsixui, £6avov iiti-
21-13 Pei-sonifikationen (griechische) Personifikationen (griechische) 2144
ygvßov Ttlijv TtQOßwrtov nal %£iQa)v xs äxocav ctvxoxQdxooog [M. Koubdov 'Avxavsivov] Es-
y.c(l Ttoöwv xccvxci 8s oi' ißxi Xi&ov Xsvaov. ß(aßTOv) . . . 'IovXiog- rsQuccvbg %(iXlaQ%og) . . .
ivxav&a s%si xt[idg %al 6 EcoßiTtoXig iv ccql- xbv ßi\v.bv aitb rfjg imyQtxcpyg ßvvsxsXsßsv xal
atigä rfjg Tv%r\g, iv olxr'][i(xxi ov \isydX(p. nccxcc xb Tv%ulov cccpiiQcaßsv Priesterin 4555 (friXco-
8s oibiv dvsiQccxog yQcccpfj [isiii{ir}[iivog ißxiv valog Kvvdyov xov Moqqov isgüßag Aö\ivav
ü &sog, nötig \iiv fjXixlav, ci^/ici^svai 8s %Xcc- &vyaxsQd xov vlov ctvxov xf] Tv%7] xovg xiß-
[ivdci 7t0fKtXr]v vnb aoxtQcov, xjj %siq\ 8s t%si ßecQug Xainta8r\cp6QOvg ix xütv iSicov uvb&r\Y.sv
xi] sxsqcc xb nigug xf/g ApuX&sictg; Bild in Ai- Statue 4556 QsöSoxog . . . xijv Tv%sav ßvv xf]
geira Paus. 7, 26, 8 oiScc Kai oiktj^cc iv AI- xov%7] xf] jcaxQidi %qvgÜ) iv.6ßu.r]ßsv Priester 4557
ysiQU &saßd{isvog' ayaX^icc i]v iv xa> oiyt.r\\iaxi 10 [Aa[i\aß[z]icov KXrj[iis]vxog xf] ßs[^,vox\d[x^\r]
Tv%wg, xb xtpug cptQovGa xb AiitxX&siccg- ticcqcc T\v]%n i[sQ]a[_ßd(i]svog Zr]v6[ßiov xbv v]lbv (?)
8h avxi]v "Eocog nxsQa tr%cov ißxiv; Tempel in avi&rjxev. Ein isQSvg Tv%r\g GtßaGxfjg in
Megalopolis Paus. 8, 30, 7 xüv uqxsicov 8h Troizen C. I. P. 1, 799 (c. 2. Jh. p. C), Weihung
U7TIG&S vccbg Tv'fj\g v.a\ ayaXfia Xi&ov 7tS7toii]xca [ Tv^pj in^tioco [a]vxoy<,Q(dxoQog) .... £sß(ccßxov)
itoöatv Tttvxs ovk ditoötov ; Heiligtum und Bild xui tfjg XaintQ{oxdxrig) THxxoiSog aus Pergamon,
der den Plutos tragenden T. in Theben Paus. Inschr. v. Pergamon 376, vgl. die Tv%n xü>v
9, IG, 1 Kai tcXt]g'iov Tv%r\g icxlv lsqov cpigsi, ßaaiXicov (nach FränJcel Mark Aurel und
\ihv 8i] TIXovxov 7tcädcc; Bild in Thespiai neben Lucius Verus) C. LP. 1, 948, 13. Tv%r) ßs-
deni des Dionysos genannt in einer Kicken- ßaax{r\) mit Bild auf einer alexandrinischen
haften Stelle des Paus. 9, 26, 8; Heiligtum 20 Münze desDomitianCntaZ. o/^r. comsp. 37 nr. 297
in Perinth (Thrakien) erwähnt C. I. G. 2024 (pl. 11). -- Agathe Ty che (Äycc&r) Tv%r\), Hei-
Uq6y.Xov xbv xb Tv%cciov Kaxaßxevdßccvxa; ligtum in Athen Eph. arch. 2 (1884) S. 169/70, 44.
Tempel auf Thera I. G. I. 3, 326, 26 {vccbv 48; Opfer C. I.A. 2, 741 (= Dittenberger, Syllr
Tfjg Tv%r\g), Altaraufschrift Tv^r] inr\noog ebd. 620: 334/3 a. C. im Gamelion) a 12 f. i% xf]g
448, zwei Basis-Steine mit Aufschrift Tv%a %vßla.g xi]\_i 'Aycc&]j] Tv[%r] ticcqu] isQonoicäv
ebd. 446 f.; Weihung aus Nisyros auf einer HHA, vgl. b 6 f. d 11 f. (Strategenopfer) C.I.A.
Basis I. G. I. 3, 97 ^sydXrj frm Tv%r]; einen 2, 162 (335/4 a. C.) c 19 [norjlßaß&cu 8h xcci
isQctxEvßavxcc Tv%ctg aus Rhodos erwähnt xjj 'Ayu&fj Tv%r] ; inißxdxai des Heiligtums
/. G. I. 1, 67, Weihung 'AXico -Aal T[v%a] ebd. Z. 20 [fitro; xwv i7ti]ßxaxcav xov Isqov xf]g
(nach Hirschfelds Ergänzung) ebd. 1, 23 add.; 30 Aya&fjg Tv[%r\g\ Kult im Demos Kollytos be-
Kultbild in Smyrna Paus. 4, 30, 6 BoimaXog legt durch eine fragmentierte Opfer (?) -Inschrift
§£, vccovg xs oiKo8o[Li]ßuß^ca xal £wa dvi]Q C. I. A. 2, 586, 14 — s]iv Ayu&f] Tv^XJ]] ;
dya&bg TiXdßai, SiivQvoüoig dyccX^cc iQya^ö^svog Heiligtum in Lebadeia beim Orakel des Tro-
Tv%r}g 7iQü)xog iTT.oir\ßsv (bv i'ß^isv itöXov xs phonios Paus. 9, 39, 5 sTtsiSuv dvÖQi ig xov
'i^ovßav iiil xf] xscpaXf] y.<xi xf] ixsQcc %£iQi xb Toocpcovlov kuxisvcci 8öh,rj, rtQÜxu {ihv xsxecy-
%aXov^,svov 'A[i<xX&si(xg KtQag imb 'EXXtjvcov, [itvcav rjjiSQcbv öiccixav iv olxrjiiixxi i%sf xb 8s
Tempel ebd. für Hadrianische Zeit bezeugt ot'xrjfto; Aocipovög xs 'Aya&ov ual Tv%r\g isqov
C. I. G. 3148, 14 ZiiidQccy8og Ttgvxavig vabv ißxiv Aya&fjg . 8icciX(a[isv6g xs ivxccv&cc xd xs
Tv%rjg Y.axaßy.svdßsiv iv xa (Poivsixüvi (vtts- dXXcc xcc&cxqsvsi nccl Xovxqüv siQysxai &SQ}iwv;
ß%sxo), vgl. die Münze mit Bild und Beischrift 10 Altar in der Altis von Olympia Paus. 5, 15, 6
Tv%ti ZiLVQvcäav Eckhel D. N. 2, 545; eine ig 8s ccvxbv xbv ^ßoXov ißsX&ovxcov Tv^^g
üfjyjtfn-ici xi)g 7tQO 7ioXsa>g [isydXrjg &säg Tv%r\g ißxiv Aya&fjg ßcofiog; Priester des Zsvg vtpißxog
aus Trapezopolis (Phrygien) erwähnt C. I. G. und der A. T. in Mylasa (Karien) C. I. G.
3953 d (für -jtQO noXsoag vgl. C. I. G. vol. 2 2693 e, vgl. die bithynische Weihung B. C. H.
p. 605); Tyche neben Apollo als Helferin ge- 25 (1901) p. 25 nr. 163 [Aycc]&f] Tv%r], [&scp\
nannt in einem Orakelspruch auf Stein aus vipißxca\ Kult im didymäischen Apollonheilig-
Pisidien C. I. G. 4379 o lf. dnccvxcc 7tod£,ig tum zu erschliefsen aus dem Verzeichnis der
v.dv.xtXs ig nox' svxv%a}g, ßorföbv i'^ig \isxcc Tv%7\g von Seleukos nach Milet geschenkten Gold-
xbv Ilv&iov, vgl. die unwesentlich abweichende sachen C. I. G. 2852, 31 (an erster Stelle)
Fassung des Orakels aus Limyra (Lykien) 50 cpidXy] nagvioxi] Aya&fjg Tv%rjg pia; ein itvQyog
C. I. G. 4310; Heiligtum in Namara Batanae- xfjg 'Aya&fjg Tv%rjg in Smyrna Dittenberger,
orum (Syrien) erwähnt in dem Grabepigramm Syll.* 528; Priestertum in der Verkaufsliste
der Stifter Kaibel, Ep. gr. 440 (2./3. Jh. p. O); aus Erythrai ebd. 600, 88 [Ay]a&fig Tvxns H.
in Syrakus Cic. Verr. 2, 4, 53, 119 tertia est Weihungen aus Athen C. I. A. 2, 1536 {=Ditten-
urbs (Syracusis), quae quod in ea parte For- berger, Sylt* 755) xolg 8io8sv.a %solg %al xf]
tunae fanum anticum fuit Tycha nominata est, Aya&fj Tv%y, ebd. 1566 [^ya^jefr] T[v%si dvi-
vgl. Steph. Byz. s. v. Tv%rf noXig UtxsXLag &tjks'?], C. I. G. 371 \Ayub~\i]g Tv%7]g; Epidauros
TtXr]ßiov £vQUY.ovßüv, sowie eine Kupfermünze C. I. P. 1, 1160 (3./4. Jh. a. C.) 'Aycc&oSuiiiovog,
von Syrakus bei Eckhel D. N. 1, 246, worauf Aycc&äg Tv%ag; Troizen C. I. P. 1, 765 (4. Jh.
midier capite turrito stans d. guber tmcidum, go a. C.) \T-v\%ug 'Ayu.\%,üg~\; Smyrna C. I. G. 3171
*. hast am. — Weihung an Hora und Tyche 'Aycc&fj Tv%rj 'Povcpslvog iSgvßaxo; Kos Paton-
auf einem Stein in Verona 1. G. S. I. 2309, Hicks Inscr. of Cos 57 Dedikation einer Sonnen-
s. Hora. — Weihinschrift zu Ehren des Perser- uhr an A. T., Agathos Daimon und den Demos,
königs. aus Mylasa (Karien) C. I. G. 2093b s. Demos; Kypros C. I. G. 2642 xf] 'Aya&f]
0 8)~](iog Tv%r] inKpccvst ßccßtXicog. — Auf For- Tv%r]; Pergamon Inschr. von Pergamon 341
ttmenkult in Aere (Palästina) beziehen sich (= Dittenberger, Sylt.'2 756) 'Aysx&f] Tv%n kuI
C. I G. 4554 — 4557: Weihung des Heiligtums Aya&ä) Jcäpovi; unbestimmter Provenienz
4554 vTtsq ßcoxvQiKg %al vsinrig xov xvqiov G. I G. 1950 dvt&[r]7itv] 'Aycc&f] Tv%y 'l(ovXicc)
2145 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 214G
A9)]vü ZvvTQocpov v.axa övcxQ. Weihung au schlul's an griechische Typen, Wissowa EA 1,
die A. T. der ovvoSog H^vQvasixcav in Magnesia 7(JGf. Aust P W 3, 715.
G. I. G. 3408. Widderopfer an die A. T. be- Civitas, Altarinschrift C. I. L. 6, 88 Ge-
stimmter Personen in einem Familienkult von vitati sacrum A. Aon Hins Artema fecit.
Halikarnaf's Dittenberger, SyM.* 641, 33 ff. tjj dementia, Tempelgründung zu Ehren
liev ttLpJcöt^ (sc. i)u£qcc) ftvsiv Tv%r] 'Aya&fi Caesars 44 a. C. Flut. üaes. 57 %al xö ya xfjg
naxQog v.al \ir\xqbg Ilo0s[idco]vlov [x\qiov xai 'E7ti8i-Aülag itgov ovx dnb xqottov Soxovai %a-
Aaiyuovi 'Ayaftco FLoßsidcoviov ..xat \_ro\gyiSog ql6xi']qiov ini xfi 71qu6xt]xi ipncploaafrai Appian
kqiov, x\] dt dsvxbQoc %xl. — Über die T. nö- b. c 2, 106 xai vadig txpt]cpLaavxo Tiollovg
Xt-cog s. Welcher, Griech. Götterlehre 2, 807 ff'., 10 avxco ytvta&ai. xa&änsQ &ta> %ai v.oivbv avxov
für die zahlreichen einschlägigen Münzbilder xat Eitisi-AtLag cdlrjlovg ds^Lovuevcov Cass.
vgl. die Indices bei Lmhoof- Blumer, Monn. gr. Dio 44, G, 4 vccbv avxat x(j x' ' Eititi%bia avxov
p. 495, Griech. Münzen S. 795. Über T. und xEybsvKj&^vui tyvcooav, itQta acplai xbv 'Avxcoviov
Isis s. EA 1, 1549. mßTttQ xivä Aiakiov nQo^stQt.ad^avoi,, Münze
mit Tempelbild Babelon, Mona. cons. 2, 29.
,j p.. . , Altar für Tiberius Tue. ann. 4, 74, s. Amicitia.
11. KOmiSCÜ. Münzen mit Clementiae s. c. und Moderationi
Abundantia, auf Münzen der Kaiserzeit s. c. bei Eckhel D. N. 6, 187. Jährliches
von Elagabal bis Galerius Maximianus, Aust Opfer an die C. des Caligula beschlossen
PW 1, 125. 20 39 a. C. Cass. Dio 59, IG, 10 Kai rjj $ilav-
Aequitas, Weihung eines Signum Aequi- ftqania avxov ßov&vxslv %ax' 'ixog %v xs ixsivn
tatis an Fortuna Primigenia aus Praeneste, xf] rj^itQa . . . iipi]cpLaavxo. Kuhopfer der Ar-
C. I. L. 14, 2860. Alte Gefäfsinschrift aus valen vom Jahre 66 p. C. C. I. L. 6, 2044, 1
Vulci CLL. 1,43 Aecetiai pocolom (Aecetiai= cd 18/9. C. augusta auf Münzen der Kaiser-
Aequitati?). Als Göttin aufgeführt bei Arno- zeit, später abgelöst durch die C. temporum,
bius 4, 1. Häufig auf Münzen der Kaiserzeit die seit Gallien ausschliefslich vertreten ist,
von Galba bis Maximianus Hercules, A. publica Peter EA 1, 911, s. auch Ouilling, Zeitschr.
auf Münzen seit Septimius Severus , Aust f. Num. 20 (1897), 208 ff. Fiktiver Kult bei
PW 1, 604 f. — S. Dikaiosyne. Stat. Theb. 12, 481 ff., von Wachsmuth, Stadt
Aeternitas, Name und Tempelbild schon 30 Athen 2, 439 f. auf den Athener Kult des Eleos
auf den Münzen der beiden ersten Kaiser, bezogen.
Aust PW 1, 694. Kuhopfer der Arvalen an Concordia, Heiligtümer: 1) Tempel auf
die A. imperi nach Entdeckung der pisonischen der Westseite des Forums, gestiftet 367 a. C.
Verschwörung im Jahre 66 p. C. G I. L. 6, vom Diktator M. Furius Oamillus, Ovid fast.
2044, 1 cd 5/6. 1, 637 ff. Plut. Cam. 42; erneuert 121 a. C.
Amicitia, Altar zu Ehren des Tiberius von L. Opimius, Plut. C. Gracch. 17 Appian
28 p. C. Tae. ann. 4, 74 ita quamquam diver- b. c. 1, 26 Augustin c. d. 3, 25; 10 p. C. von
sis super rebus consulerentur, aram Clementiae Tiberius der 0. augusta geweiht, Ovid fast,
aram Amicitiae effigiesque circum Caesaris ac 1, 645 ff. Cass. Dio 55, 8, 2; 56, 25, 1, iStif-
Seiani censuere. 40 tungstag am 16. Januar, fasti Praen. C. L. L.
Annona, Altar mit Inschrift Annfonae ?) 1 2 p. 308; eine späte Restauration meldet der
auf einer Gemme C. L. L. 2, 4976, 1, Altar- anon. Eins. C. L. L. 6, 89. Häufig erwähnt,
inschrift Annonae sanctae C. L. L. 6, 22, s. EA 1, 914ff. Aust P W 4, 832. 2) Kapelle
f Anno] nam aug. C. L. L. 14, 51. A. auf in area Vulcani dediziert vom Aedil Cn. Fla-
Münzen der Kaiserzeit seit Nero, zunächst mit vius 304 a. C. Liv. 9, 46, 6, aediculam aeream
Ceres gruppiert, dann selbständig, vgl. Wissowa fecit in Graecostasi Plin. n. h. 33, 19. 3) aedes
EA 1, 360 f. in arce vom Prätor L. Manlius gelobt, geweiht
Bonus Eventus, ursprünglich Gott der 216 a. C. Liv. 22, 33, 71'.; 23, 21, 7, ötiftungs-
agricolae, Varro de r. r. 1, 1, 6. Kopf auf tag am 5. Februar, fasti Praen. C. I. L. 1-
Münzen der Republik, Wissowa EA 1, 796. 50 p. 309. 4) eine aedes der C. weiht Livia am
In der Kaiserzeit Tempel auf dem Marsfelde, 11. Juni in der nach ihr benannten Porticus,
Amm. Marc. 29, 6, 19 porticum excitavit (Clan- Ov. fast. 6, 63 7 ff. 5) erschliefst Aust bei
dius praefectus) ingentem lavacro Agrippae P W 4, 833 eine aedes Sacra aus der Notiz
contiguam, Eventus Boni cognominatam ea re, der fast. Pinc. zum 22. Juli Concor(diae)
quod huius numinis prope visitur templum. aiilim (= militum? Hirschfeld) C. L. L. I2
Gott des glücklichen Gelingens in jeder Be- p. 323. 6) Senatsbeschlufs vom Jahre 44 a. C.
ziehung: zahlreiche Weihinschriften, besonders Cass. Dio 44, 4, 5 vsmv ts 'Üuovoiag %atvi]g
aus den Provinzen, Wissowa S. 216. Hervor- u>g xal di' avroö (sc. Kaloaoog) dqiivovvxtg
zuheben C. I. L. 2, 2412 deo saucto Evento, oixodoufjaat. Hai jrav^yvQiv avxy ixrjßiav aytiv
ib. 4612 Bono Event, aug., 6, 795 Evcutui 60 tyvcoaav. — Öffentliche Aufstellung einer
aug. . . Victoriis aug., 7, 97 [Forjtune et Statue der Concordia durch den Censor Q.
Bono Evento, 8 Suppl. 17213, fBJono Evfentui] Marcius Philippus 164 a. C, Cic. de domo 130.
augufsto], Orelli 1894 (B. E. zwischen Fort. Errichtung von Statuen der C, Salus und Pax
Caelestis und Felicitas). Über die Verehrung durch Augustus 10 a. C, Cass. Dio 54, 35, 2,
des B. E. im Lagerkult s. Domaszewski, Re- dazu Ovid fast. 3, 881 f. (30. März) Ianns ado-
ligion des römischen Heeres, Westd. Zeitschr. 14 randus cumque hoc Concordia mitis et Borna im
(1895) S. 44. Häufig auf Münzen der Kaiser- Salus araque Paciserit, yg\. Oest.Jahresh.5(l'J(>2)
zeit von Galba bis Gallien dargestellt im An- S. 163. Darbring-uncr von Geschenken an C. neben
•-'
ö
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 68
2147 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2148
Iuppiter und Mars 1 6 p. C. Tac.ann. 2, 32; vgl. G. Lesung Orelli 3, 5820 Honori et \AVORI
I. L. 6, 91 — 94. 3675. [90. 3675 a]. Kuhopfer der Saturnfijnius Lupulus (Pavori? Mommsen).
Arvalen 57 p. C. am Geburtstage der Agrippina Fecunditas, Tempel 63 p. C. nach der
C. I. L. 6, 2039, 10; 58 p. C. bei derselben Niederkunft der Poppaea vom Senat dekre-
Gelegenheit ib. 2041, 17 {Concordiae ipsius), tiert Tac. arm. 15, 23 additae supplicationes
am Geburtstage des Nero ib. 2041, 31 (Con- templ/umque Fecunditati. Darstellung auf Mün-
cordiae honoris Agrippinae aug(ustae) ; 60 p. C. zen von der älteren Faustina an; F. temporum
ib. 2042 f 6; 69 p. C. am Geburtstage der auf Münzen der Barbia Orbiana und Otacilia,
Galeria ib. 2051, 2, 13. Ansagung des Opfers s. EA 1, 1471 f.
an dea Dia durch den magister der Arvalen lü Felicitas, Tempel 1) am Velabrum, kurz
im Tempel der C. für eine Reihe von Jahren nach 146 a. C. von L. Licinius Lucullus ge-
bezeugt, s. Mensen, Acta Arval. S. 5, Eph. weiht Strabo 8, 6, 23 p. 381 Cass. Dio frg.
epigr. 8, 332, 13. Erwähnung von aeditui 75, 2 Melber, id. 43, 21 (dazu Suet. Caes. 37). Er-
aedis Concordiae C. I. L. 6, 2204f. aeditus ab wähnungen s. EA 1, 1473. 2) an Stelle der
Concordia ib. 8703. — Auf eine gewisse Be- Curia Hostilia auf Caesars Veranlassung von
deutung der C. am Fest der Cara cognatio M. Aemilius Lepidus gebaut Cass. Dio 44, 5,
weist Ovid. fast. 2, 631 f. Concordia fertw illa lf. Heiligtum auf dem Kapitol, fast. Ant.
praecipue mitis adesse die. — Altar in Syrakus zum 1. Juli Felicitati in Capfitjo(lio), fast.
Liv. 24, 22, 1; aedes curialis Concordiae in Amit. (vgl. fast. Arn.) zum 9. Oktober Genio
Gales C. I. L. 8, 757 ; Weihung eines signum 20 public(o), faustae Felicitati, Vener(i) viclr(ici)
und basis aus Cora G.I.L. 1, 1154=10,6508; in Capitol(io) ; auf der Höhe des Pompeius-
Restauration eines signum und Dedikation von Theaters zusammen mit Venus Victrix, Honos
basis gradus ara in Casinum C. I. L. 10, 5159. und Virtus*, s. Honos ; auf dem Marsfelde fast.
Zahlreich sind die Weihungen an C. augusta Urbin. C. I. L. 1 2 p. 339 Felicitati in cam(po)
oder Augustorum, s. Wissowa S. 273, 4. Aust Mart(io). Opfer der Pontifices etc. zur Feier
P W 4, 834. Concordiae augustae Pietati ist des Tages, an dem Tiberius einen Altar nu-
das Gebäude der Eumachia in Pompeji dedi- mini Augusti dediziert hatte, fast. Praen. zum
ziert, CLL. 10, 810. Kultgenossenschaft der 17. Jan. pontifices afitgures XVviri s. f. VLIJ
Concordiales Augustales in Patavium, s. EA vir(i) epulonum victumas vmm[dl]ant nfumini
1, 922, Mommsen C L. L. 5 p. 268. Über die 30 Augusti ad aram qjuam dedicaint Ti. Caesar.
Verehrung der C. als Schutzgöttin ganzer Be- Feflicitatji, qfuod Ti. Caesar aram] Aug.
rufsklassen s. EA 1,,921 Aust PW 4, 833 f. patri dedicavit. Eine mpplicatio Felicitati
Wissowa S. 273, 6. Über ihre Beinamen auf imperi im Cumanischen Festkalender zum
Münzen EA 1, 920 Aust PW 4,, 834. -- Kopf 15. April C. L L. 10, 8375. Kuhopfer und
der C. auf Münzen der Republik, EA 1, 915 f. Gelübde an die F. oder F. aug. (auch publica)
Aust P W 4, 834. Auf den Münzen der Kaiser- begegnen in den Arvalakten wiederholt, s.
zeit C. augusta dargestellt mit Nero, EA 1, Henzen, Acta Arvalium p. 71 (F. publ.). 72.
917ff. Aust PTP4, 834f. - - S. Homonoia. 74. 84f. 121 (?). 168 (F. aug.). Aufstellung
Constantia, nur auf Münzen des Claudius einer Statue der F. zu Ehren des Tiberius in
und seiner Mutter Antonia, EA 1, 923 f. 40 dessen Geburtsort Fundi, Suet. Tib. 5. Private
Copia, Weihinschrift auf einem Cijjpus Anrufungen der F. zum Wohl des kaiserlichen
aus Avignon C. L. L. 12, 1023 Sex. Veratius Hauses, s. Wissowa 251, 8, Strena MeTbigiana
Priscae l. PotJius Copiae v. s. l.m. C. als Name 337 ff. Über Beinamen der F. vgl. EA 1,
römischer Kolonieen in Thurii (193 a. C.) und 1474, über Darstellungen auf Münzen ebd. 1475.
Lugdunum (43 a. C), sowie entsprechende — Über F. als Parole s. ob. Sp. 1646, 4.
Münzlegenden EA 1, 929, vgl. Wissowa S. 276. Fides, Tempel auf dem Kapitol, dem des
Dies bonus, Weihinschrift auf einem Iuppiter benachbart, 254 oder 250 a. C. von
Cijipus aus Caesarea (Mauretanien) O. L. L. 8, A. Atilius Calatinus geweiht, 115 a. C. von
9323 Die bono M. Allecinus Athictus dedit M. Aemilius Scaurus wiederhergestellt, Cic.
libens animo d. s. 50 n. d. 2, 23, 61. de off. 3, 29, 104, vgl. de leg. 2,
Disciplina, Weihungen Disciplinae mili- 11, 28; legendarisch, aber auf das Alter des
tari aus Altava (Mauretanien) C 1. L. 8, 9832 Kultus weisend Dion. Hai. 2, 75 (Nunia)
und Bir umm Ali (Gebiet von Theveste) ib. TTQcoTog är&Qcoircov isqov IdQvoaTO HiGTsag dn-
10657; Discipulinae flmp. Caes. Aug?]usti nooLagxai&vGicig ccvrf] xazsaTTjOctro. Plut.Nitma-
C. L. L. 7, 896 (bei Cambeckfort in Britannien 16 tiq&xov $i cpctoi xa.1 niaztcog xccl TlQ\iovog
[Petrianae?]), vgl. Domaszewski, Rel. d. r. H. Isqov idQvoao&ai. v.cci n)v ^isv Uißriv oqxov
S. 44, 191. — Disciplina (resp. Discipulina) ccnoötlt,ca 'PcoiLcdoig uiyiGtov, ca iQmwsvoi ftf#p<
aug. als Legende auf Münzen des Hadrian, vvv dtaxslovßiv. Rein fiktiv wie es scheint
Domaszeioski a. a. O. S. 44. Stevenson, Dictionanj die von Agathokles bei Festus p. 269, 8 be-
of roman coins p. 333. 60 richtete Weihung eines tcmplum Fidei in Pa-
Fama, Weihinschrift aus Köln Famae, latio durch Rhoma, die Enkelin des Ascanius.
Orelli 3, 5817, an F. augusta aus En la Alameda Altertümliches Ritual Liv. 1, 22, 4 et soli
(Baetica) C. I. L. 2, 1435 Famae aug. sacrum; Fidei sollemne instituit (Numa). ad id sacra-
s. Pheme. rium flamines bigis curru arcuato vehi iussit
Fas, Angerufen in der feierlichen Ankün- manuque ad digitos usque inroluta rem divinam
digung des Pater patratus der Fetialen Liv. facere. Serv. Aen. 1, 292 ei albo panno invo-
1, 32, 6, s. Fines. lata manu sacrificatur, vgl. ebd. 8, 636 Horaz
Favor, Weihung aus Köln mit unsicherer carm. 1, 35, 21 f. Fest am ersten Oktober fast.
2149 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2150
Arv. Amit. Paul. : Fidei in Ca/pitolio. Auf be- Topogr. 2, 559 ; vgl. S. 23. 3) Erwähnung einer
wahrung der Veteranenurkunden im Tempel aedes Fortunae ad lacum Aretis C. I. L. 6, 9664.
der F. Mammaen C. I. L. 3 p. 916, 10. Weih- F. aTtotQonaiog, Heiligtum dem Servius
inschriften verhältnismälsig selten, Wissowa Tullius zugeschrieben Flut. qu. Born. 74
124, 3. Fides im Volksglauben, Keseberg, p. 281 E.
Quaest. Plaut, et Ter. ad rel. spect. p. 56. augusta, s. F A 1, 1523 ff. Weihungen
F. -Kopf auf Münzen der Republik FA 1, 14s2, zahlreich, Wissowa S. 213, 1 EA 1524f. Hei-
ganze Darstellung häutig auf Kaisermünzen, ligtümer aufserhalb Roms in Pompeii, Africa
auch mit spezialisierenden Beinamen, a. a. 0. (Mustis), Dakien (Maros-Porti). cultores domnx
1482 f. F. publica oder populi Romani ist der 10 dioinae et Fortunae aug. in Tibur C. I. L. 14,
volle Name der kapitolinischen Göttin, Wissowa 3561. Name und Bild auf Kaisermünzen
123. — S. Pistis. häufig. Weitere Spezialisierung in F. aug.
Fines, Soldatenweihung am Vinxtbach respiciens und praesens C. I. L. 6, 181. Vgl.
bei Brohl Finibufs] et Geuio loci et I. 0. M. EA a. a. 0.
C. I. Bhen. 649. Anrufung der F. in der balnearis, auf Inschriften, vgl. F. bai-
feierlichen Ankündigung des Pater patratus neorum; s. EA 1, 1523, Wissowa S. 212, 15.
der Fetialen Liv. 1, 32, 6 audi Luppiter in- barbata, erwähnt bei August, c. d. i, 11
quit, audite Fines — cuiuscumque gentis sunt (quae adultos barba induat); 6, 1 Tertull. ad
nominat—audiat Fas. not. 2, 11 (C.S.E.L. 20, 1 S. 116, 2).
Fors Fortuna, Tempel 1) auf dem rech- 20 bona, auf Inschriften und Kaisermünzen,
ten Tiberufer, Servius Tullius zugeschrieben EA 1, 1511.
Varro de l. I. 6, 17 Dion, Hol. 4, 27. 2) in br e vis, Heiligtum Serv. Tüll, zugeschrieben,
der Nähe von 1), 293 a. C. vom Konsul Sp. Plut. qu. B. 74 p. 281 D.
Carvilius gebaut Fiv. 10, 46, 14. Beide Heilig- conservatrix, auf Inschriften EAl, 1522.
tümer schreibt dem Servius Tullius zu Ovid dubia, Ortsangabe der kapitolinischen
fast. 6, 783 f. Das eine am ersten, das andere Basis zur 13. Region (Aventin) vico Fortunae
am sechsten Meilenstein fast. Amit. zum dubiae, Jordan, Topogr. 2, 586.
24. Juni: dies der gemeinschaftliche Stiftungs- dux, Rindopfer der Arvalen 214 p. C.
tag Forti Fortunae trans Tiber(im) ad mil- CLL. 6, 2103 b 7 f. Fortot nae) duci b(ovem)
liar(ium) primnnnj et sext(um), vgl. ebd. fast. 30 [f(eminam) aittratamjj. Weihinschrift For-
Ven. Phil.: Fortis Fortunae, f. Bust.: sacrum tunae duci aus Telesia (Gebiet der Samniter)
Fortis Fortunae. Zu dem Datum stimmt Ov. C. L. L. 9, 2194. Name und Bild auf Münzen
a. a. 0. 774. Iunio mense Varro a. a. 0. Auf der Kaiserzeit s. EA 1, 1528 f.
2) beziehen sich vermutlich die im benach- equestris, Tempel 180 a. C. im celtibe-
barten Hain der dea Dia gefundenen archai- rischen Kriege vom Diktator Qu. Fulvius Flaccus
sehen Weihinschriften C. L. L. 6, 167 — 169, gelobt Liv. 40, 40, 10, Baubeschlufs ebd. 44, 9,
s. EA 1, 1502. 3) aedes Fortis Fortunae in Weihung 173 a. C. ebd. 42, 10, 5; nahe dem
hortis (des Caesar auf dem r. Tiberufer) 16 p. C. Marcellus-Theater Vitruv 3, 3, 2; erwähnt
von Tiberius geweiht Tac. ann. 2, 41; vgl. Obsequens 113. — Tempel bei Antium Tac.
Plut. Brut. 20 de fort. Born. 5 p. 319A. — 40 ann. 3, 71.
Fest des niederen Volkes und Lustbarkeiten svslTug, Heiligtum von Serv. Tüll, ge-
Ovid a. a. 0. 775 ff. (781 plebs colit haue); gründet, Plut. qu. B. 74 p. 281 E, Altar de
Anspielungen darauf Cic. de fin. 5, 24, 70 fort. Born. 10 p. 323 A (iv rw jxaxgcc» atsvcoTta).
Varro bei Nonius p. 144. 425, vgl. Formt zu felix, Darstellungen auf Kaisermünzen EA
Ter. Phormio 841 Fors Fortuna est, cuius 1, 1512.
diem festum colunt qui sine arte aliqua vivunt. huiusce diei, Tempel 1) auf dem Mars-
Opfer von Garten- und Feldfrüchten um die fehle, Stiftungstag am 30. Juli, fast. Allif:
Zeit der Ernte Columella 10, 311 ff. — Eine Fortunae lutiusqfue diei ijn campo, cf. Pinc:
schola Fortis Fortunae in Veii Orelli 3, 5791. Fort(unae) huiusque diei. Damit wird ver-
Altar mit Weihinschrift Forti Fortunae und 50 bunden werden müssen Plut. Mar. 26, wonach
Darstellung der Göttin aus Aquileia C. I. L. Q. Lutatius Catulus in der Schlacht bei Ver-
5, 8219. Weihung eines Soldaten numini cellae 101 a. C, die gerade am 30. Juli statt-
Fortis Fortune aus Rom C. 1. L. 6, 170. Dar- fand, ein Bild dieser F. gelobte: sv&zo ds
Stellung auf Münzen EA 1, 1502. Gleich- %a\ Kdrlog ouoicag uva6%<ov tag %siQag y.a&n-
setzung mit Nemesis ebd. 1503. qwosiv t>)v Tv%r\v %f\g rj^tgeeg £%dvr\g und
Fortuna, Heiligtum 1) Tempel am forum weiter unten: &xs di] xai [izta rgoitäg &SQovg
boarium, auf Servius Tullius zurückgeführt xf\g (ta%?js ytvousvng, wg (so mit der Vulgata!)
Ovid fast. 6, 569 ff. Dion. Hai. 4, 27, 7; 40, 7 ayovoi 'Pcoiicüoi, hiqo tqlüv i'j^sqüv zTjg vov[U]-
Val. Max. 1, 8, 11 Plin. n. h. 36, 163. Kult- viag tov vvv aiv Avyovarov, rdrf Si ^£t,nliov
beziehungen zur benachbarten Mater Matuta, 60 ^vog (ag ay. 'P. = mach römischer Zeitrech-
gemeinsamer Stiftungstag: 11. Juni, Ovid fast. nung' Usener). 2) vielleicht auf dem Palatin,
6, 569; Wissowa S. 207. Über die verschieden Zeugnis der kapitol. Basis für die 10. Region
gedeutete Kultstatue, (Servius Tullius, Fortuna, vico huiusque diei, Jordan, Topogr. 2, 585.
Pudicitia) s. Peter EA 1, 1509 ff. Zu der Dort standen möglicherweise die von P. Ae-
Identität dieser F. mit F. Virgo und Virgi- niilius geweihte Minerva des Phidias, die zwei
nalis (s. diese) vgl. Wissowa a. a. 0. 2) zu von Catulus geschenkten signa pulliata und
erschliel'sen aus der Angabe der Notit. zur die Standbilder des Pythagoras von Samos,
11. Kegion (circ. max.) Fortunium, Jordan, Plin. n. h. 34, 54. 60.
68*
2151 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2152
mala, Altar auf dem Esquilin Cic. n. d. (licet 'quondam sacrata est colle Quirini hac
3, 25, 63 de leg. 2, 11, 28 Flin. n. h. 2, IG. Fortuna die publica' verus erit. Einen Tempel
mammosa, in der 12. Region (piscina pu- xyg Tv%r\g zijg dr^oaiag %alov[L£vr\g erwähnt
blica) verehrt, kapitol. Basis vico Fortunae ohne Ortsangabe Cass. Bio 42, 26, 3. — Weih-
mammosae, Jordan, Topogr. 2, 586, Curios. u. inschriften aufserhalb Roms Wissowa S. 212, 9.
Not.: Fortunam mammosam a. a. 0. p. 560. — s. auch das folgende.
manens, Name und Bild auf Münzen des publica populi Romani Quiritium
Commodus, EA 1, 1513. primigenia, Tempel auf dem Quirinal 201
memor, Weihinschrift in Rom Fortunae a. C. vom Konsul P. Sempronius Tuditanus
memori C. I. L. 6, 190. 10 gelobt Liv. 20, 36, 8, 194 eingeweiht ebd.
muliebris, Heiligtum am 4. Meilenstein 34, 53, 5. Stiftungstag am 25. Mai fast. Caer.':
der via Latina Val. Max. 1, 8, 4 Fortunae Fortunae p(ublicae) p(opuli) JR(omani) Q(ui-
etiam muliebris simulacrum, quod est Latina ritiumj in colle Quiriu(ali), Esq.: Fortun(ae)
via ad quartum miliarium, Fest. p. 242 item puhlic(ae) p(opidi) R(omani) in coll(e), Venus.:
via Latina ad miliarium IUI Fortunae mu- Fortun(ae) prim(igeniae) in col(lej. Ov. fast,
liebris (sc. Signum) nefas est attingi, nisi ab 5, 729 f. (populi Fortuna potentis publica).
ea, quae semel nupsit. Ausübung des Kultes Zum Namen vgl. Mommsen C. I. L. 1 2 p. 319.
nur den univiriae gestattet Fest. a. a. 0. Dion. Die Gegend des Quirinals, wo dieser Tempel
Hol. 8, 56, 4 \lt\xh axzcpdvovg iTtixi&ivai \lt\ts und die der F. primigenia und publica (s. oben;
%ttQag TtQ06<p£QbLv yvvai%ag, oacci dtvxiqav 20 standen, hiefs ad tres Fortunas, Wissowa S. 211,
tTtbiQuQ-r]6av ydu.cov, xr\v dh xipriv Kai &£Qa- 1. 2. — Altarweihung eines Centurio an die
Tttiav avrov it&cav äytodtdoa&ca ralg vtoyd- F. p. R. aus Britannien G. I. L. 7, 702. Dar-
ftotg {Wissowa S. 208, 1 denkt an ^ovoyd^ioig), Stellungen auf republikanischen und Kaiser-
tierv. Aen. 4, l'J (interpoliert) Fortunam mu- münzen EA 1, 1515 f.
liebrem non coronabant bis nuptae, Tertull. de redux, Stiftung eines Altars nahe der
monog. 17 Fortunae muliebri coronam non porta Capena und Opfereinsetzung 19 a. C.
imponit, nisi univira, sicut nee Matri Matutae. aus Anlafs der Rückkehr des Augustus vom
Jährliche Opfer Dion. Hai. a. a. 0. Über das Orient, Cass. Bio 54, 10, 3 Mon. Anc. Gr. 6,
Wunder bei der Weihung s. EA 1, 1519 f. 7 ff'.; auf den 12. Oktober, den Tag der Rück-
Wissotva S. 208, 2. — Faustina -Münze mit 30 kehr, fiel die Feier, fast. Am it.: fer(iae) ex
Darstellung EA 1, 1520. s(enatus) c(onsulto), q(uod) e(o) d(ie) imp.
obsequens, Heiligtum von Serv. Tüll. Caes(ar) Aug(ustus) . . . urbem intracit araq(ue)
gegründet Flut. qu. R. 74 p. 281 E {w£iU%la) Fort(unae) reduci constit(uta); Dedikationstag
de fort. Born. 10 p. 322 F. Ortsangabe der war der 15. Dezember, für ihn bezeugt das
kapitol. Basis zur 1. Region (porta Capena) Cumanische Feriale eine supplicatio: eo die
vico Fortunae obsequeidis, Jordan, Top. 2, 585. a[r]a Fortunae reducis dedicatast . . . suppli-
Weihinschriften aus Rom C. I. L. 6, 101 catio Fortunae reduci; cf. fast. Amit.: ara For-
Como 5, 5247 Cora ('litteris antiquis') 10, tunae reduci dedic(ata) est; Spiele divi Augusti
6509 = 1, 1153 (diese Inschriften sind durch et Fortunae reducis traten hinzu. Vgl. C. I. L.
ein Versehen bei Wissowa S. 212, 7. 8 mit 40 1 2 p. 332. Domitianischer Tempel auf dem
denen der F. respiciens vertauscht worden). Marsfeld Martial 8, 65, lf. — Opfer der Ar-
Darstellung auf Münzen des Anton. Pius EA valen Henzen, Acta Arval. p. 86. 122. 124.
1, 1512. collegium salutare F. r. und Kultbeamtc s.
opifera, Weihinschrift aus Tibur Orelli EA 1, 1527, 52 ff*. Weihungen EA 1, 1526f.
1753 G. Iulius . . . saltum Fortunae opiferae Darstellung auf Münzen der Kaiserzeit ebd.
restituit. 1527 f. — Beinamen augusta ebd. 1526.
Ttdvvav, Tempel von Trajan am 1. Jan. resj^iciens (imarQtcpo^iv)]), Tempel Cass.
gestiftet Lyd. de mens. 4, 7 p. 70, 14 Wuensch Bio 42, 26, 4 (ohne Ortsangabe) Flut, de fort,
iv xavrv zf) i)^qcc Tqaiavbg rf] 7cdvtcov Tv%n liom. 10 p. 323 A (iv AlßKvliaig) qu. li. 74
xa&tSQcoai: vaöv, &t67tloag kutu. xbv itQov vö- 50 p. 2Sl E. vico Fortunae respicienti is) in der
[lov , imdiva TiaQu xbv ftvßavxa ysvsoftaL xf]g 10. Region (Palatin), kapitol. Basis, Jordan.
ftvGiag. Topogr. 2, 585 Fortunam respicientem in der
praesens, Weihung Fortunae augustac gleichen Region, Curios. und Notit. Jordan
praesenti aus Rom, G. I. L. 6, 181b. a. a. 0. p. 557. Weihinschriften (auch an F.
primigenia, Heiligtum 1) auf dem Qui- augusta r.) EA 1, 1513, Wissowa S. 212, 7
rinal, gestiftet am 13. Nov. fast. Arv.: Fortunae (verwechselt mit 8).
prim(igeniae) in cfollej, s. Wissowa S. 211, 2. salutaris, Weihinschriften EA 1, 1523;
2) auf dem Kapitol, dem Serv. Tüll, zuge- dazu Weihung aus Zalatna (Ampelum) Baeee
schrieben, Flut, de fort. Rom. 10 p. 322 K; Fortune salutari, Archaeologiai Ertesitö 1902
vgl. liuecheler, Carm. epigr. nr. 24'J. - • Weih- 60 p. 8, Reo. arch. 41 (1902) p. 432.
Inschriften aus Rom, Ravenna und Pisa (?) stabilis, Weihung Fortunae stabili aus
Wissowa S. 211, 4. - - s. auch F. publica p. R. Celeia (Noricum) C. I. L. 3, 5156 a.
privata (idla), Heiligtum auf dem Palatin, virginalis, Darbringung der Mädcheu-
l'lut. du fort. Rom. 10 p. 322 F qu. R. 74 gewänder, Arnob. 2, 67 (C. S. E. L. 4, 102, 28)
p. 281 E. puellarum togulas Fortunam defertis ad vir-
publica, Tempel auf dem Quirinal, ge- ginalem.
stiftet am 5. April, fast. Praen.: Fortunae pu- virgo (TtaQ&tvog), Heiligtum Flut. <ju. R.
blicae citeriofrij in colle, Ov. fast, i, 375 f. qui 74 p. 281 E de fort. Rom. 10 p. 322 F (nagu
2153 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2154
T)p< Movav.üGciv Y.cdovuivT]v xQrjvrjv), vgl. Varro [hoc biduo sacrificijum maximufm] ; Fortunae
bei Non. p. 189 (undulatum) dicitur esse vir- primfijgfeniae), utro eorum die oraclum patet,
ginis Fortunae ab eo quod duabus undulatis Ilviri vitulum ifmmolantj. Opfer des Prusias
togis est opertum. von Bithynien 167 a. C. Liv. 45, 44, 8.
virilis, Heiligtum Serv. Tüll, zugeschrieben 2) Heiligtum mit Kultstatue der Fortuna, die
Flut. qu. B. 74 p. 281 E. Von Frauen niederen zwei Kinder an ihrer Brust hält und von den
Standes in den Bädern verehrt, fast. Praen. Matronen verehrt wird, Cic. a. a. 0., s. oben;
zum 1. April (aus Verrius Flaccus) frcquenter vgl. Wissowa S. 209. - - Zahlreiche Weihungen
midieres supplicant Fortunae virili humiliores an F. pr., darunter solche von Götter- und
etiam in balineis, Ov. fast. 4, 145 f. discite nunc, 10 Menschenstatuen, s. den Index zu B. 14 des
(jiiare Fortunae tura virili detis eo, calida qui C I. L.; wichtig 2863 Orcevia Numeri nationu
Jochs umet aqua. Bild der F. v. neben einem gratia Fortuna Diovo fdeia primogenia donom
Altar der Aphrodite initaldgios, Plut. de fort. dedi = Orcevia Numerii (uxor) nationis gratia
Born. 10 p, 323 A. Fortunae, Iovis filiae primigeniae, donum dedi
viscata (?) (l^svrrigLa), Heiligtum Plut. qu. 2862 Fortunae Iovis puero primigeniae 2868
E. 74 p. 281 E de fort. Born. 10 p. 322 F. Fortunae Iovi puero fpuer = fdia).
Andere Beinamen, die keinen Sonderkult Fortunae von Antium, Heiligtum mit
voraussetzen, FA 1, 1515, vgl. J. B. Carter, Orakel Macrob. Sat. 1, 23, 13 ut videmus apud
Transactions and Proceedings ofthe Amer. Piniol. Antium promoveri simulacra Fortunarum ad
Assoc. 31 (1900) p. 60 ff. Aus den zahllosen 20 danda responsa, Suet. Cal. 57 monuerunt et
Weihinschriften an F. einiges herausgehoben Fortunae Antiates, ut a Cassio caveret, Mar-
bei Peter FA 1, 1529. Über Bildwerke und tial 5, 1, 3 seu tua veridicae discunt responsa
Münzdarstellungen ebd. 1503 ff. Über die F. sorores, jüana suburbani qua cubat unda freti.
von bestimmten Korporationen, Familien, Per- Erwähnung eines aeditus Fortunarum aus
sonen und Örtlichkeiten FA 1, 1521 f. F. im Antium C. I. L. 10, 6638 C 2, 28; Weihung
Heer Domaszeicski, Bei. des röm. H. S. 40; Fortunis Antiatibus aus Velitrae C. I L. 10,
im Volksglauben Keseberg Quaest. Plaut, et 6555. Senatdekret nach Niederkunft der
Ter. ad rel. spect. p. 48 ff. Isis — Fortuna FA Poppaea in Antium ut Fortunarum effigies
1, 1530 ff. 1549 ff. F. Panthea 1534ff. 1555 ff. aureae in solio Capitolini Iovis locarentur, Tac.
F. in Verbindung mit anderen Gottheiten: 30 ann. 15, 23. Reichtum und Bedeutung des
Mercur, Spes, Fides, Roma, Mars, Victoria antiatischen Tempels Porf., [Acro], comm. Cruq.
FA 1, 1536 ff. Hervorgehoben die alten zu- zu Horaz carm. 1, 35, 1 (wo nur von einer
sammengehörigen Weihinschriften an Mars F. die Rede ist) Appian b. c. 5, 24. - - Büsten-
und F. CIL. 1, 63 f. M. Fourio C f. tri- darstellung des Paares auf Rustier-Münzen FA
bunos militare de praidad Fortune (resp. 3Ianrte) 1, 1547 Wissoica S. 209.
dedet. Gemeinschaftliches Heiligtum mit Vic- Sonstige Zeugnisse für Kult der F. in Italien
toria am 6. Meilenstein der via Nomentana aufserhalb Roms übersichtlich zusammenge-
Orclli 7032. F. auf den Viergötteraltären der stellt FA 1, 1548. Tempel in Ferentinum
germanisch-keltischen Länder FA 1, 15401'. Tac. ann. 15, 53. -- Aufserhalb Italiens neuer-
Aufserrömische Kulte: 40 dings Tempel der F. nachgewiesen in Vesontio
Fortuna Primigenia von Praeneste, (heute Besancon), Gauthier, Bull. arch. du
1) Tempel mit Losorakel Cic. de div. 2, 41, comjte des travaux hist. et scient. 1897 p. 63 — 70.
85 f. Numcrium Suffustium Praencstinorum — Über das Verhältnis zur etruskischen Nortia
monumenta declarant . . . , somniis . . . cum und griechischen Tyche EA 1, 1549. —
iuberetur certo in loco silicem caederc, perter- S. Tyche.
ritum visis . . . id agere coepisse ; itaquc per- Gloria, Weihinschrift aus Cirta (Numidien)
fracto saxo sortis erupisse in robore insculptas C. I. L. 8, 6949 Gloriae aug. sacrum. Gloria
priscarum litterarum notis. is est hodic locus exercitus genannt und dargestellt auf Me-
saeptus religiöse propter Iovis pueri, quilactens daillons Constantius II. und Constantinus H. ;
cum Iunone Fortunae in gremio seclens mam- 50 zahlreiche Kaisermünzen mit Aufschrift Gloria
mam adpetens castissime colitur a matribus. EA 1, 1691.
eodemque tempore in eo loco, tibi Fortunae nunc Hilaritas, Name und Bild auf Kaiser-
est aedes, mel ex olea fluxisse dicunt, haruspi- münzen, auch H. populi Romani, temponim,
cesque dixisse summa nobilitate illas sortis aug., Augg., Stevenson, Dictionary of Boman
futuras, eorumque iussu ex illa olea arcam esse coins p. 462 EA 1, 2659.
factam, eoque conditas sortis, quae hodie For- Honos und Virtus, Heiligtümer 1) des
tunae monitu tolluntur. quid igitur in his H. vor porta Collina Cic. de leg. 2, 23, 58
potest esse certi, quae Fortunae monitu pueri nostis extra portam Collinam aedem Honoris;
manu miscentur atque ducuntur fani aram in eo loco fuisse memoriac proditum est;
pulchritudo et vetustas Praenestinarum etiam 60 ad eam quom lamina esset inventa et in ea
nunc retinet sortium nomen, atque id in volgus. scriptum lamina ' Honoris'' , ea causa ftiit, [ut]
Erwähnung eines sacerdos Fortunae primig. aedis haec dedicaretur. In jener Gegend fand
C I. L. 14, 3003, eines sortilegus Fortunae sich die Weihung C. I L. 6, 3692 (litteris
primigeniae C. I L. 14, 2989. Berühmtheit valde antiquis') M. Bicolcio V. I. Honore do-
und Reichtum des Heiligtums EA 1, 1545, nom dedet merito. 2) Tempel des H. vor porta
über seine Reste Litteratur bei Wissoiva Capena von Qu. Fabius Maximus 233 a. C.
S. 210, 1. Fest am 11. April zweitägig mit geweiht, von M. Claudius Marcellus erneuert
Kalbsopfer, fast. Praen. C. IL. I2 p. 339 und von dessen Sohn zusammen mit einem
2155 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2156
neuen Tempel der V. 205 a. C. dediziert, Cic. C I. L. 8, 7095 — 98 (vierfach) statuam aeream
n. d. 2, 23, 61 Liv. 27, 25, 7ff. 29, 11, 13; Securitatis saeculi et aediculam tetrastylam nun
vgl. Val. Max. 1, 1, 8 Flut. Marc. 28 de fort. statua aerea Indulgentiae domini nostri ....
Born. 5 p. 318 E. Restauration nnter Vespasian sua pecunia extruxü; vgl. nr. 6996. Tempel
Plin. n. h. 35, 120. Kunstschätze E A 1, 2708 des Mark Aurel auf dem Kapitol (?) Cass. Dio
Wissowa S. 136, 1. Ausgangspunkt für die 71, 34, 3 (von M. Aurel) nlsTGxov 8s iv svsq-
transvectio equitum Aitrel. Vict. de vir. ül. 32 ysaicc Siijysv 6&sv otov xa\ vscov avrfjg iv xöi
(Q. Fabius Rutilius) primus instituit, utl Kcmixalim ISQVßccro, ovdjum xivi iSttoxäxco xccl
equites Bomani idibus Quinctilibus ab aede {irjTtco aY.ov6&£vxi TtQ06-aaXiaag avxijv; vgl.
Honoris equis insidentes in Capitolium trans- 10 Wissowa S. 278/9. Name und Bild der I. aug.
irent. 3) Tempel des H. und der V. auf (seltener absolut) auf Kaisermünzen, EA 2,
einer Anhöhe erbaut von C. Marius, Festus 233 f.
p. 344 summissiorem aliis aedem Honoris et Iucunditas aug., auf einer Münze des
Virtutis C. Marius fecit, ne si forte officeret Alexander Severus EA 2, 573.
auspiciis publicis augwres eam demoliri coqerent, Iustitia, ein sacerdos Iustitiae aus Rom
Elogium auf Marius C.J.i. I2 p. 195 XVm 16 bezeugt CLL. 6,2250; Weihinschrift aus
de manubiis Cimbric. et Teuton. aedem Honori Ancona C. L. L. 9, 5890 Lustfitiae] augufstaej.
et Virtuti victor fecit, vgl. Wissowa S. 136, 2. "Weihung einer Statue der I. aug. 12 p. C.
4) Heiligtum beider auf der Höhe des Pom- fast. Praen. zum 8. Jan. signum Lustitiae
peius -Theaters fast. Amit. (vgl. Allif.) zum 20 augufstae dedicatum PlaneoJ et Silio cos.;
12. August Veneri victrici, Hon(ori) Virt(uti), [statua] Lustitiae augustae geweiht in Aequi-
Felicitati in theatro marmoreo (resp. Pompei). culi C L. L. 9, 4133. I. aug. auf Münzen seit
5) Heiligtum der V. gestiftet von Scipio Nu- Tiberius, Wissowa S. 276. — In der Altar-
mantinus Flut, de fort. Rom. 5 p. 318 D weihung Lustitiae Nemesi (F)atis aus Capua,
kQStrjg \iiv ys oxkq' avtoTg (sc. 'Pcoualoig) oi/'£ Bueclieler, Carm. epigr. 867, istl. = Dikaiosyne,
Y.al iisra nolXovg %Qovovg Isqov Iffgraaro Zlxi- vgl. Kaibel, Ep. gr. 837.
Ttlcov 6 NouKvtlvog. — Zum 29. Mai geben Iuventas, Heiligtümer 1) Kapelle in der
die fast. Phil, die undeutliche Notiz Honos et Cella der kapitolinischen Minerva Dion. Hai.
Virtus Zinza, s. Mommsen C. L. L. 1 2 p. 319. 3, 69, 5 6 <?' s'reQog (sc. 6 ßcoubg rftg Nsörr]-
Auf die transvectio equitum bezieht Mommsen 30 zog) iv <xvtg> reo 6r\v.to (sc. rfjg ÄQ-rjv&g) ■nlr\aiov
a. a. O. die Nachricht des Cass. Dio 54, 18, 2 rov f'Sovg Plin. n. h. 35, 108 tabula fuit in
(von Augustus) xr\v rs rf]g Tiuijg v.a.1 ri)g 'Aqs- Capitolio in Minerrac delnbro supra aediculam
tfjg ircivriyvQiv ig rag vvv i]{iigc(g \iExi6xri6s Luventutis. Vgl. Liv. 5, 54, 7 Flor. epit. 1, 1,
(17 a. C). Kuhopfer der Arvalen 66 p. C. 7, 8 August, c. d. 4, 23. Abgabe der Familie
C. I. L. 6, 2044, 1 c. d 5; man opfert unbe- für jeden herangewachsenen Jüngling an die
deckten Hauptes Plut. qu. B. 13 p. 266 F Siä Kasse der L, von Piso auf Servius Tullius zu-
xi ■neu reo leyofitva *OvmQ£i ftvovßiv ccTTKQaxa- rückgeführt, bei Dion. Hai. 4, 15, 5 zig dh
Ivttxco xrj Ksyctlfi; — Eine aedes Honorus für xbv xfjg Nsoxiqxog (sc. &r}G<xvQOi>) imeo x&v slg
105 a. C. in Puteoli bezeugt C L. Lj. 10, 1781 arSgag aQXOfisvcav avvxelsTv. Jährliche Opfer
H 11; ein collegium Honoris et Virtutis in 40 Paul. p. 104 Luventutis Sacra pro iuvenibus
Narbo C L. L. 12, 4371; ein collegium Vir- sunt instituta, Cic. ad Att. 1, 18, 3 anniver-
tutis in Nepet C. L. L. 11. 3205. Spiele in saria sacra Luventatis. Anordnung einer sup-
Tarracina C L. L. 10, 8260 C Paccius C f. plicatio Spei et Luvefntati) zum 18. Oktober,
Xvir ad hasiam ludos Honoris eft Virtutis an welchem Tage Caesar die toga virilis an-
fecitj eqs; für Rom misverstiindlich aus Cic. legte, im cumani sehen Festkalender C L. L.
Sest. 116 von den scJwl, Bob. p. 305, 1 Orelli 10, 8375. 2) Tempel der I. (= Hebe) von
erschlossen, Wissowa S. 136, 2. Zahlreiche M. Livius Salinator 207 a. C. gelobt, von 0
Weihinschriften aus allen Teilen des Reiches: Licinius Lucullus 191 eingeweiht in Circo
häufig H. und V. verbunden; H. auch häufig maximo Liv. 36, 36, 5; erwähnt Cass. Dio 54,
allein, selten V., s. EA 2708 f.; pluralisch V. in 50 19, 7 (Brand) Mon. Anc. 4, 8 (Restauration)
einer Weihung aus Apulum (Dakien) C L. L. Plin. n. h. 29, 57. Ansagung eines lectister-
3, 988, 1 Virtutib(us) dei Aetern(i), vgl. ebdaher nium und einer supplicatio nominatim beim
nr. 1128 Numini et Virtutibufs Augusti?]. Tempel des Hercules Liv. 21, 62, 9. - - Weih-
H. spezialisiert EA 2708, 66, besonders im ungen Jventuti aus Pax Iulia (Lusitanien)
Heereskult (Legionsadler), s. Domaszeivski, Bei. C L. L. 2, 45; aus Betriacum C L. Lj. 5, 4088
d. r. H. S. 41 ff. V. im Heer ebd. 40 f., Vir- Luventuti Artanorum posuit collegium; Luven-
tufi et Honori (mit Beziehung aufs Fahnen- tuti aus Brixia ebd. 4244; Luventuti aug. aus
heiligtum) nr. 71 Dom. = C. L. Lj. 3, 10285. Alechipe (Baetica) C L. L. 2, 1935. Häufige
H. und V. verbunden und getrennt dargestellt Erwähnung eines flamen Luventutis aus Vienna
auf republikanischen und Kaisermünzen EA 60 (und Umgegend), s. den Lndex des C L. L. 12
1, 2709 Wissowa S. 136, 4. 5. V. spezialisiert p. 938. Darstellungen der I. (aug.) auf
in Umschriften späterer Kaisermünzen als V. Raisermünzen EA 2, 766 Wissowa S. 126, 2.
Augusti, Rornanorum u. s. w. Wissowa S. 136. Laetitia, auf Kaisermünzen, auch als L.
Identifikation von V. und Bellona, Wissowa fundata, Augusti, Augustae, Augustorum, pu-
S. 292, 3. blica, temporum, s. EA 2, 1788if. Besonders
Indulgentia, Kapelle mit Erzstatue der bemerkenswert für den Kult Münzen mit Auf-
I. domini gebaut in Cirta von dem Aedil, schritt Ljaetitiae, vgl. EA 2, 1791, 42 ff.
Triumvir und Quinquennal M. Caecilius Natalis Liberalitas, dargestellt auf Kaisermünzen,
2157 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2158
auch als L. aug. EA 2, 2030 f.; vgl. Wissowa consiva dies ab dea Ope consiva, quoius in regia
S. 280. sacrarium, quo de sanctum (so Husctike, rezipiert
Libertas, Tempel auf dem Aventin Paul. von Mommsen C. I. L. I2 p. 327: übl. quod
p. 121 Libertatis templum in Aventino fuerat ideo actum), ut eo praeter virgines Vestales et
constructum ; geweiht von Ti. Sempronius sacerdotem publicum introeat nemo, is cum
Gracchus Liv. 24, IG, 19. Auf ein Fest am eat suffibulum ut habeat scriptum, Fest. p. 186
13. April bezog sich wahrscheinlich die Ov. ideoque in regia colitur. praefericulum im
fast. 4, 623 f. zu Grunde liegende und nicht Kult verwendet Fest. p. 249 (dazu Paulus
richtig verstandene Kalendernotiz, EA 2, 2032 p. 248). Fest am 25. August fast. Arv.: feriae
Wissotca S. 126, 5. Heiligtum an der Stelle 10 Opi in regia, vgl. die übrigen Kalender,
von Ciceros Haus durch Clodius errichtet Cass. Mommsen C. I. L. I2 p. 327, Varro a. a. 0.
Bio 38, 17, 6 Plut. Cic. 33 Cic. de domo 108 ff. (Opeconsiva). Tempel auf dem Kapitol er-
131, vgl. de leg. 2, 42. Bau eines Tempels be- wähnt seit 186 a. C, vgl. Wissowa 168, 3
schlössen unter Caesar 46 a. C. Cass. Dio 43, (weniger bestimmt Mommsen a. a. 0.). Fest
44. 1. Aufstellung eines ayal^a 'Elsv&tQiag fast. Vall. zum 25. August Opii in Capitolio.
auf dem Markt beschlossen unter Tiberius Bei diesem Heiligtum versammeln sich die
Cass. Dio 58, 12, 5. — Weihungen von Bildern Matronen und Opferknaben zur Säkularfeier
und Altären der L. restituta oder L. publica des Augustus Eplxem. epigr. 8, 254; die Ar-
populi Romani nach dem Sturze von Sejan, valen treten am 7. Dezember 80 p. C. hier
Nero. Domitian, Commodus s. Wissotca S. 127. 20 zusammen C. I. L. 6, 2059, 11; Aufbewahrungs-
Darstellungen auf Münzen der Republik ort des Staatsschatzes, EA 3, 933, 42 ff., von
und der Kaiserzeit EA 2, 2033 Wissoiva Militärdiplomen, a. a. 0. Z. 55 ff. ; Aichungsamt
5. 127. — S. Eleutheria u. ob. Bd. 3 Sp. 1645. vielleicht nach ihm bezeichnet, vgl. die Ge-
Maiestas, Weihinschrift aus Rom CLL. wichtaufschrift templ(um) Opis aug(ustae) ■, Fa-
6, 254 Genio ac Maiestati imp. Antonini Pii bretti . Jnscr. ant. p. 524 nr. 369 f. Der 0.
L'clicis Augusti eqs., aus Halikarnafs C. L. L. opifera (nach Jordans Verbesserung) wird
3, 449 fLovi 0. M.J et Gfenio Majiestatiq. zwischen 123 und 114 vom Pontifex L. Cae-
fdd. nn.J Diocletiani et Maximiani sen. Augg. cilius Metellus Delmaticus ein Tempel geweiht,
et Consta [utii et] Maximiani forftiss. et] no- Plin. n. h. 11, 174. Opfer an den Volcanalia
biliss. Caess. eqs. 30 (23. August) fast. Arv.: Opi Opifer(ae) [in . . .].
Mens, Tempel auf dem Kapitol, gelobt Hierher zieht Wissowa S. 168 und EA 3, 934,
auf Veranlassung der sibyllinischen Bücher IG ff. die Notiz der fast. Amit. zum 19. De-
217 a. C, eingeweiht von T. Otacilius Crassus zember Opi ad forum. Der 19. Dezember ist
215 a. C, zugleich mit dem benachbarten der der Tag der Opalia fast. Maff. Amit., vgl.
Venus Erucina Liv. 22, 9, 10; 10, 10; 23, 31,9; Varro de l. I. 6, 22 Festus p. 185 Macrob.
vgl. Ovid fast. 6, 241 ff. Lactant. div. inst. Sat. 1, 10, 18 f. Altar der 0. augusta am
1, 20, 13. Wiederherstellung vielleicht um 10. August im vicus iugarius gestiftet, wahr-
107 a. C. durch M. Aemilius Scaurus Cic. n. d. scheinlich 7 p. C, fast. Amit.: feriae quod eo
2, 13, 61 Plut. de fort. Born. 5 p. 318 E, vgl. die arae Cereri matri et Opi augustae ex voto
EA 2, 27#8f. Wissowa S. 259. Stiftungstag 40 suscepto constitutafe] sunt Cretico et Long(o)
am 8. Juni, Ovid a. a. 0. und die Kalender cfos.J, f. Vall.: feriae. arae Opis et Cereris in
Ven. Blaff. Minor. 6 : Menü in Capitolio, Tusc. : vico iugario constitutae sunt, f. Ant. : feriae Ce-
MentfiJ. — Tempel in Paestum zu erschliefsen reri et Opi aug. vgl. C. L L. I2 p. 324. —
aus den dortigen Münzen, die eine im Tempel Tempel der 0. in Praeneste erwähnt 0. L. L.
sitzende Frau zeigen mit Beischrift Mens bona, 14, 3007 ([aedituus?] aedis Opis fecit eqs.)
EA 2, 2799, 52 ff. — Kultgenossenschaften der Weihung Opi et dibus et deabus aus Alba Fu-
M. Bona erwiesen durch das Vorkommen der cens C. L L. 9, 3912, Opi divinae aus Aesernia
magistri Mentis Bonae (resp. Mentis) auf In- C. L. L. 9, 2633 (verdächtig), 0p» aug. aus
Schriften von Paestum C. L L. 10, 472 Cora Theveste C. L. L. 8 Suppl. 16527; mit Be-
C. L. L. 10, 6512—6514 Cales C. L L. 10, 4636 50 ziehung auf epichorische Gottheiten (s. EA
Puteoli C. 1. L. 10, 1550 Tibur 14, 3564 vgl. 3, 935, 42 ff.) aus Lambaesis C. I. L. 8, 2670
aus Alba Fucens C. L L. 9, 3910f. Weihungen (a. 212/17 p. C.) Saturno domino et Opi Be-
einzelner s. Wissoiva S. 259, 9. Auf einer ginae sac(rum), templum et aram et porticum
Pertinax-Münze Darstellung der M. mit Bei- fecerunt eqs. — 0. augusta dargestellt auf
schrift Menü Laudandae, EA 2, 2800, 31. Münzen des Antoninus Pius EA 3, 935, 19 ff.
Moderatio, Moder ationi s. c. auf Münzen, Opi divinae mit Bild auf Münzen des Pertinax
Eckhel, D. N. 6, 187; vgl. dementia. a. a. 0. Z. 23 ff. — 0. mit Rhea identifiziert
Mors, s. Thanatos. a. a. 0. Z. 51ff. Wissowa S. 168f., mit Magna
Natio, Verehrung im Gebiet von Ardea Mater EA 3, 936, 64ff
Cic. n. d. 3, 18, 47 Natio quoque dea putanda 60 Pallor und Pavor, Heiligtümer angeb-
est, cui, cum fana circumimus in agro Ardeati, lieh von Tullus Hostilius in der Schlacht
rem divinum facere solemus; quae quia partus gegen die Albaner gelobt Liv. 1, 27, 7 Tullus
matronarum tueatur, a nascentibus Natio no- in re trepida duodeeim novit Salios fanaque
minata est. Pallori ac Pavori. Alle übrigen Stellen von
Ops, Kapelle der 0. consiva in der Regia, Livius abhängig, s. Wissoiva S. 135, EA3, 1342.
die nur von den Vestalinnen und dem Pontifex Patientia, auf Münzen des Hadrian,
Maximus betreten wurde; dieser mufste ein Wissoiva S. 279.
suffibiüum tragen, Varro de l. I. 6, 21 Ope- Pavor, s. Favor, s. Pallor.
2159 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2160
Pax, Ära Pacis augnstae auf dem Mars- gerät mit Umschrift Pietas Augusti (oder Au-
feide, ihre Errichtung beschlossen am 4. Juli gustorum) auf Kaisermünzen seit Antoninus und
13 a. C. , eingeweiht am 30. Januar 9 a. C, Faustina, Stevenson, Dict. of rom. coins p. 626.
s. C. I. L. 1- p. 320 fast. Amit. zum 4. Juli — Weihung aus Rom .Pietati imp. Caesaris
feriae ex s(enatus) c(onsulto), q(uod) c(o) d(ie) C. I. L. 6, 563. Spiele und Schmaus zu Ehren
ara Pacis aug(ustae) in campfo) Marftio) con- einer "Weihung des pontifex perpetuus domus
stituta est Nerone et Varo cos., vgl. fast. Ant. Augnstae in Baetica C. I. L. 2, 1663 Pietati
Zum 30. Jan. s. fast. Praen.: feriae ex s. c. aug(ustae) L. Lucretius Fulvianus . . . t(esta-
quofd eoj die ara Pacis augustafe in campo] mento) pfoni) ifussit) . . . Luer(etia) L. f.
Martio dedicata fejst Druso et Crispino cfos.J, 10 Camparia, flam(inica) perpfetua) domus Au-
vgl. fast. Caer., Man. Anc. 2, 37 ff. (Mommsen, g(ustae). editis ad dedicationem scaenicis ludis
Fes gestae D. Aug.2 p. 48) fcujm ex Hfis- per guadriduum et circensibus et epulo diviso
pajnia Galfliaque rebus in Jris pjrovincis posuit. Vgl. ebd. 3265. Soldatenweihung eines
prospfejre fgestjifs] Bfomam redii] Ti. Ne- Lageraltars aus Mainz Pietati leg. XXTIprfim i-
frjone P. Quifntilio consulibujs, aram [Pacis geniae), DomaszewsM, Bei. d.rö'm.H. nr. 67 S. 41.
ajufgjustfae senatus pro] rediftju. meo cofn- Sonstige Weihinschriften Wissowa S. 275, 7. —
sacrari censuit] ad camfpum Martium, in qua Darstellungen der P. auf Münzen der ausgehen-
majgistratus et sacferdotes et virgines] Vfestja- den Republik und der Kaiserzeit Wissowa S. 275.
fies anniversarium sacrificjium facerfe iussit], — S. Ensebeia u. ob. Bd. 3 Sp. 1645.
Cass. Bio 54, 25, 3, Ovid fast. 1, 709 ff. 20 Providentia, Altar der P. augusta, an
(30. Jan.). Jährliches Opfer des Magistrats, der ihm opfern die Arvalen 38 p. C. C. I. L. 6,
Priester und Vestalinnen Mon. Anc. a. a. O., 2028 d 15, vgl. 2033, 5; Münzen des Caesar
Opfer der Arvalen am 30. Jan. 38 p. C. G I. L. und Augustus mit dem Bilde eines Altars
6, 2028b 9 f. Taurus Statilius Corvinus pro- unABehchrift Prnpidfentiac ) resp. Providentt im' )
magistefr collegii fatrum ArvaliumJ nomine in s. c, Eckhel D. N. 6, 12. 128. Weihungen und
campo ad aram Pacis .... [inmolavit]. ad- Kuhopfer der Arvalen nach Abwendung drohen-
[fjaerunt eqs. Ovid a. a. O. 719f. tura, sacer- der Gefahren, Dessau 157. 158 C. I. L. 6,
dotes, pacalibus addite flammis, albaque per- 2042a 14. 2044, 1 cd 3 f. 2051, 1, 29f. Son-
fusa, victima fronte cadat. Kuhopfer der _ Ar- stige Dedikationen s. Wissowa S. 279, 3. —
valen 66 p. C. G. I. L. 6. 2044 c, d 12. Über 30 Rindsopfer der Arvalen an die P. deorum
das Monument jetzt Petersen, Ara Pacis 183 p. C. Gl. L. 6, 2099, 3, 18; eben diese
aiigustae, Wien 1902, zu den Münzen mit Dar- seit Hadrian auf Münzen Eckhel D. N. 6, 507.
Stellungen des Bauwerks Kubitschek, Gest. — S. Pronoia.
Jaliresh. 5 (1902) 153ff. — Tempel des Vespasian, Pudicitia, Heiligtum und Bild der P.
geweiht 75 p. C. Cass. Dio 66, 15, 1 Suet. (patricia) auf dem Forum boarium, Lir. 1<>,
Vesp. 9 andere Stellen EA 3, 1721, 21 ff. Über 23, 3 insignem supplicationem fecit certamen in
seine Bedeutung ebd. Z. 23 ff. • — Errichtung sacello Pudicitiae patriciae, quae in foro bo-
von Statuen der Pax, Salus und Concordia vario est ad aedem rotundam Hcrcidis, ebd. 5
durch Augustus 10 a. C. und damit verbundener patriciae Pudicitiae templum, Fest. p. 242 Pa-
Kult, s. Concordia. — Altar der P. aug. in 40 dicitiae Signum in foro bovario esf . . . eam
Praeneste G I. L. 14, 2898 Paci august(ac) quidam Fortuna)» esse existimant. Diese P.
sacrum decuriones populusque coloniae Praene- scheint mit der Fortuna vom Forum boarium
stin(ae), in Narbo mit Aufschrift Paci aug. identisch, Wissowa S. 207, 5 Analecta Rom.
G I. L. 12, 4335. Weihinschriften an topogr. 5 ff. Altar der P. plebeia im vicus
P. aug., P. aeterna domus imp., P. perpetua Longus mit Stiftungslegende Liv. 10, 23, 6 ff.,
in Rom und sonst, s. EA 3, 1721, 54 ff. Wissowa erwähnt bei luv. 6, 308 Maura , Pudicitiae
S. 278, 2. P. neben Mars und Victoria ge- veterem cum praeterit aram. Hier wie bei der
nannt in der Weihinschrift G I. PJien. 55. - P. patricia nur einmalig verheiratete Frauen
Kopf der P. schon auf Münzen der Republik zum Kult zugelassen, Liv. 10, 23, 9 eodem
seit 44. a. C. Darstellungen und Aufschriften, 50 ferme ritu et haec ara, quo illa antiquior,
auch spezialisiert, zahlreich auf Kaisermünzen. culta est, nt nuUa nisi spectatae pudicitiae
Vgl. EA 3, 1719, Stevenson, Dictionary ofrom. matrona et quae uni viro nupta fuisset ins
coins p. 613 f. sacrificandi haberet. Münzen derPlotina zeigen
Pietas, Tempel 1) auf dem Forum holi- einen Altar mit Inschrift ara Pudic(itiae) ,
torium, gelobt 191 a. C. vom Konsul M'. Aci- Eckhel, D. N. 6, 465, Stevenson, Dictionary
lius Glabrio, eingeweiht 181 a. C. von dessen of rom. coins p. 74. Weihung einer Statue der
Sohn, Liv. 40, 34, 4 ff. ; 44 a. C. wegen Bau P. augusta in einem Tempel der dea caelestis
des Marcellustheaters rasiert, Cass. Dio 43, zu Karpis (Afrika), den eine flaminica divae
49, 3 Plin. n. h. 7, 121. Lokallegende Wissowa Plotinae gelobt hatte und deren Gatte und
S. 275. 2. 2) beim circus Flaminius, Stif- 60 Sohn dedizieren C. I. L. 8, 993. Häufige
tungstag 1. Dezember, fast. Amit.: Neptuno Darstellung auf den Münzen der Kaiserinnen,
Pietati ad circ(um) Flamin(ium) ; Erwähnungen Wissowa S. 277.
Wissowa S. 275, 5. - Ein Altar der P. wegen Quies, Heiligtum an der via Labicana,
Erkrankung der Livia 22 p. C. vom Senat ge- Liv. 4, 41, 8 iam consul via Labicana ml
lobt Tac (tun. 3, 64, dediziert von Claudius fanum Quietis erat; dies wie es scheint mis-
43 p. C. C. I. L. 6, 562 Pietati augustae ex verstanden von August, c. d. 4, 16 Quietem
s. c. ... Ti. Claudius Caesar . . . dedieavit. vero ...cum aedem haberet extra portam Colli nam,
Darstellung von Tempeln, Altären oder Kult- publice illam suseipere noluerunt, vgl. Wissowa
2161 Personifikationen (römische) Personifikationen (römische) 2162
S. 276, 6. — Aufschrift Quies Augustorum mit publica, sed ipsius voti fiduciam ac robur ad-
Bild auf Münzen des Diocletian und Maximian, sumpserü, natura tarnen eqs. Kuhopfer der
Eckhel B. N. 8, 14. Arvalen am 10. Januar 09 p. C. C. I. L. 6, 2051,
Salus, Tempel 1) auf dem Quirinal, ge- 1, 30f. Weihinschrift eines Altars aus Prae-
lobt im Samniterkriege, geweiht 302 a. C. neste C. I. L. 14, 2899 Securit. aug. sacrum.
vom Diktator C. Iunius Bubulcus Liv. 9, 43, Stiftung einer Erzstatue der S. saeculi in
25; 10, 1, 9 aedem Salutis, quam consul vo- Cirta C. I L. 8, 7095 — 98, s. Indulgentia.
verat, censor locaverat, dictator dedicavü. Stif- Weihung an S. perpetua auf einer Grab-
tungsfest am 5. August, fast. Vall: Saluti in inschrift aus dem Municipium Viminacium
colle Quirinal e sacrificiuiri publicum, Amit. Ant.: 10 (Serbien! Österreich. Jahreshefte 4 (1901)
Saluti in colle, Bust.: sacrum Saluti, Phil: na- Beiblatt S. 115 fT)(is) m(anibus)] e[t pjer-
talis Salutis; cfircenses) mfissus) XXIV; Gic. [pjeftuae] Securfijtafti] Cocceius Gocceian[Us)
ad AU. 4. 1, 4 Brundisium veni nonis Sexti- eqs. Darstellung der S. auf Kaisermünzen,
libus . . . die, qui casu idem natalis erat . . . auch als S. aug., orbis, publica, perpetua, po-
tuae vicinae Salutis. Schmuck, Prodigien, puli Romani, temporurn, imperii, saeculi, rei-
Brand Wissotra S. 122, 5. 2) nach der pi- publicae u. s. w. Stevenson, Bictionary of
sonischen Verschwörung unter Nero beschlossen roman coins p. 726 ff. - - S. Asphaleia.
Tac. ann. 15, 74 templum Saluti exstrueretur Senatus, Tempel für Tiberius, Livia und
eo loci, ex quo Scaerinus ferrum prompserat; den Senat von den kleinasiatischen Städten
vgl. dazu ebd. 15, 53. — Errichtung von Sta- 20 23 a. C. beschlossen, Tac. ann. 4, 15 vgl. 55 f.
tuen der Salus, Pax, Concordia durch Augustus ■ — S. ^vvv.lr]xog.
10 a. C. und damit verbundener Kult, s. Con- Spes, Tempel 1) am Forum holitorium,
cordia; Erwähnung einer ara Salutis bei Ob- gelobt von A. Atilius Calatinus im ersten pu-
sequens 38 [98]. — Tempel in Ferentinum nischen Kriege, nach einer Feuersbrunst von
scheint bezeugt durch Tac. ann. 15, 53, eben- 31 a. C. wiederhergestellt durch Germanicus
daher eine Weihung Saluti publicae C. I. L. 17 p. C. Cic. de leg. 2, 11, 28 Tac. ann. 2, 49
10, 5821, ara Solutus in Praeneste C. I L. Cass. Bio 50, 10, 3 Liv. 21, 62. 4; 25, 7, 6.
14. 2892. Cippus aus dem Hain von Pisaurum Stiftungstag am 1. Aug. fast. Vall.: Spei ad
mit der Inschrift Salute C. I. L. 1, 179, Inschrift forum holitorium, Arv. : [Spei] in foro holitforio),
einer Patera aus Horta Salutes pocolom G. I. L. 30 Ant.: Spei, Bust.: sacrum Spei. 2) templum vo-
1. 49. Anrufung der Salus im Privatleben, mm S})ei erwähnt ein Nachtrag der Notiti«
Keseberg, Quaest. Plaut, et Ter. ad relig. spect. zur 7. Region, Jordan, Topogr. 2, 550 vgl.
p. 54, als S. publica populi Romani Quiritium ebd. S. 23. 3) Heiligtum in der Gegend der
und ähnlich in den Arvalprotokollen hinter späteren Porta Labicana, erwähnt in den
der kapitolinischen Trias, s. den Iudex von Kämpfen gegen die Etrusker Liv. 2, 51, 2
Henzen, Acta Arvalium p. 216, in den Weih- Bio». Hai. 9, 24, 4, danach hiefs die Gegend
ungen der equites singulares. Wissowa S. 122, 9 ad Spem veterem, s. die Inschrift eines areti-
Strena Helbigiana S. 337 ff. Weihung aus nischen Gefäfses C. I. L. 15, 5929 Tychiei
Marchena (Baetica) G. I. L. 2, 1391 ara Sa- sutoris a Spem vetere, Front in de aquis öfter,
liutis) pro redit(u) L. N. P. Gel [s Jus f. — 40 s. den Index in Buechelers Ausg. ■ Der Cu-
Altar in Forum Claudii Vallensium (= Octo- manische Festkalender verzeichnet zum 18. Ok-
durus, heute Martigny) Bevue epigr. 1899 tober, dem Tage der Anlegung der Toga vi-
p. 3 nr. 1268 Saluti sacrum Foroclaudieuses rilis durch niigustus, eine supplicatio Spei et
Vallenses eqs. Tempel der S. augusta in IuvefntutiJ G. I. L. 10, 8375. Kuhopfer der
Urbs Salvia G. I. L. 9, 5530, in Ariminium Arvalen 63 p. C. C. I. L. 6, 2043, 2, 10.
G. I. L. 11, 361, eine sacerdos Spei et Salutis Tempel der Spes in Ostia G. I. L. 14, 375, 32 f.
aug. in Gabii G. I. L. 14, 2804; Altar mit Weihungen an S. s. Wissowa S. 274, 4. S. im
Beischrift Salus August i auf Münzen des Ti- Volksglauben, Keseberg, Quaest. Plaut, et Ter.
berius, Stevenson, Bictionary of rom. coins ad rel. sp>cct. p. 54 f. — Priesterin der S. und
p. 73, mit Beischrift Saluti aug. auf Münzen 50 Salus aug. in Gabii G. I. L. 14, 2804, s. Salus.
Domitians, Gest. Jahresh. 5 (1902) S. 162 (über eultores Sj)ei augustae in Antium G. I. L. 10,
Münzen angeblich der Kolonie Ilici s. ebd.); 6645. Sonstige Weihungen an S. aug. Wis-
Weihungen s. Wissowa S. 123, 1. - - Kopf der soiva S. 274, 4. Spes, S. aug., pop. Rom., pu-
S. auf Münzen der Republik, Darstellung auf blica u. a. auf Münzen der Kaiserzeit, Stevenson,
Kaisermünzen, auch als S. augusta, S. generis Bictionary of roman coins p. 756 ff. Bonae
humani, S. publica u. s.w. Stevenson, Bictionary Spei mit Bild auf einer Silbermünze des Pe-
p. 713 ff. — Alter Zusammenhang d. Salus mit seennius Niger ebd. p. 756, Eckhel I). X. 7,
Semo Sancus, Wissowa S. 122; collis Salutaris 154. Dedikationen von Statuen der S.,
und porta Salutaris ebd. Vermischung mit Wissowa S. 274, 5 (erhaltenes Exemplar
Hygieia Wissowa S. 254, erster FaU dieser Art 60 Schreiber, Villa Ludovisi nr. 292, Restitutions-
180 a. C. Liv. 40, 37, 2 consul Apollini Aescu- inschrift C. I. L. 6, 757). S. auch Elpis
lapio Saluti dona vovere et dare Signa inaurata und Fortuna svslnig.
(iussus est). Tranquillitas, Bild und Name auf
Sanctitas, Weihung aus Antiana (Pan- Kaisermünzen, auch als T. aug., Augg., beata
nonia Inferior) G. I. L. 3, 3292 sacrum dis T., Stevenson, Bictionary of roman coins p. 803.
magnis maiovibus et sanetissimae Sanctitati. Eckhel B. N. 7, 328 f. 497.
Securitas, im allgemeinen Tac. Aejr. 3 Triumpus, jugendlicher lorbeerbekränzter
(qaamquam) nee spem modo ac votum Securitas Kopf auf einer Münze der gens Papia mit
2163 Personifikationen (römische) Personifikationen (Register) 2164
Trophäe als Beizeichen und Legende Tr'nunpus, oder V. mit dem Genitiv eines Kaisernamens,
Stevenson, Dictionary p. 816. Wissowa S. 128.5; Weihung aus Medjez el-Bab
Tutela, Weihrelief mit Opferdarstellung, (Afrika) Victor i 'is aufgustis], Bull, arch. du
Bild der T. und Pedikationsinschrift Tutete com. des trav. hist. 1902 p. 433, Bev. arch. 41
sfnwte,AnnaU 38 (1866)t.K4:(s. ob. Sp. 2126,17 ff.). (1902) p. 435. — Spiele zu Ehren derV. Sullana
Weihungen, auch mit spezialisierenden Bei- 26. Okt. bis 1. Nov., fast. Arv. Sab.: lud(i)
namen, Wissowa S. 157, 1, darunter CLL. Victf(oriae)] Sull(anae) cofmmfittuntur)],
5, 4243 Lovis Tutelae, vgl. 12, 1837; an T. loci Maff. Ant. vgl. C L L. 1 2 p. 333; zu Ehren
C. L L. 3, 4445; 6, 216. 777; an T. aug. der V. Caesaris 20. bis 30. Juli fast. Pinc.
C. L L. 2, 4056; 5, 4982; eine ministra Tutelae io Allif. Maff. Am it.: lud(i) Victor(iae) Cae-
augustae aus der Tarraconensis C L. L. 2, 3349; s(aris) divi Lul(i) commit(tuutur), vgl. C.L.L.
zusammen mit den Laren verehrt in Tarraco l2 p. 322 f., nachgeahmt in Iguvium C L. L.
C L. L. 2, 4082 Laribus et [Tujtelae eqs. 11, 5820 in ludos Victoriae Caesaris August i
vgl. Hieron. in Esai. 57 (vol. 4 p. 672A ed. (sestertium septem milia septingentos quinqua-
Vallarsii et Maffeii, Venetiis 1767) ipsaque ginta); zu Ehren der V. senati fast. Phil, zum
Borna orbis domina in singulis insulis domi- 4. August Vict(oria) senati; c(ircenses) m(is-
busquc Tutelae simulacrum cereis venerans ac sus) XXLV. Häufige Opfer der Arvalen, auch
lucemis, quam ad tuitionem aedium isto appel- an V. redux, s. den Index von Henzen, Acta
laut nomine, ut tarn intrantes quam exeuntes Arvalium p. 217. [supplijcatio Victoriae au-
domos suas inoliti semper commoneantur erroris. 20 gustae verzeichnet der Cumanische Festkalender
Volkstümlich die Anrufung bei Petron 57 ita zum 14. April C L. L. 10, 8375. Im Heere
Tutelam huius loci habeam propitiam, vgl. 105 wird die V. der Kaiser, auch als aeterna, ver-
ut Tutela navis expiaretur. T. Augusti, Italiae ehrt, besonders unter Elagabal, Domaszewski,
auf Kaisermünzen, Stevenson, Dictionary of Bei. d. röm. H. S. 37 ff. ; desgleichen die V.
roman coins p. 812. legionis und ganz speziell die V. eines be-
Ubertas, Darstellung der Ubertas (auch stimmten Sieges, Domaszewski S. 39; Kult-
Uberitas) aug. und U. saeculi auf Kaisermünzen, bilder im Fahnenheiligtum ebd. — Darstel-
Stevenson, Dictionary of roman coins p. 843 f. lungen der V. auf den Yictoriati der republi-
Ultio, Altar unter Tiberius 20 p. C. be- kanischen Zeit Stevenson, Dictionary of roman
schlössen Tac. ann. 3, 18 cum Valerius Messa- 30 coins p. 875, zahllos auf Kaisermünzen; mannig-
linus signum aureum in aede Mortis Ultoris, fach spezialisiert, auch mit Bezug auf be-
Caecina Severus aram TJltioni (so die Hss) stimmte Feldzüge als Germanica, Gothica,
statuendam censuissent. navalis, Parthica u. s. w., Stevenson a. a. 0.
Valetudo, Weihungen aus Tueffer (Nori- p. 865 ff. V. auf Münzen zusammen mit Roma,
cum) C L. L. 3, 5149, Lecce C L. L. 9, 3812 f. s. Klucgmann, LJeffigie di Borna nei tipi mo-
Basisinschrift aus Manliana (Mauretania Cae- netarii piü antichi , Wissowa S. 282; neben
sariensis) C. L. L. 8, 9610 bonae Valetudini Venus auf Denkmälern. Wissoiva, De Veneris
sacrum ex responso Herculis. Auf dem Revers simulacris Bomanis p. 39.
republikanischer Münzen im Hygieia - Typus Virtus, s. Honos.
dargestellt (Avers mit Kopf der Salus) Babelon, 40 Vis, Weihinschrift aus Aquileia auf drei
Mann. cons. 1, 106 nr. 8. Seiten eines Altars wiederholt C L. L. 5, 837
Victoria, Tempel am Palatin, an dem Vi divinai (resp. divinae) sacrum.
nach ihm benannten clivus Victoriae, geweiht
294 a. C. vom Konsul L. Postumius, Liv. 10, Register.
33, 9 Vgl. 29, 14, 13 in aedem Victoriae qiiae Die mit einem Sternchen (*) versehenen Zahlen beziehen
est in Palatio, Fest. p. 262; später bekommt sich anf die Liste der Kultusthatsachen.
V. den Beinamen Gennaniciana, Notitia und Ablabiai 2074, 16; 2127, 52* Abundantia
Curiosum zur 10. Region Jordan, Topogr. 2, 557 2082, 7; 2145, 18* Achlys 2097, 5 Adephagia
VictoricmiGermariicianavi(Germanianam.,Cur.). 2127,56* Adikia 2110, 68; 2112, 39 ff. Aequitas
Kapelle der V Virgo in der Nähe des Tempels, 50 2082, 3; 2145, 21* Aeternitas 2082, 41; 2125,
geweiht von M. Porcius Cato 193 a. C. Liv. 64; 2145, 30* Agape 2092, 49 Agnoia 2123,
35, 9, 6 aedicidam Victoriae Virginis prope 56 Agon 2122, 47 Agonia 2093, 36 Aidos 2072,
aedem Victoriae M. Porcius Cato dedicavit 56; 2087, 52; 2088, 62; 2097, 34; 2102, 47; 2103,
birnnio post quam vocit. Altar und Kultbild 7; 2104, 1. 10.42; 2127, 62* Aion 2091, 44.
der Victoria in der Kurie von Augustus am 64 ff.; 2092, 9.21; 2093, 11.53; 2102, 61; 2103,
28. August 29 a. C. eingeweiht, Cass. Dio 51, 65; 2104, 57. 60; 2124, 59; 2128, 15* Aisa 2089,
22, lf. fast. Maff.: h(oc) dde) ara Victoriae in 11; 2090, 58; 2091, 36; 2099, 28; 2104, 23. 55
curia dedic(ata) est, Vat. : feriafe hoc die], Aischyne 2099, 26 Akademia 2108, 5 Akrateia
q(uod) defae Victoriae ara] defdjicata est, 2108,19 Alala 2098, 54 Aletheia 2084, 3; 2087,
vgl. Eclhcl D. N. 6, 85; über die Kämpfe um 60 54f.; 2088, 32; 2092, 41; 2093, 4.42; 2098, 52;
dieses Wahrzeichen des ausgehenden Heiden- 2107, 14; 2108, 24; 2110, 12; 2123, 62; 2124, 7
tums Wissowa S. 87, 1. Was Dion. Hai. 1, 32, 5 Algea 2089, 39 Alke 2095, 40; 2101, 66; 2104,
von einem alten Altar und Kult der V. auf dem 54 Altercatio 2089, 53 Amicitia 2089, 51;
Palatin erzählt, beruht auf Fiktion oder sekun- 2124, 5; 2145, 36* Amor 2089, 56; 2108, 28
därer Vertretung einer anderen Göttin durch Amphilogiai 2089, 41 Anaideia 2076, 59; 2101,
Victoria. Wissowa S. 128. Zahlreiche inschrift- 67; 2128, 22* Ananke 2073, 27; 2084, 36; 2087,
liehe Zeugnisse der Kaiserzeit über Weihungen 57; 2090, 26 ff. 58. 64; 2091, 20 f.; 2093, 33,
von Tempeln und Altären besonders an V. aug. 42. 51; 2102, 67; 2104, 16; 2106, 7; 2113, 45;
2165 Personifikationen (Register) Personifikationen (Register) 2166
2128, 34* Androktasiai 2089, 40 Angelia 2123, 59 Epike Poiesis 2124, 65 Epiktesis
2098, 49 Annona 2081, 25; 2145, 41* Annus 2125, 14 Eris 2084, 57; 2089, 38; 2093, 37;
2090,67; 2126,68 Anteros 2087, 63; 2107,3; 2095, 18ff.; 2096, 65; 2097, 16ff.; 2103,15;
2109,56; 2119, 8. 13; 2128,41* Aoide 2088, 2104, 53. 63; 2107, 61; 2111, 1; 2113, 3ff.;
67 ff. Apate 2089, 37; 2104, 35. 61; 2109, 20; 2134, 9* Eros 2075, 15; 2087, 64; 2088, 33;
2110, 10; 2114, 5; 2123, 59 Apheleia 2072,58; 2090, 53; 2091,32; 2093,17.42; 2103,5; 2104,
2128,49* Apodeixis 2108, 24 Ära 2100, 54 ff.; 7.39; 2109,551; 2117, 1. 33ff.; 2119, 9 ff.;
2101, 33 ff.; 2113, 55; 2128,52* Arche 2089, 2 ; 2134, 13* Error 2108, 34 Eubosia 2073, 67;
2091,44 Arete 2074, 26; 2098,33.45; 2103, 2134,14* Eudaimonia 2107, 54; 2109, 30; 2117,
66; 2107, 54. 67; 2108, 6. 23; 2109, 41; 2120, io 1. 32; 2119, 18. 46 Eudia 2115, 38; 2117, 1
59; 2122, 2 ff.; 2124,66; 2128,59* Asapheia Euergesia 2134, 31* Eueteria 2134, 33* Eukleia
2097, 65 Asebeia 2077, 3; 2129, 7* Asphaleia 2072, 68ff; 2078, 27; 2104,37; 2117,46: 2119,
2129,15* Ate 2084, 37ff; 2089, 41; 2096, 13ff; 15: 2134,40* Eulabeia 2103, 24 Eunomia
2098, 10; 2099, 51 ff.; 2101, 40 ff. ; 2103, 16 f.; 2072, 6S; 2077, 6. 21; 2088, 49 ff; 2090, 54. 64;
2104, 16. 21. 55. 61; 2129, 19* Automatia 2098, 5 f. 27: 2116,64; 2117,32: 2119, 15 ff.;
2129, 23* Auturanus 2126, 65 Auxilium 2135, 10* Euphrosyne 2089, 8. 50: 2135, 14*
2107, 19 Avaritia 2105, 55. Euploia 2078, 24; 2135, 18* Euporia 2078, 25;
Basileia 2106, 68; 2108, 17 Bellum 2123, 68 2088, 63; 2135, 32* Euposia 2073, 67 ; 2135, 39*
Beneficiuin 2098, 1 Bia 2073, 27; 2089, 66; Eupraxia 2078, 25; 2135,43* Eusebeia 2077, 6;
2102, 44; 2104, 18; 2106, 20; 2129, 28* Blan- 20 2091,43; 2097,68; 2098,21; 2104,34; 2135,46*
ditiae 2108, 34 Blasphemia 2113,' 55 Bonus Eustasia 2088, 57 Eustheneia 2104, 37 Eutaxia
Eventus 2081, 19; 2126, 7 ff.; 2145,48* Bub- 2121,18 Euteleia 2098, 23 Euthemosyne 2104,42
rostis 2129, 30* Bule 2077, 59; 2121, 26. 54f; Euthenia 2074, 1; 2113, 59; 2125, 12; 2135, 53*
2129, 43*. Euthymia 2098, 61; 2116, 60; 2136, 6* Eutychia
Celeritas 2087, 65: 2108, 54 Chronos 2087, 2119, 51; 2136, 12* Existimatio 2109, 2.
57; 2090, 26. 68ff.; 2091, 12ff.; 2093, 55ff; Fama 2105, 2; 2108,41; 2125,68; 2147,61*
2098, 32f. 581; 2102, 11 58ff.; 2103, 63 ff.; Farnes 2105, 55 Fas 2147, 65* Fatum 2089, 491
2104, 391 60: 2105, 671; 2124, 57 Cbrysos Faustitas 2105, 43 Favor 2108, 54; 2147, 68*
2119, 55 f. Civitas 2146, 3* dementia 2082, 44; Fecunditas 2082, 50; 2148,3* Felicitas 2081,
2146,5* Commoditas 2107, 28 Comoedia 2108, 30 13; 2125,611; 2148,10* Fides 2079, 18. 36 ;
30 Concordia 2074, 59; 2079, 18; 2081, 58ff; 2080, 36ff.; 2105, 40; 2125, 63; 2148, 45 Fines
2124, 5; 2125, 63; 2146, 32* Conscientia 2089, 2149,12* Formido 2090, 2 Fors 2079, 35. 48ff. ;
49 Constantia 2082, 55; 2147, 39* Consuetudo 2105,52; 2149,19* Fortuna 2079, 35. 48 ff.;
2108, 43 Copia 2089, 4; 2105, 42; 2147, 41* 2105, 49; 2108, 55; 2125, 62; 2149, 55* Fraus
Credufitas 2122,65 Cupido 2087,64; 2105,44; 2089, 58; 2108, 55 Furor 2108, 34.
2108, 33; 2126, 20 Cura 2105, 46; 2109, 66. Gamos 2090, 45; 2104, 61; 2136, 15* Gelos
Decor 2105, 52 Deimos 2087, 67ff.; 2088, 4; 2073,23; 2093,38; 2116,38.47; 2136,21*
2089, 68; 2095, 131; 2097, 3; 2104, 53; 2113, 34 Genea 2093, 13 Genna 2091, 58 Genos 2093, 13
Demokratia 2077, 35 ff.; 2078, 48; 2120, 61; Genos Sebaston 2136, 33* Geras 2073, 56;
2121, 22; 2129, 57* Demos 2077, 39ff.; 2106, 40 2085,1; 2089, 37; 2103,18; 2106,67; 2136,38*
65; 2120, 23 ff.; 2121, 43 ff.; 2130,5* Diabole Gerusia 2077, 65; 2121,55; 2136,43* Gloria
2123, 4. 55 ff. Diallage 2106, 63 Dies bonus 2105, 42; 2154, 46* Grammatike 2104, 12
2076, 4; 2147, 47* Dikaiosyne 2074, 40; 2091, Gratia 2089, 58.
37.42; 2097,39; 2102,55; 2104,2; 2106,58; Harmonia 2088, 8. 36; 2089,9; 2090, 1 ff.;
2108, 23; 2110, 8; 2131, 19* Dike 2074, 31; 2099, 43; 2103, 4; 2104, 5. 60; 2117, 37; 2119,
2077, 21; 2084, 28; 2088, 6. 30. 49 ff.; 2089, 16; 151; 2120,13; 2136,49* Hebe 2088, 36; 2117,
2090,54.65; 2091,36143; 2093,33; 2097,241 2. 37 Hedone 2092, 45; 2093, 38: 2107, 66;
43.541; 2098, 10.52; 2099, 64; 2100, 20ff; 2108, 6; 2109, 7. 61 Hedypatbeia 2109, 24
2102, 23 ff. 52; 2103, 66; 2104, 27. 311 59; Hegemonia 2136, 53* Henosis 2092,44 Hesychia
2106,29; 2108,4.25; 2110,67; 2112, 39 ff.; 50 2098, 51. 64 Heuresis 2093, 27 Hilaritas 2082,
2131,62* Disciplina 2082, 52; 2147, 51* Dis- 41; 2154,52* Himeros 2088, 22; 2104,57;
cordia 2089. 51; 2108, 54 Dithyrambos 2099, 2115, 5; 2116, 64ff.; 2117, 37.46. 66; 2118, 67;
28; 2116, 50 Dolor 2089, 51 Dolus 2089, 52. 2119, 18. 50; 2136, 57* Historia 2124, 64
56; 2110,3; 2122,66 Doxa 2109, 27 Dynamis Homonoia 2074, 68 ff.; 2077,46; 2078, 16. 35 ff.;
2078, 17; 2132, 11* Dysnomia 2089, 41. 2090, 65; 2121, 31. 66; 2136, 60* Homopbrosyne
Ebrietas 2117, 10 Egersis 2097, 65 Eirene 2104, 3 Honos 2079, 18; 2081, 28 ff.; 2108, 39;
2075, 11; 2077, 8ff.; 2078, 16; 2088, 49; 2090, 2154, 56* Hora 2076, 1; 2093, 16; 2104, 60;
65; 2093, 35; 2098, 42; 2103, 9; 2106,5; 2115, 2108, 37; 2137,51* Horkos 2089,42; 2097,23;
36; 2116, 58; 2120, 8; 2121, 29. 58; 2132, 18* 2102, 5; 2104, 25 Horme 2072, 57; 2137, 53*
Ekecheiria 2121, 32 Ekklesia 2078, 1; 2092, 60 Horos 2092, 60 Hosia 2103, 21 Hybris 2076,
431; 2133, 1* Elegeia 2108,9 Elencbos 2107, 60ff.; 2088, 10: 2098, 12.48; 2099, 60ff; 2100,
14; 2108, 24 Eleos 2072, 561; 2133, 5* Eleu- 12ff; 2104,28; 2106,29; 2137,56* Hygieia
theria 2078, 2. 16; 2108,24; 2121,47.60; 2133, 2117, 41; 2119, 18. 47 Hypnos 2073, 59; 2085,
25* Elpis2078, 16; 2090,54; 2092,48; 2093,35; 16: 2088, 11; 2089, 36; 2090, 171; 2091, 39;
2098, 13; 2102, 8; 2104,3; 2133,50* Eniautos 2093, 31; 2095, 60ff.; 2099, 36; 2102, 7; 2109,
2073,56; 2091,43; 2126,51; 2133,57* Ennoia 57; 2110,65: 2111, 10ff.; 2137,58* Hypolepsis
2092, 24 ff. Enyo 2072, 42; 2087, 44 ff.; 2095, 2123, 56 Hysminai 2089, 39; 2104, 55.
49; 2104, 54. 63; 2113, 61; 2133, 61* Epibule Ilias2124,56 Incestum 2089, 54 Inconstantia
2167 Personifikationen (Register) Personifikationen (Register) 2168
2109,3 Indulgentia 2082, 47; 2155,66* Infamia 32; 2119, 17. 50 Palaestra 2109, 64; 2124, Off.
2109,1 Ingenium 2124, 13 Iniuria 2107, 28 Palaismata 2124, 12 Pallor 2108, 55; 2158, 60*
Inopia 2107, 18 Intemperantia 2089, 53 Invi- Pandaisia 2119, 46 Pannychis 2116, 59; 2119, 15
dentia 2089, 56 Invidia 2105, 54 Ioke 2095, 40 Panteleia 2090, 47 ; 2138, 55* Paranomia 2077, 3 ;
locus 2105, 44. 58; 2108, 31 Ira 2089, 52 Ischys 2138,60* Paraskeue 2126, 62 Parrhesia 2107,
2110, 14 Iucunditas 2156, 13* Iusiurandum 15; 2108, 24 Patientia 2082, 55; 2126, 14;
2089, 52 Iustitia 2082, 5: 2105,40; 2110,8; 2158, 66* Patria 2105, 56 Pavor 2108, 55;
2156,15* Iuventa(u)s2081,7; 2090, 4;2156, 27*. 2158,60* Pax 2082, 33 ff.: 2125, 62. 65; 2159, 1*
Jahreszeiten 2090, 68; 2108, 36; 2126, 56ff. Peisis 2138, 61* Peitho 2074, 45ff; 2088, 21 ff.
Kairos 2073, 57: 2090, 46; 2098, 38: 2123, 10 31. 35; 2090, 7: 2098, 27. 30. 61; 2099, 42. 58;
3ff.; 2137, 68* Kakai 2107, 54 Kakodaimonia 2102, 3; 2104, 6. 38. 60; 2106, 29; 2117, 30 ff.;
2109,26 Kailos 2104, 6 Katapygosyne 2106, 2 2138,65* Penia 2073, 56; 2106, 60; 2108, 62 ff.;
Kledon 2138, 4* Komodia 2106, 56; 2116, 39; 2109, 54; 2139, 44* Pentaeteris 2126, 51 Peras
2124, 4. 65 Koinos 2114, 67ff.; 2116, 3 Koros 2091,45 Perfidia 2107, 28 Pertinacia 2089,58
2074,2; 2098,11.49; 2104,27; 2138.11* Petulantia 2089, 50 Pheme 2072, 56; 2097, 45;
Kotos 2097, 65 Kraipale 2117, 3 Krataiis 2087, 2098, 59; 2102, 8 ff.; 2103, 3; 2104, 61: 2139, 51*
67ff; 2096, 61 ff. Kratesis 2078, 18; 2138, 15* Philia 2072, 57; 2116,45; 2139,64* Philologia
Kratos 2089, 65; 2100,38; 2104. 18; 2106, 20ff. 2108, 49 Philoplarosyne 2104. 37 Philosophia
Kydoimos 2088, 4; 2095, 48; 2096, 65; 2104, 53; 2108,22 Philotes 2089, 37 Phobos 2072, 13 ff.;
2106, 66; 2113, 26 Kyriake 2126, 61. 20 2073, 23; 2088, 4; 2090, 1; 2091, 62. 66; 2093,
Labor 2089, 56 Laetitia 2082,41; 2156,63* 31; 2095, 13ff; 2096, 66ff; 2099,35; 2104,54;
Lethe 2083, 66ff.; 2088, 12.27; 2089,39; 2091, 2107, 11; 2111,3; 2113, 29ff; 2140,1* Phonai
40; 2101, 68; 2103, 8; 2138, 20* Letum 2089, 49 2140, 42* Phonos 2089, 40; 2097, 64; 2103, 30
Liberalitas 2156, 68* Liberias 2079, 19; 2080, Phrenes 2091, 57 Phronesis 2107, 66; 2110, 14
50ff.; 2090, 4; 2157, 3* Licentia 2105, 43 Phrontis 2098, 20; 2104, 10 Phthonos 2087, 23;
Limos 2082, 67; 2089, 39; 2108, 26; 2113, 57; 2091, 38; 2103. 30. 65; 2104, 19. 61; 2106, 28;
2138,27* Litai 2096, 34ff.; 2104,57 Logos 2113, 55; 2119, 62; 2123, 58 Physis 2090, 63;
2089,41; 2091, 3ff.; 2092,42; 2106,59 Loimos 2091,35; 2093,25; 2104,8.60; 2124,66 Pietas
2104, 22 Lubentia 2107, 37 Luetus 2089, 52 2081, 68; 2105, 58; 2159, 54* Pistis 2073, 20;
Ludus 2108, 30 Luxuria 2107, 18; 2108, 47 30 2091,43; 2092,48; 2098,15; 2124,66; 2140,45*
Lyssa 2088, 29; 2106, 21. 28; 2114, 9. Plutos 2074, 12; 2075, 54; 2086, 5ff.: 2104, 42;
Machai 2089, 40 Maiestas 2108,38: 2167,24* 2106, 60: 2108, 66; 2119, 55; 2140, 53* Poena
Maius2127, 20ff. Makaria 2092, 46 Makariotes 2098,1; 2105,47.52 Poine 2086, 60ff.; 2089,
2092, 50 Mania 2074, 15; 2104, 55; 2114, 2; 16. 20ff; 2090, 56; 2113, 46 Polemos 2088, 5;
2138,36* Melete 2088, 66ff. Memoria 2107, 22 2098, 55; 2106, 60. 66 Polymatheia 2089, 1
Mendacium 2089, 52; 2110,3 Mens 2079, 18; Ponos 2089, 39; 2093, 26 Porös 2109, 54 Pothos
2081, 40ff.; 2108, 32; 2157, 31* Metameleia 2090, 53; 2093, 10. 17. 37; 2099, 41; 2103, 13;
2073, 58; 2088, 16; 2138, 46* Metamelos 2109, 2 2104, 59; 2115, 39; 2116, 59; 2117, 1. 68; 2118,
Metanoia 2109, 26; 2123, 16. 61 Methe 2104, 67; 2119, 2 ff. 19; 2120, 5; 2140, 65* Praxis
12; 2106, 28; 2107, 6; 2108, 5; 2117, lOff. 40 2078, 24; 2141, 3* Pronoia 2078, 16. 26; 2091,
Metis 2088, 19; 2090, 6. 12. 59; 2091, 27ff. 36.44; 2092,3; 2141,9* Prometheia 2088, 17;
Metus 2089, 56; 2108, 40. 45 Minae 2105, 46 2098, 28; 2109, 66 Prophasis 2098, 50 Pro-
Miseria 2089, 50. 57 Mixis 2092, 44 Mneia videntia 2082, 47; 2160, 20* Pseudopaideia
2089, 7; 2138, 49* Mneme 2088, 67; 2093,31; 2109, 27 Psyche 2091, 61 Pudicitia 2082, 9;
2124, 66 Moderatio 2157, 56* Molpe 2114, 64 2160, 34* Pudor 2108, 32. 89 Pugna 2089, 54.
Moira 2091, 58; 2101,46; 2104,41 Momos Querella 2089, 58 Quies 2082, 9; 2160, 63*.
2085, 51 ff.; 2087, 14ff.; 2089,36; 2093,46; Religio 2110, 4 Reverentia 2108, 39 Rixus
2104, 11. 20; 2106, 44 ff.; 2120, 22 Monate 2108, 30.
2090, 67; 2126, 47 ff; 2127, 5 ff. Moros 2089, 35; Salus 2079, 18. 35. 38. 43; 2081, 17. 49;
2104, 54 Mors 2089, 49. 57; 2105, 23. 47; 50 2108, 54; 2125,62; 2161,4* Sanctitas 2161, 64*
2108, 2; 2157, 58* Musike 2106, 58 Mythos Sapientia 2107, 21; 2109, 44 Saturitas 2107, 30
2124, 63. Securitas 2082, 40; 2161, 67* Seditio 2108, 54
Natio 2157, 59* Necessitas 2105, 48 Neikos Seismos 2124, 62 Semasia 2078, 19; 2141, 22*
2089, 40; 2113, 56 Nike 2075. 15; 2089, 65; Senatus 2077, 31; 2121, 34; 2162, 18* Senecta
2104, 41; 2119, 56; 2138, 52* Nomos 2091, 38; 2105,53 Senectus 2089, 51. 57 Servitus 2107, 28
2098,57; 2104, 33 f, Nus 2091, 57; 2092,41; Sige 2092,39; 2093,31 Sikinnos 2116,65;
2093, 21: 2107, 67; 2108, 19. 2117, 2 Siope 2088, 28; 2097, 65 Socordia
Oblivio 2089, 53 Occasio 2110, 17 Ochlos 2089, 53 Sollicitudo 2108, 43 Somnia 2089,
2138,53* Odysseia 2124, 56 Oüzys 2089, 37 50.58 Sornnus 2089, 49; 2105, 2 Sophia 2092,
Oknos2085, 64ff.: 2087,25; 2106,28 Oikumene 60 31.50ff.; 2103, 5; 2107, 22; 2120, 15; 2124, 66
2124,58; 2125,3 Oistros 2106, 28; 2114,3 Sophrosyne 2074, 32; 2098, 15; 2103, 68; 2104,7;
Olethros 2104, 54 Oligarchia 2121, 22 Oneiros 2108,23; 2110, 14; 2141,28* Soteria 2073, 29 ff.;
2089,36; 2091,40; 2096,6; 2112, 35ff.; 2124,7 2141,31* Spes 2081, 65; 2105, 40; 2126, 6.14;
Opis 2090, 58 Opora 2106, 64; 2115, 36; 2116, 2162,22* Spondai 2106, 62 Stasis 2113, 56
65 ff.; 2126, 55 Ops 2079, 18.30.40; 2157,65* Stoa 2108, 5 Superbia 2089, 54 Syllogismos
*
Orge 2093, 37 Ossa 209H, 51ff. 2108,25 Synarchia 2077, 68; 2121, 55; 2141, 45
Paenitentia 2110, 18 Paian2116, 3 Paideia Svnesis 2092, 49 Synkletos 2077, 31. 66f.; 2078,
2108,7.23; 2109,28 Paidia 2116, 54; 2117, 6ff; 2121,55; 2141,48* Synkrasis 2092, 45.
2169 Persophatta Peteos 2170
Techne2073, 57; 2104,8; 2108,7; 2141,61* Pergainon stamme, entscheidet sich K. Kniper,
Telete 2125, 15. 27 ; 2141,64* Tenebrae 2080, 57 Mnemosyne 30 (1902), 277 ff (nach Bericht in
Terror 2108, 45 Tetrade 2120, 61 Thanatos Wocheitschr. f. Mass. Phil. 1902, 1353) für Per-
2073,23; 2087, 1 ff. 8; 2089,35; 2090,17; 2091, gamon; erst viele Jahre später sei der Glaube
40 f.; 2095, 58 ff. ; 2099, 46; 2102, 6; 2103, 19. 30; befestigt worden, die Göttemiutter stamme aus
2104, 55; 2106, 29; 2110, 64; 2111, 5. 52ff.; Pessinus. [Höfer.]
2141, 67* Theoria 2106, 64 Timor 2089, 54; Peta s. indigitamenta Sp. 213.
2105, 45 Timoria 2109, 25 Tolma 2072, 12 ff.; Petaraios (llsrccQalog), Beiname des Zeus
2104, 1; 2142, 13* Tragodia 2115,3; 2161,41; auf einer Votivinschrift aus Petara im Gebiete
2124, 4. 65 Tragoedia 21U8, 9 Tranquiliitas 10 von Nakoleia in Phryo-ien, Rauisay, Journ. of
2082, 42; 2162, 63* Tristities 2108,44 Trium- hell. stud. 8 (1887), 501; vgl. Larfeld bei Bur-
phus 2105, 49 Triumpus 2162, 67* Tryphe sian 66 (1892), 125. Vgl. Fetareus. [Höfer.]
2107, 2; 2108, 6 Tugenden 2105, 27ff. 39; Petareus {IJtraQsvg), Beiname des Zeus auf
2107, 41; 2109, 8. 30. 45 Tutela 2081, 11; einer Weihinschrift aus Tschayül in Phrygia
2126,17; 2163,3* Tyche 2075, 24ff; 2087,63; Paroreus, du lhraQi]i (= Petaraios), Hogarth,
2090, 8. 58; 2091, 39; 2092, 3; 2093, 35; 2098, Journ. of hell, stud, 11 (1890), 160, 6; vgl. Lar-
26. 62; 2099, 29ff; 2102, 31'.; 2104, 4. 40; feld bei Bursian 87 (1897), 384. [Höfer.]
2106, 9; 2109, 22; 2117, 41. 45; 2141, 16* Petempaineiitis (IZfcTf/xjra/xfWs, ägyptischer
Tyrannis 2108, 17. Name des Dionysos {Ilkti^na^iivxig 6 nal Aiö-
Ubertas 2082, 7; 2163, 26* Ultio 2089, 52; 20 vvaog), C. I. G. 3, 4893. Strack, Die Dynastie
2163, 29* Usus 2107, 21. der Ptolemäer 256 nr. 108 (Inschrift von der
Vale(i)tudo 2108, 55; 2103, 34* Yetustas Insel Sehel südlich Assuan). Strack a. a. 0.
2105,59 Veritas2109, 2; 2110, 2 Victoria 2079, 251 nr. 95 (Inschrift unbekannten Fundortes),
19; 2080, 61 ff.; 2123,17; 2126,21; 2163,42* Nach Letronne, Recueil des inscr. . . . de
Virtus 2074, 29; 2079, 1«; 2081, 29; 2105, 41. l'Egypte 1, 396, vgl. Becherches pour servir ä
57; 2108, 10.42; 2120, 59; 2122, 18; 2126, 14; l'histoire de l'Egypte 346. 359f. bedeutet Pe-
2154,56* Vis 2164, 40* Vita 2108, 2 Voluptas tempamentis rqui appartient ä Amentes, ou
2108, 10. 42; 2109, 7. monde inferieur; also = chthonischer Dionysos
Zeitabschnitte 2090, 67 ff.; 2108, 35; 2120, 47 - Osiris (vgl. Röhde, Psyche 2", 13 Anm. 45, 1.
Zelos 2089, 63; 2104, 35 Zoe 2092, 42. 30 391, 1). Vgl. auch Pietschmann bei Pauly-
[L. Deubner.] Wissowa s. v. Amenthes. [Höfer.]
Persophatta = Kora (s. d.). Petenseuis (IJsrEvafjvig), ägyptischer Name
Perta, gallische Göttin auf einer 1890 im des Hermes (lhtsvar']v£[i\ tb xca 'Eq^jj) auf
Bache Vistre bei Nimes gefundenen Inschrift; einer Inschrift von der Insel Sehel, Letronne,
Pertae ex voto. Alhner, Reime epigr. 1891 n. 879 Recueil des inscr. ... de l'Egypte 1, 390.
p. 131 (' ä Vendroit du Vistre et dans le lit Becherches etc. 345. C.I.Cr. 3, 4893. Strack,
meine du ruisseau . . . se trouve une source; Die Dynastie der Ptolemäer 250 nr. 108. Nach
c'est un trouqu'en patois onappeUe le Pc'iroou, Letronne, Recueil 396 bedeutet P. cqui appar-
le chaudrori). Perta findet sich auch als Orts- tient ä Sene'. — Senes (Snem, Senem) ist in den
name, vgl. Holder, Altceltischer Sprachschats 40 Hieroglyphen nach ChampoUion, Lettres ecrites
2 Sp. 970 f. [M. Ihm.] d'Egypte 100 der Name der bei Philai ge-
Pertiuacia, Tochter des Erebus und der legenen hochheiligen Basel Begeh oder Bageh.
Nox, Cic. de not. deor. 3, 17, 44. [Hüfer.] Derselben Gottheit ist eine Inschrift aus Apolli-
Pertunda s. Indigitamenta Sp. 213. nopolis (Edfu) geweiht: Ilthvar'jvti (sie!) frsiö
Pestis 1) personifiziert neben Morbus, Ma- ^tyiGra», Letronne, Recueil 1, 408. C. 1. G. 3,
cies, Dolor bei Sen. Oed. 1060; vgl. Loimos, 4836. [Höfer.]
wo nachzutragen Soph. Oed, R. 27 f. 190. 215 Peteiisetis {netuvafjrig), ägyptischer Name
und dazu Nauck- vgl. auch Schoemann-Lipsius, des Kronos (HtTbvGijrsi. reo %cci KqÖvoj) auf
Gr. Alt. 24, 150, 2. in dem Bettler, den Apollo- derselben Inschrift, auf der Petenseuis (s. d.)
nios von Tyana in Ephesos zur Reinigung der 50 genannt^ ist = qui appartient ä Setes (Set,
Stadt von einer Pest steinigen läfst, an dessen Seth). Über die mit Kronos identifizierten
Stelle man nach Wegräumung der Steine einen ägyptischen Gottheiten vgl. M. Mayer Bd. 2
getöteten Hund fand, erkennt Rohde, Psyche S. 1543 f. s. v. Kronos. [Höfer.J
22, 79,2 den Pestdämon selbst; vgl. auch Röscher, Peteos (ÜSTtiag), Vater des nachhomerischen
Kynantliropie 32 ff. u. d. Art. Pharmakos. — attischen Heerführers Menestheus (s. d. und
2) Bezeichnung für Unholde, so für die Dirae Tliraemer, Pergamos 110, 2. O. Wulff, Zur
(Puriae), Verg. Aen. 12, 845. 805; für den teu- Theseussage 195 ff. Busolt, Griech. Gesch. 22,
messischen Fuchs, Ov. Met. 7, 764. [Höfer.] 105, 1), Hom. 11. 2, 552. 4, 327. 338. 13, 690.
Pessinea, -eia, -untia, -untis, Beiname der Arist, Pepl. 34 (5) Bergk, Anth. lyr. p. 105.
Kybele s. Bd. 2 Sp. 1652, 48 fl'. 2850, 57 ff 28951'. 60 Apollod. 3, 10, 8. Ael. v. h, 4, 5. Wegen des
Vgl. auch Leemans, Grieksche Opschr. uit Anklanges des Namens Peteos an TTtroiica gab
Klein-Azie, Verhandl. d. Kon. Ak. v. Wetensch., man ihm den Orneus (upvigl s. Urneus und
Afdeel. Letterkunde 19 (1890), 3 ff. 24. Neu G. L A. 2, 844: 'Eqsx&sl ^qvscdS = 'ÖQveag
kommt hinzu eine Inschrift aus Pessinus, die [wie ktQtvg und 'OzQsvg wechselt]) zum Vater,
einen Priester iir}TQÖg dsüv iisyulr\g zijg iv Paus. 2, 25, 6. 10, 35, 8. Plut, Thes. 32. Euseh.
nt66ivovvxi%u\ (M)i-idccsl(ü nennt, Athen. Mitth. Chron. 1,186. 2,50. Schöne. Interpres Armen.
22 (1897), 39. In der Frage (Bd. 2 Sp. 2911, 1 ff.), ebend, Appendix 1 p. 11. Pott, Kuhns Zeitschr.
ob die Göttermutter in Koni aus Pessinus oder /'. vergl. Sprachf. 9, 173. Düutser ebend. 14, 210.
2171 Petesuchos Petraios 2172
v.Wüamowitz, Homer. Untersuch. 24:9 vl. Anm. 14. von den Priestern und den Fremden mit Brod,
M. Mayer, Hermes 27 (1892), 493. Toepffer, Att, Fleisch und Wein oder Honigtrank gefüttert
Geneäl. 257, 5. Die Bewohner von Steiris in wurde; es war so zahm, dafs es sich von den
Phokis behaupteten , dafs Peteos von Aigeus Priestern ruhig das Maul aufsperren liefs. Nach
vertrieben mit einer Schar Athener aus dem Wilcken a. a. 0. 138 f. ist Petesuchos = rGe-
Denios Steiria ihre Stadt gegründet habe, Paus. schenk des Suchos ', kein ursprünglicher Gott,
10, 35, 8. Nach ägyptischer Legende, die Athen sondern ein heroisierter König, wie denn Pete-
zu einer Kolonie von Sais (vgl. den aigyptischen suchos als Personenname sehr häufig begegnet,
Namen der Athene, Sais) machte, war P. (Jlsrrjg) Wessely a. a. 0. 129 f. Vgl. auch d. Art. Sokno-
ein Aigypter, der nach Athen einwanderte und 10 paios und Wiedemann, Herodots zweites Buch
dort Konig wurde, Diod, Sic. 1, 28. IJsrtmg ägyp- 303. [Höfer.]
tischer Personenname, Kenyon, Oreek papyri in Petes s. Peteos.
the Brit. Mus. (London 1893) p. 155. [Höfer.] Petra {lltTQoc), der als göttlich betrachtete
Petesuchos (Ilsre 6ov%og) , aigyptische Gott- und verehrte Fels, aus dem Mithras geboren
heit, bekannt aus einem Berliner Papyros, auf sein soll, Cumont in Bd. 2 s. v. Mithras Sp.
dem ein iSQfvg Ui:T£6ov%ov &sov ptyälov (it- 3047, 24 ff. Neu kommt hinzu die Inschrift
yäXov äsl gcövtog erwähnt wird, Wilcken, Aegypt. vom Mithräum in Pettau a. d. Drau: Petrae
Zeitschr. 1884, 137. 31. L. Strack, Athen. Mitth. genetrici, mit der auf der Platte des Altars
19 (1894), 215. Ägypt. Urkunden aus d. legi. sichtbaren Nachbildung der Petra, W. Gurlitt,
Museen zu Berlin, Griech, Urhund. 1 nr. 124 20 Jahreshefte des äst. arch. Inst. 2 (1899), Beiblatt
Z. 7 f., wo cut^mov für asi gebvrog steht; eine 94, nr. 2. C. I. L. 3, 14354. 30 Revue archeol.
Basis aus Granit mit der Figur des Gottes 35 (1899), 184 nr. 75. [Höfer.J
nennt ihn Uex£Gov%ov ftsöv piyecv, Wilcken und Petraeites {Tltr Qadtr\g) , Beiname des Men
Strack a. a. 0. Strack, Die Dynastie der Ptole- (s. d.) Sp. 2702, 20 ff. Gegen Boschers (Ber.
mäer 270f. nr. 154. Häufig wird Petesuchos d. K. sächs. Ges. d. Wiss. 1891, 134) Annahme,
erwähnt in The Tebtunis Papyri ed. Grenfell- dafs der Beiname TltrQasitiig mit der heiligen
Hunt-Smyli I: Tliriaov^og 33, 13 p. 128. Jlt- Felsengrotte des Mithras in Zusammenhang
rtoov%og &sog 93. 55 p. 416. 93, 57 p. 417. stehe, erhebt Einspruch Buresch, Aus Lydieu
93, 62. 67 p. 417. 98, 30 p. 432. 224 p. 532. 81 Anm., weil 1) ein cGrotten-Men' M?> Jlf-
232. TJi:X£Gov%og &sbg piyag 208 p. 530. IIb- 30 tQcclog heifsen müsse; 2) weil man in einem
x£6ov%og &sbg v.QOY,ödiXog 84, 73 p. 362. 84, 111 lydischen Kultnamen nicht ohne weiteres grie-
p. 374. Il£T£6ov%og arsbg y.QOv,6diXog ti)g xwftijs einsehe Wurzeln suchen dürfe. — Buresch selbst
62, 14 p. 236. 63, 25 p. 252. Petesuchos (a. a. 0. 82) hält den Beinamen für einen spe-
ist identisch mit Suchos (= Sebek, Sobk, zifisch maionischen und ist geneigt, ihn, wie
Brugsch , Religion der Aigypter 585 ff.), dem fast die meisten Beinamen des Men, als Ethni-
(iott mit dem Krokodilskopf, d. h. dem gött- kon (von einem UtrQaiov oder IJtrQaia) — zu
lieh verehrten Krokodil, wie wir es auf einem den s. v. Men Bd. 2 Sp. 2748 aufgeführten Bei-
altarähnlichen Postament gelagert, eine Krone namen kommt neu hinzu das gleichfalls lokale
tragend, auf einem aus Fayum stammenden Epitheton AvdQcovr]v6g auf einer Weihinschrift
Belief mit der Widmung 2ov%a> frsä pbyäXco 40 aus Androna in der Nähe von Ankyra, The
ptyäXco sehen, Athen. Mitth. a. a. 0. 213 f. annual of the brit. school at Athens 4 [1897/98],
Eine pantheistische Darstellung zeigt einen 63 — abzuleiten. Hinzugefügt mag werden,
mit Flügeln versehenen Krokodilleib, dem zwei dafs sich IJai (sie ])tQDCbixr\g auch als Personen-
Sperberköpfe und diesem wieder die Hörner name auf einer Inschrift aus Telmessos in Lykien
des Gottes Knuphis aufgesetzt sind, Perrot- findet, Benndorf-Niemann, Reisen in Lykien u.
Chipiez, Aegypten, he&rb. v. Pietschmann 809, 5. Karlen 41 nr. 30. Ähnlichen Stammes ist wohl
Die Inschrift einer Terracotta-Vase im brit. der Beiname des Zeus, Petareus (s. d.). [Höfer.]
Museum (aus Fayum) lautet 'Isqov Hov%[ov\ Petraia (llbtQaia), 1) Okeanine, Hes. Theog.
Class. Revieto 1888, 266. 297, und auf einem 357. Schoemann, Op. Ac. 2, 150 (Saxatilis).
Papyrusfragment im Berliner Museum heilst er 50 Braun, Gr. Götterl. § 158. — 2) Beiname der
7tctTQox)g Ti^siv &£Ög \%Q07toätiX\ix)il> Eov%og piyccg Skylla, fdie Felsbewohnerin', Od. 12, 231. Vgl.
pt'yag, Wilcken a. a. Ü. 139. Ein Isqov Xoyi- Aesch. Ag. 1233 f. [Stoll.J
pov rfjg ini v.wprig Naßäv[rig\ "Iatd'og Navcclag Petraios (IlsTQcäog), 1) ein Kentaur, Hesiod,
xcel UagämÖog kcci liQitoy.QO.tov xal 2Jov%ov Seilt. 185, von Peirithoos getötet, Ov. Met.
ftb&v [LzyLaxcüv xal twv 6vvvdcov fttüv, Wessely, 12, 327. 330. Vgl. Toepffer, Anomia 42. Pott,
Karanis und Soknopaiu Nesos (= Denkschr. Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachf. 7, 259. —
d. kais. Akad. d. Wiss. 47 [1902] IV) S. 66, Bei Norm. Dionys. 14, 189 zieht ein Kentaur
ein isQevg £ov%ov ebend. 67, %Qo<pr\xr\g üov%ov gleichen Namens gegen die Inder. Darstel-
-9-tov [itydlov {[isyülov) ebend. 69. 74, ein Fest hingen: a) Francois-Vase (vgl. C. I. G. 4, 8185c),
Sov%ia ebend. 76. Vgl. den Zauberpapyrus 60 Monum. delV Inst. 4, 57. Wiener Vorlegebl.
im Museum zu Leyden {Jahrb. f. Phil. Sujjpl. 1888 Taf. 3. Weizsäcker, Rh, Mus. 33 (1878), 370.
16 [1888], 807, 241'.): iyw dpi "OaiQtg . . laig W. Klein, Griech. Vas. m. Meistersign.'2 S. 33. —
. . iyia afu döiaXog rolg y.ccr aXrfötiav wpua- b) Schwarzfig. attisch. Kantharos (vgl. C. I. G. 4,
ptvog Y.Qoy.odtilcp, iym dpi 6v%og (sie!). Sehr 7383), Gerhard. PArusk.u. Camp.Vasoib. Taf. 13.
oft findet sich Suchos in den Tebt. Papyr. Furtwängler, Berl. Vas. 1737. — c) Schwarzfig.
s. hidex. Von der göttlichen Verehrung des Oinochoe aus Kameiros, Walters, Catal. ofgreek
Krokodils in Arsinoe berichtet Strabo 17, 811 f., and etrusc. ras. in the Brit, 31us. 2, B 623
dafs es dort in einem See gehalten wurde, wo es p. 286. A guidc to the second vase roome
2173 Petta Peukeus 2174
p. 5 ur. 6. — 2) Satyr und Begleiter des Dio- Nach Nikandr. bei Anton. Über. 31 kommen
nysos auf seinem indischen Feldzuge, Norm. er und seine Brüder Japyx (s. d.) und Daunios
a. a. 0. 14, 109. 17, 196. — 3) Beiname des (s. d.) nach Italien, vertreiben die Ausoner
Poseidon in Thessalien, Find. Pyth. 4, 138 und teilen das Land unter einander. Vgl. auch
(245); das xi^svog üooidävog Tlixpciiov erwähnt Flui. it. h. 3, 16, 99 und Serv. ad Verg. Aeu. 8, 9:
JBdkchylides (14, 20 p. 137 Kenyon) im Epinikion Messapiam et Peucetiam a duobus fratribus
auf den Thessalier Kleoptolemos ; Isqov Iloasi- dictam, qui illic imperarunt. [Höfer.]
S&vog TIsxqcciov, Etym. M. 437, 42. Ihm zu Peukeus (ütvxsvg), 1) Kentaur, Vater der
Ehren wurden auf den petraiischen Gefilden nzvxsldai d. h. des Perimedes und Dryalos,
ritterliche Spiele (n£xpala,Bakch, a.a.O.) gefeiert, 10 Hes. Scut. 187. Boscher Bd. 2 Sp. 1073, 16.
Schol. Apoll. Bhod. 3, 1244; vgl. Schol. Pind. Murr, Die Pflanzemvelt in der griech. Myth.
a. a. 0., wo der Name entweder daraus erklärt 120. — 2) Beiname des Herakles, xov Kr\pa-
wird, dafs Poseidon durch Spaltung der Felsen [ivvxov üsvxscog HaXaiaovog, Byk. 663. Eine
die das Land überschwemmenden Stauwasser Deutung des Beinamens wird nirgends gegeben ;
des Peneios durch das Thal Tempe habe ab- die Paraphrase giebt nur kurz an: xä xpia
fliefsen lassen , oder weil aus dem Samen des inrnw^ia HpaxXiovg. Als ITt vxtvg wurde Hera-
auf einem Felsen eingeschlafenen Gottes das kies in Abdera verehrt {Tzetz. Byk. 663. Et.
erste Rofs, Skyphios (s. d.) genannt, entsprang M. 511, 27), und zwar ergiebt sich aus Schol.
oder auch von dem Orte Petra, in dessen Nähe Marc. Byk. a. a. 0. UnvY.tvg Ss iv 'Ißrjpiix xi-
die oben erwähnten Spiele stattfanden, vgl. 20 ii&xcci, dafs unter Abdera nicht die Stadt Thra-
auch Servius u. Probus ad Verg. Georg. 1, 12. kiens, sondern Südspaniens (Strabo 3, 157) zu
Philost r. imag. 2, 14. Der Kult des Poseidon verstehen ist, und in der That erscheint auf
Petraios als c Felsenspalter' (vgl. Herod. 7,129) Münzen der letzteren Stadt, einer phoinikischen
berührt sich eng mit dem des Zeus Pelorios Ansiedelung, der Kopf des Herakles, Hübner
(s. d.), M. Mayer, Giganten u. Titanen 132. bei Pauly-Wissoiua Bd. 1, 27 s.v. Abdera nr. 2.
Vergleicht man Bakchylides 18, 21, wo Sinis Wenn ferner Apollod. 2, 5, 10 berichtet, dafs
Kpovtda Avxaiov o£toi%&oi>og xixog genannt Herakles nach dem Abenteuer mit Geryones
wird, mit Steph. Byz. s. v. Avxa'f 8iä xb 'Aßd^oicc durchzogen habe, so ist eben damit
Ivaai xu TtiLTtrj fioosid &va xal axsSäßui das Gebiet derselben Stadt gemeint; vielleicht
xb anb xov xccx ccv.lv a^ov vSwq, so ergiebt sich, 30 galt Herakles sogar für ihren Gründer, wie er
dafs ütxQcdog und Avxatog als Epitheta des der Gründer der gleichnamigen thrakischen
Poseidon inhaltlich wesensgleich sind. Im Stadt ist, vgl. Müller zu Ptolem. Geogr. 2, 4, 7.
allgemeinen vgl. auch Wentzel, 'EitixXr'icaig Was den Namen IJevusvg selbst betrifft, so
7, 34 und Aus der Anomia 134 ff., wo er das hängt er nach Murr a. a. 0. 121, der aber keine
Schol. Pind. a. a. 0. als Quelle für das Bild nähere Bedeutung angiebt, mit ittvxr] ''Fichte'
Qsxxccllu des Philostratos (2, 14) erweist. Vgl. zusammen, und im Thesaurus wird er durch
auch den in Thessalien so häufigen Personen- ctaedifer' erklärt, während O.Bagercrautz, Kuhns
namen TLiXQcdog, Belegstellen bei Pape-Benseler Zeitschr. 34 (1897), 406 Hivv.£vg von einem
s. v. 0. Hoff'maini, Griech. Dial. 2, 302. Fick- Vei'bum *peuko fsich anstrengen, streben' ab-
Bechtel, Die griech. Personennamen 234. — 40 leitet, das auch in £%h7T£vxr']g, TttQtTtsvn'rjg, Ttsv-
4) Im Et. M. 408, 10 Zäoaii, (Berg auf Euboia) xdli[iog enthalten sei, und in Herakles hsvxsvg
mvö^LCiOxcci cenb Züpaxog xov TlbxoaLov viov die Inkarnation der Mühe und Unruhe sieht.
Kapvaxov kann llhxpalog als nomen proprium Schon Weizsäcker hat oben s. v. Palaimon Bd. 3
(so Pape-Benseler s. v. Küpvcxog und Bursian, Sp. 1258, 13 ff. 1259, 53 ff. darauf hingewiesen,
Geogr. v. Griechenland 2, 465, 4) oder als Eth- dafs Herakles Keramyntes- Peukeus -Palaimon
nikon (so Pape- Benseier s. v. Zdpaji, 3) auf- sich eng berührt mit Melikertes-Palaimon, der
gefafst werden. Bei Tzetz. Byk. 373 (vgl. 580 gleichfalls ein Abwehrer gewaltsamen Todes
und im Schol. Byk. ebend.) steht nur Zäpat, anb war, in dessen Kultus die Fichte eine Rolle
Zäpccxog xov viov Kapvaxov. [Höfer.] spielte und bei dessen imxäcpiog ceymv, bei dem
Petta s. Nanos. 50 wohl der Ringkampf eine Hauptrolle spielte,
Pettalos, eine Genosse des Phineus auf der eine Fichtenkrone der Siegespreis war, und
Hochzeit des Perseus, wo er den Sänger Lam- nimmt eine Vermischung des phoinikischen
petides tötete, selbst aber von Lykormas sofort Mekpartkultus mit dem hellenischen Herakles-
erschlagen ward, Oc. Met. 5, 115 ff. [Stoll.] kultus in Böotien an. M. E. ist es nun nicht
I'etulautia, Tochter des Erebus und der Nox, zufällig, dafs auch in elischer Sage Herakles
Hygin. fab. praef. p. 10, 6 Schmidt. [Höfer.] als Tlalai^aiv erscheint und in Beziehung zur
Peuanasseus s. Pedanasseus. Fichte steht: Buneus, des Menedemos Sohn,
Peukeidai s. Peukeus nr. 1. fällt auf Seiten des Herakles im Kampfe gegen
Peukesios (TIsvah6iog), Gegner des Hali- Augeias xal ccvcxLps&tvxa xatpf\vai iv AsTtpico
medes (s.d. nr. 1), Nonn.Dionys. 36,289. [Höfer.] 60 napä Ttevxng dtvdpcp, aymvcc dh &£tg l-x avr'iö
Peuketios itlsvxixiog) , Sohn des Lykaon *Hpccv.lfig iTtdlaias &r]0£i x. x. X. In dieser
(s. d. Bd. 2 Sp. 2170), der mit seinem Bruder Sage tritt Herakles zu der Fichte in die Be-
Oinotros (s. d.) nach Unteritalien auswanderte ziehung, dafs er unter ihr den Buneus begräbt;
und den Peuketiern den Namen gab, Phere- ein hieraus erschlossener Beiname IlevKtvg
kydes fr. 85 bei Dion. Hai. 1, 13; vgl. 11 und würde also gewissermafsen aktivische Bedeu-
dazu E. Meyer, Forschungen zur alt. Gesch. 1, tung haben. Wie erklärt sich aber Herakles
54f. 120. Busolt, Gr. Gesch. I2, 383, 2. Vgl. IJtvxsvg in Iberien? Vielleicht ist Zusammen-
Apollod. 3, 8, 1. Isidor. Etymol. 15, 1, 57. hang mit dem Geryonesabenteuer anzunehmen.
21 7ö Phaenna Phaethon (Litteratur; Sohn d. Eos) 2176
Am Grabe des Geryones in Gades, einer Haupt- Die aeschyleische Trilogie Prometheus 566 — 575.
kultstätte des Herakles-Melquart, standen zwei Dagegen G. Hermann, De Aeschyli Heliadibus
Bäume 'äsvögcc . . rrjQvovsia, TtaQaXXcctTovru opiisc. 3, 130 — 141. Fragmente Trag. Cfraec. frgm.
ix TtLzvög TS xai 7tsv%rig ig tldog s't£qov\ 68 — 73 N. 2.
die blutige Thränen weinten, Philostr. vit. Apoll. D) Die euripideiscbe Version. G. Her-
Tyan. 5, 4; vgl. Paus. 1, 35, 8. Tzetz. Lyk. mann, Eurip. frgm. duo Phaethontis e cod. Cla-
652 p. 719 Muller. Chiliad. 4, 685 ff. Sero, ad romantano edita Opusc. 3, 1 ff . Goethe, Sä mtl.
Verg. Aen. 7, 662. Zwar ist es nirgends über- Werke (Ausg. in 40 Bänden) 33, 22 — 43. Welcher,
liefert, dafs Herakles den erlegten Geryones Aeschyl. Trilogie 575 — 582, wiederholt Griech.
bestattet habe, aber es ist wohl denkbar, dai's 10 Trag. 2, 55)4 ff. Bau, Epistola de Eur. Phaeth.
derselbe Herakles, der in Agyrion auf Sicilien Leyden 1832. Härtung, Eur. restit. 2, 191 ff.
einen Tempelbezirk für Geryones weihte [xi- Besonders Wilamowitz, Herrn. 18, 396—434.
ptvog TKx&itQcootv ijQcoi ri]Qvovv, Diod. 4, 24), Blafs, De Phaethontis Euripideae frg. Ciarom.
ihn auch bestattet habe und zwar bei den Kieler Universitäts- Festschr. 1885. Wecklein,
beiden Fichten (vgl. oben die Stelle über Buneus), Sitzungsber. der Münch. Akademie 1888, 1,
und so könnte man für Gades einen Kult des 118—127. Die Bruchstücke jetzt Trag. Graec.
Herakles Ilsvxsvg (in der oben für Lepreon frgm. 771 — 786.
angenommenen Bedeutung) voraussetzen, der E) Die alexandrinische Version, q. Ph.
von Gades auch nach Abdera gelangte. Be- c. 3. Herrn. 22, 637 ff. S. Eurem, Observatt.
zeichnend wenigstens ist es, dafs von Apollod. 20 mythol. maxime ad Ovidium spectantes Philol.
a. a. 0. auf der ganzen Strecke, die Herakles N. F. 12, 461 ff. (unerheblich). /. Hopken, Die
von Tartessos bis nach Ligurien durchwanderte, Fahrt des Phaethon. Ov. met. 2, 1 — 400, Progr.
nur AßdnQia genannt wird. [Höfer.] Emden 1899 (ganz verfehlt). Vollgraff p. 45 ff.
Phaenna ($a£vva, nach Lobeck, Pathol. In der älteren lateinischen Poesie ist der
Proleg. 190 Anm. <&cc£vvcc), eine der beiden (die Name zweisilbig: Varro Atac. bei Quintilian.
andere heifst Klijza [s. d.j) lakonischen Charites, 1, 5, 17 (frg. 9 ßaehr. = Apollon. Bhod. 4, 597),
Alkman (fr. 105) bei Paus. 3, 18, 6. 9, 35, 1; auch bei dem antikisierenden sog. Manilius 1,
vgl. 3, 14, 6. 18, 9. Wide, Lakon. Kulte 1241'. 736 (dag. dreisilbig 4, 834).
214. L. r. Schroeder, Kuhns Ztschr. 29, 222 Anm. 1) Sohn der Eos und des Kephalos,
[Höfer.] 30 wird als zarter Knabe von Aphrodite geraubt und
Phaesiinbrotos s. Bruchmann, Epith. deor. zu ihrem Tempelhüter gemacht, Hesiod. Theog.
p. 31 u. 212. 986—991. Die Schlufsverse xai uiv £a&ioig
Pliaespüoros = Phosphoros (s. d.). ivl vnolg Ni]otc61ov vv%iov 7tonqaa.ro Öaiuova
Phaetlia ('Pa^fta), eine der Töchter der Niobe, Slov lassen verschiedene Deutung zu, je nach-
Tzetz. Chil. 4, 423. Kurzname zu fDat&ovoa'? dem man sich für vv%iov (vgl. noch das Rätsel
[Höfer. J Anth. Pal. 14, 53 und dazu Berl. philol.
Phaethon (®at&(ov). Litteratur: A) All- Wochenschr. 1887 Sp. 732) oder für [ivxiov, die
gemeine, abgesehen von den bekannten in den Schoben erwähnte Lesart Aristarchs
Handbüchern. (A.Q%lloiog die Hss. verb. von Buhnkcn), ent-
Veraltet sind Vofs, Alte Weltkunde, Krit. 40 scheidet. Doch verdient die erstere am besten
Bl. 2, 386ff. und Ukert, Zeitschr. f. Altertums- bezeugte den Vorzug (vgl. noch Schoemann,
wissensch. 1838 nr. 53 S. 432 ff. Zu nennen: opusc. 2, 390, A. 20). Vgl. Bohde, Psyche 126
Wieseler, Phaethon, eine archäol. Abhandlung, A. I1, der zur Erklärung wohl mit Recht die
Göttingen 1857 (vgl. auch Ersch und Gruber Version der Erechtheussage bei Hom. B 546 ff.
21, 384tf.). Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde heranzieht. Nach Pausanias 1, 3, 1 stand
1, 212 ff., bes. 217 — 223 (über den Bernstein- die Sage in den „hesiodeischen" Katalogen:
mythus u. a.). Bangert, De fabula Phaethontea, cpteovaa 'HiiSQa KscpaXov, ov xdXXiGxov ys-
Hallenser Diss. 1885 (wenig fördernd). Kuaack, v6[iev6v cpaciv vnb 'H^iiQag iQao&siorjg
(Juticstiones Phaethouteae (Philol. Untersuch. aQTtaa&fjvai xai oi TtalÖa y£Vh6&ai <&atQ-ovxa
hi-g.v.Kiefsling u. v.Wilamowitz-Moellendorff 8. 50 * * * %al cpvXaxa tTtolrfit rov vaov. raüra
Berlin 1886), nach Wilamowitz' Anregungen, alloi rt %al 'HaioSog hiQr\xsv iv bsffi xolg
im folgenden q. Ph. abgekürzt. Unbekannt ig rag yvvalxag. Man glaubt in der oben
ist mir geblieben die Abhandlung von Arbois angeführten Zudichtung zu der Theogonie (A.
de Jubavnville, Sur les origines de l'ambre, Phae- Meyer, de compos. theog. Hesiod. 85 [Berl. Diss.
thon, V Eridan, les Ligures et les Celles (Bullet. 1887jj diese Partie noch zu besitzen, so Schoe-
de la societe nationale des antiquaires de France, mann, opusc. 2, 378 ff. Bergk, Griech. Litterat ur-
Paris 1876 p. 134—142). gesch. 1, 977 (Wilamoicitz, Herrn. 18, 416 A.).
B) Die hesiodeische Version. Bobert, Aber die überschiefsende Angabe über den
Eratosth.catast.reliq.'p.üliti'. Die Phaethonsage Raub des Kephalos durch Eos (vgl. Eurip.
bei Hesiod, Herrn. 18, 434 ff. Dagegen M. go Hipp. 454 u. a.), die man von dem Nachfolgen-
Mayer ebd. 20, 135 ff. q. Ph. 1 — 16 (in der den nicht gut trennen kann (willkürlich Schoc-
Hauptsache unrichtig). Wieder anders 0. mann S. 380), läfst diese Kombination als
Gruppe, Aethiopetimythen 2, Philol. N. F. 1, keineswegs gesichert erscheinen. Auf die Ver-
328 — 343. Vollgraf]', De Ovidii mythopoeia sion in der Theogonie geht Clem. Alex, protrept.
(Berlin. Diss. 1901) 58 — 61. Die dürftigen p. 29 P., wo Th. Cauter unnötig geändert hat,
Reste jetzt bei Rzach, Hesiodi carmina (Lpz. vgl. Arnob. adv. gent. 4, 27. Nach Analogie
1902) frg. 199 (ganz von q. Ph. c. 1 abhängig). anderer Entrückungssagen erwartet man, dafs
C) Die aeschyleische Version. Welcher, der Geliebte Aphrodites zu seliger Gemeinschaft
2177 Phaethon (Sohn des Helios) Phaethon (Sohn des Helios) 2178
in ein von der Menschheit abgeschiedenes nach Korinth (wohl auch nach Sikyon, wo
Land entführt wird (Rohde, Psyche 69 a); dies die Asopostochter Rhode zu Hause zu sein
trifft insofern zu, als man den äctiucav diog als scheint; s. Thrämer Bd. 3 Sp. 1489.) Dort
Morgen- (resp. Abend-) stern sich an den Himmel herrscht Aietes (Eumelos frg. 2 K. Epimenid,
versetzt dachte: Schol. B P. Germanic.j). 103, 10 frg. 1), dessen Sohn Absyrtos auch den Bei-
Br. (= Robert, Eratosth. catast. reliq. p. 19G namen Phaethon führt. Apöllonios, der, der
mit Wilamowitz's Verbesserung) und besonders verbreiteten späteren Sage folgend, Aietes nach
Hygin. de astron, 2, 42, der nach * Eratosthenes' Kolchis versetzt (Argon. 3, 241 ff.), weifs als
noch von einem Wettstreit Phaethons mit Grund nur anzuführen: y.cci {uv Köl%ow vhg
Aphrodite zu berichten weifs. Diese Sage 10 £%wvv\iir\v <$<xt&ovTa hxlsov, ovvsxu tt&6lv {ist-
braucht nicht als Weiterbildung der Tempel- i-n^iitv i]i&toiaiv, aber damit ist nichts er-
legende aufgefafst zu werden, sondern kann klärt. Verständlich wird diese Bezeichnung
sehr wohl aus derselben Wurzel wie diese ent- erst, wenn man Aietes als Hypostase des
sprossen und selbständig entwickelt sein; um Helios auffafst, dann kann sein und der Aste-
so bedauerlicher ist es, dafs bei Hygin kein rodia (= Selene, Paus. 5, 1, 4, Apöllodor. 1,
Gewährsmann für diese vermutlich alte Sage 86, Schöl. Hom, B 520, Tzetz. Lycoph. 939)
angeführt wird.*) Ihre Beliebtheit in helle- Sohn, dessen Thätigkeit als Wagenlenker
nistischer Zeit bezeugen verschiedene pompe- Apöllonios an anderer Stelle (3, 1235 ff., vgl.
janische Freskobilder (Heibig 964 — 968; das Schol. <m 6 'Äipvgrog xcä f&ai&av inalüro, mg
eine in dem Atlas Taf. 11 abgebildet), die zu- 20 q>r\oi Ttuwraii, iv ß' Hxv<i&v) ausdrücklich
erst Dilthey, Bull, dell' inst. 1869, 152 gedeutet hervorhebt, kaum etwas anderes sein, als der der
hat; vgl. Robert, Erat, cat.reliq.i. Unzweifelhaft Sonne voraufeilende Morgenstern (Preller,
jünger ist die Genealogie bei Apollod. 3, 181: Gr. Mythol. 2, 335). Die nahe Verwandtschaft
Phaethon, Sohn des Tithonos, Enkel des mit dem Lichtgott wird auch durch eine
Kephalos und der Eos, Ahnherr des Kinyras; andere Genealogie, welche diesem Phaethon
sie stammt nach Roberts wahrscheinlicher Ver- die Nereide Neaira zur Mutter giebt (Sophokles
mutung (Herrn. 18, 441) aus einer Atthis und [frg. 503J b. Schol, Apollon. 3, 242. 4, 223), be-
ist erfunden, um die Ansprüche Athens auf stätigt: ist doch diese bereits bei Homer \i 132 f.
Kypros mythisch zu begründen. (auf Thrinakie = Peloponnesos) von Helios
2) Sohn des Helios und der Okeanide 30 die Mutter der Heliaden Phaethusa und Lam-
Klymene. A. 1. So die gewöhnliche Genea- petie, wonach der Name Phaethon für ihren
logie, wie es scheint, bereits bei 'Hesiod": Sohn (so wohl schon bei Sophokles: Fitch, De
Schol. Strozz. Germanic. p. 174, 7 ff . Br. Hygin. Argonaut, reditu quaestt. sei. p. 61 — 63 [Götting.
fab. Iö2h (\g\. noch. dierGenealogie,Y>.l'2,li Schi».), Diss. 1896]) von vornherein wahrscheinlich ist.
fab. 156 (Solis filii; interpoliert) und fab. 250. Er kehrt dann wieder in der aus sehr guter
Keinen Glauben verdient die dreiste Erfindung Quelle geschöpften Genealogie bei Ampelius
des Interpolators fab. IbiPhacthau Clymeni (sie) 9, 3 (Soles fuere quinque) — quintus Colchi filius,
Solis filius et Meropes (sie) nymphae filius, will- ex quo Circe et Medea et Phaethon nati sunt;
kürlich ist die Angabe des Tzetzes (Chil. 3, 365), vgl. noch Senec. Med. 827.*) Für die Bedeu-
Phaethon sei nicht Sohn derKlymene, sondern 40 tung der Sage zeugen auch die Bildwerke auf
der Prote (= Proto), Tochter der Neleus (viel- den korinthischen Propyläen, Phaethon und
mehr Nereus, vgl. Hom. 2 43 = Hes. Theog. Helios auf Quadrigen darstellend, wenn sie
248). Alter scheint die Genealogie, nach der er auch ziemlich jungen Ursprungs sind (Paus.
Sohn des Helios uud der Asopostochter Rhode 2, 3, 2; auch auf korinthischen Münzen s. u.).
(Schol. Hom, q 208) ist; Sohn des Merops (und der 3. Dorische Siedler trugen die Sage nach
Klymene?) nach Hesych. s. utgonag (verbessert Rhodos, wo sie bei der karischen Urbevölkerung
von Wilamowitz). Die Grundzüge der bekannten einen epichorischen Sonnensohn Tenages vor-
Sage von diesem Phaethon sind folgende. Er fanden, den sie mit ihrem Heros verschmolzen,
erlangt (sei es ohne Wissen seines Vaters, sei Bereits Hellanikos (Schol. Pind, Ol. 7, 135)
es dafs er diesen durch seine Bitten bestimmt) 50 kennt als jüngsten der sieben Söhne des Helios
den Sonnenwagen, vermag ihn aber nicht zu und der Rhodos Phaethon. Leider ist uns die
lenken. Die Rosse gehen mit dem jugend- karische Sage nur in der pragmatischen Ge-
liehen Fuhrmann durch und richten einen stalt, wie sie Zenon von Rhodos (Diod, 5, 56 f.)
grofsen Brand an. Deshalb wird Phaethon giebt, überliefert; vgl. noch Schol. B V. Hom,
vom Blitze des Zeus getroffen und stürzt auf 61 544, verbessert von Wilamowitz. Danach
die Erde (in den Eridanos). Seine Schwestern, lautet sie also: Von Helios und Rhodos, der
die den Tod des Bruders beweinen, werden in Tochter Aphrodites, stammen sieben Söhne;
Pappeln verwandelt, ihre Thränen in Bernstein der jüngste und schönste heifst Tenages (bei
(sein Freund Kyknos in einen Schwan). den Griechen Phaethon) und eine Tochter
2. Die ältesten Spuren dieser Sage weisen 60 Elektryone, die als Jungfrau stirbt und gött-
liche Ehren empfängt. Tenages - Phaethon
*) Heosphoros als Sohn des Astraios und der Eos wird von seinen neidischen Brüdern erschlagen,
schon bei Hesiod. Theog. 378 ff., also als Person gedacht, diese müssen aus der Heimat fliehen und
was selbst //. Küentzle, Über die Sternsagen der Griechen
(Heidelberger Diss. 1897) S. 9, der sich sonst anders mit . *) Absyrtus {Axyrtus bei Pherekydes ifrg. 63 Müll, bei
dem Zeugnis abfindet, zugeben mufs. Dafs man in den Schol. Eur. Med. 167]), über dessen Ableitung man ver-
oben angeführten Versen des Theogonie bereits im Alter- schiedener Meinung sein kann (q. Ph. 15 f. Fitch p. 64ff.),
tum an den Morgen- (Abend-) stern gedacht hat, zeigt das ist auch sonst mit der Sonne verwandt: Lijcophr. 811,
Schol. zu 990; vgl. Anth. Pal. 14, 53, 4 (vvy.rmöXoi G>ai&wv). Fitch p. 65.
Roschek, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. in. 69
2179 Phaethon (Sohn d. Helios) Phaethon (S. d. Helios b. 'Hesiod') 2180
o
gründen auf Lesbos, Kos und in Ägypten hie amnis a Graecis Eridanus dicitur, quem
neue Städte. Mit Recht verlangt Wüamowitz Pherecydes prhnus (Padum?y voeavit aus
(S. 429 f.) entsprechend der Verklärung Elek- eigenen Erfindungen und Ovidrerniniszenzen
tryones (s. d.) eine solche des jüngsten He- schlecht zusammengeflickten Bericht geliefert
liaden und sucht diese aus einer Parallelversion hat (vgl. Dietze, quaestt. Hygin. 6 f. [Diss.
des Dionysios Skytobrachion (Diod. 3, 57) zu Kiel 1890]). Erst mit den Worten horum la-
gewinnen; da jedoch diese rationalistischen crimae, ut Hesiodus indicat u. s. w. kehrt er
Erfindungen schwer zu kontrollieren sind, zu seiner Vorlage zurück. Dafs 152 b und 154
bleiben alle Einzelheiten unsicher. ursprünglich eine einheitliche Erzählung
4. Deutlicher sind die Spuren auf der ka- 10 bildeten, zeigt das aus einer etwas reineren
rischen Insel Kos, die wieder auf Rhodos zurück- Textesrezension geflossene Schol. Strozz. Ger-
weisen. Denn nach Kos soll der Heliossohn manic. p. 174, 6 ff. Breys., wie Robert, Eratosth.
Kandalos ausgewandert sein, dessen helle- cat. reliq. 214 ff. und Herrn. 18, 434 ff. eingehend
nischer Name wahrscheinlich Merops ist: nachgewiesen hat; seine Ergebnisse sind mit
Hesych. iitQ07tsg- catb MtQOTiog rov TtatQos unzureichenden Gründen von Gruppe, Philol.
(Wüamowüz: ttqo) (^at&ovros Kcpov [viov]. N. F. 1, 329 ff. und neuerdings von Vollgraff'
Dürfen wir diesem Merops Klymene, die doch p. 58 — 60 bestritten worden. Bis auf einen
wohl mehr als eine schattenhafte Okeanide ist Zug, die Verknüpfung des Brandes mit der
{Robert, Herrn. 18, 441, dagegen Dibbelt quaestt. deukalioneischen Flut, s. B 10, darf man auch
Coae myihol. p. 36 [Diss. Greifsw. 1891]), zur Ge- 20 in Einzelheiten die liyginischc Version für
mahlin geben, worauf verschiedene Spuren c Hesiod ' in Anspruch nehmen. Danach lautete
führen (Dibbelt p. 36 ff), so wäre die von diese Sage also: Phaethon, der Sohn des He-
Euripides benützte Sagenversion gefunden, lios und der Klymene, besteigt ohne Wissen
zumal da Kos auch den Beinamen Aithiopia seines Vaters, aber mit Hilfe seiner Schwestern,
geführt zu haben scheint (Dibbelt p. 4). Noch den Sonnenwagen, fährt zu hoch am Himmel
deutlicher ist das ursprüngliche Wesen Phae- empor und stürzt in den Eridanos. Vom
thons in dem kretisch-karischen Atymnios zu Blitzstrahl des Zeus getroffen, entfacht er
erkennen, der wie Phaethon aus dem Sonnen- einen allgemeinen Brand auf Erden; diesen
wagen stürzt (Norm. Dion. 11, 130 f. 12, 217), zu löschen, läfst Zeus alle Flüsse los. Die
und den die Gortynier unter dem Bilde des 30 Heliaden, welche den Tod ihres Bruders be-
Abendsterns verehrten (Solin. 11 p. 73, 8 weinen, werden zur Strafe für ihre Beihilfe
Momms.2); vgl. q. Ph. 15; Tümpel, Philol. in Pappeln verwandelt, ihre Thränen in Bern -
N. F. 3, 96, A. 19 und seinen Artikel rAtymnios' stein. Über das weitere Geschick Phaethons
in Pauly- Wissowas Realencyklop. Von anderen erfahren wir näheres nicht. Eridanos wird
Wagenlenkern beansprucht noch Myrtilos ein als Sternbild des Flusses an den (südlichen)
besonderes Interesse wegen seiner Mutter Phae- Himmel versetzt, Kyknos, der Ligurerkönig,
thusa oder Klymene (Scliol. Apollon. 1 , 752) der seinen Verwandten unablässig betrauert,
oder Klytia (Hygin. astron. 2, 13), der ebenso in einen Singschwan verwandelt. Robert, unter
wie Phaethon als Sternbild des Fuhrmann an dem Banne O. Müllers (Proleg. z. einer wiss.
den Himmel versetzt worden ist (q. Ph. 57).*) 40 Mythol. 199) stehend, hat den Katasterismus
Der Verbreitung der Sage entspricht ihre des Eridanos dem Hesiod abgesprochen, aber
Behandlung in der Litteratur. Glücklicher- der Name des Sternbildes rnufs als sehr alt
I-*
weise läfst sich von den wichtigsten Versionen gelten (Thiele, Antike Himmelsbilder 5), und
noch ein allgemeines Bild gewinnen, und es es ist nicht abzusehen, weshalb die Eingangs-
wird— unbeschadet etwa verlorener Zwischen- worte im Schol. Strozz.; Hesiodus autem di-
glieder — erlaubt sein, diese zu scheiden und cit (Eridanum) inter astra colloccduin (in deut-
ihrem mutmafslichen Einflufs auf die Folgezeit lichem Gegensatz zu dem vorhergeiiden: ideo
nachzugehen. inter astra collocatuin ferimt, quod a meridianis
B. DiePhaethonsage in der griechi- partibus cursum dirigere ad mare cernitw) einen
sehen Litteratur. 1. Die f hesiodeische' 50 Irrtum enthalten sollen. Bestätigung giebt
Version. In dem alten Index der fabulae Hygins Arat 360, der nach Erwähnung des Uorcr/xo^
(p. 4 Schm.) steht, wie Micyllus ausdrücklich <xothq6sis diesen genauer als Izlipccvov 'HqiSu-
angiebt, nach fab. 153 (Deucalion et Pyrrha) volo tco1vx.Iccvtov Ttoraiiolo bezeichnet. Das
154 Phaethon Hesiod(i), was Schmidt ganz ver- ist eine unverkennbare Bezugnahme auf eine
kehrt und willkürlich in Phaethon. Heliades bestimmte Sagenversion, nämlich auf die des
geändert hat. Der spätere Interpolator, dessen hesiodeischen Gedichtes. Da der Flufs, in den
verderbliche Thätigkeit sich über die ganze Phaethon gestürzt, von dem Blitze mitgetroffen
Sammlung erstreckt, hat diesen einheitlichen war (richtig erklärt vom Scholiasten p. 412, 20
Bericht in zwei Stücke zerlegt, von denen das Maafs), so konnte nur das r Überbleibsel' an
erste, bis zur Verwandlung der Heliaden 60 den Sternenhimmel kommen; Ttolvulavxov geht
reichende an das Kap. 152 (Typhon) angehängt auf die Klagen der Heliaden, deren Verwand-
ist, während er in 154 einen bis auf die der hing bei Hesiod noch zum Überflufs durch den
ursprünglichen Fassung angehörigen Worte Comm. Ovid. met. 2 (Myth. latin. p. 796 Staveren)
bezeugt ist. Vielleicht bezieht sich darauf Hesiod.
*) Neuerdings hat R So lland. Die Sage von Daidalos f 216 ^ , u& d> &Jlö h &p Ssv$Qitav
und Ikaros (Progr. der Thomasschule, Lpz. 1Ü02) S. 30«. ', J, „,. . ^.j _,, , ,™. VV. i . i u
aufser Bellerophon noch Ikams in diese Eeihe gestellt, ^vxa fmut^ (q. Ph. 10, A. 9). Nicht ohne Be-
doch scheiueu mir seine Beweisgründe nicht durchweg deutung ist ihre Siebenzahl, entsprechend den
zwingend. sieben rhodischen Heliaden. Auch die Verwand-
2181 Phaethon (S. d. Helios b. 'Hesiod') Phaethon (S. d. Helios b. 'Hesiod') 2182
luug des Kyknos, dessen Teilnabine an dem Lose vgl. Robert, Eratosth. cat. 237 — 240). Von
Pbaethons bier noch aus rein Verwandtschaft- älteren Sammlern hat bereits Marckscheffel
lichem Interesse entspringt, wird man dem (Hesiod. frg. 184) den f Phaethon Hesiodi' unter
Gedichte zuweisen dürfen, da die Ligurer die Fragmente der Astronomie eingereiht,
längst im Gesichtskreise der Hellenen lagen Sonstige mit Sicherheit hierher zu ziehende
(Hesiod. frg. 55 Bz.2 Müllenhoff, Deutsche AI- Citate fehlen: das Schol. Strozz. p. 185, 4, wo
tertumsk. I, 218 J). Mit dem Eridanos ist der zu der vulgären, wörtlich aus den Schot.
Flufs des Westens gemeint, doch trägt er noch Sangerm. (p. 228, 17 ff.) ausgeschriebenen Ver-
immer mythischen Charakter und fliefst für sion quia . . . a Iove fulmine percussus in
den Dichter zusammen mit dem sagenhaften io Eridanum deciderit fluvium die in der Vor-
Strom am Rande der Erde, wie die Metamor- läge fehlenden Worte sie Hesiodus refert hin-
phose der Sonnentöchter in Schwarzpappeln zugefügt sind, darf man als Zusatz (wahr-
beweist, die Homer v. 510 am Eingange der scheinlich Randnotiz) des Schreibers, der sich
Unterwelt im Haine Persephones wachsen läfst: der p. 174, 6 erzählten hesiodeischen Fassung
q. Ph. 11. Über Eridanos als Flufs der Unter- erinnerte, aufser Spiel lassen (falsch beurteilt
weit vgl. Jahrb. f. kl. Fhilol. 135, 319. Dieterich, q. Ph. 5 und danach von Bzach); Eustath. Od.
Nekyia27, ganz anders freilich Gruppe a. a. 0. I 325 p. 1689, 4 'HcioSog d£ q>rjOt TtQo^iyrn'cn
340 ff. Schwierigkeiten machen die mit der aiiti]v (trjv Klv\Lhvr\v) 'HXicp xcä tmhv Sas-
Rezension des Frisingensis übereinstimmenden &ovra beruht auf unrichtiger Auffassung des zu
Worte des Schol. Strozz. p. 174, 12 omneque 20 Grande liegenden Scholions (Bobert, Herrn,
mortalium genas interiisse praeter Pyrrham et S. 437). Endlich nimmt Hygin in der Astro-
Deucalionem. Bobert hat auf Grund dieser nomie (2, 42, Eratosth. cat. p. 195) unter den
Angabe die Stelle der Phaethonepisode bei Planetensagen auch auf diese Version Bezug:
Hesiod zu ermitteln versucht und diese dem de quo (Phaethonte) complures dixeru ut . ut
ersten Buche der Kataloge, in dem die Ge- patris i nscienter curru vectus incenderit
schichte von Deukalion und Pyrrha vorkam terras; quo facto ab Iove fulmine percussus in
(Schol. Apoll. 3, 1086), zugewiesen. Allein Eridanum deciderit et a Sole inter sidera sit
diese Verbindung des Weltenbrandes mit der perlatus, aber so verquickt mit der Vulgata,
Sintflut kann schon deshalb nicht ursprünglich dafs man aus den letzen Worten nichts für
sein, weil zwischen beiden Ereignissen durch- 30 f Hesiod'' gewinnen kann. Denn unter die Pia-
aus kein Kausalnexus besteht, die Sintflut viel- neten (s. Phaethon nr. 'S) konnte der alte
mehr stets anders motiviert wird (Usener, Dichter den Heliossohn nicht versetzen, da
Sintflutsagen 42 f.). So oft beide neben ein- diese noch dem Demokrit selbst der Zahl nach
ander erwähnt werden, erscheint, wenn man unbekannt waren (Senec. quaest. nat. 7, 3.
sie überhaupt in Beziehung zu einander setzt, Wilamowitz S. 407). Thatsächlich wissen wir
nur ihr Synchronismus ohne jeden ursächlichen also über das Los Phaethons nach seinem Tode
Zusammenhang. Wie die ursprüngliche Ab- nichts. Aber es wäre wunderbar, wenn er
folge der Kap. 153 und 154 ergiebt, ist es im nicht ebenfalls der Ehre einer Werstirnung'
echten Hygin nicht anders gewesen; die Er- teilhaftig geworden wäre, wie der vom Blitze
wähnung der von Zeus entfesselten Flüsse hat 40 mitgetroffene Eridanos. Man hat die Wahl
aber bei dem späteren Bearbeiter den Ge- zwischen dem Sternbild des Fuhrmanns und
danken an die Sintflut erzeugt und die oben dem Morgenstern. Ersterer scheint freie Er-
angeführte Interpolation (aus Fab. 153) ver- findung des alexandrinischen Dichters (vgl.
anlafst. Damit nicht genug fügte der Inter- B 9), während auf das fhesiodeische' Gedicht
polator, der ganz richtig einen Grund für das keine Spur führt, für letzteren spricht die im
Eintreten der Flut vermifste, einen solchen aus Volksmund verbreitete Sage (vgl. A 2. 3. 4). So
eigener Erfindung hinzu (der Schol. Strozz. mag diese bereits früher geäufserte Vermutung
scheint an dieser Stelle gekürzt zu haben: (q. Ph. 13), die auch für das Verständnis des
Vollgraff p. 60): lovis [ut omne genus morta- euripideischen Dramas (B 5) eine wesentliche
lium cum causa interf leeret, simulavit se id 50 Stütze bietet, hier wiederholt werden, wenn
velle extinguere] e. q. s. Gruppe, der diese Zu- sie auch einstweilen noch als unerwiesen gelten
sätze anders beurteilt (a. a. O. 331 ff.), hält niufs. Trotz der lückenhaften Kenntnis der
Fab. 154 und 152 b für zwei verschiedene Ver- rhesiodeischen ' Sagenfassung vermögen wir
sionen der Sagen (ähnlich Vollgraff), aber noch in manchen Einzelheiten ihren Einflufs
diese Annahme scheitert an der durch den auf die Folgezeit zu ermessen. Abgesehen
Schol. Strozz. verbürgten Einheitlichkeit des von Arat und der Hauptquelle Ocids, dem
ursprünglichen hy ginischen Berichts, der seiner- alexandrinischen Dichter, hat — vielleicht nicht
seits wieder auf eine griechische Vorlage allzulange nach dem Erscheinen der Astro-
zurückgeht (Vollgraff p. 59). Ist also die Ver- nomie - - Pannen ides in dem Prooimion seines
bindung der Phaethonsage mit der Geschichte 60 berühmten Lehrgedichtes mehrere Züge herüber-
Deukalions und Pyrrhas auszuscheiden, so ent- genommen. Man erkennt noch, dafs der Prophet
fällt auch die Möglichkeit, jene in den Kata- der reinen Vernunft, der auf dem Gespann der
loge>i unterzubringen. Vielmehr weist der in himmlischen Rosse im Geleit der Heliaden (V. 9
der erhaltenen Rezension der Fabeln ausge- 'HXidSsg y.ovgai ngolinovacci Swuutcc Nvxr6g)
fallene Katasterismus des Eridanos auf die zur Sonnenbahn emporstrebende Denker, ein
fhesiodeische' Astronomie, ein verhältnismäfsig Abbild des Heliossohnes ist, „aber jeder my-
junges Gedicht, das bereits im Altertum für thologische Rückstand ist hier in der rein
unecht erklärt worden ist (frg. 177. 179 Bz.- logisch gedachten Allegorie verdampft" (Diels,
69*
2183 Phaethon (S. d. Helios b. cHesiod') Phaethon (S.d. Helios b.Aeschyl.u.Eurip.) 2184
Parmenides' Lehrged. griech. n. deutsch S. 50). aus den Thränen der Meleagriden ultra Indiam
Wenn ferner Aristoteles meteor. 1, 8 p. 345 a versetzt hat (Plin. n. h. 37, 40; q. Ph. 12).
5 ff. als die Meinung einiger Pythagoreer an- Das Citat aus Ktesias wiegt nicht allzuschwer:
führt, die Milchstrafse sei die ehemalige Bahn vielleicht hat er den von ihm beschriebenen,
eines gefallenen Gestirnes nutu rijv Xeyo^viqv angeblich Bernstein führenden indischen Flufs
ini (Pat&ovTog (p&OQ<xv (vgl. Diels, Doxogr. gr. Hypobaros (Indica § 19, Plin. n. h. 37, 39.
p. 304f., Diod. 5, 23), so mag auch diese volks- Tzetz. chil. 7, 714) mit dem Eridanos ver-
tümliche Anschauung auf das 'hesiodeische' glichen.
Gedicht zurückgehen, zumal da der alexandri- 4. Die Heliaden des Aeschylos. Auf
nische Bearbeiter der Phaethonsage diesen 10 den Flufs des Westens griff Aeschylos, der
Zug wieder aufgegriffen hat. Endlich, wenn jüngere Zeitgenosse des Choirilos, zurück, als
Herodot 3, 115 in einer bemerkenswerten Po- er die Sage in seinen ' Helhidvii ' dramatisch
lemik gegen einen unbekannten Vorgänger die gestaltete (frg. 68 — 73 N). Über den Gang der
Nachrichten über den äufsersten Westen und Handlung lehren die dürftigen Bruchstücke
Nordwesten Europas verwirft und Eridanos nichts, aber recht glücklich scheint Robert
als den Namen des in das nördliche Meer (Herrn. S. 439) die Worte Plutarch de tranq.
mündenden Bernsteinflusses nicht gelten lassen an. p. 466 e o ds <£>ae&cov ccvcxßag tig xbv ovea-
will, denn der Name sei griechisch und von vbv fzlctfv, sl (ir\Sslg avxm rovg tov Ttccrgog
einem Dichter erfunden, so kann er mit i'nnovg -nal zu uQ^ara itapa&i&caeiv auf dies
diesem sehr wohl den Verfasser der Astro- 20 Stück bezogen zu haben. Ist diese Vermu-
nomie gemeint haben.*) tung richtig, so hat sich Aeschylos an die hesio-
2. Rein zeitlich betrachtet ist die soeben deische Version angeschlossen. Den Eridanos
skizzierte die älteste erreichbare Sagengestalt. versetzte er nach Iberien und nannte ihn Rho-
Sie setzt aber bereits eine ältere Form voraus. danos, scheint ihn also mit diesem identifiziert
Denn dafs Phaethon vom Blitze getroffen her- zu haben (vgl. Philostephanos , Schol. Dion.
niedergestürzt, ist doch das Ursprüngliche und Per. 289). Danach ist Weichers Annahme, dafs
Natürliche, wogegen die fhesiodeische' Version die veränderte Genealogie im Schal. Hom.
als bewufste Abweichung erscheint. Ferner 9 208 (Phaethon, Sohn des Helios und der
läfst sich selbst noch aus den dürftigen Einzel- Asopostochter Rhode) auf die Heliaden zurück-
heiten, soweit diese feststehen, ein Schlufs auf 30 geht, nicht unwahrscheinlich. Auf die Ver-
fremde Elemente in dieser Darstellung mit Wandlung der Heliaden bezieht sich, wie es
ziemlicher Sicherheit ziehen. Die Bernstein scheint, das von Reitzenstein (Rostocker Lek-
weinenden Sonnentöchter, der Singschwan und tionsverz. 1890/91 p. 5) aus dem echten Ety-
vor allem der c Frühstrom ' sind nämlich höchst mologikon ergänzte frg. 72 coqovöe y.Qijv^g
wahrscheinlich der Hyperboreersage (vgl. Bd. 1 ucp&ovtoTtoov lißdg, die Bernsteinthränen sind
Sp. 2829) entlehnt. Für den Eridanos folgt durch den Gewährsmann des Pliiiius n. h.
dies aus einer merkwürdigen, angeblich kel- 37, 31 für Aeschylos bezeugt (frg. 73). Ferner
tischen Mythe bei Apollon. Arg. 4, 611, die er kam in dem Drama die schwarze Tracht der
von seiner im Vorhergehenden benützten Quelle Bewohnerinnen des adriatischen Landstriches
als Zusatz selbst deutlich sondert: 61g äo' 40 zur Sprache (frg. 71), welche der Dichter aus
'ATtölltovog räd t däxpvcc (der Bernstein) Ar\toi'Scco\ der Trauer um den Tod Phaethons begründet
ilLcptphtai 8 Iva ig (des Eridanos), axs (ivqLu zu haben scheint, wenigstens rechnet Polyb.
%hvs ttüqoi&sv , j)tiog 'TTtepßootcov ieoov 2, 16 (vgl-, noch Theopomp. (?) bei Pseudo-
yivog tiaacpixavav (vgl. dazu die von Fitch Skymnos 395ff. Phit. mor. 557<1) dies zur tqu-
p. 72 wieder hervorgezogenen, sog. Florentiner yiurj vlr\.
Schollen zu 611), mag auch dieser Bericht an 5. Die euripideische Version. Wieder
und für sich ziemlich jung sein. in den Osten rückt Euripides in seinem Jugend-
3. Fraglich ist aber, ob Eridanos Ursprung- drama Phaethon den Schauplatz der Fabel,
lieh nur als Strom der Hyperboreer am äufser- In Aithiopien, am Rande des Okeanos, wo die
sten Nordrande der Erde gedacht wurde. Als 00 gemeinsamen Stallungen des Helios und der
f Frühstrom' gehört er nach dem Osten, und Eos sich befinden, herrscht König Merops, der
da ist es von Wichtigkeit, dafs in dem aus Gemahl der Okeanide Klymene. Ihr Sohn
sehr gelehrter Quelle stammenden Berner Scho- Phaethon gilt als Sprofs des alten Merops, in
Hon zu Verg. georg. 1, 482 zwei Zeugnisse dafür Wahrheit ist er die Frucht eines von Klymene
angeführt werden: Ctesias hunc in India ängstlich verhehlten Umganges mit dem Sonnen-
esse affirmat vel Choerilus in Carmania, gotte vor ihrer Ehe mit dem Sterblichen. Der
(cod. Germania, vgl. Plin. n. h. 37, 39, wo irdische Vater will den hochstrebenden Jüng-
Detlefsen denselben Fehler der Überlieferung ling mit einer Göttin vermählen, dagegen lehnt
verbessert hat) in quo fluvio Phaethon extin- Phaethon sich auf. In einem Gespräch erfährt
ctus est (frg. k N.~)vel Jon in • Achaia (frg. 62 N.)\ 60 er seine wahre Abkunft von der Mutter, die
Ein eigenes Drama des Choirilos anzunehmen ihn auffordert, zu seinem himmlischen Vater
scheint unnötig; die Sage konnte beiläufig, zu gehen und zum Zeichen seines göttlichen
z. B. in einem Chorliede (wie bei Eur. Hipp. Ursprungs die Erfüllung eines Wunsches, die
735 ff.) erwähnt werden. Bemerkenswert ist, Helios einst der Geliebten zugesagt, zu ver-
dafs Sophokles die Entstehung des Bernsteins langen. Das geschieht: Phaethon steigt zur
*\ ar,a»a. i,„» „,„„ i- v ■ * j t- • 1 Sonnenburg empor und verlanget den Sonnen-
*) Später hat mau sogar die l.xisteuz des Eridanos j P l . p
geleugnet, so strab. 5, 215 (wohl nach älterer Quelle): wagen. Wahrend im Palaste des Merops alles
tlv fiijöctfiov yTjs ovra. zur Hochzeit vorbereitet wird, erdröhnt ein
2185 Phaethon (S. d. Helios b. Euripides) Phaethon (S. d. Helios b. Euripides) 2186
Donnerschlag: vom Blitze getroffen stürzt sammenfliefsen des Po und der Rhone zuge-
Phaethon auf die Erde. Den rauchenden Leich- schrieben. Hier hat wohl bereits der Ge-
nam verbirgt die Mutter im Schatzhause des währsmann des Plinius Verwirrung gestiftet;
Königs. Dieser, durch einen Diener auf den kehrt doch diese Meinung1 auch bei dem
durchströmenden Qualm aufmerksam gemacht, Scholiasten zu Hipp. 736 in anderer Form
entdeckt den Toten. Soweit läfst sich aus wieder: 6 de 'ASgiag Tt£Xay6g iati utyiorov irgog
den Fragmenten der Gang der Handlung tjj 'IraXlcc, 6 öh 'HgiSccvbg Ttora^ibg Kslri-
einigermafsen feststellen, das Weitere hängt xi)g. Denn ohne Not kann und darf man
mit der Frage zusammen, Avelche Göttin dem den Eridanos, der für Euripides bereits Strom
Phaethon als Gemahlin bestimmt ist. Während 10 des Westens war, in seinen Phaethon nicht
man früher auf Eos oder Selene (so zuletzt hineinbringen, auch die Heliaden mit ihren
noch Wecklein) geraten hat, nimmt Wilamowitz Bernsteinthränen erscheinen durch die ganze
vielmehr Aphrodite an, der auch das Chorlied Ökonomie des Stückes ausgeschlossen. Wo
frg. 781, 14 ff. gelte. Diese vielfach bestrittene und wie Euripides sich Phaethons Sturz ge-
Annahme wird durch eine späte, aber sichere dacht hat, ist, da frg. 786 mehrere Deutungen
Anspielung bestätigt. Johannes von Gaza hebt zuläfst, mit Sicherheit nicht mehr zu ermitteln,
in seinem Epithalamium auf einen gewissen vielleicht auf die Erde (vgl. z.B. Etym. M. p. 427,
Anatolios (nr. 3 Bergk, P. L. G. 3, 344 3, loann. 11, d. h. ein Schal, zu Dion. P. 289). Übrigens
Gazaei descr. tab. mund. et Anacreont. rec. E. spielt dieses Stück des Euripides mythogra-
Abel p. 57) ausdrücklich hervor: or/ tijv viav 20 phisch keine bedeutende Rolle; zwar hat der
Kv&rjprt v (fraeö'cov vsog mo[li£si. In der That weiter unten (B 9) zu besprechende alexandri-
löst Aphrodite als Braut die Rätsel des Dra- nische Katasterismendichter Rücksicht darauf
mas: sie wird in der Exodos aufgetreten sein, genommen und Ovid in seiner bekannten Er-
den Eltern Trost gespendet und die Versetzung Zählung einige Züge (jedoch nur mittelbar)
Phaethons unter die Sterne verkündet haben. aus ihm entlehnt, sonst aber begegnet die
Dem Morgensterne naht sich der Abendstern, euripideisehe Version verhältnismäfsig selten,
der Stern Aphrodites, und beide vereinigen Cic. de off. 3, 94 giebt sie mit den Worten:
sich in Liebe: Svo qprarrqpopoig (iiyslei (loh. Sol Phaethonti filio . . . facturum se esse dixit,
v. Gaza 3, 10). Ist das richtig, so hat Euri- quiequid optasset ; optavit, ut in currum patris
pides die Sagen von Phaethon, dem Sohne der 30 tolleretur; sublatus est; atgue is, antequam
Eos, und Phaethon, dem Sohne des Helios, constitit, ictu fulminis deflagravü ziemlich
sinnreich verschmolzen: an jenen, den Aphro- richtig wieder, nur das antequam constitit ist
dite wegen seiner Schönheit raubte (nr. 1), ein fremder (aus Hesiod entlehnter?) Zug; vgl.
erinnert noch frg. 781, 20 %& re veogvyi am auch de nat. deor. 3, 76, wo Phaethon neben
(aol Kaibel) itcolm, rbv iv ald-tgt ngvitrsig. dem euripideischen Hipjjolytos erscheint. Den
Ebenso nimmt Euripides in Bezug auf die Liebesbund Klymenes mit Helios vor ihrer
Abstammung Phaethons eine eigentümliche Vermählung mit Merops hebt Schal. Hom.
Stellung gegenüber seinen Vorgängern ein: die l 326 hervor; unter den k'vioi birgt sich ge-
von ihm vertretene Genealogie ist ein Koni- wifs Euripides (anders urteilt Vollgraff p. 61).
promifs zwischen der hesiodeischen Version 40 6. Die Darstellung der Sage durch Phi-
und der koischen Sagengestalt, die ihm aus loxenos, den der Gewährsmann des Plinius
irgend einer Bearbeitung bekannt gewesen zwischen Aeschylos und Euripides aufführt,
sein mufs. Natürlich geht er auch in Einzel- ist für uns verschollen. Nach Chares von My-
heiten seinen eigenen Weg: bezeichnend für tileue (frg. 3 Müll, aus Plin. )i. It. 36, 33) war
ihn ist das vom Verfasser der Schrift 7rip/ Phaethon in der Oase des Amnion ums Leben
vtpovg (15, 4) mit Recht gepriesene schöne gekommen; dort, wo sich angeblich auch
Fragment 779, in dem Helios auf dem Lein- Bernstein fand, soll ihm ein orakelspendendes
pferde den tollkühnen Jüngling auf seiner Heiligtum geweiht gewesen sein. Es war wohl
Fahrt begleitet. Das läfst wieder auf den ein einheimischer, barbarischer Gott, an den
Morgenstern als Vorreiter des Helios schliefsen, 50 die alte Phaethonsage angeknüpft ist.
und diesen kennt Euripides auch sonst (frg. 7. Wichtiger ist der Bericht des Timaios,
929). Vgl. hierzu oben B 1 und besonders der noch in den pseudoaristotelischen &ccv^iä-
Wüamowitz S. 431 f. An einer anderen Stelle aicc anovauata 81 (vgl. StepK Byz. s. 'HXsx-
{Hipp. 7321'.) folgt der Dichter der verbrei- rgldsg. Sotion c. 31. fzetz. Lycophr. 704. Gefj-
teten hesiodeischen (oder aesehyleischen") Ver- clcen Timaios Gcagr. d. West. 93, 132) vor-
sion: der Chor wünscht sich nach der Küste liegt. Hier begegnen an der Mündung des
der Adria zum Eridanos, wo die Heliostöchter Eridanos-Po die 'HlfxroiSzg vijaoi (diese schon
um Phaethon klagen und ihre Timmen als bei Skylax 21. Theopomp. b. Ps. Skymn. 374,
glänzenden Bernstein ins 'Meer rinnen lassen. bestritten von Strab. 5, 215. Plin. u. h. 3, 152),
Auf diese Chorpartie beziehen sich die Euripides- 60 und nicht weit davon entfernt ein See, durch
citate bei dem Comm. in Ov. met 2 fab. 2 (p. 796 dessen giftige Dünste die vorüberfliegenden
Star.): lacrimae carum, ut Hesiodus [s. B. 1] Vögel getötet werden; in diesen See sei nach
et Euripides indicant, in elcctrum sunt con- der Sage der Anwohner Phaethon gestürzt.
versae und Plin. u. h. 37, 31, wo unter den Zahlreiche Schwarzpappeln, aus denen das
plurimi poetae primique, die über das Elektron Elektron träufelte, wüchsen an seinem Rande,
gehandelt hätten, auch Euripides erscheint. Dabei war die Phaethonsage ausführlich be-
§ 32 wird ihm gar die sonst erst von Apollo- sprochen (ein Auszug, wie es scheint, bei
nius Arg. 4, 627 vertretene Ansicht vom Zu- Diod. 5, 23, 1. Geffckeu S. 161), denn Polybios
2187 Phaethon (S. d. Helios b. d. Alexandr.) Phaethon (S. d. Helios b. d. Alexandr.) 2188
beschliefst seine kurze Andeutung über den Peitsche zu stark gebraucht (Nonn.), wovor
Sagenstoff (s. B 4) mit einem Ausfall gegen ihn Helios gewarnt hatte (Ovid). Bald (als
Timaios. Entsprechend dem erweiterten er den drohend ausgestreckten Stachel des
geographischen Gesichtskreis darf man in Skorpions erblickt: Ovid) entfallen ihm die
diesem See wohl die erste dunkle Kunde von Zügel, und nun entsteht im Himmel und auf
der Quelle Aponüs finden, deren Wunder noch Erden ein allgemeiner Brand. In der Ver-
Claudian. carm. min. 26, 27 ff. mit ähnlichen wirrung suchen die Gestirne zu entfliehen, die
Farben ausmalt. Auf Timaios beruht im wesent- Göttin der Erde streckt flehend die Hände zu
liehen die wunderliche Schilderung des Apol- Zeus empor. Da greift dieser zum Blitz und
lonios Arg. 4, 596 ff. (Geffcken S. 93), wo der 10 zerschmettert den Jüngling. Sein Körper stürzt
rauchende Leichnam des ijatdca)g <&<xt&cor im in den Eridanos, Klymene und die Heliaden
See liegt, während zur Nachtzeit die schrillen beweinen den Toten. Zeus aber (Nonn.) oder
Wehklagen der 'HltäStg tccvafiaiv itl\iivca Helios (Claudian) versetzt Phaethon als Stern-
('? Konjektur Gerhardts) alytiQoißiv erschallen. bild des Fuhrmanns an den Himmel. Auch
8. Noch vor Apollonios hatte Phanokles der Eridanos wird als himmlischer Flufs zu
in seinen "Egcotsg tj KczloL die Sage mindestens den Sternen erhoben, die Heliaden als Hyaden,
gestreift, wie die äufserst wertvolle Notiz des Kyknos als gleichnamiges Sternbild, während
Comm. zu Ov. met. 2, 367 (p. 797 Stav.) bezeugt: von Phaethons Bahn die Milchstrafse noch
Phanocles est [so die Hs.| in Cupidinibus Zeugnis ablegt (Claudian). Vgl. über diese
auetor. Aus Kyknos, dem Verwandten Phae- 20 Katasterismen die ausführlichen Darlegungen
thons (s. B 1) hat er, der Tendenz seines Ge- q. Ph. 50 ff. Bei der eigentümlichen indirek-
dichtes entsprechend, den Geliebten gemacht; ten Überlieferung dieses Gedichtes ist es be-
angedeutet ist dies veränderte Verhältnis von greiflich, dafs über zahlreiche Einzelheiten keine
Ovid. met. 2, 368, deutlicher ausgeführt von bestimmte Antwort gegeben werden kann.
Vergil. Aen. 10, 189 (und Schol.), der aber aus Soviel ist klar, dafs der Dichter die Sage des
anderer Quelle schöpft (q. Ph. 62 f. Pitter de Ostens mit der des Westens zu vereinigen ge-
Varrone Vergilii ... auetore pars 1 p. 40 f. [Diss. sucht hat, ob durchweg mit Glück, läfst sich
Halle 1901 J). Die kurze, aber wichtige An- aus den Nachbildungen nicht mehr erkennen,
spielung Arats (Phaen. 360) ist bereits B 1 be- Die Werstirnung' des Eridanos stammt aus He-
sj:>rochen worden. 30 siod, vielleicht auch die Entstehung der Milch-
9. Den gröfsten Einflufs auf die Folgezeit strafse, wenn hier nicht noch ältere Über-
hat die Darstellung der Sage durch einen z. Z. lieferung eingewirkt hat. Darf man den allein
noch namenlosen alexandrinischen Dich- von Ovid met. 2, 309 f. berichteten Zug, dafs Zeus
t er gewonnen, die zwar im Original vollständig wegen des Weltenbrandes keinen Regen auf
verloren ist, aber in den Grundzügen aus die Erde hat senden können, seiner alexan-
Ovid, Lukian, Philostratos, Nonnos u. a. sich drinischen Voidage zuweisen, so läge darin
wieder herstellen läfst. Der Rekonstruktions- allerdings eine Polemik gegen r Hesiod"1 (Bo-
versuch q. Ph. 22 — 66 bedarf natürlich im bert S. 440), dessen xoTtinr] iznvQoiaig hier bei-
einzelnen gar mancher Korrektur, hier können nahe ins Phantastische gesteigert erscheint,
nur die hauptsächlichen Züge zur Sjjrache io Doch wird man gut thun, auch in der Schil-
kommen. Was die Abstammung Phaethons derung des Weltenbrandes manches allein auf
betrifft, so ging der Verfasser auf die fhesio- Ovids Rechnung zu setzen. Gern wüfste man
deische' Version zurück. Klymene ist bei ihm auch, ob die von diesem mit ferunt eingeleitete
die rechte Gemahlin des Helios, beider Sohn Sage von der Entstehung der schwarzen Haut-
Phaethon, der im Sonnenpalaste unter der färbe der Aethiopier (met. 2, 235) bereits bei
Obhut seines Grofsvaters Okeanos aufwächst. dem alexandrinischen Dichter stand (vgl. Orac.
Ein Vorzeichen verkündet seinen frühen Tod Sibyll. 5, 206 — 213, dazu Geffcken, Sitzungsb. d.
(Nonn. Dion. 38, 167—183). Schon als Knabe Berl. Akad. 1899, 701; Schal. Dion, Per. 291),
hat er als Spielzeug einen Sonnenwagen ver- - in der angeblich hesiodeischen Version bei
fertigt (vgl. hierzu q. Ph. 58 und Eur. frg. 925); 50 Hggin. fab. 154 ist sie aus Ovid interpoliert,
als er herangewachsen, bittet er seinen Verbürgter ist der Kampf der Sternbilder gegen
Vater, von jugendlichem Ehrgeiz getrieben einander, vgl. Ov. 171 — 177 ~ Nonn. 354—409,
(Philostr., Nonn.), den wirklichen Wagen be- wo das Zusammentreffen in der „sinnreichen
steigen und lenken zu itürfen. Helios sucht Erfindung, dafs der grofse Bär vor der unge-
ihn von dem unklugen Vorsatz abzubringen wohnten Glut in das Meer, das ihm versagt
(Ovid, Lukian, Nonn.), bewilligt ihm aber ist, taucht" (Haupt) bei Ovid 171 = Nonn. 409
schliefslich, durch sein inständiges Flehen und auf die gemeinsame Quelle beider führt. Da-
durch die Bitten Klymenes (Lukian, Nonn.) gegen ist wieder fraglich, ob die mehrfach
erweicht, den Wunsch, nachdem er ihn in einer bezeugte Verwandlung der Heliaden und des
zweiten Mahnrede (Ovid, Lukian, Nonn. vgl. 60 Kyknos neben ihrem Katasterismus erzählt
Herrn. 37, 606, 3) auf die Gefahren des Weges war, wie aus Claudians Worten hervorzugehen
hingewiesen. Mit ahnungsvollen Seufzern läfst scheint. Über das Verhältnis zu Euripides
er den Sohn aufsteigen; Klymene schaut mit läfst sich leider nichts Näheres ermitteln; auch
stolzer Freude dem Beginnen zu (Nonn.). die Weisungen des Helios erlauben keinen
Während Phaethon die Wunder des Himmels Vergleich mit Eur. frg. 779. Daneben zeugen
lustaunt (eManiV), gehen die Rosse mit ihm wieder andere Einzelheiten für die gemütliche
durch, sei es dafs sie die Last ihres Lenkers und realistische Kleinmalerei des gelehrten
als zu leicht empfinden, sei es dafs dieser die Dichters. Breit und, wie es scheint, im rechten
2189 Phaethon (Sage v. Brand u. Flut) Phaethon (Vulgata etc.) 2190
Gegensatz zu Euripides, war im Anfang die Poseidonios schöpfende Verfasser der pseudo-
Liebe des Helios zu Klymene ausgemalt (vgl. aristotelischen Schrift de mundo p. 400a, 29f.
Nonn., Lukian dinl. deor. 12, auch wohl zeigt (vgl. ferner Censorin. de die not. J8, 11
Makedonios Anth. Pal. 5, 223), die eine merk- [nicht mehr Aristoteles, wie Mayer glaubt]),
würdige Parallele in seinem Verhältnis zu der Genaueres lernen wir aus dem unter dem
wesensgleichen Klytie findet, deren Liebesge- Namen Manilius bekannten stoischen Dichter
schichte Ovid ebenfalls nach hellenistischer der ersten Kaiserzeit, dessen Darstellung der
Vorlage im vierten Buche der Metamorphosen Phaethonsage (l,735ff. 4, 834 ff.) ebenfalls durch
behandelt hat (206 ff., vgl. Vollgraff S. 48 und die Vermittelung des Poseidonios (Boll, Fleckeis.
oben A 4). Das zertrümmerte Gespann des 10 Jahrb. Suppl. 21, 226 f. Sudhaus Aetna S. 72.
Sonnenwagens darf in den allgemeinen Wirren 210, Moeller, Studio, Manu. 20f. [Diss. Mar-
nicht verloren gehen: deshalb trägt Tethys bürg 1901]) auf den Alexandriner zurückgeht
das eine Rad von dannen (so auf der areti- (q. Ph. 38). Ja, es scheint, als ob dieser auch
nischen Becherform [s.u. F 2]. übereinstimmend für die stoische Eschatologie in der Darstellung
mit Taler. Flacc, 5, 431 und' Lukian). Die der grofsen Ekpyrosis die Farben geliefert
zitternden Sonnenrosse (Lucret. 5, 404, Ovid) hätte: wenigstens finden sich die einzelnen Züge,
kommen erst zur Besinnung, als sie die Stimme das Versinken in das neue Chaos, der Kampf
ihres gewohnten Lenkers wieder hören (Clau- der Gestirne gegen einander, ihr Hinabtauchen
dian. 8 {de IV cons. Honor.) 62 fi.). Bemerkens- in das Meer (Manu. a. a. O. Senec. ad Marc. 26, 6.
wert ist endlich der scharfe Gegensatz zwischen 20 de benef. 6, 22. Lucan. 1, 72 ff.) bei ihm minde-
Zeus und Helios, angedeutet von Ovid 381 ff.. stens angedeutet (q. Ph. 40ff). Auch in der
ausgeführter von Lukian und (kindisch über- eigentümlichen Vision am Schlüsse des fünft* u
trieben) von dem Dichterling Q. Sulpicius Buches der sibyllinischen Orakel (512 — 531),
Maximus (s. u. B 12). Der Einflufs dieses das etwa zur Zeit Nervas geschrieben ist, wird
Epylls kann kaum hoch genug veranschlagt in phantastischer, bereits an Nonnos erinnern-
werden, da seine Spuren in der ganzen späteren der Weise der Kampf der Gestirne gegen ein-
Litteratur mindestens bis auf Nonnos begegnen. ander geschildert (von Geffcken a. a. 0. S. 698
Dem gegenüber kommen die von Plinius noch als fgnostisehe Vision' bezeichnet, zurückge-
erwähnten Dichter Satyros und Nikander kaum nommen in seiner letzten Schrift: Komposition
in Betracht; beide scheinen in didaktischen 30 und Entstehungszeit der Orac. Sibyll. S. 27, 4
Gedichten (Ai&ixd) die Sage erwähnt zu haben [Lpz. 1902]) — vielleicht noch ein Nachhall
(q. Ph. 21). jenes Gedichtes, das dem aus Ägypten gebür-
10. Der phaethonteische Brand und tigen Sibyllinisten nahe liegen mochte (s. o.).
die deukalioneische Flut. Bereits ziemlich 11. Bei der grofsen und weiten Verbreitung
abgeblafst erscheint die Phaethonsage im Ein- der Sage ist es begreiflich, dafs sich frühzeitig
gange des berühmten Atlantismythos bei Plat. wohl schon unter dem Einflufs der Tra-
Tim. p. 22 c. Unter den vielen Vernichtungen giker - - eine Art von Vulgata bildete, die
der Menschen durch Feuer und Wasser wird als ihren Niederschlag in mythographischen Kom-
Beispiel für den ersten Fall der durch Phae- pendien gefunden hat. Bereits Timaios hatte
thon verursachte Brand angeführt, für den 40 mit Berufung auf „viele Dichter und Prosaiker"
zweiten die deukalioneische Flut (vgl. p. 22 a). einen solchen zusammenfassenden Bericht ge-
Schon die alten Erklärer haben die Gleich- geben (Diod. 5, 23). Genaueres bietet der Scho-
zeitigkeit beider (historisch gedachter) Er- Hast zu Hom. q 208 (mit der Unterschrift 1)
eignisse in Thessalien und Aethiopien ange- igtoqicc itccoa rolg Tpayttiolg), wo die Abstam-
nommen (Schol. Plat.); Geistes (Origen. coiitra mung Phaethons aus Aeschylos, seine Frage
Gels. 1, 19 [p. 44 Lomm.J) operiert damit, wie nach dem wirklichen Vater aus Euripides, das
mit einer ganz bekannten Thatsache und übrige aus dem Alexandriner zu stammen
scheint sich bereits auf Plato berufen zu scheint; alle Differenzen sind ausgeglichen,
haben, den Euseb. chron. 2 p. 26 Seh. (aus Afri- Vgl. noch Schol. Dion. Per. 291. Etym. M.
canus) citiert; aus ihm schöpft Oros. 1, 9 u. 10; 50 p. 427, 11 ff. mit der trügerischen Subskription
vgl. lustin. martyr. Apol. 2. 7. Auch chrono- i] iötopia naga Jiodwpco. Prokl. in Plat. Tim.
logisch hat man diese Begebenheit festzulegen 1 p. 33 f. Philoponos und Olympiodor zu Aristot.
versucht, namentlich spielt sie in der Zeit- meteor. 1, 8.
rechnung der christlichen Schriftsteller keine 12. Auch in den Rhetorenschulen wurde der
unwichtige Rolle: Tatian. orat. ad Graec. 60, dankbare Stoff behandelt: Nikol.prog. '■>, 457 Sp.
daraus Giern. Alex, ström. 1 p. 380 und 401 P. (= 2, 580 TU., dazu die Schol. 2, 14 TU.), Isidor.
Euseb. praep. ev. 10, 9, 21 (aus Africanus). de rhet. p. 520 H. Doxopater ^ir]-/t]u.. 2, 202;
Gern werden beide Ereignisse parallelisiert: 210, 14 W. Georg. Pachymeres 1, 553 TU. (vgl.
Lucret. 5, 394ff. (aus griech. Quelle). 'Manilius'' Jacobs, De progymnasm. stud. mythogr. p. 80
4, 831 ff. Ov.fast. 4, 793 f. Lukill. Anth. Pal. 11, 60 [Diss. Marburg 1899]). Ein solches zu einem
131. Lukian Timon. 4. Philostr. her. p. 287. dichterischen Wettkampfe im Jahre 94 n. Chr.
Lactant. Phoenix 11 ff. Claudian. carm. min. 27, gestelltes Thema: riaiv av loyoig xpiJGairo
105 f. loh. Lydus de mens. p. 115, 16 Bekk. Vgl. Zsvs i-itiTi\i&>v 'HXico, Zxi zb aoucc sdoms <Pec£\rovrl
noch Mayer a. a. 0. 137 ff. Wieder etwas anders (vgl. Lukian, dial. deor. 25) führt in un-
gewandt erscheint namentlich der phaethon- gelenken Hexametern der zwölfjährige Wunder-
teische Brand bei den Stoikern, welche die knabe Q. Sulpicius Maximus (Kaibel, Epigr.
Lehre von der Vernichtung durch Wasser und Gr. 618) im Anschlufs an Ovid und, wie ein
Feuer weiter gebildet haben, wie der aus Vergleich mit Lukian beweist, auch mit
2191 Phaethon (Sage b. Dio Chrys. etc.) Phaethon (Sage in d. röm. Litteratur) 2192
Berücksichtigung des Alexandriners (q. Ph. Per. 288 ff. Michael Akominatos Bd. I, 217, 25;
47 ff.) aus. II, 331, 10 ed. Lampros.
13. Dio Chrysostomos (orat. 36_[2 p. 96 B., C. Die Phaethonsage in der römi-
vgl. or. 1 p. 58]) scheint, nach den Ubereinstim- sehen Literatur. 1. Bei den Körnern be-
mungen mit Ovid zu urteilen, ebenfalls auf gegnet die erste Anspielung auf Phaethon in
diesen Anonymus zurückgegriffen zu haben, Catülls „alexandrinischem" Epyll 64, 290, wo
während der Sieg Phaethons auf dem Kenn- Chiron zur Hochzeit des Peleus und der Thetis
pferde bei einem von Helios und Poseidon unter allerhand Bäumen non sine . . . lentaque
veranstalteten korinthischen Agon wahrschein- sorore flammati (= KiQccvj'a&Evrog1?) Phae-
lich nur freie Erfindung des Verfassers der 37 sten 10 thontis trägt. Cicero, der in seinen philoso-
Rede (Favorins) ist (p. 107 i?.). Plutarch, der in phischen Schriften (vgl. B 5) ein paarmal auf
den Moralien mehrfach auf die Sage anspielt die Sage zu sprechen kommt, sei es aus
(p. 466 e. s. o., 557 d, 607 f., l()94b), hat mehr eigener Lektüre des Euripides, sei es durch
die älteren (tragischen) Versionen im Auge. Vermittelung seiner griechischen Quellen,
Dionysios der Perieget 288 ff. (dazu Avien., hat in seinem Jugendwerk Arat. 145 ff.
descr. orb. terr. 425 ff. Priscian perieg. 281 ff.) die bekannte Stelle der Phainomena wieder-
ist durchaus von Apollonios abhängig. Lukian, gegeben. Ebenfalls blofse Übersetzung von
der dial. deor. 25 (und 12) die alexandrinische Apollonios 4, 597 ist frg. 9 des Varro von Max
Version benützt, erwähnt de sali. 55 kurz die (Frg.poet. lat. p. 334 Baehr.J. Liierez (5, 396ff.)
Sage deg Westens, über die er sich in der 20 beruft sich auf die veter es Graium poetae 405),
kleinen Schrift ntQi ijlixzQov rj t&v xvxveov d. h. wahrscheinlich auf den Alexandriner
lustig macht. Ebenso führt Pausan. 1, 4, 1; 30, 3 (Herrn. 22, 637 ff.). Vergil erwähnt aufser Aen.
kurz die Sagen von Phaethon und Kyknos an. 10, 189 noch die Verwandlung der Heliaden
Quintus von Smyrna redet 5, 625 — 630 von in Erlen ed. 6, 62 (diese gesuchte Abweichung
den Klagen der Heliaden naga göov'HQidavoio ist wohl auf Cornelius Gallus zurückzuführen),
und ihren Bernsteinthränen ; 10, 192 ff. wird Im pseudovergilischen Culex (,'127 ff.) erinnert
eine angebliche Darstellung auf dem Köcher der ambustus Phaethon an den Tjuid<xi]g ffrat&iov
des Philoktet beschrieben, besonders der Sturz des Apollonios, ohne dafs die folgende, ganz
Phaethons in den Eridanos und der auf- individuell gefärbte Schilderung der Metamor-
steigende schwarze Rauch (vgl. Ov. met. 2, 295). 30 phose der Heliaden auf ihn wiese (vgl. Leo z.
Endlich hat Nonnos, der auch sonst der Sage d. St.). Dieselbe Bezeichnung steht auch bei
oft gedenkt (Dion. 2, 153 ff. [hier wie 38,93 Horaz carm. 4, 11, 25 ff., wo Phaethon neben
von Apollonios abhängig]; 11, 324; 15, 380 f.; Bellerophon als mythisches Beispiel wohl aus
19, 182 f.; 23, 89 f. 241 ff. 30, 112 ff. 39, 4 f.), der euripideischen Tragödie stammt.
im 38. Buche der Dionysiaca nach einer kurzen 2. Am ausführlichsten hat Ovid die Sage
Anspielung (91 ff.) den Kslzolg 'Eönsgioiai behandelt, met. 1, 749 — 2, 400, wesentlich im
(it^nqlöra nv&ov 'OXv^nov (dies entweder nach Anschlufs an den alexandrinischen Anonymus.
Schol. Arat. 359; vgl. Maafs, comment. in Arat. Nur der Anfang erinnert noch an Euripides,
reliq. p. LXV oder nach Apollonios 4, 611) von abgesehen von den Schmähreden des Epaphos,
V. 109 an ausführlich erzählt, im wesentlichen 40 die Ovids Erfindung zu sein scheinen (0.
nach dem alexandrinischen Anonymus, nur Müller, Proleg. 92); wie wenig er aber von
dafs der späte Nachdichter alles ins Mafslose dessen Tragödie wufste, erhellt aus dem Um-
gesteigert und eigene astrologische Weisheit stände, dafs er es gewagt hat, die Heliaden
(bes. 391 f.) eingemischt hat. Vgl. hierzu B. zu Töchtern des Merops zu machen (trist. 3,
Koehler, über die Dion. des N. 78 f. (nicht 4, 29 f.). Verschiedene Unebenheiten, wie die
richtig) und Vollgraff p. 46 f., der einige in Forderung des Sonnenwagens auf einen Tag
den q. Ph. übersehene Übereinstimmungen (2, 48), wozu die Weisungen des Helios 79 ff.
zwischen Ovid und Nonnos nachträgt. nicht stimmen (Vollgraff' p. 55, der noch
14. Iohannes Antiochenus (Malalas) frg. 2, anderes vorbringt; geringfügiges bei Eitrem
F. H. G. 4, 540 = Cramer An. Par. 2, 232, dazu 50 S. 461 ff.), weisen deutlich auf die Benutzung
äieF&ssungdes cod. Par. Suppl. 682, welche Istrin eines mythographischen Abrisses, in dem die
in den Memoires de Vacademie de St. Peters- verschiedenen Sagenversionen vereinigt waren.
bourg 1897, Ser. 8, hist. phil. Kl. Vol. 1 nr. 3 Manches hat Ovid gekürzt, wie die Klagen
Kap. 6 (S. 7 des Separatabdrucks) zusammen Klymenes (Vollgraff' p. 48); aus Kompositions-
mit der altslavischen Übersetzung herausge- rücksichten sind sämtliche Katasterismen weg-
geben hat,*) führt als seine Quelle für die poe- gelassen, doch kennt er Phaethon als j]vioiug
tische Darstellung merkwürdigerweise Ovid amor. 3,12,37 (q.Ph. 67 A. 80). In der Ausfuhrung
an. Tzeiz. Chil. 4, 367 ff. beruft sich für die ist der römische Dichter, Avie immer, seinen
Vulgata auf iiv&oyoäyoi. Sonstige kurze Er- eigenen Weg gegangen, so in der weitläufigen
wähnungen, meist in Verbindung mit der Me- 60 Angabe der durch den Weltenbrand entflamm-
tamorphose der Heliaden noch: Plutarch. de ten Berge und Flüsse und in vielen spielend
prov. Alex. 43 'HhäScov däxovcc (= Append. ersonnenen Einzelheiten. Sonst wird die Sage
prov. 3, 8; Macar. 4, 45), (nach 0. Crusius auf von ihm noch kurz erwähnt met. 4,245. 12, 581 ff.
den alexandrinischen Anonymus zurückgehend). trist. 1, 1, 79. 4, 3, 65. Ib. 470 (wo die Schul.
Aristid. orat. 20 p. 428 Ddf. Liban. or. 9 auf die Metamorphosen verweisen).
p, 257b Mor. Hesych.s. i]lfnxQog. Eitstath. Dion. 3 Ovids »länzende Darstellung der Sage
ist fast für alle späteren Dichter mafsgebend
*) Nach freundlicher Mitteilung /:. Patziys. gewesen, wie für den Verfasser der consolatio
2193 Phaethon (Sage in d. röm. Litteratur) Phaethon (Deutungen etc.) 2194
Liriae 111, auch für Germanic. 363 ff. , der Phaethon. wie es scheint, noch hei Venant.
sonst Amt mit Schoben vor Augen hat, nament- Fortunat. Vita S. Martini 2, 264.
lieh aber für Seneca, der wiederholt in seinen 6. Auch die niythographische Litteratur
Tragödien (Med. 599 ff. Phaedr. 1090 f. Herc. ist fast ganz durch Ovid beeinflufst. Serv.
Oet. 677 ff. 853 f.) darauf anspielt. Lucan, Verq. ecl. 6, 62 (mit den älteren Schölten'). Am.
der bereits in seinem Biacon über (frei. 8. 10, 189 (= Myth. Tat. 2, 57. 1, 118. vgl. 1, 204,
Frg. poet. Born. p. 367) die Schleifung Hek- p. 63, 33). Lactant. Plac. Stat. Theb. 1, 221.
tors mit Phaethons toller Fahrt vergleicht, 12, 415. Vibius Sequest. Geogr. lat. min. ed.
berichtet de bell. civ. 2, 410 ff. die bekannte Biese p. 148. Myth. Vat. 1, 118 verwechselt
Sage mit dem bemerkenswerten Zusatz über io im Anfang Phaethon mit Paeon (!), so auch
den Eridanos: hunc habuisse pares Phoebeis der spätmittelalterliche Erklärer des Theodulus
ignibus undas. Damit hängt irgendwie (durch (zu ecl. 93 ff. 246 Anspielung auf die Phaethon-
Mifsverständnis dieser Verse?) zusammen die sage), Alexander de Sancto Albano (v gl. Theoduli
späte von Serv. Verg. Aen. 6, 659 (= Isidor. ccloga ed. Beck p. 27 [Marburg 1836]).
orig. 13, 21, 26) aufbewahrte Geschichte von D. Allegorische und rationalistische
einem Eridanos Solls filius, auf den die Phae- Deutungen. 1. In Parallele gesetzt zu dem
thonsage übertragen ist: fulminatus in Italiae berühmten Gleichnis im platonischen Phaidros
flumen cecidit et tunc a luce ardoris sui Phae- und allegorisch gedeutet erscheint Phaethon
(hon appellatus est et pristinum iwmen fluvio bei Clem. Alex, ström. 5 p. 678 P. (wo in dem
dedit. 20 Citat iv tw ttsql ipvp]g= Phaidon dieserDialog
4. Ganz Eigentümliches bietet Valerius mit dem Phaidros verwechselt ist). Ähnlich
Flacc. Arg. 5, 429 ff. : flebant populeae iuvenem Julian or. 2 p. 83d (p. 107 Heril.), der or. 7
Phaethonta sorores \ ater et Eridani (repidum p. 208b (p. 269 H.) gegen die skurrile Behand-
globus ibat in amnern |; at iuga vix Te- lung der Sage durch den Kyniker Heraklios
thys sparsumque recolligit axem 'et formi- eifert (E. Weher, de LJioue Chrysost. ci/nic.
dantem patrios Pyroenta dolores. Die ^schwarze seetatore, Lpz. Stud. 10, 114 f.). Anders Prokl. in
Kugel' (anders Ovid 320 f.; mifsverstanden von Plat. Tim. 1 p. 34e — 35 d, der p. 34b eine cpvaiyJ]
Wieseler, Phaethon S. 19) trifft merkwürdig mit Ivßig vorträgt (vorher wird die Möglichkeit er-
der rationalistischen Erklärung des sog. Pia- wogen, dafs Phaethon ein Komet gewesen sei).
tarch (D 2) zusammen, während das Folgende, 30 2. In dem Anhang zu Palaiphatos ittol
durch die Scene auf der aretinischen Becher- ctTtiarcov c. 52 (p. 72 ed. Festa, aus einem cod.
form (F 2) bestätigt, wohl auf die alexandri- Vallicell. neu hrgj wird erzählt, dafs Phaethon
nische Version zurückgeführt werden darf. im Eridanos ertrunken sei; sonst enthält dieser
5. Silius erwähnt einige Mal den Phaethon- Bericht noch Anklänge an die alexandrinische
titts amnis (7, 149. 17, 601 ähnlich 496). Ganz Version. Im sog. Herakleitos c. 22 (p. 81) ist
nach Ovid ist die Scene bei Stat. Theb. 6, 298 ff. die rationalistische Erklärung der sehr kurz
12, 413 f. (Verwandlung der Heliaden, vgl. dazu erzählten Sage ausgefallen. Dem Ps. Lukian
Lactant. Placid.); kurze Anspielungen finden de astrol. 19 gilt Phaethon als ein Astronom,
sich noch Silv. 1, 2, 123. 2, 4, 9 (von Cycnus: der die Sonnenbahn zu erforschen versucht
Phaethontia vulgi fabula), 5, 3, 86. Theb. 1, 219f. 40 habe: ov \hiv ys ccTpexecog, (dl' artUa rbv Xöyov
Ironisch empfiehlt Martial. 5, 53 einem schlech- cdtohnav a7ts&avsv (= Excerpt. Vatic. 13 p. 94
ten Dichter, einen Deukalion oder Phaethon Festa); daran schliefst sich die Erzählung der
zu schreiben ('ähnlich spottet über einen schlech- (vulgären) Sage, gegen die polemisiert wird,
ten Maler Lukillios, Anth. Pal. 11. 214). Als lohannes Antiochenus (Malalas F. H. G. 4, 540,
verbrauchten Stoff bezeichnet die Sage Neme- vgl. Cramer, An. Par. 2, 232' und die oben
sian. Ci/neg. 34 ff. mit Anklängen an Ovid, (B 14) erwähnte slavische Übersetzung) weifs
die auch bei Avienus (phaen. 785 ff.), der sonst nach Plutarch ('? wahrscheinlich einer pseudo-
wieder Arat mit Schoben benützt, nicht fehlen. plutarchischen Schrift) zu berichten, dafs Gott
Als mythologisches Beispiel dient Phaethon zur Zeit der Giganten (Genesis 6, 2) eine Feuer-
bei Ausonius, epist. 27, 18 Peip. Alle diese 50 kugel (vgl. die %pv6icc ßwlog bei Eur. Phaeth.
rnythographisch unbrauchbaren Erwähnungen frg. 783) in das Keltenland habe hinabfallen
müssen vor den Citaten bei dem Alexandriner lassen, die, nachdem das Land verheert und
Claudianus zurücktreten, der, wie sein Zeit- die Riesen verbrannt waren, im Eridanos er-
genosse Nonnos, wiederholt auf die Sage zu loschen sei. Daraus hätten die Griechen die
sprechen kommt. Aufser kürzeren Anführungen Sage von Phaethon geschaffen. Tzetz. Cliil. 4,
und Anspielungen (1, 258. 5, 211. 7, 124. carni. 367— -388, der (aus lohannes Antiochenus) diese
min. 27, 107) wird 8 (de IV consul. Honor.). Xvotg nach 'Plutarch' angiebt (385), kennt noch
62 ff. die Besänftigung der wildgewordenen eine andere ' allegorisch-rhetorische ' voll von
Sonnenpferde durch Helios mit individuellen abgeschmacktem Bationalismus. Nicht besser
Zügen geschildert, die wohl auf den Anonymus 60 ist die physikalische Deutung des Fulgentin*
zurückgehen, aus dem Clandian 28 (de VI mythol. 1, 16 (Myth. Vat. 3, 8, 14).
cons. Honor.) 168 — 177 (vgl. 186 ff.) sicher die E. Sprichwörtliche und sonstige Er-
Katasterismen entlehnt hat. Albern genug wähnungen. 1. Sueton.Calig.il (Bonmot des
wirft Martian. Capella 9, 918 (Eyssenh.) den Tiberius über Caligula). Lukill. Anth. Pal. 11,
Schwan Ledas mit Kyknos, dem Liebhaber 104, 4 (= Ps. Auson. p. 428 Peip., scherzhafter
Phaethons, zusammen. Sidonhis Apollinaris Vergleich). Lukian. ver. hist. 1, 12ff. (Phae-
(carm. 7, 405 ff.) und Corippus (Joh. 1, 336 ff. thon, König der Sonne, freie Erfindung des
3, 39. 395 ff.) folgen Ovid. Eine Anspielung auf Schriftstellers). Luxorius, P. L. M. 4, 404
2195 Phaethon (in der Kunst)
Phaethon (in der Kunst) 2196
Paehr. (von einem unglücklichen Wagenlenker,
der auch mit Ikaros verglichen wird).
2. Als Eigenname: a) auf Rhodos (Inscr.
Graec. insul. ed. Hiller v. Gärtringen 760, 34 [aus
Lindos]), b) eines Freigelassenen des Q. Tuliius
Cicero (Cic. ad Quint. fratr. 1, 4,4. ad AU. 3, 8, 2).
F. Bildliche Darstellungen. 1. Aus-
zuschliefsen sind dichterische Beschreibungen
{Valer. Flacc. Arg. 5, 429 ff. [s. o. C 4], Quintus
10, 192, angeblich auf dem Köcher des Hera-
kles [B 13]; Cht u (Hau. rleVIcons.Honor.166S., an-
geblich auf der palla des Eridanus eingewirkt,
vgl. C 5), die nur in der Phantasie der Schriftsteller
existiert haben. Auch das angebliche, von
Philostrat. iniag. 1, 11 beschriebene Gemälde
ist als solches schwerlich vorhanden gewesen,
da der Rhetor die Version des Anonymus
wiedergiebt und seine Quelle durch die Be-
rufung auf die aorpol (Philosophen) und notrjTai
(vgl. I/ucret. 5, 392 ff.) noch verrät. Die älteste
bekannte Darstellung gehört vielleicht erst der
durch die verschiedene Art der künstlerischen
Ausführung gekennzeichnete Hälften; die rechte
trägt in der äufsersten Ecke r. die Inschrift
des Fabriksklaven BARGATE(s), während die
linke r. den Namen des Fabrikherrn M.
PERENfnius) aufweist. Auf der ersten ist
Phaethons Sturz dargestellt. Er liegt mit zer-
schmetterten Gliedern am Boden; hinter ihm
sieht man noch ein Rad des zertrümmerten
10 Wagens. R. davon sitzt Zeus, den Blitzstrahl
schwingend, während vor ihm Artemis den
Bogen gegen Phaethon spannt. Zwischen beiden
erscheint oberhalb eine geflügelte Frauengestalt,
die einen bogenförmig ausgebreiteten Gegen-
stand emporhält (wohl Andeutung des Himmels-
gewölbes). R. von den Göttern trägt Tethys
(richtig gedeutet von Hartwig), geduckt und
ängstlich sich umschauend, ein Rad des Sonnen-
wagens hinweg, während auf der andern Seite
20 1. von Phaethon Helios die durchgegangenen
Rosse des Viergespannes zu zügeln sucht. Da
1) Phaethons Sturz und die Verwandlung der Heliaden, aretinische Becherform.
Anwesend: Zeus, Artemis, Tethys, Helios (nach Phttol. N. F. 12, 481).
römischen Kaiserzeit an: auf den korinthischen
Propyläen standen zwei vergoldete Wagen,
auf dem einen safs Phaethon, auf dem andern
Helios (Paus. 2, 3, 2), wie noch auf erhaltenen
korinthischen Münzen (vgl. .die Tafel 2, 9 f. bei 50
Hitzig-Bliinuier) zu sehen. Ein enkaustisches
Gemälde erwähnt Martial. 4, 47, einen ge-
schnittenen Stein (Phaethon mit seinem Ge-
spann) Galen. 4, 361 ed. Kühn (anders beurteilt
von Wiesehr S. 14, 4). Über die erhaltenen
geschnittenen Steine s. 4b).
2. Unter den bis jetzt bekannten erhaltenen
Darstellungen ist die älteste auf einer areti-
ni sehen Becherform aus gebranntem Thon, die
im Jahre 1898 von dem Museuni of Fine Arts 60
zu Boston erworben (Trustees of ihe Museum
of Fine Arts XX 1 1 1 annual Report p. 89 nr.63),
von P. Hartwig, Philol. N F. 12, 481—497
(dazu der Nachtrag von H Goez 14, 478 f.)
veröffentlicht und besprochen worden ist.*)
Dieser Bilderstreifen zerfällt in zwei, schon
*) Mit gütiger Erlaubnis des Verlegers (Th. Weicher)
nach einer Durchzeichnung der Tafel wiederholt.
er selbst reitend und mit einem Beipferde er-
scheint, so könnte man zunächst an die euri-
pideische Darstellung denken, wenn nicht das
mit Yalerius Flaccus (C 4) übereinstimmende,
bedeutsame Eingreifen der Tethys auf Einflufs
der alexandrinischen Version schliefsen liefse,
was auch durch die Entstehungszeit der Scha-
lenform (kurz vor Ovid: Hartwig S. 496, doch
vgl. 494 f.) nahegelegt wird. Auf der 1. Hälfte
der Reliefschale ist die Verwandlung der He-
liaden dargestellt. Die eine ist bereits ganz
in eine Pappel (ai'yetQoc;) verwandelt, während
erst Zweige aus den Köpfen der beiden andern
emporschiel'sen. Auf diese drei Figuren schlagen
drei Jünglinge los, zwei von ihnen mit einem
Winzermesser in der Hand. Nach HeTbigs
geistreicher Deutung {Hartwig S. 490) soll hier
gewissermafsen proleptisch auf die Gewinnung
des Baumharzes ( i'jls ktqov), der goldenen Thränen
der Heliaden, angespielt werden. Hartwig, der
sich diese Vermutung aneignet, vergleicht die
Schilderung Ovids 359 — 366 mit der Weih-
rauchgewinnung der Sabäer, wie sie Theophr.
2197 Phaethon (in der Kunst)
hist. plant. 9, 4, 4 und Pliit. v. h.' 12, 58 ff.
berichten, und glaubt noch vielfach „Zu-
sammenhänge zwischen Bernstein und Weih-
rauch, zwischen den weinenden Heliaden
und den harzträufelnden Bäumen des Ostens
(Ovid met. 4, 170 ff.) hindurchschimmern" zu
sehen. Das würde für die hellenistische
Vorlage (s. o. B 9) wichtig sein, wenn nicht,
wie zuletzt H. Goez richtig hervorgehoben
hat, der Wert dieser Darstellung durch das
äufserliche Aneinanderschieben mehrerer
Stempeltypen stark gemindert wäre. „Der
Töpfer hat durch dreifachen Eindruck eines
und desselben Stempels die Pappelzweige
auf den Lorbeerblätter tragenden Weiden-
stamm okuliert!" Dieses und noch andere
Versehen lassen es ratsam erscheinen, aus
den Bildern des 1. Reliefstreifens keine vor-
schnellen Schlüsse zu ziehen.
3. Zahlreich sind die Darstellungen auf
den Sarkophagplatten (q. Ph. 71 — 77
nach dem von Robert überwiesenen Material
zusammengestellt). Sie zerfallen in zwei
Klassen: Sarkophage des 2. und 3. Jahrh.
n. Chr.; von Wert sind nur die der ersten
Klasse. Zu dieser gehören : A) der Sarko-
phag von Ostia, jetzt in der Glyptothek
C. Jacobsens (Ny Carlsberg bei Kopenhagen),
veröffentlicht und besprochen Annal. delV
inst. 1869, 130 ff. Taf. F. {Wieseler), Ärch.
Ztg. 1870, 113 (Matz); Baumeister Derikm.
1305; an dieser Stelle nach einer neuen
photographisch. Aufnahme wiedergegeben.*)
B) der Florentiner Sarkophag (Wieseler,
Phaethon nr. 5), C) der von Ince Blundell
(Michaelis, Ancient Marbles nr. 221 p. 374;
Robert, 1). L. Z. 1884, 283), D) das vatika-
nische Fragment (Wieseler nr. 3). Die aus-
führlichste, dreifach geteilte Darstellung
bietet A. L. der bittende Phaethon vor
Helios, den die vier Hören umgeben und
vor dem vier Jünglinge (Heliaden? vgl.
Hartwig S. 489) mit den Sonnenpferden des
göttlichen Winkes gewartig stehen. In der
Mitte Phaethons Sturz, 1. und r. reiten die
Dioskuren. Zu Füfsen des 1. Dioskuren
sitzt die Moira im aufgeschlagenen Schick-
saisbuche lesend (vgl. Nonn. a. a. 0. 217
ccvtuq o (Helios) &viico j Eftjrfdo: yivwßxcov
cc^srärQ07fa vrniccra MoiQT]g), vor ihr
schreitet der auf einen Stab gestützte, greise
Kyknos, dessen Verwandlung durch den vor-
auslaufenden Schwan angedeutet wird; es
folgen die drei trauernden Heliaden, zu
ihren Füfsen Eridanos. Auf dem Himmels-
gewölbe (vgl. Matz, bull. MV inst. 1869,
67) sitzt Helios mit traurigem Gesichts-
ausdruck, das Haupt auf die R. gestützt,
Hermes bringt ihm die Trauerbotschaft.
Ganz in der r. Ecke eine zuhörende Frauen-
gestalt. Wahrscheinlich war in der Vor-
lage nur die Bitte Phaethons und sein Tod
*) Herr Jacobsen hat nicht nur die Veröffent-
lichung gestattet, sondern sogar eigens zu diesem
Zweck eine gröfsere photographische Aufnahme
machen lassen. Für diese aufserordentliche Liebens-
würdigkeit sei ihm auch an dieser Stelle der wärmste
Dank ausgesprochen.
Phaethon (in der Kunst) 2198
2199
Phaethon (in der Kunst)
Phaethon (in der Kunst) 2200
dargestellt, die Botschaft ist in A wohl nur
der Deutlichkeit halber, zum Teil auch aus
künstlerischen Rücksichten hinzugefügt worden
(q. Ph. 72 f.). Kein besonderer Zug weist auf
eine der drei Hauptversionen; zu gründe liegt
also wohl auch hier ein Kompendium, in dem
die besonderen Eigenheiten ausgeglichen waren.
4a) Die Sarkophage der zweiten Klasse ent-
halten, abgesehen von manchen für die Sagenge-
schichte belanglosen Zuthaten, nur die Bitte und
den Sturz Phaethons. Es sind zwei in Villa Bor-
ghese (E [vgl. Winckelmann , Monum. ined.
43], F), einer zu Paris (G), Verona (H), Peter-
hof (J), Nepi (K); Genaueres q. Ph. 74 ff. Der
nicht unwichtige, ehemals auf dem Schlosse
zu Chantillv befindliche Sarkophag (J. Chr.
Jahn, Neue Jahrb. f. Philöl. u. Päd, 5 (1835)
434 scheint leider verschollen zu sein. Die
eine genauer beschriebene Scene stellte Phae-
thon auf dem Sonnenwagen dar: „die Hören
halten die gekoppelten Pferde, ein Greis (?)
mit langem Barte sitzt hinten auf dem Wagen
und scheint dem tollkühnen Jüngling
Anweisungen zu geben, und Aurora (?)
neigt sich vom hohen Himmel herab und be-
trachtet Phaethon mit wehmütigen Blicken.
3) Phaethons Sturz, Gemme
(nach Furtwängler, Die antiken Gemmen 1 Taf. LVI1I, 2).
Weiter hinten trägt ein Sklave Früchte und
eine Anaphora, wahrscheinlich um den Göttern
ein Opfer zu bringen."
4b) Geschnittene Steine. [„Vielleicht
gehören hierher die beiden Ionischen Gold-
ringe archaischen Stiles' (Furtwängler, Die
antiken Gemmen 1 Taf. VII nr: 7 u. 9) mit den
galoppierenden Flügelrössen, von denen ein
Knabe herabstürzt. Furtwängler vermutet hier
(a. a. 0. 3 S. 86) eine Darstellung des Phaethon,
der auf den Sonnenrossen reitet. Ebenso ist
F. a. a. 0. auch geneigt den Schwan vor dem
Gespann (Taf. VII, 5) als Kyknos, den treuen
Freund des Phaethon und diesen selbst in dem
Lenker des Wagens zu erkennen. — Sicher ist
dagegen die schöne Darstellung des Sturzes
des Ph. auf dem bei Fwtwängler Taf. LVIII, 2
abgebildeten Sardonyx in Florenz (ungenügend
abgebildet bei Lenormant, Nouv. gal. mythöl.
pl. 41, 15. Wieseler, Phaethon Taf. nr. 10 S. 17;
vgl. Wieseler, Ann, d, Inst, 1869, 134)*), Fwrt-
wängler a. a, 0. 2 S. 263 konstatiert in seiner
Beschreibung die vollkommene Übereinstim-
mung der Komposition mit der Haujitscene
*) Hier mit freundlicher Bewilligung der Verlags-
buchhandlung (Gieiecke tu Devrient) wiederholt.
auf den Sarkophagen und nimmt als gemein-
same Quelle ein berühmtes Gemälde an. Furt-
tvä)iglers Beschreibung lautet: ,.Ph. stürzt von
Zeus' Blitz getroffen, aus dem Wagen, dessen
vier Rosse in Verwirrung sind. Von 1. reitet
ein Jüngling . . . heran, der eine Fackel in der
R.hält (ein Dioskur. der Tagesdioskur, identi-
fiziert mit Phosphoros oder Phosph. im Typus
eines Dioskurs). . . . Der Flufs Eridanos ist
10 unten nur durch die umgestürzte Urne ange-
deutet. Daneben der Schwan, der Freund des
Ph., der dessen Unheil klagend besingt."
Röscher.]
5. Zweifelhafte und unsichere Dar-
stellungen. Auf einem, jetzt im Thermen-
museum befindlichen Stuckrelief eines römi-
schen Hauses {Monument i delV inst. Suppl.
Taf. 32. Lessing-Mau, Wand- und Decken-
schmuck eines römischen Hauses Taf. 12 ff.)
20 sieht man einen von einem Greise begleiteten
Jüngling, beide mit grofsen Wanderstäben,
vor einer sitzenden Gestalt, die beschwörend
die R. erhebt. Auf dem Gegenbilde schirren
zwei weibliche Wesen drei Rosse an. Petersen
{Böm. Mitt. 1895, 67 ff. vgl. Hartwig a. a. 0.
481 f.) hat die erste Gruppe auf Phaethon und
Kyknos vor Helios gedeutet; auf dem andern
Relief, vermutet er, seien ursprünglich vier
Pferde gewesen, der sie verdeckende Vorhang
30 sei die Schranke (Ovid met. 2. 155). Abge-
sehen von anderen Bedenken befremdet der
Begleiter des angeblichen Phaethon, da an
Kyknos kaum zu denken ist. Noch unsicherer
sind die Deutungen einer Zeichnung des Giulio
Romano nach antikem Vorbild (Robert, Über
ein dem Michelangelo zugeschriebenes Skizzen-
buch auf Schlafs Wolfegg, Rom. Mitt. 1901,
224) und einer megarischen Becherschale
(Wateinger, Ath. Mitt. 1901. 65).
40 3) Beiname des Helios: Hom. 11. A 735.
Od. s 479 (= t 441). X 16. x 388 (an allen
Stellen ist der Begriff des \> er so n liehen
Gottes bereits abgeblafst); hymn. Hom. (sie
"HXlov) 30. 2. Soph. Fleet r. 825 N. Für. Electr.
464 ("Beschreibung des achilleischen Schildes)
vgl. noch Suid. (Phot.) s. Quiftaiv. Später -
wohl schon in alexandrinischer Zeit, wie nach
dem Sprachgebrauch der römischen Dichter
zu vermuten ist - wird Phaethon geradezu
50 für Helios gesetzt, z. B. Hadriau (?) Auth. Pal,
9, 137. 3. Orph. frg. 152, 10 Ab. und besonders
bei Nonnm (vgl. den Index zu Koechlys Aus-
gabe der Dionysiacd) und seinen Nachahmern
(Johannes r. Gaza u. a.). Auch auf andere
Götter übertragen, z. B. nQcomyovog (pat&cov
(Örph.frg. 57 Ab.),'AoßvQiog (Pcce'&mv = Mithras
(Nonn. ttion. 21. 249\ Bei den Römern zuerst,
wie es scheint, bei Vergil. Aen. 5, 105 (vgl.
Serr.), dessen Sprachgebrauch dann von seinen
(io Nachahmern Valer. Flacc, Arg. 3, 213. Sil. 7,
206. 10, 110. 540. 11, 369. 13, 458. Stat. TM).
4, 716. Martidl. 3, 67, 5 u. a. befolgt ist. Als
Beiname des Planeten Jupiter z. B. bei dem
Verfasser der Schrift itsol nößtiov p. 392 a 25,
Älexand. Ephes. bei Theon Smyrn. p. 139 Hill.
Cic. de not. deor. 2, 20, 52 ff. Äet, p. 344 Diels-,
u. a., während Saturn bei diesen &aivwv heifst.
Umgekehrt Hygin. astr. 2, 42: seeunda Stella
2201 Phaethon (in der Kunst; Deutung)
Phagros
2202
dicitwr Solls, quam quidam Saturni putant,
wo zur Erklärung die vulgäre (hesiodeischej
Version der Phaethonsage gegeben wird;
mythologisch ohne Belang, vgl. WilamowitZ
a. a. 0. S. 421 und den Artikel 'Planeten'.
4) Erster, mythischer König der Thesproter
und Molosser, wandert nach der (deukalionei-
schen) Flut mit Pelasgos nach Epiros ein (wahr-
scheinlich aus Eretria): Phtt. Pyrrh. 1 (über
die Quelle [Akestodoros? F. H. G. 2, 463] vgl.
U. Koehler, Satitr. Sa tippe 80). Er ist Vater
des Eretrieus; Steph. Bg:. s. 'EQtrQicc. Schol.
Hont. B 537. Mayer, Gigant, a. Titan. 1231'.
WilamowitZ, Herrn. 18, 428 A. 2.
5) Pols der Eos: Hom. f 240 (= Tzetz.
Posthorn. 138), vgl. Apollon. soph. lex. Hom.
p. 101, 28 Bekkcr. Unsicher ist die Lesung
auf einem rotfig. Stamnos im Museo Gregoriano
(2 Taf. XVIII = Gerhard, Auscrl. Vasenb. 2
Taf. 79), auf dem J. Frau: Corp. inscr. Graec.
7529) <PAEO<öN zu erkennen glaubte. Vgl.
Heibig, Führer 2, 268 \
G) Der schönste unter den zwölf heiligen
Stieren des Helios: Ps. Theoer. 25, 139 (nach
Apollon. Arg. 3, 245?). Vgl. WilamowitZ,
Herrn. 18, 422. q. Ph. 14.
Deutung der Sagen. Phaethon 2 wird von
vielen als Hypostase der Sonne, die Sage selbst
als natursymbolische Einkleidung des Sonnen-
unterganges aufgefal'st; Schwende, Ftym. mytho-
log. Andeutungen 301, ('. Jlost de Hippohjto
p. 9, Wieseler, Ersch und Gruher a. a. 0. S. 389.
Etwas anders Gruppe, Berl. phil. Wochenschr.
1883 Sp. 1537—1547 und Gilbert, Griechische
Götterlehre 283 f.. Am klarsten ist diese Deu-
tung von Robert, Herrn. 18, 440 formuliert
worden: „Allabendlich stürzt der Sonnengott
im Westen nieder und allabendlich erglänzen
das Firmament und die Berge in roter Glut,
als sollte die Welt in Flammen aufgehen. Es
brauchte nun blofs dieser regelmäfsig wieder-
kehrende Vorgang als einmaliges Ereignis
aufgefal'st und der Sonnengott Helios -Phae-
thon zu dem Heros, dem Sonnenkind Phaethon,
hypostasiert zu werden und der Mythus war
fertig-." Bei dieser Auffassung wird ein allzu-
grofses Gewicht auf den sehr durchsichtigen
Beinamen des Helios gelegt, der doch nur als
ein ziemlich nichtssagendes Epitheton des
Gottes zu gelten hat. Ferner aber, und das
fällt am schwersten ins Gewicht, versagt diese
Deutung völlig für den von nr. 2 nicht wohl
zu trennenden Phaethon 1, den Sohn des Ke-
phalos und der Eos. Da dieser nun bereits
im Altertum als Morgenstern erklärt worden
ist, dasselbe aber auch, wie die unter A 2. 4.
angeführten Sagen zum Teil noch erkennen
lassen, für den Heliossohn zutrifft (vgl. auch
nr. 5), so wird man die zuletzt von WilamowitZ
mit Entschiedenheit verfochtene Deutung (vgl.
auch Euripides Hippejlgtos griech. u. deutsch
S. 32 A. 1) mindestens als sehr wahrscheinlich
erklären dürfen. Von verwandten Sagen ande-
rer Völker sei nur an den vielbesprochenen
He'lel, richtiger Helal (Deuterojesajas 14,12)
erinnert, der aber e.'-st in der LXX (tcoacpögog)
und der Vulg. (Lucifer) als Morgenstern gedeutet
ist (vgl. auch Targum). Nach gütiger Mit-
teilung H. Gunkels wird jetzt die Deutung der
Neumondsichel (arab. hiläl) oder Altmond-
sichel vorgezogen; in letzterem Falle würde
sich sowohl der Zusatz „Sohn der Morgenröte"
(~nc~"|2), wie der Gedanke vom Tode Helals
noch weit besser erklären (Zimmern, Keil-
inschriften und das AT. 565 A. 73 mit weite-
ren Literaturnachweisen). Über den Mythus
bei Deuterojesajas handelt Gunkel, Schöpfung
10 und CJtaos 132 ff. : Helal, Sahars Sohn, war
ein gewaltiger Recke, der sich in seinem
Übermute vermafs, es 'Eljon gleich zu thun.
Er wollte auf Wolkenhöhen zum Himmel hin-
auf, höher als alle die andern Gottessterne,
auf den Versammlungsberg, zum äufsersten
Nord; dort wollte er thronen als König des
Alls. Aber das Ende des frevelhaften Planes
war: er mufste tief in die Seol hinunter, eine
Leiche über Leichen (letzteres nach Konjektur).
•20 „Wir müssen ergänzen, dafs es zu einem Kampfe
gekommen ist; entgegengetreten ist ihm doch
wohl derjenige, dessen Majestät er anzutasten
wagt, d. h. ;Eljon. Dafs er in der Seol —
wenn die obige Konjektur richtig ist — auf
Leichen liegt, wird sich so erklären, dafs er
Bundesgenossen gehabt hat, die vor ihm herab-
gestürzt worden sind und auf die er also zu
liegen gekommen ist." „Ähnlich ist der Etana-
Mythus, über den Zimmern a. a. 0. 564 ff.
30 handelt; über andere Traditionen ist noch zu
vergleichen E. T. Harper, Beitr. z. Assyriologie
2, 405 ff." [G. Knaack.]
Phaethontiades (&a£ftovxiade<i), Vergil. ecl.
6, 62 (dazu Serv.), Senec. Herc. Oet. 188. Sidon.
Apollin. epist. 1, 5, 3, oder Phaethontides (<&a£-
&ovtidsg\ Germanic. Arat. 366. Avien. Areit. 793.
Serr. Verg. ecl. 6, 73. Htjgin. fab. p. 12. 14
Schm., heifsen die Schwestern Phaethons. Vgl.
Heliades. [Knaack.]
40 Phaetluisa (<I>asQ-ov6ci). 1) Heliade, Hüterin
der heiligen Rinder des Helios auf der Insel
Thrinakia, Hom. y, 132 (T. des Helios und der
Neaira), Apollon. Argon. 4, 971. Nach Schol.
Hom. q 208 T. der Rhode, vgl. ej. Ph. 18 f.
Schwester Phaethons, Ov. met. 2, 346 (dazu der
Comm. p. 790 Star.), Anonym. Westermann
Mythogr. 345, 15. Tzetz. Clül. 4, 305. Strr.
Verg. Aen. 10, 189 (Phaethusa et Lampetusa)
= Myth. Tat. 1, 118. 2, 57. Ihre Verwandlung
50 beschreibt Ovid. a. a. 0.
2) T. des Danaos, von Hermes Mutter d<-s
Myrtilos, Schol. Apollon. Arg. 1, 752. Schol.
Für. Or. 998. Vgl. q. Ph. 57.
3) Angebliche Hesperide, Myth. Tat. 3,
13, 5 (p. 248, 43 Bode). verdankt ihre Existenz
nur einer falschen Konjektur des Herausgebers,
da in der ausgeschriebenen Stelle des Fulgen-
tius, Virgil. continent. (p. 97 ed. Helm), Aretusa
oder Eretusa steht (vgl. Lactant. Plac. Stat.
60 Theb. 2, 280), was aus der Korruptel et f< rusa
beim Myth. Vat. herzustellen ist.
4) Auf ein attisches Schiff übertragen:
BoecKh, Seeurkunden S. 92. [Knaack.]
Phagle . . . tis (^ccyXr] . . . rig), unvollständig
überlieferter Beiname der Artemis auf einer
Inschrift aus Lagina Corr. hellen. 12 (1888),
268, 32 und Deschavips- Cousin a. a. O. [Höfer.]
Phagros y'PdyQog), Sohn des Apollon und
2203 Phaia Phaiaken (in d. Odyssee) 2204
einer Nymphe 'O&Qrjtg, Nikand. bei Ant. Lib. 13. 6, 669 ff. ; Kirchhoff, „Komposition der Odyssee"
Das Nähere unter Meliteus Bd. 2 Sp. 2644. 1869, „Die Homerische Odyssee und ihre Ent-
Der Name Phagros gehört zur Stadt $äyQH}g steh u ng" und „Die Homerische Odyssee" 2. Aufl.
(Thuk. 2, 99), Maafs, Orpheus 137 Anm. 18. 1879 ; Niese, Entwickelung der homerischen
[Höfer.] Poesie 17 9 ff. 191; von Wilamowitz, Homerische
Phaia («Paia, nach Herodian b. Steph. Byz. Untersuchungen; Seeck, Die Quellender Odyssee.
s.v. rfj S. 207,7 <I>ai<x), Name 1) der kromrnyo- Hier ist nicht der Ort, diese Quellenanalyse
nischen Sau. — 2) Ihrer Pflegerin, worüber weiterzuführen, sondern wir müssen uns darauf
siehe Bd. 2 s. Kromrnyon Sp. 1450 ff. Zur Er- beschränken, lediglich für einzelne, mytko-
gänzung bez. Berichtigung der dort angeführ- io logisch bedeutsamere Züge auf gewisse Ver-
teil Bildwerke vgl. Luigi Milani, Mus. itnl. di schiedenbeiten der Vorstellungen hinzuweisen.
ant. class. 3 (1888), 235/236. Walth. Midier, Die Phaiaken heilsen in der Odyssee ccy%L-
Die Theseusmetopen vom Theseion zu Athen &eoi (5, 35 = 19, 279), sie sind den Göttern
in ihrem Verhältnis zur Vasenmalerei (Diss. besonders lieb (6, 203), und während kein Sterb-
Götting. 1888) 57 ff. Osk. Wulff, Zur Thesen s- licher ihr Land betritt (6, 8. 205. 279), schmausen
sage. Arch. Unters, u. myth. Beiträge (Diss. die Götter oft bei ihnen, da sie den Göttern
Dorpat 1892) 45f. 117 ff. Em. Sarnow, Die ebenso nahe stehen wie die Kyklopen und Gi-
cycl. Darstell, a. d. Theseussage i. d. ant. Kunst ganten (7, 201 ff.). Dieses nahe Verhältnis
u. ihre lit. Quelle (Diss. Lpzg. 1894) 3 ff. 39 ff. iindet mythologisch auch darin seinen Aus-
Auf der Schale aus Vulci (Brit. Mus. 825) ist 20 druck, dafs das Königsgeschlecht der Phaiaken
statt der Sau ein Eber gezeichnet, vgl. Wulff sowohl Poseidon wie den Gigantenkönig Eu-
118, 105. Sarnow 3, 3. 40, 6 und aucb Hyg. f. rymedon zu seinen Ahnherrn zählt (7, 56 ff.)
38: Aprum qui fuit Cremmyone interfecit. und dafs Kyklopen und Phaiaken einst Nach-
Von litterarischen Quellen kommt als nunmehr barn gewesen sein sollen (6, 5). Daneben werden
älteste hinzu Bakchyl. 17 (18), 23 f.: avv r' äv- freilich die Einrichtungen der von den Sterb-
8qoy.x6vov iv vcc7tcug KQtmivwvog . . . ■ncctixtavsv. liehen nach älterer Auffassung streng ab-
Über das Abenteuer des Theseus mit der gesonderten Phaiaken als rein menschliche
krommyonischen Sau in der Hekale des Kalli- geschildert. Wie ein Volk von gewöhnlichen
machos s. A. F. Naeke, Opusc. Phil. 2, 175. Sterblichen haben sie eine Stadt, die mit hohen
Schneider, Callimachca 2, 186. --3) Bei Diodor 30 und starken Mauern geschützt ist (6, 9. 262.
5, 52 werden die drei naxischen Erzieherinnen 7, 44 f.), sie haben Tempel (6, 10), auf der
des Dionysos <&ilia, KoQcovig, Klsidr\ genannt, Agora ein Poseidon-Heiligtum (6, 266), vor der
und Tümpel (Bd. 2 s. Koronides Sp. 1386, 60 ff.) Stadt einen heiligen Hain der Athena (6, 291 f.
bezeichnete die Namen <f>iliu und KltlSn als 321 f.), sie verehren die Götter (7, 180. 190.
auffallend. Maafs, Aratea 272, 43 vermutet 13, 25 u. ö.) und weihen z. B. auch vor dem
für QiAia: <PAlcc und für KlziJH: KltiA Schlafengehen die letzte Spende dem Hermes
(letzteres hatte schon Wesseliug zu Diod. a. a. O. (7, 137; vgl. Preller- Robert, Griech. Mythol. 1
angedeutet) und sieht in Phaia die Hyade 404). Die Schilderung ihrer Übersiedlung von
Phaio (s. d.). [Höfer.] Hypereia nach Scheria (6, 8 ff.) mit der Ver-
Phaiaken (t&cciaxtg, ion. (frai^Ktg, bei Hesych. 40 teilung der Äcker etc. liest sich wie die Dar-
t&tuxeg). Ursprünglich wohl als hilfreiche Stellung einer rein historischen Kolonisation.
Götter der Seefahrer verehrt, wurden die Der König der Phaiaken ist Alkinoos, der
Phaiaken in Schiffersagen und Märchen zu einem Gemahl der Arete (vgl. d. Art. Alkinoos und
den Schiffern freundlich gesinnten Märchenvolk, Arete). Er herrscht über alle Phaiaken (6, 12.
das, mit der Seefahrt vertraut, jedem Seefahrer 197. 7, lOf. 23. 11, 348ff.), hat sein Besitztum
schnelles und sicheres Geleit zu seinem Ziele draufsen vor der Stadt (6, 293), und drinnen
geben konnte, bis dann parallel mit der in der Stadt ist sein Haus das gröfste (6, 299 ff.)
allgemeineren Anerkennung des Poseidon als und von fabelhaftem Glanz und Reichtum
des Beherrschers der Meere — das Epos jenes (7, 86 ff.). In diesem prächtigen Hause des
Märchenvolk in eine ferne Vorzeit hinaufrückte 50 Alkinoos pflegen die Angesehensten der Phaiaken
und offen aussprach, dafs die Lebenden von zu schmausen, die sehr verschieden bezeichnet
den Phaiaken keine Hilfe mehr zu erwarten werden, z. B. als ägiotot (6, 257), ijyrJTOosg
haben; denn Poseidons Groll habe ihre Macht (7, 98), ^yrjxoQig i)ds {isdovreg (7, 136. 186.
und Hilfe gebrochen. Da sich dieser Abschlufs 8, 97 u. ö.), ay.r\Ttrovioi oder diotQscpEig ßaadfjsg
schon bei Homer findet, dessen Wiedergabe (7, 49. 8, 41. 47). Wenn es ernste Angelegen-
der Phaiakensage für die griechische Litteratur heften zu beraten gilt, versammeln sich die
mafsgebend blieb, sind in unsrer Überlieferung xieirot ßaGilrjeg oder ngüroi (6, 54. 60) aufser-
von den älteren Volksvorstellungen über die halb des Hauses des Alkinoos zu einer engeren
Phaiaken nur ganz dürftige Spuren erhalten, Yersaniinlung (ßovirj 6, 55. 61) oder zu einer
mag auch der griechische Bootsmann noch 60 Volksversammlung auf der Agora, zu der aufser
lange nach Homer in der Not den Beistand den Gästen des Alkinoos noch mehr Greise,
der Phaiaken erfleht haben. ytgovrsg, hinzutreten (7, 189), desgleichen aber
t i\- m • 1 • i auch Jüngere, hovqoi (8, 40). Die Teilnehmer
I. Die Phaiaken 111 der Odyssee. (Heser v0^ Alkinoovs gleiteten größeren Ver-
Dafs in Homers Odyssee auch bezüglich Sammlung werden ebenso wie der engere Kreis
der Phaiakenepisode verschiedene Parallel- der Tischgenossen des Königs als i]yrjtoQsg
Versionen in einander verwebt sind, ist oft be- rjds ^tSovtng angeredet (8,11. 26). Ein staats-
tont worden; vol. besonders Friedländer, Ph Hol. rechtlich konsequentes Bild von der Verfassung
2205 Phaiaken (in d. Odyssee) Phaiaken (in d. Odyssee) 2206
im Phaiakenlande wird niemand von dem Ziel der Fahrt, sie kennen alle Länder und
Dichter fordern, aber wenn auf der einen Seite Meere und fahren schnell dahin , in Nebel und
Alkinoos als der König aller Phaiaken sowie Wolken gehüllt, und gehen nimmer zu Grunde
als der reiche Gastgeber erscheint und wenn (8, 557 ff.) Wunderbar wie diese Nebelhülle
Üdysseus auf der Agora den König und das ist auch die zweite, in der Odyssee stets fest-
Volk (ßccoiXfjcc t8 Ttdvra te öt^iov) um Beistand gehaltene Auffassung, dafs derjenige, den die
bittet (8, 157), so ist es andererseits doch auf- Phaiaken als getreue kolmoL oder lioiiatijeg ge-
fällig, wenn in der Scene der Geschenke für leiten, alsbald in tiefen Schlaf verfällt und
Odysseus die präzise Angabe steht, dafs bei schlafend sein Ziel erreicht, wie dies auch bei
den Phaiaken 12 ßccailfjsg ccqxoI herrschen, zu 10 Odysseus der Fall ist (7, 318. 8, 444. 13, 74 ff.
denen Alkinoos als der dreizehnte hinzukommt 119 ff.).
(8, 390 f.), wenn 13, 12 ff. , wo auf diese Scene Von den Namen, welche die einzelnen
Bezug genommen wird, jene Könige als ßovXr]- Phaiaken führen, erfahren wir gelegentlich der
cpoQoi. bezeichnet und scheinbar als verschieden Athla eine ganze Reihe (8, 111 ff.): Akroneos,
von den Tischgenossen des Alkinoos gedacht Okyalos, Elatreus der beste Diskoswerfer (129),
sind und wenn endlich auch 13,205 mehrere Nauteus, Prymneus , Anchialos, Eretmeus,
gleichmächtige Könige der Phaiaken ange- Ponteus, Proreus, Thoon, Anabesineos, Am-
nommen werden. Hier liegen zweifellos ver- phialos, Sohn des Tektoniden Polyneos und
schiedene Vorstellungen, die aus getrennter bester Springer (128), Euryalos, der kriegerische
Quelle stammen, vor, und der Dichter, welcher 20 und beste im Ringkampf (127), der nachmals
an 12 Archonten mit einem dreizehnten ßctoi- auch den Odysseus höhnt (140. 158 ff.) und ihn
Isvg dachte, hat dies wohl aus der Verfassung später zur Versöhnung mit einem kostbaren
seiner Heimat herübergenommen und mag auch Schwerte beschenkt (396 ff.), Naubolides, der
zu der zum Reichtum der Phaiaken schlecht schönste nächst Laodamas, dann drei Söhne
passenden Erörterung über die Ersatzpflicht des Alkinoos: Laodamas, der beste Faustkämpfer
des Volkes für Repräsentationskosten, die den (130), der im Laufe der Dichtung noch wieder-
Leitern des Staates erwachsen (13, 14 f.), durch holt genannt wird (7, 170. 8, 207. 370), Halios,
eine Tagesfrage seiner Heimat angeregt worden der sich mit Laodamas im Reigen und Ball-
sein, spiel auszeichnet (8, 370 ff.) und Klytoneos, der
Verschiedene Vorstellungen hat man auch 30 schnellste Läufer (8, 123). Aufserdem hören
darin gefunden, dafs die Phaiaken im all- wir an anderen Stellen der Phaiakis noch von
gemeinen als äufserst gastfrei und hilfbereit dem berühmten blinden Sänger Demodokos
geschildert werden (vgl. z. B. 8, 31 ff.), während (s. 0. Bd. 1 Sp. 987), von dem Herold Pontonoos,
an einigen Stellen ihr Wesen als ungastlich der den Wein beim Mahle verteilt (7. 179 ff.
dargestellt wird (z.B. 7, 32 f.), eine Auffassung, 13, 50 ff.) und den Demodokos führt (8, 62 ff.),
von welcher auch der Dichter der Athla (8, 100 ff.) von dem ältesten Phaiaken, dem weisen Rat-
ausging. Desgleichen weisen schon die Schöbe 11 geber Echeneos (7, 155 ff. 11, 342 ff.), von Dymas,
darauf hin, dafs in der Episode der Athla die dessen Tochter mit Nausikaa befreundet war
Phaiaken ausgezeichnete Faust- und Ring- (6, 22), von dem Verfertiger eines schönen
kämpfer etc. sind (8, 103. 126. 130), während 10 Balles Polybos (8, 373) und von der alten
Alkinoos 8, 246. 253 (vgl. auch 6, 270) sagt, Amme der Nausikaa, Eurymedusa (s. u.). Dafs
die Phaiaken seien keine Faustkämpfer und fast alle diese Phaiakennamen mit Ausnahme
Hinger. sondern nur gewandt in Lauf, Tanz, von Laodamas, Thoon, Demodokos, Dymas,
Spiel und Gesang, eine Auffassung, welcher Polybos und Eurymedusa mit dem Schiffsruhm
die Agone vor den neun Aisymneten (8, 258) des Volkes zusammenhängen und frei von dem
entsprechen. Dichter erfunden sind, ist oft betont worden.
Alle Verschiedenheiten verschwinden je- Was das Königsgeschlecht der Phaiaken
doch da, wo es sich um das eigentliche Wesen betrifft, so wird als ehemaliger König der
der Phaiaken handelt. Denn ganz überein- Phaiaken in Hypereia Nausithoos genannt (6, 7),
stimmend werden sie gerühmt als ravaixXvTot 50 der Sohn des Poseidon und Vater des zu
(7, 39. 8, 191. 13, 166), cpiXi^srnoi (5, 386. Odysseus' Zeiten herrschenden Alkinoos (8, 565),
8, 96), doh%rj(>t:Tuoi. (8, 191. 13, 166), als die und 7, 56 — 66 findet sich ein genauer Stamm-
besten Schiffer (7, 108) und als die trefflichsten bäum (wiederholt bei Sehol. Hont. Od. 7, 56.
Geleiter der Sterblichen auf der Fahrt übers Eustath. 1567, 44): danach hatte Poseidon mit
Meer (8, 566. 13, 71). Ihre Schiffe, deren der Tochter des Gigantenkönigs Eurymedon,
Lagerplätze und Häfen genau beschrieben Periboia, den Nausithoos gezeugt; dieser hatte
werden (6, 264 ff. 7, 43), sind die schnellsten. zwei Söhne: Rhexenor und Alkinoos; Rhexenor
die man sich denken kann. Poseidon selbst starb frühzeitig und hinterliefs nur eine Tochter
verlieh ihnen die Kraft, über die Meere zu Arete, und mit dieser seiner Nichte vermählt
fahren wie ein Ttxsqbv r\s v6r\\iu (7, 34ff.) An üo sich Alkinoos. Ihre Kinder sind aufser Nau-
einem Tage fahren sie hin und zurück nach sikaa (s. d.) nach 8, 119 Laodamas (der Lieb-
Euboia (7, 326) oder hin und zurück nach lingssohn 7, 171), Halios und Klytoneos, nach
Ithaka (13, 81 ff.) und ihr Geleit ist stets zu- 6, 62 zwei verheiratete und drei unvermählte
verlässig und sicher (7, 192). Wunderbar ist Söhne. Wie in dem Stammbaum 7, 56 ff. , so
die Einrichtung der Schiffe: sie haben zwar heilst Arete auch 7, 146 Tochter des Rhexenor.
Segel und Ruder (8, 35. 48 zählt 52 Ruderer), Allein unmittelbar vor jenem Stammbaum findet
aber sie brauchen weder Steuermann noch sich die Angabe, dafs Arete von denselben
Steuer, sondern die Schiffe selbst kennen das Eltern — ix ös roxiqoyv twv uvxäiv — stammte
2207 Phaiaken (in d. Odyssee) Phaiaken (Wohnsitz) 2208
wie Alkinoos (7, 54 f.), dafs also beide Ge- ein Phaiakenschiff auf der Rückfahrt irn Meere
schwister waren, wie auch Schal. Ho in. Od. werde scheitern lassen und dafs er dann die
7, 54 mit dem Bemerken betont, dafs gleich- Stadt der Phaiaken mit einem Gebirge um-
falls Hesiod (fr. 95 Mzach) Alkinoos und Arete geben werde. Und 13, 125 ff. wird erzählt,
als Geschwister bezeichnete. Der Dichter, wie Poseidon sich von Zeus erbittet, diese alte
welcher an dieser Geschwisterehe einer älteren Prophezeiung ausführen zu dürfen; Zeus giebt
Dichtung Anstofs nahm und sie unter künst- ihm die Erlaubnis, das von Ithaka heimkehrende
licher Interpretation von roxfjtg als Ttooyovoi Schiff in Stein zu verwandeln und einen Berg
durch Beifügung: des ausführlichen Stamm- um die Stadt zu führen, und Poseidon ver-
baums beseitigte, ist wohl derselbe, der die io steinert auch wirklich das Schiff. Dafs gemäfs
Rolle der Arete auch sonst erheblich modi- der alten Prophezeiung, dem Willen des Po-
fizierte. Denn wenn es 7, 69 — 77 unter an- seidon und der Erlaubnis des Zeus in der ur-
derem heifst, dafs Arete vom Volk gleich sprünglichen Dichtung auch der zweite Teil
einer Göttin geehrt wird, dafs sie den Streit der Strafe, das Verbergen der Stadt hinter
der Männer zu schlichten pflegt und dafs es grofsen Gebirgszügen , in Erfüllung gehen
von ihr abhängt, ob Odysseus seine Heimat mufste, ist sicher. In unserer Odyssee bleibt
wiedersieht, wenn demgemäfs auch Odysseus dieser Teil der Strafe jedoch unausgeführt;
sie zuerst anflehen mufs (6, 305 — 315. 7, 53. denn die Erzählung schliefst damit, dafs Po-
142 ff.), so weist dies alles auf eine ältere seidon sich nach der Versteinerung des Schiffes
Dichtung hin, in welcher Arete eine viel ent- 20 entfernt und dafs die Phaiaken unter Opfern
scheidendere Rolle geführt hat, als in unserer und Gebeten flehen, es möge jener Berg nicht
jetzigen Odyssee. Und ganz zweifellos gehörte um die Stadt herumgeführt werden. Aristo-
zu derselben Dichtung auch die Stelle 7, phanes bemerkte bereits die Divergenz und
103 — 131, die, wie Friedländer Philol. 6, 669 ff. suchte durch eine Korrektur zu helfen, wo-
erwiesen hat, schon durch ihre Präsenzform gegen Aristarch Einspruch erhob (Schol. Hom.
aus dem jetzigen Rahmen herausfällt; diese Od. 13, 152); nach Apollod. (fragm. Sabbait.)
berühmte Stelle, in welcher von den fünfzig epitom. 7, 24 — 25 Wogner wird auch dieser
Sklavinnen der Arete, von den geschickten zweite Teil der Bestrafung vollzogen. Zu er-
Arbeiten der Frauen und von dem wunder- klären ist die Änderung lediglich dadurch,
baren Garten mit immer sanften Winden, mit 30 dafs der Dichter, welcher die ursprünglich in
gleichzeitigem ewigen Frühling und ewigem sich abgeschlossene Sage änderte, bei der
Herbst, Blüte und Frucht, die Rede ist, stand Phaiakenstadt an eine historisch bekannte
einst in der Rede der Athena über Arete un- Stadt dachte, die eben nicht von Bergen ein-
mittelbar zusammen mit 7, 53 — 77 (unter Alis- geschlossen war, und diese Beobachtung führt
Schaltung des Stammbaums von 56 bis etwa 66;: uns zu der viel umstrittenen Frage nach der
in dem Anfangsvers 103 itsvtfaovta 8i oi Heimat der Phaiaken.
du.coccl etc. bezieht sich oi auf Arete, gerade
wie der zu 103—131 absolut nicht passende H. Wohnsitz der Phaiaken.
Vers 132 rot' ccq iv 'Al-aivöoio &tüv Iguv aylctu Die Odyssee nennt als früheren Wohnsitz
ÖwQu unmittelbar an Vers 102 anschlofs. Man 40 der Phaiaken zur Zeit des Nausithoos Hypereia,
sollte daher nicht mehr von den „Gärten des das in unmittelbarer Nachbarschaft der Ky-
Alkinoos", sondern von den „Gärten der Arete'' klopen lag (6, 4 ff.) Diese Angabe und die
sprechen. Art, wie sie mit der sonstigen Wendung, dafs
Wie man sich im übrigen den Gang der Scheria die Heimat der Phaiaken war, durch
verschiedenen Paralleldichtungen, die in unserer die Annahme einer alten Feindschaft mit den
Odyssee kombiniert sind, vorstellen mufs, ist Kyklopen und einer Auswanderung von Hypereia
für die mythologische Forschung von geringem nach Scheria ausgeglichen ist, zeigt, dafs wohl
Belang. Wahrscheinlich führte in der einen in einer älteren Phaiakensage — sei es im
Dichtung Nausikaa auf Rat und mit Hilfe Zusammenhange mit Odysseus, sei es in einer
der Athena den Odysseus zum Haus ihres 50 ganz anderen Sage — thatsächlich Hypereia
Vaters Alkinoos, nachdem sie ihn am Strande an Stelle Scherias als einziger Wohnsitz der
gebadet und gespeist hatte, während in der Phaiaken galt. Ob aber in jener alten Sage
anderen Dichtung, in welcher Athena selbst Hypereia ein unbestimmtes, märchenhaftes
den Odysseus zur Stadt führte, Arete stärker „Oberland" imlo ri]v thliv yiva>6v.o\iivr{v (Schol.
hervortrat und Odysseus erst in ihrem Hause Hom. Od. 6, 4) war oder ob darunter eine be-
Speise und Trank fand. In der einen Dichtung stimmte Gegend zu verstehen ist, läfst sich
folgten die kriegerischen Wettkämpfe und die schwer entscheiden. Die Angaben der Alten,
Verhöhnung des Odysseus, in der anderen die Hypereia (bei Hesych. auch 'Titsgia genannt;
friedlichen Agone vor den Aisynmeten. In sei das spätere Kamarina auf Sizilien (Schol.
beiden folgten Erzählungen der Abenteuer, die co Hom. Od. 6, 4; Eustath. 1549, 12; vgl. auch
jetzt kombiniert sind, desgleichen die Ge- Steph. Byz. 'TTttQiqaicc) oder es sei Argos
Währung von Geschenken an Odysseus und die (Steph. Byz. s. 'Äoyos, der allerdings nicht mehr
endliche Heimbegleitung des Helden nach Ithaka. wufste, welches Argos gemeint sei; Eustath.
Den Abschlufs der Phaiakenepisode bildet Comm. in Diowys. Perieg. 492) oder eine Insel
in der Odyssee die Erzählung von Poseidons beim Kyklopenland (Schol. Hom. Od. 6, 4, wo-
Groll. Nach 8, 564 ff. wufste schon Nausithoos, gegen Eustath. 1549, 17 polemisiert;, sind
dafs Poseidon im Zorn, weil die Phaiaken so wertlose Kombinationen, die je davon ab-
sichere Geleiter (-jto^Ttol aitrj{iov£g) sind, einst hängen, ob man die Kyklopen nach Sizilien
2209 Phaiaken (in der Odyssee) Phaiaken (in der Odyssee) 2210
versetzte oder an die Kyklopen von Tiryus und die landläufige Anschauung war nicht diese,
Argos dachte. sondern die Annahme, dai's Elysion und die
Als Wohnsitz der Phaiaken zu Alkinoos und Inseln der Seligen im fernsten Westen, aufser-
Odysseus Zeiten nennt die Odyssee Scheria halb der bekannten Welt, am Okeanos oder
(2^£(>i7j, 5, 34. 6, 8. 7, 79. 13, 160), und diese im äufseren Meer lagen, und so wird auch
Bezeichnung ist mafsgebend geblieben; denn von Scheria behauptet, das es ein reines Fabel-
daneben findet sich nur die allgemeine Be- land sei £|<a rfjg xad' rjiuxg olxoviibvr\g, Schol.
Zeichnung für das Phaiakenland (buiccAicc oder u. Eustath. zu Hom. Od. 6, 8; Schol. Hom.
(peciccxig. Aber über die Lage Scherias wird Od. 6, 204 am Ende. So urteilten auch Era-
von altersher gestritten. Die Zeitangabe, dai's 10 tosthenes (vgl. die Fragmente bei Sträb. 1,7.
Odysseus von Ogygia aus 18 Tage fuhr, bis 15 — 28 u. ö\, Berger, Geschichte der voissen-
Scheria in Sicht kam (5, 279. 7, 268j, bietet schaftlichen Erdkunde der Griechen 3, 61 ff.),
für die Lage keinen Anhalt, noch weniger die Aptollodor bei Strab. 1, 44. 7, 299. Krates bei
schnelle Fahrt nach Ithaka oder Euboia auf Gell. Noct. Att. 14, 6, 3 (vgl. Berger a. a. 0. 3,
den Wunderschifi'en der Phaiaken. Konsequent 117 ff.), Strab. 1, 26, Schol. Hom. Od. 7, 321 u. a.
festgehalten wird nur das eine , dafs das Ahnlich dachten über diese Frage wohl auch
Phaiakenland so fern liegt, dafs Sterbliche es diejenigen, welche jede Frage nach der Realität
sonst nicht erreichen. Im übrigen schwanken Scherias ablehnen oder die Frage als ungelöst
die Vorstellungen der einzelnen Dichter, deren bezeichnen, vgl. z. B. Diogenes bei Mullach
Lieder in unserer Odyssee zusammengeschmolzen 20 Fragm. jiliilos. Graec. 2, 307; Bion bei Stob.
sind. Der Dichter der fingierten Erzählung Flor. 4, 54; Tibull 4, 1, 78; Senec. Epist. 88.
19, 269 ff. , nach welcher Odysseus trotz des Und so ist auch, zumal mit Bücksicht auf die
Verlustes seines Schiffes das Geleit der Phaiaken fabelhaften Züge der Phaiakensage, auf das
ablehnt und lieber, um noch Schätze zu sammeln, wunderbare Klima etc., in neuerer Zeit das
über weites Land zieht, bis er nach Thesprotien homerische Scheria zumeist als ein Fabelland
und Dodona kommt, geht wohl von der Vor- erachtet, das, vom Dichter in eine weite Ferne
Stellung aus, dafs das Phaiakenland auf dem entrückt, nicht mit einer einzelnen historisch
Festland nördlich oder nordwestlich von Thes- bekannten Gegend zusammenhängt, vgl. z. B.
protien liegt. Da man gleichzeitig darauf Bursian, Geogr. Griechenlands 2, 358 f.
hinweisen kann, dafs das Phaiakenland in der 30 Ob im Altertum von denjenigen Gelehrten,
Odyssee niemals als vi~)6og sondern stets als die im Gegensatz zu den bisher genannten die
yccla bezeichnet wird, und da man ferner den Irrfahrten des Odysseus in das mittelländische
Namen Scheria nicht nur als „festes Land" im Meer, um Sizilien und Italien herum verlegten
Gegensatz zum Meer, sondern auch als „Fest- (z. B. Aristarch bei Gellius 14, 6, 3; Polybios
land" im Gegensatz zu Inseln erklärt hat bei Strab. 1, 20—25), jemand Scheria speziell
(ähnlich schwankt die Bedeutung von i'iTitiQog nach Sizilien versetzte, ist nicht sicher. Wahr-
bei Homer), so ist die Ansicht, dafs Scheria scheinlich waren diese Gelehrten der Ansicht,
thatsächlifra auf dem Festland nordwestlich dafs Scheria gleich Korkyra sei.
von Thesprotien zu denken sei, wiederholt Diese Ansicht, dafs Korkyra der Wohnsitz
lebhaft vertreten worden; vgl. besonders den 40 der Phaiaken gewesen sei, geht in alte Zeit
für die ganze Phaiakensage bedeutungsvollen zurück. Das glaubte man auf Korkyra schon
Aufsatz von Welcher, „Die Homerischen Phäaken vor der korinthischen Besiedelung der Insel
und die Inseln der Seligen" im Rhein. Mus. 1, (vgl. v. Wilamowitz , Homer. Untersuchungen
219 — 283 und in Kleine Schriften 2, lff. Über 172), und wenn die oben erwähnte Beobachtung
die Etymologie von Z%tQir\ vgl. Döderlein, richtig ist, dafs die ursprüngliche Dichtung
Homer. Glossar. 2, 224; Kretschmer, Einleitung von einem die Stadt der Phaiaken verbergenden
in die Geschichte der griechischen Sprache 281. und sie vom Meer abschließenden Gebirge
Wenn dagegen 6, 204 Nausikaa sagt: schon in unserer Odyssee 13, 180ff. zu Gunsten
3 r js.' • ' q. ii' ' > einer historisch bekannten Stadt abgeändert
v^ ,«,/ v a ~ , • , „,i 50 ist, so darf man wohl annehmen, dafs schon
ha%aroi ovSt zig am ßgotav imuioytrca ccUog, ^ DicMer dieger g^ Korkjra für Scheria
so wird sich (auch im Hinblick auf 6, 354), gehalten hat. Wie v. WilamMoitz, Homer.
wie Bohde, Psyche 98 bemerkt, die Phantasie Untersuchungen 172 ff. betont, hatten einst
der meisten Leser Scheria als eine Insel vor- Chalkidier, auf die auch die Sage von den
stellen, und zwar als eine Insel im fernen Phaiaken und Rhadamanthys (7, 323) zurückgeht,
Weltmeer. Im Einklang mit der Vorstellung Korkyra in Besitz und nannten die Insel Makris.
des Dichters dieser Stelle hat man daher auch Sie waren es wohl auch, die der Insel nach
im Altertum Scheria in dieselbe Gegend ver- ihrer Gestalt den Namen Drepane „Sichel"
legt wie die Elysischen Gefilde oder die Inseln gaben {Hellanil-, bei Steph. Byz. <^cäu^) und
der Seligen, wobei man zugleich darauf hin- 60 dabei diesen Namen entweder von der Sichel
wies, dafs Rhadamanthys, den die Phaiaken herleiteten, mit der Kronos oder Uranos ent-
nach Euboia geleiteten (7, 323), nach 4, 563 im mannt wurde (Timaios bei Schol. Apoll. Bhod.
'HXvaiov itsSiov wohnte; vgl. Schol. Eurip. 4,984; Lykophr. 761 f. nebst Schol. u. Tzetz.
Hippol. 750. Schol. Hom. Od. 7, 324. Wer im zu 761. 762. 869; Apoll. Bhod. 4, 985f.; Schol.
Anschlufs an Herodot 3, 26 die Inseln der Hom. Od. 5, 34; Et. Magn. jQmdvn), oder
Seligen in Libyen suchte, mufste freilich sein von der Sichel der Demeter (Apoll. Bhod. 4,
(L>(xiix%ig auch dort wiederfinden, wie Olympiodor 986 ff. nebst Schol. 984; Tzetz. Lyk. a.a.O.;
bei Phot. im Corp. bist. Byzant. 1, 463. Allein Et. Magn. a. a. 0.). Als die Korinther nach
ftOBCHER, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. HI. 70
2211 Phaiaken (Kritik d. koiner. Sage) Phaiaken (Kritik d. liomer. Sage) 2212
Korkyra kaineu, kielten sie die bereits auf oder anderen Weise kritisiert, z. B. Theopomp.
der Insel bestebende Gleichsetzung mit dem bei Athen. 12, 531a uud Ael. vur. hist. 7, 2;
Pbaiakenlande bei, wie die Verschmelzung der Herakleid. Pont, bei Schol. Hom. Od. 13, 119;
korinthischen Medeasage mit der Phaiakeusage Plat. Bep. 10, 614B (mit der Gegenüberstellung
(s. u.) und jene Genealogie zeigt, nach welcher von Alxtvoog und aXxtiiog); Polyb. 34, 9, 15;
Phaias der Sohn der Asopostochter Kerkyra Athen. 1, 9a. 14c. 5, 192 c. d. 8, 336b., Anth.
und des Poseidon seiu sollte (s. u.). Und Pal. 11, 44., Suid. nOnr}Qog, Luk. de saltat. 13,
durch alle Zeiten haben die Bewohner der Eustath. 1549, 24 u. a. , und weit über alle
Insel daran festgehalten : das lehren der Kult homerischen Schilderungen hinaus wird das
des Alkinoos (Thukyd. 3, 70), Münzen und 10 Phaiakenleben als ein Faullenzerleben mit Schlaf
Inschriften (z. B. 1. G. S. 3, 718. 873. 876. 884), bis in den hellen Tag hinein erachtet (z. B.
der „Hafen des Alkinoos" (Schol. Dionys. Horaz epist. 1, 2, 28 ff.), so dafs die Bezeichnung
Perieg. 493. Eustath. Dionys. Perieg. 492) und „Phaiake" gleich „Schlemmer" und,, Faullenzer"
der Glaube, eine nahe Klippe sei das ver- wird (z. B. Horaz epist. 1, 15, 24). Auf der
steinerte Phaiakenschiff (Plin. 4, 53; Solin. 11,2; anderen Seite finden sich aber auch einige
Eustath. 1737, 36; Procop. bell. Goth. 4,22), sowie Verteidiger, wie Ephoros bei Schol. Hom. Od.
die Herleitung der eigenen Seetüchtigkeit von 6, 244, Eratosthenes bei Athen. 1, 16 d, l)io
den Phaiaken (Thukyd. 1,25). Wie man dabei Chrysostomos Or. 7, 117 M., der die gute Ver-
auf der Insel selbst den Wechsel der Namen: wendung des Reichtums (vgl. Or. 2, 26. 79,
Makris, Drepane, Scheria, Korkyra erklärte und 20 663 M.) und die (pilccv&QcoTticc der Phaiaken
speziell den Namen Scheria etymologisch zu be- preist.
gründen suchte, zeigen die Fragmente von Ein anderer Punkt der homerischen Er-
Aristot. itolix. Kzqxvq. bei Steph. Byz. 2%£qlcc, Zählung, der mehrfach kritisiert wird, ist die
Schol. Ap. Rh. 4, 984. Schol. Hom. Od. 5, 34. Wendung, dafs Odysseus schlafend auf Ithaka
Eustath. 1521, 32. Dafs Korkyra das Land der ausgesetzt und verlassen wird; vgl. Aristot. Poet.
Phaiaken sei, geben auch alle erhaltenen Argo- 24; Philostrat. Heroic. 2, 19 p. 695, Plut. quom.
nautendichtungen zu (s. u.), und es bleibt dies adulesc. poetas audire deh. 27 C. fi". Im Schol.
später die verbreitetste Ansicht, vgl. z. B. Hom. Od. 13, 119 (vgl. 7, 318) werden die
Dionys. Perieg. 494 nebst Schol. u. Eustath.; Phaiaken, zum Teil nach Herakleid. Pont.,
Strab. 6, 269; Philostrat. vit. Apoll. 4, 20 p. 157; 30 nachdrücklich gegen alle Vorwürfe verteidigt,
Palaiphat. 21; Dio Chrysost. Or. 2,26 M.; Suid. die man ihnen deswegen machte: eine Ver-
KtQKVQcc und (Pcuccmcc; Schol. Hom. Od. 6, 3, teidigung, die für die Sagenforschung natür-
195. 204; Ovid. Met. 13, 719; Plin. 4, 52 f. ; lieh ebenso wertlos ist, wie die Vorwürfe;
Juvenal 15, 25 u. a. Auch in neuerer Zeit hat denn wie schon Schol. Hom. Od. 8, 444. 13, 79
Korkyra noch manchen Verteidiger gefunden richtig bemerken, ist der Schlaf dessen, den
(vgl. Zimmerer, Verhandl. d. 41. Versammlung die Phaiaken geleiten, unzertrennlich von der
deutscher Philologen 344 ff.) und man hat ins- Wunderfahrt und ein wesentlicher, alter Zug
besondere die Sage von dem versteinerten Schiff der Volkssage. %
für korkyräisch gehalten, da der Name Korkyra Oftmals hingewiesen wird auch auf die Art,
mit dem Schiffe xsqhovqos zusammenhänge 40 wie Homer den Odysseus bei den Phaiaken
(vgl. Gruppe, Gr. Myth. 712, 1). Allein ganz seine Abenteuer erzählen läfst und welchen
ganz abgesehen davon, dafs H. Lewy , Jahrb. Eindruck die Reden hervorrufen (vgl. Theon
für Piniol. 1892, 179 Semit. Fremdw. 209 auf progymnasm. 4 in Sjjeugels Bhet. Graec. 2,80;
demselben Wege die kleine Felseninsel Gaulos Dio Clirysost. Or. 11, 160 31.; Luk. ver. hist.
von dem Schiffe yuvlog herleiten und dem- 1,3, Nigrin. 35; Lykophr. 764; Juvenal 15,
gemäfs Malta für die Phaiaken-Insel erklären 14 ff.); von der Länge der Reden in den 'Alxivov
konnte, ist die Sage von der Versteinerung änöloyoi genannten Büchern Hom. Od. 9 — 12
des Schiffes, wie oben erwähnt, ursprünglich (vgl. Aristot. Poet. 16) wird das Wort Alnivov
vereint gewesen mit der Sage von der Ein- anoloyog seinerseits zum sprichwörtlichen Aus-
schliefsung der Stadt mit Bergen und somit 50 druck für „lange Reden", später auch für „Ge-
nicht von Korkyra, sondern nur von einem schwätz", vgl. z. B. Plat. Bep. 10, 614 B. ;
Fabelland zu verstehen. Aristot. Bhet. 3, 16, 7; Poll, 2, 118. 6, 120;
T¥T Tr ,, .A., , „r ., , ., , Dioqen. 2, 86. - ■ Weitere Verwertung der ho-
III. Verwertung, Kritik und Weiterbildung nrerischen Darstellung zu verschiedenen Lehren
der homerischen Phaiakensage im Altertum. imd wissenschaftlichen Fragen finden sich u. a.
Wie lebhaft man sich im Altertum mit dem bei Menand. n. imdsiKT. bei Spcngel Bhet.
von Homer entworfenen Bilde der Phaiaken be- Graec. 3, 430; Ps. Plut. vit. Hom. 174; Muson.
schäftigte, dafür giebt es zahlreiche Belege, bei Stob. Flor. 40, 9; Cic. Brut. 18, 71.
von denen hier nur ein kleiner Teil angeführt Irgend eine die homerische Überlieferung
werden kann. Vor allem war es das mühelose, 60 bereichernde Wendung erfahren wir aus alle
weichliche, an Tafelfreuden, Tanz und Lied dem bisher Erwähnten nicht; ebenso wenig
reiche Leben der Phaiaken, was die alten aus Mythographen, die sich wie z. B. der Ano-
Schriftsteller so oft, insbesondere unter Hin- nymus de Ulix. erroribus 11 bei Westermann,
weis auf Hom. Od. 8, 248 f. 10, 5f. besprechen. Mythogr. 344, 14 lediglich an Homer halten.
Man schildert die Phaiaken als aßgodiairoi Bei Apollod. (fragm. Sabbait.) epit. 7, 24 — 25
und zQvcpsQoi (vgl. Schol. Hom. Od. 6, 51. 65. Wagner, Mythogr. Graec. 1 ist im übrigen die
244. 8, 100. 248. 265. 272); ihr ßiog uitolav- homerische Erzählung wiedergegeben, jedoch,
oziy.6g und ihre cpilT]Sovia werden in der einen wie schon oben bemerkt, der ursprüngliche
2213 Phaiaken (in d. Argonauten sage) Phaiaken (sonstige Sagen) 2214
Schlufs wiederhergestellt, dafs Poseidon nicht verlangten Medeas Auslieferung ; Arete bestürmt
nur das Schilf der Phaiaken zu Stein macht, , ihren Gemahl Alkinoos, dieses Verlangen ab-
sondern auch ihre Stadt mit Bergen von der zulehnen, Alkinoos aber teilt ihr mit, dafs er
See abschliefst. Weiterbildungen der homeri- folgenden Spruch fällen werde: werni Medea
sehen Dichtung finden sich nur bei Dietys. Cret. noch Jungfrau sei , so werde sie den Kolchern
6, 5 — 6, Suid. Xdgvßdig, Kedren. 133, die ausgeliefert, sonst gehöre sie dauernd dem
mit unerheblichen Variationen erzählen, dafs Iason. Heimlich läfst Arete diesen Entschlufs
Odysseus nach seinen Irrfahrten zu Idomeneus des Königs dem Iason mitteilen, und es wird
nach Kreta gekommen sei; dieser sendet ihn noch in derselben Nacht in der Grotte der
mit zwei Schiffen und reichen Geschenken zu 10 Makris das Brautlager bereitet. Infolge dessen
dem König der Phaiaken Alkinoos, der ihn spricht am nächsten Morgen Alkinoos die
gastlich aufnimmt und schliefslich mit nach Medea dem Iason zu; den Kolchern aber,
lthaka fährt und am Freiermord teilnimmt ; welche aus Furcht vor Aietes nicht nach Kolchis
den Abschlufs bildet die Heirat zwischen Tele- zurückkehren wollen, gestattet er, auf Korkyra
machos und Nausikaa und die Geburt ihres zu bleiben. Die Grotte des Makris heilst von
Sohnes Ptoliporthos. Letzteres geht auf alte jetzt an Grotte der Medea und bei dem Tempel
Quellen zurück; denn schon Hellanikos fr. 141 des Apollon Nomios zeigte man Altäre der
und Aristoteles bei Eustath. Hom. Od. 1796, 42 Moiren und der Nymphen, die Medea gestiftet
kennen die Hochzeit von Telemachos und haben sollte. Als die Argonauten nach sechs-
r^
Nausikaa; vgl. Bd. 3 Sp. 32. — Eine andere 20 tägigem Aufenthalt von Korkyra schieden,
Weiterbildung giebt noch Hygin. fab. 125. 126, gaben Alkinoos und Arete ihnen viele Gast-
wo — um den Anstofs mancher an dem Aussetzen geschenke mit, dazu auch zwölf Mägde, letzteres
des schlafenden Odysseus zu beheben — er- eine Wendung, die der Dichter braucht, um
zählt wird, Alkinoos habe den Odysseus von späterhin einen Kuitbrauch von Anaphe zu er-
der Phaiakeninsel reich beschenkt entlassen, klären (4, 1722 ff.). — Ähnlich wie Apoll.
da habe Odysseus, weil Hermes ihm zürnte, Bhod. hatte auch Timaios (fr. 7. 8. 53. 54) von
nochmals Schiffbruch gelitten und sei allein der Ankunft der Kolcher auf Korkyra, von
und hilflos nach lthaka gekommen. - Über dem ydjiog daselbst und von Kultgebräuchen
den Inhalt der oben in den Artikeln Nausikaa erzählt, die man auf der Insel an jenes Braut-
und Odysseus Bd. 3 Sp. 34 f. 625 zusammen- 30 lager anknüpfte; die Altäre, die zum Ge-
gestellten, auf die Phaiakensage bezüglichen dächtnis gestiftet wurden, waren nach ihm
Werke von Sophokles, Phityllios, Eubulos, Altäre der Nymphen und der Nereiden, und bei
Phormis, Alexis und Tuticanus wissen wir so den jährlichen Opferfesten wurde dessen ge-
gut wie nichts. dacht, dafs Medea zuerst in dem Apollon-
tempel Opfer dargebracht habe. Schol. Ap.
IV. Die Phaiaken und die Argonautensage. ^0(j_ 4) 12i8 fügt hinzu, dafs man das Bei-
Dafs schon die älteste Argonautensage wort des Apollon Nomios auf Korkyra auch
einen Aufenthalt Iasons bei den Phaiaken kannte, dahin erklärte, dafs Alkinoos Entscheidung
wie gelegentlich vermutet wird (vergl. z. B. v.urcc v6[iov ausfiel. — Auch Kallimachos hatte
Fleischer oben im Artikel Alkinoos Bd. l,Sp. 239, 40 in den Aitia von der Ankunft eines Teiles der
Tümpel bei Paidy-Wissowa 1, 1547), läfst sich Kolcher auf Korkyra und ihrem Zusammen-
nicht erweisen. Im Gegenteil ist es, da die treffen mit den Argonauten erzählt, vgl. fr. 38.
Phaiaken der Argonautensage durchweg auf 336. 377. 554. 563 und Schneider, Callimachea
Korkyra wohnen, weit wahrscheinlicher, dafs 2, 89 ff. — Philetas (Schol. Ap. 4, 1141) verlegt
die ganze Verbindung' zwischen Phaiaken und das Brautlager in, das Haus des Alkinoos.
o
Argonautensage erst eine korinthisch-korky- Apollodor. 1, 9, 25 und Hygin. fab. 23 folgen
räische Sage ist (vgl. v. Wilamowitz , Hom. der Darstellung des Apollonios. Orpheus Ar-
Unters. 170). Die Korinther brachten den Kult gonaut. 1291 ff. enthalten einige Abweichungen:
der Medea nach Korkyra mit, in dessen Mittel- bei der Landung opfern die Argonauten dem
punkt der hgbg yäfiog stand und die Geburt 50 Zeus Panomphaios und Apollon Epaktios. Als
von Kindern , die frühzeitig wieder sterben die Kolcher kommen , schlägt Arete ihrem
mufsten. Ursprünglich hatte diese korinthisch- Gatten vor, die Auslieferung von der Frage ab-
korkyräische Sage mit den Phaiakensagen gar hängig zu machen, ob Medea noch Jungfrau
keine Gemeinschaft (vgl. noch Naupakt. fr. 10). sei. Hera selbst teilt dies den Argonauten
Dann aber führte der Wunsch, eine besondere mit, worauf Iason schleunigst auf seinem Schiffe
Erklärung dafür zu finden, dafs der itQog das Brautlager richten läfst.
yü^og der von Kolchis gemeinsam mit Iason
kommenden Medea erst auf Korkyra stattfand, V. Sonstige Phaiakensagen.
zu einer Verquickung mit der Phaiakensage, 1) Hom. Od. 7, 323 berichtet, dal's die
welche die Korinther, wie oben gesagt, auf 60 Phaiaken einst den Rhadamanthys , da erden
Korkyra schon vorfanden; jeder tiefere my- Tityos aufzusuchen begehrte, nach dem fernen
tische, zum Wesen der Phaiaken gehörige Zug Euboia gebracht und auf ihren schnellen
ist bei dieser Verquickung abgestreift , ein Wunderschiffen die weite Fahrt hin und zurück
weiteres Zeugnis für die späte Entstehung der in einem einzigen Tage ohne jegliche Ermattung
Sage. — Apoll. Bhod. 4, 982 ff. erzählt, dafs vollendet haben. Die alten Erklärer (Schol.
die Argonauten auf Korkyra von Alkinoos Od. 7, 323. 324; Eustath. 1581, 45 ff. ; Strab.
und den Phaiaken gastlich aufgenommen wurden; 9, 423 etc.) bieten nichts Neues und wir wissen
bald aber kamen die verfolgenden Kolcher und über die Sage sonst nichts. Vermuten läfst
70*
2215 Phaiaken (sonstige Sagen) Phaiaken (sonstige Sagen) 2216
sich nur, dafs .der Dichter dieser Stelle den weg findet, Phaiax sei schon lange vor der
Wohnsitz der Phaiaken bei dem Elysischen Uninennung der Insel Scheria in Korkyra ein
Gefild ansetzte, wo nach Hom. Od. 4, 564' eingeborener König der autochthonen Phaiaken
Rhadanianthys wohnte. Die Sage scheint chal- gewesen, vgl. Kanon 3. •
kidischen Ursprungs zu sein; vgl. v. Wüamoteitz, 5) Apoll. Rhod. 4, 538 ff. berichtet: Herakles
Homer. Untersuch. 172. kam, um sich von dem Mord seiner Kinder zu
2) Hom. Od. 7, 8 ff. wird von der Dienerin reinigen, nach Makris (= Scheria, Korkyra)
Eurymedusa erzählt, einer yqr}vg AitsiQair], zu Nausithoos und gewann dort die Liebe
welche einst die Phaiaken zu Schiff ATtsiori&sv der Melite, Tochter des Flufsgottes Aigaios.
brachten und als Ehrengeschenk dem König io Diese gebar ihm den Hyllos. Als Hyllos her-
Alkinoos zuwiesen, in dessen Hause sie die angewachsen war, wollte er nicht unter Nau-
Nausikaa aufzog. Näheres wissen wir hierüber sithoos Herrschaft bleiben, sondern sammelte,
nicht. Schon die alten Erklärer (z. B. Schol. von Nausithoos unterstützt, einen Teil der auto-
Hom. Od. 7, 8. 11, Eustath. 1565, 35 ff.) chthonen Phaiaken und zog mit ihnen fort
schwankten, ob sie 'Aitupedri und AnsiQrj&tv in das nach ihnen genannte Hylleerland, wo
von Epeiros oder von einem „unbegrenzten", er später von den Mentores erschlagen wurde,
„unbestimmten" fernen Lande herleiten sollten, Schol. Ap. Rh. 4,524. 540. 1125. 1149; Steph.
und in neuerer Zeit hat man sich ebenso oft für Byz. 'TiltTg; Etym. Magn. 'Tfojcov, Schol. Soj/h.
Epeiros entschieden wie für das „unbegrenzte" Track. 53 umschreiben nur die Erzählung des
Fabelland oder für das „Festland" rintiQog im 20 Apollonios. Das Ganze ist ein durchsichtiger
allgemeinen. Wenn man bedenkt, dais der Versuch, die korkyräischen Namen zu erklären
Kriegszug zu dem Wesen der Phaiaken, wie bezw. zu beleben: den bekannten „Hyllikoshafen"
es die ältesten Teile der Odyssee schildern, {Thukyd. 3, 72; Ap. Rhod. 4, 1125 nebst Schol.
schlecht palst, und wenn man zugiebt, dafs zu 1125 und 1149; Schol. Dionys. Per. 493 etc.),
der Abschlufs des Phaiakenabenteuers schon in das öqog MsUrrjiov {Ap. Rhod. 4,1150), den
unserer Fassung der Odyssee zu Gunsten der Flufs Aigaios {Ap. Rh. 4, 1149).
Ansicht, dafs Korkyra das Phaiakenland sei, 6) Bei dem Mythogr. Vat. 1, 56 findet sich
umgeändert ist, dann hat es kein Bedenken, erzählt: „Alkinoos, der König der Phaiaken,
in dem Kriegszug und Raub der Eurymedusa litt unter den Harpyien. Als Herakles zu ihm
eine korkyräische Sage über Feindschaften 30 kam und dies vernahm, lauerte er ihnen auf.
zwischen Korkyra und Epeiros zu erblicken. wie sie in gewohnter Weise sich dem Tisch
3) Alkaios fr. 116 und Akiisilaos fr. 29 bei (mit der Mahlzeit) näherten, verwundete und
Schol. Ap. Rh. 4, 992 erzählen, dafs die verjagte sie." Bemerkt wird dazu: „Oviä
Phaiaken aus dem bei der Entmannung des nennt sie Stymphaliden", eine Verwechselung
Uranos auf die Erde geträufelten Blute ent- von Harpyien und Stymphalischen Vögeln, die
standen seien. Das sind natürlich die Phaiaken sich auch in der Überschrift von Myih. Vat.
von Drepane (= Korkyra), dessen Namen, wie 1, 111 findet. — Hier ist Alkinoos an die
oben bemerkt, wahrscheinlich die Chalkidier Stelle des Phineus, Herakles an die Stelle der
von der Sichel, die Kronos bei der Entmannung Boreaden getreten. Möglich dafs die ganze
gebraucht hatte, herleiteten. Mit Recht warnt 40 Version auf eines jener Argonautengedichte
v. Wilamowitz, Hom. Unters. 171 davor, diesen zurückgeht, in denen aller Ruhm, in den sich
Mythus für die Erklärung des Wesens der home- sonst lason , die Boreaden und andere Helden
rischen Phaiaken zu verwenden. teilen, auf Herakles vereint war.
4) Während in der Odyssee Nausithoos der 7) Die unteritalischen Sagen von Kroton
Vater des Alkinoos ist, scheint die korinthisch- und Lokroi Epizephyrioi, die z. T. an die
korkyräische Sage frühzeitig dahin gegangen Phaiaken von Korkyra anknüpfen, behandelt
zu sein, dafs Poseidon einst die Tochter des Ulrich Hoefer , Kotion 85 ff. mit übersichtlicher
Asopos, Korkyra, geraubt und sie nach der Zusammenstellung des Materials. Auf die
Insel Drepane = Scheria entführt habe, die Gründung von Lokroi Epizephyrioi läuft die
nunmehr von ihr den Namen Korkyra erhielt ; 00 Erzählung bei Komm 3 hinaus : Phaiax auf
auf dieser Insel habe sie dann dem Poseidon Scheria = Korkyra hatte zwei Söhne , Alkinoos
einen Sohn namens Phaiax geboren, den Vater und Lokros; als Phaiax gestorben war, stritten
des Alkinoos und Eponymos der Phaiaken, vgl. die beiden Söhne um die Herrschaft, einigten
HellaniJcos fr. 45 bei Steph. Byz. (frcda^; Diod. sich dann jedoch dahin, dafs Alkinoos über
4, 72; Schol. Hom. Od. 5, 35. 13, 130; Eustath. Phaiakis herrschen solle, während Lokros mit
1521, 35. 1736, 28; Paus. 2,5,2. 5,22, 6; Sehol. einem Teil des Volkes nach Italien fuhr, wo
l'ind. Ol. 6, 144. Allerdings entstand bei dieser er von Lakinos (Lakinios) aufgenommen wurde
Sagenform leicht das Bedenken, dafs dann die und dessen Tochter Laurine (Laure, Laurete)
Insel zur Zeit des Phaiax und Alkinoos nicht heiratete. Konon fährt fort, deswegen hätten
mehr Scheria hiefs, sondern schon Korkyra, 60 die Phaiaken die Lokrer in Italien als Ver-
und so fand Apoll. Rhod., der auch den ho- wandte angesehen, und erzählt dann weiter,
merischen Nausithoos nicht fallen lassen wollte wie Herakles kam, Lakinos und Lokros tötete
(vgl. Ap. Rhod. 4, 539), den Ausweg, dafs die und wie die Stadt Lokroi Epizephyrioi ent-
geraubte Asopostochter von Poseidon nach stand. — Ganz dieselbe Sage giebt es für
Korkyra Melaina gebracht sei {Ap. Rhod. 4, Kroton, nur heifst hier der zweite Sohn des
567 ff.), während sich in den unteritalischen Phaiax , der Bruder des Alkinoos , nicht Lokros,
Sagen, die Phaiax als Vater des Alkinoos und sondern Kroton (Schol. Theokr. 4, 32); dieser
Lokros bezw. Kroton kennen (s. u.), der Aus- kommt zu Lakinios 1 Lakinos), heiratet seine
2217 Phaiaken (Kunstdarstellungen) Phaiaken (Bedeutung d. Sage) 2218
Tochter und wird später ebenso wie Lakinios und Odysseus, Bd. 3 Sp. 36 ff. und 674 be-
von Herakles erschlagen, worauf die Gründung sprechen ; sie gehen sämtlich auf Homers
von Kroton folgt; vgl. Schal. Theokr. 4, 33, Schilderang zurück. Ferner glaubt man, nach
Diod. 4, 24, 7, Iamblich. de vita Pyth. 9, 50, einer Komödie den Empfang des Odysseus bei
p. 35 ed. Nautik. , Lykophr. 856. 1007 nebst Schol. Alkinoos und Arete dargestellt zu sehen auf
u. Tzetz. zu 1005 ff. . Ovid Met. 15, 12 ff. , einer unteritalischen Vase (Mon. d. Tust. 6,
Serv. Verg. Aen. 3,552, Etym. Magn. 541,13. 35, 2; Wieseler, Annali d. Inst. 1859, 384 ;
555, 16, Steph. Bys. Accklvlov. Bemerkenswert Heydemann, Jahrb. d. Artih. Inst. 1, 299), wo
ist übrigens, dafs nicht nur Kroton für einen ein bartloser Mann mit Pilos vor ein Königs-
Phaiaken bezAv. Korkyraeer gilt, sondern dafs 10 paar tritt; und ein korinthisches Relief im
gelegentlich auch Lakinios (der Eponymos des Nationalmuseum zu Athen, das mir leider
Aaxiviov öpog) ein Korkyraeer heilst (Schot. nicht näher bekannt ist, soll angeblich die
TJieokr. 4, 33) und dafs ferner ein Flufs im Ge- Aufnahme des Odysseus im Hause des Alkinoos
biete von Kroton seinen Namen von Arete, der und die Geschenkscene (Odyss. 8, 424 — 460)
Gattin des Alkinoos, die hier ein fivfj^ia hatte, wiedergeben, Classic. Reviere 1891, 340. Endlich
führen sollte; Etym. Magn. Aqsxccv nach Philo- war nach Pausanias 3, 18, 11 am amykläischen
steph anos , wo AXxivoov statt 'Alxiuov zu lesen Thron der Reigen der Phaiaken, zu dem Pre-
ist; vgl. Höfer, Konon 86 Anm. 90. modokos spielte, dargestellt; Klein, Artih. epigr.
8 In Attika verehrte die Schifferbevölkerung Mitt. 9, 153 glaubt, dafs diese Deutung falsch
in Phaleron den Nausithoos und Phaiax. Die 20 sei und dafs der Künstler an den Reigen des
attische Legende war, Theseus habe sich zur Theseus und der attischen Kinder gedacht
Fahrt nach Kreta von dem Salaminier Skiros habe, und hat für diese Annahme mehrfache
als Steuermann den Nausithoos und als Vorder- Zustimmung gefunden (vgl. Bummler, Jahrb.
bootsmann (jtQcaQsvg) den Phaiax geholt, da d. Artih. Inst. 2, 22, 10; Overbetik, Ber. d.sätihs.
die Athener damals noch keine Seefahrer waren. Ges. d.W. 1892, 10; Furtwängler, Meisterwerke
Nach der glücklichen Heimkehr habe Theseus 703), während Bobert bei Pauly - Wissowa 3,
die fjQcoa Navat&oov itou t&cduyiog im Phaleron 129 die Deutung des Pausanias beibehält,
beim Tempel des Skiros (im Bezirk der Athena
Skiras) gestiftet, und ihnen gelte auch das VII. Bedeutung der Phaiakensage,
Kybernesiafest ; vgl. Philotihor. bei Flut. Thes. 30 Zur Erklärung der Phaiakensage hat man
17. Auf diesen Kult hat man auch bezogen früher angenommen, dafs dunkle Erinnerungen
den Paus. 1,1,4 erwähnten Heroenkult im an fremde seefahrende Stämme, wie z. B. die
Phaleron und gelegentlich den Giern. AI. protr. Tyrrhener, oder an nordische Sagen von Fähr-
2, 40 p. 35 P. berührten Kult eines tjQcog y.ata männern des Todes eine Rolle spielten. In-
jiqv(ivccv, den allerdings die Scholien unter Hin- dessen liegt kein Grund vor, fremde Einflüsse
weis auf Kallim. Aitia (fr. 33 b) für einen Kult anzunehmen, und die Deutung auf das Toten-
des Androgeos erklären; vgl. Bobert, Herrn. land, für welche neuerdings auch Seeck, Ge-
20, 355 f. , Preller- Bobert, Grietih. Myth. 1, 205, 2. schichte des Untergangs der antiken Welt 2, 376.
629, 3, Hitzig- Blüm ner, Pausanias 1, 124, 449 eingetreten ist, erscheint ebenso wenig
Wagner im Art. Nausithoos ob. Bd. 3 Sp. 42. 40 zwingend, wie die Erklärung der Phaiaken als
Der Kult des Nausithoos und Phaiax ist Personifikation günstiger Winde. Jeder grie-
älter als seine Verknüpfung mit der Theseus- chische Schiffer glaubte an hilfreiche Götter, die
und Skirossage. Die Namen sind zweifellos ihm schnelle, glückliche Fahrt zu verleihen und
der Phaiakensage entnommen. Möglich wäre, die Schiffer mühelos und sicher heimzugeleiten
dafs hier ebenso wie bei dem Zusatz Hom. Od. vermögen ; man sieht die Helfer nicht, sie wirken
7, 80 f. ( Athena geht von Scheria direkt nach geheimnisvoll und, wie in so vielen Volkssagen,
Marathon und Athen) eine gewisse Rivalität gerade im Dunkel der Nacht, die sonst dem
Athens gegen Korkyra und seinen von den Schiffer doppelt gefährlich ist; die Vorstellung,
Phaiaken hergeleiteten Schiffsruhm vorliegt. dafs der Schiffer ruhig schlafen kann, während.
Allein noch wahrscheinlicher ist es, dafs die 50 diese Helfer in der Nacht sein Schiff geleiten,
Schiffer, welche an den Altären im Phaleron ist der Ausdruck des festen Vertrauens auf ihren
um gute Fahrt und glückliche Heimkehr beteten, Beistand. Möglich, dafs die Herleitung des
jenen hilfreichen Göttern die Namen Nausithoos Namens der Phaiaken von yaiog = dunkel das
und Phaiax beilegten, weil sie noch selbst an Richtige trifft: in den Vorstellungskreis der
die Phaiaken glaubten. Dann hätten wrir hier Schiffer pafst dies gut. Ebenso leicht entstand
den einzigen, wertvollsten Rest jenes Volks- im Kreise der Seefahrer, denen die Sagen von
glaubens, der, wie eingangs des Artikels be- Odysseus Irrfahrten überall geläufig waren, die
merkt, wohl noch lange nach Abschlufs des Vorstellung, dafs auch O. seine endliche glück -
Homerischen Gedichts fortdauerte. liehe Heimfahrt den Phaiaken verdanke. Welcher
60 griechische Stamm dies zuerst erzählte, läfst sich
VI. Kunstdarstellungen. nicht ausmachen: da wohl überall griechische
Darstellungen aus dem Kreis der Phaiaken- Schiffer an die helfenden Phaiaken glaubten
sage sind selten; vgl. die Zusammenstellung und von O. erzählten, wird man weder für ioni-
bei Bolte, de monumentis ad Odysseam perti- sehen, noch für thesprotischen u. s. w. Ur-
nentibus, Dissert. Berlin 1882, p. 36 f. Soweit sprang der Phaiakensage überzeugende Gründe
sie sich auf Nausikaa und ihr erstes Zusammen- beibringen können, und dasselbe gilt auch für
treffen mit Odysseus beziehen, finden sich die den Hinweis auf Anthedon bei Gruppe, Grietih.
Kunstwerke oben unter den Artikeln Nausikaa Myfhol. 398, 4. Wir wissen nur zweierlei :
2219 Phaiax Phaidra (Sage v. Troizen) 2220
1) dafs das Epos die Phaiaken-Odysseus-Sage des Minotauros, Francoisvase, C. I. G. 4, 8185 b.
aufnahm und derart ausgestaltete, dafs die 0. Jahn, Arch. Beiträge 275. W. Klein, Griech.
Phaiaken aus dem Kreise der Götter herab- Vasen mit Meistersign.* S. 33, abg. Monumenti
gezogen wurden zu einem Volk mit mensch- 4 Taf. 56. 57 oben {Beinach, Ee'pert. des vases
liehen Einrichtungen, welches in der Vorzeit 1, 135); vgl. Braun, Avmali 20 (1848), 359.
den Helden beistand, aber der lebenden Ge- Weizsäcker, Eh. M us. 33 (1878), 379. Osk. Wulff,
neration nicht mehr helfen kann; — 2) dafs Zur Theseussage (Diss. Dorpat 1892) S. 24. 182
unter den griechischen Stämmen, welche die Anm. 138. Nach Wulff 24 kehrt der Name
Sage kannten und pflegten, auch die Chalkidier <Pcciöiuog möglicherweise auch auf einer Vase
waren: sie haben von den Phaiaken und Eha- 10 in Leyden (Boidez, Ghoix de vases peints de
damanthys erzählt, sie haben auch, als sie Leyde pl. 10) wieder, wo (fruidmog stehen soll;
nach Korkyra kamen, daran festgehalten, dafs doch bieten C. I. G. 4, 7719 und Beinach a. a. 0.
diese Insel das homerische Scheria sei. Die 2, 271 (frccivmog (= $aivucitog?). [Höfer.]
Verknüpfung zwischen der Phaiaken- und der Phaidra (ß><xidpa), Tochter des Minos und
Argonautensage ist unseres Erachtens erst der Pasiphae, Gemahlin des Theseus. Sie wird
später vollzogen worden, als die Korinther zuerst in der Odyssee X 321 zugleich mit
ihre Herrschaft auf Korkyra begründeten. Die Prokris und der schönen Ariadne genannt
übrigen Phaiakensagen (mit Ausnahme des (vgl. Verg. Aen. 6, 445), in Versen, die man
attischen Kultrestes) sind teils sehr durch- gewöhnlich als attisches Einschiebsel des 6.
sichtigen lokalen Ursprungs, teils mythogra- 20 Jahrh. betrachtet (s. aber Wilamowitz, Eurip.
phische Spielereien. [Jessen.] Hippolytos S. 41). Dafs sie in den NavTtduria
Phaiax (ß>uia£,), 1) Heros Eponymos der mn vorgekommen sei (ittnoirndva ig yvvaiv.ug
Phaiaken (s. d.), ein Sohn des Poseidon und Paus. 10, 38. 11), wo die Auferweckung des
der Korkyra, welche der Gott nach Korkyra ent- Hippolytos durch Asklepios erzählt wurde
führt hatte. Sein Sohn war Alkinoos, der den (Ps.- Apollod. 3, 121 W.), ist nur Vermutung
Odysseus gastlich aufnahm. Diod. 4, 72. (Barthold, Ausgew. Trag, des Eur. 4. Bd.
Hellanikos bei Steph. Byz. s. v. Rectal. Schol S. VII; vgl. Kalkmann, Anh. Ztg. 41 [1883]
Od: 13, 130. Er war König in Scheria, das später S. 38). Dagegen schilderte nach Plutarchs
Korkyra hiefs, und hatte aufser Alkinoos noch ausdrücklichem Zeugnis die Tlieseis (6 tijg &rj-
einen Sohn Lokros, der nach Italien zog, Kanon 3. 30 avidog Ttoir\xr\g Thes. 28), wie beim Hochzeits-
Häfer, Kanon 85ff. ; s. ob. Sp. 2215. Auch Kro- mahle des Theseus und der Phaidra seine
ton, der Gründer von Kroton, war sein Sohn, frühere Gemahlin Antiope mit ihren Amazonen
Schol. Theoer. 4, 32. — 2) Untersteuermann einen Aufstand machte, bei dem sie ihren
des Theseus, welchen dieser zugleich mit dem Tod fand, erschlagen von Herakles, eine Epi-
Steuermann Nausithoos von dem Salaminier sode, die dem Berichterstatter so fremdartig
Skiros erhielt, als er nach Kreta fuhr; denn war, dafs er sie als offenkundige mythische
damals waren die Athener noch keine See- Erdichtung ablehnt (-jthQicpavwg &ux£ (iv&m
leute. Nausithoos und Phaiax hatten zu Pha- y.cd irläcnciri Plut. a. a. O.). Indessen war sie
leron Kapellen neben dem Tempel des Skiros, auch sonst in etwas abweichenden Versionen
welche ihnen Theseus gebaut haben sollte. 40 in Umlauf, wie die neu entdeckten Auszüge
Auch das Fest Kybernesia wurde ihnen zu aus Apollodor gelehrt haben. Vgl. Apollod.
Ehren gefeiert. Philochor. b. Plut. Thes. 17. biblioth. ed. E. Wagner (1894) S. 179, 202;
Mommsen, Heortologie S. 57. 269 f.; s. oben dazu derselbe Epit. Vatic. (1891) S. 139 f. und
Sp. 2217. -- 3) = Euryalos (s.d. nr. 4), Aristid. Die Sabbait. Apollodörfragm. , Rhein. Mus. 46
or. 45 p. 31 Dindorf; vgl. Schol. p. 389. [Stoll.] (1891) S. 394. Dieselben Auszüge (Apollod.
Phai(lime?($ca<hy?j), vielleicht Nereidennanie ed. Wagner S. 179) und ausführlicher Diodor
auf dem Bortenmuster eines Sarkophagdeckels 4, 62 berichten, Deukalion, des Minos ältester
Stephani, Compte rendu 1878/79, 129 und Taf. 4; Sohn und Nachfolger, habe ein Bündnis mit
erhalten sind nur die Buchstaben (Pcad . . r\, Athen geschlossen und zu dessen Bekräftigung
die sich auch zu f&uidor] ergänzen lassen, 50 seine Schwester Phaidra dem Theseus vermählt,
neben dieser, mit langem Gewand und Kopftuch mit der dieser zwei Söhne, Akamas und De-
ausgestatteten Frauengestalt erscheint eine mophon, erzeugte.
andere, Evliiiivw, die als Nereide auch sonst Die Sage von Phaidras verbrecherischer
bezeugt ist, s. Bd. 1 Sp. 1401 Z. 20 ff. [Höfer.] Liebe zu ihrem Stiefsohn Hippolytos hat sich
Phaidiinos (<Paldi(iog), 1) König der Sidonier, in Trözen entwickelt, als IsQog löyog für die
welcher den auf der Heimkehr von Troja um- göttliche Verehrung des Hippolytos (s. ob. Bd. 1,
herirrenden Menelaos gastfreundlich aufnahm, Sp. 2682 f.). Ihm weihten die trözenischen
Od. 4, 617. 15, 117. — 2) Einer der von Apollon Jungfrauen das Haupthaar an ihrem Hochzeits-
erschossenen Söhne des Amphion und der Niobe, tage, wobei ein Kultlied gesungen wurde, das
Apollod. 3, 5, 6. Ov. Met. 6, 239. Hyg. f. 11. 60 den keuschen Jüngling betrauerte und jener
I. Kcl mit. ad Stat. Theb. 3, 198. Mythogr. Vat. Liebe Erwähnung that. Sie stellt sich als ein
1, 156. Tzetz. Chil. 4, 421. Stark, Niobe 96. uraltes, auch in der f ungeschriebenen Litte-
S. Bd. 3 Sp. 384 f. — 3) Einer der Thebaner, ratur', wie Wilamowitz (Hippol. S. 36) sagt,
welche dem aus Theben zurückkehrenden Ty- weitverbreitetes Novellenmotiv dar (vgl. Bohde,
deus einen Hinterhalt legten and alle bis auf Der griech. Roman S. 31 f.), dessen Übertragung
Maion von ihm erschlagen wurden, Stat. Theb. auf den trözenischen Hochzeitsdämon und wei-
2, 575. [Stoll.] — 4) Einer der athenischen tere Ausgestaltung im Zusammenhang mit der
Jünglinge beim Siegesreigen nach der Erlegung lokalen Überlieferung Wilamowitg (a. a. O., be-
2221 Phaidra (athen. Sagen; b. Eurip.) Phaidra (b. Euripides) 2222
sond. S. 38 f.) auf das Sinnigste geschildert Der Schauplatz des Dramas war Athen (Kalk-
hat. Derselbe nimmt als Entstehungszeit des mann, De Hippolytis Euripideis S. 26); dafs
erwähnten Kultliedes vermutungsweise das 7. Theseus bei Beginn mit Peirithoos in der Unter-
Jahrh. an. weit weilend gedacht wurde, um Persephone
In Athen ist Phaidra mit Sicherheit nicht zu rauben, ermöglichte und motivierte viel-
vor dem 5. Jahrh. nachzuweisen. Dort konnte leicht die freche Schamlosigkeit der Phaidra
Polygnot die Sage kennen lernen, der in Delphi und veranlafste sogar ein Anerbieten an Hippo-
auf seinem Unterweltsbilde die Heroine auf lytos, die Königswürde an sich zu reifsen
einer Strickschaukel dargestellt hat; wie Paus. (Wilamowitz, Anal. Eurip. 209 f. , Hippol.
10, 29, 3 und die Neueren (z. B. 0. Jahn, 10 S. 44. 225). Allerdings wird diese Abwesenheit
Archäol. Beitr. S. 324 ff.) richtig erklären, um des Theseus bestritten und erst als Erfindung
ihr Ende durch den Strick anzudeuten; Kall- des Sophokles hingestellt von Wagner, Curae
mann, Arch. Ztg. 1883 S. 40 nimmt ohne mythogr. S. 142 f. In ihrer Leidenschaft hatte
Wahrscheinlichkeit ein frein genrehaftes' Motiv die Königin bereits zur Zauberei gegriffen
des Künstlers an. Ein Aphroditeheiligtum ist (xalg h'pcoxi yiccxe%outv(xig xi]v 6slr\vr\v [lsxcc-
es, woran sich in Athen die Phaidrasage y.alzißQ'cci avvv&sg , ä>g v.a.1 Evpntl§r}g Ttoisl
knüpft. Wie in Trözen ein Tempel der Aphro- <I>aLdp<xv Ttpäxxovöcxv iv xm Y.alvTtxo\iiv(a *Iinto-
dite Kaxaa-Aonia sich befand mit ^vrjfiatcc der Ivxco Schol. Theoer. 2, 10) und schritt endlich,
Phaidra und des Hippolytos (s.o. Bd. 1, Sp. 2682), aller Zucht zum Trotz, in einer hochdrama-
so gab es zu Athen im 5. Jahrh. ein Heiligtum 20 tischen Scene mit Hippolytos zum offenen
der Aphrodite icp' ' htnolvta, volkstümlich der Geständnis ihrer Wünsche, bis zum wieder-
' iTCTiolvxla , und ebenfalls ein Denkmal des holten Fufsfall vor dem Geliebten sich ernie-
Theseussohnes, dessen Sage von drüben ein- drigend, der darauf vor Scham das Haupt
gewandert war (vgl. a. a. 0. Sp. 2683). Es lag am verhüllte (daher nalvTtxofitvog nach Toupius).
Südabhang der Akropolis, wie meistens an- Tödlich verletzt durch seine Standhaftigkeit
genommen wird, und gilt für identisch (wo- liefs sie darauf — was wenigstens Wagner
gegen freilich auch Widerspruch geäufsert ist) annimmt — die Thüren aufreifsen, zerrifs ihr
mit dem der Aphrodite ndv8r\^,og. Vgl. Preller- Gewand und verleumdete den Stiefsohn bei
Robert, Griech. Myth. I4, 349; Wachsmuth, Theseus wegen versuchter Gewaltthat (%a.xa-
Stadt Athen i. Altert. 1, 373 ff. ; Hitzig- Blümner, 30 6%iaaßcc xccg xov &ctlcc[iov ftvoug %al xccg iad-fjxag
Des Pausan. Beschr. v. Griechenl. 1, 240 f. ; aitccQd^ccaa Kaxeipsvöecxo ' I-jtnolvxov ßiav, fragm.
Fräser, Paus. Descr. of Greece 2, 243 ff.; Paidy- Apollod. Sabbait, S. 180, 9 TP.). Ohne Zweifel
Wissowa 1, 2733 f. {Tümpel). Der von Euri- führte sie dabei mit kecker Stirn selbst das
indes, Hipp. 24 ff. mitgeteilten Legende nach Wort und nahm sich erst dann das Leben, als
gründete Phaidra , von Liebesleidenschaft er- Hippolytos tot war und ihre Schandthat ans
fafst, diesen Tempel an der Stelle, von wo Licht kam (ytvoidvov de xov ä'pojrog TTEpicpa-
man nach dem trözenischen Lande hinüber- vovg savxijv ävrjpxrios 'Paidocc, ebend. Z. 24;
schaut; denn dorthin waren ihre Gedanken ge- vgl. Apoll, epit. a. a. O.).
richtet, seit sie den Stiefsohn erblickt hatte, Wesentlich verändert erscheint Phaidras
der zur Einweihung in die eleusinischen 40 Charakter in dem erhaltenen Hippolytos
Mysterien herübergekommen war; vgl. Schol. (oxstpeeviag oder axscpavrjrpopog, auch (Pcddoa),
z. d. St.; Diod. 4, 62; AsJclepiad. in Schol. Odyss. aufgeführt Ol. 87, 4 (428). Ihre Liebe erscheint
l 321. — Zwei Eileithyiabilder aus Kreta in hier als göttliches Verhängnis, sie selbst als
Athen, von Phaidra geweiht, Paus. 1, 18, 5, Werkzeug Aphrodites, die ihren Verächter
s. 0. Bd. 1 Sp. 1220 Z. 16. Hippolytos verderben will (vgl. Hypothesis :
Erst durch die Tragödie erlangte der Stoff ovx äxoluaxog ovßcc, Ttlvgovaa äs 'AtpooäLxrig
seine feinere Ausbildung und weite Berühmt- tifjviv). Dieses Stück spielt in Trözen, Theseus
heit, sodafs Paus. 1, 22, 1 sagen konnte, sogar. ist gerade aufser Landes an heilige Stätte ge-
jedem Barbaren, der Griechisch gelernt habe, zogen. Während seiner Abwesenheit steigert
sei die Liebe der Phaidra und das Wagnis 5:) sich bei Phaidra die lang gehegte Liebes-
ihrer Amme bekannt. Der erste Hippolytos leidenschaft für den Stiefsohn bis zu krank-
des Euripides (später y.aXv7ix6^svog) ist ver- haften Erscheinungen; da sie nicht entsagen
loren. Er mifsfiel dem athenischen Publikum, kann, aber vor der Schande zurückschreckt,
weil Phaidra darin ihre Leidenschaft dem beschliefst sie Hungers zu sterben. Ihre
Stiefsohne selbst bekannte (ccnpETchg v.ccl Y.ccxr\- Frauenehre, die Ehre ihres Gatten und ihrer
yopiag ci^iov Hypoth. Eur. Hipp. 5; vgl. Ari- Kinder soll unverletzt bleiben. Deshalb rühmt
stoph. Bau. 1043 ff. , dazu Wilamowits , Eur. ihr selbst Artemis, Hippolyts Freundin, eine
Hippol. S. 45, 47ff.). Doch hat Ooid im vierten gewisse y£vvca6xr\g nach (1300f.). Da wird
Heroinenbriefe und besonders Seneca in seiner ihr durch die besorgte, aber gewissenlose
Tragödie Phaedra dieses Stück benutzt; dazu ijo Kammerfrau das Geheimnis entlockt, und sie
kommen die neuen, auf des Asklepiadcs Tra- duldet (ov% txoveu 1305), sich selbst betrügend,
godumena von Wagner zurückgeführten Apollo- dafs diese für sie handelt. Aber Hippolytos
dorauszüge (s. dessen ( Curae mythographae' in weist die Kupplerin entrüstet zurück, und die
Epit. Vatic. 1891 S. 140 ff. und Bhein. 31ns. Unglückliche, Schmach vor Augen (ovnh'
Bd. 46 S. 394f), sodafs unter Heranziehung evxlssig d-txvovps&a 687 f.), schreitet nun wirk-
der 20 erhaltenen Fragmente (Fr. trag. Graee. lieh zum Selbstmord. Um der Ehre willen
2. Aufl. nr. 428 ff. Naucty wenigstens die Haupt- (ßat7 zvidsä (ihv Ttcaal TCpoo&sivcct, ßiov v.x\
züge des l7t7iölvxog xadwtrdfiEi'os erkennbar sind. 717 ff. ; vgl. ?} d' evxXsrjg n^sv all' 6'ftwg catollv-
'2223 Phaidra (b. Sophokl., Ovid, Sen.) Phaidra (Bedeutung der Sage) 2224
xai 47), zugleich um dem jetzt gehalsten Verfasser iu erster Linie der ucdvTCTÖiisvog
Hippolytos den Untergang zu bereiten, be- des Euripides /.um Vorbilde diente, worin er
festigt sie, bevor sie sich erdrosselt, an ihrer sich mit Ovidius berührt. Von Anfang an
Hand einen Brief, worin sie als Grund ihrer macht Phaidra keinerlei Hehl aus ihrer frevel-
Verzweiflung vom Stiefsohn gewaltsam erlittene haften Liebe , die sie mit der Untreue des
Blutschande angiebt. Vgl. die treffliche Ana- Theseus entschuldigt und als Erbteil ihres
lyse dieses komplizierten Charakters bei Wila- Stammes betrachtet. Die Amme weifs bereits
mowitz a. a. 0. S. 48 ff. Ältere Litteratur darüber beim Auftreten Bescheid und sucht ihre Herrin
in Bartholds Ausgabe (Berl. 1880) S. XXXIV; zuerst auf dem Wege der Tugend zu erhalten,
dazu Kalkmann, De Hippolytis Eurip. S. 14 ff.; io Erst als sich diese zu töten droht, in immer
Tuntoni, De Phaedrae indole et moribus in verzweifelteren Zustand gerät und als Jägerin
Eurip. Hippolyto stephaneph . , Pisa, 1884 in die Wälder stürzen will, entschliefst sie
(mir nur bekannt aus Bursians Jahresber. sich widerstrebend, den Hippolytos anzugehn,
Bd. 46 S. 291). und sucht ihn, ohne ihre kupplerische Ab-
Aus des Sophokles (Paidou sind nur wenige sieht deutlich auszusprechen, zum Liebesgenufs
Bruchstücke erha\ten(Fr.trag.Graec.inr. 616 iL). anzureizen. Phaidra stürzt heraus, und es
Die Aufführung des Stückes fällt jedenfalls folgt in Gegenwart der Amme die erniedrigende
nach der des ersten Hippolytos von Euripides Werbescene (V. 589 — 718) , in der das Original
und wahrscheinlich vor den zweiten. Welcker, wohl am klarsten hervortritt. Die Rache der
Griech. Trag. 1, 394 ff. meinte, Phaidras Cha- 20 Verschmähten erfolgt bei Seneca mit Hilfe der
rakter sei darin ähnlich wie im cJää. naXvTtro- Amme, die das von Hippolyt in der Entrüstung
lisvog geschildert gewesen (vgl. dazu Rohde, gezückte und dann weggeschleuderte Schwert
Griech. Roman S. 31). Dem widersprechen mit als Zeugnis versuchter Gewaltthat aufnimmt.
Recht Leo (De Senecae trag, observ. crit. 174), Phaidra verleumdet nach Theseus' unvermuteter
Kalkmann {De Hipp. Eur. 44 ff.), Wagner Rückkehr den Stiefsohn, wie jene geraten, er-
(Cur. myth. 140f. 144): Sophokles wird das an- sticht sich aber, nachdem seine zerfleischten
stöfsig Aggressive ihres Auftretens bedeutend Glieder zurückgebracht sind, nach dem Ge-
gemildert haben. ständnis ihrer Schuld reuevoll mit demselben
Das Fortleben der Sage in der griechischen Schwerte. S. die Untersuchungen von Leo
und römischen Litteratur hat ausführlich Kalk- 30 a. a. 0. S. 173 ff. , Kalkmann a. a. 0. S. 24 ff.
mann a. a. 0. S. 55 ff. behandelt, ohne dafs es (der das Schwertmotiv auch dem Euripides
ihm jedoch gelungen wäre den Stoff in einem zuteilt), Wagner a. a. 0. S. 140ff. und die In-
Gedichte des Kallimachos nachzuweisen oder haltsangabe von Ribbeck a. a. 0. 3, 59 f.
sonst wesentliches über seine Gestaltung in Über die Bedeutung der Sage s. o. unter
hellenistischer Zeit mit Sicherheit zu er- Hippolytos Bd. 1 Sp. 2683 f. Vgl. auch Wie-
schliefsen; die Spuren sind dafür nicht aus- seier in der Allgcm. Encyklopädie von Ersch
reichend. Immerhin mag das Motiv der brief- u. Gruber unter c Phaedra' S. 361: 'In der
liehen Annäherung Phaidras an Hippolytos, Ph. vereinigen sich die auch sonst in einer
das Leo a. a. 0. S 178 auf Grund der Sarkophag- und derselben göttlichen Person verbundenen
darstellungen nicht mit Recht schon für den 40 Eigenschaften einer Mond-, Lust-, Liebes- und
'Iti%. xcdv7tz6usvos vermutet, alexandrinisch Todesgöttin (Venus)'. Ph. als Hypostase der
sein. Rohde! Griech. Rom. 36, 6 wirft die Aphrodite auch bei S. Wide, De sacris Troe-
Frage auf, ob es nicht von Lykophron ein- zeniorum etc. (Upsalae 1888). Ein Abbild von
geführt sei, der ebenfalls einen Hippolytos Aphrodites Leidenschaft für Adonis wird in
gedichtet hat. Verwendet ist es von Ovidius der Phaidrasage erblickt bei Preller- Robert4
im vierten Heroinenbriefe Phaedra Hippolyto. 1, 373 (vgl. Puntoni, Studi di mitologia I).
Hier sind beide Stücke des Euripides heran- Die 'strahlende Morgenröte' bedeutet Ph. nach
gezogen, vorzugsweise das erste, denn Phaidra Max Müller, Beitr. zu einer wissensch. Myth.
wirft sich dem Geliebten ehrvergessen an den (Lpz. 1899) 2, 203; die viel vertretene Auf-
Hals, wie im Y.alvTtx6[i£vog. Nur dafs ein 50 fassung der Phaidra (und Pasiphae) als Mond-
gutes Teil Frivolität auf eigne Rechnung des göttin ist wieder vorgebracht in den Hippolyt-
römischen Dichters kommen mag. Vgl. die ausgaben von Barthold (1880) S. VI f. und
Besprechung bei Ribbeck, Gesch. d. röm. Dich- Wecklein (1885) S. 1 f . , auch von Röscher,
tung 2, 244 ff. Ein Brief der Phaedra an Selene und Verwandtes S. 83 und Siecke im
Hippolytus von dem späten Vincentius, Anth. Archiv f. Religionswissensch. Bd. 1 S. 216. —
lat. nr. 279 R. Energisch zieht dagegen zu Felde Wilamowitz,
Auch sonst tritt die Sage bei Ovid (Meta- Eur. Hipp. S. 24. 35 ff., der den Novellen-
morph. 15, 497 ff., Fast. 6, 737) auf und natür- charakter der Sage in den Vordergrund stellt
lieh auch bei andern Römern, wie Vergilius, und jenen Symbolismus ablehnt. Ähnliche
Am. 7, 765 f. und Propertius 2,1, 51 f.: Seu 60 Sagen lassen sich in gröfserer Anzahl nach-
mihi sunt tangenda novercae pocula Phaedrae, weisen. So verleumdet ihren Stiefsohn infolge
Pocula privigno non nocitura suo, wo das von verschmähter Liebe das Kebsweib eines
Motiv des Liebeszaubers bemerkenswert ist Anagyrasiers , der den Zorn des Heros Ana-
(s. Rothstein z. d. St.). Auf die Bühne gebracht gyros (s. d.) auf sich geladen hat; was Euripides
wurde sie in der Phaedra des Seneca. Das zur Ausgestaltung der Fabel seines Phoinix
unerfreuliche Stück legt auf die Charakteri- (s. d.) benutzt haben wird. Des Kyknos' (s. d.)
sierung der Heldin besondern Wert und ist Sohn, den Tennes, sucht seine zurückgewiesene
für uns vor allem deswegen wichtig, weil dem Stiefmutter Philonome zu verderben; den Phrixos
!->
2225 Phaidra (Bedeutung der Sage) Phaidra (in der Kunst) 2226
seine Stiefmutter Demodike (s. d.). Ebenso West, wie in der älteren Zeit, bald weit
bandelt, aus gleichem Grunde, Anteia (s. d.) nacb dem Osten zurück, wie seit der helle-
oder Stbeneboia (s. d.) an Bellerophontes, dem nistischen Periode, um später wiederum die
Lehnsmann ihres Gatten (s. oben 1 Sp. 769) ; umgekehrte Richtung einzuschlagen,
des Akastos Gemahlin (1 Sp. 208f.) an dessen Phaidra in der Kunst. Vgl. ""Hippo-
Gastfreund Peleus; Ochna, ein tanagräisches lytos in d. Kunst' oben Bd. 1 Sp. 2684 ff.
Mädchen, an Eunostos (s. oben Bd. 1 Sp. 832. Die bereits erwähnte Darstellung von Phaidra
1406). Das Moment der verschmähten Liebe in der Unterwelt auf dem Bilde Polygnots in
fehlt bei Idaia, der zweiten Frau des Phineus Delphi steht vereinzelt. Dafs Ph. auf einer
(s. d.), die von ihren beiden Stiefsöhnen Ge- 10 Berliner attischen Hydria (Arch. An::. 1890
walt erlitten zu haben vorgiebt. Dieses S. 88 f.) vorkomme, wird bestritten. Von Wich-
Motiv der Frau Potiphar hat von Homer an tigkeit ist ein Marmorgemälde von Hereula-
immer neuen Ausdruck in der griechischen neum (Pitture d' Ercolano 1,4) aus augusteischer
Litteratur gefunden , auf Grund ursprünglicher Zeit, nach Robert, 22. H allisches Winclel-
tjberlieferung sowie litterarischer Fortbildung mannsprogramm (1898) S. 14 — 37, nichts Ge-
und Übertragung. Die Versionen reichen her- ringeres als die Kopie eines Weihgeschenkes,
ab bis auf den von seiner Stiefmutter unnatür- das der Chorege des Euripides im J. 428 nach
liehen Lasters bezichtigten schönen Jüngling der preisgekrönten Aufführung des zweiten
Timasion von Naukratis, mit dem Apollonios Hippolgtos gestiftet hat. Dagegen sind von
von Tyana zusammengetroffen sein soll (Phi- 20 A. Körte, Deutsch. Lit.-Ztg. 1899 Sp. 1687 f.
lostr., Vit. Apoll. 6,3), auf Heliodors Aethiopica auf Grund des Kostüms Einwendungen ge-
fvgl. Bohde, Gr. Born. S. 458f.), wo Knemon macht, der eine Datierung vor Alexander ab-
von der Leidenschaft, den Bänken und dem lehnt; aber Bobert hält seinen Ansatz mit
Selbstmord seiner Stiefmutter Demainete be- ausführlicher Begründung aufrecht 23. Hell.
richtet, auf Apulejus (Metam. 10, 2 ff.), der Winclelinannsprogr. (1899) S. 17 ff Das Bild
die Unschuld des ungerecht verklagten Stief- stellt eine Tragödienscene dar. rDie Haupt-
sohns noch zu rechter Zeit ans Licht kommen figur ist eine mit Ober- und Untergewand
läfst, und weiterhin. Rohde (ä. a. 0. S. 31, 4) [sowie einem Kopftuch aus feinem gelben Stoff
giebt zu bedenken, ob die mannigfachen Er- S. 21] bekleidete Frau, deren langes rötlich
Zählungen von der Liebe der Stiefmutter zum 30 blondes Haar gelöst bis auf die Hüften herab-
Stiefsohne, der Verklagung des Tugendhaften fällt. Die Augenbrauen der Maske sind im
beim Vater u. s. w. , die im Orient auftreten, höchsten Affekt zusammengezogen. Die Ge-
nicht durch die nach Osten gewanderte Phaidra- stalt steht ganz in Vorderansicht ; das Gesicht
sage veranlafst sein könnten (vgl. Crusius, ist halb der rechts stehenden Alten zugewendet,
Bit. Centralbl. 1886 Sp. 259 f.). Dagegen nimmt an die sie ihre Rede zu richten scheint. Die
Puntoni das umgekehrte Verhältnis an. Er ausgestreckte Rechte weist gebieterisch nach
stellt a. a. 0. S. 109 ff. eine Reihe orientalischer links, während die nervös fingernde Linke an
Erzählungen zusammen, die diese oder ahn- dem Leibe liegt' (Bobert a. a. 0. S. 17). Noch
liehe Motive aufweisen: das Märchen von den weiter rechts steht eine dritte weibliche Figur,
beiden Brüdern Anepu und Bitau, überliefert 40 cdas Haupt nach links gewandt und wie in
aus der Zeit Ramses H. , die Geschichte von teilnahm voller Trauer ein wenig geneigt'. Dafs
Josephs Keuschheit aus der Genesis (vgl. Phaidra, die Amme und die Chorführerin im
Ebers, Aegypten und die Bücher Moses S. 314) Theaterkostüm dargestellt sind, ist nicht sicher,
mit ihren Ausläufern bei Arabern, Persernu. s.w., aber wahrscheinlich. Feuerbuch meinte, Ph.
die Erzählung vom Königssohne Sijawusch verfluche hier die Alte nach dem abgewiesenen
und seiner Stiefmutter Sendabeh aus Firdusis Antrag (V. 682 ff.). Hell) ig, sie sei im Abgehen
Königsbuch, die aufserordentlich verbreitete begriffen und teile dem Chore ihre Absicht zu
indische Rahmenerzählung der Sieben weisen sterben mit, Bobert, sie weise die Amme von
Meister, die in später Form aus dem syrischen hinnen (V. 706 ff.). Erst in der Diadochen-
Hierapolis vorliegende von Kombabos (Ps.-Ln- 50 periode scheint weiterhin ihr Schicksal von
cian, De dea Syria 23: Tor'Ellr]VEg U&svsßoLvg Künstlerhand dargestellt zu sein; anregend
TtBQL Isyovai xal <f>cci§Q7]s tfjg KvcoGa'nqg , und mafsgebend war ohne Zweifel auch hier
tcovto kccl 'AaavQioL ig £xQ<xToviy.r\v [iv&oXo- als Lieblingsdichter der Zeit Ku ripides. Vasen-
yiovßt) u. a. Diese zuletzt erwähnte Geschichte bilder sind freilich kaum zu verwerten. Ein
von Kombabos, meint Puntoni, hänge mit apulischer Krater aus der Sammlung Fittipaldi
dem Mythos von Adonis-Tammuz zusammen (Monum. Ann. Bull. d. Inst. 1854 Taf. 16),
ebenso wie die ägyptische von den zwei jetzt im Brit. Mus. (F 272), ist zuerst von
Brüdern und die meisten anderen orientalischen Heydemann (Arch. Ztg. 1872 S. 158 ff.) auf
und griechischen dieser Art. Insbesondere sei unsre Sage bezogen worden; er zeigt nach ihm
der semitische Mythos von Adonis und Aphro- 60 1. Phaidra sitzend, in Gram versunken, auf
dite mit dem vom trözenischen Hippolytos die ein Eros zufliegt; hinter ihr die Amme ihr
verknüpft worden. Wir halten diese Vermutung zuredend, vor ihr, in der Mitte, zwei Diene-
nicht für erwiesen und vermögen nur Zu- rinnen vor einer Kline, r. eine dritte im Ge-
sammenhänge des in der Phaidrasage hervor- spräcb mit einem älteren Manne. Doch ist
tretenden Novellenmotivs mit dem Orient an- entschiedner Widerspruch gegen diese Deutung
zuerkennen. Je nach den wechselnden Kultur- erhoben von Bobert, 22. Hallisches M'iwl:rl-
strömungen der Jahrhunderte führt der Weg mannsprogr. (1898) S. 11, der einen Zusammen-
auch dieser Erzählung bald von Ost nach hang mit der den unteren Streifen bildenden
2227 Phaidra (in der Kunst)
Phaidra (in der Kunst) 2228
Sarkophag in der Ermitage zu St. Petersburg. Anwesend: Phaidra
Amme, 5 Mägde, Eros (nach Monumenti dell' Institute VI tav. 2).
2) Sarkophag im Dome zu Oirgenti.
Anwesend: Phaidra, Amme, 7 Mägde, Eros.
Hauptscene (Peirithoos befreit seine Braut
von dem Kentauren) für zweifellos erklärt.
Dafs die Darstellung einer Vase von Adernb
(Bevmdorf, Griech. n. siz. Vasenb. Taf. 45, 1;
vgl. S. 98; , verhüllte Frauengestalt auf
einem Thronsessel , r. eine Frau, die der
Bekümmerten ein halbgeöffnetes Schmuck-
kästchen hinhält, 1. eine jüngere tröstende
^ Genossin, auf die liebeskranke Ph. zu
deuten sei, ist ebenfalls unwahrscheinlich.
Auf verlorene Kunstwerke
der hellenistischen Zeit weisen
besonders Wandbilder und
Sarkophage. Von den erhalte-
nen Wandgemälden, die in
Betracht kommen, ist das
älteste pompejanisch, aus der
Zeit des dritten Stiles (publ.
von Sauer, Hörn. MM. 1890
Taf. 2 S. 17 ff.; vgl. Kalkmann,
elend. 1891 S. 246 ff.) Es stellt
Ph. unruhig auf ihrem Sessel
im Zimmer sitzend dar, wäh-
rend die Amme mit Schreib-
tafel und Griffel 1. vor ihr steht,
r. eine jugendliche Dienerin
mit einem Korbe Die übrigen
Wandbilder sind aufgezählt
bei Jahn, Arch. Seitr. 316 ff.;
Stephani, Compte-rendu pour
l'annee 1863 S. 177; Kalk-
mann, Arch. Ztg. 1883 Sp. 66.
130 ff. ; Puntoni, Le rappre-
sentanze fgurate relative al
mito dl Ippollto (Annall della
R. Scuola norm. sup. di Pisa
vol. 7, 1884) S. 41 f.; vgl. 59 ff.
Das figurenreichste von ihnen
stammt aus den Thermen des
Titus in Rom (abgeb. oben Bd.
1 Sp. 2686). Es entspricht dem
4. pompejanischen Stile und
zeigt r. Ph. mit Stephane, thro-
nend, das Kinn sehnsuchtsvoll
auf die r. Hand gestützt, von
drei Mägden umgeben; wäh-
rend 1. Hippolytos im Begriff,
mit drei Gefährten, Rofs und
Hunden auf die Jagd zu ziehen,
von der in der Mitte auf ihn
zutretenden Amme angeredet
wird. Ein flügelloser Eros
neben ihr verbindet mit spre-
chender Geberde die beiden
Scenen. Ein anderes römi-
sches Wandgemälde (& Kalk-
mann) hat nur 4 Personen,
r. die traurige Ph., das Haupt
auf den 1. Arm gestützt, ge-
tröstet von einer Dienerin hin-
ter ihr. Sie richtet den Blick
nach 1. , wo mit erhobener
Linken Hippolytos die Amme
zurückweist; zu seinen Füfsen
liegt die von ihm weggeworfene
geöffnete Schreibtafel. Wei-
tere Bilder aus Pompeji und
Herculaneum beschränken die
2229 Phaidra (in der Kunst)
Phaidra (in der Kunst) 2230
Antragsscene fast durchweg- auf die drei
Hauptfiguren . In verschiedener Weise giebt
auf ihnen Ph. ihrem Schmerze oder ihrem
Verlangen Ausdruck; die Amme überreicht
den Brief, einen diriffel in der andern Hand
haltend (c Kalkm.), oder sucht durch Geberden
den Hippolytos zu überreden oder zurück-
zuhalten, der ablehnt oder auf bricht. Auf
dem ponipejanischen Wandbild Arch. Ztg. 1883
Taf. 9, 2 steht Ph. mit schmerzlich gesenktem 10
Haupte 1. dem auf einem Felsen sitzenden
Hippolyt gegenüber, hinter dem sich r.die Amme
befindet, die die Linke auf seine 1. Schulter legt,
während sie mit der Rechten auf Ph. weist. -
Auf dem ponipejanischen Gemälde Nr. 253
Heibig ist gewifs nicht die dem Geliebten auf
die Jagd nachgeeilte Ph. zu erkennen, wie
Kalkmann a. a. 0. Sp. 132 ff. vermutet, son-
dern Artemis, der von Hippolyt Phaidras An-
sinnen im Waldgebirge mitgeteilt wird, Petersen, 20
Rom. Mut. 1899 S. 91 ff. - - Aufserhalb dieses
Kreises steht die zum Selbstmord entschlossene
Phaidra unter den Heroinen des Wandgemäldes
von Tor Marancio in der vatikanischen Biblio-
thek. Der Cyklus wird von Heibig, Führer2
2, 168 dem 3. Jahrhundert n. Chr zugeschrieben
und auf ein vortreffliches alexandrinisches Ori-
ginal zurückgeführt. FEDRA ist dargestellt,
wie sie in der krampfhaft geschlossenen Hand
das Seil hält, mit dem sie sich erdrosseln will 30
(vgl. Puntoni a. a. 0. S. 79 f.). S. auch Antonius,
Id. 6, 32: Respicit abiectas desperans Phaedra
tabellas : Haec laqueum gcrit.
Sehr häufig erscheint die Sage auf Sarko-
phagen. Eine auf Kalkmanns eingehenden
Untersuchungen beruhende Gruppierung der
wichtigsten Hippolytsarkophage s. o. bei Sauer
Bd. 1 Sp. 2685. Sauer hat später gelegentlich der
Besprechung eines ponipejanischen Wandgemäl-
des eine neue Klassifikation aufgestellt (Rom. 40
Mitt. 1890 S. 21), wogegen von Kalkmann mit
Recht Widerspruch erhoben ist (ebend. 1891 S.
246). Bald nach den früheren Untersuchungen des
letzteren veröffentlichte unabhängig davon Pun-
toni eine sehr ausführliche Behandlung des
gesü>m.tenMa,terials(Rap2)resentanzefigurateetc),
die die Anregungen systematisch feststellt,
welche die einzelnen Scenen der erhaltenen
Tragödie des Euripides den Künstlern bieten
konnten, und vorzugsweise die Entwickelungs- 50
geschichte der zahlreichen römischen Reliefs
klarzustellen sucht. Vor allem mufs aber auf
den betr. Band der Antiken Sarkophag-Reliefs
von Robert verwiesen werden , dessen Erscheinen
demnächst zu erwarten steht.*)
Auf den beiden schönsten Exemplaren, den
Sarkophagen in der Ermitage zu St. Peters-
burg und im Dome zu Girgenti (AB Kalkm.;
vgl. deren ausgezeichnete Erklärung von Brunn,
Annali 1857 S. 36 ff. = Kl. Schriften 1, 19 ff. 60
und die nebenstehenden Abbild. 1 u. 2), die zu-
gleich am meisten an griechische Art erinnern,
ist die liebeskranke Phaidra unter ihren Die-
nerinnen auf der rechten Schmalseite dar-
gestellt, während auf der Vorderseite dem in
*) Der Verf. ist Herrn Prof. Robert für zeitweilige
Überlassung der betr. Tafeln und einige Nachweisungen
zu lebhaftem Danke verpflichtet.
der Mitte seines Jagdgefolges stehenden Hippi >-
lytos von der Amme der Antrag gemacht
wird. Das rätselhafte Leiden der Herrin, das
durch viele feine Züge in Ausdruck, Stellung,
Kostüm u. s. w. charakterisiert ist. sucht die
Umgebung durch Lüften des Schleiers, Zu-
fächeln von Luft oder Stützen des Armes und
Lautenspiel zu lindern; die Amme spendet be-
2231 Phaidra (in der Kunst) Phaino 2232
sorgten Zuspruch (auf dem Petersburger Sar- Stelle erwähnten pompejani sehen Bildes des
kophag ergänzt sie Sauer mit Diptychon). 3. Stils ein berühmtes Gemälde rekonstruieren
Auch die übrigen Reliefs zeigen Ph. sitzend, zu können, das die Überredung Phaidras durch
kummervoll, z. T. in Verzweiflung; einige die Amme zum Gegenstand gehabt habe und
schildern mehr die Königin als die Leidende. dessen Einflufs aufser A noch eine Reihe von
Sie erscheint auf ihnen mit ihrer Umgebung Sarkophagen erkennen lasse , während er ander-
nicht auf einer Schmalseite, sondern in der seits B und andre Exemplare auf das erste
Hauptdarstellung, in einigen Fällen (C L) E) Erscheinen der leidenden Königin im erhaltenen
an der rechten Seite derselben, meistens ganz Hippolyt des Ewipides zurückführen wollte,
links; Gegenseite und Mitte werden von Hippolyt 10 Von Euripides hängen natürlich im letzten
und seinen Begleitern in Anspruch genommen. Grunde alle diese Werke ab, das hat schon
Bei dieser Zusammenrückung ist die Zahl der Jahn a. a. 0. S. 322 ausgesprochen (vgl. Wila
sie umgebenden Mägde beschränkt worden : mowitz a. a. 0. S. 56). Dafs auch der 'Imr.
während es aufser der Amme auf A 5, auf zalv7tr6iii-vog eingewirkt habe, woran schon
B 7 sind, kommen später höchstens 3 vor; Leo glaubte (a. a. 0. 178 f.), verteidigt Kalk-
meist sind es 2 , mitunter nur eine. Auf einem mann, De Hipp. Eur. S. 38 ff. Er erblickt
Neapler Sarkophag, dessen Kenntnis ich C. Robert auf der rechten Seite der Hauptdarstellung von
verdanke, steht ein bärtiger Mann im Mantel FG eine Wiedergabe der Schlufsscenen des
hinter Phaidras Sessel. Auf I) ist die Phaidra- Stückes: den Botenbericht an Theseus und 1.
gruppe rechts noch fast selbständig; auf C 20 davon eine Dienerin mit einem Kinde Phaidras
schauen die Herrin sowie die um sie beschäf- auf dem Arme und den Pädagogen , die Phaidras
tigte Dienerin und Amme nach 1. auf Hippo- soeben erfolgten Tod zu berichten kommen
lytos; E, ein Sarkophag in Villa Albani (s. die (vgl. Wagner, Cur. mythogr. S. 144). Freilich
Abbild. 3), bietet eine Doppelscene. Hippolytos, kann die Annahme nicht als sicher gelten; auch
von dem Liebesverlangen der Stiefmutter in diese Gruppierung kann erst der bildenden Kunst
Kenntnis gesetzt, zeigt sich entsetzt im Kreise angehören, die sich bei diesem Stoffe so manche
seiner Jagdgenossen ; auf E wird der Antrag Freiheit erlaubt hat. — Ein von einem gewissen
durch die Amme noch besonders vorgeführt. Timotheos gestiftetes Gemälde will Chorikios
Die zahlreichen Exemplare, auf denen Ph. zur in Gaza gesehen haben und beschreibt es aus-
Linken thront, verbinden die beiden Scenen 30 führlich (Mai, Spicil. Born. 5, 428 ff. ; S. 156 ff.
von E , indem sie die Amme nur einmal dar- ed. Boissonade). Das Hauptbild habe aus zwei
stellen, und zwar von Ph. weggewendet mit Scenen bestanden: 1) Phaidra mit Umgebung
Hippolytos verhandelnd , der ruhig vor ihr im Palaste, den Liebesbrief schreibend, neben
steht (z. T. mit Diptychon) oder mehr oder ihr Theseus Siesta haltend, 2) Antragsscene
weniger lebhaft seine Entrüstung zu erkennen auf der Jagd, die Amme wird zur Strafe von
giebt oder schon zum Abgang bereit ist. Die einem jungen Sklaven geprügelt, während ein
Königin selbst schaut nach der entgegen- alter sie schützen will. [J. Iiberg.]
gesetzten Seite auf FG und auf den meisten Phaidros ((freadoog). Bei Lyk. 680 heilst Her-
Sarkophagen (KHIO PM) der späteren Gruppe, mes Kräpog . . NcDvaxpidTTjg Tgixeqxxlog $ai-
die rechts eine architektonisch abgetrennte 40 dpbg d-tog, nach Tzetz. und Schal. Marc. z. d.
Jagdscene haben, etwas mehr nach vorn auf St. (p. 133 Kinkel) ist (PcaSoög = Asvnög, Kult-
dem Exernplar aus dem afrikanischen Tripolis name des Hermes in Boiotien; vgl. Bd. 1 Sp. 2349,
in Konstantinopel, Bull, de corr. hellen. 1889 60 f Bd. 2 Sp. 2011, 24ff. -- Holsinger zu Lyl:
S. 328 ff. pl. 4 (Lechat); Joubin, Monum. fun. a. a. 0. verweist auf den Hermes qxxidgog bei
du Mus. imp. ottom. (1893) S. 18 Nr. 40. Auf Maneth. 3(2), 346 und Maxim. Philos. 541
andern Exemplaren derselben Gruppe (LN) (Poet, bucol. et didact. ed. Köchly^. 113). [Höfer.]
blickt sie nach dem Geliebten hin, auf einem Phainarete s. Phartis.
Sarkophag in Arles (s. darüber Bobert, Hermes Phaini(p)pos s. Phaidimos nr. 3 u. Phanos
29 [1894] S. 430; H Bazin, Arles Gallo- nr. 2.
"Romain 1896 S. 101 Nr. .19) die linke Hand 50 Phaino (<f>aivin), 1) Okeanide, Gespielin der
auf die Brust drückend. Über den griechischen Persephone, Hom. Hymn. 5 (in Cer.), 418. Paus.
Sarkophag W in Konstantinopel s. o. Bd. 1 4, 30, 3. Braun, Gr. Götterl. § 174 (das Sinn-
Sp. 2685 Z. 24; Bull, de corr. hellen. 1889 bild der Quelle). [Stoll] - 2) Vielleicht Bei-
S. 319 ff. pl. 5 (Lechat). name der Artemis auf einer ionischen Elektron-
Mehrfach hat man versucht, aus den Wand- münze des 7. Jahrh. im Brit. Museum, auf
bildern und Sarkophagreliefs auf Originalwerke deren Vorderseite ein weidender Hirsch mit
zu schliefsen und den Zusammenhang mit der der linksläufigen Umschrift in altionischen
Tragödie festzustellen. Kalkmann vermutete Charakteren <I>cavog tut avua = d>cavovg siul
als Vorbild ein hellenistisches Gemälde, auf afjficc erscheint. Vgl. Fränkel, Arch. Ztg. 1879
dem die liebeskranke Ph. und der Antrag der eo (37) S. 27 ff. mit weiteren Litteraturangaben.
Amme getrennt behandelt gewesen seien (Arch. [Weil, Berl. Piniol. Wochenschr. 1898 Sp. 1337.
Ztg. 1883 Sp. 138 u. Böm. MM. 1891 S. 246ff.; 0. Hoffmann, Gr. Dial. 3 (1898), 78 nr. 175.
vgl. Conze, Böm. Bildw. einheim. Fundorts in Nach Babelon , Bev. numism. 13 (1895), 329
Österr. S. 9 ff.). Die Verschmelzung beider steht auf der Münze $avvovg, vgl. Hoff'mann
Scenen sei unabhängig auf Wandbildern (vgl. a. a. 0. 390. S. auch Hill, Handbook of greek
das der Titusthermen i und Sarkophagen er- and romain coins (1899) S. 79 Amn. 3. Babelon,
folgt. Dagegen hat Sauer gemeint (Böm. Trade des monn. grecques et rom. 1, 382. S. aber
Mut. S. 17 ff.), auf Grund des oben an erster auch Head, Hist. nu/m. 526. Höfer.J |l*oscher-]
2233 Phainops Phakelitis 2234
Phainops (<&cclvoip, -onog, Suhl, 'kaivcoip), wie die Münzen mit der Legende J0HAXA3D
1) Sohn des Asios aus Abydos, Freund des Read, Hist. num. 401 Fig. 255. Cat. of greek
Hektor, Vater der vor Troja kämpfenden Xan- coins, Brit. Mus., Crete etc. 63, 18 pl. 15, 10,
thos und Thoon, II, 5, 152. 17, 583. Tzetz. Hom. Macdonald, Cat. of greek coins in the Htiuler.
67. — "2) Vater des Pkorkys, des vor Troja coli. 2, 193, 4) — , abzuleiten von fsXx 'glänzen',
kämpfenden Anführers der Phryger, 77. 17, 312; das in der Form J-Xsk auch in dem Götter-
vgl. H. 2, 862. [Stoll.] namen 'HfXtxTcoQ 'TiteoLav und in 'HXixtQu
Phaiiiylios ($uivvXiog), nach Hesych. s. v. erscheine, entspreche lautlich dem ital. Vol-
uvou.a ijQcoog. Schmidt z. d. St. vermutet $ca- canus = Vulcanus, dieser aber wieder in seinem
vvXog. [Höfer.] io Wesen dem griech. "H-cpcaorog, das zweite Ele-
Pliaio (3>caa>), eine der Hyades (s. d.), Hesiod ment dieses Götternamens aber bilde den Städt-
er. 14 Bz. im Schol. Arat. Phaen. 254 (Comment. namen (I'caavog, wo der sonst r'H-(paiarog ge-
rn Arat. reliquias ed. Mafs p. 386). Pherekydes nannte Gott als fsX%ccvog = Volcanus verehrt
bei Hygiu. poet. astr. 2, 21. Schol. German. worden sei. Gegen diese Auffassung erhebt
Arat. ed. Breysig p. 75, 4 und wohl auch im Widerspruch A. Döhring, Jahrb. f. Jclass. Phil.
Schol, Hom. 11. 18, 486 (C. Müller, F. H. G. 1 153 (1896), 113 mit der richtigen Bemerkung,
p. 84. Maafs a. a. 0. 389), vgl. Bobert, Era- dafs es doch wunderbar sei, wenn gerade in
tosthenes 108. 237. 0. Müller, Prolegom. 192 f. derjenigen Stadt, die nach Hephaistos benannt
H. Küentzele, Über die Sternensage)) d. Griechen wäre, dieser Name des Gottes durch den anderen
1, 21ff. Für die Bd. 1 Sp. 2752, 61ff 2756, 61f. 20 fiX^avog verdrängt sein sollte; auch könne
als unrichtig erklärte Ableitung des Namens der Name der kretischen Stadt nicht von den
'TdSsg von vg tritt neuerdings wieder mit Ent- übrigen gleichnamigen Städten getrennt werden,
schiedenheit ein G. Thiele, Antike Himmels- und andererseits bedürfe deren Verhältnis zu
bildcr 2 u. Anm. 2, während Usener, Götter- dem Personennamen (fralorog ebenfalls der Auf-
namen 45 f. unter Annahme der Ableitung von klärung, was jedoch mit unsern Mitteln nicht
"T^g-Dionysos (vgl. Bd. 1 Sp. 1048, 51 ff. 2754, mehr möglich ist. — 2) Sohn des Boros aus
58 ff.) die Hy ades als ^ccivdäeg, ßd.K%ui (vgl. Bd. 2 Tarne in Maionien, Bundesgenosse der Troer,
Sp. 2243 f.) deutet. Auf die Nameusähnlichkeit von Idomeneus getötet, Hom, II, 5, 43. Tzetz.
mancher Hyaden und der bei Nonnos Dionys. Hom. 57. Eust. ad Hom. II. 520, 11. Hero-
vorkommenden Bakeken verweist B. Kölder, 30 dian ed. Lentz 1, 217, 9. 2, 36, 2. 47, 35.
Über die Dionysiaka des Nonnos 49. Über die [Höfer. J
singulare Sage von Lamos als Vater der Hya- Phaisyle (ß>aiavXr\ ), Hyade. Aufser den oben
den und über die in gehörnte Kentauren ver- s. v. Phaio benannten Belegstellen s. Hyg. f.
wandelten Söhne der letzteren s. Köhler a. a. 0. 192. Bei Pherekydes im Schol. Hom. 11. 18,
19. 48. [Höfer.] 486. Eust, ad Hom. 11. 1155, 62. Eudocia
Phaiokomes (4>aio-/td(i?js), ein Kentaur auf 407 p. 688 Flach (und dazu A. Belim, Mythogr.
der Hochzeit des Peirithoos, der durch den Unters, über griech. Sternensagen [Progr. Wilh.-
Wurf eines gewaltigen Klotzes den Lapithen Gymn. München 1896] S. 14 ff. 47), wo AiavX)]
Tektaphos, Sohn des Olenos (so statt Phono- steht, schreibt Bobert, Eratosth. 108 und mit
lenides), tötete, dann aber von Nestor mit dem 40 ihm C. Luetke, Pheresydea (Diss. Götting. 1893)
Schwerte erlegt wurde, Ov. Met. 12, 431 ff. S. 14 <frai6vXi], während Lobeck, Pathol. Proleg.
[Stoll.] 124 (vgl. aber auch Pathol, Eiern, 1, 136) jenes
Phaistos [ßcdOTog) 1) Sohn des Herakles, für die richtige Form zu halten scheint und
der in Sekyon, wo Herakles bisher als Heros von ai'avXog ableitet. [Höfer.]
verehrt worden war, die Bestimmung traf, ihm Phake (ß>axfj), Schwester des Odysseus, die
als Gott zu opfern, Paus. 2, 10, 1; sein Sohn nach anderen Kallisto hiefs, Mnaseas (F. H. G.
war Rhopalos (s. d.), Paus. 2, 6, 7, während 3, 152 1 nach Lysimachos (ebend. 339) bei Athen.
Steph. Byz. s. v. $caoz6g (= Eust. ad Hom, Tl. 4, 158 c—d. Eust. Hom, Od. 1572, 52 f. Die
313, 16) ihm diesen zum Vater giebt. Auf Vermutung von Lehrs, Bh, Mus. 1869, 617 =
Geheifs des Oi-akels wanderte er nach Kreta 50 Kleine Schriften 327, gebilligt von Kaibel, Index
aus und gründete dort Phaistos, Paus. 2, 6, 7. nom. zu Athen, p. 773, dafs für «Pa-jc// zu lesen
Steph, Byz. a. a. O.; vgl. Hock, Kreta, 2, 434. sei 'I&uxrj, läfst den Zusammenhang bei Atlieu.
O. Müller, Dorier 1, 79 f., E. Meyer, Gesch. d. a. a. 0. aufser acht. Vgl. den Phöniker Q>anäs
Altert. 2, 170 S. 261. Busolt, Griech, Gesch. Bd. 2 Sp. 308, 34 ff. und <Pa%ri als Beinamen des
l2, 332, 2. Der Name des Heros sowie der Hegemon aus Thasos, Athen, 1, 5 b. 9, 406 e f;
der Stadt ((fruioxög accentuiert), zur Wurzel s. auch Murr, Die Pflanzenwelt in d. gr. Myth.
tpcad-Qog gehörig, bedeutet 'glänzend', Baunack, 168. [Höfer.]
Stud, auf d. Gebiete des Griech. 289, vgl. E. Cur- Phakelitis ($«Kilf«s\ Beiname der Artemis,
tius, Ges. Abhandl. 1, 161. Nach Fick, Bezzen- abgeleitet von cptcKzXog lat. fascis (vgl. K. F.
berger Beiträge 3 (1879), 167 soll der Stadt- 60 Johansson, Kuhns Zeitschr. 36 [1900], 362, 1),
name Phaistos zusammenhängen m\k"'H-(pca6tog weil Orestes das taurische Idol cfasce lignorum
(vgl. Bezzenberger, Bezzenb. Beitr. 2, 155. Fick tectum' fortgeschafft und entweder in Khegion
ebend. 18, 141. Fick-Bechtel, Die gr. Personen- {Pompouius Sabinus ad Verg. Aen. 2, 115; vgl.
namen 440): der Stadtgott von Phaistos, fiX- Probus ad Verg. Bucol. 2 p. 348 Liou und dazu
%uvog (s. Bd. 1 S. 1609 s. v. Gelchanos und Holm, Gesch. Sicil. 1, 354. Tli. Zielinski, Neue
dazu Gerhard, Ges. akad. Abh. 1, 315, 54. Jahrb. f. d. Mass. Altertum 2. Jahrg. Bd. 3 (1899),
Halbherr, Monumeuti antichi 1, 98, 100. 166 Anm. 2 zu S. 165; vgl. auch Thuk. 6,44.
Keil, Gott. Gel. Nachr. 1895, 361 Anm. 1, so- Hypoth. Iheokr) oder in Artemision (Appian, b. c.
2235 Phakyllanios Phalakros 2236
5, 116) östlich von Mylä am Flusse Phacelinus Hiller v. Gaertringen, Hermes 36 (1901), 452 ff.
CVib. Sequest. p. 16 ed. Oberl. = Geogr. Lat. dagegen liest: 2Zoi,Kvq>c(Qi6cicpü Kvllävtiu. s.w.
min. ed. Biese p. 150; in den von ihm gestifteten im Epigramm, und in der Widmung [T]i[(iav
Tempel der Artemis weihte, s. aul'ser obigen Aiov]v[d]og [Eppich] Kv(paQtaa[tcpäi] sv%dv,
Stellen Lucilius Sat. 3, 91 p. 11 Lachmann erkennt also eine Widmung an Hermes Kvlld-
(= Probus a. a. 0.) Serv. Praef. ad Verg. Buc. viog mit der Epiklesis Kvcpupi60icpüg, das er
p. 95 Lion. Sil. Ital. 14, 260. Holm a. a. 0. als Kurznamen zu einem nicht belegbaren, aber
1, 50. 345. Auch nach Aricia verlegte man den sehr wohl denkbaren Vollnamen Kvnupiaoi-
Kult der Artemis Phakelitis, indem man sie cpdvng f der in der Erpresse erschienene' deutet,
mit der Diana Nemorensis (Bd. 1 Sp. 1004) ver- 10 Als Parallele führt er den Dionysos Platanistes
mengte, Serv. ad Verg. Aen. 2, 115. Hyg. f. an: ■nXaxdvov xaru trjv ttöXlv y,Xaa&8iaj]g vti'o
261 p. 144 f. Sclim.; an diesen Stellen wird ävt[iov tvpt&t] iv ocvrjj dcptlöpvuu ^Jtovvaov,
auch die Ableitung des Namens Phakelitis Kern, Insckr. r. Magnesia 215, und in dem
°o face cum qua pingitur, propter quod et Luci- Orakel ebend. heifst es: Bdu%og &d{iva> Ivi
fera dicitur'' erwähnt. Die oben erwähnte Ab- ytti^isvog äcp&r], i^scpdvn d' 'tri uovpog. Es
leitung von cpdxtlog = fascis, die z. B. auch handelt sich also nach Hiller v. Gaertringen
Preller-Bobert annimmt, modifiziert Stephani, um ein Kultbild aus Kypressenholz, rdas an
Compte rendu 1865, 31. 1869, 16, 2. dahin, dafs die Stelle eines noch älteren Baumkultus ge-
nicht das ganze Kultbild mit Weidenzweigen treten war, indem man ursprünglich die Kypresse
umwickelt gewesen sei, sondern dafs der Name 20 selbst als den Sitz des Gottes betrachtet hatte'.
Phakelitis der Göttin mit Bezug auf den aus Ohne Zweifel verdient die Lesung und Er-
Weidengeflecht bestehenden Kalathos, mit dem klärung, die Hiller v. Gaertringen giebt, den
man ihre Statuen schmückte, gegeben worden Vorzug. Bedenken erregt freilich das Metrum:
sei; vgl. Photius: ydnelog (cpäni-llog, Suid) xb denn in den sonst tadellosen Versen stört die
Ti)g v.tcpcdfig (pogr^cc (<pdp£f«<:, Suid.). Vgl. auch Messung Kvtpapioalya [vgl. jedoch Boscher in
Lygodesma, Orthia (und dazu Ant. Thomsen, Curtius, Stud. .:. griech. u. lat. Gr. 1, 2, 124].
Orthia in Studien fra Sprog-og Oldtidsforskning Doch wird man sich mit der Deutung Hillers
nr. 55 und zu Lygodesrna-Orthia, r. Wilamoivitz, v. Gaertringen einstweilen begnügen müssen,
Gott. Gel. Nachr. 1895, 234 nebst Anm. 38). wenn man nicht die Lesung von Dragoumis,
Der unter Orthia nr. 7 (Bd. 3 Sp. 1210, 61 ff.) er- 30 Corr. hell. 24 (1900), 524 ff. vorziehen will Hol
wähnte, bisher nur durch Pseudo-Plutarch be- Kvcpaqig ZLq>a (d. i. Kypharis, Sohn des Siphas),
kannte Kult in Mysien wird bestätigt durch 6tu.vbv ayal^a xiami' (Part. Praes.) lexactv cäv
eine zwischen Atarneus und Elaia gefundene y.ccxacpr^ioGvvav, der zugleich die vorausgehende
Inschrift: Jipxttud^iyog'Op&cooLag, Athen. Mitth. Widmung ergänzt zu ['EQiifßi \n]vXo\otQ6cpcp?]
24 (1899), 202, 3. Zu Alkmans Parthenion v. 61 KvcpaQtg Ei[cpa\ zvyr\v. E. Maafs, Griechen
(vgl. Bd. 3 Sp. 1211, 61 ff. Sp. 1212, 31 ff.) ist u. Semiten auf dem Isthmus v. Korinth 20, 2
nachzutragen, dafs Berglc das überlieferte 'Op- bezeichnet KvTtaQiaaicpag als unerklärt. [Höfer.]
&Qia cp&Qog nach dem Schol. oq&lou, cpaQog in Phalaikos (<Pülca%og), ein Tyrann in Am-
'ÖQirla cpuQog geändert hat, worin ihm auch brakia, von welchem Artemis die Stadt be-
Diels (Bd. 3 Sp. 1212, 32) und v. Wilamoivitz, 40 freite. Sie führte ihm auf der Jagd einen
Hermes 32 (1897), 256 Anm. 1 (vgl. 255. 259. jungen Löwen in den Weg. Als er diesen in
Weil. Journal des mcants 1897,516) und andere die Hände genommen, stürzte die Mutter des-
gefolgt sind. Dagegen hält Jurenka, Der ägypt. selben aus dem Dickicht und zerril's ihm die
Papyrus des All mau (Sitzungsb. d. Wiener Ak. Brust. Die von der Knechtschaft befreiten
d. W. 135) S. 21 an der Lesart 'Oq&qioc fest Ambrakioten sühnten darauf die Artemis Hege-
und sieht in 'Oq&qicc Artemis als 'Göttin des mone und errichteten der Artemis Agrotera
Morgens', wie sie bei Alkman a. a. 0. 87 kmtig, ein Standbild, neben welchem sie eine eherne
und oft cpcoacpÖQog, osluocpogog genannt wird. Löwin aufstellten. Ant. Lib. 4; vgl. Ov. Ib.
Alle die genannten Gelehrten aber interpre- 503 und Schol. uv Ullis z. d. St. Aelian, N. A.
tieren cpäpog = Pflug, ebenso Usener, Bh. Mus. 50 12, 40, wo der Tyrann Phaylos heifst. [Stoll.j
53 (1898), 350 u. Anm. 1. - ■ Crusius, Philol. Phalakraiai (<PulaKoaiai). Bei Hesych. s. v.
54 (1894) Ergänzungsheft S. 52 Anm. 65 ver- <I?ccld%Qcci- xöitog tfjg"Iörtg, -aal vvpqxxi ergänzt
weist aufs neue auf seine Vermutung, 'Og&icc Schmidt hinter vvucpui ((paluxpcclcay; die Form
bei Find. Pytlt. 10, 36 (vgl. Bd. 1 Sp. 2816 Anm.) $alccy.Quiog ist durch Lyk. 24 (Steph. Byz. s. v.
herzustellen. [Höfer.] $>ala-Aqu) bezeugt und wird von Tzetz. Lyk.
Phakyllanios ? (^a-Avlläviogf). Eine Weih- a. a. 0. durch 'lö'aiog umschrieben. Es sind
inschrift aus Kritsa im östlichen Kreta trägt also die Nymphen des Ida oder vielmehr der
nach Demargne, Corr. hell. 24 (1900), 241 f. $>alÜY.Qcc genannten Spitze des Ida gemeint,
[vgl. 23 (1899), 636] die Widmung [T]i[ftcov] vlog vgl. Thcophr. hist. plant. 3, 17, 6. Col. rapt.
Kv(pc(oL6o[i] svxüv. Das darunter stehende go Hei. 14. Vielleicht aber ist die Überlieferung
Epigramm lautet Hoi, KvcpaoioGi^) (fraxvlldvie, richtig: (pulcoipcä als Beiname der Nymphen
Gtiivbv dyal[La \ Ti(ico[r] laxaGbv aav v.axa cpr\- wäre gewissermal'sen das weibliche Gegenstück
(lOGvvav u. s. w. Demargne a. a. 0. 243 erblickt zu der für Zeus Phalakros (s. d.) vermuteten
in KvcpaQi66i den Vokativ zu dem Namen eines Bedeutung. [Höfer.]
Heros resp. Gottes = KvTtüniG6og und weist auf Phalakros ((Valccxpog), 1) Beiname des Zeus
die Version der Sage hin, nach der Kyparissos in Argos, dem. Alex. Protr. 33 Potter = 117
(s. d. Bd. 2 Sp. 1711, 51 ff.) ein Kreter war; Migne. - - Preller-Bobert 1, 135, 2 ist geneigt,
in (PccnvXXävLog sieht er ein lokales Epitheton. diesen 'kahlköpfigen' Zeus als einen über-
2237 Phalanna Phalanthos 2238
alten, wie sonst Kronos gedacht wurde, zu Methydrion. Paus. 8, 35, 9. Steph. By:. s. v.
deuten, wenn nicht vielleicht Mifsverständnis <l>dl<xv&og. — 2) Thoeniker ', Beherrscher der
eines alten Kultbildes, an dem die Bernalung Burg Achaia, des späteren Ialysos auf Rhodos,
der Haare verblafst war, vorliege, vgl. Ocer- von dem Dorier Iphiklos (s. o. Bd. 2 Sp. 208) be-
beck, Kunstmyihol. Zeit« "268. Nach M. Mayer, lagert und vertrieben. — 3) Ein Tanagräer in
Giganten u. Titanen 82, 70 hatte man vermut- der Ihebais des Statins 9, 127. Über seine my-
lich dem Bilde seine kostbare Perrücke ge- thologische Bedeutungslosigkeit vgl. Studniczka,
stöhlen. In ähnlicher Weise erklärt Wissoira, Kyrene 191. — 4) Mythischer Gründer von
Piniol. Abhandl., M. Hertz . . dargebracht 158 f. Tarent und Brentesion. Er gilt als Spar-
die Entstehung der Bezeichnung Venus Calva. 10 taner (ÜTtaQxidxTqg Paus. 10, 10, 3; ex Akhs-
Doch scheint es mir auch möglich, dafs <£a- öaifiovog ebend. 13, 10; Laco Hör. carm. 2,
IccxQog, eigentlich rmit blanker Spitze' (Fick, 6, 11; Mart. 28, 3), als Amykläer Sil. Ital. 7,
Kuhns Zeitschr. 22, 223. Studniczka, Kyrene 665, vgl. Dionys. Perieg. 377: (Tdpccg) tfv tcox'
185 f.) den Zeus als Berggott bezeichnet: 'A^ivkIkLcov iTtoliacaxo xapxtpbg 'Äor\g), als He-
(pcddnpa wird nach Steph. Byz. von einem raklide (octavus ab Hercule Serv. ad Georg.
kahlen Berg gesagt, <&aldxpa (Belegstellen 4, 125, ad Aen. 3, 551. Schol. Cruq. ad Hör.
bei Pape-Benseler) heilst eine der Bergspitzen carm. 2, 6, 11), dagegen auch als Sohn des
des Ida, ein Vorgebirge Euboias <&oddxpca, Poseidon, wie Taras (Acro ad Hör. carm. 1,
^aXa-ngov ein Vorgebirge auf Korkyra etc. Erst 28, 29), endlich als Sohn des Aratos (Inst in
späteres, unabsichtliches oder absichtliches 20 3, 4, 8). Als seine Gemahlin, die ihm nach
Mifsverständnis könnte daraus einen kahl- Italien folgte, nennt Paus. 10, 10, 8 Aithra.
köpfigen Zeus geschaffen haben. — 2) einer Der Überlieferung nach war er Führer der
der Söhne des Aiolos und der Telepora (Tele- Parthenier (über diese vgl. Duncker, Gesch. d.
patra), Schol. Hom. Od. 10,6. Apostol. 1,83. Altert. 55, 428 ff.; Busolt, Griech. Gesch. 1 '-',
An letzterer Stelle steht Quo anlog; vgl. Schol. 405 ff. und speziell Doehle, Gesch. Tarents,
Marc. Lyk. 24, wo statt (frcdäxpav steht $or- Progr. des Strafsb. Eye. 1877). Er beabsieh-
gdxXav. Nach Nymphodoros, Polyainos und tigte einen Handstreich gegen die spartiatischen
Panyasis (vgl. Tzschimer, Panyasidis fr gm. 6 Vollbürger an dem von den Achaiern über-
p. 45) war Phalakros (v. 1. <frvXd'iY.og, <f>vXdv.iog, nommenen Feste der Hyakinthien zu Amyklai,
<I>vXcciog) Wächter der Rinder des Helios {Schol. 30 der jedoch vereitelt wurde. Antiochos von
Hom. Od. 12, 301. Meineke, Anal. Alex. 370) Syrakus bei Strab. 6, 3, 2. Es kam endlich
und hatte nach Philostephanos im Schol. Hom. zur Auswanderung der Parthenier unter seiner
a. a. 0. in Mylai ein Heroon. Damit stimmt Führung; drei Versionen eines Orakels, das
die Notiz bei Appian b. c. 5, 116 überein, dafs ihnen das Ziel angedeutet haben soll, sind
bei dem unmittelbar bei Mylai gelegenen überliefert: von Antiochos a. a. O., bei Paus.
Artemision (Holm, Gesch. Sicil. 1, 50. 345) die 10, 10, 6 und Dionys. Halte. Exe. 17, 2 (vgl.
Herden des Helios geweidet hätten. Vielleicht Eckermann in der Allgem. Enzyklopädie 3, 21
errinnert auch das ono. von Mylai gelegene u. d. W. Phalanthos S. 406 f.). Zunächst be-
<Paldy.Qiov (<&dXccxpov, C. Muller) dv.pov (Ptolem. geben sie sich nach Tainaron, von dem Hafen
Geogr. 3, 4, 2. Holm a. a. O. 1, 13) an Pha- 40 Gytheion aus erfolgt die Abfahrt. Aufge-
lakros. [Höfer.] nommen werden sie in Tarent, so erfahren
Phalanna {<frdluwcc), 1) Tochter der Tyro wir a. a. O. aus Antiochos, von den Barbaren
(TvQovg 0. Müller, Orchomenos 255 statt des und kretischen Begründern der Stadt. Dafs
handschr. Tvqov), Eponyme der gleichnamigen Tarent schon bestanden habe, erwähnen auch
Stadt in Perrhaibia, Steph. Byz. s. v. <Pdlccvvcc. — andere, wie Pausan. 10, 10, 8; lustin. 3, 4, 11;
2) Im Schol. Hom. Od. 11, 235 Tvqco i'd'ov] Serv. ad Aen. 3, 551. 6, 773, ad Georg. 4, 126.
TKvrrjs i7rcovv{icog ovra HcdzlG&cä (paqi öid ri]v Von harten Kämpfen bis zur Kolonisation be-
lEvy.6tr]ta- Ikyta&at dh ol phr "Oaaav (ob iden- richten Ephoros bei Strab. 6, 3, 3; Pausan.
tisch mitOssa bei Konon Bd. 3 Sp. 1230, 40 ff.?), 10, 10, 7; lustin. a. a. O. Innere Zwistigkeiten
oi dh 2Jvlm, ol ds 'Padvrjv (v. 1. 'Occdvr}v) 50 veranlafsten später, dafs Phalanthos in die
vermutet W. Eadtke, Hermes 38 (1903), 150 Verbannung nach dem feindlichen Brentesion
mit Bezug auf Steph. Byz. (s. oben nr. 1) ging, wo man ihn aufnahm und nach seinem
(paldvvr]v, so dafs Mutter und Tochter den- Tode hoch in Ehren hielt Strab. 6, 3, 6. Wie
selben Namen geführt hätten. [Höfer.] er aber bis zuletzt um die Wohlfahrt Tarents,
Pkalaiitneus ((Paluv&evg), Beiname des der berühmtesten aller lakedämonischen Ko-
Hermes auf einer attischen Inschrift, C. I. G. lonien, besorgt gewesen sei, erzählt lustin. 3,
2, 3, 1606 p. 91, wozu Koehler bemerkt: cDe 4, 13ff. : er habe die Brundisiner seine Asche
origine Attica titidi dübito'. Bangabc, Ant. auf den Markt von Tarent streuen lassen,
hellen. 2, 2371 p. 1016 leitet den Beinamen von weil damit das delphische Orakel die dauernde
dem arkadischen oqog ^dlav&ov (Paus. 8, 35, 9 ; 60 Blüte der Stadt verknüpft hatte, und wurde
vgl. Steph. Byz.) ab, und in der That ist für deshalb in Tarent göttlicher Ehren teilhaftig.
Methydrion, in dessen Nähe dieser Berg lag, Auf ihn führten die Phalanthiaden von Tarent
alter Hermeskult bezeugt, Porphyr, de abst. 2, 16. ihren Ursprung zurück: ffraluvtiddai (sie) ol
[Höfer.] Tccpsvxlvoi ilsyovto dno x&v 8itt6i]iioxdxcav
Phalanthos ($dlav&og, Phalanthus oder -tus), 7tap' avxolg Steph. Byz. s. v. ji&fjvai. Im
1) Sohn des Agelaos, Enkel des Stymphalos, Epo- 5. Jahrh. stifteten die Tarentiner infolge eines
nymos der alten arkadischen Stadt Phalanthos Sieges über die Peuketier und Japyger Weih-
auf dem <&dletv&ov öpog zwischen Trikolonoi und geschenke nach Delphi von der Hand des
2239 Phalanthos Phalaritis 2240
Ouatas, darunter den Japygerkönig Opis, tot Dafs der gewöhnlich als Führer der Par-
hingestreckt, oi &s avrco icpsar^yiotsg 6 yocog thenier aus Lakedairnon betrachtete Phalanthos
Tdpag ißrl v.cct (PdXccv&og 6 in AuksSuI- ursprünglich der göttliche Delphinreiter Ta-
povog, -aal ov ttoppco tov <PccXdv&ov rents und Brundisiums gewesen, ist auch
dsXcpig. Vor seiner Ankunft in Italien habe Useners Ansicht, der den Delphinreitern einen
nämlich Ph. im Krisäischen Meerbusen Schiff- schönen Abschnitt seiner cSintflutsagen' (Bonn
brach gelitten und sei von einem Delphin ans 1899) gewidmet hat. Er findet jedoch viel-
Land getragen worden, Pausan. 10, 13, 10; vgl. mehr Berührung des Ph. mit Dionysos
ColMgnon-Thraerner,Gesch.d.griech.Pla,stikl,'2$&. und empfiehlt etymologischen Zusammenhang
Deutung. Die ursprünglich mythische 10 mit cpdXtjg (für cpccXXög) und <&e<lfig, d. i. Ithy-
Natur des Phalanthos und das Sagenhafte der phallos, anzunehmen mit der Begründung:
Gründungsgeschichte von Tarent ist von Boehle c Eine Stadt Arkadiens und ihr gleichnamiger
a. a. 0. und von Studniczka, Kyrene 175ff. er- Heros konnte den Namen Phalanthos nicht
wiesen worden. Demnach ist Ph. der jugend- tragen, ebensowenig das binnenländische Pha-
liche, fast immer nackte Delphinreiter der lanthis und Phalanna, wenn Ph. einfach Meer-
tarentinischen Münzen, der rauf den älteren gott war' (a. a. 0. S. 162). — Den Apollon
Exemplaren eine oder beide Hände meistens Delphinios erblickt in Ph. Maafs, De Lenaeo
ohne Attribute ausstreckt . ., später sehr ver- et Delphinio (Ind. Gryphisw. 1891/92) S. XIX f.
schiedenartige Gegenstände hält, aber nichts und glaubt für ihn den Apollinischen Bei-
häufiger als Seetiere, Delphin, Tintenfisch, 20 namen Hyakinthos erschliefsen zu können
Polyp, Seepferd, und den Poseidonischen Drei- (vgl. auch S. Wide, Lakon. Kulte S. 87 f. —
zack'. Er stellt ursprünglich die Kultgestalt Ett. Pais, I Messapi e gli Iapigi (Studi storici 1
eines Gottes vor — nach Doehles und Stud- S. 15 f., Pisa 1892), sucht in Ph. einen Heros
niczkas Vermutung des sacer custps Tarenti der aus Mittelhellas, namentlich Lokris einge-
(Hor. carm. 1, 28, 29) Poseidon — , der in wanderten Messapier; er betrachtet ihn als
Verknüpfung mit den geschichtlichen Anfängen Eponymcs der messapischen Stadt Baletium,
der Stadt allmählich immer mehr als Heros auf deren Münzen im 4. Jahrh. der Delphin-
und historische Person aufgefafst wnrde. reiter mit der Legende fcds&ccg oder Bcdt&ag
Bleibt nun auch die Thatsache einer lako- vorkommt (Heud, Hist. mim. S. 42). — 0. Keller,
nischen ßesiedelung oder vielmehr Epoikie 30 Tiere des Idass. Altert. S. 225 hält Ph. für den
von Tarent bestehen, so ist Phalanthos doch aramäischen Beinamen des Baal-Melqart, rder
gewifs nicht dorischer Herkunft. Die lake- auf dem Atergatisdelphin reitet',
dämonischen Ansiedler der Stadt haben sich Darstellungen des Delphinreiters auf
vielmehr den Archegeten der nordpeloponne- Münzen sind am häufigsten in Tarent. Es ist
sisch-achäischen Gründer der älteren Nieder- hauptsächlich eine Didrachmenserie , deren
lassung zugeeignet, der wahrscheinlich ebenso Chronologie von Arth. I. Evans, The Jwrsemen
wie im ältesten Tarent auch bei den achäischen of Tarentum (Lond. 1889; festgestellt ist; vgl.
Begründern von Brentesion Verehrung genofs. Element, Arion S. 59 ff., der den Typus auf
Die Überlieferung von der Flucht des Phalan- ein altes Relief zurückführen will, das sich in
thos aus Tarent nach Brentesion wäre dann 40 Tarent befunden habe (in mv/fticvpio Taren-
erfunden, um die auffallende Gemeinsamkeit tinorum hominis effigies in delphino sedentis
des Oikisten zu erklären (Studniczka a. a. 0. est. Probus ad Verg. Georg. 2, 197). Beispiele
S. 189; dagegen K. Element, Arion (Wien 1898) abgeb. auch bei Usener, Sintflutsagen (Tafel,
S. 57, 3). Auch in den oben unter nr. 1 und nr. 15 — 20). Aufser in Brundisium (s. Usener
nr. 2 aufgeführten Phalanthoi von Arkadien a. a. 0. nr. 21; Hülsen bei Pualg-Wissowa,
und Ialysos glaubt Studniczka S. 192 f. den- Bealencykl. 3, 904) kommt dieser Münzstempel
selben Gott der Seefahrt zu erkennen, der in Baletium (seit ca. 350 v. Chr.), Butuntum,
achäische Kolonisten nach Rhodos führte. Teate, Paestum vor (s. die Zusammenstellung
Die Deutung von <I>dXav&og als Beiname des bei Element a. a. 0. S. 58, 4). S. den Art.
Poseidon wurde etymologisch von DoeJde S. 13 f. 50 Taras. [J. Ilberg.]
und Studniczka S. 185 f. durch Ableitung von Phalanx ($ccXccy!-) , ein Attiker, Bruder der
(pal-' schimmernd', ''blank', r glänzend' zu Arachne. Er lernte von Athene die Kunst des
stützen versucht (vgl. epcclaoög, cpdXccv&og, qpa- Waffenkampfs (ÖTtXo(icc^ia), seine Schwester das
XaKQÖg, cpäh], cpdiaivcc, balaena u. s. w.). Der Anfertigen des Webestuhls (i6xo-xoiia). Da
anfänglich den Phalanthos bezeichnende Münz- beide Geschwister sich aber fleischlich mischten,
typus von Tarent ist erst später, jedenfalls wurden sie durch den Zorn der Göttin in krie-
vor Aristoteles, als Taras erklärt worden chende Tiere (iQTtbxd) verwandelt, welche von
Pollux 9, 8 = Aristot. fragin. 590 Böse: %al ihren eigenen Kindern aufgefressen zu werden
'Api6T0T£lrig iv rj) TaQKvrlvav ttoXithicc v.o.- pflegen, Theophilos in Schol. Nicandr. Ther. 11.
Xtla&cd cprfii vo^ia^ia neco' avroig vovppov, (X) <DdX<xy£, war eine Art Spinne, Smd. u. Plwt.
icp' ov ivTStviriboftKi, TdpavTa tov Tloandcbvog S. v. <I>dXccy$. [Stoll.J
dtXylvi inoxovfisvov); der beigeschriebene Phalaritis {^aXaqlxig), Beiname der Athena,
Stadtname Tdoccg mag zu dieser Umdeutung Avie W. Dindorf im Stephanus s. v. <J><xXo:QiTt±
beigetragen haben. — E. Element a.a.O. S. 25 f. erkannte, in dem aus Eallimachos (fr. 503
50 ff. fafst das Verhältnis umgekehrt und läfst p. 658 Schneider) angeführten Verse "Ila&L poi,
erst in späterer Zeit die Geschichte des Taras cpaXapTTi, 7rvXcau.d%t im Schol. Hom. Od. 3, 380.
auf Ph. übertragen, ohne uns indes überzeugen Bestätigt wird Dindorfs Annahme durch tßtym.
zu können. Gud. 549, 39 ff. : ^aXa^irr^g (sie!), 77 'A%r\v&-
2241 Phalas Phalios 2242
•
?} Uno x&v rTjg 7t£Qiv.tcpalaiag tpa.Xu.oav v.a.1 nebst Theseus und andern attischen Heroen
ccTtb <&aXdpov xtofirjcr rui6>6r\g xbv Scä^iova' oi im Amazonenkampfe (sämtliche Figuren sind
äs and räv tTtäit,£av, äg t-xdXow tpaXuoa tii- durch Beischrift bezeichnet: des Phaleros Geg-
Tta&äg. Von diesen Erklärungen verdient die nerin heilst Klymene) auf einer Vase attischen
erste den Vorzug: Athena (fraXaglTtg, die cHelm- Ursprungs aus Cuinä, jetzt in Neapel (abg.
geschmückte' bezeichnet neben UvXai^iäiog Fiorelli, Bacc. Cum. 8. Bulkt. Arch, Nap.
(= die Thorstürmerin) die Athena als Kriegs- N. S. 4 [1856] tav. 8. Mus. Borb. 16, 18),
göttin. [Höfer.] Minervini, Bull. Nap. a. a. 0. 76. Arch. Zeit.
' Phalas (Phallas? Pallas?), Flottenführer des 14 (1856), 136*. 181*. 15 (1858), 94*. C. I. G.
Memnon, von seinen Leuten auf Rhodos auf 10 4 p. 18, 7731. Heydemaini, Bacc. Cum. 239
Anstiften der Rhodier gesteinigt, Dicfys 4, 4. S. 884; vgl. Taf. 21, 239. Klügmann, Die Ama-
6, 10. Kurzform zu Phalanthos? [Höfer.] Zonen u. s. w. S. 50 f. Stephan! , Compte rendu
Phalasarue (<&aXu6äpvrf), eine Heroine, nach 1866, 170. Eine zweite fragmentierte Vase
welcher die kretische Stadt Phalasarna benannt (Luynes, Ghoix de yas.pl. 43. Welcher, A.D.
sein sollte, Steph. B. v. <PaXdaaQva. [Stoll.] 3, 357, 15. 0. Jahn, Vasensamml. p. CXXVIII
Phaleneus {<PaXr}v8 vg), ein Kämpfer im Heere nr. 861, 2. Lebas, E.rpe'd. scient. 2 p. 15 nr. 66.
des Dionysos gegen die Inder; fiel in der Klügmann a. a. 0. 47. Annali 1867. 211, 3.
Schlacht durch Korymbasos. Nonn, Dion. 28, Minervini a. a. 0. 76. Beinach, Bep. d. vases
46 ff. [Stoll.] peints 2 p. 264. Stephani a. a. 0. 173) zeigt
Phalereus (<PaXriP£vg), einer der Söhne des 20 gleichfalls $aXfi[p]os im Amazonenkampf. Den
Ikarios u. der Asterodeia, einer Tochter des Namen Phaleros deutet 0. Müller a. a. 0. 197
Eurypylos, Bruder der Penelope, Fherekyd. b. als rSchildesleuchten'. — 2) Troer, von Neopto-
Schol. Od. 4, 797, vgl. Schal. Od. 15, 16. lemos getötet, Quint. Smyrn, 8, 293. [Höfer.]
[Stoll.] Phales (ftaXinq, <&uXfig, über den Accent u. s. w.
Phaleros (^dXvQog) , 1) athenisch-euböisch- vgl. Schal. Arist. Ach. 263. Herodian ed. Lentz
thessalischer Heros, über den man vgl. Hillcr 1, 60, 22. 65, 10. 2, 94, 22. Suid. s. v. $cd%)
r. Gaertringen bei Pauly- Wissowa s. v. Alkon 1) eine aus der phallischen Herme des Dionysos
Bd. 1 Sp. 1577. Toepffer, Aus der Anomia hervorgegangene besondere Gottheit, gewisser-
39, 3. E. Maafs, Parerga Attica (Ind. lect. mafsen Personifikation des Phalios, haioog und
Gryphisw. W. S. 1889/90) S. 8f. Milchhöfer, 30 avyxa^iog Baxyjov genannt, Arist. Ach. 263. 271.
Karten von Attica 1, 27. - - Bei Hes. scut. 180 276. Sophron fr. 43 p. 10 Botzon aus Schol.
erscheint er mit Theseus und Peirithoos im Arist. Ach. 263 (vgl. fr. 42 und dazu Botzon
Lapithen- und Kentaurenkampf; als Argonaut a. a. 0. und De Sophrone et Xenarcho mimo-
wird er genannt Apoll. Bhejcl. 1, 96. Hyg. f- graphis 22). ('ohimella 10, 31. Suidas s. v.
14 p. 46, 1 Schm. Paus. 1, 1,4. Vol. Flacc. ^aXfjg. Bei Hesych. s. v. $dXr}s SsQ^dnvov
1, 398. 4, 654. 6, 217. Orph. Argon. 144. Sein v.al avÖQtlov vermutet Schmidt ^älr\g &sbg xccl
Vater ist der Erechtheussohn Alkon (s. d. nr. 5), dsQuccTtvov avSatiov. Vgl. Zoega, De origine
Apoll. Bhod. 97. Hyg. Orph. a. a. 0. Vgl. et usu obeliscorum 213 ff. (der Phales mit Pales
v. Wilamoivitz, Isyllos v. Epid. 190. Die irrige [s. d.] vergleicht). 0. Müller, Hemdb. d. Arch.
Angabe bei Eudocia 220 p. 354 Flach <&dXi]oog 40 383, 3 p. 596. Schoemann- Lipsius , Griech.
TtXtoinog erklärt sich aus Apoll. Bhod. 1, 96; Altert. 24, 511. Scherzhaft läfst Aristopham s
auf Versehen beruht die Angabe ■/ Alkon, Phaleros bei Hesych. s. v. inl <fruXr\vLov den Alkibiades
Sohn', v. Wilamoivitz , Isyllos 83, 58. Nach unter dem Zeichen des Gottes Phales geboren
Vol. Fl. 1, 399 ff. wurde Phaleros als Knabe sein, vgl. Bücheier, Eh, Mus. 43 (1888), 135.
im Schlafe von einer Schlange umzingelt, aber Über den Phalios im Kulte des Dionysos s.
durch den glücklichen Schufs seines bogen- Bd. 1 S. 1057, 18 ff. S. 1062, 54 ff. und ferner
kundigen Vaters — der Name wird nicht ge- Plut. de cupid. div. 8. Said. s. v. cpaXXiovsg.
nannt — gerettet; doch liegt möglicherweise Hesych. s. v. Qvoividug und dazu»il/om\s, PJn'i-
hier eine Verwechslung mit dem Kreter Alkon nizier 1, 26. Cornut. de not. deor. 30 p. 181
(s. d. nr. 3) vor. Als Athener wird Phaleros 50 Osann. Lud. de mens. 4, 51 p. 108 Wuensch.
bezeichnet bei Apoll. Bhod, 1, 95. Hyg. a. a. 0. C. I. A. 1, 31 p. 14. 2, 321 fr. b. Z. 7. 0. Midier,
Vol. Fl, 6, 217. Strabo 14, 683 /und nach Dotier 2, 347. Mommsen, Feste der Stadt
Paus. a. a. 0. genofs er im Hafen Phaleron Athen > 440, 4. Dierks, Arch, Zeit. 43 (1885),
(als Eponymos) Heroenkult. Nicht undenkbar 37. Über die vermutete Berührung des Dio-
wäre es, dafs der nach dem. Alex. Prot)'. nysos-Phales mit Phalanthos s. Phalanthos. —
p. 35 Potter = p. 124 Migne im Phaleron ver- 2) Bei Luc. Lupp. trag. 42 KvXXi]vioi ^dlrjtt
ehrte xarä 7tpvu,vav ijQcog mit Phaleros identisch (Q-vovoiv) ist Phales = Hermes, Zoega a. a. 0.
ist. Nach Orph, a.a.O. ist er Gründer von Gyrton 215. 216. Boscher Bd. 1 S. 2342, 60 ff. Scherer
(in Thessalien, 0. Müller, Orch. 197, 2), wie er ebend. S. 2392, 1 ff. Overbeclc, Sachs. Ber. 16,
wohl auch als Ktistes vonPhaleron am Oita (Steph. 60 165. [Höfer.]
Byz. <&&XriQov. Herodian ed. Lentz 1, 388, 16. 2, Phalias (<PaXiag), Sohn des Herakles u. der
597, 17) zu betrachten ist (Toepffer a. a. 0.), Thespiade Helikonis, Apollod. 2, 7, 8. [Stoll.]
er kommt an Alar\itoio qoücov , vgl. die von Phalios (<t>AVIOS), beigeschriebener Name
Toepffer, Quaest. Pisistr. (Diss. Dorpat 1886) des Rosses des Akamas auf der Berliner Vase
S. 67 ff. besprochenen um den Hellespont loka- nr. 1720 Furtw., abgeb. b. Gerhard, Etr. u.
lisierten attischen Sagen. Nach Strabo a. a. 0. camp. Vasenb. Taf. XII S. 15 f. Ebenso heilst
gründete er mit Akamas Soloi auf Kypern, ein Maultier auf dem attischen Pinax in Berlin
Toepffer, Qu. Pis. 77, 1. Dargestellt ist Phaleros nr. 1814 Furtw. Vgl. Kalliphora. [Röscher.]
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 71
2243
Phalis
Phallen
2244
Phalis {$dXig) 1) zweifelhafter Name eines
Königs von Sidon, Bictys 1, 18; s. Dederich
z. d. S. — 2) Bei Quint. Smyrn. 10, 80 vermutet
Friedemann bei Spitzner, Be vers. Graec. heroico
3tf2 statt (fräotg aus metrischen Gründen <DdXig.
Als Personennamen ist *PdXig bezeugt bei Flut.
praec. reip. (jer. 32. [Höfer. J
Phalkes (<&dX%r\g), 1) ein Führer der Troer,
fällt durch Antilochos, II. 13, 791. 14, 513. -
2) Fürst der sauromatischen Coralli in dem
Heere des gegen seinen Bruder Aietes kriegen-
den Perses, Vol. Fl. 6, 88. 245. 554. -- 3) Sohn
des Temenos, Vater des Rhegnidas, Heraklide,
eroberte in der Nacht von Argos aus die Stadt
Sikyon, teilte aber mit dem bisherigen König,
dem Herakliden Lakestades, die Herrschaft.
Der Hera Prodromia baute er in Sikyon einen
Tempel, weil sie ihm von Argos vorwandelnd
den Weg dahin gezeigt hatte. Paus. 2, 6, 4.
2, 11, 2. 2, 13, 1; vgl. Scymn. 528. Strab. 8,
389 (die Quelle ist Ephoros, s. Müller, Fr.
hist. gr. 1 p. 237, Ephor. fr. 16). Müller, Bor.
1, 79. Curtius, Pelop. 2, 484. 49G. Busolt,
Gr. Gesch. I2, 215. Er hatte vorher mit seinen
Brüdern den Vater Temenos, weil dieser seiner
Tochter Hyrnetho u. ihrem Gemahl Deiphontes
die Herrschaft von Argos zuwenden wollte,
beim Baden überfallen lassen, so dafs er in-
folge seiner Wunden starb, Nicol. Dam. fr. 38
{Müller, Fr. hist. gr. 3 p. 376). Biod, fr. b 4.
Müller, Fr. h. gr. 2 praef. 8. Paus. 2, 19, 1.
Als er mit seinem Bruder Kerynes die Schwester
Hyrnetho dem Deiphontes aus Epidauros ent-
führen wollte, tötete er sie, während er mit
dem nacheilenden De'iphontes um sie rang,
Paus. 2, 28, 3; s. Deiphontes. [Stoll.J
Phallen (<&<xXXrjv). Nach der Kultlegende
von Methymna zogen einst Fischer in ihren
Netzen ein Tioooomov (s. unten) iXcciag 'E,vXov
71£7toii}{l£vov mit einem zwar göttlichen, aber
fremdländischen und den griechischen Göttern
nicht eigenen Ausdruck aus dem Meere. Auf
Anfrage beim delphischen Orakel gebot die
Pythia den Methymnaiern , Jiövvaov Ks-
cpv.lli)vu zu verehren, worauf diese das im
Meere gefundene Bildnis behielten und ihm
einen Kult weihten, ein ehernes Abbild aber
nach Delphoi ostifteten, Paus. 10, 19, 3. Die-
selbe Erzählung von der Auffindung des Bildes
findet sich auch bei Fuseb. praep. ev. 5, 36
zugleich mit dem Orakel (dies auch bei Theodor,
graec. affect, cur. p. 141, 34; vgl. Orac. Graec.
coli. Hendefs, Biss. phil. Hai. 4, 177 p. 92):
'AXXd y.n Mijd~vuvrig vutrccig ttoXv Xwiov '^ßrai
(I>c(llr}vbv Ttjiwct ziiavv6oio v.dor\vov.
Dann fährt Fusebius fort: ftvovai, ydo ai nöXtig
Kui rtXsrdg dyovßiv ov [iovov (paXXr\volg
zlicovvooio ynxQrjvoig %. r. X. (das folgende
ist nicht heil überliefert, kommt jedoch hier
nicht in Betracht). Der zliovvaog KtcpuXXrjv
war schon von Zoega, Be origine et usu obelis-
corum 229, 15 beanstandet worden. Lobeck,
Aglaopham. 1086 f. (nb: Die Signatur 1086 u. s.w.
findet sich zweimal; hier ist die erste gemeint l)
erkannte die Übereinstimmung des Berichtes
des Pausanias und des Fusebius und setzte
an beiden Stellen das Epitheton <I>ccXXi]v, -ijvog
ein, das sich zu «Pafojs, -tjtos verhält, wie tQTCijv,
-i)vog zu tortrig, -rpog, also bei Paus, Aiovv-
cov <PaXXfjvcc, im Orakel (PaXXfjvog TL[i&ßi,
und dann weiter ov (iovov $>aXXfivog Jtco-
vv6olo KccQrjvoig. Die Emendation Lobecks
hat allgemeine Zustimmung gefunden, vgl.
aufser den Ausgaben und Handbüchern Welcker,
Nachtr. z. Trilogie 189, 20. Gerhard, Hyperbor.
röm. Stud. 2, 270, 145a. O. Müller, Handb.
d. Ärch.3 67 p. 46. 383, 3 p 595. Newton und
10 Birch, Ärch. Zeit 11 (1853), 125. G. Bindorf
im Thesaur. s. v. ^aXXriv. F. Back , Jidirb. f.
klass. Phil. 135 (1887), 442, 17. Rohde, Psyche
22, 54, 3. Wenn man aber bedenkt, dafs 1) bei
Paus, von einem it QÖacoTtov die Rede ist,
also von einem Antlitz, Haupt (»S*. Beinach, Corr.
hell. 7 [1883], 40, 5 erklärt allerdings ttqooco-
7iov hier als t;6avov) und 2), dafs bei Fuseb.
zweimal von einem <f>uXXfjvog Jiovvcov v.d-
qt\vov die Rede ist, so läfst sich vielleicht die
20 Lesart bei Paus. Jiovvcov KscpccXXfjva so er-
klären, dafs ursprünglich dastand Aiovv6ov
K8(paXi]v <DaXXfjvog; daraus konnte wegen der
unmittelbar auf einander folgenden Worte xf-
cpccXi]v <I><xXXfivog sehr leicht entstehen Aio-
vvgov KtcpaXXfjvog , und dann mufste der so
sinnlos gewordene Genetiv in den Acc. Aiövv-
6ov KicpaXXfjvcc verwandelt werden. Die auf
dieser Lesart fufsenden oberflächlichen Behaup-
tungen von de Gubernatis, La mythol. des plantes
30 2, 260 und Murr, Bie Pflanzenwelt in d. griech.
Mythol. 45, dafs die Kephallenier das Bild des
Bakchos aus einem Olivenstamm gearbeitet
hätten, sind zurückgewiesen worden von H. Ro-
bert, Ber zahme Ölbaum in d. relig. Vorstell.
(I. Griech. (Progr. Maximilian-Gymn. München
1894) S. 23, 1. Mit Wahrscheinlichkeit bezieht
Beinach a. a. O. 40 die auf einer Inschrift aus
Methymna (ebend. 38) an den Dionysien er-
wähnte aydXficcTog TteoupoQd auf die Prozession,
40 in der das Bild des Dionysos Phallen getragen
wurde ; über weiteren Dionysoskult in Methymna
und (dem gleich zu erwähnenden) Antissa s.
Maafs, Hermes 23 (1888), 75 (74, 2); vgl. Corr.
hell. 1880, 441. Auf Münzen von Antissa mit
der Darstellung eines Hauptes mit Spitzbart,
»He Eckhel, Boctr. num. vet. 2, 501 in merk-
würdiger Übereinstimmung mit der (von ihm
nicht herangezogenen) Stelle des Pausanias
(Idiav Ttapgt^tTO . . . £,ivr\v) folgendermafsen
50 beschreibt: caput promissa barba in cuspidem
abeunte, ceterum peregrino cultu (abg. Gardner,
The types of greek coins pl. 15, 12. Wroth,
Cat. of greek coins Brit. Mus. Aeolis pl. 35, 11.
13) erkennen Gardner p. 79. Head Hist. num.
485. Imhoof- Blumer, Griech. Münzen 633 das
Haupt des Dionysos Phallen, während Wroth
a. a. O. Introd. LXXV1II eine solche Bezieh-
ung für unsicher hält, Back a. a. O. lieber den
Hermes erkennen möchte. Auch auf Münzen
go von Methymna findet sich der Dionysos Phallen
nach Lmhoof- Blumer, Ztschr. f. Num, 20 (1897),
285. Back a. a. O., vgl. auch Newton-Birch
a.a.O. Wroth, Introd. LXIX. Eine ansprechende
Vermutung von O. Gruppe, Boschers Lex. 3
S. 1093, 68 ff. sieht in der oben mitgeteilten
Kultlegende ein Analogon zu der Sage von
dem schwimmenden Haupte des Orpheus. Vgl.
I'hales. |Höfer.J
2245 Phamenopli Phanagoras 2246
Phameiioph (^a^ivcotp) , Bezeichnung des weiter links steht euturpa (Euterpe), diese mit
tönenden Mernnon im ägyptischen Theben: Ausnahme eines von der linken Schulter herab-
cdlä yuQ ov Mifivovec oi &r\[iuloi Xsyovai, 4>a- fallenden Gewandes unverhüllt. Rechts von
litvucpcc Sh nvcci xäv iy%Btq'uov, Paus. 1, 42, 3. qpamu steht die ähnlich der euturpa bekleidete
Im Epigramm der Balbilla heilst es %%lvov . . . Göttin alpnu. Noch weiter rechts befindet sich
ycavas tag ftdccg Mtpvovog t\ (Pcciizvmd; G. I. G. ein bekleideter Mann, der die Beischrift ar^aze
3,4727. Kaibel, Epigrammeeta 988 p. 414. Nach trägt. Sowohl die Beziehung der Szene auf
Wiedemann, Ägyptische Gesch. 386 findet sich den Adonis (Gerhard), wie auf den Thamyris
neben Phamenoth und Phamenoph auch die (Bimsen, Deecke) ist durchaus abzuweisen: die
Form Phamenos. — Phamenoph und Phamenoth 10 erstere pafst sachlich nicht, die letztere sprach-
ist = k^srmcpig (Belegstellen bei Pietschmann lieh nicht, weil die Beischrift eben nicht ^amu,
bei Pauly -Wissoiva Bd. 1 S. 1824 s. v. Arne- sondern cpaniu lautet. Nur die Analyse der
nophis, S. 1825 s. v. Amenoth) bez. jtpsuwd- Namen kann uns den richtigen Weg zeigen.
(Mtfivov . . . t) Antraft, ßaailev Aiyvnxis, C. Erwägen wir den ccoiSbg <&i'niiog TtQ7tia.ör\g bei
I. G. 3, 4731 und addend. p. 1203. Kaibel Homer (Od. 22, 330), erwägen wir die mythi-
a. a. 0. 992 p. 417) mit vorgesetztem ägypti- sehen Ahnherren des Homer selbst, Eixpruiog
schem Artikel d. h. der König Amenophis und ^tloxiQTtvg, so kann nicht zweifelhaft sein,
(Amnhotp) 3. Vgl. aufser der Litteratur bei dafs auch hier qpamu (= gr. $äu<xv, <t>Ti)uccv)
Pietschmann a. a. 0. auch W. Gurlitt, Über und euturpa (= gr. Evx£qtii}) dieselben beiden
Pausanias 88 f. u. Holland, Röscher s Lex. Bd. 2, 20 Wortstämme enthalten, dafs euturpa wirklich
2661 ff. Ein Monat Quiisvcoft, Plut. Is. et Os. die Muse Euterpe sei, nicht blofs eine behag-
43. Lyd. de mens. 3, 22 p. 60 TP". Corr. hell. liehe, schöne Frau (Gerhard), und dafs opamu
26 (1902;, 117. Index zu G. I. G. p. 38. ein Sänger sei, obwohl man von musikalischen
[Höfer.] Instrumenten nichts wahrnimmt. Sind somit
Phamenoth s. Phamenoph. diese beiden Namen zweifellos griechisch, so
Phamenos (<I>ccu£v6g), 1) Sohn des Teiresias, sind die beiden Namen alpnu und eris ebenso
Soph. fr. 360 Nauck aus Herodian n. \lov. Xst,. zweifellos nicht griechisch, sondern etruskisch.
8, 35. Darnach hat Schwarte im Schol. Eur. Erstere erscheint „als eine jugendlich-schöne
Phoen. 834: UsioavdQog laxoQti, öxi Eäv&n Göttin dienender Art, mit Chiton und Mantel
yaiiifötloa TziQsaicc £%oii]6s Tiuldag xeoaccQag, 30 oder mit nacktem Oberkörper, den Mantel um
<Pcaveri (v. 1. heavsv), <fr£Q6i:Y.iQdr]v, XIüqiv, die Hüften geschlungen, geschmückt mit Stirn-
Mavtat hergestellt: Tt66uQccg, ^a^vbv , <&tQt- band, kunstreich geordnetem Haar, Ohrge-
%v8r\v Y..T.1. Aus diesem Bericht wird erstens hängen, Halsband, Schuhen, auch geflügelt
der Name der Mutter der Manto (darnach Bd. 2 schwebend, in den Händen Palmzweige oder
S. 2326, 38 zu berichtigen) gewonnen, zweitens einen Apfelu (Deecke, Etr. Forsch. 4, 63). Da
die Bestätigung der Konjektur Bergks, De com. etr. alpan ,.da)poi>" bedeutet \ Pauli, Etr. Stud.
ant. 129, der bei Sophokles a. a. 0. (govfrbg 3, 77), so ist der ohne jeden Zweifel davon
(fruusvbg TtiQtaLov nuig) für das korrupte ^ovQ-ög, abgeleitete Name alpia/nu einem griech. Dora
wofür Lehrs und nach ihm Lentz , Herodian oder Doris gleichbedeutend. Ja, es ist nicht
1, 180, 27. 2, 914, 1 'gvvaxög las, £,ccv&6g vor- io unmöglich, dafs, wie etr. hindiat die Über-
schlug, das eben mit Bezug auf den Namen setzung eines griech. Wvp] ist (Pauli, Etr.
der Mutter gesagt sein dürfte. Ob bei Philetas Stud. 3, 28 srp), so auch alpnu die Übersetzung
fr. 14 p. 53 Bach aus Antig. Caryst. 23 p. 35 eines griech. Jcoqoc oder Jcoqig sei und dafs
Beckmann ßovyEvtag cpäusvog itQ06bßi]6tt%o [lccaqu so irgend eine griechische dienende Gottheit
litliooccg mit Bergk, Anth. Lyr. p. 115 <f>cni£v6g geheimen habe. Der Name alpixa)nu selbst in-
zu schreiben und dieser mit dem Teiresias- dessen ist etruskisch. Und ebenso etruskisch
söhne identisch ist , läfst sich nicht sagen. — ist auch der Name eris. Zwar hält Deecke
2) s. Phamenoph. [Höfer.] (Myth. Lex. s. v.) den Zusammenhang der etr.
Phamn (qpamu) ist der etruskische Name für eris mit griech. %Qig aufrecht, aber diese An-
eine mythologische Figur, wie sie auf einem 50 sieht läfst sich nicht stützen. Auch Deecke
Spiegel von Bomarzo, der sich jetzt im Vati- selbst neigte früher (Etr. Forsch. 4, 45) zu der
kanischen Museum befindet, dargestellt ist. entgegengesetzten Ansicht. In der That handelt
Derselbe ist veröffentlicht von Bansen in den es sich (vgl. in den Nachträgen s. v. eris) um
Ann. delV Inst. 1836, 282 sqq. und Monum. eine blofse Namenähnlichkeit, keine sachlichen
med. 2, tav. XXVHI; im Mus. etr. Vatic. 1, Beziehungen. Die Form ar^aze endlich wird
tav. XXV; von De Witte im Bull, dell' Inst. von Deecke als 'Aqxcc erklärt, „als Zuhörer die
1842, 149 sqq., in den Ann. dell' Inst. 1845, Örtlichkeit andeutend". Das ist sehr unsicher,
396 sqq. und den Nour. ann. 1, 507 sq.; von denn einen sachlichen Anhalt für die Deutung
Gerhard im Bull. delV Inst. 1836, 180 und haben wir gar nicht, und sprachlich kann die
Etr. Spiegel 4, 58 sqq., Taf. CCCXXIII; von 60 Form ebenso gut ein griech. 'Aqy- und 'Aq%-
GennarelU im Giorn. arcad. LXXXV, 168 sqq. wiedergeben, wie 'Aqx-. Da alle dreie als
und von Fabretti C. I. I. nr. 2412. Die Dar- Namenstämme verwandt werden, so können wir
Stellung ist folgende: In der Mitte steht cpamu schlechterdings nicht wissen, auf welchen von
(so., und weder ^amu, noch qpanu, noch gar ihnen die Form ar^aze zurückgeht. [C. Pauli.]
cpaun, lautet die Beischrift), ein schöner, nur Phanagoras (^avayöqag), Ktistes und Epo-
halb bekleideter Jüngling. Links von ihm steht nymos von Phanagoreia, Hekataios bei Steph.
eine eris genannte bekleidete weibliche Gestalt, Byz. Herodian 1, 280, 8 Lentz. Diels, Hermes
die in der Linken ein Halsband hält. Noch 22 (1887), 442. [Höfer.]
71*
2247 Phanaios Phanes (Bruder des IpMklos etc.) 2248
Phanaios (<&avalog), 1) Beiname des Apollon, ijxsig bedeutet cpavcciog wohl s. v. a. 'Licht
unter welchem er auf dem Vorgebirge <L>dvai (Rettung) bringend'. Vgl. auch K. Zacher,
auf Chios verehrt wurde, Achaios bei Hesych. Diss. phü. Mal. 3 (1878), 255. [Höfer.]
s. v. Osann zu Gornut. de not. deor. p. 373 f. Phanake (?) s. Pharnake.
Usener, Götternamen 232 f. Über den Tempel Plianakes? (^avdy.rig?). In dem f Liberi Palris
des Gottes s. Sträbo 14, 645. Serv. ad Verg. signo marmoreo . . . omnium deorum argumenta
Georg. 2, 98. Conze, Philolog. 14 (1859), 157. habenti' gewidmeten bilinguen Epigramm des
Fustel de Goulanges, Archives des missions scient. Ausonius 49 (29). 48 (30) liest Peiper p. 330 f.:
et litter. 5 (1856), 50G. Haussoullier, Corr. hell. Ogygiae me Bacchum rocant, Osirin Aegypti
3 (1879), 323. Nach letzteren stammt die In- 10 putant, Mysi Phanaeen nominant etc. bez.
schrift Ändllcovog Äyotxsa (vgl. Hesych. ayqt- AlyvTtxlcav ilsv "OaiQig iyw, Mvßüv Sh <&uvd-
xav rjys(i6va fteov) aus dem Apollotempel von v.7]g, während SchenJcl (Monum. Germ.hist. auct.
Phanai (Corr. hell. a. a. 0. 322 nr. 8), so dafs antiquiss. 5, 2 p. 204) statt Mysi: Mystae, bez.
neben dem Kult des Apollon Phanaios der des statt Mva&v: Mvaxüv schreibt, fälschlich, da
Apollon Agretes bestand. Später brachte man der Zusammenhang einen Völkernamen er-
den Beinamen (Pavcüog mit cpcävtiv in Zusammen- fordert. Blau, Zeitschr. d. d. morgen!. Ges. 9, 88
hang, wie Arfkiog mit 8r\lovv, Flut, de JE Delph. will Q>u.Qväyu\g (vgl. Mr\v $>aovd%ov) lesen, was
2. Cornutus a. a. 0. 32 p. 196 Os. (= Eudocia schon durch das Metrum ausgeschlossen ist,
p. 14 Flach.); letzterer leitet ebenso a. a. 0. andere Phanates oder Phanetes, s. Creuzer,
den Beinamen des Apollon Ävacpcäog, der zu 20 Symbolik 3, 306 Anm. 37, der selbst Phanakes
kväcprj gehört, von &vacpcdvsiv ab, vgl. auch mit Phanes (s. d.) identifiziert; vgl. Lobeck,
Flut, de Pyfh. orac. 21 p. 404 d. Aus Steph. Aglaopham. 478 i. [Höfer.]
Byz. s. v. <tävai = Herodian ed. Lentz 1, 256, Pkaiie (^dvif), eine von Usener, Götternamen
11: UKQCüTrJQiov xov Xiov, &itb xov ixsl&sv 233 aus den Eigennamen $ccvuy6pug, -yoQcc etc.
&vDccpfjvat xfj Ar]tol xr\v Ji)Xov vermutet Osann erschlossene Göttin, die an den Ortsnamen
a. a. 0. 374 einen Zusammenhang des Apollon $dvai (vgl. Phanaios) anküpft. Die Legende
<f?uvctlog und Arjliog, wie ja Q>ccvcüog und Arfkiog auf Münzen von Coela in der thrakischen Cher-
bei Flut. a. a. 0. verbunden erscheinen. Noch sones MVN. PANE. AEL. (Eckhel, Doctr. vmn.
anders erklärt Macröb. 1, 17, 34 den Beinamen: 2, 50) deutet v. Sollet, Ztschr. f. Numism. 10
'Puvsog (sie!), 'intidi] (paivsxcct vtog, cpiia sol 30 (1882), 148 f. nach Bericht von Premier, Bursian
cotidie renovat sese'. Apollokultus auf Chios Jahresber. 25 (1891), 192f. auf Fane = <bävr\,
bezeugen auch die Münzen :. Mionnet 3, 278, einen Beinamen der Artemis, indem er einer-
123; vgl. 276 f. Catal. of greek coins, Brit. Mus. seits auf die Legende einer anderen Münze
Ionia 342 f. pl. 33, 7 ; s. auch nr. 2. - - 2) Von aus Coela verweist, auf der Artemis mit einer
Grusius, Die delphischen Hymnen (Philol. 53 langen Fackel in der L. dargestellt ist, AIANAE
[1894] Ergänzungsheft) S. 16 Anm. 24 erschlösse- AAVFEN AEL MVJSIICIPII COELAN und dau-
ner Beiname des Dionysos. Ausgehend von den (pr^vri = öuöcpccvog ''fackelleuchtend' (vgl. auch
Worten des Paian des Aristonoos (a. a. 0. <&<xtvw als Beinamen der Artemis) erklärt,
S. 5 v. 37): xQtsxtaw ipavaTg BQÖ^iog d. i. Diony- andererseits auf das Wappen eines attischen
sos mit seinen trieterischen (vgl. dazu auch 40 Beamten f&avoxlfjg, eine fackeltragende Arte-
Poseidippos: Bd%%a rag xQiixag . . . d-v^ielag, mis, verweist. Drexler, N. Jahrb. f. Phil. 149
Sitzungsber. d. k. preufs. Äk. d. W. 1898, 851 (1894), 325 f. erkennt dagegen in Daufena eines
v. 4) Fackeln, ausgehend ferner von der engen der häufigen thrakischen Lokalbeiwörter auf
Verbindung des dionysischen und apollinischen -r\vög. [Höfer.]
Kultus in Delphoi und der Vermischung^ apol- Phaneos (Quvsög = iDsvsog, wie $>ccvsäxcci
linischer und dionysischer Elemente bei den b. Flut. Parall. min. 16 statt (frsvBüxui), 1) Vater
Dichtern (Aesch. fr. 391. Eur. fr. 477 Nauck2) der Stratia, nach welcher die gleichnamige
vermutet Grusius einerseits, dafs Phanaios als Stadt in Arkadien benannt war, Steph. B. v.
Beiname Apollos sehr wohl von den xgisxioiv Ex^axia. S. Pheneos. — 2) s. Phanaios nr. 1.
cpavalg des Gottes abgeleitet sein könne, ande- 50 [Stoll.]
rerseits, dafs Phanaios als Beiname des Dionysos Phanes (ß>ävr\g, Genet. gewöhnlich <&ävj\xog,
zu erschliefsen sei aus dem Umstände, dafs wie XaQi]xog, Kgdxiqxog, Telrjxog, Mtvr\xog
Phanai wegen seines köstlichen Weines, der gegenüber 'Apiozocpdvovg, Ar\\LO%äQovg, Lcoupä-
bei Verg. Georg. 2, 98 rex Phanaeus genannt xovg, Ha.6ixilovg, Av§QO[iivovg u. s.w.; jedoch
wird, berühmt war. Es wäre auch auf die finden sich wie bei vielen dieser Wörter auch Ab-
unter nr. 1 erwähnte Darstellung des Apollon weichungen und Nebenformen: der Acc. lautet
und Dionysos auf Münzen und auf Serv. a. a. U. <&avf] bei Orph. fr. 171,3, wo noch Lobeck
(Phanaeum promuntorium in Chio insula, ubi Agl. 74=2 und Zeller Phil. d. Gr. I5 99, 3 für
Liber et Apollo maximo honore coluntur) zu $avf\ xs gegen den Sinn [u. Sp. 2266,58] $ävr\xu
verweisen gewesen. Eine Weihinschrift aus 60 lesen; den Dat. (Pdvrj bietet Hdt. 3, 11).
Chios ist dem Dionysos Av.xa.iog und dem Apollon 1) Bruder des Iphiklos, Polyphantes, Eury-
Etviog gewidmet, G.l.G. 2, 2214e add. p. 1030. pylos, Plexippos und der Althaia nach Seh. II.
- 3) König, nach dem das unter 1 erwähnte 9, 567 DL, also wahrscheinlich S. des Thestios
Vorgebirge benannt sein soll, Serv. a. a. 0. und der Eurythemis, s. Bd. 1 Sp. 259, 54. Vgl.
Es liegt ein Mifsverständnis der Worte bei die aitolische Burg Phana, die nach Paus. 10.
Verg. a. a. 0. vor, s. nr. 2. — 4) Bei Eur. Phes. 18, lf. von den Achaiern erobert wird.
355, wo der Chor die Ankunft des Rhesos mit 2) Eixtoaog <&. heifst bei Nonn. Dion. 14, 192
den Worten begrüfst: av fioi Zfi>s 6 tpavalog einer der 12 Führer der Hyadensöhne, die, weil
2249 Phanes (b. Nonnos; v. Sekyon) Phanes (orph. Mythen) 2250
die Hyaden den jungen Dionysos gepflegt haben, j)er orphische Phanes.
in gehörnte Kentauren verwandelt worden sind.
Vgl. Bd. 2 Sp. 1034, 42. Nonnos' Quelle läßt a> Mythen,
sich hier nicht ermitteln (Köhler, Norm. Dion. 1) Nach dem von den Neoplatonikern
18 f.); Phaunos, der N. eines anderen Führers gelesenen grofsen orphischen Gedicht,
dieser Kentauren, scheint darauf zu deuten, sehr wahrscheinlich der von Damaskios 381 K.
dafs der Bericht einmal durch die Hände eines als ovvij&rig bezeichneten 'OQcpcxi] fteoloyla in
Römers gegangen ist, bevor er zu Nonnos ge- Rhapsodien (oben Sp. 1139 ff.), besteht von an-
langte. In letzter Linie liegt dem Mythos fang an Xgovog und nach ihm - - wenigstens
wahrscheinlich eine Lokalsage vom Helikon io nehmen die Neoplatoniker, die ihre Lehre von
zu Grunde'; dafs dorthin Lamos (Norm. 14, 147: der Entwickelung in Triaden in diese Theogonie
ag "TaSccg ■x.aliovGi Adpuov 7toTci(ir\idci cpvrXr\v) übertragen, eine Stufenfolge an (fr. 48 ff.) -
weise, ist schon oben Bd. 2 Sp. 1822, 28 hervor- Al&rJQ und Xdog, von den Neoplatonikern als
gehoben. Einer der Führer dieser Kentauren 7t£Qag und oltiziqov gefafst (bei Abel, Orph.
heißt (v. 190) Aisakos: das ist die Kurzform S. 171 ff.). Im Aither schafft Chronos ein
zu Aisiodos (Gruppe, Hdb. d. Myth. u. Bell- Silberei (fr. 53), aus dem Phanes, npcoToyovog
gionsgeschichte S. 90), einer alten Bezeichnung (Sp. 2257, 18 ff.) oder auch Movoysvrjg (theos. Tub.
des Orakelgottes vom Helikon (ebd. 75,20). 61 bei Bureseh Klaros 116, wo er in dieser Eigen-
Eben dahin weist Amphithemis, der N. eines schalt Christus gleichgesetzt wird), genannt,
anderen Kentaurenführers (v. 191): der zweite 20 hervorgeht. Er hat viele Köpfe v.qiag, ravQslccg,
Träger dieses Namens ist dem libyschen Garamas öcpiog, %<xQOrtov tu Xiovxog (Prokl. Tim. 2, 1301'),
angeglichen und Gemahl der libyschen Tritonis vier Augen werden ihm beigelegt (fr. 64), ferner
genannt worden (oben Bd. 1 Sp. 318, 2), allein goldene Flügel, mit denen er hin und her fliegt
vor dieser Sagenverschmelzung war Anrphi- (Lobeck, Agl. 491 ; fr. 65 Ab.). Seine Bildung
themis wahrscheinlich ebenfalls Bezeichnung ist mannweiblich (Lobeck, Agl. 490; fr. 62 Ab.;
des Orakelgottes auf dem Helikon, auf dem vgl. Prokl. Fiat. Tim. 2 S. 137b); oft wird der
der sagenberühmte Triton entspringt. Endlich Glanz seiner Erscheinung hervorgehoben (fr.
könnten die auf ithyphallische Eigenschaften 58 f.; vgl. theos. Tubing. 61 bei Buresch, Klar.
hinweisenden Namen Spargeus (v. 187), Orthaon S. 116). Er wird von den Neoplatonikern ihrem
(v. 190) und vielleicht Kepeus (v. 188; vgl. 30 Sri^iiovQyög gleichgesetzt (Prokl. Plat. Tim. 2, 93b;
JIpiWoc -ariitovQog, hortorum custos), die aller- 335bu. s. w. ; Lobeck, Agl. 496; fr. 74 Ab.; theos.
dings bei Kentauren keinesfalls überraschen Tub. 61 bei Bur., Klar. 117) oder wenigstens
können, dem helikonischen Priaposkult (Paus. akreiner der din-itovpyol bezeichnet; doch scheint
9, 31,2) entnommen sein. Es wäre in mehr das Gedicht selbst die meisten Hervorbringungen
als einer Beziehung wichtig, wenn erwiesen des Phanes dem Stil der Theogonie entsprechend
werden könnte, was nach dem hier Bemerkten als Zeugungen bezeichnet zuhaben. Zuerst (? vgl.
wenigstens möglich ist, dafs auch der Name u. Sp. 2252, 32) bringt er die Nyx aus sich hervor
Phanes, dessen berühmtester Träger als Liebes- (Lobeck, Agl. 493 ; bei Abel fr. 73, vgl. Daniask. 2,
gott (Sp. 2260, 66) sowie als zweigeschlechtliches 116, 4 2?.); Prokl. Tim. 2, 137 hat in die Wieder-
Wesen (Sp. 2250, 25) galt und wahrscheinlich 40 gäbe der Stelle willkürlich die Triadenlehre ein-
auch als Priapos bezeichnet wurde (Sp. 1140, geführt, indem er aus dem Ausdruck utai]Nv^, der
12 f.), auf dem Helikon lokalisiert war. Es hier oder vielleicht sogar erst an einer späteren
würde dazu stimmen, dafs Stelle des Gedichtes (Prokl. Tim. 2, 99a; Lob.
P | 3) der sikyonische Ph., der zur Zeit Agl. 518; fr. 120) vorkam, auf das Vorhanden-
des Herakleiden Aristomachos, des Sohnes sein dreier Nyktes (vgl. fr. 60 Ab.) schlofs. Mit
des Kleodaios, in Sekyon den Tempel des Dio- der Nacht zeugt Ph. dann andere Geschöpfe
nysos Lysios gestiftet haben sollte, als Thebaner (Lobeck, Agl. i93 ; fr. 73 Ab. ;vgl. Dam. 2, $2,22 B.).
bezeichnet wurde. Der Sage liegt wahrschein- . Nachdem so ein grofser Teil des Ph. in die
lieh die Legende des thebanischen Heiligtums des Welt emaniert war, zog der von ihm noch
Dionysos Lysios zu Grunde, von dem das sekyo- 50 übrige Teil sich an den Himmel zurück, wo
nische desselben Gottes abgeleitet wurde; kam er zwar selbst nur von der Nacht erschaut
in dieser Legende, wie es demnach scheint, wurde, wo er aber einen Glanz verbreitete, den
ein Phanes vor, so wird dieser kaum einfacher staunend auch die übrigen Götter wahrnahmen
zu erklären sein als aus einem Kultnamen des (vgl. fr. 58 f.; Lobeck, Agl. 480 f. und dazu
thebanischen Gottes, der ihm wahrscheinlich Damask. 1, 291,18; 2, 12, 12 2?. ; Kern, Herrn.
beigelegt ist, weil die Thebaner nach der 23, 481 f.; Gruppe, Hdb. d. gr. Myth. u. Beli-
Unterwerfung der helikonischen Landschaft den gionsgesch. 431, 9). Am Himmel scheint Ph.
dortigen Ph. ihrem Dionysos Lysios gleich- mit Rossen einherzufahren [Orph., fr. 65), was
setzten. — Es ist dabei freilich zu berück- nach Hermias' falscher Auslegung bezeichnen
sichtigen, dafs Ph. auch in der athenischen 60 soll, dafs er zuerst aus den eigenen Anfängen
Orphik Dionysos gleichgesetzt wird (Sp. 2260) hervorgegangen sei. Vom Himmel aus regierte
und dafs eine nachträgliche Beeinflussung des Ph. die Welt, nachdem er den einzelnen Göttern
thebanischen und sekyonischen Dionysoskultus ihre Funktionen zuerteilt (fr. 78 f.). Da unsere
durch attische Orphiker zwar nicht nachweisbar, Theogonie noch einen zweiten Weltschöpfer,
aber auch nicht ganz auszuschliefsen ist. Zeus, kennt, ist es nicht sicher, ob die die
4) Eine der vielen Bezeichnungen des Ur- Einzelheiten der Schöpfung behandelnden Verse,
wesens in der jüngeren orphischen die die Neoplatoniker aus O. anführen (Lob.,
Mystik. Agl. 497 ff.; fr. 79 ff.), sich alle auf Ph. bezogen.
2251 Phanes (Mythen) Phanes (Mythen) 2252
Als dann Zeus die ganze Welt auf Rat der übrigens jede noch in weitere Schwierigkeiten
Nyx verschlingt, war auch Ph. im Leibe des verwickelt, geht die Übereinstimmung mit Da-
Zeus (Lobeck, Agl. 518 ff. ; fr. 120 ff.): es entsteht maskios, die den Ausgangspunkt der Vermutung
aus ihm Dionysos. bildet, wieder verloren. Es kommt hinzu, dafs
Was wir sonst vom orphischen Ph. erfahren, äamuccrog, wofür Lobeck, Agl. 487*, dem sich
geht teils sicher auf andere Quellen als die Zeller, Phil. d. Gr. I5, 92, 5; Dieter ich Abrax.
Rhapsodien, teils wenigstens nicht sicher auf 48, 4 u. Susemihl, lud. lect., Greifswald 1889 S. V
diese zurück; indessen ist die Konstanz inner- mit Recht anschliefsen, dtaö^itxtog vorgeschlagen
halb der orphischen Litteratur doch so grofs, hat, auch bei Damaskios bedenklich ist. Aus
dafs die weitaus meisten, auch die nachweis- 10 diesem Grund ist auch die Vermutung von Diels
lieh aus anderen Quellen stammenden Angaben bei Kern, Orph. Epim. Pherec. theog. 25, 32, der
über Ph. sich mit denen der Rhapsodien ver- itxr\vbg uGw^iaxog, und Kerns eigene Vermutung,
einigen lassen. Eben deshalb hat sich aber in der Mfjtig aGcofiaxog schreibt, zurückzuweisen,
diesen Angaben wenigstens bis jetzt eine Ent- Andere haben vermutet, dafs yfj[i] durch dop-
wickelung nicht nachweisen lassen; es kann pelte Sehreibung des vorhergehenden OJ ent-
daher auch im folgenden lediglich eine Über- standen und einfach zu lesen sei — was Schwarte
r*
sieht über die verschiedenen Überlieferungs- in den Text gesetzt hat — &eög (xig) 8iGm}iaxog,
gruppen gegeben werden. d. h. fein Gott in Zwittergestalt'. Dieser Ver-
2) die sogen. Theogonie y.axa'EXldviv.ov mutung steht dem Sinne nach zunächst, was
y,aVl£Qwvv[Lov und die orphischen Fragmente 20 Susemihl und Zeller a. a. 0. vermuten: &ebg
in Athenagoras' TipeGßeicc, deren Zugehörigkeit nx-nvog diampccxog. Beides ist möglich. Später
zu jenen auch jetzt noch sehr wahrscheinlich erfahren wir zwar nur, dafs der Orpheus des
ist (oben Sp. 1141, 18 ff.), obwohl nach Lobeck, Athenagoras dem Ph. ß%f}(ia Sgä-novrog gab
Agl. 493 Athenagoras vielmehr von den Rhapso- (96 Otto = 23, 18 Schw.): damit ist aber doch
dien abhängt. — Nach dieser Theogonie, die vielleicht vereinbar, dafs auch andere Tier-
ilvg und vlr\ an den Anfang stellt, ist das gestalten in Ph. vereinigt waren. Ob freilich
Weltei, das den Ph. aus sich hervorgehen ein solches Ungetüm, wie es der Ph. der
läfst, durch Herakles, der dem Chronos gleich- hieronymianischen Theogonie war, diGoyiccxog
gesetzt wird, hervorgebracht. Ph. heifst wie genannt werden konnte, mufs dahingestellt
in den Rhapsodien Ttoonbyovog und soll auch 30 bleiben. — Aus der letzteren Stelle ergiebt sich
Zeus Diataktor und Pan genannt gewesen sein noch, dafs Ph. cpoßepombv t%iövav zeugte, wo-
(fr. 36; Lobeck, m Agl. 487). Seine Gestalt wird mit nach Lobeck, Agl 493, die Nyx, die dann
in wesentlicher Übereinstimmung mit den Rhap- nicht die erste Zeugung des Ph. sein könnte
sqdien, aber doch mit zum Teil etwas anderen (<xv de ^dvvg dllr\v yeverjv xmvw6a.ro detvijv),
Zügen beschrieben, als sie wenigstens in deren nach 0. Kern, Orph., Epim., Pherec. theog. 29,
Bruchstücken erhalten sind: ftebg aGw(iaxog dem sich Zeller, Phil. d. Gr. I5, 96, 2 anzu-
%xip vyag inl xmv co^cov i%av %pvGüg, '6g iv y,sv schliefsen scheint, Echidna gemeint ist.
talg XayÖGi 7TQOG7i8cpvnvic(g ei%e tavocov (hier 3) Die orphischen Hymnen nennen den Ph.
vermutet Lobeck, Agl. 486* den Ausfall mehrerer nicht mit Namen, aber als Ilptüxöyov og (nicht
anderer Tiernamen im Genet.) Keq>cddg iitl de 40 Ilporroyövog, wie Abel drucken läfst) feiert ihn
xfjg ■necpalijg dpdxovxcc 7teld>picc, ■jtccvxodctTttxlg Hymn. 6, dessen Inhalt in dem grofsen Pariser
[logcpcclg &7}Qiaiv Ivdallö^ievov (Damask., u%. Zauberpap. v. 1747 ff. (Dieterich Abr. 132 ff.) wie-
381 K.; Lobeck, Agl 4S6; fr. 37 Ab.). In der derkehrt. Die Angaben, die hier über ihn gemacht
verstümmelten Stelle des Athenag., 7tQtaß. 86 0. werden, stimmen, wie namentlich Kern, Herrn.
= 21, 1 Schw. heifst der aus dem Ei Geborene 24, 502 ff. betont, zu den Rhapsodien; vgl. v. 2
9zbg ;'rj[yT/<] Si(a) 6m[iccxog, wofür Platt, Joum. %Qv6Er]aiv äyallö^vor TtTSQvy£66i und v. 7 Ttdvxr]
of phil. 26, 1899,230 &sbg Tri aöm^axog schreiben divv&slg Ttxtovyoiv gntatg -naxd KOCfiov (Zauber-
will. Letzteres ist unwahrscheinlich, da Athe- papyrus: xbv Siaxtivavxa ras bocvxov nxt'pvyag
nagoras 96 Otto — 23,17 Schw. mit denWorten slg xbv Gvintavxa y.ÖGiiov; %QV60TtxtQvyt) mit
6 i~A xov <poi> 7tQo%v&tig auf ngof/lds de ncä 50 fr. 65 %pvGeiaig 7creQvyer,ai cpopeviitvog j-vfra v.ccl
Q-tög zurückzuweisen scheint, der demnach, wie ev&a. Der Name cd&tQÖTtlciyy.xog (v. 1) läfst sich
auch fast allgemein angenommen wird, den mit dem fragm. 53 (Damask. 1, 111, 17 R. ; Lob.,
hier in der That kaum zu entbehrenden Ph. be- Agl. 475) vergleichen, wo Xoövog cd&ept 6ia> webv
zeichnet. Gomperz vermutete %ebg y (xpixog) äpyvcpeov erschafft, aus dem Ph. hervorgeht.
i]dt] ctGmuurog, da es in dem Bericht des Damask. Auch im Hymnos heifst Ph. aus dem Ei ge-
382 an dieser Stelle der hieronymianischen Tlieo- boren (v. 2) und wie in fr. 167, das Macrob.
gonie heifst y.al xqLxov inl xovxoig ftebv aßm- aus einer neoplatonischen Quelle geschöpft hat,
fiaxov. Indessen bezieht sich hier xgixog auf AvxavyTqg (v. 8). (Im Zauberpap. v. 1795 heifst
die offenbar erst von einem Neoplatoniker in Ph. auch Vater der Nacht.) Als -yrolviiopcpog
die Stelle hineingetragene Triadenlehre, die 60 wird Ph. im Hymn. 14, 1, als Sicpvrjg ebd. 6, 1
Athenagoras' Quelle nicht gekannt haben kann; bezeichnet; das Epitheton xccvpoßoug ebd. 6, 3
auch sind die beiden andei-en Naturen, die stimmt zu den Stierköpfen, die die Rhapsodien
Damaskios der dritten gegenüberstellt, wie es dem Ph. beilegen. Allein alles dies ist für die
scheint, die männliche und weibliche Kraft des Rhapsodien nicht charakteristisch; ja, mit Aus-
Ph.; dagegen müfste sich bei Athenagoras ugw- nähme des Namens Antauges kam alles nach-
[Laxog entweder auf Himmel und Erde oder auf weislich auch in der hieronymianischen Theogonie
zwei andere, früher genannte &eol uGwuccxot vor, und manches scheint dafür zu sprechen,
beziehen. Bei beiden Annahmen, von denen dafs die Hymnen zwar vielleicht nicht geradezu
2253 Phanes (Mythen) Phanes (Namen) 2254
diese letzteren wiedergeben, aber ihr doch nahe wieder, sondern eine Ausdeutung irgend welcher
stehen. Der Erzeuger des Eis, aus dem Ph. uns vielleicht nicht bekannten Angaben des Ge-
geboren wird, ist in der Theogonie Tiara rbv dichtes.
IsQcovimov Chronos oder Herakles: dem ent- 6) Lact. 1, 5 nennt den Ttgonoyovog (Dclcvrjg
spricht es, dafs im Hymn. 12, 3 Herakles oder ^ai&cov , den 3tSQL(ir)xsog A\_l&~\tQog viog
%q6vov TtarsQ und 12, G Ttaiicpccyt , itayysviroQ (fr. 57 Ab.), den Schöpfer des Himmelshauses
angeredet wird; beide Ausdrücke erhalten ihre (fr. 75 Ab.). Lobeck, Agl. 480 vermutet wegen
Erklärung durch den folgenden Hymnos (13), ProJcl. Tim. 2, 132b, fr. 58 Ab., wo Ph. ntQi-
in dem der als Chronos gefafste Kronos v. 5 nalliog AiQ-SQog vlög heifst, dafs Lactant. auf
aiüvog TtayytvtxoQ und v. 3 og danavüg [lsv 10 dasselbe orphische Gedicht anspielt wie die
aTtavra xai avt,tig t[ntaXiv avtog angeredet Neoplatoniker.
wird; es kann demnach nicht bezweifelt werden, 7) Als Vater der Nyx erscheint Eros, ov qa
dafs der Dichter der Hymnen den Chronos- (Ddvijra 07tl6r?ooi HccXiovßt ßgorol • TTQcozog ydq
Herakles kannte, von dem die Exzerpte aus tcpäv&r] bei Orph. Argon. 15 f. All diese An-
den Rhapsodien nichts wissen. Es kommt hinzu, gaben sind auch anderweitig bekannt und
dafs Rheia, welche in 7?. 14, 1 Tochter des Pro- lassen sich ebenso leicht in den Rhapsodien
togonos heifst, nicht wie in der rhapsodischen wie in der hieronymianischen Theogonie unter-
Theogonie fr. 106 (vgl. fr. 128 und Damask. bringen...
2, 277, 6 R.) der Demeter gleich gesetzt wird; Die Übersicht über die Mythen von Ph. hat
denn wenn hier auch die Erklärung des Proklos 20 ergeben , dafs die Überlieferung, obwohl litte-
nicht sicher richtig ist und die eigentliche rarisch in mindestens zwei Teile gespalten,
Meinung des Dichters vielmehr z. B. dahin ge- sachlich in der Hauptsache einheitlich ist. Eben
gangen sein kann, dafs bei der Erneuerung deshalb vermögen wir nicht festzustellen, ob
der Welt durch Zeus Rheia als Demeter wie- und wie weit die Rhapsodien auch aufserhalb
dergeboren wurde, so würde doch vermutlich des Kreises der Neoplatoniker, von denen sie
selbst eine derartige Verbindung in den Hym- wahrscheinlich so oft zitiert werden, gelesen
nen wie bei andern Gottheiten, so auch bei worden sind. Nur von den Hymnen läfst sich
Demeter-Rheia irgendwie zum Ausdruck ge- mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an-
kommen sein, wenn der Dichter sie gekannt nehmen, dafs sie eine der hieronymianischen
hätte. Schöpft das Hymnenbuch wirklich aus der 30 Theogonie näher stehende Entwickelungsphase
hieronymianischen, Theogonie, so gewinnt die festhalten.
Vermutung, dafs Ph. hier diaw^iarog hiefs, eine
gewisse Bestätigung, da h, 6,1 Protogonos dt- b) Die Namen des Phanes.
cpv-ng genannt wird. 1) Der Name Phanes selbst ist, wie sich
4) Nonnos nennt Ph. Ttparoyovog (9, 141; aus dem bisher Bemerkten ergibt, den ver-
12, 34), avxöyovog (9, 157) und älter als Kronos schiedensten Zweigen der jüngeren, mystischen
(19, 205). Vielleicht eine eigene Erfindung des orphischen Litteratur bekannt. Dafs er in dem
Dichters ist es, dafs die weissagende Hand des Auszug der hieronymianischen Theogonie von
Ph. das Weltenschicksal aufgezeichnet haben Damaskios nicht genannt wird, ist, da für ihn
soll (12, 34). .10 Athenagoras (fr. 41) und auch der Hymnos 6, 8
5) Mehrere Angaben über Ph. finden sich eintreten, wahrscheinlich Zufall. Da Ph., wie
in den Pseudoclementinen : Homil. 6, 4 (die von wir sehen werden, nur theogonische Bedeutung
Nöldeke, ZDMG 53, 1899, 501 f. veröffentlichte hat, läfst sich vermuten, dafs er durch ein
Übersetzung des Theod.Bar Choni bietet nichts theogonisches Gedicht in den Kreis der orphi-
wesentlich Neues), recogn. 10; vgl. Lobeck, Agl. sehen Vorstellungen eingeführt ist. Dafs er
478. Abel (fr. 37 f.) hat diese wenig charak- bereits in der ältesten krotoniatischen Theogonie
teristischen Stücke ohne genügenden Grund vorkam (Sp. 1124, 21), konnte früher aus dem
unter die hieronymianische Theogonie gestellt. Zeugnis eines der Goldplättchen aus jener
Sachlich stimmen sie ebenso gut zu den Rhap- Gegend gefolgert werden, wo jedoch nach der
sodien. Das gewaltige Ei platzt zur rechten 50 neuen Lesung von Dich, Festschr. f. Gompcrz
Zeit (&micdov liest Lobeck 479 für das über- 14 überliefert ist: r\li£7tVQdi}uavraorr]ivra6rriv-
lieferte -nQa^aiov , was Abel wenigstens hätte iaaT07t8vixat\6r]dstvxc<ix£q>avij6na^iriatoi^oi(}ca,
erwähnen sollen); Ph. wantQ iit ccAQcoQtiag was Diels a. a. O. und Fr. d. Vorsokrat. 495
ovoavov TTpoxaxrt&Tai xai iv cirtOQQi]Toig rbv nr. 12 so emendiert: "HXi£ tivq dia -itccvr äatn
a%£iQOV 7ttQiläii7isi alüva, was sich mit fr. 58 viascci, ots Nitiatg \ fj&e Tv%aig icpdvng \y.al
der Rhapsodien gut vereinigen läfst. Mit den- öfioö] TtamnjaxoQi. Moiqcc. Wäre diese Deutung
selben stimmt auch die Angabe, dafs Ph. sicher, so fiele der Ph. für die Thontafeln und
Himmel und Erde geschaffen (fr. 38), und der dann natürlich auch für die krotoniatische
erste Teil des folgenden Satzes (ebd.) überein : Theogonie fort. Nun befriedigt der Herstellungs-
hunc etiam Phaneta nominarimt ab apparendo, 60 versuch des zweiten Verses zwar weder dem
quia, cum tipparnisset, inqunmt, tunc etiam lux Inhalt nach noch hinsichtlich der palaeogra-
effulsit, et ex hoc dieunt progenitam esse sub- phischen Wahrscheinlichkeit; immerhin sind
stantiam,prudentiam,motum,coitum; der zweite wir aber gezwungen, von diesem Zeugnis ab-
Teil dieser Angabe, deren eigentlicher Sinn zusehen. Dafs in einem alten krotoniatischen
erst dann verständlich sein wird, wenn es ge- Gedicht der Name Phanes vorkam, wäre an sich
lingt, die griechischen Äquivalente der un- nicht unwahrscheinlich, da Kroton den Kultkreis
bestimmten lateinischen Wörter zu gewinnen, von Helikon übernommen hat (Hdb. 96, 2 ff.), wo
gibt nicht die Angaben des Gedichtes selbst wir Ph. vermutet haben (Sp. 2249, 10). - - Nach
2255 Phanes (Namen) Phanes (Namen) 2256
fr. 61 Ab. ov TS (Pdvrixoc \ Ttpioxöyovov uccxagsg Endlich scheint auch Nonn. D 9, 143, der von
xdlaov xccxd ilccxqov "OXv(ncov (wonach Lobeck, den äxxlvtg irpoGciiTtov des Ph. spricht, diesen
Agl. 481 EM <Ddvi]g 787, 31 = fr. iO Ab. ergänzt: als Sonne gefafst zu haben. — Ein Teil der hier
xov §i] xaliovai $dvriTcc | ä&dvccxoi) scheint es, genannten Stellen geht übrigens wahrscheinlich
als habe die rhapsodische Theogonie in home- nicht auf die wirkliche, sondern auf die vor-
rischer Weise zwischen der göttlichen und ausgesetzte Ursonne, auf die Sonne der ersten
menschlichen Benennung unterschieden. Um- Schöpfung: doch läfst sich im einzelnen nicht
gekehrt heilst es Orph. Arg. 15 f. ov qcc tf>dvr\xu \ nachweisen, welche der Bedeutungen dem
OTtXöxiooi xaliovat ßQoroi und fr. 167, 3 ov Dichter vorschwebte.
dr\ vvv xccliovßi <f>dvr\xcc. — Abgeleitet wird 10 d) dem intelligibeln Verstand ('? vovg vor\xög) :
der Name allgemein von qpcuVra, jedoch in ver- Prokl. Tim. 4, 267d öib §i] v.a.1 'Opcptbg <&dvr]xd
schiedenen Fassungen: xsxbv fttbv xovxov Tipo6T\yöphv6ii\ wg itKpalvovxa
a) passiv, ort -ito&xog iv ed&ipi (pcivxbg xag vorjxag ivccdccg (fr. 119 Ab.). Diese Deutung
iyiv(s)xo (EM <f>ävT\g 787, 31; fr. 40 A.b.). Vgl. stammt nicht aus dem von den Neoplatonikern
Orph. Argon. 16 TToaxog yup icpdv&r}-, Lact. inst. gelesenen orphischen Gedicht, sondern ist neo-
l,5(Orph.fr.57). — Macrob.Sat.l, 18,12 (fr. 167, 6 platonische Ausdeutung und kann daher im
itQöixog 3' ig cpdog rjl&s) und auch andere Stellen folgenden unberücksichtigt bleiben.
führen bereits zu der aktiven Bedeutung hin- Die aktive und passive Erklärung des Namens
über. — Vgl. auch fr. 38 ; 58, 59. Ph. stehen nicht in einem unlöslichen sach-
b) aktiv: Orph. h. 6,8 IccfntQov aycov cpdog 20 liehen Widerspruch : Ph. konnte, indem er sich
äyvov, äcp öv 6s <f>dvr]xa xixXfjay.co. Ebenda v. 6 selbst offenbarte, zugleich die Welt sichtbar
heifst es, dafs Protogonos die dunkele Wolke machen, wie ja auch die Sonne, indem sie er-
von den Augen genommen habe. Als rder scheint, die Welt erscheinen läfst. So findet
Leuchtende' wird Ph. gleichgestellt: sich denn
a) dem Licht, Matal. 1,74 Ddf (Suid., c) die doppelte (aktiv - passive) Er-
'Opqp. 2) nach der später (Sp. 2256, 51 ff.) zu be- klärung des Namens Ph. an mehreren Stellen
sprechenden Etymologie; von Pseudoclemeiis (fr. 38 Ab.) z.B. öxt ccvxov
ß) dem Tag in der Tafel der vier Gegen- cpavtvxog xb itav it, ccvxov eXuLiips toj (ptyyti
sätze bei Theon (fr. 171), wo Ph. mit der Nacht xov SiaTtQe-jteaxdxov xav oxoi%£icov 7tvQog iv xeo
gepaart wird; 30 vyQco xzlscyoQovidvov . . . hunc ctiam Phaneta
y) der Sonne. Macr. Sat.l, 18,13 erklärt twminarunt ab apparendo, quia cum apparuisset,
<&dvr}xcc dixit Solem dnb xov cpwxbg xal q>a- inqniitnt, tunc etiam lux effulsit u. s. w. So
vsqov; die Pythagoreier sollen die Zehnzahl nahe die Annahme liegt, dai's diese Kombina-
<[>dv7]xa xal rfkiov genannt haben (Zeller, Phil. tion schon in der orphischen Quelle selbst
cl. Gr. I5, 90, 3). Bereits Diod. 1, 11 (vgl. Theol. vorkam, dafs also diese zwei Deutungen des
Tubing. 8 bei Buresch, Klaros 96, 21) setzt die Namens bot, von denen die Exzerpenten bald
Auffassung des Ph. als Sonne bei seinen Lesern die eine, bald die andere fortliefsen, so ist sie
als bekannt voraus. Auf diese Auffassung deuten doch nicht sicher, da die pseudoclementinischen
auch die beiden Umschreibungen des Namens Orphika sehr abgeschliffen und auch durch
Ph. Antauges und Phaethon (Sp. 2257, 15). Als 40 einzelne fremde Zuthaten getrübt sind, sich in
yuiQcav wird oft Helios bezeichnet (Sp. 2200, diesem Fall auch nicht vollständig mit ein-
40 ff.) und als Ävxavyi)g dQiSrilog erscheint Ph. ander decken. Dafs die beiden Erklärungen
in Versen (fr. 167), die wahrscheinlich nicht des Namens Ph. (a und b) ui-sprünglich in ver-
erst Macrobius 1, 18, 13 auf die Sonne be- schiedenen orphischen Werken standen, ergibt
zogen hat. Die allerdings in ihrer Zusammen- sich übrigens auch aus der oben (Sp. 2255,_4ff.)
hangslosigkeit dunkelen Verse scheinen zu be- hervorgehobenen Verschiedenheit der Über-
sagen, dafs Ph. den vorher erstarrten ('? äxivrjxov), lieferung über das Alter des Namens; wer
wohl von Metall gedachten Himmel zum Schmel- diesen passiv deutete , mufste ihn als alte
zen brachte und ihn (als glühende Masse ?) den Götterbezeichnung, wer ihn auf die Sonne bezog,
Göttern sichtbar machte : das ist allerdings eine 50 konnte ihn als junge Bezeichnung fassen,
seltsame, sonst nicht bezeugte Erklärung für Übrigens macht, wie schon Zoega, Abh. 257
das Leuchten des Himmels, läfst sich aber ver- hervorgehoben hat, weder die Erklärung des
stehen, wenn Ph. als Sonne gedacht war. An Namens Ph. als des 'zuerst Offenbarten' noch
einer zweiten Stelle (Orph. h. 6, 8) heifst Ph. die als des f Offenbarers' den Eindruck, dafs
'Avxavyrjg ilixontog: auch das scheint, wie dies der Dichter den Namen aus dem angegebenen
Lobeck, Agl. 498 auch von ndvxr] öivri&kig, v. 7, Grunde wirklich gewählt habe; vielmehr
vermutet, auf die Sonne zu zielen; denn obwohl scheinen sie nachträglich hinzugefügt, um den
bei Homer ilixoity bekanntlich nur die Munter- anderweitig bereits feststehenden Namen mit
keit des Blicks hervorhebt, hat der gekünstelte dem Mythos in Einklang zu bringen. Der an
Dichter das verwandte Wort wahrscheinlich 60 sich gute Gedanke, dafs das Licht erst wahr-
auf die Drehungen des Sonnenauges bezogen. nehmbar geworden sei, nachdem die Nacht,
Dafür, dafs der Name Antauges von der Sonne die sich hier nicht das Licht gebiert, sondern
gebraucht werden konnte, spricht auch Empedokl. aus dem Licht geboren wird, und damit eine
fr. 44 Diels, der (vielleicht in Nachahmung Differenzierung der Helligkeit der Einzelerschei-
eines orphischen Verses?) sagt dvxavysl Ttpbg nungen geschaffen war, wird durch den Satz,
"OlvfiTtov 6cxccQßt]xoi6i 7tQocc»7totg ; denn nach dafs das Licht das erste sichtbar Gewordene
Plutarchs (Pyth. or. 12) wahrscheinlich richtiger sei, weniger deutlich. Auch erklärt ja dieser
Angabe bezog sich dieser Vers auf die Sonne. Satz eigentlich gar nicht den Namen Ph.,
2257 Phanes (Namen) Phanes (Namen) 2258
sondern die formelhafte Zusammenstellung dora heilst. Diese gehört in den lokrischen
ixpcoxoyovog cfrävT]?. Ist das richtig, so werden Kultus: wenn nun Pherekyd. die Tochter Deu-
wir später aufserhalb des Mythos nach dem kalions und Pyrrhas Protogeneia nennt (Schol.
Grunde des Namens Ph. zu fragen haben, Pind. Ol. 9, 86), während bei Hesiod, fr. 24
wobei Zoegas (260) eigene Erklärung und die eine Deukaliontochter Pandora erscheint, so
schlechte Vermutung Kaibels(G. G.N. 1901,515), ist kein Zweifel, dal's beide Gottesnamen auch
dafs Ph. aus Phales (Sp. 2242) verdreht sei, aufser in dem altlokrischen Kultus vorkamen. Eben
Betracht bleiben können. — Nur eine Ausdeutung von diesem hängt nun der Götterkreis von
des Namens Ph., und zwar wahrscheinlich in der Kroton ab (Hdb. 97, 14); es kann demnach kein
unter by (Sp. 2255, 31 ff.) hervorgehobenen Be- 10 Zweifel sein, dafs der krotoniatische Dichter,
ziehung auf die Sonne, liegt vor in den beiden der Gaia Protogonos nannte, einem in seiner
folgenden Bezeichnungen des Gottes Vaterstadt gebräuchlichen Kultnamen folgte.
2) Antauges (Orph. hymn. 6, 8 und fr. Dafs die Göttin, welche in Phlya der Perse-
167, 4) und phone gleichgesetzt wurde, hier als Gaia er-
3) Phaethon bei Lactant. inst. 1, 5 (Lobeck, scheint, kann bei der Freiheit, die sich die
Agl. 480, fr. 57 Ab.) Ttpaxöyovog <I>as&cov TtSQL- Griechen zu jeder Zeit mit solchen Deutungen
«?;xfog *ctl&bQog v'iög Sp. 2254, 5). erlaubten, natürlich nicht befremden. - - Fällt
4) Protogonos ist das gewöhnliche Bei- demnach auch das Zeugnis für den Protogonos
wort des aus dem Ei geborenen orphischen der krotoniatischen Orphiker, so ist doch ein
Urwesens. Gewöhnlich findet sich die Bezeich- 20 Zusammenhang zwischen ihrer Gaia Protogonos
nung neben dem Namen Phanes (z. B. in den und dem Ph. Protogonos nicht unwahrschein-
Rhapsodieu fr. 61, 2 f. [vgl. 59]; ferner bei Athen. lieh. Nach dem Muster der krotoniatischen
7tQ8oß. 20, 96 Otto = fr. 41 Ab. ; Nonn. D. 9, 141; Epiklesis wird entweder schon der dortige
12; 34 u. s. w.); Ph. kann in freier dichterischer theogonische Dichter seinen Urgott Protogonos
Abwandelung des bekannten Epithetons auch genannt oder ein späterer Nachahmer der alten
avxöyovog genannt werden (Nonn. I). 9, 157), Theogonie den in ihr auf Gaia bezogenen
wie wir andererseits auch den zweiten Bestand- Namen dem Ph. beigelegt haben.
teil der Formel Ttpwxoyovog $>äv)}g frei verändert 5) Metis. In der Rhapsodie standen die auf
gefunden haben (oben Z. 16). Bisweilen steht Ph. bezüglichen Verse (fr. 61; Lobeck, Agl. 481)
jedoch nponöyovog nicht neben, sondern statt 30 tvd<xi[iov(x. 6tyv6v \ Mijxtv aTTEQ^a epenorta fttwv
Phanes, Orph. h. 6, 1; 14, 1 ; fr. 59, 1 (Lobeck, y.lvx6v und (fr. 69, 1; Lobeck, Agl. 495) äßobg
Agl. 481); solche Stellen wurden von den Christen, "Epcos ncd Myxtg äzdo&ctlog, und als Zeus das
die überhaupt die Lehren ihrer Religion in den All in sich aufgenommen hat, heilst er Mfjtig
Orphika wiederfanden und in sie hineinfälschten itQ&xog ytvtxcop %ai "Epcog TtolvxtQitrjg (Stob.,
(Sp. 1152), auf ihren Gott bezogen, vgl. z. B. ekl. 1, 2, 11 31., Porph. bei Euseb., pr. er. 3, 9).
Lactant. 1, 5 deum verum et magnum tiqcoxo- Ebenfalls auf die rhapsodische Theogonie be-
yovov, primogenitum, appellat, quod ante ipsum zieht sich die Erwähnung des Namens bei
nihil sit genitum. (Warum Meineice diese Stelle Damask., ccit. 380 K. Bei Malal. 4, 74 wird
zu Stcph., Byz. 123, 12 f. "Aova itolig Avnlug . . . Metis durch ßovlrj wiedergegeben. Eine ent-
änb 'Aqvov xov Y.axa7Coltai]6avxog Upmxöyovov 40 fernte Anspielung auf den Namen enthält
stellt, ist mir dunkel.) — Der Name Ilpmxoyovog endlich vielleicht Orph. hymn. 6,10, wo Ph.
wurde von üomparetti auf einem der Gold- noXviirixt^ angeredet wird. Es ergiebt sich aus
plättchen gelesen, die in der Umgegend von diesem Überblick, dafs der Name Metis nicht
Kroton gefunden sind; es ist daraus. (Sp. 1124, bezeugt ist in den Fragmenten der ganzen
20 ff.) geschlossen, dafs der Name bereits in älteren Litteratur und aucli in denen der hie-
ähnlichem Sinne wie in den späteren Orphika ronymianischen Theogonie nicht genannt wird,
(wenn auch wohl noch nicht mit Ph. identi- In den Bruchstücken der Rhapsodien, denen
fiziert; vgl, Rohde, Ps. 22, 417) in der ältesten die meisten Erwähnungen des Metis entstammen,
orphischen Theogonie, die eben in Kroton ge- erscheint der Name an zwei Stellen mit Eros,
dichtet ist, vorkam. Dies läfst sich nicht mehr 50 Dafs in Brachst. 61 Metis mit {ilxog in Zu-
aufrecht erhalten, da Diels, Festschr. f. Gomp. 1 ff . sammenhang gebracht sei, ist eine üble Ver-
(vgl. Fragmente der Vorsokr. 495 no. 12) gezeigt mutung von Kaibel, G.G.N. 1901, 515. Aber
hat, dafs TtQoixöyovog hier vielmehr Peiname eine gewisse Beziehung zwischen dieser Be-
der Ge ist. Diese Epiklesis der Erde ist Zeichnung des Gottes und seiner zeugenden
allerdings in der Poesie sonst nicht bezeugt, Kraft scheint allerdings angenommen werden
aber in dem mittelgriechischen Kultus scheinen zu müssen, da Metis auch iTQwxog ysvixcaQ,
neben einander zwei Göttinnen, Pandora und CTttpua epsocov angeredet wird. Freilich ist
Protogeneia oder Protogone, gestanden zu bei der Bewertung des Zusammentreffens zu
haben. Zwei Töchter des Erechtheus tragen berücksichtigen, dafs die Neoplatoniker, welche
den Namen Pandora und Protogeneie (oben 60 diese Zitate geben, Metis als den die Ideen
Sp. 1529, 64); von ihnen sind die Köre Proto- schauenden Verstand, axtPiia aber im Sinne
gonos (Altarinschr. des Methapos, Paus. 4, 1, 8) der platonischen Ideen fafsten und deshalb
oder Protogone (Paus. 1, 31, 4) und Demeter natürlich solche Stellen besonders hervorhoben,
Anesidora von Phlya (Hdb. 41) um so weniger in denen Metis und die ontpuaxcx zusammen
zu trennen, als auf einem Vb. (oben Sp. 1525, 6) genannt werden; aber es wäre doch immerhin
auch das von Athena und Hephaistos ge- ein schwer erklärlicher Zufall, dafs sie für
schmückte Weib, das der Pandora des Pro- ihre Erklärung mehrere Zeugnisse beibringen
metheusmythos gleich zu stellen ist, Anesi- konnten, wenn nicht schon in der Dichtung
2259 Phanes (Namen) Phanes (Namen) 2260
selbst irgend ein Zusammenhang bestand; auch hervorheben, dafs er verschiedenen anderen
verbindet schon der Hymnos an den Protogonos, Göttern gleichgesetzt wird :
der sonst -- wie die orphischen Hymnen über- Dionysos. Deutlich ist die Ausgleichung
haupt — keine sicher neoplatonischen Elemente dieses Gottes mit Ph. in den orphischen Hymnen.
enthält, schwerlich zufallig Ttohbybt\xi TtolvanoQs 52, 6 wird Bakchos itQorxöyov 'Hoinsncas an-
(v. 10). Demnach scheint die Beziehung, in geredet, 5», 2 ontQua 7toXv^vnaxov, TtoXvä>vv[is ;
welcher der zeugende Metis bei den Neo- 42, 2 nennt ihn ont^uci 7toXi<nvnaxov, noXvwvv-
platonikern, erscheint, ebenso an die Stelle uov EvßovXijog (Evßovlfja?) , womit sich die
einer älteren getreten zu sein, wie dies hin- Anrede an Ph. onsQucc TtolvuvrjOTov 6, 4 ver-
sichtlich anderer Ausdeutungen dieser Philo- 10 gleichen läfst. Da demnach Protogonos hier
sophen bereits gezeigt ist. Näher steht dem, als Dionysos charakterisiert wird, ist Lobecks
was unserem Dichter vorschwebt, die stoische Vermutung (Agl. 498 f.), dafs Hymn.6,1 itävxr\
Vorstellung vom GiriQ\iaxiv.bg Xoyog, nament- Sivrj&etg auf die Etymologie Jtovvaog- SLVsTa&ca,
lieh, wenn 'wir ihn als den die übrige, ge- anspiele, trotz des Widerspruchs von Kern,
sonderte Materie durchdringenden und sie Herrn. 24, 1889, 503 sehr wahrscheinlich. Diese
befruchtenden Weltgeist fassen dürfen, in den Etymologie findet sich in orphischen Versen,
nach 31. Aurel. 4, 14 die Seelen der einzelnen die Macrob. Sat. 1, 18, 12 f. mitteilt (Lübeck,
zurückkehren. Indessen ist es unwahrschein- Agl. 497; Ab., fr. 167) und in denen, wie wahr-
lieh, dafs die Orphiker die stoische Vorstellung scheinlich im Protogonoshymnos, Ph. als Sonne
selbst wiedergeben, die nach einer anderen 20 bezeichnet wird. Diese Gleichsetzung von Ph.-
Richtung hin ausgebildet ist; vielmehr scheint Dionysos-Helios ist aufserdem in dem von Macr.
auch in diesem Punkt die stoische Physik einer Hat. 1, 18, 17 erhaltenen Vers (Ab., fr. 169)
älteren Lehre nachgebildet, deren mythische sowie in einem anderen, den Diod. 1, 11 und
Einkleidung bei den Orphikern vorliegt. die theosoph. Tubing. bei Buresch, Klar. 96, 21
6) Erikepaios (Erikapaios, über das (Ab,, fr. 168, 1) überliefern, bezeugt. — Auch
Verhältnis der beiden Formen s. Jbb. f. Philo!., in den Rhapsodien wurde Ph. als Dionysos be-
Hupplemenibd. 17, 740, 1) wird in der jüngeren zeichnet (Prokl. Tim. 2, 102e avxög xs 6 Aiö-
orphischen Mystik allgemein dem Ph. gleich- waog %al ^dvrjg nctl 'Hptxsncdog avvs^&g ovo-
gesetzt; wenn Nonn. Abb. (Orph. fr. 66 Ab.) ^ccStxca; vgl. Lobeck, Agl. 495; Ab., fr. 71).
zwischen beiden unterscheiden will, so beruht 30 Indessen wird damit nicht der Unterschied
dies auf einem Fehler. In der gesamten älteren aufgehoben ; in Dionysos lebt nach dieser Dich-
Litteratur findet sich so wenig eine Spur von tung Phanes-Erikepaios wieder auf, und des-
Erikepaios wie von Phanes. Dies ist schwer- halb werden diese Namen auch jenem beigelegt,
lieh Zufall, da wenigstens die alte Theogonic Es lassen sich daher die Stellen, die Proklos
von zahlreichen Schriftstellern gelesen ist, die im Auge hat, mit den früher erwähnten nur
oft auf ihre Lehren hinweisen und manche bedingungsweise vergleichen, zumal die Neo-
Gelegenheit hatten, auch des seltsamen Namens platoniker die Gleichsetzung des Dionysos und
zu gedenken. Weniger ist auf das Fehlen des der Sonne nicht vorgefunden zu haben scheinen.
Erikepaios in den hier sehr lückenhaften Frag- Eubuleus wird Ph. bei Macr. Sat. I, 18, 12
menten der hieronymianischen Theogonie zu 40 (fr. 167 Ab.) genannt.
geben, zumal in dem ihr sonst nahe stehenden Zeus konnte, insofern er mit Ph. durch
hymn. 6, 4 der Name sicher herzustellen ist. — dessen Verschluckung eins wird, auch mit
Der Name selbst ist bisher nicht erklärt. Man dessen Namen bezeichnet werden. Vgl. Ljobeck,
hat in seinem zweiten Teil v.u.%- 'schnappen', Agl. 496 = fr. 123, 11 Ab. Dies scheint aus
■"atmen', und dann in seinem ersten entweder den Rhapsodien zu stammen, und auf sie be-
tKQ 'Frühling' (Göttling, de Ericapaeo) oder zieht Lobeck, Agl. 486 f. auch das Exzerpt bei
i]Qi- 'früh' (Dicls bei Kern, Orph. Pher. Epim. LJamask. , cm. 382 K. xavxrjg de tr/g xpix-ng xgiadog
theog. 21 f., von Kern a. a. O. gebilligt, aber rbv tqItov &ibv %al rjds i] ftsoXoyia Ilpwxöyovov
später, Herin. 24, 1889, 503, verworfen) finden ccvv[LV8l -aal Alu kcxXeI nävxojv dtccxccxxopcc xal
wollen, was abgesehen von der in diesem Falle 50 oXov xov y.öau.ov. Abel (zu fr. 36 und 48) denkt
sehr seltsamen Endung schon deshalb unwahr- dagegen mit Recht an die hieronyin ionische
scheinlich ist, weil dann die Form 'HoiKtTtedog Theogonie, von der im Anfang dieses Abschnittes
gar nicht erklärt werden kann. Es ist auch des Damaskios die Rede ist; vgl. Gruppe, Gr.
nicht abzusehen, warum Erikapaios nach dem Kulte u. Myth. 1. 633 ff. — Dem Dionysos steht
Trühlingshauch' genannt oder als 'früh ver- in den orphischen Hymnen
schluckt' bezeichnet sein sollte; die Vereinigung Adonis nahe. Auch er heilst Eubuleus,
des Zeus mit Ph., d. h. die Verschlingung des 56, 3, und noXvörvv[iog, 56, 1; er wird mann-
letzteren findet diu nhGr\g' xfjg vvv.xbg statt weiblich genannt, 56, 4, umgekehrt heifst Bak-
(fr. 120). Andere haben an phoinikischen chos 7rccptdpog der Aphrodite, 55, 7, die ihm
(Büchsenschütz, de hymn. Orph. 26, 7; anderes 60 den Hermes geboren haben soll, 57, 3f. Dem-
bei Zeller, Phil. d. Gr. I5, 96, 1) oder an ägyp- nach ist auch Adonis, wenngleich nicht nach-
tischen (Zoega, Abh. 261 ff.) Ursprung gedacht. weisbar geradezu mit Ph. ausgeglichen, so doch
Matal, ehr. 4, 74 Ddf. erklärt 'Hq. als gcoodoxrJQ, jedenfalls seinem Kreis nahe gebracht und mit
>s'^/V/. 'Oprp 2 als tai]; ersteres halte ich jetzt aus Vorstellungen ausgestattet worden, die ur-
später zu erörternden (unten Sp. 2267,' 28 ff.) sprünglich von Ph. galten.
Gründen für richtig. Eros. Diese Bezeichnung des Ph., die in
Schliefslich müssen wir, um die Aufzählung eigentümlicher Weise mit dem Namen Metis
der Bezeichnungen des Ph. zu vervollständigen, gepaart zu werden pflegt (ob. Sp. 2258,53), findet
2261
Phanes (Deutung)
Phanes (Deutung)
2262
sich wohl in allen jüngeren Teilen der orphischen
Litteratur (vgl.* z. B. aufser dem schon An-
geführten fr. 58, 67 ff. ; Argon. 14 f.) Schon die
ältere orphische Theogonie hatte wahrscheinlich
Eros genannt, und zwar ebenfalls als aus dem
Ei geboren (Sp. 1121, 40); da indessen für diese
Dichtung der Name Ph. selbst nicht nach-
weisbar ist, kann diese für die Frage nach
der Herkunft der einzelnen Vorstellungen von
Ph. wichtige Stelle hier noch nicht berück- 10
sichtigt werden.
Priapos (HQir\Ttog avcc%) heifst Protogonos
Orph. h. 6, 9.
Pan heifst Ph. bei Damask., ä-jt. 382, in dem
Exzerpte einer orphischen Theogonie, wahr-
scheinlich der hieronymianischen (Ab., fr. 36 ; 48).
Die stoische Deutung des Namens Pan als des
Allgottes findet sich aufserdem im Hymn. 11,
wo er auch als &Xr]&i]g Zsvg 6 xsgcxaxtjg be-
zeichnet, d. h. dem Zeus als Mischer des Welt- 20
alls gleichgesetzt wird (Philol. Jl)b. 17. Supple-
mentbd. 1890, 735). Dagegen ist dem Hymnen-
dichter die Gleichung von Pan und Phanes
nicht bekannt gewesen; denn unmöglich geht
auf den letzteren das Beiwort Paus epatoepopog,
das vielmehr mit der auch aus einer anderen
Spur zu erschliefsenden Ausgleichung des Pan
mit dem Morgenstern zusammenzuhängen
scheint (Röscher , Selene u. Verw. 162, 663).
Überhaupt findet sich, so nahe bei dem Namen- 30
anklang von Phanes und Pan die Identifikation
beider lag, keine Spur derselben aufser jener
Damaskiosstelle; insbesondere haben auch die-
jenigen Erklärer des Namens Pan, die ihn von
epaivea ableiten (Sp. 1405, 35), immer nur an
den Gott der Traumgestalten, nicht an Phanes
gedacht. Indem man Pan mit cpaiva etymo-
logisch verband, hätte man ja auch die Be-
ziehung zu näv, die allein den Ausgangspunkt
der Gleichsetzung von Pan und Ph. bilden 40
konnte, verloren. Unter diesen Umständen ist
das Zeugnis des Zhimaskios nicht einwandfrei:
da unmittelbar vorher Protogonos auch als
Zeus bezeichnet ist, so sind wir nicht sicher,
dafs das Exzerpt hier eine Stelle des über Ph.
selbst handelnden Abschnittes des Gedichtes
wiedergibt: wurde im weiteren Verlaufe der
Dichtung Zeus, der Verschlinger des Ph. , als
Protogonos und Pan bezeichnet, so konnte
Damask., ohne darum den Inhalt der von ihm 50
exzerpierten Dichtung willkürlicher wieder-
zugeben, als er es nachweislich an vielen an-
deren Stellen gethan hat, auch den Phanes
Pan nennen; es würde dann auch in dieser
Beziehung die Hymnensammlung zu der hierony-
mianischen Theogonie stimmen.
c) Deutung des orphischen
Phanesmythos.
Dafs der orphische Phanesmythos einen 60
philosophischen Gedanken ausdrücken sollte,
ist zu allen Zeiten mit Recht angenommen
worden. In der Hauptsache ist auch der Sinn
des Mythos nie zweifelhaft gewesen und kann
auch nicht zweifelhaft sein: es soll die wieder-
holte Emanation der geteilten Welt aus dem
einheitlichen Urprinzip dargestellt werden. Da
aber der Dichter nicht blofs eine mangelhafte
logische Bildung besitzt, sondern auch aufser-
dem, wie wir sehen werden, durch ältere
Mythen, an die er anknüpft, behindert war, so
ist allerdings der zu Grunde liegende Gedanke
nur unklar zum Ausdruck gekommen; und es
hat dies dazu beigetragen, dafs die Neoplato-
niker ihre eigene Weltauffassung in ihn hinein-
tragen und ihn so zum Teil umbiegen konnten.
Sie deuten die Emanationslehre dieser Orphiker
im Sinne des Übergangs von der intelligibeln
zur körperlichen Welt, vgl. z. B. Damask., ait.
380 (fr. 4:8 Ab.): iv (isv zoivvv xalg q>bQO\iivcag
xccvraig Qaipoidieag 'OQ(piy.cctQ ftsoXoyicc (xoiätdh
(vgl. zu dem' Text Kroll, Rh. M. 52, 1897, 289)
rig ioTtv ?j itspl xb vor\xöv u. s. w. Der orphi-
sche Ph. ist diesen Neoplatonikern der &tbg
vorixög, Zeus der dsbg vosoög: was Piaton aus-
drückt, indem er den Demiurgos auf die Ideen
blickend die sichtbare Welt, den-Koagog crio&rixög,
schaffen läfst, soll Orpheus durch die Ver-
schlingung des Phanes ausgedrückt haben.
Vgl. besonders Prokl. zu Plat. Tim. 2, 99aff.
Um diese Deutung zu erzielen, scheinen die
Neoplatoniker vor willkürlichen Interpretationen
nicht zurückgeschreckt zu sein; so zitiert z. B.
Proklos an der ebengenannten Stelle (99b) den
Vers x&v itävxcov ds(i-ag ei%£v tfj ivi yaaxipi
xoLXrj so, dafs der Leser glauben niufs und
wahrscheinlich auch glauben soll, dtgag be-
deute hier tdtec. In Wahrheit ist natürlich
Ttdvxcov ötgag Metaphrase für itdvxcc. Der
philosophische Dichter kennt überhaupt das
Problem nicht, dessen Lösung die Neoplatoniker
in ihn hineingelesen haben, und kann es nach
seiner ganzen Weltauffassung nicht kennen.
Man pflegt diese als Hylozoismus zu bezeichnen :
das ist nicht falsch, aber doch insofern nicht
erschöpfend, als dabei der Unterschied dieser
primitiven Spekulation von dem stoischen Ma-
terialismus nicht genügend hervortritt. Der
Dichter des Mythos betrachtet nämlich nicht
allein alles Wirkende, sondern überhaupt alles
Wirkliche als materiell, und da alle Abstrak-
tionen und auch die Denk- und Anschauungs-
formen auf dieser Stufe natürlich als real
angenommen werden, so werden auch sie körper-
lich vorgestellt. Man darf sagen, dafs die Zeit,
Chronos, und auch das Chaos, das hier ent-
weder den nicht von der Welt erfüllten Raum
oder vielleicht sogar geradezu den Gegensatz
gegen die Welt, das Nichts, bezeichnet, diesem
Denker materiell sind, niufs sich dabei aber
bewufst bleiben, dafs der Begriff der Materie
bei dieser Erweiterung seines Umfangs natür-
lich einen z. T. anderen Inhalt bekommen niufs.
Der Psmdoorpheus ist sich des Unterschiedes
dieser durch Abstraktion gewonnenen Begriffe
von den materiellen Dingen noch nicht bewufst
geworden. Er steht in dieser Begriffsunklarheit
keineswegs allein; auch der Dichter der hesio-
deischen Theogonie findet keine Schwierigkeit
dabei, aus dem %a.og unmittelbar die Erde
hervorgehen zu lassen. Dem Chronos hatte
wahrscheinlich bereits Pherekydes nicht allein
Eigenschaften beigelegt, die nur Körpern zu-
kommen, sondern ihn sogar wahrscheinlich
geradezu einem vermeintlichen Körper, dem
Fixsternhimmel gleichgesetzt (Gruppe, Hdb.
2263 Phanes (Deutung) Phanes (Entstehung d. Mythus) 2264
427,4). Dieselbe Identifikation hat sehr wahr- Phanesrnythos älter ist als Herakleitos. Der eben
scheinlich der Dichter des Hymnos 13 in seiner ausgeführte Widersprach zwischen dieser Vor-
Vorlage gefunden (v. 4), und auch die ihm nahe Stellung und der Lehre von dem sich periodisch
stehende hieronymianische Theogonie' scheint wiederholenden Weltprozefs findet sich zwar
mit Rücksicht auf die Sternbilder dem Chronos auch bei einzelnen späteren Philosophen, allein
Löwen- und Stierkopf beizulegen (fr. 36; 3'JAb.). bei keinem von ihnen steht die letztere Lehre
Selbst für die rhapsodische Theogonie kommt so im Mittelpunkt des ganzen Denkens wie
diese Deutung wenigstens in Präge (Gruppe, bei unserem Dichter. Dieser ist nun zwar kein
Hdb. 431, 1). - - Kbenso wie Chaos und Chronos Bahnbrecher, er trägt uns vor, was er von
bedeutet nun auch Ph. zugleich einen voraus- 10 Gröfseren gelernt hat; aber dies hat er richtig
gesetzten Stoff und eine vorausgesetzte Kraft. verstanden und auch trotz der bedenklichen
Er ist ebenso wohl der angenommene Urstoff, mythischen Einkleidung, die ja freilich manches
das All-Eine, als die potentielle Vielheit, die undeutlich machen mufste, im ganzen richtig
er in sich schliefet, ja auch der Entwickelungs- wiedergegeben. Wenn er die Welt entstehen
reiz, der diese Vielheit zwingt, sich aus dem läfst, so thut er dies wahrscheinlich nicht blol's,
All-Einen zu entfalten und in das All-Eine weil dies innerhalb der kosmogonischen Lit-
zuriickzukehren. Dieser Entwickelungsreiz teratur üblich war, sondern weil er bei seinen
wiederum kann ganz physisch, als Geschlechts- Meistern nichts anderes vorfand. Da aufserdem
trieb (Eros, Priapos, s. Sp. 2260 f.), oder auch solche philosophische Lehren nur so lange zu
ganz geistig als Denken (Metis, s. Sp. 2258) 20 poetischer Einkleidung zu reizen jmegen. als
vorgestellt werden; denn wenngleich diese sie neu sind, kann, wenn auch nicht mit völliger
Namen des Ph. vom Dichter des Mythos nicht Sicherheit, so doch ziemlich wahrscheinlich an-
selbst erfunden, sondern in älteren Überliefe- genommen werden, dafs der Phanesrnythos
rangen vorgefunden sind, so nötigten sie doch, im VI. Jahrhundert entstanden ist. Für die
nachdem sie einmal angenommen waren, zu Entstehungszeit der dem späteren Altertum
einer Erweiterung der Vorstellungen nach vorliegenden Darstellungen dieses Berichtes
dieser Richtung hin. folgt daraus natürlich nichts.
Wenn demnach die aus Phanes emanierte Nun findet sich allerdings im VI. Jahrhundert
Welt nicht intelligibel sein kann, so erhebt in Griechenland die Lehre von dem Ausströmen
sich die Frage, wodurch sie sich überhaupt 30 des Alls aus dem Einen und seiner Wieder-
von der aus Zeus herausgeströmten Welt unter- Vereinigung im Einen nicht; allein die grofsen
scheidet. Ein solcher Unterschied tritt in der Denker am Ende dieses und am Anfang des folgen-
Überlieferang nirgends hervor. Trotzdem könnte den Jahrhunderts gehen von Voraussetzungen
er freilich bestanden haben, da die Neoplato- aus, die denen unseres Orphikers ähnlich sind,
niker, denen wir die weitaus meisten auf diesen Verwandte kosmologische Vorstellungen finden
Teil des Mythos bezüglichen Angaben verdanken, sich bekanntlich im Stoizismus, in der älteren
natürlich keinen Grand hatten, diese ihrer Gnosis, welche freilich, indem sie die Körper-
eigenen Ausdeutung widerstrebenden Züge mit- lichkeit des Urwesens aufgiebt, nach einer
zuteilen. Indessen scheint es doch, als ob der anderen Richtung hinstrebt, und im Mithras-
Dichter des Mythos in der Weltentwickelung 40 kult. Die Stoa hängt hier offenbar, wie auch
(d. h. in der Entstehung der Welt des Ph. allgemein angenommen wird, von der älteren
aus der des Zeus) weder — wie die meisten griechischen Philosophie ab; durch die Stoiker
älteren theogonischen Dichter — einen Fort- glaubte man früher den Parsismus und hält
schritt vom Bösen zum Guten noch umgekehrt, gewöhnlich noch jetzt die Gnostiker beeinflufst.
sondern einfach einen sich in langen Zeiträumen Allein der erstere, der auf griechischem Kultur-
immer wiederholenden Prozefs des Zusammen- gebiet nie recht Wurzel gefafst hat, bewahrt
fliefsens und der Sonderang angenommen habe. hier sehr wahrscheinlich den Niederschlag
Diese Vorstellung findet sich bei fast allen älterer orientalischer, wahrscheinlich babyloni-
griechischen Systemen, die auf dem gleichen scher Spekulation; und auf diese sind in letzter
Boden stehen wie unser Dichter. Allerdings 50 Linie auch die gnostischen Systeme mit um so
enthält diese Lehre der periodischen Welt- gröfserer Sicherheit zurückzuführen, je deut-
erneuerung einen starken Hinweis auf die quali- lieber sich einerseits das Fortleben der Reste
tative und quantitative Unveränderlichkeit der altbabylonischer Kultur im späteren Vorder-
Weit als Ganzes, und diese Lehre hätte zu der asien, andererseits aber das späte Auftreten
Erkenntnis von der Anfangslosigkeit der Welt der Mithrasreligion daselbst ergibt. Vom
führen sollen, die in der That ein konsequenterer Griechentum ist allerdings schon die ältere
Vertreter dieser Anschauung, Herakleitos, aus- Gnosis zum Teil beeinflufst; aber sie hat ihm
gesprochen hat, die aber unserem Orphiker gerade das entnommen, was von dieser Lehre
noch nicht aufgegangen ist. Allein die Gleich- abführt: die platonische Vorstellung von der
gültigkeit gegen einen solchen Widerspruch 60 Realität der Idee. Noch hat - - was bei der
\viirdeselbstbeieinemgr(irsci('jiD('nker,alsunser Seltenheit der Texte aus dem VI. Jahrhundert
Dichter sich zeigt, im VI. Jahrh. nicht befremden. nicht befremden kann — keine Keilschrift-
urkunde die Lehre vom All-Einen, die dem
d) Entstehung des orphischen Phanesrnythos zu Grande liegt, enthüllt; aber
Phanesmythus. durch Vergleichung der eranischen und der gnosti-
Das Fehlen der Vorstellung von der An- sehen Lehren läfst sich die beiden zu Grunde
fangslosigkeit der Welt weist zugleich mit liegende babylonische Lehre in der Hauptsache
einiger Wahrscheinlichkeit daraufhin, dafs der rekonstruieren. Darnach stellten sich die Weisen
2265 Phanes (Entstehung d. Mythus) Phanes (Entstehung d. Mythus) 226G
des Morgenlandes vor, dafs das All-Eine die Scheinwelt gebannten Teil des All-Einen ver-
gesonderte Welt umschliefse ; ferner, dafs be- standen. — Indem sich aber die neue Lehre vom
ständig Teile des All-Einen durch die sieben All-Einen in Syrien und Kleinasien verbreitete,
Planetensphären hindurch in das Innere der traten an die Stelle von Istar und Tammuz
geteilten Welt, auf die Erde herniedergleiten, Lokalgottheiten, die in der damaligen Theokrasie
wo sie gezwungen sind, eine Zeit lang einge- meist wahrscheinlich schon längst mit jenen
kerkert zu bleiben, bis sie endlich geläutert beiden assyrisch -babylonischen Gestalten und
wieder enrporschweben und sich mit dem All- auch unter einander ausgeglichen waren. Solche
Einen vermischen; endlieh, dafs dereinst die Gestalten sind in Phönizien die cAphrodite' von
ganze gesonderte Welt mit dem All-Einen, aus 10 Aphaka bei Byblos und Adonis, in Kleinasien
dem sie ausgeströmt ist, wieder zusammen- die Göttermutter und Attis. Die sich an diese
fliefsen werde. Ein Teil dieser Vorstellung Wesen knüpfenden Mythen wurden im Sinne
bildet die Grundlage des Buddhismus , dessen der Lehre vom All-Einen gedeutet, die in dieser
Wurzeln demnach in Babylon zu suchen sind; mythischen Einkleidung abseits von dem grofscn
gerade die für ihn charakteristische Bezeich- Strome der Litteratur, immer weiter entartend
nung des üb er seien den All-Einen als des bis in die späteren und spätesten Zeiten des
Nicht seienden findet sich — allerdings neben Altertums fortlebte und zuletzt, als die edleren
der anderen, die in Griechenland herrschend Zweige der Litteratur verdorrt waren, noch
wurde, nach der das Überseiende das wahr- einmal in der Mystik des ausgehenden Alter-
haft Seiende oder Lebendige dem schein - 20 tums aufblühte. Eine dieser späteren Misch-
bar Seienden oder Toten entgegengestellt formen ist der Mythos von Astronoe, deren
wird — innerhalb der Gnosis und stammt sehr Geliebter, ein schöner Jäger, der sich, um sich
wahrscheinlich aus der babylonischen Mystik. ihren Verfolgungen zu entziehen, entmannt,
Dieser Vorstellungskreis ist es nun auch , von stirbt, aber von ihr durch die lebenzeugende
wo aus der Phanesmythos zu verstehen ist. Frei- Wärme wieder belebt und als Paian vergöttert
lieh wird nicht hervorgehoben, dafs Ph. auf und von den Phoinikern Esmunos genannt
der äufsersten der ineinander geschachtelten wird: iitl xr\ &iQ{ir\ tyjgfccafjg' oi de tbv"E6(iovvov
Himmelssphäreu thront und dafs, auch ab- öydoov ä'E,iov6iv tQ^i] vsvelv, oxi oySoog r\v trä
gesehen von der grofsen Wiedervereinigung Hadvxco iraig (DamasTc., ßiog 'Ioid. in Pliot.
des geteilten Alls mit dem Einen, ein bestän- 30 biblioth. 242 = 352b, 15 B.). Offenbar ist hier der
diger Ausgleich zwischen beiden stattfindet. byblische Adonis einerseits mit dem wahrschein-
Indessen haben der Dichter oder vielleicht auch lieh berytischen Heilgott Esmunos, der wegen der
nur seine Exzerpenten diese beiden Vorstel- Deutung seines Namens als c des Achten1 mit den
hingen nur deshalb übergangen, weil sie für sieben ebenfalls berytischen Kabiren zusammen-
ihre unmittelbaren Zwecke unwesentlich waren : und aufserdem dem griechischen lebenspen-
die zweite derselben hat sicher die Orphiker denden Gott Asklepios - Apollon - Paian gleich-
viel beschäftigt und von der ersten, die das gestellt ist, andererseits mit dem kleinasiatischen
All-Eine zur allumschliefsenden Weltgrenze Attis ausgeglichen; in diesem gemischten My-
macht, findet sich eine Spur in einer auch in thos, von dem sich übrigens im späteren Altertum
anderer Beziehung sehr wichtigen Stelle über io auch sonst Spuren finden (Griech. Kulte u. Mi/th.
Ph., die bei Malal. 4, 74 Ddf. und vollstän- 1, 379 f.), ist Esmunos der in die gesonderte
diger bei Suid., 'Opqp. 2 erhalten ist. Hier Welt gebannte, sie mit einer Spur von Leben
heilst Ph. tö vntQtarov ndvtcov und {Suid.) rö erfüllende Teil des All-Einen: das ergibt sich
Ttävxa it£Qit%ov. zwar nicht aus dem Mythos, aber doch aus
Sehr wahrscheinlich hat der babylonische den Spekulationen der Gnostiker, die grofsen-
Denker so wenig als der Orphiker seine ab- teils die Emanation sich in Ogdoades, deren
strakten Gedanken in abstrakter Form aus- eine häufig ^iotj heifst, vollziehen lassen, und
gesprochen, sondern wie jener in einen Mythos die, wenn auch nicht gerade an den von ~Da-
eingekleidet, und zwar hat vermutlich schon er, maskios überlieferten Mythos, so doch jedenfalls
nicht erst einer seiner Nachfolger, seine Lehre 50 an nahe verwandte mythische Einkleidungen
in den älteren Mythos hineingetragen, in dem der Emanationslehre anknüpfen. In ähnlicher
sie auf uns gekommen ist (Matheiuatiei, d. h. Weise wie Esmunos erscheint nun aber auch Ph.
Astrologen, Chaldaier, beiServ. Virg.Aen.6,714:): in einer Ogdoas (Orph., fr. 171, 3), und zwar ist
in den Mythos von Istars Höllenfahrt. Die diese — wie häufig die Ogdoas bei den Gno-
Teile des All-Einen, die durch die sieben stikern — in vier Syzygien zerlegt: tivq wxi
Planetensphären hindurch in die gesonderte vöcoq yaidv %s xcci ovqccvöv rjds 6slr\vr\v \ r\ih6v
Scheinwelt hinuntergleiten und bei jedem Pia- zs (freepfj rs yLiyav xal vv%xa [itlaivav. Denn
netenthor einen Teil der Herrlichkeit ihres so, nicht ^dvr\xa ist zu lesen; man kann doch
Uberseins ablegen müssen, erscheinen hier unter unmöglich mit Lobecl', Agl. 743 annehmen, dafs
dem Bilde der Istar, die, zur Totenwelt nieder- 60 der Mathematiker Theou , der die Verse als
steigend, an jedem Hadesthore eines Teiles Zeugnis für die Götterogdoas ansieht, nicht
ihres Schmuckes beraubt wird (Gruppe, Hdb. griechisch verstand oder nicht bis acht zählen
1037). Die Göttin steigt nach der späteren konnte. Dieselben vier Paare von Gegensätzen
und stieg wahrscheinlich schon in der älteren (Feuer, Wasser; Himmel, Erde; Sonne, Mond;
Form des Mythos in den Hades hinab, um Licht, Nacht) erscheinen bei Zenob. 5,78. nur
ihren dort eingekerkerten Geliebten empor- mit dem Unterschied, dafs das Licht nicht
zuholen: wahrscheinlich hat also der baby- durch Phanes, sondern durch Mithras (wofür
Ionische Dichter unter Tammuz den in die nicht mit Jdblonski einzusetzen ist fyitQav) ver-
2267 Phanes (Entstehung d. Mythus)
treten ist. Nun gibt es allerdings ähnliche
orphische Aufzählungen (bes. fr. 123, 10; Lübeck,
Agl. 524), in denen auch Ph. unter dem Namen
Metis oder Eros vorkommt; allein er, in dem
alle Gegensätze aufgelöst sind, konnte nicht
als ein Glied in die Tafel der acht Gegensätze
aufgenommen werden, solange die orphische
Überlieferung sich rein erhielt und verstanden
wurde. Nicht aus dieser, sondern aus irgend
welcher anderen Tradition mufs hier wie Mi-
thras so auch Ph. stammen. Für diese_ von
der altorphischen Dichtung unabhängige Über-
lieferung über Ph. giebt es noch eine andere
»Spur, ebenfalls aus spätester Zeit: die Deutung
seiner drei Namen Mfjrig, $>üvi]g, (H)Qtxs7tcüog,
die nach Malal. 4, 74 Ddf. und Sit id., 'O-oqp. 2
ßovh], cpäg, £o)oöoTtJQ (Mal.) oder £a>Tj (Suid.)
bedeuten sollen. Die Deutungen MfjtLg-ßovXrj
uod $dvi]g-(pü)g, welche letztere mit dem eben
genannten Gegensatz <[>ccvt]g-Nv£, zusammen-
stimmt, konnten allenfalls aus dem Griechischen
gewonnen werden, auffällig ist aber schon bei
diesen Worten, dafs der Deuter überhaupt für
nötig hält, das zwar poetische, aber allezeit
gebräuchliche (ifjTtg zu erklären. Ganz un-
möglich ist es aber, Erikepaios oder Erikapaios
aus dem Griechischen als ^aoSorriQ oder £co?j
zu verstehen. Da auch der Mythos diese Deu-
tung nicht nahe legte, da ferner auch nicht
vorauszusetzen ist, dafs, wie ich selbst früher
glaubte {Kulte u. Myth. 658, 53), diese mit der
Deutung des Esmun als gcooyovog &tQtiri sich zu-
sammenscbliefsende Erklärung ganz grundlos
sei, so mufs hier eine andere Quelle angenommen
werden. Bedenken wir nun, wie sehr die spätere
Mystik die alten nationalen Überlieferungen
des barbarischen Orients, soweit sie noch er-
reichbar waren, wieder hervorgesucht hat, so
wird kaum ein Zweifel sein können, dafs diese
Namen einer noch im späteren Altertum ver-
ständlichen, nicht griechischen Sprache an-
gehören. Wenn, wie es scheint, Metis und Ph.
nicht griechisch sind, so mufs diese Sprache,
da die Übereinstimmung mit den griechischen
Worten kaum zufällig sein kann, wohl als indo-
germanisch betrachtet werden. Dann ist der Ur-
sprung dieser Namen vermutlich in Kleinasien zu
suchen: Phanes, Metis und Erikepaios waren
verschiedene, im Synkretismus des VI. Jahr-
hunderts wahrscheinlich bereits mit einander
ausgeglichene Formen des jugendlichen Gottes
kleinasiatischer Barbaren, der gewöhnlich
Attis genannt, von den Griechen oft dem
griechischen Dionysos, bisweilen aber auch
anderen Gottheiten, z. B. Zeus und Apollon,
öfters auch dem Mithras gleichgestellt wurde.
Metis ist wahrscheinlich Vorbild für den griechi-
schen Zeus oder Dionysos Eubuleus (Buleus).
Nach Ph. (dessen Stammendung -r}t- sich aus
den zu Anfang dieses Artikels hervorgehobenen
Analogien erklärt) heifstPhanai auf Chios, dessen
Lichtgott die Griechen als Apollon gedeutet haben
(Hsch. (fravcctog; Sp. 2247); auch als Personen-
bezeichnung begegnet Ph. in Kleinasien, z. B. in
Halikarnassos (Mdt. 3,4; vgl. (Pccvög (fpavog?) fyi
ßf^icc auf Mz. vonHal., Head h. n. 526) Klazomenai,
Smyrna sowie in Eresos. Auch der Name Phana-
goras (vgl. Sp. 2248, 24), der u. a. aus Klazo-
Phanes (Entstehung d. Mythus) 2268
menai bezeugt ist und nach dem eine teische
Kolonie am kimmerischen Bosporus heifst, ge-
hört hierher: die Griechen haben ihn als einen
echt griechischen theophoren Namen empfunden
wie "Epfi-ccydporg, sl&Tqv-uyoQcig; aber vielleicht
ist der zweite Namen nur volksetymologisch
aus einem barbarischen Namen zurechtgemacht,
wie wahrscheinlich Mavd'QtxyoQctg, dessen erster
Bestandteil ebenfalls ein kleinasiatischer Gottes-
io namen ist (Hdb. 852, 6). — Was nun endlich
Erikapaios anbetrifft, so haben sich allerdings
bisher Spuren seines Kultus in Kleinasien noch
nicht ergeben. Dagegen scheint sich in der
Litteratur eine Kurzform zu finden. Piaton er-
zählt Ttol. 10, 13, 614b ff. den Mythos von der
Hadesfahrt des Pamphyliers Er, des Sohnes des
Armenios. Die hier entwickelten kosmischen
Ansichten berühren sich nahe (vgl. z. B. das,
was C. 14, 616b über die acht Himmelssphären
20 gesagt ist) mit den im Vorstehenden erörterten;
in neuerer Zeit ist vielfach die Vermutung aus-
gesprochen worden, dafs Piaton hier orphische
Vorstellungen wiedergebe (oben Sp. 1126, 21 ff.):
und dafs er unmittelbar oder mittelbar durch
ein orphisches Gedicht Anregungen empfangen
habe, ist möglich. Aber dann sind die hier
entlehnten Züge in einen kleinasiatischen Mythos
hineingetragen. Der wieder zum Leben erweckte
Er, Armenios' Sohn, ist von Arä, Ararns Sohn,
30 den Semiramis zum Leben erweckte, nicht zu
trennen (Geizer, Sitzungsber. d. Sachs. Ges. d.
Wiss., hist.-pliil. Gl. 48, 1896, 128 ff); und da
dieser Semiramismythos offenbar eine Parallel-
form zu dem Istarmythos ist, in welchen dieser
ganze Vorstellungskreis zuerst gekleidet wurde,
so gewinnen wir hier einmal einen Einblick,
in welcher Weise sich im VI. Jahrhundert die
babylonische Kultur nach Griechenland ver-
breitete. Zwar hat Piaton, wie die Kurzform
40 zeigt, nicht unmittelbar dasselbe Gedicht nach-
geahmt, wie der Orphiker; aber von der Art
dieser Litteratur, die im vierten, fünften und
wahrscheinlich schon im sechsten Jahrhundert
aus Ionien nach dem griechischen Mutterland
übernommen wurde, erhalten wir hier doch
eineVorstellung. — Bedeutet der Name des zum
Leben erweckten Er wahrscheinlich rLeben',
so mufs xänaiog, Kenalog 'Geber' heifsen. Ver-
mutlich liegt derselbe Name in dem Namen
50 des Flusses TLa.vTiY.cLTtr\g und der an ihm ge-
legenen milesischen Kolonie IlavTixdnaiov vor,
die demnach wohl beide nach einem klein-
asiatischen Gottesnamen heifsen.
Nach dem Vorbilde des erschlossenen klein-
asiatischen Mythos ist der Mythos von Ph. ge-
dichtet worden. Es ist sehr lehrreich, dafs wir
in diesem Fall verfolgen können, wie ein griechi-
scher Dichter den barbarischen Mythos um-
geformt hat. Zunächst wurde der mannweib-
60 liehe Metis der griechischen Metis gleichgesetzt ;
indem der Mythos von deren Verschlingung
durch Zeus auf Metis-Phanes überging, wurde
eine zweite Vereinigung des Alls im Einen
für die Vergangenheit gewonnen. Eine noch
wichtigere Veränderung erfuhr der Mythos
durch die Gleichsetzung des Phanes-Erikapaios-
Metis mit dem Eros der alten orphischen Theo-
gonie. Ein Grund dieser Gleichsetzung war
2269 Phanes (Entstellung d. Mythus) Phanes (Entstehung d. Mythus) 2270
»•eo-eben, wenn in dieser bereits Ph. vorkam, was kleinasiatische Vorstellungen verknüpft worden
allerdings nur erschlossen (Sp. 2254, 47 ff.), nicht (Handb. §308). Eine Spur dieser Theokrasie
bewiesen werden kann; es lag natürlich sehr ist die Einfügung der kleinasiatischen Mise in
nahe, den kosmogonischen Ph. der orphischen den Kreis der eleusinischen Gottheiten, die wohl
Theogonie mit dem Ph. des neuen theogonischen nicht in Kos (oben Bd. 2. Sp. 3025, 58), sondern
Mythos zu verbinden. Wahrscheinlich waren eben in Alexandreia erfolgte. Wie die athe-
beide Gottheiten, der zu vermutende Ph. vom nischen Orphiker des VI. Jahrhunderts an die
Helikon und von Kroton und der wahrschein- eleusinischen Kulte, so knüpften 2 — 300 Jahre
lieh aus Kleinasien stammende der jüngeren später ihre hellenistischen Nachahmer an deren
orphischen Theogonien, von Haus aus identisch. 10 Nachbildungen an. So erscheint Mise in dem
Zahlreiche Gottheiten sind in der Blütezeit der orphischen Hymnos 42, wo sie, wie es scheint,
altboiotischen Kultur wie von Griechenland als Persephone mit Isis-Demeter gepaart (v. 9),
nach Kleinasien, so auch umgekehrt gewandert; zugleich aber als weiblicher Teil des mann-
so kann auch der kleinasiatische Licht- und weiblichen Dionysos -lakehos bezeichnet wird
Lebensgott bereits in der griechischen Vorzeit (v. 4), der hier wegen der Verbindung mit
nach dem Helikon, von dort nach Lokris und Persephone den Namen Thesmophoros erhält
weiter nach Kroton, wo die altorphische Theo- (v. 1). Dieser mannweibliche Dionysos-Thesmo-
gonie gedichtet ward, gekommen sein, und nichts phoros steht dem mannweiblichen Ph., der alle
spricht dagegen, dafs der jugendliche klein- dsaepara aufgeschrieben hat (Nonn. D. 12, 33),
asiatische Gott, sei es hier, sei es schon im 20 und der schliefslich in Dionysos wieder auf-
Mutterland, mit dem dort verehrten Liebesgott lebt, nahe. Eben diesem wahrscheinlich alexan-
ausgeglichen und durch Übertragung des Namens drinischen Vorstellungskreis, in dem orphische,
einer Göttin als Protogonos bezeichnet wurde. eleusinische und kleinasiatische Überlieferungen
Setzte man nun die beiden gleichnamigen, ur- zusammengeflossen sind, könnte nun auch der
verwandten Gottheiten sich gleich, so mufste Ph.mythos selbst angehören; und da vor der
die Geburt aus dem Ei, die von dem Ph.-Eros hellenistischen Zeit von Ph. nichts bekannt ist,
der alten Theogonie erzählt worden war (Sp. 1121, was auf die diesen Fragen ferner stehenden
40 ff.), auf Ph.-Erikapaios-Metis übergehen; so Forscher einen tiefen Eindruck zu machen
erhielt letzterer auch die goldenen Flügel pflegt, so wird die Vermutung leicht Beifall
(Sp. 2250,23). Eine Änderung war freilich not- 30 finden, dafs der Ph.mythos zwar in derselben
wendig: in dem alten Gedicht, das wie alle alte- Zeit entstand, in der die griechischen Mystiker
ren griechischen Theogonien das Vollkommene dieselben Lehren vortrugen, d. h. kurz vor Hera-
aus dem Unvollkommenen hervorgehen liefs, kleitos, aber nicht in einer griechischen, sondern
erzeugte die Nacht das Ei aus sich. Die neue in einer barbarischen oder wenigstens für Bar-
Lehre setzte dagegen an den Anfang das Voll- baren gedichteten Theogonie, aus welcher er
kommene; es mufste also die Nacht vielmehr erst in Alexandreia in die orphische Litteratur
durch Ph. gezeugt sein lassen. Den Ersatz bot übertragen wurde. Dem gegenüber mufs hervor-
die neutrale Vorstellung vom Chronos, der schon gehoben werden, dafs entscheidende Beweise
bei Pherekydes als Urwesen vorgekommen war; dafür nicht vorliegen, dafs der Ph.mythos nicht
er wurde nun der Erzeuger des Welteis. 40 bereits im Athen der Peisistratiden gedichtet
Was die Entstehungszeit dieses Mythos und dem Kreise der orphischen Mythen einverleibt
anbetrifft, so bietet das hier neu Vorgetragene wurde. Den sehr bestimmten, aber haltlosen
keinen sicheren Anhalt, um über das oben Versicherungen Zellers {Phil. d. Gr. P 100, 1),
Sp. 1146 ff. Bemerkte hinaus- oder davon ab- welcher es für unmöglich erklärt, dafs die
zugehen. Zeller, der geneigt zu sein scheint, Philosophen des IV. Jahrhunderts von mehreren
in Ph. einen barbarischen Gott zu erblicken, bestehenden orphischen Theogonien nur eine
auf den orphische und auch umgedeutete ältere erwähnen, ist entgegen zu halten, dafs das
griechische Vorstellungen übertragen seien, hält argumentum ex silentio überhaupt bedenklich,
es (Phil. d. G riech. l599f.) für offenbar, dafs bei einer Litteratur vollends, die sich an
ein solcher Versuch erst der Zeit jenes reli- 50 Mysterien anlehnt und mit dem Geheimnis-
giösen und philosophischen Synkretismus an- vollen umhüllt, nichts wert ist, wie denn that-
gehören könne, der seit dem Anfang des dritten sächlich auch auf die unserem Dichter zu-
vorchristlichen Jahrhunderts eingerissen und nächst stehenden Mystiker, deren Alter jetzt
durch die allegorische Mythendeutung der niemand mehr bezweifelt, wie Pherekydes, von
Stoiker zuerst zum System gemacht worden Piaton entweder gar nicht oder höchstens ge-
sei. Das ist ein Zirkelschlufs ; wann dieser legentlich und unbestimmt hingewiesen wird.
Synkretismus begann, soll ja erst festgestellt Alle die Bedingungen, die in Alexandreia das
werden. — Für den hellenistischen Ursprung Aufkommen des Ph.mythos erleichterten, be-
des Ph.mythos kann nun freilich mancherlei standen thatsächlich bereits im Athen des VI. Jahr-
angeführt werden. Wenn der Timotheos, dem 60 hunderts, wie denn Timotheos offenbar den
Arnob. 5, 5 -- natürlich mittelbar — den theo- Spuren der peisistrateischen Theologen nach-
gonischen Kybelemythos nacherzählt, der Eu- gegangen ist. Schon die athenische Tyrannis
molpide ist, der für Ptolemaios I die Einführung hat emsig die politischen und wegen der poli-
des Serapisdienstes aus Sinope theoretisch be- tischen auch die religiösen Beziehungen zu
gründete — und diese Gleichheit ist mindestens Kleinasien gepflegt. Rheia, die ja in Eleusis
sehr wahrscheinlich, vgl. Suse mihi, Gesch. d. altbezeugt ist, gab die Verknüpfung mit diesem
griech. Litt. 2, 296b — , so sind in Ägypten da- Heiligtum, das, durch die Peisistratiden gänz-
mals wahrscheinlich wirklich eleusinische und lieh umgestaltet, den athenischen Orphikern
2271 Phanites Phaon 2272
die Mythen geliefert hat, von denen sie aus- Ilias und Odyssee kompiliert habe. Die Namen
gingen. Rechnet man zu diesen Erwägungen ^avruaia und <Pavirrtg fder Zeiger' sind zur
noch das oben Sp. 1142 ff. Bemerkte, so scheint Genüge durchsichtig. [Höfer.]
sich mir zu ergeben, dafs die Wahrscheinlich- Phautasion s. Phantasos.
keit sich zwar ein wenig wenn nicht zu Gunsten Phantasios (^(xvrdaiog) , Beiname des Zeus,
des jüngeren Ursprungs des Phanesmythos so Anonymos Laurent, in Anecd. rar. ed. Schoell-
doch wenigstens zu Gunsten seiner späteren Ein- Studemund 1, 267', 96. Der Name bezeichnet
fügung in die orphischen Mythen verschoben den Zeus als den Sender der (pavräa \iatoc
hat, dafs aber auch jetzt noch die Entstehung (vgl. d. Art. Oneiros S. 904, 4 ff.) und hat eine
innerhalb der orphischen Litteratur des 6. Jahrb.. 10 Analogie in dem Zeus TzQdoriog (s. d.). [Höfer],
mindestens ebenso möglich ist. [Gruppe.] Phantasos (<^ccvtaaog), einer der Traumgötter
Phanites s. Phantasia. Ovids {Met. 11, 642), vgl. Bd. 3 Oneiros Sp. 902, 39.
Phanope (^>av6nri), Name zweier Bakchan- Darnach bildete Lucia/n (v. h. 2, 33) seinen $av-
tinnen, Heydemann, Satyr- u. Bäktihennamen ruaicov, jRoscher, Ephialtes 67, 203. Bei Hyg.
12 A. 25 k mit Litteraturangaben. [Höfer.] f. praef. 9, 5 Schm. will Bunte für Epaphus
Plianos ($>ävog), 1) nebst Staphylos als Sohn lesen Phantasus; mehr bei Boscher a. a. 0. 52,
des Dionysos und Argonaut genannt bei Apollod. 149. [Höfer.]
1, 9, 16, 9. Die Änderung Heynes von <&avog in Phaute s. Phartis.
<PXiccg ist unnötig, da sich derselbe Name — Püantes ($ävxrig), em Sohn des Aigyptos,
2) auch als Satyrname findet, C. I. G. 4, 7459. 20 vermählt mit der Danaide Theano, Apollod.
Heydemann, Satyr- u. Bäkchennamen S. 28 w 2, 1, 5. [Stoll.]
(vgl. S. 38) mit Litteraturangaben. Nach dem Phaon (ßcccov, covog). Die litterarische Über-
Bericht von W. Kroll, Berl. Phil. Wocheuschr. lieferung geht hauptsächlich auf die attische
1893, 142 f erscheint der bei Apollod. a. a. O. Komödie, die alte und neue, zurück, die ihrer-
vorliegende Satyrname <&üvog'' auch auf der seits ein älteres Novelleninotrv umgestaltete
von v. Gelder, Album gratiüat. in hon. H. v. und der römischen Dichtung, z. T. durch Ver-
Herwerden revidierten Theseushydria (C. I. G. mittlung der hellenistischen, den Stoff vererbt
4, 7719). Es scheint also — die Schrift v. Gelders hat. — Nach einer bei Aelian Var. hist. 12, 18;
liegt mir nicht vor — als ob <I>ävog zu lesen Serv. ad Verg. Aen. 3, 279; Palaeph. 49 er-
sei für den bisher <f?aivntog etc. (s. Phaidimos 30 haltenen lesbischen Volkssage war Ph. ein
nr. 3) gelesenen Namen. Zum Accent vgl. greiser, biederer (so Palaeph.) Fährmann und
Herodian ed. Lentz 1, 175, 31. 2,3,35. Preller, setzte einstmals Aphrodite, die die Gestalt
Stichs. Ber. 4, 159, 25. [Höfer.] eines alten Mütterchens angenommen hatte
Phanosyra {<f?avoavQci), Tochter des Paion, (so Serv. Palaeph.), um Gotteslohn über, nach
Gemahlin des Minyas in Orchomenos, dem sie Serv. von Lesbos nach dem Festlande. Aus
den Orchomenos, Diochthondes und Athamas Dankbarkeit schenkte ihm die Göttin ein
gebar, Schol. Ap. Bhod. 1, 230. [Stoll.] Fläschchen mit köstlichem Salböl, womit er
Phanoteus (ß>avor£vg) = Panopeus (s. d. sich täglich salbte. Er gewann dadurch herr-
und E. Maafs, Parerga Attica p. 7), Soph. liehe Schönheit und die Liebe der Weiber von
El. 45. 670 und dazu Nautik, Soph. El. io Mytilene. Aelian fügt hinzu, dafs er schliefs-
Einleit.1 S. 7. Dittenberger, Sylloge l2, S. 379 lieh, auf einem Ehebruch ertappt, getötet
Anm. 3 zu nr. 236. Auf der Labyadeninschrift worden sei. Lukianos (Dicd. mort. 9, 2) läl'st
heilst er <&ävoxog und Vater der Buzyge (s. d., ihn die Aphrodite aus Chios übersetzen und
wo sie Tochter des Lykos [s. d. nr. 15] genannt ebenfalls durch sie verjüngt werden; einen
wird), Dittenberger a. a. 0. 22, nr. 438 S. 35, Chier nennt er ihn auch Navig. 43. — Ihren
196 und Anm. 75. 77; vgl. Anm. 82, wo das in Liebling, den schönsten der Menschen, verbarg
derselben Inschrift genannte Avxelov mit dem Aphrodite bei Kratinos (fr. 330 K.) in Lattich,
oben erwähnten Heros Lykos in Verbindung wohl aus Eifersucht, um ihn spröde zu er-
gebracht wird. [Höfer.] halten (Athen. 2 p. 69, wo ähnliches auch von
Phanothea ((I>ca>o&ea), Gemahlin des Ikarios, 50 Adonis berichtet wird), nach andrer Version
der die Erfindung des heroischen Versmafses in jungen Gerstenhalmen (iv ^Iotq Y.QiQ-cav , so
zugeschrieben wurde, dem. Alex. Stromat. 1 der jüngere Marsyas ebd.). Näheres über die
p. 366 Potter. p. 793 Migne; andere nannten Komödie des Kratinos ist nicht bekannt,
die Themis , dem. Alex. a. a. 0.; andere die ebensowenig, wie der Stoff im Phaon des
Phemonoe (s. d.) Zu Phanothea vgl. 0. Jahn, Antiphanes behandelt war. Aus den Frag-
Artih. Beitr. 206. Maafs, Analecta Eratosth. 135. menten des gleichnamigen Stückes von Piaton
De Lenaeo et Delphinio (Ind. Schol. Gryph. ("aufgeführt Ol. 97, 1) geht hervor, dafs der
1891/92), 9 not. 3 zu p. 8. Welcher, Nachtr. Held darin von zahlreichen liebestollen Wei-
z. Aeschyl. Triologie 223. 230. [Höfer. | bern bestürmt wurde; Aphrodite liefs sie aber
Plianotos s. Phanoteus. 60 nur unter gewissen Bedingungen zu: 1, 186.
Phaiitasia ((Davraaia), nach später Sage 2, 672 ff. Mein. 1, 645 fr. 173 ff. K.
(Naukrates bei Enst. ad Hom. Od. 1379, 62 tt'. Einer Anspielung auf die Verbindung des
vgl. mit Ptol. Heph. 5 b. Westermann, Mythogr. Ph. mit der Dichterin Sappho begegnen wir
194, 10 ff.) Dichterin aus Memphis, Tochter des zuerst in der Atvxccdia des Menandros, nach
Nikarchos, Verfasserin der Ilias und Odyssee. dem S. Turpilius ein gleichnamiges Stück
Die von ihr im Tempel des Hephaistos depo- verfafst hatte. Vom leukadischen Vorgebirge,
nierten Gedichte soll der Priester <&avitr\g dem der Südspitze der Insel Leukas, hiefs es bei
Homer ausgeliefert haben, der daraus seine jenem: Ob Öi] Uyttat nqwri] üantpco Tbv
2273 Phaon Phaon 2274
vTttQKOintov &r]Q(üöcc (Päcor' Oigtqcüvti Ps.-Plut. prov. Alex. 1, 29 = Said. s. v. G>cccov;
Tto&co qIxjhxi. TtixQag cirtb trilscpavovg F. G. G. 4, ders. s. v. Eccittpoi.
158 M. 3, 89 fr. 312 K. Ob Eibbeck mit seiner Welcher war der Meinung, dafs Sappho in
Rekonstruktion der ' ' Leucadia' des lurpilius der That für einen f Phaon' entflammt war,
das Richtige getroffen hat (Jahrb. f. class. dieser Name aber, cder Leuchtende, von Schön-
Phil. 69 [1854] S. 34ff. ; Comic. Moni, reliq.3 heit Glänzende', dem Geliebten allein in ihren
S. 113ff.; Gesch. d. röm. Dichtung 1, 1641'.), Gedichten gegeben sei, Kl. Sehr. 2, 110; Eh.
ist mir zweifelhaft. Ich vermisse den Beweis, Mus. N. F. 18 (1863) S. 241 ff. Dem Sprung
dafs Phaon oder gar Sappho darin oder bei vom Leukadischen Felsen, durch den sie ihrer
Menandros aufgetreten sind. Das 'Mädchen 10 Liebesqual ein Ende gemacht haben soll,
von Leukas' wurde allerdings ihrem Liebhaber wollte K. 0. Müller mit einem Brauche beim
>-i
untreu und stürzte sich in blinder Leiden- Feste des Apollon Leukates in Beziehung
schaff für einen Unwürdigen wohl ins Meer, bringen: r\v Sh v.a.1 nccxQiov toig Asvv.aSioig
woraus sie dann jener früher Geliebte für sich %ca iviavtbv iv xy %vßia xov 'Anolloivog anb
rettete und als Gattin heimgeführt haben wird. xi)g CKOTtfjs QmxsTG&al xivcc xwv iv alxiaig
Aber die lesbische Geschichte vom Fergen övtav ccnorQonfjg %uqiv Strab. 10 S. 452; vgl.
Phaon, Aphrodites Günstling, ebenso die weitere Darier 1 2, 233; Gesch. der griech. Litt. 1 4,
Erzählung von seiner Sprödigkeit sowie von 2921'.; in dem von Aphrodite und Phaon Über-
Sapphos Liebesnot und Sprung vom Felsen — lieferten erkannte er eine Version der Adonis-
alles das scheint mir nur als Analogie bei- 20 sage und hielt Ph. für identisch mit jenem
läufig erwähnt worden zu sein. Auch davon Phaethon (s. d.), dem Sohne der Eos und des
steht nichts in den Fragmenten, dafs Ph. Kephalos, den Aphrodite nach Hesiod, Theog.
Stifter des Tempels des Apollon Atvv.äxag 986 ff. als zarten Knaben raubte und zum
auf dem Felsen des Vorgebirges gewesen sei Hüter ihrer Tempel machte, v. Wilamoivitz,
(so Preller- Bobert , Griech. Mijthol. I4 S. 260); Gott. gel. Am. 1896 S. 633 .erklärt Ph. wie
dagegen wurde er in beiden Komödien als (Pui&av als den Stern Aphrodites, den in
Gründer eines dortigen Aphroditeheiligtums ihren Liedern Sappho verherrlicht habe. 'Ihn
genannt, während Varro dieselbe Gründung lieben heifst sich in unbefriedigtem Sehnen
auf Aeneas zurückführte (Serv. a. a. 0.; Dionys. verzehren — da hilft höchstens der Sprung in
Hai. 1, 50 verlegt die Gründung des Aphro- 30 das Meer des Vergessens. Einen Phaon liebt
ditetempels durch Aeneas auf ein Eiland man wie man die Sterne liebt, um mit Goethe
zwischen der Stadt Leukas und dem Festlande; zu reden.' Usener endlich betrachtet ihn als
vgl. Klause», Aeneas it. die Penaten 1, 397 ff.). fden göttlichen Fährmann, der die Seligen
Die Überlieferung von der feurigen, aber vom leukadischen Felsen aus über den Okeanos
unglücklichen Liebe Sapphos zu dem schönen zum Lichtland der Götter steuert'. Der Sehn-
Jüngling Ph., der ebenso igcca^iiog wie vittgri- sucht nach diesem Phaon, der sie über den
yavog war, tritt noch wiederholt auf; in den Götterstrom hinüberfahren sollte, habe die
Bruchstücken ihrer Dichtung findet sie freilich Dichterin Ausdruck gegeben — so spinnt
keinerlei Stütze (vgl. K. 0. Müller, Geschieht. Usener seine geistreiche Hypothese weiter —
d. griech. Litt. I4, 292; Hoerschelmann, Fleckeis. 40 und dabei auch vom Leukadischen Felsen ge-
Jahrb. 1891 S. 577f.; anders Bergk zu frgm. 29 sprochen; daran habe später die alte Komödie
und ganz bodenlos Jo. Lunälc, Quaest. Saj)})h., angeknüpft {Götternamen S. 3281'.; Sintflutsagen
Kasan 1888 S. 66 ff.). Bei Plaut. Mil. glor. S. 215; s. auch 0. Waser, Charon, CJiarun,
1246 f. schmeichelt der Parasit dem Pyrgopo- Charos S. 11).
linices mit seiner Unwiderstehlichkeit: Nam Es ist sehr zu bedauern, dafs bisher nur
nulli mortali scio obtigisse hoc nisi duobus, Vermutungen darüber aufgestellt werden konn-
libi et Phaoni Lesbio. Im einzelnen erscheint ten, auf welche Weise der Held der lesbischen
dann das Verhältnis ausgemalt in der Heroide Legende mit der lesbischen Sängerin verknüpft
Sappho Phaoni, wo die verlassene Dichterin worden sei; immerhin liegt die Möglichkeit
den nach Sicilien entwichenen Geliebten be- 50 vor, dafs dieses Dunkel einmal durch den
schwört wiederzukehren; sonst wolle sie den Fund eines neuen Liedes der Sappho ge-
Rat einer Najade befolgen, die ihr erschienen, lichtet wird.
und vom Leukadischen Felsen springen, um Ph. als Liebling der Frauen ist mehrfach
von ihrer Liebesglut geheilt zu werden. Dem nach griechischem Vorbild auf etruskischen
Briefe liegt eine alexandrinische Quelle zu Spiegeln dargestellt. Auf einem derselben im
Grunde {Comparetti, Saff'o e Faone dinanzi Museo Gregoriano {Gerhard-Körte, Etr. Sp. 4
alla critica storica: Pubblicasioni del E. istit. Taf. 323, vgl. 5, S. 40 f. und Heibig -Bei seh,
di studi sup. 2, Firenze 1876), wie Birt, Eh. Führer* 2, 372 nr. 1373) erscheint er (Phanu)
Mus. 32 (1877) S. 399, 2. 410ff. vermutet, mit drei jugendlichen (Euturpa, Eris, Alpnu),
Kallimachos. — Bedenken gegen die Geschichte 60 die sich um seine Gunst bemühen, und einer
von dieser Liebe veranlafsten schon Nymphis alten (Arlae), die eine warnende Geberde
von Heralüeia, im 7t£Qinlovg llGiug die Ver- macht. Vgl. 4 Taf. 407 (Phaun, Rutapis, Sle-
mutung auszusprechen, nicht die berühmte paris, nach Corssen , Spr. d. Etrusk. 1, 243
Sappho, sondern eine gleichnamige Hetäre von Orpheus inmitten thrakischer Frauen) und eng
Eresos habe den Phaon geliebt (Athen. 13 verwandt 5 Taf. 32, wo der schöne Jüngling
p. 596 E; Ael. Vor. hist. 12, 19), eine Auskunft, (Phaun) die Leier spielt und eine der Frauen
mit der sich auch andre beruhigt haben mögen ; (Evrphia, s. d. Artikel Bd. 1 Sp. 1441) tanzt,
vgl. Senec. epist. 88, 37; Zenob. Miller. 3,34= während eine andere zuhört. S. Art. Phaun.
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. HL 72
2275
Phape
Pharmakos
2276
Auf dem attischen Krater von San Martino
(Gerhard, Ant. Bildtc. Taf. 59) wollte Panofka
(Abk. d. Berl. Akad, 1849 S. 104) Phaon und
Sappho erkennen, A. Schöne (Symbol, phüol.
Bonn. S. 761) die Spur eines — sonst unbe-
zeugten — Mythus von Phaon und Philomele.
Doch bezieht sich die Darstellung vielmehr
auf die Begegnung der Aphrodite mit Adonis
(s. Wernicke oben Sp. 1472). Ebenso ist von
der Berliner Terracotte abzusehen, die Panofka
(Terracotten des Berl. Mus. S. 127) als 'Aphro-
dite und Ph. in liebender Umarmung' deutete.
[J. Ilberg.]
Phape, Phapie = Paphia, Beiname der
Aphrodite, vgl. $äift\v (^aitiriv) tr\v UucpLr}v,
Hesych, Lobeck, Pathol. elem. 1, 527. [Höfer.]
Pharaklos s. Phalakros.
Pharangeus? (<&c(Q]ay[y]Evg). Nach der Er-
gänzung von Puchstein, Beschreibung d. Skulpt.
aus Pergamon, Gigantomachie 9; vgl. Tafel 3
und Fränkel , Die luschr. von Pergamon 1,
123 S. 67: f <£aQayyevg r Kluftmann' erinnert
an den gleichfalls pergamenischen Giganten
XccQ~]adQevg. Statt f&aQcr/ysvg ergänzt Heyde-
mann, Gigantomachie auf einer Vase aus Alta-
mura S. 11 Anm. 46 und nach ihm M. Mayer,
Gig. u. Tit. 189. 253 2r\Q]ayysvg. [Höfer.]
Pharax (<&ccQag), Vater des Kyanippos (s. d.
nr. 3), Partheu. 10. [Höfer.]
Pharbaithites Nomos s. Lokalpersonifika-
tionen u. Froehner, Le Nome sur les Monnaies
(PEgypte = Extrait de V Annuaire de la Soc.
de Numism. 1890. [Röscher.]
Phare (*aprj?), 1) nach Pott, Jahrb. f. Mass.
Phil. Suppl. 3, 313 Gemahlin des Neleus und
zwar nach Potts Angabe im Schol. Apoll. Bhod.
1, 156. Doch findet sich weder an dieser Stelle
noch überhaupt in den Scholien zu Apoll. Bhod.
— wenigstens in der Ausgabe von Keil — der
Name SapTj. — 2) s. Phartis [Höfer.]
Pharetre {ß>a.Q&ZQi\), Amazone, Gefährtin
Penthesileas, Tzetz. Posth. 178. [Klügmann.]
Pharia (#«piV), Beiname 1) der Isis s. Bd. 2
s. v. Isis Sp. 479, 41 ff. und Usener, Legende
d. hlg. Pelagia XXIV. — 2) der Demeter (Ceres)
s. Bd. 2 a. a. 0. S. 480, 26 ff. [Höfer.]
Pharidas (Qocpidag), ein mythischer Sänger
aus Lakonien, Schüler des Perimedes (s. d. nr. 5)
aus Argos, Demetr. Phaler. b. Schol. Od. 3, 267.
Eustath. 1466, 59. [Stell.]
Pharis (<I>üqls) u. Phares (^apr]?), der Grün-
der der messenischen Stadt Pharai, Sohn des
Hermes und der Phylodameia, einer Tochter
des Danaos, Paus. 4, 30, 2. Phares heilst er bei
Paus. 7, 22, 3, der auch einen Phares als Oikist
des achäischen Pharai anzunehmen scheint.
[Stell.]
Pharm akeia($apftcnt£('a, so accent. b.Timaeus
Lex. Plat. s. v., nach Lobeck Pathol. p. 42
richtiger ^orpjxaxfi«), Gespielin und Begleiterin
der Oreithyia, als diese von Boreas am Ilissos
geraubt wurde, Plat. Phaedr. 229 c. Die alten
Erklärer gaben sie für die Nymphe einer Quelle
in Attika aus, deren Wasser tötete, andere er-
klärten Pharrnakeia für einen Ort, wo die der
Zauberei Überführten getötet wurden, Timaeus
Lex. Plat. s. v. Theon. Prag 6. Welcher, A.
Denkm. 3, 151 ff. 155. Heyne, Obss. ad Apottod
p. 335. S. die neueren Erklärer zu der pla-
tonischen Stelle. [Stell.]
Pharmakeiitriai = Pharmakides (s. d.).
<PaQfi(cxid£§. TiVl Theben zeigte man alte
Bilder von Frauen, welche (f>aQ[icc-x.idsg, Zaube-
rinnen genannt wurden. Hera hatte sie ge-
sandt, um die Geburt des Herakles zu hemmen;
Paus. 9, 11, 2. [Stell.] Da Nikandros (b. Anton.
Liber. 29) erzählt, dafs die Moiren und Eilei-
10 thyia im Auftrag der Hera die Geburt des Hera-
kles verhindert hätten, so hat man unter den
'PaQUaKidsg der thebanischen Lokalsage in
erster Linie die Moiren zu verstehen, die höchst
wahrscheinlich auch auf dem Kypseloskasten
(Paus. 5, 18, 2) als „Pharmakiden" d. i. als
zwei in Mörsern Glück und Unglück (vgl. die
cpapucr/to: ia&ld und IvyQcc Odyss. 4, 230) den
Menschen bereitende Zauberinnen dargestellt
waren (vgl. auch die beiden in der Giganten-
20 Schlacht ihre Mörserkeulen als "Waffen ge-
brauchenden Moiren b. Apd. 1,6,2; vgl. Paus. 10,
28,5). „Auf dieseWeise erhalten wir zugleich eine
weitere treffende Parallele zu dem die beiden be-
nachbarten Bilder des Kypseloskastens beherr-
schenden Dualismus, und zu Hypnos und Thana-
tos, Dike und Adikia gesellen sich die beiden
Moiren des Glücks und Unglücks (vgl. Hesiod.
Theog. 218 — 219 = 904 — 904: MotQug] ai'rs
ßQorolat | yeivoiL£vot6i öiSovoiv %%sw uyoc&öv
30 rs v.a%öv ts)", wobei auch wohl zu beachten
ist, dafs nach Hesiod Theog. 217. Stob. ecl.
1 S. 177 H. und Hygin. f. S. 26 Bunte die
Moiren Schwestern des Hypnos und Thanatos
und Töchter der Nacht, nach Hes. Theog. 902 f.
und Apollod. 1, 3, 1 aber auch Schwestern der
Dike sein sollten. Vgl. Boscher im Philologus
1888 S. 703 ff. u. unt. Sp. 2283 f. [Röscher.]
Pharmakos ((PuQuav.ög). Als aitiologische
Legende für die Opferung der sogenannten
40 q>uQuay.oi (s. unten) an den Thargelien berich-
tete Lstros fr. 33 F. H. G. 1 , 422 f. (bei Har-
pokrat. Phot. Etym. 31. Suid. s. v. &ccQ[iccK6g),
dafs ein Mann, mit Namen Pharmakos, von
Achilleus ■ - vnb x(av TtbQv rbv 'A^iXXia steht
bei lstros, doch bedeutet der Ausdruck oi negl
'A%iXlia s. v. a. ÄplUvg, vgl. Lehrs, Quaest.
epicae 28 not. — beim Diebstahl von Schalen
(cpi&lui), die dem Apollo geheiligt waren, er-
tappt und gesteinigt wurde; -aal xa rolg @(xq-
50 yi]lioig ayö^hva rovrcov aitoui^iriuarä icxiv, heifst
es weiter. Zur Würdigung dieses Berichtes
bedarf es einer zusammenfassenden Darstellung
der für das Institut der cpaQuanoi überlieferten
Bräuche.
Litteratur: Suchier, De victimis humanis
uj>t«l Graecos (Hanau 1848) S. 37 ff. Mercklin,
Die Tcdossage u. das sardonische Lachen 26 ff.
= Mein, de l'Acad. d. St. Petcrsb., Savants
e'trangers, 7, 62 ff. O. Müller, Dorier 1, 326 f.
60 vgl. 232 f. 259 f. Stengel, Hermes 22 (1887),
86 ff. 647, 1. Grirch. Kuli u sähe rt.' 117. 213.
Mannhardt , Mytholog. Forschungen 124 ff.
Toepffer, Bh, Mus. 43 (1888), 142 ff. v. Prott,
Bursians Jahresber. 102 (1899), 117 ff. Usener,
Der Stoff des gr. Epos (Sitzungsber. d. k. AI;.
d. W. in Wien 137 [1897], 3), 42 ff. bes. 59 ff.
Bohde, Psyche 22, 78, 2. Lipsius-Sehoemami,
(iriech. Altert. 24, 259. 472. J. Harrison, Pro-
2277 Pharmakos Pharmakos 2278
legomena to the Study of Greek Religion 95 ff. hinzu xal ixqdrbi tb 'i&og ad xa&a'iQUv n)v
A. Mommsen, Feste der Stadt Athen 468 ff. itöXiv roig cpaq^axotg (s. unten). Wer diente
Unter qpapjicwoi, auch xa&dgiiara genannt, nun als cpagiiaxog? Zu Arist. equ. 1135 ff. il
sind jene Opfermenschen zu verstehen, die zur tovßSs (die Demagogen) i7tirrj8ag cogtisq 8r\\io-
Reinigung und Entsühnung eines Volkes oder alovg rgicpng iv rfj nvxvi' xd&' brav [n] gol
einer Gemeinde unter bestimmten Zeremonien tv%r] Styov fiv, rovzeov bg av r\ itcc%vg, ftvcag
getötet wurden, vgl. 1) Arcad. 51 (Herodian iTiiöbntrtig gieht das Schol. 1136 zwei Erklä-
ed. Lentz 1, 150, 3): cpaQ[ia'x6g, 6 iitl xa-frapftä» rangen, entweder habe man zu dwu.oGiovg zu
rfjg nöXscog rtXtvrcov. 2) Am monios p. 142 Valck.: ergänzen ßovg oder rccvQOvg, SrjfiÖGioi bedeute
cpciQH<xx6g ... o inl xa&dQGtt, tfjg itoXscog Qi7i- 10 also s. v. a. Opfertiere, oder unter 8r\\i6Gioi
rö^tvog. 3) Suid. s. v. cpaguaxög' ö irtl v.u.- seien die vom Staate gefütterten cpaQ^iaxoi zu
&aQ(i(p iroXzcog ccvaigov^svog , bv Xiyovßi xd- verstehen: trQtcpov yaQ Tivag ji&rjvaloi Xiuv
ftaQua. 4) Schol. Ar. equ. 1136 (= Suid. s. v. äysvvslg xal a%QijGrovg xal iv xaigco GvpcpoQäg
(paQjjtay.ovg) . . . cpaQ^axovg, oiTCbQ xaQ'aiQovGi nvog iiteX&ovßrig rfj noXti . . . i&vov rovrovg
rag noltig reo iavrcov cpovoj. 5) Schol. Ar. ran. i'vexa rov xa&aQ&fjvai. rov \LiaG[iarog. Für die
730 (paQiiccy.olßi,: xa&dguaGi . . . k'&vov , o'vg erste Erklärung entscheiden sich Stengel 87 u.
ixdXovv xaddopara. 6) Schol. Ar. Flut. xa&dg- Mommsen 475, 3, der zugleich für die bis da-
liarcc iXiyovro oi d-vöittvot rolg fttoig. 7) Tzetz. hin nicht bezeugte Bedeutung von dr]Li6otoi =
Chil. 5, 726 ff. 6 cpccQpaY.bg rb xd&apua . . . Opfertiere einen inschriftlichen Beleg (Berl.
rtyov TtQog ftvGiav sig xa&ap{ibv xal cpdpuaxov 20 phil. Wochenschr. 1898, 123) erbringt; dagegen
nöXtcog rfjg voGovGrjg. 8) Suid. s.v. xd&aQ^a' fassen v. Prott 117 f., Mannhardt 126; vgl.
v-jxIq 8b xa&apiiov noXsiog dvfjpovv iGroXiGuivov Usener 61 die Sruiößioi als cpaQ^axoi auf, vgl.
Tiva, bv ixdXovv xd&ap[ia. die analogen Gebräuche in den ionischen
Über die Zahl und das Geschlecht der Städten Kleinasiens am Thargelienfeste (Hip-
cpapuaxoi sind die Angaben verschieden: in ponax fr. 37) [vgl. auch unten Sp. 2181, 14. 24],
manchen Städten (s. Sp. 2281) war es ein cpap- wo nach Hipponax fr. 7 Bergk4 S. 463; vgl.
(taxog, öfters zwei, und zwar nach Hesych (s. v. Tzetz. Chil. 731 f. nach der wohl richtigen Er-
cpcxQuaxoi' xa&aprrjpioi , 7rspixa&aipovrsg rag klärung von Usener 61 u. Anm. 2 die cpappaxoi
Tiöltig, dvi]Q xal yvvrj) ein Mann und ein Weib. mit Feigen, Weifsbrot und Käse ein Jahr lang
Dies scheint der ältere Brauch gewesen zu sein, oo verpflegt wurden , wohl auch mit gekochten
vgl. die sieben Jünglinge und sieben Jung- Speisen (vgl. Hesych. cpaq^axi] ... jj %vtQa, tjv
trauen, die von den Athenern nach Kreta ge- rjtoipa^ov roig y.a&aiQ0V6L rag TtöXzig, wenn
sendet wurden, die Opferung eines Jünglings nicht %vrQa auch hier wie bei Pherekrates
und einer Jungfrau alljährlich in Patrai zur bei Athen. 14, 653 a (1, 163 Kock) die schwarze
Beschwichtigung des Zornes der Artemis (Paus. Feige bedeutet). Dagegen fafst Mannhardt
7, 19, 4), das aufsergewöhnliche Menschenopfer 128 die Stelle des Hipponax so auf, als habe
in Rom vom Jahre 216 v. Chr., das auf eine man dem cpaQiiaxög diese Speisen erst kurz
frühere Sitte zurückgreift, bei dem Gallus et vor der Hinrichtung gereicht, nachdem er eine
Galla, Graecus et Graeca lebendig begraben Zeit lang habe hungern müssen (liwa yivnrai
wurden (Liv. 22, 57, 6; vgl. Plin. h. n. 28, 2, 40 £,w(i6g, Hippon. fr. 9). Wir werden also unter
12. Diels, Sibyllin. Blätter 85). Wir wenden cpaQuaxoi diejenigen Menschen zu verstehen
uns zu den einzelnen Orten, für die die Ein- haben, die sich freiwillig, wenn anders das
richtung der cpaQ^ay.oi bezeugt ist. I. Athen: Sühnopfer wirksam sein sollte (Usener 61),
Harpokrut. s.v. cfaQ(iay.6g (Suid. s.v. cpaQ[iay.6g): bereit finden liefsen, in den Tod zu gehen,
Avo dvÖQag li&rjvnG'.v iEflyov, y.a&dQGta tco- nachdem sie eine Zeit lang trefflich beköstigt
[itvovg rijg jiöXttog, iv roig Oagyr^Xioig, i'va (ihv worden waren. Das waren natürlich nur Leute,
v7t£Q r&v avdgcbv , eW 8h vTcho rar yvvaixwv. die nichts mehr zu verlieren hatten, zu nichts
Wenn v. Wilamowitz, Hermes 22, 647, 1 statt mehr zu gebrauchen waren (ccysvvelg xal a%Q-q-
8vo äv8pag lesen will ovo dqvag (= 'Sünden- Groi, Schol. Ar. equ. 1136) oder denen infolge
bocke'), so läfst er die sonst vielfache bezeugte 50 ihrer Mifsgestalt (duoQcpog, Tzetz. Chil. 5, 729,
Überlieferung, dafs die cpaQiiaxoi Menschen cpavXog xal naQa rfjg cpvGscog i7iißovX8vou>£vot,
waren, aufser acht. Die Notiz des Harpokra- Schol. Ar. ran. 730) mit den Mitteln zum Er-
tion wird ergänzt durch Helladios b. Phot. werb auch die Lust am Leben geschwunden
hihi. 279 p. 534 Bekker, dafs es Sitte in Athen war. Wenn Arist. ran. 731 ff. von Ttovt]Qoi
gewesen sei cpaQ^axovg dysiv 8vo, und zwar %dx %ovr\Q&v spricht, die der Staat in früherer
habe der für die Entsühnung der Männer be- Zeit nicht einmal zu cpag\iaxoi verwendet hätte,
stimmte schwarze Feigen um den Hals getragen, so scheint es fast, als wäre das Angebot, als
der andere weifse Feigen (vgl. oben Zeugnis 8: cpaQ^axög zu dienen, für den Bedarf mehr als
ioxoXiGyiivov nvd, und zur kathartischen Kraft genügend gewesen. Wenn jedoch Mannhardt
der Feige Mommsen 476, 2. Toepffer, Att. 60 126 und Bohde meinen, man habe zu cpaQiiaxoi
Geneal. 249. Bohde a. a. O. 2, 406 f.). Weiter Verbrecher oder ohnehin Verurteilte genommen,
berichtet Helladios, dafs diese cpaq^axot auch so fehlt m. W. hierfür die Überlieferung; nur
6vßu*%oi (v. 1. Gvu,ßax%oi, Mommsen, 472, 4) für den ähnlichen Brauch von Leukas (s. unten)
genannt worden seien, und dafs diese Ein- ist etwas Ähnliches bezeugt. Von der Feigen-
richtung zur Abwehr pestartiger Krankheiten schnür, die die cpaQuaxoi in Athen trugen, war
getroffen und zurückzuführen sei auf die Er- schon ob. Sp. 2277, 57 ff. die Rede. Nach ionischem
mordung des Androgeos (s. d.) und die zur Brauch führte man den cpaQuaxog an einen
Strafe dafür folgende Pest, und nun fügt er zweckentsprechenden Platz (ronog ngoGcpogog,
72*
2279 Pharmakos Pharmakos 2280
Izetz. Chil. 5, 731), wo ihn die gaffende Menge rend die übrigen obengenannten Gelehrten ge-
(%doxovt£g Hippon. fr. 8), nachdem er zu Boden neigt sind, wenigstens für die ältere Zeit (so
geworfen worden war, mit Meerzwiebeln und jetzt auch Stengel, Kultusalt.) jährliche Opfe-
Feigenzweigen 7mal {Röscher, Philol. 60, 360 ff. rung anzunehmen; später mag eine Milderung
u. unt. Sp. 2280, 42) auf das Zeugungsglied (d-vfiog eingetreten sein, worauf vielleicht der Ausdruck
Hippon. fr. 9, vgl. mit Anecd. Ox. 3, 366 &v[ibg xb cc7io^i(irj}ia (s. ob. Sp. 2276) weist, in der Weise,
oiQQtv ccidoiovu. Izetz. a.a.O. knxdyig ... ganl- dafs man den cpaQ[iay.6g über die Grenze trieb,
oavxsg ixsivov tlg xb Ttiog) schlugen, Hippon. fr. vgl. (Lys.) in Andocid. 53: vvv ovv %qt\ vo\ii-
4. 5. 8. Dazu wurde auf der Flöte der v.QaSii]g &iv xi^icoQov^itvovg %al d-jtaXXaxxo^ivovg kvöo-
vöybog — v.Qccörj heifst der Feigenzweig, mit dem 10 xidov xi]v itöXiv v.a&aiQbivual ditoSiOTtoaTtBwQ-ai
man den qpapftaxog schlug, daher letzterer selbst %al ycxQiiaxbv aitoiti^ituv v,ai dXixr]QLOv uitaX-
Y,Qudr]Gix7}g heifst, vgl. Hesych. y.QaSi}Cixrig, Xäxxsa&ca, <hg h> xovxcov ovxög iaxiv, vgl. die
(paQiiay.bg 6 xolg xgccdaig ßaXXo^tvog — gespielt, von Mannhardt 129 ff. angeführten Parallelen,
Hesych. yQaÖirjg vö^iog: vopov xivcc inavXovat. besonders die Austreibung des Bulimos in Chai-
xotg ixTtt^ntouivotg cpaQ^iauotg, ygädaig y.al roneia. Dafs in Athen die Reinigung der Stadt
^Quag t7ti(jpaßdigo[itvoig, vgl. auch Mimnermos (durch das Opfer bez. die Austreibung der
bei Hippon. fr. 96. Der cpaQ[iu-/.6g von Apollon (paQuanoi) am 6. Thargelion stattfand, bezeugt
selbst gegeifselt soll nach Usener 60, 1 dar- Diog. Laert. 2, 44. Für die Opferung bei be-
gestellt sein auf den Münzen von Kaulonia: sonderen Gelegenheiten, Seuchen, Hangersnot
s. Bd. 3 Sp. 1000, 57 ff. Darauffand die Tötung 20 u. s. w. vgl. Schol. Arist. ran. 730. equit. 1136.
der Opfermenschen statt; vgl. die Zeugnisse Tzetz. Chil. 5, 726 u. die Bräuche von Massalia
Sp. 2277, der Leichnam wurde auf einem Stofs und Ephesos (Sp. 2281). Weitere Opferungen
unfruchtbarer (aygiog) Bäume verbrannt, und von (paq^tayol fanden statt:
die Asche ins Meer verstreut, Tzetz. a.a.O. II. Im ionischen Abdera, wo certis diebus, d. h.
735: xeXog ttvqI yaxinaiov etc., wobei wohl nach Toepffer 144 an einem periodisch wieder-
nicht mit Mannhardt 129 an einen Feuertod kehrenden Feste, ein Mensch gesteinigt wurde,
der Opfer zu denken ist, vgl. Stengel 89. Toepffer Ovid Ibis 467 f. und Kallimachos im Schol. C.
143. Usener 60. Rohde a. a. 0. Ob Suidas und und Ask. ebend. {Schneider, Cattim. 2, 544).
Etym. M. cpävtov xönog, zig ov xä xa&äo{iaxu Schon K. F. Hermann :, Gesumm. Abhandl. u.
i^tßalXov hierher gehört, ist mir unklar. Was 30 Beiträge 109 hatte diese Sitte mit den Sühn-
die Todesart selbst anbetrifft, so nehmen gebrauchen des apollinischen Kultus in Zu-
Toepffer 143, v. Prott 119 und, wenigstens für sammenhang gebracht, weil durch die Münzen
Athen, Usener 60 u. Anm. 3 (vgl. die oben für Abdera Apollokult feststehe. Auch Toepffer
erwähnte Kultlegende aus Istros) die Steinigung 144 nimmt aus der Analogie des Kultgebrauches
(Verbrennung für Athen vermutet Rohde 78, 2 in Abdera mit der attischen Thargelienzeri-
nach Eupolis fr 20 Mein. 2, 469 aus Harpo- monie innern Zusammenhang beider Bräuche
Jcration 138, 14) als die ursprüngliche an, wie an. Ein bestimmtes Zeugnis für die Zugehörig-
sie bezeugt ist für Abdera (Sp. 2280), Massalia keit des Kultgebrauches in Abdera zur Apollo-
(Sp. 2281), Ephesos (Sp. 2280). Es sei auch daran religion findet sich m. E. im Schol. G. zu Ovid
erinnert, dafs die Steinigung überhaupt in Athen 10 Ib. a. a. 0.: Mos erat in Abdera civitate sin-
eine gewöhnliche Art der Todesstrafe war; so gidis annis hominem immolari pro peccatis
steinigten die Athener den Kyrsilos {Dem. de civium , sed prius VII diebus excommunicari,
cor. 204) und den Lykides {Herod. 9, 5) samt ut sie omnium peccata solus haberet. Bei der
ihren Angehörigen, weil beide zur Unterwerfung grofsen Rolle, welche die Siebenzahl im Kultus
unter die Perser geraten hatten, und drohten und Mythus des Apollo spielt (vgl. Röscher,
aus demselben Grunde Alexander von Make- Philol. 60 [1901], 360 ff.), ist ihre Erwähnung
donien mit Steinigung {Lykurg 17, 71). Es auch hier bedeutungsvoll; es kommt hinzu,
trifft also den hQOövlog dieselbe Strafe wie dafs auch bei dem ionischen Kultgebrauch der
den TtQoäoxvg (vgl. auch Thuc. 5, 60), wie denn Austreibung bez. der Tötung der Pharmakoi
auch Antiphon de Her. cuede 10 xb ItQoavlnv 50 die Siebenzahl eine Rolle spielt: siebenmal
yal xb TCQodiSovat, xi)v nöXiv verbindet, vgl. wurde der Pharmakos mit Meerzwiebeln etc.
auch K. F. Hermann, Abh. d. Ges. d.Wiss. zu auf das Zeugungsglied geschlagen; s. oben. —
Göttingen 6, 302. Eine Bestätigung der Stei- Übrigens berichtet das Schol. P. Ov. Ib., dafs
nigung und zugleich einen Beweis für die von die Abderiten den Pharmakos sich erkauft
Stengel, Hermes a. a. 0. 86 ff. (vgl. jedoch auch hätten {emptum hominem pro capitibus om-
Kultusaltert* 117. 213) in Abrede gestellte nium devotum lapidibus oeeidebant), wobei
alljährliche Opferung der qiaQ^ayoi würde die man wohl an den Brauch in Ionien (ob. Sp. 2278)
Inschrift C. I. A. 3, 296 liefern {Röscher, Kyn- und von Massilia (s. Sp. 2281) zu denken hat.
anthropie 34 Anm. 87), die einen isQsvg Xi&o- III. Da Apollon ios von Tyana, der in Ephesos zu
cfiÖQog nennt; doch scheint dieser dem eleusi- 60 Beinigung der Stadt einen alten Bettler hatte
nischen Kultkreis anzugehören und zu dem steinigen lassen, an dessen Stelle man unter
von Athen. 9, 406 d. 407 c erwähnte Feste ßaX- dem Steinenhaufen einen gewaltigen toten
Xrjxvg in Beziehung zu stehen, 1F. Vischer, Hund — man vgl. die ähnliche Erzählung von
N. Schweiz. Mus. 3 (1863), 58. Dittenberger der dem apollinischen Kreise angehörigen
zu C. I. A. a. a. O. vgl. 3, 702. Mommsen 473, Hekabe, die gesteinigt zum Hunde wurde, Bd. 1
2. Mannhardt 209. Aufser Stengel erklärt sich Sp. 1H82, 40 ff. und Röscher, Kynanthropie 32 ff.
auch Mommsen 473 gegen die Annahme einer - fand, zu seiner Rechtfertigung sagt: Tig
regelmäfsigen Tötung an den Thargelien, wäh- d' uv aocpbg £y.Xnt£tv aoi dousi xbv vnl()
2281 Pkarmakos Pharmakos 2282
nölecog xoiccvxng aycöva, iv&vur]&£}g idv dr\\iö- Untersuchung zu folgendem, von 0. Gruppe,
v.Qirov ilsv&tQwcuvTa loiiiov tcoxs !4ßdriQiT(xg; Bursians Jahresber. 102 (1899), 148 gebilligten
(Philostr. vit. A. T. 4, 10 f.), so vermutet Ellis Resultat: Das durchsichtige Appellativum $<xq-
zu Ov. Ib. a. a. 0., dafs Demokritos auf die- \iaxög ist an die Stelle des Eigennamens des
selbe Weise, d. h. durch ein Menschenopfer, Ab- ehemaligen Heros oder des Gottes, den Achil-
dera von einer Seuche befreit habe. Doch weist leus tötet, getreten; dieser Heros oder vielmehr
der Ovidianische Ausdruck ccertis diebus' nicht Gott aber ist Thersites, auf den jene Züge von
auf ein gelegentliches, sondern auf ein stehendes der Mifsgestalt der qparpftrcxoi (ob. Sp. 2278) voll-
Opfer hin. — IV. Für Massalia (und daraus ist kommen passen, Thersites aber wieder ist der
ein Rückschlufs auf die Mutterstadt Phokaia 10 altlakonische Gott Qvoixag (Hesych. s. v. Paus.
erlaubt), zeugt Petron. fr. 1 p. 109 Buscheier 3, 19, 7), und der Kampf zwischen beiden
aus Sero, ad Verg. Aen. 3, 57: Massilienses charakterisiert sich als der Kampf des sieg-
quotiens pestilenlia laborabant, unus se ex pau- reichen Sommergottes Achilleus (vgl. zu Achil-
peribus offerebat alendus anno integro publicis leus als Lichtgott auch Alb. Weber, Sitzungs-
sumptibus et purioribus eibis; hie postea omatus her. d. k. pr. Ak. d. W. 1898, 571) gegen den
verbenis et vestibus sacrio circumducebatur per "Winter; der Diebstahl der Opferschalen des
totam civüatem cum execrationibus, ut in ipsum Apollon stellt sich dar als eine 'Wandlung
reeiderent mala tolius civitatis, et sie praeeipi- der Sage vom Raub des himmlischen Schatzes'.
tabatur , und hierher wird auch zu beziehen Als Parallele weist Usener 47 auf den Dreifufs-
sein Lactant. ad Stat. Tlieb. 10, 793: lustrare 20 raub des Herakles und auf die Sage vom Tode
civitatem humana hostia Gallicus mos est. nam des Aisopos hin, dem die Delphier aus Rach-
aliquis de egentissimis proliciebatur praemiis, sucht eine goldene Schale des Apollon im
ut se ad hoc venderet. qui anno toto publicis Reisegepäck versteckten und den sie dann
sumptibus alebatur purioribus eibis denique unter der Anklage des Tempelraubes vom Felsen
certo et solemni die per totam civitatem duetus herabstürzten (Plut. de ser. num. vind. 12 Schal,
ex urbe extra pomeria saxis oeeidebatur a po- Ar. Vesp. 1446. Herod. 2, 134. H. Ulrichs, Bcisen
pulo. Wenn diese Sühnbräuche im Kulte des u. Forsch, in Griechen!. 1, 47, 18), wie auch
Apollo, wie man annimmt (s. unten), ein Ana- Thersites ursprünglich seinen Tod durch Sturz
logon im sogenannten leukadischen Sprung' vom Felsen durch die Hand des Meleagros
haben, ist es dann Zufall, dafs nach Charon 30 gefunden hatte, Pherekydes im Schol. Townl.
von Lampisakos bei Paus. mul. virt. 18 Phobos 11. 2, 212; Usener 46. An die Sage vom Ai-
von Phokaia zuerst jenen Sprung gethan haben sopos erinnert lebhaft die von Plut. praec. reip.
soll? ger. 32 überlieferte Erzählung, die gleichfalls
Abweichend von der gewöhnlichen Annahme, in Delphoi spielt: Orgilaos, Sohn des Pharis,
dafs die Austreibung bez. Tötung des Phar- löst seine Verlobung mit der Tochter des
makos als Sühnemittel diene, kommt Mann- Delphiers Krates wegen eines ungünstigen Vor-
hardt 131 ff. 138 (vgl. 123 f.) zu dem Resultat, Zeichens, da während der Libation der Misch-
dafs der Pharmakos den Wachstumsgeist dar- krug von selbst zerbricht, und entfernt sich
stelle, der „durch Behang mit Feigen und durch mit seinen Vater, 6 8h Ko&xng oliyov vötspov
das Schlagen mit den belaubten Feigengerten -10 &i>ovaiv avtotg vitoßcclcav xqvgLov xi x&v
auf den übrigen Körper, mit den Meerzwiebeln Isq&v naxsxQij^ivißs xbv 'ÖQyiXaov kcci xbv
(vgl. d. A. Pan Bd. 3 Sp. 1357, 20 ff.) sig xb ntog adeXcpbv axoLxovg. Auf Tötung des Pharmakos
von den wachstumhindernden Mächten befreit durch Sturz vom Felsen scheint Zeugnis 2
und zur Herstellung der Gesundheit und zur (Sp. 2277) hinzuweisen. Als analoge Erscheinung
Prokreation im nächsten Jahre fähig gemacht weisen Usener 48 und Toepffer 144 ferner auf die
werden sollte". Steinigung des Neoptolemos durch die Delphier
Kehren wir zur Legende des Istros zurück. hin {Eur. Andr. 1128) wegen angeblichen
Schon Mercklin 27 (63) bezeichnete als dunkel- Tempelraubes (ebend. 1093 ff) oder wegen des
sten Punkt der Sage die Mitwirkung des Raubes des heiligen Opferfleisches (Pherekydes
Achilleus und suchte diese durch eine für 50 im Schol. Eur. Andr. 1128). Wenn Achilleus,
Athen zwar nicht nachweisbare, aber sonst weil er die zum Opfer für Artemis bestimmte
bezeugte Beziehung des Achilleus zu Apollon Iphigeneia der Opferung entziehen will, von
zu erklären, indem er darauf hinwies, dafs den Griechen mit Steinigung bedroht (Eur.
Achilleus durch die Geschosse des Apollon 1. A. 1350), ja nach anderer Überlieferung
selbst oder nach anderer Überlieferung im (Bd. 1 Sp. 32, 19 ff.) durch Steinwürfe schwer
Tempel des Gottes seinen Tod findet; auch verwundet wird, dürfte dieser Zug der Sage
durch den Besitz der Heilkraft und Mantik auf gleicher Anschauung beruhen: Strafe rar
stehe er dem Apollon nahe. Toepffer 144 meint, den Versuch, etwas Gottgeheiligtes seiner Be-
dafs die an sich auffällige Erwähnung des Stimmung zu entziehen, wenn hier allerdings
Achilleus in einer attischen Kultlegende ihre 60 auch nicht Apollo, sondern seine Schwester in
erklärende Deutung durch den unten (Sp. 2282) Betracht kommt. Auf ähnliche Weise ist es
erwähnten Mythos seines Sohnes Neoptolemos wohl zu erklären, wenn die Arkader den Aristo-
finde. Mannhardt 125 schliefst aus der Er- krates steinigen, der im Tempel der Artemis
wähnung des Achilleus, dafs der Ursprung und Hyninia die Priesterin der Göttin geschändet
der Brauch der cpccgiia-Hoi in einer Landschaft hatte, Paus. 8, 5, 12. Auch in der Erzählung
gesucht werden müsse, die im Leben des des Paus. (10, 2, 4; vgl. auch Philo bei Euseb.
Achilleus eine Rolle spielte, Thessalien, Skyros pr. ev. 8, 14, 33), dafs sich Philomelos, der
u. s. w. Usener kommt in seiner gründlichen Anführer der Phoker und Plünderer des apolli-
2283 Pharmakos Pharnake 2284
nischen Teuipelsehatzes, von einem Felsen her- Winckelmannsprogramni) 60, gegen den ich
abgestürzt habe, erkennt Toepffer 144 denselben bemerke, dafs der von Pausanias hier sowie
Zusammenhang, und dafs das Herabstürzen von 5, 18, 2 gebrauchte Ausdruck qpapftorKo: ddivcci
Felsenhöhen überhaupt als Strafe für Tempel- offenbar auf Hom. II. li, 741 zurückgeht . .
raub festgesetzt war, fügt Patts, a. a. 0. hinzu: Äya^9r\v, r) xogu cpaQ^uvu ij8r\ v.xl. Robert
ixix ay,xo Ss vul ullojg xolg Ä^iy.rvÖGLV ig xovg selbst erkennt in der strafenden, gewöhnlich
avlmvtag avtr\ i) Sinn. Vgl. auch K.F. Hermann, als <puQn.uv.Lg (s. Sp. 2276) bezeichneten Frau
Abli. d. Ges. d. Wiss. zu Götting. 6 (1853 — 55), eine Göttin, wahrscheinlich Jiv.i], die mit
302 und die von ihm herangezogene Stelle aus einer Mörserkeule den Tempelräuber straft
Philo de provid. 2, 28: lex erat statuta, sacri- 10 (vgl. oben Sp. 2276, 22 ff. , wo diese <puQ[iuv.ig
legum aut dari praecipitem aut demergi aut \lvyQwv] als eine der beiden Moiren gefasst ist).
cremari. Und die Erzählung, dafs die Perser Dieterich, Nekyia 68 f. meint, die Strafe werde
(Herod. 8, 37. Diod, 11, 14. Ulrichs a. a. U. hier durch Gift vollzogen, einer allgemeinen
53, 11) und später die Gallier (Paus. 10, 23. Strafe, wie sie auf der Oberwelt als Todes-
Iustin. 24, 8), die das delphische Heiligtum strafe üblich war, berührt sich also mit Welcher,
plündern wollten, durch herabstürzende Felsen Kl. Sehr. 5, 103. Robert findet es auffällig,
und Steine ihren Tod fanden, beruht auf der- dafs der strafenden Figur die Beischrift auf
selben Anschauung, dafs für den Tempel- dem Gemälde gefehlt haben sollte. Da wir
räuber die Steinigung die gebührende Strafe nun aber nach der Kultlegende des Istros be-
ist. Vielleicht gehört auch die dem Tantalos 20 rechtigt sind, den (puQ^uxog als Typus des
wegen seines Raubes von Nektar und Am- Isgoßvlog aufzufassen, da man ferner wenig-
brosia drohende Strafe, der über seinem Haupte stens in der Zeit nach Hipponax (s. oben)
schwebende Fels, dessen Herabsturz er immer cpuQiiuv.ög ohne weiteres neben ya.QiLuv.ov fGift'
fürchten mufg , in den Kreis derselben An- stellte, sollte da nicht in der Strafe durch die
schauungen, Pind. Ol. 1, 58 ff. (90 ff.). Auch der cpuQ(iuv.ig ein Hinweis liegen auf die, wenn
Kultgebrauch von Leukas gehört hierher: alljähr- auch ursprünglich nicht vorhandene, Gleich-
lich bei einem Feste des Apollon wurden Ver- setzung von IsQOGvXog = <PuQ[iuv.6g? Man
brecher (xig xäv iv ulxiu övtcov) vom leukadi- denke auch daran, dafs das Gemälde des
sehen Felsen u-jioxQOTti]g %Üqiv herabgestürzt; Polygnotos in Delphoi sich befand und dafs
doch suchte man nach Möglichkeit den Sturz 30 Pharmakos heilige Schalen des Apollon ge-
zu mildern, indem man an das Opfer Flügel und stöhlen (is qogvXs lv\) hatte. Nach Luc. dial.
Vögel anband und es unten mit Kähnen er- mort. 30, 1 freilich wird der IsQÖGvXog von der
wartete, um es womöglich aufzufischen und Chimaira zerrissen. [Höfer.]
dann über die Grenze zu schaffen. Vgl. auch Pharnake? (<PuQväv.r\^). Bei Hesych. s. v.
den Brauch von Hylai, nach dem dem Apollo Kiv[v]i<Qug- 'AiröXXwvog xul $uqvu . . . nuig,
heilige Männer von steilen Abhängen und Felsen ßuoilsvg KvnQicov liest man allgemein nach
herabsprangen. Paus. 10, 32, 6. 0. Müller, der allerdings nicht ganz zweifellosen Über-
Dorierl, 232 f. 259 f. Toepffer 145. Att. Gen. 266. lieferung bei Suidas s. v. KuxayrjQaGcag: Ki-
Dieterich, Nekyia 27 f. v. Wilamowitz, Hom. vvQug . . . anöyovog fPuQvdyr]g, ßuadivg Kv-
Unters. 73, 2. — Beachtenswert ist, was Meister, 40 rtoiav (s. Bernliardy z. d. St.) ='A7töll(ovog %ul
Abh. d. philol. hist. Kl. d. K. S. Ges. d. Wiss. 13, $uQvä(v.r\g) ltalg, s. Schmidt zu Hesych. a. a. 0.
689 Anm. 1 ausführt (vgl. auch Berglc z. Hippon. Ob derselbe Name in der korrupten Stelle
fr. 5), dafs bei Hipponax (fr. 43, 4) qxxQ^äyov Append. Proverb. 4, 68 p. 450: KivvQug r\v
'Heilmittel' die mittlere Silbe kurz hat, wäh- a7töyovog^cx.QHr]f ßuaiUojgKvTTQicov wiederkehrt,
rend unser Wort' (puQ^uKog (cpuQiLccxög), das bei ist sehr zweifelhaft, da hier, wenn die Lesart
den Attikern die mittlere Silbe gleichfalls kurz ßuadicog richtig ist, (DdQurjf ein männlicher
hat, bei Hippon. fr. 5 diese lang zeigt. Meister Name ist; oder man mufs mit Suidas statt
bezeichnet den Ursprung und die Bildung von ßu6ilsag lesen ßuailsvg. Um Übereinstimmung
unserem cpuQ^uyog als unbekannt und fährt zwischen Hesych. einerseits und Suidas- Append.
fort: f Die Annahme, dafs das Wort bei Hipponax 50 Prov. andererseits zu gewinnen, müfste man
in ursprünglicher Messung gebraucht und bei an den letzteren Stellen uitoyovog in der selte-
den Attikern nach (pÜQiiuyov die mittlere Silbe nen Bedeutung von rSohn' auffassen. Es kommt
verkürzt sei, ist, soviel ich sehen kann, zulässig. ferner hinzu, dafs man bei genealogischen An-
Auch könnte, wenn *cpa.Qiiufog zu Grunde läge gaben in erster Linie den Vaternamen erwartet
(vgl. Snnßh, The voivel System 43) bei Hipponax oder die Namen beider Eltern, aber nicht, wie
*q>äQn,uy.v.og, bei den Attikern q.ÜQ^uyog ent- man bei Suidas anzunehmen gezwungen ist,
standen sein'. Hiermit müssen wir uns be- lediglich nur den Mutternamen. Auf Grund
gnügen; doch sei es noch gestattet, eine Ver- der angeführten Stellen hat Muncker auch bei
mutung zu äufsern, durch die vielleicht auf Apollod. 3, 14, 3 den Namen (PuQväxr] einge-
die viel besprochene Stelle des Pausanias (10, 60 setzt. Apollodor berichtet, dafs Sandokos (San-
28, 5) in der Schilderung des Gemäldes des dakos, Wernicke, Aus der Anomia 75), der
Polygnotos in der Lesche zu Delphoi ein Ururenkel des Kephalos (Kephalos-Tithonos-
Licht fällt: neben dem Manne, der gegen seinen Phaethon-Astynoos-Sandokos), aus Syrien nach
Vater gefrevelt hat, sagt Pausanias, lsqu Kilikien gekommen sei, dort Kelenderis ge-
c>£6v%r]v.(ag &vi)q intb6%s dixnv yvvr\ 8\ r\ gründet und die Tochter des Megassares (so,
yolülovGu uvtbv cpaQtiuxu ullu t£ v.ul ig nicht Megessares), des Königs der Hyrier in
uiyiuv olSev av^Qm-ncav. Die ältere Litteratur Isaurien (TQiimv statt der überlieferten Zvgiiav
hierüber verzeichnet Mobert, Nekyia (16. Hall. hergestellt von Hercher, Philol. 6 [1851], 573)
2285 Pharnakes Pharo 2286
S
geheiratet und mit ihr den Kinyras gezeugt am Tanais eigentümlichen Mysterien der Aphro-
habe; der Name dieser Tochter lautet in den dite von Tanais und Pharsiris herrühren',
meisten Handschr. Oavänn, nur zwei Parisini Darnach fällt die Aphrodite Tanais weg und
bieten ®aivdyc.r\. Das von Mwncker dafür ein- wir haben drei Heroen oder Dämonen, Phar-
gesetzte <&aQväw.r\ ist von allen späteren Heraus- nuchos, Pharsiris und Tanais, letzteren als Epo-
gebern aufgenommen und auch von E. Meyer, nymos des gleichnamigen Flusses, von dessen
Ztschr. d. d. morg. Gesellsch. 31 (1877), 737, 3 göttlicher Verehrung bei den Massageten Mo zu-
gebilligt worden; nur Movers, Die Phönizier mus von Tyros (Diss. 8, 8) berichtet. Den Phar-
1, 459, 3 behielt das überlieferte 0ccva.nr} bei, nuchos erklärte Movers a. a. 0. (vgl. 460) für
das er = Tanais (Tanit, Anaitis)_ setzte. Bei 10 einen assyrisch-persischen Sonnengott, identisch
der dürftigen und z.T. korrupten Überlieferung mit Phamos (s. d.) und dem von den ponti-
ist eine Entscheidung nicht zu treffen. Doch sehen Königen hoch verehrten Mi]v <f>apvdv.ov;
dürfte dem überlieferten &avdxi] paläographisch ebenso urteilt Blau, Beiträge zur phönikischen
näher <f>avdxn kommen, das durch den nrysi- Münzkunde in Ztschr. d. dtsch. morgen!. Ges.
sehen Namen des Dionysos, <Puvdxr\g (s. d.), 9 (1855), 87, der auf Münzen von Sinope mit
eine gute Stütze findet. [Höfer.] der Darstellung eines Gottes die Legenden
Pharnakes s. Pharnaku. Pharnakh und Pharnoukh entziffert zu haben
Pharnaku ((Papvdixov), Beiname des Men ; s. glaubt und die Möglichkeit einer Identität von
Bd. 2 S. 2690. 2752, wo nachzutragen ist Pharnakes-Pharnos mit Varuna annimmt. Gegen
P. Kretschmer , Einleitung in d. Gesch. d. gr. 20 Movers erhebt Einspruch Windischmann a. a. 0.
Sprache 198 Aum. , der daraufhinweist, dafs, mit dem Bemerken, dafs Pharnakes nicht gleich
wenn der Mondgott in Kappadokien und Mysien Pharnuchos sei, und wäre dies auch der Fall,
<Papvcixrig geheifsen hätte (so Iusti, Altiran. so sei doch ein Sonnengott Pharnuchos noch
Namenbuch s. v. und die Litteratur Bd. 2 S. 2752, nicht so sicher erwiesen. Übrigens seien <f>ao-
18 ff.), man Mhtv <DapvdY.i]g , nicht <&apvdv.ov vov%tjs oder (f>apvov%og persische Namen (Herod.
erwarten würde. Ausgehend von dem könig- 7, 88. Aesch. Fers. 313), und so deute die
liehen Schwur der pontischen Fürsten (Bd. 2 Notiz des Iamhlichus auf persischen Kultus
S. 2690, 8) bei xv%r\v ßa6ilicog xal Mfjvcc <5orp- zurück, den er aber nicht zu vermitteln wisse.
räxov und der Erwägung, dafs tf>apvdv.r\g der Die Gottheit 'Pdpötpig vergleicht Movers mit
Name des Stammvaters der kappadokischen 30 dem skythischen Apollon Olxdavpig (Herod. 4,
Könige (Diod. 31, 19, 1) und zweier pontischen 95), wo man jetzt aber Oixoovpog (s. d.) schreibt,
Fürsten war, kommt Kretschmer zu dem Resultat, und zieht die Glosse bei Hesych. dpa' TLciq&oi
dafs Tvp] ßaatlicog und Mi]v $>upvdxov gleich- giyala heran; dagegen erweist v. Gutschmid
bedeutend seien, Mr'jv also = rxv%rf oder etwa a. a. 0. aus Strabo 16, 785, wo berichtet wird,
lat. cgenius' sei und ursprünglich eine chtho- dafs der Name TLapvGaxig eine griechische Ent-
nische Bedeutung (vgl. den Men %axa%%-6viog) Stellung des persischen Namens tfrdp&pig ist,
gehabt und mit Seelenkult in Verbindung ge- dafs (Pdpoiptg ein weibliches Wesen sei. Der
standen habe. — Eine Münze von Pharnakeia Name bedeutet nach Pott, Ztschr. d. deutsch.
in Pontos zeigt das Brustbild des Men, die morgevl. Gesellsch. 13, 442 'von zahlreicher
Mütze mit Lorbeer bekränzt, an den Schultern 40 Nachkommenschaft', nach Lagarde, Gesammelte
Gewand und Mondsichel, Imhoof -Blumer , Klein- Abhandl. 183 vgl. Armenische Stud. 155 nr. 2287
as. Münzen 1, 5 Taf. 1, 3. [flöfer.] r Glanzgesicht' = paray'hir. Ist es vielleicht
Phamos (3>api>og), König von Medien, von möglich anzunehmen, dafs der zweite Bestand-
Ninos, dem König der Assyrier, in der Schlacht teil des Wortes <&äp-oipig (über die erste Silbe
besiegt, mit seinem Weibe und sieben Kindern farr = Majestät s. d. A. Pharo, Pharro) den
gefangen und gekreuzigt, Diod. 2, 1. Vgl. (nach Eust. und Schol. Dion. Per. 14) ein-
rharnuchos. [Stoll.] heimischen Namen des Flusses Tanais — Eilig
Pharnuchos (<&apvov%og). Bei Jambl. Dram. 9 — mit Wechsel der Liquiden l und q enthält?
(Phot. bibl. c. 94 p. 756 = Parthenius ed. Passow [Höfer.]
p. 42) heifst es: Uysi ovv cog iv naptvö-rixr] so Pharo, Pharrho (&APO, &APPO), mann-
tet xov xr)g 'AcpQOÖixr\g hpov , xal mg dvdyxr} liehe Gottheit auf Münzen des Kanerki und
rüg yvva.iy.cig ixsios cpoixmöag dnayyillsLv Srj- Ooerki, in verschiedenem Typus dargestellt,
lioGict xd iv reo vaco avxaig ögmiisva öveipa' iv bisweilen mit Flügeln, auf der linken Hand
co nal xd nspl <I>apvov%ov y.äl 4>ap6ipidog einen Berg oder Feuer haltend, Wilson, Ariana
Kai Tavdidog, dep' ov xal Tdva'ig 6 itoxa- antiqua 375, 3 Taf. 14, 3. V. Sollet, Die Nach-
zog, l?7TX0Lii:pcbg dtt^ipxsxat, v.a.1 ort xd xtpl folger Alexanders d. Grofsen in Baktrien und
xbv xöitov xul xi)v %wpav xov Tavdidog xoig Indien 198. 206. Gardner, Cat. of indian coins
■x.axoiY.ov6iv AcpQodixi]g [iv6xi]pta Tavdidog in the Brit. Mus., Greek and scythic kings of
y.al <f>ap6Lpici6g kißiv. Während Movers, Baktria and India, Introd. LXIIIf. p. 132, 29
Die Phönizier 1, 626 aus den letzten Worten 60 pl. 26, 15; p. 150 ff pl. 28, 25. 26. 27. 28. 29.
eine Acppoöixr} Tdva'ig erschlofs, eine An- 30. 31. Nach Georg Hoffmann, Auszüge aus
sieht, der sich auch Wind isch mann, Die per- syrischen Akten persischer Märtyrer in Abhandl.
sische Anahita oder Ana'itis in Abhandl. d. f. d. Kunde d. Morgenlandes 7, 3 (1880) S. 149
philos.-philol. Gl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. ist (Pappo „für eine Personifikation des zendi-
8 (1856), 127 anschlofs, übersetzt v. Gutschmid, sehen hvarenahh 'als Hoheits- und Siegesglanz'
Kleine Schriften 3, 266 die Worte xal oxi xd zu halten"; ähnlich übersetzt es v. Gutschmid,
■jtsqI xbv xonov v.xl. folgendermafsen: 'und dafs Geschichte Irans 165 mit 'königliche Majestät',
die den Umwohnenden des Ortes und Landes abgeleitet von zend. hvarenö = persisch farr,
2287 Pharos Phausiades 2288
vgl. Spiegel, Beiträge z. vergl. Sprachforschung sithea b. Phot. v. Af-cotiÖQtov. Arsen, p. 333.
5, 390ff. Hübschmann, Kuhns Zeitschr. 26, 604. Schol. Liban. declani. 27. Praxithea b. Aelian.
W. Schulze, ebend. 33, 218 Anm. 3.— Chr. Lassen, V. N. 12, 28. [Stoll.]
Indische Alterthumskunde 2, 842 leitet <&uqo Phassos (^>daaog), einer der Söhne des
von Vära, das im Zend. 'Regen' bedeutet, ab Lykaon, Apollod. 3, 8, 1. [Stoll.]
und sieht in dem dargestellten Gott den Ver- Phatis (<Päxig) = Pheme (s. d.), Soph. Oed.
breiter des befruchtenden Regens; noch andere B. 151 und Triclin. z. d. St. [Höfer.]
haben <Puqqo von frädha 'Schöpfer' abgeleitet; Phasyleia (^aavXnu), eine Bakchantin, Toch-
vgl. v. Gutschmid a. a. 0. Anm. 4. [Höfer.] ter der Methe, Nonn. Dion. 20, 125. 21, 84.
Pharos (^ägog), Steuermann des Menelaos 10 [Stoll.]
(oder der Helena), der auf der Insel Pharos Phatnios (<Päxviog), Beiname des Zeus auf
bei Alexandria durch den Bifs einer Schlange einer Weihinschrift aus der Nähe von Laodikeia
getötet und daselbst begraben wurde. Von combusta, Athen. Mitth. 13 (1888), 237, 10.
ihm hatte die Insel ihren Namen, Steph. Byz. [Höfer.]
s. v. Hekataios b. Herodian. it. \iov. Itt,. 2, 36 Phaun (qpaun) erscheint als etruskische Form
(Müller, Fr. bist, gr. 1 p. 20 fr. 287); vgl. des griech. Phaon (s. d. ; Deecke in Bezzenbergers
v. Gutschmid, Kleine Schriften 1, 46 u. d. A. Beitr. 2, 170 n. 106) auf einem Bronzespiegel
Kanobos. Nach Antikltides b. Schol. Od. 4, 355. von Cerveteri, veröffentlicht von Bnnin im
Eustath. p. 1500, 12 und Oros b. Et. M. s. v. Bull, dell' Inst. 1865, 243 und von Fabretti,
war er von Geschlecht ein Karer, welcher von 20 G. I I nr. 2346 bis d. Ein zweites Mal haben
der durch Paris entführten Helena gewonnen wir den Namen in der Schreibung faun auf
worden war, sie nach Lakedaimon zu Menelaos einem Bronzespiegel unbekannter Herkunft, er-
zurückzuführen. [Stoll.] wähnt von Garrucci, Ann. dell' Inst. 1861, 169
Pharsalos ($äQ6cdog), Sohn des Akrisios, und von Fabretti, C. II nr. 2513 ter. -- Auf dem
Gründer der thessalischen Stadt Pharsalos, Spiegel von Cerveteri sitzt ein Jüngling „di
Steph. Byz. s. v. [Stoll.] aspetto apollineo" (Brunn) mit reicher Krone,
Pharte s. Phartis. mit einem Mantel um die Hüften, in der
Phartis(3>apr/g), Danaide, vermählt mit Eury- Linken die Leier, in der Rechten das Piektrum,
damas, Apollod. 2, 1, 5; früher las man ^aQxiy, mit der Beischrift qpaun. Vor ihm, in einen
Heyne vermutete <P<xq7] oder <J>ävxr\ , Herchcr 30 langen Mantel gehüllt, der bis über den Hinter-
<&uivaQtxT]. [Höfer.] köpf reicht, steht auf den Fufsspitzen, als ob
Pharygaia (<pccQvyaict), Beiname der in sie tanzte, eine weibliche Gestalt mit der Bei-
Pharygai (dem homerischen Tarphe), einer schrift evrqpia. Im Hintergrunde, wie in Ge-
Pflanzstadt des argivischen Pharygai, verehr- danken versunken und in einen Chiton ge-
ten Hera, Strabo 9, 426. Steph. Byz. s. v. kleidet, sitzt eine andre weibliche Gestalt ohne
(pccQvyca. [Höfer.] Beischrift, die eine Kiste auf dem Schofs und
Phasiane (^aßiaviq) 1) Die von Arrian. in der Rechten ein discerniculum hält. Auf
peripl. Font. Eux. 9, 1 erwähnte <&<xGiavi) ftsög, dem Spiegel unbekannter Herkunft haben wil-
deren Statue in der Nähe der Mündung des gleichfalls drei Personen : zunächst einen sitzen-
Phasis auf dem rechten Ufer des Flusses sich 40 den Jüngling, mit dem Pallium bekleidet, auch
befand, wird von Arrian selbst für identisch liier mit Krone, Leier und Piektrum und der
mit der Rhea erklärt; die Göttin hielt in der Beischrift faun; ihm gegenüber sitzt eine gleich-
Hand ein Kymbalon, zu ihren Füfsen lagen falls mit dem Pallium bekleidete Frau in
Löwen , und ihre Haltung . glich vollständig trauriger Haltung mit der Beischrift sleparis :
dem von Pheidias für das Metroon in Athen zwischen beiden kommt eilenden Schrittes eine
gefertigten Standbild der Göttermutter. Vgl. andere Frau an, auch sie mit dem Pallium be-
Bd. 2 s. v. Kolchis nr. 2 Sp. 1269 s. v. Meter kleidet und rutapis genannt. Dafs die beiden
Sp. 2854, 46 ff. — 2) Beiname der Artemis, Zosim. Formen qpaun und faun die gleiche Persönlich-
1, 32 p. 31 ed. Bonn. nlvalov xov <I>dötdog, h>&a keit bezeichnen, zeigt die gleiche Ausstattung
xca xb xfjg (frccaiaviig 'ÄQxiybidog . . Uqov, viel- 50 derselben in beiden Darstellungen. Gaimt/rrini
leicht mit nr. 1 identisch. [Höfer.] (Ann. 1861, 169) deutet die beiden Namens-
Phasis (<l>ä6tg), 1) Flufsgott in Kolchis, Sohn formen auf den mit der Sappho in Beziehung
des Okeanos und der Tethys, Hes. Th. 340. gesetzten Phaon, und da Rhodopis (rutapis)
Über seine vermeintliche Darstellung s. Kolchis eine Liebschaft' mit Corassus, dem Bruder der
nr. 2. Er heifst Sohn des Helios und der Sappho, hatte, so wird man das wohl nicht
Okeanine Okyrrhoe und tötete diese, weil er gut leugnen können, aber andrerseits steckt in
sie im Ehebruch betroffen hatte und stürzte dem Jüngling „di aspetto apollineo" — auch
sich, von den Erinyen rasend gemacht, in sein Name (P<icov „der lichte" zeigt das —
den Flufs Arkturos, der nach ihm Phasis ge- ohne Zweifel ein Niederschlag des Sonnen-
nannt ward. Pliit. de fluv. 5, 1. Vater des 60 gottes. Zu den Namen evrqpia, rutapis und
Kolchos, Eustath. Dion. Per. fi89. Mnaseas sleparis vgl. die Artikel s. vv. [C. Pauli. |
b. Schol. Theoer. 13, 75. — 2) <&Ü6ig, Troer, Pbausiades (^ixvatddng), heifst Apisaon (s. d.
von Neoptolemos erschlagen, Quint. Sm. 10, 89. nr. 1) als Sohn des Phausias oder Phausios,
[Stoll.] Hom. 11. 11, 578. Der Name Phausias klingt,
Phasithea (ßucidsa), eine der drei Töchter wie Düntzer, Jahrb. f. klass. Phil. Suppl. 3
des Leos (s.d.) in Athen, welche sich für dasVater- (1857 — 1860), 861 bemerkt, ebensowenig wie
land opferten, Apost. 10, 53. Schol. Dcmosth. der Name seines Sohnes Apisaon an einen
or. 54, 7. Suid. v. Ascoxoqiov. Sie heifst Phra- griechischen Namen an; deshalb hält Düntzer
2289 Phausios Pheidas 2290
statt (&ccv6id§r]g Avßidövg (vgl. avoiog lbykos nennt den Amphiphanes und Ganyktor, sowie
fr. 51 Bergk* p. 250) für möglich, wenn auch deren Schwester Klyniene als Kinder des Ph.
nicht für nötig. Nach Fick-Bechtcl, Die griech. und erzählt, Stesichoros sei der Sohn der Kly-
Perso nenn amen 416 'weist <[>uvciddr}g auf $av- niene und des Hesiod. Herodot. 9, 26 nennt
6iog, einen deutlichen Kurznamen zu dem Götter- als Sohn des Ph. den Eeropos (oder Aeropos),
beiwort qxxvalußQOTog 'TntQiovidag Pindars (Ol. dessen Sohn Echemos im Zweikampfe den
7, 39) = (paeaiiißQotog'Hwg (Hom. II. 24, 785)'. Hyllos besiegte und tötete.
Vgl. auch Ihiersch, Abb. d. philos.-phil. Gl. d. 2) Ein Trojaner, Sohn des Dares, eines
bayr. AJcad. d. Wiss. 8, 11. Vgl. Phausterios. Priesters des Hephaistos, der zwei Söhne hatte,
[Höfer.] 10 den Phegeus und Idaios. Pheg. wurde von
Phausios s. Phausiades. Diomedes im Kampfe getötet, während Idaios
Phausterios (^av6ti']Qiog), Beiname des Bio- entfloh. Hom. H. 5, 9 ff. Tzetzes Hom. 53.
nysos, der bei Byk. 212 dcä^icov 'Ev6Q%r,g $i- Die SchoJ. II. 5, 542 (ed. Bekker) tadeln die
yalhvg $avöTi]Qiog heifst; den Namen erklärt Flucht des Idaios beim Tode seines Bruders
Schol. u. Tzetz. von dem Fackelglanz bei seinen als gegen die griechische Sitte verstofsend.
Mysterien, jedoch fügt Tzetzes hinzu iyco Si 3) Ein thebanischer Held im Kriege der
qprjfu aXXfiyoQiTuoTEQcog JiövvGov <f>ctv6Ti'}Qiov Sieben gegen Theben. Stat. Hieb. 2, 609. TJieb.
Siu ri]v tov oi'vov &£qii6ti]tc<. Vgl. Phausiades. 12, 596 wird er fidissime Phegeu angeredet.
[Höfer.] 4) Ein anderer Trojaner und Begleiter des
Phega(?) heifst eine Tochter der Niobe bei 20 Aeneas, Verg.Aen. 5,263 u. 9, 265. Im Kampfe
Lactant. ad Stat. Iheb. 3, 198 und Phegiaf?) b. entflieht er vor dem anstürmenden Turnus auf
Mythogr. Vatic. 1, 156. An beiden Stellen ist seinem Streitwagen, wird von ihm verfolgt
wahrscheinlich zu schreiben Phthia, wie eine und mit der Lanze durchbohrt, Verg. Aen. 12,
Niobetochter b. Apollod. 3, 5, 6 heifst, oder 371. [v. Lichtenberg.]
Phaetha, die sich findet bei Tzetz. Ghil. 4, 141. Phegouaios (^rjycovalog). In dem Gebete
Stark, Niobe S. 96. [Stoll.] des Achilleus an Zeus (Hom. K. 16, 233): Zsv
Phegaleus s. Phigaleus. arcc JcoScovccls, TIel(xGyiy.e, Tnlo&i vcäcov,
Phegea, eine Tochter des Priamos, Hyg. f. doid'wvrjg uedtcov v.xl. las Zenodot nach Schol.
90. Der Name ist korrupt. [Stoll.] Hom. a. a. O. statt JaScovuiz : (Drjyavais, das
Phegeus (^vysvg), ein mehrfach in der Dich- 30 nach Suid. bei Steph. Byz. s. v. JcoSöivri =
tuug vorkommender Name. 1) Ph., Sohn des F. H G. 2, 463, 4 Beiname des Zeus in Skotussa
Alpheios, Brudes des Phoroneus. Er ist König war, vgl. Carapanos, Dodone et ses ruines 133.
von Phegea, einer Stadt in Arkadien, die erst Sachs. Ber. 16, 131. 192. Gott. Gel. Anzeigen 159
Erymanthos, dann Psophis hiefs. Charax bei (1897), 654. E. Meyer, Forsch, z. alt. Gesch.
Steph. Byz. s. v. ^-nytia. (Dieselbe Stelle auch 1, 45, 2. Auch der von den Griechen mit Zeus
bei Müller, fr. bist. gr. 4 p. 638, 7, ähnlich identifizierte phrygische Himmelsgott Bagaios
Paus. 8, 24, 2). Auch Hygin. fab. 244 u. 255 (s. Bd. 1 Sp. 745, wo statt [isyccg, Tcölvg, zc<%vg
nennt ihn Sohn des Alpheios; in fab. 255 er- mit IJrexler Bd. 2 Sp. 2552, 36 f. ^.tyag nolv-
scheint die wohl irrige Schreibart Phlegeus. 6ra%vg zu lesen ist, ferner Anonym. Ambros.
Alkmaion kommt auf der Flucht nach dem 40 265, 22. Anonym. Law. 266, 18 in Anecd. ed.
Muttermorde zu Ph. und wird von ihm ent- Schocll-Studemund 2. Bäthgen, Beiträge zur
sündigt, worauf Alkmaion die Arsinoe, Tochter sentit. Religionsgesch. 77. O.Gruppe, Griech.
des Ph., zur Gattin nimmt und ihr den Schmuck Kulte u. Mythen 1, 119, 1. E. Meyer, Gesch.
und den Peplos schenkt. Als A. später die d. Altert. 1, 304 § 254), den man gewöhnlich
Kallirrhoe zur Frau nahm und ihr den durch vom skr. bhäga, altpers. baga, slav. bog ,,Gott"
Betrug wieder erlangten Schmuck schenkte, ableitet, bedeutet nach Torp, Indogerm. Forsch.
wurde er auf Befehl des Ph. von dessen Söhnen 5, 193; P. Kretschmer, Einleit. in d. Gesch. d.
Pronoos und Agenor ermordet (Apollod. Bibl. gr. Sprache 198 s. v. a. <&i]yiovcäog von einem
3, 7, 5. Paus. 6, 17, 6 u. 8, 24, 10), wo die Söhne phryg. tbägä = ahd. buohha, dor. qpöyds, lat.
aber Temenos undAxion heifsen. Die Hochzeit 50 fagus. Über die Beziehung des Zeus zur Eiche
des Alkmaion mit der Tochter des Phegeus vgl. Wagler, Berl. Studien 13, 2 S. lff. u. (nach
wurde auch von Eitripides dramatisch ver- Bericht in Wochenschr. f. kl. Philol. 1903, 696)
wertet; s. Suidas s. v. nsv&tQcc. Auch andere A. B. Cook, The class. Beview 17, 1903), 174ff.
Schriftsteller spielen auf die Sage von Alkmaion [Höfer.]
an, Or. met. 9, 412. Bei Hygin. fab. 255 ist Pheidas ((Piidag), Athener, Genosse des
es Phegeus selbst, der den Alkmaion tötet; Menestheus vor Troia in der athenischen Inter-
und ebenda erzählt Hygin., dafs er auch den polation Hom. II. 13, 691; vgl. Herodian ed.
Eurypylos ermordet habe, während er fab. 244 Lentz 2, 651, 27. Es ist dies eines der vielen
als der Mörder seiner Enkelin, des Kindes Beispiele von Aphaeresis bez. Prosthesis bei
seiner Tochter Alphesiboia, genannt wird. 60 Eigennamen = Ä-cpttdag (mythischer König
In dem certamen Homeri et Hesiodi (ed. von Athen), vgl. v. Wilamowitz, Homer. Unter-
Bzach p. 246) hält sich Hesiod am Hofe des .suchungen 18, 6. Isyllos 55, 1 E. Maafs,
Phegeus auf und wird von dessen Söhnen Parerga AU. [Ind. Schol. Gryphisw. 1889, 90]
Amphiphanes und Ganyktor unter dem Ver- S. 7. Usener, Bhein. Mus. 53 (1893), 350, 1.
dachte, mit ihrer Schwester ein Liebesverhältnis Nach Fick-Bechtel, Die gr. Personennamen 412
zu unterhalten, ermordet und ins Meer ge- gehört der Name Pheidas vielleicht zu Aphidna
worfen. Tzetzes (in Müller fr. bist. gr. 2 p. 144, (vgl. Phidnos = Aphidnos; s. u. unt. Phidnos).
115) spielt auch auf diese Geschichte an, er Zur Deutung des Namens Apheidas, der auch
2291 Pheidia Pheme 2292
auf einer heroisierten Opferscene begegnet ant. 24 sq. tab. I ; Inghirami, Monum. etr. tom. 2,
(de Witte, Elite ceramogr. 2, 108. Heydemann, (= vol. 3), 416, tav. XXXIX et Galler. omer.
Pariser Antiken [12.Hall.Winckelrnannsprogr.] 1, 107. tav. L; A. de Montigny in der Eevue
S. 89 nr. 9), s. Bd. 3 Sp. 1238, 40 ff. u. v. Wilamo- archeöl. 4, 285. pl. LXYni, nr.4; Baoiä-Bochette,
witz, Hom. Unters. 70, 1 (== 'Freigebig'). Monum ined. (Odyss. 290) und im Journal des
[Höfer.] s'avants 1834, 712 und von Fabretti , C. I. I.
Pheidia (rpsidia), Pheidios (<I>Hdiog). Beide nr. 45. Die Szene stellt den Philoktet und
Beinamen stehen im Genetiv (Pttdiag bez. <Ptt- seine Heilung durch Machaon (ma^an) dar, wie
diov, ersterer als der Athene (Anonymus das die Schlange am Boden und allerhand
Laurent, in Anecd. var. ed. Schoell-Studemund 10 Heilgerät auf einem Stuhl oder Tischchen dar-
1, 269, 32), letzterer als der des Zeus (ebend. thun. Von der Beischrift des Philoktet sind
1, 267, 97). Die Beinamen sind durch die zwei das i und et nicht mehr sicher zu lesen; statt
Hauptwerke des Pheidias, die Pallas Athene des et lesen andre &, also qpeliu#e. Die rich-
im Parthenon und den Zeus in Olympia zu tige Lesung läfst sich nicht mehr feststellen,
erklären. Vgl. Phidiacus Iupiter , Propert. [C. Pauli.]
4, 9, 15. [Höfer.] Pliellos ($ÜXog). Aus Hesiod (fr. 73 Bzach)
Pheidippos ($>ii§i7Hiog), ist ursprünglich führt Herodian 2 p. 918 Lentz den Vers an
identisch mit Pheidoii, dem OsaTTpcoTav ßaailtvg <fr£\lov iiniutlLwv ztxs rfj Mslißola, wofür
(Hom. Od. 14, 316. 19, 287. Abel, Makedonien Hermann xintro yilüv-r] Mslißota (andere Ver-
100) und dem später in den argivischen Ty- 20 mutungen bei Bzach a. a. O.) schreibt. Nach
rannen umgewandelten Pheidon der make- E. Meyer, Forsch, z. alt. Gesch. 1,55 f. ist Meli-
donischen Königssage (v. Gutschmid, Makedon. boia hier als Gemahlin des Lykaon (s. d. nr. 3),
Anagraphe 132. Hiller v. Gaertringen , Aus Phellos als Heros Eponymos von Phellos
der Anomia 2). Pheidon -Pheidippos ist ein (Phelloe) bei Aigeira in Achaia (Paus. 7, 26, 10)
Beispiel der mythischen Kurznamen, vgl. Maafs, aufzufassen. [Höfer.]
Hermes 23 (1888), 613ff. Fick- Bechtel, Die Phembroeris (ß^ßQofiQig), ägyptische Gott-
griech. Personennamen 412. Im Schiffskatalog heit: (PsußpoijQig fttov ■x.Qo(y.oSilov), Grenfell-
(Hom. 11. 2, 676; vgl. Strabon 14, 653. Diod. Hunt-Smyly, The Tebtunis Papyri 1, 87, 108
5, 54. Schol. Pind. Kern. 4, 40. Dictys 1, 14. 17) p. 392; vgl. p. 393: Hhe name of the crocodilegod
zieht er, ein Sohn des Thessalos (vgl. Schol. 30 Phembroeris is new\ Ist es dieselbe oder eine
Apoll. Bhod. 3, 1090) und Enkel des Herakles, ähnliche Gottheit wie Phemnoeris (s.d.)? [Höfer.]
mit seinem Bruder Antiphos mit dreifsig Pheme ($»),»?]), die Rede, Sage, das Gerücht.
Schiffen als Anführer der Bewohner von Nisyros, Sofern dieses, die vox populi, als vox dei, eine
Kos - - seine Grofsmutter war Chalkiope, die Art uavTticc betrachtet wurde, sah man seine
Tochter des Koerkönigs Eurypylos, die bei Personifikation selbst als Gottheit an. Über
Hygin. f. 97 wohl nur versehentlich als seine die Bedeutungsentwicklung von qpr^rj s. die
Mutter genannt wird — , Karpathos, Kasos und Sammlung II yttenbachs in G. H. Schäfers Ausg.
den kalydnischen Inseln gegen Troia. Er war von Iulians laudat. in Constant. (Lpz. 1802)
einer der Freier der Helena gewesen, Hygin. S. 150 — 159. Hesiod Op. 763 f.: (pi]iir\ ö' ov
f. 81; wegen seiner Verwandtschaft mit Tele- 40 tig itä\ntccv änöllvrcci, ijv tivcc Ttollol Iccol
phos (s. d.), dem Sohne des Herakles, wurde cpv(il^,co6L- &sog vi x'ig iart xai kmij. Vgl.
er mit seinem Bruder Antiphos als Gesandter die zahlreichen antiken Citate der Stelle in
zu jenem geschickt, Dictys 2, 5; als einer der Bzachs grofser Ausgabe (1902) S. 254 f. Bei
Griechen im hölzernen Pferd wird er genannt, Homer dafür Ossa, die Botin des Zeus; doch
Eust. ad Hom. Od. 1698. Eudocia 401 p. 675 soll nach Aeschines in der (Kleinen?) Pias oft
Flach. Nach der Zerstörung Troias wurden die Formel vorgekommen sein: (Pijiir] <?' ig
Pheidippos und Antiphos nach dem thespro- 6tq<xtov tjX&z Aeschin. contr. Timarch. 128;
tischen Ephyra, wo sich auch ihr gemeinschaft- Welcher, Episch. Cyclus 2,540; Kinkel, Epic.
liches Grabmal befand (Aristot. Pepl. 39 [27] Graec. fragm. S. 47. In Athen besafs sie einen
Bergk4), verschlagen, und von hier aus zogen 50 öffentlichen Altar Aeschin. contr. Timarch. 128
ihre Nachkommen in das nach dem Stamm- mit dem Schol., de f als. legat. 145; Paus. 1, 17, 1,
vater Thessalos benannte Thessalien, Vell. Puterc. der, wie der Scholiast zu Aeschin. c. Tim. a. a. O.
1, 1, 1. Strabon 9, 444. Buttmann, Mythol. angiebt, errichtet wurde, nachdem sich die
2, 254ff. O Müller, Dotier 1, 109. 421. v.Wila- Kunde vom Doppelsiege des Kinion am Eury-
moicitz, Isyllos 52 ff. Euripides, Herakles 1, 258 ff. medon noch an demselben Tage in Athen ver-
Hiller v. Gaertringen a. a. 0. P. Kretschmer, breitet hatte (vgl. Procop. ejnst. 52 p. 551 ed.
Einleit. in d. Gesch. d. griech. Sprache 255. Hercher, der vom Siege bei Mykale redet). Er
Busolt, Gr. Gesch. I2, 242f. Eine andere Sage lag vielleicht auf der Akropolis (Wachsmuth,
läfst den Pheidippos nach langer Irrfahrt über Die Stadt Athen im Altertum 2, 440. Pheme,
Andros nach Kypros kommen, Tzetz. Lyk. 911 60 Name eines athenischen Schiffes, Boeckh,Staats-
p. 871 Müll. Apollod. Epit. 6, 15. [Höfer.] haushält d. Athener 3, 93, wohl als Anspielung
Pheidoii s. Pheidippos. auf die Schnelligkeit. Einen kleinen Tempel
Pheliucte (qpeliucte) ist die etruskische Um- der Ph. (auf dessen Kuppel ein Ohr) glaubte
formung des griech. Philoktetes (Deeeke in Panofka seltsamerweise in der Darstellung
Bezzeribergers Beitr. 2, 170, nr. 107). Der Name eines geschnittenen Steines zu erkennen (Arch.
ist belegt auf einem zu Bologna aufbewahrten Ztg. 1850 S. 221 ff.).
Spiegel unbekannter Herkunft, veröffentlicht von Ph. erscheint als siegkündende Botin zwei-
Lanzi 2, 221 =176 nr. 18; Schiassi, De pateris mal am Anfange von Epinikien des Bakchylides:
2293 Phemios Phenax 2204
$^'[jiißr, av y[u]Q a[yysliov6u Ttccvtoß'] oi%vslg Phenilioeris (<p£(iv6r]Qig). Auf einer aus
[xa]Äa (10) und "A['i£tv a] osfivodorstQu <!>i%ia ig dem 2. Jahrh. n. Chr. stammenden Steuer-
Ktov Isgdv, %(xqitwvvilov cpegova' dyysXiav (2). Urkunde werden Steuerbeiträge £ni6x<xxiy.ov
Angerufen wird sie Soph. Oed. R. 158 m %QV6t<xg isQsav xal Ttccgu isgiwv $£{i-vorJQ£<ag, &sov rfjg
Ttv.vov iXnldog, a^ßgoxs (Pdficc; Isgd Hermipp. xw/xrj? (fdes Ortsgottes') erwähnt; Name und
©sol fr. 3 Mein.; nt^QÖeßaa -jtoXvaxonog Nonn. Sage des Dorfes sind unbekannt; F. Krebs,
Bionys. 18, 1 (vgl. 26, 275); TCoXvXalog Eustath. Ztschr. f. ägypt. Sprache 35 (1897), 100. Ägypt.
Epist. 42. <&AM[(x] auf einer Münze von Urkunden aus de» kö'nigl. Museen zu Berlin,
Kerkyra Catal. of thc Greek coins in the Brit. G riech. Urkunden 2 nr. 471 Z. G. Vgl. Phem-
Mus-i Ihess. to Aetol. S. 131 nr. 278. Auf einem 10 broeris. [Höfer.]
in Tuseulum gefundenen Steine die Inschrift: Phemoiioe (^»v^ovor]), Tochter des Apollon
Arilin tiwyytXcp (Welcher, Rh. Mus. 2 (1843) und dessen erste Pythia zu Delphi, Erfinderin
S. 443. C. I. G. 3, 5973b. des Hexameters; auch soll der Spruch yv&fti
Priesterämter des Zeus Phemios und der accvxöv von ihr stammen. Strab. 9, 419. Paus.
Athena Phemia in Erythrai, Mitte des 3. Jahrh. 10, 5, 4. 10, 6, 3. 10, 12, 5. Sero. V. Aen. 3, 445.
v. Chr. (Dittenberger, Sylloge 2 nr. 600a, 26 Et. M. p. 327, 53. Antisthenes b. Biog. Laert.
2. Aufl.); vgl. Zevg £V(pi](iog (in Lesbos) und 1, 1, 13. Clin. Alex. Strom. 1 p. 323 b. Plin.
svrpd[iiog Hesych. s. v. Evcpdiaog und Evcprtfiog. H. N. 10,3,3. Schot. Plat. Alcib. 129a. Anecd.
- S. Usener, Götternamen S. 268 und die Art. rar. Gr. ed. Schoell und Studemund 1, 33, 3.
Angelia, Fama, Kledon, Ossa. [J. Ilberg.] 20 161, 4. Epigramm des Antipatros in Anth. P.
Phemios («Pt^mos), 1) Vater des Aigeus, statt 6, 208. Isidor. Orig. 8, 8. Euseb. chron. ad a.
des Pandion, Tzetz. a,d Lykojthr. 1324; Lykophron 601. [Vgl. auch Klearchos u. Porphyr, b. Stob.
nennt den Theseus $?jjuoi> ncctg. - - 2) Freier Flor. 21, 26. Brunco, Acta semin. phil. Erlang.
der Helena, Hygin. fab. 81. 3) Eponymos 3, 388ff. u. 387f. Philolog. 1900 S. 29 Anm. 16.
von Phemiai in der Arnaia, der thessalischen R.] Ihr Name auch allgemein für Prophetin
Heimat der Boioter, Sohn des Ampyx. Hellanic. gebraucht, Lucan. 5, 126. 185. Stat. Silv. 2,
bei Steph. Byz. s. v. ^v^äai (fr. 25 M.). - 2, 39. Synes. de insomn. p. 154. [Stoll.]
4) König der Ainianen, kämpfte mit Hypero- Phenäkes ((frh'atieg), eigentümliche Dämonen
chos, dem Könige der Inachier, um deren Land der Täuschung und der Lüge (cpsvdxri, (pevcc-
im Zweikampfe und tötete ihn mit List durch 30 >u'£a>, qpfW£ Arist. Ran. 909; vgl. Ach. 89),
las Schleudern eines Steines, der dann von welche zusammen mit den JJxixaXoi, Bsot6%£-
den Ainianen heilig gehalten wurde (Flut. &ol, KößaXoi [s. d.] und dem Mö&cov von dem
Quaest. Graec. 13). Daher wird die Gestalt durchtriebenen Wursthändler Agorakritos bei
eines jugendlichen Schleuderers auf Münzen Aristophanes Ritter 634 ff. um Verleihung von
der Landschaft als Phemios gedeutet (Head, figdöog, yXcoxxa tvizooog und tpcovrj dvcadtjg
Hist. num. S. 248 fig. 173; Cat. of Greek coins angerufen werden. Wenn die Scholien z. d. St.
in the Brit. Mus. Thessaly to Aetol. S. 10 ff. behaupten: d>vo^axo7roivG£ dcüiiovdg xivccg
S. den Art. Temon. — ö) Der Sagenreiche Sänger, [6 Ägiaxorp.] dvocTtXdßccg dvcaSslg, ovk bvxag
den die Freier im Hause des Odysseus zwingen, ycko d'sovg iit\ %Xsvv aavvtxcog 7tQocptQ£xat xcc
zur Kitharis (Phorminx) zu singen (Od. 1, 154; 40 ovö^axcc Xzycov mg &£&v (vgl. auch Hesych. u.
17, 262; 22, 331. 351 ff. TsQ7ttccSr]g 22, 330; Suidas s. v. <mWot und dazu Lobeck, Agl.
ccvxodidctxxog 22, 347; TtoXvyrjtiog 22,376; Tteoi- 1325 f. Anm. z. u. a) so ist das höchstens teil-
%Xvxog 1, 325. Er singt Ä^ctimv vöaxov Xvyoor. weise richtig, da z. B. die KoßaXot (s. d.) auch
dr £k Tgou]g i-jTExsiXaxo TlaXXag Ad-rjVT] 1, 326 f. aus anderen Quellen bekannt sind; vgl. Lobeck,
(Plutarch. de mus. 3), Aavcc&v kvxov olxov 1, 350, Agl. p. 1296ff. 1308 f. 1312f. 1320 ff. ^Lobeck,
worin er von Penelope unterbrochen, von Tele- De Cobalis et Cercopibus 1820. ■ - Ähnliche
mach bestärkt wird. Auf sein Flehen und die Dämonen sind bekanntlich die Kerkopen (s. d.),
Fürbitte Telemachs wird er von Odysseus ver- die als ipsvaxai, 7]7t£Q07tfJ£g, d\ir\%avd r tgy'
schont 22, 375 f. S. Weleker, Ep. Gycl. 1, 321 ff. dvvGavxsg und it,aitcixr]xfiQi:g bereits in dem
- Timolaos erzählte (Schol. Od. 3, 267. Eustath. 50 bekannten dem Homer zugeschriebenen Ker-
z. d. St. p. 1466), Ph. sei der Penelope aus ihrer kopengedichte geschildert worden, sowie die
Heimat Sparta als Hüter nach Ithaka gefolgt, vom Komiker Piaton in seinem Phaon ge-
wie sein Bruder Chariades oder Demodokos nannten Dämonen gewisser priapischer Un-
(s. d.) oder Glaukos der Klytämestra nach züchtigkeiten: 'Og&dvng, KovicaXog, Aoodcov
Mykenai; vgl. Schol. Od. ebd. Demetrios von , (s. d.), Kvßdaaog (s. diese Art.) und der Heros
Phaleron und dazu Schol. Od. 1, 325. — 6) Bei KtXvg; vgl. Athen. 10 p. 441e u. Meineke, Com.
Ephoros in der ps.-pliitarchischen Vita Homers gr. 2, 674 f., die ebenfalls schwerlich durchweg
(fr. 164. F. H. G. 1, 277 = Westermcmn, Biogr. blofse Fiktionen des Komikers sind, endlich
S. 21) erscheint ein Schulmeister von Smyrna die im homerischen Kd^tvog ?} KsQix^slg 8 f.
Namens Ph. als Pflegevater Homers. Ähnliches 60 genannten Kobolde des Töpferofens (xorjuVra,
mit anderen Umständen bei Ps.-Herodot in dr\Xr]rfjQüg) ZvvrQiip, Z^ägayog, 'Äößtrog, Za-
der Vita c. 4 f. 26, wo auch zu lesen steht, ßdxtvg, 'Sl^ödaaog, die auch auf altkorinthi-
dafs Homer aus Dankbarkeit für seinen Pfleger sehen Pinakes ithyphallisch dargestellt werden
und Lehrer dem Sänger in der Odyssee dessen (Pernicc, Festschrift für O. Benndorf S. 75 ff.).
Namen beigelegt habe; iynaraTi&^svog zfi [Röscher.]
itoiy\G£i xb xov diduGxdXov bvo[icc olee -navTigicp Phenax (<I>fvaf) , Beiname des Zeus, Ano-
XccintQm eig yiXsog d£i[ivi}6xov (Eust. ad Odyss. nymos Laurent, in Anecd. rar. ed. Schoell-
1, 155 p. 1404. [J. Ilberg.] Studemund 1, 267, 98. Das Epitheton scheint
2295 Phene Phereklos 2296
einem christlichen Apologeten seinen Ursprung Fheraiinon l (PtQui^oiv), Sohn des Aiolos,
zu verdanken. [Höfer.] Diodor 5, 8 (v. 1. (Ptoäumv, (fragriiiav) ; im Schol.
Phene ($rjv7]), Gemahlin des attischen Peri- Hom. Od. 10, 6 und Apost. 1, 83 'heilst er ^sgrj-
phas, Ov. Met. 7, 399; s. Bd. 3 Sp. 1972, 28 ff. jmbv. Seinen Kult in Messana bezeugen die
[Höfer.] Münzen, die mit der Beischrift ^eqccL^lwv ihn
Pheneos (ß>hv&6g), ein Autochthon in Arka- als Krieger in angreifender Stellung ähnlich
dien, Gründer der arkadischen Stadt Pheneos, dem Leukaspis (s. d. nr. 2) der Syrakusaner
Paus. 8, 14, 4. S. Phaneos. [Stoll.] zeigen, Hohn, Gesch. Sicü. 1, 52. 179. 3, 626
Pheneus (ßvvsvg), einer der Söhne des nr. 171. Eckhel, JDoctr. num. 1, 222. Mionnet
Melas, welche den Oineus, den Bruder ihres io 1, 256. 397. Torremuzza, Sicü. vet. num. 49
Vaters, zu stürzen suchten und deshalb von« tab. 50, 6. Friedländer, Arch. Zeit. 31 (1874),
Tydeus erschlagen wurden, ApoUod. 1, 8, 5. 102. Head, Hist. num. 135. Cat. of greek
[Stoll.] coins, Brit. Mus., Sicily 106 (mit Abbildung).
Pheno (ß>r\vco), Tochter des Klytios aus Macdonald, Cat. of greek coins in the Hunter.
Athen, vermählt mit Lamedon, König von Si- coli. 1, 199, 15 pl 14, 18. Vgl. auch Imhoof-
kyon. Paus. 2, 6, 2. [Stoll.] Blumer, Monn. grecques 22 nr. 39 f. [Höfer.]
Pher ((I>i]q), 1) der Singular bei Find. Pyth. Pheraios (<p£Qcäog), Beiname des Hermes,
3, 4(5). 4, 119(211) als Eigenname = Cheiron Kallimachos fr. 117 p. 384 Schneider, der Phe-
(s. d.). - - 2) Der Plural <t>f]Q£g bei Hom. Tl. 1, raios durch yßövtog (vgl. Pheraia) erklärt;
268. 2, 743 wird gewöhnlich (vgl. Bd. 2 Sp. 1035, 20 vgl. jedoch auch Bd. 1 Sp. 2351, 47 ff. 2347, 4.
30f. u. Anm. 1. Bd. 3 Sp. 1758, 32. 58, s. auch [Höfer.]
loepffer, Aus der Anomia 34) als Bezeichnung Pheraios (^riQcclog). Auf einer attischen
für KsvtavQOL genommen, in welcher Bedeu- Kalenderinschrift mit Opferbestimmungen soll
tung es Pindar (fr. 166 [147] Bergk4; vgl. oben neben anderen unbekannten Heroen auch ij'poflt
nr. 1) gebraucht, ebenso wie Nonnos (TJionys. $>r\Qaia)[i geopfert werden, Amer. Journ. of
5, 615 u. oft.), und auch die Grammatiker er- Arch. 10, 210 Z. 15. Bichardson, Papers of
klären es = &f]Q8g (aiolisch = cpfjQSg) = Ktv- the american school 6 (1897), 376 Z. 15; de Prott,
ravQoi (Herodian 2, 599, 2 f. Eust. ad Hom. B. leges Graecorum sacrae 1, 48 Z. 15; vgl. S. 52.
101, 44); vgl. jedoch auch Meister, Griech. Dial. Ob = $£Q<xiog (vgl. v. Wilamowitz, Isyllos 56
1, 119. Vgl. auch den Satyrnamen Phereus. 30 Anm. 1 zu S. 55)? [Höfer.]
[Höfer.J Pherandros (^tQavÖQog). Nachdem Hera-
Phera (ßsQcc), Tochter des Aiolos, nach wel- kies in Olympia gymnische Wettspiele ein-
cher die thessalische Stadt Pherai benannt gesetzt und im Faustkampf gesiegt hatte, wurde
sein sollte, Steph. B. s. v. f&HQcd; s. Pheraia 2. er in der zweiten Olympiade im Ringkampf
[Stoll.] von Elatos und Pherandros besiegt. Daher
Pheraia (JPsQaic:), 1) Beiname der Artemis- entstand das Sprichwort: ngog ovo ovS' 6
Hekate s. Obrimo Bd. 3 Sp. 595 ff. Einen inter- 'HQccxlfjg: Zenob. 5, 49. Duris in Schol. Plat.
essanten Beleg für die Gleichsetzung der Hekate Phaidon 89 c p. 233 Hermann = p. 380 Beider,
und Artemis bietet die Inschrift aus Thasos wo über die Entstehung des Sprichworts noch
'AQxt{iidog'ETia.vyii]g'~E-x.äTi]g, Corr.hell. 24(1900), 40 andere Angaben. Vgl. Suid. v. OvSb 'HQ<xxh~]g
268,8, sowie die Inschrift von der Westseite der Ttgbg Svo , u. v. Ovdsv *Hq. ngbg ovo. [Stoll.]
athenischen Akropolis: '4Q[t]tuidog ['E\ytdrvg, Phereboia (^tQtßoia), eine der Gattinnen
C. I. A. 1, 208 p. 93, die vielleicht identisch des Theseus, Pherekydes bei Athen. 13, 557b
oder wenigstens sehr nahe verwandt mit der (F. H. G. 1, 97). Plut. Thes. 29; nach Serv.
Göttin von Pherai ist, vgl. Müchhöfer, Karten ad Verg. Aen. 6, 21 war sie eine der Jungfrauen,
von Attica 1, 26 f. Preller - Bobert 322. 388. die mit Theseus als Beute für den Minotauros
Hitzig-Bluemner zu Paus. 2, 10, 7 S. 536. Auf bestimmt nach Kreta gingen. Sie ist identisch
Pheraia- Artemis weist auch die in ihren Mythos mit Periboia, der Mutter des Aias, Osk. Wulff,
(vgl. Bd. 1 Sp. 2351, 34ff. Bd. 3 Sp. 596, 25 ff.) Zur Theseussage (Dorpat 1892) S. 178, 135;
verflochtene Boißnlg li\jbvr\ = <boißifig li\ivr\, 50 beide Namen aber sind ursprünglich Bezeich-
P. Kretschmer, Einl. in d. Gesch. d. gr. Sprache nungen der Persephone, Toepffer, Aus d. Anomia
249 (248, 4). v. Wilamoioitz , Isyllos 70; vgl. 41. Att. Geneal. 271 u. Anm. 1. [Höfer.]
$hQ(av (s. d.), der Gründer von Beroia, Bsgrig Pherekles (<DtQbxXfig), nach Hesych. s. v.
= <PtQ7ig (s. d.), Fiel;, Kuhns Zeitschrift 22, $£Q£%Ucc == Adonis s. Bd. 1 Sp. 73, 17.
224. Zu den s. v. Obrimo Sp. 597 erwähnten [Höfer.]
Münzen vgl. aufserdem Hitzig-Bluemner a. a. O. Phereklos (<PtQ£-Alog), 1) ein Troer, Sohn des
E. Muret, Corr. hell. 5 (1881), 297 ff. Percy Harmonides, ein geschickter Baumeister, der
Gardner, Types of greek coins Taf. 7, 36. auch dem Faris die Unglücksschiffe gebaut
J. v. Schlosser, Beschreib, d. (ütgricch. Münzen hatte, mit denen er nach Lakedaimon segelte
des Wiener Mus. 22, 6 f. Macdonald, Cat. of m und die Helena entführte, 7Z. 5, 59 ff. Apollod.
gr. coins in the Hunter. coli. 1, 455. — 2) Tochter Epit. 3, 3. Colulh. Bapt. Hei. 196. Tryphiod.
des Aiolos, des Königs in Thessalia-Aiolis, von 60. Tzetz. Byk. 97. Schol. Nikandr. Th. 268.
Zeus Mutter der Hekate, setzte diese auf einem Ov. Her. 15 (16), 22. Die Stelle der Pias läfst
Dreiwege aus, wo letztere von Hirten des Pheres es einigermafsen zweifelhaft, ob Phereklos
(s. d.) gefunden und auferzogen wurde, Tzetz. oder sein Vater Harmonides die Schiffe des
Byk. 1180; vgl. Schol Theokr. 2, 36. Die Ab- Paris gebaut, s. Schol. B. 5, 60. 62. Tzetz. B.
hängigkeit dieser Legende von obigem Kulte 93. Phereklos fiel vor Troia durch Meriones,
ist durchsichtig. Vgl. Phera. [Höfer.] B. 5, 59. Tzetz. Hom. 59. — 2) Phereklos
2297 Pherekydes Phersipnai 2298
kliccQßva&r]g , Steuermann des Theseus, als er mehr Philologus N. F. 14 S. 360 ff. u. Hermes
nach Kreta fuhr, Simonid. fr. 56 .B^4 b. Pfctf. 1901, XXXVI S. 488) Hymnus (Paian?) C. I. Gr.
Thes. 17. [Stoll.j nr. 5973 c = Kaibel, Epigr. gr. nr. 1026 =
Pherekydes {$tQ£yivdi\g), Sohn des Teiresias Bergh, P. Lyr. Gr.* II p. 245: NovaoXvxa,
und der Manto, Peisandros im Schol. Eur. Phoen. jdvrdfwjri, qpfpt'e[/3j.£, SißTtoxa Tlcaüv] ; vgl. dazu
1760 nach der Emendation von Schwarte für OrpÄ. %. 67, 1. — 2) Beiname oder Epitheton
das überlieferte <[>{Q6tKtQ&rjg. [Höfer.] des Apollon in dem Hymnus magicus b. Abel,
Pheremon s. Pheraimon. Orphica II, 2, 26 (p. 288 d. Ed. min.) = Parthey,
Pheres (®ipr\g, rjrog), . 1) Sohn des Aioliden Abh. d. Berl. Akad. 1865 p. 153: Movadav ay.r\Tt-
Kretheus und der Tyro, der Tochter des Aio- 10 rov%e, cpSQtaßis, dtvQÖ jxot tfdrj. [Röscher.]
liden Salmoneus, Bruder des Aison und Amy- Pherespondos ((DsQtonovd'og), ein Satyr,
thaon, Gemahl der Periklymene , Vater des Sohn des Hermes und der Iphthime, welcher
Admetos und Lykurgos, der in Nernea König dem Dionysos gegen die Inder folgte, Nonn.
ward, der Eidomene (Gemahlin des Amythaon) Dioii. 14, 112. 18, 313. [Stoll.]
und der Periopis (-apis, von Menoitios Mutter des Pheretiades (-ias) s. Pheres.
Patroklos) ; Gründer der Stadt Pherae in Thessa- Pheretima ($£p£Ti/ia), eine sonst unbekannte,
lien; Od. 11, 259. Apollod. 1, 9, 11. 14. 3, 10, 4. auf Thera verehrte Heroine, C. I. G. I. M. A. 3,
3, 13, 8. Find. Pyth, 4, 125 (221). Biod, 4, 68. 369 und dazu Hiller v. Gaertringen. [Höfer.]
Pherekydes b. Tzetz, L. 175. 872. 1180. Schol. Phereiis ißrjptvg), 1) ein Satyr, der dem
Od. 12, 69. Schol. B. 2, 591. Tzetz. Chü.2,186. 2j Dionysos nach Indien folgte, Nonn. Bion. 14,
Schol. Ap. Bhod. 1, 49 u. p. 533 Keil. Steph, B. 109. — 2) Ein Pylier im Heere des Nestor vor
v. $!-Qcd. [C. 1. Gr. add, 2467; vgl. auch die Troia, Quint. Sm. 2, 279. 293. 343. Vgl. die
altkorinth. Vase von Caere in Berlin, abgeb. Berliner Vase nr. 1723 Furtw., wo einer der
Monum. X pl. IV— V = Reinach, Bep. d. vases Helden vor Troja [<fr]£Qevg heilst. — 3) Sohn
peints p. 199 = Furticängler, Kat. d. Berl. des Amphion und der Niobe, Pherekyd. frgm.
Vaseiis. nr. 1655, wo Pheres, Argeios und 102b b. Schol. Eur. Phoen. 162. Stark, Niobe
Ak[a]stos als Preisrichter bei einem Wagen- S. 96. Thraemer, Pergamos 9. — 4) Sohn des
rennen fungieren, an dem Euphamos, Kastor, Oineus; fiel wie seine Brüder im Kampfe der
Admato(s), Alastor, Amphiareos u. Hippasos Kalydonier gegen die Kureten, Anton. Lib. 2.
teilnehmen. R.] Töchter des Pheres werden noch 30 [Stoll.]
genannt Eriopis, die Gemahlin des Oileus, Schol. Pheroites ßsQoix7\g), Freier der Penelope,
B. 13, 697; eine Antigone, Hyg. f. 14 p. 39 Apollod. Epit. 7,28 p. 234 W. — Papadopulos-
Bunte; Antianeira, Orph. Arg. 187. Müller, Kerameus, Eh. Mus. 46 (1891), 179 zu Z. 30
Orchom. S. 254 ff. Beivüing, Beleger S. 132 f. vermutet <f>iloLtiog; doch ist <^£Qoiti]g gebildet
227 f. (Stammtafel). Gerhard, Gr. Myth. 2 wie Msvoirng. [Höfer.]
S. 223 f. (Stammtafel), v. Wilamowitz, Isyllos Pheron (<&8pcüv), 1) Gründer der makedo-
56 Anm. — 2) Sohn des Iason und der Me- nischen Stadt Beroia. Die Makedonier selbst
deia, Bruder des Mermeros, von der Mutter sprachen Beron statt Pheron. Steph. B. s. v.
gemordet, Apollod. 1, 9, 28. Hyg. f. 25. 239. Bsqoux; vgl. ob. Pheraia 1. - - 2) Messenier,
Paus. 2, 3, 6. 7. Tzetz. L. 175 p. 441 Müller 40 Krieger des Nestor vor Troia, von Memnon ge-
1318. Bei Eustath, p. 1416, 2 u. Apollod. fr. tötet, Quint. Smyrn. 2, 238. [Stoll.]
170 {Müller fr. hist. gr. 1 p. 458) ist Pheres Pheroplos {(frtQoiilog), Beiname der Athena,
Vater des Mermeros, Grofsvater des Ilos. Vgl. attischer Hymnos im Piniol. 53, 1894, Er-
auch Feretus. — 3) Sohn des Ormenos, Vater gänzungsheft S. 34 v. 11; vgl. Crusius ebend. 45.
des Amyntor, Äkusilaos (? s. Müller fr. hist. gr. [Höfer.]
4 p. 286) b. Schol. Find, Ol. 7, 42. -- 4) Kreter, Pherrephatta etc. s. Kora.
Krieger des Idomeneus, vor Troia von Aineias Pherse ((perse), etr., s. Perse. [C. Pauli.]
getötet, Quint. Sm. 6, 622. — 5) Gründer der Phersephatta = Persephone ; s. Kora.
makedonischen Stadt Beroia, makedonisch Phersephoneia = Persephone, -a; s. Kora.
Beres, Et. M. p. 195,37; s. Steph. B. v. BtQoicc 50 Phersipnai (qpersipnai, -nei), etruskische
und Misga, wo Beres Sohn des Makedon heifst, Namensform für Persephone. Der Belege giebt
und Vater der Beroia, Mieza und des Olganos, es zwei. Der erste befindet sich auf der einen
wohl identisch mit nr. 1; vgl. Fick, Kuhns Wand des einen Golinischen Grabes zu Orvieto
Ztschr. 22, 224. — 6) Ein Krieger auf Seiten und ist veröffentlicht von Brunn, Bull. delT
des Pallas und Aeneas in Latium, Verg. Aen. Inst. arch. 1863, 43 sqq., von Conestabile, Pitture
10, 413. — Davon Pheretiades (^£Qi]riä.Srig), mitrali a fresco . . . scoperte in una necropoli
1) Sohn des Pheres, d. i. Admetos, B. 2, 763. presso Orvieto nel 1S63 da Domenico Gölini
Ov. Met. 8, 310. Ov.A.A. 3, 19. ^sQ-nriSrig, Soph. pag. 44—119 und von Fabretti, 0. 1. 1. no. 2033
fr. 345 Bind. (353 Nauck). — 2) Enkel d.es bis D. Der andre Beleg befindet sich gleich-
Pheres, d. i. Eumelos, Eurip. Iph. A. 217. co falls auf einer Grabwand, und zwar in der
Aristot. Pepl. 29 Bergk. — Dazu Pheretias Tomba dell' Orco zu Corneto; er ist veröffent-
(^tprjTias), d. i. Tochter des Pheres, die Antia- licht von Heibig in den Ann. dell' Bist. arch.
neira, Orph, Arg. 187. [Stoll] 42, 16 sqq. und von Fabretti, C. I. I. Suppl. 1
Pheres (^fjQsg) s. Pher. no. 406, abgebildet in den Monum. ined. delV
Phereshios (<PeQtoßiog), Beiname oder Epi- Inst. 9, tav. XIV u. XV. Die Darstellung auf
theton 1) des Paian (= Asklepios) in dem in- der Grab wand von Orvieto ist die folgende:
schriftlich überlieferten (aus 7 Hexametern be- Zunächst haben wir eine jugendliche, jetzt
stehenden; vgl. C. I. Gr. nr. 5974 u. Franz das. ; ziemlich zerstörte Figur, neben der die In-
2299 Pbersis Philadelphia 2300
schriftreste ma# | ta stehen und die die Schul- Phialo (3>j.cd«), Tochter des arkadischen
tern der zweiten Figur zuwendet. Diese Heros Alkimedon, Geliebte des Herakles, dem
zweite Figur, die durch die Beischrift eita, sie den Aichmagoras gebar, Paus. 8, 12, 3;
d. i. 'AiSäg, bezeichnet ist, ist ein Mann von s. Alkimedon nr. 1. Vgl. Phialos. [Stoll.]
königlicher Würde, mit starkem spitzen Bart, Phialos (Dialog) s. Phigalos.
mit einem weifsen Mantel um die Hüften be- Phicomone (?), Danaide, vermählt mit Plexip-
kleidet und mit Sandalen an den Füfsen, das pos, Hyg. /'. 170 (der Name ist korrupt). [Stoll.]
Haupt mit einem Löwenfell bedeckt. Er sitzt Phidaleia {ßiSäXeia), Gattin des Byzas,welche
auf einem Thron mit Lehne, die mit schönen in Abwesenheit desselben die Stadt Byzantion
Ornamenten bemalt ist, und hält in der Rechten 10 .gegen den Skythenkönig Odryses durch Be-
in der Weise eines Szepters einen von einer werfung des Heeres mit Schlangen tapfer und
Schlange umringelten Stab. Die Linke legt er glücklich verteidigte. In Byzanz war ihr eine
auf die Schultern einer Frau, welche neben Statue errichtet. Hesych. Mü. fr. 4, 18. 19. 34
ihm steht und ihn ansieht. Diese [welche die {Müller fr. hist. gr. 4 p. 149 f. 152); vgl. Steph,
Beischrift qpersipnai = IltQatcpövsia hat] ist in Byz. s. v. rwociKOTiolig. Anth. Plan. 66. 67.
ein weifses Gewand gekleidet, mit Halsband Izetz. Chil, 2. hist. 40. Norm. Dion, 36, 177.
und Ohrringen in gelber Farbe angethan, trägt Vgl. Dionys. Byz. Anapl. Bospor. Thrac. fr. 37
auf dem Haupte ein breites Diadem und hält {Müller, Geogr. gr. min. 2 p. 46), wo sie eine
in der Linken ein Szepter, auf dessen Spitze Tochter des Barbysses heifst, die sich nach der
ein Vogel sitzt" {Brunn). Die Darstellung in 20 Umarmung des Byzas aus Scham und Furcht
Corneto hingegen ist diese: Links auf einem vor dem Vater ins Meer stürzte und zu einem
Throne sitzt Hades (aita); zu seiner Linken Felsen wurde, welcher für das Grab der Phi-
nach der Mitte des Bildes zu steht Persephone daleia gehalten und Phidaleia genannt ward,
(qpersipnei) ; rechts befindet sich, dem Hades [Vgl. auch Codin. de orig. p. 7 c. 59 ed. Bonn.
gegenüberstehend, der dreiköpfige Geryones und überhaupt Boscher, Jahrb. f. el. Phil. 1886
(cerun), mit Schild und Lanze bewaffnet; Hades S. 237 f. R.] [Stoll.]
streckt gegen ihn in befehlender Weise die Phidnos {(pidvog) — Aphidnos (s. d.). Dafs
linke Hand aus. Robert, Hermes 19, deutet Phidnos, wie die Codices AM der Biasscholien
die Darstellung dahin, dafs dem Geryoneus die (zu F 242) lesen, die richtige Lesart sei, hat
Herden des Hades abgenommen werden. Es 30 zuerst Maafs {Index schol. Grypthiswald, 1889
kann somit an der Identität der (persipnai mit S. VII) erkannt und zugleich (a.a.O.) auf ähnliche
der Persephone kein Zweifel sein. Was die Fälle der Aphaeresis und Prosthesis bei Eigen-
Form des Namens qpersipnai betrifft, so findet namen hingewiesen. Vgl. Pheidas. [Röscher.]
sich auch ein lat.-etr. prosepnai auf einem Phigaleus {$t,ycd£vg), Beiname des Dionysos,
Spiegel von Orbetello {Fabr. no. 296 bis). Aus Lykophr. 212, nach seiner Verehrung in Phiga-
dieser Form ergiebt sich, dafs das cp von cper- lia in Arkadien, Tzetz. und Schol. z. d. St.
sipnai nicht etwa auf die griechische Form Über den Dionysoskult in Phigalia vgl. Paus.
QtQGtcpövri {Fiel;, Griech. Personennamen* 464) 8, 39, 6 und weitere Belege bei Immerwahr,
zurückzuführen ist, sondern, dafs griech. IIsq- Kulte und Mythen Arkadiens 1, 185 f. 190.
Gtcpovr] sich zunächst in etr. prsepnai oder 40 Doch zieht Izetzes die Lesart <$>r\yccl£vg
prsipnai wandelte, dafs dann in letzterer rein nagee tö iv (priyoig %al oqeciv ulltG&ai -- vor.
etruskischen Form unter dem Einflüsse des r Vgl. Eust. ad Hom. 21. 664, 46. [Höfer.]
das p aspiriert wurde (vgl. z. B. etr. se&re = Phigalia {$iycxlLu), Nymphe, Dryade, nach
.Sertor; a<9rpa ="Atqoitos), was in der lat.-etr. welcher die arkadische Stadt Phigalia benannt
Form selbstverständlich unterblieb. Schliefs- sein sollte, Paus. 8, 39, 2. [Stoll.]
lieh schoben dann beide Formen zwischen die Phigalos {$i.ycdog), Sohn des Lykaon, nach
drei Konsonanten der ersten Silbe einen Hilfs- andern ein Autochthon, Gründer der arkadi-
vokal ein, und so bildete sich dann aus «prsipiiai sehen Stadt Phigaleia. Später soll Phialos,
das qpersipnai, aus prsepnai das prosepnai. Sohn des Bukolion, Vater des Simos; ein zwei-
Das -ai, -ei am Ende kann das griech. -sia 50 ter Gründer der Stadt geworden sein und sie
sein, kann aber auch durch die Analogie des nach sich Phialeia genannt haben; Phialeia
so häufigen -ai, -ei der weiblichen etr. Gentil- ist also die jüngere Form des Namens. Paus.
namen an das Wort geraten sein. [C. Pauli.] 8, 3, 1. 8, 5, 5. 8, 39, 2. Hesych. u. Steph. B.
Phersis {^SQ6ig) = Persephone, Diod. 27, 5. s. v. (friyältia. Curtius, Pelop. 1, 318f. 343 n. •_'".
Fick-Bechtel, Die griech. Personennamen 464; [Stoll.]
vgl. auch Usener, Sitzungsber. d. kais. Akad. Phila ($/*«) , Beiname der Aphrodite mit
d. Wiss. zu Wien 137 (1897), III S. 51. Vgl. einem von Adeimantos zu Ehren der Gemahlin
Phersipnai u. Pherse = Perseus. Gerhard, Ges. des Demetrios Poliorketes, Phila, gestifteten
akad. Abh. 1,130. [Höfer.] Tempel {<&ikulov), der wahrscheinlich mit dem
Pherusa {$tQovGa), 1) Tochter des Nereus 1:0 von Paus. 1 , 37 , 7 beschriebenen Aphrodite-
(s. d.) und der Doris, B. 18, 43. Hes.Theog.2i8. tempcl identisch ist, Athen, 6,255 c. C. I. G.
Apollod. 1, 2, 7. Hyg. praef. p. 28 Bunte. 1,507. Bursian, Geogr. v. Griechenl. 1, 327, 2.
Schoemann, Op. ac. 2 p. 166. Braun, Griech. MüchMfer,KartenvonAttical14:7f.7,24:Ajam.l.
Götterl. § 75. 80. 94. 98. — 2) Eine der Hören, [Höfer.]
Hyg. f. 183. [Stoll.] Philadelphia, Personifikation der klein-
Phiale (<5ia2rj), eine Nymphe im Gefolge asiatischen Stadt, dargestellt auf der puteo-
der jagenden Artemis, Ov. Met. 3, 172. Vgl lanischen Basis cals eine mit einem bis auf
Phialo, Phialos. [Stoll.] die Füfse reichenden Chiton und darüber ge-
2301 Philaichme Philammon 2302
worfenem Mantel reich bekleidete Figur. Die l'liii. immun (<LnXä{iu.oyv), ein sagenhafter
Spuren eines Kranzes und eines Schleiers sind Sänger der Vorzeit. Sein Vater ist Apollon,
noch sichtbar, auch scheint sie einen Stab in Pkerekydes bei Schol. Od. x 432, Ovid. Met. 11,
der Linken gehalten zu haben'. 0. Jahn, 316 s., Hygiti. fab. 161.200. Die Mutter heifst
Sachs. Ber. 3 (1851) S. 134 und dazu Taf. II, 3; Chione, Tochter des Daidalion, Ovid. Met. 11,
Baumeister, Denkm. S. 1297 Fig. 1441, 6, 3; 301—317; Philonis, Tochter des DeTon am
oben Bd. 2 Sp. 2095 f. Fig. 2a. [Röscher.] Parnassos, Pherekydes a. a. O., oder Tochter
Pliilaiehme ((DiXal^^v). anderer Name der des Heosphoros und der Kleoboia in dem atti-
Kleoboia (s. d. nr. 5 u. d. A. Antheus nr. 5), sehen Orte Thorikos, Konon 7; Leuconoe,
Parthen. 14. [Höfer.] 10 Tochter des Lucifer, Hygin. 161. Ders. fab. 200
Philaimon ($tXcciticov), ein Sohn des Priamos, berichtet, dafs an Stelle der Chione von man-
Apöllod. 3, 12, 5. [Stoll.] chen Philonis genannt wird, und giebt auch
Philaios (<&lXatog), 1) salaminischer Heros, dieser den Daidalion zum Vater. Nach Phere-
den Athen mit der Erwerbung der Insel Sala- ~kyäes, Ovid und Hygin (/'. 200) kamen am
niis sich aneignete, Sohn des Telamoniers selben Tage Apollon und Hermes zu Chione
Aias, Herod. 6, 35. Pherekydes bei Marcellinus oder Philonis, welche danach Zwillinge gebar,
de vita Thucyd. 4 (<f>tX<xi(xg); als seine Mutter von Apollon den Philammon, von Hermes den
wird Lysidike, die Tochter des Lapithen Ko- Autolykos. Vgl. Hesiod. ed Rzach 1902 frgm.
ronos genannt, Steph. Byz. s. v. (frilaiSai. Tzetz. 111 (= E.vcerpta ex libris Herodiani technici
Lykophr. 53 p. 354 Müller. Chiliad. 3, 261 (bei 20 p. 21, 2 Hilgarä) i) rinsv AvxöXvxöv xt <PtXcc[i-
Tzetz. steht an beiden Stellen ${Xiog) oder povä xs nXvxbv avdtfv. Ocid nennt ihn 11, 316 s.
Cheirobaphia, Schol. Hom. II. 15, 439. Nach carmine vocali clarus citharague Philammon.
Plut. Solon 10 hätte Solon nachgewiesen, dafs Konon rühmt seine Schönheit: im£pcpvr]g xb
Philaios und sein Bruder Eurysakes gegen -näXXog iyivtxo. Eine Nymphe, so erzählt K.
Gewährung des athenischen Bürgerrechtes Sa- weiter, verliebt sich in Philammon und wird
lamis den Athenern abgetreten (vgl. Paus. schwanger. Aus Scham verläfst sie die Pelo-
!, 35, 2), und Philaios habe sich in Brauron, ponnes und begiebt sich nach der Akte (Teil
Eurysakes in Melite niedergelassen. Zur Kritik der Chalkidike), wo sie den Thamyris zur Welt
dieser Erzählung und zu dem Geschlechte der bringt. Bei Pausanias 4, 33, 4 wird der Name
Philaiden (Pinto Hipparch 228 b und Schol. 30 der Nymphe angegeben, Argiope ; sie flieht vom
Plut. Steph. Byz. aa. aa. OO. Diog. Laert. Parnassos — so lautete wohl die Sage in ur-
10, 1, 1), das wie der gleichnamige Demos nach sprünglicherer Form - - zu den Odrysen, da
Philaios benannt war und dem bedeutende Philammon sie nicht in sein Haus aufnehmen
Männer wie Peisistratos , Miltiades, Thuky- will. Sohn des Philammon und der Argiope
dides, Epikuros angehörten, s. P. Meinhold, heifst Thamyris auch Apollod. 1, 3,3, 1 und
He rebus Salatniniis (Diss. Götting , Königsberg Schol. B 595; Sohn des Philammon Enripid.
1879) p. 8. U.Köhler, Athen. Mittheil. 4(1879), Blies. 916 und Pausan. 10, 7, 2. Nach Tzetzes
265, gegen die Busolt, Griech. Gesch. 22, 215 Schol. Hesiod. Op. (Poetae min. graeci ed. Gais-
Anm. 1 polemisiert, Toepffer, Att. Geneal. 269 ff. ford 3) p. 25 war Erato von Aethlios, dem
Osk. Wulf, Zur Theseussage 176ff. bes. 178 40 Sohne des Endymion, oder von Philammon
Anm. 135. Wenn bei Paus. a. a. O. Philaios Mutter des Thamyris. Eumolpos ist ^iXa^o-
als Sohn des Eurysakes, also als Enkel des viäag bei Theokrit 24, 108. Nach Pherekydes
Aias erscheint, so ist Toepffer a. a. 0. 276 ge- (Schol. Od. x 432; hat Philammon zuerst Chöre
neigt, diese Genealogie für die ursprüngliche von Jungfrauen eingerichtet (TtQ&xog iöov.bt
zu halten, indem die Philaiden zur Erhöhung yoQobg avax7]aa6&(XL 7tccQ&svcov. Plutarch de
des Ruhmes ihres Geschlechtes den Eurysakes mus. 3 p. 1132 B berichtet nach Herakleides,
als Zwischenglied zwischen Aias und Philaios Svvayayr} x&v iv (lOvßLHjj [svdoyjuijoävxcov'?],
gestrichen hätten. Vielleicht war Philaios auch dafs der Delpher Philammon die Geburt der
dargestellt in der von Pausanias (10, 10, 1) Leto, der Artemis und des Apollon in seinen
beschriebenen marathonischen Bronzegruppe 50 Liedern behandelt (dt}X&>6ai, iv ptlsoi) und zu-
des Pheidias zu Delphoi, falls bei Paus. a. a. 0. erst Chöre im delphischen Tempel aufgestellt
statt des korrupten <PvXtvg (v. 1. <Pilsvg) mit habe (%OQOvg tisqI xb iv JsXcpoig Uqov axfjacu).
E. Curtius, Ges. Abhandl. 2, 366 <&tXitxg oder Bei Pausanias 10, 7, 2 hören wir, dafs nach
(friXaiog zu lesen ist, was Wulff a. a. 0. 175 Chrysothemis Philammon im Gesänge an den
(vgl. 176 Anm. 132) und Petersen, Rom. Mitth. Pythien gesiegt habe. Paus. 2, 37, 3 erzählt
15 [1900], 142 Anm. 2, 144 billigen; letzterer zweifelnd* dafs Philammon den Geheimdienst
sieht in Philaios, dem zum Athener gewordenen der Demeter in Lerna einrichtete (y.axaax-qaceG-
Sohne des Aias, den Vertreter der Phyle &ca xäv Atovaicov xi)v x£Xax7}v). Ferner erfahren
Aiantis, die bei Marathon auf dem rechten wir aus Pausan. 9, 36, 2, dafs er den Delphiern
Flügel gestanden hatte. Dagegen will E. Lö'wy, 60 an der Spitze einer Schar Argiver gegen die
Studi ital. di filol. class. 5 (1897), 37 und ihm Phlegyer zu Hilfe kam und im Kampfe fiel,
folgend Furt trän gier. Sitzungsber. d. k. bayr. Endlich steht noch ein Sagenbruchstück Schol.
Akad. d. Wiss. zu München 1901, 396, 2 statt Apollon. Rhod. 1, 23: nach Pherekydes habe
f&vXzvg bez. (friXaiog lesen NvXsvg, und Toepffer Philammon an Stelle des Orpheus an der
a. a. 0. 309, 3 schlägt (frvXXsvg d.h. den Stamm- Argonautenfahrt teilgenommen. Eusebius chron.
vater der ^vXXidai (Hesych.) vor. — 2) Sohn 2 p. 44 Schoene setzt den Philammon um das
des Munichosundder Lelante, Ant. Lib. 14. Das Jahr 1293 v. Chr. an. Als Heimat der Philammon-
Nähere s. Bd. 1 s. v. Alkandros nr. 4. [Höfer.] sage ist wohl mit Töpffer, Attische Genealogie
2303 Philamnos Philia 2304
S. 258 Anm. 1 Phokis anzunehmen. Vgl. auch genannt wird, dem er avvvaog und 6t<iiß(o^iog
v. Wilamoivitz - Moelleudorff, Hermes 18 S. 422 war, Arrian, Peripl. 2,1,2. — 2) Beiname
Anm. 3 und U. Hoefer, Konon S. Co, welcher des Apollon im Didymaion bei Milet mit einer
den betreffenden Abschnitt bei Konon mit Statue von Kanachos, die durch ein rnecha-
grofser Wahrscheinlichkeit auf die naXXwviuKa nisches Kunstwerk bemerkenswert war; als
des Hegesippos von Mekyberna (etwa 3. oder Attribute hatte der Gott Bogen und Hirsch,
2. Jahrh. v. Chr.) zurückführt. [Türk.] Plin, hist. nett. 34, 75; vgl. Paus. 9, 10, 2.
Philamnos ($iXc<uvog), ein Pan im Heere Nach Bericht in Wochenschrift f. Jcleiss. Phil.
des Dionysos gegen die Inder, Nonn. Bion. 19 (1902), 105 und Berl philol. Wochenschrift
14, 81. [Stoll.J 10 22 (1902), 89 hat Arth. Mahler in Journ.
Philandros (<I>iXavdQog), 1) Sohn des Apollon internat. d'archeol. nuniism. 1901, 115 auf
und der Akakallis , einer Tochter des Minos, Grund der Münzbilder und unter Heranziehung
Bruder des Phylakides. Die Einwohner von einer Apollostatuette im Museo Chiaramonti
Elyros in Kreta schickten als Weihgeschenk (abg. Taf. 11 im Journ. intern, etc.) die Art
nach Delphi eine Ziege aus Erz, welche den der Bewegung (Aufrichten und Niederlegen)
beiden Knaben Philandros (v. 1. Phylandros) der von Apollon auf Hand und Unterarm ge-
und Phylakides, wohl den Ktisten der Stadt, haltenen Hirschfigur erläutert; eine Replik ist
die Euter reichte. Paus. 10, 16, 3. Hock, Kreta in einer Londoner Bronzestatuette erhalten,
3, 161. Müller, Bor. 1, 208. [Vgl. die Ziege Walters, Catal. of the bronzes in the brit. Mus.
auf den Münzen von Elyros: Cat. gr. coins 20 (1899) p. 19 f. nr. 209 plate I, wo sich die
Crete etc. S. 36. Head, H. N. 393 f. und über weiteren Literaturangaben finden, abg. auch
derartige Mythen überhaupt Poscher, A})ollon Springer- Michaelis, Hanclb.d.Kunstgesch.b.kutt..
und Mars S. 78 ff. und Bauer, Bie Kyrossage p. 141 Fig. 235. In Zusammenhang mit des
ii. Veno. R.] — 2) Vater der Phyllis, der Ge- Apollon Verhältnis zu Branchos (s. d.) bringen
liebten des Theseiden Akamas oder Demophon, den Beinamen Konon 33 (hier die Nebenform
in dem thrakischen 'Evvsa odoi (Amphipolis), <PiXiog, wofür Knaack <f>iXr]6iog schreibt) u. Varro
Schol. Aesch. 2, 32 (eine sehr verderbte Stelle). im Schol. Stat, 8, 198 = Myth. Lot. 1, 81. 2, 85;
[StolL] vgl. Arnob. adv. not. 1, 26 p. 17 Reiff erscheid;
Philanthropos (<Pddv&Qa>7tog), 1) als Götter- Long. Past. 4, 17. Andere Deutung: quod
beiname a) Weihung an die cpiXdv&QcoTtog Tvp] 30 honen eins exoriens amabile amicissima vene-
(Troizen), Corr. hell. 24 (1890), 203, 11. C.LP. ratione consalutamus, Macrob. 1,17,49. Usener,
1, 778. Zum Kulte der Tyche in Troizen vgl. Götternamen 185, 24. Einen Kultus des Apol-
Corr. hell. 17 (1893), 97. 14. C. I. P. 1, 799. Ion Philesios für Argos will v. Wilamoivitz,
Wide, Be sacris Troezen. 75. — b) Weihung Hermes 37 (1902), 313 erschliefsen , indem er
an Asklepios und Hygieia fttoig (piXccv&Qwrtoig bei Athen. 14, 619 b: r} . . . slg 'AnöXXiava io8r\
(Ulpia Traiana in Dacien), C. I. G. 3, 6813 = (pnXimdg (cpiX}jXidg Musurus, gebilligt von
C. I. L. 3, 1422. So heifst Asklepios auch Schoemann- Lipsius , Griech, Altert. 24, 683),
&t(bv (piluv&QioTTÖTaTog (Ael. Hist. an. 9, 33) cog TsXeaiXXa (fr. 2 BergkA) TtccQi6ti]Civ, ver-
um! 7tQ(x6raTog xal cptlav&QcoTtorarog (Aristid. mutet cpilrjotug d. h. fLied an den Philesios'.
1, 410 Bind.). -- c) Kronos, Plato leg. 4 p. 714 d. 40 [Höfer.]
— d) Zeus, Luc. Prom. 6. - - e) Hermes, Arist. Philetor (f&ifoJTcoQ), Troer, Vater des von
Fax 393. — f) Demeter, Philostr. Apoll. Tyan. Achilleus erlegten Demuchos, IL 20, 45".
Epist. 75 p. 366 Kayser. — g) Eros, Plato Conv. [StolL]
14 p. 189 c. d. - - h) Apis, Xenoph. Ephes. 5, 4. Philia ($iUa), 1) Nymphe auf Naxos, Er-
— 2) Nach M. Mayer, Giganten u. Titan. 33 zieherin des Dionysos, Biodor. 5, 52; vgl. nr. 4.
ist bei dem Anonymos in Paradoxogr. ed. Toepffer, Attische Genealogie 105, 2. Usener,
Westermann p. 221 der Name des Tyrannen Phein. Mus. 58 (1903), 11; vgl. aber auch
(^däv&Qconog, der den Tempel in Olympia an- Phaia nr. 3. — 2) Göttin der Freundschaft
gebrannt haben soll, verderbt und in <Pdlccv&og mit einem Altar auf der Akropolis, Hesych.
zu ändern. [Höfer.] 50 Vischer, Neues Schweizer. Museum 3 (1863),
Philargyria (ÜHlaQyvQLu), der personifizierte 48, 2. Einen Kultus der Philia gab es auch
Geiz auf dem Pinax des Kebes (c. 14. 17). in Ephesos nach der Ergänzung <&il[iccg von
[Höfer.] Newton- Hichs, Anc. greek inscr. in the Brit.
Philea s. Philinas. Mus. 3, 600 p. 221; vielleicht auch in Nikaia
Phileis (fPiXtig), Beiname der Mtjt/jp, welche in Bithynien, vgl. Bio Chrys. or. 39 p. 87 Bind. :
in dem lydischen Orte Koloe verehrt und eine hv%o[ica Si] reo ts Jtovvaa xm TTQOTtdroQL vfjs
Frau ig rovg aaarovg strafend gedacht wurde 8s x))g nolscog (Nikaia) v.<xl "HQcoiXbi ta> v.ti-
nach der Inschr. im Bull. hell. 8 (1884) S. 378. cavri ri]vdt trjv noXiv v.a.1 Au lloXisl nal
Wernicke bei Pauly-Wissowa 1, 1390, 3 und A&rjva %al AfpQoSirv nctl <&tXia xai 'Ofiovoici
1401, 32 identifiziert sie mit Artemis, vgl. ebd. 60 v,al Ntutasi kccl xolg üXXotg ftsoig. <I>iXlct, die.
1367, 62. [Röscher.] personifizierte Freundschaft, zusammen mit
Philemoii s. Baucis. Peitho (s. d.), Asklepiades in Anth. Pal. 12, 163.
Philenor (<PiXtjvcoQ), Sohn des Aitolos, nach $iXia im Gegensatz zur KoXa.y.el(x, Bio Chrys. or.
welchem die Stadt Philenorion in Arnaia, einer 1 p. 18 Bind. Als Person tritt Philia in dem
Landschaft Boiotiens, benannt war, Steph. Byz. Gedicht des Theodoros Prodromos knööv^og
s. v. <&i%rjv6Qiov. [StolL] cptXla auf, vgl. darüber Krumbacher, Ge-
Philesios (<I>tXi]6iog), 1) eine in Trapezus schichte der byzantinischen Litterat ur 362. -
verehrte Gottheit, als dessen itQonäraQ Hermes 3) Eine Weihinschrift eines sogenannten Toten-
2305 Philmas Philios 2306
mahlreliefs in der Glyptothek des H. Jacobsen oder Schwurformeln: ngbg Aibg $>tXLov, Plato
in Kopenhagen lautet Au 'EnireXeLm <f>iXLcp xca Phaedr. p. 234 e. Minos p. 321c. Iulian epist. 4.
rf/ {ir\tQ\ rov &tov (frilia xal Tv%v ccya&fj rov — Ilobg $iltov Aiög, Iulian or. 2 p. 123. or. 3
Q-tov yvvcu%L, Furtwängler, Sitzungsber.d.phüos.- p. 165 Hertlein. — Hqbg <&iXiov, Plato Gorg.
philol. Kl. d, k. b. Ah. d. Wiss. zu München 1897, p. 500b. 519e. Euthyphr. p. 6b. Luc. Herod, 7.
1, 402. Hier erscheint Philia als Mutter des Zeus Rhet. praec. 4. De dipsad. 7. TJiemist. or. 1,
Philios (s. d.); sie findet ihre Parallele in der 17 a p. 19 Dindorf. — Nal rov <l>iXtov, Arist.
Paarung von Zeus Meilichos und der Göttin Acharn. 730 und Schol. Pherekrates 2, 293
Meiliche (s. Meilichie u. Furtwängler, Samml. Meineke = 1, 96 p. 172 Kock. — Ma rov <&i-
Sabouroff, Sculpt. Einleit. S. 36. Usener , 10 Xiov rov iyböv rs ncd aöv, Plato Ale. 1 p. 109 d.
Gölternamen 36), und ist ein selteneres Bei- Bezeugt ist der Kultus des Zeus Philios für
spiel dafür, dafs bei Paarung von männlichen A) Athen: et) Schol. Plato Gorg. a. a. 0.
und weiblichen chthonischen Gottheiten der- Schol. Demosth. in Mid. (or. 21 p. 578) p. 469
selbe Stamm zu Grunde liegt, während ge- Dindorf. — ■ ß) Sesselinschrift des Dionysos-
wohnlich (Usener a. a. 0. 35 ff. Furtwängler, theaters in Athen: izytcog Ji.bg <&iXlov, 0. I. A.
Samml. Sab. a.a.O. 22) beide Namen verschie- 3, 285, von Milchhöfer , Karten von Attica
denen Stammes sind (Pluton-Persephone, Kly- 1, 70 Anm. 86 zweifelnd auf den Priester des
menos-Chthonia, Trophonios-Herkyna u. s. w.). Zeus Ph. im Peiraieus (s. unten B) bezogen.
Vielleicht mit der von Hesych. (oben nr. 2) er- W. Vischer, Neues Schweizer. Museum 3 (1863),
wähnten Ph. identiscb; vgl. Philios. — 4) Bak- 20 48 Anm. 2 vermutet, dafs die nach Hesych.
chantin auf einer attischen Vase, Heydemann, auf der Akropolis verehrte <&lXLu (s. d. nr. 2)
12. Hall. Winckelmannsprogr . 1887 S. 83. Wiener mit dem Zeus Ph. in Zusammenhang stand,
Vorlegebl. E, 11; vgl. nr. 1. — 5) Beiname der eine Vermutung, die durch das Relief Jacobsen
Aphrodite, Anth. Pal. 5, 11. Tzetz. Antehom. (s. Philia nr. 3 und unten nr. $) bestätigt
70. 72. [Höfer.] zu werden scheint. — y) Fragmentiertes Relief,
i'hilinas, Sohn des Aigyptos, vermählt mit aus dem Jahre 324 v. Chr. stammend, am
der Danaide Philea, Hyg. f. 170. Beide Namen Nymphenhügel gefunden mit der Weihung
scheinen korrupt. [Stoll.] 'Eoctviorctl Au <&iXicot avE&satxv (A&rjvccLov
Philios ($lhog) 1) Sohn des Telamoniers 8, 289. C. I. A. 2, 1330. Milchhöfer, Die Mu-
Aias und der Lysidike (s. d. nr. 2) = Philaios 30 seen Athens 81 r.) zeigt den Gott thronend,
(s. d.), Tzetz. z. Lyk. 53. Chiliad. 3, 261. in der horizontal ausgestreckten R. (die L.
2) Beiname des Apollon = Philesios (s. d. fehlt) die Schale, nach r. schauend, woher
nr. 2), Konon, Narr. 33, Opferdiener ein Schwein (das Opfer für chtho-
3) des Hermes, s. Parolen-Götter nr. 9, nische Götter, insbesondere für Zeus Meilichios
4) des Zeus, von den alten Erklärern durch- (s. d.), Ken. Anab. 7, 8, 3 ff. Schol. Luc. im
gängig als Beschützer der Freundschaft — Rhein. Mus. 25 [1870], 548) zum Opfer her-
dafs aber Zeus Philios auch eine milde, Heil beiführen, I urtwängler , Sitzungsber . d. philos.-
und Segen spendende chthonische Gottheit ist, philol. Gl. d. k. b. Akad. d. Wiss. zu München
werden wir unten (nr. B) sehen — gedeutet: 1897, 1 S. 408. Wird schon hierdurch der
Z£t>s cpiliog- 6 iitl roig cpLXa dgäei rsrayiisvog, 40 chthonische Charakter (vgl. Milchhöfer, Karten
Phrynichos bei Bekker , Anecd. 1, 34, 14. <I>L- u. s. w. 1, 60. Toepffer , Att. Geneal. 250, 2.
Xiog (ohne Zeus); 6 cpiXiag Zcpogog &sog, Phry- Wachsmuth, Stadt Athen 2, 147) des Zeus Ph.
nichos a. a. O. 1, 71, 7. <I>iXiog Zsvg- 6 xä ksqI angedeutet, so geschieht dies noch mehr (aufser
rfjg cpiXiag i7ti6xonwv , Phot. und Suidas s. v. den unter B. zu erwähnenden Denkmälern)
$>LXiog Zivg. Etym. M. 793, 43. Aibg r\v inm- durch — 6) das attische Relief aus dem vierten
vvuov tkxq' A&nvciloig (s. unten nr. A) 6 Jahrhundert (abg. Furtwängler a. a. O. 403)
$>LXiog, i% rov elvai r&v cpiliKwv Ka&r]ii6vrcov mit der Weihung 'Agier oiiä%n Oscoglg 'OXvamo-
ccvrbv Zcpopov, Schol. Plato Gorg. 500 b und dcooog ävi&scav Au 'ETtirsXsica <&iXicp Kai ry
Olympiodoros zu Plato a. a. O. nennt ihn firjrpt rov &sov <&iXta %ul Tv%w Aycc&fj rov
gleichfalls tepogog rfjg tpiXiag und ri]g cpiXiag 50 &sov ywami, worüber ausführlich Furtwängler
£Tti6Tccrr}g. Zeus heilst <&lXiog und ' Eraiqüog, a. a. O. 402 ff. handelt. Zeus ist auf der Kline, an
ort ifävrag av&Qmnovg avvüysi -nal ßovXzrcci deren Fufsende die als seine Gattin zu be-
cpiXovg ilvcci ccXXr\Xoig, £%&qov ds ?) noXi^iiov trachtende Agathe Tyche (Philia selbst ist
ovdiva ovSsvög, Dio Chrysost. or. 1 p. 9, 6. 15. nicht mit dargestellt) sitzt, gelagert, von 1.
or. 12 p. 237, 9. 16 Dindorf. Aiu. noorü- nahen die Adoranten, zwischen ihnen und
vov6iv . . . oi cpiXoi <&iXlov, Schol. rec. Soph. dem Götterpaare steht der Oinochoos in der
Aiax 492. Zeus Philios wird erwähnt bei L. die Phiale, mit der R. aus dem Krater
Aristot. de mundo 6, 34 = Stob. Eklog. 2, 36 schöpfend. Zeus hält in der R. die Phiale, in
p. 22 Meineke. Luc. Timon 1. Plut. Arat. 54. der L. ein grofses Füllhorn, das Attribut des
Iulian or. 8 p. 327 Hertlein. Schol. Arist. 60 Pluton und des Agathos Daimon (Schöne,
Equit. 500. Schol. Eur. Hec. 791. Andr. 603. Griech. Reliefs 108. Furtwängler a. a. O. 405.
Anonymus Laurent, in Anecd. var. ed. Schoell- Samml. Sabouroff Taf. 27. Athen. Mitth. 1891,
Studemund 1, 267, 10. Eust. de Hysmin. amor. 25); vor der Kline steht die Trapeza, mit
3, 9, 5. 5, 18. Commentar. in Arat. reliquiae ed. Kuchen zum Nachtisch bedeckt. Hieraus und
Maafs 332, 11. Achill, ebend. p. 84, 17 Maafs. aus der Travestie des Komikers Diodoros
Beim Zeus Philios schworen die Freunde, Luc. (Meineke 3, 543 f. v. 7 ff. = Kock 2, 420 f.
loxar. 11. 12. Menand. 4, 85 Meineke = 3, 54 vgl. Deneken, De theoxeniis 25. Rohde, Psyche
Kock, und häufig finden sich die Beteuerungs- 1*, 98 Anm. zu 97), der den Zeus Ph. als Er-
Eoscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 73
2307 Philios Philodike 2308
finder des nagaoirtTv bezeichnet, schliefst Pick a. a. 0. Auf Münzen von Pergamos er-
Furtivängler a. a. 0. 405, dafs Z. Ph. durch scheint Zeus entweder in ganzer Gestalt in
Lektisternien verehrt wurde, ein Kultgebrauch, einem tetrastylen Tempel sitzend mit Phiale
der gleichfalls auf chthonischen Charakter der und Scepter, oder nur sein bärtiger Kopf mit
dadurch verehrten Götter hindeutet, Furt- mildem Gesichtsausdruck; Münzlegende: XGYC
wangler, Samml. Sabouroff, Sculpt. EM. 26. 0IAIOC oder 0IAIOC S6YC, Eckhel, Doctr.
29. 30. Müchhöfer, Arch. Jahrb. 1887, 31. mim. vet. 2, 465. Mionnet, Suppl. 5, 443. 958 f.
B) Peiraieus. Sämtliche Weihungen an Head, Hist. num. 464. Overbeck , Kunst-
Zeus Ph. stammen aus dem Asklepios-Heiligtum, hmythologie, Zeus 228. Münztafel 3,23. Wroth,
in dem neben Asklepios eine grofse Zahl ihm io Catal. of the greek coins of Mysia pl. 28, 12
wesensverwandter Gottheiten verehrt wurden; p. 141 f. Auf Homonoiamünzen von Thyateira
auch an andern Orten finden wir nicht selten und Pergamon ist der Kaiser Traian als Zeus
den Zeus Ph. mit Asklepios verbunden, vgl. Philios dargestellt: Tgatavbv . . . <&Lliov Aicc.
Pick, Archaeol. Jahrb. 13 (1898), 159, 74. Head, Cat.^of greek coins of Lydia 320, 145
Furtivängler a. a. O. 405 ff. — a) Mjvvviov pl. 41, 5. Über anderezwe ifelhafte, auf Zeus
Ad <&iUcp u.vtft]ri%sv , C. LA. 2, 1572. Das Ph. bezogene Münztypen von Tarsos s. Over-
Relief zeigt den Gott im gewöhnlichen Zeus- beck a. a. 0. 228 f.
typus, mit der L. das Scepter aufstützend, F) Daphne bei Antiocheia: .Tempel
vor ihm die weihende Frau mit ihrem Kind, <&diov Aiog, Julian Misopog. p. 446 Hertlein.
v. Sybel, Matal, d. Skulpt. zu Athen. Hey de- 20 Ein simulacrum Iovis Amicalis apud An-
mann, Die ant. Marmorbild. ,zu Athen 736. tiochiam erwähnt Bufinus aus Euseb. Hist.
Schöne, Griech. Beliefs p. 53, 105 Taf. 25. — eccles. 9, 3. 10: nScalöv xi Aibg $itiov. Doch
b) 'EQ^ialog All <t>dia> (das fragmentierte Relief liegt hier kein öffentlicher Kult vor, sondern
ist dem vorigen ähnlich), 'Ecpwp. ccq%. 1885, ein privater für magische Zwecke geschaffener,
90. C. LA. 2, 1572 b p. 352. — c) Relief vgl. Gustav Wolff, De novissima oracul.
aus dem Peiraieus, näherer Fundort unbekannt, aetate 22.
ohne Weihinschrift, von Müchhöfer, Karten 6) cpilioi daiiiovzg s. d. Art. Korakoi.
u. s. w. 1, 60 f wegen seiner Ähnlichkeit mit [Höfer.]
dem Kultbild zu Megalopolis (unten nr. C) Philippios ($tllmtiog), Beiname des Zeus
gleichfalls auf Zeus Ph. gedeutet. — d) und e) 30 auf einer Inschrift aus Eresos: rolg §ta\Loig
All <f>dico, Aslxiov ccq%. 4 (1888), 135 zu . . . xä> diog xCa <&ilnntico, Conze, Beise auf
nr. 3. All $[di<p), ebend, nr. 3. C. I. A. 4, der Insel Lesbos 35 Taf. 12 A. C. 1. G. Ins.
Suppl. 2, 1572 c p. 262: auf diesen Votivplatten Mar. Aeg. 2, 526; vgl. Sauppe, Gott. Gel. Anz.
ist Zeus Ph. in Schlangengestalt, wie Zeus 1863, 3, 359 ff. Kirchhoff bei Droysen, Gesch.
Meilichios, Asklepios gebildet; über weitere d. Hellem' sm. 22, 363. [Höfer.]
vielleicht ebenfalls auf Z. Philios zu beziehende Pliilippis (<I>ilnntLg), eine der vornehmsten
Schlangenreliefs vgl. Furtwängler a. a. 0. 407; Amazonen, im Kampfe von Herakles erschlagen,
vgl. auch Müchhöfer , Karten 1, 60. Hiernach als er den Gürtel der Hippolyte holte, Diod.
ist Zeus Philios c nichts als einer der Schmeichel- 4,16. [Stoll.]
und Kosenamen , die man den gefürchteten 40 Pkiliste (<Prticrri), eine der melischen (siehe
Unterirdischen gab, um ja ihre gute milde Melia nr. 9) Nymphen, Tzetz. Theog. 101 in
freundliche wohlwollende Seite zu betonen; Anecdota Matranga 2, 580. [Höfer.]
man hoffte, dafs sie dann nur von dieser Phillyra ($dlvQot), Tochter des Asopos,
ihrer segenspendenden Kraft Gebrauch machen zeugte mit dem thessalischen Flufsgott Peneios
würden (Samml. Sabouroff, Sculpt. Einl. 19 f. den Lapithenkönig Hypseus, Akesandros bei
Bohde, Psyche 12,208). Ein anderer gleichartiger Schol. Pind. Pyth. 9, 26. Vgl. Philyra nr. 1.
Zeus aufserhalb Attikas ist der Zeus Eubuleus [Stoll.]
(Kern, Athen. Mitth. 1891, 10). Furtivängler Philobie ($iloßiw), Gattin des Troers Perseus
a. a. O. 408 f. Bohde a. a. O. 207. (wozu vgl. den Art. Akamas Bd. 1 Sp. 206, 28 ff.
C) Epidauros: All $ilico Ilvgoiog ■x.ccx' 50 Munitos Bd. 2 Sp. 3230 Z. 21ff.), Hegesippos bei
övccq, Baunack, Studien auf d. Gebiete des Parthenios 16= F. H.GA, 424. — v.Wüamoioitz,
Griech. 1, 85, 12. Cavvadias, Fouilles d' Epi- Aus Kydathen 139 Anm. 62 vermutet ^vloßin
daure 1, 161. Fraenkel, Inscr. Arg. 1296. statt (piloßln. [Höfer.]
C) Megalopolis: Tempel des Zeus Ph. Philodameia s. Phylodameia.
mit einem Kultbild von Polykleitos dem Jün- Pliilodamos (ßiloäcc^iog?) Im Schol. Iheokr.
geren, in der Bildung dem Dionysos ähnlich 13, 1 (Ziegler p. 78): xbv "Tlav ZcoxQaxwg vlbv
(vgl. Athen. 5, 185 c und Osann zu Comut. de 'HQccKMovg (vgl. Bd. 1 Sp. 2794, 39 f.) qprjffiV,
nat. deor. p. 254), nämlich mit Kothornos, in 'A-jioVkwviog ö's 6 *P6diog ^iXoSü^iov kkI Krjv-
der einen Hand den Becher, in der andern v.og schreiben Toup und Hemsterhuis 'PoSiog
den Thyrsos, auf dem der Adler sitzt, haltend, 60 (1, 1213) QsioSd^iavxog , Niv.av§Qog 8s Krjvxog.
Paus. 8, 31, 4. Stephani, Compte rendu 1867, 169 [Höfer.]
vgl. 1875, 203. Müchhöfer, Karten u. s. w. Philoe (Union), eine der melischen (s. Melia
60 f. Overbeck, Kunstmythol. Zeus 51 f. 228. nr. 9) Nymphen, Tzetz. Iheog. 101 in Anecdota
Baumeister, Denkm. 1354r. O. Müller, Ant. Matranga 2, 580. [Höfer.]
Antioch. 101. Philodemos (^döSviiog), einer der Freier der
E) Pergamos: Templum Iovis Amicalis, Penelope (s. d.): Apollod. epit. 7, 27 p. 234
Jahrb. d. k. preufs. Kunstsamml. 9 (1888), Wagner. [Röscher.]
85 f. Fränkel, Altert, v. Pergamon 8 nr. 269. Philodike (^dodUrf), Gemahlin des Leu-
2309 Philogaios Philoitios 2310
o
kippos, Tochter des Inachos, Mutter der Hila- Hirten berührt, stimmen die Berichte mit denen
eira u. Phoibe nach Schol. Lycophr. 511, woraus der Odyssee überein: denn auch in dem Sab-
Heyne zu Apollod. 3, 10, 3, 5 gegen die Hss. baitischen Apollodorfragment ist bei der Scene,
Asv-ulmtov Sh \y.al <&iXodLy.r\g xrjg 'Iv<z%ov] wo sich Odysseus den beiden Getreuen zu er-
&vyaztQ£g nxX. geschrieben hat. Vgl. auch kennen giebt, für xcä r<w naiSl <f>tXoixiov mit
Arch. Ztg. 10, 439 f. [Röscher.] Bücheier wohl v.ui Qiloix'm zu lesen: Apollod.
Philogaios (QiXoyoaog), eines der Rosse des epit. 7, 32 p. 235 W. Von Aristoteles ('I&uxrio.
Helios: s. Bd. 1 Sp. 2007, 9 und Schol. in Germern. noX. fr. 133; Müller, fr. h, Gr. 2, 148) hören
Amt. ed. Breysig p. 196. [Höfer.] wir noch, in Ithaka seien, wie nach Eumaios
Philoitios (<PiloLxiog, über den Namen s.u.), 10 die Koliaden, so nach Philoitios die Bukolier,
bei Homer der Rinderhirt des Odysseus beides angesehene Familien, benannt worden.
(s. d.). Dieser „setzte ihn schon in früher Sonstige kurze Erwähnungen des Hirten : Theoer.
Jugend (xvx&bv iovxa) über die Rinder im 16, 55; Ov. Herold. 1, 103.
Lande der Kephallenen" (v 209 f.), d.h. da die Der Name hat sehr verschiedene Erklä-
später Ktcpcxllrivloc genannte Insel bei Homer rangen erfahren. Es ist zwar nicht zu ver-
Ho^Lr] (oder Zld^iog) heilst, unter KscpccXXfivig wundern, dafs sich unter den antiken Etymo-
aber sämtliche Unterthanen des Odysseus ver- logieen Unmögliches findet, so bei Eustath.
standen werden (B 631; A 330; w 355. 378. 429, p. 1889, 1 f.: die Ableitung von vytlüv (vcpzi-
vgl. Strab. 10, 452), auf dem benachbarten Xr\xr\g — qpf ilr\xr\g — <pilrjxr\g — cpiloixrig !), wobei
Festlande (£ 97), wo dieser ansehnliche Herden 20 der ehrliche Philoitios schliefslich als %Xiitxr\g
besafs (vgl. $635). Offenbar ist Philoitios dort erscheint. Im übrigen verdienen jedoch die
mit der Zeit zum Oberhirten (v 185. 254: antiken Erklärungen einmal mehr Beachtung
uQ%c<[iog ävdQobv) emporgestiegen. Diesen Rang als sonst, und es haben in der That sämtliche
teilt er also mit Eumaios (s. d. ; vgl. § 410 f.), andere an sie irgendwie angeknüpft. Uns liegen
wird aber mit ihm zu den Dienern gerechnet folgende drei Ableitungen vor: 1) von cptXsiv
(% 114). Wie dieser wahrt er aber auch die und olxog, bei Eustath. p. 1888, 61 allerdings
Treue gegen den abwesenden Gebieter und als „unglaublich" bezeichnet, dagegen gebilligt
sein Haus, während der Ziegenhirt Melanthios von G. Hermann, opusc. 7, 252 (vgl. auch 2, 187),
(s. d. unter 3) es mit den Freiern hält. Alle unter Hinweis auf Msvoixiog (s. diesen Artikel)
drei haben mit ihren Unterhh'ten täglich in 30 = og \iivsi xbv olxov, der vor dem Schicksal
den Königspalast von Ithaka die nötigen nicht zurückschreckt, Petiletus; ferner ver-
Fleisch Vorräte für die schwelgenden Freier zu gleichen Fick und Bechtel, Griech. Personen-
liefern (£ 100 f.). So bringt Philoitios zu Schiffe namen (1894) S. 223: 'E%oixag und erinnern an
vom Festland Kühe und Ziegen herüber (v 185 f.). 11. 1563: aXxvovog — olxov .%%ov6cc. Freilich
Als er den noch unter der Bettlermaske ver- bereitet die Bedeutung Schwierigkeiten; denn
borgenen Odysseus erblickt, begegnet er ihm den Namen Philoitios zu erklären mit dem
treuherzig und teilnehmend. Seine gemütvolle Satze: og xbv olxov cpiXel, wäre sinnlos; wenn
Anrede verrät nicht nur ernsten Widerwillen man aber für Menoitios die Etymologie: ov 6
gegen die den Freiern von ihm zu leistenden olxog {l£v£l zu Grunde legt und demgemäfs
Dienste (213 f.), sondern auch die feste Hoff- 40 hier ansetzt: ov 6 olxog cpiXsl, so ist auch dies
nung auf die baldige Heimkehr des unglück- gezwungen, ja der Bedeutung nach völlig un-
lichen Königs (224 f.), den er unter seiner Ver- wahrscheinlich. Die Analogie von Menoitios
kleidung ahnungsvoll zu erkennen scheint führt also hier geradezu irre. — 2) von dem
(194 f.). Odysseus' Erwiderung ist für ihn Adj. cpiXog und oi'am, oiaifisvai, „bringen,
ebenso rühmlich wie trostreich (227 f., 232 f.) erhalten, davontragen" (Fick2- Bechtel a. a. O.),
und entlockt ihm das Versprechen thatkräftiger also entweder : der, welcher Freundliches davon-
Hilfe für den Fall der Not (236 f.). Dafs er trägt, erfährt, oder: der, welcher solches bringt
den von Eumaios herbeigebrachten Bogen seines und erweist. Damit berührt sich auch die _Er-
Herrn wie jener nur unter Thränen betrachten klärung im Etym. Magn. 393, 20: cenb xfjg
kann (<p 82 f.), trägt freilich beiden Hirten von 50 ngog xbv &8an6xrjv cpiltag. — 3) von cpiXog,
Antinoos rohe Schmähungen ein (85 f.). Umso das durch ein Suffix erweitert ist; so
mehr ist Philoitios erfreut und gerührt, als schon Eustath. p. 113, 1 f. im Anschlufs an die
Odysseus sich ihm und Eumaios zu erkennen gleiche Erklärung von Msvoixiog aus pivog und
giebt (188 f., 206 f.). Für das bevorstehende unter Verweisung auf Qv^oixr\g und Aay,olxr]g,
Rachewerk erhält er den Auftrag, das Hofthor vgl. Welcher, Gr. Götterl. 1, 744, 2; Yölcker,
mit Riegel und Seilen fest zu verschliefsen Japet.-Geschl. 50. Zunächst wäre hier $iXoLxr]g
(240 f.). Bei dem Freiermord erlegt er den anzunehmen und daraus <&iloLxiog weiter-
Peisandros (# 268) und den Ktesippos (285); gebildet worden, vgl. Aaegxwg — Accgxiog
schon vorher hat er auf Odysseus' Befehl mit (Lobeck. ad Aiac. 1). Diese Erklärung hat schon
Eumaios an dem treulosen Melanthios ein srau- co wegen ihrer Einfachheit linguistisch am meisten
sames Strafgericht vollzogen (160 f., 182 f.), dem für sich; und mag der Rmderhirt des Odysseus
dieser erst nach langen Qualen zum Opfer fällt zuerst so geheifsen haben oder nicht, die Be-
(474 f.). Dann beseitigt er mit Telemach und deutung des Namens stimmt zugleich zu dem
dem Gesinde die Spuren des Blutbades (435 f., Charakter des treuen Dieners am besten.
454 f.) und begleitet, wohlgerüstet wie die In der bildenden Kunst spielt Philoitios
übrigen, seinen Herrn zu Laertes hinaus auf eine noch bescheidenere Rolle als selbst in der
das Land (tp 367 f.). Litteratur. Ihn vergegenwärtigt unter andern
Wo die spätere Litteratur den treuen Personen eine Gemme (O verbeck, Her. Gull.
73*
2311 Philoktetes (b. Homer) Philoktetes (in d. Kyprien etc.) 2312
33, 12): rechts bemerken wir Odysseus in des Ph. genannt, wohl durch Verwechselung
Bettlertracht mit dem Hunde Argos, links, dem mit der Heimat, Stat. Silv. 3, 5, 48.
Herrn abgekehrt, zwei mit der 1'gcoy.Lg be- Sonst wird in der Ilias (2, 721 ff.) nur noch
kleidete, wenig von einander unterschiedene berichtet, dafs Ph. von den Achäern auf Lein -
Männer im Gespräch, offenbar Eumaios und nos zurückgelassen worden war, weil er an
Philoitios, vgl. Od. v 165 f. 185 f. Beide Hirten einer üblen Wunde litt, die ihm eine Schlange
sehen wir auch im Begriff, an dem Ziegen- (vögog) beigebracht hatte. Während er dort
hirten die Bestrafung zu vollziehen, auf einem ein schmerzvolles Dasein fristete, führte Medon,
Thonbecher aus Anthedon, vgl. Robert, der Sohn des Oüleus und der Rhene, den Be-
50. Winckehnannsprogramm, Berlin 1890. Die io fehl über seine Schar. Aber — so wird die
Darstellung zerfällt in zwei Scenen: links spätere Abholung des Ph. angedeutet — die
liegt Melanthios nach vorn am Boden; auf der Griechen sollten bald genug seiner gedenken,
einen Seite steht Eumaios in Helm und Stiefeln Die Odyssee erwähnt den Ph. an zwei Stellen,
und bindet dem Gefangenen nach hinten die 8, 219 f. bezeichnet ihn Odysseus als den ein-
Arme zusammen; von der andern bringt Phi- zigen, der ihm als Bogenschütze überlegen
loitios in gleicher Tracht noch einen kräftigen war (plog dr\ [is <&ikoxxr\xr\g unixaivvxo xoh,w
Strick herbei; darüber stehen die Homerverse dr^uo Ivi Tqwcov, Öxs ro^ä^otu-stf 'A%ocioL).
% 161, 162, 188, 189; rechts ist die Strafe Hier kann nur von der Zeit die Rede sein,
bereits vollzogen: der Verbrecher hängt ver- wo Ph. Lemnos bereits verlassen hatte und
kehrt an einer Holzsäule; ihm zugewendet ist 20 sich auf troischem Boden befand. Od. 3, 190
der unbärtige, dafür aber inschriftlich bezeugte nennt Nestor den Ph. unter denen, welche
Eumaios, offenbar den Aufgehängten verhöh- glücklich in die Heimat gelangt sind (si äs
nend, mehr im Hintergrunde der Rinderhirt Qiloxxr\xr\v Tloiävriov aylccbv cpda' il&i(isv).
mit Helm und Schild, darüber OIAOITI.*; Ebenso Sträbo 6,254 C. Für die Kunst des
hier sind beigeschrieben die Verse % 192 — 196 Bogenschießens ist der Naine Philoktetes sprich-
und 200. — Auf den Reliefs von Gjölbaschi- wörtlich geworden : ^iloxxTqxov to^ixmxsQog
Trysa ist Philoitios nicht nachweisbar, ebenso- Corp. paroemiogr. graec. ed. Leutsch et Schnei-
wenig auf dem vielberufenen schönen Sardonyx- deicin, vol. I append. cent. 5, 15. Vgl. Lucian.
cameo in Wien (Overbeck, Her. Galt. 33, 3), adv. indoct. 5.
der bald auf Odysseus' Bewirtung bei Eumaios 30 Die Kyprien berichteten nach dem bei
(K 0. Müller, Archäologie der Kunst § 416, 1 ; Proklos erhaltenen Auszuge (Kinkel, ep. graec.
Overbeck a. a. 0. S. 801 f.), bald auf ein üppiges frgm. S. 19): Nach Opferung der Iphigenia
Freiermahl (s. Artikel Melanthios), bald auf fuhren die Griechen nach Tenedos. Während
den Opferschmaus bei Laertes (a 215 f. 362 f.; sie dort schmausten, wurde Ph. von einer
Schom zu Tischbeins Homer S. 45, VHI, 8) ge- Schlange gebissen. Wegen des üblen Geruches
deutet worden ist; vgl. auch Welcker, A. D. der Wunde liefs man ihn auf Lemnos zurück
5, 228 f.; Conze, Ann. d. I. 1872 S. 209 f. (Znuxu xccxanliovoiv dg Tivtdov xccl svca%ov-
[Johannes Schmidt.] [tivcov ccvxoöv iiiXoY.xr\xr\g v(p' vSqov nl-nyslg
Philoktetes (<&iXoxxr\x7]g, etrusk. Pheliucte, diu xr)v dveoapiuv iv Ar\^v(a xaxtXuy&rj). In
s. d.), Sohn des Poias (z. B. Hom. Od. 3, 190; 40 der kleinen Ilias war die Abholung des Ph.
Find. Pyth. 1, 53; Philostr. her. 5, 1 p. 171 geschildert (Proklos bei Kinkel S. 36): Nach-
Kayser; Quint. Smyrn. 9, 354). dem Odysseus die Waffen des Achilleus er-
Als Mutter nennt Hyginus f. 97 und 102 halten und Aias sich ermordet hatte, nahm
die Demonassa, Eustath. ad Hom. II. 2, 695 Odysseus den Helenos gefangen, welcher über
(p. 323,44) die Methone (Ms&mvrj). die Eroberung Trojas weissagte. Seinem Spruche
Unter der Führung des bogenkundigen Phi- gemäfs holte Diomedes den Ph. von Lemnos.
loktetes steht bei Homer II. 2, 716 f. die Er wurde von Machaon geheilt, trat dem Paris
Mannschaft aus Methone, Thaumakia, Meliboia im Zweikampf gegenüber und tötete ihn. Den
und Olizon, welche auf sieben Schiffen, in Neoptolemos holte Odysseus von Skyros.
jedem fünfzig Mann, sämtlich Bogenschützen, 50 (OSvaatvg lo%7]6agr'El£vov Xa^ßdvti, xal %qt]-
zum Kampfe gegen Troja gezogen war. Dazu aavxog 7t£Qi xijg dXmaecog xovxov Aioy.r\Sr]g ix
stimmt, dafs Poias, der Vater des Ph., bei Ar^vov <&iloy.xrjxnv ecvdyei. la&slg dh ovxog
Apollodor bibl. 1, 9, 16, 9 als ein Sohn des vnb Ma%dovog xccl iiovoiiu%ric<xg 'AXsh,ävSQ(p
Thaumakos bezeichnet wird, mithin aus Thau- xxnvsi u. s. w.)
makia stammt. Auch wenn Poias (bei Eusta- In mehreren Punkten abweichend ist der
thios ad lliad. p. 323, 22 s.) den Phylakos zum Bericht bei Apollod. epit. 3, 27 und 5, 8 (vom
Vater hat, ist in der Örtlichkeit kein grofser Drama beeinfhifst?). 3, 27: Als die Griechen
Unterschied, da Phylake in der Phthiotis liegt. auf Tenedos dem Apollon opferten, kam vom
Also ist Philoktetes auf der thessalischen Halb- Altar eine Schlange (vögog) und bifs den Ph.
insel Magnesia heimisch, bei Strabo 6, 254 C 60 Die Wunde wollte nicht heilen und roch so
im besonderen in Meliboia. Bei Apollodor epit. übel, dafs das Heer es nicht ertragen konnte.
3, 14 steht in der Aufzählung der griechischen Da setzte Odysseus auf Agamemnons Befehl
Schiffe und Anführer: 'Oli^covcav <&iloxxrixr]g den Ph. mit dem in seinem Besitz befindlichen
IJoiavxog £. Philostr. Jan. 17: <X>. xovg ix Bogen des Herakles auf Lemnos aus. Ph. ver-
Mtlißoiccg inl TqoLuv ävdyoov. Bei Malalas schaffte sich in seiner Einsamkeit die nötige
O 136 wird unter den Teilnehmern am tro- Nahrung, indem er Vögel schofs. — 5,8: Als
janischen Kriege genannt $>iloxx7]xr\g ix Mo- der Krieg schon zehn Jahre dauerte, prophe-
ftövi]g avv vr\vo\v xß'. Meliboea wird als Gattin zeite Kalchas den mutlos werdenden Griechen,
2313 Philoktetes (u. d. Pfeile cl. Herakles) Philoktetes (u. d. Pfeile d. Herakles) 2314
Troja werde nur erobert werden, wenn der ol t&v ro^cov. Ebenda wird aucb erwähnt,
Bogen des Herakles zu Hilfe komme. Da dafs Philoktetes den von Iason auf der Insel
machte sich Odysseus mit Diomedes auf den Chryse errichteten Altar von Herakles her
Weg nach Lemnos. Mit List bemächtigte sich kannte (ix n~]g £,vv ' HgaxXsl [Lvr^ing), womit
Odysseus des Bogens und überredete den Ph. nur dessen Fahrt gegen Troja gemeint sein
zur Fahrt nach Troja. Ph. wurde von Poda- kann. Ähnlich Hypoth, metr. zu Soph. Phil.:
leirios geheilt und erlegte den Alexandros. XQvcr\g 'A&i]vüg ßco^ibv . . . (ibvog jfdst 7to&'
Dafs Ph. Bogen und Pfeile des Hera- ' HqccxXsl avvmv. Schal. Soph. Phil. 194: noXig
kies besafs, ist in den sonst erwähnten Xqv6y\ TtXr\6iov ArjiLvov, h>9cc vnb xov öcpscog
epischen Resten nicht enthalten, braucht aber 10 idrj%&T\ xbv ßcofibv grjxwv iv co 'i&vosv* HQccxXfjg,
nicht erst von den Tragikern erfunden zu sein, rjvixec x<xxa TQoiag iox^äxavasv. Alcidae comes
sondern könnte auf alte epische Dichtung zu- heifst Ph. Senec. Herc. Oet, 1717. Quintus
rückgehen. Dagegen scheint es nicht die Smyrnaeus 10, 179 — 202 beschreibt einen Gürtel
älteste Form der Sage, dafs zur Eroberung und einen Köcher, beide reich mit Bildern
Trojas die von Herakles ererbten Waffen das geschmückt, welche Hephaistos für Herakles
wesentliche Erfordernis seien , wichtiger als angefertigt und dieser dem Philoktetes, seinem
die treffsichere Kunst des Philoktetes; und Freund und Gefährten, hinterlassen habe (205:
der Schlufs, dafs Ph. in die troische Sage [iäXa jclq ol b[noQÖ(piog cplXog rjsv). Bei Dictys
überhaupt erst durch seine Waffenbrüderschaft 1, 14 bekommt Ph., der comes Hercidis, die
mit Herakles hineingekommen sei (Wilamountz, 20 Pfeile nach dessen Tode als industriae prae-
Euripides' Herakles 1 S. 321, Anm. 105), scheint mium. Nach Mythogr. Vatic. 1,59 u. 2,165,
nicht geboten. Für die Zerstörung Trojas dsgl. Servius zu Aen, 3, 402; Schol. Lucan.
kommt wohl ursprünglich die Person und die 6, 354 u. 8, 800 mufste Ph. dem Herakles
Gewandtheit des Ph. allein in Betracht. Wer schwören sein Grab nicht zu verraten und
dann etwa die Sage von Ph. als dem Besitzer bekam dann die mit der Galle der Hydra ge-
der Heraklespfeile danebenhielt, konnte fest- tränkten Pfeile. Schol. Apollon. Bhocl. 1, 1207
stellen, dafs diese das Verderben über Troja nennt den Ph. unter den Geliebten des Herakles:
bringen halfen, wie sie es in Herakles' eigener iyivovxo dh utoXXol igw^isvoi ' ' HoaxXiovg, "TXccg,
Hand schon einmal gethan hatten. Ging man <f>iloxxrjxr\g xal zJio^iog xcä IIsQi&öag xal 3>(h'£.
noch einen Schritt weiter, so kam man zu 30 Dagegen begnügt sich Hyginus 257 unter den
dem Satze: ohne die Pfeile des Herakles kann durch Freundschaft Verbundenen zu nennen
Troja nicht erobert werden. Dann wurde Hercules Iovis filius cum Philocteta Poeantis
genau genommen Philoktetes entbehrlich, ein füio. Nach Ptolemaeus Heph. ( Westermann
Gedanke, der Soph. Phüökt. 1055 auch aus- S. 84, 15) zündete der Trachinier Morsimos den
gesprochen, aber mit einer gleich zu nennen- Scheiterhaufen des Herakles an, nicht Philo-
den Ausnahme in keiner Darstellung der Sage ktetes. Von Opfern, die_ dem Herakles und
zur That gemacht wird; vielmehr ist es auch dem Philoktetes auf dem Ota gebracht werden,
im Drama, welches immer von den Herakles- berichtet Arrian bei Stobaios 1, S. 246, 18 ff.
pfeilen redet, doch dabei geblieben, dafs die Wachsmuth. Als Heimat des Ph. gilt den grie-
Person des Philoktetes für den Endkampf 40 chischen Tragikern das malische Land am
um Troja herbeigeschafft werden mufs, z.B. Ötaund Spercheios: Aeschyl. PhilcM. frgm. (249
Soph. 612. Wenn bei Servius zu Aen. 3, 402 bei Nauck H7T£Q%sth TToxa\ii u. s. w.) bezieht
(= Mythogr. Vatic. 1,59; 2,165) Phil, in sich wohl darauf; Soph. Phil 4. 664. 1430. Bei
Lemnos zurückbleibt, während die Griechen Apollod. 2, 7 , 7, 11. 12 erscheint Poias TtaQttov
seine Pfeile behalten (nach einer Tragödie?), xorro: ^t\xi\giv noiyLviwv, ist also ebenfalls in
so ist das sichtlich nicht alte Sage. der Gegend zu Hause. Wenn die Sage den
Die Pfeile und den Bogen (tu ftsüv äfid- Philoktetes oder Poias nur wie zufällig an
%y]Tcc ßbXi] Soph. Phil. 198, vgl. Apollod. 2, 4, den Scheiterhaufen des Herakles gelangen
11, 8) hatte Philoktetes von Herakles zum läfst, so folgt wohl notwendig daraus, dafs
Danke dafür bekommen , ^ dafs er ihm den 50 sie aus der Gegend stammen; wo dagegen
Scheiterhaufen auf dem Öta anzündete, als Philoktetes als der ständige Begleiter des
Herakles' sterblicher Teil verbrannt werden Herakles auftritt, konnte auch seine aus dem
sollte {Soph, Philokt. 670. 801. 1432; Lyko- Epos bekannte Heimat beibehalten werden;
phron 916; Diod. 4, 38; Philostr. her. p. 171 das geschieht Schol Lucan. 6, 354, wo Philo-
Kayser; Philostr. jun. 17; Schol. 77. 2, 724; ktetes als Meliboeus und armiger des Herakles
Ovid. met. 9,231—234; 13,51; Cicero Tusc. bezeichnet wird. Wenn Ph. auch auf Münzen
2, 7, 19; Hygin. 102 u. 36; Seneca Herc. Oet. der Stadt Lamia (vgl. unten Sp. 2335) vor-
1648 ff. ; Lucan. 6, 354; Lactant. divin. inst. 1, 9). kommt, so ist das ein weiteres Zeugnis für
Bei Apollod. 2, 7, 7, 11. 12 ist es Poias, welcher seine Zugehörigkeit zu dem malischen Land-
den Scheiterhaufen des Herakles anzündet und 60 strich, welches allerdings von der Dichtung
den Bogen bekommt. Bei Tzetzes zu Lycophr. abhängig sein kann.
50 hinterläfst Herakles dem Philoktetes seinen Von dem „Philoktetes'' des Aischylos sind
Bogen, weil dessen Vater Poias ihm den einige Bruchstücke erhalten (Nauck, tragic.
letzten Dienst am Scheiterhaufen erwiesen hat. grate, frgm.2, p. 79 — 82). Am meisten ist über-
Dafs Philoktetes schon von Jugend auf dem liefert bei Dio Chrysostomos, der einen Vergleich
Herakles Dienste geleistet habe, berichtet Phi- zwischen dem Drama des Aischylos und den
lostr. jun. 11 : Q-sQccrtcov dr] y£v£6&ai Tw'HptxHXtl entsprechenden des Sophokles und des Euri-
b (PiXoxTrjzrig ix vr\niov, Örs xal eponsvg elvui pides anstellt, or. 52. Odysseus begiebt sich
2315 Philoktetes (b. Aesch., Eurip., Sopb..) Philoktetes (im sonst. Drama) 2316
zu Philoktetes, der ihn nicht erkennt, erzählt Philoktetes, der ihn nun dringend bittet, ihn
ihm, dafs Agamemnon und Odysseus nicht mit auf sein Schiff zu nehmen und den Um-
mehr am Leben und die Griechen in grofser weg nicht zu scheuen, damit er, Ph. , seine
Not seien, und überredet ihn Lemnos zu ver- Heimat wiedersehe. Neoptolemos verspricht
lassen, um sich am Kampfe zu beteiligen. es, bringt es aber doch nicht fertig seine
In dem 432 v. Chr. aufgeführten Drama des wahren Absichten dauernd zu verheimlichen
Euripides (Bruchstücke bei Nauck S. 613 — 621, und verdirbt so schliefslich den Plan des
besonders aus Dio 52) ist dem Ph. ein Lemnier Odysseus. Auch den Bogen hatte ihm Ph.
namens Aktor als Freund zugesellt. Odysseus bereits vertrauensvoll übergeben, damit er in
beginnt das Stück: Athena hat ihn unkenntlich 10 sicheren Händen sei, solange der Anfall der
gemacht. Diomedes ist sein Begleiter. Eine Krankheit den Ph. bewufstlos mache. Als
Gesandtschaft der Troer sucht ebenfalls Ph. Odysseus bemerkt, dafs seine List zu scheitern
für sich zu gewinnen. Dio 59 giebt den Ein- droht, tritt er hervor, kann aber von Philoktetes
gang der Tragödie in ausführlicher Weise nichts erzwingen; dieser will lieber sterben
wieder. Odysseus erzählt, dafs er eben mit als den Griechen zu Willen sein. Er läfst
einer höchst schwierigen Aufgabe beschäftigt sich weder durch Androhung offener Gewalt
sei : er sei nach Lemnos gekommen , um den noch durch alles Zureden des Neoptolemos
Ph. und den Bogen des Herakles nach Troja bewegen. Erst als der gottgewordene Herakles
zu bringen. Helenos sei gefangen genommen erscheint und ihm erklärt, dafs er nach dem
worden und habe geweissagt, ohne jene beiden 20 Willen des Schicksals zur Eroberung Trojas
könne die Stadt nicht ei-obert werden. Zu- helfen müsse, giebt er nach,
nächst getraute sich Odysseus nicht den Ph. Philoktets Teilnahme am troischen Kampfe
zu überreden, welcher ihn hafste, weil Odysseus behandelt ein zweites Stück des Sophokles, der
ihn ausgesetzt hatte, als er von der bösen ^iloY.xrirr]g iv TqoLcc, von dem aber so gut wie
Schlange gebissen worden war. Athene aber nichts erhalten ist, vgl. Nauck, frgm. trag. gr.
ermutigte den Od. und versprach ihn so zu S. 283.
verändern, dafs Ph. ihn nicht erkennen werde. Sonst ist die Philoktetsage noch von mehreren
Odysseus erblickt den Ph., wie er mühsam Tragödiendichtern zum Gegenstand gewählt
herankommt, durch sein Leiden entstellt, in worden, nämlich von Philokles, dem Neffen
Tierfelle gehüllt. Als Ph. hört, dafs der An- 30 des Aischylos, vgl. Suidas s. v., ferner von
kömmling einer von den Griechen ist, die Achaios aus Eretria (Nauck S. 755), einem
nach Troja gezogen sind, will er einen Pfeil jüngeren Zeitgenossen des Sophokles, und von
gegen ihn anlegen. Da giebt Od. vor, durch Tlieodektes (Nauck S. 803), bei welchem Philo-
die Ränke des Odysseus zur Flucht genötigt ktetes nicht am Fufse, sondern an der Hand
worden zu sein, welcher den Palamedes und verwundet wird. Dadurch wurde seine Hilf-
alle seine Freunde in verleumderischer Weise losigkeit gemäfsigt, was jedenfalls in der Ab-
des Verrates bezichtigt habe. Hierbei erinnert sieht des Dichters lag, der von der Bühne aus
sich Ph. seines eigenen Unglückes. Odysseus keinen allzu peinlichen Anblick bieten wollte,
habe ihn ausgesetzt einer Wunde wegen, die Sonst wird von dem Inhalte des Stückes noch
er sich zugezogen habe, als er den Altar der 40 berichtet, dafs Ph. seine Schmerzen mit grofser
Chryse zeigte, auf dem die Griechen, um des Standhaftigkeit, soweit er es vermochte, laut-
Sieges sicher zu sein, opfern mufsten. Auf los ertrug. Vgl. Eibbeck, röm. Trag. S. 376,
die Bitte des Od., ihm zur Heimkehr zu ver- Anm. 3. Auch unter den Tragödien des Acckis
helfen, erklärt Ph. wehmütig, dafs er ihm befindet sich ein Philocteta (Ribbeck, trag.
seine Freundschaft nicht versage, aber aufser Roman, frgm.2, S. 203 — 210, röm. Tragödie
stände sei jemandem zu helfen. Kümmerlich S. 376—401), mit Benutzung mehrerer grie-
schaffe er sich mit dem Bogen Nahrung und chischer Dramen, hauptsächlich aber wohl des
Kleidung. In seiner Behausung sehe es übel Euripides geschrieben. Zu den Tragikern ge-
aus, überall die Spuren der Krankheit; er seilen sich einige Komödiendichter : Epicharmos,
selbst sei, wenn ihn die Schmerzen überfielen, 50 Strattis und Antiphanes. Vgl. Lorenz, Leben
verdriefslich und unfreundlich, obgleich das u. Schriften des Koers Epicharmos (1864),
Leiden sich durch die lange Zeit gemildert habe. S. 253 f.; Meineke, Com. Graec. 1, 233; 3, 129;
Bei Sophokles, dessen Stück 409 v. Chr. Kock, Comic. Attic. fragm. 1, S. 724; 2, S. 107.
aufgeführt wurde, haben es Odysseus und Wenn bei Auson. epigr. 71 (bei Peiper 79)
Neoptolemos unternommen den Ph. zu holen. und Martialis 2, 84 von Philoktets Geilheit
Neoptolemos läfst sich von Odysseus um des die Rede ist, so geht das wohl auf die Komödie
guten Zweckes willen und weil eine andere zurück (Ausonius: . . . libido, Herculis heredi
Möglichkeit nicht vorhanden scheint, ausnahms- quam Lemnia suasit egestas; Martialis siehe
weise zu dem Versuche bestimmen, durch eine Sp. 2326). Als eine dem Philoktetes gewid-
Lüge auf Philoktetes zu wirken. Odysseus 60 mete Dichtung ist endlich noch zu erwähnen
kann diesem nicht selbst gegenübertreten, weil ein Epos des Euphorion , bei Meineke, Anal.
ihn Ph. genau kennt und als den Urheber seiner Alcxandr. S. 73 — 75, frgm. 39. 40. Das eine
Verlassenheit hafst und verflucht. Neoptolemos Bruchstück (bei Stobaeus, floril. 59, 16) handelt
spiegelt ihm also vor, dafs er das Griechen- von dem ertrinkenden Sohne des Dolopion;
beer wegen erlittener schwerer Kränkung ver- dazu ist Hygin. f. 102 zu vergleichen, wo ein
lassen habe: man habe ihm die Waffen seines Hirt Iphimachus, Sohn des Dolopion, sich des
Vaters Achilleus vorenthalten und dem Odysseus Ph. annimmt. Vielleicht ist auch der dort
gegeben. So gewinnt er das Vertrauen des genannte König Aktor dem Gedichte des
2317 Philoktetes (b. Euphorion, Hygin etc.) Philoktetes (s. Verwundung) 2318
Euphorion entnommen. Das zweite Bruchstück Kampf gezogen war, fiel ihm, während er sich
steht bei Tzetzes zu Lycophr. 911: <&iXoxTi]Trig im Schiefsen übte, einer seiner Pfeile auf den
<?e i^ma&i] tig ' IxaXiav Ttgbg Ka^ntavovg xca Fufs, mit dem er das Grab gezeigt hatte.
TtoXs(i->]6ccg Asvxuvolg Ttl)]oiov Kgörcavog xcci Lange Zeit duldeten ihn die Griechen des
©ovQLov Koi^iaoav xa-ro/jc«?' xat Ttuvftslg rf]g Orakels wegen in ihrer Mitte; schliefslich aber
uXr\g' AXaiov 'AiroXXcovog Ieqov Krifei, co xoa to konnten sie den Gestank der unheilbaren
rö^ov avxov ävt&rixtv , a>g cprjoiv Evq.ogl.av. Wunde nicht mehr ertragen und setzten ihn
Es gehört jedenfalls zu derselben Dichtung auf Lemnos aus, nachdem sie ihm die Pfeile
und zeigt, dafs Euphorion die Schicksale des genommen hatten (apud Lemnum sublatis re-
Ph. bis an sein Ende verfolgt hat. Ph. kommt 10 liquerunt sagittis). Der Wunde wegen mochte
nach Kampanien, kämpft mit den Lukanern, Ph. nicht in seine Heimat zurückkehren, sondern
gründet Krimissa in der Nähe von Kroton und ging nach Petilia in Kalabrien.
Thurii; nach Beendigung seiner Irrfahrt er- Unter den Freiern der Helena wird Ph.
richtet er dem Apollon Alaios ein Heiligtum, genannt Apollod. bibJ. 2, 10, 8, 3; Hygin. 81.
in welchem er auch seinen Bogen als Weih- Die Verwundung des Philoktetes erfolgte
geschenk aufhängt. In denselben Zusammen- nach den Kyprien (s. o. Sp, 2312) auf Tenedos;
hang gehört möglicherweise auch Etym. Magn. ebenso bei Apollod. epit. 3, 27 (s. o. Sp. 2312),
p. 298, 26: EiXsvia 'A&r}vä' ^iXoy.Trjxr\g ya.Q hier mit dem Zusatz, dafs die Schlange von
■jtaQaysvö^svog sig ' ' IrccXiav \8qv6ccto EIXsvlag dem Altare des Apollon her kam, dem die
AdTjVäg fcpbv ccnb rov iv ixslvco ovyxsxXtta&ai 20 Griechen gerade opferten; bei Eustathios zu
ra> xö-jta, also Gründung eines Heiligtums der II. 2, 723 (nach Porphyrios) itsql Tivsdov r\
Aftnvü EiXsvia in Italien. "I^ßpov, ebenso Schol. II. 2, 721. Lemnos wird
Aufser den angeführten Darstellungen der als Schauplatz genannt bei Hyg. f. 102, Schol.
Philoktetsage finden sich zusammenhängende Soph. Phil. 270, Schol. II. 2, 722 und Eustath.
Berichte noch bei Hygin. f. 102 und Servius zu II. 2, 724. Bei Hygin sendet Hera die
zu Aen. 3, 402 (= Mythogr. Vat. 1, 59; 2, 165). Schlange, weil Ph. dem Herakles geholfen hat,
Hygin erzählt: Auf der Insel Lemnos bifs den nach Schol. Soph. Phil. 270 ist Ph. im Begriff
Philoktetes eine Sehlange ins Bein, welche dem Herakles einen Altar zu errichten, bei
Hera gesandt hatte aus Zorn darüber, dafs Eustathios wird Ph. verwundet, als er mit der
Ph. dem Herakles den Scheiterhaufen erbaut 30 Säuberung des Altars der %Qvai) ' Afrnv& be-
hatte (quid solus praeter ceteros ausus fuit schäftigt ist (Kaftaipav ßa^ibv n)g %q. ' A) Bei
Herculis pyram construere: sonst ist immer Euripides (s. Sp. 2315) geschah es, als Ph. den
nur von dem Anzünden die Rede, hier liegt Griechen den Altar der Chryse zeigte, wo sie
also eine vergröberte Fassung vor). Für diesen opfern müfsten, vielleicht ebenfalls in Lemnos;
Dienst hatte ihm Herakles seine göttlichen dasselbe ist wohl bei Phüostr. jun. imag. 17
(divinas, vgl. Apollod. 2, 4, 11, 8) Pfeile ge- vorausgesetzt, wo Ph. den Griechen ganz wie
schenkt. Da die Griechen den häfslichen Ge- bei Euripides den Altar der Chryse zeigt, hier
ruch der Wunde nicht ertragen konnten, wurde mit dem Zusatz, dafs ihn Iason errichtet hat
Ph. auf Befehl des Königs Agamemnon samt und Ph. ihn von einer mit Herakles unter-
den göttlichen Pfeilen in Lemnos ausgesetzt; 40 nommenen Fahrt her kennt. Auf der Insel
dort verpflegte ihn ein Hirt des Königs Aktor Chryse bei Lemnos wird Ph. von der Schlange
namens Iphimachus, der Sohn des Dolopion. gebissen, welche das Heiligtum der Chryse
Hernach verkündete ein Orakelspruch den bewacht, Sophökl. Phil. 270. 1326 ff. ; derselbe
Griechen, dafs ohne die Pfeile des Herakles Ort wird genannt bei Pausan. 8, 33, 4 und
Troja nicht erobert werden könne. Da schickte Eustathios zu II. 2, 723; ferner iv Xqvöv nach
Agamemnon den Odysseus und Diomedes zu Tzetz. zu Lycophr. 911, oze ixccftaipiv rov xs-
Ph., welche ihn bewogen sich mit den Griechen icaa\iivov ßoi^ibv xf)g ' A$r\väg (vgl. Eustath.
zu versöhnen und ihnen zur Bezwingung Trojas oben). Zu Lykophron 912 sagt Tzetzes iv
behilflich zu sein. — Der Bericht des Servius, Xgv6v r\ Ar^ivco, kennt also auch die andere
welcher etwa auf eine der späteren Tragödien so Fassung. Schol. Soph. Phil. 194 spricht von
zurückgehen könnte, weicht von der sonstigen der Nymphe Chryse auf der gleichnamigen
Überlieferung sehr ab: Philoktetes war der Insel; diese Nymphe liebte den Philoktetes
Gefährte des Herakles. Als dieser auf dem und verfluchte ihn, weil sie ihn nicht gewann.
Öta das menschliche Wesen ablegte, mufste Tzetzes a. a. O. sagt, dafs nach einer anderen
ihm Ph. schwören, dafs er niemandem zeigen Meinung Ph. von der Schlange verwundet
würde, wo sich die Überreste des Herakles wurde, weil er die Liebe der Chryse ver-
befänden. Dafür bekam er die mit der Galle schmähte. Aufser der Insel Chryse nennt Schol.
der Hydra getränkten Pfeile. Später erging Soj)h. Phil. 194, Teil 2 auch eine Stadt des
im trojanischen Kriege ein Orakel, dafs zur Namens 7tXr}oiov Arjiivov, dort wurde Ph. von
Eroberung Trojas die Pfeile des Herakles not- co der Schlange gebissen, als er den Altar suchte,
wendig seien. (Bis hierher bietet ungefähr auf welchem Herakles geopfert hatte, als er
dasselbe auch Schol. Lucan. 6, 354.) Ph. wurde gegen Troja zog. (Vgl. Euripides und Phi-
aufgesucht und gefragt, wo Herakles sei. Zu- lostratos.) Zu den genannten Inseln kommt
erst behauptete er es nicht zu wissen, gestand noch eine ebenfalls bei Lemnos gelegene hin-
aber dann, dafs H. gestorben sei. Als er nun zu, mit Namen Niet oder Nsai , wo die Ver-
Bein Grab zeigen sollte, setzte er, dem Drängen wundung Philoktets nach Steph. Byz. und
nachgebend, den Fufs auf die Stelle, da er Suidas s. v. Nica, Hesych s. v. Nicc statt-
nicht sprechen wollte. Als er dann in den gefunden haben soll. Eine Anspielung darauf
2319 Philoktetes (Aussetzung auf Lernnos) Philoktetes (Orakel d. Helenos) 2320
enthält auch das Gedicht Bcofidg des Dosiadas Philoktetes ist verlassen und hilflos, kann sich
(Anthol. Palat. 15, 25). Von einer Insel bei nur kümmerlich nähren und kleiden und ist
Lemnos ohne Namensnennung spricht Appianus, in seiner Höhle kaum gegen die Unbilden der
Mithrid. 1, 77: Ovccqiov . . . nsol Ai^vov iv Witterung geschützt; somit erscheint das Ver-
l$r\\Lr\ vr\6m naxalaßcov, h>&cc ösixvvxai ßa\Log fahren derjenigen, die ihn so zurückliefsen,
<&iXo%xr}xov xai %<xl;i£og öq>ig nccl xo£,u xal als eine Grausamkeit. Anders ist die Darstellung
-ö-wp«! raiviatg rtspidsxog, itvf](ia xfjg ixaivov des Philostratos Heroic. p. 171 Kayser: Ph.
■7täQ-r\g. Es ist wohl in der That auf mehreren war auf Lemnos nicht einsam; viele Bewohner
Inseln um Lemnos herum die Sage von Philoktet Meliboias blieben bei ihm ; die Achäer waren
und der Schlange zu Hause gewesen, vielleicht 10 sehr betrübt darüber, dafs sie ihn zurücklassen
- worauf die Appianstelle hinzuweisen scheint mufsten. Er wurde rasch durch die lemnische
— mit einer alten Verehrung des Ph. ver- Erde geheilt, auf welche Hephaistos gefallen
bunden, die von einer Beziehung desselben zu sein soll. Sie vertreibt den Wahnsinn, stillt
Troja ursprünglich nichts gewufst haben wird. blutende Wunden und heilt auch den Bifs der
Eine willkürliche spätere Entstellung der Schlange. Während die Griechen Troja be-
Sage ist es, wenn bei Bictys 2, 14 Philoktetes lagerten, eroberte Ph. zusammen mit Euneos,
den Bifs der Schlange in Troas erleidet, als dem Sohne des Iason, die kleinen Inseln der
Palamedes mit Hilfe des Priesters Chryses dem Umgegend, von denen sie die Karer vertrieben ;
Apollon Smintheus für das Griechenheer eine zum Lohne erhielt er einen Teil der Insel
Hekatombe darbringt. Hier scheint die troische 20 Lemnos, den er Akesa nannte, zum Andenken
Stadt Chryse für die oben erwähnte Insel des- an seine Heilung. Vielleicht ist auch hier ein
selben Namens eingesetzt zu sein. Noch weiter Rest alter von der troischen unabhängiger
entfernt sich Servius zu Aen. 3, 402 (s. oben Sage erhalten, und zwar einer Sage, in der
Sp. 2318), indem von der Schlange gar nicht Philoktetes auf Lemnos nicht ein Gast und
mehr die Rede ist, sondern ein herabfallender ein Kranker, sondern einheimisch und ein
vergifteter Pfeil die Wunde verursacht. Nach kraftvoller Held war.
Ptolemaeus Heph. (Westermann S. 193, 6) stirbt Nach der kleinen Ilias bildete, wie oben
Ph. von dem Bifs der Schlange. erwähnt, die Veranlassung zur Abholung des
Als Grund der Aussetzung auf Lemnos wird Philoktetes eine Weissagung des von Odysseus
gewöhnlich der üble Geruch der Wunde an- 30 gefangenen Helenos, worauf Diomedes den Ph.
gegeben (z. B. Kypria, Apottod. epit. 3, 27, holte und Machaon ihn heilte. Helenos war
Hyg. 102); bei Sophokles 8—11; 1032—1034 der Weissagende auch in einem Dithyrambos
wird noch hinzugefügt, dafs das Geschrei des des Bakchylides (Schol. Find. Pyth, 1, 100:
Ph. die Opferhandlungen störte (ovxa Xoißi)g xavxy xfi 16x00101 y.ul Bux%vXl§r]g avfMpcovH iv
Tjfuv ovxs &v(idxcov Ttaoijv i%r\Xoig 7tQ06%iyi:iv xolg Ji&VQa^ßoig, oxi di] ol r'EXXr]vsg iv. Ar\\ivov
V. 8. 9). Neben den Atriden ist bei Sophokles \Ltxt6xsiXavxo xbv <$>iXoxxi]xriv 'EXivov ^lavxsv-
5. 6; 264; 1028 Odysseus derjenige, welcher 6cc^iivov styctpxo yuo avsv xwv ' Hqu%XÜwv
den Ph. fortschafft; bei Bio Chrys. 59 (nach xo\wv y.i] 7toQQ-t]d-fjvcci xr\v " IXtov) und bei
Euripides) bezeichnet sich Odysseus als den Sophokles V. 606; desgl. wird er erwähnt bei
Urheber; Odysseus thut es auf Befehl des 40 Ovid. metam. 13, 335. In den Lithika des
Agamemnon Apollod. epit. 3, 27; bei Hygin 102 „Orpheus" V.358 — 361 ist es gleichfalls Helenos,
geschieht es iussu Agamemnonis. Quint. Smyrn. der den Griechen rät den Mann, der seinen
5, 195 nennt den Odysseus allein als Anstifter: Bruder töten soll, aus Lemnos zu holen. Helenos
Aias macht es ihm in dem Streit um die kommt hier aus eigenem Antriebe in das
Waffen des Achilleus zum Vorwurf. Ovid. griechische Lager (so auch bei Tryphiodoros
met. 13, 45ff. 313ff. erwähnt den Odysseus in 45ff., wo aber von Philoktetes nicht die Rede
demselben Sinne bei derselben Gelegenheit, ist). Tzetzes Posthorn. 572 f. stellt beides zur
legt ihm aber zur Verteidigung in den Mund, Wahl, "'Elsvog . . . i] $' 'Oävafjog ^yftafftv'^pyti-
dafs alle damals seinen Vorschlag gebilligt otaiv insl&cbv r) \16vog avxonolvßiv i%r\kv6ir^Gi
hätten und dafs Ph. nach der einsamen Insel 50 ßadlßaag u. s. w., ähnlich Schot. Lycophr. 911,
gebracht worden sei, um fern von dem Kriegs- wo Sophokles, Orpheus und Tryphiodoros her-
getümmel seine Wunde in Ruhe pflegen zu angezogen wird. In den Lithika hat Helenos
können, ein Gedanke, der natürlich der ur- sein Wissen von einem redenden Steine, den
sprünglichen Sage fern lag. Noch bestimmter ihm Phoibos Apollon geschenkt hat. Bei
wird Lemnos als hilfebringend für Ph. bezeichnet, Philostratos Her. S. 172 Kayser kommt der
da dort die Hephaistospriester Schlangenbisse Orakelspruch aus Lesbos, wo das Haupt des
heilten, Eustath. zu IL 2, 724 (p. 330, 10): sld&ri Orpheus in einem Erdspalt weissagt. Von
avxö&i V7tb xwv ' A%aLüv , ddöxav mg ol xov einer Vermittelung des Helenos ist hier natür-
c Hcpcäaxov hoelg i&spditsvov xovg öcpeodr'ixxovg. lieh keine Rede. Kalchas ist der Verkünder
Ebenso Schol. II. 2, 723. Dictys Cret. 2, 14: co des Spruches Apollod. epit. 5, 8; derselbe ver-
Philocteta cum paucis, uti curaretur, Lemnum anlafst bei Quintus Smyrn. 6, 60 ff. zuerst die
insulam mittitur, namaue in ea sacra Vulcano Herbeiholung des Neoptolemos und erklärt
antestites dei inhabitare ab aecolis dicebatur danach 9, 327 ff. auch die Anwesenheit des
solitos mederi adversus venena huiusmodi. Der Philolektes für notwendig zum Falle Trojas.
Aufenthalt auf Lemnos gilt allgemein als eine Der Orakel- oder Seherspruch bezieht sich
Leidenszeit des Ph., II. 2, 721 ; ebenso bei bei Sophokles sowohl auf die Person des Philo-
Sophokles, den Tragikern überhaupt, Ovid, ktetes (Vers 612) als auf die Herakleswaffen
metam. 13, 45 ff. und Quintus Smyrn. 9, 353 ff. (1439 f.: xb dsvxeoov yaQ xolg fyoig ccvxrjv (sc.
2321 Philoktetes (Abholung nach Troja) Philoktetes (Heilung) 2322
Tgoiccv) %q£<x>v ccXwvccl), desgl. bei Euripides; so auch Pro})- 2, 1, 59: tarda Philoctetae sanavit
ebenso wird bei Ovid metam. 13, 320 die Person crura Machaon. Ygl. den etruskischen Spiegel
hervorgehoben (quem quoniam vates delenda ad Sp. 2342 (Nr. 59). Nach Orpheus Lith. 346 — 356
Pergama poscunt) und daneben (9, 232; 13, 53 f.) war es gleichfalls Machaon, und zwar bediente
der Pfeile gedacht, die Troja zum zweiten Male er sich eines heilkräftigen Steines, dessen Kraft
Verderben bringen sollten. (Anspielungen dar- er von seinem Vater Asklepios her kannte,
auf auch Prop. 3, 1, 32; Senec. Troacl. 822 — 825; Der Stein wird Lith. 347 angeredet avxov.a.6i-
Valer. Flacc. 2, 570). Lediglich von Bogen yvr\xr\ Ttolif/g v.ai dwmvvu' iildvng und heifst
oder Pfeilen des Herakles ist die Rede bei bei Tzetzes Posthorn. 583 i^ifjTig {TtixQv d' agxs-
Bakchylides (Schol. Pind. Pxjtli. 1, 100: si'^agxo 10 (iia iprixiSi xsv^s Ma%ä(av), Schot. Lycophr. 911
yocQ avsv xä>v ' HqockIe'mov xo^cov jxtj rtOQ&ri- öcpifjxig. Bei Sophokles 1333 verkündet Neopto-
Q-fjvai xb "Iliov), Apollod. epit. 5, 8; Hygin. 102; lemos dem Ph., dafs er Heilung von den Söhnen
Schol. II. 2, 724; Serv. zu Aen. 3, 402. Dagegen des Asklepios hoffen könne, und Herakles
spricht Quintus Smyrn. 9,328 nur von der (V. 1437 f.) will den Asklepios zu Hilfe schicken.-
persönlichen Anwesenheit des Philoktetes, ob- iym S' ' A<sylr\%ibv 7Tccv6xi)qcc nt^ipa) 6f]g vöaov
gleich V. 395 — 397 der Heraklesbogen als sein TtQog "lliov.
Eigentum erwähnt wird. Von „den Asklepiaden" spricht auch PhiJostr.
Geholt wird Ph. in der kleinen Ilias von her. 5, 1 und Aristides 7 p. 74 Dind. Poda-
Diomedes, der sonst diese Aufgabe wenigstens leirios heilt die Wunde Apollod. epit. 5, 8.
nicht allein übernimmt. Wenn Pausan. 1, 22, 6 20 (Machaon ist durch Penthesileia gefallen ep. 5, 1.)
in dem Gebäude links von den Propyläen ein Ebenso erzählt Quint. Smyrn. 9, 426 ff. : Odysseus
Bild kennt, welches — nach dem überlieferten und Diomedes wuschen dem Ph. die Wunde
Wortlaute wenigstens — den Diomedes dar- und pflegten ihn auf das beste, bis sie im
stellt, wie er den Bogen des Ph. raubt, so Lager vor Troja angelangt ihn dem Podaleirios
braucht nicht die notwendige Voraussetzung übergeben konnten (Machaon war im Kampfe
dazu zu sein, dafs er allein die Fahrt unter- mit Eurypylos gefallen 6, 406 ff.) Podaleirios
nommen hat. Pindar Pyth. 1, 53 nennt als heilte den Kranken sehr schnell, indem er
diejenigen, welche den Philoktetes abholten, lindernde Mittel auflegte und seinen Vater
nur allgemein ijgcoag avri&iovg. Bei Aischylos Asklepios anrief. Philoktetes bekam wieder
ist es Odysseus allein, so auch bei Ovid Metam. 30 gesunde Farbe und einen kräftigen Körper: er
13, 399 — 403, bei Euripides Odysseus und Dio- blühte von neuem auf. Dazu half besonders
medes, ebenso bei Apollod. epit. 5, 8, Hygin. die Göttin Athene, welche ihm Gröfse und
102, Quint. Smyrn. 9, 333 ff. und JDosiadas Schönheit verlieh. Agamemnon versprach ihm
Antlwl. Palat. 15, 26 (Altargedicht 2). Odysseus zur Entschädigung für die Zeit des Elends
und Neoptolemos sind es bei Sophokles, bei aus der künftigen trojanischen Beute reiche
Philostr. Heroic. p. 172 Kayser Diomedes und Geschenke; vorläufig solle er sieben Weiber,
Neoptolemos. Bei Dictys Cret. 2,33 und 47 zwanzig Pferde, und zwölf Dreifüfse bekommen,
bringen Abgesandte der Griechen, die nicht Ph. versichert nochmals, dafs er nicht mehr
näher benannt werden, dem Ph. einen Teil grolle, und treibt zum Kampfe. — Auch von
der Beute. Mit ihnen kehrt er nach Troja zu- 40 Apollons Hilfe wird berichtet: er habe den
rück. Das Verhalten des Philoktetes wird Ph. in Schlaf versenkt, worauf Machaon das
verschieden dargestellt. Im alten Epos machte kranke Stück herausschnitt, die Wunde mit
er vielleicht keine Schwierigkeiten, sondern fügte Wein ausspülte und ein heilendes Kraut auf-
sich ohne weiteres in den ihm mitgeteilten legte: Schol. Find. Pyth. 1, 109: cpr\6l yao
Willen des Schicksals. Im Drama wird gerade Jiovvaiog %Qi]Guolg ' Anöllavog aTtolovaä^vov
die Abneigung des Ph. besonders betont, die xbv $>iloY.xr\xr\v acpVTtvcbaca, xbv Sh Mcc%ccova
erst durch List und Zwang überwunden werden uyslovxa. xov eluovg xäg Siaöamißag capxag
mufs, bei Sophokles gar erst durch das Macht- v.cd inivlvGavxa. ol'vco xb rgav^ia inntccGai ßo-
wort des Herakles. Apollod. epit. 5, 8 berichtet, xüvr\v, r\v ' AoKlr\iiibg dlriyu naga XeiQcovog,
dafs Odysseus und Diomedes sich erst mit List 50 v.al oütw? vyiao&fjvui xbv ygcocc. Ähnlich Tzetz.
des Bogens bemächtigten und danach den Ph. zu Lyc. 911. — Dafs nach Philostratos Ph. auf
zur Fahrt nach Troja überredeten. Ähnlich Lemnos durch lemnische Erde geheilt wird,
könnte die Darstellung des Euripides gewesen ist oben erwähnt (Sp. 2320), ebenso dafs nach
sein. Philostr. Heroic. a. a. O., der absichtlich Schol. II. 2, 723, Eustath. zu II. 2, 724 und
von der gewöhnlichen Erzählung abweicht, Biet. Cret. 2, 14 die dortigen Priester des
sagt: ixovxcc ig TQoiav ijyccyov insxsvaavxbg Hephaistos den Schlangenbifs heilten. Bei Dictys
vniQ xov *EIIt\viy.ov aal avccyvövxsg ccvxm xbv nimmt die Heilung längere Zeit in Anspruch;
vnsQ x&v x6t,av %Qr\6\iov. Bei Quint. Smyrn. als Ph. von Lemnos nach Troja zurückkehrt,
9, 398 ff. ist Ph. anfänglich gegen die Ankömm- ist sein Schritt noch unsicher, und es vergeht
linge feindlich gesinnt, läfst sich aber von <;o noch einige Zeit, ehe er sich in den Kampf
ihnen durch den Hinweis auf das Schicksal, wagen kann. Ptolemaeus Heph. (Phot. bibl.
das alles so gefügt habe, rasch beruhigen S. 152 b, 13 = Westermann, Mythogr. 197, 2)
und gewinnen. Die Abgesandten der Griechen nennt Pylios, einen Sohn des Hephaistos, als
bei Philoktet und der Raub des Bogens sind den Arzt des Ph., der ihn die Kunst des Bogen-
auch auf erhaltenen Kunstdarstellungen zu schiefsens lehrte: cog $>iloY.xr\xr\v iv Arjy.i'co
finden, s. u. Hvliog Io.xqsv68v , vibg ' Hcpccloxov, kccI fya&s
Vor Troja angelangt, wurde Ph. durch irag' avxov xi]v xo\iv.r\v. Eine Heilung oder
Machaon geheilt, wie die kleine Ilias berichtet; wenigstens völlige Kräftigung des Ph. scheint
2323 Philoktetes (vor Troja) Philoktetes (vor Troja) 2324
nicht anzunehmen Find. Pyth. 1, 54 f.: og JIqi- seine Treffsicherheit einen Odysseus, Teukros,
cciioio Ttofor TTtQOsv, TsXtvraotv ts növovg Java- Meriones, Epeios, Menelaos. 3,18: Bei den
olg, äa&evsi php xqcoxI ßaivcov, ällä \ioiQidiov Spielen zu Ehren des gefallenen Patroklos war
fjv. Ebenso in anderem Zusammenhange Servius als Ziel für Bogenschützen eine Taube be-
a. a. 0., wo Ph. von Lemnos nach Italien geht. stimmt, die an einem Faden zwischen den
Wie Philoktetes nach seiner Wiederher- Spitzen zweier Mäste hing. Odysseus und
Stellung in den Kampf eingreift, berichtet Meriones trafen das Ziel. Philoktetes aber
Quintus Stnym. im 10. — 12. Buch. 10, 51 f. rühmte sich, er werde nicht die Taube, sondern
wird als das Hauptziel der Tod des Paris von den Faden, an dem sie befestigt sei, treffen;
der Hand des Ph. vorhergesagt. Zeus erregte 10 das gelang ihm auch. Da bekamen Odysseus
Kampfeslust auf beiden Seiten, Eris trieb die und Meriones die ausgesetzten Preise, dem
Heere gegen einander, damit sich das Schick- Philoktetes aber gab Achilleus ein aufser-
sal des Paris erfülle. Philoktetes begegnet uns ordentliches Geschenk von dem doppelten
in dem Kampfgewühl 10, 167 ff., wo er den Werte. 4, 19 wird die Begegnung des Ph. mit
Deioneus und den Akamas , den Sohn des Paris geschildert. Ph. fordert den Paris zum
Antenor, und noch viele andere niederstreckt. Bogenkampf heraus. Odysseus und Deiphobos
Er wütet unter den Feinden wie Ares und stecken den Kampfplatz ab. Paris schiefst
reifst sie dahin wie ein wilder Strom. An zuerst, und zwar ohne zu treffen; Ph. trifft
ihm glänzte der mit prächtigem Bildschmuck ihn in die linke Hand, darauf in das rechte
gezierte Gürtel des Herakles (180 — 187); ein 20 Auge und, als Paris schon auf der Flucht be-
würdiges Seitenstück dazu war der unerschöpf- griffen war, in beide Füfse, worauf er ihm den
liehe (aTtsiQiTog) Köcher (188 — 202). Beide Rest giebt (fatigatumque ad postremum inter-
hatte die Kunst des Hephaistos für Herakles fielt). Die Pfeile wirken um so schneller, als
gefertigt, der sie auf Philoktetes vererbte. sie ja mit dem Blute der Hydra getränkt sind.
Schliefslich begegnete ihm Paris (207 ff.) dessen Den Verlauf des Kampfes beschrieben ebenso
Pfeil anstatt des Ph. den Kleodoros tödlich Malalas 0 140 (hier geschieht die Heraus-
traf. Philoktetes verwundete den Paris zu- forderung auf den Rat des Odysseus), Georgios
nächst an der Hand und schofs ihn mit einem Kedrenos P 130 und Tzetzes Posthorn. 585 ff.
zweiten Pfeil, ehe Paris den seinigen absenden (vgl. auch zu Lycophr. 64 u. 911), nur dafs
konnte, in die Weiche. Nun verliefs Paris 30 Paris noch lebend nach Troja gebracht wird,
eiligst den Kampfplatz; er begab sich nach wo er um Mitternacht verscheidet, während er
dem Ida nnd erlag dort der Todeswunde. Der bei Dictys schon tot auf dem Platze bleibt.
Kampf aber tobte weiter. In seinem weiteren Um die Leiche entspinnt sich ein heftiger
Verlaufe schofs Philoktetes (11, 52) den Peirasos Kampf. Die Griechen können sie zwar den
von hinten ins Kniegelenk, sodafs er zusammen- Feinden nicht entreifsen, dringen aber bis an
stürzte, worauf ihm einer der Griechen das die Stadt heran, wobei Philoktetes noch viele
Haupt abschlug. Als die Troer allmählich in Trojaner, die sich auf der Mauer zeigen, tötet,
die Stadt zurückgedrängt waren, den Kampf aber Er wird von den Griechen als der Held des
von _ der Mauer aus fortsetzten, schofs Ph. Tages gefeiert. Am nächsten Morgen erneuert
(11, 474) einen Pfeil auf Aineias ab, der aber 40 er nebst den anderen Fürsten den Kampf und
vom Schilde abprallte (so fügte es Aphrodite) versetzt die Feinde in solchen Schrecken, dafs
und den Mimas tötete. Aineias erschlug durch sie sich kaum auf die Mauer wagen. Noch
einen Steinwurf von der Mauer aus den Freund einmal erwähnt Dictys den Philoktetes , näm-
des Ph. Toxaichmes. 11, 490: Philoktetes rief lieh 5, 10 als einen der zehn griechischen An-
ergrimmt dem Aineias zu, er solle sich ihm führer, welche zum Abschlüsse eines ver-
nur auf dem Kampfplatze stellen, nicht feige räterischen Friedens nach Troja gehen,
hinter der Mauer Deckung suchen, da werde Der Tod des Paris durch den Ph. wird
er sehen, was der Sohn des Poias tauge. — sonst aufser der kleinen Ilias noch erwähnt
Als der Kampf sich endlos hinzuziehen drohte, Soph. Phil 1426; Lycophr. Alex. 913; Parthen .4;
gab Kalchas den Rat zur List zu greifen, und 50 Dio Tqohxos (11) p. 353 R; Apollod. bibl. 3, 12,
Odysseus machte im Anschlüsse daran den 6, 2 und epit. 5, 8; Hygin. 112.
Vorschlag das hölzerne Pferd zu erbauen (12, 1 Bei der Zerstörung Trojas tötete Philoktetes
bis 83). Alle Griechenfürsten waren einver- den Admetos (Lesches bei Paus. 10, 27, 1 =
standen aufser Neoptolemos und Philoktetes. kl. Ilias fr. 15 bei Kinkel S. 45) und den
Sie gaben ihren Leuten den Befehl rastlos Diopeithes (Bildertäfelchen früher in Verona
weiter zu kämpfen. Erst als Zeus sie durch jetzt in Paris, Jahn griech. Bilderchron. Taf.
Donner und Erdbeben erschreckte, gaben sie HID1, S. 38 und 67 = C. I. Gr. 6126B: $ilo-
nach (12, 84—103). Sowohl Neoptolemos als v.xi]%t\$ Ji07t(£)i&riv sc. cntoY.xsivu, wohl nach
auch Philoktetes (12, 317) befanden sich unter Stesichoros' Iliupersis). Hygin. 114 zählt im
den Helden, die in das hölzerne Pferd hinein- 60 ganzen drei von Philoktetes' Hand Gefallene,
stiegen. Nach der Einnahme der Stadt bekam Ph. einen
Dictys 3, 1 hebt hervor, dafs unter den reichen Ehrenpreis, Philostr. Her. p. 171, wie
ausgezeichneten Bogenschützen der Griechen es ihm auch bei Quint. Smyrn. 9, 510 ver-
Philoktetes doch noch besonders hervorragte, sprochen wird.
wie sich zeigte, wenn die Zeit eines Waffen- Nach Beendigung der trojanischen Kämpfe
Stillstandes zu kriegerischen Übungen und läfst die Odyssee den Ph., wie oben erwähnt,
Wettkämpfen benützt wurde. Da übertraf er glücklich in seine Heimat gelangen. Andere
durch den Besitz der Heraklespfeile und durch Sagen wissen aber von Gründungen des Ph.
2325 Philoktetes (in Unteritalien) Philoktetes (Tod ü. Grab; Litteratur) 2326
in Unteritalien zu berichten. Diese werden nicht weit von Kroton, 922 f.: xtsvovai d' avxbv
an die Zerstörung Trojas entweder so an- AvGovzg FlsXX-qvioi ßor]dQou.ovvxu AivSiaxv Gxga-
geknüpft, dafs Ph. auf der Heimfahrt nach xr\Xdxaig. Bei (Aristot.) mir. ausc findet der
Italien verschlagen wird (Tzetz. zu Lyc. 911: Kampf am Sybarisflusse statt (doch siehe unten
er fuhr mit Menestheus, Pheidippos, Antiphos Z. 22 ff.), der Anführer der Rhodier heilst
und Elephenor bis an das Vorgebirge Mimas Tlepolemos, ihre Gegner werden genannt ol
Chios gegenüber; von da an wurden sie ge- ivotxovvxsg x&v ßaoßdQCüv ixsivr}v xr]v %wquv
trennt, Ph. wurde nach Italien getrieben, s. o. und damit als Einheimische bezeichnet Tzetz.
Sp. 2317) oder er flüchtet aus seiner Heimat ent- zu Lyc 911 nennt als Parteien Pellenier und
standener Unruhen wegen (Strabo 6,254 C: TLtxr]- 10 Rhodier; über den Ort des Kampfes sagt er
Xia . . . xTtfffta $' ioxl <PiXoxxr]xov cpvyovxog nichts. Das Grab des Philoktetes befand sich
xrjv MsXißoiav xaxu gxügiv). Von Lemnos aus nach Lycophr. 927 — 929 in Makalla. Dort war
läfst ihn Servius zu Aen. 3, 402 (s. o. Sp. 2318; auch über dem Grabe ein Tempel für ihn er-
Petilia in Kalabrien gründen. Die Haupt- richtet, und er wurde als Gott mit Trank-
stellen über den Aufenthalt des Ph. in Italien spenden und Rindopfern verehrt (iv d' av
sind Lycophron 911 — 929, Pseudoaristoteles MundXXoig GT\y.bv %y%coQoi iieyav vtcsq xdcpav
mir ab. auscult. 107 (beide auf Timaios zurück- 8ni[tavx£g aiavfj &sbv XoißaiGi xvdavovGi xai
gehend, vgl. Geffcken, Timaios' Geographie des &vG&Xoig ßoöbv). Dagegen erzählt (Ar ist.) a.
Westens S. 18, 72 u. 139), ferner Strabo und a. 0., dafs Ph. in Sybaris verehrt wurde (ituou
Tzetzes a. a. 0. Als Gründungen des Ph. werden 20 xolg UvßaQixaig Xiysxai ^>iXoy.xrjxr\v Tt^iäa&ai).
genannt Krimisa (Lyc, Strabo, Tzetz.), Petilia In Verbindung damit wird man wohl auch
(IJaxvXia, Strabo), Makalla (Lyc, Arist., Tzetz.) dort sein Grab gezeigt haben. Eine Andeu-
und Chone (Strabo nach Apollodoros nsol vs&v, tung davon enthält vielleicht die auf die Er-
Tzetz.). Aufserdem befestigen Gefährten des wähnung des Ortes Makalla (s. o.) folgende An-
Philoktetes, von ihm abgesandt, Aigesta auf gäbe Xiysxui dk kccI xzXsvxiiGavxa i%si xzio&ca
Sizilien (Strabo). Die genannten italischen avxbv Ttagu xbv 7ioxau.bv xbv Evßagiv; da iv.si
Städte liegen zwischen Kroton und Thurii. sich auf Makalla bezieht und der Sybarisflufs
Dieses selbst hat Ph. nach Justinus 20, 1, 16 zu diesem Orte nicht pafst, so werden hier
gegründet. Zu Petilia ist noch anzuführen zwei Nachrichten vermengt sein, deren eine
Verg. Aen. 3, 401 f. : ducis Meliboei parva Phi- 30 sich eben auf Sybaris bezieht. Auf diese
loctetae subnixa Tetelia muro mit Servius zu Weise kam dann auch der Kampf, welcher
der Stelle und Solinus 2, 10 (alle drei nach am Nauaithos stattgefunden haben soll, f älsch-
Varro, vgl. Rud. Bitter, de Varrone Vergilii in lieh in Verbindung mit dem Sybarisflusse.
narrandis urbium populorumque Ttaliae origini- Eine Anspielung auf ein Grab des Philoktetes
bus auetore = Diss. Hai. 14, 4 (1901) S. 324 f.). in Sybaris scheint auch Lycophr. 919 zugeben:
Tzetzes berichtet von einem Kampfe mit den KQü&ig (Flufs bei Sybaris) xv^ißovg öipsxcu.
Lukanern vor der Besiedelung von Krimisa. Justin verlegt (s. o.) das Grab nach Thurii.
Zum Andenken an die überstandene Seefahrt Das Wort Makalla wurde auch abgeleitet
baute Ph. dem Apollon Alaios einen Tempel ccitb xov iiaXaiaG&fivai iv avxrj <DtXoxxt]xr]v,
und hing darin Bogen und Pfeile des Herakles 40 Steph. Byz. s. v. Im Etym. Magn. heilst es
als Weihgeschenk auf. Nur genannt wird der s. v. MaXaxög' . . . y.al MaXäxa TCÖXig ' IxaXiag
Tempel Lyc 920; bei Tzetzes steht die ganze iv rj isqov Igxi <&iXo%xi]xov yivarui dh diu xb
Nachricht im Anschlüsse an die Gründung von naXttKiG&r)vca h'xav&oc xbv ^iXo-uxrjxriv v.cd vo-
Krimisa, sodafs wohl auch der Tempel dort af/acci. Etwas vollständiger erzählt Schol.
gedacht ist. Aristoteles mir. ausc. 107 dagegen Thucyd. 1, 12: ^>iXov.xi]xr\g Sta xbv IJägtSog
berichtet: xarotxtöat avxbv ix Tgoiag ccvcc- &dvaxov d"ijXsiccv vogov voGiqGccg %al in) ytqcov
xoutG&h'xa xu Y.aXov{it:VU MdxaXXu xijg Kqo- xi]v aiG%vvr\v, ecTteX&cav iv. xf\g TtuxQidog txxics
xcoviüxtSog , & cpuGiv ci%i%tiv txuxbv uy.ogi ttoXiv tjv Siu xb 7td&og MaXuv.iccv ixdXsGs.
GxuSicav xal ccvcc&sZvca Igxoqovgi xu to|k xu Aphrodite wird als Urheberin genannt Martial.
HodxXsicc avxbv &ig xb xov 'AnoXXcovog xov 50 Epigr. 2, 84 mollis erat facilisque viris Poean-
'AXalov. ixelftsv ds (paGi xovg KQoxavidxag tius heros: vulnera sie Paridis dicitur ulta
xoexu xr\v tTtixodxziav dva&sivui avxu slg xb Venus.
'AitoXXmviov xb Ttaq avxolg. Danach befand Unter den Argonauten erscheint Philoktetes
sich also der Tempel in Makalla, und die bei Hygin. f. 14 und Valerius Flaccus 1, 391 ff. :
Herakleswaffen wurden später in den Apollo- tu quoque Phrixeos remo, Poeantie, Colchos bis
tempel zu Kroton gebracht Nach Justin Lemnonvisi(,repetis,nimccuspidepatrisinclitus,
a. a. O. hingen sie von Anfang an im Apollo- Herculeas olim moture sagittas. Vgl. Dares
tempel in Thurii : Thurinorum urbem condidisse Plxryg. c. 15: utuntur duce (auf dem Wege
Philocteten ferunt; ibique adhuc monumentum von Aulis nach Troja) Philocteta, qni cum
eius visitur, et Herculis sagittac in Apollinis 60 Argonautis ad Troiam fuerat.
templo, quae fatum Troiae fuere. Die bekannte Eine ausführliche Behandlung der Philoktet-
Stadt Thurii wird von Trogus Pompejus für sage giebt L. A. Milani, II mito di Filottete
den verschollenen Flecken Makalla eingesetzt nella letteratura classica e nelV arte figurata,
worden sein (Geffcken a. a. O. S. 72) Philoktetes Firenze 1879 ; aufserdem (ohne auf die Kunst-
fand seinen Tod, als er einer Schar von Ein- denkmäler einzugehen) Walther Neumann, Die
wanderern aus Rhodos im Kampfe gegen unter- Entwicklung des Philoktetmythos mit besonderer
italische Ansiedler aus Pellene in Achaja half. Berücksichtigung seiner Behandlung durch So-
Nach Lycophr. 921 fiel er am Nauaithos, also phokles, Coburg 1893 (Progr. des Gymnasium
2327 Philoktetes (nicht erhalt. Bildw.) Philoktetes (in d. Kunst: mit Herakles) 2328
Casimir ianum). Vgl. auch Schneidcwin, Philol. Rede. Philostratos der Jüngere beschreibt ein
4 647 ff. Bild des Ph. imag. 17: das Gesicht ist durch
die Krankheit eingefallen, die Augenbrauen
Bildliehe Darstellungen. s[n^ herniedergezogen, die Augen liegen tief
(Vgl. aufser der angeführten Schrift von und blicken ins Leere, Haar und Bart sind
Milani noch OverbecJc, Gallerte heroischer Bild- ungepflegt und unbeschnitten , Lumpen um-
werte S. 324 ff. und 569 ff.; Michaelis, Annali hüllen den Leib, und die Ferse ist verbunden.
1857, 232 ff. ; Milani, Ann. 1881, 249 ff.) Vielleicht war dieses Gemälde dem des Par-
Über Darstellungen des Philoktetes in der rhasios ähnlich.
Kunst haben sich folgende Nachrichten erhalten: 10 e) Aristeides, der Sohn des Nikomachos,
a) Pythagoras aus Rhegion hat die Statue hat einen Kranken gemalt, der ungemein ge-
eines Hinkenden geschaffen, bei dessen Be- priesen wurde (Philoktetes?) Flin. n. h. 35, 98
trachtung man den Schmerz seiner Wunde pinxit aegrum sine fine laudatum.
mitzuempfinden glaubte. Die Statue befand Unter den erhaltenen Darstellungen lassen
sich zu Syrakus und stellte wahrscheinlich den sich folgende Gruppen unterscheiden :
Philoktetes dar. Plin. n. h. 34, 59: (fecit) , _ ,
Syracusis claudicantem , cuius ulceris dolorem l) rliilOKtetes als l*eianrte des Herakles.
sentire etiam spectantes videntur. Auf dieses 1) Rf. Vase der Lambergschen Sammlung,
Werk könnte sich das Gedicht der Anthol. in Wien (Hofmuseum) befindlich, in der Auf-
Palat. 16, 112 beziehen, in welchem dem Ph. 20 Zählung von Milani, Ann. d. inst. arch. 1881,
die Klage in den Mund gelegt wird, dafs der S. 284 Nr. 1, abgeb. bei Milani, mito di F.
Künstler seinen Jammer in Erz verewigt unter Nr. 1, sonst bei Millingen , peintures de
habe {Elg sixöva $tloxxrixov. 'Ex&gbg vnsg vases grecs pl. 51 und Arch. Ztg. 1845 Taf. 35, 1.
Javaovg Ttlä6rr\g £[ioi, allog 'Odvöesvg, og Herakles opfert der Chryse ein Rind ; ein junger
[C gpvrjßs xaxfjg ovXo^itvvg xs vöaov. ovv. Mann, dessen beigeschriebener Name eher
ijoxsi TTETQ-n, tQv%og, Xv&qov, tlxog, ccvin ■ alla. Iolaos als Iason lauten kann (vgl. Flasch,
Kai iv %al-x.(x> xbv növov siQyäcaxo. Nach Angebt Argonautenbilder S. 13), wohnt dem
Furtivängler, 'Intermezzi S. 12, Anm. 2 könnte Opfer bei. Behilflich ist Nike und ein un-
der sogenannte Diomed des Palazzo Valentini benannter dienender Jüngling, vielleicht Philo-
zu Rom (Matz-Duhn 1097; Clarac 830, 2085) 30 ktetes.
von dem Philoktetes des Pythagoras stammen. 2) Vase aus Tarent im brit. Museum (Cata-
b) Nach Pausan. 1, 22, 6 befanden sich in logue of vases in the Br. M. 3, E 494 mit Ab-
der Pinakothek der Propyläen zu Athen von bildung Taf. 16), Milani 2, Abb. 2, sonst Baoul-
der Hand des PolygnotosDiomedes und Odysseus, Bochette, Peint. ant.ined. pl. 6; Arch. Ztg. 1845
der eine in Lemnos des Ph. Bogen, der andere Taf. 35, 2. Von dem Vasengemälde, welches
das Palladion in Ilion raubend. Nach dem eine Opferhandlung darstellte, ist nur ein Stück
Wortlaut scheint Diomedes derjenige zu sein, erhalten. Die Inschriften Ai(%ag) und $ilo6%sx
der dem Ph. den Bogen nimmt; das wird auch (für $iXoxxsx) deuten darauf hin, dafs eben-
durch die Sage gerechtfertigt, vgl. o. Sp. 2321. falls Herakles die Hauptperson ist, mit welcher
Anders Brunn, Gesch. d. griech, Künstler 2, 24 40 hier beide Gefährten verbunden waren , die
und Hitzig und Blümner z. d. St. in der Sage nur getrennt auftreten.
c) Aristophon, der Bruder des Polygnotos, 3) Attisches rf. Vasenbild (4. Jahrh. v. Chr.)
hat einen Ph. gemalt, der Bewunderung und, der Sammlung Rainone in S. Agata dei Goti,
obschon das Bild eines Leidenden, doch Wohl- Milani 3, Abb. 3, sonst bei Gerhard, Antike
gefallen erregte. Plutarch. de audiend. poet. 3 Bildwerke 1 Taf. 31; erwähnt im Artikel ,,Hera-
(p. 18 C) xbv '4oioxo<püvxog ^iloKxr\xr\v %a\ xijv kies" Band 1 Sp. 2240, 46, hier abgebildet (1)
ZilavLavog ' lo%aGxr\v o^ioicog &vi]6Y.ov6i xal Sp. 2329. Philoktetes entfernt sich mit den
ccnocpd-lvovoi %ETtoir]ntvovg oQüvxsg ^ca'pofiEv. Pfeilen des Herakles von dessen Scheiter-
Plutarch. Quaest. conviv. 5, 1 (p. 674'A) av&gm- häufen, während H. zum Olymp emporfährt.
itovg (ihv cc7tofrvjJ6Hovxccg xcel voaovvxag ccvtaQag fio Ph. ist bärtig, trägt eine hohe spitze Mütze
ogibiisv xbv db ysyoamiivov ^doKx^xvv . . . und ein auf der rechten Schulter zusammen-
i]d6iit&a xul &av^ä^o[L£v. gestecktes Gewand, welches die ganze rechte
d) Parrhasios hat gleichfalls einen Philo- Seite frei läfst. Er schreitet weit aus und hat
ktetes auf Lemnos gemalt, eine Leidensgestalt, in der linken Hand zwei Speere, in der rechten
welche Anthol. Pal. 16, 111 in einem Gedichte den Köcher des Herakles.
des Glaukos geschildert wird: Aal xbv äno 4) Herakles auf dem Scheiterhaufen findet
TQrßivog iScov nolvmSvvov 7]qco, xövdz <Pilo- sich auch auf einem Sarkophagrelief der Samm-
Y.xr\xr\v h/gays TlaQQÜ6iog- %v xs yuQ öcp&cd- lung Barone (im J. 1871) in Neapel (2./3. Jhdt.
fiotg iG%lr\Y.ödi xoxpbv vitotxsl öuxqv, hccI 6 n. Chr.), Milani 4, abgeb. bei Francke, Ann.
XQvxiov ivxbg h'taxi -xövog. faoyQaycov w larfxe, (SO 1879 E 2. Es ist nur ein Stück erhalten; aufser
6v [ihv 60(p6g, öcW ccvccrtctvoca avdoa tc'övcov Herakles ist noch eine Person mit einer Fackel
ijdri xbv ■jcolvdav.Qvv Usi. Möglicherweise be- zu erkennen, vielleicht Philoktetes, wohl auch
zieht sich das Gedicht des Julianus Ägyptius im Begriffe sich zu entfernen, nachdem er den
Anth. Pal. 16, 113 ebenfalls auf das Bild des Scheiterhaufen angezündet hat.
Parrhasios. Auch hier ist — aufser von dem ^s , Tr ,
verwilderten Haar und der vertrockneten, run- 2) Philoktets Verwundung.
zeligen Haut — von der im Auge stehenden, 5) Rf. Stamnos aus der Campanaschen Samm-
erstarrten Thräne (ddxovcc . . . Ttayivxa) die lung, 5./4. Jhdt., im Louvre, Milani 5, Abb. 4,
2329 Philoktetes (in d. Kunst: Verwundung) Philoktetes (in d. Kunst: Verwundung) 2330
sonst Mon. d. inst. 6 (1857) tav. 8; hier Abb. (2)
Philoktetes ist beim Altar der Chryse von der
Schlange verwundet niedergesunken (unbärtig,
mit Lorbeerkranz im Haar als Teilnehmer am
Opfer, Chlamys) nnd schreit; ein junger Mann
bückt sich, um ihn zu halten. Anwesend Aga-
hausen in Bonn, Milani 8, Abb. 8, sonst Jahrb.
d. Ver. v. Altertumsfr. i. Bheinl. 15, Taf. 2, 7.
9) Skarabäus im brit. Mus. (Samml. Hertz 827),
Abdruck im arch. Inst, zu Rom, abg. Ann. 1857
H 2; Milani 9, Abb. 9. Hier (3) abgeb. Sp. 2331.
10) Skarabäus, Abdruck im arch. Inst, wie
TFT
1) Philoktetes am Scheiterhaufen des Herakles, Vasenbild der Sammlung Rainone; anwesend: Apollon, Hermes,
Nike, Herakles, ein Berggott (nach Gerhard, Antike Bildwerke I, 31).
memnon (A . . . SIN), Achilleus (?) A . . . S, Dio-
medes und ein unbenannter Mann, alle be-
kränzt; sie sehen erschrocken auf die vor dem
Altare kriechende Schlange.
6) Rf. Krater aus der
Millingenschen Sammlung, im
Louvre, Milani 6, Abb. 5,
sonst Miliin gen, Teint, pl. 49 ;
Arch. Ztg. 1845 Taf. 35, 3.
Ph. steht in voller Rüstung,
aber mit blofsen Beinen, vor
dem Bilde der Chryse und
wird von der Schlange an-
gefallen, die ihn in die r.
Wade zu beifsen droht. Er
sucht zu entfliehen (oder ist
im Begriff zu fallen?). Von
links und rechts kommen eilig
Freunde herbei, der 1. ohne
Kopfbedeckung, bekränzt, in
langem Gewände, der r. ge-
rüstet. Aufserdem ist links
ein Priester anwesend.
7) Italischer Ringstein
strengen Stiles, Berlin 528,
abgebildet Furtwängler, Ant.
Gemmen 21 , 1 (Milani 7,
Abb. 7, auch Overbeck, Gal. her. Bildw. 12, 14).
Ph. beugt sich zu dem Altar herab, neben wel-
chem die Schlange ihn bedroht, und streckt
nach dieser die r. Hand aus, während die 1. den
Bogen hält (unbärtig, Chlamys hinten herab-
fallend). Ähnlich 8, 9, 10.
8) Gemme der Sammlung Mertens-Schaaif-
9), abgeb. Ann. 1857 H3; Milani 11, Abb. 10,
auch bei Furtwängler, Ant. Gemmen 21, 2. Auf
8) fehlt die Schlange, auf 10) der Altar. Auf
2) Philoktetes am Altar der Chryse von der Schlange verwundet,
Stamnos im Louvre; anwesend: Agamemnon, Achilleus, Diomedes
u. eine Statue der Chryse (nach Milani, Mito di Filottete I, 4).
9) hat Ph. aufser dem Bogen noch zwei Pfeile
in der Hand, auf 10) einen Pfeil. Auf 7) beifst
ihn die Schlange in die linke Wade , auf 9) in
die rechte Ferse. Auf 10) ringelt sie sich auf-
wärts, ohne ihn unmittelbar zu bedrohen. Auf
diesem Stein ist Ph. bärtig.
11) Sardonyx der Goetheschen Sammlung,
2331 Philoktetes (in d. Kunst verwundet) Philoktetes (in d. Kunst: verwundet) 2332
ältere italische Arbeit, Milani 14 (erwähnt
mito di F. S. 73), abgeb. Furhvängler , Ant.
G. 62, 1. Kein Altar. Ph. mit Schwert und
Helm, die Chlamys auf dem Rücken, tritt mit
dem linken Fufse auf einen Felsen und sucht
sich mit beiden Händen von der Schlange zu
befreien, die ihm das linke Bein umwunden hat.
12) Karneol des Museo Kircheriano in Rom"
Milani 15, Abb. 11. Ph. mit Helm, Schwert
u. Schild, stützt das r. Knie auf den Boden,
die 1. Hand am 1. Unterschenkel. Vor ihm
die Schlange. Ähnlich
13) Karneol in Florenz, Galleria degli Uffizi,
bei Milani 16, Abb. 12.
Desgl.
14) Karneol in der
Biblioth. nationale in
Paris, Milani 17.
15) Skarabäus der
Sammlung Canino , in
Paris? Milani 12, Abb.
13, sonst Ann. 1857 H 1,
auch bei Overbeck, Gal.
3) Philoktetes von der / .
Schlange gebissen, ^r. Bw. 12, 15. Hier ab -
Skarabäus im brit. Mus. geb. (4). Vgl. Artikel
(nach Ann. d. Inst. 1857 „Palmithe" Bd. 3 Sp. 1344.
Tav. H. 2) Philoktetes nackt, un-
bärtig, den Petasos im
Nacken, einen gewundenen Stock oder den
Bogen in der L., hat eben den Altar der Chryse
gefunden und ist dabei von der Schlange ge-
bissen worden, sodafs er umzusinken droht ; sein
Gefährte Palamedes (Talmi the) hält ihn aufrecht.
16) Skarabäus in Florenz (Offizien), Milani
13, Abb. 14. Ph. bärtig, nackt, steht gebückt,
streckt beide Arme nach
vorn mit emporgeboge-
nen offenen Handflä-
chen, sodafs ihm der
Bogen entfallen ist ; Ph.
ist über die Schlange
erschrocken, die unter
einem Steinhaufen her-
vorgezüngelt, wo er den
Altar suchen wollte.
5) Philoktetes hinkend,
Skarabäus (nach Ann. d.
Inst. 1857 Tav. H. 10).
4) Philoktetes verwundet;
Palamedes steht ihm bei.
Skarabäus der Sammlung
3) Philoktetes in seiner
Einsamkeit auf Lemnos
wird teils hinkend oder
stehend, teils sitzend,
Canino (nach Ann. d. Inst. teilg lWencl dargestellt.
1857 Tav- H « 17-27 Gemmen.
Philoktetes mit langem
Haar und Bart, von einem kleinen dürftigen
Gewandstück abgesehen nackt.
17) Sammlung Mertens-Schaaffhausen in
Bonn, Milani 18, Abb. 15, auch bei Overbeck,
Gal. h. Bw. 24, 13. Griechischer Karneol. Ph.
in gekrürnmter Haltung auf zwei knotige
Stöcke gestützt, schreitend, das r. Bein lose
aufgesetzt, nicht verbunden.
18) Skarabäus, Abdruck im arch. Institut,
abgeb. Michaelis, Ann. 1857 H 7; bei Milani 19,
Abb. 16; abgeb. auch bei Furtwängler, Ant.
G. 21, 24. Mit der R. stützt sich Ph. auf einen
Stock, die Linke legt er auf einen Felsen, um
sich zu stützen oder Halt zu machen. Kein
Verband. Ähnlich
18a) Sardonyx in München, kgl. Münz-
kabinet, Furtwängler 20, 68 und
18 b) brauner Sard der Sammlung Bergau,
Furtwängler 20, 69.
19) Skarabäus, (Abdr.
wie 18, abgeb. Ann. 1857
H 9; bei Milani 20, Abb.
17; Furtwängler 21, 23.
Darstellung = nr. 18), nur
10 ist an Stelle des Felsens
ein Baumstamm getreten
und der rechte Fufs ist
verbunden.
20) Skarabäus, Abdr.
wie nr. 18, abg. Ann. 1857
H 8; bei Milani 21, Abb.
18; Furtwängler 21, 19. Ph. scheint mehr
links als rechts zu hinken, hält links eine Lanze
und stützt sich mit der R. auf einen Felsen.
20 17—20) gehen
vielleicht auf das
Gemälde des
Aristophon (s. o.
Sp. 2327 ) zurück.
21) Karneol
(italischer Ring-
stein) Berlin 529,
bei Furhvängler,
Ant. G. 21, 20;
30 Milani 22, Abb.
19 {Overbeck Gal.
h, Bw. 24, 12).
Ph. mit verbun-
denem r. Unter-
bein, Bogen und
Köcher in der Lin-
ken, die Rechte
auf einen Stock
gestützt, hinkt
•io nach rechts. Die
Abbildungen bei
Overbeck und
Milani haben die
umgekehrte
Richtung, so wie
sie auf dem Stein
selbst gegeben
ist.)
6) Philoktetes, Wandgemälde in
Pompeji (nach Ann. d. Inst. 1881
T. 1).
22) Milani 26, Abb. 20. Abdr. Cacles 30,
50 E 264. Ph. vorsichtig nach links schreitend,
die L. auf einen Stock stützend, in der R. den
Bogen. Kein Verband.
23) Skarabäus, Abdr. Cades
30, E261 ; Milani 24, Abb. 21
(Michaelis, Ann. 1857 H 11);
Furtwängler 21, 21. Ebenso
wie nr. 22, aber nach rechts
gerichtet.
24) Skarabäus, Abdr. Cades
ü0 30, E263; Milani 25, Abb. 22
(Michaelis, Ann. 1857 HlO);
Furtwängler 21,22. Hier ab-
geb. (5) Sp. 2332. Ebenfalls
Ph. mühsam nach rechts
schreitend, am r. Unterschen-
kel verbunden.
25) Museum zu Hannover, Sammlung Kestner
Nr. 449, bei Milani 27, Abb. 23; Cades 30,
7) Philoktetes mit
Jagdbeute, Skara-
bäoid (nach Furt-
wängler, Ant. Gemm.
31, 10).
2333 Philoktete"S (in d. Kunst: verwundet) Philoktetes (in d. Kunst: verwundet) 2334
E 262; Furtwängler 21, 25 (Michaelis, Ann.
1857 H12). Ph. steht aufrecht nach rechts,
Bogen und Pfeil in der 1. Hand, die r. auf
einen Stock gestützt, den 1.
Fufs etwas vorangestellt.
Kein Verband. Ebenso
26) Karneol der kgl. nieder-
ländischen Sammlung im Haag,
lurücängler 21, 26. Ph. trägt
hier ein Fell; den Bogen und
den Köcher hält er unter dem
linken Arm; vor ihm befindet
sich ein Fels.
21—26) könnten die Statue
des Pythagoras mehr oder
weniger zum Vorbilde haben.
Vgl. nr. 28.
27) Karneol der Sammlung
Story Maskelyne, abgeb. Furt-
wangler 20, 67. Ph. spannt
vorgebeugt den Bogen, den
kranken rechten Fufs, der
umbunden ist, vorsichtig vor-
setzend. Vor ihm steht der
grofse Köcher.
28) Wandgemälde in Pom-
peji (9. Region, östl. von Ins. 5),
Milani 28, abgeb. Ann. 1881
T 1, besprochen S. 250 ff. von
Milani. Hier abgeb. nr. 6 Sp.
2332. Ph. steht, grauhaarig, mit
wildem, struppigem Bart, langen, ungeordneten
Haaren, abgezehrtem Gesicht, tiefliegenden
Augen, den Kopf ein wenig nach rechts ge-
dreht, die rechte Schulter gehoben, da der
rechte Arm auf einen langen Stock gestützt
ist, das linke Bein leicht gebogen, das rechte,
fest auftretend, gestiefelt. Er ist unbekleidet,
abgesehen von einer violetten Chlamys, die
über die linke Schulter fällt; darunter hält 40
Ph. mit Hand und Arm den Köcher und den
Bogen. Als Vorbild kann wie für die Steine
nr. 21 — 26 das Werk des Pythagoras ange-
sprochen werden.
29) Bronze in Paris. Babelon et Blanchet,
Catalogue des bronzes antiques de la bibliotheque
nationale 1895, Nr. 813 (S. 350). Ph. stehend,
bärtig, ohne Kopfbedeckung, mit kurzärmeligem
gegürtetem Gewände, welches links offen ist,
Kopf nach 1., die R. wie im Begriff einen Pfeil 50
abzuschnellen; die L. hielt den Bogen. Das 1.
Bein verbunden.
30) Spiegel im Museum von Lecce, bespr.
und abgeb. von Lenormant, Gaz. archeol. 7
(1881/82), S. 94. Ph. rechts auf einen Stock
gestützt, in der linken den Bogen, setzt das
linke Bein voran, im Knie gebogen. Er ist
bartlos, das Haar hinten mäfsig lang ; über den
r. Oberarm hängt eine Chlamys, sonst kein Ge-
wand. Weder Binde noch Stiefel. Ohne Hinter- 60
grund.
31) Griechischer Stein von trefflicher Arbeit,
5./4. Jahrh., in Paris im Louvre, Bandachat-
skarabäoid Furtwängler, Ant. G. 31, 10. Vgl.
Bulletin des Musees 1891, S. 214. Hier abgeb. (7)
Sp. 2332. Ph. die R. auf einen langen Stock
gestützt, hinkt, den r. Fufs vorsichtig vorsetzend.
Auf der 1. Schulter trägt er einen Stock, an
dem erlegte Vögel und ein Hase (?) hängen.
Das Gewand geht über die linke Schulter. An
der 1. Seite trägt er Köcher und Bogen. Der
8) Philoktetes auf Leranos, attisches Gefäfs des 4. Jahrhunderts
(nach Milani, Mito di Filottete Abb. 24).
Körper ist abgemagert, das Haar verwildert. An
den Beinen ist kein Verband angegeben.
32) Aryballos, rf., attisch, Mitte des 4. Jahrh.
v. Chr. (Eigentümer Alessandro Castellani in
Rom), Milani
29, Abb. 24 (vor
dem Titelblatt
des Buches
„Mito di F."),
danach unsere
Abbildung (8).
Ph. in dori-
schem Chiton
sitzt auf einem
Felsen unter
den Asten eines
laublosen Bau-
mes, das 1. Knie
hochgezogen,
die 1. Hand am
Knie. Das 1.
Bein ist unter-
und oberhalb
der Ferse ver-
bunden , der
ausgestreckte r.
Arm auf den
Boden
stützt. Das
Haupt- und
Barthaar ist
ESSSSSBUESSSa
ifaniiniuinjiuuiiuuJl
aufge-
9) Philoktetes auf Lemnos,
Stuckrelief aus einem römischen
Grabmal (nach Milani, Mito di
Filottete II, 25).
voll, aber nicht wild, der Kopf etwas geneigt,
der Blick geht verloren in die Ferne. Neben
Ph. lehnt der Bogen und der Köcher am
Gestein. Das Ganze ist mehr ein Bild des
einsam trauernden, als des von Schmerzen ge-
peinigten Philoktet; vielleicht eine gemil-
2335 Philoktetes (in d. Kunst: verwundet) Philoktetes (in d. Kunst: verwundet) 2336
derte Wiedergabe des von Parrhasios ver-
fertigten Gemäldes.
33) Wandgemälde (Stuckrelief) aus der Um-
gebung von Rom (Via latina), 2. Jahrb. n. Chr.,
zu einem Grabmal gehörig, Monum. d. Inst. 6
(1861) tav. 51; Milani 32, Abb. 25; hier abgeb.
(9) Sp. 2334. Ph. im Chiton auf einem Felsen
sitzend, streckt den rechten, verbundenen Fufs
aus; der r. Arm geht am Beine entlang bis
unter das Knie. Die L. stützt sich, hoch ge-
hoben, auf einen langen Stab. Am Felsen
lehnen daneben Bogen und Köcher. Das Haar
ist verwildert, der Ausdruck des Gesichtes sehr
leidend und kummervoll.
34) Gemme bei Tischbein, Homer nach An-
tiken gezeichnet 7, Taf. 4; Milani 36, Abb. 26.
Ph. sitzt auf einem Felsen, den linken Fufs
beschuht, das Haupt mit langem, wildem Haar
traurig gebückt und auf die linke Hand ge-
legt, welche das Ende eines auf die Erde auf-
gestützten Stabes umfafst. Die r. Hand um-
klammert den Stab ebenfalls. Ein Gewand-
stück ist um die Oberschenkel gelegt.
35) Karneol Berlin 349, nach Furtwängler
vortreffliche Arbeit, wohl um 400 v. Chr.;
Milani 34, Abb. 27. Furtwängler Ant. G. 10, 29.
Hier abgeb. (10). Ph. nackt, sitzt
auf einem Felsen, an dem sein
Köcher und Bogen lehnt, blickt
trauernd empor und stützt den
r. Ellenbogen auf das Knie. Der
1. Fufs ist verbunden. Verwil-
dertes Haar und hohle Augen
sind angedeutet.
36) Ph. auf einem Stein
sitzend, den Kopf auf die r.
Hand gestützt, findet sich auf
einer Bleischeibe im Museum zu
Florenz, Milani 33, Abb. Ann.
1881 T 2, vgl. S. 258 f.
37) Silbermünze von Lamia, in Berlin;
Milani 30, Abb. 28. Ph. unbärtig, sitzend, be-
trachtet Köcher und Bogen, die er auf das
Knie gestellt hat. Vgl. auch Ztschr. f. Numism. 1,
S. 352 (Friedländer).
38) Bronzemünze von Lamia, in Berlin:
Milani 37, Abb. 29. Ph. bärtig, halb liegend,
linkes Bein gestreckt, das rechte gebeugt, die
linke Hand stützt sich auf den Boden, der
Oberkörper aufgerichtet, auf dem Kopfe eine
spitze Mütze, welche die rechte Hand oben an-
fafst.
38*) Dieselbe Münze in schlechter Erhal-
tung, Milani, Abb. 30.
38 b) Der Kopf des Ph. mit einer ähnlichen
Mütze findet sich auch auf einer Münze von
Homolion in Thesalien, Bull, de corr. hell. 5,
S. 290/1.
39) Gemme im Museum zu Florenz, Milani
40, Abb. 32. Philoktetes (?) in gebückter Hal-
tung sitzend spannt den Bogen.
40) Gemme im Museum zu Florenz, Milani 48,
Abb. 33. Ph. sitzt auf einem Felsen und fächelt
mit einem Zweige, den er in der r. Hand hält,
den linken umhüllten (beschuhten?) Fufs.
41) Kameo des Boethos (Samml. Beverley),
Milani Abb. 35; Furtwängler Arch. Jahrb. 3
(1888), S. 216; Taf. 8, 21 und Ant, Gemmen
10) Philoktetes
auf Lerimos,
Karneol in
Berlin (nach
Furtwängl., Ant.
Gemmen X, 29).
57, 3. Hier abgeb. (11). Philoktet, an der
Erde sitzend, mit abgemagertem Leibe, auf
den 1. Arm gestützt, fächelt mit einem Vogel-
flügel, den die R. hält, den wunden r. Fufs,
der umbunden ist. Die von Milani, Ann. 1881,
T 4 wiedergegebene Abbildung aus Choiseul-
Gouffier , Voyage pittoresque 2, pl. 16 bezieht
sich nicht, wie Milani a. a. O. S. 264 ff. aus-
einandersetzt, auf einen anderen, besseren und
io älteren Stein, sondern eben auf den Kameo
Beverley, aber mit willkürlichen Änderungen in
der Zeichnung. Ob der Steinschneider Boethos
derselbe ist wie der Toreut des Namens, ist
nicht zu entscheiden; jedenfalls gehört er un-
gefähr in dieselbe Zeit. Mit offenbarer Ab-
sicht und grofser Geschicklichkeit ist ein ge-
treues Bild des abgezehrten Körpers gegeben;
als Muster könnte ein Gemälde wie der „Kranke"
des Aristides gedient haben oder sicherlich
20 eine Erfindung der Alexanderzeit. Dieselbe
Darstellung kehrt mehrfach wieder.
42) Der von Enea Vico gestochene Stein,
Milani 45, Abb. 34 (De Bossi, Gemm. . . . ab
Aenea Vico incis. tab. 29) kann derselbe sein wie41.
43) Etruskischer Skarabäus von altertümeln-
der Zeichnung, Michaelis, Ann. 1857 H 5,
Milani, Mito di F. Abb.
36, Furtwängler, Ant.
G. 18, 64. Darstellung
30 wie 41).
44) Skarabäus (Glas-
paste) im brit. Museum
(Townley Coli.), Catalogue
of engraved gems in the
Br. M. 455; Michaelis,
Ann. 1857 H 6, Milani,
Abb. 38, Furtwängler 21,
27. Philoktet in derselben
Haltung vor seiner Höhle
40 liegend ; hinter ihm Odysseus (mit Pilos) im Be-
griffe den über Ph. hängenden Köcher und
Bogen herunterzunehmen. Sonst sind noch
schwirrende Mücken hinzugefügt. Vgl. Artikel
„Odysseus" Bd. 3, Sp. 664, wo auch eine Ab-
bildung beigegeben ist.
45) Pasten in Berlin 539—542, Darstellung
= 41. Vgl. Ann 1881, S. 266 und Abb. T 3
(Milani 46).
46) Paste in Petersburg Milani 47, Abb.
50 Ann. 1881, S. 266 desgl.
47) Kaum antik ist die Petersburger Gemme
Milani 41, Abb. 37 : Ph. sitzt auf einem Felsen
(Unterlage ein Vogelgefieder) und hält das
kranke Bein zwischen den Armen. Hinter ihm
Bogen, Köcher und ein Trinkgefäfs. Ihm gegen-
über in einer Felsnische eine Hephaistoshemie,
von einer Fackel beleuchtet. Aus dem Felsen
kommt eine Quelle hervor.
c0 4) Abholung von Lemnos.
48) Relief in Smyrna, Sammlung Purser, von
einer rechteckigen Basis, gefunden auf der
Stätte des alten Aphrodisias. Abgeb. bei Leo
Bloch, Griech. Wandschmuck (1895) S. 37.
Philoktetes und Odysseus. Ph. sitzt nach
links auf einem Felsen, über den das Himation
gelegt ist, der Oberkörper in Vorderansicht.
Die 1. Hand umklammert drei Pfeile, die r.
11) Philoktetes den
wunden Fufs fächelnd
(nach Furtwängler,
Ant. Gemmen LVII, 3).
2337 Philoktetes (in d. Kunst: Abh.v.Lernnos) Philoktetes (in d. Kunst: Abb. v.Leinnos) 2338
gewandt, ein Stück Zeug um den r. Ober-
scbenkel, den r. Fufs verbunden, das Kinn auf
einen Stab gestützt, den er mit beiden Händen
hält. Er bort auf Odysseus, der vor ihm steht.
Inzwischen sucht im Rücken Pbiloktets ein
unbärtiger Mann (Diomedes) sich des an der
Wand der Hoble lebnenden Bogens und Köchers
hält den rechten auf den 1. Oberschenkel gesetz-
ten Fufs. Pb. weist dem vor ihm stebenden
Odysseus seine Wunde. Dieser, in Exomis und
Pilos, über der linken Schulter das Himation,
Sandalen an den Füfsen, während Ph. barfufs
ist, fafst mit den Händen eine sehr lange
Lanze. In einer kleinen Nische unten eine
Schlange. Das Relief
ist eine aus der Zeit
des Commodus stam-
mende Nachbildung ei-
ner von Aisch t/los be-
einflufsten Darstellung.
Odysseus dem Ph.
den Köcher raubend,
ebenfalls nach Aischylos,
siehe oben Nr. 44) und
Art. „Odysseus" Sp. 664.
49) An den „Philok-
tetes" des Sophokles er-
innert ein Marmorrelief
der Vatikanischen Bi-
bliothek, Michaelis, Ayin.
1857 J 1, Milani 50,
Abb. 39: Odysseus in
Beratung mit Neopto-
lemos, vgl. Art. „Odys-
seus" Sp. 664.
50 — 56) Etruskische
Aschenkisten, veröffent-
licht bei Brunn, Rilievi delle urne etrusche 1;
dazu Schlie, Darstellungen des troisehen Sagen-
kreises auf etruskischen Aschenkiste))., S. 134 —
150. Philoktet bärtig, mit Chlamys oder ohne
Gewand.
50) Museum in Volterra, Brunn 70, 3;
Milani 52, Abb. 41. Ph. steht vor seiner Höhle
nach rechts gewandt, den 1. Fufs, der vor-
angestellt ist, verbunden, die Chlamys über
die r. Schulter nach hinten geworfen, in der 40
L. einen Pfeil und den Bogen, den r. Arm
erhoben. Er spricht mit einem jungen Trojaner
(Paris?), der ihn zum Mitkommen aufzufordern
scheint. Hinter diesem noch ein Gefährte.
Auf der anderen Seite (links) ist Odysseus
bereit hervorzutreten und die Verhandlung zu
unterbrechen. Hinter Odysseus steht gleich-
falls ein (jüngerer) Genosse, der ihm die Hände
auf Schulter und Arm legt, wie zur Vorsicht
mahnend. Im Hintergrunde ein Schiff (Hinter- 50
teil). Die Gesandtschaft der Trojaner wäre
dem Euripides entnommen.
51) Museum in Volterra, Brunn 69, 2;
Milani 53, Abb. 42. Hier (12). Ähnlich wie
50). Ohne das Schiff. Rechts und links von
der Höhle steht ein Baum. Ph. kommt eben
aus der Höhle hervor; die Chlamys ist über den
1. Oberschenkel gelegt. In der Linken hält
er aufser dem Bogen zwei Pfeile, in der Rech-
ten auch noch einen. Verbunden ist ebenfalls 6u Farbe angedeutet. Im Hintergrunde befindet
12) Abholung des Philoktetes; anwesend: Odysseus mit einem Gefährten und zwei
Trojaner; etrusk. Aschenkiste (nach Brunn, Urne etr. 69, 2).
zu bemächtigen. Links und rechts je ein
Jüngling, der ein Pferd am Zügel hält.
54) Volterra, tomba Inghirami, Brunn 70, 4;
Milani 56, Abb. 45. Ungefähr = 53). Diomedes
steht noch aufrecht und wartet ab. Ph. hat
keinen Verband; dieser war aber wohl durch
13) Philoktetes in seiner Höhle liegend; Odysseus
und Diomedes rauben seine Waffen, römische Lampe
im brit. Mus. (nach Milani, M/to dt F. Abb. 48).
der 1. Fufs.
52) Museum in Florenz, Brunn 69, 2; Mi-
lani 54^, Abb. 43. Schadhaft. Ungefähr = 51).
Ph. hat die Chlamys über die Schultern geworfen ;
auf der Brust wird sie zusammengehalten.
53) Museum in Florenz, Brunn 71, 5; Over-
beck Gral. h. B. 24, 16; Milani 55, Abb. 44.
Philoktet sitzt vor seiner Höhle nach links
Roschee, Lexikon d. gr. u, röm. Mythol. III.
sich anstatt der Pferde ein Schiff, in welchem
links und rechts je ein Mann zu sehen ist.
55) Museum in Cortona, Brunn 71, 6; Mi-
lani 57, Abb. 46. Philoktet sitzt nach links
gerichtet vor der Höhle. Odysseus umfafst
sein r. verbundenes Bein, um die Wunde zu
pflegen. Ph. stützt sich mit der Linken auf
einen Stock, die Rechte ist nach Odysseus aus-
74
2339 Philoktetes (in d. Kunst: Abh. v.Lemnos) Philoktetes (in d. Kunst: Abh. v.Leinnos) 2340
gestreckt. Dioniedes, in gebückter Haltung,
ist seiner Beute noch näher gekommen wie
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3
t-1
auf 53). Rechts und links wieder die Jüng-
linge mit den Pferden.
56) Museum in Volterra, Brunn 72, 7 ; Over-
beck 24, 17; Müani 58, Abb. 47. Abgeb. bei
2341 Philoktetes (in d. Kunst : Abh. v. Lemnos)
Philoktetes (in d. Kunst: gebeilt) 2342
„Odysseus" Sp. 665 f. Pb. sitzt nackend da
und hält mit der Rechten das kranke Bein
Odysseus bat es ergriffen wie in nr 55. Am
Boden steht ein Waschbecken. Im Hinter-
grunde ein Schiff wie in nr. 54. Aufserdem steht
auf der r. Seite ein Jüngling mit einem Pferde.
Diomedes (vgl. nr. 53 u. 55) zugreifend. Links
neben Odysseus steht noch ein junger Mann
mit Schwert und Schild.
57) Römische Lampe im brit. Museum mit
skizzenhafter Zeichnung des 2. — 3. Jahrh. n.
Chr., Milani 59, Abb. 48, hier (13) Sp. 2338.
Philoktet, mit wildem Haar, liegt am Boden;
der 1. Fufs ist verbunden. Die Beine deckt
ein Gewaudstück. Die r. Hand hält einen
Flügel zum Fächeln. Neben Ph. liegt ein ge-
töteter Vogel. Über der Wand der Höhle
kommen Odysseus und Diomedes mit den
Köpfen hervor. Der letztere hält sich mit der
In der Linken hält Ph. den Fittich eines Vogels.
Er hat sich auf das 1. Knie geworfen und
streckt, sich aus der Höhle vorbeugend, bittend
den r. Arm aus, wohl nach dem Jüngling hin,
der den Kopf nach Ph. zurückwendend sich
eilig entfernt, vermutlich mit Bogen und Pfeilen
des Ph. Links sieht Odysseus zu, indem er vor-
sichtig hinter der Höhle hervor-
lugt. Auf dem anderen (linken)
10 Bilde sitzt Ph. in einem Wagen,
der wie ein bequemer Sessel ge-
staltet ist und von zwei Maul-
tieren gezogen wird, die ein
vorausschreitender Diener am
Zügel führt. Ph., mit wirrem
Haupt- und Barthaar, ebenso
gekleidet wie rechts, legt die r.
Hand auf das r.Bein, dessen Fufs
noch den Verband trägt, zieht
20 das linke etwas empor und
stützt diel. Hand auf einen Stab;
den Kopf dreht er nach Dio-
medes, der neben den Zugtieren hergeht und
sich zu Ph. zurückwendet, seine Worte mit
der erhobenen Rechten begleitend. Hinter dem
Wagen schreitet Odysseus, in der Linken den
Köcher, neben dem auf der Zeichnung auch
das eine Ende des Bogens sichtbar ist.
16) Philoktetes
von Machaon ver-
bunden, Skara-
bäus im Brit. Mus.
(nach Ann. d. Inst.
1881 Tav. T 5).
30
40
15) Philoktetes von Machaon verbunden, etr. Spiegel
(nach Milani, Mito di Filottete III, 49)
Linken am Gestein fest, die Rechte greift nach
Philoktets Bogen und Köcher, die oben auf-
gehängt sind.
58) Sarkophag in Florenz, im Garten des 50
Conte Gherardesca am Borgo dei Pinti. Hier
kommen die beiden Darstellungen der Vor-
derseite in Betracht, abgebildet bei Robert,
Antike Sarkophagreliefs 2, 139 und (nach der
Zeichnung des Codex Coburgenis) 139 ' (Taf. 51);
Milani 51, Abb. 40 u. 40 a. Hier wiedergegeben
(14 u. 14a) Sp. 2339/40.
Über tief herabhängenden Fruchtschnüren
sind zwei Bildflächen frei, auf welchen die
Abholung des Philoktetes in zwei verschiedenen 60
Zeitpunkten dargestellt ist. Rechts erscheint
Ph. in seiner Höhle sitzend in einem langen
um die Beine geschlungenen und über die 1.
Schulter geworfenen Mantel, den wunden r.
Fufs mit einer Binde umwickelt. Die Mütze,
welche ihm der Zeichner im cod. Cob. giebt,
scheint nicht vorhanden gewesen zu sein; auch
war Ph. nicht unbärtig, wie Robert feststellt.
5) Philoktets Heilung.
59) Etruskischer Spiegel im Universität a-
museum zu Bologna bei Gerhard, Etr. Sp. 4,
Taf. 394, 2; Orerbeck2i, 18; Milani 60, Abb. 49;
hier abgeb. (15) Sp. 2341. Inschriften Pheltute
und Machan (nach Deecke, Artikel „Machan",
qpeliuc[t]e : s. d.). Philoktet, die Chlamys über
den Schultern und Armen, steht mit der Rechten
auf einen langen Stab gestützt, in der Linken
den Bogen; den 1. Fufs hat er nach hinten
gehoben und hält ihn dem Machaon hin, der
ihn verbindet. Machaon ist nur halb erhalten,
Ein Klappstuhl, der zwischen beiden steht,
trägt ein Salbfläschcben und einen Schwamm.
Am Boden windet sich eine Schlange, zur Er-
innerung an die Verwundung — wenn nicht
eine Zusammenschiebung zweier auseinander-
liegender Zeitpunkte angenommen werden soll.
60) Etruskischer Skarabäus, in Chiusi ge-
funden, im brit. Museum (Nr. 355), Bull. 1859,
82 ff.; Ann. 1881 T 5 und S. 280 f., Milani 61;
hier abgeb. (16). Die Darstellung ist der vori-
gen sehr ähnlich, nur im Gegensinne gehalten.
Machaon sitzt auf dem Stuhl. Bekleidung,
Bogen und Schlange fehlt.
Gemeinsames Vorbild für nr. 59 u. 60 könnte
etwa ein Vasenbild des 5. Jahrh. v. Chr. ge-
wesen sein.
6) Kampf mit Paris.
61) Etruskische Aschenkiste Brunn, Bd. 1,
Taf 72, 8, abgeb. bei „Paris" Sp. 1638; Mi-
lani 62, Abb. 50. Philoktet in der Tunica, mit
linkem verbundenen Bein (wohl nur als Kenn-
zeichen) steht dem Paris schufsbereit gegen-
über.
62) Das Stück der tabula Iliaca (s. Jahn,
(/riech. Bilclerchron. Taf. A), welches den von
Philoktetes tödlich getroffenen Paris darstellt,
74*
2343 Philolampados Philomela 2344
ist nicht vollständig erhalten. Philoktetes ist ö[ißpov v.al %£i[Lwvog ißovßiv xavra cprjuißag
nicht mehr zu sehen. 7tccp8xrjp£L xbv %q6vov, iv ä> vSccxu noXXu w.cd
7) In ungewöhnlichem Zusammenhang er- ■Kvbvyua.xa i'gaißia, hui SiScoai IlrjXei <&iXo-
scheint Ph. {^iXoy.xr\XT\g) auf der Vase des {irjXav, -aal ovxojg iTi£Y.pö:xr\ß&v 7} q>r\\L7\. —
Meidias im brit. Museum (E 224), abgeb. bei 3) Tochter des Priamos nach Hygin. f. 90. —
„Medeia" Bd. 2 Sp. 2503, neben attischen i%ü- 4) Zweifelhafter Name für Artemis (?Xpvßfi
vvpoi {Gerhard, Ges. Abh. Taf. 13. 14; Wiener <f>iXo\LriXa) auf einer die 'Hochzeit des Dionysos'
Vorlegebl. 4, 1. 2). [Türk.] darstellenden rotfig. Vase bei Gerhard, Ant.
Philolampados (ßiXoXdintctdog), Beiname Bildio. 1 Taf. LIX u. Inghirami, Vasi fittüi 3
oder Epitheton der Artemis: Hesych. s. v. 10 T. 256; vgl. C. 1. Gr. nr. 8376. Jahn, Vasens.
[Röscher.] K. Budw. p. CXXVI A. 1)44. Welcher, A. Benkm.
Philolaos ($i XoXaog), 1) Sohn des Minos und 2 p. 65. 3 p. 63 etc. E. Curtius (zu C. I. Gr. a. a. 0.)
der Nymphe Pareia, Bruder des Eurymedon, vergleicht dieAQxb^ug'T^via (IPaus. 8,5,8.13, 1),
Nephalion, Chryses {Apollod. bibl. 3, 1, 2, 5. doch kann der Name sich auch auf ein Mäcl-
2, 5, 9, 3). Diese vier Minossöhne wohnten auf chen beziehen und %pvßfj hier im Sinne von
der Insel Paros und töteten, als Herakles auf v.aXr\ stehen {Jahn a. a. 0.). Heydemann, Satyr-
der Fahrt nach dem Gürtel der Hippolyte da- u. Bakchennam.S. 14fafst Xpvßri und <&iXo{ij']Xa
selbst landete, zwei von seinen Begleitern, als Namen zweier Bakchantinnen. S. Sp. 2369.
worauf Herakles die Söhne des Minos teils [Röscher.]
tötete, teils belagerte, bis jene die Söhne eines 20 5) Philomela, Tochter des Pandion in der
anderen Minossohnes, des Androgeos, Alkaios megarisch-attisch-phokischen Aedonsage. Da
und Sthenelos (s. d.) ihm zur Sühne auslieferten : dieses Tiermärchen in diesem Lexikon schon
Apollod. 2, 5, 9, 3—5. — 2) Beiname des Askle- von Röscher Bd. 2 Sp. 569 ff. s.v.Itys, Bd. 1 Sp.83ff.
pios zu Asopos in Lakonien: Paus. 3, 22, 9. s. v. Aedon vgl. Bd. 3 Sp. 1503, 40ff. s.v. Pan-
Wide, Bakon. Kulte 184. 189. [Röscher.] dareos behandelt ist, beschränke ich mich auf
Philologia {(DtXoXoyic:), personifiziert bei Nachträge und verweise zugleich auf den schönen
Marc. Capella, Be nupt. Phil, et Merc. [Höfer.] Artikel von Tlirämer bei Pauly-Wissoica Bd. 1
Pliiloinache {$iXoiiä%r]) , Tochter des Am- Sp. 467 ff. s. v. Aedon. Es sind aufser der
phion, Gemahlin des Bias, dem sie den Akastos, megarischen usw. Version folgende Überliefe-
die Peisidike, Pelopeia, Hippothoe und AI- so rungen der Aedonsage zu unterscheiden:
kestis gebiert Tzetz. Byk. 175 p. 434; bei 1) eine westgriechische mit Dulichion
Apollod. 1, 9, 10 heifst sie Phylomache {QvXo- {RoscherBä. 3 Sp. 1498, 25 setzt Dulichion freilich
ftapj); nach anderer Sage hiefs des Pelias = Kreta) als- Schauplatz, Röscher Bd. 1 Sp. 84,
Gemahlin Anaxibia (s.d. 1). [Höfer.] 61 ff. Thrämer Sp. 467, Ia. Damit verwandt ist
Philomedusa s. Phylomedusa. 2) eine boiotisch-kleinasiatische mit Theben
Philonieirax {(friXotisTpat;), Beiname der Ar- resp. Milet als Schauplatz, Röscher Bd. 1 Sp. 83 f.
temis in Elis, wo sie ein Isqov neben dem Thrämer Sp. 467 f. Ib.
Gymnasion besafs: Paus. 6, 23, 8. [Röscher.] 3) eine kleinasiatische mit Ephesos als
Philomela, -e {^ilo^Xa, -ij), 1) Mutter des Schauplatz, Röscher Bd. 1 Sp. 84, 5 ff. Thrämer
Patroklos nach Hyg. f. 97: Patroclus Menoetii 40 Sp. 471, III.
et Phüomelae filius; vgl. Schol. Odyss. 4, 343: Alle diese drei Versionen haben den ge-
(friXoiiriXHdr]] xu) TTaxQÖtiXtp. <Pdo\ii]Xag yaq rjv meinsamen Zug, dafs sie die Heldin Aedon
viog und zu Odyss. 17, 134: u ^iXo^riXtiSrig wg nennen, also mit dem Namen des Vogels, in
<&iXoili]Xov viog' 6 yccQ HäxQov.Xog ov dvvaxui den sie verwandelt wird. Eine der Philomela
6i]XovaQ-ai 00g 0iXo^t]Xag viog ort xs xä cctco entsprechende Person findet sich nur in nr. 3;
lir]xtpcov ov c%r}iiaxi£u 6 7tOL7}xfjg nai oxt xb sie heifst hier Chelidon, entsprechend dem
f7TKjpfpdfif vov ovy. oinsiov i)v inl II<xxq6kXov %xX. Vogel, dessen Gestalt sie erhält. Thrämer
Eustaih. zu Od. 4, 343 p. 1498, 53 ff. Schol. Tzetz. 471, 6 ff. erkennt in nr. 3, dem Produkt des
Alleg. in Anecd. Oxon. 3,378, 3. Vgl. Philo- hellenistischen Zeitalters, auch Züge einer eigen-
meleides und Philomelos. Nach Apollod. bibl. 50 artigen kleinasiatischen Nachtigallensage, und
3, 13, 8, 4 wurde als Mutter des Patroklos bald auch Oder, Rhein. Mus. 43 (1888), 554 sieht
Sthenele, Tochter des Akastos, bald Periopis, darin Elemente alter Volksüberlieferung ver-
Tochter des Pheres, bald (von Philokrates [?] flochten. Für das Alter der Sage scheintauch
fr. 2 F. H. Gr. 4 p. 477) Polymele, Tochter der Zug zu sprechen, dafs die beiden Schwe-
des Peleus (s. nr. 3) genannt; s. oben Bd. 2 stern einfach als 'Nachtigall' und 'Schwalbe'
Sp. 2797, 41 ff unter Menoitios. — 2) Das Schol. bezeichnet werden, während die Namen Prokne
zu Apoll. Rh. 1, 588 sagt von Achilleus: ol und Philomela von einem Epitheton der Nachti-
\ikv iy. Qtxidog avxbv vo^ii^ovat yhyovivai xfjg gall {Uq6y.vt] zu %tQy.v6g = dunkelfarbig) und
XsLocovog, Jal^axog (F. H. Gr. 2, 442 fr. 8) der Schwalbe ((piXö^Xog = 'gern an Ställen
dh Iy. ^iXoinfjXag xfjg 'ÄKxoqog. Vgl. damit co nistend') abgeleitet zu sein scheinen, vgl.
das Schol. z. Ap. Rh. 4, 816: ZxdyvXog (F. Thrämer 472, 18ff. Eine auf den Aedon-
H. Gr. 4 p. 505 ff. fr. 2. Susemihl, Gesch. d. Chelidonmythos — nicht, wie G. Soteriadis,
alex. Litt. 2, 397) 6h iv xqixca xüv 71bqI ©scaa- 'E<pri[i. ccq%. 21 (1903), 90 vermutet, auf die
Xiav (pval XtiQcova . . ., ßovXoptvov xbv TIr[Xia Sage von Prokne-Philomela — bezügliche Dar-
^vöo^ov 7totfjOai , iisxunhiLtyca [(pilo^Xocv] xi)v Stellung, die zugleich für das Alter des Mythos
'ÄnxoQog &vyax£pcc xov MvQ\ii66vog xcd beweisend wäre, ist vielleicht auf einer Metope
Xuyovg diuantipat bxi ybiXXu ya\ihiv xi]v Qixiv des Tempels des Apollon Thermios in Thermos
IlrjXtvg Jibg öidovxog avxcp, oi dh •ö'foi fitr' zu erblicken (abg. 'Eqprjft. <xq%. a. a. 0. Taf. 5;
2345 Philomela Philomela 2346
vgl.'S. 73): zwei Frauen im Profil einander g. Bd. 2 s. v. Itys. Eine ganz abweichende
gegenüberstehend, nach vorn geneigt, sind mit Darstellung findet sich bei Eust. ad Hom. Od.
ausgestreckten Händen gemeinschaftlich an 1875, 3 ff., wo Philomela als Gattin des Tereus
einem zwischen ihnen befindlichen Gegenstand, erscheint und Prokne die jener sonst zuge-
der leider nicht mehr zu erkennen ist, be- schriebene Rolle spielt. — Tereus ist thraki-
schäftigt. Über dem Haupt der rechts stehen- scher (s. unt. Sp. 2348, 1) König in Daulis, wo
den Frauengestalt liest man H01AIA3X d. i. auch die Tötung des Itys durch Prokne und
Xtlidfov (Chelidon); auch neben der linken Philomela stattfindet, Tfiuk. 2, 29. Paus. 1,41,8.
Gestalt sind noch Buchstabenreste erkennbar: 10, 4, 8. Strabo 7, 321. '.), 423. Steph. Byz.
vielleicht war die Tötung des Itys oder die 10 s. v. Javllg. Kanon 31; vgl. Senec. Thyest.
Zurüstung des Mahles dargestellt. 275. Bei Apollod. 3, 14, 8 ist Tereus König
Nach megarischer Sage {Paus. 1,41,8.9) in Thrakien (vgl. Paus. 1, 5, 4. Hyg. f. 45.
war Perseus, der Schwiegersohn des megari- Eust. ad Hom. Od. 1875, 4. Probus ad Verg.
sehen Pandion, König im megarischen Pagai*) Eclog. 6, 79 p. 23 Keil. Auson. Technop. 9, 21
(s.unt.Sp. 2346), er tötet sich, da er die Schwester p. 137 Schenkt. Stat. Theb. 5, 121. Seneca, Herc.
nicht einholen kann, mit eigener Hand und Oet. 953. Od. amor. 2,6,7. Bemed. am. 459), aber
geniefst bei den Megarern Heroenehren, wobei es findet wenigstens in Daulis, wo die fliehenden
man bei dem Opfer statt der Gerste Steinchen Schwestern eingeholt werden, die Vogelmeta-
zur Bedeckung des Opfertieres verwendet. Dal's morphose statt. Daulis (nicht Aulis, wie Bd. 2
Tereus in einen Wiedehopf verwandelt wurde, 20 Sp. 572, 4 steht, vgl. U. Höfer, Konon 97) wird
geht aus den Worten des Pausanias: v.al vbv von Tzetz. Hes. op. 566 ferner als Schauplatz der
tnoita xbv Öqvi&cc ivrav&a cpavfivat ttqCotov Schändung Philomelas angegeben. Aus diesen
XiyovGiv hervor. Die Schwestern aber fliehen Traditionen folgert Thrä mer 470 mit Recht, dafs
nach Attika (dies als Ort der Flucht durch auch in Daulis von alters her eine Sage von der
attische Interpolation bezeichnet, Thrämer 469, Nachtigall und Schwalbe existierte; die Be-
33) und &qi]vovgoci . . . vnb dax qvg>v 81a- Zeichnung JavXtag ögvig wird von den Dich-
cp&siQOVTca,' nai acpiai xr\v ig a.r\8öva -aal tern nach Thuk. 2, 29 (vgl. Plut. Quaest. conv.
%?ltd6va [i£T(xßoh)v iit£tpr\^,i6av ort . . Hat abtat 7, 8, 2: JavXidtg OQvi&eg. Poet. lat. min. ed.
ai ÖQin&bg iXeewbv x«t &Qrjv<p Sfioiov aSovatv. Baehrens 1, 108: Daulias ales = Procne. Verg.
Auf diese Form der Sage weist auch Schol. 30 Cir. 200: Dauliades puellae) für die Nachtigall
Eur. Bhes. 550 hin: liyarcci . . . ?j Hq6y,v7] fisrä gebraucht und auch heute noch ist die Nachti-
rb xQbavoiiijoat, "Itvv . . dta rrjv XvTtrjv [iera- gall ein in Daulis häufig vorkommender Vogel,
ßli]Q-i)vat sig qqviv. Vgl. auch unten Sp. 2348. Ulrichs, Beisen u. Forsch, in Griechenl. 1, 148 f.,
In der attisch -phokischen Sage ist der, um dies gleich hier zu erwähnen, gleich-
Pandion König von Athen*"). Das Weitere zeitig feststellt, dafs die Erzählung des Paus.
(10, 4, 9), dafs in Daulis keine Schwalben nisten,
*) Wenn Oder a^a. O 552 sagt: Nun ist aber Tereus auf falgcher Beobachtung beruht. M. Mauer,
nach einstimmiger Tradition des Altertums ein thraki- TT- „_ ,„„„_< ,^nt. t , • ^ -n
scher König und weiter nichts. Selbst die Megarer halten Hermes 27 (1892), 429 f. erkennt in dem Frag-
daran fest trotz ihres Kultus", so irrt er: in der mega- ment des Sophokles (NdUCk* p. 95), WO er VS; 9 f.
rischen Version der Sage bei Pausanias steht nichts von 40 schreibt: ccsl Ss [LlCbt rüvde davlbv Stg T0710V
der thrakischen Herkunft des Tereus. ÖQV[LOvg %' iprjUOVg neel Ttäyovg anoiKttl,
**) Merkwürdig ist die Notiz bei Lactant. Piaeid. ad eine Anspielung auf die Namen der Örtlich-
stat. neb. 8, 616: Pandioniae voiucres] dicit propter Pno- keiten, an denen der Philouielamythos lokali-
nen et Phüomelam, ouae filiae Syrii erant PandionU. ^^ . t & u an d megarische Pagai
Die Vermutung von Vollmer, der fecyrn statt Syrn vor- , •, „ „„;,, . n „ °. , , ° -,
schlägt, ist offenbar unrichtig; was hat Pandion mit Skyros (°ben &P' 2345) erinnern, der davlog TOTTog und
zu schaffen? Bei Apollod. 3, 14, 8 verfolgt Tereus die <Üe ÖQV{lOt an Daulis und an das zwischen
Schwestern &qn&aag niXiv.w. Das ist, wie schon Trachis, Daulis und dem phokischen Trachin
Welcher, Aesch. Trii. 503, 796 (vgl. oder a. a. o. 555) sah, gelegene Drymos. — Über die Gewaltthat des
ein der kleinasiatischen Sage entlehnter Zug; dort wird Tereus an Philomela und die Entdeckung des
der dem Tereus entsprechende Polytechnos in einen 50 Frevels s, Bd. 2 Sp. 571, 60 ff. Nach Apollod,
Specht, n<U*ur verwandelt Eine ähnliche Reminiscenz, Q (d Text {t nicM h n überliefert
allerdings an die boiotisch-kleinasiatische Sage, scheint rT Tr..,\ T^ „„N n t, 7 /-.
hei Lactant. vorzuliegen: der Vater der Aödon 77«rrf,J0«.,,- S' U: H°ter> K°n0U 96) und ProbllS a a. O.
ist mit üavölmv verwechselt, wenn nicht beide überhaupt verbirgt Tereus die geschändete und der Zunge
identisch (Röscher, Beri. PMi. Wochenschr. 1884, 1544) sind, beraubte Philomela an einsamem Orte, bis diese
iJaröaQswg aber (vgl. strabo 14, 665 : in Pinara in Lykien durch das Gewebe bei unverdächtiger (Höfer,
n&vdaqog tifiätat, tu/uv l'aw? öfidivu/uo; rü Tqwixü: &c Konon 97) Gelegenheit der Schwester Nach-
xal Ilavda qiov xoiqri xlwqrils icrtöüv xal Vaq tovtov rieht zukommen läfst und von dieser aufge-
bc Jvxiagyamv) wird Lykier genannt. Es wird daher gucht ^^ N h jg- f 45 WQ der jnhalt
auch bei Lactant. a. a. O. zu schreiben sein, filiae Lvcii . m .. ,. , T13 JK 1'1 ,-iT t j j
Pandionis. Oder Uegt Vermengung mit der westgriechi- einer Tragödie des Phüokles (Nauck oder des
sehen Version vor und bezieht sich Syrius auf die von ß0 Karkinos nach Thrämer HO, 62) wiedergegeben
Steph. Byz. s. v. ZüQog erwähnte akarnanische Insel? wird, tötet Tereus auf dem Heimweg von Athen
Weitere Züge, weiche dem Philomeiamythos, abgesehen die der Philomela von Pandion mitgegebenen
von der Handlung selbst, mit der Aedonsage gemeinsam Begleiter durch Sturz ins Meer, vergewaltigt
sind, scheinen noch folgende zu sein: Daulis (ob. Sp. 2346, 6) die Jungfrau und schickt sie nach seiner
erscheint als Wohnsitz des Aedongemahls Zetes bei R{ickkehr nach Thrakien ZU dem König Lyn-
Herodor im Schol. Apoll. Rh od. 1, 211. Das Motiv des 1 t at n i i • i ^T
Webens kehrt in der Aedonsage nr. 3 und im Philomela- keUS ~ der Name So11 WOnl ansP!elen auf die
mythos wieder, dort im Wettstreit der Aedon mit ihrem scharfe Beobachtung, die dieser auf die ihm
Gatten, hier als Mittel zur Mitteilung an die Schwester. Anvertraute geben soll — ; dessen Gemahlin
2347 Philomela Philomeleides 2348
Laethusa (?) aber, eine Freundin der Prokne, und Avyv.hvg sind beide di-vdsQKiZg. Dafs
führte dieser die Schwester zu. Es folgt das Tereus als Thraker erscheint, ist wohl dem
Itysmahl, das wohl erst aus dem Thyestes- Umstand zuzuschreiben, dafs sein Name an
oder Tantalosmjthos herühergenommen ist, wie die thrakischen Königsnamen Teres anklang
es auch der Aedonsage noch fremd ist, Thrämer (vgl. Thuk. 2, 29) und dafs um Daulis der Sage
474, 32 ff. Die Tötung des Itys vergleicht nach Thraker wohnten, Oder a. a. 0. 552 f.
Toepffer bei Pauty-Wissowa Bd. 1 Sp. 1770, Thrämer 470, 50'ff.; vgl. auch M. Mayer a.a.O.
54 ff. s. v. Amazones mit der Tötung des Orpheus 494 ff.
und Pentheus durch die thrakischen Maina- Zu den Bd. 2 Sp. 572, 36 ff. erwähnten bild-
den. Bei Ov. Biet. 6, 658 schleudert Philo- 10 liehen Darstellungen ist nachzutragen: 1) Im
mela dem nach dem Sohne fragenden Tereus Astartetempel zu Hierapolis-Bambyke waren
das blutige Haupt des Itys ins Gesicht, bei nach Luc. de dea Syr. 40 dargestellt Philo-
Acliill. Tat.J>, 3. 4 bringen ihm beide Schwe- mela und Prokne noch in Menschengestalt,
stern die Überreste des Sohnes, Kopf und während Tereus schon zum Vogel geworden
Hände, in einem Korbe. Tereus verfolgt die war. Man könnte in dieser Darstellung an die
Fliehenden mit dem Beil (s. oben Sp. 2345, 47) megarische Form der Sage (ob. Sp. 2345) denken,
oder dem Schwerte {Konon 31. Ov. Met. 6, 666. nach der Tereus früher als die Frauen ver-
Ach. Tat. 5, 3. Schol. Arist. av. 212), auf der wandelt worden zu sein scheint. — 2) Vase
unten erwähnten Vase mit zwei Speeren. In aus Ruvo, jetzt in Neapel {Heydemann 3233
betreff der Verwandlung ist zu bemerken, dafs 20 S. 533 mit Literaturangaben), die Personen
nicht, wie Bd. 2 Sp. 570, 62 angegeben, nur sind teilweise durch Inschrift bezeichnet: Auf
römische Schriftsteller die Philomela in eine einem Zweigespann steht neben dem Wagen-
Nachtigall und die Prokne in eine Schwalbe lenker Prokne, sich umsehend nach dem andern
verwandelt werden lassen, sondern dafs schon Gespann , auf dem neben dem Wagenlenker
Agaiharchides {de mari Erythr. 7 in Geogr. OIAOMHAA steht; über Philomela in der obe-
Gr. min. 1, 114, 33) dies berichtet, der aber ren Reihe befindet sich Apate (ArATA), die
auffallender Weise nur von der Metamorphose R. dem bärtigen THPEYS entgegenstreckend,
der Philomela und des Tereus erzählt, Prokne der zu Pferd sitzt, die L. staunend erhoben,
aber überhaupt unerwähnt läfst. Anspielungen in der R. zwei Speere haltend. Ihm folgen
auf die Philomelasage finden sich aufser in 30 zwei Jünglinge, nach Heydemann vielleicht die
den Bd. 2 Sp. 572, 30 ff. erwähnten Stellen den beiden Schwestern zu Hilfe eilenden Brüder,
ferner bei Tlato Phaed. 85 a. Plut. Quaest. Butes und Erechtheus. — 3) Die Marmorgruppe
conv. 8, 7, 2. Luc. de merc. cond. 41. Schol. des Alkamenes (Bd. 2 Sp. 572, 62 ff.) erkennt
Eur. Phoen. 1515. Schol. Eur. Andr. 862. Winter, Arch. Am. 9 (1894), 46 (vgl. Michaelis.
Lact. Plac. ad Stat. Theb. 5, 120. Bufin. Ee- Athen. Mitt. 1876, 304 ff.) in der a. a. 0. ab-
cognit. 10, 16. Cornutus - Schol. zu Juven, 6, gebildeten, auf der Akropolis gefundenen, früher
64*3 {Phil. 53, 1894, 530), wo statt Procne auf Ge Kurotrophos gedeuteten Gruppe : Prokne
arundinem zu lesen ist hirundinem. das Messer in der L. zückend gegen Itys, den
Zu der Bd. 1 Sp. 85 gegebenen Deutung sie mit der R. fest an ihren Schofs drängt,
unseres Tiermärchens ist nachzutragen: Die 40 [Höfer.]
befremdende Thatsache, dafs Tereus in den Philomeleides {^ilo^lsiövg), König auf
scheuen ängstlichen Wiedehopf, der nach Konon Lesbos, der die Vorüberschiffenden zum Ring-
31 Nachtigallen und Schwalben verfolgen soll, kämpf herausforderte und schliefslich von
verwandelt wird, erklärt sich nach Oder a. a. 0. Odysseus (s. d.) überwunden ward: Odyss. 4, 343.
543 ff. aus der Vorstellung der Alten {Sophokles 17, 134 u. Schol, der berichtet, dafs einige alte
a. a. 0. v. 5. Aesch. Suppl. 62; vgl. Lenz, Erklärer den Namen fälschlich als Metronymi-
Zoologie der Griech. und Römer 318, 987, wo kon fafsten und auf Patroklos bezogen; siehe
dasselbe vom Kuckuck erzählt wird), dafs der Philomela 1. [Röscher.] [Nach Hella nikos im
Wiedehopf sich zu bestimmten Zeiten in einen Schol. Hom. Od. 4, 343; vgl. Eust. ad Od. 1498,
andern Vogel, in den KiQKog = Sperber ver- 50 62 ff töteten ihn Odysseus und Diomedes durch
wandele: Tereus ist also nach ursprünglicher List und machten sein Grab zu einem Ort der
Sage, die auch bei Hygin. a. a. 0. {Tereum Einkehr für Fremde {tbv rdcpov avxov Kaxa-
autem aeeipitrem factum) noch erhalten ist, yioyiov ^ivcav litoii]6av). Während also bei
in einen uiQxog verwandelt worden, der später Homer Odysseus allein im offenen Kampfe den
infolge der oben erwähnten volkstümlichen Ph. erlegt, tritt bei Hellanikos dafür der listige
Verwechslung beider Vögel durch den Wiede- Mord ein , von Odysseus und Diomedes voll-
hopf verdrängt wurde. Auf den yJqkos pafst bracht, wie in ähnlicher Weise diese beiden
treffend das zvqsiv. Das spähende Lauern den Palamedes {Kypria bei Paus. 10, 31, 2)
des Raubvogels , dessen Bedeutung man mit oder den Dolon (s. d.) töten , wie beide das
dem Namen TriQsvg {Schol. Arist. av. 102. co Palladion (s. d.) rauben usw. Philomeleides,
Etym. M. p. 757, 45 Gaisf.; vgl. Achill. Tat. der die Fremden zum Ringkampf zwingt, bis
5, 5 Trjgsvg . . . OQVig yivsxai . . . Kai xnoov- er endlich dem Stärkeren unterliegt, findet
6 iv hi xov Ttd&ovg xi)v tlKova) in Verbindung seine Parallele in Antaios (s. d. nr. 1), Kerkyon
setzte, und £*oi/> (nach Hesych. = inönxijg) (s. d.) usw. Aus den Worten: rbv rdcpov avxov
erweckte dieselbe Vorstellung: rder Beobachter, Kaxayötyiov ^.tvav l%o'ir\6av kann man vielleicht
Späher' Oder a. a. 0. 553. M. Mayer a. a. 0. auf eine Form der Sage schliefen, nach der
493 f. So dürfte auch ob. Sp. 2346, 65, der Name Ph. die Fremden zuerst gastlich aufnahm, sie
des Königs Lynkeus nicht zufällig sein: TrjQSvg dann aber zum Ringkampfe zwang und tötete;
2349 Philomeleides Philonis 2350
diese Version würde an die Erzählung von erläutert: Muvzoa 1) TtiQtaiov %vyäxr\Q tisqI
Pandokos-Palaistra (Bd. 3 Sj). 1263, 37 ff.) an- xovg xönovg %oQtvovoa xovxovg (Maloeis auf
klingen, in der vielleicht das Motiv des Bin- Lesbos) iifjXov %qvöov anb zov tzsqiSs-
gens in der kurzen Überlieferung nur ausge- gaiov ixitsGov artmXsßsv s%!-ccto ovv, el bvqoi,
fallen ist, aber aus dem Namen Palaistra noch isqov ISqvgsiv xm fttcj • svQovaa dh xb fifjXov xb
erschlossen werden kann. Das Abenteuer des Isqov ISqvccczo nai MaXöstg AtiöXXgw ivzsv&ev
Odysseus mit Ph. ist wohl auf der Heimfahrt -nao' ccvzolg ixi^äxo; vgl. Hellanikos fr. 117
nach Troia anzusetzen; vgl. H. Kullmer, Die bei Steph. Byz. MaXosig AitöXXmv iv Asaßca
Historien des Hellanikos in Jahrb. f. klass. Phil. "Kai 6 xönog xov lsqov MaXösig- anb xov {ii]Xov
Suppl. 27 (1902), 575. Ob <PiXo[iriXeidrig mit 10 (so richtig v. Wilamowits statt MtjXov) zfjg
den Alten wirklich als Sohn der Philomela — Mavzovg. Die Bezeichnung 'goldene Apfel-
man braucht nicht an die Mutter des Patro- freundin' oder nach bekanntem Brauche, 'die
klos (s. Philomela nr. 1). sondern an eine andere Freundin goldener Äpfel' dürfen wir nach
Heroine Philomela zu denken — zu deuten ist, obiger Legende für Manto in Anspruch nehmen,
wie auch Panofka, Abhandl. d. Berl. Akad. Mehr läfst sich nicht sagen, auch nicht, ob
1849, 104 Anm. "J94 annimmt, oder ob $1X0- und welcher Zusammenhang zwischen ihr und
\Lr\Xsidi]g = <f?iXoiu]Xtvg ist nach der Gewohn- Philomeleides (ihr und des Apollon Sohn?)
heit 'der Doppelbenennung von derselben Person besteht. Im Schol. Hom. a. a. 0. yQÜtpsxai
durch das TiQcoxöxvTtov und das TtuxQwwui"A.6v 4>iXo[iri87] vermutet Lobeck, Paralipom. 6 <f>iXo-
(Hesych. s. v. <friXou.r]XsidT}g. Ameis, Anhang zu 20 iLvdiäSr] oder <f?iXoiir\äidrj. [Höfer.]
Homers Od. 1, 8), bleibe dahingestellt; doch Philömelos {^iX6\iriXog), 1) Sohn des Iasion
wäre ein Zusammenhang des lesbischen (s. d.) und der Demeter, Bruder des reichen
Philomeleides mit einer lesbischen He- Plutos (s. d.), Erfinder des Wagens, den er
roine $iXo\nqXa wahrscheinlich, wenn auf mit 2 Ochsen bespannte, von seiner Mutter
der viel gedeuteten Vase von S. Marino (s. als Bootes unter die Sterne versetzt, Vater des
Philomela nr. 4 und Bd. 3 Sp. 1472, 23 ff.), Parias, des Gründers von Parion (s. jedoch Iason,
auf der man die %Qvai] ^>iXo[H}Xa bald als Ar- Pareantes, Parios): Petellides Gnosius, histor.
temis, bald als Aphrodite, bald als Sappho scriptor b. Hygin. P. astr. 2, 4 a. E. = F. H Gr.
usw. gedeutet hat, die Lesung <PA&N statt 4, 472 f. S. Sternbilder. — 2) S. Philomela 1
&ASIN, OAS12, <!>AOZ (vgl. Müller-Wieseler, 30 u. Philomeleides. [Röscher.]
Henkw. a. K. 2, 25. Panofka a. a. 0. 149) *I>i}.o/iifivjdrjq, Beiname der Aphrodite bei
richtig ist, A. Schöne, Unters, über d. Leben d. Hesiod. Theog 199 (195: zzyv S' 'AcpQodixr]v
Sappho in Symbola Philol. Bonn, in hon. F. äcpQoysvsa xs &sbv nal ivcxtyavoi' Kv&eQSLav
Bitschelii 761. Tümpel, Lesbiaca in Philo!. v.iv.Xr\6v.ovGi fisol xs v.al ävfQsg, ovvsx iv acpQÖ)
1890, 106 Anm. 44. Während Schöne sich vor- &q£ epfi-rj • äxaQ Kv&SQSiav, oxntQ06t%vQ6£ KvQ">j
sichtiger Weise folgendermafsen äufsert: ..Viel- Qoig' || . . . ) ijSl ^iXo^iir]dsa , o'-rt \i7\Siaiv
leicht liegt hier (auf der erwähnten Vase) eine it-sqjaciv&r}, mit Bezug auf die n,^äsa des Ura-
Spur von dem Mythus vor, in welchem eine nos, welche Kronos abschnitt und ins Meer
(friXo^riXa . . . mit einem <J>äcov in Verbindung warf und aus denen alsdann die schaum-
gebracht wurde. Für das Vorhandensein eines 40 geborene Göttin hervorging. Da der Beiname
solchen Mythus auf Lesbos mit einer Philo- sonst nicht vorkommt, so hat man ihn wohl
mela als Hauptperson ist von Wichtigkeit das als eine [witzige '?] Entstellung oder Umdeutung
Vorkommen des Namens ^iXo[U]XsiSrig auf Les- von cpiXoausiSrjg (s. d.) aufzufassen; Mützdl,
bos", ist nach Wide, Lakon. Kulte 249, 1 $1X0- De theog. Hes. p. 263 f. wollte bei Hesiod a. a. 0.
lir}lsidi]g 'offenbar (!) ein Abkömmling des Atlas geradezu yiXomistdt'a lesen. [Boscher.]
(der wohl auch auf Lesbos lokalisiert war, vgl. *Pi^.o/u/Lisi<f^q, poetisches Epitheton der
Makar auf Lesbos), und die tfriXonrjXcc %Qvai] Aphrodite, namentlich b. Homer; s. d. Stellen-
der Vase S. Marino ist natürlich (!) eine Hes- Sammlung bei Bruchmann, Epith. deor. p. 69.
peride. Aphrodite-Chryse wurde also als eine [Luc. Imag. 8. Anonym. Laur. in Anecd, ed.
Hesperide aufgefafst'; Wide vergleicht die 50 Schoell-Studeimmd 269, 20. Niketas ebend.
Meidiasvase (Bd. 1 Sp. 2599 ff.) und Diodor 4, 277. 282. Hesych. Phot. Said. s. v. Schol. Hom.
26, wo bei der Erwähnung der iqvgü ui]Xa der II. 3, 424. Cornut. 24 p. 134 Osann. Etym. M.
Hesperiden zugleich auch Aphrodite %qvoij er- 546, 22. L. v. Schroeder, Griech. Gott. u. Heroen
wähnt wird. Doch sagt Diodor nur, dafs die 19. Höfer.] [Röscher.]
Apfel der Hesperiden 'golden' genannt wor- Philonis (<I>iXavig), Tochter des Deion,
den seien zur Bezeichnung ihrer Schönheit, der am Parnafs wohnte, Geliebte zugleich
wie in gleicher Weise auch Aphrodite 'golden' des Apollon und des Hermes, die ihr beide in
heifse. Will man auf Lesbos eine Heroine derselben Nacht beiwohnten. Von Apollon
nachweisen, für welche die Bezeichnung XQva,l gebar sie den Philammon (s. d.), vom Hermes
<&iXo{LTi)Xa pafst, und mit welcher möglicher 60 den Autolykos (s. d.): Pherekydes (fr. 6:-s) bei
Weise <&iXour\Xbi§i}g in Zusammenhang stehen Schol. zur Od. x 432 und Hygin. f. 200.
könnte, so ist es m. E. Manto, die Tochter Philodem. 7Z£qI svasßslag p. 11 Gomperz. Nach
des Teiresias. Die Stiftung des Kultes und Conon. narr. 7 dagegen stammte sie aus
des Heiligtumes des Apollon MaXösig wird im Thorikos in Attika und war die Tochter des
patmischen Schol. zu Thuk. 3, 3 (Per. de phil. Heosphoros und der Kleoboia und Mutter des
1 [1877], 185. Immisch, Klaros im Jahrb. f. Philammon (s. d.). In späteren Mythen heifst
klass. Phil. Suppl. 17 [1890], 140, 1. v.Wilamo- dagegen die Mutter des Philammon (und Auto-
icitz,Isyllos 99 Anm. 78) durch folgende Legende lykos) Chione (s. d.), Tochter des Daidalion
2351 Philonoe Philotas 2352
(vgl. Hygin. f. 200) oder Leukonoe (s. d. und 36 (F. H G. 3, 375). Konon 36. 0. Mittler,
vgl. Hygin. f. 161). Weiteres unter Chione, Dorier 1, 91. 94. Orchom. 313 ff. 316. 320.
Philammon, Keyx 2, Leukonoe 2. Wahrschein- E. Curtius, Pelop. 2, 210. 246. Deimling, Leleger
lieh hat man zwei mythische Personen dieses S. 138 f. G. Gilbert, Studien zur altspart. Gesch.
Namens zu unterscheiden, von denen die eine 51 f. Studniczka, Kyreme 47 f. 87. E. Meyer,
der Sage des Parnassos, die andere der von Gesch. d. Altert. 2 S. 253. [Höfer.]
Thorikos angehört (vgl. Toepffer, Att. Geneal. Philophrosyiie (ßilocpQoavvr}), nach den
258; vgl. 39, 1; 85); beide sind später mit ein- Orphikern Tochter des Hephaistos und der
ander vermischt worden. [Röscher.] Aglaia, Schwester der Eukleia, Eustheneia und
Philonoe? (^dovorj? od. $vX.l), 1) Tochter 10 Eupheme, Procul. in Fiat Tim. 2, 101. Lobeck,
des Tyndareos und der Leda, von Artemis Aglaoph. 1 p. 543. [Stoll.]
unsterblich gemacht, Apollod. 3, 10, 6, wo Philoplutia {^iloitlovria) neben ^ilvSovia,
Wagner freilich (frvlovöt] schreibt. Athenag. (frilodo£,ia usw. von den Stoikern als Furie ge-
suppl. pro Christ. 1. Inschriftlich bezeugt deutet, die den Menschen Verderben bringt,
(ffrvlovöe) auf der Vase des Xenotimos, W. ähnlich dem mittelalterlichen f Geizteufel' usw.
Fröhner, Catal. of obj. of greek ceram. ort Korden, Jahrb. f. kl. Phil. 18, Suppl. 338 f.
exhibited in 1888. Printed for the Burlington A. Dieter ich, Nekyia 138. 170; vgl. 175. [Höfer.]
fine arts club exhibition 1888 nr. 10. Catal. Philopregmon (^ilonQ^yiuov), ein Heros,
de la collect, van Branteghem 85 Taf. 29. dessen Grab an einem Dreiweg bei Potidaia
Antike Denkmäler 1 (1891), Taf. 59; vgl. 20 stand und den man um gutes Gelingen eines
ebenda S. 51. Arch. Ztg. 10, 439 f. Arch. Unternehmens anrief, Addaios in Anth. Pal.
Anz. 1900, 220. Amer. Journ. of archeol. 7, 694. Jacobs a. a. O. vergleicht Hesych.
4 (1900), 513. Auch auf einer schwarz- üq^iö ixn: Scäuovü rivec cpaßi n)v maitsq rslog
figurigen tyrrhenischen Amphora mit der Dar- iititi&sleav rolg zs Isyo^ivoig ■nal Ttgartofi^-
stellung der Dioskuren und des Tyndareos ist voig. [Höfer.]
der einer weiblichen Figur beigeschriebene Philorgios (<PiXoQyiog), Beiname 1) des Dio-
Naine sicher zu <&ilov]6r} zu ergänzen, C. I. G. nysos, Kaibel, Epigr. 820 p. 334; — 2) der
4, 7707 b. Gerhard, Arch. Anz. 1847, 24. 1894, Aphrodite, Philodemos in Anth. Pal. 10, 21, 7.
55. Panofka , Eigennamen mit neeiög 64. R. [Höfer.]
Luckenbach, Jahrb. Suppl. 11, 544. Klein, so *J>i}.OQfiiöTeiQaf Epitheton der Aphrodite
Meistersign. 42. Lieblingsinschr. 18. Robert, in dem Epigramm des Philodemos, Anth. P.
Arch. Anz. 1889, 143. Wernicke, Lieblings- 10, 21, 7: Kvhql cpiXoQiiißrbiQa, cptloQyts,
namen 26. Walters, Cat. of greek and etrusc. 6w& jxf, KvitQi, || Naia%ovg r\dr\, dioitoti, TtQog
vas. brit.-Mus. 2 B. 170 p. 119. Vgl. auch Xiiiivag. Hinsichtlich der durch dieses Epithe-
Wide, Tjakon. Kulte 350. — 2) Tochter der ton ausgedrückten Funktion der Göttin s. Bd. 1
Iobates, Gemahlin des Bellerophontes, Apollod. Sp. 402. [Röscher.]
2, 3, 2; vgl. Tzetz. Lyk. 17; als andere Namen <friko% {<&ilr\), häufiges Epitheton der ver-
dieser Tochter der Iobates werden angegeben schiedensten Götter und Göttinnen, insbesondere
Antikleia (s. d.), Kassandra (s. d. nr. 2). [Vgl. bei den Dichtern ; vgl. Bruchmann, Epith. Deor.
die Neapler Vase b. Heydemann nr. 1891, abg. 40 p. 16 (jifrrjvä), p. 31 (knolXav), p. 50 (ÄQretiig),
Annali 1874 pl. A = Reinach, Rep. d. vases p. 6 > (kyQodirr}), p. 73 (.Hj), p. 93 (diovvoog),
peints 1 p. 331. R.] [Höfer.] ' p. 96 (ElQrjvri), p. 111 (EQtifjg), p. 116f. ("Egag),
Philouome (^uXov6(iri), Tochter des Tragasos p. 118 (E6tLcc), p. 142 (Zevg), p. 150 ('HXiog)
(so richtiger als Kragasos, U. Höfer, Konon u. s. w. [Röscher.]
37, 13. R. Wagner, Curae mythogr. 193, 1), Philosophia ($ilo6ocpia), Personifikation des
zweite Gattin des Tenes (Tennes), über die das gleichnamigen Begriffes, in deren Gefolge sich
Nähere Bd. 2 Sp. 1698 s. v. Kyknos. <Pdovöur] Arete, Sophrosyne, Dikaiosyne, Paideia, Ale-
steht bei Apollod. Epit. Vat. 17, 10. Tzetz. theia, Eleutheria, Parrhesia, Elenchos usw. be-
u. Schol. Marc. Lyk. 232. Eust. ad Dionys. finden, Luc. Piscat. lOff. [Höfer.]
Per. 536 p. 210, 32 Beruh. — , ^ilovoybia bei 50 Philostepbanos(<2>flo<m'cpo:i'os),l) ^ griechische
Etym. M. 763, 25 — , im Schol. Hom. Tl. 1, 38 Bezeichnung der italischen Feronia, Dionys.
(vgl. Tzetz. Antehom. 245) schwanken die Lesarten Hai. Ant. R. 3, 32; vgl. Bd. 1 Sp. 1480, 18.
zwischen ^dov6\ir] und f&vXovöpn, A. Ludwich, 44. — 2) Beiname a) des Apollon, Anth. Pal.
Textkrit. Unters, über die mythol. Schol. zu 9, 525, 22, — b) der Aphrodite, Hom. Hymn.
Homer 1, 18 — ^vXovoiir], nach* Wagner a. a. O. 5, 102. Or. Sibyll. 3, 122 Rz ach., — c) der
die richtige Lesung, bieten Paus. 10, 14, 2. Eukleia, Bakchylid. 12 (13), 184, — d) des
Steph. Byz. s. v. TivtSog. Nach Schol. Hom. Dionysos, Anth. Pal. 6, 140; vgl. Bergk, Poet.
und Eust. a. a. O. nannten andere statt Philo- Lyr. 3\ 283, 106. [Höfer.]
nome die Polyboia. [Höfer.] Philotas (^ilcoxag), ein Nachkomme (aitö-
Philonomia = Philonome. 60 yovog) des Peneleos aus Theben, gründete zu-
Philoiiomos (^dovo^iog), 1) Sohn des Elek- sammen mit Aipytos, Sohn des Neileus (Neleus)
tryon und der Anaxo, Apollod. 2, 4, 5. Tzetz. und Enkel des Kodros an der Spitze einer
Lyk. 932 p. 884 Müller-, die Variante <f>vlö- Schar von Thebanern und Ioniem die Stadt
vo\iog hat Wagner in d. Text des Apollodor auf- Priene; Paus. 7, 2, 3; 10. — Strabon 14 p. 633
genommen. — 2) Achaier, der Lakedaimon an dagegen sagt: nQii]vr\v 8' Ai'nvtog ö Nrjlecog
die Dorier verriet und als Lohn seines Verrates [xrigfet], tl&' varrjQov «Pdrarfig Iy. Qrjßcbv labv
Amyklai erhielt, Ephoros fr. 18 bei Strabo 8, äyaywv; vgl. ebenda 636. Toepffer, Att. Gen.
364. 365 (F. H. G. 1, 237). Nikol. Damasc. fr. 295, 2. [Röscher.]
2353 Philoterpes Phineus 2354
Philoterpes (<PtXoT£p7trig), Sohn des Idmo- Apollod. 1, 2, 4. Schol. IL 4, 219. Schal. Ap.
nides, Vater des Chariphemos, Vorfahr des Bhod, 4, 813. Hyg. Praef. p. 30 Bunte, f. 138.
Homer und Hesiod, Hellanic. (fr. 6, Müll. fr. Daher heifst Cheiron Philyrides, Hesiod. Th.
hist, gr. 1 p. 46), Damastes (fr. 10, Mull. 2 1002. Find. Pyth. 3, 1. 9, 30. Phillyrides
p. 66) und Pherekyd. in Procl. Vit. Hom. p. 25 Ap. Bhod. 1, 554. Orph. Arg. 450. Verg. Georg.
in Westerm. Btoyg. Procl. Crcst. in Schol. II. 3, 550. Ov. fast. 5, 383. Philyreius heros, Ov.
ed. .ZM'Ä-. praef. fol. 1. Charax (fr. 10, M«W. Jfef. 2, 676. _F«s£. 5, 391. Sie wohnte mit dem
3 p. 61) hei Suid. v. "O^vQog nennt den Sohn Sohne in einer Grotte des Pelion, wo sie den
des Philoterpes Euphemos, Certam. Hes.ebH.om. Achilleus und Iason erziehen half, Pind, Pyth.
c. 2 den Vater Harmonides, den Sohn Euphe- 10 4, 103. Nem. 3, 43. Nonn. Dion. 48, 40. Ap.
mos. Loheck, Agl, 1 p. 323 f. Welckcr, Ep. Bhod, 4, 813. Ov. Met. 7, 352. Callim. hy. in
Cycl. S. 147. [Stoll.] Del. 118 <&tXvpr}g wiupijiov. — Die Rossegestalt
Pliilotes ((friXörris), Tochter der Nyx, Schwester des Cheiron veranlafste folgende Sage: Als
der Apate, des Geras und der Eris, Hes. Kronos der Philyra in Liehe genaht war und
Theog. 224. Tzetz. Theog. 120 in Anecd, Ma- von seiner Gemahlin Rheia überrascht wurde,
tranga 2, 581. Während Pape- Benseier s. v. eilte er in Gestalt eines Rosses davon, und
Pliilotes als personifizierte Freundschaft (vgl. Philyra floh beschämt in die Berge der Pelasger
Philia) verstehen, bringt es Göttling a. a. O. (Pelion in Thessalien), wo sie den zweigestal-
in Zusammenhang mit cp^Xrirng f der Betrüger' tigen Cheiron gebar. Als sie die ungewöhnliche
(vgl. Hes. op. 375) und erklärt cpiXörrig = gpcopa-, 20 Gestalt des Kindes sah, bat sie den Zeus,
was allerdings in den Zusammenhang mit sie zu verwandeln und sie ward eine cpiXvga, d.h.
Apate und Eris besser passen würde als cpiXia. eine Linde. Hyg. f. 138. Ap. Bhod. 2, 1231 ff.
Über veinog und (piXör^g des Empedokles Pherekyd. b. Schul, Ap. Bhod. 2, 1231. 1, 554.
s. Bd. 3 Sp. 86, 63 ff. [Höfer.] Verg. Georg. 3, 93 u. Serv. Philarg. u. Prob.
Philotherseides (^iXodegGsiSrig). Bei Hom. z. d. St. Tzetz. Lyk, 1200. Mythogr. Vat. 1, 103.
Od. 22, 287 tötet Philoitios den Freier der 2, 62. Nach Probus a. a. Ö. verwandelt sich
Penelope Ktesippos mit den Worten: co $1X0- Philyra in ein Rofs, worauf Kronos, um ihr
&tQßs'(Sri (v. 1. noXv&tQCt'idi]), cfiXov.tQzo^i. zu nahen, dasselbe thut. Als Ort der Ver-
Nach Hesych. s. v. ist QiXo&i:Qöti8i}g = <&iXo- einigung des Kronos und der Philyra wird
&tgaov ncäg. CJioiroboskos bei Bekkcr, Anecd. 30 Thrakien (Hyg. f. 138) oder die <!>iXvQvlg vfjaog
3, 1189 las tßiXo&SQßitr} in Erinnerung an den (in der Nähe der Insel Aretias) im Pontos
schmähsüchtigen Thersites. Vgl. auch Usener, gegenüber den auf dem Festlande wohnenden
Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. zu Wien Philyres angegeben, welche von Philyra ihren
137 (1897), 3, 44f. 51. [Höfer.] Namen haben sollten, Ap. Bhod. 2, 1231. Schol.
Philotimia (<&doTtuia), der Ehrgeiz, per- Ap. Bh. 2, 392. Steph, B. s. v. <&iXvp£g. Val.
sonifiziert hei Hur. Phoen. 531 f.: xi ri]g xa- Fl. 5, 153. Nach Hyg. Praef. p. 30 zeugte
Kiffrjjs dum-övior icpUaai qpdoTffii'ag (1. <&ilo- Kronos mit Philyra aufser Cheiron noch den
Ti^iag), 7icci; [ii] ßv y • aSixog 1) &a6g. Die- Dolops, nach Suid. s. v. 'ÄcpQoi den Aphros
selben zwei Verse stehen wörtlich bei Dio (Afer), König in Libyen, von dem die Aphroi
Chrysost, or. 17 p. 274 Dindorf, nur dafs an 40 (Afri, Carthaginienses) den Namen hatten; vgl.
Stelle von (pilotifiiag tritt nX^ovs^icxg. Vgl. Buttmann, Mythol. 2, 39 f. Welcher, Schulztg.
Philoplutia. [Höfer.] 1831 p. 786. Nachtrag z. Aeschyl. Tril. S. 53.
Philotis s. d. Art. Iuno (Bd. 2Sp.598)u.Tutela. Kleine Schriften 3, 5. Schoemann, Opusc. ac.
Philottos (G>iXoTTog), Gemahl der Niobe, der 2, 128. — 2) Nach dem Dichter der Kosten
Tochter des Assaon (nicht Tantalos) nach der Gemahlin des Nauplios, die bei den Tragikern
(lydischen) Version b. Parthenios %. igaz. iia&. Klymene, bei Kerkops Hesione hiefs, Mutter
33, der sich auf Xanihos' Lydiaka (fr. 13 Müller], des Palamedes, Oiax und Nausimedon, Apollod.
Neanthes (fr. 28) und Simias v. Bhodos (Susemihl, 2, 1, 5. [Stoll.]
Gesch. d. alex, Lit. 1, 179 ff.) beruft. Philottos Philyrides s. Philyra.
soll auf der Jagd entweder durch einen Bären 50 Phiuaios (ß>iv<xlog). Nach v. Sallet, Ztschrft.
oder auf Veranstaltung des Assaon umgekommen f. Numism 5,331 Beiname des Asklepios auf
sein; vgl. aufser Parthen. a. a. O. den Schol. zu Münzen von Nikopolis in Epeiros, Mionnet,
II. ß 602 und zu Eurip. Phoen. 159 u. Eustath. Suppl, 3, 372 ff. [Höfer.]
z. II. a. a. O. Vgl. d. Art. Assaon u. Niobe Phiiieides s. Phineus.
(Bd. 3 Sp. 379). Stark, Niobe S. 56 f. u. 438 f. Phineus (ßivsv?). Wir kennen drei Helden
[Röscher.] dieses Namens. Denn der vierte, der in die
Philoxenidas (<PiXo^evlöag), nach Suidas (so lesbische Enalos-Sage (oben Bd. 1 Sp. 1244)
Schwartz für Oviöag) im Schol. Eur. Androm. verflochtene angebliche Phineus (Myrtil. bei
53 Mörder des Neoptolemos in Delphoi, als der Plut. de sollert. animal. 36), heifst vielmehr
sonst Machaireus, Orestes oder Menelaos ge- co Smintheus (Plut. symp. sap. 20), da die ganze
nannt wird. [Höfer.] Sage an lesbische Kulte des Poseidon Enalios
Philozoe(#flo£w?]),WeibdesTlepolemos(s.d.), und Apollon Smintheus anzuknüpfen scheint,
stiftete zu Ehren des Tlep. Wettspiele an s. Von jenen drei Helden erzählt die Sage in
Grabe; die Sieger erhielten Weifspappelkränze : gleicherweise, dafs sie wegen ihrer Vergehen
Pind. b. Tzetz. L. 911. [Stoll.] wider göttliches Recht schwer gestraft wurden,
Philyra (ßtXvQa), 1) Tochter des Okeanos, und auch darin scheinen sie sich nahe zu stehen,
zeugte mit Kronos den Kentauren Cheiron, dafs ihre Sagen in alter Zeit gerade im Peloponnes,
Pind. Pyth. 3, lff. (u. Schol.) 6, 22. Nem. 3,47. in Arkadien und Argos, berühmt waren.
Belos
2355 Phineus Phineus 2356
1) Einer von den 50 Söhnen _ des Lykaon nicht allzu oft genannt und zweitens sind
von Arkadien, die sich durch Übermut und viele Geschwister des Kepheus, die später
Gottlosigkeit hervorthaten und wegen des Kinder des Agenor heifsen^ vorher Kinder des
Frevels an Zeus vom Blitz erschlagen wurden; Phoinix gewesen. Im Zusammenhang der an
Apollod. 3, 8, 1, 3 vgl. oben Artikel Lykaon Danaos und Aigyptos anknüpfenden Sagen
Bd. 2 Sp. 2169 ff. Eine grofse Zahl dieser scheint aber Euripides nach Apollod. 2, 1, 4, 3
Söhne des Lykaon sind Eponyme bestimmter als Söhne des Belos genannt zu haben: Aigyp-
Orte. tos, Danaos, Kepheus und Phineus; mit diesem
2) Ein Bruder des Kepheus in gewissen Phineus ist schwerlich der Phineus nr. 3 ge-
Versionen der Andromeda-Sage. Apollod. 2, 4, 3 10 meint, der niemals sonst Sohn des Belos
erzählt: Als Perseus nach Äthiopien kam heifst, sondern gerade der aus dem Andro-
und Andromeda, die Tochter des Kepheus nieda-Mytbus bekannte Bruder des Kepheus,
und der Kassiepeia, an den Felsen gefesselt da für Kepheus der Vatersname Belos bei
sah, versprach er ihrem Vater, das Ungeheuer Herod. 7, 61 u. a. bezeugt ist (vgl. oben Bd. 2
zu töten, wenn er ihm Andromeda zur Frau Sp. 1109). Ebenso scheint Euripides im Zu-
geben wolle. Dies wird ihm von Kepheus zu- sammenhang der Kadmos-Sage (wie Nonnos)
gesagt. Als aber Perseus das Ungeheuer er- unseren Phineus noch einmal erwähnt zu
legt hat, verlangt der Bruder des Kepheus, haben; denn Schol. Aeschyl. Suppl. 317: 6 Ev-
Phineus, welcher zuvor mit Andromeda verlobt Qtoldr\s %ivra rpr\ol naidag uvca Bijlov, Aiyvn-
gewesen war, diese als die Seine. Er stellt 20 xov javabv <toivfna. 3>ivia AyrjvoQcc wider-
dem Perseus nach und wird zur Strafe samt spricht zwar, da Kepheus hier keinen Platz
seinen Mithelfern durch Perseus mittels des hat, dem Zeugnis Apollodors (mit dem es bei
Gorgonenhauptes versteinert. Ovid Met. 4, Nauck, Tr. Gr. fr.2 881 noch vereint ist),
669 — 5, 235 stimmt mit Apollodor in allen stimmt aber genau zu der Genealogie bei
wesentlichen Zügen überein, schildert aber Nonnos Dionys. 3, 296 bezw. 2, 682
ganz ausführlich, wie Phineus mit seinen Ge-
nossen das Hochzeitsmahl stört, welches sein
Bruder Kepheus für Perseus und die befreite Phineus (a) Phoinix Agenor Aigyptos Danaos
Andromeda in seinem Palaste giebt; es ent- <1 ~ — ; ~ lt"7 ~ „ , T, , v
111. 17 ^i-i t» -i • Europa Kepheus Thasos Kilix Phineus (b) Kadmos.
steht ein Kampt, bei dem Perseus sich sieg- 30
reich auszeichnet. Phineus flüchtet hinter Nonnos hat sicherlich den Phineus a nicht
einen Altar und tötet von dort aus manche, für identisch gehalten mit Phineus b, den er
die für seinen Gegner Partei ergreifen, bis als den Gatten der Boreastochter (d. i. unser
endlich Perseus das Gorgonenhaupt zeigt; 200 Phineus nr. 3) genau kennzeichnet; und wenn
Mann sind im Kampfe gefallen, weitere 200 er von Phineus a seinerseits nichts zu berichten
werden jetzt zu Stein, zum Schlufs auch Phi- weifs, ihn aber trotzdem nennt, so beweist
neus selbst in der Haltung eines furchtsam um das nur, dafs er hier einer ihm mafsgebend
Gnade Flehenden. In Kürze ausgeschrieben dünkenden Quelle folgt, sei es nun in letzter
ist Apollodor bei Tzetz. Lykophr. 838 und die Linie Euripides oder einer Quelle, die auch
Erzählung Ovids bei Myth. Vatic. 1, 73 und 40 Euripides schon als mafsgebend erschien. Je
Ps.-Lactant. narr. fab. 4, 19. 5, 1. Dafs die weniger wir diesen Phineus a (der weder unser
Version von Apollod,. und Ovid sich mit einem Phineus nr. 3 noch der Bruder des Kepheus
Andromeda-Drama deckt, ist wahrscheinlich. aus der Version des Apollod. und Ovid ist)
Ob sie aber gerade auf Euripides' Andromeda aus einer uns bekannten Sage erklären können,
(Nauck, Trag. Graec. fr} fr. 114 — 156) zurück- für desto älter haben wir ihn zu erachten,
geht, ist streitig. Robert, Archäol. Zeitg. 36 Der Bruder des Kepheus spielt übrigens
(1878), 19, dem u. a. lümpel, Athiopenländer auch in derjenigen Version der Andromeda-
des Andromedamythos, Jahrb. f. Philol. Suppl. Sage eine Rolle, die den Schauplatz von Äthio-
16 (1888), 142. 177 und Wernicke bei Pauly- pien nach Jope verlegte (vgl. Tümpel a. a. O.
Wissoica, Real-E. 1, 2156 folgen, bestreitet, 50 133 ff. und oben Bd. 2 Sp. 293). Nach Pomp.
dafs Phineus in diesem Drama vorkam, während Mela 1, 11 zeigte man in Jope sogar Altäre
andere dies bejahen und Wecklein, Sitzungsber. des Kepheus und Phineus; und Jope ist auch
d. Bayer. Akad. plülos.-histor. Kl. 1888, 1, 87 ff. der Schauplatz der euhemeristischen Version
seine Rekonstruktion der euripideischen An- des Konon 40, wo Kepheus vor seinem Bruder
dromeda auf das engste an Apollod. und Ovid Phineus den Phoinix als Freier der Andromeda
anschliefst. Auf alle Fälle ist indessen die begünstigt und demgemäfs Phoinix von Per-
6
Gestalt des Phineus älter als Euripides. Denn seus getötet wird.
Euripides erwähnt ihn zweimal, allerdings in Manche glaubten, es habe nur ein einziger
anderem Zusammenhang, als in seiner Andro- Phineus existiert; sie ersetzten daher in der
meda-Sage. In der Andromeda nannte er 60 Andromeda-Sage den von Perseus versteinerten
Kepheus einen Sohn des Phoinix, wie Hygin. Phineus durch Agenor (Hyg. fab. 14) oder
poet. «str. 2, 9 (Cepheus: hunc Euripides cum Phoinix (Konon 40). Oder sie dichteten gar,
ceteris Phoenicis filium etc.) bezeugt, und es Phineus sei damals von Perseus nicht ver-
liegt kein Grand vor, dieses Zeugnis deswegen steinert, sondern nur geblendet worden (Schöl.
zu verwerfen, weil Kepheus sonst niemals Apoll. Rhod. 2, 178), sein weiteres Schicksal
Sohn des Phoinix heifse (vgl. oben Bd. 2 (Harpyien etc.) ist dann dasjenige unseres
Sp. 1110); denn erstlich wird der Vatersname Phineus nr. 3.
Belos bezw. Agenor für Kepheus überhaupt Bildliche Darstellungen von Perseus im
2357 Phineus Phineus 2358
Kampf mit den Freiern (vgl. Knatz, quomodo wieder als Eriehtho erkannt). Auf der anderen
Persei fäbulam artifices Graeci et Romain trac- Seite des Phineus stehen zwei Frauen, deren
taverint; Dissert. Bonn 1803, 41) findet' man Wesen wir nicht kennen; die Beischrift wurde
1) auf einer praenestinischen Ciste: Mon. d. früher auf die Hören gedeutet, dann von Sittl
Inst. 6, 40; 2) auf einer etruskischen Urne: auf Schwestern der Boreaden, bis Boehlau
Koerte, rilievi delle urne etrusche 2 Taf. 40, 4 und Bulle feststellten, dafs jede der Frauen
S. 100; 3) auf einem pompejanischen Wand- einst einen eigenen Namen führte, die eine,
gemälde: Heibig, Wandgem. Campaniens 1203. vielleicht Mor(pho). Weitere Darstellungen
Diese Darstellungen bieten jedoch nichts für der Phineus-Sage bieten: eine rotfigurige
Phineus Charakteristisches. 10 Hydria aus Athen (abgeb. Millingen, Anc.
3) Der bekannte Phineus der Harpyien- uned. mon. Taf. 15; Stackeiberg, Gräber der
und Argonautensage, dessen Schicksal im Hellenen Taf. 38, 1; vgl. Fleisch, Archäöl.
Altertum sehr oft behandelt ist. Die zahl- Zeitg. 1880, 139) und eine rotfigurige Amphora
reichen Zeugnisse zerfallen in drei Gruppen. aus Kameiros im Brit. Mus. (abg. Fleisch, Arch.
Die Versionen der ersten Gruppe stimmen Zeitg. 1880, 142 Taf. 12, 2), wo jedoch nur
darin überein, dafs Phineus wegen eines Ver- der blinde Phineus und die Harpyien dar-
gehens gegen die Götter mit Blindheit und gestellt sind, die soeben die Speisen und die
mit jenen schrecklichen Harpyien bestraft Trinkschale von dem Tische forttragen. Da-
wird, die ihm Speise und Trank rauben oder gegen wird die Deutung des rotfigurigen
beschmutzen, dafs aber später die Söhne des 20 Bildes einer Amphora aus Nola im British
Boreas, Kaiais und Zetes, ihn von diesen Un- Mus. (abgeb. 'Archäol. Zeitg. 1880, 143 Taf. 12, 1;
holden befreien. Die zweite Gruppe weifs von 1881,163; Wiener Vorlegeblätter Ser. C Taf '. 8, 1;
einer Erlösung des Phineus nichts, sondern Duruy, Histoire des Grecs 1, 735) auf Phineus
berichtet nur, dafs Phineus wegen eines Ver- vor dem Tisch mit Speisen bestritten von
gehens an seinen eigenen Kindern (in älterer Petersen, Archäol. -epigr. Mitt. 1882, 52 ff. ;
Fassung wohl auch wegen eines anderen Ver- Wassner, de heroum eultu, Dissert. Kiel 1883,
gehens) nach unerbittlichem Gesetz gerichtet, 56 These 6; Klein, Griech. Vasen mit Lieb-
geblendet und getötet wird. Die dritte Gruppe lingsinschr.'2 143. — Während die bisher auf-
vereinigt die Versionen der beiden ersten geführten Bildwerke keinen Anhalt dafür
Gruppen dahin, dafs Phineus wegen des Ver- 30 bieten, ob die Künstler die Vertreibung der
gehens an seinen Kindern geblendet und mit Harpyien durch die Boreaden als eine Episode
den Harpyien bestraft wird, von denen ihn der Argonautenfahrt betrachten, schauen eine
später die Boreaden befreien. gröfsere Zahl von Argonauten dieser Ver-
Erste Gruppe. Die Sage, dafs die Bo- treibung zu auf der grofsen Amphora des
readen Phineus von den Harpyien befreien, Museo Jatta, Catalogo del Mus. Jatta nr. 1095
findet sich schon auf alten Bildwerken dar- S. 503 ff. (abgeb. Monum. d. Inst. 3, 49, da-
gestellt: auf der Kypselos-Lade (Paus. 5, 17, nach teilweise oben Artikel Boreaden Bd. 1
11), an dem amykläischen Thron (Peius. 3, Sp. 800; vgl. Annal. d. Inst. 1843, 1; Bull.
18, 15), auf einer schwarzfigurigen Schüssel d. Inst. 1845, 27; Bull. Nap. 3 (1845), 28;
aus Ägina im Berliner Museum nr. 1682 40 4 (1846), 109; Wieseler, Piniol. 1850, 600;
(abgeb. Furtivängler, Archäol. Zeitung 1882, Bochette, Journ. d. Sav. 1852, 591; Heydemann,
197 Taf. 9; erhalten sind nur die fliehenden Bull. d. List. 1871, 223; Stepheini, BoreaS u.
Harpyien), dann auf der schwarzfigurigen d. Boreaden 19; Fleisch, Archäol. Zeitg. 1880,
Vase der Sammlung Feoli, jetzt in Würzburg 140 ff.).
nr. 354 (abgeb. Monum. d. Inst. 10, 8, Wiener In den litterarischen Zeugnissen, die von
Vorlegebl. Ser. C Taf. 8 nr. 3a; von Duhn, Hitler von Geiertringen, de Graecorum fdbulis
Bemerkungen zur Würzburger Phineusschale, ad Thraces pertinentibus, Berlin 1886, ein-
Heidelberger Festschrift zur 36. Philolog.-Vers. gehend besprochen sind, ist für die Harpyien-
in Karlsruhe 1882 S. 118; Baumeister, Denkm. Boreaden-Sage die Verknüpfung mit der Ar-
d. Mass. Altert. S. 1331 Fig. 14^5; eine mafs- 50 gonauten-Sage allgemein gegeben, und soweit
gebende Abbildung erscheint demnächst bei es sich um die Zeugnisse der ersten Gruppe
Furtwängler-Beichhold, Griech. Vasenmal.; be- handelt, herrscht auch darüber Übereinstim-
sprochen von Fleisch, Annali d. Inst. 1874, 175; mung, dafs Phineus am Pontos bezw. Bosporos
Arch. Zeitg. 1880, 158; Urlichs, Antikensumml. wohnte. Hesiod erzählte in den Eoeen (fr. 170
d. Universität Würzburg 3, 89 nr. 354): hier Bzeich: Schol. Ap. BJwd. 2, 181), Phineus sei
fliehen die Harpyien, verfolgt von Kaiais und geblendet worden, weil er Phrixos den Weg
Zetes, dem Meere zu; Phineus ist als blinder (nach Kolchis) gewiesen habe. Aufser der
Greis charakterisiert; neben ihm steht auf der Blindheit, die in den Katalogoi fr. 78 (Schol.
einen Seite eine zumeist als seine Gemahlin Ap. Bh. a. a. O.) damit begründet wird, dafs
erklärte Frau mit der Beischrift „Eriehtho" 60 Phineus ein langes Leben dem Augenlicht
(der Name wurde zunächst ,, Eriehtho" oder vorgezogen habe, wurden ihm aber auch die
„Prichtho" gelesen vgl. Urlichs, Beiträge zur Harpyien geschickt. Diese werden später
Kunstgesch. 30; Kretschmer in Kuhns Zeitschr. von den Boreaden Kaiais und Zetes verjagt
/. vergl. Spreichf. 1888, 384. 427; derselbe, und bis zu jenen Inseln verfolgt, die hinfort
Griech. Vaseuinschr. 55. 228; dann für gefälscht den Namen Strophaden tragen sollten: denn
erklärt von Sittl , Phineusschale u. ähnliche liier machten die Boreaden Halt und wandten
Veisen, Progr. Würzburg 1892, 6. 19; indessen sich zum Zeus Ainesios (d. i. auf dem Ainos
von Boehlau und Bulle, Athen. Mitt. 1900, 47 von Kephallenia) mit der Bitte, es möge
2359 Phineus Phineus 2360
ihnen doch vergönnt sein, die Harpyien einzu- Strophaden; die Harpyien aber finden Zuflucht
holen; aber Hermes tritt dazwischen und ge- in Schlupfwinkeln des Diktäischen Gebirges
bietet im Namen des Zeus, von der Verfolgung auf Kreta (2, 299. 434. ScJwl. Ap. Bhod. 2, 299
abzulassen. So bleiben denn die Harpyien führt als Zeugen für die Flucht nach Kreta
am Leben, die Inseln aber erhalten von jenem aufser den Naupaktien und Fherekydes auch
axQacpfjvai der Boreaden ihren Namen Stro- noch Neoptolcmos an). Apollonios fügt dann
phaden; vgl. Hesiod fr. 81—83: Schol. Ap. eine längere Schilderung hinzu, wie Phineus
Bhod. 2, 297. 296. Möglich dafs Hesiod, den Argonauten genaue Weisungen giebt für
welcher in der Theogon. 267 die Harpyien die Fahrt durch die Symplegaden, wo sie zu-
Aello und Okypete nennt, hier die letztere 10 vor eine Taube sollen hindurchfliegen lassen,
Okypode nannte; aber wahrscheinlich gehen für den weiteren Weg nach Kolchis und die
die Worte Apollodors 1, 9, 21, 7: 'Holodos de Richtung der Heimfahrt. Es folgt die Ge-
Itysi ccvxi]v 'Slv.vit68r[V nur auf die Stelle der schichte des Paraibios (s. u.), Opfer, Mahl-
Theogonie zurück, vgl. Hiller v. Gaertringen zeiten, die Errichtung eines Altars für die
a. a. 0. 57, 204. Wo die Harpyien, die selbst- Zwölf- Götter u. s. w. , bis endlich die Argo-
verständlich nicht mehr zu Phineus zurück- nauten am dritten Tag die Fahrt fortsetzen,
kehren, nunmehr ihre Zuflucht finden, ist für um auf der ferneren Fabrt noch mehrmals
Hesiod niisht bezeugt. Nach den Naupaktien fr. 3 der Ratschläge des Phineus zu gedenken. -
(Schol. Ap. Bhod. 2, 299) flüchten sie nach Kreta Vol. Flacc. Argonaut. 4, 424 ff folgt der Schil-
in eine Höhle des Arginoeis-Berges (über diesen 20 derung des Ajjollonios, nur setzt Typhon, der
Berg vgl. Maafs, Götting. gel.' Anz. 1890,' Vater der Harpyien, statt Iris der Verfolgung
379, 2). Antimachos folgt in der Lyde der der Harpyien ein Ziel. Ovid, Metam. 6, 712
Erzählung Hesiods; auch bei ihm sind die bis 7, 4 und Senec. Med. 784. Phoen. fr. 63
Boreaden Argonauten (fr. 7: Schal. Ap. Bhod. bieten keine neuen Züge. Vergil. Aen. 3, 210 ff.
1, 211), sie verfolgen die Harpyien bis zu den läfst die Harpyien auf den Strophaden bleiben
Plotai-Inseln, die dann von der Umkehr der und dort später noch den Aeneas belästigen.
Boreaden den Namen Strophaden erhalten, Ebenso scheint Hggin. fab. 14 (p. 43 Bunte)
und die Harpyien bleiben am Leben (fr. 13: anzunehmen, dafs sie diese Inseln zu ihrem
Schol. Ap. Bhod. 2, 296. 297). Fherekydes dauernden Aufenthalt nehmen.
sagt, _ dafs die Boreaden die Harpyien über 30 Von den bisher erwähnten Zeugnissen
das Ägäische und Sizilische Meer verfolgen, weicht eine Reihe von Autoren insofern er-
und er stimmt mit Hesiod bezw. den Nau- heblich ab, als die Harpyien von den Boreaden
paktiert darin überein, dafs die Boreaden die getötet werden. Für diese Version scheinen
Harpyien nicht töten und dafs diese ihre bei Philodem. ttsq). tvaeß. p. 18 ed. Gomperz
letzte Zuflucht auf Kreta in der Höhle am citiert zu werden: Aeschylos Phineus (fr. 258
Arginoeis finden (fr. 69: Schol. Ap. Bhod. 2, bis 260 Nauck-), Ibykos (fr. 49 Bergk, Poet.
299. 271). Endlich schliefst sich den bisher lyr. Gr.4) und Telestes (fr. 1 vgl. fr. 1 Bergk).
genannten Autoren in den wesentlichsten Zügen Am ausführlichsten ist Apollodor 1, 9, 21, 3 — 7
auch Apollonios von Bhodos2, 178 ff. an, dessen (das weitere deckt sich mit Apoll. Bhod., der
Erzählung etwa folgendes besagt: Phineus 40 auch citiert wird): die Argonauten bitten Phi-
hatte von Apollo die Gabe der Weissagung neus um Ratschläge für die weitere Fahrt,
erhalten, mifsbrauchte sie aber, indem er den doch dieser macht die Befreiung von den Har-
Menschen auch Zeus1 geheimste Pläne mitteilte, pyien zur Vorbedingung seiner Mitteilungen,
so dafs sie sich um die Götter nicht mehr zu Infolge dessen setzen die Argonauten vor Phi-
kümmern brauchten (2, 181 nebst Schol., ferner neus einen Tisch mit Speisen nieder, auf den
2, 246. 311 ff.). Zur Strafe sandte Zeus ihm alsbald die Harpyien losstürmen. Die Boreaden
ein langes Greisenalter, Blindheit und die verfolgen sie mit gezückten Schwertern und es
Harpyien. Phineus, dem die Sehergabe bleibt .yiebt nunmehr keinen andern Weg als den
(2, 311 ff. 453 ff.), weifs, dafs er einst, wenn Tod; denn nach dem Schicksalsspruch mufsten
die Argonauten kommen, von den Harpyien 50 entweder die Harpyien durch die Boreaden
befreit werden wird (2, 196. 212. 234). Daher ihren Tod finden oder es mufsten die Boreaden
fleht er sofort, als die Argo bei ihm landet, selbst sterben, falls sie die Harpyien nicht
die Argonauten um ihre Hilfe an und schwört einholen konnten. Als die Harpyien so Ver-
den Boreaden, dafs sie nach dem göttlichen folgt wurden, stürzte die eine (Nikothoe oder
Willen kein Leid treffen wird, wenn sie ihn Aellopus) im Peloponnes in den Tigres-Flufs,
befreien. Alsbald sind Kaiais und Zetes zur der seitdem Harpys hiefs; die andere aber
Hilfeleistung bereit, stürzen mit gezückten (Okypete oder Okythoe) floh über die Pro-
Schwertern auf die heranfliegenden Harpyien pontis bis zu den Echinaden-Inseln, dort wandte
los und verfolgen sie sturmschnell über weite sie sich um und sank ermattet zugleich mit
Lande bis zu den Plotai-Inseln. Dort tritt 60 ihrem Verfolger auf den Strand nieder; die
nicht Hermes, wie bei Hesiod, sondern Iris Inseln heifsen danach von jetzt an Strophaden,
dazwischen (Schol. Ap. Bhod. 2, 286 motiviert Die Vorstellung, dafs die Harpyien getötet
dies u. a. damit, dafs Iris eine Schwester der werden und die Boreaden am Leben bleiben,
Harpyien sei), verbietet die Tötung der Har- kehrt wieder bei Oppian Cyneg. 2, 624, Schol.
pyien und schwört, dafs Phineus dauernd von Ap. Bhod. 2, 285 und Palaiphat. Ktoi ccniGt.
ihnen befreit bleiben soll. Die Boreaden 22 ed Festa (= Apostol. 18, 68; vgl. Tzetz.
lassen von der Verfolgung ab und kehren zur Lyk. 167 und Tzetz. Chil. 1, 218 ff.). Allein
Argo zurück; die Plotai-Inseln heifsen hinfort daneben findet sich auch die vielleicht schon
2361 Phineus Phineus 2362
bei Apollod. 1, 9, 21, 7: ysvow^vrj kuxu xr\v Diod. 4, 44, 4 die Blendung durch Boreas;
fjiövcc vnb xawdtov n'nttsi avv ra diäxovtt vgl. auch Ovid ars am. 1, 340. Nach Orpheus
angedeutete Version, dafs Kaiais und Zetes Argonaut. 671 ff. hatte Phineus seinem zweiten
auf der Verfolgung der Harpyien umkamen Weibe zuliebe die Kinder geblendet und in
(Apollod. 3, 15, 2, 1), und zwar gleichzeitig der Wildnis ausgesetzt, damit sie ein Raub
mit den Harpyien (Tzetz. Chil. 1, 209 — 217), der wilden Tiere würden; als die Argonauten
eine Version, die wohl nur als ältere Variante kommen, machen die Boreaden die Kinder
zu den sonstigen Sagen vom Tode der Bo- wieder gesund und sehend, blenden aber zur
readen auf Tenos aufzufassen ist, in denen Strafe den Phineus, und Boreas selbst reifst
ein Streit mit Herakles ihren Tod herbeiführt 10 dann in Wirbelstürmen Phineus fort und
(vgl. oben Bd. 1 Sp. 802). wälzt ihn durch die Wälder von Bistonia, da-
Für den Ruhm der Phineus-Harpyien-Bo- mit er so sein schimpfliches Ende finde. Wie
readen-Sage lassen sich noch manche Zeug- hier die Boreaden den Kindern das Augenlicht
nisse anführen: Theognis 715 spricht von der wiedergeben, so thut dies nach Phylarchos
Schnelligkeit der Harpyien und Boreaden; fr. 17 {ßext. Empir. advers. mathem. p. 262;
Pindar, Pyth, 4, 182 nennt die Boreaden unter ScJwl. Find. Pyth. 3, 90 ; Schal. Eurip. Alkest. 1)
den ersten Argonauten ; Aeschylos, Eumenid. 50 Asklepios, der wohl nur dieser Sage wegen in
verweist auf die Harpyien, die Phineus' Mahl den Kreis der Argonauten kam (Hygin fab.
forttragen. Sophokles hat in dem zweiten Phi- 14; Clem. Alex. Strom. 1, 21). Andere fügten
neus (über den ersten Phineus s. u.) vielleicht 20 noch hinzu, dafs die also geretteten Phineus-
diese Sage behandelt (vgl. fr. 643. 648 Nauck*), Söhne zum Dank dafür mit den Argonauten
desgleichen Theopomp, in der Komödie Phi- nach Kolchis weiterfuhren, nachdem sie die
neus; Euphorion fr. 163 (Schol. Hom, II. 24, 77) Herrschaft ihrer Mutter Kleopatra übertragen
gedenkt der 'Asllonödog 'Agitviag (so statt hatten (Diod. 4, 44, 6). Welche von diesen
alloTtodog cci&agvTug; vgl. Oder, de Antonin. einzelnen Varianten sich mit Sophokles decken,
Liberal. 62), und so finden sich noch manche ist nicht sicher zu entscheiden. In der Anti-
gelegentliche Erwähnungen, vgl. Meineke, Anal. gone 966 ff. heifst es, dafs die Stiefmutter selbst
Alex. 402 : poet. anonym, aus Gramer, Anecd, mit dem Weberschiffchen (xaQKiSsg) die beiden
Paris. 4. 16; Arrian. oder Bhian. bei Meineice Phiniden blendete, welche dann mit ihrem
a. a. Ü. 205 (EustatJi. Hom. II. 125, 30) mit so Unglück zugleich das Leid ihrer von Boreas
dem Wortspiel „cpvvcci $bv£oc"; Plut. de vitando und Oreithyia entsprossenen Mutter beweinen.
aere alieno 8, 9 ; Lukian, Timonil; Stat. Iheb. Aus dem Zusammenhang des ganzen Chor-
8, 255; Apulejus Metam. 10, 15. liedes geht hervor, dafs jeder Zuhörer sich
Zweite Gruppe. Unter denjenigen Ver- die Phiniden in einem dunklen Grabgewölbe
sionen, welche keine Erlösung des Phineus eingesperrt dachte, wie es Antigone selbst
kennen und denen die Harpyien-Boreaden- droht. Deutlich ausgesprochen war dies wohl
Sage fremd ist, hat die gröfste Verbreitung in Sophokles Tympanistai (fr. 587 : Schol. Soph.
folgende: Phineus war mit Kleopatra, der Ant. 981), wo anscheinend Eidothea, Schwester
Tochter des Boreas, vermählt und hatte von des Kadmos, welche Phineus nach Kleopatras
ihr zwei Söhne; nach ihrem Tode (oder nach 40 Tode geheiratet hatte, die Söhne der Kleopatra
ihrer Verstofsung) vermählte er sich zum blendete und im Grabgewölbe einsperren liefs
zweiten Mal und da die Stiefmutter die Kinder (iv rcccp<p xcc&ttQJitv) und wo vermutlich dann
der ersten Ehe böswillig ob angeblicher Nach- von der Bestrafung des Phineus durch die
Stellung verleumdete, verstiefs Phineus die Argonauten und Boreas die Rede war; dafs
Kinder und blendete sie oder liefs wenigstens der Argonauten gedacht war, macht die Er-
zu, dafs die Stiefmutter sie blendete. Als wähnung von Kolchis (fr. 581 : Steph. Byz.
nun die Argonauten kamen und das Verbrechen Xald'aloi) wahrscheinlich, und Boreas scheint
an den Kindern sahen, straften sie mit Hilfe (fr. 580: Herod. n. pov. %s%. 9, 11) von jener
des Boreas den Phineus, indem sie ihn selbst Zeit zu sprechen, da er mit Oreithyia in den
blendeten oder töteten. Bezüglich der Namen 50 Grotten des Sarpedonischen Felsens (vgl. oben
der Stiefmutter und der Söhne giebt es ver- Bd. 1 Sp. 810) die Kleopatra zeugte. Aufser-
schiedene Versionen (s. u.). Bezüglich der dem behandelte Sophokles die Phiniden -Sage
Blendung der Kinder heilst es entweder, Phi- wahrscheinlich noch in seinem ersten Phineus
neus selbst habe sie vollzogen (Apollod. 3, 15, (der zweite enthielt die Harpyien-Sage) : hier
3; vgl. 1, 9, 21, 2; Schol. Ap. Bhod. 1, 211; hatte nicht, wie in den Tympanistai, die Stief-
Schol. Sojrfi. Antig. 981; Ovid ars am. 1, 339), mutter, sondern Phineus selbst die Kinder ge-
oder die Stiefmutter (Soph. Antig. 966; Soph, blendet (Schal, Ap. Bhod, 2, 178; anders urteilt
Tympanistai fr. 587: Sihol, Soph. Antig. 981; über Tympanistai und Phineus Wolf, Piniol.
Schol, Ap. Bhod. 1, 211); nach einer dritten 28, 343), da diese Stiefmutter Idaia, die Toch-
Variante hätte gar die eigene Mutter Kleo- «0 ter des Dardanos, die Kinder Parthenios und
patra (eine Nachbildung der Medea-Sage), als Krambos bei ihm verleumdet hatte; in diesem
sie von Phineus verstofsen wurde, die Kinder Stücke erhielten die Phiniden schliefslich ihr
selbst geblendet, um sich so an Phineus zu Augenlicht durch Asklepios wieder (vgl. fr.
rächen (Schol. Soph, Antig. 978. 981). Über 644: Aristoph. Plut. 635 f.; fr. 649: Hesych.
die Bestrafung des Phineus heifst es bei xrjQuowcx). Dafs die Phiniden- Sage auch
Apollodor. 3, 15, 3 kurz, die Argonauten und sonst ein beliebter Tragödienstoff war, zeigen
Boreas hätten ihn gestraft, nach 1, 9, 21, 2 Aristot, Poet, 16 (Nauck , Trag. Gr. Fr.2
haben sie ihn geblendet, ebenso erwähnt p. 841) mit der Erwähnung der ^ivnidca (in
2363 Phineus Phineus 2364
diesem Drama scheint der Tod der Stiefmutter Bildern, denen nur die Version der zweiten
und ihrer Helfershelferin an derselben Stelle, Sagengruppe zu Grunde liegt. Zwei Varianten
wo die Phiniden einst ausgesetzt waren, vor- dieses letzteren Typus bietet vielleicht das
gekommen zu sein), dann der Hinweis des schwarzfigurige Vasenbild Mas. Etrusc. Gre-
Komödiendichters Timökles {Athen. 6, 2-'3c) gorian. 2, 31, 2 und 2a (vgl. die nebenstehende
auf die <Divsl8ca xvcploi der Tragödie, sowie Abbildung): in lebhafter Bewegung naht hier
die Phinidae des Attius, aus denen mehrere Boreas (auf 2 a von vorn, auf 2 von hinten) einem
Fragmente erhalten sind. Vgl. ferner das sitzenden König, und zwar auf 2 offenbar auf
Epos <f>ivsldcci des Timotheos von Mild Geheifs des Hermes; daneben stehen verschie-
(Suid. Ti^6&8os). io dene männliche Gestalten, alle mit lebhaften
Erheblich verändert ist die Sage bei Dio- Geberden des Staunens oder Schreckens.
nysios Skytöbrachion (Schol. Ap. Rhod. 2, 207), Dritte Gruppe. Die Sagenform der ersten
welchem Diod. 4, 43, 3 ff. im wesentlichen (Harpyien-Boreaden) und zweiten Gruppe (dau-
folgt (vgl. Bethe, Quaestiones Diodoreae my- ernde Bestrafung wegen des Frevels an seinen
thographae 14, wo zwei Versionen im Schol. Kindern) finden sich zu einer einzigen Er-
Ap. Rhod. 2, 207 nachgewiesen sind). Hier Zählung kombiniert bei 1) Asllepiades Tragil.
ist alles Wunderbare, wie Blendung und Hei- fr. 3 {Schol. Hom. Od. 12, 69; vgl. Eastath.
lung, beseitigt und entsprechend der ganzen 1712, 13), 2) Hygin. fab. 19 und 3) Servius
Tendenz von Dionysios' Argonauten-Erzählung Yerg. Aen. 3, 209 (vgl. Myth. Tat. 1, 26. 27;
aller Ruhm auf Herakles übertragen. Phineus 20 2, 142; 3, 5, 5; Fulgent. Myihöl. 3, 11; Schol.
ist in zweiter Ehe mit einer Skythin vermählt Stat. Theb. 8, 255). Asklepiades erzählte zu-
und verbannt auf deren Verleumdung die Söhne nächst die Argonautenfahrt bis Bithynien und
in die einsame Wildnis. Als Herakles mit fuhr dann fort, Phineus sei zuerst mit der
den Argonauten kommt, flehen die Phiniden Boreas-Tochter Kleopatra, dann mit Eurytia
ihn um Rettung an. Ein Greis bezeugt die (Eustath. hat trtpav statt Evqvticcv) vermählt
Unschuld der Kinder und Herakles führt sie gewesen und habe die von der Stiefmutter
deshalb aus der Einsamkeit in den väterlichen verleumdeten Kinder dieser zum Töten über-
Palast zurück. Phineus verwahrt sich gegen geben. Zeus zürnte und liefs Phineus nur die
die Einmischung in seine Angelegenheiten Wahl zwischen Tod und Blindheit. Dadurch
und will den einen Sohn ins Meer stürzen, 30 dafs Phineus die Blindheit wählte, erzürnte
wird aber von Herakles mit einem Fufstritt er den Helios, welcher ihm nunmehr die Har-
getötet. Kleopatra und ihre Söhne werden pyien schickte. Als die Argonauten kamen
darauf wieder in die Herrschaft eingesetzt; und seinen Rat für die Durchfahrt durch die
sie beabsichtigen, die Stiefmutter zu töten, Plankten bezw. Symplegaden verlangten, machte
schicken sie aber auf Rat der Argonauten zu Phineus die Befreiung von den Harpyien zur
ihrem Vater nach Skythien, der schliefslich Bedingung (= Apollod. 1, 9, 21, 4) und schil-
seine eigene Tochter des Todes schuldig derte, nachdem diese Bedingung angenommen
spricht. Nach Diodor 4, 44, 2 — 3 verläuft war, genau die Fahrt und die Art, wie die
die Bestrafung des Phineus etwas anders: die Argonauten zuvor eine Taube sollten hin-
Boreaden kommen als erste wegen ihrer Ver- 40 durchfliegen lassen. Die Boreaden aber Ver-
wandtschaft mit den Phiniden diesen zu Hilfe, trieben die Harpyien und die Argonauten
sprengen ihre Fesseln (nach 4, 43, 3 sind die kamen infolge der Ratschläge des Phineus
Phiniden aufserdem StcoQvy^tsvoi, d. h. einge- nach Kolchis. — Hygin. fab. 19 kombiniert
graben bezw. in ein Grab gesperrt, und werden die Sagen ähnlich, nur fügt er Bestandteile
fortwährend gegeifselt) und töten die sich direkt aus Apoll. Rhod. hinzu: Phineus ist
widersetzenden Barbaren; als Phineus mit Sohn des Agenor (= Ap. Eh. 2, 178) und
anderen Thrakern herbeieilt, entsteht eine Thraker (= Ap. Rh. 2, 238) und blendet selbst
grofse Schlacht, in welcher Herakles ihn und die Söhne (= Apollod. 3, 15, 3); er hatte die
viele Barbaren tötet. Gabe der Weissagung von Apollo erhalten, sie
Von Bildwerken, die zu dieser Sagen- 50 aber mifsbraucht und war deshalb von Zeus
gruppe gehören, ist ein Gemälde in Kyzikos mit Blindheit und mit den Harpyien bestraft
nur durch Anthol. Pal. 3, 4 bekannt: Kleopa- (= Ap. Rh. 2, 181 ff.), quae Iovis canes esse
tras Söhne, Klytios und Polymedes, töten hier dicuntur (= Ap. Rh. 2, 289). Als die Argo-
die böse Stiefmutter aus Phrygien. Ein rot- nauten kommen und seinen Rat erbitten, ver-
figuriges Vasenbild aus Altamura (Annal. d. spricht er dies, falls sie ihn befreien würden
Inst. 1882 Tav. O p. 90 ff. ; danach die neben- (= Apollod. 1, 9, 21, 4). Darauf verfolgen die
stehende Abbildung 1) zeigt einen König vor Boreaden die Harpyien bis zu den Strophaden
einem Tisch mit Speisen sitzen, feindlich und Phineus giebt seinen Rat für die Symple-
naht von der einen Seite eine Boreas-Gestalt, gaden mit der Taube etc. (alles = Ap. Rh.).
während auf der andern Seite ein Verteidiger 60 - - Serv. Yerg. Aen. 3, 209 und die zuvor ge-
des Königs den Speer schwingt. Eine Sagen- nannten römischen Parallelquellen haben die
form, die dieser Darstellung entspricht, läfst Kombinierung derart vollzogen, dafs Phineus
sich schwerlich ausdenken, wohl aber ist es seine Söhne geblendet hat und deswegen von
möglich, dafs der Maler zwei Bildertypen den Göttern geblendet und zugleich mit den
kombiniert hat: Phineus mit dem Speisetisch Harpyien bestraft ist, welche dann von den
und seinen Verteidiger aus einem Bild der Boreaden bis zu den Plotai - Strophaden ver-
Harpyien-Boreaden-Sage und Boreas, der den folgt werden, wo Iris dazwischen tritt. Letzteres
Phineus strafen will, aus einem Kreis von deckt sich mit Apollo)iios Rhod., der bei Ser-
2365
Phineus
Phin
eus
2366
vius citiert wird ; auch wird offenbar mit
Rücksicht auf Apollonios eingefügt „Plauens
Agenoris filius, Thracum rex" und am Schlufs
„quidam autem dicunt, hunc Phineum ob diri-
nitatem a Thracibus regem coop-
tatum consilia divina prodidisse
et obcaecatum adpositis harpyiis".
Neu ist der Zug, dafs Phineus
„Iasonem cum Argonautis propter
vellus aureum Cölchos petentem
suscepit hospitio; cui etiam duc-
torem propter Symplegadas petras
dedit" doch stimmt diese gastliche
Aufnahme (ohne die Bedingung
der Befreiung von den Harpyien)
so gut mit Apollonios überein,
dafs man vielleicht in jenem
,,d>ietor" nur eine Erinnerung an
die von Phineus mitgegebene
Taube zu sehen hat. Absolut neu
ist dagegen, 1) dafs Phineus König
von Arkadien heifst und die
Harpyien durch die Boreaden aus
Arkadien vertrieben werden (pul-
sas de Arcadia), 2) dafs eine wei-
tere Kombination der eisten und zweiten Sagen-
gruppe als Variante bei Serrius eingefügt wird :
„ut quidam volunt, Aquilo propter nepotum
Kleopatra mifshandelt hat und deswegen von
den Göttern oder Boreas selbst bestraft ist.
Das kann weder alte Sage sein noch auf einen
guten Dramatiker zurückgehen. Nur Mytho-
1) Phineus, Boreas und Verteidiger, rotfig. Vase
(nach Annal. d. Inst. 1882 Tav O).
graphen, die möglichst vieles in eine Fassung
zusammenbringen wollten, konnten eine der-
artige Kombination machen. Asklepiades hat
2
i'.a
2 u. 2 a) Phineus, Boreas und Hermes, schwarzfig. Vase (nach Mus. Etrusc. Gregorian. 2, 31, 2 u. 2 a).
iniuriam eum eaecavit et ad 2^elagias insulas
detulit adposuitque harpyias".
Bei all diesen Versuchen, die beiden Sagen-
gruppen zu kombinieren, ergiebt sich, dafs
die Boreas-Söhne eben denselben Phineus er-
lösen, welcher die Kinder der Boreas-Tochter
sicherlich nicht die Handlung eines einzigen
Stückes, sei es, wie vermutet worden ist,
Aeschylos' Phineus oder Sophokles' Phineus
wiedergegeben, sondern in seinen Pragodurnena
den Stoff verschiedener Dramen kombiniert, die
teils die Harpyien-Sage (wie Aeschylos' Phineus
2367 Phineus Phineus 2368
xm&Sophokles' zweiterPhineus), teils die Phiniden- die Harpyien-Boreaden-Sage betreffenden Frag-
Sage (wie z. ß. Sophokles erster Phineus) be- mente (fr. 81 — 83) in die Eoeen zu fr. 170
handelten. Dafs die Kombination als solche stellen.
jung ist, schliefst natürlich nicht die Verwen- Dafs Helios der strafende Gott ist, kehrt
düng von alten Motiven in den Einzel- wieder bei Istros und Oppian. Beide begründen
heiten aus. dies aber anders als die hesiodischen Kataloge,
Sons tige Phineus-Sagen. Strabo 7, 302 indem sie zugleich das zweite bedeutsame
sagt, Ephoros habe zum Beweis für das Vor- Motiv der Sage hineinziehen, dafs Phineus
kommen der Glaktophagen bei den alten ein Seher war, der seine Sehergabe mifs-
Dichtern Homer H. 13, 6 und Hesiod citiert, 10 brauchte. Nach Istros fr. 60 a (Schol. Ap.
welcher iv xjj x<xlov[iivr] yfjg TtSQioSa erzählte: Rhod. 2, 207) hat Phineus die Söhne des
xbv Qiviu vnb rü)v Aqtiviüv äysaftcct. „riay.ro- Phrixos bei ihrer Flucht von Kolchis nach
cpäyav slg yalav u.Tir\vag onu' i%6vxcovu (Hesiod Hellas durch seine Ratschläge (xcäg [Lavxbiaig)
fr. 231). Mag man diese yfjg -xsoiodog für gerettet; als Aietes dies erfährt, verflucht er
apokryph halten oder für eine Sonderbezeich- ihn und wird von seinem Yater Helios erhört,
nung eines Teils der Katalogoi (Bergk, Griech. der deshalb Phineus blendet. Nach Oppian.
Litteraturgesch. 1, 1002, 84 und andere) oder Cyneget. 2, 612 ff. zürnt Helios, da er von
mit Kirchhoff) Homer. Odyssee2 325 iv -/.ata- Phineus als Seher übertroffen ist, blendet ihn,
loycov xo'ixxp lesen, der Vers giebt jedenfalls schickt die Harpyien und verfolgt ihn auch
eine Version wieder, die um so älter zu sein 20 nach der Vertreibung dieser Unholde durch
scheint, je weniger sie zu der landläufigen die Boreaden noch weiter, um schliefslich aus
Sagenform stimmt. Wenn Phineus hier durch Phineus' Blut die blinden, gefräfsigen Maul-
die Harpyien in das Land der Glaktophagen würfe entstehen zu lassen. — Sonst werden
und bei Servius a. a. O. durch Boreas zu den andere Götter als die Vollzieher der Strafe
,,pelagiae insulae" getragen wird, so ist dies genannt: so in der Version, dafs Phineus den
schwerlich eine Version, die lediglich zwischen Menschen zu viel von den Ratschlägen der
der Vorstellung, dafs Phineus in Griechenland Götter mitteilt, Zeus (Ap. Rhod. 2, 181. 313;
lebte, und der Sage von seinem Zusammen- Hygin. fab. 19; ebenso in der kombinierten
treffen mit den Argonauten vermitteln will; Version bei Myth. Vat. 3, 5, 5. — Apollod. 1,
denn niemals spielt die Begegnung mit den 30 9, 21, 2 spricht allgemein von &toL, Val.
Argonauten im Land der Glaktophagen oder Flacc. 4, 479 Schol. Ap. Rh. 2, 181 Serv.
auf solchen Meeresinseln. Vielmehr ist dieses Verg. Aen. 3, 209 am Ende nennen bei dieser
Forttragen durch die Harpyien oder Boreas Version den Namen des Strafenden nicht),
nur der zweite Teil der Bestrafung des Phi- und in der Version, dafs Phineus den Söhnen
neus, ähnlich wie bei Orph. Argon. 677 nach des Phrixos den Weg nach Hellas wies, Po-
der Blendung Boreas den Phineus durch die seidon (Apollod. 1, 9, 21, 2); wer in Hesiods
Wälder Bistonias fortträgt, damit er so fern Eoeen, wo Phineus den Phrixos den Weg
von seiner Heimat ein schimpfliches Ende nach Kolchis weist, der strafende Gott war,
findet. Diese Harpyien sind die bekannten wissen wir nicht (Hesiod. fr. 170: Schol. Ap.
Todesdämonen, von denen Homer. Od. 1, 241 40 Rhod. 2, 181). Asklepiades (s. 0.) kombiniert
= 14, 371 sagt: vvv d's (iiv äxXstcbg "Aqtiviui die Versionen von Zeus und Helios und läfst
avriQsiipavvo; vgl. Heyne. Observat. ad Apol- beide Götter nach einander den Phineus
lod. 11. strafen. Bei den Erzählungen der zweiten
Die älteste Vorstellung von Phineus1 Ver- Gruppe (s. o.) sind Boreas, die Boreaden, die
gehen und Strafen, die wir kennen, scheint Argonauten oder Herakles Vollzieher der end-
darin zu liegen, dafs er zwei Strafen erlitt : giltigen Strafe.
Blindheit und ewiges Greisenalter ohne er- Bei einigen besonderen Wendungen ist es
lösenden Tod. Phineus hatte den Gedanken nicht zu entscheiden, ob sie lediglich poetischer
ausgesprochen, dafs es besser sei, ewig selbst Phantasie entspringen oder auf ältere Versionen
als Blinder zu leben, als früh zu sterben. 50 zurückgehen. So schildert Apoll. Rhod. 2,
Dieser Gedanke, der übrigens manche Paral- 450 ff. , wie Phineus den Einheimischen zu
lelen hat (vgl. z. B. Achilleus' Worte; Hom. weissagen pflegte, und giebt dabei ausführlich
Od. 11, 488) enthielt eine Mifsachtung des die Geschichte des Paraibios wieder ('s oben
Helios und deshalb strafte ihn dieser Gott. Bd. 3 Sp. 1566), der Phineus' treuester Freund
Hesiod erwähnte im 3. Buch der Katalogoi wurde bezw. nach anderen (Schol. Ap. Rh.
(fr. 7«: Schol. Ap. Rh. 2, 181) dieses Vergehen 2, 456) sein treuer Diener war. Zweifellos
als Grund der Blendung und Helios war auch spielte dieser Paraibios in einer Phineus-
hier wohl der strafende Gott (vgl. Schol. Ap. Tragödie oder in einem Argonauten-Gedicht
Rh. 2, 178: ö dl 'HaloSog xov <&oivixog avxöv eine wichtigere Rolle: Näheres aber wissen
[seil. <&iviu] (pi)ai xov '4yr)voQog' m]Qw&i"]vca 60 wir darüber nicht und die Deutung einzelner
Sh liyovai xbv (tivia intb "Hliov ort itolv%Qo- Gestalten, die auf Vasenbildern dem Phineus
viog tilsxo püllov tlvcci. 1) ßlinsiv). Daran zur Seite stehen (z. B. des Dieners in Bar-
könnte sich fr. 231 angeschlossen haben, dafs barentracht auf der Amphora des Mus. Jatta:
ihn zugleich die Harpyien in das ferne Land oben Bd. 1 Sp. 800 oder des Verteidigers auf
der Glaktophagen trugen, damit er blind und der Vase aus Altamura: Annal. d. Inst. 1882
hilflos fern von den Seinen sein ewiges Tav. O), gerade auf diesen Paraibios ist sehr
Greisenalter verlebe. Gehört dies zusammen unsicher. — Ebenso ungewifs ist es, ob dem
in die Katalogoi, dann dürfte man wohl alle bei Hygin. fab. 20 betonten Zuge, dafs die
2369 Phineus Phineus 2370
Argonauten auf der Ares-Insel die Styrnpha- (Schal Hom. Od, 12, 69); Hygin. fab. 19;
liden auf Phineus' Rat (ex Phinei monitu) Serv. Verg. Aen. 3, 209; vgl. auch Norm.
durch Waffenlärm verscheuchten, besondere Dionys. 2, 689; dann aber auch bei Dichtern,
Bedeutung beizulegen ist. Bei Apoll. Rhod. die nur die Harpyien- Boreaden -Sage (erste
2, 383 spricht zwar Phineus auch von diesen Gruppe) behandeln: Apoll. Rhod. 2, 239; Vol.
Vögeln auf der Aretias -Insel, aber den spe- Flacc. 4, 464; letztere nehmen übrigens an,
ziellen Rat betreffs der Verscheuchung giebt dafs die Ehe mit Kleopatra zur Zeit der Be-
2, 1046 Amphidamas. gegnung mit den Argonauten längst gelöst
Genealogie des Phineus. Die Eltern war. — Die zweite Frau des Phineus heifst
des Phineus sind Phoinix (Sohn des Agenor) 10 entweder Eidothea, Schwester des Kadmos
und Kassiepeia (Tochter des Arabos), seine (Sophokl. Tympanist. fr. 587 ; dann war hier
Geschwister sind u. a. Kilix, Doryklos, Atym- Phineus sicher nicht der Sohn des Agenor,
nos (von Kassiepeia und Zeus) und Europa: sondern Sohn des Poseidon oder Phoinix) oder
so dichtet Hesiod fr. 56 (ergänzt aus Schol. Idaia, Tochter des Dardanos (Sophokl. Phineus I:
Ap. Eh. 2, 178, vgl. Hiller von Gaertringen Schol. Ap. Eh. 2, 178; Apollod. 3, 15, 3; Schol.
a. a. 0. 56, 200), fr. 45 und 55 (ergänzt aus Soph. Ant. 980; Schol, Ap. Rh, 1, 211. 2, 140;
Schol. Hom. II. 14, 321, Eustath, 989, 35; vgl. Ovid. rem. am, 454) oder Eurytia (Asklepiad.
oben Bd. 2 Sp. 986). Ihm folgen bezüglich fr. 3: Schol Hom. Od. 12, 69) oder sie wird
der Eltern des Phineus: Pherekyd, fr. 41, einfach als Phrygierin (Antihöl. Pal 3, 4)
Antimach. fr. 14, Asklepiad, fr. 4 (alle laut 20 bezw. als Skythin (Dionys. Skytobr. Schal. Ap.
Schol Ap. Rh, 2, 178), Skymu. 959. Diese 2, 207, cf. 140) bezeichnet; Diodor folgt 4, 44,4,
Genealogie weist, wie Tümpel oben Bd. 2 wo er den Vater der zweiten Frau einfach als
Sp. 987 betont, nach Karien, die Einfügung Skythen bezeichnet, dem Dionysios, vermischt
des Phineus speziell auf die Zeit der mile- dagegen 4, 43, 3 dies mit der landläufigen
sischen Kolonisation der Pontos-Küsten. Im Überlieferung und spricht daher von Idaia,
Zusammenhang, wie es scheint, mit der Kad- der Tochter des Skythenkönigs Dardanos.
mos-Sage sind eine grofse Zahl der Phoinix- Für die Erklärung dieser Namen hat man
Kinder zu Kindern des Agenor und Geschwistern teils äufserliche Gründe geltend gemacht:
des Kadmos gemacht worden (z. B. Europa, Idaia, Tochter des Dardanos, sei wegen der
Kilix u. a.) und so auch Phineus, dessen Vater 30 Nähe von Ida und Troja gewählt, Eidothea
Agenor ist bei Hellanik. fr. 38 (Schol. Ap. und Eurytia seien milesische Namen (vgl.
Rh. 2, 178); Apoll Rhod, 2, 178; Apollod, 1, Eidothea, Tochter des Eurytos von Milet);
9, 21, 1; Vol. Flacc. 4, 444. 522. 582; Orph, teils hat man in diesen Namen Meereswesen
Arg. 680; Hygin. fab. 19; Ovid. ex Ponto 1, zu erkennen geglaubt (vgl. oben Bd. 1
4, 37; Serv. Verg. Aen, 3, 209; Nonn. Dionys. Sp. 1218)
2, 680ff. ; Schol. Eurip. Phoen. 5. 217. Belos Als Söhne des Phineus werden genannt
wird als Vater nur bei denen angenommen 1) Thynos und Mariandynos: Schol. Ap. Rh.
sein, welche den Phineus der Andromeda-Sage 2, 181 (nach cod. Paris, stand dies bei He-
mit unserem Phineus identifizierten (s. oben siod. — fr. 79 Rzach — im cod. Laur. steht
Phineus nr. 2). Dagegen wird gelegentlich 40 jedoch cpaat statt qprjct); vgl. Schol Ap. Rh.
Poseidon als Vater genannt (Apollod, 1, 9, 2, 780 und 140, wo sie als Kinder der zweiten
21, 1). Ehe bezeichnet werden, um anzudeuten, dafs
Die Gemahlin des Phineus heifst auf der es sich nicht um die geblendeten Phiniden
Würzburger Phineusschale (s. 0.) Erichtho, handelt. 2) Paphlagon: Steph. Byz. TlacpXcc-
d. i. eine Kurzform zu Erichthonia, auf welche yovict; Eustath. Dionys. Perieg. 787; Arrian.
Vollform auch der Name Chthonia zurückgeht. fr. 41 (Eustath. a. a. O. 793), der zugleich
Erichtho ist somit wohl dieselbe wie Chthonia, Thynos und Bithynos (vielleicht auch Mysos)
die zuerst Tochter des Erechtheus, dann Toch- Adoptivsöhne des Phineus nennt (vgl. Arrian.
ter des Boreas und der Oreithyia hiefs (vgl. fr. 36. 40; Eustath. a. a. O. 322. 809. 3) Par-
oben Bd. 1 Sp. 907; Pauly -Wissowa, Real-E. 50 thenios und Krambos: Sophokl, fr. 587: Schol
3,2523). Erst nachdem diese Erichtho-Chthonia Ap. Rh. 2, 178 (wo andere Oreithyios statt
zur Tochter des Boreas geworden war, mag Parthenios herstellen wollten); 2, 140 (wo
man sie teils wegen der Boreaden-Sage, teils auch Karambis bezw. Kromnos gelesen wird);
wegen der thrakischen Nachbarschaft beider 2, 238. Diese Söhne der Kleopatra sind
Sagen als Phineus' Gattin anerkannt haben. Eponyme des Parthenios-Flusses und des Vor-
Später wurde der Tochter des Boreas und der gebirges Karambis (bezw. der Stadt Kronina)
Oreithyia und Gemahlin des Phineus überein- in Paphlagonien. 4) Aspondos und Terymbas:
stimmend der Name Kleopatra beigelegt, wie Schol. Soph, Antig. 971. 981: Namensform
Gruppe, Griech. Myth. 342 vermutet, in An- und Bedeutung nicht sicher. 5) Plexippos und
lehnung an die gleichnamige Tochter des 60 Pandion: Apollod. 3, 15, 3, Schol. Soph. Antig.
Idas und der Marpessa. Diesen Namen Kleo- 971. 981, vermutlich aus einem attischen Phi-
patra führt sie im Zusammenhang der Phi- niden-Drama, vgl. oben Bd. 3 Sp. 1519. 6) Kly-
niden-Sage (zweite Gruppe) bei So/ih. Tym- tios und Polymedes: Epigramm aus Kyzikos,
panist. (Schol. Soph, Antig. 981), Phineus I Anthol Pal 3, 4. — Als Töchter des Phineus
(Schol Ap. Rh. 2, 178. 238) vgl. Antig. 980; Eraseia und Harpyreia werden die Harpyien
Apollod. 3, 15, 2 — 3; Dionys. Skytobr. (Schol. erklärt bei Palaiphat, 22, Tzetz. Chil. 1, 220,
Ap. Rh. 2, 207); Diod. 4, 43, 3; Schol. Ap. Tzetz. Lykopin. 166.
Rh. 1, 211. 2, 140; Anth. Pal 3, 4; Asklepiad. Ort der Phineus-Sage. Da unsere
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 75
2371 Phineus Phineus 2372
Quellen fast ausnahmslos die Phineus- und älter als Apoll. Bhod. ist, lehrt Eurip. Iph.
Argonautensage verknüpfen und Kolchis als Tawr. 421; vgl. auch Meineke, Anal. Alex. 402
Ziel der Argonauten ansehen, lassen sie fast (Anonym, aus C ramer Anecd. Paris. 4, 16).
einstimmig Phineus am Pontos oder Bosporos Thraker heilst Phineus auch sonst, z. B.
wohnen. Die griechischen Kolonisten, welche Paus. 5, 17, 11. Palaiphat. 22 u. Apostol. 18,
sich an der asiatischen Küste des Pontos, in 68 nennen das Land Paionia als den Schau-
Bithynien und Paphlagonien niederliel'sen und platz ihrer rationalistischen Version. —
mit besonderer Vorliebe die Argonautensage Dafs Phineus als Sohn des Phoinix oder
pflegten (vgl. Pauli) -Wissowa, Beal-Enc. 2, Agenor eigentlich ein Eingewanderter ist, be-
762, 14), behaupteten, Phineus habe in Pa- 10 tonen die meisten nicht besonders; nur Skymn.
phlagonien gelebt (Hellanik. fr. 38: Schol. Ap 958 und Val. Flaec. 4, 681 weisen auf das
Bh. 2, 178) bezw. sei der König aller Stämme väterliche Tyros hin (da nach der späteren
gewesen, die in Paphlagonien und Bithynien Auffassung Phoinix hier gelebt hatte), und
bis zum Bosporos wohnten (Pherekyd. fr. .68: Nonn. Dionys. 2, 686 ff. beschreibt kurz die
Schol. Ap. Bh. 2, 181; Skymn. 958; Arrian. Wanderung nach Thrakien, wo Phineus auch
fr. 41); damit hängen die Namen der Söhne der Herr der reichen Bergwerke wird.
Thynos, Mariandynos, Paphlagon, Parthenios Völlig abweichend von allen übrigen Quel-
und Krambos zusammen; gelegentlich wird len heifst es bei Serv. Verg. Aen. 3, 209 (Myth.
speziell das Hom. 11. 2, 853 erwähnte Sesamos Vat. 1, 27. 2, 142; Schol. Stat. Theo. 8, 255),
(= Amastris) Wohnsitz des Phineus genannt, 20 dafs Phineus König von Arkadien war und
Steph. Bys. Zrfiauov, Eustath. Hom. II. 362, 8. dafs die Boreaden die Harpyien aus Arkadien
— Dagegen behaupten die Kolonisten, welche verscheuchten. Das kann eine Kombination
an der europäischen Küste des Pontos wohn- derselben Mythographen sein, welche die Har-
ten und deshalb die Argo ihren Weg vom pyien und Stymphaliden für identisch hielten
Bosporos in nördlicher Richtung nehmen (Myth. Vat. 1, 111 und 1, 56, wo Herakles
liefsen, Phineus habe hier gelebt, und sie be- die Harpyien bei dem Phaiakenkönige Alki-
gründeten ihre Ansprüche speziell durch den noos vertreibt) und denen vielleicht die Sage
Hinweis auf Phinopolis, eine Gründung des vorschwebte, dafs die Argonauten die einst von
Phineus, Steph. Byz. (über die Lage vgl. Mela Herakles aus Arkadien vertriebenen (vgl. z. B.
2, 23; Ptolem. 3, 11, 3; Strab. 319; Plin. 4, 30 Ap. Bhod. 2, 1052) Stymphaliden ihrerseits
45; Müller, Geoyr. minor. 2, 10, 5); an diese gemäfs Phineus' Rat (Hygin. fab. 20) auf der
Gegend denken auch diejenigen, welche das Aretias-Insel (nach Hygin. fab. 30 vertreibt
thrakische Salmydessos als Wohnsitz nennen, Herakles sie hier) durch Waffenlärm ver-
Soph. Antig. 966; Schol. Ap. Bh. 2, 177. 347; scheuchten. Allein wenn man auch dem
vgl. Hiller von Gaertringen a. a. O. 71; ebenso Zeugnis des Serrius an sich kein grofses Ge-
Diod. 4, 43, 3. 44, 7, welcher einfach von wicht beilegt, so weisen doch, wie Hiller von
Thrakien spricht und die nördliche Fahrt der Gaertringen a. a. O. 65 ff. eingehend darlegt,
Argo erzählt. — Wo der Ort Phineion am manche Einzelheiten darauf hin, dafs die Phi-
Pontos (Steph. Byz.; Suid.) lag, wissen wir neus-Sagen im Peloponnes bezw. in Arkadien
nicht, ebenso lassen sich für die Begegnung 40 ihre alte Heimat hatten. Phineus nr. 1 ist
des Phineus und Phrixos bezw. der Phrixos- Arkader; Phineus nr. 2 gehört vielleicht zu
Söhne verschiedene Schauplätze denken. Da- den peloponnesischen Bestandteilen der Ke-
gegen mufste für alle, welche Phineus den pheus-Sage (vgl. ob. Kepheus Bd. 2 Sp. 1107 ff.);
Argonauten speziell den Weg durch die Sym- die Harpyien-Boreaden-Sage ist im Peloponnes
plegaden weisen lassen, der Wohnsitz am mit dem Tigres - Harpys - Flufs und mit den
Bosporos westlich von den Kyaneen liegen, benachbarten Inseln verknüpft worden (s. u.).
die man damals fast allgemein für die Sym- Harpyien und Stymphaliden sind zweifellos
plegaden hielt. Apollon. Bhod. nimmt an, verwandte Vorstellungen von gleichartigen
dafs Phineus auf der europäischen Seite des Todesdämonen, die man nicht mit ihrem
Bosporus wohnt (2, 177. 531; vgl. Schol. zu 50 wahren Namen zu bezeichnen wagte, sondern
2, 177. 178. 460. 532) und über die Thraker euphemistisch entweder die „Dahinraffenden"
(2, 238) bezw. die Thynoi (2, 460 485. 529) "Aqtivicci oder nach ihrem Wohnsitz bei Styrn-
herrscht. Ihm folgen bezüglich des Wohn- phalos die Stymphaliden nannte; beide sind
sitzes westlich der Kyaneen u. a. Val. Elacc. auf demselben Wege in die Argonautensage
4, 424. 463 ff. (der sich das Reich des Phineus gekommen und in gleicher Weise an den
weit nach Norden ausgedehnt denkt); Orph. Pontos versetzt worden. Phineus aber scheint
Arg. 668; Hygin. fab. 19; Apollod. 1, 9, 22, 1 nach alledem der Eponymos des Stymphalos
(wo infolge der Kombination verschiedener benachbarten Pheneos zu sein; der Wechsel
Quellen Salmydessos westlich von den Sym- von e und i würde auch im arkadischen
plegaden verlegt wird), und Dionys. Byzant. co Dialekt, wie sonst, seine Parallelen haben
fr. 51, der den Wohnsitz bei der „Geierstadt" (vgl. Meister, Griech. Dial. 2, 89 f.).
Gypopolis sucht: letztere Angabe führt, wie Entwickelung und Bedeutung der
W. H. Boscher, Kynanthropie 68 ff. 82 ff. (Ab- Sage. Dafs sich in den Phineus-Sagen eine
handl. d. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch., phil.- Reihe von Elementen befindet, welche mit
hist. Kl. 1896) nachgewiesen hat, in die Zeit dem Kern derselben nichts zu schaffen haben,
der alten Vorstellung von geierartigen Harpyien ist längst erkannt. Die Sage vom Raub der
zurück. Dafs der Zusammenhang zwischen Phi- Oreithyia durch Boreas war weit früher aus-
neus und dem Symplegaden-Abenteuer schon geprägt, ehe man wegen der thrakischen
2373 Phineus Phineus 2374
Nachbarschaft die Tochter dieses Paares Kleo- vollen Tische darben mufs, sind nicht reine
patra bezw. Erichtho zur Gattin des Phineus Sturmgottheiten , sondern strafende Erinyen-
machte. — Die Sage von einem Kampf der artige Wesen des rächenden Todes; vgl. über
Boreaden und Harpyien, bei dem eine der die Harpyien u. a. Bohde, Psyche 66 f.; Dieterich,
beiden Parteien unterliegen mufste, ist gleich- Nekyia 56; und Boscher, Kynanthropie a. a. 0.
falls ursprünglich wohl eine selbständige, in 82 ff., welcher darauf hingewiesen hat, dafs
sich abgeschlossene Sage gewesen. Dieser gerade die für die Harpyien der Phineussage
Kampf der beiden Sturmgewalten endet nach charakteristischen Züge aus einer Identifizierung
der ursprünglichen Auffassung damit, dafs die der Harpyien mit den Geiern stammen. Das
Repräsentanten der verderblichen Stürme ■ - 10 Sprichwort „ein Leben führen, wie Phineus" (ä>g
und zwar speziell der Südstürme, wie W. H. rov f&ivtcos rbv ßiov, Apostol. 18, 68) bedeutet
Boscher a. a. 0. 83 ff. lehrt, — von den Ver- dasselbe,wie die Zusammenstellung der Tantalos-
tretern der freundlicheren Sturmgewalten und Phineus-Qualen bei Lulcian. Timon 18. Die
fortgetrieben werden aus dem Diesseits und späten Mythenerklärer sahen in Phineus den
ihren Untergang im Jenseits finden. Die gestraften Geizhals und Wucherer (Phineus a
,.schwimmendenu Inseln (Plotai^ liegen dort, fenerando dictus est), vgl. Myth. Yat. 1, 27. 2,
wo am Okeanos das Reich der Toten ist (vgl. 142. 3, 5, 6; Fulgent. Myth. 3, 11. Alle dem
Gruppe a. a. 0. 398). Erst später hat man liegt dieselbe Vorstellung zu Grunde, die
diese rein mythischen Inseln als Strophaden Dümmler, Delphika 18 als den Hintergrund
in bekannten Gegenden wiederfinden wollen. 20 der ältesten Phineus-Sagen aufgewiesen hat:
Dabei verlegen die einen sie in die Nähe von das Volk sah einst in Phineus eine jener
Kephallenia (Hesiod fr. 81) und Zakynthos. Büfser-Gestalten im Hades, wie Tantalos, Si-
An den Strophaden westlich von Messenien syphos und Tityos. — Über die Zeit hinaus,
haftet der Name bis zum heutigen Tage. in welcher diese Auffassung den Kern unserer
Andere aber sehen die Plotai - Strophades Phineus-Sagen schuf, führt kein sicherer Weg.
wieder in den Echinaden an der Küste von Man wird zwar geneigt sein, auch in dieser
Akarnanien (Apollod. 1, 9, 21, 7; vgl. Pomp. Büfser-Gestalt — ebenso wie in anderen Sagen
Mela 2, 7, 10). Dritte verlegen sie scheinbar von Heroen, die von den Göttern bedroht
weiter nach Westen in das Sizilische Meer wurden — ein ursprünglich als Freund der
(Pherekyd. fr. 69: Schol. Ap. Bh. 2, 271; vgl. 30 Menschen verehrtes hilfreiches Wesen zu sehen,
Schol. Ap. Bh. 2, 285; Eustath. Dion. Per. dessen Kult zurückgedrängt wurde, als die
591), während sie bei Hygin. fab. 14 (p. 43 olympischen Götter allgemeine Anerkennung
Bunte) im Agäischen Meer liegen und nach gefunden hatten. Aber es findet sich kein
Schol. Ap. Bh. 2, 285 (wo der Text zwar ver- absolut beweiskräftiger Vergleich. Der eine
derbt, EnogäSag aber mit cod. Laur. beizu- wird auf Asklepios verweisen, der wegen seiner
behalten ist) mit den vijaoi KalvSvca (Hom. Hilfeleistung vom Blitz getroffen ward, auf
11. 2, 677) bei Kos und den Sporaden iden- den noch unerklärten Asklepios Phinaios auf
tisch sind. Alle diese Ansätze sowie die Zu- Münzen von Nikopolis in Epirus (y. Sollet,
fluchtsstätte der Harpyien auf Kreta, der Tod Zeitschr. f. Numismatik 5, 330) und auf die
der Boreaden auf Tenos und die Verknüpfung 40 Heilung, die Asklepios als Argonaut den Phi-
des peloponnesischen Tigres-Harpys - Flusses niden brachte. — Der zweite wird betonen,
mit unserer Sage [Apollod. 1, 9, 21, 6) be- dafs Phineus als Seher dem Apollo nahe steht
weisen, dafs die Sage von den Harpyien und und dafs er z. B. mit Teiresias das lange Le-
Boreaden nicht am Pontos entstanden ist, ben und die Gabe der Weissagung teilt, ja
sondern im Peloponnes oder auf den genann- dafs auch bei beiden die Blindheit überein-
ten Inseln. Mit der Phineus- und Argonauten- stimmend damit motiviert wird , dafs sie zu
Sage ist diese Harpyien -Boreaden -Sage wohl viel von den Ratschlägen der Götter mitteilten,
in derselben Gegend verknüpft worden, aber — Ein dritter wird aus der Fülle der Ver-
zum Kern der Phineus-Sage gehört sie nicht. sionen diejenigen herausgreifen, welche Phi-
— Ebensowenig gehören zu diesem Kern alle 50 neus dem Kreis der Poseidon-Gestalten nahe
jene Züge, die von der Phrixos, dessen Söhnen bringen: ist doch Poseidon auch Vater des
oder den Argonauten gewährten Hilfeleistung Phineus oder der strafende Gott; läfst sich
bezw. von der Bestrafung durch die Argo- doch auch die Gemahlin des Phineus, die
nauten oder dergl. handeln. Denn Ursprung- Schwester des Kadmos Eidothea vergleichen
lieh stand die Gestalt des Phineus den Phrixos- mit Eidothea der Tochter des Okeanos oder
und Argonauten-Sagen zweifellos fern. Proteus (s. 0. Bd. 1 Sp. 1218) bezw. mit der Toch-
Unzertrennlich aber ist von seinem Namen ter des Kadmos, Leukothea; und kann man
die Vorstellung, dafs Phineus sich gegen die doch endlich auch aus den Sagen von der
Götter versündigte und deshalb schwere Strafen Hilfe, die Phineus den Argonauten, Phrixos
erlitt: Blindheit, ewiges Greisenalter und die 60 oder dessen Söhnen gewährt, auf einen ahog
Qual jener Harpyien, die ihn an Essen und ysgcov oder dgl. schliei'sen (vgl. v. Duhn, de
Trinken hindern, oder nach anderer Auffassung Menelai itinere Aegyptio 34 ; derselbe, Bemer-
Blindheit und einsames Leben in einem fernen klingen zur Würzburger Phineusschale a. a. 0.
Land, wohin ihn Harpyien oder Boreas tragen. 120 ff. ; Henry Stuart Jones, Journ. of hellen.
Dies ferne Land dachte man sich Ursprung- stud. 14, 68). Wieder andere werden beson-
lich wohl ebenso wie die Plotai - Inseln am deres Gewicht darauf legen, dafs Helios und
Rand des Okeanos, im Jenseits gelegen. Die Boreas die strafenden Götter und die Har-
Harpyien, die ihn dort quälen, so dafs er am pyien, welche nicht nur als Todesdämonen,
75*
2375 Phingres Phix 2376
o
sondern auch als Stunngottheiten galten, seine S. 26 ff.) eine Kombination der II. 18, 35 ff.
Widersacher sind, und sie werden, wenn auch und 9, 168 ff. geschilderten Scenen erkennt,
nicht den Einzelheiten der Erklärung (als Froehner hält Phingres nicht für einen Schreib-
Hünmel oder Himrnelsriese) bei Schicartz, Ur- fehler, sondern glaubt, dafs darunter Phoinix
sprung d. griech. Myth. 199 und Mannhardt, zu verstehen sei, dessen Namen der korinthische
Antike Wald- u. Feldkulte 95; vgl. oben Bd. 1, Maler nicht kannte. Er vergleicht ihn mit
Sp. 799, so doch dem Grundgedanken zustimmen, rlyygrig, dem phoinikischen Namen des Adonis.
dafs Phineus eine Naturgewalt war, etwa eine [Röscher.]
Sturmgottheit, die im Kampf mit anderen Phinis?($iiwg?) mit der Variante Phene(qcr]'j'jj)
Sturmgottheiten siegt oder unterliegt. — io s. Bd. 3 Sp. 1972, 28 ff. s. v. Periphas. [Höfer.]
Allein alles dies bewegt sich auf unsicherem PMsadie (?), Schwester des Peirithoos, Hyg.
Boden. Klarheit könnten wir nur erwarten, f. 79 p. 81, 12 Schm., mit der Variante Thi-
wenn es gelänge, den Namen des Phineus sadie Hyg. f. 92 p. 88, 11. — v. WilamowitZ,
oder des Ortes Pheneos, dessen Eponymos er Homer. Unters. 222, 15 denkt an (frvoädticc
vielleicht war, zu erklären. Das ist aber oder auch wegen Hom. 11. 3, 144 an Klymene.
bisher nicht der Fall. Die Alten sahen in S. Physadeia. [Höfer.]
Phineus einen Iphinoos (Ftym. Magn. <f>ivtvg Phistyis ((Piarvig), Beiname der Aphrodite
TtctQu tö lept y.al tö vovv yivttai, oiovtl 6 ia%v- auf einer aitolischen Inschrift aus Phistyon:
qÖv vovv %%cov); andere hielten ihn für einen 'AcpQoSixai UvQLai <&i6xvidi Collitz , Samml. d.
Eponymos der Thynoi (<I>iv£vg = Gvvtvg, Wel- 20 griech. Dial. Inschr. 2, 1428 i. Inscr. Gr. Sept.
cker, Aeschyl. XW7. 479) oder für den Eponymos 3,417 p. 107. [Höfer.]
der von qpiW£ (bezw. cpilag) = dgvg herzu- Phitres ($>itQr\s), ein Mann aus königlichem
leitenden Orte Phinojiolis und Phineion am Geschlecht, der zur Zeit des Branchos (s. d.)
Pontos (Fick , Griech. Personennamen* 433) in Milet mit dem letzten Neliden, Leodamas,
oder es wurde der Name mit den Stämmen um die Herrschaft stritt, Ephoros (? vgl. U.
<f,&i in cp&Lvco (Benfey, Griech. Wurzellex. 1, Hoefer, Konon 79 f.) bei Konon 44. Nach
179) bezw. &iv (vgl. r. Huhn, Bemerkungen Nikol. Harn. fr. 54 (F. H. G. 3, 388) heifst er
zur Würzburger Phineusschale 121; Gruppe, liyLtfiTQiqg, was Hoefer auch bei Konon ein-
Griech. Mythol. 555, 3) zusammengebracht. setzt, und tötet den Leodamas bei einem Feste
Keine dieser Erklärungen befriedigt. 30 des Apollon, wird aber selbst später von den
Das Wesen des Phineus bleibt somit noch Söhnen des Leodamas beseitigt. [Höfer.]
im Dunkeln, aber den Gang der Sagen-Ent- Phix ($/£), ursprünglicher Name des theba-
wickelung dürfen wir uns etwa folgender- nischen Ungeheuers, das frühzeitig mit der
mafsen vorstellen: In Arkadien erzählte man Sphinx (s. d.) identifiziert wurde, Hes. Theog.
sowohl von Phineus wie von den Dämonen 326. Hesych. s. v. <&Zya. Bethe, Thebanische
Harpyien bezw. Stymphaliden ; das Volk ge- Heldenlieder 19 ff. und dazu Gruppe, Bursians
staltete sich Phineus' Bild zu dem eines von Jahresber. 85 (1895), 285 f. P. Kretschmer, Die
den Harpyien verfolgten Büfsers im Hades griech. Vaseninschr. 164. Wecklein, Sitzungsber.
aus, der dort blind und hilflos ewig am vollen d. k. b. Akad. d. Wiss. zu München 1901, 688;
Tische darben mufs. Die eine Sagengruppe 40 vgl. auch llberg, Hie Sphinx (Progr. Leipz.
hält daran fest, dafs keine Erlösung erfolgt 1896 ) S. 16 ff. Spuren dieser boiotischen Lokal-
ist, und die Tragödie behielt dies bei, nach- sage sind in der Überlieferung erhalten, dafs
dem Phineus' Vergehen zu einer Art Familien- die Sphinx Tochter des Laios (Lysimachos fr. 5
drama (Verstofsung der Gattin, Blendung der aus Schal. Für. Phoen. 26. F. H. G. 3, 336.
Kinder) umgestaltet war. Die andere Sagen- Schol, Marc. Lykophr. 7. Paus. 9, 26, 3) oder
gruppe schuf eine Verknüpfung zwischen der des Ukalegon, kvbg rmv £y%cüQi.cov, und Ge-
alten Büfser- Legende und der ursprünglich mahlin des Makareus gewesen sei, Schol.
selbständigen Sage von einem Kampf zwischen Für. a. a. 0. — Der Sitz der Phix war westlich
Harpyien und Boreaden. Beide Sagengruppen von Theben auf dem $/xjoj' ((Piztiov) bgog,
traten vielleicht schon in die argivische Form 50 Apollod. 3, 5, 8. Schol. Eur. a. a. O. Plut.
der Argonautensage über. Die Ausgestaltung Brut. rat. uti 4 p. 988 a. Steph. Byz. s. v.
der Argonautensage unter dem Einflufs der Aristid. 2, 361. Tzetz. Byk. 1465. Hesyclt.
Kolonisation der Pontos-Küsten brachte die s. v. $ikiov. Palaepjh. 7 p. 277 Westermann.
Versetzung des Phineus an den Pontos mit 0. Müller, Orchomen. 33. Ulrichs, Reisen u.
sich und unter dem Einflufs milesischer Sagen Forsch, in Griecheid. 1, 238. Bursian, Geogr.
ward Phineus zum Sohn des Phoinix von Ka- v. Griechen!. 1, 231. Judeich, Athen. Mitth. 13
rien. Erst auf dem Boden dieser Sagen (1888), 86. Das (frixiov uQog wird schon von
wurden diejenigen Züge vertieft, welche Phi- Hes. Scut. Her. 33 erwähnt, zwar ohne direkten
neus hilfreich erscheinen lassen, sei es wie eine Zusammenhang mit der Phix, doch weist die
Art Meergreis , sei es wie einen zweiten Tei- 60 Erwähnung des $ikiov neben dem Tvcpaöviov
resias. [Jessen.] auf die Abstammung der Phix von Typhaon.
Phingres? (OS/V<PBM), beigeschriebener Zur Form und Bedeutung von $i'£ s. Lobeck,
Name eines Greises auf einer altkorinthischen Path. elem. 1, 123. P. Kretschmer a. a. 0. u.
Vase der Sammlung van Branteghem in Brüssel, Kuhns Zeitschr. 29, 438. Finleit. in die Gesch.
welche Achilleus auf einer Kline liegend, um- d. griech, Sprache 248, 4. Froehde, ebend. 22,
geben von Thetis, drei Nereiden, Odysseus 553. Fleckeisen, Jahrb. f. Phil. 143 (1891), 657.
(MVaMSIO) und Phingres darstellt, worin B. Meister, Griech. Bial.l, 267. Sachs. Abhaudl.
Froehner, Jahrb. d. Kais Arch. Inst. 7 (1892 13, 734. G. Meyer, Gr. Gramm" § 295. [Höfer.]
2377 Phlebippos Phlegyas 2378
Phlebippos (^Xtßtmtog), Satyr auf einer Vase, 1, 26) bei Curnae mit seinem warmen Wasser
C. LG. 4, 7863. Heydanami, Satyr- und (Strabo 5, 244. Exe. Strab. 5, 41 [Arist.] Mirab.
Bakehenn. 26 p mit Anm. 133 (yMip yovi\iy\ aase. 102 [108]. Tzetz. Lyk. 699) erst aus Homer
— yccXXog). W. Schulze, Göttlng. Gel. Anz. entlehnt sein, zumal da, wie Bohde a. a. 0. 54
1896, 255 u. Anm. 1. [Höfer.] wahrscheinlich macht, die Namen der Unter-
Phleges ((f>Xtyr\g), ein Troer, von Neoptole- weltsüüsse schon der ältesten Sagendichtung
mos getötet, Quint. Sm. 10, 87. [StolL] bekannt waren. Das Feuer (vgl. Verg. Aen.
Phlegethon ($Xsyf&ojr), Pyriphlegetboii 6, 550f. : rapidus flammis torrentibus amnis
(üvQiqiXsyi&cov), Flufs in der Unterwelt (Hesych. Tartan us Phl gelhon, ferner Sil. Ital. 2,610.
s. nvQitpXeytd-ow), zuerst erwähnt bei Hom. Od. 10 12, 714. 13, 564f. 14, 61. Serv. ad Verg.
10, 513 (spätere Partie): Pyriphlegethon und Aen. 6, 265) des unterirdischen Stromes
Kokytos vereinigen sich (so auch Claud. in ist nach Plato Phaed. 113 b die Quelle des
Bufin. 2, 467) und münden dann in den Acheron; glühenden Lavastromes der oberirdischen
an dem Punkte ihrer Vereinigung bilden sie Vulkane. Auch als Ort körperlicher Qual, als
einen tosenden Wasserfall, aus dem ein Fels Mittel zur Feuerpein für strafwürdige Ver-
emporragt, Anieis zu Hom. a. a. O. Jordan, brecher dient der Pyriphlegethon in der Unter-
Jahrb. /'. Mass. Phil. 105 1872), 5; vgl. aber weit, speziell für Vater- und Muttermörder
auch Th. Bergk, Kl. phü. Sehr. 2, 695 u. Anm. (Plato Phaed, 114a. Sil Bai 13, 835ff. G.
110. Weitere Erwähnungen des Pyriphlegethon Ettig, Acherunt. 381, 6), für Räuber (Luc. Dial.
finden sich bei Lue. Dial mort. 20, 1. Philops. 20 mort. 30, 1) oder Tyrannen (Luc. catapl. 28),
24. Menipp. 10 Eust. ad Hom. B. 1295, 52. vgl. Sil Bai 13, 871. Suid. s. v. Ki)o und
Cic. de nat. deor. 3, 17, 43. Verg. Aen. 6, 265. 'HXvaiov ittSiov. Arnob. advers. nat. 2, 14.
Max. Tyr. 10, 4 p. 173 Beiske, Claud. de rapt, Tertullian. Apol. 47 p. 520 Migne. (Orph.) fr.
Pros. 1, 24. Den Namen, der schon durch 321 Abel; auch Luc. v. h. 2, 27. 29 ist zu ver-
seinen Klang Furcht erweckt (Luc. de luctu 3) gleichen, sowie die analoge jüdische Vorstellung
leiten schon die Alten aitb xov cpXiysiv (Suid. von der Höllenstrafe durch Feuer i Matth. 25, 41.
s. v. KfjQ) oder noch spezieller vom Verbrennen Marc. 9, 48. Apokal. 21, 8. Dieterich, Äbraxas
der Leichen ab, vgl. Apollodor ittgi fttwv bei 36,2. W. Schwartz, Zeitschr. f. Ethnol,2i(18d2),
Stob. Ekl 1, 41, 50 p. 309 Mein.: ö TIvQixplEyi- 168). Über die orphischen Vorstellungen vom
&cov tiQritai . . . ScTtb tov kvqI yXiyeo&ca xovg 30 Pyriphlegethon s. Orph. fr. 155. 156 Abel ; als
xtXtvxavxccg. Schol Hom. Od. 10, 514: TIvql- Flufs ohne Feuer scheint dieser gedacht bei
yXsyt&av, r\xoi xb tivq xb a<pavL£ov xb aägyarov Ov. Met, 5, 544. 15, 532, als Flufsgott mit feuer-
xöov ßgoxäv. Eust. ad Hom, Od. 1667 , 39 : flammendem Barte und glutrotem Antlitze er-
6 nvQixpXtyiftoiv naQa xb nvQ, a oi Q-vria-aovxsg scheint er bei Claud. de raptu Pros. 2, 314 f.
icpXiyovxo. Anecd. Oxon. ed. Gramer 2, 456, 20: [Höfer.]
iv "AiSov . . HvQiyXzyiftcav . . cenb tfjg xcicpijs, Phlegon ($Xiyoiv), eines der vier Sonnen-
ähnlich Etym, M. 511, 25. Cornut, de nat. rosse, Ov. Met. 2, 154. Hyg. f. 183. [StolL]
deor. 35 p. 214 Osann. Auch Bohde, Psyche Phlegraios (ftXsyQcäog), 1) ein Satyr, der dem
l2, 51 nimmt, wenn auch zweifelnd, diese Ab- Dionysos auf dem Zuge gegen die Inder folgte,
leitung des Namens Pyriphlegethon vom Feuer- 40 Nonn. Dion 14, 107. — 2) Einer der Kentauren
brande der Leichen an. Dagegen erhebt Ein- (s. d.), auf der Hochzeit des Peirithoos von Peleus
sprach A. Dieterich, Nekyia 27, 4 (vgl. auch erlegt, Ov. Met. 12, 378. Gerhard, Gr. Myth.
Abraxas 35) mit dem Bemerken, dafs der 2 § 666,2. -- -3) Beiname des Alkyoneus (Pindar?
Name nicht vom Verbrennen der Leichen kom- in Bergk, Lyr. gr. 34, 713), des Mimas (Ap. Bhod.
men kann, da dies mit der Unterwelt nichts 3, 1227), um sie als Giganten zu bezeichnen,
zu thun hat. Der Pyriphlegethon ist nach die auf dem Felde von Phlegra gegen die
Dieterich (Nekyia 27, 116) gerade wie Eridanos Olympier kämpften. Vgl. M. Mayer, Gig. u.
(Verg. Aen. 6, 659. Schol Eur. Or. 981) erst Titan, 201, 98. [StolL]
später zum Strom im Hades geworden, als das Phlegyas (ßXsyvag), sagenhafter Vertreter
Totenland im Westen im Wandel der Auf- 50 des thessalischen Stammes der Phlegyer, Sohn
fassungen unter die Erde in den Hades ver- des Ares und der Dotis Apollod. 3, 5, 5, Sohn
legt worden war, ursprünglich aber war er des Ares und der Chryse Pausan. 9, 36, 1,
wie Eridanos ein Sonnen- oder feuriger Licht- Steph, Byz. s. v. <$Xeyva, fdius Martis auch
ström. Schon im Alterturne war man der An- Schol Stat. Theb. 1, 17.-5. Dotis heifst a. a. O.
sieht, dafs Homer die Namen der Unterwelts- eine Boioterin. Der Name hängt aber mit
flüsse usw. von der Oberwelt speziell aus Thes- dem Jöniov ntSiov in Thessalien eng zusammen,
protien auf die Unterwelt übertragen habe, wo Phlegyas ansässig ist, wie unten gezeigt
Paus. 1, 17, 5; vgl. Eust. ad Hom. Od. 1667, 41: wird. Also ist Dotis von Hause aus die Mutter
£'! a>v (die oberirdischen Flüsse Acheron, Pyri- des thessalischen Phlegyas, und erst jemand,
phlegethon usw.) xä iv "Äidov TtiitXa6xai, und 60 der dem boiotischen Phl. seine Mutter Dotis
diese Ansicht hat bes. O. Müller, Prolegomena nicht nehmen wollte, hat sie zur Boioterin ge-
363 f. vertreten, während Bergk a. a. O. 696 macht — wenn nicht bei Apollodor ein Irrtum
und Bohde a. a. 0. 57, 1 eine Übertragung der oder eine Entstellung vorliegt. Ares und Chryse
mythischen Namen auf jene Gegenden an- sind die Eltern des Phl. in Orchomenos, Paus.
nehmen, die durch ihre Naturformen an das 9, 36, 1, Chryse die Tochter des Almos.
Bild, das die Phantasie sich von der Unter- Als Kinder des Phlegyas werden genannt:
weit machte, erinnerten, und so wird wohl auch Ixion: Eurip. bei Schol. Apoll. Bhod, 3,62;
der Name des Flusses Pyriphlegethon (Strabo Schol. B. 1, 268; Schol Pind. Pyth, 2, 39; Schol.
2379 Phlegyas Phlegyas 2380
Stat. Theb. 4, 539. Hyinenaios heifst Sohn ri]v Xsiccv findet sich keine nähere Kennzeich-
ens Phl. bei Nonnos Dion. 29, 33. Seine Tochter nung der Persönlichkeit des Phl., der ja im
ist Koronis, die Mutter des Asklepios durch Grunde genommen auch kein persönliches Wesen
Apollon, Hymn. Hom. 16; Find. Pyth. 3, 8 ff. ; hat, sondern indem derPhlegyer aufgeht. Ver-
Apollod. 3, 10, 3, 6; Schol. Nicandr. Thcr. 685. einzelt wird ihm ein Frevel zugeschrieben, der
In dem Paian des Isyllos (Ephem. arch. 1885, sonst dem Gesamtvolke zur Last gelegt wird,
66; Wilamoioitz , Isyllos v. Epidaurus S. 13; nämlich den Apollotempel in Delphi in Brand
vgl. auch Blafs, Jahrb. f. Philol. 1885 S. 822 ff.) gesteckt zu haben, Schol Stat. Theb. 1, 713:
wird als ihr eigentlicher Name Ai'yXa ange- Phlegyas filiusMartis,qmapudI)elphostemplurn
geben, KoQcavig sei nur ein Beiname. In dem 10 Apollinis incedit und Serv. zu Verg. Aen. 6, 618:
genannten Hymnus auf Asklepios (16) bringt Phlegyas habuit Coronidem filiam, quam Apollo
Koronis diesen zur Welt Jonico iv itsdicp, bei vitiavit . . quod pater dolens incendit Apollinis
Pindar wohnt sie in Lakereia am Boibeissee, templum et eins sugittis est ad inferos trusus, wo
womit beidemal dieselbe thessalische Gegend es also eine Rachethat ist, die Phl. wiederum
bezeichnet ist Hier ist also auch die Heimat mit dem Tode büfst. Sonst wird er durch
des Phlegyas gedacht. Apollodor sagt nur all- Lykos undNykteus umgebracht, Apollod. 3, 5,5.
gemein iv Qnaacdia. Eine Tochter Gyrtone Die Vorstellung, dafs Phlegyas persönlich
wird dem Phl. gegeben Schol. Apollon. Bhod. gefrevelt habe, mufs verbreiteter gewesen sein,
1, 57; von ihr soll die Stadt Gyrton (Gyrtone) als die erwähnten vereinzelten Nachrichten
in Thessalien unweit des unteren Peneios be- 20 glauben liefsen, da er bei Vergil. Aen. 6, 618 ff.
nannt sein. Steph. Byz. s. v. Tvormv nennt unter den Büfsern der Unterwelt erscheint:
Gyrton als Bruder des Phlegyas; nach ihm Phlegyasque miserrimus omnes admonet et magna
habe die Stadt den Namen erhalten. Ixion testatur voce per nmbras: discite iustitiam moniti
ist des Phlegyas Bruder bei Strabo 9, 442 C, et non temner e divos. Dafs es ein Frevel gegen
danach Eustath. zur Bios p. 333, 26. Eine Apollon gewesen ist, sagt Statins Theb. 1, 712 ff.:
Gemahlin des Phlegyas nennt nur Isyllos, mit ultrix tibi (sc. Apollini) torva Megaera ieiunum
Namen Kleophema. . Phlegyan subter cava saxa iacentem aeterno
Während bei Pindar Pyth. 3 der tvirntog premit aceubitu dapibusque profanis instimulat,
(frXtyvccg in Lakereia wohnt, berichtet Paus. sed mixta famem fastidia vineunt. Phlegyas
9, 36, 1. 2 von seinem Königtum in Orchomenos. 30 wird hier durch die Angst vor dem Felsen,
Hier herrscht er nach dem Tode des Eteokles. der über ihm einzustürzen droht, und gleich -
Das Land, welches vorher nach Andreus, dem zeitig durch den Hunger gepeinigt, in dem er
Vater des Eteokles, 'AvÖQr\tg benannt war, wurde verharren mufs, weil die neben ihm liegende
nun nach Phl. QXay vavr lg genannt. Zu der Stadt Furie ihm die vorgesetzten Speisen verleidet.
Äv§Qr\tg kam eine zweite, die Phl. gründete,. Statuts hat die bei Verg. Aen. 6, 601 ff. dem
(frXsyva (vgl. Steph. Byz., der auch die Be- Ixion und Peirithoos zugedachten Strafen auf
Zeichnung <&XtyvavrLg für das Land anführt). Phlegyas übertragen. Valerius Flaccus 2, 192 ff.
Hier scharte Phl. die streitbarsten der Griechen begnügt sich mit der zweiten Strafe : inferni
um sich (7tpooexTi6£v ö (frXsyvug 6ymvv\iov avtä qualis sub nocte barathri adeubat attonitum
(jtöXlv) rovg tec noXt^ixä aoloTovg r&v 'EXXtfvcov 40 Phlegyan et Thesea iuxta Tisiphone saevasque
avXXi'gag ig uvxr\v). In Orchomenos stirbt Phl. dapes et pocula libat (tormenti genus) et nigris
kinderlos, sein Nachfolger ist Chryses, der Sohn amplectitur hydris. Bei Dante {Hölle 8) ist aus
des Poseidon und der Chrysogeneia, der Tochter dem Vergilischen Büfser und Bufsprecliger ein
des Almos. Fährmann, also ein Beauftragter der Unter-
Die epidaurische Sage, wie sie Paus. 2, 26, 4 weit geworden, dem es ein Vergnügen ist,
giebt, lautet: Phl. kam in den Peloponnes, immer neue Seelen der Hölle zuzuführen,
angeblich um das Land kennen zu lernen, in (Havet, Le supplice de Phlegyas, Bevue de philol.
Wahrheit um die Zahl und Streitbarkeit der 1888 S. 145 ff. glaubt zwischen Vergil und Statius
Bevölkerung abzuschätzen; denn er war ein bezw. Valerius Flaccus Übereinstimmung her-
sehr kriegslustiger Mann und gewohnt überall r>o stellen zu müssen und setzt deshalb Aen. 6,
zu plündern. Seine Tochter, die ohne Wissen 616 — 620 hinter V. 601. Jene Übereinstimmung
des Vaters von Apollon geschwängert war, ist aber nicht erforderlich.)
folgte ihm und gebar im epidaurischen Lande Das Volk der Phlegyer wird B. 13, 301 f.
den Asklepios. Auch ein Orakel des Apollon als ein kriegerischer Stamm erwähnt, zu dem
(2, 26, 6) bestätigte diese Geburt in Epidaurus. sich von Thrakien her Ares und Phobos ebenso
Hier ist von der Wanderung des Phlegyas wie zu den mit ihnen nachbarlich verfeindeten
jedenfalls nur im Zusammenhange mit der Ephyrern begeben (toj [iev äg' i-a QQijAr\g'Ecpv-
Koronis die Rede, deren Anwesenheit in Epi- oovg yita &coQri60£oQiov r)s ftfrcl: SUyvag fi£-
daurus erklärt werden soll, und Phl. bleibt yaXi'jroQccg). Hierzu bemerkt Strabo 7, 330 C.
immerhin ein Fremdling. Dagegen geht Isyllos t;o (vgl. 9, 442 C), dafs Ephyrer soviel bedeute als
so weit, ihn zu einem einheimischen Epidaurier Krannonier und dafs unter den Thlegyern die
zu machen (f&Xtyvug TtccToid' 'Enid'avQov tvcusv), Gyrtonier zu verstehen seien (cpadv . . . 'Eyvpovg
der die Kleophema, eine Tochter des Landes- ^tv Xiyta&at. rovg Kgavvcoviovg, <&Xsyvc<g 6s
heros Malos und der Erato, zur Gemahlin hat. rovg rvQTcoviovg). Ebenso Steph. Byz. s. v.
Aufser dem Beinamen svimtog bei Pindar Kgavvwv und Eustath. p. 333, 26; 337, 15;
und der Angabe des Pausanias 2, 26, 4 i]v 933, 25. In den Scholien zu der _Z7msstelle wird
7ToXtiiiy.mTarog rav zors, Kai iiucov i-näßtoxs gleichfalls bestätigt, dafs Gyrton die Stadt der
i(p ovg tv%ol rovg HixQTtovg ^cpsQS %al ijXccvvs Phlegyer ist, und hinzugefügt, dafs diese ein
2381 Phlegyas Phlegyas 2382
räuberisches und gewaltthätiges Volk seien ihres Königs Eurymachos. Nach Schol. II. 13,
(Schol. N 301 : (frXsyvai. FoQxvvav ■x.cctoiy.ovvxes 302 a. E. wurden sie dafür von Apollon in die
7taQtxvo[iwTttTov uctl Xrjoxoixbv difjyov ßlov, Kcci Unterwelt geschleudert: Qr\ßocLoig €itt,%siQrJGccv-
Y.axaxoi%ovxi:g xovg itSQioiwovg %(xXs7iwg tj&lxovv xsg vitb AnoXXcovog Y.axsxaQxo!,QÜQ'r]6(xv. Ebenso
. . . Schol. N 302: . . . äXXcog- QXsyvca, H&vog Eustath. 933, 10. Im entgegengesetzten Sinne
ßiaiov TtbQi xi]v rvoz&va . . .). Was hier über werden die Phlegyer Paus. 9, 9, 2 in die the-
den Stammsitz der Phlegyer gesagt wird, be- banische Sage verflochten: in dem Kriege der
gegnet sich mit den Nachrichten über die Heimat Sieben gegen Theben erhalten die Thebaner
des Phlegyas, insofern es sich um eine thessali- Hilfe von den Phokern und von den Phlegyern
sehe Gegend handelt. Dafs die Phlegyer ihren 10 aus dem Minyerlande (xolg Si]ßcdoig ulc&o-
Namen von Phlegyas haben , bezeugt Strabo cpogfuä rjXd't ticcqcc <&om£(ov %al iv. xf\g Mivvctdog
9, 442 C. Wenn Gyrton in Schol. N 301 nach %i»Qcig oi <&lsyvcu).
Boiotien verlegt wird (die &r\ßaloi werden als Auch in Phokis werden Wohnsitze der
ttXtjgioxojqoi bezeichnet) und Eustath. p. 933, 10 Phlegyer genannt, Daulis Schol. II. 13, 302
von einem Gyrtone in Phokis spricht, so ist nach Ephoros bezw. Demophilos und Eustath.
nur irrtümlich, weil auch in jenen Landschaften 933, 10; Panopeus Taus. 10, 4, 1; Delphi Schol.
Kunde von den Phlegyern erhalten ist, der Nicandr. Ther. 685: <&Xtyvcii t&vog $>ca-xLdog
Name der thessalischen Stadt mitübertragen itaQa JtXrpoig cox.r}6(xv, auch ein Apolloheilig-
worden. tum soll ihren Namen getragen haben (ebenda:
In'Boiotien kennt Phlegyer am Kephissos 20 oi dzXcpol A%6XXcovog hgbv (PXsyvijiov IdQvßavro),
der hymn. in Apoll. 278 ff. : l&g 6' ig $>Xsyvorv also auch hier neben der Überlieferung von
avÖQmv noXiv vßQtardav, ol dibg ov% dXiyovxtg der Feindschaft zwischen Apollon und den
inl x&ovl vatsxdaanov iv %aXi] ßiJG67] Krjcpialdog Phlegyern vereinzelt eine gegenteilige An-
iyyv&i XLiqvrig. Gemeint ist der Ort Orcho- schauung. Phoker im Kampfe gegen die
menos, von dem Paus. 9, 36, 1. 2 des näheren Phlegyer werden erwähnt Paus. 8, 4, 3. In
berichtet. Hier sind es die von Phlegyas Phokis soll das Wort cpXtyväv gleich ißgigeiv
zusammengebrachten Bewohner seiner neu- nach dem Namen der Phlegyer gebildet wor-
gegründeten Stadt (vgl. Steph. Byz. s. v. QXsyva), den sein, Schol. H. 13, 302.
die sich zunächst im Bunde mit den Orcho- Endlich ist anzunehmen, dafs Phlegyer auch
meniern befinden, dann aber sich von ihnen 30 nach Arkadien gewandert sind, vgl. August
trennen und Plünderungszüge in die Nachbar- Schultz, Phleyyrrsagen in Jahrb. f. klass. Piniol.
schaft unternehmen. Sie wagten es sogar (vgl. 1882 S. 345 ff. Elatos, bei Steph. Byz. s.v. Jmtiov
10, 7, 1) das Heiligtum in Delphi anzugreifen. Vater der Dotia, also doch wohl zu den Phle-
Zu ihrer Bekämpfung kam Philammon mit einer gyern zu rechnen, kommt bei Paus. 8, 4, 3 aus
argivischen Mannschaft herbei; er fiel nebst Arkadien (vom Kyllenegebirge) ; in Tegea war
seinen Leuten. Der Gott selbst trieb die ihm eine Bildsäule errichtet (Paus. 8, 48, 6).
Phlegyer von seinem Tempel durch fortwährende Die Anschauung, dafs Elatos auch in Arkadien
Blitze und starkes Erdbeben zurück; diejenigen, heimisch sei, ist darauf zurückzuführen, dafs
welche dabei nicht umkamen, raffte eine pest- sich Phlegyer auch dort einmal festgesetzt
artige Krankheit hinweg, nur einige wenige 40 haben. Wenn Elatos bei Paus. 8, 4, 3 den
entkamen nach Phokis (vgl. Paus. 10, 4, 1 : die Phokern im Kampfe gegen die Phlegyer hilft,
Bewohner von Panopeus bezeichnen sich als so mufs er in der Zeit, als sich diese Sage
Phlegyer, welche aus Orchomenos nach Phokis bildete, nur noch als Eponymos der Stadt
geflohen sind). Die Schöllen zu P. 13, 301 Elateia in Phokis, aber nicht mehr als Phle-
u. 302 und Eustath. z. d. St. (933, 10) erzählen gyer gegolten haben. Auch Ischys, einer der
mit Berufung auf Pherekydes ebenfalls, dafs Söhne des Elatos, der Geliebte der Koronis,
die Phlegyer sich an dem Tempel des Apollon wird als Arkader bezeichnet; Koronis heifst
versündigt haben, und zwar werden die Aus- hymn. in Apoll. 209 Ä^avlg -hovqyi, also Arka-
drücke gebraucht iviitor\6a.v xbv iv JtXcpoig derin. So gut wie die Thessalierin Koronis
vccov und 7t87toQd,t]y.Bvca xbv iv IIvQ-ol vccov, 50 erst nachträglich nach Arkadien verpflanzt ist,
sodafs also von dem vollendeten Zerstörungs- wird auch Ischys ursprünglich nach Thessalien
werke die Rede ist, während es bei Pausanias gehören.
a. a. 0. nur heifst: iitl xb isobj- 6vXrj6ovxsg Als Oberhaupt der Phlegyer wird Phlegyas
ßxQCixizvovGi xb iv JzXcpoig und der Angriff genannt Paus. 9, 36; ferner Eurymachos, wo
durch den Gott abgeschlagen wird. Dafs von der Eroberung Thebens die Rede ist, s. 0.;
Apollon die Phlegyer züchtigt, deutet auch aufserdem Phorbas bei Ovid. metam. 11, 414
Schol. II. 13, 301 an: v.ccxd Jibg 7tQo<xiptoiv (templa profanus invia cum Phlegyis faciebat
imb ÄTToXXmvog di£ty&ä.Qri6ocv, aber nicht blofs Delphica Phorbas). K. 0. Müller, Orchomenos
mit Beziehung auf Delphi, sondern wegen S. 188 ff. handelt eingehend über die Phlegyer
mehrerer solcher Frevelthaten. Dafs Theben go und besonders über ihr Verhältnis zu den
von den Phlegyern besonders bedroht war, wird, Lapithen, mit dem Ergebnis, dafs beide' gleich-
wiederum nach Pherekydes, mehrfach erwähnt, zusetzen sind. Asklepios ist die Hauptgottheit
Schol. II. 13, 301. 302; Eustath. 933, 10; Schol. dieses Stammes. Aug. Schultz in dem oben-
Od. 11, 262. 264; Schol. Apoll. Bhod. 1, 735. erwähnten Aufsatze möchte den Unterschied
Amphion und Zethos bauten Mauern um die machen, dafs die Phlegyer eine geschichtliche
Stadt zum Schutze gegen die Phlegyer. Später thessalische Völkerschaft gewesen sind, wäh-
eroberten diese, als Amphion und Zethos ge- rend die Lapithen (und Kentauren) als reine
storben waren, Theben dennoch unter Führung Sagengebilde dieses Stammes zu gelten haben.
2383 Phlegyeia Phlogia 2384
Auch bei Maximilian Mayer, Giganten und der Form des Namens ähnliche Schwankungen
Titanen finden sich über die Phlegyer förder- auf wie Phleon, der Beiname seines Vaters
liehe Bemerkungen (S. 16 f., 99f.). [Türk.] (s. d.). Es steht 1) $X'iug bei Paus. 2,6,6; 12, 6;
Phlegyeia (WXsyvsia, Inschrift aus Ptolemais, vgl. Steph. Byz. s. v. QXiovg . . . Uavaaviccg
Rev. archeöl. 13 [1889], 71) und Phlegyei's de a.nb (pXiccvrog; ferner Orph. Arg. 194. Apoll.
(^Xayinqig, Orale, bei Puus. 2, 26, 7), Beiname Rhod. 1, 115 (v. 1. ^Xeiag) u. Schol. p. 535 Keil.
der Phlegyastochter Koronis. [Höfer.] Eudocia 220 p. 354. Flach (v. 1. (f>Xolag). Auch
Phleia (<&Xeiä), Beiname 1) der Aphro- bei Philetas bei Steph. Byz. s. v. <&hovg will
dite, Anonym. Laur. in Anecd. var. ed. Schoell- E. Maafs, De tribus Philetae carm. cotnment.
Studemund 1, 269. Zur Deutung s. Phleon. - - io (Ind. lect. Marburg W. S. 1895 96) p. 9, 5 für
2) der Demeter, ebend. 270, 12. S. Phloia. das überlieferte <&Xiovg schreiben QlLccg. —
[Höfer.] 2) $Uct6og (Phliasus) Hyg. f. 14 p. 46, 4 Schi»
Phleon ($Xemv), so Ael. var. hist. 3, 41, oder - 3) $XeLugs. nr. 1 u. Lemma Schol. Apoll. Rhod.
*&Xsa>q, Inschrift aus Ephesos, Wood, Discov. 1, 115. — 4) <PXoiccg s. nr. 1. — 5) <E>Xiovg, Schol.
at Ephes. i)iscr. city nr. 13. Neivton-Hicks, Hom. 11 2, 571. Steph. Byz. a. a. 0. u. Philetas
Anc. greek inscr. in the Brit. Mus. 3, 595 ebend. (vgl. nr. 1). Schol. Apoll. Rhod. 1, 115.
p. 218; vgl. Hesych. s.v. (&Xew Jiovvaov 'hqov. An allen erwähnten Stellen mit einer Ausnahme
Beide Formen finden sich in den vom Anonym. (s. unten) wird Dionysos als Vater genannt.
Laur. in Anecd. rar. ed. Schoell-Studemund 1, Die Mutter wird als vv{icpr\ schlechthin be-
268, 39 im Genetiv aufgeführten iiti^era Aio- 20 zeichnet von Orph. Arg. a. a. 0., Cthonophyle
vvaov: cpliw' nveg dh cpXe&vog ygäcpovoiv ferner heifst sie im Schol. Apoll. Rhod. 1, 115. Steph.
<I>levq, Etym. M. 796, 44. 189, 41 (wo $svS Byz. a. a 0.; vgl. Paus. 2, 12, 6. Dieselbe
fälschlich statt <&Xevg steht), <Pkoioq, Flut. Cthonophyle, eine Tochter des Sikyon, er-
Sympos. 5,8,3. <&}.iovq, Schol. Apoll. Rhod. scheint nach anderer Sage als Gattin des Phlias,
1, 115, <t>Äioq, Etym. M. 539, 35 (sehr zweifei- nachdem sie vorher von Hermes den Polybos
haft ist die Lesart QXäv sowie die Beziehung geboren hatte; dem Phlias gebar sie den Andro-
auf Dionysos auf der Vase von S. Marino, wo damas, Paus. 2, 6, 6. 12, 6. 0. Müller, Dorier
andere $dav lesen, Klügmann, Arch. Zeit. 21 2, 60. Busolt, Griechische Geschichte l2, 216,
[1863] 47). Kultbeiname des Dionysos, dem 3; vgl. Curtius, Peloponn. 2, 471. Usener,
nach Plut. a. a. 0. ceinige der Hellenen' opfer- 30 Götternamen 294. Die argivische Sage freilich
ten; speziell bezeugt ist der Kultus des gab dem Phlias den Keisos (s. d.), Sohn des
Dionysos Phl. für Chios (Etym. M. 796, 44), Temenos zum Vater, u. die Araithyrea -- dies
für Ephesos durch die oben erwähnte In- war der frühere Name für Phlius — zur Mutter,
schrift, auf der, Jr\iir\rQiu6t(xi xai Aiovvgov eine Genealogie, gegen die schon Pausanias
$Xtco ILV6TCLL erwähnt werden, für Phlius, (2, 12, 6) polemisiert; vgl. 0. Müller, Dorier
das nach seinem Sohne Phlias (s. d.) oder 1, 80. Araithyrea als Mutter setzt Robert,
Phlius (s. d.), einer Hypostase des Gottes selbst, Arch. Jahrb. 3 (1889), 53 auch bei Hyg. f. 14
benannt war; vielleicht auch in Priene, wenn ein, wo überliefert ist: Phliasus, Liberi patris
man aus dem dort vorkommenden Personen- et Ariadnes Minois filiae filiiis ex urbe Phli-
namen <&iiag (Neioton-Hicks a. a. 0. 3, 419 40 unte . . . alii ahmt Thebanum (dies Mifsver-
S. 36 Z. 32) darauf schliefsen darf. Der Name ständnis erklärt sich wohl nach Apoll. Rhod. 1,
bezeichnet den Gott als Vegetationsgott, 117 <f>Xiug . . iir]yr)6iv iyiöriog liaamoTo, vgl.
vgl. Etym. M. 796, 44: cplw • zb ye'fioj yml Orph. a. a. 0., aus einer Verwechslung der gleich-
iVKUQTtöi • Ael. a. a. 0.: to nolvAccQitnv ol ciq- namigen Flüsse); Robert schreibt Liberi patris
%cdoi a>vöyboc£ov tplvsiv. Plut. a. a. 0.: to yccg et Araethyreae Minyae filiae. Argonaut
ayccv ccxtiüfetv ■aal reftrilevca cploisiv vno reav ist Phlias nach Orph. Apoll. Rhod. Hyg. aa.
Ttoir\x(bv /.tytc&ca. Schol. Apoll, a a. 0. : äitb aa. 00. ; Eponymos von Phlius nach Steph. Byz.
rov (flnv xbv olvov, o ianv iv&rjvttv. Hesych. Schol. Apoll. Rhod. Schol. Hom. 11. aa. aa. 00.
(pliovg i] rebv kccqti&v ix^vüig. Vgl. Phleia, Wahrscheinlich ist der bei Paus. 6, 20, 16 ge-
Phloia, Phlias, Phlius; lat. : Flora, Fick, so nannte Vater des Dameon (s. d.) <&Xiovg —
Vergl. Wörterb. 23, 176. Usener, Götternamen Pausanias hat sonst nur $Xiag (s oben) — mit
242, 63. 244. Lobeck, Aglaoph. 402. Rhem. unserem Phlias identisch. [Höfer.]
3L J. Baunack, Studien auf dem Gebiete des Phliasos s. Phlias 2.
Griech. 116. Wide, TMk. Kulte 169. H. Ehrlich, Phlios s. Phleon.
Nomina auf -svg (Diss. Lpzg. 1901) 13, 1. Die Phlius s. Phleon u. Phlias 5.
Epitheta, die den Dionysos als Vegetations- Phlogea s. Phlogia.
gott bezeichnen, sind Bd. 1 Sp. 1059, 63 ff. Phlogeos (^Xoysog), eines der Rosse des
verzeichnet. Neu kommt hinzu KaXXlxc<Q7tog, Kastor bez. der Dioskuren, Stesichor. fr. 1 mit
wie Dionysos auf Inschriften von Mopsu Hestia den von Bergk 34, 205 gegebenen Litteratur-
und Aigai in Kilikien heifst (Heberde y und 60 nachweisen. Bergk a. a. 0. 206 vermutet nach
Wilhelm, Reisen in Kilikien in Denkschriften Quint. Smyru. 8, 241 $X6yiog (Rofs des Ares).
d. kais. Akad. d. Wiss. 44 [1896, VI] S. 12 Nach Fick-Bechtcl, Die griech. Personennamen
nr. 28 S. 16 nr. 44) und Bdrovg, dessen Mysten 434 bezieht sich Sxöysog auf die o^a cpXoyecc
auf einer Inschrift aus Philippi erwähnt werden, (Hom. 11. 5, 745), den Wagen, auf dem Athene
Corr. hell. 24 (1900), 317. [Höfer.] und Hera in den Kampf eilen. [Höfer.]
Phleosl p, i Phlogia (fPXoyia), Gemahlin des Euchenor,
PhleusJ rnieon- Mutter des Echetos, Königs von Epeiros, Schol.
Phlias ($Xic:g), Sohn des Dionysos weist in Odyss. 18, 85 H. Q. und Eustath. z. d. St.
2385 Phlogios Phobos 2386
(p. 1839); Hcsych. s. v. "E%Bxog. Die Odyssee- eherne Bildsäule besafs, Jdh. Malal. p. 201.
scholien und Eustathios geben den Namen in 0. Müller, Ant. Antioch. 41, 1. Babelon, Cat.
der Form (frXoyscc, Hesychios bezeichnet den des monn. gr. de la bibl. nett. Les rois de
Echetos als Avp]vogog %ccl $>Xoyl(xg ncäg Syrie, Introd. 27. 57. 128. Letzterer identi-
[Türk. | fiziert sie mit der Athena Alkis von Pella,
Phlogios ($X6yio$), 1) ein Dolione, in der Liv. 42, 51; Catal. of greek coins, the Seleucid
nächtlichen Schlacht gegen die Argonauten kiugs of Syria Introd. 20, 24. [Höfer.]
von einem der Dioskuren erlegt, Ap. Rhod. 1, Plioberos (^oß^gög), nach 'einigen' bei Flut.
1045. - - 2) Sohn des Deimachos aus Thessa- de fluv. 16, 1 Bezeichnung des Kerberos. A.
lien, der mit seinen Brüdern Deileon und Auto- 10 Dieter ich, Nekyia 50, 2 (vgl. Abraxas 89 ff.)
lykos den Herakles auf seinem Zuge gegen weist auf den häufigen Gebrauch von tpoßsgög
die Amazonen begleitete; aber sie kamen von zur Bezeichnung von Dingen im Hades hin:
ihm ab und wohnten eine Zeitlang in der der Unterweltsgott Typhon heifst tpoßsgög,
Gegend von Sinope. Als die Argonauten vor- Pap. Paris, v. 265. Wessely, Denkschr. d. Wien.
beikamen, nahmen diese sie auf ihre Bitten ATcad. 1888. Dieter ich, De hymnis Orphicis
mit sich. Ap. Rhod. 2, 955 ff. und Schol. Skymn. S. 46 v. 5; bei dem {Lsyag (froßigog wird ge-
946. Anonym. Peripl. pont. Eux. 22. Val. Fl. schworen usw. [Höfer.]
5, 115. Plut. Luculi. 23; vgl. Hyg.f.li p. 44 f. Phobetor (^oßrjtcog), auch Eikelos genannt,
Bunte. — 3) Sohn des Eulaios, Kampfgenosse einer der vornehmsten Traumgötter, Sohn des
des Inders Deriades gegen Dionysos, Nonn. 20 Schlafgottes, Ov. Met. 11, 640. Röscher, Ephialtes
Dion. 26, 45. 28, 255 u. ö. — 4) Sohn des 25, 55. 67, 203. [Stoll.]
Strophios, im Heere des Dionysos gegen die Phobios (Qoßiog, über den Accent Meineke,
Inder, von Morrheus getötet, Nonn. Dion. 30, Anal. Alex. 220), Herrscher von Milet, Gemahl
108. — 5) Ein Rofs des Ares neben Aithon, der Kleoboia (s. d. nr. 5 u. d. Art. Antheus),
Konabos und Phobos, welche sämtlich Boreas nach deren Tode er die Herrschaft dem Phry-
mit der Erinys gezeugt hatte, Quint. Sm. 8, gios übergab, Aristoteles und Alexand. Aitol.
242. Vgl. Phlogeos. [Stoll.] bei Parthen. 14. [Höfer.]
Phloia (<!?XoLci), Name der Kora bei den Phobos ($6ßog), die Furcht oder der Schrecken
Lakoniern (Hesych. s. v. Creuzer, Symbol. 4, 336. überhaupt, bei den Römern Pavor, seit uralter
Wide, Lakon. Kulte 170. 181), der vielleicht 30 Zeit als eine diese Gemütsbewegung bewirkende
der Monat QXi&öiog geweiht war, Wide a. a. O. Gottheit gedacht, und als solche verehrt. Ihre
Vgl. Phleia, Phleon. [Höfer.] Wirksamkeit tritt im hervorragendstem Mafse
Phloio ($Xoiä>), eine Bakchantin, thätig bei zu Tage in den Schrecken des Kampfes, und
der Bestrafung des Lykurgos, Nonn. Dion. 21, da diese den Menschen in vielfacher Gestalt uni-
80. Vgl. Phleon. [Stoll.] geben, so treten frühzeitig neben Phobos andre
Phloios s. Phleon. ähnliche Mächte als Personifikationen (s. d.)
Phlox (<&X6£), bei den Phoinikern Sohn des dieser Schrecknisse auf, wie Deimos, die Angst,
Genos (s. d\), Bruder des Pyr (Röscher, Ennead. und Eris, der Streit, u. a., aber die Bedeutung
Fristen 77) und Phos, Philo Bybl. fr. 2, 7 des Phobos ist nicht beschränkt auf den
(F. H. G. 3, 566) aus Euseb. Praep. ev. 1, 10, 9; 40 Schrecken des Kampfes, sondern tritt uns auch
vgl. Movers, Phönizier 1. 364. Lenormant, in anderm Zusammenhang entgegen. In Sparta
Lettr. assyr. 2, 173. O. Gruppe, Griech. Kulte gab es ein Heiligtum des Phobos neben dem
u. Mythen 1, 393. [Höfer.] Syssition derEphoren (Plut. Kleom.8.9. Welcher,
Plilyesios ($Xvr\6iog), 6 'E<?fi>)s y.al [irjv rtg, Gr. Götterl. 3, 222 f. S.Wide, Lakon. Kulte 275 f.),
Hesych. Man denkt zunächst an den attischen wo Phobos nicht verehrt wurde, weil man ihn
Demos Phlyeis; vgl. jedoch Hipponax fr. 32: für eine schädliche Gottheit hielt, wie die Dä-
rbv (frlvwaicov 'Eq^v, wozu Bergk 24, 473 be- monen, die man abzuwehren sucht, sondern
merkt: $Xvr] videtur vici nomen in lonia fttisse, weil man glaubte, dafs hauptsächlich durch
cuius incolae ^Xvi]atoi dicti , quemadmodum die Furcht der Staat zusammengehalten werde.
Mercurius , in cuius tutela erant, <PXvrJ6iog. 50 Bei den kriegerischen Lakedaimoniern würde
Wide, Lakon. Kulte 170 sieht in ^Xvrjßiog ein man eher erwarten, dafs sie in Phohos eine
mit Phleon (s. d.) usw. synonymes Epitheton hilfreiche Gottheit der Art verehrten, die ihnen
und vergleicht den lakonischen Monatsnamen die Feinde in Schrecken zu setzen hilft, und
^Xiaaiog, iv cb rovg tf]g yijg Kctgjiovg ccx^id^eiv es ist auch nicht ausgeschlossen, dafs sie Phobos
Gvußtßi]y.Ev, Hesych. [Höfer.] auch als Gott des Kampfschreckens fürchteten
Phlyens ((frXvsvg), kalydonischer Jäger, Eu- und ehrten. Ein Akroterion aus Sparta, ge-
docia 440 p. 356 Llach. Ob identisch mit <PXiag wohnlich als Gorgoneion bezeichnet, scheint
(s. d.)'? [Höfer.] Phobos vorzustellen, s.u. Pinta reh erklärt aber
Phlyos ($Xv6g), Vater des Kelainos (s. d.), weiter, &vSqslc< bedeute den Lakedaimoniern
nach athenischer Sage Sohn der Ge , f der 60 nicht Furchtlosigkeit, sondern Furcht vor Tadel
grofsen Göttin' (Paus. 1, 31, 4), Paus. 4, 1, 5. und Schande. So steht der spartanische Phobos
Milchhöfer, Karten von Attica 2, 37, der ihn nach dieser Seite seines Wesens der Alöwg
<eXvsvg nennt. Nach ihm ist wohl der Demos nahe, die in Athen einen Altar hatte (Paus.
Phlya benannt. Vgl. Toepffer, Att. Geneal. 209. 1, 17, 1, Preller-Robert, <ir. Myth. I4, 535f.), und
217. Usener, Götternamen 244. [Höfer.J Plutarch zitiert selbst die Stelle aus einem
Phobera (^oßegd), Beiname der Athena = Dichter — i'va yäg ötog, tv&a v.a.1 ccidwg. Nach
die f Feinde scheuchend', unter dem sie in Aristoteles, den Plutarch a. a. O. zitiert, befahlen
Antiochia eine von Seleukos Nikator errichtete die Ephoren bei ihrem Amtsantritt den Bürgern,
2387 Phobos Phobos 2388
den Schnurrbart zu scheren und sich an die Homer Phobos und Deimos Söhne des Ares
Gesetze zu halten, damit sie ihnen nicht ge- sind. Diese Vorstellung bleibt auch herrschend
fährlich würden. Das Scheren des Bartes war bis in die spätesten Zeiten; noch Xonnos nennt
also eine symbolische Handlung für den Ge- Phobos den Sohn des Enyalios, 2, 415, 417,
horsam auch im Kleinsten. Näheres über den also jedenfalls, auch wenn Enyalios nicht mehr
Kultus des Phobos in Sparta erfahren wir nicht, nur Beiname des Ares ist, einen Sprossen des-
denn das Phoibaion, von dem Paus. 3, 14, 9 u. selben. Bei Aeschylos, Sept. 45 erscheint der
20, 2 spricht, hat nachweisbar mit dem Pho- cpilcäuarog $6ßog neben Ares und Enyo, bei
beion nichts zu thun, so nahe es liegt, an eine Quint. Smyrn. als Kriegsdämon neben Deimos,
Verwechselung zu denken. Jedenfalls ist deut- 10 Enyo, Eris und den Erinyen, 5, 29. 10, 57.
lieh, dafs der spartanische Phobos mit dem 11, 12. In einem anonymen Komikerfragment
Genossen des Ares nichts zu thun hat, und (nr. 154 Koch) heifst es: ä^iOQ^örarog xr\v üipiv
ebenso, dafs diesem Phobos wie jenem kein i-iulyaQ $6ßog, ■Jtävrmv ilä%i6xov tov nulov fisr-
Mythos zu gründe liegt, sondern, dafs beide i%av &£Ög, eine für die Frage nach seiner bild-
rein begrifflicher Natur sind. Dies scheint liehen Darstellung wichtige Stelle,
auch bei dem in einer Inschrift aus Selinus Wo bei Homer Phobos aufser der genannten
aus dem 5. Jahrhundert neben Zeus, Herakles Stelle H. 13, 299 vorkommt, ist wohl zu unter-
und Apollon als siegspendender Gott verehrten scheiden zwischen solchen, a), wo er in Gesell -
Phobos der Fall sein {Bohl, I. G. A. 515. Wide, schaft andrer Schreckgestalten, als wirkende
Lah. Kulte 215. Preller-Bob. I4, 334 A. 4), in dem 20 Gottheit, und solchen, b), wo er mit Deimos nur
Robert einen Kultnamen für Ares erkennen will. als Diener des Ares, endlich solchen, c), wo er
(Mehr ob. Sp. 2140.) — Nicht als Gott, sondern nur als Dekoration erscheint, a) Am lebens-
Name eines Platzes in Sikyon, erscheint Pho- vollsten tritt seine Gestalt uns in der Stelle
bos in der sikyonischen Sage, Paus. 2, 7, 7, wo- entgegen, wo er, des Ares geliebter Sohn, mit
nach Apollon und Artemis, nachdem sie den diesem zum Kampf auszieht, B. 13, 298 ff., ein
Python getötet, auf der Flucht in Aigialeia (= Bild als Gleichnis für den Auszug des Ido-
Sikyon) plötzlich von einem Schrecken über- meneus und Meriones. Die Stelle II. 4, 439 — 445,
fallen wurden, so dafs sie die hier gesuchte wo Ares die Troer, Athena die Danaer zum
Reinigung nicht finden konnten, und nun zur Kampf antreibt, und wo dann noch Deimos
Strafe eine Krankheit über die Bewohner kam. 30 und Phobos und Eris angereiht werden, hat
Immerhin zeigt die Überlieferung, dafs von gewichtige Bedenken, weil diese Anreihung sich
diesem Ereignis ein Platz den Namen Phobos nicht mit der Unterscheidung der Parteien im
erhalten habe, die hohe Vorstellung, die man ersten Vers vereinigen läfst, weshalb nach
sich von der Wirkung des Phobos selbst auf Schol. Venet. A. z. d. St. schon die alte Homer-
Götter machte. — Über Phobos in orphischen kritik bei den folgenden Versen Diplen an-
Kosmogonieen und Zauberbüchern späterer Zeit brachte, und auch neuere sie für unecht halten
s. Dieterich, Abraxas S. 86 ff. L. Deubner, Ath. (v. Duhn, de Menelai itinere p. 47). — b) Deimos
Mitteilungen 27, 253 ff. und Phobos schirren auf Ares1 Befehl dessen
Weitaus am häufigsten begegnet Phobos Rosse an, 11. 15, 119 f., erscheinen also ledig-
in Verbindung mit Ares als der Gott, der 40 lieh als seine Diener, ebenso Hesiod, Seilt. 463,
um sich Schrecken verbeitet im Kampfe, und wo sie den verwundeten Ares auf seinen
daher angerufen wird, ebenso um die Feinde Wagen bringen und in den Olymp entführen. —
zu verwirren, wie um Abwehr der Furcht c) Auf Waffen: B. 5, 739 — 742: Athena rüstet
vom eignen Heere zu erflehen. So soll The- sich zum Kampfe und wirft um die Schultern
seus vor der Schlacht gegen die Amazonen, die Aigis
Alexander in der Nacht vor der Schlacht bei *, , « , , *>>o >
Gaugamela dem Phobos geopfert haben, Plut. , J >>r j & >A« , ,• ' ^ v , >T'
Thes. 27. Alex. 81; so Scipio im Jahre der {" {, E^ iv ,6 ^ , V ?T ^
Stadt 561 der Tölun und dem Phobos, damit {v *? r£ r°^H x£<^ dsir10 ™^ov'
seine lruppen in einer Nacht keinen Schrecken 50 ' r v ' ' v ' K
erführen, sondern tapfer wären; Appian T. 1 Die Unklarheit der Darstellung, die sich jedem
p. 328. Schweigh. Welcher, Gr. Götterl. 3,223, A. 14. aufdrängt, der den Versuch macht, sich die
Man sieht, Phobos war den Alten doch mehr Anordnung dieser Gebilde auf der Aigis vor-
als ein blofses Abstraktum, er war eine gött- zustellen, erweckt starken Verdacht gegen die
liehe Persönlichkeit, die mit Opfern verehrt Echtheit der Verse 739 — 741; ebenso ist es
wurde. Darum wurde er auch früh in die befremdlich, dafs der Schilderung dieses Waffen-
Göttergenealogie eingereiht, und heifst schon stücks fünf Verse gewidmet sind, dem Panzer
bei Homer Sohn des Ares, II. 13, 298 ff. : vorher und dem Helnie nachher je nur zwei;
"ÄQ7]g' tm de <P6ßog (pilog vlbg cqicc ■aQccrsQog vmI streicht man jene drei Verse, so kommen auch
ttTttoßrjg t07ttro, qg t itp6ßr\cs TaXäyoova ttsq 60 auf die Aigis nur zwei Verse, die die eigent-
nolt\Li6Tii']v, aber nur an dieser einzigen Stellt1. liehe ursprüngliche Bedeutung dieses den Schild
Da er sonst gewöhnlich mit Deimos zusammen ersetzenden Stückes der Ausrüstung klar und
genannt wird, so gelten bald beide für Söhne unentstellt durch spätere Vorstellungen zum
des Ares und der Kythereia , so bei Hesiod. Ausdruck bringen, in besserer Übereinstimmung
Theog. 934, dazuJEto/m. M. 704,34: 01% ccvSq&v mit dem richtigen Bilde, ohne Phobos, Eris und
itvY.ivug xlovtovai tpccXayyug £v 7tolt[Lm XQvdzvti Gorgo, das 11. 2, 447 — 449 u. 15, 308 f. ent-
6vv"ÄQrji ntohTtÖQ&rp, vgl. scut. Herc. 195 u. 463. worfen wird; zu vgl. 77. 4,166. 15,229. 17,593.
Der Schlufs ist wohl zulässig, dafs auch bei Überdies hat Furtwängler im Art. Gorgonen unter
2389
Phobos
Phobos
2390
Hinweis auf die Ungeschicklichkeit, womit in
5, 739 ff. zwei verschiedene Symbole für einen
im wesentlichen gleichen Grundbegriff ver-
bunden sind, überzeugend nachgewiesen, dafs
die Verbindung der Gorgo mit der Aigis einer
viel späteren Zeit angehört, jene dreiVerse also
auch aus diesem Grunde als späteres Ein-
schiebsel auszuscheiden sind. Damit fallt auch
1) Phobos auf einem etruskischen Kronleuchter
(nach Mon. d. Inst. 3, 42).
das Schreckbild des Phobos in der Aigis und
damit überhaupt die Verwendung des Phobos
als Apotropaion bei Homer. Denn auch die
Erwähnung von Gorgo, Deimos und Phobos im
Schilde des Agamemnon, 11. 11, 36 f., pafst
durchaus nicht zu der übrigen Beschreibung
des Schildes, wonach in der Mitte ein stählerner
Buckel war, während den Schild Gorgo „rund
scheinen, Paus. 5, 19, 4. Hier heifst es, auf
dem Schild Agamemnons sei Phobos mit einem
Löwenkopf (natürlich als Apotropaion) und der
Inschrift zu sehen gewesen:
Ovtog phv (Poßog iari ßgozüv, 6 d' %%(av
'Aycc{i8Liva>v.
Allein hier ist nur Phobos auf dem Schilde,
und der Künstler fühlte das Bedürfnis, das
10 Bild des löwenköpfigen Menschen durch Bei-
schrift zu erklären, mufste also voraussetzen,
dafs seine Zeitgenossen das Bild ohne die Er-
klärung nicht ver-
standen. Der lö-
wenköpfige Pho-
bos ist eine Neue-
rung, die wahr-
scheinlich wie die
geflügelte Artemis
20 an demselbenKyp-
seloskasten unter
orientalischem
Einflufs entstan-
den ist. Aus Ho-
mer gewinnen wir
also nichts für die
Gestalt des Pho-
bos, als dafs er wie
Ares in M e n -
30 s c h e n g e s t a 1 1
und zwar von schrecklichem Aussehen gedacht
war, dafs aber das Schreckbild des Phobos auf
Waffen dem Dichter der llias noch fremd war.
Wenn in archaischen Vasenbildern Phobos mit
gorgoähnlichem bärtigem Kopf erscheint, so ist
dies aus orientalischem Einflufs zu erklären.
3) Phobos als Schildzeichen auf
einem kyren. Schalenbild (nach
Arch. Ztg. 1881 Taf. 12, 2).
40 -L
50
2) Phobos als Schildzeichen auf einer Caeretaner Hydria
im Louvre (nach Ann. dell' Inst. 1864 tav. O. P.).
4) Phobos als Schildzeichen des Hektor od. Polites auf
der Fran<;oisvase (nach Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. 2).
umkränzt haben" soll, umgeben von Deimos
und Phobos eine rein unausführbare Vor-
stellung - - und ist daher schon von Christ in
seiner Ausgabe als spätes und ungeschicktes
Einschiebsel gekennzeichnet worden, s. Prolegg.
p. 95, Anm.
Eine Stütze für diese Stelle könnte das Bild
des im 11. Buches der Utas geschilderten Kampfes
zwischen Agamemnon und Koon über der Leiche
des Iphidamas am Kasten des Kypselos zu bilden
Dagegen bietet uns Hesiorf ein Bild von Phobos
60 in der Schildbeschreibung. Zwar in der kleinen
Darstellung im zweiten Streifen, v. 195, wo
Deimos und Phobos im Gefolge des Ares er-
scheinen, waren sie sicher in Menschengestalt
gebildet, aber das Mittelbild des Schildes
v. 144 — 167 war nicht, wie die gewöhnliche
Lesart sagt, eine schreckliche Schlange, Sqcl-
xovtog q>6ßog, sondern, wie sich aus den
Münchener Tzetzes-Scholien ergiebt, aSd^avrog
2391
Phobos
Phobos
2392
<&6ßog ovxi gpcm/og, ein schreckliches Bild des
Phoboskopfes von Stahl. Studniczka, Serta
Harteliana 58 ff. hat unwiderleglich bewiesen,
dafs das Bild einer Schlange hier rein unmög-
lich ist, da diese nicht, wie die folgenden
5) Phobos, Marmorakroterion aus Sparta
(nach Arch. Ztg. 1881 Taf. 17).
Verse doch deutlich sagen, in Vorderansicht
und mit so groisem Kopfe dargestellt sein
konnte, dafs alle die angegebenen Züge noch
erkennbar hätten angebracht sein können:
Phobos „blickt mit feuersprühenden Augen
6) Phobos, gegossenes Bronzerelief aus Neandria,
aus Bd. 1 Sp. 1717).
%H7tcdivu , entgegengesetzt, d. h. die Augen-
sterne standen nicht in der Mitte der Augen,
sondern in den äufseren Winkeln, wodurch
das Schreckliche des Blickes vermehrt wird;
„sein Mund war mit weifsen, ringsumlaufenden
schrecklichen Zähnen gefüllt", v. 146 f. und
über der Stirne (jj.ixwTtov) schwebte, wohl in
kleiner Gestalt, die schreckliche Eris. Nach
v. 147 folgt ein das ganze Bild störender
Zusatz über Eris, dann v. 154 — 159, wie
Ilias 5, 739 — 741, eine Schar allegorischer Fi-
guren, ■jTQotcö£,ig, Ticdlco^ig, ouccdog, noch ein-
mal cpoßog. ocvdQoyiTccciri, dann noch ein-
mal "Egig, ferner Kvdoi^og und Kt'iq. Die
ganze Partie v. 150 — 159 zerstört völlig
das angefangene anschauliche Bild, und
es ist auch, namentlich wegen der Wieder-
holung der Eris in v. 156, im einzelnen
viel daran herumgebessert und gestrichen
worden, ohne Erfolg: nur die Streichung
aller 10 Verse kann das Bild retten: dann
schliefst sich an v. 149: Sslvtj "Egig . . .
6%ktliri, 7] Qd vöov xs %cu £■* cpgevccg ei'lsxo
cpmxüv ganz vortrefflich v. 160: Ssivbv ösq-
y.o\Lbvr\ Hctva%ii6L xe ßsßQv%vla. Wem das
Brüllen der Eris zu dem Bilde nicht zu
passen scheint, der mag auch diesen Vers
noch streichen; es hat aber so wenig Be-
fremdliches an sich, wie das Zischen der ab-
gebildeten Schlangen v. 164. Dagegen ge-
winnen durch die Entfernung der unge-
schickten Interpolation 150 — 159 die fol-
genden Verse 161 — 167 eine ganz neue Be-
leuchtung. Wo sollte man bisher die zwölf
Schlangenköpfe mit zischend geöffneten
Rachen und schwarzen Barten ansetzen?
Jetzt reihen sie sich unmittelbar an die
Schilderung der Phobosmaske an; nachdem
Augen und Mund und die Gegend über der Stirne,
wo Eris „schwebte", geschildert sind, geben
die zwölf Schlangen die natürliche Umrahmung
des furchtbaren Kopfes, Studniczka a. a. 0.
Brunn, Gr. Kunstgesch. 1, 86 f. Beide weisen
auf den schönen etruskischen Kronleuchter von
Cortona hin, abg. Mon. d. Inst. 3, 42. Studniczka
S. 68, dessen Mittelbild Brunn auch in der
40 That als Phobos bezeichnet, s. die Abb. 1.
Da hätten wir denn in der hesiodischen Be-
schreibung des Phobos echt und gerecht die
Fratze des sog. Gorgoneion, wie es uns in
den ältesten von ihm überlieferten Bildwerken
vor Augen tritt. Nun hat Furtwängler a. a. O.
Sp. 1705 gezeigt, dafs der mythische Begriff
der Gorgonen bei den Griechen längst aus-
gebildet war, bevor die Fratzenmaske auf sie
übertragen wurde. Er vermutet, dafs diese, in
oo ihren Hauptzügen fertig, den Griechen von
einem Stamme oder Volke überliefert wurde,
bei dem die schreckende Maske für irgend
einen Dämon ihre feste Ausbildung erhalten
hatte, wahrscheinlich aus Nordsyrien. Was
lag näher, als diese Maske mit dem Namen
des Gottes zu bezeichnen, dem in den Homeri-
schen Gedichten dieselbe Wirkung, Schrecken
zu verbreiten, zugeschrieben wird, mit dem
Namen des Phobos? Das ist der a^ioQtforaxog
eo xr\v öxpiv, nccvrcov iläpaxov xov ncclov [isxtxcov
&sog des unbekannten Komikers. Alle der-
artigen Schreckbilder, männliche wie weibliche,
ohne Unterschied als Gorgoneien zu bezeichnen,
ist doch erst eine sehr junge Gepflogenheit.
Und da die Bezeichnung des weiblichen archai-
schen Typus der Schreckensmaske als Gorgo-
neion (was, nebenbei bemerkt, gar kein antikes
Wort ist; oder als Fopj'fi'73 xegpo^ij auch erst,
2393
Phobos
Phobos
2394
nachdem der Mythos von der Enthauptung
der Medusa durch Perseus ganz geläufig ge-
läufig geworden war, aufgekommen sein kann,
in
20
7) Phobos als Schildzeichen der Athena auf einer
Vasenscherbe des Amasia (nach Areh. Ztg. 1884 Taf. 15).
30
so ist für die ältesten Formen der aufser Ver-
bindung mit dem Mythos vorkommenden
Schreckensmaske, die mit Vorliebe als Apo-
tropaion an Stirnziegeln, an Waffen (besonders
in
50
60
8) Pan als Phobos von einem Kohlenbecken aus
Naukratis (nach Areh. Jahrb. 1890 S. 130).
Schilden und Beinschienen) auf altertüm-
lichen Vasen, auch auf Münzen angebracht war (s.
Furticänglerim. Myth. Lex. Bd. 1, Sp 1713 — 1618),
ersetzen, wenn auch schon der Dichter des
11. Buches der Odyssee 11, 634 von der rogytir]
■a£(pc(Xrj Ssivolo TXhXöiQov spricht. Nach dieser
Beobachtung sind mindestens die entschieden
männlich, mit Bart und gar mit Hörnern
gebildeten Gorgomasken von dieser Benennung
auszunehmen und als Phobosköpfe zu be-
zeichnen, so dafs wir an Stelle der schon längst
beobachteten Doppelnatur der sog. Gorgoneien
die bestimmte Unterscheidung zu setzen haben :
die männliche Maske ist der Kopf des
Phobos, die weibliche die T o q y s i ri y. s cp a X rj.
Hiernach sind als Phobos zu bezeichnen, um
nur einige aus der grofsen Menge hervorzuheben :
1) Silbermünze von Korinth, mit Spuren desBartes,
hochsitzenden Thierohren und Schlangen, Müller-
Wieseler, D. a. K. 2, 901 ; 2) Cäretaner Hydria
im Louvre Ann. 1864 tav. a" agg. 0. P. , Pho-
boskopf, das ganze Schildrund füllend (Abb. 2) ;
3) kyrenäisches Schalenbild, Areh. Zeitung 1881,
Taf. XII, 2 = Abb. 3, ebenso ; 4) Schildzeichen
des Hektor oder Polites auf der Francoisvase,
Wiener Vorlegebl. 1888, Tafel II = Abb. 4,
ebenso ; 5) Phobosmaske zwischen zwei Sphinxen
auf einem ar-
chaischen kyre-
näischen Ge-
fäfs, Areh. Ztg.
1881 T. 11, ab-
geb. im Myth.
Lex. Bd. 1, Sp.
1714 als ,,Gor-
goneion", ent-
schieden männ-
lich, mit Bart,
die langen
Haare kommen
in jener Zeit
auch Männern
zu ; 6) Innenbild
einer Augen-
schale, Tisch-
hein, Coli., bei
üeinach, reper-
toire des Vases peints 2, 322; 7) Marmor-
akroterion aus Sparta, Areh. Zeitung 1881 T. 17
= Myth. Lex. Bd. 1 Sp. 1716, mit Hörnern,
entschieden männlich, = Abb. 5; 8) gegossenes
Bronzerelief aus Neandria, mit aufgebäumten
Schlangen über der Stirn, gefletschten Zähnen
und Bart von wildem Ausdruck, sehr alter-
tümlich, ibid. 1717, = Abb. 6; 9) auf einer
Vasenscherbe des Amasis, Areh. Zeitung 1884
T. 15 = Abb. 7, trägt Athena den mit der
bärtigen, von sechs Schlangen umgebenen
Schreckmaske geschmückten Schild, also auch
noch nicht das Gorgo-, sondern das Phobos-
haupt; die spätere ausschliefsliche Beziehung
des weiblichen Gorgohaupts zu Athena ist hier
noch nicht vollzogen, und die Phobosmaske
hat sieh lange neben dem Gorgokopfe be-
hauptet. Wo die Fratze auf der Aigis der
Athena erscheint, ist es natürlich die Gorgo,
und auch auf ihrem Schild ist diese seit der
Blütezeit das Herrschende, aber in der archai-
schen Kunst trägt ihr Schild alle möglichen
Zeichen, die bärtige Fratze auf derselben mufs
9) Pan als Phobos von einem Kohlen-
becken aus Naukratis (nach Areh.
Jahrb. 1890 S. 130).
die Bezeichnung Gorgoneion durch Phobos zu also nicht notwendig die Gorgo, sondern kann
2395 Phoibe Phoibe 2396
ebenso gut der Phobos sein, ja dies ist sogar das <&oißalu Xi^vr\ Paus. 2, 30, 7 wird bei Hitzig
Wahrscheinlichere, vgl. auch die Masken bei und Blümner angezweifelt und dafür mit Rück-
Studniczka, Serta Hart. S. 63, Fig. 5 u. 6. 2—9 sieht auf 2, 32, 10 WiyuLci li\Lvr\ gesetzt,
sind durchweg Apotropäen. — Sicher Phobos Den vorhandenen Zeugnissen nach ist der
und nicht Gorgoneion ist der Kopf auf dem Name Phoibe in folgenden Fällen verwendet
Schild des Ares zu benennen auf einem sehr worden:
altertümlichen schwarzfig. Vasenbild, das die 1) Als Schwester des Phoibos Apollon gilt
Geburt der Athena darstellt; abg. Gerhard, Phoebe bei den römischen Dichtern vom l.Jahrh.
Auserlesene Vasenb. 1, 1; Baumeister, Denkm. v. Chr. an (die einzelnen Stellen s. bei Carter,
1, 218. — 11) Phobos und Deimos in ganzer 10 Epitheta deorum, Suppl. z. d. Lexikon unter
Figur, im Knielaufschema, mit Barten, auf- Diana). Phoebe ist hier eine geläufige Be-
gerichteten Schlangen um die Stirne, geflügelt Zeichnung der Mondgöttin. Obwohl anzunehmen
und mit Schlangengürtel an der Francoisvase, ist, dafs der Gebrauch der römischen Dichter
Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. IV. Dafs hier auf griechische Überlieferung zurückgeht,
nicht die Gorgonen gemeint sind, beweist die können doch nur wenige griechische Belege
Abwesenheit des Perseus und die Bärtigkeit angeführt werden. Porphyr, bei Euseb. praep.
der Gestalten. ev. 6, 1. 2 (= Wolff, orac. v. 236) $oißr) yaQ
Dem Phoboskopf ähnlich gebildet und gleich ivaxonog iJQoatv ccyvrjv Kvtcqiv, iittiyo\i.ivr\v
ihm als Apotropaion verwendet, z. B. an griechi- Q-fßvv yovov, a> (pils, asio, wozu erklärend
sehen Kohlenbecken, erscheint der Kopf des 20 hinzugefügt wird: idov %ai anb rov 67toQi^ov,
Pan in einer Gestaltung, die schon Newton öxi HtXrjvn i%\ kcpQodirnv iepigsto, ilnsv ort
veranlafste, an Phobos zu denken, s. d. Abb. 8 &i]Xv ytvvrj&rjGsrai. Vgl. Boscher, Über Selene
und 9, vgl. Conze, Jahrb. d. areh. Inst. 1890 und Verwandtes S. 17. Ferner Oppian. cyn.
S. 118 ff., bes. S. 137. Und als Erreger des 2, 1; Anthol. Pal. 5, 255, 10 u. 9,765, 2 (Paulus
panischen Schreckens nimmt Pan im griechi- Silentiarius); auf Hekate = Artemis bezüglich
sehen Volksglauben mindestens seit dem fünften Euseb. 4, 23, 7 (= Wolff, orac. v. 169).
Jahrhundert eigentlich die Stelle des alten 2) Phoibe ist eine Titanin, Tochter des
Schreckensenders Phobos ein. So bei Mara- Uranos und der Gaia, Hesiod. theog. 136 (hier
thon, Salamis und Delphi, vgl. Boscher, Archiv mit dem Beinamen xQvaoortcpccvog), Apollod.
f. Religionmiss. 1, 68 f. u. ob. Sp. 1389 f. Robert, 30 1, 1, 3, itcäg X&ovog Aeschyl. Eum. 6, Tatriig
Marathonschlacht 35 ff. Iheokr. syr. 9. Aesch. genannt von Antintachos frgm. 83 Kinkel bei
Pers. 449.453. Paus. 10,23, 7, während Phobos Hesych. s. v., nach der Hypothesis zu Pindars
als solcher verschwindet; doch ist es noch ein Pythia (Boeckh Bd. 2 S. 297) Tochter des Kronos;
später Nachklang dieser Vorstellung von Pan, Gemahlin des Koios und von ihm Mutter der
wenn bei Nonnos 14, 81 ein Pan den Namen Leto und Asteria, Hesiod. th. 404 ff., Apollod.
Phobos führt. 1, 2, 2; Hygin S. 11, 12 Schmidt (überliefert ex
2) Name eines Rosses des Ares bei Anti- Polo et Phoebe für Coeo . . .), also Grofsmutter
machos fr. 45 Stoll, = 46 Kinkel, = Schol. Venet. des Apollon. Leto als Tochter des Koios und
A zu Hom. U. 4, 439, der aus Mifsverständnis der Phoibe erwähnt auch Diod. 5, (i7 u. Hypoth.
von Hom. B. 15, 119 Deimos und Phobos als 40 zu Find. Pyth. Nach Aesch. Eum. lff. hatte
die Rosse des Ares auffafste. Weiter ging die Titanin Phoibe als Nachfolgerin der Gaia
Quintus Smyru. 8, 241, der vier Rosse des und der Themis und Vorgängerin des Apollon
Ares nennt, Aithon, Phlogios (s. d.), Konabos das delphische Orakel inne, welches sie dem
und Phobos, erzeugt von Boreas mit Erinys. Apollon als Geburtstagsgabe (yavs&Xlccv döaiv)
Über die vielfachen Personifikationen der übergab. Am grofsen Altar zu Pergamon war
Furcht und des Schreckens, die zumal bei den unter den Kämpfern gegen die Giganten wahr-
römischen Dichtern vielfach reine Allegorien scheinlich auch Phoibe dargestellt (Kgl. Museen
sind, s. Pallor und Pavor. [Weizsäcker.] zu Berlin, Beschreibung der Sktdpturen aus
3) Phobos, Kodride in Phokaia, der zuerst Pergamon, 1) Gigantomachie S. 22 mit Abbil-
den leukadischen Sprung ausgeführt haben 50 düng, hier wiederholt). Sie ist jedenfalls in
soll , führt mit seinem Bruder Blepsos pho- der auf Uranos und Themis folgenden Frauen-
käische Kolonisten nach Lampsakos. Das gestalt zu erkennen, die mit einer brennenden
Nähere s. Bd. 2 s. v. Lampsake. Charon v. Fackel in der R. gegen einen Giganten an-
Lampsakos bei Plut. de mul. virt. 18. Polyaen. stürmt. Von der Inschrift ist nur das 0 er-
8, 37 (wo fälschlich <I>oS,og steht]. E. Meyer, halten. Rechts von Ph. kämpft Asteria und
Gesch. d. Altert. 2, 288 S. 447. Über den my- weiterhin auch Leto. Phoibe trägt einen fal-
thischen Ursprung der Brüder s. A. Dieterich, tigen untergürteten Chiton und einen Mantel,
Abraxas 91 u. Anm. 6. [Höfer.] der, zum Teil zusammengerollt, wie ein Schurz
Phoibe (<&oißrj), das weibliche Seitenstück um den Leib geschlungen und über die linke
zu Phoibos (s. diesen), ursiminglich Bezeich- 60 Schulter gezogen ist; der Chiton ist eigen-
nung eines göttlichen Wesens von gleicher tümlich geknittert, als sollte damit glänzende
Art, in alter Zeit ebenso wie <&o7ßog 'A-nöllow Seide angedeutet werden, dem Namen Phoibe
Inhaberin des delphischen Orakels, Aeschyl. entsprechend (a. a. O. S. 21), das Haar fällt in
Eum. lff. Auch das ^oißcclov bei Therapne langen Locken über den Nacken herab.
[Herod. 6, 61; Pausan. 3, 14, 9 und 3, 20, 2 Nach Fwrtwängler, Samml. Saböuroff, Vasen,
(vgl. die Ausgabe von Hitzig und Blümner Einl. S. 14 f. stellt der Lambergsche Krater
z. d. St.); Liv. 34, 38] kann als Heiligtum einer (Laborde, Collection de vases grecs de M. le
Phoibe schlechthin betrachtet werden. Die Comte de Bamberg 1 pl. 27; Benndorf, Griech.
2397
Phoibe
Phoinike
2.398
u. sicil. Vasenb. S. 78, ebenfalls mit Abbildung)
aus dem 4. Jahrb.., attischer Herkunft, die
Stiftung des delphischen Orakels dar. Wäh-
rend Apollon eingesetzt wird, verlassen seine
Vorgängerinnen Gaia, Themis, Phoibe (diese
in der Mitte auf einem Schwane sitzend) die
Stätte. Diese Deutung ist schon deswegen
sehr bedenklich, weil nach der ,, Sage die drei
Göttinnen einander abgelöst haben, also nicht
progr. S. 23). Vgl. auch Klein, Euphronios-
65 nr. 8 u. Corp. inscr. Graec. 7460. [Türk.]
Pkoibetria (C. I. Gr. 4987) wohl = Isis (s. d.).
Phoibos (<&oZßog), ursprünglich selbständige
Bezeichnung einer Gottheit, an der die Eigen-
schaft des Lichten, Reinen hervorgehoben wurde,
seit alter Zeit als Beiname mit knöllcov ver-
bunden oder für ihn eingesetzt. Die Beispiele
aus der ganzen griechischen Litteratur siehe
gemeinsam dem Apollon gewichen sind; zu- 10 bei Bruchmann, Epitheta unter knollav. Im
dem befinden sich auf dem Bilde nicht alle
in der entsprechenden Haltung, die linke scheint
vielmehr zu sitzen. Es sind doch wohl eher
noch die Göttinnen des Parisurteils zu er-
kennen und Phoibe ist hier nicht zu suchen.
3) Phoibe, Tochter des Leukippos, Schwester
der Hilaeira Äpollod. 3, 10, 3, 5. Als Vater
wird Apollon genannt in den Kyprien, Paus.
3, 16, 1. Ph. ist Gemahlin des Polydeukes
Lateinischen wird Phoebus gewöhnlich ohne
Apollo (Ausnahmen wie Verg. Aen. 3, 251
sind vereinzelt) und oft für den Sonnengott
und die Sonne gebraucht. Siehe Carter, Epitlieta
deorum unter Apollo. Zu der Bedeutung von
cpoißog vgl. i]Xlov cpoißv cployi Aesch. Prom.
22 ; cpoißog = frein' (äyvög, y.a&cxQÖg) Plut. de
E ap. Delph. 303 C; Macr. 1, 17; Cornutus
66, 8; PhotiltS: cpoißog xa&cxQÖg, ccyvog ' i) [LcivTig
Apolloil. 3, 11, 2, dem sie den Mnesileos ge- 20 xcci cc^iavrog. Siehe auch Preller- Robert, Griech.
Mythol. 1 S. 231 Anm. 2; Usener, Götternamen
S. 332 f. [Türk.]
Phoidos ($oldog) s. Phokos nr. 3. Nach
biert. Paus. 2, 22, 6 und 3, 18, 7 nennt ihn
Mvaoivovg. Tzetz. zu Lycophron 511 führt
beide Namensformen an: Mvnßiltcog r) Mvrjßi-
voog. Bei Prop.
1, 2, 15 ist Kastor
der Gemahl der
Phoibe, Hilaeira
gehört dem Poly-
deukes. Im übri-
gen vgl. den Arti-
kel Leukippiden
und über das Ge-
mälde des Ale-
xandros von
Athen in Herku-
lanum (Heibig,
Wandgem. 170 b)
aufserdem unter
Leto Bd. 2 Sp.
1978 f. undNiobe
Bd. 3 Sp. 399 ff.
4) Eine der He-
liaden, derSchwe-
stern des Phae-
thon nach Hesiod,
welcher nach Schol. Strozz. in Germanicum
S. 174, 6 ff. (Breysig) und Hygin. f. 154 sieben
Namen nennt: Merope Helie Aegle Lampetie
Phoebe Aetherie Dioxippe. Bei Heraclitus de
Phoibe
Asien .1
Phoibe u. Asteria mit Giganten kämpfend, Eelief am groi'sen Altar zu Pergamon,
jetzt in Berlin (nach Beschreibung der Skulpturen aus Pergamon 1 S. 22).
Unger, Theb. Paradoxa 149 ist statt QoiSog zu
lesen (Pücxog. [Höfer.]
Phoinike (^oivi%r\), 1) Zu Lykophr. 658:
<J>oivUrj ftsä bemerkt das Schol. : (Poivinr] i]
incredib. 36 (Westermann, Mythogr. Gr. S. 319, 50 k&rjvu iv KoqIv&co und auch der Anonym
28) erscheinen drei: (frolßi], jlciiursxw, Ai'yXr},
ebenso bei Hygin. f. 156 als Töchter des Sol
und der Clymene Lampetie Aegle Phoebe.
Vgl. Heliades und Phaethon.
5) Hamadryade, Gemahlin des Danaos,
Apollod. 2, 1, 5, 4.
6) Tochter des Tyndareos und der Leda
neben Klytaimestra und Helena, Eurip. Iph.
Aul. 5 0. Ocid. her. 8, 77.
Laur. in Anecd. var. ed. Schoell - Studemund
1, 269, 33 bezeichnet (froivUn als Epitheton der
Athene. Mit dem Kulte der Athene Ph. steht
ohne Zweifel der von Ephoros bei Steph. Byz.
s. v. <&oiviY.alov erwähnte Berg Phoinikaion in
Zusammenhang, wo sich höchst wahrscheinlich
der Tempel oder der Altar der Göttin befand,
E. Maafs, Griechen u. Semiten auf d. Isthmus
v. Korinth 5 (und dazu C. Fries, Wochenschr.
7) Schwester des Meleagros, Westermann, 60 f. Mass. Phil. 20 [1903], 282). _ Der Name
Mythogr. Gr. S. 345, 13.
8) Eine der von Herakles getöteten Ama-
zonen, Diod, 4, 16, 3.
9) Name einer Mainade auf einer chalki-
dischen Vase der Sammlung Durand (de Witte,
DescriptioH nr. 145), von der sich im Berliner
Museum eine Zeichnung befindet (Furtiväitgler,
Satyr aus Pergamon, 40. Berl. "VVinckelmanns-
Phoinike sowie das andere Epitheton, das
Athene in Korinth führte, 'Ellcorig, -im, hat
zu dem L-rtum verführt, Niederlassung der
Phoiniker in Korinth und phoinikischen Ur-
sprung des Kultes der Athena (= Aphrodite-
Astarte) anzunehmen, Wilisch Bd. 1 Sp. 2031 f.
s. v. Hellotia (mit weiteren Litteraturangaben)
und neuerdings wieder in Beiträge z. Gesch.
o
2399 Phoinike Phoinissa 2400
d. alt. Korinth (Progr. Zittau 1901; S. ü. E. ed. Maafs p. 184. Serr. ad Verg. Aen. 1, 24G.
Curtius, Pelop. 2, 517. Arcli. Zeit. 37, 97. Den — 6) Personifikation des gleichnamigen Lan-
griechischen Ursprung der Göttin betonen des auf Münzen des Antoninus Pius, Eckhel,
BeJoch, Rh. Mus. 49 (1894), 128. Odelberg, Boctr. num. vet. 7, 5. Cohen 2, 328, 526.
Sacra Corinth., Sicyon., Phlias. 30. E. Maafs [Höfer.]
a. a. 0. Nach Üdelberg bezeichnet Ph. die Athene Phoinikopeza (<&oiviy.6ti££u), Beiname der
als Lichtgottheit (vgl. A. Bieterich, Nekyia 25: Demeter, Find. Ol. 6, 94 (159), vom SchoJ.
Thoinike, das rote Land, das Land des Sonnen- durch scharlachfüfsig \v.ov.y.iv6novg) oder rot-
aufgangs'). Maafs weist die Ansicht zurück, füfsig (tQv&QÖTTovg) erklärt oder auch, weil
dal's die Korinthier die ihnen aus Phoinikien 10 7tt£a sowohl das unterste als das äufserste jedes
zugeführte fremde Göttin mit ihrer Athene Gegenstandes bedeuten kann, = blondköpfig,
gleichgesetzt und sie als rPhoinizierin' bezeich- intidi] oi Xiy.^iibvxbg xä ayvga ^av%.o\ yivovxca
net hätten. Er nimmt an, dafs die Filiale %r[v -AtcpaXriv. Winckelmann, Gesch. d. Kunst
eines in Phoinikien bestehenden griechischen (1776) 1, 21 will die Bezeichnung rrotfüfsig'
Kulttempels der griechischen Athene nach von der Bemalung mit roter Farbe her ableiten
Korinth übertragen und dafs die Göttin hier Boeckh, Explic. ad Find. 163 vergleicht das
zum Unterschiede von der 'A%r\vä XaXivlxig Epitheton der Thetis aQyvQOTibga: wie dies auf
und 'EXXaxig die "Phoenizierin' genannt worden die Silberfarbe des Wassers hindeute , so sei
sei. Als Analogon führt Maafs die von Paus. Demeter cponnxoTttSa genannt worden nach der
2, 27, 6 aus spätrömischer Zeit erwähnte Stiftung 20 Farbe des reifenden Getreides, vgl. Verg. Georg.
eines Kultus des Asklepios und des Apollon, 1, 259 (rubicunda Ceres). Hom. II. 5, 500 (^txv&ij
iTtinlrfiiv Alyvnxioi in Epidauros an: auch hier z/tj^tt^) und die häufige Bezeichnung flava
sei ein in Ägypten bestehender griechischer (Ov. Met. 6, 118). Ahnlich erklärt das Epi-
Kultus übertragen worden, und ebensowenig theton Mannhardt, Mytli. Forschungen 236f. :
wie diese zwei Götter ihrem Ursprung nach wie Thetis ccQyvgone^a heifse, weil unter ihren
als ägyptisch bezeichnet werden könnten, dürfe Füfsen die Wellen des Meeres silbern auf-
man aus dem Namen <&oivi-x.y\ auf phoiniki- schäumen, so werde Demeter rrotfüfsig' ge-
sehen Ursprung der korinthischen Athene Ph. nannt, weil sie leise über das wallende Korn-
schliefsen. Auch der Name 'EXXonlg, den Athene feld wandelnd in die Spitzen der reifen Ähren
in Korinth führte, ist nach Maafs (vgl. Odel- 30 kaum merklich mit den Füfsen eintauchte,
berg a. a. O. Busolt, Griech. Gesch. I2, 267, 2. so dafs diese von rötlichem Schimmer um-
E. Meyer, Gesch. d. Altert. 2 S. 149) nicht flössen werden. Lukas, Quaest. lexic. 201
semitisch, wie Wilisch (s. d. Art. Hellotia) und bezieht das Epitheton auf die ImuQol (epot-
andere annehmen, sondern rein griechisch und tntiovg = glänzend) nodig, vgl. Hera XtvxwXbvog.
gehört zu den 'EXXoi, UtXXol — ' EXXwxig ge- Nun bedeutet aber 7tt£cc auch den Saum, die
bildet vom vorausgesetzten 'EXXcoxög (vgl. Boioi- Kante eines Gewandes (Apoll. Ehod. 4, 46 und
zig, -6g) gehört zu 'EXXog, wie Boionög zu Botög Schol. Pollux 7, 62), sodafs cpoiviKons £« die
- den Bewohnern von Dodona und Umgegend. Göttin mit Purpursaum bedeuten kann. Die
Der marathonische (Bd. 1 Sp. 2031, 26 tf.) Kult Purpurfarbe aber war, wie 0. Gruppe, Be Cadmi
der Athene Hellotis ist jetzt auch inschriftlich 40 fabula 12 und Bursians Jahresber. 85 (1895),
bezeugt durch eine Kalenderinschrift aus der 277 f. durch zahlreiche Beispiele nachgewiesen
Epakria mit Opferbestimmungen für jL%-r\vulu hat, den unterirdischen Göttern heilig, sodafs
' Ellcaxlg und der Erwähnung eines 'EV.totiov, wir in Phoinikopeza vielleicht einen auf die
Bichardson, Am. Journ. arch. 10 (1895), 210f. Demeter als Unterweltsgöttin bezüglichen Bei-
Papers of am. school at Athens 6 (1897), 376 f. namen erblicken dürfen. [Höfer.]
de Prott, Leg. sacr. Graec. 26 S. 48 f. (vgl. Phoiiiikosteroyas (ß>oivixo6t£Q6nag), röt-
S. 53). — 2) Phoinike, von Poseidon Mutter der liehe Blitze schleudernd, Beiname des Zeus,
Torone (Welcker, Aesch. Trilog. 10,11.612,22), Find. Ol 9, 6. Mannliardt, Mythol Forsch.
Steph. Byz. s. v. ToQmvrj. O. Gruppe, Be Cadmi 236, 1. [Höfer.]
fab. 17. Sonst ist Torone Gattin (Tzetz. Lyk. 50 Phoinissa (ß>oiviocu), 1) die phoinikische
116) bez. Tochter (Steph. Byz. a. a. O. Eust. Göttermutter AatQovor} (— Astarte) heifst &tä
ad Bionys. Per. 327) des Proteus. — 3) Tochter (Polviaocc bei Bamascius , vita Isid. 302. —
des attischen Königs Aktaion (s. d. nr. 3), 2) Bei Rufin. Recognit. 10, 21 [Iuppiter vitiat]
Schwester der Aglauros, Herse und Pandrosos, PJioenissam AJphionis, ex qua nascitur Endy-
die als Jungfrau starb und der zu Ehren Ak- mion ist gemäfs der von Rufmus bei der Auf-
taion die von ihm erfundenen Buchstaben Zählung der von Zeus geliebten Frauen be-
<Poivi->trjia yQdfi^txrcc nannte, Skamon bei Phot. obachteten alphabetischen Reihenfolge statt
Sind.; vgl. Hesych. s. v. <Pon>. ypafifi. Andron Phoenissam zu lesen Iphianassaui, Bücheier,
u. Menekrates von Olynth bei Bekker, Anecd. Jahrb. f. khiss. Phil. 105 (1872), 574. Als Vater
782 f. Sonst (Sophokles bei Hesych. fpoivi-doig 60 des Endymion wird Zeus auch genannt bei
yga^aGL. Eust. ad Hom. Od. 1757, 58. Plut. Apollod. 1, 7, 5. Iphianassa ist im Zusammen-
Quaest. Conv. 9, 3, 2) sollen diese so genannt hang mit Endymion sonst nur als dessen Gattin
sein, weil sie Kadmos aus Phoinikien gebracht nachweisbar, Apollod. 1, 7, 6. Für Alphionis
habe; vgl. auch Beloch , Rh. Mus. 49 (1894), wird, da die Endymionsage hauptsächlich in
130. - - 4) Mutter der Europa, Schol. Bionys. Elis lokalisiert war, Alphei zu lesen sein. —
Per. 270, wenn nicht statt zfjg <£>oivUng zu 3) Phoenissa = Dido, Sil. Ital. 8, 184. Verg.
zu lesen ist xfjg (SoLvinog. — 5) Anderer Name Aen. 1, 670. 6, 450. — 4) = Europa, Bakcliylid.
der Kynosura (s. d.), Commentar. in Arat. rcl. 16, 54. [Höfer.]
2401 Phoinix Phoinix 2402
Phoinix (fPolvi^), 1) ein beim Eide ange- Apollon. Bhod. 3, 118G angenommenen Lücke,
rufener Gott oder Heros in Dreros auf Kreta, wie Crusius vorschlägt (Artikel 'Kadmos' Bd. 2,
genannt in einer dort gefundenen Inschrift, S. 843), als Sohn des Agenor zwischen diesen
Rhein. Mus. 10 (1856), S. 393 ff., Sitzb. d. Wiener und Kadmos einzuschieben, scheint an und für
Ale. 30 (1859), S. 431 ff. , Philöl. 9, S. 694 ff., sich der Natur jenes boiotischen Ahnherren
Bursian, Geographie v. Griechenland 2, 572, 2, nicht angemessen zu sein und wird um so
Gauer, delectus inscript. Graec, 2. Aufl., nr. 121. schwieriger, wenn noch Phoinix als Nachkomme
Der daneben stehende Name 'A^ixpiwvu ist wohl desselben Ogygos hinzukommt. Es wird ein-
der seiner Gemahlin. Phoinix, der „rote", facher sein, hier eine selbständige Abstam-
konnte eine Bezeichnung des Sonnengottes sein, 10 mungssage anzuerkennen, welche den beson-
mit Rücksicht auf Morgen- und Abendrot. Vgl. deren Zusammenhang des Phoinix (und des
W. H. Röscher, Über Selene und Verwandtes, Kadmos) mit Boiotien hervorhebt. Da Karme,
S. 131, und Beloch, Rhein. Mus. f. Philol, N. F. die Tochter des fOgygiers' Phoinix Ciris 220,
49 (1894;, S. 127. Dadurch, dafs dieser Phoinix eine kretische Gestalt ist, so liegt hier eine
mit dem Ländernamen Phoinike (rOstland', Mischung kretischer und boiotischer Voi-stel-
zunächst = Karien, Korinna, fr. 27 bei Athen. lungen vor, welche sehr wohl auf kretischem
4, 127 F, dann von der syrischen Küste ge- Boden stattgefunden haben kann (vgl. die
braucht) in Beziehung gesetzt wurde, entstand Europasage). S. H. D. Müller, Mythologie der
die Meinung von seiner phoinikischen Herkunft, griech. Stämme 1, S. 236.
vgl. unter 2). Eine Erinnerung an die Ver- -20 Als Geschwister des Phoinix nennt Phere-
ehrung des Ph. auf Kreta hat sich auch darin kydes die Isaie, Gemahlin des Aigyptos, und
erhalten, dafs der Eponymos von Itanos als die Melia, Gemahlin des Danaos, beides Töchter
sein Sohn galt, Steph. Byz. s. v. Ähnlich ver- des Agenor und der Damno, welche auch des
hält es sich in Kythera und Thasos, denn auch Phoinix Mutter ist, aufserdem Kadmos von
Kytheros (Steph. Byz.) und Thasos {Herodot. 6, Argiope, der anderen Frau des Agenor. Euri-
47) heifsen Söhne des Phoinix. Bei Karnos pides im (I>q1,£os stellt als Brüder neben Ph.:
dagegen, ebenfalls einem Sohne desselben, Kadmos, Kilix und Thasos, Apollodor Kadmos
handelt es sich um die phoinikische Stadt Karne, und Kilix, dazu die Schwester Europa (Eltern
Istros bei Steph. Byz. s. Kccqvv. In der griechi- Agenor und Telephassa), Ioann. Antiochen. als
sehen Sage lebte Phoinix in der unter 2) und 30 Geschwister: Kadmos, Syros, Kilix, Europa
3) behandelten Gestalt fort. (Eltern Agenor und Tyro), Schol. Eurip. Phoen.
2) Sohn des Agenor bei Pherekydes 40 (Schol. 5: Kadmos, Kilix (Eltern Agenor und Argiope),
Apollon. Rhod. 3, 1186); Euripides fr. 819 p. 627 Schol. Eurip. Phoen. 217: Kadmos, Thasos,
Nauck'2 (im 'pQi&g, Schol. Aristoph. Ran. 1125); Kepheus, Kilix, Phineus, Europa, Eustath. zu
0 Antonin. Liber. 40; Apollod. bibl. 3, 1, 1, 2; Dionys. Perieg. 899. 911: Syros, Kilix, Europa
' Hygin. 178; Servius zu Verg. Aen. 3, 88; Ioann. (Eltern Agenor und Tyro). Dagegen macht,
Antiochen. fr. 6, 15 (FHG 4, p. 544); Schol. Eur. wie schon erwähnt, Schol. Eurip Phoen. 291
Phoen. 5 und 217; Photius (und Suidas) s. den Agenor zum Bruder des Phoinix (Vater:
'PoiviKi'ß'a yQÜ^i^ara; Eustath. zu Dionys. Perieg. Belos). Dazu fügt Euripides bei Schol. Aeschyl.
899. 905. Als Mutter nennt Pherekydes die 40 Suppl. 317 noch: Phineus, Aigyptos und Danaos;
Damno, Tochter des Belos, Apollodoros die Tele- ebenso Nonnos 3, 296 ff.
phassa, loannes Antiochenus und Eustathius Die Gemahlin des Phoinix ist Kassiepeia.
zu Dionys. Perieg. 899 die Tyro, Schol. Eurip. So Hesiodos, Asklepiudes, Antimachos, Phere-
P/ioen. 5 die Argiope. Nach Schol. Aeschyl. kydes bei Schol. Apollon. Rhod. 2, 178; Antonin.
Suppl. 317 nannte Euripides an einer anderen Biber. 40; Schol. Townl. II. 14, 321 und Eustath.
Stelle den Ph. unter den Söhnen des Belos z. d. St.; Clemens Roman. Recogu. 10, 22 (p. 54
(frg. 881 Nauck2). Dieselben fünf Söhne des Burs.) = Homil. 5, 13. Dagegen heilst sie bei
Belos hat Nonnos Dion. 3, 296 ff. Auch Schol. Schol. Eurip. Phoen. 5 Telephe, bei Mosch. Id.
Eurip. Phoen. 291 bezeichnet Ph. als Sohn des 2, 7 u. 42 Telephassa, bei Asios (Paus. 7, 4, 1)
Belos und Bruder des Agenor. Tzetzes zu Ly- 50 Perimede. Bei Konon 40 tritt Phoinix als von
cophr. 431 sagt: Aibg xcel Evoörnng Mlvcog %ccl Kepheus bevorzugter Freier der Andromeda
' PaSd^av&vg %ctl (froTvit;. auf, die er zum Scheine raubt, um das Ein-
Phoinix heifst ,,Ogygius" bei Verg. Cir. 220. Verständnis des Vaters zu verschleiern; er wird
Photius (und Suidas) s. v. 'Slyvytcc nanä (vgl. dann von Perseus angegriffen und durch den
Artikel ,, Kadmos" Bd. 2, Sp. 843) nennt Kadmos Anblick des Gorgonenhauptes versteinert. Sonst
einen Sohn des Ogygos. Vgl. Lycophr. AI. 1106 handelt es sich hier um Phineus; mit ihm ist
'ttyvyov anagrög Xsmg. Auch Phoinix wird also Phoinix verwechselt. Über Alphesiboia s. u.
als Sohn des Ogygos verstanden werden können Unter den Kindern des Phoinix wird Europa
und steht hier ebenso mit Kadmos auf einer am meisten genannt. Die Sage, welche den
Linie wie als Sohn des Agenor. Ogygos und 60 Ph. zum Vater der Europa macht, scheint älter
Agenor gelten beide für Söhne des Poseidon; zu sein, als diejenige, welche an seiner Stelle
vgl. für Ogygos Tzetz. zu Lycophr. 1206. Oder Agenor nennt. Europa als Tochter des Phoinix
Ogygos ist ein Sohn des Boiotos (Korinna bei wird an folgenden Stellen erwähnt: Hom. Ilias
Schol. Apollon. Rhod. 3, 1178), somit Poseidons 14, 321 nebst Schol. Townl. und Eustath.;
Enkel. Innerhalb der hier in Betracht kommen- Hesiod in Schol. II. 12, 292; Bacchylides (ed.
den Abstammungsreihe ergiebt sich also eine Blass) 16, 31; Asios bei Paus. 7, 4, 1; Anti-
gewisse Gleichwertigkeit des Ogygos mit Agenor. machos in der Thebais, bei Steph. Byz. s. v.
Den Ogygos zur Ausfüllung einer bei Schol. TtviLwcoog; Eurip. fr. 472 p. 505 Nauck2 (<Poin-
Roscher, Lexikon der gr. u. röin. Mythol, III. 76
2403 Phoinix Phoinix 2404
xoytvovg EvQwnng); Mosch. Id. 2, 7; Hellanikas I 448; Apolloä. 3, 13, 8, 3; Tzetz. Lyc. 421),
und Apollodoros in Schal. IL 2, 491; Apollod. welcher in Eleon in Boiotien herrschte (K 26(3,
bibl. 3, 1, 1, 2 (xivlg öh EvQÜj7ti]v ovv. Ayr\voQog vgl. B 500), und der Hippodameia (Schol. IL
ccXXu fPoi.vty.og Uyovai); Conon 32. 37; Palaeph. 9, 448; Anecd. Paris. 3, S. 238, 7 f. ; Eustath.
16; /S'cftoZ. .EW. Phoen. 5 (IldQcog, AcxvnctXccLr\, zur Ilias 762, 42 ff.) oder der Kleobule {Tzetz.
Evo(»7ietcc); Clem. Rom. Becogn. p. 54 5«rs. Lyc. 421) oder der Alkimede (Anthol. Palat.
(■= Homil. 5, 13). Astypaleia wird neben 3, 3 und >S'c#oZ. Townl. II. 9, 949). Er geniefst
Europa genannt bei Asios (Paus. 7, 4, 1), aufser- auf Bitten seiner Mutter die Liebe der -iiaXXaxig
dem bei Tzetz. Lyc. 488 und Schal. Eurip. seines Vaters, I 449 ff. Das Kebsweib heilst
Phoen. 5. Karme erscheint als Tochter des 10 Klytia Schol. I 448; Tzetz. Lyc. 421 nennt sie
Phoinix Antonin. Lib. 40 (Eltein $>oivi£, xov rKlytia oder Phthia'; Apollod. Phthia. Nach
'AyiqvoQog und KaGadnaia. ÄQctßiov), Verg. Cir. Euripides (s. Schol. II. 9, 453) war es nur ein
220, Giern. Rom. Becogn. 10, 21 (p. 52 Burs.j. falscher Verdacht; ähnlich Apollod. (xaxaipsv-
Kadmos: oi ph* Ayr\voqog Xiyovßi xov KccSpov, 6ccwivr\g tpfrogav <&&iug) und Anthol. Palat. 3,3.
ol dl $oivixog, Schol. Apollon. Rhod. 3, 1186. Vgl. Schol. Fiat. leg. 11 p. 931 B. Phoinix wird
Atymnos ist i-xivlnöiv ein Sohn des Ph., Schal. von seinem Vater verflucht: er soll kinderlos
Apollon. Rhod. 2, 178 (Hesiod, Asclep., Antim., bleiben. Den Fluch erfüllt der Herrscher der
Pherec). Bei Giern. Rom. Becogn. 10, 22 (p. 54 Unterwelt (Ztvg y.ccxa%d-6mog) und Persephone.
Burs.) = Homil. 5, 13 wird er von Zeus, der Weiter erzählt die Ilias : Ph. wollte im ersten
die Gestalt des Phoinix angenommen hat, ge- 20 Zorn den Vater erschlagen; bei ruhiger Über-
zeugt. Apollod. 3, 1, 2, 3 nennt den Atymnios legung unterliefs er es. Aber der Aufenthalt
nur einen Sohn des Zeus und der Kassiepeia. im Vaterhause ist ihm unerträglich geworden.
Als wirkliche Söhne des Phoinix werden Schol. Neun Tage lang läfst er sich von Verwandten
Apoll. Bh. 2, 178 mit Berufung auf die oben- und Freunden zurückhalten ; in der zehnten
genannten vier Gewährsmänner Phineus, Kilix Nacht erbricht er die Thür und übersteigt un-
und Doryklos angeführt. Kepheus wurde von bemerkt die Hofmauer, um sich Si ' EXXdSog
Eurip. nach Hygin. poet. astr. 2, 9 ein Sohn £vqv%6qoio (V. 478j nach Phthia zu Peleus zu
des Phoinix genannt (in der fAndromeda', begeben, der ihn freundlich aufnimmt und zum
Nauck- p. 392). Adonis ist Sohn des Phoinix Befehlshaber der Doloper macht (483 f.: xal (i
und der Alphesiboia, Apollod. 3, 14, 4, 1; dazu 30 arpvsibv t'-ihjxs, tioXvv Si ftot cÖ7tcc6£ Xccov vcclov
Probus in Verg. Buc. 10, 18 (p. 25, 16 K.) (= d' i6%uxir\v <L>&ir\g, doXonsooiv ävcc66cov). Auch
Hesiod. frg. 32 Bzach). vertraut er ihm die Erziehung seines Sohnes
Der Wohnort des Phoinix ist Sidon Schol. Achüleus an, welchem Phoinix von dessen
II. 2, 494; Hygin. 178 (vgl. Eurip. im (pQL^og: frühester Kindheit an väterliche Sorgfalt widmet,
SiSöaviov not' aaxv KdSuog inlntäv). König als wäre es sein eigenes Kind (I 485 — 495).
von Tyrus heifst Ph. bei Palaeph. 52 (vgl. Endlich begleitet er den Achüleus auf Wunsch
Scymn. 958, Vcd. Elacc. 4, 631 s.). Ph. ist des Vaters in den Krieg gegen Troja, um ihm
weitberühmt (IL 14, 321 : (froiiixog xr\Xi:y.ltixoto). mit seiner Erfahrung zur Seite zu stehen.
Mit anderen Kindern des Agenor geht Ph. auf Euripides erzählt, dafs Phoinix von seinem
die Suche nach Europa (Apollod. 3, 1, 1, 2) 40 Vater geblendet wurde (bei Arist. Ach. 421:
und kommt dabei nach Phoinikien, welches xu nola xQv%n; — ■ xu xov xvcpXov (Poivixog
nach ihm benannt wird. Eurip. <&Qi£,og: . . . avvtintxo Se avxco). Dsgl. Apollod. 3, 13, 8, 3:
'Potvil; #' o&bvnsQ xovvo^i 1) %moa <piou\ Schal. vnb xov Ttccxgbg ixvcpXoi&r) und Tzetz. zu Lyc.
Eur. Phoen. 5: cccp ob oi $>oivtY.£g. Hygin. 421, auch Schol. Plat. leg. 11 p. 931 B. Nach
178 erzählt: Agenor sandte seine Söhne aus, Anthol. Palat 3, 3 sucht die Mutter Alkimede
darunter den Phoinix; dieser kam nach Afrika den Amyntor vergeblich zurückzuhalten, als
und blieb dort, und von ihm haben die Punier er willens ist den Sohn des Augenlichtes zu
den Namen. (. . . Phoenix in Africam est pro- berauben. Peleus bringt den Ph. zu Cheiron,
fectus ibique remansit; inde Afri Poeni sunt durch dessen Kunst er seine Sehkraft wieder
appcllati) Bei Kanon 32 ist Phoinix selbst 50 erhält, Apollod., Tzetz. Lyc. 421. Vgl. Prop.
der Vater, der seine Söhne, darunter den Kad- 2, 1, 60. Peleus nimmt den Ph. auf Suz xtjv
mos, aussendet, um die Europa zu suchen. evyytveiav Schal. IL 9, 448. Bei Hygin. 257
Auf Kunstdarstellungen wird Phoinix nur (qui inter se amicitia iunctissimi fuerunt) wird
als Nebenperson beim Raube der Europa zu u. a. genannt: Peleus Aeacis filius cum Phoenice
erwarten sein. Z. B. auf dem Mosaik aus Amyntoris filio.
Palestrina, jetzt im Palazzo Barberini, abgeb. Als Anführer der Doloper wird Phoinix bei
bei Jahn, Entführung der Europa (Denkschr. Pindar erwähnt (Strabo 9, 431 C. = fr. 177
d. Wiener Ah. 1870, phil.-hist. KL 19) Taf. 2 Boeckh, 183 Schröder). Vgl. Steph. Byz.: An-
blickt ein bärtiger Mann, auf einen langen Stab ft^T] , TtoXig GtxxaXiag, VTtb ünXicog $oiviv.i
gestützt, der Entführten nach. Vgl. Bd. 1, 60 ScoQri&siocc, i]g xovg itoXixecg rO[ii)Qog JoXoitäg
Sp. 1413 mit Abb. Eine ähnliche Gestalt findet cpnaiv. Die Bezeichnung imtmidTa (frolvii, IL
sich auf einer Vase des Britischen Museums 9, 432 (ähnlich imt. IJr}Xtvg 438) deutet auf
(F 184, Catalague Bd. 4), abgeb. Elite ceramogr.l, die kriegerische Tüchtigkeit des Phoinix, die
pl. 27. Wenn es sich hier um Europas Vater für die Ilias freilich der Vergangenheit ange-
handelt, bleibt allerdings unentschieden — hört. Hier ist Ph. nur noch der greise Berater
und ist an sich belanglos — ob er Agenor oder des Achüleus, ausgenommen etwa 16, 196, wo
Phoinix zu benennen ist. er an die Spitze einer Myrmidonenabteilung
3) Sohn des Amyntor CAuvvxoQog 'ÖQUtviSuo gestellt wird. i7. 9, 168 ff. wird Ph. nebst Aias
2405 Phoinix Phoinix 2406
und Odysseus zu Achilleus gesandt, um ihn Achilleus, diesen beobachtend. Sonst: Dio-
mit Agamemnon zu versöhnen, bemüht sich medes, Agyrtes (der Bläser), Odysseus u. s. w.
aber ebenso vergeblich wie Odysseus, 432—605 3) Sarkophag in Rom, im Museo Capitolino,
(vgl. Apollod. epit. 4, 3). Als Achilleus um Robert Bd. 2, Tai'. 14, 25. Ähnliche Darstel-
Patroklos trauert, bleibt Ph. nebst Agamemnon, lung. Rechts sitzt Agamemnon. Über seinem
Menelaos, Odysseus, Nestor und ldomeneus bei erhobenen Arm kommt der bärtige, behelmte
ihm, um ihn zu trösten, IL 19, 311. Beim Kopf eines Kriegers zum Vorschein, in welchem
Wagenrennen zur Leichenfeier des Patroklos entweder Nestor oder wahrscheinlicher Phoinix
stellt Achilleus den Ph. an das Ziel (ccvtl&tov zu erkennen ist. Abgeb. auch bei Overbeck,
(PoLvlxcc, onäovcc TtatQog tolo), II. 23, 360. Nach io Gatt. her. Bildw., Taf. 20, 11 u. Wiener Vlbl.
Sophokles, Philokt. 343 ff. "wird Neoptolemos von B 7. Phoinix, als Kriegsmann aufgefafst, ist
Odysseus und Phoinix geholt, um zum Falle für diesen Zusammenhang geeigneter als der
Trojas mitzuwirken; damit stimmt Apollod. Erzieher des Achilleus; als solcher hat Ph.
epit. 5, 11 überein. Bei Philostr. jun. imag. 1 auf Skyros nichts zu suchen,
fährt Phoinix allein nach Skyros. Auch bei # 4) In dem Vasenbilde bei Noel des Vergers,
der Entdeckung des Achilleus unter den Töch- Etruriepl. 38, auch bei Brunn, Vorlegebl. nr. 12,
tern des Lykomedes (wovon die Ilias nichts welches den Abschied des Achilleus aus seiner
weifs) soll er beteiligt gewesen sein, Schol. B. Heimat darstellt, steht hinter Achilleus ein
19, 326. Bei Quintus Smyrnaeus tritt Ph. bärtiger Mann im Chiton, mit Helm, Schild
mehrere Male auf, den Achilleus beklagend 20 und Lanze bewaffnet, und ein kahlköpfiger
3, 460 ff. und 9, 64, bei den Wettkämpfen zu Greis. Letzteren nennt Luckenbach, Jahrb. f.
Ehren des Achilleus zur Teilnahme ermunternd Philol., Suppl. 11, S. 555 Peleus; bei dem
4, 293 ff., den Neoptolemos freudig begrüfsend anderen könnte an Phoinix gedacht werden,
7, 630 ff. Der Tod des Phoinix wird Apollod. mit gröfserem Rechte aber au Patroklos.
epit. 6, 12 erwähnt; Neoptolemos begräbt ihn, 5) Phoinix ist (wahrscheinlich) mit Briseis
als er sich auf dem Wege zu den Molossern zusammengestellt, im Zelte des Achilleus, auf
befindet (Nnonzoli^og . . . naQcc rrjv 6dbv &no- dem Innenbilde der Iliupersisvase des Brygos
Q-uvovva <f>oivi%a ftomtsi). Vgl. die Nößtoi bei {Heydeinann, Iliupersis Taf. 1; Wiener Vlbl.
Kinkel, fragm. ep. gr. S. 53. 8, 4; vgl. Bobert, Bild u. Lied S. 102).
Im Drama ist das Schicksal des Phoinix 30 6) Trinkschale des Brit. Museums (831),
behandelt worden von Ion (bei Nauck, FTG.- Gerhard, Trinkschalen und Gefäfse, Taf. E. F;
5, 739 — 741), dem jüngeren Astydamas (Nauck Overbeck 16, 3. Briseis wird von zwei Herolden
S. 777), Sophokles (S. 286) und Euripides weggeführt. Den traurig dasitzenden Achilleus
(S. 621 — 626). In dem Stücke des Euripides trösten Diomedes und Phoinix. Die letztere
wurde Ph., wie erwähnt, geblendet (vgl. Arist. Gruppe ist aus den Darstellungen der Gesandt-
Ach. 421), war aber unschuldig (Schol. II. 9, 453; schaff bei Achilleus genommen.
Eustath. II. p. 763, 11). Ennius nahm in seinem Auf 7) — 11) erscheint Phoinix unter den
'Phoenix'' den Euripides zum Muster. Auch Gesandten der Griechen, welche versuchen den
in seinem e Achilles'' kam Ph. vor. Achilleus mit Agamemnon auszusöhnen. Vgl.
Die Abholung des Neoptolemos von Skyros 40 dazu Bobert, Arch. Zeit. 1881, S. 138 ff
scheinen die Zwvqioi des Sophokles behandelt 7) Krater im Louvre, früher in der Samni-
zu haben, worüber vgl. Bobert, Bild u. Lied lung Campana, abgeb. Mon. d. Inst. 6. 7, Taf. 21 ;
S. 34, und Phoinix gehörte wohl zu den Per- Baumeister, Denkm., Abb. 781. Achilleus und
sonen des Stückes. — Unter den Teilnehmern Odysseus sitzen einander gegenüber, Achilleus
an der kalydonischen Jagd nennt den cretus rechts. Hinter ihm steht, mit beigeschriebenem
Amyntore Phoenix Ovid. Met. 8, 307; ebenso Namen, Diomedes. Hinter Odysseus eine ent-
Hygin. 173. sprechende Gestalt (in Chiton und Mantel und
Die bildlichen Darstellungen, auf mit einem langen Stabe), Aias oder Phoinix.
welchen Phoinix erscheint, haben meistens den 8) Vase des Hieron im Louvre, früher zur
Achilleus zum Mittelpunkt. 50 Sammlung Campana gehörig, abgeb. Mon. 6. 7,
1) Sarkophag in Barile, im Palazzo Cittadini, Taf. 19; Vorlegebl. Ser. C, Taf. 6; Baumeister,
mit der Entdeckung des Achilleus auf Skyros, Abb. 776 (S. 721). Aias, Odysseus (links stehend)
abgeb. bei Bobert, Ant. Sarkophagreliefs Bd. 2, vor dem sitzenden Achilleus. Hinter diesem
Taf. 10, 22. Die linke Seitengruppe bilden Dio- steht, auf den Stab gestützt, gleich ihm den
medes, Phoinix und Odysseus. Ph. ist ein alter Worten des Odysseus lauschend, Phoinix. Alle
Mann mit dünnen langen Locken und kurzem Personen sind durch Namen bezeichnet.
Vollbart, einem Hut auf dem Kopfe, einem 9) Ölfläschchen in Berlin, Furtwängler 2326,
weiten, langen Ärmelchiton, kurzen Mantel abgeb. Arch. Ztg. 1881, Taf. 8, 1; in diesem
und Stiefeln, in der r. Hand einen derben Stock, Lexikon Bd. 3, Sp. 658 (bei 'Odysseus'). Von
also in Pädagogentracht (Bobert). Andere Ab- 60 links nach rechts folgen auf einander : Odysseus;
bildungen der Sarkophagplatte: Ann. d. Inst. Achilleus, einander zugewendet, im Gespräch,
arch. 4 (1832), tav. I); Wiener Vorlegeblätter Aias (nach 1.). Während diese sitzen, bilden
Serie C, Taf. 9, 2. Weiteres bei Bobert a. a. O. die rechts von ihnen stehenden Phoinix und
2) Vorderseite eines Sarkophags im Briti- Diomedes eine zweite Gruppe. Ph. scheint
sehen Museum, Bobert Bd. 2, Taf. 11, 23 (Wiener dem Diomedes etwas eindringlich zu versichern.
Vlbl. Ser. C, Taf. 11). Ähnlicher Gegenstand. Die Namen sind durchweg angegeben.
Phoinix, durch die Locken und den Hut kennt- 10) Hydria in Berlin, Furtwängler 2176,
lieh gemacht, steht in nächster Nähe des abgeb. Ann. d. Inst. 1849, tav. J. Odysseus und
76*
2407 Phoinix Phoinix 2408
Achilleus sitzen einander gegenüber, Achilleus 20) Schwarzfig. Trinkschale aus Korinth,
rechts. Hinter Odysseus sitzt, durch weifses abgeb. Annal. d. Inst. 1862, tav. B (vgl. S. 56 ff.);
Haupt- und Barthaar gekennzeichnet, Phoinix. Conze, Vlbl., Serie 3, Taf. 1, 3. Siehe dazu
11) Gefäfs der Sammlung Campana im Luckenbach a. a. 0. S. 536 f. Achilleus und
Louvre, abgeb. Man. d. Just. 6. 7, Taf. 20. Hektor kämpfen mit einander zu Fufs. Hinter
Achilleus und Odysseus sitzen einander gegen- jedem von ihnen hält ein Begleiter zu Pferde,
über. Zwischen beiden mehr im Hintergrunde der noch ein zweites für den kämpfenden
steht Phoinix, der seinen Stab aufstützt und Helden bereit hält. Der Begleiter des Achilleus
in die Ferne blickt. Links von dieser Mittel- ist Phoinix, der des Hektor Sarpedon. Alle
gruppe stehen noch zwei Männer, rechts zwei 10 vier Personen sind benannt. Der Kampf ist
Frauen. nach einem bestimmten Schema dargestellt.
öv
12) Mit Benutzung der für die Gesandt- ohne Rücksicht auf die in der Ilias erzählten
schalt bei Achilleus erfundenen Gestalten ist Einzelheiten, die begleitenden Pferdeknechte
auf dem Bilde bei Gerhard, Auserles. Vasenb. willkürlich bezeichnet.
239 (nach einem Gefäfs im Louvre) eine Gruppe 21) Vasenbild bei Gerhard, Auserles. Vasenb.
von anderer Bedeutung zusammengestellt. Es 176, 2. Achilleus besteigt seinen Wagen. Da-
folgen auf einander von links nach rechts: neben steht Phoinix ('?), den Helm auf dem
Achilleus, Talthybios, Phoinix, alle drei sitzend. Kopfe.
Ihnen gegenüber sitzt Agamemnon. Die Namen, 22) Kylix des Oltos und Euxitheos in Berlin,
welche nicht beigeschrieben sind, hat Robert, 20 Furtwängler 2264, abg. Overbeck 18, 2 (S. 428
Arch. Ztg. 1881, S. 152 vorgeschlagen. Der nr. 58). Vgl. Luckenbach a. a. 0. S. 547. Ein
Hergang ist dann so zu denken, dafs Aga- Bild ohne Beziehung auf einen bestimmten
memnon und Talthybios der Briseis wegen in Punkt der Sage, durch beigeschriebene Namen
das Zelt des Achilleus gekommen sind und an Helden der Ilias erinnernd. Antilochos be-
mit Phoinix verhandeln, während Achilleus steigt den von Phoinix gelenkten Wagen ; vor
gleichgiltig beiseite bleibt. demselben steht Achilleus, der das Handgelenk
13) Phoinix auf der tabula Iliaca beim des Nestor umfafst hält. Neben den Pferden
Auszuge des Patroklos, siehe Tatroklos' Bd. 3, eilt Iris zu Phoinix und Antilochos hin, sich
Sp. 1704, 48 mit Abb. Sp. 1702. zu Achilleus umwendend, den sie erwartet, um
14) Ein Relief auf einer Silberkanne aus 30 ihn bei der Abfahrt zu begleiten. Das Ganze
Bernay, abgeb. It. Rochette, Mon.ined.pl. 52; könnte die Überschrift erhalten: "Achills
Overbeck 20, 12; Baumeister Abb. 793; in diesem Auszug1.
Lexikon Bd. 3, Sp. 1706 (bei Tatrokles'), stellt 23) Amphora im etruskischen Museum des
die Trauer um den gefallenen Patroklos dar. Vatikans, Heibig, Führer (2. Aufl.) Bd. 2, 1219,
Der auf der rechten Seite sich im Sitzen auf abgeb. Gerhard, Auserles. Vasenb. 211. 212,
seinen Schild stützende Grieche ist kahlköpfig: 3, 4. Vgl. Overbeck S. 548, 550 (nr. 102). Ein
anscheinend ist Phoinix gemeint. Krieger, von zwei anderen begleitet, bringt die
15) — 18): Phoinix gegenwärtig bei Über- Leiche eines im Kampfe Gefallenen heim. Eine
bringung der neuen Waffen an Achilleus. Frau geht dem Zuge voraus und macht einem
15) Amphora im Vatikan, abgeb. bei Over- 40 Greise eine darauf bezügliche Mitteilung. In
heck, Gull. her. Bildw. 17, 1. (Vgl S. 411, der Vorlage zu diesem Bilde handelte es sich
nr. 37.) Bild in zwei Reihen. Der bärtige wahrscheinlich um Aias, der den Leichnam
.Mann am linken Ende der oberen Reihe könnte des Achilleus in das griechische Lager bringt,
Phoinix sein. und der Greis ist Phoinix.
16) Pelike aus Kameiros im Brit. Museum 24) Eine ähnliche Darstellung hat eine
(Katal. 3, E 363) abgeb. Mon. d. Inst. 11, 8; Oinochoe im Vatikan, abgeb. Mus. Greg. 2,
vgl. Robert, Bild u. Lied S. 141. Thetis um- 2. 2a (bei Overbeck S. 549, nr. 95).
armt den Achilleus, zwei Nereiden halten die 25) Phoinix ist (inschriftlich bezeichnet)
Waffen, Athena (links) und Phoinix (rechts) zugegen bei der Opferung der Polyxena auf
schauen zu. 50 einer schwf. Amphora des Brit. Museums, er-
17) Amphora von Corneto, abgeb. R. Rochette, worben 1897, Journ. of hell. stud. 18 (1898),
Mon. ined. pl. 80; Orerbeck 18, 12. Thetis S. 284—286, mit Abb. pl. 15 (vgl. Archaol.
mit zwei Nereiden bringen die Waffen. Hinter Jahrb. 13 (1898), Anz. S. 237).
dem Stuhle des Achilleus steht, auf seinen 26) und 27) Ohne Beziehung auf Achilleus.
Stab gelehnt, der greise Phoinix. 26) Amphora aus Vulci in VVürzburg, abgeb.
18) Amphora aus Chiusi, abg. bei Micali, Mon. d. Inst. 1, 35. 36; Welcker, Alte Denkm. 3,
Monumenti (1833) Taf. 82, 1. 2. Vgl. Overbeck Taf. 26, 1. 2 (vgl. S. 428 ff); Overbeck 15, 4
S. 442, nr. 83. Thetis bringt die Waffen. Hinter (S. 333); Baumeister, Denkm, Abb. 779, 780
Achilleus ein Alter mit weifsem Haar und Bart, (auf Taf. 13). Siehe auch Luckenbach a. a. 0.
der zwei Beinschienen hält, wohl Phoinix. 60 S. 519 — 522. Zwei Helden, die eben mit ein-
19) Amphora in Neapel, Hegdemann 3254, ander kämpften, brechen den Kampf ab, jeder
abgeb. Mon. d. Inst 9, 32, 33; vgl. Luckenbach, dem Rate eines greisen Gefährten folgend, von
Jahrb. f. I'hilol. Suppl. 11, S. 527 ff. Eine Ab- dem er an der Hand gefafst wird. Der eine
bildung auch bei cPatroklos', Bd. 3, Sp. 1710. der beiden Streiter ist Hektor genannt; der
Dargestellt ist in mehreren Reihen das Toten- Berater seines Gegners heifst Phoinix. Das
opfer für Patroklos. Die Mitte der obersten Bild wurde früher als ""aufgehobener Zweikampf
Reihe nimmt ein Zelt ein, in dem zwei Greise des Achilleus und Hektor' gedeutet; nach
(wohl Nestor und Phoinix) sich unterhalten. Luckenbachs Ausführungen kann man Hektors
2409 Phoinodamas Phokos 2410
Gegner unbedenklich Aias nennen, ohne für 148. 22(5, 157. 227, 162 f. pl. 23, 19. 39, 2.
die Nebenpersonen genaue Anlehnung an den Macdonald, Catal. of greek coins in the Hunter.
Iliastext zu verlangen. coli. 2, 357, 358, 10 pl. 51, 17. [Höfer.]
27) Schale des Hieron in Petersburg, Ermi- Phokeus ($(axEvg), Enkel des Horneros, Sohn
tage 830. Abgeb. Mon. 6. 7, 22; Wiener Vorlbl. des Euryphon, Vater des Boios, Groisvater des
Serie A Taf. 8; Baumeister Abb. 1339 (S. 1147). lyrischen Dichters Terpandros, Swid. s. v. Tsq-
Diomedes und Odysseus, jeder mit einem navdQog. [Stoll.]
Palladion, im Streite mit einander, werden ge- Phokos (<Pmxos). 1) Der Heros Eponymos
trennt durch Demophon, Agamemnon, Phoinix des phokischen Landes, St. B. (Daxlg. Eustath.
und Akamas (alle inschriftlich bezeichnet). 10 ad Dion. Perieg. 437. a) Korinther, Sohn des
Phoinix und Akamas haben Krückstöcke, Phoi- Sisyphiden Ornytos (ßcymn. 487. Schol. 77. 2,517)
nix und Agamemnon langen Chiton und Mantel. oder Ornytion (Paus. 2, 4, 3. 9, 17, 4. 29, 3.
Alle machen zurückdrängende und beschwich- 10, 1, 1. 4. 7. 32, 6). Auch Poseidon wurde
tigende Gebärden. [Türk.| als sein Vater genannt, Paus. 2, 4, 3: 'Oqvv-
4) Über den Vogel Phoinix siehe die Nach- riavog 8h r\v tfräxog, TloßsiSibvog 8h litivlr\Giv .
träge. Vielleicht gehört hierher auch Scliol. 11. 2, 517:
Phoinodamas (<&oivoSccii<xg), ein vornehmer rovg 8s (fransig ol (ihv anö <P6}xov rov Waud&rig
Trojaner (bei Servius Hippotes, Ippoteus, Ipso- y.a.1 'Alcckov, ol 8s rov TIo6st8a>vog xal TJ^ovo^g
stratos) welcher von dem König Laomedon rfjg 'Aaco7fov (über den Aiakiden Phokos s. u.).
gezwungen werden sollte, eine seiner drei 20 Er wanderte aus und siedelte sich in dem, um
Töchter dem von dem erzürnten Poseidon ge- den Parnafs bei Delphi und Tithorea gelegenen
sendeten Seeungeheuer zum Frafse auszusetzen, Lande an, welches von ihm den Namen Phokis
aber durch das aufgewiegelte Volk den Lao- erhielt, Scymn. 485 ff. Paus. 2, 4, 3. 29, 3.
medon zwang, seine eigene Tochter Hesione 10, 1, 1. Nach Schol. 11. 2, 517 war es viel-
dem Ungeheuer preiszugeben. Deswegen tötete mehr sein Vater Ornytos, der nach Hyampolis
Laomedon den Phoinodamas und seine Söhne, kam und den Einwohnern im Kampfe gegen
und die Töchter liefs er durch Schiffer in fernes die Lokrer beistand; O. gewann den Sieg und
Land fahren (oder Phoinodamas sendete selbst übernahm selber die Herrschaft des Landes;
aus Furcht vor dem König seine Töchter in von seinem Sohne Phokos empfingen dann die
die Fremde, Serv.). Sie wurden an der Küste 30 Phoker den Namen und von demselben stammte
von Sicilien ausgesetzt, wo der Flufsgott Kri- die Reihe phokischer Herrscher: Ornytion, Nau-
missos mit einer derselben, Aigesta, Egesta bolos, Iphitos, Schedios; der letzte ist II. 17, 306f.
oder Segesta, den Aigestos oder Egestos, Ake- als Führer der Phoker genannt. — Phokos
stes zeugete, den späteren Gründer der sicili- wurde der Gemahl der An tiope: diese nämlich,
sehen Stadt Egesta oder Segesta, Tzctz. L. durch den Zorn des Dionysos rasend gemacht,
471. 953. Serv. Verg. Aen. 1, 550. 5, 30. Dionys. weil sie an dem Weibe des Lykos (der Dirke)
A. B. 1, 52. Holm, Gesch. Sicil. 1, 49. 353. die bekannte Rache geübt hatte (s. Bd. 1 Sp. 382),
| Stoll.] irrte in ganz Hellas umher. So traf sie Phokos,
Phoitios ((froitiog), Sohn des Alkmaion, er heilte sie und nahm sie zum Weibe. In
Heros Eponymos von Phoitiai in Akarnanien, 40 Tithorea hatten beide ein gemeinsames Grab.
Steph. Byz. &oiricci. Der Name soll wohl an Es gab ein Orakel des Bakis, welches ver-
das unstäte Umherschweifen (cpoixäv, vgl. Schol. kündete, wenn es den Tithoreern gelänge, zur
Apoll. Bhod. 4, 55: cpoixulsi}v: tiiuccvi), [luvuo- Zeit, wo die Sonne in das Zeichen des Stieres
8a>g TToosvoysrriv cpoitog yag t\ uavicc Isysrcu) tritt, also im Frühlinge, dem Amphion und
seines Vaters erinnern, wie Aletes (s. d.) seinen Zethos ein Totenopfer darzubringen und Erde
Namen dem Schicksale seines Vaters Hippotes von ihrem Grabe in Theben auf das des Phokos
verdankt. .[Höfer.] in Tithorea zu schaffen, so werde das Land
Phoito (<l>oirm) liest Lachmann zu Tibull ihnen reiche Früchte tragen, nicht aber den
2, 5, 68 (vgl. Bohde, Psyche 2ä, 64, 1) den Thebanern. Daher pflegten um diese Zeit die
(Pvrm (s. d.) überlieferten samischen Sibyllen- 50 Thebaner an dem Grabe ihrer beiden Heroen
namen, und in der That findet sich die Schrei- Wache zu halten, Paus. 9, 17, 3, 4. 10, 32, 6.
bung $oitw in den XQrja^ol x&v 'EXXtjv. (Nach Steph. B. Tiftopaia befand sich das Grab
des Zethos und Amphion in Tithoraia, das er
eine boiotische Stadt nennt; offenbar ein Mifs-
[Höfer.] Verständnis aus Pausanias, den er anführt.)
Phoitos? (<I>oiTog?), Gigant, Gegner der Hera In dem Platze Tronis bei Daulis wurde das
in der Gigantomachie der rotfig. Vase aus Grab eines rjgcog ccQ%r\y£zr\g gezeigt, welches
Vulci, die Erginos gefertigt, Aristophanes ge- nach den einen einem streitbaren Helden,
zeichnet, heute in Berlin nr. 2531 (1756): Furt- namens Xanthippos, gehörte, nach andern aber
wängler, Beschr. 2, 711 (709 ff.). Vielleicht Ver- 60 dem Phokos, Ornytions des Sisyphiden, Sohne,
Schreibung für 'Ponog, vgl. M. Mayer, Gig. u. zukam. Dort wurden jeden Tag Totenopfer
Tit. 200 (98); Preller-Bobert, Gr. M. 1, 71, 5. 865. dargebracht; das Blut der Opfertiere schüttete
Vgl. Rhoitos nr. 1 und Phrutos (Phutos). man durch eine Öffnung in die Gruft, das
[Waser.] Fleisch aber wurde an Ort und Stelle verzehrt,
Phokaia (^w-naia), Stadtgöttin von Phokaia Paus. 10, 4, 7. — Die von Panoßa (Berliner
durch Beischrift (<tftK€A) bezeichnet, Cat. of Winckelmannsprogr. 1855^ auf Phokos und Anti-
ke greek coins of Ionia 218, 114. 219, 118 ope oder auf Phokos allein bezogenen Bildwerke
pl. 23, 11. 219, 123; vgl. 223, 144. 224, 146. sind schwerlich richtig gedeutet und kommen
&s(bv bei Buresch, Klaros 121; vgl. Aesch. Ag.
1227 Kirchh.: epoträg äyvQXQia (Kassandra).
2411
Phokos
Phokos
2412
für uns nicht in Betracht. Dagegen hat 0. Jahn
in Gerhards Denkm. u. F. 1853 S. 104 f. Taf.LVII
ein rotfiguriges Vasenbild des Wiener Antiken-
kabinets (s. Abb.) veröffentlicht, welches er mit
Wahrscheinlichkeit auf Antiope und Phokos
deutet. Eine inschriftlich als Antiope be-
zeichnete Frau, langbekleidet, die eine Hand im
Gewände verhüllt und dadurch, sowie durch die
federartigen Verzierungen im Haar als Mänade
gekennzeichnet (vgl. A. Rapp, Die Mänade im 10
(fr. Cultus etc., Rhein. Mus. N. F. 27 S. 579 f., so
wie Beziehungen des Dionysoskultus zu Thra-
kien u. Kleinasien, Progr. v. Stuttg. 1882 S. 26 ff.),
eilt einen Berg hinauf auf Aphrodite zu, hinter
JIoXf'jLtcdf). Ganz unabhängig von dieser Grün-
dungsgsgesehichte steht die Erzählung von der
Verbindung des Phokos mit Antiope. Diese
hängt offenbar mit Tithorea zusammen, welches
der sagenberühmte Hauptort der parnassischen
Thyiadenschwärme war; Antiope ist eine Mä-
nade (liyovßiv 'AvTi6nr\v fiavrjvcci Paus. 9, 17, 1;
vgl. Bd. 1 Sp. 381 f.). Ihr Grab wurde in Tithorea
gezeigt, wie man auch anderwärts Mänaden-
gräber zu besitzen glaubte, z. B. der Choreia
in Argos, der Physkoa in Elis. Die enge Ver-
bindung mit dem Archegetengrabe kann sehr
wohl die Sage von der Ehe beider hervor-
gebracht haben (etwa wie die von der Doppel-
Antiope und Phokos, rotfiguriges Vasenbild aus Wien (nach Archäolog. Ztg. 1853 Taf. LVII).
ihr folgt ein Jüngling, den man auf Phokos
zu deuten haben wird.
Das Land Phokis zerfallt durch seine Natur
in zwei ungleiche Teile, den nördlich vom
Parnafs gelegenen breiten Gau des Kephissos-
thales und die südlich davon bis zum korin-
thischen Meerbusen sich erstreckende Gebirgs-
landschaft (Bursian, Geogr. 1 S. 157). Die
Sage von Phokos, dem Ornytiden, ist eine
an die Erinnerung einer Einwanderung an-
knüpfende Archegetengeschichte des nörd-
lichen Teiles, der Gegend von Tithorea und
der Parnassoshöhe von Delphi bis nach Daulis
und Hyampolis, dessen Hyanten Ornytos gegen
die benachbarten Lokrer von Opus unterstützte.
Dergleichen Erzählungen mochten jene xtLgsis
tcbv iv <Pa>xi§i Ttolitov enthalten haben, welche
der Perieget Polemon abgefafst hatte (Suid. v.
ehe des Grafen von Gleichen auf ein Grabmal
zurückgeführt wird). Die Söhne der Antiope,
Zethos und Amphion, galten in Theben auch
nach ihrem Tode als Landeswohlthäter, an
deren heiliges Grab ein Segen gebunden wai
(vgl. Bd. 1 Sp. 314 f.). Wenn diesen die Leute
von Tithorea einer Weissagung zufolge durch
Übertragung der Grabeserde, d. i. symbolisch
des erst durch Opfer günstig gestimmten Heros
60 selbst, sich anzueignen.strebten, so erinnert dies
an Vorgänge, wie die Übertragung der Gebeine
des Orestes nach Sparta, desTheseus nach Athen,
Paus. 3, 3, 6) u. a. dgl. (vgl. Welcher, Griech.
Götterlehre 3, 271 f. O. Jahn in Gerhards Denkm.
u. F. 1853 S. 70 ff. C. Boetticher, Dirke als Quelle
und Heroine, Berliner Wmckelmannspr. 1864
S. 9 ff.
b) Phokos, Sohn des Aiakos, von Aigina.
2413 Phokos Phokos 2414
ein sagenberühmter Held, dessen Schicksal, im oderPeleus wird allein genannt (Eurijt. Androm.
Zusammenhange mit der Geschichte des Aiaki- 687 u. Schob; Paus. 10, 30, 2; Schol. H. 16,14; Ovid.
denhauses, ein beliebter Stoff dichterischer Dar- m. 11, 266; mit einem Diskos: Paus. 2, 20, 7;
Stellung war. Phokos' Vater Aiakos, König von ohne Absicht; Diod. 4,72), oder Telamon, durchs
Aigina, war ein Sohn des Zeus und der Aigina, Los dazu bestimmt, verübte die That, und zwar
der Tochter des Fluisgottes Asopos (s. Aiakos mit einem Diskos (Apd. 3, 12, 6), oder eben-
Bd. 1 Sp. 110 ff.). Aiakos hatte zur Gattin En- derselbe mit dem Speere und auf der Jagd
dei's, die Tochter des Skeiron oder Skiron von (Dorotheos Met. 1 bei Plut.par. Gr. B. 25 p. 311 1.
Megara, nach andern des Kentauren Cheiron, DenLeichnam verbargen sie im Walde (Apd.&.O.),
welche ihm zwei Söhne, Peleus und Telamon, io aber die That wurde entdeckt und beide mufsten
gebar; so schon Pindar N. 5, 12; s. Schol. (Nach die Insel verlassen (Diod. 4, 72; Apd. 3, 12, 6;
Pherekydes war Telamon der Freund, nicht der Nikcmder bei Antonin. Lib. 38; Paus. 2,29,2. 7;
Bruder des Peleus, ein Sohn des Aktaios und Schol. Pind. N. 5, 12. 25; Tzetz. z. LyTc. 175).
der Glauke, einer Tochter des Kychreus, Apd. Peleus zog nach Thessalien und gewann nach
3, 12, 6. Auch in der Pias ist von einem ver- mancherlei Erlebnissen die Thetis zur Gattin,
wandtschaftlichen Verhältnis des telamonischen Psamathe aber sandte zur Rache für ihren ge-
Aias zu Achilleus nichts erwähnt.) Aber Aiakos töteten Sohn einen "Wolf, der die Herden des
hatte auch ein Liebesverhältnis mit Psamathe, Peleus anfiel (Tzetz. LyTc. 901. 175; Orid. m.
einer Tochter des Nereus und Schwester der 11, 344 ff."), aber auf Bitten der Thetis ver-
Thetis (Hes. th. 1003 f., Paus. 2, 29, 7, Tzetz. z. 20 wandelte sie denselben in Stein, oder Thetis
Lyk. 175. 53). Um ihm zu entgehen, verwandelte selbst that dies (Tzetz. Lyk. 901. 175). Telamon
sich Psamathe in eine Robbe — cpomrj — , aber war nach Salamis geflohen. Von dort sandte
er bezwang sie (Schol. Eurip. Androm. 687; er einen Herold und leugnete seine Teilnahme
Apd. 3, 12, 6) und sie gebar ihm einen Sohn, an dem Morde ab; aber sein Vater liefs ihn
<f>wy.og genannt (Hes. th. 1003 f.; Apd. 3, 12, 6; nicht auf das Land, sondern gebot ihm, vom
Pind. N. 5, 12 Schol.; Ovid. m. 7, 476 f). Dieser Schiffe oder von einem Damme, den er im
Phokos nun zog zu Schiffe nach Mittelgriechen- Meere aufgeworfen , sich zu verteidigen. Ei-
land und besiedelte einen Teil des Landes, fuhr also in den sogenannten verborgenen Hafen
der von ihm den Namen Phokis erhielt. Dies und baute in der Nacht einen Damm; dieser
geschah ein Geschlecht später, als die Besiede- 30 wurde noch zu Pausanias Zeit gezeigt. Tela-
lung durch den gleichnamigen Ornytiden (Paus. mon wurde verurteilt und kehrte nach Salamis
2, 29, 3. 10, 1, 1; Schol. Ap. Bh. i, 207; Schol zurück (Paus. 2, 29, 7). Das Grab des Phokos
P. 2, 517). Er schlofs mit dem einheimischen zeigte man in Aigina neben dem Heroon
laseus ein Freundschaftsbündnis, der ihm zum des Aiakos. Auf dem Grabe lag ein rauher
Zeichen desselben aufser andern Geschenken Stein; es war derselbe, dessen sich einst Peleus
einen Siegelring gab (Paus. 10, 30, 2). Phokos als Diskos bediente, als er den Phokos zum
vermählte sich mit Asteria (Tzetz. Lyk. 53) oder Fünfkampfe herausforderte, und mit dem er
Asterodia (Tzetz. Lyk. 939), offenbar der- ihn tötete, Paus. 2, 29, 7. -- Die Überlieferung,
selben, welche Apd. 1, 9, 4 Asteropeia heifst welche Phokos, den Aiakiden, zum Archegeten
und als Tochter des Deion, Königs von Phokis, 40 von Phokis macht, steht mit der Geschichte
und der Diomede, der Tochter des Xuthos, be- des Aiginetischen Königsgeschlechtes nur in
zeichnet ist, vgl. Schol. P. 2, 520. Sie gebar ganz äufserlicher Verbindung und läfst sich
ihm zwei Söhne, Zwillinge (Tzetz. Lyk. 939), aus ihr herauslösen, ohne den Zusammenhang
Krisos und Panopeus (s. unter den Namen), zu stören. In dieser Überlieferung selbst aber
von denen die Städte Krisa und Panopeus be- lassen sich zweierlei Quellen unterscheiden:
nannt wurden (Asios b. Paus. 2, 22, 4; Schol. 1) die, wie es scheint, aus Genealogieen und
Eur. Or. 33; Tzetz. Lyk. 53. 939; Steph. B. s. v. Krißsig (z. B. des Polemon bei Suid. Krißsig rcbv
UcivÖTiri; ^ei Schol. IL 2, 520 ist Krisos ein £v (pcov.idi nöXscov) geflossene Geschichte der
Sohn des Tyrannos und der Asterodia, Tochter Stadtheroen Panopeus und Krisos , der feind-
desDe"ioneus,Panopeus aber ein Sohn des Phokos). 50 liehen Zwillingsbrüder, die als Söhne des
Später kehrte Phokos wieder nach Aigina zu- Aiakiden Phokos bereits bei Asios, dem genea-
rück, wo er ein frühes Ende fand (Paus. 10, 30, 2), logische Stoffe behandelnden Epiker, bezeichnet
denn seine Halbbrüder stellten ihm nach und werden, Paus. 2, 29, 3. (Merkwürdig ist die
töteten ihn, sei es ohne Absicht (acpQctdiw, Ap. Variante, welche zwar Panopeus als Sohn des
Bh. 1, 93), oder weil Phokos ihnen in den Phokos gelten läfst, den Krisos aber als Sohn
Kampfübungen überlegen war (Schol. Eurip. des Tyrannos und ' der Asterodia bezeichnet,
Androm. 687; Apd. a. 0.), oder weil ihr Vater Schol. B. 2,520. Tyrannos, der „Landeskönig",
ihn, der ein trefflicher Mann war, mehr liebte gilt ebendaselbst auch als Vater des Eponymen
(Nikander bei Anton. Lib. 38 ; Dorotheos Meta- der Stadt Daulis, des Daulieus, von einer andern
morphosen [?] 1 bei Plut. par. Gr. et B. 25 p. 311), 60 Mutter, nämlich der Chrestone). — 2) Die im pho-
oder weil ihre Mutter Endeis ihn nicht leiden kischen Lande umlaufende, an Ortsbeziehungen
mochte (Paus. 2, 29, 7). Den Mord verübten geknüpfte Einwanderungssage, im allgemeinen
entweder beide (Pind. N. 5,12), und zwar, wie erwähnt bei Schol. Ap.Bh. 1,207; Schol. P. 2, 517,
schon in der Alkmaionis erzählt wurde, (Schol. mit Angabe von Einzelheiten nur bei Pausanias,
Eur. Androm. 687) Telamon mit dem Diskos, der seine Kenntnis an Ort und Stelle erwarb.
Peleus mit einem Beile, nach andern durch Pausanias schreibt die Besiedelung des bei
einen Diskoswurf Peleus, mit dem Schwerte Tithorea und Delphi liegenden Landesteils dem
Telamon (Tzetz. z.Lyk.Ylb; Schol. Pind. .ZV. 5, 25), Ornytiden Phokos zu, ein Geschlecht später
2415 Phokos Pholos 2416
läfst er dann den Aiakiden zu Schilfe an- Oxylos Bd. 3. Des Phokos Schicksal gleicht dem
kommen und von da an den Namen Phokis des Achilleus, der, ebenfalls ein Nereidensohn,
über das ganze Land sich verbreiten: Paus. durch Paris' Pfeil, den Apollon lenkt, seinen
2, 29, 2 f. 10,1,1. Er berichtet, dafs selbst die Tod findet, wie sein Vater Peleus in mancher
Bewohner des im entferntesten Winkel des nörd- Hinsicht als ein zweiter Aiakos erscheint,
liehen Gaues liegenden Städtchens Drymaia Vgl. K.O. Müller, Prolegomena S. 168 ; Forch-
diesen Phokos als ihren Gründer bezeichneten, hammer, Hellenika 1, 27 f. 92 f. ; H. D. Müller,
Paus. 10, 33, 6. Dafs die Anschauung von der Mythologie ä. Gr. Stämme 1, S. 71. 81 f. 233. 239;
Besiedelung durch die Aigineten bereits im Härtung, Griech. Mythol. 2, 60. 4, 118. 158. 237 ff.
fünften Jahrhundert im phokischen Lande vor- 10 2) Phokos, der Eponymos von Phokäa in
banden gewesen, bezeugt die Gruppe des Iaseus Ionien, das nach andern von einer Robbe, qpcoxjj,
und Phokos auf dem Polygnotischen Gemälde benannt sein soll: Heraclid. fr. 35: $ä>xuiav
in der Lesche von Delphi; Iaseus, bärtig, be- oi yhv cenb <Pwxov rjysyovog ä>voyccß&ca, ol dt
trachtet den Siegelring, den er seinem Jugend- ort (pmxiqv sig rb £,r\Qbv slSov ixßaivovoccv.
liehen Freunde (fjliHiav (isiqcciuov) zum Ge- 3) Phokos, ein Boioter aus Kleisas, Vater
schenke gab, Paus. 10, 30, 2. Dieser Iaseus, der Kallirrhoe. Um diese freien dreifsig der
sonst nirgends erwähnt, ist vielleicht derselbe vornehmsten Jünglinge; der Vater bewirtete
König der Phoker, welcher sonst als Dei'oneus sie zwar, schob aber die Hochzeit immer wieder
oder Deion bezeichnet ist, dessen Tochter hinaus und erklärte endlich nach dem Urteile
Phokos zum Weibe nahm. Nach der Besitznahme 20 des pythischen Apollon die Wahl treffen zu
von Phokis kehrte Phokos wiederum nach Aigina wollen. Da schlugen ihn die Jünglinge tot.
zurück. Man erkennt, wieso die Überlieferung Kallirrhoe floh, die Jünglinge verfolgten sie,
von der phokischen Ansiedelung künstlich mit aber Landleute versteckten sie unter einem Ge-
der aiginetischen Sage zu vereinigen gesucht treidehaufen. Am Feste der Pamboiotien kam
wird. In dieser gebührt der Name Phokos dem sie nach Koroneia, setzte sich als Bittflehende
Aiakiden als Sohn der Nereide und wird durch an den Altar der Athena Itonia und verklagte
die Verwandlung seiner Mutter in eine Robbe be- die Freier. Diese flohen erst nach Orchomenos,
gründet. Diesen vorhandenen, aus epischer Dar- dann nach Hippotai. Es kam zur Belagerung
Stellung bekannten Heros scheint man sich in unter Phoidos, dem Anführer der Thebaner,
Phokis als Eponymos angeeignet und dem ent- 30 und man ergab sich schliefslieh, durch Durst
sprechend dann die Eponymen solcher Städte, gezwungen; die Mörder wurden gesteinigt. In
wie Krisa und Panopeus , als seine Söhne be- der Nacht vor der Einnahme soll man oft vom
zeichnet zu haben, ein Vorgang, der weiterhin für Kithairon her eine Stimme vernommen haben:
die Ausspinnung mythologischer Genealogieen „ich bin da"; da merkten die dreifsig Freier,
dankbaren Stoff bot. So erklärt es sich, dafs dafs Phokos es war. Am Tage der Steinigung
das Land Phokis zwei Eponymen hat, den flofs vom Denkmale des Greises in Kleisas
Ornytiden und den Aiakiden, ein Umstand, den Safran; dem Phoidos aber, wie er .aus der
sich Pausanias durch die natürliche Zweiteilung Schlacht heimkehrte, meldete ein Bote die
des Landes zurechtlegt. — Was die Geschichte glückliche Geburt eines Töchterleins, das er,
des Phokos, so weit sie in Aigina spielt, an- 40 der guten Vorbedeutung zulieb, „Sieglinde",
langt, so sind die Art. Aiakos, Bd. 1 Sp. 109 ff., JVtxocrparrj, nannte, Plut. amat. narr. 4 p. 774.
und Peleus zu vergleichen. In Aigina der viel- Die Geschichte gab Veranlassung zu dem Sprich-
besuchten Insel, treten die Beziehungen von worte, <Pdmov tQavog, von solchen, die zu eigenem
Land und See einander vielfältig gegenüber. Schaden Schmause veranstalten. Vgl. Plut. prov.
Aiakos ist der Vertreter des Landes, der aigi- AI. 123 ; Zenob. 6,37; Diogen. 8,68; idem Vmdöb.
netischen Erde selbst, dies bekundet sein Name 3, 89; Apost. 18, 5 ; Arsen. 56,66 (ed. Gott.); Suid.
(von ccla s. Bd. 1, Sp. 114), sowie die Sage von s. v. tparaog. — Die Erzählung behandelt einen
seinem Volke, das ihm Zeus aus der Erde em- Vorfall aus dem Leben; über den Unfug der
porwach sen läfst, sein Gebet um Regen, dessen sgavoi und die damit verbundene Roheit in
die durstige Erde bedarf, endlich seine Stellung 50 Boiotien s. O. Müller, Orchomenos 2 S. 404, doch
als unterirdischer (%&6viog) Richter. Der Name ist Mythisches und Aberglauben beigemengt,
seiner Gattin 'Ev§r\tg bedeutet die Einheimische z. B. in der Zahl dreifsig der Freier und dem
(von iv und da = yjj, d. i. s. v. a. üyycuog oder Hervortreten des zum Heros gewordenen Toten.
tyyttog Bd. 1 Sp. 110). Demnach sind beider Vgl. Forchhammer, Hellenika 1 S. 152 ff. ; Har-
Söhne Peleus und Telamon recht eigentlich als tung, Gr. Myth. 4, 158. [Weniger.]
„Landeskinder" zu fassen (vgl. Preller-Robert TholeganÄros (^oUyavdQog), Sohn des Minos
1 S. 80 f.). Psamathe, die Nereide des Ufer- nach welchem die sporadische Insel Phole-
sandes, und Phokos, der Robbe, ihr Sohn, ver- gandros benannt sein sollte, Steph. Byz. s. v.
treten das Meer. Der Widerstreit der Vertreter [Stoll.]
beider Elemente führt, vielleicht auf ein Ein- 60 Pholoe ((froXörj), 1) eine Kreterin, geschickte
dringen fremder Seefahrer hindeutend, zur Sklavin des Aeneas, welche er in Sicilien bei
Tötung des Nereidensohnes, aber auch zur Ver- den Leichenspielen des Anchises dem Sergestos
treibung der beiden andern Königssöhne ; das mit ihren ZAvillingskindern als Kampfpreis gab,
ganze Geschlecht verliert die Herrschaft der Verg. Aen. 5, 285. Hyg. Fab. 273 p. 170 Bunte.
Insel (Paus. 2, 29, 2), und Fremde nehmen sie — 2) Nymphe von Pan verfolgt, Stat.Silv. 2,3,10.
in Besitz. Bezeichnend ist des Phokos Tod [Stoll.]
durch den Diskos, an die Sage von Hyakinthos Pholos (<I>6log), Kentaur, der den Herakles
und ähnliches erinnernd, vgl. auch den Artikel bewirtete und dadurch den Anlafs zu dem für
2417 Pholos Pholos 2418
die Kentauren so verhängnisvollen Kampfe mit nicht gelungen, denn auch die Erklärung Ger-
Herakles gab. Die erste Erwähnung des Pholos hards (Gr. Mythol. 666. Auserl. Vas. 2, 126
findet sich bei Stesichoros (fr. 7 Bergk* aus Anm. 11) des <J>6Xog als fHöhlenmann' (cpoiXsög
Athen. 11, 499 ab [vgl. 499 e] in der Geryoneis: — Höhle) wird wohl mit Recht von Elard H.
axvncpsiov ös Xccßcov (Herakles) äinag fyitsrQov Meyer, Gandharven 176 verworfen, ohne dafs
ws tQiläyvvov nlvsv zTtiöi6\i£vog, r,6 qcc ol nagt- freilich dessen Erklärung des Pholos als per-
&riKE (pöXog KEgdaccg. Danach behandelte Stesi- sonifizierten Dämons des goldig-grünen (q>6Xog
choros das Abenteuer des Herakles bei Pholos = (h)olus fGrün, Gemüse') Getränkes, desWeins,
im Zusammenhang mit dem Geryonesabenteuer, mit Hinweis auf indische Parallelen annehm-
während die anderen Quellen, hauptsächlich 10 bar erscheint.*) Nach Schol. Theokr. 7, 149
Apollod. 2, 5, 4 (der früher verderbte Text ist hatte Pholos einst von Dionysos zum Danke
jetzt durch den Cod. Vaticanus verbessert, vgl. dafür, dafs er diesem im Streite mit Hephaistos
Wagner, Comment. Ribb. 144f. und Diod. 4, 12), um Naxos die Insel zuerkannt hatte, ein Fafs
es als Parergon bei der Einfangung des ery- Wein erhalten. Nach Apollod. (vgl. Pediasim. 4.
manthischen Ebers kennen. Dem Bericht des Tzetz. Lyk. 670) war das Fafs gemeinschaft-
Apollodor und des Diodor liegt alte, echte liches Eigentum der Kentauren, und Diod. be-
Volkssage zu Grunde, Mannhurdt, Ant. Wald- richtet, Dionysos habe es einst xivl KevxccvQQ)
u. Feldkulte 44. Elard H. Meyer, Gandharven- gegeben mit der Weisung, es erst dann zu
Kentauren 50. 122. 130. Pholos ist Sohn des öffnen, wenn Herakles kommen würde; bis
Seilenos und einer melischen (s. Bd. 2 Sp. 2629. 20 dahin war es in der Erde eingegraben. Auf
Mantdiardt a. a. 0. 43. El. H. Meyer, Achilleis den Bildwerken (s. unten) erscheint das Fafs
463) Nymphe*) nach Apollod. a. a. 0. und wohnt gewöhnlich halb in den Boden versenkt, halb
in einer Höhle (Apollod. Theokr. 7, 149 u. Schol. ; aus der Erde hervorragend. Als Herakles vier
vgl. Quint. Smyrn. 6, 274; die Höhle ist darge- Menschenalter, nachdem Dionysos das Fafs
stellt auf einem altkorinthischen Napf, Journ. geschenkt hatte, bei Pholos einkehrte, öffnete
of hell. stud. lpl. 1; vgl. Puchstein, Arch. Ztg. 39 dieser, der Weisung des Dionysos sich er-
[1881 1,241 und auf den unten nr. 21. 25 erwähnten innernd, das Fafs, Diod. Tzetz. Lyk. a. a. 0.
Vasen) auf der Pholoe (Apollod. Tzetz. Lyk. Nach anderem Bericht (Apollod. Pediasm.)
670 p. 730 Müller), deren Eponymos (Diodor. weigerte er sich zuerst, aber lediglich aus
Steph. Byz. s.v. (PoXorj. Tzetz. Chiliad. ö, 116ff.) 30 Furcht vor den anderen Kentauren, bis ihn
er ist. Doch warnt v. Wilamowitz, Euripides Herakles durch Zusicherung seines Schutzes
Herakles 2, 90 vor dem trüglichen Schein, dafs dazu bestimmt, vgl. noch Polyaen. 1, 3, 1.
Pholoe von Pholos (wie Mannhardt a. a. 0. 43 Tzetz. Chil. a. a. 0. Lucan. 6, 391. Serv. Verg.
mit den alten Erklärern annimmt) gramma- Aen. 8, 294. Juvenal. 12, 45. Die Einkehr des
tisch stammen könnte, und ebenso vor der An- Herakles bei Pholos, die auch Epicharmos in
nähme, den Pholos, weil schon bei Stesichoros seiner Komödie 'Hga^Xfig tcccqu (&6Xco (Ahrens,
(s. oben) vorkommend, für älter als den Orts- De gr. ling. dial. 2,445. Fragin. Philos. Gr. ed.
namen $0X67], deren älteste Erwähnung sich Mullach p. 133. Bernhardy, Gr. Literatur gesch.
bei Eur. BZ. f. 181 findet, zu halten: der Epo- 2, 903. 906. Aug. 0. Fr. Lorenz, Leben und
nymos der Pholoe könne in Wahrheit etwas 40 Schriften des Koers Epicharmos 241 ; vgl. auch
ganz anderes als ein Kentaur gewesen sein. Bergk, Poet. lyr. Gr. 34, 739 Anm.) behandelt
Und in der That unterscheidet den Pholos seine hatte, war ein beliebter Vorwurf hauptsächlich
Abstammung, seine gleich zu erwähnenden Be- der archaischen Vasenmalerei (vgl. Stephani,
Ziehungen zu Dionysos, die wohl wiederum mit Compte rendu 1873, 94 ff. Furtwängler Bd. 1
seinem Vater Seilenos in Zusammenhang stehen, Sp. 2194, 36 ff.), vielleicht auch noch der spä-
sein gastfreies, biederes Wesen höchst vorteil- testen, vgl. Luc. Conv. 14: ruLiyv\ivog . . Ttrfeag
haft von den anderen Kentauren, und man röv uyacbvcc 6q&6v, lyav &n<x xbv av.vq>ov iv
möchte in ihm am liebsten ein seinem Vater xy ds^iü, olog 6 naga xco QöXcp ' HgauXrig imö
ähnliches Wesen erblicken, bezeichnete ihn xa>v ygu^iav dsLtivvxca (vgl. die ganz ent-
nicht durchgängig die Überlieferung als Ken- 50 sprechende Darstellung unt. nr. 28 ff.), Stephani,
taur und hätte ihn nicht auch die Kunst als Der ausruhende Herakles 128. H. Blümner,
solchen dargestellt, in der er allerdings oft, wie Arch. Studien zu Lucian 86. Bevor wir uns
Cheiron, sein Gegenstück, mit edlerer Bildung zu den Vasen selbst wenden, sei erwähnt, dafs
(menschlichen Vorderfüfsen u. s. w.) erscheint. nach Homolle, Acad. des inscr. et belles lettres,
Eine Erklärung des Namens Pholos ist noch Compte rendu 22 (1894), 357 auf den Metopen
des Schatzhauses der Athener in Delphi u. a.
*) Die Angabe bei Natai. Com. Myth. 7 P. y60 der dargestellt waren Hraraux d'Hcracles: Le Hon
echt. Patav. von 1616: <opem tulit Pholo (der von den übri- fe m - EunjStlieUS, Pholos' etc., und dafs
gen Kentauren um des Weines willen angegriffen woi- -m . • i ifr-j. i rmn u
den war) Nube* (= mvity mater multum iLrem offun- FiirUvangler, Meisterwerke 709 auch am amy-
dens ac viam lubricam fecif beruht offenbar auf einem
Jlissverständnis von Diodor a. a. 0. Ebenso ist die An- *) V. Hoefer bei Pauli/- Wissouoa Bd. 1 Sp. 2106 schreibt:
nähme von Heydemann, Arch Zeil. 28 (1871), 13, dafs auf ( Anchios, Kentaur, der nach Apd. II, 5, 4, o ... in die
einigen Darstellungen (nr. 20. 26) das Weib des Pholos Höhle des Pholos eindrang und von Horakles mit Feuer-
zu erkennen sei, irrig; denn abgesehen, dafs die Sage branden ((pöioic;) vertrieben wurde (s. unter Pholos)'.
davon nichts weifs , würde das Weib des Pholos doch Hierin könnte man eine Anspielung auf den Namen
gleichfalls als Kentaurin dargestellt worden sein; die Pholos (vgl. die Kentaurennamen niiQaxfioz, Jlvyai&oi)
Frau auf den Darstellungen ist trotz des Mangels der erblicken, — aber im Text des Apollodor steht, wenigstens
charakteristischen Attribute mit Stephani, Compte rendu in den mir zugänglichen Ausgaben nicht ipüXoi;, sondern
1873, 101 für Athena zu halten. öaü.otg.
2419
Pholos
Pholos
2420
kläischen Thronsessel eine Darstellung der
Einkehr des Herakles bei Pholos annimmt.
Nach Paus. 3, 18, 10 war dargestellt u. a.
'HQtxxlsovg (iovoii,(x%itt itobg Kvxvov, xccl 7] TtccQa
(pölm t&v KtvravQcov tiü%i}. Furticängler
schreibt mit Schubart- Walz Ö>6l(p tm Ksvtccvqco
und nimmt eine Ungenauigkeit im Ausdruck
des Pausanias an; dieser habe sich bei Pholos
zur Unzeit an die ihm aus Handbüchern be-
kannte Kentaurenschlacht erinnert; diese sei 10
jedoch an einer anderen Stelle des Thrones
(Paus. 3, 18, 16: 'Hoax.Xtovg . . 7ipbg "Oqzlov
KtvxavQOv ßcc%r] i dargestellt, an unserer Stelle
aber seien Herakles und Pholos am Weinfasse
dargestellt gewesen. Dagegen hält Robert bei
Pauly-Wissoioa Bd. 3 S. 129, 44 ff. s. v. Bathy-
kles an der durch die Lesart gebotenen Auf-
fassung fest. — Sehr unsicher ist ferner die
1) Herakles und Pholos vor dem Fasse stehend, anwesend
(nach Gerliard, Auserl. Vasenb. II Taf. 119 1
Deutung auf Pholos (Meyer, Gandharven 78)
in der Darstellung eines schreitenden Ken-
tauren, der einen Fichtenzweig und ein Trink-
gefäfs hält, Müller-Wieseler 2 S. 3 Taf. 46, 558;
eher könnte man wohl den von Milchhöfer,
Museen Athens 65 nr. 12 als Chiron (?) be- 50
zeichneten Kentauren (menschliche Vorderfüfse,
in der L. Kantharos, in der R. Fichtenstamm
mit zwei daranhängenden Hasen, Collignon,
Cat. des vas. de la soc. arch. d'Athenes 512 p. 135)
Pholos nennen. Aus dem Fasse des Pholos
in Abwesenheit des letzteren schöpfend soll
Herakles nach Heydemann, Vasens. d. Mus.
Naz. zu Neapel 2713 S. 372. Bullettino 1869,
126 nr. 3 (hier noch Athene, wie oft, anwesend)
auf zwei swf. Vasen in Neapel dargestellt sein. 60
Die letztere Darstellung, Herakles in Abwesen-
heit des Pholos das Fafs öffnend in Gegenwart
der Athene, findet sich auf zwei weiteren Vasen,
Dubois, Cat. Panckoucke nr. 407. De Witte, Cat.
Durand nr. 272. Mit grofser Wahrscheinlich-
keit bez. mit bestimmter Sicherheit sind f auf
Pholos folgen de Vasendarstellungen zu beziehen,
von denen zuerst diejenigen angeführt werden,
über die nähere Angaben nicht vorliegen:
1) Chiusi, rvasetto . . rappresentante Ercole col
centauro Folo\ Bullettino 1850, 163. -- 2) Cor-
neto Tarquinia, 'Herakles bei Pholos', Petersen,
Rom. Mitt.'l (1892), 336. — 3) Pholos allein,
einen Baumstamm haltend und den Deckel des
Fasses hebend, Vase ehemals in der Samml.
Canino, de Witte, Descr. d'une coli, de vas.
peints . . provenant des fouilles de l'Etrurie
nr. 77 p. 37. Panofka, Eigennamen mit y.alög
S. 11. K. WernicJce, Die gr. Vasen mit Lieb-
lingsnamen 75 nr. 1. W. Klein, Die griech.
Vasen mit Lieblingsinschr* 116 nr. 12. —
4) Vase aus Terranuova (Gela) in Zürich,
0. Renndorf, Die Antiken von Zürich nr. 342
S. 33 = Mut. d. ant. Gesellsch. in Zürich 17
Heft 7 S. 155: Herakles gleichfalls abwesend;
von den zwei neben dem aus der Erde ragen-
den Fasse stehenden Ken-
tauren ist wohl der mit
menschlichen Vorderbeinen
für Pholos anzusehen. Diese
Vase ist wohl identisch mit
der nach Arch. Anz. 25 (1867),
114 aus Terranuova stammen-
den Lekythos: Zwei Ken-
tauren am Fafs des Pholos'.
— 5) Herakles begrüfst durch
Handschlag den Ph., der über
seiner Schulter einen Baum-
stamm mit daran hängendem
Hasen, Fuchs und Vogel
trägt in Gegenwart des Her-
mes; das Fafs ist nicht mit
dargestellt, de Witte, Descr.
etc. nr. 76 p. 37. Walters,
Cat. of the greek and etruscan
vases in the brit. Mus. 2, 226
p. 147 (tyrrhenische Am-
phora). — 6) Vase aus Tar-
quinii: Dieselbe Darstellung
mit denselben Personen, Arch.
Anz. 25 (1867), 5 nr. 16. Rulle-
tino 1866, 234. — 7) Amphora,
jetzt in Berlin: Herakles steht in Unterhand-
lung mit dem Jagdbeute tragenden Pholos vor
dem noch geschlossenen Fasse, Gerhard,
A. V. 2, 129 Taf. 119/120, 7; anwesend sind
Athene und Hermes (s. Abb. IV Die bei weitem
meisten Darstellungen zeigen die Eröffnung des
Fasses — gewöhnlich durch Herakles; ob. nr. 3. 4
fehlt Herakles - - und das Schöpfen des Hera-
kles aus demselben, und zwar ist die Eröffnung
dargestellt auf folgenden Vasen: 8) Brit. Mus.,
Arch. Anz. 10 (1852), 178. Walters a. a. O.
2, 464 p. 236 (anwesend aufser Pholos Athene).
9) Brit. Museum, Walters a. a. O. 2, 536
253 (dieselbe Darstellung). — 10) Chiusi, Museo
Chiusino 1 Tav. 80 p. 75 (aufser Pholos noch
ein Kentaur anwesend). — 11) Petersburg,
Stephani, Campte rendu 1873, 91 ff. Taf. 5, 1.
Vasens. d. Kais. Eremitage 2, 1272 S. 104 f.:
genau dieselbe Darstellung; denn der Gegen-
stand, den Herakles hebt und der nach Stephani
einer Mumie oder einem Wickelkinde gleicht,
ist weiter nichts als ein plumper Felsblock,
genau wie auf der Vase in Chiusi, und das
aufgemalte Gesicht u. s. w. ist modernen Ur-
Athene und Hermes
20).
2421
Pholos
Pholos
2422
Sprungs, Furtwängler , Rom. Mitt. 7 (1892),
33.'} Anrn. 1. — Bei den folgenden Darstellungen,
die Herakles aus dem Fasse schöpfend zeigen,
ist die Person des Pholos nur auf den zwei
ersten zweifelhaft: 12) München, Herakles und
zwei Kentauren, Jahn a. a. 0. 622 »S. 202. Micali,
Storia degli ant. popoli Ital. 3, 176 f. Tav. 99, 9.
— 13) Paris, ehemals Sammlung Durand: von
den zwei Kentauren ist wohl der r. stehende
für Pholos zu halten, De Witte, Cat. Durand
nr. 271. Gerhard, A. V. 2, 119, 5 S. 128. Bau-
meister, Denkm. nr. 726 S. 659 (s. Abb. 2). —
14) Zürich, aus Corneto, nur Herakles und Ph.,
Benndorf a. a. 0. nr. 411 S. 47. — 15) Athen,
dieselbe Darstellung, Heydemann, Gr. Vasenb.
S. 5 Anm. 10 b. Collignon, Catal. nr. 268 p. 66.
Milchhöfer, Die Museen Athens S. 68 nr. 952
(nb.: Die nr. 952 ist im Katalog von Kumanudes
für zwei verschiedene Exemplare angewendet,
für unsere nr. 15 und 19). — 16) Paris, Louvre,
Miliin , Gall. myth. (in der Übersetzung von
Toelken S. 96)
Taf. 117, 439,
wo es fälsch-
lich heilst,
Herakles
wasche sich
an einer
Quelle, wäh-
rend er viel-
mehr aus dem
Fafs schöpft;
hinter Hera-
kles Pholos.
— Erweitert
ist die Scene
durch einen
zweiten Ken-
tauren :
17) München,
aus Grofs-
griechenland,
Jahn 746
S. 232. v.
Stackeiberg , Die Gräber der Hellenen Taf. 41
S. 35, oder durch drei Kentauren: 18) Bologna,
Mon. dell' Inst. 1880 vol. XI tav. XV. Michaelis,
Ann. 1880, 45 ff., oder durch Athena: 19) Athen,
Heydemann, Gr. Vasenb. 5, 5 S. 5. Collignon,
noch Hermes (vgl. oben nr. 5): 26) Palermo,
Heydemann, Arch, Zeit. 28 (1871), 13 nr. 12. -
27) Bologna, Museo Civico, Gerhard, A. V. 2,
119, 3 S. 128. Heydemann, 3. Hall. Winckel-
mannsprogr. 59 nr. 1594. Eine weiter fort-
geschrittene Handlung zeigen folgende Dar-
stellungen: 28) Amphora in Florenz, dem ge-
lagerten Herakles naht Pholos, in der R. die
Oinochoe zum Einschenken haltend, mit der L.
10 einen Baumstamm mit daranhängender Jagd-
beute schulternd, Heydemann, 3. HaU.Winckel-
mannsprogr. S. 'J5 nr. 47. — 29) Ehemals in
der Sammlung Candelori „Herakles neben Pho-
los gelagert", Gerhard, A. V. 2, 128 Anm. 24 e.
— 30) Corneto, Museo Bruschi, Herakles und
Pholos mit Fichtenstamm in der R. sind um
das Fafs gruppiert; Pholos hebt die R. und
scheint nach der verstümmelten Inschrift seinem
Gaste Ttisi zuzurufen; auf der Rückseite kom-
20 men zwei Kentauren mit Fichtenzweigen und
Amphoren herangaloppiert, Heibig, Bullettino
2) Das Weinfafs der Kentauren
(nach Gerhard, Auserl. Vasenb. II, 119, 5 = Baumeister, Denkmäler I, S. 659 nr. 726).
1869, 172. — 31) München, Pholos neben Hera-
kles gelagert; oben hängen Keule, Bogen usw.,
Jahn, Vasensamml. König Ludwigs 691 S. 216.
— 32) Paris, Sammlung Oppermann: Herakles
und Pholos gelagert; letzterer hält dem Hera-
Cai. etc. nr. 267 p. 65 - - durch Athena (nicht 50 kies den geleerten Krug zu neuer Füllung hin,
die Frau des Pholos s. ob. Sp. 2417 Anm.) und
einen Kentauren: 20) Palermo, Heydemann, Arch.
Zeit. 28 (1871), 13 nr. 11; durch Athena und
zwei Kentauren: 21) München, Jahn 435 S. 152;
durch Athena und einen Begleiter des
Herakles (Iolaos): 22) Kopenhagen, Soph, Birket
Smith, De malede Vaser i Antikkabinettet i
Kjöbenhavn nr. 78 S. 20. — 23) Athen, Collignon,
Catal. etc. nr. 403 p. 98; — 24) Paris, ehemals
Gerhard, Arch. Zeit. 23 (1865), 81 ff. Taf. 201, 1;
vgl. oben Sp. 2418. In den Darstellungen des
durch die eindringenden Kentauren hervor-
gerufenen Kampfes (vgl. Dio Chrys or. 60 p. 191
Dindorf) ist die Höhle des Pholos dargestellt
auf dem oben (2417, 5) erwähnten Napf, das Fafs
des Pholos zur Andeutung der Veranlassung
zum Kampfe auf der swf. Vase im Vatikan,
Museo Gregor. 2 tav. 39, 2 a. Pholos selbst
Sammlung Prinz Napoleon, Fröhner , Catal. 60 ist vielleicht dargestellt auf dem Architrav-
d'une coli. nr. 52; durch Athene und zwei
Männer (Begleiter des Herakles): 25) Athen,
Heydemann, Gr. Vasenb. 5 Anm. 10c. Von
Begleitern des Herakles, die hier und nr. 22 ff.
erscheinen, berichtet bei dem Pholosabenteuer
m. W. nur Polyaen. 1, 3, 1 : owov de ccv&oö-
ulov 7ii%-ov txvTÖg (Herakles) re iial off oi äucp'
avzbv TjQvaavTO. Neben Athena erscheint
relief von Assos, Satter Bd. 2 Sp. 1048, 26 ff.,
sicher aber, durch Beischrift QOUOC bezeich-
net, findet er sich auf einer Amphora im Louvre,
Pottier, Vases ant. du Lonvre 2, 122 nr. 266.
Nach Bottier ist die Herkunft der Vase unbe-
kannt; sie stammte aber von Tolfa bei Civita-
vecchia, Arch. Anz. 25 (1867), 5 nr. 18; Bulletino
1866, 229 f.: dargestellt ist das halb aus der
2423 Phonolenides Phorbas 2424
Erde hervorragende Fafs und Herakles, der im 121 (Anecdota Matranga 2, 581). Eudocia 225
Beisein der Athene gegen vier Kentauren kämpft; p. 361 Flach; vgl. Hom. Od. 11, 012. Orac.
der fünfte, eben durch die Beischrift als Pho- Sibyll. 3, 379. [Höfer.]
los gekennzeichnete Kentaur ist vor Herakles Phorax? (3»opaf?), Genosse des Herakles im
flüchtend dargestellt, gegen den er sich mit Amazonenkampf (doch ist auch die Lesart
einer bittflehenden Gebärde umdreht. Hier er- Kogccf; möglich) auf einer in Tarquinii gefun-
scheint also Pholos selbst durch Herakles be- denen Amphora, Monumenti delV Inst. 12 t. 9.
droht, wodurch die Annahme von Klügmann, Annali 1884, 269 ff. Bullettino 1884, 124. Corey,
Bulletino 1876, 141 ff. eine Stütze erhält, dafs De Amazonum ant. figuris (Diss. Berlin 1891)
auf dem kyrenäischen Deinos (abg. Arch. Zeit. 10 S. 9. Pottier, Vases ant. du Louvre 2 nr. 875
39 [1881] Taf. 12, 1) der von Herakles mit der p. 83 pl. 62 mit Litteraturangaben. [Höfer.]
Keule bedrohte mit menschlichem Vorderkörper Phorbantides ((I>oQßavri8r\g), Beiname des
gebildete Kentaur, der bittend seine R. erhebt, Augeias, Tzetz. Chiliad. 2, 279; vgl. Apollod.
Pholos darstellen soll, wogegen Puchstein, Arch. 2,5,5. Schal. Apoll. Phod. 1,172. [Höfer.]
Zeit. a. a. 0. 243 Einsprach erhebt, weil aufser Phorbas (ßögßas), 1) Sohn d. Lapithes (Diod.
dem angeblichen Pholos noch ein zweiter Ken- 4, 69. 5, 58. Paus. 5, 1, 11) oder des ebenfalls
taur die gleiche Bildung (die andern Kentauren als S. d. Lapithes (Diod. 5, 61) genannten Trio-
sind mit vier Pferdebeinen dargestellt) aufweise, pas (Hy. in Apoll. P. 211. Polyzelos v. Rhodos
in dem eine Frau oder ein Kind des Pholos zn bei Hygin. P. Astr. 2, 14. Paus. 7, 26, 12),
erblicken Sage und Kunst verbiete, und schliefs- 20 während nach Diod. 4, 58. Paus. 4,. 1, 2. 2, 16, 1
lieh weil auch die Überlieferung den Tod des (vgl. Schal. Theoer. id. 17,69, wo statt Tgiönov
Pholos durch Herakles nicht kenne. Doch wird tov Aßavrog wohl . . . <I>6gßavzog zu lesen ist)
wenigstens bei Vergil (Aen. 8, 294; vgl. Georg. umgekehrt Triopas ein Sohn des Phorbas war.
2, 456) Pholos unter den von Herakles getöteten Wir unterscheiden nach den verschiedenen
Kentauren aufgezählt, was Serv. Aen. a. a. 0. Wohnsitzen des Phorbas folgende Sagen-
dadurch erklärt, dafs infolge einer poetischen gruppen:
Licenz beliebige Kentaurennamen angewendet a) Thessalischer Mythus. Nach den
worden seien. Unmöglich aber erscheint es Megarika des Dieuchidas (bei Athen. 262 e —
nicht, dafs es eine Form der Sage gab, nach 263a = F. H. G. 4, 389) war Phorbas mit
der Herakles, der ja auch den Cheiron in dem- 30 seinen beiden Geschwistern Parthenia und
selben Kentaurenkampf wider seinen Willen Periergos (= Periphas b. Diod. 4, 69) in der Be-
verwundet hat, dem Pholos, als er etwa be- gleitung (seines Vaters?) des Triopas aus Thessa-
gütigend zu vermitteln suchte, die tödliche lien, und zwar aus dem dotischen Gefilde (wo
Wunde beibrachte. In dem zweiten Kentauren der Stamm der Lapithen, ansässig war; vgl.
auf der kyrenäischen Vase wäre vielleicht d. Art. Lapithen), nach (Knidos? und) Rhodos
Cheiron zu erblicken, der ja nach Theokr. 7, ausgewandert und hatte sich schliefslich in
149 bei der Bewirtung des Herakles (und wohl Ialysos niedergelassen, während Periergos die
auch Jjeim Kampfe selbst) zugegen war. Nach Gegend von Kameiros besiedelte. Dasselbe be-
der Überlieferung (Apollod. Diod. Serv. ad zeugen Kall im. hy. in Oer. 24; Diod. 5, 58
Verg. Aen. 8, 294. Ihilargyr. ad Yerg. Georg. 40 und Steph. Byz. s. v. zSmriov izölig ©saaediag,
2, 456. Hyg. Astron. 2, 38) fand Pholos seinen 6nov (lEtwxrjGav oi Kvidiot, av i] %mgcc Kvtöia.
Tod, als er bei der Bestattung der gefallenen K<xlXiiicc%og iv totg vyvoig' „Ovitco xoev Kvidiar,
Kentauren aus dem Körper eines derselben sti Jwtiov igbv kvcciov". Etwas anders be-
einen Pfeil zog voll Verwunderung, dafs ein richtet Diodor (5, 61), dafs Triopas (Sohn des
so kleines Ding solch gewaltige Körper habe Helios und der Rhodos) nach dem Morde seines
töten können, und der herabfallende vergiftete Bruders Tenageos von Rhodos über Knidos nach
Pfeil ihm den Fufs verletzte. Der von der Thessalien gesegelt sei, daselbst im Bunde
Verfolgung der Kentauren zurückkehrende mit den Söhnen des Deukalion die Pelasger
Herakles bestattete ihn aufs prächtigste. Nach besiegt und eine Zeitlang im dotischen Ge-
Hygin. a. a. 0., der auch den Cheiron auf 50 filde gewohnt habe, von wo er nach dem Fre-
gleiche Weise wie den Pholos durch den herab- vel im Temenos der Demeter wieder nach Kni-
fallenden Pfeil verwundet werden läfst, wäre dos zurückgekehrt sei und daselbst das Trio-
Pholos, qui aruspicio praeter ceteros pluri- pion gegründet habe. Auf Thessalien bezieht
■mum valuisset (eine m. W. sonst nicht bezeugte sich offenbar die Sage, dafs Phorbas, entweder
Überlieferang), als Schütz (wie sonst Cheiron) ein Sohn des Lapithes und der Orsinome
verstirnt worden. Ein Nachklang der Pholos- (Diod. 4, 69. 5, 58. Paus. 5, 1, 11) oder ein
sage findet sich noch bei Nonn. Dionys. 14, 50, Sohn des Triopas — der auch bisweilen Sohn
wo als Kentauren im Heere des Dionysos Pho- des Lapithes und rex Thessalorum heifst (Diod.
los und Cheiron genannt werden. [Höfer.] 5, 61. Hygin. p. astr. 2, 14) — und der Hiscilla
Phonolenides? ((Povcolsvidrig'?), ein Lapithe, 60 (= "Ic^vXXa?) Myrmidonis fdia gewesen sei
auf der Hochzeit des Peirithoos, Ov. Met. 12, (Polyzelus Phod. b. Hyg. p. astr. 2, 14) und
433; doch s. Phaiokomes. [Stoll.] einst in Thessalien am Peneios gewohnt habe
Phonos (<I>6vog), der personifizierte Mord, (Diod. 4, 69. 5, 58). Wenn bei Ooid. Met. 12,
mit Thanatos (s. d.) bei Für. Troad. 769; vgl. 322 unter den Kentaurenbekämpfern ein Phor-
Aesch. Choeph. 789 Kirchh. Fmpedocles v. 19 bas genannt wird, so wird darunter entweder
Mull. = fr. 121 Diels, Fragmente der Vor- unser Lapithe oder nr. 4 zu verstehen sein. End-
sokratiker S. 218. Der Plural <&6voi, Kinder der lieh deutet auch die Sage, nach welcher Phorbas
Eris (s. d.), bei Hcs. Theog. 228. Tzetz. Theog. ein Liebling des Apollon gewesen sein soll
2425 Phorbas Phorbas 2426
(Polyzelus Rhod. b. Hygin a. a. 0. 2, 14. Plut. Kriasos und der Melantho, Bruder der Kleo-
Numa 4; vgl. Uiod. 5, 58. Hy.inApoll.(Pyth.)2, boia und Gemahl der Euboia, Vater des Trio-
211; vgl. Gemoll z. d. St. u. Boeckh, Pindan • op. pas und der Messene. Fragt man, wie es
2, 3 14 f.), auf Thessalien, wo seit ältester Zeit komme, dai's der mit Triopas genealogisch so
verschiedene Kultstätten des Apollon nach- eng verbundene Phorbas (dessen Bruder Pei-
weisbar sind (vgl. Preller-Robert, Griech. Myth.4 rasos einerseits an die thessalische Stadt Pei-
1, 264). Wahrscheinlich ist dieser Ph. als Epo- resiai [Peirasia], anderseits an Periphas oder
nymos von f&ooßdg, itolig rü>v iv ©taauXicc Periergos, den Bruder des Lapithen Phorbas,
'A%cawv (Steph. Byz.) zu betrachten. erinnert) auch in Argos ebenso wie in Elis
b) Elische Sage. Nach Diod. 4, 69 wan- 10 und Rhodos (s. u.) auftritt, so ist mit einer
derte Phorbas, der Sohn des Lapithes und der gewissen Wahrscheinlichkeit auf die Wande-
Ursinome und Bruder des Periphas, aus Thessa- rungen der den Lapithen so nahestehenden,
lien nach Olenos (in Achaja oder P^lis; vgl. ja beinahe mit ihnen identischen Phlegyer und
Bursian, Geogr. v. Gr. 2, 322. Schal. Od. cp Minyer nach Argolis und speziell nach Epi-
295). Nachdem er von hier aus dem Alektor, dauros zu verweisen, dessen Asklepioskult
König von Elis, gegen den Pelops Hilfe ge- ebenfalls auf thessalischen Ursprung zurück-
leistet hatte, erhielt er zum Lohne einen Teil geht (vgl. Bursian, Geogr. v. Gr. 2, 8. 72. 108.
von dessen Königsherrschaft. Seine Söhne Preller-Bobert 1, 252). Aus dem Schwanken
Aigeus (Augeias) und Aktor teilten sich nach der Überlieferung, die den Phorbas bald Sohn
seinem Tode in sein Erbe. Ungefähr dasselbe 20 des Argos, bald des Kriasos nennt, ist viel-
berichtet Eustath. z. B. p. 303, 8, der noch hin- leicht zu schliefsen, dafs der Vertreter des
zufügt, dafs Alektor die Diogeneia, Tochter ursprünglich thessalischen Stammes willkür-
des Phorbas, Phorbas aber die Hyrmine, lieh bald hier bald dort in den argivischen
Schwester des Alektor und Eponyme der eli- Stammbaum eingeschoben wurde. Entweder
sehen Stadt Hyrmina, heiratete und mit dieser mit diesem argivischen oder mit dem unten
den Augeias und Aktor zeugte (vgl. auch über zu besprechenden ionisch -attischen Phorbas,
Augeias und Aktor als Söhne des Phorbas und dem Gefährten des Theseus, hängt wohl das
der Hyrmine Scliol. Ap. Bli. 1, 172. Apd. 2, 5, 5. 'PoQßdvnov öoog bei Troizen (Steph. Byz. s. v.
Paus. 5, 1, 11. Jo. Pedias. 6). Nach Zenodot b. <Pooßäg) zusammen.
Athen. 412a (vgl. Callim. fr. 100 h 6 Sehn.) und 30 d) Rhodisch-knidische Sage. Der Rho-
Ael. v. h. 1, 24 hatte Phorbas auch eine Tochter dier Polyzelos berichtete nach Hygin. p. astr.
Astydameia, welche den Kaukon heiratete und 2, 14, dafs Phorbas, Sohn des Triopas und der
von diesem Mutter des Lepreus wurde. [Nach Ischylla [Hiscilla], Tochter des Myrmidon, ein
Hyg. fab. 14 (p. 41, 8 Bu.) und fab. 18 (p. 48, 1) Liebling des Apollon, durch einen Sturm gerade
soll auch der Argonaut Tiphys aus Böotien, indem Augenblicke nach Rhodos (auch Üphiussa
der sonst Sohn des Hagnios heilst, ein Sohn genannt) verschlagen worden sei, als diese
des Phorbas und der Hyrmine gewesen sein; Insel durch eine Unzahl von Schlangen furcht-
vgl. Müller, Ordiomenos1 264 u. unt. Phorbas bar heimgesucht wurde, und die Rhodier von
nr. 2.J Vgl. auch d. Art. Phormes ['?] u. da- dieser Plage glücklich befreit habe. Zum An-
selbst Schol. Ap. Rh. 1, 172. 40 denken daran sei er als öcptov%og unter die
c) Argivische Sage. Paus. 2, 16, 1 be- Gestirne versetzt und ihm Heroenopfer gestiftet
richtet: "Agyov Ss IJsiQaaog ylvsxcu xctl <&6q- worden. Ungefähr dasselbe erzählt der Rho-
ßag, <P6QßavT,og öi TQiÖTtag. Tgio-ita dh"Icc6og dier Zenon b. Diod. 5, 58 (vgl. auch den sehr
y.ccl AyrjvcoQ. Dasselbe genealogische Verhält- summarischen und ungenauen Bericht bei Diod.
nis bezeugt Paus. 4, 1, 2 (vgl. auch Gem. AI. 4, 58), der nur insofern von Polyzelos abweicht,
Strom. 1 p. 321 b ed. Sylb.), wo er von Poly- als er den Phorbas, Sohn des Lapithes, nicht
kaon erzählt, dafs er die Messene, Tochter des zufällig nach Rhodos gelangen t sondern auf
Triopas und* Enkelin des Phorbas £'£, 'Äqyovg, den Rat des delischen Apollon aus Thessalien
geheiratet habe, während nach der ausdrück- von den Inselbewohnern geholt werden läfst.
lieh als argivisch bezeichneten Tradition, welche 50 Dieuchidas in seinen Megarika (b. Athen. 262 e ff.
Paus. 7, 26, 12 überliefert hat, Pellen, Eponymos vgl. Müller, Dorier1 1, 107, 1) kannte zwar
von Pellene in Achaja, ein Argeier u. Sohn des die &v6icc rov ffroQßixvrog, erwähnt aber nichts
Phorbas und Enkel des Triopas gewesen sein von der Schlangenplage und erzählt im übri-
soll (ist hier vielleicht statt <&oQßuvrog . . . rov gen Folgendes. Es seien nach dem Tode des
Tqlotccc zu schreiben TgiÖTtcc . . rov <P6oßccvrog'? Triopas unter seinen Begleitern Streitigkeiten
vgl. Siebeiis z. d. St. und dagegen Schubart, ausgebrochen und einige derselben infolgedessen
Quaest. geneal. p. 26 ff.). Abweichend davon nach Dotion [in Thessalien] zurückgekehrt,
nennt Pherekydes (fr. 22 Müller b. Schol. Eur. während Phorbas das Gebiet von Ialysos, sein
Phoen. 1123; vgl. Scliol. Eur. Or. 932) Phorbas Bruder Periergos (= Periphas b. Diod.) das
den Sohn des Kriasos und seinen Sohn nicht 60 von Kameiros besiedelt habe. Infolge eines
Triopas sondern Arestor. Vgl. auch August in. Fluches nun, den sein Bruder Periergos über
de civ. d. 18, 8, der als 6. König von Argos ihn ausgesprochen, habe Phorbas nebst seiner
Phorbas Sohn des Criasus und der Melantomica Schwester Parthenia bei den Araiai , einer
(Mzluv&w Schol. Eur. ed. Dind. 2, 234, 15), Inselgruppe zwischen Knidos und Syme, Schiff-
ais 7. König aber Triopas, Vater des Iasus bruch erlitten (vgl. Hygin. p. astr. 2, 14: eo
nennt. Teilweise übereinstimmend mit Phere- [i. e. Rhodum] tempe State delatus), doch sei
kydes und Augustinus nennt der Schol. z. Eur. es beiden gelungen, sich [auf einem Flosse?]
Or. 932 Phorbas Enkel des Argos, Sohn des nach Hxtdia in der Nähe von Ialysos zu retten.
2427 Phorbas Phorbas 2428
Hier seien sie von Thamneus (von &ä^ivog und Phlegyer, welch letztere den Strich von
Dickicht), der zufällig am Ufer jagte, gast- Panopeus bis Hyria in Böotien bewohnten,
freundlich aufgenommen worden, und Phorbas wäre es nicht undenkbar, dafs dieser Phlegyer
habe zum Andenken an die gastfreundliche Phorbas von Haus aus mit dem Lapithen, der
Art des Thamneus, der es nicht für unter seiner freilich ein Liebling Apollons genanntwird (s.o.),
Würde gehalten, seine Gäste wie ein Sklave identisch war. Dann würde sich vielleicht die
zu bedienen, bei seinem Tode angeordnet, dafs Feindschaft der Phlegyer gegen den delphischen
bei seinem Totenopfer (ivccyra^oi) nur Freie, Apollon einfach aus dem Antagonismus des
nicht aber Sklaven den Opferdienst versehen apollinischen Heiligtums und Orakels in Tegyra,
sollten. Wie es scheint, war die an der West- 10 nicht weit von Orchomenos, dem Mittelpunkte
küste Siciliens gelegene Insel (fropßavila von der Phlegyer, gegen Delphi erklären (vgl.
rhodischen in diese Gegend gekommenen See- Müller, Ofchom.1 147. 230j. Ist etwa unter
fahrern nach ihrem Stammheros genannt. dem Vater des Tiphys aus Böotien dieser Phor-
Aus vorstehenden Lokalsagen des mit Trio- bas zu verstehen?
pas oder Lapithes genealogisch verbundenen 3) Bundesgenosse des Eumolpos im (eleu-
Phorbas dürfte mit Sicherheit so viel hervor- sinischen) Kriege gegen Erechtheus (s. d.) und
gehen, dafs dieser Heros einem ursprünglich von diesem getötet. Er war ein Kurete aus
in dem dotischen Gefilde Thessaliens ansässigen Akarnanien*), bewohnte also die Ebene an
Stamme (Lapithen, Phlegyer, Minyer, Dorier?) der Mündung des Acheloos (vgl. Bursian, Geoyr.
angehörte und mit demselben teils nach Elis, 20 v. Gr. 1, 106), welcher Flufs nach Kephäl. b.
teils nach Argos und Rhodos (Knidos) wan- Malalas p. 164 (= F. H. G. 3, 631) selbst ur-
derte. Fraglich ist nur, ob der rhodisch- sprünglich $>6pßag geheifsen haben soll. Nach
knidische Phorbas nach der dorischen, bekannt- Hellanikos b. Harpokrat. s. v. <&opßocvtütov war
lieh von Argos und Epidauros (vgl. Müller, dieser Phorbas ein Sohn des Poseidon, und
Darier1 1, 102 ff. 108) kolonisierten Insel, und nach ihm soll auch das athenische Phorban-
der von ihm vertretene Stamm direkt von teion benannt sein {Andrem [fr. 10] u. Hellan.
Thessalien (vgl. Müller, Dorier1 1, 27 f.) oder bei Harpokrat. s.v. (fropßavrslov. Hypereidesh.
über Argolis nach Rhodos_ gewandert ist (vgl. Et. M. 798, 26 = Suid. u. Phot. s. v. <1>op-
Müller, Proleg. 162 f.). Übrigens hatte auch ßavrslov; Hesych. s. v. <J?6pßug, E. Curtius,
das in Pamphylien gelegene, nach O. Müller, 30 Stadtgesch. v. Athen p. LIH u. 136; vgl. jedoch
Dorier1 1, 112 von Argos oder besser von Rho- unten nr. 4). Vgl. Schol. II. -E 483. Eustath.
dos gegründete Aspendos eine ganz ähnliche p. 1156, 51. Schol. Eur. Phoen. 854. Harpokrat.
Gründungssage wie Rhodos, indem es auch von a. a. O. Ein Begleiter des Phorbas war nach
den Lapithen (s. d.) gegründet sein sollte. Vgl. Schol. 11. a. a. 0. Eurynomos, der Vater des
auch d. Art. Triopas und überhaupt A. Becker, Egremos. Vgl. Lobeck, Agl. 208 ff.
De Rhodior. primordiis {Comment. phil. Ienenses 4) Attischer Heros, Paidotribe od. Wagen-
2, 1883 p. 91 ff.), der in Phorbas den Apollon lenker des Theseus, Erfinder der Ringkunst,
(Epimelios), in Parthenia Arteniis, in Periergos welche n&chPans. 1,39, 3(vgl.Istrosfr. 23 Müller.
den Herakles erkennen will. Vgl. Bursians Schol. Lucian p. 178 Jac.) Theseus selbst erfun-
Jahresber. 1889 (Bd. 60) 3. Abt. S. 411. 40 den haben soll (Phcrekydes u. Polemon b. Schol.
2) Ein Phlegyer, welcher zu Panopeus Find. Nem. 5, 89. F. H. Gr. 2, 132, 55). Nach
in Phokis hauste und von dort aus die heilige Schol. Find. a. a. O. soll Theseus mit ihm zu-
"■6
Strafse nach Delphi unsicher machte, indem sammen die Amazonenkönigin entführt haben.
er die Vorübergehenden übermütig zum Faust- Eiiripides Hiket. 680 nennt ihn uo vccintvxcov ava'g
kämpfe herausforderte und tötete, bis end- der Erechtheiden, d. h. Führer der athenischen
lieh der delphische Apollon in der Gestalt Reiterei. Wahrscheinlich war ihm und nicht
eines Knaben (ilbipÜkiov) erschien und den dem vorigen das sog. (Popßavrelov in der Nähe
Herausforderer erschlug. Die Erzählung kam des Hauses des Andokides (vgl. über dessen
nach Schol. 11. W 660 bei den Kyklikern vor. Lage Bursian, Geogr. v. Gr. 1, 289), d. i. ein
Vgl. Ov. Met. 11,413: templa profanus Invia 50 Heroon, geheiligt (vgl. Andoc. 1, 62. Bekk.
cum Phlegyis faciebat Delphica Phorbas. Am Anecd. 314 s.v. (fropßcxvTHOv iiqcöov <$6pßavTog,
ausführlichsten behandelt den Mythus Philostr. bg r\v T\v'io%og Onotcog. Hesych. s. v. <J>6oß<xg-
Im. p. 842 (424), welcher den Schauplatz des 'Axxi-nog i',poog), während andere (s. ob. nr. 3)
Kampfes an den phokischen Kephissos, an einen behaupten , dafs dieses Heroon dem Bundes-
Apvbg v.ttycdai genannten Ort verlegt, der sonst genossen des Eumolpos gehörte. Sichere, durch
auf dem Kithairon gedacht wurde (vgl. Bursian, Beischriften beglaubigte bildliche Darstellungen
Geogr. v. Gr. 1, 168, 1. 249. O. Müller, Orchom.1 des Phorbas finden sich auf dem rotfig. Krater
188 f.). Nach Philostr. a. a. O. suchte Phorbas in St. Petersburg nr. 1680 (Theseus' Amazonen-
seine Gegner nicht blofs im Faustkampf, son- kämpf) = Beinach, Be'p. de vases 1 p. 24, ferner
dem auch im Wettlauf, Ringkampf, Pankra- go auf der Schale des Kodros (s. Abb.) = Kau-
tion und Diskoswurf zu besiegen, schnitt ihnen meister, Denkmäler S. 1999, nr. 2149; vgl. C.
dann die Köpfe ab und hing diese an einer 1. Gr. 8440b. Beinach 2, 163, 2 (den Amazonen-
Eiche auf (daher der Name Jpvbg usycdal; vgl. kämpf des Theseus, Ph. u. s. w. darstellend; vgl.
Tzetz.z.Lyk.lb'ä). Epitheta dieses Phorbas sind: „ „, .,„. ,.„,„,* c,,
•' , ' r , . , *) Vgl. Agallis i. d. Schol. z. II 18, 483 fl. = Schol.
t, /^ ^ sie"-/ T» «r s >?./ Townley. ed. Maafs 2 p. 271: nzm hZiuoiva Of ouo atijtttui
avwdrjgrotidug^iogGirsTafatii&Uovtovg^vovg ^6qßttVt0i ^ 'Ay.a(jvaviaz y.cä EdfMnou ix fe^x»/?-
// v.TbivhlV, profanUS. Bei der namentlich VOll Mehr )iei Mächhöfer in der Bert. Philol. Wuchenschr. 1U00
O. Müller bewiesenen Identität der Lapithen p. 286. Vgl. lobeck, Agl. i>. 207 f.
2429
Phorbas
Phorios
2430
Müller, Hdb. d. Arch.3 § 412, 1 S. 688 ff.) und
auf der rotfig. Kylix des Brit. Mus. nr. 827
(Theaeus die Antiope entführend; Gerhard, A.
V. 3, p. 44, 52. C. I. Gr. 8231 = Beinach a. a. 0.
1, 532). Vgl. auch den röm. Sarkophag in der
Arch. Ztg. 42, 276. Zweifelhaft ist die von JPyl,
Arch. Ztg. 9, 331 publizierte Amphora in Berlin
(Furt trän gier nr. 3143). Vgl. auch Beinach
2, 49. 84. 163 u. ob. Bd. II Sp. 2513/4 (Art.
Medeia) Fig. 5.
5) Sohn des Helios, Vater der Ambrakia,
der Eponyme von Ambrakia in Theaprotien; vgl.
Steph. Byz. Jb^a^ttval, [tigog tijg '-lußpccxictg,
cciio zltt,ajitvov rov MaaoXov Tiaidbg xad Äu,-
ßqav.'iag tfjg &vyccTpbg <I>6pßavzog, rov 'Hliov.
Nach andern sollte Ambrakia die Tochter des
Augeas, dea Sohnes dea Helioa oder Phorbas
(s. ob.), sein, daher vielleicht bei Steph. Byz.
als sein eigenea Kind, ala Tochter jenea Tei-
resias, der vor langer Zeit die Schlangen tötete,
bezeichnet.' Vgl. auch Sostratos b. Enslath.
zu % 492 p. 1665, 61.
9) Ph. s.d.Metionev.Syene in Ägypten, auf der
Hochzeit des Perseus getötet: Ovid. Met. 5, 74 ff.
10; Troer, Vater des llioneus (R. 14, 490),
vielleicht identisch mit dem bei Verg. Aen. 5,
842 genannten Begleiter des Aeneas.
10 11) Gemahl der Hekate, Vater der Skylla,
sonst <l>6Qxvg (s. d.) genannt: MtyccXca 'Hoiccl b.
Schol. Ap. Rh. 4, 828.
12) Athener, Gründer von Elaius nach
(Scymn.) v. 708, vielleicht identisch mit nr. 4.
13) Vater derDexithea, Gemahlin des Aeneaa,
Mutter dea Romulus und Romus: Blut. Born. 2.
Dieser Phoxdtas ist wohl identisch mit nr. 5,
da Aineias auf seiner Fahrt auch nach Ambra-
&vyarobg ['ivyeov toD] fyooßavrog [5}J %xov
'HXiov zu lesen ist. Vgl. nr. 6 u. 13.
(J) (froQßctg @t67iQ{orbg zlyjuijrpog iouo&tlg
xod ßia^ö^tvog zr]v &nbv vnb ~Jibg ixsQavrwQ)].
Anonym, b. Westerm. Mythogr. p. 347, 18. Viel- 50
leicht identisch mit nr. 5. Vgl. die Sage von
Iasion (s. d.) und Lobedc, Aglaoph. 210.
7) Der kithaironische Hirt (vgl. cponßtj Weide,
Futter) des Laios, welcher im Oidipusmythus
eine Rolle spielt: Seneca Oed. 860 ff.
8) Der Vater des Teiresias, welch letzterer
nach Btolem. Heph. bei Westerm. Mythogr.
p. 183, 9 von den Kretern ^ögßavTog xoqt] ge-
nannt wurde. Vgl. dazu B. Wagner, Hermes
Bd. 27 (1892) S. 137 : rWenn die Kreter ... 60
den Teiresias „Tochter des Phorbas'1 nennen,
so lädst sich die darin verborgene Beziehung
leicht erkennen. Denn Phorbas, der Sohn des
Lapithos, war von den Rhodiern . . . herbei-
gerufen worden, um die Insel von bedrohlicher
Schlangenplage zu befreien (s. ob.). Der ver-
wandelte Seher wird also unter Bezugnahme
auf sein früheres Schlangenabenteuer witzig
kia und Akarnanien gelangt sein sollte (vgl.
d. Art. Aineias Bd. 1 Sp. 169 f. u. Schtregler,
Rom. Gesch. 1, 401, 12).
14) Einer von den Mördern der Megara (der
Mutter des Ixion), von Ixion dafür getötet; vgl.
das Epigramm unter der Darstellung in Kyzikos
Anthol. 3, 12.
15) Alterer Name des Acheloos; s. oben
unter nr. 3: Sp 2428, 20.
IG) Einer von den 12 Paneu, welche den
Dionysos auf seinem indischen Zuge begleite-
ten: Nonn. 14, 94 ff.
1 7) König von Lesbos, Vater der Diomede
(-ea). Achilleus eroberte sein Reich, tötete ihn
und führte die Diomeda fort; Jl. 9, 665 und
Schol. Diläys 2, 16. Malalas 5 S. 125 bc. Vgl.
Tümpel, Jahrb. f. Mass. Phil. 1888 S. 830 ff.
und d. Artikel Diomede 4. [Röscher.]
Phorbos (ßoQßog), Vater der Pronoe, der
Gemahlin des Aitolos, Apollod. 1, 7, 7. [Stoll.J
Phorios (ßüQiog), Epitheton des Apollon,
Anonym. Laur. in Anecd. rar. ed. Schoell-
Slademund 1, 267, 42. Die Bedeutung des
2431 Phorkides Phorkys 2432
Epithetons ist unklar. In dem Abschnitt tisqi gesetzt worden. Auch das klippenreiche Meer
xoluHziug führt Stob. Flora. 14, 13 den Aus- bei Euboia nennt Lyk. AI. 376 (froQxvvog ol-
spruch des Theocloros v7t£Q 'ElniSog <PoQta- yi^rriQiov; auch die Natur des Phorkyshafens
vfjg an. Da 'EXitlg $>oqiccvtJ = Kolccxblcc ist, von Ithaka mit seinen äxrcd ccnoQQcbybg würde
kann es nur rdie trügerische Hoffnung' be- dem ebensowenig widersprechen wie seine
deuten, hängt also wohl mit ycogu, qpcbp zu- Lokalisierung in einer Schlucht bei Ar ymnion
summen; ebenso dürfte cpoQiog = cpwQiog sein in Achaia (über diesen Namen s. Wilamowitz,
und dieses wohl hier in aktiver Bedeutung = Hom. Unters. S. 24). Schließlich fällt hierfür
r trügerisch' stehen, synonym etwa mit Loxias. noch ins Gewicht, dafs gerade dem Klippen-
Derselbe Anonym. Law. giebt dem Zeus das 10 gotte am natürlichsten ein Weib Keto bei-
Epitheton $^k| (s. d.). [Höfer.) gegeben und allenthalben die Erzeugung der
Phorkides, Töchter des Phorkys (s. d., Meeresungeheuer zugeschrieben wurde. Wenn
Gorgonen u. Graien). man seine greisenhafte Erscheinung als un-
Phorkos s. Phorkys. passend hiergegen einwenden wollte, so zeigen
Phorkyii s. Phorkys. doch Beiworte wie ayrjvcog Hes. Theog. '237
Phorkys (ß>6(>itvg). 1) Die Namensform ist und xQcctctibg (Orph. frgm. 95, 5 Abel = Prokl.
schwankend, vgl. dazu Serv. Verg. Aen. 5, 240. in Fiat. Tim. 5, 295), dafs noch eine andere
Die Odyssee, unsere älteste Quelle, kennt nur Auffassung daneben bestand,
den Stamm $>oqxvv k 71; ji 96, 345, der bei Die zweite Glosse betrifft mehr das (Ivd-txbv
Hesiod. Theog. 336 jedoch auf Interpolation 20 als das cpvotxbv tldog und ist darum schon weni-
beruht. Dagegen mufs dieselbe Form höchst- ger einleuchtend, wenn auch Welcher, Götterl.
wahrscheinlich für Akusilaos und Pherekydes 1 S. 645 sie zum Ausgangspunkte genommen
angenommen werden (Schol. Apoll. Rh. 2, 1249; hat. Durch sie: cpoQxöv Xnvxov, TtoXtov, yvcöv
4, 825); spätere Beispiele: Lyk. Alex. 376; würde Ph. an sich nichts anderes als der Greis
Euphor. in Schol. Soph. Oed. Col. 681; Orph. sein, ohne jeden Ausdruck seines Elementes.
Arg. 339. Römische Dichter leiten von ihr An sich stimmt das trefflich zu seiner Be-
die patronymische Bezeichnung der Medusa Zeichnung als aXiog ysQoiv Hom. v 96, 345;
ab: Phorcynidos ora oder antra, Ovid. Dionys. Byz., de Bosp. navig. 19 (Wescher (vgl.
Met. 4, 743; Lucan. Phars. 9, 626; Sil. Ital. Escher, Triton S. 5 ff. 58 ff.), zu seinem Beiworte
2, 59. — Dagegen lautet der Stamm (Poqxv bei 30 apyj/ra (Euphor. a. a. 0.) und zu seiner Rolle
Hesiod. Theog. 237. 270. 333; Orph. frgm. 95 in Lyk. AI. 477, wo er von dem in die Tiefe
(Abel); Procl. Plat. Tim. 5, 295. Von Römern hinabgesunkenen Hesionedrachen um Hilfe
bedient sich ihrer Vul. Flacc. Arg. 3, 727. — gegen Herakles' Pfeil angegangen wird. Ganz
Die in späterer Zeit beliebteste Form (froQxog, besonders aber wäre dieser Name passend für
Phorcus erscheint am frühesten bei Alkman, den Vater der von Geburt an greisenhaften
allerdings mit verändertem Anlaut HÖQxog FQcxlai (Hes. Theog. 271), der (froguLdtg, sodafs
(Hesych. s. v. Nr}Qevg). Ihm folgen zunächst man fast geneigt wäre, den Namen des Vaters
Pind. Pyth. 12, 13 und Soph. frgm. 777. Auch aus dem der Töchter entstanden zu denken,
das Patronymikon (frooxldi-g bei Aeschylos Ein grofser Übelstand ist nur der, dafs diese
(Prom. 795; frgm. 261 ff.) setzt diese Form 40 im Germanischen so vielfach belegbare Wurzel
voraus. Aus späterer Zeit die Orpheuselegie im Griechischen keine weitere Spur hinter-
des Phanokles v. 20 (Stob. Flor. 64, 14); Lyk. lassen haben soll; Curtius a. a. 0. S. 199 steht
AI. 478; Apoll. Rh. 4, 828. 1597 und Römer dieser Glosse darum auch sehr mii'strauisch
wie Verg. Aen. 5, 824; Plin., Nat. hist. 36, 26. gegenüber. Immerhin ist diese Erklärung
Stat. Silv. 2, 2, 19. neben der vorigen noch in Betracht zu ziehen.
Den Namen zu erklären unternahm K. 0. Im Mythus ist die Gestalt des Phorkys
Müller, Orchom.2 S. 149, indem er ihn mit fast ausschliei'slich genealogisch von Bedeu-
oQHog und oQxog zusammenbrachte und in tung. In der hesiodischen Theogonie ist er ein
'PuQxug das Wasser der Unterwelt sehen wollte, Sohn des Plutos und der Ge neben Akreus,
Ijesonders im Hinblick auf $6qkov arvyvbv 50 Thaumas, Keto und Eurybie. Übernommen
vöioQ bei Phanokles a. a. 0. Diese Erklärung wird dies von Apollod. 1, 2, 6 (10 Wagner),
aber ist von Lobeck, Aglaoph. S. 863 ff. mit ferner von Procl. Plat. Tim. 5, 295 und wohl
Recht zurückgewiesen. Nicht glücklicher ist auch von Hygin. Praef. S. 10, 2 (Schmidt),
der Versuch Schömanns (Opusc. 2, 181 ff. ; s. auch wenn auch diese Stelle gerade sehr schlecht
Preller - Robert 1 S. 560) von einem gemein- überliefert ist. Durch die handschriftliche
samen Stamme foQit ^OQY.og, porcus, IIoq- Überlieferung Tusciversus wird Waser,
xsvg (eine der Laokoonschlangen), üoHvveg her- Skylla und Charybdis S. 32 an Schol. Plat. Pol.
zuleiten. 9, 588c erinnert, wo als Vater der Skylla neben
Dagegen bieten zwei Glossen des Hesych. Phorkos noch Tyrrhenos genannt wird. In
Möglichkeiten einer Erklärung. Nach der 60 der That scheint im Westen Phorkos mit einem
einen cpoQxag- %d.ouY.sg (vgl. Curtius, Grundz. d. Spezialgott des tyrrhenischen Meeres identi-
Etym. S. 298) würde <I>ÖQxvg als der Klippen- fiziert worden zu sein, wie aus der ätiologi-
gott erscheinen. Dazu würde sehr gut passen, sehen Erzählung des Varro bei Serv. Verg. Aen.
dafs nach Karystios in Schol. Theoer. 13, 22 5, 824 ersichtlich ist. Nach dieser ist Phorcus,
die Symplegaden von den Menschen Kvävsai, ein alter König von Sardinien und Korsika,
von den Göttern ^oq-kov nvlcci genannt wur- von Atlas in einer Seeschlacht besiegt, ertrunken,
den ; allerdings ist &6qxov erst durch eine von seinen Freunden aber zu einem Meeres-
Konjektur Meinekes an die Stelle von oqkov gott gemacht worden. Dann darf man freilich
2433 Phorkys Phorkys 2434
nicht mehr mit Waser annehmen, dafs die An- Phorkystöchtern allein Soph.frgm. 777 (Nauck-):
gäbe des Platoscholions auf einer mifsverständ- <P6qhov xoQug cc&qovvts vovg albg vo[iovg (d-QO-
lichen Auffassung von Eur. Med. 1342 beruhe, ovvrs tovg "AiSov v6[iovg N.). — Echidna,
indem Skyllas Beiwort Tyrrenis als Patro- von Typhon die Mutter des Prometheusadlers,
nymikon gefafst worden sei. Ist aber in dem istPhorkyade nach Pherekyd. in Schol. Apoll. Bh.
ersten Teile des rätselhaften Tusciversus 2, 1249. — Hesperiden T. des Ph. und der
der Phorcus-Tuscus enthalten, so liegt es Keto nach Schol. Apoll. Bh. 4, 1388. — Als
nahe, im zweiten eine Entstellung der hesio- seine Enkelinnen nennt die Eumeniden
dischen Eurybie zu sehen, sodafs wir bei Euphor. in Schol. Soph. OecH.Col. 681 (frgm. 51);
Hygin alle von Hesiod genannten Pontoskinder io nach Prell er- Bobert S. 561 setzt dies eine Tra-
wiederfinden würden. dition voraus, nach welcher die Nacht seine
Eine andere mit Unrecht der orphischen Tochter war. — Dafs der Marrubier Rhoetus
Theogonie zugewiesene Quelle (s. Kern, de Orph. von Ph. abstammen soll (Serv. ad Verg. Aen.
Epim. Pherec. theog. S. 41) macht Ph. zum 10,388), mag darauf beruhen, dafs Rh oit ei a,
Enkel von Uranos und Ge, zum Sohne von die Eponyme von Rhoiteion, Tochter des mit
Okeanos und Tethys, zum Bruder von Phorkys wesensgleichen Proteus heifst, Schol.
Kronos und Rhea v.al oßot [Lata tovrcov, Ap. Bhod. 1, 929.
Plat. Tim. 40 E {Orph. frgm. 31 Abel). Nach Lokalisiert wird Phorkys am ausführlichsten
Orpheus bei Procl. Plat. Tim. 5, 295 gehört durch Herodor im Schol. Hom. v 96. Seine
Ph. vielmehr zu den sieben Titanen, den Söhnen, 20 Heimat soll danach Arymnion, eine felsige
die Ge heimlich vor Uranos gebiert. — Aber Bucht in Achaia, sein (s. Wilamoivitz a. a. 0.);
nur eine Verwechslung mit der Phorkystochter das scheint auf den hesiodischen Wohnsitz
Thoosa, die dem Poseidon den Polyphem (Theog. 304) der Echidna slv kgiuoiaiv hin-
gebiert, ist es, wenn Serv. Verg. Aen. 5, 824 zuweisen, zumal diese nach Pherekydes seine
als Eltern des Ph. Neptunus und Thoosa nennt. Tochter war. Von dort soll er nach Kephal-
Die Gattin des Phorkys ist nach Hesiod. lenia gewandert sein und bei Ammos ge-
Th. 270. 333 Keto, gleichfalls Kind des Pon- haust haben; schliefslich kam er nach Ithaka
tos und der Ge. Von ihnen stammen die an den Phorkyshafen. Über seine Lokalisierung
Graien, die f&oQxidzg im engeren Sinne, und im euböischen Meere und an den Symple-
die Gorgonen, s. d. betr. Artikel. Wenn man 30 gaden sowie im tyrrhenischen Meere s. oben,
v. 333 ff. als hesiodisch gelten lassen will, was Die Euhemerisierungen des Gorgonenmythus
freilich sehr unwahrscheinlich ist, so wäre ihr versetzen ihn bald an den tritonischen See
jüngstes Kind die den Hesperidenbaum be- nach Libyen, Paus. 2, 21, 5, bald auf die Insel
wachende Schlange. Von Meeresungeheuern Kerne, Palaiph. Incred. 31; vgl. Diodor 3, 52.
kennt die Odyssee als seine Tochter nur Dafs er mit dem AXiog yegcov von Byzanz zu
Thoosa, die Personifikation der stürmischen identifizieren sei, bestreitet mit Recht Escher,
Flut (et 71), während er als Vater der ihm ge- Triton a. a. O. Ganz bedeutungslos ist die Be-
wöhnlich angekindeten Skylla hier nicht er- Zeichnung <I>6qxt] ILuvt] für den Fuciner See bei
scheint. Immerhin erinnert Y.quxcalg, als Be- Lyk. AI. 1278.
Zeichnung ihrer Mutter, mag man sie als Name 40 Charakterisiert wird die Persönlichkeit des
oder Beiwort fassen, stark an $6qxvv ts xpa- Ph. nur sehr wenig. Bei Hom. <x 71 ist er
raiov bei Orph. frgm. 95, 5. Genannt wurde Herrscher des Meeres; als solchen rufen ihn
Ph. aber in den grofsen Ehoien. Wenn auch auch die Argonauten bezw. Iason an, Orph.
Schol. Ap. Bhod. 4, 828 nach ihnen Phorbas Arg. 339; Ap. Bhod. 4, 1597. Ob er das Meer
(s. d. nr. 11) statt Phorkys und Hekate nennt, geschaffen und den Menschen den Fischfang
so vermutet Waser a.a.O. S. 25 doch mit Recht, gelehrt, fragt Oppian. Hai. 2, 29. 36. Bei den
dafs Akusilaos' Angabe Phorkys aus derselben lateinischen Dichtern ist er der Repräsentant
Quelle stamme bezw. eine berechtigte Emen- des Meerthiasos und der Ungeheuer: Verg. Aen.
dation derselben sei. Ob Stesichoros die Vater- 5, 824; Vol. Flacc. 3, 726; so nennt auch Plin.
schaff des Ph. anerkennt, steht nicht fest. Aus 50 36, 26 die Tritonen u. s. w. in der bekannten
späterer Zeit sind hier zu erwähnen Lyk. AI. Achillesgruppe des Skopas: chorus Phorci.
47ff.; Apoll. Bh. 4, 828; Dionys. Bhod. in Schol. — An Nereus erinnert es, wenn Lyk. AI. 477
Hom. ft 85. Als Mutter nennt Cretheis (aus den von Herakles' Pfeil getroffenen Drachen
KoarciiLg entstellt) Serv. Verg. Aen. 3, 420; Buc. zu Ph. hinabtauchen und Heilung verlangen
6, 74, während Apollon. Bhod. a. a. O. ihr beide läfst. Dafs er wie Proteus und Thetis die Gabe
Namen zuweist. Apollod. Ep. 7, 20 nennt als der Vei Wandlung besessen, berichtet nur
Eltern der Sk. Krataiis und Trienos oder Artemid. Oneir. 2, 38. LBloch.j
Phorkos ; Trienos kann ebensowohl aus Tyrrheus [2) $6Qxvg, Sohn des Phainops, Hom. B.
wie aus Triton entstanden sein, s. Wagner z. 17, 312, Führer der Phryger, Hom. B. 2. 862.
d. St. — Als Skyllas Vater belebte Phorkys 60 17, 218. Apollod. Epit. 3, 35. Paus. 10, 26, 6,
sie auch wieder, als sie von Herakles getötet von Aias getötet, Hom. B. 17, 312. 318. Nach
war, indem er sie durch Feuer wieder zusammen- P. Kretschmer, Einleit. in d. Gesch. d. griech.
schweifste, Lyk. a. a. 0. nebst Schol. u. Tzetz. Sprache 186. 229. 288 lautete der Name dieses
z. d. St.; Dionys. Bhod. a. a. 0. Erfunden ist Phrygers ursprünglich $iqty<.vg, der als Heros
dieser Zug natürlich nur, um die Wirksamkeit Eponymos der BsQiy.vvteg (^SQS^vg zu BsQfnvg
der Skylla in der jüngeren Heroengeneration wie f&ovysg zu Bgvyeg) aufzufassen ist; die
zu erklären. Griechen hätten den Namen <&{Q8Kvg dem Na-
Die Seirenen, und zwar zwei, macht zu men ihres f&oQnvg, an welchen jener sie er-
Roscheb, Lexikon dor gr. u. röm. Mythol. III. 77
2435 Phormes Phoroneus 2436
innerte, volksetymologisch angeglichen; vgl. (ibid.) des Hellanikos naxsoec &vi]xä>v uv&qwticov.
auch Usener, Götternamen 359. Woher kommt aber dieser erste Mensch und
3) Grieche, Genosse des Salaminiers Aias, Vater der Menschen? Merkwürdigerweise wird
von Paris getötet, Quint. Smyrn. 6, 631. er nirgends direkt ein Autochthone genannt,
4) Begleiter des Dionysos, Nonn. Dionys. sondern es heilst: Inachos, „nicht ein Menscb,
39, 101. Höfer.] sondern der Flufs in Argos sei der Vater des
Phormes? (3><fefwjs?). Bei Eudocia 82 p. 140 Phoroneus gewesen", Paus. 2, 15, 5; aber als
Flach heilst es: Avysiag vibg uiv 'Hliov fjv, seine Mutter wird gewöhnlich Melia (oder Me-
rz/ äs aXrj&tia $6Q^i]xog iv. xfjg 'Iy.Xs'cog (?) lissa; genannt, Apoll. 3, 1, 1, 2; Schol. Eurip.
'Tguivris' oi äs ccvxr]v ftvyatkQcc Nvxxscog, oi äs io Or. 933. Nach Prelle r-Robert, Gr. M. I4, 81
'Ett6%ov cpaai. Quelle ist Schol. Apoll, Rhod. kommt darin die Vorstellung von der Entsteh-
1, 172: Avysing . . yövco [tsv rjv 'HXiov, i-rnivlin- ung der Menschen aus Bäumen zum Ausdruck,
giv äs <&6oß<xvxo g, in %f\g N r\Xi(ag'Tq[dvy\g die einfach personifiziert werden; wie hier die
%xX. Man wird darnach bei Eudocia zu korri- Esche als Nymphe Melia, so die Linde als
gieren haben — oder liegen nur Druckfehler Philyra. Nachdem der Baum zur Nymphe ge-
vor? Im Verzeichnis der Argonauten bei worden, wird diese zur Tochter des Okeanos
Eudocia 221 p. 354 Flach: Avysiag 'HXiov, oi gemacht. Hygin. fab. 143 nennt die Mutter des
äs $6o[ii]xog Iy. xi)g 'Inlscog 'Toulvr\g, oi äs Phoroneus Archia, die Schwester des Inachos
Nvnxscog, oi äs 'En6%ov hat Flach korrigiert: (vielleicht Versehen für Argiva, oder mit An-
'PoQßavTog, Nr]ls(og, 'Eitsiov. [Höfer.] 20 klang an ap^rj?;. Eusebios, Hieron. zu Abr. 211
Phormion (<£o(>fuW), 1) ein Spartaner, der und Synk. p. 236 hat die merkwürdige Notiz,
spätere Besitzer des Hauses des Tyndareos. dafs Niobe, natürlich die argivische (s. u.),-
Zu Phormion kamen einst die Dioskuren in Phoroneus' Mutter sei, die sonst als seine Tochter
Gestalt von fremden Männern, sagten, sie kämen genannt wird. Vgl. TJirämer, Pergamos 13 und
von Kyrene, und baten um gastliche Aufnahme Roschers Lex. Bd. 3, Sp. 877, 8 ff. Wenn dies
und zwar in dem Gemache, das sie früher als nicht blofs eine fahrlässige Verwechselung ist,
Knaben bewohnt hatten. Phormion stellte so würde, da in der argivischen Niobe eine Erd-
ihnen sein ganzes Haus zur Verfügung mit göttin zu erkennen ist, Phoroneus doch zum
Ausnahme des erbetenen Gemachs, weil dieses Autochthon werden, in der Weise, dafs die
seiner Tochter zur Wohnung diente. Am fol- 30 Mutter Erde, wie auch sonst, nicht spontan,
genden Tage war die Jungfrau und ihre Diener- sondern irgendwie befruchtet, so hier von dem
schaff verschwunden, in jenem Gemache aber Flufsgott Inachos, den Erdensohn hervorbringt,
wurden die Bildsäulen der Dioskuren und ein der nun den ersten Menschen und „Vater der
Tisch und Silphion auf ihm gefunden, Paus. sterblichen Menschen" darstellt. Zu dieser
3, 16, 2 f. ; vgl. Plut. non posse suav. viv. sec. Vorstellung pafst auch die folgende Nachricht:
Epic. 22 p. 1103a; etwas anders dem. Alex. Bei dem Streit des Poseidon und der Hera
Strom. 1, 334a. Theopompos bei Suid. s.v. $00- (Wasser und Festland?) um den Besitz von
(liatv. K. Bötticher, Poliastempel 10. F. Thicrsch, Argos walten Phoroneus und mit ihm die
AbJiandl. d. philos.-philol. Kl. d. k. bayr. Akad. Flufsgötter Kephisos, Asterion und Inachos des
d. Wiss. 8 (1858), 446ff. Bohde, Psyche 2 2, 40 Schiedsrichteramts, Paus. 2, 15, 5; Phoroneus
94, 1. — 2) Ein blinder Fischer aus Erythrai, spielt also hier dieselbe Rolle, wie in Attika
der, durch einen Traum belehrt, den Erythraiern die alten autochtbonischen Landeskönige beim
ein Mittel angab, das Idol des Herakles zu Streit zwischen Poseidon und Athene, Preller-
gewinnen, Paus. 7, 5, 7. Mehr s. Bd. 1 s. v. Robert l4, 203 A. 1. Phoroneus, der einzige
Herakles Sp. 2137, 22 — 2138, 12. [Höfer.] und erste Mensch in der Gesellschaft, habe
Phoroneidai ($oQcovsiäai) = Nachkommen dann, berichtet die Sage weiter, die früher zer-
des Phoroneus ^s. d.). streuten Menschen zusammengeführt zu einem
Phoroneus (^?0Qu>vsvg). Die Sage von Phoro- gemeinsamen Verband und den Ort der Ver-
neus gehört der Peloponnes an und ist aufs einigung ciavv ^oqcovi y.6v genannt, Paus. a.a.O.,
engste mit Argos verknüpft. Phoroneus ist 50 die Menschen kultiviert (Tatiaii. or. ad Graec.
der Urmensch des vorhellenischen, pelasgischen, 39 §60 p. 148; Kinkel, Epic.fr. 210) und der
wie Deukalion der des hellenischen Geschlechts. Hera zuerst einen Altar (Gottesdienst) gestiftet,
Jenes nennt Apollodor (2, 1, 1) auch das Inachi- Hygin. fab. 143 u. 274; dem. Alex. Protrept.-p.13
sehe, von dem Vater des Phoroneus, und be- (28c) Sylb. (Kinkel a. a. O.). — Pausanias (a. O.)
handelt es nach dem deukalionisehen. Ea gilt führt den Gottesdienst der Hera schon auf
aber allgemein für das ältere „vorsintflut- Inachos zurück. Die Einführung des Demeter-
liche", vgl. Akusilaos frg. 14, Plat. Tim. 22 a: dienstes in Megara, wo Phoroneus gleichfalls
ttsql (PoQcovtcog ts xov Tioörtov is%&tvTog xcu der älteste König ist, Paus. 1, 39, 5, wird nicht
Vtd/3rjs, xai [isrä xbv Kccxay.lv6{ibv av tisqi Jsv- dem Phoroneus, sondern dessen Sohne Kar zu-
xalicavog xai IIvQQag, vgl. Preller-Robertl4, 84, 1. 60 geschrieben. Sehr bedeutungsvoll ist die Über-
Nach Klemens Alex. Strom. 1 p. 138 (Kinkel, lieferung der Argiver, Paus. 2, 19, 5, dafs
Epic. gr. fr. p. 209 A. 1) und nach Akusilaos Phoroneus den Menschen das Feuer gegeben
bei Euseb. Praep. er. 10, 10 p. 488 d (Kinkel habe: dadurch tritt er nicht nur in Parallele
ibid.; fand die grofse ogygische Flut nach mit dem Stammvater des deukalionisehen Ge-
Inachos statt, zu der Zeit, wo Phoroneus in schlechts, sondern die Argiver beanspruchen
Argos regierte. Den ersten Menschen nennt in ausdrücklichem Gegensatz zu der sonstigen
Akusilaos a. 0. (Kinkel p. 209; den Phoroneus, Überlieferung, wonach Prometheus den Menschen
und ähnlich das epische Gedicht Phoronis das Feuer gegeben habe, die Erfindung des
2437 Phoroneus Phoroneus 2438
Feuers für ihren Urstammvater. So verstand Verhältnisse absieht, deren Übersicht nur lehrt,
wenigstens Pausanias, was er in Argos hörte. wie wenig darauf zu geben ist, und nur die
Der Scholiast zu Soph. Elektr. 4 sagt nur or< Grundbestandteile der sonst mageren Phoroneus-
äs ißti xal tö Ttsgi rov TtvQog iLt%Qi tov vvv sage im Auge behält, so überrascht ihre Ähn-
öslxvv^svoi> xoci Xsyö^svov, a>$ an ovQctvov liebkeit mit der des ältesten Pelasgos: Ur-
tiqütov ix sias xaxr\vs%%r\. In der Wirkung menschentum, Anfänge der Kultur und Religion,
kommt dies auf das Gleiche heraus : die Argiver Bei dieser Ähnlichkeit ist es auch schon früh
beanspruchen die Priorität in dem Besitz des genug zu Verwechselungen gekommen, z. B.
Feuers. wenn Hellanikos dem Phoroneus dieselben
Das Feuer, der Gottesdienst, die Vereinigung 10 Söhne Pelasgos, Iason, Agenor zuspricht, wie
zu einem Gemeinwesen, alles zusammen zeigt, Schol. Eurip. Orest. 920 und Hyg. f. 145 dem
dafs man sich Phoroneus dachte als den Be- Triopas, oder wenn die Niobe einmal Mutter des
gründer der ältesten Kultur und staatlichen Phoroneus, ein andermal die Mutter des Pelasgos
Ordnung. Denselben Gedanken kann man aus- und Argos ist. Darum scheint Phoroneus nur
gedrückt finden in dem Namen seiner Gattin, ein in ein noch höheres Altertum hinaufproji-
die bald Kerdo, die Kluge, die Gewinnende zierter Doppelgänger, eine Wiederholung des
heifst (Paus. 2, 21, 1), bald Teledike, oder Pelasgos 1 zu sein. Beide sind eigentlich ur-
Telodike, die das Recht weithin verbreitende sprünglich dieselbe Person, der man, als man
(Apollod. 2, 1,1; Tzetz. z. Lykophr. 177), bald das Bedürfnis empfand, den Urmenschen des
Peitho,die berredende (Schol. Eurip. Or. 1239, 20 peloponnesischen Geschlechts auf eine noch
vgl. Preller, Gr. Myth. 23 S. 37). Nach Plat. frühere Stufe hinaufzurücken, einige verschie-
Tim. 22a, s. ob., ist wegen des Parallelismus dene Züge verlieh, die aber nicht stark genug
mit Deukalion und Pyrrha auch die Möglich- waren, aus der einen an sich schon nicht
keit nahegelegt, dafs dort Niobe als Gattin sonderlich stark ausgeprägten Persönlichkeit
des Phoroneus gemeint ist. wirklich zwei ausgesprochene Individualitäten
Brüder des Phoroneus sind: l)Aigialeus, herzustellen. Daher das beständige Ineinander-
Apollod. 2, 1, 1, 2, von gleicher Abkunft (Sohn d. fliefsen der Angaben sowohl über das Wirken als
Inachos u. d. Melia), von andern als Sohn des über die Verwandtschaftsverhältnisse. War aber
Phoroneus bezeichnet, s.u.; 2) Phegeus, der die „Differenzierung" (um dieses schauerliche
Buchen- oder Eichenmann, was auch an die 30 Wort zu gebrauchen!) einmal vollzogen, so
Abstammung von einem Baume denken läfst, mufste auch ein weiterer Name geschaffen
wie bei Phoroneus, Gründer von Phegai oder werden, und der jüngere Name ist offenbar
Phegia, Gharax bei Steph. Byz. v. $tjysia, der des Phoroneus. Jedenfalls tritt derselbe
Schol. Eur. Or. 1248; Paus. 8, 24, 2. — Hygin. viel später auf als der des Pelasgos : weder in den
fab. 274 dagegen nennt seinen Vater Alpheus. alten epischen Dichtungen, noch in der Lyrik oder
3) Von denselben Eltern Spar ton, Steph. Byz. Tragödie der Blütezeit hat er irgendeine Spur
v. Mvxrjvai, der nach des Akusilaos von Pati- hinterlassen, und scheint überhaupt vor dem
sanias (2, 16, 4) ausdrücklich bekämpfter An- fünften Jahrhundert auch in die Litteratur des
gäbe ein Sohn des Phoroneus gewesen sein genealogischen Epos nicht eingeführt zu sein,
soll. Pausanias will überhaupt keinen Sparton 40 Die Bezeichnung des Landes und der Bewohner
gelten lassen, aufser Sparton, den Sohn des von Argos nach Phoroneus kommt erst sehr
Tisamenos, 7,6,2. 4) Pelasgos, als Sohn des spät auf Selbst die megarische Sage, die den
Inachos und 5) Argos Panoptes, als Sohn des- Kar zum Eponym der rnegarischen Burg Karia
selbenVaters, s. diese Artikel. 0) Vgl. Phoronis. und zum Sohne des Phoroueus macht, deutet
Kinder des Phoroneus: 1) nach Schol. Eur. zwar auf karische Ansiedlung in Megara, be-
Or. 1248 ((PoQtovsvg — ig%si Ss Ttutdceg ix nsi&ovg weist aber für das hohe Alter des Phoroneus
Aiyicdsa/'ArtLv, EvQmnav, Niößrjv) vonPeitho: gar nichts. Wann dieser und von wem er zum
Aigialeus, Api s, Europa, Niobe, vgl. Diod. Vater des Kar gemacht wurde, entzieht sich
Sic. 4, 14; Dion. Halic. 1, 11; Strab. 10 p. 471; unserer Kenntnis ; vor die Reihe der rnegarischen
2) nach Apollodor 2, 1, 1, 2 von Teledike: 50 Könige ist er so unvermittelt als möglich hin-
Apis und Niobe; 3) nach HeUanikos, frg. 37 gesetzt, vielleicht in dem Bestreben, den doch
bei Eustath. z. 77. 3, 75: Pelasgos, Iasos, Agenor; gar zu ausländisch klingenden Kar in die ur-
4) nach Pausanias 1,39, 5 f., d.h. nach mega- griechische Verwandtschaftskette einzureihen;
rischer Sage, Kar, der erste König von Megara, vgl. Seeliger, Festschrift f. Orerbeck S. 30ff. Die
der dort den Demeterkult begründet haben Bedeutung des Namens, der eine Weiterbildung
soll; 5) nach Xikainetos und Apoll. Bhod. bei von <[>squ>v ist (wie Aidoneus, Salmoneus) weist
Parthen. Erot. 1 : Lyrk os, der von Inachos mit darauf hin, dafs es ursprünglich kein förrn-
andern ausgeschickt wird, Io zu suchen. Nach lieber Eigenname, sondern der Beiname eines
ihm wird das argivische Land Lyrcea arva ge- Stammheros war, der Beiname des „Bringers"
nannt, Ovid, Met. 1, 597. — Nicht als Tochter 60 allermöglichen Gaben, der Vereinigung zum Ge-
des Phoroneus, sondern nur als Argiverin (vgl. meinwesen, der Gottesverehrung, des Feuers,
aßTv (PoQcoviy.öi', (PoparsiSca ■ — 'Agysiot, Theokr. vielleicht auch des Ackerbaues, obwohl ich
Id. 25, 200) wird Io bezeichnet durch die Be- das nirgends direkt ausgesprochen, sondern nur
nennung Phoronis, Orid, Met. 1, 668. 2, 524; aus seiner Heraverehrung erschlossen finde,
Ovid nennt sie wiederholt bestimmt Tochter Wilder, Gr. Götterl. 1, 375, ausführlich bei
des Inachos, s. Phoronis. Schwende, Etymol. mythol. Andeutungen 295ff.
Wenn man von den vielfach sich wider- Welcker sieht in Phoroneus wegen seiner Ver-
sprechenden Angaben über die Verwandtschafts- bindung mit Hera, die ihm Erdgöttin ist und
77*
2439 Phoroneus Phosphoroi 2440
deren Dienst er aus Karien herleitet (S. 299), Phoroneus. Das Vorhandensein dieser Gräber
ursprünglich einen Genius der nährenden Erde, in historischer Zeit und besonders das Toten-
des Ackerbaues und der damit verknüpften opfer am Grabe des Phoroneus beweist, dai's
menschlichen Ordnung, setzt ihn dem Oros man an die Existenz dieser Heroen glaubte,
oder Horos in Troizen gleich und leitet den bietet aber betr. der Zeit der Entstehung dieses
Namen (froQcovsvg von cpigsiv = cptqßsiv (woher Glaubens nicht den mindesten Anhaltspunkt,
einer seiner Enkel $0Qß<xg heifse) = nähren, Das Grab des Pelasgos scheint immerhin sehr
ab. Aber selbst wenn die argivische Hera wirk- alt gewesen zu sein; von dem des Phoroneus
lieh Erdgöttin ist, so folgt aus der Einführung läfst sich das Alter nicht bestimmen; jedenfalls
ihres Dienstes durch Phoroneus und der Schlich- 10 folgt aus dem noch in der römischen Kaiserzeit
tung ihres Streits mit Poseidon um das Land, dargebrachten Totenopfer nichts für die Zeit
o
auch aus dem Namensanklang der Iuno Feronia der Einsetzung desselben. [Weizsäcker],
noch nicht, dafs Phoroneus ein Genius der Pkoronis (^oQcavig), Beiname der Io (s. d.)
nährenden Erde sei, von dem es darum, weil als Argiverin oder als Tochter des Phoroneus
an den Erdgöttinnen Ordnung und Gesetz hänge, (s. d.): Ov.Met. 1,668. 2, 524. Nach Hygin. f.
bei Hyg. /'. 143 heifse, er sei von Zeus zum 145 ist sie Schwester des Phoroneus als T. d.
ersten König gemacht worden. Welcher durfte Inachus u. d. Arghi (vgl. Hyg. f. 124: Phoroneus
überhaupt nur von einer Erdgöttin reden, denn Inachi filius; ebenso f. 225 u. 274). [Röscher.]
die Einführung des Demeterdienstes in Megara, Phorye (Qoqvi]), göttliche Personifikation,
die er auch dem Phoroneus zuschreibt, wurde 20 Geist des Schmutzes im Gegensatz zur reich-
nach Paus. 1, 39, 5 von den Megarern dem bekränzten Tracht (nolvOTbcpuvog Msyiarö}),
Kar zugeschrieben. Diese Welch ersehe Auf- Empedokles in Fragm. der Vorsökratiker ed.
fassung ist daher nicht zu halten. Bei dieser Diels S. 219 /'/•. 123; vgl. Bd. 2 Sp. 2549 s. v.
sollte man auch erwarten, dafs das Feuer des Megisto. [Höfer.]
Phoroneus im Tempel der Hera, nicht in dem Phos (0&g), 1) s. Phlox u. v. Baudissin, Stud.
des Apollon Lykios gezeigt worden wäre, zur semit. Beligionsijesch. 1, 14. — 2) Mit Zeus
s. Kalkmann, Pausanias S. 138, bes. A 3. und Ge als Gottheit (= Helios) angerufen,
Phoroneus ist vielmehr das mit den Zügen Eur. Med. 148; vgl. 1258. Or. 1497. — 3)
des ältesten Pelasgos, des eigentlichen pelasgi- AIOIOOI, Bezeichnung des Dionysoskindes auf
sehen Urmenschen, ausgestattete Gegenbild des 30 einer swf. Amphora (Jahn, Vasens. i. München
Stammheros des deukalionischen (hellenischen) S. LXI, A. 402. C. I. G. 4 p. XVIII. Minenini,
Geschlechts des Prometheus , erfunden in der Monumenti inediti posseduti da B. Barone tav. 1
Absicht, dem pelasgisch-argivischen Geschlecht, p. 5 ff.; vgl. K. Wernicke, Lieblingsnamen 11.
das sich das älteste zu sein rühmte, den Vor- P. Kretschmer, Die gr. Vaseninschr. 119 nr. 181)
rang des höheren Altertums zu wahren, nach- mit der Darstellung der Geburt des Dionysos,
dem dieser durch die Prometbeussage des bedeutet nach Maafs, Hermes 26 (1891), 185
deukalionischen gefährdet war, Paus. 2, 19, 5 'Zeusgnade', nach anderen 'Licht, d. i. Heil,
ov yccg bpoloyovGiv (Agysloh) Sovvai itvQ TIqo- Kuhm des Zeus'. In ^lövvGog = Jiö(6)vv6og
lirfttec (xv&QÜMOig, cdXä ig Ö>OQiov£a. rov nvQog von (c)vv 'finster, traurig sein' = f Zeuszorn'
aträytiv i&üovGi rr\v svqsglv. Daher wurde 40 erblickt Maafs den Ausdruck der finsteren
vor den alten Pelasgos noch 1 — 2 Generationen Seite des obersten Gottes; vgl. Mcaftcocrr/s,
früher Zeus angesetzt, Pelasgos aus einem 'A^siXi%og. P. Kretschmer, Aus der Anomia 29
Autochthon in einen Sohn des Zeus und der erklärt Jibg cpmg = 'der Mann des Zeus, Zeus-
Niobe und Enkel des Phoroneus und dieser held, Zeusheros' und deutet ebenso diö-vvoog
in den erdgeborenen, d. h. von Inachos mit der (-vvöog = nogog, viög, nalg) als 'Zeussohn' mit
Erdgöttin Niobe oder der Baumnymphe Melia Hinweis auf die Bezeichnung der Athena als
gezeugten Vater der Menschen verwandelt und 'HQay.Uovg xoqt} (vgl. hierzu aber auch Klein-,
ihm zugleich dasselbe Verdienst um die Mensch- Gr. Vasen mit Licblingsinsehr.'1 S. 36 Anni. zu
heit wie dem Prometheus, die Gabe des Feuers Mynichos), der Hekate als kd^rov %ÖQr\ oder
und Erfindung der entsprechenden Künste, zuge- 50 der Persephone als Jrj^tQog xdp/j. In einer
schrieben. Ähnlich berichtet Paus. 2, 14, 4 von liturgischen Formel wird Attis bez. Dionysos
den Phliasiern, sie hätten ihren Autochthon als viov cpcbg (Licht) angerufen, Firmic. Mat.
Aras um drei Menschenalter älter als den de err. pro f. relig. 19, 1. Bergk, Poet. lyr. 34,
Arkader Pelasgos und gleichzeitig mit Prome- 658 zu fr. 10. A. Bieterich, Eine Mithras-
theus angesetzt. Da konnte doch Argos nicht liturgie 122 f. 214. 4) Über die üagirevog
zurückbleiben, und mufste auch noch einen qpcoro's', die Lichtjungf'rau, entsprechend der
Vorfahren des Pelasgos und Argos haben: Aiv.i}- katQula usw., deren Züge auch bei der
den Phoroneus. Jungfrau Maria wiederkehren, vgl. A. Dieterich,
Am Grabe des Phoroneus in Argos Äbraxas 101 ff. Nekyia 187. [Höfer.]
wurden noch zu Pausanias' Zeit Totenopfer ge- 60 Phosphoroi (<Pco6cp6Qoi). Phosphoros findet
bracht, 2, 20, 3; an anderer Stelle wurde das sich aul'ser als Bezeichnung für den Stern (s.
Grab seiner Gattin Kerdo gezeigt, 2,21,1; Phosphoros) häufig auch als Kultname. In-
im Tempel des Apollon Lykios brannte noch schriftlich wird erwähnt: 1) in Athen ein
damals das Feuer des Phoroneus, 2, 19, 5, end- iSQEvg ^oiacpÖQiov (C. /. G. 1, 353 = C. I. A.
lieh war beim Heiligtum der Demeter Pelasgis 3, 10) bez. ItQUvg (PcoocpÖQcov v.al inl HiadSog
das Grab des Pelasgos 4, Sohns des Triopas, und (C. I. G. 1, 184 = C. I. A. 3, 1041. C. I. G.
in der Nähe des Tempels des Poseidon Pros- 1, 187 = C. I. A. 3, 1048. Gl. A. 3, 1042).
klystios das Grab des Argos, des Sohnes des Wer mit diesen <Pcoo(p6()()t gemeint ist, erfahren
2441 Phosphoroi Phosphoroi 2442
wir hier ebensowenig wie bei Plut. aclv. Colot. Artemis Epipyrgidia Phosphoros'. Die be-
22: xivi yccg IIqoteIbicc d-vdopsv, xivi 2cori]Qicc, treffende Inschrift lautet, wie auch bei Vischer
nag dt $>co6cf.ÖQ£iu (vgl. Hesych.: (pcoßcpÖQSicc a. a. 0. 37 nr. 28 richtig steht: IsQe'cog Xagixcov
soqttJ), Bax%£itt, IlQOT^lsia yaybtav a&iisv, (x>j v.al ÄQxiybiSog 'EitntvQyidiag TtvQtpÖQOv , und
änohitövxsg (inds Ba%%elg v.ai (PcoöcpoQovg v.a.1 nvQrpOQOv ist mit hgeag zu verbinden, Ditten-
TlQO)]Qoaiovg itul SoatfjQccg. Bei dem Fehlen der berger zu C. I. A. 3, 268. Der athenischen
Sondernamen sind wir auf Vermutungen an- Phosphoros (vgl. Maafs, Gott. Gel. Am. 1889,
gewiesen, doch ist die Annahme von Boeclh 815) entspricht die Artemis ZsXaacpogog im atti-
(zu C. I. G. 1, 184 p. 316; vgl. zu 1, 190 p. 326) sehen Demos Phlya (Paus.l, 31, 4) und auf der
nicht wahrscheinlich, dafs unter den f&cooyoQoi 10 Insel Pholegandros (Rev. archeöl. 11 [1865], 126.
diejenigen Götter zu verstehen seien, für welche Bursian, Geogr. v. Griechen}. 2, 505), doch ist
der Beiname epcooepogog bezeugt (s. unten) oder die Echtheit der Inschriften von Pholegandros
anzunehmen ist, vielmehr mufs aus der Stätte zweifelhaft, Hiller v. Gaertringen, Inscr. Ins.
ihres Kultus in der Skias, dem mit der ©6Xog Mar. Aeg. 3 p. 193. — b) im Peiraieus, wo
(Plato Apol. 12 p. 32c. Andocid. d. myst. 45. in Munichia 6 vfjg <f>coGtp6gov ßcopög (vielleicht
Paus. 1, 5, 1) identischen neben dem Prytaneion identisch mit dem ßafibg Movvv%iccßiv , Lys.
gelegenen Raum für das heilige Herdfeuer, Agorat. 24) an der Stelle stand, wo das Licht
eine nahe Beziehung der <Pco6cp6goi zur Hestia (nvg %gor\yovy.!:Vov), das dem Thrasybulos auf
angenommen werden, E. Curtius, Stadtgesch. seinem nächtlichen Zuge von Phyle nach Muni-
v. Athen 93. Wachsmuth, Stadt Athen 2, 315 ff. 20 chia geleuchtet hatte, erloschen war, Clem.
319 Anm. 3. - - Paus. (1, 5, 1) berichtet, dafs Alex. Strom. 1, 25 p. 418 Pott. = 909 Migne.
in der Tholos xlvcc . . dgyvgov %s%on\\h&va. Wachsmuth, Die Stadt Athen 2, 139 u. Anm. 6;
äydX^iaxa ov psyäka. gestanden und die Pry- — c) in Byzantion, wo infolge der hilfreichen
tanen daselbst geopfert hätten. Unter diesen Lichterscheinung der 'Exdxri tpaacpogog, die den
äydlpaxa versteht Köhler, Hermes 5, 334 unter Versuch Philipps von Makedonien , die Stadt
Zustimmung von Wachsmuth a. a. 0. 317, 1 die zu überrumpeln, vereitelte, der Hafen Bootio-
Bilder der Herdgötter, der &sol itptaxioi giov (Pcoatpogiov genannt sein sollte, eine aitio-
(HieroJcles bei Stob. Flor. 67, 24 III, 10 Mein) logische Legende, die an den bereits bestehen-
oder imardrcti (Schol. Arist. av. 436), und Wachs- den Kultus der Hekate Phosphoros anknüpfte,
muth möchte diese Herdgötter mit den $coa- 30 Dionys. Byz. Anaplus Bosp. Thrac. in Geogr.
(poQOi identifizieren. Scholl, Hermes 6, 18 ver- min. Müll. 2 p. öl. Steph. Byz. s. v. Boanogog
stand unter den <&coocp6goL die Dioskuren (Poly- p. 178 Mein. Eust. ad Dionys. Per. 143 p. 112
deukes wird qxaacpogog genannt, Anth. Pal. 7, Berrih.; vgl. Constant. Porphyr, de them. 2 (ed.
88), die nach Theodoret. Therap. 8 p. 115 Sylb. Bonn. vol. 3, 64); — d) in Erythrai: Priester
= 9j7 Seh. = 1016 Migne in Athen ebenfalls der Artemis Phosphoros, Dittenberger, Syll. 22,
'EcpEßTioi hiefsen. Vergleichen lassen sich etwa 600 p. 371, 138. Hugo Gaebler , Erythrä 78.
die römischen mit dem Vestakultus eng ver- Herbrecht, Diss. phil. Argent. 10, 1 S. 50, 139; —
bundenen römischen penates publici, die unter e) in Kyzikos, nach der Fundstätte (Nord-
dem Bilde der Dioskuren verehrt wurden, Bd. 3 Westküste der kyzikenischen Halbinsel), in
Sp. 1889ff. 1892. — Phosphoros ist ferner ±o Smyrna, nach der Herkunft der Stifterin:
2) Kultbeiname der Artemis bez. der mit ihr 'Äcpcpuv Z^ivgvaia ©tä(i) $>(dßq)6ga>(i) d&gov,
identifizierten Hekate (vgl. die Inschrift aus C. I. G. 2, 3167. Athen. Mitth. 9 (1884), 63 f.;
Thasos: Agxiiiidog 'E-JtavyLr\g (= Qoiacpogov) vgl. auch v.Wilamowitz, Hermes 21(1886), 114, 1 ;
E'/ßTrjg, Corr. hell. 24 [1900], 268, 8 und Schol. — fi in Thera: Artemidoros aus Perge, weiht
Arist. Lys. 443: xijv <&coocp6goi> . . xi]vÄgx£[itv ein Kultbild der 'Exarrj itoXvcow^Log cpcooq>6gog,
ovxcog §Y.älovv, tTtu dadov%og, i] avxi] yctg xfj i)v xiuwöiv oaoi %wguv xaxs,%ov6Lv, C.I. 6r. 2465 b.
'Exdxn. Schol. Ambros. Theohr. 2, 12 : fExarij] Kaibel, Epigr. 807. Arch, Jahrb. 14 (1899),
. . Agxs^ig xalstrat . . . nai Ja6'ov%og -neu <&coa- 191, 7. C. I. Ins. Mar. Aeg. 3, 421. Eine
epogog; vgl. die Bitte der Artemis an Zeus, andere Weihinschrift (fragmentiert) nennt
ihr cpaeacpogirj zu geben, Kallim. 3, 11 und 50 ElvoSia ZmTBigcc cpoca6[cp6Qi ■. . .] "Aqtcxiii, Athen.
Schol. dazu: on, laymudoviog [i] avrij yäg xfi Mitth. 2ö (190ü), 462,4; — g)Lindos: Weihung
Exärrj], vgl. Kallim. 3, 204: Ovm avccßa' svöjtii, an die Uwriigcc Evijxoog (fraßcpÖQog 'EvvoSia,
qpaf <jqpdp£ ; vgl. auch Usener, Bh. Mus. 23 [1868], C. I. Ins. Mar. Aeg. 1, 914. Hekatekult auf
331. Peterseti, Arch. epigr. Mitth. aus Oestr. der nahen Insel Chalke, ebend. 1, 9ö8; — h)
4 [1880], 141) in: a) Athen, wo vor der Volks- Messene: Statue der Artemis Ph. im Tempel
Versammlung neben anderen Göttern auch des Asklepios, ein Werk des Damophon, Paus.
/LqtziliSi xsl Bovlaicc y.al xü cßcoöqpdpc» Opfer 4, 31, 10; — i) Ägypten (ohne nähere Ortsan-
dargebracht wurden, C.I. A. 2,432.409. Schwur- gäbe): Weihung an Artemis Ph., zugleich an
göttin (vi] xi]v (PcoocpÖQOv), Arist. Lysistr. 443. Artemis Enodia, Apollon Hylatas, Leto Euteknos
738; vgl. Thesmoph. 8ö8. Weihinschrift: 'Aq- 60 und Herakles Kallinikos, Journ. of hell. stud.
x£[ii]dt $o6(p6Q[o3i},'E(pr}[L. aQz<y.iol. 1898,18 21(1901), 290 nr. 11. Dittenberger, Orient. Graec.
nr. 14. Athenische Bleimarken mit der In- inscr. sei. 1, 53 p. 82. Strack, Arch. f. Papyrus-
schrift koxtutdog <Pcoocp6qov bez. ÄQXEiiidi $co6- forsch. 2 (1903), 559 nr. 42.; — k) Ebura in His-
qpdpco, Corr. hell. 8 (1884), 9 nr. 50. Annali panien: Der Text bei Strabo 3, 140 'Eßovgcc
1868, 310 nr. 758. Ein athenisches Schiff $coo- -aal xb THZ #wtrqpdpot> hgov, r\v naXovßi Aov-
cpÖQog, C. I. A. 2, 794; auf Versehen beruht die xsu Sovßiav widerstreitet der unt. Phosphoros
Angabe von Vischer, Neues Schiceiz. Mus. 3 Sp. 2446, 61 gegebenen Auffassung von einem
(1863), 51: rein Priester der Chariten und der Tempel des Phosphoros ; wir werden am ehesten
2443 Phosphoros Phosphoros 2444
doch an Hekate zu denken haben, die am misch Lucifer, Eous, der Morgenstern. Der
liebsten 'beim halben Licht des Mondes' (Pohde, Name Phosphoros tritt für diesen Stern ver-
Psyche 22, 83) erscheint; —1) Augustodunum : hältnismäfsig spät auf, Arist. de mund. 2, 6.
Weihung einer Statue der avccaöu 'Ecptaov Eratosth. Kataster. 43. Aber an seiner Gleich-
Kg7]Gia cpcceacpogog, C. I. G, 3, 6797. Kaibel, bedeutung mit Heosphoros ist nicht zu zweifeln.
Epigr. 798. Inscr. Gr. Itäl. 2524. — m) Verona: Wie dieser bei Hesiod. Theog. 381 Sohn der
Dianae Lucif(erae) Lunae, C. I. L. 5, 3324. — Eos und des Astraios heilst, so macht Hygin,
n) Clastidium: Dianae Luciferae, C. I. L. 5, 2, poet. astron. 2, 42 den Lucifer zum Sohne der
7355. Häufig findet sich die Legende Lucifera Aurora und des Kephalos und Hesiod selber
Diana bez. Diana Lucifera auf römischen Kaiser- 10 (Theog. 987) den Phaethon zum Sohne dieses
münzen, so auf solchen des Marc Aurel (Cat. Paares, wo Phaethon natürlich nicht der be-
öf greek coins, Pontus, Paphlagonia etc. 112, 24; kanntere Sohn des Helios, auch nicht wohl,
Head, Hist. num. 437), des Alexander Severus wie Welcher, Gr. Götterl. 1, 690 annimmt, die
{Cohen 4, 406, 42), der Lucilla (ebend. 3, 216, Sonne selbst, sondern eben ein anderer Name
14 f.), der Plautilla (ebend. 4, 248, 13), des M. für den Phosphoros ist. Denn was Hesiod an
Antonius Gordianus (5, 28, 8 f.), des Valerianus dieser Stelle weiter über Phaethon erzählt,
(5, 303, 51), des Gallienus(5, 364, 177), der Salonina pafst nur auf Phosphoros, nicht auf Helios, s. u.
(5, 500, 38 f.), der jung. Faustina (3, 142, 84. 143, Dafs aber bei Hesiod an zwei verschiedenen
85ff.), derCrispina (3, 383, 11 f.), der Iulia Domna Stellen derselbe Sohn zwar die gleiche Mutter,
(4, 108, 26ff.), des Postumus (6, 18, 33f.). — 20 aber zwei verschiedene Väter hat, kann, wie
o) Aricia(?), s. Bd. 3 Sp. 2235, 13 ff. Panofka, Schoemann, Die lies. Theog. S. 281 richtig
Arch. Zeit. 4 (1846), 348. — p) Korkyra(?), bemerkt, bei diesem Werk durchaus nicht
wenn aus dem Namen eines Schiffes (vgl. ob. befremden. Dafs mit Heosphoros -Phaethon
2a a E.) f&axrqpdpog ein Schlufs gezogen wer- nicht etwa die Sonne, sondern eben (lei-
den kann, Head, Hist. num. 277. Catal. of Morgenstern gemeint ist, zeigt auch seine Er-
greek coins, Thessaly 131. — 3) LTtQatcpovr} = wähnung bei Homer, 11. 23, 222, Od. 13, 93,
f&ojocpoQog; s. Bd. 2 Sp. 1288, 1. — 4) Hera wo er bei Tagesanbruch der Eos voranzieht,
(frcoacpopog = Iuno Lucina, Dionys. Hai. A. P. wie er auch noch bei Ovid Hero. 17, 112 Lu-
4, 15; vgl. Bd. 2 Sp. 583, 36 f. 585, 14 ff. ; vgl. cifer praevius Aurorae heifst, vgl. Lucifer
auch Bd. 1 Sp. 1007, 15 ff. Bd. 2 Sp. 583, 46 ff. 30 ignes evocat Aurorae, Od. Met. 4, 628. Die
— 5) Selene <Pca6cp6Qog; s. Bd. 2 Sp. 3133 und römische Namensform Lucifer scheint mit der
Pariser Zauberpapyrus, Denkschr. d. K. Äkaä. Zeit in der späteren griechischen Litteratur
d. Wissensch. zu Wien 1888 v. 2548. 2724. — die Form Heosphoros zu Gunsten von Phosphoros
6) Hestia(?); s. Boeckh zu C. I. G. 1 p. 316. — verdrängt zu haben.
7) Athena: EustatMos (zu Hom. Od. 3, 372: Über die Identität des Ph. mit Hesperos
d>g äga cpoovrjcao' &it£ßri ylavAaTtig '4&i]vi] s. d. u. vgl. Planeten. Die Naturbedeutung des
(pi']VT] uSo^ivri) leitet den Namen qprjV?] (See- Phosphoros tritt überall klar zu Tage, sowohl
adler, der nach Ael. hist. an. 12, 4 der Athena in der prosaischen als in der poetischen Litte-
heilig war) von cpaivtiv ab: 'cpoiacpoQog 6s ratur. Es ist der glänzende Stern, der vor
rj 'Aft,r\v&'> (p. 1472, 47). Merkwürdigerweise 40 Anbruch der Morgenröte am Morgenhimmel
erklärt derselbe EustatMos (Od. 1385. 64) die in unvergleichlicher Helle und Schönheit strahlt,
mit einem anderen Vogelnamen (aiQ-vta = der einzige Stern, der Schatten wirft: est cla-
Taucher) homonyme Epiklesis der Athena, ritatis tantae, ut unius huius stellae radiis
Al'& via (Paus. 1, 5, 3. 41, 6. Lykophr. 359. timbrae reddantur, Plin. Ar. H. 2,8. Diese
Hesych. s. v. iv d' Ai&vicc) durch k&r}vü 17 Erscheinung wird mit der den Alten eigenen
cpaacpogog (von cci'&co) und 1419, 19 (zu Od. plastischen Gestaltungskraft zum Ausdruck ge-
1, 320: oQvig d' cog ävönata Siinxaxo) accep- bracht, wobei die Dichter den Phosphoros und
tiert er wenigstens die Erklärung Aristarchs, Hesperos zuweilen auseinander halten, während
dafs avoTtcaa eine Vogelart sei : slSog ÖQvtov die Prosaiker sich in ihrer Kenntnis der Einheit
astc'odovg cprjv-r] (das er oben mit qp. verglich) 50 beider sichtlich gefallen. Als ein Stern er-
iotxötog. Weitere Zeugnisse für Athena als qpcoc- scheint Lucifer (Eous) und Vesper z. B. bei
(poQog scheinen nicht vorzuliegen, vgl. Mayer, Catull (52, 34 f., nocte latent fures quos idcm
Hermes 27 (1892), 484f. E. Maafs, De Lenaeo saepe recurrens, Hespere, mutato comprendis
et Delphinioli; ob. Bd. 2 Sp. 3188. — 8) Hephai- nomine Eous, Horaz, carm. 2, 9, 9ff., Pinna
stos (?) Phosphoros läfst sich vielleicht annehmen bei Serv. ad Verg. Georg. 1,288: te matutinus
durch Kombination von Schol. Arist. av. 436 und flentem conspexit Eons, et flentem paulo ridet
Suid. 'ETtiGrdrrtg mit Istros bei Harpokrat. s. v. post Hesperus idem. Die zahlreichsten Züge
Iccuitäg. — 9) Über den bonus puer Phosphorus zu einem Bilde des Ph. liefert Ovid, obwohl
s. d. Art. Azizus und Mordtmann, Zeitschr. d. er Lucifer häufig auch geradezu rein im Sinne
d. morgenl. Gesell. 32 (1878), 565. — 10) Mi]v 60 von Tag gebraucht. Er läfst ihn in der
<Pco6(p6Qog in dem Würfelorakel aus Attaleia Morgenfrühe aus den östlichen Wassern auf-
in Pamphylien, Kaibel, Hermes 10 (1876), 199. steigen, Fast. 6, 477 (et vigil Eois Lucifer
202. Epigr. p. 455. Papers of the amer. school exit aquis), vgl. Pont. 2, 5, 50. Lucifer ruft
3 p. 213 D. — 11) 'Icccb (s. d.) cpcoGcpoQog im das Licht der Eos hervor, Met. 4, 628; vgl.
Londoner Zauberbuch, Kenyon, Greek Papyri praevius Aurorae Her. 17, 112; er verscheucht
in the brit. Mus. 1 (1893), 70 v. 175. 74 v. 300. die Sterne, deren Schar er beschliefst, Met.
Vgl. Photobios usw. [Höfer.] 2, 115. Er ist der hellste und glänzendste
Phosphoros ((Pcoacpögog) — Heosphoros, rö- aller Sterne, Trist. 1, 3, 72; Met. 2, 723; 4,464,
2445 Phosphoros Phosphoros 2446
der als Vorbote der Sonne bleich (oder hell, Da aber der Morgenstern in der Nacht nicht
= albus) zu Pferde in gestrecktem Laufe. scheint, sondern erst vor Tagesanbruch sicht-
equo admisso, einherzieht , Trist. 3, 5, 56, Am. bar wird, so suchte man sein Ausbleiben während
2, 11, 56, oder mit weifsem Pferde strablend der Nacht durch den Mythos zu erklären, dal's
hervorgeht, Met. 15, 189. Ein andermal er- Aphrodite ihm die nächtliche Hut ihrer Tempel
scheint er zu Wagen. 0i\ Am. 1, 6, 65 iamque anvertraut habe. Aphrodites Stern, Venus,
pruinosus molitur Lucifer axes; ähnlich spricht ist ja der Morgenstern, Eratosth. Kat. 43,
Tibull 1, 9, 62 von der rota Luciferi, der den Cic. de nat. deor. 2, 20, 53, Lucifer, quem
Tag heraufführt. Vervollständigt wird dieses Venus ante omnes diligit ignes, Verg. Aen.
Bild durch die weifsglänzenden Flügel, die 10 8, 589, vgl. Eratosth. Kat. 43. Nonn. 38, 138.
ihm Ion verleiht (frg. 10 Bergk) amiov asgo- Schol. Hes. Theog. 990 : 6 rjcoo? a6ti]Q 6 avdytov
cpoLrav — aortpa, atliov IsvKOrtTEQvycc tiqo- vrjv r](i^Qav xai xbv ^ai&ovta (== HXiov) i]
Sgo^ov, während das Epitheton b-a^roe bei '/fqppodmj iotiv. Nach Eratosthenes bei Hygin
Pind. Isthm. 3, 42 eben nur das besonders Poet. astr. 2, 42 war Phosphoros so schön, dafs
Augenfällige des Heosphoros ausdrückt. Auch er sogar mit Venus einen Wettstreit um die
in den Erwähnungen der Anthologie ist der Schönheit einging, und daher der Morgenstern
hervorstechendste Zug der, dafs er Vorbote der Stern der Venus genannt wurde,
der Morgenröte ist, 'Hovg ayyslog ^atacpögog, War er nun einmal als Persönlichkeit ge-
Anth. P. 12, 114, 1. In dem schönen Himmels- fafst, so gab man ihm auch Weib und Kind,
bild in Euripides Ion erscheint zwar Eos, 20 Als seine Gemahlin nennt Hygin fäb. 65 Phi-
1157, aber für Phosphoros ist hier kein Raum, lonis. Konon 7 Kleoboia von Thorikos in
da er bereits als Hesperos im Gefolge des Attika, die ihm die Philonis gebar, die Mutter
Helios aufgeführt ist, v. 1149. des Philammon. Nach Preller- Robert , Griech.
Begegnet uns so Phosphoros als eine glän- Myih. I4, 447 A. 4 wäre Philammon der Sohn
zende Naturerscheinung, aber stets mit einem der Kleoboia und des Phosphoros selbst; auch
starken Hang zum Antkropomorpbischen, wo- Stilbe. die Geliebte des Hermes, der als Stern
durch die Grenzlinie zwischen dem Stern und den Namen Stilbon führt, wird eine Tochter
dem in ihm wohnenden göttlichen Wesen viel- des Heosphoros genannt. Schol. Townl. 11. 10,
fach verwischt wird, so wird er auch als Per- 266. Endlich heifst er auch Vater des Keyx
sönlichkeit in eine Genealogie eingereiht und 30 Apollod. 1, 7, 4, 1, Luc. Haie. 1, Hygin fab.
mufs seinen Mythos haben. So wird er zum 65, der als Mutter Philonis nennt. Ovid. Met.
Sohne der Eos und des Astraios, Hes. Th. 11, 270f. macht Lucifer zum Vater des tra-
381 oder des Kephalos ibid. 986 f., Hyg. Poet. chinischen Keyx, der mit dem vorigen vielfach
Astr. 2, 42. — Welcher, Gr. Götterl. 3, 42 scheint verwechselt wird, und des Daedalion, v. 290 ff.
allerdings zunächst nicht ganz Unrecht zu Über die Bedeutung dieses Mythos s. Keyx.
haben, wenn er es ungereimt findet, dafs er, Die enge Beziehung des Phosphoros-Lucifer
der der Eos lichtbringend vorangehe, von Eos zu Aphrodite, die sich schon in seiner .Be-
erzeugt sei. Aber es ist nun einmal so, und nennung als 'AcpQodlrris cc6xr\Q zeigt (Arist de
in ihrem Sohne Phaethon (Hes. 'Theog. 986 f.) wand. 2, Tim. Locr. 96 e. , Plotin p. 642 Ox.,
mit Welcher 1, 690 die Sonne sehen zu wollen, 40 Erat. Kat. 43, Kalkmann, Arch. Jahrb. 1, 242f.\
geht noch viel weniger an, da hierdurch eine tritt auch in dem von Plinius, N. H. 2, 8 be-
vollständig vereinzelt stehende Sage über die richteten Glauben zutage, wonach der Morgen-
Herkunft der Sonne geschaffen wäre und über- stern „ingens sidus, appellatum Veneris, ipsis-
dies in dieser Stelle an Phaethon eine Sage que cognominibus aemulum Solis et Lunae"
geknüpft ist, die zwar auf Phosphoros pafst, eine erzeugende und befruchtende Wirkung
nicht aber auf Helios. Aphrodite nämlich soll ausübte: huius natura euneta generantur in
diesen Phaethon, den cpcädiuos viog der Eos, terris. Namque in alterutro exortu genitali
in zarter Jugend um seiner Schönheit willen rore conspergens non terrae modo coneeptus
entführt und zum nächtlichen Hüter ihrer implet, verum animantium quoque omnium sti-
Tempel bestellt haben. So berichtet auch 50 mulat, vgl. Arch. Jahrb. 1, 242 f. Doch ist es
Pausanias 1, 3, 1 bei Erwähnung der Ent- wahrscheinlicher, dafs er als Abendstern, denn als
führung des Kephalos durch Eos = Hemera. Morgenstern zum Stern der Liebenden (Röscher
Wenn Eos den Kephalos wie anderwärts den vor Bd. 1 Sp. 2604 Z. 27 ff. Preller- Robert 1 4, 447 A. 6),
ihr fliehenden Orion verfolgt, so kann dieser zum Sterne der Aphrodite geworden ist. Immer-
Verfolgte nicht wohl etwas anderes bedeuten, als hin zeigt sich an der Gestalt des Phosphoros
den Vertreter des nächtlichen Sternenhimmels, deutlicher als irgendwo, dafs die natürliche
der vor der Morgenröte flieht; und zwischen Auffassung des Gestirns mit seinen Wirkungen
dem erbleichenden Sternenhimmel und dem auf Natur und Menschenleben durch die nry-
Morgenrot, dort, wo sie sich gleichsam zu thologischen Einkleidungen hindurch immer
erreichen scheinen, leuchtet der Morgenstern 60 lebendig geblieben ist.
auf, so dafs es doch nicht so ganz ungereimt Einen Tempel des[?] Phosphoros in
erscheinen dürfte, wenn er der Sohn des Ebura, in der Nähe der Bätismündungen in
Astraios und gerade der Eos genannt wird*). Spanien, erwähnt Strabo p. 140 und fügt hinzu,
dafs die Römer diesen Lux dubia genannt
*) Vgl. Art. Kephalos, Bd. 2 Sp. 1097 Z. 57 — i«n. o • j i. i, o o,,» co &
c i«no % e, ■•■■.. ■ J ■ „ ■ ./ y \. o \! • hatten. S. ledoch ob. Sp. 2442, b3rt.
Sp. 1098 Z. 57; so lost sich vielleicht auch die Schwie- , „ T J, .„. n -A, . ,1 .., j
rigkeit mit den beiden Vätern des Heosphoros-Phaethon, Auf Inschriften findet sich erwähnt der
Theog. 381 und 987; denn Astraios ist doch wohl nichts bonuS puer PJlOSphoruS, S. Art. AziZUS.
anderes, als der Sternenhimmel. In der bildenden Kunst begegnet Phos-
2447
Phosphoros
Phosphoros
2448
phoros mehrfach in Vasenbildern und Reliefs,
nirgends für sich allein , sondern in Verbindung
mit andern Lichtgottheiten, besonders mit He-
lios , wobei jedoch die Berechtigung der Be-
nennung nicht immer sicher ist. An dem Hals
der Unterweltvase von Altamura in Neapel,
abg. Annali 1864 tav. ST {Reinach Bepert.
des vases peints 1, 312), schwebt zwischen dem
Viergespann des Helios (1.) und einer nach r.
ip reitenden Frau (Selene), die einen ähnlichen
Strahlenbogen über sich hat, wie jener, über
dem durch zwei Fische bezeichneten Meer
ein geflügelter Jüngling (vgl. usXiovXsvy.onrt Qvya
■jtQodgofLOv Ton fr gm. 10), mit der R. die
Rosse des Helios führend, in der gesenkten L.
ein Band mit Sternen haltend. Sterne er-
scheinen auch rechts vor Selene. Die Flügel-
figur wird z. T. für Eros erklärt, kann aber
hier in der Darstellung des Sonnenaufgangs
20 zwischen Helios und Selene wohl nur Phos-
phoros sein. Auch auf der Unterweltvase
von Canosa in München nr. 849 sind am Halse
über dem Unterweltbild die aufgehenden Licht-
gottheiten dargestellt ; auf Viergespannen nach
r. übers Meer hinfahrend Helios und Eos,
letztere geleitet von dem geflügelten Phos-
phoros. Eine genügende Abbildung fehlt, ganz
klein bei Ehe, Kunstgesch. d. Altert. S. 559.
Vgl. E. Gerhard, Lichtgottheiten; Gesammelte
30 Abhandl. Taf. 5 — 8. — Auf der bekannten apu-
lischen Vase (Abb. 1 = Musee Blacas pl. 17, 18 ;
Welcher, Alte Benkm. 3 Taf. 9 S. 53 ff., Boscher,
Lexik. Bd. 1 Sp. 2010) wird unter den in mun-
terem Spiele in und über den Wellen vor dem
Gespann des aufgehenden Helios sich tummeln-
den als Knaben gebildeten Sternen der auf-
recht auf einer Woge stehende, mit der Linken
das Huf eines der Sonnenrosse berührende
Knabe als Phosphoros gefafst. Ähnliche Scene,
40 wo aber Phosphoros nicht klar hervortritt, auf
dem Fragment einer Hydria aus Cumae in
Neapel, Fiorelli, Notizia dei vasi etc. pl. 6,
Bull. Nap. nouv. ser. 5 pl. 10, 9, Beinach,
Bepert. d. v. p. 1, 487/488. 9. -- Zweifellos sind
Phosphoros (r.) und Hesperos (1.) in den fackel-
tragenden jugendlichen Reitern im untern
Streifen der leider sonst noch nicht ganz auf-
geklärten Darstellung einer Entführung auf einer
Vase der Sammlung Jatta in Ruvo zu erkennen
50 Abb. 2 = Annal. 1878 G., vgl. Bd. 2 Sp. 330
und Sp. 3175, wo wenigstens der Reiter rechts
unten als dem Sonnengott voranziehend wohl nur
das Bild des den Tag heraufführenden Phos-
phoros sein kann. Ebenfalls Phosphoros glaube
ich in dem geflügelten Knaben auf einem
Krater im Brit. Mus. erkennen zu dürfen
(Overbeel:, Galt. hero. Bildw. 18, 8), der vor der
auf einem Hippokampen reitenden , den Schild
des Achilleus bringenden Thetis herschwebt.
60 Denn die andern Erklärungsversuche an dieser
Stelle (Welcher, bei Overbech S. 437, Heyde-
mann , Nereiden mit den Waffen des Achill
S. 10, „wo schöne Frauen vereint sind, pflegt
Eros nicht zu fehlen") sind Notbehelfe. Aber
in der Morgenfrühe bringt Thetis die in der
Nacht gefertigten Waffen des Achill zu den
Schiffen, 11. 19, lff., und wenn auch hier Phos-
phoros nicht genannt ist, so lag es doch für
2449
Phosphoros
Phosphoros
2450
einen Vasenmaler viel näher, diesen als einen
Eros in dieser Scene anzubringen, und ganz
wie Eros finden wir ihn auch in dem Vasen-
bild von Altarnura gebildet.
Ungewifs ist die Benennung des reitenden
Fackelträgers in dem Bild desHesperidengartens
der Archemorosvase,
Abb. 3 = Baumei-
ster, Denkmäler 2 ,
686; doch dürfte die
Auffassung als Phos-
phoros den Vorzug
verdienen; denn der
Wagen, dem er vor-
anreitet, kann doch
wohl nur der des
Sonnengotts und
zwar des aufgehen-
den sein, da wir uns
die Scene, wenn auch
im fernen Westen,
doch wohl bei Tages-
anbruch vor sich
gehend denken müs-
sen. — Auf dem
Krater im Louvre,
Dubois - Maison-
neuve, Introd. pl. 1,
Lenormant et de
Witte, Elite 2, 114,
Welcher , Alte Denkm.
3 Taf. 10, 1 S. 67 ff.,
Annali 1852 F.,
Beinach , Bepert. 1
S. 291 : ein Jüngling
mit zwei resp. vier zu-
sammengebundenen
gekreuzten Fackeln
in derR., mitZiegen-
hörnern und flattern-
der Chlamys und
einem Stern über
sich, führt mit der
L. das Gespann des
Helios und der Selene
oder Hemera , das
auf einem mit Ster-
nen besäten Schiff
steht , wird dieser
Jüngling meist als
Phosphoros, von
Welcher als Licht-
pan aufgefafst.
Auf den Wett-
streit des Phosphoros
mit Aphrodite um
die Schönheit deutet
Preller -Bobert, Gr.
Myth, l4, 447, A. 3 die pompejanischen Wand-
gemälde Heibig nr. 964—968. Auch in Heibig 60
nr. 970 sieht Bobert, 19. Hall. Winchelmanns-
Progr. — Apobatengemälde, S. 2 A. 5 Phos-
phoros mit Helios und Aphrodite.
In der Plastik will man Phosphoros und
Hesperos erkennen auf einem Sarkophag mit
dem Sturz des Phaethon, Clarac 210, 42,
Beinach, Bepert. de la statuaire 1 S. 98, vgl.
ferner Bobert, Antike Sarhophagreliefs 2. 11.
Köpfe des Ph. und Hesperos auf einem Altar
der Artemis Phosphoros erwähnt Müller, Hand-
buch § 365, 5. Endlich finden sich beide, den
Gespannen des Sol und der Luna voran-
schreitend, auf Mithrasreliefs, z. B. Baumeister,
Denkm. 2, 925. Cumont, Mithra p. 125.
Da Phosphoros als Stern der Stern der
Aphrodite ist, so ist auch der mutmafslichen
Darstellungen des Sterns zu gedenken, in
denen Aphrodite selbst als Gestirn dargestellt
ist. Eine solche glaubt Kalkmann, Arch . Jahrb. 1 ,
239 ff. bes. 242 und Taf. 11, 1 in einer attischen
Lekythos des Berliner Museums {Furtwimgier
Nr. 2688) zu erkennen, die Aphrodite auf
einem Schwan aus dem Meer sich erhebend
zeigt, ein Eros schwebt voran, ein am Ufer
2451
Phosphoros
Phosphoros
2452
sitzender Jüngling schaut ihr nach. Ihr Ge-
wand und die thongrundige Scheibe, von der
sich ihr weifser Leib abhebt, sind, wie auch
der obere Rand des schwarzen Grundes, mit
zahlreichen goldenen Punkten bedeckt, so dafs
die Erklärung dieser Aphrodite als des am
Morgen aufgehenden Venussterns einen hohen
Grad der Wahrscheinlichkeit hat.
Anhang. Phosphoros wird als Beiname
anderer Götter, und bei diesen zuweilen ohne den
Hauptnamen gebraucht nach Bruchmann, Epi-
theta Deorum : Apollon einmal orac. ap. Lactant.
inst 1, 7, 9, Artemis häufig, vgl. auch Paus.
4, 31, 8, ebenso Hekate, dagegen Hermes nur
dessen Leib man im 17. Jahrhundert auffand
und über dessen Ansprüche auf Heiligkeit für
und wider gestritten wurde, his Rom darüber
Schweigen gebot. W. Möller, Herzogs Real-
encyld. 92, 111. Diese Zurückhaltung hängt
ohne Zweifel damit zusammen, dafs Lucifer
bald auch eine Bezeichnung für den Teufel
wurde, indem die Kirchenväter, und zwar
schon Hieronymus ('nach Perthes' Handlexikon
10 für evang. Theöl. 2, 475: Papst Gregor L,
590—604) in der Stelle Jes. 14, 12 und 15 :
n&g i^TtSGEV tX TOI' OVQUVOV Ö taOCpOQOS o
7tQ(oi ävccriXXcav; vvv öh tig ciSov y.aT(xßr]Orj y.cd
eig tu &ty.tita rfjg yi]g (LXX = Quomodo ceci-
[mü i {mti 1 t^n I iwi 1 tMi 1 iMfi i [§ti 1 ^ii 1 iwi 1 ^ii l l^ti i iwi 1 ^n l twi rH jrj] i itmj i [tmi I qm] i r^j i rn] i itm] i jt^i i rr^ i rru [ rfg]
:}) Phosphoros (?), Atlas, Helios (?), Herakles und die Hesperiden, von der Archemorosvase in Neapel
(nach Gerhard, Ges. ak. Abhandl. Taf. II).
einmal bei Nonn. Dion. 35, 242. Eos. Helios.
Hemera. Dagegen Hephaistos , Persephone,
Pan je nur einmal in orphischen Hymnen,
Selene selten und nur bei ganzen späten
Schriftstellern. Genaneros s. ob. Sp. 2440 ff.
Zeus heifst wohl Phaethon, aber nirgends Phos-
phoros. Jenen Namen trägt besonders der
Planet Juppiter, Plut. de an. proer. ex Timaeo
31 und 32; I. Firmicus, Astr. 2, 1.
In der christlichen Zeit erscheint Lucifer
in sehr widersprechender Bedeutung. Be-
gegnet er uns anfangs mehrfach als christ-
licher Taufname, so kommt das wohl davon
her, dafs in altchristlicher Zeit Christus zu-
weilen mit dem Morgenstern verglichen wird,
vielleicht veranlafst durch Stellen des Neuen
Testaments wie 2. Kor. 4, 6. 2. Petr. 1, 19.
Apokäl. 2, 28. Der bekannteste Träger des
Namens ist der Bischof Lucifer von Caralis
(f371), der in Sardinien zum Heiligen wurde,
disti de caelo, lucifer, qui mane oriebaris? —
50 verumtamen ad infernum detrdhsris, Vulg.)
eine Hindeutung auf den Fall des Satans aus
dem Himmel fanden, während dort offenbar
der König von Babylon gemeint ist, der passend
mit dem Morgenstern verglichen werden konnte ;
vgl. Delitzsch , Bibl. Commentar über d. Proph.
Jesaia z. d. St. Nachdem die Bedeutung des
Lucifer als Teufel in der Kirche die herr-
schende geworden war, mufste selbstverständ-
lich der Name als Taufname allmählich in
60 Mifskredit kommen und der Kirche ein Hei-
liger dieses Namens unbequem sein. Ohne
daher mit Tschadert, Polemik 2. Aufl. S. 434
A. 85a geradezu anzunehmen, ,,dafs das halb-
heidnische katholische Volk auf Sardinien
unter St. Lucifer thatsächlich eine böse Gott-
heit, fden heiligen Satan', verehrt", kann man
sich doch vorstellen, dafs das Bekanntwerden
des Namens Lucifer für den Satan in den
2453 Phosthonia Phratrioi 2454
Köpfen der Verehrer des Bischofs St. Lucifer klepiades im Schol. Apoll. Bhod. 1, 152), wohl
nicht geringe Verwirrung anrichten mufste, identisch mit dem bei Apollod. 1, 9, 9 durch
und wird es verständlich finden, dafs die Heynes Konjektur (für 'Pddiog) eingesetzten
Kirche den Luciferkult daselbst nur in seiner Neleussohn (frpccoiog. Nach Toepffer, Att. Gen.
Beziehung auf den heiligen Bischof von Caralis 311 ist dieser <!>päoig möglicherweise Ahnherr
anerkennt. Vgl. G. Krüger, Lucifer, Bischof der attischen (ßgaoldai (vgl. Hesych. t&Quoidai-
von Caralis 188(5; W. Möller, Herzogs Bealencykl . [so Palmer für (Pouag Sh] yivog A&rjvrjOi), wäh-
92, 109 — 111. Acta Sanctorum, Monat Mai, rend Meyer, de gentil. 53 dies Geschlecht ableiten
Bd. 5. Über Jes. 14, 12 Gruppe, Philologus wollte von — 2) (frpecoig, der nach Analogie
N. F. 1, 1, 98 (1888). Briefliche Mitteilungen 10 von #t/u7] personifizierten (Ppäaig = l££,ig, ötä-
von D. Eberh. Nestle. [Weizsäcker.] Xoyog, £Qiii}vela (Hesych.), wogegen mit Recht
Phosthonia? ($co6\Tovicc'?), eine der Alkyoni- Toepffer a. a. 0. Einspruch erhebt. [Höfer.]
den (s. d.), Apost. 2, 20. Suid. Mnvovidsg fj^te- Phrasithea ($paci&£a), 1) Gemahlin des
pect. Dafür stehen in anderen Aufzählungen Erichthonios, Mutter des Pandion, Tzetz. Chil.
zwei Namen: (p&ovuc und X&ovia (s. Bernhardy 1, 174. 5, 671. — 2) Eine der Töchter des
zu Suid. 1. L), sodafs sich acht Alkyoniden er- Leos (s. d. und E. Maafs, Gott. Gel. Anz. 1889,
gäben; doch ist die Zahl der Alkyonidentage 816. E. Curtius, Stadtgesch. von Athen 84 u.
7 oder 14 (7 vor und 7 nach der Ausbrütung Anm.), Photius s. v. Ascoxoqiov p. 218, 7. 14.
der Jungen der Alkyone, Schol. Ap. Bhod. 1, Apostol. 10, 53 p. 501. Arsenius p. 333. Schol.
108(5. Schol. Theoer. 7, 57. Ov. Met. 11, 745. 20 Liban. Declam. 27 ed. Morell (Paris 1606), 1
Hyg. f. 65. S. Alkyone nr. 3, Alkyonides, p 605 b. Vgl. Phasithea, Praxithea.
Phthonia u Boscher, D. ennead. u. h bdomad. [Höfer.]
Fristen u. Wochen d. alt. Griech. Leipz. 1903. Phrastor ((Ppdarcop), 1) Sohn des Oidipus
S. 44. [Stoll] (oder des Laios?, vgl. Welcher, Ep. Cycl. 22,
Photohios, Photodotes, Photokinetes, 315 nr. 5. Bethe, Theban. Heldenlied. 23f. bes.
Photokrator ((froiroßiog, -dortig, -KLvr']trjg, -v.qcc- 24 Anm. 35) und der lokaste, samt seinem
tcoq), in der Mithraslehre Beiname des Feuer- Bruder Laonytos im Kampfe mit Erginos und
gottes und Himmelspförtners Aion-Kronos, den Minyern getötet, Pherekydes im Schol.
A. Dieterich, Eine Mithrasliturgie S. 8, 22 ff. Eur. Phoen. 53. Wecklein, Sitzungsber. d. k.
S. 66 f. [Höfer.] 30 bayr. Ak. d. Wiss. zu München 1901, 681. —
En Phrasileia? (Ev ^paorttica?), Beiname 2) Sohn des Pelasgos und der Menippe, der
eines Heros auf der attischen Kalenderinschrift Tochter des Peneios, Vater des Amyntor, Grofs-
aus der Epakria nach der Ergänzung von vater des Teutamies (so statt T£vta\iidr\g
B. B. Bichardson , Papers of the amer. school Tümpel, Philol. 1890, 708ff.\ Hellanikos fr. 1
6 (1890/97), 384; überliefert ist jjqcol iv ■ qvoi- (F. H. G. 1, 45) aus Dionys. Hai. 1, 28. H.
Isica, Bichardson a. a. O. 376 Z. 24. 380. de Kullmer, Jahrb. f. Phil. Suppl. 27, 476 f.
Prott, Leg. Graec. sacr. p. 48 Z. 23. [Höfer.] [Höfer.]
Phrasimede (^Qa6i(ir]Srj), Mutter des Dai- Phratria, -ios, -iotis s. Phratrioi.
dalos, Schol. Plat. de re publ. 7, 529 c. Toepffer, Phratrioi (^qcczqioi). Die &soi cfQÜtQioi
Att. Geneal 165. [Stoll] 40 (Pollux 1, 24. 3, 51. Kaibel, Inscr. Graec. Sic.
Phrasimos (^QÜatwog), Attiker, Gemahl der et Pal. 723. 728. 759) oder &soi (pQjjroQsg
Diogeneia, einer Tochter des Kephissos, Vater (Kaibel a.a.O. 721. 722) sind die Schutzgötter
der Praxithea, der Gemahlin des Erechtheus, (Zcpopot, Schol. Plato EutJiyd. 302 d) der Phra-
Apollod. 3, 15, 1. Toepffer, Att. Geneal. 162. trien (vgl. über diese aufser den Handbüchern:
292. 311. [Stoll.] H. Sauppe, Commentatio de phratriis atticis,
Phrasios (<pQaatog), 1) ein Wahrsager aus Ind. lect. Gott. 1886 87. Commentatio de phr.
Kypros, Sohn des Pygmalion, der nach Ägypten att. altera, Ind. lect. Gott. 1890/91. C. Schäfer,
kam und dem König Busiris bei einer an- Altes und Neues über die attischen Phratrien,
haltenden Dürre weissagte, dieselbe werde auf- Naumburg 1888. Szanto, Zur att. Phratrien-
hören, wenn jährlich ein Fremder geopfert 50 u. Geschlechtsverfassung, Bheiu. Mus. 40 (1885),
werde. Es wurde deshalb selbst zuerst von 506 ff. Scholl, Die kleistheuischen Phratrien,
Busiris geopfert. Hyg. f. 55. Arkad. 40, 32. Sitzunfjsber. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. 1889, 2
Apollod. 2, 5, 11. Ov. A. am. 1, 649. Die Les- S. lff.' Pantarides, 'Ecpvu. &qX. 1888, lff.
arten variieren: Hyg. hat ursprünglich Thasios; Lolling, Atlxiov 1888, 159ff. Tarbeil, Papers
Ovid. Thrasios; Bekk. schreibt im Apollod. (der of the amer. school at Athens 5, 172 ff. v.Wila-
cod. Vat. hat <Poäyiog) auch Thrasios; doch mouitz, Aristoteles u. Athen 259 ff. Botsford
scheint Phrasios vorzuziehen zu sein; Philarg. in Cornell Stucl. in class. phil. 4, 90 ff.) Das Fest
zu Verg. Georg. 3, 5 sagt, dafs der Kyprier der Phratriengötter sind die kncczovQia, deren
Pygmalion dem Busiris den Rat zum Fremden- Name durch die Legende von knurr] abgeleitet
opfer gegeben und dafs Thyestes zuerst ge- 60 wird, während er in Wirklichkeit O\i0Ttv.xäeia.
opfert worden sei. Engel, Kypros 1, 182. 696 ff. (Schol. Ar. Arch, 146. O.Müller, Prolegomena
2,90. Dieser vermutet, dafs die Rolle des 401 f. v. Wilamoivitz, Hermes 21 [1886], 112, 2)
kyprischen Wahrsagers Phrasios in der Ge- bedeutet; über die Apaturien s. aufser der
schichte des Busiris von dem Rhetor Polykrates oben verzeichneten Literatur Mommseu . Feste
herrühre. — 2) Ein Kämpfer in dem "Heere der Stadt Athen 32 lff. Toepffer bei Pauly-
des Dionvsos gegen die Inder, Nonn. Dion. Wissoica Bd. 1 S. 2672 ff. Im folgenden wer-
32, 234. _— 3) S. Phrasis 1. [Stoll.] den zunächst die Götter, für die die Epiklesis
Phrasis ((Podoig), 1) Sohn des Neleus (As- yoütoiog oder die synonyme k-xarovgiog be-
2455 Phratrioi Phratrioi 2456
zeugt ist, aufgeführt, wobei der nur durch den bezeugte Dionysos Melanaigis : Melanthos betet
Monatsnamen <f>päxpiog bezeugte Kult von zu dem Au aTtaxrjvopiw, cog de xivsg Atovveoo,
Phratriengottheiten unter dem Kulte des Zeus xal xovg A&rjvaiovg xsXtvaag Au A%a.xr\vopLto
als des eigentlichen und obersten Phratrien- ftvsiv (Beklier a. a. 0.), und ebenso berichtet
gottes angereiht ist. Bezeugt ist cppäxpiog als der anonyme Epiker bei Reitzenstein a. a. 0. :
Epiklesis: I) für Zeus, Commentar. in Arat. rel. 'Äklu. Jiavvcov Anaxi^vogog etc., wozu das Etym.
ed. Maafs p. 332, 10. Philostr. Epist.b. Hercher, bemerkt: 'Aitaxr\v(aq ov% 6 Aiowaog älV 6
Epistologr. p. 487 und zwar A) in Athen: Zsvg liyerai- eopxij dh x&v AnaxovQuov Aio-
1) Pollux 1,24: (Zeus) itap' 'i&rtvoc!oig cppäxpiog vveco inixulslxcti. Da wir Zeus A. doch schwer-
— 2) Plato Euthyd. 302 8: Zsvg . . i]^ilv . . t'pxuog 10 lieh als cTruggott' auffassen dürfen, sondern
. . -aal (pQ&XQiog nal AQ-i]v& eppuxpicc. — 3) Schol. der ganze Zusammenhang der Legende ihn in
Demosth. in Mid. (or. 21), 578 p. 649 Dind. : engen Zusammenhang mit dem Apaturiengott
bei den Athenern wird geehrt Zeus 7toliov%og Dionysos setzt, da ferner die Erwähnung des
v.a.1 ßovlcäog v.u.1 cppdxpiog -nccl cpiliog v.ccl tp- Zeus in der Legende höchst überflüssig, ja stö-
xslog. — 4) Demosth. adv. Macart. 15 (or. 43 rend ist — der einzig Handelnde und Helfende
p. 1054): ßca^ibg xov Aibg xov (ppaxpiov. — ist ja doch nur Dionysos — , so ist es viel-
5) Kratinos d. Jung, bei Athen. 460 f. (2, 291 K .) : leicht nicht allzu kühn, den Zeus AnaxovQiog
Zsvg %6xi \.ioi tQXHog, $axi ypaxoptog (cppctxB- usw. mit Dionysos zu identifizieren: der Name
Qiog). - - 6) Schol. Arist. Ach. 146 (= Eudocia Zeus hat, wofür es genügt, auf Rohde, Psyche
75 p. 128 ed. Flach): g&vov (die Athener) Au 20 l2, 205 (vgl. 125) zu verweisen, in Verbindung
cppaxpicp y.cd AQ'iqvä. — B) In Dekeleia, In- mit näher bestimmenden Beiwörtern in vielen
schrift der Demotionidenphratrie bei Ditten- Lokalkulten den generellen Sinn der Bezeich-
berger, Sylloge 22 nr. 43!) p. 37 mit Literatur- nung 'Gott' bewahrt. So wäre Zeus Apatu-
angaben und dazu Milchhöfer, Karten von rios = der 'Apaturiengott' ursprünglich die
Attica 7, 3, auf der Zeus Phratrios und sein Bezeichnung für Dionysos in seiner Eigen-
Altar häufig erwähnt wird, S. 37, 1; 39, 16; schaft als Apaturiengott, den man später in
40, 24; 42, 40. 50. 55; 44, 75. 91. 100; 45, 111. einen Zeus A. und einen Dionysos A. zerlegt
— C) Auf Kos: [^/jjoer (PccxqLo (= (frpaxQiov), haben dürfte.
'liTKvaiag Evpvav<xxx[i]däv (Name der Phra- II) Für Athena, bezeugt 1) in Athen nur
trie), Corr. hell. 5, 224 nr. 13. Paton-Hicks, 30 durch Zeugnis I, A 2 und Schol. Fiat. Euthyd.
Inscr. of Cos 161 nr. 150. — D) Kyme (Aiolis): 302d; doch ist auch aus Zeugnis I, A6 wohl auf
Monat <&pdxpLog, C. I. G. 2, 3524 Z. 55. — eine Athena eppaxpia zu schliefsen. Mommsen
E) Aus Pergamon, Monat $p. Fränkel, Inschr. a. a. O. 324 (vgl. Fantarides a. a. 0. 10 und
v. Pergamon 2, 427. — F) Skepsis, Monat <Pp., v. Wilamowitz, Arist. u. Athen 269) ist ge-
Jahresb. d. österr. arch. Inst it. 3 (1900), 54 nr. 16 neigt, den Verbreitungskreis des Kultus des
Z. 2. — G) Mytilene: Monat $p., Ath. Mitth. Zeus Phr. in gleichem Umfange auch für Athena
13, 57, 7. Inscr. Mar. Aeg. 2, 25 p. 14. Un- anzunehmen, während G. Schäfer a. a. O. 40.
sicher ist Zeus Phratrios auf den beiden fol- 42 das Zeugnis Piatos für Athena Phr. für
genden Inschriften. — H) Bostra im Lande vielleicht nicht ganz beweiskräftig hält; nach
der nabataiischen Araber a\if der Weihung 40 Schäfer gelten als Phratriengötter im eigent-
eines axpecxuaxwg Ityscövog KvQnvcc'CTtfjg: Jil liehen Sinne Zeus — über die daneben ver-
\<Ppa]xpLqy xcu "Hpy ftsolg itaxpaoig, Le-Bas- ehrten Gottheiten, c Sondergottheiten, die man
Waddington 3, 1922, wo mir die Ergänzung zu zu dem Range der gemeinsamen Phratrien-
Ail \7ta]xpicp wahrscheinlicher erscheint. — götter erhob' (v. Wilamowitz, Arist. u. Athen
J)Hierapytna, wenn in der Eidesformel ö^ivvoi 268), besonders Zeus Herkeios, Apollon Patroos,
xav 'EoxLav v.al Tfjvcc (Täva, P. Deiters, Rhein. Apollon Hebdomeios usw., vgl. Scholl a. a. O.
Mus. 50 [1901], 594f.) 'Ogargiov xat Ti)va 25. U. Köhler, Athen. Mitth. 2 (1877), 186.
AiHTcciov -aal "Hquv (C. I G. 2, 2555. Cauer1 Mommsen a. a. O. Schäfer a. a. 0. 42; vgl.
47 = Cauer* 116. Michel, Recueil d'inscr. auch M. Wilbrandt, Philolog. Suppl. 7 (1898),
grecques 29 p. 36) 'Oquxqiov = <$pdxptov ist, 50 137 f. und unt. nr. V. — Phratrios, vielleicht
vgl. auch Schneide w in, Ph Hol. 9, 699. Voretzsch, auch Athena. Doch ist ein Kult der Athena Phr.
Hermes 4 (1870), 273. auch bezeugt — 2) für die Insel Syros durch
Nun führt aber Zeus nach der die Apaturien die wohl sichere Ergänzung Ä%"r\v&g <Pptt[xpic:g.
von anccxri ableitenden Legende auch den Bei- Rofs, Inselreisen 1, 9. C. I G. 2, 2347 g. p. 1059.
namen AnaxvvÖQiog (Beklier, An. 416, 29. 31), Bursian, Geoqr. v. Grirchenl. 2, 465, 5. A&rj-
Aitax-rjvwp (Etym. M. 118, 54. 119,15; vgl. vcciov 3, 519. 521. — 3) Kos s.: I C. — 4) Troi-
Reitzenstein, Ined. Poet. Gr. frg. 15 [Ind. lect. zen: A&nvä AtckxovpIo!, der die Bräute vor der
Rostock 1890/91]) oder AnaxovQiog (Konon 39), Hochzeit ihre Gürtel weihten, Paus. 2, 33, 1.
Maafs, Gott. Gel. Am. 1889, 804 ff. Busolt, K. O. Müller. Kleine Schriften 2, 167. Wide,
Griech. Gesch. 22, 71 Anm. 1. — Jessen bei 60 De sacr. Troezen. 16.
Pauly-Wissoiva 1, 2671, 20ff. hält es nicht für III) Für Poseidon auf der Inschrift der
undenkbar, dal's dieser Zeus etwa fals der Labyaden in Delphoi, die nach Perdrizet, Rev.
zürnende, die menschlichen Hoffnungen oft des e'tudes gr. 11 (1898), 245 ff. ihren Ursprung
betrügende Himmelsgott in Athen verehrt auf den im Schol. Plato Phileb. 48 c p. 254
wurde'. Denselben Beinamen führt auch der Herrn, genannten Adßvg £vvov%og(?) vi-ioxöpog
als Apaturiengott (Etym. M. 118, 54 Atuxxov- Tim delphischen Apollotempel) zurückführen
picr hopxr\ iiUTsXovfiivri xw Aiovvem xä IIvkvb- sollen, und die wohl mit Homolle, Corr. hell.
■tyiävi fir^'i, vgl. Toepffe'r, Att, Geneal 13 f.) 19 (1895), 62. Keil, Herines 31 (1896), 508.
2457
Phrearoos
Phrixos
2458
518. H. Swoboda, Festschr. für 0. Hirschfeld
231. Beinach, Eev. des e'tudes gr. 10 (1897),
89. Bittenberger, Sylloge 22 p. 26 Anm. 3 als
Phratrie, nicht als Geschlecht aufzufassen sind:
■not to jItioXIcovos ncd xov Tloxsidävog xov
rpoccxoiov nal xov Aibg naxQwiov, Bittenberger
nr. 438 p. 29 Z. 73 p. 30 Z. 114, nur fehlt an
der letzteren Stelle nach Jibg das Wort ticcx-
qwiov. Über den alten Kult des Poseidon in
Delphoi s. Paus. 2, 33, 2. 10. 5, 6. 24, 4. Schol io
Apoll. Rhod. 3. 1242. Kallimachos fr. 221.
LyTcophr. 61G u. Schol.
IV. Aphrodite Apature (Apaturias, Apa-
turos) s. die Belegstellen bei Jessen b. Bauly-
Wissowa Bd. 1 Sp. 2671 f. Tümpel ebend. S. 2746,
54 ff. ; über den Monat Apatnrion (Apaturios)
s. Kubitschek ebend, S. 2680, 39 ff. 2681, 26 ff.
V) Die Weihinschriften an die oben Sp. 2454
verzeichneten ftsol cpQrjxpioi bez. (porixoosg, die
sämtlich von Phratrien in Neapel (Kaibel zu 20
Inscr. Gr. It. p. 121) dargebracht sind, stehen
z T. auf Reliefs mit der Darstellung von Göt-
tern — Fiorelli, Catal, della gal. lapid. Nap.
ist mir nicht zugänglich — , so sind auf dem
Relief zu nr. 721 nach Usener, Rh. Mus. 58
(1903), 16 Hephaistos, Dionysos und Herakles
dargestellt, und Usener schliefst ebenso wie
Engelmann, Arch. Zeit. 1873, 72, dafs diese
Götter als Phratriengötter aufzufassen seien,
während v. Wilamowüz, Gott. Gel. Nadir. 1895, :;o
228, 24 für ursprüngliche Namenlosigkeit der
&ko\ cpprjxootg eintritt. Auf einer Inschrift
(nr. 723) erscheinen die &sol (fQTqxQioi neben
den vergötterten Kaisern (&sol osßaoxol). Manche
dieser Phratrien haben nachweislich noch den
Kult eines Sondergottes gepflegt, so die Phra-
trie der Eumeleiden den Kult des Eumelos
(Evuijlov ftsoi itaromov (pQ7]XOO£g Eviiijlsidav,
nr. 715) und vielleicht den der Dioskuren
(nr. 748). Der Name der Phratrie der koioxettob 40
(nr. 759) weist auf Kult des Aristaios, der der
kQxt^ißtoi (nr. 744. Kaibel p. 191) auf Kult
der Artemis, Evvoaxidcu (C. I. L. 6, 1851) auf
Eunostos, Antinoitae (C. I. L. a. a. O.) auf den
vergötterten Antinoos hin.
VI) Der angebliche Gott MtxacpQrjxcoo (s. d.)
ist durch Wilhelm, Arch. epigr. Mitth, a. Oest.
20 (1897), 75 beseitigt und jetzt auch aus den
Inschr. v. Magnesia (90 Z. 1 p. 73) verschwun-
den. [Höfer.] 50
Phrearoos ($Qtd(fl)poog\ Beiname der De-
meter auf einer Sesselinschrift vom Dionysos-
theater zu Athen, G. I. A. 3, 375. Der Bei-
name weist auf Demeterkult im Demos (froiapoi.
(nachzutragen zu Kora Bd. 2 Sp. 1292, 53 ff.).
[Höfer.]
Phrearrlios ($Q8<xppog), ein athenischer Heros,
nach welchem der attische Demos Phrearrhoi
den Namen hatte, Steph. B. s. v. fp^iappoi, [Stoll.]
Phreatos (ß>ok<xog), Heros, nach welchem 60
der attische Gerichtshof Phreattys benannt
sein soll, Theophr. im Et. M. 344, 28. Harpokr
und Suidas s. v. iv $p£ccxol. Lobeck, Bathol.
elem. 2, 253. Wachsmuth, Stadt Athen 1, 326, 2.
Milchhöfer, Karten von Attika 1, 69 Anm. 74;
E. Maa/'s, Gott, Gel, Anz. 1889, 822. [Höfer.]
Phrenios (4>peviog), Freier der Penelope'aus
Zakynthos, Apollod, Epit, 7, 29. [Höfer. |
Phretores = Phratrioi (s. d.).
Phrikios (<I>QiHiog), einer d. Kentauren (s. d.),
den Herakles tötete. Nach ihm war der Berg
Phrikion in Lokris oberhalb Thermopylae be-
nannt, Steph. B. s. v. <&qLy.iov. [Stoll. J
Phringos (<L>Qlyyog), ein Führer der Uato-
koitai im Heere des Inders Deriades, kämpft
gegen Dionysos, Nonn, Bion. 26, 96. 30, 303.
[Stoll.]
Phrix («Ppt'l;), Geliebter des Herakles, nach
dem die gleichnamige Stadt Libyens genannt
sein soll, Schol. Apoll. Rhod. 1, 1207. Doch
vermutet Merkel, Addend. ad Schol. Apoll,
Rhod. p. 536 zu 376, 33 Keil, dafs mit Bezug
auf Siräbo 17 p. 825 Toiy% zu lesen ist. In dem
Excerpt der Eudocia 410 p. 691 Flach schreibt
dieser ohne weiteres <Pqv£. [Höfer.]
Phrixa (*p/|a), eine arkadische Nymphe,
mit andern dargestellt an einem Altar im
Tempel der Athena Alea zu Tegea, Baus. 8,
47, 2. [Stoll]
Phrixos (<l>pit;og), Sohn des Athamas und
der Nephele (Bherecydes fr. 53 (F. H. G. 1, S. 86)
= Schol. ad Germanici Aratea v. 223 u. Erato-
sthenes Calaster. 19; Apoll, Rhod. 3, 361 ; Apollod,
bibl. 1, 9, 1 ; Hygin, fab. 1; Schol. 11. 7, 86; Zeno-
bius 4, 38; Apostolius 11, 58; Tzetz. zu Lyc. 22.
Nach Herodoros bei Schol, Apollon. Rh. 2,
1144 hatte Athamas mit Themisto aufser Schoi-
neus, Erythrios, Leukon, Ptoos noch zwei
Kinder, Phrixos und Helle. Athamas ist ent-
weder in Halos am pagasäischen Meerbusen
(Herodot. 7, 197; Balaeph, 31: 'König von
Phthia') oder in Orchomenos ansässig (so
Baus. 9,34,5; Apollod, 1,9,1: Boicoxiug Svva-
arsvcov). Daneben heilst er König von Theben
Tzetz. Lyc. 22. Sowohl in Halos (Hemd.) wie
bei Orchomenos (zwischen O. und Koroneia
Baus. a. a. O.) befand sich ein Heiligtum des
Zeus Laphystios , mit welchem die Phrixos-
sage verknüpft ist. Nach Heinr. Bietr. Müller,
Mythologie der griechischen Stämme 2, S. 75 u.
S. 166, ist der Dienst dieses Zeus in Phthia
von Achäern gestiftet und dann durch deren
Wanderung nach Böotien übertragen worden.
Athamas, der dem Gotte opfert, ist ein Ver-
treter der mit Aolern verschmolzenen phthio-
tischen Achäer (S. 173). Als ursprüngliche
Form der Sag-e ersieht sich aus Herodot und
Bausanias: Athamas opfert seinen Sohn Phri-
xos dem Zeus Laphystios. Das ist derselbe
Vorgang, wie wenn Lykaon seinen Sohn tötet.
Nach H. B. Müller ist in dieser Sage die das
Wachstum in der Natur hervorbringende und
danach wieder zerstörende Gottheit in zwei
Gestalten zerlegt, von denen die erste durch
die zweite vernichtet wird. (Vgl. 2, 95.) Atha-
mas ist dabei neben seiner oben angegebenen
Bedeutung fein heroischer Repräsentant ' des
achäischen Zeus f in seiner chthonischen Phase '
(a. a. O. S. 174). Sein Sohn Phrixos stellt ent-
sprechend dem Sohne des Lykaon fdie olym-
pische Phase' (d. h. die lebenspendende) des
Gottes dar. Der Name <&Ql£og, von qpptöcco,
bringt den Begriff des Wehrlosen, Furchtsamen
DO '
gegenüber der vernichtenden Gewalt zum Aus-
druck. Bei dieser Deutung des Phrixos bleibt
die Mutter Nephele als unwesentlicher späterer
2459 Phrixos Phrixos 2460
Zusatz und auch der Widder aufser Betracht, um Rat. Ino beredete die Boten, sie sollten
während Preller, Griech. Myth. 2 (3. Aufl.), aussagen, dafs der Mifswachs ein Ende haben
S. 311 gerade von Nephele ausgeht, den Phri- werde, wenn Phrixos dem Zeus geopfert würde,
xos als Sohn der Wolke ein Bild des be- Athamas, von den Einwohnern des Landes ge-
fruchtenden Regens nennt und den Widder drängt, mufste sich dazu verstehen. Schon
(S. 313) als ein Zeichen des aus der Wolke stand Phrixos am Altare, da entführte ihn
quellenden Segens versteht. K. 0. Müller, Nephele nebst seiner Schwester Helle und gab
Orchomenos S. 158 (2. Aufl.) hatte sich vorsieh- ihnen einen goldvliefsigen Widder, den sie von
tiger damit begnügt, auf den Zusammenhang Hermes bekommen hatte. Der Wider trug sie
uralter Gebräuche beim Tempel des Laphy- io durch die Luft über Land und Meer. Unter-
stischen Zeus, die an dem Geschlechte der wegs aber fiel Helle in die See, da wo sich
Athamantiden hafteten, mit dem Mythos von der nun nach ihr genannte Hellespont befindet;
Athamas und seinen Söhnen hinzuweisen. Der Phrixos gelangte nach Kolchis. — Dafs Nephele
Widder, meint K. 0. Müller, S 166, ist in die Hilfe bringt, erzählt auch Eratosthenes Cataster.
Sage hineingekommen, weil er das Hauptopfer 11) und vielleicht auch schon die dort und bei
für Zeus Laphystios war. Die Sage gehört Hygin. poet. astr. 2, 20 als Quellen genannten
übrigens den Minyern. Das Widderopfer und Hesiodos und Pherekydes. Äpollonios Rhodios
die Flucht des Phrixos wurde zu der Vor- 2, 654 erwähnt, dafs Phrixos auf dem Widder
Stellung vom Widder als Träger des Flucht- aus Orchomenos floh, und bezeichnet 2, 1144
lings verschmolzen. — Wenn der <f>Qi'E,ov li^iijv, 20 dessen goldenes Fell als Werk des Hermes
den es am Eingange des Pontos iv %r\ Xal%r\- (■a.qiov i7t£^ßißamg, röv Qa %Qv6tiov ^Stjuw
Öoviu TisQuicc nach Nymphis bei Steph. Byz. s. v. 'Egnticcg). — Hygin. fab. 2 belichtet über den
(pQi^og gab, ferner die ^qi^ov nolig als Grenz- Anschlag der Ino dasselbe wie Apollodor und
ort von Kolchis (Strabo 11, 499) und das Orakel fährt fort: Weil das Feld keine Früchte trug,
des Phrixos in Kolchis (Strabo 11, 498; vgl. litt das Volk durch Hunger und Krankheit.
Tac. Ann. 6, 34) nicht etwa Wirkungen der Da schickte Athamas einen Boten (satellitem)
Sage sind, so wären es wertvolle Spuren einer nach Delphi, welchen Ino zu der falschen
Wanderung der Phrixosvorstellung, aus welcher Meldung veranlafste, wenn Athamas den Phri-
sich die Sage von der Flucht des Phrixos ent- xos dem Zeus opfere, werde die Seuche (pesti-
wickelt hätte. Der vorhandene Sagenbestand 30 lentia) ein Ende haben. Athamas weigerte
ist folgender. Herodot 7, 197 erzählt: Athamas sich, Hand an Phrixos zu legen, dieser aber
wollte in Übereinstimmung mit Ino den Phri- erbot sich freiwillig zum Tode für das Wohl
xos dem Zeus Laphystios in Halos opfern. des Vaterlandes. Als alle Vorbereitungen zum
Später war es unter den Nachkommen des Opfer getroffen waren , gestand der falsche
Athamas immer dem Ältesten verboten, das Bote, von Mitleid ergriffen, dem Athamas die
Gemeindehaus zu betreten, sonst mufste er Wahrheit. Da übergab dieser die Ino nebst
darauf gefafst sein, dafs er geopfert würde. ihrem Sohne Melikertes dem Phrixos zur Hin-
Das Verbot galt für die Nachkommen des richtung. Dazu liefs es aber Dionysos nicht
Kytisoros, des Sohnes des Phrixos, weil Kyti- kommen, sondern liefs eine Finsternis ent-
soros den Athamas, der als Sühnopfer fallen 40 stehen und entzog Ino, die ihn genährt hatte,
sollte, rettete und seinem Geschlechte dadurch dem Phrixos ((Lhws cum ad supplicium duceret,
den göttlichen Zorn zuzog. Pausanias 9, 34, 5 Liber pater ei caliginem iniecit et Ino suam
sagt: Als Athamas dem Zeus auf dem Berge nutricem eripuit). In fab. 3 erzählt Hygin
Laphystion bei Koroneia den Phrixos und die weiter: Phrixos und Helle irrten, von Dionysos
Helle (s. d.) opfern wollte, sandte Zeus den in Raserei versetzt, im Walde umher. Da
Kindern einen Widder mit goldenem Vliefs, und kam Nephele, ihre Mutter, und brachte ihnen
sie entflohen auf dem Widder. Da Athamas einen goldenen Widder, den Sohn des Posei-
sonst alle Söhne verloren hatte und von Phrixos don und der Theophane , mit der Weisung,
nicht wufste, ob er noch am Leben sei und ihn zu besteigen, nach Kolchis zu Aietes zu
Nachkommen habe, nahm er zwei Enkel seines 50 fliehen und ihn dort dem Ares zu opfern. So
Bruders Sisyphos, den Haliartos und den Ko- geschah es. Unterwegs sank Helle hinab,
ronos an Sohnesstatt an. Später aber kehrte Phrixos kam ans Ziel. — Zenobios 4, 38 (s. v.
Phrixos aus Kolchis zurück, nach anderen 'Ivovg cc%r]) berichtet im ganzen wie Apollo-
Presbon, ein Sohn des Phrixos und der Tochter doros, ausgenommen folgende Einzelheiten:
des Aietes; da gaben jene angenommenen Athamas heiratet die Ino nach Nepheles Tode;
Söhne ihr bereits empfangenes Erbe wieder die Boten sagen, nach dem Willen des Gottes
heraus, nur einen Teil des Landes behielten sie. müsse Phrixos und Helle geopfert werden;
Die Opferung und Rettung des Phrixos die Götter erbarmen sich und entführen die
wurde in verschiedener Weise ausgeschmückt. beiden, welche schon am Altare standen, durch
Apollod. 1, 9, 1 : Nachdem Athamas von der 60 die Luft auf dem goldvliefsigen Widder. —
Nephele zwei Kinder, Phrixos und Helle, er- Bei Pausan. 9, 34, 5 wird, wie oben erwähnt,
halten hatte, heiratete er die Ino, welche den Zeus als derjenige genannt, der den Widder
Kindern der Nephele nach dem Leben trach- sendet. — Bei Apostolius 11, 58 (zu Mi] &täg
tete (vgl. Pind. Pyth. 4, 162 Iv. uccTQvtäg a&iuv av&Qomov mg k&dpag) findet sich eine von
ßtUcov und Paus. 1, 44, 7). Sie veranlafste die Apollodoros in mehreren Punkten abweichende
boiotischen Frauen den zur Aussaat bestimmten Darstellung. Athamas, heifst es dort, entliefs
Weizen zu rösten, sodafs das Getreide in dem die Göttin Nephele und vermählte sich mit
Jahre nicht wuchs. Athamas fragte in Delphi einer Sterblichen, Ino. Nephele flog in den
2461 Phrixos Phrixos 2462
Himmel und bestrafte den Athamas durch Orchomenos machten. An anderer Stelle (3,
Dürre des Landes. Apollon wird gefragt, Ino 584) lesen wir bei Apollonios noch, dafs Aietes
besticht die Boten , sodaf's sie aussagen , die den Phrixos nur deswegen freundlich aufnahm,
Kinder der Nephele seien zu opfern. Athamas weil es ihm Zeus durch seinen Boten Hermes
läfst sie von den Herden holen. Ein Widder befahl. Ferner wird 4, 115 der Ort erwähnt,
verkündet dem Phrixos und der Helle mit xqlov svvai genannt, wo der Widder das kol-
menschlicher Stimme, dafs sie umgebracht chische Land erreichte und von der langen
werden sollen. Sie fliehen mit dem Widder Fahrt ausruhen konnte, ebenso 4, 118 ff. der
(usru rov KQiov). Helle ertrinkt beim Über- Altar, welchen Phrixos errichtete, um den
gange über die Meerenge bei Abydos. Phri- io Widder dem Zeus Phyxios zu opfern, so wie
xos aber, tno%ovu.£vog ta> xpta», kommt nach es Hermes ihm anbefohlen hatte. Auch Hygin.
Kolchis. Dort opfert er den Widder, der poet. astr. 2, 20 nennt Zeus als denjenigen Gott,
durch Göttermacht ein goldenes Fell bekommen dem Phrixos den Widder opfert; das Fell habe
hatte (vTtb xüv frtäv %Qva6iicdlog yiyovs), dem er im Tempel (wohl ebenfalls des Zeus) auf-
Ares oder dem Hermes. Nach Phrixos hiefs gehängt. Das Bild des Widders versetzte
das Land Phrygien. — Dafs der Widder mit Nephele (Nubes) unter die Sterne. An der-
Phrixos spricht, erzählt auch Apollon. Bhod. selben Stelle führt Hygin aus Eratosthenes an,
1, 764, desgl. Palaeph. 31. Nach Hekataios bei dafs der Widder sich selbst sein goldenes Fell
Schal. Apoll. Bhod. 1 , 256 sprach der Widder abgezogen und es dem Phrixos zum Andenken
dem Phrixos Trost zu , als Helle ins Meer 20 gegeben habe. Er sei dann ein Sternbild ge-
gefallen war. — Diejenigen alten Erklärer, worden. Nach Hygin. fab. 3 opferte Phrixos,
welche den wunderbaren Widder ausmerzen als er in Kolchis angelangt war, den Widder,
wollten, setzten an seine Stelle den Krios, den wie Nephele es bestimmt hatte, und legte sein
TQocpsvg {Ttaid aycoyog) des Phrixos, Schol. Apollon. goldenes Fell im Tempel des Ares nieder
Bhod. 2, 1144 u. 4, 177 (Jtovvotog 6 Mizvln- (pellem inauratam in templo Mortis posuit).
vcciog iv roig koyovavTutg), oder den Schatz- Aietes nahm den Phrixos freundlich auf und
meister des Athamas (Apostolius und Palaeph. gab ihm seine Tochter Chalkiope zur Frau.
31) oder betrachteten den Widder nur als ein Später aber fürchtete Aietes von Phrixos um-
am Schiffe angebrachtes Zeichen (Schol. Apoll. gebracht zu werden, weil er einen Orakel-
Bhod. 1, 256: svioi 8i cpccotv ccvxbv im xp/o- 30 spruch bekommen hatte, wonach ihm von einem
tzqwqov axdcpovg Ttlsvßai). Vgl. Diod. 4, 47. Nachkommen des Aiolos der Tod drohe, und
Nach unbekannter Quelle (Accius?) erzählt tötete den Phrixos. Bei Valerius Flaccus 1, 41 ff.
Hygin. poet. astr. 2, 20: Demodike, Gemahlin ist von dem der Opferung durch seinen Vater
des Kretheus, liebte den Phrixos, den Sohn entflohenen Phrixos die Rede, der von Aietes
des Athamas. Weil ihr dieser nicht den Willen umgebracht ist und nebst Helle dem Pelias
that, beschuldigte sie ihn bei Kretheus, er angeblich im Traume erscheint. Der Widder
habe sich an ihr vergreifen wollen. Kretheus heifst 1, 56 pecus Nephelaeum. Die beabsich-
überredete deu Athamas, den Phrixos zu opfern. tigte Opferung und die Flucht wird 1, 278 — 293
Nubes (= Nephele) aber trat dazwischen, setzte gestreift. Nach siebentägigem Fluge, heifst es
Phrixos und Helle auf einen Widder und 10 dort, sank Helle von dem Widder herab,
brachte sie in Sicherheit. In Kolchis tötete 1, 520: Aietes wollte keinen Rachezug zu Gun-
Phr. den Widder und hängte sein Fell im sten des Phrixos unternehmen. 1, 528: Das
Tempel auf. Schliefslich kehrte Phrixos, von Vliefs wurde dem Ares geweiht. 5, 185 wird
Hermes geleitet, zu Athamas zurück, der seine das Grab des Phrixos erwähnt. 5, 225 — 230:
Unschuld einsah (ipsum autem a Mercurio ad Er erreichte ein hohes Alter; der Widder kam
Athamantem esse reductum, qui patri satis- unter die Sternbilder; das Vliefs hängte Phr.
fecerit, eum innocentia confisum profugisse). Bei an einer dem Ares geheiligten Eiche auf. Die
Tzetzes zu Lycophr. 22 ist Athamas zunächst Namen der Söhne des Phr. sind (5, 460) die-
mit Ino vermählt, entläfst diese auf Befehl der selben, wie bei Apollonios. Auch Hygin. fab.
Hera, heiratet Nephele, setzt aber heimlich 50 3, fab. 14, fab. 21 hat diese vier Namen (statt
den Umgang mit Ino fort, sodafs ihn Nephele Kytisoros r Cylindrus ' , in 14 und 21 'Phron-
verläfst. Nun beherrscht Ino wieder das Haus- tides' statt Phrontis). In fab. 14 sind, wohl
wesen, sucht die Kinder der Nephele zu be- nur durch Entstellung des Textes, Demoleon
seifigen u. s. w. (statt Deileon), Autolycus, Phlogius, die Söhne
Nach Apollod, 1,9, 1 , 6 fand Phrixos bei des Deimachos aus Trikka (vgl. Apollon. Bhod.
Aietes gastliche Aufnahme und erhielt eine 2, 955 f.) neben die Söhne des Phrixos gesetzt,
der Töchter desselben, Chalkiope, zur Frau. als wären es ihre Brüder. Kytisoros wird auch
Den Widder opferte er dem Zeus Phyxios, das von Herodot 7, 197 genannt (s. 0.), Melas bei
Fell gab er dem Aietes, der es an eine Eiche Pherecydes 55 (Schal. Bind. Pyth. 4, 220). Phere-
im Haine des Ares hing. Von Chalkiope er- 60 cydes 61 (Schol. Apoll. Bhod. 1, 4) nennt den
hielt Phrixos vier Söhne, Argos, Melas, Phron- Ärgos als denjenigen, nach welchem die Argo
tis, Kytisoros. — Dieser Bericht ist die Wieder- benannt wurde. Durch Schol. Apollon. 2, 1122
gäbe dessen, was Apollon. Bhod. 2, 1140—1156 erfahren wir, dafs auch Herodoros die vier
erzählt. Hier ist aufserdem noch gesagt, dafs Söhne des Phrixos und der Chalkiope erwähnte;
Aietes dem Phrixos seine Tochter ohne Braut- Hesiod dagegen (und Äkusilaos) gab als ihre
gäbe überliefs, dafs Phrixos hochbetagt in dem Mutter die Iophossa, die Tochter des Aietes,
Hause des Aietes starb und die Söhne des Phr. an. Epimenides, wird an derselben Stelle be-
nach seinem Tode sich auf den Weg nach richtet, fügte als fünften Sohn noch den Pres-
2463
Phrixos
Phrixos
2464
bon hinzu. — Presbon, als Sohn des Phrixos,
erscheint auch bei Pansan. 9, 34, 8. — Nach
Schal. Apoll. Rhod. 2, 780 war Mariandynos
entweder der Sohn des Phineus oder des Phri-
xos oder des Kimmerios.
Als Phrixos sich auf dem Wege nach Kol-
chis befand, soll
ihn Dipsakos, der
Sohn des bithyni-
schen Fhifsgottes
Phyllis (s. d.), bei
sich aufgenommen
haben, Apollon.
Rhod. 2 , 652 ff.
nebst Schol. Die
Stadt Lampsakos,
vormals Pityeia
oder Pity a genannt,
besafs eine Sage,
wonach Phrixos
dort einen Schatz
niedergelegt haben
1) Phrixos schwimmend und sich am Widder festhaltend,
melisches Tonrelief in Athen (nach Schöne, Oriech. Rel. 30, 124).
soll, von dem die
Stadt ihren Namen
empfing (Ttirvn
thrakisch = &rj-
öavQog), Schol.
Apollon. Rhod. 1,933. Sonst erinnert an Phrixos 7) Griechischer Skyphos, einst bei R. Ro-
noch die Stadt Phrixa in Triphylien, Steph. Byz. chette, nicht veröffentlicht, vgl. Hartwig, a. a. 0.
s. v. Mdxiotog und <Pai6t6g. 30 S. 15.
Die griechischen und [römischen Dramen, 8) Apulische Schale in Berlin, bei Furt-
in denen die Phrixossage behandelt oder ge- wängler 3345 , abgeb. Festschr. f. Ocerbeck,
Ana. 1895, S. 129 (Abbild, ebenda). Phr. sitzt
seitlich auf dem Widder.
2) Melisches Tonrelief in Athen (Kultus-
ministerium): Schöne, Griechische Reliefs, Taf.
30, 124 (hier abgeb. unter 1).
3) Ähnliches Relief der Samml. de Laborde,
Ann. d. Inst. 39
(1867), tav. B.
4) Ähnliches
Reliof in Berlin,
Archäolog. Anz.
1895, S. 132.
5) Marmorrelief,
Schildbild des so-
genannten Epe-
rastos, aus Olym-
pia , Olympia 5,
Taf. 19. *
6) Attische
Schale des 5. Jahrb.,
in Berlin, veröffent-
licht von Hartwig
in der Festschrift
für Joh. Overbeck
1893, S. 17 Fig. 1
(danach unsere
Abb. 2).
2) Desgl., attische Schale des 5. Jahrh. in Berlin
(nach Hartwig, Festschr. f. Joh. Overbeck, S. 17).
streift ist, sind besprochen im Artikel fAtha-
mas' Bd. 1, Sp. 671 f.
Auf die Phrixossage beziehen sich auch eo
einige Kunstdenkmäler. Phrixos findet sich
mit dem Widder allein, oder Helle ist hinzu-
gefügt, oder noch andere Gestalten.
1 — 8) Phrixos schwimmt, indem er sich an
dem Widder festhält, neben diesem schwebend,
oder sitzt auf diesem, bald seitlich, bald ritt
lings:
1) Terrakottastatuette in Berlin., Archäolog.
3) Phrixos auf dem Widder reitend,
apul. Schale in Berlin (nach Festschr. f. Overbeck, Taf. 2).
Taf. 2 (danach unsere Abb. 3). Phrixos reitet
auf dem Widder.
9) Marmorstatue eines Jünglings, neben dem
über einem Baumstumpf ein toter Widder
hängt, vielleicht als Phrixos zu bezeichnen, in
Rom. Bulletino della commissione arch. coniu-
nale di Roma, serie 6, anno 29 (1901) S. 167 ff.
u. Taf. 10b (Mariani). Vgl. Archäolog. Anz.
1902, S. 52.
10) Münzen von Halos in Thessalien. Berl.
Monatsber. 1878 S. 450 (Friedlaender, Thessa-
2465
Phrixos
tische Kunst) Taf. 1, 12 (danach unsere Abb. 4).
Ferner: Brit, Mus., Cat. Thessaly pl. 31, 1;
Cadalvene, recueil de medailles grecques pl. 3, 8.
Vgl. Read,
Hist, num,
S.251: Phrixos
schwimmend,
sich am
Widder fest-
haltend.
11) Die bei
Heibig ver-
zeichneten
Phrixos 2466
mann 3412, abgebildef Bull. Napol. arch.
n. s. 7, 3; Wiener Vorlegebl. B, Taf. 2, wo-
nach unsere Abb. 7: Phrixos und Helle reiten
4) Phrixos auf
dem Widder rei-
tend, Münze von
Halos (nach Berl.
Monatsber. 1878
Taf. 1, 12.
Wandge-
mälde 1251
bis 1256 zeigen Phrixos auf
dem Widder sitzend oder
reitend, während Helle im
Untersinken begriffen ist,
eine oder beide Hände nach
dem Bruder ausstreckt und
dieser sich ebenfalls bemüht,
sie zu erfassen. 1251 ist bei
'Helle' Bd. 1, Sp. 2027 ab-
gebildet (s. Abb. 5).
12) Heibig, Wandgem.
1257 : Phrixos auf demWidder
erreicht eben festes Land.
13) Heibig, Wandgem.
1258. Aufser Phrixos, der
auf dem Widder durch das
Wasser reitet, ist auf einem
der beiden dargestellten Ufer
eine weibliche Gestalt sicht-
bar, welche von Heibig 0d-
Xccttix, von Stephani, Compte
rendu 1869, S. 112 Ino oder
Nephele genannt wird.
14) An die Gemälde,
welche Phrixos und Helle
darstellen , schliefst
sich ein Sarkophag
an, auf dessen Vor-
derseite in der Mitte
derselbe Gegenstand
in Relief gebildet ist.
Matz-Duhn, Antike
Bildwerke in Rom 2,
S. 363 f., Nr. 3159.
Robert, Sarkophagrel.
2, Taf. 61, 187.
15) Ein Mosaik in
Neapel {Ann. d. Inst,
arch, 39, S. 88 ff.,
tav. A, wonach unsere
Abb. 6) zeigt eben-
falls Phrixos auf dem
Widder über das Meer
eilend und Helle
untersinkend. Rechts
und links felsiges Ufer
zur Andeutung der
Meerenge.
16) Phrixos und Helle in derselben Auf-
fassung erscheinen auch auf Münzen von Lam-
psakos, Zeitsch. f. Numism. 7, Taf. 1, 15; Head,
Hist. num. S. 458.
17) Krater des Assteas in Neapel, Heyde-
Eosoher, Lexikon d, gr. u. röm. Mythol. III.
5) Phrixos auf dem Widder reitend, Helle sinkend, pompejan. Wandgemälde
(s. Bd. I Sp. 2027).
6) Phrixos auf dem Widder reitend, Helle sinkend, Mosaik in Neapel
(nach Ann. d. Inst. 39 Taf. A).
auf dem goldenen Widder durch das Meer.
Ihnen folgt Dionysos auf einem Panther;
hinter ihm das Bruststück eines Silens. Am
Lande steht Nephele, ihren Kindern mit
dem Schleier zuwinkend. Nephe(le), (Dio-
78
2467
Phroma
Phrontis
2468
nys)os und (Hel)le sind inschriftlich be-
zeichnet.
18) Attische Amphora in Neapel, Santangelo
270, abgeb. Ann. 39, tav. C, wonach unsere
Abb. 8. Ino mit Axt verfolgt den Phrixos,
welcher neben dem Widder schwimmend ent-
7) Phrixos u. Helle auf dem Widder reitend, anwesend Dionysos auf dem Panther, Silen,
Nephele, Skylla, Triton (?). Vase des Assteas in Neapel (nach Wiener Vorlegebl B Taf. 2).
eilt. Phrixos hat eine Chlamys, einen Peta-
sos und zwei Lanzen.
19) Attische Schale im Besitze des Grafen
Tyszkiewicz, erwähnt bei Hartwig, Festschr. /'.
Overbeck 1893, S. 20. Ino, Athamas, Phrixos
Theökr. 3, 50) den Iasion, den Buhlen der
Demeter, erzeugte, ScJwl. Od. 5, 125. [Stoll.]
Phronime (ßgovinij), Tochter des Königs
Etearchos in Axos (Oaxos) auf Kreta. Ihre
Stiefmutter bezichtigte sie bei dem Vater ver-
leumderisch der Unzucht, und dieser, dem
Weibe Glauben schen-
kend , beschlofs ihren
Tod. Er liefs einen
Kaufmann aus Thera,
Themison, der als sein
Gastfreund in Axos sich
aufhielt, schwören, dafs
er ausführen wollte, um
was er ihn bitten würde.
Nach demSchwure über-
gab er ihm seine Toch-
ter, dafs er sie mitnehme
und auf der Fahrt ins
Meer senke. Themison
aber, unwillig über den
Trug bei dem Schwur,
entledigte sich des Ei-
des in der Weise, dafs
er die Jungfrau an
Stricken ins Meer senkte
und wieder lebendig
herauszog. In Thera
nahm ein vornehmer
Mann Namens Polym-
nestos die Phronime
zum Weibe und zeugte mit ihr den Battos, den
Gründer von Kyrene, Herodot 4, 154 f. Suid.
s. v. Bäxxog. Nach einer Vermutung von
Dümmler b. Studniczka, Kyrene 128 verbirgt
sich vielleicht hinter dem nichtssagenden Namen
Phronime eine Göttin, welche in der älteren
Sage als Mutter des heroisierten Oikisten
galt, vielleicht die kretische Britomartis,
deren Meersprung und Rettung durch Fischer-
netze dem Schicksale der Phronime nahe
genug steht. [Stoll.]
Phronios (f&Qoviog), 1) Ithakesier, Vater
des Noemon, Od. 2, 386. 4, 630. — 2) Ein
Sohn des Phrixos und der Chalkiope, Toch-
ter des Aietes, Hyg. f. 14 p. 44 Bunte (eine
verdächtige Stelle); s. Phrontis nr. 1.
[Stoll.]
Phrontis (fpQovttg, -los), 1) jüngster
Sohn des Phrixos und der lophossa oder
Chalkiope, der Tochter des Aietes, Apollod,
1, 9, 1. Ap. Rhod, 2, 1155. 4, 72. Val.
Flacc. 5, 461. Hesiod, Akusilaos u.Herodoros
bei Schol. Ap. Rhod. 2, 1122. Rjid. 2, 388
u. p. 534, 16 Keil. Eudoc. p. 79. Hyg. f.
3, 14 (p. 44 Bunte) 21. Tzetz. L. 22 p. 310
Müll. — 2) Sohn des Onetor, Steuermann
und Helle, inschriftlich bezeichnet, gruppiert des Menelaos; starb auf der Rückfahrt von
wie in einer Tragödienscene. Troja bei Sunion und wurde dort von Menelaos
Im allgemeinen ist zu den Kunstdarstell- 60 bestattet. Sein Nachfolger war Kanobos; Od.
ungen zu vergleichen: Welcher, Alte Denkvt. 4, 3, 282. Hesych, s. v. Eustath. Dion. Per. 11.
S. 106—110; Annali d. inst. arch. 39 (1867), Schol Dion. P. 13. Dargestellt auf dem Ge-
mälde des Polygnot in der Lesche zu Delphi,
S) Ino den Phrixos verfolgend, attische Amphora in Neapel
(nach Ann. 39 tav. C).
S. 88—92 (O. Jahn); Stephani, Compte rendu
1869, S. 109 ff.; Adam Flasch, Angebl. Argo-
nautenbilder (1870); Paul Hartwig, Festschr. f.
Overbeck 1893, S. 14 ff. [Türk.]
Phronia (<PqovLu), eine Nymphe, welche mit
dem Kreter Katreus (oder mit Minos, Scliol.
Paus. 10, 25, 2. Preller, Gr. Myth. 2. 333, 1.
— 8) f&Qovug, idog, Gemahlin des Panthoos,
Mutter des Euphorbos und Polydamas, II. 17,
40 und Schol. Tzetz. Homeric. 437. -- 4) (Pqov-
rig itolviqyoQog, Tochter der Kalliope, Personi-
2469 Phrune Phtha, Phthas 2470
fikation des Nachdenkens, des Sinnens, Philisc. Tivoli 164. — 6) Beiname der in Troia ver-
Anthol. gr. app. ep. 96. [Stoll.] ehrten Athene, Ov. Met. 13, 337. [Höfer.]
Phrune (<&Qovvr}), Beiname der Hekate im Phrygios (pQvyios), 1) Sohn des Neleus.
grofsen Pariser Zauberpapyrus v. 2715, von welchem der iNeleide Phohios, König in Milet,
Drexler, Jahrb. f. Phil. 145 (1892), 360 f., wo seine Herrschaft abtrat. Aus Liebe zu Pieria,
auch die Erklärungsversuche und Vorschläge einer Tochter des Pythes aus Myus, welche er
anderer Lesarten (cpQvvTxig — igiovviog — zu Milet bei einem Feste der Artemis sah,
cpovQvlrtg, wie jetzt Abel, Orphica p. 289 v. 3 endete er einen Krieg mit den Myusiern und
schreibt) verzeichnet sind, = (povvr\ c Kröte' schlofs Friede und Freundschaft mit ihnen,
gedeutet. Ob die von Drexler a. a. 0. nach- 10 Partiten. 14. Polyaen. 8, 35. Plut. de mul.
gewiesenen Beziehungen der Kröte zum Monde virt. 16; s. Phobios. [Stoll.] - 2) Beiname des
in chinesischer und nordamerikanischer Sage Zeus, von Hekabe (Eur. Troacl. 1288) als Xpdv/t,
auch für die griechische Hekate gelten, ist itqvxavi (Povyit angerufen, vgl. Hesych. s. v.
zweifelhaft. Viel näher liegen m. E. die von Baycäog und dazu Drexler Bd. 2 Sp. 2522, 36 ff.
Bochholz, Schweizersagen 1, 341 f.; vgl. Heinr. Nonn. Dionys. 10, 292. Ein Priester xov jto-
Bertsch, Götternamen und Sprachentwicklung Xixsvaaxog r&v <PQvyüv weiht im luppitertempel
(Progr. Bruchsal 1903) S. 19 gesammelten zahl- zu Pompei eine Statue des Zeus Phrygios,
reichen Belege, wonach chthonische Wesen in C. I. G. 3, 5866 c p. 1260. C. I. L. 10, 796.
Krötengestalt erscheinen. Auch die fahle Farbe Kaibel, hiser. Gr. Sicil. 701 ; vgl. auch Ihraemer,
der Kröte — man denke daran, dafs die be- 20 Pergamos 347, 3. — 3) Beiname des Dionysos,
rühmte Hetäre Phryne eigentlich Mnesarete Nonn. Dionys. 11, 117; — 4) s. Phryx. — 5)Flufs-
hiefs, n)v Sh <pQvvr\v £tiLxXi\oiv ta%s Sid xi\v gott auf Münzen von Gordus Iulia, Cat. of
d>%Q6x7\xa, Plut. Pyth. orac. 14 — könnte mit greek coins Brit. Mus. Lydia 90, 1. 92, 19. 94, 26.
Veranlassung zu dieser Vorstellung gegeben 96, 37. [Höfer.]
haben. [Höfer.] Phryx (ß>Qv£), Beiname des Attis, C. L L.
Phrutos oder Phutos ((ppovxog oder Povxog), 6, 10098. Carm. epigr. ed. Buecheler. Arnob.
Gigant, Schol. Hes. Th. 185. Vielleicht verderbt adv. uat. 1, 41; vgl. Phrygius Attis, Sen. Agam.
aus ' Po Ix og, vgl. M. Mayer, Gig. u. Tit. 200 (98). 690. Poet. Dat. min. ed. Baehrens 5, 113.
Vgl. Phoitos und Rhoitos nr. 1. [Waser.] [Höfer.]
Phrygia (<pQvyia), 1) Tochter des (mysischen 30 Phryxonides, Nymphae, als erste Pflege-
Klufsgottes) Aisepos, Epouyme von Phrygien, rinnen der Bienen angeführt von Colum. 9, 2, 3.
Serv. ad Verg. Aen. 1, 182. Isidor. Etym. 14, Böttiger, Amalth. 1, 62. [Stoll.]
3, 41. — 2) Beiname der Rhea-Kybele, Strabo Phtha, Phthas ($&d, P&dg; nach Etym. M.
10, 469. Arrian. ars tuet. 33, 4. Diog. Laert. 535, 11 heifst der Genet. <P&avx6g; bei Said.
6, 1, 1. Verg. Aen. 7, 139. Ov. Fast. 2, 55. und Apostol. [s. unten] die Nebenform Äcpd-dg),
Anonymes, Carmen de herbis ed. Sillig v. 148; griechische Transskription des ägyptischen
vgl. Orph. Hymn. 42, 6. Schol. Apoll. Bhod. Götternamens Ptah (s. d.), den die Griechen ihrem
1, 985. Catull. 63, 20. Weihungen an die Hephaistos gleichsetzten, vgl. Iamblich. de
U7]tr]g $>Qvyia aus Pantikapaion, C. I. G. 2,2107b myst. 8, 3 p. 263, 12 Parthey: der Gott . .
p. 1001. Stephani, Ant. du Bosph. Citnm. 2, 193 40 ovvxtXcbv . . dxpevSwg t'xaazu v.a.1 xeyvixwg pst
nr. 10. Latychev, Inscr. or. sept. Pont. Etix. dXrföbiag (heifst) <P&d, "EXXrivtg Sh dgr'Hcpai a-
2, 17; aus Ephesos, Anc. greek inscr. in the xov usxaXaußdvovat xbv <P&d, rw T^rmw ftd-
Brit. Mus. 3, 576 p. 205; Weihung an die vov nQoaßalXovxtg. Porphyr, b. Euseb. Praep.
Mater deum mag(na) Idea Phryg(ia) aus Oli- ev. 3, 11, 46 p. 115b (p. 139 Dind): ftsög, ov
sipo (Lusitania), C. I. L. 2, 179. — 3; Nymphe, avxol (die Ägypter) 7tQo6ccyoQEvovot <P&ü, oi
Gemahlin des Kyklopen Arges, Mutter des Sh r'EXXr]vtg "Hcpcuaxov. Cic. de nat. deor. 3,
De(u)sos, des Atron und der Atrene, Philo- 22, 5 (bei der Wiedergabe der Meinung der
stephanos bei Steph. By z. s. Axqt\ vr\. — 4) Zweite theologi, dafs es vier verschiedene Vulcani
Gemahlin des Phineus, von ihren Stiefsöhnen gebe): seeundus Nilo natus (vgl. Diog. Laert.
Polymedes und Klytios getötet, Anth. Pal. 3. 4. 50 Prooem. 1, 1 : Alyvnxioi . . NtiXov ytvto&ai
Doch kann hier, wie bei nr. 3, <PovyLa auch nalSa "Hcpaiaxov), Phthas, ut Aegyptii appel-
Ethnikon sein, wie bei Dio Chrysost. or. 14 laut, quem custodem esse Aegypti volunt, vgl.
p. 261 Dindorf: 17 <pQvyia 1) ÜQiduov öoidi] loh. Lyd. de mens. 4, 86 p. 135 Wuensch: äsv-
oder wie bei der Pgvyia SißvXXa (s. d.). — xtQog (seil. r'H<pai6Tog) NsiXov naig, '6v Ai-
5) Personifikation der gleichnamigen Land- yvnzioi xaXovoi f#o. Plut. de proverb. Alex.
schaft auf Münzen Hadrians, Cohen 22, 112, 74. 1, 23 p. 13 ed. Crusius (Univers. -Progr. Tübingen
214, 1286f. Eckhel, Doctr. num. vet. 6, 500. 1887): d <&d-<xg 601 XsXäXiqyisv . . Msuxpixca xbv
Miliin, Gatt, myth, 88, 366. Über die Münzen "Hcpcaaxov <&&äv xalovoiv eoxi Sh %QT]au.o-
mit der Legende <&Qvyiu s. Bd. 2 s. v. Karia loyog 0 <&\rug naq ccvxolg. Suid. s. v. (p&dg-
und Bamsay, Cities . . of Phrygia 1, 37. J. v. 60 6 "Hepccioxog txocqcc Mt^icpixaig. Kai 7taQoi[iLa-
Schlosser, Niom. Zeitschrift 23, 1, 1 Taf. 1, 1. <&&dg aoi IsXdXrinsv. oi Sh 'Ay&dg cpccaiv. mg
hnhoof- Blmner , Kleinas. Münzen 1, 273 nr. 51. oxaylg daxaepig, xal oxd%vg daxa^vg. Apostol.
Über die angeblich aus der Villa des Hadrian 4, 54a p. 320: kcp&dg 601 lsldlr\%8v. (p&äg Kai
stammende, jetzt in Ince Blundell Hall be- Äcp&dg 6 "Hcpaioxog. Suid. s. v. Äcpftäg- 6
lindliche Kolossalstatue der Phrygia (abgeb. Aiövvaog (fälschlich statt "H qp a ig x 0 g) .. y.al
Clarac 4, 768 A, 1906 Aj vgl. Michaelis, Anc. nagoiuia- 'O kcp&dg 601 XsXdlrjxsv r\v Sh %Qr\G-
marbles 350 nr. 42. Arch. Zeit. 32 (1875), 25 [toXöyog. Auf dem Steine von Rosette (C. 1. G.
nr. 42. Winnefeld, Die Villa des Hadrian bei 3, 4697. Strack, Dynastie d. Ptolem. 69 p. 240 f.
78*
2471 Phtheir Phthios 2472
Dittenberger, Orient. Gr. inscr. sei. 1, 90 p. 142 ff.; sehen Achaia nach der Peloponnes Ausdruck
vgl. Brugsch, Ihesaur. Inscr. Aegypt. 5, 860 f.) geben, vgl. Thraemer, Pergamos 79. Nach
wird Ptah im griechischen Texte zweimal mit /. Baunack, Studien auf d. Gebiete des Gfiech.
r'H(pa.i6Tog, viermal mit &%<! (Ptolemaios V wird 18 ist $&Lu Kurzname zu TLtx&aXw und damit
bezeichnet als iiyaTtrmivog vnb xov $&ä) um- zu QsxxaXla. Der Mythos von Phthia und
schrieben. Auf Grund der feststehenden Gleich- dem in eine Taube verwandelten Zeus ist,
setzung Phtha(s)-Hephaistos .hat Reitzenstein, wie Kliell bei EcTchel, Num. vet. aneedoti 1, 119
Poimandres 122 die richtige Überlieferung bei erkannt hat, auf einer Münze von Aigion dar-
Stob. Eclog^ 1, 41, 44 p. 282 Alein. wieder her- gestellt, deren Avers das Haupt des Zeus zeigt,
gestellt. Überliefert ist: (Nachdem Hermes 10 während auf dem Revers eine weibliche Gestalt
zum Himmel emporgestiegen war, wurde sein mit fliegendem Schleier und erhobenen Händen
Sohn Tat sein Nachfolger), ovx tig \l<xy.qu.v Ss erscheint, vor der eine Taube sitzt, EcTchel
■xul ÄG%Xr\%ibg 6 'Iiiov&ng (vgl. Notices et ex- a. a. 0. tab. 8, 10 (vgl. Doctr. num. vet. 2, 235),
traits des manuscr. de la bibl. imp. 18, 236. Head, Hist. num. 348. Catal. of greek coins,
Drexler, Jahrb. f. Phil. 145 [1892], 845) anet- Thessaly 18 nr. 3 pl. 4, 13. — 2) Tochter der
vbg v.a.1 'Hcpai6rov ßovXcäg- aXXot rs 0601 v.xX. Niobe, Apollod. 3, 5, 6. Lact. Placid. ad Stat.
Die letzten Worte sind in den Ausgaben ver- Tiieb. 3, 191. — 3) Geliebte Apollons, Mutter
schlechtert zu TLavbg ncä ' Hcpai6xoßovXr\g. des Doros, Laodokos und Polypoites, Apollod.
Reitzenstein verbessert Ilxccvbg (= <%>d-ccvbg, 1, 7, 6; s. Bd. 1 Sp. 1199, 32 ff. — 4) Heroine
mit dem in den griechischen Transskriptionen 20 und Eponyme von Phthia, Steph. Byz. s. v. ■ —
willkürlich verwendeten "Wechsel von Aspirata 5) Kebsweib des Amyntor, des Vaters des
und Tenuis, vgl. auch den koptischen Namen Phoinix, Apollod. 3, 13, 8. Tzetz. Lykophr. 421
des Ptah: IItccp) v.a.1 ' Hcpaiaxov ßovXalg d. h.: p. 592 Müll. Schöl. Plato leg. 11, 931b p. 387
Asklepios- Imuthes (= Imhotep [s. d.]) folgte Hermann. — 6) Der weibliche Kopf mit Schleier
ebenfalls als Vei-breiter der Lehren des Hermes auf epirotischen Münzen des Königs Pyrrhos
diesem nach „nach dem Willen" (das bedeutet mit der Legende (DOIAI wird bald als der-
ßovXcäg) des Phtha-Hephaistos (über die Doppel- jfnige der Mutter des Pyrrhos, bald als der der
namigkeit von Göttern s. Reitzenstein a. a. 0. Personifikation der gleichnamigen Landschaft
122, 2). Jedenfalls verdient die Lesart und erklärt, Head, Hist. num. 274. Gardner, Types
Erklärung Reitzensteins den Vorzug vor der 30 of greek coins 215 pl. 11, 27 Cat. of greek
Ansicht von C. Seihe, Imhotep, der Asklepios coins Ihessaly 112 pl. 20, 13. J. v. Schlosser,
der Ägypter, ein vergötterter Mensch aus der Beschreib, d. altgriech. Münzen d. Wien. Mus.
Zeit des Königs Doser in Untersuch, z. Gesch. 1, 96 nr. 16f. Taf. 5, 18. Friedländer, Arch.
u. Altertumskunde, herausg. v. C. Seihe 2, 4 Zeit. 35 (1877), 132. [Höfer.]
S. 22 u. Anm., der schreibt: kaxhfjiibg 6 'I\lov- Phthiniene (<P&iji£vn) und <&v6w, die Geister
ahjg, Znecvbg v.a.1 'HcpcciOxoßovXwg %<xl aXXoi und des Schwundes und des Wachstums, Personi-
bemerkt: rÜ7t(xvbg Kai 'HcpaiaxoßovXvg sind fikationen bei Empedokles fr. 123 p. 219 in
doch wohl als Namen zweier Kollegen des Fragm. d. Vorsokratiker ed. Diels. [Höfer.]
Imuthes aufzufassen, nicht als Prädikate des Phthinos (fpftivog), ein Sohn des Lykaon,
Imuthes, wie man gedacht hat'. Gegen Sethes 40 bei dem unzuverlässigen Natal. Com. 9, 9, der
Auffassung spricht schon das fehlende cxca' sich auf Hekataios von Milet beruft; über die
vor Eitavog. Genaueres unter Ptah. [Höfer.J Stelle ist nur ein Auszug aus Tzetz. Lyk. 481,
Phtheir {<P&£tQ, #iHp, Fichte oder die Frucht wo jedoch von Hekataios nichts gesagt ist und
der Fichte, auch ^d-eiQoiv), Sohn des Endymion, $&iog statt <P&ivog steht. Heyne Obss. ad
nach welchem der gleichnamige Berg in Karien Apollod. p. 263. Müller fr. hist. gr. 1 p. 31
benannt sein sollte ($&£ipä>v oder «P^tpcöi' bgog fr. 375. Vgl. Phthios 1. [Stoll.]
b. II. 2, 868, von Hekataios für den Latmos Phthios (<P&log u. (p&(og), 1) Ein Sohn des
erklärt, Strab. 14 p. 635). Schol, II. a. a. 0. Lykaon, Apollod. 3, 8, 1. Tzetz. Lyk. 481; s.
Tzetz. L. 1383. Bekk. Anecd. 3, 1200. Etym. Phthinos. — 2) Der Heros Eponymos der üftloi
Gud. 551, 45. Herodian bei Gramer. Anecd. 5'o sowie der Stadt Phthia und der Landschaft
Oxon. 2, 274, 7; vgl. 283, 18, wo statt Orfo zu Phthiotis in Thessalien. Er heifst: a) Sohn
lesen ist (p&rjp. Welcker, Gr. Götterl. 1, 557. des Poseidon und der Nymphe Larissa, Bruder
Preller, Gr. Myth. 1, 363, 4. [Stoll.] des Achaios und Pelasgos, Dion. A. R. 1, 17.
Phthemphoeytes Nomos ) s. Lokalpersoni- Eustath. p. 320, 24. Steph. B. s. v. $&ia Serv.
Phtheneoutes Nomos j fikationen. Verg. Aen. 2, 197. Gerhard, Griech. Myth. 2
Phthia (ß&La), 1) Jungtrau in Aigion in § 647, 3. — b) Vater des Achaios, Schol. Ap.
Achaia, der nach achaiischer Sage Zeus in Rhod. 1, 284. — c) Sohn des Achaios, Vater
Liebe entbrannt in Gestalt einer Taube (vgl. des Archandros, Herod. 2, 98 und Stein z. d. St.
den Nemesis -Ledamythos) sich nahte, Auto- Phthios zeugte mit Chrysippe, der Tochter des
krates b. Athen. 9, 395 a (F. H. G. 4, 346). Ael. 60 Iros, den Hellen, den Gründer der Stadt Hellas
v. h. 1, 15 (Eust. ad Hom. II. 71, 9). Sie ist in Thessalien, Steph. B. s. v. 'EXXäg. — d) Sohn
wohl identisch mit Phthia, der Tochter des des Flufsgottes Spercheios, Schol. II. 23, 142. —
Phoroneus, die von Zeus den Achaios gebar, e) Enkel des Thessalos, Sohn des Aimon (Hai-
Rufin. Recogn. 10, 21. Serv. ad Verg. 1,..242. mon), Bruder des Achaios und Pelasgos, Schol.
Die Genealogie Phthia-Achaios sowie die Über- II. 2, 681. — f) Er war Vater der Amphik-
lieferung, dafs Phthios (s. d.) Vater bez. Sohn tyone, welche dem Asterios den Dotis (Epo-
des Achaios ist, soll der Überzeugung von einer nymos von Dotion) gebar, Pherekydes {fr. 8
Einwanderung der Achaier aus dem phthioti- Müller) bei Steph. B. s. v. Aüxiov. — g) Et.
2473 Phthonia Phthonos 2474
M. p. 793, 10 sagt: &&i&xai hiefsen die Unter- Nslxog beigesellen, A. Dieterich, Nekyia 137;
thanen des Achilleus, nach der Gegend Phthia, vgl. Baumeister, Denkmäler 1301 r. K. Friede-
<$&Tot aber die Unterthanen des Protesilaos, richs, Die Philostr. Bilder 250. Auf der Me-
nach einem Manne Namens Phtbios; vgl. Schol. leagervase (abgeb. Bull. arch. Napol. N. S. 8
H. 13, 686. Strab. 9, 432. 435 ($&loi waren tav. 6. Arch. Zeit. 25 [1867] Taf. 220) ist dem
die Unterthanen des Achilleus, Protesilaos und neben Aphrodite stehenden Eros, der dem qual-
Philoktetes). Vgl. Phthia. [Stoll.] vollen Ende des Meleagros zuschaut, <!>&6vog
Phthonia (<&Q-ovla), eine der Töchter des beigeschrieben. Die meisten Erklärer beziehen
Alkyoneus (s. Alkyonides und Deneken Btl. 1 die Beischrift auf Eros als Personifikation der
Sp. 2529, 28 ff.). Die Namen der übrigen AI- 10 verderblichen, den Neid der Götter erweckenden
kyoniden s. Bd. 1 s. v. Alkyonides; dort sind Liebe, Gerhard, Arch. Zeit. 1, 192. Gesammelte
es acht, als die beiden ersten werden $&ovic:, Abhandl. 1, 171, 47. Kirchhoff' zu C. I. G. 4,
X&ovia genannt; für diese beiden Namen hat 8434. Welcher, Rhein. Mus. 1841, 413. Alte
Apostol. 2, 20, der die anderen Namen überein- Denkm. 3, 326. O. Jahn, Arch. Zeit. 25 (1867),
stimmend angiebt, den einen Namen $co6&ovlcc. 36. P. Knapp ebend. 34 (1876), 124 Anm.
Ich halte diesen Namen für verderbt, ebenso die Heydemann, Vasens. d. Mus. Naz. Neapel S. 630.
Überlieferung von den acht Alkyonides, da L. Bloch, Die zuschauenden Götter in d. rotfig.
alle Zeugnisse (Röscher, Sachs. Abh,21, 4 S. 44 Vasengem. 60f. Die richtige Deutung hat nach
Anm. 143. 24, 1 S. 39 f.) auf sieben hinweisen. M. Mayer, De Euripidis mythop. S. 79 oben
Die Verderbnis wird folgendermafsen zu er- 20 Bd. 2 Sp. 2620 E. Kuhnert gegeben: (pftovog
klären sein: über den ungewöhnlichen Namen gehört als Beiscbrift nicht zu Eros, sondern
<&&ovl<x war als analoge Form geschrieben zu einer etwa dem Oistros der Medeiavase ahn-
ag X&ovia ,, , i -u i • -™ 1 \ 1 liehen Gestalt, die in der nur teilweisen Kom-
movi* (d.h. gebildet wie ^ow«): daraus position _ der Meleagervase nicht vorhanden,
entstand einerseits durch Hereinziehung des thg aber auf Grund eines anderen Vasengemäldes
in <&&ovia der merkwürdige Name <&a6&ovia, vorauszusetzen ist; also auch hier scheint
andererseits wurden es durch Aufnahme von Phthonos als eine Art Erinys gedacht gewesen
X&ovicc acht Alkyonides. [Höfer.] zu sein. Als Personifikation des eigentlichen
Phthonos ($&6vog). Der den Göttern zu- Neides war Phthonos neben Diabole, Agnoia,
geschriebene cp&ovog (Pind. Isthm. 7 [6], 39 [55]. 30 Hypolepsis, Epibule und Apate nebst Metanoia
Herod. 1, 32. 34. 3, 40. 7, 10t. 46. Eur. Alk. und Aletheia dargestellt auf dem allegorischen
1135. Suppl. 1138. Iph. Aul. 1097. Or. 947; Gemälde des Apelles als uvt]q a>xQbg %al cc[loq-
vgl. Arist. Rhet. 2, 9), den man bald als eifer- (pog, d|v dsdoQxaig %cnl iotxag rotg £k vößov
süchtigen Egoismus, bald als besondere Form yaKQ&g %ax£6ylr\%ÖGi, Luc. calumn. non temere
des göttlichen Rechtsgefühls und der göttlichen cred. 5. H. Blümner, Arch. Studien zu Lucian
Strafgerechtigkeit gegenüber dem frevelhaften 41 mit Litteraturangaben (Blümner selbst spricht
Verkennen menschlicher Glückesbeschränktheit das Gemälde dem Apelles ab). Heibig, Unter-
aufgefafst hat (s. Stein zu Herod. 1, 32 und stech, über die campan. Wandmalerei 216. Bau-
Einleit. S. 37. W. Hoffmann, Philologus 15, meister, Denkm. 13031. Rieh. Förster, Jahrb.
252 ff. A. Schuler, Herodots Vorstellung vom 40 d. preufs. Kunstsamml. 8 S. 31, wo S. 35 ff.
Neide der Götter [Progr. Offenburg 1869] bes. auch die auf Lucian zurückgehenden mittel-
S. 61 f. Dörries, Über den Neid der Götter alterlichen Kompositionen besprochen und z. T.
bei Homer [Programm Hameln 1870] bes. S. 7. reproduziert sind. Personifiziert (vgl. Menander
33. Lehrs, Populäre Aufsätze 35 ff. Heinr. über die vuvoi nsnlccöiiivoi in Rhetores Gr. ed.
Meufs, Der sog. Neid der Götter bei Herodot Spengel 3, 342 : ijSt] yccg rifg? tav tecotsqcov
[Progr. Ritterakad. Liegnitz 1888] S. 14 f. 19) ävairläaavrsg Saiiiovä rt-va Zvlozvniccv xpr;-
tritt auch als selbständige Personifikation auf, Ss^vov plv ccvtfj $&6vov TtQOGt&eßav, gcbvnv
deren Wesen sich freilich nicht immer mit d' av "Eqiv) erscheint Phthonos bei Hippothooii
unserm Begriff rNeid, Scheelsucht, Eifersucht' in Stob. Flor. 38, 15 (<&%-6vog y.ä%ictog kciSi-
deckt, sondern nicht selten sich eng mit dem 50 yiönarog &t6g). Nonn. Dionys. 8, 37. 105 (v. 39 ff.
eines bösen Bache- oder Strafgeistes berührt. hetzt er unter der Gestalt des Ares die Hera
Diese letztere Bedeutung tritt deutlich bei Eur. und Athene gegen Semele auf). Orph. hymu.
Troad. 768f. hervor, wo Andromeda die Helena 64, 6 (von Nomos verjagt). Kallim. Hymn. in
nicht als Tochter des Zeus bezeichnet, sondern Apoll. 113 (und dazu Schneider, Callimachea
als Kind vieler Väter: kldarogog (ihv ■kq&tov, 1, 194. Crusius Bd. 1 Sp. 1377, 65. Tümpel
eItcc dl $&6vov, <&6vov rs ©ccvdrov &' oaa Bd. 2 Sp. 3118, 27ff.) Plut. de ser. num. oind.
xs yf\ tgscpsi. xuxä, womit man vgl. die Be- 11 p. 556b (und dazu Dieterich, Nekyia 170).
Zeichnung derselben Helena als 'Egivvg (Aesch. Samos in Anth. Pal. 6, 116. Synes. Epist. 57
Ag. IM. Eur. Or. 1389. Verg. Aen. 2, 573), p. 195b = p. 666 Hereher. Theodor. Prodr.
der Medeia als ccXabg 'Egivvg (Eur. Med. 1260), 60 8, 370. 499. 9, 149. Nilcet. Eugen. 8, 65. Constant.
des Aigisthos und der Klytaimestra als Sl§v\lcc Manass. 2, 61 ff. (Vater der Zvxoq)ccvxict); vgl.
'Egivvg (Soph, El. 1080), der Klytaimestra als auch Eur. fr. 407 (Stob. Flor. 38, 8). Phthonos
frvovacc Aidov firjrijp (Aesch. Ag. 1235. Rohde, ist es, der hoffnungsvolle Jungfrauen und Jüng-
Psyche 2-, 408f.). Als erinyenartiges Wesen linge frühzeitig dahinrafft, Philostr. vit. soph.
ist Phthonos auch gedacht in den Darstellungen, 2, 25. Anth. Pal. 8, 85. 100. C. I. G. 3, 5819
auf denen die Maler nach (Demosth.) or. 25 (Kaibel, Epigr. 560). Stat. silv. 2, 1, 120. 5,
[in Aristogit.] 52 den Gottlosen in der Unter- 1, 138. Lehrs a. a. O. 40. A. Dieterich, De
weit kgä, Blccocprjiiiix , fpftövog, Sxäöig und hymn. Orph. 49. Br. Lier, Philologus 62 (1903),
2475 Phud Phutes 2476
475 ff. Um den Neid abzuwehren, pflegte des Boreas ist vorhellenisch : alle in ihm vor-
man den @&6vov TtQoaKvvtTv, Soph. Phil. 776 kommenden Namen, Boreas, Oreithyia (vgl.
vgl. auch Plut. Per. 13 a. E. (3>6it£Q Saigon Eileithyia = Leukothea), Zetes, Kaiais sind un-
Xßxä rra cp&6vcp x&v nolXcov ano&veiv). Im griechisch, und da auch für <Potßog 'AitoXXmv
Papyr. Par. bei Dieterich, De hymn. Orph. 49 eine befriedigende griechische Etymologie fehlt,
heifst es: MoiQcag, Ävccyxcug, Bccaxo6vvcctg, Aoi- so ist natürlich auch die Phoebe (qpuipa) vor-
^o>, $ & 6 v co , cp&tfiivoig acbgoig ßio^iogoig ntUTtco hellenisch. Ausführlicheres darüber werde ich
TQoepdg und in ßißl. ieoä ?} 6y§6r\ McavGscog an einem andern Orte geben. Was die Form
ed. Dieterich, Abraxas 171 Z. 13: inl xw ßco^ico zetun betrifft, so möchte Bugge, Etr. Forsch,
di y.cu Q-vGiav-biaQ-co- i] Ss ccitöytvcig iaxiv avxr\- 10 u. Stud. 4, 36 darin einen griechischen Akku-
otav iiiXlrjg ccTtoyivsa&at, aXiv-xoga &voov, Iva sativ Zfjfrov finden. Handelte es sich um ein
6 <!>frövog Iccßv Ttvsvua. Amulette, die gegen pränestinisches Denkmal, so würde ich dem
den Neid schützen sollten, tragen die Inschrift zustimmen; da das aber nicht der Fall ist, so
vitiä 6 SsQanig xbv <&&6vov, C. I. G. 4, 8515. glaube ich eher, dafs neben den beiden Formen
0. Jahn, Sachs. Berichte 1855, 64. Memoir. de Z-i\xr\g und Zfföog noch eine dritte Form Zr\x(av
l'lnst. d. France 36 (1889), 82;< 217. Perdrizet, erhalten sei. [C. Pauli.]
Corr. hell. 24 (1900), 293. Über die philo- Phulnice (qpulnice), etr., siehe unter Pulunice.
sophische Anschauung Piatos : <&&6vog . . £'|ja> [C. Pauli.]
fttiov %oqov l'ßxaxai (Phaedr. 247 a) s. Heindorf Phulnise (qpulnise), etr., siehe unter Pulunice.
z. d. St. Lehrs a. a. 0. 47. Schneider, Callim. 20 [C. Pauli.]
1, 194. — Auch als Bühnenfigur trat <P&6vog Phulphsna (qpulqpsna) ist für die etruskische
auf, Pollux 4, 142. Vgl. Invidia und Cic. de Umformung des griechischen Polyxena erklärt
nat. deor. 3, 17, 44: Invidentia . . . Erebo et worden (Deecke in Bezzenbergers Beitr. 2, 171
Nocte nata. [Höfer.] no. 110), indem (jpul^sna, wie die Form eigent-
Phud s. Phutes. lieh lauten sollte, sich zu qmlqpsna assimilierte.
Phuinis fqpuinis) ist die etruskische Um- Die Form ist nur einmal belegt, und zwar auf
formung des griech. Phoinix (Deecke in Bezzen- einem Bronzespiegel von Cerveteri, ei'wähnt
bergers Beitr. 2, 170 no. 108). Der Name ist von Gerhard im Arch. Anzeiger 1864, 288*
belegt auf einer Grabwand des Francoisgrabes no. 190/91 und veröffentlicht von Brunn im
zu Yolci, veröffentlicht von Noel des Vergers 30 Bidl. delV Inst. 1865, 244 sq. und von Fabretti,
V Etrurie et les Etrusques 47 sqq., von Brunn, C. I. I. no. 2346 bis b. Die dargestellte Szene
Ann. delV Inst. 1859, 852 sqq. und Monum. ist diese: Helena wird bei der Einnahme Trojas
ined. 6/7, tav. XXXI sq. und von Fabretti, CLL durch Menelaos bedroht; Aphrodite und Thetis
no. 2164 tab. XL. Zu beiden Seiten der Thür, stehen ihr bei; gegenwärtig ist aufserdem Aias
die in die Grabkammern führt, findet sich je und eine nackte Frauengestalt mit Ohrgehängen
eine männliche, von einer Palme überragte Ge- und Halsband, welche sich auf einen Speer
stalt. Die zur Rechten ist als Wanderer dar- stützt, eben unsere gnüqpsna. Der Deutung
gestellt und trägt die Beischrift nestur ('Nestor); dieser qpulcpsna als Polyxena hat Corssen (1, 829,
die zur Linken ist zur unteren Hälfte ver- Anm. a) widersprochen, zwar nicht aus diesem
stümmelt, oben fast nackt und trägt anscheinend 40 lautlichen Grunde , der auch in der That gar
einen Stock in den Händen; sie hat die Bei- nicht in Frage kommen kann, sondern aus
schritt qpuinis (Phoenix). Beide Figuren scheinen sachlichem Grunde. Er meint nämlich , sie
mir nur rein äufserliche Pendants zu sein, aber sehe eher einer Kriegsgöttin ähnlich, als einer
in keinem innerlichen Zusammenhang zu stehen, Polyxena , und überdies sehe man nicht ab,
wie mir am deutlichsten aus den Palmen zu was eine bewaffnete Polyxena bei der dar-
folgen scheint; eine solche pafst wohl zum gestellten Handlung neben Aias zu thun habe.
Phoenix, aber nicht zum Nestor. [C. Pauli.] Ich halte diese Gründe nicht für stichhaltig.
Phuipa (qpuipa) ist die etruskische Um- Denn die Situation ist doch leicht erkennbar
formung des griechischen Phoibe (Deecke in die, dafs, aufser den beiden Göttinnen, auch
Bezzenbergers Beitr. 2, 164 no. 25). Der Name 50 Polyxena zum Schutze der Helena, mit einem
ist belegt auf einer tazza von Volci, veröffent- Speer bewaffnet, herbeigeeilt ist, aber, da sie
licht von Braun im Bull. delV Inst. 1850, 124 sq. die göttliche Hilfe sieht, nicht in Aktion tritt,
und von Fabretti, C. 1. 1. no. 2176. Sie enthält sondern sich an ihren Speer lehnt. So bildet
zwei rote Figuren: die eine, mit der Beischrift sie neben Aias eine Zuschauerin des Vorgangs,
zetun, ist ein geflügelter Jüngling; die andere, Ich glaube also, man wird bei der Deutung des
welche eben die Beischrift qpuipa hat, schmiegt qpulqpsna als Polyxena bleiben müssen,
sich an seinen Hals, als ob sie fürchte zu fällen, [C. Pauli.]
wiihrend er sie mit den Armen umfafst. Man Phutes (<Povxrig), Sohn des Chamos (Harn),
vergleiche mit dieser Darstellung die des Raubes Bruder des Chanaanos, Chusos und Mestraimos,
der Oreithyia durch Boreas (Bd. 1, J3p. 806 sq., 60 nach welchem die Libyer (frovxoi und Libyen
s. v. Boreas), um sofort die grofse Ähnlichkeit <!>ovxr} benannt sein soll, Joseph, Ant. lud. 1, 6. 2,
zwischen beiden wahrzunehmen. Darnach kann wo Niese ^ovSr\g schreibt. Hippolyt. Ref. omn.
es nicht zweifelhaft sein, dafs der hier zetun haeres. 10, 31 p. 534 ed. Duncker-Schneideivin,
genannte geflügelte Jüngling niemand anders wo #or><5 steht; vgl. Hieronymos Comment. in
ist, als der sonst Zr\xr\g genannte Sohn des Isaiam bei Migne 24 p. 666. (Povx bei Eustath.
Boreas. Ob auch er etwa die Phoebe raube, Hexameron p. 52 (ed. Lugdun. 1629). Genes.
läfst sich nicht sagen, da wir den dargestellten 10, 6 heifst er Put; vgl. Delitzsch bei Calwer,
Mythus nicht näher kennen. Der ganze Mythus Bibl. Handwörterbuch s. v. Put. Wiedemann
2477 Phutos Phylakissai 2478
bei Guthe, Bibelwörterbuch s. v. Put, nach dem <frvlaiirj, wofür Kiefsling bei Dübner a. a. 0.
nicht Libyen, sondern das ägyptische Punt an (fryXecnig vermutet. Usener, Götternamen 38 (vgl.
beiden Ufern des Roten Meeres nach Put be- 264) schreibt (frvXdxri, das er als weibliche
nannt ist. [Höfer.] Form zu den Götternamen <&vX(xxog (vgl.'E-ndrr}
Phutos s. Phrutos. neben "Exarog-Apollon) auffafst; doch irrt er,
Phyge ($uyrj), die Flucht, personifiziert und wenn er 38 Anm. 31 sagt, Lobeck (Aglaophamus
mit Phobos (s. d.) gepaart: Menandros bei 545) habe dorisches g>vXdy,cc nachgewiesen. Bei
Spengel rhet. Graeci 3, 341. Vgl. Phyza. [Höfer.] Lobeck (545 e) steht bei Besprechung von <Pv-
Phykios (ä»üxios), Beiname des Poseidon XdSu efortasse $vXdxa scribendum mutato casu
in einer Opferbestimmung von Mykonos , auf io (also ist (frvXdxa nur Druckfehler für <PvXcrx.a !)
der u. a. auch Poseidon Temenites (s. d.) ge- vel ut codd. Schol. exhibent $vījta'. Auf
nannt wird, 'A&rjvai ov 2, 237. Corr. hell. jeden Fall, mag man $?Ua|, $>vXdy.r\ oder auch
12 (1888), 461. Michel, Recueil d'inscr. Gr. $vXccxrj schreiben als Femininum zu dem ioni-
714 p. 615. Dittenberger, Sylloge 2, 373 p. 546 sehen cpvXaxog (= (pvXa£, Hom. 11. 24, 566.
= 22, 615 p. 400. Der Name hängt wohl mit Herod. 1, 84. P. Kretschmer, Die gr. Vasen-
cpvnog, cpvxiov 'Seetang' (vgl. Belach, Rh. Mus. Inschriften 15), das nach Aristarch im Schal.
49 [1894], 126) zusammen, de Prott, Leg. Graec. Hom. a. a. 0. cpvXaxog zu betonen ist, erscheint
sacr. p. 16. Usener, Götternamen 244. [Höfer.] Hekate als allschauende Wächterin über Wege
Phykteus (ßvurtvg), vgl. Schal. Pind. Ol. und Handlungen der Sterblichen, Usener, Rhein.
10, 46: ri]v TtoXiv dh y.uXh6&ccL rpu6i $vxxsov 20 Mus. 23 (1868), 331 u. Anm. 38; 358 Anm. 128.
cc-jtö rivog ^vxricag, ov u,i^vr\Tai xal'Hoiodog 365 f. Eine ähnliche Vorstellung des Schutzes
ovzco ' xi]v (<?') 'A{uxQvyx.£i§i]g ' l7i7t6cTQUTog, ü'^og und der Bewachung liegt in der Bezeichnung
"Agriog, fPvxrtog ayXabg viog 'Entiibv ÖQftapog der Hekate als ÜQO&vQaio: bez. ÜQOTtvXaia und
ävSg&v. Darnach wäre Phykteus Sohn oder der Anlage ihrer Heiligtümer unmittelbar vor
Nachkomme des Amarynkeus und Vater des der Haustür s. Bd. 1 Sp. 1891. Eckhel zu Num.
Hippostratos und Eponymos von Phykteon. vet. aneed. pl. 14, 5. C. A. Böttiger, Ideen zur
Doch vermutet Heyne zu Apollod. 52 (vgl. Rzach Kunstmythologie 273, 12. Lobeck a. a. 0.1336 f.
zu Hesiod fr. 73 p. 343 der Ausg. v. 1902), Rohde, Psyche 2ä, 82, 2. A. Dieterich, De hymn.
dafs nach 'ÄQr\og ein Vers ausgefallen sei, und Orph. 16, 1. Vgl. Phylada, Phylax. — Bei
Wellmann, De Istro Callim. 112 f. und Lübbert, 30 Plato, Protag. 11 p. 321 d versteht man unter
Ind. Schol. Bonn. 1881/82 S. 9 schreiben statt den Jtbg cpvXanal cpoßtQcci gewöhnlich Kratos
^v-artov: ^vtaov und statt (Pvy.rtog: ffrvrtog und Bia (s. Kratos), Stallbaum zu Plato a. a. 0.
(s. Phyteus); vgl. auch M. Mayer, Gig.u. Tit. 32. [Höfer.]
[Höfer.] Phylakes s. Phylax.
Phylada (<PvXdda), 17 'Exarrj, Hesych. Wäh- Phylakides ($vXuxidrig), 1) s. Philandros
rend Pape-Benseler s. v. $vXdg den Beinamen nr. 1 und Stephani, Compte rendu 1869, 103. —
als Akkusativ zu <!)vXdg, -dSog auffafst, sieht 2) Patronymikon von Phylakos = Iphiklos
E. Maafs, De Lenaeo et Delphin, 12, 1 darin (s. d.), Hom, H. 2, 705. 13, 698. Hesiod. fr.
eine ähnliche Bildung wie Kvvd$7\g (aus Kvvo- 94, 35 ed. Rzach (ed. 1902). [Höfer.]
ccdr}g), dreiadrig (aus Jr^o-dSiqg), MoX-riüdlcc 40 Phylakios [?] s. Phalakros nr. 2.
aus MoXTta-üSia) usw., ohne freilich eine Er- Phylakissai {ßvXdmaaai). In dem von A.
klärung des Beinamens geben zu können. Doch Dieterich, Eine Mithrasliturg. (=Wessely, Pariser
scheint <&vXddcc allerdings wegen des folgenden Zauberpapyrus in Denkschr. d K.Akad.d. Wiss.
'fj 'Exarrj' ein Nominativ zu sein, sodafs die zu Wien 36 [1888], 61 v. 669) herausgegebenen
Vermutung von Lobeck, Aglaoph. 545 $>vluxa Text der Liturgie werden S. 12,22 sieben Jung-
i'vgl. d. A. Phylake) zurückzuweisen ist; eher frauen, die in Byssosgewändern und mit Schlan-
hat der zweite Vorschlag Labecks <PvXaxd An- gengesichtern , goldene Scepter haltend, er-
spruch auf Wahrscheinlichkeit. Beachtenswert scheinen und die Schicksalsgöttinnen des Him-
ist, dafs bei Hesych. hier die streng alphabetische mels (ovgavov Tv%ca) heifsen, angeredet als
Reihenfolge unterbrochen ist: $>v%ovvto.- $v- 50 'heiligste Wächterinnen der vier Säulen' (dyiw-
Xddcc <PvXa- $vXcc dsov. Möglich wäre es, an- xazat (pvXdxta6(xi t&v rsaadgav arvXia-ncov).
zunehmen, dafs <f>vXdda verderbt sei aus cpvX' Ihnen folgen sieben Götter mit Gesichtern
Atöa (= Aidov) und dafs zu den Worten 17 schwarzer Stiere, mit Linnenschürzen, sieben
'Exdrrj ein Verb fehlt: Hekate, die vsgrtQcov goldene Diademe haltend, die sog. Polherrscher
TtQvzccvig, beherrscht die Scharen der Unter- des Himmels (noXoxQdtOQsg tov ovquvov), die
weit. [Höfer.] u. a. als "Weltaxenwächter' (%v(a§ci-*o<pvXuy.£ g)
Phylaikos \ ■ pialolr „ , angeredet werden. Dieterich a. a, 0. 70fF. 193
p„vi0!A„ J s. rnalakros nr. 2. . ? , ■, P t, „ ■ . • , «w ,
Jrnylaios J sieht mit I. Ball m den sieben naQ^evoi und
Phylakeis (0vXa%ri'ig\ Tochter des Phylakos TtoXoxQdxoQSg die göttlichen Herrinnen und
= Alkimede (s. d.), Apoll. Rhod. 1, 47. 60 Herren der Fixsternsphäre, insbesondere die
[Höfer. | Repräsentanten der sieben Sterne des grofsen
Phylake (ßvXuxrj). Im Schol. Theokr. 2, 12 {71uqQ-£voi) und des kleinen (TtoXoxQdroQSg) Bären
p. 19a Z. 37 Dübner heifst es von Hekate: und weist auf den ägyptischen Einflufs hin,
■x.a.1 vvv 'ÄQtnuig xcdtlzcci, -/.cd $>vXa'£, xcd Ja- der sich in dieser Lehre kundgiebt. Ich weifs
8oi>%og nal (frcoocpögog y.a.1 Xfrovicc, doch steht nicht, ob man zum Vergleich mit diesen Tv%a 1
in allen Handschriften (s. Dübner a.a.O. p. 125a) cpvXdniaaui (über die Rolle der Tv%r\ im
aufser dem Vatic. 1825 und dem von Ziegler Mithraskultus s. Dieterich a.a.O. 51 ff. Cumont
herausgegebenen Ambrosianus statt $iUag: Bd. 2 Sp. 3044) hinweisen darf auf Münzen des
2479 Phylakos Phylas 2480
Pertinax (Eckhel, Doctr. num. vet. 7, 141. Cohen seines Sohnes Iphiklos und seiner Eltern De'ion
32, 391, 14. 392, 15), die das Bild einer For- und Klymene zu erweisen. Usener vermutet,
tuna mit der Legende Bis custodibus zeigen. dafs Phylakos in thessalischem Glauben zu
Vgl. Phylax nr. 12 u. Boscher, I). Sieben- u. einem persönlichem Gotte geworden sei, dem
Neunzahl im Kultus u. Mythus der Griechen himmlischen Wächter; sein Sohn sei der
S. 53, s. auch Polokratores. Höfer.] „Starke", der Besitzer der himmlischen Rinder-
Phylakos, <f>vluxos. 1) Sohn des Aioliden herde. Die Stadt Phylake in der Phthiotis,
Deion (Apd. 1, 9, 4; Schol. 11. 2, 695; St. B. <bv- welche mit diesem Phylakos in Verbindung
ld%n) oder Dei'oneus (Schol. Od. 11, 287. 290; gesetzt wird, lasse den Begriff der himmlischen
Eustath. Od. 11,280 p. 1685, 21) und der Diomede, io Warte nicht verkennen. Vgl. Toepffer, Att. Gen.
der Tochter des Xuthos, Bruder des Ainetos, 256. Eckermann, Melampus und sein Geschlecht
Aktor, Kephalos und der Asteropeia (Apd. 1,9, 4), S. 29 ff. 36 ff. ; H. D. Müller, Myth. d. Griech. St.
Gemahl der Klymene, der Tochter des Minyas Bd. 1, 163. 176. 183 ff.; Preller, Gr. Myth} 2,
(Schol. Ap. Bh, 1, 45), Vater des Iphiklos (17. S. 472 ff. 418,3; Mannhardt, Baumkultus S. 31.
2,705. 13,698; Schol. Ap. Bh, 1,45.118; Orph. 48 ff ; derselbe, Antike Wald- und Feldkulte
Arg. 140; Eustath. B. 2, 695 p. 323, 26. 42) u. d. S. 30 f.; Usener, Götternamen S. 264, vgl. 207 ff.
Alkimede, Mutter des Iason (Pherek, h. Schol. Ap. 2) Phylakos, Sohn des Iphiklos, Enkel des
Bh. 1,46. 230 und Ap.Bh. 1,47). Bei Eust. z. Od. vorigen, Eustath, B. 2, 695 p. 323, 42.
11, 522 p. 1697, 60 heilst er irrtümlich auch 3) Phylakos, ein Troer, von Lei'tos er-
Vater des Protesilaos. Ph. galt als Gründer der -20 schlagen, B. 6, 35; Tzetz. Hom. 118; Et. M.
thessalischen Stadt Phylake am Othrys (Steph, 325, 57.
B. s. v. Schol. B. 2, 695; Eustath. B. 2, 695 p.323, 4) Phylakos, Wächter, Ortsheros in Delphi.
42; Schol. Theoer. 3,43) od. von <PvXccy.Lc:m Attika Als ein Heereshaufen der Perser Olympias 75, 1
(Toepffer, A. G. 256). Als Ph. einst Böcke ver- = 480 v. C. auf Delphi losrückte, fuhren Blitze
schnitt (oder einen Baum umhieb, Schol. Theoer. herab, Felsblöcke stürzten von den Berghängen
3, 43), sah er, wie sein Sohn Iphiklos etwas Un- über sie , zwei Riesen in Hoplitentracht er-
ziemliches trieb, da drohte er dem Knaben mit schienen und fuhren vernichtend unter die
dem blutigen Messer ("nach Schol. Od. 11, 290; Fliehenden als Verteidiger des heiligen Ortes.
Eust. Od. 11, 280 p. 1685, 43 verschnitt Iphiklos Das waren, wie die Delpher sagten, einheimi-
die Tiere und erregte dadurch den Zorn der 30 sehe Heroen, Phylakos und Autonoos, die am
Götter), und als dieser erschrocken floh, stiefs er Eingange zum Tempelbezirke Heiligtümer
das Messer in einen wilden Birnbaum (oder eine hatten, Phylakos oberhalb des Pronaiatempels,
Eiche; nach Schol. Theoer. 3, 43 verletzte er die Autonoos etwas entfernter, nahe der Kastalia
Schamteile des Knaben, vgl. Eust. Od. 11, 280 (Hdt. 8, 36— 39; Baus. 10, 8, 4, s. Autonoos Bd. 1
p. 1685, 38). Dort blieb das Messer stecken Sp. 738). Ähnliches berichtet über den Ein-
und wuchs ein. Wie aber Iphiklos in die fall der Gallier Olympias 125, 2 = 279 v. C. ;
Jahre männlicher Reife kam, fand es sich, dafs Paus. 1,4,4: Donner und Blitz, Bergsturz und
ihm die Zeugungskraft fehlte. Als nun der Erscheinung von Heroen in Hoplitengestalt;
Seher Melampus, um die Rinder des Iphiklos zu zwei waren von den Hyperboreiern gekommen,
erlangen, nach Phylake gekommen war, erfuhr 40 Hyperochos und Amadokos, dazu Pyrrhos,
Phylakos durch ihn den Zusammenhang, und Sohn des Achilleus, dessen Grab in Delphi
dafs Iphiklos Kinder zeugen werde, wenn Phy- war. Entsprechend ebd. 10, 23, 3; nur steht
lakos ihm zehn Tage lang von dem Roste des dort für Amadokos Laodokos, und als vierter
Messers mit Wein vermischt zu trinken ein- noch der Ortsheros Phylakos. — Phylakos
gäbe. Dies geschah, und Melampus erhielt zum und Autonoos, „Wächter" und „Freidank" ge-
Lohne die Rinder (das Nähere unter Iphiklos, hören zu den Boathoen von Delphi, grofse Not-
Bd. 2 Sp. 306 f., und Melampus, Bd. 2 Sp. 2569 f.). helfer und Thorhüter, welche an dem zur Er-
So Pherekydes nach Schol, Hom. Od. 11, 287. 289 innerung gestifteten Feste der Boathoen Anteil
kombiniert mit Apd. 1, 9, 12; vgl. Schol, Theoer. hatten, nach dem der dritte Monat des delphi-
3, 43. Eustath, Od, 11, 280 p. .1685, 18 ff. ; das 50 sehen Jahres, Boathoos, benannt worden ist.
auf Melampus Bezügliche bietet in grofsen Über die Heroxenien in diesem Monat A. Momm-
Zügen auch Od, 11, 289 ff. 15, 230 ff, vgl. He- sen, Delphika 225 ff. Die wunderbare Rettung
siodos in der Melampodie bei Athen. llp.498a; beim Galliereinfall ist sichtlich den Vorgängen
Paus. 4, 36, 3; Schol. Ap. Bh. 1, 11, 8. — Den der Perserzeit nachgebildet (C. Wachsmuth in
Sagenzug von der Verfolgung des Knaben mit Sybels Historischer Zeitschr. 5, 1863, S. lff.);
dem Messer vergleicht Eckermann mit dem an Stelle der Boathoenfeier traten fortan die
ähnlichen Vorgange bei den boiotischen Agrio- glänzend ausgestatteten Soterien. Vgl. Usener,
nien; auch für die Unfruchtbarkeit des Iphiklos Götter namen S. 263 f. [Weniger.]
führt er Analogieen dionysischer Mythen an. Phylaudros s. Philandros u. Phylakides.
Die Geschichte von dem eingewachsenen Messer 60 Phylas (<5iUo:g, -avrog), 1) König von Ephyra
begegnet ähnlich auch in deutscher Sage; dafs in Thesprotien, welchen Herakles mit den Kaly-
der Baum die Rolle eines Doppelgängers des doniern bekriegte und nach Eroberung seiner
Iphiklos spielt, hat Mannhardt erkannt. Die Stadt erschlug. Mit seiner kriegsgefangenen
sympathische Heilung durch den Rost der Tochter Astyoche zeugte er den Tlepolemos,
schädlichen Waffe erinnert an die Heilung des Apollod. 2, 7, 6. 8. Soph. Trach, Argum. 1.
durch die Lanze des Achilleus verwundeten Bei Diod. 4, 36 heifst er Phyleus. Vgl. B, 2,
Telephos. H. D. Müller sieht in Phylakos den 657. Heyne Obss. ad Apollod. p. 190f. Müller,
Hades und sucht dies auch aus dem Namen Hör. 1, 418. 420. Braun, Gr. Götterl. § 642.
2481 Phylax Phjle'is 2482
Preller, Gr. Myth. 2, 171. Vgl. auch Luetke, Herakl. Ephes. Epist, 9, 3 p. 287 Hercher, wohl
Pherecydea 33 Anm. 4. — 2) Vater der Poly- nur eineungenaue Reminiscenz an die Dainionen
mele, welche von Hermes den Eudoros gebar, des Hesiod; vgl. Boissonade ad Eunapium
einen der Führer der Myrmidonen unter Achilleus p. 426 Anm. 6. — 5) ©vqcoqoI nal cpvXccxzg
vor Trqja, Tl. 16, 181. Manche halten ihn für xwv avsacov Bezeichnung der Tritopatorcs
identisch mit nr. 1. — -3) König der Dryoper bei den Orphikern (fr. 248 Abel) nach Suid.
zwischen Oeta und Parnafs. Da er sich gegen s. v. xQixorcccxoQsg. Etym, M. 768, 9 ; vgl. Lobeck,
das Heiligtum zu Delphi vergangen hatte, so Aglaoph. 754. Rohde a. a. 0. I2, 248 Anm. 1.
zog Herakles mit den Maliern gegen ihn und — 6) Eine Inschrift aus Korkyra lautet "Ooog
erschlug ihn. Die Dryoper wurden als Frohn- 10 <f)uXuY.og C. I. G. 2, 1876; zögernd schlug Boeckh
diener dem delphischen Apollon geweiht, der z. d. St. $u\i.]axog vor. Dittenberger , Inscr.
sie zum gröfsten Teil nach dem Peloponnes Gr. Sept. 3, 701 p. 158 bemerkt: 'Mihi prae-
sendete. Das Land der Dryoper übergab Hera- stare videtur nihil mutare. Deum vel heroa
kies den Maliern. Die Tochter des Phylas ceteroquin significari videtur'' . Sollte etwa W*v-
nahm Herakles als Kriegsgefangene mit sich Xav.og zu schreiben sein? Ein Heros <&vXa£,
und zeugte mit ihr den Antiochos; Paus. 4, allgemein würde seine besonderen Parallelen
34, 6. Diod. 4, 37. Müller, Bor. 1, 41 ff. 257. in dem Hoplophylax, Teichophylax, 'OgocpvXcxSi,
415. Preller, Gr. Myth. 2, 247, 1. Die Mutter usw. haben, vgl. Usener, Götternamen 264. —
dieses Antiochos, nach welchem die attische 7) Anubis heifst Hl£idov%og und cpida!; im Paris.
Phyle Antiochis benannt war, hiefs Meda, 20 Zauberpapyrus, Wessely, Denkschr. d. K. Akad.
Paus. 1,5, 2. 10, 10, 1. In der tab. Farnes. 68 ff. d. Wiss. 1888 S. 81 v. 1467. Dies hängt mit
heifst die Tochter des Phylas Astydameia und der Bd. 1 Sp. 386 erwähnten Funktion des
deren Sohn Ktesippos. — i) Ein Sohn des oben Anubis, die Toten und auch den Leichnam des
genannten Antiochos, Enkel des Herakles; Osiris zu schützen, zusammen (vgl. Maspero,
Vater des Hippotes, Grofsvater des Aletes, des Memoire sur quelques Papyrus du Louvre 78),
Eroberers von Korinth. Seine Gemahlin Leipe- und so heifst Anubis bei Diod. 1, 87, 2 = Euseb.
phile, Tochter des Iolaos, gebar ihm aufser praep. ev. 2, 1, 35 p. 60 Dindorf ßcoficcxocpvXu!;
Hippotes die Thero, mit welcher Apollon den x&v negl xbv "Oolqiv xcel xrjv Taiv, und bei
Chairon zeugte, nach dem Chaironeia benannt Proklus Plato Bepubl. 417 ed. Kroll 1, 240, 16
war: Hesiod. b. Paus. 9, 40, 3. Paus. 2, 4, 3. 30 xov'OciQiSog yoovgög. — 8) Apollon als Äyvievg,
Apollod. 2, 8, 3. Usener, Sitzungsber. d. k. Ak. JjQOGxäx-ng, TlgoniXaiog heifst qjvla^ x&v odüv,
d. Wiss. zu Wien 137 (1897), III, 52. [Stoll.] Schol. Eur. Phoen. 631; vgl. die Inschrift von
Phylax ((frvXag), Beiname 1) des Asklepios: Kolophona auf Amorgos: ÄnöXXtovog TlQocpvXcc-
acoxijQ xüv öXcov xai (pvXtx^, xS>v a&avcixcov, nog, Corr. hell. 15 (1891), 597 nr. 24. Bev.
Aristid. or. 6 p. 66 Dindorf; vgl. seine Bezeich- arch, 19 (1892), 416. — 9) Hermes heifst eben-
nung als custos hominum, Stat. silv. 3, 4, 100. falls als Thyraios, cpvXa£, xov vsco (des Zeus in
— 2) des Silvanus: StXßccvS) (frvXcciu und die Pergamon) -aal qvxcoq, Eränkel, Inschr. von
entsprechende lateinische Weihinschrift: Sil- Pergamon nr. 325. — 10) Kerberos: dgäncov
vano Custodi, C. I. G. 3, 5963. 5989. C. I. L. ö yvXah, und yvXcct, xov'ÄiSov s. Bd. 2 S. 1135,
6, 309. 310; vgl. Bd. 1 Sp. 2950, 46. 2958, 37 f. 40 1, 5 und Wünsch, Rhein. Mus. 55 (1900), 69.
— 3) ^vXu-Ktg frvrix&v av&Qmiiayv heifsen die Heinrich Bertsch, Götternamen und Sprach-
Hesiodischen Daimonen, die Menschen des entivicklung (Progr. Gymn. Bruchsal 1903) S. 4 f.,
goldenen Geschlechtes, nachdem sie wie vom nach dem Kerberos 'Wächter' bedeuten soll.
Schlafe bezwungen gestorben sind, Hes. Op. — 11) Hekate <&vX<x% s. Phylada. Phylake. —
123. 253; an letzterer Stelle wird ihre Zahl 12) Unter den ol n' yvXaxtg im Leydener Zauber-
auf drei Myriaden angegeben. Die zahlreichen papyrus sind vielleicht mit W. Leemans, Papyr.
Nachahmungen des Hesiod sind verzeichnet bei Graec. Mus. Ant. Publ. Eugduni- Batav. 2
Bzach zu Hesiod p. 150f. 172 der Ausgabe [1885] S. 143 v. 41 (vgl. S. l'>2) unter Änderung
von 1902, vgl. Buttmann, Myihologus 2, 20 f. von r\ in f die sieben Planetengötter zu ver-
Münter, Relig. d. Babyl. 13. Gerhard, Abh. 50 stehen; vgl. Phylakissai. — 13) Über die ägyp-
d. Berl. Akad. 1852, 238. 253 f. F. A. Ukert, tischen "'Wächter der Götter' s. Wiedemann,
Sachs. Abhandl. 1850, 145 f. v. Sybel ob. Bd. 1 Die Toten und ihre Beiche im Glauben der
Sp. 938, 25ff. Rohde, Psyche l2, 96 (vgl. 22, alten Ägypter (Der alte Orient 2, 2) S. 18.
317 Anm.). Nach Bericht in Wochenschr. f. Dieterich, Mithrasliturgie 100. [Höfer.]
klass. Phil. 1904, 244 soll F. M. Comford, Class. Phyle (QvXrj), Personifikation einer sieg-
review 17 (1903), nr. 3 vom 9. Dezember „die reichen Phyle auf agonistischen Reliefs, durch
Lehre von dem goldenen Zeitalter und den eine Frauengestalt dargestellt, erkennen E.
daiuovsg cpvXuxsg" behandeln; vgl. auch die Curtiüs, Arch, Zeit. 25 (1867), 95 und Milch-
magischen Anrufungen: ijtixccXovncu . . oUijxo- höfer ebend. 38 (1880\ 1831. [Höfer.]
Q<xg ovqccvov, 6-x.oxovg i7tÖ7txag, . . KQvcpiucov 60 Phyleides (^vXslörig) = fSohn des Phyleus'
cpvXaxag, Londoner Zauberpapyrus bei Wessely, (Hesych. Suid.) d. i. Meges (s. d.), Hom. II.
Denkschr. d. K. Akad. d. Wiss. zu Wien 42 2, 628. 5, 72. 13, 692. 15, 519 (= Paus. 6, 26, 5.
(1893), 32 v. 360 = Kenyon, Greek papyriinthe Strabo 10, 456), 528. 16, 313. 19, 239. Tzetz.
brit. Mus. 1 (1893), 95 v. 352. Pariser Zauber- Hom, 59. Bei Quint. Smyrn, 10, 138 heifst
papyrushei Wessely a. a. O. 36 (1888), 78 v. 135*. Meges QvXrilog vlog. Vgl. Phyleus. [Höfer.]
Vgl. die ayioi ayytXot u. d. Art. Phylakissai. — 4) Phyleis (<PvXr\lg), eine Tochter des Thespios,
TloXXal tfncrjs 'Egtvvsg, cciLccQxnuccxcov (pv- die von Herakles den Tigasis gebar, Apollod.
Xuxsg.'HGiodog £ipev6axo XQtig [ivQiii<xdccgtl7tä>v, 2, 7, 8. [Stoll.J
2483 Phyleus Pbyllis 2484
Phyleus ((pvXsvg), 1) Sohn des Augeias in Phyllis (o $vXXig), Flufsgott in Bithynien,
Elis. Da er bei dem Streit, welchen Augeias der mit einer einheimischen Nymphe den Dip-
mit Herakles wegen des Lohnes für die Reini- sakos zeugte. Dieser, am Ausflufs des Phyllis-
gung seiner Ställe hatte, gegen den Vater für flusses wohnend, nahm den Phrixos, des Ätha-
Herakles zeugte, wurde er vom Vater des Landes mas Sohn, auf seiner Fahrt nach Kolchis gast-
verwiesen und liefs sich auf Duliehion nieder. lieh auf. Ap. Rhod. 2, 652 u. Schol. 2, 652. 653.
Hier gebar ihm Ktimene oder Timandra (oder [Stoll.]
Eustyoche[V], Hyg.f.dl p. 88 Bunte) den Meges Phyllis (frvXXig, auch (PvXXvig, Schol.
($vXsidr}g), der seine Krieger von Duliehion Aischin.), Tochter des thrakischen (bisalti-
und den echinadischen Inseln gen Ilion führte. 10 sehen oder edonischen) Königs Phyl(l)eus
II. 2, 628. 15, 528. 23, 637. Kattimachos fr. 383 (Rhet. Lex. bei Bekker an. p. 251) oder Philan-
p. 61S Sehn. b. Schol. R. 2. 629 u. 11, 700. 15, dros oder Kiasos oder Thelos (Schol. Aischin.
519. 23, 637. Eustath. p. 305, lOff. Eurip. de fals. leg. 31 Orot. Att. 2, 29 = Aischin.
Iph. A. 285. Aristot. Pepl. 25 Bergk. Hesiod. p. 289 Schultz.) Als Thrakerin heifst sie
(fr. 161 Lehrs) b. Eustath. p. 125. Theocrit. 25 auch Sithonis (Ovid. rem. am. 605, vgl. ep.
55.154. Paus. 5, 1,7. Apollod. 2, 5, 5. 3, 10. 8. 2, 6), wonach der Scholiast zu Verg. ecl. 10,
Epit. 3, 12. Strab. 10,459. Flut. Öuaest. Rom. 66 fälschlich Sithon zu ihrem Vater macht
28. de ser. num. vind. 21. Nachdem Herakles (Vollgraff , De Ovid. mythop. 12 A. 18), der
den Augeias erschlagen, rief er den Phyleus vielmehr Vater der Pallene (Hi&ovig Nonn.
nach Elis zurück und übergab ihm die Herr- 20 Dion. 48, 115) ist. Sie wird dem mit weni-
schaft; Phyleus überliefs diese später seinen gen Schiffen von Ilion zurückkehrenden (nach
Brüdern und ging nach Duliehion zurück. Paus. Kattimachos schiffbrüchigen Demophon'?)
5, 3, 2. 4. Apollod. 2, 7, 2. Diod. 4, 33. Kalli- Akamas vermählt, der als Mitgift die Gegend
machos (fr. 198 p. 447) b. Schol. Pind. Ol. 10, 55. um den Strymon, die Landschaft <PvXXlg, em-
Phyleus nahm Teil an der kalydonischen Jagd, pfängt. So die ältere Sage (iv zolg ciQ%aioig
Ov. Met. 8, 308. Seine Tochter Eurydameia pvQoig Aischin. § 31, vgl. Tocpff'er quaestt.
war Gemahlin des Polyidos, Pherekyd. b. Schol. Pisistr. 73 = Beitr. 2. griech. Altertumswissen-
R. 13, 663. Heyne Obss. ad Apollod. p. 149. schaft 53 f.), welche Aischines zur Begründung
186. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 845. Stammtfl. der athenischen Rechtsansprüche auf Amphi-
Q 1 S. 241. Deimling, Leleger S. 158. — 2) König 30 polis vor dem König Philippos (346) ausführ-
in Thrakien in der Gegend von Amphipolis, lieh vorgetragen zu haben sich rühmt. Das
Vater der Phyllis (s. d.) , Belle. Anecd. gr. 1 Weitere berichten der Lexikograph bei Bekker
p. 251. — 3) Phylas nr. 1. — 4) s. Phylleus. an. 251 und Tzetz. Lyk. 495: Als sich Akamas
[Stoll.] zur Heimfahrt nach Athen rüstete, versprach
Phylioi Theoi (yvlioi ftnoi). Von Pollux 8, er der Neuvermählten, bald wiederzukehren,
110 werden attische cpvXiav frs äv Izqcc erwähnt, hielt aber sein Versprechen nicht. Da ging
also Heiligtümer der Phylengötter, wozu man sie neunmal zum Gestade hinab, um nach dem
vgl. Wachsmuth, Die Stadt Athen 2, 243 u. Anm.3. attischen Schiff auszuschauen ; daher hiefs diese
[Höfer.] Stätte später 'Evvia 6801. Tzetzes fügt hinzu:
Phylios ($vXt,og, Ant. Lib.; Phyllius, Ov.), 40 Phyllis gab dem Akamas das Geleit und schenkte
ein ätolischer Jüngling, Liebhaber des schönen, ihm zum Abschied einen Kasten (xißmTiov,
zwischen Pleuron und Kalydon als Jäger leben- nach der Epit. Yat. Apollodors Tiiarnv), in dem
den Jünglings Kyknos. Dieser zeigte gegen ein isqov der Göttin Rheia verborgen war;
die ihn liebenden Freunde ein höchst rohes diesen sollte er nur dann öffnen, wenn er an
und ühermütiges Wesen, sodafs ihn alle ver- der Wiederkehr verzweifelte. Akamas gelangte
liefsen; nur Phylios harrte aus. Kyknos trug nach Kypros,sie leite sich daselbst an (und vergai's
ihm drei schwere Arbeiten auf, einen Löwen Phyllis). Als die festgesetzte Frist verstrichen
ohne eiserne Waffen zu töten, gewaltige war, fluchte die Verlassene dem Ungetreuen
menschenmordende Geier lebendig zu fangen, und erhenkte sich. Akamas öffnete den Kasten,
einen Stier von der Herde zu dem Altar 50 wurde von einem Gespenst überwältigt, stürzte
des Zeus mit der Hand zu führen. Phylios mit dem Pferde und fiel in sein Schwert. In
vollbrachte die Arbeiten in kluger listiger dem echten Apollodor, welchen Tzetzes aus-
weise, die letzte durch Hilfe des Herakles. schreibt (epit. Vat. 6, 16 f. p. 221 Wagn.), wird
Nach dem Willen des Herakles aber und dieselbe Geschichte von Demophon erzählt;
aus Zorn über die so oft bewiesene Lieb- wahrscheinlich fand Tzetzes die Variante bereits
losigkeit des Kyknos übergab er diesem den in seiner Vorlage (Demophon statt Akamas auf
bewältigten Stier nicht; dadurch schwer ge- Kypros Plut. Sol. 26. Tzetz. Lyk. 494; vgl.
kränkt, stürzte sich Kyknos von einem Felsen den Artikel '■Demophon' in Pauly -Wissowas
und ward in einen Schwan verwandelt. Ant. Realencyklopädie). Nach dem Seh l. zu Aischinrs
Lib. 12. Ov. Met. 7, 372 ff. S. Kyknos nr. 7. 60 hatte Demophon von Phyllis zwei Söhne,
[Stoll.] Akamas und Amphipolis: darf man dieser
Phylleus (ßvXXtvg), nach Tqepffer, AU. Angabe trauen, so hat bereits die Gründungs-
Geneal. 309, 3 Stammvater der $vXXidai legende der um die Mitte des 5. Jahrhunderts
(Hesych.) und vielleicht auch bei Paus. 10, neuentstandenen Kolonie Amphipolis (Thukyd.
10, 1 für das überlieferte (frvXtvg (mehr s. 4, 102) zwischen den Ansprüchen beider Brüder
Bd. 3 Sp. 2301, 52 ff.) einzusetzen; vgl. r. zu vermitteln versucht. In den vorhergehen-
WUamowitz, Aristot. u. Athen 2, 178 Anm. 19. den historischen Angaben, die wahrscheinlich
[Höfer. ] aus einer Atthis (Androtions'i vgl. frg. 27 Har-
2485 Phyllis Phyllis 2486
pokr. s. l4ucpi7tolig)*) entnommen sind, werden Verbreitung der Sage ist bezeichnend, dafs der
die etwa im Zeiträume eines Jahrhunderts Baum, an dem Phyllis sich erhenkt haben soll,
(476/5 — 360/59) in der Nähe von Amphipolis er- noch später gezeigt ward (Cremut. Cord, bei
littenen Niederlagen der Athener auf die von Plin. n. h. 16, 108), wie auch ihr Grabmal ein
Phyllis gegen Demophon geschleuderten Flüche Wahrzeichen der Stadt Amphipolis gewesen
zurückgeführt. Dieser hat seinen Bruder aus zu sein scheint (Antipater von Sidon, Anth. Pal.
der Sage so völlig verdrängt (doch vgl. Lukian. 7, 705, 2. Kolluth. 213). Ihr Name ging sogar
de salt. 40 ö 'Axdjj.ag xal i] <PvXXlg), dafs ein auf den Mandelbaum über; wenigstens nennt
anderer Scholiast dem Aischines sogar Sagen- Palktdius de insit. 61. 97. 147 diesen Phyllis*).
Unkenntnis vorzuwerfen wagt. Zu dieser Be- io Der epichorische Name dieser Eponyme der
riihmtheit hat ihm nicht zum Wenigsten die thrakischen Landschaft um den Strymon (Herod.
Darstellung der Sage in den Aitien des Kolli- 7, 113; 114) war vielleicht Kiasa (nach ihrem
machos (frg. 505) verholfen, die für die Folge- Vater Kiasos : Schol. Aischin.)-, vgl. Tomaschek,
zeit mafsgebend geworden ist und die sich in Die alten Thraker 2, 48 {Sitzungs-Berichte d.
den Grundzügen und auch in Einzelheiten (vgl. Wiener Akademie Bd. 131 (1894). Ursprünglich
z.B. Oppian.hal. 4,335, Kiefsling,zaHorat.carm. scheint sie sogar eine einheimische, etwa der
4, 5, 9) noch rekonstruieren läfst aus: Culex hellenischen Hekate vergleichbare Göttin ge-
131 ff., Ovid. ep. 2 (amor. 2, 18, 22. Pers. 1, 34). wesen zu sein, deren orgiastischen Kult ihr
a, a. 2, 353. 3, 57. 459. rem. 55. 591—608. Verhältnis zu Rheia**) {Apollod. epit. Tzetz.
Hygin. fab. 59. Prokop. von Gaza epist. 18. 20 und die Andeutung bei Ovid. rem. 593; vgl.
86. (103). Philostr. epist. 28. Kolluthos rapt. Bioskorides Anth. Pal. 7, 485, 3) noch ahnen
Helen. 212 ff. Kometas Chartularios Anth. Pal. läfst. Vgl. hierzu Lobeck, Aglaoph. 289 f.
5, 265; eine sehr späte Anspielung noch bei und im allgemeinen die schönen Ausführungen
dem Sicilier Konstantinos, Bergk Poet. lyr. Gr. Bohdes, Psyche 295 ff.1 Weitere Schlüsse zu
3, 351. Auch Ovids Freund Tuscus („Demo- ziehen (Gruppe, Griech. Mythologie 224) ver-
phoon"; vgl. diesen Artikel bei Pauly-Wissowa) bietet das überaus spärliche Material; von
hat sich in seiner f Phyllis' (ex Pont. 4, 16, 20) einer Gleichsetz ung mit der in Amphipolis
vermutlich an den grofsen Alexandriner an- verehrten Artemis Tauropolos (Diod. 18, 4.
geschlossen. Vgl. Bohde Born. 37, 3. 128, 1. Liv. 45, 44) kann keine Rede sein, da Anti-
Ali, 2. Knaack Anal. Alex.- Born. 29—48 (ver- 30 pater von Sidon, Anth. Pal. 7, 705, 2 diese,
schiedene Versehen sind im Obigen verbessert). die vielleicht auch in der Kallimacheischen
Zum Schlufs dieser Elegie, deren Ausgangs- Elegie erwähnt war (fig. 417), neben Phyllis
punkt wohl die Erklärung des Namens 'Ervsa anführt.
oSoi war {Ovid. a. a. 3, 57), scheint Kallima- Diese junge, im fünften Jahrhundert fixierte
chos die echt volkstümliche, in den Sagen aller Sage hat die weit ältere von Syleus und seiner
Völker verbreitete Vorstellung von dem ,,Fort- Tochter abgelöst, aber Elemente aus ihr auf-
leben abgeschiedener menschlicher Seelen in genommen. Nach dem fingierten Briefe eines
der Pflanzenwelt" übernommen zu haben, sei Sokratikers an König Philippos (Epistologr.
es, dafs er aus dem Grabe der Phyllis Bäume Gr. p. 630 Hoch.) empfängt Dikaios, der Sohn
wachsen liefs, deren Laub aus Trauer über die 40 des Neleus (eigentlich Eponym von Dikaia,
Tote zu bestimmter Zeit welkte und abfiel Steph. Byz.), von Herakles die Landschaft
(Hygin. fab. 59), sei es — was durch Culex Phyllis als iraQa.y.aTa&riy.r], nachdem dieser den
131 Avahrscheinlicher wird — dafs er ihre Ver- Frevler Syleus (Hvliog nediov bei Stagiros,
wandlung in einen Mandelbaum erwähnte. Fast Herod. 7, 115) erschlagen; Akamas oder Denio-
noch feiner erscheint die Version wohl gleich- phon erhält sie als Mitgift vom Vater der
falls eines alexandrinischen Dichters bei Serv. Phyllis. Die in dem stark verkürzten Bericht
Vcrg. ecl. 5, 10 (= Schol. Pers. 1,34. Myth. Apollodors 3, 132 nicht zur Geltung kommende
Vat. 1, 159. 2, 214. Theodul. ecl. 109 ff), nach Tochter des bösen Syleus heifst Xenodoke; sie
welcher der zurückkehrende Demophon den hat also Fremde gastlich aufgenommen, wie
blätterlosen Stamm des Mandelbäumchens um- 50 Phyllis den Demophon. In der sentimentalen
armt, qui velut sponsi sentiret adventum, folia Version bei Konon 17 verzehrt sie sich in
emisit; vgl. Anal. Alex.-Bom. 42 f.**). Für die Sehnsucht nach dem abwesenden Herakles,
das wäre wichtig für die Phyllissage, aber
*) überliefert ist ügHv^Qotiwv iv ißl4r&idoc. Sckwartz dieser Zug kann sehr wohl aus dieser später
(Pauiy-Wissowas Reaiencyki. 1,2173) liest wohl richtiger iv ß. übertragen worden sein. Vgl. Höfer, Konon
Vgl. noch Freyer, Lp:. Stud. 5, 245 und Bauer, Forsch, zu 60 ff. Und besonders Wilamowitz, Eurip. Herakl.
Arhtot. nol. 'A&tjv. 99. -^ 73 A 134s Wertlos ist Dohmen, Akamas
**) Über das Fortleben menschlicher Seelen in der ^ Demophon (Progr. d. Gymn. Z. Duisburg
Pflanzenwelt handelt .1. Koberstein in einem gleichnamigen , ± u ^
Aufsatz (Vernaschte Aufsätze zur Litteraturgeschichte und i-oVö). ... , , , ^ ,. ,
Ästhetik 31-62 (dazu ein Nachtrag^ R. Köhlers, Weimar. ™ Da Amphipolis ( = ^ Evvtet OÖOl) den epi-
Jahrb. 1, 479 ff.), ferner J.Grimm, Über Frauennamen aus chorischen Namen 'AväSQKUlog führte {Steph.
Blumen, Kl. Schriften 2, 366. Mannhardt , Wald- und Feld- ByZ. S. V. All(pi.7lolig), SO darf man die Ver-
kulte 2, 21 f. (Zusammenstellung mit deutschen Sagen).
De Oubernatis, La Mythologie des plantes 2, 9 (sieht in De- *) Die Ableitung <puÄÄa von Phyllis (quae antea nitaXa
niophon die Frühlingssonnel) , Murr, Die Pflanzenwelt in d icebantur) , die gleichermal'sen bei Hygin und Servius
der griech. Mythologie 39. Von früheren noch C. Boetticher. wiederkehrt, geht wohl auf einen Grammatiker zurück.
Der Baumkultus der Hellenen 272 f. Verwandte Vorstellungen **) Darf man die rätselhafte y.ioti], die Phyllis dem
noch bei M. Landau, Quellen des Dekameron 1612. Krauss, scheidenden Akamas oder Demophon giebt, mit der cista
Südslamische Härchen nr. 160. Melusine, März -April 1890. mystica vergleichen?
2487 Phyllios Physkos 2488
mutung wagen, dafs die griechische Benennung die (auch von Mommsen zu G. I. L. 10, 928 in
'Evvecc 6Sol auf dem Wege der Volksetymo- Abrede gestellte) Deutung von fisica = physica
logie sich vollzogen hat. Darauf führt Hygin: ein mit Hinweis auf Leto (pvtia, Poseidon
illa eo die dicitur novies ad littus cucurrisse q>vtäX\Liog und den neben dem Kultbilde der
(kvädgcciaog ~ kväSgoaog?), quod ex eo 'Evvta Göttin stehenden Priapus. Auch die Göttin
6Sol graece adpellatur. [Knaack.] Mefitis führt den Beinamen Fisica s. Bd. 2
Phyllios (frvXXiog), Beiname des Apollon in Sp. 2520, 67 ff. [Höfer.]
Phyllos in Thessalia Phthiotis, Strabo 9, 435. — Physios (ß>vßiog), einer der ruchlosen Söhne
Jacobs, Animadvers. in Anth. Graec. 1, 1 p. 398 des Lykaon, Apollod. 3, 8, 1. [Stoll.]
schreibt $vXXulog. [Höfer.] 10 Physis (i&vcig), die Natur als Göttin gefafst,
Phyllius s Phylios. Orph. h. 10. Nonn. Dion. 2, 650. 41, 52. 103.
Phyllodoke ($tvUo<?ox?]), eine Nereide, Hyg. Anth. Pal. 7, 561. 9, 738. 793 u. ö. Anth. Plan.
Praef. p. 29 Bunte. Vgl. Verg. Georg. 4, 336. 116 302. 373. Philodem, tzsqi svß. p. 79
Macrob. Sat. 5, 17. [Stoll.] Gomperz. Theodor. Hyrtak.Y>.Boissonade,Anecd.
Phylo (<&vXw), eine der Dienerinnen der 1, 265. Artemidor. 2, 39 p. 223 Bei ff; vgl. 2,
Helena in Sparta, Od. 4, 125. Athen. 5, 191b. 34 p. 201. [Stoll.]
[Stoll] Physizoos (^valt^og), 1) Beiname der Demeter,
Phylodamas (^vXoSd^iag), Troer, Freund und Niketas in Anecd. var. ed. Schoell-Studemund
Kampfgenosse des Priamiden Polites, von 1, 277. 282. Entgegen der gewöhnlichen, auch
Meriones erschossen, als er von der Mauer von 20 Bd. 2 Sp. 1327, 18 (vgl. 14) angenommenen Er-
Troja herab kämpfte, Quint. Sin. 8, 403. [Stoll.] klärung von cpv6i^co(o)og als Lebensspenderin
Phylodanieie s. Pharis. (vgl. Schol. Hom. B. 3, 243: (pvßi^oog i] xa.
Phylodike ($vXodiY.r\), Gemahlin des Aio- ngbg xb %r\v cpvov6a [= Etym. M. 802, 53
liden Magnes, Mutter des von der Sphinx ge- Suid. cpvai^wog] v.cä dcoQovutvw) fafst Fiele bei
töteten Hippios und des Eioneus, der als einer Bezzenberger 13, 316 cpvaigoog als synonym
der Freier der Hippodameia seinen Tod von mit &LSaQog = 'Getreide hervorbringend' auf
der Hand des Oinomaos fand, Peisandros (Js-fo = skr. yäva-s 'Getreide', von dem £sid
(Bethe, Theban. Heldenlied. 4, 10) im Schol. = Sefta erst abgeleitet ist ; vgl. auch E. Maafs,
Eur. Phoen. 1760; vgl. Bethe a. a. O. 17 f. De Lenaeo et Delphinio 13. Übrigens findet
[Höfer.] 30 sich diese Deutung Fides neben der herkömm-
Phyloinache {^vlo[iä%r\ , v. 1. $iXoud%ri), liehen schon im Schol. Oppian. Hai. 1, 399:
Tochter des Amphion (des Iasiden, Königs in yvGi^aov xi]v dcoQOvp£rr]v rag ,?£tag. Umgekehrt
dem minyeischen Orchomenos), Gemahlin des hat man auch geiScogog = ßiodaQog erklärt (s.
Pelias, die auch Anaxibia, Tochter des Bias, Zeidoros). Die Notiz im Schol. Hom. H. a.a.O.,
heifst, Apollod. 1, 9, 10. Tzetz. L. 175. Gerhard, dafs $voi£oog der Name eines Ortes in Lako-
Gr. Myth. 2 S. 225, Stammtaf. A 5. [Stoll ] nien sei, £r£t ixtl Sonovaiv 01 zSi6gv.ovQoi xutcc-
Phylomedusa (<&vlo(i£dov6u, v. 1. $iXoii£- Tto&ivreg TtäXiv ävaSo&iivai, ist lediglich eine
dovacc), Gemahlin des Are'i'thoos, Mutter des Erfindung zur Erklärung von B. 3, 243: rovg
vor Ilion durch Paris erlegten Menesthios, des (die Dioskuren) d' ijdr] v.äxi%iv <pv6i£oog ala
Böotiers aus Arne, B. 7, 10. [Stoll.] 40 iv Aaxtdcciiiovt, — 2) des Dionysos, C. I. G.
Phylonome 1) s. Philonome. — 2) s. Ly- 2, 3538 Z. 15. Kaibel, Epigr. 1035, 5. [Höfer.]
kastos nr. 3. Physkoa, <I>vox6a, Heroine von Elis. Sie war
Phylonomos s. Philonomos. aus dem Demos Orthia in Koile Elis, die Ge-
Physadeia ((Pvßdänia), Tochter des Danaos, liebte des Dionysos, dem sie einen Sohn, namens
nach der die gleichnamige Quelle bei Argos Narkaios, gebar; über Narkaios s. Bd. 2, Sp. 10.
benannt war, Kallim. 5, 47 und Schol.; vgl. Narkaios und Physkoa sollen zuerst die Yer-
Euphorion bei Steph. Byz. 'Aßßcozog. Schol. Eur. ehrung des Dionysos eingeführt haben. Der
Phoen. 188. O. Müller, Prolegomena 185. S. Physkoa wurden nicht nur Heroenehren dar-
Phisadie. [Höfer.] gebracht, sondern die Genossenschaft der Sech-
Physiades ((Pvaiddwg). Bei Nonn. Dionys. 50 zehn Frauen pflegte auch einen Reigen auf-
13, 399 werden auf Sarnothrake aXata $voiä- zuführen, der ihren Namen trug und vielleicht
dao Y.u%Ü6v.ia. erwähnt; vgl. Physios und die ihre Hochzeit mit Dionysos darstellte. Physkoa
Insel f&vöLcc (bei Kyzikos), Steph. Byz. [Höfer.] war die mythische Archegos der Genossenschaft
Physike? (3>ixn.xr/?). Die Venus von Pompei, in Koile Elis, wie Hippodameia m Pisatis, die
Venus Pompeiana (vgl. Mau, Pompei 11, 114 ff. erste elische Thyiade, welche die Dionysische
"Rom. Mitth. 15 [1900], 306 f.) heifst auf In- Seite der Genossenschaft vertrat, wie Hippo-
schriften auch Venus Fisica (C. I. L. 10, 928) dameia die heräische. Ihr Name erinnert an
oder Venus Fisica Pompeiana (C. I. L. 4, 1520). die Beziehungen der Epeier im Norden von
— Jordan, Rom. Mitth. 1, 448, 3 und F. Marx, Elis zu den stammverwandten Aitolern und
Über die Venus des Lucrez in Bonner Studien 60 Lokrern; Physkos, der Sohn des Aitolos, war
123 Anm. 4 halten den Beinamen fisica für der Sohn des Lokros. Gilbert, Griech. Mythologie
oskisch, zusammenhängend mit dem fiisiais S. 481, 2 stellt Physkoa der Artemis ÖQ&La
der neu gefundenen oskischen Inschrift (Bhein. gleich. Vgl. O. Müller, Rhein. Mus. 2, 1834
Mus. 44, 325), doch hält Marx a. a. O. 123 S. 176 ff.; Weniger, Bas Kollegium der Sechzehn
es wenigstens für (möglich , dafs fisica dem Frauen, Weimar 1883, S. 15 ff. ; Lokros Bd. 2
griechischen qpwmaj angeglichen ist und so Sp. 2139; vgl. auch unter Physkos [Weniger.]
die Allgewalt der Natur bedeute.1" Bofsbach, Physkos, 'Pvßxog, bei Plutarch, Qu. Gr. 15
Arch. Jahrb. 8 (1893), 59 tritt entschieden für <Pv6xLog, der Sohn des Aitolos, Enkel des Am-
2489 Physo Phytal[m]ios 2490
phiktyon (Plut. a. 0.; Eustath. Tl. 2 p. 277, 17) zur Erklärung, warum dem Dionysos (s. unt.
und der Ohthonopatra (Eustath. a,. 0.), Vater nr. III) und dem Poseidon die Fichte heilig
des Lokros und, wenn nicht die Überlieferung sei, angiebt: cc[L<p6x£Q0i ol &sol xijg vygäg xcci
(Helcataios bei Herodian thqI [iovi]QOvg X^tcog yovi(iov kvqioi doxovaiv &QXVS slvcci.' xcci Iloasi-
2 p. 41; Müller, fr. hist. Gr. 1 p. 26) verderbt d&vl ys cpvxciX^La), Jiovvßco dl dsvÖQixy ■navxtg
ist (s. unter Lokros Bd. 2 Sp. 2139), auch des Ion, mg inog slithlv nElXr\v£g &vov6iv , vgl. auch
war Herrscher der Lokrer. Nach ihm ist die Stadt Usener, Rhein. Mus. 53 (1898), 353. Joh.Boehlau,
Physkos im ozolischen Lokris benannt, und Bonner Studien 138. Aus dieser Auffassung
ebenso sollen von ihm die, später Lokrer ge- des Poseidon Phytalmios als des durch das
nannten, Leleger den Namen Physker {(Pvaxot 10 Wasser, das Element der Fische, befruchtenden
oder <&v6v.slg) erhalten haben, Steph. B. $v6xog, Gottes erklärt sich das Verbot des Fisch-
Scymn. 587 ff.; Eustath. a. 0. — Physkos ist genusses für die Priester des Poseidon Ph.,
Stammheros der Lokrer; auf seine Bedeutung Plut. Quaest. conv. 8, 8, 4 p. 730 d. Toepffer
als Eponymos eines ganzen Volkes deutet die a. a. 0. 253. Bezeugt ist der Kultus des Po-
pluralische Bildung des Ortsnamens ^v6%£ig seidon Ph. 1) für Troizen, wo gleichfalls seine
Plut. Qu. Gr. 15, inschriftlich öfter <&v6x£oi Eigenschaft als Vegetationsgott stark hervor-
z. B. Wescher-Foucart inscr. de Belphes nr. 177. tritt. Freilich leitet die Legende den Beinamen
432), und an ihn erinnert auch Name und Sage ^vxdXaiog fälschlich von aX^n 'Meerwasser' ab,
der elischen Heroine Physkoa (s. d.); indes ist durch das Poseidon Felder und Saaten un-
er zugleich mit dem Volksnamen vor dem 20 fruchtbar gemacht habe, bis er durch Opfer
Lokros (s. d.) zurückgetreten, vgl. 0. Müller, versöhnt das Meer habe zurücktreten lassen,
Rh. Mus. 1834, 2, S. 176 ff. Toepffer, A. G. 195. Paus. 2, 32, 8, aber durch die falsche Etymo-
[Weniger.] logie hindurch schimmert doch die Auffassung
Physo s. Phthimene. von der wachstumverleihenden Kraft des Gottes,
Phytalidai (<frvxaXLdai), die Nachkommen die noch deutlicher erwiesen wird durch seine
des Phytalos (s. d.), welche am Kephissos bei Verbindung mit Demeter, deren Kultbild AI-
Athen als Feigenbaumzucht treibende Acker- thepos (von aX&cdvfo), der Sohn des Poseidon
bauer und als Verehrer des dem Boden Feuchtig- und der Lei's (= Saat, Paus. 2, 30, 6), errichtet
keit spendenden Poseidon tpvxäX^i og (s.d.) lebten. hatte, Paus. 2, 32, 8, sowie aus dem Opfer von
Sie reinigten den Theseus von dem bei seiner 30 Feldfrüchten für Poseidon, Plut. Thes. 6. —
Wanderung über den Isthmos vergossenen Blute Mannhardt , Mythol. Forschungen 261 ff. (vgl.
an ihrem Geschlechtsheiligtum, dem Altar des 258) bestreitet die Deutung des Poseidon Ph.
Zeus uuXLpog, eines chthonischen Gottes des als Gott der befruchtenden Feuchtigkeit, da
Ackerbaues und der Mordsühne (s. o. Bd. 2 Poseidon stets nur als Gott des Meeres er-
Sp. 1518 f.), durch ein Opfer (Plut. Thes. 12, scheine, vielmehr sei Poseidon, der Meergott,
vgl. 23. Paus. 1, 37, 4), bei welchem offenbar der Herr der Winde und der Wogen, ver-
wie bei den Reinigungsfesten der Plynterien mittels einer einfachen poetischen Naturan-
und Thargelien die Feigen eine wichtige Rolle schauung zum Beförderer der Vegetation ge-
spielten (Toepffer, Att. Geneal. S. 135. 248 ff.). worden, das wallende Meer sei mit dem wogen-
lleydemanns Annahme, dal's diese Sühnung auf 40 den Getreidefeld in Parallele gestellt worden,
einer Lekythos zu Palermo dargestellt sei (Arch. und mit Rücksicht auf die Gleichartigkeit dieser
Zeit. 29 [1872J S. 53 Tf. 46, 34), ist schwerlich Bewegung habe man die Verschiedenheit der
zu billigen. Vgl. Sp. 2491, 33 ff. [Steuding.J Elemente unbeachtet gelassen und sei zu dem
Phytalios (<!>vxäXiog), Phytalmios {$vxdX- Glauben gelangt, 'Poseidon geht durchs Ge-
fuos), Beiname der Götter im allgemeinen, treide', vgl. die Schilderung Hom. Tl. 20, 226.
Pollux 1, 24, wo Bethe statt cpvxdXioi lieber Über den Tempel des Poseidon Ph., der in
cpvxdXuiot schreiben möchte. Der Name (vgl. Troizen ££© xsL%ovg (Paus. 2, 32, 8) lag, s. Wide,
cpvxaXid 'Pflanzstätte', cpvxaXi&iv 'pflanzen') De sacris Troezen. 10 f., der wohl richtig gegen
bezeichnet 'Wachstum und Gedeihen spendend' Welcher, Griecli. Götterl. 2, 684 die Verschie-
und hängt etymologisch in seinem zweiten 50 denheit des Poseidon Phytalmios von dem
Bestandteile wohl mit lat. alere zusammen, Poseidon noXiov^og (Plut. Thes. 6) betont und
Volcker, Mythol. d. Japet.-Geschl. 146. Toepffer, den letzteren dem Poseidon BaoiXtvg (Paus.
Att. Geneal. 247. Fiele bei Bezzenberger 3 2, 30, 6) gleichsetzt. Ein Priester $vxaX[u{ov
(1879), 168. Usener, Götternamen 258. Mehr JToffJf idavog ist inschriftlich bezeugt, Corr. hell.
s. unter nr. I. Bezeugt ist Phytalmios als Epi- 17 (1893), 98 nr. 18. Als Sohn des Poseidon
klesis für I)Fo$eidon, Plut. adv.Colot. 22p. 1119 e. Ph. wird Anthas (s. d.) genannt, ein weiteres
Anonym. Laurent, in Anecd. var. ed. Schoell- Zeugnis für die Auffassung des Poseidon als
Studemund 1, 267, 17. Niketas ebend. 1, 279. Vegetationsgott; vgl. auch unten Sp. 2491, 18. —
Nach Gornut. de nat. deor. 22 p. 122 f. Osann, 2) für Attika, Sesselinschrift im athenischen
führt Poseidon den Beinamen, intidi) xov cpvta- 60 Dionysostheater: isgecog IIoGstScövog <PvxccX(iiov,
&<xi xa ix. yfjg yivöwiva. i] iv avxfj Sr\Xov6xi G. I. A. 3, 269. Da Pausanias (1, 37, 2) im
ixficcg TiuQuixiög iaxiv. In gleicher Weise wird Demos Lakiadai einen Tempel der Demeter
Poseidon Ph. als Gott der Fruchtbarkeit be- und der Kora erwähnt und berichtet, dafs
zeichnet, wenn er mit Zeus Ombrios (oder Poseidon zusammen mit diesen beiden Göt-
Zeus Hyetios, Themist. or. 30 p. 349 a= p. 422 tinnen Verehrung genossen habe, so liegt es
Bind.) und Demeter Proerosia zusammengestellt nahe, in diesem Poseidon den Phytalmios zu
wird (Plut. Sept. Sap. conv. 15 p. 158 e), oder erblicken in der von Troizen her bekannten
wenn Plutarch (Quaest. conv. 5, 3, 1 p. 675 f.) Verbindung mit Demeter. Denn von Troizen
2491 Phytal[rn]ios Phyxios 2492
aus hat sich, wie Toepffer a.a.O. 252 aus- xr\v aiit-XQiuv, ilxa xid-a66tvsLv -aal n^Qiißxaa&ai
führt, der Kult des Poseidon Ph. nach Attika tö i§r\6i\iov . Eine Inschrift von der Insel los
und anderen Gegenden verbreitet. Dafür dürfte ergänzen Hofs, Inselreisen 1, 175. Inscr. ined.
wohl auch die in Athen gefundene Inschrift: 2, 97 p. 11 und Rangabe, Ant. hellen. 2, 1195
ovv&vxai oi xaTaoxsvdoavrzg xb yvuvdaiov Au wohl richtig zu ' HQixxXeiSr}g Aio[vv6cü] $vxccX-
KsQccia kccI 'Äv&cci sprechen, /. G. C. Anderson, pico, während Boeckh, C. I. G. 2, 2447 add.
The dnnual of the brit. school at Athens 2 p. 1084 bemerkt: praestat scribere Aio[vv6iov
(1896/97), 106 f. Doch wird man nicht mit rel Aio[dä)Qov, deique normen non e.vplere ; plures
Anderson a. a. 0. 111 "Av&ai als Epitheton des enim dii q>vxdX\iiot sunt. — IV) Apollon,
Zeus (vgl. die Inschrift im attischen Festkalender 10 Anonym. Laur. 267, 44; vgl. Maafs, De Lenaeo
aus der Epakria: Au Äv&cdsl, Richardson, et Delphinio 13 f., der für den Beinamen des
Amer. Journ. arch. 10 [1895], 210 Z. 47 = Apollon IIv&LOg dieselbe Bedeutung in An-
de Prott, leg. Graec. sacr. 49 Z. 47) — man sprach nimmt: IIv9i.og= *<&v-9-iog = 4>vxtog.
würde dann vor "Avtiai die Wiederholung von [Höfer.J
Au erwarten — aufzufassen haben , sondern Phytalos (Kredos), attischer Heros im Demos
es ist eine Weihung an Ztvg KegaLog (vgl. Lakiadai am Kephissos, durch welchen die
Ammon xtgaiog, Kaibel, Epigr. 833. 835) und heilige Strafse von Athen nach Eleusis ging,
an den Poseidonsohn Anthas, dessen Kult zu- Er nahm die Demeter bei ihrer Wanderung
gleich mit dem seines Vaters nach Athen über- freundlich auf und wurde ciafür mit dem Feigen-
tragen worden ist. Freilich bleibt noch eine 20 bäum beschenkt. Paus. 1, 37, 2; vgl. Athen.
andere Möglichkeit: die Liste der ßvv&vtai 3 p. 74 d. Welcher, Ztschr. f. d. alte Kunst 131.
weist merkwürdig viele boiotische Namen auf, Bursian, Geogr. 1, 326. Preller, Demeter u.
im boiotischen Theben (Paus. 9, 16, 1) und viel- Pers. S. 320. Mommsen, Heortol. S. 255. Seine
leicht auch sonst noch in Boiotien wurde Zeus Nachkommen, die Phytaliden (s. d.), gewährten
Ammon verehrt u. das boiotische Anthedon sollte dem Theseus, als er von Troizen nach Athen
nach Anthas (Paus. 9, 22, 5) benannt sein, — wanderte, gastliche Aufnahme und sühnten ihn
so könnte der Kult des Zeus Keraios und des an dem Altar des Zeus Meilichios von dem
Anthas ursprünglich auch ein boiotischer, von unterwegs vergossenen Blute. Zum Dank dafür
der boiotischen Genossenschaft nach Attika hatte für die Folge das Geschlecht der Phy-
mitgenommener Kult sein. Nach Toepffer u.a. O. 30 taliden auf Anordnung des Theseus in Athen
252. 254; vgl. Mannhardt a. a. O. 259 hat sich bestimmte Ehrenämter bei den Theseusfesten,
aus dem Beinamen des Poseidon, Phytalmios, Paus. 1, 37, 3. Plut. Thes. 12, 23. Mommsen,
der Heros Phytalos (s.d.), der Ahnherr des Ge- Heortol. S. 277f. 283. C. Boettichtr, philolog.
schlechtes der ®vxuXLdai (s. d.), die wohl den 22 (1865), 271 ff. Toepffer, AU. Geneal. 247 ff.;
Dienst des Poseidon versahen (vgl. Osk. Wulff', vgl. Phytalmios I, 2. [Stoll.]
Zur Theseussage [Diss. Dorpat 1892J, 167), ent- Phyteus ($vtevg), Gründer der Stadt Phy-
wickelt. W. Vischer, Neues Schweiz. Museum teion in Elis, Istros b. Steph. B. s. v. frineiov.
3 (1863), 50 erklärt den Poseidon Ph. der obi- Vgl. Phykteus. [Stoll.]
gen Inschrift für den in Eleusis verehrten Po- Phytia ($vxia), Beiname der Leto s. Eumanu
seidon, wo er aber den Beinamen nccxrJQ (Bd. 3 40 Bd. 2 Sp. 1968 u. Leto Bd. 3 Sp. 394, 5 ff. u.
Sp. 1681, 44 ff.) führt, und ähnlich schlofs Buben- Niobe; vgl. auch Usener, Götternamen 257 u.
söhn, Mysterienheiligt. 120 aus der Verbindung Anm. 22. Maafs, De Lenaeo et Delphinio 13.
des Poseidon Ph. mit Demeter ngongoaia (ob. [Höfer.]
2489, 66; s. auch Hebijch, TtQoxQvyccLa), dafs Po- Phytios ($vxiog), l)Beinam*des Zeus und des
seidon Ph. an den Proerosien von Eleusis mit Helios, Hesych. s. v. Maafs u. Usener oben
Demeter TtQoriQOoLcc zusammen verehrt worden unter Phytia; vgl. Phytalmios IV. — 2) s.
sei, vgl. jedoch 0. Gruppe bei Bursian 85 Orestheus. [Höfer.]
(1895), 280. Eine Darstellung des Poseidon Phyto ($vrm), 1) Name der samischen Sibylle,
Phytalmios will Gerhard, Arch. Zeit. 3 (1845), Eratosthenes bei Lyd. de mens. 4, 47 p. 103
72 auf dem Harpyienmonument von Xanthos 50 Wuenscli, Schol. Hat. Phaedr. 244 b p. 270
erkennen. — 3) Für Erythrai, Priestertum des Hermann, dem. Alex. Strom. 1, 399 Pott. =
Tloasiäcov $vxd(i}liLiog, Dittenberger, Sylloge 868 Migne. Suid. s.v. ZlßvXXcc. Diels, Sibyll.
21 370 Z. 80 p. 539 = 22, 600 Z. 82 p. 368. — Blätter 53 (52, 1). E. Maafs, De Sibyllarum
4) Für Rhodos, auf einer in Gennadi bei Lindos indieibus 58. Vgl. Phoito. - - 2) Nach der Ver-
gefundenen Inschrift mit der Opferbestimmung: mutung von Bunte zu Hygin. P. A. 2, 21 eine
0tvSai6iov tKxa(i) iaxaptvov TLoxsidüvi <$vxul- der Hyaden; überliefert ist Phaio. [Höfer.]
lilai, vg xtttog &oivfixca(=&vtxcu), Jules Martha, Phyxelis (tfi'^is), Beiname des Dionysos,
Corr. hell. 2 (1878), 615 f. Dittenberger 21, 375 Anonymos Laurent, in Anecd. var. ed. Schoell-
p. 551 = 22, 622 p. 417. de Prott a. a. O. 1, Studemund 1, 268, 40. Niketas ebend. 1, 276.
23 p. 44. Inscr. Mar. Aeg. 1, 905 p. 147. — 60 Der Beiname bezieht sich wohl auf die Flucht
II) Zeus, Anonym. Laur. a. a. O. 267, 102. des Gottes vor Lykurgos (s. d.), Hom. 11 6, 135 ff.
Niketas ebend. 274. Hesych. s. v. &vxdluiog Vgl. Dümmler, Rhein. Mus. 43 (1888), 357.
Zhvg. Schol. rec.Aesch.Ag.3-tf. Theod. Prodi: Crusius, Philol. 1889, 210, 34. F. A. Voigt
catom. 112; vgl. yvTÜUe Zw, Orph.hymn.15,9. Bd. 1 Sp. 1052, 30 ff. [Höfer.]
Qvxiog . . Zsvg, Hesych. — III) Dionysos, Phyxios (&v£iog), Beiname 1) des Zeus,
Anonym. Laur. 268, 41, vgl. bei Plut. de rirt. Anonymos Laurent, in Anecd. var. ed. Schoell-
mirr. 12 den 9tbg cpvxälpiog %al ijptQiöiig, dessen Studemund 1, 267, 101, nach Dio Chrysost.
Wesen es ist xb ayQiov nolovßai xor) iicptlüv (or. 1 ]>. 9. or. 12 p. 237 Dindorf) Siä xr\v
2493 Phyza Picus 2494
tkxxüjv cmöyv'giv , dem Deukalion uud Pyrrha Satyrnamen Pias und besonders die Thatsache,
nach ihrer Errettung einen Altar errichteten, dafs Piasos in einem Weinfafs seinen Tod
Tzetß. Ohü. 7, 332. Schol Apoll Ehod. 2, 1147. findet. — Zur Erklärung der Bd. 2 Sp. 1900
Mommsen, Feste der Stadt Athen 425 Anm. 1. erwähnten Münzen des thessalischen Larisa
Phrixos (s. d.) opferte dem Zeus Phyxios nach ge- mit der Darstellung der ballspielenden Larisa
lungener Flucht den goldenen Widder, Apollod. ist zu verweisen auf Eust. ad Hom. 1554, 33:
1, 9, 1. Schol. Apoll. Rhod. a. a. 0. und 4, 119. f] AccQiaaa 6cpaiQi^ov6ci tcccqo. xbv IJrivtibv üho-
p. 534 Keil. Schol. Find. Ol. 13, 75. Pyth. 4, &sv slg xbv noxa^iov. Es ist wohl nicht zu zwei-
428. Tzetz. Lyk. 21 p. 309, 175 p. 436 Müller. fein, dafs die Bd. 2 Sp. 1898 ff. als verschiedene
Schol. Arat. 225 p. 70 Bekker = p. 378 Comment. 10 Personen getrennten Heroinen Larisa ursprüng-
in Arat. ed. Maafs; vgl. Wecklein, Einleit. zu lieh identisch sind: in dem Sturz der Larisa in
Ew. 3Ied.2 S. 2. Der Lakedaimonier Pausanias den Peneios könnte man eine Parallel zu dem
opferte nach der Ermordung der Kleonike (Flut. von ihr herbeigeführten Sturz ihres Vaters Pia-
Kim. 6) dem Zeus Phyxios, um sich von der sos in das Weinfafs erblicken. [Höfer. J
Blutschuld zu reinigen, Paus. 3, 17, 9. Doch Picuumus s. Pilumnus.
darf man hieraus nicht mit Preller-Robert 145, 1 Picus. Ein dem Kreise des Mars angehöriges
auf einen Kult des Zeus Ph. in Sparta schliefsen, Wesen, das uns in der Überlieferung in drei-
sondern da Pausanias in Phigaleia opfert, auf facher Form: 1) als heiliger Vogel, 2) als
einen dortigen Kult, Wide, Lakon. Kulte 14. Gott, 3) als König entgegentritt. Der Vogel,
Der Kult des Zeus Ph. war besonders in Thessa- 20 der picus Martins (vgl. die andern von Röscher
lien heimisch, Schol. Apoll. Rhod. 2, 1147; oben Bd. 2 Sp. 2427 ff. aufgezählten, dem Mars
auch in Argos vor dem Delta genannten heiligen Tiere und Pflanzen;, wird wohl das
Platze befand sich ein Altar des Zeus Phyxios, Ursprüngliche sein. Der Specht {picus) scheint
Paus. 2, 21, 2; vielleicht läfst auch der in Elis in ganz Italien als heiliger Vogel des Mars
erwähnte Ort, xb <Pv£,iov 7tcxXov[ievov Polyb. 5, gegolten zuhaben, denn er kommt auch bei den
95, 8 auf einen elischen Kult schliefsen. — Umbrern auf den Iguvinischen Tafeln vor
2) des Apollon, Anonymos Laurent, a. a. 0. (vgl. Buecheler, Umbrica 5, B. 9 u. 15 ; Piquier
I, 267, 45. Philostr. Heroic. 10, 4 p. 711. Marti er = Pieii Martii), ebenso bei den Aequi
Sowohl Zeus als Apollon Phyxios sind wesens- zu Tiora Matiene (Röscher, oben Bd. 2, Sp. 2431,
gleich mit dem Zeus bez. Apollon Lykoreios 30 4 ff. schlägt Mariiene = turris Martiana vor), wo
(s. u. d. Art. Lykoreus), Immerwahr, Kidte u. nach Dionys. Hai. (1,14,5) ein picus (ÖQvig ov
Mythen Arkadiens 22. 137. 253. Wide a. a. 0. avxol (ihv ntxov, "EXXvvtg dh 8Qvoxoiänxi)v
S. Pyxios. — 3) der Götter im allgemeinen, xedovaiv ; das Ganze wird ausdrücklich als
Pollux 1,24. [Höfer.] xQrl6tVQt0v"^Q(:0S bezeichnet) auf einer hölzernen
Phyza (<&-i'Jor), die Entmutigung, Genossin Säule sitzend weifsagte. Auch die Picenter, die
des Phobos, Hom. II. 9, 2; vgl. Schol. Toicnl. ihren Namen von ihm ableiteten, wufsten von
II. 4, 441. S. Phyge. [Höfer.j dem picus Martins zu erzählen, er sei Führer
Piales s. Pielos. desjenigen Ver Sacrum gewesen, wodurch As-
Pias (LTiag), Name eines Satyrs = rTrinks', eulum begründet wurde (vgl. Paulus p. 212 ;
Baumeister, Denkmäler 1302 1. [Höfer.] 40 Picena regio, in qua est Asculum dieta, quod
Piasos (Iliaaog), Herrscher der Pelasger in Sabini quam Asculum proflciscerentur, in vexillo
Larisa Phrikonis am Hermos bei Kyme oder eorum picus consederit. Strabon 5, 4, 2 = p. 200,
im thessalischen Larisa am Peneios, Vater der 40 M. . . . SqvokoXütixov xi)v öSbv i}yr]aa\Ltvov,
Larisa, der der eigenen Tochter (vgl. Assaon- . . . ■niv.ov juq xbv öqviv xovxov öj'o^cc^ovai, Kai
Niobe, Thraemer, Pergamos 20 Anm. 4) vor ihrer vo^i^ovaiv'AQScog hoov, Sil. Ital. 8, 439 ff.). Auch
Vermählung mit dem Dolionenkönig Kyzikos in der römischen Gründungssage spielte er eine
Gewalt angethan hatte. Um ihre Schande zu Rolle. Danach hatte er sowohl wie die Wölfin
rächen, stürzte Larisa den Vater, als er sich einen Anteil an der Errettung des Romulus
über ein Fafs mit Wein beugte, in dasselbe und des Remus (vgl. Plut. de fort. Rom. 8,320 D.
hinein. In Larisa Phrikonis hatte Piasos einen 50 isgbg ö' uQvig"Apsog, ov ÖQvo-nolditxrtv -nalovöiv,
Kultus, Euphorion bei Parthen. 28 und im iTZixpoix&v xai 7iQ00xa&i£a>v axQojvv^og, iv ftf'pt«
Schol. Apoll. Rhod. 1, 1063 und dazu Meineke, t&v vrpt'uov txaxtQov ßxö^a xi\ %r\lfj dioiyav,
Anal. Alex. 41 f. Strabo 13 p. 621 (Eust. ad ivsxi&tt tyüjiiiaua, xfyg avxov xgocpijg ceno-
Hom. R. 357, 43 ff.). Nikol, Damasc. fr. 19 utolfrv, Q. R. 21; bei OridF.3,31 erscheinen
(F. H. G. 3, 368). Suid. s. v. cc&eut oxet ; vgl. der Rhea Silvia im Traume Martia, picus,
E. Meyer, Forsch, zur alten Gesch. 1, 35, 3. avis . . . et lupa als Schützer der beiden die
Der Name Iliaaog (vgl. niuoög, nicav) soll den Zwillinge symbolisierenden Palmen). Auch ab-
fetten, fruchtbaren Boden bezeichnen, Völcker, gesehen von diesem Mythus war der picus
Mythol. des Japet.-Geschl. 366. 0. Müller, Martins ein für die Augurien bedeutungsvoller
Orchomenos 126, 4. Anyer mann, Jahrb. f. Phil. 60 Vogel (vgl. Festus p. 197; Plin. N. H. 20:
153(1896), 48, ebenso vielleicht auch der Name . . . pici . . . Martio cog nomine insignes et in
Aäqiaa (vgl. locQog, laQivög), Völcker a. a. 0. auspieiis magni). Mit ihm beschäftigte sich
Meineke a. a. 0. 42; andere Ableitungen des der Volksaberglaube — in einem Baume, auf
Namens Larisa bei Tümpel, Philol. 49 (1890), dem dieser Vogel nistete, blieben keine Nägel
723. Heinr. Bertsch, Götternamen und Sprach- fest, sondern nach kurzer Zeit fielen sie alle
entwicklung (Programm Gymn. Bruchsal 1903) aus (Isid. 12, 1, 47 [p. 407 Otto]: nam ferunt
S. 32. Doch könnte der Name Piasos auch mit haue avem quiddam habere divinum, Mo iu-
itivstv, trinken, zusammenhängen, vgl. den diclo, quod in quaciimque arbore uidifieaverit,
2495 Picus Pielos 2496
clavus vel quicquid aliud fixum, diu haerere a. a. 0.: praeclarum . . . belli geratorem) und
non [lotest quin statim excidat, ubi ea insederit). Pferdezüchter {Verg. A. 7, 189: ecum domitor ;
Als Glücksvogel setzte sich der picus dem P. Ovid. Met. 14, 321 utilium, bello Studiosus equo-
Aelius Paetus auf das Haupt (Varro de vita rum); Vergil (A. 7, 170 — 194) beschreibt seinen
pop. Rom. Üb. 3 bei Non. Marc. 518 [Mercier\, Palast, und luvenal (8, 131) gebraucht seinen
2, 171 [Mueller]. Namen, um den uralten Adel zu bezeichnen.
Es ist leicht zu begreifen, wie allmählich Um das Verhältnis des Königs Picus und des
aus dem heiligen Mars -Vogel eine göttliche, picus Martius aufzuklären, bediente man sich
dem Mars ähnliche, ja zuweilen geradezu mit des alten Mittels der Metamorphose: seine
ihm identifizierte (vgl. Diouys. 1, 31, wo Faunus 10 Gemahlin, die Circe, habe die Verwandlung
Sohn des Picus als "Aqsqs ■ ■ ■ anoyovos be- vollzogen {Verg. A. 7, 189; Flut. Q. R. 21, vgl.
zeichnet wird) Gestalt entstanden ist. Dieser Val. Flac. 7, 232 und Sil. Ital. 8, 439 ff.). Um
Gott entwickelte sich weiter und wurde alter aber diese That der Circe zu motivieren, liefsen
Landeskönig (Fest. p. 209: rege Aboriginum), andre die Pomona (s.d.) seine Gemahlin sein, die
indem man ihm einen Platz in der relativ er der Circe vorgezogen habe (Serv. A. 7, 190:
spät entstandenen Laurentischen Königsliste postea Circe cum eum amaret et sperneretur,
anwies. Die Liste (vgl. Verg. A. 7, 47 — 49; irata eum in avem, picum Martium, convertit . . .).
Arnob. 2, 71; Lactant. Inst. 1, 22, 9; Interpol. Noch eine Variante hat Ovid (Met. 14, 312 ff.),
Sero. A. 10, 76) lautet: Picus, Faunus, Latinus, wo die Nymphe Canens, Tochter des Ianus
wobei die einzige Abweichung (vgl. aber für 20 (Ianigenam . . . Canentem v. 381), die Stelle
Latinus Wissotca, Bd. 1 Sp. 1454, 21 ff. und der Pomona vertritt. Diese Version wird wohl
Aust, Bd. 2 Sp. 1909, 17 ff.) darin besteht, dafs eine Erfindung des Ovid sein, dem es auf eine
einige (darunter Varro de gent. pop. Rom. 2 bei Echo-Sage ankam, indem ihm das Gegebene ein
Augustin, C. D. 18, 15 und nach Varro, Interpol. locus canens war. Endlich ist noch zu erwähnen,
Serv. A. 10, 76, vgl. Agahd, Varronis Anti- dafs der phantastische Annalist Valerius Antias
quitatum rerum divinarumlibri I. etc. p. 192,14) Picus und dessen Sohn Faunus in Verbindung
einen gewissen Sterces (Augustin a. a. 0.) oder mit dem Iuppiter Elicius gebracht hat (Arnob.
Stercentius (Augustin, Interpol. Serv. a. a. 0.) 5,1, der den Valerius nennt; Ovid F. 3, 285 — 348;
[wohl identisch mit dem Stercutus (Lactant. Plut. Numa 15 — die beiden letzteren ohne
Inst. 1, 20, 36, vielleicht nach Varro, Antiq. 30 Angabe des Gewährsmannes). Durch eine List
Div. 15, vgl. Agahd a. a. 0.; nach Lactant. fängt Numa die Walddämonen Picus und
Isidor 17, 1, 3) oder dem Stercu<lus)> (Tertull. Faunus, um mit ihrer Hilfe den Iuppiter herbei-
ad Nat. 2, 9) und dem Sterculius (Macr. S. zurufen (vgl. Aust Bd. 2 Sp. 657, 3 ff.). Die
1, 7, 25)], den Erfinder des Düngens als Vater Erwähnung des Picus wie die des Faunus
des Picus angaben. Wiederum andere z. B. (vgl. Wissowa Bd. 1 Sp. 1456, 22 ff.) ist viel-
Augustin. a. a. 0. (eum Saturnum appellare vo- leicht eine Anspielung auf die diesen Göttern
luerunt, wo er, wie es scheint, in diesem Satze als Alpdämonen (Röscher, Ephialtes 86) zu-
dem Varro nicht gefolgt ist), Macr. S. 1, 7, 25. geschriebenen prophetischen Gaben — mehr
Isidor. 17, 1, 3 (eundem (Stercutum) quidam darf man aus der Geschichte nicht schliefsen.
Saturnum putaverunt, ut majorem Uli nobili- 40 Vgl. Härtung, Relig. d. Römer 2, 173 ff. ;
tatem facerent hoc nomine, quo splendide sonar et, Schwegler R. G. 1, 214 ff. 231 ff. ; Preller R. M.s
et dignitatem tituli compararet) versuchten diese 1, 375 ff. Wissoioa, Rel. u. Kultus d. Rom.
Differenzdurchidentifizierung von Sterces u.s.w. 165. 174. [Über die Verknüpfung des Picus
auszugleichen. Die Alten selber fafsten den mit der assyrischen Urgeschichte, wonach Picus
Hergang umgekehrt auf; nach ihnen entstand bald als Bruder des Ninos (Diodor. 6, 5), oder
der Gott aus dem Könige, indem man dem als Ninos selbst (Exe. lat. barb. tab. 20bff.
alten König als Landesherrn einen Kult weihte 37ft) und erster assyrischer König (illoyal
(z. B. Augustin, C. D. 18, 15: Picum ... in laTOQicöv bei Gramer, An. Paris. 2, 257, 33)
talium deorum [i. e. agriculturae deorum] nu- erscheint, vgl. C. Trieber, Hermes 27 (1892),
merum reeeperunt). So soll der Kult des Picus 50 340. Höfer.] [Carter.]
von Romulus (Varro, Antiq. Div. 1 [vgl. Pidaseus s. Pedanasseus.
Agahd a. a. 0. p. 157. 158] bei Min. Fei. Od. Pidasos (Ilidaaog), Flufsgott auf Münzen
25, 8 [danach Cyprian Id. 4, 2, 5] auch bei von Hyrkanis in Lydien, Head, Hist. num.
Augustin, C. D. 4, 23, und Seneca — wohl auch 550. Catal. of the greek coins of Lydia, Introd.
nach Varro — bei Augustin, G. D. 6, 10) oder LXV. Imhoof- Blumer, Lyd. Stadtmünzen 83 ff.
von Faunus (Lactant. Inst. 1 , 22, 9) gestiftet Der Name klingt an an das Gebirge Pindasos,
sein. Dafs aber der Gott das Frühere und Thraemer, Pergamos 353. 365. [Höfer.]
Ursprüngliche war, zeigt uns der ganz parallele Pidytes (Ih8vxr]g), ein Bundesgenosse der
Fall des Faunus, wo der uralte Gott, nachdem Troer aus Perkote in Mysien, fällt durch Odysseus,
er seinen Platz als König in der Königsliste 60 11. 0, 30. Tzetz. Hom. 116. Fick-Bechtel, Die
bekommen hatte, später als vergöttlichter Heros griech. Personennamen 422. [Stoll.]
aufgefafst wurde (vgl. Wissowa Bd. 1 Sp. 1454, Pielos (IJitXog), Sohn des Neoptolemos, von
36 ff'.). In der graecisierenden Legende spielt Andrornache ihm in Epirus geboren, Bruder
der alte König Picus eine Rolle. Er galt als des Molossos und Pergamos, Paus. 1, 11, 1.
grofser Weissager (Augustin. C. D. 18, 15: prae- Bei Justin. 17, 3 heilst er Piales und ist Stamm-
clarum augurem; Serv. A. 7, 190: . . . augur vater der epirotischen Aiakiden, der Pyrrhiden.
fuit et dornt habuit picum per quem futura no- Bei Hyg. f. 123 ist für Amphialus wahrschein-
scebat; vgl. Fest. p. 246;, Krieger {Augustin lieh zu schreiben Pialus oder Pielus, Preller,
2497 Pier Pieros 2498
Gr. Myth. 2, 467, 5. Vgl. auch Schol. Eur. aufgeführten Stückes nahe, an die von Arche-
Andr. 32: ügo^vog dh iv ty TtQmxn x&v laos in Dion gestifteten scenischen Wettkämpfe
'HTtsiQcotiY.töv Nso7tvoXifLOv u.hv BiLsXov (so zu denken, deren einzelne Tage Musennamen
Schivartz für das überlieferte ÜQtXXov bez. trugen, s. Fr. Boediger, Fleckeisens Jahrb. Stippt.
II, XXov) tpi]6i ysyovivai, xbv y.ccl nr\Xicc. ov ui)v 8 S. 257. Nach boiotischer, vermutlich thes-
oxt i£ 'Eqiiiovtis TtcxQccdzdijXonai. [Stoll.] pischer Sage sind die Musen, quas Pierides et
Pier (TlirjQ, -£Qog), 1) Sohn des Eleuther, von Pierias solent poetae appellare, wie Cic. de nat.
welchem Pierien benannt sein sollte, Schol. II. deor. 3, 21, 54 angiebt, Töchter des Pieros (s. d.)
14, 22(5. Et. M. p. 671, 36. — 2) Andere Form und der Antiope (Töchter des Thespios, Apd.
für Pieros, Ant. Lib. 9. — Vgl. Pieros. [Stoll.] 10 2, 7, 8). Scherzweise machte sie Epicharmos
Pieria (Tlitgia, -ag), 1) Nymphe, nach der im "Hßag yäpog zu Töchtern des Pieros und
Pierien benannt worden sei (Eustath. ad Bind, der Pimpleis (s. d.), des Pinguineus und der
14, 226 p. 980; Etym. Magn. s. v.). — 2) Ge- Impletrina, wie G. Hermann übersetzt. Tzetz.
mahlin des Danaos, Mutter der Danaiden Ak- ad Hesiodi op. 6 (Com. Graec.Jr. 1 S. 98 nr. 41
taie, Podarke, Dioxippe, Adite ('Adyte' Ägius), Kaib.): 'EnlxocQ^og iv rä rrjg "Hßccg yd^a iitxa
Okypete, Pylarge (Apoll 2, 1, 5), (dort üihQtiag Xiysi (Movoccg), ftvyuxiQccg Tliigov xctl Tltft-
codd.). — 3) Gemahlin des Oxylos (s. d. Bd. 3 TtXr\idog vv(icpr}g, NsiXovv, Tqix6^v7\v (TQixcoviSa
Sp. 1236), Paus. 5, 4, 4. Vgl. die Quelle TJttQo: Kaibel), kaomovv, <E7trcarde?]i> (EnxänoQiv K.),
zwischen Elis und Olympia, an der die sechs- k%sX(aLdu, TixoitXovv (Tixavovv K) kccI 'PoSlccv.
zehn der Hera dienstbaren Frauen der Eleier 20 S. d. Art. Musen. — 2) Töchter des Pieros von
sowie die Hellanodiken vor jeder Amtshandlung Pella (Emathides Ovid. Met. 5,669; Antonin.
Weiheopfer vornehmen mufsten {Paus. 5, 16, 8, Liberal. Transf. 9) und der Paeonerin Euippe
Bursian, Geogr. v. Griechenl. 2, 274) und den (Ov. Met. 5, 303), neun an Zahl. Sie zogen
Flufs niüQog in Achaia (jetzt Kamenitza), von zum Helikon und forderten die Musen zum
den Küstenbewohnern nach Paus. 7, 22, 1 IJttQog Sangeswettkampf heraus. Besiegt, wurden sie
genannt (so auch Hesiod bei Strab. 8 p. 342; zur Strafe in Vögel verwandelt und behielten
Herod. 1, 145; Paus. 7, 18, lf.); über ihn s. nach Ant. Lib. a. a. 0. (Nikander, hsQoiovii.
Bursian a. a. 0. 2, 311. — 4) Tochter des 4 fr. 54 p. 62 Schneider) ihre Namen Kolyrnbas
Pythes, eines angesehenen Mannes in Myus, (Taucherente), Iynx (Wendehals), Kenchris
und der Iapygia, berühmt durch die Liebe des 30 (Turmfalke), Kissa (Häher), Chloris (Grünspecht),
Phrygios (s. d.), eines Sohnes des Neleus, Akalanthis (Stieglitz), Nessa (Ente), Pipo (Baum-
Gründers von Milet, der um ihretwillen durch hacker), Drakontis, die mifsstimmige oder ge-
seinen Einflufs den Feindseligkeiten zwischen schwätzige Vögel bezeichnen ; Ovid. Met. 5, 671 ff.
den beiden Städten ein Ende machte (Flut. läfst sie zu Elstern werden. Noch späteren
de mul. virt. 16, gekürzt bei Polyaen, 8, 35). Ursprungs als diese Verwandlungssage, die
[J. Bberg.] bereits die Rückständigkeit des nördlich vom
Pieris, Pierides (Ilisgig, IIisQldeg), 1) Bei- Olympos gelegenen Landes gegenüber dem am
name der Musen, sehr oft für diese selbst ge- Helikon zur Voraussetzung hat, scheint aus
braucht. Stellensammlungen aus den griechi- Paus. 9, 24, 4 überliefert: die neun Töchter des
sehen und lateinischen Dichtern bei Bruch- 40 Pieros hätten die gleichen Namen geführt wie
mann (S. 175. 178) und Carter (S. 73. 74), die Musen, die sog. Musensöhne seien die ihrigen
Epitheta deorum. Die Bezeichnung findet sich und würden mit Unrecht den Göttern zuge-
noch nicht bei Homer, wo sie 'OXv^nttäSag schrieben. — 3) Pieris, Sklavin des Menelaos,
heifsen B. 2, 491 ; Hymn. 3, 450, aber bei Hesiod, mit der er den Megapenthes zeugte. Apollod.
Scut. Herc. 205 f.: &sccl 6' £'%T]q%ov äoidij, Mov- 3, 11, 1. Nach Hercher und Wilamoivitz, Homer.
6cci IlitQidtg, Xiyv ^sXno^ivcag sUviai. Sie ist Unters. S. 175 blofses Ethnikon. [J. Ilberg.]
ihnen beigelegt von ihrem Geburtsort oder [Interessant ist die Erwähnung eines Priesters
Wohnsitz Pieria, Theog. 52 ff.: Movaai, ÖXv^l- Mjovavg nisgiöog xai 'TnsQHag auf einer im
Ttiädtg, Hovpca Jibg eriyioxoio, rag iv IIisqLt] Tempel der Aphrodite Paphia gefundenen, aut
Kgovidv rixs naxQi uiytlaa Mvr][io6vvr\, yov- 50 ägyptische Verhältnisse bezüglichen Inschrift,
voi6iv ' EXtv&fjQog {isdiovoa; Op. 1: Movacci Journ. of fall. stud. 9 (1888), 238,43. Bitten-
TIitQir]Q-£v, uoidyaiv xXslovoaL, Ssvts. Dorthin, berger, Orient, gr. inscr. sei. 1, 147 p. 226. Auf-
nach den Sitzen der pierischen 'Thraker' an fallend ist die Erwähnung einer Muse in ver-
die Ostseite des Olympos und Pieros, in den hältnismäfsig so später Zeit (ca. 150 v. Chr.).
schmalen Küstenstrich zwischen Peneios und Bittenberger a. a. O. 226, 4 verweist auf Strabo
Haliakmon, sowie in das Schwesterland am 17 p. 794, wo ein isgsvg 6 iitl rä Mov as Leo
Parnassos und Helikon, von Daulis bis Askra (in Alexandria) tstay^ivog erwähnt wird, und
und Thespiai , weisen die Spuren der ältesten identifiziert diesen einerseits mit dem in unserer
griechischen Hymnenpoesie , dort blühte einst Inschrift erwähnten iSQSvg Movar]g nisqidog,
wie die Gesangeskunst, so die Musenverehrung. 60 andererseits mit dem in einer anderen In-
K. 0. Müller, Orchomenos S. 379 ff. ; Gesch. d. schrift (a. a. 0. 104 p. 182) genannten ini6tä-
griech. Litt. I4 S. 42 ff.; Kl. Sehr. 2, 36. Welcher, rr]g roxi Movöslov. In Hypereia erkennt Bitten-
Griech. Götterl. 1, 426. 0. Gruppe oben unter berger entweder die Nymphe der thessalischen
Orpheus § 21 ff. § 35. Nach Pierien wünscht Quelle gleichen Namens (s. Bd. 1 s. v. Hypereia)
sich deshalb der Chor der Bakchen des Euri- oder auch ein zweites Epitheton der Muse.
pides; vgl. V. 409 ff. : nov d' a ■nuXXi6xbvoidvcc [Höfer.]
nmQia iiovatiog söqk, aifiva 7iXi.xvg 'OXv^nov. Pieros (IlLtQog, -ov), 1) Eponymos von Pieria,
Es lag für die Hörer dieses zuerst in Pella daher Sohn des Makedon und Bruder des Ama-
Roscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 79
2499
Pietas
Pietas
2500
thos, Schol. II. 14, 226. (TliriQ, tgog^Eustath.
ad 11. 14, 226 p. 970, nach anderer Überliefe-
rung daselbst Sohn des Eleuther genannt,
worin Gruppe, Griech. Mythöl. u. Religionsgesch.
S. 212 Beziehung auf das boiotische Eleutherai
erkennt; vgl. Eustath. ad Od. 5, 50 p. 1522.
Et. Magn. s. v. üitgia). Autochthon von Enia-
thia, Anton. Lib. Transf. 9; Pellaeer, Ov/'d.
Met. 5, 302; Bruder der Methone (Stadtname
in Pieria) Gert. Hom. et Hes., Schol. Hes. Op.
p. 32 Gaisf. Et. Magn. s. v. TIiSQia. Als Ver-
treter der Musenverehrung seines Landes Sohn
des Linos (Cert. Hom. et Hes., Charax b. Suid.
s. v. "Omqos F. H. G. 3, 641 M., Schol. Hes.
Op. a. a. O.) sowie Vater des Oiagros und der
Kalliope (Cert.); nur Oiagros erwähnt von Suid.,
nur Kalliope Paus. 9, 30, 4. Dichtete zuerst
auf die Musen, Plut. de mus. 3; führte den
Dienst der neun Musen aus Makedonien in
Thespiai ein und gab ihnen Namen, Paus. 9,
29, 3. Biese, Fleckeisens Jahrb. (1877) S. 239.
Sohn des Apollon, Serv. ad Verg. Ecl. 7, 21.
Vgl. Lobeck, Aglaoph. 1, 322ff., Welcher, Ep.
Cycl. 1, 147, Art. Orpheus Bd. 3 Sp. 1073 f. —
2) Sohn des Magnes und der Meliboia (Stadt-
name in Magnesia südöstlich vom Ossa). Liebe
zu ihm flöl'ste Aphrodite der Kleio ein, aus
Zorn darüber, dai's sie ihr die Liebe zu Adonis
vorgeworfen. Aus dieser Verbindung entsprang
Hyakinthos. Apollod. 1, 3, 3. Über den Stamm-
baum s. Müller, Orchom. S. 456 f. Gerhard,
Griech. Mythöl. 2, 224. [J. Ilberg.]
Pietas. Mit den Worten pius und pietas
bezeichnet der Römer dasjenige Verhalten des
Menschen , durch welches dieser allen seinen
Pflichten gegen die Gottheit und gegen die
Mitmenschen im vollen Umfange und in allen
Stücken gerecht wird. Als pietas adversus deos
(Cic. de fin. 3, 73; de domo sua 107; vgl. de
not. deor. 1, 116: est enim pietas iustitia ad-
versiim deos) berührt sich ibr Begriff sehr nahe
mit dem der religio {pietas et religio verbunden
z. B. Cic. de rep. 1, 2; de leg. 2, 26; de har.
resp. 19; Verr. 4, 12; pietas, sanctitas, religio
de not. deor. 1 , 3 ; pietas et sanctitas de off.
2, 11), durch welchen er allmählich in der
Weise zurückgedrängt wird, dai's sich pietas
mehr und mehr auf die Bezeichnung des pfiieht-
mäl'sigen und einwandfreien Verhaltens der
Menschen untereinander, speziell solcher,
die durch die Bande des Blutes oder der Ehe
mit einander verbunden sind, einschränkt; vgl.
Cic. de inv. 2, 66 (vgl. 161): religionem eam,
quae in metu et caerimonia deorum sit, appellant,
pietatem, quae erga patriam auf parentes aut
alios sanguine coniunetos officium conservare
moneat; part. orat. 78: iustitia, eaque erga deos
religio, erga parentes pietas . . . nomiuatur; de
rep. 6, 16; iustitiam cole et pietatem, quae cum
magna in parentibus et propinquis, tum in patria
maxima est (singulär ist die Top. 90 gegebene
Unterscheidung atque etiam aequilas tripertita
dicitur esse, una ad superos deos, altera ad
manes, tertia ad homines pertinere; prima pietas,
seeunda sanctitas, tertia iustitia aut aequitas
nominalur , welche Schütz aus diesem Grunde
streicht); sie wird daher oft mit andern Eigen-
schaften, die man seinen Mitmenschen gegen-
über übt, zusammengestellt, mit gratia (Cic. de
inv. 2, 66), fides (Cic. part. orat. 78. Syr. sent.
app. 44 Bibb.: patri pietatem, amicis praestabis
fidem), amicitia (Lucr. 3, 83 f.). Nur in diesem
engeren Sinne ist Pietas ursprünglich personi-
fiziert und unter die Götter aufgenommen wor-
den. Die Personifikation findet sich schon bei
Plautus (sicher Cure. 639: o Pietas mea, serva
me, quando ego te servavi sedido, vielleicht auch
10 Asin. 506 und Bacch. 1176), fehlt dann aber
in der augusteischen Poesie gänzlich, um weiter-
hin bei Seneca (Phaedr. 903; Thyest. 249. 559;
vgl. (Jctavia 160. 911), Statius (Theb. 10, 780.
11, 98), der anknüpfend an die ovidischen Verse
metam. 1, 149 f. vieta iacet pietas et virgo caede
madentes ultima caelestum terms Astraea reliquit
die summa deum Pietas (silv. 3, 3, 1) mit Vor-
liebe der Astraea -iustitia (Dike) gleichsetzt
(silv. 3, 3, 1. 5, 2, 92. 5, 3, 72. 89), und Clau-
•20 dian an zahlreichen Stellen zu erscheinen (in
Rufin. 1, 53; paneg. in Manl. Theod. 168; de
VI consul. Honor. 586), häufig mit anderen
Personifikationen wie Virtus, Fides, Concordia,
dementia, Constantia u. a. verbunden. Unter
den Eigenschaften, propter quae datur homini
ascensus in caelum und denen darum Bomae
dedicata publice templa sunt, nennt Cicero (de
leg. 2, 11. 28) Pietas neben Mens, Virtus und
Fides. Der Tempel der Pietas, auf den Cicero
30 hier anspielt, lag vor der Porta Carmentalis
am Forum holitorium und war von M.' Acilius
Glabrio im J. 563 = 191 in der Schlacht gegen
Antiochos bei den Thermopylen gelobt und
bald darauf begonnen, aber erst zehn Jahre
später von dem gleichnamigen Sohne des Ge-
nannten als Duovir aedi dedicandae geweiht
worden (Liv. 40, 34, 4 ff. aedes duae eo anno
— d. h. P. Cornelio Lentulo 31. Baebio Tam-
philo consulibus — dedicatae sunt, una . . .
40 altera in foro holitorio Pietatis. eam aedem de-
dieavit M.' Acilius Glabrio duumvir statuam-
que auratam — eine statua aurata equestris
macht daraus Val. Max. 2, 5, 1, der die Stelle
nachlässig ausschreibt und die Daten des Ge-
löbnisses und der Weihung miteinander ver-
wechselt — , quae prima omnium in Italia est
statua aurata, patris Glabrionis posuit. is erat,
qui ipse eam aedem voverat, quo die cum rege
Antiocho apud Thermopylas depugnusset, loca-
50 veratque idem ex senatus consulto). Der Anlafs
des Gelöbnisses ist nicht bekannt (eine Ver-
mutung darüber bei Wissowa, Beligion u. Kultus
d. Bömer S. 275), apokryph ist jedenfalls die
von Festus p. 209 und Plin. n. h. 7, 121 (mit
diesem übereinstimmend Val. Max. 5„ 4, 7,
der aber den Tempel nicht erwähnt; Quelle
beider sind wahrscheinlich die Exempla des
Cornelius Nepos, vgl. F. Münzer, Beitr. z.
Quellenkritik d. Naturgesch. d. Plinius S. 326 f.)
60 mit einer wesentlichen Abweichung erzählte
Geschichte von dem Beweise ganz aufsergewöhu-
licher pietas, den eine Tochter dadurch geliefert
habe, dai's sie ihren im Gefängnis schmachten-
den Vater (so Festus, die Mutter nennen Plinius
und Yalerius Maximus) mit der Milch ihrer
Brüste am Leben erhalten habe: das ist die
vielfach bezeugte Geschichte von der 'säugen-
den Tochter' (vgl. G. Knaack, Zeitsdir. f. ver-
2501
Pietas
Pietas
2502
gleich. Litt. -Gesch. N. F. 12, 450 ff.), die in der
hellenistischen Litteratur und Kunst auf den
Namen von Mykon und Pero geht {Vol. Max.
5, 4 ext. 1. Hygin. fab. 254; pompejanische
Wandgemälde Heibig nr. 137G, Sogliano nr. 599
und neuerdings im Hause, des M. Lucretius
Fronte, mit beigeschriebenem lateinischen Epi-
gramm, Notiz, d. Scavi 1900, 199, vgl. Buecheler,
Rhein. Mus. 56, 1901 S. 156. A. Mau, Rom.
republ. Rom. 1, 539 nr. 1), deren Vorderseite einen
nach rechts gewandten Frauenkopf mit Diadem,
Ohrringen und Halsband und dabei die Bei-
schrift PIETAS zeigt; aus welchem Grunde der
Münzmeister den Kopf der Pietas auf seine
Münzen setzte, wissen wir nicht, welche Art
von pietas aber gemeint ist, zeigt die Revers-
prägung, die einen der frommen Brüder von
Katana darstellt, wie er seinen Vater auf den
Mitteil. 16, 1901 S. 351; pompejanische Terra- 10 Schultern vor einem Ausbruche des Aetna rettet
Ein ganz ähnlicher Kopf erscheint auf den von
Q. Caecilius Metellus Pius im sertorianischen
Kriege (anders A.Kluegmann, Ztschr. f.Numism.
8, 1881 S. 68, kaum mit Recht) geprägten
Denaren (= Abb. 2. Babelon
a. a. O. 1, 275 nr. 43. 44;
cotten Rom. Mitteil. 13, 1898 S. 20) und hier
mit der Tempelgründung in gar keinen inneren
Zusammenhang gesetzt ist (nach Plinius steht
der Tempel an der Stelle des Gefängnisses,
nach Festus dort, wo die fromme Tochter ge-
wohnt hatte). Wenn Plinius die Stiftung des
Tempels C. Quinctio M.' Acilio coss. d. h. (wenn
wir T Quinctio herstellen) 604 = 150 ansetzt,
so mufs das auf einem Irrtum entweder von
ihm oder seiner Quelle beruhen; denn die neuer- 20 Mannes, Babelon a. a. 0. 1,
dings von R. Delbrück (Die drei Tempel am 273 nr. 38, nicht als Pietas
Forum holitorium in Rom [Rom 1903] S. 6)
vertretene Ansicht, dafs es sich um zwei ver-
schiedene Tempel handele, ist dadurch aus-
geschlossen, dafs Festus den Tempel, an dem
dagegen ist die Frau auf
dem Zweigespann auf äl-
teren Denaren desselben
zu erklären, vgl. Mommsen,
Ztschr. f. Numism. 2, 1875 2) Denar (Avers) des
S. 43) : zwar fehlt die Bei- Q- Metellus Pius
schrift, aber die schon durch (Babelon a. a. O. l, 275
das Cognomen Pius nahe nr' 4 '*
1) Denar des M. Herennius (Babelon, Monn. de la rip.
Rom. 1, 539 nr. 1).
gelegte Deutung auf Pietas
wird sicher gestellt durch das Beizeichen des
Storches; denn die ciconia pietaticultrix (Publ.
30 Syr. frg. 8 Ribb.) begegnet als Symbol der
Pietas sowohl auf den noch zu erwähnenden
Denaren des M. Antonius als vereinzelt noch
in der Kaiserzeit (z. B. Cohen, monn. imper}
Adrien nr. 1032 — 1036). Er war vielleicht im
Kultbilde eines der beiden genannten Tempel
der Göttin als Begleiter beigegeben, auf Grund
des vielfach bezeugten Volksglaubens, dafs der
Storch als evasßtavarov t^acav seine alten Eltern
ernähre (Aristoph. Ar. 1353 ff. Plat. Älcib. 1,
die Legende haftete, ausdrücklich als aedem
consecratam ab Acilio bezeichnet. Zur Zeit des
Plinius, vielleicht schon zu der seines Gewährs-
mannes, war der Tempel verschwunden (ubi 40 135 E. Aristot. hist. anim
nunc Marcelli theatrum est), er war den Plänen 9, 615 b 23. Plin. n. h. 10,
Caesars, der für die Erbauung des späteren
Marcellustheaters hier ganze Gebäudekomplexe
abbrechen liefs (Cass. Dio 43, 49, 3), zum Opfer
gefallen. Daher suchen wir seinen Stiftungs-
tasr vergeblich in den Hemerologien der au-
gusteischen Zeit. Wohl aber bezeugen diese
die Existenz eines andern Tempels der Pietas
in derselben Stadtgeo-end, beim Cirkus Flami
63. Aelian. nat. anim. 3, 23.
10, 16. Babr. 13 und mehr
bei A. Marx, Griech. Mär-
chen von dankbaren Tieren
S. 53 Anm. 2). In ganzer
Figur begegnet uns Pietas,
durch Beischrift gesichert,
als Reversbild einerseits auf
nius, dessen Stiftungstag auf den 1. Dezember 50 den von Sex. Pompeius nach
fiel (fast. Amit. C. I. L. I2 p. 335: Neptuno
Pietati ad circ(um) Flami n(i um)) und den Ob-
sequens bei Gelegenheit eines Prodigiums be-
reits im J. 663 = 91 erwähnt (Obsequ. 54 [114]
aedis Pietatis in circo Flaminio clausa fulmine
■icta; dasselbe Prodigium meint Cic. de divin.
1, 98). Über die Auffassung des Gottesdienstes
in diesen Tempeln fehlt es uns begreiflicher
Weise an Zeugnissen, dafs aber die Göttin nicht
3) Denar (Revers) des
L. Antonius (Babelon
a. a. O. 1, 173 nr. 43).
der Schlacht bei Munda in
Spanien geschlagenen Münzen (= Abb. 3.
Babelon a. a. O. 2, 350 nr. 16. 17), anderer-
seits auf den Denaren, die L. Antonius als
Konsul im J. 713 = 41 im Namen seines
Bruders, des Triumvirn M. Antonius, prägen
liefs (Babelon a. a. O. 1, 173 f. nr. 43—46); die
Göttin ist stehend in voller Gewandung dar-
gestellt, auf den Münzen des Pompeius trägt
als Repräsentantin allgemeiner Frömmigkeit, 60 sie im linken Ann ein Scepter, in der Rechten
sondern treuer und aufopferungsfreudiger An-
hänglichkeit zwischen Verwandten, insbesondre
Eltern und Kindern, verstanden wurde, zeigen
die Münzen mit der Darstellung der Pietas,
die sie durchweg in diesem Sinne darstellen.
Die ältesten sind wohl die Denare des M. Heren-
nius etwa aus dem ersten Jahrzehnt (= Abb. 1)
des ersten Jhdts. v. Chr. (Babelon, Monn. de la
einen Ölzweig, auf denen des Antonius in der
Linken ein Füllhorn, in der Rechten auf dem
einen Münztypus (nr. 45. 46) einen undeutlichen
Gegenstand, den man für einen kleinen Altar
mit brennender Flamme erklärt, auf dein andern
(nr. 43. 44) ein Steuerruder, das auf eine Ver-
mengung der Begriffe von Fortuna und Pietas
hinweist (Eckhel, Doctr. num. 6, 43j; der Storch
79*
2503
Pietas
Pietas
2504
steht auf dem letztgenannten Typus zu Füfsen
der Göttin, auf dem andern sind auf dem Rande
des Füllhorns zwei Störche sichtbar. Der Sinn
des Bildes der Pietas auf den Münzen beider
Männer ist völlig klar: Sex. Pompeius führte
das Cognomen Pius und hat mit der gleichen
Beziehung wie das Bild der Pietas auch die
Darstellung der pii fratres von Katana auf seine
Münzen gesetzt (Babelon a. a. 0. 2 , 353 f.
nr. 25 — 27), bei Munda hatten die Pompejaner
unter der Parole Pietas (Ev6ißi:iu Appian. b. c.
2, 104, vgl. Eckhel a. a. 0. 6, 28) gefochten;
L. Antonius aber hatte geradezu Pietas als
Cognomen angenommen, diä xr\v 7tQÖg xbv adtl-
tpöv tv6iߣLccv (Cass. Dio 48, 6, 4). Warum
der Cäsarmörder D. Postumius Albinus Bruti f.
den Kopf der Pietas (nach rechts, mit Diadem,
Ohrgehänge, und Halsband, Beischrift PIETAS)
auf die Vorderseite seiner während des muti-
nensischen Krieges geprägten Denare (Babelon
a. a. 0. 2, 384 nr. 10; setzte, ist nicht so sicher
zu ermitteln; wahrscheinlich will er damit auf
seine Anhänglichkeit an seinen Adoptivvater
A. Postumius Albinus, Cos. 655 = 99, hinweisen,
dessen Kopf er ebenfalls auf seine Denare ge-
setzt hat (Babelon a. a. 0. S. 385 nr. 13).
In der Kaiserzeit hat Tiberius grofsen Wert
darauf gelegt, seine Sohnestreue gegenüber
Livia durch Denkmäler der Pietas zu dokumen-
tieren; Zeugnisse dafür sind sowohl Münzen,
die auf der Vorderseite das verschleierte Haupt
der Kaiserin Mutter mit der Beischrift PIETAS
tragen (Eckhel a. a. 0. 6, 150 f.; vgl. ebenda
157 die Münze von Cäsaraugusta in Spanien,
die auf der Vorderseite denselben Kopf mit
der Beischrift PD3TATIS AVGVSTAE, auf dem
Revers einen Tempel mit viersäuliger Front,
offenbar der Pietas, zeigt), als die Altarinschrift
C. I. L. 6, 562 Pietati Augustae ex s(enatus)
c(onsulto), quod factum est D. Haterio Agrippa
C. Sulpicio Gallo cos. TL Claudius Caesar Aug.
Germanicus pont.max.tr ib. pot. III cos. III imp.III
p(ater) p(atriae) dedicavit, aus welcher hervor-
geht, dafs bei der schweren Erkrankung der
Livia im J. 22 (Tac. ann. 3, 64) ein Altar der
Pietas gelobt wurde, dessen Einweihung aber
aus uns unbekannten Gründen erst durch Clau-
dius im J. 43 erfolgte; auf denselben Anlafs
hat mit vollem Rechte A. Mau (Pompeji in
Leben und Kunst S. 102, vgl. Böm. Mitteil.
7, 1892 S. 116) die Weihung des Gebäudes der
Eumachia am pompejanischen Forum zurück-
geführt, dessen Inschrift lautet: Eumachia L.
/'. sacerd(os) publ(ica) nomine suo et M.Numistri
I rontonis fdi chalcidicum cryptam porticus Con-
cordiae Augustae Pietati sua peaunia fecit ea-
demque dedicavit (C. I. L. 10, 810 = Dessau
3785), während die Münzen des jüngeren Drusus
mit dem verschleierten Frauenkopf und der
Inschrift PIETAS (Cohen, Med. imp. 1-, 170 f.
nr. 1, vgl. Eckhel, D. N. 6, 150) vielmehr auf
dessen Schwiegermutter Antonia sich zu beziehen
scheinen (v. Sollet, Ztschr. f. Numism. 6, 1879
S. 61 f.). In ähnlichem Sinne ist auch das
Reversbild der von Antoninus Pius nach der
Konsekration der Sabina geschlagenen Münzen,
ein Altar (der Sabina) mit der Umschrift
PIETATI AVG (Cohen l2, 252 nr. 56. Eckhel,
1). N. 6, 522), sowie die Beischrift PIETAS
neben der Darstellung eines Tempels (wohl des
Hadrian und der Sabina) auf den Münzen des-
selben Kaisers (Cohen nr. 618, vgl. Eckhel D. N.
7, 22) und seiner Gattin (Cohen, Faustine mere
nr. 253—255) zu verstehen. Andre Bedeutung
hat das Bild der Pietas Augusta auf den Münzen
der Frauen des kaiserlichen Hauses, auf denen
sie zwischen zwei Kindern stehend, oft auch
10 ein drittes auf dem Arme haltend dargestellt
ist: so auf Münzen der Matidia (= Abb. 4.
Cohen nr. 8—12),
der Sabina (Cohen
nr. 52—55), der
jüngeren Faus-
tina (Cohen nr.
173 f., vgl. An-
tonin le Pieux
nr. 620-632) u. a.,
20 sitzend mit einem
Kinde zu Füfsen
schon auf denen
der Diva Domi-
tilla (Cohen l2,
426 nr. 4) und der
Domitia (Cohen
l2, 536 nr. 12); die Beziehung
von alimenta für unversorgte Kinder hat bereits
Eckhel (1). N. 6, 468. 7, 40) richtig erkannt.
30 Unter den sonstigen Typen der Pietas verdient
neben der häufigen, aber wenig signifikanten
Darstellung einer sitzenden Frau mit Scepter
und Patera (z. B. Cohen, Adrien nr. 1037 ff.
1045 ff: Sabine nr. 48 ff • Antonin le Pieux
4) Münze der Matidia (Cohen,
impir? 2, 102 nr. 10).
Mid.
auf die Stiftung
nr. 633j insbesondere
zen Traians (Cohen
ein zuerst auf den Mün-
nr. 199—201) auftreten-
der und nachher mit einigen Variationen sehr
häufig wiederkeh-
render (z. B. Cohen,
40 Adrien nr. 1021 ff.
1040 ff. ; Antonin le
Pieux nr. 597 ff. ;
Marc Aurele nr.
464 f.) Typus Erwäh-
nung, in dem die
Göttin , verschleiert
und mit Scepter und
Patera ausgerüstet,
vor einem Altar steht
50 und in dessen Flam-
me libiert (= Abb. 5)
Da auf Münzen des
Commodus diese Darstellung' anstatt der
wohnlichen Legende
5) Münze der Lucilla
(Cohen"1 nr. 53).
PIETAS
ge-
oder PIETAS
AVG die Umschrift AVCTOR PIETAT(Vs) trägt
(Cohen nr. 31—34, vgl. Eckhel D. N. 7, 118),
so dürfen wir diesen Typus durchweg auf die
Fürsorge der Kaiser für die öffentliche Gottes-
verehrung beziehen, und demgemäfs auch die
60 stadtrömische Inschrift aus dem J. 99 n. Chr.
CLL. 6, 563 Pietati imp(eratoris) Caesaris
Divi Nervae fil(ii) Nervae Traiani Aug. Germ.
p(ont.) m(ax.) tr. p. III cos. II p. p. ex s(enatus)
c(onsulto) in demselben Sinne verstehen, zumal
Traians cura sacrorum auch sonst bekannt ist
(vgl. C. I. L. 6, 962). Die Beischrift PIETAS
AVG neben den Emblemen der fünf amplissima
sacerdotum collegia, die sich seit Marc Aurel
2505
Pietas
Pilumnus
2506
(Cohen nr. 450 ff., vgl. Eckhel D. N. 7, 46) auf
den Münzen der Cäsaren zur Erinnerung an
ihre Aufnahme in die Priestertümer findet,
weist nicht sowohl auf den Gottesdienst, als
vielmehr auf das innige Verhältnis zwischen
dem Princeps und dem Cäsar hin, und später
ist die wesentliche Aufgabe der mit dem Stem-
pel PIETAS geschlagenen Münzen, das gute
Einvernehmen zwischen Mitregenten zu be-
C Cor(nelius) Bellicus heres eins ex arg(enti)
libris c(entum) d(edit) d(edicavit) editis circen-
sibus; ähnlich C. I L. 2, 332. 396. 1474. 1611.
1663. 8, 1473). Manche Inschriften lassen in
ihrer Kürze oder Verstümmelung die näheren
Beziehungen nicht erkennen (C I. L. 3 Suppl.
14526. 8 Suppl. 15849. 9, 2112) oder es fehlt
uns die Kenntnis der zum Verständnis nötigen
Tatsachen, z. B. bei CLL. 11, 4772 (Altar
zeugen; Beispiele bieten die Münzen des Ma- 10 aus Spoletium): Pietati [C.J Calvisi C f. Sabini
ximus und Balbinus mit dem Symbol zweier
verschlungener Hände und den Beischriften
Amor mutuus Augg., Caritas mutua Angg.,
Fides mutua Augg., Pietas mutua Augg. (Eckhel
D. N. 7, 305 f.) oder die des Valens mit den
stehenden Figuren der drei Kaiser Valens,
Gratianus und Valentinianus II und der Um-
schrift PIETAS • DDD • NNN • AVGVSTORVM
(Eckhel D. N. 8, 154 f.). Dieselbe Beziehung
6) Rundaltar aus Veii (Monum. d. Inst. 4, 36).
patro nicos. VLIvir(i) epul(onum) cur. max. oder
dem jetzt im Lateran befindlichen Rundaltar
aus Veii( (= Abb. 6), der eine genaue Nachbil-
dung des auf dem römischen Forum befind-
lichen Puteal Libonis darstellt mit der Inschrift
Pietatis sacrum (C. L. L. 11, 3779 = Dessau 3791 ;
Abbildungen Monum. d. Lnst. 4, 36, vgl. Canina,
Annali d. Lnst. 1846, 244 ff. 0. Jahn, Bei: d.
sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1861, 316 zu Taf.
20 8, 4. Beundorf-Schoene, Lateran nr. 440. Heibig,
Führer2 nr. 706). Die neuerdings in Gerasa
gefundene verstümmelte Weihung [Piejtati et
[PJudicitiae (C. L. L. 3 Suppl. 14156 1 = Dessau
3792) gilt vielleicht einer Kaiserin (die Zusam-
menstellung von pietas und pudor hat schon
Ennius trag. 282 Bibb., vgl. Ter. Hec. 152.
Lucr. 3, 83 f.), auf dem Mainzer Legionsaltar
vom 28. März 229 n. Chr. (Westd. Zeitschr. 11,
298 = K. Körber, Böm. Inschriften des Mainzer
30 Museums [Mainz 1897] nr. 15, vgl. A. von
Domaszewski, Beligion d. röm. Heeres [Westd.
Ztschr. 14] 43, welcher Pietati leg(ionis) XXII
pr(imigeniae) [ Alexandr(ianac)] p(iae) ffidelis)
et honori aquilae geweiht ist, verhält sich die
Pietas legionis XXII zu dem Beinamen derselben
pia fidelis (vgl. auch die Wiener Fibula mit
leg. XXII xrnd [Piejtas august(a) CLL. 3 Suppl.
13557) ebenso wie die Pietas auf den Münzen
des Q. Caecilius Metellus und Sex. Pompeius
40 zu dem von diesen Männern geführten Cog-
nomen Pius (oben S. 2502). [Wissowa.]
Pikoloos (IIiY.6Xoog), einer der Giganten,
der aus dem Kampfe der Giganten gegen die
Götter entflohen nach der Insel der Kirke kam
und diese zu vertreiben suchte, aber von Helios,
dem Vater der Kirke, getötet wurde; aus seinem
Blute soll das Kraut [iwlv gewachsen sein hccI
Y.lr\&fivui . . . [i&lv öia xbv uwXov ijroi noXs-
{iov iv m %7t£6tv 6 Qri&als yiyccg. slvai ds ctvtä)
lassen auch manche der Pietas geweihte In-
schriften erkennen, z. B. C I. L. 3 Suppl. 6807
(aus Antiochia Caesarea in Pisidien) Pietati
Augustorum nostrorum Val(erius) Diogenes v.
p. fprjacs(es) provin(ciae) Pisid(iac) und CLL. 50 av&og i'xzXov yälcc^r't Sta 'xbv ccvsXövra Xtvxb'v
L4, 2856 == Dessau 376 (Praeneste) : Pietati For- "HXiov, qI£ccv Ss uücavav diä tb xov yiyavtog
tunae Primig (eniae) votis suseeptis sahns August is
M. Aurelio Antonino et L. Aclio Aurelio Com-
modg Fortunatus venia disp(ensator) eorum
u. s. w., vom 10. August 179. Sonst aber findet
sich Pietas augusta ganz ebenso wie die blofse
Fietas auf Inschriften vielfach ohne jede Be-
ziehung auf das kaiserliche Haus auf Grab-
und Ehrendenkmälern, in denen die zwischen
wtXav alua, kX^avSQog 6 Ildqxog bei Eust.
ad Hom. Od. 1658, 48 ff. Nach Hercher, Jahrb.
f. Piniol. Suppl. 1, 272 (vgl. 290 nr. 13) ist so-
wohl der Name des Giganten Pikoloos als auch
der des Gewährsmannes Alexandros v. Paphos
eine schwindelhafte Erfindung des Ptolemaios
CJiennos. Sollte der Name IlixöXoog vielleicht
im Anklang an die <Pfx' öX6r\v (Hes. Theog.
dem Geehrten und dem Errichter bestehende 60 326) gebildet sein? [Höfer.J
Anhänglichkeit eigens hervorgehoben werden
soll (darum auch Pietas in Grabgedichten,
Buecheler, Anth. epigr. nr. 963, 7. 1552 B 1),
am häufigsten in Spanien (z. B. C I. L. 2, 3265
aus Castulo: Pietati Aug(ustae). Quod Cor(nelia)
C f. Mar u [IIa matejr posituram se ordini Ca-
stulonensiam r[. . .] promiserat in memoriam
L. Cor(nelii) Marulli fili sui, hoc donum illius
Pilosi, rauhhaarige, bocksgestaltige Alp-
dämonen, Belegstellen und Näheres bei Boscher,
Ephialtes 63 f. [Höfer.]
Piluinnus (Piluminus, Non. Marc. p. 528
[Mercier] = 2 p. 185 \Mueller~}) und Picuiimus
(Picuminus, Non. Marc. a. a. O.; Pitumnus,
Serv. A. 9, 4; Interpol. Sero. A. 10, 76), [zur
Erklärung dieser, der Form nach alten Farti-
2507 Pilumnus Pimpleis 2508
cipialbildungen vergleiche man die von Peter Isidor. 4, 11, 5), ja überhaupt zum Erfinder des
Bd. 2 Sp. 215 angeführte Litteratur]. Die älteste Getreidestampfens (Mart. Cap. 2, 158, vgl. Serv.
uns erhaltene Erwähnung dieses Götterpaares A. 9, 4). Die Behauptung (bei Interpol. Serv. A.
ist die von Servius Fabius Pictor, Cons. 619/135 10, 76), er sei mit Stercutius identisch, ist un-
(bei Non. Marc. p. 518 [Merc] = 2, 170, 171 kontrollierbar und scheint auf Verwechslung
[Mueller] Fabius Pictor . . . iuris pontificii lib. 3 : zu beruhen (vgl. Art. Picus). Bei Vergil ist
Pilumus et Picumus). Ungefähr gleichzeitig Pilumnus Ahnherr und zwar Grofsvater des
interessierte sich L. Calpurnius Piso, Cons. Rutulerfürsten Turnus: Verg. A. 10, 75. 76.
634/120, für die Etymologie von Pilumnus 10, 619. 9, 3. 4. 12, 83 und Interpol. Serv. zu der
(Interpol. Serv. A. 10,76: Piso [aitj Pilumnum 10 erstgenannten Stelle. Die Genealogie ist: Pi-
dictum, quia pellat mala infantiae). Das ur- lumnus, Daunus, Turnus. Bemerkenswert ist,
sprüngliche Faktum ist also für Piso die Hilfe des dafs Picumnus bei Vergil nie vorkommt —
Gottes gegen Krankheiten der Kinder — darauf wohl aber Picus. Von Picumnus wufste man
gründet sich sein mifslungener etymologischer weit weniger zu erzählen. Auch er wurde als
Versuch. Die meisten uns erhaltenen Nach- Erfinder des Düngens aufgefafst und mit Ster-
richten scheinen auf Varro zurückzugehen. culinius identifiziert (Serv. A. 9, 4). Abgesehen
Ihm zufolge hat Romulus den Kult des Pi- von den Stellen, wo er zusammen mit Pilumnus
lumnus eingesetzt (Min. Fei. Oct. 25, 8 [da- genannt wird, kommt er nur einmal vor (bei
raus Cypr. Id. 4, 2, 5]). Die Quelle des Min. Non. Marc. p. 518 [Merc] = 2, 170. 171 \Muell.~],
Fei. war Varr. Antiq. Div. lib. 1, vgl. Agahd, 20 wo er dem picus gleichgestellt wird; selbst an
Varronis Antiquitatum Herum Divinarum lib. 1, dieser Stelle ist Pilumnus in einem Nebenzitat
15u. s.w. p. 157. 158. Wertvoller ist eine auch vorhanden. Endlich versuchte man die beiden,
aus Varro stammende, sich auf den Kultus des Pilumnus und Picumnus , durch Gleichsetzung
Pilumnus beziehende Nachricht, worin Pilumnus mit Castor und Pollux zu erklären (Interpol.
als Schützer der neugebornen Kinder gegen die Serv. A. 9 , 4). Trotz des engen Zusammen-
Angriffe des Walddämons Silvanus erscheint hanges von Pilumnus und Picumnus darf man
(Augustin, C. I). 6, 9 [aus Varro Antiq. Div. 14; wohl fragen, ob vielleicht die Verbindung nicht
vgl. Agahd a. a. 0. p. 177]: mulieri fetae post erst eine Erfindung der Späteren ist. Zwar er-
partum tres deos custodes commemorat [Varro] scheinen die zwei Namen zusammen in einem
adhibere, ne Silvanus deus per noctem ingre- 30 Zeugnisse aus dem zweiten vorchristlichen Jahr-
diatur et vexet; eorumque custodum signifi- hundert (bei Servius Fabius Pictor a. a. 0.) und
candorum causa tres homines noctu cireuire li- doch mag das Wesen der zwei Götter schon
mina domus et primo Urnen securi ferire, postea damals sehr unklar gewesen sein. Varro scheint
pilo, tertio deverrere scopis, ut his datis culturae die Verbindung angenommen zu haben. Be-
signis deus Silvanus pröhibeatur intrare, quod trachten wir aber das Wesen des Picumnus,
neque arbores caeduntur ac putantur sine ferro, so sehen wir nichts andres als ein Schatten-
neque far conficitur sine pilo, neque fruges coa- bild, einen Doppelgänger des Picus. Das ein-
cervantur sine scopis; ab his autem tribus rebus zige Mal, wo Picumnus ohne Pilumnus vor-
tres nuneupatos deos, Intercidonam a securis kommt (Non. Marc. p. 518 [Merc.]), wird er
intercisione , Pilumnum a pilo, Deverram ab -10 mit Picus identifiziert und von Aemilius Macer,
scopis, quibus diis custodibus contra vim dei Sil- dem Freunde Vergils, unter die di agrestes
vani feta conservaretur). [Vgl. Boscher, Fphi altes gestellt (auch Picus wird von Augustin, C. D.
90f.j. Diese Auffassung des Pilumnus scheint 18, 15 als deus agriculturae erwähnt), und selbst
derjenigen ähnlich zu sein, die dem Piso bei wo er mit Pilumnus erscheint, ist die einzige
seiner oben angegebenen Etymologie vorge- sich speziell auf ihn beziehende Aussage -
schwebt hat. Auch das Paar Pilumnus- seine Verbindung mit dem Düngen — ein Zug
Picumnus, nannte Varro geradezu 'infantium des Picus.
deos (bei Interpol. Serv. A. 10, 76) und con- Vgl. aufser der am Schlüsse des Artikels
jugales deos (Interpol. Serv. A. 9, 4; vgl. Non. Picus angeführten Litteratur: Peter, Bd. 2
Marc. p. 528 [Merc] = 2 p. 158 [Muell.]), 50 Sp. 213 if. Wissoiva, Bei. u. Kultus d. Böm.
auch beschrieb er den Ritus in seinem 196. 357, 1. [Carter.]
Werke de vita populi Bomani (vgl. Non. Marc. Pilus (?). Nach Hygin. f. 273 p. 147, 20
a. a. 0.; Varro de vita populi Bomani lib. 2: Schm. tötet Kyknos, der Sohn des Ares, bei
natus si erat vitalis ac sublatus ab obstetrice, den Leichenspielen des Pelias tPilum tDiodoti
statuebat ur' in terra, ut aspiceretur, num rectus filium. Für Pilum vermutet Engelmann Bd. 2
esset; deinde dis coniugalibus Pilumino et Picu- Sp. 1691, 13ff. (s. v. Kyknos) Lycum. [Höfer. |
in ino in aedibus lectus sternebatur; vgl. Varro Pimpleis, -ides, (71/ [ntli]is, -idsg), Beiname
bei dem Interpol. Serv. A. 10, 76). Die sonstigen der Musen von dem Orte ni^7rla oder TTi'fz-
Zeugnisse bestehen gröfstenteils aus etymolo- nleiet am Nordostfufse des Olympos bei Dion
gischen Versuchen und sind ziemlich wertlos, co in Pierien, wo sie verehrt wurden und Orpheus
Man brachte den Namen (wie schon Varro, vgl. gelebt haben soll, ni^nla Strab. 10, 3, 17;
die oben angeführte Stelle aus Augustin) mit ni^ntlsia Callim. hymn. in Del. 7; Lykophr.
jiilum, Mörserkeule, zusammen und zwar, indem 275; Strab. 7 p. 330 fr. 17; 9, 2, 25; Nonn.
man ihn zum Erfinder * des pilum machte Dionys. 13, 428; Hygin. Fab. 14 p. 44 (nach
(Interpol. Serv. A. 10, 76: propter pilum inventum Konjektur); die Gegend ni^7Tlnidg Schol. Apoll.
. . . ita appellatus est; Plin. N. H. 18, 10; um- Bhod. Argon. 1, 25 (TT. %iqqiov kcczu nitgiav
gekehrt soll die Mörserkeule nach ihm benannt ol da öoog @QÜY.r\g, 01 de xqtJvtjv xert xöninv
sein; Serv. A. 9, 4: ab ipso et pilum dictum est; zr)? Ilisqicig). Von einem Felsen, a-Koitii]
2509 Pinakos Pipius 2510
niu7th]ig, bei dein Kalliope den Orpheus gebar, 9, 23, 3 erhielt Pindaros den gleichen Anteil
spricht wie dieses Apolloniosscholion der Dichter beim Opfer wie Apollon, wobei der Priester
selbst a. a. 0.; vgl. Schol. Callim. hymn. in Del. 7 zu rufen pflegte: Tliväagog iitl xb dslnvov xm
(IlifntXsicc ögog 0QciKris, isobv Movß&v), Tzetz. ftew bez. nivdagog i'rco iitl xb Stlitvov xov
ad Lykophr. 275 (nolig Kai ögog %al y.qt\vx\ &eov, Eust. und Thom. Mag. vit. Pind. bei
MccKsdoviag), TLuntlnlg angt] TStym. Magn. s. v. Westermann. Bidygucp. p. 92. Daraus schliefst
Mliiag. Man wird sich daran erinnern müssen Enmann, Kypros u. d. Ursprung d. Aphrodite-
bei der Erklärung von Catull. 105: Mentula kultus in Memoires de l'acad. imper. d. sciences
conatur Pimpleum scandere montem. Für die de St. Petersbourg Ser. VII Tome 34 nr. 13 p. 54 f.
Bezeichnung einer pierischen Quelle mit Pim- 10 (vgl. F. Duemmler, Wochenschr. f. Mass. Phil.
pleia sind die Belege jünger: Stat. Silv. 1, 4, 1887, 1315 = Kl. Schrift. 2,286), dafs Pindaros
25 f. licet enthea vatis excludat Pimplea sitim ursprünglich ein in Delphi mit Apollon zu-
nec conscia detur Pirene (wo Vollmer im Korn- sammen verehrter Heros gewesen sei, den man
mentar S. 286 unter Pimplea die Muse ver- später wegen der Namensgleichheit mit dem
standen wissen will), ebd. 2, 2, 36 f. mihi si Dichter identifiziert habe, vgl. aber auch Bd. 1
cunctos Helicon inrlulgeat amnes et superet Pim- Sp. 2523, 62 ff. Die von Plut. de ser. num. vind.
plea sitim. Hesych. s. v. TLiitlsiav ccl Mov6cci iv 13 erwähnte Sitte, den Nachkommen des Pin-
xm Maxsdovixco 'Olvfiitoa, ccitb xgrjvrig TlntXslag; daros Anteil an den apollinischen Theoxenien
Fest. Pimpleides Musae a fönte Macedoniaedictae zu geben, erklärt Enmann für einen Versuch,
propter liguoris eius unicam subtilitatem; vgl. 20 die aus dem oben erwähnten Verhältnis zwi-
Porphyrio ad Hör. carm. 1. 26, 9. Allerdings sehen Pindaros und Apollon sich ergebende
wird der von itiintlriui gebildete Ortsname mit Schwierigkeit zu umgehen. [Höfer.]
dem Quellenreichtum der Gegend zusammen- Pindeiieticif?). Ein topischer Beiname der
hängen. Maafs, Orpheus S. 136 f. 148 kon- Lares steckt in der bei Chaves (Aquae Flaviae
statiert neben dem makedonischen Pimpla- in Tarraconensis) gefundenen Inschrift C. I. L.
Pimpleia ein thrakisches am Pangaion, vgl. 2, 2471. Obige Namensform schlägt Hübner
dazu oben 0. Gruppe unter Orpheus § 26. zweifelnd vor für für das überlieferte FINDL-
Das Epitheton IltuTilriLdeg für die Musen NEnCIS. [M. Ihm.]
ist durch die hellenistischen Dichter beliebt Pindos (Tlivdog), Sohn des Makedon, Enkel
geworden; damals sang Kallimachos Hymn. 4, 7 30 des Lykaon. Einer gewaltigen Schlange, die
Movaca xbv aoiSbv 0 ftr; Tli^Ttlsiav asißv %%- er auf der Jagd angetroffen, die ihm aber
&0V6IV. Daher haben es die Römer, z.B. Hora- kein Leid zugefügt hatte, brachte er von Zeit
tius Carm. 1, 26, 9 Pimplei (Pimplea die Hss.) zu Zeit seine Jagdbeute, so dafs diese grofse
dulcis; Mart. 11, 3. — In dem Drama Jäcpvig Anhänglichkeit an Pindos zeigte. Als er aber
77 Aixv?Q6r]g des Sositheos kam Thaleia Pim- von seinen drei neidischen Brüdern im Walde
pleia (JT(|U7tÄ7)t'o:) vor als Geliebte des Daphnis. heimtückisch erschlagen wurde , eilte die
die von Räubern entführt und dem Phryger- Schlange herbei , tötete die Mörder und hielt
könige Lityerses mit Herakles1 Hilfe entrissen Wacht bei der Leiche ihres Lieblino-g, bis
wird; vgl. Schol. Theoer. 8, 1 und Serv. ad dessen Verwandte herzukamen. Nach Pindos
Verg. Ecl. 8, 68; Maafs, Orpheus S. 147, 36. — 40 soll der gleichnamige Flufs in Lokris (oder
Pimpleides, Pimpliades Varro de 1. 1. 6, 2; Ilifi- das Gebirge: Tzetz. Chiliad. 4, 338) benannt sein,
Trh]iä§£g Io. Tzetz. de metr. (Cramer, Anecd. Ael. hist. an. 10, 48. Tzetz. a. a. O. ; vgl. Schol.
Oxon. 3 p. 302, 18). Vgl. Pipleia. [J. Ilberg.] in Tzetz. Chil. 4, 333 bei Gramer, Anecd. Ox.
Pinakos (Tliva-aog), ein anderer Name für 3, 357, 30. [Höfer.]
Polydoros, den Sohn des Kadmos und der Pindusa scheint der Name einer iberischen
Harmonia, Schol. Eur. Phoen. 8. [Stoll.] Göttin auf der spanischen Inschrift fbasis1),
Pinalos (nlvalog). Sohn des Tremiles und C. I. L. 2,5876: PINDVS.E | TORNVS | LS-A...
der Praxidike, Bruder des Tloos und des Kra- (Fundort: Cabeza del Griego, Conventus Car-
gos, Polycharmos in der Inschrift aus Sidyma thaginiensis). [M. Ihm.]
bei Benndorf-Niemann, Reisen in LyJcien und 50 Pinos {TLlvog), ein Sohn des Numa, von wel-
Karien S. 77 nr. 51 B. Quelle für diese Genea- chem die Pinarier abstammen sollten, Plut.
logie des Polycharmos ist nach Stemplinger, Num. 21. S. Bd. 1 Sp. 2286, 44ff. Sp. 2924ff.
Studien zu den 'E-frvz.xa des Steph. v. Byz. [Stoll.]
(Progr. Maximilian-Gymn. München 1902) S. 31 ff. Pion (Tlicov), Berggott, s. Peion und Imhoof-
Hekataios. Bei Panyasis fr- 17 Dübner aus Blumer, Kleinasiat. Münzen 1, 19 Anm. zu
Steph. Byz. s. v. TQtfiiln heilst Pinalos mit nr. 8. — Nicht als Berggott, sondern nur als
Wechsel der Liquida JZ/rorpo?, seine Mutter Beischrift zu dem realistisch dargestellten Berg
Prasidike eine ogysische (= lykische, Steph. fafst Ad. Gerber, Naturper-oniflk. in Poesie u.
Byz. s. v. 'Slyvyia) Nymphe; als weiterer Bru- Kunst d. Alten (Jahrb. f. Phil. Suppl. 13 [1882])
der wird noch Xanthos hinzugefügt, vgl. Treuber, eo S. 313, 54 TIsiav auf; in dem dargestellten
Gesch. der Lykier 20. Alle genannten Heroen Gotte erkennt er einen Flufsgott. [Höfer ]
sind Eponymen von lykischen Städten, vgl. Pionis (Tliovig), ein Nachkomme des Hera-
Strabo 14, 665. Steph. Bifz. s. v. Kgäyog. kies, der die Stadt Pioniai in Mysien gegrün-
[Höfer.] det haben sollte, Paus. 9, 18, 3. [Stoll.]
Pinaros s. Pinalos. Pipius. Die Inschrift eines kleinen, bei
Pindaros (TJivdaQog). Nach Paus. 10, 24, 5 Vallauris (Alpes-Maritimes) gefundenen Altars
befand sich im Tempel des Apollon zu Delphi Cin colle qui dicitur le Pioulef) lautet C. I. L.
ein eiserner &QÖvog IlivdäQov, und nach Paus. 12,5722; Pipio v(otum) s(oloit) l(ubcns) m(erito)
2511 Pipleia Pistis 2512
Nasidia Epictesis. Es ist wohl irgend ein Inv. Waddington nr. 5837 Taf. 15, 20) öfters
topischer gallischer Gott. Mowat, Bulletin dargestellt findet'. [Höfer.]
epigr. 5 p. 142 f. denkt an eine Ableitung von Pisidikoi Theoi (Uiaioi-Aol fttoi) begegnen
pipiare ('wimmern', TertuUian) 'dien qui prc- auf mehreren Inschriften aus dem heutigen
sid-e aux vagissements des nouveau-nes' und ver- Dodru Agha in der Nähe des alten Termessos,
gleicht den deus Vagittmus. [M. Ihm.] C. I. G. 2, 4380s = Papers 2, 28 p. 31 =
Pipleia (iUnXsuc), Nymphe, Geliebte des Bamsay, Cities etc. 1, 271 nr. 95: d' xig xovxo
Daphnis (s. d.), Serv. Verg.Ecl.8, 68. Beitzenstein, xb uvtjusIov aStv.rjasi, fteüv IIi6idixwv y.£%co-
Epigramm u. Skölion 259 ; s. Pimpleis. [Höfer.] Xm^svcov xv%otxov (sie!), Papers 2, 29 p. 31. 30
Pipleiai s. Pimpleis. 10 p. 32. Corr. hell. 24 (1900) p. 5(5. 57. 58. Unter
Pisa (Urea), Tochter des Endyniion, nach den &toi ITiffidixoi sind, wie aus der inhaltlich
welcher die Stadt Pisa in Elis benannt sein gleichen Inschrift (Papers 2, 31 p. 32) hervor-
sollte, Schol. Theoer. 4, 29. Schol. Find. Ol. geht, zwei mit den griechischen r'HXtog und
1, 24. 28. [Stoll.] EtXrivr] identifizierte barbarische Gottheiten zu
Pis(s)aios (TLi6(a)aiog) , Beiname des Zeus in verstehen, vgl. d. Art. Mondgöttin 3127, 20 ff.
Olympia, Themist. or. 16 p. 202b = p. 247 [Höfer.]
Bindorf, Clem. Alex. Strom. 7 p. 860 Potter Pisos (Tllaog, Paus. Tlißog), 1) Sohn des
= 468 Migne. Anonym. Ambros. in Anecd, Perieres, Enkel des Aiolos, Gemahl der Arka-
var. ed. Schoell-Studemund 1, 265, 80. Anonym. derin Olympia, Gründer von Pisa in Elis, Paus.
Laurent, elend. 266, 70. Schol. Theokr. 4, 29. 20 6, 22, 2. Et. M. p. 623, 16. 673, 13; dargestellt
Stat. silv. 3, 1, 140. Theb. 1, 421. Scnec. Agam. auf dem Kasten des Kypselos in Olympia,
930 (996). Greg. Naz. or. in Jul. 1 p. 115 Paus. 5, 17, 2. Bei Schol. Theoer. 4, 29 heifst
Maur. Nonn, Abb. ad Greg. or. in Jul. 1, 43 er Sohn des Aphareus (also Enkel des Perieres).
vol. 36 Migne p. 1007. Basil. Mimim. ebend. S. Peisos. — 2) Ein König der Kelten, Sohn
p. 1109. Inschrift aus Milet: Jibg 'OXv(iniov des hyperboreischen Apollon, welcher Pisa in
TliiGaLov, C. I. G. 2,2867. Vgl. die Sessel- Etrurien gegründet haben soll, Serv. V. Arn. 10,
inschrift aus dem Dionysostheater in Athen : 179. [Stoll.]
<pa.iövvxi]g Jibg i% nier\g, C. I. A. 2, 283. [Höfer.] Pistios (FLlaxiog), Beiname des Zeus als des
Pisaios (Jliaalog, Pisaeus, von der tuskischen Hortes des Eides und der Treue (= "Üpxios),
Stadt Pisae), ein Tyrrhener, Erfinder der Axt, 30 entsprechend dem römischen Fidius, der auch
der Tuba oder Salpinx, der Schiffsschnäbel, Sancus heifst, Bion, A. B. 2, 49. Anonym, Laur.
Plin, 7, 57. Phot, Lex. s. v. AvatoaaX7tiyy.xug. Anecd. Scholl- Studemund 1, 266, 78. Varro L. L.
Müller, Etrusker 1, 299. 2, 210.' [Stoll] 4, 10; vgl. Em: Med. 169. Soj)h. O. C. 1767.
Fisides (TLiGiörig), Heros Eponymos der Preller, Gr. MyfhA 1,151. Rom. Myth.s 2, 270f.
Pisider, Eust, ad Bionys. Per. 858. Seine Lauer, System 208. S. Dius Fidius. [Stoll.]
Tochter Kaldene, auch Chaldene (s. d. und Pistis (IJiaxig), die Göttin der Treue und
Treuber, Geschichte d. Lykier23 Anm.) genannt, des Glaubens, ^yülr\ &t6g genannt bei Theogn.
war von Ares oder Zeus Mutter des Solymos, 1137, neben jU-q angerufen, Orph.Hymn.prooim.
Etym, M. 721, 43, wo statt Kcädrjvrig xfjg 25. Nach Biogen. 2, 80. Apostol, 4,25 gab
IJiaiov zu lesen ist üiaiSov. Danach ist die 40 es in Athen ein hgbv TJi6x£cog. In der Pistis,
verderbte Stelle bei Rufinus, Recognit. 10, 21 deren Statue delische Kompitaliasten den Göt-
zu heilen: (Iuppiter vitiat) . . . Chalceam nym- tern weihen (Kou7ftxcdia6xcu ysrouivoi xi]v
pham, ex qua nascitur Olympos. Die Reco- niaxiv &eolg ai>£&rix.ccv, E. Loewy, Inschr . griech .
gnitiones des Rufinus sind bekanntlich aus dem Bildhauer nr. 306 S. 218 f.) erkennt Hauvette-
griechischen Texte des Clemens Bomanus über- Besnault, Corr. hell. 7 (1883), 12 f. die römische
setzt; in den Homilien des Clemens findet sich Fides, Bittenberger, Sylloge 1-, 322 p. 511 Anm. 5
nach dem jedesmaligen Namen der Geliebten 'mutuam fidem, quae inter cuiusvis collegii
des Zeus die Angabe il- rjg (Name) yiyvsxai, sodales intercedere debet\ Ein Votivrelief der
An unserer Stelle wird gestanden haben ig Kaiserzeit, in Rhodos gefunden, trägt die In-
HZ HOATMOS yiyvixai. Nachdem aus Ver- 50 schrift ©bäv lVioxiv Zr\iog Ugtvg, Conze, Arch.
sehen das anlautende H von Zölv^og aus- Zeit. 36 (1878), 163. Königl. Mus. zu Berlin,
gefallen war, wurde aus Olvwog, um einen Beschreib, d. ant, Skulpt. 269 nr. 716. Auch
Sinn zu gewinnen, "Olvuitog. Für Chalceam hier läfst es sich nicht entscheiden, ob die
(nach Buecheler, Jahrb. f. Phil 105, 1872 S. 574 römische Fides (= Tliaxtg, Flut. Num. 16. Bion.
= Xalnbicc) wird Chalcedonia nach Antimachos Hai. 2, 75. Bio Cass. 45, 17) gemeint ist.
fr. 16 Bergk 2\ 292: kitb ZoXvuov xov Jibg Auf dem Bd. 2 Sp. 3265/6 abgebildeten Relief
nal KccX%ridoviag zu lesen sein. Vgl. Peisides. des Archelaos von Priene (Literatur b. Jjoewy
[Höfer. | a. a. O. nr. 297 S. 208) ist Iltaxig neben kQsxrj,
Pisidike (IlLßidwrj). Münzen von Kibyra in Mvrnirj (vgl. Bd. 2 Sp. 3079, 52f.) und üoylu
Phrygien tragen über einem Korbe die Inschrift 60 dargestellt ; vgl. Inscr. Gr. Bai. et Sicil, 1295
OEA TTICIAIKH, I mh 00 f- Blumer, Kleinasiat. p. 348. Auf Münzen der epizephyrischen Lokrer
Münzen 2, 525, 3; vgl. 1,258, 31 Taf. 8, 17. Nach bekränzt Uiextg die 'Pm^r}, Eckhel, Boctr. num.
Tmhoof 525 ist ©tu HioidiKi] fdie Bezeichnung vet, 1, 176. Cat. of greek coins in the Brit. Mus.,
der Korb und Fackel tragenden Hekate (?) oder Baly 365, 15; abgeb. Head, Hist. num, 88 Fig. 59.
vielmehr [vgl. Pisidikoi Theoi] der Hekate- Gardner, The types of greek coins pl. 11, 34.
Selene (Boscher Bd. 2 Mondgöttin Sp. 3183), Macdonald, Cat. of greek coins in the Hunter.
die man auf kibyratischen Münzen der Kaiser- Coli. 1, 137, 15 pl. 10, 1. Baumeister, Benkmäler
zeit (Imhoof-Bl.,"Griech, M Unzen 150 Taf. 10,11. 956 nr. 1126. Vgl. Fides. [Höfer.]
2513 Pisto . . . Pittheus 2514
Pisto . . (JIigto . .), unvollständiger Ama- Pitaos (Ilixaog), ein Phryger, Freund des
zonenname auf einer Vase aus Tarquinii, Corey, Midas {Midov für Miqdov Meineke), nach wel-
De Amazonum aut, figuris (Diss. Berlin 1891) chem die karische Stadt IIi.ta.ov noXig benannt
5. 10. Pottier, Vases ant. du Louvre 2, 875 sein sollte, Steph, B. IJixdov [nöXig]. [Stoll.]
p. 83 mit Litteraturangaben. [Höfer. J Pithekos (nl&rptog), König von Barbaren
Pistor, d. i. Müller und Bäcker, Beiname am thrakischen Bosporus, nach welchem der
des Iupiter. Als solcher hatte er auf dem dortige Hafen des Pithekos {Xi[iip> JTitr??xou)
römischen Kapitol einen Altar, welcher am benannt sein sollte, Dionys. Byz. Anapl. Bospor.
Festtage der Vesta, der Herdgöttin, geweiht Thrac. fr. 41 {Müller, Geogr. gr. min. 2 p. 50);
sein sollte. Man erklärte den Beinamen durch 10 s. Frick, Conj. in Dkm. Byz. Anapl. etc. Burg
die Legende, dafs die von den Galliern auf 1865 p. 9. Vgl. Pithon. [Stoll.]
dem Kapitol belagerten Römer, von Iupiter im Pithon {ni&cov), wahrscheinlich Kurzform
Traum gemahnt, alles vorhandene Getreide zu für Uiatjjxos, d. i. einen häfslichen, affenartigen
Brot machten und die Laibe den Feinden auf Menschen. So wurde Teiresias genannt, nach-
Helme und Schilde warfen, worauf die Gallier, dem ihn die argivische Hera, deren Standbild
im Glauben, dafs die Belagerten reichlich mit er verhöhnt hatte, in einen ccvrjg astdrig ver-
Nahrung versehen seien, abzogen. Ov. Fast. wandelt hatte. Vgl. Sostratos b. Eustathios
6, 350 ff. Lactant. 1,20,33. Vgl. Bd. 2 Sp. 731,42. zu Hom. x 492 (p. 1665, 53): (isrä öl xavxa
Der wahre Grund für den Namen war schon xov iv "Agys i dydXaaxog xf]g "Hgag v.axaysXw6av
den späteren Römern unbekannt. Schwende, 20 (Teiresias als Frau) slg avdoa (israßXi^d'rivcci
Myth. d. Römer S. 18 vermutet, dem kapito- ättdi), ag xa! IlL&ojva Xiysß&at. S. auch
linischen Iupiter sei der Beiname eines Brot- R. Wagner im Hermes Bd. 27 (1892) S. 132
gottes gegeben worden mit Bezug auf den u. 135. [Röscher. ]
Brauch, dafs den Flüchtlingen in dem Asyl Pithos (Tli&og, nixxrog), 1) Heros Eponymos
auf dem Kapitol Brot verabreicht worden sei des attischen Demos Pithos in der kekropischen
Preller, Rom. Myth.3 194 will das von pinsere Phyle, wo die ersten Fässer (niQ-ot) gemacht
(= tundere, molere, fi*angere) abgeleitete Wort sein sollten, Steph. B. s. v. Toepffer, AU. Geneal.
durch fZerschmetterer, Blitzschleuderer' über- 256. — 2) Ein alter Diener des Staphylo* und
setzen; vgl. aber Jordan a. a. 0. Härtung, Botrys, welcher in ein Weinfafs verwandelt
Relig. d. Römer 2, 48. 121. [Stoll.] 30 wurde, Nonn. Dkm. 18, 205. 338ff. 19. 38. 20,
Pitane (Ilixdvij), 1) Tochter des Flufsgottes 13. 127 ff. B. Köhler, Über die Dionysiaka des
Eurotas, von Poseidon Mutter der Euadne Nonnoslbi. — 3) Ein Satyr Pithos oder Pythos
(s. d. 1), Find. Ol. 6, 28 (46) ff. ; sie liefs ihre im Heere des Dionysos, in Indien von Tektaphos
Tochter entweder aussetzen, worauf sie Aipytos im Kampfe erlegt, Nonn. Dion. 30, 138. [Stoll.]
(s. d.) fand, oder heimlich zu diesem bringen Pittheis, Beiname der Aithra als Tochter
Schol, Find. a. a. 0. 46; vgl. 47. 48. 51. 52. des Pittheus {Ov. Her. 10, 131), s. Aithra.
95; nach ihr soll das lakonische Pitane be- Pittheus (Ilix&tvg), Sohn des Pelops und
nannt sein, Schol. a. a. O. 46. In dem Sprich- der Hippodameia oder der Dia, Schol. Find.
wort nircivr] dpi (vgl. Alkaios fr. 114 p. 185 Ol. 1, 144; Für. Med, 683; Für. Herakl. 207;
Bergk4), zu dessen Erklärung es heifst: Xtysrca 40 Schol. Eurip. Or. 5; Tzctzes Exeg. in Riad. 68;
öh xaTcc tcöv nvKvcclg 6v\LtpoQuig TtSQtnntTdvTcav Mant. prov. in Paroemiogr. Gr. ed. v. Leutsch
ccpa kkI svTtQdyiaig- tikqÖoov xki rjj Uixävv 2, 94; Ov. met. 8, 622; Herrscher von Troizen,
tokxvtk ovvtßri Tigäyuccza, lov y.cil 'EXXdvLxog Eurip. Med. 680; Suppl. 4; Paus. 1, 22, 2.
(fr. 155) (if^ivvrca- eprfit yccQ ccvxi]v vitb JlsXaa- Strabo (8, 374) erzählt, Troizen und Pittheus
y&v civdocatoSiG&fivea xal nüXiv intb 'EqvQ'qccLcov seien aus der Pisatis eingewandert, und macht
(EgszQitcüv, Siiid. Phot. Kullmer a. a. 0.) iXsv- den P. zum Nachfolger des Tr. in der Herr-
xrsQco&ijvai, Zenob. 5, 61. Phot. 431, 7. Sind. schaft. Genauer berichtet Pausanias (2, 30, 8),
s. v. Ilitdvri aW- Plut. Prov. Alex. 55 erklärt Hyperes und Anthas, Söhne des Poseidon, hätten
H Kullmer, Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. 27 (1902), zwei Städte Hypereia und Antheia gegründet.
480 f. wohl nicht mit Recht Pitane für rdie 50 Als Troizen und Pittheus zu Aetios, dem Sohne
Eurotastochter, natürlich nur eine Personifika- und Nachfolger des Anthas, nach Antheia
tion der Eurotasstadt Pitane'; es ist doch wohl kamen, mufste dieser schliefslich weichen,
die Stadt in Aiolien gemeint, Busolt, Gr. Gesch. Nach dem Tode des Troizen vereinigte Pittheus
l2, 176 Anm. 3. Toepffer, Att. Geneal. 199, 2. beide Städte zu einem Gemeinwesen, das er
E. Meyer, Forsch, z. alt. Gesch. 1, 23, 1 (vgl. Troizen benannte. Hier gründete er auch den
35, 3), Thraemer, Pergamos 190. 270, womit Tempel des Apollo Thearios {Paus. 2, 31, 6),
auch die Lesart 'Egirgdav fällt. Auch Crusius, den Pausanias für den ältesten Tempel hält.
Beiträge zwr griech, Mythol. 7, 3 hält es für Des Pittheus Weisheit, Kunst der Rede und
wahrscheinlicher, dafs die Stadt gemeint ist, Sehergabe waren allgemein berühmt. Vgl.
auf keinen Fall aber dürfe man an die Euro- 60 Theophrast. b. Schol. z. Eurip. Hippol. 264:
tastochter denken, eher noch an eine Heroine üg xa Eiavcpov Xsyöyava. xca Tlir&^cog, olov
der mysischen Stadt (s. d. Folg.), — 2) eine rMt}dhv ayccv\ 'Mnde dixav dneaff?^'. Plutarch
Führerin der Amazonen, Gründerin der Hafen- {Theseus 3) nennt ihn &vi)q Xoyiog iv xolg
stadt Pitane im aiolischen Mysien: Diod. Sic. xöxs Kai aocpäxaxog und berichtet, Hesiod
3, 55; neben ihr werden von Diod. a. a. 0. habe in seinen "Egy. xccl'Hn. sich seiner Weis-
noch Kyme und Priene die ebenfalls nach ihnen heit bedient. Schol. Für. Hipp. 11 heifst er
benannte Städte gründeten, erwähnt, vgl. aocpbg xa! %Qr\6uoX6yog xa! isgbg fteoig. Eurip.
Toepffer a. a. O. 192. [Höfer.] Med. 686. Nach Walz, Rhet. Gr. 4, 43 hat
2515 Pittheus Plakia 2516
er ein Lehrbuch über die Redekunst ge- richter in naher Beziehung zur Unterwelt ( Wide,
schrieben und die Menschen darin unterrichtet. De sacris Troezen. 40. Toepffer a. a. 0. 40, 5)
Pausanias (2, 31, 3) erzählt, dafs er im Tempel steht, so kann man vielleicht an den gleich-
der Musen zu Troizen gelehrt habe, und will bedeutenden Beinamen des Hades EvßovXi-vg,
sein von einem Epidaurier herausgegebenes EvßovXog, BovXtvg erinnern. Die Ableitung von
Buch selbst gelesen haben. Pittheus war der Sohnsen a. a. 0. 53, 140 ff. von einem voraus-
Vater der Aithra und Grofsvater des Theseus, gesetzten alten Adjektivuni nl^-og = lat.
den er auch erzog; II. 3, 144; Eustath. foed-us 'häfslich, garstig, abscheulich', wozu
p. 394; Eur. Herakl. 207 ff.; Eurip. Hipp. 11 auch Tti&-rjxog 'Affe' als Sinnbild der Häfslich-
und 24; Diod. Sic. 4, 59; Quint. Smyrn. 13, 10 keit gehöre (man vgl. synonyme ai6%Qog in der
509 ff. ; Plutarch, Tlieseus 4 und 34; Hygin. Namengebung : Ai'axpav. Aic%qiojv, Ai6%£ag),
f. 14. Über die Vermählung der Aithra mit ist für den Heros IIiT&svg wenig bezeichnend.
Aigeus vgl. Apollod. 3, 15, 7 und Hygin. f. 37. Höfer.]
Auch den Hippolytos (s. d.) erzog Pittheus, da Pitthos s. Pithos.
Theseus denselben, als er die Phaidra heiratete, Pityokaniptes (77m)oxa'ft:rT7]s\ Beiname des
um Zwist zwischen den Geschwistern zu ver- Sinis (s. d.), Plxt. Thes. 8. Apollod. 3. 16, 2.
meiden, zu ihm schickte; Paus. 1, 22, 2; Schol. Hygin. f. 38. Strabo 9, 391. Exe. Strabo 9, 1.
Eur. Hipp. 11. Das Grab des Pittheus wurde Luc. v. h. 2, 23. lupp. trag. 21 bis accus. 8.
zu Troizen gezeigt (Paus. 2, 31, 3). Darauf Nicet. Choniat. De Manuele Com. 4 a. E. p. 195
standen drei Throne aus weifsem Steine, auf 20 ed Bonn. Vgl Theseus. [Höfer.]
denen P. mit zweien seiner Räte zu sitzen Pityrens (HixvQsvg). ein Nachkomme des Ion,
pflegte, wenn er Recht sprach. Vgl. Schneide- König in Epidauros, der nach dem Einfall der
ivin: de Pittheo Troezenio. Göttinger Sommer- Dorier in den Peloponnes dem Derphontes und
Katalog von 1S42 u. d. Art. Theseus. den Argivern nach friedlicher Übereinkunft
[v. Lichtenberg.] seine Herrschaft überliefs und mit seinen Bür-
Nachtrag: Sohn des Pelops, Apollod. Epit. gern sich in Athen niederliefs. Sein Sohn
Vat. 10, 1. Vater der Aithra. Bakchylid. 16, 34. Prokies führte Ionier aus Epidauros nach Samos.
Apollod. Epit. Vat. 6, 2. Dio Chrysost. or. 11 Paus. 2, 26, 2. 7, 4, 3. Müller, Dorier 1, 81.
p. 184 Dindor f. Auf einer Inschrift aus Troizen Curtius, Peloponn. 2, 426. Bursian, Geogr.
heifst dieses Tlir^og &Q£7ttstp(x itoXig, Corr. 30 2, 73. [Stoll.J
hell 24 (1900), 202 nr. 10. Fraenkel, Inscr. Argo- Pitys (iHtvg), eine Nymphe, von Pan (s. d.)
lidis 798 p. 158. Über Dia als Mutter des geliebt; vor seiner Liebe fliehend, ward sie in
Pittheus s. Weizsäcker ob. Bd. 3 Sp. 1762, 35 ff. eine Fichte verwandelt, mit deren Gezweig er
Toepffer. Aus der Anomia 40. v. Wüamowitz, sich gerne das Haupt schmückt, Norm. Dion.
Homer. Untersuch. 222 Anm. 15. Doch hat wohl 2, 108. 118. 42, 259. Lucian. Deor. Dial. 22,4.
Dibbelt, Quaest. Coae mythol. 41 Anm. 1 richtig Long. Daphn. et Chi. 2, 7. 39. M. Müller,
erkannt, dafs bei Schot. Bind. Ol. 1, 144, der Essays 2, 142. Mannhardt, Antike Wald- u.
einzigen Stelle, auf der die Annahme beruht, Feldkulte 131. Vgl. Pan S. 1395. [Stoll.]
dafs des Pittheus Mutter Dia sei, nicht zu Pixodaros (Ui£,6Sagog), s. d. Art. Heros Bd. 1
schreiben sei Ätgsvg, @vt6xr}g . . . Tlir&svg ix 40 gp 2529 Z. 35ff. "und Bohde, Psyche 22, 355, 5.
(ix ist erst ein Zusatz von Heyne) Jiagf 1) Zum Namen vgl. M. Mayer, Hermes 27 (1892),
XQvGMTtog e'£ 'A£,i6%m, sondern üir^vg, Jiag 488. p Kretschmer, Einleitung in d. Gesch.
ri XQvciTTTtog *g k£i6zr)g, so dafs wir statt der a. griech, Sprache 318 f. 358. [Höfer.]
angeblichen Mutter Dia den auch sonst be- Plakia (niama). Nach Apollod. 3, 12, 3
zeugten Bruder des Pittheus, den Dias (s. d. beiratet Laomedon die Strymo, die Tochter des
nr. 3) gewinnen, über die Beziehungen des Skamandros, xara St xlvccg TlXaxiav tr)v
Pittheus zu Athen, für das sich aus dem Namen Atgsag, xett ivlovg de Asvxinnov (so alle
des Demos ni&og bez. IliT&6g vielleicht ein W7r
Demenheros Tli&og oder ütd-svg erschliefsen cod., nur im Parisin. steht XsvkL). Seit Meziriac
läfst, mit dem sich Pittheus ursprünglich deckt, 50 (ad Ovid. I p. 355) schreibt man statt Asvximtov:
vgl. Kirchner, Attica et Pelop. 9 ff. Osk. Wulff, yisvAimtr\v (s. Leukippe nr. 3 und aufserdem
Zur Theseussage (Diss. Dorpat 1892) 168 f. Tzetz. Proleg. Alleg. lliad. 172: 6 Aaoiiiöovrog
M. Mayer, Gig. u. Titanen 29. Maafs, Gott. vlög Tlgla^og xcd A£vximtr\g]. Für Ätgicog ver-
Gel. Anz. 1889, 827. v. Wüamowitz a. a. O. mutet Heyne ad Apollod. a. a. O. p. 753: A'a-
Der Name Pittheus (Zusammenstellung der mit roicog, Hercher: 'Orgscog, was Wagner aufge-
demselben Stamme gebildeten Namen bei 0. nommen hat. Doch wäre, wenn Otreus wirk-
Ifoffmann, Griech. Dial. 3, 608. W. Schulze, lieh gemeint ist, die Änderung Herchers nicht
Kuhns Zeitschr. 33 [1895], 236, 3. Sohnsen, nötig, da nach Etym. M. 637, 3 f. (vgl. Max.
Bhein. Mus. 53 T1898], 137 ff. 58 [1903]. 604. 1) Mayer, Hermes 27 [1-92], 496^) ^Ozgevg e'mo.
bedeutet nach M. Mayer a. a. O. (vgl. J. u. Th. 60 andere Form von Ärosvg ist (vgl. "O^vlog : "ÄEy-
Baunadc, Studien auf d. Gebiete d. Griech. 19 log, Usener, Altgr. Versbau 32). Aber gegen
Anm. 1) fFichtenmann', nach Pape- Benseier, Atreus - Otreus als Vater der Gemahlin des
der es mit Curtius von nsi&co ableitet und Laomedon lassen sich chronologische Bedenken
zu TttCTog stellt, fGutrat' ; ähnlich auch Wulff erheben: Otreus ist nach Schal. Hom. B. 3,
a. a. 0. 170, nach welchem Theseus Thäter', 189 Sohn des Phrygerkönigs Dymas, also —
Pittheus fRater' bezeichnet. Nach Angermann, wenigstens nach Homer (II. 16, 718) — Bruder
Jahrb. f. Phil. 137 fl«88), 5 ist Pittheus Kurz- der Hekabe, der Gattin des Priamos. Danach
form zu Pittakos. Wenn Pittheus als Hades- wäre also eine Schwester des Otreus die Gattin,
2517 Plakia Planeten 2518
eine Tochter des Otreus die Mutter des Pria- dieselbe Parteinahme für die jüngere Linie
mos, eine Schwierigkeit, die sich freilich durch hervor, wie in den Worten, die der Dichter
die Annahme beseitigen liefse, dafs die Quelle (IL 20, 306 ff.) den Poseidon sprechen läfst :
des Apollodor Hekabe nicht als Tochter des ijdn ya.Q IIqmhov ysvsijv >j%&nQ£ Koovicov vvv
Dymas, sondern des Kisseus (s. Hekabe-Kisseus) ds di] Alvsiao ßir\ Towtcoiv ccvä£,si -aal ituidoiv
kannte. Aber dann bleibt immer noch folgende naiS^g, xoi ksv [itxÖTiio&a yivavxai. Will man
Schwierigkeit: Im Hymn. Hom. 3, 111 ff. ge- der Überlieferung bei Joh. Sikeliota nicht jedes
währt Aphrodite als Tochter des Otreus dem Gewicht absprechen, so dürfte sein FLlaxA mit
Anchises ihre Liebe; diese vermeintliche Otreus- der andern Überlieferung riavxrj zusammen-
tochter wäre also eine Schwester der Plakia; 10 gehalten auf ein Flava La hinweisen, einen,
ist aber Plakia wirklich Tochter des Otreus, wie das männliche Glaukos, für die Troas auch
so rückt sie als Gemahlin des Laomedon eine sonst bezeugten Namen; vgl. Glaukia, Tochter
Generation höher hinauf als ihre vermeintliche des troischen Skamaudros, Flut. Quaest. Gr. 41.
Schwester. Demnach erscheint Atreus-Otreus Ferner ist nach Kallimachos (fr. 381 Schneider)
als Vater der Gemahlin des Laomedon kaum bei Schol. Theokr. 13, 25 FLlavxLa (so alle
möglich. Wie steht es aber mit dieser selbst, Handschriften, s. Dübner p. 137, nur Zieglers
mit Tllaxia'? Der Name könnte an das an der Ambrosianus hat Fla.vx.Lcc) eine der Pleiaden,
Propontis gelegene Ulaxia (Herod. 1, 57; vgl. Tochter der Königin der Amazonen, und
Plakiane) erinnern, das vielleicht zu dem phry- diese Flava La ist wohl identisch mit der
gischen Reiche des Otreus gehört haben mag; 20 Amazone Fluv^n, Schol. Townl. Hom. IL 3,
aber die Beziehung zu diesem ILlaxia fällt, 189. Hyg. f. 163. Klügmann, Die Amazonen
wenn Otreus als Vater der Plakia aufzugeben 53 f. Ist aber Glaukia eine Amazone und Tochter
*6
ist. Eine weitere Möglichkeit wäre der Zu- der Amazonenkönigin, so liegt es am nächsten,
sammenhang des Namens FLlania mit dem als Vater den Ar-es anzunehmen. So dürfte
Berge Ulaxog oder LTldxiov (Hom. IL 6, 396. es nicht zu kühn sein, bei Apollod. statt FLla-
22, 479. Strabo 13, 614. Hesych. s. v. FLläxog -Aiav xr]v kxQtcog zu schreiben: FlavAiav xi)v
und V7tö IHdy.<a) und der an seinem Fufse ge- "Agscog. Dem Einwarf, dafs Priamos, der nach
legenen Stadt ©rjßn 'Titoiila%ir\ oder 'Tno-nlä- unserer Vermutung ein Sohn einer Amazone
xtai Qfißai (Hom. IL 6, 397. Demetrios Skeps. ist, die Amazonen als Bundesgenosse der Phryger
bei Athen. 14, 644 a. Tzetz. Prol. Alleg. IL 30 bekämpft (IL 3, 184 ff.), läfst sich begegnen
905. Lyd. de mens. 4, 18 p. 82 Wuensch), einer mit dem Hinweis, dafs die Amazonenkönigin
Gründung eines Pelasgers "Adga^ivg (Schol. Penthesileia nach des Arktinos Aithiopis dem
Townl. Hom. IL 6, 397), kSgd^vaxig (Eust. IL Priamos zu Hilfe kommt. Bei den vielen Be-
649, 45), kxQci(iovg (Schol. A. D. Hom. IL 6, Ziehungen, welche die Amazonen zu Ionien
397). Soll man 'Axoduovg als Vater der Plakia haben (s. Anaia. Ephesos. Penthesileia [Bd. 3
für das bei Apollod. überlieferte kxgsvg ein- Sp. 1923, 2 ff.]. Toepff'er bei Pauly-Wissowa
setzen? Als Tochter dieses Atramus wird je- Bd. 1 Sp. 1757f.), könnte die Amazone Glauke-
doch Thebe genannt, die Herakles im Wett- PlaukiaEponyme des ionischen Glauke (Tlmk. 8,
kämpf gewann und nach der er die von ihm unter 79) oder Glaukia (Steph. Byz.) sein. [Höfer.]
dem Phakionberge gegründete Stadt Thebe 40 Plakiane (niamavr\), Beiname der Götter-
Hypoplakie nannte. Ein Name FLlaxia scheint niutter nach der zwischen Kyzikos und der
sich auch zu finden für eine Tochter des troi- Mündung des Rhyndakos gelegenen Stadt Plakia;
sehen Kyknos, des Herrschers von Kolonai, das ein Uqov xf\g Mi]xobg xi]g IIlaxiavi]g befand
nach Strabo 13, 588 von Troia 140 Stadien sich auch in Kyzikos, C. I. G. 2, 3657. Athen.
entfernt ist: bei Johannes Sikeliota ed. Stary Mitth. 7 (1882), 155 f. Lolling, Der Kult der
(Progr. Staats-Gymn. Graz 1892) S. 6 ist über- Kybele aus Plakia in Athen. Mitth. a. a. 0. 151 ff.
liefert xrjv frvyaxtQa avxov (des Kyknos) Tllä- 0. Bubensohn, Die Mysterienhciligt. in Eleusis
nav. Es läge nahe, den Namen in Illaxiav u. Samothrake 173 f. 221. 225. Die Vermutung,
zu korrigieren, wenn nicht die anderen Quellen, dafs bei Paus. 5, 13, 7 statt IIa6xrivr]g zu lesen
die diese Tochter des Kyknos noch erwähnen 50 sei niaxiavi)g, wie auch Lolling a. a. 0. 153
(Tzetz. Proleg. Alleg. IL 877. Joh. MalaJas noch meinte, ist zurückzuweisen, s. Plastene.
p. 125 = p. 99 ed. Bonn. Dictijs 2, 13), sie [Höfer.]
übereinstimmend Flavxr\ nennen würden. Da- Planciana, Beiname der Diana, deren Kult
gegen erscheint es unbedenklich, dafs, während in der gens Plancia, wie in andern Familien
sich Anchises einer Tochter des Otreus ver- (Cic. de harusp. resp. 15, 32) wohl besonders
mahlt, der etwas ältere Priamos eine Schwester gepflegt wurde, auf der Inschrift bei Ürelli
des Otreus zur Gattin erhält. Die beiden nr. 2880. Visconti, Mus. Pio-Clem. 2, 21 Anm. a.
Linien des troischen Königshauses, die ältere Eekhel, Doctr. num. cet. 5, 275. Babelon,
(Priamos -Hektor) und die jüngere (Anchises- 3Io>uiaies de la republ. Born. 2, 317f. [Höfer.j
Aineias) stehen in einem gewissen Gegensatze w Plane (IUccrn) oder Pianos (TLlävag), der
sich eifersüchtig gegenüber (Hom. IL 13, 460 ff. personifizierte Irrtum auf dem Pinax des Kebes
20, 181; vgl. 5,_ 265ff). Auf diesen Gegensatz (c. 5. 14. 17. 18). [Höfer.]
scheint der Dichter des Homer. Hymnus mit Planeten*) (Ttlavnxu \daxga] Plat. u. s. w.
Parteinahme für die jüngere Linie anzuspielen: xlavw[itva, 7tla£6[L£va, nlävr\xi:g* Ttlavijxui
Priamos hat eine Schwester des Otreus zur [äaxt oag~\ , Gegens. catlavi] [aaxga], dixlavslg
Gemahlin eine Tochter des Otreus naht sich t) Die Falmenkorrektur die8es Artikels hat Herm
in Liebe dem Anchises, aber die Otreustochter Dr. F_ Boll in München vorgelegen, welcher die grofse
entpuppt sich als Aphrodite. So tritt hier Freundlichkeit hatte, mir mehrere sehr wertvolle Zu-
2519 Planeten Planeten 2520
äaztQtg), (stellae erraticae, errones, errantesy Sonnenmythen, Ztschr. f. Ethnol. 1875, 305 ff.,
und Planetengötter. Um die an die Planeten wo noch weitere Parallelen zu finden sind),
geknüpften religiösen Vorstellungen und Mythen Ion b. Aristoph. Fried. 836 f. u. Schol. [= fr gm.
richtig zu verstehen, empfiehlt es sich, von deren 10 Bergk~\. Plat. in Anth. PI. 7, 670 u. Anth.
relativ ältesten echt griechischen Be- app. 329. Ein Kult des 'Eüog bestand vielleicht
nennungen auszugehen. im östlichen (opuntischen) Lokris; wenigstens
1) Diese sind für die Venus, den gröfsten erscheint auf den Münzen der Aoxgol ol 'Hotoi
und leuchtendsten unter ihnen*), folgende: (Bursian, Geogr. v. Gr. 1 187, 1) der scoog aaxiqg
a) 'Ecoacpogog (dor. 'Aoi6cp6gog): Hom. 11. (Head, H. nu. 285; vgl. Strab. p. 416 u. Wila-
W 226: r/fM>s d' Ecoocpogog stet cpocog igscav iitl 10 mowitz a. a. 0. 417 f., der den Heosphoros für
yalccv. Od. v 93 : svr aaxijg vittQ£6%£ cpaäv- den göttlichen Ahnherrn der Lokrer hält). Im
xaxog, Ög xe ^.äXißxa \ t[g%Exai ccyyilXwv cpäog Zusammenhang damit steht der von Serv. z.
ijovg T]Qiysvsir\g. Hesiod. Thcog. 381: xovg äs Verg. Ecl. 8, 30 bezeugte ötäischc Kult des
\lex' aßxiga xixxev *E(oocp6goi> 'HgiysvEia [xcb 'Eonsgog (s. unt. e).
Aaxgcäoj]. Bind. I. 3, 42: Acoacpögog &ar;xbg c) <Pcoecp6gog (^asacpögog Meleag. Anth. B.
cbg äßx'goig iv aXXoig. Plat. Tim. 38 c ff. leg. 7, 12, 114; lat. Lucifer): Bythagoreer h.Apollod. tt.
821c; mehr unter Heosphoros Bd. 1 Sp. 2036 ds&v fr. 2 [= Doxogr. p. 467, 1]: Ilv&ayogsiav
und Phosphoros Bd. 3 Sp. 244 4 ff. Nach einer Eivai tr\v itsgl xov xbv avxbv slvcci cpaßcpögov
Lokalsage von Thor ik os in Attika, dem "Wohn- xs Kai s'ßitsgov So^av. Democrit b. Aet. plac.
sitz des Kephalos, war der durch wunderbare 20 2, 15, 3 [= Doxogr. p. 344, 16]: icp' olg [x.
'Schönheit ausgezeichnete Philammon (s. d.) ein TtXavijxai g\ ijXiov cpcoacpogov Gslr\vr\v , wo zu
Sohn der Philonis, der Tochter des Heosphoros beachten ist, dafs 3>. im Gegensatz zu den
und der Kleoboia (s. d.): Konon 7; vgl. Toepffer, übrigen Planeten mit Sonne und Mond auf eine
AU. Geneal. 258, 1. Wilamoicitz, Hermes 18, Stufe gestellt wird. Aristoph. ran. 341 f. u. s.w.
422, 3, während Hygin. f. 161 statt der Kleo- Weiteres s. unt. Phosphoros ob. Sp. 2444 ff.
boia die Leuconoö, Luciferi filia, nennt. In d) ^ßf^wr: Hes. Theog. 986 ff. : avxäg xoi
einer ganz ähnlichen Lokalsage vom Parnafs \ynb Wilamoicitz, Hermes 18, 416] Ksyülcö
gilt Autolykos als Sohn des Hermes und der yixvoaxo \^Ha>g] cpaiSi^iov vlov, | i'cp&inov <f>ah-
Stilbe oder Telauge, der Tochter des Heos- &ovxa, ftsoig iniEiKEXov avSga- \ xöv ga vtov,
phoros (Schol. II. K 267 u. Eustath, z. d. St. 30 xigsv av&og £%ovx' igiKvdiog i]ßr]g, | TtalS' axaXa
p. 804, 26). — Ovid (Met. 11, 295 ff.) und Hygin. rpgoviovxa cpdoiinEi8i]g 'AcpgoSlxv*) | cogx' avs-
f. 200 dagegen machen zur Mutter des Aut. gEitpa^iEvr], Kai [uv gaftioig ivl vvoTg | vvonöXor
die Chione oder Philonis, Tochter des Daidalion vv%iov [Aristarch u. A. [iv%iov'\ nonqßaxo , Sai-
und Enkelin des Morgensterns (vgl. auch Phe- aova Siov. Vgl. dazu Paus. 1, 3, 1: xccvxijg
rekyd. b. Schol. z. Od. t432: <f>iXcovig i] Ar\iövog [d. i. der ßxoa ßaßiXsiog im athen. Kerameikos]
&vyäxvg, also Schwester des Kephalos; s. unt.). titsßxi t& KEgäim T»Jff ßxo&g aydX[iaxa dnxfjg
Nach der Sage von Trachis endlich war Keyx yfjg . ■ . cpigovßa 'H^itga KicpaXov, ov xdXXioxov
(s. d.) der Sohn des Heosphoros und der Phi- ytvö\isv6v rpaßiv virb 'Hpigag igaß&Eißvg äg-
lonis (Nicand, sxsg. fr. 64 Sehn. Ov. Met. 11, naabi]vai, Kai ol naiSa yEviofrea <PaE&ovxa *'**
271. 346. 570. Hyg. f. 65 u. s. w.). — 40 Kai <pvXa-x.cc inoinaE xov vaov. xavxa aXXot xe
b) 'Emog (dor. AoTog): Parmenides b. Aet. ^al 'Hoiodog Eigr]XEV iv s-xegi xolg sg rag yv-
plac. 2, 15, 4 (= Diels, Doxogr. p. 345b, 14): vatnag [vgl. dazu Wilamoivitz a. a. O. Anm. 1].
TTapjw. Ttgüxov [l'ev xäxxsi xbv ecoov , xbv avxbv Ähnlich lautete die von Euripides in seinem
Se vo[u^6[ievov vn awoli xca Eönsgov. Eurip. Phaethon benutzte Sage, nach derPhaethon der
fr. ine. 999 N. : Ea>og x]v'i% Imt'oxvg i&XaiLipsv Bräutigam einer Göttin (d. h. wohl der Aphro-
aGxrjg (vgl. zum Verständnis der Vorstellung dite) war; Wilamoivitz a. a. O. 412 ff. Anders
vom reitenden Morgenstern die Vasen b. Bei- berichtet Hyginus p. astr. 3, 42 (vgl. Schol,
nach, Bepert. d. vases 1, 236 [= ob. Bd. 1 Sp. Germ. p. 103, 8 = Eratosth, catast. ed. Bobert
2509] u. 339 [= ob. Bd. 2 Sp. 3175/6], sowie p. 196f.): Nonnulli hunc [Lueiferum = Hespe-
die reitende Selene [ob. Bd. 2 Sp. 3142f.], <die 50 rumj Aurorae et Cephali fdium dixerunt, pul-
reitende Lichtgöttin Aphrodite Pandemos, Furt- critudine mnltis praestantem. ex qua re etiam
wängler, Mimch. Sitzungsber. 1899, 2, 590— 606) cum Vener e dicitur certasse, ut etiam Era-
und die reitenden r Gottessöhne' [= Morgen- und tosthenes dicit eum hac de causa Veneris ad-
Abendstern] der Letten b. Mannhardt, D. lett. pellari . . ., eine Sage, deren Verbreitung in
hellenistischer Zeit durch pompejanische Wand-
sätzo und Berichtigungen zur Verfügung zu stellen, die bilder bezeugt ist: Heibig, Pomp. Wandgem,
hier in spitzen Klammern < > erscheinen, und für die nr 964—968. DUthey, Bull. d. Inst. 1869 p. 152.
ich Herrn Dr Boll hiermit wärmsten Dank sage. Bobert a. a. O. p. 4 Anm. 7. Wilamowitz a. a. 0.
»«..,.„.,, ♦ ,- ., • [RT.heri 421 f.; mehr ob. unter Phaethon Sp. 2176f.
■*) Wie sehr der Venusstern die uhrigen Planeten % T x ,T , .,
überragt, ersieht man aus der Thatsachc, dafs z.B. De- 60 e) Egtce gog (Vesper, VesperugO, Noctlter)
moerit (Doxogr. 341) tpcocHpögog, ijho? und atl^vrj von den 11. X317f.: Oiog 8 aaxi]g Etat ft£T aßxgaoi wxtos
ühvigen hnr,i()t$ unterscheidet. ( Plinius 2, 30 nennt das
Venusgestirn aemulum solis ac lunae und setzt hinzu: iam *) Die Beziehungen des <fiae9iov zur Aphrodite ehonso
magnituäine extra euneta alla sirlera est, claritatis quidem wie die des Hesperos zu Hymenaios (s. unt. e) erklären
tantae, ut unius huius stellae radi/s umbrae reddantur.y sich einfach aus der Thatsache, dafs der Aufgang des
Auch hei den Babyloniern gilt die Venus als das dritte Abendsternes als das Signal zu Vermählungen und Liebes-
Hauptgestirn neben Sonne und Mond, und diese drei Zusammenkünften betrachtet wurde (Sappho fr. 95 u. 133
werden als zur Regierung des Tierkreises eingesetzt be- Bergk. Bion. 9. üatull. 62. Verg. ecl. 8, 30 u. Serv. z. d. St.
zeichnet (nach einer brioflicheu Mitteilung von A.Jeremias). Anthol. gr. ed. Brunck 3,75, 13. 113, 9).
2521
Planeten
Planeten
2522
aiioXycp | "EßTThQog, og xccXliarog iv ovqccvco igxo.-
xai ccoti']q, | ag . . . oMllauTt' . . . Sapph. fr. 95
u. 133 Bergk. Parmenid. b. Aet. plac. 2, 15, 7
(s. ob. 2519, 41 ff.). Pythagoreer b. Apollod. it. &säv
fr. 2 (= Doxogr. p. 467, 1 ; s. ob. 2520, 17). Eurip.
Ion 1149. Kallim. hy. in Del. 302: oilog i&ti-
Qtxig r'Eß7tsQog. *) Einen Kult des nE. auf dem
Oeta bezeugt Serv. z. Verg. Ecl. 8, 30: In
eodem monte Hesperus coli dicitur, qui Hyme-
naeum speciosum puerum amasse dicitur. Vgl.
dazu Catull. 62, 7 (nach Sappho?): nimirum
Oetaeos ostendit Noctifer ignes. Verg. ecl. 8, 30:
sparge, marite, nuces: tibi deserit Hesperus
Oetam. Wie die östlichen Lokrer den Morgen-
stern, so setzten die westlichen (pl tansgiot)
den Abendstern auf ihre Münzen (Sträb. 416;
vgl. Head, H. nu. 285. Catal. of greeJc coins
Brit. Mus. Central Greece p. XIV PI. I, 2. 12.
II, 5). Über Hesperos als Sohn oder Bruder
des Atlas und Vater oder Grofsvater der Hespe-
riden vgl. den Artikel Hesperos. Auf Bild-
werken erscheint er ebenso wie Heosphoros
(neben diesem) bald als Reiter (Meinach, Bep.
d. vases p. I, 339 [= Bd. 1 Sp. 3142 f.]), bald
als schöner Knabe mit Fackel (s. Bd. 2 Sp. 2604 f.
Preller- Bobert 1, 448, 2).**)
Wie aus den einander entgegengesetzten
Benennungen ' Eco6(poQog (Eaog, <Pca6cp6Qog) und
'EaitBQog für den Morgen- und Abendstern und
aus den fast durchweg verschiedenen mytho-
logischen und genealogischen Beziehungen der
beiden auf das deutlichste erhellt, hielten die
Griechen der ältesten mythischen Zeit den
Morgenstern und Abendstern für nichtidentisch ;
erst Pythagoras (vgl. Plinius 2, 37) und Par-
tnenides (s. oben unter b u. c) sollen ihre Identi-
tät erkannt und von den älteren Dichtern
zuerst IbyJcos ifrgm. 42 Bergk = Gramer An.
Ox. 3, 413, 16) dieselbe ausgesprochen haben.***)
*) Dem dichten Haar des Hesperos scheint die schon
bei Pacuvius und Ennius vorkommende ( Varro de l. I. 6, 6)
Bezeichnung Jubar (s. d.) = Morgen- Abendstern zu ent-
sprechen, insofern jubar doch wohl mit juba = dichtes
Haar, Mähne zusammenhängt (anders Preller-Jordan, Rom.
Mißh. 1, 328, 3). Dafs man die Strahlen, die von den
Häuptern der Lichtgottheiten ausgehen, als Haare fafste,
ist bekannt (vgl. Schwartz, Sonne, Mond u. Sterne 124 ff.
216 ff. 221 u. ob. Bd. 1 Sp. 2003 f. sowie die Bezeichnung
y.ofii']t>ig = Haaratern).
**) Leider reichen die bisher bekannten Mythen von
Heosphoros und Hesperos nicht aus, um deren von
Welcher, Götterl. 1, 6i6£f., Mannhardt, Ztschr. f. Ethnol. 1875
S. 309 ff. E. H. Meyer, Indog. Mythen 2, 673. Oldenberg,
Relig. d. Yeda 210 ff. ausgesprochene Identität mit Kastor
und Polydeukes, deren Mythus ja sonst mancherlei Ver-
gleichspunkte darbietet, sicher zu stellen; insbesondere
vermifst man bis jetzt ein Zeugnis für den Glauben, daft
Heosphoros und Hesperos ebenso wie die beiden Dioskuren
Z willingsbrüder gewesen seien. Sollte jemals ein
solches Zeugnis aufgefunden werden, so wäre m. E. bei
den sonstigen unverkennbaren Beziehungen der Dios-
kuren zu den Sternen und zum St. Elmsfeuer (= äoiiot;\),
deren Deutung als Morgen- und Abendstern gesichert.
***) Auch die Assyrer scheinen, ebenso wie die Letten
(s. oben Sp. 2519, 53) und Griechen, ursprünglich Morgen-
und Abendstern für nichtidentisch gehalten zu haben.
Wie mir A. Jeremias mitteilt, geht aus der viel zitierten
Taf. III R. 53, 2 hervor, dafs Dilbat als Morgenstern
(Kriegsgottheit) männlich, als Abendstern (Liebosgott-
heit) weiblich ist und dafs ebenso Sonne und Mond
als männlich und weiblich gelten. ^Hierzu kommt, dafs
Wenn Wilamowitz (Hermes 18, 417 ff.) be-
hauptet, schon in der mythischen Zeit sei die
Identität der beiden Sterne anerkannt gewesen,
so sind die von ihm dafür beigebrachten Zeug-
nisse zu unklar und dürftig, um seine An-
sicht wirklich zu beweisen. Höchstens können
die Beziehungen des Eossohnes Phaethon
zu Aphrodite in diesem Sinne verwertet
werden.
10 2 u. 3) Der ältere echtgriechische Name fin-
den Planeten Iuppiterwar <Dat&cov, für Satur-
nus f&ccivcov*); vgl. Plat. b. Aet. plac. 2, 15, 4
(= Doxogr. 344); (Eudoxos-Papyms col. V);
bei den Astrologen durchweg M erkur für mannweiblich
galt. y Zu Edessa hiefs der als Kriegsgott verehrte
Morgenstern Azizus (= „der Starke"); vgl. Bd. 1 unt.
Äzizus und Cumont in Pauly - Wissowas Encykl. 2, 2644.
<^Auch in Ägypten scheint lange Morgen- und Abend -
20 stern getrennt worden zu sein, Brugsch, Tlies. p. 73. y
Vgl. übrigens auch Kalkmann, J. d. arch. Inst. I (1886)
S. 242 f.
*) ( Ob ifttirwv wirklich ein originalgriechischer Name
für den Saturn ist, scheint sehr zweifelhaft. Letronne
(Journ. d. sav. 1839 p. 581 sq.) vergleicht tpaivoiv mit
Diodor 2, 30, wonach Saturn der i n iip a v eazatog unter
den Planeten oder ty/u ijvstg war: es scheint, dafs (fiaiiwv
nichts Anderes ist als 'der Kündende' y.at' igo/r'jv. Mit
diesem hohen Hang in der babylonischen Astrologie
stimmt wieder die seltsam erscheinende Benennung als
„» 'HXlov äarrjQ ; s. u. Auch citiert Salmasius de ann. climact.
p. 596, woran Bouche-Leclercq erinnert (L'astrol. ffr. p. 67), aus
Valens folgende Stelle über den Saturn: /oövou iari
aij/uetov, ^o«(Ji)j yäo 6 &eög, sv9sv y.al Ba(S v).iöv toi
(palvovta avtbv nqoaijyÖQcvaav, irtet nüvta raj /qovta
(paviqa yivttai. Beim echten Aristoteles fehlt der Name
(paivwr, ebenso rtvo6etg, <pai&iov, otlÄßwv, während Metaph.
1073b aus Eudoxos und Kallippos Aphrodite und Hermes,
Zeus und Kronos und de caelo 292 a 5 auch Ares vor-
kommt. Das macht mich doch nicht nur für (paivtov,
sondern seihst für ariX[iviv und ipai&wv = Iuppiter (s u.)
stutzig, ob das wirklich alte griechische Namen sind. Ari-
stoteles scheint z. B. den Namen oTÜ.ßwv überhaupt nicht
gekannt zu haben, sonst müfste er ihn eigentlich notwendig
290 a 19 erwähnt und bekämpft haben. Dafs Arat die
Planeten gar nicht einzeln nennt (v. 454 ff.), ist auch sehr
bezeichnend für die geringe Vertrautheit der älteren
Griechen mit den Planeten. Auch sagt die Epinomis
ausdrücklich 986 E, 987 B, dafs man Merkur u. die anderen
Planeten aufser Venus nicht mit Namen nennen konnte,
weil sie nicht von Griechen, sondern von Barbaren zuerst
beobachtet wurden, also öio: to fiii yiyvdioxio&at [s. aber
Sp. 2523, 23]. Arats Schweigen geht auf ein solches
Nichtkennen hinaus, wie er im Grunde selbst sagt.
Das doxographische Zeugnis über Piaton (Doxogr. 344)
beweist aus bekannten Gründen, namentlich wo es sich
um Terminologie handelt, sehr wenig. Die älteste
sichere Stelle für ipairwv u. s. w. scheint also doch
Alexander Aitolos bei Theo Smym. zu bleiben.]) Ich habe
gegen diese wohlbegründete Annahme meines verehrten
Mitarbeiters nur das eine Bedenken, dafs die älteren
Pythagoreer, die doch unzweifelhaft die 7 Planeten
kannten, diese alle doch irgendwie benannt haben müssen.
Da nun die Namen Stüißwv, <t>ae&t»v, IIvqösi* doch
wohl älter sind als 'Eq/liov anti)(j u. s. w., so Uegt es nahe
anzunehmen, dafs jene echtgriechischen Benennungen
schon von der älteren pythagor. Schule gebraucht wurden.
Damit soll aber nicht etwa geleugnet werden, dafs die
älteren Pythagoreer ihre Kenntnis der 7 Planeten wiederum
der babylonischen Wissenschaft verdankten (vgl. ßouche-
Leclercq a. a. O. 66 f.). Vgl. unt. Sp. 2523, 23 ff., wo aus
Hygin. ein Fragment des Herakleides Pontikos (um 340
vor Christus) angeführt wird, das doch wohl beweist,
dafs wenigstens dieser schon den Namen Phaethon für
den Planeten Iuppiter kannte.
2523 Planeten Planeten 2524
Inschr. von Rhodos (ungefähr uxn 100 v. Chr.*;) zur Sonne beruht auf babylonischem Glauben
1. Gr. Insul. 1, 913 (mehr b. Hultsch in Pauhj- (vgl. Diod. 2, 30. H Windeier, Altorientali sehe
Wissowas Bealencykl. 2, 1851 f.); Cic. de nat. Forschungen 3S. 206. (Eudoxos-Papyrus col.V.^>
deor. 2,22,52; Ps.-Aristot. de nm. 2; (Cleomed. Hygin. p. a. 2, 42; 4, 18; 4, 15. (Simplikios
1, 3 p. 30 Zieglery-, Plut. de anim. proer. in in Arist. de eaelo 222a (p. 495, 28 Heib.) schreibt
Timaeo 32. Suid. s. v. ino%r\\ Io. Lyd. 2, 11, 9; sie den nccXccioi zu. Sie kommt ferner vor bei
vgl. auch "Mari. Cap. 8, 851 u. s. w. Gegenüber Theon von Smyrna p. 130, 23 Hiller; Servius z.
der sonstigen Einstimmigkeit der Tradition in Aen. 1, 729; Ptolem. Tetrabiblos 2, 3 identi-
diesem Punkte will es wenig bedeuten, wenn fiziert den Saturn mit Mithras- Helios. Vgl.
in den neuesten Texten des Ps.-Eratosth. catast. io auch ein ägyptisches Ostrakon in demotischer
43, Hygin. p. astr. 2, 42 u. 4,18. Schol. German. Schrift Oriental. Litt.-Zeitg. 1902, 6 und 135,
Arat. p. 102, die alle auf eine gemeinsame wo Saturn = Ra-Helios ist. Zur Erklärung
Quelle zurückzuführen sind, trotz des Schwan- Einiges bei "Roll, Sphaera p. 313 f. 563; ein an-
kens der handschriftlichen Überlieferung an derer Versuch von Baethgen bei Blafs, Eudoxi
einigen Stellen (vgl. Bobert, Erat. cat. rel. p. ars astronomica p. 7, 1. Vgl. auch Bouche-
195, 4 u. 11, wo die Hss. Phaeton und Phae- Leclercqp. 93, 2; die Erklärung aus Misverständ-
tonta statt Phaenon und Phaenonta bieten) nis von 'Hlov (xbv -aed Kqovov Euseb. pr. er.
die Namen der beiden Planeten miteinander 1, 10, 16) wird jetzt schon durch das ägyptische
vertauscht erscheinen und (frcävav für Iuppiter, Ostrakon widerlegt und ist an sich sehr unwahr-
$>uz&cöv für Saturn gesetzt wird. Ich meine 20 scheinlich. )> Wilamowitz, Herrn. 18, 421,3. Jensen,
also <( gleich Letronne, Journ. des sav. 1839 p. 582, Kosmol. d. Babyl. 115f. Bh. Mus. 48, 441, 4f.).
5J>, dafs in diesem Falle ein bei der grofsen 4 — o) Mars und Mercur endlich wurden
Ähnlichkeit der beiden Namen leicht begreif- nvQotig und Urllßcov benannt ('s. aufser
lieber Irrtum anzunehmen ist.**) Auf den Pia- den oben für <J>as&cor und (Palvcov angeführten
neten Iuppiter ((Paed-cov) bezog man nach Hygin. Stellen noch Theophrast b. Proklos zu 77-
p. a. 2, 42 u. Schol. Germ. p. 102, 10 folgenden maeus 285 f. Epigenes b. Schol. Ap. Bh. 3,
von Herakleides Pont. (340 v. Chr.) erzählten 1377. Ps.-Erat. cat. 43. Schol. Germ. p. 102,
Mythus: Quarum [stellarum] una est Iovis r,o- 10 u. 103, 8. Hygin. p. astr. 2, 42). <^Der Eu-
mine Phaethon (die Hss. Pheton; Bunte u. doxos-Papyrus col. V nennt ihn TlvgosiSrig,
Bobert: Phaenon), quem Heraclides Pontiacs 30 und so ist auch die Überlieferung in den
ait, quo tempore Prometheus homines finxerit, Eratosthenischen Kataster ismen, vgl. Bobert und
hunc pulcritudine corporis reliquos praestantem Olivieri (der letztere nimmt die Lesart mit Recht
fecisse; cumque supprimere cogitaret neque Iovi in den Text.)^> Der Name Ilvgottg ist in der
ut ceteros redderet, Cupidinem Iovi nuntiasse ; That für den Mars insofern höchst bezeichnend,
quo facto missum Mercurium ad Phaethonta als dieser Planet sich durch roten feuerartigen
(so d. Hss.) persuasisse , ut ad Iovem veniret et Glanz auszeichnet (vgl. Plat. de rep. 616 f.:
immortalis fieret. itaque eum inter astra ferunt vntQv&Qov. Hy. Homer, in Mart. 6: TTVQ<xvyi]g
conlocatum. Wie man leicht erkennt, besteht y.vv.log. Ps.-Plat. Epin. 987 c: iQv&Qcorarov. Cic.
diese Fabel zum Teil aus denselben Elementen so. Scip. 4: rutilus). Vgl. überhaupt hinsicht-
wie der oben behandelte hesiodische Mythus 40 lieh der Farben der Planeten Plat. de rep. 616 f.
von Phaethon, dem schönen Sohn des Kephalos So beträgt die Zahl der Planeten im engeren
und der Eos, welcher von Aphrodite entführt Sinne, wenn man den Heosphoros und Hesperos
und als Morgen-Abendstern an den Himmel als Einheit betrachtet, fünf, was oftmals hervor-
versetzt wurde, ja sie ist wohl nur eine Va- gehoben wird (Philolaos: Doxogr. p. 337b 14.
riante dieser Sage, erfunden, um die späteren Plat. Tim. 38cff. Ps.-Plat. Epin. 986b. Erat.
Beziehungen des Planeten Iuppiter (= »Put- cat. 43 u. s. w.), im weiteren Sinne aber, wenn
&cov = actriQ Jiög) zum Zeus mythisch zu moti- Helios und Selene mit hinzugerechnet werden,
vieren (s. unten). Wenn es vom Planeten Saturn sieben (vgl. Plat. Tim. 38 cf. de rep. 616 f. Hy.
bei Hygin. p. astr. 2, 42 (vgl. Schol. Germ. p. 102, Homer, in Mart. 7: inTUTtoooig ivl rtiQtaiv. Ps.-
10 u. Ps.-Erat. cat. 48; heilst: seeunda Stella 50 Aristot. de mu. 2. Chrysipp. Doxogr. p.466, 4. Cic.
dicitar Solis (vgl. Solis stella = Saturnus ib. 4, so. ScipA. Orph. hy. 7, 8 u. s. w.).*) Letztere Zahl
18), quam alii Saturni dixerunt; harte Era- haben sicherlich schon die älteren Pythagoreer
tosthenes a Solis ßlio Phaethonta appellatam dicit für die Planeten angenommen, wie nicht blofs
. . . et a Sole inter sidera sit perlatus, so scheint aus bestimmten direkten Zeugnissen (z. B. Cal-
auch hier eine irrtümliche Übertragungeines lim. fr. 83 a Sehn. Plin. n. h. 2, 84. • Censor. d<'
ursprünglich auf den Planeten Iuppiter (= <&at- dir nat. 13), sondern namentlich auch aus ihrer
&cüv) bezüglichen Katasterismus auf den [fälsch- Theorie von der Sphärenharmonie erhellt, die
lieh?] (put&a>v benannten Saturnus vorzuliegen. bekanntlich auf der Analogie mit der alten
Hie hier dem Saturnus beigelegte Beziehung 7 saitigen Leier beruht (Zrtter, Philos. d. Gr.3
60 1, 370, 3. 373). Auch wird von Pythagoras
*) Reihenfolge :ir>toacp<'>i,o;, Itüfion; /7^(Jf/c, <T>ui&uv. berichtet, dafs er die (fünf?) Planeten als
</>«/><•». itvveg <&i:Q6£<f>6i'rig bezeichnet habe (Aristoteles
**) (Vielleicht hat auch noch die dem echten oder Ergm. 196 b. Porphyr. V. Plfth. 41. Clem. AI.
falschen F.ratostlienes geläufige Identifikation des Saturn
mit Helios die Benennung des Saturn als tt>ai9ior ge- *) Ehonso in einer verloren gegangenen Schrift rt.
fördert. Catast. c. 4:f tcheint darauf hinzuweisen: 6 dev- ißoofi&dog, die sich aus ihren bei Philo de mu. opif. 1, 21 M.
Tfo(j; {•/.'/.))$>} für (t>ae9'ojv ov fityci?' ovtoi t.hvojLxiad'ij Varro b. Gell. N. A. 3, 10. Censor. 7, 2 ff. Macrob. in So. Scip.
Icrt!) toi) 'HXlov. — Offenbar abkorrigiert ist die Stelle 1,0, 47ff. Mart. Cap. 7, 738, Anatol. b Ast, Theol. arithm.
in der Hs S (Vindoh. 341) > S. auch ob. Sp. 2200 f. 41 ff. u. s. w. erhaltenen Bruchstücken rekonstruieren Jafst.
2525 Planeten Planeten 2526
Strom. 5, 8 p. 244 Sylb.), ein Ausdruck, der so wurden zugleich mit der Übersetzung jener
wahrscheinlich auf der weitverbreiteten Deu- assyrisch-babylonischen Götter ins Griechische
tung der Persephone als Mondgöttin beruht auch deren Planeten nach den scheinbar
(Boscher, Selene u. Veno. S. 1201. Anm. 509 ff. entsprechenden griechischen Göttern benannt,
ob. Bd. 2 Sp. 3185 f.). (Vgl. Ginzel in [Lehmanns] Beitr. z. alt. Gesch.
Ob es schon im höheren Altertum einen 1, 1902 S. 190, 6. Bouche-Leclercq a. a. 0. 93 ff.),
echtgriechischen Kult der sieben Planeten Höchstwahrscheinlich sind die neuen trotz
gegeben hat, ist ganz unsicher, obwohl es Paus. ihrer scheinbar griechischen Form docb im
3, 20, 9 zu bezeugen scheint, indem er von Grunde chaldäischen Planetennamen zu-
7 Säulen in der Umgebung Spartas redet, von io sammen mit der Astrologie der Babylonier
denen es in leider lückenhaft überlieferten nach Griechenland gekommen und haben mit
Worten heilst xioveg dh stixcc . . . xcträ roönov deren zunehmender Ausbreitung im Abend-
oi\iat ao%aiov, o'vg äartgcov rar 7tlavt}rwv cpccalv lande ziemlich rasch die älteren Benennungen
äydliiara.*) verdrängt. Als den ersten positiven Zeugen für
Es ist nun sehr merkwürdig zu sehen, dafs die Einführung der chaldäischen Astrologie in
die genannten echtgriechischen Planetennamen Hellas haben wir TJwophrast anzusehen, der nach
seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert mehr Proklos in Tim. 4, 285 f. in seinem Werke n.
und mehr durch neue Bezeichnungen ver- arj^iav auch der „bewunderungswürdigen astro-
drängt werden, die zwar scheinbar auch echt- logischen Theorie der Chaldäer" gedacht hatte
griechisch sind, in Wirklichkeit aber einen durch- 20 (vgl. Häbler, Astron. i. Altert., Zwickau 1879
aus ungriechischen Ursprung haben: ich S. 15f. Biefs b. Pauly-Wissowa 2, 1811. Kroll
meine die gewissermal'sen noch heute giltigen in N. Jahrb. f. d. kl. Altert. 1901 S. 561, der
Benennungen AcpQodiri]g afftTjp für 'Eojocpooog auch auf ein Zeugnis des Eudoxos hinweist;
($>(ü6cp6Qog, r'E6ntQog u. s. w.), 'Eq^ov aanjo für vgl. Cic. de div. 2, 42, 87). Dafs in der That die
Urllßoiv, 'Aotcog aarr]Q für Hvootig, Aibg cc. für späteren griechischen Planetenbezeichnungen
t&a&twv, endlich Kqövov ä. für (Pcdvcov. Der aus Babylonien stammen, bestätigen zum
erste Schriftsteller, welcher, wenn auch in sehr Überflufs noch mehrere ausdrückliche Zeug-
beschränktem Umfange, die neuen Namen neben nisse griechischer Schriftsteller, z. B. des Ver-
den alten gebraucht, ist Platoit gewesen, der fassers der platonischen Epinomis p. 986 f.,
z.B. im Timaios p. 38 d den Merkur als 6 rov 30 der, nachdem er betont, dafs Ägypten und
'Epfiov oder ö inobg Eqiiov [ccotijq] bezeichnet; Syrien wegen ihres wolkenlosen Himmels sich
in gröfserem Umfange schon wendet Aristoteles ganz besonders zur Beobachtung der Planeten
Metaph. 11, 8 die Bezeichnungen 6 rf)g'A(pQoöirr\g, eigneten und dafs deshalb die ersten Astro-
Toi) 'Eq{lov, rov <.Jibg, rov Kqovov et. an, ebenso nomen in diesen Barbarenländern zu suchen
Theophrast (Frgm. n. ar\iLticov 6, 46 ed. Wimmer),
Ps.-Plat. Epinomis 987 b f. Epigenes b. Schol. Ap. 253)> ein Gott der Träume und ein „Verkündiger" (= He-
Bh. 3, 1377. Tim. Locr. 96E U. 97 A. Ps.- r"ld'')- ~ I^ar (s.d.) entspricht ziemlich genau der
A-j.li o m /• j. r< •• -i.-i. griechischen Aphrodite (s. Bd. 2 Sp. Sil ff.; vgl. Bd. 1
Aristot. de mu. 2; 12 u. s. w • <in guter Gracitat 2, ,.--, vi/ a\ ■ * • * • T.r •
..... t Ti ■ 1 t i kp. ü;io). — rsinib (s. d.) ist wie Ares em Kriegsgott. • —
bleibt immer die Bezeichnung O rov Jiog, erst Marduk (s. d.) gleicht dein Zeus als König der Götter,
ganz spät kommt daneben 6 Züvg U. S. W. kurz- 40 Gewittergott, Weltenschöpfer und Drachentöter. — Ner-
weg auf). Die Frage, woher diese neuen Be- gal (s. d.) hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Kronos: er
nennungen der fünf Planeten stammen, ist dahin herrscht ebenso in der babylonischen Hölle (= Unterwelt)
ZU beantworten, dafs sie auf der im 4. Jahrh. wie kronos im Tartaros (2 Sp. 1453. 1456); er ist ein
vollzogenen Identifizierung der genannten griech. böser' verderblicher> gefürchteter Gott wie Kronos, der
ri-i-i. -t, • r i 1 i_ seine eigenen Kinder verschlingt; er wird wie dei Kronos
botter mit gewissen groisen assyrisch-baby- , »••.. 1 i* m **■-. r \ — »• r„, , T.
. . ° ,, ... P . . J . ■'.. des Mithraskult.es (Cuiuont, Mithra 1, Tili. 79) als Lowen-
loni sehen Gottheiten beruhen, denen seit gott« gedacht u. s. w. (■. d. Belege in Jeremia*' Artikeln
unvordenklichen Zeiten eben jene Planeten ge- izdubar, Marduk u. s. w.; ». Baudissin, Studien z. semit.
heiligt waren {S. Hummel, Aufs. U. Abhdl. 'S. 31lJÜ'., Religionsgeschichte 1, ü32, l; nach Jensen, Kosmol. 135 ent-
Cumont, Mithra 1, 112 f.). So war der Planet spricht freilich Nergal dem Mars, Ninib dem Saturn). -
Mercur dem Nebo (Bd. 3 Sp, 57 f ), die Venus 50 Bei Ilesi/c/"'us fluden sich folgende chaidäische (babylo-
der Istar (Bd. 2 Sp. 811 ff.), der Mars dem ^e> Bezeichnungen der Planeten: MoAo^«?- o'roii
xr -i, co c« n/»<>\ j t 'j. 1 ■»«• i i dtui anritt) na (ja XaXöaiotg. Hierzu hemerkt mir Je/r-
,Q oSni': f9)o' /lei' fUPl"ter dem Marduk mlas (brie/licll): ■ AloXo[i6ia entspricht der babylonisch
(2 Sp. 2340 fi\), der Saturn dem Nergal (3 Sp. 266 f.) bezeugten Schreibung MuUIbbar für luppiter ■. - Be-
hellig, und da Nebo mit dem griech. Hermes, ßatog- 6 tov nvqog uar,)o. Baßvkthvwi. - -*/*',-• rov
Istar mit Aphrodite, Ninib mit Ares, Marduk Eoftoü aan'iQ. BapuAtbiioi; vgl. das babylonische Sag-us.
mit Zeus, Nergal mit Kronos identisch ist**;, — d&bpaf 6 n^ 'A<pQodir»]i aot>io ünü XaUaimv =
Dilbat (Herold) der von Delitzscli (Assyr. Lesestücke) ver-
öffentlichten Planetenliste. Diese be lautet in genauer
*) Ebenso ist es zweifelhaft, ob wir aus Stellen wie 'Iransskription: ilu Sin = Mond; ilu Samas = Sonne;
Menaitder 4, 233 Mein.: 6 /uir 'Eni/aQ/itog toi/z &toug ihai ilu Dun -pa - ud- du-a = Merkur; ilat Dilbat = Venus;
/U'yf< | avefiovg, vömq, yT/v, ifiiov, rtÖQ, äoregag auf einen 60 nu Lu-bad Sagus = Mars; ilu Du-bad Gud-bir (geschr.
Sternkult schliefsen dürfen (vgl. auch Zelljr, Philos. d. Gr. Gud-ud) = Iuppitdr; ilu Zal-bad-a-nu = Saturn. — Vgl.
I3, 3fi8, 2. 430 f. 5). Es kann sich hier recht wohl um auch Winckler, Himmels- it. Weltenbild d. Babylonier S. 35;
rein philosophische Spekulationen handeln Vgl. Osann Ders., Forschungen 3 S. 188. Übrigens scheinen auch die
z. Cornut. de nat. deor. p. 226. 526 f. u 529 ff. Araber einen sehr alten Planetenkult gehabt zuhaben;
**) Nebo (s.d.), der Sohn des Marduk (— Zeus), ist vgl. C/twolson, D. Ssabier 2, 673, wo altarabische Quellen
wie Hermes (Bd. 1, 2366, Röscher, Hermes d. Windyutt angeführt werden, nach denen der schwarze Stein der
S. 28 Anm. 108) der Erfinder der Schrift, die personifi- Kaaba ursprünglich dem Saturn geheiligt war. Vgl.
zierte Weisheit und Kunst, ein freundlicher uud gnädiger Hammel, Gestirndienst d. alt. Araber 10, der an Übertragung
Gott ; ein Totenerwecker (vgl. Röscher, Hermes d. W. 69 Anm. des altbabylou. Planeteukultes denkt.
2527
Planeten
Planeten
2528
seien*), fortfährt: alla yag incow^iiciv Bilrjtpiißt
&£(ov [rix cc6tqcc], 6 (X£J> yccQ hoGcpÖQOg sorttgog
rs £>v avtbg 'AcpQoditrjg tivai G%tS6v %%8i Xöyov
■kdcI {iciXcc ZvQicp voiio&try TtQsnov, 6 d' ögö-
Ogo^og f)XL(p rs upct tmxI rovrca o%sdbv 'Equov
y.. t. I. Vgl. auch Epigenes b. Schol. z. Ap.
Rh. 3, 1377, von dem der 'hellenischen' Benen-
nung des Planeten Mars (Tlvgötig = ccotijQ'ÄQSwg)
die rchaldäische' äatriQ 'H()e<x.l£ovg**) gegen-
über grestellt wird. Es kommen nämlich auch 10
Schwankungen hinsichtlich der Götter vor,
nach denen die Planeten benannt wurden: so
wird z. B. (nach Ps.-Aristot. de mu. 2; vgl.
Epigenes a. a. 0., Hyg. p. astr. 2, 42 und das
Horoskop des Antiochos v. Kommagene bei
Humann-Puchstein, Reisen i. Kleinasien T. 40
p. 333. Riefs b. Pauly -Wissowq 2 Sp. 1811)
der Mars auch 6 ' HqcikI£ov s ccotjJq, die Venus
auch ö "HQccg &. (Ps.-Arist. a. a. 0. Tim.
Locr. 96 e. Plin. h. n. 2, 37. Plotin. p. 542 20
ed. Ox. Augustin c. d. 7, 15) oder sidus Matris
Deum (Plin. a. a. 0.),***) der Mercur auch
6 'Artollcovog a. (Horoskop des Antiochos von
Kommagene a. a. 0. Ps.-Aristot. a. a. 0. Plin.
2, 39) genannt. Offenbar beruhen diese Schwan-
kungen in der Benennung auf verschiedenen
Identifizierungen der genannten assyrischen
Gottheiten bei ihrer Übertragung in die Nomen-
klatur der griechischen Mythologie. Noch
komplizierter wird die Sache dadurch, dafs 30
bei der Verpflanzung der chaldäischen Astro-
logie und Astronomie nach Ägypten (Alexan-
dria; vgl. Kroll, N. Jahrb. f. d. kl. Alt. 1901,
561) auch ägyptische Götternamen zur Be-
nennung der Planeten verwendet werden; dort
hiefs nämlich nach Achill. Isag. 17 der Saturn
Stern der Nemesis f) <(auch bei Valens (2. Jahr-
hundert n. Chr. heilst der Saturn Ns[i£68cog
cc6rijQ, Catal. codd. astrol. gr. 2, «9, 36)>, der
Iuppiter Stern des Osiris, der Mars Stern des 40
Herakles (s. ob.), der Merkur Stern des Apollon,
und für die Venus dürfen wir auf Grund von
Plinius (2, 37) vermuten, dafs sie in Ägypten
Stern der Isis genannt wurde, obwohl dieser
Göttin sonst der Hundsstern (Sothis) <(und
noch mehrere Dekane und Gestirne }> heilig
waren (s. ob. Bd. 2 Sp. 434 ff.).
*) Den chaldäischen Astronomen kam nicht blofs die
Klarheit des mesopotamischen Himmels, sondern auch
ihre Scharfsichtigkeit und ihre Langlebigkeit
trefflich zu statten, von der Lueittn /Liaxqojiwi 5 redet. Sie
sollten beide Eigenschaften dem Genüsse des xot'^n'o;
uoro,' zu verdanken haben.
**) Vgl. Macrob. Sat. 3, 12, G: Chaldaei stellam Herculis
vocant quam reliqui omnes Mortis appellant (Cumont, Mithra
1, 143). Wie aus dem folgenden hervorgehen dürfte, «ist in
diesem Falle wohl eine ganz spezielle Astrologenschule
{Astrologen = Chaldäer) und zwar wahrscheinlich die von
Alexandria gemeint, im Gegensätze zu der im eigent-
lichen Hellas herrschenden, welche den Ninib nicht dem
Herakles, sondern dem Ares gleichsetzte. Vgl. die
grofse Inschrift des Antiochos v. Kommagene (Cumont,
Mithra 2, 90), die den persischen Gott Verethraghua = Ar-
tagnes zugleich mit Herakles und Ares, Mithras mit
Apollon und Hermes identifiziert.
***) Vgl. hinsichtlich der Identifizierung der Hera
und Bhea mit Aphrodite-Astarte-Istar l'seudo-Lucian. de
dea Syr. 32 und Apul. Met. 11, 5 ff. Üb. Tu/ij s. Abb. 1.
t) Da Nemesis nicht blofs der Isis, sondern auch der
Bast gleichgesetzt wurde, so hat man hier wohl an die
Bei dieser gewaltigen Bedeutung, welche
die chaldäische Astrologie wie es scheint
nach Alexander d. Gr. zunächst in Alexandria
und dem griechischen Orient und dann weiter
im römischen Weltreich gewann, so dafs sie
sogar im stände war, die älteren echtgriechischen
Planetennamen im Laufe der Zeit fast völlig
zu verdrängen, ist es nicht zu verwundern, dafs
durch ihren Einflufs schliefslich ein richtiger
Planetenkultus entstand, der sich in doppel-
ter Richtung entwickelte, je nachdem man die
sieben Planetengötter entweder rein astro-
logisch als Lenker der menschlichen
Schicksale und als kosmologische Po-
tenzen oder als "Wochengötter auffafste.
Zwar hängen beide Auffassungen auf das
innigste miteinander zusammen und sind der-
selben Wurzel entsprossen, doch empfiehlt es
sich hier aus Gründen der Übersichtlichkeit,
beide getrennt zu behandeln. Insbesondere
scheint der seit dem 1. Jahrh. nach Chr. Geb.
immer weiter im römischen Weltreich sich
verbreitende Mithraskult (Bd. 2 Sp. 3032 ff.)
sowie der Gnostizismus und das namentlich
in Ägypten blühende Zauberwesen (Magie)
die Verehrung der Planetengötter gefördert zu
haben (s. Cumont ob. Bd. 2 Sp. 3057 f. und in
seinem grofsartigen Hauptwerke über Mithra
1, p. 112ff.)
1) Der Planetenkult der Astrologen (vgl.
Häbler, Astrologie i. Altertum, Zwickau 1879.
Riefs in Pauly- Wissoivas Enc. s. v. Astrologie
Bd. 2 Sp. 1802ff und die daselbst angegebene
letztere zu denken (vgl. Nicom. Geras, in Phot. bibl. p. 144 a
34 Bekk.; Pistis Sophia ed. Peterm. p. 366 ff. ; v. Baudissin,
Stud. 1, 241 Posnansky, Nemesis S. 57, ob. Bd. 3 Sp. 141).
Für diese Annahme spricht auch der Umstand, dafs Bast
katzenköpfig gedacht wurde, was au den löwengestaltigen
Nergal-Kronos erinnerte (Cumont, Mithra 1, 79, 2 ff.). —
Osiris entspricht nach Diod. 1, 25 nicht nur dem Dio-
nysos, sondern auch dem Zeus und Ammon. < In
früherer Zeit hiefs übrigens Venus der Stern des Osiris
oder des Bennuvogels : Brugsch, Thes. 1 p. 70 ; aber es giebt
auch ein originalägyptisches Zeugnis, wenn auch aus
später Zeit, im Tempel von Dendera , wonach vielmehr
Iuppiter als Osiris aufgefafst wurde (ib. p. 71).^> — Der
ägyptische Herakles ist wohl kein anderer als Chunsu.
— Unter Apollon haben wir wohl Horos, den Gott
der Lichtsterne (Planeten ; vgl. Herod. 2, 156 u. ob. Bd. 1, Sp.
2745) zu verstehen. — Isis endlich wurde bald der Hera,
bald der Aphrodite gleichgesetzt: s. ob. Bd. 2 513 ff. u.
494 ff. — Ahnlich' Schwankungen s. b. Cumont, Mithra 1
p. 130 ff'. Vgl. hinsichtlich der Planetenverehrung (und
der Planetennainen) im alten Ägypten auch Brugscii, Rel.
u. Mythol. der Ägypter S. 203. < Thes. inscript. Aeg. 1, 63 ff.> —
(Neuerdings hat man in Ägypten ein nachchristliches
Ostrakon mit demotischer Schrift gefunden, das ein Ver-
zeichnis der Planeten und der Tierkreisbilder enthält,
vgl. Oriental. Litt.- Zeitg. 1902 a. a. O. — Mythologisch
interessant und deshalb hier anzuführen ist die Be-
nennung von Planetengruppen bei Ptolemaios tetrab.
3, 8 (im Kapitel über die ZwilUngsgeburten): die Kon-
stellation der männlichen drei Planeten Saturn, Iuppiter,
Mars heifst die ylviaiz der Anaktores, die der zwei
männlichen Planeten Saturn, Iuppiter und des weibüchen,
Venus, heifst die yitvtcitg der Dioskuren; die der zwei
weiblichen, Mond, Aphrodite, und eines männlichen,
Mars, heifst die yiveaig der Demeter und der Köre
und des Dionysos; die drei weiblichen Planeten Venus,
Mond, Merkur (in weiblicher Auffassung) die yheaig der
Chariten. Über ein weiteres Vorkommen der Chariten
am Stornhimmel vgl. Boll, Sphaera barbarica S. 272f.>
2529 Planeten Planeten 2530
Litteratur. Kroll, Aus d. Gesch. d. Astrol. N. Spekulationen*). — Gewöhnlich wird diese
Jahrbb. f. d. kl. Altert, u. s. w. 1901 S. 559 ff. letzte Planetenreihe auf Pythagoras und seine
Thompson, The reports of ihe magicians and Schule zurückgeführt; vgl. Censor. de die not.
astrologers of Nineveh and Babylon, Lond. 1900 13. Plin. h. n. 2, 84 (2, 32 ff.). Cic. somn. Scip.
[mir unzugänglich]). Die Vorstellung, dafs 4 u. Macrob. z. d. St. 19, 2, wo ausdrücklich
die Schicksale der Welt und der Menschen bemerkt wird, dafs Cicero in diesem Falle mit
von den Planeten und deren Stellung am Archimedes (s. 2, 3, 13) und der ratio Chal-
Himmel abhingen, dafs man also, um die Zu- daeorum übereinstimme; Ptol. Almag. 9, 1;
kunft zu erkennen, diese beobachten müsse, s. auch Alex. Aetol. b. Theo Smyrn. p. 139
entstammt jedenfalls dem ältesten Glauben der 10 Hiller u. Theo Smyrn. a. a. 0. p. 138, 11 ff.
Babylonier, denn sie findet sich bereits in den Chalcidius ed. Wrobel 1876 c. 72. Genaueres
Resten eines grofsen aus 72 Büchern bestehen- b. Schmekel, Philos. d. mittl. Stoa p. 464 f.
den astrologischen Werkes ziemlich entwickelt (Bouche-Leclercq, L' astrol. </r. p. 104tf. ; Hultsch
vor, das im Hügel Kujundschik in der Biblio- in Wissowas Bealencycl. 2, 1833 f.)
thek des Assurbanipal (7. Jahrh.) aufgefunden Was die Bedeutung der einzelnen Planeten
wurde und eine Abschrift älterer Omina dar- und Planetengötter für die Gestaltung der
stellt {Hübler S. 6 ff. Biefs Sp. 1806. Kroll menschlichen Schicksale betrifft, so gehören
559 f.). Wie sich aus den von Hübler u. s. w. die Details der astrologischen Theorie nicht
a.a.O. mitgeteilten Bruchstücken der ältesten hierher; für unsere Zwecke genügt es darauf
assyrischen Astrologie im Laufe der Zeit das 20 hinzuweisen, dafs man gute (üya&OTiotoi),
komplizierte spätere astrologische System ent- schlechte (xcocottokh) und neutrale (xoivol,
wickelt hat, das zu untersuchen kann jetzt iiti%oivoi) unterschied. Die guten sind Iup-
nicht unsere Aufgabe sein; hier genügt es, piter und Venus, die schlechten Saturn (s. Art.
darauf hinzuweisen, dafs in Babylonien die Kronos Sp. 1471 ff.) und Mars**), neutral
7 genannten Planeten schon seit ältester Zeit war Mercur, d. h. er nahm die Natur des-
für göttliche Wesen galten und zu den wich- jenigen Planeten an, zu dem er in Beziehung
tigsten Göttern in Beziehung gesetzt wurden, trat (s. Biefs in Pauli) -Wissowas Bealency/,1.
eine Anschauung, die auch in der Astrologie 2 Sp. 1804. Cumont, Mithra 1, p. 120, 8). In-
der griechisch-römischen Zeit eine grofse dem man ferner nach dem Vorgange des Py-
Rolle spielt (vgl. die wichtige Stelle bei 30 thagoras die Planetenreihe mit der Folge der
Diod. 2, 30 f., der sie tQwrivslg nennt, und Töne des Heptachords kombinierte, verband man
Philo lud. de nobil. 5 [oi Xcddaloi] rovg die Theorie von der Sjjhärenharmonie mit
a6T8Q<xg &sovg vouL^ovgi. id. de migrat. Abr. allerlei astrologischen und gnostischen Speku-
32 u. s. w.). Was die Reihenfolge der 7 Pia- lationen (Cassius Dio 37, 18. Io. Lyd. de dieb.
neten bei den alten Assyrern anbetrifft, so ist 2, 2 p. 38 R. u. Boethers Aniu. z. d. St. Du te-
dieselbe nach der Liste der Bibliothek Assur- rieh, Abraxas S. 22 ff. Wünsch, Sethian. Ver-
banipals diese: Mond, Sonne, Iuppiter, Venus, fluchungstafeln 77). Im engsten Zusammen-
Saturn, Mercur, Mars*) (vgl. ob. Sp.-J526 Anm.**) hange mit dieser Vorstellung stand der Ge-
u. Windeier, Himmels- u. Weltenbild d. Babylo- danke, dafs jeder der 7 Planeten einem der 7
nier. Leipzig 1901 S. 35), oder nach der am 40 Vokale entspreche, so dafs schliefslich in
Stufentempel von Ezida angebrachten Farben- mystischen und magischen Formeln, wie sie
skala nach Baivlinson (vgl. ob. Bd. 3 Sp. 54) namentlich in griechischen Zauberpapyri aus
folgende: Mond (silbern), Merkur (dunkelblau), Ägypten überliefert sind, die 7 Planeten ge-
Venus (weifsgelb), Sonne (golden), Mars (hell- radezu mit den 7 Vokalen oder Urbuchstaben
rot), Iuppiter (rotbraun), Saturn (schwarz), (gegen [Hygin. f. 277 u. dazu Boscher im Philol. 1901
Bawlinsons Vermutung spricht sich aus F. de S. 369 ff.) identifiziert und als solche angerufen
Mely, Bevue archeologique 37 (1900) S. 417 f.), wurden (vgl. Boscher im Philol. N. F. 14 [1901]
doch findet sich daneben noch eine andere der S. 371 ff. Plut. de Ei. Gesner, Comment. Soc.
Anordnung der 7 Wochentagsgötter (s. u.) Beg. Gotting. I (1752) p. 245 ff.***) Boeckhz.C.L
entsprechende (Bawlinson , Cuneif. Inscr. of 50 Gr. 2895 p. 569. Demetr. dt ' elocut. 71. Schol. z.
Western Asia 3, 57, 57 — 61; v. Baudissin, Stud. Dion. Thr.b. Bekker,Anecd.\>. 795, 29 ff. Io.Lyd.
z. semit. Religion 1, 233; Hübler S. 8), näm- a. a. O. Anon. b. Euseb. pr. ev. 11, 6 [s. auch
lieh Sonne, Mond, Mars, Merkur, Iuppiter, Diettrich, Abraxas S. 22, 6]. Orakel b. Porphyr.
Venus, Saturn, woraus zu folgen scheint, dafs ib. 5, 14, 2. Ammian. Marc. 29, 2,28. Iren. 1, 14, 7.
auch diese Reihenfolge auf alten babylonischen Horapoll.hierogl.2,2'd. Hippol.6,4:8. v. Baudissin
Spekulationen beruht. In der späteren Astro- a.a.O. 1,243 ff. King, Gnostics214:S. v.Andrian,
logie ist dagegen die Reihe der Planeten, Mitth. cl. anihropol. Ges. in Wien 31 (1901), 251.
wenn man von dem der Erde nächsten, „ _ , , ■ ■.., _ _ „ n. t . , ..
i t..- j . , n ■, -. . . ,r , _.' *) Vgl. darüber Uabler a. a. ü. äs. 9. Dieterich, Abraxas
dem Monde ausgeht folgende : 1) Mond 2) 41 ^ ZUchr_ dMe Wort/ortchung h 150 ff. Matthias
Merkur, 3) Venus, 4) Sonne, 5) Mars, 6) Iup- 60 in Lyons ztschr. f. d. deutsch. Unter,-. 15 (1901) S. 623 ff.
piter, 7) Saturn; Vgl. Dio CaSS. 37, 18 f., der **) Über die 2 guten uud die 2 bösen Planetengötter
auch zwei Methoden angiebt, nach denen man vgl. Servius zu Vergil Georg. I, 335; Plutarch, De Iside et
die Reihe der Wochentagsgötter aus dieser Osiride c. 48; den Chronographen vom Jahre 354, dazu
letzteren Planetenfolge ableiten kann: die zweite Xommsea, Abhandt. d. Sachs. Ges. d. Wüsenaeh., phn.-hist. m.
derselben beruht offenbar auf rein astrologischen Bd- *' 1850 S" 5G7- Ich verdanke die8e Hinweise der Güte
° E. Schurers.
*) Vgl. Hommel, Aufsätze u. Abhandlungen S. 384. 446. ***) Wie ich nachträglich aus Gesner a. a. O. p. 249
Vgl. auch Jensen in Kluges Zeitschr. f. deutsche Sprach- adn. S ersehe, hat schon dieser Gelehrte bei Hygin. f. 277
forschung I (1901) S. 155. die 7 griechischen Vokale vermutet.
Boscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 80
2531
Planeten
Planeten
2532
Dieterich, Abraxas S. 19 v. 117. S. 22 f. S. 24.
41 f. 43 u. Pap. viag. miis. Lugd. Bat. p. 766.
Wünsch a.a.O. 77 f. Parthey, Zauberpapyri S.
120 u. 153 ff. Dieterich, Bh. Mus. 1901 S. 90 ff.
Lobeck, Agl. 932 Je. (C. v. Jan, Die Harmonie
der Sphaeren, Philologus 52, 13ff.> Kopp,
Palaeogr. crit. 3, 299 — 313. Buelle, Le chant
de sept voyelks gr. in Bevue des et. Gr. 2
[1889] p. 38 f. 393 f. Wünsch, Defix. tob. praef.
p. XXVII. Bouche-Leclerci, L'astrologie gr. 10
p. 150, 1. Dieterich, Mithrasliturgie 32 ff.
(Th. Beinach, La musique des spheres, Bevue
des et. gr. 13 (1900) p. 432 — 449 > u. s. w.).
Nach gnostischer Lehre (vgl. Iren. haer. 1, 14, 7.
Hippolyt. ref. 6, 48; mehr bei Baudissin a. a. 0.
233. 236) steht jeder einem der 7 Vokale
und zugleich einem der 7 Töne der Sphären-
harmonie entsprechende Planet unter der
Herrschaft eines äo%cov. 'Name und Natur
dieser cip%ovx£g sind innerhalb der einzelnen 20
gnostischen Sekten sehr verschieden, meist sind
es Geschöpfe des Demiurgos, die der mensch-
lichen Seele feind sind und sie zurückzuhalten
suchen, wenn sie nach dem Tode ihre Reise
zu Gott antritt; doch überwindet sie die Seele,
wenn sie in die Mysterien der Gnosis ein-
geweiht ist und die Zauberformeln kennt, denen
auch die Archonten gehorchen müssen' ( Wünsch,
Sethian. Verfl. 77 ff. Anz, Z. Frage nach dem
Ursprung des Gnostizismus = v. Gebhardt-Har- 30
nach, T. u. U. 15, 4 S. 1 — 58; vgl. auch Bousset,
D. Himmelsreise d. Seele, Archiv f. Beligions-
iviss. 1901 S. 234 ff.). Bisweilen werden diese
Archonten den Erzengeln gleichgesetzt, z. B.
in d. späten Inschr.v.Milet C.I. Gr. 2895 u. Theol.
arithm. p. 43 Ast; vgl. p. 20. dem. Alex. Str. 6
p. 685 A Sylb. vgl. v. Baudissin a. a. O. -J48f.
Wünsch a. a. O. S. 78, 1. Kopp, Palaeogr.
crit. 3, 334 f. Dieterich, Abraxas 45. Leblant,
Mem. Acad. Inscr. 36 [1896] p. 11). Wenn in 40
dem grofsen ana&ctvaxiouög des Pariser Zauber-
buches, welches Gebete und Vorschriften dar-
über enthält, wie man sich zum Anblicke der
Gottheit und zur Unsterblichkeit durch Ek-
stase erheben solle, die sieben Planeten nach
ägyptischer Vorstellung zugleich als iitxa -nuq-
titvoi iv ßvaaivoig aaniSav ngööcoTtci tyovßcu
oder als ovqccvov Tv%eti und als t-itxcc fttol xcxv-
0CÜV LLtldviOV 7tQ06Cü7tO: l^OVXig iv ntQl£w\LC£6lV
livoig, Kaxi^ovxtg £7txa diccdrJLiccxa %qvg& ....
ovxoi sIglv oi KctlovLitvoi TtoloxoäxoQtg xov
ovquvov x. x. 1. (s. Dieterich, Abraxas 104f.,
der auch auf die Tv^ca x<xi Moiqui = ort
uyad'eu anöoooicii xüv aöxeQav hinweist,
welche in einem anderen Papyrus erwähnt
werden; Dieterich a. a. 0. p. 196, 5 = Papyr.
mag. mus. Lugd. Bat. 8, 7 f. in Fleckeis. Jahrbb.
Suppl. 16 p. 808f. u. vgl. mit dieser Vorstellung
Plat. rep. p. 617) aufgefafst zu sein scheinen,
so werden jetzt mit weit gröfserer Wahrschein-
lichkeit die 7 rtoloyioäxoQfg von BoU und
Dieterich auf die 7 Sterne des kleinen, die 7
7taQ%(voi auf die 7 Sterne des grofsen Bären
bezogen: Mithrasliturgie 72.*)
Wie man ferner gemäfs der im Altertum
schon seit ziemlich früher Zeit sehr verbreiteten
Hebdomadenlehre**) alle möglichen in der
Siebenzahl auftretenden Begriffe und Dinge, z. B.
die sieben Lebensalter, die sieben Eigenschaften
der menschlichen Seele, die sieben Körperteile,
ferner die sieben Farben und Säfte (%viiol)***)
die sieben Blumen {Dieterich, Abraxas 157, 1;
170 ff.), Gewürzpflanzen und Gerüche, die
sieben Metalle und Steine u. s. w. auf die sieben
Planeten bezog oder von ihnen ableitete, zeigt
folgende in einzelnen Punkten freilich va-
riierende Tabelle:
*) Vgl. auch Röscher, D. Sieben- u. Neunzahl S. 53 und
die Artikel Phylakissai (ob. Sp. 2487) und Polokratores.
**) Der Unterzeichnete wird dieselbe demnächst in
einer ausführlichen Monographie behandeln. Die 2 ersten
Teile derselben sind bereits erschienen unter dem Titel:
„Die enneadischen und hebdomad. Fristen und Wochen der
ältesten Griechen, ein Beitrag z. verylei h. Chronologie und
Zahlenmystik von W. ff. Röscher = Bd. XXI nr. IV der Ab-
handlungen der philol.-histor. Klasse d. Kgl. Sachs. Ges. d.
Wis$. 1903 und Die Sieben- und Neunzahl im Kultus und
Mythus der Griechen. Leipzig 1904 = Bd. XXIV nr. I
der Abhandlungen d. phil.-histor. Klasse der Kgl. Sachs. Ges.
d. Wiss. 1904.
***) Vgl. ffermipp. de astrol. dial. ed. Kroll et Viereck
p. 59, 4 ff. : xal /u!jv xal tu tmv inta fittaXXcov ttdij xal
tag 'laag dtaipopccg twv ^ooiftütotv xal töjv laaoi&/uci>v
Xv/uwv tag 7toi6tt]tag xaXXtat' üv tig f teö9tv [= ix
tüjv £' nkavt'jtur'i eldslij. In betreff der 7 /v/ttol (oa/xai,
XQ(i>/uata) s. Theophr. c. pl. 6, 4, 1 u. 6, 1, 2. — Die Theorie
von den 7 Weltaltern fiudot sich in dem Traktat
Catal. cod. astrol. Graec. IV p. 113 f.
1. Mond
2. Mercur
3. Venus
4. Sonne
5. Mars
0. Iuppiter
7 Saturn
Farben des
Tempels Ezida
fferod. I 98 : *)
7 silbern
(7) 6 xataii-
yvQto/uiiog
6 dunkelblau
4 y.uuviog
5 weifsgelb
(1) 2 Xivxug
4 goldig
(6) 7 xataxs-
XQVoco/uevog
3 hellrot
5 accrdocQÜ-
y.ivog
2 braunrot
3 wotviy.sog
1 schw arz
(2) 1 /tieXag
Plat. de rep. 61 6 f.
7 —
5 öfütfQog
Xtvxottjti
4 £av-9-6-
tsQog
G Xa/unod-
tatog
3 V7tiQV-
xfQOg
2 Xsvxu-
tatog
1 gav&6t€oog
Plin. 2, 79:
Valens (Catal. codd.
astr. gr. 2, 88 f. ***)
6 blandus
2 Ttpaaivog
5 radians
7 fehlt
4 candens
(refulgens)**;
6 Xeuxi}
7 ardens
(radians)
1 xatoivog
3 igneus
5 inv9odg
2 clarus
4 cpniög xal
uüXXov Xtu-
y.og
1 Candidas
% xaotoolLUäv
*) Vgl. dazu Perrot et Chipiez, ffist. de l'art 2, 287 f.
Jeremias oben Bd. 3 Sp. 54. Bousset, Archiv f. Religionswiss-
4, 239 ff. Brandts im Hermes 2 (1867), 264 f. v. Baudissin,
Stud. d. sentit. Religionsgesch. 1, 235. Die den Farben bei-
gegebenen Zahlen bezeichnen die Keinen folge der
Planeten ;i. a. U.
**) Plinius a. a. O. unterscheidet den Lucifer (can-
dens) vom Vesper (refulgens).
***) (Vgl. im Allgemeinen auch die Valensexcerpte
Catal. 2, 160 ff.)
2533
Planeten
Planeten
2534
1. Mond
2. Mercur
3. Venus
4. Sonne
5. Mars
6. Iuppiter
7. Saturn
Metalle: *)
Cels. b. Orig. c. Cels.
6 uQyvqog
4 oidrjoog
2 [xaaaittQo;
7 XQvai?
5 XQäftce
3 /aXxög
1 fi6Xtßöog
(>, 21 ; vgl.Cumont,
Mitlira 2, 31 ; vgl.
1, 117.
Sc/iol. Pind. I.itlim.
2 ixqyvQog
6 xaaaitsoog
7 /aXxög
1 XQvaog
3 aiötjnog
5 tjXtxtQog
4 fioXißäog
4, 2; Lobeck, Agl.
p. 936 d.
Anecd. astrol. bei
7 aoyvoog
6 rjXextoor
5 %aXx6g etc.
4 XQuefög etc.
3 aidrjQog
2 xaaaiteQog
1 /uöXißog
Maxim, et Amnion.
etc.
etc.
etc.
etc.
etc.
carm. rell. ed.
wtoaoyuoos
Vgl. ö"Aoio;
Ludwich p. 121;
aatljQ 6 ai-
ähnlich auch Va-
öi'jptiog:
lens Catal. codd.
Schol. II.
astr. gr. 2, 160 ff.
E 386
Geschniäcke
(ytuoetg):
Valens a. a. 0.
2 äX/nv^d
7 fehlt
6 sXXirtürtäti]
1 ÖQiftvg
5 rtty.QÖg
4 yXvxvg
3 arvtpog
Steine:**)
Anecd. astrol. a. a. 0.
7 ^.ueXog,
6 a/.ictQay-
5 (.laqyaql-
4 av-9-Qcti-,
3 /uayitjTtjg,
2 ßijqvXXog,
1 fo^^yo
p. 121
arifi/nt, xav'
dog, iccarttg,
tijg, dvu/i-
vaxiv&og,
i/>t]<pidig, XI-
näg Xi9og
po;, Xi&oi
ÖQa, yi]
X(>vo6Xi&og,
vdgäQyvQog
ttjg, a/j.i9v-
adä/iiag,
9axig 71VQ-
Xcvxög,
fi vXltai,
XtUXt]
aog
aafupsioog
QOC
aavda(ju/tj.
yayatrjg,
9siov
xXavSiavog
Pflanzen: ***)
Hermes Trismegistos
2 xuvößatog
7 TTfV'fci-
6 Tat-
1 rto^fys»'»;?
5 äpi(5-
4 aa/a^üvi]
3 aa<p6diXog
ed. Pitra Anal.
ipvXXog
ars otu i'
y7. OKTROI'
Sacra 5, 279 ff. t)
Ib. 'IiQal inttx ßo-
2 uyXao-
7 cpXö/uog
6 Trai'ilxffo;
1 xi/OQa
5 muxidavog
4 suTtarÖQiov
3 adipidsXog
tävai
(pavrog
Anecd. astrol. a. a. 0.
7 Xivov, xa-
6 IXeXiaipa-
5 oanqea.
4 oivog,
3 7tt!:vra *ä
2 aTrog,
1 XQoft/Liva,
p. 120
vaßig, iXaia,
xog, xva/uog,
laQivä av9t].
aixi(ja
d()i/.iiu xai
y.(ji9ij,ö(jv£a,
axöfjäa, vü-
Ttürtuoog,
oTtog
aQih/uata,
atvcpdid'tj,
oXuya
7tu, aijaa/u tj,
ßovto/.iov
ftvqa
fyotcd
rttrttQi
Dieterich, Abraxas
p. 171 f.
LfXVQVa
xaaia
vÜQÖog 'Iva*.
Xißavov
xdatog
/.iaXäßa9(tov
atvQag
Thiere:
Anecd. astrol. a a. 0.
7 ß6ig, tt)
6 tontta ta
5 fXaipoi,
4 rtQÖßata,
3 xüi'*;,
2 avd-Qto7toi,
1 do&xovitg,
p. 121 f.
xa/iUjXoi,
>']^iuiil}Te(ja,
övayoot, don-
aiyeg ayytat,
Myx«^, Äsd-
Xiovttg, tu
oipeig, e/to-
iXi(pttvteg
teyaxtg, xlq-
xädig, niodi-
Innoi, aXtx-
7raocSo<,
xa&aoa ö'o-
vai, axofj-
xot, y.vveg
xtg, rtiQtate-
TQVOVEg,
%0l()0l, ni-
vea
nioi, aXdirti-
(>al, i/d'üeg,
i'tftoi
friy/ot, acpij-
xtg, Xayiuol,
aXQidtg
xtg
övoi, /itveg,
ai'XovQoi
Voka e:
x. t. X.
Schol. Dion. Thr. b.
1 A
2 E
3 H
4 f
5 O
6 r
7 £2
Bekker, Anecd.
p. 796
C. I. Gr. 2895
7 Si
6 r
5 0
4 J
3 H
2 E
1 .4
Io. Lyd. de dieb. 2,
6 Y
1 ^4
2 E
3 H
5 O
7 12
4 I
2 p. 38 R.
Lebens-
alter: ftt)
Ptolem.tetr. 4 p.53a.
1 ßqtcptxt'j
2 rtaiöixi'i
3 /.itifjaxixi'i
4 Ävcio/*»/
5 axjiiaotixt'i
§7tQSOßVTlX>l
7 yspoi't/zi;
Hermipp. de astr.
p. 22 f. ed. Kroll-
Viereck.
Schol. Hesiod. op. 439
1 ßQtipog
2 naiäiov
3 /.leioag
4 viaviag
5 (ivf/p
6 nrisaßvTtjg
7 ytQcov
*) Vgl. Cumont, Mitlira 1 p. 118. Äb/jp, Palaeogr. 3
p. 346.
**) Vgl. dazu Cumont a. a. O. 1 p. 118, 4.
***) Vgl. Dieterich, Abraxas S. 157, 1 170 {ta t' är-
fl-//, &u/.tiä/itata). Papyrus mag. p. 780 ff. Haupt, Philol,
48, 371.
t) Da im Codex die Bezeichnungen mehrfach fehlen
ist diese Reihe unsicher 1
tt) <Der mythologische Hintergrund dieser und vieler
anderer Zuteilungen liegt mehr oder weniger klar zu
Tage. So hat z. B. den Gedanken, die Rinder unter den
Schutz der Selene zu stellen, vermutlich das Rinder-
zweigespann der Göttin gegeben, das auf Münzen und in
den astronomischen Hss oft vorkommt. Dafs die Tauben
dem Planeten Venus zugeteilt werden, erklärt sich von
selbst; die Fische werden verständlich du^ch die sehr
alte Sternsage, die Nigidius und Hygin über die Verwand-
lung von Aphrodite und Eros in Fische erzählen. Wenn
Saturn die Katzen zugeteilt werden, so ist an die Gleich-
setzung der Planeten mit Nemesis, d. h. mit der katzen-
köpfigen Bast, zu denken. Die Affen könnten zum Pla-
neten Mars ebenfalls aus ägyptischer Überlieferung ge-
kommen sein: vgl. oben die Gleichsetzung des Planeten
mit Herakles-Chunsu und über Beziehungen des Hunäs-
kopfaffen zu Chunsu Brugsch, Relig. d. Ägypt. 497. Das
Gesagte, das sich vielfach vermehren liefse, genügt schon,
um das grol'se Stück Mythologie ahnen zu lassen, das in
der Astrologie fortlebt , aber es zeigt auch, wie disparat
die Elemente dieser Listen sind und wie viel Spätes neben
Älterem darin stecken mag.J>
ttt) Lobeck, Agl. 937 ff. ; (Boll, Stud. 67. Ptolem. 123, 3
(der Dialog Hermippos schöpft aus Ptolemaios).y
80*
2535
Planeten
Planeten
2536
1. Mond
2. Mercur
3. Venus
4. Sonne
5. Mars
6. Iuppiter
7. Saturn
Körper-
teile:*)
I'tolemaiox tetrab.
3, 12
7 yevatg,
xatdttoaig,
(TTÖ/ua/og,
XOI'ia, jMK-
roa, tbc ev-
ojvvnanärra
6 Xbyog,
diüvoia (!),
yXSjaaa,
y_o\i], edga
5 ootpoijaig
fj7ta(j, ffiio!
4 oqaöig,
iyxi(paXov,
y.agdia, vtü-
aa, tä bi£ia
ndtvta
3 Icxoou evw-
rvfiot, n-
tpooi, (pXijitg,
t /j.b(jta
2 ucpi], rtvtv-
/UOJV, ctpttj-
oiai, antQ/ja
1 icxoal
dilia'i, y.ua-
tig, ortXijv,
(pXiy/nata,
IKITÜ
Hermipp. a. a 0.
p. 17 f.
7 nböeg
6 %7tcc(> xal
finXciy/ra
5 yantt)(), vs-
(fQoi, ftöoia
4 xa(jöia
3 /oXi'i etc.
2 #ü>oa|
1 tyy.iipuXov
Triebe und
Vermögen: **)
Hermipp. a. a 0.
p. 18 f.
7 %fjv/()örtjg
2 Xöycov aa-
xtjoig, tfjXog
&Qttfjs
1^ fQuitcg, f.ii-
äfeig, ijdovai
3 &i()fiölt]g
4 &u/.iög,
fryaoog, äXu-
yot oQ/uai
5 aia&t'jatig
6 (pavtaaia,
ipvxQdttjg
Proc. in Tim. 1, 348
7 tb (pvTixöv
4 tb <pontj-
Itxov
5 tu irtt-
■9v/ut]ttxur
6 ro atad'tj-
tiy.br
3 tb fruuoti-
öig
2 tb TCoXitt-
y.bv
1 tb S'swQtj-
ttxbv
Macrob. in Sornn.
Scip. 1, 12, 14 [68J
T/ieo Alex. b. Stob.
Ecl. 1, 6, 17-1 ; vgl.
Lobeck 926
7 plantare
et augere
corpora
vztvog
6 pronun-
tiareet inter-
pretari
Xbyog
5 desi-
deriuni
>' t
ogegtg
4 sentiendi
opinandique
natura
3 animositas
9ufiög
2 vis agendi
yinaig
1 ratio-
cinatio,
intellegentia
dd/.(ju
Sere. z. Aen.11,51;
Myth. Vat. 3, 9, 7 ;
Lobeck 933
2 corpus
vgl. Firmicus
4, 1, 1
4 ingonium
6 cupiditates
1 Spiritus
3 sanguis
5 ho orum
dtsiderium
7 humor
Serv. z. Aen. 6, 714;
Lobeck H33ff.
4 lucri cupi-
ditaa
3 libido
2 iracundia
5 regni
desiderium
1 torpor
*) (Die Siebenteilung geht so weit, dafs bei
Hepbaistion von Theben (4. Jahrh.) tä /LtfQij toö ijrtatog
auf die 7 Planeten (aufserdein auch noch auf die 12 Tier-
kreiszeichen) verteilt werden [vgl. Olivieri, Frammenti dell'
astrologia di F.festione Tebano (Stud. ital. di filol. class. 6)
p. 25.] >
**) (Diese Abteilung liefse sich fast ins Endlose
vermehren; doch genügt es aul'ser auf Bouc/iS- Leclercq,
L'astrol. grecque p. 324 f. und Seyffarih, Beitr. z. Kenntn.
d. Litt. d. alt. Aeg. 4, 58 — 67, wo alle diese Patrocinia
der Planeten in langen Listen aus Firmicus etc. aufge-
führt sind, etwa noch an Valens, Catal. codd. astr. gr. 2,
160 ff. zu erinnern.]) Vgl. auch ff. Winckler, Alter Orient
3, 2/3.
2) Die Planeten als Wochentags-
götter. Litteratur: Lersch , D. planetar.
Gntterkreis = Jahrb. d. Ver. d. Altertums fr . i.
Eheinl. 4 [1844] S. 147 ff'. Piper, Mythol d,
ehr. Kunst 2 S. 218 ff. De Witte, Les divinites
des jours de la semaine = Gaz. archeol. 3 [1877]
p. 50 ff. 77 ff. 5 [1879] p. lff. S. Reinach s. v.
Dies im Dict. d. ant. von Daremberg-Saglio 3
p. 171 ff. Strzygowski, D. Calenderbilder d. Chro-
nogr. v. Jahre 354 [1888] S. 40 ff. Hang, D.
Woche ngöttersteine •-= Westd. Ztschr. f. Gesch.
u. Kunst 9 [1890J S. 17 ff. A. Dieterich, Abraxas
[1891] S. 41 ff. Thiele, Himmelsbilder [1898]
S. 130 ff. 140 ff. Hommel, Aufsätze und Ab-
handlungen. F. Cumont, Mithra, I. Introd.
[1899] p. 112 ff. Kluges Ztschr. f. deutsche Wort-
forschung 1 [1901] S. 150—193; vgl. auch das
daraus gegebene Excerpt von Matthias in
Lyons Ztschr. f. d. deutsch. Unterr. 15 [1901]
S.*617ff. (Bouche-Leclercq a. a. O.p. 476—484.).
E. Maafs, Die Tagesgötter in Rom u. d. Pro-
vinzen 1902 (erst nach Vollendung dieses Artikels
erschienen) und dazu Wissoiva, Lit. Centralbl.
1902 Sp. 1500 f. Schürer, D. 7täg. Woche im
Gebrauche d. christl. Kirche d. ersten Jahr-
hunderts in Ztschr. f. d. neutestam. Wissenschaft
u. d. Kunde d. Urchristentums. VI (1905) lff.
(desgl.) Röscher in den Sp. 2532** angef. Abhdl.
Den Ursprung der Zeiteinteilung in sieben-
tägige 'fortrollende' Wochen, deren einzelne
Tage nach den 7 Planeten Benannt waren,
haben wir aller Wahrscheinlichkeit nach im
semitischen Orient zu suchen. Von den Juden
wissen wir, dafs sie bereits seit dem 2. Jahr-
tausend vor Chr. die siebentägige mit dem
40 Sabbat schliefsende fortrollende Woche zur
Zeiteinteilung benutzten; doch haben sie die
einzelnen Wochentage nicht nach den Planeten
benannt, sondern nur gezählt (vgl. Winer,
Bibl. Reahvörterbuch unter rWoche'). Dafs
diese altjüdische Woche ursprünglich auf der
natürlichen Einteilung des Mondmonats in 4 Ab-
schnitte zu je 7 Tagen beruht, ist eine fast all-
gemein feststehende und innerlich höchst wahr-
scheinliche Annahme (Röscher a. a. 0.). Was
50 nun die alten Assyrer und Babylonier be-
trifft, so hat zwar bisher die fortrollende 7 tägige
Woche bei ihnen nicht nachgewiesen werden
können (vielmehr scheinen sie nach kappado-
kischen Keilschriften des 3. Jahrtausends nach
Tagfünften = Monatssechsteln gerechnet zu
haben), doch ist einerseits assyrisch-babyloni-
scher Planetenkult aus uralter Zeit bezeugt,
andererseits wissen wir, dafs hier der 7., 14.,
21. und 28. Monatstag bedeutungsvoll war (s.
60 Delitzsch in d. Berl. Philol. Wochenschr. 1902
Sp. 539. Jensen b. Kluge a. a. 0. 153. Matthias
a. a. 0. S. 625 ff. und dazu die1 wichtige Be-
richtigung von Zimmern, Z. D. M. G. 58 [1904]
S. 199 ff. u. 458 ff.). Da demnach die beiden Fak-
toren, auf denen die im späteren Altertum zu fast
allgemeiner Anerkennung gelangte Wochen-
rechnung beruht (die Siebenzahl der Tage und
deren Benennung nach den 7 Planeten), un-
2537
Planeten
Planeten
2538
zweifelhaft semitischen, und zwar höchst wahr-
scheinlich babylonischen Ursprungs sind, so
darf die Annahme gerechtfertigt erscheinen,
dafs wir es hier mit einer auf den Einflul's der
chaldäischen Astrologie zurückzuführenden Ein-
richtung zu thun haben {Mommsen, Böm.
Chron.2 313f. Cumont a. a. 0. 1, 119. Beinach
a. a. 0. 171. Nöldeke in Kluges Zeitschrift
f. deutsche Wortforsch. 1, 162. Matthias 622).
Und zwar scheint die 7tägige Planetenwoche 10
sich vorzugsweise von Alexandria aus
über den orbis terrarum verbreitet zu haben,
wie aus folgenden Worten des Cassius Dio 36,
18 ff. hervorgeht: xö de di) ig xovg uGxiqccg xovg
ehxu xovg TtXdvvxccg oyvo^iaöuivovg xccg rjiiSQCcg
{Philostr. v. Ap. Ty. 3, 41) avccxelafrcci xaxioxi]
[tsv Vit Alyvnxicov ,*) nÜQsaxi. ös nccl iit)
nävxag av&Qw-xovg (vgl. auch Ioseph. c. Ap. 2,
39, 2), ov itäXat Ttoxh ag Xöyco elitsiv &Q^,ccfis-
vov oi yovv ccq%<xioi "EXXrjVsg ovda[Lij ccvxö, oßa 20
ys £fts sidivai, i}7ti.axavxo. eclV intiSi] xca
itccvv vvv xoig xs aXXoig ana6i y.a.1 ccvxotg xolg
Pca^iceioig ^jr/^ojpmjff, nal i]8r\ nal xovxö aqiiai
■JtCCXQLOV XQ07C0V XlVCi £6X1 ßg(X%V XL TtBQl avxov
dialt%&f]vo!i ßovXoiwi, nag xs %ccl xiva xqotiov
ovxco xsxav.xai. Im folgenden giebt nun Dio
zwei Erklärungen (Xöyoi) für die Entstehung
der bekannten Reihe der Wochentage (Dies
Solis, Lunae u. s. w.) aus der damals an-
genommenen Reihenfolge der Planeten (Saturn, 30
Iuppiter, Mars, Sonne, Venus, Mercur, Mond),
eine kosmisch-astronomische und eine astrolo-
gische (vgl. darüber Lobcck, Agl. 942 ff. Plut.
Q. conv. 4, 7. Leematts, Pap. gr. Mus. Lugd.
Bat. 2 [1885] p. 98. Häbler, Astrol. i. Altertum.
Zwickau 1879 S. 8. Beinach b. Daremberg-
Saglio 3 p. 172. Cumont, Mithra 1, 119. Bie-
terich, Abraxas 41 f. Anm. 4. Jensen, Zeitschrift
f. deutsehe Wortforsch. 1, 156. Matthias 622 ff.).
Windeier, Altorientalische Forschungen 3 S 192. 40
(Bouche-Leclercq a. a. 0. 476 ff.**)). So hat die
7tägige Planetenwoche etwa seit der Zeit des
Augustus die alte Stägige Woche der Römer
(nundinum) allmählich verdrängt und istschliefs-
lich in allen Kalendern herrschend geworden
(vgl. die von Tibull 1, 3, 18 erwähnte sacra dies Sa-
ttmii, die Bruchstücke der Fasti Sabini, C. I.
*) Vgl. Io. Lyd. de dieb. 2, 3 p. 40 ed. Roether: oi TttQi
ZwQodtatQrjv y.aVYoiäom\v XaXö atoi v.ai jilyvrttioi jq
artb toü ttQi&fiov t&v nXavi]t(DV iv iftdo/uädi tag
il/neoa; äviXaflor. Ammian. Marc. 23, 6, 32 ff. Vgl. die
(i^tfidofiaTty.oi &toi des Papyrus bei Dieterich, Abraxas
p. 173. 175. 180. 193.
**) (Es ist zu bemerken, dafs die Siebenteilung der
Zeit sich nicht auf die Woche allein erstreckt hat. Jede
der 24 Stunden des Tages gehört einem Planeten, und
es ist noch die Trage, ob sich nicht erst daraus die
Planetenwoche entwickelt hat (vgl. aus der grofsen Litte-
ratur z. B. Bouche - Leclercq a. a. O.). Die Jahre haben
noch heute in manchen Kalendern einen Planeten als
Jahresregenten, ohne dafs sich die Zeit, seit wann dies 60
geschieht, bisher schon hätte feststellen lassen. Endlich
werden in einem Text, den Cumont im 4. Heft des Catalog.
codd. astr. gr. herausgeben wird, auch sieben Jahr-
tausende nach den 7 Planeten charakterisiert. Diese
einheitliche Beziehung aller Zeiteinteilung auf die 7 Pla-
neten findet ihr Gegenstück in einer ebenso einheitlichen
Beziehung aller Zeiteinteilung auf die 12 Zeichen des
Tierkreises, die sich noch heute in ganz Ostasien
erhalten hat.)
tfXH
KPONOC
HA loc
L.2 1, 220, wo neben den Zeichen der Nun-
dinalbuchstaben [A—H] bereits die Buchstaben
[A—G] der 7tägigen Woche vermerkt sind,
ferner Petronius Sat. 30, die Kalenderbilder aus
den Titusthermen (Haug a. a. 0.32), den Dies Solis
einer Inschr. aus Pompeji C. 1. L.2 1, 342, das
Kalendarium des Philocalus vom Jahre 354 n.
Chr. C. I. L.2 1 p. 254 ff.; schliefslich kommt seit
Commodian um 250 n. Chr. die Bezeichnung
hebdomas oder septimana für die 7 tägige Woche
auf {Gundermann b. Kluge a. a. 0. 176. Matthias
S. 620 f.). Was den Anfang der Woche anlangt,
so geht aus der gewöhnlichen Anordnung der
Bilder der Wochentagsgötter hervor, dafs ur-
sprünglich der Dies Saturni die
Reihe der Tage begann {Beinach
a.a.O. S. 172 f. Cumont, Mithra
1, p. 119, 2. Haug, Wochen-
göttersteine S. 45 u. 38), doch ist
später, jedenfalls infolge des Ein-
flusses des Mithraskultus , der
Dies Solis an die Spitze getreten,
ebenso wie bei den Christen (vgl.
Cumont 1 p. 119, Schür er a. a. 0.
38 f. u. 43). Auch nach der Lehre
der Ägypter und Chaldäer bei Io.
Lyd. d. dieb. 11 ist der Tag des
Saturn der siebente, also der
Sonntag der erste der Woche.
Hinsichtlich der die Wochen-
tagsgötter darstellenden Bild-
werke verweise ich auf die
oben Sp. 2535 angeführte Litte-
ratur, insbesondere auf Cumont
a. a. 0. S. 113, 1 und Beinach
a. a. 0. S. 172 f., mit 4 Abbil-
dungen; vgl. auch oben Bd. 2
(Art. Kronos) Sp. 1566 Fig. 16
u. Sp. 1567 Fig. 17; sowie Tertull.
de idolol. 10.
Auch im Mithraskult haben
die 7 Planeten und Wochengötter
eine bedeutende Rolle gespielt
(vgl. Cumont, Mithra 1, 112 ff.
u. Bousset, Arch. f. Beligionswiss.
4 [1901] S. 165 f.). Auf den hier-
her gehörigen Bildwerken treten Kronos, Helios,
die Planeten und Tagesgötter
nicht nur in der
Darstellung als Satumus, Sol bände ausSyrien
u. s. w. , sondern auch in der (nach Gaz. arch.
symbolischen Gestalt von 7 Ster- 1877, 8, 5).
nen, 7 Kreuzen, 7 flammenden
Altären, 7 in den Boden gesteckten Schwertern*),
7 Bäumen (Pflanzen?) und Vasen auf {Cumont
a. a. 0. 1, 115f.). Die 7 Schwerter, die man
sich wahrscheinlich aus 7 verschiedenen Me-
tallen gefertigt zu denken hat, lassen sich
meines Erachtens am besten auf die sieben
den Planeten zugeschriebenen Metalle (s. ob.
Sp. 2532 f.), die 7 Bäume (Pflanzen), auf die
oben behandelten 7 Bäume oder Pflanzen, die
7 Vasen endlich auf die 7 %vnoi (oder %0miiccxu '?)
beziehen (s. ob. Sp. 2532 Anm. ***).
Endlich ist der Kult der 7 Planeten auch
*) Vgl. damit die inta kdafiürtiva toi) l'ayyov Siiptj
ig y?jv ntnrjyutu (xatatif>tiftiva) Ortho xov /ut]d'tv dtifta
i/LirtiJ.a^av tf] xd>(ja b. Philostr. v. Ap. Ty. 3, 21.
1) Tyche
= Venus),
.S i-i d. 7 Tagesgötter
wohnlichen dftrgtell< Arm.
2539
Planeten
Planktai
2540
3
o
o
p4
p
0>5
O:
9
P
s
tr1
P
p
oo
o
CR
0Q
Ol
P
"5"
55
in die or- laeogr. crit. 3, 334 f. Bauche -Leclercq a. a. 0.
phische 623, 1; Wünsch a.a.O.; mehr bei Schürer
Hymnik a. a. 0. S. 21 Anm. 2. Bei Origenes c. Cels. 6,
(hy. 7), die 31 (vgl. Iren. c. haer. 1, 30, 5 ff.) heifsen end-
hellenist.- lieh die 7 Planetengeister der Ophiten: Ado-
jüdische naios (Sonne?), Ialdabaoth (Saturn), Iao, Sa-
Apoka- baoth, Astaphaios, Ailoaios, Horaios (v. Bau-
lyptik dissin a. a. 0. 1, 231 ff.). Auf dem Bleitäfelehen
(Apok. 1, 16 aus Aigina (Inscr. gr. vol. IV; Inscr. Argol.
etc. Brandts 10 nr. 191) lautet die Reihe: Michael, Gabriel,
im Hermes Uriel, Raphael, A[n]anael, Proso[r]a[i]el, Hy-
2, 267 ff.), in [abjsael. Vgl. v. Baudissin a. a. 0. p. 190
den Gnos- n. 9. [Röscher.]
tizismus Planktai (IUayurai). Verderben drohende
und in die mythische Felsen, die nach der ältesten Vor-
Magie des Stellung jeder passieren mufs, der vom sagen-
späteren haften Okeanos in die griechische Heimat
Altertums zurückkehren will, so auch Odysseus, die Argo
eingedrun- und die Tauben, welche vom Okeanos her dem
gen; vgl. 20 Zeus Ambrosia bringen. Dafs die Gefahr ge-
Dieterich, rade dem Heimkehrenden droht, ist ckarak-
Äbraxas teristisch. Die Felsen trennen ursprünglich
S. 44 ff. ; s. das bekannte Diesseits von dem unbekannten
auch eben- Jenseits am Okeanos, zu dem der Mensch
da S. 22. 24. zwar leicht hinüber kommt, woher aber nur
47. 105 ff. wenigen Helden der Vorzeit, und auch diesen
196, 5 ff. 157. nur unter den höchsten Gefahren, die Rück-
Wünsch, kehr vergönnt war. Plankten, Symplegaden
Sethian. und das Felsenpaar Skylla-Charybdis sind
Verfluch- 30 ihrem mythischen Werte nach identisch und
ungstafeln lediglich verschiedene Mythenformen für jenes
S. 77 f.; v. Wunderthor, hinter dem der Okeanos, die
Andrian, Insel der Seligen, das Reich der Toten liegt.
Mitth. d. Vgl. Berglc, Jahrb. f. Philol 1860, 414; Preller-
anthropol. Bobert, Griech. Mythol. 1, 620; Gruppe, Griech.
Ges. inWien Mythol. 396.
31 (1901), Von den Plankten erzählt Homer Odyss.
250f.; s. 12, 59 ff. und kurz 23, 327. Im übrigen werden
auch oben sie nur von solchen Gelehrten bezw. Dichtern
Sp. 2531 40 erwähnt, die sich aus wissenschaftlichem, geo-
u. Piper, graphischem oder litterarischem Interesse direkt
Mythol. d. mit unserer Odyssee-Stelle auseinandersetzen
christl. wollen. Niemand von ihnen kennt eine Lokal-
Kunst2,220. sage, eine poetische Erwähnung der Plankten
Beachtens- aus älterer Zeit oder irgend etwas sonst Be-
wert ist die merkenswertes. Für den Plankten-Mythos ist
eigentüm- Homer der erste, aber auch letzte Repräsentant :
liehe Benen- alle späteren Erwähnungen wären ungeschrieben
nung der geblieben, wenn zufällig die Homerstelle fort-
Planeten- 50 gefallen wäre.
u. Sphären- Der Zusammenhang, in welchem das 12. Buch
dämonen der Odyssee der Plankten gedenkt, ist folgen-
mit jüdi- der: Kirke beschreibt dem Odysseus den Weg
sehen Na- zur Heimat, Vs. 39 ff. die Vorbeifahrt bei den
men: Luna Sirenen, Vs. 127 ff. Thrinakia etc. Zwischen
= Gabriel, diese Stellen, wo der Weg genau beschrieben
Mercur = wird, ist Vs. 55 ff. eine unbestimmtere Weg-
Michael, Weisung folgenden Inhalts eingefügt: wenn du
Venus = bei den Sirenen vorübergekommen bist, dann
Anael, Sol 60 mufst du selbst wählen, welchen von beiden
= Raphael, Wegen du einschlagen willst; auf der einen
Mars = Sa- Seite (Vs. 59 %v&ev [isv) sind die Plankten,
mael, Iup- bei denen niemand vorbeikommen kann u. s. w. ;
piter = Za- die zwei Felsen aber (Vs. 73 oi öh dvw cnönsloi
daquiel, — das absolut unzweideutige „auf der anderen
Saturnus = Seite" fehlt) sind Skylla und Oharybdis u. s. w.
Kafriel; s. Im Altertum hat man an der Art, wie hier
Kopp, Pa- die zwei Wege geschildert sind, keinen beson-
2541 Planktai Planktai 2542
deren Anstofs genommen, wie die Homer-Kom- ooccav bringen oder wie nach Ewripid. Hippol-
mentare (vgl. auch Eustath. 1711, 9 ff.) und 748 nebst Schol. die nQijvcci txpßQoaiui im Land
die Umschreibungen unserer Odysseestelle bei der Hesperiden fliefsen; vgl. Rascher, Nektar u.
Apöllon. JRhod. i, 922 ff. und Apollodor. Epitom. Ambrosia 30. Die Beziehungen der Tauben
7, 20 zeigen; man hat nur mit Recht darauf gerade zum Zeuskult sind aus Dodona hin-
hingewiesen , dafs unter den zwei Wegen, länglich bekannt. Endlich ist es auch ein in
zwischen denen Kirke die Wahl läfst, nicht vielen Sagen wiederkehrender, uns besonders
gerade zwei verschiedene Meerengen zu ver- durch Noahs Taube geläufiger Zug, dafs der
stehen sind (Schol. Hom, Od. 12, 73). In unserer Schiffer die Aussichten für seine Fahrt nach
Zeit aber ist mehrfach betont, dafs die un- 10 dem Flug der Vögel abwägt: als die Argonauten
präzise Weisung des Wegs eigentlich dem die Symplegaden passieren wollen, lassen sie
Zweck der Kirkerede widerspricht, dafs der zuvor eine Taube hindurchfliegen {Apoll. RJmd.
Gegensatz von k'v&sv [ihr und oi Sh dvä> 6x6- 2, 328. 561; Asklepiad. Tragodum.: Schal.
ntXoi nicht scharf genug ist, dafs bei dem Apoll. Bhod. 2, 328. 562 Schol. Hom. Oclyss.
Felsenpaar Skylla-Charybdis wiederum zwischen 12, 69; Apollod. 1, 9, 22; Hygin. fab. 19; nach
zwei Möglichkeiten der Fahrt zu wählen ist, Orph. Argon. 695 einen Reiher), diese Taube
endlich dafs Vs. 201 ff. , wo Odysseus in die kommt mit Verlust der äufsersten, von den
von Kirke geschilderte Gegend kommt, der zusammenprallenden Felsen noch getroffenen
Name der Flankten nicht wiederholt wird, Schwanzfedern glücklich hindurch, da ja auch
wenn auch die (von manchen freilich auf die 20 die Argonauten glücklich durch die Felsen
Charybdis bezogenen) Worte xanvog xcel (.itycc hindurchkommen sollen; an unserer Stelle da-
ziifia (Vs. 202. 219) auf die von Wogenprall gegen, wo dem Odysseus die Plankten als ab-
und Feuerstürmen (Vs. 60. 68 nvoog x 6X0010 solut unpassierbar geschildert werden sollen,
ftvsXXca) umbrandeten Plankten zurückweisen heifst es sinngemäfs, dafs nicht einmal die
(zu dieser Auffassung des xanvög vgl. Schol. heiligen Tauben des Zeus wohlbehalten vor-
Hom. Od. 12, 202; Apoll. Rhod. 4, 927). Diese überkommen, und der Zusatz von der steten
Beobachtungen sind richtig, allein die Annahme Ergänzung ihrer Zahl erscheint wie eine Kon-
von Interpolationen kann sie nicht erklären. Zession an den noch lebendigen Volksglauben,
Wenn der Dichter unserer Stelle den Odysseus dafs Zeus noch fortdauernd von den Tauben
nicht den Weg bei dem Plankten, sondern bei 30 Ambrosia erhält. Wenn Moiro a a. 0. dichtet,
Skylla und Charybdis wählen läfst und trotz- die Tauben und der Adler hätten dem jungen
dem die Plankten hier nennen zu müssen Zeus Ambrosia nnd Nektar nach Kreta gebracht
glaubt, so lag ihm höchst wahrscheinlich eine und seien zum Dank dafür nach Kronos' Be-
zu seiner Zeit bekanntere Version vor, nach siegung von Zeus unter die Sterne versetzt, so
welcher Odysseus thatsächlich die Plankten liegt hier die charakteristische Form des j)oe-
unter ähnlichen Gefahren passierte, wie die tischen Mythos vor, der alles zu einem einmal
Skylla-Charybdis. Einer solchen Variante zur in der Vorzeit vorgekommenen Ereignis macht.
Skylla-Charybdissage trägt unser Dichter, mag In unserer Odysseestelle dagegen, wo der Vater
er nun einer älteren oder jüngeren Zeit an- Zeus noch fortdauernd von den Tauben Am-
gehören, Rechnung. Dafs diese alte Sage von 40 brosia erhält, steckt ein Rest des alten leben-
einem echten Odysseus-Plankten- Abenteuer für digen Volksglaubens. Auf der anderen Seite
die Folge verschollen blieb, da unsere Odyssee war es freilich auch eine alte volkstümliche
sie unterdrückt hatte, ist bei der Autorität Vorstellung, dafs das Sternbild der Plejaden (s.d.)
Homers nicht wunderbar. Die Episode von ein Taubenschwarm sei; vgl. Thiele, Antike
Odysseus und den Plankten wird nachmals Himmelsbilder 3. 73 , Svoronos in Sallets Zeit-
stets direkt in der Fassung Homers erzählt, sehr. f. Numismat. 1888, 224 ff. und in Journ.
z. B. Apollod. Epit. 7, 20 f.; Tzetz. Lykoph. 818. d'archeol. numismat. 1899, 74, Bethe, Rhein.
Als zweite Sage von den Plankten berichtet Mus. 1900, 429. In einer längeren bei Athen.
Homer Odyss. 12, 62 ff., dafs kein Vogel hier 11, 488 ff. erhaltenen Abhandlung sucht Askle-
glücklich vorbeikommt, nicht einmal die Tauben, 50 piades von Myrlea zu beweisen, dafs sowohl
welche dem Vater Zeus Ambrosia (s. d.) bringen; die nsXsiddsg an Nestors Becher Hom. 11. 11,
auch von ihnen rafft der glatte Fels immer 634 als auch die itilsicu der Planktensage
welche dahin, aber Zeus sendet dann eine Hom. Od. 12, 62 nicht wirkliche Tauben, son-
andere, damit ihre Zahl voll sei. — Dafs Tiere, dem die Plejaden seien, und er führt dabei
Vögel und speziell Tauben den Göttern ihre etwa folgendes aus: Schon die Dichter Hesiod.
göttliche Nahrung zutragen, ist eine alte volks- Astron. (fr. 9 — 11 Rzach), Simonides fr. 18,
tfimliche Vorstellung; vgl. z. B. Plutarch de Pindar Nem. 2, 17, Aischylos fr. 312 und
facie in orbe Lunae 26 p. 941 f., wo Vögel Lamprokles hätten die Plejaden iieXsiädeg ge-
dem Kronos Ambrosia bringen; Paus. 8, 25, 11, nannt, andere wie Simmias und Poseidippos
wo eine Turteltaube den Asklepios nährt (s. (50 HiXsiai; Moiro habe zuerst den Sinn unserer
oben Artikel Asklepios Bd. 1, 624); Diod. 2, Odysseestelle richtig dahin erfafst, dafs die
4, 4, wo Tauben die Semiramis pflegen; Ps. Plejaden dem Zeus Ambrosia bringen; später
Eratosth. 41, wo der Rabe Wasser bringt. habe Krates sich Moiros Ansicht angeeignet
Desgleichen ist es eine alte volkstümliche Vor- und als seine eigene Entdeckung ausgegeben.
Stellung, dafs die Ambrosia vom Okeanos her Weiterhin citiert Asklepiades die Verse des
geholt werden mufs, wie z. B. bei Moiro Aratos 257 ff. , wo es heifst, man nenne zwar
(Athen. 11, 491b) die Tauben dem jungen die Plejaden inränogoi (vgl. Euripid. Orest.
Zeus nach Kreta das Ambrosia cot 'ilxsccvolo 1005), in Wirklichkeit seien aber nur sechs
2543 Planktai Planktai 2544
Sterne sichtbar und wie der siebente Stern half ihr vorüber. — In der uns geläufigen,
verloren gegangen sei, wisse man nicht. In unter dem Einflufs der milesischen Kolonisation
dieser, von anderen durch verschiedenartige am Bosporos und Schwarzen Meer ausgeprägten
Mythen (vgl. den Artikel Pleiades) erklärten Form der Argonautensage wird übereinstim-
Verdunkelung des 7. Sternes erblickt nun mend Kolchis als das Land des Aietes ange-
AsJilepiades den Anlafs zu der homerischen nommen und erzählt, dafs die Argonauten
Wendung, dafs die Plankten immer welche dorthin durch den Bosporos fuhren : hier mufsten
von den niXsLai weggeraift hätten, worauf Zeus sie die aufeinander prallenden Symplegaden
ihre Zahl durch eine andere wieder voll ge- oder Kyaneai passieren, die jedes Schiff er-
macht habe. Bei Eustathios Hom. Od. 1712, 10 drückten; auf Phineus' Rat lassen sie eine
57—1713, 28 ist die Beweisführung des Athe- Taube voranfliegen und wie diese glücklich
naios bezw. Asklepiades ergänzt durch den hindurchfliegt, so kommen auch sie unter be-
Hinweis, dafs auch Emipid. Orest. 1005 und sonderer Beihilfe der Götter (Poseidon: Pind.
Theokrit. 13, 25 die Plejaden IlsXsidg bezw. Pyth, 4, 207; Athena: Apoll. Ehod. 2, 598;
TltlziäShs nennen; es wird dann erzählt, dafs Hera: Apollodor 1, 9, 22, 5; vgl. Robert, Bild
auf eine Frage Alexanders des Grof'sen nach und Lied 246; Hera und Athena: Orph. Argon,
der Bedeutung unserer Odysseestelle Chevron 694, Vol. Flacc. 4, 682) glücklich hindurch. —
von Amphipolis die Deutung auf die Verdun- Der Unterschied zwischen dieser Symplegaden-
kelung des siebenten Plejadensterns vorgebracht sage und der homerischen Planktensage liegt
habe, während Aristoteles und Alexander der 20 auf der Hand: die Symplegaden sind zwei zu-
Grofse selbst wertlose allegorische Erklärungen sammenschlagende, bewegliche Felsen, durch
vortragen; weitere ebenso wertlose Erklärungen die man hindurchfahren mufs, bei den Plankten
decken sich z. T. mit Schol. Hom. Odyss. 12, handelt es sich dagegen nicht um ein „hin-
62 ; endlich wird von Eustath, noch Alexandros durch-", sondern um ein „vorbei"-fahren (Vs. 62
von Paphos citiert, nach welchem Homer die %aQt Q%trai , 69 Ttctohnla, 72 ■jiaQtTtzyi'tytv); bei
Erzählung von den Ambrosia bringenden Tauben den Symplegaden droht die Gefahr durch das
zum Dank dafür erdichtet hätte, dafs in seiner Erdrücktwerden , bei den Plankten durch das
Jugend neun Tauben (die Musen) mit ihm Hineinschleudern des Schiffes in die Brandung
spielten. und Feuerstürme; endlich mufs das Symple-
Dafs die Tauben an Nestors Becher die 30 gadenaben teuer, sofern es sich um Felsen am
Plejaden sind, glaubt dem Asklepiades wohl Bosporos handelt, notwendiger Weise auf der
niemand mehr, dafs aber die Tauben-Plankten- Hinfahrt nach Kolchis liegen, während das
sage auf die Plejaden zurückweist, wird zu- homerische Planktenabenteuer in die Rückfahrt
meist festgehalten, vgl. Völcker , Mythol. des von Aietes fällt und in diesem Punkte wohl
Jopet. Geschlechts 84 ff. ; K. 0. Müller, Kleine eine Erinnerung an die älteste mythische Be-
deutsche Schriften 2, 121; Nitzseh, Erklärende deutung der Felsen bewahrt.
Anmerk. zu Hom. Odyss. 3, 374 ff. ; Welcker, Die Dichter der älteren Zeit erzählen oft
Griech. Götterl, 1, 69; Poscher, Nektar u. Am- von den Symplegaden und geben ihnen die
brosia 10, 28 ff. , 62. Preller - Robert , Griech. verschiedensten Bezeichnungen, wie z.B. ßvv-
Myth. 1 , 465. Widerspruch dagegen erhebt 40 dpofioi, öwog^dSse, awSgo^iäSsg, av^nXvyäSss,
Küentzle, Über die Sternsagen der Griechen 7tXr}yädss, xvccvzui, avyxmQovaai etc. (vgl. z. B.
1897 S. 4 ff. und im Artikel Orion, oben Bd. 3, Pind. Pyth. 4, 208, Simonid. fr. 22: Schol.
1026. In der That scheint der Dichter unserer Eurip. Med. 2, Soph, Antig. 966, Eurip. An-
Odysseestelle, wenn er sagt ovdh Ttoxy\xk TtaqiQ- drom. 794. 864, Med. 1. 432. 1263, Iph. Taur.
%£T<xi ovSs niXstca und wenn er den niXtim 124. 241. # 421, Theokrit. 13, 22. 22, 27; voll-
obendrein ihr ständiges Beiwort xQiqQcovtg giebt, ständige Übersicht bei Wieseler de Cyaneis sive
seinerseits nur an die wirklichen Tauben des Symplegadihus. Ind. lect. Göttingen 1879); aber
oben skizzierten alten Vorstellungskreises und niemand von ihnen nennt sie ■jtXayy.rai, iden-
nicht an das Hom. Od. 5, 272, 11. 18, 486 tifiziert sie mit den homerischen Plankten oder
JJXrjicc&sg genannte Sternbild gedacht zu haben. 50 gedenkt der Plankten in anderem Zusammen-
Die Erzählung von der regelmäfsigen Ergänzung hang. Apollonios von Rhodos war ebenfalls
der Zahl der Tauben pafste im Grunde auch der Ansicht, dafs Symplegaden und Plankten
wenig auf den doch ständig verdunkelten Stern, nicht dasselbe seien, aber er konnte nach der
und bei der so überaus häufigen Erwähnung ganzen Richtung seiner Zeit die Homerverse
der Plejaden würde es nicht allzu wahrschein- selbstverständlich nicht ignorieren. Daher schil-
lich sein, dafs eine alte Plejaden-Plankten- dert er bei der Hinfahrt (2, 317 ff. 549 ff.) ein-
Sage völlig verschollen blieb, bis Moiro, Krates gehend das Abenteuer bei den Symplegaden
und Asklepiades sie aus der Odyssee neu ent- am Bosporos und flicht bei der Rückfahrt (4,
deckten. (Vgl. auch d. Art. Pleiades Sp. 2556.) 753 ff. 924 ff.) eine Episode ein, die nur den
Die dritte Sage, welche sich nach Hom. Od. 60 Zweck hat, dem homerischen Planktenabenteuer
12, 66 ff. an die Plankten knüpft, lautet, dafs gerecht zu werden. Er erzählt genau im An-
alle anderen Schiffe bei den Plankten von den schlufs an die Folge der Ereignisse im 12. Buch
Wellen und Feuersstürmen vernichtet werden, der Odyssee die Fahrt der Argonauten von
dafs aber als einziges Schiff die allbekannte Kirke zu den Sirenen, Plankten, Skylla-Cha-
Argo auf der Heimfahrt von Aietes glücklich rybdis, Thrinakia, Phaiaken; die Lage der
vorbeikam; freilich wäre auch die Argo bei- Plankten in ihrem Verhältnis zu Skylla-Cha-
nahe an die gewaltigen Felsen geschleudert rybdis (Vs. 922 ff.) sowie der Charakter der
worden, doch Hera, die Freundin des Iason, Plankten als Felsen vulkanischer Natur in
2545 Planktai Planktai 2546
Wogenprall, Feuer und Rauch (Vs. 924 ff.) ent- wieder die Meinung auf, Plankten und Sym-
spricht genau der Schilderung Homers. Ge- plegaden müfsten doch identisch gewesen sein,
ändert ist nur ein einziger Punkt: während Schon Herodot 4, 85 scheint dies anzudeuten,
bei den homerischen Plankten Hera der Argo wenn er von den Kvävzui am Bosporos spricht,
vorbeihilft, erzählt Apollonios ganz ausführlich xag ttqotsqov nXccymäg "EXXwvtg cpaoi streu;
(wie er dies nur bei freien dichterischen Zu- denn das Adjektiv Ttla.yv.rea dürfte von ihm
sätzen thut), dafs Hera den Hephaistos auf- wohl gerade mit Rücksicht auf die Plankten
fordern läfst, das Feuer bei den Plankten ein- gewählt sein. In bestimmterer Form werden
zustellen, dafs sie die Thetis bittet, der Argo die Symplegaden am Bosporos als die Plankten
vorbeizuhelfen, und dafs Thetis dann mit den 10 bezeichnet bei Asklepiad. Tragodum fr. 3:
Nereiden eingreift, wie sie_ mehrfach betont, Schol. Hom. Odyss. 12, 69; Plin. 6, 32; Hesych
im Auftrag der Hera. Diese Änderung brauchte s. v. niuyx.ra.1 und HvfiTtXjy/ccSng; Schol. rec.
Apollonios offenbar, weil er nur so jene Be- und Tzetz. zu Lykophr. 1285 ; Schol. Eurip.
gegnung von Thetis und Peleus einfügen konnte Med. 2 (als Ansicht der vs wxiqoi) ; vgl. auch
(4, 800 ff. 853 ff.), die ein alexandrinischer Arrian. peripl. Pont. Eux. 37; Anonym, peripl.
Rivale zuvor behandelt hatte (vgl. Catall. 64); Pont. Eur. 90; Eustath. zu Dionys. Per. 144
die Art, wie er seinen Rivalen dabei korrigiert, (vgl. 64. 148. 391); Nicephor. Gregor, hist. Byz.
ist sehr charakteristisch. Dafs Apollonios trotz 5, 4 p. 81 D. Römische Dichter, denen Sicilien
dieser Änderung den Vers der Odyssee von näher lag als das Schwarze Meer, übertragen
Heras alleiniger Hilfe vor Augen hatte, zeigt 20 auch gelegentlich umgekehrt die Züge und
Apoll. Bhod. 4, 784, wo Hera zur Thetis sagt: Namen, die eigentlich den Symplegaden am
r a. r r, , « , . / w Bosporos zukamen, auf die homerischen Plankten
ol^woaüovimeiviviwnltMuiivoe bei Sicilien, vgl. Iuvenal 15, 19, und Oäd.
Aicovidngm 8 ccXXocScoearirriQSSccmov, mt ß2 ^^ m wahrend aller.
oin xe ccp teacoe« dm HXa^xug 7TSQ6a>VTccS ^ bgi ^ ^ ^ u ^ ^8
*hQas, %v&« Tcvgog dstval . JQo^ovGi.9vsXXai dieöS le aden des Schwarzen Meeres ge-
kv^x* xs ttüwgn TtSQißXvu omlaSsoon*. m^ g£d* Gelehrte aus der Gruppe der-
81 ' jenigen, welche die Realität der bei Odysseus
Die Schilderung der Feuerstürme und der Irrfahrten erwähnten Gegenden überhaupt leug-
Wogenbrandung entspricht genau den home- 30 neten und deshalb auch die Plankten für ein
rischen Plankten (Odyss. 12, 68: Kviiccfr' cdbg Phantasiebild erklärten (Schol Hom. Od. 12, 61,
cpogtovai TtvQog x 6X0010 &vs XXai) , ebenso die vgl. Eustath. 1711, 54 folgert dies daraus, dafs
Betonung von Heras Zuneigung zu Iason. Bis- Homer nur sage „die Götter nennen sie Plank-
her bezog man diese Verse freilich auf das ten", aber nicht, wie sie bei den Menschen
von Apollonios im 2. Buch geschilderte Sym- heifsen), nehmen z. T. auch an, dafs Homer
plegadenabenteuer, obwohl dort die Symple- die Symplegaden am Bosporos kannte und
gaden niemals nXccy-Azui heifsen und obwohl nach deren Vorbild seine in den westlichen
dort (Ap. Bhod. 2, 598) Athena und nicht Meeren gelegenen Plankten frei erfand, vgl.
Hera hilft; und weil die nvQÖg dvzXXca auf Strab. 1, 21. 3, 149, Eustath. 1711, 56.
die Symplegaden zweifellos nicht passen, änderte 40 In der That müssen die von so gleichför-
Merkel Ttvgög in itctQog, obwohl nägog §qo^i{ov6i migen Sagen umsponnenen Felsen ursprünglich
sprachlich kaum möglich ist. Allein alles ist identisch gewesen sein. Homer erwähnt sie,
sinngemäfs, sobald man schreibt: oi'tj v.i <yqp' wie oben bemerkt, einer alten Odysseesage
i6a,a>ca y.xX. Hera sagt zur Thetis: Durch die zuliebe; ob sie früher in dieser Odysseesage
Plankten hätte ich die Argo wohl noch allein vorkamen (vgl. Niese, Entwicklung der homer.
hindurchgebracht, jetzt aber wegen Skylla Poesie 240 ff.) oder in der Argonautensage (vgl.
und Charybdis mufst du mir helfen. Apollonios Kirchhoff, Homerische Odyssee3 288), läfst sich
betont somit, dafs er die homerische Version freilich nicht entscheiden. Aber Plankten wie
genau kennt. Symplegaden gehen beide auf die alte Vor-
Auf die Darstellung des Apollonios gehen 50 Stellung von jenem Wunderthor zurück, hinter
die Schilderungen des Argo-Planktenabenteuers dem das Jenseits liegt. Zahlreiche Parallel-
bei Apollodor. 1, 9, 25, 2 und Eustath. Hom. sagen der verschiedensten Völker lehren uns
Odyss. 1712, 3ff. zurück. Allein die Auffassung, die Vorstellung, dafs dieses Wunderthor be-
dafs die homerischen Plankten und die Sym- wegliche Prallfelsen bildeten, vgl. Jiilg, Ver-
plegaden zwei ganz verschiedene Sagen sind, handl. d. Philolog. - Versamml. zu Würzburg
war zweifellos schon lange vor A.pollonios die 1869, 64; Waitz, Anthropologie der Naturvölker
vorherrschende bei allen, welche die Symple- 4, 166; Gerland, Altgriech. Märchen in der
gaden am Bosporos gelegen glaubten, die Odyssee 38 ff. ; Bender, Die märchenhaften Be-
homerischen Plankten aber in der Meerenge standteile der Homer. Gedichte, Gymn.-Progr.
von Sicilien, wohin sie u. a. Timaios fr. 5 und 60 Harmstadt 1878, 32 f. In diesem Punkte be-
Peisistratos von Lipara versetzten (Schol. Ap. wahrt die landläufige Symplegadensage die
Bhod. 4, 786); bei Ps. Aristot. Mirab. 105 (112) älteste Vorstellung. Augenscheinlich ist auch
wird darauf hingewiesen, dafs die homerische die Vorstellung, dafs die Tauben durch zu-
Schilderung von den Feuerstürmen bei den sammenprallende Felsen bedrängt werden (wie
Plankten gut auf die vulkanische Gegend die Taube der Argonauten bei den Symple-
dieser Meerenge, aber keineswegs auf die nicht gaden), älter, als die homerische Umdichtung,
vulkanischen Kyaneai am Bosporos pafst. dafs der „glatte Fels" (Odyss. 12, 64) immer
Daneben taucht freilich im Altertum immer einige Tauben dahinrafft, ähnlich wie der
2547
Planktai
Platanistes
2548
„glatte Fels" Skylla (Odyss. 12, 79) die Ge-
nossen des Odysseus dahinrafft. Die Beobach-
tung, dafs Homer die Plankten nicht als be-
weglich schildert {Schal. Find. Pyth. 4, 370),
ist richtig, aber die daraus von Krates (Schol.
Hom. Od, 12, 61, Eustath. 1711, 53) gefolgerte
Etymologie der HXayx.xa'i , ort nXd&xca 7t£Qi
avtag xb zv^a bezw. fiiu xb 7TQ067tfo]G6t6d<y.t
avtalg xa Tivfiata, ist eine künstliche; den
Namen konnten ursprünglich nur bewegliche
Felsen führen, sei es in demselben Sinne, wie
z. B. Delos bei Kallim. hymn. in Del, 273
nXayxxr] heilst, sei es als die von vulkanischer
Kraft slg vxpog xccl ßu&og gestofsenen, oder
als die zusammenprallenden Felsen, vgl. Schol.
Hom. 12, 61; Eustath. 1711, 53; Hesych LTXay-
•Atcd; Curtius Piniol. 3, 3, der darauf hinweist,
dafs niay-Kvai und HvunXriy<idig auf denselben
Stamm nXccy zurückgehen. An manchen
Orten suchte man im Altertum die ursprüng-
lich rein mythischen Felsen des Okeanosthores
bestimmt zu lokalisieren: so am Bosporos die
Symplegaden, in der Meerenge von Sicilien
die Plankten, dann ferner dieselben Symple-
gaden-Plankten an der Grenzküste von Kilikien
und Pamphylien (Tzetz. Lyk. 818), an der
Küste von Epirus bei den keraunischen Bergen
(Dionys. Per. 394 ff. nebst Eustath. zu 391),
an der spanischen Küste bei den Säulen des
Herakles (Strab. 3, 170, vgl. 149, Eustath.
Dionys. Per. 64) und bei Tyros, über dessen
TtsvQccL /ifißgoßiai vgl. Nonn. Dionys. 40, 468 ff.,
Achill. Tat. 2, 14, Stark, Ber. d. sächs. Ges. d.
Wissensch, phil.-hist. Kl. 1856, 50. Allein wer
die beweglichen Felsen der Sage in feststehen-
den Felsen der Wirklichkeit wiedererkannte,
mufste zugleich eine Erklärung dafür suchen,
dafs die Felsen der Wirklichkeit doch unbe-
weglich sind. Gelehrte konnten wohl sagen,
die ganze Sage von der Beweglichkeit sei nur
aus einer optischen Täuschung entstanden, wie
limaios dies für die Plankten in der Meerenge
Siciliens behauptete (lustin 4, 1, 16 — 18; Geff-
cken, Timaios Geogr. des Westens 72; vgl.
Eustath, 1712, 29) und Eratosthenes (Schol.
Eurip. Med. 2; vgl. auch Dionys. Byzmit. fr.
53 a Müller) für die Symplegaden. Am Bos-
poros dichtete man, die Symplegaden seien
festgewurzelt, sobald die Argo sie durchfahren
hatte, vgl. Pind. Pyth. 4, 210; Apoll. Bhod.
2, 604; Apollod. 1,9, 22, 5; Asklepiad. Ira-
godum. fr. 5 (Schol. Hom. Od. 12, 69); Orph.
Argon. 710; Ammian. Marceil. 22, 8, 15; Schol,
Theokrit. 13, 22; Tzetz. Lyk. 1285. Der Dichter
unserer Odysseestelle aber wählte einen anderen
Weg. Wie er den Abscklufs der alten Phai-
akensage, dafs die Stadt von einem Berge
umgeben und vom Meer abgeschnitten wurde,
deswegen abschwächte, weil er Korkyra für
das Phaiakenland hielt (vgl. oben Artikel
Phaiaken Bd. 3, 2210), so änderte er die alte
Sage von den beweglichen Prallfelsen um, weil
er diese Felsen in ganz bestimmten feststehen-
den vulkanischen Felsen wiedererkannte. Die
ganze Schilderung unserer Odyssee wird ver-
ständlich, wenn man mit Vö'lcker, Homer. Geogr.
118 annimmt, der Dichter unserer Stelle gehe
von der Vorstellung aus, dafs Odysseus von
Norden her an der Küste von Italien auf
Sicilien zusteuere: da gab es zwei Wege, ent-
weder durch die Meerenge von Sicilien (= Skylla-
Charybdis) oder bei den vulkanischen, durch
Hephaistossagen berühmten Liparischen Inseln
(= Plankten) vorbei. Die Bezeichnung Planktai
wählte der Dichter als eine gerade für Inseln
geläufige; werden doch auch sj^äter noch diese
von Hephaistos bewohnten Inseln als irXc<yv.xai
10 bezeichnet, vgl. Apoll, Bhod. 3, 41 f. nebst
Schol. Unter dieser Voraussetzung, dal's der
Dichter unserer Odysseestelle (bezw. seine un-
mittelbare Quelle) die alte Sagenvorstellung
von den zusammenprallenden Symplegaden mit
Rücksicht auf eine bestimmte Gegend abänderte,
ist es auch nicht mehr wunderbar, weshalb
seine Planktensage für die lebendige Sagen-
dichtung vereinzelt und verschollen blieb.
[Jessen.]
20 Flankter (TIXccynx^Q), Epitheton des Dionysos
in dem Adespoton Anth. 9, 524, 17. Abel, Or-
phica p. 284. Das Beiwort wird gewöhnlich
als der geistesverwirrende (nlä^co) gedeutet.
[Röscher.]
Planodaimon (nXavoS(xlu.av). In dem von
Wessely, Denkschr. d. Kais. Akad. d. Wiss. 42
[1893] herausgegeb. Londoner Zauberpapyrus
wird S. 43 v. 702 ein avTifttog nXccvododficov
erwähnt, also ein Dämon, der cumgeht\ Vgl.
so Hesych. fioQUOvccg' TtXävr\xag öui^ovag, und
dazu Bohde, Bhein. Mus. 50 (1895), 19 Anm. 4.
Psyche 22, 409, nach dem auch kXügtcoq mit
Lobeck, Paralip. 450 ursprünglich Irrgeist'
bedeutet. [Höfer.]
Plaraseus s. Pedanasseus.
Plast ene (niaazrjvr}). Die früher angezweifelte
Überlieferung des Pausanias (5, 13, 7), dafs der
Steinthroh des Pelops sich befunden habe auf
dem Sipylos vtxIq tf/g UXaaxu'jvrig \ir\tQog ro
40 isqov wird bestätigt durch die bei Magnesia
am Sipylos gefundenen Inschriften: Mijtql
nicc6n]vn av%r]v (Corr. hell. 11 [1887] 300, 8.
Bev. archeol. 3. Ser. Tome 11 [1888] 84. Athen.
Mitth. 12 [1887], 271. C. Leemans, Gr. Opschr.
uit Klein- Azie in Verhandelingen der kon. Akad.
van Wetensch, Afdeeling Letterkunde 1890 S. 3
nr. 1 (vgl. S. 23 f.) und Mi]tql ftzüv H%aGxr\vr\
(Bev. archeol a. a. O. 83. Athen. Mitth. a. a. 0.
253 nr. 17) sowie durch die Aufdeckung des
50 von Pausanias erwähnten Isqov (vaög genannt
in der Inschrift Athen. Mitth. a. a. 0. 252
nr. 16), Athen. Mitth. a. a. 0. 271. Mart.
Schweisthal, Le sanetuaire de Cybele Plastene
in Bev. archeol, 15 (1890), 390 ff. Der Beiname
ist wie fast alle kleinasiatischen Epitheta der
Meter ein topischer, nicht, wie Leemans a. a. 0. 4
meint, von 7tläß6£tv('die Schaffende, Schöpferin')
abgeleitet. [Höfer.]
Plataia (TLXäxaiu), Tochter des Flufsgottes
6o Asopos , nach welcher die böotische Stadt
Plataiai benannt sein soll; sie hatte dort ein
Heroon. Paus. 9, 1, 2. 9, 2, 5. 9, 3, 1. [Stoll.]
Plataieus illluxauvg, so wohl b. Steph. B.
s. v. Kä>%ai zu schreiben für knaxaXsvg), Sohn
des Onchestos, Enkel des Poseidon, Vater des
Kopeus. [Stoll.]
Platanistes (nXuxaviaxr]g). In der auf den
Kult des Dionysos in Magnesia am Maiandros
Platanistios Pleiades 2550
bezüglichen Inschrift (0. Kern, Inschrift von Odysseus richtet sich nach ihnen auf der Fahrt
Magnesia a. M. 215 a) wird berichtet, dafs die nach Scheria (s 272). Man kann nicht er-
Magneten in dem Stamme einer vom Winde kennen, wie sich der Dichter an jener Stelle
gebrochenen Platane ein Bild des Dionysos der Hoplopoiie die Darstellung gedacht haben
gefunden, darauf hin auf Rat des delphischen mag, ob als Sternhaufen oder figürlich, etwa
Orakels aus Theben drei Mainaden aus dem als Taubenschar (s. u). Bei Hesiod gelten sie
Geschleehte der Ino geholt, die ihnen die als Töchter des Atlas: 'Axlaysvslg Op. 383,
dionysischen Weihen bringen sollten, und dem AxXavxiösg Diod. 3, 6o, 4, Atlanteae Ov. Fast.
Gotte drei Thiasoi eingesetzt hätten, deren 3, 105; vgl. Ps.- Hesiod fr. 275 S. 413 Bz.,
einer den Namen IIXaxaviGxnvoi geführt 10 Simonid. fr. 18, Aeschyl. fr. 312,1 N.2, Ps.-
habe. Daraus folgert Maafs mit Kaibel, Hermes Eratosth. cataster. 1, 23 Oliv., Germern. Arat, 264,
26 (1891), 187 für Dionysos in Magnesia den Gornut. theol. 26, Avien, 573. Ihre Mutter ist
Kultnamen niaxavioxTJg, der dem boiotischen die Okeanostochter Pleione nach Schol. Arat.
Dionysos Endeudros (Hesych., Kaibel, Hermes 254, Schol. S 486 {Maafs, Comm. in Arat.
27 [1892], 257, 1) entspreche. Dagegen leitet p. 386, 5. 388, 14), Hygin. astr. 2, 21; so auch
0. Kern in Beiträge z. Gesch. d. griech. Philos. Schol. Apoll. Bhod. 3, 225, Apollod. 3, 10, 1,
u. Religion von P. Wendland u. 0. Kern 92 Ovid. fast. 5, 83 f. Nach Musaios (Timaios) da-
den Namen des Thiasos der niaxaviaxi]voi gegen erzeugte Atlas die Pleiaden wie die
direkt von den Platanen ab, die, wie man an- Hyaden mit Aithra, gleichfalls einer Okeanide,
zunehmen habe, zum Andenken an das Wunder 20 s. Sehol. 2 486 (xcc&ä cprt6t Tiuaiog [fr. 25 31.],
das Dionysosheiligtum stets umgeben hätten, Movacäog Bohert, Eratosth. catast. rel. S. 13),
und man habe keinen Grund, Tür den mag- Hygin. astr. 2, 21, Schol. Germern, p. 75, 10
netischen oder gar noch für den thebanischen (hier Oceanus für Atlas); vgl. Eustath. ad. 27.
Dionysos den Kultnamen des Illuxavicxrjg zu p. 1155, Myth. Vatic. 1, 234 (für Ethia 1. Aethra).
erschliel'sen' ; vgl. auch Beinach, Bev. des et. Diese Verbindung Atlas-Aithra mag ursprüng-
gr. 3 (1890), 359. [Höfer.] licher gewesen sein als Atlas-Pleione ; Wernicke
Platanistios (IIXaxavi6xiog), Beiname des (bei Pauly -Wissoica, Beal-Encykl, u. d. W.
Apollon, unter dem er am Wege von Troizen Atlas 2, 2128) meint, sie sei verdrängt worden,
nach Hermione ein Heiligtum besafs, Paus 2, seitdem man den peloponnesischen Atlas mit
34, 6. Aus Theophr. 4, 5, 6 u. Plin. H. N. 12, 6, 30 der boiotischen Sternsage in Verbindung ge-
erschliefst B. Holland, Heroenvögel in d. griech. setzt und die Atlastöchter mit den sieben
Mythologie (Progr. Leipzig Thomasgymn. 1895) Pleiaden identifiziert hatte.
S. 32 f. einen Kult des Apollon PL auch auf Die Einzelnamen bieten uns einige Verse,
der Diomedesinsel, der von Troizen (S. 29) hier- die, nach unsichrer Vermutung, vielleicht der
her verpflanzt sei. [Höfer.] pseudohesiodischen 'Astronomie'' entstammen
Platanitis?(ZIXaTo;vfrilj?), von Kaibel, Hermes (fr. 275 S. 413 Bzach; vgl. Maafs, Aratea,
27 (1892), 256 aus Theokr. 18, 44 erschlossener Berlin 1892, S.271f.; Behm, Mythograph. Unters.
Kultname der Helena. Diese Helena Plata- über griech. Sternsagen, München 1896, S. 36 ff.):
nitis soll nach Kaibel mit der rhodischen Helena m ■■ i » > > , )ir1 <
Dendritis (Paus. 3, 19, 10. Wide, Lakon, Kulte ±o ,,,' r, ' v , .. , *, ' v ■>
oaaW\ -j„ i- u • • • i- j 1.1. i Alnvovn xs y.ai AoxtQO%r\ an] xs Ksiaivm
344 n.) identisch sein, wie ia auch der theba- ,, . , ' , ,r , * \ '. -»
nische Dionysos Endendros in Magnesia Pia- ' " ' "J X •
tanistes (s. d.) geheifsen habe; s. aber auch
O. Gruppe, Bursians Jahresber. 85 (1895), 232. Dieselben nannte Hcllanikos in der Atlantis
[Höfer.] (Schol. S 486 = fr. 56 31.; vgl. Ps.-Eratosth.
Platanos (niäxavog), Schwester der Aloaden, catast. 1, 23, Schol. German. p. 83. 76, Hyg.
nach deren Tode sie in den gleichnamigen astr. 2, 21, Eustath. ad II. p. 1155), nämlich
Baum verwandelt wird, Nikephor. Bhet. Graeci Taygete, Maia (¥£o%ov tldog tnxa lonlo-
ed. Walz 1, 439 (== 3Iythogr. Westermann}) 381 xäucov tpik&v ftvyaxQcov, xa\ y.alsovxat JJtlti-
nr. 61). Anonymos bei Walz a. a. 0. 1, 613 f. 50 dösg ovQÜvicii Simonid. fr. 18), Elektra, Al-
Uber die Platane als Baum der Trauer s. kyone, Sterope (Asterope Ps.-Hesiod, Schol.
J. Murr, Die Pflanzemoelt in d. gr. 3Iythol. 14. German. p. 83), Kelaino, Merope. Bei Arat
[Höfer.] 262 ff. lauten die Verse:
Plate (nidxr,), Tochter des Onchestos, nach . ., , r / ^ ., > > >tti >
welcher das bootische Plataiai benannt sein £™%n Megan* rs Kslcuvcox Huy.xQrt x,
sollte, Schol, II. 2, 504. Vgl. Steph. B. s. v. Kttl 2"*°**! *f" Tnv7Bxn k«l itoxvia Maccc.
Ulaxatai. anb 7tluxr\g xf]g Kco7ir}g. Ebenso Vgl. Ovid fast. 4, 172 ff., Apollod. 3, 10, 1 u. a.
Eustath. ad J7. 2, 502 p. 267. Et. 31. p. 303, 15. Für sich steht die Überlieferung Schol. Theoer.
Strab. 10, 406. [Stoll.] 13, 25 aus Kallimachos (fr. 381 Sehn.), wonach
Piaton (nxdxcor), einer der Söhne des Ly- 60 die Peleiaden Töchter der Amazonenkönigin
kaon, Apollod. 3, 8, 1. [Stoll.] waren, die als Jungfrauen zuerst Reigentanz
Pleiades (nX-ntädig, TLlr\ia.g, Iltleiädsg, IJXel- und Nachtfeier begingen; nach Kallimachos
dösg, nXndg; Pleiades, Ple'ias, Pllades und hiefsen sie: Kokkymo,Glaukia,Protis, Partkenia,
Pliades, Pllas; vgl. Vollmer, Stat. Silv.S. 558; Maia, Stonychia, Lampado. Hyg. fab. p, 11, 19
L. Müller, Horat. Oden [1900] Bd. 2, S. 396). Schm. wird auch Kalypso als Tochter des Atlas
Die Pleiaden gehören zu den am frühesten und der Pleione unter den Pleiaden genannt,
bezeugten Sternnamen: in der Ilias bildet sie Sie erscheinen als Stammütter zahh-eicher
Hephaistos auf dem Schilde des Achill (2 486), Heroengeschlechter. Über Verbindungen der
2551 Pleiades Pleiades 2552
Atlantiden mit Zeus, Poseidon, Ares, Sisyphos stirnte Heroinen. Als einen Chor von Jung-
berichtete Hellanikos Schol. 2 486, dessen frauen fafst sie auch Alkman in dem ge-
genealogische Angaben bei Ps.-Eratosthenes nannten Parthcneion nach der Erklärung von
wiederkehren (Cataster. 1, 23 und die abge- Diels, Hermes 31, 359f. ; anders Wilamowitz,
leiteten Quellen, vgl. Ovid. fast. 4, 172 ff.); auch Hermes 32, 255 f. Die Verstirnung bezeugte
Pherekydes im 10. B. der iatoglca handelte jedenfalls Pindar in einem Dithyrambos (fr.
darüber (F. H. G. 1, 93 ff. fr. 90 ff.). Von Zeus 74a Sehr.), worin Zeus über Orion verhängte:
und Taygete stammt Lakedaimon, von Zeus- XQt%bX(a 6i \iixa Tl).r\iäva.v , u\ia (V avxa> xihov.
Maia Hermes, von Zeus-Elektra Dardanos, von Pindar kennt die Pleiaden zugleich als fBerg-
Poseidon-Alkyone Hyrieus, von Ares-Sterope 10 tauben', von denen nicht fern Orion dahin-
Oinomaos, von Poseidon-Kelaino Lykos, von ziehe: öqu&v ye IJbXsiäöon' ni, xrjlö&bv'OuQiiova
Sisyphos-Merope Glaukos. Apollodor in seinen vblo&at Nem. 2, 17 f. Die antiken Mytho-
ausführlicheren Notizen 3, 10, lff. stimmt mit graphen berichten dazu, dafs einst Pleione in
Hellanikos überein, nur dafs er Oinornaos als Boiotien mit ihren Töchtern dem Orion be-
Gemahl der Sterope nennt. Töchter der AI- gegnete, der ihnen, von Liebe ergriffen, fünf
kyone und Geschwister des Hyrieus sind nach Jahre lang (VH bei Hygin astr. 2, 21) nach-
ihm Aithusa und Hyperenor - - Paus. 2, 30, 8 setzte, bis Zeus sie samt dem Verfolger in
nennt die Trozenier Hyperes und Anthas als Sterne verwandelte (Schol. Pind. Nem. 2, 16,
Söhne des Poseidon und der Alkyone, ders. JStym. Magn. 675, 36; vgl. Schol. Apoll. Rhod.
9, 22, 5 die Antha von Anthedon — ; als Sohn 20 3, 225, Eustath ad II. p. 1712, Schol. Germern.
der Elektra von Zeus erwähnt Apollod. 3, 12, 1 p. 149, 17), und zwar waren die Töchter nach
noch den Iasion, der auch dem Hellanikos Schol. 2 486 Eustath. ad II. p. 1155 spröde
nebst einer Tochter des Paares, Harmonia, Jungfrauen und Jagdgenossinnen der Artemis,
bekannt war (Schol. Apoll. lihod. 1, 916, Schol. Dafs sie, von Orion ereilt, auf ihr Gebet zu
Eur. Phoen. 1129; vgl. Preller - Robert, G. M. den Göttern erst in Tauben verwandelt worden
1,854 ff.). Nykteus gilt Hyg.astr. 2, 21, Mythogr. seien, worauf sie Zeus aus Mitleid mit ihrem
Val. 1, 234 als Sohn der Kelaino von Poseidon, Schicksal als solche an den Himmel versetzt
Schol. Apoll. Rhod. 4, 1561 nennt den Eurypylos; habe, überliefern Schol. Arat. 254, Schol. .£486,
s. noch Tzetz. ad, Lycophr. 132. 219. 149. Vgl. Eustath. ad II. p. 1155. Wir erblicken in
K. 0. Müller, Proleg. S. 191, Gerhard, G. M. 30 dieser Verwandlungssage, die ja zahlreiche
2, 156. 239, Preller-Robert, G. M. 1, 46(3 f. Analogien hat, einen Versuch, die älteste, durch
Über die Verstirnung der Pleiaden darf den Namen immer wieder wachgerufene Vor-
ais älteste Version diejenige gelten, die sie mit Stellung der Pleiaden als Taubenschwarm und
Orion inBeziehung setzt. Die ältere griechische ihre zuerst durch Hesiod bezeugte Personi-
Poesie zeigt, dafs sie infolge ihrer Häufung zu fikation als Atlastöchter in Einklang zu bringen,
den auffallendsten Sterngruppen gerechnet Dafs schon der Taubenschwarm, den wir viel-
wurden, obwohl nur ein Stern dritter Gröfse leicht auch bei Homer annehmen müssen, zum
unter ihnen ist (Alkyone) und die andern alle Jagdwild des Orion gehörte, ist nicht zu er-
kleiner sind (vgl. Schol. Arat. 256: dfiavQÖxaxai weisen.
ydg bißt Kccxa xb (pmg, cclX iitbidi] dua dal, 40 Eine weitere Überlieferung über den Kata-
ri« xovxo yvä>QL[ioi ix xr\g avvööov xa&b- sterismus der Pleiaden wird vom Schol. 2 486
GTi\y.ciGiv): Sappho z. B. nennt sie neben dem (vgl. Eustath. ad II. p. 1155) auf Aischylos zu-
Monde ganz allein fr. 52: öidvxb yisv d Gbldvva zurückgeführt, der als Grund ihre Trauer über
xai IJXrjtaSbg. Wenn die jetzt zumeist an- die Leiden ihres Vaters Atlas angebe. Vgl.
erkannte Ansicht richtig ist, woran man nicht Aesch. fr. 312 N.2:
wieder zweifeln sollte, dafs der Grieche in jenem ai s> %%%> »AtXttVTOS nar$8s ^vouc^dvai
mattschimmernden Sternhaufen phantasie- ö u^uttov aZXov oigccvoMsyr)
voll zuerst eine Schai Tauben (jmW) er- ^cciteyiov, iv»u vvntiQcov cpavxaa^dxcov
h})? te ~ neXeiadsg hei£sen sie schon bei ? ä & m %£%uASs?
Alkman im Chore der Hagesichora V . 59 ff. mit 50 A
besondrer Hervorhebung ihres Glanzes; vgl. also auch hier, wie aus der Bezeichnung faugel-
die zahlreichen DichtersteUen, die Asklepiades lose Tauben' für die Atlantiden hervorgeht,
in seiner Schrift %eq\ xi]g NsaxogiSog (bei eme Verbindung der alten \ olksanschauung
Athen. 11 p. 488 ff.) gesammelt hat — , so mit der genealogischen Tradition
liegt hier ursprünglich kein Katasterismus vor, Ferner hatten nach Musaws (limaios) die
sondern nur eine naive volkstümliche Vor- Sieben noch fünf Schwestern und einen Bruder
Stellung. Aber die Entwicklung ging weiter; namens Hyas, der auf der Jagd in Libyen
die Auffassung des Orion als furchtbaren himm- von emer Schlange, oder einem Löwen oder
lischen Jägers machte sich geltend, mit dem Eber- getötet wurde. Aus Gram starben alle
sie an beiden Homerstellen (s. o.) zugleich ge- 60 zwölf und wurden von Zeus unter die Sterne
nannt werden und vor dem sie Hesiod Op. 619 f. aufgenommen, sieben als Pleiaden, funt als
flüchten läfst: dx av Jllijiddfs eftivog bßQi- Hyadcn. Schol. 2 486, Hygin astr. 2 21; vgl.
liov 'SlaQicovog ysvyovöai TtLnxcoGtv ig Robert, Eratosthen. catast. rel. S. 12 ff.
\)tQosiäea növxov. Bei Hesiod sind sie, wie Nur secbs Sterne der Gruppe leuchten hell,
wir sahen, bereits Atlastöchter, nach Ursprung- der siebente zeigt schwächeres Licht, Arat.
lieh peloponnesischer Sage, sie flüchten also 2591.:
bei ihm nicht nur als himmlische Taubenschar §7txcc7t0Q0i Sr) xai ys ftfr' ccv&QÜTiovg vdiovxai,
vor dem verfolgenden Jäger, sondern als ver- ?| olai tisq iovoai iitötpiai ocp&aX^oiGtv.
2553 Pleiades Pleiades 2554
Vgl. Ps.-Eratosth. 1, 14 Oliv., Ovid. fragm. apud Tage sind sie verborgen', so fährt Hesiod 385 ff.
Prob, in Verg. Georg. 1, 138, Schol. Germern. fort; das ist die Zeit, in der die Feldfrucht
p. 76. Er ist 6. Gröfse, während von den zum Reifen kommt, Mitte April bis gegen Ende
übrigen einer 3., zwei 4., drei 5. Gröfse sind. Mai. Vgl. über die Termine Busolt, Hermes
Auf modernen Sternkarten heifsen die acht 35, 573 ff. (Ideler, Cfironol. 1, 241 f.). Nach Ps.-
zusammengehörigen: Alkyone (3. Gr.), Elektra, Hippokrates de vict. 3, 68 (6, 594 L.), vgl. de
Atlas (4. Gr.), Merope, Maja, Taygete (5. Gr.), sept. 23 (8, 645. 647 L.\ bezeichnet ihr Unter-
Keläno, Pleione (6. Gr.). Die am schwächsten gang die Grenze zwischen Herbst und Winter,
leuchtende Pleiade sei Merope, so ging die ihr Aufgang die Grenze zwischen Frühling und
Sage, die sich aus Scham verberge, weil sie 10 Sommer. Mit dem erstgenannten Termine,
allein einem sterblichen Mann sich gesellt dem Untergange, beginnt in einer Gruppe
habe: Schol. .£486, Ps.-Eratosth. catast. 1, 23, pseudohippokratischer Schriften der Jahres-
Schol. Arat. 260, Schol. German. p. 83. 76. 149, lauf; Fredrieh, Hippokratische Untersuchungen
Hyg. astr. 2, 21, Mythogr. Vut. 1, 234; Ovid S. 224 ff. hat dariu eine alte volkstümliche
fast. 4, 175 f., Avien. Phaen. 598 ff. Während Jahreseinteilung nachgewiesen, die zu keinem
diese Version nach der zuerst zitierten Stelle der offiziellen Kalender stimmt. Hippokrates,
von Hellanikos vertreten wurde, tritt ebenda Epidem. 1 heifst es neben ui%Qi nlr]id6og Siaiog
mit dem freilich trügerischen Ursprungszeugnis (2, 614.L., in dieser Schrift immer der Singular)
■f] laxogia 7t<xQu xoig KvalixoTg eine zweite auf, einfach ii£%qi -xli]id§og (2, 638 L.); auch vnb
besagend, Elektra habe bei der Zerstörung 20 TtXrjiddtx kommt vor (2, 598. 614 L.). Der Früh-
von Troja, dessen Stammutter sie war, vor Untergang und -aufgang der Pleiaden teilt das
Schmerz ihren Platz am Himmel verlassen, und Jahr in zwei gleiche Hälften: di%oxo[ibl xbv
so seien aus sieben Pleiaden sechs geworden. iviavxbv itlndg xs Svo^vi] xcxl dvaxtllovGa
Die auf Ps.-Eratosthenes beruhenden Exzerpte Theophr. de sign. 6. (Zsvg) oyioi ual ftsQtog
bezeugen diese Erklärung mehrfach (Schol. xul ibiaaxog aQ%o{iivoio ar\uulvtiv ixtlsvotv
Arat. 257. 259, Schol. German p. 149, Hygin, inbQ%o[iivov % ccqotoio Arat. 266 f. So auch
Mythogr. Vat. a. a. 0., Eustath. ad II. p. 1155), nach Caesars Kalender; Ideler, Handbuch der
auch Ovid. fast 5, 177 f., Avien. phaen. 582 ff. Chronol. 2, 143 f. Hiermit hängt das Verhältnis
Den Ort am Himmel, wo Elektra hingeflohen der Pleiaden zur Schiffahrt zusammen (s. u.):
sei, bezeichnet Schol. Arat. 257 (Hygin a. a. 0.): 30 nach ihrem Untergang, lehrt Hesiod Op. 619 ff.,
v-jtb rbv ß' daxiga xov qvuov, bg Xsysxai bivcci beginnt die Zeit der Stürme, und man soll die
xfjg'Agyixov, i)l&8 7rlnaiov. xovxov öh xbv doxtgee, Schiffe ans Land ziehen. Vgl. z.B.: Indomitas
xbv vTtb xbv qvuov xr[g'ÄQ%xov, ix xäv ÜXbiddav prope qualis undas exercet Auster Pleiadum
ccvcc%coqiJ6<xvxcc 'Alco-xsiiä xtvsg nalovaiv. In choro scindente nubis Hör. carm. 4, 14, 20 ff. ;
dem Namen 'Alcony]t, erblickt eine Bestätigung Saepe minax Steropes sidere pontus erat Ov.
dafür, dafs die Pleiaden als Tauben zu denken trist. 1, 11, 14; Pliadum nivosum sidus Stat.
seien {'quid enim vulpi cum puellis?') W. Win- silv. 1, 3, 95; nubila Plias ebd. 3, 2, 76; nim-
disch, De Perseo eiusque familia inter astra col- bosum astrum Val. Flacc. Argon. 2, 357; aspera
localis (Leipzig 1902) S. 48. Dieser f Fuchs- Plias ebd. 2, 405; madida cadente Pleiade
stern' ist unser Reiter über dem mittleren 40 Claudian. 8, 437.
Stern der Wagendeichsel, den die Araber al- Wir fügen hier zum besseren Verständnis
suhä, den Vergessenen, nannten (Boll, Sphaera Folgendes aus P. Gauers Palaestra vitae an
S. 406 f.). Vgl. Proklos ad. Hes. op. 382, wo (S. 29 f.): fDafs die Pleiaden im Osten auf-
die siebente Pleiade ulann^ xb gvyoloiQov steigen, geschieht im Laufe des Sommers immer
ia&ioi'aa heilst. In dem Epikedeion an Theo- früher, die Dauer ihrer Sichtbarkeit wird immer
propos sagte Aratos, Elektra erscheine seit gröfser; jetzt stehen sie bereits am Himmel,
Trojas Fall und ihrer Flucht aus dem Kreise wenn abends die Sonne verschwunden ist, und
der Schwestern mit aufgelöstem Haar zuweilen bleiben die ganze Nacht hindurch, aber der
als Komet: Schol. Z486; Maafs, Aratea S. 233 Platz, den sie mit Ende jeder Nacht erreicht
(vgl. Schol. German., Hygin, Avien a. a. 0.). 50 haben, rückt immer tiefer: endlich ist es so
Nach Schol. Arat. 254 (p. 387, 25 Maafs) wurde weit, dafs man des Morgens, ehe die Sonne
eine der Pleiaden vom Blitze getroffen und ist aufkommt, sehen kann, wie das Siebengestirn
deshalb unsichtbar. im Westen unter den Horizont sinkt. Der
Von Wichtigkeit sind die Pleiaden für die Tag, an dem dies zuerst möglich war, nach
Einteilung des Jahres gewesen, ein Plinius (N. h. 2, 47) der 3. November, bedeutete
Himmelszeichen, auf das der Landmann und für die Mittelmeerländer das Ende der See-
auch der Seefahrer zu achten pflegte. Hesiod fahrt, den Eintritt des Winters. Und wir ver-
im Bauernkalender schreibt vor (383 f.): stehen die Unruhe von Hannibals Soldaten,
tji 's. >, , / . ,, , die sich zu dieser Zeit (oeeidente iam sidere
" ,^o,' > ' > > ' «v je, ' , 60 Verqiliarum Liv. 21, 3o) noch in den Alpen
VA t i i v _ r befanden und vom ersten Schneefall betroffen
Es soll also mit dem Ernteschnitt bei ihrem wurden.'
Frühaufgang im Mai, mit dem Pflügen bei Da sich das Siebengestirn am Himmel
ihrem Frühuntergang im November begonnen zwischen Stier und Perseus befindet, so
werden. Vgl. Hes. Op. 615 ff. und die zahl- wird von den alten Astronomen seine Stellung
reichen antiken Zeugnisse in Ezachs grofser bald nach diesem, bald nach jenem bestimmt.
Hesiodausgabe (1902) S. 201 f., die wir hier rDas linke Knie streckt Perseus nach den
nicht wieder abdrucken. 'Vierzig Nächte und Pleiaden hin', sagte Eudoxos in den Phaino-
2555 Pleiädes Pleiades 2556
mena (Hipparch 1, 2, 15 Manit.) — Perseus 'Die übliche', wie oben Bd. 3 Sp. 1026 gesagt
ist im ' Knielaufschema ' verstirnt worden wird, ist sie nicht 'geworden', wir nehmen
(W. Windisch, De Perseo etc. S. 14 ff. 60 ff.) — ; vielmehr IlsXbidSsg als ursprünglich an. Vgl.
nach Eudoxos Arat. 254: &y%i 8s ol 6%afjg Asklepiades von Myrlea bei Athen. 11 p. 490 E,
iniyovvLSog i]li&cc Ttäcai nXrjidStg cpoQsovxcu. Eustath. ad Od. p. 1712f. Diese im Altertum
Hipparch 1, 6, 12 erklärt das für falsch, denn sehr verbreitete Anschauung,» in Verbindung
der linke Fufs des Perseus liege den Pleiaden mit der Tatsache, dafs der Honigtau (= erd-
naher als das linke Knie; vgl. die darüber im ßgoata, v£y.x<xq) nicht vor dem Aufgang der
Altertume geführten Debatten: Schol. Arat. 254 Pleiaden vom Himmel fällt, ist Anlafs zur
p. 387, 1*1 ff. Maafs. Am Schwänze des Stieres 10 Bildung des Mythos von den Tauben geworden
stehen sie nach Nikandros : at &' vnb Tavgov (Odyss. 12, 62), die dem Vater Zeus Ambrosia
6X-aa.ir\v ipaiQOvßai oXi^tavsg (poQtovrai (Ther. bringen (Röscher, Nektar und Ambrosia S. 28 f.).
122 f.); vgl. Schol. 27 486, Eustath. ad II. p. 1155, Dafs immer eine von ihnen durch die Plankten
ad Odyss. p. 1713. Dagegen wurde vielfach (s. d.) zerschmettert wird, geht auf die Unsicht-
Widerspruch erhoben, da der Stier nur in barkeit des siebenten Sternes, wie schon Chiron
seiner vorderen Hälfte, als unoxoniq verstirnt von Amphipolis (bei Eustath. ad Od. p. 1712)
ist. Vielmehr sei die richtige Stelle £%l xov Alexander dem Grofsen erklärte. Unter den
8i%oxoiLrniaxog avxov Schol. J£ 486 (Comm Neueren vertraten diese Ableitung z.B. Göttling,
in Arat. p. 388, 4 M. vgl. p. 389, 9, Schol. Ges. Abh. S. 179, Nitzsch zu Odyss. 5, 272,
Arat. 137), genauer an der Weiche des Stiers 20 Savclsberg , Kuhns Ztschr. 19, 10, Robert, Gr.
(Schol. Arat. 172 p. 370, 13 M. vgl. p. 385, 22) Myth. I4, 464 Anm. 4, Thiele, Ant. Himmels-
oder beim Abschnitt des Rückgrats (Ps.-Erat. bilder S. 3 f., Bethe, Rh. M. 55, 429 f., Gruppe,
catast. 1, 14. 23). Falsch ist die Astrothesie, Myth. und Religionsgesch. S. 824 f. Sie ist jetzt
bei Vitruo 9, 6, 2: Perseus, dexteriori super- wohl fast allgemein anerkannt (dagegen Küentzle
currens basi Vergilias. Vor den Knien des unt. Orion Sp. 1026 u. Jessen Sp. 2543). Ver-
Stieres (ante genua Tauri) liegen sie nach gleichen läfst sich damit die Benennung
Serv. ad Verg. Georg. 1, 138. Über den Ur- 'Glucke' in Luthers Bibelübersetzung: 'Ei-
sprung dieses seltsamen Irrtums siehe Rehin, macht die Glucke und Orion' Arnos 5, 8; 'Er
Eratosth. catast. fragm. Vatic. (Programm, machet den Wagen am Himmel und Orion
Ansbach 1899) S. VI Anm Hipparchos sah 30 und die Glucke und die Sterne gegen Mittag'
die Pleiaden in der Figur eines Dreiecks: Hiob 9, 9, wobei das Bild der Henne mit den
&b6iv 8h £%ov(!iv sv udXcc xsi^nvoci xaxä xbv Küchlein vorschwebt. (Im Urtext steht n£P3
'IiucaQ^ov xQiyavoziSovg a%iquccxog , Ps.-Erat. Häuflein, doch findet sich auch der Ausdruck
catast. 1, 23 (Comm. in Arat. p. 228, 18. 387,7 Pleiadengebinde bei den orientalischen Dichtern,
Maafs, Hipparch. 6, 14 p. 214, 12 Man.; vgl. vgl. Hiob 38, 31, was an die römischen Vergiliae
Thiele, Ant. Himmelsbilder S. 113), und zwar anklingt, s. u.) Die Benennung läfst aber
liegt die Dreiecksbasis nach Osten. nur eine alte Volksvorstellung erkennen, die
Etymologien wurden schon im Altertum zwar lange Zeit hindurch verfolgt werden kann,
mehrere aufgestellt, nach denen der Name von aber mehrfach weitergebildet oder mit andern
dem der Mutter IIXr}i6vr}, von nXaiovtg, nlumv 40 Auffassungen verbunden und durch solche er-
(wegen des Einflusses des Gestirnes auf die setzt worden ist. So tritt insbesondere die
Einteilung des Jahres), oder von noXüv, TtXwaiov von befruchtenden himmlischen Nymphen
TtX7]6id8sg u. s. w. abgeleitet sein sollte. Be- hervor: es zeigt sich hier derselbe Vorgang wie
legstellen s. bei Prell er- Robert, Gr. M. I4, 464 bei den auch formal verwandten Hyaden,
Anm. 4. An itXiog nXklog knüpfte Ideler das die man sich als Nymphen, aber auch als
Wort (Sternnamen S. 144; glomerabile sidus sueulae dachte. So sind die Pleiaden erklärt
Manu. 4, 522 — doch hat dort schon Gronooius als die 'Regnenden' (pluere, pluvia) von
richtig Pleitidum parvo referens glomeramine Röscher, Hermes der Windgott S. 30, 115, Nektar
sidus hergestellt), Preller an Ttldav (Gr. M. 1 3, und Ambrosia S. 29, 52, da ihr Untergang das
381), ebenso Pott (Kuhns Zeitschr. 6, 280 ff.): 50 Herannahen der Regenzeit verkünde, aber auch
'Sterne der Mehrheit, d. h. entweder ganz als Nymphen der nährenden Wolken. Ferner
allgemein oder mit wirklichem Hinblick nach galten sie als Schiffersterne (nlia nXeico,
den Hyaden.' An ixiXtiv , Verkehr treiben vgl. W. Schulze, Quaest. epic. S. 174 f.), schon
hatte Vofs (Arat. S. 48) gedacht, wegen der im Altertum, z. B. Schol. Arat. 254: uxi ^pr/'ö/^ot
Wichtigkeit des Sternbildes für die Seefahrt. stet xolg 7tXtovaiv, dann so gedeutet von Vö'lcker,
Im Übrigen sind drei Ansichten zu verzeichnen : Mythol. des Japet. Geschl. S. 77, O. Müller,
einerseits sah man in dem nebelfleckartig Proleg. S. 191, Kl. Sehr. 2, 37 ff., Gerhard, Gr.
leuchtenden Gestirn (vgl. nsXtog, lividus) eine Myth. 1, 88, die ihre Verbindung mit dem
Flucht wilder Tauben (ntXsicti, auch tcsXu- 'kühnen Seefahrer' Atlas erörtern.
ddsg von Hotner an; TisXrji-dSsooL für ntXeiatg.GO Wiederholt hat das Sternbild nXsidg das
Oppian, cyneg. 1,351, vgl. lobeck, Pathol. Beiwort kitxd7toQog Eur. Iph. Aul.l, Orest.
p. 478; im allgemeinen Lorentz , Die Taube 1005; hTtxditoQoi TlXsidStg ul&iQiai Rh es. 529 f.
im Altertum, Programm Würzen 1886), ver- Arat. 257 (vgl. Maafs, Aratea S. 328), Antip.
folgt vom himmlischen Jäger Orion, wozu Sid. Anth. Pal. 7, 748; Sing, auch in der Grab-
man umsomehr Veranlassung zu haben glaubte, schritt bei Kaibel, Epigr. Graec. ex lap. coli.
da neben TlXtidäag die Form TltXbiddsg nr. 223, 4, Nonn. Dionys. 2, 17. 8, 76. 47, 702.
für das Sternbild sich findet, wie wir oben So wollte Wilamowitz auch Ps.-Erat. cat. 1, 14
sahen, schon bei Alkmun im l'miheneion (V. 59). u. 23 schreiben, wo überliefert ist: 81b v.ccl
2557 Pleiades Pleiades 2558
intciarsQos (tTexäßxsQov 23) kccXsixui. Gern mit Sternbilderdarstellung, die einen Globus
wird es als himmlischer Reigen gedacht: voraussetzt — es ist bezeichnenderweise ein
a6TQav ai&tQioi %oqoI, TlXsiädsg, 'Tddsg Eurip. ionischer Stein — , dem 5. — 4. Jahrh. zuspricht;
Elektr. 467 f., Pleiadum spisso circuit igne chorus vgl. Thiele, Ant. Himmelsb. S. 28 Fig. C. Der
Prop. 3, 5, 36, Pleiadum choro scindente nubis Zweifel Küentzles, unter Orion Sp. 1028 Anm.,
Hör. carm. ±,1^,21, (Pliadesexistimantur)choream ist unberechtigt). Es fragt sich nur, wie wir
ducere stellis Hygin, astron. 2, 21. Eine eigentüm- uns solche Pleiadendarstellungen zu denken
liehe, treffende Bezeichnung ist BoxQvg Schal. haben. Ob überall figürlich, wie sie sich Euri-
.£486, Eustath. ad II. p. 1155, 48 (Botqvv yap pids in der Elektro, und im Ion gedacht zu
avrccgltyovoiv); vgl. Schol.Arat. 254: inlrrjv l%vv io haben scheint, ist mir zweifelhaft. Auf den
(xov Tavgov) ßoxgvog Siwt\v TtQ06avaY.by.Xinivag\ Globen war dazu schwerlich Platz, wie z. B.
nXsiddsg i]Toi ßöxgvbg (ßoxgvg Boll, Sphaera die Neapler Atlasstatue (s. Thiele Tafel 4,
S. 122) Valens. rDie 7 Dekane' nur bei dem Fig. 5 S. 27) oder die Planispkären (z. B.
Astrologen Antiochos von Athen (Boll, Sphaera Thiele Fig. 72 S. 164; Maaf's, Arati Phaenom.
S. 280). — Die altrömische Benennung Ver- Tafel) zeigen; wir werden sie uns auf den
giliae, schon bei Plautus Amphitr. 275, vgl. wissenschaftlichen Himmelsbildern, wenn über-
Varro bei Gellius 3, 10, 2, erklären die Alten haupt, nur als Sterne verzeichnet denken
dilettantisch mit ver: quia earum ortu ver müssen. Ich bin daher entfernt davon, die
finitur et aestas ineipit, Fest. p. 372 M. Isid. oben Sp. 1027 von Küentzle ausgesprochen
Or. 3, 70 (quod post ver exoriuntur Hyg. astr. 20 Zweifel zu teilen, der auf der rohen etruskischen
2,21; quod vere exoriuntur Schol. German. Spiegelzeichnung Monum. delV Inst. 6 Taf.
p. 149 Bnys., vgl. Serv. ad Georg. 1, 138). 24, 5 (abgebildet ob. Sp. 1026) eine Pleiaden-
Pott, Kuhns Zeitschr. 6, 285 f. bringt Yergiliae darstellung nicht anerkennt. Brunns Erklärung
mit vergere zusammen, sie seien a vergente der 8 Sterne als Pleione mit den 7 Töchtern,
vere genannt, also f Wendestern', c Frühlings- die von Orion bedroht werden (Annali delV
Sonnenwende' (Vanieek, Etym. Wörterb. der Inst. 30 [1858] S. 388 ff. = Kl. Sehr. 1, 256 ff.),
lat. Spr.2 S. 272). Näher liegt, was schon besteht völlig zu Recht: die Zeichnung stimmt
Vossius vorgeschlagen hat, die Verbindung mit mit den oben Sp. 2552 angeführten Beleg-
verga vergula, (schwellender) Zweig, Büschel, stellen, wonach auch Pleione verfolgt wird;
also das r Büschelgestirn', das man sich sehr 30 auch dafs es sich um Jagdgenossinnen der
wohl als Blütenstraufs, c Buschen', zu denken Artemis handelt, ist durch die Mondsichel auf
dem Spiegel angedeutet, und nicht ohne Ab-
Kunst darstellungen. Die goldnen Pe- sieht scheint einer der Sterne nur ganz winzig
liaden am Becher des Nestor, je zwei an jedem gezeichnet: er soll die kaum sichtbare siebente
der vier Henkel (0 vccx a d' avxovxi a occq £Wi>, Soiccl Pleiade darstellen. Die sieben Sterne über
öh TtzlbiuStg afixplg ixuarov %qvosiui vsfiid'ovTO einem Stier (der mit gesenktem Haupt die
A 633 ff.) wurden von Asklepiades in seiner Chariten auf den Hörnern trägt) auf einem
Schrift nzQL rf]g NsaroQidog (bei Athen. 11 Kameo bei Köhler, Ges. Sehr. 5 Taf. 3 (vgl.
p. 488 ff.) als das Gestirn gedeutet. Eine An- Midier -Wieseler , Ant. Denkm. Taf. 33, 383;
schauung dieses ornamentalen Schmuckes ge- 40 Welcker , Gr. Götterl. 2, 599 f.; Drexler ob.
winnen wir durch den sogen. f Becher des Bd. 1, Sp. 2756; Escher b. Pauly-Wissoiva B.-E.
Nestor' aus Mykenai (Scldiemann, Myk. S. 272 3, 2161) werden ebenfalls meist als Pleiaden
nr. 346 ; s. d. Abbild, oben u. d. W. Nestor erklärt. Eine vermeintliche Pleiadendarstellung
Sp. 291). Es lag für Asklepiades nicht fern, auf einer unteritalischen Vase von S. Maria,
den Ornamenten diese Bedeutung unterzulegen, jetzt in Neapel (Heydemann, Die Vasensamml.
da ja, wie wir sahen, in der Hoplopoiie that- des Museo Naz. S. 60 nr. 925), besprach Miner-
sächlich eine Darstellung unseres Sternbildes vini im Bullett. Napolit. N. S. 3, 1855 S. 9 ff.
vorkommt (nachgeahmt von Eurip., Elektr. 468) Taf. 2, 1. 2. Es sind sechs weibliche Profile,
und anderseits die spätere Toreutik das Motiv von links nach rechts auf der einen Aufsen-
in ihrer Art verwendet haben mag; vgl. das 50 seite des Gefäfses über einander gezeichnet;
Anacreonteum bei Gellius 19, 9, fr. 3 p. 298 f. auf der Gegenseite befindet sich der vollstän-
Bergk*: Der Künstler wird aufgefordert, einen dige Umriss eines siebenten Frauenkopfes,
silbernen Becher zu fertigen: tioti']qiov 6s xotlov, den Minervini als Elektra deutet. Die Deutung
06ov dvvrj, ßa&vi><xg. -jtoisi 8£ [toi uax ccvrov jxrjV ist ganz unwahrscheinlich; vgl. Bull. delV Inst.
ccoxqcc firjr' u[ia'%av, [lx] ßxvyvbv 'Qqicdvcc x'i 1869 S. 30 nr. 8, wo Heydemann einen rf.
nXatüdnv ftf'ifi ftoi; xi yu.Q Kalov Bomxov ; Krater bespricht, auf dem in ähnlicher Weise
xxl. Auch Pleiadendarstellungen mögen also be- 12 und 9 weibliche Köpfe dargestellt sind. Auf-
kannt gewesen sein. Dasselbe lehrt die Schilde- zugeben ist ebenfalls meines Erachtens der Ver-
rung der Sternbilder auf den Teppichen an der such von Svoronos, die Pleiaden auf Münzen
Decke des Prachtzeltes im Ion des Euripides 60 nachzuweisen : Zeitschr. f. Numism. Bd. 16 (1888)
1147 ff.: Der Nacht folgen die Gestirne, IUstag S. 225 ff. Taf. 10, Bull.decorr.hellen.18M8. lOlff.,
fisv r/st \Lb607cÖQov 8i ui&EQog o Tb ^i<pi'}Qr\g Joum. internat. d'archeol. nuviism. :' ,76. Svoronos
'SZqlcov, tmsQ&b dh Agy.vog y.xl. Man wird das erklärt zwei Tauben (?) oder zwei Trauben auf
nicht lediglich für dichterische Phantasie halten, Münzen von Mallos als unser Gestirn, indem
zumal da schon für des Euripides Zeit die er in dem zweiten Fall an die oben erwähnte
Existenz von Himmelsgloben wahrscheinlich Benennung BöxQvg sich erinnert. Das ist von
ist (Bethe, Bh. M us. 55, 421 ff. ; Furtwängler, Thiele als haltlos erwiesen, Ant. Himmelsb.
Die ant. Gemmen, Bd. 3, 146, der eine Gemme S. 73. Denkbar wäre, wie Boll, Sphaera S. 122,2
2559
Pleiades
Pleiones
2560
anerkennt, dafs die einzelne Traube mit Stern
auf Münzen von Keos jenen BorQvg bedeutete,
von dem die Scholien berichten; aber ein
Nachweis läfst sich nicht führen, und es liegt
weit näher, die Traube als Symbol der grofsen
Fruchtbarkeit des schönen Eilands anzusehen.
So bleiben denn nach dieser geringen Aus-
beute nur die auf das Altertum zurückzuführen-
den Gemälde mittelalterlicher Hand-
schriften. Als Jungfrauen sind einzelne Atlas-
töchter schon von der archaischen Kunst ge-
bildet worden: auf dem amykläischen Throne
sah man Poseidon die Alkyone, Zeus die
Taygete raubend (Paus. 3, 18, 10). Gemeinsam
als Sternchor finden wir sie in den Bilder-
Die Pleiaden im cod. Voss. 79 (nach Thiele, Antike Himmelsbilder S. 112)
handschriften der Aratea des Germanicus,
namentlich im Vossianus 79 saec. IX zu Leiden,
vgl. ob. Sp. 1028. Unter den prachtvoll ge-
malten Sternbildern dieses Codex befindet sich
Fol. 42" das vorstehend nach Thiele Fig. 37
S. 112 wiedergegebene. Es stellt die sieben
Pleiaden in kreisförmiger Anordnung dar: in
der Mitte, mit blafsvioletter Gesichtsfarbe und
trauriger Miene, einen weifsen Mantel über
das Haupt gezogen, die trauernde siebente
Schwester, ringsum die durch Ausdruck, Haar-
farbe und reiche Frisuren gut individualisierten
und wirkungsvoll angeordneten anderen. Ihre
Urbilder hat ohne Zweifel ein tüchtiger an-
tiker Maler geschaffen. Eine jede trägt
ihren goldnen Stern auf dem Haupte und
scheint auf hellblauem Hintergrund aus einem
schwarz weifsen Wölkchen hervorzutauchen.
Thiele sucht mit Unrecht darin eine csehr sinn-
reiche' Andeutung ihrer Glanzlosigkeit (acpsyyhg
Arat 264) ; wenigstens bezeichnen Wolken auch
sonst den Stand am Himmel; speziell im Vos-
sianus sind sie ebenso wie bei den Pleiaden
bei den vier Jahreszeiten Fig. 57 S. 133 Th.
verwendet. In den hohen, kunstvollen Frisuren
erblickt BoU, Sphaera S. 380, 2 Beziehung auf
den astrologischen Glauben, dafs die Pleiaden
sorgfältige Pflege der Haartracht bewirken,
Manu. 5, 164 ff. : Ulis (den unter ihrem Ein-
10 flufs Stehenden) cura sui cultus frontisque de-
corae Semper erit, tortos in fluctum ponere crines,
Aut viridis revocare comas et vertice denso
Fingere et appositis Caput emutare capillis. Über
ähnliche Darstellungen in mittelalterlichen
Handschriften siehe Bethe, Rh. Mus. 48, 106;
Thiele, H. A. S. 82. 84. 144. 152 f.; BoU,
Sphaera S. 442 ff. — (Bivola, Über die
griech. Sternbilder insbesondere die Ple-
jaden, Progr. Bruchsal 1858, war mir
nicht zugänglich.) [J. Ilberg.]
Eil Pleiais (iv IIXaictTg), Beiname
der Artemis nach einer lakonischen
Ortschaft: 'Agti^iiäog TtatQiömdog iv
msLcäg, C. 1. G. 1444, vgl. G. Treu,
Arch. Zeit. 40 (1882), 145 ff. [Höfer.]
Pleione (IHniovr]), Tochter des Oke-
anos und der Tethys, von Atlas Mutter
der Pleiaden (s. d.), die nach ihr benannt
sein sollten, sowie auch der Hyaden
und eines Sohnes Hyas, Apollod. 3, 10, 1.
Schol. 11. 18, 486. Schol. Od. 5, 272.
Schol. Hes. Opp. 382. Hyg. Praef.
p. 30 Bunte. Fab. 192. 248. P. Astr.
2, 21. Tzetz. L. 149. 219. Ov. fast.
5, 83. Met. 2, 743. Mit ihren Töch-
tern, den Pleiaden (oder auch sie allein
als Inbegriff der Pleiaden, ebenso wie
Pleias die ganze Gruppe genannt wird),
von Orion in Böotien verfolgt, wobei
die Pleiaden verstirnt wurden, Pind.
fr. 52 (Bergk) b. Schol. Find. Nem.
2, 16. Et. M. p. 675, 36. Athen. 11,
490 d. f. Schol. Ap. Bhod. 3, 225. Vgl.
Pleiades. [Stoll.]
Pleiones (Illtiovtg), Bezeichnung
der Toten vgl. HesycJi. nlsiovsg ol
rsrslsvr^-KOTi-g. Schol. Ar. Fccl. 1073:
7CCCQCC rä)V TtXilOVOyV. TtCiQCC ZCbV VtXQWV.
Denn der Toten; sind mehr als der Leben-
50 den: viteiav yaQ TiXslovsg siv Aldi] (Kallim.
Epigr. 5 aus Anth. Pal. 7. 317) vgl. die von
Kaibel, Epigr. 373, 4 wohl richtiger als C. I. G.
3, 3847 1 add. p. 1083 ergänzte Grabschrift:
xsT{iui £[pjfc>[&"] itollcov , i[ao]6^vog iilsiövav,
vgl. auch die Anspielung bei Soph. Ant. 894
und die allerdings paradox beantworteten
Fragen: -noxtQoiv nlsiovg sloiv, oi gtbvTtg r) ol
vtxQol (Diog. Laert. 1, 8, 5, 104) und: 'ittrum
ei videretur plures esse vivos aut mortuos'
go (Besponsa sapientum in Hermeneumata Stephani
in Corpus Glossar. Bat. 3, 385, 22 ff. ; vgl. BoJide,
Psyche 22, 382, 2. v. Wilamoivitz , Isyllos 96.
Th. Birt, Archiv f. lat. Lexikographie 11 (1900),
165 ff. Bernh. Schmidt, Volksleben d, Neugriech.
1, 235 f. W. Schmid, Philolog. 62 (1903),9Anm.3.
Schon Aristophanes (Eccl. 1073) sagt ygccvg
ccvsßtnxvia naga r&v nXi-iovcov ; in zwei Ora-
keln (Polyb. 8, 30, 7. Paus. 1, 43, 3) findet sich
2561 Pleiones Pleisthenes 2562
die Wendung jif-ra xmv nXfiövoiv = ybsxu xmv Pleisthenes (TLXtiaQ-ivrig). Pindar erwähnt
xt&veoncov. Hades ist xmv Xsyo^iivcov nXeiovcov Ol. 1, 44 Xayixag ?| ägsxalci [Li^iaXoxag v'iovg
i) tioXXüv ccqicüv, Cornut. de not. deor. 35 p. 213 des Pelops und der Hippodameia. Unter
Osann, Statt f sterben, in den Hades gehen' ihnen nennt das Schölion neben Atreus und
finden sich Ausdrücke wie ig nleovcov 7}X&£ Thyestes den PL ; nach anderer Version ebenda
yLBtoi%£6ir\v (Leo)iidas larent. in Anth. Palat. stammt PL von Pelops (s. d Bd. 3 Sp. 1872)
7, 731, 6), IvJc&ai tg -nXhövmv (Krinagoras ebd. und einem andern Weibe. Abweichender
11, 42, 6), a-jttX&ttv Ttaga xovg TtXsiovag (Eust, Genealogie zufolge war PL Sohn des Atreus
ad Hom. Od. 1382, 19. Eunapius p. 58 Bois- und der Kleola, der Tochter des Dias, mit der
sonade. Georg. Pachymeres in Rhetor. Graeci 10 sich Atreus vermählt hatte, nachdem er sich
1, 577, 14 Walz), ein Ausdruck, der sich noch zu Makistos in Triphylien niedergelassen, Schol.
im neugriechischen 'oxovg noXXovg erhalten hat, Eur. Or. 4. Atreussohn ist PL, wie Tzetzes
B. Schmidt a. a. 0. Auch das Lateinische kennt Exeg. Iliad. 68, 19 H. angiebt, auch nach
diese Ausdrucksweise; so bedeutet schon im Hesiod und Aischylos; derselbe nennt Aerope
Arvallied, wie Birt nachgewiesen hat, 'incurrere mit Berufung auf die gleichen Gewährsmänner
in pleores' (= 2^'ures) ^sterben'; ähnlich Plaut. als seine Mutter und Kleola (KXsoXXa) vielmehr
Irinwmm. 291: se ad pluris penetrare; Petron. als seine Gemahlin. Dafs Aerope bereits in
42 p. 46, 12 Buecheler: abiit ad plures; vgl. die den Katalogen Hesiods vorgekommen sei, was
Inschrift bei Orelli-Henzen: plures me aide- Robert, Bild u. Lied S. 190 annahm, bezweifelt
cesserunt, omnes expecto und dieselbe Anschau- 20 Th. Voigt, De Atrei et Thyestae fabula (Dissert.
ung kehrt wieder in unserer Redensart fsich Habens. VI) S. 328 f. Gattin des PL war Aerope
zur grofsen Armee versammeln'. Vielleicht (s. d.) in den Kreterinnen des Euripides, den
sind die auf kyprischen Defixionstafeln erwähn- Vermittler der Verbindung spielte Nauplios
ten 8ai\Lov£g noXvavdoioi (R. Wuensch, Defix. (s. d.), Schol. Soph, Ai. 1297; Apollod. 3, 2, 2;
tab. Alt. Praef. XVÜJ Z. 30. XIX Z. 17) gleich- F. T. G. p. 501 f. IV2 Eriphyle heiratete PL
bedeutend mit den TtXsiovsg (eine Andeutung nach Schol. Eur. Or. 4.
dieser Auffassung, mit Bezug auf das izoXvav- Abweichend von der älteren homerischen
öqlov schon bei Scaliger zu Varro L. L. 7, 42 Überlieferung gelten als Söhne des PL Aga-
ed. Bipont (1778) T. 2 p. 199). Miss Macdonald, memnon (s. d. Bd. 1 Sp. 91) und Menelaos (s. d.
Proceedings ofthe soc. ofbibl. archaeol. 13 (1891), 30 Bd. 2 Sp. 2777), schon bei Hesiod, fr. 98(121) Bz.,
169 (nach Bericht von Gruppe, Bursians Jhrb. dann in der Oresteia des Stesichoros, fr. 42 JS.4
85 (1895), 230 a. E.). A. Dieterich, De hymn. (ßocatXsvg nXste&svidag = Agamemnon); vgl.
Orph. 50, während Wuensch sie für die Seelen Robert, Bild n. LiedS. 170 f. 189 f. Radermacher,
der auf dem Schlachtfelde Gefallenen und in Das Jenseits im Mythos der Hellenen S. 125 ff.
Massengräbern (itoXvävdQiov, Plut. de Herod. Aischylos im Agamemnon vertritt die home-
mal. 42 p. 872 f. C. 1. A. 2, 471 Z. 26 p. 275. rische Genealogie, doch kennt er PL als Ahn-
Stengel, Gr. Kultusaltert,'* 127. 131) Beerdigten herrn des Geschlechtes: den Scä^icov x&v TJXsi-
erklärt und Rohde a. a. 0. 22, 424 in ihnen die a&svtSüv erwähnt Klytaimestra V. 1539, und
Seelen von Hingerichteten sieht. Als Herrscher Thyestes verflucht nach dem Greuelmahle itav
über die nXbiovsg oder TtoXXoi (s. ob. die Stelle 40 tö IIXsiG&irovg ytvog — es ist Klügelei, PL
aus Cornut. u. Eust. a. a. 0.: vt-Koolg TCQoatpvsg hier nur als Beiname des Atreus zu fassen,
tö roi TtoXXoi'' nal xb *oi TtXsLovg'1; vgl. Artemidor weil sich ja Thyestes sonst selbst mit ver-
2, 39: 7toXX(hv . . u.q%ovciv ol &sol ovxoi d. i. fluche, vgl. dazu Voigt a. a. 0. S. 459 ff. Noch
Pluton und Persephone) heifst Hades IIoXvaQ%og bei Ovid, rem, am. 777 Plisthenius torus =
(Cornut. a. a. 0.), TJoXvdiKxr\g und HoXvdiyiiav Agamemnonis. Neben Agamemnon und Mene-
(Hom, hymn. in Cer. 9. 17. 430. Cornut. a. a. 0.), laos wird als Tochter des PL Anaxibia ge-
Ilolv&vog (Aesch, Suppl. 144 f. fr. 228 2V2; vgl. nannt, ihre Mutter ist Kleola (Tzetz. a. a. 0.)
Reitzotstein, Gesch. d. griech. Etymol. 159, 21 ff, oder Eriphyle Schol, (Eur. Or. 4). — Die beiden
wonach bei Birt a. a. 0. 165, 3 statt xbv noXv- tendenziös verschiedenen Versionen, nach denen
t,£vü)xaxov diä x&v KtY.ya]KÖxav zu schreiben ist 50 Agamemnon und Menelaos Söhne des Atreus
zlia xä>v k.), das wohl nicht ^gastlich' ( Usener, oder des PL waren, hat man im Altertum künst-
Götternamen 361) bedeutet oder cgrofser Wirt' lieh zu vereinigen gesucht (s. die Grammatiker-
(Bd. 1 Sp. 1783, 23), sondern synonym ist mit Zeugnisse u. d. W. Aerope Bd. 1 Sp. 87, dazu
dem von Dieterich a. a. 0. für Hades aus den Cedren, 1 p. 217 Bonn.)', PL erscheint dabei
daiuoveg TtoXvävdoioi erschlossenen Beinamen körperlich schwächlich (vgl. Luc. Tragodopod.
TIoXvavÖQog = Herrscher über viele h,ivoi 255: £k xcov IltXoTTiSäv TtoSayobg i]v 6 IIXbig-
(ardotg), vgl. Birt, Zwei politische Satiren des d-svng) imd unberühmt, seine Söhne werden
alten Rom 23 Anm. 1 und a. a. 0. 166 Anm. 1. nach seinem frühen Tode von seinem Vater
Ein weiterer synonymer Beiname des Hades ist Atreus erzogen. Ob in des Euripides Pleis-
TIoXvdaiiMav (s. d ) und wohl auch IIXovxcov und 60 thenes (F. T. G. p. 556 N.2) dargestellt war,
ÜXovxtvg (s. d.), vgl. TLXovxoSaiybwv (s. d.), Ilaai- wie der Atreussohn PL, von Thyestes als der
avu'S, (s. d.). Bei Seneca Hcrc. Oet. 560 heifst der seinige aufgezogen und aus der Verbannung
Unterweltsgott: turbae dux maioris, und hie qui zum Mordanschlag gegen den eigenen Vater
rex popidis pluribus imperat, Herc. f. 560, und gesendet, diesem zum Opfer fällt (Hyg. fab. 86,
ebenso gilt nach germanischer Anschauung der s. d. Art. Atreus Bd. 1 Sp. 714), ist ganz un-
Tod als Anführer eines grofsen Heeres und ihm geAvifs. Ribbeck (Die röm. Tragödie S. 200)
wird Gefolge und Gesinde beigelegt, Grimm, vermutete das Motiv im Thyestes des Ennius.
Deutsche Mythol. 807 = 24, 706. [Höfer.] Dagegen heifst einer der Söhne Thyestes, die
Boscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 81
2563 Pleisthenides Plinthius 2564
dem Vater von Atreus zum Mahle vorgesetzt Namenkunde (Progr. Gyinn. Elberfeld 1903)
werden, PL; das ist nicht aus den griechischen S. 11, 2 mit itXr\\ivr\ 'Radnabe' zusammen.
Tragödien nachzuweisen, die den Stoff behan . [Höfer.]
delten, aber in Senecas Thyestes (V. 7-26), wo Pleonexia s. Philotimia.
drei Kinder geschlachtet werden, Tantalus, Pleuron (ÜXsvQmv), Sohn des Aitolos und
PI. und ein ungenannter Sohn (Tantalus und der Pronoe, Bruder des Kalydon. Nach beiden
PI. nach Hyg fab. 88). wurden die ätolischen Städte Pleuron und Kaly-
Als Sohn des Menelaos und der Helena er- don benannt. Pleuron zeugte mit Xanthippe,
scheint ein Pleisthenes Schol. Eur. Androm. 898. der Tochter des Doros, den Agenor und die
[J. Ilberg.J io Sterope, Stratonike und Laphonte (Pherekydes
Pleisthenides (nXsiG&tviSijg) s. Pleisthenes bei Schol. Ap. Bhod. 1, 146). Apollod. 1, 7, 7.
und Bakchylid. 14, 8: TLXsiGQ-ividag MtviXaog. Nach Daimachos bei Schal. II. 13, 218 hatte
[Höfer.] Pleuron, des Aitolos Sohn, Gründer von Pleuron,
Pleistinos s. Faustulus. zwei Söhne, Kures und Kalydon, nach welchen
Pleistodoke, -dokeia (nXsiGxoöÖY.r\. -d6-/.siu) zwei andere Städte in Aitolien benannt wor-
werden im Etym. M. 397, 43. 676, lff. als den wären. Pleuron hatte in Sparta, als Ahne
Eigennamen analoger Bildung wie TLrivtXoTtr], der Leda, der Mutter der Tyndariden, ein
-löntiu angeführt. Sie scheinen ihrer Bedeu- Heroon, Paus. 3, 13, 5 (wo für Areios zu schrei-
tung nach zu den Namen zu gehören, denen ben Asios). Curtius, Peloponn. 2, 233. [Stoll.]
nach Usener, Götternamen 361 alte Götternamen 20 Pleuronia (IIXsvQavLcc), Beiname der Helena,
zu Grunde liegen. nXtiGxodönri dürfte ein Bei- Lykoph/r. 143 und Tzetz., nach dem es s. v. a.
name der Persephone sein, vgl. Soph. Ant. 893: 'Agysia bedeutet. Doch ist dieser Beiname
agi&gov iv vtv.goig tiXsIgxov didsv.xui <&sg- entschieden von ihrer Mutter Leda, der Tochter
Gt(puG6 öXcoXoxcov. Vgl. Pleiones. [Höfer.] des aitoli sehen Thestios, die gleichfalls TLXsv-
Pleistoros (HXsIgtcoqos), iTti%wgiog fttög der geovia heifst (vgl. Ibykos fr. 41 Bergk* im Schol.
Apsinthier in Thrakien, durch Menschenopfer Apoll. Bhod. 1, 146. Eudocia 276 p. 454 Flach.
verehrt, Hemd. 9, 119. Aus Dion. Per. 575 f. Eust. ad Hom. Od. 1686, 19), auf sie übertragen,
(©pTjntog irt f/oGiv ktpiv&oio BiatoviStg -na- Gramer, An. Paris, 3, 472, 7; vgl. Holzlager
liovciv iglßgoiiov Elgcccpimxj]v) folgert Toma- zu Lyk. a. a. 0. p. 187. [Höfer.]
schek, Die alten Thraker in Sitzungsber. d. kais. so Plexaure (nXr^avQr]), 1 ) Tochter des Okeanos
Akad. d. Wiss. zu Wien 130 (1893), II, 42 die und der Tethys, Hes. Theog. 353. Schoemaiin,
Identität des Pleistoros mit dem apsinthischen Op. Ac. 2, 149. Braun, Gr. Götterlehre § 153.
Dionysos. Der Name PL hängt nach Toma- 157. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 544. Preller,
schek mit dem Stamm tiXhgxo 'meist' und Gr. Myth. 1, 452. — 2) Tochter des Nereus
er : or- ögeoga 'erregen, hervorbringen' oder und der Doris, Apollod. 1, 2, 7. [Stoll.]
fogdg 'wahrend, schützend' zusammen; inbe- Plexippos {TIhfänntog), 1) Sohn des Aitolers
treff der Menschenopfer verweist er auf den Thestios, Bruder der Althaia, Teilnehmer an
Kult des Dionysos d>(idSiog, (agiqGtrjg, av&gco- der kalydonischen Jagd, von seinem Neffen Me-
nogguiGxr\g (vgl. Bd. 1 Sp. 1037f.). Auch der leagros mit seinem Bruder (oder seinen Brüdern)
Personenname UltiGtag (Dem. or. 37, 4 p. 967. 40 erschlagen, weil sie der Atalante (s. d.) das Fell
Inschrift aus Perinthos, Tomaschek a. a. 0.) des kalydonischen Ebers entreifsen wollten,
hängt wohl mit dem Gottesnamen Pleistoros Apollod. 1, 7, 10. 1, 8, 2. 3. Oo. Met. 8, 305. 434.
zusammen, Fick-Bechtd, Die griech. Personen- 440. Schol. Ov. R>is. 601. Schol. B. 9, 567. Hgg.
namen 306. Pleistoros 'der die meisten wah- /'. 173. 174. 244. Diod. 4, 34. — 2) Sohn des
rende' dürfte wohl eine euphemistische Be- Phineus und der Kleopatra, von dem Vater
Zeichnung des Unterweltsgottes sein; vgl. Plei- geblendet, Apollod. 3, 15, 3. Schol. Soph. Ant.
ones. [Höfer.] 980. — 3) Sohn des Aigyptos, vermählt mit
Pleistos (nietGTog), Gott des Flusses bei der Danaide ^ Pyrantis, Hyg. f. 170. Ebendaselbst
Delphoi, Vater der korykischen Nymphen, der wird ein Aigyptide Plexippos Gemahl der Pin-
Nymphen der korykischen Höhle in Parnafs 50 comone(?) genannt. — 4) Sohn des Chorikos,
oberhalb Delphi (Bursian, Geogr. 1, 179), Ap. eines Königs in Arkadien, mit seinem Bruder
Bhod. 2,^711 u. Schol.; vgl. Baunack, Studien Enetos erster Erfinder der Palaistra, welche
1, 287. Über eine Darstellung des Pleistos auf dann von Hermes zur Kunst ausgebildet wurde,
einer Münze von Delphoi s. Bd. 1 Sp. 1493, 24ff. Serv. V. Aen. 8, 138. Vgl. Palaistra. [Stoll.]
Stoll.] Eu Plinthio (iv nhr&ioj). Beiname der
Plemite? (TZlr^imj?), Gattin des Nauplios, Aphrodite in Tegea (xfig ccyogäg . . iotxviag
Mutter des Palamedes, Eudocia 321p. 531 Flach. ttXLv&co %<xxu xb 6ii)ga, kygodixrjg tGxiv iv
[Höfer.] avxfi v<xbg y.<xXov^iivi]g iv TtXiv&ia» xai ayccXya
Pleumaios (ÜXr^valog) , Sohn des Peratos Xl&ov), Paus. 8, 48, 1. Nach Mevieke, Vi ml.
(s. d.), Vater des Orthopolis (s. d.), für dessen 60 Strdbon. 119 bedeutet iv 7tXtv&im hier wahr-
Rettung er der Demeter in Sikyon,- seinem scheinlich s. v. als iv ayogä. — Im Pariser
Herrschersitze , einen Tempel stiftete, Paus. Zauberpapyrus (Wessely, Dcukschr. d. Kais.
2, 5, 8. 11, 2. Euseb. Chronik. 1 p. 175. 176 Ak. d. Wiss. 1888 S. 77 v. 1305), wo die Göttin
ed. Schoene. Appendix 1 B. p. 26. Die Sage des Bärengestirns (äguxs &bä [ityLcxr}) angerufen
erinnert lebhaft an die eleusinische von De- wird, ergänzt Beitzcnstein, Poimandrcs 283, 1
meter und Demophon, Odelbcrg, Sacra Corinthiu, (J\ in), xov) nXiv&iov, 17 inl xov ttoXov icpsGxwGa.
Sicyonia, Phliasia 87. Der Name Plemnaios [Höfer.]
hängt nach Karl Schmidt, Beiträge zur griech. Plinthius (?) = Schoineus (s.d.), f. \.Hyg.f.2?>9.
2565 Plotis Pluteus 2566
Plotis? (ÜXcatig?). Nach Lactant. Placid. nach (d. h. nach der letzteren Überlieferung)
ad Stat. Theb. 2, 436 ist Tantalus 'Iovis et Pluto als Gemahlin des Tantalos und Mutter
Plotidis nymphae filius'. Es ist Plutidis (s.Plute des Pelops erscheint, erweckt den Argwohn,
u. Pluto) zu lesen. [Höfer.] als sei sie nur erfunden, um die Worte Pindars:
Ploto (TIlcöTm), beigeschriebener Name einer Kqovlov ütloTtog (Bd. 2 Sp. 1510) zu erklären.
Nereide auf einer Vase des Xenotimos im Ver- Fragen wir nach der Quelle des Clemens Ro-
kehr mit Nereus (NsQSvg), Thetis (0erig) und manus, so läfst sie sich fast mit Sicherheit
den Nereiden Eileithyia (IXi&vci ) , Eulimene angeben. Für die älteren christlichen Apolo-
(EvXigsvr}) und Psamathe (*Pa/ta<ih}) , Antike geten hat Rohde, Rh. Mus. 25 (1870), 553, 1
Denkmäler , herausg. vom Kais. D. arch. Inst. 10 als Quelle die pragmatisierenden Mythologen,
1, Taf. 59. Gonze ebend. 52. P. Kretschmer, speziell den Didymos angenommen, Dietze,
D. gr. Vaseninsehr. 202 (czu itXtatög schwim- Jahrb. f. kl. Phil. 1896, 225 die Epikuräer, bes.
mend'). Darnach ist wohl auch mit Schulze, Philodenios. Dafs das letztere richtig ist, sehen
Quaest. ep. 525 und Bzach (editio 1902) zu wir aus dem von 11 . Crönert, Arch. f. Bapyrus-
Hes. op. 243 Hlcozöi statt des überlieferten forsch. 1 (WOl), 109 Anm. 1 veröffentlichten,
/Tpcorcb zu schreiben, zumal da v. 248 der versprengten Bruchstück von Philodem. ittQl
Nereidenname iTpcorcö wiederkehrt. [Höfer.] avßsß. über die Verwandlungen des Zeus bei
Plusia {IIlovaiu\, 1) Nymphe, welche mit seinen Liebschaften; aufser den schon bekann-
Zeus die vier Musen Arche, Melete, Thelxinoe ten als Stier (Europa), Schwan (Leda) u. s. w.
und Aoide zeugte, Aratos b. Tzetz. zu Hesiod. 20 erscheint er als Wiedehopf der Lamia gegen-
Opp. p. 23 Oaisf. — 2) s. Plusios. [Stoll.] über. Crönert bemerkt: „Dafs sich Zeus Lamia
Plusios {UkovGiog), Beiname des Zeus in gegenüber verwandelt habe, ist neu." Aber
Sparta, sein Tempel stand auf dem Wege nach eben bei Clemens Roman. Hom. 5, 13 (Zeus
Therapne nahe am Eurotas, Paus. 3, 19, 7. Nach Aagia i7t£H0Qcpw&Ti enoip) bez. Rufin. recogn
Preller- Robert 147 bedeutet der Beiname analog 10, 21 (Iuppiter . . vitiavit . . Lamiam muta-
wie Krrjoiog den Mehrer von Besitz und Reich- tus in upupam) findet sich dieselbe Überliefe-
tum, wäre also synonym mit Ulovxodöxiqg (s. d.); rung, und da auch sonst zwischen den Bruch-
Wide, Lakon. Kulte 18, 244 sieht in nlovciog stücken des Philodem und Clemens Romanus
ebenfalls einen auf die Fruchtbarkeit bezüg- überraschende Übereinstimmung herrscht, wird
liehen Beinamen , der zugleich aber auch auf 30 auch obiger Bericht auf Philodem oder die
die Beziehungen zur Unterwelt hindeute. Frei- Epikuräer überhaupt zurückzuführen sein,
lieh ist die Bedeutung von nXovßiog = nXov- Singular ist bei Rufin. die Angabe, dafs Atlas
voöörrig sonst nicht nachweisbar und daher ver- Sohn des Zeus gewesen sei, doch mag es auch
mutet Lehrs, Wissensch. Monatsbl. 4 Heft 4 diese Überlieferung gegeben haben, wie bei
= Kleine Schriften 233, dafs bei Pausanias Diodor 3, 60 der sonst eine Generation höher
IJoXvvaiog zu schreiben sei. Doch findet sich stehende Kronos Binder des Atlas ist. Wie
7tXov6iog als Götterepitheton in einer allerdings bei Clemens Rom. eine Atlantide als Mutter
späten (1 58 n. Chr.) Weihinschrift aus Alexandria des Tantalos erscheint, so ist nach Hyg. fab. 9.
an Isis (&£a (JuayLet^ "IßiSi. nXovßicc, 'Aftrivaiov 82. 83 (vgl. Oi\ Met. 6, 174f. Ihraemer, Per-
3, 87 nr. 5. Lumbroso , UEgitto a tempo dei 40 gamos 18) die Atlantide Dione seine Gemahlin.
Greci e dei Romani 135. Bulletino delV Inst. Der Name der Mutter, Pluto, soll auf des
egiziano 12 p. 77. Annali delT Inst, di corr. Tantalos sprichwörtlichen Reichtum hinweisen;
arch. 1875, 15) und vielleicht auch in einer In- vgl. Phot. Lex. 570, 13 (Apostol. 16, 16. Suidas
schritt aus Gizeh (?) nach der Ergänzung von s. v. rä TccvtäXov p. 1040 Beruh.): nXovGiog
Seymour di Ricci, Archiv f. Papyrus forsch. 6 <&Qvt, TävxuXog ditßsßorjTo IlXovrovg v.a\ Aibg
2 (1903), 445: nr. 69 [''SIqcoi IHo]veioat, und das yavousvog, Thraemer , Bergamos 93. Weitere
von Lehrs eingesetzte TtoXvvöiog ist ebenso- Erwähnungen der Pluto b. Schol. Eur. Or. 345.
wenig wie das Simplex vßiog irgendwie bezeugt. Izetz. Chü. 5, 444. Mantiss. proverb. 2, 94
[Höfer.] (an den zwei letzten Stellen Gattin des Tmolos).
Plute (IJXovrr]), Nebenform für Pluto (s. d.), 50 Die Angaben des Natal. Comes Myth. 6, 18
vgl. Clemens Roman, bei Rufin. Recogn. 10, 22: p. 335 (vgl. 337) ed. Patav. 1616: (Tantalum)
(Iuppiter) Pluten, Atlantis filii sui adulterat Eusebius Iovis et Nymphae Plotae (wohl
fdiam, ex qua natum sibi filium Tantalum Plutae = Plutes, vgl. Plotis) filium narravit in
damnat; daneben findet sich die Form Plutis seeundo Evan gelicae praeparationis,
<nXovrig), ebend. 10, 21: (Iuppiter vitiat) Tay- cum tarnen Ioannes Diaconus et Didymus
geten . . . Plutidem, Atlantis fdias, ex Iovis et Plutus Nymphae filium fuisse arbitren-
quibus genuit ex Taygete quidem Lacedaemonem, tur, erweisen sich für Eusebius und Ioann.
. . ., ex Plutide Tantalum. Die Stellen sind Diaconus, so viel ich sehe, als irrig; von Didy-
wichtig, weil sie die richtige Lesart für das mos wissen wir aus den erhaltenen Fragmenten
verderbte Himantis filia bei Hyg. f. 155 p. 13,8 60 zwar, dafs er über Tantalos gehandelt hat,
Schm. geben, es ist Atlantis zu lesen, wie aber der Name seiner Mutter wird nicht er-
schon R. Unger (s. Schmidt zu Hyg. a. a. O.) wähnt, M. Schmidt, Didymi Chalcent. . . fragm.
vermutet hatte. Vielleicht ist dies die richtige p. 359. Vgl. Plotis u. Pluto. [Höfer. J
Überlieferung. Denn die Angabe im Schol. Pluteus (nXovrevg) = Pluton (s. d.), vgl. Bd. 1
Bind. Ol. 3, 41: nXovza . . 17 &vyärriQ Kqovov, Sp. 1787, 2ff. Hesych. s. v. IJXovtsvg. Inscr.
i)g TävruXog, 6 7tan)Q ütloTtog und im Schol Ins. mar. Aeg. 3, 870. Grofser Pariser Zauber-
Vratislav.: TLXovxa &vydrriQ Kqovov iytvtro, papyrits (Denkschr. d. K. Akad. d. Wiss. zu
tj avyxoLgrftblg 6 TävraXog Hüfte TliXona, wo- Wien 1888) v. 1462; auch in Prosa vorkommend,
81*
2567 Plutis Pluton 2568
lustin. or. ad gent. 2. Latyschew, Inscr. or. d. K. Ak. d. Wiss. zu Wien 130 (1893), II, 57 f. —
sept. Ponti Fux. 1, 27 p. 69. Usener, Götter- 6) Beiname des Dionysos-Iakchos in dem Jubel-
namen 17. Vgl. Plutodotes a. E. [Höfer.] ruf an den attischen Lenaien: SspsXrj'C' "Icn^j
Plutis s. Plotis, Plute u. Pluto. -jrXovxodoxa, Schol. Arist. ran. 479; vgl. Bergk,
Pluto (TJXovxm, ovg f.), 1) Tochter des Okeanos Poet. hjr. 34, 656, 5. Usener, Altgr. Versbau
und der Tethys Hesiod. theog. 355 Schol. Aesch. 88. Sehr unwahrscheinlich vermutet Lenormant,
Proin. 140; Gespielin der Persephone Hymvi. in Becherches archeol. ä Eleusis 80, dafs in der
Cerer. 422. — 2) Tochter des Kronos (Himantis fragmentierten Opferbestimmung (jetzt C. I. A.
filia Hyg. fab. 155 p. 13, 8 Schm. Mimantis 1, 5) zu lesen sei: [IJXoxoöoxei 'iax]#o/.. Schon
Stark, Atlantis Unger), Mutter des Tantalos in die Stellung des Beinamens spricht gegen diese
von Zeus Asclepiad. Trag. fr. 20 (= Schol. Vermutung. — 7) Beiname des Aion, Pariser
Born. X 582). F. H. G. 3, 305 31. Hygin. fab. 82 Zauberpap. bei Wessely, Denkschr. d. K. Akad.
p. 82, 15 Schm. fab. 155 p. 13, 8 Paus. 2, 22, 3 d, Wiss. zu Wien 1888, 124 v. 1368. — 8) Hermes
Anton. Lib. 36 Nonn. Dionys. 1, 146. 7, 119. nXovxodöxr\g s. Poscher Bd. 1 Sp. 2379, 54.
48, 730. (BsQSKvvrig). Tmolos an Stelle des Foerster, Arch. Jahrb. 16 (1901), 48. Ih.Benfey,
Zeus Schol. Ew. Orest. 5, der Vater nicht ge- Abh. d. hist.-philol. Cl. d. K. Ges. d. Wiss. zu
nannt Schol. Pind. Olymp. 3, 41. Vgl. Plute. Gott. 22 (1877), 10. — Nach Maafs, Hermes
[J. Ilberg.] 23 (1888), 617 ist TlXovxog oder nXovxsvg Kurz-
Plutodaiinon (TLXovxoSai^cov) wird angerufen name zu TLlov xodoxvg. [Höfer.]
im Leydener Zauberpapyrus V. Col. 5 v. 35 20 Pluton (JIXovtcov) s. Chr. Scherer Bd. 1
(Leemans, Papyr. Graeci Mus. Ant. Publ. Lug- Sp. 1786 ff. Das seit Erscheinen dieses Artikels
duni-Bat. 2 [1885] S. 21 v. 35); wohl Bezeich- neu hinzugekommene Material trage ich, so-
nung des Unterweltsgottes, der reich an Toten weit es mir bekannt geworden, nebst einigen
(über dcd(iovtg in dieser Bedeutung s.A. Dieterich, sonstigen Ergänzungen im folgenden nach:
De hymnis Orph. 50. Bohde, Psyche l2, 255 Zu Sp. 1778f. : Etymologie des Namens
Anm.) ist. Vgl. Polydaimon. [Höfer.] Hades: Von den alten Deutungen ist anzu-
Plutodotes (TlXovxoöoxng) , Beiname 1) des führen Gornut. de nat. deor. 5 p. 14 Osann, wo
Zeus, Orph. hymn. 73, 4. Dafs die Legende neben der üblichen = äoQaxog noch die Ab-
auf Münzen von Nysa in Lydien mit der Dar- leitung von üvdävoi gegeben wird r%ax' avri-
stellung des Zeus statt niovroAörrjg zu lesen 30 q>Qaaiv, utaavsl ö avddvwv rjpiv. slg xovxov yup
ist niovxo^JoTrjg, habe ich Pleckeisens Jahrb. %üjq£iv r^ilv xaxu xbv ftccvccxov cci i[)v%ai Sov.ov-
149, 262 u. Boscher, Lexikon s. v. Ktesios nr. 3 aiv, rjv.i6xa ävSdvovxog rj^lv xov Q-aväxov. Von
nachgewiesen ; daselbst sind auch die sonstigen den neueren Etymologen ist die zuerst von
Stellen, die den Zeus als Geber des Reichtums Unger (Sp. 1779) aufgestellte von ala = yala.
nennen, verzeichnet. Die Richtigkeit der ver- wieder aufgenommen von H. W. Smyth, TJte
muteten Legende Illovxodoxng ist durch Imh.- sounds and inflections of the Greek Dialects.
Blumer, Kleinas. Münz. 1, 178, 2 u. Anm. 1 lonic. 162 und in weiteren Ausführungen einer
(vgl. Taf. 6, 9) liestätigt worden; vgl. auch die bereits in Kuhns Zeitschrift 27 (1885), 276 f. ge-
(fingierte) Opfervorschrift bei Luc. Kronosoion gebenen Andeutung von Jak. Wackernagel,
14: ftvovxcov Au TtXovxoöoxr] v.cci 'Eg^iy dmxoQi 40 Vermischte Beiträge zur griech. Sprachkunde
■nal 'i7ioXlo3vi [isyalodmoa. — 2) des Plutos (Progr. Univers. 1897), 5 ff. Die von Smyth
(s. d.), Luc. Tim. 21. — 3) Mrjv (s. d.) IIlovxo- a. a. 0. gleichfalls aufgestellte Etymologie von
dcoxrjg, Inschrift aus Galatia eis Halym, Joum. alsi 'immer' wird aus formalen und begriff-
of hell, stud, 19 (1899), 81. Corr. hell. 23 (1899), liehen Gründen mit Recht zurückgewiesen von
389 pl. I. — 4) dai[Lov£g Ttlovxodoxai, Hes. Wackernagel a. a. 0. 5 und von Fick, Bezzen-
op. 125. Plut. de def. orac. 13. — 5) Eine In- bergers Beiträge 23 (1897), 185. Als zweite
schrift aus Chios ist geweiht Miycovi. "Hqojvi Möglichkeit stellt Wackernagel a. a. 0. 7 eine
nXovxoöoxrj, Corr. hell. 3, 327 nr 22. Haus- Ableitung von *alJ-6g = lat. saevus 'grimmig,
soullier a. a. 0. vermutet in "'Hoavi entweder grausig' hin, eine Ableitung, die das Wesen des
einen Eigennamen oder will yocoi lesen; doch 50 Unterweltsgottes prägnant ausdrücken würde,
steht auch auf einer in Belgrad gefundenen In einer längeren Besprechung der Wacker-
inschrift Deo Heroni colitores (= ftvoiaoxcd, nagelschen Hypothese kommt F. Solmsen, Unter-
Ephemer. 5, 1436) ipsius, Arch. epigr. Mitth. suchungen zur griech. Laut- und Verslehre 70 if.
aus Oesterr. 13 (1890), 33 nr. 10; vgl. ebend. zu dem Resultat, dafs an der althergebrachten
11 (1887), 22 nr. 8; ebenso auf einer Inschrift Deutung des Namens festzuhalten sei, wenig-
aus Besbikos (Bithynien) "Hqojvi sv%r\v, {Corr. stens für das Epos, wenn auch wegen der
hell.2i [1900], 374 nr. 14), sowie auf Weihungen, Länge des a im jüngeren ionischen ~AiSr\g und
die in Rom durch thrakische Soldaten darge- dem attischen "AiSrig es nicht unmöglich wäre
bracht worden sind, C. I. L. 6, 2803 ff. — Megon, zu glauben, cdafs thatsächlich ein von ala oder
der als Y^cav TtXovxodoxr\g bezeichnet wird, 60 von *alJ-6g abgeleitete^ *AiJ-idr}g bzw. dessen
scheint der heroisierte Ahnherr des Geschlechtes Fortsetzer dem alten Namen des Gottes der Unter-
zu sein, Milchhöfer, Arch. Jahrb. 2 (1887), 28 weit den Platz streitig gemacht, sich mit ihm
Anm. 15. 29 Anm. 18. Über den thrakischen vermischt und ihn bedrängt habe'. W.Schulze,
deus Heros vgl. Dumont, Inscr. et monum. Quaest. epic. 468 hält es für das beste, an der
figures de la Thrace 70 f. Mordtmann, Arch. alten Erklärung (canSrig) festzuhalten und den
epigr. Mitth. 8, 208 f. Deneken Bd. 1 Sp. 256<>. Wechsel in der Quantität des A durch An-
Pick, Die ant. Münz. v. Dakien u. Moesien 157 f. nähme einer ursprünglichen Form avJ-iäng zu
Tomaschek, Die alten Thraker in Sitzungsber. erklären. Froehde, Bezzenbergers Beiträge 20
2569 Pluton Pluton 2570
(1894), 2U5 erklärt *&6j-iS- entstanden aus dem Zeus Eubuleus entspricht; gegen Kern
*a6£o-J-id = 'Seelenwart, Gebieter der Geister' bringt sehr beachtenswerte Argumente vor
(ivtQcov &va!-, ivtgoioi üväoobiv), vgl. avest. 0. Bubensohn, Mysterienheiligtümer in Eleusis
ahhva 'Seele', skt. äsunita 'Geistesherr' und u. Samothrake 197ff.
zur angenommenen Bedeutung von J~id- skt. Zum Kultus ist nachzutragen zu Sp. 1788
vidätha 'Weisung, Walten als Gebieter'. Vgl. (Kult in Kleinasien): Eine Inschrift vom
auch 0. Hoffmann, Griech. Dial. 3, 319. — Berge Pagos bei Smyrna erwähnt einen vaog,
Über Hades als Generalnamen für andere Götter iv to xcc&tidQvvxca eiyäXuaxa. IJXovxcovog HXiov
der Unterwelt s. Rohde, Psyche 22, 408 f. xcä Kovqt\s 2elrjvr}s, Mova. . . xijg iv Zi^ivg.
Zu Sp. 1780: der Name Pluton: Als 10 tvay. a%ol. 2 (1875/76) p. 47 nr. _p£g'. Ditten-
Spender des Reichtums und Gott des Ernte- berger, Sylloge 22, 583 p. 283. Über die bei
segens — Euseb. praep. ev. 3, 11, 28 p. 136 den Orphikern vollzogene Gleichsetzung des
Dindorf: xf]g . . yscogyi-Äf/g dvväuscag, xa#' i)v Helios mit Hades s. Bd. 1 Sp. 2024, 15, über
ca ö'oßSLS xov nXovxov (also ein TtXovxoSöxr\g die Identifizierung der Persephone mit Selene
im eigentlichsten Sinne, wie er nXovxoöoxwv Bd. 2 Sp. 3185, 37 ff. Zu Pluton-Helios vgl.
[Partizip] ysvsi]v ßgoxErjv xagnolg iviavrmv auch Porphyrion bei Euseb. praep. ev. 3, 11, 9
heifst Orph. hymn. 19, 4), av^oXor ö Ukovrcov; p. 132 Dind. : Hlovrav 6 iitl yfjv leov rjliog
vgl. die Legende von dem dives rusticus, xccl xov cccpccvij ■nboivoaxihv -/.öguov y.axa ras
cui propter divitias Pluton fuitnomen, Firm. x£L^L£Q'-v^S xQonäg, sowie den "HXiog Eagumg
Matern, de err. prof. relig. 7, 1; etwas anders 20 (Zäouizig = UIovtojv, Flut. Is. et Os. 28; vgl.
Artemi d. on. 2, 39 p. 144 Merch.: Pluton u. Perse- Diodor. 1, 25. Porphyrion bei Euseh. a. a. 0.
phone Ttlovxov . . xcd itq6G%xr\6iv ßr^ai- 4, 23 p. 206 Dind. Theodoret. Graec. äff', cur.
vovßi diä xb ccvtvSiig xav vnoxsxay^svcov avxoig p. 132 Gaisford. Artemidor. 5, 26) auf Münzen
— fassen den Pluton auf Preller, Demeter und von Alexandria, Head, Hist. num. 720. Catal.
Persephone 191. Th. Benfey, Abh. d. hist. phil. of greek coins in the Brit. Ulis. Alexandria
Cl. d. Je. Ges. d. Wiss. zu Göttingen 22 (1877), 10. Introd. LXII p. 36 nr. 284. — Eine Votivinschrift
Usener, Götternamen 16. Bohde, Psyche l2, 208. aus Pisidien (Umgegend von Ormele) ist ge-
Dagegen ist nach Birt, Das Arvallied in Archiv weiht Ali JJlovxcovi 'E[7r]i[<jp]ai'?('?), Journ. of
f. lat. Lexikogr. 11 (1900), 165 ff. die Bedeu- hell. stud. 8 (1887), 249 nr. 27. — Zum Pluto-
tung des Pluton als Früchte- und Reichtum- 30 neion von Hierapolis vgl. Humann und
spender erst eine sekundäre. Nach Birt ist in Cichorhis, Altertümer von Hierapolis 4, 38. 44.
IIXovtcov wie Ttlov-xog derselbe Stamm wie im Sp. 17901'. (Kult in Eleusis): Zu der grofsen
lat. plou-rimus; itlov-xog bedeutet die Wiel- Eleusinischen Baurechnungsinschrift (Sp. 1790,
heit, den Schatz', wie ßio-xog 'Leben', iiQ-xog 59 ff. Dittenberger, Sylloge 22, 587) auf der
rBrot', y.oi-xr] (zu v.bl\ia.i) 'Lager'. IIXov-xav wiederholt to xov Ulovxcavog (seil, 'hqov =
aber ist ortsanzeigend, der Ort der Vielheit, Tempelbezirk, Bubensohn a. a. 0. 94) erwähnt
der Ort des Schatzes oder der rtlsiovzg (s. d.), wird, kommen die Inschriften mit der Erwäh-
sowie av&gmv 'Raum für Männer', iimmv nung eines xov UXovxcovog Izqov, C. 1. A. 4, 2
'Pferdestall' usw. Nur der Accent -- IIlovxcov p. 149 nr. 597b. Dittenberger 22, 651 p. 459
statt niovxön' — erscheint verändert, weil 40 und einer xov ÜXovxojvog ieqsicc, 'Ecp7\u. &$%.
TIXovxcov zum Eigennamen geworden ist. Pluton 1895, 97, 12. Dittenberger 22, 628 p. 425; vgl.
ist also nach Birt ursprünglich der Herr der auch Bubensohn a. a. 0. 18 f. 35 f. 62.
TtXtiovbg (s.d.), diese bilden seinen unterirdischen Sp. 1792 (Kult in Nordgriechenland):
Schatz. Diese Erklärung des Namens Pluton In Phalanna ein xi[itvog xol ÜXovxovvog v.a.1
findet sich übrigens inhaltlich schon bei Cornut. xäg $£Q6E<p6vug, Atlx. Mitth. 8 (1883), 109. -
de nat. deor. 5 p. 15 Osann: JJXovxcov . . £-nXi]&r) Weihinschrift aus Nilopolis ad Nestum: KvqLco
diu xo, Ttavxtov övxcov cp9ccQX(öv, (.irjdev stvai, 0 IJXovxcavi, Wochenschr. f. klass. Phil. 1893, 392.
jmj xsXsvxcclov eis ccvxbv xaxdytxut xcci avrov Athen. Mitth. 18 (1893), 70.
M-r?)ficc ylvzxai. Mit der griechischen deckt sich Sp. 1792 (Kult der Inseln): Kult auf Myti-
die römische Vorstellung vom Dis pater, dem 50 lene, bisher nur durch Münzen bekannt, auf
reichen Vater der inferi. denen als &tol axQaToi (Eckhel, Doctr. num.
Sp. 1784. Der Name Eubuleus bezeichnet vet. 2, 504. Mionnet 3, 46, 102. Cot. Ivanoff
nach Bohde a. a. 0. I2, 207, 2 den Pluton als 260. Arch. Zeit. 10 [1852], 508. Head, Hist.
Orakel gott, der den Anfragenden guten Rat num. 488) Zeus, Poseidon und Hades zusammen-
erteilt. Vielleicht gehört hierher, da doch wohl gestellt sind, ist jetzt auch inschriftlich be-
an Traumorakel zu denken ist, frg. adesp. 126 zeugt, und zwar kehrt dieselbe Götterdreiheit
Bergk, Poet. lyr. 34, 728: diönoxa IJXovxcov wieder: Zi]vl fttcov v7iäxco(t) Tta.v£%6iit-r\{i) xcci
[itXecvoitxtQvycov övtigdxcov. — Über die Dar- TJXovrcavi i]ds IIoGsiSdcovi nccvccocpccAIOI (sie!)
Stellung des Eubuleus (neben Qtög und Qsü) av£fti]y.£ Zmei(iri usw. Petras N. Papageorgiu,
auf dem Weihrelief des Lakrateides aus Eleusis 60 Unedierte Inschriften von Mytilene 4 nr. 8 vgl.
vgl. Heberdey, Festschrift für Benndorf 115. Taf. 2, 8. Der Herausgeber schreibt navaoepa-
Sp. 1780, 34ff. zu Zevg %&6viog: Die An- Xloig und bemerkt: 'ob der Dichter das Ad-
sicht von Lehrs, dafs Hades und Zeus Chthonios jektiv 7tavaaq>aXioig auf alle drei Götter oder,
(Bohde a. a. ü. I2, 205 f.) nicht identisch, son- was ich für wahrscheinlicher halte, nur auf
dem von einander getrennte Gottheiten sind, Pluton und Poseidon bezog, läfst sich nicht
wird neuerdings wieder vertreten von Kern, entscheiden'. Ob aber das Poseidonepitheton
Arch. Am. 9 (1894), 80f., nach dem Zeus aßyäXtog, hier zu navaacpäXiog verstärkt, dem
Chthonios dem Zeus Meilichios, vielleicht auch Pluton zukommt, erscheint mir fraglich; viel-
2571 Pluton Plutos 2572
leicht ist 7tav<xacp<xlioi = Ttava6cpalia>i zu lesen, der Hades, Head, Hist. num. 549; vgl. aber
wogegen allerdings der Umstand spricht, dafs Imhoof- Blumer a. a. 0. 3. 73 f., nach dem Hera-
sich das Jota adscriptum in der Inschrift sonst kleia nicht geprägt hat.
nicht findet. Dann würde, da doch anzunehmen Kios (Bithynien): Hades (oder Sarapis)
ist, dafs jedem der drei Götter ein Epitheton sitzend mit Kerberos, Cat. brit. Mus. Pontus,
gegeben ist, Ttccvkrtomw nicht, wie es Papa- Paphlagonia 134, 38 pl. 29, 1.
georgiu thut, mit ZtjW, sondern mit lYkoixiovi Lyrbe (Kilikien): Hades sitzend mit Ker-
zu verbinden sein. Ein Pluton navmoinrig beros, Cat. brit. Mus. Lycaonia 93, 3.
ist zwar auch nirgends bezeugt, wohl aber Markianopolis (Moesia inferior): thronen-
führt die mit Pluton so oft und eng verbundene 10 der Hades mit Kerberos, Pich, Die antiken
Demeter in Sikyon den Beinamen 'ETtomig Münzen von Dakien u. Moesien 191.
(Hesych.), den Baunack, Studien auf dem Ge- Nikornedia (Bitkynien): dieselbe Dai--
biete d. Griech. 68 und Crusius, Beiträge zur Stellung, Cat. brit. Mus. Pontus 185, 37 pl. 34, 10.
griech. Mythol. 23, 5 wohl kaum richtig mit Nikopolis (Moesia inferior): ebenso, Pick
irti&cd<x06La erklären, während er nach Odel- a. a. 0. 337.
berg, Sacra Corinthia, Sicyonia, Phliasia 88 Nysa (Lydien): Haupt des Hades, Cat. brit.
bedeutet: 'late prospiciens i. e. cuius vis late Mus. Lydia 171, 4 ff. pl. 19, 1. Köpfe des
patet, magna est\ eine Bedeutung, die für Hades und der Persephone, ebend. 171, 9.
Pluton sehr wohl passen würde. Imhoof-Blumer a. a. 0. 107, 6. Griech. Münzen
Kult in der Nähe von Toini: Priestertum 20 in Abliandl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. 1890
des Pluton, der Demeter und der Kora, Arch. S. 718 nr. 597. Vgl. die Bd. 1 Sp. 1788, 35
Epigr. Mitth. 8, 8 nr. 21. angeführte Inschrift = Corr. hell. 10, 520, 18.
Sp. 1793: Heilig war dem Pluton auch noch Odessos (Moesia inferior): ebenso, Cat.
der Elephant {Artemid. 2, 12 p. 158 Beiff), der brit. Mus. Thrace 140, 23; doch ist wohl Sarapis,
sonst in Beziehung zu Helios steht, Ael. hist. rder grofse Gott von Odessos' zu erkennen,
an. 7, 44. Pick a. a. 0. 77; vgl. auch Bd. 1 Sp. 1811, 30ff.
Zu dem Sp. 1793, 40 angeführten Brauche, Syedra (Isaurien): Hades und Demeter,
lebendige Ferkel als Opfer für Pluton in eine Invent. Waddington 4540. Cat. brit. Mus.
Grabe zu werfen, vgl. die Legende von den Lycaonia Introd. 36, 3. [Höfer.]
Schweinen des Hirten Eubuleus, die beim 30 Plutodoteira (TllovxodoThiQu), 1) selbstän-
Raube der Kora in der sich spaltenden Erde diger Göttername bei Luc. Dial. meretr. 7,
mit verschlungen wurden, im Gedächtnis wo- vom Schol. durch rf] erklärt, womit vgl. Theo-
ran man auch später Schweine versenkte, doret, De Graec. affect. curat, ed. Gaisford
dem. Alex. 2, 17 p. 14 Potter. Schol. Luc. p. 111: trjv yv\v . . (pngtößiov . . xca nXovxo-
dial. meretr. 2, 1 im Rhein. Mus. 25, 549. — doxaiQuv v.cd uTjxtpa v.ccl xi&rjvnv . . cinicpn-
Über Honigopfer an Pluton s. W. H. Boscher, vsv ö ör]^LovQy6g {Orpheus) fr. 165 Abel bei
Nektar u. Ambrosia 65; vgl. Rohde, Psyche l2, Diodor. 1, 12, 4 = JEuseb. praep. ev. 3, 3, 4:
305 Anm. Ti\ ^^fJQ Ttctvxtov, Ar\\ir\xr[Q nXovxoSöxsiQcc (vgl.
Inwiefern in der schon oben erwähnten Orph. hymn. 39, 3). - - 2) Beiname der Eirene,
Gleichsetzung des Sarapis mit Pluton die Sieben- 40 frgm. adesp. 89. Bergk 34, 718. [Höfer.]
zahl — %&6vtos 6 &sög (Sarapis) elvui vzvö- Plutokies (JIIov%okH)$), Sohn des Phantasion
fucrca, xccl xbv avxbv &%si löyov xSa JJXovxcavi, (s. Phantasos\ von Luc. v. hist. 2, 33 fingierter
%al xb Övoilcc avxov ygä[LU(xxa knxoc %%si, Traumgott, Diener des Hypnos. [Höfer.]
Artemid. 5, 26 — eine Rolle spielt, abgesehen Plutoue (IHovxmvr]), weibliche Parallelbil-
von der Äul'serlichkeit, dafs %&6viog, EaQccitig düng zu TIlovxcov , vgl. Orpheus fr. 184 Abel
und niovxcov je 7 Buchstaben haben, ist mir (aus Proklos in Plat. Bepubl. p. 253 ed. Kroll
nicht klar (vgl. Anth. ed. Iacobs 2 p. 814). 1, 18, 15) Illovxdivv xb xca EvcpQoovvn Bsvdig
Über Pluton in lateinischen Dedikationen, xe Kgavairj, wo nach Proklos alle diese Namen
die besonders häufig in Afrika vorkommen, Bezeichnungen der Persephone sind, vgl. Lobeck,
s. Iudex zu C. I. L. 8 p. 1084. Preller- Jordan, 50 Aglaopham. 545. Usener, Götternamen 36. Vgl.
Rom. Myth. 2, 65 Anm. 1. Vgl. auch Plutoni Plutonis. [Höfer.]
Augusto, Bev. arch. S. 3 T. 39 (1901), 450 nr. 115; Plutonis (Illovxcovlg) = Persephone, Orakel
ebend. Ser. 4 T. 2 (1903), 453 nr. 318. bei Hendess, Orac. Gr. (Diss. Halle 4 [1880])
Von Münzen seien aufser den Bd. 1 Sp. 1811 f. S. 157 v. 24. 26. 30 (?)) aus Phlegon Mir<ä>. 10
erwähnten — abgesehen von denjenigen mit p. 134. Paradoxogr. ed. Westermann S. 134
der Darstellung des Koraraubes (Bd. 2 Sp. 1374), v. 21. 23. 28 (?) = Rer. natur. Script. Graeci
zu denen ich nur die eine von Gordus Iulia min. ed. Keller 1, 77 v. 7. 9. 14 (?). S. Plutone.
füge, weil hier dem Gotte AU(i]g) beigeschrie- [Höfer.]
ben ist, Cat. of greek coins Brit. Mus. Lydia Plutos (Illovxog, in älterer Orthographie
98, 44 — folgende angeführt: «0 Uloxog auf der Preisvase bei Stackeiberg, Die
Apollonoshieron (Lydien): stehender Gräber der Hell. 17); die erweiterte Bildung
Hades mit Kerberos, Imhoof-Blumer, Lydische TIlovxcov für denselben Begriff Aesch. Pro m. 806;
Stadtmünzen 44, 4 taf. 3, 1. Cat. of greek coins Soph. frgm. 251, 261 N.\ Aristophanes PI. 727;
in the brit. Mus. Lydia 24, 6. 25, 11. Paus. 1, 8, 2; Schol. Theoer. 3, 50; Leontius
Epiphaneia (Kilikienj: sitzender Hades bei Boccaccio de gen. deor 8,4. Eine Erklärung
mit Kerberos, Cat. brit. Mus. Lycaonia, Isauria dieser sprachlichen Parallelbildung giebt Usener,
77, 6 pl. 13, 7. Götter namen 16, 28. Die Tatsache, dafs der
Herakleia ad Sipylum (Lydien): sitzen- Name niovxcov überhaupt erst bei den attischen
2573 Plutos Plutos 2574
Dichtern des fünften Jahrhunderts vorkommt von Mannhardt, Korndämonen 33, gelegentlieh
(s. oben unter Hades, Bd. 1 Sp. 1786), läfst an- herangezogene Vergleich mit der germanischen
gesichts der für IJXovxog vorliegenden Zeug- Kornmutter und dem Kornkind seheint un-
nisse die letztere Form als die ursprünglichere zutreffend, da die in den Darstellungen der
erscheinen. Der etymologische Zusammenhang Kunst übliche Kindlichkeit des Plutos der ur-
ergiebt den Begriff der „Fülle" (Curtius, Etym.* sprünglichen Auffassung nicht entspricht.)
p. 277 : Wurzel itXcc, Vanigek 1, 500 itXo, Brug- Wenn aber schon in dem letzteren Zug der
mcmn in 1. Müllers Handbuch 2, 96 pleu), der Willkürlichkeit ein Ansatz zu späteren Vor-
durch die Angabe Hesychs v. nXovxog- i) zäv Stellungen zu finden ist, so zeigt der Hinweis
C7Tt(JuuTcov inixaQitiu xal TtavGnsQiua und v. 10 auf das Wandern über Land und Meer, dafs
£VTt!ovTov Y.a.vovv' itXovxov sXsyov ri]v ix x<äv die Hesiodische Fassung die älteste Form des
■KQi&iöv xcci xäv itVQcav Tcsgiovaiav als „Getreide- Mythus nicht enthält (gegen die von Mann-
fülle" genauer bestimmt wird. Mit der Erhebung hardt, Forsch. 239 vorgeschlagene Athetese der
zur Personifikation vollzog sich nach den von Verse 972 — 74 wendet sich mit Recht Crusius,
TJsener gegebenen Analogieen (332. 370) eine Ver- Beiträge p. 24); sie gehört einer Kulturstufe an,
Schiebung der Bedeutung zu dem Begriff eines auf der neben dem Ackerbau die Schiffahrt
nomen agentis „des die Getreidefülle Ver- eine wichtige Quelle des Erwerbs bildet (vgl.
leihenden" (Usener selbst übersetzt: der Reiche), auch Meyer, Gesch. d. Altert. 2, 116). Der
was da, wo die Personifikation nicht vollzogen agrarische Charakter des Mythus tritt in der
ist, auch durch 7iXovxo86xr]g (z. B. Hesiod op. 122) 20 Schilderung der Geburt des Plutos deutlich
ausgedrückt wird. zutage, seine ursprüngliche Wirksamkeit aber
Litteratur: Vofs, Hymn. in Ger. zu v. 489; ist infolge der Erweiterung seiner Kompetenz
Preller, Demeter u. Persephone 285; Gerhard, zu der Vorstellung ziellosen Hin- und Her-
nes. Abh. 2, 186; Prodromos 52; Strube, „über wanderns verblafst.
den Bilderkreis von Eleusis" 51; Stephani, C. R. Über diese Seite geben, unter gleichzeitiger
1859, 105; Lehrs, pop. Aufs.- 295; Mannhardt, Loslösung von der von Hesiod erwähnten my-
mythol. Forsch. 238; Feld- u. Waldkulte 2, 245; thologischen Verbindung, die folgenden Zeug-
Milani, Rom. Mut. 5, 92. Reinach, Rev. arch. nisse Auskunft. In dem pseudohomerischen,
1900, 97. zweifellos recht alten (Schmidt, de Her. vit.
I. Plutos als selbständige Gottheit 30 Hom. 187) Eiresionelied (Herod. vita Hom.
agrarischen Charakters wird zuerst von He- Suidas s. v. "O^vQog), das bei Einbringung der
siod erwähnt, Theog. 969 — 74, als SohnDemeters ä%a,Q%ai der Ernte (Mannhardt, F. u. W. 2, 247)
unddesIasios(s. Iasion,Bd.2,Sp. 60) •. Jri^xvQ ^isv die Knaben vor den Türen der Reichen sangen,
JJXovxov iysivccxo, 61a &£ä.a>v,\'Iaßi(p i'jQcoi uiysiß' den baldigen Einzug der Ernte in das Haus
iQccTtj cpiXoxwxi | vEico %vi rgntoXa KQi\xr\g iv „des vielvermögenden Mannes" ankündigend,
Ttiovt dr/'fto) | ic&Xbv, Ög sie' iitl yfjv xs xal tigia heifst es v. 3: ccbxcci uv<x-/.XLv£6&i: &vqcci ■ IJXovxog
vöoxa d'aXdaang \ itdvxiy reo öh xv%6vxi xai ov ya.Q 'dßsiGiv — noXXog (Mannhardt unnötig iß&Xog)
x' ig %tiQo:g ixr]X<xi, | xbv d' acpveibv i&rjxs, noXvv evv IJXovxco öh xcd EvyQOOvvr] xt&aXvla j EtQtjvr}
xe oi coTTuosv öXßov (s. auch Diod. 5, 49; Schal. 3 % u.ya%r\. öaa d' äyysct, (isaxä \Ltv si'v etc. (das
Bergk 3 p. 644; Cornutus 28; Tfiemistius or. 40 Nähere bei Mannhardt a. a. O.); und in dem ver-
30 p. 351). Der hier erwähnte IsQÖg yd^iog wird wandten Lied des Phoinix von Kolophon (zu-
ohne Nennung des Plutos auch von Hom. t 125 ff. letzt abgedruckt bei Crusius, Herond. mimiamb.
erwähnt, und man hat deshalb unter der Vor- 71) berufen sich die Koronisten auf den bereits
aussetzung, dafs schon dem Homer der voll- im Hause befindlichen Gott als den Erfüller
ständige Mythus bekannt gewesen sein müsse, ihrer Bitte (Bergk, Comm. de Phoen. iambo p. 7
auf eine beiden Versionen gemeinsame altepische korrigiert ohne Grund, um die Situation des
Quelle geschlossen (Mannhardt , Forschungen Eiresioneliedes herzustellen). Dieser Einzug in
238), wofür allerdings die gleichlautende Bezeich- das Haus, das er mit seinem Segen anfüllt,
nung des Ortes der Vereinigung (vsia tri xqi- ist mit der Vorstellung des Gottes enge ver-
noXa) zu sprechen scheint. Der Mythus in 50 bunden (Analogieen: die Demeter iniaaGa, ini-
dieser Form mag auf Kreta lokalisiert ge- noXa, iiioixiöia Hesych. Crusius, Beiträge p. 21
wesen sein (über Kreta als hervorragende Stätte Anm. 3; die Einkehr des Dionysos s. 1, 1144,
des Demeterkultes vgl. Preller, Demeter u. Pers. der personifizierten Ilsvicc, Theogn. 351). Plutarch
27). Den sonstigen homerischen Vorstellungen berichtet ferner (quaest. symp. 6, 8, 1) von einer
fremd, gehört Plutos in eine Reihe mit andern, alten Sitte in Chaironeia, nach der (natürlich
von Hesiod aus volkstümlicher Überlieferung in der Zeit der Ernte) der BovXiwog ausgetrieben
geschöpften mythologischen Bildungen, denen und TLXovxog und 'Tyima hereingerufen wurden,
an Stelle der homerischen dcoxfiQbg ideov die Vgl. auch Aristoph. Plutus 230, wo in der pa-
Spendung des Natursegens zukommt (vgl. die thetischen Aufforderung zum Eintritt die an-
ähnliche Schilderung der Tätigkeit der Da- 60 schauliche Grundbedeutung durchschimmert,
monen Hes. op. 125). Der Sinn des Mythus ist Hipponax Bergk 2, p. 470; Amphis 2, 242 K. ;
durchsichtig. Die sonst in der Wirksamkeit Chaeremon fr. 37 N., vielleicht ein Nachklang
der Demeter vereinigten Segnungen der Er- in Pindar Ol. 2, 53. Merkwürdig ist die auf
zeugung und Spendung des Getreides sind hier den Inachos des Sophokles bezügliche Notiz
getrennt: Demeter gebiert die in der Zeit der des Schol. zu Arist. Plutus ; zu v. 727 ist die
ö
Saatausstreuung als Keim aufgenommene Ernte- Rede von der TJXovxavog insioodog und zu v. 807
fülle, die zu einer selbständigen, wahllos sich wird bemerkt: oxs xov Jiög siötX&övxog Ttdvxa
darbietenden Gottheit hypostasiert ist. (Der (i£6xu ayu&üv iyivsxo. Das Anfüllen des Hauses
2575 Plutos Plutos 2576
mit der Getreidefrucht, das sonst Plutos zu- der attischen Vase von Kertsch (CR. 1859 pl. 2;
kommt, wird hier auch von Zeus ausgesagt, der Overbeck, Atlas T. XVIII, 18; Baumeister 521)
in genauer Übereinstimmung dieselbe Funktion neben Demeter mit leerem goldenen Füllhorn
im oiphischen Hymnus 73, 4 ausübt (Ztvg itlov- als kleiner nackter Knabe"; in Jünglingsgestalt
xoÖöxr\g onoxav ys ßgväZwv olxov iotl&rj, s. Vofs als nagsSgog des Dionysos auf dem Revers der
a. a. 0.; s. auch Suidas s. v. Zs vg v.xr\6iog- ov %ccl Pourtalesvase (Panofka, 31us. Paart, pl. 16;
iv rolg xaiLtaioig ISqvovxo mg Ttlovxodöxnv und Wieseler 2, 10, 112; Overb. T. 18, 19), ebenfalls
dazu Chr. Petersen, Der Hausgottesdienst d. a. durch das Attribut des Füllhorns kenntlich.
Griechen, Z. f. Altertumsk. 1851, p. 109). Plutos Der beiden Darstellungen gemeinsame Gegen-
scheint hier analog der eleusinischen Über- io stand, die Einweihung des Herakles, bezw. des
lieferung die untergeordnete Rolle eines dienen- Herakles und der Dioskuren im Telesterion
den Begleiters zu spielen (s. Hemsterh. Schol. von Eleusis (Prelle r-Bobert 1, 790 A. 5, nicht
Graec. in Ar. Dindorfi, 238). Es sind durchaus im Heiligtum von Agrai, wie im Anschlufs an
volkstümliche Quellen, die uns die Grund- St ruhe p. 49 Overbeck 3, 670 u. Milan i meinen)
bedeutung des alten Bauerngottes in klarer ist nicht gerade geeignet, die Vermutung Mi-
Anschaulichkeit erkennen lassen: durch die lanis (p. 104) zu unterstützen, der den Knaben
weitgeöffneten Thorehielt er zur Erntezeit seinen Plutos dem Fest der Anthesterien , den Jüng-
Einzug, nicht wie Dionysos nur in die Häuser ling dem der Synoikesien zuweisen will. In
von wenigen begnadeten Sterblichen, sondern ausschliefslicher Gesellschaft der beiden Göt-
in jede Bauernscheune; die Hungerzeit war 20 tinnen ist er nicht nachweisbar (die von Ger-
nun vorüber, und auch die Bettler erhielten hard 2 p. 408 A. 199 in diesem Sinn versuchte
von der Fülle des Segens den gebührenden Deutung der pränestinischen Terrakottagruppen,
Anteil. Mit der Veränderung der Kultur- Aid. Bildw. T. 2, 1 u. 2, ist unwahrscheinlich),
bedingungen komplizieren sich die Gaben, die Dagegen ist er mit Demeter allein auf dem
er bringt; es beginnt aber zugleich damit der Relief in den Uffizien (Abb. 1 = Ann. 1854, p. 76
Prozefs allegorischer Verflachung. Eine leb- Fig. 10; Overbeck T. 16 Nr. 2; auch bei Darem-
hafte Empfindung spricht sich noch in den berg-Saglio 1, 2 p. 1038 abgebildet) verbunden,
Tfwognidea aus, wo er (523. 1117) der am meisten wo ein Knabe, von andern Triptolemos genannt
geehrte, der schönste und lieblichste der Götter (Strube p. 89), nach den überzeugenden Aus-
genannt wird, der auch den schlechten Mann 30 führungen Overbecks (p. 516) vielmehr Plutos,
edel macht (dieser Stelle mit Vofs einen ironi- vor der sitzenden Demeter steht, die in seinen
sehen Sinn zu unterschieben, verbietet der schon gefüllten Gewandbausch noch weitere
Vergleich mit v. 651 ; eine ähnliche Anschauung Ähren legt. Eine Analogie dazu bietet das
bei Hes. op. 649; über Pindar s. Buchholz, Die Smaragdplasma der Florentiner Sammlung, von
sittl. Weltansch. des Find. u. Aesch. 34); bei dem das Berliner Museum eine Glaspaste besitzt
Soph. Track. 134 erscheinen als sein Gegensatz (Gori, Mus. Flor. 2,38, 4; Lippert 1,98; Gerhard,
die Keren, die wie Tag und Nacht mit ihm A. B. 311, 12); vor der sitzenden verschleierten
wechselnd im Leben der Sterblichen walten. Demeter erhebt ein nackter Knabe einen Korb
II. Plutos im Gefolge der beiden Göt- mit fünf Ähren in beiden Händen gegen die
tinnen in Athen-Eleusis, Plutos-Pluton. 40 Göttin, die ihm die geöffnete rechte Hand ent-
An die Stelle des selbständig wirkenden, im gegenstreckt (Overbeck p. 506). Ein ähnliches
Bunde mit Hören und Chariten unterschiedslos Motiv weist der geschnittene Stein auf bei Gori,
seine Gaben austeilenden Naturgottes tritt der thes. gemm. astrif. t. 110; Stephani p. 107. Der
als Gefolgsmann der beiden Göttinnen ge- mit Ähren gefüllte Bausch oder der Ähren-
dachte Mysteriendämon von Eleusis ; vgl. den korb (vgl. Hesych svitlovxov navovv) entsprechen
Hymn. Hom. in Gerer. 486: cui/x* xi ol Tti[i- dem sonst üblichen Attribut des Füllhorns.
■KovGiv icptoxiov ig \i£ycc öü[ia \ IJlovxov, bg äv- Neuerdings hat ferner Beinach in der Revue
&QW7toig äcpsvog %-vr\xol6i didcoöiv. Die Ge- arche'ol. 1900, p. 87 ff. ein interessantes, aus
weihten, die im Jenseits ein besseres Los als dem Ende des 5. oder dem Anfange des 4.
die andern zu erwarten haben (v. 480), werden 50 Jahrhunderts stammendes rhodisches Vasen-
schon im Diesseits durch Plutos belohnt. Der- bild attischer Herkunft veröffentlicht, das die
selbe befindet sich auch in der Gruppe der von Geburt des Plutos darstellt. Entsprechend
den Thesmophoriazusen angerufenen Gott- der Rolle, die sie bei der Geburt des Erich-
heiten (Aristoph. Thesm. 295; vgl. dazu die thonios spielt, hebt Ge auf einem Füllhorn
schwankende Erklärung der Schol), neben De- das Kind empor, das sich der Mutter Demeter
meter, Köre, Kalligeneia, Kurotrophos, Hermes zuwendet. Die übrigen Figuren, von denen
und den Chariten (s. Preller- Robert 1, 780). oben Triptolemos auf dem Schlangenwagen,
Die besonders durch die erstere Stelle be- links Persephone und rechts der jugendliche
zeugte untergeordnete Stellung des Plutos Iakchos unzweifelhaft sind, lassen die Deu-
in diesem Kreise wird auch durch die Dar- 60 tung Reinachs als vollkommen gesichert er-
stellungen der Kunst bestätigt, bei denen frei- scheinen. Für die ausschliefsliche Verbindung
lieh die Scheidung zwischen dämonistischer und mit Köre läfst sich mit einiger Wahrschein-
allegorischer Auffassung kaum durchzuführen lichkeit nur ein Beleg beibringen: auf einer
sein wird. Übereinstimmend ist er in den Münze von Kyzikos (Gerhard, Ges. A. 311, 23;
attischen wie den nichtattischen als Knabe, Prodromos p. 79; Stephani p. 107) erscheint
seltener als Jüngling, aufgefafst; seine Attri- auf der einen Seite der Kopf der Koqt} ~6>-
bute sind das Füllhorn oder der Ährenkorb. xuqu, auf der andern ein Jüngling mit Füll-
So erscheint er, von niemand bezweifelt, auf hörn, der von Gerhard und Stephani als Plutos
2577
Plutos
Plutos
2578
bezeichnet wird. Abzulehnen dagegen ist
wegen der befremdlichen Situation diese Deu-
tung (sehr reserviert Orerbeck p. 699) bezüglich
des auf einem Schlangenwagen stehenden
Mannes auf einem Karneol bei Cades, Grosse
Abdrucks. 3 Nr. 22. Endlich ist die bei den
Komikern beliebte greisenhafte Bildung des
agrarischen Plutos in der Kunst nicht nach-
weisbar, da die von Strube p. 18 und Lenorm.
u. de Witte (el. ce'ram. 3 p. 172) hierauf bezogene
Erklärung des alten Mannes mit Szepter und
Füllhorn auf der rotfigurigen Vase bei Over-
beck T. 15, 31 von Stephan i p. 110 mit Recht
bekämpft wird, und andrerseits die Thon-
figuren bei Panofka T. 49; Gerhard, Kwpfert.
L, 1 — 5, s. G. A. 2, 553 zu vieldeutig sind, um
die Beziehung- des silenesken Alten und der
schaff der Demeter, die allerdings das Scholion
erwähnt, und gewisse Kunstdenkmäler nahe zu
legen scheinen.
Ebenso wenig läfst sich Genaueres über
die Rolle aussagen, die er im Kult gespielt
hat. Der von Strube und Gerhard gemachte
Versuch, ihn als Mysteriendämon von Agrai zu
charakterisieren, erledigt sich durch die Lokali-
sierung des auf der Vase von Kertsch und der
io Pourtalesvase dargestellten Vorgangs im Te-
lesterion von Eleusis. [Dafs er zu den im Haus-
gottesdienst verehrten Gottheiten gehört habe,
darf nicht mit Petersen a. a. 0. 112 und Chantepie
de la Saussaye, Religionsgeschichte* 2, 301 aus
Arist. PI. 1191 geschlossen werden (über die
zeitgeschichtliche Bedeutung dieser Stelle vgl.
Herbst, Über die Schlacht bei den Ans i mixen,
1) Demeter und Plutos, Relief in Florenz (nach Overbeck, AU. z. Kunstmyth. XVI, 2 a).
Frau auf Plutos-Kore als plausibel erscheinen
zu lassen.
Es lassen sich zwei Tatsachen aus diesen
spärlichen Zeugnissen der Litteratur und Kunst
als sicher erweisen: das Herabsinken des nach
sonstigen Auffassungen selbständigen Gottes
in die Gefolgschaft der eleusinischen Gottheiten
und die Kontinuität seines agrarischen Charak-
ters, der sich in den Attributen der Kunst aus-
spricht. Die Frage, ob sich ein Zusammen-
hang mit andern Kulten feststellen lasse, wird
zu verneinen sein. Was Strube p. 53 über die
Möglichkeit einer Verpflanzung des in Kreta
heimischen Mysteriendämons nach Athen durch
Vermittlang des Epinienides vorbringt, ist
wenig einleuchtend. (Über den Zusammenhang
mit Kreta s. übrigens Gruppe, I. Müller, Handb.
5, 2, 49.) Direkt kretischer Einflufs ist um so
weniger anzunehmen, als abgesehen von der
vermutlich lokalen Verbindung mit Iasion, der
sich meines Wissens nirgends mit Wahrschein-
keit in der attischen Kunst nachweisen läfst,
in dem ältesten Denkmal, dem homerischen
Hymnus, nur eine lose Zugehörigkeit des Plutos
zu den in einheitlicher Wirksamkeit gedachten
Göttinnen bezeugt wird, und nicht die Mutter-
Beilage 1), ist aber nach den oben gegebenen
Ausführungen nicht ohne innere Wahrschein-
lichkeit.] Eine Verschmelzung des eleusini-
schen Plutos mit Iakchos, der auch nkovro-
86xr\g genannt (Arist. Ran. 479 und auf der
eleusinischen Inschrift bei Lenormant, rech,
arche'ol. ä Eleus. nr. 25 p. 71) und in der Kunst
50 ähnlich dargestellt wird (s. oben unter Iakchos,
S. 11), nehmen Gerhard , G. A. 2, 324; Bau-
meister 471; Lenormant bei Daremb.-Sagl. 1, 2,
1061 unter Ceres an; nach der Vermutung des
letzteren ist Plutos (le nom de Ploutos appa/r-
tient au fond premier ä la religion de VAttique)
später durch den Iakchos nlovroSörris verdrängt
worden. Diese höchst problematische Hypo-
these würde aber die Schwierigkeiten nur noch
erhöhen und die Lösung der für die ganze
60 Auffassung entscheidenden Frage erschweren,
der Frage nach dem Verhältnis des eleusinischen
Plutos zum (chthonischen) Pluton am Areopag
und in Eleusis (vgl. oben unter Hades, Sp.1791).
Gerhard, Prodromos 52, 78 Anm. 58 und G. A.
2, 189 vermutet, dafs „der Getreidedämon dem
Unterweltsherrscher in mystischem Doppelsinn
verschmolzen wurde, dafs der Plutos der Thes-
mophorien mit dem Pluton des Areopag die-
2579
Plutos
Plutos
2580
selbe Person sei", wogegen Scherer (s. oben
unter Hades Sp. 1787) eine strenge Unterschei-
dung fordert mit der Begründung: „Plutos ist
eine blofse allegorische Figur, nichts als die
Personifikation des Reichtums". Sonst hat sich
niemand mit eingehenderer Begründung dar-
über geäufsert. Wir stellen im Folgenden
die durch eine neue Prüfung des Materials ge-
wonnenen Ergebnisse kurz zusammen.
Plutos ist ursprünglich eine in ihrer Wirk- 10
samkeit lebhaft empfundene Gottheit; die Alle-
gorisierungr, welche besonders durch die Kunst
begünstigt wurde, ist sekundär. Die ältere
Namensform ist IHovrog; mit dieser wurde
später zur Unterscheidung von dem Unter-
weltsgott die Personifikation des Reichtums
bezeichnet (z. B. bei den Orphikern Hymn. 68, 9.
18, 4; Luciom, Tim. 20; Eustathius 2, 217IT);
doch findet sich für die letztere wiederholt
auch die Form TLlovzcov (s. oben). Umgekehrt 20
läfst sich selbst für den chthonischen Gott der
Name IJlovtos belegen. Von den märchen-
haften Gaben, welche die Unterweltsflüsse mit
sich führen, heifst es Pherecr. Pers. 1, 182.
fr. 130 K. : anb r&v mqywv r&v rov Uloinov
gavoovTcu. (vgl. Metall. 1, 175. fr. 108, 3 ; Zielinski,
Die MärchenJcomödie p.27 . 31; Graf, Leipz.Stud.
8 p. 79; Ritter, de Ar ist. Plut. 75; s. auch Aesch.
Protn. 806; vgl. dazu den metaphorischen Ge-
brauch von itlovrov h\Lr\v Aesch. Pers. 250, 30
ähnl. Eur. Or. 1077, Luc. Tim. 18). Daraus
geht hervor, dafs eine begriffliche Unterschei-
dung auf Grund des Namensunterschiedes nicht
zulässig ist. Seiner Wirksamkeit nach ist Plutos
der Gott, der dem Bauern die Saatfrucht spendet ;
denselben Charakter hatte nach den wertvollen
Nachweisen von Foucart, Le culte de Pluton dans
la rel. eleus. Bull, de corr. hell. 7 p. 387 ff. der
eleusinische Pluton, der in diesem Sinn auch
inMykonos, Amorgos, Paros, Knidos und andern 40
Orten (p. 402) verehrt wurde. Der kultlichen
Bedeutung nach tritt er hinter den beiden Göt-
tinnen zurück; dasselbe gilt vom eleusinischen
Pluton (s. Foucart a.a.O., ob. unt. Hades, Sp. 1791).
Es bedarf keiner Erneuerung der Gcrhardschen
Mystik, um die Tatsache evident zu finden,
dafs der eleusinische Plutos-Pluton begrifflich
nicht zu trennen und mit dem in Hesiod und
dem Eiresionelied erwähnten, in den verschie-
densten Gegenden verehrten Getreidegott iden- 50
tisch ist. Eine in die Augen springende Ver-
schiedenheit der Vorstellung mufs aber freilich
noch erwähnt und in ihrer Bedeutung ge-
würdigt werden. Während nämlich der Sitz
des chthonischen Gottes das Erdinnere ist, von
dem er seine Gaben emporsendet (die Beispiele
zu dem avtivat raya&d. s. bei Graf p. 62 ff. und
oben Sp. 1786; vgl. dazu die bezeichnende Stelle
des Demetr. Phal. bei Athen, deipnos. 6 p. 233
i"/.TtL^ovar\<s tfjg 7tXiovs'E,lug ävdi-siv ix rcbv uv%(bv 60
Tf/S yfjs avrbv rbv IHovrcova), hält der agra-
rische Plutos in Übereinstimmung mit der nicht-
eleusinischen Überlieferung als icpeotiog seinen
Einzug in die Häuser der begnadeten Menschen.
Eine Erklärung dieses Unterschieds kann nur
darin gefunden werden, dafs die in der ersten
Version offenkundige Verschmelzung mit Hades
in der zweiten nicht vollzogen ist. Plntos-
Pluton war ursprünglich eine selbständige Gott-
heit, nicht blofser Beiname des Hades; die
Identifizierung, die Verbindung des agrarischen
und chthonischen Charakters, trat erst ein, als
die Bd. 1 Sp. 1785 geschilderte Veränderung in
dem Bilde des Unterweltsgottes erfolgt war.
Der Parallelismus der beiden in der Kunst aus-
geprägten Typen und die Einreihung in die ver-
schiedensten mythologischen Zusam-
menhänge haben darin ihren Grund,
2) Eirene und Plutos (Marmorstatue in München.)
dafs neben der dämonistischen Auffassung die
Allegorisierung herging; eine Scheidung ist
nicht überall durchführbar; der Plutos des
Aristophanes enthält eine merkwürdige Ver-
einigung beider Elemente.
III. Plutos in anderen mythologischen
Verbindungen. 1) Im Bunde der vier
Hören, deren Zusammenhang mit Demeter
Mcmnhardt, F. u. Wie. 2, 245 nachgewiesen
hat, erscheint nach Försters Erklärung (Arch.
Z. 1875 p. 79) der kleine, ein paar grofse
2581
Plutos
Plutos
2582
3) Münze
(aus Overbeck. Plastik*
■2, 9, Fig. 96).
Ähren haltende Plutos auf einem attischen Sar-
kophag bei Steph. N. 66 p. 108: Overb. Aü. XV
Nr. 3 p. 573. Besonders eng schlofs er sich der
Eirene an, der Höre wie der Friedensgöttin.
niovzog und siQrjvn unpersönlich schon bei
Rom. co 486; Bakchylides 13, 1; Bergk 3, 573;
ihr nebengeordnet irn Eire-
sionelied u. im Hymn. orph.
40, 20; ihr untergeordnet,
aber ohne persönliche Fas- 10
sung, in zahlreichen Attri-
buten, Find. Ol. 13, 10 ; Em.
Bakch. 419, fr. 462; Arist.
fr. 109; Hymn. orph. 43, 2;
C. I. A. 3, i, 370. Die agra-
rische Grundbedeutung war
längst geschwunden, als
Kephisodot den Zusammen-
hang zwischen Frieden und Reichtum zu voller
Personifikation erhob (vgl. Abb. 2 u. d. Art. Eirene, 20
Sp. 1221: die sogenannte Leukothea mit ihren
Nachbildungen). Derselbe Gegenstand ist auf
einem Skarabäus dargestellt bei Gerh. uned.
Bildw. T. 311, 18 ; Köhler, Ges. Sehr. 5, 174 Nr. 2 ;
Stephani p. 107 : die sitzende geflügelte Eirene
hält den geflügelten Plutos. Wenn die auch
sonst nachzuweisende Beflügelungr des Plutos
überhaupt begründet werden kann, so ist eher
an die durchsichtige Allegorie von der Fluch-
tigkeit des Reichtums (Schulz, Ann. d. I. 11, 123; 30
Müani p. 94) als an seine Eigenschaft als
Mysteriendämon {Gerhard, Procir. p. 84) zu
denken. Dasselbe Motiv auf einer Hydria bei
Gerh. A. V. 2 tav. 83 p. 16. Ferner hat Stephani
(C. R. 1876 p. 16) die parallel der Athene mit
Nike stehende Frau, deren linker Arm einen
nackten Flügelknaben hält, auf der 1875 in
Kertsch gefundenen panathenäischen Amphora
mit einiger Zurückhaltung in diesem Sinn ge-
deutet und die in der Beflügelung bestehende 40
Abweichung von dem Werke des Kephisodot,
das als Vorlage vermutet wird, aus Gründen
der Symmetrie erklärt. Neuerdings hat Müani
unter teilweiser Voraussetzung eines doch sehr
problematischen Synkretismus noch eine Reihe
anderer Darstellungen hierher bezogen: 1) Die
Spiegelkapsel im Florentiner Museum (Heyde-
mann, Mitt. aus Antikensamml. 1879 p. 98 n. 62;
Verwandtes bei Müani p. 93) = Dionysos,
Eirene, Plutos; Eur. Bakch. 416. 2) Die kale- 50
nische Schale bei Benndorf, Gr. u. sie. Vasenb.
tav. LVII, 9 p. 113; Hörnes, arch. epigr. Mut.
aus Österr. 3, 72, 5. 3) Die Vignetten bei Benn-
dorf tav. LVII, 1, p. 115; tav. VII, 1 Plutos-
Atunis neben Eirene-Aphrodite. 4) Die Pyxis
von Canossa, Ann. d. I. 1884 tav. E. 5) Die
Vasen bei Gerh. A. B. t. 312, 1, 2; Plutos ent-
sprechend dem etrurischen Tages. 6) Die
Gemme bei Gerh. 311, 4. 7) Zwei Maximinus-
münzen, Müller •Wieseler, D. a. K, 2 tav. VIII 60
no. 99a u. 2 tav. XXXV no. 416.
2) mit Tv%r\. Bern. Phal. fr. hist. gr. 2, 368;
Stob. flor. 3, 194; Phaedrus 4, 12: Plutus For-
tunae filius. Nach Paus. 9, 16, 2 stand in
Theben ein Standbild der Tyche, die den Plutos
im Arme trug. Dieselbe Auffassung enthält
das im Jahre 1861 aufgefundene Relief von
Melos: die 'Ayu&r\ Tvp\, inschriftlich bezeugt,
in langem Chiton, mit dem rechten Ellenbogen
sich auf eine kleine Säule stützend, während
sie im linken Arm ein Kind hält (Köhler, Bullet.'
1865, 135). Wolters, Ath, Mut. 15, 247 hat
unter Berücksichtigung von Münzen gleichen
Inhalts dies als melische Kultstatue erwiesen.
Vielleicht gehören hierher auch die Münze von
Amastris, Gerh. G. A. 2, 555, und nach Müani
die Gemmen im Flor. Mus. Gori 2, tav.XXXVTII,
3; Gerh. A. B. 311, 2; Mon, 3, tav. VI d, die pom-
pejanischen Gemälde Mon. III, VTc u. b; die
Bronzestatue bei Volpi, Vetus Latium tav. IX,
no. 1.
3) mit Athene. Paus. 9, 26, 8 erzählt,
dafs Plutos in Thespiae mit der Athene Ergane
verbunden war; ebenso stand in Rhodos, nach
Philostr. 2, 27, 382 K., neben derselben Göttin
sein goldenes, geflügeltes Standbild. (Über den
Stoff, aus dem es bestand, vgl. auch Luc.praep.
philos.6; Plato Leg. 7, 801 B. ; Stephani, Nimbus
u. Strahlenkranz p. 125,) Auf eine lokale Be-
deutung in Rhodos läfst die dort verbreitete
Sage von dem Goldregen schliefsen, den Zeus
über das Land ausgofs (Hom, B 670; Pind. ol.
7, 34 — 53. Das Nähere bei Heffter, Götterdienste
auf Eh. 3, 22).
4) mit den Parzen und parallel dem Teles-
phoros auf einem Karneol, Arch. Ztg. 1847
Beilage 1 p. 1 ;
5) mit Nike und Chrysos auf der Vase bei
Stackeiberg T. XVII p. 14;
6) mit Hygieia, Hymn. orph. 68, 8.__
7) mit Euthemosyne in der lat. Über-
setzung der pseuclo-aristotelischen No^ot avÖQog
Kai ycc(.isvfjg bei Böse, Arist. Pseudep. p. 657
nach einer Korrektur Bohdes im Philol. 54,
1895, p. 374. Kl. Sehr. 1 p. XII.
8) Hyg. astr. 2, 4 nennt Philomelos, den
armen Freund des Gesanges, seinen Bruder und
9) Nonnos Dionys. 13, 466 das fruchtbare
Sardes seine Amme.
IV. Plutos in volkstümlicher, vor-
zugsweise von der Komödie vertretener
Überlieferung. In der wiederholten kind-
lichen Bildung und der beliebten dekorativ, n
Angliederung an die Stadtgottheiten setzt sich
die zuerst im eleusinischen Kreise zu Tage ge-
tretene Auffassung fort. Daneben gehen aber
andere Vorstellungen her, die nach der Anzahl
der Belege und der Art der Quellen zu
schliefsen als die eigentlich volkstümlichen zu
betrachten sind.
Auf der einen Seite erhält sich vereinzelt
noch die Erinnerung an die Segnungen, die
der in selbständiger Wirksamkeit gedachte
Dämon spendet. Aber er wird nicht mehr ernst
genommen; das Natürliche seines Tuns wird
ins Märchenhafte, Wunderbare umgebildet. Die
Vorstellung des Schauplatzes schwankt zwischen
Ober- und Unterwelt; die Schilderung lehnt sich
an den traditionellen Anschauungskreis über
das goldene Zeitalter und den Sitz der Seligen
an (Graf a. a. O. 62). Vgl. Pherecr. Pers. fr. 130 K.
Ob nicht auch bei der Gleichheit der Situation
in dem korrupten Anfang von fr. 108 der Metall.
der persönliche Plutos zu vermuten ist? Auch
im Plutos des Aristophanes bricht durch die
sonstige Allegorie (bes. v. 188. 238) die lebhafte
2583 Plutos Pneuraa 2584
Vorstellung eines wundertätigen Dänions ge- oben angeführten Stellen die erhaltenen Titel
legentlich durch; v. 804 — 818. „Der Behälter der Stücke des Kratinos (Jlkovtoi s. Kock 1, 62)T
'ist gefüllt mit weifser Gerste und die Krüge Archippos (1, 686), Nikostratos (2, 226). In der
mit schwarzem, duftendem Wein. Alle Geräte gleichnamigen Komödie des Aristophanes er-
sind, o Wunder! voll von Silber und Gold. Im scheint er in absichtlicher Karikatur als alter
Brunnen fliefst Ol, die Flaschen triefen von Mann, blind, schmutzig, gekrümmt, mit allen
Salben, der Söller ist mit Feigen bedeckt. Jedes leiblichen Fehlern behaftet (v. 80. 265). Ohne
Geschirr, Tiegel und Topf ist zu Erz geworden eine Ahnung von seiner grofsen Macht über
und die morschen Fischbretter sind silbern an- Götter und Menschen zu haben (v. 124. 186)T
zusehen" u. s. w. Auf der andern Seite ver- io empfindet er Angst vor Zeus (v. 119. 122), was
wandelt sich der alte Bauerngott in eine halb ihm den auch sonst erhobenen (Eur. Phoen.
komisch aufgefafste Figur, mit der man über 597; Artikel, fr. 237 N. , Ps.-Zenob. 3, 35), in
die ungerechte Verteilung der irdischen Güter seiner metaphorischen Bedeutung durchsich-
räsonniert; er wird zu dem nun durchaus alle- tigen Vorwurf der Feigheit einträgt. Mit den
gorisch verstandenen, willkürlich waltenden Menschen hat er nach seiner bisherigen Praxis
Reichtumsgott, der nie an den Rechten kommt, nur schlechte Erfahrungen gemacht (v. 111,234).
sondern immer nur dem lieben Nachbarn, der Im Asklepiosheiligtum von seiner Blindheit ge-
es doch in keiner Weise verdient, seine Gaben heilt, wendet er sich fortan nur noch den Guten
zuwendet. Die Beobachtung dieser Ungerech- und Redlichen zu; in feierlicher Chytrenpro-
tigkeit führte zu der, wenn auch meist humo- 20 Zession wird er dann auf die Burg geführt, um
ristisch aufgefafsten , aber doch im Grunde im Opisthodom seine frühere Stelle als Be-
einen gewissen Pessimismus der Weltanschau- Schützer des athenischen Staatsschatzes wieder
ung verratenden Vorstellung von seiner Blind- einzunehmen. Blofse Allegorie ist Plutos end-
heit. Sie gehört einer verhältnismäfsig erst lieh in dem nach Kodes Vermutung, Bh. M. 43,
späten Zeit an, wie denn z. B. in den Theo- 48, in seinen Grundzügen ebenfalls auf die
gnidea trotz der endlosen Variierung des Ge- Komödie zurückgehenden Union Lucians; er
dankens von dem Widerspruch zwischen Ver- ist blind und hat, wie bei Aristophanes, körper-
dienst und Glück der göttlichen Würde des liehe Gebrechen an sich, die er durch eine von
Plutos darum kein Eintrag geschieht. Be- Gold und Edelsteinen schimmernde Maske zu
zeichnenderweise ist diese Auffassung zuerst 30 verbergen weifs (c. 27); bald steht er im Dienst
bei den mifsvergnügtesten griechischen Dich- des Zeus, bald als der durch Erbschaft ge-
tern nachweisbar: bei Hipponax B. 2,473, der wonnene Reichtum in dem des Unterweltsgottes
sich darüber beschwert, dafs der blinde Plutos (c. 21). In mythologischer Beziehung bietet
nie sein Haus besucht und ihm nie 30 Silber- die Schilderung nichts Bemerkenswertes,
minen geschenkt habe, und bei Timocreon in [Eisele.]
dem vielleicht parodistisch an die Hesiodstelle Pluvialis, Beiname des Iuppiter auf einer
anklingenden SkolioniSchol, in Aristoph. Acharn. Inschrift ausCanusium: Iovi Pluviafli] , CL.L.
532 B. 3, 540; Jsid. Peius, ep. 2, 146), das den 9,324; vgl. den Iuppiter pluvius, TibuM. 1, 7, 26.
Land und Meer unsicher machenden, blinden Stat. Theb. 4, 758. Eckhel, Doctr. num. vet. 2,
Plutos als den Urheber alles Unglücks in den 40 515. Preller-Jordan, Böm. Myth. 1, 190. Vgl.
Tartaros hinabwünscht. IJlovzog zvcplög er- auch den Iuppiter 0. M. tempestatium divina-
scheint als sprichwörtliche Redensart bei Maear. rum potens, C. I. L. 8, 2609 u. die Art. Hyes 2;
8, 60 (Leutsch paroem, 2, 223) und Apostolios 1, Hyetios; Ikmaios; Ombrios. [Höfer.]
53 (L. 2, 253) aus Plut. V. Lyc. c. 10 (dasselbe Pluvius s. Pluvialis.
Porphyr.de abst. 4,4), Apophth. Lac. 226 .E; ferner Pnepheros (FIvtcptQmg), ägyptische Gottheit
(Antiph. 2, 121 K.)\ Amphis2, 224 K. • Aristoph. auf Inschriften aus Karanos, mit Petesuchos
PI. 90; Menatuler 3, 26 K.; Plato L^eg. 1,631b.; (s. d.) zusammengenannt (zum Beispiel Tlvtcps-
Theophr. bei Plut. de cup. diu. 527 B. {Eurip. qCoxi xul LTsztoovxco &solg ^tyi6zoig) Grenfell-
fr. 773 N.); Demetrius Ph., fr. hist. gr. 2, 368; Hunt-Hogarth, Faywm towns and their papyri
Theocrit 10, 19; Lucian Timon 20; Anthol. Pal. 50 S. 32 — 34. Cagnat- Besnier, Bev. arch. 3. Ser.
15, 12, 4 J.; Claudius Ael. ep. 17; Dio Chrysost. Tome 39 (1901), 151 nr. 93 ff. Seymour di Bicci,
4,169; Clemens Alex. Protrept. 10,102; Photios Arch, f. Papyrusforsch. 2 (1903), 435, 29.
ep. 150; Nicetas 5, 219 und Eustathius 2, 217 H. [Höfer.]
Der Grund dieser Blindheit, die in der Kunst Pneuma (Ilvtvnu), als Gottheit neben 'A-t'jQ,
keinen Beleg findet (wohl zufällig, wie man "Töcjq, TIvq und Prj, Euseb. Praep. ev. 3, 2, 6
aus IJhilostr.2, 27 schliefsen könnte, der beim p. 106 Dindorf; vgl. H. Lewy, Jahrb. f. Phil.
rhodischen Plutos das ytyQUTiTca xcel ßlt-jtcov 145 (1892), 765. Nach Theon Smyrnaeus,
ausdrücklich hervorhebt und erklärt), wird im Expositio rerum math. ad Piaton. leg. utilium
Schol. Eur. Orest. 245 auf die allgemeine Wahr- p. 105 ed. Hiller hatte Euandros berichtet,
nehmung des Glücks Unwürdiger zurückgeführt 60 dafs auf einer ägyptischen Stele — vgl. über
(umdeutend Plut. Symp. 679 1?), während in derartige Zurückführung eigener Lehren auf
Arist. PI. 87 die Schuld auf Zeus geschoben ägyptische Quellen J. Freudenthal, Alexander
wird, der den wohlwollenden, von den besten Polyhistor. 1 öl — die Weihung gestanden habe:
Absichten geleiteten Plutos aus Böswilligkeit Baoiltcog Kqovov nai ßccatliaa^g 'Peag 7tQ8aßi<-
und Menschenverachtung blendet, um ihn an zuzog navzcav "OaiQtg &eolg cc&avdzoig. TLvi-v-
der Übung ausgleichender Gerechtigkeit zu uazi Kai Ovqccvoj 'Hlico w.ui 2tlt]vn usw. — An-
hindern. Dafs Plutos ein beliebter Gegenstand gerufen werden Jaifiovtg na\ nvtv^iaza
der attischen Komödie war, beweisen aufser den •(== rSeelen'), C L. G. 3, 5858b. Z. 4 = Kaibel,
2585 Pnigaleus Podaleirios 2586
Inscr. Gr. Sicil. et It. 872. Bohde, Psyche er wird dort gestraft mit dem, womit er auf
22, 425. Bhein. Mus. 50 (1895), 50 Anm. 5. der Oberwelt gesündigt hat, vgl. Aesch, Eum.
A. Dieterich, Eine Mithrasliturgie 96 f. 116 ff. 269 ff. Nach dieser Deutung würde IlviyaXicov
[Höfer.] einerseits den würgenden Übelthäter, anderer-
Pnigaleus (UviyaXtvg), Nebenform für TLvi- seits den würgenden Strafgeist bedeuten, genau
yccXimv (s. d.) bei Eustath. De Thessalonice urbe so wie dieselbe doppelte Bedeutung sich im Ge-
a Latinis capto 65 in Leo Grammat. ed. Bonn. brauche von Alastor (s. d. und Bohde, Bhein.
441, 15 = Migne 136 p. 78: 'EcptdXxvg (der Mus. 50 (1895), 21 Anm. 1. Psyche 23, 409. 413)
Sohn des Aloeus), slt* ovv 'Eitialxog, 6 nagä und Palamnaios (s. d.) findet. [Höfer.J
xoig lia%h}itiä.8cag ina^cog xovg ccv<xKSt{iivovg 10 Pnistia (Hvtaxia), nur aus drei Inschriften
ßaovvav, olcc Kai nviyaXs vg (lies Ilviyalevg) 6 bekannte Göttin in Mytilene : iijgsia Uvi6r\l~\as,
avxög. [Höfer.] Inscr. Mar. Aeg. 2, 136. Tlviaxiag 'ExvcpiXocg,
Pnigalion (IIviy<xXicov), Bezeichnung des ebend. 484, 11. Ka<3io]6a LTviaxia, ebend, 93.
Alpdämons Ephialtes: der ' Würger', Ihemison Zu den zwei letzten Inschriften vgl. 255, 3:
bei Caelius Aurelianus ed. Amman p. 288 (ab- Hq£icc(v) x&v &ec4v 'Ex(r})cpLXav ncä Kagiaaccv.
gedruckt bei Boscher, Ej)hialtes 108). Eust. Ygl. Karissai. [Höfer.]
ad Hom. II. 561, 17, vgl. Joh. Wier, De prae- Podagra (Jlodaypa), 1) Beiname der Artemis,
stigiis daemonum 3, 19 p. 323 der Ausgabe von unter welchem sie in Sparta ein Heiligtum be-
1583. Boscher a. a. O. 55 f. Die Bezeichnung safs, Sosibios bei Clem. Alex. Protr. p. 33 Pott.
Tlmyaliav möchte ich in Anspruch nehmen 20 Der Beiname bedeutet nach Wide, Lakon, Kulte
für eine bisher anders erklärte Person einer 129 entweder cdie Fufsfallen stellende', be-
Scene auf dem Bilde der Unterwelt des Poly- zeichnet also die Artemis als Jagdgöttin, oder
gnotos in Delphoi: dort war u. a. neben dem fdie an den Füfsen gefesselte' mit Beziehung
Tempelräuber dargestellt kvtjq ov diy.caog ig auf die Eigentümlichkeit des Kultbildes, das
itaxigec ccy^o^isvog . . V7tb xov Tiaxoog, Paus. wahrscheinlich mit Fesseln (vgl. die sparta-
10, 28, 4. Von einer erklärenden Beischrift nische Morpho Bd. 2 Sp. 3216) oder Binden
erwähnt Tansanias nichts, ja es scheint, als (vgl. die Artemis Ephesia Bd. 1 Sp. 589, Arte-
wäre er sich über die Darstellung nicht recht mis Lygodesma [s. d.]) behangen gewesen sei,
klar gewesen und suche dies durch die ein- die neben den Füfsen am Boden befestigt
gestreute Erzählung über einen besonders denk- 30 waren. Es konnte auch auf die von Lobeck,
würdigen Fall von Kindesliebe — die auch aus Aglaopham. 275. Bohde, Psyche l2, 190, 3 (vgl.
Lykurg. 23, 95 f. bekannte Erzählung von dem H. D. Müller, Ares 33 u. Anm. 2) gesammelten
Evatßwv %6>Qog — zu verdecken. Gewöhnlich Beispiele verwiesen werden, wonach die Fesseln
sieht man in der Darstellung eben nur das, das Bild, als Sitz der Gottheit selbst, diese an
was Pausanias berichtet, einen pietätlosen den Ort ihrer Verehrung binden sollten. —
Sohn, den der eigene Vater würgt, Bohde, 2) Von Lucian in Tragodopodagra und Ocypus
Psyche l2, 317. A. Dieterich, Nekyia 68. Th. (vgl. Epigr. 47. Anth, Pal, 11, 403) sclierz-
Schreiber, Die Nekyia des Poly gnotos in Delphi haft gebildete Personifikation der Fufsgicht,
in Festschrift für Overbeck 185. 187. Auf dem Tochter des Kokytos und der Erinys Megaira;
richtigen Wege war Bobert , Die Nekyia des 40 in Anth. Pal. 11, 414 Tochter des| Bakehos
Polggnot(16. Hall. Winckelmannsprogr.) S. 59f., und der Aphrodite, d. i. des Weines und des
der aber nicht ay%siv in der allgemeinen Be- Liebesgenusses. Eine Art Personifikation scheint
deutung von ävaiQtlv (vgl. Hesych. s. v. ay%a>v) auch vorzuliegen auf einem Amulett (abg. Bev.
hätte fassen und nicht für den angeblichen archeol. 3 S. 19 [1892] p 55) mit der Darstellung
Vater die Bezeichnung 'AIoigtcoq hätte vor- des Perseus, der in der L. das Medusenhaupt,
schlagen sollen. Den Weg zur richtigen Deu- in der R. die Harpe trägt, und mit der TJm-
tung weist Sophron fr. 72 bei Ahrens, De gr. schrift: (f>v(ys) TLodäyqa- TIsQ6svg es duoyi,
ling. clial. 2, 473: 'Emälrig 6 xbv ■JtaxiQa B. Heim, Jahrb. f. klass. Phil. Suppl. 19 (1893),
itviyoiv und Arist. vesp. 1037: xotg r\Tticiloig 481 nr. 59. Wilcken, Archiv f. Papyrusfor±vh .
. . ol xovg TtccxiQug x' r\y%ov vvxxcoq v.al xovg 50 1 (1901), 422. [Höfer.]
Ttdnitovg uiti-jtviy ov , vgl. Boscher a. a. O. 50. Podaleirios (tlodaltigiog), 1) Sohn des Askle-
Nun gab es noch einen andern Mythos, nach pios (neben Machaon) Hom. IL 2, 731 ; Aristot.
dem Herakles wiederum den Ephialtes würgte. Peplos 20 (34); Diod. 4, 71. Als Mutter wird
'HQu*h)g, 'HtciccIvxcc Ttviycov, Sophron fr ;. 99b dazu von Aristides iv xm 7Csqi Kvidicav (Schol.
bei Ahrens a. a. O. 475. Halten wir diese Über- Find. Pyth. 3, 14) und von dem Rhetor Aristides
lieferung zusammen, so läfst sich folgender 1, p. 79 ed. Dindorf Epione genannt. Ebenso
Mythos gewinnen: Ephialtes, ursprünglich wohl in dem Hymnus auf Asklepios C. I A. 3, 171b
Personenname, dann überhaupt mythischer S. 489 vgl. 171c S. 490 und in dem Paian auf
Vertreter einer bestimmten Menschenklasse, der Stele aus dem unter Trajan erbauten As-
der pietätlosen Söhne, hat den Vater gewürgt, 60 klepiostempel in Menschieh (Ptolemais), Bev.
daher sein Name nvtycdicov , aber Herakles, arch, 13 (1889), 71. Dagegen sind nach dem
welcher, oxs rjv iv ccv&Qmiioig, 8Tcri(ivv8 xoig Iambographen Hermippos {Schol. Aristoph. Plut.
aöi-novuivoig nai ixturngst xoig ds nuQttvouovGi 701) Machaon, Podaleirios, Iaso, Panakeia, Aigle
y.al xoig liSmov xi 7tgccxxovai TtovriQÖg 6 &s6g, die Kinder des Asklepios und der Lampetia,
Artemid. 2, 37 p. 133 Reift', hat den gottlosen der Tochter des Helios. Von dieser Über-
Sohn gestraft, und nun mufs dieser in der lieferung abweichend bezeichnet Arktinos iv
Unterwelt zur Strafe für seine Pietätlosigkeit TXiov 7toQ&riasi (Schol. Toivnl. II. 11, 515;
an gottlosen Kindern das Rächeramt vollziehen, Eustath, 859, 45) p. 35 Kinkel den Podaleirios
2587 Podaleirios Podaleirios 2588
und Machaon als Söhne des Poseidon. Unter Machaon (durch Eurypylos, den Sohn des Tele-
den Freiern der Helena erscheinen bei Apollod. phos) erfuhr Podaleirios erst spät, weil er sich
3, 10, 8, 3 IIodcdsiQiog xal Mcc%ätov 'A6vlr\-xiov. bei den Schiffen befand, um verwundete Helden
Ebenso Hyg. 81. Die Ilias erwähnt den Poda- zu pflegen. Er eilte in den Kampf und er-
leirios an zwei Stellen. 2, 729 — 733: Die Mann- legte zur Rache für Machaon (ciwtpi %cc6iyv7]rcp
schaft aus Trikka, Ithome und Oichalia in 468) den Kleitos, den Sohn des Agamestor,
Thessalien steht unter dem Befehl der beiden dessen Heimat am Parthenios lag, und den
Asklepiossöhne Podaleirios und Machaon, der Lassos aus der Gegend von Herakleia. 7, 22 ff. :
guten Ärzte (IrixfjQ äyccftm)', ihnen gehören Als das Grabmal für Machaon errichtet war,
dreifsig Schiffe. 11, 833 — 836: Der verwundete 10 brach der Schmerz des Podaleirios aufs neue
Eurypylos bittet den Patroklos, sich seiner an- hervor, so stark, dafs er sich von dem Grabe
zunehmen, da er weder auf den Beistand des gar nicht trennen wollte und nahe daran war,
Podaleirios noch auf den des Machaon rechnen Hand an sich zu legen. Als ihn Nestor be-
kann. Machaon ist selbst verwundet und der ruhigen wollte, gab Podaleirios als besonderen
Pflege bedürftig, und Podaleirios nimmt noch Grund seines Schmerzes die treue Fürsorge an,
am Kampfe teil. Wenn also die beiden Brüder welche ihm Machaon gewidmet habe. Dieser
auch als Ärzte bezeichnet werden, so ist darin habe sich des jüngeren Bruders angenommen
doch nicht ihr Hauptberuf zu erblicken, viel- wie ein Vater und ihn die Heilkunst gelehrt,
mehr sind sie in erster Linie streitbare Heer- (7, 58 — 63.) Also kennt Quintus Smyrnaeus
führer; ihre schätzbare ärztliche Geschicklich- 20 keinen Unterschied zwischen der Fertigkeit
keit wird zwar besonders hervorgehoben, ist der beiden Brüder, stellt den Machaon über
aber eine Eigenschaft, die sie mit manchen den Podaleirios, weil dieser seine Kunst von
anderen Helden, z. B. dem Achilleus und Pa- jenem lernte, nennt aber, wenn ein Arzt in
troklos, teilen. So stellt sich ein Widerspruch Thätigkeit tritt, immer den Podaleirios. So
zwischen ihrer Benennung und ihrer Verwen- namentlich auch 9, 461 — 466: Philoktetes wird
düng in der Ilias heraus. Das Epos hat von durch die Kunst des Podaleirios wieder gesund :
der ursprünglichen Haupteigenschaft der As- xbv 8s otsqsov v.u\ avovaov 6}y.vtsqov Ttohjas
klepiaden nur einen Rest beibehalten und sie vorjuciTog uiip-ngolo iaog iitovQaviotg Uodul.EiQiog.
dafür unter die Helden eingereiht. Ein Unter- Das geschah durch aufgelegte Heilmittel und
schied zwischen Podaleirios und Machaon ist 30 durch Anrufung des Asklepios. Hier mufs
in der Ilias nur insofern zu bemerken, als Quintus Smyrnaeus schon deswegen den Poda-
Podaleirios hinter seinem Bruder sehr zurück- leirios heranziehen, weil ja bei ihm Machaon
tritt. (Vgl. Hyg. f. 97, wo Machaon 20 Schiffe bereits gefallen ist. Apollod. epit. 5, 1 erzählt,
befehligt, Podaleirios 10). Allein Machaon dafs Machaon durch Penthesileia getötet wird,
(s. d.) erhält Gelegenheit, sich als Arzt zu be- also ebenfalls vor der Ankunft des Philoktetes,
währen. Dagegen unterscheidet das Epos des und läfst diesen (5, 8) ebenso wie Quintus
Arktinos, auf welches Schol. II. 11, 515 und durch den Podaleirios heilen. Man wird wohl
Eustathius z. d. St. Bezug nehmen, zwischen diese Überlieferung so zu verstehen haben, dafs
dem %siQovgyslv des Machaon und di-carüa&ai mit absichtlicher Abweichung von der her-
rug vöaovg, wodurch sich Podaleirios auszeichnet, 40 kömmlichen Darstellung, in welcher Machaon
der innere Leiden zu erkennen und zu heilen das Übergewicht hatte, die wichtigen Wunden-
weifs, der auch den ausbrechenden Wahnsinn heilungen dem Podaleirios übertragen wurden,
des Aias zuerst wahrnahm. Die Kunst des sodafs Machaon beliebig in den Kampf ver-
Podaleirios gilt dabei als die höhere: ixsgov flochten werden und darin umkommen konnte.
d' hrtQov Y.vdLov ftbjxe (sc. Evvoaiycaog). Von Mit dieser Hervorhebung des Podaleirios hängt
Machaon heilst es: rä yihv xovcpozeQag %tiQag es auch zusammen, dafs er bei Quintus Smyr-
itÖQBv £'x t£ ßiXsybvu aaQY.bg klblv xfifj^ai xs naeus 12, 321 unter den Helden genannt wird,
Y.cci tlxw Ttavt axtettoQ-cu, von Podaleirios: die in das hölzerne Pferd steigen, während
tu) $' &q aKQißecc nävx sivl 6%rj&k66iv t&rjxtv Vcrgil Aen. 2, 263 (und Hyg. f. 108) dafür den
aOKOTtd xs yv&vai xal avalQ-ia hjoaG&at- 6g 50 Machaon heranzieht. Philostr. Her. 5 nennt
Qa v.a.1 Aiavxog ngüzog tiü&s %loou£voio byniccrä beide Asklepiaden als die heilenden Ärzte des
x aatQditrovra ßccQvv6[i£v6v t8 v6r\\ia. Aus Philoktetes. Bei Dictys Cretensis werden Poda-
der Zeit der späteren Kämpfe berichtet Quintus leirios und Machaon mehreremal zusammen
Smyrnaeus mancherlei von Podaleirios. 4, 396 genannt, einzeln aufserdem nur Machaon 3, 19.
bis 404: Als Epeios und Akamas sich bei der 1, 14: Sie sind zur Teilnahme an dem troja-
für Achilleus veranstalteten Totenfeier im Faust- nischen Kriege herangezogen wegen ihrer Er-
kämpfe blutige Wunden geschlagen hatten, fahrung in der Heilkunst (adsciti ob söllertiam
wurden diese von Podaleirios sorgfältig be- medicinae artis). 2, 6: Sie bemühen sich im
handelt, indem er sie zuerst aussaugte, dann Auftrage der beiden Atriden, die Wunde des
mit kundiger Hand die Wundränder zusammen- 60 Telephus zu heilen. 2, 10 : Nachdem es ihnen
legte (%£Q6lv hf)6i gdiptv iiticvccwh'cog) und Heil- nicht gelungen ist, erhält Telephus ein Orakel,
mittel anwendete, die er von seinem Vater dafs Achilles und die Söhne des Asklepios zu-
erhalten hatte. Diese bewirken, dafs auch samnien ihn heilen würden, und so geschieht es.
schwere Wunden noch am selben Tage heilen. 3, 19: Bei der Totenfeier zu Ehren des Patro-
4, 538 — 540: P. heilt die Verletzungen, welche klos erhalten auch Podaleirios und Machaon
Thoas und Eurypylos beim Wettfahren durch von Achilles Geschenke.
Sturz aus dem Wagen erhalten haben (rjntaar . . . Von Troja aus zog Podaleirios mit Kalchas,
Jöffa ntQtSQtxp&rißav). 6, 455 ff. : Den Tod des Amphilochos, Leonteus und Polypoites zu Lande •
2589
Podaleirios
Podaleirios
2590
nach Kolophon, wo Kalchas starb und beerdigt
wurde; Apollod. epit. 6, 2 und (aus Apollodoros)
Tzetz. Lycophr. 426 und 980. Dann kehrte
Podaleirios nach Griechenland zurück (slg
Agyog Tzetz. zu Lycophr. 1047) und fragte das
delphische Orakel, wo er sich niederlassen solle.
Die Antwort lautete, er solle dort seine neue
Heimat haben, wo sich der Himmel ringsum-
her auf die Gegend senke, ohne Schaden an-
zurichten. Dies schien an einer Stelle in der
karischen Chersones erfüllt zu sein, wo der
Himmel rings auf den Bergen ruhte ; also blieb
P. dort wohnen; Apollod. epit. 6, 18. Tzetz.
zu Lycophr. 1047. Eine andere Darstellung
und zugleich eine Ergänzung giebt Paus. 3,
26, 10; IJoSccXsigiov, ä>g örtiGco 7TOQfri']0<xvxsg
IXlov £holi{£ovto, ä^iciQtblv xov nXov y.al ig
ZIvqvov xfjg KaQiY.Tjg TjTtsiQOV cpaßlv aTioGa&ivxa
oh.fjGca. Podaleirios wurde auf der Heimfahrt
vom Winde in falscher Richtung getrieben,
kam nach Syrnos in Karien und liefs sich dort
nieder. Von dem Orte Syrnos und den von
da stammenden Nachkommen des Podaleirios
spricht auch Theopompos fr gm. 111 (Phot. bibl.
120b, 6) = Fragm. Hist. Graec. 1, 296: ttsqI
tcov iv Kay %al Kvi&co laxpüv a>g jL6xXr\7iia§ai,
xal mg in Uvqvov ol no&xoi acpixovxo anöyovoi
TIodaXsiQiov. Steph. Byz. s.v. Lvqvcc berichtet:
Es ist eine von Podaleirios gegründete karische
Stadt. Er wurde nach Karien verschlagen, von
einem Ziegenhirten gerettet und vor den kari-
schen König Damaithos geführt. Dessen Tochter
Syrna war vom Dach gefallen, und es war dem
König willkommen, dafs Podaleirios die Pflege
übernahm. Er stellte durch einen Aderlafs an
beiden Armen das Mädchen wieder her und
erhielt sie von dem dankbaren Vater zur Frau,
dazu die karische Halbinsel als Geschenk.
Dort gründete er die nach seiner Gattin be-
nannte Stadt Syrnos und noch eine zweite
Stadt, die ihren Namen von dem hilfreichen
'Hirten erhielt, Bybassos. Vgl. Steph. Byz. s. v.
Bvßaaaög. Aristides p. 74 (in der 7. Rede:
ÄGy.lr\Tiiä§a.i) erzählt, dafs nach der Eroberung
Trojas die beiden Asklepiaden die Landschaft
Teuthrania wohnlicher und gesitteter machten
und so für den Dienst des Asklepios vorbe-
reiteten (xovto [ihr Tsv&QCiviav 7}[lsqovgiv slg
v7todo%i]v xov TtaxQog), darauf, wie die Koer
erzählen, nach Kos fuhren, hier ihren Wohn-
sitz nahmen und die Einwohner auf eine höhere
Stufe der Gesittung brachten (xovxb ds\ thg 6
Käav X6%og, TtXsvßavxsg slg Ku> xi)v MsQonida
oixigovd xs v.al slg ij&r} 71q£%ovxcc xfj cpvösi
xfjg %GoQccg Y.axs6xr\Gav). Nimmt man noch hin-
zu, dafs die Stadt TlodüXsia in Lykien gelegen
ist (z. B. Stepih. Byz. s. v. und Plin. 5, 27, 28),
so ergiebt sich, dafs Podaleirios wohl ursprüng-
lich im südwestlichen Kleinasien zu Hause ist.
(Vgl. v. Wüamoivitz, Isyllos v. Epidauros S. 51
und Wide, Lakonische Kulte 195, Anm. 5.)
Von da kann die Kunde von Podaleirios und
die ihm gewidmete Verehrung auch nach Unter-
italien gedrungen sein. Ygl. Strabo 14 p.654 C:
Pödioi sxxiaav iv Aavvioig {uxec Kcoojv 'EX-
Tciccg. In der Nähe des Vorgebirges Garganon
am Fufse des Berges Drion lag ein Heiligtum
des Podaleirios, auf dem Gipfel des Berges ein
solches des Kalchas, der Sage nach von Poda-
leirios gestiftet. Kalchas sowohl wie Poda-
leirios gaben ihren Verehrern, die ihnen dort
einen schwarzen Widder opferten und sich in
dessen Fell eingehüllt schlafen legten, im
Traume Weissagungen; Strab. 6, 284. Timaios
fr. 15 (Schol. Tzetz. zu Lycophr. 1047) Lycophr.
1047 ff. In der Nähe des Podaleiriosheiligtums
befand sich auch ein heilkräftiger Flufs "AX-
10 &aivog, der seine Wirkung an Menschen und
Vieh bewährte, wenn gleichzeitig Podaleirios
angerufen wurde. Vgl. auch Etymol. Magn.
s. v. "AX&aivog. Mit Machaon zugleich soll
Podaleirios dem Proklos in der lydischen Stadt
A d r o 1 1 a erschienen sein ; Marin, vita Prodi 32.
Sonst ist von einer Verehrung des Podaleirios
(und des Machaon) nur im Anschlufs an As-
klepios die Rede, z. B. in Athen im Asklepieion,
vgl. Paus. 1, 21, 4 und Mitt. d. athen. Inst. 2,
10 Machaon und Podaleirios hinter dem sitzenden Asklepios
stehend, Keliefbruchstück in Athen
(nach R. Schöne, Griech. Reliefs Taf. 25, 102).
S. 241; in Epidauros, vgl. die Inschrift \Eqprjfi.
ccqx- 1883 S. 151 f., Nr. 47: Asgsvg SxaxsiXiog
Zsxovvdog 'AG%Xr\itiov Ttaialv 'ixsi OA', und
Zacher, Hermes 21, S. 471.
In Kunstdarstellungen findet sich Poda-
leirios immer nur mit seinem Bruder Machaon
50 zusammen. Im Asklepieion zu Athen gab es
nach Paus. 1, 21, 4 aufser dem Bilde des
Asklepios auch ccyäX\iaxa xcov naiScor. In
Messene war es im Asklepieion ebenso, Paus.
4, 31, 10; ähnlich vielleicht auch anderwärts.
Ferner war unter den von Omphalion, dem
Schüler des Nikias, im Tempel der Messene in
der gleichnamigen Stadt gemalten Bildern As-
klepios, als der Sohn der Arsinoe nach der
Sage der Messenier, und aufserdem Machaon
60 und Podaleirios, diese beiden auch wegen ihrer
Teilnahme am Kampfe gegen Troja (ysyga%xat
■kccI k6xXr\Tti6g, jLq6iv6t\? cor Xoyio xa> Msaaip'Lcov,
xal Ma%äcov Kai IlodaXslptog, 6xi 'ioyov xov
itqbg 'TXico xcä xovxoig pixtcxi). Endlich ist noch
ein Relief bruchstück (s. Abb.) in Athen (Theseion)
zu erwähnen, das bei B. Schöne, Griech. Beliefs
Taf. 25, 102 (vorher bei Le Bas, Monum. fig.
Taf. 53) abgebildet und bei Kekule, Ant. Bildw.
2591 Podarge Podarkes 2592
"&
im Theseion 299 verzeichnet ist. Asklepios sitzt pyien At>l erhalten, Buchstaben, die man bis
auf einem Klappstuhl mit einer Schlange zur jetzt stets zu "Agitviui bez. 'Aomvia ergänzt
Seite. Neben ihm stehen zwei Jünglinge, wohl hat, Boehlau, Athen. Mitth. 25 (1900), 50.
Machaon und Podaleirios, mit einer Chlamys B. Kretschmer, Die griech. Vasenmschr. 56.
bekleidet und auf einen Stab gestützt. Aufser- Bedenkt man aber, dafs sonst jede der dar-
dem sind noch mehrere weibliche Gestalten, gestellten Figuren ihren besonderen Namen
Töchter des Asklepios, zu erkennen. [— 2) führt, dafs die Boreaden nicht als Boreaden
Nach der Hypothesis z. Luc. Ocypus (4 p. 15 bezeichnet, sondern mit ihren Namen Kaiais
Jac. Gemahl der Astasia, Vater des Ocypus. R.] und Zetes genannt sind, dafs auch die früher
[Türk.] 10 in Verkennung der Beischrift für Hören an-
Podarge (IIoddQyrf), fdie Fufsschnelle', eine gesehenen zwei Frauen jede ihren eigenen
derHarpyien(s.d.), alsRofs aufgefafst, vgl. Eust. Namen hat (Bd. 3 Sp. 2358, 6 ff.), so wird man
ad Hom. 11. 1050, 60: Imtocpvig n öcciu,6vtov auch für die Harpyien statt des Gattungs-
7] IIodäQyri; s. auch Milchhöfer, Anfänge der namens je einen Eigennamen erwarten: Al>l
Kunst 57 ff. Jul. Langbehn, Flügel gestalten d. dürfte demnach zu 7tod~\APr[ri zu ergänzen,
eiltest, gr. Kunst 11. Elard H. Meyer, Gettid- die Beischrift der zweiten Harpyie wie die der
harven- Kentauren 105. 109. Engelmann, Arch. zweiten angeblichen Höre überhaupt verschwun-
Jahrb. 1 (1886), 210. Oslc. Wulff, Zur Theseus- den sein ; sie mag ksllw gewesen sein oder
sage (Diss. Dorpat 1892) S. 150. Mannhardt, 'Rkv&ot]. Dafs der Künstler den jffommschen
Mythol. Forsch. 262. Antike Wald- und Feld- 20 Harpyiennamen Podarge statt der sonst üb-
kulte 92. 100. Bohde, Bhein. Mus. 50 (1895), liehen Namen anwendete, darf uns nicht wun-
4, von Zephyros Mutter des Xanthos und des dem. Es kommt hinzu, dafs der dritte Buch-
Balios, der Rosse des Achilleus, Hom. H. stabe nach Boehlau nicht Rest eines r, sondern
16, 150 (vgl. Schol. z. d. St. Eust. a. a. O. eine einfache Hasta ist: I, und dieselbe Form
1050, 64), 19, 400. Quint. Smyrn. 3, 750 (vgl. des Gamma findet sich als Beischrift zu dem
8, 155); vgl. Serv. ad Verg. Aen. 3, 241, wo Rofsnamen Podargos (s. d.) TOAAPIOM auf der
Podarce steht. Nach O. Bofsbach, Arch. Zeit. Vase des Chares, Arch. Zeit. 22 (1864), 156; vgl.
41 (1883), 174 Anm. 11 ist Podarge nicht rofs- auch Franz, Eiern, epigr. Graec. 62. [Höfer.]
gestaltig aufzufassen; höchstens könne man Podargos (lIodciQyog), 1) Rofs — a) des
an eine zeitweilige Verwandlung in ein Pferd 30 Hektor, Hom. II. 8, 135. Eust. ad Hom. 11.
denken, wie bei Demeter, als sie der Liebes- 1050, 64. Doch wird der Vers von Aristarch
Verfolgung des Poseidon zu entgehen suchte; (s. Faesi z. d. St.) für interpoliert erklärt. —
dafs Podarge als Mutter von Rossen nicht b) des Menelaos, Hom. 11. 23, 295. — c) des
selbst rofsgestaltig sein müsse, beweise Medusa, Protesilaos auf der Pyxis des Chares, Arch.
die gleichfalls nicht rofsgestaltig mit Poseidon Zeit, 22 (1864), 155 Taf. 184. Bottier, Vases ant.
den Pegagos erzeugt. Bofsbachs Ansicht wird du Louvre 1 p. 51 nr. 609. — d) des Bistonen-
gebilligt von E. Knoll, Studien zur ältesten königs Diomedes, Hyg. f. 30 p. 64, 18 Schm.
Kunst in Griechenland (Progr. Königl. Studien- Auch sonst Pferdename, Anthol. 7, 304. Bollux
anstalt Bamberg 1890) S. 20 u. Anm. 1. 2. Vgl. 5, 47. {Bio Clirysost.) or. 37 p. 304 Bind. —
auch O. Gruppe, Gr. Mythol. 846, 5. Auch 40 2) Hund des Daphnis, Ael. nat, an, 11, 13.
als Mutter (der Vatersname fehlt, doch ist wohl Schol, Ambros. Theolr. 1, 65 u. dazu Ziegler.
Zephyros oder Boreas anzunehmen) des Phlo- [Höfer.]
geos und des Harpagos, der Rosse der Dios- Podarke (IlodäQ-Kn), 1) eine Tochter des
kuren, wird Podarge genannt, Stesichoros fr. 1 Danaos, vermählt mit dem Aigyptiden Oineus,
Bergli 34, 205. Bei Nonn. Bionys. 37, 157. Apollod. 2, 1, 5. — 2) S. Podarge. [Stoll.]
337 werden die Stute Podarge und der Hengst Podarkes (TLodäQY.i]g), 1) jüngster Sohn des
Xanthos, von Boreas und der Ziffrovin Agnvia troischen Königs Laomedon. Als Herakles
asXlonog gezeugt, von Boreas dem Erechtheus Troja erobert und den Laomedon mit seinen
als Brautgeschenk für die geraubte Oreithyia älteren Söhnen erschlagen hatte, ward der
gegeben. Wernicke bei Bauly-Wissoiva 1, 540, 50 Knabe Podarkes Kriegsgefangener, wurde aber
1 ff. fafst bei Nonn. a. a. O. Äs llönog als Nomen von seiner ebenfalls kriegsgefangenen Schwester
proprium auf, wie ja bei Apollod. 1, 9, 21 Hesione mit ihrem Schleier losgekauft, wes-
ÄiVkö-Kovg als Harpyiennarne erscheint. Engel- halb er für die Zukunft Priamos (der Los-
mann bei Boscher, Lex. 1, 1845, 47 ff. bezweifelt gekaufte) hiefs. Er blieb im Lande und er-
die Richtigkeit der Überlieferung von Hi&ovLr} neuerte später das troische Reich. Apollod,
und möchte dafür den bei Apollod. a. a. O. 2, 6, 4. 3, 12, 3. Hyg. f. 89. Tzetz. Liß, 34
überlieferten Harpyiennamen Niko&ov oder 'Slv.v- (p. 320 Müll.). 335. 337. Lucian. Tragod. 252.
Q-6r\ einsetzen. Aber üi&ovir} weist auf die — 2) Sohn des Iphiklos, im trojanischen Kriege
thrakische (Bd. 1 Sp. 805, 31 ff. Roh de a. a. O. nach dem Tode seines Bruders Protesilaos An-
4 Anm. 1) Heimat des Boreas hin, der selbst 60 führer der Thessaler aus Phylake und andern
Sitbonius (Oü. Herold. 11, 13) heifst, imPhineus- Städten, B, 2, 704. 13, 693. Hesiod fr. 94, 35
mythos sind die Harpyien in Thrakien (Bd. 3 Rzach (ed. 1902). Hyg. f. 97. Apollod. 1,9,12,
Sp. 2365. 2371, 33 ff ) lokalisiert; dafs ein thra- BhereJcydes bei Schol, Od. 11, 287. Eustath,
kischer Volksstamm nodcLQyng heifst (Heka- 1685, 45. Lucian. Tragod. 258. Er tötete vor
taios\y\ bei Steph. Byz. s. v. IloddXsiu; vgl. Troja die Amazone Klonie und wurde von Pen-
Meineke z. d. St.), mag Zufall sein. Auf der thesileia erlegt. Die Griechen beweinten ihn
Würzburger Phineusschale (Bd. 3 Sp. 2357, 43 ff.) vor allen und bestatteten ihn in einem be-
ist als Rest der Beischrift für die beiden Har- sonderen Grabe, Quint. Sm. 1,233 ff. 815 ff. —
2593 Podasimos Poeninus 2594
3) Iu dem Peplos des Aristoteles N. 26. BergJc, ihn um weitere Unterstützung für glückliche
Lyr. 22, 349 heilst ein Podarkes Sohn des Fahrt und Heimfahrt — pro itu et reditu
Aktor, geboren im achäischen Lande (Phthiotis ?), (C. I. L. 5, 6873. 6875) — anflehten. Zahl-
wozu auch das Land des.Protesilaos gehörte, reiche Opfergaben aller Art, mit denen sich
Strab. 9, 432. 433; die Überschrift des Epi- der Tempel füllte, geben Kunde von dem
gramms aber lautet: 'Eitl ÜQoiTZGiläov adslcpä Kultus, namentlich die mit Inschriften ver-
IIoöüqksi, xcff/ivo) iv Umvätvi. Für 'Xhtoqov sehenen bronzenen Votivtäfelchen, welche die
vlöv wird vorgeschlagen b£ov "Apr\og ('Aqsos Reisenden zum Zeugnisse ihres Gelübdes im
viöv'i). [Stoll. j Tempel aufzuhängen pflegten.
Podasimos (IIoSdGiiiog), Sohn des Aigyptos, 10 Die Funde, welche fast alle im Hospiz auf-
vermählt mit der Danaide Themistagora, Hyg. bewahrt werden, datieren seit dem Jahre 1760;
f. 170. [Stoll.] aber erst 1890 begannen mit Unterstützung der
Podeiiemos = Iris (s. d.). italienischen Regierang methodische Grabungen
Podes (TloSfjg), 1) Troer, Sohn des Eetion zur Klarlegung der topographischen Verhält-
(nicht des Vaters der Andromache), reich und nisse. Die verschiedenen Berichte stammen
tapfer, vor allen von Hektor geliebt, facsi ot zum gröfsten Teil von E. Ferrero (Notizie degli
kxcclQog eV <ptt°S sllcc7tLV(x6t7]s; beim Kampfe scavi 1890 p. 294 ff. 1892 p. 63 ff. 440 ff. 1894
um die Leiche des Patroklos von Menelaos p. 33 ff.), neben dem Castelfranco (Not. d. scavi
getötet, IL 17, 575 ff. und Schol. Tzetz. Alleg. 1891 p. 75 ff.) und F. v. Duhn (Deutsches
lliacl. 17, 112. Wegen des 8iX<xTtiva6t^g wollte 20 Wochenblatt 4, 1891 p. 344—346. Neue Heidel-
man ihn für den ersten, von Homer einge- berger Jahrbücher 2, 1892 p. 75 ff.) thätig waren,
führten Parasiten erklären, Athen. 6, 236, c. Über die früheren Funde ist zu vergl. Momm-
— 2) s. Podis. [Stoll.] sen, Die Schweiz in röm. Zeit (1854) p. 22 ff.
Podis (Ilödig), Satyr, Heydemann, Satyr- C. I. L. 5 p. 761; H. Meyer, Die römischen
v. Bakchennamcn 29 und Anm. 156 (IIÖQig, Alpenstrafsen in der Schireiz (Mitteil, der an-
JTdp(r)tg, Ilodfig sind Varianten). Nach P. Kret- tiquar. Gesellschaft in Zürich 13, 1861 p. 119 ff.
schmer, Die gr. Vaseninschr. 63 bleibt nur die mit Taf. I u. II); Deycks, Bonner Jahrb. 11
Wahl zwischen Höoig und TLöSig. [Höfer.] p. 17 ff. ; Barnabei, Bendiconti della B. Accad.
Poemana, Göttin, nur bekannt durch die dei Lincei, classe di scienze morali, storiche e
spanische Inschrift aus Lugo C. I. L. 2, 2573 30 fdologiche vol. 3, 1887 p. 363 ff. (vgl. Not. d.
sacrum Poemanae collegium divi Aug . . . Vgl. scavi 1887 p. 468 ff. Bonn. Jahrb. 85 p. 138).
Holder, Altceltischer Sprachschatz s. v. Vgl. ferner den Aufsatz luppiter Poeninus'
[M. Ihm.] in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1901
Poena 1) s. Poine. — 2) Beiname der Iuno nr. 65 p. 4 — 7.
d. h. der Iuno Caelestis von Karthago (Bd. 2 Der Grandrifs des Tempels wurde 1890 fest-
Sp. 612 ff.), Minucius Felix 25, 9. [Höfer.] gestellt, ein Bau einfacher Konstruktion (tem-
Poeniua s. Poeninus. plum in antis, nach Architekturstücken zu ur-
Poenimis (Iuppiter Poeninus). Der Grofse teilen), dessen Langseiten 11,30 m, Schmal-
St. Bernhard (2472 m) diente schon in vor- Seiten 7,40 m messen. Die vor dem Tempel
römischer Zeit dem Verkehr. Schriftsteller, 40 liegende Felspartie lieferte keltische Münzen
welche über den 2. punischen Krieg geschrieben in gröfserer Zahl, so clafs Ferrero hier die vor-
haben, vertreten die Ansicht, dafs Hannibal römische Kultstätte vermuten konnte (über die
auf diesem Wege nach Italien gelangt sei und Münzen vgl. v. Duhn und Ferrero, Le monete
dafs der Berg von den Puniern den Namen galliche del medagliere delV Ospizio del Gran
Poeninus erhalten habe. Schon Livius aber San Bemardo, Memorie della B. Accad. d.
(21, 38) hat das zurückgewiesen und betont, scienze di Torino 41, 1891 p. 331 ff. ; über
dafs die Höhe dem Gott Poeninus geweiht war, spätere Münzfunde Ferrero in den oben ge-
den die Veragrer und andere keltische Berg- nannten Berichten). Etwas nördlicher stiefs
stamme verehrten (neque hercule montibus Ms, man auf Fundamente eines Gebäudes, dessen
si quem forte id movet, ab transitu Poenorum 50 Mauern zu denen des Tempels parallel laufen
ullo Seduni, Veragri, incolae iugi eins, norunt und den Grundrifs eines einfachen römischen
nomen inditum , sed ab eo, quem in summo Hauses zeigen (Rechteck 19,50x13,50). Weitere
sacratum vertice Poeninum. montani appellant). Gebäude bedeckten den südwestlichen Teil des
Die Funde, die man auf der Pafshöhe, speziell Plan de Joux, die aber nicht näher bestimmt
an der fPlan de Jupiter' oder rPlan de Joux' werden konnten. Vermutlich gehörten sie zu
genannten Stelle, gemacht hat, bestätigen das, der römischen Station und der mansio, die
und nicht nur, dafs hier eine Kultstätte der sich auf der Pafshöhe befunden hat (in summo
Kelten gewesen ist, sondern dafs in der römi- Pennino verzeichnet die Tab. Peutiitg., Summo
sehen Kaiserzeit ein Tempel des Poeninus be- Pennino das Bin. Anton., je 25 Millien von
standen hat. Die Römer haben also, wie so 60 Augusta Praetoria und Octodurus entfernt),
oft, den gallischen Kultus adoptiert, und die Die Gesamtmenge der Funde ist in Anbetracht
Gottheit, in deren Wesen und Wirken sie des kleinen Raumes eine recht erhebliche. 40
ihren höchsten Gott wiederzuerkennen glaubten, mehr oder weniger gut erhaltene bronzene
als Iuppiter oder Iuppiter optimus maximus Votivtäfelchen wurden gefunden (um von 10
Poeninus verehrt. Er war die schützende Macht belanglosen Fragmenten zu schweigen) , die
der Wanderer, welche diese gefahrvolle Strafse meisten publiziert im C. I. L. 5, 6865 ff. , die
zogen und auf der Pafshöhe dem Gotte für später gefundenen in den Notizie degli scavi
den bis hierher gewährten Schutz dankten und 1887. 1889. 1892. 1894; nicht wenige Bronze-
Roschee, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 82
2595
Poeninus
Poeninus
2596
Statuetten verschiedener Gottheiten (Hercules,
Minerva, Flora, Victoria, Isis), darunter be-
sonders bemerkenswert eine schön gearbeitete,
0,29 m hohe des Iuppiter (Not. d. scaci 1892
p. 70, die Basis ist nicht zugehörig), der voll-
kommen nackt dargestellt ist, in der erhobenen
Linken das Scepter haltend, in der gesenkten
Rechten den Blitz (zum Typus vgl. Aust in
Moschers Lex. Bd. 2 Sp. 760 f. Clarac de poche
193 1; andere Iuppiterstatuetten minderer Arbeit
abgebildet bei Meyer a. 0. Tat'. II 6 und Not.
d. scavi 1892 p. 448. Ferner bronzene Tier-
figuren, ein Löwe, ein galoppierendes Pferd
(Abbild. Not. d. scaci 1892 p. 71): eine Votiv-
Iuppiter Poeniuus, Bronzestatuetto
(nach Notizio d. scavi 1892 p. 70).
hand aus demselben Metall; 2 goldene Blätter
oder Ähren (wohl Überreste eines Kranzes);
Geräte und Schmucksachen aller Art, die eben-
falls zum grofsen Teil als Opfergaben anzu-
sehen sein dürften (Ringe, Fibeln, Gemmen,
Lampen, Waffenteile aller Art, Scherben von
Glas- und Thongefäfsen u. s. w.); und endlich
eine überraschend grofse Zahl von Münzen
(weit über tausend), keltische verschiedener
Prägung und aus den verschiedensten Gegen-
den (s. o.), römische aus der Zeit der Republik
und der Kaiser bis zum Beginn des 5. Jahr-
hunderts (über 500 gehören der julischen und
claudischen Dynastie an), und auch einige
mittelalterliche aus dem 8. u. 9. Jahrhundert.
Dagegen sind Steininschriften selten (meistens
nur geringfügige Bruchstücke, Not. d. scavi
L883 p. 191; 1887 p. 469; 1892 p. Q.Ü) ; uner-
heblich auch Funde prähistorischer Art (zu
denen ein angeblich aus dem 8. Jhdt. v. Chr.
stammendes bronzenes Rasiermesser gerechnet
wird), um von den aufgefundenen Tier- und
Menschenknochen zu schweigen, deren Zeit
ganz unbestimmbar ist. Nach Meyer (a. 0.
p. 124, vgl. Nissen, Italische Landeskunde 1
p. 159) ist auch Etruskisches ausgegraben wor-
den, was v. Duhn in Abrede stellt. Bemerkens-
wert ist jedenfalls, dafs sämtliche im eigent-
io liehen Tempelgebiet entdeckten Gegenstände
aus römischer Zeit stammen, dafs keltische
Münzen darunter nicht vertreten sind. Der
Tempel kann frühestens in augustischer Zeit
erbaut worden sein. Erst Augustus hat die von
Aosta über den Pafs nach Martigny führende
Strafse gegen die räuberischen Salasser ge-
sichert und ausgebaut. Die wenigen, in einfachen
Formen gehaltenen Architekturstücke gestatten
keine allzu sicheren Schlüsse. Aber von den
20 Inschriften reicht wenigstens eine bis zur Zeit
des Tiberius hinauf (C. I. L. 5, 6884 Phoebus
Fusci Ti. Caesaris Poenino v. s. I. m.; vgl.
Not. d. scavi 1892 p. 66 Puteolanus Sabin us
Caes. «.), und mindestens ebenso alt ist nach
Ausweis der Buchstabenformen 5, 6881 ('tabclla
aerea omnium quae ibi repertae sunt et maxima
et optime scripta'') Iovi Poenino L. Paccius
Ij(nci) f(ilius) Pal. Nonianus Fundis (centurio)
leg(ionis) VI Victricis p. f. ex voto, während
30 das von einem Ambianus Numinibus Augu-
storum und Iovi Poenino dedizierte Täfelchen
frühestens aus dem Ende des 2. Jahrhunderts
stammt (5, 6885). Ein erheblicher Teil der
Täfelchen rührt von Soldaten und Offizieren
der am Rhein stehenden Truppen her. Von
Legionen sind vertreten leg. III Italica (5, 6869,
Dedikant ein frumentarius), IV Macedonica
(6879 eques legionis), VI Victrix p. f. (s. o.), X
(ohne Beinamen, Not. d. scavi 1894 p. 35),
40 XIIH gemina (C. I. L. 5, 6872;, XV (ohne Bei-
namen, Not. d. scavi 1894 p. 35, Dedikant ein
primuspilus), XXIIprimigenia (5, 6889 centurio),
XXX Ulpia victrix (5, 6890); von Cohorten die
VIIIpraetoria(5, 6886), die V Asturum (5, 6874,
Dedikant ein praefectus [vgl. 5, 6864]; die Co-
horte mufs zeitweilig in Germania inf. gestanden
haben), die tricensima voluntariorum (5, 6891,
Dedikant wohl ein tribunus). Ferner begegnen
wir unter den Dedikanten einem beneficiarius
50 consularis (Not. d. scavi 1894 p. 36), einem
Protokollführer a commentariis consularis (C. I. L.
5, 6867), einem veteramis Augusti n(ostri) (5,
6868). Unter denen, die ihre Heimat angeben,
finden wir einen Ambianus (s. o.), einen Se-
quaner (5, 6887 tabeUarius colon. Sequanor.),
einen Kölner (5, 6888, das überlieferte ACN1P
ist wohl mit Mommsen in AGRIP zu bessern),
einen Metzer (? Fragment mit MATRICVS,
Not. d. scavi 1889 p. 234. 392), einen Helve-
60 tischen Händler Namens C. Domitius Caras-
sounus (Hei. mango, Notizie d. scavi 1892
p. 68). Auch ein Dichter kommt zu Wort,
C. Iulius Huf us, mit zwei gut gemeinten, aber
schlecht geratenen Distichen, in denen er be-
dauert, dafs sein „Geldsäckchen" nicht so viel
enthalte, als er dem Tempel des Gottes zu-
kommen lassen möchte (C. I. L. 5, 6876 =
Bücheier, carm. epigr. 873: At tua tetnpla lybens
2597 Poeninus Poeninus 2598
vota susceptu peregi — acceptauttibisint, numen sein, dafs Poeninus durch gelehrte Etynio-
adoro tuum — inpensis non magna quidem: logie aus *Penninos (von *penno — 'Gipfel,
te, sancte, precamur , maiorem sacido nostrum Berghaupt, Bergkuppe') entstanden wäre mit
animum accipias). Dafs Frauen fast ganz Anlehnung an die Punier und den Alpenüber-
fehlen, darf uicht Wunder nehmen; nur ein gang Hannibals im J. 218 (0. Keller, Latein.
Täfelchen nennt eine solche, Terentia Prisca, Volksetymologie p. 10 ff. u. Lateinische Etymo-
die im Verein mit Felicio, einem Veteranen logien p. 159; Holder, Altcelti scher Sprachschat:
der leg. XIIII gemina, ihr Gelübde erfüllt (5, 2 Sp. 1021; vgl. Desjardins , Geographie de la
6872). Gaule 1 p. 69). Auch Lac. Grimm (Deutsche
Auf der Mehrzahl der Täfelchen, die samt- 10 Mythologie l4 p. 140 f.) braucht die Narnens-
lich in kleinen und kleinsten Dimensionen ge- form Peninus, getäuscht durch die oben er-
halten sind (das kleinste wohl Not. d. seavi wähnte gefälschte Inschrift; doch betont er,
1892 p. 66, 41/2x21/2 cm), wird der Gott nur im Gegensatz zu anderen, mit Recht, dafs
Poeninus genannt, ein dutzend Mal heifst er Mons Iovis als Name des Berges von den
Iuppiter oder Iuppiter optimus maximus Poe- alten Schriftstellern nie gebraucht wird. So
ninus. Einige sind verstümmelt oder enthalten hiefs der Gr. St. Bernhard erst im Mittelalter
*■&
den Namen der Gottheit überhaupt nicht (z. B. (munt Jofes, monte Job u. a.), und der
C. I. L. 5, 6882. Not. d. seavi 1892 p. 66; 1894 Name scheint fortzuleben in der noch heute
p. 35). Aber auch diese werden ohne Zweifel von den Anwohnern gebrauchten Benennung
als dem Poeninus geweiht angesehen werden 20 cMont Joux' (auch fMont Devi').
müssen. Denn Dedikationen an andere Gott- Wann der Iuppitertempel zerstört wurde,
heiten sind an dieser exponierten Stelle in wann die (anscheinend durch Brand vernichtete)
gröfserer Zahl kaum zu erwarten. Abgesehen römische Mansio aufhörte zu existieren, wissen
von einem Marmorfragment, in dem Bamabei wir nicht (die spätesten römischen Münzen
(Notizie d. seavi 1887 p. 469 1 eine Widmung stammen aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts),
an die Iuno erkennt, ist auf dem Plan de Joux Ebenso bleibt fraglich , ob unter den Burgun-
nur ein Täfelchen zum Vorschein gekommen, dem und Franken auf der Pafshöhe ein ähn-
weiches andere Gottheiten nennt, eine Wid- liebes Unterkunftshaus bestanden hat. Der
mung an die Dominae, die vielleicht mit den Pafs ist jedenfalls im frühen Mittelalter viel
keltischen Müttern (Matres, Matronae) iden- 30 benutzt worden (in karolingischer Zeit lassen
tifiziert werden dürfen (Bamabei a. 0.; Ihm, sich nicht weniger als 8 Übergänge deutscher
Bonner Jahrb. 85 p. 138; vgl. dieses Lex. Bd. 2 Herrscher sicher nachweisen, vgl. Aloys Schulte,
Sp. 2475). Geschichte des mittelalterlichen Handels und
Auch eine Göttin Poenina wird einmal Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien
erwähnt; aber die Notiz des Servius Aen. 10, 13 1, 1900 p. 55 f.), und es sind auch karolingische
(quamvis legatur a Poenina dea, quae ibi ' colitur, Münzen des 8. und 9. Jahrhunderts auf der
Alpes ipsas vocari) beruht wohl auf einem Höhe gefunden worden, freilich nicht viele
(durch die Alpis Poenina veranlafsten V) Irrtum. (Ferrero, Not. d. seavi 18^9 p. 392; 1890 p. 305.
An sich wäre es denkbar, dafs dem Poeninus 306; 1892 p. 77). Die um die Mitte des
eine Kultgenossin Poenina zur Seite gestanden 40 10. Jahrhunderts in die Schweiz eingebrochenen
habe, gerade wie wir auf keltischem Gebiet Sarazenen waren eine Zeit lang unbeschränkte
neben Silvanus die Silvana verehrt finden Herren der westlichen Alpenpässe und auch
(Bonner Jahrb. 83 p. 84), neben Bormanus vom Mons Iovis aus unternahmen sie Plünde-
die Bormana (Pauly-Wissowa B. E. 3 Sp. 733). rungszüge (F. Keller, Her Einfall der Sara-
Die richtige Namensform ist nach Ausweis zenen in die Schweiz, Mitteil, der antiquar.
der Inschriften Poeninus (mehrfach mit I longa Gesellschaft in Zürich 11, 1856 p. 1 ff. A. Schulte,
geschrieben); vgl. vallisPoenin. auf der Veroneser a. 0. 1 p. 59 f.). Zu dieser Zeit wird auf dem
Inschrift C. I. L. 5, 3936. Als Nebenformen er- Plan de Joux wohl schon alles in Trümmern
scheinen je einmal Puoeninus (CI.L. 5, 6871), gelegen haben, und es ist eine fromme Legende,
Peoeninus (5, 6879), Peoninus (Not. d. seavi 50 wenn von dem heil. Bernhard von Menthon
1894 p. 36), Pyninus (Bull, de la soc. des erzählt wird (Acta Sanctorum, Juni 2 p. 1071 ff. ,
antiquaires de France 1904 p. 181). Die angeb- er habe, ehe er sein Hospiz anlegte, erst die
lieh Silvano Poinino geweihte Inschriftaus daemonia der wilden Felsengegend beschwö-
Tirnowo in Bulgarien C. I.L. 3, 6143 (= 12341) ren und bannen, die Iuppiterstatue stürzen
ist nicht korrekt abgeschrieben, denn dem und in Stücke schlagen müssen. *3Iontis alta
Silvanus kommt dieser Beiname nicht zu. ascendamus — heifst es in der Biographie des
Penninus findet sich nur in Handschriften Heiligen, durch welche Roland Viot (Miruir
(so auch in der Tab. Peutirig und im Itiu. de toute sainetete en la vie du sainet merveilleux
Anton, p. 350. 351), Peninus in der gefälsch- Bernard de Menton, Lyon 1627) zu zwei plum-
ten Inschrift C. I. L. 5, 729*. Die von Zeufs 60 pen Inschriftenfälschungen begeistert wurde
(Hie Deutschen p. 5) empfohlene Ableitung von (vgl. Mommsen zu C. I. L. 5, 728*. 729*) — ,
keltisch penn os = Kopf, Gipfel (vgl. den per abrupta transeamus, fugabimus daemonia,
Ortsnamen Pennolucos [bei Villeneuve am illamque statu am Iovis daemonibus circum-
Genfer Seej auf der Tab. Peut. [Pennelocos datam, Cfiristicolas tarn turbantem . diruemus
ltin. Ant. p. 351, Pennolocus Geogr. Bav. in fragmina et eolumnam carbuneuli illius sta-
4, 26 p. 237]; Glück, Keltische Namen p. 60) tuae: post ibi hospitalia fundabimus utilia et
unterliegt daher Bedenken (Mommsen, Die canonicorum regülarium coenobia. Statuam
Schweiz in röm. Zeit p. 6); es müfste denn ligabis per Collum et fragminabis , daemonia
82*
2599 Pogonietes Poirnainides 2600
o
convurabis , in chaos montium ligabis atque lo- Dienst erweist und Philoktetes den Bogen be-
cabis: usque ad cliem sui iudicii nulli potemnt kommt. In einer Tragödie des Aerius (Hera-
nocere.' didae) kam Poias vielleicht in demselben Sinne
Der Bau des Hospizes, bei welchem sicher- vor, wie bei Apollgdoros, vgl. Ribbeck, Rom.
lieh die heidnischen Trümmer gute Dienste Tragödie S. 560 ff. Über bildliche Darstellungen
geleistet haben (Ferrero, Notizie d. seavi 1890 von Herakles auf dem Scheiterhaufen, auf
p. 306; 1894 p. 45), soll im Jahre 962 erfolgt denen jedoch Poias fehlt, s. Bd. I Sp. 2241 u.
sein; doch ist das ein zu früher Termin, da 2250 (Furtioängler). [Türk.]
einerseits die Sarazenen damals noch nicht Poiesis (IJoii]aig), Personifikation der epi-
völlig vertrieben waren, andererseits der heil. io sehen Poesie auf dem Bd. 2 Sp. 3265 f. abge-
Bernhard, Archidiakon von Aosta, nach der bildeten Relief des Archelaos von Priene, der
wahrscheinlichsten Berechnung erst 1086 ge- sog. Apotheose Homers, woselbst auch Literatur-
storben ist (A. Schulte, a. O. 1 p. 81) Urkund- angaben; s. auch Bd. 3 Sp. 2124, 19 ff. Inscr.
lieh wird das Hospiz erst 1125 erwähnt. Es Gr. Ital et Sic. 1295 p. 348. [Höfer.]
steht übrigens nicht auf dem Plan de Joux, Poikes (üoi-nrig), Heros in Teos, nach wel-
sondern auf der andern Seite des kleinen Sees, chem ein nvQyog (Demos) benannt war, C. 1. G.
auf dem nördlichen, den kalten Winden aus- 2, 3064 Z. 5. Vgl. Rohde, Psyche l2 169 und
gesetzten Felsrücken, und ist unfreundlicher Anm. 3. [Höfer.]
gelegen, als es der Tempel des gallischen Poikiles (Hoi* llv g), Vater des Membliaros
Gottes war. 20 (s. d., wo Z. 51 irrtümlich Peukiles steht, und
Die in Dacien gefundene Inschrift Arch- Morers, Die Phönizier 2, 2 S. 268 Anm. 23.
epigr. Mitteil, aus Österreich 13 p. 195 ist O. Gruppe, De Cadmi fabida 23. Maafs, Gott.
nicht dem I. O. M. Poeninus, sondern dem Gel. Anz. 1890, 359 Anm. 1), Herod. 4, 147.
I. O. M. Appenninus geweiht (ebd. 14 p. 110. Studniczka, Kyrene 46, 54, nach dem Poikiles,
C. 1. L. 3, 12576). [M. Ihm.] eine Personifikation der theräischen Buntwir-
Pogonietes, Pogonites (Ilcoycovirixrig, TIa>- kerei (so schon 0. Müller, Orchomenos 326
ycovitrig), Beiname des Zeus in Pogon, dem Morers a. a. O.) feine junge Erfindung ist'.
Hafen von Troizen, Suid. Wentzel, 'Eititilriceig In Beziehung zur theräischen Buntwirkerei (vgl.
1, 6. 8 und Anm. 1. 7 addend. p. 63. [Höfer.] Hesych. s. v. ®r\outov niitXov xi noixiXov =
Poianthes (noiäv&rjg) , Sohn des Kroises, 30 Pollux 7, 77) bringen den Poikiles ferner H.
Vater des Karanos (0. Abel, Makedonien vor Büchsenschütz, Hauptstätten des Geiverbefleifses
König Philipp 93 ff. 99 ff.) in dem bei Euphor. im Jclass. Altert. 70. Blümner, Geioerbliche
fr. 24 aus Schol. Giern. Alex. ed. Klotz 4 p. 96 Tätigkeit der Völker des Mass. Alt. 96 (der
= Meineke, Anal. Alex. 59 erhaltenen Stamm- noiy.iXxr\g schreibt). F. Hauser, Philolog. 54
bäum des makedonischen Königshauses. Nä- (1895), 392 f. Eine andere Vermutung äufsert
heres bei v. Gutschmid, Kleine Schriften 4, 66. Crusius Bd. 2 S. 867, 20ff. s. v. Kadmos.
68 = Maked. Anagraphe in Symbol. Phil. Bonn. [Höfer.]
126. 128. [Höfer.] Poikilomecliaiios (noixiXo^xavog), Beiname
Poias (Hotas), Sohn des Thaumakos (Apollod. des Eros, Epigramm auf dem von Charmos in
bibl. 1, 9, 16, 9; Steph. Byz. s. v. QocviiavAu) 40 Athen geweihten Erosaltar, Kleidemos bei Athen.
oder des Phylakos, Eustath. R. 323, 43, also 13, 609 d; vgl. Bd. 1 S. 1343, 47 ff. [Höfer.]
aus Thaumakia auf der Halbinsel Magnesia Poikiloinorpkos (TTocKtXofiopqpog), Beiname
oder aus Phylake in der Phthiotis; Gemahl der 1) der Selene nach v. Wilamoivitz, Comment.
Methone, Eustath. a. a. O., Vater des Philo- grammat. III (Ind. lect. Gott. 1889) S. 29, der
ktetes (Hom. Od. 3, 190; Find. Pyth. 1, 53; in dem magischen Hymnus bei Hippol. Refut.
Philostr. her. 5, 1 p. 171 Kayser; Quint. Smyrn. 4 § 35 p. 102 Gott, liest: ToQya> v.al Moq^ioi
9, 354 und viele andere Stellen). Wie Philo- xal Miqvi] TtoiYAloiioQcps (statt Kai 7toXv{LOQq)h).
ktetes bei Hygin. 14 und Valerius Flaccus 1, — 2) der Erinyen, Nonn. Dionys. 32, 100 Bd. 1
391 ff. f siehe Sp. 2326), so erscheint Poias bei S. 1311, 24 f. [Höfer.]
Apollod. 1, 9, 16, 9 unter den Argonauten (vgl. 50 Poikilos (IIoLxilog) vgl. Photius s. v. ijQcog
O. Jessen, Prolegomena in catalogum Argonati- itoinllog . . . öia xo xovg öepsig 7toiy.iXovg övxag
tarum S. 12). Im Zusammenhange damit wird i'jQaxxg xal£T6&ai. Über die Schlangen als Ver-
ihm die Tötung des Talos zugeschrieben, der körperungen der x&övioi, der Heroen u. s. w.
die Argonauten an der Landung in Kreta hindern Rohde, Psyche l2, 244, 4. 133 Anm. 196, 2.
wollte (xivsg ccvxbv xo£,tv&tvxcc vitb Iloiccvxog 254/55 Anm. 273, 1. Deneken Bd. 1 Sp. 2466 ff.
slg xb ccpvQov xslsvxijüaL Xtyovai Apollod. 1, [Höfer.]
9, 26, 5). Bei Apollod. 2, 7, 7, 11. 12 zündet Poikilothronos (IIoiiulöQ-QOvog) , Beiname
Poias den Scheiterhaufen des Herakles an und der Aphrodite, Sappho fr. 1, 1. Klein, Arch.-
bekommt dafür den Bogen desselben. Sonst epigr. Mitth. aus Oest. 9 (1885), 147. [Höfer.]
hatte niemand dem Herakles den Dienst leisten 60 Poimainides? (IlonicuviSsg?), nach derüber-
wollen, bis es Poias tat, der einem Stück Vieh lieferung bei Paus. 2, 1, 7 — xavxat-g (den Xerei-
nachgehend zufällig des Weges kam (uridi-vbg den) xca ixioio&i xyg 'Ellddog ßoi^iovg oidec
Sh xovxo TtQccxxhiv i&tlovxog, TLoiug tkxqlgov övxcxg, xovg dh nccl xeiisvw 6q>i6iv uvu&tvxug
xuxet £rjxr\GLV 7toiuvicov vipfjipa. xovxco y.al xa no Lactiv ic lv, iv&a xal. k%iXXtoig xiucti —
xö'ga idojQi]6axo 'HQa%Xi]g). Sonst ist Philo- Beiname der Nereiden. Die zahlreichen Ver-
ktetes der Helfer, der auch den Bogen erhält besserungsvorschläge sind verzeichnet bei
(siehe Sp. 2313). Tzetz. zu Lycophr. 50 ver- Hitzig- Blwnmer zu Paus. a. a. O. S. 385;
mengt beides, indem Poias dem Herakles den vgl. 488. [Höfer.]
2601 Poimandres Poine 2602
Poimandres (TIoL^ävSQrig), Gott einer mysti- nos, das Ä%llluov. Die Erzählung giebt wohl
sehen Sekte, die nach Beitzenstein, Poimandres eine jener alten böotischen Lokalsagen wieder,
248 etwa um Christi Geburt von einem ägyp- deren Erforschung dem Plutarch besonders
tischen Priester begründet wurde. Der Name nahe lag. — Maafs, Orpheus 182 möchte in
des Gottes Poimandres wird im Texte (Ver- Poimandros, dem cMänner hütenden' Gott oder
zeichnis der Ausgaben bei TP. Christ, Gesch. Heros, den Hermes, den Stadtgott von Tanagra,
d. griech. Litt, bis auf Justin ia>r 697) des Poi- erkennen. Auf Kaisermünzen von Tanagra ist
mandres (p. 328 Beitzenstein) gedeutet als 6 die Büste des TTOIMANAPOC dargestellt, Head,
vfjg av&tvrLag vovg, d. h. der herrschende und Hist. num. 295. — Die Schreibung Poimandrios
der untrügliche Verstand. Mehr bei Beitzenstein 10 bei Tümpel, Bemerk, zu einigen Fragen d. gr.
a.a.O., bes. S. 8. 146. 214f. 266, 2. Vgl. auch Beligionsgesch. 11, 2 beruht wohl auf Druck-
Zielinski, Arch. f. Bel.-Wiss. 8 S. 321 ff. [Höfer.] fehler — oder ist sie irgendwo überliefert?
Poimandros (IIoiuavdQog), Sohn des Chaire- [Höfer.]
sileos (und der Stratonike, Plut. Quaest. Graec. Poimen (JIojftr;V) 1) Beiname des Eros (s. d.),
37) Gemahlin der Tanagra, einer Tochter des Bongus, Pastor. 4, 39. — 2) Sohn des He-
Aiolos oder (nach Korinna fr. 28 Bergk 34, 550) rakles und der Dardanis (s. d.), nach dem der
des Asopos, Oikist von Poiniandria, einem Vor- gleichnamige Ort bei Herakleia benannt sein
ort Tanagras oder Tanagra selbst, das daher soll, Andron im Schol. Apoll. Bhod. 2, 354.
JJoi^uvöqov yaia bez. HoiybävdQov yi-vh] (Kaibel, Nach Toepffer, AU. Gental. geht das Geschlecht
Epigr. 495. 496 = Bittenberger, Inscr. Gr. 20 der Iloiiiüvidca (Hesgch), aus welchem der
Megaridis, Oropiae, Boeotiae 580. 581) heifst, Priester der Demeter erwählt wurde, auf diesen
Paus. 9, 20, 1. Über Poimandros berichtet Poimen zurück, nach Meier, De gentil. 50 (vgl.
Plutarch a. a. O. folgendes: Wegen der Weige- Maafs, Gott. Gel. Anz. 1889, 818) auf einen mit
rung der Tanagräer (dieser Zug auch bei Poimandros (s. d.) im Zusammenhang stehenden
Euphorion bei Eust. Hom. B. 266, 20. Schol. Heros Poimen, nach Maafs, Orpheus 182 f. auf
Hom. B. 2, 498. Meineke, Anal. Alex. 115 f. den einfachen Tlirten', als welcher Keleos
Beruh. Gieseke, Thrakisch-pelasgische Stämme (s. d.) bei Ov. Fast. 4, 508 ff. erscheint. — 3)
der Balkanhalbinsel 65), an dem Zuge gegen TIoL^ijv ysvtötcog = Priapos (s. d.) [Höfer.]
Troia teilzunehmen, fiel Achilleus mit den Poiiuenios (TLoi^iiviog), ein Führer der Satyrn
Achaiern in das damals noch unbefestigte 30 im Heere des Dionysos gegen die Inder, Nouu.
tanagräische Land ein, raubte die Stratonike, Dion. 14, 106. [Stoll.]
die Mutter des Poimandros, und tötete den Poimenis (noiusvlg), Hund des Aktaion (s. d.),
Enkel des Poimandros, den Sohn des Ephippos. Ov. Met. 3, 215. [Höfer.]
Poimandros in dem Orte Zriqjcov belagert, ent- Poiiues (Tloi^rjg). Das Haupt der Oikisten
wich heimlich bei Nacht und begann Poi- und Eponymos von Poimaninon (Bamsay, Bist.
mandria zu befestigen. Als der Baumeister Geog. of Asia Minor 157) in Mysien, durch
Polvkrithos spottend über den Graben sprang, die Legende TTOIMHC gekennzeichnet, erscheint
ergriff Poimandros einen grofsen Stein, üg r\v auf Münzen dieser Stadt, Head, Bist. num. 465.
ccvzo&i xsxQvyiuivog &k nulaiov , vvxtsXloig [Höfer.]
Is Qolg €%i%£ Lue vog (ist der daktylische Rhyth- 40 Poimnios (IIoi[iviog), Beiname des Apollon
mus zufällig? Übrigens schreibt Bernardakis bei den Naxiern, den Gott der Herden und
ohne Angabe einer Variante iTtixslutvog, in der Weiden bezeichnend, Macrob. 1, 17. Preller-
edit. Tauchu. steht aito-/.£i{i£vog). Ohne davon Bobcrt 269, 4. Sauer, Athen. Mitth. 17 (1892),
eine Ahnung zu haben, warf ihn Poimandros 75. [Höfer.]
nach Polykrithos, verfehlte diesen aber, Asv- Poine (TIoivi], IJoivai; Poena, Poenae). Bei
■AiitTtov ds xbv vibv ccTtsxTsivsv. Stoll Bd. 2 Aisehylos, der das Wort öfter gebraucht, be-
Sp. 1998, 62 f. fafst Leukippos als Sohn des obachten wir die Anfänge poetischer Per-
Polykrithos auf; dann würde man aber nach so nifikation der noivä als Göttin der rächen-
v'ibv wohl cemov erwarten. Es kommt hinzu, den Vergeltung (rag tiftcogiccg ol nalcciol r&v
dafs im Schol. Hom. B. 2, 498 ein Leukippos 50 ccv&qw-jicov üvoilcc^ov noiväg Baus 3, 15, 6).
vorkommt als Gemahl der Graia, nach der Sie heifst als Dämon CJweph. 929 ßccgvöiKog, 939
Tanagra (Tanagra aber ist des Poimandros doli6cpQa>v; vgl. Eum. 321f. : [ucxsq, & \C ttfarsg,
Gemahlin, s. oben) früher rgalcc (vgl. Steph. co ucasQ Nv£, auavgolai y.al dzdoQxöoi. itoiväv.
Byz. TävuyQct i)v Ö^irjQog [B. 2, 498] rgalav Identifiziert mit den Erinyen erscheinen die
%vlzi) geheifsen haben soll. Darnach scheint Poinen bei Aeschm. contr. Timarch. p. 180 B.,
Leukippos mit mehr Wahrscheinlichkeit für welche „in den Tragödien die Schuldbeladenen
das Geschlecht des Poimandros in Anspruch mit brennenden Fackeln vor sich her treiben
genommen werden zu müssen. Wegen des Tot- und züchtigen". Von Strabo 3, 5, 11 werden
Schlages mufste P. nach dem bestehenden Ge- die Bewohner der Kassiteriden, „Menschen in
setz Boiotien verlassen; da dies aber wegen 60 schwarzen Mänteln, mit langem Chiton an-
der feindlichen Achäer nicht möglich war, gethan, um die Brust gegürtet, an Stäben
schickte P. seinen Sohn Ephippos zu Achilleus einherwandelnd," den tragischen Poinen, d. i.,
mit der Bitte um freies Geleit. Dieser ge- wie das Kostüm zeigt, den Erinyen verglichen,
währte die Bitte und schickte den P. in Be- Dazu pafst die von Hesgch ios wohl aus einem
gleitung des Tlepolemos und des Peneleos zu Tragiker überlieferte Glosse Hoivaig (pomruZg
Elephenor nach Chalkis, der den Poimandros (so Hemsterhusius für das korrupte icpiurcüg),
vom Morde reinigte. Zum Danke errichtete erklärt durch 'Eqivvoi, riuagiaig, vgl. fragm.
dieser dem Achilleus vor der Stadt ein Teme- trag, adesp. nr. 256 Nauck3. Es illustrieren den
2603 Poine Poinimos 2604
Vorgang dieser Gleichsetzung von Erinyen weit entsprossen Stat. Theb. 1, 597 f., sie heifst
und Poinen Stellen wie Sophocl. Ai. 843 vt ', a> Saa7th)g Knaack S. 19. 24, pestis Ovid. Ib. 573,
xa%tiai 7tolvi(Loi r 'Egivveg, vgl. Ttoivf\xig ultr ix Stat. 627, dira Ines 601, mortale nefas 646 .
'Egivvg Antip. Sid. Anthol. Palat. 7, 745 und Ihre Schilderung erinnert an die der Erinyen,
Pseudo- Flut, de fluv. 23, wo der von den Furien Harpyien, Keren; sie hat Antlitz und Brüste
gehetzte Orestes %oivn%axov\L&vog vn 'Eqlvvojv einer Jungfrau, doch dunkle Gesichtsfarbe,
genannt wird. Die Kunst bestätigt uns den- schlangenumgebene Stirn, eherne, krumme
selben, denn auf einer bekannten Unterweltsvase Klauen , die sie ins warme Herz ihrer Opfer
aus Altamura, jetzt in Neapel (Heydemann, schlägt, in nachtschwarzem Gewände schreitet
Die Vasensammlungen des Museo Nazionale zu io sie einher, zwei Kinderleichen hängen an ihrer
Neapel nr. 3222 S. 511), findet sich die Inschrift Seite herab Stat. 598 ff. Auf dem Grabmale
-jtOlNAl neben zwei Erinyen in ihrer Jage- des Koroibos, das Pausanias auf dem Markt-
rinnentracht. S. Bullett. dell' Instit. 1851 S. 25, platze von Megara sah, befanden sich inschrift-
42. Archaeolog. Anzeiger 1851 S. 89 f. Annali liehe Verse auf seine That sowie ein altes
dell' Inst. 1S64 S. 285 f. Monum. ined. dell' Marmorwerk, die Tötung der Poine darstellend.
Inst. 8, 9. Wiener Vorlegebl. Ser. E Taf. 2. Eine Nachdichtung des Epigramms Anth. Palat.
Möglich, dafs der Maler Ophelion auf seinem 7, 154 (sl\u dsKrjg Tvußov%osV. 3). S. Welcher,
Gemälde der reuevollen Aerope die Strafe Kl. Schriften 1, 15 ff. ; Rohde, Psyche- 1, 193
(TIoLvrjv) personifiziert als Furie darstellte Anm. 1. Kallimachos habe das Ungeheuer als
Anthol. Pal. 6, 316; Brunn, Gesch. der griech. 20 Sirius an den Himmel versetzen lassen, ver-
Künstler 2, 287. Nach griechischem Vorbild mutet E. Maafs, Analecta Eratosthen. S. 127 ff.
nennt die Furien Poenae: Varro Eumenid. Im allgem. s. Welcher, Götterl. 3, 83 f. Vgl.
fragm. 7 Buech. tertia Poenarum Infam ia (In- auch d. Art. Poinimos. [J. Hberg.]
sania Roeper) . . . flutanti intonsa coma, sor- Poinimos dloiviuog), 'rächend, strafend',
dida vestitu, ore severo (vgl. fragm. 1 videmus Beiname verschiedener Gottheiten, die des
pojmlum Furiis instinetum tribus). Vgl. Ps.- Rächer- und Strafamtes zu walten haben. Schon
Plut. de fluv. 19 (Alpheios) vnb üotvcbv ilccv- s. v. Poine hat Ilberg auf Soph. Ai. 843 (noi-
vöusvog. vl{loi 'Eoivvtg) und Anth. Pal. 7, 745 (notviixig
' Seit der hellenistischen Zeit treten die Poinen 'Egivvg) als Ansatz zur Gleichsetzung der Poinen
in der Regel neben den Erinyen auf, werden 30 mit den Erinyen hingewiesen. Hinzuzufügen
also von ihnen unterschieden. Nach dem pseudo- ist 1) Soph. Trach. 808: noivi^og Aixr] xiaatx'
platonischen Axiochos führen die Eriuyen die 'Egtvvg (vgl. 'EgtvvBg nolvipoi, Eust. Hom.
Frevler nach dem Tode iit Zgsßog xat %t:og 11. 763, 17) xs; vgl. Ji%r\ (isxanoivi-og, Suid.
dicc xagxägov; dort werden sie in Ewigkeit s. v. Uoivr\ p. 538, 6 Beruh. Vgl. auch H. Pos-
durch die Fackeln der Poinen verbrannt (c. 13 nansky, Nemesis und Adrasteia (Bresl. phil.
p. 371 E sq.). S. Epictet. diss. 2, 20, 17, wo ai Abhandl. 5,11) S. 79 f. Pott, Etym. Forschungen
'EQivvsg -aal Tloivui nebeneinander genannt 2*, II S. 1108f. — 2) dai^iovsg nolvi(ioi.,
werden; Lucian, Menipp. 9. 11, de luct. 6, wo Synes. Epist. 57 p. 195c = Epistol. ed. Hercher
noLvcdneben'EQLvvEg,'Alcc6TOQ8g,<l>6ßoi;noivri 666. Nach Plut. Quaest. Rom. 51 nahmen
ta^sta neben Ai%r\ und 'Eqivvg, alle drei 40 Chrysippos und die Stoiker an yctvla Sca-
Dienerinnen der Adrasteia, Plut. de sera num. ^lövia. itSQivoateiv, olg ol ftsoi Svaioig ^Qoav-
vind. 13. 564 E; o Poena et Furia sociorum Cic. tat ■nolaatalg tnl tovg avoaiovg xal adixovg
in Pison. 37, 91; omnes adsunt Poenae, neben av&Qcoitovg. ovrcog ol AaQr\T£g — der Vergleich
Eumeniden und andern Dämonen, Sil.Ital. 2, 551; mit den römischen Laren ist wenig passend,
saevaque multisonas exertat Poena , caten&s neben Rohde, Rhein. Mus. 50 (1895), 19 Anm.; vol.
den Furien in der Unterweltschilderung Stat. jedoch auch Rubino, Beiträge z. Vorgeschichte
Theb. 8, 25. 12, 646; vgl. Culex 377; Procl. Italiens 242ff.; — iQivvvmds ig tivig sIöl xai
hymn. 7,41. S. Maafs, OrjyheusS. 232, Dieterich, itoiviyboi Sai^iov&g, iiti6Y.oitoi , ßicor xai oi'ncov.
Nekyia S. 58. — Mutter der Furien ist Poena Und derselbe Gedanke findet sich bei Synes.
bei Valer. Flacc. 1, 796. Sonst vertritt sie bei 50 ep. 44 p. 182b = 657 Hercher: öitsQ slalv iv
den römischen Dichtern die Nemesis: sera talg Ttoliraiatg oi Si]^iiot, %£tgsg rebv vöiiav, rr]v
tarnen tacitis Poena venit pedibus Tibull. 1, 9,4; avtijv ai noival (lies üoival) %Q£iav tfi cpvasi
raro antecedentem scelestum deseruit pede Poena rov v.Ö6uov TtaQh%ovxai. daipovig tioi y.a&-
claudo Hör. carm. 3, 2, 31 f.; eulpam Poena aQxiJQioi, xiivr{v l%ovx£g inl xaig tyv%aig,
premit comes Hör. carm. 4, 5, 24. — r\v oi xvuepstg titi xolg iuaxioig xolg Ttivaootg,
Lokalen Ursprungs ist das Poine genannte und etwas später werden dieselben als xi^ko-
rächende Ungeheuer der Argos und Megara qoi . . öaifiovsg bezeichnet; — 3) vgl. KfiQt?
gemeinsamen Sage vom Linoskinde, welches (= Erinyes, Crusius Bd. 2 Sp. 1140, 39 ff. 1163)
Psamathe, Tochter des Krotopos, dem Apollon vnlsonoivoi, Hes. Iheog. 217. vr\ls6iioivo g
gebar und aus Furcht vor ihrem Vater aus- 60 'Eqiv vvg, Orph. Arg. 1362 (1373). Nach Fiele
setzte. Hunde zerreifsen das Knäblein, Apollon bei Bezzenberger, Beiträge 20 (1894), 179 ist
aber sendet den Argivern die Poine in die vielleicht die ursprüngliche Form des Homeri-
Stadt, die den Müttern ihre Kinder wegrafft, sehen Beiwortes der Erinnys risQoqpolxig (v.l.
bis sie von Koroibos erlegt wird Paus. 1, 43, 7. slagonärig rbluttrinkend\ zu sicco = ^ag 'Blut')
Kallimachos behandelte die Sage im ersten B. rjago-noltig cbluträchend'. Vgl. auch vaxeoo-
der Aitia, seine Elegie Linos rekonstruiert von noivog 'Eoivvg, 'Aesch. Ag. 58. — 4) Wie aus
G. Knaack, Analecta Alexandrino- Romana, diesen Beispielen (vgl. auch Aristainet. Ep. 9:
Greifswald 1880 S. 14 ff. Die Poine ist der Unter- dtdoixa, ^nq xivä coi %oivx\v [JTotvrjv?] ävxm-
2605 Poinimos Polairnon 2606
aydyaGiv ol &eoi; Sext. Empir adv. math Zu den XQaytxai TLoivcä Strabos (3, 175 =
5, 13 p. 731 Bekker: 7toivi]v \JIowr\v?\ xal Eust. ad Dion. Per. 561) vgl. Luc. Philopatr.
Y.UY.TP xv%r\v [Tu^tjv?]; Plut. Amator. 9 p. 753d, 23 (ai tcoivotioioI ini ftsaxQa). — Zur Unter-
wo spröde, hei-be Frauen TIoivaL heifsen) her- weltsvase von Altaniura s. Arth. Winkler, Die
vorgeht, haben schon die Alten, denen sich Darstell, d. Unterwelt auf unterital. Vasen
auch die neueren Erklärer angeschlossen haben, (Breslauer Phil. Abhandl. 3 [1888] Heft 5)
TLoivai (= Erinyen) zu noivr\ 'Strafe' gestellt. S. 18 ff. — Zu Poine-Koroibos s. Crusius Bd. 2
Nur Jac. Wackernagel, Vermischte Beitrüge zur Sp. 1154 u. Keren. H. Küentzle, Über die Stern-
griech. Sprachkunde (Progr. zur Rektoratsfeier sagen der Griechen 1, 44 ff. E. Dittrich, Cälli-
d. Univ. Basel 1897) S. 39 f. stellt eine andere 10 macht Aet. lib. I in Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl.
Etymologie auf: Wie Stonoiva für *dtö7roxvja 23, 180 ff. (vgl. 209). [Höfer.]
steht, so könnte JJoivai auch Plural zu itöxvia Poininus iSilvanus) s. Poeninus Sp. 2597.
sein, mit dem Accent von dyviai, ftaLisiui, Poios (Tloto??), Sohn des Atharnas und der
Mslaival u.s.w. ; man vgl. nöxvia als Epitheton Themisto, Herodor. im Schol. Apoll. Bhod. 2,
der Erinys bez. der liqd bei Aesch. Eum. 951. 1144. — Keil schreibt a. a. 0. mit Müller,
Sept. 976. 987. Soph. El. 111. Oed. C. 84. F. H G. 2, 37 Tlräog (s. d.); näher läge dann
Herbd. 9, 97 (wo die Erinyen gemeint sein die gleichfalls bezeugte Form Tlxotog (s. d.).
können); bei Eur. Or. 318 heifsen die Erinyen Doch ist FLoTog wohl überhaupt nicht anzu-
Ttoxviddtg ftsai, und itoxvtdSsg kehrt wieder als tasten, da Poios Eponymos des Rotor boog
Epitheton der Bakchen (Eur. Bakch. 664), zu 20 (neben dem Pindos genannt von Strabo 6, 327.
dem sich höchst merkwürdig stellt das von Exe. Strabo 7, 50) sein kann, in dessen Nähe
Theognost. bei Gramer, Anecd. Oxon. 2, 23, 17 die nach seinem Vater Atharnas benannten
überlieferte itoividsg ßäx%cu, das, wie der Athamanen wohnten; nach der gewöhnlichen
Zusammenhang bei Theognost. lehrt, nicht mit Überlieferung freilich sind die Söhne des Atha-
Schmidt (zu Hesych. s. v. noxvidösg) in Ttoxvtddsg mas boiotische Eponymen, Pto(i)os speziell der
geändert werden darf. Beachtung scheint des TLxoiov ogog, v. Wilamowitz, Hermes 26
diese Hypothese Wackernagels auf jeden Fall (1891), 204, 1. [Höfer.]
zu verdienen. Poitios (Iloixiog), Beiname des Apollon auf
Weitere Erwähnungen der Poinai : Bei Eur. einer Inschrift aus dem kretischen Dreros,
H. f. 889 liest v. Wilamowitz, Ettripides Hera- 30 Museo ital. di antich. class. 3 (1890), 659 ff.
kies 2, 221 (hiioßgcöTsg clSl-aoi TIoivul. Die Stoi Gauer, Del} 121 Anm 24; vgl. den kretischen
ker unterschieden 'nützende' und 'schadende' Monatsnamen Uoiuog, Dittenberger, Hermes 16,
Götter; zu den letzteren rechneten sie Uotväg, 168, 1; gewöhnlich als Nebenform von Ilv&tog
'EQtwvag, 'Äq-hv , Plut. de plac. philos. 1, 6 erklärt, Bezzcnberger in Bezzenbergers Beitrügen
p. 880 c; damit vgl. man, dafs nach Demokrit 5, 330. P. Kretschmer, Kuhns Zeitschr. 30
bei Plin. n. h. 2, 14 Poena und Beneficium (1890), 583 f., der auf die spartanischen noi&i ol
Götter sind. Polybios (24, 8, 2 [23, 10, 2] und (die den attischen i^yjjral IJv&6xQrtGToi ent-
dazu Rohde a. a. 0. 13) stellt 'Eoivveg, FLoivaL sprechen, hinweist. Fick in Bezzenbergers
und IlQoazQÖTZccioi (s. d.) zusammen; vgl. ferner Beitrügen 20 (1894), 179 (vgl. Fick- BecJdel,
Plut. de garr. 14 p. 509f. (Eqivvvog r\ [Joivfjg). 40 Die griech. Personennamen 406) leitet Uoixiog
Plut. Otho 1 (?) IJoLvfjg 7} TtccXuLivalov daiiiovog). (vgl. IIolv-Tioixi}g, Ttoo-rtoirLdeg) von tibi = att.
Philostr. Her. 728 = Kayser 2 p. 195 (ra e'jc tu 'büfsen' ab (vgl. auch Collitz, Bezzenbergers
IJoivcÖv). Maxim. Tyr. 6, 8 p. 98 Beiske {xavtec Beitrüge 3 [1879], 199 u. auch Bd. 3 Sp. 1792,
cä UoivaL, xavxa ai 'EQtvvsg). Orph. Argon. 59 ff.). Ein Personenname UoTxog (oder <]?olxog)
382 (985), wo sie im Gefolge der Hekate und der auf einer epichorischen Inschrift aus Golgoi,
Unterweltsgöttin Pandora auftreten. Lucan. 6, 0. Hoffmann, Gr. Dial. 1, 86 nr. 170. Neben
695 (Eumenides Stygiumque nefas Poenaeque no- FLoixiog findet sich auf kretischen Inschriften
centes); vgl. Stat. Theb. 5, 60. Ov. Met. 8,481. Tlvxwg (W Schulze, Kuhns Zeitschr. 33, 23(3.
Im Auftrage der Dike werfen die Poinai den Kretschmer a. a. 0. Maafs, De Lenaeo et Del-
Frevler in den Tartaros, Iulia n.Conv. 310a (p. 398 50 phinio 13, 3), das nach Maafs und Schulze aus
Hertlein). Neben den Moiren (über die Ver- einer Vermischung von JJv&iog und <Pvxiog (s.
bindung der Moiren mit den Erinyen s. Bd. 2 Phytalmios IV) entstanden ist. Zu üotxiog-
Sp. 3091, 67 ff.), neben Acheron und anderen Ilvxiog verweise ich auf das gleiche Schwan-
Unterweltsgottheiten werden die Tloivcä im ken im Namen der Sibylle ^otxco-^vxw. Laut-
grofsen Pariser Zauberpapyrus angerufen, lieh stellt sich zu Tloixiog auch <Poixiog (s. d.).
Wessely, Denkschr. d. Kais. Ak. d. Wiss. zu [Höfer.]
Wien 36 (1888; S. 81 v. 1464. A. Dieterich, De Polaimon'P^oXa/acüj/?). Nach Etym.Jblorent.
hymnis Orph. 49. In einem fragmentarisch bei E. Miller, Melanges de litt, grecque 249
erhaltenen Unterweltsgedicht aus der Kaiser- Beiname des Herakles dia xo italccioca avxbv
zeit lachen die bekränzten (vgl. Eust. ad Hom. 60 'Avxulov ji%sXStov. <p£Qtxvdng (fr. 33 e) ovv
11. 87, 25: vdoKiooog 'Egivvvai 6x£cpdva>LLcc, weil X&yEi, 6x1 iisxd xö naXaißca avxbv Avxalov xai
sie xov vaQ-aäv xotg xaxovQyoig Ttaoaixtoi slai-v) ajtoxxsivai ßvv^l&s xf] ywaivl avxov 'Icpivon,
Poinai über die grausige Todesart der 7tsXs- -Aal iyevvncs xbv naiaLuova. Dasselbe steht
■KL^biLtvoi , cxuvQovfisvot,, xsxQot.')(i7]koY.OTtr\iLhvoL, im Etym. M. 679, 49ff., nur dafs 1) statt Ilo-
i6Y.oloni6LLivoi, Grcnfell-Hunt- Hogarth, Fayüm laiucav überliefert ist LToltLicov, 2) 'A%elmov
towns and their papyri p. 85 Z. 27. H. Weil, fehlt, 3) statt Ualuiyuova steht noltucava. Miller
Journal des savants 1901, 25. W. Crönert, vermutet statt IJolaiiiav : Ualuiiiav\Studniczka.
Archiv, f. Papyrusforschung 2 (1903), 358. — Kyrene 124 liest mit Etym. M. Tlolkiav bez.
2607 Polchos Polias 2608
IloXtucovu und erkennt in dem Beinamen Pole- fizierten Schlachtgeschreis, heilst. Bei Aristoph.
mon bez. in dem Heraklessohn gleichen Namens Pax 236 tT. tritt er als Person auf, sperrt den
einen Hinweis auf die kriegerische Bedeutung Frieden in eine Höhle (v. 223) und ist Vater
des Herakles, des Repräsentanten der pelo- des Kydoimos (s. d.). Kydoimos wird gleich-
ponnesischen Einwanderer im Kampfe gegen falls neben Deimos und Phobos als Sohn des
die libyschen autochthonen Horden, deren Ver- Polemos genannt bei Suid. s. v. z/fffio? p. 1224
treter Antaios ist. Auch C. LuetJce, Pherecydea Beruh. = Schol. Greg. Naz. or. 4 p. 127 d.
(Diss. Götting. 1893) S. 11 f. hält TJoXs [imv (sie !) Gemahlin des Polemos istHybris, Bahr, f ab. 70,
als Beiname des Herakles für möglich, möchte seine Schwester Enyo, Quint. Smym. 8, 426.
aber doch lieber auf Grund der doppelten 10 Vgl. auch Ar ist. Ach. 9 79 ff. Xq^guoi tcov
Überlieferung schreiben : n.aXai\icov 6'HQuv.Xtfg *EXXr\v. &swv bei Buresch, Klaros (Leipz. 1889)
diu tö TtululGui uvtbv [Ävrulov] Ä%tXä(p. (frtQh- S. 113. v. Wüamowitz, Gott. Gel. Nachr. 1895,
Hvdrjs ds Xiysi, ort ^istu tö 7tcduioai uvtbv 226 Anm 14. Über das Gemälde des Apelles,
kvraico . . . xbv IIuKui^ovu. Vgl. Palaimon Belli imago restrictis ad terga manibus, s.
nr. 1. '2. [Höfer.] Wissowa Bd. 1 Sp. 777, 64ff. Boscher Bd. 2
Polchos? (Il6X%og?). Die Umschrift einer Sp. 27, 23 ff. Die Stellensammlung bei C. B.
Münze von Knossos um einen Apollokopf, TI6X- Berge, De belli daemonibus qui in carmiuibus
%og, deutet Head, Mist. num. 391 Fig. 248 ent- Graecorum et Bomanorum inveniuntur (Diss.
weder als Magistratsnamen (so auch Eckhel, Leipzig 1895) S. 55 ist, wenigstens für Polemos,
Doctr. num. vet. 2, 308. Poole, Cat. of greek 20 unvollständig. Der Begriff der Persönlichkeit,
coins brit. Mus. Crete 23 nr. 41 pl. 6, 5) öder des Gottes hat Polemos auch bei Herakleitos
als Beinamen des Apollon = IloXiov%og. [Vgl. vonEphesos','vg]..fr.i4:Byicater:'it6Xs^og itüvxiav
W. Boscher in G. Curtius' Stud. z. griech. u. yihv nurriQ ion, iiävtcov ds ßuoiXsvg; vgl. fr. 62
lat. Gramm. II, 154 und G. Curtius, Grdz. d. und fr. 36: ö &sbg i]utQC( svcpQÖvr], %&iua)v ftiqog,
gr. Etym.s 601, die in II. einen Magistrats- nöXtiiog siQijvi] etc. Bernays, Gesammelte Ab-
namen (= Il6Xi%og s. d.) erblicken. R.] [Höfer.j handlangen 1, 90f. G. Schaefer, Die Philo-
Polemadokos (Holzuadöxog), cden Kampf sophie des Heraklit von Ephesos u. die moderne
aufnehmend'', Beiname der Athena, LamproMes HeraMiiforscfmng 84. Pott, Zeit sehr, für Völker-
fr. 1 Bergk 3\55ö. Phrynichos fr. 1 ebend. 561. psychologie 14 (1883), 3. [Höfer]
Antipater in Anth. Pal. 9, 59, 3. — C. I. G. 30 Polenmsa (Jlols^ovau), eine Amazone, die
2, 3538, 14 = Kaibel, Epigr. 1035, 4. Wohl mit Penthesileia nach Troja gekommen war
ist auch bei Alkaios fr. 9. Bergk, Poet. lyr. 34, und von Achilleus getötet ward, Quint. Sm. 1,
151 mit Welcker 'A&uvüu nolsybcidö-Aog zu lesen. 42. 531. [Stoll.]
[Höfer.] Poliachos (lloliä%og), epichorischer Beiname
Poleiuaigis (nolsiiuiyig), Epitheton der der Athena in Sparta auf der Siegessäule des
Athene, Bakchylid. 16, 7. [Höfer.] Damonon, Keil, Anal. Epigr. et onomat. 88.
Polemarios (JToX^uaptos), Beiname des Zeus Gauer, Del.% 17. Dressel-Milchhöfer, Athen.
auf einer Inschrift aus dem karischen Bar- Mitth. 2 (1877), 318 f. Fick, Bezzenbergers
gylia (Andanon), auf der zugleich noch Zeus Beiträge 3, 122f. Boehl, Inscr. Gr. ant. 79.
Kymorios (Kv^imgiog) und die Nymphen ge- 40 Eine zweite Inschrift nennt einen Priester
nannt werden, Corr. hell. 13 (1899), 39. Das TIoaiSAvog Äocpaliov, Ä&rtvüg Xulv.10iv.ov, k&rj-
Epitheton hat wohl mit nöXt^og — man könnte väg noXiu%ov (Erpr^i. uq%uioI. 3 [1892], 23
an den Zeus HTQUTi]y6g (s. d.) denken — nichts nr. 6. Wide, Lakonische Kulte 369), unter-
zu thun, sondern ist ein epichorisches, ab- scheidet also die Athena Poliachos von der
geleitet von einem vorauszusetzenden I1o)Jiluqu Chalkioikos (s. d.), während nach Pausanias
(vgl. Tluvccfiugu, TLLvuqu u. s. w.). [Höfer.] (3, 17, 2), der sie noliov%og nennt und ihren
Polemokrates (IToXgfiOMparrjs), Sohn des auf der Akropolis befindlichen Tempel erwähnt,
Machaon (s. d.) mit einem Kult in Eua, Paus. die Poliuchos dieselbe Göttin wie die Chal-
2, 38, 6. Panofka, Asklepios u. d. Asklepiaden, kioikos ist; vgl. Wide a. a. O. 54. 370. Zur
Phil. hist. Abh. d. K. Akad. d. Wiss. zu 50 Doppelbenennung Athena Polias Chalkioikos
Berlin 1845, 333 ff. v. Wüamowitz, Isyllos vgl. die Athena Polias Sthenias in Troizen und
55 f. Bohde, Psyche l2, 185. Dibbelt, Quaest. Athena Polias Nikephoros in Pergamon u. s.w.
Coae mythol. 18, Anm. 5, der auf die merk- [Höfer.]
würdige Thatsache hinweist, dafs die Namen Poliaios (TJoliuiog), Beiname des Zeus =
der Asklepiossöhne fast alle Beziehungen zu Polieus (s. d.), Etym. M. 275, 1. Die Form
Krieg und Kampf aufweiseu; vgl. auch May- ist sonst nicht bezeugt; vgl. Polieiaios und
bäum, Der Zeuskult in Boeotien (Progr. Do- Osk. Band, De Diipoliorum sacro Athen. (Diss.
heran 1901) S. 17. [Höfer.] Halle 1871) S. 13, 4. [Höfer.]
Polemoktonos (nol^ioxrovog), Beiname der Poliarches (IIoliäQxns), Beiname des Zeus
Athena, Anonym. Laur. in Anecd. var. graec. 60 auf einer Inschrift aus Olbia C. I. G. 2, 2081.
ed. Schoell-Studemund 1, 269. Nach Stude- Latyschev,^ Inser ant. orae sept. Ponti Eux. 1,
mund ist vielleicht TIolt\i6nlovog zu lesen; 101 p. 135. [Höler.]
jt Polias (Tloliug), Beiname der Athena mit
überliefert ist 7ioXtxrovog. [Höfer.] derselben Bedeutung wie Poliachos, Poliochos,
Polemon s. Polaimon. Poliuchos, Poliatis, Politis (s. d. betreff. Art.).
Polemos (IloXtuog), Personifikation des Unter den stadtschirmenden Gottheiten, den
Kampfes, bez. des Krieges, zuerst bei Pind. fr. Schutzgöttern der städtischen Gemeinden nimmt
78 Bergk*, wo er Vater der Alala, des personi- neben Zeus Athena die erste Stelle ein. Als
2609 Polias Polias 2610
Bezeichnungen für diese stadtschützenden Die Anlage der Heiligtümer der fisol 7toXiov%oi
Götter finden sich: auf Anhöhen schreibt ausdrücklich vor Vitrwo.
a) Ttohug ftsoi, vgl. Pollux 9, 40: ccxQonoXig, 1, 7: Aedibus sacris, quorum deorum maxime
r\v nui axoav av sl'noig xcd noXiv, xcd xovg in tutela civitas videtur esse, et Iovi et lanoni
iv avxfj ftsovg a%Qcciovg xcci xoXistg. et Minervae in excelsissimo loco, unde moenium
b) itoXio%oi, 7toXiov%oi frsoi, Aesch. Sept. maxima pars conspiciatur, areae distribuantur.
109. 312. 822. Suppl. 1019. Iulian Epist. ad Und in demselben Sinne sagt Aristides (Dindorf
S. P. Q. Athen, p. 280 d (= p. 3(31 Hertlein). 1, 1, 21 ff. = Keil 2, 344, 2 ff.) mit Bezug auf
Misopog. 360 d (= p. 465 H.). Pollux 1, 24. Zeus: ras axQOTtoXsig i^siXov Ali, noög xs xov
S. auch Poliochos I. V. 10 itavxbg 7tccQ<xSsiyiici ßXt7tovxsg, öxi r\v avxbg x&v
c) noXi6Cov%oi &soi, Aesch. Sept. 185. 271. axocov xov itccvrbg oixijxaio, und in gleicher
Agam. 338. Suppl. 493. Georg. Pachymer. in Weise äufsert er sich über Athena (1, 17, 9 ff .
Anecd. ed. Boissonade 5, 351. Bind, = 2, 307, 12 K.). Daher sagt O. Müller,
d) itoXlxai &£oi, Aesch, Sept. 253. Schol. Kleine dtsch, Schriften 2, 225: Die Beschützerin
vet. Aesch, Sept. 312. Herald. Ephes. epist. 9, 3 der Burgen hat sich offenbar erst aus der Be-
p. 287 Hercher. wohnerin der Anhöhen allmählich entwickelt;
e) oi tijv noXiv 7tatE%ovTsg frsoi, Plato leg. die Athena-Polias ist eine Art von politischer
4, 717 a. Anwendung der Athena- Akria. Vgl. auch
f) äaxvvöiioi &8ol, Aesch. Ag. 88; ccGxvävax- Wide, De sacr. Troez. 11. Bubensohn, Athen.
xsg, Aesch. Suppl, 1019; 7ivQyo(pvXaxsg, Aesch. 20 Mitth, 26 (1901), 217. Heffter, Götterdienste
Sept. 168. Vgl. cc6xvö%og unten s. v. Poliatis; auf Bhodos 2, 15. Nach Angermann, Jahrb.
aQ%hTtoXig (Kyrene), Find. Pyth. 9, 52 (94) und f. Mass. Phil. 137 (1888), 6 bedeutet der Name
Maafs, Gott*. Gel. Anz. 1890, 34. k&rjvrj-k&rtvcdr) überhaupt 'Göttin der Höhe',
Erklärt wird noXiov%oi durch oi xr\v itöXiv und dieselbe Bedeutung hat nach Bückert,
acp^ovxtg xdi oi aQ%ovxsg avx))g, Hesych. vgl. Dienst der Athena 76. O. Müller, Kleine dtsch,
Photius s. v. Suid. s. v. p. 334, 10 Beruh. Vgl. Schriften 2, 194 ihr Beiname "Oyxa, von bynog,
ferner Cornut. de not. deor. 20 p. 109 f. Osann: o%ftog abgeleitet. (Eine andere Deutung der
Athena heifst iovü'ntxoXig \_Hom. B. 6, 305. Athena-Polias-Kleiduchos als der himmlischen
Hymn. 10, 1. 28 3. Aesch. Sept. 129. Eust. Burgfrau, die den Schlüssel zur Stadt, d. h.
ad Hom. II. 1111, 65] %al TloXidg, motisq drj 30 den Blitz wahrt, bei A. Kuhn, Zeitschrift für
ncti ö Zsvg HoXiEvg- iitiexonoi ydq &iicp6x£Qoi deutsche. Mythologie 3 [1855], 385.) Wir sind
xmv TtoXsaiv. — Scliol. Aeschin, 2, 147 p. 308 demnach wohl berechtigt, überall, wo Athena
Schultz-. xi)g TLoXiddog] xi^g itoXiov^ov , xovx- uns als Burggöttin entgegentritt, für sie die
£6xiv xi)g xtjv TtoXiv cpvXccxxov6i]g xcd 6vv- Epiklesis Polias in Anspruch zu nehmen, und
fpiScTjg. — Schol. Apoll, Bhod. 1, 312: ebenso dürfen wir dort eine Kultstätte der
7ioXi7i6%ov]: rfjg cpvXccaaovßrig xäg itöXsig — Polias ansetzen (vgl. E.Meyer, Gesch. d. Altert.
Zeus heifst UoXitvg räitb x&v tiöXeiov, Aristot. 2, 73 S. 115), wo man sich rühmte, das troische
de mundo 6, 34. Stob. Eclog. 1, 2, 36 p. 88 Palladion (Aufzählung der Städte, in denen
(= p. 22 Mein.); vgl. Herodian 2, 894, 36 Lentz. dies sich befinden sollte, b. Fernand Chavannes,
Stejrfi. Byz. s. v. TlöXig, ■ — oder üoXisvg ... 40 De Palladii raptu [Diss. Berl. 1891] S. 29 ff.)
xaxä xbv vouov xcd xb xoivbv öysXog, Dio zu besitzen, zumal da in den meisten Fällen
Chrysost. or. 1 p. 9 Dind. or. 12 p. 237; vgl. dort das Epitheton Polias wirklich nachweis-
Plato leg. 11 p. 921 c: Aia TIoXiov%ov xcd k&r]- bar ist (s. Argos, Athen, Ilion, Siris). Die
vuv xoivcovovg TtoXixsiag. Athena heilst folgende Aufzählung führt nur die Kultstätten
TloXidg *diu xb avxfjg elvcci xi)v TtöXiv' , Schol. an, für die das Epitheton Polias u. s. w. direkt
Dem. in Androt. or. 22, 597 p. 676 Dind., und bezeugt ist:
nach Aristides (1, 17, 9 Dind. = 2, 306, 12 Keil) 1) Aigiale auf Amorgos: xb Uqov xrjg
wird sie IloXiov^og genannt, weil die Städte 'A%"qvüg xi]g JJoXiäSog, C. 1. G. 2 add. 2263
ihr Geschenk sind. Ein Gebet an die stadt- p. 1032 Z. 42. Bofs, Arch. Aufsätze 2, 645
schirmenden Götter findet sich bei Tlieognis 50 nr. 8 Z. 42. Dittenberger, Sylloge l2, 255 p. 4o3;
(v. 757 ff.): Zzvg {ihr %r\g Sh nöXriog VTt£iQE%oi, xb isgbv xov Aibg ncd xf]g 'A&rjvüg xfjg IJoXic':-
ccl&SQi vcciojv, edsi dtii,ix£Qr)v %sTq' in' a.7ir\^o- Sog, Corr. hell. 8 (1884), 446 Z. 24. Dittenberger
cvry, aXXoi x' a&ävaxoi fiaxapsg fteol, und a. a. O. 22, 472; ccvcc&eiux Big xb Isqov xa> Ad
speziell an Athena: ücxXXdg TQixoytvei avaoa' xm [IloXiei, Beinach, Corr. hell. a. a. Ü. 447, 3]
k&iqvä, oq&ov xrjvds .noXiv xs xcd TioXixccg, [■aed] A&Tqvä xfj TloXiädi, Corr. hell. 15 (1891),
Skolion 2 Bergk 34, 643. — Höchst merkwürdig 582 nr. 23; 'vgl. Weil, Athen. Mitth. 1 (1876),
ist die Notiz des Olympiodor (in Plai. Alcib. 329.349. — Nach Gruppe in Bursians JaJiresber.
prior, ed. Creuzer p. 20), dafs die tioXiov^oi 85 (1895), 156. 207 bietet der Kult der Athena
fttol zu den chthonischen Gottheiten gehören. Polias in Aigiale den Anlafs zur Rekonstruk-
Die Heiligtümer der stadtschirmenden Göt- 60 tion einer verschollenen Form der Diomedes-
ter lagen, wie schon die oben unter a) ange- sage, wonach Aigiale den zurückkehrenden
führte Stelle besagt, auf der äuga, der äxpd- Helden der Schätze, darunter auch des Palla-
TtoXig, und daher nennt sie Pollux direkt auch dions, beraubt und von den erbitterten Bürgern
axgaioi. Die Belegstellen für kxQaia , kxgia, vertrieben auf Amorgos die ihr gleichnamige
kxQcüog sind bei Pauly -Wissowa 1, 1193 ver- Stadt gründet.
zeichnet; hinzuzufügen ist der Zeus kxgcäog 2)Alalkomenai: Zs vg IloXiibg xcd Aftrivä
von Korope auf der Halbinsel Magnesia, Athen. TloXidg, Steph. Byz. s. v. 'AXaXxo^iviov.
Mitth. 7(1882), S. 7lZ 2. S. 73,1, Z. 7.8. H, Z. 22. 3) Argos s. Poliuchos VI, 1.
2611 Polias Polias 2612
4) Absos: tt)<s noX(i)ddog 'A&eväg ligsia x«! A%r\vag 'IXidöog, Cat. of greek coins brit. 3Ius.
vscoKOQog, Papers ofthe american school 1, 33, III. Troas p. 58. Spiele: 'IXisia, Hesych. s. v. Athen.
5) Athen, Belegstellen bei Milchhöfer in 8, 351a. Diog. Laert. 5, .4, 3, 67; soqxi] xmv
E. Curtius, Stadtgesch. v. Athen. 'Ria-näv, C.I.G.2, 3599; Ilava&TJvaia, C. I. G.
ß) Byzantion s. Poliuchos nr. VI, 3. 2, 3599. 3601). Der Kult der Athena Ilias ist
7) Chios s. Poliuchos nr. VI, 4. auch für Physkos in Lokris bezeugt, Inscr.
8) Daulis: '4%-aväi x&i UoXiddi, Bofs, Inscr. Gr. Phocidis Locridis nr. 349, und hängt wohl
ined. 1 nr. 81 p. 35. Collitz, Dialektinschr. 2, mit der Sitte der Entsendung der zwei lokri-
1523. Dittenberger, Inscr. Gr. Phocidis Locridis sehen Jungfrauen als Tempeldienerinnen für
etc. 66 p. 19. Vielleicht ist auch die Inschrift 10 die troische Athena zusammen, vgl. Bd. 1
C. I. G. 1, 1725 mit Bechtel bei Collitz a.a.O. Sp. 138, 32 ff.; ferner wird ein Tempel der
nr. 1524 zu 'Afrccvä (r)ä (JT)o(Atcdi) zu ergänzen. Athena Ilias iv zjj yy xrj Aavvia (Ael. nat.
9) Dreros s. Poliuchos nr. VI, 5. anim. 11, 5) erwähnt, dessen Stiftung wohl auf
10) Epidauros: AQ-r\vä TLolidSi 6 isgEvg den Palladienräuber Diomedes zurückgeht, vgl.
toü ZmTfjQog 'AanXrjrtLov, Cavvadias , Fouilles B. Holland, Heroenvögel in der griech. Myttiol.
d'Epidaure 1, 76. C. I. G. Peloponn. 1, 1013 (Progr. Thomasgymn. Leipzig 1895) S. 28, und
p. 243. Nach Wide, De sacris Troezen. 18 f. so hiefs nach Strabo 6, 264 das Palladion iv
ist die epidaurische Polias mit der Athena 'Pm\Lv xal iv Aaovvim %al iv AovxsQia v.al iv
Kiaaaia in Epidauros (Penis. 2,29, 1) identisch. SigixiSi 'IXidg A&r]vä, cbg iuH&sv (aus Ilion)
11) Erythrai: 'A&nvüg LLoXiddog vabg xai 20 ■Ao^ia&blaa, vgl. dazu R/tibino, Beiträge zur Vor-
dyaXfia, Paus. 7,5, 9. Bobert, Hermes 22 (1887), geschichte Italiens 81 ff. bes. 82 Anm. 104.
135. Weihinschrift an die A&r]vairi 7ioliov%og, Chavannes a. a. O. 57 ff.
Waddington, Asie min. 38. Kaibel, Epigr. 769. 18) Indien: Die indischen Brachmanen
Loewy, Inschr. griech. Bildhauer nr. 59. 0. Hoff- haben xä . . . ag%ai6xaxa rebv tkxq' "EXX^giv
mann, Gr. Dial. 3, 45 nr. 94; ein A%r\vaiov in ccyäXiLara, darunter auch das der Athena Polias,
Erythrai, Waddington a. a. O. 40. Das Frag- Philostr. vit. Apoll. Tyan. 3, 14. Euseb. ad
ment einer zwischen Erythrai und Klazomenai Philostr. vit. A. T. 18 p. 66 = p. 385 Kayser
gefundenen Opferbestimmung (Judeich, Ath. (ed. Lips. 1870).
Mitth. 16 [1891], 287 nr. 6) ergänzt de Prott, 19) los: Au [t]öj IloXist Kai rjj 'Afrr]vü r|J
leges sacrae Graec. 1, 59 nr. 28 zu: IIoXi]ddi. 30 IIoXlccSi, nach Ergänzung von Bangabe, Ant.
ri[Xiov. hell. 2, 751. Bofs, Inscr. ined. 2, 93 p. 7.
12) Gortyn s. Poliuchos nr. VI, 7 und Kreta. Beinach, Corr. hell. 8 (1884), 447 Anm. 3; vgl.
13) Heraklei a am Siris: 'A&dva IloXiddi, Thumb, Athen. Mitth. 16 (1891), 172 nr 20.
Tabula Heracleensis (C. I. G. 3, 5774. 5775 Münzen: Head, Hist. num. 414. Cat. of greek
p. 701, 5. Inscr. Gr. Ital. et Sic. p. 170 nr. 645, coins brit. Mus. Crete p. 101 f.
II Z. 5;; vgl. Siris. 20) Itanos: Schwur bei derAftavuiu LToXidg,
14) Hiera im Gebiet vonMytilene: Bresos- Mus. ital. di ant. class. 3 (1890), 564. Ditten-
inschrift: rag . . üoXiddog 'A&dvag Ttc(Qa-x.iX£v6- berger, Sylloge 22 nr. 462.
rag vnsQ raff nöXiog, Collitz, Dialektinschr. 1, 21) Kamarina: s. Poliuchos nr. VI 9.
255. Inscr. Gr. Insul. Mar. Aeg. 2, 484 p. 97. 40 22) Kameiros: 'A&icvu LToXidg, Zsvg JTo-
O. Hoffmann, Gr. Dialekte 2, 168 p. 120. Xisig, Inscr. Gr. Ins. Mar. Aeg. 1 nr. 705, 16,
14) Hierapytna: Isqov tag 'Aftccvcciag tag vgl. 'A&dvcc KaiitiQag Kai Zsvg LToXiEvg, ebend.
noXidöog, C. I. G. 2, 2556 Z. 79. 'A&txvaLa 786, 6.
IloXiddi xuQiatrJQiov, C. I. G.2, 2565 AnöXXcovi 23) Klazomenai s. Erythrai.
Ahv.axo(f6q(a Kai xoig düdtKcc &solg xca Aftct- 24) Knossos: Cnosii Minervam civem
venia üoXiddi, Museo ital. di ant. class. 3 (1890), deam nominant, Solin. 11, 7, 10 p. 73 Mommsen,
617 nr. 37. Athen. Mitth. 11 (1886), 181 f. wo civem offenbar eine Übersetzung von noli-
18 (1893), 275. 19 (1894), 291. Vgl. 0. Müller, dSa oder UoX'mSa (vgl. Politis) ist; vgl. Heff'ter,
Doricr 1, 398; vgl. auch Kreta. Götterdienste auf Bhodos 2, 122.
16) Ialysos: 'A&dva 'IaXvaia HoXidg ytal 50 25) Kos: Opferbestimmung 'A&avaia HoXiddi
Zsv? IJoXitvg, Inscr. Gr. Insul. Mar. Aeg. 1 ö'Cg Kveoaa, Paton-Hicks, Inscr. of Kos nr. 37,
nr. 78'!, 5. 56 p. 82. de Prott, leges sacr. Graec. 5 p. 20,
17) Ilion: Die als stadtschirmende Herrin 56. Dittenberger, Sylloge 22, 616 p. 604, 57.
(nöxvi 'A&vvain, iQvainxoXi , Hom. B. 6, 305) Ä&avaia IloXidöi öiv xi[Xscov, Paton-Hicks 406,4
von Troia angerufene Göttin heilst IloXidg bei p. 93. ' v. Prott 8 p. 29. Jil -aal [AQ-dv]a
Dionys. Hai. 6, 69. Herodian 1,374, 21 Lentz. IJo[liddt] Niv.a (vgl. NUn A&dva FLoXidg, Soph.
Steph. Byz. s. v. ZiQLg, oder üoXiovxog, Anth. Phil. 134) Paton-Hicks 43 p. 97. de Prott 13
Pal. 9, 154. Eudocia 927 p. 675,20 Flach. Sie p. 33. Dittenberger 22, 619 p. 410; vgl. Dibbelt,
ist identisch mit der Athena Tgadg (Anth. Quaest. Coae mythol. 53.
Pal. 6, 195, 1) oder 'Ria (Eur. Hec. 1008) 60 26) Kreta: Vertrag zwischen Hierapytna
oder 'IXidg (Eur. Troad. 526. Herod. 7 , 43. und einer unbestimmbaren (nach Hoeek, Kreta
Arrian. 1, 11, 7. 6, 9, 3. Strabo 6, 264. Iulian. 3, 477 ist es Gortyn) Stadt; die Einwohner der
ep. 78 p. 604 Hertlein. Dio Chrysost. or. 11 letzteren schwören bei der 'A&avala LToXidg,
p 202, 31 Dind. Iamblich. vit. Pythag. 8, 42 C. I. G. 2, 2555; vgl. Dreros, Gortyn, Hiera-
p. 30 Nauck. C. I. G. 2, 3595 Z. 2. Dittenberger, pytna, Priansos.
Sylloge l2 nr. 169 S. 272, 2. 274, 55. C. I. G. 27) Kyzikos: IloXiag 'A&nva, Monatsber.
2, 3610 und dazu P. Haubold, De rebus Bien- d. K. Preufs. Äkad. d. Wiss. 1874, 16 nr. 3
sium [Diss. Lips. 1888] S. 52 f. Münzlegende: Z. 6. 15. E. Curtius a. a. O. 12. Mommsen,
2613 Polias Poliatis 2614
Ephem. Epigr. 2 (1875), 255 Anm. 2. Corr. 37) Pompeiopolis (Soloi): Priester [rfjg]
hell. 6 (1882), 613. Mordtmann, Ath. Mitth. 7 ÜoXiddog v.cu Aivdiag, Corr. hell.^ 4 (1880), 76.
(1882), 251; vgl. Pergarnon. 38) Priansos: tö isobv rag 'A&ccvcciag rüg
28) Lindos: s. Poliuchos. ÜoXiddog, C. I. G. 2, 2556.
29) Magnesia am Maiandros s. Poliuchos. 39) Priene: AX?£,ccvdpog ßaoilsvg dvi%-r\Y.t
30) Megalopolis: U obv A&rjVüg ÜoXiddog, xbv vabv (vgl. Paus. 7, 5, 5. Vitruv. 1, 1, 12,
Paus. 8, 31, 9. 7, 1, 12) 'A9r\v*iv üoXiddi, C. I. G. 2, 2904.
31) Nikopolis ad Istrum: Au 'OXv^ntico Waddington, Asie min. 187. Hicks, Am. inscr.
Ttai "Hqu Zvyia xccl A&r\vä üoXiddi, Arch, epigr. in the brit. Mus. 3, 389 p. 8. Dittenberger,
Mitth. aus Oesterr. 15 (1892), 220 nr. 110. 10 Sylloge l2 nr. 158. Weihung: A&}nvä üo[Xiddi,
32) Olympia: tj) 'A%j\v& ry Ü]oXiddi, Hicks a. a. O. 429 p. 49. Münzen: Head, Rist.
Dittenberger-Purgold, Inschr. v. Olympia 57, 36 num. 508. Eckhel, Doctr. num. vet. 2, 536.
p. 132. Zum Tempel und Kultbild vgl. Wiegand-
33) Paros s. Poliuchos. Schrader, Priene i'Königl. Museen zu Berlin
34) Pergarnon: ÜoXidg (in einer metri- 1904) S. 81 ff. HOff.
sehen Weihung), Fränkel, Die Inschr. v. Per- 40) Rhodos: A&dvoc ÜoXidg nccl Zzvg üo-
gamon nr. 15; Priesterin rfjg 'Ad-nv&g rfjg TIo- Xisvg, lnscr. Gr. Ins. Mar. Aeg. nr. 21. 57, 3
hddog (nr. 223. 496). A&nvä ÜoXidg v.cu Nixr}- (ergänzt). 61. 62. Hermes 36 (1901), 443 nr. 2.
epogog (nach Ergänzung), nr. 496. Gewöhnlich Zum Kult vgl. Philostr. Imag. 2, 27. O. Müller,
aberführt die Göttin die Bezeichnung r) ÜoXidg 20 Dorier 1, 98.
xcd Ntv.ricpOQog Aftrjvü (nr. 226. 474. 489— 493. 41) Schedia (Unterägypten): 'A&r\vaiT\s
494 B. 512— 518) oder 7j NixvcpoQog xcel IloXtag üoXicidog, Festschrift für O. Hirschfeld 388.
'A9r}v& (nr. 360. 494 A. 497—504. 50G— 511. Nach A. Schiff a. a. O. 389 stammt die Weihung
521 — 525. 529). Ob aus der — doch vielleicht vielleicht von griechischen Söldnern aus Klein-
nur zufällig — seltenen Bezeichnung der Athena asien oder von den Inseln.
als Polias mit Fränkel a. a. 0. p. 77 zu nr. 150 42) Siris: Siris in Lukanien wurde später
anzunehmen ist, dafs Ad-nv& floXidg nicht als TLoXUiov genannt anb rfjg iv ' IXUo üoXiädog
offizielle Bezeichnung der Göttin in Pergarnon Aftr\v&g, Herodian 1, 374 24 Lentz. Steph. Byz.
angesehen werden darf, sondern dafs diese Be- s. v. Zlqig. Etym. M. 680, 11. Etym. Flor.
Zeichnung nur aus Nachlässigkeit für HoXiug 30 bei E. Miller, Melanges de litt, grecque 250.
xat NtxriyÖQog angewendet worden sei, ist Beitzenstein Gesch. d. griech. Etym. 323. O.
ebenso bedenklich , wie die Annahme von Müller, Aeginet. lib. 69, 2, der auf IlöXtov am
Mordtmann, Ath. Mitth. 7 (1882), 251 Anm. 1, Simoeis (Strabo 13, 601) verweist; vgl. Ilion.
dafs der Kult der Nikephoros und Athena 43) Sparta s. Poliachos.
Polias zu den Pergamenern aus Kyzikos ge- 44) Synnada (Phrygien): Münze des Marc
kommen sei. Vielmehr ist, wie auch aus den Aurel mit Darstellung der stehenden Athena
obigen (Sp. 2610) Anführungen hervorgeht, und und der Legende Zvvvudeav JJoXidg, Imhoof-
wie auch Thraemer, Pergamos 227 und K. Blnmer, Kleinas. Münzen 1, 295 nr. 19.
Püling, Pergamenische Kulte (Progr. Domgymn. 45) Tegea s. Poliatis.^
Naumburg a/S. 1903) S. 13 f. betonen, der Kult 40 46) Telos: Weihung \A}xfdvcLt IloXtädi -accI
der Polias sicher sehr alt, der Kult der Nike- Au n[oXi£i, Collitz, Dialektnischr. 3, 3489 p. 219.
phoros sehr jung. Über den Tempel der Göttin, Inscr. Gr. Ins. Mar. Aeg. 3, 40 p. 10.
s. B. Bohn, Das Heiligtum der Athena Polias 47) Teos: tö Isqov rb rag AQ-dvag tä? TTo-
Nikephoros in Altertümer v. Pergarnon Bd. 2 Xiddog, C. I. G. 2, 3048 Z. 42.
bes. S. 24f. Pillinga,, a. O. 10 ff. J.L. Ussing, 48) Theben (Phthiotis): Isqov rag A&aväg
Pergamos, seine Geschichte u. Monumente 69 ff. rag TLoXidSog, Corr. hell. 25 (1901) S. 350 Z. 21.
Über die Darstellung der pergamenischen Polias S. 351 Z. 48.
auf dem Telephosfries s. Bobert, Arch. Jahrb. 49) Thera: Priester A&dvccg üoXiddog,
3 (1888), 45, auf einem im pergamenischen Inscr. Gr. Ins. Mar. Aeg. 3, 495 p. 117. Aibg
Poliastempel gefundenen Relief (abg. bei Bohn 50 Ho\Xiiog xcu] A&dva[g ÜoXiddog], ebenda Supjri.
a. a. O. als Titel Vignette) und auf Münzen nr. 1362.
(abg. Gardner, Types of greek coins Taf. 13, 3 50) Troizen: AQ-nväv . . asßovai üoXidda
u. ob. Bd. 3 Sp. 1330 nr. 6) s. Bohn 25. Bobert y.kl ZdsvidScc (s. d.) ovoyid^ovrsg rrtv avrijv,
46. Pilling 10. 12. Paus. 2, 30, 6. O. Müller, Dorier 1, 398, 2.
35) Phalanna: va.bg rfjg ÜoXiddog Aftnv&g, Wide, De sacris Troez. 11. 16. Die Echtheit
Heuzey, Le mont Olympe et l'Acarnanie 486 einer Münze von Troizen, die den Athenakopf
nr. 48. Weihung: [k]&dvcc üoXidSi, Ath. Mitth. und die Legende üoXidg zeigt, ist verdächtig,
8 (1883), 110. Collitz, Dialektinschr. 1, 1330. Eckhel, Doctr. num. vet. 2, 292. Andere Mün-
36) Phase lis in Lykien: 77 TtQov.a^r\yirig zen mit Athenakopf, aber ohne Legende, Cat.
rfjg nöXsog &£u A&nvä ÜoXidg, C. I G. 3, 4332 60 of greek coins brit. Mus. Peloponnesus 165 ff.
und Boeckh z. d. St. O. Müller, Dorier 1, 110. Head, Hist. num. 371.
Den auf einer anderen Inschrift aus Phaseiis 51) Unbestimmt s. Poliuchos VI, 14.
erwähnten dyav üaXXdösiog (Corr. hell. 16 [Höfer.]
[1892J, 444 nr. 94) bezieht Berard a. a. O. 445 f. Poliatis (üoXiüng), Beiname der Athena in
mit Recht auf denselben Kult und verweist Tegea, deren Heiligtum rb rov 'Egruarog isgöv
auf Paus. 3, 3, 8, wonach in dem Tempel der hiefs, Paus. 8, 47, 5. Nach Meister, Sachs. Bei:
Athena zu Phaseiis die Lanze des Achilleus 41 (1889), 83 ist die Athena Poliatis identisch
sich als Weihgeschenk befand. mit der tegeatischen Athena AXsa (Belegstellen
2615 Polichos Polieus 2616
bei Wentzel, Pauly -Wissoica 1 S. 1358, 6 ff. ; letzterer auch Schal. Demosth, in Mid. (or. 21)
vgl. Immerwahr, Kulte u. Mythen Arkadiens 1, 578 p. 649 Dindorf — , Plut. Demetr. 42. In
62 ff.) und 'Alice bedeutet p Abwehr, Schutz' den Schatzmeisterurkunden: v.agyr\6iov ägyv-
(Hom. II. 22, 301. Hes. Op. 545), denn die qovv Aibg üolicbg, G.l.A. 1, 146. 153.155.157.
'schützende' Göttin und tö tov 'Egv^arog ieqov 158. 2, 649. 652 Z. 48. 660 Z. 23. 661. Sessel-
ist nur eine mifsverständliche Übersetzung von inschrift im Dionysostheater: itgscog Aibg IIo-
tö zfjg Alias hgov. In der fragmentierten In- hing, C. I. A. 3, 242. Inschrift eines Stelen-
schrift aus Tegea . . [öv£]'§'£x£[i>] A fragmentes von der Akropolis, wo das Temenos
£a66xv6%G> (C. I. G. 1, 1520. Boehl, Inscr. Gr. des Zeus Polieus wahrscheinlich nordöstlich
ant, 96. Collitz, Dialektinschr. 1, 1218) scheint 10 vom Parthenon lag, [«'j^xw Au IJoltti,
fußarvoiog = 7toliov%og gleichfalls ein Bei- Berl. Phil. Wochenschr. 11 (1891), 546. Theclass.
name der Athena zu sein, 0. Hoffmann, Griech. revieiv 5 (1891), 288. C. I. A. 4, 2, 1550b p. 261.
Dial. 1, 22 nr. 26. [Höfer.] v. Prott, Rhein, 3Ius. 52 (1897), 187 Anm.
Polichos (II6h%og), einer der ruchlosen Söhne Wachsmuth, Stadt Athen 1, 147. Curtius, Stadt-
des Lykaon, von Zeus mit dem Blitz erschlagen, gesch. v. Athen 33, 208. Osk. Band, De Dii-
Apollod, 3, 8, 1. [Stoll.] poliorum sacro Athen. (Diss. Halle 1873) S. 14, 8.
Polieiaios? (üolisiaiog?), Beiname des Zeus Dem Zeus Polieus wurden die Dipoleia gefeiert
= Polieus, Choiroboskos bei Gramer, Anecd. und an diesen fanden die mit eigentümlichen
r\ n -«n« oo j-„-ci • i. ii ni « Zeremonien verbundenen (das Nähere s. unter
Oxon. 2, 192, 28; die Form ist wohl aus Tloliaiog _„ Q . inu. i \r> i. • ± d -n i
entatenden,' indem das zur Korrektur über- 2» |°^ ^1o »9 30 XZ 1 t i Ä
schriebeue « falsch ^-Stauden wurde. Als t,*^ V.s/äoI I" "' A'„i '4 "p^
Femininum zu itolisvg siebt Steph, Buz. s. v. ,,„ ^ ,' . ,, , , . , __
rr^ w j 5 i • 419. Hesych, Auitolsia-, vgl. auch s. Jio? -fraxot
Tlolig an: woLf/a, und daraus kann man wie- v ^ 7^, „»- „_? . ,-, b ""*"'
der ein Maskulinum JTo^os erschliefsen. Vgl. *ßt f ™£ 9fW% f; 27°^.1- £™!"gr! ^?f d'
Poliaios. [Höfer.] * Ox. 2, 192, 28. O. Jahn, GiovePoheo zn Mene
L j , in Nuove memorie dell inst, di corr. arch. 2,
Polietes (IloXirjvrig = üolitvg), ein troischer i_24. Band a. a. O. 7 ff. Mommsen, Feste
Führer (Sohn des Pnamos), Tzete. Posthorn, 51; der Stadt Athen 623 S. Toepffer,Att.Geneal,U9&.
s. Pohtes nr. 1. [Stoll.] Stengel, Hermes 28, 4983. Bhein. Mus. 52 (1897),
Polietis (TIolii]tig), Beiname der Musen 30 399 ff. w. Prott elend, 187 ff. (mit weiteren Lite-
(Moi)<»cu 7ro^,/?]Tid'5s) in der von Diels, Sitzungs- raturangaben). O. Gruppe, Gr. Myth. 28 f.
berichte d. K. Preufs. Akad. d, Wiss. zu Berlin Statue des Zeus Polieus, Paus. 1, 24, 4; Dar-
1898, 851 herausgegebenen Elegie des Posei- Stellung auf dem Ostfries des Parthenon, v.Duhn,
dippos, eines Dichters aus dem ägyptischen Arch. Zeit 43 (1885), 102. Michaelis, Parthenon
Theben. [Höfer.] 37. 255. Über vermutliche Darstellung des Zeus
Polieus (Ilolisvg), Beiname P. auf attischen Münzen, Jahn a. a. O. 23 f.
I. der Götter im allgemeinen, Pollux 9, 40; Hitzig-Blue inner zu Paus. 1, 24, 4 p. 270.
II. des Sarapis 6) Delos: ßcoubg tov Aibg tov tlolitag im
1) in Xois (Unterägypten): Weihung eines Tempelbezirk des Apollon, Corr. hell. 10 (1886)
ccvÖQiag tov Tloliicog 2ccQcc7tidog, Journ. of hell. 40 p. 129 Z. 64; vgl. p. 128 Z. 31. Durrbach
stud. 21 (1901), 274, Berl. Phil. Wochenschr. Corr. hell. a. a. 0. 131.
22 (1902), 378. Bev. arch. 3. Ser. 41 T. (1902\ 7) Ialysos s. Polias.
350 nr. 6]. Archiv f. Papyrusforsch. 2 (,1903), 8) Ilion: TiQo&vta&ai tm Au tu Tlolitt.
446 nr. 70. C. 1. G. 2, 3599. Bofsbach, Arch. Zeit, 42 (1884),.
2) in Alexandreia: -xoliov%ov &sov tov 231.
ßaat/Joog ZlaouTiidos, Iulian ep. 51 p. 432 d = 9) los s. Polias.
p. 556 Hertlein; vgl. HI, 3; 10) Istropolis: Aibg tov IJohsag, Arch,
HI. des Zeus, Arist. de mundo 6, 34. Stob. epigr. MittJi. aus Oest. 6 (1882), 37 nr. 78 Z. 19.
Eclog. 1, 2, 36 p. 88 (= p. 22 Mein.). Dio Dittenberger, Sylloge l2, 325 S. 516 Z. 20.
Chrysost. or. 1 p. 9 Dind.or. 12 p. 237. Herodian 50 11) Kaisareia (Mazaka) s. Poliuchos.
2, 894, 36 Lentz. Steph. Byz. s. v. 126hg. 12) Kameiros s. Polias.
Cornut. de nat. deor. 9 p. 29 Osann. 20 p. 110. 13) Kos s. Polias und Paton-Hicks, Inscr.
Aristid. or. 1 p. 11 Dindorf. Artemidor. 4, 49. of Kos 37 p. 82 Z. 42. 47. Dittenberger, Sylloge
Anonym. Ambros. 84 in Anecd, var. ed. Schoell- 2i, 616 S. 405 Z. 42. 47. Paton-Hicks 38 p. 89
Studemund 1, 265. Anonym. Laurent. 79 ebend. Z. 12. Dittenberger 22, 617 S. 408 Z. 12. Dibbelt,
1, 266. Quaest. Coae myth. 51 f.
1) Akragas: Aibg TLoliicog vsäg, Polyaen. 14) Lindos: Priester der Athena Lindia
5, 1, 1; identisch mit dem ZeusAtaßvgtog (Polyb. und des Zeus Polieus, Inscr. Gr. Ins. Mar. Aeg.
9, 27, 7); vgl. Serradifalco, Antichitä di Sicilia nr. 829a. 830. Weihungen an dieselben Gott-
3, 43 f. 60 heiten, ebend, nr. 769. 771. 787. 824. s33. 840.
2) Alalkomenai s. Polias 2 und May- 842, an Athena Lindia, Zeus Polieus und Nike,
bäum, Der Zeuskult in Boeotien (Progr. Doberan ebend. 772 a. Zum Tempel des Zeus Polieus
1901) S. 7. _ s. Bofs, Arch. Zeit. 9 (1851), 283. Arch. Auf-
's) Alexandria (Ägypten): Tempel des sätze 2, 395. 587; vgl. aber auch Hiller v.
Zeus Polieus, Ael. nat. an. 11, 40. 30; vgl. Gaert ringen, Arch. Anzeiger 1904, 185. Berl
oben II, 2. Phil. Wochenschr. 1904, 1150.
4) Antiochia am Orontes s. Poliuchos. 15) Nikaia (Bithynien): Dio Clirysost. or
5) Athen: (Zeus) Jlolisvg xal Iloliovxog — 39 p. 87, SO Dindorf.
2617 Polio(u)chos Polio(u)chos 2618
16) Palaipaphos: Zeus Polieus neben 7) Gortyn: Schwur: \Ad-avaiccv~\ ILoXio%ov,
Aphrodite und Hera, C.I.G. 2, 2640. Waddington Mus. ital. a. a. 0. 692 nr. 132.
2795p. 621. Hogarth, Bevia CypriaSit Ohne- 8) Ilion s. Polias.
falsch- Bichter, Kypros, die Bibel u. Homer 25. 9) Kaniarina: itoXiäo%og TlaXXdg, Bind. Ol.
Ein LiavriccQxog der Aphrodite und des Zeus 5, 10 (23). Schol. Bind. Ol. 5, 22. Boeclh,
Polieus, Cesnola- Stern, Cypern 395, 6. Expl. ad Pind.5, 9 p. 148. J. Schubring, Philo-
17) Perge s. Poliuchos. logus 32 (1873), 512.
18) Physkos (Karien): Priester rag A&ccvag 10) Lindos: TLoXiov%og (nach Konjektur),
x&g Aivdiag y.a.1 [toxi Jibg] xov üoXtscog, Corr. Inscr. Gr. Ins. Mar. Aeg. 1,842,6; vgl. 0. Müller,
hell. 18 (1894), 31 nr. 10. Filialkultus von 10 Borier 1, 398. Heffter, Götterdienste auf Bhodos
Rhodos, vgl. Cousin-Beschamps a. a. O. 2, 15f. Bofs, Inscr. ined. 3, 18 zu nr. 271.
19) Polion (?): vgl. Steph. Byz. IIöXiov iv 11) Magnesia am Maiandros: Adri[vcü
Asaßco xönog, Öttov xb t]qcoov TavxdXov. Xiysxat IIo1iov%\cüi, r. Wilamowitz , Athen. Mitth. 19
dh Zsvg Uoh'cvg. Vielleicht sind die vier (1894), 47; vgl. Kern, Inschr. v. Magnesia 216
letzten Worte aus einer anderen Stelle (vgl. p. 141, der daneben auch die Möglichkeit einer
Steph. Byz. s.v. JJoXig) hierher geraten. Zu Ergänzung zu [Niyi7icpoQ]coL erwähnt. Athenakult
Uöliov selbst vgl. Blehn, Lesbiaca 22. für Magnesia ist aufserdem nur noch bezeugt
20) Rhodos s. Polias. durch Possis bei Athen. 12, 533 e. F. HG. 4,483.
21) Rom: Blut. Coriolan 3. Poetische Weih- Über Athenastatuen aus Magnesia s. Watzinger
ung an den HoXisvg (ohne Zeus), Inscr. Gr. 20 bei Humann, Magnesia am Maeander 225 ff.
Ital. et Sic. 993 p. 264. 12) Paros: 'A^rivcci]r\g Holi6%(o), Bangabe
22) Sardes: Priester des iieyiaxov TLohtog a. a. 0. 896 p. 597. Bubensohn, Athen. Mitth.
Jtog, C. I. G. 2, 3461. Priester und Tempel 26 (1901), 214 (vgl. 219 u. Anm. 1).
des Zeus P., Fränlcel, Bie Inschr. v. Bergamon 13) Sparta s. Poliachos.
268 D. E. Z. 36. 32. 14) ? Eine Münze des Domitian — Präg-
23) Telos s. Polias. statte nicht angegeben — zeigt mit der üm-
24) Thera: Felseninschrift: IloXisvg (ohne schritt HoXiov%og eine Gestalt nach r. stehend,
Zeus), Inscr. Gr. Insul. Mar. Aeg. 3, 363 p. 92. in langer Gewandung, in der erhobenen R. die
Hiller v. Gaertringen, Festschr. f. 0. Benndorf Lanze, mit der vorgestreckten L. den Schild
228. Bie archaische Kultur der Insel Thera 30 haltend, Gefsner, Numismata ant. Imperat.
19; vgl. aher auch Inscr. Gr. Insul. Mar. Aeg. Boman. Taf. 70, 25. Nach Busche, Pexie.
Fase. III Suppl. p. 290 zu nr 363. Zr\vbg univ. rei num. III, 2 p. 1638 ist es Athena;
n[olt£og oder nccxQÖnov'?, Inscr. Gr. Ins. 3, doch gleicht der Typus auffallend der bei
375 p. 94. Vgl. auch Polias 49. [Höfer.] Gefsner Taf. 70, 26 abgebildeten sitzenden
Poliuchos, Poliuchos (TIoXio%og, Tlohovxog), Figur auf einer Münze von Nikaia bez. Mko-
Beiname I. der Götter im allgemeinen, s. Polias media in Bithynien, in welcher nach Eckhel,
nr. b. Eine Inschrift aus Anazarba (Kilikien) Boctr. num. vet. 2, 430 und Cat. of greek coins
ist dem Zeus, der Hera ya^lia und dem Ares brit. Mus. 155 nr. 25 Roma zu erkennen ist.
fttoig 7Toiiov%oig geweiht, Journ. of hell. stud. VII. der Hera
11, 238, 4. Bursian, Jahresber. 87 (1897), 460. 40 1) in Anazarba s. oben I.
IL der Aphrodite in Korinth, Alkiphron 2) in Argos, Balaeph. 51 vgl. Bd. 1 Sp.2075ff.
3, 6o, 3. Vni. des Herakles, der genannt wird &sbg
III. des Ares s. nr. I. '^örpo^irojv Tvqov 7toliov%og, Norm. Bionys.
IV. der Artemis 1) in Iolkos (nolir\o%og), 40, 579.
Apoll. Bhod. 1, 312. J. Boehlau, Festschrift f. IX. der Hygieia s. oben nr. V.
Benndorf 70 f. Ihr Kultname ist 'Iwl%icc (s. d. X. des Poseidon in Troizen, Blut. Thes.
und Bittenberger , Sylloge 2S nr. 790 Z. 55), 6. Mit Recht weist Wide, Be sacris Troez.
Wilhelm, Athen. Mitth. 15 (1890), 302, 10. 11 die von Welcher, Gr. Götterl. 2, 684 vor-
— 2) in Theben, Schol. Soph. Oed. B. 160, vgl. geschlagene Gleichsetzung des Poseidon Po-
Aesch. Sept. 449. so liuchos mit dem P. Phytalmios zurück, da es
V. des Asklepios in Messana: Ä6-Alrpii5> undenkbar sei, dafs jener £|co rsi%ovg (Baxis.
Y.al 'T)>hu a(üxi)Q6iv Ttohov%oig, C. I G. 3,5616a. 2, 32, 8) seine Kultstätte gehabt habe; vielmehr
Inscr. Gr. It. et Sic. 402 a. sei der Poseidon Poliuchos mit dem P. ßc<6iXt vg
VI. der Athena in: (Baus. 2, 30, 6) identisch.
1) Argos, Kallim. luv. Ball. 53. Chavannes, XL der Roma(?) s. Poliuchos 14.
Be Balladii raptu 40 ff. XII. des Sarapis s. Polieus II, 2.
2) Athen s. Polias. XIII. des Zeus, Anonym. Ambros. M.Laurent.
3) Byzantion: 7} xov Bvgccvxiov Iloliov%og, in Anecd. var. ed. Schoell-Studemund 1,265,83.
Marinus vita Prodi 6 p. 43 Fabricius = p. 5 266, 80. Blato leg. 11, 5 p. 921c. Theophil.
Boissonade; s. Boissonade p. 79. 60 ad Autolycum 1, 10 p. 22 Otto; speziell in
4) Chios: Herod. 1, 160. Plut. de Herod. 1) Anazarba s. oben I.
malign. 10. 2) Antiochia am Orontes, vgl. Iulian
5) Dreros: Schwur: xäv A&avalccv xäv Misopogon 357d p. 461 Hertlein: Xgiaxbv . . .
Iloliov%ov, Bangabe, Ant. Hell. 2, 2477 p. 1029. ccyartcövxsg $x8r£ ?toXiov%ov avrl 4iog; vgl. eboul.
Arch. Zeit. 13 (1855), 58, 1. Museo ital. di 366b p. 473: Ttgbg . . Jibg ccyoocciov hk! tzoXl-
ant. class. 3 (1890), 660 A. Z. 23. Bittenberger, ov%ov. Über die verschiedenen Beinamen des
Sylloge •_>-, 463 Z. 22. Zeus in Antiochia s. O. Müller, Ant. Antiochenae
6) Erythrai s. Polias. p. IV s. v. Iuppiter.
2619 Poliporthes Polites 2620
3) Athen s. Polieus. (1891), 475. 477, wodurch zugleich die Richtig-
4) Kaisareia: Tempel des Zeus Poliuchos, keit der Überlieferung bei Demosth. in Mid.
Sozomen. hist. eccles. 5 ,4 (Migne Bd. 67 S. 1224). (pr. 21, 53) p. 531 f.: Atovvaco Jr^otiXsl, das
Ramsay, Histor. Geogr. of Asia minor 304. man fälschlich durch Konjektur beseitigt hatte,
5) Perge: Ad IIolLov%a> 6 itpsvg, Corr. hell, bewiesen, also ein Kult des Dionysos Jr\\LoxiXrig
18 (1894), 200. [Höfer.] für Dodona gewonnen wird, Hittenberger a. a. 0.
Poliporthes (noXmöp&ng), der Stadtzerstörer, 474.476. Dieser zweifach erwiesene Dionysos
ein Sohn des Odysseus und der Penelope, den Ar^oxsXr^g bestätigt aber wiederum den von
er nach der Rückkehr von seiner Irrfahrt er- Ditteriberger , Sylloge 22, 573 S. 2748 ange-
zeugte. Er wird aber erst, nachdem sein Vater i0 zweifelten Aiöwoog Ar\y.o6tog (IxbxripLriv ilvut,
in das Thesprotenland gezogen ist, in Ithaka AiovvG(C)(a BaY.%i(p xä> drLuocicp, C. I. G. 2919.
geboren. Auszug aus der Telegonie bei Apollodor., Michel, Recueil 804 p. 641) auf einer Inschrift
bibl. fragm. Sabb. im Rhein. Mus. 46 (1891), von Tralleis, und giebt wohl auch den Schlüssel
S. 181, 1 (= Apollod. ed. TT. p. 236). [Steuding.] zu einer m. E. bis jetzt noch nicht richtig ge-
Polis (IloXig). 1) Während in den zahl- lesenen Inschrift von Samos: JaXXia» Aiovvam
reichsten Fällen auf Münzen mit Darstellung 'Av&taxtog, Rev. archeol. N. S. 17 ann. vol. 32
der Stadtgöttinnen diesen der Name der be- (1876), 56. Nach Foucart a. a. 0. soll JccXXiog
treffenden Stadt (Ephesos, Phokaia etc.) beige- vielleicht cune orthographe locale pour Aäliog
schrieben ist, findet sich bisweilen nur die = Ar\Xiog' sein. P. Perdrizet, 'Eqprjfi. &q%. 1896,
allgemeine Bezeichnung TTOAIZ, so auf Münzen 20 251 wies die Foucarf sehe Erklärung zurück
von Attuda in Karien, hier noch mit der Bei- und zog die Glosse des Hesych. duXcf ä^insXog
fügung 'AxxovStcov, Cat. of greek coinsbrit. Mas. herbei, aber wie erklärt sich die Verdoppelung
Curia and islands 63, 6; Atusa in Assyrien, des X? Sollte nicht statt AAAAIQI zu lesen
Head, Hist. num. 690; Ephesos, Friedländer, sein AAMIßl? Ar^iog und äriuöaiog sind im
Arch. Zeit. 27 (1869;, 103; Prostanna in Kilikien, Gebrauche völlig identisch, wenn auch das
Head, a. a. 0. 591. Imhoof-Blumer, Gr. Münzen erstere hauptsächlich poetisch ist (ispu St]^ia
nr. 501. Cat. of greek coins brit. Mus. Lycia z.B. Aesch. Sept. 177); auch die dorische Form
Pamphylia etc. 238, 2 ff . pl. 28, 10; Seleukia hat m. E. nichts Bedenkliches. Dem Dionysos
in Mesopotamien, Imhoof- Blumer, Monnaies Ar^iiog bez. Ar\\iÖ6iog- Ar\\ioxhXr\g stellt sich
grecques 452 nr. 68 vgl. 72. Gardner, Parthian 30 ferner zur Seite der Zeus 'EntSriynog einer In-
coinage 59, 22 pl. 7, 22 vgl. Cat. of greek coins schritt aus Bithynien. R. Förster, Athen. Mitth.
brit. Mus. Parthia Introd, 86 Anm. 70, 3. Bei 19 (1894), 372; derselbe Beiname ist vielleicht
Aristot. fr. 528 ed. Rose (Leipz. 1886) aus Schol. mit Förster auch bei Hesych. 'Enißriiiiog- Zsiig
Arist. Plut. 925 schreibt Maafs, Gott. Gel. Anz. iv ULyvco herzustellen; vgl. auch den Zeus
1890, 34 bei der Beschreibung einer Münze: Pandemos (s. Pandemos nr. 1) sowie fPublicus'
iv vofutffiotTt avxbv (den Battos) g^ctpalav, xfj als Beinamen römischer Gottheiten. Vgl.
ptv ßaailtcc alXcpiov napu xijg IlöXtcog d^%6fitvov, Politis. [Höfer.]
rj] dl 'Äuucovu d. h. Battos war dargestellt, das Polites (IIolirr]g), 1) Sohn des Priamos und
Silphion von der Stadtgöttin von Kyrene ent- der Hekabe, 11. 24, 250 (ßoi]v aycc&6g); Apollod.
gegennehmend. Über die Personifikation von 40 3, 12, 5; Hygin. fab. 90. Als im Anfang des
Städten vgl. im allgemeinen Philodem. 7ispi Krieges Achilleus den Troilos (s. d.) vor der
iv6. p. 79 Gomperz: nXäxxtG&ca fttovg av&Qco- Mauer verfolgt, eilt P. mit Hektor (s. d. Bd. 1
7tosiÖHg, ov xQÖnov neu TtoXaig jtai itoxccu.ovg Sp. 1919) dem Bruder aus dem Stadttor zu
xca xönovg. Cic. in Pis. 25, 60 : simulacra Hilfe, wie auf der Franeoisvase und sonst dar-
oppidorum [ob. Bd. 2, Sp. 2083]. — 2) Die gestellt ist. Robert, Bild und Lied S. 17, 11
Stadt Polieion, das frühere Liris, soll benannt vermutet, dafs dieser Zug aus den Kyprien
sein entweder nach der Athena Polias oder cctio stammt. Ebendaher will Robert die Späher-
IlöliSog (TJolidog, Reitzenstein, Gesch. d. griech. rolle ableiten, die demP. in der Rias 2, 792ff.
Etymol. 323) Kuotwg (Vatersname? Ethnikon? (vgl. Strab. 13, 599) zugeteilt ist:
korrupt?) iiinogov, Etym. M. s. v. üolisiov. 50 * ^ > < «■*. «, „/ „ o. <
Oros im Etym. Florent. bei F. Miller, Melanges ,,/,,, ' \ >,- ' x „ „„
.1 tm.. v„ T-, • m x t 7 oe/. i, ?u xvapoj tn axooxaxco AiGvrixao yipovxog
de litt. qr. 250. Bei Tzetz. Lyk. 856 schreibt xr^ < . K ■. ,' '<£_ Z ,
71*- -77 tt'i v- ' / -\ ' \ j ' otyusvog, OTinoxs vavwiv aaopuriirsisv Avcuoi.
Muller: UoXidog xaGGEcog (v. L Kccotwg) tfMopov. /r t t «. t- 1
— 3) s. Pollis 1. [Höfer.] Iris meldet den Anmarsch der Achaier 2, 786 ff.,
Polissuchos (TloXi66ov%og), Beiname 1) der indem sie seine Stimme und Gestalt annimmt.
Götter s. Polias 3 ; — 2) des Idmon (s. d.) im Als hilfreichen Kämpfer sehen wir den P. auch
pontischen Herakleia, Apoll. Rhod. 2, 846 und TZ. 13, 533, in der Epinausimache; dort rettet
Schol. (7toXiov%og); vgl. Roltde, Psyche lä, 172 er den von Meriones verwundeten Bruder Dei-
und Anm. 5. — 3) des Idomeneus, Epigramm phobos zum Streitwagen. R. 15, 339 tötet er
aus Knossos, Corr. hell. 13 (1889), 60. «o den Echios. Bei Qtiint. Smyrn. entgeht er,
[Höfer.] nachdem sein Freund Phylodamas gefallen,
Politai Theoi s. Polias a. A. nr. d. Der dem Meriones (8, 402 ff.) und verteidigt mit
Singular TloXixrig findet sich als Beiname des Deiphobos und anderen das Skäische Tor von
Dionysos im arkadischen Heraia, Paus. 8, 26, 1. oben mit Pfeilschüssen und Steinwürfen gegen
Diese politische Bedeutung des Dionysoskult Sthenelos und Diomedes (11, 338 ff.).
ist auch sonst nachweisbar: in Karystos gab Wie P. zu den am ersten vor Troia be-
es einen Kult des Dionysos Jj}uoxsXr')g, Corr. teiligten Kämpfern gehört, so ist er zuletzt
hell. 2 (1878), 275, 2. Dittenberger, Hermes 26 von allen Söhnen des Priamos noch übrig und
2621 Politis Poltys 2622
fällt am Altar vor den Augen seiner Eltern aus Amyklai nach Kreta im dritten Geschlecht
durch Neoptolemos (s. d. Bd. 3 Sp. 168). Dafür nach der Herakleidenwanderung, Konon (dessen
liegt Vergils Schilderung vor, Aen. 2, 531 ff. ; Quelle nach U. Hoefer, Konon 72 Ephoros
den Tod des P. von Neoptolemos' Hand er- ist) 36, 47, Flut. Mul. virt. 8 p. 247 d. Quaest.
wähnt auch Quintus Smyrn. 13, 214, doch ohne Gr. 21 p. 296c (bei Plut. schreibt Bernardakis
Zusammenhang mit dem des Priamos, bei ihm an beiden Stellen: JIöXXiv rjytuova %cd JsXcpov
ist P. nicht der letzte. Nach Dictys 2, 43 fällt [statt des überlieferten xbv adtXcpov] nach
er früher vor der Stadt bei einem Kampfe mit Konon: i^yovuivcor avxolg HoXidog v.a.1 zlsXcpov).
Aiax und Genossen. Auf einer sf. Amphora des Hoeck, Kreta 2, 41 9 ff. Deimling, Lcleger 139. G.
Berliner Museums (nr. 1685), die den Tod des 10 Gilbert, Studien zur altspart. Geschichte 53.
Priamos darstellt, ist zwischen den Füfsen des Busolt, Gr. Gesch. I2, 329, 2. Studniczka,
Neoptolemos der Oberkörper eines bärtigen Kyrene 48 ff. — 2) Argiver oder König von
Mannes sichtbar, vielleicht P. : Robert, Bild Syrakus, nach dem der üöXXiog olvog genannt
und Lied S. 60 vermutet Deiphobos. Vgl. sein soll, Aristoteles bei Pollux 6, 16. Ael.v.h.
die Vivenziovase oben unter Neoptolemos Bd. 3 12, 31. Athen. 1, 31b Etym. M. 197, 36 und
Sp. 171. dazu 0. Müller, Dotier 2, 109, 5; vgl. Hesych.
Einen jugendlichen Sohn des P. Namens s. v. nöXXiog olvog u. Schmidt z. d. St. [Höfer.]
Priamus erwähnt Vergü, Aen. 5, 564ff. beim Polloi (IIoXXoL), Bezeichnung der Toten s.
Troiae lusus am Grabe des Anchises. Er grün- Polyarchos und Pleiones, wo nachzutragen ist
dete Politorium in Latium, Cato, orig. 2 fr. 54 P. so Alkiphron 3, 7, 1 : nccoa xovg nXtiovug Uvui.
2) Gefährte des Menelaos, auf Polygnots [Höfer.]
Biupersis in Delphi dargestellt, wie er mit Pollux s. Dioskuren.
Strophios und Alphios beschäftigt ist, des Poloi (IIä>Xoi), vielleicht ursprüngliche Be-
Menelaos Zelt abzubrechen, Paus. 10, 25, 3. Zeichnung1 der Leukippiden und der Dioskuren,
3) Gefährte des Odysseus, der liebste und Wide, Lakon. Kulte 332. v. Wilamoivitz,
trauteste (xjjdtarog xsdvöxaxög xs), von Kirke Hermes 26 (1891), 242. Maybaum, Der Zeus-
verwandelt, Od. 10, 224 ff. Bei Temesa in kult in Boeotien (Progr. Doberan 1901) S. 5.
Unteritalien wegen Schändung einer Jungfrau Vgl. Leukopoloi. [Höfer.]
von den Eingeborenen gesteinigt, erschien er Polokratores (JIoXov.QdxoQsg) s. Phylakissai
als böser Dämon, bis ihn Euthymos (s. d.) 30 und W. H. Poscher, Die Sieben- u. Neunzahl
bezwang. Vgl. Rohde, Psyche1 192. im Kult u. Myth. d. Griechen (Sachs. Abh. 24
13. Ilberg.J [1904], I) S. 53. [Höfer.]
Politis (IloXixig), Beiname 1) der Aphrodite, Poloneios (IloXoviiog), vielleicht Beiname des
Anonym. Laurent, bei Schoell-Studemund,Anecd. Hermes = fder sehr nützende' auf einer athe-
var. graeca 1, 269. — 2) der Athena, Dinarch nischen Weihinschrift, die nach Lolling, Kaxä-
1, 64, wo die Lesart TJoXixida durch nr. 1 und Xoyog xov iv 'A&rjvccig iTiiygcccpiKOV uov-
den Dionysos nolirr\g (s. Politai Theoi) ge- osiov 1 S. 27 nr. 124 lautet: Hsquov: itoXovsiov :
schützt wird und nicht mit Wolf, Blafs u. s. w. xiusoig: A A A. Nach Dragumes in Athen. Mitth.
in TloXidSa zu ändern ist. Dazu kommt, dafs 24 (1899), 455 ff. (vgl. Amer. joum. of arch. 4
auch bei Luc. Asin. 41 eine -xoXlxig fttog, die 40 [1900], 532) ist zu lesen: Hsquov itolovsio
ebenda auch £rti%wQiog &8og genannt wird, sich v(s)(ieaig etc., also noloveiog (noX- und ovsiog
findet. Nach Pott, Etym. Eorsch. 2S, 2 S. 812 = övritog = mcpiXiuog) = soiovviog (noXva-
hat noXixrjg {itoXlxig) die Bedeutung von ticcxqi- cpeXrjg, aiyccXcocpsX^g). Vgl. Boscher, Ephialtes
cbr?;s. [Höfer.] 93 Anm. 285 c. [Höfer.]
Pollalegon (IloXXuXtyav), s. Pasicharea. Eine Polos (TloXog) 1) Gemahl der Phoibe, Vater
andere als dort gegebene Deutung giebt Fick- der Leto und Asteria, Hygin. praef. 11, 12,
Bechtel, Die griech. Personennamen 379 von Schm. f. 140. Man hat Polus in Coeus ändern
ccXiyca 'kümmere mich' = rum vieles sich wollen, so noch Türk Bd. 3 Sp. 2396, 37, doch
kümmernd'. Vgl. Ovv.aXiy(ov. [Höfer.] ist Polus eine Übersetzung des griechischen
Polleutia s. Indigitamenta S. 216. Härtung, 50 Kolog, s. Max. Mayer, Bd. 2 Sp. 1266, 44 ff.
Bei. d. Rom. 2, 255. Schivenck, Myth. d. Rom. Giganten u. Titan. 60, vgl. Pott. Jahrb. f. klass.
303. Preller-Jord. 2, 213. [Stoll.] Phil. Suppl. 3 (1857/60) S. 325. Z.itschr. f.
Polles (IloXXrig, -iqxog), ein [mythischer?] vergl. Sprachforschung 5 (1856), 299. Zeitschr.
(idvxtg; vgl. Suid. s. v. n.6XXr\g; övoucc uävxsag- f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 14
kccI xXlvsxai n6XXnrog. ög 6vv8yQuips xb ivöSiov (1883), 156. — 2) Eine Statue des voxiog IlöXog
oicavio^ia, öxi. idv anavxrjan xig xods ßaaxä£(ov, in Konstantinopel wird erwähnt von Codin. de
x66t 67}ucÜvh. Vgl. auch ib. s. v. MeXäintovg. orig. Cp. p. 16, 20 ed. Bekker (ed. Bonn.), de
puvTixrjg tidijucov. 'O 8s avußoXog MsXäuTcodog signis p. 16, 20. 65, 4. Anonym. tcsqI 6xvXä>v
j) H6XXr\xog töhxo. ovxoi §s r\Guv üqigxoi xgivtiv xwv iv xij ^iyicc JZocpLa ed. Treu (Ühlau 1880)
xu. iiiXXovva = ib. s. v. av(.ißoXov, Marinas in oo S. 9 (= Maafs, Analecta sacra et profana,
d. Vita Prodi c. 10: Kai xig av iyivtxo avu- Marburg 1900, S. 4). Anonym. Byz. naga-
ßoXog xovxov GacpsGxeQog, -Aal oväs nölXnxog i) ßxäasig avvxo[ioi %qov. ed. Preger (Progr.
MsXduTtodog . . . sig xqigiv dsöusvog. Nach Maximilian-Gymn., München 1^98) S. 5, 22.
einer gütigen Mitteilung F. Vollmers kommt Über die Möglichkeit einer Darstellung des
P. auch b. Dracont. Rom. 8, 480 vor: Polles, voxiog PLöXog s. Maafs a. a. 0.; vgl. Berl. Ph Hol.
cui pinna loquax dat nosse futura. [Röscher.] Wochenschr. 22 (1902), 302. [Höfer.]
Yollis (IlöXXig, Plut.; IlöXig, Konon). 1) Führer Poltys (TLöXxvg), Sohn des Poseidon, König
der vordorischen Achäer und lemnischen Minyer von Ainos in Thrakien, der den Herakles gast-
2623 Polyaimon Polyboia 2624
lieh aufnahm; aber sein übermütiger Bruder aus dem Etym. genuinum gewonnenen ano-
Sarpedon wurde an dem Strande bei Ainos nymen Fragment eines Hymnus auf die Frie-
von Herakles erschossen. Apollod. 2, 5, 9. Schol. densgöttin heifst es: asv yag SistQ-^vv TIolv-
Ap. Bhod. 1, 216. Preller, Gr. Myih. 2, 235. ßotu %al avöoäßiv rjvtiog ulmv \ ■JuXvati£vr\g *cu
Nach Poltys war die Stadt Ainos Poltymbria &fjQsg avec dov[iu TtQvvvorrai. Die ersten Worte
genannt, Strab. 7, 319. Steph. B. v. Älvog u. sind nach Beitzenstein entweder zu lesen aev
Mtor^LßQia. Als während des trojanischen yciQ diu _ o | EiQr\vr\ HoXvßoia . . ., oder mit
Krieges die Troer und Achäer an den thraki- Weglassung des &i: 6sv yccg \ EIqtjvti HoXvßoia.
sehen König Poltys Gesandte und Beistand Bofsbach, Jahrb. f. klass. Phil. 143 (1881), «5
schickten, forderte er von Paris die Helena u. 10 hat erkannt, dafs SisiQrjvn = Sf Eiq^vt] ist
bot dafür zwei schöne Frauen an, Plut. reg. und den Schlufs des ersten Hexameters bildet,
et imperat. apophthegm.; vgl. Tomaschek, Die und vermutet, dafs vor noXvßoia ein Epitheton
alten Thraker in Sitzungsber. d. K. Akad. d. wie £v&r}lrjs, svSaificov, svoXßog zu ergänzen sei.
Wiss. zu Wien 131 (1894), I, 20. [Stoll.] Wir werden uns bescheiden müssen, in HoXv-
Polyaiinon (Ilolvcd^cov), ein Trojaner, Vater ßoia ein die Segnungen des Friedens bezeich-
des vor Troja von Teukros erlegten Amopaon, nendes Epitheton (vgl. Bd. 1 Sp. 1221, 43ff.) der
11. 8, 276. Tzetz. Alleg. 11. 0, 112. [Stoll.] Eirene zu erblicken. — 7) Eine Göttin, bald
Polyanax (IloXvävcci-), König in Melos, nach als Artemis, bald als Köre gedeutet, vgl. Hesych. :
dessen Tod der von Troja zurückkehrende IJoXvßoicc- &sog rig, vn iviav tdv 'Äotepig, vnb
Menestheus daselbst die Herrschaft erhielt, 20 de aXXcov Koqv. Die zweite Erwähnung der
Tzetz. L. 911 p. 871 Müller. [Stoll.] Polyboia findet sich bei Paus. 3, 19, 4 bei der
Polyandrien s. Pleiones. Beschreibung der Bildwerke, die an dem Hya-
Polyaratos (Uo^uaparos), einer jener Wunder- kinthosaltar in Amyklai angebracht waren,
männer wie Abaris u. s. w., Giern. Alex. Strom. auf welchem das altertümliche Erzbild des
1, 334a. Bohde, Psyche 22, 94, 1. [Höfer.] Apollon stand: TtsTtoii]ra.i Sh inl xov ßcouov
Polyarches (noXväQ%r]g), einheimischer Name xcti rj JrHnjtriQ ttccl K6qt\ v.al ÜXovrcov, i%\ 8\
des Dardanos, Schol. Ap. Bhod. 1, 916. ccvrotg MoTqkl te xui 'SIqcu, avv dt 6cpi6iv 'AcpQO-
[Stoll.] dir?] xcel 'A%"r\v& xs nccl "A^tsfiig' xolii£ovgi ä'
Polyarchos (IIoXv<xQ%og), Beiname des Hades ig ovquvov 'Tccxiv&ov -aal JToXvßoiav 'Tccxiv&ov,
als des aQ%cov rüv Xsyo^iivcov itXsiövcov ?} TtoXXcbv, 30 Tia&a Xe'yovßiv, adeXq>i)v c:7to9avovOav hti
Cor mit. de nat. deor. 35, p. 243 Osann. Vgl. iictQ&i'vov ; über die Anordnung der Figuren
Pleiones, Polloi, Polydaimon, Pasianax und vgl. Trendelenburg, Bulletino 1871, 125 f. Klein,
Wünsch, Rhein. Mus. 55 (1900), 67. [Höfer.] Arch.-Epigr. Mitih. aus Gest. 9 (1885), 161 ff.
Polybe %(IJoXvßr]), eine Danaide, vermählt Enmann, Kypros u. d. Ursprung des Aphro-
mit dem Ägyptiden Iltonomos ['?], Hyg. f. 170. ditekultus (Memoires de l'acad. imp. des sciences
Der letzte Name wenigstens ist korrupt. Ist de St. Petershourg VH Ser. 34 Tome nr. 13)
IloXvßv Kurzform zu IJoXvßoia? Vgl. Crusius, S. 35. O. Gruppe, Gr. Mythol. 165. Furt-
Philol. 47 (1892), 61, 2. [Stoll. J wängler, Meisterioerke 700. Bobert bei Pauhj-
Polybios (II[oXv]ßiog) , Gigant im Kampfe Wissotva, 3, 134 s. v. Bathykles. Während die
mit Hermes auf einer schwarzfigurigen Am- 40 genannten Gelehrten dem Wortlaut des Pau-
phora aus Caere, Jahn, Annali 1863, 243. sanias folgend eine Erhebung betr. Einführung
Gverbeck, Kunstntyth. Zeus 349 Atlas 4, 8. des Hyakinthos und der Polyboia (vgl. auch
M. Mayer, Giganten u. Titanen 286. [Höfer.] Unger, Philol. 37 [1877], -28. Bohde, Psyche
Polyboia (IloXvßoia). 1) Tochter des Oikles l2, 141) in das Götterreich annehmen, äui'sert
(s. d.) und der Hypermnestra (s. d. nr. 3), der sich WemicVe (Pauly -Wissoica 2, 1360), der
Tochter des Thespios, Schwester der Iphianeira Polyboia als Hypostase der Artemis auffafst,
und des Amphiaraos, Diod. 4, 68. — 2) Zweite folgend ermafsen: 'Ursprünglich waren wohl der
Gemahlin des Kyknos, Stiefmutter der Ten(n)es Jugendgott [s. aber unt.] Hyakinthos . . . und
und der Hemithea, die auch Philonome (s. d.) die Herdengöttin Artemis UoXvßow als ein
heilst, Schol. Hom. 11. 1, 38. Tzetz. Exeg. ad 50 Götterpaar aufgefafst, das im Geleite befreun-
lliad. p. 95, 26 Hermann. Eust. ad Hom. 11. deter Gottheiten dahin schritt oder fuhr, wie
33, 26 (= ad Dionys. Per. 536). — 3) Erste wir ähnlichen Götterzügen auf archaischen
Gemahlin des Aktor (s.d. nr. 1), des Sohnes Monumenten ... oft begegnen.' Eng verbunden
des Myrmidon, Eust. ad Hom. B. 321, 3. — ist Polyboia also mit Hyakinthos, wobei es
4) Dienerin der Hekabe, die den Leichnam des freilich fraglich bleibt, ob das geschwisterliche
von Polymestor gemordeten Polydoros findet, Verhältnis, an dem ja auch Pausanias durch
Schol. Law. ad Eur. Hec. 680 (= Ew. ed. sein *7ta&u Xiyovßiv'' zu zweifeln scheint, das
Matthiä 4, 156 Anm. 9), vgl. Schwartz z. d. ursprüngliche ist; wahrscheinlicher ist es wohl,
St. — * o) In einem arg verstümmelten, wohl dafs Hyakinthos und Polyboia eines jener
mythologischen Traktat (ob vielleicht aus 60 chthonischen Götterpaare ist, wie wir ihnen
Philodem, tisqi s<b6sß.l) in Vol. Herciüan. in vielen anderen Kulten begegnen, vgl. May-
coll. altera Tom. 8 Tat". 106, wo Z. 4 vielleicht bäum, Zeuskult in Boeotien (Progr. Doberan
der Name KsXcuv^w], Z. 6 ein mit Aao. . . be- 1901) Sp. 18. Denn dafs die noch von Crusius
ginnender Name, Z. 11 \ft~\vrpy FoQ[yövcov] zu Bd. 1 S. 2763 f. (vgl. Preller-Bobert 249. F. A.
erkennen ist, steht Z. 10: [Tl]oXvßoia. Wer Voigt, Beitr. z. Myih. d. Ares u. d. Athena 266.
damit gemeint ist, ist leider nicht zu ermitteln. Murr, Hie Pflanzenwelt in d. gr. Myth. 258)
— 6) In dem von Beitzenstein, lnedita poet. angenommene Bedeutung des Hyakinthos als
Graec. fragm. (Ind. lect. Rostock 1890/91), S. 9 der jugendlichen Natur, die der Sonnengott
2625 Polyboia Polyboia 2626
liebt (der Liebesbund zwischen Apollo und Halbapollo sein, in Konsequenz dessen man
Hyakinthos soll nach Fr. Hauser, Philol. 52 den Apollon in Aniyklai vierhändig und vier-
[1894], 209 ff. bes. 217f. schon den attischen ohrig (vgl. auch Bd. 1 Sp. 2763, 61 ff.) darge-
Künstlern des 5. Jahrb. bekannt gewesen sein, stellt habe; ebensowenig pafst dann die Bd 1
s. dagegen Bohde, Psyche l2, 138, 2) und doch Sp. 2765, 18 ff., 2764, 18 als richtig empfohlene,
durch seine Strahlen tötet, nicht die Ursprung- auch von Muafs a. a. 0. gebilligte Etymologie
liehe ist, hat Rolide a. a. 0. 137 ff. überzeugend 'Tän-ivdog = iuveneus, adulescentulus. Aufser
nachgewiesen, vgl. Wide, Lakon. Kalte 245. der Bd. 1 Sp. 2765 angeführten Etymologie sind
0. Gruppe, Gr. Mythol. 165. P. Kretschmer, noch zu erwähnen die von Lobeck, Pathol. serm.
Einleit. in die Gesch. d. griech. Sprache. 404. 10 Gr. proleg. 369 im Hinblick auf die gleick-
H. Bertsch, Meeresriesen, Erdgeister u. Licht- namige Blume betonte Zusammengehörigkeit
gö'tter in Griechenland (Progr. Tauberbischofs- von vccxiv&og und vaeeimuni, und die Erklärung
heim 1899) S. 14. Der am Hyakinthosaltar von Enmann a. a. 0. 51 des Hyakinthos als
bärtig dargestellte Hyakinthos, der Vater vieler fSonnenbeweger' von "'Tr\ (Semele), "Tng (Dio-
Töchter (s. Hyakinthides^ und Lusia) hat, wie nysos, vgl. auch Maafs a. a. 0. 406 Anm.), Stamm
Bohde ausführt, keine Ähnlichkeit mit dem 'Tu = 6va, GsJ-a, aaJ-a (vgl. Uäßog, Uaßädiog,
zarten, von Apollo geliebten und in eine Blume UavdSiog, öccfeliog = i]iXtog und dem Yerburn
— wie stimmt mit dieser Verwandlungsfabel xiveoi. Es ist mifslich, die Zahl der etymo-
die Darstellung am Altar überein'? — ver- logischen Versuche noch zu vermehren; doch
wandelten Jüngling. Vielmehr ist Hyakinthos 20 würde dem Wesen des Hyakinthos, der als
ein alter Erdgeist, dessen Dienst älter als der Erdgeist in erster Linie als Orakelgottheit
des Apollon war, aber allmählich von diesem zu denken ist, eine Ableitung seines Namens
zurückgedrängt, wenn auch nicht völlig ver- von id. ^Stimme, Laut', vgl! la%£oo, i<x%i], J-tfaxv
drängt wurde, dessen Erinnerung noch in dem etc. entsprechen. Die Form des Namens 'Ja-
Feste der Hyakinthien, in das er sich freilich xvv&og bez. 'IdHvv&og mufs erschlossen werden
mit Apollon teilen mufste, und in dem Bei- aus dem Beinamen der Artemis ' 1('1)(xy.vv&o-
namen des Apollon Tdxtv&og, 'Taxiv&iog fort- tQÖcpog (s. unten), wo P. Kretschmer a. a. 0. 404,
lebte (Belegstellen bei Pauly-Wissowa, Maafs, 2 allerdings nur eine Umstellung der Vokale
Hermes 25 [1890], 405, der den Beinamen 'Ta- annimmt; aber unmöglich erscheint es doch
y.Lv&iog als Kurzform zu Taxiv&ozQÖcpog [s. unten] 30 nicht, dafs 'I^tyccHvvfrog die ursprüngliche Form
fafst). Mir scheint der Beiname 'Tay.irfriog (vgl. 'igdy.vvbog, Zdxvr&og) ist, die durch den
nach der Analogie von Hv^iog erklärt werden Anklang an den Blumennamen Hyakinthos
zu müssen. Denn eine treffende Parallele zu durch diesen, der zugleich die Elemente zur
Apollon -Hyakinthos bietet Apollon -Python. Verwandlungssage bot, verdrängt worden ist.
Wie in Amyklai Apollon über dem Grabe des So dunkel der Name Hyakinthos, so durch-
Erdgeistes Hyakinthos, so thront er in Delphi sichtig ist der seiner angeblichen Schwester:
über dem Grabe des Erdgeistes Python (JIv&cov nolvßow rdie Vielnährerin', (Creuzer, Symbolik
öaiuoviov iiavrtxov, Hesych. Bohde a. a. 0. 133): 4, 337. K. Schwende, Bhein. Mus. 6, 543. Unger,
beide, Hyakinthos und Python, haben dem Philolog. 37 [1877], 28. Wide a. a. 0. 294) ist
Apollon weichen müssen, aber der alte Gott 40 ein bezeichnender Name für eine segenspen-
lebt wenigstens fort in dem Beinamen — Hya- dende, ebthonische Gottheit, als welche wir Poly-
kinthos bez. Pythios — seines Verdrängers. boia gleich ihrem männlichen Gegenstück auf-
Zwischen Apollon und Python berichten die zufassen haben; vgl. Polyboteira als Beinamen
Sagen von einem feindlichen Verhältnisse, von der Demeter und der Erde. Der Begriff TJerden-
einem Kampfe, und wer vermag zu sagen, ob göttin', als welche sie Wernicke oben a. A. (vgl.
nicht auch anstatt des späteren Liebesbundes auch Eust. ad Hom. B. 1053, 53. Fick-Bechtel,
zwischen Apollon und Hyakinthos ursprünglich Die griech. Personennamen 384) bezeichnet, ist
ein feindliches Verhältnis zwischen beiden vor- wohl zu eng gefafst. Als segenspendende Gott-
auszusetzen ist, dafs eine Sage berichtete, heit wird sie daher von Hesycli. (s. oben) dem
Apollo habe den Hyakinthos ebenso wie den 50 Wesen nach der Köre gleichgesetzt, die ähn-
Python im Kampfe getötet, und dafs die Hya- lieh Msllßoicc (s. d.) heifst, vgl. 0. Müller,
kinthien genau in demselben Sinne ein uyatv Dorier 1, 354f. 0. Gruppe a. a. 0. 166. 521
inizdcpiog für Hyakinthos gewesen sind, wie Anm. 1. Wenn sie bei Hesych. auch der Ar-
die Pythien es für Python waren? Ein Beweis temis gleichgesetzt wird — dafs sie von dieser
für diese Ansicht wäre es, wenn bei Philodem. ursprünglich verschieden ist, zeigt schon die
7tiQL tvatß. p. 7 Gomperz von Georg Schmid, Darstellung am Hyakinthosaltar, wo Polyboia
Philodemea (Progr. St. Katharinen - Schule und Artemis zusammen dargestellt waren — ,
Petersburg 1885) S. 2 f. der Text richtig her- so ist entweder an Artemis-Hekate (so Bohde
gestellt und die Beziehung auf Hyakinthos a. a. 0. 140, 2) zu denken, oder es ist hierfür
richtig erkannt ist: 7tQo[g Tunöllcavog] anovto[g 60 das Verhältnis Apollos zu Hyakinthos be-
di6x£vovt]og- <!>£()£Hvd[7}g ds nec] razsv^sv&iv[ra stimmend gewesen: wie Apollo diesen in sich
T'cltvzi]6<xl cpr,[ai7']. Luetke, Pherecydea 6 be- aufgenommen hat, so ist Apollos Schwester
zieht das Fragment freilich auf die Tötung an Stelle der Hyakinthosgenossin Polyboia ge-
des Tityos durch Apollon. Wenn aber Hya- treten. In zwei Inschriften auf Knidos erscheint
kinthos ein alter, durch Apollon verdrängter "AQxa^ig'Ia%vvQ-oTQÖcpog{Neivton, Halicamassus,
Erdgeist ist, so kann er nicht, wie Enmann Cnidus and Branchidae 2, 745. 766) oder wie
a. a. 0. 35 will, nur eine Form des Apollon Bechtel bei Collitz 3, 3502. 3512. 3Iaafs a. a. 0
selbst, Apollon als Heros, ein chthonischer 405. Kretschmer 404, 2 schreiben, 'Iu%vvfto-
Koschek, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 83
2627 Polybos Polybos 2628
rgöcpog; auch ein Fest ' Iay.w9oTQ[6(pio: scheint sonders durch die Oidipussage, in die er ver-
nacb der Inschrift Corr. hell. 7 (1883), 485, die woben worden ist, bekannte König, über den
von Bechtel a. a. 0. 3, 3501 verbessert ist, für man vgl. Schneideirin, Die Sage vom Oedipus,
Knidos nachgewiesen; den Zusammenhang Abhandl. der histor.-philol. Kl. d. Kgl. Gesell-
dieser Artemis mit dem Apollon von Amyklai schaff d. Wiss. zu Göttingen 5 (1851/2), 191 ff.
und dem Feste der Hyakinthien haben bereits E. Wilisch, Die Sagen von Korinth nach ihrer
Bechtel a. a. 0. zu nr. 3512 und Maafs a. a. 0. gesch. Bedeutung , Jahrb. f. Jclass. Philol. 117
405 betont; nach Maafs ist 'TaxLv&oTQoyog (1878), 744 f. Bethe, Thebanische Heldenlieder
(vgl. Sp. 2626, 65) = KovQozgocpog, wie Apollon 67 ff. Wecklein, Die kyJclische Thebais, die Oedi-
Hyakinthios = Apollon Kovpiötog sei. Diese 10 podee, die Oedipussage u. der Oedipus des Euri-
Ansicht steht und fällt aber mit der für 'Tä- pides (Sitzu)igsber. d. philos. -philol. Kl. d. kgl.
xtv&os angenommenen etymologischen Bedeu- bayr. Akad. d.Wiss. zu München 1901) S. 667 ff.
tung = iuvencus. M. E. ist der Beiname 689 ff. 0. Gruppe, Griech. Mythol. 124. 505.
' Iuxvi'iroTQocpog, wenn er auch vielleicht die 510. 513 ff. und den Art. Oidipus, Bd. 3, bes.
ältere Namensform 'Idxvv&og beibehalten hat, Sp. 706 ff., zu dem im folgenden, soweit sie sich
jung und unter dem Einflufs von der geläufigen auf Polybos beziehen, einige Ergänzungen bez.
Form der Sage entstanden, nach der aus des Modifikationen gegeben werden. Polybos ist
Hyakinthos Blute die gleichnamige Blume ent- an verschiedenen Orten lokalisiert und dem-
sprofste, und bezeichnet die Göttin als Pflegerin entsprechend ist auch seine Genealogie eine
spez.derHyakinthosblume, vgl. ob.Bd.l Sp.562f. : 20 verschiedene, schwanken vor allen Dingen die
c Artemis als Göttin vegetativer Fruchtbarkeit'. Namen seiner Gattinnen, vgl. Ed. Schirartz,
Eine Konsequenz der späteren Sage, die den Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. 12 S. 452. Wir
Hyakinthos als zarten Jüngling sterben liefs, treffen ihn
war es, dafs auch seine Schwester bez. Kult- A) in Sikyon, wo er Sohn des Hermes —
genossin Polyboia in Jugendblüte sterben (als Vater des Polybos wird Hermes auch ge-
mufste. Aber ihr ursprüngliches Wesen sehim- nannt 1) bei Nikol. Damask. fr. 15 F. H. G.
mert noch durch ihren Namen (s. oben), und 3, 366, der freilich Korinth [s. unten B] als
beachtenswert ist, dafs die Schwester des mit Sitz des P. angiebt, und 2) in der boiotischen
Hyakinthos wesensgleichen Amphiaraos, der Version s. unten D) — und der Chthonophyle
ursprünglich auch ein chthonischer Gott war, 30 (s. d.), der Tochter des Sikyon ist. Er vermählt
gleichfalls Polyboia (nr. 1) genannt wird und seine Tochter Lysianassa — (Aveiu.ä%r\, Me-
dafs der Name eines anderen chthonischen naichmos von Sikyon im Schol. Pind. Kern.
Gottes, TQoycoviog, dieselbe Bedeutung in sich 9, 30; AvaLn-nn, Schol. Plat. Bep. 590a p. 359
trägt wie Polyboia. Dafs diese gleichfalls an Herrn, vgl. Bethe a. a. 0. 45, 4) — mit Talaos.
den Hyakinthien Anteil hatte und in Amyklai dem König von Argos, dem sie den Adrastos
ein Idol besafs, ist wohl mit Sicherheit anzu- (s. d.) und den Pronax (s. d.) gebiert. Als Pro-
nehmen, Wide a. a. 0. 294. Furtwängler a. a. 0. nax von den sich gegen ihn auflehnenden (bei
700. 705. [Höfer,] Menaichmos a. a. 0. ist mit Tycho Mommsen,
Polybos (Ilölvßog) 1 ) Troer, Sohn des Antenor, Parerga Pindarica 9 zu lesen npcovat, . . . cäo-
Hom. II. 11, 59. Tzetz. Alleg. II. 11, 45. Wenn 40 ftv-rjeitsi v.ccxaaxaciaa&slg [cod. ■narcc6Toc&s\g]
bei Quint. Smyrn. 8, 86 der Name des von Neo- vnb kiupiapäov) Anaxagoriden und dem Me-
ptolemos getöteten Troers Hölvvog mit Köchly lampodiden Amphiaraos erschlagen wurde, floh
in Ilölvßog zu ändern ist, könnte dieser mit dem Adrastos zu seinem Grofsvater Polybos, der ihm
Antenorsohne identisch sein. — 2) Herrscher bei seinem Tode die Herrschaft über Sikyon
im ägyptischen Theben, der wie seine Gattin überliefs, da er selbst kinderlos (cntaiq, Schol.
Alkandra der Helena, so dem Menelaos kost- Pind. Kern, a. a. 0.; in demselben Scholion
bare Geschenke machte, Hom. Od. 4, 124 ff. am E. genauer %a}olg tTCiyoryg äpoemxfig) war.
(Athen. 5, 191b). Gegen die von Lauth. Troias So berichten sich ergänzend Pausanias (2, 6, 6)
Epoche, Abh. der I. Kl. d. k. Akad. d. Wiss. zu und Menaichmos a. a. 0., so dafs es offenbar
Manchen 14, II. Abt., S. 38 f. 44 vorgeschlagene 50 ist, dafs Pausanias der mündlichen Uberliefe-
Gleichsetzung des Polybos mit dem ägyptischen rung der Sikyonier (C. Frick, Jahrb. f klass.
König Ramses IX Netlsvg s. die scharfe Kritik Phil. 107 [1873], 709), wie sie durch Menaich-
von v.Gutschmid, Kl. Schriften 1, 551. BeiPollux mos (Kalkmann, Pausanias der Perieget 149)
6,97: Trilt[iäxov didovrog Mtvtlsco Sv äoaulv- gegeben ist, folgt. Mit dieser Darstellung
&ovs mufs es statt Tr\l£uä%ov heifsen IJolvßov, stimmt auch der Bericht bei Herod. 5, 67.
Kaibel, Hermes 30 (1895), 429. — 3) Phaiake, Schol Hom. 11. 2, 572; vgl. Serv. Verg. Aen.
geschickter Ballanfertiger, Hom. Od. 8, 373 6, 480; und auch Piudar Nem. 9, 14 (30 ff.),
(Schol. Plato Theät. 146 a p. 237 Hermann). Eust, der freilich den Namen des Polybos nicht
ad Hom. Od. 1601, 22. — 4) Vater des Eury- nennt, spielt auf diese Sage als eine völlig be-
machos (s. d. nr. 1), Hom. Od. 1, 176. 15, 519. 16, 60 kannte an, so dafs Bethe a. a. 0. 44 ff. annimmt,
345. 18, 349. 20, 359. — 5) Freier der Penelope, dafs sie auf ein homerisches Epos, A^icpidQtco
Hom. Od. 22, 243. Apollod, Epit. 7, 29. Oo. i^Üaaig zurückgehe. Andere Erklärer im Schol.
Heroid. 1, 91, von Eumaios getötet, Hom. Od. Pind. Kern. a. a. 0. lassen den Adrastos nach
22, 284. In dem Freierkatalog bei Apollod. Sikyon kommen und die (nicht eine: yf^ica
a. a. 0. wird Polybos als Name eines zweiten tijv IJolvßov &vyartQa) Tochter des P. heiraten.
Freiers der Penelope genannt, vgl. Wagner, Bethe a. a. 0. 46, 7 sieht in dieser Notiz ein
Bh.Mus.i6 (1891), 419; vgl. auch Friedländer, Mifsverständnis der Scholiasten; Luebbert, De
Fleckeisens Jahrb. Suppl. 3, 827. — 6) Der be- Pindaro Clisthenis Sicyonii institutorum censore
2(329 Polybos Polybos 2630
(Ind. Schol. Bonn S. S. 1884) S. 12 meint, Adra- Periboia Polybi regt's uxor . . . sustulit Polyho
stos habe eine jüngere (namenlose) Schwester sciente, wo freilich nach Wecklein a. a. 0. 669
seiner Mutter Lysianassa, also seine Tante, die Worte 'Polyho sciente' wie eine Interpola-
geheiratet. so dafs er einerseits der Enkel, tion aussehen, die im Hinblick auf die Dich-
andererseits der Schwiegersohn des Polybos tung des Sophokles gemacht sei. Denn bei
gewesen sei. Eine unbefangene Interpretation diesem (v. 1021 ff.) weifs Polybos, dafs Oidipus
kann aber m. E. unter dieser Tochter nur die ein Findling ist, ebenso bei Nicol. Dam. fr. 15,
Lysianassa, die sonst als Mutter des Adrastos nach dem Polybos sogar dem Knäblein den
erscheint, verstehen, eine freilich singulare Namen Oidipus giebt. Bei Sophokles, bei dem
Form der Sage. Der Name der Gattin des 10 bekanntlich Korinth (Oid. B. 774. 936. 955. 997.
Polybos und Mutter der Lysianassa wird nicht ebenso Apollod. 3, 5, 7. Chrysippos bei Alexand.
genannt, vielleicht hiefs sie Argeia (s. unt. D). de fato c. 31. Hyg. f. 67 p. 74, 6. Schol. Eur.
Während nach dieser Gestaltung der Sage Phoen. 28. Schol. Soj)h. Oed. .R. 924. Nicol. Dam.
Polybos dem Adrastos die Herrschaft übergiebt, a. a. 0. s. unt. B) Sitz des Polybos ist, heilst
Adrastos also als legitimer Herrscher von Sikyon seine Gemahlin Merope, Oed. B. 775. 990. H
erscheint, ist in der sikyonischen Königsliste Dibbelt, Quaest. Coat myth. p. 6; vgl. Schol.
bei Kastor %eq\ vfjg ßaailiUg r&v Hl- Eur. Phoen. 27. 29. 1044*. 1607. 1760 (an letz-
kvcovIcov bei Euseb. Chron. 1 p. 176 Schöne, terer Stelle ist aber wieder Sikyon als Heimat
Synkellos 279, 18 ff. = Eusebius a. a. 0. 2, 44. des Polybos genannt). Nach Pherekydes im
46.50 Adrastos von Polybos durch zwei Könige, 20 Schol. Soph. Oed. P. 775 ist Medusa, Tochter
Inachos und Phaistos, die zusammen 48 Jahre des Orsilochos, die Gattin des Polybos, nach
regieren, getrennt. Diese Interpolation ist von andern Antiochis, die Tochter des Chalkon,
Kleisthenes, dem Tyrannen von Sikyon. ver- Schol. Soph. a. a. 0. Den Polybos als Pflege-
anlafst worden aus dem Bestreben, die Legi- vater des Oidipus hatte auch Aischylos er-
timierung der Herrschaft von Argos über Sikyon wähnt, Ar ist. Ran. 1192. — Schneidewin 180 f.
zu verwischen und den ihm verhafsten Kultus nimmt an, dafs bei Aischylos schwerlich schon
des Argivers Adrastos zu verdrängen, Frick Korinth als Sitz des Polybos genannt war.
a.a.O. 710 ff. Luebbert a.a.O. 13 ff. Bethe Von Oidipus empfängt Polybos die Rosse (Maul-
a. a. 0. 43. Mart. Vogt, Jahrb. f. klass. Phil. tiere, Nik. Dam. fr. 15) des erschlagenen Laios,
Suppl. 27(1902), 754. Gutschm id. Jahrb. f. klass. 30 Antimachos iv Avdy fr. 3 (Bergk 2\ 289) aus
Phil. 83 (1861), 26 ff. Busolt, Gr. Gesch. I2, Schol. Eur. Phoen.' 44 oder dessen Wagen
665, 4. (ö%i]uaTa, Eur. Phoen. 44. ägya, Peisandros
Wenn Polybos sein Reich seinem Enkel im Schol. Ew. 1760) und 'reinigt' den Oidipus
Adrastos übergiebt, so folgt hieraus für die vom Totschlag, Schol. Eur. Phoen. 44. Unger,
Oidipussage entweder, dafs eine Verbindung Theb. Paradoxa 244, vgl. Lobeck, Aglaoph. 300 f.
des Polybos mit Oidipus überhaupt noch nicht 968 f. Die Schenkung des Wagens an Polybos
besteht, und darauf weist Schol. Hom. Od. 11, kombiniert Wecklein a. a. 0. 673 f. 689 ff. mit
271 hin, nach dem sikyonische Pferdehirten der Notiz im Schol. Eur. Plioen. 26: oi ds
den Oidipus aufzogen, — oder dafs Polybos Tlolvßov avrbv (den Oidipus) rvcplä)6u.i rovg
über die wahre Abkunft des Oidipus unter- 40 negl rfjg TtocTgoatoviag %gr\6\iL0vg aKOvauvtcc
richtet ist. Untergeschoben ist Oidipus dem (s. d. Art. Oidipus Bd. 3 Sp. 730, 37 ff. ; anders
Polybos von seiner Gemahlin nsgißoia (s. d. H. Kullmer, Jahrb. f. klass. Phil. Suppl. 27
nr. 9 und die Abbildung Artikel Oidipus Bd. 3 [1902], 495) und mit Euripides bei Schol. Eur.
S\).70ö/&)nachHygin.frgm.NiebiihrheiSchinidt, Phoen. 61: iv 6h reo OiSLnoöi (fr. 545) 01
Praef. XLIX. Hyg. f. 67 p. 74, 6 Schm. An Acäov &tgä7rovt£g (ob das Wort fttganowsg,
letzterer Stelle ist freilich nicht, wie im Fr gm. das sich auch bei Nik. Dam. fr. 15 findet, eine
Nieb. Sikyon, sondern Korinth genannt; ebenso besondere Bedeutung f Waffengenossen ' hat,
bei Apollod. 3, 5, 7. Wie überhaupt die Sagen- wie Welcker, Gr. Trag. 538 vermutet, ist nicht
mischung bunt durcheinander geht, beweist erweisbar) irvcpXcoGav avtöv 'rjyslg dh IIoXv-
am besten Schol. Eur. Phoen. 26 u. 28, wo an 50 ßov TtuiS'' igslcarrsg TtiSco i^oiiuaxoviiBv %<xi
der ersten Stelle der ins Meer ausgesetzte Oidi- öiöllvubv xogccg (Artikel Oidipus Bd. 3 Sp. 730,
pus in Sikyon, nach der zweiten, die wohl 50 ff.) dahin, dafs Polybos, der den Oidipus als
unter der seit Sophokles oder seiner Quelle eigenen Sohn betrachtet, nun aber das Orakel,
(s. unt. B) feststehenden Tradition steht, in dafs dieser seinen Vater töten solle, vernommen
Korinth landet; vgl. Bethe 67, 38. Im Prolog habe, mit seiner Gemahlin auf dem Wagen
der Phoinissai (v. 31) spricht Euripides gleich- des Laios nach Theben gefahren sei, um den
falls von einer Unterschiebung, aber ohne den Sohn zwar nicht zu töten, aber ihm durch
Namen der Polybosgattin und den Ort der die Raubung des Augenlichtes die Ermordung
Handlung, ob Sikyon oder Korinth, anzugeben. des Vaters unmöglich zu machen. Periboia
Diodor (4, 64) läfst uns im ungewissen, ob 60 (oder Merope) habe sich aus Furcht verstofsen
Polybos über die wahre Abstammung des Oidi- zu werden gescheut, ihrem Gemahl den wahren
pus. den die von Laios mit der Aussetzung Sachverhalt mitzuteilen. In Theben habe Poly-
beauftragten Diener direkt der (ungenannten) bos die Diener des Laios, welche selber den
Polybosgattin übergeben, aufgeklärt ist; vgl. Wagen des Laios erkannt und daraus geschlossen
auch Schol. Eur. Phoen. 26: oi öh slg fräXaoaav hätten, dafs Oidipus der Mörder ihres alten
ixQuprjvcci . . . -neu 7igoGox£LlavTcc zy ZcavCovi Herrn sei, gewonnen, den Oidipus zu blenden.
vTtb rov IJolvßov avaTQUcpfjvcii, während Hyg. Nun habe auch Periboia nicht länger mit ihrem
f. 66 ausdrücklich bemerkt: Hunc (des Oidipus) Geheimnis zurückhalten können; lokaste habe
83*
2631 Polybos Polybos 2632
erfahren, dai's ihr Sohn aufser ein Vatermörder sippos ; sie steht im Dienst einer jenseits des
auch noch ihr Gemahl sei, und sich erhängt. menschlichen Wissens geheimnisvoll waltenden
Periboia sei wohl von Polybos bestraft worden. Nemesis.' Eine Spur dieser Überlieferung findet
Demgemäl's erkennt Wecklein 691 in der Dar- Gruppe 513, 3 bei Poykos fr. 48 aus Paus. 2,
Stellung auf der im Art. Oidipus Bd. 3 Sp. 731, 6, 5, nach dem der Grofsvater des Polybos,
52 erwähnten etruskischeu Urne (Blendung des Sikyon, ein Sohn des Pelops heifst. Vielleicht
Oidipus) in dem links stehenden Manne den gehört auch die Verwebung der Hippodameia
Polybos, in der hinter ihm sitzenden Frau die (s. unt. Sp. 2632, 46) in die Oidipussage hierher.
Periboia. Diese Auffassung Weckleins erscheint Gruppe a. a. 0. 509, 4 nimmt an, dafs Hippoda-
mir jedoch unrichtig. Denn 1) von wem soll 10 meia, um ihrer Tochter die Schande der Kinder-
Polybos das Orakel its gl TtarQoy.toviag erfahren, losigkeit zu sparen, ihr bei der Unterschiebung
wenn nicht von Oidipus? Aber dieser ist ja mitgeholfen habe.
in Theben, schon viele Jahre — denn auf der B) Korinth. Ohne Zusammenbang mit der
Urne sind nach Wecklein seine Söhne Poly- Oidipussage erscheint der Korinther Polybos
neikes und Eteokles mit dargestellt — mit als Vater der Alkinoe*) (s. d. nr. 3), der Gattin
lokaste verheiratet. Gruppe 525 meint, Poly- des Ainphilochos, des Sohnes des Dryas, Moiro
bos habe den Oidipus geblendet, ' durch ein iv tccig 'Aqcci g bei Parthen. 27. Wilisch a.a.O.
Orakel von dem Vatermord in Kenntnis ge- 745. Immisch, KJaros (Jahrb. f. Jrfass. Phil.
setzt'; aber im Text steht: rovg tzsqI xi)g Suppl. 17 [1890] S. 188. Nach Korinth gehört
TtixtQOKToviocg %Q7]0[iovg ccxovoccg, aber nicht, 20 wohl Polybos auch als Vater des Argos (s. unt.
was man dann doch wohl erwarten würde, etwa Sp. 2635). Die Einführung von Korinth in die
%Qr]6[ibv Xaßoiv, was, wie es scheint, der ge- Oidipussage wird gewöhnlich (Schneidewin 192)
wohnliche Ausdruck für ein persönliches Ent- auf Sophokles zurückgeführt; nach Gruppe 521
gegennehmen eines Orakelspruches ist, s. unt. 2 ist Korinth schon vor Sophokles als Sitz des
Sp. 2635, 31 Steph. Byz. s. v. Tqu[lvcc: Odysseus Polybos genannt worden, und zwar geht Sopho-
laßcov %qt}Ou6v. Aeschin. antra Ctesiphon. 108. kies nach Bethe 162 ff. auf die Thebais zurück,
Plut. Mor. 191b. vita Demetr. 13. — 2) Ist es aus der Sophokles auch die Wendung entnommen
denkbar, dafs des Laios Diener, die doch jetzt habe, dafs die Gattin des Polybos mit Wissen
des Oidipus Diener sind, sich von Polybos ge- ihres Gemahls den Oidipus an Kindes Statt
winnen lassen, ihren eigenen Herrn zubienden? 30 aufgezogen habe (s. ob.). Von dem korinthi-
( — Eine Vermutung hierüber s. im Art. Oidi- sehen Polybos giebt scheinbar kein Zeugnis
pus Bd. 3 Sp. 730, 53 ff.) — 3) Ist es nicht Nachricht über seine Abstammung. Bethe 75
widersinnig, dafs Polybos den Oidipus selbst hebt diese Thatsache hervor: r korinthische
aufsucht, um ihn zu blenden, einmal, weil er Sage kennt weder Eltern des Polybos noch
fürchten mufs, dafs der Schicksalsspruch sich weifs sie zu berichten, was aus seinem Reiche
dann an ihm vollendet, dann auch, weil die wird'. Und doch läfst sich wahrscheinlich
beabsichtigte Blendung für ihn mit der gröfsten machen, dafs in korinthischer Sage Helios
Gefahr verbunden war? Denn auf die Unter- Vater des Polybos ist. Schon Bd. 3 Sp. 708,
Stützung durch die Diener des Laios kann er ja 49 ff. wird die Vermutung ausgesprochen, dafs
von vornherein gar nicht rechnen. — 4) Wider- 40 in dem Schol. Eur. Phoen. 26 : ol ds elg ftälccoauv
spricht diese wohlüberlegte Grausamkeit der iv.QLcpfjvai, ßXrj&tvrcc sig kdQvaxa xal itQ06o~y.ii-
sonstigen Charakterzeichnung des Polybos, der Xccvxa xy Uixvävi intb xov üolvßov kvutqcc-
als mild (Hyg. f. 67 : clemens; vgl. Schol. Oeä. P. cpfjvca. Qvioi Sh ■xal'IIXlov cpaclv avtbv slvai
775. 783ff.) ja als allzu nachsichtig gegen seine ituiScc. xivsg öh . . . (nach Schicartz etwa aus-
Untergebenen (Schol. Hom. B. 2, 572) geschil- zufallen durch £v£%&tvxcc Ttqbg) . . . 'I-mtodä-
dert wird. Aus der ersten Bestürzung, als er, [isiav xi)v Olvo^äov v7ioßtßh~]6&ai avrbv ecvxco
wie anzunehmen ist, von Oidipus das Orakel qxx6iv, die Worte 'Hliov — Ttcddu nicht auf
erfährt, wäre seine That viel leichter zu ver-
stehen. — Dafs der an Polybos geschenkte *) Dieae Polybostochter lAlxivörj springt freiwillig
Wagen resp. das Maultiergespann als Er- 50 *»■ Meer> der Poiybossoim Glaukos (s. unt. Sp. 2634, 53)
kennungsmittel irgendwie diente, ist unbe- *ut, wenn auch unter andern Umständen dasselbe; nach
,. ° n ° ,-,, ., .'_„ t->,t Mnaseas bei Athen. 7, 296 b war dieser Glaukos ein Sohn
dingt anzunehmen Schneidewin 177. Bethe des Anthedon und der L^^ö,,;, die Schwester der L^;.-
164, 6. Vielleicht benutzte ihn Periboia, als ,,„,;,.,., Merope, ist Mutter des korinthischen Glaukos, der
Sie, wie Hygin. f. 67 erzählt, nach Theben gleichfalls den Meeressturz thut, in der megarischen Sage
kam, urn dem durch die Nachricht über des wird 'Aly.wöti (s. d. nr. 4; vgl. Ov. Met. 7, 40i. v. Wüamo-
Polybos Tod betrübten Oidipus den wahren «"'-> Kennet 18, 419) von ihrem Vater Skiron ins Meer
Sachverhalt mitzuteilen. Wie hier Periboia, gestürzt,— sollte nicht auch an unserer stelle statt IV.-
so meldet bei Soph. Oed, B. 941 ff. der Hirt "f'™ leleu sein ^v^ 'ein ^ame' der 5ür das S(*ick;
, »1,1 i ttii z-si t n sal dieser Heroine und für den Kreis, zu dem sie gehört
das Ableben des Polybos. Ob m der Fassung viel bezeicnnender ist alg i^,,,^? Esj kommt hinzu,
des frgm. Nieb., wo Periboia ebenfalls nach 60 dafsL-i^udr»;, gewifs nicht zufällig, wiederholt als korin-
Theben kommt, Polybos noch lebend ZU denken thischer Personenname begegnet, so als Mutter des Dio-
ist, wie Bethe 74 annimmt, ist nicht bestimmt kies, der 728 v. Chr. in Olympia siegte (Afric. bei Euseb.
ZU ermitteln. b 196) und der Korinth verliefs öia/uiaqaag tbv sQtota
Nach Gruppe 513 war Polybos in der siky- r!jv *fc PP^s 'AXy.v6v,h; Aristot. Pol. 2, 9, 6 (= 2, 12
onischen Sage ebenso wie in der teneatischen £-,12Ma 33 ed' ^eroli'1.einfe Krzfhlu^'. dio als Y^
r,,. r-1-r.i r-ri • -i j i • holung unserer Sage klingt, in der Alkinoe aus .beiden-
Schwiegersohn des Pelops. 'Indem seine Uatfan scuaft 2U einem aadern Manne Gatten UIld Kind verlafst.
Oidipus zum Vatermord aufwachsen lafst, wird _ Eine andere Alkyone ist Tochter des Korinthiers Age-
sie unbewufst Rächerin ihres Bruders Chry- m0n, Poiemon bei Athen. 15, 696 f.
2633 Polybos Polybos 2634
Oidipus, den Wecklein a. a. 0. 683ff. mit Bre'al, verehrte Helios, dessen Reichtum an Rindern
Melanges de mythol. 1877 mit Bezug hierauf (Schol. Find. Nom. 4, 43. Isthm. 5 [6], 47 und
als einen Heros des Lichtes deutet, sondern dazu Robert, Hermes 19 [1884], 481 f. 484) in
auf Polybos zu beziehen seien. Das Scholion dem Namen seines Sohnes Polybos so recht
ist verderbt und wird auch, wie Bethe 71, 45 zum Ausdruck kam. Polybos als Sohn des
selbst zugiebt, durch die von ihm versuchte Helios erscheint verständlich, und wird durch
Umstellung nicht geheilt. Mit den Worten den Zusammenhang im obigen Scholion ge-
'ivioi de xal 'HXiovji. x. 1. beginnt eine von fordert, — Oidipus als Sohn des Helios, er-
der gewöhnlichen Überlieferung abweichende scheint mir trotz Weckleui unfafsbar. Über
Version. Die Worte 'einige aber berichten, er io die .Gattin des korinthischen Polybos s. ob. A.
sei Sohn des Helios' verlangen unbedingt, dafs — Über letzteren selbst urteilt Schneideicin 193
vorausgeht: fer war der Sohn des . . .' Es (vgl. 168. Bethe 75), dafs er dem alten Epos
bleibt kaum etwas anders übrig als an Polybos unbekannt sei cund bei Sopholdes in Korinth
zu denken, und Sp. 708, 60 wurde vermutet weiter keine Bedeutung habe als die des mäch-
tig ys xai dh 6 H6lvßog'EQ\.iov uvca), — das ist tigen Herrschers der glänzenden Stadt; ob die
die sikyonische Überlieferung — ), und daran alte Königsreihe Korinths wirklich einen solchen
schliefst sich die andere Version: Zvioi 8s v.al König kannte oder nicht, war dem Dichter
'Hilov v.. x. I. Die Namen des griechischen gleichgiltig'. Korinth hat sich zur Erhöhung
Mythos sind selten bedeutungslos, Polybos seines eigenen Glanzes an die Stelle von Sikyon
sicher nicht. IJ6lv-ßog, mag der Name auch 20 gesetzt und zu den Änderungen, die es zu diesem
ursprünglich auf Beziehung zur Unterwelt hin- Zwecke (man vergleiche die bekannte Erzählung,
weisen (Bd. 3 Sp. 742. Schneidewin 193. Weck- nach der die Korinther den Euripides bewogen
lein 685), wurde allgemein als der 'Herden- haben sollen, den auf ihnen lastenden Mord
reiche, Rinderreiche' aufgefafst, Eust. ad Hom. der Kinder der Medeia auf diese zu übertragen,
//. 1053, 54. Etym. M. 680, 57. Schwende, Etym.- Ael. v. h. 5, 21) vorgenommen hat, gehört auch
mythol. Andeut. 133. 303. Lobeck, Paralip. die Einführung des Helios als Vater des Polybos.
251. Welcker, Aesch. Trdogie 357. TJoederlein, C) Tenea, wo Polybos den Oidipus auf-
Homer. Glossar. 1, 241, 370. 3, 68, 2021. v. Syoel, gezogen haben soll, Strabo 8, 380, s. Oidipus
Mythol. der Mas 218. Fiele, Bezzenbergers Bd. 3 Sp. 711, 23 ff. Nach Gruppe a. a. O. 124.
Beiträge 26 (1901), 113. Usener, Mhein. Mus. 30 513 ist die in Tenedos von Tennes (s. d.) er-
53 (1898), 340 u. Anm. 5. Fick-Btchtel, Griech. zählte Aussetzung in einem Kasten in Tenea
Personennamen 384, und daher ist er in der sikyo- auf Oidipus übertragen worden, vgl. Strabo
nischen Sage Sohn des Herdengottes {Boscher a. a. O. : doxzl dh xai cvyytvstc:. xig slvai Tsve-
Bd. 1 Sp. 2377 ff.) Hermes. Eigentümlich ist öloig Ttgbg xovxovg (die Tenaten) a-jtb Ttvvov,
der sikyonischen Sage die Erziehung bez. Auf- v.a&ccTttQ eiQrjxsv 'AqiGxoxi1r[g. Wie Polybos
findung des Oidipus durch Pf er dehirten, hier Pflegevater des Oidipus ist, so heifst des
Schol. Hom. Od. 11, 271. Eur. Phoen. 27 (dazu Tennes Mutter Polyboia (s.d. oben). Ursprüng-
Bethe 16, 23). Schol. Eur. 28. 1760 p. 414, 25 lieh [Gruppe 521, 2) ist die Oidipussage weder
(vgl. auch Nile. Dam. fr. 15, wonach Oidipus, in Sikyon noch Korinth, sondern in Tenea zu
doch wohl im Auftrage des Polybos, nach Or- -io Hause, und hier ist Periboia, die in der ver-
chomenos geht iitl iititcov %for[6iv\ in der mittelnden Sage als Pflegemutter des Oidipus
korinthischen Sage treten Rinderhirten an gilt, seine wirkliche Mutter {Gruppe 505).
ihre Stellen, Apollod. 3, 5, 7. Nico!. Damasc. D) Boiotien bez. Phokis: a) Schol. Eur.
fr. 15 (F.H.G. 3, 366, der freilich den Poly- Phoen. 28: LTolvßov]: xvgavvog x«l avrbg iv
bos einen Sohn des Hermes nennt). Sophokles ixtQco uign rfjg Boicaxiag. — b) Myth. Lat.
spricht von einem Ttoiynt)v (Oed. B. 1029; vgl. . 2, 230: Polybus, rex Phocidis . . . vagitum
1135). In der sikyonischen Sage wird Oidipus pueri (des ausgesetzten Oidipus) audiens eum
dem Polybos untergeschoben, in der korinthi- afferri iubens tamquam suum nutrivit. — c) Lact.
sehen nimmt Polybos wissentlich ihn an Kindes Placid. ad Stat. Theb. 1, 64.- Polybo]: rex Pho-
Statt an. Wenn Korinth, indem es die Sage 50 eidis fuit, qui Oedipum pro filio suo aluit.
von Sikyon adoptierte, derartige Änderungen Hierher gehört auch — d) Athen. 6, 296b:
vornahm, so ist es auch höchst wahrscheinlich, LTqo jia&iö ctg 6 'HQay.lecoxrjg iv i)uiciußoig
dafs es auch ebenso in der Genealogie des Tlolvßov xov 'Equov y.ai Evßoiag xfjg AaQvpvov
Polybos verfuhr. Ein lehrreiches Beispiel bietet ysvs aloysl xov riav-Aov (den Meergott), und
hierfür der Antiopemythos (s. Bd. 1 s. v. An- kürzer: Schol. Apoll. Bhod. 1, 1310: Flavxog
tiope u. Wcrnicke bei Pcudy-Wissowa 1, 2495f.), LTolvßov iraig, Av&7]d öviog xb yivog. Euboia,
der genau wie die Oidipussage in der Gegend wohl eher als Gemahlin als als Mutter (Robert,
des Kithairon und gegenüber in Sikyon hei- Homerische Becher 81, 3) des Polybos aufzu-
misch war und gleichfalls von Korinth annek- fassen, ihr Vater Larymnos, der Eponymos des
tiert wurde. Geliebter der Antiope ist Ursprung- 60 boiotischen Larymna, vor allen aber der in
lieh Zeus, in Sikyon Epopeus, ursprünglich ein Anthedon heimische Meergott Glaukos weisen
Beiname des Zeus. Korinth setzte an die Stelle deutlich auf Boiotien. Freilich steht der letz-
des Zeus-Epopeus den Helios, der in Korinth tere auch in Beziehung zu Korinth, das gleich-
(Bd. 1 Sp. 2025) eine Hauptstätte seiner Ver- falls (s. oben) als Sitz des Polybos erscheint,
ehrung hatte. War Polybos in sikyonischer indem er dort mit Glaukos, dem Sohne des
Sage Sohn eines Gottes, so mufste Korinth als Sisyphos und der Merope (Schol. Pluto Rep.
Vater gleichfalls einen Gott substituieren, und 10, 611c p. 362 Herrn. — eine Merope ist auch
da bot sich von selbst der in Korinth hoch- Gattin des Polybos, s. oben) identifiziert wurde,
2635 Polybos Polybule 2636
Wilisch a. a. 0. 745 und Bd. 1 Sp. 1689, 52 ff. gegners Melanippos aus Theben) zu verfälschen
Gädechens bei Ersch und Gruber s. v. Glaucus und seinen Zwecken dienstbar zu machen. —
192. Ferner wird Glaukos von Anthedou als So spinnen sich Fäden zwischen Sikyon bez.
Erbauer und Steuermann der Argo genannt Korinth und Boiotien, die sich freilich im ein-
(Possis bei Athen. 7, 296 d), als der sonst Argos zelnen nicht mehr entwirren lassen. Nach
(s. d. nr. 4) gilt; dieser Ärgos aber war nach Schneidewin 192 hat sich die Oidipussage ur-
Hyg. f. 14 p. 48, 4 Sehn, ein Sohn des Polybos sprünglich nur auf boiotischem Gebiete bewegt,
und der Argeia, vgl. Usener, Bhein. Mus. 53, und mit ihr ist auch Polybos erst allmählich
(1898), 340, 5. Dafs dieser Polybos mit dem in die Ferne gerückt worden, und auch Gruppe
sikyonisch - korinthischen identisch ist, er- 10 510 weist darauf hin, dafs sich von der boi-
giebt sich schon daraus, dafs seine Gemahlin otischen (orchomeniseben) Sage nur versprengte
Argeia heifst, seine Enkelin aber bez. Grofs- Reste erhalten haben, da die argivische Dich-
enkelin, die Tochter des Adrastos, nach dem tung sich allmählich durchgerungen habe, sei
bekannten griechischen Namensbrauch gleich- es wegen ihrer gröfseren Schönheit, sei es
falls den Namen Argeia führt (s. Argeia nr. 4). durch die Gunst der Verhältnisse. [Höfer.]
Aber noch weitere Beziehungen des peloponne- Polyboteira (TIolvßoxaiQcc), Beiname der
sischen Polybos zu Boiotien sind vorhanden: Demeter, Anonym. Law. in Anecd. var. ed.
— e) Etym. M. p. 207, 41 s. v. BovxsQalg u. Schoell-Studemund 1, 270, 10; vgl. %&cüv ttovkv-
Beitzenstein, Gesch. der griech. Etymol. 329 ßoxtior) (ij yi) TtoXXovg xgiyovou v.ul ßoay.ovaa,
nr. 15: TlöXvßog i£ Agyovg iiti%xi6t HXa- 20 Hesych. s. itoXvßöxtiQa). Hom. 11. 3, 89. Od.
xaiug iisxd xbv i%\ JuvxuXicovog Kuxay.Xva^i6v, 8, 378. Ameis, Anhang zu Hom. Od. a. a. 0.
ßobg ccvxco i]yov\iivr\g xaxcc ^prjfffidr, mg Ttoxh Vgl. Polyboia. [Höfer. J
KddiMp, ivv inslai xaxc(y.Xi&ttaav reo y.equ-ci tccc- Polybotes (TIoXvßmTrig), 1) Gigant; floh nach
TugccLtrjv yf]v nul %qtivi]v avacpf]vai, fjv unb rov der Gigantenschlacht, von Poseidon verfolgt,
xigarog xov ßobg Bovv.SQatSa nuXtiaQ-cu. ovxco bis Kos, wo der Gott ein Stück der Insel, das
&ecov iv xoig imouv^uccOL xov a aitiov KalXi- nachmals die Insel Nisyros bildete, abrifs und
(iu%ov (vgl. fr. 17 p. 128 Schneider. — E.Bitt- auf ihn warf. Nach einigen lag der Gigant
rieh, Callimachi Aetiorwm lib. I, Jahrb. f. Mass. unter Kos. Apöllod. 1, 6, 2. Strab. 10, 489.
Phil. 23 [1897], 182. 210). ovxa v.al 2iQi]vog Paus. 1, 2, 4. Eustath. Bion. Per. 525. Steph.
iv ri] imto^f] xäv <P Li co v o g (Beitzenstein a a. O. 30 B. v. NiavQog. Hyg. praef. p. 27 Bunte. Preller,
326)7ttoi 7t6iscDv,IIolvi;öov Xsycov xbv Xccßovxa Gr. Myth. 1, 60.' [Maxim. Mayer, Giganten
xbv xQ7]a^,6v. Die Erwähnung des Polyeidos und Titanen S. 193 ff. Dibbelt, Quaest. Coae
(s. d.), des korinthischen Sehers, weist, wie mythol. (Greifswald 1891) S. 14f. Über die
auch die Wendung £% ÄQyovg, auf den korin- Bildwerke, welche den Kampf zwischen Posei-
thischen Polybos hin. Ist mit Plataiai, wie don und Polybotes darstellen, namentlich die
Bittrich a. a. Ö. 182 annimmt, das boiotische Gruppe in Athen (Paus. 1, 2, 4) s. Overbecl:,
gemeint, so rückt Polybos dem Schauplatz der Kunstmythol. Poseidon S. 328 ff. Tümpel im
Oidipussage, dem Kithairon, bedeutend näher; Philolog. N. F. IV S. 621 ff., vgl. auch den
freilich ist es dann auch wieder schwer zu Artikel Krisamis. Röscher.] — 2) ein Trojaner,
verstehen, dafs der König von Plataiai — das 40 Priester der Demeter, welchen Aeneas bei
müfste dann doch eben Polybos sein — aber seinem Besuche der Unterwelt unter den ge-
er heifst Damasistratos (s. d. u. d. Art, Oidipus fallenen Landsleuten fand, Verg. Aen. 6, 4*4.
Bd. 3 Sp. 714, 7 ff . v. Wilamowitz, Hermes 21 Die Lesart variiert in den Handschriften sehr;
(1886), 112, 2), den von Oidipus erschlagenen vielleicht. Polyphetes nach II. 13, 791. [Stoll.]
Laios bestattet. Gruppe a. a. O. 124 hält es Nachtrag zu nr. 1: Gegen Tümpels Hypo-
für möglich, dafs hier nicht das boiotische, these, dafs das von TheoJcr. 7, 11 erwähnte
sondern das sikyonische (hxi dh xcä iv xj/ acqia Boaoila {BgaaL-lag = ' Stein-werfer ')
Ziy.v(ovw dr'iiiog IJlaxcaai, Strabo 9, 412. Eusi. später nach Athen geschafft und mit der von
ad Hom. B. 269, 17) Plataiai gemeint sei. Und Paus. 1, 2, 4 erwähnten Gruppe (Jloondüv . . .
merkwürdig und auffallend ist es allerdings, 50 icp' initov, 86qv aepisig inl yiyavxa Tlolvßcoxrjv)
dafs zwischen Sikyon und Boiotien in Bezug identisch sei, erhebt begründeten Einspruch
auf geographische Namen eine überraschende A. Gercke, Gott. Gel. Anz. 1891, 933 ff. — Wie
Übereinstimmung herrscht: die schon erwähnten nach Dibbelt oben a. a. 0. Polybotes mit seinem
homonymen Tllccxcacci, ferner die beiden ge- Gegner Poseidon identisch sein soll, so setzt
meinsamen Asopos, weiter findet sich in Boi- Boehlau, Butes u. Koronis, Bonner Studien 127,
otien ein Zikvcov, Polem<»i im Schol. ('lern. Ales. 5 ihn als einen Meeresgott dem Butes gleich.
ed. Klotz 4 p. 108. Schol. Pind. Ol. 13, 155 u. — Zu den Kunstdarstellungen kommt hinzu : rfg.
prooim. p. 288. Unger, Thebana Paradoxa 363 Kantharos des Hieron: 'Poseidon stürmt mit
vgl. 68. Luebbert a. a. O. 18; ja sogar der An- dem Dreizack in der R. und der Insel Nisyros
thedonier Messapos, der Landsmann des Meer- 60 in der L. gegen den ins Knie gesunkenen em-
gottes Glaukos (Strabo 9, 405) findet sich in porblickenden Polybotes' (Museum of Eine Arts
der sikyonischen Königsliste (Euseb. a. a. O. in Boston), Arch. Jahrb. 14 (1899), 144 nr. 41.
Syncellus p. 196, 10. Varro bei Augustin. de Über den parallelen Mythos vom Kampfe des
civ. Bei 18, 4), was, wie Luebbert a. a. O. be- Poseidon mit Ephialtes s. Porthmios. [Höfer.]
merkt, auf des Kleisthenes Bestreben zurück- Polybule (Tlolvßovlri), Gemahlin des Alektor
zuführen ist, die alte ursprüngliche Anagraphe (s. d. nr. 4; bei Hom. II. 17, 602 und Hyg. f.
(s. oben) durch Aufnahme glänzender boioti- 97 p. 91, 1 Schm.: Alektryon) und Mutter der
scher Namen (vgl. die Einführung des Adrastos- Leütos (s. d.), des Anführers der Boioter vor
2637 Polybulos Polydamas 2638
Troia, Tzetz. Proleg. ad Alleg. II. 533 p. 33 ad Hom. 11. 900, 49. Irrtümlich heilst er Sohn
Boissonade. Bei Hyg. a. a. 0. heifst sie KXso- des Antenor (s. nr. 4) oder gar Sohn des Pria-
ßovlr]. Der andere* Anführer der Boioter, Ar- mos, Myth. Lat. 1, 204. Er war in derselben
kesilaos, ist nach Tzetz. a. a. 0. 534 gleichfalls Nacht geboren, wie Hektor, Hom. II. 18. 251.
Sohn des Alektor, aber von einer anderen Mutter, Pliu. h. n. 7, 165. Schol. Tzetz. Alleg. bei Cramer,
namens KXsoßovXn, mit der Variante ©soßovXr] Anecd. Ox. 3, 383. Tzetz. Theog. 537, und wie
(Schol. ad Tzetz. Alleg. a. a. 0. bei Cramer, dieser durch That, so war Polydamas durch
Anecd. Oxon. 3, 378). Bei Hyg. a.a.O. p. 91, 3 Rat ausgezeichnet: aXX' 6 [ihr ocq [iv&oi6iv, o
heifst Arkesilaos (Lyci (Areilyci Schmidt) et ö' t)>%ü ttoXXov ivUcc, II. 18, 252. Seine Haupt-
Theobulae' filius. Nach Schmidt a.a.O. soll 10 rolle ist daher die des besonnenen Raters, Hom.
'Theobulae' Variante zu den vorausgehenden 11. 12, 00 ff. 13, 723 ff. Ael. v. h. 12, 25; vgl.
Worten: Leitus Alectrionis et Cleobules sein; Phüostr. Heroicus 16; so rät er auch noch
doch dürfte die Stelle bei Hygin. durch das nach Hektors Tode zur Rückgabe der Helena,
Schol. Tzetz., das für die Mutter des Arkesilaos zu der er einst nach Bares 9. Dracontius,
auch den Namen ©eoßovXv kennt, gestützt De raptu Helenae 240 den Paris auf seiner
werden. [Höfer.] Fahrt begleitet hatte, Quint. Smym. 2, 41 ff.
Polybulos (TloXvßovXog) f reich an Rat- Dares 27; vgl. Ov. Herold. 5, 94. Auch Zeichen-
schlägen', Beiname 1) der Athene, Hom. II. deuter aus dem Vogelfluge (Ael. a. h. 8, 5.
5, 260. Od. 16, 282. Goebel, Lexilogus zu Homer Arrian Cyneg. 36) ist Polydamas, Hom. II. 12,
1, 494; vgl. Kaibel, Epigr. 749. — 2) der Isis, 20 196 ff., wo er nach dem Ausgange eines Kampfes
Hymn. in Is. 26 (Abel, Orphica p. 297). Kaibel, einer von einem Adler gepackten und in die
a. a. 0. 1028, 26. — 3) der Hekate (nach Abel Luft getragenen Schlange mit ihrem Räuber
a. a. 0. p. 290 für das überlieferte nvQißovlog), den Troern den Rat zum Rückzug giebt. Dar-
Hymn. in Hecat. 27. [Höfer. J gestellt ist diese Szene als Illustration zu Hom.
Polychrysos (IIoXv%QV6og), 1) Beiname der II. 12, 196 ff. in Homeri Iliadis pictae frag-
Aphrodite (s. d.), Hom. Hymn. Ven. 1. 9. Hesiod menta Ambrosiana (Mailand 1905) Taf. XXXIX,
Theog. 980. op. 519. scut. 8. 47. Nach Hom. ungenauer (ohne Namensbeischrift) in Iliadis
a. a. 0. 65 bedeutet das Epitheton cdie gold- fragmenta antiquissima cum picturis . . . edente
geschmückte' (%Qvaä ■noa(i-n&£iaa); nach Tzetzes Angelo Maio (Mediolani 1819) Tab. XXXIX u.
im Schol. Hesiod op. a. a. 0. heilst die Göttin 30 Homeri Piados picturae ex codice Mediolanensi
so /) . . mg ov6u niLia v.axcc itoXv, i) Ott itoXvv bibliothecae Ambrosianae (Rom 1835) T. 39 vgl.
XQvabv cd yvvainsg öidovoai, ScvSqcccl 6v£svyvvv- p. 24. Aber auch als tapferer Kämpfer (Ov. Met.
tccl. Doch kann sich TtoXv%Qv6og ebenso auf 12, 547. Themist. or. 1 p. 7 Dindorfj erweist sich
die strahlende Schönheit der Gröttin beziehen Polydamas: er tötet den Prothoenor (77. 14,
wie das Epitheton XQv61l (Belegstellen bei 450 ff.), den Otos (11. 15, 518. Tzetz. Alleg. 11.
Bruchmann, Epith. deor. und aufserdem Diod. 15, 195), den Mekisteus (11. 15, 339. Tzetz. Alleg.
Sic. 1, 97. Luc. lupp. trag. 10. Ael. hist. an. 42), 15, 132), verwundet den Peneleos (11. 17, 597 ff!),
das nach der gewöhnlichen Erklärung, wie das weicht dem Speere des Aias aus (11. 14, 461 ff.),
lateinische aurea, die 'Schöne' bedeutet, Diod. wird im Kampfe mit Meges von Apollon ge-
Sic. 4, 26. Luc. Dial. mort. 9, 3. Ghanaern. 11. 40 schützt (IL 15, 520 ff.), verwundet den Kleodoros,
Eust. ad Hom. R. 384, 14. — 2) Beiname des Quint. Smym. 10, 217, tötet den Kleon und
Apollon, Kallim. hymn. 2, 34: 7toXv%Qv6og yag den Euryrnachos, ebeud. 11, 60, wird selbst von
'AitoXXcov xal rs itoXvxtittvog. In Bezug hierauf dem Lokrer Aias verwundet, ebend. 6, 505. Auf
sagt Luc. Iupp. trag. 10 irrtümlich, dafs Homer eine dieser Kampfszenen ist wohl das Mosaik-
den Apollo itoXv%Qvßor> xai -itXovaiov genannt fragment (Kaibel, Inscr. Gr.Sicü. add. nr. 1302a
habe. [Höfer.] p. 699) zu beziehen mit der Beischrift TloXv-
Polydaimon (IIoXv8a.iymv). 1) Beiname des Sd[^uxg]: erhalten sind noch die Beine eines
Hades-Pluton bei Orph. h. 18, 11, wo man aller- Bewaffneten und der Arm eines zweiten, der
dings seit Publiken ad Hom. Hymn. in Cer. 9 am Boden lag. Nach Dümmler bei Sludniczka,
Ho%vSiy\icav schreibt. Doch mit Recht ver- 50 Kyrene 197 = Kleine Schriften 2, 242 sind einige
teidigt A. Dieterich, De hymn. Orph. 50 unter Thaten des Polydamas diesem erst später zu-
Zustimmung von 0. Gruppe, Bursians Jahres- geschrieben und von Hektor auf ihn übertragen
berichte 85 (1895), 231 die Überlieferung mit worden. Der Sohn des P. ist Leokritos (s. d.),
dem Hinweis, dafs unter dai^ovsg die Abge- Paus. 10, 27, 1. Wie Antenor so wird auch
schiedenen zu verstehen seien, noXvStxLiicDv also P. in später Sage zum Verräter gestempelt,
den Herrn vieler Seelen (vgl. Pleiones, Polyar- der mit den Griechen verhandelt und sie des
chos) bedeute; vgl. Pohde, Psyche l2, 255 Anm. Nachts in die Stadt einläfst, Dares 39 ff. ; vgl.
— 2) Genosse des Phineus, aus dem Geschlechte unten nr. 4. — 2) Genosse des Memnon, der mit
der Semiramis stammend, von Perseus getötet, diesem den Troern zu Hilfe kam, Tzetz. Posthorn.
Ov. Met. 5, 84. [Höfer.] 60 216. 236. 240. Tzetz. Theog. 575. Proleg. ad
Polydamas (noXväd^ag) 1) Sohn des Pan- Alleg. II. 793. Alleg. 11. 8, 205. Schol. Alleg.
thoos (Panthus [s. d.], — daher TIav&oidi]g, II. bei Cramer, An. Ox. 3, 383, 23, von dem
Hom. II. 13, 756. 14, 450. 454. 15, 446. 18, 250. Telamonier Aias getötet, Tzetz. Posthorn. 335.
— und der Phrontis (s. d.) Hom. II. 17, 40 und Dictys 4, 7. Cedren. ed. Bon. 1, 226, 24; vgl.
Schol. Eiist. ad Hom. P. 1094, 1; vgl. Tzetz. Hygin. f. 113. Polydamas (?) als Zuschauer
Hom. 436. Tzetz. Theog. 550 (Anecdota Ma- beim Zweikampf des Memnon mit Achilleus
tranga 2, 596) oder der Pronome, der Tochter auf einem Vasengemälde, Gerhard, Arch. Zeit.
des Klytios, Schol. V. Hom. 11. 12, 211. Eust. 9 (1851), 363 Taf. 31. — 3) Heroisierter Olym-
2639 Polydamna Polydektor 2640
pionike mit einer heilkräftigen Statue: s. Bd. 1 ist. Vgl. Pasicharea, Pasianax, Polydaimon 1,
Sp. 2527 s. v. Heros. — 4) Neben Helikaon Polydektes 1. Eine Anspielung auf den Hades-
wird Polydamas als Sohn des Antenor genannt, beinamen TloXvdtyucov findet sich auch bei
mit dem er nach Troias Einnahme von den Lykopin: 700 (vgl. Eust. ad Hom. Od. 1G67, 44),
Griechen verschont nach Illyrien gelangt, Serv. der alle Flüsse Italiens, darunter den bei Cumae
Verg. 1, 242. Vgl. Helikaon nr. 1. Zum Namen lokalisierten Pyriphlegethon ( vgl. Bd. 3 Sp. 2377,
vgl. Eust. ad Hom. 11. 957, 29: TlolvScl^ag 68 fF.) von dem IJolvdtyuav Xocpog (= Apennin)
(fSQcovvficog ... 6 TtoXXovg dtt\ia£iov iv rrä vixäv. entspringen läfst. Tryphon bei Tzetz. Lyk,
— 5) S. Polydas. [Höfer.] a. a. 0. (vgl. Joh. Gefflcen, Timaios' Geographie
Polydamna (IloXvda^va, FicJi, Grich. Per- 10 des Westens S. 32 und Anm. 1) bezeichnet den
sonennamen" 385), Gemahlin des ägyptischen Uolvdtyuiov Xocpog als ö^qxxXbs zovAiöov, wäh-
Königs Thon (s. d.), die der Helena das vi]7Thv- rend v. Holzinger zu Lyk. a. a. 0. p. 275 ihn
fttg (fdQuaxov schenkte, Hom. Od. 4, 228 = als fHadesberg' fafst. Eine interessante Paral-
Herod. 2, 116. Strabo 17, 801 u. dazu Diels, lele zum griechischen Polydegmon bildet die
Hermes 22, 443. Diodor. 1, 97. Euphorion Bezeichnung des indischen Totengottes Yama
im Schol. Hom. Od. a. a. 0. vgl. Meineke, Anal. als fdes Völkersammlers', K. Bruchmann, Zeit-
Alex. 45f. Euseb. praep. ev. 10, 8, 10. Jtistin schrift f. Vö'lkerpsychol a. a. 0. 113. [Höfer.]
Martyr coli, ad gentes 28 p. 96 Otto. Argum. Polydektes (JIoXvd£y.Tng), 1) ein Name des
Eur. Hei, Themist, or. 16 p. 209. Philos'r. Hades, Hom. h. in Ger. 9 (= noXvSiyjicov, ib.
vit Apoll Tyan, 7, 22 p. 141 = 1, S. 276 20 17. 430), cder grofse Wirt', cder grofse Gast-
Kayser. Eust. ad Hom. 11. 881, 58. Nach Ael. geber', Preller, Gr. Myth. 1, 660. 663. Vofs zu
hist an, 9, 21 (vgl. Eust. ad Hom. Od. 1493, 60) der hom. Stelle. Gerhard, Gr. Myth, 1 § 435, 1.
brachte Polydamna die Helena, um sie vor — 2) Sohn des Aioliden Magnes und einer
den zudringlichen Werbungen ihres eigenen Najade, der sich mit seinem Bruder Diktys
Gatten zu schützen, nach der Insel Pharos, das auf der Insel Seriphos niederliefs und dort
sie durch ein Kraut von den zahllosen Schlangen König ward. Als Danae mit ihrem Knaben
säuberte, vgl. Gruppe, Gr. Mythol. 1569 und Perseus angetrieben wurde, fand sie Aufnahme
Wiedemann, Herodots zweites Buch S. 436 f. bei Diktys oder bei Polydektes selbst. Sobald
Nach Schol, Hom. a. a. 0. fafsten einige bei aber Perseus herangewachsen war, schickte
Homer TloXidauva nicht als Eigennamen, son- 30 ihn Polydektes aus, das Haupt der Medusa zu
dem als Adjektiv zu (päppeexo:, schrieben also holen, damit er es der Hippodarneia, Tochter
■jioXvdctiiva, das sie als TtoXXovg Saiiagovrcc er- des Oinomaos, als Brautgabe bringe, in Wahr-
klärten, und Ptolemaios berichtete, die Gattin heit, damit während der Abwesenheit des Jüng-
des Tkon habe ®o f-fiiggeheifsen, doch erklärten lings Danae sich ganz seinem Willen fügen
sich Aristarch und Herodian für die Auffassung müsse. Nach seiner Rückkehr von dem Aben-
von IIoXvScuLva als Eigenname ; vgl. auch Eust. teuer verwandelte ihn (u. alle Seriphier) Perseus
ad Hom. Od. 1493, 45. Nach Lauth. Troias durch das Medusenhaupt in Stein; auch Seri-
Epoche, Abh. d. I. Kl. d. k. Akad. d, Wiss. zu phos war seitdem eine öde Felseninsel. Apoll.
München 14, E. Abt., 39 ff. 45 ist Polydamna 1, 9, 6. 2, 4, 2. 3. Pherekyd, b. Schol. Ap.
identisch mit Tavesurt, der Gattin des fArzt- io Bhod. 4, 1091. 1515. Strab. 10, 487. Hyg. f.
Königs' G&v (Zixp&dg); vgl. dagegen v. Gut- 64. Pind. Pyth. 10, 72 (46) u. Schol. 12, 25 (14)
Bchmid, Kl. Schriften 1, 550 f. [Höfer.] u. Schol. Paus. 1, 22, 6. Anth. Pal 3, 11. Nonn,
Polydas (IloXvSag), Teilnehmer an einer Dion. 25, 84. 47, 554. Schol. 11 14, 319. Serv.
Eberjagd auf einem sf. Vasenbilde, C. I. G. 4, V. Aen. 6, 289. Ov. Met, 5, 242. Preller, Gr.
7373. Wcdters, Cat, of the greek vases in the Myth. 2, 61. 71. Eine abweichende Sagenform
Brit. Mus. 2 (1893), 37 p. 59 mit Literatur- hat Hyg. f. 63, wo dem verstorbenen Poly-
angaben. IloXvSccg ist Kurzform zu HoXvSüiLug, dektes von Perseus Leichenspiele veranstaltet
P. Kretschmer, Kulms Ztschrift 29 (1888), 171. werden, bei welchen er seinen Grofsvater
[Höfer.] Akrisios zufällig tötet; vgl. fab. 273. Nach
Polydegmon (JloXv8iy[toiv\ Bezeichnung des 50 Tzetz L. 838 war Polydektes Sohn des Posei-
Hades — noXvdtzvt]g neu TloXvötyiicov . . . don und der Kerebia; Pherekyd. b. Schol Ap.
TTo'/.Xovg dzxö^vog, Cornut. de nat deor. 35 Rh. 4, 1091 nennt Polydektes u. Diktys Söhne des
p. 212f. Osann — Hom. Hymn. in Ger. 17. 31. Peristhenes (eines Sohnes des Damastor, Enkels
43(). Preller, Demeter u. Persephone 192. Maafs, des Nauplios, welchen Amymone dem Poseidon
Gott. Gel. Anz. 1890, 357. Maybaum, Der geboren) und der Androthea, Tochter des Peri-
Zeuskult in Boeotien (Progr. Doberan 1901) S. 19. kastor. S. Danae, Diktys, Perseus. [Stoll.]
Scherer, Bd. 1 Sp. 1783. Pott, Zeitsehr. für Völker- Schon Völcker, Mythol. d. Japet, Geschlechtes
Psychologie u. Sprachwissenschaft 14 (1883), 38. 203 f. hatte in Polydektes eine Hypostase des
Zeitsehr. für. vergl. Sprachforschung 5 (1856), Hades erkannt, und neuerdings hat Gruppe, Gr.
258, 2. 1h. Biit, Zivei politische Satiren des 60 Myth. 867 ausgeführt, dal's r Danae die Seele
alten Rom 23 Anm. 1. Archiv für lat. Lexikogr. ist, Polydektes, der sie zur Ehe zwingt, aber
11, 166. Rohde, Psyche l2, 207, 1. Usener, dann überwunden wird, Hades, Danaes Befreier,
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. zu Wien Perseus . . . ein anderer Hermes ist'. [Höfer.]
137 (1897), III, 31. A. Schultz, Die Aktorionen- Polydektor (TIoXvSiy.roiQ) , 1) ein Sohn des
sage (Progr. Königl. Gymnas. Hirschberg 1881) Aigyptos, vermählt mit der Dauaide Amoime
S. 13. G. Kirchner, Att. et Peloponnesiaca 66. (s. d.), Hyg. f. 170, wo Bunte Polyktor schreibt
Maafs, Gott. Gel. Anz. 1890, 357, nach dem nach Apollod. 2, 1, 5. — 2) s. Pulydophos.
auch der Heros Jtv.s-Xog = Hades Polydegmon [Stoll.]
2641 Polyderkes Polydora 2642
Polyderkes (IIoXvSsQitTJg), Beiname 1) der die Tochter des Aktor, als Mutter der Polydora
Eos. Hesiod. theog. 451. — 2) der Dike, Anth. nannten. Auch Hesiod (fr. 83 Bzach [Leipzig
Pal. 9, 362, 24; vgl. ■jtocvdbQv.ris, Orph. hymn. 1902] aus Schol. Hont. a. a. 0.) nannte die
62, 1; Tidvö' ÖQ&aa, Eur. El. 771; öuga Ai%rtg, Tochter des Peleus Polydora, während Zeno-
Soph. fr. 11. 4i%r\g öcpQ-aX(i6g, bg tu itäv&' dolos (Schol. Hom. a. a. 0.) ihr den Namen
öqu, Poet, hei Plut. adv. Col. 30. [Höfer.] KXsodägr} gab. Auch Polymela (s. d. nr. 5),
Polydeukes s. Dioskuren. die Tochter des Aktor, galt von Peleus als
Polydeukion (noXydsvxUov), heroisierter Ver- Mutter der Polydora, Eust. ad Hom. II. 321, 5.
storbener s. Bd. 1, Sp. 2652, 4 4 ff. und Milch- Das Homerscholion (vgl. Eust. Hom. 11. 1052,
höfer, Arch. Jahrb. 2 (1887), 30, 24. [Höfer.] 10 62) erwähnt, dafs nach der Ansicht einiger der
Polydophos (nolvdocpog?). Im Schol. Ov. Vater der Polydora, Peleus, verschieden von
Ibis 271 werden als Namen der von ihrem dem gleichnamigen Gemahl der Thetis sei, da
Yater Phineus geblendeten Brüder Polidector Homer von keiner anderen ehelichen Verbin-
und Poliiophus angegeben. Der erste Name düng des Peleus wisse, aber es erklärt sich selbst
Polydektor ist gegenüber der Variante Poli- dafür, dafs als Polydoras Vater der bekannte
nestor (= Polymestor?) besser bezeugt; neben Peleus anzusehen sei, und weist den Einwurf,
Polidophus giebt es die Varianten Polidoxus dafs Polydora nur an dieser einen Stelle als
und Polidephus, aus denen man auf JJolvSo'gog Schwester des Achilleus erwähnt werde, mit
oder nolvlocpog oder etwa üoXvde^og (als Seiten- dem Hinweis auf die gleichfalls nur einmalige
stück zu Polydektor) schliefsen könnte. Bur- 20 Erwähnung der Ktimene, der Schwester des
mann ad Ov. Ib. 273 las Polydektor und Poly- Odysseus, bei Homer (Od. 15, 363) zurück. Nach
doros. Bd. 3 s. v. Phineus Sp. 2370 37ff. fehlt Schol. Hom. II. 16, 176 zeugte weder Spercheios
bei der Aufzählung dei Phineussöhne unsere noch Boros mit Polydora den Menesthios, son-
Stelle. [Höfer.] dern der Gigant Pelor (s. d.), der in Leiden-
Polydora (Tlolvöwga, zur Bedeutung des schaft für Polydora erglüht, sie beim Baden
Namens cdie Reichbeschenkte' vgl. Eust. ad im Spercheios überwältigte. — 8) Im Wider-
Hom. II. 1053, 21) 1) Tochter des Okeanos sprach zu den unter nr. 7 angeführten Stellen
und der Tethys, Hesiod. Theog. 354. — 2) eine und vor allem in Widerspruch mit sich selbst
Amazone, Hygin. f. 163, eine von denjenigen (3, 13, 1) steht Apollodor (3, 13, 4): ya^kl . .
Amazonen, deren Name die Beziehung auf 30 IlijXivg Ilolv&cogav, zi]v Ilbgirjgovg, il- r\g avxa
die kriegerische Natur vermissen läfst, A. Klug- yivsrai Mzvtc&iog iitiv.Xy\v \ 6 Stcsq^siov xov
mann, Die Amazonen. 52. — 3) Tochter des ■norugoir ctvftig de ycigsl Qixiv xi)v x. x. X., —
Meleagros, Gemahlin des Protesilaos (s. d.), die Änderungen, wie sie Heyne zu Apollod. a. a. O.
sonst Laodameia (s. d. nr. 2) heilst, Kyprien 2, 792 verzeichnet, um Übereinstimmung mit
bei Paus. 4, 2, 7. A. Schultz, Die Aktorioneyi- Hom. II. 16, 175 ff. (s. oben nr. 7) _ herzustellen,
sage (Progr. Kgl. Gymnas. Hirschberg 1881) entfernen sich allzu weit von der Überlieferung.
S. 13. 0. Gruppe, Griech. Myth. 615. — 4) Ge- Wir müssen uns begnügen, Polydora einerseits
mahlin des Aphareus (s. d.), Mutter des Idas als Tochter, andererseits als Gattin des Peleus
und Lynkeus, sonst Arene (s. d.) oder Laokoosa hinzunehmen, wie auch Polymela (s. d. nr. 6. 7)
(s. d.) genannt, Peisandros im Schol. Apoll. 40 in dieser zweifelhaften Rolle, erscheint. —
Bhod. 1, 152. — 5) Dienerin der Penelope, 9) Tochter des Danaos, vom Flufsgotte Sper-
Diog. Laert. 2, 8, 79. — 6) Wohl nur infolge cheios Mutter des Dryops, Nikander (fr. 41
eines Gedächtnisfehlers schreibt Dio Chrys. p. 51 Schneider) bei Anton. Liberal. 32 Da-
or. 7 p. 129 M. = Dind. 1, 142 olov "Oui]gog mit stimmt Pherekydes im Schol. Apoll. Bhod.
si'grjXEv Evdcogov, vVov'Eqilov nal IloXvS oigag, 1, 1212 überein, nur dafs er als Vater des Dryops
v7to~AOQi^6gsvog avrbv oiuat nccxa, xi]v ysvsciv: den Peneios nennt. Da er aber fortfährt olv.ovoi
Tzagdeviog, xbv ^xl%xs %oq(ü %od?j UolvdmQT], (die nach Dryops benannten Dryoper) i%l xa>
— bei Hom. II. 16, 180 steht statt LToXvSöiQr]: ZneQ^sim Ttoxagm und auch Aristoteles bei Strabo
nolvgriln (s. d. nr. 1). — 7) Tochter des Peleus, 8, 373 die Dryoper ursprünglich am Spercheios
vom Flufsgott Spercheios Mutter des Myrmi- 50 wohnen läfst, so vermutet BerJcelius zu Anton.
donenführers Menesthios (s. d.), dann Gattin Liberal, (vgl. Koch zu Anton. Liberal, p. 267.
des Boros (s. d.), des Sohnes des Perieres, der Bursian, Quaest. Euboic. capita selecta 21.
daher gleichfalls als Vater des Menesthios Ed. Meyer, Forsch, zur alt. Gesch. 1, 98, 3),
gilt, Hom. IL 16, 175 ff. Darnach Tzetz. Alleg. dafs Pherekydes statt Ilijvsiog geschrieben habe
II. 16, 152 ff. Heliodor. 2, 34: Msvia&iov . . SnsQxsiög. Doch läfst sich allenfalls die Les-
xbv ZlitSQxsiov ■xuldcc xccl nolvSwQag xfjg ix art FLwvstög halten entweder mit Rücksicht auf
jTI}j/.£ß>s, und Apollod. 3, 13, 1, der als Mutter die Thatsache, dafs Spercheios und Peneios
der Polydora von Peleus die Antigone, die manchmal als verschiedene Namen eines Flusses
Tochter des Eurytion, des Königs im thessali- gebraucht werden, Tzetz. Chiliad. 9, 705 ff., oder,
sehen Phthia nennt. Quelle für Apollodor ist 60 da es schwer einzusehen ist, wie ZnsQitiög
wohl Pherekydes , der im Schol. A u. Townl. in Ih]vsi6g verderbt sein soll, als vielleicht
Hom. II. a. a. 0. (vgl. Ed. Schwarte, De scholiis sogar ältere Überlieferung, H. Dibbelt, Quaesti-
ad histor. fab. pertin., Jahrb. f. Phil., Suppl. ones Coae mythol. 42, vgl. auch J. Toepffer,
12 [1881], 408) gleichfalls diese Antigone als Aus der Anomia 42 und Anm. 1. — Ursprung-
Mutter der Polydora, diese selbst als Schwester lieh sind wohl, wie auch Koch a. a. 0. 269 be-
des Achilleus bezeichnete, während Suidas im merkt, die unter 7. 8. 9. behandelten Heroinen
Schol. Hom. a. a. 0. die Laodameia, die Tochter identisch, da sie alle zum Flufsgott Spercheios
des Alkmaion, Staphylos ebend. die Eurydike, in Beziehung stehen, uud gehen auf die eine
2643 Polydoros Polydoros 2644
Polydora des Homer zurück, Soldan, Rhein. näher als in tändelnder Spielerei für den Vater
Mus. 6 (1838), 431 f. — 10) Im Schal. Eur. der ygäuaccta und 7tivaxsg einen Sohn Tliva -
Phoen. 159 p. 271, 17 Schirartz, wo die Namen y.og zu schaffen? — Zu der oben gegebenen
der von Pherekydes überlieferten Niobiden auf- Ableitung des Namens Polydoros f8iä . . . noV.u
gezählt werden, vermutet v. Wilamoiritz, Hermes <?w(>o:' vgl. die (mit Bezug auf den Priamiden
26 (1891), 219, 3 (vgl. C. Luetke, Pherecydea 27. Polydoros [nr. 2] gegebene) Etymologie '%o\lu
Schirartz a. a. 0. p. 441) für MsXlav, "ÜQ-qv (wo- öäga laßcuv ix cpva£oig\ Eust. ad Hom. II.
für man nach Apollod. 3, 5, 6 Ntat-gccv einge- 049, 29. 1053, 22. 1214, 50. Nach Gruppe, Gr.
setzt hat) Msliccv (noXvdy6>Qr\v als Seitenstück Mythol. 210 ist der Kadmossohn Polydoros mit
zu dem männlichen Niobiden Eftdatgog. [Höfer.] 10 dem folgenden (s. nr. 2) ursprünglich identisch.
Polydoros (üolvdcogog), 1) Sobn des Kadmos Der als Vater des Haimon (s. d. nr. 6) genannte
und der Harmonia, Hesiod. Theog. 978. Apollod. Kadmide Polydoros, der Bd. 1 Sp. 1816, 1 ff .
3, 4, 2. Eur. Phoen. 8. Diod. 4, 2. Hygin. /'. Sohn des Kadmos genannt wird, gehört einer
179; vgl. 76. Tabula Hiaca in C. I. G. 3, 6126 späteren Generation an, er ist der Sohn des
p. 852 = I. G. S. 1285, 2 p. 366 = Jahn- Eteokles, Enkel des Oidipus, Menekrates im
Michaelis, Griechische Bilderchroniken p. 75 D2. Schol. Pind. Ol. 2, 16; vgl. Gruppe a. a. 0. 266,
An/um. Eur. Phoen. p. 393 Nauck. Nonn. 8. — 2) Jüngster Sohn des Priamos und der
Dionys. 8, 298. - - Mit der Nykteis, der Toch- Laothoe, Hom. II. 22, 46 ff. Eust. ad Hom. B.
ter des Nykteus (s. d. Bd. 3 Sp. 494 B u. Ed. 1214, 66; vgl. v. Wilamowitz, Homer. Unters. 7.
Meyer, Forsch, zur alt. Gesch. 1, 62, 2) zeugt 20 Wegen seiner Jugend von Priamos vom Kampfe
er den Labdakos (s. d.), Apollod. 3, 5, 5. Tzetz. zurückgeh alten wagt er doch im Vertrauen auf
Chiliad. 6, 564 und aui'ser den oben ange- seine Schnellfüfsigkeit den Kampf mit Achilleus,
führten Stellen ferner Herod. 5, 59. Soph. wird aber von diesem getötet, Hom. II. 20, 407 f.
Oed. B. 261 (interpoliert? Eust. Hom. II. 172, Quint. Smyrn. 4, 154. Tzetz. Alleg. 11. 20, 8.
28. 601, 41). Arrian. Anab. 2, 16, 2. Schol. Seinen silbernen Panzer, den ihm Achilleus abge-
Eur. Phoen. 158. 291. Tzetz. Exeg. II. p. 22, 4. nommen hatte, schenkte Thetis später an Aga-
Lact. Plac. ad Stat. Theb. 3, 286. Nachdem memmnon, Quint. Smyrn. 4, 586. Der nach-
Kadmos zu den Illyriern und Encheleern ge- homerische Bericht nennt als Mutter des P.
zogen war, übernahm Polydoros die Herrschaft anstatt der Laothoe die Hekabe (Eur. Hek. 3.
über Theben und setzte kurz vor seinem Tode 30 31. 1133 ff. Apollod. 3, 12, 5. Hygin. f. 109
den Nykteus zum Vormund für seinen jugend- Eust. a. a. O. 1214, 65. Izetz. Hom. 450. Cltiliad.
liehen Sohn Labdakos und zum Verwalter der 3, 252. Theog. 450 in Anecd. Matranga 2, 591)
Herrschaft ein, Paus. 9, 5, 3 f. 2, 6, 2. Da- und verknüpft das Schicksal des P. mit seinem
gegen erwähnt Euripides in den Bakchen den Aufenthalt bei Polymestor, dem Könige der
Polydoros überhaupt nicht, sondern läfst (v. 43. thrakischen Chersones, wohin ihn Priamos mit
213) den greisen Kadmos die Herrschaft seinem reichen Schätzen (Eur. Hek. 10) gesendet hatte
Enkel Pentheus übergeben, während nach Nonn. zu der Zeit, wo das Kriegsglück sich gegen
Dionys. 5, 210 ff. 46, 259 Pentheus den Poly- Troia zu wenden schien, vgl. 712. 772. 775.
doros vom Throne stöfst und aufser Land treibt. Verg. Aen. 3, 49. Or. Met. 13, 434. Plut. Parall.
Nach Diod. 19, 53 scheint Polydoros mit seinen 40 24. Serv. Verg. Aen. 3, 15. 47. Nach Troias Fall
Eltern von den Encheleern vertrieben mit nach aber tötet Polymestor aus Gier nach den reichen
Illyrien geflohen und später nach Theben zu- Schätzen (Eur. Hec. 25. 712. Plut. a. a. O. Ov.
rückgekehrt zu sein und die Herrschaft über- Ibis 267. 579. Nux 109) seinen Schützling, —
nommen zu haben. Polydoros ist eine schatten- qxxGydvcp, Eur. Hec. 719; ense, 0». Met. 13, 435.
hafte, nur genealogisch verwertete Gestalt, eine Nach Schol. Or. Ibis schlug er ihm das Haupt
c kümmerliche Flickfigur', da Kadmos aufser ab, nach Verg. Aen. 3, 45 f. vgl. 55. Serv. Aen.
Töchtern 'kein Geschlecht hinterläfst', v. Wila- 3, 15. Auson. Epitaph. 19 p. 78 Peiper tötete
mowitz, Hermes 26, 236, 3. 34, 64 Anm. ; vgl. er ihn durch Speerwürfe. Vergil läfst den Poly-
Homer. Unters. 139. Eine merkwürdige Notiz doros abweichend von der gewöhnlichen Tra-
findet sich im Schol. Eur. Phoen. 8 : üolvScogov} 50 dition (s. unten) an der thrakischen Küste von
Tovrov oi rtoirjzai Tllvaxov v.alovai, TIolvSco- Polymestor begraben werden. Als Aineias
gov 8h diu tö Ttollä ötoQa £lir\<ph'<xi vr\v ^xioa später dorthin kam und von den auf des Poly-
avrov i-itl ri\ ysvvr\ßsi cevrov. Schirartz z. d. St. doros Grabhügel wachsenden Bäumen Zweige
hält Tllva-Aov für verderbt und schlägt dafür, zur Schmückung eines Altars abschlägt, träufeln
unter gleichzeitiger Tilgung von 8i nach HoXv- Blutstropfen aus den Bäumen, und des Poly-
Sojgov, nc(QO)vvucog vor, — schwerlich richtig; doros Stimme fleht um Schonung und mahnt
wie soll 7iaQcüvi'tuog in ttLvukov verderbt sein, den Aineias, die fluchbedeckte Stätte zu ver-
abgesehen von der dann notwendigen Streichung lassen, Verg. Aen. 3, 22 ff. 40 ff. Auson. a.a.O.
des Bit Andere, wie Passoir, Handwörterbuch Aurel. Victor, de Bom. gent. orig. 9, 4; vgl.
d. gr. Spr.b s. v. nivanog, Stoll in diesem 60 Mannhardt, Ant. Wald- u. Feldkulte 21. Murr,
Lexikon u. Pinakos nehmen Pinakos für einen Die Pflanzenwelt i. d. gr. Mythol. 71. Bei der
andern Namen des Polydoros, jedoch ohne thrakischen Stadt Ainos zeigte man den Grab-
weitere Erklärung. Und doch liegt die Deu- hügel des Polydoros, Plin. hist. nat. 4, 43. Aus
tung so nahe. Kadmos gilt allgemein als Er- Verg. Aen. a. a. O. schliefst Gruppe, Gr. Myth.
finder der Buchstaben und der Schrift; auf 209, 5, dafs Polydoros lebend in seiner Grab-
Münzen (s. Bd. 2 Sp. 871 Abb. 8) ist er dar- höhle (Nekymanteion ?) sitzend, Orakel erteilend
gestellt den Griechen eine Schrifttafel, zu denken ist. Nach der gewöhnlichen Uber-
griechisch nlvcc£, überreichend. Was lag da lieferung dagegen stürzt Polymestor den Er-
2645 Polydoros Polyeidos 2646
mordeten ins Meer, Eur. Hec. 26 ff. Ov. Met. Epit. 7, 29. - - 9) S. Polyoros. — 10) S. Poly-
13, 438. Mythogr. Lat. 2, 209 u. z. T. obige dophos. — 11) Sohn des Eteokles, des Sohnes
Stellen. Die von Hekabe an den Strand ge- des Oidipus s. ob. nr. 1 a. E. [Höfer.]
schickte Dienerin — sie heifst Polyboia (s. d. Polydrasteia (IIoXvdQäarsicc), Bezeichnung
nr. 5) — , die Wasser für das Begräbnis der der Adrasteia (s. d.) nach der Etymologie der
Polyxena holen soll, oder Hekabe selbst (Ov. Stoiker, nach welcher 'AdpaGtsict. von Sq&v
Met. 13, 536. Seh öl. Ov. Ibis 267) findet den mit <x intensivum gebildet ist, Cornut. de not.
ans Land gespülten Leichnam des Polydoros, deor. 13 p. 41 Osann. Schal. Plat. rep. 451a
Eur. Hec. 48. 679 ff. 701. 782. Auf Hekabes p. 342 Hermann; vgl. H. Pomansky, Nemesis
Bitte gestattet Agamemnon, dafs Polydoros, 10 und Adrasteia (Bresl. phil. Abhandl. 5, II)
dessen Schattenbild ihr im Traume erschienen S. 73. 90. [Höfer.]
war (Eur. Hec. 30 ff. 54. 74. 702. G. Ettig, Polyeidos (JloXvsiSog, üolmdog), 1) s. Poly-
Acheruntica, Leipziger Studien 13, 294), zu- idos. — 2) Ein berühmter Weissager aus Ko-
sammen mit seiner geopferten Schwester Poly- rinth, aus dem Sehergeschlechte der Melam-
xena bestattet werde, Eur. Hec. 896 ff. — In podiden. Seinem Sohn Euchenor weissagte er,
weniger ungünstigem Lichte erscheint Poly- dafs er entweder zu Hause an schwerer Krank-
mestor in der Darstellung bei Dictys 18. 20 heit oder unter den Achäern vor Troja sterben
bis 28 und Cedren 1, 222 f. ed. Bon.: Er liefert werde; Euchenor zog gen Troja und fiel durch
den Polydoros an den Telamonier Aias, der Paris. II. 13, 663 ff. Pherekydes in Schol. II.
den thrakischen Chersones verwüstet, um den 20 l. I. giebt folgendes Geschlechtsregister: Me-
Preis des Friedens aus. Die Griechen wollen lampus — Mantios — Kleitos — Koiranos — Polyei-
Polydoros gegen Helena austauschen; auf die dos (Koigavidag, Find. Ol. 13, 75. Hyg.f. 128);
Weigerung der Troer steinigen sie ihn vor den dieser zeugte mit Eurydameia, Tochter des
Mauern Troias (nach Cedren töten sie ihn mit Phyleus und Enkelin des Augeias, den Euchenor
dem Schwerte) und übergeben seinen Leichnam und Kleitos, welche mit den Epigonen Theben
seiner Mutter Hekabe zur Bestattung. Bei zerstörten und darauf mit Agamemnon gen
Serr. ad Verg. Aen. 3, 6 bekommen die Griechen Ilion zogen, wo Euchenor fiel. Gerhard, Gr.
(ob durch Polymestor?) auf ihrem Zuge durch Myth. 2 S. 225 Stammtfl. B 1. In Schol. IL
Thrakien den Polydoros in ihre Gewalt. Als 5, 148 heifst er König der Argeier, da Korinth
Lösegeld für ihn (c:vr avdgog) erhalten sie die 30 zum Lande der Argeier gehörte. Nach Paus.
darnach benannte Stadt 'llvravdpog, aber trotz- 1, 43, 5 kam Polyeidos, Sohn des Koiranos,
dem töten sie den Polydoros durch Steinigung. Enkel des Abas, Urenkel des Melampus, nach
Über die abweichende Sage bei Paeuvius in Me^ara, wo er den Alkathoos vom Morde seines
dessen Iliona s. Deipylos nr. 3 u. Iliona. Da Sohnes Kallipolis reinigte und dem Dionysos
Polydoros nach dieser Version am Leben bleibt, ein Heiligtum und ein Standbild errichtete, das
will Bibbeck, Rom. Tragödie 238 auf der luka- bis auf das Gesicht verhüllt war. Am Ein-
nischen Vase (Monumenti 2, 12. Overbeck, gange des Tempels zeigte man das Grab der
Heroen gallerie 28, 2) ihn in dem hinter Aga- Astykrateia und der Manto, der Töchter des
memnon stehenden Jüngling erkennen, seine Polyeidos. Sein Sohn Euchenor hatte dort ein
Schwester Iliona in der an Hekabe geschmiegten 40 zweites Bild des Dionysos, mit dem Beinamen
Frauengestalt. Stephani, Compte rendtt 1861, Dasyllios, gestiftet. Dem Bellerophon verhalf
73 wollte auf einem Vasengemälde (Overbeck Polyeidos in Korinth durch seinen Rat zur
a. a. 0. 26, 17) Polydoros von einem Pädagogen Bändigung des Pegasos, Find. Ol. 13,75. Preller,
geleitet als Begleiter die Flucht des Aineias aus Gr. Myth. 2, 81. Den Iphitos, des Eurytos Sohn,
Troia erkennen, doch hat er selbst (a. a. O. warnte er nach Tiryns zu Herakles zu gehen,
1863, 190) diese Beziehung als wenig wahr- Pherekydes bei Schal. Od. 21, 22. Den König
scheinlich bezeichnet Ebensowenig sicher ist Teuthras in Mysien befreite er durch seinen
Polydoros als bekümmerter Zuschauer bei der Rat vom Wahnsinn, Plut. de {luv. 21, 4. Vgl.
Opferung der Polyxena nachweisbar, swf. Vase Et. M. p. 207, 49. Am meisten bekannt ist
im Brit. Museum, Walters, Catal. 2, 70 p. 72 50 seine Wiederbelebung des Knaben Glaukos,
vgl. Overbeck, Heraengall. 663. — 3) Sohn des Dieser Sohn des Minos, Königs in Kreta, fand
Hippomedon (s. d. nr. 1. Bethe, Theban. Helden- in einem Honigfasse den Tod. Dem Minos,
lieder 111), einer der Epigonen, Paus. 2, 20, 5. der ihn lange vergebens gesucht, ward endlich
Schol. Eur. Phoen. 126. Schal. Tou-id. Hom. II. das Orakel, in seiner Herde sei eine Kuh, die
4, 406. Seine Mutter ist Euanippe, die Tochter dreimal täglich die Farbe wechsele; wer diese
des Elatos, Hyg.f. 71a p. 78 Schm. — 4) einer am besten zu vergleichen wisse, werde ihm den
der Söhne (v. Wilamowitz, Euripides Herakles verlornen Sohn wieder verschaffen. Polyeidos
1, 323) des Herakles und der Megara, Baton löste das Rätsel, indem er die Wunderkuh mit
(so Boeckh p. 337 für Baxog) im Schol. Find. der Maulbeere (oder Brombeere) verglich, die
Isthm. 3 (4), 104. — 5) Grieche, von Nestor bei 60 gleichfalls zuerst weifs, dann rot und zuletzt
den Leichenspielen des Amarynkeus im Speer- schwarz werde. Er fand darauf durch die
kämpf besiegt, Hom. II. 23, 637. — 6) Teil- Zeichen der Vögel den Knaben im Honigfals.
nehmer an einer (mythischen?) Eberjagd, C.I. G. Minos forderte nun von dem Seher die Be-
4, 7373. Walters, Cat. of the greck vases in the lebung desselben und schlofs ihn mit der Leiche
brit. Mus. 2 (1893), 37 p. 59. — 7) Krieger in in ein Grabgewölbe ein. Eine Schlange näherte
einer Kampfszene, Walters a. a. O. 2, 75 p. 74; sich der Leiche, Polyeidos tötete sie; darauf
die Inschriften auch Arch. Zeit. 39 (1881), 36 kam eine zweite Schlange, und wie sie die
not. 23. — 8) Freier der Penelope, Apollod. andere tot sah, holte sie ein Kraut und legte
2647 Polyerate Polyidos 2648
es auf sie, worauf diese wieder lebendig wurde. Polygios (Jlolvyiog), Beinarne des Hermes
Mit demselben Kraut schaffte nun Polyeidos in Troizen, Paus. 2, 31, 10. Tümpel, Piniol.
dem Glaukos das Leben wieder. Minos entliefs 51 (1892), 402, nach Welcher, Gr. Götterl. 2,
ihn mit vielen Geschenken in die Heimat. Es 451. Preller- Robert 415, 2 ähnlich Boscher
wird noch zugefügt, dals Minos den Polyeidos Bd. 1 s. Hermes Sp. 2346, 11 ff. = nolvyvios,
auch gezwungen, seinen Sohn die Seherkunst die gymnastische Gewandtheit und Kraft be-
zu lehren; als Polyeidos aber abfuhr, hiefs er zeichnend, dagegen Wide, De sacr. Trotz. 41.
den Glaukos ihm in den Mund spucken, wo- Noch andere Deutung bei Pape-Benseler s. v.
durch der Knabe die Seherkunst wieder ver- = f Blumer' von y'ia = iu = üv&v. Nicht
gafs. Hyg. f. 136. 251. Apollod. 3, 3, 1. 2 und 10 weniger als drei Vorschläge auf einmal bei
Heyne. Tzetz. L. 811. Plin.H.N. 25,2. Pälaephat. Schwende, Etym.-mythol. Andeutungen 133 =
c. 27 und dazu Fischer p. 105. Lucian de itolv-lvyiog (vgl. Ivyv. das Dunkel) oder =
sedtat. c. 49. Manche setzten den Asklepios 7Co7.v-loiyiog (als Todesgott) oder = Ttolvloyiog.
an die Stelle des Polyeidos, Hyg. P. Astr. 2, Am wahrscheinlichsten erscheint die Deutung
14. Melesagoras bei Apollod. 3, 10, 3. Hyg. f. nol-vyiog (vgl. Hermes kle&Hccxog, 'A%uv.r\6iog,
49. Polyeidos floh vor Minos nach Megara zu Hdiog, Eücov, U&xog) von vynjg = Hres robuste'',
Nisos, weshalb Minos Megara bekriegte, Verg. Legrand, Corr. hell. 16 (1892), 166 oder =
Cir. 112. Es gab Tragödien Polyeidos von 'sanitate pollens', Maafs, De Aeschyli Suppl.
Sophohles u. Euripides, deren Stoffe bei Apollo- 13, 1. Beachtenswert ist aber auch die Er-
dor u. Hygin, sowie eine Komödie des Aristo- 20 klärung von Usener, Rhein. Mus. 58 (1903),
phanes. Welcher, Gr. Trag. 2 S. 767 ff. Nauck, 167 f., nach dem Holvyiog aus einer Verderbnis
trag. gr. fr. p. 441 ff. Hock, Kreta 3 S. 286 ff. von IloXvyviog entstanden ist, dieses aber, mit
293. Preller, Gr. Myth. 2, 475. Gerhard, Gr. Bezug auf den Hermes Tomscpcdog (s. d.) ge-
Myth. 2 § 727. [Stoll.] sagt, den Gott als den Vielgliedrigen, d. h. den
Darstellungen des Polyeidos: 1) Kylix des mit sechs Armen und wohl auch mit sechs
[Sotjades im britischen Museum, Smith, Catal. Beinen dargestellten, bezeichnet. [Höfer.]
of the greeh vases in the Brit. Mus. 3 (1895), Polygonos (Jlolvyovog), Sohn des Proteus
p. 391 nr. 5; abg. White, Athenian Vases pl. 16. und der Torone, samt seinem Bruder Telegonos
Fröhner, Van Branieghem Coli. nr. 166 pl. 41. von Herakles getötet, Apollod. 2, 5, 9. Philarg.
Arch. Epigr. Mitth. aus Oest. 17 (1894), 119. 30 ad Verg. Georg. 4, 391. Albanische Relieftafel
Zingerle ebend. 119 ff.; vgl. Furtivängler, Arch. (C.J.Cr. 5984. Inscr. Gr. Ital. et Sic. 1293
Am. 6 (1891), 69 nr. 1: /^UAVKO> (TXavKog) AZ 85 p. 346. Jahn- Michaelis, Griech. Bilder-
hockt mit scharf an die Brust gezogenen Knieen, Chroniken S. 71 Z. 285). Bei Konon 57 (vgl.
eng in sein Gewand gehüllt, am Boden des U. Hoefer. Tzetz. Byk. 124. Eudocia 349 p. 582
Grabes, während TOI'VEIAOS (Tlolvbidog) in Flach) heifsen die Brüder Tmolos und Tele-
knieender Stellung in der erhobenen R. einen gonos; vgl. auch Eust. und Schal. Dion. Per.
Stab hält, im Begriff ihn nach dem Boden zu 259. Pott, Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. 3, 321.
stofsen; unterhalb der beiden Gestalten ringeln Zeitschr. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissensch.
sich zwei Schlangen. Mit Recht betont Zingerle, 14 (1883), 160. In einem mythologischen Trak-
dafs Glaukos trotz der geöffneten Augen noch 40 tat in Wien, der Verwandtschaft mit dem
als tot zu denken sei, während Fröhner den 3Iythogr. Vatic. III zeigt, befindet sich u. a. eine
Moment erkennen wollte, wo Polyeidos dem Erzählung mit der Überschrift: De Protei filiis
bereits zum Leben erweckten Glaukos nach- ab Hercule interfectis, Göttinger Anzeigen 1S34,
fraglich zeigt, Avie die Erweckung stattgefunden 1032. Gerhard, A. V. 2, 95 Anm. 10. [Höfer.]
habe. — Unsicher sind folgende Deutungen: Polyhymnia (hymnis) s. Musen u. Polymnia.
2) Fragmentiertes Vasengemälde, A. Brüchner, Polyhyninos {JIolvviLvog) , Beiname 1) des
Arch. Zeit. 6 (1891), 200 Taf. 4. Zingerle a. a. 0. Dionysos Hom. hymn. 15, 7. Eur. Ion. 1074. —
120, 1. — 3) Gemme, abg. O. Müller, Denhm 2) der Aphrodite Orph. hymn. 55, 1. — 3) der
d. a. K. 2, 30, 333, nach Birch, Arch. Zeit. 8 Hebe nach Stephani, compte-rendu 1861, 41.
(1850), 240 f. Polyeidos einem Fais entgegen- 50 welcher in dem Epigramm 'H Zrtvog du xövös
schreitend, aus dem ein Knabe (Glaukos) mit Ilolvyvia viy.Tu.Qog äxubv TI^LTtco, zr\v 6air\v
ausgestreckten Armen herausragt; über dem itargl zivovaa %ccqiv den Namen Polymnia
Kopfe des Glaukos eine Biene. — 4) Auf dem nicht als Namen einer Muse, die dem Zeus
Vasengemälde bei Smith a. a. O. 3 p. 346 nr. 698, wohl Werke der Dichtkunst und Musik, nicht
wo neben Evdcciyovict, "Egcog, IlavdcuOLcc und aber Nektar darbringen könne, sondern als
'TylsLK ein TTOAYI •• OS (IToAu[£zA]os?) erscheint, Beinamen der Hebe auffafst. — 4) s. Polym-
hat dieser wohl mit unserem P. nichts zu thun. nos = Prosymnos. [Höfer.]
Über die Gleichsetzung Polyeidos-Polypheides Polyidos (IJolvlSog). 1) Einer der sieben
s. Polypheides nr. 1. [Höfer.] Landesheroen der Platäer (ciQ%r\yitcci IJlcctca-
Polyerate (JToÄ'injpcmj), Bakchantin auf einem 60 (cor), denen Aristides auf Befehl des delphi-
Vasengemälde, C. I. G. 4, 8439. Heydemann, sehen Orakels vor der Schlacht bei Platää
Satyr- u. Bahchennamen p. 19 nr. U mit wei- opfern sollte, Plut. Arist. 1 1 . Usener, Sitzungsber.
teren Literaturangaben. [Höfer.] d. K. Ahad. d. W. zu Wien 137 (1897), 3 S. 11.
Polygethes (JIolvyrfti]g), Beiname 1) der Rohde, Psyche l2, 172 u. Anm. 3. Bethe, The-
Horai, Hom. II. 21, 450 vgl. Bd. 1 Sp. 2729, 64. banische Heldenlieder 63. — 2) Troer, Sohn
— 2) des Dionysos, Anonym. Law. in Anecd. des Traunideuters Eurydamas, samt seinem
var. ed. Schoell-Studemund 1, 268, 31. Dichter- Bruder Abas von Diomedes getötet, Hom. 11.
stelle bei Bruchmann, Epith. deor. [Höfer.] 5, 148 ff Tzetz. Hom. 66. Alley. II. 5, 50. Fried-
2649 Polyindos Polykrite 2650
länder, Fleckeisens Jahrb. Suppl. 3, 815. Im- des Telemachos, dem sie den Persepolis (s. d.)
misch, Klaros, Jahrb. f. PMlöl. Suppl. 17 (1890), gebar, Uesiocl bei Eust. ad Hom. Od. 1796, 39
177, 1. — 3) S. Polyeidos. — 4) s. Polyindos. — (Eudocia 191 p. 131 Flach; 918 p. G64 vgl.
Zum Namen vgl. Wackernagel, Kuhns Zeitschr. Steph. Byz. s. IJsQatTtohg) = fr. 17 Rzach
27, 274 f. W. Schulze, elend. 29, 23(3; vgl. auch (Leipzig 1902). Schol. Hom. Od. 16, 118; vgl.
Welcher, Trilogie 211, 350 u. d. A. Polypheides Ed. Meyer, Hermes 30 (1895), 254 Anm. 1. Ja
nr. 1. [Höfer.] sogar als Mutter des Dichters Homer wird sie
Polyiudos (IIoXvivSog\ ein Bundesgenosse genannt, Orakel in Atith. Pal. 14, 102. Said.
der Troer aus dem Stamm der Keteier in Mysien, s.v. Oiirigog. Certam. Hom. et Hesiod. p. 436
von Odysseus erlegt, Qu int. Sm. 11, 79, v. 1. io Rzach a. a. O. Tzetz. Proleg. Alleg. II. 64;
IloXvidog. [Stoll.J Vater ist auch hier Telemachos. Gegen die
Polykaon (IloXvv.äav), 1) Sohn des Lelex Annahme von O. Seeck, Quellen der Odyssee 327,
und der Peridea (s. d. nr. 2), Bruder des Myles, dafs das attische Geschlecht der Leogoriden (?)
des Bomolochos (?) und der Therapne, Schol. sich von Polykaste abgeleitet hätte, erhebt mit
Eur. Or. 626. Paus. 3, 3, 1. Auf Veranlassung Recht Toepffer, AU. Genealogie 86 Einsprach,
seiner Gattin Messene (s. d.) zog er, da er als — 2) Tochter des Lygaios in Akarnanien, Ge-
jüngerer Sohn keine Aussicht auf Würde und mahlin des Ikarios, Mutter der Penelope, des
Herrschaft hatte, mit Scharen aus Argos und Alyzeus und des Leukadios, Strabo 10, 461.
Lakedaimon nach dem Lande, das nach seiner Alkmaionis und Ephoros bei Strabo 10, 452.
Gattin Messenien benannt wurde, und schlug 20 Quelle Strabos ist , Apollodors Kommentar zu dem
in Andania den Sitz seiner Herrschaft auf, Schiffskataloge, Niese, Rhein. Mus. 32 (1877),
Paus. 4, 1, 1 ff . Zu Polykaon und Messene 297.300. Vgl. Geffcken, Hermes 26 (1891), 42, 1.
brachte Kaukon (s. d.) die heiligen Weihen aus v. Wilamouitz, Hom. Unters. 73, 2. Bethe,
Eleusis, Paus. 4, 1, 5. Von den Nachkommen Theban. Heldenlieder 157. Oberhummer, Äkar-
des Polykaon und der Messene konnte Pausanias nanien 46. Immisch, Klaros, Jahrb. f. klass.
(4, 2, 1) trotz eifrigen Studiums der alten gene- Philol. Suppl. 17 (1890), 191. Pott, Philologus
alogischen Epen keine Namen erfahren (vgl. Suppl. 2 (1863), 316, der sie a. a. O. Anm. 23
Deimling. Die Leleger 122. Niese, Hermes 26 irrtümlich mit nr. 1 identifiziert. — 3) s. Perdix
[1891], 15 und Anm. 3), aber er berichtet, dafs Bd. 3 Sp. 1953, 11 ff. [Höfer.]
— 2) ein Sohn des Butes — welches B. ist nicht 30 Polykleia (noXvxXeia), Schwester und Ge-
zu entscheiden — nach Hesiod in den Ehoien mahlin des Aiatos (s. d.). Sie zog mit Aiatos
gleichfalls Polykaon geheifsen und sich mit aus Thesprotien nach Thessalien, welches sie
Euaichme, der Tochter des Heraklessohnes nach ihrem Sohne Thessalos benannten. Polyaen.
Hyllos, vermählt habe. [Höfer.] 8, 44. Buttmann, Mythol. 2, 256. [StolL]
Polykarpos (IIoXv-auQiiog). 1) Auf einer wahr- Polykles (noXvnXfjg). 1) In dem Katalog der
scheinlich aus Mytilene stammenden Weihin- Ilias folgten nach der Rezension des Kallistfienes
schritt steht nach C. I. G. 2, 2175: Jr]\n]\xQog nach v. 855 zwei unechte Verse, nach welchen
y.al ftsav] y.aQ7tocpoQiov y.al \&e~\ä[v~\ itoXvÄÜQ- die Kaukonen als Bundesgenossen der Troer
■zcov xca reXsacpoQcov. Ist die Inschrift so richtig von einem Sohne des Polykles, dessen Name
ergänzt, so können unter den &sol Ttolv-AUQTtoi, 40 aber nicht genannt wird, geführt wurden,
wegen der vorausgehenden Erwähnung der Eustath. II. 2, 855. Strab. 12 p. 542. Deim-
Demeter, mit Plehn, Lesbiacorum liber 120 nicht ling, Leleger S. 41. — 2) s. Polykrite. [StolL]
Demeter und Persephone verstanden werden. Polykömos (noXv-acoitog), Beiname des Dio-
nolvnaQ-xog ist Epitheton der Demeter bei nysos: Anth. Pcd. 9, 524, 17.
TheoJcr. 10, 42. Aristokles bei Ael. not. an. Polykrite (JIoXvxqIxi]) , eine Jungfrau aus
11, 4; vgl. Preller, Demeter u. Persephone 321. Naxos, welche in einem Kriege der Milesier
Preller-Robert 766. Immerwahr, Kulte u. Myth. und Erythräer gegen Naxos ihre Vaterstadt
Arkad. 124. Usener, Götternamen 243. — von einer gefährlichen Belagerung befreite.
2) IIoXv'/iäQTtr] = UoXujtccrrT] s. Perdix Bd. 3 Als Kriegsgefangene des Diognetos, des An-
Sp. 1953, 11 ff. [Höfer.] 50 führers der Erythräer (oder auf andere Weise
Polykaste (floXvy.Ü6Tr}) , die r Schönge- in seine Nähe gekommen), gewann sie dessen
schmückte' (JloXvnäarri . . Si]Xol xr\v itdvv xoff- Liebe und wufste ihn dahin zu bringen, dafs
yXav )) 7ioXva6a^r]Tov, Eust. ad Hom. Od. 1477, er das ihm anvertraute befestigte Lager der
12), 1) Tochter des Nestor und seiner Gattin Seinen in der Nacht den Naxiern öffnete. Diese
Eurydike, Hom. Od. 3, 464; bei Apollod. 1, 9, 9 hieben die nichts ahnenden Feinde nieder und
heilst ihre Mutter Anaxibia, Tochter des Kratieus schlössen dann einen günstigen Frieden. Der
(Atreus, Meziriac-*) Katreus, Her eher). Nach Führer der Naxier war Polykles, der Bruder
späterer Sage, wohl im Anschlufs (vgl. v. Wila- der Polykrite, welchem diese auf einem in
mowitz, Homer. Untersuchungen, Nachträge 8 einen Kuchen gebackenen Täfelchen die Kunde
zu S. 136. O. Seeck, Die Quellen der Odyssee 00 des beabsichtigten Verrates hatte zukommen
338 ff.) an Hom. Od. 3, 464 ff., wo sie dem lassen. Polykrite wurde bei ihrem Einzug in
bei Nestor einkehrenden Telemachos das Bad die Vaterstadt von den dankbaren Mitbürgern
bereiten läfst, erscheint Polykaste als Gattin so sehr mit Kränzen und sonstigen Geschenken
, . , , überhäuft, dafs sie, von Freude überwältigt und
*) Atarax ^«rist wohl die richtige Emen- erdrückt von der Me e der Gabe im Th
dation, da nach Eust. ad Munt. IL 296, 25 Nestor nach , .. . , ° . , TT. ' ,
dem Tode der Eurydike die Anaxibia, die Schwester zusammenstürzte und starb. Hier wurde Sie
des Agamemnon, — also eine Tochter des Atreus — ™m Volke ehrenvoll bestattet, und der Ort
heiratete. erhielt den Namen ßacxdvov räcpog, da das
2651 Polykrithos Polylampes 2652
neidische Geschick der Jungfrau den Genufs Krieg und Verderben und befiehlt, das Haupt
der Ehren geraubt hatte. Dem Diognetos war im Sonnenlichte zu belassen {Q'iy^sv rjoi tpairo-
auf Bitten der Polykrite das Leben gelassen iisvvtpi) und es nicht ins Dunkle der Erde zu
worden, nach andern war er bei der Erstürmung bergen. — Diese Erzählung wird zwar in In-
des Lagers gefallen und wurde mit Polykrite storische Zeit verlegt (der bei Proklos erwähnte
zusammen bestattet. Plut. de virt. mal. c. 17 König Antigonos, dem dieses Wunder berichtet
p. 214 Tauchn. nach naxischen Historikern und wurde, ist wohl Antigonos Gonatas), enthält
Aristot. (fr. 168 b in Müller fr. hist. gr. 2 p. 156). aber doch viele durch andere Mythen als alt
Andrist. b. Parthen. c. 9. Polyaen. 8, 30. [Stoll.] erwiesene Elemente, so das weissagende Haupt,
Über die unwahrscheinliche Vermutung von io wozu das orakelgebende Haupt des gleichfalls
Robert, Eratosih. catast. rel. 233, dafs der in zerrissenen Orpheus (s. d. Bd. 3 Sp. 1178 Fig. 3)
die Sage von Polykrite verwobene Diognetos zu vergleichen sein dürfte, s. Orpheus Bd. 3
identisch sei mit dem von Hyg. poet. astr. 2, 30 Sp. 116'J ff. Die Zerreifsung des Kindes wird
erwähnten Diognetos, den Hygiu. fälschlich so zu verstehen sein, dafs P. es in sich auf-
zu einem Schriftsteller gemacht habe, s. Joh. nehmen und so mit sich führen wollte, (um es
Moeller, Studio, Maniliana 17, 8 f. Vgl. auch wieder lebend erstehen zu lassen? Vgl. den
Gruppe, Gr. Mythol. 21, 5. [Höfer.] Mythos von Iakchos-Zagreus, von Pelops, rden
Polykrithos s. Poimandros, wo nachzutragen Demeter in ihrem Leibe begräbt', Lykophr.
ist, dafs nach Gruppe, Gr. Myth. 72 vgl. 159, S 152 ff. und dazu Joh. Geffken, Hermes 26 [1891],
Poimandros sowie (sein von ihm getöteter Sohn) 20 570); doch mögen auch die Vorstellungen von
Leukippos ursprünglich Kultbezeichnungen des den kinderfressenden Gespenstern mitgewirkt
tanagräischen Hermes, fdes die Toten als Hirt haben. Zu den drei Nächten, die P. bei seiner
"6
versammelnden und mit weifsen Rossen Gattin zubrachte, vgl. Zeus- Alkmene; zum
(vgl. den tanagräischen Hermes Asvv.6g [s. d. frühen Tod die Protesilaossage usw. ; über die
nr. 5]) emporführenden Gottes' gewesen zu sein Steinigung als Mittel zur Vertreibung der Ge-
scheinen. E. Maafs, Gott. Gel. Anz. 1889, 818f. spenster Gruppe, Gr. Myth. 887 f. Anm. 4. Zu
schreibt statt IloXvxQi&og: IIoXvv.Qizog und dieser Gespenstergeschichte und anderen sowie
möchte den Sohn des Poimandros Ephippos zu ihren Quellen vgl. Pohde, Rhein. Mus. 32
für identisch mit Epochos (s. d. nr. 2) halten. (1877), 338. 336; vgl. auch Psuche 2S, 363 f.
[Höfer.] ao [Höfer.]
Polykritos (LToXvv.QLxog) 1) mythischer Po- Polyktor (IJoXvxxcoq), 1) Sohn des Aigyptos,
seidonpriester in Halikarnassos, aus dem Ge- vermählt mit der Danaide Stygne, Apöllod. 2,
schlechte des Telarnon stammend, C. I. G. 2, 1,5, s. Polydektor. — 2) Alter Heros von
2655. Dittenberger, Sylloge 22, 608 p. 385; vgl. Ithaka, der mit Ithakos u Neritos den Brunnen
Ed. Meyer, Forsch., zur alt. Gesch. 1, 173, 1. angelegt, ans welchem die Ithakesier ihr Wasser
— 2) Aitoler, von dem berichtet wird uvußicbvut holten. Od. 17, 207. Nach den Schol. zu d. St.
ur\vl usxu xbv frdvaxov ivdxa v.ul atpixto&ui waren diese drei Brüder Söhne des Pterelaos
slg £y.Y.lr\6lav xüv AixcoXwv y.a.1 av^ßovXev6ui und der Amphimede, Nachkommen des Zeus
tu CZQ16TCC TttQi a>v ißovXavovxo, Naumachios in Kephallenia. Sie zogen von hier nach Ithaka,
aus Epeiros und Hieron aus Ephesos bei Pro- 40 wo die Insel und das Gebirge Neritos und der
dos ad Plat. rempubl. ed. Kroll 2, 115 vgl. Ort Polyktorion nach ihnen genannt ward;
G. Ettig, Acheruntica, Leipz. Studien 13 (1890), vgl. Eustath. p. 1815, 44. Et. M. 081, 45. —
289, 1. Ausführlicheres findet sich bei Phleg. 3) Vater des Peisandros (Polyktorides), eines
Trall. Mirab. 2 = Paradoxogr. ed. Westermann Freiers der Penelope, Od. 18, 299. — 4) Er-
121 ff. : P. von seinen Mitbürgern auf drei dichteter Name eines Myrmidonen, für dessen
Jahre zum Aitolarchen gewählt heiratet eine Sohn sich Hermes ausgab gegenüber dem Pria-
Lokrerin und stirbt ßvyy.oifirföug xQial vv\l mos bei seiner Fahrt in das griechische Lager,
in der vierten Nacht. Seine Witwe gebiert, als 77.24,397. — Vgl. etrusk. Puluctre (s. d.) [Stoll.]
ihre Zeit gekommen war, ein Kind ulöoiu l%ov Polyktorides (JloXvv.xoqi8r\g) s. Polyktor.
ovo, dvdgsTov Tt xai ywaintlov. Die darüber 50 Der Name IIoXvxxcoq bedeutet wahrscheinlich
erschreckten Verwandten schaffen das Kind auf rreich an Besitz', nach Fick, Bezzenbergers Bei-
den Markt in die Volksversammlung. Als da- träge 20 (1894) = IIoXv-y.tOQog mit regelrechtem
selbst Stimmen laut werden, Mutter und Kind Ablaut zu xregag (vgl. den gleichfalls als Gott
über die Grenze zu schaffen und zu verbrennen, des Besitzes gedeuteten Hermes KxaQog, Lykophr.
erscheint plötzlich Polykritos in schwarzem 679 u. Ciaceri z. d. St. Chr. Mehlis, Die Grund-
Gewande, beruhigt die Erschreckten und bittet idee des Hermes [Erlangen 1875] S. 14; vgl.
ihm sein Kind zu übergeben, und zwar unver- aber auch C. v. Ocstrrgaard, Hermes 37 [1902],
züglich, da es ihm nicht länger erlaubt sei 333). Nach W. Schulze, Kuhns Zeitschr. 29
zu verweilen diu rovg natu yi)v VTtÜQxovxug (1888), 270 ist TIoXv'axcoq entstanden aus IJoXv-
StßTtöxug. Als man aber zögert und auch seine co kx-xcoq (xt Stamm zu xx-douai), nach P. Kretsch-
zweite Bitte und Drohung unbeachtet läfst, mer, Kuhns Zeitschr. 31 (1892), 430 aus IIoXv^
stürzt er sich auf das Kind, zerreifst es, frifst nxrjxcoQ. Eine Anspielung auf die Bedeutung
es, ohne von einem Steinhagel verletzt zu des Namens scheint bei Hom. 17. 24, 398 ent-
werden, bis auf den Kopf auf und verschwindet. halten zu sein, wo sich Hermes für einen Sohn
Die Aitoler wollen wegen Entsühnung nach des ucpvtiög Polyktor ausgiebt. [Höfer.]
Delphi senden, da beginnt das auf dem Boden Polylampes (TIoXvXu^Tnjg), von Luc. v. h. 1,
liegende Haupt des Kindes zu sprechen, 20 erdichteter Name eines Mondbewohners,
verbietet den Phoibos zu befragen, weissagt [Höfer.]
2653 Polylaos Polymela 2654
Polylaos (UoXvXaog), Sohn des Herakles u. der auch eine geographische Kontroverse löst. Bei
Thespiade Eurybia, Apollod, 2, 7, 8. [StolL] Sträbo 13, 606. 616 und im Schol. Ptolem. Geogr.
TtolvkUöTii (Persephone) C. I. Gr. 2, 2388, 5, 2 ed. Muller 1, 807 wird eine Ortschaft
17. Kaibel, Epigr. 818,17, vgl. Orph.h. 29, 17. iioXv^äsiov (JToXviir\Siov) aufgeführt, 40 Stadien
IIohvkujTOC, (Telesphoros) C. I. Gr. 1 add. vom Kap As-htov entfernt. Dieses Kap aber
p. 914. ist die Westspitze des adramyttenischen Meer-
Polymastos (IJoXvuaarog) f mit vielen Brüsten', busens, L e s b o s gegenüber. Es ist nicht zweifei -
Beiname der sogenannten ephesischen Artemis, haft, dal's der Lesbosenkel Polymedes der
vgl. Hieronym. Prolog. Comment, in Eust. ad Heros Eponymos dieses Ortes noXv^^S(s)i,ov
Ephes. p. 541 (Migne Ser. 1 Tom. 26 p. 441): 10 ist, dafs also Müller a. a. 0. mit Unrecht an
Ephesii Dianam colentes von haue venatricem, den oben angeführten Stellen IIaXaar]Ssiov für
quae arcum tenet, atque succineta est, sed illam Ilolva^dtiov vorschlägt und ebenso mit Unrecht
mxdtimammiam , quam Graeci noXvuaaTov den Bericht bei Plin. h. n. 5, 123: 'fuü et
vocant, ut scilicet ex ipsa guoque effigie men- Palamedeum oppidum. promunturium Lectum
tirentur omnium eam bestiarum et viventiun disterminans Aeolida et Troada. fuit et Poly-
esse nutricem: vgl. Minuc. Felix 22, 5: Diana media civitas etc.'' — als falsch bezeichnet,
. . Ephesia multis mammis et uberibus exstrueta da es überhaupt nur ein Palamedeion, kein
s. die Abb. Bd. 1 S. 588 und Schreiber ebend. Polymedeion gegeben habe. Der durch Buftnus
588 ff. Visconti, Museo Pio-Clement, 1, 64. Pott, bezeugte Heros Polymedes erweist die Richtig-
Zeitschr. f. Völkerpsych. u. Sprachwissenschaft 20 keit der Lesart IIoXvaY]6ttov an obigen Stellen,
14 (1883), 6 f. Zu den Bd. 1 Sp. 589, 20 ff. er- wobei natürlich der aus dem Plinianischen
wähnten Münzen vgl. Cat. of greek coins brit. Palamedeum für die Troas zu erschliefsende
Mus. Ionia p. 71 ff. pl. 13, lff. [Höfer.] Kult des Palamedes, der auch für Lesbos (s.
Polyinatheia (IloXviiüfttiu), eine der drei Bd. 3 Sp. 1271, 41 ff.) bezeugt ist, unberührt
Musen in Sikyon, Plid. Quaest, conv. 9, 14, 7; bleibt. [Höfer.j
vgl. Comutus de nat. deor. 14 p. 48 Osann: Polymedon (IloXvurjöcov), in der späten Um-
%-riXt tat 7TccQrix&ri6uv (die Musen), ta> rag aQ£täg deutung bei Cedren. ed. Bon. 1, 43 Sohn des
v.al ri]v 7Tccidbuti> &i]Xvy.u övopctTa i%xvyr\g t%biv Aitherion aus dem Geschlechte des Zeus, Ge-
-KQog ovußokov tov ivöo^sviiag Kai tögaiotrirog mahl der Semele, Vater des Nyseios, des spä-
n)v iroXviiä&SKxv TttQtyivtß&cti. Vgl. Odelberg, 30 teren Dionysos. [Höfer.]
Sacra Corinthia, Sicyonia, Phliasia 116. Bö- Polymedon (IloXviitdcov), ein Sohn des Pria-
diger, Jahrb. f. klass. Phil. Suppl. 8 (1875), 282. mos, Apollod, 3, 12, 5. Hyg. f. 90. [StolL]
[Höfer.] Polymela, -mele (TloXv^Xa, -ur\Xr\ 'die
Polymede ( JToAvu rjön.), 1) Tochter des Au- Herdenreiche' vgl. Eust. ad Hom. 17. 1053, 52 ff.)
tolykos, Gemahlin des Aison und Mutter des 1) Tochter des phthiotischen Phylas, Geliebte
Iason. Nach dem von Pelias veranlafsten Tode des Hermes, dem sie den Eudoros gebar, später
des Aison erhängte sie sich unter Zurücklassung Gemahlin des Aktoriden Echekles, Hom. II. 16,
ihres unmündigen Knaben Promachos, Apollod. I80ff. Tzetz. Alleg. II, 16, 156 ff. Zur Deutung
1, 9, 16. Tzetz. Lyk. 175. 872; vgl. JDiod. 4, 50. des Mythos von Hermes-Polymele-Eudoros vgl.
Usener , Götternamen 156. 160. S. Polymele 4u Völcker, Mythol. des lapet. - Gescld . 103 f. O.
nr.- 3. Da die Gemahlin des Aison nach der Müller, Prolegomena 355 f. W. H. Boscher Bd. 1
gewöhnlichen Überlieferung 'AXxi u £ 6 r\ (s. d.), s. v. Hermes Sp. 2379, 2 ff . Goebel, Lexilog.
nach Herodor im Schol. Apoll. Bhod. 1, 45 aber zu Homer 2, 155. Maximilian Mayer, Hermes
noXv<pj][iTi heifst (wofür jedoch Buhnken op. 27 (1892), 514. S. Polydora nr. 6—2) Gattin
2, 580 wieder IloXv^ijdri einsetzen wollte), so des Thestor und Mutter des Sehers Kalchas
vermutet E. Bethe, Quaest. Diodor. mythogr. (s. d.), Tzetz. Prol. ad Alleg. B. 639. Alleg.
15, 17 m. E. mit Unrecht, dafs IloXvui']ör\ aus II. 1, 52. — 3) Gattin des Aison und Mutter
Kontamination der beiden Namen HoXv(pr)u,r\ des Iason, die auch Polymede (s. d. nr. 1)
und AX-KLiiiSr] entstanden sei. Es müfste aber heifst, Hesiod im Schol. Hom. Od. 16, 69 =
doch dann zum mindesten JloXvaidri heifsen, 50 fr. 18 Bzach (Leipzig 1902). S. auch Poly-
wie es ja auch das entsprechende Maskulinum pheme. — 4) Tochter des Windgottes Aiolos,
IJoXv^tScov giebt. Eine Darstellung der Poly- die dem zu ihrem Vater verschlagenen Odysseus
mede bei der Hochzeit ihrer Schwester Anti- heimlich ihre Liebe gewährt, nach dessen Ab-
kleia mit Laertes erkennt L. I). Barnett, Hermes fahrt sich durch ihre Trauer verrät, der ihr
33 (1898), 642 auf der Münchener Amphora von Aiolos zugedachten Strafe aber durch die
805, abg. Arch, Zeit. 18 (1860), Taf. XX 139. Fürbitte ihres Bruders Diores, der sie liebt,
140. Hermes a. a. O. 641. — 2) Gemahlin des entgeht und dafür sein Weib (über die Ge-
Neleus, Mutter des Nestor, als die sonst Chloris schwisterehe zwischen den Söhnen und Töchtern
(s. d.) genannt wird, Tzetz. Alleg. 11. 1, 96. des Aiolos s. Archinos im Schol, T Hom, Od,
Proleg. ad Alleg. B. 517. [Höfer.'] 60 10, 7 = fr. 1. 2 F. H G. 4, 317) wird, Philetas
Polymedes (IIoXviirjdTjg), 1) Sohn des Phineus, (Meineke, Anal. Alex, 348 ff.) bei Parthenios 2.
Bruder des Klytios, Epigramm aus Kyzikos in — 5) Tochter des Aktor, Gemahlin des Peleus
Anth, Pal. 3. 4. S. Phineus Bd. 3 Sp. 2363, vor seiner Ehe mit Thetis, die ihm den Achilleus
52 ff. Sp. 2370, 63. — 2) Sohn des Zeus von der und die Polydora (s. d. nr. 7) gebiert. Tzetz.
Tochter des Lesbos, Cotonia (Cthonia, Buecheler, ad Lykophr. 175 p. 447. Eust. ad Hom. II. 321,
Jahrb. f. Philol. 105 [1872], 574), Clem. Roman. 5. 6. Schol, Aristid. 3, 464 Bindorf. Identisch
bei Bufin.^Becogn. 10, 21. Diese sonst nicht mit dieser angeblichen Gattin des Peleus ist
bezeugte Überlieferung ist wichtig, weil sie die Tochter des Aktor, <PiXo\ir}Xr], die gleich-
2655 Polymelis Polyrnestor 2656
falls als Gemahlin des Peleus erscheint bei die Ehe versprochen hatte, gewinnt, so liegt
Dmmachos (fr. 8. F. H. G. 2, 442) und Lysi- die Vermutung nicht zu fern, dafs eben diese
machos (fr. 11 F. H G. 3, 338) im Schot Apoll. Tochter auch Megara genannt worden sei. —
ffliod. 1, 558 und bei Staphylos (fr. 2 F. H. G. Der bekannte Frevler Ixion galt als erster
4, 505). Heyne ad Apollod, 3, 13, 1 p. 787 ruchloser Verwandtenmörder (Find. Pyth, 2, 32
möchte für ^ilo[ii')h\ sogar TLolvinqlr] korri- [58]. Schal. Apoll. Rhod. 3, 62) — unser Ixion
gieren. — Ist die oben genannte Polymele nach ist ein Vertreter des Öciog cpovog, — welch ein
obigen Stellen Gattin des Peleus, so erscheint Gegensatz zwischen den beiden Homonymen!
sie — G) als seine Tochter bei Apollod. 3, 13, 8 [Höfer.]
(nach Philokrates, oder, wie B. Stiehle, Philo- 10 Polymestor (Holv^GtoiQ) , 1) thrakischer
logus 4, 393 f. vermutet, nach Philostephanos), König s. Polydoros nr. 2. — Iliona. — Deipylos
wo sie Mutter des Patroklos (s. d. u. d. Art. nr. 3. — Hekabe Bd. 1 Sp. 1880, 33 ff. Zu der
Menoitios Sp. 2797, 43ff.) genannt wird; auch dort Sp. 1882, 21 angeführten Darstellung auf
hier schwankt, wie bei nr. 5, die Überlieferung einer Vase kommt hinzu die auf einer apuli-
zwischen IIolvwy}lr] und ^ilouijln. Letzterer sehen Amphora (Brit. Mus., erworben 1899):
Name (aber ohne Verknüpfung mit Peleus) steht Polymestor geblendet, anwesend Hekabe, Aga-
bei Hygin. f. 97. Schol. Hom. Od. 4, 343. 17, memnon und zwei Nebenfiguren, Arch. Anz.
134. Eust. ad Hom, Od. 1498, 53 ff. Tzetz.Prol 16 (1901\ 159 nr. 5. Polymestor ist, worauf
ad Alleg. B. 430. 525. Schol. Tzetz. a. a. 0. bei Kaibel, Hermes 30 (1895), 82 ff. bes. 85 aufmerk-
Cramer, Anecd. Oxon. 3, 378, 3. [Höfer.] 20 sam macht, ganz und gar eine Schöpfung des
Polymelis (?) = Polymela 5 (s. d.). Euripides, der den Namen Poly-mestor rdurch
Polymelos (Tlolvarilog), 1) Troer, Sohn des Angleichung an die Namen der Priamoskinder
Argeas — AQysccdvg — , von Patroklos getötet, Poly-doros und Poly-xene erfunden habe'. Ich
Hom. II, 16, 417. — 2) Sohn des Ikarios und mufs bekennen, dafs mir diese Erklärung des
der Asterodia, Bruder der Penelope, Schol. Hom. Namens etwas äufserlich erscheint. Der Name
Od. 1, 275. 277. Nicht genannt wird er in der Polymestor kommt, so viel ich sehe, nur noch
Aufzählung der Kinder des Ikarios und der als der eines arkadischen Königs (Paus. 8, 5,
Asterodia in Schol. Od. 4, 797; vgl. Stiehle, 9) und des (unter nr. 2 erwähnten) Sehers vor.
Philologus 4 (1849), 406. Geffcken, Hermes 26 Letzterer Name ist vielleicht mit Beziehung
(1891), 42, 1. — 3) Von einem sonst nicht be- 30 auf die dem thrakischen P. zugeschriebene
zeugtenMythos berichtet das Epigramm (Anthol. Sehergabe, die er von dem thrakischen Dio-
Pal. 3, 12), das als Erläuterung zu einem Relief nysos erhalten hatte (Eur. Hec. 1267), gewählt,
in dem Tempel der pergamenischeu Königin Der hervorstechende Zug in des Polymestors
Apollonis in Kyzikos mit der Darstellung niy- Charakter ist seine tückische Grausamkeit, die
thischer Beispiele von Kindesliebe diente : Phor- sich in der Ermordung des Polydoros zeigt,
bas und Polymelos warben um (die Witwe) Sollte dieser Zug nicht auch in seinem Namen
Megara und töteten sie aus Rache, als sie sich zum Ausdruck gebracht sein? Ist es nur zu-
zurückgewiesen sahen. Der Sohn der Megara, fällig, dafs Ares, der spezifisch thrakische
Ixion, rächte seine Mutter, indem er die Mörder Gott, als dessen Sohn oder Hypostase ich am
erschlug. — Schreiber, Die Nekyia des Poly- 40 liebsten Polymestor ansehen möchte, den Bei-
gnotos in Delphi, Festschrift für Overbeck 194 namen ■na.yb-^irjßtcoQ (Nauck, T.G.F.fr. adesp.
identifiziert, wie auch schon Visconti, dfuseo 129; nach Bcrgk, P. Lyr. 34, 744 aus dem
Pio-Clementino 5, 38 Anm. d, diesen Ixion mit B eller ophontes des Euripides) führt? Bei Hesych.
dem bekannten Frevler und Bül'ser in der Unter- Phot, Suid. wird iraiiur^atoQa erklärt durch
weit, Visconti a. a. O. aufserdem den hier ge- Ttävrmv xs%vitT\v; aber ob ursprünglich nicht
nannten Phorbas mit dem gleichnamigen Sohne noch eine andere für uns nicht mehr klar er-
des Lapithes, ob mit Recht, ist schwer zu ent- kennbare (vielleicht = [njarcoQ ftavärov; vgl.
scheiden. Hinweisen aber dürfte man auf den das homerische hi']6tcüq cpoßoio) Bedeutung,
in den Namen der beiden (Brüder?) Polymelos da die angegebene für Ares nicht passend er-
und Phorbas (von cpsQßco) liegenden Begriff des 50 scheint, diesem Epitheton zu Grunde liegt?
Herdenreichtums und der Fruchtbarkeit, und Auch die Moira heifst TtaiL\it]6xcoQ\ Orpheir
unwillkürlich fragt man, ob die Namen (DoQßag scher Demeterhymn, bei Diels, Festschrift für
und Tlolvarilog ihren Ursprung nicht vielleicht Gomperz 12; vgl. Lykopin. 490 (Tta^rjaTcoQ als
der Stelle bei Homer (B. 14, 490 vgl. Paus. 2, v. 1. von 7tau^i]rcoQ). Und vielleicht gehört
3, 4) verdanken, wo Ilioneus vibg (DoQßavrog auch hierher das unverständliche (Sudhaus,
itolv{iy\lov genannt wird. — In betreff des Bhein. Mus. 58 [1903], 498. r. Wilamowitz,
Sohnes der Megara, Ixion, könnte man an den Timotheus Perser S 52) iiijazaQ oldaQog bei
von Diodor (VII fr. 7, dessen Quelle Apollodoros Timotheos Perser v. 142: iitbi f*£ avxi-Aa lai[io-
ist, F. Jacoby, Apollodors Chronik = Philo- roftcot ng anoiasrea iv&ccds {irjoroQt otdäpcoi..
logische Untersuch im gen 16 S. 91 ff.) genannten 60 Kommt das Epitheton itolv^triaxaiQ dem Ares
König Ixion von Korinth, den Nachfolger und zu, so darf man vielleicht auch erinnern an
Sohn des Aletes (s. d.) denken. Demnach wäre Archilochos fr. 7 (Bergk, P. Lyr. 24, 385) aus
Megara die Gemahlin des Aletes gewesen. Be- Soph, El. 95: 'gsvia . . . "Agsag tqccv[l<x.tcc
denkt man, dafs des Herakles Gemahlin Me- v.al cpovoi. Kai 'AQ^iloxog- B,slvta Svauuvtaiv
gara eine Tochter Kreons war, ferner dafs IvyQa ^a^ijdfitvo;, — auch Polymestor hat
Aletes, der im fünften Gliede von Herakles seinem Gastfreund Polydoros tqccv[l<xt<x und
abstammt, Korinth durch den Verrat der jung- cpövog als Gastgeschenk gegeben. Ein Mestor
sten Tochter des Königs Kreon, welcher er wirft nach einem verschollenen Mythos die
2657 Poljmnia Polymnos 2658
Androniache ins Gefängnis: Menestheus von Druckfehler HgöavTivog; in der adnot. richtig
Athen im Schol. Ein-. Audr. 32. Wäre Perseus LTQoavuvog) - - b) Norm. narr, ad Greg, invect.
mit H B. Müller (Philol. 14 [1859J, 128 f.), 1, 37 p. 139 = Westermann a. a. 0. p. 368 =
Crusius (Jahrb. f. Mass. Phil. 1881, 304, 47), Euclocia 412 p. 696 Flach (mit geringen text-
Tilmpel (Jahrb. f. klass. Phil. Suppl. 16 [1888], liehen Abweichungen). — c) Gregor. Naz or.
120) als eine Hypostase des Ares aufzufassen, in Iulian. p. 127 d (ed. Colon. 1690) = Migne
so wäre sein Sohn Mestor bedeutungsvoll; der Ser. Gr. 35 p. 705, 3. — d) Basil. Minim. Schol.
aus Mestors Geschlecht (s. Mestor 1. Hippothoe in Greg. Naz. or. 2 in Iulian. bei Migne Ser.
5) stammende Pterela(o)s heifst Sohn des Gr. 36 p. 1145. — e) Elias Cretens. ad Gregor.
Enyalios, Anth. Pal. 9, 684, 4. — 2) troischer 10 Naz. or. 5 p. 467 b (ed. Colon. 1690; Tom. 2
Seher, in dessen Gestalt Apollon den Aineias p. 467 b. — f) Nicetas Commentar. in Gregor.
ermutigt, Quint. Smyrn. 11, 135. [Höfer.] Naz. or. 39 p. 1016b derselben Ausgabe wie
Polymnia (TLoXv^via, sehr selten IloXvv^via, nr. e.
auf derFrancoisvaseITolv/ivis;lat.Polyhymnia), 5) Arnob. adv. not. 5, 28 (Prosumnus).
eine der neuen Musen, Tochter des Zeus und 6)Hypolipnus(Ipolipnus, Hyppolippus, Hypo-
der Mnemosyne, Hes. Theog. 78. Apollod. 1, limnus, Ipolymnus), *Qui Argolica scripserunf
3, 1. Biod. 4, 7. Orph. Hymn. 75, 9. S. Musen. bei Hygin. poet. astr. 2, 5 p. 39 Bunte. Quelle
Braun, Gr. Götterl. § 388 — 392 (vielstimmiger ist nach Robert, Eratosth. catust. rel. 230 viel-
Chorgesang). Erfinderin der Lyra, Schol. Ap. leicht Istros.
Bhod. 3, 1; der ysagyioc, Tzetz. zu Hesiod, p. 24 20 7) Kqrybos, Koroibos s. unten Sp. 2660, 32.
Gaisf. und Mutter des Triptolemos von Keleos Die Überlieferung scheidet sich in zwei
oder Cheimarrhoos, einem Sohn des Ares, Schol. Klassen, deren zweite durch Zeugnisse 2—6,
11. 10, 425. Eustath. p. 817, 22. Tzetz. Hes. die erste nur durch Pausanias repräsentiert
p. 25. 28 Gaisf. Preller, Bern. u. Perseph, S. 299. wird. Letzter berichtet, dafs nach argivischer
Muse der Orchestik, Schol. Lucian, p. 342, 10 Sage Polymnos dem Dionysos, als er seine
ed. Jac. Nonn. Bion. 5, 104, der Geometrie, Mutter Semele aus der Unterwelt zurückführen
Apost. 10, 33 b. Nach Plat. quaest. conv. 9, wollte, den Weg dahin durch den unergründ-
14, 1 bezeichnet sie tö Iovoqixov (ßeu yäg lieh tiefen alkyonischen See (Curtius, Pelo-
(ivtfini ttoXXcov); von Oiagros Mutter des Or- ponnes 2, 370. Bursian, Geogr. v. Griechenl.
pheus, Schol. Ap. Bhod. 1, 23; Mutter des Eros, 30 2, 66. Maafs, Beutsche Litte raturzeitung 1896,
Plat. conv. 187 d. [Stoll.] 7) bei Lerna gezeigt habe,..eine Sage, die in
Polymiiios (UoXv[Lviog\ ein Trojaner, Sohn gleicher Weise wie in der Überlieferung, dafs
des Meges, von dem Pylier Phereus erlegt, Perseus den Dionysos getötet und in den 1er-
Quint. Sm. 2, 292. [Stoll.] näischen See geworfen habe (Bd. 3 Sp. 2019,
Polymnis (LToXimvig) = Polymnia (s. d.), 22 ff. Lobeck, Aglaophamus 574), aus dem er
C. I. G. 4, 8185 d. O. Jahn, Münchener Vasen wieder f herausgerufen ' (Plut. Is. et Os. 35.
p. CLVII. Luckenbach, Jahrb. für klass. Philol. Conviv. 4, 6, 2 Bd. 1 Sp. 1057, 8 ff .) wird, be-
Supplbd. 11, 560 f. P. Kretschmer,Griech. Vasen- weist, dafs Dionysos zeitweilig in der Unter-
inschriften 186. v. Wilamowitz, Gott. Gel. Nachr. weit weilend gedacht wurde, Bohde, Psyche
1896,221,9. H. Schmidt, Observ. arch. in carm. 40 2 ", 13 Anm. Gruppe, Gr. Myth. 180. Dafs
Hesiod. [Bissert. Hai, 12 (1894)] 109, 2, 113. ein Sterblicher einem Gotte als Führer dient,
[Höfer.] kehrt im Hymn. Orph. 41, 6 wieder, wo Demeter
Poly(hy)inno, eine der dodonischen Nymphen, auf der Suche nach Persephone in den Hades
Amme des Dionysos, Hyg. f. 182 p. 35 Schmidt. kommt, Ttaida JvaavXov 6diiyi}rf]Qa laßov6a,
Die Vermutung von Muncker, dafs Polyxo (s. d.) B. Förster, Ber Baub u. d. Bückkehr der Per-
zu schreiben sei, erledigt sich durch den Hin- sephone 45. G. Ettig , Acheruntica (Leipziger
weis auf die neben P. genannte gleichfalls einen Studien 13 (1891) S. 335. 409 add. ad 335, 2.
Musennamen führende andere dodonische Nym- Dem Dionysos selbst zeigt ein ungenannter
phe Erato (s. d. 3); vgl. auch Polymnos Bd. 3 Heros ( Wide, Lakon, Kulte lüO. Hitzig z. d. St.)
Sp. 2658, 67, Gruppe, Gr. Mythol, 76, 9 und 50 den Weg nach Sparta, Paus. 3, 13, 7. Frei-
E. Maafs, Hermes 31 (1896), 428, der aber lieh ist Polymnos wohl ursprünglich identisch
a. a. O. 428, 1 ungenau angiebt, dafs Schmidt mit Dionysos, und sein Name ist aus einer
bei Hygin. a. a. O. Polyxeno habe ändern wollen. Kultbezeichnung des Gottes entlehnt, Gruppe,
[Höfer.] Gr. Mythol. 180. Auf die Identität von Dio-
Polymnos (Uölviivog). Zeugnisse und Formen nysos und P. hatte schon Buttmann, Mytho-
des Namens: logus 2, 103 hingewiesen, der freilich auf Zeug-
in nölvfivog, Paus. 2, 37, 5. Doch schreibt nis 6 gestützt den Namen in Hypolimnos oder
Hitzig mit Frazer, Pausanias 1, 574 gegen Proslimnos = fder am See (llpvn) Lerna ver-
jede handschriftliche Überlieferung ügöav^vog, ehrte' änderte. Den Namen IJol-v^vog erklären
2) Tlolvviivog: a) Schol. Luc. de dea Syria 60 Maafs, Orpheus 64, 77 und Gruppe a. a. O.
16 (ed. Jacobitz 4, 257 z. T. wörtlich überein- daraus, dafs Dionysos in manchem Mythenkreis
stimmend mit 4b) — b) Anonymos in Mythogr. musizierend dargestellt wurde. IloX-vfivog ist
Gr. ed. Westermann 348. — c) geringere Codices das Maskulinum zu LToXviivia oder richtiger
bei Tzetz. Lyk. 212. zu TLoX-v\Lvig (s. d.). Ist es nun zufällig, dafs
3) IloXv6vy,vog Tzetz. a. a. 0. = Eudocia der in die . argivische (Gruppe a.a.O. 1174
149 p. 258 Flach. Anm. 5 zu S. 1173) Sage verflochtene Tri-
4) IlQÖcviivog: a) Giern. Alex. Protr. 2, 34 ptolemos Sohn der Muse Polymnia und des
p. 30 Potter = Migne p. 111 (im Text steht der Cheimarrhus, des Sohnes des Ares heifst,
Roschee, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. in. 84
2659 Polymnos Polymnos 2660
Schal. Hesiod. op. 1 p. 28, 6 Gaisförd? Dieser theton des Dionysos (Hymn, Homer. 15, 7.
Cheiniarrhus ist nämlich entschieden der Epo- Eur. Ion 1074), itoXvviivog hat aber auch
nymos des gleichnamigen Baches zwischen dem eine obscöne Bedeutung = tioqvt]', vgl. Eust.
Erasinos und Lerna, an dem Pluto die Köre ge- ad Honi. IL 1329, 34: Kai ^ltjv 6 AvaKoecov
rauht hatte, wo sich also ein Eingang in die (fr. 156 ff. Bergk, P. Lyr. 34 p. 293) zr\v xot-
Unterwelt befand, Paus. 3, 36, 7. E. Curtius avzr\v (TtoQvnv) ov nuvv Gcpoöpcog, ccllcc tvhql-
a. a. 0. 2, 366. 3(58. Bursian a. a. 0. 2, 05. aGKbu^tvcog TtavdoGiav divsiSias Kai Xscocpogov
Strube, Studien über den Bilderkreis von Eleusis Kai noXvv\ivov, und Eust. ad Hom. Od. 1921,
101. Förster a. a. 0. 13, 9. Preller, Demeter 61: si Ss Kai %oXvv[ivog, aXXa rovzo cs^vo-
und Persephone 212, 69 Zu vergleichen ist 10 zsqov dffösv TtÖQvng irti&szov diu zb avzf/g
auch das im boiotischen Orchomenos (Plut. tzsqiwvvuov. So mag die in 7toXvv\ivog liegende
Quaest. conv. 8 prooim.) heimische, auch nach Zweideutigkeit in Verbindung mit dem Streben,
Argos (Gruppe a. a. 0. 734, 1) verpflanzte Fest ein aiziov für den Phallosdienst zu haben, zu
der 'Ayoiönna, bei dem man den (wie in der jener Legendenbildung geführt haben.
Sage vom Hinabdringen durch den alkyonischen Eine Anspielung auf die obscöne argivische
See im Hades weilenden) Dionysos suchte, bis Kultlegende findet sich auch bei Luc. de dea
man erfuhr, dafs er zu den Musen entlaufen Syria 28, wo von den ungeheuer grofsenPhalloi,
sei, Roh de a. a. 0. Gruppe a. a. 0. 76, 9. Usener, die Dionysos im syrischen Hierapolis errichtet
Rhein. Mus. 53 (1898), 376. Preufs, IIb. Jahrb. habe, erzählt wird. Auf jeden dieser Phalloi
9 (1906), 174. Ferner heilst eine Amme des 20 steige alljährlich zweimal ein Mann hinauf und
Dionysos Polymno (s. d.), so dafs Polymnos als bleibe 7 Tage auf der Spitze des Phallos. Lucian
Beiname bez. Hypostase des Dionysos erwiesen sieht darin eine Parallele zu der Sitte, dafs
ist. Bemerkenswert ist es auch, dafs Philam- alle ogoi cpaXXovg AiovvGm iysigovGtv, £v zoTgl
mon, der Stifter der lernäischen Mysterien (Paus. cpaXXoiGi Kai uvdgag 'gvXivovg Kazi^ovGiv, öztv
2, 37, 3) Sohn der Polyhymnia heifst, Schol. [lsv si'vsxa £ya> ovk ipeco. Dafs dies ein fHft?jua
Apoll. Rhod. 1, 23 Preller a. a. 0. des Vorganges ist, der von Dionysos mit Bezug
Die zweite Gruppe (2 — 6), deren Überliefe- auf den hölzernen Phallos auf dem Grabe des
rung zwar in Einzelheiten abweicht, aber doch P. berichtet wird, geht hervor aus dem Scholiou
auf eine gemeinsame Quelle (v. Wilamowitz, (Jacobitz 4, 528): ovk £q£co] ovdh yäo öglov . .
Anal. Euripidea 182, Anm.) zurückgeht, ver- 30 zi)v alziuv iptir, Ktvaid^iav Aiovvgov Kaza-
webt den Polymnos in eine allerdings höchst yopsvav, itaQ ogov Kai 6 (paXXog zov nsnog-
obscöne aitiologische Legende, zur Erklärung vsvKÖzog KoQvßov Jlovvgov intöuvr^a,
der Stiftung der Phallephorien im argivischen yLio&bv zovzov avzm Jiovvgov iKztziY.öza He-
Dionysosdienst, als deren Stifter in Nachahmung utXr\g zi)g \ir\ZQog (irjvvxQa, also vollstän-
des Osirisdienstes sonst Melanipus (Herodot. 2, dige Übereinstimmung mit der Pol(Pros)ymnos-
49, Bd. 1 Sp. 1057, 20) genannt wird. Wie die legende bis auf den Namen KoQvßog, statt
ägyptische Sage an Paamyles (s. d.), den Er- dessen Rabe (Schol. in Lucia num, Leipz. Teubner
zieher des Osiris, so knüpfte die griechische 1906) S. 187 nach besserer Überlieferung Ko-
an Polymnos an, Weltmann, Hermes 31 (1896), ooißog schreibt. Ob Zusammenhang, wenn
227. Darnach macht sich Polymnos anheischig 40 die Lesart KoQvßog richtig ist, mit den Kory-
dem Dionysos den Weg zu zeigen, ' si sibi banten (s. Immisch Bd. 2 S. 1609, 55 ff. u. d.
gereret morem atque uxorias voluptates pateretur A. Korymbos) anzunehmen ist, bleibt unent-
ex se carpP. Dionysos versj)richt es, wenn er schieden. Koooißog ist zwar, wie Polymnos,
aus der Unterwelt zurückgekehrt sei, oder er Argiver, aher in unsern Zusammenhang scheint
erweist dem P. die erbetene Gunst sofort (4b). er nicht zu passen, ebenso wenig wie der gleich-
Darauf zeigt ihm P. den Weg [oder begleitet namige Phryger. Oder sollte dieser, der nach
ihn selbst (2a. 4b), wobei er unterwegs stirbt: Euphorion bei Serv. ad Verg. Aen. 2, 341 (vgl.
Jiöwaog ag &8og ov zs&vrjKsv, 6 dt TlgoGv^ivog Meineke, Anal. Alex. 153 und die daselbst an-
z£&vt]Ksv, 4b]. Zurückgekehrt findet Dionysos geführten Stellen) identisch ist mit dem wegen
den P. tot und begraben, doch, um sein Ver- 50 seiner Thorheit sprichwörtlich gewordenen
sprechen zu erfüllen, schnitzt er aus Feigenholz Koroibos, der so thöricht war mazu yvvaiKa
einen Phallos, befestigt ihn auf dem Grabe des ayayo^svog ftrj av sXtc&at, ßvyxa&svdfiGcu avzfj
P. und ramo insidet et meditatur ab ligno pati, diä zov ngog zi)v 7ttv&£Qav avzov cpoßov (Schul,
quod iam dudum in veritate promiserat , vgl. Luc. p. 162 Rabe), etwa von einem Komiker
C. Bötticher , Baumkultus der Hellenen 439. zum Päderasten, der sich dadurch für die
Die am wenigsten anstöfsige Form dieser Le- seinem Weibe gegenüber geübte Zurückhaltung
gende findet sich in 4 c : Adolescens Prosymnus entschädigte, gemacht worden und an die Stelle
nomine Bacchi amore captus est. Postquam des Päderasten Polymnos getreten sein?
autem e vivis excessit, Bacchus, ut eius amorem Es bleibt die Erklärung des am häufigsten
honore afficcret, phattum . . . ficulneum effecit 60 bezeugten Namens IlQÖav^vog übrig. In Lerna
ac collo suspensum gestavit idque facinus mystis wurde Demeter ügöav^va — über die Stadt (?)
suis celebrandum tradidit. Fragt man nach oder heilige Stätte Prosymna s. Bursian a. a. 0.
einem Anlasse, woraus eine solche lascive Le- 2, 47. Curtius a. a. 0. 2, 396 — verehrt, Paus.
gende entstehen konnte, so scheint er mir in 2, 37, 1 (ayccXfiaza lözi \i\v JrjiinzQog LTqoc-
dem Namen P. selbst zu liegen: IloXv^vog (1) v(ivvg, %azi &h Aiovvgov); vgl. KaibeJ, Ep.
oder JJoXvvitvog (2) ist, wie wir oben sahen, aus 821 die Weihung eines Bakeken: Bäx%cp fif
einem Beinamen des Dionysos zur selbständigen ßaKxov Kai IlQOGv^vaiu &scb. Wenn nun,
Persönlichkeit geworden; %oXvvp,vog ist Epi- in verhältnismäfsig später Zeit, Dionysos in
2661 Pclymorphos Polyneikes 2662
den lernäischen Mysterien mit Demeter ver- lein, Abh.d. Bayr.Ak. d.W. 1901, B.kykl. Theb-
bunden wurde, so lag es doch sehr nahe, den u. s. w. 683; Robert, Zur Oidipussage, Apo-
ursprünglichen Kiütnamen Pol-ymnos in das phoreton (Weidmann 1903) 115, nach dem die
lautlich so nahe anklingende Pros-ymnos zu Nekyiastelle sich auf eine sehr alte Version
verwandeln, wodurch auch Namensgleichheit gründet, die noch nichts von dem Brudermorde
zwischen den beiden Gottheiten geschaffen und dem Zuge der Sieben weifs; über Hütte-
wurde, Creuzer, Symbolik 1, 345, 33. 4, 43. manns Ansicht Progr. Strafsburg 1880, 2, der
Bobert a. a. 0. 230, 21. Tümpel, Philologus 48 Otte, Z.f. G. 1905, 127, beipflichtet, dafs Polyn.
(1889), 689. Maafs, Orpheus a. a. 0. Gruppe und Eteokles schon bei Homer als Söhne der
a. a. 0 181. 1168. Da auch Hera, die vielleicht 10 Epikaste gegolten haben, s. 'Oidipus' Bd. 3
ebenfalls dem Kreis der lernäischen Mysterien- Sp. 701; der Euryganeia, T. d. Periphas,
götter angehört hat {Gruppe a. a. 0. 181), Pherekydes F. H. G. 1, 48 (Schol. Eur. Phoen.
den Beinamen Prosymna (Bd. 1 Sp. 2076, 43 ff. 53), der Eurygane Ttap&svog Peisandros
Gruppe 183, 6) führt, da ferner (Filialkult vor Schol. Hur. Phoen. 1760 (Schol. Hur. Phoen.
Lerna?) eine parrhasische itdxqa rüv Ilgoava- 13), der Euryganeia, T. des Teuthras (O.
vixlcqv [unrichtig bei Preller a. a. 0. 213: lernäi- Müller, Orchom. 221 A. 6, Westermann, Mythogr.
sches Priestergeschlecht der Prosymnäer] exi- 89, 1, [des Hyperphas Aigms, Welcher, 2,
stierte, in deren Händen die Daduchie (der 314, 3, Schneidewin, D. Sage vom Oidip., Abh.
Mysteriengottheiten?) sich befand (Gl. G. 1535. d. Kgl. G. d. W. zu Göttingen 1852, 9 A. 1,
Bursian a, a. 0. 2, 241, 1), so ist die Lesart 20 Bekker, Hercher, Wagner; des Periphas Bethe
Prosymnos vollständig gesichert und erklärt, 24 A. 36] Apollod. 3, 5, 8, 7; der Euryganeia
und L. Bloch Bd. 2 Sp. 1295, 26 ff. hätte nicht nach Bethe S. 26 (Eurygane Wecklein S. 680)
der schon oben erwähnten Vermutung von auch im Schol. Hom. B. 4, 376, s. aber Gruppe
Buttmann folgen sollen, dafs statt Prosymnos 514 A. 1, der Astymedusa in der argiviscnen
Proslimnos, und statt Demeter Prosymna Pros- Sage Gruppe 514, Sohn aus der blutschän-
limna zu lesen sei. Vgl. auch 0. Müller, derischen Ehe des Oidipus mit lokaste seit
Dotier 1, 395, 2. — Die Lesart 6 ist ver- den Tragikern, nach Bethe 164, Bruhn, Einl.
derbt; Creuzer a. a. 0. 1, 343 wollte mit Zoega, zu Soph. K. Oidip 25 A., Legras, Les Le'gen-
He obeliscis 216 daraus Tlolrnvog, nolvvnvog des TheT). dans VEp. et la trag. Gr. 43. 50. 59,
lesen, f den Genius, dessen Name vom Schlafe 30 bereits in der Thebais, anders Welcker 2, 333.
hergenommen, den Gott des frohen Lebens zur Nach Bobert, Apophor. 115, sind lokaste, Epi-
Unterwelt hinabgeleitet'. — Auf einer bronzenen käste, Eurygane und Astymedusa nur ver-
etruskischen Situla erkennt J. de Witte, Gazette schiedene Namen für dieselbe mythol. Figur
arch. 7 (1881/82), 9 den Dionysos und den Pros- der Mutter und Gattin des Oidipus; den mit
ymnos, wie sie den Herakles bei seiner An- einer Jungfrau vermählten blinden Oidipus
kunft in Lerna empfangen. [Höfer.] schreibt er der Komödie zu. Gruppe 524, 516
Polymorphos (IJolv^ioQcpog), Beiname 1) der hingegen weist die Ansicht, dafs in der alten
Selene resp. der mit ihr identifizierten Hekate, Sage die bekannten vier Kinder aus der Mutter-
Ev%r} TtQÖg Hilr\vvv 9 (Orphica ed. Abel p. 293) ehe stammen, zurück, da die Aigiden sich im
Kaibel, Inscr. Gr. Ital. et Sic. 1032. Hymn. in 40 Mannesstamme auf Polyneikes zurückführten.
Hekaten 9 = Abel a. a. 0. p. 289. Vgl. Poi- Während nach Welcker 2, 341, (vgl. Wila-
kilomorphos nr.l. — 2) des Phanes (s. d. Bd. 3 mowitz, Einl. zu König Oedip. S. 9) in der
Sp. 2252, 59). — 3) der Skylla, vgl. Schol. Piaton älteren Sage Eteokles der ältere Bruder war,
Epist. p. 345 d (Hermann p. 391). — 4) des vermutet Bethe (107), dafs bereits die Thebais
Proteus, Eusi. advers. implacabil. accus. 66 (Hust. den Polyneikes als den älteren aufgefafst
opmscula ed. Tafel 115, 53); vgl. de emendanda habe, vgl. Gruppe 526 A. 5. Bei Sophocl. Oed.
vita monach. 13 p. 217, 6. [Höfer.] Col. wird Polyneikes als der ältere bezeichnet
Polyneikes (TIolvvdy.rig) Herodian ed. Lentz 374 f., 1294 f., 1422 (was Welcker u. Klein,
1, 81, 28 u. ö. ... TtoXvvanrjg, cälcc no\vvtl%i]g, Mythop. d. Soph., Programm Eberswalde 1893
vgl. Schol. Hom. E. 16,57; rVielhadrer' Schnei- 50 S. 9 A. 26, Legras 62 A. 1 u. 146 A. 1 für
dewin, Philol. 3,356, 'Haderreich' Welcker, eine Neuerung des Dichters erklären); vgl.
Ep. Cycl. 2, 341, vgl. Aesch. Sept. (Bindorf) 578. Schol. Eur. Phoen. 71, Argum. Aesch, Sept.
658. 830 und Schol. zu den St., 905. 936. 941; (Bindorf) 1, 37 (Schol. rec. 3, 298), Apollodor
Sojjh. Aid. 110; Eur. Phoen. 636 (Eustath. 776, 3, 6, 1 (xivsg (ihv). Als der jüngere erscheint
52), 1493; 'Vielstreiter' ('Vielsieger' ?) Gruppe, er bei Euripides Phoen. 56, 71 u. Schol, Argum.
Gr. Myth. 506; etrusk. Namensforrn Pulunice, Phoen. (Bindorf) 9 Z. 12; Apollodor (rivhg dh);
Phulnice (s. d. u. Etevukle), Sohn des Oidi- Biodor 4, 65, 1; Schol. Hom, B. 4, 376 ('Et. cos
pus (daher Ol8nto§Ldr]g [s. d.], Oedipodionides TtQSßßvtsqog; Valcken, xbv TtQsaß.), Argum. Aesch.
[s.d.] Stat. Theb. 1, 313. 6, 404. 7, 216) und Sept. 1, 38, Stat. Theb. 2, 428, Lact. z. d. St.,
seiner zweiten Gemahlin Euryganeia, T. 60 Mythogr. Vatic. 2, 230. 1, 152.
des Hyperphas, nach der Oidipodie — s. den Nach Lysimachus frgm. 7 (F. H.G. 3 S. 337)
Odysseekommentar bei Paus. 9, 5, 11, der sich im Schol. zu Eur. Phoen. 13 veranlafst der
zugleich auf das Gemälde des Onasias im Orakelspruch, dafs beide Söhne im Wechsel-
Pronaos der Athene Areia zu Plataeae be- rnord fallen sollen, die Aussetzung des Poly-
ruft, — wohl der Quelle für die Nekyiastelle neikes, nach Kastor (Mestor cod. B, Gruppe
(Odyss. 11, 271 ff.), Bethe, Theb. Heldenl. 3, 525 A. 11) auch des Eteokles (s. rOidip.' Bd. 3
Gruppe, Gr. M. 525; vgl. 0. Müller, Orchom* Sp. 728).
221, Welcker, Ep. C. 2, 313 ff. ; dagegen Weck- Der Zwist der Brüder wird die Ursache
84*
2663 Polyneikes Poljneikes 2664
zum Kriege gegen Theben. Als Grund des Deutlich sprechen von dem auf dem Labda-
unglücklichen Ausganges desselben nennt kidenhause lastenden Fluche die Tragiker.
Homer II. 4, 409 ganz im allgemeinen die Seit Laios' (s. d. Bd. 2 -Sp. 1801) Ungehorsam
arußd-cdLai der Helden, s. Pind. Nein. 9, 18 ff. gegen Apollo (der Heras Stelle in der Oidi-
Nach Hesiod, Op. 162, der den Bruderzwist podie einnimmt) ist dem Gotte das ganze Ge-
mehr in den Hintergrund zu schieben scheint schlecht bis zu den Enkeln des Laios verhafst,
(0. Müller, Orch. 222, s. Welcher, Ep. C. 2,323), Aesch. Sept. 691. 741 ff. 801. 842. 953 ff; Eur.
entbrennt der Kampf um die Herden des Oidi- Phoin. 18, 1597ff. 1611; Soph. Oed. Col. 964f.
pus, d.h. den Reichtum des Landes {Welcher 369. 421. 788. 1299; Antigone 867; Oed. R. (s.
2, 323). Als tieferen Grund des Bruderzwistes 10 aber Bruhn, Einl. zu Soph. Oed. B. 26, Wila-
enthielt die Ihebais (frgm. 2 u. 3) zwei [nach mowitz, Einl. zu K. Oed. 10) 277. 1329, vgl.
Welcher, Ep. C. 2, 335f , drei] Flüche, die Oidi- Bethe 161 A. 4; Diodor 4, 64.
pus gegen die lieblosen Söhne schleudert. Nach Bei Aeschylus Sept. 785ff. wird der Fluch
Wilamowitz (Hermes 26, 227 A. 2) kannte die nicht mit dem in der Thebais (frgm. 3) er-
Thebais den Geschlechtsfluch noch nicht. Die wähnten Frevel begründet, wie der Schol.
älysee, die Oidipus erduldet, Hom. Od. 11,275, Oed. Col. 1375 behauptet, dem Welcher 2, 335,
werden von Welcher u. a. (s. f Oidipus' Bd. 3 Bethe 104, Bruhn 22, Legras 45 A. 2 folgen,
Sp. 701) auf die Mifshandlung durch die Söhne auch Kruse, He Aesch. Oedipod. 38 und Wech-
mitbezogen; anders Wechlein, Kyhl Theb. 682. lein 666, die die Schuld allein in der vernach-
Nach Athen. 11,465 F. (Eust. 1684, 7 ff.) 20 lässigten Pflicht der Geroboskie finden. Im
setzte der zeusentsprossene Held Polyneikes wilden Schmerze (vgl. v. 725) über die ent-
der Blonde dem Vater trotz seines Verbotes deckten Greuel verflucht Oidipus zugleich mit
(Athen. 465 E.) die Kleinodien des Vaters, einen seiner Selbstblendung die aus der blutschän-
aus Kadrnos' Schatze stammenden silbernen derischen Ehe entsprossenen Kinder, vgl.
Tisch und einen goldnen Pokal, mit süfsem Schneidewin, Phil. 3, 355. 364 A. 17; Susemihl,
Weine gefüllt, vor. Ergrimmt darüber, dafs Jahns. Jb. 1, 748, Hermann, Opusc. 7, 204,
die Söhne ihn an den Vatermord erinnern Hindorf, Adnot. Sept. 786, Weil, Praef. Sept.
wollen (Eust. 1684,9), flucht er den Söhnen, 12 u. v. 772, Klein, Mythop. 1, 33 A. 100. 2, 2;
dafs sie nicht in Frieden das Erbe teilen, Waldeyer, Progr. Leobschätz 1873 S. 7 ff., Hütte-
sondern beiden stets Krieg und Kampf be- 30 mann, Progr. Strafsburg 1880, 45 f. 57, Gruppe
schieden sein solle. Einen zweiten noch gräfs- 525 A. 13. Nach Schneideicin und Geist sind
licheren Fluch aus der [fwxpa Gruppe 502 Z.22, die Söhne noch jung zu denken.
xvkIlxi) Welcher, Ep. C. 1, 192] Thebais über- Die Darstellungen auf 12 etrusk. Aschen-
liefert das Schol. zu Soph. Oed. Col. 1375. Als kisten im Museum zu Volterra bezieht Tnghi-
die Söhne ihm einst aus Vergefslichkeit oder rami, Mon. etr., auf den seinen unerwachsenen
aus einem anderen Grunde statt der gewohnten Söhnen fluchenden Oidipus ; anders Overbech,
Ehrengabe des Rückens das Hüftstück des Opfer- Bildw. d. Theb. S. 69. — Über die Darstellung
tiers sandten, ihn also nicht mehr als König der beiden Söhnchen als Zeugen der gewalt-
anerkennen wollten (Welcher 2, 336, Bethe 103, samen Blendung des Oidipus (s.d. Bd. 3 Sp.730)
Wilamoicitz , Ei id. zu Soph. Kö'n. Oedip. 8, 40 auf einer etrusk. Aschenkiste vgl. Overbech,
Gruppe 526 A. 1; anders Wechlein, Kyld. Theb. Bildw. S. 67 (Taf. 2, 12), Körte, Urne Etr. 2,
666), da fleht der Blinde Zeus und die übrigen 21 ff., Baumeister, Henhm. 1052 (Abb. 1268),
Götter an, dafs die Söhne im Wechselmorde Wecklein, Kyhl Theb. 689; anders Bethe 68 A. 40.
zum Hades hinabgehen möchten. Mit Unrecht Ungefähr den gleichen Wortlaut hat der
haben Casaubonus und Valchenaer auf Eust. Fluch in Eurip. Phoin. 68 (vgl. Schol. zu d. St.
484,41 u. 1684,9 gestützt, diesen Fluch der und zu 64; 624. 765. 880. 1051 ff. 1354. 1426.
Thebais des Antimachus beigelegt (Welcher 1556 f.), den der Vater gegen die heran-
333 A. 26, 551, Bethe 102 A. 37). [Aus Anti- gewachsenen (63) Söhne schleudert; vgl. Eur.
machos bezieht sich auf Polyneikes frgm. 30.] Suppl. 150. Er wird wie in der Thebais
Eine Parodie der Thebaisstelle teilt der 50 (Welcher 2,335, Bethe 1U5, Wecklein 675; an-
Schol. zu Oed. Col. 1375 mit, die aus einer ders Gruppe 526, Geist 1, 9, Klein 1, 33 A. 99)
Komödie oder aus einem Satyrdrama (nach damit motiviert, dafs die Söhne den Vater im
Bergh des Pratinas) stammt (Nauch, E. T. G., Palaste eingeschlossen hielten, um sein Ge-
frgm. adesp. 458, S. 928); vgl. Welcher 2, 337 schick in Vergessenheit zu bringen (44 ff. 327 ff.
A. 33, Bethe 89 A. 16 u. 104, Wechlein 664 A. 2; 1539; vgl. Diodor 4, 65 Anf.), und ihm die ge-
Herwerden, Melanges 1898 S. 190 (Gruppe 526 bührenden Ehren versagten (874 ff, Schol. 875;
A. 1). Auch in 3£enanders Nauhleros mufs der vgl. Attius, Phoin. fragm. IX (7) Mibb., Diodor
Streit erwähnt worden sein (Schol. Oed. Col. 4, 65. Von einem oixlay.og sprechen in über-
1375; Koch, C. A. F. 3 S. 102). triebener Weise die Argumente zu Aeschyl.
Bei Pindar , Pyth. 4, 147, spielen Iasons 60 Sept. (Argum. vulg. Hindorf S. 37 u. Cod. Cant.
Worte auf den Fluch an. S. 38), sowie das Argum. cod. Gu. zu Eurip.
In dem Hymnus (01.2) auf Theron von Phoin. (Schol. 3 S. 9 Dind.); vgl. Welcher 2, 335
Akragas, dessen Geschlecht sich von Thersan- A. 31. Der Mythogr. Vatic. 2, 230 läfst Oidi-
dros, dem Sohne des Polyneikes, ableitete pus sogar in einer unterirdischen Behausung
(Schol Ol. 2,80.82), wird der Brudermord weilen. Bei Statius Theb. 1, 46 ff. ruft Oidi-
(v. 45) zu dem alten Spruche Apollos (Schol pus, der sich tief im Innern des Palastes auf-
71) in Beziehung gesetzt, aber vom Dichter hält, die Rache Tisiphones auf die Söhne
nur leise angedeutet. (creges' 1, 77) herab, weil sie sich seiner, der
2665 Polyneikes Polyneikes 2666
Thron und Augen verloren habe (1, 74), nicht lieh bei der Erbteilung, und flüchtet zum zwei-
annehinen, ja in ihrem Hochmute seiner Kla- ten Male zu Adrast.
gen spotten (1, 78 ff. 239). Auch in Hesiods Epos (Bethe 168, KtxxaX.
In Soph, Oed. B. wird ein Fluch des Oidi- frgm. 62, Bzach, Schol. Toivnl., Hom. II. 23,679)
pus nicht erwähnt, wohl aber das spätere un- scheint Polyneikes sich schon bei Lebzeiten
freundliche Verhältnis zwischen dem Vater des Vaters bei Adrast aufgehalten zu haben,
und den Söhnen angedeutet (1474V Nach der Gruppe, Gr. Myth. 527 A. 5, hingegen meint,
Blendung (vgl. 1370) vertraut der Unglückliche möglicherweise habe Polyneikes erst bei seines
nur seine kleinen Töchter Kreons Obhut an; Vaters Bestattung die Argeia, die als Ver-
der noch minderjährigen Söhne gedenkt er 10 wandte mit nach Theben gekommen sei, lieb-
nur mit wenigen Worten (1459 ff.); vgl. Wila- gewonnen und sei darum nach der Entzweiung
mowitz, EM. zu Oed. B. S. 8, Bruhn, EM. mit Eteokles nach Sikyon geflüchtet.
zu Oed. B. S. 16. 26. 40, Klein 2, 2, Scholl, Nach Hellanikos (F. H G. 1, 12, Schal
Soph. Leben 171, dazu Klein, 1, 33f. Eur. Phoin. 71) kommt es zwischen den Brü-
Im Oed. Col. setzt die Schuhi des Polynei- dem zu einem Vergleiche. Polyneikes habe,
kes und Eteokles erst mit der Verbannung des da ihm der Bruder die Wahl gelassen, ob er
Oidipus aus Theben ein, insofern die nun be- die Herrschaft oder die Schätze zum Anteil
reits erwachsenen Söhne (Klein 2, 5) sich Kreons haben und eine andere Stadt bewohnen wolle,
(770) und der Stadt Beschlufs nicht widersetzten das Kleid und das Halsband Harmonias als
(440 f.), auch ihn weder Polyneikes während 20 einen der Herrschaft gleichen Teil geschätzt,
seiner kurzen Regierung noch hierauf Eteokles habe Eteokles die Herrschaft abgetreten und
zurückrief, sondern dem Elende preisgab (599. sei nach Argos gegangen. Nach dieser Fas-
1356 ff. 1363 ff. 1377. 1265f.). Der Vaterfluch sung liegt die Schuld auf Polyneikes' Seite,
selbst '421 ff.), dafs weder Eteokles den Thron wenn es dann doch zum Zwiste mit dem Bru-
behalten, noch Polyneikes je nach Theben kommt (vgl. Bethe 100. 108. 167).
zurückgelangen möge, erfolgt erst, nachdem Von einer gewaltsamen Vertreibung
Oidipus durch Ismene erfahren hat, dafs den des Polyneikes berichtet Pherekydes. F. H. G. 1,
Söhnen trotz Apollos jüngstem Spruche der 49 (Schol. Eur. Phoin. 71). Welcher 2, 342 sucht
Glanz des Thrones höher stehe als die Sehn- für die Thebais die Angaben bei Pausanias
sucht nach dem Vater (418 f. 449 f.). 30 und Hellanikos zu verbinden. Einen ähnlichen
Kreon gegenüber wird der Fluch dahin ver- Sachverhalt setzt Schneideivin (Piniol. 3,357,
schärft (Klein 2, 23), dafs beide Söhne vom dagegen Kruse, De Aesch. Oedipod. 1854, S. 49)
Thebanerlande nur so viel erhalten sollen, als für den Oidipus des Aeschylus voraus. Poly-
znm Grabe genüge (790; vgl. 1373 ff.). Als Poly- neikes sei nach der Teilung nochmals nach
neikes voller Eeue den Vater anfleht, als Füh- Theben zurückgekehrt, um die Teilnahme an
rer des Heereszuges ihm gegen Eteokles bei- der Herrschaft zu fordern, und sei deshalb ver-
zustehen, und ihn ins Haus der Ahnen zurück- trieben worden (vgl. Waldcyer, De Aesch. Oed.
zuführen verspricht, bezeichnet der aufs höchste 2,12, Droysen, Aeschyl. 279). Dafs die Ent-
ergrimmte Vater den Polyneikes geradezu als zweiung bei der Teilung stattfand, lehrt Sept.
seinen Mörder (1361) und wünscht beiden unter 40 v. 907. — Susemihl,Jb.f. Ph. 1, 743 u. Weil, EM.
Anrufung des Tartarus, der Erinnyen und des Aesch. Se})t. 13, nehmen an, dafs die Söhne die
Ares den Tod durch Bruderhand (1387 ff.). Tief Herrschaft des Vaters an sich gerissen hatten,
erschüttert ersucht Polyneikes die Schwestern Ob Polyneikes die gröfsere Schuld trifft, läfst
um eine ehrenvolle Bestattuug in heimatlicher Aeschylus unbestimmt (s. aber Welcher 2, 341,
Erde (1399 ff.). Die Bitte Antigones (1416 ff.), Legras 47 A. 4). Während Polyneikes, der in
das Heer wieder abziehen zu lassen, lehnt er seinem Wappenschilde die Dike führt, sich
als unvereinbar mit seiner Ehre ab, zumal beklagt, von Eteokles schmählich verjagt wor-
um auch der Hafs gegen den Bruder vor- den zu sein (637 ff.), stellt Eteokles den Bru-
wärts treibt. der als einen von frühester Kindheit an un-
Bei Apollodor 3, 5, 9 stöfst Oidipus den 00 verträglichen Charakter hin (654 ff.). In der
Fluch bereits bei seiner Ausweisung aus; vgl. zuletzt von Wecklein, Z. f. bayr. G. 1905, S. 79,
Eustath. 484, 44. Nach dem Schol. Hom. IL EM. z. d. Sept. 11, als echt erklärten Schlufs-
4, 376 endlich, das nach Bethe 26, Wecklern partie (s. aber Bethe, Pauly-Wissoiea B. E.
680 die Fassung der Oidipodie wiedergibt, ver- 1, 2402) erklärt Antigone v. 1049: nciftav v.a-
ursacht die Verleumdung Astymedusas, die x&g v.ccxolaiv avxvysißsxo (Schol. 1050).
Stiefsöhne hätten ihrer Ehre nachgestellt, den Nach anderer Sage treffen die Brüder das
Fluch des ergrimmten Vaters (dt' ai'uaxog -naga- Abkommen, die Herrschaft abwechselnd je
laßslv n)v %coq(xv); vgl. Eustath. 484 E. ein Jahr zu führen. Einige berichteten (Apol-
Damit der Fluch an ihm und seinem Bruder lodor 3, 6, 1) von einem früheren Regiment des
nicht in Erfüllung gehe, entfernt sich (vTtt^fjXQ-s) 60 Polyneikes, das dieser dann dem Bruder ab-
Polyneikes nach der von Paus. 9, 5, 12 über- getreten habe, Argum. I Aesch. Sept., Dindorf
lieferten, im ganzen alten epischen Sage (Welcker S. 37, andere, Eteokles habe zuerst regiert
2, 34U) noch bei Lebzeiten und während der (Apollodor, Zenobius 1, 30), dann aber dem
Regierung des Oidipus aus Theben , wird Polyneikes nicht den Platz geräumt. Aus dem
Adrasts Schwiegersohn und kehrt, von Eteokles Lande vertrieben, sei dieser nach Argos ge-
nach Oidipus' Ableben herbeigerufen, nach gangen. Die letztere Darstellung gibt Apol-
Theben zurück. Hier gerät er mit Eteokles in lodor — abgesehen von den Worten xöv xs
Zwist (vgl. Welcker 2, 343 A. 47), augenschein- oq^iov v.al ninlov $%cov — nach Euripides'
2G67
Polyneikes
Polyneikes
2668
Phoinissen v. 69 ff. Vgl. Argum. Phoen. Dindorf
S. 9 ; Argum. III Aesch. Sept. Bind. S. 38 ; Dio-
dor 4, 65, 1; Seneca, Phoen. 280 ff. ; Mythogr.
Vatic. 1, 152. 1, 80.
In den Supplices 149 ff., vgl. 14, begibt sich
Polyneikes bereits während seiner freiwilligen
Verbannung zu Adrast. (931), vgl. Mythogr. Vat.
2, 230.
Ob in Soph. Oed. Col. ein ähnlicher Vertrag
der Brüder vorauszusetzen ist, bleibt ungewifs,
Klein 2, 9; Schutt, Progr. Görlitz 1855, Über
d. Pol. des Oidip. Col. S. 11. Infolge gott-
gesandter Verblendung und des eigenen Frevel-
sinnes (371) wünschen beide den verhängnis-
vollen Thron einzunehmen (vgl. 1299), auf den
sie zugunsten Kreons verzichtet hatten (367 ff.).
Bald nachdem Polyneikes die Regierung an-
getreten hat, wird er von Eteokles mit Hilfe
der Bürgerschaft (1298) gestürzt und vertrieben
(375 f. 1292 f. 1330; Gruppe 526 A. 5).
In Statius Thebais veranlafst Tisiphone
(l, 125) den Bruch des Vertrages (138) durch
Eteokles und in Polyneikes, der nach Ent-
scheidung des Loses (1,164. 2,309 u. 428;
Lact, zu d. St.) zuerst die Heimat verlassen
hat, das Verlangen nach der Alleinherrschaft
(1, 316 ff).
Bei Attius 3, 1 bestimmt Oidipus selbst,
um der Zwietracht der Söhne vorzubeugen
(4,2), dafs beide abwechselnd herrschen sollen;
ein Fluch jedoch wird nicht ausgesprochen
(Eibbeck, G. d. röm. Dicht. 1, 182); vgl. Hygin
fab. 67 [71b u. 68]. Im Schol. Hom. II. 4, 376
übergibt Oidipus den Söhnen (nach anderer
Lesart dem Eteokles, Welcker 2, 341 ; Bethe 26)
das Reich, nachdem er sie verflucht hat (s.ob.).
Im Argum. I Aesch. Sept. erfolgt die Über-
gabe der Herrschaft an die Söhne nach der
Selbstblendung des Oidipus, der Fluch später
(s. ob.).
In einer Nacht (bei Gewitterschauer, Statius
Theb. 1,387. 2, 144 ff. 4,85) gelangt Polyneikes
in Adrasts Hof — Argos statt Sikyon nennt
bereits Pherekydes, F. H. G. 1,49; 1,83; vgl.
Gruppe 175, A. 16; 513; 527 — und gerät hier
mit Tydeus in Streit, Eur. Suppl. 142 ff. ;
Apollodor 3, 6, 1, 2. Nach der vollständigeren
Darstellung in den Phoin. 415 ff. (Bethe 166 ff.)
entbrennt der Kampf mit Tydeus, der später
erschienen ist (417; vgl. Stat. Theb. 1, 407. 456)
um die Lagerstatt in der Vorhalle [nach Schol.
Eur. Phoin. 411 C um das Löwen- und Eber-
fell]; vgl. Stat. Theb. 1, 414 ff. 9, 62. Nach Bethe
(168) schöpfte Euripides, der den Polyneikes
als armen verlassenen Flüchtling nahen läfst,
Phoin. 401 f. (Plutarch, De exsüio 16) ; Soph.
Oed. Col. 1335; Seneca Phoen. 465, Statius Theb.
1,376. 2, 397. 7, 500 (s. Gruppe 527 A.2), nicht
aus der Thebais (Welcker 2,327), sondern aus
einem älteren Epos, dem ' Amphiaraosliede,
(s. darüber Gruppe 502 u. 527 A. 2; Legras,
Les Leg. Theb. 61). Die wilden Kämpen (Eur.
Suppl. 146, Phoen. 421 u. Schol. z. d. St., Schol.
Phoen. Gu. 135, Eust. II. 4, 377; Stat. Theb.
1,495; werden von Adrast, dem das Orakel
geboten hat, seine Töchter einem Eber und
Löwen (s. ''Admetos' Bd. 1 Sp. 68; c Kadmos '
Bd. 2 Sp. 842) zu vermählen, als die ihm vom
Gott verheifsenen Schwiegersöhne erkannt ; vgl.
Eur. Suppl. 140, Phoen. 411, Apollod. 3, 6, 1, 3,
Schol. Hom. II. 4, 376; Enstath. II. 4, 377. 485,
2 u. 6; Diodor 4, 65, 1, Stat. Theb. 1, 395 ff.
Nach anderer Sage (Mnaseas F. H. G. 3, 48,
Schol. Eur. Phoin. 411) führt Polyneikes eine
Sphinx mit Löwenantlitz (mit Brust und Füfsen
des Löwen , Cod. Gu. Bar) oder einen Löwen
(Apollodor 3, 6, 1, 3, Eust. II. 485, 5) als Schild-
10 zeichen oder ein Löwenfell als Bedeckung,
Schol. Eur. Phoen. 421, 135; Hom. Schol. II.
4, 376, Eustath. II. 485, 3 [vgl. Eur. Phoen.
1121], dem Weihgeschenke eines Jägers, das
er sich in Apollos Heiligtum zum Schutz gegen
die grimmige Kälte angeeignet hatte. Nach
Hygin f. 69 trägt Polyneikes das Fell zu Ehren
des ' HQaxlijg &r]ßaysv7]g (vgl. Stat. Theb. 1,
483; 4, 84).
Diodor '4, 65, 3, Hygin f. 69, Schol. Hom.
20 II. 4, 376, nach dem Tydeus zuerst anlangt,
Schol. Aesch. Sept. 574 wissen vom Streite der
Helden nichts. Der von Mnaseas angeführte
Orakelspruch, nach welchem Polyneikes und
Tydeus gemeinsam (vgl. Schol. Aesch. Sept. 574)
von Delphi zu Adrast kommen, schliefst die
nächtliche Kampfesszene aus, wohl ebenso das
altertümliche Vasenbild in Kopenhagen, auf
dem nach Abekens Deutung Ann. Inst. 1839,
255 ff. Tydeus (mit Beischrift) und Polyneikes
3o als Schutzflehende im Hause des Adrast dar-
gestellt sind; Overbeck S. 88, Taf. 3, 4; Bethe
168 A. 13. Nach Heydemann, Arch, Z. 1866,
130 ff., Baumeister, Denkm. S. 18 (Abb. S. 17),
Preller 2, 353 A. 1 ist Polyneikes hier nicht
nachzuweisen.
Zu Ehren der Helden ordnet der König
die Fortsetzung des Linosfestes an, Stat. Theb.
1, 512 ff. (2, 134 ff.), zu dem beide Töchter hin-
zugezogen werden (1, 530 f.).
40 Zur Gemahlin erhält Polyneikes die Argeia,
Hellan. F. H G. 1, 12 (Schol. Eur. Phoen. 71),
Mnaseas s. ob.; Schol. Eur. Phoen. 77, 134 ff,
Apollodor 3, 6, 1, 4, Diodor 4, 65, 3; Schol.
Hom, II. 4, 376. 5, 412, Eust. II. 4, 377, Hy-
gin f. 69 'maiorem' (vgl. Schol. Eur. Phoen. Gu.
429), f. 71, Stat. Theb. 2, 202 (1, 244), Myth.
Vat. 2, 230; 1, 151. 152; Schol. Pind, Ol. 2, "6
u. 80, Serv. Aen. 2. 261. 6, 480. Als Brautgabe
bringt ihr der Held bei Statins Theb. 2, 265 ff.
öo (vgl. Heüan., Schol. Eur. Phoen, 71; Servius
6, 445, Mythogr. Vat. 1, 151) das kostbare Hals-
band der Harmonia dar, das Eriphyles Neid
(2, 299. 4, 194) erregt. Unter ungünstigen Vor-
zeichen beginnt die zwölftägige Hochzeitsfeier
(2, 250 ff.). In ähnlicher Weise wie Tydeus
(Hom. II. 14, 119 ff.) wird auch Polyneikes von
Adrast bedacht worden sein. Bei Statius 4, 80
erhält er die Städte Aigion (Wilamow., Hermes
26,212 A. 1 Aipion), Arene und Troizen. Gar bald
60 verknüpft den Tydeus und Polyneikes die in-
nigste Freundschaft, Stat. Theb. 1, 476. 9, 68
und Lact, zu d. St., 9, 76, Anthol. Lat. 1, 664, 8
(Preller, Gr. 31. 2, 353 A. 2). Adrast verspricht
(eidlich, Eur. Phoin. 427), beide Schwieger-
söhne, zunächst den Polyneikes (vgl. Wecklein
zu Eur. Phoin. 429), in die Heimat zurück-
zuführen; vgl. Diodor 4,65, 3 f., Apollod. 3, 6,
1,4, Stat. Iheb. 2, 199 f. 307 f.; Bacchylides
2669 Polyneikes Polyneikes 2670
(Bloss) 8, 20. Bei Hom. II. 4, 372 ff. erscheint richtet Hygin. f. 73 (vgl. Bethe 79 A. 2), Schol
Tydeus als Hauptanstifter des Zuges, ebenso- Hom. Od. 15, 246 H; Lact. Stat. Theb. 3, 274 E,
wohl auch in der Thebais, Welcher, Ep. C. Serv. Aen. 6, 445, Mythogr. Vatic. 1, 152. 1, 151.
2, 331, Bethe 81, Wecklein, Kyhl. Theb. 663. Bei Statins (vgl. Bethe S. 80) hat sich der Seher
Jedenfalls gilt bei Aeschylus, Sept. 570 ff., in sein Haus eingeschlossen, nachdem er den
Tydeus als Hauptgegner des Arnphiaraos, vgl. unglücklichen Ausgang des Krieges, auch den
Apollod. 3, 6,8,3; erst an zweiter Stelle eifert Wechselmord der Brüder (3, 542 u. Lact. z.
der Seher gegen Polyneikes (576). In Eur. d. St.) erkannt hat. Der Gedanke, ihn zur Teil-
Suppl. 160, 154 läfst sich Adrast durch das nähme am Zuge zu zwingen, geht von Argeia
ungestüme Drängen beider Schwiegersöhne 10 aus (3, 678). Bei dem Mythogr. Vatic. 1, 152,
zum Zuge gegen Theben fortreifsen. Der bil- der von einem Orakel berichtet, Polyneikes
lige Vergleich, zu dem Eteokles sich (737 ff.) werde Sieger sein, falls Arnphiaraos im Kriege
erbietet, ist eine freie Erfindung des Euripides von der Erde verschlungen werde, händigt
(Wilamowitz, Einl. z. d. Suppl. 22). In den Argeia selbst der Eriphyle den verhängnisvollen
Phoen. 432 greift Polyneikes nur ungern zum Schmuck ein, vgl. Lact, zu Stat. Theb. 3, 274. —
Schwerte. Nach Pausan. 9, 5, 12, Hygin. f. 69 Nach der herrschenden Sagenform wirdEriphyle,
wird der Zug durch Polyneikes' Bitten ver- Schwester des Adrast, durch Polyneikes be-
anlafst. stochen. In Apollodors (3, 6, 2, 2 ff.) Quelle hin-
Von Adrasts Bemühungen, den Eteokles gegen ist sie wie beim Schol. Hom. Od. 11,
durch Tydeus von Argos aus auf gütlichem 20 326 Q.V. als Tochter des Iphis aufzufassen. Der
Wege zur Einhaltung des Vertrages zu be- Rat, den der Anaxagoride Iphis dem Polyneikes
stimmen, berichtet Diodor 4, 65, 4. — Statius auf sein Befragen erteilt, ist wahrscheinlich
Theb. 2, 364 ff. läfst den Adrast den Entschlufs vom Hasse gegen seine beiden Mitkönige ein-
mit beiden Schwiegersöhnen gemeinsam fassen. gegeben (Gruppe, Burs. Jb. S. 96). Trotz Am-
Nach der höhnischen Abweisung des _Tydeus phiaraos' Verbot, Geschenke von Polyneikes an-
durch Eteokles und dem nächtlichen Überfall zunehmen, läfst sich Eriphyle durch das goldene
fordern Tydeus und nach ihm Polyneikes Geschmeide bestechen. Da der Bericht von dem
(3, 367 ff.) mit Recht zum Kriege auf; vgl. Vertrage zwischen Adrast und Arnphiaraos in
Werner, Comm. phil. in Bibbechii hon. 1888, § 4, den Bethe (S. 52 u. 78) nebst § 5 abson-
S. 516; anders Gruppe 532 A. 2. 520 A. 11. 30 dert und für das ' 'Amphiaraoslied' verwertet,
Um Bundesgenossen zu werben, begeben sich in guter Ordnung anschliefst, insofern
sich Tydeus und Polyneikes nach Mykenai. nach dieser Fassung die Tochter des dritten
Doch Zeichen des Zeus schrecken die Ein- Königshauses als scheinbar Unparteiische ver-
wohner (vgl. Welcher 2, 329 A. 17), Beistand zu tragsgemäfs entscheiden soll {Gruppe S. 96),
gewähren, Hom. II. 4, 376 ff. Bei Statius Theb. anderseits im Schol. zu Od. 11, 326 die Er-
4, 306 stellt Mykenai (wegen des bevorstehen- wähnung des Polyneikes (Xaßovoa S' '£. xbv
den Bruderkrieges zwischen Atreus und Thyest) 'öqjiov -nuga. Tlolvv.) nicht beanstandet werden
keine Streiter, wohl aber in Eur. Phoin. 430. darf, von dem Verstecke des Arnphiaraos aber
Von den argivischen Fürsten verweigert nur spätere Berichte sprechen (s. Welcher 2,
Arnphiaraos die Teilnahme. Die ausführliche 40 345 A. 51, der die Quelle in der dramatischen
Sage von der Bestechung des Sehers durch Poesie sucht; anders Bethe S. 81), so dürfte in
Eriphyle (Od. 11, 327; 15, 247) liegt nach Bethe den beiden Sagenformen von der Bestechung
(51 ff. 77 ff.) und Gruppe, Gr. Mythol. 530 (anders der Eriphyle durch Polyneikes an Eriphyles
in Bursians Jahresb. 81, S. 95tf.) in zwei schon Entscheidungsrecht festzuhalten sein, vgl.
frühzeitig kontaminierten Fassungen vor. Nach Chemnitzer Programm 1906, S. 17; Legras
der einen Fassung [der älteren des 'Arnphiaraos- S. 63 ff. Nach Welcher 2,327 wurde die Be-
liedes' (Bethe), der sikyonischen Umformung stechung der Eriphyle im Anfange der Thebais
der argivischen Sage (Gruppe)], die an die Sage gelegentlich erzählt.
von der Übertragung des Schiedsrichteramtes Eine erotische Umbildung durch die hel-
an Eriphyle anknüpft, besticht Adrast die 50 lenistische Poesie oder bereits durch Euripides,
Schwester durch ein Halsband, vgl. Ghenm. nach der Eriphyle mit Polyneikes Treubruch
Progr. 1906, S. 17, nach der anderen [der begeht, erschliefst Norden, Kommentar zu
Thebais [Bethe), der argivischen Sage (Gruppe)] Vergil.Aen.6, S. 244, Hermes 28 Hft. 3 (dagegen
verlockt Polyneikes (Eur. frgm. Nauch 71 im Belling, Stud. üb. d. Kompos. Verg. 39; Zeitschr.
Schol. Pind. Nem. 4, 32; Schol. Find. 3, 167, f. Gymn. 1895, S. 253, 1905, S. 122) aus der
Apollod. 3, 6, 2, 3, Diodor 4, 65,5, Ashlepiad. Übereinstimmung dieses Motivs bei Ovid, Ars
F. H G. 3, 23 im Schol. Hom. Od. 11, 326 (s. am. 3, 11 ff. u. Vergil. Aen. 6, 445. Vielleicht
aber Bethe 51 A. 12), Schol. Od. 11, 326 Q. V.; dürfte die falsche Auffassung von Od. 11, 327
Eustath. 1689 z. d. St., Schol. Plato Bep. 590 A (cpiXov ävSgbg = mxQcc q>. cc.) den Anlafs zu
— vgl. Soph. Electra 837 und Schol., Ephoros 60 dieser Sagenform gegeben haben.
F. H. G. 1, 155 bei Athenaeus 6. 232 f.; Cic. Schon alte Überlieferung weist den ge-
Verr. 4, 39) durch das kostbare Halsband der schlossenen Kreis von sieben Helden auf, die
Harmonia die Eriphyle, die hier als Tochter wider das siebentorige (nach Wilamowitz,
des Anaxagoriden (Bethe 78, des Perseiden Hermes 26, 229 eine Erfindung des Dichters
Gruppe 530, 514 A. 2) Iphis anzunehmen sei, der Thebais = Homer ; vgl. Bethe 63, Müller,
das Versteck des Arnphiaraos zu verraten Aesthet. K. d. Soph. 63; dagegen E. Meyer,
und ihn zur Heeresfolge zu zwingen. Dafs Gesch. d. A. 2, 190, Wechlein, Burs. Jahresb.
sich Arnphiaraos verborgen gehalten habe, be- 71, 199) Theben zogen. Über die Bedeutung
2671 Polyneikes Polyneikes 2672
der Siebenzahl in Boiotien s. Eckermann, Me- (Paus. 9, 19, 1) ein Lager auf, Eur. Phoin-
lampus 44, Bethe 63, Koscher, Zur Bedeutung 1100; Aesch, Sept. 79, Wilamowitz, Hermes 26,
der Siebenzahl im Kult, u. M. d, Gr., Philol. 60, 212. 225. 232 A. 1; ein befestigtes Lager auf
385 ff., Äbh.d.K. S. Ges. d. W. Bd. 24. Im ganzen einer Anhöhe erwähnt Stat. Theb. 7,441.
sind die Namen von zwölf Helden überliefert, Von einem Sühneversuch Iokastes (wie
Gruppe 528. Die Zahl der Sieben der Thebais Euryganeias in der Oidipodie, Bethe 164) spricht
bedeutet nach Legras 70, 44 A. 2 eine Reduktion Euripides Phoin. 81 ff. Polyneikes, dessen
der ursprünglich am Zuge beteiligten Helden. gutes Recht ausdrücklich betont wird, 154.
In der Liste der drei Tragiker, die nach 258. 319-. 492. 1200 und Schol, begibt sich
Bethe 84, 113 aus der Thebais stammt und von 10 unter freiem Geleit zur Königsburg, 261 ff. —
der des rAmphiaraosliedes' (64, 112) abweicht, über Decharmes komische Deutung s. Schmidt
wird Polyneikes Aesch. Se])t, 631, Soph, Oed, Progr. Grimma 1905, 32 — und erklärt sich
Col. (Klein, Mythop. 2, 14 erklärt 1313 ff. für zur Aussöhnung bereit, 435. 484. Infolge der
unecht) 1323, Eur. Supjtl. 928 genannt. In Verblendung des herrschsüchtigen Eteokles
der Liste der Phoinissen findet sich der Name (s. d.) trennen sich die Brüder im wildesten
des Polyneikes 158 und 1123 angegeben, vgl. Hasse (622 ff.). Über die Beziehungen Haackes
Apollodor 3, 6, 3, Diodor 4, 65, 4, 7, Hygin. f. und Steudeners auf Alcibiades s. Wecklein, Einl.
70 (Bethe 84 A. 7), Schol. Find. Ol. 6, 23, Statius Phoin. 21.
Theb. 4, 74. Apollodor bemerkt, dafs manche Bei Stat. Theb. 7, 474 ff. hingegen sucht
statt des Polyneikes und Tydeus Eteoklos und 20 lokaste mit den beiden Töchtern das feind-
Mekisteus zu den Sieben zählen, Welcker 2, liehe Lager auf, um den Sohn zu einer Unter-
347 A. 56. redung mit dem Bruder in der Burg zu be-
Von arkadischen und messenischen Bundes- wegen, Bibbeck, Gesch. d. r. D. 3, 227. In Se-
genossen berichtet Pausanias 2, 20,4,5. 9, 9, necas Phoinissen 363 ff. eilt die Königin, von
1, 2. Bei Sophocles Oed. Col. 1303 sammelt Antigone geleitet, zwischen die feindlichen
Polyneikes alle, die in Apia die Besten heifsen. Schlachtreihen, um noch eine Versöhnung der
Bei Statius 4, 74 führt Polyneikes die Scharen feindlichen Brüder herbeizuführen. Mit ein-
von Arene, Aegion und Troezen; auch treu- dringlichen Worten wendet sie sich an Poly-
gesinnte Thebaner eilen ihm zu Hilfe. neikes. In Euripides' Phoinissen 1259 ff. trifft
Vor dem Auszuge, der bei Statius 4, 1 ff . 30 lokaste, von Antigone geleitet, zu spät ein,
im Frühling des dritten Jahres stattfindet, ehrt um den Zweikampf zu verhüten.
Adrast die Helden durch ein Gastmahl, bei In einer anderen Szene der Phoinissen des
dem Honigmet kredenzt wird. Nach Welcker Seneca, 320 ff., zu welcher der Oidipus Coloneus
2, 327 A. 14 entlehnte Antimachus ed. Hübner die Anregung gab, weist Oidipus die Bitte
frgm. 9 — 14, Athen. 11, 475 D. 468 A. 482 E) der Thebaner, zwischen den feindlichen Söhnen
diesen Zug der Thebais (dagegen Bethe 168 zu vermitteln, höhnisch ab (Bibbeck 3, 71). Der
A. 12). Betreffs der Abbildung des Amphiaraos Versuch Iokastes, die Söhne umzustimmen, ist
in 'Beratung' mit Adrast, Polyneikes (Phulnice), auf dem Sarkophage der Villa Pamfili in Rom
der schwermütig das Haupt mit der Hand in der linken Eckszene dargestellt (Bobert, D.
stützt, Tydeus und Parthenopaios im Hause 40 ant. Sarkophagreliefs 2, 193 ff., Tu. 60, 184; Weck-
des Adrast oder nach dem Tode des Opheltes lein, Einl. Phoin. 19 u. Abbildung; andere Deu-
auf dem berühmten etruskischen Skarabäus s. tung geben Overbeck 151, TU 6, 9 (s.Fig. 1), Bau-
Baumeister, D. 1759, vgl. ob. Bd. 1, Sp. 294. meister 1762): Polyneikes, das gezückte Schwert
Am Altar des Zsvg 'Tttiog schweren die in der Rechten, mit abgewandtem Antlitz, neben
Fürsten (oi avansvSovrsg Flolvveixn) zu ster- ihm Antigone, den Bruder beruhigend; Eteo-
ben, wenn ihnen Thebens Eroberung nicht kies, den Speer in der erhobenen Rechten, auf
gelinge, Paus. 2, 19, 8, vgl. Soph. Oed. Col. den Bruder losstürmend, hinter ihm ein an-
1302 ff. , 379 ff. Aeschylus Sept. 42 ff. (v. 43 stürmender Krieger. Iokaste, die Brust ent-
parodiert Aristoph, Lys. 187) läfst die Sieben blöfst, die Arme flehend ausgebreitet, zwi-
den furchtbaren Bluteid erst im Angesichte 50 sehen den Söhnen aufs Knie gesunken, im
Thebens leisten, vgl. Wecklein, Ausgabe d. Hintergrunde der blinde Oidipus. — Über das
Sept. 46, Legras 71. Bei den Leichenspielen Gemälde des Tauriskos (Plin, h. n, 35, 144:
in Nemea (Bacchylid, 8, 12, Hygin. /'. 273 u. Polynicen regnum repetentem) ist nichts Näheres
Lex. 1, Sp. 296) siegt Polyneikes im Ring- bekannt; vgl. Overbeck 141, Tfl. 5, 15; nach
kämpf, Apollodor 3. 6, 4, 4, vgl. Gruppe 531 Boindorf, Jb. d. kunxth. Samml. 12, 17, war
A. 9. Bei Statius Theb. 6, 294 ff. führt Areion, eine Schlachtszene dargestellt; vgl. Overbeck 128.
den Adrast dem Eidam zum Wagenrennen Am Ismenion (Pausan. 9, 9, 2, Wilamo-
überlassen hat, den Sturz des fluchbeladenen ivitz , Herrn. 26, 197 A. 1, Preller 1, 284 A. 5.
Lenkers herbei (482). Den Schwertkampf mit 2, 359) werden die Thebaner besiegt und bis
Agreus verwehrt Adrast (887 ff.). Trotz Am- 60 hinter die Mauer zurückgeworfen, Apollod. 3,
phiaraos' Warnung wird der Zug fortgesetzt. 6, 7, 8. Nach Wilamoivitz (225) kannte die
Nach der vergeblichen Gesandtschaft des Thebais keine Schilderung des Sturmes, son-
Tydeus vom Asopos Hom, II. 4, 382 ff. 5, 803 ff. dem es fand der entscheidende Zusammen-
10, 285 ff., welche nach Bethe IIb die Thebais stofs am Ismenos (vgl. Find. New. 9, 22) statt,
nicht enthielt (anders Welcker 2, 355), nach bei dem nur die beiden Brüder ein Kämpfer-
späterer Erzählung vom Kithairon aus, Apol- paar gebildet haben müssen. In Aeschyl, Sept.
lodor 3,6,5,1, rückt das Heer vor Theben 22 ff. ist nach längerer Einschliefsung der Stadt
und schlägt im Osten der Stadt bei Teumesos der Sturmangriff geplant. Die Tore werden
2673
Polyneikes
Polyneikes
2674
unter die Führer verlost, vgl. Welcher 2, 348,
Gruppe 533 A. 2. Polyneikes sucht das c sie-
bente1 Tor (Wilamowitz 218; nvlag KQiqvutccg
nach Weil zu v. 617, Wecklein zu v. 618; nidag
'Tipiötag nach Fabricius, Theben 20 A. 1 , vgl.
Apollodor 3, 6, 6, 1) zu stürmen, im heifsen
Verlangen, das ihm angetane Unrecht mit
des Bruders Tode, mag er auch selbst dabei
fallen, oder doch mit dessen Verbannung zu
strafen. Eteokles, der es schaudernd fühlt, 10
dafs des Vaters Flüche sich erfüllen, treibt
der leidenschaftliche Hafs dem Landesfeind
entgegen. Am siebenten Tor, das Apollo
ißSojiaystrjg (800) sich selbst erkoren hat, die
alte Schuld des Laios zu erfüllen, fallen beide
Brüder im Wechselmord von des Skythen-
stahls geschärfter Schneide, 816. 885. 944. 911.
730. 788, Schol. 876 (0. Müller, Gesch. d. gr. L.s «
2, 84 A. 23) mitten ins Herz getroffen, 888 ff. ;
vgl. 962. Einen ausführlicheren Bericht über den 20
Zweikampf der Brüder hatte Aeschylus in den
jlgynoi oder in den 'Elevoivtoi gegeben, Wila-
mowitz 227, Eiril. zu d. Suppl. 11 f.
In der Antigone des Sophokles wird der
Wechselmord durch die dixgcctstg l6y%ca her-
beigeführt, 55 ff. 146 ff. 173.14. In den Phoi-
nissen des Euripides hat Polyneikes anfäng-
lich in Adrasts Nähe am Grabmal der Niobiden
(s. d. Bd. 3 Sp. 380, Wilamowitz, Hermes 26, 220)
Stellung genommen (158). Bei dem auf die 30
Stadt unternommenen Sturme sucht er 1123 ff.
das Krenäische Tor zu erobern. Seinen Schild
zieren die raschen Rosse Potniäs (vgl. jedoch
Boscher in d. Acta Soc. Piniol. Lips. 1 p. 97 ff.).
Den Mut der zurückweichenden Danaer facht
er mit Tydeus von neuem an, 1145. Nach-
dem der Angriff abgeschlagen ist (1196), wird
er von Eteokles zum entscheidenden Zwei-
kampf aufgerufen, 1220 ff., womit er wie beide
Heere sich einverstanden erklärt; vgl. Apollod. 40
3, 6, 8, 1 ; Paus. 9, 5, 12 (u. 25, 2. 4, 8, 8); betreffs
Diodor 4, 65, 8 s. Welcher 2, 356 A. 78. Die
anfeuernden Reden der Freunde steigern die
Kampfeswut. Die Opferflammen künden Sieg
und Untergang zugleich, 1255.
Am Elektrischen Tore (1570) findet der
Zweikampf statt (1359 ff., vgl. die Parodie des
Aristophanes, Koch, C. A. F. 1, 558). Nach dem
Kampfe mit der Lanze, wobei Eteokles am
Schienbein, Polyneikes an der Schulter (1396) 50
verletzt wird, stofsen sie, Schild an Schild,
mit den Schwertern zusammen, 1404 ff. Eteokles
gelingt es mit Anwendung thessalischer Kampf-
list (1407 ff.) Polyneikes das Schwert durch
den Nabel zu bohren (1412 f.), so dafs dieser,
das Schwert krampfhaft festhaltend, zu Boden
stürzt. Während Eteokles dem Bruder, den
er für tot hält, die Rüstung rauben will, stöfst
dieser mit der letzten Kraft ihm das Eisen ins
Herz (1421). Sterbend beklagt Polyneikes den 60
Bruder (vgl. Wecklein zu 1146) und bittet
Mutter und Schwester um ein Grab in heimat-
licher Erde.
Statins hingegen, der zur Steigerung der
Wirkung den Bruderkampf erst nach dem
Untergang der übrigen Helden ansetzt {Welcher,
Kl. Sehr. 1, 398, Bibbeck, G. d. r. I). 3, 225)
läfst umgekehrt die Herausforderung von Poly-
neikes ausgehen und durch ihn zunächst den
Eteokles tödlich verwunden. Megaira, von Ti-
siphone herbeigerufen, treibt den Zaudernden
-•-. /
zur Eile durch die Botschaft an, Eteokles sei
bereits am Tore erschienen, und reicht ihm
das flüchtige Rofs und die verhängnisvollen
Waffen (11, 198. 399 f.). Rings um die Mauern
2675
Polyneikes
Polyneikes
2676
jagend, ruft er an jedem Tore Eteokles zum
entscheidenden (392) Zweikampfe auf (245.
348). Schon ist es Antigone fast gelungen,
den Polyneikes umzustimmen, da treibt Tisi-
phone den Eteokles zum Tore hinaus (388).
Nicht achtet Polyneikes des Schwiegervaters
Vorschlag, zu seinen Gunsten auf Lerna und
Argos zu verzichten (435). Zweimal mifsglückt
der Anritt. Endlich (497 ff.) entwickelt sich
der mörderische Kampf. Während Eteokles' 10
Speer im goldenen Schildbuckel des Gegners
stecken bleibt, trifft Polyneikes' Speer, am
Schenkel des Reiters vorbeisausend, des Bosses
Weiche. Bei dem darauf erfolgenden Zusam-
menprall kommen beide zu Fall. Fast Leib
an Leib beginnen sie den furchtbaren Schwert-
kampf, dem die Furien frohlockend zuschauen
(537). Durch die Visiere schleudern sie einan-
der hafssprühende Blicke zu. Schon bluten
2) Polyneikes' und Eteokles' Bruderkampf, anwesend 2
(nach Ooerbeck, Bildwerke Taf. 5,
beide aus leichten Wunden. Polyneikes glückt
es, die Klinge in des Bruders Leib zu bohren,
wo die Weiche nur mangelhaft vom Panzer-
saume geschützt ist (543). Eteokles nützt die
letzte Lebenskraft zum letzten Truge : er stürzt 5u
absichtlich. Während Polyneikes sich über
ihn bückt, um ihn der Rüstung zu berauben,
stöfst Eteokles mit der letzten Kraft ihm das
Schwert ins Herz (567). Den Bruder vor Minos'
Richterstuhl fordernd, bricht Polyneikes über
des Bruders Leiche zusammen (573). In der
Schlufsszene der Phoinissen 1G97, bei Statins
594, erscheint Oidipus von Antigone geleitet,
bei den Leichen; vgl. die Illustration der Phoi-
nissenstelle auf einem Becherfragment mit In- 60
schrift ('Oidip.' Bd. 3 Sp. 733).
Bereits auf dem Kypseloskasten war die
Kampfszene ungefähr in der Situation wie
bei Euripides dargestellt, Paus. 5, 19, 1, 6:
Hinter dem ins Knie gesunkenen, von Eteokles
bedrängten Polyneikes steht ein Weib mit
Krallen und Zähnen eines wilden Tieres. Eine
Inschrift besagt, es sei die Ker; Polyneikes
habe der Tod der Schicksalsbestimmung ge-
mäfs erreicht, Eteokles werde das Ende nach
dem Recht, Overbeck 135f. , Baumeister 1760.
Auf einer Aschenkiste im Museum zu Vol-
terra ist nach Overbeck 136 (Taf. 5, 11) ein
früherer Moment vergegenwärtigt: Die beiden
Brüder erheben kampfbereit die niedergesetz-
ten Schilde, zwischen ihnen zwei weibliche
Daimonen (Siegesgöttinnen?), die Brüder zum
Kampfe antreibend.
Ziemlich die gleiche Situation wie auf dem
Kypseloskasten findet sich auf mehreren etruski-
schen Aschenkisten (s. Fig. 2) : Polyneikes, auf ein
Knie gesunken, stöfst dem Eteokles das Schwert
in den Unterleib, während dieser dem Bruder
die Kehle durchbohrt. Zwei Furien (Keren,
Baumeister) mit Fackeln in den Händen um-
rahmen die Gruppe, Overbeck 137, Abb. Taf. 5,
12; vgl. Baumeister 1761. Weiter fortgeschritten
ist die Handlung
auf anderen Urnen
(Fig. 3) : Die hinge-
sunkenen Brüder
werden von Gefähr-
ten gehalten, zwi-
schen ihnen auf ei-
nem Felsen sitzend
die Ker mit dem
Schwerte (Bau-
meister 1761 ,Abb.
1841, aus dem Mus.
Etrusc, Florenz).
Auf einem anderen
Exemplare (Over-
beck 138) ist aufser-
dem ein Trompeter
dargestellt, der das
Signal zur Fortset-
zung des Kampfes
(EurPhoin.UßOff.)
gibt, und zwischen
den Sterbenden der
Blitzstrahl des
Zeus. Eine ähn-
liche Darstellung
bietet eine Aschenkiste von Chiusi (Overbeck
139, Taf. 6,3), auf welcher der eigentümlich
gestaltete Blitzstrahl zwischen den tödlich ver-
wundeten Brüdern deutlich erkennbar ist. Auf
dem Sarkophag aus Tarquinii im Vatikan
(Overbeck 141, Taf. 5, 15) ist in der Mitte der
Bruderkampf im Moment der Entscheidung in
der üblichen Weise dargestellt, vgl. Bobert,
Sarkophag): 2, 189 ff.
Nicht knieend ist Polyneikes im Moment
des Wechselmordes auf einer Gemme in Berlin
(Overbeck 142, Taf. 6, 4) abgebildet, auf einer
anderen (Overbeck Taf. 6, 5) sind die Brüder
sterbend auf die Kniee gesunken; s. Pulunice.
Der Sarkophag der Villa Pamfili (s. Fig. 1) gibt
zur Rechten der Mittelgruppe den Kampf in
der üblichen Weise. Die Darstellung auf dem
Vasenbilde des Klosters Gerolimini in Neapel
geht nach B. Engelmann, Jb. cl. arch. I. 1905,
H. 4 (Taf. 7), auf Euripides' Phoinissen zurück.
Eine Abbildung des Bruderkampfes enthält
auch das Relief des Heroons von Gjölbaschi-
Trysa (Benndorf-Niemann, S.-A. d.Jb. d.kunsth.
Erinnyen, etr. Aschenkiste
12).
2677
Polyneikes
Polyneikes
2678
Samml. d. Kais., Wien 1890), vgl. Gruppe 534
A. 3. 535 A. 2; Colli g non , Hist. de la Sc. gr.
2, 209. Betreffs der Abbildung auf einem
etruskischen Wandgemälde s. Etevukle u. Pulu-
nice; und der auf dem Tonbecher aus Tanagra s.
Melanippos Bd. 2 Sp. 2578, betreffs der Darstel-
lungen des Oidipus bei den sterbenden Söhnen
in Anwesenheit der Mutter s. Oidipus Bd. 3
Sp. 733, hierzu Baumeister, Abb. 1842. Auf
dem Gemälde des Onasias (s. oben) (Brunn, 10
Gesch. d. gr. Kr 1, 67. 2, 18) war der Zwei-
kampf der Brüder in Gegenwart der in Trauer
versunkenen Mutter Euryganeia zu sehen; vgl,
die ähnliche Darstellung auf einer etruskischen
Aschenkiste (Overbeck 138, Taf. 5, 13): Die
sterbendeu Brüder, von zwei Gefährten gestützt,
(Schol Find. Ol. 6, 23), Schol. Bind. Nem. 9, 53,
Wilamowitz, Hermes 26, 239.
Nach der Fassung der Sage, der Aeschylus
in den Septem folgt, werden beide Söhne in
der Labdakidengruft neben dem Vater bei-
gesetzt, 1003, 914, vgl. Schol. Find, Ol. 6, 22.
In der Schlui'spartie lehnt sich Antigone gegen
den Befehl des Rates der Stadt, Polyneikes
als Landesfeind den Vögeln und Hunden preis-
zugeben, auf und bestattet, von dem einen Halb-
chore geleitet, den geliebten Bruder (1066 ff.)
Die Antigonefabel, die nach Wilamoivitz
231 A. 3 schwerlich erst Sophokles geschaffen
hat, schliefst das Doppelgrab aus. Trotz
Kreons Verbot bestattet die Schwester die
bereits in Verwesung übergegangene Leiche
fc»aa^lWn1H^^yh|fflttg>°^l*1it'rf"1 •""' '
3) Marmorrelief in Florenz : Tod des Eteokles und Polyneikes (anwesend 2 Gefährten u. [in der Mitte] eine geflügelte
Todesgöttin [Furie?], nach Baumeister, Denkmäler Fig. 1841).
die Furie zwischen ihnen wie nach vollbrachter
Arbeit ruhend; vgl. Petersen, Arch. Z. 19, 195 ff.
Eine Gruppe der kämpfenden Brüder des Py-
thagoras (Brunn 1, 96 f.) erwähnt Tatian. c.
Graec. 54.
Nach der thebanischen Tradition (Paus. 9,
25, 2, Wilamowitz, Hermes 26, 230) fand der
Zweikampf vor dem Ne'istischen Tore, nicht
weit vom Grabe des Menoikeus, statt. Der
Platz war durch eine Säule mit einem steiner-
nen Schilde (nach Wilamowitz dem boiotischen
Wappen) bezeichnet. Die ganze Gegend hiefs
SvQiia '4vTiy6vr]g. Aus Asklepiades (Schol. Pin-
dar Ol. 6, 26) wissen wir , dafs in der Thebais
Adrast den sieben Helden Scheiterhaufen
errichtete, Pind. Ol. 6, 15, Nem. 9, 24, Bohde,
Psyche 1, 114 A. 2, Wilamoivitz, Einl. Suppl.
9, Welcher 2, 367 u. A. 113; anders Bethe 59.
67 A. 37. 97. Die Thebaner zeigten den Platz
vor dem Proitischen Tore in der Richtung
nach Teumesos, Armenidas F. H. Gr. 4, 4
(410). Zur Mittagszeit naht sie sich zum zwei-
ten Male, um die Leiche, welche die Wächter
50 des Staubes entkleidet haben, von neuem zu
bestreuen (467 ff.). Wo die Leiche liegt, gibt
der Dichter nicht an, vgl. Wilamowitz 231 A. 3.
In Attius Antigone, F. Tr. B. 153, spielt sich
die Ergreifung der Jungfrau an der Bruder-
leiche vor den Augen der Zuschauer ab. In
der Schlufsszene der Phoinissen des Euripides
erläfst Kreon unter nachdrücklicher Berufung
auf Eteokles' Willen das Gebot, Polyneikes'
Leiche unbestattet über die Landesgrenze zu
60 schaffen (1630 ff.). Antigone jedoch erklärt,
das göttliche Recht zum Sies^e führen zu wollen.
In Euripides' Antigone (F. T. Gr., Nauck 322 ff.)
werden Antigone und Haimon bei der Bestat-
tung der Leiche ertappt (Hyp. Aristoph. Byz.
zu Soph, Ant,).
Nach Apollodor , bei dem sich des neuen
Herrschers Kreon Verbot, wie in Hyg. fab. 72,
auf die Leichen sämtlicher Argiver erstreckt,
2679 Polyneikes Polyonymos 2680
glückt es Antigone, den Leichnam zu ent- auch an der kalydonischen Jagd teilgenommen
wenden und zu bestatten. Philostratus (Imag. zu haben, Schol. Od. 11, 302. [0. Wolff.]
2, 29) berichtet, Antigone habe während der Polyneos (TJoXvvriog), Phaiake, Sohn des
Nacht den gewaltigen Leichnam von dem mit Tekton (Tsy.xovi8r]g), Vater des Amphialos, Hom.
vielen Leichen bedeckten Schlachtfelde auf- Od. 8, 114; vgl. Bd. 3 Sp. 2206, 18. Usener,
gehoben und neben Eteokles' Grabmal bei- Sitzungsber. d. K. Akad. d. W. zu Wien 137,
gesetzt in der Hoffnung, die Brüder wenigstens (1897), 3, 24. Interessant ist der aus Thera
im Tode versöhnen zu können; betreffs des bekannte Eigenname TsKtoviSag (Inscr. Ins.
Gemäldes vgl. Overbeck 143. Nach der von Mar. Aerj. 3, 802), worauf Bechtel, Hermes 34
Paus. 9, 25, 2 überlieferten Sage schleifte Anti- 10 (1899), 409 hinweist, insofern, als sich daraus
gone Polyneikes' Leichnam nach Eteokles' ergiebt, dafs derjenige, der seinen Sohn so
brennendem Scheiterhaufen. In Hygins fab. 72 nannte, bei Hom. a a. 0. CAacpiaXog &\ vlbg
hilft Argeia der Antigone nachts den Leich- UoXwrjov Tsv.xovi8o:o) 7toXvvi)ov in adjektivi-
nam auf Eteokles' Scheiterhaufen tragen, des- schem Sinne aufgefafst hat. [Höfer.]
gleichen bei Statins 12, 312 ff. 421, vgl. Wester- Polynikn (IJoXvvUa), Bakchantin auf einem
mann, Myihogr. 374, 35, und die Darstellung auf Vasengemälde, Heydemann, Satyr- u. Bakchen-
dem Sarkophag der Villa Pamfili (s. Fig. 1) in der namen 32 nr. u mit weiteren Litteraturangaben.
rechten Eckszene (nach Overbeck 151, Baumeister [Höfer.]
1762, fIsmene'?). — Über Antigones Liebe zu Polynoe? (IJoXvvör]), Tochter des Nereus und
P. s. Westermann, Myihogr. 345, 2. Klein 2, 29; 20 der Doris, Apollod. 1, 2, 7. Man vermutet Poly-
anderseits Lact. z. Stat. Theb. 11, 371. nome (s. d.). [Stoll.]
Nach Pausanias 9, 18, 3 befinden sich die Polynome (IJoXvvÖiiri, ep. IJovXvvo^if), Toch-
Grabmäler der Oidipussöhne vor dem Proiti- ter des Nereus und der Doris, Hes. Theog. 258.
sehen Tor nicht weit von Melanippos' Grabe Schoemann, Op. Ac. 2, 167 (Multipota, quat longe
und den drei unbehauenen Steinen, die Ty- lateque midta possidet). Braun, Gr. Götterl.
deus' Grab (vgl. II. 14, 114) bezeichnen sollen. § 87 (die vielfach in Anspruch genommene
Hier bringen ihnen die Thebaner als Heroen Walterin, mit Bezug auf das geschäftige Treiben
Totenopfer dar. Die Flammen teilen sich da- auf dem Marktplatze!). [Stoll.]
bei, selbst der Rauch, vgl. Kallimachos, Ovid. Polyolbos (üoXvoXßog), Epitheton des Helios,
Trist. 5, 5, 33 ff., Hygin, f. 68. 71b; Statins 30 Kaibel, Epigr. 361, 1. [Höfer.]
Theb. 12, 429 ff. 1, 33 ff.; Bianor u. Antiphilos, Polyonynios (TloXvön'v^og). Die Gottheit ist
Anth. Palat. 7,396. 399; Lucan. Pharsal. 1, eins trotz ihrer verschiedenen Namen und ihrer
552. Philostratus (Imag. 2, 29) fügt noch hin- verschiedenen Offenbarungsformen (slg &sbg iv
zu, die Erinnyen hätten am Grabe das Reis Ttdvxtcar xi 001 8i%a xovx' ayoQsvco- Orph. fr. 7
eines Granatbaumes aufspriefsen lassen, bei vgl. fr. 169): diese religiöse Vorstellung liegt
Verletzung der Frucht dringe Blut hervor (vgl. der noXv(ovv[da der Götter zu Grunde; vgl.
die Erzählung bei Paus. 9, 25,]). Herakleitos v. Ephesos fr. 36: 6 &tbg i]^tQrj
Als Söhne des Polyneikes werden aufser svtpQOvn, %£i(iatv fttQog, TtoXspog siQrjvr}, "/.doog
Thersandros Timias (Timeas) und Alastor ge- XifLÖg ... ovo^kx^sxkl ■Hutf rjSovijv Im er-
nannt, Schol. Find. Ol. 2, 76; Adrastos bei 40 6xov, u. dazu G. Schaefer, Die Philosophie des
Paus. 2, 20, 5 ist nach Bethe 111 A. 4 falsche Heraklit v. Ej)hesos u. die moderne Heraldit-
Lesart für Alastor oder Alastos; doch s. Eurip. forschung ;;6. F. Lassalle, Die Philosophie Hera-
Iphig. Aul. 268. — Aeschylus Septem 828 (1056) kleitos des Dunkeln von Ephesos 1, 17, und der-
läfst Polyneikes und Eteokles als axa-Avoi ster- selbe Gedanke kehrt etwas verschleiert wieder
ben, woraus Schneidewin, Phil. 3, 360 A. 14, bei demselben Heraklcitos: %v xb aocpbv {lovvov
folgert, dafs beide unvermählt_ gewesen seien, Xiyz a&ca ovx i&tXsi kccl i&sXti Zwvbg oivo[La,
s. darüber Gruppe 527 A. 5. Über die Erklä- d. h. nach Bernays, Gesammelle Abhandl. 1,
rung des Scholioiis z. d. St. vgl. Wecklein zu 89 f. : Eines, das allein Weise, will und will auch
v. 813. nicht mit des Zyv (zugleich Anspielung auf
Nahe bei dem Horenheiligtum in Argos 50 £f\v) Name genannt werden, denn diese Be-
hatte Polyneikes ein Standbild mit denen der Zeichnung ist nicht völlig erschöpfend, weil
in Aesch. Septem genannten Führer, Pausan. die andere Seite des Einen, die rvm^rj, in ihr
2, 20, 4. In Delphi befand sich in der Führer- unberücksichtigt bleibt. Vgl. aber auch Gom-
gruppe, die Hypatodoros und Aristogeiton im perz, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien
Auftrag der Argiver gefertigt hatten, auch 113 (1886), 1005. Zu Aesch. Prom. 213: rata,
die Statue des Polyneikes, Pausan. 10, 10, 2, 3, ttoXXwv ovouäxcov jtopqp^ f/ia bemerkt das Schol.
Brunn 1, 206, vgl. Robert, Hermes 25, 412. treffend: xb yaQ &ttov cpv6ai (ihv tv iaxiv, övo-
Ob Polyneikes in die sakrale Überlieferung [Laala 8s noXv^isQsg. Den vielen Beinamen
hinaufzuführen ist, bleibt zweifelhaft (Gruppe der Gottheit gegenüber, die ebensoviel Bezeich-
506 u. 509). Weckleins Deutung (Kykl. Theb. 60 nungen ihres Wesens sind, geriet der Mensch
666, Einl. Sept. 3; 8) des Polyneikes als eines in Unsicherheit und Schwanken, ob er den
lichten Heros des Tages wie des Eteokles als gerade zur Erreichung seines Zweckes und zur
eines Daimons der Nacht ist abzuweisen. — Erhörung seines Gebetes passenden Gottes-
Polyneikes gilt als Stifter eines Heiligtums des namen anrufe; vgl. Plato Phileb. p. 12c, wo
Ares und der Ajdrrodite, das zwischen Argos Sokrates sagt: xb 8' i^ibv 8eog ccsl jrpög xcc
und Mantinea lag, Pausan. 2, 25, 1 ; Tümpel, xwv &sön> dvöuaxa ovv. %gxi v.ux ccv&qcotiov. aXXa
Ares 11. Aphr. 11 Supplbd. Fleckeis. Jb. 722. — Ttsga. xov tisyiaxov cpoßov. Ken vvv xi)v \ihv
Nach einer späteren Sage scheint Polyneikes AcfgoSixrjV, UTtrj i%sivn (piXov, xavxyjv tiqog-
2681 Polyonyrnos Polyophthalmos 2682
uyoQsvea. Denn da die Menschen nicht wissen Nomina, Liber, habes., vgl. auch Lassalle a. a. 0.
können, wie die Götter sich unter einander 1, 250. — 7) Hades, Hom. hymn. in Ger. 18.
selbst nennen — und die Götter werden sich 32. Toepffer, Att. Geneal. 33. Die Angabe
natürlich mit dem ihrem Wesen entsprechen- Bd. 1 Sp. 1784, 45 ff., dafs nach Preller, Demeter
den Namen nennen — , so müssen sie dieselben und Persephone 192 der Beiname noXvävv^og
wenigstens mit den in den altertümlichen Ge- das Zahlreiche der unter dem Scepter des
betsformeln als den Göttern angenehm über- Hades Versammelten hervorheben solle, beruht
lieferten Namen nennen: aCTtsg sv xaig sv%aig auf Irrtum; Preller a. a. 0. 192 Anm. 15 er-
vö^iog iaxlv i)ulv sv%£6&<xi otttvig xs xai otiöQ-sv klärt %oXvävvu.og als f den in vielen Kulten
%<xiqovglv ovoua^oiisvoi, xavxa xca i]u&g avxovg io und unter vielen Beinamen Verehrten'. Da-
■naXslv, äg aXXo [iridhv sidoxag, Pluto Kratyl. gegen meint allerdings Pott, Zeitschr. f. Völker-
p. 400 e. Herrn. Schmidt, Piatos Kratylos 42 f. Psychologie u. Sprachwissenschaft 14 (1883), 38,
Daher bei Aesch. Ag. 160 f.: Zsvg, öaztg nox dafs in dem Beinamen TtoXvwvvu.og der Ge-
ioxiv, sl xod' avxä cpiXov ■/.sy.Xr\[itva, xovxö danke ausgedrückt liege, dafs Hades Personen
viv TiQoasvvtita; Eur. fr. 904, 2 (ed. Nauck mit allerlei Namen zu sich herabziehe. Doch
Leipzig 1869): ' Zsvg si'x' Äidr\g 6vou,a^6^svog spricht hiergegen der Gebrauch von itoXvä-
6xtQy£ig; vgl. Eur. H.f. 1263 und dazu v. Wila- vv\iog bei andern Götternamen, und aufserdem
mowitz. Hör. Carm. saec. 14 ff. : Riihyia . . . sive ist Hades gerade der, dem wegen seiner vielen
tu Lucina probas vocari, Seu Genitalis. Hör. wohlklingenden Benennungen und Beinamen
Sat. 2, 6, 20: Matutine pater seu Iane liben- 20 (Bohde, Psyche l3, 206) in erster Linie die Be-
tius audis; vgl. auch Plato Tim. p. 28b: 6 di) Zeichnung cvielnamig' zukommt. — 8) Hekate,
Ttäg ovQctvög — j) %6ay,og 1) %cä aXXo 6 xi itoxs Weihinschrift aus Thera, C. I. G. 2 add. 2465 b
övouagöusvog uäXiGx'1 av Ss%otxo, xov&' r\uiv = Kaibel, Epigr. 807 = Inscr. Gr. Ins. Mar.
oji'opäo&tü. Orph. fr. 167: äXXoi d' aXXo %a~ Aeg. 3, 421b p. 101; ferner Nonn. Hionys. 44,
Xovaiv i7ti%&oviav ccv&QcoTtav u. dazu Lassalle 193. Eust. ad Hom. II. 1 197, 28. Proclus hymn.
a. a. O. 1, 248. Da aber die Entscheidung über 6, 1. Hymn. in Hecat. v. 23 (Orphica ed. Abel
die Wahl des treffenden Beinamens — vgl. p. 290); vgl. prec. ad Lunam 20 {Abel a.a.O.
hierzu Aesch. Sept. 8: a>v Zevg &Xe^r]xi'iQLog -93), wo Hekate-Mene-Artemis als TtoXvmvvyLog
i-jtä>vv[iog yivoixo Ka6(i8icov TtoXsi — nicht angerufen wird, s. Artemis-Selene. — 9) Hermes,
immer leicht ist, so häufte man lieber die Bei- 30 vgl. Arist. Plut. 1164, wo es von ihm heilst:
namen, als dafs man durch die Weglassung ag aya&ov ißx' iTtcovvy,i<xg noXXug l%uv. —
des einen oder des andern den Erfolg des Ge- 10) Isis, C. I. G. 2, 3724, 5. Kaibel, Epigr.
betes aufs Spiel gesetzt hätte, vgl. Bergk, 1029, 5. Drexler, Myih. Beiträge 1, 125 ff. —
Kleine phil. Schriften 2, 703. 687 ff. Usener, 11) Die Moiren, Orph. hymn. 59, 2. — 12) Nike,
Götternamen 334 ff. Auch bei der Beschwörung Backchylides in Anth. Pal. 6, 113 {Bergk, Poet.
der Geister spielt die incoSi] noXvävviLog {Luc. lyr. 24, 585, 48). — 13) Persephone, C. I G. 2,
Philops. 17) eine Rolle. Aus der Häufung der 2415 v. 15. Kaibel a. a. 0. 218, 15. — 14) Selene,
Beinamen, die sich vereinzelt schon bei Homer die auch [LVQiwrv[iog (Inscr. Gr. Ital. et Sic.
(vgl. 11. 16, 233) findet und in den sogenannten 1032) heifst in einer Weihinschrift aus Epi-
orphischen Hymnen (ältere Beispiele Arion lff. 40 dauros (hier wohl Kultname), Baunack, Studien
Bergk 34, p. 80. Sappho /V.l. Anakreon fr.l; 1,93 nr. 38. Cavvadias, Fouilles d'Epidaure
vgl. auch Menander bei Spengel, Bhet. Gr. 3. 1, 65. Fraenkel, Inscr. Argot. 1042. — 15) Styx,
334 über die v^ivoi xXr]xixol: "Aqx8}iiv ix [ivgicov Hes. Theog. 785. Bergk a. a. 0. 703 Anm. 129.
öqecov, y.vQiar dh noXtcov, txt 6s noxa^av ccvcc- — 16) Theia, die Mutter des Helios, Pind.
■xcdsl [Sappho und Alkmavi] xi)v dh Äq>QO§LxT]v Pyth. 5 (4), 1. — 17) Zeus, Kleanthes hymn.
Kvtiqov, Kvidov, Zivgiccg, itoXXuxo&tv ciXXa%6&av in Iov. 1 bei Stob. Eclog. 1, 2, 12 p. 8 Meineke,
ava.-x.aXsl) ganz erdrückend ist (Lassalle a. a. 0. vgl. Luc. Tim. 1. — Der angebliche Orakel-
1, 39 ; vgl. Nestle, Philologus 64 [1905] , 382) sprach des Bakis, der den Peregrinus Proteus
hat sich dann der Beiname TtoXvwvviiog selbst Kvviy.bg 7toXvmvv[Log {Luc- Peregr. 30) nennt,
herausgebildet; schliefst er doch die Beinamen 50 geht auf ernsthafte Vorbilder zurück. Auch
mit ein, die man aus Versehen weggelassen das Christentum nennt seinen Gott TtoXvwvv^iog,
hatte; sogar zum Kultnamen (s. unten nr. 14) Dionys. Areopag. He Divin. nom. 1, 6 p.„289
scheint IloXvcovv^og geworden zu sein; umge- {Migne 3, 596). 1, 8 p. 290 {Migne 597). — Über
kehrt hat 7toXvww^og manchmal die abge- die zu den TtoXvmvvnot ftsol in einem gewissen
schwächte Bedeutung c hochberühmt' (= ovx Gegensatze stehenden f namenlosen Götter' vgl.
avmvv{iog, Eur. Hipp. 1). Der Beinamen Poly- Bohde, Psyche l2, 174, 1; vgl. auch Bhein.
onymos ist bezeugt bez. zu erschliefsen (nr. 9) Mus. 50 (1895), 20, 3. [Höfer. ]
für folgende Gottheiten: _ Polyophthalmos {noXv ocp&aXuog), griechische
1) Aphrodite, Theokr. 15, 109. — 2) Apollon, Übersetzung des ägyptischen Götternamens
Hom. hymn. in Ap. 82. Hesych. s. v. JJoXvä- 60 Osiris, vgl. Plut. de Is. et Os. 10: Zviol dh %al
vv[lov\ vgl. Kallim. hymn. in Dian. 7 '. — 3) Ar- xovvou.cc 8isqili]vsvov6i TtoXvöcp&ttXu.ov , ag
temis, Arist. Thesm. 320. Orph. hymn. 36, 1; xov {ihv og xb noXv, xov dh iqi xbv bq>&ccXybbv
vgl. Kallim. a. a. 0.; vgl. Hekate. Selene. — Aiyvnxia yXäxxy cpgä^ovxog. Nach Diodor. 1,
4) Asteria (svwvvu.og), Hes. Theog. 409. — 11 heifst Osiris so, weil er identisch mit Helios
5) Demeter, Orph. hymn. 40,1. 41, 1. — 6) Dio- ist: tiÜvxw yag iitißäXXovxa xäg axxivag aansq
nysos, Soph. Ant. 1115 u. Schol. Orph. hymn. ö(pfraX[iolg itoXXolg ßXsTtstv anaoav yfjv v.a\
42, 2. 45, 2. 50, 2. 52, 1; vgl. Ov. Met. 4, 16: ftdXaaaav. Vgl. Pott, Zeitschr. f. Völkerpsycho-
et quae praeterea per Graias plurima gentes logie 14 (1883), 152 ff. [Höfer.]
2683 Polyoros Polypemonides 2684
Polyoros (TIoXvoiQog), eine ähnliche durch nungslos' und fSchrnerzerzeugend'. Eustathios
sprichwörtliche Thorheit bekannte und ver- (ad Hont. Od. 1692, 4) fafst UoXvmfi[ioiv passi-
spottete Gestalt, wie Margites (s. d.), Meletides, visch : UoXvTti]wa>v avrä, xaxaipsvSsxca Tiämtog
Koroibos, Mammakythos u. s. w., der die Wellen Ttgbg ai'vty^a xcöv noXXcov Ttrjfidxcov d>v sna&s.
des Meeres zählen wollte, Eust. ad Hom. Od. Nach Düntzer, Kuhns Zeitschrift 14 (1865),
1699, 54, der durch Sueton aus Didymos 190 sollen die erdichteten Namen hier ohne (?)
schöpfte, L. Colin, De Aristoph. Byzant. et beabsichtigte Bedeutung gebraucht sein, nach
Sueton., Jahrb. f. Piniol. Suppl. 12 (1881), 350. Mützell, De emendatione Theog. Hesiod. 111
Wenn aber Cohn a. a. 0. und .337, not. 106 bei jedoch mit Bezug auf Charakter und Schicksal
Eust. a. a. 0. nach Aelian. r. h. 13, 15: IIoXv- 10 der handelnden Personen, 'sednon sine levi, nee
öoqov xiva . . . oansg xä v.v\iaxa, fiQt&usi x. x. X. improba tarnen irrisione? . ■ — Übrigens scheint
auch TIolvdcoQog statt IJolvcoQog schreiben will, die Deutung v. Wilamowitz'1 & schon früher von
so scheint dies zum mindesten überflüssig. Denn Gladstone , Hom. Studien von Albert Schuster
erstens ist viel eher anzunehmen, dafs das S. 40 (mir nicht zugänglich) gegeben zu sein
seltene und unbekannte TloXvcogog in IJoXvScoQog nach Ameis, Anhang zur Odyssee zu Hom.a. a. 0. :
geändert wurde als umgekehrt, und zweitens 'Gladstone . . will . . alle drei Namen auf den
ist der Name üolvoioog sinnentsprechend für Reich tum der Sikeler bezogen wissen.' Doch er-
die ihm zugeschriebene Tätigkeit: IJoXvmQog scheint, wenn wir mit Maafs a. a. 0. annehmen,
ist der Typus der noXv-agicc (opp. dXiy-coQia), dafs noXr>7nj^cov und 'Acptidag ursprünglich
der (vergeblichen, überflüssigen, thörichten, 20 Hadesbezeichnungen sind, die Überlieferung
kleinlichen) Sorg- und Achtsamkeit. Die Les- bei Homer viel bedeutungsvoller. Laertes hat
art JJoXvcoQog findet sich ferner auch bei Eustath. dem unerkannten Sohne geklagt, wie die Freier
de simiüat. 9 (Eustathii opuscula ed. Tafel, übermütig schalten und dafs Odysseus tot sei.
Frankfurt a. M. 1832, S. 89, 92) und advers. Und der als tot betrauerte Sohn antwortet auf
implacabilitatis accus. 26 S. 103, 49; vgl. Ed. die Frage nach seiner Herkunft: tlul uhv i£
Kurts, Die Sprichwörter bei Eustathios, Philo- 'AXvßuvxog. Mag das Schol. Hom. Od. 24,
logus Suppl. 6, 318. [Höfer.] 304 und Eust. 1961, 62 Alybas immerhin =
Polypani(in)onides? (noXv7rKn[u]ovLdvg?) s. Metapontum erklären, der eingeweihte Hörer
Polypemonides. verstand el(ii (oder vielleicht noch besser slfii)
Polypemon (noXvTtrjucov), Räuber in Attika, 30 \isv i'E, 'AXißavxog. 'AXLßag ist ein Hades ström
von Theseus getötet, s. die Art. Damastes, (s. aufser den s. v. AXLßag angeführten Stellen
Prokoptes, Prokrustes. Bakchyl. 18, 27 ff. K : Plut. Quaest. conv. 8, 10, 12. Comut. de nat.
UoXvnri[Lov6g rt naQxsqccv ocpvQuv QißaXsv deor. 35 p. 215 Osann. Suid. s. v. ö&i, wonach
IlQOKOTCxczg, aQBiovog xv%wv epcoxog. Kenyon aXißccvxtg = vhhqol sind). Odysseus kommt
z. d. St. S. 179 liefs u. a. die Alternative, P. aus dem Hades, einmal, weil er wirklich in
sei der Vater des Prokoptes - Prokrustes ge- die Unterwelt hinabgestiegen war, zweitens,
wesen oder der frühere Besitzer des Hammers; Aveil er, der von allen als tot betrauerte, noch
doch haben sogleich Ellis, Housman u. Beinach lebt. Und den Freiern gegenüber hat er sich
Ovid. Po. 405 beigebracht, wo mit Polypemone 'schonungslos' und f schmerzerzeugend', ein
natus nur Prokrustes gemeint sein kann. Beide 40 echter Sohn AcpzLSavxog TloXvjc^uovidao gezeigt,
Erklärungen sind also zu vereinigen : des P. und nun ist er 'EmqQixog (Weiterbildung (?)
Hammer hat sich auf seinen Sohn Prokoptes von iniJQwg [von iTtatigcol) = fsich erhebend,
vererbt (anders Bobert, Herrn. 1898, 33 S. 148 ff.). Triumphator' (?), vgl. Düntzer a. a. 0.
Ob P. ein Schmiededämon gewesen und den Ist TloXimr^cov ursprünglich eine Bezeich-
Hammer verfei-tigt habe (Bobert a. a. 0. S. 149 ; nung des Hades, so fällt damit auch ein Licht
Sauer, Das sog. Theseion S. 167, 3), lassen wir auf die ursprüngliche Bedeutung des Polype-
dahingestellt. — Als Vater des Sinis nennen mon in der Theseussage. Polypemon gehört,
den P. Apollod. 3, 16, 2; Schol. Eur. Hipp. 977 . wie Neleus, zu denjenigen Namen des Todes-
Paus. 1, 38, 5 identifiziert ihn mit Prokrustes, gottes, welche die Loslösung von den mythi-
woran Blafs u. a. auch bei Bakchylides (z. d. 50 sehen Grundvorstellungen begünstigen, Usener,
St. S. 1493) festhalten; den Damastes nannten Sitsungsber. d. k. Al\ d. Wiss. in Wien 137 (1897),
einige P. nach Apollod. Epit. 1, 4. Vgl. Poly- 34. Und so hat G. Kirchner, Attica et Pelopon-
pemonides. [J. Ilberg.] nesiaca (Diss. Greifswald 1890) S. 64, 4 unter
Polypemonides {YloXvm]uovi8rig). Nach v. Zustimmung von Osk. Wulff, Zur Theseussage
Wilamowitz, Homer. Unters. 70, 1 (gebilligt (Diss. Dorpat 1892) S. 179 den Polypemon als
von Toepffer, Att. Geneal. 170, 1; vgl. W. Schulze, ursprünglichen Hades, der zu einem Heros und
Quaestiones epicae 149, 3) ist bei Hom. Od. dann zu einem Räuber herabgesunken sei, ge-
24, 305, wo sich Odysseus seinem Vater Laertes deutet. Eine nähere Betrachtung wird diese
gegenüber für einen Mann ^| AXvßuvxog namens Annahme als richtig erweisen, mit der sich
'EnriQixog, vlbg AytidttvTog TIoXvTtj][Lovidao 60 Gruppes (Gr. Mythol. 595) Erklärung deckt,
avci-nxog ausgiebt, zu lesen Acptiöavrog UoXv- dafs P. aus einer verschollenen Legende von
■jta^\it\oviöao. Nach v. Wilamowitz steckt in Eleusis stammend den Todesgott bedeute, fder
dem letzten Namen eine versteckte Ionisie- die Menschen auf das letzte, für alle gleiche
rung: f Freigebig' ist nicht der Sohn von Lagerstrecke'. Ob die Vermutung von Gruppe,
f Schmerzenreich ', sondern von f Güterreich = dais Theseus hier an die Stelle eines anderen
TLoXvita^[^'\oviSr]g'' . Maafs, Gatt. Gel. Anz. Heros oder Gottes getreten sei, richtig ist, läfst
1890, 356, 1 verteidigt m. E. mit Recht die sich nicht erweisen. Schon die mannigfaltigen
Überlieferung; die Namen erklärt er als fScho- genealogischen Beziehungen, die den Polype-
2685 Polypemonides Polypemonides 2686
mon, der uns in der Überlieferung als Sohn sprünglich ein steinernes gewesen sei, ähnlich
des Poseidon {Hyg. f. 38; vgl. d. Artikel Peri- den svvcci der Nymphen auf dem Sipylos {Hom.
phetes Bd. 3 Sp. 1973, 44 ff.) erscheint, mit den 11. 24, 615;, worauf das Hämmern allerdings am
übrigen Theseusgegnern verbinden, weisen dar- besten von statten ging. Der Ort, wo P. hauste,
auf hin, dafs man sich schon im Altertum über ist bei Plutarch (iv^Egiisl) korrupt überliefert;
sein ursprüngliches Wesen im Unklaren war bei Diodor war es iv xfa Xsyo^ivm KoQväccXXm
und ihn daher bald hier bald dort angliederte. {Wulff' 95) xfjg 'ArTMi}g, bei Pausanias (vgl.
So heifst Polypemon Schol Ov. Ibis 407. Ov. Met. 7, 438) beim Eri-
1) Vater des Sinis - Pityokamptes (von der neos am Kephisos, wo einst Hades {Gruppe
Sylea, der Tochter des Korinthos), Apollod. 3, 10 595. Kirchner a. a. 0) nach dem Raube der
16, 2. Schol. JEur. Hipp. 977. Schol. Ov. Ibis Persephone in die Unterwelt hinabgefahren
G. 407. sein soll, vgl. Kuhn, Zeitschr. f. vergl. Sprach-
2) Vater des Skiron, Ov. Met. 7, 401. Schol. forsch. 1 (1852), 467. Preller, Demeter n. Per-
Ov. Ibis a.a.O. Probus ad Verg. Georg. 1, sephone 132 f. A. F. Naeke, Choerilus 153. Schon
399 p. 366 Thilo-Hagen. das Lokal selbst also weist auf die Unter-
3) Vater des Prokrustes, Ov. Ibis 405 und weit, vielleicht sind auch die Epitheta des P.
Schot, a. a. 0. immitis {Ov. Met. 7, 438) und torvus {Ov. Her.
4) TJolvurniav övo^ia, UQOv.QovGxng iitivlt]- 2, 69) nicht bedeutungslos, der Hammer ist
aiv. Paus. 1, 38, 5; vgl. nr. 3. das Symbol des Todesdämons Charun (Gust.
5) Acc^äaxvg, ov %vioi TLolvTtrmova. l£yov6iv, 20 Krüger, Charon u. Thanatos [Progr. Charlotten-
Apollod. Epit. 1, 4; und dazu wieder bürg 1866] S. 8. Gruppe b*db, 3. Waser, Archiv
6) Plut. Thes. 11: Aaadaxng 6 IlQoiiQ0v6xr}g. f. Beligionsivissensch. 1 (1898), 178 f. u. Charon,
Es sind daher Polypemon -Prokrustes -Da- Charun, Cliaros 80 f. s. d. Abb. Bd. 1 s. v.
mastes einander gleichgesetzt; andererseits (3) Charon S. 887). Charon heifst 'Ax^oviSrjg (s. d.);
ist Polypenion Vater des Prokrustes, und Pro- hängt damit zusammen, dafs P. nach Hyg. f.
krustes wird wiederum im Argum. Pind. Isthm. 38 die Glieder seiner Opfer f incudibus sup-
mit Sinis (nr. 1) identifiziert, wie auch im Schol. positis' auseinandertrieb? Ebenso deutlich
Kur. Hipp. 977 (versehentlich?) die sonst dem weisen auf den Todesgott die Worte bei Apollod.
Polypemon - Prokrustes zugeschriebene Grau- Epit. 1, 4: xrjv oi!v.i\6iv e%cov itag 6Sbv icxö-
samkeit auf Sinis übertragen ist. Die bekannte 30 qtjOs 8vo vlivag . . . v.a.1 xovg Ttagiovxag iit\
Sage von den zwei Betten — ausführlicheres t-eviccv {t-svla?) Kcclav. Kann es eine treffen-
s. Bd. 1 s. v. Damastes • — findet sich bei Apollod. dere Parallele zu dem Hades Uolv^svog
Eint. 1, 4. Hyg. f. 38. Plut. Thes. 11. Schol. (s. d.) oder zu dem als Hadeshypostase er-
Eur. Hipp. 977; ein Bett hat er nach Diod. schlossenen Kalrj6tog geben {Hom. II. 6, 17.
4, 59. Den Namen JjQoy.QovGxrjg erklärt Diod. Usener a. a. O. 25 f.) oder mit Bezug auf die
a. a. 0. davon, dafs der Unhold t&v tluxxovcov Worte nag' 68bv iaroQ-rjös . . . xlivag zu dem
xovg 7i6dag nQotxQovtv, und nach Robert bei gleichfalls als ursprünglicher Hades aufzu-
v. Wilamowitz, Aus Kydatheu 227 ist tiqo- fassenden Hodoidokos (s. 6..),'OSoi86y.o g, dem
■kqovslv der technische Ausdruck für die Thätig- Wirt an der Strafse, für den sich in dem-
keit des Schmiedes, der eiserne Platten oder 40 selben Sinne auch der Name Leodokos, Asco-
Stäbe durch Schlagen verlängert oder ver- 8oxog (Bd. 3 Sp. 749, 31) findet und den man
breitert. Das Werkzeug, dessen sich P. dazu zum Vater des lokrischen Oileus gemacht hat,
bediente, war ein Hammer, Soph. fr. 19 N2 Usener, Arch. f. Beligionsivissensch. 7 (1904), 327?
(und dazu v. Wilamowitz a. a. 0. 120, 35. van Und so wird die %ILvt] wohl zunächst als die
Herwerden, Rhein. Mus. 58 (1903), 139) Bah- beim Mahle gebräuchliche aufzufassen sein,
chylides 17, 27. Apollod. Epit. 1, 4 (wo der auf die L\ die Ahnungslosen sich setzen liefs
Plural ßrpvQcag steht); Schol. Eur. Hipp. 977. {v.axa.vlivhiv, Apollod. Epit. 1, 4: rjväyxKOa [vgl.
Zu dem Abhacken {a-itoxoTixco, Diod. Schol. Eur. unser 'nötigen'] avcm'ntxuv = fsich zu Tisch
a. a. 0., praecidere, Hyg. a. a. 0., ccTtoirQi'Qcü, setzen, sich auf die vlivn legen', Eur. Kykl.
Apollod. Epit.) der über das Bett herausragen- 50 410. Athen. 1, 23 e. Luc. Asin. 23), die freilich
den Gliedmafsen hat P., so mufs man annehmen, für diese zum Totenbette {y.liv7\ in dieser Be-
sieh aufserdem noch eines anderen Werkzeuges, deutung b. Plato leg. 12 p. 947 b. c. d. Becker-
eines Beiles oder einer Säge bedient, und so Gott, Charikles 3, 123. 125. 130) wurde. Das
erscheint auch in einzelnen Darstellungen The- der Länge der %livr\ Gleichmachen {i^iaovv
seus die dem Räuber entrissene Axt gegen ihn Apollod. Epit. Schol. Eur. Hipp. 957. cut laovv,
schwingend, E. Sarnoiv, Die cyclischen Dar- Diodor) erinnert an Pluto und Plutos Sohn
Stellungen aus der Theseussage (Diss. Leipzig 'Iao8aixr\g (s. d.), 6 xbv i'aov sxäoxco ftävccxov
1894) S. 57 ff. Aber ursprünglich ist dies nicht, Siccvtpcov, an den fTodesgott, der die Menschen
ursprünglich sind auch nicht zwei Betten an- auf das letzte, für alle gleiche Lager streckt'
zunehmen, sondern nur eins; die yl'ivr\ des 60 {Gruppe 595), kurz, Prokrustes, cder
Räubers, die diesem wohl auch zur Lagerstatt Strecker', ist die Verkörperung der \loIq
gedacht hat, ist so grofs zu denken, dafs die 61 oi] xavr\Xsyiog (des lang hinstreckenden;
Opfer, die auf ihr lagen, für sie zu klein waren, denn diese Bedeutung legten die Alten dem
und dafs daher nur die Thätigkeit des tcqo- Epitheton xuvrjlsyijg bei, mag auch seine Ety-
xqovsiv in Anwendung kommen konnte, vgl. mologie bestritten sein; ganz anders = avr\-
Wulff a. a. 0. 95, 90. Ansprechend vermutet l&yiqg erklärt das Wort Bechtel, Hermes 39 [1904],
Wulff 96 (vgl. Sarnow 60) aus den Andeutungen 155f.) duväxoio {Hom. Od. 2, 100. 11, 171. B.
einiger Darstellungen, dafs das Bett des P. ur- 8, 70. 22, 210); vgl. von einem Toten: inl %&ov\
2687 Polypemonides Polypemonides 2688
xsito ravva&slg, Ho m. 77. 20, 483. 13,392. 18, Elviv, bg ia%v'C cptgxaxog &vaxwv rjv, also
26. Die bekanntesten Parallelen zu der Über- den Sinis, den stärksten der Sterblichen hat
wältigung des P. als Hadesdämons durch Theseus Theseus erlegt und ebenso entreifst er*) dem
ist der Kampf des Herakles mit Hades, die Über- Polypenion, obwohl er auf ihn als einen stär-
wältigung des Thanatos durch denselben Heros, keren Gegner stiefs, den Hammer. Auch in
die Fesselung des Thanatos durch Sisyphos dem Kampfe mit Polypemon bewährt sich des
u. s. w. ; mehr Beispiele bei Usener, Sitzungsber. Theseus besonders im Ringen mit Kerkyon ge-
a. a. 0. 34. Von den meisten Quellen wird rühmte aotpia: 'Qrfisvg ... Y-axtnäXcnasv avxbv
nur berichtet, dafs Theseus den P. getötet habe; aocpicc xb itXiov ... ttqoxsqov da iiQ&vxo
nach Bakclußides (s. unten) entreifst er ihm io (isye&si. \lqvov nui Qmpiß ngbg xug 7tdXag\
den Hammer, mit dem er ihn nach Sophokles Paus. 1, 39, 3. Schol. Luc. Iupp. trag. 21 ed.
(s. oben) erschlagen zu haben scheint. Die Jacobitz 4, 177. Und wie im Kerkyonabenteuer
Darstellungen zeigen den P. auf seinem Bette des Theseus ooyia in geschickt angewandten
liegen, Theseus mit dem Hammer (oder der Ringerkunstgriffen (Vermutungen über das
Axt) zuschlagen, Sarnow 59ff. Dafs, wie Walth. cWie'? bei Wulff' a. a. 0. lU5if. Sarnow a. a. 0.
Müller bei Sarnow 59, 2 annimmt, Theseus 54) bestanden haben mag, durch die er den
den P. auf seinem Lager überrascht habe, ver- überlegenen Gegner bezwingt, so besteht sie
trägt sich wohl nicht mit der Heldenhaftigkeit, . dem Polypemon gegenüber darin, dafs Theseus
die Theseus bei seinen übrigen Abenteuern ein ngoxoTCxag ist. Mit welcher Feinheit ist
zeigt. Wulff 99 nimmt an, Theseus habe sich 20 dieses Tn>o-%öiixag gesagt! Zunächst eine
von P. zeigen lassen, wie er sich zu legen habe, Anspielung auf des Unholds Namen Tlo o -
und unterdessen den Hammer an sich gerissen. %Qov6tr\g, doch mit dem Unterschiede, wie
Die übrigen Darstellungen zeigen den P. auf es scheint, dafs 71qox6tix£i v das einmalige blitz-
dem Erdboden an einen Stein oder Felsen ge- schnelle Zuschlagen, tzqo-aqovsiv das langsame,
klammert oder an einen Baum gelehnt von wuchtige Hämmern bedeutet; dann liegt darin,
Theseus mit dem Hammer oder der Axt be- dafs Theseus eher**) — (vgl. den analogen
droht, Wulff 94 ff. Sarnow 58 ff. Vgl. auch Gebrauch von kqo in TiQO-Xa^ßdvsiv, ngo-Kcexcc-
den etruskischen Spiegel mit der allerdings Xa\ißdvHv, 7tQ0-cuo&dv£6d'ai,, nQo-uQitdgsiv, tiqo-
nicht ganz sicherer Deutung auf Theseus, den yiyvead-ca u. s. w., vgl. auch Bakchylides selbst
P. an den Haaren schleppend und mit dem 30 (5, 154), wo Meleagros klagt, er sei gestorben
Schwerte bedrohend, Gerhard, Etr. Spiegel 5, dyXadv i]ß<xv Ttpo-Xtlncov d. h. früher, als es
12(5 S. 164 f. — Die sonstigen litterarischen Er- seinem blühenden Alter nach zu erwarten war)
wähnungen des Prokrustes (Plut. Comp. Thes. — seinen Streich führend als sein Gegner diesem
et Rom. 1, Arrian. Epicteti diss. 2, 16, 45 = die Waffe entschlägt, und drittens liegt in tiqo-
p. 158 Schenkl. Xenoph. Memor. 2, 1, 14) bieten xo/txag auch die dem Verbuni TiQOKÖnxsiv ge-
für die Sagengestaltung nichts. Ob mit Boettiger wohnlich zukommende Bedeutung (Alkaios fr.
bei Nauck, Eur. f'rgm.2 182 (vgl. Wulff a. a. 0. 35 Bergk 34, 161: nQoxoipofisv yäg ovdsv dad-
S. 96 Anm. 90 zu S. 89) aus frgm. 677 ge- iitvoi. Eur. Alk. 1079: xi d' av itgoxömoig,
schlössen werden darf, dafs Euripides' den ei fttloig dsl axsvsiv;) von 'fördern, Fortschritt
Mythos von Prokrustes auf Skiron übertragen 40 machen, Erfolg haben': Theseus Ttgonöxfiag
habe, bleibe dahingestellt. ■kqov.ötixzi: durch ein schnelleres Zuschlagen
Und nun die vielbesprochene Stelle bei bleibt er Sieger. Körperlich ist Polypemon
BaTcchylides 17, 27 ff. : xdv xs KsQxvovog ita- der stärkere (agsicav, wie Herakles der d^eivcav
XaiaxQccv 'io%£v , IJoXvTtijuovög xs xaQxsgdv cpmg ist gegenüber seinem Bruder Iphikles,
ocpvQuv i^eßaX&v n.Qoxo'jtxag , aQslovog rt'^cbv Hesiod. Scut, 51 und dazu Usener, Rhein. Mtis.
cpaxog. Die Deutungsversuche sind unter Poly- 53 [1898], 337; vgl. auch Hom. 11. 17, 149):
pemon (s. d.) aufgezählt, die Konjekturen, unter Geistesgegenwart, Benutzung des rechten Augen-
denen die von Festa: ayvgav i'gißaX' av den blickes, kurz aoyia verschaffen dem Theseus
Beifall von Blafs, Bakchyl. carm."2 gefunden den Sieg. Wer sich noch an diese Interpreta-
hat, bei Blafs a. a. 0. 149. Dafs van Serwerden 50 tion von dgsiovog xvitov cpcaxög stöfst — Bei-
a. a. 0. statt nQoy.onxag TjQoxo-nxog schreibt, spiele vom gegensätzlichen Gebrauch des Parti-
beruht doch wohl nur auf einem Versehen? — zipiums ohne zugefügtes xuiTtsg wird man mir
v. Wilamowitz, Gott, Gel, Anz. 1898, 142 hält es
für möglich, IIoXv7t7](lovog, ZU dem dann TLqo- *) Theseus als Subjekt zu tseßcdsv wird schon da-
KOrtxag als zweiter Name träte, für einen falsch durch gefordert, dafs er es auch in der Aufzählung der
gebildeten Nominativ (vgl. siXi^svog) anzusehen, übrigen Abenteuer ist: tTttcpvev Siviv, — oüv r' Mgo-
fährt jedoch dann fort: caber der Schaden wird xt6vov ■■■ &t6o&aMr ts Zy.lq(x>va xatixravtv, — t&v tt
tiefer sitzen: man wird zunächst immer ver- f^tudwg miatat^n %oX*v - und nun auf einmal
11 r -l-imi ii i t-»t Subjektwechsel, — das wäre hart, fast unerträglich.
stehen: <er, namhch Theseus, schlug dem Poly- *« . . , «1 • 1 t ,, „ -
, ' tt i 1 / ) Auch dem Skiron kommt er zuvor: Uijatvz ...
pemon den Hammer aus der Hand als nQoxoTrxag; 60 &Qa,iaas aMv t5>v nos&v Uom>f, Apoiiod. Epit. 1, 2.
denn diese Rolle hat ja TheseUS selbst Über- Das kann nur heifsen, dafs Theseus, indem er scheinbar
nommen'. Warum hat aber nun V. WilanwwitZ dem Verlangen des Skiron, ihm die Füfse zu waschen,
diesen richtigen Gedanken nicht weiter ver- nachkommt, den Übeltäter plötzlich an den Füfsen packt,
folgt, warum müssen die Worte doslovog xv%u>v bevor dieser Zeit gehabt hat. sein ausersehenes Opfer
cpcoxög in diesem Falle (Gruppe a. a. 0. 595, 3) «eiuerseits ™m Felse? herabzustürzen. Genan dieselbe
verderbt sein? Der Dichter erklärt sich am Be;leut"^ ™n g^'J findet sich bei Herod 9 107:
i , t\- i j i-i j -r» , , , ., Artayntes ... arturat i/tt rov Maaititm' Tor üxiv&y.tjv,
besten aus dem Dichter^ selbst: Bakchyhdes hnoxttivat 9klmv. *al uiv lrti9iovta cpQaa^k Suva-
sagt kurz (v. 21 f.) vorher : toj' vn^ßiöv % Inzyvbv Y6^% ... &Qrtätet /ueouv xal izctHQac: naUi i; ti]v yfjv.
2689 Polyphamos Polypheides 2690
erlassen — , lese Hom. Od. 3, 250 ff. Da fragt dem Wagen von Koryphe geboren sei. Sonst
Telemachos den Nestor nach den näheren Um- erscheint als Vater der Athena Hippia Zeus:
ständen von Agamemnons Tod: itäg ZQ-ccv' (Minerva) quarta Iove nata et Coryphe, Oceani
AxQüidrjg BVQVXQSicov'AyKiieiivojv; | nov MsvtXaog filia, quam Arcades Koqiccv [vgl. Paus. 8, 21,
lr\v\ x'iva ö' avxä \i/ifiax oXs&qov \ Al'yia&og 4: im arkadischen Kleitor inl ogovg noQvcpfig
doX6iir}xtg, irtsl ktccvs itoXXbv agsico. Eines vaög . . . Ä&7]vag Kogiag, vgl. Immerwahr,
besonders listigen Anschlages bedurfte es, um Kulte u. Mythen Arkadiens 61] nominant et quad-
es dem Aigisthos zu ermöglichen, den stärkeren rigarum inventricem ferunt, Cic. de nat. deor.
Agamemnon zu töten, einer besonderen aocpla, 3, 23, 59; vgl. dem. Alex. Protr. 2, 28 p. 24 P
um den stärkeren Polypenion unschädlich zu 10 und Arnob. 4, 14, wo an beiden Stellen Athena
machen. Als TiQo-Aonxug, oder genauer dadurch, Kogvcpaaia [vgl. die nach dem elischen Kory-
dafs er TtQo-nöntag war, entschlug Theseus dem phasion benannte Athena Koryphasia, Paus. 4,
Polypemon, obwohl dieser der Stärkere war, 36, 2. Anth. Pal. 6, 129, 3. Naeke a. a. 0.] ge-
den Hammer, — eine neue Illustration zu Hör. nannt wird, vgl. W. Bobeth, De indicibus deo-
Od. 3, 65 ff. : Vis consili expers mole ruit sua, rum (Dissert. Leipzig 1904) S. 62 f. Walth.
Vlm temperatam dt quoque provehunt (proveho Michaelis, De orig. indicis deor. cognominum
in ähnlicher Bedeutung wie ■nQoy.önxco) in (Diss. Berlin 1898) S. 15. 35. 46 und vor allen
malus; idem ödere vires omne nefas animo mo- 0. Gruppe, Gr. Myth. 1195. 1210, nach dem
ventes. [Höfer.] es höchst unwahrscheinlich ist, dafs die Sage
Polyphamos (TloXvcpa^og), 1) Teilnehmer an 20 von der Geburt Athenas von der Okeanide
einer (mythischen?) Eberjagd auf einem Yasen- Koryphe aus der Überlieferung von der Geburt
bilde, abg. Mus. Gregor. 2 tav. 17; vgl. C. I. G. aus dem Haupte des Zeus — ÄQ-r\vü xoqv-
4, 7374. Stephani, Compte rendu 1867, 74. — cpccyevrjg, Plut. Is. et Osir. 75. Äftävuv . . .
2) S. Polyphemos. [Höfer.] Xofäv&sZGciv v.ax av.QOxa.xag xoQvcpüg Jiog,
Polypliantes s. Polyphates und Polyphontes Eur. Ion 457. kd-rjvnv KOQv(pf}g %det!;sv(?)
nr. 4. ö Zsvs, Anakreontea 53, 34. Bergk 3\ 330 —
Polyphas (IJoXvcpag), Teilnehmer an einer hervorgegangen sei. Auch hätten sich die Be-
Eberjagd auf einem sf. Vasenbilde, C. I. G. 4, Zeichnungen Koryphe, -asia ursprünglich nicht
7373. Walters, Cat. of the greek vases in the auf das Berghaupt, die Stätte des Heiligtums,
Brit. Mus. 2, 37 p. 59 mit weiteren Litteratur- 30 sondern auf das Haupt der Göttin selbst als
angaben. IloXvyag ist Kurzform zu Ilolvcpccxag, Wettergöttin bezogen: cKoryphe, die Okeanide,
P. Kretschmer, Kuhns Zeitschrift 29 (1888), 171. die von Poseidon Athena mitsamt dem Wagen
[Höfer.] gebiert, ist das Gegenstück zu der Gorgo, die
Polyphates (nolvcpccxrjg), ein König, bei von demselben Gotte den Pegasos gebiert; Gorgo
welchem Melampus eingekehrt war. Als wäh- (s. d.) ist die Sturmwolke, die als Kopf mit
rend eines Opfers eine Schlange, welche herbei- furchtbaren Augen vorgestellt wurde ' (Bd. 1
geschlichen war, von den Dienern des Königs Sp. 1700). Merkwürdig erscheint die Überliefe-
eröchlagen wurde, begrub diese Melampus auf rung HoXvcfv, — ist sie wirklich nur verderbt
Befehl des Königs, aber die Jungen derselben aus Xopvqprj? Wäre nicht die Überlieferung in
zog er auf. Als diese grofs geworden, leckten 40 Anecdota Bekker (ob.), nach der Mnaseas Athena
sie ihm im Schlafe die Ohren und hauchten Tochter der Köqr\ nannte, das doch wohl auf
ihm die Weissagungsgabe ein. Hesiod in Schol. KoQvyiq (oder Kogia? s. ob. Cicero a.a.O.)
Ap. Bhod. 1, 118, wo die Ausg. v. Keil TLoXv- hinweist, so könnte man vermuten, Mnaseas,
cpdvxr]g hat. Vgl. Apollod. 1, 9, 11. Eustath. dessen Bericht auch sonst abweicht (s. ob.), habe
p. 1685, 25. [Stoll.] die Athena Iloasidwvog . . . Q-vyuTSQa xal TIoXv-
PolypheV (TloXvcpr]?), Tochter des Okeanos, cp[r^^r\g genannt. Polypheme wäre das
von Poseidon Mutter der Athena Hippia, Suidas Femininum zu noXvcprjuog, dem Sohne des
s.v. 'I7t7tta k&rjvä p. 1051 Bernh. und Mnaseas Poseidon und der Phorkystochter Thoossa,
bei Harpokration s. v. ^Imtia. 'Aftryvtt p. 161, 1 und Poseidon selbst heifst in einer allerdings
Dimlorf. Derselbe Mnaseas, dessen Quelle 50 dunklen Stelle bei Lyk. Alex. 1324 $rm,iog,
nach M. Schmidt, Didymi Chalcent.fr gm. p. 104 auch Evcpr^iog ist ein Poseidonsohn. Auf
Didymos ist, berichtet nach der Überlieferung jeden Fall aber will Mnaseas den engen Zu-
bei Beklier, Anecd. 1, 350, 27 = Anecd. gr. ed. sammenhang von Athena Hippia und Poseidon
Bachmann 1, 38, 12, dafs Athena, die Tochter Hippios betonen und an die alte Sage erinnern,
Hoff siSävog %al Kogijg xijg 'Slxsavov , xö nach der Athena von einer Meergöttin geboren
&Qlia xmv i'mtojv t^svgev. An allen Stellen war, wie auch Metis, die nach anderer Sage
haben die Herausgeber bez. Spätere (vgl. A. F. Mutter der Athena war, ursprünglich Meergöttin
Naeke, Choerilus p. 142. Schmidt a. a. O.) IJo- ist, P. Stengel, Jahrbuch, für klass. Phil. 131
Xvcpvg bez. Kogrjg in KoQvcprjg geändert. Und (1885), 78. G. F. Schoemann, Opusc. academ.
allerdings steht im Etym. M. 474, 31 ff. = 60 2, 163, 64. [Höfer.]
Bekker, Anecd. 1, 208, 1: Iloattd&vog ovaa Polypheides (IloXvcptidrig) 1) Sohn des
ftvya.xr,Q nul Kogvcpfig xfjg 'Slxsavov fyovGu Mantios (s. d.), empfing von Apollon die Gabe
&Q(ia ovrcog iy&vvrjd-n (Athena). Es fehlt an der Weissagung und siedelte sich, da er sich
diesen Stellen die Angabe des Mnaseas als mit seinem Vater entzweit hatte , in Hyperasia
Gewährsmann und zweitens findet sich hier im in Achaia an ; sein Sohn ist Theoklymenos,
Gegensatz zu den obigen Stellen, wo Athene Hom. Od. 15, 249 ff. Im Schol. Q. V. Hom.
als Erfinderin des Rossegespannes bezeichnet Od. 15, 223 findet sich mit der Subskription
wird, die seltsame Angabe, dafs sie mitsamt 7) laxogiu nagä ^sgbKvSv die Notiz: noXv-
Eoschee, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 85
2691
Polypheides
Polypheides
2692
(ftidng ö [idvrig (Q. ? Mavttiov V") Eccgtovoccv
ytf(iccg yivovxcci ccvzä) Ttaldsg Agiiovidrig Kai
©soxXvfisvog. Dafs Sariusa nicht Name der
Gattin des Polypheides und Mutter seiner Söhne
Hannonides und Theoklymenos ist, ergiebt sich
aus Dindorf, Praefatio 63, wonach hinter Ea-
qiov eine Lücke von etwa drei Buchstaben zu
konstatieren ist, auf die -accv folgt und aus
Schol. M. Hom. a. a. 0. bei Luetke, Pherecydea
(Diss. Göttingen 1893) S. 17 f.: noXvcpsiS-qg 6
Mavtlov Euoiovauv yr^iag Ai^r^v ri)v Al'^iovog
iv 'EXtvalvt wxti. yivovxai dh avrm naidsg Aq-
[Lovi8r]g xci © eoy.lv \isvog. Luetke a. a. 0. 18
bemerkt zu E&qlov . . . accv ' nomen matris
Potyphidis desiderari videtur\ aber dann fehlte
nach Mavriov doch mindestens ein ncä. So
bleiben die Worte Eccgtov . . . aav rätselhaft;
auch Aichrne, die Tochter des Hainion, wird
sonst nicht genannt, ist auch nicht in diesem
Lexikon oder bei Pauly - Wissowa behandelt.
Eine Vermutung s. unten. Die ganze Partie
Hom. Od. 15, 221—286 (bez. 291) wird ebenso
wie die Partien im 17. und 20. Buche, in denen
Theoklymenos, der an unserer Stelle Sohn des
Polypheides genannt wird, auftritt, für Inter-
polation erklärt von P. H. Ch. Hennings, Über
die Telemachie, Jahrb. f. Mass. Phil. Swppl. 3,
201. Ed. Kammer, Hie Einheit d. Odyssee 563 ff.
Kirchhoff, Hie Homerische Odyssee* zu v 347 ff. ;
s. dagegen Nägelsbach- Autenrieth, Homer. Theo-
logie'1 176 Anna, zu S. 175. Hemmerling, He
Theoclymeno rate (Progr. Köln a. Rh. 1882) S. 6.
12. Auf jeden Fall aber ist der ganze Zusammen-
hang jung; schon C. E. Geppert, Über den Ur-
sprung der Homer. Gesänge 1, 350 ff. bes. 355
urteilte, dafs der Dichter die Person des Theo-
klymenos durch den Mythus überliefert erhalten,
sie aber nicht zu benutzen verstanden habe,
Hennings a. a. 0. hielt die Partie über die
Melampodiden für hesiodeisch, doch ist sie
noch jünger, s. 0. SeecJc, Hie Quellen der Odyssee
338 (vgl. 128), der S. 334 nachweist, dafs Od. 15,
252: noXvcptidso: uocvriv 'i7t6XXcov %")]%£ eine
Nachahmung von Solon fr. 13, 53 ist: aXXov
\xavxiv %&7}xsv uv<x£, kxätQyog ÄnoXXcov. So
scheint in dieser jungen (vgl. auch v. Wilamo-
witz, Homer. Unters. 94 f. 42) Partie Theokly-
menos und mit ihm die übrige Genealogie in
die Odyssee aus einem Evjos übernommen zu
sein, das freilich nicht mehr bestimmt werden
kann, v. Wilamoivitz, Isyllos v. Epiäauros 178
Anm. 33 zu S. 177. Paul Friedländer, Argolica
(Diss. Berlin 1905) S. 56. Nach Huemmler, Kl.
Schriften 2, 399 wäre dies Epos die Melam-
podie (?). Aber auch die Überlieferung, wie
sie jetzt vorliegt, kann, worauf 0. Immisch,
Klaros, Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. 17 S. 176
hinweist, nicht richtig sein. Es ergiebt sich
nämlich aus 0 223 ff. folgendes Stenima:
^ Melampus
nachdem Amphiaraos gestorben sei. Darnach
rnüfste Polypheides wenigstens derselben Gene-
ration wie Amphiaraos oder einer Generation
später angehören, aber nicht eine Generation
vor ihm stehen. Vorschläge, diese verschobene
Chronologie zu erklären bez. richtig zu stellen,
finden sich verzeichnet bei Immisch a. a. 0.
Friedländer 59, 43.
Welcher, Aesch. Trilogie 211 Anm. 350 und
io Eckermann, Melampus u. sein Geschlecht 137, 1
haben Polypheides mit dem ebenfalls als Me-
lampodiden genannten Poly(e;idos identifiziert,
indem sie Übergang von J- in qp annahmen.
Denn noXvidog geht auf ein ursprüngliches
nolvftöJ-og zurück = fder Vielwissende'*),
Wackernagel, Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung
27 (1885), 275; vgl. 25 (1881), 261. W. Schulze
ebend. 29 (1888), 236. Quaest. epicae 118. 0.
Hoffmann, Gr. Hialecte 3, 373. Fick, Bezzen-
20 bergers Beiträge 26 (1901), 315. Gegen die
Welckersche Gleichsetzung noXvys Ldrtg = Tlokv-
idog erhebt Lobeck, Aglaopham. 1, 266 u. Anm.k.
Einspruch mit dem Hinweis, dafs 1) noXvcpsi,-
örjg nach Eust. ad Hom. 17. 1781, 7. 1967, 21
bedeute 6 tzoXXcc cpzidöutvog. 2) dafs von sldtvcci
nur die Bildung noXvsidog, nicht noXveid'rjg
möglich sei, und 3) dafs der Eigenname HoXv-
tp£i§y\g auch sonst (s. unter nr. 2) bezeugt sei.
Aus letzterem Grunde verwirft auch Friedländer
30 a. a. 0. 58, 37 die Gleichsetzung, und auch
Bohde, Psyche 22, 52, 2 unterscheidet beide
Personen. Immisch a. a. 0. vertritt von neuem
die Gleichsetzung; nach ihm reduzieren sich
die Einwände von Lobeck darauf, dafs es nur
an einer analogen Bildung wie -fsiörjg von
J~tä zu fehlen scheint. Folgende Stemmata
verglichen mit dem .Homerischen (s. ob.) legen
die Möglichkeit einer Gleichsetzung nahe, wenn
auch im Einzelnen ohne gewaltthätige Eingriffe
40 nicht zu beseitigende chronologische Schwierig-
keiten (vgl. Friedländer 58 f.) bestehen bleiben.
Stemma 1 geht auf Pherekydes im Schol. Hom.
11. 13, 663 zurück, Stemma 2 auf Paus. 6, 17,
6, Stemma 3 auf Paus. 1, 43, 5:
Melampus
Mantios
Kleitos
Koiranos
Polyidos
50 Kleitos-Euchenor.
Melampus
Mantios^
Oikles
Amphiaraos
Alkmaion
Melampus
Abas
~~Koiranos
Polyidos
(2 Antiphates
Oikles
Mantios
Polypheides-Kleitos
Amphiaraos Theoklymenos
Und doch heilst es v. 253, dafs Apollo den
Polypheides zum besten Seher gemacht habe,
*) Wenn einerseits die Bd. 3 Sp. 741, 58 ff. ausführlich
angeführte Vermutung von Kretschmcr, dafs Oidirtovg und
MeX&HTtovg ursprünglich chthonische Wesen mit ge-
schwollenem resp. schwarzem Schlangenleib gewesen seien,
richtig ist und andererseits in Namen wie 'Iüo-fitvetiz,
"Id-a;, "lcS-»;c, ludo-Sia, UoO-siä-Cttov, Iloa-oidär, IJot-idag
der Stamm eiö-, tö-, old- 'schwellen', wie Fick-Bechtel, Gr.
Personennamen 393 annehmen, enthalten ist, so könnte
Tlolv-aöu;, -idog ursprünglich gleichfalls in Schlangen-
gestalt gedacht worden sein, — eine Reminiscenz hieran
ß0 dürfte dann wohl auch in den Schlangen, die ihm bei der
Wiederbelebung des Glaukos Dienste leisteten, zu er-
blicken sein, — und den cstark geschwollenen' bedeuten.
Auch bei Melampus spielen die Schlangen eine RoUe
(Bd. 2 Sp. 2568, 26 ff. 2572, 36), und seine Mutter heifst
Eläojuivij. Freilich mufs schon in früher Zeit das Be-
wufstsein an diese ursprüngliche Bedeutung des Namens
Polyeidos geschwunden 6ein, in dem man nun nur noch
den r Vielwisser' sah, einen Helden der Dichtung anstatt
des ursprünglichen Daimons oder Gottes.
ö
2693 Polypheides Polypheides 2694
Das Stemma des Phcrekydes (Melainpus bis aufmerksam: ol 7toir]tal Kgeovra phv nai Tsi-
Kleitos-Euchenor) findet sich genau wieder bei gseiav, üoXvetSov äh xul Mivca, jLyuuipvovu
Etist. ad Hont. II. 953, 37 f. mit der Berner- 8s -accI Nearogcc xui 'Odvßoecc, v.cä tlaXafiijSr} . . .
kung: MsXuimoSog vibg 6 iv '0dv66sia MdvtLog. tovtorv 8s tovg jisv zig dicccpogdv, tovg tf tlg
Ein fernerer Beweis für die schwankende Über- cpiXiav dXli']Xotg lövtag . . . ccSovai. Auch bei
lieferung wäre Paus. 1, 43, 5, wo unmittelbar Apollod. 3, 3, 2 scheidet Polyeidos in Unfrie-
hintereinander Polyeidos Sohn des Koiranos den von Minos. Nach Fick a. a. 0. und Gruppe,
und dann umgekehrt Koiranos Sohn des Poly- Gr. Myth. 122. 516 ist Polyeidos ursprünglich
eidos genannt wird. Doch wird wohl Fried- Kreter, worauf auch der anderweitig als kre-
Icmder a. a. 0. 58, 38 mit Recht an der zweiten 10 tisch bezeugte Name seines Vaters Koiranos
Stelle umgestellt haben: tbv IJoXvtSov tov (Hom. li. 17, 611) hinweist, und f ist aus alt-
Koigdvov. kretischer Überlieferung in die korinthische
Es scheint fast, als verdanke Mantios als gekommen und den Melampodiden angegliedert
Vater des P. seinen Ursprung der oft wieder- worden, indem sein Vater Koiranos Sohn des
kehrenden Bezeichnung seines Sohnes als ybd v- Melampodiden Abas und mithin naher Ver-
tig: vgl. Hom. II. 13, 663: r\v 8s xig Ev%rjvmg wandter des Adrastos (s. unten Argos) und
HoXvtdov iLuvTiog viog. Soph. fr. 358: Amphiaraos (s. unten Megara) ward' {Gruppe
HoXvtdov tov ^tdvtswg; ferner Find. Ol. 13, 516). Dagegen erklärt Hoeck a. a. 0. 295 den
74 (104) u. Schol. Dionys. Byz. 14 p. 7 u. Schol. P. für einen 'Fremdling auf kretischem Boden'
p. 38, 19 Wescher. Schol. Hom. Od. 21, 22. 20 und Argos (s. nr. 3) für seine Heimat. Inimisch
Eust, ad Hom. II. 937, 49; vgl. 953, 26 (IIoXv- a. a. 0. 176 verlegt sogar den Schauplatz der
idov tbv ao<pbv inl (luvtsicx). Cic. de leg. 2, 13, Glaukosepisode nach Argos.
33. Denn sonst wird Koiranos als sein Vater 3) Argos : Agyslcov ißaöiXsvas IloXv'idog,
genannt, Find. u. Schol. a. a. 0. Soph. fr. 359. Schol. Hom. F. 5, 148. üoXviSog iv "Agysi,
Paus. 1, 43, 5. Pherekydes im Schol. Hom. 13, Clern. Alex. Strom. 1 p. 334 c = p. 109, 3 Dt«-
663. Hyg. f. 128 p. 112 Schm. f. 136, p. 115. dorf. UoXmdov, ög i]v i% tov 'Agyovg, Palaeph.
f. 261 p. 139. Schon Hoeck, Kreta 3, 293 hatte 27. TTapa ta ASqüatai (also doch wohl in Ar-
darauf hingewiesen, dafs Polyeidos, der Viel- gos) ■na&iaavtsg oi agtotslg dsinvovGiv, 6 dh
oder Hellseher, ein Name alter Zeit sei, IJoXvidog Isqu ftvav iv ödm nccQa7roQsvo(isvov
und ihn gleichfalls mit Polypheides identifi- 30 tbv Ilattcb (nach Kaibel, Athen, vol. 3 p. 756 =
ziert, und in ähnlicher Weise äulsert sich Menestheus, den Sohn des Peteos) %ariGysv
Fick, Bezzenbergers Beiträge 26 (1901), 315 da- %<xi y.(xtaxX'ivag . . . nccQb&rixs t&v tv&ivrav,
hin, dafs Polyeides Berufsname für einen Seher Athen. 11, 459a. Immisch a. a. 0. 154, 5. Nach
sei, der als solcher an keinen Ort gebun- Ftym. M. 207, 41 (vgl. Beitzenstein, Gesch. d.
den ist. Noch in später Zeit war die Erinne- griech. Ftym. 329 nr. 15, wo als Quelle Es-
rung an Polyeidos und das Geschlecht der qfjvog iv tjj initoufj t&v <J>lXcovog tisqI
Amythaoniden, dem er entstammte, lebendig; ttoXecov angegeben wird), erhält Polyeidos den
so begegnet uns im thessalischen Gyrton ein Orakelspruch, nachdem Polybos f £ 'Agyovg sich
kficpLXoxog IJoXvldov (Collitz, Dialektinschr. in Plataiai ansiedelt. In Argos wird wohl auch
nr. 2599; Jahr 238,7 v. Chr.) und ferner (un- 40 die Begegnung des Polyeidos mit Iphitos, den
gefähr 213 v. Chr.) IloXvtdog kuv&aoveiog er warnt nach Tiryns zu Herakles zu gehen,
und Xfiv&ciovv JloXvidsLog, also Vater und anzusetzen sein, Schol. Born. Od. 21, 22. Auch
Sohn, Collitz a, a. 0. nr. 345, 84 S. 137. W. bei Apollod. 3, 3, 2 kehrt P. nach Argos
Schulze, Quaest. epicae 118. 4. Friedläiuler {catiivui slg'Aoyog) zurück.
a. a. 0. 58 In Verbindung tritt Polyeidos mit 4) Megara: FLoXvCdog . . . iv Msydgoig, Clem.
Alkathoos (s. unten Megara), Adrastos (s. Argos), Alex. a. a. 0., entsühnt den König Alkathoos
Bellerophontes (s. Korinth), Iphitos (s. Argos), vorn Morde seines Sohnes Kallipolis, Paus. 1,
Minos (s. Kreta), Nisos (s. Megara), Peteos (s. 43, 5, flüchtet vor Minos aus Kreta nach Me-
Argos), Polybos (s. Argos), Teuthras (s. Mysien). gara zu Nisos, den Minos darum bekriegt, hos-
Ebenso mannigfach sind die Orte, an denen 50 pitio quod se Nisi Polyidus avito texerat,
wir Polyeidos begegnen: Ciris 112. Das ist, wie Knaack a. a. 0. 227 f.
1) Korinth, Hom. II. 13, 663 ff. Cic. de cliv. hervorhebt, alte megarische Überlieferung, und
1, 40, 89. Als i-iti%wQiog [idvvig deutet er den das hospitium avitum, das genau genommen
Traum des Bellerophontes, Find. Ol. 13, 75 auf Abas zu beziehen sein würde, wird wohl
(104) u. Schol. Daher hält Friedländer a. a. 0. auf den mythologisch viel bedeutenderen Me-
59 f. Korinth für die eigentliche Heimat des lampus zu deuten sein, der sonst freilich nicht
Polyeidos, und nach Fick a. a. 0. ist Korinth für Megara selbst, sondern nur für das an der
auch dort gemeint, wo Argos als Heimat des Nordwestküste von Megaris gelegene Aigosthena
P. genannt wird (s. unten nr. 3). (Bd. 2 Sp. 2572) zu belegen ist. Megara ist
2) Kreta, Wiederbelebung des Glaukos (s. 60 die Mutterstadt von Byzantion und da-
Bd. 1 Sp. 1687 u. d. A. Polyeidos nr. 2, vgl. auch her treffen wir hier sogar einen Kult des P.
zu der c dreifarbigen' Brombeere, mit der P. die und seiner Kinder: TloXveiScp ^idvtsi -aal tolg
Kuh des Minos vergleicht, J. J. Bachofen, Der ixsivov itaiaiv ivtccv&ce nccd' i'-naatov ttog ivxi-
Bär in den Religionen des Altertum 35). Auf uvstca. Gcpccytc-, tov y.sv Xrjyovtog h'tovg, tov dh
eine bisher übersehene Anspielung auf eine iata^iivov, Dionys. Byz. 14, p. 7 Wescher und
Tragödie, höchstwahrscheinlich des Euripides Schol. ebend. p. 38, 19. Darnach vermute ich,
üoXviidog macht Knaack, Rhein. Mus 57 dafs in der von Schmidt als korrupt bezeich-
(1902), 226, 2 bei (Plato), Epist. 2 p. 311 a. b neten Stelle bei Hygin f. 136 p. 115: Polyidus
85*
2695 Polypheides Polypheides 2696
Coerani filius Bizanti monstrum demonstravü Mahnung ihres Vaters den Troern zu Hilfe
zu lesen ist: Polyidus Coerani filius Bizanti (= ziehen und ihren Tod finden {Hom. 11. 11, 328 ff.
Byzantii), oder Bizantius, so dafs des P. Vater verglichen mit 2, 830 ff. ■ vgl. auch 5, 610 ff.
oder P. selbst als Byzantier bezeichnet wurde. 6, 37 ff.), mit dem argivischen Adrastos
Beachtenswert ist es, dafs des P. naher Ver- (der in der ursprünglichen Sage auch seinen
wandter Amphiaraos, was vielleicht auch aus Tod gefunden haben rnufs) und Amphiaraos
Übertragung von Megara zu erklären ist, gleich- (Amphios: Kurzform zu Amphiaraos) iden-
falls in Byzantion Heroenkult genofs, Hesych. tisch sind, dürften wir auch die Sage von
Miles. fr. 16 in F. H. G. 4, 149. Polyidos : Euchenor und Eurydamas :
5) Mysien: P. heilt den Teuthras, Plut. de 10 Polyidos-Abas als entsprechende Wieder-
f luv. 21, i. Es scheint noch nicht bemerkt worden holung bezeichnen, nur dafs in der troischen
zu sein, dafs die Erzählung des Plutarch vom Sage Polyidos als Sohn, in der argivischen als
Wahnsinn und der Heilung des Teuthras durch Vater erscheint. Und zur Gewifsheit wird diese
Polyeidos eine Wiederholung der Sage von der Vermutung durch die "Notiz des PJierekydes im
Krankheit und der Heilung der Proitiden (s. d.) Schol. Hom. B. 13, 663, dafs die Gemahlin des
durch Melampus ist. Auch hier trifft es zu, Polyidos und Mutter des Euchenor Eury-
was Hercher, Praef. ad Plut. de fluv. p. 29 sagt: dameia hiel's, — Eurydamas aber ist der
chistoriolae ... omnino eiusmodi sunt, ut anti- Vater der troischen Brüder Abas-Polyidos.
quum tibi haurire videaris fontem sordiculis So sehen wir zwar verschoben und verdunkelt,
Plutarchi plus minusve turbatum'. Des Teu- 20 aber doch noch immer erkennbar den Zusarnmen-
thras Mutter ist Lysippe, — Lysippe heifst hang der beiden in weit von einander entfernten
eine der Proitostöchter; Teuthras vergeht sich Orten spielenden und doch ursprünglich iden-
gegen die Artemis, indem er einen Eber, der tischen Sagen.
in ihren Tempel geflüchtet ist, tötet, — die Als Töchter des Polyidos werden genannt
Proitiden versündigen sich gegen Dionysos bez. Astykrateia und Manto (s. d.), Paus. 1, 43, 5.
Hera; Artemis sendet zur Strafe dem Teuthras An den Namen Manto knüpft Gruppe, Gr.
älcpbv \lsxo. ^Lccviag, — die Proitostöchter Myth. 517 folgende Vermutung: Auch des Tei-
werden durch alcpög {Hesiod. fr. 42) und resias Tochter heifst Manto; diese ist nach
fiaWa (Apollod. 2, 2, 2 und öfter) gestraft; kolophonischer Überlieferung Gemahlin des
Teuthras Sv6co7tovutvog xo Ttccfrog iv xaig 30 wahrscheinlich aus Korinth stammenden Bak-
a%QioQiaLg ditxQißs und seine Mutter Ly- chiaden Zograios {Immisch a. a. 0. 140). Da
sippe slg xr\v vlr\v ESqcc[is, — von den Proi- auch Polyidos als Korinther (s. ob.) bezeichnet
tiden heifst es iitXav&vxo u. 81a xfjg s'prj- wird, so dürfte die Übereinstimmung des Namens
wiag Ixq6%u£ov {Apollod. a. a. O.), in saltus der beiden Heroinen innerhalb einer Stadt
abire {Serv. ad Verg. Eclog. 6, 48), cpevyov schwerlich ein Zufall sein, Polyidos also die
bgog ig xccvicpvXlov {Bakchyliil. 10, 55); den Tochter des Zograios geheiratet haben, so dafs
Weg zur Heilung des Teuthras zeigt Poly- seine Tochter nach der Grofsmutter hiefs. -
eidos, — sein Grofsvater Melampus heilt Die Söhne des Polyidos, Kleitos und Euchenor,
die Proitiden; Lysippe errichtet zum Danke werden als Teilnehmer an dem Zuge der Epi-
für die Genesung ihres Sohnes einen Altar 40 gonen gegen Theben genannt, Pherekydes im
jigxsuLSog 'OQ&aaiag, — Proitos gründet Schol. Hom. 11. 13, 663. Eust. Hom. 11. 953,
zum Danke dafür, dafs seine Töchter in einem 38. Hieraus und aus der Verbindung des P.
Heiligtume der Artemis gewesen waren, einen mit Adrastos (s. oben unter Argos) hat Welcher,
Tempel der 'Aqts^i .g 'Hiisgctdcc hez.'Hutocc Ep. Cycl. 22, 387 (vgl. Eckermann, Melampus
{Paus. 8, 18, 7. Callim. hymn. in Dian. 233 f. 77. Immisch a. a. O. 176f.) mit Recht geschlossen,
und Schol.). — Man mufs den Erzählungen des dafs Polyidos Seher des Epigonenheeres war,
Plutarch de flxriis mit Mifstrauen begegnen, und Immisch 177 sieht in der Stelle bei Hom.
— aber der von ihm erwähnte Kult der Ar- Od. 15, 252 f., die den Polypheides den besten
temis Orthosia wird bezeugt durch die zwischen Seher nennt, nachdem Amphiaraos gestorben
Atarneus und Elaia gefundene Inschrift: 'Aq- 50 war, geradezu einen Hinweis auf die Epigoncn-
teVm?<0>os 'OQ&caaiag, Athen. Mitt. 24 (1899), sage. Ob das Epos 'Eniyovoi den Seher
202, 3. Polyeidos sich in Hyperesia, wo wir dem ho-
Söhne des Polyidos sind Euchenor (s. d.) merischen Polypheides begegnen, heimisch
und Kleitos (s. d. nr. 2). Euchenor zog nach dachte oder schon in Korinth, läfst Immisch
Troia, trotzdem ihm sein Vater Polyidos dahingestellt. Aus der lückenhaften Überlie-
das drohende Verhängnis vorausgesagt hatte, ferung über Polyeidos läfst sich trotz alledem
Hom. H. 13, 663 ff. Nun begegnen in tro- noch erkennen, dafs er einst ein viel gefeierter,
ischer Sage zwei Söhne des Traumdeuters dem Melampus und Amphiaraos an Rubm und
Eurydamas, Abas und Polyidos, deren Vater Bedeutung wenig nachstehender Seher gewesen
sie trotz ungünstiger Träume hatte in 60 sein mufs. Und um so begreiflicher ist es,
den Kampf ziehen lassen und die beide dafs man einen solchen Heros in seinen heimi-
von Diomedes getötet werden. Abas, sonst sehen Sagenkreis hineinzuziehen sich bemühte,
als Sohn, und Polyidos, sonst als Nachkomme Nur ein Zufall ist es, dafs uns von dem Kult
des Melampus bekannt, auf troischer Seite! des P. nur an einem Orte (Byzantion, s. ob.
Seitdem Usener, Sitzunysber. d. kais. Akad. d. Megara) berichtet wird; sein Kult wird ebenso
Wiss. 137, 37 ff. ausführlich nachgewiesen hat, sicher in Megara selbst, in Korinth, Argos u. s. w.
dafs Adrestos und Amphios, die Söhne des bestanden haben. Und wenn Polyeidos und
perkosischen Sehers Merops, die trotz der Polypheides, woran ich nicht zweifle, identisch
2697 Polypheides Polyphemos 2698
sind, so ist auch der sikyonische Poly- dem bei Euseb. Chron. 1, 175 Schöne erwähnten
p beides (s. unten nr. 2), der in Sikyon als vierundzwanzigsten Könige von Sikyon, unter
König erscheint, wie Polyeidos König von dessen Regierung Troja erobert wurde. [Höfer.]
Argos (s. oben Argos) genannt wird, mit ihnen Polypheme (noXvyr'ifiq), 1) Tochter des Auto-
identisch. In betreff des eigentümlichen Ver- lykos, Gemahlin des Aison, Mutter des Iason,
hältnisses der Mythen von Sikyon zu denen Herodor. b. Schal. Ap. Bhod. 1, 45. Iasons
von Argos und Korinth genügt es, auf die unter Mutter heilst auch Polymele, Polymede, Am-
Polybos gemachten Ausführungen zu verweisen. phinome, Alkimede, Laodike, s. Iason. — 2)
Wie steht es aber mit der oben a. A. erwähnten S. Polyphe. [Stoll.]
Gattin des Polypheides, Ai'xiii], und seinem 10 Polyphemetos(noAi'qp7/'ft7jros). Eine in Privat-
Wohnsitze in Eleusis? besitz in Smyrna befindliche, zerbrochene Vase
Der Name Ai^t] = Lanze weist in Yer- unbekannten Fundortes mit der Darstellung
bindung mit dem Namen ihres Vaters H a i m o n einer Dionysosbüste trägt die metrische (?) In-
auf das thebanische Sparten geschlecht, schritt Aiovvas TtoXv(pj]uvxE KXv(isvioav xi]v
dessen Mitglieder als Muttermal eine Lanze cclyä fiov cpvXaes nai xr\v -nvTtiXrjv, Corr. hell.
trugen, Tragiker bei Aristot. Poet. 16. Dio 15 (1891), 455. — Gruppe bei Bursian 85 (18951,
Chrysost. or. 4 p. 68, 2 Bindorf. lulian p. 81 c. 219 f. (vgl. Gr. Mythol. 68, 9) sieht in dem Bei-
Phit. de ser. num. find. 21. Tümpel, Ares u. namen Polyphemetos eine Bestätigung für die
Aphrodite, Jahrb. f. Mass. Phil Suppl 11, 714 (Wochenschr. f.klass. Philol. 2 [1885], S. 1545**)
(wo irrtümlich statt des Bildes einer Lanze das 20 geäufserte Vermutung, dafs JloXvcpri^og eine
Bild eines Drachen angenommen wird). Be- Parodie des Dionysos sei. Die Erwähnung der
merJcungen zu einig. Fragen d. griech. Religions- KXvpsvsig weist auf Tenos hin, wo eine Phyle,
geschichte (Progr. Neustettin 1887)18. Nachify#. KlvpsvsTg (C. I. G. 2, 2338) und Dionysoskiüt
f. 7-2 p. 76 Sehnt, erkannte Kreon seinen Sühn (Kaibel, Epigr. 871. Monat Anthesterion, Neiv-
Haimon an diesem Zeichen (vgl. Bd. 1 Sp. 372, ton, Inscr. Brit. Mus. 2, 377, 48. E. Bischoff,
65 ff.). Es wäre also sehr wohl möglich, dal's De fast. Graec. ant. 390 f.) bezeugt ist. — Man
Aichme eine Tochter des Kreonsohnes Haimon könnte IIoXvcpr]^r]xog auch als noXvv^vr\xog
ist, obwohl unsere Überlieferung nur einen 'hoch gepriesen' deuten. [Höfer.]
Sohn des Haimon, den Maion (s. d. nr. 1) kennt. Polyphemos 1) Sohn des larissäischen La-
Es kann aber noch ein zweiter Haimon in Be- 30 pithen Elatos (ElXaxbidng Apollon. Bhod. 1, 41,
tracht kommen, bei dessen Annahme freilich EiXaxiSr\g Pind. Pyth. 3, 14) und der Hippe
chronologische Schwierigkeiten entstehen, da oder Hippeia (Hygin. fab. 14) oder auch dieser
er jünger ist als Polypheides; aber auch dieser und des Poseidon {Schal. Apoll. Bhod. 1, 40,
schwankt, wie wir oben sahen, in der Chrono- wo diese Version auf Sokrates und Euphorion
logie. Menekrates im Schol. Pind. Ol. 2, 16 zurückgeführt wird), Bruder oder Halbbruder
nennt einen Hainion, Sohn des Polydoros, des Kaineus, vermählt mit Laonome, einer
Enkel des Eteokles, Urenkel des Oidipus, der Schwester des Herakles (Schol. Apollon. Bhod.
also dem Stamme des Kadmos angehört. Nun 1, 1241). Am Kampfe der Lapithen (s.d.) und
ist nach Hesych. s. v. 'Ey%co dies ein anderer Kentauren nimmt er wie Vater und Bruder teil
Name der Semele, der Tochter des Kadmos, 40 (Hom. II. 264 ff. nennt den üvTiftsog UoXvyi]-
des Beherrschers rdes spe er gerüsteten Volkes', {iog ausdrücklich unter den Besiegern der qpfypfff
der 'Ey^slslg (E. Maafs, Hermes 26 [1891], ÖQtoxojoi), ohne dafs wir Näheres von seinen
190); also auch hier wieder Beziehung zum Heldentaten erfahren. Als Schwager des Hera-
Speere oder zur Lanze. Von diesem Haimon kies ist er Doppelgänger des Euphemos (s. d.),
berichtet Menekrates a. a. 0., dafs er auf der des Ahnherrn der kyrenäischen Könige. Wie
Jagd iticpvXiov xiva ccTto^t slvag nach dieser nimmt er am Zuge der Argonauten teil
Athen ausgewandert sei und seine Nachkoni- (Apollod. 1, 9, 16. Apollon. Bhod. 4, 1470.
men 6vv rolg 'ÄQysLoig Rhodos besiedelt hätten. Orph. Argonaut. 168 Abel. Valer. Elaccus Argon.
Nehmen wir an, dafs der aus Argos ausge- 1, 457), bleibt aber in Mysien zurück und wird
wanderte Polypheides der Schwiegersohn dieses 50 der Gründer von Kios (Apollod. 1, 9, 19. Apollon.
Haimon gewesen ist, so erklärt sich 1) sein Bhod. 4, 1472). Er fällt im Kampf gegen die
Wohnen in dem Athen benachbarten Eleusis Chalyber (Apollon. Bhod. 4, 1474 f.).
— 2) die Verbindung avv toig 'Agysioig, die 2) Sohn des Poseidon und der Nymphe
eben durch des Polypheides Ehe geschaffen Thoosa, einer Tochter des Phorkys (Od. 1. 71 ff.),
war, — 3) ist es vielleicht nicht ganz zufällig, Er erscheint als der mächtigste unter den
dafs des Polypheides Schwiegervater fliehen Kyklopen, die als wildes Naturvolk, ohne Recht
mufste i(Kpvli6v rivcc a%o%r£ivcx.g und dafs und Sitte, ohne Landbau und Kunde der Schiff-
des Polypheides Sohn Theoklymenos dasselbe fahrt, familienweise in Höhlen des Gebirges
Schicksal hatte ccvdQa Y.axa%xag hacpvlov hoch über dem Meere wohnen (s. Kyklopen 2).
(Hom. Od. 15, 272 f.). 60 Dieser Polyphemos hat also nichts zu thun mit
2) König von Sikyon, zu dem Agamemnon den Gewitter- und vulkanischen Dämonen, die
und Menelaos von ihrer Amme vor den Nach- unermüdlich schaffende Naturgewalten Ver-
stellungen des Thyestes geflüchtet werden; körpern; er ist der rohe, dumme und faule,
Polypheides bringt die beiden Atreiden weiter mit primitivster Viehzucht sich begnügende
zu Oineus nach Aitolien, Tzetz. Chil. 1, 456, 'Riese Tolpatsch' (Robert, Strena Helbigiana
vgl. Apollod. Epit. 2, 15. Nach Wagner, Die ' S. 257). Die homerische Schilderung (Od. 9,
Sabbait. Apollodorfrgm. 21, 2 = Ehem. Mus. 187 ff. ; vgl. Holland, De Polyphemo et Galatea,
46, 396, 2 ist dieser Polypheides identisch mit Leipz. Studien 7 S. 145 ff.) hat diese vermut-
2699
Polyphemos
Polyphemos
2700
lieh dem Schiffermärchen entstammende Figur
schon sehr im einzelnen durchgearbeitet und
ihr individuelle Züge gegeben, die spätere
Dichter zu immer neuen Abwandlungen und
Steigerungen reizten. Unter allen Kyklopen
ist er der furchtbarste; unhold selbst seinen
Volksgenossen, geht er seine eigenen Wege
und treibt seine Schaf- und Ziegenherden ein-
sam auf ferne Weiden. In seiner Wohnung,
einer halbverwachsenen Höhle in der Nähe des 10
Meeres, findet seine ganze Herde Unterkunft,
und seine Riesenkraft vermag die Öffnung mit
einem mächtigen Stein zu verschliefsen, den
zweiundzwanzig Gespanne nicht bewegen könn-
ten. Hoch wie ein Mastbaum ist seine Keule,
und ganze Berggipfel schleudert er weit in die
Meerbucht hinab. Als wahres Scheusal zeigt
er sich, indem er zwei Gefährten des Odysseus
am Boden zerschmettert, zerreifst und auffrifst.
Dafs er einäugig sei, sagt der Dichter nicht 20
düng des Berauschten, zur Darstellung kam:
auch scheint dieser Polyphem ein Hirtenlied
angestimmt zu haben. Kratinos (Odvßßfjg fr.
135 ff. Kock. Holland a. a. 0. S. 15«J ff. Kaibel,
Heimes 1895. S. 71 ff.) variierte die Gestalt,
indem er den rohen Fresser zum Feinschmecker
und Weinkenner machte. Ausdrücklich wird
der Riese hier wie die hesiodischen Kyklopen
i Theog. 14.3) einäugig genannt und erschien dem-
gemäfs so auf der Bühne. Das voreuripideische
Satyrspiel vertritt nur der Polyphem des Ari-
stias {Trug. Graec. fr. ed. Nauck fr. 4. Hol-
land S. 165 ff.), der nach den spärlichen Resten
dem homerischen sehr ähnlich gewesen zu sein
scheint. In den Hauptzügen gilt das auch von
dem des Euripides (Holland S. 168 ff.), der nur
manche raffinierte Neuerung aufweist: er be-
sitzt auch Rinderherden, hält Jagdhunde und
bedient sich einer Menge von Küchengerät, und
Menschenfieisch schätzt er eben als seltenen
^01W
jMWMA
1) Blendung des Polyphem. Von der Vase des Aristonoplios (nach Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. 1)
ausdrücklich, es ergibt sich nur aus der Ge-
schichte von der Blendung. Bemerkenswert
ist auch, dafs diesem Polyphem der Wein nicht
unbekannt ist, dafs also nur seine Unmäfsig-
keit ihn ins Verderben stürzt. In dem mit
konsequenter Abscheulichkeit durchgeführten
Bilde giebt es nur einen freundlicheren Zug,
das gemütliche Verhältnis zu seiner Herde,
insbesondere zu seinem Lieblingswidder; es ist
der unscheinbare Keim einer milderen, mensch-
licheren Auffassung des Ungeheuers, die spä-
teren Dichtern vorbeh alten blieb. Über die
mancherlei Widersprüche in dem Kyklopen-
gedicht der Odyssee und die vermutliche älteste
Gestalt desselben hat Muelder, Hermes 1903
S. 414 ff. eingehend gehandelt, speziell über
die Charakteristik Polyphems S. 431 ff.
Der groteske Humor des ungeschlachten,
gefräfsigen und sauflustigen Tölpels, den die
einfachste Menschenlist betört und verdirbt,
empfahl ihn der derbkomischen alten Komödie.
Epicharm (Fracjm. philos. Graec. ed. Mullach
1 S. 139 ff. Holland a. a. 0. S. 150 ff.) war
unseres Wissens der erste, der ihn auf die
Bühne brachte; er wird in seiner neuen Heimat
Sizilien die volkstümliche Gestalt kennen ge-
lernt haben. Das grausige Mahl erschien nicht
auf der Bühne, sondern wurde nur geschildert,
während der Rausch, also wohl auch die Blen-
40 Leckerbissen neben den gewohnten Fleisch-
speisen, die seine Herden und die Jagdbeute
ihm liefern. Indem Euripides den Unhold als
Weiberverächter schildert, giebt er dem home-
rischen Urbild einen fremden Zug, den kein
Späterer beibehalten hat.
Entscheidend für die Weiterentwickelung
der dichterischen Gestalt wird der jüngere
Dithyrambus, wenn nicht schon der des
Timotheos (Poetae lyr. ed. Bergk fr. 4. 5. Hol-
50 land S. 176 ff.), den Aristoteles als Beispiel von
idealisierender Auffassung anführt (Poet. 2).
so doch sicher der populärer gewordene des
Philoxenos (Poetae lyr. ed. Bergk fr. 6 ff. Hol-
land S. 184 ff), der, in Sizilien entstanden,
vielleicht von neuem aus dem Volksmärchen
schöpfte. Neben künstlichen Neuerungen, die
stark parodistisch wirken mufsten, weil sie die
alte Gestalt des Märchens und des Epos im
Kern angriffen — dazu gehört vor allem, dafs
go der Menschenfresser sich zur Pflanzenkost be-
kehrt, musikalisch wird und sich im Tanzen
versucht — tritt hier ein Zug hinzu, der trotz
seiner Kühnheit sich behauptet hat: die Ver-
liebtheit des Riesen. Die Nereide Galateia
hat ihn zur Liebe entflammt, ihr singt er sein
Lied zur selbstverfertigten Leier, ihre Schön-
heit rühmt er, soweit er sie zu würdigen weifs,
ihr zu Liebe möchte er schwimmen lernen, um
2701
Polyphemos
Polyphemos
2702
der Spröden in ihr eigenes Element folgen zu
können. In dieser neuen, •widerspruchsvollen,
aber ergötzliehen Gestalt geht Polyphem durch
die mittlere (f Galateia' des Nikochares, fr.
2. 3 Kock, 'Kyklops'' des Antiphanes fr. 131 ff.
Koch, 'Galateia des Alexis, fr. 36 ff. Koch; vgl.
Holland S. 211 — 223) und neuere Komödie
(Holland S. 223 ff.).
Die vom Dithyranibos begonnene Umbil-
dung der Polyphemgestalt wird energisch und
konsequent erst durchgeführt in der hellenisti-
schen Dichtung. Hermesianax (ßtcfoneidewin
delectus fr. 1. Holland S. 228), Kallimachos
(Galateia, Schneider 2 fr. 37. Holland S. 246 f.
Epigramm 47, 1. 2 Schneider; 46, 1.2 Wilamo-
vitz), Bion (fr. 15 Ahrens. Holland S. 249 ff.), be-
sonders aber Theokrit bringen das belustigende
Bild des verliebten Kyklopen zur Vollendung,
indem sie die Halbheiten und Widersprüche
der ersten Neuerer beseitigen und durch feinste
Motivierung und durch die Reize einer zwar
raffinierten, aber immer geschmackvollen Kunst
das Ungeheuerliche des Gegenstandes glaub-
haft machen. Bei Theokrit, der den homeri-
schen Kyklopen indes nicht ganz ignoriert (Id.
7, 151 fl". rbv ■kqcctsqov UoXvcpa^,ov, dg cögnat
väag f(Jallf), ist Polyphemos (Id. 11 u. 6; vgl.
Holland S. 276 ff.) ein verliebter junger Schäfer
und keinem Fremden mehr gefährlich. Er weifs,
wie grauenerregend häfslich er in Galateias
Augen ist, und versucht sie durch reiche Gaben,
wie sein Haushalt sie bietet, umzustimmen;
aber auch stolz kann er sein und sich vor-
nehmen, die spröde Spötterin durch Gleich-
gültigkeit und Kälte zu kirren. Wie dieses selt-
same Liebesverhältnis endet, hat der Dichter
weise verschwiegen; er läfst der Phantasie
Spielraum, sich den Werber endlich erhört und
beglückt oder verschmäht und zur Rache ent-
flammt zu denken.
Späteren Dichtern blieb es überlassen, diese
Andeutungen auszuführen. Der verschmähte
Liebhaber wird zum eifersüchtigen, und alle
seine ursprüngliche Wildheit kommt wieder
zum Vorschein : mit einem Felsblock zerschmet-
tert er seinen Nebenbuhler Akis (0 vi d, Metam.
13, 759 ff. Holland S. 263 ff.). Es scheint auch
in dieser neuen Gestalt wieder Volksüberliefe-
rung aufzutauchen, wenn auch nur in dem
Sinne, dafs nun das in der Gegend des Aetna
lokalisierte Liebespaar, wie einst durch Philo-
xenos Galateia allein, mit dem sizilischen Ky-
klopen in Vorbindung gebracht wurde. Vergil
schildert nach alten Mustern sowohl den homeri-
schen (Aen. 3, 628 ff.) als den idyllischen Poly-
phem (Ecl. 9, 39 ff.). Ganz unvolkstümlich, nur
spielende Weiterbildung der zarten Andeu-
tungen Iheokrits erscheint die Auffassung im
ersten Meergöttergespräch Lukians, wo Ga-
lateia ernstlich in Polyphem verliebt ist (anders
beurteilt diese Schilderung Heibig, Symb. philol.
Bonn. S. 361 ff. Holland S. 276 ff.), und vollends
bei Nonnos (Dionys. 6, 322; 39, 257; 40, 555;
43, 392. Holland S. 283 ff.), wo sie ihn in seiner
Höhle besucht, von ihm Syrinx spielen lernt
und ihn so zu fesseln weifs, dafs er es auf-
giebt, mit Dionysos gegen die Inder zu ziehen.
Wie weit an diesen äufsersten Konsequenzen
gefunden
zu
der von Philoxenos begonnenen Umwertung der
alten Polyphemgestalt die bei Timaios (Etym.
M. s. v. FaXatbia.
Appian, llli/r. 2 ;
vgl. GeffcTcen, Ti-
maios' Geogr. d.
Westens S. 78. 151)
vorliegende Genea-
logie Anteil hat,
10 nach der Keltos,
Illyrios und Gala-
tes die Söhne des
Polyphemos und
der Galateia sind,
entzieht sich un-
serer Kenntnis.
Polyphemos
in der Kunst.
In fast ununter-
20 brochener Folge
begleiten und er-
läutern interes-
sante Kunstwerke
die Wandlungen,
welche die Poly-
phemgestalt in der
Litteratur durch-
macht. Deutlich
heben zwei Grund-
30 typen, der home-
rische Menschen-
fresser und der ver-
liebte Polyphem
des Idylls, sich ge-
gen einander ab.
Doch fehlen da-
neben nicht die
mancherlei Vari-
anten, die wir in
40 der Litteratur an
Vorläufern und
Nachzüglern der
Hauptgestalten be-
obachten konnten.
Der homeri-
sche Polyphem
hat schon frühzei
tig bildliche Dar-
stellung
50 und zwar, wie
erwarten, über-
wiegend in dem
Kreis ionischer
Kunst. Er erscheint
auf der ältesten,
dem 7. Jahrh. an-
gehörigen Meister-
vase, deren Heimat
bis jetzt noch nicht
60 genau ermittelt,
sicher aber in Io-
nien zu suchen ist.
Aristonophos malt
das Bild der Blen-
dung des Riesen
mit behaglicher
Ausführlichkeit aus (Mon. delV Inst. 9, 4.
Wien. Vorlegebl. 1888, Taf. 1, danach Fig. 1) und
2703
Polypnernos
Polyphemos
2704
zeigt uns Polyphern als nackten Riesen, dessen
Stirnauge, in das sich eben der glühende Pfahl
hineinbohrt, mehr zu erraten als wirklich dar-
3) Polyphem und Odysseus (nebst Gefährten und Satyrn), Vasenbild in Eichmond
(nach Jahrb. d. Inst, fi Taf. 6).
gestellt ist. Im einzelnen ist das Gesicht leider
zerstört. Dem ionischen Kulturkreis darf man
auch die kyrenäische Schale zuweisen (Mon.
d. Inst. 1, 7, 1), auf der Polyphem, zwei mensch-
liche Unterschenkel in den Händen haltend, 30
geschlossenen Auges dasitzt, während seine
Feinde den Pfahl auf das nicht ausdrücklich
dargestellte Stirnauge richten und ihr Führer
gleichzeitig den Becher zum Munde des Riesen
erhebt. Mehrere andere archaische Vasen, unter
denen Brit.
Mus. B 154
= Mon. deir
Inst.10,53,3
von Loesch- 40
che (observ.
archaeol.
1880, S. 6) u.
ZaJui (brief-
lich) als
ionisch be-
zeichnet
wird, sind
bei Sauer,
Torso von 50
Behiedere
Anm. 128
angeführt ;
hinzuge-
kommen ist
das nicht uninteressante Bild eines böotischen
Napfes, Arcli. Am. 1895 S. 35, in dem Poly-
phem normal zweiäugig ist und der Pfahl ihm
in das rechte Auge gebohrt wird. Das eigen-
artigste s. f. Bild, das sich auf einer Vase unter- 60
italischer Herkuuft und unverkennbar ionischen
Charakters findet (Berlin 2123, abgeb. Äbhandl.
d. Berl. Äkad. 1851 Taf. 3, 1), ist hier (Fig. 2)
zum ersten Male stiltreu (nach Zeichnung
LübJces) abgebildet. Flüchtig, aber gewandt
ist darin dargestellt, wie den Menschenfresser
mitten in seinem Frevel die Rache ereilt: wäh-
rend er einen Arm und ein Bein eines Men-
schen, dessen übriger Leib im Feuer daneben
schmort, in den Händen hält, trifft ihn der
glühende Pfahl, nicht ins Auge, sondern in die
Brust, was viel-
leicht ohne tie-
fere Bedeutung
ist, vielleicht aber
auch auf eine
litterarische Vor-
lage zurückgeht,
die man in diesem
Falle in der sizi-
lischen Komödie,
etwa bei Epi-
charm suchen
möchte (Sauer
a.a.O. S. 46). Die
älteren r. f. Vasen
bringen nichts
Erhebliches hin-
zu (Sauer S. 46
mit Anm.).
Wertvolle Po-
lyphemdarstel-
lungen im An-
schlufs an das Satyrspiel liefert das 5. Jahrb..
in einem r. f. Vasenbild jüngeren Stils (in
4) Odysseus und Polyphem, Lampenrelief
(nach Ann. delV Inst. 1863 Taf. 0 3).
5) Odysseus und Polyphem ; Sarkophagfragment in Neapel
(nach Robert, Sarkophagreliefs 2, 53, 148).
Richmond), das hier (Fig. 3) nach Jahrb. d. Inst.
6 (1891) Taf. 6 abgebildet ist; hier ist (vgl Winter
a. a. 0. S. 271 ff.) die Vorbereitung zur Blendung
2705
Polyphemos
Polyphemos
2706
des Kyklopen und dieser selbst schlafend, in
derb realistischer Auffassung, mit Glück vor-
geführt, eine Darstellung, die besonderen Wert
o-ewinnt als erhaltenes Seitenstück zu dem nur
beschriebenen Bildchen des Timanthes, in dem
Satyrn mit einem Thyrsos die Länge des Riesen-
daumens mafsen und dadurch sinnreich die
Gröl'se des schlafenden Ungeheuers andeuteten
(Plin. 35, 74; vgl. Brunn K. G. 2, S. 123). Kleins
Zweifel an einem Zusammenhang des Bildes
mit dem Satyrspiel (Arch.-epigr. Mitt. aus Ost.
11 [1887] S. 124) erledigen sich zum Teil schon
durch das Bekanntwerden des Richmond-
schen Vasenbildes; seine eigene Annahme
aber, dal's das Bild von einem jüngeren
Timanthes war und den Polyphem des
Idylls darstellte, schwebt ganz in der Luft.
Allseits von diesen launig, aber zugleich
mafsvoll charakterisierenden Bildern steht
das etruskische Wandbild von Corneto (M.
d. 1. 9, 15, 7; Engelmann, Bilderatlas zu
Homer 2, 38, s. ob. Bd. 2 Sp. 1686), dessen
Abscheulichkeit besonders darin beruht,
dafs die normalen Augen ganz verschwin-
den und nur das eine aus der Stirn her-
vorquellende Auge übrig bleibt.
Verfolgen wir zunächst den homeri-
schen Polyphem weiter durch die jüngere
griechische Kunst, so stofsen wir auf meh-
rere interessante Kompositionen, die wir
aus bescheiden handwerklichen Nachbil-
dungen erschliefsen. Die eine ist eine
statuarische Gruppe, die nicht die Blen-
dung, sondern deren verhängnisvolles Vor-
spiel darstellt. Polyphem — dessen Kopf
wir hier nicht genauer kennen — safs auf
einem Felsen, den Leichnam eines viel
kleiner gebildeten Griechen neben sich;
ihm nahte sich, vorsichtig beobachtend,
Odysseus, um ihm den berauschenden
Trank darzureichen (Marmorfigur des kapi-
tolinischen Museums, Heibig, Führer* 415,
abgeb. Rom. Sarkophagreliefs 2 S. 160,
von Brunn, Ann. d. Inst. 1863 S. 241 ff.;
überzeugend kombiniert mit einer vati-
kanischen Odysseusstatuette Abb. Bd. 3,
1 Sp. 675; Engelmann, Bilderatlas zu
Homer 2, 34; Amelung, Kot. Mus. Chiar.
704, Taf 85; ähnlich eine kleine Bronze-
gruppe bei Baoul-Bochette, Mon. ined.
62, 2, etruskische Aschenkisten, Urne
etr. 86, 2. 1, ein Lampenrelief Ann. d. Inst.
1863 Taf. 0 3; Heibig, Führer1 1 S. 74, wo-
nach hier [Fig. 4j abgebildet; Engelmann 2, 35,
das Relief an einem Krater im Reliefschmuck
eines Bechers von Bernay, Baoul-Bochette
S. 338, endlich Sarkophagreliefe: Bobert, Rom.
Sarlc. 2, 53, 148. 148 a; s. Abbildung 5). An
diese Komposition, die ursprünglich vielleicht
einem Gemälde angehörte (Brunn a. a. O.
Petersen, Festschr. /'. Benndorf S. 132), schliefst
sich auch das in einen Dreifufs hineinkom-
ponierte Relief des Louvre an (Clarac 2, 223,
249, besser bei Petersen a. a. 0. S. 131), diesem
wieder, vermutlich auf denselben Odysseezyklus
zurückgehend, ein ähnliches vatikanisches
(Mus. Pio. Giern. 5, 15, gut zum ersten Male
bei Petersen S. 129), in dem dargestellt ist,
wie Polyphem, eben geblendet, sich aufrafft
und seine Peiniger zu erhaschen sucht. Ob
der Polyphem- und der Odysseuskopf eines Neu-
magener Reliefs im Trierer Provinzialmuseuin
einer ähnlichen Komposition angehört hat, mufs
dahingestellt bleiben. Den vom Wein über-
wältigten, schlafenden Kyklopen stellte eine
andere, wohl auch von einem Maler erfundene
Komposition dar, die wir aus einem Relief in
10 Catania (Bobert, Rom. Sarkophagreliefs 2, 53,
147) und dem einer etruskischen Aschenkiste
(Urne etrusche 87, 3) kennen. Ein steinsehleu-
■
- 0T
■
■ ja
- ißt
%
_
6) Aeneas im Kyklopenlande.
Pompejan. Wandbild (nach Ann. dell 'Inst. 1879 Taf. H).
dernder Polyphem, ebenfalls auf einer etrus-
kischen Aschenkiste (Urne etrusche 87, 4), steht
vereinzelt, palst aber gut zu den eben genannten
Darstellungen und gehörte vielleicht mit ihnen
zu jenem zusammenhängenden Zyklus 'homeri-
scher' Bilder. Ganz für sich steht ein Relief
der Münchener Glyptothek (Furtwängler 260;
abgeb. Lützow, Münch. Antiken 42, Schreiber,
60 Reliefbilder 18), das in Form und Komposition
so ungewöhnliche Züge aufweist, dafs ich
(Torso von Belvedere S. 49) seine Echtheit be-
zweifelt habe; doch hat eine erneute Unter-
suchung durch Furtwängler, Arndt und L.
Curtius solche Zweifel niedergeschlagen. Poly-
phem hat hier nicht, wie sonst der homerische,
ein Schaf- oder Ziegen-, sondern ein Löwenfell
und zwar von auffallend gesuchter Anordnung,
2707
Polyphemos
Polyphernos
2708
auch versteht mau uicht recht die Aktion des
Riesen, der mit hocherhobener Rechten auf
einen schon toten Griechen einhaut, vielleicht
7) Verliebter Polypheni. Relief in V. Albani
(nach Schreiber, Relief bilder 65.)
um ihn zu zerstückeln. Die Darstellung- geht
ihrem Stil nach auf toreutische Vorbilder zu-
rück. Die jüngste Weiterbildung des homeri-
schen Polyphem findet sich in
einem pompejanischen Wand-
bild (hier unt. Fig. 6 nach Ann.
d. Inst, 1879 Taf. H), in dem
die Landung des Aeneas, un-
sichtbar für den am Strande
stehenden Kyklopen, sich voll-
zieht.
Die Typik innerhalb dieser
Denkmälerreihe ist sehr kon-
sequent. Die Kleidung des
Riesen ist ein Fell, das seine
Herde ihm liefert; das Fell
eines katzenartigen Tieres cha-
rakterisiert ihn nur in späteren
und abgeleiteten Darstellungen
(Pompejan. Gemälde mit der
Landung des Aeneas, vatika-
nisches Dreifufsrelief) ; sicher
ein Löwenfell ist es nur in dem
von einem sehr eigenwilligen
Künstler erfundenen Münche-
ner Reliefbild. Dagegen finden
wir ein solches dem Hirten
ursprünglich fremdes Fell und zwar, so oft es
genau kenntlich ist, ein Panther- oder Leo-
pardenfell, regelmäfsig in den nun zu be-
sprechenden Darstellungen des verliebten Poly-
phem, der dieses Attribut wahrscheinlich der
erneuten Berührung- mit dem ihm urverwandten
(vgl. Fwrtwängler, Jahrb. d. Inst. GS. 110 ff.)
bakchischen Schwärm verdankt.
Keines der Bilder des verliebten Poly-
phem gehört in vorhellenistische Zeit;
die Neuerung des Plülo.renos scheint also
nicht sogleich auf die Kunst gewirkt zu
haben, die eigentliche Anregung vielmehr
erst von der gereifteren poetischen Figur
des Idylls, speziell Theokrits ausgegangen
zu sein, ob schon in hellenistischer, ob
erst in römischer Zeit, ist nicht mit Be-
stimmtheit zu sagen. Man sieht Polyphem
jetzt am Strande stehen, öfter noch sitzen,
wie ihn auch ein Gemälde des älteren
Philostrat, (2, 18) schildert: sehnsuchtsvoll
blickt er auf das Meer hinaus, wo Galateia
allein oder von anderen Nereiden umgeben,
ihm lockend erscheint und sich über ihn
lustig macht (Heibig, Wandgemälde 1012
bis 1046. 1053? Sogliano, Pitt, murali 470.
471. 473). Oder er wird nach philoxenisch-
theokritiseker Auffassung als Musiker dar-
gestellt, indem er zur Leier, die er aus
Hirschgeweihen oder Baumästen sich selbst
verfertigt hat, sein Liebesleid singt, be-
sonders schön in dem albanischen Relief,
das am ehesten Anspruch hat als helle-
nistisches Original zu gelten (Zoega, Bas-
sirilievi 57. Schreiber, Reliefbilder 65 [da-
nach hier Fig. 7], Sauer Taf. 2, wo die
häfslich ergänzte r. Hand beseitigt ist.
Wandbild ähnlicher Auffassung Heibig
1047. Gemmen: Jahn, Arch. Beitr. Taf. 2,
2 und die $aner Anm. 147 genannten^, oder
er bietet dem spröden Meermädchen Ge-
schenke dar, so auf dem Matteischen Sarkophag
(Rom, Sarkophagreliefs 2, 60, 182 rechts, ver-
gröfsert Sauer S. 52, wonach unsere Fig. 8),
8) Galateia und Polyphem (anwesend eine Lokalgottheit).
Von einer Sarkophagplatte in Pal. Mattei (nach Sauer, Torso S. 52)
wiederum nach theokritischem Vorbild, einen
kleinen Bären. Zu diesen Darstellungen des am
Strande sitzenden, nach Galateia ausblickenden
oder in irgend einer Form um sie werbenden
Polyphem gehört nach Sauers bisher nicht wider-
legter Deutung die unter dem Namen des Torso
2709
Polyphemos
Polyphemos
2710
di Belvedere berühmt gewordene,
verstümmelte Marmortigur des
Atheners Apollonios (Brwnn-
Bruchmann 240) aus späthelle-
nistischer Zeit, vermutlich dem
letzten vorchristlichen Jahrhun-
dert (vgl. Sauer, Torso von Bel-
vedere; Preiser, Zum T. v. B.
[1901], wo jene Deutung ange-
nommen ist; Robert, Styena Hel-
bigiana S. 257 ff., der die Un-
möglichkeit des Heraklesnamens
anerkennt, seinerseits aber Pro-
metheus vorschlägt; Petersen,
Festschr. f. BenndorfS. 135 ff., der
den alten Namen mit schwachen
Gründen verteidigt, seinen Wider-
spruch gegen die Benennung Poly-
phem einseitig auf Bilder des
homerischen Menschenfressers
stützt), deren überzeugende Re-
konstruktion jedoch noch aussteht.
In weiterer Ausbildung der dank-
baren Erfindungen des Dichters
führt die Kunst ferner die Liebes-
botschaft der neckischen Galateia
vor (Heibig 104«, hier Fig. 9
nach Photographie ; Mau, Bull. d.
Inst. 1885 S. 258 = Engelmann,
Bilderatlas zu Ovids Metam. 156;
Heibig 1049; Sogliano 472) und
setzt in die That um, was der theokritische
Polyphem sich erst vornimmt, indem sie den
Riesenjüngling ins Meer hineinwaten und
tlateias Liiebesbotsch:
Wandbild Hclbi'j 104S
(nach Photographie).
Galateia. allerdings vergeblich, verfolgen läfst:
so hat ein gewifs bedeutender Maler ihn dar-
gestellt, dessen Gemälde das bekannte palatini-
sche Wandbild (Bev. archeol. 1870/71 Tat. 1*,
wonach in diesem Lexikon 1, 2 Sp. 1587.
Mon. d. Inst. 11, 23. Sauer S. 54) wiedergiebt.
Endlich schildern uns pornpejanische Wand-
gemälde (edler Auffassung Heibig 1050, in
revidierter Abbildung bei Sauer 0.5(5, u. 1051
zusammen mit seinem Gegenstück 1037 ; derb-
sinnlich Sogliano 474, abgeb. Sauer S. 59, die
beiden einander ähnlichen Heibig 1052 [Atlas
13, 1] und Sogliano 475 [farbig bei Niccolini,
Gase di Pomp., descr. gen. 46 und Amelio-
Cerillo, dipinti murali Taf. 1] und das so-
wohl an diese wie an Sogl. 474 sich
,v\\ anschliefsende Mau, Bull. d. Inst.
1 1884 S. 20, 1), denen sich wenig-
stens eines der' hellenistischen'
Reliefbilder zugesellt
10) Polyphem und Galateia (im Hintergrund eine Kapelle des Poseidon), Reliefbild in Turin
(nach Schreiber, Reliefbilder 55).
(Turin, Dütschkei, 172,
abgeb. Schreiber, Be-
lief bilde r
55, danach
Fig. 10 =
Sauer S. 58;
die Figur in
dem Ka-
pellchen im
Hinter-
grund er-
kannte
Weizsäcker,
Woche n-
schr.f.klass.
Phil 1894
S. 1038 als
2711
Polyphemos
Polyphetes
2712
Poseidon und bestätigte damit die Deutung des
satyrhaften Gesellen auf Polypheul) in mehreren
Wiederholungen und Varianten, wie Galateia
zu Polyphem an den Strand kommt und schliefs-
lich sogar in trauter Liebesvereinigung sich ihm
hingiebt. Der Versuch Bofsbachs (Jahrb. d.
Inst. 8 S. 51 ff.), ein Bild der letzten Gruppe
(Heibig 1052) und damit wohl alle diese Liebes-
paare auf Satyr (oder Silen) und Nymphe zu
deuten, scheitert schon an dem Attribut des
Widders, der Satyrn und Silenen nicht zukommt,
während er eben für Polypheni typisch ist (s.
Heibig, Attas Taf. 31, 1 und Sauer S. 58. 59).
Von besonderem Interesse ist die Entwick-
lung des Kopftypus. Es ist zunächst be-
merkenswert, dafs die Kunst Beschränkungen der
Technik, des Mafsstabes, der Komposition oder
ähnliche gern in dem Sinne ausnützt, die Haupt-
schwierigkeit, die Darstellung' der Einäugigkeit
ganz zu umgehen: so kann man silhouetten-
haften archaischen
Vasenbildern , aber
auch dem palatini-
schen und manchen
pompej anischen
Wandbildern , auch
dem Turiner Relief-
bild, nicht bestimmt
ansehen, wie ihr Er-
finder sich den Ein-
äugigen eigentlich
dachte. Naiv ratio-
nalistisch verfuhr
der böotische Vasen-
maler (Arch. Anz.
1895 S. 35), der sei-
nem Polyphem nor-
male Augen gab und
in das rechte den
Pfahl bohren lief's.
Einäugig im strengsten Sinne ist Polyphem nur
in dem etruskischen Wandbild (Bd. 2, 1 Sp.l686),
der Terrakottafigur Arch. Ans. 1895, S. 1-28,
die durch den Becher doch wohl als Polyphem
gekennzeichnet sein soll, und einer bronzenen
Henkelattache römischer Zeit des Brit. Museums
(Walters, Cat. of Bronzes 1448). Daneben giebt
es dreiäugige Polypheme, die freilich dem Sinne
des Märchens nicht streng entsprechen: man
sehe das oben abgebildete Neapler Sarkophag-
fragment und den Kopf am Panzer der Odyssee-
statue des Iason (Athen. Mitt. 14 [1889] S. 162,
wozu Treu), denen sich der schon erwähnte
Neumagener Reliefkopf des Trierer Museums
anreiht. Die beste Lösung war, die normalen
Augen zwar beizubehalten, aber aufser Gebrauch
zu setzen und ein drittes Auge als eigentlich
sehendes hinzuzufügen. So erscheinen nun jene
zwei geschlossen, zugekniffen oder zugewachsen,
das dritte entweder in der Nasenwurzel (kleiner
Marmorkopf in Berlin nr. 244, zwei grofse Stein-
masken [Akroterien?] in Lyon, deren eine un-
genügend abgebildet ist bei Mulm, Gal. myth.
2, 174, 631) oder auf der Stirn angebracht: fast
alle künstlerisch höher stehenden Polyphem-
bilder, insbesondere das Richmondsche Vasen-
bild, das Albanische Relief (dessen Kopf hier
[Fig. 11J besonders abgebildet), das vatikanische
11) Kopf des albanischen
Polyphem (nach Sauer S. 79).
Dreifufsrelief, die Gemme Jahn, Arch. Beiträge
2, 2, eine kilikische Bronzemaske des Britischen
Museums (Walters, Cat. of Bronzes 1447) und die
an und für sich rohen und entstellten, aber auf
gute Originale zurückgehenden Marmorköpfe
in Turin (Dütschke 4, 158. Tischbein, Homer
nach Antiken, Odyssee 7) und im Florentiner
Nationalmuseum (vgl. Sauer S. 60 f.) zeigen
diese letztere Bildung, die man wohl auch für
10 die zerstörten Köpfe der kapitolinischen Statue
(deren Kopf Petersen, Festschrift f. Benndorf
S. 135 als echt behandelt), des belvederischen
Torso und des Münchener Reliefs, sowie für
manches der beschädigten Wandgemälde an-
nehmen darf. Besonderes Lob verdienen der
Erfinder des im Turiner Kopf vertretenen Typus,
der das eine sehende Auge an einer stark über-
hängenden Stirn anbrachte und ihm dadurch
annähernd die Stellung eines normalen verlieh,
20 und der Meister des albanischen Reliefs, der
in geschickter Anpassung an die flache Stirn
auch dem Augapfel schwächere Wölbung gab
und auf eigentliche Einbettung und Umrah-
mung durch kräftig entwickelte Lider verzichtete.
Im übrigen mufsten verständige Künstler sich
klar machen, dafs das Bild des homerischen
Menschenfressers abstofsende Scheufslichkeit
vertrage, der verliebte Schäfer aber in irgend
einem Sinne sich seinem Urbild entfremden und
30 menschlichere, freundlichere Züge annehmen
müsse. So wird Polyphem in seiner neuen Ge-
stalt je nach dem Lebensalter, das der Künstler
wählt, silen- oder satyrähnlich, dieses besonders
in dem Riesenjüngling des palatinischen Bildes,
jenes in den meisten Wandgemälden. Reliefen,
Gemmenbildern, besonders auch in dem epheu-
bekränzten Turiner Kopf und dem gemütlichen
Faulenzer des albanischen Reliefbildes.
Über das mythische Wesen des Kyklopen
40 Polypheni lernen wir aus den künstlerischen
Darstellungen aul'ser seiner immer wieder zu
Tage tretenden Urverwandtschaft mit bakchi-
schen Dämonen ebensowenig wie aus den dich-
terischen. Aus dem mythischen Bereich ist er
(vgl. Laistner, Bätsei der Sphinx 2 S. 39) be-
reits herausgetreten, als er bei Homer uns be-
gegnet, und erstaunlich frei haben spätere
Dichter und Künstler mit ihm geschaltet. Aber
darin gerade liegt die Bedeutung dieser Schick-
50 sale der Polyphemgestalt, dafs sie in einer
fast lückenlosen Reihe interessanter Typen zur
Anschauung kommen und uns ausgiebig dar-
über belehren, wie mythische Vorstellungen
sich in rein litterarische und künstlerische
umsetzen und als solche sich folgerichtig weiter
entwickeln.
Litteratur. Jahn, Arch. Beitr. S. 411 ff.
Heibig, Symbola ph Hol. Bonn. S. 361 ff. Holland,
Leipz. Studien 7 S. 141 ff. Gruppe, Wochenschr.
60 /'. Mass. Philologie 1885, 1541 ff. Furticängler,
Jahrb. d. Inst. 6 S. 110 ff. Laistner, Bätsei der
Sphinx 2 S. 39 ff. Sauer, Torso S. 30 ff.
Speziell über die künstlerischen Darstellungen
handeln Bolte, de monum. ad Odyss. pertinent.
S. 4 ff. Harrison, 1. H. S. 4 (1883) S. 248 ff. A.
Schneider, Troischer Sagenkreis S. 51 ff. Sauer,
Torso S. 45 ff. [B. Sauer.]
Polyphetes (TIolvcprJTrjg), 1) Troer s. Peri-
2713 Polyphlegethon Polyphontes 2714
phetes nr. 2. Variante ist TLoXvtfoix^g, was aber, der Grofsvater ihrer Mutter Polyphonte,
auch Tzetz. Alleg. H. 13, 188 hat; vgl. Poly- wendet dies Geschick von ihnen ab und Ver-
botes nr. 2. — ■ 2) Herold des Laios, Schal. Eur. wandelt mit Hermes Polyphonte, ihre Söhne
Phoen. 37, 39, wo Schwarte nach Apollod. 3, und die xeocpog in Vögel: die Polyphonte in
5, 7 JJoXvcpovxrjg (= HoXv(pävxr\g, K. Schmidt, eine Eule ex vi, (nach Hesycli. s. v. axvi, =
Beitr. z. griecfi. Namenkunde [Progr. Gyrun. o-xtnip), die den Menschen noXi[Lov v.al oxä-
Elberfeld] S. 30) schreibt. Nach Pherekydes ascog ayysXog bedeutet, wohl mit Bezug auf
im Schol. Em: a.a.O. 39 hiefs er TLoXv7ioiTr\g; die im Namen Polyphonte vorausgesetzte Ab-
vgl. Lobeck, Path.serm. Gr. proleg. 385. Schneide- leitung von cpovog und mit Anspielung von
win, Philologus 4 (1849), 753. Die Sage vom 10 6xv'g auf den axvysQog noXs^og (Hom. H.
Ödipus, Abhandl. d. K. Gesellschaft d. Wiss. 4, 240 ; über die der Eule zugeschriebene Gabe,
zu Göttingen 5 (1851/52) 169. [Höfer.] Unheil zu verkünden s. Gruppe 794, 2). Oreios
Polyphlegethon (IloXvcpXzys&oyv), Unterwelts- wird in einen Xccyüg, einen gleichfalls unheil-
flul's, statt Pyriphlegethon im Kestos des Iulius verkündenden Vogel verwandelt (vielleicht iden-
Africanus in Oxyrynchus Papyri 3, p. 38 v. 41. tisch mit XaycoSiag = coxog, Alexand. v. Myndos
Ein Verschreiben für Pyriphlegethon ist wohl bez. Aristoteles bei Athen. 9, 390 f.; in diesem
kaum anzunehmen, vielmehr eine Verstärkung Falle wäre es nicht undenkbar, eine direkte
von Phlegethon (s. d.) [Höfer.] Reminiszenz an den Aloaden Otos [s. Anm. ff]
Polyphoites s. Polyphetes 1. anzunehmen), und Agrios in einen Geier, der
Polyphonte (IloXvcpovxr]), Heldin einer thra- 20 den Durst nach Menschenblut beibehalten hat,
kischen Sage, die aus den mannigfaltigsten übrigens aber nach Gornut. de nat. deor. 21
Sagenmotiven kontaminiert ist, bei Anton. p. 121 Osann dem Ares heilig ist. Die schuld-
Liberal. 21, wo als angebliche Quelle Boio lose xqocpög erhält die Gestalt des iitvn (Baum-
zitiert wird: Hipponoos, Sohn des Triballos, hacker) genannten Vogels, der für den Jäger
heiratet die Thrassa, die Tochter des Ares, die gute Vorbedeutung hat. [Höfer.]
diesem Tereine, die Tochter des Strymon, ge- Polyphoutes (IJoXvcp6vxi]g), 1) Sohn des Auto-
boren hatte. Aus dieser Ehe entspringt Poly- phonos (s. d.), Anführer der 50 Thebaner, die
phonte, eine Verächterin der Aphrodite und dem Tydeus einen Hinterhalt legten, von diesem
Genossin der Artemis.*) Von der beleidigten aber bis auf einen erschlagen wurden, Hom.
Aphrodite mit {uxvicc und olaxgog geschlagen 30 11. 4, 395. Nach Schol. Hom. gab es die Vari-
und mit Leidenschaft zu einem Bären**) erfüllt, ante Avx.oy6vxr\g. Nach Bethe, Theban. Helden-
gesellt sie sich diesem in Liebe. Nun zürnt lieder 88, 1 ist er identisch mit Polyphontes,
auch Artemis***; und hetzt alle Tiere gegen der beim Sturm der Sieben gegen Theben dem
Polyphonte, f) Aus Furcht, von diesen getötet Kapaneus am Thor Elektra gegenübersteht,
zu werden, flieht sie in das Haus ihres Vaters Aesch. Sept. 430, aus dessen Worten üoXvcpövxov
und gebiert dort zwei Söhne, den Agrios und ßiu, . . . TiQOßxccxrjQictg 'AQxe(iidog £vvoicaai das
Oreios. die zu gewaltiger Gröfse und Stärke Scholion folgert, dafs er Priester der Artemis
emporwachsen ff), weder Götter noch Menschen gewesen sei. Ist es Zufall, dafs Polyphontes
fürchten , Wanderer in ihr Haus locken und ebenso wie die ihm in der Bildung des Namens
sich mit ihrem Fleische nähren.fff) Da schickt 40 entsprechende Polyphonte (s.d.) Beziehungen
Zeus endlich den Hermes, um an den Ruch- zu Artemis hat? — 2) Bruder und Mörder des
losen die Strafe, die er für die beste halte, zu Kresphontes, dessen Gattin er zur Ehe zwingt,
vollziehen. Hermes hat zuerst im Sinne, ihnen nachdem er ihre und des Kresphontes Söhne
die Füfse und Hände abzuschlagen. §) Ares gleichfalls getötet hat. Mit Hilfe der Merope
*)Vgl. das Verhältnis des Hippolytos zu diesen wil'd .er V0U TelephonteS (— bei EuripideS heilst
beiden Göttinnen. er wie sein Vater Kresphontes, bei Apollod. 2,
**) Aphrodite erfüUt die Pasiphae, die sie vernach- 8, 5 Aipytos — ), des Kresphontes jüngstem,
lässigt hat, mit Liebe zu einem stier, Hyg. f. 40. Hier nach Aitolien bez. Arkadien heimlich gerettetem
scheint der Bär gewählt zu sein wegen der Beziehungen, Sohne, erschlagen, Hyg. f. 137. 184. Apottod.
die Artemis zu diesem Tier hat; ja Artemis selbst wurde 50 a a Q. Epiqr. Kyzik. in Anth. Pal. 3, 5. Näheres
f d»?rigvpt^t(CrT^eiT\943,^Un-t*u942)' unter AWtos 2 u. Kresphontes nr. 1. 2, wo
so dafs das Verhältnis der Polyphonte zu dem Baren ge- , , *J i ,tnrns * £c
wissermafsen eine Fortsetzung ihres früheren Verhält- nachzutragen B. Niese, Hermes 27 (1891), 1 ft.
nisses zu Artemis ist. bes. 9 ff., der darauf hinweist, dafs Euripides
***) Wie sie der früheren Freundin Kailisto wegen seinen Kresphontes nach dem Vorbilde der
Verlust ihrer Jungfräulichkeit zürnt. Orestie gestaltet hat : Tolyphontes ist ein zweiter
t) Vgl. den von seinen Hunden zerrissenen Aktaion. Aegisth ; Merope hat die Züge der Klytämnestra
tt) Vgl die Aloadai, die zwar von der Sage zu Ares und ZUaleich der Elektra, Und was von dem
in ein feindliches Verhältnis gesetzt werden, ursprünglich ü. P o i rr i i. -i u • j
. ,, „ . „. r. xx . „r-, geretteten Sohn Kresphontes erzahlt wird, er-
aberwolil sogar Hypostasen dieses Gottes waren, Gruppe ISIS. P „»„. ~ 1, , T7- -, , w a, ' .
ttt) vgl. die gleichfalls in Thrakien (,. wüamowitz, rnnert auffallig an Orest.' Vgl. auch E.Schwartz,
Homer. Unters. 27, 15), in Torone lokalisierten zwei rtaT- 60 Hermes 34 (1899), 448. 449 a. E. 450. V. W ila-
dtg iifroy.TiUoi des Proteus, Lyhophr. 124 u. Tzetz. u. Schol. moicitz, Euripides Herakles 1, 387, 65. C. Robert,
z. d. St. East. u. Schoi. zu Dionys. Per. 259. Apollod. 2, 5, 9. Bild und Lied 179 Anm. 27. — 3) Herold des
Vgl. auch die folgende Anm. Laios, s. Polyphetes nr. 2. Zur Bedeutung des
§) Hier wüi Hermes das thun, was ihm selbst die Namens ebenda. — 4) Bruder der Althaia, wie
Kinger Plexippos und Enetos, die Söhne des Chorikos -r\ • l^.f -™ o„7,~7 zr^„, T7 o wi „j.„4.x j„„
ctt„. i \ i a- u x -t. j , t, • ,_ Dindort im Schot. Hom. IL 9, olw statt des
(Korykos) — auch die Proteussohne werden als Ringe r be- .., ,. i „ , ,' ,.. , ,
zeichnet, Lykophr. u. Apollod. a. a. o. - wenigstens teilweise überlieferten noXvcpavxrjg vorschlagt, und auch
gethan hatten, indem sie ihm die Hände abschnitten; vgl. E- SchwartZ, Hermes 39 (1904), 632 schreibt,
Bd. 3 Sp. 1263, 34 ff. den Hermes "e/etQ und urioug. der zugleich den Namen des im Schol. Hom.
2715 Polypoinos Polypoites 2716
a. a. 0. gleichfalls als Bruder der Althaia ge- 503 ff. Dictys 3, 19) und ist einer der Helden
nannten &dvrtg nach Bakchylides 5, 129 'A(fxxQrtg im hölzernen Pferde (Quint. Smyrn. 12, 318).
schreibt. [Höfer.] Wertlos und spät ist die Tradition, dal's er von
Polypoinos (IloXvnoivog), fdie vielstraf ende', Hektor getötet worden sei, Dares 24 In den
Beiname der Dike, Pannenides bei Sext. Empir. Noaroi war nach dem Auszug des Pröklos,
adv. math. 7, 11 = Diels, Fragmente der Vor- womit sich Apollod. Epit. 6,2 vollständig deckt
sokratiker p. 118 v. 14. Orph. frgm, 125; vgl. (Bethe, Hermes 26 [1891], 605), erzählt, dafs
fr gm. 33 Abel. Diels bei 0. Kern, De Orphei, Leonteus und Polypoites nach dem Falle Troias
Epimenidis, Pherecydis iheogoniis 52. 0. Kein, mit Kalchas nach Kolophon gelangten und den
Archiv f. Gesch. d. Philosophie 3 (1890;, 17:;. 10 Kalchas, der aus Kummer über seine Nieder-
0. Gruppe, Die rhapsodische Theogonie, Jahrb. läge im Seherwettstreit mit Mopsos gestorben
/*. Mass. Phil. Suppl. 17 (1890), 708. Vgl. die war, bestatteten; dasselbe berichtet Tzetz. Byk.
synonymen Epitheta der Dike 7toivi^iog (Sojrfi. 427 p. 599. 980 p. 896. 1047 p. 917 und Schol.
Track. 808), yLStuitolviog (Said, s. v. TLoivi], Dionys. Per. 850. Doch weichen letztere wie-
p. 538, 6 Bernh.) [Höfer.] der von einander ab, indem Tzetzes (d. h. die
Polypoites {IloXv7toitr]g) 1) Sohn des Apollon Apiollodorische Bibliothek, v.Wilamoivitz, Homer.
und der Phthia, samt seinen Brüdern Doros Unters. 179, 2; a. a. O. 980. 1047 den Poly-
und Laodokos von Aitolos (s. d.) getötet, Apollod. poites und Leonteus nach Hellas gelangen läfst,
1, 7, 7. Gruppe, Gr. Myth. 346, 5. 638, 7. während sie nach Schol. Dionys. Per. a. a. O.
2) Sohn des Peirithoos u. der Hippodameia*), 20 unter Führung des Mopsos nach Kilikien —
an dem Ta°-e geboren, wo sein Vater die Ken- eine Reminiszenz hieran wohl noch bei Izetz.
&v
tauren vom Pelion verjagte, Hom, 11. 2, 740 980: TtoQZvovvai sig Kiliulecv -aal KoXocpcöva —
(vgl, 12, 129. 182). Mannhardt, Antike Wcdd- ziehen, und nach Eust. ad Hom. 11. 334, 29
und Fddkulte 45 f. Nilsso», Bh. Mus. 60 (1905), Aspendos in Pamphylien gründen, vgl. auch
166. O. Müller, Orchomenos 194 f. Toepffer, Kallinos fr. 8 (Sträbo 14, 668). Das Epigramm
AU. Genealogie 111, 2. Bald nach der Geburt (Aristot.) Pepl. 27 verlegt ihr Grab iv yaiy
des Polypoites stirbt seine Mutter und Peiri- Mrjdtov, wofür Bergk, P. L. 34, 349 AvSmv
thoos begiebt sich nach Athen zu Theseus, schreibt mit Berufung auf die Wanderung der
Diodori, 63. Nachdem Peirithoos mit Theseus beiden Lapithen nach Kolophon, aber erstens
seine Hadesfahrt, von der er nicht wiederkehrt, so berichtet keine Überlieferung von ihrem Bleiben
angetreten hat, folgt ihm Polypoites zusammen und Tode in Kolophon, und dann gehört doch
mit Leonteus (s. d.), mit dem er in der Zukunft auch Aspendos zum Reiche der Meder. Vgl.
eng verbunden ist, in der Herrschaft, Eust. ad B. Wagner, Epitome Vat. 259 f. v. Wilamo-
Hom.ll. 334, 27 f. Er wirbt um Helena (Apollod, -witz, Isyllos 50, 14. Homer. Unters. 178 f. O.
3, 10, 8. Hyg. f- 81) und zieht mit Leonteus Immisch, Klaros, Jahrb. f. klass. Phil. Sujjpl.
— beide an der allerdings für unecht erklärten 17, 160 ff. 168. Duemmler, Kl. Schriften 2, 403.
Stelle (Hom. 11. 12, 181) als Lapithen bezeichnet In Delphi war Polypoites auf dem Gemälde des
— mit 40 Schiffen und den Mannen aus Ar- Polygnotos neben dem Theseiden Akamas dar-
gissa, Gyrtone u. s. w. gegen Troia, Hom. 77. gestellt, Paus. 10, 26, 2; vgl. Kalkmann, Pau-
2, 738 ff. (Strabo 9, 439. 441. Apollod, Epit, 3, 40 sanias 115. Noack, lliupersis 52.
14 Hyg. f. 97 p. 92, 4 Schm. Tzetz. Proleg. Etymologie: Zu verwerfen sind die von Eust.
Alleg. B. 623 ff. Dares 14. Dictys 1, 17). Er ad Hom. 11. 334, 23 vorgeschlagenen Ableitungen
erlegt den Astyalos (11. 6, 29. Tzetz. Homer. von %6a oder nözog oder tcolüv. Sinngemäfser
116. Alleg. H. 6, 22), den Damasos (II. 12, 1«2. ist die mit Bezug auf die Analogie von Teisa-
Tzetz. Alleg. 12, 85), den Dresaios (Quint. Smyrn. menos, dem Sohn des Orestes, gegebene Ablei-
1, 291), den Echeios (E%£lov, Tabula H, GL G. tung Siöxi 6 itari]Q noXXolg 7toivi]v KsvvavQOtg
3, 6126 B. Jahn - Michaelis, Griech. Bilder- intfisTo . . . olovsl yovv Tlolvnoiv irrig xc" ^v
Chroniken p. 67 D1; 'Eßtiöva Muller; vgl. den cvyxony noXvnoitr\g. Fick-Bechtel, Die griech,
Troer 'E%iog, 11. 16, 416), den Ormenos und Personennamen 406 (vgl. Bezzenbergers Beitrüge
Pylon (H. 12, 187. Tzetz. Alleg. 12, 66). Wie 50 20 (1894), 179) stellt den Namen zu äol. ntiat,
Odysseus öfter mit Diomedes, so erscheint Poly- = rziot (thVw, tlva büfse), was Gruppe, Gr.
poites mit Palamedes verbunden, Aleidamas Myth. 638, 7 billigt, = Wielbüfser' ; doch sei
1, 5. Er beteiligt sich an den Leichenspielen nicht sowohl anzunehmen, dafs Polypoites, der
des Patroklos (II. 23, 836 ff. Quint. Smyrn, 4, Sohn des Peirithoos und Enkel des Ixion, nach
seiner Vorfahren Bufse oder Strafe genannt sei
*) Hippodameia ist wohl, worauf schon ihr Name als vielmehr, dafs der Name bedeute fder sich
deutet, ursprünglich eine Amazone, Ose. Wulf, Zur Tliescus- y[ele gufse entrichten läfst', dafs Polypoites
sage (Diss. Dorpat 1892) S. 150. Auch die Varianten ihres alg0 nac]l einem Rachedaimon benannt sei,
Namens weisen auf amazonenhaften Charakter hin: Innu- -, • ■ -xr l T> • -i.i~ in « „ « C\
. ,, „, . . „ , , „ ,, „ .,„ ebenso wie sein Vater Reinthoos {Gruppe a. a. U.
Jyfiifuia Piut. ti,cs. 30, - AaoS&^ux, rfg. Vase, s. Lao- 60 114) nach einem solchen heifse. v. Sybel, Mytho-
dameia nr. 8. Abbildung Bd. 3 Sp. 1773/4 Fig. 4 und auch logie der Hias 196 erklärt Tlolvitoixng = TIoX-
Abh. d, K. S. Gesellsch. d. Vt'iss. zu Leipzig, ph l.-hist. Klasse V7t-0lTwg = IIoX-im-oLzrig (oi'-öOfAKl; Vgl. auch
17 (1897), 6, S. 101, Fig. 4 — 'Io/oku/ij, Propert. 2, 2, 9. — Die Mhv-olrng).
Bd. 1 Sp. 40 ff. beanstandete Stelle (Eust. II. 332,35): TIoXu- ty g0hn tles OdySSdlS Und der Thesproter-
notti];, viüs m,(ji96ou, uv tttxt Zev; ig'lrtnodafiüa? ist, köni^ Kallidike, der nach dem Tode seiner
nach Setzung eines Kommas nach Zsvi, untadelig. Über -.r ,>■ -, • TT •, c, ..-i „ _• ™A mm,„^„,l
. , r„ . , , .. " _. . -, -,,„ Mutter die Herrschaft übernimmt, wahrend
Hippodameia als Tochter des Atrax s. Weizsäcker, He- , _ _ /,„_ _, „ ... i Tii l
richtigungen auf dem Umschlag zu Lieferung 48; Knn„ck, OdySSdlS (vgl. Bd. 3 Sp. 628, 18 ff.) nach Ithaka
elend, u. Gruppe, Gr. Myth. 620, 6. zurückkehrt, Eugammon — oder Musaws, aus
2717 Polyptolis Polyxeua 2718
dem Eugammon (nach Aristöbülos bei Clem. niden oder andere Feinde wird nichts berichtet
Alex. Strom. 6, 25 p. 751 P. = Diels, Frag- — gestorben, Herakles hatte ihm das Grab-
mente der Vorsokratikcr 497, 6) das ganze Buch denkmal gesetzt und (wie im Epigramm auf
über die Thesproter entlehnt haben soll, vgl. Polystratos) ihm sein Haar als Opfer (F.
Studniczka, Kyrene 6, 163. 0. Seech, Die Wieseler, Philologus 9 [1854], 712. Bohde, Psyche
Quellen der Odyssee 384,1. v.Wilamowitz, Homer. I2, 17) dargebracht. Besonders aus letzterem
Unters. 347 — bei Proklos in Jahn -Michaelis, Grunde vermutet Kaibel a. a. 0. und Arch. Zeit.
Griech. Bilder Chroniken 121 und in Überein- 33 (1875), 172 f. (gebilligt von F. v. Dühn, Ath,
Stimmung damit Apollod. Epit. 7, 34 f., so dafs 31itt. 3 [1878], 78, 1 und Hüzig-Bluemner zu
die Vermutung von Wilamoicitz, Homer. Unters. 10 Paus. a. a. 0. p. 806), dafs Polystratos und
188, dafs Polypoites mit P(t joliportkes identisch Sostratos identisch seien, indem Pausanias die
sei, durch dieses neu hinzugekommene Zeugnis beiden Namen verwechselt habe, was um so
des Apollodor sich erledigt, vgl. Bethe, Hermes leichter habe geschehen können, da kurz dar-
26 (1891), 005 u. Anm. 1. Ed. Meyer, Hermes auf (7, 17, 14) von dem Olympioniken Sostratos
30 (1895), 254. 1. Ferd. Noack, Fhilölogus Suppl. die Rede sei. Die Identität beider Heroen er-
6,417 Anm. 22. Georg Wentzel, 'E7tixlrJ6£is scheint allerdings sehr wahrscheinlich, nur kann
2, 5 Anm. 3. Gruppe, Gr. Mytli. 113. 620 Anm. die Frage aufgeworfen werden, ob nicht eine
10 zu 625. Nach J. Vürtheim, Mnemosyne 29 absichtliche Namensänderung vorliegt, derge-
(1901), 46 ff. ist Polypoites ursprünglich mit stalt, dafs die Dymaier etwa nach einem sieg-
dem gleichnamigen Lapithen (nr. 2) identisch, 20 reichen Feldzug, dessen glücklichen Ausgang
der wie sein Vater Peirithoos als im Hades sie ihrem Heros Polystratos zuschrieben, diesen
weilend aufgefafst worden sei, Kallidike = in Sostratos umgetauft hätten (vgl. den Heros
'ijnae bene ins dicit', sei eine euphemistische Sosipolis). — 2) Teilnehmer an einer (mythi-
Bezeichnung der Unterweltgöttin Persephone, sehen?) Eberjagd auf einem Vasengemälde
die Fahrt des Odysseus in das Land der Thes- (abg. Mus. Gregor. 2 Taf. 17), C. I. G. 7374.
proter sei eine rationalistische Unideutung der Stephani, Compte rendu 1867, 74. [Höfer.]
ursprünglichen Hadesfahrt (vgl. Paus. 1, 17, 4. Polytechnos (JIoXvT&xvog), Gemahl der Aedon
Plut. Thes. 31) und im Anschlufs hieran habe und Vater des Itys in der kleinasiatischen Ver-
Musaios den Polypoites genealogisch mit sion der Aedonsage, worüber man vgl. Boscher
Odysseus verknüpft. — 4) Freier der Penelope 30 Bd. 1 Sp. 84, 5 ff. Thrümer bei Pauly-Wissoica
aus Dulichion, Apollod. Epit. 7, 27. — 5) Wagen- 1, 471. Eine naturalistische Deutung der Sage
lenker des La'ios s. Polyphetes nr. 2. [Höfer.] (vgl. Bd. 3 Sp. 2347, 39 ff.) versucht Pott, Zeit-
Polyptolis (HoXvitrohg), Epiklesis der Erd- schrift für Völkerpsychologie u. Sprachwissen -
göttin, Kallim. Hymn. in Del. 266. Bobert, schaff 14 (1883), 46 f., der aber doch schon auf
Melattges Nicole 462. [Höfer.] den von Oder u. M. Mayer (Bd. 3 Sp. 2347, 58 ff.)
Polyrrhetos (noXvQQr}vog?). Nach Dionys. betonten Anklang des Namens Tnobvg, der in
Byz. 18 p. 10 Wescher ist die am goldnen Hörn anderen Versionen der Sage für Polytechnos
in Byzanz gelegene Ortlichkeit noXvQorjTiov eintritt, an rr^og 'beobachtend' hinweist (vgl.
genannt anö ccvdpbg TLoXvQorixov. Nach O.Frick, auch Schwende, Eh. Mus. 6 [1838], 564. 566 f.),
Coniect. in Dionys. Byz. Anapl. Bosp. 1 (Progr. 40 sowie auf das synonyme tTtoib-iTtoitxrig, das den
Burg 1865) 9, 7 ist der Eigenname IIoXvpq7Jtiov Anlafs von der Verwandlungssage des Tereus
aus einem ursprünglichen noXvpQvrog (= mul- in einen Wiedehopf, &toi/j, gegeben hat. Frei-
tifluus) entstanden, — aber wie erklärt sich lieh zieht Pott andere Schlüsse aus dieser Ab-
dann der Zusatz anb avSgbg IIoXvpoyJTov? leitung. [Höfer.]
[Höfer.] Polytherseides (noXv&tQßtidvg), Patronymi-
Polysemnos (IIoiv68^vog), Beiname 1) des kon des Ktesippos, des frechsten Freiers der
Osiris, C. I. G. 2, 3724. Kaibel, Epiejr. 1029, 2. Penelope, mit Anspielung auf seine Frechheit
— 2) der Artemis-Eileithyia, Orph. hymn. 2, 1. (Q-dgaog, aeol. fttpoog) gebildet, s. Philothersei-
[Höfer.] des und Friedländer, Jahrb. f. klass. Piniol.
Polystratos (JIoXvOTQaTog). 1) Ein nur in 50 Suppl. 3, 814. v. Wüamowitz, Homer. Unter-
seiner ersten Hälfte erhaltenes Epigramm aus such. 40. [Höfer.]
Dyme in Achaia, dessen Verfasser nach Kaibel, Polytlas (TLolvrlag). Zu dem bekannten
Epigr. p. 321 Alkaios aus Messenden (Beitzen- Epitheton des Odysseus 7tolvrXag vgl. Diomed.
stein bei Pauly-Wissoiva 1, 1506) ist, feiert 1, 321 ed. Keil: Ut et Ulyssi agnomen Polytlas.
den Polystratos, den 'schönsten schöner Kam praenomen est, ut ait Ibycus (fr. 11 Bergk
Jünglinge', der hochgeehrt von Herakles im P. L. 34, 241) Olixes, nomen Arcisiades, cog-
Kampfe gegen die Molioniden fiel, tief betrauert nomen Odysseus. Et ordinantur sie: Olixes
von Herakles, der sich zum Zeichen seines Arcisiades (vgl. Bd. 1 s. v. Arkeisios und Zie-
Schmerzes das Haupthaar abschnitt, Bangabe, linski, Archiv f. Beligionswissensch. 9, 48, 1)
Ant. hellen. 2218. Kaibel a. a. 0. nr. 790. Bei 60 Odyseus (so!) Polytlas. [Höfer.]
Paus. 7, 17, 8 wird von einem Grabe des jugend- Polyxena (TJoXv'gtrn), 1) Tochter des Priamos
liehen Heraklesgeliebten Sostratos erzählt, das und der Hekabe: Eurip. Hec. 3—40; Apollod.
sich in kurzer Entfernung von Dyme befand bibl. 3, 12, 5, 6; (die jüngste) Philost r. her.
mit einer Säule und dem Standbild des Hera- 19, 11 p. 205 Kayser; (des Priamos) Hygin.
kies und an dem die Dymaier noch in später f. 90 u. s. w. Bei Homer wird sie nicht er-
Zeit dem Sostratos Heroenopfer darbrachten. wähnt. Die Kyprien erzählten, wie man aus
Nach der Legende von Dyme war Sostratos den Kunstdarstellungen schliefsen mufs (siehe
jung — von einem Kampfe gegen die Molio- unten), dafs, als Troilos seine Pferde zur Tränke
2719 Polyxena Polyxena 2720
führte, Polyxena an dieselbe Quelle ging, um hungen. Ovid schliefst sich eng an Euripides
Wasser zu schöpfen. Da brach Achilleus aus an (Metam. 13, 429—571). Auch er verbindet
einem Hinterhalt hervor. Troilos wurde auf den Tod der Polyxena und des Polydoros als
der Flucht eingeholt und getötet, während rasch nacheinander die Hekabe treffende Schick-
Polyxena entkam. Von einer zweiten Erwäh- salsschläge, woran sich die Rache an Polymestor
nung Polyxenas in den Kyprien berichtet und Hekabes Verwandlung anschliefst. Als
Schol. Eurip. Hec. 41 : ö 3s xa KvitginHu Polyxena geopfert wird, ist das umstehende
xonpag cpi]alv vnb 'OSvaatcog xul Ato^ii]öovg Kriegsvolk zu Thränen gerührt, während sie
iv xrj xf\g Ttolscog cclcaGsi xq<xv[L(xxigtT81g<xv selbst ihre Fassung nicht verliert. Seneea,
cc7tol£6d,ai, xcccpijvai dh vitb NsoitroXiuov, ä>g 10 Troades 170 ff. : Achilles erscheint den Griechen
rXuvv.og ygäcpsi. Nach Glaukos von Phegion voll Zornes und verlangt Polyxenas Opferung
stand also in den Kyprien, dafs Polyxena bei (195 desponsa nostris cineribus Polyxene Pyrrhi
der Eroberung Trojas von Odysseus und Dio- manu mactetur et tumuluni riget). Agamemnon
medes tödlich verwundet wurde und starb und gerät mit Neoptolemos in einen heftigen Streit
Neoptolemos sie bestattete. (Vgl. Förster, darüber, ob Polyxena, wie Neoptolemos fordert,
Hermes 18, S. 476.) Danach scheint es, als ob zu opfern sei. Er ruft die Entscheidung des
schon in den Kyprien Achilleus die Polyxena Kalchas an. Dieser bestätigt (3(31 ff.), dafs
begehrt hätte, ein Gedanke, der später wieder Polyxena durch Neoptolemos am Grabe des
aufgenommen worden ist. Neoptolemos würde Achilles geopfert werden mufs, und zwar als
dann um seines Vaters willen der Polyxena 20 seine Braut; anfserdem aber mufs noch der
den letzten Dienst erwiesen haben. Dagegen Sohn Hektors stei'ben. Dafs Polyxena mit
heifst es in der Iliupersis: Die Griechen zun- Achill als ihrem Gemahl vereinigt werden soll,
deten die Stadt an und opferten die Polyxena wird noch angedeutet 942 — 944: Polyxene
am Grabe des Achilleus (i(iitQi^6avr£g xrjv nöliv miseranda, quam tradi sibi cinenmque Achilles
nolv^tvr]v Gtpccyiä^ovGiv inl xbv xov A^illtag ante mactari suum, campo maritus ut sit Elysio,
xucpov Epic. Graee. frgni. ed. Kinkel S. 50). iubet. Von der vollzogenen Handlung berichtet
So auch Apollod. epit. 5, 23: -HxeLvctvxtg dh der Bote 11 18 ff. Während im weiten Umkreise
xovg Tocoag xr\v nöliv £V£tcqt]6ocv xori. xä IdcpvQct die Menge der Griechen und Trojaner zusah,
iasQL6ccvxo. kccI ftvGccvTsg itäGL xolg ftsoig wurde Polyxena an das Grab des Achilles ge-
Agxvglvocaxoc anb x&v nvgyav b'ggnpccv, TIolv- 30 führt, wie eine Braut (1132 f.). Neben ihrer
'E,ivr\v öh inl xä A^tllscog xcccpco xaxtacpcc^av. Schönheit erregt ihre Furchtlosigkeit Bewun-
Neoptolemos wird als der Opferer genannt bei derung. Neoptolemos tötet sie mit innerem
Stesichoros (tabiola Iliaca bei Jahn- Michaelis, Widerstreben. Das Blut wurde von dem Grabe
Griechische Bilderchroniken S. 37 und Taf. 1) sogleich verschlungen. Bei Quintus Smyrnaeus
und Ibykos, ebenso dann bei Euripides und 14, 179 ff. erscheint Achilleus dem Neoptolemos
denen, die sich diesem anschliefsen. (Schol. und giebt ihm gute Lehren, aufserdem den Be-
Eur. Hec. 41: vnb Nsonxoley.ov tpocciv avxi]v fehl, Polyxena zu opfern, widrigenfalls die
GcpayiuG&ftvai EvgiTtidrß KuV'IßvKog). Euripides Griechen seinen Zorn fühlen würden. Er werde
behandelt den Tod der Polyxena in den ihre Heimfahrt solange hindern, bis sie seinen
Troades und der Hekabe. In den Troades wird 40 Wunsch erfüllt hätten. Die Bestattung der
der Hekabe davon erzählt, erst andeutungs- Polyxena könne an einem beliebigen Orte vor-
weise, dann die volle Wahrheit: Polyxena, die genommen werden ( — 222). Neoptolemos richtet
der Mutter entrissen worden war, ist am Grabe den Auftrag aus (234 — 245). Polyxena wird
des Achilleus als ein Opfer für diesen getötet an das Grab geführt (257 ff.), vergiefst viele
worden (V. 622 ff.). In der Hekabe wird der Thränen und ist bleich vor Todesangst. Hekabe
Stoff ausführlicher behandelt und mit dem ist durch einen Traum erschreckt worden. Sie
Ende des Polydoros verbunden. Daher verlegt schien auf dem Grabe des Achilleus zu stehen
Euripides den Schauplatz auf das jenseitige und zu klagen; ihre Haare hingen bis auf den
Ufer des Hellespontos, die thrakische Cherso- Boden herab, aus beiden Brüsten tropfte Blut,
nesos, obgleich das Grabmal des Achilleus dort 50 Nun sieht sie, dafs es sich um Polyxena handelt,
eigentlich nicht gedacht werden kann. Achilleus und bricht in Klagen aus (304ff.). Neoptolemos
ist den heimkehrenden Griechen erschienen, fafst Polyxena, sobald sie an dem Grabe an-
hat ihre Fahrt gehemmt und die Opferung der gekommen ist, mit der 1.; mit der r. berührt
Polyxena an seinem Grabe verlangt. Auch er das Grabmal und betet zu seinem Vater.
Hekabe hat im Traume gesehen, dafs Achilleus Dann stöfst er der Jungfrau das Schwert in
erschien und eine der Troerinnen als Ehrengabe die Kehle. Den Leichnam erhält Antenor,
beanspruchte. Alle Bitten sind vergeblich. Der dessen Schwiegertochter sie hat werden sollen,
Wille des grofsen Toten, so beschliefst die und bestattet sie. Von der Erscheinung des
Versammlung der Griechen, mufs vollzogen Achilleus und der durch Neoptolemos voll-
werden. Polyxena sträubt sich nicht, sondern 60 zogenen Opferung der Polyxena ist auch die
erleidet den Tod mit grofser Fassung, da sie Rede bei Westermann, mythogr. Gr. S. 382 (Nonni
vom Leben doch nichts mehr zu hoffen hat. narr, ad Gregor, invect. 1, 8).
Ihr trauriges Schicksal und ihre würdige Hai- Achills Liebe zu Polyxena ist wohl in
tung macht auf die Griechen grofsen Eindruck. alexandrinischer Zeit, wenn auch nicht erfunden,
Neoptolemos selbst, der ihr das Schwert in die so doch zu einem bevorzugten Gegenstande
Kehle stöfst, thut es halb wider Willen. Die der Dichtung geworden. Hygin. f. 110 nimmt
Umstehenden wetteifern nach vollbrachter That auf diese Fassung der Sage Bezug: Achilleus
in allerlei die Bestattung fördernden Bemü- ist von Alexandros und Deiphobos getötet
2721 Polyxena Polyxena 2722
worden, als er sich um Polyxena bewarb und mehrere Wunden beibrachte. 41: Nach der
zur Unterredung kam. Ausführlicheres giebt Einnahme der Stadt wurde Polyxena bei An-
Diktys 3, 2: Achilles sah die Polyxena während chises verborgen. 43: Später wurde sie auf
eines Waffenstillstandes im Tempel des Apollon Veranlassung des Neoptolemos gesucht und
bei Troja und wurde durch ihre Schönheit be- gefunden. Agamemnon übergab sie dem Neo-
zaubert. Er liefs durch Autoniedon bei Hektor ptolemus, der sie am Grabe seines Vaters er-
wegen des Mädchens anfragen. Die Antwort stach (ad tumulum patris iugulat). Dem Äneas,
lautete, Achilles solle das ganze griechische der die Polyxena verborgen hatte, befahl Aga-
Heer an Hektor verraten, dann werde dieser memnon deswegen, mit den Seinigen das Land
ihm Polyxena zur Frau geben. 3, 3: Achilles 10 zu verlassen.
versprach für Beendigung des Krieges zu sorgen, Auf dieselbe Quelle wie der lateinische
wenn er Polyxena erhielte. Hektor aber be- Dictys geht die Darstellung bei Joannes Malalas
stand darauf, dafs entweder der Verrat zuge- p. 157 — 166 zurück, desgl. Georgios Kedrenos
sichert würde oder die Söhne des Pleisthenes 127 — 130. Abweichend von Dictys weifs Malalas
(Agamemnon, Menelaos) und Aias ermordet und Georgios Kedrenos nur von einem Waffen-
wiirden. Daher zerschlugen sich die Verband- stillstände, nicht von zweien. Es ist der nach
lungen. 3, 20 ff. : Priamos kommt nach Hektors Hektors und Memnons Tode. Erst in dieser
Tode zu Achilles, um den Leichnam zu erbitten, Zeit erwacht die Liebe zu Polyxena in Achilleus,
mit ihm Andromache und Polyxena. Erst während er vorher ihr Anerbieten, als Sklavin
spricht Priamos, dann Andromache. Achilles 20 bei ihm zu bleiben, abgelehnt hat. Priamos
bleibt ungerührt. 3, 24: Polyxena bietet sich hat den Achilleus beobachtet und tritt durch
dem Achilles als Sklavin an. Das rührt ihn. Idaios mit ihm in Unterhandlungen, bei denen
3, 27: Schliefslich behält er das von Priamos Achilleus von Paris und Deiphobos überfallen
mitgebrachte Gold, Silber und einen Teil der wird. Von Polyxenas Opferung ist nicht die
Kleider; das übrige schenkt er der Polyxena. Rede. Ähnlich dem Berichte des Malalas lautet
Priamos bittet den Achilles, die Polyxena bei die Erzählung bei Konstantinos Manasses
sich zu behalten. Achilles lehnt es vorläufig V. 1382 — 1396, nur dafs Achilleus zuerst sich
ab und will später einmal darauf zurückkommen. an Priamos wendet und dann erst dieser zu
4,10: (Inzwischen Kampf mit Penthesileia und verhandeln beginnt. Nach Mythogr. Vatic.
Memnon.) Ein Fest des thymbräischen Apollon 30 2, 205 stand Polyxena auf der Mauer, als
war der Anlafs zu einem Waffenstillstand. Achilleus Hektors Leichnam um die Stadt
Während beide Heere Opfer brachten, schickte schleifte, und warf ihre Armspangen und Ohr-
Priamos den Herold Idaeus an Achilles, um ringe herab, um sie dem von Priamos für den
mit ihm wegen Polyxenas zu verhandeln. 4, 11: Leichnam 'gebotenen Lösegelde hinzuzufügen.
Alexander und Deiphobus kamen in das Heilig- Da versprach Achilles, wenn er Polyxena be-
tum. Deiphobus umarmte den Achilles schein- käme, Hektor herauszugeben und den Friedens-
bar sehr freundlich und hielt ihn dabei fest. schlufs nach Auslieferung der Helena herbei-
Alexander zog sein Schwert und stiefs es ihm zuführen. Hierauf folgte die Besprechung im
rechts und links in die Seite. 5,13: Nach der Heiligtum des Apollon und der Meuchelmord.
Einnahme der Stadt wurde Polyxena auf den 40 Ehe Achilles starb, bat er, Polyxena möchte 'an
Bat des Odysseus dem Achilleus durch Neo- seinem Grabe geopfert werden. Ähnlich Serv.
ptolemos als Opfer dargebracht (Polyxena zu Aen. 3, 322. Die von Achill gewünschte
suadente Ulixe per Neoptolemuvi Achilli inferias Vermählung mit Polyxena und der an ihm
missa). Anders Bares Phrygius 27 — 34. Ein geübte Verrat wird sonst noch erwähnt Schol.
Jahr war vergangen, seit Hektor begraben lag. Eurip. Tro. 16, Arg. 2 zu Eurip. Hec, Schol.
Als Priamus mit den Seinigen das Grab Hektors Eurip. Hec. 388, Serv. zu Aen. 6, 57 (Schol. Stat.
besuchte, sah Achilles die Polyxena und ge- Ach. 1, 134; Myth.Vat. 1, 36. 3, 11, 24), Tzetz.
wann sie lieb. Da er sie nicht vergessen zu Lycophr. 269. Eine vereinzelt dastehende
konnte, schickte er einen Boten an Hecuba mit Auffassung ist 'bei Philostratos her. 19, 11
der Bitte, ihm Polyxena zur Frau zu geben. 50 p. 205 (Bd. 2) Kayser und v. A210II. Tyan. 4,
Er wolle dann mit seinen Myrmidonen nach 16 p. 136 K. (Bd. 1) zu finden. Nicht blofs
Hause zurückkehren; die übrigen Anführer Achilleus ist von Liebe ergriffen, sondern auch
würden seinem Beispiele folgen. Priamus ver- Polyxena erwidert diese Liebe. Sie sahen ein-
langte aber sogleich den Abzug des ganzen ander, als Priamos wegen Hektors Leichnam
Heeres, um sicher zugehen. Achilles suchte zu Achilleus kam und Polyxena als sein jüngstes
die Griechen dazu zu bewegen, aber vergeblich. Kind mitnahm, damit sie ihn stütze (xeiQctycoybv
Darauf hielt er sich vom Kampfe fern. Erst kccvtov ti]v Ttaloa inoulro vscotccti^v ovaav §tv
als die Griechen in grofse Bedrängnis gerieten, 1) 'Excißrj ccvtco heittv). Bedingung für die Ein-
besonders durch Troilus, nahm er wieder theil. willigung des Priamos ist, dafs die Griechen
Troilus fiel durch seine Hand. Da rächte sich 00 die Belagerung aufheben. Als Achilleus er-
Hecuba auf hinterlistige Art an Achilles. Sie mordet war, begab sich Polyxena in das grie-
lockte ihn in das Heiligtum des Apollon unter chische Lager und stellte sich unter Agamem-
dem Vorgeben, es solle eine Einigung statt- nons Schutz. Aber nur drei Tage genofs sie
linden; Achilles hoffte Polyxena zu erhalten. seine väterliche Fürsorge, dann eilte sie bei
Paris aber hatte einen Hinterhalt gelegt. Als Nacht an Achilleus' Grab und starb, indem sie
Achilles ankam, brachen die Trojaner hervor, sich in ein Schwert stürzte (tgtraiov ös i\dr]
und _ er erlag schliefslich mit seinen Begleitern -atqiEvov tov vskqov öquiisiv int tb öfyfia tr-
über macht, wobei ihm besonders Paris vvval fiepst te <x'vTi]i> tmnlivui). Dabei erging
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 86
2723
Polyxena
Polyxena
2724
sie sich in bräutlichen Klagen, Achilleus, ihr
Geliebter, möchte doch ihrer harren und sie
heimführen, nicht etwa sie vergeblich auf die
Hochzeit warten lassen. Tzctzcs erwähnt Homer.
315—400 und Posthorn. 385—503 die Geschichte
von Achilleus und Polyxena ganz im Sinne des
Philostratos, den er auch Posthorn. 503 als Ge-
währsmann angiebt Eine aberwitzige Deutung
der Liebe Achills zu Polyxena ist bei Fulgen-
tius 3, 7 (iu der fabula Pelei et Thetidis) zu 10
lesen: ... Denique (sc. Achilles) et amore Poli-
xenae perit et pro libidine per talum occiditur.
Polixene cnim Grece multorum peregrina dicitur,
seu quod amor peregrmari faciat mentes ab in-
genio suo, sine quod apud mullos libido ut
peregrinabunda uagetur.
über ein die Vermählung Achills mit Poly-
xena darstellendes Relief siehe unten.
Zu dem ganzen Gegenstand vgl. P. Förster,
Armes 17, 193 ff. und 18,475—478. -7o
Kunstdarstellungen.
Dafs Achilleus dem Troilos auflauerte, ihn
aus dem Hinterhalt überfiel und umbrachte,
haben jedenfalls die Kyprien erzählt (s. o.).
Mit Troilos zusammen war Polyxena an den
Brunnen vor der Stadt gegangen, um Wasser
zu holen. In bildlichen Darstellungen ist
1) der Augenblick festgehalten, wo Troilos und
Polyxena an den Brunnen herankommen, wäh- 30
rend Achilleus hinter diesem lauert, 2) die Ver-
folgung des Troilos wiedergegeben, weiche zu
dessen Tode führt, während Polyxena entkommt.
3) Ferner zeigt eine Reihe von Darstellungen
Polyxenas Opferung oder das, was dieser un-
mittelbar vorangeht, von der Gefangennahme
an. Aufserdem findet sich 4) ihre Vermählung
mit Achilleus dargestellt, und 5) erscheint
Polyxena gelegentlich in troischen Bildern als
Nebenperson. -io
1) Polyxena mit Troilos am Brunnen, von
Achilleus belauert.
Nur auf Vasenbildern.
Troilos kommt, um sein Gespann zu tränken;
Polyxena, in Chiton und Obergewand, will ihre
Hydria füllen. Die Quelle ist durch einen Felsen
oder das Brunnenhaus durch eine Säule oder
einen Pfeiler, die Quellmündung durch einen üo
Panther- oder Löwenkopf angedeutet. Achilleus
kauert oder kniet hinter der Quelle, vollgerüstet.
Auf dem Felsen oder der Säule pflegt ein Rabe
zu sitzen, der, von Apollon als Warner gesendet,
Polyxena und Troilos zugewendet schreit.
Zusammenstellungen: Welcher, Alte Denk-
mäler 5, S. 445—451 (1—8) = Ztschr. f. d.
Alterthumswissensch. 1850, 26 ff.; Ann. d. Inst.
arch. 22 C1850), 66 ff. O verbeck, Gallerie heroi-
scher Bildwerke S. 339—344 (1—5). W. Klein, 60
Euphronios S. 80, Aufzählung a — 1. Lucken-
bach, Jahrb. f. class. Philologie, 11. Supplementbd.
S. 600, Aufzählung a — m (a— 1 = Klein). Klein,
Euphronios, 2. Aufl. S. 223, Aufzählung a— n,
aber wohl m = k, s. u., n = Luckenbach m.
Arthur Schneider, D. troische Sagenkreis in d.
ältesten griechischen Kunst S. 112 — 121, Auf-
zählung A — M.
Sämtliche Bilder sind schwarzfigurig, bis
auf 16). Von den bei Klein, Euphronios,
2. Aufl. noch angeführten rotfigurigen Vasen-
bildern a — s zeigen ß, d, s Polyxena nicht; von
a (Cfiabouillet, Descr. des antiques du cabinet
Fould pl. 19) und y (brit. Mus. 1353) konnte
ich es nicht ermitteln.
In der folgenden Aufzählung zeigen 1 — 8
Achilleus rechts von der Quelle, Troilos und
Polyxena
links. Poly- %& *&/&*& m^ js& ^y Sign
xena ist im-
mer der Quelle
zunächst.
1) Lagynos
des Timoni-
das in Athen.
Collignon,
Cat. des vases
peints du
muse'e de la
societe arche'ol .
d'Aihenes 181;
W. Klein,
Griech. Vasen
mit Meiste r-
siqnaturen,
2. Aufl. S. 29.
(h lein)
Luckenbach a.
Schneider K,
Abgeb. Arch.
Ztg. 1863,
Taf. 175; Wie-
ner Vorleg ebl.
1888, Taf. 1,1.
Vgl. Abb. 1.
Polyxena nur
zum kleinen
Teile erhalten.
Hinter ihr
Troilos (bär-
tig) mit den
Pferden £uv-
&og und Mffo-
ßag- Neben
den Pferden
Reste einer
Gestalt, be-
zeichnet ..so
. . (KQtOGtt'?).
Hinter ihnen
zwei bärtige1
Männer , der
zweite ge-
nannt ÜQia-
ftos. Hinter
der Quelle
rechts ein
Baum; hinter diesem kniet Achilleus. Auch
er und Treulos sind mit Namen in korinthi-
scher Schrift versehen.
2) Amphora in Berlin, Furtwängler 1694.
Abg. Gerhard, Etruskische u. kampanische
Vasenb. Taf. 11. W(elcker) 2. Ov{erbeck) 3.
Luck{enbach) b. Schnieider) G.
3) Hydria im brit. Museum B 325 (früher
469), aus d. Sammlung Canino. De Witte,
2725
Polyxena
Polyxena
2726
Anni. 7. Abgeb. Ann. 1850, E 1; 0 verbeck
Taf. 15, 2. W. 1, Ov. 1, Lwdfc. f, Sehn. C. Vgl.
Abb. 4.
Hinter Achilleus folgen nach links: Athena,
Hermes und Zeus als ihm günstige Götter
(nicht wie Klein, Euphronios, 2. Aufl., S. 225
Descr. Je la collection du prmee de Canino
nr. 122. W. 4, Ov. 2, Luek. h, Sehn. F. Hinter
Polyxena Zweige. Weiter links Troilos, hinter
diesem ein nackter Jüngling mit zwei Speeren.
4) Hydria brit. Mus. B 324 (früher 474).
Abgeb. im Oatalogue o ihe vases Bd. 2, S. 28,
Fig. 36 ; aufserdem
bei Gerhard, Auser-
lesene Vasenb. 2, 92,
W. 8, Ov. 5, Luch i.
Sehn. 11. Vgl. Abb. 2.
Ranken deuten das
Dickicht an. Der
Rabe („crowu im
Catal.) sieht nach
r. (!) Polyxena wen-
det sich nach 1. zu
Troilos. In der er-
hobenen R. hat sie
eine Gerte, mit der
sie die ungeduldigen
Pferde zurück-
scheucht
5) Lekythos Ber-
lin 1960, abgeb. Ar eh.
Ztg, 1856, Taf. 91.
Luek. k, Sehn. I.
Zur Quelle, ander
eine Hydria steht,
kommt Polyxena, eine Hydria auf dem Kopfe, 3) annimmt, um ihn von seinem Vorhaben abzu-
2) Troilos reitend, Polyxena, Achilleus lauernd, Hydria im brit. Museum B 324
(nach Gerhard, Auserics. Vasenbilder 2, Taf. 92).
mit einer Gefährtin. Dahinter Troilos.
6) Lekythos brit. Mus. B 640. Von links
an: Troilos, dann ein bärtiger Krieger, dann
Polyxena in dem Brunnenhause, welches durch
zwei Säulen und einen Pantherkopf bezeich-
net ist.
7) Deinos aus Kyrene im Louvre, Cataloghi
halten), hinter Troilos di-ei Krieger.
10) Amphora, ehemals bei Basseggio in
Born, abg. Gerhard, Etrusk. und kamp. Vasenb.
Taf. E 12; Overbeek Taf. 15, 9. W. 3, Ov. 4,
Luek. c, Sehn. A.
Säule und Polyxena sehr klein.
11) Hydria aus Caere in Wien. Österr.
3) Troilos, Polyxena, Achilleus. Deinos aus Kyrene im Louvre (nach Archäolog. Zeitung 1881 Taf. 12).
del museo Campana 2, 22 ; abgeb. Archäol. Ztg.
1881, Taf. 12. Vgl. Abb. 3.
Links vom Brunnenhause steht Polyxena,
eine Hydria auf dem Kopfe, dem Troilos zu-
gewendet. Ein Rabe fliegt heran (hinter
Achill!).
8) Lekythos, vormals bei Barone, erwähnt
Bull. d. Inst. 1869, S. 125. Luek. 1, Sehn. L.
9) — 13) Achilleus links, Polyxena
und Troilos rechts.
9) Hydria aus Vulci, ehemals in Musignano,
nachher in England (?), vgl. Welcker S. 446.
Museum, Masner 221. Abg. Ann. 1866, Taf. R.
Luek. g, Sehn. E.
Links von dem gemauerten Brunnen (Säule
60 mit Röhre) Achilleus, halb stehend, als ob er
sich eben erhoben hätte, rechts Polyxena, dann
ein Knappe, danach Troilos und ein Krieger.
12) Hydria in München, O. Jahn 89. 1mcI\
d. Sehn. D.
Der Brunnen ist durch eine Säule mit Röhre
ausgedrückt. Hinter Achilleus ein zweiter gleich
gerüsteter Krieger.
13) Amphora aus Caere (bei Castellani) er-
86*
2727
Polyxena
Polyxena
2728
0
N
«
td
W
tel
O O
wähnt JSmW. 1865,
S. 145. Luck. e,
Sehn. B. Brun-
nen: Säule mit
Röhre. Hinter Po-
lyxena und Treu-
los zwei Krieger.
14)— 20) Ab-
gekürzte Dar-
stellungen.
14) Vase aus
Cuniae, Fiorelli,
Monum. Cumani
8.14 f. ;Arch.Ztq.
1856, S. 228.
Troilos und
Polyxena stehen
vor dem Brun-
nen (Quader-
mauer), auf dem
ein Rabe sitzt.
Daneben ein
Baum. Einige
Bewaffnete sind
hinzugefügt; der
auflauernde
Aehilleus ist weg-
gelassen.
1 5) Atheni-
sche Lekythos im
brit. Mus. B 542.
Felsen, links
daran ein Löwen-
kopf, aus dem
Wasser in eine
Hydria fliefst.
Zwischen zwei
Bäumen mit
früchtebeladenen
Zweigen auf der
Spitze des Fel-
sens ein Rabe
nachrechts.Links
Polyxena zurück-
blickend nach
links mit ausge-
streckten Annen.
Sie trägt langes
Haar mit Band,
langen Chiton
und gestickten
Mantel. Rechts
kauert Aehilleus.
Troilos fehlt.
16) Rotfigur.
Hydria (strenger
Stil des 5. Jahrh.)
in Petersburg,
1558. In der Mitte
ein Brunnen mit
Löwenmaul (nach
links), aus dem
Wasser in eine
Hydria fliefst.
Auf dem Brunnen
nach links ein
Rabe. Links
naht sich Poly-
xena und streckt die Linke nach der Brunnen-
mündung vorwärts. Hinter dem Brunnen
kauert Achill. Troilos fehlt.
17) Schwarzfig. Lekythos aus Syrakus in
Karlsruhe, bei Winnefeld Nr. 186. Vgl. Creuzer,
Zur Galler ie der alten Dramatiker Taf. 9,
S. 76 ff. (= Schriften z. Archäologie 3, 203—211).
Abbildung aufserdem bei Gerhard, EtrusJc. u,
kamp. Vasenb. Taf. E 16. W. 5. Fels mit
10 Löwenkopf; daraus fliefst Wasser nach links
in die Kanne, die Polyxena (nach rechts) hin-
zutretend darunter gestellt hat. Auf dem Felsen
ein Rabe nach links. Rechts ein Baum, hinter
dem Aehilleus lauert (Winnefeld: Tydeus und
Ismene). Troilos fehlt.
18) Dubois-Maisonneuve, Introduction ä
l'etude des vases, pl. 51 n. 3. W. 6. Ähnlich
wie nr. 17, nur dafs an Stelle des Baumes der
Maler sich mit einigen Zweigen begnügt hat.
20 Neben Aehilleus die Buchstaben ATZAH.A,
vielleicht der Name Aehilleus in entstellter
Weise wiedergegeben. Ebenfalls ohne Troilos.
19) Lekythos München 233. Felsen mit
Löwenkopf; auf dem Felsen ein Vogel. Das
Wasser fliefst in eine Hydria. Eine Frau steht
davor und lehnt die Linke an den Löwenkopf.
Hinter dem Felsen kniet ein Krieger. Wohl
ebenfalls Polyxena und Aehilleus.
20) Tischbein, Collection of engravings from
30 ancient vases 4, Taf. 18. W. 7.
Links von der Quelle steht Polyxena, wäh-
rend das Wasser in ihre Hydria fliefst. In der
erhobenen L. scheint sie einen Kranz zu halten.
Auf dem Felsen sitzt der Rabe, auf den ihre
Aufmerksamkeit gerichtet zu sein scheint.
Rechts lauert Aehilleus im Gebüsch. Troilos
fehlt. Welcker meinte, dafs auch Polyxena
fehle, und nannte die Frau Athene, die dem
Achill den Kranz zeige. Diese Deutung ist
40 aber unmöglich, weil sie nicht bei Aehilleus
steht, sondern durch den Felsen von ihm ge-
trennt und er doch als für sie unsichtbar zu
denken ist.
2) Polyxena nebst Troilos auf der Flucht vor
Aehilleus.
Vasenbilder 1 — 18. Aschenkistenreliefs 19 — 28.
(1 — 18) Dafs Polyxena entkommt, während
50 Troilos eingeholt wird, ist dadurch angedeutet,
dafs sie vor Troilos herläuft, obgleich dieser
zu Pferde sitzt. So ist Troilos dem nachrennen-
den Aehilleus am nächsten. Die Richtung des
Laufes ist von links nach rechts, umgekehrt
nur nr. 4 und 5. Polyxena ist vollbekleidet aufser
nr. 3. Ihre Hydria liegt am Boden. Die Vasen-
bilder sind schwarzfigurig aufser nr. 5. 9. 16. 17.
Zusammenstellungen: Welcker, Alte Denk-
mäler 5, 453—468 (Nr. 9—37); Overbeck, Gal-
60 lerie heroischer Bildwerke. 344 ff. (Nr. 6 — 37);
Klein, Eiiphronios, 2. Aufl. S. 228 f. ; Schneider,
D. troische Sagenkreis in d. ältesten griechischen
Kunst S. 121 ff. (Übersicht 122 f.: a/b— q).
1) Kylix des Xenokles, abgeb. Bochette,
Monum. ined. pl. 49, lb; Gerhard, Etrusk. u.
kamp. Vasenb. E 2. W. 10, Oc. 7, Klein 12,
Sehn, h, Klein, Griech. Vasen mit Meister-
signaturen, 2. Aufl. S. 81. Vgl. Abb. ö.
2729
Polyxena
Polyxena
2730
2) Kylix aus Kameiros im Cabinet des
medailles in Paris, früher in der Sammlung
Oppermann. Kl. 13, Sehn. a/b. Auf beiden
Seiten dieselbe Darstellung. Links das Brun-
nenhaus.
3) Krug Ann. 7, tav. D 2; Gerhard, Etrusk.
u. Jcamp. Vasenb. E 7. TT. 18, Ov. 8, Kl, 16,
Sehn. p.
Troilos nackt, auch Polyxena nackt.
4) Büchse Berlin 1728. Gerhard, Etr. u.
Links fliehendes Mädchen; rechts ein sitzen-
der Mann, der sein Gesicht nach rechts wendet.
14) Hydria Berlin 1895. Gerhard, Etr. u.
Jcamp. Vb. 14. 0. Jahn, Telephos u. Troilos,
Taf. 4, 1. W. 11, Ov. 11, Kl. 8, Sehn. d. Vgl.
Abb. 8. Links Brunnenhaus (Säule mit Archi-
trav ; Löwenkopf, aus dem ein Wasserstrahl in
den Trog fällt; an der Säule lehnen die Lanze
und der Schild des Achilleus), dann Hermes
10 und Athena.
5) Achilleus verfolgt d. Troilos, Polyxena vorauseilend, Kylix des Xenokles (nach Gerhard, Etrusk. u. kamp. Vasenb. Taf. E 2).
kamp.Vb. 13,6. W. 19, Ov. 9, Kl. 17, Sehn. o.
Vgl. Abb. 6.
5) Rf. Pelike im Louvre, Samml. Campana
11, 11. Monum. d. Inst. 10, 22. Kl. 25. Vgl.
Abb. 7.
6) Hydria in Leipzig. Overbeck, Die
archäol. Samml. d. Univers. Lpz. S. 104,
Nr. 105, 4. Sehn. e.
Links Brunnenhaus und Athena.
7) Amphora Berlin 1685. Gerhard, Etr. u.
kamp. Vb. 20. W. 15, Ov. 13, Kl. 2, Sehn. 1.
Links noch eine weibliche Gestalt, ruhig
stehend.
8) Amphora, ehemals bei Basseggio: Ger-
hard, Etr. u. kamp. Vb. E 3, Ov. 15, 10. TP. 16,
Ov. 14, Kl, 3, Sehn. k. Links eine Frau, eben-
so wie nr. 7.
9) Rotf. Kylix im brit. Mus. E 13. Murray,
Designs front Greek vases, no. 10. W. 17, Ov. 15,
Kl. 19. Links Quellgebäude, durch eine Säule
angedeutet, zu welchem ein Mädchen eilt.
10) Hydria aus Korinth (?) im brit. Mus.
B 307. TP. 22, Ov. 16, AI. 11, Sehn. m.
Polyxenas Hydria zerbrochen am Boden.
Links hinter Achilleus ein Mädchen mit Hydria
und hinter ihr ein Krieger.
11) Hydria München 136. TP. 14, Ov. 18,
Kl, 9, Sehn. n.
Vor Polyxena ein phrygischer Bogenschütze,
am entgegengesetzten Ende ebenfalls ein phry-
gisch gekleideter Mann ; eine Jungfrau eilt auf
ihn zu.
12) Lekythos aus Kameiros in Berlin 1742.
Kl. 18, Sehn, q.
Links eine Frau, wohl Athena, rechts von
Polyxena ein Jüngling, der sich nach links
umwendet, ebenso wie Polyxena selbst.
13) Hydria, ehemals bei Depoletti: Gerhard,
Auserlesene Vasenb. 1, 14; ders., Etrusk. u.
kamp. Vb. E 10; Overb. 15, 3. W. 12, Ov. 19,
Kl. 10, Sehn. g.
15) Amphora im archäol. Museum zu Florenz
(Francoisvase), 3. Streifen. Mon, d. Inst, 4, 54.
3u 55; Overb. 15, 1; Wiener Vorlegebl. 2 (1870),
1. 2 und 188S, 2. TP. 9, Ov. 6, Kl. 1, Sehn. f.
Klein, Vasen m. Me ister sign, S. 35. Vgl. Abb. 9.
Alle Personen inschriftlich bezeichnet. Von
Achilleus ist nur ein Rest erhalten, die In-
40
50
6) Polyxena vorauseilend, Troilos, Achilleus, Büchse in
Berlin 1728 (nach Gerhard, Etrusk. u.kamp. Vasenb. Taf. 13, 6).
schrift nicht. Troilos ist fast ganz unversehrt,
die Beischrift ist vollständig. Von Polyxena
ist die Hälfte erhalten nebst den Buchstaben
N3. Rechts sind hinzugefügt: Antenor, Priamos
vor der Stadtmauer sitzend, Hektor, Polites,
diese beiden aus dem Thore schreitend ; links :
60 Apollon, Quellhaus (xqeve), ein Troer, der darin
Wasser holt, Rhodia, Thetis, Hermes, Athenaia.
16) Rotfig. Amphora Durand 382. TP. 20,
Ov. 22. Unvollständige Darstellung: nur Troilos
und Polyxena.
17) Rotf. Amphora Mus. Gregoriano 2, 22, 1,
W. 21, Ov. 10, Kl. 21.
Die Gruppe des Achilleus und des Troilos
wie sonst. Ein fliehendes Mädchen, wohl
2731
Polyxena
Polyxena
2732
Polyxena, hinter Achilleus. Am Boden die
Hydria.
18) Oinochoe München 357. W. 13, Ov. 17,
A7. 15, Sehn. i.
19) Aschenkiste im Museum zu Volterra,
Brunn, Bilievi delle urne etrusche Bd. 1, Taf. 49, 3
S. 55. Achilleus hat eben den Troilos erreicht.
Polyxena fliehend hinter Achilleus (links). Vor
7) Polyxena, Troilos, Achilleus, Felike im Louvre (nach Alonumenti inediti dell' inst. arch. 10 Taf. 22).
Achilleus verfolgt den Troilos. Yor den
Pferden flieht eine Amazone in phrygischer
Tracht ( Welcher und Overbcck : Paris), mifsver-
standen für Polyxena. Die Hydria ist auch
hier hinzugefügt.
(19 — 28) Die etruskischen Aschenkisten-
dem Pferde des Troilos (rechts) ein Gefährte
des Achilleus.
20) Ebenda ähnliche Darstellung; aber
Polyxena steht ruhig da. Brunn S. 55, 3 a.
21) Ebenso Brunn 56, 17 (O. Jahn, Arch.
Ztg. 1856 Taf. 93, 2) ebenda.
8) Heimes, Athena, Achilleus, Troilos, Polyxena, Hydria BeTita 1895 (nach Gerhard, Etrusk. u.hamp. Vascnbilder Taf. 14).
reliefs zeigen deutlich meist nur Achilleus und
Troilos, diesen mit einem Pferde, das er reitet.
Polyxena fehlt grofsenteils. Dafs da, wo einer
weiblichen Gestalt dieser Name zuzukommen
scheint, Polyxena wirklich gemeint ist, geht
namentlich aus nr. 24 hervor, wo eine Hydria
am Boden liegt.
22) Brunn 49, 4 zu Volterra; auch abge-
bildet Arch. Ztg. 1856 (0. Jahn), Taf. 93, 1.
Aus derselben Gestalt ist ein geflügelter Dämon
geworden; die lange Gewandung erinnert aber
noch an Polyxena.
23) Museum zu Catajo 859: Cavedoni, Iu-
dieazione dei principali monumenti antichi del
9 7 ° Q
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Polyxena
Polyxena
2734
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»wseo <r7i G, S. 84. 1P. 33
(S. 467), Ou. 32 (S. 359).
Brunn S. 58, 8 a wieder-
holt die Beschreibung von
Ca vcdoni. Links von Achil-
leus ist der für Troilos
fufsfällig flehende Päda-
goge hinzugefügt, rechts
von Troilos der Gelahrte
des Achilleus. Noch weiter
rechts die fliehende Po-
lyxena.
"24) Im Museum zu
Perugia: Brunn 58, 22.
In der Mitte Troilos, des-
sen Pferd zusammenge-
brochen ist. Über ihm im
Hintergründe Polyxena.
Am Boden die Hydria.
25) Perugia. Brunn
59, 23. Ähnliche Grup-
pierung. Polyxena hält
mit beiden Händen die
Enden ihres das Haupt
im Bogen umrahmenden
Schleiers, in einer der
Klytaininestra beim Opfer
der Iphigeneia ähnlichen
Haltung, vgl. Brunn 42,
13. 14.
20) Perugia. Brunn
59, 24. Polyxena ganz
ebenso.
27) Perugia. Brunn
60, 25. Sehr beschädigt.
Polyxena an derselben
Stelle anzunehmen.
28) Perugia. Brunn
Polyxena an der-
SteÜe, reifst mit
Händen an den
Gemeint ist wohl Kassandra und Aias. Dann
wäre ihre von links her eben an den Altar
gelangte Schicksalsgenossin Polyxena; der ihr
folgende junge Griechenheld ist nicht sicher zu
benennen. Sonst zeigt das Bild noch (links
oben) Pallas Athene sitzend, (rechts oben)
Anchises mit Askanios sich entfernend und
unter diesen eine fliehende Priesterin.
2) Schwarz!'. Amphora im Louvre, aus der
10 Sammlung des Prinzen von Canino. Pottier,
Catalogue des vases antiques, S. 539. Welcher,
Alte Denkm. 5, S. 459, Nr. 2(5. Overbeck S. 353,
Nr. 24. Abgeb. Gerhard, Auserlesene griech.
Vasenb. 3,185; Overbeck Taf. 27,18.
Auf der einen Seite Troilos von Achilleus
angegriffen; auf der anderen Polyxena, von
zwei Kriegern verfolgt. Sie flüchtet zu einem
Altare, auf dem ein Schwan sitzt.
3) Schale des Brygos im Louvre. Heyde-
20 mann, Hiupersis auf rinn- Trinkschale des
30
60, 26.
selben
beiden
Haaren.
40
3) Polyxenas Ende.
a) Verfolgung und Ge-
fangennahme bei Er-
oberung der Stadt.
1) Lukanischer Krater
im brit. Museum F 160.
Welcher, Alte Denkm. 3,
S. 445ff., Overbeck S. 643ff.,
Nr. 137. Abgeb. Raoul-
Rochette, Monum. ine'd.
Taf. 66; Archäol. Ztg.
1848; Overb. 26,17; Bau-
meister, Denkm. S. 750
Abb. 801.
Zwei Troerinnen su-
chen, von je einem Grie-
chen verfolgt, Schutz bei
dem Bilde der Pallas
Die eine (rechts) umklam-
mert das Bild, während
sie auf dem Altar sitzt,
auf dem es errichtet ist,
und blickt dabei nach
dem Verfolger zurück.
10) Akamas führt Polyxena gefangen fort, Schale des
Brygos im Louvre (nach Heydemann, Hiupersis auf einer
Trinkschale des Brygos Taf. 1).
Brygos mit Taf. 1. Klein, Vasen mit Meistersign.,
2. Aufl. S. 180. Abbildung auch Wiener
Vorlegebl. 8, 4. Vgl. unsere Abb. 10.
Die Personen sind durch Beischriften be-
50 zeichnet. Akamas führt Polyxena gefangen
fortwährend gleichzeitig Priamos und Astyanax
ermordet wird.
b) Gefangenschaft.
4) Polyxena nebst anderen gefangenen
Troerinnen gehörte zur Hiupersis des Poly-
gnotos in der Lesche der Knidier zu Delphi.
Pausan. 10, 25, 10: 'H [tsv Sq Av8QOuä%r\ xui
i] Mr\§£6iy.ÜGTi] xaXv^Lfiard tiatv inrnsi^svai,
60 IJolv^tvyj 8h xara xa tl&i6y,£va itagirEVOig
a.va.TiiTiXt%xa.i rüg iv rfi y.scpaXfj rpi%aq. Vgl.
Robert, Hiupersis des Polygnot, 17. Haitisches
1 ] Inckelir, a nnsprogram m .
5) Die tabula Iliaca {Jahn- Michaelis, Giie-
chische Bilderchroniken S. 37, Taf. 1) enthält
am Grabmal Hektors ('Exrogog raepog) die Ab-
forderung des kleinen Astyanax von seiner
Mutter Andromache (auf der Kurzscite) und
2735
Polyxena
Polyxena
2736
(auf der Langseite) den Abschied Polyxenas
von Hekabe. Diese hat die sehr jugendliche
Polyxena mit der R. gefai'st, wie um sie fort-
zuführen, und drückt weinend die linke Hand
gegen die Augen, während die Tochter lieb-
kosend die Hand emporzustrecken scheint.
Zugegen ist Andromache, ferner Helenos und
Odysseus; dieser scheint gekommen, um
Polyxena zu holeu. Die Personen sind in-
schriftlich bezeichnet.
6) Ciselierte Darstellung auf einem Silber-
gefäfs in München. Thiersch, Abh. d. 1. Gl.
d. Ak. d. Wiss. München 1848, 5. Bd., 2. Abt.
S. 107 ff. mit Abbild.; Meydemann, Iliupersis
S. 33 f. und Taf. 2, 4. Im ganzen drei Gruppen.
In der ersten (von links) ist Andromache die
Hauptperson; in der zweiten Neoptolemos, der
im Begriffe steht, gefangene Trojaner zu töten.
deren Opferung bevorsteht. Paus. 1, 22, 6:
i6Tl Öh iv (XQIGTSQU TWJi 7tQ07lvlaicOV UIY.1)UCC
i*%ov ygacpäg. . . . rov 8s l4%iXXta$ rücpov Ttlr\aiov
uiXXovGa Igxi GcpugsG&ca IJoXv^ivi]. Auf dieses-
Bild bezieht sich jedenfalls auch das Gedicht
des Pollianos, Anthol. Plan. 4, 150:
uSs TLoXvkXsLtoio IJoXv^iva ov8i zig aXXcc
%siq i&iysv rovxov Saiuovlov itivc.yt.og
"Hgag 'igyov dSsXcpöv ' i'8' cog itinXoio gayivrogr
10 rav alba) yvuvuv eäcpQOri xQVTtrt TttnXco (lies
Xi6G£rai ä rXdfiiav tyv%&g vtisq ■ iv ßXscpÜQOig 8h
TtccQ&sviY.üg ö $Qvyä>v xsZtcci oXog nöXtfiog.
Polyklet ist wahrscheinlich irrtümlich für
den Maler der Bilder angesehen worden, wäh-
rend sie ein Werk des Polygnot waren, vgl.
Brunn, Gesch. d. yriech. Künstler 2, 24 ff. An-
ders Robert, Iliupersis des Polygnot (17. Hall.
Winckelmannsprogr.)S.25.
9) Ein Gemälde in Per-
gamos am Kaikos erwähnt
Paus. 10, 25, 10: dno-
davstv 8s avrrjv inl tat
A%tXXiag \Lvrjuart Ttoir\rai
rs adovoi hui yQcxqiäg iv
t£ A&i]vcct,g Kai IltQyä^qj
rfj vntg Ka'iKov ftsaßd-
usvog oidtx i%ov6ag ig rjjg-
IloXv'livrig ra TtuQ-riiiur«.
10) Libanius ed. Beiske
4, S. 1088 f. giebt eine
txcpQaoig IJoXv^svvg Gcpocr-
Toiiivj]g vTtb rov Nso-
vroXijiov, Beschreibung
einer Statuengruppe. Die
rechte Hand des Neopto-
lemos fafst das Mädchen,
die linke greift ans
11) Neoptolemos führt Polyxena an das Grab des Achillous (mit Eidolon u. Schlange).
Hydria in Berlin 1902 (nach Ovcrbeck, Galerie heroischer Bildwerke Taf. 27, 17).
Die dritte besteht aus Polyxena und vier an-
deren trojanischen Frauen, zwei davon mit
einem Kinde; zu ihnen hat sich ein Grieche
(Odysseus oder Talthybios) gesellt, um der
Polyxena den Beschlufs der Sieger anzuzeigen.
Achilleus ist selbst erschienen, um sein Opfer
zu beanspruchen (so Heydemann, während
Thiersch die Gestalt für eine Ehrenbildsäule 50 blöfst.
Schwert, als ob die rechte
für die Ermordung eines
Mädchens zu gut wäre.
Er stemmt seinen rechten
Schenkel gegen Polyxena, die über den Altar
(to ßd&Qov) hingelehnt ist. Sie ist gefafst und
macht dem Mörder keine Schwierigkeiten (rö
iihv ngoGbiitov dnav cwrira-nrai, v.al dsigijv
dviiti, TtQog avaiQSGiv sroifiov). Mit der rechten
Hand berührt sie den Altar, mit der linken
ordnet sie ihr Haar. Die rechte Brust ist ent-
hält). Polyxena sitzt traurig da.
c) Letzter Gang.
7) Schwarzfig. attische Hydria, Berlin 1902.
Gerhard, Trinkschalen und Gefäfse Taf. 16. Over-
beck Taf. 27, 17; S. 664, nr. 175. Vgl. Abb. 11.
Neoptolemos führt Polyxena, die er am
rechten Handgelenke festhält, an das Grab des
Achilleus, über dem dessen Seele schwebt.
Polyxena ist ganz in den Mantel gehüllt; sie 60 die Brust zu stofsen. Hinter ihm steht ein
Jüngling mit Kanne (und Schale?) zum Opfer-
gebrauch. Auf der anderen Seite des Grab-
males sitzt Odysseus auf einem Steine, den
Kopf nachdenklich auf die Rechte gestützt^
neben ihm steht Kalchas. Die Personen sind
inschriftlich bezeichnet.
12) Nolanische rotf. Schale im brit. Museum,.
E 120. Cabinet Durand 415. Overbcck S. 665,.
11) Auf der tabula Iliaca (Jahn- Michaelis,
Griechische Bilderchroniken S. 37 und Taf. 1)
ist auch Polyxena mit Neoptolemos am Grab-
mal des Achilleus ('A%iXXicog Gfjjicc) dargestellt.
P. kniet auf den Stufen des Grabmals mit ent-
blöfstem Oberleib, das Gewand um die Hüften
geschürzt, die Hände auf den Rücken gebun-
den. Neoptolemos biegt mit der Linken ihren
Kopf zurück, um ihr das gezückte Schwert in
neigt traurig den Kopf und nähert ihm die
erhobene linke Hand. Zugegen drei Griechen
bei dem Viergespann des Neoptolemos.
d) Neoptolemos im Begriff, Polyxena
zu erstechen.
8) In der Pinakothek bei den Proj^yläen zu
Athen war unter anderem ein Bild der Polyxena,
2737
Polyxena
Polyxena
2738
Nr. 176. Polyxena, auf Achills Grabe sitzend,
in langem Chiton, mit einer Binde im Haar,
streckt dem Neoptolemos den einen Arm ent-
gegen, als wollte sie um Schonung bitten. Er
hält in der einen Hand die Schwertscheide
und erhebt den anderen Arm ; das Schwert ist
nicht angegeben.
13) Rotf. Vase Neapel 1779. Inghirami,
Monumenti etruschi 5, 4(5. Overb. Taf. 27,19;
S. 665, Nr. 177. io
Polyxena, mit Chiton bekleidet, sitzt auf
der zweistuögen Basis einer ionischen Grab-
säule und umfafst die Säule. Vor ihr steht
Neoptolemos und zückt mit der Rechten das
Schwert, während er mit der Linken die eine
Hand Polyxenas zu fassen scheint.
14) Schwarzfig. Amphora im brit. Mus.,
B 70 (früher 434); Overb. S. 663.
Neoptolemos ist bereit, Polyxena mit dem
xena sitzt trauernd verhüllt auf einem Altar,
hinter dem eine Stele mit einer Vase steht
(Grab Achills). Neoptolemos steht vor Poly-
xena, das Schwert erhebend.
17) Karneol in Berlin, Furtwänqler, Geschn.
St. 490. Overb. 27, 14 (S. 667, Nr. 180).
Neoptolemos hält das Schwert gezückt über
der knieenden Polyxena.
18) Hellbrauner Said, Berlin. Furtieänqlerr
Geschn. St. 6889. Overb. 27,15 (S. 667, Nr. i82).
Neoptolemos ist im Begriff, Polyxena den
Todesstofs zu geben, während er sie mit der
Linken festhält und ein Knie gegen ihren
Rücken drückt, um genügenden Halt zu haben.
Am Boden liegt ein Schild. Im Hintergrunde
erhebt sich eine breite verzierte Stele, an der
ein Blumengewinde und ein Schwert zu sehen
ist. Auf dem (ionischen) Kapitell steht eine
bauchige Vase, aus der der Oberkörper einer
12) Neoptolemos tütet Polyxena. Ihm helfen Amphilochos, Antiphates, Aias Iliades. Zugegen Diomedes, Nestor, Phoinix-
Amphora im brit. Museum (nach Journal of Hellenic Studios 18 Taf. 15).
Schwerte zu töten, die von einem anderen
Griechen, wohl Odysseus, zu einem Altar ge-
schleppt wird. Sie ist unbekleidet. Hinter
Odysseus steht Hekabe, ihr Haar raufend. Links
ein junger Trojaner, der eine Hand wie flehend
erhebt.
15) Becher mit Reliefdarstellung im Berliner
Antiquarium, Nr. 3161p, aus Theben. Robert,
Homerische Becher (50. Progr. zum Winckel-
mannsfeste, Berlin 1890) S. 73 — 75 mit Abbild.
S. 73.
Am Grabe des Achilleus (Stele, mit einer
Binde umwunden, von einem Akroterion ge-
krönt) kniet Polyxena, mit entblöfster Brust,
offenem Haar, hoch erhobenen Armen ruhig
den Todesstreich erwai-tend. Neoptolemos tritt
von der linken Seite mit dem blofsen Schwert
in der R. heran, wie zaudernd. Er hebt nach-
sinnend oder bewundernd die linke Hand. Links
von ihm Odysseus, noch weiter Agamemnon,
der auf einem Felsen sitzt, die R. staunend
erhoben, den Blick auf Polyxena voller Be-
wunderung für ihren Todesmut gerichtet. Rechts
sind noch drei achäische Helden zugegen. Die
Darstellung ist im Sinne des Euripides gehalten.
16) Karneol in Berlin. Furticängler, Beschr.
der geschnittenen Steine im Antiquarium, 489.
Abgeb. Overb. 27, 13 (S. 667, Nr. 179). Poly-
Psyche mit Schmetterlingsflügeln (Seele des
Achilleus) herauskommt. Die Augenblickshal-
tung des Neoptolemos und der Polyxena ist
sehr lebendig erfafst.
19) Auf einer etruskischen Aschenkiste bei
Gort, Museum etruscum 2, 141 (Overbeek S. 666 f.)
ist ebenfalls Neoptolemos bereit, Polyxena zu
erstechen. Er fafst sie mit der L. am Kopf,
während die R. das Schwert führt. Polyxena
50 scheint im Begriff niederzusinken. Neben dieser
Gruppe sitzt eine geflügelte Göttin.
20) Etruskischer Spiegel bei Conestabiler
Pitture murali e supellettili eirusche scoperte in
mia necropoli presso Orcieto, Firenze 1865,
tav. 14, 2 (S. 135 ff.).
Neoptolemos neben Polyxena mit blofsem
Schwert. Rechts noch eine weibliche Gestalt;
im Hintergrunde ein Krieger. Polyxena trägt
nur ein leichtes Gewandstück, das nichts ver-
(50 hüllt.
e) Polyxenas Tod.
21) Schwarzfig. Amphora des 6. Jahrb..
i „tyrrhenisch") im brit. Museum. Journal of
hellenic st u dies 18 (1898), S. 282 ff. mit Taf. 15.
Vgl. Abbild. 12.
In der Mitte der Grabhügel des Achilleus
und dahinter (?) ein Altar mit einem lodern-
^739
Polyxena
Polyxena
2740
■den Feuer. Polyxena wird von drei Männern
gehalten, sodafs sie in wagerechter Kichtung
schwebt, die Brust nach unten, den Kopf ein
wenig erhoben ; sie ist völlig bekleidet. Die
drei Männer sind (durch Beischriften bezeichnet)
jlvqiloxo?, 'AanrpccTsg, Aiag iXiix8s\g\. Neo-
ptolemos, von links her weit ausschreitend, legt
seine linke Hand auf Polyxenas Kopf und stöfst
ihr mit der rechten sein Schwert in den Hals,
der stark blutet. Links sind noch zugegen 10
^JioyaSsg und Negxoq IJvXiog, rechts (abgewandt)
<Poivi%g.
22) Rotf. Amphora der Sammlung Bour-
g-uignon, ebenfalls „tyrrhenisch". Archäol.
zu beiden Seiten des Brautpaares Genossen
desselben, rechts zwei Jünglinge, links zwei
Jungfrauen, immer eine der beiden Gestalten
völlig sichtbar, von der anderen nur der Kopf.
5) Polyxena bei verschiedeneu Gelegenheiten
zugegen.
1) Schwarzfig. Amphora aus Vulci im brit.
Museum, B 153 (früher 565). Troilos verab-
>/
13) Polyxena von Neoptolemos getötet; zugegen troische Weiber, ausserdem Apollon und Artemis.
Amphora der Sammlung Bourguignon (nach Arehäolog. Jahrbuch 8 (1893) Tat". 1 A).
Jahrb. 8 (1893), S. 93 ff. mit Taf. 1 (Friedr.
Hauser). Vgl. Abbild. 13.
Über das altarartig gebildete Grab (ßco^osi-
6i)g zdcpog) des Achilleus ist Polyxena hinge-
streckt. Sie ist soeben getötet. Das Blut spritzt
im Bogen aus ihrem Halse hervor. Neoptolemos
besteigt mit dem Speer in der Hand sein da-
hinsprengendes Viergespann. Die grabhütende
Schlange zischt gegen ihn auf. Zugegen sind
vier troische Weiber, von denen Beste erhalten
sind, aufserdem Apollon und Artemis, von
Apollon nur wenig erhalten. Diese Personen,
die mit dem Haupthergange nichts zu thun
haben, sind aus äufserlichen Gründen hinzu-
gefügt, worüber vgl. Häuser a. a. 0. Ebenso
hat es keinen Sinn, dafs Neoptolemos den Ort
seiner That eilig verläfst, sondern es liegt eine
Nachahmung des Amphiaraos vor. Polyxena
müfste ihrer sonstigen Lage nach das Gesicht
nach unten kehren, es geht aber nach oben,
und daher spritzt das Blut im Bogen.
4) Vermählung mit Achilleus.
Sarkophagrelief im Museum zu Madrid.
Hübner, Antike Bildwerke in Madrid 148, 292.
Archäol. Zeug. 27 (18G9), Taf. 13 B und S. ltf.
(0. Jahn). Robert, Antike Sarkophagreliefs
Taf. 25, 62 a. Vgl. Abb. 14.
Achilleus und Polyxena stehen nebenein-
ander. Polyxena im langen Chiton, über welchen
■der Brautschleier geworfen ist, legt die linke
Hand beteuernd auf die Brust und wendet das
Gesicht dem Achilleus zu. Dieser blickt sie
ebenfalls an; die ausgestreckten drei oberen
Kinger seiner abwärts gehaltenen rechten Hand
sind auch ein Zeichen der Beteuerung. In dor
erhobenen linken Hand hält er eine Rolle,
wohl den Ehevertrag. Zwischen beiden die
Amme der Polyxena (so Robert; Jahn: Hekabe),
schiedet sich von Priamos. Hinter Troilos ein
Krieger, hinter diesem Polyxena mit langen
Haaren, Band, langem Kleid und Mantel, beide
gestickt, in der R. eine Hydria. Über Priamos
und über Polyxena ein Vogel.
2) Schwarzfig. korinthischer Krater im
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14) Polyxenas Vermählung mit Achilleus.
Sarkophagrelief in Madrid (nach Robert, Antike Sarkophag-
reliefs Bd. 2 Taf. 25, G2 a).
Louvre, E 638, bei Potticr auf Taf. 50 (S. 58).
«;o Sonst abgebildet Monum. d. Tust. 1855, Taf. 20
und Wiener Vorlegebl, 3. Serie, Taf. 1, 1. Vgl.
Luckenbach, 11. Supplementbd. der Jahrbücher
f. class. Philologie S. 543 f.
Hektor nimmt Abschied von seinen Eltern.
Ihn erwartet auf dem Viergespann sein Wagen-
lenker Kebriones. Zur Seite der Rosse steht
Hippomachos mit zwei Jungfrauen. Vor den
Pferden stehen zwei andere Jungfrauen. Rechts
2741
Polyxena
Polyxenos
2742
hinter Kebriones folgt ein Krieger zu Fuls und
ein Berittener, ein zweites Kofs am Zügel
führend. Neben dem Rosse Daiphonos. Poly-
xena und Kassandra schliefsen das Bild ab.
Die hier genannten Namen sind den Personen
beigeschrieben.
3) Schwarzfig. attische Amphora in Berlin,
Furtwängler 1698. Gerhard, Mtrusk. u. Itampan.
Vasenb. Taf. 22. Overbeck Taf. 20, 16 (S. 637,
Nr. 125). Vgl. Abb. 15. Aias bedroht die 10
Kassandra, die sich zu Athena geflüchtet hat
beck Taf. 27, 4 (S. 641, Nr. 135). Aias ergreift
die Kassandra am Pallasbild. Bei der Göttin
suchen aufserdem noch zwei Frauen Schutz,
von beiden Seiten kommend. Eine davon wird
Polyxena sein.
2) eine der Töchter des Danaos bei Hygin.
f. 170: Filiae Danai quae quos occiderunt.
Darunter Polyxena Aegyptum (S. 33,12).
3) S. Polyxenos Sp. 2743, 16 ff. [Türk.]
Polyxenos (UoXv&i og) 1) Beiname des Hades
s. Belegstellen u. s.w. Bd. 3 s. v. Pleiones Sp. 2561 .
IT)1) Kassandra von Aias bedroht, von Athena beschützt; zugegen (links) Polyxena n. Antilochos, (rechts) Skamandrophilos.
Amphora in Berlin 16i'S (nach Gerhard, ctrusk. u. kamp. Vasenb. Taf. 22).
und von dieser beschützt wird. Inschriften :
Al[ug~\, 'A&svaicc, K[a]TaväQcc. Links von Aias
steht Uolv%6sv£ in langem gegürtetem rotem
Chiton, mit breiter Borte vorn herab; Mittel-
körper und Unterarme ergänzt. Vor ihr und
gleich neben Aias steht 'Av&t\o%og. Rechts
von Athena entweicht nach rechts Skcc{1(xvSqo-
<pilog, ein Krieger.
4) Rotfigurige kampanische Hydria im briti-
schen Museum, F 209. Inghirami, Vasi fitt.
4, 350. Arch. Ztg. 1848 Taf. 14, 1 (S. 214).
Overbeck Taf. 27, 3 (S. 642). Aias ergreift die
Kassandra, die an das Bild der Pallas geflohen
ist. Links folgt ihm noch ein Krieger. Links
oben Aphrodite. Rechts entfernt sich eine
Priesterin und ein junges Mädchen, vielleicht
Polyxena.
5) Unteritaliscber Krater im brit. Museum,
E 470. Baoul-Bocliette, Monum. ine'd. pl. 60
<S. 321 ff.); Arch. Ztg. 1848, Taf. 14, 2; Ooer-
47 ff., ferner Kall int. fr. 478 Schneider u. Supli.
50 O. C. 1570, nach dem Kerberos haust iv Tivlcaüi
7toXvt,tvoig (so seit Musgreive statt nolv^Eoroig),
vgl. Usener, Götternamen 361. 364. Altgriech.
Versbau 32. Sitzungsber. d. K. AI;, d. Wiss. zu
Wien 137 (1897), 31 f. Sintflutsagen 102 f. Arch.
f. Religionswissenschaft 7 (1904), 327. Bader-
macher, Bhein. Mus. 60 (1905), 593. E. Maafs,
Orpheus 157; vgl. auch die unter Polydegmon
angeführte Litteratur. ■ — 2) Aus diesem Kult-
beinamen (Gruppe, Gr. Myihol. 50) des Hades
60 erklärt sich Polyxeinos als einer der Ältesten
und Stammesfürsten von Eleu.5is zu der Zeit,
als Demeter dorthin bei der Suche nach ihrer
geraubten Tochter kam, Hom. hymn. Ger. 154.
Hierauf bezieht sich auch trotz des Zweifels
von v. Wilamovoitz, Homer. Unters. 185, 28 die
Notiz bei Hesych. IJolv'gbrog slg t&v f}Qmatv,
Berg!;, Kl. phil. Schriften 2 < 522 Anm. 40. Bei
Hesych. vermutet Meineice, Philologus 13 4858
2743 Polyxenos Polyxenos 2744
551 nr. 628 (nach Hcrodian ntgl [iov. '/.tt,. 17, machos gab in Erinnerung an seinen vor Troia
8: tig rcbv üaror ijQmcav): IJoXv^tvog tig x&v gefallenen Freund und Kampfgenossen Arnphi-
(q") t]QÜ>cov, und ebenso ist mit Bergk a. a. 0. machos, den Sohn des Kteatos, Paus. 5, 3, 4.
im Etym. M. 369, 20 zu lesen, wo auf die Das Grab des Polyxenos befand sich in Elis,
Namen der zehn attischen Phyleneponymen (Aristot.) Pepl. 36 BergTc P. L. 2\ 350. Eine
folgt: xuvru Ss xu dtxu bvö\iuxu ccnb q' (cod. Rolle spielte Polyxenos auch in der Telegonie
sinnlos unoQu) 6 Ilv&iog ti'Xtxo. Und aller- nach dem Auszug des Proklos (Jahn- Michaelis,
dings erscheint die Glosse des Hesycli. tig xmv Gr. Bilderchroniken 121. Apollodor ed. Wagner
i)qwwv ohne nähere Bezeichnung allzu unbe- p. 246): Nach der Bestattung der Freier und
stimmt. — 8) Aus Eleusis ist Polyxenos wohl io dem Opfer an die Nymphen fährt Odysseus
auch nach Athen gekommen, wo er Vater der nach Elis t7ti6xtip6^txog tu ßovxöXiu, xul
Eurymedusa ist, einer der für den Minotauros t,tvi^txut TtctQÜ HoXvt,tva (Bd. 3 Sp. 628, 12
als Opfer bestimmten aber von Theseus ge- steht Philoxenos [?]), S&qov xs Xuußüvtt xqutTjqcc.
retteten Jungfrauen, Serv. ad. Verg. Aen. 6, 21. xul iitl xovxa xu thqI Tgocpavior xul kyafirjSriv
0. Jahn, Arch. Beiträge 453. Auch das weih- xcäAvytiuv, Svoronos, Gazette archeol. 13 (1888),
liehe Gegenstück zu Polyxenos, JJoXv^tvr, findet 264, der aber S. 265 ebenso wie Betlie, Hermes
sich in Athen als Mutter des Menestheus, des 26 (1891), 619, 3 die Worte ini xovxa temporal
Sohnes des Peteos; andere nannten sie Mne- ('und aufserdem', 'und darauf stand in der
simache statt Polyxene, Tzetz. Proleg. ad Alleg. Telegonie die Geschichte von Trophonios') fafst,
Jl. 554 f. - — 4) König in Elis, bei dem die 20 während sie doch bedeuten: rauf dem Krater
Taphier (= Teleboer, Maxim. Mayer, Hermes (daher schrieb Welcher inl xovxov) waren Re-
27 [1892], 505) die dem Elektryon geraubten liefs mit der Darstellung u. s. w.', v. Wilamo-
Rinder geborgen hatten; Amphitryon löste die witz, Homer. Unters. 186. J. Viirtheim, Mne-
Rinder von Polyxenos wieder aus, Apollod. mosyne 29 (1901), 24. 36. 39; vgl. Ed. Meyer T
2, 4, 6. Tzetz. Lyk. 932 p. 885. Auch hier Hermes 30 (1895), 260. Warum Odysseus die
ist noch die Vorstellung durchsichtig, die sich Reise zu Polyxenos unternahm, läfst sich
in dem Mythos ausspricht, dafs Hermes nicht mit Bestimmtheit sagen, v. Wilamowit
ä
seinen Rinderraub in Pylos geborgen habe: a. a. O. 185 f. vermutet, der Besuch des Odysseus
in beiden Fällen ist die Unterwelt das Ver- bei Polyxenos und des letzteren Geschenk an
steck, Usener, Wiener Sitzimgsber. a. a. 0. 32. 30 seinen Gast sei erfunden, um die Erzählung
Gruppe, Gr. Myth. 150. Ettig, Acheruntica von Trophonios und Agamedes anbringen zu
(Leipziger Stud. 13) 298, 5; vgl. v. Wilamowitz, können, und weist zugleich hin auf Od. 14, 10o,
Euripides Herakles 2. 131, 1. Verböten es wo von des Odysseus Herden iv ijTtsigca die
nicht chronologische Bedenken, so möchte man Rede ist, so dafs also mit iJTTtioog Elis gemeint
am liebsten den folgenden (nr. 5) Polyxenos sei, während nach Ameis zu Od. 20, 210 unter
mit unserem gleichsetzen, da abgesehen von i'intiQog der Ithaka gegenüber gelegene Strich
dem gleichen Namen und der gleichen Heimat des Festlandes zu verstehen ist. Eine ähnliche
bei beiden die Rinderherden eine Rolle spielen. Erklärung giebt Wagner (Bd. 3 Sp. 448, 67 ff.),
- 5) Sohn des Agasthenes und Enkel des Au- wonach Odysseus seine Herden gleichfalls in
geias, einer der Heerführer des elischen Volkes 40 Elis habe weiden lassen, vgl. Viirtheim a. a. 0.
der Epeier vor Troia, Hom. 11. 2, 623. Hyg. 38, der aufserdem noch auf Od. 23, 355 ff. ver-
/'. 97 p. 91, 16 Schm. Busolt, Gr. Gesch. I2, weist. Apollodor (Epit. 7, 34) berichtet nichts
236, 11, der auf Niese, Homer. Schiffskatalog 25 von dem Aufenthalt des Odysseus in Elis bei
(mir nicht zugänglich) verweist. Der Name Polyxenos (vgl. Bethe a. a. 0. 604), doch schliefst
seiner Mutter scheint bei Hyg. a. a. 0. 'et Ed. Meyer a. a. 0. 620 f. aus den Worten:
pelorides filius' (cod. Fris.) erhalten; frei- Titgfi diu xfjg 'H718lqov ßadi&v (Odysseus;
lieh hat Schmidt 'pelorides' in 'Theronices' slg (HhG7tQcoxovg TtccQccyLvsrai, dafs in der echten
korrigiert und dies drei Zeilen weiter nach Telegonie Odysseus über Elis zu den Thes-
oben (p. 91, 13) eingesetzt, wo er liest: Am- proten ging, ohne — was Proklos berichtet -
phimachus Cteati (et Theronices). Nun hat aber 50 Ithaka wieder zu berühren. Welche Bezieh-
auch Tzetzes, Alleg. IL Proleg. 572 einen Mutter- ungen sonst zwischen Odysseus und Polyxenos
namen: nolv&vog Ös Muq löo g vibg v.ui Äyu- bestanden haben mögen (vgl. V. Wilamowitz
c&dvovgheiBoissonadeip. 35, während Matranga, a. a. 0. 186;, ob engere Verbindungen zwischen
Anecd. Gr. 1, 19 statt Müoidog: Bugidog hat, beiden Helden vorTroia angeknüpft worden sind.
und 2, 711 als Varianten: Kugidog und Mu- ob des Odysseus Reise zu dem 'gastlichen'
Qidog angiebt. Eine Entscheidung ist nicht Polyxenos (s. oben nr. 1) schliefslich eine Re-
zu treffen: Baris (s. d.) gehört nicht hierher; miniszenz an eine Hadesfahrt des Helden istT
eher könnte man Maris für richtig halten: entzieht sich \mserer Kenntnis. 0. Sohn der
Maris (s. d.) ist zwar nur als männlicher Name Medeia und des Iason, Hella nikos bei Paus.
(eines Lykiers) bezeugt, aber aus der Analogie 60 2, 3, 8: xbv . . . Ttcddu, bv tnrjybxo (Medeia
von Phrontis (1. männlicher Griechenname, ytvyovcu (aus Athen) ig xovg kgiovg, ytvto&ui
Steuermann des Menelaos, — 2. weiblicher Xsyuvaiv ££, Aiytag, bvoftu dt oi Mfjdov tlvui.
Troername, Mutter des Polydamasj könnte man 'Ellüvinog de uvxbv TLolvitvov xuXsT, xcä
auch den weiblichen Namen Maris erschliefsen. ntuxQog 'Iüaovög eprißiv ilvai. Seeliger Bd. 2
Als Freier der Helena wird Polyxenos genannt Sp. 2497, 9 ff. vermutet ansprechend, dafs zu
bei Apollod. 3, 10, 8. Hyg. f. 81 p. 82 Schm. schreiben sei: 'EXXuvixog_ — xuXti xai (Mijdov/
Nach seiner Rückkehr von Troia wurde ihm TtaxQbg'Iccaovdg cpr[Giv slvai, während H. Kull-
ein Sohn geboren, dem er den Namen Amphi- mer. Jahrb. f. kl ass. Piniol. Swppl. 27, 542f. 65 4
2745 Polyxo Polyxo 2746
ebenso wie v. Gutschmid, KL Schriften 5, 170, söhnen Nikostratos und Megapenthes (v. Wila-
nach dem der Name bedeutet : viele Fremde mowitz, Homer. Unters. 174f. C. Robert, Bild
unter sieb habend', an der überlieferten Lesuno- u>id Lied 55 Anm. 4) vertrieben und floh zu
festhalten. Hiller von Gaert ringen, De Grae- ihrer Freundin Polyxo, die, auch eine Argiverin
corum fäbulis ad Thraces pertinentibus p. 14, wie Helena, mit Tlepolemos nach Rhodos ge-
Anra. 46 zu p. 13 nimmt, m. E. mit Unrecht, kommen war und damals als Vormünderin
an, dal's der eleusiniscke Polyxenos (s. oben ihres Sohnes die Insel beherrschte. Um den
ur. 2) aus dem gleichnamigen Sohne der Medeia Tod ihres Gatten zu rächen, verkleidete Polyxo
abgeleitet ist. — 7) Über die ygccvg Tiolv&vog ihre Dienerinnen als Erinyen, schickte sie zu
bez. cpi.Xö^svog = Hekale vgl. Reitzcnstein, 10 Helena, während diese sich badete, und liefs
Hermes 27 (1891), 308 ff. [Höfer.] sie an einem Baume aufhängen, c -aal tnl
Polyxo (JloXvl-m), nach Pape-Benseler s. v. = rovra 'Podloig 'EX£vi}$ uqov iazt J£väQirtSog,.
'die gewaltig Starke' von itoXv t'ff£co(?), nach Eine Anspielung auf diesen Erhängungstod der
Schwenck,Etym.-mythol.Andeutungenl96 = ' die Helena findet sich auch bei Ptolem. Chennos 4
Vielleuchtende = noMi^m' (?), nach Vö'lcker, (= Mythograph. Westermann 189, 8 ff.), der hier
Myth. des Iapetischen Geschl. 88 von nolv av'gsiv; einmal ausnahmsweise ächte Überlieferung
doch sicher Kurzform zuPolyxene, Pott, Zeit- bietet und berichtet, dal's die Pflanze Helenion
Schrift f. Vö'lkerpsychol. u. Sprachtcissenschaft 14 auf Rhodos zuerst unter dem Baume gewachsen
(1883), 37. Fick-Bechtel, Griech. Personennamen sei, an dem sich Helena erhängt habe, E.Maafs,
407; vgl. Eurem, Die göttl. Zwillinge bei den 20 Amte« 367 f. Hefjter, Götterdienste auf Rhodos
Griechen 46, wie sich auch die Kurzform Ho- 3, 72 ff. Bött icher, Baumkultus 50. Mannhardt,
Xv& findet S. G. D. I. 1482. P. Kretschmer, Gr. Ant. Wald- und Feldkulte 22. 0. Jahn, Arch.
Vaseninschr. 29, und umgekehrt noXvt,tvr\ zu Beiträge 325 Anm. Kaibel , Hermes 27 (1892;,
nolv^svodcc weiter gebildet worden ist, Athen. 256 f. Usener, Götternamen 239. Sitzungsber.
Mitth. 7, 78 f. 223. Usener, Götternamen 10, 8. — d. phü.-hist. Klasse d. k. Akad. d. Wissensch. in
1) eine der Hyaden, Pherekydes im Schol.Hom. Wien 137 (1897), III, 12. Gruppe, Gr. Myth.
II. 18,486 {Maafs, Komment, in Arat.rel.389, 3). 163. 781. 790. Wenn Heffter a. a. O. die Polyxo
Hyg. f. 192. Hyg. Poet. astr. 2,21. Robert, Era- lediglich ein Produkt der Phantasie nennt, so
tosth. catast. rel. 107, 26. Schol. BP German. irrt er, wenn sich auch ihre ursprüngliche Be-
Arat. 178p. 75 .Br. = MarUan. Gapella ed. Eyfsen- 30 deutung und Rolle im Helenamythos nicht
hardt p. 396, 14. — 2) Bakche, Nonn. Dionys. mehr mit Sicherheit feststellen lassen. Nach
21, 70. R. Koehler, Die Dionysiaka des Nonnos Maafs a. a. O. 368 (vgl. Eurem a. a. 0.) ist
49. — 3) Najade, eine der Gattinnen des Danaos, Polyxo ursprünglich die Hadeskönigin selbst
Mutter von zwölf Töchtern, Apöllod. 2, 1, 5. — [auf eine Hadesgottheit weist auch die zu dem
4) Gemahlin des Nykteus, Mutter der Antiope, Kreise des Meleagros gehörige Polyxo (nr. 5)
ApoUodrS, 10, 1. Stark, NiobeSQB. Pott a. a. 0. hin, vgl. E. Kühne rt Bd. 2 S. 2607], die durch
Eurem a. a. 0. Röscher, Selene u. Vene. 143. wirkliche, nicht durch verkleidete Erinyen die
— 5) Schwester des Meleagros, Schol. Townl. Helena in Rhodos habe töten lassen. Die Form
Hom. IL 9, 584 (nolvgm: nolv^m, Benseier), der Sage bei Polyainos, dafs die Dienerin
— 6) Gemahlin des Heraklessohnes Tlepole- 40 anstatt der Helena getötet worden sei, ist ver-
mos (s. d.), deren Name in der Überlieferung mutlich nur eine Abschwächung der ursprüng-
sch wankt: $i%o£m bez. (Pilo^än bei Polyaen. liehen Sage, nach der Helena selbst ihren Tod
1, 13. Tzetz. Lyk. 911 p. 871 f., Holvlm Paus. fand. Die Art des Todes, die Steinigung, läfst
3, 19, 9. 10. — Tzetzes berichtet, Polyxo habe darauf schliefsen, dafs Polyxo und die Rhodier
ihrem vor Troia gefallenen Gatten Leichen- in Helena einen bösen, unheilbringenden Dai-
spiele gefeiert, an denen Knaben gekämpft mon (vgl. Lehrs, Populäre Aufs. 24; sahen, den
hätten; die Sieger seien mit den Zweigen sie durch Steinigung (vgl. den Art. Pharmakos
der Silberpappel (Xsvxri, über deren sepulkralc und Gruppe 887) unschädlich machen wollten,
und chthonische Bedeutung man Gruppe, Gr. — Besteht vielleicht irgend ein Zusammenhang
Myth. 790 vergleiche), bekränzt worden. Nach :.o zwischen der Bemerkung des Pausanias, Helena
Polyainos wollte Menelaos, der mit Helena aus sei nach Rhodos geflohen 'Oqsotov hi. itXccvca-
Ägypten zurückkehrte, in Rhodos landen. Aber pivov und dem Berichte bei Apollod. Epit. 6, 27,
auf die Kunde hiervon entbot Polyxo, um an der leider nur lückenhaft überliefert ist, dafs
Helena, der sie die Schuld an dem Tode ihres Orestes mit dem Artemisbilde nach Rhodos ge-
teueren Mannes beimafs, Rache zu nehmen, die kommen sei (evlol dh avtbv narä %siuu)v<x itgoa-
gesamte Bewohnerschaft von Rhodos, und diese svsx&ijvui -rj) vr\Ga 'Pödco XiyovGiv <(Lücke^>
stürmte mit Feuerbränden und Steinen an den avxbv y.al nara. %qi}6[lov iv relßei y.a&oaLmQ'fj-
Strand. Menelaos, durch widrige Winde ge- vai)? Orestes müfste dann doch wohl zu der Zeit
hindert, die hohe See zu gewinnen, barg Helena nach Rhodos gekommeu sein, wo Polyxo dort
im tiefen Schiffsräume und liefs die schönste 6j herrschte, und seine Verfolgung durch die
Magd der Helena das Gewand und den Schmuck Erinyen könnte die Polyxo auf den Gedanken,
ihrer Herrin anlegen. Die Rhodier liefsen sich gegen Helena verkleidete Erinyen zu ent-
täuschen, töteten die Dienerin und zogen sich senden, gebracht haben. Oder war vielleicht
durch ihre Rache befriedigt zurück, worauf Me- gar erzählt, dafs das von Orestes nach Rhodos
nelaos mit Helena unbehelligt abfuhr. Noch gebrachte Xoanon der Artemis irgendwie mit
anders lautet die Erzählung bei Pausanias: Stricken an der Mauer befestigt oder über diese
"Nach dem Tode des Menelaos, während Orestes gezogen wurde , woraus sich die Legende von
noch umherirrte, wurde Helena von ihren Stiel- einer Artemis 'Anay^o^ivrj (vgl. Paus. 8, 23, 6,
2747 Polyzo Pomona 2748
wo von einer solchen im arkadischen Kondylea Pomona quod felis amat; Auson.ecl. 10,9 p. 98
berichtet wird; vgl. auch den Mythos von der Peip. autumnum, Pomona, tuum September
Gattin des Ephesos, die die von ihrem Gemahl opimat; epist. 27, 101 p. '280 nulla autumnales
gastlich aufgenommene Artemis aus dem Hause rariat Pomona sapores = dornest. 5, 21 p. 25
trieb, zur Strafe von der Göttin in einen Hund, discolor arboreos variet Pomona sapores; Avien.
dann aber aus Erbarmen wieder in ihre ur- orb. terr. 1095 in septu f'aeilis Pomona resurgit
äprüngliche Gestalt verwandelt wurde; aus [vgl. 1187 quem Pomona iuvatj; Sidon. Apoll.
Scham erhängte sie sich, Artemis aber machte carm. 11, 117 hie gravidos Pomona sinns pro
sie zur Hekate, Eust. ad Hom. Od. 1711, 41 ff. tempore portat, auch Solin. app. p. 219, 24
Schoemann Opusc. acad. 2, 238) bildete, welche io Momms* Tylelarga et diutina Pomona copiosa
dann auf Helena übertragen wurde, die auch est), dagegen gedenkt ihrer weder Vergil im
sonst mit Artemis eng verbunden {Gruppe, Gr. 2. Buche der Georgien (nur Bacchus wird hier
Myih. 103; erscheint? — 7) greise TQoepög und angerufen) noch Varro im Eingange der Schrift
Vertraute der Königin Hypsipyle in Lemnos, vom Landbau, in dem er sich an einen aus-
die den Rat zur Aufnahme der Argonauten erlesenen Kreis von 12 ländlichen Gottheiten
giebt, Apoll. Bhod. 1, 608 ff. Hyg. f. 15. Bei wendet (darunter^ Liber für den Wein- und
Stat. Tlicb. 5, 90 ff. 131, der sie gleichfalls eine Minerva für den Ölbau); doch hatte der letz-
(ireisin nennt, reizt sie die Lemniaden zur Er- tere in den nach sachlichen Rubriken geord-
mordung ihrer Männer auf. Bei Val. Place. neten Götterverzeichnissen des 14. Buches {de
Argon. 2, 310ff. heifst sie wates Phoebe dileeta 20 dis certis) der Autiquitates verum divinaritm
sacerdos' und, soweit es der arg verderbte Text (vgl. Wissowa, Gesumm. Abhandl. S. 312 ff.) sie
erkennen läfst, soll sie einst aus Ägypten von als dea pomorum angeführt (August, de civ. dei
Pharos her durch Proteus auf einem Robben- 4, 34, vgl. 24 = Varron. antiqu. dir. fragm.
gespann nach Lemnos gebracht worden sein; ed. B. Agahd, Jahrb. f. Philo!. Suppl. 24, 180.
wenn sie weissagen will, taucht sie ins Meer 182 frg. 83. 91). Für alten Kult legen Zeugnis
und vernimmt daselbst weissagende Stimmen; ab ihre Kultstätte, das Pomonal, in agro So-
vgl. P. Langen (ßerl. Studien für klass. Phil. lonio (vgl. E. Desjardvis, Essai sur la topo-
11. Arch. N F. I) zu Val. Flaee. 2, 316 ff. und graphiedu Latium p. 218) via Ostiensi ad duo-
daselbst Schenld, der Polyxo mit der Proteus- deeimum lapidem deverticulo a miliar io oetavo
tochter Eidothea vergleicht. -- 8) Thessalische, 30 (Fest. p. 250) und der flameu Pomonedis (Enn.
nur aus Kallim. Hymn. in Ger. 78 bekannte annal. 123 Vahl.- bei Varro de l. I. 7, 45),
Heroine, Gemahlin (wie aus der Bezeichnung der unter den flamines minores die letzte Stelle
n(':Ti]Q kv.Tooicovog hervorgeht) eines nicht näher einnahm (Fest. p. 154, aus Atems Capito, B.
zu bestimmenden Aktor, die angeblich — eine Beitzenstein, Verrinn. Forschungen S. 45. 5:;
der vielen Ausflüchte, die die Mutter des Ery- und noch in der Kaiserzeit als ritterliches
sichthon machte, um die Krankheit ihres Sohnes Priesterturn nachweisbar ist (C. L L. III Suppl.
zu verbergen — den Erysichthon und seinen 12 732 aus Dalmatien: C. Iul(io) Silvano Mela-
Vater Triopas zur Hochzeit ihres Sohnes ge- nioni eq(uo) publ(ico) , flamfinji Pomfojnali
Laden hatte, vgl. auch Schneider zu Schol. Kallim. u. s. w.). Ein zu erwartendes Fest Pomonalia
a. a. 0. p. 134. [Höfer.] 40 ist nicht bezeugt. Obwohl Varro (de 1.1. 7, 40 .
Polyzo (?) s. Polyxo 5. und Ateius Capito (bei Fest. p. 154 minimi
Poinana(?) verderbter Beiname der luno bei habetur Pomoualis [flamen], quod Pomona le-
Arnöb. 3. 36, dessen Quelle nach W. Kahl, vissimo fruetui agrorum praesidet pomis) deu
Philölogus Suppl. 5, 7 75 f. Cornelius Labeo ist, Namen flameu Pomonalis als selbstverständlich
der vielleicht seinerseits aus Verrius Flaccus von Pomona hergeleitet behandeln, ist er doch
oder Varro schöpfte. Emendationsvorschläge eben so wenig wie Pomonal ein zwingendes
s. Be>scher Bd. 2 Sp. 586, 45 ff. Wissowa in Zeugnis für die Ursprünglichkeit dieses Götter-
diesem Lexikon s. v. Pomona a. E. [Höfer.] namens, da beide Worte eben so gut auf einen
Pomona ('Bildung auf -öna, wie Annbna, männlichen Pomonus oder Porno Gen. Pomonis
Buböna, Mellona, anders Tüpona), römische 00 hinweisen können. Die Form Pomonus wird
Göttin der Baumfrüchte, mit Einschlufs der von Piaeid us ausdrücklich abgelehnt (Corp.
Weintraube und der Olive. Plinius stellt an gloss. lat. Y 93, 25 = 135, 5 Pomonus, huius
die Spitze des 23. Buches seiner Naturgeschichte Pomoni, apud Latinos nihil est, sed Pomona est
ein schwungvolles Lob ihrer Gaben im Ver- dea pomorum. interdum pro übertat'' pomorum
gleiche mit den Erträgnissen des Ackerbaues und metonymicos pouitur), die zweite bezeugt er
läfst die Göttin selbst so reden (§2): plurimum (&. a. 0. 93, 26 = 135, 6) in der Pluralform
homini voluptatis ex me est, ego sacum vini, Pomones pomorum custodes, den Singular bietet
liquorem olei gigno, ego palmas et poma totque die salernitanische Inschrift C. I. 1j. X 531 ad
varietates, neque. ut 'Tellus omnia per labores, exornandam ordern Pomonis (vgl. dazu Usener,
aranda tauris, ferenda areis, deinde saxis, ut — 60 Götternamen S. 34). Eine männliche Gottheit
quando quantove opere? — eibi fiont, at ex me des gleichen Wortstammes und darnach wohl
parata omnia. nee cura labrjranda, sed sese auch der gleichen Bedeutung begegnet sowohl
porrigentia ultro et, si pigeat altingere, etiam bei den Sabinern als bei den Umbrern. Der
cadentia. Als göttliche Personifikation des Stein von Amiternum bei Zvetaieff, Tnscr. Ital.
reichen Segens der Obstbäume ist sie nament- med. dial. nr. 8 Taf. VI 3 (= Inscr. Ital. iuf.
lieh in der Poesie der Kaiserzeit sehr beliebt dial. nr. 10) mesene flusare Poimuni en At(e)mo
(Calp. ed. 2, 33 et matura mihi Pomona sub aunom hiretum d. i. mensi Florali Pomoni in
arbore ludti; Martial. 1, 49, 8 [Boterdi nemus], A(mi)t(e)rno donum electum bezeugt eine im
1>749 Pompaia Poneroi Daimones 2750
Blütenmonat gespendete Weihegabe für den Od. 24, 1 p. 725, 20 Dind. Röscher, Hermes
Obstertrag der Bäume, und in Iguviuin werden d. Windgott 68. Häuser, Arch. Jahrb. 7 (1892>T
Opfer und Gebete dargebracht Puemune Pup- 62. Bei Aesch. a.a.O. erklärt Panofka, Abhaitdl.
dike und Vcsune Puemunrs Pupdikes {Tab. Iijuc. d. Kgl. Preufs. Akael. d. Wiss. in Berlin 1853,
3 26. 35; 4, 3. 5. 10. 11. 12. 24. 26), nach der 261 ff. den Hermes Pompaios als 'Pastor der
wahrscheinlichsten Deutung zu erklären als Schutzbedürftigen'; vgl. aber auch Gruppe,
Pomoni publico und Vesunae Pomonis publici. Gr. Myth. 1337, 5. Vgl. Pompeus, Pompös.
Für die Auffassung dieses Götterpaares (vgl. [Höfer.]
auch Art. Vesuna), das in Iguvium eine be- Pompeus (Uo/wt&us) , Beiname des Herme»
deutsame Stellung eingenommen haben niufs, 10 = Pompaios, Diog. Laert. 8,1,19,31. [Höfer.]
lehren die Inschriften nichts Sicheres; vgl. Pompholyge (IIoy,cpoXvyv, v. no^epolv^o}, mit
Buecheler, ümbrica p. 159: Hllum deum, quem Blasen aufquellen), Gemahlin des Ökeanos, dem
in arvis Umbri venerantur, Frugiferum aliguem sie die Asia und Libye gebar. Mit einer
fuissc putes, qui prouentu sidcos oneret omni- zweiten Gemahlin Parthenope zeugte er die
busque, quaecumque terra feta parit, in anno Europe und Thrake. Andron b. Tzetz. Lylc.
maturitatem adferat. eo enim ducunt.puer, pubes, 894. 12S3. Exeg. II. p. 135, 15 ed. Herrn. Schol.
pomum'. Aeschyl. Pers. 185. Eudoc. p. 433. Apost. 16, 1".).
In die Pseudo-Sage, die von den römischen [Stoll.]
Antiquaren und Dichtern aus den Elementen Pompilia, die einzige Tochter des Königs
griechischer Mythenerzählung und römischen 20 Nuaia von Tatia. Manche nannten die zweite
Namen gestaltet wurde, ist Pomona zweimal Gemahlin des Numa, Lucretia, ihre Mutter,
verknüpft worden. Einmal als Gattin des Picus, Sie vermählte sich mit Marcius und gebar ihm
um derentwillen dieser die Liebesanerbietuugen den Ancus Marcius, den späteren König. Plut.
der Circe abweist und darum von dieser in Num. 21. [Stoll.]
einen Specht verwandelt wird (Serv. Aen. 7, Pompilos (no^nilog) s. Chesias nr. 2, wo
190 = Mythogr. Vatic. 1, 182. 2, 213), eine nachzutragen ist, dafs derselbe Mythos sich
Fassung, die nachher durch die reichere Ge- aufser bei dem dort angeführten Athenaios (==
staltung der Erzählung bei Ovid (metam. 14, Eust. ad. Hom. Od. 1737, 38) auch bei Aelian.
320 ff. ; beide Versionen beim Mythogr. Vatic. n. a. 15, 2.'!, die beide Apollonios Rhodios als-
3, 11, 11), der dem Picus eine der griechischen 30 Gewährsmann zitieren, findet, aber mit kleinen
Echo nachgebildete Nymphe Canens zur Gattin Abweichungen, so dafs, wie Wellmann, Hermes
giebt, verdrängt wurde (vgl. Wissowa, Gesamm. 26 (1891), 522 f. erweist, Aelian nicht aus Athc-
Abhandl. S. 137 f.). Dafür hat dann Ovid die naios, sondern beide aus Alexandros vonMyndos
Pomona zur Heldin einer andern Erzählung geschöpft haben. Vgl. auch Tümpel, Hie Aefhio-
gemacht, in welcher der Gott Vertumnus nach penlünder des Andromedamythos (Jahrb. f. klass.
langem Liebeswerben die spröde Schöne ge- Philol., Suppl. 16 [1888]) S. 169f. Anm. 105.
winnt (metam. 14, 623 IT.). Philologus 1892, 385 ff. und dagegen Gruppe,.
Fernzuhalten sind als mit Pomona nicht Gr. Myth. 1351, 1. [Höfer.]
zusammengehörig einerseits der bei Arnob. 3, Pompo (ndfiTtcov), ein Sohn des Königs Numa
30 verderbt überlieferte Beiname der Iuno 40 Potnpilius, von welchem das römische Ge-
Pomaua (Preller, Rom. Myth. I3 275, 5 will schlecht der Pomponier abgeleitet wurde. Plut.
Lucina herstellen, auch an Pronuba kann man Num. 21. Der Vater des Numa soll der Sabiner
denken), andererseits (trotz Usener, Götternamen Pompilius Pompo gewesen sein, Hionys. A. P.
S. 34) die spanische Poemana, der zu Lucus 2, 58. [Stoll.]
Augusti in Gallaecien im ersten Jahrhundert der Pompös (nounog), Beiname des Hermes =
Kaiserzeit ein Altar mit der Inschrift 0. 1. L. II ipv%07tou7t6g, Soph. Oed. Col. 1548. Orph. hymu.
2573 sacrum ■ Poemanae collegium divi AugfustiJ 57, 7. Bei Henn. II. 24, 153. 182. 437. 461 wird
gesetzt ist; E. Hübner (Monum. linguae Ibe- Hermes no^Ttog genannt mit bezug auf das Ge-
ricae CIXj und W. Schulze (Zur Gesch. leitein. leit, das er dem Priamos giebt, wie er auch
Eigennamen, Abhanell. d. Götting. Gesellseh. d. 50 den Aineias auf der Flucht aus Troia auf der
Wiss. N. F. V 5, 1904 S. 8) haben richtig auf tabula lliaca (vgl. Luckenbach, Jahrb. /'. Mass.
den Zusammenhang dieses keltischen Namens Phil., Suppl. 11, 629. F. Noeiclc, Hermes 27
mit dem des mysischen Kastells noi\Lccvr\vöv [1892]', 437, 2) geleitet, die Helena zu Proteus
(Athen. Mitteil. XV 156. XXIX 282 ff., vgl. Plin. bringt (Eur. Hei. 44) u s. w. Der Name An-
n. h. 5, 123) hingewiesen. [Wissowa.] dropompos (= der Männergeleitende, der Vater
Pompaia (no^inaiK), Beiname der Hekate des Neleiden Melanthos) kann ebenso wohl auf
auf einer Inschrift aus Larissa : Ai\ fxfiAf^iVo eine Epiklesis des Hades (Usener, Rhein. Mus.
xal 'EvoSia ito\iSjtaia. , Athen. Mitth. 11 (1886), 53 [1898], 367j als des Hermes zurückgehen.
336. Nach Corr. hellen. 13 (1889), 392, 9 soll Über Darstellungen des Hermes im Verein mit
die Inschrift lauten : 'Evodia yaxln6[Xst,. [Höfer.] 60 andern Göttern als Geleiter göttlicher und
Pompaios (IJouitaiog), Beiname 1) des Zeus, menschlicher Brautpaare auf Vasengemälden
Anonym. Ambros. in Anecd. var. ed. Schoell- und Reliefs s. Gruppe, Gr. Myth. 1136, 9 und
Studemund 1, 265, 82. Anonym. Laurent. die dort angeführte Litteratur; vgl. auch Bd. 1
ebend. 266, 81. Über Zeus als Geleiter der Sp. 2402, 65 f. Sp. 2405, 30 ff. Über Hermes als
Seelen vgl. Kaibel, Epigr. 511. Antipater Sid. Seelengeleiter s. Psychopompos. [Höfer.]
in Anth. Pal. 7, 241, 11 ff. Rohde, Psyche 2ä, Poneroi Daimones (Hovr^ol Saiyovsg). Die
388, 2. — 2) des Hermes, Aesch. Eum. 90. Lehre von den bösen und schädlichen Geistern T
Soph. Aiax 832. Eur. Med. 759. Schol. Hom. die neben den guten stehen, findet sich in
2751 Poneroi Daimones Poneroi Daimones 2752
jedem Religionssystem, so im Zendavesta^pegef, herausgebildet, vgl. Gruppe, Gr. Myth. 1081, 2.
Erdnische Alter thumskunde 2, 119 ff. ; vgl. 21), Bohde, Psyche l2. 254, 2. Für die bösen Da-
bei den Babyloniern und Assyrern (C. Bezold, monen finden sieb folgende Bezeichnungen :
Archiv f. Religionswissenschaft 7 [1904], 195), jckxoi äal^ovsg (auch im Singular), Za-
in den chaldäischen Orakeln W. Kroll, De ora- leuhos bei Stob. Floril. 44, 20. 21 (= Meinecke
culis Chaldaicis in Breslaner Philol. Abhandl. 2, 104, 16). Julian frgm. epist. p. 288 A =
7 [1894], I S. 44f. vgl. 55), bei den Ägyptern, p. 371 Hertl. Vgl. den y.cotocpQovcbv v7i£Qß(XQ)}g
wo sie als seelenfressende Dämonen in der dai^cov bei Aesch. Ag. 1174. Schon zur Zeit
Unterwelt hausen (Beitzenstein, Arch. f. Be- des Lysias gab es einen Klub, Anhänger des
ligionswiss. 8 [1905], 170, 1), bei den Etruskern 10 -Aay.bg Scduoav, die sich zur Zeit des Neumondes
{Müller - Deecke , Etrusker 2, 101), bei den versammelten, gottlose Menschen, avrl .. vovu-n-
Römern (s. die Art. Larvae, Mania; vgl. Martian. viaßttov v.ccy.0 S et i power leg Gcpiaiv ccvtolg
Capella 2,163: Manes ... tarn boni quam truces ro'vvoiia &i^£voi, itgtitov (isv xcäg uvxwv tv-
sunt constituti , quos ccycc&ovg et xccHOvg dcduovccg XaL$i Lysias (fr. 53 Scheibe) bei Athen. 12,
memorat Graia discretio; über die Lehre des 551 f. O. Lüders, Die dionysischen Künstler
Cornelius Labeo von den boni et mali dei' bez. 16 Anm. 37. F. Poland, Gesch.. des griech.
fnumina bona et mala1 oder rnumina dextera et Vereinstcesens 64. Ein ähnlicher gottloser Klub
ov
laeva' s. W. Kahl, Philologus Suppl. 5, 778 ff.), war der der TQtßalXoi, Demosth. in Conon. 39
bei den Juden (TU. Kroll, Arch. f. Beligionsw. 8 (or. 54 p. 1269). W. Kroll a. a. 0. 41.
[1905] Beiheft S. 36 mit Hinweis auf Hamburger 20 Vgl. y.ay.o$cducov, Ar. Equit. 112. xeexodai-
Bealensyklopüdie für Bibeln. Talmud I und povsg = xeneoi daifioveg, Porphyr, de abst. 2,42.
II s. v. Geister. Delitzsch bei Biehm s. v. Be- -Aayosgyol Saipovig, Porphyr, de abst 2,
sessene. Whitehouse im Dict. of the Bible s. v. 38 a. E. 40.
Exorcism, ferner H. Guthe, Kurzes Bibelwörter- %a%OTtoiol dalpovs'g, Porphyr, de abst. 2,
buch s. v. Asasel p. 44 u. s. v. Satan p. 577 f. 39, 58.
P. Zeller, Bibl. Handwörterbuch s. v. Asasel ttovi]qo'l duiu-ovsg, Porphyr, bei Euseb.
und s. v. Teufel p. 938. Joh. Weiß bei Hauck, praep. ev. 4, 22, 16 = Porphyrie de philos. ex
Bealencyclopüdie für protest. Theologie u. Kirche oraculis haurienda libr. rel. ed. G. Wolff 147.
s.v. Dämonen. Dämonische), in der christlichen Porphyr. Epist. ad Marcellam 11 a. E. Iambl.
Volksreligion (G. Krüger, Arch. f. Beligionswiss. 30 de myst. 2, 7. 3, 31. 4, 7 (vgl. Zeller a. a. 0.
2 [1899], 375 nach H. Weinet, Die Wirkungen 723, 5). Julian a. a. 0. Origenes adv. Cels. 2, 51
des Geistes und der Geister im nachapostol. Zeit- (p. 173. 30. 174, 12 ed. Koetschau). 3, 32 (p. 228,
alter bis auf Irenaeus. Usener, Götternamen 26); vgl. 6, 45 (p. 116, 22). Synesius epist. 69
294. 296. S. auch die oben bei den fJuden' (p. 688, 1 der Epistolographi ed. Hercher).
citierte Litteratur). Über böse und gute Geister (pccvloi öcciuovsg oder yavla ö ainovicc
bei den Naturvölkern s. einige Beispiele bei (ChrysipposbeiPlut.Quaest.Bom.bl,Ygl.Stoicor.
Leo Sternberg, Arch. f. Beligionsw. 8, (1905), repugn. 37, 2), Empedokles, Plato, Xenokrates.
273f. 460ff. Juynboll, ebend. 9 (1906), 263ff. 272. Chrysippos bei Plut. de def. orac. 17 [und dazu
Auch die Griechen haben dieselbe Vor- Zeller, Gr. Phil 3, I8, 320 f.] ; vgl. Plac. Philos.
Stellung, und es ist nur vereinzelt, wenn 40 1, 8. Is. et. Os. 26. Origenes a.a.O. 8, 36 p. 251, 16.
manche wie Philon (Aug. Ferd. Dohne, Gesch. cpavloi v.al avonroi (= daemones iniprudentes,
Darstellung der Jüdisch, alexandr. Beligions- Porphyr, in epistula ad Anebontem hei Augustin.
Philosophie 1, 312, 374. 2, 69, Zeller, Philos. de civ. dei 9, 11) Sal^oveg, Iul. or. 2, 90 C =
d. Griech. 3, II3, 394), Maximus Tyrius (14, 7. p. 116, 5 Hertl
15, 1. H. Kümmel, Jahrb. f. klass. Phil. 104 Die bösen Dämonen sind voll Neides gegen
|1871], 8), Sallust. Pliilosoph. ntgi &eäv xcä die Menschen und trachten daher ihre Seelen
■AÖ61L0V 12 (Gruppe, Gr. Myth. 1469, 9 a. E.) durch allerhand schreckliche Erscheinungen in
sich gegen die Annahme böser Dämonen er- Verwirrung und Leidenschaft zu setzen ; sie
klären, während umgekehrt Heliodor nur böse haben ihre Freude an klagenden, mit Schlägen.
Dämonen zn kennen scheint, indem er aus dem 50 Fasten, häfslichen Reden und Gebräuchen ver-
Wesen der Götter alles Böse und Ruchlose bundenen Festen, Plut. Is. et. Os. 26. Schmer-
aussondert und (mit einer Ausnahme, wo von tosch, De Plutarchi sententiarum, quae ad dici-
einem ds'gibv ßovlri^ia daluovog die Rede ist, nationem speetant, origine 4. B. Volkmann.
p. 196, 16 ed. Beider) dies den Dämonen zu- Leben, Schriften u. Philos. des Plutarch 293 f.
schreibt, Bohde, Gr. Roman 435. Dafs die 297. Sie senden Seuchen (s. d. d. Art. Nosoi
Lehre von den guten und bösen Dämonen nicht Sp. 465 f.), Unfruchtbarkeit, Erdbeben, Porphyr.
älter ist als die älteste philosophische Reflexion, de abst. de 2, 40, schaden den Menschen ( — wie
sieh aber nicht schon, wie Both, Myth. von unter Umständen auch die Heroen s. Bd. 1
den Weltaltern 16 f. annimmt, bei Hesiod aus- Sp. 2477, 25 ff. und die Götter, vgl. Aetios in
geprägt findet, betont Bohde, Psyche l2, 100, 1. 60 Doxographi ed. Diels p. 296 a, 13 ff. aus Plut.
sdalucov ist zwar an sich eine (lißv Xt&g (Eust. Plac. Phil. 1, 6: rovg &sovg dittlor ai'g rt rö
ad Hom. II. 200, 12; vgl. 651, 20 f.) — daher ßläittov xcd to (ocpslovv . . . zovg dh ßläitxov-
die Composita svdcd(tcov, olßiodcdfuav, und um- reeg [frsovg] Hoivccg 'Epivvccg "Aonv, vovvovg
gekehrt ßaov-, dvg-, KctKodalucov — , wird aber acpoGLOv(invoi %a).i:7xovg öi'tag xal ßiceiovg — ;,
viel häufiger auch ohne ein entsprechendes täuschen sie durch TSQarovQyia (Porphyr, de
Beiwort im bösen Sinne gebraucht, Nägelsbach, abst. 2, 42), wie sie überhaupt die Urheber von
Nachhomer. Theologie 115. Der aya&og Scä- [Lcc/zict und yor\T£icc sind (Origenes 2, 51 p. 173,
yn,rv (s. d.) hat sich zu einem besondern Gotte 30. 174, 12. Psellos. De operatione daemoinim
2753 Poneroi Daimones Pontarches 2754
p. 40 Boissonade), kurz sind die Urheber alles xäg 6vu.cpoQug *««• *us w^iks qtpovxeg avtoig,
Unheils, Porphyr, bei Wolf}' a. a. 0. 147 ff". 225 f. o de idiog txäaxov vovg, ovxog iart daiu.cov rov
Celsus bei Origenes 8, 36 p. 251, 16. Sie %%ovxog avögog, aya&og uev rov cpQoviuov xk!
sind dem Pluto - Serapis und der Hekate, äya&ov daiu.xov, Ttovr^bg de xov TtovrjQov. Vgl.
untergeordnet {Porphyr, a. a. 0. 147. 150.), Apuleius, De deo Socratis 15. Philo de Gi-
wobei es unklar bleibt, ob Pluto und Hekate, gantibus 4 p. 264 31 = p. 45 Wendland: äya-
die Beherrscher der bösen Dämonen, selbst als &ovg dai[iovccg xal xaxovg Ityovoiv oi itoXlol
böse gedacht werden, Zeller a. a. 0. 671, 3. xal ipv%ag öfiolag.
Über die Austreibung der bösen Dämonen s. Wie der jüdische Volksglaube die Heiden-
Porphyr. a. a. 0. 147 A. Dieterich, Mithras- 10 götter als böse Daimonen ansah (Psalm 96, 5.
liturgie 99 f. Luc. Philops. 16. W. Kroll, Arch. 106, 37. Zeller a. a. 0. 345, 3), so auch das
/'. Beligionsw. 8 (1905), Beiheft 36 f. Neue Testament (1. Cor. 10, 20) und die
Auch Kerberos, der Diener (über xvcov = Kirchenväter. So nennt z. B. lustin 1, 5 a. E.
Diener vgl. v. Wilamoiritz, Euripides Herakles die Heidengötter xaxol xal ävöotoi daiuoveg,
2, 135. O. Immisch Bd. 2 Sp. 1133, 23 ff.) des Theodoret. Graec. äff. cur. 10, 4 p 243 Paeder
Hades = Sarapis ist eimtovrtQÖg Saiyuav, Porphyr. spricht von ihnen als 7ia^it6vi]Q0i daipoveg,
bei Wolff a. a. 0. 30. 150. Ebenso werden Arethas im Schol. Luc. Peregrin. Prot. 13
von Porphyr, a. a. 0. 151 die Hunde, mit (p. 218, 24. 219, 6 Rabe) nennt sie aXcc6zopeg
denen Hekate Nachts umherschweift und die 8a.iu.oveg bez. tiovvqoI daiuoveg. Vgl. auch
'ebenso dämonische Wesen sind, wie Hekate 20 Bd. 1 Sp. 939, 26 ff. — Von der seit Erscheinen
selbst' (Rohde, Psyche 22, 83, 3) als Uovr\Qoi des Art. Daimon neu erschienenen Litteratur
daiuoveg bezeichnet, vgl. v. Wilamoicitz, G. G. sind hervorzuheben Usener, Götternamen 292.
K. 1895, 243, 57. Petersen, Arch.-Epigr. Mitth. Rohde, Psyche. Gruppe, Gr. Myth. (s. Register).
aus Oest. 4 (1880), 167. Röscher, Kynanthropie [Höfer.]
S. 30 ff. Nilsson, Griech. Feste S. 396. Viel- Poiios (IJovog), aXyivöeig genannt, mit vielen
leicht gehören hierher auch die in einer atti- anderen übelen Abstraktionen von Eris erzeugt,
.sehen Opferinschrift aus dem Anfang des vierten Hes. Theog. 226. Bei Cic. de not. deor. 3, 17,
Jahrhunderts (itQoQ-vtad-ai xv alv nöitava xgla, 44 (vgl. Verg. Aen. 6, 277. Seneca Oed. 652 1
v. vvnyexaig itöitava xoia, C. I. A. 2, 1651. sind Erebos und Nox Eltern des Ponos. Eine
Dittenberger, Sylloge Inscr. Graec. 22, 631 p 427) 30 andere Bedeutung hat Ponos in der Kosmogonie
erwähnten xvveg und xvvi]yexai, in denen der Hermetik: Physis und Ponos sind die ersten
beiden v. Wilamoicitz, Isyllos v. Epidauros vom obersten Gotte geschaffenen Wesen, und
100 unter Zustimmung von P. Stengel, Archiv aus ihrer Verbindung geht eine Tochter Evoe a ig
f. Religionswissenschaft 8 (1905), 211 dämo- hervor, Köoi] xöoiiov bei Stob. Eclog. 1, 41,
irische Wesen erkennt; vgl. auch Furtirüngler, 44 p. 936 Heeren = p. 284 Meineice; vgl. Th.
Sammlung Sab.) 25, der auf (den Komiker) Zielinski, Arch. f. Religionswissensch. 8 (1905),
Piaton (II, 675 Z. 16 Mein. = I, 648 K.) bei 363.368. 9 (1906), 45 ff., wo er statt Ponos lieber
Athen. 10, 442a hinweist, wo die xvveg und Porös (s. d.) in der K6qv xÖGyuov a. a. 0.
y.vvriytxai zusammen mit anderen Daimonen, schreiben möchte. Bei Luc. Union 31. 32. 33
wie Konisalos, Lordon, Kybdasos u. s. w. ge- 40 erscheint Ponos mit Kagzeola, Ziocpla und 'Av-
nannt werden; andere Deutungen der xvveg bei dpeia im Gefolge der Penia (s. d. und — mir
Dittenberger a. a. 0. p. 427 Anm. 4 (wirkliche nur durch Zielinski, Berliner Phil. Wochenschr.
Hunde) Kaibcl, G.G.N. 1901, 506 (phallische 1906, 1041 bekannt — J. Ledergerber, Lukian
Dämonen). a. die altaitische Komödie). Vgl. auch Eur.
iueh von dem bösen Dämon Einzelner wird fr. 474 N.'2: TLovog ydg, cog Ityovßiv, EvxXeiag
a
berichtet; am bekanntesten ist der dalpcov ttutiJq. [Höfer.]
xaxog des Brutus, Plut. Brut. 36; über die Poutanene (IIovxavrivr\): Mr][tQt] Tlovrav^vi,
■vielumstrittene Echtheit und Bedeutung der tvvr\v, Jahreshefte des oest. arch. Inst. Beiblatt
Inschrift 'Malus Genius Bruti' auf einem Relief 8 (1905), 104. Das Epitheton ist eine jener
in Stockholm s. Wieseler, Philologus 27 (1868)) 50 zahlreichen lokalen kleinasiatischen Bezeich-
238 ff. Von einem xaxbg daiacov des Cassius nungen der 'Göttermutter', Ramsay, Jahreshefte
Parmensis berichtet Yal. 3Iax. 1, 7, 7. Vgl. u. s. w. a. a. 0. [Höfer.]
über den Personaldairnon des einzelnen Men- Pontarches (TJovTäQ%r\g), 'Herr des Pontos',
sehen Rohde, Psyche 22, 316/17 Anm. Die An- Kultnauie, unter dem Achilleus in Olbia (C.I. G.
Behauung des HeraUit (fr. 121): 'iföog av&Qänco 2, 2076. 2077. 2080. 2077 b— f add. = Laty-
douucov'' (und dazu Lassalle, Die Philosophie scheic , Inscr. ant. orae sept. Poitti Euxini 1
Herakleitos des Dunkeln von Ephesos 2, 451 ff.) nr. 77 ff.) und auch in Odessos (Hermes 3 [1869].
und der gleiche Gedanke bei Menand. fr. 550 440, eine Inschrift, aus der Demetr. Kalopo-
Kock (fr. 18 Meineke 4, 238); vgl. dazu Leop. thakes. De Thracia provincia Romana, Diss.
Schmidt, Die Ethik der alt. Griechen 1, 154. 60 Berliu 1893 S. 69 irrtümlich einen Beamten
Usener, Götternamen 297 und besonders Edm. TtovraQ^vg Achilleus herausgelesen hat) verehrt
Hauler, EranosVindobonensis 334 ff., der (S. 341) wurde. In der fragmentierten Inschrift aus
verweist auf Epicharm (Lorenz Fragm. B 25 Constantza (Küstendsche), in der Nähe des alten
S. 261): 6 xQÖnog ccv&qwxgigi daluow uya&ög, Tomoi gelegen, . . ß. HovxaQi . ., die G. Toc
oig (xolg?) de xal xaxog, findet sich ausgeführt lescu, Arch. Epigr. Mitt. aus Oest. 14 (1891s
von Diogenes bei Dio Chrys. or. 4 p. 165 Reiske 29 nr. 60 gleichfalls auf den Kult des Achilleus
{== Dvndorf 1, 78, 15 ff.): ovx eialv t^co&sv xüv Pontarches bezieht, ist wohl mit Pick, Die
tivd-Qconcov ol novriQol xal aya&ol SaL^oveg, oi antiken Münzen von Dedien und Moesien 74
Koschee, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 87
2755 Ponteus Pontios 2756
Anm. 2 zu S. 73 eher an einen Beamten mit Mitt. a. a. 0. 206. Zum Kult der Aphrodite
dem Titel Pontarches zu denken. Zu Achilleus im Kyzikos s. Athen. Mitt. 6 (1881), 46 Z. 6
Pontarches vgl. Fleischer Bd. 1 S. 58, 52 ff. (IsQSvg AcpQodixrig). Athen. Mitt. 7 (1882), 255
Bohde, Psyche 2S, 374 Anm. J. B. Bury, Class. nr. 27. Münzen: Aphrodite mit Schwan, Head,
Bevietv 13 (1899), 307. Usener, Sitzungsber. d. Hist. muri. 453; mit Eros, ebend. 452. Kopf
phil.-hist. Kl. d. kais. Ak. d. Wiss. in Wien 137 der Aphrodite, Brit. Mus. Mysia 33, 102 pl. 8t
(1898), III, 11, nach dem der Kult des Achilleus 10. Vgl. auch AcpQodixr} Agxaxia inArtake, der
am Pontos auf Milet (vgl. Aristobulos bei Vorstadt von Kyzikos, Steph. Byz. s. Aqxäv.r\.
Athen. 2, 43 d. Aristokritos bei Parthen. 26) — d) Teiristasis (Thrakien), ^qppod[irr/] Tlovxia
zurückweist. Vgl. auch B. Holland, Heroen- 10 sv%i]v, Athen. Mitt. 4 (1884), 75 nr. 8. — e) Min-
rögel in d. griech. Mythol. 5ff. 11, 1. [Höfer.] turnae, Tempel der Ilovxii] kcpQodixtj, Serv.V.A.
Ponteus (TTovxsvg), ein Phaiake, Hom. Od. 7, 47. Eine Pontia ist auch die Aphrodite Praeia
8, 113. [Stoll.] (s.d. 1). — 3) Bezeichnung der Nereiden, Pind.
Pontia (Tlovxia). 1) Eine Altarinschrift von Pyth. 11, 2 (5); vgl. Eur. Hei. 318 und das neue
Kos lautet nach B. Herzog, Koische Forschungen Fragment aus des Sophokles Zvvds mvo i:
und Funde 223 nr. 217: ZwyiXog Zr\vo§6xov Nr\Q7]ido3v novxiog %oo6g, Nachrichten d. Göttin g.
hgaxsvGag 'AnöXXavi EPATAZ TTONTTAß xb Gcsellsch. 1896, 340; vgl. AEVxofriai- Ttäcat,
Isqov iÖQvaccxo Herzog a. a. 0. hält die Ände- cd novxiai, Hesych. Über Leukotheai = Ne-
rung von Epaxag in 'Exäxag für notwendig, da reiden in lesbischer Kultbezeichnung s. Bd. 2
einerseits die Nereide Erato (s. d. nr. 2) schwer- 20 Sp. 2012, 14 ff. Tümpel, Bemerkungen zu einig.
lieh einen Kult gehabt haben dürfte, anderer- Fragen d. griech. Beligionsgesch. (Progr. Neu-
seits Hekate von den Fischern, die auf Kos Stettin 1887) S. 14. Gruppe, Gr. Myth. 416, 2.
einen wichtigen Teil der Bevölkerung bildeten, Auch das Fragment eines unbekannten Ly-
als ftal&Goi og verehrt worden sei; Hesiod. Theog. rikers: nJovxiddzGGi ... \svjt\Xaxdiioig d-talg
439 ff. 443 f. Schol. Opp. Hai. 3, 28. Athen. 7, (Papyr. Oxyr. 673. Archiv für Papyrusforsch.
325, vgl. Bd. 1 S. 1890, 4 ff . S. 1891, 61 ff. 3, 482 nr. 313) ist auf die Nereiden zu beziehen.
S. 1899, 22 ff. Doch scheiden die letzten Bei- Besonders heifst Thetis itovxia, Pind. Nem. 3,
spiele aus, wenn die Hekate TQiyXi\vog bez. 35 (60). Isthm. 8 (7), 36 (71). Eur. Andr. 130.
ToiyXav&lvr] bei Athen, a. a. O., dessen Quelle Iph. Aid. 836. — 4) Die Skylla heifst xoiv.Qavog
Apollodoros ist, ursprünglich mit dem Fische 30 novxia kvcov, Anaxilas bei Athen. 13, 55» a
xQiyh] nichts zu thun hat, sondern xoi-yXr}vog (Meineke, Comic. 3, 347 = Kock 2, 270); vgl.
= xQiöcp&aXuog ist, Usener, Rhein. Mus. 58 Usener, Rhein. Mus. 58 (1903), 173. — 5) Auf
1 1903), 184. Die Vermutung Herzogs ist ge- der rotfigurigen Vase bei d Hancarville, Ant.
billigt von Gruppe, Gr. Myth. 1295 Anm. zu etrusques 2 pl. 27 (der Ausgabe von 1767).
1294. Ich möchte zur Erwägung stellen, ob Welcker, Alte Denkmäler 3 Taf. 30, 1. Lu/hirami,
nicht igaräg IIovxLccg zu lesen ist, wobei unter Vasi fittili 2 Taf. 167. Overbeck, Heroengatt.
Tlovxia natürlich Aphrodite, die Tochter der Taf. 33, 22. Panofka, Bilder antiken Lebens
iQctxr] Auovr] (Hes. Theog. 353), zu verstehen Taf. 15, 4, auf der man gewöhnlich eine Illu-
wäre, die allerdings in poetischer Weise, mit stration zum 'Odvaosvg c{->ica>&07tXij!; erblickt,
dem Epitheton igaxij bezeichnet sein würde, 40 ist der Frauengestalt, die auf der eine felsige
oder ob zu lesen ist hgo:xsv6ccg 'AnoXXcovi (1)squ Erhöhung andeutenden Linie, dem Ufer, sitzt,
xäg Hovxitxg (== Aphrodite), — für die Verbin- Tlovxia beigeschrieben. Während Welcker a.a.O.
düng isQaxsvtiv isQa vermag ich freilich keinen :i, 459 f. 5, 345 f. Panofka a.a O. 32 und andere
Beleg zu erbringen. — 2) Beiname der Aphro- in ihr Penelope erblicken, deuteten sie Welcker
dite (s. d. Bd. 1 Sp. 402). Für die in dem Bei- später (Bull. arch. Nap. N. S. 2 [1854], 14) und
namen Tlovxia, TTnXayia, EvitXoia, 'Enntov- Overbeck a.a.O. 818 als eine Meergöttin (Nymphe);
xia [Hesych.] ausgesprochene Beziehung zum Stephani, Compte rendu 1865, 137 sieht in der
Meere würde die von P. Kretschmer, Kuhns Darstellung das Herannahen eines Seesturmes
Zeitschr. 33 [1895], 267 vorgeschlagene Etymo- und in der Frauengestalt die Tersonifikation
logie von Aphrodite = ,A(pQ-6dixr\ — udixtj Femi- 50 des felsigen Ufers', der Ttovxia äy.xiq (Aesch.
ninum zu üäixrjg — rdie auf dem Schaume da- Pers. 449). Zur Personifikation der 'Axxai bez
hinwandelnde' treffend passen — ■, Cornut. de der durch eine Frau dargestellten A%xr\ s.
not. deor. 24 p. 137 Osann (iiaXslxai . . novxia Otto Schultz, Die Ortsgottheiten in d. gr. u. röm.
dia. xb . . iv ftaXaGOr] xr)v dvvatiiv avxyg &ta- Kunst (Berliner Studien 8, 3) S. 79 f. u. oben
qsIo&cci). Eur. Hipp. 415. 522. Xenarchos bei Bd. 2 Sp. 2129 f. [Höfer.]
Athen. 13, 569 c (Kock 2, 469), und zwar findet Poutios (TTovxiog), Beiname — 1) des Po-
sich Aphrodites Beiname Pontia a) in Hermione seidon, Hom. hymu. 21, 3. Bakchylid. 16, 35.
AcpQOÖixrjg vabg inUXr^iv TTovxiag xcä Atus- Soph. Oed. Col. 1072. Eur. Andr. 1011. Hipp.
viag zfjg ccvrijg), Paus. 2, 34, 11. Über die 44. Ion 282. Kykl. 413. Blies. 188. 240. Arist.
zahlreichen Fischer (AXtstg) in Hermione vgl. 60 Bau. 1341. Thesm. 322. Orph. Arg. 1278 (1285).
Ephoros bei Steph. Byz. s. Tigvvg. — b) in Hymn. 17, 8. 63, 16. Nonn. Dionys. 6, 290.
Troizen, Eur. Hipp. 101 vgl. mit 415. 522 und 21, 92. 39, 269. 42, 519. Aristid. 2, 310, 5 Keil
dazu Usener, Legenden der heiligen Pelagia 21, =1, 22, 12 Dind. Schol. Arist. Plut. 1050.
49. — c) in Kyzikos: TToGsiSiovi -Aal'AqjQoSsixv Weihinschrift aus Elateia, Inscr. Graec. Sept.
llovxlu xctQiGxrJQiov, Athen. Mitt. 10 (1885), 205 f. 3 (= C.I.G. 9, 1) nr. 130 p. 39 (Corr. hell. 10
nr. 30, Weihung einer Genossenschaft, die die [1886], 368. Cougny, Anth. Pal. 3, nr. 101 b
Fischerei oder ein mit der Seefahrt zusammen- p. 587. E. Hoff mann, Sylloge Epigr. Graec.
hängendes Gewerbe betrieb, Mordtmanu, Athen. 339 p. 174). Ein xfyei'o? Tloxsiää TTovxico am
2757 Pontokrator Pontos 2758
Tainaron, Eupolis fr. 140 Kock = Mein. 2, 482; Pontonoos (Tlovtovoog), Phaiake, Herold des
vgl. Wide, LaJcon. Kulte 47. Über weiteren Kult Alkinoos, Rom. Od. 7, 179 {Athen. 1, 13 e). 183.
des Poseidon am Tainaron s. Wide a. a. 0. 44. 8, 65. 13, 50. 53. 0. Seeck, Quellen der Odyssee
v. Wilamowitz, Homer. Unters. 168. G. Gilbert, 302 f. Fick-Bechtel, Die griech. Personenname)'
Studien zur altspart. Gesch. 44. Ed. Meyer, 375. [Höfer.]
Hermes 30 (1895), 267, 2. Gruppe, Gr. Myth. Pontoporeia (LTovroTtoosia), Tochter des
S. 1152 Anm. 7 nr. 3 b ß zu S. 1151. — Vgl. Nereus u. der Doris, Hes. Theog. 256. Schoe-
Thalassios (s. d.) und den Poseidon Mesopontios mann, Op. Ac. 2, 166 (Naviga). Braun, Gr.
(s. d. und dazu Tümpel, Bemerkungen zu einigen Götterl. § 75. 85. [Stoll.]
Fragen der griech. Religionsgesch., Progr. Neu- 10 Poutoposeidon(JIoi'T07ro(?£tdcav) = Poseidon,
Stettin 1887, S. 2 f. 15 Anm. 2). — 2) des Glaukos Arist. Flut. 1050. O. Waser, Skylla und Cha-
aus Anthedon, Mnaseas bei Athen. 1, 296 b; rybdis 1050. Müller- Strübing, Jahrb. für Mass .
vgl. Strabo 10, 447 . Plut.Cic.2. Welcker, Aesch. Phil. 117 (1878), 759, vom Schol. a.a.O. durch
Tril. 311 f. 470f. Nachtrag 176 f. G. Hermann, növtiog, utyiGtog, %-aläüGiog TIoghiSüv, ßaaiUvg
Opusc.2,64:S. O. Schneider, Callimachea 2, 165 f. oder avut, rov Tlövrov erklärt. [Höfer. ]
O. Waser, Skylla u. CharybdisSl. Nach Userwr, Pontos (IIovTog), Personifikation (?) des Meeres,
Rhein. Mus. 53 (1898), 351 f. ist Glaukos mit von Ge ohne Liebesgemeinschaft (attQ qpddr?]-
Poseidon ursprünglich identisch, wie auch schon zog icpiatgov) erzeugt, Hes. Theog. 135 und
Stephani, Nimbus u. Strahlenkranz 33. Gädechens, dazu O. Müller, Prolegomena 379 Geschichte
Glaukos der Meergott 203 betont hatten. — 20 der griech. Litteratur 1 2, 159. Schoemann,
3) Apollon Tlovriog statt Tloixiog ist eine un- Opusc. acad. 2, 43 f. 106 f. 164. Ad. Gerber,
glückliche Vermutung von Papasliotis bei Ran- Jahrb. für Mass. Piniol. Suppl. 13 [1884], 267.
gäbe, Ant. hell. 2, 2477 p. 1033. [Höfer.] Bei Hyg. f praef. 9, 18 Schm. ist er gleichfalls
Pontokrator (TTovroxparcüe), Beiname des Sohn der Ge (Terra), als Vater aber wird Aither
Poseidon (cod. ■Jtavroy.gdraQ), Orph. hymn. 17, (s. d.) genannt. Von Pontos und Ge stammen
2, 7. [Höfer.] Nereus*), als dessen Mutter freilich Ge nicht
Pontomeda (noi'T[o]/x£dor), Nereide als Zu- direkt wie bei den übrigen : Thaurnas,Phorkys*),
schauerin bei dem Ringkampf des Peleus und Keto und Eurybie genannt wird, Hes. Theog.
der Thetis, O. Jahn, Vasensamml. K. Ludivigs 233 ff. (= Apollod. 1, 2, 6. Philargyr. ad. Verg.
380 p. 125. Gerhard, A. V. 3, 227. Overbeck, 30 Georg. 4,395, vgl. Proklos ad Plat. Tim. 5, 296 b
Heroengall. 7, 5. Baumeister, Denkmäler 3 p. 718 Schneider). Auch bei Hyg. f. praef. 10,
nr. 1882 p. 1799; vgl. 1798 r. Luckenbach, Jahrb. 13: Ex Ponto et Terra Thaumas f tuseiversus
/'. Mass. Piniol. Suppl. 11, 563 und Anm. 1. Ceto Nereus scheinen dieselben Kinder wie bei
P. Kretschmer, Griech. Vaseninschriften 78. 202. Hesiod genannt zusein, wenn man mit J. Escher
W. Schulze, Gott. Gel. Anz. 1896, 245. = Tlov- bei O. Waser, Skylla u. Clmnjbdis 32, 64 in dem
Tonidovocc (s.d. u. A. Gerber, Jahrb. f. Mass. ersten Teile desWortes tuseiversus — M. Schmidt,
Phil. Suppl 13, 290. O. Waser, Skylla u. Charyb- Bh. Mus. 20 (1865), 461 schlug Tusci versus vor
dis 36); vgl. Nereiden Sp. 211, 12 ff. 215, 10. und erklärte diese Lesung dadurch, dafs man
[Höfer.] an ein Zitat aus dem Dichter L. Tuscus zu
Pontoinedeia (Tlovro^iöna), Nereidenname 40 denken habe(!) — Tuscus erkennt, die latei-
auf einer rfg. Vase im brit. Museum (rheroi- nische Namensform für Tyrrhenos, der wiederum
siertes Genrebild'), Heydemann, Comment. Phil. mit Phorkys identisch ist, vgl. Schol. Flato Eep.
in honor. Theod. Mommseni 171. Luckenbaeli, 9, 588 c (p. 358 Herrn). Apollod. Epit. 7, 20.
Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. 11, 563 u. Anm. 1. und dazu O. Höfer, Bd. 2 Sp. 1408 s. v. Krataia.
P. Kretschmer, Griech. Vaseninschriften 202. In dem zweiten Bestandteil sieht Bloch Bd. 3
Vgl. Pontomeda, -usa. [Höfer.] S. 2433, 8fF. eine Entstellung des hesiodeischen
Pontomedon (TIovTou.idcov), Beiname 1) des Eurybie. Oder ist vielleicht Vis, die lateinische
Poseidon, Find. Ol. 6, 103 (176). Aesch. Sept. Übersetzung wenigstens des zweiten Bestand-
170. Orph. hymn. 17, 4. Anth. Pal. 9, 680, 1. teiles von EvQvßin (vgl. Vis = Biet bei Hyg.
Class. review 5 (1891), 288. Berl. Phil. Wochen- 50 a. a. O. 11, 20) darin enthalten? Auch den
sehr. 11 (1891), 546. C. 1. A. 1 Suppl. p. 179 Aigaion (Briareos) nannte Eumelos in der Ti-
nr. 3799, vielleicht auch Simonides in Anth. Pal. tanomachie nach Schol. Apoll. Rhod. 1, 1165
13, 9, 6 (fr. 155 und dazu Bergk, P. L. 34 p. 500). (vgl. Bethe, Hermes 26 [1891], 624) einen Sohn
Bei Eur. Hipp. 744: 6 IlovroiiiScov 7tog(pvgtag des Pontos und der Ge. Von diesen beiden Eltern
kiuvag vavrcctg ovxt&' üSbv reaei versteht r. Wila- stammen nach ulloi xivig bei Tzetzes Theog.
mowitz, Euripides Herakles 2, 129 unter dem 82 in Anecdota Matranga (vgl. Bakchylides fr.
Pontomedon den Halios Geron oder eine seiner 69 Bergk P. L. 34, 588 = fr. 52 Blafs- p. 176)
Spezialisierungen: Phorkys, Nereus, Triton, auch die vier Teichinen Aktaios, Megalesios,
während Luckenbach, Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. Ormenos und Lykos ab. Als Töchter des Pontos
11, 563, 1 auch hier Poseidon erblickt; vgl. co werden Delos (s. d. und Bd. 2 Sp. 2084, 17. 61ff.)
auch F. R. Drefsler, Triton u. <(. Tritonen 1 von Piudar (fr. 87. 88. F. L. Bergk l4 p. 401
(Progr. Würzen 1892) S. 33, 2. — Schmeichelei und Theophr. Phys. opin. fr. 12 in Doxographi
nannte auch den Kaiser Augustus TLovzouidav, ed. Diels p. 487, 5) und Galene (raXüvsia),
C. I. G. 3, 4923 = Kaibel, Epigr. 978. — die Personifikation der Wind- und Meeresstille
2) des Priapos, Anth. Pal. 10, 16, 11. Vgl. von Euripides genannt (Hei. 1458). Während
Gruppe Gr. Myth 856, 1 [Höfer.] *) Bd. 3 Sp. 2433 , 49 Bind zwei arge Druckfehler stehen
-FOntOlIiedllSa (UovtO^doVGCc), lochter des geblieben: „Phorkys ... Sohn des Plutos" (statt Pontos)
Aereus U. der Dons, Apollod. 1, 2, 7. [Stoll.] „und der G« nebst Akren*" (statt Ncrcm).
87*
2759 Popanon Porde 2760
Nereus nach Hesiod (s. oben) Sohn des Pontos 6 p. 22 C. Schol. Hom. Od. 1, 32. Tzetz. Lyk-
ist, erscheint er bei dem nicht immer sehr 943. Heyne, Observ. ad Hom. II. 1, 254. v-
glaubwürdigen Philo Byblios (bei Euseb. Praep. Holzinger zu Lykophr. a. a. 0. p. 307 f. Meineke,
ev. 1, 20, 26 = fr. 2, 21. F. J?. G. 3, 568), dem J.»«Z. Alexandr. 128), und darnach fafsten
aufserdem auch bei der Übertragung phoiniki- manche das homerische a> itöitoi als Ausruf =
scher Götternamen oft Irrtümer unterlaufen, als f o, ihr Götter ' oder erklärten es als durch
Vater des Pontos; von letzterem stammen wie- Synaloiphe von ztiotioi — iitö-Ttxai entstanden,
derum Poseidon und Sidon, die Erfinderin des Apion bei Hesych. s. v. -jtöitoi. Eust. ad Hom.
Gesanges (und Stadtgöttin von Sidon) ab; weiter 11. 98, 45 f. 99, 1. Apollonius, Lex. Homer, s. v.
berichtet Philo von Kämpfen des Pontos mit 10 nö-xoi p. 133, 19 Bekker. Tzetz. a. a. 0.; Schol.
Uranos und Demarus (s. d.), vgl. v. Baudissin, Marc, und Paraphr. vet. zu Lyk. a. a. 0.; an
Studien zur semitischen Religionsgesch. 2, 174. letzterer Stelle heifst es sogar: xb co nonoi
— Eine Art von Personifikation des Pontos ziveg m &eol r) Movaca nao' 'O^rjQa; vgl. Eust.
liegt auch vor bei Hes. Theog. 963: v^blg [lIv in cum, qui papa dici recusabat Cap. 5(=Eust.
vvv %aiQ£% ', 'OXvfvniu Smj.iar t%ovteg, || vfjeol opuscula ed. Tafel, Frankfurt a. M. 1832 S. 38,
r i'iTtstQoi tu %ccl aliivgog bvSo&i. novrog, vgl. 90 ff.) Cap. 9 (= Tafel S. 39, 84). — Eustathios
C. Robert, Melanges Nicole 461 ff. bes. 463. a. a. 0. 5 u. 9 (S. 39, 70), wo er sogar das Sub-
Auch das schwarze Meer, der IJovrog oder stantivum itönog (auch Herodian 1, 187, 24 hat
TLövxog Ev&ivog, ein Name, der nach Gruppe, Ttönog) gebildet hat, erklärt dies für synonym
Gr. Myth. 389 vielleicht einer Hadesbezeich- 20 mit näitag und Ttaitalog (= itocxriQ), durch Vokal-
nung entlehnt ist, wird personifiziert. Schon trübung entstanden wie uGxucpig aus aGxecqjig.
bei Herodot (4, 86; daraus Dionys. Per. 165. Auch Euphorion {Meineke a. a. 0.) und Lykophr.
Avien. Desci\ orb. terr. 245. Priscian. Perieges. 943 gebrauchen tiotvol wie ein gewöhnliches
155) heifst die Maiotis — nach Eust. zu Substantivum in der Bedeutung 'Götter'. Vgl.
Dionys. P. a. a. 0. mit Anspielung auf ihren Autenrieth bei Nägelsbach zu Hom. A254. Nach
Namen = Muttersee (^ala = rpoqpdg) — .«Jj'rrjp Etym. 31. 823, 32 (vgl. Herodian a. a. 0.) ist
roxi Uovtov, vgl. Dionys. Byz. 2 p. 2 Wescher: tiÖtcoi die skythische Bezeichnung für äydlaarc:
Mai&rig, r)v iii]t£qu ■ü.ccl rgocpbv xov TLöv- rtvcc vnöyaiu rcov ftnav. [Höfer.]
xov xcczscpijiuGs loyog ix %ala.iag \ivr)\Lr[g Populona, -Oiiia, Beiname der Iuno, s. Bd. 2
iiccQccdb öo^ievog, und nach Plinius (6, 20) 30 Sp. 598 und Walt. Otto, Philologus 64 (1905),
nennen die Skythen die Maiotis Temarunda, 172. 203 ff., der sie mit Mommsen, Staatsrecht
„quo significant matrem maris", vgl. Müllen- 3, 5, 2, ausgehend von der Gleichheit der Be-
hoff, Monatsber. d. k. preufs. Akad. d. Wiss. 1866, griffe quirites und populus, für identisch mit
556. Auf Kaisermünzen von Tomis (Poole, Catal. Iuno Quiritis (Bd. 2 Sp. 596) erklärt. [Höfer.]
of greek coin Brit. Mus. Tauric Chersonese 57, Populus. Über die Darstellungen des Po-
26. 61, 48. 61, 51. Svoronos, 'Eqp7]ft. &q%. 1889 pulus auf Münzen und auf der Ära Pacis Au-
Taf. 2, 13) erscheint, die Füi'se der Stadtgöttin gusti vgl. E. Petersen, Rom. Mitt. 7, 255 ff.
Töiiig mit der Linken berührend nur mit halbem Arch. Anz. 18 (1903), 184 f. Jugendlich mit
Oberkörper hervorragend, ein bärtiger, nackter Opferschale und Füllhorn an einem Altar zu-
Mann, den man, wie es v. Sallet, Beschreib, d. 40 sammen mit dem älteren Senatus opfernd, findet
antiken Münzen 1, 92, 14 tut, für einen Flufs- er sich auf einer Münze des Traian (Cohen 22,
gott — Poole a. a. 0. bezeichnet ihn als water- • 86 nr. 654), des Hadrian (Cohen 2 2, 222 nr. 1406);
god — halten könnte, wenn er nicht statt der etwas anders ist die Darstellung auf einer
Stierhörner die Scheren des Seekrebses trüge, Münze des Marc Aurel (Collen 32, 107 nr. 1051):
und daher erkennt Svoronos, 'Eq>. ccq%. a. a. 0. mit Füllhorn steht er an einem bekränzten
95 f. wohl mit Recht hierin eine Darstellung Altar, auf dem ein Schild aufrecht steht, dem
des Pontos Euxeinos, ebenso wie dieser nach Senatus gegenüber, hinter dem Populus ein
Imhoof -Blumer, Kleinasiatische Münzen 1, 8, 1 Stier. Als Zuschauer beim Opfer des Senatus
in etwas abweichender Darstellung, die Linke ist er weniger jugendlich auf der Ära Pacis
am Anker, zu Füfsen der Stadtgöttin von Hera- 50 dargestellt. — Vgl. auch die bilingue Weih-
kleia in Bithynien, und auf Münzen von Amisos inschrift: ACi KaTtercoXim -/.od reo dr]iLcp xöiv
im Pontos erscheint, Imhoof- Blumer a. a. 0. 'Pa>[icdcov = Iovei Capitolino et poplo Romano,
1, 1, 4. Auf Münzen von Nikaia ist Pontos mit Orelli 3674 = C. 1. L. 1, 589 = C. I. L. 6,
dem Delphin dargestellt, Müller -Wieseler, D. 372 = C. I. G. 3, 5880 = 7. G. P. et Steil,
a. K. II, 2, 26. Keller, Tiere des Mass. Altert. 986. Vgl. Demos u. Bd. 3 Sp. 2130. [Höfer.]
420, 115. Über die Personifikation und Dar- Porde (TlogSi]), scherzhafte, freilich auch
Stellung des AiyaZog JJovxog s. Bd. 2 Sp. 2080, schamlose Personifikation, soweit von einer
19 ff. Sp. 2118, 58 ff. und die Abbildung Bd. 2 solchen die Rede sein kann, der durch das
Sp. 2119. [Höfer.] Verbum Tttgdsiv ausgedrückten Tätigkeit in
Popauon(JTo7z:ai>a>i>), griechische Bezeichnung 60 dem in Oxyrhynchus-Papyri 3, 45 erhaltenen
des italischen Ianus s. Röscher Bd. 2 S. 15, 45 ff. Mimus Charition, vgl. Sudhaus, Hermes 41(1906),
S. 42, 43 ff. W. Kahl, Philologus Suppl. 5, 746 f, 265, 1. Auf den Rat eines Gefährten: \ivcc dl
der ebenso wie Röscher diese Bezeichnung auf §u<6~\co&yg, nogSiiv ßdXs' [ftewv Ss xlvec v.cdelg];
die Ianualia, Opferkuchen zu Ehren des Ianus antwortet der andere: IloQdijv, [t/s y.qö.xigxcci
= griechisch -xöstava bezieht. [Höfer.] blv\ai Sokovgl ä-JToxooTtai, und versteigt sich
Popoi (TIÖtioi), angebliche Bezeichnung der dann zu der Anrede: xvqLcc UoQdi], der er eine
Götter bei den Dryopern: (nalovoi) Aovontg silberne Statue verspricht, vgl. Grenfell-Hunt,
. . . TTüTrovg rovg Öcä^LOvag (Plut. de aud. poet. Oxyr. Pap. a. a. 0. p. 52. [Höfer.]
2761 Pordon Porkes 2762
Pordon (nögöav). Den Namen der Insel Perimede, Eriboia neben Periboia und Phere-
IlogdoaiXrjvr,, die später, um den üblen Klang boia, Polymele neben Philomela u.'s.w. Bedeutet
der zwei ersten Silben zu vermeiden, Uogo6£- Xagißoia 'die sieb freut am Fraise' (vgl. ßoöxtiv
Xt]vrj hiefs, leitet 0. Rofsbach, Neue Jahrb. für bei Aesch. Ag. 118), so bezeichnet IJsgißota
d. Mass. Altert, 4 (1901), 403 f. von einem Silen 'die rings herum Fressende', beides Namen,
tlZiXrivog), mit Namen TJögScov oder JJogSog ab, die im tatsächlichen Einklang mit der Tätig-
dessen Haupt er auch auf den autonomen keit dieser Ungeheuer (s. unten) stehen. Wenn
Münzen dieser Stadt (abg. Jahrb. a. a. 0. 392/3 aber Periboia als berechtigte Variante zu halten
nr. 11 = Brit. Mus. Troas Taf. 43, 14) er- ist, so läfst sich mit grofser Wahrscheinlich-
kennt. [Höfer.] 10 keit folgern, dafs auch in dem überlieferten
Porkes, Porkeus, Porkis (i7dpxrjs, TJoq- feurifis ein anderer Name als Porkes zu suchen
xevg(?), nögnigi. Sinon, heifst es bei Lykopin: ist, ganz abgesehen davon, dafs paläographisch
Alex. 347, wird ein Feuerzeichen den Griechen beide Namen nicht die entfernteste Ähnlich-
geben xoig slg 6tsvt\v AsvKoyovv (= Tenedos) keit mit einander haben : und erst recht geht
iv.7tSTtXcov.6Gi neu naidoßgCaxog nögvscog es nicht an, aus curifin: Porcen ophin heraus-
(7Top/t£ü)g?:i) vrjdovg ömXäg. Dazu bemerkt lesen zu wollen. Oder wird jemand sagen:
das Schol. Marc: (I) IJog-nig -aal Xagißoia ovo- diese Schlangen nennt Lysimachos die Schlange
(iccta, oi TtXsvöcxvrsg iv. x&v KuXvSviov vi]6tov Porkes und Periboia? Ebenso ist die Verum -
i)X&ov slg Tgoiav v.ai ditcp&sigav xovg naidag tung von F. Schoell abzuweisen: Coryphe ist
Aaoxöcovxog iv xeo xov Qv^ißgaiov AnöXXcovog 20 ein weiblicher Name; wir haben es aber mit
vsä. Damit stimmt wörtlich überein (II) die einem Schlangenpaare (s. unten, und 'Robert,
alte Paraphrase, nur dafs sie den Zusatz iv Bild und Lied 194, 2) zu tbun, und da die weib-
xeo — vsco wegläfst und nach Xagißoia 6v6[iaxa liehe Schlange schon durch Periboia vertreten
den Zusatz öcpscov hat; die jüngere Paraphrase ist, mufs in f curifis ein männlicher Name ent-
illl) bietet xov xovg nalSag xaxaßißgcb6x.ovxog halten sein. Auch auf den bildlichen Dar-
IloQyiscog Sgäv.ovxog dißßag KaXviSvag vrjoovg. Stellungen scheint das verschiedene Geschlecht
Tzetzes, über dessen Verhältnis zu den Lyko- der Schlangen entweder durch ihre versekie-
phron-Scholien man Scheer, p. XIII vergleiche, dene Gröfse angedeutet (so auf dem pompeia-
erwähnt den P. an drei Stellen: 1) zu v. 340/47 irischen Wandgemälde, abg. Bd. 2 Sp. 1839/40,
p. 545 Müller: sig xag ö'ntXäg vrjoovg (xag Ka- 30 wo die den Laokoon umschlingende Schlange
XvSvag Xiysi) xov TIog-Asag Kai xov Sgdvovzog. — viel gröfser gebildet ist als die, die den Knaben
2) zu 344 p. 547: dep' mv vrjßcov ovo dgdvovxsg umstrickt; vgl. B. Mhwald, Phüologus 53 [1894],
nögvrtg xs xal Xagißoia ötavri^diisvoi xov TtaiSa 740), oder, worauf R. Engel mann (Archäolo-
xov Aaor.öcovzog ävslXov. — 3) zu 347 p. 549: gische Studien zu den Tragikern S. 25 Anm.,
it, tov TtXsvßavxsg (v. 1. nXsv6ag) 6 Tl6gxr}g xs vgl. S. 21) aufmerksam macht, durch ihre ver-
zog r\ Xagißoia vq)ig xov Aaovöcovxog natSa schiedene Zeichnung (s. Abb.). Nur zögernd
ävslXov. Dafs die sogenannten 'Laokoon- wage ich die Vermutung, dafs in f curifis
schlangen' Namen getragen haben, hat nach [= griech. f xovgicpig] der Name irgend einer
Sen: ad Verg. Aen. 2, 204 (horum sane dra- Schlangenart stecken könnte, z. B. novxiXog,
conum nomina Sophocles in Laocoonte dicit) 40 6 g o <p i a g , ntotplag, Tivggiag u. s. w. ; vgl.
Sophokles (nach Gruppe, Gr. Mytli. 689, 5 ein Hesycli. ed. M. Schmidt, Index p. 128. Luca-
alter Scholiast des Sophokles; vgl. dazu die Be- nus 9, 700 ff.
merkungen von v. Wüamowitz, Anal. Euripidea Es ist längst aufgefallen, dafs die Schlangen
186. Robert, Bild u. Lied 242) berichtet, und bei Sophokles und an den angeführten Stellen
Lysimachos (R. Stiehle, JPhüologus 5 [1850], 382. Namen tragen, Welcher, Gr. Tragödie 152 f.
v. Wüamowitz, Homer. Unters. 181. Robert, Bild Robert, a. a. 0. 198 f. R. Engelmann 25. Gruppe,
und Lied 198. 228) nannte nach Sero. a. a. 0. Gr. Mytli. 689, 5. Zur Erklärung hat man die
2, 211 diese Schlangen (dracones) feurifin et Notiz bei Serv. ad Verg. Aen. 2, 201 heran-
Periboeam. Nach Thilo-Hagen z. d. St. schrieb gezogen: 'Sane Boa hylides [nach Blafs,Bacchyl.
hierfür Mascivius nach Tzetz.: Porcen et Chari- 50 fr, 92 p. 163 in einem Dithyrambus Aaoxöcov]
boeani; F. Schoell: Coryphen et Periboearn; de Laocoonte et uxore eius vel de serpentibus
llulo selbst vermutet: Porcen ofin [= 6'qptf] a Calydnis insulis venientibus atque in homines
etChariboeam. Trotz Robert (Bild und Lied 198), conrersis dicit.' Allgemein — nur Robert IM
der die Korrektur von 'curifin et Periboearn' äufsert leisen Zweifel: 'wenn dem lakonischen
zu Torcen et Chariboeam' als 'zweifellos rieh- Ausdruck der Vergilscholien zu trauen ist' —
tig' bezeichnet und annimmt, dafs einerseits schliefst man hieraus, dafs die Schlangen bei
das Lykophronscholion (und Tzetzes) auf Lysi- Bakchylides sich in Menschen verwandelt hätten.
machos zurückgeht, andererseits dieser die Doch bietet die Stelle manche Schwierigkeit;
Sophokleischen Namen wiedergiebt, halte ich abgesehen von der Möglichkeit, dafs der Aus-
die Änderung für unnötig, ja unrichtig. Chari- 60 druck 'in homines conversis' bedeuten kann:
boia und Periboia sind zwei ebenso gute und 'Schlangen, die sich gegen Menschen gewendet
berechtigte Varianten, wie Agamede neben haben' (natürlich, um sie zu töten), stört be-
sonders das fveV, wofür Welcher a. a. 0. 152
*) Die Accentuation Ilogxtws in den Ausgaben von und Bergk, Bakchul.fr.4 Z2 p. 581 stillschweigend
!T^d?«Ä i^Jr? ?°S: '**' geschrieben haben. Das vel, wie es über-
xev; voraus, der an sich sehr wohl denkbar ist. Doch ,. n &, • , n.. P , n n n ■,. T,r.. t i i -±
geben Schol. und die alte Paraphrase (s. oben) den Nomi- liefert ist, lafst SOgar allenfalls die Möglichkeit
nativ Tluiiy.u; in der jüngeren Paraphrase accentuiert offen, an Laokoon und seine Gattin ZU denken,
Scheer: i7(iozf(».-. die als Schlangen [vgl. Kadmos-Harniotüa] von
2763 Porkes Porkes 2764
den kalydnischen Inseln gekommen und dann öcpig. Ist auch auf diesen Unterschied zwischen
sich wieder in Menschen verwandelt haben. öqcckwv und 5cpi,g kein grofses Gewicht zu legen,
Doch versagen hier die Mittel unserer Über- so haben wir uns diese über das Meer kom-
lieferung. — Dies war schon längere Zeit nieder- menden Ungeheuer doch wohl mehr unter dem
geschrieben, als ich durch Zufall im Phüologus Bilde der von Vergil geschilderten Untiere zu
Suppl. 5 (1890) auf die Kritischen Analekten denken, bei denen wir an dem Schwimmen
von W. Fröhner stiefs, der a. a. 0. S. 67 sich übers Meer keinen Anstofs nehmen, und warum
folgendermafsen äufsert : cWasheifst bei Servius soll dieses Motiv des Schwimmens übers Meer
in Aen. 201 : Sane Bacchylides de L. et ux. eius trotz der fehlenden Analogie für die griechische
rel de serpentibus etc. ? Als ich in Carl Eoberts 10 Mythologie, wie Robert will, nicht anzunehmen
Bild und Lied den Exkurs über die Laokoon- sein? Die Hauptsache aber ist, dafs selbst,
sage las, drängte sich die Vermutung auf, statt wenn wir wirklich mit Robert annehmen, Porkes
vel sei velut zu schreiben. Nur so bekommt und Chariboia seien als Personen gekommen,
die Stelle einen Sinn, freilich einen uner- es ebenso unbegreiflich bleibt, woher der Bote
warteten.' — Bedenklich aber erscheint es, auf einmal ihre Namen wissen soll, die Namen
mit Robert 199 unter teilweiser Berufung auf dieser f plötzlich erscheinenden Ungeheuer'.
Bakchylides anzunehmen, dafs Torkes und Wenn diese sich 'plötzlich in Schlangen ver-
Ohariboia bei Sophokles Personen waren, die wandeln' (d. h. sofort, nachdem sie ans Ufer
von den kalydnischen Inseln herüberkommen, gekommen), so bleibt ihnen doch keine Zeit,
sich aber plötzlich in Schlangen verwandeln'. 20 ihre Namen irgendwem mitzuteilen, ganz ab-
Die weiteren Gründe Roberts sind folgende: gesehen von der inneren Unwahrscheinlichkeit
1) die Namen, die nicht durch Hinweis auf den einer solchen Situation. Es bliebe höchstens
von C. Keil, Anal, epigr. 191 anm. herbei- der Ausweg, dafs ein in dem Stücke auf-
gezogenen Drachen AdScov [s. d. nr. 2 und tretender deus ex machina die Namen genannt
v. Wilamoioitz, Euripides' Herakles 22, 96] oder habe — zu welchem Zwecke, bleibt freilich un-
den TJv&ojv [vgl. auch dslcpvvr]] erklärt werden ersichtlich. Ganz anders aber gestaltet sich
könnten, da es sich in dem Laokoonmythos die Sache, wenn wir die oben erwähnte Stelle
um plötzlich erscheinende Ungeheuer handele, aus Lykophron hierherziehen, der die kalyd-
nicht wie dort um bekannte als Wächter be- nischen Inseln die Doppelinsel Ttccidoßocöxog
stellte Tiere. Im Drama hätten diese Ungeheuer 30 Ilogiisag nennt. Eine unbefangene Interpre-
nur im Botenbericht (vgl. auch Engelmann tation kann dies nur so auffassen, dafs die
a. a. 0. 25) erwähnt werden können; woher aber kalydnischen Inseln der Wohnsitz des kinder-
habe der Bote ihre Namen kennen sollen? — fressenden Porkis sind, dafs Porkis also nicht
2) In dem Lykophronscholion (oben nr. I) würde ein plötzlich erscheinendes und ebenso plötz-
niemand aus den Worten allein erraten, dafs lieh wieder verschwindendes Wesen, sondern
von Schlangen die Rede sei; ja der Ausdruck ein ständiger Bewohner jener Inseln ist. Ja,
7ti£v6ccvTsg sei, von Schlangen gebraucht, aus Lykophron selbst geht, wenn wir zunächst
kaum erträglich. — 8) Das Motiv Vergils, bei von der Erklärung der Scholien absehen, gar
dem die Schlangen als Schlangen übers Meer nicht hervor, dafs Porkes eine der cLaokoon-
schwimmen , sei in der griechischen Mytho- 40 schlangen' ist. Es bleibt die Möglichkeit offen,
logie ohne Analogon; das v.i]xog schwimme wohl dafs der Name dieses kinderfressenden Un-
über das Meer, der öcpig aber hause in den geheuers erst nachträglich auf die Schlange
dunkeln Winkeln der Tempel oder in Höhlen übertragen worden ist. Ebenso könnte man
oder unter der Erde. — Was zunächst den folgern, dafs Lykophron, wenn er mit Porkes
Ausdruck nXsvaavxhg auf Schlangen ange- wirklich schon die rLaokoonscklange' meinte,
wendet betrifft, so ist er nicht ungewöhnlicher, nur eine kannte oder wenigstens nennen wollte,
als wenn man 7tX? iv von Schiffen (Hom. 11. 9, Dafs das dem P. beigelegte Epitheton Ttcadoßgmg
360. Od. 12, 70) oder von Holz {Od. 5, 240) oder wörtlich und buchstäblich aufzufassen ist —
von Waffenstücken und Leichen (II. 21, 302) v. Holeinger zu Lyk. a. a. 0. übersetzt es mit
oder von einer Insel (Herod. 2, 156) gebraucht 50 'Knabenwürger' — , beweist aufser Eust. ad
und wird, worauf ich schon Bd. 2 Sp. 1842, 30 ff. Hom. H. 86, 13, wo Kronos des Zeus ncadoßowg
hingewiesen habe, durch Apoll od. Epit. 5, 18: itaxi]Q heifst, Lykophron selbst (v. 1199), wo
'Svo dgäxovxsg dLccviq^äusvoi diu ri]g &a- von den TtatöößgcoxoL &oivai des Kronos die
läßorig in r&v Ttlrj6iov vriacov xovg Aaov.6covxog Rede ist, und vor allem das hier abgebildete
viovg ■xaxi-o&lovoLr'' gestützt und erläutert, eine Vasenbild (s. unten), wodurch zugleich auch
Stelle, die Robert freilich noch nicht kennen wieder die Worte Apollodors (Epit. 5, 18):
konnte. Wenn Robert ferner in Abrede stellt, (dvo . . . doccxovxzg . . . rovg Aaoxocovxog viovg
dafs der ö'qpi? über das Meer schwimmen y.uvsoQ-iovglv'' im vollen Mafse bestätigt
könne, so ist erstens zu entgegnen, dafs fast werden, vgl. Engelmann a. a. 0. 24. Auch
an allen Stellen (Arktinos(?) [vgl. 0. Crusius, 60 Schol. Ask. Or. Ibis 483 berichtet, dafs Laokoon
Phüologus 54 [1895], 733] bei Proklos — Apollod. von den Schlangen zerrissen ( d ilaceratus) worden
a. a. 0. — Sophokles und Lysimachos a. a. 0. — sei, und auch die Ausdrücke bei Quint. Smyrn.
Zeugnis III. — Tzetzes 1 und 2. — Servius 2, (v. 475: die Schlangen 6lojj6iv uvnQEMpa.vxo
201; immissis draconibus. — Quint. Smyrn. 12, yiw66i die Söhne des L., v. 484: die Troer
454. — Tzetz. Posthorn. 714. — Hyg. f. 135) errichten den Laokoontiden ein Kenotaphion)
von Sgäxovxsg die Rede ist; nur Zeugnis II lassen auf ein gleiches Schicksal der Söhne
und Tzetz. 3 sprechen von öqpis, letzterer aber des L. schliefsen. Wenn oben aus Lykophron
nennt auch nur die Chariboia, nicht den Porkes gefolgert wurde, dafs Porkis als ein Ungeheuer
2765
Porkes
Porkes
2760
aufzufassen ist, das als ständiger Bewohner
auf den kalydnischen Inseln hauste, so bietet
einen weiteren Beweis für diese Auffassung
Quintus Smyrnaeus, der nach Boberts (a. a. 0.
209) Ansicht in manchen Punkten der alten
Sagenversion folgt: nach ihm (12, 449 ff.) hausen
die 'Laokoonschlangen' aus dem Geschlechte
des Typhon entsprungen in einer Unstern, für
Menschen unnahbaren Felsenhöhle auf den ka-
kcci i} Xagißoicc öcpig hat, also an den beiden
letzten Stellen nur XaQißoicc als öqü-aoiv bez.
öqpig bezeichnet. Doch mag dies belanglos
sein; denn wir müssen doch wohl Porkis und
Chariboia als zwei gleichartige, gleichgestaltige
Wesen betrachten, nur dafs auf einigen Dar-
stellungen, wie schon oben erwähnt, ihr ver-
schiedenes Geschlecht angedeutet wird. So
ist auf dem Bd. 2 Sp. 1839 abgebildeten pom-
lydnischen Inseln: uvxqov . . . m Ivi ftfiQtg G(isq- io peianischen Wandgemälde die den einen Knaben
daltoi vctisoxov h' ovlo[iivoi,o ysvt&lrjg Tv-
yiovog, wo Bhodomanus für ex' : cm schreiben
wollte, was aber nach Koechly z. d. St. unnötig
ist, der die überlieferte Lesart tx beibehält und
interpretiert : adhuc superstites sunt duo Uli dra-
cones, ceteris sublatis. Porkis als Nachkomme
des schrecklichen Typhon gleicht jenen gleich-
falls von Typhon abstammenden Ungeheuern,
wie der Sphinx, der krommyoniscken Sau, den
Hunden Kerberos und Orthros, der lernäischen 2J bert, Hermes 22
Hydra, dem nemeischen Löwen u. s. w. Und so (1887), 459 ver-
erklärt es sich ohne wei-
teres, dafs dieses Un-
geheuer einen Namen
führt ebenso wie das
zweite, das man ihm als
Gefährten zugesellt hat,
Chariboia bez. Periboia.
Nach Gruppe, Gr.Myih.
089, 5 weist der Name
Periboia auf Salamis
hin ; Sophokles sei wahr-
scheinlich durch atti-
sche Lokalsagen geleitet
worden, wie durch die
des salaminischen
Schlangenheros Kych-
reus, der nach Eleusis
auswanderte. Infolge der
Besetzung von Salamis
seien solche Schlangen-
sagen den Athenern ge-
läufig gewesen; übrigens schienen die Laokoon-
schlangen als Heroen gedacht zu sein. Diese
Ansicht fällt aber, wenn, wie oben nachzu-
weisen versucht wurde, die Vorstellung von
einer Verwandlung der Schlangen in Menschen
oder umgekehrt abzuweisen ist. Unwahr-
scheinlich ist auch die Vermutung von Tümpel
umschlingende Schlange bedeutend kleiner als
diejenige, die den Laokoon bedroht, vgl. Ehivald.
Philologus 53 (1894), 740, der zugleich im Gegen-
satze zu Engelmann (Bd. 2 Sp. 1839, 59 ff.)
nachzuweisen sucht, dafs das Bild nicht von
Vergil abhängig sein kann, sondern auf die
euphorionische (vgl. jedoch Bobert, Bild und
Lied 209) Version
zurückgeht. Bo-
Fragmento di Vaso (nach Monumcnti antichi 9 Taf. 15).
Artemis, Apollon, Apollonstatue von Schlangen umwunden (die im Begriff sind, die
Laokoontiden zu verschlingen) und Laokoons Frau.
mutet, dafs für das Bild ebenso wie für Vergil
selbst Alexandros riolvtaxcog in seinem Werke
Tts gl 'Pw^irig Quelle gewesen sei. Durch die
Zeichnung deutlich auseinandergehalten sind
die zwei Schlangen auf dem hier nach Engel-
mann, Arch. Studien 20 [abg. auch Mon. ant.
pubbl. per cura della B. Accademia dei Lincei
bei Pauly-Wissowa s. v. Chariboia, der aus 50 9 tav. 15] abgebildeten Vasenfragment, das in
den Worten bei Proklos: dvo dpd-xovxsg £tii- einer Grabanlage bei Bari 1898 gefunden worden
cpavivxsg schliefst, dafs die Schlangen wohl
ursprünglich bei Arktinos im Tempel des
Apollon Thymbraios heimisch gewesen seien.
Denn nichts deutet in den Worten des Proklos
auf eine solche Auffassung hin, und selbst
wenn wir zwei oixovqoi öcpzig — gewöhnlich
wird nur eine genannt, nur Phylarchos bei Phot.
319, 22 spricht von zweien im Tempel der
Athena Polias auf der Akropolis von Athen —
im Tempel des Apollon annehmen, so verträgt
sich doch kaum die Vorstellung, die man mit
der olxovQog öcpig verband, mit der mörderischen
Rolle, die sie in der Laokoonsage nach Tümpels
Hypothese spielen würden. Auffallend erscheint
«s, dafs Tzetzes (2) von dvo dQcixovxhg FLÖQ-xiig
TS Kai Xcepißoiix spricht, während er (1) JZop-
■xtcog kccI xov ögcixovxog und (3) 6 Il6Qy.i]g xs
ist, und dessen Darstellung nach Engelmann,
Arch. Stud. a. a. 0. 23 ff. (vgl. Arch. Am. 14
[1899], 197) auf den Laokoon des Sophokles
zurückgeht : In einem durch den Dreifufs an-
gedeuteten Heiligtume (des Apollon Thym-
braios?) steht auf niedriger Basis eine Apollo-
statue, die in der R. eine Schale, in der L. den
Bogen hält; 1. davon steht in der Haltung eines
00 schwer Trauernden Apollo, und hinter ihm,
nur zum Teil erhalten, Artemis. Um die Basis
und um die Füfse der Statue windet sich eine
Schlange, im Rachen einen Arm, während vor
ihr am Boden zwei Beine liegen. Die andere
nur teilweise erhaltene Schlange hat gleichfalls
die Statue umwunden, über deren Kopf hinaus
sie sich hoch emporbäumt; wir werden mit
Engelmann annehmen müssen, dafs sie mit.
27G7 Porkes Porkes 2708
ihrem Rachen den zweiten Laokoontiden ge- der Laokoontiden durch die Schlangen — über
packt hielt, dem die von rechts herbeieilende die Schlange als Sinnbild des Verderbens und
Mutter (Mals dem Vater voraus die Mutter zum der Verwüstung vgl. den Traum Hannibals bei
Schutze ihrer Kinder herbeieilt, ist eine vortreff- Cic. de div. 1, 24, 49. Liv. 21, 22 und J. Mähly,
liehe Erfindung und ein Beweis für die vorzüg- Hie Schlange im Mythus u. Kultus der klassi-
liche Bedeutung der Quelle, auf die das Vasen- sehen Völker 23. 42 — als ein (für Aineias be-
bild zurückgeht', Engelmann a. a. 0. 23), die in stimmtes warnendes) Vorzeichen (avysiov) von
den erhobenen Händen wohl eine Waffe schwang, Trojas Untergang: ysvopivcov itsgl xovg Aaov.o-
Rettung zu bringen sucht; mit grofser Wahr- covxiöccg 6v^sicov (Sophokles bei Dion. Hai.
scheinlichkeit ist anzunehmen, dafs hinter der 10 1, 48) — ßninlov xr)g 'IXiov äXcbcscog, Schal.
Mutter auch der Vater Laokoon gleichfalls zur vet. und Poraphr. vet. Lykophr. Alex. 347 —
Hilfe herbeieilend dargestellt war. — Die AtioXXiov 6r\[i8lov i-7ii7itu7i£i, Apoll. Epit. 5, 18
Frage, ob bei Sophokles Laokoon mit seinen — signum periturae civitatis, Serv. Aen. 2, 201
Söhnen zusammen umkam, bejaht Engelmann — vgl. xsgag, Proklos. Nun gab es aber noch
a. a. 0. 28 gegen Robert, Bild tind Lied 209, ein anderes Vorzeichen (cr^tlov) von Troias
und läfst ebenso die rhodischen Künstler (über Untergang, bei dem gleichfalls eine Schlange
die Künstlerinschriften vgl. aufser C. Robert, eine Rolle spielte: Bei dem Opfer der Griechen
Pauly-Wissowa 2, 2 046 f. [unter Athenodoros] — auch die Troianer waren xgctitEvxeg iitl
und der dort verzeichneten Litteratur noch ftvolccv, als die Schlangen erschienen, Apollod.
W. Fröhner a. a. 0. 65 ff. Blinkenberg und -20 Epit. 5, 17 — vor ihrer Abfahrt nach Aulis
Kinch, Oversicht over det kongelige Danske erscheint plötzlich (vTtat£ag, Hom. 11. 2, 310) —
videnskabernes selskabs forhandlinger 1905,77 ff.; dgdxovxsg imqxxvEvxsg in der Laokoonsage,
vgl. auch Arch. Anz. 19' 5, 57. 119) die An- Proklos — ein 8gd%oav, der acht Sperlinge
regung zu ihrer Gruppe der Tragödie des Sopho- samt der Mutter auffrifst (naxri6&is, 11. 2, 314.
kies entnommen haben. Die Annahme Roberts y.axccvaXw6ag Apollod. Epit. 3, 15; vgl. Ov.
(Bild und Lied 5, 2. 192. Archäol. Märchen Met. 12, 15 ff.) — denselben Ausdruck kccxeo-
143, 1), dafs keine bildliche Darstellung der Q-isiv gebraucht Apollod. 5, 18: dgäxov xsg . . .
Laokoonsage, abgesehen etwa von der Gruppe, xovg Aaoxöcovxog vlovg xuxso&iovoiv. Homer
älter als die Schilderung Vergils sei, der die (11 2, 324) nennt diesen Vorgang ein xegag,
Laokoonsage erst populär gemacht habe, er- 30 wie Arktinos{?) bei Proklos den Untergang des
fährt durch unser Vasenbild nun eine Ein- Laokoons und seines Sohnes als xigccg be-
schränkung. zeichnet. Apollodoros (Epit. 3, 15), dessen
Von weiteren Publikationen, die über Quelle nach R. Wagner, Epitoma Vat. 186 ff.
Laokoondarstellungen nach Erscheinen des die Kyprien sind, berichtet: Käl%ocg ds sItcohv
Art. Laokoon in diesem Lexikon von Interesse v.axa Aibg ßovli]v ytyovivai avzoig xb av^tlov
sind, seien hervorgehoben die von M. Foerster, xovxo, xe xftrjpafi-f vog in xüv ysyovoxtov
Arch. Jahrb. 6 (1891), 177fi. (Laokoondarstel- tepn dsy.asxn %q6vco Sslv Tgolav aXätvcci.
hingen auf Contorniaten; Nachweis der Unecht- Damit vergleiche man die obigen (Zeile 6 ff.)
heit des Wittmerschen und des Madrider Reliefs, Stellen über den als arjutlov gedeuteten Tod
ferner der einst in der Sammlung van Sruet 40 der Laokoontiden, von denen besonders die
befindlichen Bronze und der von Filippino Lippi auf Sophokles zurückgehende Stelle des Dionys
angeblich nach einem antiken Wandbild nach- Hai. a. a. 0.: (Aineias verläfst Troja) aitb xeov
gebildeten Handzeichnung der Uffizien) und vta6xl yevo^ivcov -ntgl xovg Aaoxooovxidag
Arch. Jahrb. 9 (1894), 43ff. (1. Laokoon[?] allein onnelav xbv ntXXovxa 6Xz&pov ovvxzxin]-
2 Schlangen pressend auf einer Thonscherbe gäfisvog eine nicht nur inhaltliche, sondern
aus dem alten Corinium in Britannien; 2. Gemme). auch wörtliche Übereinstimmung mit dem Texte
Das (fingierte?) Bild bei Petronius ist nach des Apollodoros bietet. Mag dieser letzte Um-
Ehwald, Philologus 54 (1895), 377 ff. nicht von stand vielleicht auch nur Zufall sein, so liegt
Vergil abhängig, sondern geht auf ein nrytholo- doch die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit
gisches Handbuch zurück. Eine Gemme mit 50 nahe, dafs der Vorgang in Aulis die Handhabe
Darstellung des Laokoon und seiner Söhne bot, den Untergang der Laokoontiden durch
Arch. Anz. 1899, 206. Schlangen mit dem Schicksal Troias zu ver-
Die Laokoonsage ist, wie Robert, Bild und knüpfen: In Aulis zu einer Zeit, wo Troias
Lied 196; vgl. 194,2. Gruppe, Gr. Myth. 689,3 Untergang noch in weiter Ferne liegt, wird
mit Recht hervorheben, ursprünglich mit dem dieser durch das, ich möchte sagen harmlose
Untergange Trojas nicht verbunden gewesen; Opfer von acht Sperlingen und ihrer Mutter
in der ursprünglichen Form der Sage starben, angekündigt. Wollte man unmittelbar vor der
wie anzunehmen ist, die Söhne zur Strafe für Katastrophe noch ein zweites symbolisches An-
die Schuld ihrer Eltern (Bd. 2 Sp. 1834). Warum zeichen für das nun kommende Blutbad ein-
aber hat man die Sage in Verbindung mit der 60 führen, was lag da näher, als dafür den in
Iliupersis gebracht? Ich glaube, es läfst sich der Sage schon gegebenen, bis dahin nur
wahrscheinlich machen, dafs der Dichter, der anders motivierten Tod der Söhue des Laokoon
zuerst diesen Zusammenhang herstellte, zuerst zu benutzen, und in Verfolgung der Parallele,
auch derjenige war, der nicht nur die Lao- wie dort die Vogelmutter, so nun auch hier
J.oont/den, sondern auch den Laokoon selbst den Vater mit sterben zu lassen? Ist die Ver-
mit umkommen liefs. Diejenigen Stellen, die mutung richtig, so ergiebt sich, dafs auch ber
das Schicksal Laokoons mit Trojas Untergang Sophokles, nach dem der Untergang der Lao-
in Verbindung bringen, bezeichnen den Tod koontiden für Aineias ein ffTjfiBor war, der
2769 Porkes Porkos 2770
Vater mitsamt seinen Söhnen den Tod fand, (<)v. Met. 4, 798 ff.). Könnten nicht Laokoon
ein Resultat, zu dem auch Engelmann, Arch. und seine Gattin ihr Vergehen durch eine ähn-
Stud. 28, freilich von anderen Erwägungen aus- liehe Strafe, durch Verwandlung in Schlangen
sehend, gekommen ist. Es gilt freilich noch selbst, gehülst haben ? Weitere Kombinationen,
einen Einwurf zu entkräften; man wird fragen: die sich auf den Zug des in Schlangen ver-
Wenn wirklich das ßr^siov, das in Aulis den wandelten Ehepaares Kadmos und Harmonia
Untergang Troias verkündete, in Beziehung ge- gegen ihr Vaterland, auf die Rückverwandlung
setzt wurde zu dem arifistov, das durch den des Teiresias, auf die Zerreifsung des Pentheus
Tod Laokoons und seiner Söhne den Aineias durch die eigene Mutter stützen könnten, sind
warnte, wo bleibt bei dem letzteren die Angabe 10 bei der kurzen, immerhin problematischen
der Zeit, binnen welcher Troias Fall bevorsteht, Notiz, auf die sich eine Schlangenverwandlung
da doch aus dem Wunderzeichen in Aulis Kai- des Laokoon stützt, zu unbestimmt, um sie
chas die Folgerung zog 'dsxastsi xqovco Salv hier weiter auszuführen. Höchstens könnten
Tgoiav almvai' (Apollod, Epit. 3, 15)? ' Zwar die Namen der Söhne, nicht sowohl Antiphates
hat man sich eifrig bemüht, das Datum von und Thymbraios (Hyg. f. 135), als vielmehr
Troias Eroberung selbst festzustellen (siehe die Melanthos und Theron [s. Bd. 2 Sp. 1842, 62 ff. ;
erschöpfende Darstellung von Usener, llions Robert freilich (Hermes 22, 459) liest statt Ethro:
Fall im Archiv f. Religionswissensch. 7 [1904], Ai&qcov oder Al&Uav] eine Reminiszenz an die
313 ff.), aber über die Frist, die zwischen dem Schlangengestalt der Eltern sein: Melanthos
Tod der Laokoontiden und der Einnahme Troias 20 nach der Farbe, 0r'iQcov nach der Gestalt (&r'iQ)
liegt, giebt es aufser Vergil und Apollodor benannt. — Über die Etymologie von Porkes
(Epitome 5, 19), nach denen schon in der dar- vgl. Porkos a, E. [Höfer.]
auffolgenden Nacht die Griechen in Troja ein- Porkis? iTloQuig?). Nach v. Wilamowitz, De
dringen, scheinbar kein bestimmtes Zeugnis. Lycophronis Alexandra (Ind. lect. Greifswald
Denn der Auszug des Proklos aus der Iliupersis 1883/84) p. 14 ist bei Lykopin: 857 für Ttogrtg,
berichtet nur, dafs Aineias nach dem Tode des worunter nach dem Zusammenhang und der
Laokoon und des einen seiner Söhne vor dem Erklärung der Scholien Thetis zu verstehen
Erscheinen der Griechen die Stadt verlassen ist, IIoQxig = Tochter des Porkos (s. d.) = Ne-
habe. Und wir erwarten doch zur Bekräfti- reus zu lesen, während v. Holzinger zu Lykophr.
gung unserer Vermutung eine Notiz, die be- 30 a. a. 0. p. 296 das überlieferte nÖQXig = %6qi\
sagt, dal's die Zahl der Opfer (Laokoon und für vollständig ausreichend erklärt. Vgl. Por-
seine Söhne) hingedeutet habe auf die Zahl der kos. [Höfer.]
Tage, die seit dem Erscheinen der Schlangen Porkos (IloQHog), vgl. Hesych. Nr\QSvg- &a-
bis zum Falle Troias verstreichen. Eine solche läaaiog Saifiav. A\%\wlv (fr. 150 Bergk 34, 77)
Notiz liegt zwar nicht mit ausdrücklicher An- Y.cdIl6gv.oi> ovoue'^st. Nach Bloch Bd. 3 Sp.2431,
gäbe der Tage, aber doch dem Sinne nach 34 ff. ist Tl6gy.og = (froonog (4>6gy.vg) , ebenso
vor in der schon öfter angeführten auf des nach v. Wilamowitz, Be Lycophronis Alexandra
Sophokles Laokoon direkt zurückgehenden Stelle (Ind. lect. Greifswald) p. 14. Homer. Untersuch.
bei Dionys. Hol. a. a, 0.: Aineias rüstet sich 33. Ewripides Herakles 2, 129 ; vgl. Tümpel, Be-
rnau. Abzug nach dem Ida (isXXov6r}s aXiexsG&cci 40 merkungen zu einigen Fragen der griech. Reli-
trjg Tiolscog, auf Anraten seines Vaters Anchises gionsgesch. (Progr. Neustettin 1887) S. 8. Auch
und cenb xeov vbcooxl ysvo^tvcov itsgl xovg Schoemann, Opus. acad. 2, 183 vertritt die An-
AaoxocovxiSocg avfisicov xbv ^ülovxa bls&gov sieht, dafs man bei Hesych. a. a. 0. unter Por-
rf]g Ttölsag 6vvx£v.iLr\Qä^.svog. Mit der Zeitbe- kos nicht Nereus, sondern Phorkys zu verstehen
stimmung vscoari kann unmöglich die kurze sei, wie umgekehrt <PoQKog bei Lykophr. 477
Verg ilianische Frist, die nur Stunden umfafst, in der alten Paraphrase durch NvQSvg erklärt
ausgedrückt sein, — vscoaxi ^neulich' weist auf werde. Es hätte vielleicht auch auf das etrus-
einen Zeitraum von mehreren Tagen und macht kische Purcius verwiesen werden können, das,
so auch in Bezug auf die Zeit die angenommene auf dem etruskischen Spiegel (bei Gerhard 5
Parallele zu den Vorzeichen in Aulis vollständig. 50 Taf. 68; vgl. S. 87) dem Vater der getöteten Me-
Oben(Sp.2762) war die Vermutung geäufsert dusa beigeschrieben, dem griechischen $ÖQY.vg
worden, dafs Bakchylides von einer Verwand- -vog entspricht (vgl. auch Hub. Schmidt, Obserc.
luug des Laokoon und seiner Gattin in Schlangen arch. in carm. Hesiod. [Diss. Hai. XII j p. 147).
gesprochen habe. Dies mag zunächst befremd- Nun findet sich n6gy.og noch an einer anderen
lieh erscheinen, läfst sich aber doch wahr- Stelle des Alkman oder es bezieht sich auf eben
scheinlich machen. Nach Serv. Aen. 2, 201 diese Stelle die oben angeführte Notiz des
bez. nach Euphorion hatte Laokoon 'piaculum Hesych. Soviel ich sehe, hat zuerst Bla/s,
commiserat ante simidacrum numinis (des Hermes 13 (187«), 18 erkannt, dafs im Parthe-
Apollon) cum . . . sua uxore coeundo\ Des- uion (vgl. Bergk, P. L. 3 4 S. 37) v. 19 naiSa
selben Vergehens haben sich Hippomenes (bez. 60 TL6qv.(o zu lesen ist, und ihm sind die neueren
Melanion) und Atalanta schuldig gemacht: sie Herausgeber (Jurerika,SertaHartel. 36. Sitzungs-
werden in Löwen verwandelt (Hyg. f. 185. Ov. her. d. phil.-hist. Klasse der kais. Akad. d. Wiss.
Met. 10, 686 ff. Apollod, 3, 9, 2; vgl. Eurem, in Wien 135 [1896], I, 6. Weil, Journal des
Philologus 58 [1899], 464. Nach Robert, Hermes Savants 1896, 510. Diels, Hermes 31 [1896], 345)
22 [1887], 450 f. kannte schon Hesiod diese gefolgt, wenn auch, wie es der verstümmelte
Verwandlung). Medusa vereinigt sich mit Po- Text natürlich macht, mit abweichenden
seidon im Tempel der Athena in Liebe: ihr Ergänzungen. Alkman warnt vor frevelhaftem
schönes Haar wird in Schlangenhaar verwandelt Übermute : Keiner der Sterblichen soll in den
2771 Porkos Porkos 2772
Himniel dringen oder versuchen um die Herrin rithoos) zu denken hätte, genannt gewesen sein
Aphrodite zu freien, „rj xtv' [ivaXt&v,] 7) nai6a mag. Ausgehend von der Tatsache, dafs Götter
JIopxö", wie Jwenka ergänzt, oder rr; xiv' oft als Tiere gedacht und dargestellt werden
&QyvQw§]y] -Ttaida H6qy.ch ' (Diels). Letzterer — Dionysos ©öag als frag, Dionysos ßovysvrig als
also nimmt nach der Erwähnung Aphrodites Stier, Poseidon Hippios als Rofs, Apollo Delphi-
nur noch eine Göttin an, um die ein Sterb- nios als Delphin, Keteus als nf/Tog (vgl. v. VI ilamo-
licher nicht freien soll, und erklärt a. a. 0. 346 witZ, Homer. Unters. 152, 12); später hat Maafs,
diese für die Nereide The t is, während Jam/Äa Hermes 26 [1891], 188 noch den als 6v.vllog,
{Wiener Sitzungsber. a. a. 0. 33) seiner Ergän- Seehund, gedachten Dionysos E%vllixag (anders
zung gemäfs übersetzt: „nicht begehr' er der 10 Gruppe, Gr. Myth. 1412, 6) hinzugefügt; es
Nereiden eine, noch des Porkos Tochter", und konnte ferner darauf hingewiesen werden, dafs
Strta Hartel. 37 diese Porkostochter für die Gor- man sich Apollo dachte in der Gestalt eines
gone Medusa {&b6n£6iov <$>6qxoio yivog, Pind. Raben {Kallim. hymn. 2, 66. Stuclniczka, Kyrene
Pyth. 12, 13) erklärt, die natürlich hier als 102,23. v. Wilamowitz, Hermes 38 [1903], 578)
schön gestaltet (vgl. Bd. 1 Sp. 1704, 5. 1721, 20 ff.) oder eines Wolfes {v. Wilamowitz a. a. 0. 585, 3.
aufzufassen sei. Ob Älkman mit dem Werben Gruppe 1236, 6) oder eines Widders (KäQvog,
um Aphrodite oder um des Porkos Tochter — Usener, Bhein. Mus. 53 [1898], 360. 377), den
an des Peleus Werben um Thetis dachte Diels Asklepios als Schlange, den Poseidon in der
346 — bestimmte Mythen im Auge hatte oder Gestalt eines Widders oder auch eines Rosses
ob dies ein sprichwörtlicher Ausdruck war, 20 [Gruppe, Gr. Myth. 1146. 1159, 6) oder des Meer-
läfst sich nicht bestimmen, vgl. Sitzler, Fest- widders {Tümpel a. a. 0. 9), den Proteus und
schrift der Badischen Gymnasien, gewidmet der den Glaukos von Anthedon in Gestalt eines
Universität Heidelberg usw. (Karlsruhe 1886) xf]rog, Tümpel a. a. O. 9 und Jahrb. f. klass.
S. 60. — Diels 346 verweist auf den ähnlichen Phil. Suppl. 16 [1888], 208, den Aigaion als
Gedanken bei Aesch, Prom. 894 ff. (Dindorf), &cdäooiov ftrjQiov, Schal. Apoll. Bhod. 1,1165 —
der freilich mit Bezug auf Io ausgesprochen haben Maafs, Gott. Gel. Anzeig. 1889, 810 und
ist. Doch scheint es wahrscheinlicher, dafs Wide, Lakon. Kulte 225 f., den lakonischen See-
Alkman auf einen uns unbekannten Mythos daimon Porkos, fsei es Nereus oder irgend ein
anspielt: wie Ixion nach Hera, Peirithoos nach anderer' {Wide) als noonog aufgefafst, IIÖQxog
Persephone, Orion nach Artemis, die Aloaden 30 heifst freilich auch im Griechischen 'Schwein',
Ephialtes und Otos nach Hera bez. Artemis, L. Mercklin, Philologus 5 (1850), 382, und auch
Aktaion gleichfalls nach Artemis (Hyg. f. 180), bei Lyk. 74 {nogxog 'Iaxgisvg x£XQa6v.slrig) wollte
Tityos nach Leto begehren und hierfür schwer Scaliger einen Eber erkennen, während andere
büfsen, so mag auch ein solcher Übermütiger es auf einen Hamster (!) oder eine Fischotter,
[die ganz späte Geschichte von Arachnos bei v. Wilamowitz, De Lycophr. Alex. a. a. O. auf
Eust, Od. 1665, 48ff. , der nach seinem Beilager eine rbestia marina' (welche?) deuteten; doch
mit der Charis Kaie sich rühmte xy krpQodixv ist vielleicht nach der Erklärung v. Holzingers
(iiyrjvai, kann kaum in Betracht kommen] seine z- d. St. überhaupt kein Tier unter itÖQ-Aog zu
Hand nach Aphrodite ausgestreckt haben. Weil verstehen, und dies Wort hat auch hier seine
nun aber der Gedankengang bei Alkman ein 40 gewöhnliche Bedeutung von „Fischreuse". Wide
solches Begehren „zu freien {yccphv) Aphrodite weist einerseits auf den alten Münztypus von
oder des Porkos Tochter" als schweres straf- Klazomenai hin, der ein Flügelschwein auf-
würdiges Unternehmen, das Tod und Verderben weist (Head, Hist. num. 490. Catal. greek coins
bringt, erscheinen läfst, so ist unter der Toch- Brit. Mus. Ionia S. 17, lff. pl. 3, 18. S. 18, 5ff.
ter des Porkos wohl kaum eine Nereide zu ver- pl. 6, 1. S. 27, 93. 28, 99 ff. pl. 7, 3), anderer-
stehen; wenigstens soweit wir die Überlieferung seits auf das als Eber gebildete von Perseus
übersehen können, erscheint das Verhältnis des bei der Befreiung der Andromeda bekämpfte
Peleus zu Thetis oder des Aiakos zu Psamathe x?]ro? auf einer korinthischen Amphora (in
durchaus nicht in einem solchen Lichte. Will Berlin nr. 1652; abg. M. d. I. 10, 52 und Bd. 3
man sich daher nicht mit der von Jwenka 50 Sp. 2047), dessen Beziehung zum Meere durch
vorgeschlagenen Deutung auf Medusa begnügen, die darunter angedeuteten Wellen erwiesen sei.
so könnte man an die Sirenen denken, die nach Aber von diesen beiden Argumenten Wides ist
Soph. fr. IHN.- (vgl. Bd. 3 Sp.2433, 68 f.) gleich- sicher die Berufung auf das" geflügelte Schwein
falls Töchter des Phorkys sind und denen, die auf den klazomenischen Münzen hinfällig; denn
ihnen nahen, Verderben bringen. Auch die dieser Münztypus bezieht sich auf die von
Phorkostochter Skylla könnte in Betracht kom- Artemon bei Ael. hist. an. 12, 38 berichtete
men, da auch sie wie Medusa als 'ein Weib Sage von dem geflügelten Schwein, das Klazo-
von wilder Schönheit erscheint, in dessen Zügen menai heimgesucht haben soll und nach dem
sich allenfalls eine gewisse Wollust der Grau- ein Platz x^9°S vbg 7txi-Q(oxi]g hiefs. Mag man
•samkeit ausgeprägt findet' {Waser, Skylla und 60 über die mythologische Bedeutung dieses Fabel-
Charybdis 80). Bedenkt man, dafs es den Men- wesens — E. Knoll, Studien z. ältesten Kunst in
sehen untersagt wird, zu begehren nach Aphro- Griechenland (Progr. d. Königl. Studienanstalt
dite — dann folgt im Text eine Lücke — "und Bamberg 1890) S. 53, woselbst auch weitere
nach des Phorkos Tochter, also nach einer Litteraturangaben , hält die Beflügelung für
Meeresgöttin, so drängt sich der Gedanke auf, nicht ursprünglich und fafst den Eber etwa
ob nicht neben der Göttin im Olymp und neben als Reminiszenz au einen lokalen Feld- und
der des Meeres eben in jener Lücke eine Göttin Walddämon; anders Gruppe, Gr. Myth, 1276f.
der Unterwelt, wobei man an Persephone (Pei- vgl. 286, 11, siehe auch Imhoof-Blumer u. Keller,
2773 Porkos Porne 2774
Tier- u. Pflanzenbilder auf Münzen u. Gemmen auch der in irtQx-og 'schwärzlich, schwarzblau'
15ü, 50 zu Taf. 25, 50 — denken, wie man will, (vgl. Tiegvidgef iitXccvi&t, Hesych. und andere
sicher ist es, dafs der Q-aläöoiog dai^mv Porkos hierher gehörigen Ableitungen bei Vanicek,
mit ihm nichts zu schaffen hat. Und ebenso un- Griech.-lat. Etym. Wörterbuch S. 1187; auch
sicher ist es, aus dem als Eber gebildeten v.i]zog einem schwarzen Rosse ist der Name n^Qxog auf
auf gleiche Gestalt des Porkos zu schliefsen; einer swf. Vase beigeschrieben, C.I.G. 4, 7642)
höchstens könnte man, falls Porkos wirklich in Betracht kommen. Doch verdient m. E. sach-
= Phorkys ist, auf die Schweinshauer (Bd. 1 lieh die von Tomaschek für den Eigennamen
Sp. 1700, 3) der Tochter des Phorkys verweisen, H6Q%r\g aufgestellte Ableitung vom Stamme
was mir jedoch nicht beweiskräftig genug er- 10 per : por : hsLqco den Vorzug. Auch Zielinski,
scheint. Es kommt hinzu, dafs von den Gott- Arch. f. Beligionswiss. 9 (1906), 47 Anm. 1 hat
heiten, die bisweilen in der Gestalt eines Ebers unabhängig von Tomaschek dieselbe Vermutung
oder Schweines erscheinen — Apollon (Bd. 1 geäufsert: f Porkos = Phorkos, der möglicher-
Sp. 71, 52), Ares (Bd. 1 Sp. 71, 40), Artemis weise auch etymologisch mit Högog (s. d.) zu-
(Grwppe 1277, 2 nach Frazer, Golden bouyh 1, sammenhängt — ein nögog ist er ja sicher.'
329 j, Attisu. Osiris (Gruppe 806, 16 nach Frazer Vgl. Porkes, Porkis. [Höfer.]
2 , 50. 56) — keine im Wesen den Meergott- Porne (IIoQvri), Beiname der Aphrodite in
heiten gleicht. Wenn man an IIoQxtvg oder Abydos, Pamphilos aus Alexandria bei Athen.
IIÖQxrig (s. d.) denkt, an noQntvg = 'Fischer mit 13, 572 e, nach Neanthes von Kyzikos ebend.
dem TCÖQ-Aog (= Fischernetz oder Fischreuse)', 20 (fr. 35 F. H. G. 3, 11) zur Erinnerung an eine
so drängt sich unwillkürlich der Gedanke auf, Hetäre so benannt, die durch ihre Entschlossen-
dafs auch der Meerdämon nögy.og, vielleicht heit die Stadt befreite, Georg Wentzel, 'Eiti-
ursprünglich ein Gott der mit dem noQxog hau- xlriong 3, 5. — Tümpel, Jahrb. f. klass. Philol.
tierenden Fischer, hierzu gehört, den man mit Suppl. 16 (1888), 214 u. Anm. erklärt den Bei-
anderen Meergöttem, mit Nereus und vielleicht namen aus den Beziehungen der Aphrodite zu
auch, der Lautähnlichkeit halber, mit Phorkos den Hetären und verweist auf Strabo 13, 627,
gleichgesetzt hat. Denn eine solche Gleich- wo das Grab des Lyderkönigs Alyattes, das
setzung mui's man annehmen, einmal wegen zum grofsen Teil aus den Beiträgen der lydi-
der Notiz bei Hesych., dann, um für die von sehen Hetären (Herod. 1, 93) erbaut war, Ttogvi]g
Alkman erwähnte Tochter des Porkes eine Er- 30 ^ivfjiia genannt wird. Verstehe ich Tümpel
klärung zu finden. Auf einer Inschrift aus Ma- recht, so ist nach ihm bei Strabo nÖQvr] =
roneia erscheint ein Personenname JId(»c7]ff, Sohn Aphrodite. Auf Prostitution, die im Dienste
des nÖQY.T]g (Genet. TIoQy.iio (so!)), Corr. hell 5 der Aphrodite geübt wurde, bezieht das Epi-
[1881], 89 nr. 2. Nach Tomaschek, Die alten theton Gruppe, Gr. Myth. 1356, 5. Nach
Thraker I (Sitzungsber. der kais. Akademie der Meister, Griech. Dialekte 2, 230 bedeutet der
Wiss. in Wien 131 [1894], 20, der auf Lyko- Beiname = i] Tttigoatriq = Tlgci^ig (s. d.), d. h.
phrons IJoQKEvg (s. d.) verweist, stammt das die Göttin, die den Beischlaf vollzieht. Doch
griechische nÖQy.r]g aus porqä-. Würz. per, por, ist es klar, dafs jene Legende nur erfunden
jibiQeo, würde also den (das Meer) durchfahren- worden ist, um den nicht mehr verstandenen
den bezeichnen; vgl. -aviiaza tteiqsiv, Hom. II. 40 Beinamen zu erklären, oder ist es denkbar,
24, 8. Od. 8, 183. 13, 91. 264; vgl. 2, 434. Apoll. dafs ein Schandwort wie nogvq in der gewöhn-
Bliod. 2, 775. 4, 980; ja auch absolut wird %sl- liehen Bedeutung als Kultname gebraucht
qmv in gleicher Bedeutung = das Meer durch- worden ist? Schon der Zusammenhang weist
fahren, gebraucht Apoll. Ehud. 2, 326. 398. 4, auf eine andere Bedeutung hin. Unmittelbar
306. Aus dieser Bedeutung erklärt sich TIoq- voraus geht die Erwähnung des Zeus 'Ercagslog
-Aog, nÖQY.rjg, lloQxsvg sowohl als Name eines (s.d.), der, wie Athenaios ausdrücklich erwähnt,
Meerdämons oder Meerungeheuers als auch mit den Hetären nichts zu thun hat, sondern
7iOQv.svg als Bezeichnung des das Meer befahren- (vgl. Dio Chrysost. or. 1 p. 9 or. 12 p. 237 Dind.)
den Fischers, der mit dem Ttöo-nog (was Cur- ungefähr dasselbe bedeutet wie Zeus 4>ihog.
titts, Grundzüge der griech. Etym. 1665 freilich 50 Auch die Aphrodite 'Ercu'pa (s.d.) hat ursprüng-
zum Stamme nUy. c flechten' stellt) hantiert. lieh dieselbe Bedeutung wie Zeus Hetaireios
ri
Schon Schoemann, Opnsc. acad. 2, 183 (und nach nach dem ausdrückliehen Zeugnisse von Apollo-
ihm Preller- Robert 1, 560, 3j hatte zwar Phor- doros iv zolg nsgl &£ä>v bei Athen. 13, 571c
kys-Phorkos-Porkos und die ''Laokoonschlange' (fr. 17 F. H. G. 1, 431): Ercägav . . n)v 'Acpgo-
Porkeus (Porkes, Porkis) zusammengestellt, dlrr\v xi\v rovg §TcÜQOvg y.al zag szaigag avvä-
■diese Namen aber freilich von einem gemein- yovouv zovro 6' iazlv epiletg, vgl. r.Wilamoivitz
samen Stamme foQK abgeleitet, der sich auch bei Wentzel, 'ETtinlijatig a. a. O. p. 4. Sonach
finde in dem Namen der gewaltigen Seefische mufs man auch für IIÖqvi] nach einer anderen
oQKvvsg oder 0Qv.vv£g (Q-vvvog, . . ov v.aliov6iv Bedeutung suchen. Enmann, Kypern u. d. Ur-
vq%vv, alXozt d' av nfjzog, Archestratos bei 60 Sprung des Aphroditekultes (Mein, de Vacad. des
Athen. 7, 301 e. Anaxandrides ebend. 4, 131 e. sciences de St. Petersbourg 34, 1886, 13) S. 83
Herakleon ebend. 7, 303 b. — ogyivvog xrj-rcb^rjs nimmt entweder an, dafs IIoQvri vor Zeiten
ix&vg, Ael. nat. an. 1, 40, vgl. Oppian Hai. 1, vielleicht ebenso anständig war wie TtocQ&tvog
183. 3, 132. 334 Tümpel, Bemerkungen u. s. w. und erst durch den Pessimismus der Sprache
S. 8 f.) und sich noch heute im italienischen herabgewürdigt worden ist, wie das deutsche
orca = f Seeungeheuer' erhalten habe. Gegen 'Dirne' oder das französische 'fille', oder dafs
Schoemann hat sich Bloch (ob. Bd. 3 Sp. 2431, TLöqvi] = IJQÖvcaa (dies mit Metathesis des g
■53 ff.) erklärt. Möglicherweise könnte für Porkos und vollständigem Suffix) ist, oder schliefslich
2775
Pornopion
Porös
2776
denselben Stamm aufweise, wie UogvoTrimv, der
Beiname des Apollon. Gegen letztere Annahme
spricht freilich das aeolische nOgvonicov im
ionischen Ahydos sowie die Bedeutung von TIoq-
voiticov (s. d.) selbst. Wenn Gregor. Naz. or. in
Iul. p. 127 d = Migne 705, 10 sagt: AcpgoSlxn
itögvr] yEvousvn rs aia^güg xca yd^bcav aiß^gwv
imriQtTig, so meint er ihre Buhlschaft mit Ares.
Als Eigenname einer Waffentänzerin findet sich
flögva auf einer Vase in Florenz, 0. Jahn,
Arch. Beiträge 332 f. [Höfer.]
Pornopion (nogvonicov), Beiname des Apol-
lon bei den Aiolern als des Vertreibers der Heu-
schrecken: s. Kornopion und Parnopios nr. Ib.
Oberhummer, Phoenizier in Akarnanien verweist
auf die Parallelen des Heros Myiagros, des Apo-
myios (über beides s. d. Art. Myiagros ; vgl. auch
Myiodes), und des Apollon 'Egv&ißiog (s. Bd. 2,
Sp. 1383, 10 ff. , der auf rhodischen Inschriften
'EQS&iiLiog heilst, (I. G. 1. Mar. Aeg. 1, 730. 732.
733. 735 ; vgl. 786) und sich als'Epf-iK'fuosmit dem
Feste 'Ege&v^iLa auch in Lykien findet, Hesych.
Er schützt die Felder vor dem Weizenbrand —
anders E. Maafs, De Lenaeo et Delphinio XIV
= 'qui robigine agros perdit', nach dem das
Epitheton = 'Egv&ißwXog ist — , während Fick,
Vorgriechische Ortsnamen 46 den Beinamen
für einen lokalen hält). Nach Gruppe, Gr.
Myth, 1229, 3 bezieht sich vielleicht die Heu-
schrecke auf einer Münze von Sinope (1m-
hoof-Blumer, Kleinas. Münzen 1 , 7 nr. 4) auf
Apollon P ; die Münze zeigt auf der einen Seite
das Brustbild der Ceres (?), auf der andern die
Heuschrecke neben einem Pfluge. Die Dar-
stellungen der Heuschrecke auf Münzen von
Velia in Lukanien (Imhoof-Blumer u. Keller,
Tierbilder auf Münzen u. Gemmen 1, 9), Akra-
gas (4, 29. 8, 13), Metapontum (5, l(i. 7, 37. 38),
Messana (7, 89), der gens Iunia (7, 40) und auf
Gemmen (16, 7. 26. 21, 42. 23, 31—37. 41—43.
26, 64) gehören wohl kaum hierher. — Über
den Standort der angeblich (Ad. Michaelis,
Athen. Mitth. 2 [1877], 1 Anm.2) von Pheidias
geschaffenen Statue des Apollon Parnopios auf
der Akropolis von Athen (Paus. 1, 24, 8), die
Furtwängler , Meisterwerke 671 für ein Werk
Praxiteles des Älteren hält, s. Wachsmuth, Stadt
Athen 1, 148. Michaelis a. a. 0. 2. 4; vgl. auch
B. Keil, Hermes 30 (1895), 239. [Höfer.]
Porös (JJögog), Sohn der Metis, von Penia
Vater des Eros: s. Bd. 1 Sp. 1349, 44 ff. Sp. 1345,
64 ff. Bd. 3 Sp. 1921, 53 ff. und die dort ver-
zeichnete Litteratur und Porphyr, de antro
nymph. 16. Schoemann, Opusc. acad. 2, 81.
Zeller, Philosophie der Griechen 23, 513 = 24,
611 Anm. 7. Deuschle, Piaton. Mythen 13. C.
Schirlitz, Jahrb. /'. klass. Philol. 147 (1893), 738 f.
Gegen die gewöhnliche Ansicht, dafs bei Plato
wegen des Gegensatzes zu Penia und dem
ganzen Sinne der Allegorie entsprechend Porös
die Bedeutung von 'Abundantia' — Zeller a. a. 0.
weist darauf hin, dafs Porös nicht 'Reichtum',
sondern 'Erwerb, Betriebsamkeit' bedeute —
habe, wendet sich Ahrens, Philologus 27 (1868),
271 ff Porös, führt Ahrens an, könne an und für
sich nicht den Sinn von svitogia haben, diese
Bedeutung, die bei Plato durch den Zusammen-
hang gefordert werde, sei nur möglich, wenn
man von dem gewöhnlichen -nogog absehe und
in ihm ein 'dialektisches Wort' erblicke, das
Plato von Alkman (s. unten) entlehnt habe, dieses
Wort aber sei Kogog, noch nicht in der tadelns-
werten Bedeutung = 'Übersättigung', sondern
= *7iXovrog, blßog'' . Bei Alkman in dem arg
verstümmelten Partlienion ist zu v. 14 das
Scholion hinzugeschrieben: Jti röv Högov sigr^e
rbv avtbv tk> vtio xov *Ha6dov hsuv&sv[l£vco
io Xaei, Hermes 13 (1878), 16. Bergk, P. L. 34
p. 30. Im Text des Alkman selbst ist JJögog
nicht erhalten, so dafs die Deutung und Er-
klärung des Porös eine unsichere, von den je-
weiligen Ergänzungen des Textes abhängige
ist. Alkman hat von dem Schicksal gesprochen,
das die Hippokoontiden im Kampfe, nicht
gegen Herakles, wie man gewöhnlich annimmt,
sondern gegen die Dioskuren, da bei Alkman
a. a. 0. Vers 1 JAcolvSsviirig erhalten ist (Bergk
20 z. d. St. Kaibel, Hermes 27 [1892] 258j ereilte,
und fährt nun fort: [xgärvos y]ug Aigk itccv-
t&v || [?} Uögog] ysgairäroi || [ciüv u r' än\idü.og
'AXv.ä. So ergänzt Jurenka, Serta Hortet 36
und Sitzungsberichte der philol. -histor. Klasse
d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien 135 (1896), 1
S. 6; ähnlich Blafs, Ehein. Mus. 40 (1885), 19;
vgl. 23 (1868), 551. Diels, Hermes 31 (1896),
345, nur dafs dieser y.ul (statt j}) JJögog schreibt,
nach 6icüv interpungiert und dann weiter
30 schreibt ciTt\idilog alnä (nicht 'Alv.u), das er
mit dem Folgenden verbindet (alle bezwang
Aisa und Porös, die ältesten der Götter: nicht
soll die unbeschwingte Kraft [wohl = Ohn-
macht] der Menschen nach dem Himmel fliegen);
wir haben also nach diesen Ergänzungen zwei
bez. drei Gottheiten: Alau, JJögog bez. noch
Alna, von denen JJögog nach dem Scholion dem
Chaos bei Hesiod entspricht. Dafs die Ährens-
sche Ansicht, nögog (Kögog) bedeute hier'Reieh-
40 tum', schon durch den Zusammenhang, abge-
sehen von der Bemerkung des Scholions, un-
möglich ist, ist ohne weiteres klar. Eine andere
Vermutung äufsert Bergk, Philologus 22 (1865),.
4: TJÖQog sei, wie bei Plato, so auch bei Alk-
man als Vater des Eros, der hier in irgend
einem Zusammenhang erwähnt worden sei, ge-
nannt gewesen; da nun als Vater des letzteren
auch Chaos (Schol Theokr. 13, 1. Seh ol. Apoll.
Bhod. 3, 26; vgl. auch Oppiau. Hai. 4, 23.
öo Schoemann a. a. 0. 76) erscheine, so habe der
Scholiast Porös und Chaos für identisch ge-
halten. Weil, Journal des Savants 1S96, 511
wollte, wohl etwas vorschnell, durch Alaa ver-
führt, statt JJögog: Mögog schreiben. Jurenka,
Serta Hart. a. a. 0. 37 vergleicht, ohne Berück-
sichtigung des Scholions, JJögog und Aiaa mit
Jigäxog und Bia, und übersetzt Sitzungsber.
a. a. 0. 37: 'Denn alle bezwang das bittre-
Verhängnis — Nein, 'Urkraft', die älteste der
60 Götter, Mit 'Hilfe' geeint, die herfliegt nacken-
den Fufses.' Vielleicht empfiehlt es sich aber,
wenn wir die Ergänzung Jurenlas annehmen,
'Alxa. nicht als 'Hilfe' aufzufassen, sondern als
'Kraft, Stärke', und JJögog (== 'Mittel, Weg')
dürfte dann ungefähr den Sinn von '^oepta'
haben, eine Personifikation derjenigen Eigen-
schaft sein, die in allen Fällen sich Rat weifs
(vgl. Soph. Ant. 358: Ttccvronögog' äitogog in
2777 Porös ' Porphyrion ' 2778
ovdsv eq%st<xl) : Die Hippokoontiden fanden Theseus, berichtet Plutarch (Thes. 31), habe
ihren Tod, wie es die Alau (= MoIqcc) be- Helena nicht geraubt, sondern Tyndareos habe
stimmt hatte; Werkzeuge dieser Schicksals- sie seinem Schutze anvertraut, indem er ge-
macht aber waren der Dioskuren fConsilium et fürchtet habe 'EvccgGcpögov xbv ' IitTtoyiöcovxog
Yirtus'. Nehmen wir nur zwei Gottheiten an, %xi vnitmv ovoccv ßia^oasvov xi]v'Eltvr]v Ictßeiv.
AIgu und nögog, so ist letzteres wohl nicht auf Dieser versuchte, ursprünglich wohl auch wirk-
die Dioskuren zu beziehen, sondern mit Blafs, lieh avisgeführte Raub der Helena durch einen
Hermes 13, 18 als 'Allmacht der Gottheit' zu der Hippokoontiden (vgl. Kaibel a. a. 0.) oder
deuten. Was schliefslich die merkwürdige der Umstand, dafs die Hippokoontiden die
Notiz des Scholions anlangt, so vermute ich, io Nebenbuhler der Dioskuren waren {&v%i\hV't\<G%f\-
dafs eine Gleichsetzung des Porös und des gsg xäv Jlooxovqcov, wie sie Euphorion fr. 22b
hesiodeischen Chaos nicht inhaltlich [Meineke S. 58] im Schol.Clem. Alex.Protr. p. 108
vorliegt, sondern die Bezeichnung des Porös als doch wohl nach alter Quelle nannte), war die
ältester der Götter mag, da nach Hesiod. Ursache zu dem für die Söhne des Hippokoon
Theog. 116: %gcoxiGxa Xdog yivtx' (vgl. verhängnisvollen Kampfe: in beiden Fällen hat
ÄKovGilaog Xdog ... vnoxi&sG&cti ... doxsl dann die Nennung des Eros Berechtigung. Und
ri]v -jtgmxvv dgyr\v, Damascius, De princ.~p.S82 auch der Zusammenhang fügt sich dem: Äigci
Kopp), Chaos also die erste und folglich auch und "Egcag bezwangen des Hippokoons Söhne;
die älteste 'Gottheit' war, der Grund zu dieser nicht versuche das schwache Menschenge-
Identifikation gewesen sein. — Nachtrag: 20 schlecht, was ihm versagt ist, und begehre nicht
Zuletzt hat Th. Zielinski im Archiv f. Bell- unerlaubte Liebe zu erjagen. — Inwieweit
gionswiss. 9 (1906), 43 ff. über Porös bei Alk- schliefsHeh. die von Zielinski a. a. 0. 47 im Ver-
lern gehandelt, der in der Hauptsache auf die folg seiner Annahme einer altarkadischen her-
(wie es scheint, ihm unbekannt gebliebene) metischen Kosmogonie, in der die ursprünglich
Ansicht von Bergk (s. oben) zurückkommt, dafs mythischen Namen durch allegorische ersetzt
bei Alkman von Eros die Rede gewesen sei, worden seien, aufgestellte Gleichsetzung Porös
andererseits sich auch mit Ahrens (s. oben) in- = Phoroneus Berechtigung hat, wage ich nicht
sofern berührt, als er den Platonischen Porös zu entscheiden. [Höfer.]
auf den Porös bei Alkman zurückführt. Zie- Porpax (IIoQnag), Flufsgott in Sizilien, von
linski schreibt: v.gdxi]Gs y]äg Alacc nuvxcov [^w 30 den Egestäern iv si'dst, avögog verehrt, Ael. v.
JTopco], schreibt weiterhin wie Diels (s. oben) h. 2, 33. [Höfer.]
ulv.d, nicht lilv-d und erklärt: Aisa und. Eros, Porphyreon (Tlogcpvgscov), Sohn des Athamas
der Sohn des Porös haben über dem Lose und seiner zweiten Gemahlin, der Themisto,
der Hippokoontiden gewaltet; er verweist auf Nonn. 9, 317; sonst heifst er mit gleichbedeu-
die von ihm weit zurückdatierte Hermetik spez. tendem Namen Erythrios (s. d.) oder Erythres,
auf die Kögr\ xoguov, in der {Stob. Eclog. 1, B. Koehler, Die Dionysiaka des Nonnos 20.
41, 44 p. 956 Heeren = Meineke 1, 290, 17) v. Wilamowitz, Hermes 26 (1891), 204, 1.
Gott zu den Seelen vor ihrer 'Einkörperung' [Höfer.]
sagt: "Egcog vu&v, ipv%ui, dsaitoßu %ccl ÄvdyAij, Porphyria (JTopqpi'pia), Beiname der Aphro-
was genau dasselbe ausdrücke wie die Stelle 40 dite 'zu Tyros, dem alten Sitz der Purpur-
bei Alkman. Auch in den folgenden Worten: bereitung, wie sie zu Rom als Purpurissa (Serv.
'keiner der Sterblichen versuche um Aphrodite ad Verg. Aen. 1, 720) von den Sarrani einge-
zu freien' nehme Alkman auf den Eros Bezug. führt war', üsener, Legenden der heil. Pelagia 22.
Die Notiz des Alkmanscholiasten erkläre sich [Höfer.]
ans der zwar noch nicht von Hesiod, aber von Porphyrion (IIoQcpvQiojv), 1) einer der Vor-
Späteren angenommenen Genealogie, dafs Eros kampier der Giranten, ihr König nach Find.
ein Sohn des Chaos sei, Chaos also sei dem Pyth.8, 12. 17; Typhos und er wurden ob ihres
gleichfalls als Vater des Eros genannten Porös Übermutes durch Blitzstrahl und Apollons
parallel (so übrigens auch schon Bergk [s. ob.]). Geschosse bezwungen, ebd. Gegen ihn (IIoq-
Wenn wir auch wirklich annehmen dürfen, dafs 50 (p[y~\gi(üv) schwingt Zeus, lorbeerbekränzt und
schon zu Alkmans Zeit Porös als Vater des Eros mit Herrscherstab, den Blitz auf der rf. Trink-
so bekannt war, dafs man unter dem Sohne schale des Erginos und Aristophanes in Berlin
des Porös ohne weiteres den Eros verstehen (Fiirtträngler, Beschr. der Vasensamml. im Anfi-
konnte, so bietet doch die von Zielinski heran- quar. 2, 709 ff. Nr. 2531); er deckt sich da-
gezogene Stelle aus der K6qv v.Ö6\iov nichts gegen, nackt und bärtig, im Helm und Wehr-
zur Erklärung unserer Stelle. Denn dort wird gehenk, zurückweichend mit dem Rundschild,
von dem gesamten Menschengeschlechte ge- der eine Sehlange als Zeichen führt, und er-
sproehen, dessen beständige Gebieter und Herren hebt einen Stein gegen den Gott; über die
"Egcog und Ävdyxr] sein sollen, ähnlich wie Gruppen der Schale s. oben Bd. 1 Sp. 1655.
Herder in der bekannten Parabel dem Men- 60 Gegner des Zeus ist P. auch bei Aristophanes,
sehen die Sorge als Lebensführerin mitgiebt. Vög. 1251 f. vgl. 553; man erkennt ihn ebenso
Aber bei Alkman mufs, wenn neben AiGa wirk- in der Zeusgruppe der Gigantomachie des Altars
lieh Eros genannt war, dieser in das Schicksal von Pergamon, wo er schlangenfüfsig und spitz-
der Hippokoontiden mit einer für diese ver- ohrig in Rückenausicht als mächtiger Wider-
derbliehen Rolle eingegriffen haben. Und in sacher die fellumwickelte Linke zur Abwehr
der That weisen noch zwei Spuren darauf hin, des drohenden Blitzes und des Adlers entgegen-
dafs Eros der Anstifter de3 Kampfes zwischen streckt, während er mit der Rechten wohl ein
den Dioskuren und den Hippokoontiden war: Felsstück schwang, Apollodor 1, 35 nennt P.
2779 Porphyrion Portheus 2780
an erster Stelle, als den gewaltigsten Giganten Turpurrnann' und brachte den Namen in Ver-
mit Alkyoneus. Nachdem zuerst Alkyoneus hindung mit phoenikischen Ansiedlungen am
von Herakles bezwungen ist, stürzt sich P. aut Isthmos, ähnlich den attischen König P. (De
ihn und Hera. Auch er wird besiegt, indem portubus Athenarum S. 19 f.; Peloponnesos 2,
ihn Zeus in wilder Leidenschalt zu der Göttin 517). Wieseler vermutete 'Identität mit dem
entbrennen läfst; während er ihr die Gewänder argivischen Perseus-Eurymedon' (Ersch und
herunterreifst, um sie zu vergewaltigen, trifft Grubers Encyklopädie unter ' 'Giganten7' S. 169.
ihn der Blitzstrahl, und Herakles tötet ihn 172). Ferner deutete man den Namen vom
mit dem Pfeile, Apollod. 1, 36. Mit dieser Standpunkt physikalischer Erklärung des Gi-
Liebesbrunst des P. wird zusammenhängen, io gantenmythus auf loderndes Feuer (Preller,
dafs der Scholiast zu Aristoph. Vög. 1252 als Gr. Myth. I2, 58), rdie Gärung und Mischung'
seine Bezwingerin Aphrodite nennt; ebenso vulkanischer Massen {Welcher. Götterlehre 1,
Schol. zu Vög. 553. In freier dichterischer 791 f.), fdas rote Blitzungetüm' (W. Schwartz,
Gruppierung erscheint minaci Porphyrion statu Die altgriech. Schlangengottheiten, Progr. Perl.
kämpfend bei Horaz, Carm. 3, 4, 54. Als be- 1858 S. 34), 'Gewittersturm' (Poscher, Die Gor-
sondrer Gegner Apollons, wie bei Pindar a. a. 0.. gonen S. 36, 75). Den Zusammenhang mit den
tritt P. wiederum bei Claudian auf. Gigantom. Titanen betonend wagte M. Mayer a. a. 0.
34 f. ruft Tellus vor dem Kampfe: 'Je Delphica S. 149 die Etymologie von TIoQ-rpvQiav als
laurus Stringet, Porphyrion, Cirrhaeaque templa fFeuerbringer'. [J. Ilberg.]
tenebis; und wo das fragmentarische Gedicht 20 Porriina s. Indigitamenta.
abbricht, wirft sich P. ins Meer, um Delos los- Porthanidas (noQ&avidag), nicht, wie im
zureifsen und gen Himmel zu schleudern, das Papyrus korrigiert ist, IIoQ&aovidocg, gebildet
dann implorai Paeana suum (114 ff.). Bei von üoq&ccv, Herodian 1, 13, 32 Lentz (vgl.
Nonnos, der dem Dionysos den Hauptanteil AX-nfidv^ Hdv u. s. w.) = Meleagros (s. d.) als
an der Niederwerfung der Giganten zuschreibt, Enkel des Porthaon (s. d.), Bakchyl. 5, 70. Wila-
kämpft dieser Gott auch gegen P. : IIoQcpvQuovi mowitz, Gott. Gel. Anz. 1898, 130. S. Porthao-
ua%rniova y.iggov idXlcov, Dionysiak. 25, 89; nidai. [Höfer.]
Hebe war dem Giganten als Siegespreis zuge- Porthan (IJoQ&dv) s. Porthaon.
dacht, ebd. 48, 20 (wo Wieseler fälschlich "'Hqvv Porthaon (TIoQ&duv), 1) S. des Agenor und
lesen wollte). — Naevius im Bellum Punicum 30 der Epikaste, König zu Pleuron und Kalydon,
latinisierte den Namen, wo er von einer pla- zeugte mit Euryte den Oineus (Paus. 4, 35, 1),
stischen Darstellung (wohl auf einem Schilde) Agrios (Hyg. fab. 175), Alkathoos (Paus. 6, 20,
der bicorpores Gigantes sprach: Runcus atque 17. 21, 10), Melas, Leukopeus und die Sterope
Purpureus, filii Terras (Priscian. 6, 198 K). (Schol. Odyss. 12, 39), Apollod. 1, 7, 7; 10; vgl.
- 2) Lokalsagen weisen auf die ursprüngliche Strab. 10, 3, 1. 6 (Agrios, Melas, Oineus IIoq-
Heimat des Giganten P. Neben andern Gegen- &aovl$(u) ; Schol. Hur. Phoen. 133. Als Tochter
den gilt der attische Demos Pallene als Schau- des P. nennt Dia, die Mutter des Thersites,
platz der Gigantomachie (s. ob. Bd. 1, Sp. 1650; Schol. H. 2, 212; Agrios ist ebd. ihr Gemahl.
Preller - Robert, Griech. Myth. I4, 70. 76). Es Die Namensform Parthaon besonders bei
ist der benachbarte Demos Athmonon, wo 40 römischen Schriftstellern, s. Ovid, Met. 8, 54-2.
in der Urzeit P., 'der noch vor Aktaios König 9, 12; Stat. Theb. 1, 670. 2, 726; Hyg. fab. 175;
war', ein Heiligtum der Aphrodite Urania Myth. Vat. 1, 58. 146. 204. 2, 144. 165. S. Heyne
gründete, Paus. 1, 14, 7. Vgl. Wachsmuth, Die zu Apollod. 1, 7, 7; Bergk, Kl. philol. Sehr. 1, 149.
Stadt Athen im Altertum 1,413 f.; v.Wilamowitz, Bei Homer heifst der König von Pleuron
Aus Kydathen S. 134; M. Mayer, Die Giganten und Kalydon Portheus (II. 14, 115), ebenso
und Titanen S. 148 f. 182 ff. So erscheint P. bei Anton. Liber. 2 (Nikandros), der ihn Sohn
hier als Landeskönig, wie der Gigant Pallas des Ares nennt (wie Mythogr. Vat. 1, 204 den
im attischen Pallene. — 3) Weiter führt der Porthaon; dieser ist Enkel des Ares nach Schol.
Name zu den Athamanen — "A&^ovov steht Eur. Phoen. 133). Martia Pleuron Stat. Theb.
sichtlich mit k&cqictg in etymologischem Zu- 50 2, 727.
sammenhang — , denn es ist P. ein Bruder oder 2) P. (IlaQ&dcov), S. des Periphetes, Vater
Sohn des Athamas. Die drei Brüder Athamas, des Aristas, Paus. 8, 24, 1. [J. Ilberg.]
Olmos und P. gründen Olmos am Helikon, Porthaoiiidai (IIoQd-aovldca), die Söhne des
Schol. IL 2, 511. Als Sohn des Athamas und Porthaon: Agrios, Melas, Oineus (vgl. zu diesen
der Themisto, dessen dritter Gemahlin, be- Usener, Rhein. Mus. 53 [1^98], 375. 58 [1903],
zeichnet den P. Nonnos, Dionys. 9, 317; ihn 7, 3. 329. Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. (I. kais.
und seinen Zwillingsbruder Ptoos tötet die Akad. d. Wiss. in Wien 137 [1898], 3, 45),
Mutter, indem sie die Kinder der Ino zu töten Strabo 10, 463. 465. Auch bei Hesych. JIop-
meint. Sohn des Sisyphos ist P. wie Athamas &6(iiv yivog iiticpavtg denkt Schmidt an IIoq-
und Olmos nach Schol. II. 2, 511; Steph. Byz. 60 fraovidca. Vgl. Porthanidas. [Höfer.]
s. 'Aqyivviov\ derselbe Vater wird ihm zuge- Portheu S (ÜOQ&tvs) 1) Vater des Echion,
schrieben Schol. 77. 2, 499; Schol. Apoll. Rhod. eines der Griechen vor Troia, der als erster
3, 1094 (Bruder Almos); der Scholiast zur Rias aus dem hölzernen Pferd sprang, aber sich da-
a. a. 0. erwähnt seine Tochter Erythra als bei zu Tode fiel, Apollod. Epit. 5, 20. — 2)
Eponymos des boeotischen und ionischen Ery- einer der Söhne des Lykaon, Apollod. 3, 8, 1.
thrai. S. E. Maafs, Parerga Attica im Ind. — 3) IIoq&£vs sowie IIoQ&äcov, die beide wohl
schol. Gryphiswald. für 1889/90 S. VII f. auf ein ursprüngliches ndp^o? hinweisen (Lrse»er,
E. Curtius erklärte den Sisyphossohn P. als Götternamen 15 f.; vgl. Fick-Bechtel, Die Griech.
2781
Porthmeus
Porthmeus
2782
Personennamen 375. 376. 407) = 'der Eroberer,
insofern das Erobern wesentlich ein Zerstören
ist' (E. Maafs, Griechen und Semiten auf dem
Isthmus von Korinth 70), scheint ursprünglich
ein Beiname des Ares, dessen Sohn Portheus-
Porthaon (s. d.) heifst, gewesen zu sein, Gruppe,
Griech. Myth. 1382 (vgl. das Epitethon des Ares
TiToXl-noQÖ-og). Auch als Eigenname mit deut-
lichem Bezug anf den Begriff des 7toQ&tlv findet
sich noQ&äoiv bei Polyaen. 6, 1, 6 und dazu
Bergk, Philologus 17 (1861), 55 f. = Kleine
philol. Schriften 1, 149 u. Anm. 12. Auf einer
Silbermünze aus Rhodos kehrt derselbe Eigen-
name wieder, Friedländer, Hermes 7 (1873), 50.
— 4) s. Porthaon und ferner Euripides im Me-
leagros bei Äristot. Ehet. 3, 9 p. 1409 b: Olvsvg
. . floQ&dovog italg sowie Argonautenverzeichnis
in der Ausgabe des Apollonios Bhod. von Merkel-
Keil p. 535 : Aaoxocov ÜOQ&icog, vgl. Apoll. Bhod.
1, 191 ff. u. Laokoon nr. 1. — 5) Nach W. Crönert,
Archiv f. Papyrusforschung 2 (1903), 351 wird
in einem Epikerfragment, höchst wahrschein-
lich den Bassarila des Dionysios, enthalten in
dem Papyrus des Brit. Mus. nr. 273, heraus-
gegeben von Kenyon, Fragments of an epic
poem in Biber gratularius in honorem Her-
irerdeni (1902) [mir nicht zugänglich] neben
anderen Heroen ein TIoQ^ccav, wahrscheinlich
als Mitstreiter des Dionysos in seinem Kampfe
gegen die Inder, genannt. [Höfer.]
Porthmeus (noQ&^Evg) , 1) Beiname des
Nauplios (s. d.) bei Bucian. v. h. 2, 29. Rha-
damanthys, erzählt Bucian, habe ihm als Be-
gleiter von den Inseln der Seligen nach den
Inseln der Gottlosen mitgegeben xbv Ttoo^^ia
NavnXiov, iv sl xccTax&tirjiisv ig rag vi]aovg,
liridtlg ijLiäg avXXccßv uxe •Aar' aXXijv i\ntOQiav
'ÄUTanXiovTag (Anspielung auf des Sophokles
NavnXiog KccxuTtXtcov?). Nach ./. Geffcken,
Hermes 26 (1891), 38 f. bes. 39, 4 ist das Epi-
theton noQ&fisvg noch eine Reminiszenz an
das ursprüngliche Wesen des Nauplios als eines
furchtbaren, tückischen Meerdaimons, eine An-
schauung, in der er sich mit Gruppe, Gr. Myth.
65, 3 f. begegnet, nach dem Nauplios (= fder
Ablenker der Schiffe'; der verkürzte zweite
Bestandteil von Nauplios scheine von nXdga
abgeleitet), der 'furchtbare, mit Poseidon aus-
geglichene Gott von Nauplia' ist. — 2) Bezeich-
nung des Charon, vgl. Eust. Hom. II. 16, 35:
Xäpcov [LV&oXoytlxui 7toQ&ii8vg iv'Atdov. Schol.
Buc. Dial. Mort. 2 p. 252, 21 Babe: TtoQ&uia,
Xiyst xbv Xccocavct ag diaßißägovxa xovg vexgovg
— , Minyas bei Paus. 10, 28, 2. Eur. Alk. 253.
Theokr. 17, 49. Eust. Hom. Od. 1666, 36. Suid.
s. v. daväxT]. Paus. 10, 28, 1. Buc. dial. mort.
4, 1. 10, 10,13. 11, 4. 12, 5. 20, 1. 22, 2. 27,9.
Charon 1. 16. 22. 23. Catapl. 5, 17. de luctu
3. 10. Anth. Pal. 7, 63. Kaibel, Epigr. 646, 3
(I. G. It. et. Sic. 1746, 3). luv. 3, 266. Petron.
Sat. 121, 177. Epigramm bei Fabretti, Inscr.
ant. p. 702 nr. 235 v. 3. 0. Waser, Archiv für
Beligionsivissensch. 1 (1898), 160 und besonders
Charon, Charos, Charun 24 f. Bohde, Psyche 1",
306 f. Usener, Sintflutsagen 215 ff., wo Parallelen
(vgl. auch Fries, Bhein. Mus. 59 [1904], 207.
Sartori, Archiv f. Beligionsivissensch. 2 [1899],
214. Br. Schröder, Bonner Jahrbücher 1902, 66 f.
B. Badermacher, Das Jenseits im Mythos der
Hellenen 89 ff. B. Westermann, Archiv für
Beligionswissensch. 8 [1905], 109) verzeichnet
sind. Eine für die Mythologie des Charon im
höchsten Grade wichtige Darstellung, eine
schwarzfigurige attische Malerei, etwa dem Ende
des 6. Jahrh. angehörig, hat Furtwcmgler, Archiv
f. Beligionswissensch. a. a. O. 191 u. 194 —
darnach nachstehende zwei Abbildungen — ver-
io öffentlicht und mit einem ausgezeichneten Kom-
mentar versehen, der hier im Auszug wieder-
gegeben wird. Das Bild ist auf einer in Athen
gefundenen, jetzt in München befindlichen thö-
nernen Eschara, einer Art nach beiden Seiten
offenen Cylinder, durch den man den Toten
die Opferspenden in die Erde hinabgofs (vgl.
Schol. Eur. Phoen. 274. Deneken in diesem
1) Thönerire Eschara mit Charonbild (s. Abb. 2)
(nach Furtwängler, Arch. f. Religionswiss. 8, 191).
Lexikon Bd. 1 Sp. 2501 Anm. Vgl. auch Paus.
10, 4, 10. 3, 19, 3 und dazu Bohde, Psyche 1\
160 und Anm. 4). Dargestellt ist Charon als
greiser Fährmann (ö ysgcabg Ttoo&iitvg, Minyas
bei Paus. a. a. O.) mit weifsem Bart und eben
50 solchem unter der runden Schiffermütze hervor-
quellendem Haupthaar; er sitzt im Hinterteile
seines Bootes bei den beiden Steuerrudern, die
Linke unter dem Mantel, in den er sich ge-
wickelt, geborgen, die Rechte befehlend vor-
gestreckt, den Mund wie zum Schelten geöffnet.
Sein Schelten gilt den geflügelten Seelen, den
Eidola, die von oben herab sich in das Boot,
um mitgenommen zu werden, zu schwingeu
oder gar von der Bootsspitze aus in den Kahn
60 zu gelangen suchen. Denn nicht für alle ist
Platz im Boote, viele müssen warten und
manche scheinen wieder zum Ufer zurückzu-
fliegen. Die Seelen, die mitgenommen werden,
müssen rudern, und so sehen wir unmittelbar
vor Charon eine solche auf der Ruderbank
hocken im Begriffe zu rudern. Das Boot, das
auf unserer Darstellung in seiner ganzen Länge,
nicht wie auf den bekannten Darstellungen
2783
Porthmeus
Porthmios
2784
(vgl. Waser, Arehiv f. Bei. a. a. 0. 1, 164 ff.)
nur zum Teile gebildet war, weist auf dem
erhaltenen Stücke noch fünf Ruder auf; die
ursprüngliche Zahl war mindestens die doppelte.
Damit ist der Zweifel, dafs Polygnot (Patts.
10, 28, 1) den Charon als 7tOQ&gevg int talg
Y.w7iccis (Waser a. a. 0. 41) dargestellt habe,
beseitigt, und ebenso erklärt sich die Mehrzahl
der Ruder des Charon auf einer Grabstele vor
10 dem Dipylon in Athen (Litteratur bei Waser
118 Anm.). Am bedeutsamsten aber ist unser
Bild, das sich fast wie eine Illustration zu den
ungefähr siebenhundert Jahre später von Lucian
über Charon überlieferten Vorstellungen aus-
nimmt und dadurch umgekehrt zugleich be-
weist, wie fest und zäh die Volksvorstellung
an dem Typus des Charon festgehalten hat,
dadurch, dafs es die Annahme hinfällig macht,
Charon sei überhaupt erst von dem Dichter der
20 Minyas genannt [vgl. Bd. 1 Sp. 885, 9. v. Wi-
lamoivitz, Hermes 34 (1899), 228], ja von diesem
geradezu erst erfunden worden. Doch hätte
diese Ansicht, auch ohne Kenntnis von unserem
Bilde, nicht aufkommen können, wenn man,
wie Furtwängler (a. a. 0. 198) es gethan hat,
aus den Versen der Minyas herausgelesen hätte,
was nun nach Furtivänglers Vorgang als selbst-
verständlich erscheint: die Verse der Minyas
setzen den Charon bereits als eine allbekannte
30 Figur voraus, da nur kurz berichtet wird, dafs
Theseus und Peirithoos, im Begriffe über den
Hadesstrom zu fahren, den alten Fährmann mit
dem Nachen nicht zur Stelle finden. fSo kann
doch nur jemand dichten, der mit dem Fähr-
mann als mit einer ganz bekannten Figur
operiert, nicht jemand, der diese Figur erfindet;
der würde sie doch nicht gerade durch Ab-
wesenheit haben glänzen, sondern sie zur Stelle
sein lassen und würde sie dem Hörer gründ-
40 lieh vorgestellt haben.' So dürfen wir getrost
mit Furtwängler annehmen, dafs Charon, der
Totenfährmann, eine uralte Gestalt echten
Volksglaubens, nicht die künstliche Schöpfung
eines Dichters ist. Auch Badermacher a. a. 0.
90 ff. hält den Charon für älter als die Minyas,
durch die er vielleicht zuerst als Fährmann
der Unterwelt eingeführt worden sei, während
seine ältere, ursprüngliche Funktion die des
Fährmanns über den Okeanos gewesen sei.
50 Vgl. Portitor. | Höfer.]
Porthmios (nÖQ&iuo?), Kultname des Posei-
don, abgeleitet von dem TTOQ&gog, der die Insel
Karpathos von dem nördlich davon liegenden
Inselchen Saros trennt, in dessen Nähe auch
der Tempel des Gottes lag (Beaudouin, Corr.
hell. 8, 359 f. JDitteiiberger, Sylloge l2 p. 433, 11.
2- p. 491, 10. Hiller v. Gaertringen, Arch.-Fpigr.
Mitt. aus Oest. 16 [1893], 106), Inser. Ins. Mar.
Aeg. 1, 1031 p. 169. 1032 p. 170. 1033 p. 171.
üO 1036 p. 172. Nach der Inschrift 1035 p. 171
(vgl. Hittenherger aa. aa. OO.) scheint der Tempel
des Poseidon Porthmios das gemeinsame Heilig-
tum des gesamten rhodischen Volkes gewesen
zu sein. Das Nordkap von Karpathos hiefs
'Ecptdlnov i'sy.Qov, Ptolcm. 5, 2, 33. Daraus hat
O. Benndorf. Arch.-Fpigr. Mitt. a. a. 0. 106
geschlossen, dafs wie Nisyros und Kos einst
als zusammengehörig; galten und ihre Trennung
2785 Portitor Portunus 2786
aus dem Kampfe Poseidons mit dem Giganten manu teuere fingebatur et deus putäbatur esse
Polybotes hergeleitet wurde, so die Entstehung portdrum, vgl.Brevis expos. zuVerg. Georg. 1, 437
des 7toQ&[i6g zwischen den einst gleichfalls zu- Portunum dicunt, quod porlibus praesit, unde
sammenhängenden Karpathos und Saros als clavem tenens pingi solet; daher der Kultbrauch,
das Resultat eines Kampfes zwischen Poseidon den das Schol. Veron. zu Verg. Aen. 5, 241 er-
und dem Giganten Ephialtes (s. d.) gedacht wähnt: huius dies festus Portunalia, quo aput
worden sei, und so f zeigt ein Vasenbild der veteres claves in focum ad^ditas cre^ymare in-
Kais. Sammlung in Wien den Poseidon, wie stitutum [die Ergänzung von mir|) ebenso führt
-er den Giganten Ephialtes mit dem Dreizack wie Ianus (Ooid. f. 1, 99. Macr. Sat. 1, 9, 7.
in den Grund bohrt und ein Stück Land 10 Arnob. 6, 25. Lyd. de mens. 4, 1 p. 64, 1
(also Saros, nicht Nisyros) auf ihn herab- Wünsch, s. auch oben Bd. II Sp. 42). Beide
schleudert'. Der oben erwähnte Name der Götter werden dadurch in gleicher Weise als
Nordspitze von Karpathos, 'Ecpiälnov, und der Thürhiiter bezeichnet, und dies besagt auch
Kult des Poseidon ITÖQ&^iOi: an dieser Stelle, der Name Portimus (Paul. a. a. 0. Schol. Veron.
eben dem durch den Kampf entstandenen a. a. 0. Portunus, ut Varro ait, deas porQuum
TtoQd-tiö?, beweisen in Verbindung mit der Dar- porta)rumque praeses), da sich porta und portus
Stellung des erwähnten Vasenbildes die Rieh- ursprünglich nur lautlich, nicht der Bedeutung
tigkeit der Benndorfschen Erklärung. Fiel:, nach unterschieden (vgl. Usener, Rhein. Mus.
Vor griechische Ortsnamen 42 nimmt an, dafs 56, 1901 S. 22 Anm. 38). Erst nachträglich
das Kap 'Ecpiälriov mit dem Aloaden Ephialtes -m hat sich die Bedeutung von portus auf den
in Verbindung stehe und diesem geweiht ge- Eingang vom Wasser her eingeschränkt und
wesen sei, wie das Südkap von Karpathos ist demgemäfs Portunus zum Gotte der An-
Sodvrsiov (Ptol. 5, 2, 33) nach Thoas, dem legestelle am Tiber, des Flufshafens von Rom
Könige von Lemnos, benannt sei. Wie @oäv- geworden (in diesem Sinne ist das Portunus
xsiov auf lemuische Tyrrhener, so weise 'Ewi- a portu Ciceros de not. deor. 2, 06 [= Mythogr'.
ülnov auf Kreta zurück, wo (vgl. Bd. 1 Sp. 254, Vatic. 3, 5, 1] gemeint; vgl. Ovid. fast. 6, 546
31 tf.) speziell in Biannos der Mythos von der in portus nato ius erit omne tuo, quem nos
Fesselung des Ares durch die Aloaden lokali- Portunum, sua lingua Palaemona dicet). Daher
siert war. [Höfer.] lag der Tempel des Portunus, dessen Stiftungs-
Portitor, Bezeichnung des Charou, dem so fest ebenfalls mit den Portunalia zusammenfiel,
griechischen TtoQ&iitvg (s. d. nr. 2) entsprechend, in portu Tiberino (Varro de l. I. 6, 19, ganz
Verg. Aen. 6, 298. 326. Georg. 4, 502. Ov. Met. gewifs nicht auf Ostia zu beziehen), ad pontem
10, 73. Prop. 5, 11, 7. Stat. Theo. 4, 479. 12, Aemilium (fast. Allif. Amit. Vallens.); die letz-
559. Lucan 3, 17. 6, 704. Sil. Ital. 9, 251. Val. tere Angabe zeigt, dafs das Heiligtum am Forum
Iflacc. 1, 814. Seneca Herc. f. 112. Claudian, boarium gelegen war, benachbart dem Tempel
In Rufin. lib. seeundus 503. De raptu Proser- der ebenfalls mit Ianus in enger Kultbezieh-
piuae 2, 360. Vgl., 0. Waser, Charon, Chams, ung stehenden Mater Matuta (s. oben Bd. II
Charun 27 f. Die Inschrift bei Orelli 1473 (vgl. Sp. 2643) und nicht weit von dem erwähnten
4761), in der Pluto Portitor genannt ist, ist Tempel des Ianus selbst entfernt. Sehr an-
höchst wahrscheinlich gefälscht. [Höfer.] 40 sprechend vermutet Chr. Hülsen (II foro bonrio
Portunus (gebildet wie Neptunus, Fortuna; e le sue adiacenze nell' antichilä, Dissertazione
über die falsche Schreibung Portumnus s. Fleck- della pontif. Accademia Romana di Archeo-
<'isen, Jahrb. f. Philol. Bd. 60, 1850 S. 255), alt- logia vol. VI p. 263), dafs der in die Kirche
römischer Gott (Portunus pater bei Verg. Aen. Santa Maria del Sole verbaute antike Rund-
5, 241), der in der ältesten Religionsordnung tempel der des Portunus sei, ebenso wie der
einen eigenen Priester unter den Flamines benachbarte Pseudoperipteros, der jetzt die
minores (flamen Portunalis Fest. p. 217) und Kirche von Santa Maria Egiziaca beherbergt,
feriae am 17. August (Port(unalia) fer(iae) der der Mater Matuta (a. a. 0. S. 270). Die
Portuno fast. Amit. Antiat., vgl. C. I. L. I- Gegend um den Tempel trug den Namen Po rtu-
p. 325. Varro de 1.1.6, 19) besafs. Sein Gottes- so nium und diente namentlich den Blumenhändlern
dienst zeigt Beziehungen zu dem Kult des zum Standorte (Fro)tto epist. ad M. Caes. 1, 7
Quirinus, dessen Waffen der Flamen Portunalis p. 19 Nab.: idem evenit floribus et coronis: alia
mit einer in einem verpichten Erzgefäfse (per- dignitate sunt in Portunio cum a coronariis
sillum) verwahrten Salbe zu bestreichen hatte veneunt, alia cum a sacerdotibus in temploporri-
(Fest. p. 217), und besonders zu dem des Ianus: guntur); den Namen hat H. Jordan (Rom.
dies geht zwar nicht aus der gefälschten In- ^Topogr. II 257. I 2 S. 485 Anm. 63) evident
schritt Orelli 1885 = C. I. L. XI 624* (Spo- richtig auch bei Varro de l. I. 5, 146 seeundum
letium) Iano Portuno hervor, wohl aber einer- Tibcrim ad Portunium (Hs. ad Iunium) forum
seits daraus, dafs der beim Marcellustheater piscarium vocant hergestellt, und ebenso über-
gelegene Ianustempel (s. über ihn R. Delbrück, 60 zeugend hat Hülsen (a. a. 0. S. 262 f.) das im
Die drei lempel am Forum holitorium in Rom, Curiosum urbis Romae in der 11. Region er-
Rom 1903 S. 2 f. und dazu Wissowa, Götting. wähnte Fortunium in Portunium abgeändert.
gelehrte Anzeigen 1904 S. 501 ff.) seinen Stif- Da es sich um einen Platz unmittelbar am
tungstag am Feste der Portunalia beging, Flusse handelt, ist es verständlich, dafs in dem
andererseits aus dem gemeinsamen Attribute späten Kalender des Philocalus die hier ge-
des Schlüssels, das Portunus (Paul. p. 56 clau- feierten Portunalia ungenau und volkstümlich
dere et clavis ex graeco descendit; cuius rei als Tiberinalia bezeichnet werden: wenn dar-
tutelam penes Portunum esse putdbant, qui clavim aus Mommsen (CLL. P p. 325) aiif die Iden-
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. IIL gg
2787 Portunus Poseidon (Name) 2788
tität von Portunus und Tiberinus geschlossen dicat alta Corintho, namentlicli in der von
und die Feier der Portunalia nach dem Tiber- Vergil (s. oben) vorgebildeten Schilderung des
hafen von Ostia verlegt hat, so ist man ihm Festzuges der Meergötter' bei Apul. a/pöl. 31
darin mit Recht nicht gefolgt {Jordan zu Preller, p. 37, 21 Helm: Neptunus cum Salacia et Por-
Pit'im. Mythol. II3 S. 133 Amn. 1. TV. Warde tuno et omni choro Nereidum. In gleicher
Fowler, The Roman Festivals ^.202 f. M.Besnier, Situation nennt Apuleius metam. 4, 31 Nerei
L'ile Tiberine dans Vantiquite S. 309 ff.), denn filiae chorum canentes et Portimus cqerulis
diese Hypothese entbehrt der inneren Begrün- barbis hispidus et gravis piscoso sinu Salacia
düng und ist mit der präzisen Ausdrucksweise et auriga parvulus Delphini Palaemon: wenn
der alten Kaiendarien unvereinbar. Dagegen 10 er hier Portunus als bärtigen Mann von dem
ist sehr einleuchtend die Kombination von delphinreitenden Knaben Palaimon unter-
A. von Domaszewski {Jahreshefte des ö'sterr. scheidet, so mul's er bei ersterem an Glaukos
archäol. Instituts II 1899 S. 182 f.), der in einem oder (wegen Salacia = Amphitrite besser) an
der Reliefs vom Trajansbogen in Benevent eine Poseidon selbst gedacht haben; letztere Gleich-
auf dem römischen Forum boarium spielende Setzung liegt sicher vor bei Mart. Ca/p. 5, 425
Scene erkennt und unter den diese Lokalität v. 15 Port uni tri fidam suspirans flagitat hastam;
charakterisierenden Gottheiten (neben Herkules denn obwohl auch Palaimon gelegentlich auf
und Apollo) die durch Anker und Schlüssel Denkmälern den Dreizack führt {Antike Denk-
gekennzeichnete sitzende Jünglingsgestalt als mäler d. arch. Instit. I 7, 26), so läfst doch
Portunus deutet. 20 hier die Zusammenstellung mit Apollon, Hera-
In der Zeit, in der man bemüht war, sich kies, Ares, Kronos und Zeus allein die Deu-
die eigenen Götter durch die Vergleichung mit tung auf Poseidon zu. [Wissowa.]
wirklichen oder vermeintlichen Parallelbil- Portus, Personifikation von Häfen, s. Lokal-
dungen der griechischen Mythologie verstand- Personifikationen Bd. 2 Sp.2130, 59 ff. f Höfer.]
lieber zu machen, setzte man den Hafengott Poseidon s. Poseidon.
Portunus mit dem vsätv cpvXcci- (Furip. Iph. Poseidon, JJoastdäav bei Homer, jedoch im
Taur. 270) Palaimon und somit weiterhin mit Cod. Venet. und meistens im Palimps. Syr. TIoGt-
Melikertes gleich, während im gleichen Sinne däcov {La Poche, Homer. Forsch. 345), JJo6iöi)tov
die benachbarte Mater Matuta als römische alcog IL 2, 50(5. Od. 6, 266; IloatiSdcov auch
Umsetzung der Leukothea-Ino aufgefafst wurde 30 in Hesiod. Op. 667, dagegen HoGtiömv, besser
(s. über Mater Matuta oben Bd. II Sp. 2464, nooi-idsav Hes. Theog. 732. Andre ionische
über Palaimon Bd. III Sp. 1255ff. und aufser- Formen: Tlooidimv, IJoGidwg. noGzidwg; in allen
dem Usener, Sintfluihsagen S. 150 f. und F. ionischen Kalendern das Fest IJoaiösicc und
Maafs, Griechen und Semiten auf dem Isthmus der Monat LToaidtav {Preller, Gr. DI* 1. 567
von Korinth, Berlin 1903). Vergil deutet die Anm. 6), attisch Ho6si8&v. Daran schliefst
Gleichsetzung Portunus-Palaimon nur versteckt sich das äolische IJoGtidav aus IIoGtidccJ-cav
an, indem er Aen. 5, 240 f. von Nereidum Fragm. Alkaios 26 {ATwens im Phüologus 23,
Phorcique chorus Panopeaque virgo et pater 22. Meister, Griech. Dial. 1, 123ff.). — Doch
ipse ... Portunus redet, an der Parallelstelle älter sind die äolisch- dorischen Formen, die
5, 823ff. aber von senior Glauci chorus Ino- 40 die von der homerisch-ionischen Sprache be-
usque Palaemon Tritonesqne citi Phorcique reits in -gl verwandelte indogermanische Laut-
exercitus omnis . . . Thetis et Melde Pano- Verbindung -%i. im Inlaut noch bewahrt haben
peaque virgo u. s. w. Ausführlich erzählt Ocid. {Brugmanu, Griiudr. d. vergleich. Grammatik
fast. 6, 4sl ff. die Ankunft der flüchtigen Ino 1, 363): thessal. IJorddow Koseform aus JJo-
mit dem Knaben Melikertes am Tiberufer beim xsiöäfow {O. Hoff mann, die griech. Dial. 2,
Forum boarium und die ProphezeiuDg der 296. 505. 552. 581), böot. Llortdäav, Hoxsidaaiv,
Carmentis, dafs dieses Paar als Leukothea und dor. noriSdv, Uoridäg, LToTtidäv, in zahlreichen
Palaimon bei den Griechen, als Mater Matuta Inschriften aus Korinth tm IJorhidävi (Boehl, I.
und Portunus bei den Römern göttliche Ver- G. A.nr. -J0. Journal ofHellenic StudicslX, 1802 :>.
ehrung finden werde (von Maafs a.a.O. S. 128 ff. 50 16), daher die Städtenamen Potidania und Po-
sonderbarer Weise so mifsverstanden, als werde tidaia; äol. oder vielmehr auch böot. IIotidai>
dadurch ein römischer Kult des griechischen {Meister 1, 124. 240), aber auch Iloaiöav in
Palaimon neben dem des Portunus oder an Mantinea, Ü06siddv auf Melos und Karpathos
dessen Stelle bezeugt). Die Erzählung Ovids {Preller, G. M. 4 1, 567 Anm.), auf Kreta in
ist die Quelle für alle späteren Berichte ge- Lato LToottdär, C. I. G. 2554, 179, in Lebena
wesen (Hggin. fab. 2. Serv. Prob. Brev. Expos. Iloriiidäcov, Mus. ital. 3, 727. Den durchgehen-
und Schul. Bern, zu Verg. Georg. 1, 437. Serv. den Unterschied der beiden Dialektgruppen
und Schal. Veron. zu Verg. Aen. 5, 241. bestätigen der Attiker, der vi] xbv llootidw,
Mythogr. Vat. 2, 79. Lact. inst. dir. 1, 21, 23) und der Megareer, der ved xbv Hozh8&v be-
und hat die Gleichung Portunus-Palaimon zur 60 feuert (Aristoph. Acharn. 560. 798. Ritter
allgemeinen Anerkennung gebracht (s. nament- 366 u. öfter). — Eine dritte Hauptform ist
lieh die Glossen Paul. p. 243 Portunus, qui et die arkadische: tegeat. LToeoidärog, vgl. mantin.
Palaemon, a Romanis inter deos colebatur. Corp. IIoGoidcäcc {Caner, Del.2 449), die die Spar-
gloss. lat. II 154, 13 Portunus Ilcclcii^cav daliuav taner bei der Übernahme des Poseidonkultes
ftcäÜGGtog. 11392,31. 111167,48.236,50 IIa- am Tänaron in IIooiöäv{i) verwandelten, C. I G.
laiiicov Portunus, vgl. auch III 290, 47). Sie 1335. Hoffmann 1, 179, vgl. lakon. IJooi'daia
erscheint auch in der Dichtung, so bei Auson. {Cauer, Del.3 17. 19). — Prellwitz {Bezzenberger,
ecl. 21, 3 (p. 103 Peip.) Isthmia Portuno bimari Beitr. 9, 328 ff/) führt die drei Formen IJoGftd-
2789 Poseidon (allgem. Stellung) Poseidon (echt hellenisch. Gott) 2790
(dor. thess. IJoraiS-), Tloauid- und Iloaid- fremden Einflusses nicht wahrnehmbar sind,
(dor. TJoTid-) auf eine ursprünglich durch den wenn man sie nicht in mehreren Genealogieen,
wechselnden Accent bedingte dreifach stamm- namentlich der thebanischen, erkennen will,
abstufende Deklination des Namens zurück Der Ansicht Herodots 2, 50. 4, 180. 188, Name
(vgl. Meister 2, 98. Hoff'mann 1, 179). — Die und Dienst Poseidons seien aus Libyen nach
Deutungen des Namens nehmen fortwährend Griechenland gekommen, trat bereits Völcker,
an Zahl zu, aber nicht an Sicherheit. Hier Mythologie des japetischen Geschlechts 1824
nur die Avichtigsten. Nach Ahrens, Fht lol. 23, S. 13a ff. 219 entgegen, vgl. Preller 4, 545.
lff. = 24, 387 ist er zusammengesetzt aus Dennoch hielt nicht nur Böttiger, Amdlihea 3,
Tton d.h. itoßig Trank und zldv, Jdg = Zeus, 10 XIV ff. an ihr fest, sondern auch Gerhard
ein Süfswasser-Zeus, vgl. Ztvg ivdhog Aeschyl. suchte die fremde Herkunft des Gottes da-
fr. 334. — Gilbert, Griech Gö'Merlehre S. 168 folgt durch zu stützen, dal's er in den Abh. der
dieser Deutung und fafst das Wasser als Berliner Akademie 1850 auf den mit phöni-
Himmelswasser auf. Die bekanntesten Mytho- zisch em Barbarentum gemischten Charakter
logen ziehen noch ■xori^uv u. Tiora^og heran, seiner Söhne und Frauen, seines Gefolges, seiner
um gleichfalls einen Gott des feuchten Elements Verehrer und Opferbräuche und auf seine vielen
herauszulesen, vgl. Laistrier, Bätsei der Sphinx Zwiste mit andern echt griechischen Gottheiten
2, 445. Dagegen deutet Fick (Kuhns Zs. 21. hinwies, während er in der Griechischen Mytho-
462. Vergleich. W. B.s 1, 507) TLor-ud-dcov als logie 1854 § 62. 231. 240, 3 vorzugsweise sein
Herrscher des Schwalls: itoaig Gatte, skr. patis, 20 karisches Wesen betonte. Ähnliche keines-
oiddoa schwellen. Curtius Grundz.r° 245 u. mit wegs durchschlagende Gründe bestimmten E.
Brugmann M. Müller, Contributions to the science Curtius, Griech. Geschichte6 1, 51 ff. 99, Poseidon
of mythology 1897 S. 379 lehnen diese Deutung für den unholden Gott des asiatischen Grieehen-
ab, der letztere, um die viel unglaublichere volks d. h. der Karer, Leleger und Ionier
Potidaios = 'he ivho is near-or-against-the- zu erklären, der später vor den eigentlich
Wooded-land (IdaY an die Stelle zu setzen. hellenischen Gottheiten hätte zurückweichen
Auch Hoff'mann a. a. 0. 1, 200 ist zur Annahme müssen, so in Athen, Olympia, Delphi. Nun
einer Komposition mit der Präposition itög ge- ist wohl richtig, dal's den Poseidondienst zuerst
neigt, vgl. Prellwitz a.a.O. 9, 328 ff, der ihn diejenigen griechischen Stämme ausbildeten,
als den Heranflutenden erklärt. Meringer 30 die, wie die der Ostküste, vorzugsweise den
Bezzenberger, Beitr. 16, 232) deutet Jlorft-, Einwirkungen fremder Seefahrer, insbesondere
TJoToi aus altind. pathe und dafeav als den der Phönizier, Karer und Leleger, ausgesetzt
Weggebenden, den Bahnmacher. Nach B. waren. Die Karer aber verehrten einen Gott
Brown, Semitic influence in Hellenic mythology 'Ocoyöig (s. d.) oder Zeus Osogos in Mylasa,
1898 S. 127, der P. für einen nichtarischen der von den Griechen in späteren Inschriften
Gott hält, ist sein Name eine hybride Bildung: (C. I. G. nr. 2700i mit Poseidon identifiziert
nöatg "havog, "Ircovog Herr der Insel Tan (Kreta) und infolge davon durch Zenoposeidon über-
oder der Tanninim, der Seeungeheuer (!). Mehr setzt wurde (Theophrast.b. Athen. 2,15; vgl. 8, 18,
bei Gruppe. Gr. 31. 2, 1151 ff. vgl. Preller* 1, 5s0. Overbeck, Griech. Kunst-
40 myth. 2, 268), und in seinem Heiligtum gab es
Poseidons allgemeine Stellung. einen Salzwasserquell wie in den Poseidon -
P. nimmt als vollständig ausgebildeter Gott heiligtümern zu Athen und Mantineia, Penisa u.
alles strömenden Wassers, insbesondere des 8, 10, 4. Auch hatten die Phönizier, nachdem
Meeres, unter den griechischen, ja unter den sie zu einem Schiffervolk geworden waren,
indogermanischen Göttern überhaupt eine un- ihren alten Gestirngöttern die Gewalt auch
vergleichliche Stellung ein. Wenigstens als über das Meer übertragen. So verehrten die
Meergott kann er nicht wohl zu den aller- Sidonier einen ftccldooiog Zsvg, die Tyrier
ältesten griechischen Gottheiten, die, wie z. B. machten ihren Sonnengott Melkart später zum
Zeus, in die indogermanische Urzeit hinauf- Meergott, der als solcher auch in Korinth unter
reichen, gehören, da weder die Hellenen, noch 50 dem Namen Melikertes (s. d.) Verehrung fand
die ihnen urverwandten Völker vordem an der und dem ihn liebenden griechischen Meerdämon
See wohnten. Selbst unter den mythischen ' Glaukos (s. d. Sp. 1681) zugesellt wurde. Einige
Meerwesen Griechenlands giebt er sich als griechische Seeplätze besal'sen ein tyrisches
eins der jüngsten und deshalb als eins der Herakleion d. h. einen Melkarttempel, den atti-
reifsten zu erkennen. Eine vorhellenische Gel- sehen Ioiwms war der Poseidonkultus erb-
tung Poseidons unter den Indogermanen wäre eigentümlich, und es ist von einem Streit zwi-
also nur in dem Falle annehmbar, dafs er einst sehen Phöniziern und Phalereern im Hafen von
nicht das Wasser des Meeres, sondern nur das Phaleron über die Priesterschaft des Poseidon
des Binnenlandes oder aber auch eine Natur- die Rede, E. Curtius, Stadtgesch. v. Athen S. 23.
kraft, wie etwa den die Gesamtwasserwelt be- 60 Wachsmuth, Stadt Athen S. 405. Töpff'er, AU.
herrschenden Wind oder Sturm, bedeutet hätte, Genealogie S. 300. P/ionys. de Dinaicho 10.
wofür allerdings einige ihm auch noch später Über den phönizischen Meergott und Sarapis1
anhaftende Züge zu sprechen scheinen. Verhältnis zu Poseidon Drexler, mythöl. Beitr.
1, 140; über Poseidon als phönizisch-babyloni-
Poseidon ein echt hellenischer Gott. schen Meergott B. Brown, Semüic influence in
Jedenfalls trägt sein Mythus wie Kultus Hellenic mythology S. 100 ff. Des Melikertes
ein durchaus hellenisches Gepräge, an dem Grofsvater Kadmos gründete in Ialysos auf
auch nur leise Spuren eines etwaigen früheren Rhodos einen Poseidontempel, dessen Priester
88*
2791 Poseidon (d. Meer erweitert d.gr.Myth.) Poseidon (s. Vorbilder) 2792
aus einem Geschlecht von übrigens nicht un- ist, die Ausgestaltung namentlich der höheren
bestrittener phönizischer Abkunft gewählt Meergottheiten, insbesondere der weiblichen,
wurde, Diodor. 5, 58; vgl. 0. Crusius Art. Kad- ist verhältnismäfsig dürftig ausgefallen, ebenso
mos Sp.88lff. Tümpel Art. Kassiepeia Sp. 994, wie bei den Germanen, selbst den nördlichen,
Auch in Thera hatte Kadmos auf derselben so dafs sie nicht entfernt mit der Formenfülle
Reise den Poseidondienst gegründet, Theophr. und Bedeutsamkeit der himmlischen, ja nicht
b. Schol. Find. P. 4, 11. Aber Kadmos (s. d.) einmal der unterweltlichen Gottheiten wett-
gehört nicht zu den Phöniziern, sondern zu den eifern kann. Auch im neuen Griechenland ist
böotischen Kadnieern-Minyern, und wenn auch es trotz seiner Seetüchtigkeit um diese Provinz
an einigen der angeführten Punkte sich fremde 10 des Volksglaubens sehr schlecht bestellt, vgl.
Seegötter, die man auch Poseidone nennen B. Schmidt, Volksleben d. Neugriechen S. 131.
konnte, mit den heimischen berührt und nanient- 135. Polites Melete S. 57 — 65.
lieh zu einigen der grofsen Poseidonamphik-
tyonien wie Kalauria u. s. w. die Phöniker den Poseidons Vorbilder.
Anstofs gegeben haben mögen, so scheint doch Zum Aufbau ihrer Meeresmythologie be-
dieser harmonisch aus einem Gufs geschaffene nutzten die Griechen wie die Phönizier sehr
Gott nicht irgendwie wesentlich von jenen be- viel älteres, andern Mythengebieten entlehntes
einflufst oder gar erst aus ihnen umgebildet Material. Aber sie zogen nicht wie jene die
worden zu sein, vgl. Welcher, Griech. Göttcrl. Gestirngötter zu Hilfe, sondern ihre alten aus
1, 639 ff. Gilbert a. a. 0. 448. Eher läfst sich 20 dem Binnenland mitgebrachten Wind- und
eine Einwirkung jener fremden Wesen auf die Wolkendämonen, die sie ja mit dem Meer in
Griechischen Meerdämonen vermuten. Münzen fortwährendem, wechselndem Verkehr vor sich
von Korinth und der kretischen Stadt Itanos, sahen. So entstand namentlich an der Ost-
einer wahrscheinlich phönizischen Stiftung, küste Griechenlands eine reiche vorposeidonische
zeigen einen mit menschlichem Oberkörper und Lebewelt im Meere, aus der endlich, als höchstes
einem Fischschwanz versehenen Dämon, der göttliches Gebilde, Poseidon hervorgegangen
wie Poseidon einen Dreizack führt, s. Knapp, zu sein scheint, das die unedlen Züge der Dä-
Korobios von Itanos in Piniol. N. F. 2. 48, 499. monen möglichst abstiefs, die meisten edleren
Drefsler, Triton und die Tritonen I. Progr. aber in sich vereinte. Diese Vorgänger waren
des Gymnas. zu Würzen 1892 S. 6. Dieser 30 zum Teil noch ganz elementarische Wind-
fischschwänzige Typus, der auch in einigen dämonen, wie z. B. Boreas (s. d.), der, von
alten Darstellungen als Halios Geron (s. d.) den Athenern angerufen, die persischen Schiffe
begegnet, ist einem auf mehreren babylonischen bei Chalkis vernichtete, Herod. 7, 189, gerade
und assyrischen Siegelsteinen nachweisbaren wie Poseidon (s. u.) zum Dank dafür ein Heilig-
Fischgotte entlehnt (Baudissin, Stud. z. sentit. tum am Ilissos erhielt, und dessen Berg bei
Beligionsgesch. 2, 175 ff. Furtwängler, Äbh. d. Megalopolis, das Boqhov, ein altes Heiligtum
Bert Akad, 1879 S. 97. Müchhöfer, Anfänge des Poseidon und der Pallas trug, Paus. 8, 27,
d. Kunst S. 84. 185. Drefsler a. a. 0. S. 16), 6. 34, 4; vgl. M. Mayer, Giganten S. 108 ff. Der
doch ist der Dreizack wohl hellenischen Ur- neugriechische Herr Boreas weckt die VQiitviuag,
Sprungs. 40 Polites, Melete S. 82, wie Poseidon (s. u.). Zum
Teil waren diese Vorgänger in Riesenleiber
Die Erweiterung der griechischen Mytho- gebannte Stürme, wie Alkyoneus (s. d. u. vgl.
logie durch das Meer. M. Mayer, Giganten 112. Bobert im Hermes 19,
Nachdem sich mehrere griechische Stämme 473. 484), der Wintersturm, und Aigaion-
an den Küsten des Mittelmeeres niedergelassen Briareos, der vor andern dem Poseidon nahe
und vollends nachdem sie, zur Seefahrt über- steht. Zum Teil hatten sie ein milderes und
gegangen, dessen Schrecknisse und Segnungen trotz ihrer nicht immer ganz beseitigten Tier-
genauer erprobt hatten, mufsten sie den Per- haftigkeit menschlicheres Wesen, wie der
sonifikationen der für sie neuen Naturmächte, Halios Geron und dessen lokale Abtönungen:
den Seedämonen und -göttern, in ihrer älteren 50 Glaukos, Nereus, Proteus und Triton, vgl. E.
binnenländischen Mythenwelt Raum schaffen. Curtius, Ber. d. Bert.. Akad, 43, 1890, 1148.
Die ältere Einteilung der Welt in Himmel und Drefsler a. a. 0. 1. Zwischen beiden Gruppen
Erde, aus der nur die beiden Göttergruppen: in der Mitte steht etwa der Meergreis Phorkyn
oi avea und 01 xcerco oder ol vitaroi und ol oder Phorkys (s. d.), Od. 1, 72. 13, 96. 345 u.
X&övioi oder oi ovoctnoi und oi %%6vioi &sot Theog. 237. 270. — Zum Teil waren diese Dä-
hervorgegangen waren, konnte nun erst einer monen bereits heroisiert wie z. B. der trözenisebe
andern der Natur ihres neuen Wohnsitzes ge- Aigeus oder der tarentinisch-brundusinisch-
mäfseren Einteilung in Himmel, Erde und Meer rhodische Ph alanthos, der lesbische Enalos
weichen, vgl. Preller* 1, 106. Hermann, Gottes- und andere. Aigeus ist nach Wulff zur The-
diensil. Altert. § 13, 5. Nägelsbach, Nachhomer, w seussage, Diss. Dorpat. 1892, 168, dernrsprüng-
Theol. S. 103. Doch zeigte sich der spätere liehe Name des P. in Thessalien (vgl. Corp.
mythologische Trieb bei Lösung der neuen Script. Byz. 1, 215) und vor alters in Marathon
Aufgabe der Meeresvergötterung bei weitem zu Haus und entspricht hier dem trözenischen
nicht so kraftvoll wie die früheren. Jene ältere Poseidon. Auch als Sohn P's wird er bezeichnet
Weltanschauung lief noch lange neben der und verjagt nach TJsener, Götternamen S._ 200
jüngeren her; nur an einer einzigen Stelle, in im Herbst den sommerlichen Lykos, den Licht-
Artemidors Traumbuch, bilden die &tol ftcclda- bringer. Andere gehen weiter und erklären,
0101 eine besondere Gattung und, was wichtiger wie Wernicke , Archäol. Jahrb. 7, 1892, 213,
2793 Poseidon (Vorbilder) Poseidon (Vorbilder) 2794
auch Tbeseus, Aigeus' Sohn, für eine Hy- Erdspalten eingedrungenen Winde die Erdbeben
postase des Poseidon, der neben Apollon Del- verursachten {Prob. Vergil. Georg. 2, 478; vgl.
phinios oder Kerkyaneus stand. Wulff' a. a. 0. Paus. 2, 12, 1. Ovid. M. 15, 298 u. Anuximander
138 sieht in Th. einen thessalischen Sturm- b. Ammian. Marcellin. 17, 7, 12). So sind sie
und Gewittergott, der heroisiert nach Marathon auch Hüter des Tartaroseinganges, wie die
kam, wo sein Vater Aigeus, und nach Trözen, Winde vor diesem besonders heftig toben (vgl.
wo sein Vater . Poseidon hiefs. Von diesen Hesiod. Theog. 734 mit 742) und unterweltliche
beiden Punkten aus -sei er dann in Athen an- Wesen mehrfach Namen tragen, die auf die
gesiedelt. winterlichen Stürme hindeuten (H. D. Müller,
Durch ihre Namen oder ihre nicht blofs 10 Myih. d. griech. Stämme 2, 48. 151). Den Tar-
pelagischen, sondern auch meteorischen Eigen- taros bewachen nach Pherelydes die Harpyien
schaffen oder ihre später ersonnene Verwandt- {Kern, de Orphei, Epimoiidis, Pherecydis theo-
schaft und ihre feindlichen oder freundschaft- gonicis S. 88, VI), und am %<x.6\lu der Eume-
lichen Beziehungen zu Poseidon verraten sich niden des Areopags, das man sich wohl bis
diese Dämonen und Heroen als unvollkommene, zum Tartaros erstreckt dachte, standen die
wenn auch teilweise sehr ausgeschmückte Proto- Altäre milderer Windwesen, des Hesychos und
typen des stürmischen Meergottes. der Heudanemoi (s. d. u. vgl. v. Wilamowitz, Aus
Diesen innerlichen Zusammenhang legt am Kyclathen 101). Aber nicht nur oben in der
offensten Aigaion-Briareos (s. d.) blofs. Er Luft und unten in der Erdtiefe, sondern auch
gehört zu den drei Hekatoncheiren (s. d. u. vgl. 20 auf dem Meer haust der Hekatoncheir. Mit
M. Mayer, Die Giganten a. Titanen S. 120 ff.), seinem Haar, dem Gewölk, die Sonne verdun-
welche Hesiod Theog. 147 ff. den drei Kyklopen kelnd, steigt Briareos aus dem Meer auf (Nonn.
als ähnlich, aber nicht gleich geartete Brüder- Dioiiys. 39, 287) und beherrscht namentlich
schalt beiordnet. Waren die Kyklopen schon von Südeuböa, von Karystos*) aus, gewaltig das
ihren drei Einzelnamen nach unverkennbare ägäische Meer (M. Mayer, Gig. 121 ff. 210ff.),
Gewitterriesen, so wurden die Hekatoncheiren den Alyalov -hoqov TQixviitaig ßge^ovra Eurip.
bereits von den Alten (SchoJ. Theogon. 139. Troad. 83. Alle diese charakteristischen Züge
Suidas u. Et. M. s. v. Tritopatores; vgl. Lobeclc, Aigaions, die olympischen wie die chthonischen
Aglaopham. 753 ff.), und von G.J.Vossius, Theo- und pelagischen, kehren bei Poseidon wieder.
logia gentilis IIIc. 2 u. Welcher, G. G. 3, 71ff. so Wie jener mit seinen beiden Brüdern in der
als Winddämonen erkannt, vgl. Rohde, Psyche älteren Titanomachie, ist dieser in der jüngeren
S. 227. fOi de nvfrixoV, heifst es, ^Bqluqsco Gigantomachie, vor allen andern Kämpfern
xbv fäniüva •/.alov6i.'' [Joh. Lyd. d. mens. IV ausgezeichnet als Steinschleuderer, der Bundes-
p. 58). Daher ihre Namen: Alyuicov von ivtiiyca genösse des olympischen Zeus. Nach hekaton-
dränge, treibe, cclylg Sturm (Curtius, Gr.5 S. 180) cheirischem Vorbild ist Poseidon G£iai%&a>v
und Körtog von v.öxxuv xv-itzsiv Hesych., wo- und hütet die ehernen Pforten des Tartaros,
mit man den yjiuavorvTtog lallaip, Aeschyl. Hes. Theog. 732. Wie Briareos ist er der
Suppl. 35, und den das Gebirge mit dem Drei- %va.vo%aixiig und hat er gerade in Südeuböa
zack schlagenden Aiolos, Quint. Sin. 14, 478, nach der homerischen Angabe seinen ältesten
vergleiche. Daher auch ihre Vielhändigkeit, 40 Wohnsitz, wo ihm auch die rzQaicxia am Vor-
die den von allen Seiten zugreifenden Sturm- gebirge Geraistos gefeiert wurden, Schol. Pind.
dämonen ebenso gemäfs ist, wie die anderswo O. 13, 159. Ja schliel'slich wird Aigaion nur
an solchen hervorgehobene Starkhändigkeit ein Name des Poseidon selber (Eurip. Alk. 592,
(E. H. Meyer, Indog. Mythen 2, 460. 472; vgl. vgl. M. Mayer a. a. O. S. 121. 211) und in der
jedoch auch ob. Bd. 1, 142, 4 ff. und Tümpel,, Nebenform Aigeus, Wogenmann, (s. d.) ein Name
Festschr. f. Orerbeck 164, 3). Andere deuten sie des Poseidon der heroischen Art. Dies Ver-
auf die zahllosen Arme des Meeres (M. Mayer hältnis Aigaions zu Poseidon verbürgen auch
a. a. 0. 121), aber sie wird auch an den %ti- die zahlreichen mythischen Beziehungen beider
Qoycc6TOQ£g oder yu6T£Q6%eiQsg Kyklopen und zu einander. Denn die Dämonen des älteren
zwar den bauenden hervorgehoben, die als be- 50 Glaubens werden nicht über dem aus ihnen
wegende Naturkräfte wie Gewitter und Sturm entwickelten edleren Gott vergessen, sondern
Wolken und Steine türmen (M. Mayer a. a. 0. häufig in seine Söhne oder auch Freunde,
S. 125 ff. Preller3 1, 314). Als Sturmdänionen Diener und Feinde verwandelt. In der Hias
sind sie ferner in den ältesten Darstellungen, 1, 397 ff. ist Aigaion Poseidons Sohn, der, seinem
11. 1, 397 ff. und Hesiods Theog. 713 ff., gleich Vater an Stärke überlegen und von Thetis zu
ihren dem Zeus Donner und Blitz hilfreich dar- Hilfe gerufen, Zeus vor der Fesselung, mit
reichenden kyklopischen Brüdern, die Kampf- welcher Hera, Poseidon und Athena diesen be-
und Sturmgenossen des Kroniden und kämpfen drohten, bewahrte. In der Theog. 817 ist er
als solche steinschleudernd vom Olympos, d. h. Poseidons Schwiegersohn, der dessen Tochter
einem hohen oberweltlichen Räume herab, der 60 Kyrnopoleia zur Gemahlin erhielt. Als Schieds-
ihnen nicht mit M. Mayer a. a. 0. S. 129. 213, richter sprach er dem Helios die Burg, dem
weil er sie für Mächte der Erdtiefe hält, als Poseidon den Isthmus von Korinth zu, wurde
ihnen ursprünglich nicht zukommend abge- aber in einem Streit mit Poseidon von diesem
sprochen werden darf. Allerdings heifst auch
Aigaion atiaiy&av, Philostr. V. Apoll. IV 6, je- *} Er lebt fort * dem ueusriech- Drakos von ^arysto,
der die in der Nähe der Stadt liegenden alten Säulen
doch durchaus im Einklang mit einer beliebten
Vorstellung der Alten, nach der die nach über-
grofser Hitze oder auch nach Regenüberflufs in Griec/i. u. alban. Märchen 1, 39, vgl. Bursian^ Geoyr. 2, 434
von der Höhe herabschleuderte und die Spuren seiner
Vorstellung der Alten, nach der die nach über- Hä]lde und Füfse ^ den Felsen 2urückliefS) ,. Hahn,
2795
Poseidon (Vorbilder)
Poseidon (b. Homer)
279<;
an der Rhyndakosmündung unter einem Berg
begraben, Paus. 2, 1, 6. 4, 7. Eustath. 123, 34.
Schal. Apoll. Rhod. 1, 1165. Nach all diesen
Merkmalen ist der rohe Aigaion nicht, wie M.
Mayer a. a. 0. will, eine vergröberte Hypostase,
sondern ein Prototypus Poseidons und zwar
einer der wichtigsten. Doch ist mit diesem
keineswegs die Typenvorarbeit für Poseidon
erschöpft, wie denn der Halios Geron und
dessen lokale, oft unmerkbar in einander über- io
fliefsende Abarten, Nereus (s. d. Sp. 242),
Glaukos. Triton die freundlicheren, minder
ungeheuerlichen Züge des Gottes vorweisen.
Vornehmlich an der Ostküste von Byzanz bis
nach Gythion herab und auf den Inseln des
ägäischen Meeres bekannt, wurden sie wenig-
stens ausnahmsweise noch, wie es scheint, nach
semitischem Muster fischleibig dargestellt (s. o.
und Overbeck, G riech. Kunstmyth. 3, 353. 403.
Drefsler, Triton S. 6. 10. 15 ff.' 18 ff.), nie aber 20
Poseidon. Auch unterscheidet das Greisen-
alter den Geron von dem dunkellockigen Gotte,
dem Kvavo%cdxi]s, der durchweg in männ-
licher Vollkraft oder sogar jugendlich in
der Dichtung und Kunst auftritt (Overbeck
a. a. 0. 3, 218. 222 ff. 245). Endlich aber ist
die Gabe der Weissagung, die jene Dämonen
auszeichnet, dem P. nur ausnahmsweise und
indirekt eigen (s. u.). Triton hat aufserdem
die Trompetenmuschel vor dem Munde (Dreßler 30
a. a. 0. 11. Philol. N. F. 2, 48. 501). Aber
dieser, der Halios Geron und Nereus führen
doch auch wiederholt gleich P. den Dreizack
(Wieseler, De cliis tridentem gerentibus. 0.
Müller, Hanclb. d. Archäol. § 402. Welcher,
G. G. 1, 620. Drefsler 1, 1. 2, 44; vgl. Vergil.
Aen. 2. 418). Ein attischer Vasenmaler gesellt
den Halios Geron dem Poseidon zu, wie Geron
auch im Poseidonhain zu Onchestos weilt,
Mymn. hom. in Mercur. v. 187 ff., vgl. Furt- 40
wängler, Abh. d. Berl. Akad. 1879, 97. 99. Als
der Nymphe Thoosa Vater ist Phorkyn, Od.
1, 72, als der der Amphitrite ist Nereus Po-
seidons Schwiegervater, Theog. 254, 930. Ein
von der jüngeren Tradition dem Nereus zu-
geschriebener Sohn, Nerites, galt für einen
Liebling der Aphrodite oder auch des Poseidon,
Preller, G. M.* 1, 558. — Glaukos (s. d. nr. 7),
der auch wieder bei den Gytheaten vertraulich
Geron hiefs, Paus. 3, 21, 9, ist bald Poseidons 50
Sohn bald wird er als Vater Belleroj:>hons (s. d.)
dem P. gleichgestellt. Glaukos1 Sohn hiefs am
Isthmus TccQa^iTtTtog, der wieder in Olympia
nach glaubwürdiger Angabe ein blofser Bei-
name des P. Hippios war, Pausan. 6, 20, 18.
10, 37, 4; vgl. M. Mayer, Giganten 138.
Bald ist Syme Poseidons Gattin, Diod. 5,
53, bald wird sie von Glaukos entführt, Athen. 7
p. 296, und Skylla wird bald von Glaukos, bald
von Poseidon geliebt, Ovid. Met. 14, 1 ff. Serv. 60
u. Prob, comment. z. Verg Ecl. 6, 74. Hygin.
f. 199. Dem Glaukos wird wie dem Poseidon
abgeschnittenes Haar geopfert (Bd. 1, Sp. 1682 u.
unten). Auch Triton ist schon in Hes. Theog.
931 ein Sohn Poseidons und Amphitrites, und
der libysche Triton erschien als Poseidon ssohn
in der Gestalt des Eurypylos (s. d. nr. 6) den
Argonauten, Pind. P. 4, 33; vgl. Philol. N. F.
2, 48, 501. Wenn aber Lykophron, Alex. 32,
das von Poseidon dem Laomedon zur Strafe
gesandte vf/tog Tgirojvog y.vcov nennt, so be-
deutet Triton hier wie bei Suidas nur das
Meer (Drefsler a. a, 0. S. 5. 12). — Proteus
heilst Poseidons Untertan, Od. 4, 386, und seine
Kunst, sich in verschiedene -wilde Tiere, in
Wasser, Feuer und einen Baum zu verwand ein,
kehrt zwar nicht bei Poseidon selber wieder,
aber dieser verleiht doch die Gabe der Ver-
wandlung in alle Tierarten seinem Sohne Peri-
klymenos, und in der jungen Erysichthonsage
befähigt er seine Geliebte, die Gestalt von
Tieren und anderen Menschen anzunehmen.
Endlich ist Halios (s. d. 4) ein Beiname Posei-
dons. - So jung diese Züge zum grofsen Teil
sind, sie sind doch meistens wie die älteren
aus dem Gefühl der Wesensverwandtschaft
des Meergottes und der älteren Meerdämonen
erwachsen.
A. Der Poseidonmythus.
1. Der homerische Poseidomnythus.
Die älteste Poseidonurkunde, das home-
rische Epos, entwirft von dem Gotte ein fest
umrissenes, aber einseitig beleuchtetes und
von der Spekulation überschattetes Bild. Ein
in der volkstümlichen Überlieferung des thes-
salischen und der mit den Ioniern in Euböa,
Böotien und Achaja grenzenden oder ge-
mischten äolischen Stämme emporgekornnu'inT
Sturmgott, ist P. bei Homer, dem Sänger see-
fahrender Stämme, bereits entschiedener Meer-
gott geworden, ein Feind oder Hort mehrerer
Heroen der Trojasage, und als Kronide in ein
theologisches System eingefügt. Seine Sturm-
natur, ja sein Zusammenhang mit dem älteren
Herrn der sturmbewegten See, ist aber noch
deutlich erhalten (s. 0.). Bedeutete sein Name
wirklich den Bahnmacher (s. 0.), so würde er
am besten auf seine Sturmgewalt zu beziehen
sein. Wie Aigaion hat er als Kvccvo^aua,
-%alrr\g (II. 12, 5t53. 14, 390. 15, 174. 201. 20,
144. Od. 3, 6. 9, 528. 536) das dunkle Wolken-
gelock eines Sturmdämons, das auch das Haupt
des Boreas (s. d.), der Boreaden (s. d.), des
Pegasos (s. d.), des Typhos und der Kentauren
umflattert (E. H. Meyer, Indog. M. 2, 455.
Goebel, Zs. f. Österreich. Gymn. 24, 246, s. o.
Art. Kyanochaites nr. 3), und es heifst von ihm
Od. 5, 291 ff. :
iog siTtojv ßvvaysv vscptlag, iräga'^t de
itövxov
jjspffi xqIuivccv iläiV 7ta6ag d' oqo&vvsv
uiXXccg
Ttccvroicop ävtficor, 6vv 8h vscpisßo 1
y.dlviptv
ycüccv 6(101) y.al rtovrov öQmgei 6' ovgec-
vo&ev vv%.
Berge und Wälder schüttern unter seinen
Füfsen, wenn er vom samothrakischen Gebirge
in drei Schritten hinab nach Aigai wandelt,
wo er in der Meerestiefe seinen unvergäng-
lichen goldschimmernden Palast hat, in dem
auch seine erzhufigen, goldmähnigen Rosse
stehen, II. 13, l«ff. Mit Aigai, d. h. dem
2191 Poseidon (b. Homer) Poseidon (b. Homer) 2798
Sturm- oder Wogenort, dessen Name desselben zerbricht er die Fahrzeuge, Od. 5, 291. 7, 271.
Ursprungs ist wie der des hier auch besonders 9, 283 11, 3ÜÜ. 23, 234, und hält ihn durch
gefürchteten Aigaion (s. d.), kann wohl hier Seedrangsale von der Heimat fern, Od. 1, 20.
nur gemeint sein entweder das an der Süd- 68. 5, 286tf. 11, 101. Den Aias aber stürzt
spitze Euböas zwischen Karystos und Geraistos er in die Tiefe von jenen gyräischen Felsen,
gelegene Inselchen Aigai (Schol. Apoll. Rh. 1. nach Eustathios Klippen der Kyklade Mykonos,
1165. Hesych. s. v. Alyai) oder eine Chalkis deren Inneres mit Felsblöcken übersät ist (Rofs,
benachbarte euböische Stadt am Euripos (ßtrabo Inselr. 2, 29) und bei deren Anfahrt noch heute
8, 386. 9. 405. Schol. IL 13, 21). Poseidon der Schiffer den H. Nikolaos, P's christlichen
hiefs darnach Aigaios bei Pherekydes Schol. 10 Ersatzmann, um Stillung der Wogen anfleht,
Apoll. Rhod. 1, 831. Strabo 9, 405. In dem Polites, Melete S. 58. Evvoaiyaiog und Evo-
ebengenannten Geraistos verehrte man ihn aifficov heifst P. häufig wohl, weil die tobende
noch in seiner ältesten Eigenschalt als Urheber Brandung die Küste erschüttert und im Rollen
des Wintersturms, Schol. Pind. 13, 159; vgl. a> des Erdbebens gleichsam wiedererkannt wird,
rzQcdovte itai Knövov Aristoph. Ritter 561, und wie denn ßgdaoa, ßoäouci, ßpaö{i,6g, ßouoTrjg
der Riese Geraistos (s. d.) gehört wie seine bald die Brandung, bald die Erderschütterung
Ebenbilder Briareos und Aigaion zu den euböi- bezeichnen (Curtius, Gr.;'b%l); s. oben den erd-
sehen Prototypen des stürmischen Küstengottes erschütternden Aigaion. Dafs die Vorstellungen
P. (vgl. Preller, G. M.4 1, 56ü. 578. M. Mayer, von Wind und Wasser. Brandung und Erd-
124. Sam Wide, Lahon. Kulte 43). Dagegen lag 20 beben in einander spielen, bezeugt auch Am mimt.
ein anderes Aigai, das II. 8, 203 wie Helike, Marceil. 17, 7. 12. 13, der die erste Art der
d. h. die gekrümmte, brandende Küste, eine viererlei Erdbeben, der Brasmatiae, mit Anaxi-
heilige Stätte Poseidons heifst, nach Od. 5, 381 mander aus den Winden erklärt, die in die
in Achaja, wohin auch trotz Aristarchs gram- nach übergrofser Hitze oder Regenmenge ent-
matischem Einwände (Etym. 31. 547, 16. Welcher, standenen Erdspalten eingedrungen seien. Des-
G. G. 1, 635) P. als ' Elixmvtog avaf, II. 20, halb würden sie dem Neptunus, der 'humentis
404, besser zu setzen ist, als nach dem böoti- substantiae potestas', zugeschrieben. Der litau-
schen Helikon, vgl. og & 'Elt-uwra %<xl tvpttag ische Drebkulys, cder so stöfst, dafs es bebt',
$%si Aiydg Hymn. hont. in Pos. 22, 3. Strabon wird angerufen, wenn man bei starkem Sturm
8, 884. Meister, Griech. Uial. 1, 199. Beloch 30 ein Erdbeben merkt, Usener, Göttern. 80. Das
im Rhein. Mus. N. F. 50, 567. Aber das Erdbeben, das P's Heranstürmen zur Götter-
Uoeidri'Cov dylabv alöog stand allerdings beim schlacht verursacht, droht sogar die Unterwelt
böotischen Onchestos am Kopaissee, II. 2, 506, blofszulegen, so dafs Hades mit lautem Ge-
ein Stammheiligtum, dessen Poseidonspiele im schrei von seinem Throne aufschrickt, IL 20, 54.
Hont. hymn. Apoll. Pyth. 53. Merc. 230 und P. heifst aber auch TaLi]o%og Erdhalter, Erd-
J'uid. I. 1, 33. 54. 3, 37, vgl. Penis. 9, 26, 6. umschlinger, 17. 13, 43. Od. 1, 68. 11, 241, wie
37, 1 gerühmt wurden. Ein majestätischer es scheint, weil den Schiffenden das Land auf
Seekönig, avccE,, xqsLcov, bvqvkqsLcov, sv- dem Meere wie aufgebaut erscheint oder die
qv6&s vijg, usyocg &z6g, II. 8, 200. 208. 11, Erde von diesem umspannt ist, s. Welcher, G.
751. 7. 455, an Breite der Brust sogar Ares 40 G. 1, 627 Preller, Gr. M.4 1, 571. Dagegen
und Zeus übertreffend, II. 2, 47'J, fährt P. von folgten Behher, An. gr. 1, 229. Döderlein,
Aigai her übers Meer, das samt seinen Un- Hörn. Gloss. 54 und Nitzsch, Philol. 1857, 10
geheuern ihm freudig huldigt, II. 13, 21 ff. Auch dem Hesych. s. v. r) 6 iifnixög, 6 in\ xolg u%r\\iu.6i
der alte Proteus ist ihm unterthan, Od. 4, 386. icägoiv, dem auch Robert und Ed. Meyer, G.
Dem Schiffer verleiht er glückliche Fahrt und d. A. 2, 829 zustimmen. Mällensiefen de titul.
rettet ihn aus der Not, il 9, 362. Od. 3, 178. Lacon. dialect. Strafsburg. Dissert. 1882 S. 82.
4. 500. 7, 35. Aber wie sein Element beweg- Nägelsbach, Hom. Theol.3hg.v.Aute)iriethS.398
lieh und heftig aufbrausend, neigt er häufiger und Sam. Wide, Lahon. Kalte S. 38. 45 deuten
zu Zornund erbarmungsloser Rache. Dann fafst es als Erdfahrer, weil er über die Erde fährt
er seinen Dreizack, ein Sinnbild wohl nicht 50 oder, wofür der letzte eintritt, eine unterirdische
des ihm zugeteilten dritten Naturreiches, son- Wagenfahrt unternimmt, vgl. Artemis Gaieochos
dem des dreizackigen in eine Thunfischer- (s. d.), Zeus Gaiaochos, Aesch. Supjil. sl6; Eurip.
gabel umgestalteten Blitzes oder Sturmge- Tr. 884ff. Endlich heifst er nach Gilbert, Gr.
schosses (vgl. Aeschyl. Sept. 131: 7tovto^,edcov G. S. 170, der auch die Beinamen aiupißcaog
uvcc!- ix&vßolco u.axava. IJoasiÖwr. Plut. Is. (-yarog?) Tzetz. Z. Lyh. 749 und aacpähog heran-
Osir. 76. Welcher, G. G. 1, 628 ff. und Preller4 zieht, Erdhalter, weil er das Erdrund mit seinen
1, 570, 3. Gilbert, G. G. S. 170) und wühlt von den Weltenden auf- und niedersteigenden
mit ihm das Meer, alle Winde und Wetter- Wolken- und Wassermassen umspannt und
wölken zusammenballend, oder spaltet die zusammenhält. Er richtet auch Steinmassen
Felsen, weil er den opfervergessenen Griechen 60 auf und wird zum Baumeister. Denn das
oder dem Odysseus, dem Blender seines Sohnes Phäakenschiff, das den Odysseus wider des
Polyphemos, oder dem lokrischen Aias, der, von Gottes Willen nach Ithaka getragen hatte,
ihm auf den gyräischen Felsen kaum gerettet, versteinerte er zur Strafe und umschlofs die
den göttlichen Beistand verschmäht, grimmig Phäakenstadt mit einem unzugänglichen Fels-
zürnt, //. 12, 27. Od. 5, 291. 4, 506. Jenen wall, Od. 13, 151. 156, obgleich Alkinoos, als
säumigen Griechen vor Troja zerstört er durch Sohn des Nausithoos, ein Enkel des Poseidon
die aufgewühlte Flut die mühsam erbaute und der Periboia war. Dem K. Laomedon
Lagermauer, II. 7, 442 ff. 12, 3ff, dem Odysseus fronte P. allein oder von Apollon unterstützt
2799 Poseidon (b. Homer) Poseidon (b. Homer) 2800'
ein ganzes Jahr, um ihm die Mauern Trojas Schon sind manche Einzelzüge Poseidons
aufzubauen, _Z7. 21, 441 ff. "24, 26; vgl. 7, 452. angeführt, die nicht aus dem nordgriechischen
Erst Verg. Aen. 2, 610 erzählt, dafs er selber Volksglauben kamen, sondern ihm von den
sie bei der Zerstörung der Stadt mit dem ionischen Sängern Kleinasiens verliehen wurden.
Dreizack vernichtet habe. Weiteres s. u. Lao- Aber diese verflochten ihn noch viel tiefer und
medon Sp. 1843. Aus der Anschauung der leidenschaftlicher in die Schicksale Troj as und
vom Sturm getriebenen Wolkenrosse und ga- in die für oder wider die Stadt geschlossenen
loppierender schaumbedeckter Wellen und wohl Bündnisse der Götter. Seitdem der undank-
nicht aus jener sehr fraglichen Vorstellung bare König Laomedon für jenen Mauerbau (s. o.)
einer unterirdischen Wagenfahrt, wie sie Wide io die Baumeister Apollon und Poseidon ohne
a. a. 0. annimmt, scheint ihm der Beiname den versprochenen Lohn schimpflich aus dem
''IrtTTiog erwachsen, der zwar von Homer nicht Lande gejagt hatte, halste dieser ihn und alle
erwähnt ist, aber doch wohl als vorhomerisch Troer bis auf den Aeneas, den er vor Achilleus
angesehen werden darf. Denn in seinem Pa- rettete, jedoch nur, damit sein Schützling später
laste zu Aigai standen seine erzhufigen, gold- statt der verhafsten Priamiden im Reiche
mähnigen Rosse, mit denen er über die Wogen herrsche, II. 20, 292 ff. 318ff.; vgl. Verg. Aen.
fuhr, 11. 13, 23 ff. Dem Zeus spannte er die 5, 803. Als Schutzgott der Griechen, der sich
Rosse aus, schenkte die schnellsten aller un- früher schon seiner bedrängten Söhne, der Mo-
sterblichen Pferde dein Peleus und lehrte, aller- lionen in der Schlacht angenommen hatte, vor
dings mit Zeus vereint, seinen Urenkel Anti- 20 Troja aber seinen gefallenen Enkel Antimackos,
lochos die Pferdekunst. Menelaos verlangte des Kteatos Sohn, rächte und seinen bedrohten
von diesem, er sollte nach der Sitte vor dem Urenkel Antilochos, den Nestoriden. schlitzte,
Gespann beim Ennosigaios schwören, dafs er 7/. 11, 750. 13, 206. 554, focht er in seinen
nicht durch Trug seinem Wagen beim Wett- Reihen und machte sogar im Bewufstsein
rennen zuvorgekommen wäre, II. 8, 440. 23, gleicher Würde Miene, wider Zeus' Befehl darin
307. 276 ff. ; vgl. Mannhardt, Ant. W. F.K. 100 ff. zu verharren. Doch fügte er sich ihm noch
Mythol. Forsch. 263. Auch P's späterer Bei- zu rechter Zeit als Jüngerer, II. 13, 14. 15, lff.
name Tavgsiog, Tavgsog, der aus der An- 168ff. Noch willkürlicher erfunden scheint in
schauung im Sturm brüllender Wogen ent- der Ilias seine Teilnahme an der Theomachie,
sprungen zu sein scheint, kommt noch nicht 30 die wie die Parodie einer älteren Titano-
vor, wird aber vielleicht durch den Kult wahr- machie klingt. Unter furchtbarem Erdleben
scheinlich gemacht. Denn Jünglinge ziehen stürmt er zum Schlachtfeld der Götter, um
um den helikonischen P. Stiere, II. 20, 403, sich hier mit einem höchst friedseligen Ge-
die Phäaken, deren Könige von P. abstammten, sprach mit seinem Gegner Apollon zu begnügen,
schlachteten ihm deren 12 zur Sühne, Od. 7, IL 20, 57 ff. 21, 435 ff. Mit Recht fand Pseudo-
56. 13, 181, Nestor opfert dem Alpheios einen Longinus 7T£qI vipovg 9 die Schilderung Posei-
Stier, dem P. einen andern, II. 11, 728, auf dons II. 13, 18 ff. (s. 0.) weit besser als die
der Rückfahrt von Troja in Geraistos viele Schilderung dieses Götterkriegs. In anderen
Stiere, Od. 3, 177 vgl. 11, 131; neun Reihen Scenen macht sich mehr und mehr eine theo-
Pylier zu je 500 Mann opfern neunmal neun 40 logische Spekulation geltend. So verschwört
schwarze Stiere am Strande, Od. 3, 5 ff. (vgl. sich Poseidon mit Hera und Athen a gegen
Ed. Meyer, Gesch. d. A. 2, 318 u. Röscher, Die den Göttervater, als ob Bruder, Gattin und
Sieben- u. Neunzahl im griech. Kultus 62). Tochter die volle Gleichberechtigung mit diesem
Homer kannte bereits einige Liebschaften durchsetzen wollten, _Z7. 1, 397. Er tritt hier
des Meergottes. Vom Meer her drang dieser bereits als Glied eines künstlichen Göttersystems
in die Mündung des thessalischen Flusses Eni- auf. Er gehört trotz seiner Stellung zu Meer
peus d. h. des Andrängers (Ourtius, Gr.b 461), und Wasser stets zu den olympischen Göttern
um in dessen Gestalt unter dem Dach einer und zwar zu den vornehmsten, denen nicht
hochgewölbten Woge die Tyro, Salmoneus' der Volksglaube, sondern erst die homerische
Tochter, liebend zu umfangen, Od. 11, 235 ff. 50 oder eine andere wohl nicht viel ältere Speku-
Sie gebar ihm Pelias und Neleus (s. d. Bd. 3. lation die fremdländischen Gottheiten Kronos
Sp. 104. 110). Diese Sage wurde später auf den und Rheia zu Eltern gab (Nägelsbach, Nach-
Enipeus in Elis übertragen \H. D. Müller, Myth. hom. Theol. 101) Deren Kinder sind bei Homer
d. griech. Stämme 1, 142fF.). Einen P. Enipeus Zeus, Poseidon, Hades und Hera, II. 14,
kannten auch die Milesier, Tzetz. lykophr. 722. 137, 4, 59 u. s. w., bei Hesiod aul'serdem Histia
Die Nymphe Thoosa, des Meergreises Phorkyn und Demeter, Theog. 453 ff. Weder die Zahl
Tochter, gebar dem P. den Kyklopen Polyphem noch die Altersfolge steht in der homerisch-
(s. d.), Od. 1, 71, während die Kyklopen offen- hesiodischen Periode fest. Denn in der 11. 13,
bar nach älterer Anschauung bei Hesiod und den 354f. 15, 165f. 204 ist Zeus der ältere und
Späteren Söhne des Uranos und der Gaia sind 60 der weisere Bruder Poseidons, den dieser so-
(s. Kyklopen Sp. 1676. 1683). Polyphem aber gar rZtv jicirtQ', II. 13, 128, anredet. Da-
ist wohl nicht gerade als Personifikation der gegen steht II. 20, 13 dem Poseidon in der
wüsten Naturgewalt Poseidons aufzufassen, von Zeus berufenen Götterversammlung das
sondern ist erst deshalb zu seinem Sohne ge- erste Wort zu, und Od. 13, 142 ehren ihn die
macht, um im Zorn des Vaters über die Blendung Götter nach Zeus' Aussage sogar als den r7iQta-
einen Grund für die Zertrümmerung der Flotte ßvTurov -Aal agißtov'' . Hier ist das vordere
des Odysseus zu haben iMiillenhoff, D. Alter- Epitheton nicht im übertragenen Sinne ehr-
tumsk. 1, 47. Mannhardt, .1. W. F. 108). würdig, sondern im eigentlichen Sinne, also
2801 Poseidon (b. Homer) Poseidon (nachhomerisch: Sturmgott) 2802
wohl als eine kosmogonische Anspielung auf stark betonten das Binnenland befruchtenden
das uralte Wasserelement aufzufassen, die frei- Eigenschaften des Gottes treten im homerischen
lieh mit der Bezeichnung des Okeanos als des Epos nirgend hervor, wenn sie nicht etwa die
Ursprungs der Götter, II. 14, 201. 246, in Weissagung des Teiresias andeutet, Od. 11,
Widerspruch steht, vgl. Welcher, G. G. 1, 624. 121 ff. 23, 267 ff. Denn dieser fordert den
In der Theog. 457 ff. andrerseits drängte das Odysseus auf, zu seeunkundigen Menschen mit
insbesondere ungriechische Motiv des fremden seinem Ruder landeinwärts zu wandern und
Kronosmythus, nämlich die Kinderverschlin- es dort, wo es für eine Worfschaufel gehalten
gung, den zur Befreiung seiner Geschwister auf- werde, in die Erde zu pflanzen und dem Po-
bewahrten stärksten Kroniden Zeus an die 10 seidon einen Widder. Stier und Eber zu opfern.
Stelle des Jüngstgeboreneu. Immer aber ist
Zeus infolge der von ihm vertretenen gewal- 2. Der nachhomensche Poseidon,
tigsten Naturerscheinung, wie die Theog. 504ff. Die nachhomerische Überlieferung hält
(vgl. 883) nachdrücklich betont, bei Homer wie durchweg die Hauptzüge des homerischen Po-
Hesiod der mächtigste, durch Donner und seidontypus fest und das wichtigste Macht-
Blitz die Götter und Menschen beherrschende gebiet des Gottes bleibt auch nach ihr das
Gott und weiterhin auch der weiseste (nXsiova Meer. Aber wenn Paus. 7, 21, 3 dem Beinamen
yfrtl IL 13, 355). Jedoch wenn er in der Theog. Tlzlayatog als gleichfalls gemeinhellenische
883 ff. auf Gaias Rat durch die Wahl der Götter lioqxiliog xmd"l7trtiog und Plutarch, Qu. conviv.
zum König erhoben wird und die Ämter des 20 5, 3, 1 als gleichfalls gemeinhellenischen Bei-
Weltregiments verteilt, so entscheidet nach namen <l?vräl[uog hinzufügt, so deuten sie beide
Homer das Los darüber. Der Himmel, das schon dadurch eine Erweiterung seiner Macht-
grofse Meer und die Unterwelt fallen darnach sphäre über das Meer hinaus an. Diese wird
je dem Zeus, Poseidon und Hades zu, während aber noch deutlicher aus seinen zahlreichen
der Olymp und die Erde allen dreien gemein- Lokalsagen und -kulten, und zwar bringen
sam verbleiben, 11. 15, 187. Diese allerdings diese nicht nur neuere, sondern auch unzweifel-
in keiner andern indogermanischen Mythologie haft ältere, vorhomerische Züge hinzu, die
vorkommende Verteilung der drei oder vielmehr das volkstümliche Urbild des Gottes schärfer
vier Welträume ist nach B. Brown, Semitic kennzeichnen, als es der vornehme Stil des
ivflaence in Hellenic mythology S. 121, dem 30 heroischen Epos zuliel's. So gemahnen denn
mythologischen System der Eupbratvölker nach- manche von ihnen zunächst noch stark an den
gebildet. Darum wohnt Poseidon zwar ge- Charakter der meerdämonischen Vorbilder des
wohnlich in der Meeiestiefe unter den anderen Gottes, der Sturmdämonen, andere binnenlän-
Meerwesen, aber er weilt auch wiederholt im dische an den eines Gottes der Wolken und
Olymp, 11. 15, 161. 185. 20, 13. 8, 440. 1, 402. fließenden Gewässer.
Die so geschaffene Göttertrias bedeutet aber Poseidon als Sturmgott. Der regen-
nicht, wie Nägelsbach, Navhhom. Theo!. S. 132 und sturmreichste Monat Poseid eon (De-
und viele nach ihm, in monotheistischen Theo- zember — Januar) war ihm geweiht, Analer, fr.
rien Befangene meinten, dafs Zeus in seinen 6. Am freisten aber äui'sert sich seine Sturm-
Brüdern herrsche und diese eigentlich nur er 40 natur in vielen seiner zahlreichen Lieb-
seien, wenn auch Paus. 2, 24, 4 in den Zeus schaffen, in denen er mit seinem Bruder Zeus
Herkeios der argivischeu Larisa mit seinem wetteifert: Neplunus fratri par in, amore lovi
dritten Stirnauge die dreifache Herrschaft hin- Propcrt. 2, 26, 46 = Clem. Alex. Protr. p. 27,
eindeutelte (vgl. M. Mayer, Gig. 111 gegen und zwar am deutlichsten gerade in den alter-
Welcker, G. G. 1, 630 und Overbeck, Gr. Kunst- tümlichsten, den mit den Gorgonen (s. d.),
myth. 2, 7. 258). Eher mag man sie sich mit Harpyien (s. d.) und Erinyen (s. d.). Diese
H. T). Müller, Myth. d. griech. Stämme 1, 274ff. drei weiblichen Gruppen sind unter sich etwa
aus dem Zusammentreffen der Kulte des achä- so wesensverwandt wie die der Kyklopen und
ischen Zeus, des ionischen Poseidon und des der Hekatoncheiren unter sich, indem sie ur-
kaukonischen Hades in der klein asiatischen 50 sprünglich die Wolken des Gewitters und des
las entstanden denken, wodurch die Mitwir- Sturmes bedeuten, und werden deshalb auch
kung der so deutlichen Gliederung Griechen- von Aeschyl. Humen. 48. Cho. 1048 mit ein-
lands in Himmel, Erde und Meer nicht aus- ander verglichen. Gleich bei Hesiod ist der
geschlossen wird, Bobert- Preller* 1, 106. Man umwölkte Sturmgott deutlicher als bei Homer
verbrüderte diese drei verschiedenartigen Götter erkennbar, wenn er, wie bei Homer ein xvavo-
und ordnete ihnen als ihren Vater Kronos über, ^aixijc (s. 0. Art. Kyanochaites nr. 3) auf blu-
der nicht mit H. D. Müller als der unterweit- miger Frühlingswiese am Okeanos mit der (Ken-
liche Zeus, noch als ein Erntegott, sondern als taurin: ob. Sp. 2034) Medusa buhlt, aus der
ein dem Orient entlehnter Gott zu erklären ist dann während ihres Kampfes mit Perseus seine
('s. Art. El Sp. 1227, Kronos, Bobert-Prelleri 1, 60 Söhne Chrysaor (s. d.) der Blitz und das Rofs
52). Homer hat den Idealcharakter des Po- Pegasos (s. d.), ßoovzr'iv xs 6rsQ0Ttrjv xs cpsQcov,
seidon als des Meerkönigs und des Zeusbruders hervorspringen, Theog. 278 ff. Ein Mythus von
für die höhere Poesie und die bildende Kunst einem Frühlingsgewitter am farbigen Abend-
aller späteren Zeiten festgestellt, aber da seine himmel, das aus der Umarmung der Wetterwolke
Auffassung aus dem engeren Gebiet einer durch den Sturm entsteht! Wir haben kein Recht,
Küstenbevölkerung entsprang, widersprach sie mit Mannliardt, Myth. Forsch. S. 277 in dem
in vielen Stücken dem umfassenden gemein- offenbar alten Mythus von der Erzeugung des
griechischen Volksglauben. Die von diesem so Pegasos durch Poseidon einen blofsen Analogie-
^803 Poseidon 'liachhornerisch: Sturragott) Poseidon (nachhomerisch: Sturmgott) 2804
schlufs zu sehen, weil der Gott nun einmal als sehen Mythus von der Vermählung des Luft-
Erzeuger der Rosse formelhaft feststand. Nach rneergottes (Poseidon) mit der Unstern Wetter-
einer modernen Darstellung, die das Lokal wölke ("Demeter Erinys = ind. Saranyu, die
verändert und die höhere, jüngere Form der Eilende, oder Melaina; s. Bd. 1, Sp. 1317. 1311),
Gorgo, die Athena heranzieht, bewältigte Po- deren Spröfslinge Areion einen pegasosartigen
lon die Medusa im Athenatempel, und die Blitzträger und Kore-Despoina den Regen be-
Göttin verwandelte deren Haar in Schlangen, deuteten (Kuhn, Zs. /'. vgl. Sprach f. 1, 439; vgl.
Ovid. Met. 4, 796. Ob aber der Mythus vom Zs. f. Dnitxch*- Mythologie 3, 373 ff. 382). Diese
Streite des Poseidon und der Athena auf jenen Ansicht entsprach weder der schon vor ihm
oder einen ähnlichen Gorgonenrnythus zurück- 10 angestellten kritischen Untersuchung Prellers,
gehe, ist sehr zweifelhaft und ein Ursprung Demeter u. Persephone 1837, noch wurde sie
aus dem Zusammenstofs ihrer Kulte (s. u.) von den Neueren angenommen. Nach Bosen-
wahrscheinlicher. Von P. und Gorgo stammen berg, Die Erinyen S. 30 brachten die Böotier
die Königspaare der Insel Atlantis ab, Aelian. auf ihrer frühen Wanderung, nach Manrihardt,
11. A. 15, 2. — Tiefer verstrickt in den spä- Myth. Forsch. S. 244 ff. 261 erst epische Ge-
teren Göttermythus und -kultus wurde der dichte im 6. oder 5. Jahrhundert die Sage von
Mythus von Poseidons Liebe zur Erinys. In der Geburt des Erinyssohnes Areion d. h. 'des
Thelpusa in Arkadien erzählte man: Als De- rächenden Schiachtrosses', eines Gebildes dich-
ter nach ihrer geraubten Tochter umher- teriseher Kunst, von Tilphossa nach Thelpusa,
irrte, stellte ihr Poseidon lüstern nach. Da 20 wo die epische Sage mit dem altarkadischen
verwandelte sie sich in eine Stute und weidete Kultus des Poseidon Hippios und der Demeter
mit den Stuten des Königs Onkos. Poseidon verschmolzen wurde, zweier Gottheiten, die in
aber merkte den Betrug und begattete sich Arkadien allerdings wahrscheinlich schon vor-
mit ihr in Hengstgestalt. Anfangs darüber her in vertrautem Verhältnisse, vielleicht sogar
erzürnt, beruhigte sie sich hernach und er- in Rofsgestalt gedacht gewesen wären. Andere
freute sich des Bades im Flusse Ladon. der hielten das Rofs Areion (s. d.) für einen Sohn
beim Heiligtum der Demeter in Onkeion hinab- des wirklichen Gottes Ares und der Demeter-
fliefst. Von ihrem Zorn hief's sie 'Eqivv$, von Tilphossa-Erinys, die diesem thrakisehen Sturrn-
ihrem Bade Aovßla. Sie gebar dem Poseidon gott ja auch an der Quelle Tilphossa einen
eine Tochter, deren Namen die Thelpusier 30 Drachen und dem Boreas die Rosse des Ares:
nicht zu nennen wagten, und das Pferd Areion. Aithon. Phlogios, Konabos und Phobos gebar,
Deswegen wurde Poseidon zuerst von den Ar- Quint. Smyrn. 8, 241 ff Verwickelter und alter-
kadiern Hippios o-enannt. Paus. 8, 25, 4. tümlicher denkt sich die Verbindung dieser
Hesych. v. Aovaicc. Eine thelpusische Münze mythischen Motive Immerwahr, Die Kulte u.
zeigt auf dem Av. den Kopf der Demeter Erinys, Mythen Arkadiens 1. 113 ff. Er findet im ar-
auf dem Rv. das springende, ungezügelte Rofs kadischen Thelpusa zunächst einen thebani-
'Eoiüiv, Overbeck, Gr. Kunstm. 3, 318. Ver- sehen Kultkomplex wieder, dem auch die in
wandt ist die Legende von Phigalia, nach Theben durch Aphrodite Apostrophia verdrängte
welcher Demeter Mslaivu in einer benach- Erinys-Tilphossa, sowie deren Gatte Ares, ein
harten Höhle wohnte. Eine kalte Quelle 40 Gott des aonischen Kults (Schol. Softi. Ant. 126),
sprudelte in einem davorliegenden Haine. Po- angehört habe. Die von Thrakien nach Böotien
seidon begattete sich mit ihr in Rofsgestalt. und von da nach Westarkadien ausgewanderten
und sie gebar ihm die DesjDoina. Aus Zorn Äonen (auch Abanten oder Azanen genannt;
über ihre Bewältigung und aus Trauer über seien wahrscheinlich auf der grofsen phoki-
den Raub ihrer Tochter legte sie ein schwarzes sehen Völkerstrafse mit den aus Thessalien
Gewand an und zog sich in jene Höhle zurück, stammenden Poseidon verehrenden Lapithen
Paus. 8, 42, 2. 3. 11. Nach der kyklischen zusammengetroffen und beide Stämme hätten
Thebais war der y.vavo^ccixrig Areion (s. d.), nun eine Kultverbindung von Poseidon und
Wen auch die II. 23, 346 göttlichen Ursprungs Erinys herbeigeführt. In Arkadien wäre dieser
nennt, Adrasts berühmtes Heldenrofs, ein Sohn 50 Kult mit dem aus dem messenischen Pylos
Poseidons und der Erinys, geboren an der eingedrungenen Hermes-Demeterdienst derartig
kalten Quelle Tilphossa bei Haliartos in Böotien. vereinigt, dafs Demeter und Erinys mit ein-
Andere gaben ihm Poseidon und eine Harpyie ander verschmolzen, Poseidon aber den Hermes
zu Eltern (Schol. Vict. 11. 23, 346; vgl. Preller, verdrängte, vgl. auch Sam Wide, Lakon. Kulte
Demeter u. Persephone S. 155 Anm. 29). M. S. 142, der S. 178 auch eine lakonische De-
Müller sah auch hier einen altarischen Mythus meter-Erinys in Rofsgestalt vermutet. — Die
der Sonne und der Morgenröte, B. Brown, ganze Frage ist noch nicht genügend aufge-
Semitic influenae in Hellenic mythology 41 f. klärt. Dafs Poseidon zuerst den Ares auf der
einen unarischen Mythus von einer babyloni- phokischen Völkerstrafse, dann den Hermes in
-(hen Göttin der Erde und ihrem Gemahl Ea- 60 Arkadien aus dem Felde schlagen mufste, um
Dagon, dem Herrn der Tiefe. H. D. Maller, zuerst die Erinys, dann die Demeter zu ge-
Myth. d. griech. Stumme 2, 414 erklärte die winnen, ist doch sehr zweifelhaft. Denn die
Legende für ein widerwärtiges Mythologem, Vermählung des Sturmgottes Poseidon mit der
dessen jüngeren Ursprung insbesondere die Be- Erinys, die in der kalten dampfenden Quelle
ziehung auf den Raub der Persephone und das Tilphossa, wie an andern Orten in einem Fels-
Fiofs Areion, ein Produkt der epischen Poesie. spalt wohnte (s. 0. Sp. 1319'. scheint mir auch
verrate. Ad. Kuhn erschlofs schon früher aus schon in Böotien, wo er insbesondere in On-
jenen verschiedenen Sagen einen indogermani- chestos, also nahe bei jener Quelle, und zwar
2805 Poseidon (nachhoinerisch : Sturmgott i Poseidon (nachhoinerisch: Sturmgott) 2806
gerade als Hippios frühe Verehrung genofs, acheinlich, vgl. v. Wilamoivitz, Herrn. 26, 225.
mindestens ebenso gesichert, wie die des Sturm- Bethe, theban. Heldenlieder 1892 S 89. Aber
srottes Ares, und sie hat ihre Analogien in auch wenn Poseidon als blofser Ersatzmann
seinen ganz ähnlichen Verhältnissen zu der des Ares und des Hermes gelten müiste, so
wesensverwandten Medusa und Harpyia, wie konnte er doch wohl nur deshalb in ihre Stelle
sie dem Ares nicht nachgesagt wurden. Auch rücken, weil auch er, wie sie, ursprünglich
steht Poseidons Paarung mit Demeter (Mann- Sturm und Wind, wenn auch in anderer Weise,
hardt a. a. 0. S. 256ff.) an Alter schwerlich verkörperte. — Eine dritte der Gorgo und der
der des Hermes mit ihr nach, und überhaupt Erinys verwandte Geliebte Poseidons war eine
bezeichnet möglicherweise der Doppelname io Harpyia, die ihm oder Zephyros, also wiederum
Demeter Erinys nicht eine blofse Kultver- einem Windwesen; das Roi's Areion gebar (Seit öl.
Schmelzung, auch nicht eine spätere gewalt- Vict. II. 23, 346. Eustath. 1051. Quint. Sin.
same Verwandlung der Erinys in eine Demeter 4, 570), als dessen Mutter gewöhnlich die eben
Erinys, wie Bloch (Lex. 21, 1300) annimmt, besprochene Erinys galt. Die Harpyien hiel'sen
sondern das Aufsteigen eines mythischen Wesens aber auch Töchter des Poseidon (Serv. Verg.
von einer dämonischen zur göttlichen Stufe, Aen. 3, 241), deren eine, Podarge, rofsartig
wie gerade der Erinys höheres Alter gegen- gedacht, auf der Wiese am Okeanos weidend,
über der jüngeren Götterordnung von Aischylos von Zephyros Mutter der unsterblichen Pferde
Finnen. 150. 162. 394. 731 noch deutlich em- des Aehilleus, Xanthos und Balios, wurde (s. o.
pfunden wurde. So hafteten der Athena auch 20 Bd. 1, Sp. 1843), während sie nach Stesiclioros
noch allerlei gorgonische Eigenschaften und die Fohlen Phlogeos und Harpagos (s. d.) warf.
Attribute an, ja in ihrem Tempel zu Tegea be- Die hervortretende nahe Berührung des Po-
fand sich das tgvucc der Gorgonenlocke, Apollod. seidon und Zephyros scheint auch der gemein-
2, 7, 3. Die ursprüngliche schreckende Wind- same Dienst beider an der attischen Kephisos-
und Wolkendäuionin wäre in diesem Falle zu brücke zu bezeugen (s. u. und Boreas 0. Sp. 804).
einer gütigen Kornmutter geworden, diegleich — Die Liebe Poseidons zur Alkyone, Hal-
der deutschen Kornmutter oder der slawischen kyone (s. d.) führt von den Sommergewittern
Baba oft zornig mit Pferdegetrappel und schnell zu den Winterstürmen hinüber, denn mit Recht
wie ein Pferd durchs Korn laufend gedacht ist wohl diese Plejade und Atlastochter von
wurde, verfolgt vom P. Hippios d. h. dem 30 Preller9 2, 30 auf das stürmische Wintergewölk
Winde , der gleichfalls vielfach noch heute gedeutet, das auch in ihrem männlichen Seiten-
ais ein durch die Wolken oder über das wogende stück Alkyoneus, einem der poseidonischen
Korn rasendes Rofs aufgefafst wird (Mannh. Prototypen (s. 0.), einen Ausdruck gefunden
A. F. W. 262 ff. 296—350). Und während P. hat. Alkyone wurde von P. entführt, wie
auch sonst durch und durch ein Hippios ist, schon der Thron des amykläischen Apollon
der nach aller Überlieferung sich in ein Rofs darstellte, Paus. 3, 18, 10, und gebar ihm den
verwandelt, mehrere mythische Rosse und rofs- Hyrieus oder Urieus, den Vater des übrigens
namige Söhne zeugt, das wirkliche Rofs schafft, auch wieder für einen Sohn P's gehaltenen Nyk-
beschützt und zähmt, der Hauptgott der Wagen- teus (s. 3, Sp. 492 ff.), der ovgog d. i. den Fahr-
rennen ist und sogar, er allein unter allen 40 wind bedeutet wie Zeus ovQwg, und die Aithusa.
höheren Göttern, als Reiter (s. u.) dargestellt In einem Teil des korinthischen Meerbusens,
wird, erfahren wir von Ares nur aus offenbar der 'Äkxvovlg &dlaaßa (Strab. p. 336. 393), war
späterer Zeit, dafs er als Hippios mit Athena diese Poseidonsgattin lokalisiert, v. Wilamoivitz
Hippia in Olympia zusammengehörige Altäre im Hermes 18, 419. Unweit der klxvovice
hatte und dafs er in Tritaia in Achaja mit Xi^vv, einem Eingang zur Unterwelt (Paasan.
der Athenapriesterin Tritaia den Melanippos 2, 37, 5), spielte sich der Raub der Amymone
zeugte, Paus. 5, 15, 6. 7, 22, 8. Selbst die durch P. ab (s. u.). Einer anderen Plejade
Rosse seines Wagens : Aithon, Phlogios, Konabos und Atlastochter Kelaino (vgl. xtlccivai 'Eql-
nnd Phobos, deren vorderes Paar dem Posei- vv&g Acsch. Agam. 449 und -xslouvscprig) und
donsohne Pegasos sehr ähnlich ist, stammen 50 P. entstammen Nykteus, Lykos, Eurypylos (s. d.).
nicht von ihm, sondern von Boreas und wiederum Im winterlichen Mythus von Poseidon und
der Erinys, Quint. Sm. 8, 241 ff. Auch steht der Chione (s. d.), der thrakischen Schnee-
der an der Quelle Tilphossa geborene Arion dämonin, die, eine Tochter des Boreas und
dem Poseidon Hippios als dem Quellenöffner der Oreithyia, um ihren Fall zu verbergen,
(Sam. Wide, Lakon. Kulte S. 180) viel näher, ihr Kind Eumolpos (s. d.) in die See wirft,
als dem Ares. Also scheint auch das Pferd tritt der Gott, der es rettet, schon deutlicher
Areion, dessen Name, dem Epos entnommen, als winterlicher Meergott hervor. Der Dichter-
wohl nur das dem Ares geweihte Kriegsrofs name Eumolpos mag von den Athenern nur
bedeutet, eher dem Poseidon, als dem Ares gewählt sein, um dem Gegner ihres Erechtheus
angemessen. Ja vielleicht hat slQsicov oder 60 (s. u.) einen eleusinischen Namen zu geben,
besser 'äqicov, Schol. U. 23, 346, nichts mit auch Poseidon ihm als Vater gesetzt sein um
Ares zu tun, wenn Maafs (Briigmann u. Streit- seines Streites mit Athena willen, v. Wilamo-
berg, Indogerm. Forsch. 1, 166) mit Recht jene icitz, Aus Kydathen S. 132; jedoch dessen Ver-
Form verwirft und diese als ' ccqi-J- iwi»' = 'sehr bindung mit Chione scheint älteren Datums
schnell' erklärt. Da er auf den Münzen von zu sein. Der Thyia, der Stürmerin oder
Thelpusa, wo 'Eqivvg seine Mutter ist, 'EqIcov der ''Schwarzen', die eine Tochter des Kephisos,
heilst, so hält Robert einen etymologischen erste Priesterin des Dionysos und Geliebte des
Zusammenhang dieser beiden Namen für wahr- Apollon heilst, Paus. 10, 6, 2, sollte Poseidon
2807 Poseidon 'nachhoinerisch: Meergott) Poseidon 'Wchhomerisch: Meergott) 2808
beigewohnt haben, Paus. 10, 29, 5, vgl. Welcher ; den einen Arm aul dessen erbobenem Schenkel
ff. G. 3. 70. Als ähnliches Wesen darf man ruhen zu lassen, während er den andern
vielleicht Kavä%r\ oder Ka.vä%r\ (s. d.) die hoch erhoben auf den Dreizack stützt, Over-
Rauschende (vgl. xava%ri, xuva%rjg, v.uvu%6g) heck, Gr. Kunstmyth. 3, 247 ff. Noch immer
deuten, die eine Tochter bald des thessalisehen ist das homerische Aigai seine Residenz, da-
Königs, bald des Windgottes Aiolos heilst, her Aiyalog, Pherek. Schoi. Apoll. Mhod. 1, 831,
vo-1. Preller4 1, 631. Sie gebar dem Poseidon in der jetzt aber Amphitrite (s. d.) neben
die Söhne Opleus, Nereus, Epopeus (s. d.), ihm thront und die Nereiden ihre Reigen
Triops und Aloeus, Apollod. 1, 7, 3. 4. Aloeus' aufführen, Eurip. Troad. 1. Von der Meeres-
Gattin aber, Iphimecleia, gebar diesem oder 10 färbe heifst er ^isXav&og in Athen (Tzetz.
dem Poseidon, dem zu Liebe sie beständig ans Byk. 766), TtsXXäviog der Dunkelfarbene in
Meer ging, um Wasser daraus in ihren Busen Kyrene (Hesych. s. v.), auch hat er dunkles Ge-
zu schöpfen, die stürmischen Bergtürmer, die wand (Cornut. 22 p. 124 0*.), yXavv.ol oqp-öa/fioi,
Aloaden (s. d.) Otos und Ephialtes. — Po- Paus. 1, 14, 6. caerulei oculi Cic. X. D. 1,30,
seidon überraschte die Himmelsgöttin Aithra vgl. den Heros $dXav&og, den Glänzenden (s. u.).
(s. d.), die Tochter des trözenischen Königs Vom Bauschen des Meeres heifst er ferner
Pittheus, auf der Insel Sphairia oder Hiera, igtacpägayog Hom. hymn. in Merc. 187,
Paus. 2, 33, 1, oder wohnte ihr als neuver- ipixxvTiog Theog. 456, \Lvv.rixug Cornut. 22
mählter Gattin des Aigeus bei. In ihrer Ver- p. 124, xuvoeog Hes. Scut. 104, vgl. Hesych.
bindung mit Sphairos, dem Wagenlenker des 20 Taiigog, Tavosiog ü Tloa. Der Stier fiel ihm
Pelops, dem sie dort ein Totenopfer brachte, wie in der homerischen Zeit zum Opfer (s. u.).
;ihnt M. Mayer, Gig. S. 61 einen uralten Natur- Er liefs, als Hippolytos am Strande hinfuhr,
mythus. dem vielleicht auch noch der Wind- aus der schäumenden zqlxv^icc einen wilden Stier
gott Poseidon angehörte, vgl. den Boreas al&pr}- hervorstürzen, dessen Gebrüll die Rosse so er-
ysvrjg, -ytvbxr\g II. 15, 171. 19, 358. Od. 5, 296. schreckte, dafs sie den Jüngling zu Tode
Ob die Liebschaft mit Eurykyda (s. d.) in schleiften, Kurip. Hippol. 1198ff. Suid. s. v.
diesen Vorstellungskreis gehört und ob der TavponoXov. Ein am Strand brüllender Stier
trojanische Mauerbau von P. als wölken- oder kündet den Korkyräern die Ankunft zahlloser
steinetürmendem Windgott aufgeführt wurde, Thunfische an und wird dann dem P. geopfert,
lasse ich dahingestellt, vgl. E. H. Meyer, Indog. 30 Paus. 10, 9, 2. Dieser liefs auch auf Bitten
M. 1, 150. 2, 465. Schoemann, Hesiods Theo- des Minos einen Stier aus dem Meer steigen
gonie 232. Auch die Poseidonssöhne Orion und zum Zeichen, dafs diesem die Herrschaft über
die Aloaden führen solche Riesenbauten auf. Kreta gebühre. Als aber Minos das schöne
— Weit homerischer als in all jenen Lieb- Tier zu seiner Herde schickte und ein geringeres
schaffen tritt uns in der nachhomerischen Zeit statt dessen opferte, machte P., darüber erzürnt,
Poseidon als Meergott entgegen. Er den Stier rasend und flöfste der Gattin des
heifst diäliog, Find. P. 4, 204, sogar ivc'diog Königs, Pasiphae, die Leidenschaft ein, aus
Ztvg, Aesch. fr. 334 Nauck; vgl. Paus 2, 24, 4 der der Minotauros hervorging, Apollod. 2, 5, 7.
und den Heros Enalos (s. d.); imuog itovxo- Jenem Stier ähnlich sind das von P. dem wort-
[lidcov avat,, Aeschyl Sept. 131. Alle Meer- 40 brüchigen Laomedon zur Strafe gesandte y.fjxog,
götter sind ihm Untertan, Pind. O. 6, 58, das die Leute auf dem Felde wegraffte, und
vgl. Ttslwycüog , Paus. 7, 21, 3. 7, aQ%ifta- das wegen des Frevels der Kassiepeia Aethi-
l<x60to±, Anthol. Pal. 6, 38, im komischen opien mit einer Überschwemmung bedrängende
Ausruf: a> IIovtOTZOotidov neu Qtoi ■jiQta[ivturot\ Ungeheuer, dem ihre Tochter Andromeda zum
Aristoph. Piut. 1050 und Schal. Arislo/ihaues Fraise ausgesetzt ward, Apollod. 2, 5, 9. 2, 4, 3.
nennt ihn cclvxog Eceles. 339 und öfter, Ttövnog. Eratosth. Katast. 16. Dagegen war der dem
Thesm. 332; vgl. Hom. hymn. 12, 3. Selbst P., dem dsXcpivcav tisdecov, Aristoph. Bitter 560,
der alte Bauer Chremylos scheint keinen andern wie dem Apollon (Bd. I. 429) heilige Delphin
als den P. &aXa66i.og, Aristoph. Plttf. 396, zu ein Freund der ruhigen See, der die Schiffe
kennen, t&vxiog von cpvxog Seetang hiefs er 50 freundlich begleitet, das Bild rascher, glück-
auf Mykonos. P. ist der utyaa&tvijg tqi- lieh er Meerfahrt und ein Retter in der Not.
aivrig rcc^lag, Aristoph. Wolken 566, ccyXce- Der Delphin kundschaftete die vor P. geflüchtete
otQiaiv ag, evtQicclvag, Pind. O. 1, 75, Amphitrite aus und warb für ihn erfolgreich
TQiaivoKQaxcop in Inschriften, iqvgoxqi- um sie. Darum gaben ihm die Künstler sein
aivag, Aristoph. Mitter 559. Diese mit dem Lieblingstier in die Hand oder unter den
Blitz von Pindar I. 8, 36. Ol. 9, 30 verglichene Fufs. Am Wege von Korinth nach Lechaion
TQicava ist wie Zeus' Donnerkeil von den Ky- war mit Poseidon und Leukothea zusammen
klopen geschmiedet, Apollod. 1, 7. Kailini.hymn. Poseidon auf dem Delphin aufgestellt (Usener,
in Del. 31 nennt den Dreizack äoo %QiyXm%iv, die Sintflutsagen 144. 150.) Nach der Parischen
Leon. Tar. {Bruntick, Anal. 1, 226, 25) ty%og. 60 Sage rettet ein Delphin, nach Archiloclws
Jedenfalls charakterisiert ihn die gewöhnliche (fr. 114) Poseidon den Koiranos (Usener a.a.O.
Thunfischergabel als einen volkstümlich auf- 148). Als Delphinreiter wird P. von Lukian
gefafsten Gott, ebenso wie die ihn vor allen diall. deor. marin. 6, 2, auch wahrscheinlich auf
andern Göttern auszeichnende bequeme Hai- einem Goldplättchen in St. Petersburg (Over-
tung des Körpers in der Plastik. Wie ein heck, Kunstm. 3, 219) und in einer Bronze-
über das Meer spähender Seemann nämlich Statuette in Tainaron dargestellt und an diese
pflegt er das eine Bein auf einen Stein oder die Sage von der wunderbaren Rettung Arions
ein Schiffsvorderteil hoch aufzustützen und • Bernd. 1, 23, 24. Aelian. N. A. 12, 45. Paus.
2809 Poseidon (nachhomerisch: Meergott) Poseidon (nachhornerisch: Meergott) 2810
3, 25, 7) angeknüpft, vgl. Tümpel, Progr. d. auf, die Schiffe zu zerschellen, hald ruft er
Gymn. Neustettin S. 15. StudniczJca, Kyrene den Winden sein Quos ego! entgegen, ver-
S. 184. — Von den beiden Gründern Tarents, scheucht die Wolken, und Cymothoe und Triton
Taras u. Phalanthos (s.d.), warder erste ein bringen das aufgelaufene Fahrzeug wieder von
Sobn Poseidons und der Ortsnymphe Saturia, der Klippe ab, Verg. Aen. 1, 124ff. Später
ursprünglich wohl nur ein einheimischer Flufs- erhalten die Dioskuren von ihm die Vollmacht,
gott, auf den man später den Delphinritt über- die Wogen zu beruhigen, Hygin., Poet. Astron.
trug, der blofs dem <3>äla:v&og, d. h. dem Glän- 2, 22. Ohne seinen oder Zeus' Willen zerbricht
zenden oder dem "Phokischen', gleichfalls einem kein Schiff, Hes. Erga 666, denn er ist der daa-
Sohn des Poseidon nach Acro zu Hör. carm. 10 nözag vacbv, Pind. P. 4, 207, ihr Geber und
1, 28, 29 und Gemahl der Aithra wie Aigeus- Retter, Pausan. 7,21, 3; vgl. Hom.hymn. 22, 5.
Poseidon, einer örtlichen, auch in Brentesion Der trojanische Poseidonpriester wurde bei
und wahrscheinlich auch in Arkadien und auf der Ankunft der Griechen gesteinigt, weil er
Rhodos (s. u.) bekannten Abwandlung des P., sie nicht durch Opfer verhindert hatte. An
zukam. Beide sollte ein Delphin von Griechen- seiner Stelle bestimmte das Los den Apollon-
land nach Italien getragen haben. Paus. 10, priester Laokoon, dem Gotte einen Stier zu
10, 8. 13, 10. O. Müller, Darier 2, 369, 3. opfern (s. o. Laokoon Sp. 1834). Die. Argo-
Döhle, Gesch. Tarents. Progr. d. Lyceums z. nauten sollen nach Vollendung ihrer Fahrt zu
Strafsburg 1877. Studniczka, Kyrene S. 175fF. Ehren P's die Argo auf dem Isthmos auf-
Usener a. a. 0. 154ff. — In einer lesbischen Sage 20 gestellt haben, Apollodor. 1, 9, 27. Diod. 4, 53.
wurde ein andrer heroisierter Poseidon, Enalos Tzetz. Lykophr. 175 p. 441. Auf einer Gemme,
(s. d.), der einer zum Opfer für P. ins Meer die ihn auf eine Schiffsprora tretend darstellt,
gestürzten Jungfrau nachsprang, mit ihr von heilst er Propitius (Overbeclc, Gr. Kuustm.
Delphinen in die Stallung der Rosse des Gottes 3, 301). Als llöod-tiiog {Bull, de corr. hell.
getragen, Flut. sap. conviv. 20. de sol. anim. IV 1860, 262. 264. Dittenberger, Sylloge Incr.
36. Athen. 11, p. 406, vgl. lümpel, Progr. d. Gr. nr. 331) sichert er die Überfahrt. Darum
Gymn. Neustettin S. lff. Noch heute klingt ehren ihn die Schiffer mit Opfer, Gebet und
P's Andenken in einem neugriechischen namen- Gelübde, um gute Fahrt und guten Fang zu
losen Meerdämon oder auch im H. Nikolaos erlangen, Diod. 5, 69. Pind. P. 4, 207. Hom.
nach, der mit dem Dreizack ausgerüstet auf 30 hymn. 22, 7 Homer, epigr. 6, 3. Anthol. Pal.
einem Delphin reitet und namentlich an der 6, 38. Paus. 10, 9, 3. 4. Namentlich Thun-
Insel Mykonos, wo einst Aias zu seinem Ver- fischerbeten zum Poseidon ccl£t,ixay.og, dafs
derben den Anruf des P. versäumte (s. oben) kein Schwertfisch oder Delphin ihr Netz zer-
noch heute die rgi-av^ilcc stillt, Schmidt, Neu- reifse, Aelian. H. A. 15, 6. Der Erstling des
griech. Volksl. S. 37. 135. Polites, Melete S. 57. Thunfischfangs, nach dem er den Namen
Auch in Aegae auf'Euböa, in Tenos und andern ccygsvg erhielt, Lukian. piscat. 47, wurde ihm
Ortern trat der Hagios Nikolaos an des Gottes geopfert, Athen. 7 p. 297 e, auch die tQiylri
Stelle, Bursian, Geogr. 2, 412. 447. Fremder Seebarbe? vgl. Schocmaun, Griech. Altert.3 2,
als diese Delphinreiter mutet uns ein unter 234, ebenso ein Stier, dessen Gebrüll den Kor-
dem Bilde des Schwans vorgestellter Meer- 40 kyräern zahllose Thunfische anmeldete (s. o.).
dämon Kyknos (s. d. nr. 2), ein vom gleich- Schon die älteste bildliche Darstellung des
namigen Aressohn zu unterscheidender weifs- Gottes, ein Gemälde des Kleanthes von Korinth,
farbiger Sohn des P. und der Kalyke (s. d.) schilderte ihn, wie er bei der Geburt der Athen a
an, nach den Kypricn den Griechen die Lau- mit einem Thunfisch in der Hand beim kreifsen-
dung an der troischen Küste wehrend, aber den Zeus steht, Athen. 8 p. 346b. c, vgl. Over-
von Achilleus erwürgt und seiner glänzenden beck, Gr. K. 3, 209. Auf der Insel Mykonos opferte
Rüstung beraubt, Preller3 2, 421. Aus ihm man dem P. (Dvxiog für den vom Meer aus-
scheint noch ein anderer Kyknos entwickelt geworfenen Seetang (r. Prott, Fasti Gr. sacri
(s. d. nr. 3). ■ — Als Zeus die Europa entführte, S. 15). Als rgoitaZog aber verlieh er den
glättete ihm P. die Wogen, und nach Hygin. :<o Seesieg, Athen. 8 p. 333 d, ausnahmsweise auch
fab. 140 wird die von Python verfolgte Leto den Landsieg. Die Mantineier, die er im Krieg
auf Zeus' Befehl durch Boreas zu P. getragen. gegen die Lakedämonier beschützte, weihten
Um den Schwur der Heia, dafs Leto nur dort ihm ein XQO-xtaov avd&vuo:, Paus. 8, 10, 8, und
solle gebären dürfen, wohin das Licht der führten den poseidonischen Dreizack in ihren
Sonne nicht dringe, zu achten, deckte P. die Schilden, Schol. Pind. 11, 83. Seine höchste
Insel Ortygia, wohin er die Leto brachte, mit nationale Stellung errang er in den Perser-
der Meerflut wie mit einem Dache zu, so dafs kriegen, als er sich der bedrängten Freiheit
sie hier ruhig niederkommen konnte. Als seiner Hellenen annahm. Denn als der Sturm
Python sie nicht fand, kehrte er zum Parnafs die Flotte des Xerxes am Vorgebirge Sepia s
zurück und P. hob die Insel wieder aus dem 60 schwer geschädigt hatte, dankten und spendeten
Wasser hervor. Auf einem Mosaik bedroht P. die Griechen auf ihren Schiffen dem Poseidon
die Pythonschlange mit einem Dreizack (de la als ihrem ccoxtiq und behielten seitdem diesen
Blanchere, Musee d'Oran Taf. 5). Nachdem Beinamen des Gottes bei, Herod. 7, 192. Nach
Ino mit ihrem Sohn Melicertes verzweiflungs- dem Siege von Salamis brachten sie von den
voll ins Meer gesprungen war, verwandelte Erstlingen ihrer Beute eine phönizisehe Triere
Neptun auf Bitten der Venus beide in Götter, nach Sunion, eine andere nach dem Isthmos.
Ovid, Metam. 4, 539. wohin sie auch nach der Schlacht von Platää
So regt denn Poseidon bald Luft und Wasser dessen eherne Kolossalstatue weihten. Herod.
2811 Poseidon (nachhomerisch: Meergott) Poseidon (nachhomerisch: Meergott) 2812
8, 121. 9, 81. Nach Aischylos aber mufste sprang aus Verzweiflung ins Meer und -wurde
Xerxes so schwer büfsen, weil er, ein Sterb- als Leukothea (s. d. Sp. 2014) eine Meer-
licher, alle Götter und insbesondere Poseidon göttin, Diod. 5, 55, vgl. M. Mayer. Gig. S. 44.
bezwingen wollte, Pers. 745 f. Später stellten 105. Diodor a. a. 0. meldet, dafs Kapheira,
die Spartaner zu Delphi eine Statue des Ly- Tochter des Okeanos, mit den Teichinen den
sandros, des Siegers von Aigospotamoi, auf, ihnen von Rhea anvertrauten P. grofsgezogen,
wie er von Poseidon bekränzt wurde. Paus. 10, Kallimachos, Del. 31, dafs diese ihm aul'serdem
'.), 4. In noch späterer Zeit verherrlichten die den Dreizack geschmiedet hätten, Preller4 1,
Seehelden Antigonos, Demetrios, Sextus Pom- 606. Nach Aristid. or. 3, 43 liebte P. die Leuko-
pejus und Agrippa den Meergott für seine 10 thea, weshalb er sie nach ihrem Sturz freudig
Gunst, Preller 1 4, 583. Auf den Mithrasdenk- unter die Nereiden aufnahm. Ein Mythus vom
malern wird er dem Okeanos gleichgestellt Meersprung dreht sich um die Geliebte des
(Bd. 2 Sp. 3040). Enalos (s. d.), der mit ihr ins Meer sprang, einst
Auf Poseidons Wirksamkeit auf dem Meer aber wieder aus dem Wogen schwall aufstieg
werfen seine Verbindungen mit einer andern und, von Polyphem zum Tempel des P. geleitet,
Gruppe mythischer Weiber, nämlich der der diesem einen dem gröfsten Polypen abgenom-
Nereiden und verwandter Wesen, neues Licht, menen Stein überreichte. Gleichfalls eine Nereide
während die ihm von Plaut. Trin. 4, 1, 1 zu- und zugleich eine von P. entführte Heroine
geschriebene Bruderschaft des Nereus willkür- war Hippothoe (s. d. nr. 1 u. Bd. II Sp. 2845),
liehe Erfindung ist. Der Vortritt gebührt der 20 die ihm als Sohn den Teleboerfürsten Ptere-
Aniphitrite (s. d.), die zwar von Homer ge- laos, den Vater des Taphios (Schol. Apollon.
nannt, aber zuerst von Hesiod. Theog. 243 als Bhod. 1, 747), nach andern (Apollod. 2, 4, 5.
Gattin Poseidons bezeichnet wurde und — Izetz. Lyk. 932) den Taphios, den Vater des
ein seltener Fall andauernder Geltung eines Pterelaos, schenkte. Wenn Euryale (s. d.'>
dem männlichen parallel gebildeten weiblichen nicht, wie P's andere Geliebte Medusa, zu den
Götternamens (Usener, Götternamen S. 35) — Gorgonen (s. d. nx. 3) gehört, so gehört sie
auf Naxos Uoattöcavioc oder JloßsiSävri hiefs. vielleicht als Minos' Tochter zu den Meerwesen.
Poseidon hatte sie aus dem Reigen der Nereiden Wenigstens verlieh P. ihrer beider riesigem
auf Naxos geraubt, Schol. Od. 3, 91. Eustath. Sohne Oarion (s. d. u. oben Polyphemos), dem
1458, 40. Sie bewohnte mit ihm sein goldenes 30 böotischen Schlacht- und Landeskönig von
Haus und gebar ihm den Triton und die Hyria, die Gabe durch das Meer zu wandeln,
Töchter Rhode und die tiefwogende Ben- Apollod. 1, 4, 3. Auch führte Orion wie sein
thesikyme (s. d.), Apoll. Rhod. 4, 325. Apollod. Vater Riesenbauten auf (oben Sp. 1034. Preller
1, 4, 6. 3, 15, 4. Die Paarung beider Gott- l4, 45), und sank sein Sternbild unter, so
heiten findet Gerhard, Abh. d. Perl. Akad. 1850 brachen die Novemberstürme los, Hes. Erga
Anm. 5 wohl mit Recht mehr dichterisch und 619 ff. Zu Hyria in Böotien (vgl. den Poseidons-
den Kunstwerken genehm als im älteren Kultus, söhn Hyrieus 1, 2, 2859) gebar Mekionike,
der zuerst auf den Inseln des ägäischen Meeres oder am böotischen Kephissos Europa, des
bezeugt wird (Bd. 1, 319f., vgl. Sani. M'ide, Titvos Tochter, dem Gotte den Eupheim»-
Lakon. Kulte S. 226), begründet. Auch komme 40 (s. d.u. Art. Nykteus Sp. 493), der von ihm gleich-
sie seltener in alten Sagen vor, wie allerdings falls die Gabe erhielt, übers Meer zu schreiten,
in der von der Athenageburt (Paus. 3, 17, 3), Mit der Euryte (s. d.) oder der Bathykleia
oder in gemeinsamen Tempeln, wie auf Delos zeugte P. den Halirrhothios, den Meer-
und Tenos (C. I. G. nr. 2331. 2332. 2334. O. brauser, der der Arestochter Alkippe, einer
Müller, Dorier 1, 262). Sie beide aber waren Quellnymphe (?), in Athen Gewalt antat
in der Goldelfenbeingruppe, die Herodes Atticus (s. d. Art. Alkippe u. Immerwahr, Die Kulte und
in den Poseidontempel auf dem Isthmos weihte, Mythen Arkadiens 1, 42). Kallirrhoe (s. d.),
die Hauptfiguren, s. Bröndstedt, Meisen und die Okeanostochter, zeugte mit P. den Minvas
Untersuch, in Griechenland 2, 241 ff. Poseidon (Schol. Pind. Ol. 14, 5. Tzetz. Lyk. 874). Von
besafs nun auch eine rechtmäfsige Gattin wie 00 Liebe zum P. ergriffen, wandelte Iphiniedeia
Zeus, aber wie weit stand sie hinter Hera zu- (s. d.) oft an das Meer und schöpfte sich mit
rück! Die ihr auch wohl zuzuweisende Posei- den Händen das Wasser in den Busen. So
donstochterKymopoleia, dieWogenwandlerin, erzeugte P. mit ihr die Aloaden (vgl. die deutsche
vermählt der Vater dem Briareos, Th. 81 7 ff. und die slavische Analogie bei Laistner, Bätsei
Nach später Sage verwandelte Amphitrite aus der Sphinx 2, 361). Endlich war die Heroine
Eifersucht die schöne von ihrem Gatten (auch oder Nymphe Melite, deren Namen bald eine
von Glaukos s. d.) geliebte Nymphe Skylla Okeanide, bald eine Nereide trägt, eine Freundin
in das bekannte Ungeheuer, Tzetz. Lyk. 45. 650. des Gottes. Bei diesem vielfachen Verkehr
Verg. Cir. 70ff. Aufser ihr galt Halia (s. d. des Meergottes mit den Meernvmphen lag es
nr. 2. Art. Kallone Sp. 937. Kassiepeia Sp. 295), 60 nahe, ihn, den Oberherrn der Nereiden, neben
nach Hes. Theog. 245 und andern für eine Zeus nun auch als Mitbewerber um die Hand
Nereide, auf Rhodos für eine Schwester der der berühmten Nereide, der Thetis, in die
Teichinen und eine Gattin des Poseidon, mit Dichtung einzuführen, was aber wohl schon
der er eine Tochter Rhodos und sechs wilde vor der Zeit des ersten uns erhaltenen Zeugen
Söhne zeugte, die, von der beleidigten Aphro- Pindar geschah {Mannhardt, A. W. F. S. 73 f.).
dite mit Wahnsinn geschlagen, ihrer Mutter Da aber Themis weissagte, ein Sohn der Thetis
Gewalt antaten und deswegen von ihrem Vater werde stärker als sein Vater sein, so verzich-
unter der Erde eingesperrt wurden. Halia teten beide auf die Ehe mit ihr. Sie wurde
2813 Poseidon (nachhom : Erderschütterer) Poseidon (nachhorn.: Erderschütterer) 2814
Gattin des Peleus, dem Poseidon als Herr der wurde das heftige Erdbeben, das irn Jahre
Nereiden und zugleich der Winde und Wogen, 464 v. Chr. die Stadt Sparta zertrümmerte
als Hippios, zwei unsterbliche windschnelle und den Staat an den Band des Verderbens
Rosse, Xanthos und Balios, Spröfslinge des brachte, Thuc. 1, 101. Plut. Cim. 16. Paus.
Zephyros und der Harpyia, schenkte, Find. 1, 29, 8. Diodor. 11, 6.'!. 64. Neuntan n-Partsch
Isthm. 7 (8), 27 ff. Apollod. 3, 13, 5. Tzetz. S. 330, eine Katastrophe, die man dem Zorn
LyJc. 178. Noch höher hinauf wagte sich P. Poseidons zuschrieb, weil die spartanische
später, als er mit Aphrodite die Rhodos Obrigkeit schutzflehende Heloten von seinem
Herophilos, Schöl. Pind. 0. 7, 24, vgl. v. Wilamo- Altar in Tainaron zum Tode weggeschleppt
tri/.:, Hermes 18, 429, und den Dernetrios 10 hatte, Paus. 4, 24, 5. 6. 7, 25, 3. Thuc. 1, 128.
Poliorketes, Athen. 6, 253 E zeugte. Aphrodite 133. Aelian. V. H. 6, 7. Aristoph. Acharn.
mag sich ihm zuerst als Schaumgeborne ge- 510 mit Schöl. Lysistr. 1142. Zu Tainaron
nähert haben, wie sie denn am Hafen von hiefs er auch '4c<päXiog Suid. s. v. Talvagov.
Paträ und Agion und als Venus placida in Byzanz bei den Spartanern auch liacpciXtiog d. h. der
neben P. verehrt wurde, Paus. 7, 21, 4. 24, 1 die Erdfeste sichernde Gott, Paus. 3, 11, 9,
und im kilikischen Ägä eine Weihinschrift, wie rati]o%og zu Therapne und Gythion.
die Aphrodite axmXoia und P. aatpäXiog verband, Paus. 3, 20, 2. 21, 8. Denn er konnte 'ylveiv
C. I. G. 4443; vgl. Preller* 1, 350. 365. 347. xs %al aw^uv\ wie man nach einem Erdbeben
In diese .Seesage gehört auch namentlich in Smyrna meinte, Aristid. 1 p. 437; vgl. 378.
der wilde Poseidonssohn Sarpedon, der an 20 Eine phrygische Inschrift dankt nach einer
der durch Stürme und Brandung verrufenen derartigen Gefährdung ihm neben Zeus, Athena
thrakischen Küste bei Anos hauste und den und allen Göttern und dem Eurosflusse, Bull.
Pfeilen des Herakles erlag, Apollodor. 2, 5, 9. d. corr. hell. 3, 1879, 479. Asphalios hiefs er
E. H. Meyer, Indogerm. Mythen 2, 90. Viel- vielerorts, Paus. 7, 21, 7. Plut. Tlies.36. Cornut.
leicht auch der Schifferkönig Pterelaos, dem 22 p. 125. Macrob Sat. 1, 17, 22, auf Syros,
P. ein unsterblich machendes, schwer deutbares C.I.G. 2347 h, in Ägä in (Jilicien, doch nicht
Goldhaar verlieh, doch s. A. Schultz, Jahrb. /'. gerade in Patrai, wie man aus obiger nicht
Mass. Philol. 1881 S. 305. P's Diener sind periegetischer Notiz des Pausanias gefolgert
Triton, Ovid. Met. 1, 330. Nonn. JDion. 36, hat, S. Wide, Lakou. Kulte S. 36. Als im
93. 43, 205. Verg. Aen. 1, 144. Lucian. Dial. 30 2. Jh. nach einem vulkanischen Ausbruch
mar. 6 und die Tritonen, Lucian. Dial. mar. zwischen Thera und Therasia die Insel Hiera
10, 2. 15, 3. Norm. Dion. 43, 149. Verg. Aen. entstand, weihten dort sogleich die Rhodier
5, 817. Statins Achill. 1, 54. Mosch. Id. 2, 117, dem P. kayäXiog, der auch durch rhodische
als solche erst verhältnismäfsig spät bezeugt, Münzen bezeugt wird, einen Tempel, Strab.
s. Brefsler, Triton 1, 12. 2, 1 ff . 1,57. Plut.dePyth.orac.il. 0. Mütter, Orchom.
Poseidon als Erderschütterer und S. 322. Heffter, Götter -die}) >ste auf Rhodos 3, 60.
Er der halt er. Weit mehr als bei Homer er- Head, Hist. Num. § 542. Er ist mit Aphrodite
scheint P. 'Evvoaiycaog, 'EvvoaiSag (Pind. Euploia in einer Inschrift aus Ägä in Cilicien
P. 4, 59), 'Evoolx&av, Fan]o%og. lakon. und einer andern in Kyzikos verbunden, C. I. G.
raiccJFoxog, I.G.A. 79, Taiäo%og, Xenoph. 40 4443. Bull. d. corr. hell. 6, 1882, 454, und
Hell. 4, 5, 30. Paus. 3, 20, 2 in der nach- scheint auch in der lykischen Stadt Patara
homerischen Zeit ausgebildet, in der er nament- als P. sdoalog, den eine Inschrift neben
lieh als Gott des Erdbebens in dem so oft einem &ebg 6ojti}p idpcuog aacpccXijg nennt, be-
davon heimgesuchten Griechenland eine her- zeichnet zu sein, Journ. of hellen, stud. 10, 81.
vorragende Rolle spielte. Zu jenen älteren Komisch heifst P. kocpäXiog der Stab stumpfer
Beinamen treten die gleichartigen: iXsXi %&cov> Greise bei Aristoph. Acharn. 682, wozu das
6£ 16 i%&cov, Pind. P. 6, 50. 1. 1, 52, -/.iv7[- Schol. bemerkt: XöcpäXEiog Tlootidiov tmxqo.
xi)q yäg, Pind. I. 4 (3), 19, yuLiqg v.iv7]zi)Q k&7]vaioig ri^iätai. So wird er zum Schützer
xtti cctQvytroio &ala66r\g, Hom. hymn. auch in anderen Gefahren, insbesondere zum
22, 2, xi.vdY.xcaQ yalag, Soph. Trach. 502, vgl. 50 Beruhiger des Meeres, und Augustus opferte
den yf] g xs v.ocl ü'/.^vQäg iraXcc66r]g üygiov dem P. Asphalios wegen des wogenlosen Meeres,
H,o%Iev xr]v, Aristoph. Wolken 566, anderseits WiescJer, Gott. Nachr. 1874 S. 153 — 160. Over-
a^(pißccLog = a^cpiyaiog bei den Kyrenäern, heck, Griech. Kunsfmyth. 3, 232. Wie Sparta
Tzetz. L. 749. Welcher, G. G. 12, 679, &t^,E- wurde auch Helike von P. gestraft. Denn als
Xiov%og, Cornut. 22 p. 125. Namentlich in den kurz vorher die kleinasiatischen Ionier auf
Erdbebenregionen und vulkanischen Gegenden, Geheifs des delphischen Orakels zur Ein-
auf den Inseln, in der Umgebung des mali- richtung ihres Kultus des P. Helikonios von
sehen Meerbusens (Strab. 10, 447), in Böotien Helike, dem alten Stammheiligtum, Abbilder
und Phokis, um den saronischen und korinthi- ihres Kultusbildes erbaten, da verweigerten
sehen Busen, an und auf dem Taygetos wurde co das die Bewohner von Helike und hinderten
Poseidon besonders verehrt, vgl. Neumann- sogar die ionischen Gesandten auf ihrem Altar
Partseh, Physikal. Geographie von Griechenl. dem Gotte zu opfern, von den Buräern unter-
S. 272ff. 319 — 332. E. Curtius, Peloponu. 1, stützt. Darum vernichtete P. Helike wie Bura
43 ff. Deshalb meinte Strabon 12, 579, man durch Erdbeben und Sturmflut, Diod. 15, 48.
zolle zu Apameia in Phrygien, obgleich es im 49. Paus. 7, 24, 5 — 25, 4. Strab. 1, 59 8, 384.
Binnenland liege, dem Poseidon natürlicher- 386. Neumann- Partsch 324. Curtius Peloponn.
weise Verehrung, weil es von Erdbeben oft 1, 45. 466. 489. Anm. 9. 10. Die Thessalier
erschüttert werde. Von historischer Bedeutung verehrten den P. IlEXQaiog, der das Tempe-
2815 Poseidon (nachhoni.: Erderschütterer) Poseidon, (nachhom.: Gott d. Binnenland.) 2816
tal mit seinem Dreizack aufgerissen hatte, um (ivrjiitt des koischen Heros oder Gottes Brasilas,
den Gewässern Abflufs und dem Binnenland dessen Namen er von ßgcc (G. Curtius, Etym.6
Fruchtbarkeit zu verschaffen, Herod. 7, 129. 587) und laug = Steinwerfer, atiaifficov, ivo-
Strab. p. 430. Find. P. 4, 138. Schol. Philostr. aiyaiog ableitet und als Beinamen des koischen
Imag. 2, 14. 17. Ähnlich sollen die Meeres- Poseidon des Felssprengers und -schleuderers
strafsen zwischen Lesbos und Kleinasien, Euboia im Polybotesmythos erklärt. Dann sei das
und Boiotien, Sicilien und Italien, der Bos- Bild im Jabre 170 nach Athen geschafft, wo
porös und der Hellespont entstanden sein, Paus. 1, 2, 4 es sah, jene Gruppe vom Reiter-
Dionys. Per. 476, dazu Eustath. und Schol. kämpf des Poseidon gegen Polybotes, die er
Plin. H. N. 2, 90. Diod. 4, 85. 5, 47. In 10 auf ein koisches Lokal Chelone bezogen, Rheni.
Orph. Artjon. 1275 ff. singt Orpheus von einem Mus. 46, 528 ff. Zusatz zu dies. Lexikon 1, 818.
durch P's Dreizack zerschlagenen Lande Lyk- Aber -lag wird -laög entsprechen wie in an-
tonia, als dessen Trümmer die Inseln des deren Eigennamen und aäi.ia bedeutet immer
ägäischen Meeres zurückgeblieben seien, vgl. ein Grabmal, vgl. Gercke, Gott. Gel. Am. 1891.
Kallim. Del. 30ff. Diese erderschütternde Thätig- 2, 933ff. Auch Typhoeus(s. Giganten Sp. 1643),
keit konnte leicht dazu führen, den Gott in der sich mehr und mehr in einen Giganten-
eine freundliche oder feindliche Beziehung zu häuptling verwandelte und aus dem Ende der
Gaia zu setzen. Sie gebar ihm denn auch den hesiodischen Titanomachie in die spätere
Antaios (s. d.), der wahrscheinlich ein auf Gigantomachie versetzt wurde, stellt sich in
der Erde fufsender und kreisender Wüsten- 20 dieser nicht immer dem Zeus, sondern auch
dämon der Windhose (E. H. Meyer, Indog. M dem Apollon oder Herakles oder auch in Väler.
2, 460), nach Studniczka, Kyrene 122 ein ur- Flacc. Argon. II 24 und Claudians Giganto-
sprünglich freundlicher, später feindseliger bar- machte dem Poseidon gegenüber, der ihm den
barischer König ist. Aber als Erderschütterer Dreizack in die Brust stiefs, während ihn Zeus
ist Poseidon auch Gaias und ihrer Söhne, der mit dem Blitz traf. Immer spielt P. im Giganten-
Giganten, gewaltigster Feind. Auf einem kämpf eine der ersten Rollen, 31. Mager.
von Philostrat. Imag. 2, 17 beschriebenen Ge- Giganten S. 216 ff. 348, vgl. auch das Schick-
mälde der Gigantomachie erlag Gaia dem Gotte, sal des ebenfalls mit den Giganten sich ver-
der nicht duldete, dafs sie aufrecht stand, und mischenden Briareos (Sp. 1819). Überall, wo
nach Kuhnerts Vermutung (Art. Giganten Sp.1664) 30 abenteuerlich zerklüftetes Gestein, insbesondere
gehörte sie in diesem Kampfe ursprünglich zur aber aus dem Meer rissige Felsmasse aufstieg,
Poseidon-, nicht wie bei den Pergamenern zur glaubte man bei deren Bildung die Hand und
Athenagruppe. In der Tat erhebt ja auch auf den Dreizack P's im Spiel. Ganze Felseninseln
der Aristophanesschale des 5. Jahrh. die Mutter hatte er ins Meer geschleudert oder versenkt,
der Giganten flehend zu Poseidon beide Hände, andere daraus hervorgehoben und im Grunde
um ihren Sohn Polybotes zu retten. Doch gefestigt. Nach Kallimachos' Hymnus auf Delos
dieser wird von ihm mit dem Dreizack durch- v. 30ff. schlug P. mit dem Dreizack die Insel
bohrt (Bd. 1, Sp. 1580. 1656). In einer älteren Delos (s. d.), damals Asteria genannt, aus dem
Auffassung aber tritt die erdzerreifsende Ge- Meer, nach Nonnus Dion. 2, 125. 33, 337. 42,
walt des Gottes noch kräftiger hervor. Dar- 40 410 wurde die durch das Meer irrende Asteria
nach verfolgte er den Polybotes, der von Zeus' (s. d.) von P. verfolgt, bis sie Apollon zur fest-
Blitzstrahl erschreckt ins Wasser gesprungen stehenden Insel Ortygia machte. Nach Lucian.
war, übers Meer bis nach Kos, und da sein enal. dial. 10 sandte P. auf Wunsch des Zeus
Dreizack ihm fehlte, warf er die Insel oder Delos empor, damit auf ihr die vom Python
ein davon losgerissenes Stück, aus dem das verfolgte Leto gebären konnte, während Hygin.
Inselchen Nisyros entstand, auf ihn und be- fab. 140 die Niederkunft nach der Insel Ortygia,
grub ihn so, wie seinen Schwiegersohn Briareos die P. zu deren Schutz mit Meer bedeckt, ver-
am Rhyndakos (s. oben Sp. 2795). Paus. 1, 2, 4 legt, vgl. Dreßler, Triton II 64 u. Art. Delos.
verknüpfte die Verfolgung des Polybotes durch Nach Ephor. fr. 59 tauscht Leto Delos von ihm
Poseidon mit der koischen Landspitze Xtl6jvr\. 50 gegen Kalauria ein. Auf der im 2. Jahrh. v. Chr.
Steph. P>yz. s. v. JSiavgog. Apollod. 1, 6, 2. aus dem Meer auftauchenden Insel Hiera ba\iten
Str((bo p. 489. Eustath. z. Dion. Per 525. Sidon. die Rhodier sofort dem P. Asphalios einen
Apollinar. C. 15,21, vgl. M.Mayer, Giganten Tempel (Sp. 2814). Auch Rhodos selber, Anaphe
S. 194. Als Inselschleuderer stellte ihn die und andere Inseln sollen vermittelst der Bras-
bildende Kunst in verschiedenen Momenten dar matiae (s. o.) aus dem Meer emporgehoben sein,
(vgl. unten), aber auch als einen wilden Fufs- Ammian. Marc. 17, 7. Plin. H. N. 2, 89.
kämpfer, der den niedergeworfenen Polybotes Poseidon Gott des Binnenlandes.
mit seinem Dreizack durchbohrt, oder in Athen Wenn der nachhomerische Sturm-, Meer- und
als Reiter, der vom Pferde herab mit der Lanze Erderschütterungsposeidon im Avesentlichen
den fliehenden Giganten bekämpft s. Art. Gi- 60 homerisch bleibt, sein epischer Wirkungskreis
ganten Sp. 1656 ff. Overbeck, Kunstm. 3, 328. nur erweitert und reicher ausgebildet erscheint,
31. Mayer a. a. O. S. 223. 264. 317. Doch wird so eröffnet der i]TtniQwtrig (Philostrat. Imag.
nach Eobert- Preller4 1, 70 die athenische Gruppe 2, 17) eine ganz neue, von Homer mit völligem
mit Unrecht auf diesen Mythos bezogen. Da- Stillschweigen bedeckte Sphäre. In der höheren
gegen verknüpft mit ihr Tümpel kühn das Poesie und der bildenden Kunst, sowie in ein-
baue; tw Bonatla', Theokrit. Id. 7, 11 im zelnen wichtigen geschichtlichen Ereignissen
"AXsvxi dr'iiicp der Chalkonidai. Dieses sei nicht trat er auch in der nachhomerischen Zeit
als ein rdcpog aufzufassen, sondern als ein durchweg als der heroische, Meer und Land
2817 Poseidon (nachhom.: Gott d. Binnenlands) Poseidon (Gott des Süfswassers) 2818
bewegende Gott der Winde und Wogen auf, Schiffsvorderteil angefügt, denn: ti]v yf\v gt)y-
während er uns nun in zahlreichen Ortssagen vvßiv olov itlifov. — Dieser binnenländische
und -diensten eine dem Binnenland zugewandte Poseidon äufsert seine befruchtende oder för-
friedlichere, bäuerlichere Seite zeigt. Dieser dernde Tätigkeit auf vier Hauptgebieten als
binnenländische oder Süfswasserposeidon kam Gott des Süfswassers, der Quellen, Seen
im Epos und in der von diesem stark beein- und Flüsse, als Pflanzen nähr er oder
flufsten nachhomerischen Poesie nicht deswegen Gott des Wachstums, als Herdengott
so schwach zur Geltung, weil er ein jüngerer und als Stammvater und Schutzherr der
Typus gewesen wäre, sondern nur deswegen, Menschen.
weil er zu unheroisch und bäuerlich war, etwa 10 Poseidon Gott des Süfswassers. Schon
gleich der ganz ausgeschlossenen Demeter, und als älterer Windgott wirkte er auf die Quellen
weil das Epos die einheitliche Charakteristik ein, wenn auch nur mittelbar. Sein mit der
der Götterwelt festhalten mufste, vgl. Welcher, Medusa erzeugter Sohn Pegasos (s. o.) schlug
G. G. 2, 682. E. H. Meyer, Indog. M. 2, 410 ff. die Quelle Hippokrene (s. d.) auf dem Helikon
Mawrihardts Behauptung (Myth. Forsch. S. 262), und in Troizene, sowie die Quelle Peirene auf
dafs P., so lange man ihn auf griechischem Akrokoriuth mit seinem Huf aus dem Boden,
Boden verfolgen könne, immer nur Gott des wie das Rofs des germanischen Windgottes
Meeres sei, ist deshalb grundfalsch. Auch Wodan -Odin ein Gleiches tat (E. H. Meyer,
kann man die die Erde bewässernde, Pflanzen Lehrb. d. germ. Mythol. S. 242). P. heilst
und Tiere befruchtende Kraft des Bodens im- 20 Herr der Quellen, Flüsse und aller anderer
möglich auf dessen pelagisches Wesen zurück- Gewässer, Serv. Verg. Georg. 1, 12, der vvuxpcc-
führen, denn die salzige Meerflut nährt keine yixr\? -/.Q^rov^og Cornut. 22 p. 129. Auf der
Saaten und Weidetiere , sondern tötet oder Insel Atlantis läfst er zwei Quellen und aller-
schädigt sie. Auch diese Kraft verdankt er lei Nahrung entspringen (Plato Krit. 113 E't
einer höheren meteorischen Instanz, seiner Ge- und öffnet Quellen auch anderswo, Schol. Find.
walt nicht nur über die meerbeherrschenden P. 4, 246. Eur. Phoen. 187. Apoll. 2, 1, 4, 8.
Stürme, sondern auch über die milderen regen- Schol. Apoll. Eh. 3. 1240 f. Schon Aeschyl.
bringenden Winde. Jener Poseidon ist der Septem 309 bezeugt: vSojq rt Jiqhcuov, svxq8-
Gott der Fischer, Schiffer, heldenhafter See- tpiaxuxov 7tco[iäxo)v, öacov ujatv IIooEidav ö
fahrer und Krieger, dieser wird von den Hirten 30 yaido%og Trj&vog rt Tuxtdeg. Ja er selber scheint
und Bauern, Dorfgemeinden und später von aus einer Quelle hervorgegangen Wenigstens
den städtischen Bürgerschaften verehrt. Da- ist Rhea als seine Mutter erst später in
her die Fülle örtlicher Überlieferungen gerade die übrigens allein arkadische, nicht auch
von diesem Binnenlandsposeidon. An einzelnen böotische Hirtensage eingemengt, nach der der
Punkten berühren oder kreuzen sich diese fast Gott an der Quelle Arne inmitten einer Lämmer-
gegensätzlichen Ideen vom Poseidon in eigen- herde geboren wurde, Paus. 8, 8, 2, vgl. Immer-
tümlicher Weise. Einen derartigen Gegensatz wahr, Die Kulte u. Mythen Arkadiens 1, 45.
soll sogar die Plastik des Parthenon bei der Wentzel, Philol.N.F. 4, 1891, 385 ff. Poseidon
zwiefachen Darstellung des Gottes verraten, spendet gütig Quellen, aber entzieht sie im
indem dieser auf dem westlichen Giebel mit 40 Zorn oder überschwemmt das Land mit zer-
der wuchtigsten Schwungkraft und dem lief- störender Salzflut. Besonders häufig begegnet
tigsten Pathos des erzürnten Meergottes, da- der Süfswasserposeidon im Peloponnes, dem
gegen auf dem Friese als ein einfacher, derber olv.r\xr\Qiov TIoosLdävos, dessen Eponymos
und friedlicher Gott auftrete, Overbcck, Gr. Pelops Poseidons Geliebter war, und in dem
Kitnstm. 3, 235. 241. Im Erechtheion auf dem nach Diodors 15, 49 stark übertreibender An-
Akropolisfelsen, dem Heiligtum des Landesheros gäbe fast alle Städte diesen Gott am höchsten
Erechtheus und der Athene Polias, zeigte man verehrten. Im wasserreichen Korinth stand
seine heilige ftälaGOa, Herod. 8, 55; eine an- Poseidon auf einem Brunnen, den Fufs auf
dere binnenländische Q-üIugou im Posei- einen wasserspeienden Delphin gesetzt, Paus.
donheiligtum zu Mantinea blendet den Ein- 50 2, 2, 8. Zwischen Boiai und Malea in-La-
dringling Aipytos, eine dritte lag im Heiligtum konien lag in der Nähe des Hafens Nym-
des karischen Osogos (s. o.) zu Mylasa, Paus. phaion eine Grotte, aus der ein Quell süi'seu
8, 10, 3. 4. Im Widerspiel damit sprudelte Wassers flofs, daneben stand eine Bildsäule
unweit der argivischen Küste aus dem Meere Poseidons (s. 0.). Im lakonischen Aigiai war
die Süfswassercpielle Deine auf, in die man eine U[ivr\ tloosidävog, deren Fische zu fangen
zu Poseidons Ehren Rosse versenkte und un- verpönt war, und an ihrem Ufer ein Tempel
weit Malea nah am Meer stand sein Bild bei und Bild des Gottes, Paus. 3, 21, 5. So hiefs
einer Höhle, worin eine Quelle sül'sen Wassers er als Landseengott iTCiXi^viog, Hesych. s. v.
sich befand, Paus. 8, 10, 3. 4. 3, 23, 2. Dafs Auf Vasen von Vulci, die einen Kampf zwi-
der IsQOiivrJiicov des Poseidon Phytalmios keine 60 sehen Poseidon und Dionysos darstellen,
Fische essen durfte, scheint in der Absicht scheinen diese beiden Wasser und Wein 'zu
begründet, die beiden Ämter des Gottes, das bedeuten, vgl. den Sieg des Dionysos über
ländliche und das meerische, streng aus ein- Triton, WelcJcer, G. G. 2, 606. An dem Wechsel
ander zu halten, Welcker, G. G. 2, 682. Nach von Dürre und Überschwemmung, dem das
einem Bilde bei Philostratos (Imag. 2, 14, 17) 'ÄQyog diipiov, Ttolvdlipiov {II. 4, 171. Curtiu?,
hatten Landleute auf dem Markt einen Po- Peloponn. 2, 558, 4) so sehr ausgesetzt war.
seidon ystogyög mit einem Pfluge und Zwei- war auch Poseidon beteiligt. Denn als Argos
gespann aufgestellt. Dem Pflug aber war ein von Phoroneus und den andern Landeskönigen
ßosCHBB, Lexikon der gr. u. rom. Mythol. III. 89
2S 19 Poseidon (Gott des Süßwassers) Poseidon (Gott d. Pflanzen Wachstums) 2820
der Hera, nicht dem P. zugesprochen war, ausgedrückt, vgl. auch Immerwahr a. a. 0. (37 ff.
liefs dieser im Zorn alle Quellen versiegen, so — Nur unsicher bezeugt den in Flüssen walten-
dafs die Flüsse im Sommer trocken lagen. den P. der schon 11. 21, 132 (Bd. 1, Sp. 1495)
Apollod. 2, 1, 4, 9. Paus. 2, 15, 5, vgl. H. D. erwähnte Brauch, Rosse als Opfer in die Flufs-
Müller, Mythol. 1, 4. Wie nun Danaos ins strudel zu versenken, wenn er auch lebhaft an
Land kam, schickte er seine Töchter aus, die oben bemerkte argivische Sitte erinnert,
Wasser zu suchen. Ihrer eine, Amynione (s. dem Poseidon aufgezäumte Rosse in die Deine
d. und Art. Danaiden), kam nach Lerna, wo zu werfen. Auch opfern Thebaner der Phthiotis
P. ihr zu Liebe mit dem Dreizack eine oder dem Poseidon ihr Haar, G. I. G. 1769. wie es
gar drei Quellen schuf. Beider Sohn war 10 sonst den Flufsgöt fern abgeschnitten wird. Bd. 1,
Nauplios (s. d. Bd. 1, Sp. 23), der kühne See- Sp. 1495. Preller* 2, 391. Auch watet ein Enkel
fahrer, der andern Schiffern gern den Unter- Poseidons, der in Arkadien aufgewachsene
gang bereitet. Obgleich eist Nonn. FJionys. Iamos, nachts in die Mitte des Alpheios, um
42, 507 ff. eine Verwandlung der Danaide in zu seinem Grof'svater und zu seinem Vater
eine Quelle überliefert, wird doch gerade die Apollon zu beten, Find. 0. 6, 31 ff. 58. So
Amymone benannte Quelle, deren Wasser sich tritt Pelops zum Gebet zu Poseidon nahe ans
nach kurzem Laufe ins Meer ergofs, den Mythus Meer, Bellerophon zu gleichem Zweck sogar
veranlafst haben, wie denn P. noch andere ins Meer, Pind. 0. 1. 71. Flut, de mul. virtut.
Quellen, die Arne und die Alope (lSp. 556. 255) zu T. 8, 274. Hüften. Im Flusse Enipeus drängt
Geliebten hatte. Eine andere Danaide Amphi- 20 sich der Meergott liebentbrannt an die Tyro
medusa heifst seine Gattin und Mutter des (s. 0.), nach Ovid. Met. 6, 116 als Enipeus an
Erythras, Schal. D. zu II. 2, 499. Auch lag die Aloadenmutter (s. 0. Iphimedeia). Der Flu fs
südlich von Lerna ein Strandtempel des Tl. Asopos (s. d.) ist ein Sohn Poseidons und der
yzvtoiog (s. u.). Für eine Gattin des Tl. ytvi&hog Pero oder Kelusa.
galt die Nymphe Melia, die einen der uralten Poseidon Gott des Pflanzenwachs-
Bäume zu personifizieren scheint, aus denen das tums. Die feuchte, befruchtende Windnatur
Menschengeschlecht entsprungen war, die aber macht den Poseidon namentlich bei den Ioniern
auch mit den Wassermächten in inniger Be- zum ^vxäl^iiog, zum Pflanzen-. Saatenernährer,
ziehung stand. Denn sie hiefs auch Tochter ('. I. A. 3, 269. Soph. in Et. M. 8ü-'i, 3, in
des P. oder des Okeanos, Gemahlin des Flufs- 30 Troizen und Athen (s.u.), Erythrae : Bev.Archeol.
gottes Inachos ('s. d.) oder Mutter des theba- 1877, 107. Der von Rhodos, Bull, de Gorr. IUI.
nischen Flusses Ismenios (s. d.) und Schwester 1878, 615, wird jünger sein. Cornutus de not.
des am Aresquell begrabenen Kaanthos (s. d.), deorum c. 22 erklärte dies: T}vxdl[uov (tpv-
den A. Kuhn mit dem indischen Wolkendämon xuXlov) avxbv i-Kis>v6\Laoavy iTtSLÖr) xov cpvto&ca
Kabandha (Tonne) verglich. Dem P. Genethlios xa Iy. xftg yfß yivo^hva i] iv ccvxfj drjloröxi-
aber gebar sie den riesigen Quellenhüter tx/nag Ttagalttog iariv. Hier spielt allerdings
Amykos, in welchem E. H. Meyer den gleich- die stoische Symbolik hinein, die Poseidon als
falls indischen Wolkenunhold Namuei wieder- den fWeltgeist im Feuchten' auffafste, Mann-
zuerkennen glaubt, Studniczka dagegen einen hardt, M. F. 261. Preller in Paulys Encycl.
Schinder, Paus. 9, 10, 5. Apoll. Bhod. 2. 4, 40 5, 549. Aber in der Tat war Poseidon Herr
vgl. Kuhn, Herabkunft 133 ff. Meyer, Indog. der Feuchtigkeit, weil er Herr der Winde war.
M. 2, 561. Studniczka, Kyrene 138. Einem Darum stellte auch Flut. Qu. conviv. 5, 3, 1,
andern argivischen Berichte zufolge (Patts. 2, 8, 3, 4 den Poseidon cpvxälaiog und den Dio-
22, 4) überschwemmte Poseidon -x q oav. Ivaxiog, nysos dsvdQixrig zusammen, denen fast alle
der Wogentreiber, nach jenem Schiedsgericht Hellenen Opfer brächten: äucpöxtQoi, yccQ oi
des Phoroneus und Inachos wütend den gröfsten &sol xf\q vyg&g %al yovluov y.vqioi öozovgiv
Teil des Landes, aber Hera bewog ihn, die ccQXvg slvcci, Panofka, Poseidon und Dionysos.
Salzflut wieder zurückzuziehen. Dafür bauten Abh. d, Bcrl. AJcad, 1845 S. 247. Mit dem
ihm die Argiver an der Stelle, bis zu welcher durch Regen befrachtenden Dionysos (s. d.
er die Flut getrieben hatte, einen Tempel, vgl. 50 Sp. 1060. 1089) teilte Poseidon auch jenen Bei-
Neumann-Partsch S. 336. Curtius, Pelop. 1, 48. namen (pvrdXntog, unter dem er, namentlich
Im Zorn machte er auch das trözenische in Athen und wohl schon früher in Troizene,
Land unfruchtbar, indem er das Salzwasser bis verehrt wurde (s. u.), und auch mit Zeus: <5t>-
in die Samen und Wurzeln der Pflanzen drängte, tdlutog Zti;? avyytvt)g 1) gujoyövog Hesych. Viel-
bis Opfer und Gebete ihn besänftigten, Paus. leicht kam ihm auch noch der andre diony-
2, 32, 8. Um dies Land stritt er mit Athena, sische Beiname Antheus zu. Das Fest vor
Ins beide darin nach Zeus' Gebot neben ein- der Weinlese, die TtooxQvyaici, galt beiden
ander Verehrung fanden, er als Basileus, sie Göttern, Hesych. s. v., und die ländlichen Dio-
als Polias und Sthenias, Paus. 2, 30, 6. Ar- nysien Attikas fielen in den Monat Poseideon,
givischen Einflufs dieser Art glaubt Immer- 60 Mommsen, Heortol. S. 323. Auf einem Vasen-
iralir, Kulten. Mythen Arkadiens S. 43 ff. 62 ff. bilde reitet Poseidon, mit langen Zweigen in
auch in den neben einander geübten Kulten den Händen, auf einem Stier, während auf der
beider Gottheiten in vielen arkadischen Orten Kehrseite Dionysos gleichfalls auf einem Stier
zu erkennen, deren Kampf er als den Kampf sitzt, in der Linken Rebzweige haltend, mit
der Schützerin des Ackers, der gedeihlichen der Rechten einen Kantharos hinterwärts aus-
Sonnenwärme (?), mit der versumpfenden Süfs- giefsend, Overbeck, Griech. Kunstmythol. 3, 217.
wassergewalt Poseidons auslegt. Eher scheint Als Ackerbaugötter nennt ebenfalls Plutarch,
mir eine Konkurrenz zweier Wassermächte darin Sept. sap. conviv. 15 abermals einen regen-
2821 Poseidon (Gott d. Pflanzenwachstunis) Poseidon (Herden- u. Rofsgott) 2822
spendenden Gott, nämlich den Zeus Hyetios, bunden (Bekker, Anecd. gr. 1, 385. Mommsen,
den Poseidon Phytalmios und die De- Heortol, 320. 322). Feldfrüchte werden ihm ge-
meter Proer osia d h. die am athenischen opfert, Plut. Ihes. 6. Am 8. Poseideon erhielt
Proerosienfest verehrte Demeter neben einander. der sonst unbezeugte II. Xayai^r\log, der Erd-
Ob aber dieser P. von den Proerosien von kriecher, ein vr\q>äliov C. I. A. 3, 77. Dieser
Eleusis mit dieser Demeter zusammen verehrt scheint eine Ackergottheit gewesen zu sein wie
worden, wie Bubensohn, Mysterienheiligtümer die Demeter Xa^vvr], die Erd- oder Boden-
von Eleusis u. Samothrake S. 119 aus der Stelle göttin, Paus. 6, 27, 1, vgl. Curtius, Gr. G.r" 197.
schliefst, ist nicht sicher, vgl. Gruppe im Jahres- Nach Ahrens entsprach der samische vom II.
l>i rieht 1895/6. 85, 280. An der Kephisosbrücke 10 Tai>Qsog benannte Monat Tuvqsoiv dem atti-
teilte Poseidon mit Athene, der vom Phytalos sehen Metageitnion, etwa dem August, ebenso
aufgenommenen Demeter, ihrer Tochter und der böotische nach U. 'iTnvodQÖiitog benannte
dem Zephyros ein Heiligtum, Paus. 1, 37, 2 ' ImtoÖQoyiog, sowie der nach II. "Imtiog be-
(s. o. und weiter u.). Auch noch an andern nannte Monat 'Iitnimv von Eretria dem Thar-
Punkten Athens wie des Peloponnesos ist die gelion d. i. etwa Juni. Demgemäfs fafst er
Verbindung dieses P. Phytalmios mit der De- den P. Taureios und Hippodromios als einen
meter nachweisbar (s. u.). In Troizen, von wo mit Demeter eng verbundenen Erntegott auf
wahrscheinlich dieser Doppelkultus nach Attika Rhein. Mus. N. F. 17, 332. 342. Mit den
und nach Halikarnassos hinüberkam, wurde Göttinnen der Fruchtbarkeit: Demeter, Köre,
Poseidon der Mittelpunkt einer üppig ent- 20 Athena, Artemis, Aphrodite, Rhea haben viele
wickelten, teilweise spät allegorischen Vege- Kulte den Poseidon eng verknüpft (s. u. .
tationslegende. Denn das Land hiefs zuerst während er zu Hera nie in ein freundliches
'£Iqcü<x (== 'Slgaloc das Blühende) von seinem Verhältnis gesetzt worden ist. Ob das erst
ersten König 'ilgog. Dessen Tochter Arjig (von von Ovid (Metam, 8, 739; vgl. Tzetzes Byk, 1393)
Irjlov Saat?) zeugte mit Poseidon den "AX^ito g erzählte Märchen von der Geliebten P's MrjorQa,
(von aX&opui wachsen), nach welchem das Land die durch ihre vom P. ihr verliehene Verwand-
'■H&t]7tici genannt wurde, und der vor der Stadt lungsfähigkeit ihrem von Demeter mit unstill-
über dem Tempel des Poseidon Phytalmios, barem Hunger bestraften Vater Erysichthon
welcher früher das Land durch Salzwasser ver- (s. d. Sp. 1376. Bd. 2, Sp. 2845) nicht helfen
wüstet hatte, einen Tempel der Demeter Thes- 30 kann, in diesen Kreis gehört, ist sehr zweifel-
mophoros gründete, Paus. 2, 30, 5. 32, 8. Ein haft. Es scheint wie die Geschichte von der
späterer König von Troizene, gleichfalls ein noch wunderlicheren Verwandlung der dem P.
Sohn Poseidons, hiefs Anthas (s. d.). Er zu Willen gewesenen Kainis in den unver-
gründete Antheia, und seine Nachkommen, die wundbaren Lapithen Kaineus (s. d.), die P. ver-
Antheaden, führten das Priesteramt des Gottes anlafst, spätere Erfindung. Doch vgl. v. Wila-
in Troizene und später auch in der troizeni- moivitz im Hermes 33, 522 und Zielinski im
sehen Kolonie Halikarnassos, Paus. 2, 30, 8. Philol. N. F. 4, 1891, 144. — Sam.Wide, Lakou.
C. I. G. no. 2655 mit Boeckhs Anm. ; vgl.Duncker, Kalte 40 ff. schliefst aus dem hie und da mit
G. d. A.6 5, 92. Curtius, Pelop. 2, 432. 438. chthonischer Mantik verbundenen Höhlendienst
Hieraus schlofs Welcher, G. G. 2, 684, dieser 40 des P., seiner Erdbebennatur, seiner Eigenschaft
Poseidon habe wie Dionysos einst Antheus der als Tartarospförtner, Hes. Theog. 732, seinem
Blütenbringer geheifsen. Doch scheinen jene Unterweltsbau, Apollod. 1, 4, 3, dem Opfer
Benennungen nur Reflexe des alten Gaunamens schwarzer Stiere und der Beziehung zu Demeter,
Antheia zu sein, den neben dem Namen Po- Despoina und Ge auf einen II. X&oviog, dessen
seidonias die Landschaft um Troizene Ursprung- chthonische Natur auch Dibbelt, Quaest. Coae
lieh trug, Mannhardt , Myth, Forsch. S. 258. myth. 14 von neuem betont.
Die Troizeiiier brachten ihm die Erstlinge der Poseidon als Herden-, insbesondere
Früchte dar, Plut, Thes. 6. — Von einer Hirse- als Rofsgott. Rofs, Stier und Bock sind als
art tlviiog, die an feuchten Orten wachsen Bilder der windgejagten Wolke altposeidonisch
sollte und von den Lakonen gekocht und ge- 50 (Gilbert, G. G. 173), aber sie stehen dem Gotte
gessen wurde, führte Poseidon auf Lesbos den auch als irdische Wesen nahe. Denn die Erde
Beinamen £Xi>p,viog, Etym. 21. s. v. "Elvyog, durch Regen und Quellen tränkend, wird Po-
Hesych. s. v. 'Elvyviog u. "Elvyoi. Die Kicher- seidon ein Gott der Weide und Viehzucht und
erbsen waren ein * svqtjilcc IIo6stda)j'og\ Athen. giebt Gedeihen namentlich dem edelsten Weide-
2,55. Auf dem oben erwähnten Bilde bei Philo- tier, dem Rofs, das ihm schon früher als
stratos ist demgemäfs der Poseidon Epeirotes Wolken-, Wind- und Wogensymbol angehörte,
zu einem Poseidon rtoiQyog geworden, der auch das nun von Pindar, Ol. 5, 21 kurzweg posei-
öfter zu den Erntegöttern zählt. Das von den donisch genannt wird. Namentlich bei den
Phytaliden besorgte Erntedankfest für Aigeus Äoliern, den Nachkommen des Ai'olog 'nntio-
im Theseion zu Athen hezieht man nicht un- 60 ^apft-rjs, Hesiod, catal. fr. Marksch. 32, den
wahrscheinlich auf einen Poseidon Aigeus oder thessalischen wie böotischen, die sich früh
Phytalos (Mommsen, Heortol. S. 277. Mann- ihres Pferdereichtums und ihrer Reitkunst
hardt, Myth. Forsch. 259); vgl den garten- u. rühmten, war der Dienst des Poseidon Hip-
ackerbauenden rtQcog ava'g 3>vtcelog, Paus. 1, pios — und Hippios ist in der historischen
37, 2. Auch bei der in Eleusis zu Ehren der Zeit sein herrschender Ehrentitel (De Visser,
Demeter, der Köre und des Dionysos begangenen die nicht menschengestaltigen Götter der Griechen
Erntefeier der Haloen ging P. nicht leer aus, S. 207. -- vor Alters entwickelt; gleichwie der
denn eine noattScovog 7toti7trj war mit ihr ver- Mythus der kentaurischen Rofsmenschen (E. H.
89*
2823 Poseidon (Rofsgott) Poseidon (Rofsbändiger) 2824
Meyer , Indog. 31. 1, 120. 2, 452). Poseidon Mutter wurde von ihren Söhnen befreit und
war Schöpfer, Vater, Spender, Herr, Bändiger erhielt von P. ihr Augenlicht wieder. Diese
und Verwirrer der Rosse, oft selber ein Rofs Arnemythen haben ihre Heimat wahrscheinlich
und der einzige Reiter unter den höheren in der Stadt Arne, nach der von den äolischen
Göttern. Selbst das Pferdewiehern Wahn- Auswanderern später das böotische Arne be-
sinniger führte man auf ihn zurück, Hippocrat. nannt wurde. Nach einem Parallelmythus ge-
de morbo sacro 2. bar Alope (s. d.), nach der die thessalische
In Thessalien schlug P. IIsxQcclog (o.Sp. 2814) Stadt Alope hiefs, dem P. den Hippothoon (s. d.),
das erste Rofs Hv.v qp Log (von 6xvcpog Becher den Eponymos der attischen Phyle Hippo-
als Symbol des flüssigen Elements? Preller l4, 10 thoontis, den sie aussetzte und eine Stute säugte.
590) mit seinem Dreizack aus dem Felsen, Die eingesperrte Mutter verwandelte P. in eine
oder die vom Gott befruchtete Erde gebar es Quelle im eleusinischen Gebiet. Nach einem
(Sp. 2814) Auch in Athen schuf er auf der zweiten Parallelmythus gebar Tyro, des Sal-
Akropolis ein Pferd, das freilich erst Spätere moneus Tochter, dem P.-Enipeus (s. o.) die
statt des dort von ihm geschaffenen kv[mx setzten, Zwillinge Pelias und Neleus. Die Mutter setzte
Schal. Pind. 4, 24(5; vgl. Welcher, G. G. 2, 673. sie auf der Rofstrift aus, wo sie von einer
Ein Pferd Poseidons trug den berühmten Gi- Stute und einer Hündin gesäugt wurden. Ihre
gantennamen Enkelados (Schal. II. 13, 23. von ihrer Stiefmutter UidrtQco mifshandelte
Eustath. p. 918), der wahrscheinlich den lär- Mutter wurde später von ihren Söhnen befreit,
menden Sturcn bedeutet, vgl. den Zephyros 20 und in Iolkos Pelias, in Pylos Neleus fnach
xelccdsLvög, 11. 23, 208, und den Boreas Kelädcov, U*ener, Gattern. 14 ein blofser Nebenschofs zu
Quini. Sin. 8, 243. Schon Pamphos soll in Nsllog?), der nach messenischer Sage den Bei-
einem Hymnus den Athenern den Poseidon namen Poseidon führte, Paus. 4, 2, 5, reich
gepriesen haben als rimtcov r? dcorfjQa gesegnet. Auch vermochte des Neleus Sohn
(d^rjtfjQa) veö)v x l&v>iQr}Ö8^vcov\ Paus. 7,21, 9. Periklymenos durch Poseidons Gunst nach
Selber rofsgrestaltier oder als Vater von Rossen Meerdämonenart verschiedene Gestalten anzu-
oder von Söhnen, die unter Rofs- oder Rinder- nehmen, und des Neleus Enkel, den Nestoriden
herden aufwachsen, erscheint er in zahlreichen Antilochos. liebte und schützte der Gott in
äolischen Hirtensagen, die zwar vielfach mo- der Schlacht, Hesiod. fr. M. 44. Apallad. 1,
dernisiert sind, aber einen höchst altertümlichen 30 9, 8. 9. IL 13, 554. 23, 306. H. D. Müller.
Kern echt hippobukolischen Geschmackes in Mythol. d. griech. Stämme 1, 140. Wie dieser
sich bergen und häufig für die achäische Helden- Mythus greift auch die Hirtensage von P. und
sage verwertet wurden. Als Hengst bewältigt Theophane in die achäische Heroensage hin-
er nach arkadisch -böotischer Sage die Demeter über. In Widder und Schaf verwandelt zeugten
oder vielmehr Erinys, des Rosses Areion sie den Widder des Phrixos, Hygin. fab. 3.
Mutter, und vielleicht auch in Rofsgestalt die 188. Ovid. Met. 6, 117, vgl. Panofka, Der
Medusa, des Pegasos rofsgestaltige Mutter Widder im Poseidonmythus. Archäol. Zeit. 1845
i'o. Sp. 1731 u. 2034). Bei Mantinea versteckte S. 38. Darf man auch die Verbindung des P.
Khea ihr eben geborenes Söhnlein P. in einer und der Alistra (nach Fall. 1, 183 = aXivdi]-
um die Lärnniercpielle Arne (s. d. u. Bd. II 40 &qc> Pferdewälzplatz), aus der König Ogygos
Sp. 1477) weidenden Schafherde vor dem ge- von Theben hervorgeht, aus diesem alten Vor-
fräfsigen Kronos und reichte diesem statt seines stellungskreise ableiten? v. Wüamowitz ver-
Kindes ein Fohlen zum Verschlingen dar, wie mutet (Hermes 26, 216) zu Tzetzes in Lykopin:
später statt seines andern Kindes, des Zeus, 1206, MLoxpa, die dort als Mutter angegeben
einen Stein. Paus. 8, 8, 2. Wahrscheinlicher wird, sei in Mi]öxQa (s. u.) zu ändern. Hip-
ist hier die Nymphe Arne durch Rhea verdrängt pothoe, die Nereide, ist schon oben als Po-
als die Demeter-Erinys, wie Immerwahr, Die seidons Gattin erwähnt. Hippomenes (s. d.j,
Kulte und Mythen Arkadiens 1, 220 meint. König von Onchestos, ein Sohn des P., gilt
Denn Arne oder Arno, eine Tochter des Aiolos, für einen Vater des Megareus, vgl Bellerophon-
war eine Amme des P., die sich weigerte, das 50 Hipponoos. Auch die von Poykus fragm. 16
Kind dem gierigen Kronos auszuliefern, oder Bgk- ltvxi7tnoi benannten Molionen oder
wiederum die Geliebte des P., die er nach Aktorionen (s. d.) Kteatos und Eurytos, alle
Ovid. Metam. 9, 115 in Stiergestalt umarmte Menschen an Kraft übertreffende Kämpfer, die
und zur Mutter des unter Rindern aufwachsen- von LT. D. Müller, Myth. d. griech. St. 1, 212
den Boiotos machte, Paus. 9, 40, 5. Steph. Byz. und M. Mayer, Giganten 142 als dioskurische
Etym. M. s. v. "Aqvt], Bouoxia, Boionög. Tzetz. Wesen betrachtet werden, sind Söhne des P.
Li)k. 644, vgl. Wentzel IIo6£ida>vog yovcci, Piniol. und der Molione, Apollod. 2, 7, 2. Pherekydes
50, 1891, 385 u. Bd. II Sp. 1478. Im 'Eqs%&eI in Schal. II. 11, 709. Der Vater schützt sie
'Aqvtcog glaubt Usener, Götternamen 140 den in der Schlacht und rächt noch des Kteatos
Sohn eines poseidonischen Heros Arneus zu 60 gefallenen Sohn, 11. 11, 750. 13, 206. Sie ge-
erkennen. Nach andern stammte Boiotos (s. d.) leiten zu seinen isthmischen Spielen aus Elis
von P. und der Melanippe oder Antiope eine Prozession, Paus. 2, 15, 1.
(s. d. nr. 4). Darnach gebar Melanippe, deren Poseidon Hippios ist aber auch der Herr,
Name wie Schicksal im Hirtensinne gedacht Bändiger und Erzieher der Pf erde. Schon
ist, dem P. die Zwillinge Aiolos (s. d.) und in der llias schirrt er dem Zeus das Gespann
Boiotos und setzte sie in einem Rinderstalle aus, lehrt die Pferdekunst und wacht über
aus, wo sie von einer Kuh gesäugt und von deren Regeln (o. Sp. 2799). Er heilst iTt-xmv
einem Stier bewacht wurden. Die geblendete ngvxavi g, Stesichar. fr. 49 Bergk b. Schal.
2825 Poseidon (Rofsbändiger) Poseidon (Stamm- und Schutzgott) 2826
IL 6, 507, in n a q % o g, Pind. P. 4, 45, 1-xtco- Hekate, Heniera, Eos und Phosphoros, bei
xovQiog (s. d.) der Rofspfieger zu Sparta, Paus. Euripides einmal Zephyros, endlich bekannter-
3, 14, 2, tTtTtoxQccr^g in Arkadien, wo sein "weise die Dioskuren wiederholt zu Pferde er-
Fest Hippokrateia, Dionys. Hai. Ant. Born. scheinen. Erst spät wird auch Iupiter im
1, 33 (vgl. Usener, Götternamen S. 361), lTtitr\- Gigantenkampf beritten dargestellt, als krönen-
)'ixrtg auf Delos, Tzetz. LyTc. 766, imtcov der Aufsatz der gallischen und obergermani-
dutjziJQ, Hom. hymn. 22, 5, vgl. Soph. Oed. sehen Viergöttersteine, Westdeutsche Zeitschr.
Col. 707 — 719, tvQtrrjg imti-nfig. Paus. 7, f. Gesch. und Kunst 10, 1891, 327. Westd.
21, 8, vgl. JDiod. 5, 69. Pind. P. 6, 50 und Korresp. 10, 71. — P's Beziehungen zum Rinde,
Schol, i'ui/H ogAnjocher in Thessalien (= ^vyiog 10 insbesondere zum Stier, treten mehr im Kultus
Hesych). Die Zähmung des Pferdes, an der als im Mythus hervor. Er heilst TavQsog
übrigens auch Athena (s. d. 1, 680) beteiligt Hesiod. scut. Herc. 104. Hesych. s. v. zavgog.
ist, spielt namentlich im korinthischen und Erst spät nimmt er Stiergestalt an, Ovid. Met.
attischen Mythus eine Hauptrolle. Der korin- 6, 115, und erschatft einen Stiex*, Bahr. fdb.
thische Nationalheros Bellerophon (s. d. 1, 59, 5 u. Lukian. Hermotimos 20. Doch scheint
758. 760. 767), der Sohn des Glaukos-Poseidon, trotz der mehrfach ihm dargebrachten Stier-
ais solcher auch wohl Hipponoos genannt, opfer (Sp. 2799, Preller, G. M.3 1, 468) die
fing mit dem ihm von Athena geschenkten und Hut und Pflege der Rinder, Schafe und Ziegen
seinem Vater JI. dauctiog vorgezeigten zaube- andern Göttern anvertraut. Anderseits wird
rischen Zaume den Pegasos ein, Pind. O. 13, 20 dem P. der athenische Heros der Weide.
63 ff. Dieser II. öuuedog wurde in Korinth ^ögßccg zum Sohn gegeben, Hellanikos b. Hir-
nehen der Athena %alivlris verehrt, Schal, u. pokrat. 181, 11, vgl. Usener, Götternamen 258.
Pindar a. a. O. In Sparta lagen nahe bei ein- Poseidon der Geburts-, Stamm- und
ander die Heiligtümer der Athena und des P. Schutzgott der Menschen. Als einen Gott,
Hipposthenes, Paus. 3, 15, 6. 7, und beide dessen feuchte Zeugungskraft sich auch auf
Gottheiten ehrte man als Hippia und Hippios die Menschen erstreckte, kennzeichnen ihn die
auf dem attischen Kolonos Hippios, wo P. ge- Namen Tsviaiog und der trotz Welcher, G. G.
priesen Avurde als 'iziitoiaiv zbv aHsazfjQa 2, 684 diesem gleichbedeutende rsvs&liog. Der
%ulivbv TiQmxcaöi zcäoÖe xrißug ayvicclg', Soph. letzte wird in den Scliol. Apoll. Bhod. 2, 3
Oed. Col. 715, wie er in Athen nach Hesych. 30 schon in späterer naturphilosophiseber "Weise
auch 'EXaz^g Treiber? hiefs, vgl. S. Wide, Lak. erklärt durch: diä zb dsöTto&Lv zov vyQov -/.al
Kulte 44. Dem Pelops (s.d.), als er zurWett- näarjg zQocpf]g xcci ysviasag ui'ziov tlvai, ua&b
fahrt nach Olympia zog, gab P. einen goldenen zb vöcoq neevreov yhvvr\ziY.ov. Als Genesios ver-
Wagen und geflügelte Rosse mit, die ihm den ehrte man ihn unweit des quellenreichen, durch
Sieg gewannen. Auch der Messenier Idas (s. d.) seine Sage von Poseidon und Amymone aus-
empfing von seinem Vater P. einen Flügel- gezeichneten Lerna (1, Sp. 328) bei dem Örtchen
wagen, auf dem er die Marpessa ihrem Vater Genesion, wo Danaos gelandet war, Paus.
Euenos übers Meer entführte. Die aus der 2, 38, 4. Genethlion hiefs ein anderer ar-
llias bekannten Rosse Achills, Balios_und givischer Ort bei Troizene, wo Theseus, der
Xanthos, schenkte nach der jüngeren Über- 40 Sohn des Aigeus-Poseidon, geboren sein sollte
lieferung P. desseu Vater Peleus, Apollod. 3, und in dessen Nähe Poseidons heilige Süfs-
13, 5. Der Hera verehrte er die Rosse Xanthos wassercmelle Deine aus dem Meer sprudelte,
und Kyllaros. die sie den Dioskuren gab (s. d. Paus. 2, 32, 9. 8, 7, 2. In Sparta diente man
Sp. 1156); vgl. Preller, G. 31 23, 101. Odysseus, einem Poseidon Genethlios und einem Posei-
der seine Rosse verloren hatte, fand sie, nach- don Jcouazizccg, dem Hausgott (s. Sp. 2841,
dem er der Artemis Heurippa am Lande einen Paus. 3, 15, 10. 14, 7. Apoll. Bhod. 2, 3, C. I. G.
Tempel gegründet hatte, in Pheneos wieder n. 2446, in Amyklai '£qo. aQ%. 1892, S. 20. 25.
und weihte hier dem Gott sein Standbild als P. Hiermit darf man nicht die willkürliche, nur
Hippios, Paus. 8, 14, 5. Selber wird er ab- zur Verherrlichung der Jungfräulichkeit der
gebildet auf prächtigem Gespann mit geflügelten 50 Hestia bestimmte Erfindung des hom. Hym-
Rossen, s. Preller, G. 31. I4, 591. Noch stärker nus in Venerem (III) v. 24, dafs P. und Apollon
als im Mythus tritt seine hippische Bedeutung vergebens um Hestia geworben hätten, in Ver-
im Kultus hervor (s. u.). P. Gaiaochos hat einen bindung bringen, Welcker, G. G. 2, 693. Preller
Hippodrom, Xen. hist. graec. 6, 5, 30. Auf 1\ 423 Gemoll, Hom. Hymnen 263. Auch als
einer kretischen Silbermünze von Rhaukos nazgoysv s 10g feierten ihn die Hellenen, weil
findet man den Gott neben seinem mit der sie sich unter anderem den Menschen auch
Linken am Zügel gehaltenen Rosse. Dafs man aus Feuchtigkeit entstanden dachten, Plut. Qu.
ihn öfter auf einem Stier oder Delphin oder conv. 8, 8, 4.
Hippokampen sitzend darstellte {Overbeck, Gr. Weü nun viele von den Völkern und Ge-
K. 3, 213. 217 f.), ist nicht auffällig, ebenso 60 schlechtem, Städten und Ortern, die den Po-
oder ähnlich beritten erscheinen auch andere seidon verehrten, bestrebt waren, sich durch
Götter. Aber als Reiter zu Pferde, wie er ihre Ahnen und Heroen von ihm abzuleiten,
mehrfach und namentlich im Kampfe mit dem so wurde ihm alsdann eine neue, vierte
Giganten Polybotes dargestellt wird {Overbeck, Gruppe zahlreicher, geliebter Wreiber, epo-
Gr. K. 3, 317ff. 332ff. 31. Mayer, Giganten nyrner Stammheroinen oder doch solcher
S. 389), hat er nicht seines Gleichen unter den weiblicher Wesen zugesellt, aus deren Verbin-
höheren Göttern, während die mittleren und düng mit ihm Stammheroen hervorgingen,
niederen Lichtwesen, wie Helios, Selene und vgl. Jacobi, Handwb. d. 3Iythol. 2, 763 ff.
2827 Poseidon (Stammgott) Poseidon (Stammgott) 2828
.Schwende, Gr. 31. 1, 295 ff. und 'Neptuni fiUi' (s. d. nr. 2), Gründer von Dora in Phönikien;
b. Hygin.fab. 157. Gerhard, Gr. M. §242.243. Dyrrhachios, Sohn des P. und der Melissa
Solche Stammmütter waren die helikonische (s. d. nr. 5), Eleios (s. d. nr. 1), Eryx, Sohn
Nymphe Askra (s. d.), die ihm Oiklos, den des P. und der Aphrodite, Geraistos (s. d.),
Gründer der böotischeii Stadt Askra, Paus. 9, Halesus (s. d.), Stammheros der Falisci, Sohn
29, 1, Salamis, die Asopostochter, die ihm des Neptunus, Kalauros .(s. d.j, Kaukon
den salaminischen Drachenheros Kychreus (s.d.), (s. d.), Sohn des P. und der Astydameia, Athen.
Astypalaia (s.d.), die ihm den Ankaios (s. d. 10, 412a; Kenchreios (s. d. nr. 2), Ken-
nr. 2), den schiffahrtskundigen König von Samos, chrias (s. d.) und Leches (s. d.), seine und
und den Eurypylos (s. d. nr. 4), den König von 10 der Peirene (2, Sp. 1755) Söhne, Kromos (s. d.)
Kos, und Ahnen der koischen Adelsgeschlechter Stifter von Kromyon, Lelex (Bd. 2, Sp. 1937),
(Schol. Theokr. 7,5, vgl. Ehem. 31us. 1891, König der Leleger in Megara, Lykos (s. d. nr. 3),
46, 548 ff, Usener, Die Sintflutsagen 102, vgl. nach Nonnos Sohn des P., der Stifter des lyki-
Eurypylos [s. d. nr. 6 u. o. 1, 1, Sp. 1429], den sehen Apollonkultus, [vgl. Lykos (s. d. nr. 4),
Sohn 'der Kelaino), Syme (o. Sp. 2795), die Sohn des P. und Gemahl der Antiope nach
ihm den Chthonios (s. d. nr. 3) gebar, unter römischen Mythographen], Lykos (s. d. nr. 5),
dessen Führung die karische Insel Syme be- ein Nachkomme des Lykos, der in Lykien
völkert wurde. Pitane, Tochter des Eurotas, den Apollonkult stiftete, Megareus (s. d.),
von der eine lakonische Stadt am Eurotas Sohn des Poseidonsohnes Hippomenes (s. d.),
ihren Namen ableitete, gebar ihm die Euadne 20 König von Onchestos, Minyas (s. d.), vgl. H.
(s. d. nr. 1), die Mutter des Iamos, des Stamm- I). Müller, Myth. d. griech. Stämme 1, 145.
vaters der Weissagerfamilie der Iamiden in Myton (s. d.)," Sohn des P., dessen Namen
Olympia (s.u.). Vielleicht gehört auch Mekione Usener, Götternamen S. 327 mit dem lateini-
(s. d.) hierhin, wenn ihr Name mit den triphy- sehen müto, muttonium = Ttiog zusammen-
mischen Makistiern verwandt ist. Mit der bringt, gab nach lesbischer Sage der Haupt-
thessalischen Larissa (s. d.) zeugte P. den Pe- stadt der Insel, die auch selber Mvtcovlg hiefs,
lasgos und Phthios, mit der argivischen diese den Namen Mytilene. Auch Onchestos
beiden und den Achaios, mit der Libye den hiefs ein Sohn des P., Paus. 9, 26, 5, ebenso
Agenor (s. d.) und Belos (s. d.), die Stamm- Parnassos Paus. 10, 6, 1, Pelasgos Bion
väter der Phöniker, Ägypter, Babylonier, vgl. 30 Hai. 1, 17, Phokos (s. d.), Phthios (s. d.),
H. I). Müller, Myth. d. griech. Stämme 1, 58. Rhodos, eine Tochter P's und der Aphrodite,
Brown, Semitic influence in Hellenic of mytho- Pind. Ol. 7, 14, vgl. v. Wilamowitz, Hermes 18,
logy 132. Art. Aigyptos und Kadmos Sp. 843. 429. Söhne sind ferner Tainaros, Steph. Byz.,
866. 885, wonach dieser P. durch Ionier von Bruder des Geraistos, der mit einem andern
Böotien nach Ägypten gebracht worden wäre. Bruder Kalauros nach dem Peloponnes segelt,
Nach megarensischer Sage gebar ihm Libye wo er das Poseidonheiligtum am Tainaron
den Lelex (s. d.), nach andern den Enyalios, stiftet, Taras (0. Sp. 2809), Thasos nach
nach wieder andern den Busiris, Lelex und Apollod. 3, 1, 1, nach Pherekydes Sohn des
Phoinix. Die Amyklosmutter und Poseidons- Kilix. Nach der Deltastadt Busiris ist der
gattin Melia (Sp. 2819) heifst bei Apollodor 40 grausame, die Fremden schlachtende Poseidons-
Bithynis (s.d.); Mitylene war nach einigen söhn Busiris benannt (s. d. und Mannhardt,
von P. Mutter des Myton (s. Makar Bd. III Mtßhol. Forsch. S. 11. 15). Viele berühmte
Sp. 2289). Beigefügt sei hier die 'Eoxctt tätig, die Könige und Heroen leiteten ihr Geschlecht von
zwar nicht Gattin, aber Tochter P's war, Etym. P. ab, wie die oben erwähnten Agenor und
M. s.v., und später Gorgopis (s. d.) genannt Belos, Diktys (s. d. nr. 3) und Polydektes,
wurde. Gorgopis ist mit korinthischem Lokal Söhne des P. und der Kerebia. Diktys (s. d.
verknüpft, eine Tribus 'E^cmwrcu aber gab es nr. 4), Sohn des P. und der Agamede (s. d.),
auf Tenos, C. I. G. 2338. Eumolpos (s. d.), Euphemos (s. d. nr. 1) Sohn
Noch häufiger als in den Namen der Frauen des P. und der Orionstochter Mekionike oder
und Töchter P's prägt sich in denen seiner 50 der Europa, Vertreter der theräisch-kyrenäischen
Söhne und Enkel jenes genealogische Bestreben Minyer, SlndniczJca, Kyrene l<>5ff. Maafs, Gott.
aus. Schon erfuhren wir von Aiolos und G. A. 1890 S. 354. Sam. Wide, Lakon. Kulte
Boiotos (Sp. 2823), Hyrieus (Sp. 2836), Nau- 41, Iamos (s. d.) Enkel des P. (Sp. 2830),
plios(Sp.2819),Althepos, Anthasfo.Sp.2821) erst im 5. Jahrh. erfunden, r. Wilamowitz,
und Hippothoon (Sp. 2824). Bei Tzetz. Lyl: Isyllos 162 f., Neleus (s. d.) und Pelias (s. d),
923 heifsen Ialysos (s. d.), Lindos und Ka- Ogygos, König in Böotien, dessen Name für
meiros, die Rhodos unter sich teilten, Söhne einen alten Kultnamen seines Vaters oder
der Rhode und des Helios oder des P. Zu diesen Grofsvaters Poseidon in Böotien gilt (Bd. in
treten die Nachkommen Abas (s. d. nr. 1), Sp. 684. 692), Peratos, König von Sikyon, der
Gründer des phokischen Abai, als Abanten- 60 von Kalchinia, Tochter des Leukippos 3 (Sp. 1997),
könig Eroberer der Euboea Abantis, nach Schol. stammte, Pterelaos (s. d.), Fürst der Teleboer
11. 2, 536 Sohn des P. oder des Chalkon und d.h. König der beflügelten Ruderer?, Theseus
der Arethusa (s. d.); Achaios (s. d.), Sohn (Sp. 2847), Ankaios (s. d. nr. 2), König der
des P. und der Larisa, Dion. Hol. 1, 17; samischen Leleger. Als Bruder des mit diesem
Aigyptos (s. d.), Enkel des P. ; Aon (s. d.), oft verwechselten Arkadiers Ankaios und gleich-
böotischer Heros und Ahne der Äonen; Byzas falls als Poseidonssohn gilt auch der Arkadier
(s. d. Et. 31. 217, 27), Delphos (s. d.), Sohn Kepheus (s. d. nr. 2).
des P. und der Melantho oder Melaina; Doros Aber nicht nur auf das Leben einzelner
2829 Poseidon (Orakelgott) Poseidon (Geburt und Erziehung) 2830
Geschlechter, sondern auf das Gesamtleben der fördern, so verdankt der durchweg als derberer
Menschen, namentlich der Schiffer, Fischer, Volksgott aufgefafste Gott diese Steigerung zu
Hafenbewohner, Kaufleute, Hirten und Bauern, einem kunstsinnigen Freunde der Poesie der
aber auch des ritterlichen Adels und der Aufwallung des Dichters in einem Hymnus,
Krieger wirkte P. als Gott der Winde und der der für einen von Poseidon abstammenden
See, der Quellen, der Weide und des Ackers Iamiden (Sp. 2828) bestimmt war. Führt der
in mannigfacher, jedoch durchweg mehr mittel- Delphinreiter auf den Münzen von Brentesion,
barer Weise ein. Direkteren Einflufs auf sie der auf den poseidonischen Heros Phalanthos
übte er vielleicht als H. 'E-xa%^6vtog bei (Sp. 2809) gedeutet wird, eine Leier, so scheint
Hesych., dessen Beiname es allerdings im Un- 10 das aus der Musikliebe der Delphine, dem
gewissen läfst, ob er für einen chthonischen oder Sirenensang und den xviuxra i}%i]£VTcc aller-
einen etwa mit den schmiedenden Teichinen, dings begreiflich (Studniczka, Kyrene 183),
seinen Erziehern, verbundenen Schmiedegott spricht aber auch als isolierter Zug nicht ein-
zu halten sei, Gerhard, Gr. M. § 236, 5. 240, 3, mal diesem Heros eine tiefere Liebe zur Musik
oder für einen Erschütterer, da er in Aristoph. zu. Der Befreiungsprozefs des inneren Wesens
Wolken 566 yrjg ts v.cä äl^iVQäg ftcclaoßi^ ayQiog P's ist nach alledem nicht weit gediehen.
fioylfUTtj'j heilst. Unmittelbarer scheint er
als iaTQog auf Tenos den Leuten geholfen zu 3) Der Gesamtmythus des Poseidon
haben, Clem. Alex. Protr. p. 26, vgl. Philochoros setzt sich aus dem homerischen, ritterlicher
fr. 184. Tac. Ann. 3, 63. Um die Pest im Jahre 20 gehaltenen und dem nachhomerischen , weit
355/31)9 zu vertreiben, ordneten die Duurnviri volkstümlicheren Mythus zusammen. Beide
sacris faciundis auf Geheifs der sibyllinischen sind in vielen Stücken durch freie Erfindung
Bücher ein achttägiges Lectisternium für und Spekulation aufgelöst worden. Drei Mo-
Apollou, Leto, Herakles, Artemis, Hermes und mente fallen dabei ins Gewicht, die seiner
Poseidon an (Bd. I Sp.__2930). P. galt auch als vollen Idealisierung, Selbständigkeit und Macht-
Vater der berühmten Arzte Machaon ('s. d.) und entwicklung hinderlich gewesen sind. P. hat
Podaleirios (s. d.). weniger als die meisten anderen höheren Gott-
Die sittlicheren Beziehungen P's zum Men- heiten sein dämonisches Vorleben zu verleug-
schen sind nur schwach entwickelt und zeigen nen vermocht, darum zeugt keine so viele
sich im Mythus und Kultus nur selten. Viel- 30 ungeheuerliche oder riesenhafte Söhne wie er.
leicht verehrten ihn die Minyer-Ä oler, weil er Sein eigentlich göttliches Schicksal ist nach
durch Erdbeben warnte, als Orakelgott. dem Muster des Lebens des Zeus zugestutzt
Nach der wohl sehr späten Ewmolpia des worden, von dem auch seine Charakteristik im
Musäos hatte Poseidon einst in Delphi das Mythus, wie in der Kunst stark abhängig ist.
Orakel mit Ge gemeinsam besessen, Paus. Dazu ist sein Seethiasos dem bakchischen
10, 5, 6. 24, 4. Auch soll ihm Apollon für das nachgebildet, s. Brefsler. Triton II § 2. 20. 46.
delphische Orakel das Eiland Kalauria abge- Dem verhältnismäfsig späten Aufkommen des
treten haben, Paus.' 2, 33, 2. Welcher (G. G. Gottes hat man seine vielen, durchweg nicht
2, 685) vermutet ein poseidonisches Orakel auf voll erfolgreichen Kämpfe mit einer anderen
dem Tainaron, wo der Gott ja auch ein Grotten- 40 Gottheit um gleiches Kultrecht zuzuschreiben,
heiligtum besafs. Hier schaute man in einer die mit seinen Liebschaften die Hauptmasse
Quelle die Häfen und die Schiffe, um die es seines im Ganzen dürftigen Mythus ausmachen.'
einem zu thun war, Paus. 3, 25, 8. In Thurii Aus reinen und trüben Quellen gespeist, fliefst
hiefs er Prophantos, Tzets. Lyk. 522, ver- demgemäfs sein Lebenslauf durch folgende
mutlich weil das Meer die Witterung voraus- Abschnitte dahin:
verkündigte, vgl. Artemidors Traumbuch 2, 38, 1) Poseidons Geburt und Erziehung
demgemäfs das Traumbild Poseidons und der steht völlig unter dem Zeichen der Geburt und
Amphitrite, des Nereus und der Nereiden so- Pflege des Zeus. Gleich diesem wird er zum
wohl Erdbeben , als auch Regen bedeutete. Sohn fremder Götter, des Kronos und der Rhea,
Alt war sicher der Brauch bei den Poseidon- 50 also zum Bruder des Zeus und des Hades
spielen in Onchestos, junge Rosse vor dem gemacht (Sp. 2800), und die Mutter versteckt
Wagen anzutreiben und, indem der Lenker den bald älteren, bald jüngeren Zeusbruder
herabsprang, ihnen die Zügel zu überlassen. vor ihrem Gatten in einer Lämmerherde und
Rannten sie nun nach eigenem Willen gerades- reicht diesem statt des Kindes ein Fohlen
wegs nach dem Hain des Poseidon, so war (Sp. 2823). Wie Zeus von den Kureten, so wird
das ein günstiges Orakel und sie weideten von der junge P. von den Teichinen erzogen, die
da an als heilige Tiere in seinem Bezirke, ihm sogar auch seinen Dreizack schmieden
Hom. hymn. in Apoll. Pyth. 52 ff. und dazu (Sp. 2812). Andrerseits gehören die Geraistia-
Banmeister. Man gedenkt dabei der equi des, die Nymphen zu Gortyn auf Kreta, die
conscii (deorum), die von den Süd- wie Nord- 60 das Etym. M. s. v. Pflegerinnen des Zeus nennt,
germanen beim Heiligtum der Götter unter- wohl ursprünglich zum P. rzgatOTLog, und der
halten wurden {E. H. Meyer, Lehrb. d. Germ. poseidonische Geraistos auf Euböa wird wohl
Myth. S. 75. 308). Warum heilst P. Lykophr. erst später Sohn des Zeus statt des P. genannt,
Alex. 1424 <I>riuiog'? Iamos (s. d.), der Enkel S. Wide, Ldkon. Kulte S. 43. Bei der Liebschaft
des Poseidon , verdankt seine Sehergabe nicht des Zeus mit Io, mit Europa und Leto leistet
diesem, sondern seinem Vater Apollon. Wird P. Hilfe, Aristid. 1, 38 (vgl. Bd. 2 Sp. 267, s. 0.).
aber Poseidon von Pindar O. 6, 105 angerufen, 2) Poseidons Liebschafte 11 sind nur zum
ihm die wonnereiche Blüte des Gesangs zu Teil denen seines Bruders Zeus nachgebildet,
2831 Poseidon (Liebschaften) Poseidon (Freund- u. Feindschaften) 2832
namentlich mag seine Ehe mit der Amphi- Gott tritt in der Titauomachie , die wieder
trite nach dem Vorbild der Zeusehe für not- vom homerischen Epos nur flüchtig gestreift
wendig erachtet worden sein (Sp. 2811). In wird, nirgend hervor, Zeus allein wird von
den meisten andern äufsern sich die verschie- den kämpfenden Göttern genannt. Erst nach
denen Kräfte seines natürlichen Wesens, so Apollod. 1, 1, 3 reichen die Kyklopen, die den
dafs er in der ältesten Zeit als Windgott mit Zeus mit Donner und Blitz, den Pluto mit der
Wolkenfraueu, dann als Wind- und Meergott Tarnkappe zum Kampfe ausrüsten, dem Po-
mit Nereiden und Okeaniuen, dann als Wind- seidon den Dreizack. Aber von seinen Thaten
und Wassergott mit chthonischen Wesen und meldet auch er nichts. Dagegen zeichnet sich
Quellnymphen buhlt, bis diese sich in Königs- 10 Poseidon in der Gigantomachie (Art. Gi-
töchter, Heroinen der Hirtenzeit und der Zeit der ganten Sp. 1641. 164.6. 1648), die entweder eine
Städtegründungen verwandeln (Sp. 2823) Der blofse Nachahmung des Titanenkampfes oder
stärkste Sagenstrom dieser Art geht von Thes- aus derselben Wurzel wie dieser und etwa
sahen aus, um sich von dort über Böotien der Aloadenmythus als besonderer euböischer
und Arkadien zu ergiefsen. Danelen ist be- Zweig entsprungen zu sein scheint (M. Mayer ,
sonders der ionische Poseidon -Aigeusmythus Giganten S. 611), durch seinen Sieg über den
von Bedeutung. Giganten Polybotes aus (o. Sp. 2815).
3) Poseidons Nachkommenschaft ent- 6; Poseidons Götterfreund- oder
wickelt sich, von der des Zeus abgesehen, - feindschaften, von denen die letzten, die
reicher als die irgend einer andern Gottheit. 20 T]xxai xov UoauSCovog in Flut. Symp. Quaest.
Schon Gellius, JV. A. 15, 21, bemerkt, die ehr- 9, 6, häufiger als bei irgend einer andern Gott-
würdigaten Männer hiefsen Söhne des Zeus, heit vorkommen, fallen meistens nicht in das
die wildesten und unmenschlichsten aber Söhne Gebiet des Mythus, sondern in das der Kultus-
des Neptun. Er rechnet dazu auch den Ker- geschichte, vgl. Welcher, Gr. G. 2, 676 u. unten,
kyon, den Skiron der Theseus- und die Laestry-
gonen der Odysseussage (s. d. Sp. 1810), deren R D pOSPi(i()nknjtl.. *s
König Lamos (s. d. Sp. 1821) auch Sohn des Po- **' "ei roseiüonKiiltus. )
seidon heilst (s. d. Sp. 1818). Aus dem altertüm- Am Poseidoukultus sind folgende allge-
lichsten Schlage der Geliebten Poseidons gehen meinere Züge erkennbar: 1) Gemeinhellenisch
Tiere, wie Pegasos, Arion, vielleicht auch 30 ist in der historischen Zeit der /7. UsXu-
Kychreus und der goldene Widder hervor yalog, kacpäXiog, "Imciog, wie Paus. 7, 21, 7
'O. Sp. 2824), diesem und den mittleren Weiber- richtig ansetzt, ein Erzeugnis des Zusammen-
geschlechtern gehören die vielen Riesensöhne wirkens des homerischen Kanons und der
an: Aigaion-Briareos, Amykos, Antaios, Ephi- wichtigsten Stamm- und Lokalmythen. Dabei
altes und Otos, Halirrhothios, die wilden Söhne ist zu bemerken, dafs dem '-l6cpäXi og der FaiijO -
der rhodischen Halia, Orion, Polyphemos, Sinis %og im Wesentlichen gleichsteht. Einen ioni-
bei Bakchylides u. a. So heilst denn auch sehen Sondercharakter bewahrt auch dann
ein zudringlicher und dabei schwer zugäng- noch der (frvräXiiLog. Andere Beinamen
licher Riese IXäojv bei Hesych s. v., Eustath. verliehen ihm einzelne Landschaften, Städte,
--. Od. 1622, 45 ein Sohn des Poseidon, wie 40 Dichter, als ihnen eigentümliche, wie z.B.
ein Eisenfresser in Plaut, mtl. glor. 1, 1, 15 Athen den 'EQs^&svg. 2) An seinem Dienst
ein Enkel des Neptun. Endlich nehmen seine waren die griechischen Stämme ursprünglich
Söhne die Gestalt königlicher und heldenhafter sehr ungleich beteiligt, schwach oder ursprüng-
Ahnherren von Völkern und Geschlechtern an, lieh überhaupt nicht der dorische und viel-
die oft noch, an ältere Bildungen erinnernd, leicht der achäische, dagegen stark der ini-
unter Rossen und Rindern aufwachsen, oft nyisch-äolische und der ionische. Wie
aber blofse eponyme Schemen sind. der thrakische Dionysoskult als fremder mannig-
4) Poseidons Dämonenfreundschaft. fächern Widerstand begegnete, melden die Sa-
Aus seinem Mythus und Kultus ergeben sich gen von den Töchtern des Minyas, Proitos,
viele ältere Bezüge zu den Winddämonen 50 Pentheus und andere. Dafs der zunächst auf
Aiolos, Zephyros in Attika und Boreas bei einzelne Stämme beschränkte Poseidonkult
Megalopolis und den Meerdämonen Proteus, ebenfalls innerhalb andrer Stämme anfangs
Glaukos und andern (o. Sp. -2792 11.). Sie alle bekämpft oder auch bei Seite geschoben wurde,
müssen ihm auf dem Meere weichen oder melden ebenfalls mancheKultussagen namentlich
dienen, und namentlich aus den Nereiden, Tri- in Attika. 3) Schon früh thaten sich nament-
tonen und Seetieren bildet die Kunst auch lieh See- und Handelstädte zu poseidoni-
für ihn ein Gefolge, einen rauschenden Wind- sehen Amphiktyonieen zusammen: in Ka-
und Wogenthiasos. Dazu kommen die Tel- lauria, auf dem Isthmos, in Helike, Samikon
chinen als seine Erzieher (o. Sp. 2812). und Onchestos. Später als diese kleineren
5) Poseidons Dämonenfeindschaft. 60 Bünde bildeten sich die grofsen von Tenos
Poseidon, der Vater und Freund so mancher und Mykale. 4) Häufig wurde sein Dienst mit
dämonischer Wesen (nr. 3. 4), wird schon als dem einer anderen Gottheit wie Atheua, Ar-
höheres, edleres Wesen an sich, namentlich temis, Demeter, auch Aphrodite, Rhea und
aber als Mitglied des homerisch -hesiodischen Apollon verknüpft, vgl. immerwahr, Kulte u.
Göttersystems nun auch durch die weitere M. Arkadiens 1, 159. Sam. Wide, Lakon. Kulte
Ausbildung desselben widerstandslos in die S. 37. 45. 109. Jahresbericht über d. Fortschr.
Reihe ihrer Feinde geführt. Der überhaupt *} mMon> Gr. Feste s. 64 ff. konnte leider nicht mehr
in Hesiods Theogotiie nur wenig beachtete vom Verf. benutzt werden.
2833 Poseidon (Kultus) Poseidon (Thessal, Kultus) 283-4
d. Mass. Altertumswissensch. 1885, HI, 1896, 256. Flut. coiw. VII sap. 20, p. 164, einen andern,
259, die ihm entweder wesensverwandt waren dessen Gebrüll zahllose Thunfische angemeldet
oder mit ihm nach schwerem Kampfe um das hatte, opferten ihm die Kerkyräer (Sp. 2847),
höchste Ansehen versöhnt wurden, wie z. B. vgl. das Opfer eines schwarzen Stiers hei
Demeter in Troezen, Arkadien, Athen, Mykonos Philostr. Imag. 2, 16. Sein Fest im Monat
(s. u.) und Gaea, Paus. 10, 5, 6. Bull. 0, 454. Taureon hiefs in Kyzikos Tccvqiu, C. I. G. 3657.
Apollod. 2, 115; Athene aufser in Athen nach 3658, in Ephesos TavQsa, wobei die wein-
Pausanias in Kolonos, Troezen, Hermione, Asea, schenkenden Jünglinge tkvqol genannt wurden,
Korinth, Pheneos, Sparta, Tainaron, vgl. Gilbert, vgl. den samischen und den sinopischen Monat
G. G. S. 443. Aber P. wird auch gezwungen 10 Tccvqswv, Kirchhoff, Monatsber. d. JBerl. Akad.
zu weichen, wie dem Zeus in Aegina, Apollon 1859, 752 und Mitt. d. ath. Inst. 6, 1881, 50,
in Kalauria, Helios in Korinth, Dionysos in vgl. Preller, G. M.4 1, 571. Ein Widder und
Naxos, der Hera in Argos, Athena in Athen ein Eber sind dem Stier des Poseidonopfers,
und Troezen, vgl. Tascher, rev. des etudes grec- Od. 11, 131, beigefügt: so wurde ihm auf
ques 1891 S. 15 ff. 5) Sein Dienst wurde meist Rhodos ein Schwein, auf Mykonis dem P. Te-
an Gewässern begangen, an Landseen und menites ein Widder und dem Phykios ein
Flüssen, wie in Onehestos am Kopaissee, an Lamm geopfert, Dittenberger , Syll. no. 375.
oder unweit der Meeresküste, wie vor der 373. Der Erstling des Thunfischfanges und
Tempeschlucht und auf Kalauria, namentlich die xQiyXi], die Seebarbe, die auch als He-
auf oder an Vorgebirgen, wie in Geraistos, 20 kateopfer vorkommt {Athen. 7 S. 325), werden
Sunion, Hermione, Malea, Tainaron, Samikon, ihm dargebracht (Sp. 2810), vgl. aufserdem
in mehreren andern Hafenstädten Triphyliens Dittenberger. Syll. Inscr. Graec. nr. 373. Erst-
und Achajas und drüben bei Mykale. Zum linge der Früchte erhielt er in Troezen, vgl.
Gebet zu ihm trat man in den Flufs oder ins das attische Opfer des V.Xciu:i';>tlog (b.Sp. 2822;.
Meer. 6) Hoch altertümlich (minyisch?) scheint Das Opfer des angeschnittenen Haares kam
der bei andern grofsen Göttern selten, bei Pan, in der phthiotischen Thebe vor (Sp. 2820).
den Nymphen und andern Dämonen häufiger Hauptträger des Poseidonkultus sind die
begegnende Höhlendienst, so in Tainaron, Minyer- Aeoler und die lonier.
beim Nymphaion zwischen Boiai und Malea I. Der minyisch - äolische Poseidonkultus
und auf Thera. P's Bild stand vor einer Höhle, 30 ging von Thessalien aus, wenn auch nach
vgl. Preller3 1, 470. Sam Wide. Lakon. Kulte E. Meyer (Gesch. d. Altertums 2 § 52) thessa-
S. 40. Quell- oder Salzwasser stand in lische Minyai nicht bezeugt sind, und wan-
seinem Heiligtum am Tainaron, bei Mantinea, derte mit den beiden aus ihrem Stammlande
auf der athenischen Akropolis (und iu Mylasa) verdrängten Völkern, den Minyern und Äoliern,
S. Wide a. a. O. S. 41. Gleichfalls am Taina- von Norden bis in die Südspitze des Peloponnes
ron, auf Samothrake (?), Kalauria und Gyrai und darüber hinaus, vgl. die Literatur bei
waren seine Tempel Asyle, Paus. 4, 24, 2. Studniczka, Kyrene 64ff. H. D. Müller, Mythol.
Uiodor. 3, 55. Strab. 8 p. 373. Philostr. Imag. d. griech. Stämme 1, 145. P. galt ihnen vorzugs-
2, 13. — 7) An vielen seiner Kultstätten feierte weise als Gott der Rofszucht, aber auch der
man ihm glänzende Strandfeste mit ritter- 40 Schiffahrt; im peloponnesischen Festland schei-
lichen Spielen, die Apollon. Rhod. 3, 1240 auf- det sich der chthonische P. yaii]o%og, iitniog,
zählt, oder Begatten, Welcher, Gr. G. 2, 680, hntotäivris scharf vom attisch-ionischen Meer-
oder man stürzte ihm aufgezäumte Rosse in poseidon, der für Lakonika neben jenem nur
die argivische Deine oder opferte ihm in Uly- einmal bezeugt wird, nach S. Wide, Lak.
ricum in jedem neunten Jahre ein Viergespann, Kulte S. 46. In der Mitte seines Weges, beim
Preller, Gr. M. I4, 592, vgl. Wentzel, Fhilol. Übergang nach dem Peloponnes, kreuzte der
N. F. IV, 1891, 385—392. 8) Das beliebteste minyisch-äolisehe Kultus den ionischen, der,
Opfertier des P. (Tavgsos) aber war der Stier, um den Isthmus entstanden, im ganzen von
den schon in II. 20, 403 Jünglinge um P. herum- West nach Ost sich ausbreitete. So waren an
führen, wobei Welcker 2, 675 an die erst aus 50 den beiden Hauptmeerbusen Mittelgriechenlands
römischer Zeit in Thessalien bezeugten Tauro- Mischunsren unausbleiblich. Die Landschaften
s
kathapsien denkt, die den ephesischen Stier- des ersten Kultus sind:
kämpfen gleichen (Artemid. Oneir.l, 8). Ob 1) Thessalien. Pelias, König der Minyer-
dieTaurophonia zu Mylasa dem karischen sogen. stadt Iolkos, war Sohn des 77. nttgalog, Find.
Zr}voito6cidwv oder der Artemis TavQonölog F. 4, 138, vgl. H. D. Maller, a. a. 0. 1, 143.
O.I. G. 2699 galten und dem P. die Liturgie eines der mit seinem Dreizack das Durchbruchstal
rccvQocphrtg zu Karyanda gebührte, ist unsicher, des Peneios aufgerissen und dort das erste
Le Bas, Aste min. nr. 404. 499, vgl. 31. Mayer, Bofs Znvyiog aus dem Felsen geschlagen hatte.
Jahrb. d. arch. Inst. 7, 1892, 73ff. Andere Einzel- Wahrscheinlich lag sein Heiligtum vor der
und Massentieropfer bei Homer s. Sp. 2799. Wenn 60 Tempeschlucht auf dem Strande, auf dem zur
in Od. 3, 6 dem 'Evoeix^av Kv<xvoicätr\g ganz Feier der Skypbiosscköpfung hippische Agonen
schwarze Stiere geopfert werden, so opfert gehalten wurden, Her od. 7, 129. Schal. Find. F.
Bellerophon seinem pferdebändigenden Vater 4, 246. Schol. Apoll. Bhod. 3, 1244. Et. M. 473,
Ja^icelog einen weifsen, Find. Ol. 13, 69, und 44. Philostr. Imag. 2, 14. Serv.n. Prob. z. Verg.
der Temenos des 77. dvüliog am Pontes Euxei- Georg. 1, 12. Lucan. Pharsal. 6, 396. Bursian
nos enthielt eine Herde rotbrauner thrakischer Geogr. 1, 60. Auch Münzen von Pherae und
Stiere, Pmd. F. 4, 204. Einen Stier versenkte Orthe stellen die Erschaffung des Bosses durch
ihm der erste Ansiedler auf Lesbos ins Meer, P's Dreizack dar, Overbeck, Kunstmyth. 3, 3ls.
2835 Poseidon (Böotischer Kultus) Poseidon (Euböischer Kultus) 2836
Die von Iolkos ausgefahrenen Argonauten mit der Athena Alalkomeneis (Glaukopis) P.
weihten dem Tl. Eivähog am Eingang des Hippios, Hippobotes verbunden gewesen zu
Pontos Euxeinos ein r?[i£vog und opferten ihm sein, 0. Müller, Orchomenos S. 213 (vgl. Tri-
rotbraune Stiere, Pind. P. 4, 204. Scliol. Apoll. tonia und Poseidon im arkadischen Pheneos).
Ehod. 2, 531; doch fällt es auf, dafs P. nicht Ein Eponymus der böotischen Seestadt Hyria
zu den Schutzgöttern Iasons , des 'ersten See- ist der Poseidonsohn Hyrieus, und zu Hyria
fahrers' gehört (Bd. II Sp. 68). Der Spartaner gebar Mekionike dem P. den Euphemos, den
Pausanias schrieb auf den in Iolkos aufge- Ahnherrn der kyrenäischen Battiaden (Bd. 1
stellten Krater: Mr&ji ägsrüg Tloosiddcovi äva-nri Sp. 1407). Ogygos, seines Sohnes oder Enkels
IJavGaviag äg%(av *Ellä§og £vgv%6gov. Das 10 Name, scheint ein alter Kultname des böo-
Templum Neptuni am Bosporos (Plin. H.N. 5, tischen P. gewesen zu sein (Bd. III Sp. 692 f.).
150), kurzweg 'Isgöv genannt, war das ' commune Über die Nymphen Arne und Askra s. Sp. 2819.
receptaculum omnium navigantiwm' , Diowys. fr. Die Münzen von Delion, Haliartos, Asple-
58. Philologus 37, 82. In Thessalien lag auch don, Pherä, Platää und Tanagra, wo
die nach der Geliebten P's und Mutter des sein Sohn Orion und sein Urenkel Poimandros
Boiotos genannte Stadt Arne, das spätere heimisch waren, zeigen sein Bild oder einen
Kierion, und flofs der Enipeus, in dessen Dreizack oder ein Rofs, Welker, G. G. 2, 673.
Gestalt P. die Mutter des Pelias und des Preller, Gr. Myth. I4, 573. Overbeck, Gr. Kunst-
Neleus umarmte (Sp. 2820). Thebaner der myth. 3, 271. 293 ff. Dem attischen Thargelion
Phthiotis weihten dem P. ihr Haar (C. I. G. 20 (Juni) entsprach der böotische nach P. Hippo-
1769), vgl. oben Bd. I Sp. 1495. 1682. Preller, dromios benannte Monat 'Imtodgöiuog (Sp. 2822).
G. M.3 2, 391. Den Tl. Kovägiog einer thessali- 3) Auf Euboea lag in dem von den thes-
schen Weihinschrift von Metropolis (Collitz, salischen Hestiäern und Ellopern besetzten
Samml. d. griech. Dial.-Inschr. 1, 333) erklärt Norden bei Aegae ein uraltes Poseidonheilig-
Bechtel zu der Stelle aus dem Namen des tum (vgl. Aegae in Achaja Sp. 2799). Hella-
thessalischen Flusses Kovägiog, während Cur- nikos, Atthis fr. 66 (F. H. G. 1, 54), nannte
tius, Gr.5 471 den Tl. Kovägiog einer anderen Phorbas, den man für einen König der chal-
Inschrift aus der Gegend von Tlitgiov (Journ. kidischen Kureten hält, einen Sohn P's
des Savants 1829, 515) mit Tlitgiov , thessal. (Bd. II Sp. 1591). Der attische Thargelion
Kitgiov, in Zusammenhang bringt (vgl. Bd. II 30 hiefs in Eretria nach P. Hippios 'Ithimov,
Sp. 1584). vgl. den böotischen Hippodromios (o. Z. 20).
Eine Münze von Krannon zeigt ein Pferd, Den vom Spercheios oder Parnafs verdrängten
daneben den Dreizack, Overbeck, Gr. K. 3, :-518, Dryopern gehörte wohl auf der Südspitze zu
Inschriften von Larisa und Atrax gelten Geraistos ein andrer Tempel, der des in-
FLoTtidovvi , O. Hoffmann, Die griech. Dialecte schriftlich bezeugten Tl. rtguiaxiog, Bull, de
2, 21. 31. 36. 296. Sein dortiger Beiname naga- cor r. hellen. 15, 404ff. ; vgl. Aristoph. Bitter 561:
Ttavalog (s. d.) ist noch unerklärt, Fick bei Collitz to rtgai6Tie tzcü Kgovov. dem schon Nestor
1, 1321. 1322. Dagegen geht sein Name Lytaios auf der Rückfahrt von Ilion in Geraistos Stiere
bei Bakchylides , auf die thessalische Stadt opferte, Od. 3, 177, und dem die rsgaiaria ge-
Lytai zurück. 40 feiert wurden, Schol. Pind. Ol. 13, 159, vgl. den
2) In das durch Wasserreichtum, Weide- lakonischen Monat ri-gäanog Thuk. 4, 119,
land und Erdbeben ausgezeichnete Böotien der in Kalymna und Kos rngai6Tiog hiefs,
(Neumann- Partsch S. 334) drangen die Minyer Bischoff, de fast. ant. Gr. S. 381, Piniol. 37, 19,
von Thessalien her ein. In Orchomenos, die troezen. Tribus rsgaiaria und den arkad.
wo sein Sohn Minyas König war schon nach Ortsnamen rsgcdoziov, Ft. M. s. v. Sam. Wide,
dem hesiodischen Frauenkatalog (frg. 138 Ki. Ledeon. Kulte S. 43. Bursian, Geogr. 2, 435.
Pausan. 9, 36, 4 ff., vgl. O.Müller, Orchomenos Der Eponymus der euböischen Stadt, Gerai-
S. 245 ff. H. D. Müller, Mytliol. 1, 145) wurde stos, ist als poseidonischer Heros zu betrachten
P. als Gott der Schiffahrt und Rofszucht von (Sp. 2799).
ihnen verehrt. Orchomenos war auch Mitglied 50 4) Nach Delphi in Phokis brachten thes-
der poseidonischen Amphiktyonie zu Kalauria. salische Aeolier den P. Als 'Ewoaiyaiog be-
Nach den Minyem kamen die Böotier, und safs er hier in der Cella, nicht im Opisthodo-
nun wurde 17 Eoicoria olr\ isgu TJo68idu)vog mos des Apollotempels (C. Bötticher, Der Om-
nach Aristarchs übertriebenem Ausdruck, Et. phalos des Zeus zu Delphi 1859), einen Altar
M. 547, 16. Am Kopaissee mit seinem stark und ein mit der Ge gemeinsames, vorapollini-
wechselnden Wasserstand kennt schon die Pias sches Orakel, beim Weissagen als Diener den
2, 506 das TIoGidrjiov äylaöv &l6og von On- Pyrkon verwendend, Paus. 10, 5, 6. 24, 4. He-
chestos, dessen Rofskämpfe und -spiele, die sych s. v. nvg-nooi, vgl. H. D. Müller, Mythol.
zum Teil eine weissagende Bedeutung hatten d. griech. Stämme 1, 166. 228. Immerwahr, Die
{homer. Hymn. auf Apollon 231 ff.), auch Pindar 60 Kulte u. Mythen Arkadiens 1, 116. Neumann-
riilimt. Paus. 9, 26, 5 sah hier unter den Stadt- Partsch S. 335. Die Pythia ruft in Aesehi/I.
ruinen seinen Tempel. Nicht weit davon lag Fumen. 1 — 28 als die delphischen Landesgötter
die Quelle von Tilphossa, an der Areion, Ge, Themis u. s. w. und zuletzt Poseidon und
P's und der Erinys Sohn, geboren war (o. 2804), Zeus an. Weihinschrift ans Elateia, Bull, de
dann Theben, wo der ravgsog 'Evvoaiycaog corr. hell. 10, 1886, 367. Doch darf die del-
&i]ßr,g -AgrjSi-iLvov i%bt gvtxal rs 7iolr}K Hes. phische Quelle Jtlcpovoau wohl nicht mit der
scut. 104; vgl. Aesch. Septem 121. C. I. G. 1769. Quelle Tilphossa und Thelpusa (Sp. 2804) in
Aach scheint in Alalkomenae am Triton Zusammenhang gebracht werden. Ein Sohn
2837 Poseidon (Kultus in Argolis) Poseidon (Kultus in Arkadien) 2838
des P. hies Parnassos, Paus. 10, 6, 1. Im 2,36,2. Nauplia, von P's und der Amymone
Hafenort Antikyra und in Myonia, einer S. Nauplios gestiftet, mit P.ternpel, Paus. 2,
Binnenstadt der benachbarten Lokris, hatte P. 38, 2. Unentschieden (dorisch?) ist die Her-
Tempel, Paus. 10, 36, 8. 38, 8. kunft des P.kultes von Temenion bei Argos:
5) In Argolis griffen die verschiedenartig- Heiligtum des P. und der Aphrodite Euploia,
sten Stämme ein, deren Anteil am Poseidon- Paus. 2, 38, 1. Strab.S p. 368. Bursian, Geogr.
dienst nicht immer klar herauszukennen ist. 2, 57. In Argos wurde nach einem Kampf
Die böotischen Minyer gehörten zu der posei- P's mit Hera dieser das Land, aber P. läfst
donischen Amphiktyonie von Kalauria, einem das Wasser versiegen oder _ überschwemmen
alten Seebund, der aufser Athen, Aegina, Epi- 10 und erhält auf der Grenze der Überschwemmung
dauros, Hermione, Nauplia in Argolis, Prasiae als npooxlvoziog ein Heiligtum, Paus. 2, 15, 5.
in Lakonien, auch Orchomenos in Böotien 22, 4, vgl. C. 1. G. 1223. Die Götter von Argos
umfafste, Strab. 7 p. 374. Paus. 2, 33, 2, aber Zeus, Helios, Apollon, P. und Hermes hatten
seit Beginn der dorischen Zeit als rein reli- eine xoivoßapioc, Aeschyl., Schutzfl. 192. In
giöse Genossenschaft seine politische Bedeu- Genesion bei Lerna Tempel des P. rsvsaiog,
tung verlor, über den 77. KalavQsdxr\g in Paus. 2, 38, 4, vgl. Lakonien. Dagegen
Attika Monatsber. d. Berl. Äkad. 1853, 573. scheint Troezen trotz seiner Tribus Geraistia
Minyisch ist auch der Bruder des Eponymus und Sikyon überwiegend dem ionischen P.
Kalauros (st. Kälaßgog) und zugleich des Tai- ergeben (Sp. 2845 u. 2847).
naros (s. u.\ nämlich Geraistos von Südeuboea -20 6) In Arkadien {Immerwahr, Die Kulte u.
{Sp. 27U1, S. Wide, Ldkon. KidteiS, vgl. die Mythen Arkadiens 1891, 1, 35ff., Sam Wide,
troezenische rtQcct6xia, Bull, de corr. hell 10, Ldkon. Kulte S. 39), dem wasser- und weide-
1886, 136). Tauschte P. icuoifitvg Schal. Lyk. reichen Centrallande des Peloponnes, des oixr\-
617) Kalauria für das delphische Orakel ein ti)qiov rioßaocovog, Diod. 15, 49, wurde P.
(Sp. 2791, Paus. 2, 33, 2), so bedeutet das wohl, Hippios, den die Minyer und Böotier aus
dafs die Minyer, Delphi dem dorischen Apollon Thessalien hierher gebracht hatten, am eifrig-
überlassend, ihren dortigen Orakelgott nach sten verehrt in Lykosura, Mantineia,
Kalauria übersiedelten. Auf breiter Hochfläche Methydrion, Pallantion, Pheneos, Thel-
lag in der Mitte der Insel ein Tempel, von pusa, Paus. 8, 37, 10. 10, 1. 36, 2. 14, 4. 25,
Fichten umgeben, berühmt durch sein noch 30 5. 7, vgl. Neumann- Partsch S. 250 ff. Bei Me-
von Demosthenes in Anspruch genommenes thydrion lag das Iltblov TttSLov mit der Quelle
Asylrecht, Paus. 2, 33, 2. Strab. 7 p. 373. Plut. Kqovvoi, das Mar. Mayer, Bd. II Sp. 1478 für
Demosth.2d. Curtius,Peloponn.2,4A8. O.Müller, P's ältere Geburtsstätte hält, die erst später
Orchomenos 247. Boeckh , Staatshaush. 2, 368. nach Arne bei Mantineia übertragen worden
Eine Jungfrau besorgte das Priesteramt, vgl. sei. Hippokrateia hiefs sein Fest in Pallan-
die Weihung der Statue einer Koqij an Po- tion, Dion. Hai. 1, 33. In Megalopolis hiefs
seidon in Athen C. I. A. 4, 179 nr. 373". Ob P. 'Enoittrig Aufseher, wie sonst wohl Zeus,
die kalaurische Athenapriesterin Aithra als Paus. 8,30, 1. 31, 7. Andere Kultstätten waren :
Hypostase der so oft mit P. verbundenen Asea Paus. 8, 44, 4. Kaphyai 8, 23, 3. Or-
Athena aufzufassen ist, wie iS'. Wide, Ldkon. 40 chomenos 8, 13, 2. Phigaleia 8, 42, 1.
Kulte 40 meint? Auch auf Aegina kämpften Tegea: Tloßoid&rog 'Eou&vog 'Hgccxleog Xa-
achäisch- ionische Einflüsse mit den älteren qltcov, Mo/'s, Inscr. ined. 1, 7 und Trikolo-
minyischen und jüngeren dorischen. Es ge- nos, Paus. 8, 35, 6. Die Weissagung des Tei-
hörte zum kalaurischen Bunde und neben dem resias an den Odysseus, Od. 11, 121 f., dem P.
Hauptgott Zeus Hellanios scheinen Apollon im Binnenland ein Opfer zu bringen, bezieht
und P., nach einer Inschrift in einem Temenos E. Meyer, Gesch. d. Altertums 2, 104, Hermes
der Westküste verehrt, eine Rolle gespielt zu 30, 259, auf die Gründung des Kultes des P.
haben, Bursian, Geogr. 2, 86, vgl. Plut. Symp. Hippios, die Odysseus nach Paus. 8, 14, 5 in
Quaest. 9, 6. Man feierte hier noch in später Pheneos vornahm, und vermutet sogar in diesem
Zeit ein 16tägiges Fest Poseidonia, das, in 50 einen ursprünglichen Poseidon 'Odvßßt v g, einen
Stille und Zurückgezogenheit begangen, mit zürnenden Poseidon, aus dem der Heros sich
einem Fest der Aphrodite schlofs, Plut. Quaest. abgezweigt habe. Der Zorn P's, das Gründ-
er. 44. Athen. 13 p. 588 e. Boeckh, Staats- motiv der Odysseussage, sei durch den arka-
haush. 2, 368. Von Epidauros, dessen xisklepios- dischen Kult gegeben, während nach H. D.
dienst auf thessalisch-böotischen Einflufs weist Müller, Historisch-mythol. Untersuchung. S. 48,
(Bd. 1 Sp. 625), ist eine späte Münze mit Delphin dieser Zorn sich aus dem Gegensatz des Kultes
und Dreizack bekannt, S. Wide , De sacris des P. Helikonios im ionischen Mykale zu dem
Troezeniorum , Hermionensium , Epidauriorum des äolischen Heros Odysseus auf dem gegen-
comment. acad. Upsala 1888, S. 14. Vielleicht über liegenden Samos erklärt. Auch in Asea
fallen den Dryopern, die von Südeuböa her die 60 stiftete Odysseus dem P. und der Athena So-
Küste vom Skyllaion bis Nauplia besetzten teira ein Heiligtum, Paus. 8, 44, 4, und nach
(Bursian, Geogr. 2, 94. 403), die folgenden einer Münze von Mantineia aus der Mitte des
Dienste zu: bei Alt-Hermione auf dem Vor- 4. Jahrh. steckt Odysseus der Odyssee ent-
gebirge ein Tempel, Paus. 2, 34, 10, 11. Priester, sprechend ein Ruder in die Erde. — In den
G I. G. nr. 1223. Neu-Hermione, P.statue meisten arkadischen Orten bestand P's Kult
beim Tempel der Artemis, Iphigeneia und neben dem einer Göttin des Wassers, entweder
Münze: P. mit dem Fufs auf einem Delphin. neben dem der böotischen oder auch argivi-
Paus. 2, 35, 1. Didymoi, Heiligtum Paus. sehen Ath ena (Immerwahr 1, 63. 68. 70. Wide
2839 Poseidon (Kultus in Lakonien) Poseidon (Kultus in Lakonien) 2840
S. 37: Fritonia, Hippia) in Asea, Kaphyai, nicht durchweg auf jüngerer Erfindung, und
Lykosura, Mantineia, Megalopolis, Orchomenos, bei den später eingerückten Doriern scheint P.
Fallantion, Pheneos und Tegea, oder neben keine groi'se Rolle gespielt zu haben, wie er
dem der Artemis Kvav.cxlrjoLa in Kaphyai, auf den spartanischen Münzen ganz fehlt und
Paus. 8, 23, 3, einer Quell- und Flufsgöttin nur auf den Münzen von Gythion, Asopos und
(Bd. ISp. 560. Immerwähr 1,156) und der Artemis Boiai erscheint. Auch waren die vordorischen
EvQi7fjra in Pheneos, deren Attribut am See Heloten seine Verehrer, deren tückische Nieder-
von Pheneos ebenso das Pols ist, wie das der metzelung an oder bei seinem Altar in Tai-
Artemis Pheraia am Boibeischen See in Thes- naron im J. 406 der Gott durch das Erdbelen
salien, Immerwahr 40, 153 ff. , oder neben dem 10 vom J. 464 an den dorischen Spartanern furcht-
der böotischen Demeter in Mantineia, Phi- bar rächte (Sp. 2814). Die lakonische Form
galia und Thelpusa, und dem der Despoina Pohoidan ist keine echt dorische, sondern von
hier und in Lykosura (Paus. 8, 37, 2. 10, Bd. II den Spartanern aus der arkadischen Form Po-
Sp. 1298, Mannhardt, Myth. Forsch. S. 257;. Auf soidan entwickelt. Der ursprünglich böotische
einer thelpusischen Münze der Kopf der De- Minyerheld Fuphemos, Sohn des Ennosigaios,
rneter Erinys und das Rofs Erion (o. 2804). Hes. fragm. 152 Fzach, der auch in Troezen
Ob P. und Aphrodite in Orchomenos, wo sie erscheint, H. 2, 840ff,, sollte am Tainaron an-
beide ein Heiligtum hatten, Paus. 8, 13, 2, sässig gewesen sein, Pincl. P. 4, 43. 174. Hcrod.
inniger verbunden waren, ist nicht erkennbar. 4, 145. 150 ff. , was nach Studniczka a. a. 0.
In Lykosura und Mantineia, wo die nach der 20 S. 109 ff. auf Geschichtsfälschung beruht, doch
böotischen Arne (o. 2819) genannte Arnequelle vgl. Maafs, Gott. G. A. 1890 S. 354. Tainaros
flofs, verknüpfte sich mit dem Poseidonkult heilst auch ein Bruder des (euböischen Sp. 2791)
der der ungriechischen, aber auch von Böotien Geraistos, der mit seinem andern Bruder Ka-
herübergebrachten Rhea, die hier den Gott Xdßgog (d. i. KdlavQog) nach dem Peloponnes
gebar, Paus. 8, 37, 2. 8, 2 10, 1. Immerwähr schifft, wo er das Heiligtum des P. am Tai-
44 ff. 216 ff. S. Wide 205. Sein angesehenster naron gründet, Stephan, v. Byzanz s. v. Taua-
Dienst war in Mantineia, Paus. 8, 10, 2. 3, gog. Die Verbindung des Dienstes von Taina-
das nach Schol. Find. 0. 11, 83 ihm heilig war. ron mit dem von Kalauria bezeugt auch die
Hier lag seine Geburtsstätte und sein alter, von Ephoros bei Strab. 8, 6, 14 und von Paus.
von Trophonios und Agamedes aus Eichen- 30 2, 33 überlieferte Sage, P. habe diese zwei
balken gezimmerter thürloser, nur durch einen Orte von Apollon gegen Delos und Pytho ein-
roten Wollfaden verschlossener Tempel, den getauscht, vgl. Philol. 37, 35. S. Wide a. a. O.
noch K. Hadrian erneuern liefs. Er barg in S. 43 ff. Wohl seine älteste Kultstätte , ein
' 6
seinem Innern, in das aufser dem Priester Asyl wie die in Kalauria, war der Tempel des
niemand eintreten oder auch nur hineinschauen P. TaivczQiog oder auch katpdiiog (Suid- s. v.
durfte, eine ftdla.6oa. Als König Aipytos TuLvclqov, Schol. Aristoph. Acharn. 509) am
(nach Immerwähr 43 ein dem thessalischen P. Vorgebirge Tainaron, später ein langes,
feindseliger Hermesverehrer) den Faden durch- schmales, zum ipv%o7roii7ttiov dienendes Ge-
schnitt und ins Innere drang, wurde er durch bäude, das so wie ein Bild des Gottes in einem
das ihm entgegenspritzende v.vuu geblendet 40 Haine vor einer Höhle stand, Fursian, Geogr.
und starb bald darauf, Paus. 8, 5, 5. 10, 1 — 4. 2, 150. In einem nahen Quell sah man Häfen
'Etil ItQtog reo Iloaidccvi (rov üoaiöävog, IIo- und Schiffe, was auf chthonische Mantik deutet
6£idä)vog) Praescript in Inschriften, Po/'s, Inscr. (Sp. 2829). Zahlreiche Votivbronzen, meist
gr. med. 1 nr. 9. Fittenberger syll. nr. 444. Stiere und Rosse darstellend, und Inschriften:
Dortiger Phylenname: Tlocoidliug, Immerwähr reo Uobidävi (vgl. tegeat. IJoaoidäv, mantin.
37. P. schützt die Mantineier in der Schlacht Iloosid&vi), welchem Hierodulen geweiht wer-
und erhält dafür ein tqotzcuov civd&rmoc, Paus. den, sind dort gefunden, Paus. 3, 25, 4. 7.
8, 10, 8; sie führten in ihren Schilden seinen O. Müller, Orchomenos S. 313 ff. 322 ff. 340 ff.
Dreizack, Schol. Find. O. 11, 83. Er hatte hier C. I. G. nr. 1335. Caurr Del.3 19. Collectiou of
auch den Beinamen 'AXiggöiriog (s. d.), mit dem 50 ane greek inscr. Frit. museum ed. Newton II
auch ein Mantineier bezeichnet wurde, dessen nr. 139. S. Wide, Fakon. Kulte 33, vgl. Freiler,
Sohn Seros oder Samos den ersten olympischen G. M. I4, 574. Dazu gehörte die Bronzestatu-
Sieg mit dem Viergespann davontrug, vgl. ette des Arion. P. heifst hier auch IJovriog,
Preller 1*, 576. Münze in Overb> ck, Gr. Kunst m. Eupolis fr. 140 Kode, und bringt Erdbeben
3, 296 ff. Den Namen einer verlassenen Stadt hervor, Aristoph. Acharn. 509, vgl. S. Wide,
und eines Bergs in Arkadien, Phalanthos, Fakon. Kulte 46. Diesem P. von Tainaron
Paus. 8, 35, 9, bezieht Studniczka (Kyrene S. 190. oder dem II. Taivägiog von Sparta galten die
192) auf eine heroische Gestaltung des P. Tcuvdoiu und diente ein Collegium der Tai-
7) Ob nach Lakonien Leleger oder Minyer- vctoiorui, Hesych s. v. Taivaoiag. Ann. del In-
Kadmeer oder ein andrer thessalisch-böotischer 60 stituto 1861, 44. Denn auch in Sparta hatte
Stamm den Poseidondienst gebracht habe, ist II. Tccivdgiog ein Heiligtum, Paus. 3, 12,5, ein
strittig, vgl. Fursian, Geogr. 2, 109 ff. , aber anderes FI. Äaepdhog (Sp. 2814) auf dem Markt
auch 145, Studniczka, Kyri ne 61 ff. 93 ff., da- neben dem der Athena Agoraia, Paus. 3, 11,9,
gegen Sam Wide, Fakon. Kulte 1893 S. 31 — 47. mit der er oft verbunden ist (Sp. 2833); so
Der Zusammenhang mit den nördlicheren mi- auch in der zu Amyklae gefundenen Inschrift
nyisch-äolischen Kulten dieses Gottes, z. B. 'EqpTjfi. ccq%kloX. 1892, 22 mit Athena Chalkioi-
die ganz arkadisch-böotische Verbindung des kos und Athena Poliochos, vgl. S. Wide, Fakon.
Poseidon- und des Athenadienstes, beruht wohl Kulte 370. In der Nähe des Heroon des Kad-
2841 Poseidon (Kultus in Triphyl , Elis) Poseidon (Kult. i.d.minyisch-kadna.Kol.) 2842
mos befanden sich ein v<x6g des P. Hippo-
sthenes, den Paus. 3, 15, 6 für einen Heros
hielt, und ein isqov der Athena Axiopoinos
(Bd. II Sp. 866. 8. Wide, Lakon. K. 37). Heilig-
tümer des P. Hippokurios, den Hesych übrigens
als einfachen Heros Hippokurios (s. d.) auf-
fafst, und der Artemis Aiginaia nennt Paus.
3, 14, 2 neben einander (1,1, 562). Diesem P.
Asphalios Hippokurios wohl wesensgleich ist
und hier wurde nach H. D. Mütter a. a. 0. 1.
164 der Kaukonenheros Neleus zu einem Sohn
P's und Bruder des Pelias umgebildet. P's
Kultbild auf dem eben erwähnten Vorgebirge
Samikon soll später von dort nach Elis ge-
bracht worden sein und wurde 6 EaxQditr\g
genannt, Paus. 6, 25, 5. 6. In 01yni]>ia hatten
neben fünf andern Götterpaaren das Paar Zeus
luoirag mit Poseidon laoixccg in der Altis einen
P. Gaiaochos, der hier auch ein Heiligtum 10 gemeinsamen von Herakles gestifteten Altar,
hatte, Paus. 3, 26, 2; vgl. Xen. Hell 3,3,2.
4, 7, 4, und durch Spiele im Hippodrom iv
raiafoxo gefeiert wurde, Cauer, Del* 17. Xen.
Hell. 6, 5, 30. Ferner wurde er als Aayuaxi-
xi\g, Paus. 3, 14, 7, Ja^ccxsixag, C. I. G. nr. 1446
vgl. 1349, 'Ecprtu. ccQ%aio%. 1892 S. 20. 25, neben
dem Heroengrab des Hippokoontiden Alkon,
Paus. 3, 14, 7, und als rsve&hog neben den
Heroen^räbern des Kleodaios und Oibalos ver-
Schol, Pind. 0. 5, 5. Welcher, G. G. 2, 174.
Preller-Robert 1\ 110. 575. Gilbert, G. G. 452.
Das Paar P. und Amphitrite prangte in Gold-
relief am Bathron des Zeus, Paus. 5, 11. Ferner
sah man in Olympia des Argivers Glaukos
Statuen des P., der Amphitrite und der Hestia
zusammen, Paus. 5, 26, 2, wie Preller meint,
um glückliche Heimkehr oder Ansiedlung nach
der Seefahrt auszudrücken, Paulys Realencycl.
ehrt, Paus. 3, 15, 10, vgl. P. Ftvsaiog bei Ler- 20 V 1 , 566. Overbeck , Gr. K. 3, 234. Auf dem
Abfahrtplatz der Wagen im Hippodrom standen
die Altäre des P. Hippios und der Hera Hippia
neben der Dioskurensäule, Paus. 5, 15, 4. Ein
nai und das r^vid-ltov bei Troezen. Jener
wird als Geschlechtsgott mit dem Herakles
y£v&Q%i\g zusammengestellt und hatte wie dieser
ein erbliches Priestertum, C. I. G. no. 1446.
Paus. 3, 19, 3. 17, 3; vgl. 18, 10 (Sp. 2826). Die
lakonische Art der 'ElEV&eoia, Iloatidaicc, 'Eqco-
ridcacc, C. I. G. nr. 1430, bezweifelt Boeckh-
wohl mit Unrecht , S. Wide a. a. O. S. 17.
Über den spartanischen Monat rsQccatiog, Thuk.
die Pferde scheu machender Altar an der west-
lichen Langseite der Bahn hiefs TccQcc£,imtog,
den die Wagenlenker zu versöhnen suchten;
nach einigen ein Beiname des P. Hippios,
Paus. 6, 20, 18. Bio Chrysost. 33, 691 R, nach
andern ein Name des Glaukos, vgl. Preller 2, 76
4. 119. S. Wide, Lakon. K. S. 225 (Sp. 2794). In 30 u. Bd. 1 Sp. 2479, oder des Olenios oder andrer
Therapne ein Heiligtum, in Gythion eine
Bildsäule des P. Gaiaochos, Paus. 3, 20, 2. 21,8.
Bei Mal ea am Nynrphaion ebenfalls eine Posei-
donbildsäule vor einer Höhle mit einem Süfs-
wasserquell, Paus. 3, 19, 3. 23, 2. Aus dem Teich
von Aegiae bei Gythion, an dem ein Posei-
dontempel lag, durfte man keine Fische fangen,
Pa us. 3, 21, 5. In He los feierte man Fest-
spiele TloüiSaia, Cauer, Del." 17. Auf dem
rofskundiger Heroen. Auch der Isthmus und
Nemea hatten einen TccQut,nriiog , dagegen
Delphi nicht, Röhde, Psyche. S. 162.
10) Als minyisch-kadmeische Kolo-
nien sind zu betrachten die von den Dorern
besiedelten südlichen Inseln des Archipelagus
und die südlichen Städte der Westküste Klein -
asiens und Kyrene. Dorthin brachten den
Poseidonkult die Minyer-Kadmeer, die ent-
amvklaeischen Hyakinthosaltar, wie am Tem- io weder nach der älteren Ansicht über Lakonien
pel der Athene Chalkioikos, waren P. und
Amphitrite dargestellt, P. auch auf Münzen
von Gythion, Asopos und Boiai, Journ.of
hell. stud. 7, 66. 68. Mionnet Suppl. 4, 227, 44.
228, 47.
8) In Triphylien bildeten die entweder
direkt aus dem böotischen Orchomenos oder
über Lakonien eingewanderten Minyer (H. D.
Müller, Myth. 1,147. Studniczka, Kyrene S. 64 ff.
(Bursian, Geor/r. 2, 524) bez. Epidaurus oder.
wie Studniczka, Kyrene S, 54, 60 ff., 65 aus
guten Gründen vorzieht, direkt von Böotien
her in dieses Gebiet vordrangen; vgl. O.Crusius
Bd. 2, Sp. 867 ff. Auf Thera stiftete Kadmos
Altäre des P. und der Athena, Schol. Find. P.
4, 11 p. 344. H. 2). Müller, Myth. 1, 146. P.
wurde in einer Felsgrotte verehrt, Boeckh,
Äbh. der Berl. Äkad. 1836 S. 48 (Kl. Sehr. 6,
eine Heptapolis, deren religiöser Mittelpunkt 50 1), und Thera galt bei Apoll. Rhod. 4, 1755
das von den Makistiern d. i. Samiern verwal
tete Heiligtum des P. Samios im Olivenhain
auf dem Vorgebirge Samikon war, Herod. 4,
148. Strab. 8 p. 343. 347. Paus. 6, 25, 6; vgl.
O.Müller, Orchomenos S. 360 ff. Bursian, Geogr.
2, 282. Strabon p. 343 kannte auf den dor-
tigen Vorgebirgen noch mehrere IJoasidia. In
Pylos brachte man P. grofse Stieropfer, Od.
3, 5 — 9. Der König Neleus, der Ahnherr des
für erwachsen aus der Erdscholle, die der
Poseidonssohn Euphemos, nach Studniczka
a. a. O. S. 61. 107 der erst später unter die
Argonauten aufgenommene Vertreter der the-
räisch-kyrenischen Minyer, vom libyschen Triton
erhalten und ins Meer geworfen hatte. Das
dicht bei Thera gelegene Inselchen Hiera
versahen die Rhodier, als es im Jahre 199 v. Chr.
bei einem vulkanischen Ausbruch zuerst auf
milesischen Herrscherhauses, war P's Sohn i;o der Oberfläche erschien, mit einem Heiligtum
(Sp. 2824).
9) In Elis stammten der Eponymos Eleios
(s. d.) und die Molionen von Poseidon ab (Sp.
2800). Diese weist H. D. Müller a. a. O. 1,
212 ff. 234 den böotischen Lelegern, ihren
Vater Aktor den Aeolern zu. Nach Elis wan-
derte auch der Thessalier Salmoneus , P's
Schwiegervater, aus, Apoll od. 1, 7, 7 (Sp. 2824),
des P. Asphaleios (Sp. 2814). Die zwischen
Thera und Astypalaia gelegene Insel Anaphe
hob P. aus dem Meer (Sp. 2816). Wie auf
Thera baute Kadmos auf Rhodos ein Heilig-
tum dem rettenden P. und der Athena in
Ialysos, und die dortigen Poseidonpriester
galten für pbönikische Kadrneer nach Zeno
Rhodius bei Diod. 5, 55. 58 vgl. Bd. 2, Sp. 868.
2843 Poseidon (Kult.i.d.minyisch-kadm.Kol.) Poseidon (ionischer Kultus) 2844
994 vgl. die Verbindung des P. Hipposthenes Ahnherr des kyrenäischen Battiadenhauses
und der Athena Axiopoinos in Sparta, S. Wide, Euphemos war Sohn Poseidons und der Eu-
Lakon. Kulte S. 37. Die rhodischen Teichinen rope oder Mekionike, minyischen Geschlechts,
und Thalassa erzogen den P., und ihre Schwester Studniczka, Kyrene S. 95 ff. 105 ff. 132. Auch
Halia wurde von ihm Mutter von sechs Söhnen König Eurypylos (s. d. no. 6), dem Triton, aber
und einer Tochter Rhodos (Sp. 2831). Am von Studniczka a. a. 0. S. 106. 11 u. Bd. 2, 1744,
(). Theudaisios opferte man auf Rhodos dem dem Aristaios gleichgesetzt, Kyrenes Sohn,
IJoxsiöCivi <Dvrcd(ilco ein Schwein, Ditteriberger war ein Ururenkel P's (Bd. 1, 547, vgl. Bd. 2,
no. 375; vgl. S. 539. Vielleicht weil die Tel- 1719. 1739 ff. 1748). Hier wurde P. Hippios,
chinen (s. Korybanten Sp. 1619) auch wohl io Schal. Find. P. 4, 1, P'J^qpipVioe, d. h. ruirj-
Kureten genannt wurden, hiefs P. in Kameiros o%og (Sp. 2813) verehrt, Schol. Lyc. 749, Wel-
KvQiJTciog Bull. d. Corr. hell. 5, 337 ff. Bei eher G. G. 2, 679, und ntlluviog Hesych., auch
Kdllimachos h. in Del. 31 schmieden sie dem P. hier zugleich Athena Tritonia, Tritogeneia S.
den Dreizack. Rhodische Münzen tragen die Wide, Lakon. Kidte S. 37 ff. Als vermutliche
Aufschrift: TT. slßcpdXtiog, Overbeck, Gr. Kunstm. achäische oder arkadische, jedenfalls vordori-
3, 316. He ad Hist. Nui». S. 542. Der posei- sehe Kolonie betrachtet Studniczka S. 192 das
donische Heros Phalanthos war Herr der Burg Tarentum und Brentesion des poseidoni-
von Ialysos. die er aufgeben mufs, wenn sich sehen Heros Phalanthos: beider Städte Münzen
Fische in seinem Mischgefäfs zeigen, Fraym. zeigen einen Delphinreiter. Sacer custos T St-
ilist, gr. IV S. 405. 481. Athenay. 8, 360; vgl. 20 renti heifst Neptunus bei Horat. carm. 1,28,29,
Studniczka, Kyrene S. 190. Auf Kos, das von Tarentum selber eine colonia Neptunia, Vell.
Epidauriern besiedelt war, herrschte der Pat. 1, 15, 4 Taras galt für einen Sohn P"s,
Meroperkönig Eurypylos (s. d. no. 4), Sohn der vgl. 0. Müller Dor. 2, 369. Welcker, kl. Sehr.
Astypalaia von P. nach v. Wilamoicitz, Isyllos 1, 89. Für Selinunt bezeugt Poseidonskult
S. 51, Studniczka a. a. 0. S. 118. H. B. Mütter, I. G. A. 515.
Myth. 1, 19 ff. Für Kos sind am 4. Artamitios 11) Durch das ionische Insel- und Küsten-
gefeierte TIo6£iödvia und Opfer am 10. Pana- gebiet von diesen minyisch-kadmeischen Sie
mos bezeugt, Paton and Hicks Inscr. of Cos delungen getrennt liegen im nördlichen Meer
436. 401. Bis nach Kos verfolgte der Gott den die äolischen Kolonien, deren südlicher
Polybotes und aus dem diesem nachgeschleu- 30 Teil von den Ioniern je länger desto stärker
derten Felsblock entstand die südlich gelegene beeinflufst wurde. Auf Lesbos opferten die
Insel N isyros (0. Sp. 2815), die auch Poseidon- Penthiliden bei ihrer Ankunft dem P. einen
münzen prägte, Overbeck, Gr. Kunstm. 3, 294. Stier und versenkten der Amphitrite und den
297. Auch Melos verehrte ihn, Bull. d. corr. Nereiden eine lebende Jungfrau ins Meer,
hell. 3, 1879, 323. Auf Karpathos hatte Flut, conv. VII sap. 20 p. 164. Hier ging die
die Stadt Porthmos ein Heiligtum des TT. IJoqQ-- Sage vom poseidonischen Heros Enalos (1, 1244).
(iig, Dittcnberger Syll. no. 331. Hiller v. Gär- Von einer Hirseart hiefs P. 'Elvjiviog oder
bringen, Arch. epigr. Mitteil. a. Österreich 1893 auch 'Elvriog, Et. M. und Hesych. (Sp. 2821).
S. 103. Hier lag auch eine Stadt Potidaion, Münzen von Mytilene stellen die drei Kro-
Ptol. 5, 2, 33. Aus der Geschlechtergeschichte 40 niden Zeus, Poseidon und Pluton-Hades neben-
von Priene, Samos und Milet erhellt, dafs einander (Sp. 2801) mit der Beischrift: fteoi
auch in diese südionischen Gründungen der uxqchol MvriXvvaicov. Mionnet, descript. 3, 46.
Einflufs der Kadmeer hinübergriff (Bd. 2, «72 ff.). 102, vgl. Overbeck, Gr. Kunstm. 2, 207. 3, 315,
Daher galt auch der Eponymos Samos als Neptunalien erwähnt hier noch der Roman
Sohn des Ankaios für einen Enkel des P. und Apollonius v. Tyrus.
der Astj palaia. Doch überwiegt hier wie im II. Verwandt mit diesem Kultus war der
ganzen Insel- und Küstenland des mittleren ionische Poseidonkultus, von den Ioniern
ägäischen Meers das lonertum. Dagegen ausgeübt, die ursprünglich die mittleren Land-
feierten die Dorer der Hexapolis bei ihrem schatten Südböotien, Attika, den Isthmos, die
Bundesfest auf dem karischen Vorgebirge r>o Westinseln und die Nordküste des Peloponnes
Triopion dem Apollon Archegetes, dem Po- von Dyme bis Troezen inne hatten und, von
seidon und den Nymphen Festspiele, und Tri- den Böotern im Norden, von den Achäern
opas galt für einen Sohn Poseidons, Schol. und Dorern auf der peloponuesischen Nord-
Theokr. 17, 68. Halikarnassos s. u. In küste bedrängt, nach Attika und Kleinasien
Kreta war P. Stammgott, durch welchen sich bewegten. Doch hält Ed. Meyer, G. d. A.
König Minos, der heroische Vertreter der dort 2, 239 diese Erzählung für Logographenkom-
angesiedelten Minyer, die Herrschaft bekam. bination. Nach Gilbert, G. G. S. 445 heilst
Lato hatte einen Tempel P's, C. I. G. no. 2554, die Kultgenossenschaft der 'Idoveg nach dem
der hier wie in Olus Schwurgott war. Rh au- Kultnamen ihres Hauptschutzgottes Poseidon
kos und Priansos prägten Münzen mit sei- no ioctQog = Heiland.
nem Bild oder Dreizack und Schiff, Bursian 1) Die Küste der Aegialia (Achaja), die
Geogr. 2, 573. 562. Overbeck, Gr. Kunstm. 3, in die Gewalt der Achäer geriet, aber von
271. 318. 293. 296. Von Thera aus wurde den'Dorern ziemlich unberührt blieb, war mit
um 630 v. Chr. Kyrene gegründet und zwar einer Kette von Kultstätten des P. besetzt:
nicht von der dorischen Nachkolonie, sondern Patrae, Rhion, Aegion, Helike, Aegae,
von der älteren kadmeisch-minyischen, deren dazu das binnenländische Pellene, Paus. 7,
chthonische Heroen Euphemos in Boeotien, 21, 7. 24, 2, 27, 12. Münzen von Patrae,
Eurypylos in Thessalien heimisch sind. Der Overbeck, Gr. Kunstm. 2. 293. 296. In Rhion
2845 Poseidon (Kultus v. Sikyon u. Korinth) Poseidon (Kultus von Korinth) 2846
(d. i. Vorgebirge), das an der achäisch-äto- nach brachte hier der ionische Poseidonsheros
lischen Meerenge des koriuthischen Busens Theseus, von Troezen kommend, dem Gotte
lag, wurden um den dortigen P.-tempel die das erste Stieropfer, das nach der Einnahme
'Pia oder 'Pisia geleiert und dem Gotte, und Korinths die Dorer übernahmen, doch blieb
zugleich dem Theseus von den Athenern nach dabei den Athenern ein Ehrenplatz gewahrt,
einem Seesieg geopfert, Strab. p. 33G, Paus. Dagegen scheint die Wiederkehr der bei der
10, 11, 6. Thuk. 2, 86. Flut. VII sap. conviv. euböischen Poseidonskultstätte Geraistos ge-
19. Gegenüber bei den Lokrern in Antir- legenen Ortsnamen Kromna und Lechaion in
rhion, einer korinthischen Kolonie, scheint den korinthischen Poseidonsörtern Kromna und
P. gleichfalls ein Heiligtum besessen zu haben, 10 Lechaion und vielleicht auch der Kyklopen-
Scyl. per. 37. Curtius Peloponn. 1, 446. Bar- altar des isthmischen Poseidonstempels auf
sian Geoi/r. 1, 116. Gehört hierhin die &v6ia die nach dem Kyklopen Geraistos benannte
v.al TtavriyvQig in Plut. sept. sap. conviv. 19? minyisch-äolische Südspitze Euböas zurück-
Seine Hauptstädte waren Helike und Aegae, zuweisen, Piniol. 37, 36 — 40, wenn den Orts-
schon 11. 8, 203. 13, 21, Od. 6, 381 genannt. angaben der Schul. Aristoph. Bitter 660 zu
Aegae verfiel mit der Zeit, Herod. 1, 145. Paus. trauen ist. Seit 587 v. Chr. wurde das Opfer
7, 25, 7, doch wandelt P. noch nach Pindar auf Anordnung Perianders von Korinth in
zur Festzeit von Aegae zum Isthmos hinüber, jedem zweiten und vierten Jahre des olympi-
Pind. Nem. 5, 37. Helike aber vereinigte, ob- sehen Zyklus und zwar im April, nicht im
gleich die herrschenden Achäer als ihren 20 Herbst (lasgebracht, umgeben von gymnischenT
Hauptgott den Zeus Homarios in Aegion ver- hippischen und musischen Spielen, deren Sie-
ehrten, die 12 Gemeinden der ionischen Aegi- ger ein Kranz aus trocknem Eppich, otllvov
aleia und später Achajas zur Bundesfeier des %i]q6v, nicht aus Epheu, in der römischen
P. Helikonios, Wegen eines Vergehens gegen Kaiserzeit einer aus Fichtenzweigen belohnte,
P. (Sp. 2814) wurde es samt dessen Standbild Unger, Philol. 37, 1 ff. '.». Meinecke, Anal.
372 v. Chr, durch Sturmflut und Erdbeben ver- Alex. S. 37, vgl. O. Müller, Darier 1, 238. Pro-
schluugen, Strab. 8 p. 384. Biodor. 15, 49. leg. S. 271. Buncker, Gesch. d. Altert. 5, 112 ff.
Paus. 7, 24, 5 ff. üverbeck, Gr. Kunst m. 3, 6, 55 ff., vgl. Find. 0. 13, 33. Nem. 6, 40.
239. Von hier ging der Dienst des Heliko- Aristid. Bh. Orot. 1 p. 35. Bind. Schol. Apoll.
uischen P. nach Athen und Mykale über, vgl. 30 Bhod. 3, 1240. Philostr. Iniag. 2, 16. Am
Paus. 7, 24, 5. Isthmos sollte schon Iason die Argo dem Gotte
2) Sikyon, von den ägialeischen Ioniem geweiht haben, Bio Chrysost. 37 p. 524.
als M7\yuovr\ begründet, hatte am Hafen ein Apollod. 1, 9, 27, und wirklich brachten ihm
Heiligtum P's, der mit der Kelusa den siky- die Griechen nach ihrem ersten Persersieg
onischen Flufs Asopos gezeugt hatte, Paus. 2, hierhin die erste eroberte Triere und nach dem
12, 2. 4. Xenophon. Hell. 7, 3, 2. Polyaen. 5, Sieg von Plataeae eine Kolossalstatue des P.
16, 3. Bursian. Geogr. 2, 23. Hier gab Themistokles der Flottenmannschaft
3) In Korinth kreuzten sich der minyisch- ein Opfermahl, und in Poseidons altem Strand-
äolische und der achäisch-ionische Poseidon- tempel stimmte man darüber ab, wer sich im
kult, denn am Südhalse des Isthmus wohnten 40 Perserkrieg das gröfste Verdienst erworben,
in der vordorischen Zeit lonier, der Stadt aber Herod. 8, 123 ff. 9, 81. Paus. 5, 23, 1 ff. Flut.
bemächtigten sich die Aeolier,, Thuk. 4, 42. Malign. 40, 42. Bei den Isthmien erklärte
Auch wurde der korinthische Poseidon- und im Jahre 196 v. Chr. Flamininus die Freiheit
Palaimonkult vielleicht vom Dienste des phoe- Griechenlands. Poseidons Haupttempel lag
nikischen Sonnen- und Meergottes Melikertes hier, mit seinen, seiner Gattin und anderer
(o. Sp. 2790) beeinflufst. (Usener, Die Sint- Meergottheiten Bildsäulen geschmückt, Paus.
flutsagen, 151.) Wie der pythische, olympische, 2, 1, 7, andere Heiligtümer in Kenchreae und
und nenieische Agon scheint auch der isth- Lechaion, wo er auch Lechaios hiefs, Paus. 2,
mische, ursprünglich ein iitLracptog aymv 2, 3, hier verbunden mit Aphrodite, Flut. VII
zu Ehren eines Heros Melikertes, Sinis, 50 sap. conv. 21 p. 164 nach v. Wilamoivitz, H v-
Skiron, erst später den Göttern gefeiert zu mes 25, 225, dazu mehrere Statuen hier und
sein. Der Siegeskranz war Eppich und auch in Korinth, Paus. 2, 2, 7. 2, 3, 4. 5, vgl. Oyer-
der spätere von Fichtenzweigen gleicht einem beck, Gr. Kunstmyth. 3, 234. 240. Von Korinth
Trauerzeichen, Flut. Thes. 25. Schol. Find. kam der Kultus nach Syrakus, das der Ko-
Isthm. p. 350 ff. Paus. 8, 48, 2. Bohde Psyche rinther Archias, flüchtend vor P's Zorn, im
142. P. verdrängte den Melikertes zwar, nahm 8. Jahrhundert gebaut hatte, Plut. ainator. naiv.
aber dessen Leichenfeier mv in das isthmische 2., Biodor, Excevpt. de vivtitt. p. 548 ff. Nach
Fest auf. Im Streite mit dem altkorinthischen Ortygia hatte P. die ihm von Boreas über-
(äolischen? Fleckeisens Jb. 16, 165. 172. Philol. gebene, von Python verfolgte Leto gebracht
N. F. 4, 618 ff.) Helios um das altkorinthische 60 (Sp. 2816). Man schwur hier bei der Histia
Stadtgebiet sprach Briareos diesem Akrokorinth, von Syrakus, dem olympischen Zeus, der
dem P. aber den Isthmus zu, Paus. 2, 1, 6. 4, (Hera?) und dem Poseidon, Kaibel Inscr. Grae-
6. (vgl. Bd. 1, Sp. 2025. 2, Sp. 1105). Der Haupt- cae Siciliae no. 7 = G. I. G. 5367b. Die Ep-
dienst des 'Ia&nov Ssanötas, Isyll. 6, 7, fand onyme einer andern korinthischen Kolonie des
auf dem Isthmus am saronischen Busen bei 8 Jahrhunderts, Kerkyra, die Asopostochter
Kenchreae (Kenchreios, Kenchrios sein Sohn Kerkyra (s.d.), war eine Geliebte P's, die ihm
Sp. 2828) statt und war nach der parischen Phaiax gebar, Biod. 4, 72, Paus. 5, 22, 6.
Marmorchronik ionischer Herkunft. Denn dar- Steph. Byz. s. v ®aia£. Das Gebrüll eines
2847 Poseidon (Kultus in Megaris u. Troezen) Poseidon (Kulte in Attika) 2848
(poseidonischen) Stiers meldete den Kerkyräern 405. löpffer, AU. Geneal. 300, ebenso früh
zahllose Thunfische an (Sp. 2834). Von Korinth Verehrung genossen haben wie bei den pelo-
kam der Kultus des Gottes auch nach Poti- ponnesischen Ioniern, was freilich durch Od. 3,
daia auf der Chalkidike, deren persische Be- "278: Sovvtov Iqov . . . &%qov '4&rtvkov aus ver-
lagerer, da sie sein Heiligtum mifsachtet hatten, schiedenen Gründen nicht bewiesen werden
plötzlich vom Meer verschlungen wurden, Herod. kann. Athen nahm teil an der alten Amphi-
8, 129. Münze mit dem berittenen P. Overbeck, ktyonie von Kalauria (Sp. 2837). Dazu galten
Gr. Kimstmyth. 3, 317, In der die Eponymen der südöstlichen Deinen Attikas,
4) In Megaris hatte die Hafenstadt Nisa Sphettos und Anaphlystos, für eingewanderte
ein Poseidonion, Thuk. 4, 118. Bursian, Geogr. 10 Söhne des ionischen Troezen, Bursian, Geogr.
1. 380. Münze der beiden im 7. Jahrhundert 1, 346, und die troezenischen Könige Aigeus,
gegründeten Kolonien, Kalchedon und By- seinem Namen und seiner Vaterschaft nach
zantion, haben Poseidonsbilder, 0. Müller, ein herosierter P., und sein oder P's Sohn
Dorier 1, 120.. 2, 168. Overbeck, Gr. Kunstm. Theseus, der in einem und demselben Gedichte
3, 294. Der Poseidontempel in Byzanz wurde des Bakchylides Poseidons Enkel d. i. Aigeus'
zu Konstantins d. Gr. Zeit in die Kirche des Sohn und Poseidons Sohn heifst, brachten den
heil. Menas verwandelt, V. Schnitze, Gesch. d. ionischen P. Helikonios nach dem Hügel
Untergangs d. griech.-röm. Heidentums 2, 282. von Agrae am Hissos, wo auch die wahrschein-
5) Troezen, (vgl. Argolis Sp.2838. S.Wide lieh ebenfalls von Troezen her verhältnismäfsig
d sacris Troezeniorum usw.), früher Poseido- 20 spät eingeführte Demeter Thesmophoros ver-
nias, Strab. 8, p. 373, ist neben Helike die ehrt wurde, Bd. 2, Sp. 1292. 1338. Bekker, Anecd.
älteste griechische Kultstätte Poseidons; die gr. 1, 326, 20. Eustath. ad. II. 2 S. 361, 36.
älteren Münzen zeigen den Dreizack, die spä- Paus. 1, 14, 1. Mommsen, Heort. 19, 29. Preller,
teren den Kopf des Gottes. Troezen war die Ztschr. f.d. Altert. 1,835. 791. Rhein. Mus. N. F.
Heimat des Aigeus — Poseidon und der Aithra, 23, 174. v. Wüamowitz, Kydathen 139. E. Cur-
der Gemahlin oder Geliebten desselben, der tius, Stadtgesch. v. Athen 39. 54. So grenzte
Eltern des Theseus Sp. 2793, der denn auch auch vor Troezen der Tempel des P. Phytal-
kurzweg 6 i>r](iiov italg heilst, Lykophr. Alex. mios an ein Heiligtum der Demeter Thesmo-
1324. In seiner Nähe lag die Geburtsstätte phoros (Sp. 2821), vgl. den athenischen Priester
des Theseus, das Genethlion, Paus. 2, 32, 9, 30 des P. Phytahnios einer Sesselinschrift, Gl. A.
und zwischen Troezen und Hermione am Flusse HI 267. An der heiligen Strafse in Lakiadai
Taurios, der Theseusstein 2, 32, 7. Als TL. ßaai- nahe der Kephisosbrücke, wo einst Phytalos,
Xsvg, der wohl mit dem lloliov%og bei Plut. ein Rest des P. Phytalmios ? Bd. 1, Sp. 1323, die
Thes. 6 identisch ist, teilte er wahrscheinlich Demeter aufgenommen hatte, wurden in einem
mit der Athena Polias und Sthenias nach ihrer Heiligtum dieser Göttin und ihrer Tochter auch
Versöhnung (Sp. 2833) den Besitz der Burg P. , Athena und Zephyros verehrt, und am
innerhalb der Stadt, Paus. 2, 30, 6. Die Ver- Kephisos reinigten die Phytaliden den unter
bindung mit ihr bezeugen auch troezenische vielen Kämpfen von Troezen her einwandernden
Münzen, S. Wide, Lakon. Kulte S. 40. Vor Theseus von vergossenem Blut, Paus. 1, 37, 2, 4,
der Stadtmauer lag das Heiligtum des P. 40 vgl. Bd. 2, Sp. 1292. Mannhardt, Myth. Forsch.
'ht'Tc'duiog, der im Zorn mit Salzwasser die Flur 259. Mommsen, Heortol. 441. Töpffer,Att. Geneal.
verwüstet, dann, durch Opfer begütigt, befruchtet 252. Plutarch bezeugt nicht nur einen gemein-
hatte, darüber das Heiligtum der Demeter Thes- samen Kult des P. und der Demeter, weil Salz
mophoros, eine Stiftung des Althepos, Sohns des und Brot als notwendigste Nahrungsmittel zu-
P. (Bd. 1, Sp. 261. 2. Sp. 1296), Paus. 2, 32, 8, vgl. sammengehörten , in einem nicht näher be-
_R. Brown, Semitic influence in Hellenic mytho- stimmten Tempel, sondern auch als verbündete
logy S. 103. Auf einen P. Geraistos weist Ackergottheiten Zeus Hyetios, P. Phytalmios
vielleicht die troezenische Geraistia (Sp. 2794), und Demeter Proerosia, d.h. die am Proerosien-
auf einen P. Genethlios (Sp. 2826) jenes Ge- fest gefeierte Demeter, vgl. Manul), a. a. O. 258.
nethlion des Poseidonsohnes Theseus hin. Sei 50 Beim Demetertempel in Kerauieikos stand ein
es als Nebenbuhlerin des wohl ursprünglichen Reiterbild des P. (? Sp. 2815). Mit den eleu-
Vorortes der Kalaurischen Amphiktyonie, Her- sinischen Haloeu der Demeter, Köre und des
mione, sei es als streng ionische Stadt, hatte Dionysos war eine Pompe P's verbunden, Bekker,
es trotz nächster Nachbarschaft keinen Anteil an Anecd. gr. 1, 385. Mommsen, Heortol. 320.322,
diesem Bunde. Von Troezen ging der isth- und in Eleusis wurde P. als IIuri]Q und zwar
mische (Sp. -J846), der halikarnassische, G. I. G. des Ahnherrn der Demeterpriester und des
2655, und ein Teil des athenischen Poseidon- Hauptkämpfers gegen die Erechtheiden, des
dienstes aus (s. u.). Auch nach Poseidonia Eumolpos (s d.), verehrt, Paus. 1, 38, 6; vgl.
(Paestum) brachten die aus Sybaris vertriebenen Preller in Paulys Encycl. 5, 557.
Troezenier seine Verehrung, und die Münzen 60 Wie P's Verhältnis zur Demeter, ist auch
tragen sein Rofs, Welcher, Gr. G. 2, 673. Ooer- das zur Athene Polias insofern ganz troezenisch
heck, Gr. Kimstmyth. 3, 226. gestaltet, als sie und er zuerst um den Besitz
6) In Attika wird P. namentlich bei den des Landes stritten und die Götter oder die
Ioniern der Paralia z. B. in Sunion oder Pha- alten Landeskönige zu Gunsten der Athene als
leron, dessen Bewohner später mit Phönikern der echten Landesherrin entschieden, auch in
einen Rechtsstreit über das poseidonische Attika P. mit seinen Fluten gegen die Küste
Priesteramt hatten, Dionys. H. de Dinarcho 10. tobte, bis eine Versöhnung erfolgte. Aber die
Welcher, G. G. 1, 640. Wachsmuth, Stadt Athen altattische Überlieferung fügt nun den Zug
2849 Poseidon (Kulte in Attika) Poseidon (Kulte in Attika) 2850
hinzu, dafs P. zuerst mit seinem Dreizack aus zackstofses gesehen habe, untersucht Borr-
dem Felsen der Burg eine Salzquelle hervor- mann, Mitt. d. athen. Inst. 6, 1881, 372. Wie
stiefs, Athene aber darnach kam, um auf dem- so oft, trat der Gott hier einer lokalen Ge-
selben im Pandrosion den ersten Ölbaum zu staltung feindlich gegenüber. Denn Erechtheus
pflanzen und darauf den Preis von den Göttern wurde nicht nur vom Sohne P's, Eumolpos
erhielt, •während nach späterer Sage Athene (s. d.), von Eleusis her in seinem Besitz be-
zum Beweis ihrer Macht sofort vor den Göttern droht, sondern auch von P. selber, indem dieser
durch den Wurf ihrer Lanze den Ölbaum her- dessen Haus überschwemmte. Aber einem
vorzauberte und der Salzquell P's entweder Orakel zufolge empfing darnach der agrarische
als Symbol der Seeherrschaft gedeutet oder durch^io Dämon auf dem Poseidonaltar vor dem Erech-
die Schöpfung des Pferdes ersetzt wurde, wo- theion Opfer, Apollod. 3, 15, 5, vgl. Welcher.
rauf jener Schiedsspruch der Götter oder wohl G. G. 1, 637. — Ein Sohn des athenischen
besser der Landeskönige erfolgte, Herod. 8, 55. Königs Pandion, Butes (s. d. nr. 2), wurde der
Apollod. 3, 14, 1. 3. Paus. 1, 24, 3. 5. 26, 5. Ahnherr des Geschlechts, das den von ihm ein-
Strab. p. 396, vgl. Bd. 1, Sp. 683. Gerhard, Abh. geführten gemeinsamen Dienst von P. und
d. Berl. Akad. 1850 S. 163 ff. 185. Curtius, Athena als erbliches Ehrenrecht befafs, Apoll.
Stadtgesch. v. Athen S. 24. 35ff. 151. Robert- 3, 15, 1. Harpocrat. Bovxr\g. 'EtEoßovrddai.
Preller4 1, 202 203. Anm. 1. Auf der Burg Eustath. ad Riad. 1 S. 13, 50. G. I. A. II 1656
blieben der verkümmerte Stamm des Ölbaums = C. I. A. III 302. Bei der Feier des Athena-
und der Salzquell, Strab. p. 396. Poseidon 20 festes der Skirophorien trug der Priester des
teilte nun mit der Athena Polias ihr ältestes P.-Erechtheus in der Prozession einen grofsen
Heiligtum auf der Burg, wie wahrscheinlich weifsen Schirm, Mommsen , Heortol. S. 441.
auch in Troezen (Sp. 2847), indem er bildlos, Nach Strabon p. 397 hiefs deshalb Attika bald
sie im Bilde zusammen in einer Doppelcella Athenai, bald Poseidonia. Später hatte P. noch
des Erechtheions verehrt wurden, Dümmler, andere Heiligtümer mit Athena gemein, z. B.
R. E. 2, 1950 ff. Doerpfeld, Mitt. 22, 159 ff. Rhein. eins, in dem ein Lethealtar stand, Plut. Sympos.
Mus. 51, 127. 53, 230 ff. Die Anknüpfung dieses 9, 6, ein anderes, mit einem Schatz versehenes-
Streits an die Burgolive möchte Mannhardt auf dem Kolonos Hippios als P. Hippios
a. a. 0. S. 29 in das 6. Jahrh. setzen, in dem mit der Athena Hippia, C. I. G. 527. C. I. A.
die fremde Kunst der Veredelung der Obst- 30 I. 197. Mtsber. d. Berl Akad. 1873 S. 573.
bäume und ihr Anbau namentlich in Attika Soph. Oed. Col. 54. Thukyd. 8, 67. Paus. 1.
zu nationaler Bedeutung gedieh, vgl. Hehn, 30, 4. Plut. Thes. 36. C. F. Hermann, de sacris
Kulturpflanzen 95. Wesentlich unterscheidet Coloni. Müller, Aeschyl. Eumen. S. 170. Auch
sich der athenische Poseidon - Athenarnythus Sunion war der Athena und dem P. geweiht,
vom troezenischen dadurch, dafs P. nach dem der hier einen Tempel hatte und durch eine
Kampfe neben der Göttin des Erechtheions als penteterische Regatta geehrt wurde, C. 1. A.
II. 'EQti&ivg verehrt wurde und zwar nach einer 1.196.273. Herod. 6, 87. Howiägarog Aristoph.
Weihinschrift schon des 5. Jahrhunderts. Im Ritter 560, vgl. Preller* 1, 473. 485. Mommsen,
P. Erechtheus steckt ein allen andern Posei- Heortol. S. 27. 197. Nach dem Siege von
dondiensten fehlender Lokalgott der älteren 40 Salamis wurde hierhin eine phönikische Triere
attisch-ionischen oder minyischen oder pelas- gebracht, Herod. 8, 121. Auch unter seinen
gischen Bevölkerung, Ed. Meyer, Philol. N. F. wie anderer Götter Schutz war eine laurische.
2, 48, 486. Studniczka, Kyrene S. 62ff. Sein Silbergrube gestellt: IIoaEiScovia-Kov, iiti Sowie»
Name fStofser, Schläger, Brecher' von tQt%&co, IIoasidcovLay.ov , C. I. G. 162, Tempelschatz,
deutet auf das Zerreifsen der attischen Küste C. I. A. 1, 196. 207. 273. Nach der parischen
durch die Wellengewalt und gehörte wohl Marmorchronik ep. 3 begann nach der Urzeit,
einem der vielen dämonischen Prototypen des des Kekrops und Deukalion ein anderer Streit
P. und zwar des P. Gaieochos an, vgl. Preller P's mit einer andern attischen Gottheit, Ares.
I4, 203, während Usener, Götternamen S. 140 Dieser hatte jenes S. Halirrhothios (s. d.
in ihm einen cBrecher' sieht, der ebensogut 50 Sp. 2831), dessen Name, übrigens wohl erst dem
den Erdschollen, die er fruchtbar macht, wie Zeitalter der Orphiker und des Aeschylos an-
den Meereswellen gelten könne. Darum ist gehörend (Mannhardt, A. W. F. S. 29), auch
auch Erechtheus in Athen der Vater der stür- als Beiname P's vorkommt (Schol. Pind. O. 11,
mischsten Nereide Oreithyia (s. d. no. 2). Bald 83), getötet, weil er seiner Tochter, der Quellen-
verschmolzen beide Namen zu II. 'EQtx&svg, nymphe Alkippe, Gewalt angetan hatte, und
Athenag. leg. 1. Hesyeh. s. v. 'Epf^av. Vit. wurde deswegen von P. verklagt, jedoch von
X or. 843 B G. C. I A. I 387, bald werden sie den 12 Göttern auf dem Areopag freigesprochen-
nebeneinander gerückt: ö IsQtvg H. rairß%ov ^s. o. Ares Bd. 1 Sp. 484). Nach andern schlug
y.ai 'EQ£%fr£(ag, C. 1. A. 276. 805, aber auch 6 Halirrhothios fehl, als er Athenas heiligen Öl-
isQivg LJ. 'EQ&%&hog Fß/rjö^or, C. I. A. III 805. 60 bäum umhauen wollte, traf seinen eigenen Fufs
Auch Pausan. 1, 26, 5 hielt beide auseinander. und starb (vgl. Mannhardt a. a. O. S. 28). Un-
Vgl. den IT. 'EQi^ovtog, Apollod. 3, 15, 1. verknüpft mit Athena und Demeter waren der
Mommsen, Feste der Stadt Athen S. 12. Den vom Eteobutaden Lykurg gestiftete ccycov Ho-
Salzwasserbrunnen nannte Apollod. 3, 14, 1, 2 ottdüvog im Peiraieus, der mit kyklischen
fräXccaacc 'Egey^r^g, deren Lage im Tempel der Chören ausgestaltet war, Plut. X oratt. 7, 13,
Athene Polias nicht festzustellen ist. Ob die vgl. Mommsen, Heortol. S. 189, und die länd-
Legende in den drei Spalten unter der Nord- liehen weinlosen dem Uoas idiavi %au<xi£rjXo>
haue des Erechtheions die Spuren des Drei- (Sp. 2822) dargebrachten Opfer, die auf den
Boschek, Iiexikon der gr. u. röm. Mythol. HI. 90
2851 Poseidon (Kulte in Attika) Poseidon (Kulte in d. ionisch. Kol.) 2852
8. Poseideon fielen, I. C. A. III. 77, vgl. Mommsen sehende Stellung des delischen Apollon hinder-
a. a. 0. S. 40. 323. Ihm war ja der 6. etwa lieh. Doch nannte ihn Eurip. Tro. 48 ff. wohl
unserm Dezember entsprechende Monat IIoGei- mehr im homerischen Sinne (Sp. 2800) xbv
dswv geweiht, hinter dem der attische Kalender yivsi uy%i6tov narQog (der Athena) ^iyav rs
im Schaltjahr sogar noch einen andern IJoosl- Ski^ov' iv %tolg t& zI^llov und Aristoph., Bitter
öscov einschob, Grimm, G. D.S. 111. In den Rofs- 562 scherzhaft den Lieblingsgott der Athener
und "Wagenspielen und der Regatta der Pana- zur Zeit des Pyloszugs. Während Solon als
thenäen ist vielleicht eine Einwirkung des mit Staatsschwurgötter Zeus, Apollon und Demeter
dem Athenakult so eng verknüpften Poseidon- vorschrieb, ist im Heliasteneid neben Zeus und
kultes zu verspüren, Mommsen a. a. 0. S. 34. 38. io Demeter P. Schwurgott bei Demosth. XXIV
197. — Auf dem Westgiebel des Parthenon 151, auch im Demos Aixone, Lolling, 3Iitth.d.
i's. Sp. 28(51 f.) trifft P. in höchster Erregung mit ath. Inst. 4, 1879, 202, in Kephisia, C. I. A. 3,
Athena zusammen, auf dem Ostgiebel sitzt er 815. Ferner werden als Schwurgötter im Ver-
ruhig unter den Göttern, unter denen Athena trag Athens mit Keos im J. 363 Zeus, Athena,
zum ersten Male auf dem Olymp erscheint; im Poseidon und Demeter und mit einem Thraker-
östlichen Cellafries thronte der attische Götter- fürsten im J. 359/8 Zeus, Helios, Poseidon,
verein von 12 Göttern, darunter P. und Apollon Athena und Ares angerufen, C. I. A. 2, 66b.
(unt. Abb. 15) neben einander, Welcher, G.G. 2, 173. Dittenberger, Sylt. nr. 79. 89, vgl. Mitth. d.
Overbeck, Gr. Kunstm. 3, 235. Auf dem Markte ath. Inst. 2, 152. Preller l4, 110. In der jungen
errichtete der jüngere Peisistratos, des Hippias 20 athenischen Kolonie Thurii hiefs II. ügöcpav-
Sohn, einen Zwölfgötteraltar, Herod. 2, 7. zog, Tzetz. Lykophr. 522.
6, 108. Thuk. 6, 54, auf dem wahrscheinlich, 7) Mächtig breitete sich der ionische Po-
wie auf der Ära Borghese, Poseidon und De- seidonkult über die Kykladen und weiter
meter zu einem Paar gruppiert waren, vgl. über die kleinasiatische Westküste aus.
Welcher, G. G. 2, 163. Preller l4, llOff. Im Keos beschwört einen Vertrag mit Athen
städtischen Kerameikos gefundene Bruchstücke auch bei P. (s. oben), Syros verehrt den P.
eines Zwölfgötteraltars scheinen Poseidon zwi- 'i6cpdXeiog, C. I. G. 2374h, auf Mykonos (s.
sehen Artemis (?) und Aphrodite zu stellen, oben) opfert man am 12. Poseideon, des dor-
Mitt. d. ath. Inst. 4, Taf. 20 S. 337. Hinter tigen ersten Monats, dem P. Teiievirwg einen
der Stoa basileios im Kerameikos lag eine 30 weifsen Widder, dem P. (friniog für den vom
andere Stoa, geschmückt mit einem die 12 Meer ausgeworfenen Seetang (rö (pvxog) ein
Götter darstellenden Gemälde Euphranors, der weifses Lamm und selbigen Tags der Demeter
nach Valerius Maximus VIII 11, 5 den P. mit Xlor\ zwei Schweine, Dittenberger, Syll. no. 373
dem höchsten Aufgebot seiner Kraft so er- (s. 0. Bd. II, 1302). Sein Fest hiefs IIogIShcc,
haben darstellte, dafs es ihm nicht gelang, Hofs, Inscr. gr ined. H n. 145. Auch auf De-
seinen Zeus über jenen zu steigern, Paus. 1, 3. 3, los, das von P. aus der Meerestiefe gehoben
vgl. Overbeck, Gr. Kunstm. 3, 239. Zweifelhaft war und ihn ' '' lTt%r\yixr\g (Sp. 2825), auch ccl'atog
ist, ob die unweit des Demetertempels im Kera- und den Aegaeischen nannte, hatte er einen
meikos errichtete, von Pausanias dem P., in Tempel und Poseidoniasten , G. 1. G. 2271.
ihrem Epigramm aber einem andern zuge- 40 2331 ff. Verg. Aen. 3,74. Dittenberger, Syll.
schriebene Statue eines Reiters, der auf einen n. 250 ; vgl. seinen mit Amphitrite gemeinsamen
Giganten, Polybotes (Sp. 2815), seinen Speer Tempel und seine Feste auf Mykonos, Syros
schleudert, wirklich dem Gotte galt? Mikon und Tenos. Tfjvog ist nach Gilbert, G. G.
hatte auf dem dritten Bilde des Theseion den S. 445 f. Stätte des Tfjv = df\v, d. h. Poseidon,
Theseus gemalt, wie er aus der Tiefe tauchte, und sein dortiger Beiname iargög (Philochoros
durch den Goldkranz der Amphitrite als 184. Clem. Protr. p. 26) bedeutet den Schutz-
Sohn des Poseidon beglaubigt, Paus. 1, 17, 3. gott der 'Iccovtg, für die alle der Poseidonkult
Hesych führt einen II. Kvvdör\g und einen 71. auf Tenos verbindend gewesen sei wie der
'Elärng für Athen an. Kvväöng kann aber Apollkult auf Delos. Allerdings waren hier
nicht, wie B. Brown, Semitic influence in Hei- 50 Poseidon und Amphitrite in zwei Kolossal-
lenic mythology S. 102 meint, den verächtlichen statuen dargestellt. Sein herrlicher Haintempel
Sinn ''hundsköpfig' oder 'unfrei, niedrig' haben. aufserhalb der Stadt enthielt grofse Speise-
Auch Herakles heifst Kynadas, vgl. Bd. 2 Sp. räume für die Festgenossen der Poseidonia,
1704. Doch stand P. in Attika wohl immer Strab. 10 p. 487. Tacit. ann. 3, 63. C. I. G.
hinter den andern grofsen Göttern, von der 2329 — 2334. Preller, G. M. I4, 579. Münzen
hier minder angesehenen Hera abgesehen, zu- Overbeck, Gr. K. 3, 238. 293. 351. Skyros
rück, selbst hinter Hermes und Hephaistos. war als Todesort des Theseus ein Mittelpunkt
Nur in seiner Verbindung mit Athena und des Poseidonmythus. Aniorgos verehrte P.
Demeter gelangte er zu höherer Bedeutung, neben Zeus und Hera, Mitth. d. ath. Inst. 1,
doch war er auch darin mehr ein nicht ganz 60 1877, 330. Um Naxos stritt P. mit Dionysos,
erfolgreicher Nebenbuhler, als ein gleiehbe- Flut. Quaest. conv. IX 6 p. 741. Die Inschrift
rechtigter Genosse, wie er denn auch im von los: Aio .... ^vxaXyu'no bei Bo/'s, Inscr.
eigentlichen Innern der Stadt kein eigenes gr. ined. II nr. 87, vgl. Boeckh. C. I. A. n
Heiligtum besessen zu haben scheint, Gerhard S. 1084 geht doch wohl auf Dionysos und nicht
■a. a. O. S. 163 Anm. 27. 39. Erst seine retten- auf P. (Sp. 2848). An der kleinasiatischen
den Thaten im Perserkrieg verschafften ihm Küste scheint in der Stadt Halikarnassos,
höheres Ansehen (Sp. 2810), doch war ihm im obgleich sie der dorischen Heptapolis ange-
attischen Seebund ohne Zweifel die beherr- hörte, ionischer Charakter vorgeherrscht zu
2853 Poseidon (Kulte in anderen Kolonien) Poseidon (in der Kunst) 2854
haben nach dem Verzeichnis der Priester am Gr K. 3, 321. Fremdartiger war wohl der in
dortigen Heiligtum des P. Isthmios aus dem einem mit einem xvua versehenen Tempel ver-
2. oder 1. Jahrh. v. Chr. C. I. G. 2655. Bitten- ehrte karische Zenoposeidon, C. I. G. 2700.
berger, Sylt 372. Der 7. Poseidonpriester war Athen. 2, 15 p.42. 8, 18 p.337(=Zeus Osogos?)
der Gründer der Stadt, Anthas aus Troezen, in Mylasa, Paus. 8, 10, 3, vgl. Welcher, G. G.
0. Müller, Borier 1, 107 ff. 403. 2, 52<> : Buncker, 1, 641. Münzen zeigen ein Rofs, Welcher, G. G.
Gesch. d. A.b 5, 92. 236. Mayer, Giganten 139. 2, 674, eine stellt ihn dar in der Linken den
Etwas weiter nördlich entfaltete sich mächtig Adler, in der Rechten den Dreizack, zu den
der Dienst des aus Helike (Sp. 2845) stammen- Füfsen einen Seekrebs, Preller, G. M. I4, 581.
den P. Helikonios in den zwölf ionischen io Auf unsicherer Ergänzung des ~\vi Ku-
ßundesstädten Kleinasiens und in den Stier- g£coi beruht die Deutung der Inschrift aus dem
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opfern der Panionien auf dem Vorgebirge bithynischen Lop odion auf ein Poseidonopfer,
Mykale, Herod. 1, 148. Biod, 15, 49. Schal vgl. Kaseos und Zeus Kasios (Bd/2, Sp. 970. 972).
11. 20, 40. C.I. G. 2909. Preller, Gr. M. 1\ 579. In Afrika prägte Alexandria Münzen mit
Buncker, G. d. A.5 5, 196. 199. Am frühesten P. Isthmios, Overbeck, Gr. K. 3, 416. Kyrene
scheint ihn hier Priene verehrt zu haben, (Sp.^2844).
das die Verwaltung des Opfers beanspruchte, Über Syrakus s. Sp. 2846. Unsicher ist
Strab. 8 p. 384. 14 p. 639, dann nahmen Mi- das hochgeehrte Heiligtum, das sein Sohn
let, Myus, Ephesos Teil, ferner Chios, Orion ihm an der Meerenge zwischen Sizilien
Samos, Erythrae, Teos, Kolophonu.s.w., 20 und Italien auf dem Vorgebirge Peloron bei
aber nicht Smyrna. P. Helikonios tritt be- Rhegiuin gestiftet haben sollte, Biodor. 4, 85,
sonders in Milet hervor, das der wahrschein- vgl. Preller, G.M. I4, 4M. Tarent (Sp. 2844).
lieh in Ionien zu einem Sohne P's gemachte Poseidonia (Paestum) in Lukanien empfing
Kodride Neleus gründete, und wo er auf dem seinen Dienst von Troezen, das auch den Na-
Poseideion einen Altar errichtete (Bd. 3, Sp. men Poseidonia führte. Die Münzen stellen
111 ff.). Über den P. in Teos Paus. 7, 24, 5; ihn mit einem Dreizack, auch wohl mit einem
Samos Strab. 14 p. 637, vgl. Paus. 7, 4, 1, hier Seedrachen dar, Preller, G. M. I4, 595. Schon
auch 'Kita-Ktcilog Hesych; Chios Paus. 7, 4, 8. vor dem ersten römischen Lectisternium grie-
Strab. 14 p. 645. Bull. d. corr. hell. 3,1879,323; chischer Götter 399 v. Chr. war der Poseidon-
P. Phytalmios in Erythrae Bittenberger , Syll. 30 kult vermutlich aus Tarent oder Poseidonia
370, 30. Als das Opfer von Mykale verlegt nach Rom gebracht und hier staatlich aner-
werden sollte, opferten die Ionier am Mutter- kannt worden (s. Neptunus Sp. 203).
altar zu Helike im J. 373 v. Chr. (Sp. 2845). [E. H. Meyer.]
Es wurde nach Ephesos übertragen, Biod. 15,
49. C. I. G. 3028. und ging zuletzt im Dienst Poseidon in der Kunst.
der Artemis auf(?), K. F. Hermann, Gottes- Material: Overbeck, Griech. Kunstmytho-
dienstl. Alterth. § 66, doch dauerte der Bund logie 3, 2. S. 209—406; Atlas Tat*. 11—13. —
der 12 oder vielmehr 13 ionischen Städte unter Müller -Wieseler -Wemicke, Bkm.4 2, Taf. 12 —
Milets Leitung noch lange fort, Marquardt, 16; S. 141 — 196. — Beinach, Bep. de la sta-
Röm. Alterth. 4, 187. Poseidondienst zu Ephe- 40 tuaire 2, S. 27 — 30; 3, S. 10; Bep. des vases
sos bezeugen aufser C. I. G. 3028 Collect, of 2, Index s. v.
anc. greek inscr. Neivton III nr. 426. 427; die Wenn in Kult und Sage Poseidon schon nicht
jugendlichen Weinschenken an seinem Fest, die gleiche Bedeutung hat, wie sein älterer
den TavQta, hiefsen Tuvqoi , Gtihl, Ephesiaca Bruder Zeus, so tritt er in der bildenden Kunst
122. Athen. 10 p. 425 c. Eine Münze 77. kßcpd- noch mehr hinter jenem zurück. Das liegt zum
hog Overbeck, Gr. K. 3, 316. Auch in der alt- Teil an der geringeren örtlichen Ausdehnung
milesischen Kolonie Kyzikos feierte man das seiner Verehrung, zum Teil daran, dafs die Orte
l'oseidonsfest der Tccvqmx, wonach ein Monat seiner Hauptkulte nicht gleichzeitig die Sitze
Taureon hiefs. Die isQonoicä an der Synode selbständiger Kunstschulen waren (Korinth,
dieses Taureon wurden Q-cxXccg gi oci genannt, 50 dessen Poseidontypen wir am besten kennen;
Welcker, Gr. G. 2, 674. Münze Overbeck, Gr. Arkadien; Boiotien; Unteritalien. Die Kunst
K. 3, 321. In Phanagoria an der Maeotis der kleinasiatischen Küste ist zu wenig be-
wurde der Gott in einen sarmatischen P. ver- kannt, um ein Urteil zu erlauben). — In
wandelt, C. I. G. 2123. der älteren Zeit schliefsen sich die Poseidon-
in weniger sicher nachweisbarem kolonialen darstellungen vollkommen an die allgemeinen
Verbände stehen die kleinasiatischen Kulte in Typen der grofsen Götter, namentlich des Zeus
Patara in Lykien: 77. 'Edgaiog Journ. of hellen. an. Auch die phidiasische Zeit schafft noch
stud. 10, 81, wohl = kocpdXiog; im Delta kein individuell durchgearbeitetes Ideal. Erst
Xanthi C.I. G. 4267. 4411; bei Aegae in die Bildungen des 4. Jahrhunderts und die
Kilikien 77. kacpäXtog und Aphrodite Euploia, 60 der hellenistischen Zeit werden dem beson-
C. I. G. 4443, beide verbunden auch in Ponti- deren Charakter des Gottes ganz gerecht,
k ap a i o n , Latyschew, Inscr. or. sept. Ponti Eux.
2, 25; in der Binnenstadt Apameia in Phry- L Die ältere Kunst und die Epoche des
gien, das ihn nach Strab. 12 p. 579 wegen der Phidias.
Erdbeben verehrte und nach dem Sohne P's Wesen und Handlungen des Poseidon sind
Kelainos auch Kelainai hiefs , Usener , Bie nicht so besonderer Art, dafs die altertümliche
Sintflutsagen 50. Ankyra in Phrygien prägte Kunst die Anregung zu individuell durch-
Münzen mit P. in der Kaiserzeit, Overbeck, gebildeten Darstellungen daraus hätte em-
90*
2855 Poseidon (Attribute; Dreizack) Poseidon (Formen des Dreizacks) 2856
pfangen können. Vielmehr entsprechen seine dafs der Darstellung der Typus des steinheben-
älteren Bilder völlig den Vorstellungen, welche den Theseus zu Grunde liegt. — Ferner ge-
sich diese Epoche im allgemeinen von einem braucht Poseidon den Dreizack, der ja gelegent-
im Mannesalter stehenden olympischen Gotte lieh auch in Wirklichkeit im Kriege benutzt
macht. Die Unterscheidung von Zeus, Dio- wurde (Wieseler, de usu trid. 8), als Waffe
nysos u. a. geschieht nur durch äufserlich zu- gegen die Giganten (Overbeck, Atlas 12, 25 — 27.
gefügte Attribute; ebenso sind die Situationen, 13, 1. Elite 3, 12). In der Regel führt er ihn
in denen Poseidon erscheint, meist die allge- aber wie ein Szepter und allgemeines Ab-
mein typischen (Auffahrt, Gigantenkampf, zeichen, das er sogar bei Liebesverfolgungen
Liebesverfolgung); auch das einzige monumen- 10 nicht aus der Hand läfst (arj^alov roü ftsov
tale Bild archaischer Zeit, das wir besitzen, Aisch. Hiket. 218. öoqv x.al Gy.f\nxoov Schol.
ist nur eine Variation des allgemeinen „Apollonu- Ilias 13, 59).
typus. Die Form des Dreizacks ist in der
Die Attribute des Poseidon sind Drei- Hauptsache stets dieselbe: ein etwa manns-
zack und Fisch; eine Erweiterung der Charak- langer Schaft, an dem oben eine dreiteilige
terisierung findet gelegentlich durch Tiere (Stier, Gabel sitzt. In den Einzelheiten kommen je-
Pferd) oder durch Meerwesen statt. Schiffsteile doch grofse Verschiedenheiten vor, die zum
kommen erst seit der hellenistischen Zeit vor. Teil spielende dekorative Fortbildungen sind,
Der Dreizack — rgiaiva, rgiödovs, l%&v- zum Teil jedoch zweifellos darauf zurückgehen,
xevTQOv (Poll. 10, 133), tridens, fuscina — ist 20 dafs die Künstler an den wirklichen Fischer-
ursprünglich die Fischerharpune, mit der na- harpunen diese Varianten sahen,
mentlich Thunfisch und Delphin (Wieseler, de Die einfachste Form ist die Gabel mit
usu tridentis 14), aber auch kleinere Seetiere rechteckig angesetzten geraden Zinken ohne
gespiefst werden, und die noch heutzutage in Widerhaken (Overbeck, Atlas 13, 6; 10, 15.
südlichen und nördlichen Meeren in Gebrauch 12, 8). Manchmal ist der mittlere Zinken et-
ist. Der Speer hat zwei Nebenzacken, um das Ab- was länger (11, 19; 21; 23; 26. 12, 2; 9; 12.
gleiten vom runden Leibe glatthäutiger gröfserer 13, 2; 3; 8). Bisweilen krümmen sich die
Fische zu verhüten. Der Dreizack wird von beiden äul'seren Zinken nach aufsen (ebda,
einer ganzen Anzahl von Göttern und Dämonen 11, 18; 26. 12, 25. 13, 1; 2), seltener ist der
geführt, die z. T. lose oder gar nicht mit dem 30 verbindende Querstab nicht gerade, sondern
Meere in Beziehung stehen (Stephani, Compte rund gezeichnet (13, 7. Elite 3, 14). In der
rendu de St. Pe'tersbourg 1866, 90 f. Wieseler, Regel tragen die Zinken lanzenblattähnliche
de vario usu tridentis; de diis Graecis Roma- Spitzen (11, 17), die auf den sorgfaltiger ge-
nisque tridentem gerentibus, zwei Göttinger zeichneten Vasen stets mit Widerhaken ver-
Univers.-Progr. 1872). Poseidon führt ihn sehen sind (11, 16; 23; 24. 12, 2 ff.). Oft sind
ursprünglich als Herr und Jäger der Fische dabei die mittleren Haken doppelseilig, die
{Aischyl. Septem. 131. Lukian piscator 47. äufseren blos einseitig, was zweifellos auf Be-
Anthol. 6, 38. Varro de r. r. 3, 17, 2) und als obachtungen an Fischerhaken zurückgeht. (11,
Gott der Fischer, der ihnen zu gutem Fang 18; 22. 12, 1; 4—6; 14. 13, 3; 4; 14). Auf
verhilft (sf. Vasenbild, Elite ceram. 3, 14: 40 schwarzfigurigen Vasen finden sich bisweilen
Herakles angelnd, dabei Poseidon und Hermes, am Schaft dicht unter der Gabel eine oder
alle drei drollig auf Klippen im Meer sitzend). mehrere kleine Querleisten oder Scheibchen,
Im gleichen Sinne trägt der Gott einen Fisch sei es zur Verstärkung oder zur Verzierung
in der Hand (s. u.). — In Erweiterung der (11, 17 — 19; 24).
ursprünglichen Bedeutung wird der Dreizack Dekorative Fortbildung ist es, wenn statt der
zum Symbol der Macht, mit dem Po- lanzenartigen Spitzen blumen- oder blattartige
seidon als wohlthätiger Gott die Quelle aus Gebilde gesetzt werden (sf. Vase Atl. 11, 15).
dem Felsen springen läfst (Hygin fab. 169. Besonders häufig ist dies auf den korinthischen
Vase Abb. 8 = Gerhard, A. Kl, 11, 2 = Pinakes der Fall (Furtwängler, Berliner Vasen,
Elite ceram. 3, 18 == Overbeck, Atlis 13, 6; 50 348. 387 vollständige Lotosblume. 447. 450.
in der Wiedergabe bei Gerhard ist das her- 471. 802. 803. 811. «38. 843. 3920. A. D. 1, 7,
'r^'
vorbrechende Wasser angedeutet), mit dem 24; 28. 2, 23, 1; loa; 17. 24, 3; 8), auf denen
er ferner als Erderschütterer die Er <l e spaltet die Maler überhaupt ihrer Phantasie Freiheit
oder als Herrscher des Meeres die Wogen auf- lassen. Denn hier kommt auch gelegentlich
wühlt (Od. e 291), was aber naturgemäfs kein ein vier- (347 = A. D. 2, 24, 8) oder fünf-
Gegenstand der Kunst geworden ist. Nur auf zackiger 'Dreizack' vor( 379. 464. 385 = A. D.
einem etruskischen Skarabäus der 2. H. 2, 24, 6). Sehr zierlich ist die Bildung auf
des 5. Jahrh. v. C. ist wahrscheinlich der „Erd- dem Pinax A. D. 2, 24, 11 (drei dünne ge-
erschütterer-1, gemeint, der seinen Fufs gegen schweifte Stäbe als Zwischenstück zwischen
einen Felsen setzt und mit beiden Händen 60 Schaft und Gabel). Eine besondere Eigen-
daran rüttelt. Eine andere Erklärung b. Furt- tümlichkeit hat der Dreizack auf der ältesten
wängler, Gemmen Taf. 17, 12; Bd. 3, S. 202, Münzserie von Paestum (Overbeck, K. M. 3,
der das Aufreifsen einer Quelle sieht, als welche Münzt. 4, 1 ; 2. Head, hist. num. fig. 43. Hill,
der sonderbare Streifen am Felsen zu verstehen Handbook Taf. 3, 2), wo sich vom Querstück
wäre. Vgl. auch Overbeck , K. M. 3, S. 302, der Gabel aus zwei grofse hornartig gebogene
Gemmentf. 2, 12. Müller - Wieseler - Wer nicke, Haken nach hinten erstrecken; das Motiv er-
DTcmS 1, 16, 2 S. 188. Wernicke (Arch. Anz. innert an sonstige rankenartige Verzierungen
1899, S. 201) macht richtig darauf aufmerksam, der archaischen Kunst, scheint aber für den
2857 Poseidon (mit Fisch, Pferd, Stier etc.) Poseidon (Tracht i. d. alt. Kunst) 2858
Dreizack vereinzelt geblieben zu sein. — Eine den sie ibm in der Kunst selten beigegeben
systematische Bereicherung des Typus findet das Pferd neben dem Gotte oder als sein Reit-
sich von den rotfigurigen Vasen an, indem tier kommt auf einem korinth. Pinax (A. D. 1,
zwischen den drei Zacken ein mehr oder minder 7, 21 = Jahrb. 1897 S. 23) und auf Münzen
zierliches System von Verstärkungsstäben an- vor, wohl im Zusammenhang mit Kulten des
gebracht wird. Ein einfacher oder gebogener Poseidon Hippios (archaische M. von Potidäa
Querstab findet sich auf rotfigurigen Vasen Gardner, Types of Greek coins 3, 3; des 4.
strengen und freien Stils (Overbeck, Atlas 12, Jahrhs. v. Chr. von Rhaukos auf Kreta ebenda
2. 3. 4. 6. 13, 1. 2. 3). Im schönrotfigurigen 9, 3. Overbeck, K. M. 2 S. 317, Münztaf. 6, 23;
Stil werden die Enden des Querholzes bis- 10 24). In einer römischen Bronzestatuette in
weilen durch zwei Stäbe im Dreieck mit dem London (Walters, Bronzes in (he British Mu-
Schaft verbunden (12, 2 — 8), was den Künstler seum nr. 960) hält er einen Pferdekopf auf
des archaistischen Rel.efs 12, 13 u. a. dazu an- der Hand. — Poseidon als Rofsebändiger
geregt hat, statt dessen zwei Delphine in die sieht Overbeck (Sitzungsber. der sächs. Gesellsch.
Zwickel zu legen. Das Stabdreieck wird dann der Wissenseh. 1885, Taf. 1 S. 119) in einer
auch aufwärts, innerhalb der Zinken, ange- römischen Bronzestatuette, wo der Gott ein
bracht. Eine reichere Verstäbung zwischen den bäumendes Rofs am Zügel führt, in einer an
drei Enden, in Kreuzform oder als doppeltes die Dioskuren von Monte Cavallo erinnernden
Kreuz gebildet, wird dann im malerischen Stellung. Die Darstellung ist vereinzelt. —
Vasenstil besonders beliebt (12, 9 — 11. 13, 9). 20 Die Erschaffung des Rosses ist angeblich
In der späteren Zeit leben alle diese Formen (Overbeck, K. M. S. 318, G; 7) dargestellt auf
mit kleinen stilistischen Wandlungen, aber thessalischen Münzen von Pherai und Orthe,
ohne prinzipielle Neuerungen fort (Wandgem. wo sich Pferdeprotomen finden, die man sich
Overbick, Atlas 12, 22 — 24. 13, 5. Mosaik 13, aus der Erde auftauchend denkt. In Wirklieh-
12. 13 u. s. w.). keit sollen, worauf mich Biggauer freundlichst
Der Fisch, den Poseidon als Attribut aufmerksam macht, die halben Pferdebilder
trägt, war in der älteren Zeit der nützliche den Wert einer halben Drachme bezeichnen;
Thunfisch; so auf dem archaischen Gemälde dabei ist dann auf zwei Prägungen am Durch-
des Kleanthes von Korinth, von dem Demetrios schnitt des Pferdeleibes etwas wie eine Grotte
von Skepsis mit lustigem Mifsverständnis er- 30 angedeutet, zweifellos nur zur künstlerischen
zählt, dafs Poseidon dem gebärenden Zeus seinen Motivierung der Halbierung, nicht mit einem
Fisch darreiche (Athen. 8, 346 B, C. Brunn, mythologischen Hintergedanken (abg. Sollet,
Künstlergcsch. 2, 7). Auf attischen schwarz- Numisnt. Ztschr. 1, Tf. 3, 9. Revue humism.
figurigen Vasen hat der Fisch meist einen 1843 pl. 9, 4. Münzsammlung Rhusopulos
rundlichen Kopf, geraden Leib und keine Auktionskatalog Hirsch nr. 13 (1905) Taf. 18,
Rückenflosse, soll also wohl ein Thunfisch sein 1377: 19, 1434). — Der Stier, der ihm in
(Elite 3, 4; 13; 14. Overbeck, Atlas 11, 16; 26); dem Sagenkreis des Minos und Hippolytos
so vereinzelt auch noch auf rotfigurigen Vasen und in manchen Kulten eigen ist (Preller-
(Elite 3, 8 = Overbick, Atlas 12, 1; ebenda Robert, Griech. Mythol. 1, 570. Oben Sp. 2808),
12. 5 = Gerhard , Trinksch. u. Gef. 21 = 40 dient ihm nur einmal als Reittier auf einer
Furtwävgler , Berl. Vas. 2, 2164). Die korin- attischen schwarzfigurigen Amphora (Würz-
thischen Pinakesmaler geben ihm jedoch früh- bürg. Gerhard, A. V. 1, 47 = Overbeck, Atlas
zeitig den dekorativeren Delphin bei, den 11, 26 = Müller -Wieseler -Wernicke, Denkm.
freundlichen Geleiter der Schiffe, mit spitzem 1, 13, 5, wo weitere Abb. und Litt, genannt.
Maul, rundem Kopf, grofsem Auge, gekrümmtem Vgl. Sp. 2820 Z. 60). Als Urbild dieser Dar-
Leib und meist einer Rückenflosse [Jahrb. d. Stellung findet sich auf der anderen Seite der-
Inst. 12, 1897 S 28; 33. Ant. Denkm. 1, 7, 24; selben Vase ein Dionysos auf dem Stier, aus
26. 2, 23, 4a; 7b; 16a). Von der Mitte des dem mit kleinen Attributänderungen unser Po-
5. Jahrh. v. Chr. ab scheint regelmäfsig der Del- seidon gemacht ist, aber so nachlässig, dafs
phin gemeint zu sein. — Auf dem Delphin 50 Poseidon die Rebzweige in der Rechten be-
reitend wird Poseidon selten gedacht (oben halten hat und der Dreizack hinter ihm in der
Sp. 2808 Z. 62). Nur eine Darstellung ist er- Luft schwebt. Wir thun also gut, dem Vasen-
halten, auf einem dem 5./4. Jahrh. angehörigen maier nicht die Absicht unterzuschieben, dafs
Goldplättchen aus Kertsch (St. Petersburg. Abg. er hier den trözenischen Poseidon Phytalmios
Overbeck, K. M. 3, S. 219, Fig. 7). oder Süfswasser - Poseidon habe darstellen
Als dem Herren der Tiefe sind dem Po- wollen (Overbeck, K. M. 3, 217).
seidon die Tritonen dienstbar, welche ihn Die Tracht des Poseidon ist im 6. Jahr-
geleiten (korinth. Pinax Ant. Dkm. 1, 7, 11 = hundert meist der Situation angepafst. Lang-
Jahrb. 12, 20; in der späteren Kunst häufig, bekleidet, in Chiton und Himation, im Haar
vgl. Sp. 2894). Ferner die Hippokampen, 60 Kranz oder Binde, so erscheint er repräsentativ
auf denen er reitet (Overbeck, K. M. 2, 217. dastehend (Korinth. Pin. A. D. 1, 7, 1 ; 5; 11; 24.
Elite 3, 1; 3, wo trotz der Weifshaarigkeit 2, 24, 10; 21 u. s. w. Sf. Vasen Overbeck, Atl.
natürlich Poseidon, nicht Nereus zu erkennen 11, 17 u. a.) oder bei der feierlichen Auffahrt
ist). Auf dem korinthischen Pinax Ant. Dkm. (Abb. 13. Kor. Pin. A. D. 1, 7, 1; 10; 13. 2, 24, 2.
1, 7, 26 sitzt Poseidon nackt auf einer See- Overbeck, Atlas 11, 24) oder als Zuschauer bei
schlänge mit phantastischem Kopf. mythologischen Ereignissen und in Götter-
Von Landtieren gehören ihm das Pferd, Versammlung (A. D. 1, 7, 20. Sf. Vasen Over-
das er geschaffen, und der Stier, doch wer- beck, Atlas 11, 15 — 19; 23. Gerhard, A. V. 1,
2859 Poseidon (Tracht; Bart, Haar) Poseidon (i. d. alt. K.; üreizackschwing.) 2860
36 u. a.). Auch beim würdevollen Einherreiten soll (Overbeck, K. 31. 3, 222 f.). In der That geben
auf dem Stier oder Hippokampen trägt er das die Zeichnungen in älteren Münzwerken ihn
lange Festgewand (Overbeck, Atl. 11, 2(5. Elite mehrfach bartlos. Auf meine Bitte sind die
3, 1 — 3). — Kurzbekleidet, mit kürzerem Exemplare im British Museum und im athe-
Leibrock und Mäntelchen, geben ihn bisweilen nischen Münzkabinett von Hill und Svoronos
die Maler des späteren schwarzfig. Stils, hier freundlichst neu untersucht worden, und beide
offenbar ohne viel Überlegung {Overbeck, Atlas Herren kamen zu dem Resultat, dafs stets
11, 20 — 22). — Nackt oder nur mit einem durch einen Vorsprung des Kinnes der Bart
Mäntelchen erscheint er bei heftigen Aktionen, angedeutet wird, auch wenn keine Haargra-
namentlich in der typischen Haltung des Drei- 10 vierung vorhanden ist. Dasselbe konnte ich
zackschwingers (Abb. 1) und in der einzigen er- an den Exemplaren des Münchner Kabinetts
haltenen archaischen Statue (Abb. 10). Auch bei feststellen; ebenso urteilt Gardner, Types S. 86.
dem Ritt auf der Seeschlange, wo er ebenfalls Die Sonderbarkeit, dal's der Typus des Gottes
den Dreizack zum Stofse erhebt, giebt ihn der in derselben Denkmälerreihe in einem so we-
korinthische Pinakesmaler nackt (A. B. 1, 7, 26). sentlichen Punkte wie Bärtigkeit oder Bart-
Im Gigantenkampfe geben ihm die schwarz- losigkeit geschwankt hätte, existiert also nicht,
figurigen Maler häufig den Panzer und das Von weiteren bartlosen Darstellungen des
Schwert, oder nur den kurzen Chiton, oder die Poseidon, die Overbeck, K. 31. 3, 322 f. zu-
Chlamys, einmal auch ein Tierfell (vgl. die sammenstellt, sind nur drei gesichert: 1. Auf
Liste bei Overbeck, K. 31. 3, 328 f.), oder sie 20 dem schönrotfigurigen Teller in Peters-
lassen ihn nackt. Immer also passen sie seine bürg Compte rendu 1866 Taf. 3 sitzt bei der
Tracht der Situation an.*) — Die rotfigu- Entführung der Europa ein Jüngling mit Drei-
rigen Vasen maier des strengen Stils sind zack am Meeresstrand, für den man vergeblich
etwas laxer. Sie geben ihm im Gigantenkampf eine andere Deutung als die auf Poseidon ge-
den langen Chiton (Overbeck, Atl. 13, 1), meist sucht hat. 2. Auf einem etruskischen Ska-
allerdings den kurzen Chiton, nur einmal den rab aus ist Poseidon als Erderschütterer jugend-
Panzer (Overbeck, K. 31. 3, 331). Bei den Liebes- lieh (oben Sp. 2855 Z. 57). Dazu kommt 3. der
Verfolgungen schwankt die Bekleidung zwischen jugendliche Dreizackschwinger auf zwei korin-
lang und kurz (Overbeck, Atl. 13, 2; 3; 7. 12, 3; 4), thischen Pinakes, Furtwängler, Berl. Vasen 1,
während für repräsentative Stellungen immer 30 471. 472 (= Amt. Denkm. 1, 3, 7). Diese ganz
noch das lange Gewand bleibt (Atl. 12, 5; 6). vereinzelten, auf Laune beruhenden Ausnahmen
Seit der Mitte des 5. Jahrh. jedoch be- bestätigen nur die Regel von der Bärtigkeit
reitet sich die später feststehende Typik vor: des Gottes.
dafs Poseidon in der Regel nackt oder In der jüngeren Kunst hat der Gott dieselbe
fast nackt (mit einem kleinen Mäntel chen um mächtige Lockenperücke und den vollen wel-
Schulter oder Arm) auftritt (so schon auf Vasen ligen Kinnbart wie sein Bruder Zeus, nur dafs
phidias. Zeit bei Liebesverfolgung Atl. 12, 2 ; 3. in manchen Köpfen sein Haar wilder und un-
13, 6 u. s. w.); und dafs er bei feierlichen Situ- geordneter durcheinandergeworfen ist.
ationen, namentlich beim Sitzen oder Thronen, Haltungen und Handlungen des Got-
nur den Unterkörper mit einem faltigen 40 tes lassen sich für die ältere Kunst in zwei
Himation verhüllt hat (Parthenonfries. Vase Abteilungen zerlegen: 1. lebhaft bewegt, 2. pas-
phidias. Zeit, Atlas 13, 8; malerischen Stils 12, siv repräsentierend oder zuschauend. — Um
8 — 11). — Für die meist verlorenen Darstel- die Kraft ihrer Götter künstlerisch sichtbar zu
lungen der Monumentalkunst wird also die machen, hat sich die archaische Kunst das
aus der Kleinkunst abzulesende Entwicklung so Schema einer lebhaft bewegten Stellung er-
sein: in der archaischen Zeit sind ruhigstehende funden, die ursprünglich einen Angriff mit der
Kultbilder lang bekleidet, dreizackschwingende Lan%e bedeutet: die Beine schreiten weit aus,
oder sonst agierende nackt oder mit Mäntel- der eine Arm ist vorgestreckt, der andere holt
chen. Im 5. Jahrh. verschwinden die voll- weit nach hinten aus; so sehen wir Krieger
bekleideten Bildungen ganz, Nacktheit wird 50 oder die Athena als Promachos mit Lanze und
Regel, Bekleidung des Unterkörpers wird nur Schild. Sodann aber wird der Typus bei Ge-
für ruhige feierliche Situationen vorbehalten. stalten angewendet, wo ganz andere Waffen
Haar- und Barttracht des nvccvoia irrig in Frage kommen: Zeus schwingt so den Blitz,
ist in der archaischen Zeit die allgemein für Herakles die Keule, Apollon sogar einen ganz
reife Männer übliche : langes Nackenhaar, meist harmlosen Lorbeerzweig (arch. Münzen von
in einen Schopf aufgenommen, häufig drei lange Kaulonia, Gardner, Types 1,1; 13). So auch
Locken nach vorn auf die Schulter fallend, dazu Poseidon den Dreizack , ohne dafs bei diesem
meist Binde, Kranz oder Diadem. Der Bart ist Typus irgendwie der Gedanke an einen Gegner,
der grofse archaische Keilbart. Unbärtige auf den sich der Stofs richtet, erweckt würde.
Poseidontypen giebt es nicht. Aller- 60 Es ist der altertümliche Ausdruck für die ak-
dings scheinen dem die Münzen von Posei- tive Macht des Gottes. — Die wichtigsten Dar-
donia zu widersprechen, auf denen Poseidon Stellungen von Poseidon als Dreizack-
angeblich bald mit, bald ohne Bart erscheinen schwinger bieten die Münzen, am besten
_ die seiner Stadt Poseidonia (Overbeck, K. 31.
*)Die von E. Q Visconti ^geregte, von Preller (Pauly, 3 Münzi 4 g 219) die von der Mitte des
Realencykl. 5, 1 S. 561) ausgeführte Vermutung, der be- „ t 1 i_ t_- .^r. m 1 i.r-1.
kleidete Poseidon sei ein ionischer, der nackte ein dori- b- Jahrh an bis um 400 V Chr. herabfuhren
scher Typus, ist schon ,von Oeerbeck, k. m. 3, 227 mit wo Poseidonia in die Hände der Lucaner fiel
Becht abgelehnt worden. und Paestum wurde. Die späteren Münzserien
2861 Poseidon (Streit mit Athena)
geben nur den Poseidonkopf (Head, hist. num.
68). Bei Gardner, Types kann man auf Taf 1, 2 ;
14; 15. 5, 5 besser als in Overbecks Zeichnungen
die Wandlung in der stilistischen Wiedergabe
des Typus verfolgen, die seine Grundzüge aber
unverändert läfst (Abb. 1). Zweifellos haben
6. Jahrh. v. Chr.
Mitte 5. Jahrhs.
Ende 5. Jahrhs
1) Münzen von Poseidonia
(nach Gardner, Types 1, 2; 14. 5, 5). Sp. 2861 Z. 6.
wir Nachbildungen eines Kultbildes vor uns (s.
Sp. 2875). Die gleichen Prägungen von Sybaris
sind unbedeutend (0 verbeck, Mzt. 4, 8 — 10.
Hill, Handbook 3, 8). Das wirksame Münz-
zeichen wird später von dem Seehelden Deme-
trios Poliorketes übernommen, mit der
charakteristischen Änderung, dafs der Gott vom
Rücken gesehen wird und dadurch auch die
Lage des Mäntelchens etwas geändert werden
mufs. (Abb. 2 = Gardner 12, 3. Overbeck, Mzt 30
6, 12). Patras hat den Münztypus unter den
Prägungen seiner letzten autonomen Periode
146—43 v. Chr. (Head, hist. 349. Imhoof und
Gardner, Numismat. comm. on Paus. Q 20 S. 81).
Endlich finden wir ihn in Haliartos, der
Nachbarstadt des be-
rühmten Poseidonheilig-
tums von Onchestos, auf
Münzen des 5./4. Jahrh.
(Head, hist. 293. Gard- 40
ner 7, 2. Overbeck, Mzt.
6,13). Hier liegt jedoch
ein Vorbild der freien
Kunst zu Grunde (vgl.
Sp.2864 Z.l); die Hal-
tung ist erregter und
lebendiger, das vortre-
tende Bein eingeknickt,
der Kopf vorgebeugt. —
Die archaischen korinthischen Pinakes haben 50 Arme?
den Typus ebenfalls, wenn auch selten. Auch
hier ist der Gott nackt (A. D. 1, 7, 3. Furt-
wängler, Berliner Vasen 471 — 473).
Poseidons Streit mit Athena wird am
besten hier sogleich besprochen, da der alte
Typus des Dreizackschwingers in der wichtig-
sten Darstellung dieses Gegenstandes offenbar
stark nachgewirkt hat, ja hier erst seine voll-
endete Durchbildung erfährt. Es ist die mäch-
tige Poseidonstatue im Westgiebel des Par-
thenon, an deren gewaltigem Torso wir noch
erkennen, mit welch ungeheurer physischer
Kraft der Künstler den Gott ausgerüstet hatte.
Die Motive der Mittelgruppe sind jedoch, wie
ich glaube, noch immer nicht völlig erklärt.
Poseidon (Parthenongiebel) 2862
um einen wirklichen Kampf, um ein Auf-
einanderlosstechen der beiden Götter handelt,
sondern um die friedliche %Qig. In der Sage
vollzieht sie sich durch die Schöpfung des
Ölbaums und des Salzquells, und Richter
entscheiden den Streit. Den letzteren Zug
hat Phidias völlig unterdrückt. Furt-
wängler (Meisterwerke S. 231; hat zweifel-
los Recht, wenn er das Thema des Giebels
als eine „stürmische Besitzergreifung" be-
'■>,4 zeichnet. Aber mit welchen künstlerischen
Mitteln drückt der Künstler das aus?
Furtwängler sagt: „Wie zwei Kugeln, die
aufeinander stofsen, so prallen die beiden
von einander zurück. Durch das Über-
schneiden ihrer Beine ist es deutlich ge-
macht, dafs sie auf denselben Fleck An-
spruch erheben. Und ihr Zusammenstofs
konnte nicht lebendiger und künstlerisch
schöner dargestellt werden, als durch ihr
Auseinanderprallen." Aber können wir uns
wirklich ein körperliches Zusammenstofsen,
Ms ';
2) Münze des Demetrios
Poliorketes nach 306 v. Chr
Sp. 2861 Z. 25.
Fest steht allerdings bei allen neueren For-
schern (zuletzt Furtwängler, Meisterwerke S. 231.
Klein, Kunstgesch. S. 102), dafs es sich nicht
3) Poseidon und Athena im Westgiebel des Parthenon.
Ergänzungsskizze gez. von Reichhold. Sp. 2863 Z. 18.
ein Drängeln auf demselben Fleck vorstellen?"
Und wieso kann durch ein Ausweichen nach
rückwärts ein Besitzergreifen ausgedrückt wer-
den? Was endlich bedeuten die erhobenen
Das künstlerische Mittel, durch das
Phidias die Besitzergreifung ausdrückte, mufs
ein anderes sein. Die peiQTVQta, deren »Schaf-
fung künstlerisch nicht darstellbar ist, hat er
abseits der Handlung für den Verstand an-
gedeutet, den Ölbaum im Hintergrund, den
Salzquell vermutlich zu Füfsen des Poseidon
bis zu dem Delphin hin, der durch die „Car-
reysche" Zeichnung gesichert ist. Für das
Auge aber mufste er Bewegungsmotive wählen,
60 die ein Besitzergreifen, ein Haftenwollen auf
dem Boden durch sich selbst unmittelbar sinn-
lich zur Anschauung bringen. An beiden Ge-
stalten ist, wie Furtwängler sehr richtig sagt,
die Bewegung im wesentlichen dieselbe, nur
beim Poseidon ungestümer; beide sind in aus-
fallartiger Stellung, beide erheben den rechten
Arm sehr hoch. Wenn das nicht wie eine
soll (wie es z. B.
theatermäfsige Pose wirken
2863 Poseidon (Parthenongiebel)
Poseidon (Petersburger Vase) 2864
in Schwereecks Rekonstruktion der Fall ist, der
den Poseidon mit der rechten Hand leer in
der Luft herumwinken läfst), so mufs hier eine
wirkliche Handlung vor sich gehen. Und diese
kann in gar nichts anderem bestehen, als dafs
beide ihre Waffen als Symbol der Be-
sitzergreifung in den Boden stofsen:
,,üies ist mein Land!" Das ist das einzige,
unmittelbar überzeugende und künstlerisch
völlig klare Motiv, das aus Carreys Zeichnung
herausgelesen werden kann, ein sinnfälliger
Ausdruck für einen Vorgang, dessen Wesen im
Grund für die Plastik ebenso undarstellbar war,
wie die Geburt der Athena. Das Dreizackmal
im JErechtheion , das ja abseits von dem Salz-
quell liegt, hat jedenfalls denselben Grund-
genannte Münze von Haliartos (Sp. 2861 Z. 35)
hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Giebel-
figur und könnte wohl unter ihrem Einflufs
stehen. — Die Petersburger Poseidonvase
(Abb. 4) ist in ihren Motiven zum Teil vom
Giebel abhängig; sie verändert und benutzt
diese aber zur Darstellung eines ganz anderen
Vorgangs, dessen Verständnis von Brunn an-
gebahnt {Kleine Sehr. 3, 48) und von Robert
10 {Hermes 1 6, 60) überzeugend erschlossen worden
ist. Poseidon greift hier mit dem Dreizack an
— man vergleiche die charakteristischen Unter-
schiede gegenüber der Giebelfigur — , Dionysos
fährt zur Parade mit dem Thyrsos dazwischen.
Athena hebt die Lanze ; ihr Motiv ist am meisten
vom Giebel abhängig und wirkt in dieser ver-
*
4
KftiPtt
■v"
4) Poseidon und Athene um Attika streitend (anwesend : Dionysos, Kekrops, Amphitrite, Pandrosos [?]).
Hydria aus Pantikapaion in Petersburg (aus Brunn, Kl. Schriften 3, 49). Sp. 2864 Z. 4.
gedanken der Besitzergreifung.*) An der Re-
konstruktionsskizze, Abb. 3, wie sie K. Reich-
hold nach meinen Angaben gemacht hat, wird
nun auch klar, dafs Phidias den alten Typus
des Dreizackschwingers hier aufgegriffen, aber
in neuer Weise durchgebildet hat. Die oben-
*) Dafs das Einstofsen der Lanze als das Symbol
einer ursprünglich kriegerischen, dann überhaupt der recht-
mäfsigen Besitzergreifung galt, ist gut belegt (die zwei
ersten der folgenden Nachweise verdanke ich W. Judeich) :
Bei der Landung in der Troas nimmt Alexander von
Asien symbolisch Besitz durch einen Lanzenwurf vom
Schiffe aus (Biodor XYII 17, 1: . . tinh tijg VBtag jjxüvttoe
fihv tij döov, 7n)in; <)' si; tljv yi^v . . . &7ttipacrfto tijr
Uni r d&/eo!rui dooiy.TijTur). Im gleichen Sinne schleudert
Romulus vom Aventin aus den Speer auf den Palatin,
wo dieser zu dem heiligen Kirschbaum wird, der bis zu
Caligulas Zeit stand (Sereius ad Aen. 3, 46. Vgl. Mommsen,
Hermes 16, 15. Schwegler, Rom. Gesch. I. 395, wo weitere
Belege) Im römischen Recht ist die aufgepflanzte Hasta
das Zeichen der Gewalt über ein Grundstück, eine Sache,
eine Person; in den Centumviralgerichten ist sie das
Symbol der Gerichtsgewalt 'B. ten Brink, de hasta prae-
cipuo apud Romanos signo, imprimis iusti dominii; Bissert.
Groningen 1839. Vgl auch Schwegler a. a. O. Gaius, Jnstit.
I, 16. Jhcring, Geist des röm. Rechts 1, 113. 3, 506; 564).
Aus der deutschen Geschichte ist bekannt, wie Otto der
änderten Szene am schwächsten. Nach Brunn
droht Poseidon, mit seinem Dreizackstol's das
thriasische Feld bei Eleusis unter Wasser zu
setzen ;_nach Robert, dem ich beistimme, will
er den Ölbaum vernichten, gegen dessen Wurzel
wir die Lanze in der That gerichtet sehen.*)
Grofse au der Nordspitze Jutlands seinen Speer ins Meer
schleudert, um symbolisch auch dieses unter seine Herr-
schaft zu nehmen (Giesebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiscrzcit
I3 300). — Hume (Treatise on human nature Book 3, part 2t
section 3, dritte Abteilung; den Nachweis verdanke ich
Th. Lipps) erzählt bei der Untersuchung des Eigentums-
begriffs folgende Geschichte, die sich „bei den meisten
Autoren über natürliches Recht" „als geschichtliches Bei-
spiel" finde: Zwei griechische Kolonistenscharen erfahren
von einer verlassenen Stadt und schicken gleichzeitig
Abgesandte, um sie in Besitz zu nehmen. Während der
eine auf das Stadtthor zuläuft, schleudert der andere an
ihm vorbei seinen Speer in das Holz des Thores, ehe jener
es berührt. Zwischen den Kolonisten erhebt sich ein
Streit, welche Partei das Besitzrecht habe, „und die Philo-
sophen streiten noch darüber". Die antike Quelle habe
ich nicht aufzufinden vermocht; aber selbst wenn es ein.
fingiertes Beispiel wäre, so zeigt es um so mehr, wie all-
gemein verbreitet die Vorstellung von einer Besitzergrei-
fung durch Lauzen6tofs ist.
*) Dafs dieser Angriff Poseidons auf den Ölbausft
2865 Poseidon (Streit um Attika, Vase Arndt) Poseidon (u. Athena; Gigantenkampf) 2866
Dionysos als Dendrites verteidigt den Baum,
wirksamer als Athena selbst. Rechts sitzt
Kekrops, über ihm ist das Erechtheion ange-
deutet; daneben sieht Amphitrite erstaunt dem
Vorgang zu. Links oben sitzt ein Mädchen,
das Brunn allgemeiner als Ortsnymphe, Robert
glaublich als Pandrosos, die örtliche Hüterin
des Baumes, deutet. Die Vase gehört stilistisch
in die Zeit bald nach der Vollendung des
Erechtheions. Daraus erklärt sich vielleicht
die Anbringung des Tempelchens, die ganz
zusammenhangslos und im griechischen Vasen-
stil völlig unerhört ist. Noch begreiflicher
würde das werden, wenn die Vase etwa die
Komposition eines Votivpinax aus dem Erech-
theion selbst wiedergäbe, wie uns ein von dem
Eteobutaden Habron gestifteter mit der Dar-
stellung seiner Brüder und Vorfahren dort be-
4 a) Jungattischer Krater. München, Sammlung Arndt.
Kach Photogr. Poseidon und Athene um Attika streitend
(anwesend Nike und Attike). Sp. 2865 Z. 52.
zeugt ist (Michaelis, Arx* S. 67, 28*). — Ein
später Nachklang desPoneidonrnotivs der Peters-
burger Vase findet sich auf dem Mosaik von
Portus Magnus (de la Blanchere, Musee
d'Oran Tat'. 5. Robert, jLrch. Jahrb. 1890, 5
S. 216. 222): Poseidon erhebt in ganz ähnlicher
Haltung den Dreizack gegen die Schlange
Pytho, welche die Leto bedrohte.
Eine weitere Darstellung des Streites kann
ich aus dem Besitze von Dr. Arndt-München
in Abb. 4a bekannt machen: jungattischer
rotfiguriger Krater (H. 0,20 m) vom Ende
des 5. Jahrh. v. Chr.; lockere, aber sehr sichere
Zeichnung; aus Attika Rechts Poseidon, links
Athena und Nike; zwischen ihnen sitzt eine
Frau mit verhülltem Hinterhaupt, den Blick
gesenkt, in abwartender Haltung, ganz ähnlich
litterarisch nicht belegt ist, verschlägt nichts gegenüber
von Roberts wie ich glaube überzeugender Auslegung des
Vasenbildes. Jedoch kann ich Robert durchaus nicht
folgen, wenn er dieselbe Deutung auf den Giebel über-
trägt. Das Motiv des Poseidon ist dort völlig anders, vor
allem steht dort der Baum, nach dem er stechen soll, in
seinem Kücken t
wie die Hellas auf der Dareiosvase. Es kann
niemand anders sein als Attika. Poseidon
streckt die Hand nach ihr aus, Athena, mehr
statuarisch im Typus der ehernen Promachoa
auf der athenischen Burg, wendet den Blick
drohend gegen Poseidon. Die heftigen Kampf-
motive sind gemäfs dem Geschmack der jüngeren
Zeit durch eine ruhige, aber sehr deutlich
sprechende Gruppierung ersetzt.
10 Eingefügt seien hier gleich die späteren
Darstellungen von Poseidon mitAthena.
Athenische Münzen römischer Zeit zeigen
Athena und Poseidon in mäfsig bewegter Stel-
lung einander gegenüber, zwischen ihnen der
Ölbaum. Die Dai Stellung wird gewöhnlich
ohne rechten Grund vom Westgiebel des Par-
thenon abhängig gedacht; es dürfte eine
selbständige Erfindung des Münzschneiders sein
(Imhoof '- Gardner , Numism. comm. on Paus.
20 Z 11; 12; 14; 16. Hitzig-Blämner zu Paus. 1,
24, 3, wo die Litteratur; dazu Münztaf. 11, 11).
— Eine zweite Darstellung, die Götter in ru-
higem Gespräch einander gegenüber, Poseidon
mit aufgestütztem Fufs, Athena in weitem Hi-
mation hellenistischen Geschmacks (an die
Athena Rospigliosi erinnernd), zwischen ihnen
der Ölbaum, findet sich auf einer anderen
athenischen Münze (Imhoof -Gardner Z 15.
Hitzig-Blämner, Mzt. 11, 10), sowie weiteren
30 Münzen römischer Zeit, auf einer Silber-
schnalle aus Herculanum (Museo Borbonico
7, 48) und zwrei Kameen (zusammengestellt
zuletzt bei Robert, Ath. Mut. 1882 S. 53; der
Pariser Cameo auch bei Babelon, Camees de la
Bibl. nat. 5, 27). Ein von Robert a. a. O. Tf. 1
bekannt gemachtes Relief in Smyrna schiebt
einen Tisch und eine Nike mit Losurne zwi-
schen die beiden Götter, zur Andeutung des.
Schiedsgerichts im Streit um das attische Land ;
40 ein römisches Relief in Villa Carpegna
(Robert Tf. 2) wiederholt in der Hauptsache
diese Scene. Die Darstellung auf den Münzen
und Kameen ist so übereinstimmend und im
Kontur so geschlossen, dafs man mit Recht eine
plastische Gruppe dahinter vermutet hat,
und zwar die von Paus. 1, 24, 3 auf der athe-
nischen Akropolis genannte. Die Zufügung der
Nike und des Tisches ist jedenfalls den Relief-
arbeitern zuzuschieben (anders Robert a. a. O.
50 S. 56). Die athenische Gruppe stellte gar nicht
den „Streit" dar, sondern die beiden Gottheiten
mit ihren Wahrzeichen neben sich, was Pau-
sanias dann als „Erschaffung11 des Ölbaum»
und des Salzquells beschreibt. Robert datiert,
die Gruppe nicht ohne Wahrscheinlichkeit in
hellenistische Zeit.
Die Darstellungen Poseidons im Gigan-
tenkampf hängen ziemlieh eng mit dem
Sp. 2860 Z. 56 besprochenen Typus des Dreizack-
60 schwingers zusammen, da es die allgemeine
Ähnlichkeit der Situation mit sich bringt. Doch
mufs hier, da der Gegner meist schon umsinkt,
oder am Boden liegt, das hohe parademäfsige
Ausholen mit dem Dreizack aufgegeben werden;
er wird meist neben der Hüfte gefällt getragen,
nur ausnahmsweise (sf. Vase, nach Kretsclivier
von Keos, Mon. d. I. 6/7, 78) von oben nach
unten geführt. Die attischen Vasen des schwarz-
2867 Poseidon (im Gigantenkampf)
figurigen bis zum Ende des strengrotfigurigen
Stils bilden eine zusammenhängende Serie, in
der die Abwandlungen des Grundtypus von
nebensächlicher Art sind; auch die von Over-
beck gemachte Einteilung in „Einzelkampf"
und „gemeinsamen Kampf mehrerer Götter"
ist natürlich ganz nebensächlich, da das Schema
stets dasselbe bleibt. Overbeck zählt 14 schwarz-
figurige und 9 rotfigurige Darstellungen auf
(K. M. 3, 328 f.). Dazu kommt je eine frag- lo
mentierte sf. und rf. Darstellung Ephim. arch.
1866, 7, 1; 2. In naiver Weise verwenden die
Vasenmaler den Zug der Sage, dafs Poseidon
in der Hitze des Kampfes ein Stück von der
Insel Kos abgerissen und auf seinen Gegner
Polybotes geworfen habe, was dann später die
Insel Nisyros wurde (oben Sp. 2815 Z. 41). Auf
den schwarzfigurigen Vasen bringt er einen
Felsblock herbei, den er auf den Giganten hinab-
stürzen will; auf den strengrotfigurigen 20
wird daraus die ganze Insel Nisyros, die er auf
der Schulter oder dem ausgestreckten Arm trägt,
ein unregelmäfsig begrenztes Stück Land, auf
dem sich zur Charakterisierung alles mögliche
(3%,
MM
Poseidon (Liebesverbindungen) 2868
erreicht. Damit hat sich, soweit das erhaltene
Material sehen läfst, diese Art der Darstellung
des Gigantenkampfes ausgelebt. Erst die helle-
nistische Kunst nimmt das Motiv in ganz neuer
Weise wieder auf, indem sie Poseidon zu Rofs
oder vom Hippokampengespann kämpfen läfst
(vgl. Sp. 2897 Z. 14). — Aufserhalb eines Typen-
zusammenhangs, aber in den allgemeinen
Motiven von Vorbildern der strengen Kunst
abhängig, ist das Reliefeines bronzenen etrus-
kischen Cistenfufses etwa des vierten
Jahrhs. Poseidon verfolgt einen jugendlichen
Giganten und packt ihn am Schild, eine See-
schlange und ein geflügelter Greif dringen
gleichfalls auf den Giganten ein (Inghirami,
Mon. Etr. 3, 17. Müller -Wieseler , Dkm.4 1,
Tf. 16, 1).
Die Liebesverbindungen des Poseidon
werden ihren künstlerischen Typen nach am
besten unmittelbar an die Kampf- und Streit-
5) Poseidon und Ephialtes. Strengrotfig. Vase.
(Nach Overbeck, Atl. 13, 1). Sp. 2867 Z. 48.
6) Poseidon, Polybotes, Ge. Schale des Aristophanes.
Berlin nr. 2531. (Nach Wiener Vorlegebl. 1. 5.) Sp. 2867 Z. 53.
Land- und Seegetier bewegt (Pferd, Reh, Skor-
pion, Schlange, Wurm, Igel; Fische, Krebse; auch
Zweige. Overbeck, Atl 12, 25—27. 13, 1). Der
Gegner wird nur einmal benannt, abweichend
von Apollodor Ephialtes (Abb. 5). Die Bewegung
des Gottes geht, wie bei den Münzbildern (oben 50
Sp. 2861), immer von links nach rechts, damit
die Bewegung des rechten Arms deutlich und
der Rumpf in seiner ganzen Breite sichtbar wird.
— Die einzige entsprechende Darstellung im
rf. schönen Stil findet sich auf der Berliner
Schale des Aristophanes und Erginos (Abb. 6),
wo die Gruppe von Gott und Gigant mit der
auftauchenden Ge meisterhaft in das innere
Schalenrund komponiert sind. Diesem Vasen-
maler aus der Zeit der Parthenongiebel war 60
ein Beibehalten des alten Nisyrosmotivs , das
an die gutgläubige Phantasie des Beschauers
so viel Anforderungen stellt, natürlich nicht
zu Sinne und ein Umbilden desselben im Geist
der freien Kunst vielleicht nicht möglich. Er
läfst also den Gott seinen Gegner mit der
Linken packen, womit er eine ungleich ge-
schlossenere Gruppierung und Linienführung
scenen angereiht. Denn bei der Sparsamkeit
der älteren Kunst mit Motiven sind die for-
malen Ähnlichkeiten zwischen feindlicher und
Liebesverfolgung sehr grofse. Ein weit aus-
schreitender Mann, der ein wegeilendes, aber
zurückblickendes Mädchen zu ergreifen sucht,
ist der ausdrucksvollste Typus, den die ältere
Kunst überhaupt für Liebesverbindungen ge-
schaffen hat und der infolgedessen für mytho-
logische Liebschaften jeder Art vorwiegend an-
gewendet wird. Wir werden die den Poseidon
angehenden Bilder deshalb besser nicht mit
Overbeck (S. 333) „in alphabetischer Abfolge
der Geliebten" anordnen — wenn ihm auch
Clemens Alexandr. im Protrept. p. 20 mit einer
solchen, ziemlich langen Leporelloliste des
Gottes vorangegangen ist — , zumal sich her-
ausstellt, dafs die Liste sich sehr vereinfacht,
weil die für die ältere Zeit hauptsächlich in
Betracht kommenden Vasenmaler nur Amymone
und Aithra gekannt haben. — Alky one ist nur
auf einem Relief am amyklaiischen Thron ge-
sichert (Paus. 3, 18, 10). Arne, Theophane,
Tyro, die man mit grofser Gelehrsamkeit auf
2869 Poseidon (Liebesverbindungen)
Poseidon (u. Amymone; Vasen 5. Jh.) 2870
Vasen nachweisen wollte, hat schon Overbeck
gestrichen (K. M. 3 S. 339; 344; 347). Auch
Salamis auf der Brygosschale des Städelschen
Museums mufs fallen ( Wien. Vorlegebl. 8, 2.
Gerhard, Trinkschalen und Gef. Tf. A. B), da
die Verknüpfung mit der nicht sicher auf
Kychreus gedeuteten Aufsendarstellung durch-
aus nicht zwingend ist. — Aithra war als
Mutter des Theseus den Töpfern des Kerameikos
vertraut, aber von den näheren Umständen, un-
7) Poseidon und Aithra. Strengrotfig. Hydria.
(Nach Oi'crbeck, Atl. 13, 2.) Sp. 2869 Z. 40.
ter denen sich in der trözenischen Sage Poseidon
der Pittheustochter naht (Bd. 1 Sp. 200), wufsten
sie nichts. Der Maler der strengrotfigurigen
Hydria im Vatikan (Abb. 7 = Overbeck, Atl. 13,
1 1 = Gerhard, A.V. 1, 12 = Elite 3, 5. Heibig-
Heisch, Führer 2, 1232) giebt daher blofs die
ter den Geliebten des Meergottes. Nach der
argivischen Sage wird sie, als der Vater Da-
naos sie bei einer Trockenheit zum Wasser-
holen ausschickt, von einem lüsternen Satyr
angefallen, von dem sie durch Poseidon be-
freit wird, worauf sie sich diesem ergiebt.
Zum Dank läfst Poseidon durch einen Drei-
zackstofs die Quellen von Lerna entstehen, oder
er läfst sie hervorsprudeln, als Amymone den
10 Dreizack aus dem Boden zieht, oder er zeigt sie
ihr einfach (Apollodor 2, 1, 4. Hygin fab. 169.
Etym. magn. s. v. nolvöiipiov 'kgyog). Von die-
ser Geschichte kannten die Künstler nichts von
den durch die Mythographen berichteten Einzel-
heiten (Overbeck, K. M. 3, 368), namentlich
nicht den Angriff des Satyrs, der, wenn nicht
überhaupt eine späte poetische Ausdichtung,
höchstens eine lokal beschränkte Verquickung
dieses Dämons mit dem Amymonemythos ist.
20 Dagegen benutzten sie das Kernmotiv, das
Wassersuchen und Finden durch Poseidons
Hilfe. — Die älteste vorhandene Darstellung ist
der strengrotfig. Krater, Overbeck, Atl. 13,3
(S. 371, 5), Amymone in ionischer Gewandung,
eine grofse Hydria in der Hand, fliehend, Po-
seidon nackt mit Mäntelchen und Dreizack sie
haschend. Im gleichen Typus, nur mit unge-
stümeren Bewegungen, ist das flüchtig, aber
flott gezeichnete Bildjüngerphidiasischer
30 Zeit in Ruvo Atl. 13, 6 (Abb. 8 nach Jahn,
Vasenbilder 4, A. B. = Gerhard, A. V. 1, 11, 2
= Elite 3, 18), wo der Gott den Dreizack nicht,
wie auf der Mehrzahl der Darstellungen, ge-
fällt, sondern im Arm trägt. Auch hier hat
Amymone die Hydria und hier sehen wir auch
zum einzigen Male als Gegenbild die Verleih-
ung der Quelle dargestellt, die der Gott mit
einem Drcizackstofs aus einem Felsen lockt.
In einem dritten etwas älteren Amymonebilde
40 fehlt die Hydria, dafür sind die Namen bei-
geschrieben; rechts liegt ein grofser Felsen,
zur Andeutung der kommenden Quellschöpfung,
8) Poseidon und Amymone, links Verfolgung, rechts Quellschöpfung. Schönrotfig. Schale in Buvo
(nach Overbeck, Atl. 13, 6). Sp. 2870 Z. 29.
typische Liebesverfolgung und läfst die Aithra
(inschriftl.) einen Kalathos halten, das allge-
meine Attribut braver Haustöchter. Das sehr
ähnliche stilistisch etwas jüngere Bild im
British Museum, ohne Inschriften (Cat. greek
vases 3 E 174. Elite 3, 19), wo der Korb zwi-
schen den beiden am Boden steht, mag man
daher mit Overbeck gleichfalls auf Aithra deu-
ten, da die Bilder sich auch zeitlich nahe
stehen. — Amymone ist die berühmteste un-
auf dem sich Eros (inschr.) gelagert hat ; links
60 von dem Mittelbild Aphrodite (inschr.) (Overbeck,
Atl. 13, 7 S. 370, 3, Elite ce'ram. 3, 17 u. ö ). Eine
Petersburger Vase (Overbeck S. 371, 6) er-
weitert nach Analogie derPeleus-Thetis-Darstel-
lungen die Verfolgungsscene auf der Rückseite,
durch den Vater (Danaos), dem eine Schwester
den Vorfall meldet. Ähnlich Overbeck S. 372, 8.
— Während hier Amymone stets an ihrem Kruge
erkennbar ist, giebt es eine lange Reihe rot-
2871 Poseidon (u. Amynione; unterital.)
Poseidon (u. Amymone; unterital.) 2872
tiguriger Yasenbilder des strengen Stils und
der phidiasischen Zeit, in der ein nicht näher
charakterisiertes Mädchen von Poseidon
ergriffen wird. Hier werden die Vasenmaler,
wenn sie überhaupt an eine bestimmte Geliebte
dachten, Amymone gemeint haben ; künstlerisch
ist in dieser Reihe nichts Neues geleistet (Over-
beck S. 334). Ebenso sind die einfachen Gegen-
überstellungen Poseidons mit einer unbenannten
Aphrodite sehen mag (Atlas 13, 9; 10), sowie
die durch Eros gesicherten Aphroditefiguren auf
13, 11; 14; 15. Ferner kommen Hermes (13, 10;
14), Pan (13, 14 ; 15) und unbenennbare Mädchen-
figuren hinzu (13, 11; 14; 15). Endlich Satyrn
und Mainaden (Overbeck S. 377, 13 = El.te 3,
2«; S. 378, 14 = Böttiger, Amalthea 2, Tf. 4;
S. 380, 15 = Atl. 13, 4), die schon von Over-
beck richtig als allgemeine Naturwesen gedeutet
sachliches Interesse (Elite 3, 23. 24). — Ganz
anders greift die unteritalische Vasen-
malerei das Thema an. Statt lebhafter Be-
wegungen liebt sie ruhige Gruppierungen in
Geliebten ohne besonderes künstlerisches oder 10 werden, die sich für die antike Phantasie über-
all befinden konnten (vgl. Amehing, Personifi-
kation des Lebens in der Natur) und keinerlei
speziellen Bezug zur dargestellten Sage haben.
Die Möglichkeit, die Overbeck trotzdem noch
offen läfst, dafs der
Satyrchor des aischy-
leischen Satyrspiels
Amymone hier nach-
gewirkt habe, ist
natürlich heutzutage
nicht mehr diskutabel.
Richtig lehnt Overbeck
auch für Atl. 13, 4 ab,
in dem Satyr jenen be-
gehrlichen aus Apollo-
dors und Hygins Be-
richten zu erkennen ;
seine nach Amymone
hingestreckte Hand ist
nichts als der allge-
meine Ausdruck der
Verwunderung, der bei
den Satyrn in ihrer
Auffassung als neu-
gieriger Naturwesen
typisch ist. — Auch
das Lieblingskompo-
sitionsmotiv der unter-
italischen Maler, ein
Gebäude in der Mitte
des Bildes, liefe sich
für die Amymonesage
zurecht machen : auf
Atl. 13, 14 u. 15 steht
ein schönes Brunnen-
haus im Zentrum, vor
9) Poseidon und Amymone (anwesend: Aphrodite mit Eros r., Hermes 1., oben 1. Peitho('i'),
r. Pan). Lukanische Amphora unbekannten Orts (nach Mon. d. I. 4, 14). Sp. 2872 Z. 48.
schönen Stellungen; sie entwickelt daher aus
dem Amymonestoff* nicht etwa neue charakte-
ristische Situationen, sondern pafst ihn nach
dem Poseidon und Amymone sich unterhalten
(Abb. 9 nach Mon. d. I. 4, 14. Als Zusatzfiguren
rechts Aphrodite u. Eros, diese allein mit klarem
Möglichkeit ihrem Bildervorrat an und erweitert 50 Sinne , links Hermes, oben ein Mädchen, das
dieScenerie mit mehr oder minder grofser Über
legung. Amymone sitzt nun fast immer, hat
ihre Hydria bei sich und schaut auf den ruhig
vor oder hinter ihr stehenden Poseidon, der
manchmal den Fufs in dem bekannten Motiv
auf eine Erhöhung setzt. Einmal thront Po-
seidon, und Amymone steht sich entschleiernd
vor ihm. Mit Overbeckscher Gründlichkeit zu
untersuchen, ob dieses Liebesgespräch vor oder
nach der Umarmung stattfindet , heilst
Charakterisierungsfähigkeit dieser Vasenmaler
allzuviel zutrauen. Sie erweitern ihr Bild, wie
es ihnen gerade einfällt, z. B. durch Zusatz
von Amphitrite (Atlas 13, 9), wobei aber nicht
das geringste von der Eifersucht zu sehen ist,
die nach Overbeck und Wieseler die rechtmäfsige
Gattin herbeigeführt haben soll. Weitere Zu-
satzfiguren sind eine Frauen gestalt, in der man
man zur Not Peitho nennen könnte, und Pan;
ferner das übliche Füllsel dieses Stils, Fächer,
Ball, Blumen, Reh). — In etwas gröfsere Un-
kosten in bezug auf Erfindung stürzt sich der
Maler des Bildes Overbeck, Atl. 13, 11 (S. 386, 18.
Lucanische Pelike unbekannten Orts Bidl.
Napol. 2, 3. Elite 3, 30). Das Brunnenhaus ist
etwas aus der Mitte gerückt. Poseidon und Amy-
mone sitzen nebeneinander; diese hält noch in
der 60 der Haud das Tragpolster (tiUtj, GntTga) für die
zu Boden gefallene Hydria. Über ihnen wölbt
sich ein Strahlenbogen, die Wassergrotte, die
der Gott entstehen läfst, um sich und die Ge-
liebte zu bergen; das Motiv ist auch von einem
Gemälde bei PMlostr. sen. Imag. 1, 8 bekannt.
In der Umgebung sind sicher deutbar nur
rechts oben Aphrodite mit Eros und nach der
Mitte zu ein zweiter Eros, der gerade nichts
2873 Poseidon (u. Amymone; späteres) Poseidon (u. Amphitrite; u. Pelops) 2874
Besseres zu thun hat, als mit einem Pfeil nach so alt zu sein, dafs nicht für eine Sage von
einer Schlange zu stechen. Der Ephebe mit Raub und Entführung Platz gewesen wäre,
einem Reh links oben wird bei Reinach, Rep. Allerdings ist die Überlieferung darüber erst
1, 465 als Kyparissos gedeutet, das Mädchen sehr jung. Eustath. ad Hom. p. 1458, 40 und
links unten, das nach Overbeck das vor ihr Schol. Od. 3, 91 berichten, dafs Poseidon die
stehende Reh füttern soll (aus einem Schmuck- Nereide Amphitrite auf Naxos mit ihren Schwe-
kästchen!), nennt er zweifelnd Hebe. Es sind stern den Reigen tanzen sah und sie entführte,
aber einfach die Repertoirefiguren dieses Stils, Eine hierher bezogene Scene findet sich auf
die ohne besondere Überlegung zugesetzt sind. einer jungattischen rotfigurigen Pyxis aus
Der Ephebe rechts unten könnte zur Not 10 Aigina (Collignon et Couve,Vases peints d'Athenes
Hermes sein. — Von den unteritalischen Typen 1551. Abg. Heydemann, Griech. Vasenb. 1, 2):
abhängig (Atl. 13, 10) ist das Innenbild einer Poseidon, durch den Dreizack gesichert, ergreift
etruskischen rotfigurigen Schale aus ein Mädchen an der Schulter; vier andere ent-
Bomarzo, Berlin nr. 2946 (Elite 3, 25), Poseidon fliehen zu einem fischschwänzigen Manne hin.
mit aufgestütztem Ful's und grofsem Delphin, Da Inschriften fehlen, kann man nur aus dem
die Geliebte mit entblöfstem Oberkörper ihm fischleibigen Vater schliefsen, dafs es Meer-
gegenüber auf einem Stuhl. Doch mufs man, mädchen sind. Ob wirklich der Vasenmaler
wenn man hier überhaupt einen Namen geben Amphitrite gemeint und die Sage von ihrem
will, die Frau Amphitrite nennen, da gar nichts Raube gekannt hat, ist zweifelhaft. Ebensogut
für, der Stuhl jedoch gegen Amymone spricht. 20 kann er auch das bekannte Schema des Mädchen-
— Der etruskische Spiegel freien Stils, raubes ohne poetische Quelle einmal für Po-
Gerhard 1, 04, mit Poseidon im Liebesangriff seidon angewandt und dabei an eine beliebige
auf ein halbnacktes Mädchen ohne Hydria, vor namenlose Nereide gedacht haben. — Weniger
einer Art Wassergrotte mit Seedrachen und zweifelhaft ist, ob eine andere aus späten
Fisch, ist auf Amymone zu beziehen wegen der Quellen (oben Bd. 1 Sp. 319) bekannte Version zur
Quelle, die hinten aus einem Felsen strömt Deutung eines Vasengemäldes benutzt werden
und an der ein neugieriger Satyr lauscht. Die darf: Amphitrite habe sich vor Poseidon in die
Bewegungsmotive sind etruskischer Erfindung, Tiefe des Weltmeers geflüchtet, der Delphin
der Stil der des 5. Jahrhunderts. — Die spä- habe sie gefunden und sie ihm gebracht, wo-
teren Darstellungen der Amymone seien, 30 für er unter die Sterne versetzt worden sei.
da sie sehr spärlich sind, gleich hier eingefügt: Auf einer spätattischen Pelike aus der Krim
Einige schöne griechisch-römische Glaspasten, (Abg. Antiquites du Bosphore Cime'r. 61, 3; 4)
darunter eine mit der Inschrift des augustei- sitzt Poseidon am Strand, ein Mädchen wird
sehen Gemmenschneiders Aulos (Furtwängler, von einem Delphin ans Ufer getragen und von
Arch. Jahrbch. 1889, 4, Taf. 2, 3; 4; S. 51. Eros geleitet; hinten steht ein unerklärter
Furtwängler, Gemmen Taf. 64, 77. Overbeck, Ephebe. Da das Bild keineswegs einen ge-
Gemmentafel 3, 3; S. 390) stellen Poseidon mit läufigen Typus giebt und die Situation sehr
aufgestütztem Fufs (auf der Aulospaste auf klar gekennzeichnet ist, so wird hier vielleicht
eine Hydria) und Amymone (Hydria in der in der That dem Poseidon seine rechtmäfsige
Rechten, mit der Linken sich entschleiernd; auf 40 Gattin, nicht ein beliebiges Meermädchen zu-
der Aulospaste ohne Hydria) einander gegen- geführt. — .Poseidon und Meermädchen oder
über, in guten Motiven der plastischen Kunst Amphitrite ruhig einander gegenüberstehend -
des 4. Jahrhunderts; auch hier ist Overbeck aber keinesfalls „Hochzeit des P. und A." -
(S. 390) unsicher, ob es vor oder nach der zeigen schönrotfigurige Vasen, Elite 3, 23; 24.
Umarmung sei. Eine ähnliche Gruppe aus Erz Würzburg. Urlichs 335 = Overbeck, K. M. 3,
beschreibt Christodor(Ecphras. 60) im Zeuxippos 367, 10. Nichts mit Poseidon zu thun haben
in Konstantinopel. Für die Pasten vermutet die von Overbeck (K. M. 3, 354, 3; 4) mit auf-
Furtuäugler als Vorbild ein Gemälde aus der gezählten Verfolgungsscenen Petersburg, Vasen-
1. Hälfte des 4. Jahrhs. (Jahrbuch 1889, 52). sammig der Erem. 1531 und Würzburg, Urlichs
— Eine frührömische Paste (Furtwängler, 50 324. (Abg. Gerhard, A. V. 182). — Über den
Gemmen 30, 29; Berliner geschn. Steine 596. Hochzeitszug des Poseidon und der Amphitrite
Overbeck, Gemmentf. 3, 4), an Motive des in der jüngeren Kunst s. u. Sp. 2897, 53. — Die
strengen Stils sich anschliefsend , macht aus Darstellungen, wo Amphitrite als Poseidons
einem einfachen wasserschöpfenden Mädchen, Gattin in Scenen einer feierlichen Repräsenta-
wie es andere Pasten (Furtwängler 594. 595. tion und in Kultbildern neben ihm steht oder
Overbeck, Taf. 3, 5) zeigen, durch Hinzufügen sitzt, werden Sp. 2878 f. aufgezählt.
des Dreizacks eine Amymone. — In einem pom- Der Mythos kennt, wenn auch nicht in
pejanischenWandgemälde (Heibig, Wandgem. solcher Ausgestaltung wie zwischen Zeus und
nr. 174. Museo Borb. 6, 18. Rochette Choix des Ganymed, die Liebe des Poseidon zu Pe-
peintures 2. Müller-Wieseler , Dkm.4 2, 16, 5) co lops; vgl. oben Bd. 3, Sp. 1871, 40, wo Z. 51 das
sitzt Poseidon am Meeresstrand vor einem Felsen, apulische Vasenbild, Berlin 3297 = Gerhard,
während ein halbentkleidetes Mädchen auf ihn Trinksch.u.Gef. 22 mit Recht als nicht hierher,
zu tänzelt; ein spezieller Bezug auf Amymone sondern in den Adonismythos gehörig abge-
fehlt. Man vgl. auch das von Philostr. sen. 1, 8 lehnt wird. Pelops war im Olymp der Mund-
beschriebene Bild. schenk des Gottes. Auf einer anderen apuli-
Zu Amphitrite steht Poseidon im Ver- sehen Vase (Mon. d. I. 2, 31) ist unter den
hältnis des rechtmäfsigen Ehegatten , doch zuschauenden Göttern in der einen Ecke neben
scheint mythologisch ihre Verbindung nicht Zeus Ganymed, in der anderen neben Poseidon
2875 Poseidon (u. Pelops. Statuarisches)
Poseidon (archaische Statue) 2876
ein Jüngling mit Kranz und Blütenstengel dar-
gestellt, den man unbedenklich Pelops nennen
darf. Hierher gehören auch die attischen rot-
figurigen Vasen schönen Stils, wo Poseidon
einem schönen, ganz ins Himation gewickelten
Knaben seinen Fisch hinhält (Elite 3, 7; 8)
oder von diesem eine gefüllte Schale gebracht
10) Poseidonstatue von Liwadhostro (rechts nach Ephim. arck. 18S)9, 6,
links Ergänzungsskizze Reichholds). Sp. 2875 Z. 50.
bekommt; es ist Pelops als Mundschenk
{Elite 3, 6). —
Wir haben ob. Sp. 2860 f. die Darstellungen
des Poseidon in mehr oder minder lebhaftei
Aktion vorangestellt, weil sie ihren Typen nach
fast alle auf denselben formalen Grundgedanken
zurückgehen. Die einzige erhaltene ar-
chaische Statue ist, wie ich glaube, dieser
Serie der Dreizackschwinger anzureihen, ob-
wohl ihre Ergänzung nur vermutet werden
kann. Die halblebensgrofse Bronzefigur von
Liwadhostro (H. 1, 18 m), jetzt im Atheni-
schen Nationalmuseum (Abb. 10. Philios, Ephim .
arch. 1899, Tf. 5, 6; S. 57.) ist gefunden am ko-
rinthischen Golf in der Nähe des alten Kreusis.
heute Liwadhostro, bei einem kleinen Hafen
Hagios Vassilios, in dem man den Hafen von 60 teren Zeit erscheint
Plataiai vermutet. Sie lag nahe am Ufer im
Wasser, stand also frei oder unter einem Naiskos
am Strande; Reste der Basis waren in der Nähe.
Die auf der Fufsplatte eingravierte Weih-
inschrift rö IIoTtidccovog ItxQog sichert die Deu-
tung. Es ist ein sorgfältiges Werk reifarchai-
scher Kunst aus dem Anfang des 5. Jahrhs.
v. Chr.; Augen und Brustwarzen waren einge-
setzt, am Körper ist sehr viel ergänzt. Der
Gott steht im Schema der alten „Apollon"-
figuren, jedoch stärker ausschreitend und den
rechten statt des sonst gewöhnlichen linken
Fufses vorgesetzt. Die rechte Hand war vor-
gestreckt, der linke Arm sehr stark gehoben.
Gillieron läfst ihn in seiner Ergänzungsskizze
Ephim. 1899 S. 66 den linken Arm
ganz hoch mit dem Dreizack auf-
stützen. Aber die Zeichnung zeigt
deutlich, dafs das nur mit grofser
Gewaltsamkeit geht (das Loch in der
Fufsplatte, in dem der Schaft ge-
steckt haben soll, kann zufällig
sein), und vor allem ist ein der-
artiges Motiv in der archaischen
Kunst unerhört; Scepter oder Lanzen
werden in Kopfhöhe, aber nicht mit
derartig pathetischer Reckung des
Arms gehalten. Hingegen ergiebt
sich ein archaisch harter, aber ein-
wandfreier Rhythmus (vgl. die Skizze
Beichholds, Abb. 10 1.), wenn wir ihn
repräsentativ den Dreizack erheben
lassen in der Art der Münzen von
Poseidonia (Abb. 1), wo es sich ja
auch nicht um einen Angriff handelt.
Eben deshalb verschlägt es nichts,
daTs er hier den Dreizack ungewöhn-
licherweise in der Linken hält; auch
die Fufsstellung ist, wie wir sahen,
gegenüber
dem ge-
wöhnlichen
Typus ver-
tauscht, was
möglicher-
weise durch
bestimmte
örtliche
Verhält-
nisse (Sicht-
barkeit von
seiner linken Seite) ver-
anlafst war. Die Cha-
rakteristik des Gottes
beschränkt sich auf
seine Attribute (statt
des zu frei stilisierten
50 Delphins bei Gillieron
haben wir ihm den
Thunfisch gegeben
nach der rotfigurigen
Vase, Gerhard, Trink-
schalen u. Gefäfse 21).
Er ist nackt, bärtig,
mit aufgenommenem
langem Haar, ganz wie
auch Zeus in der äl-
11) Pos«
Louvre
jnstatuette im
Sp. 2876 Z. 68.
Dafs das Werk einer
attischen Werkstatt entstammt (Philios), ist
nicht unmöglich, aber nicht beweisbar. — Eine
angeblich archaische Poseidonstatuette aus
Terracotta im British Museum {Walters, Cat. of
Terracottas B 78. Abg. Huish, Greek Terracotta
Statuettes pl. 36) ist eine horrible Fälschung.
— Eine neuerworbene Bronzestatuette des
2877 Poseidon (Statuarisches des 5. Jahrh.) Poseidon (repräsentativ auf Vasen) 2878
Louvre, obwohl uicht von hervorragender Ar-
beit, wird wegen der Seltenheit archaischer
Poseidonfiguren mit Erlaubnis der Direktion
des Louvre hier zum ersten Mal veröffentlicht
(Abb. 11. H. 12 cm). Der Gott ist ganz im
„Apollon"schema
dargestellt und trägt
in der L. einen Thun-
fisch Der Bart ist,
wie an den Münzen 10
von Poseidonia
(Sp. 2859 Z. 61), nicht
grofs u. ohne Ziselie-
rung, doch geht aus
dem starken Vor-
springen des Unter-
gesichts zweifellos
hervor, dafs es bär-
tig gemeint ist.
Statuarische 20
Typen des 5. Jahr-
hunderts sind uns
in grofsen Kopien
keine erhalten. (Eine
Statue in der Gal-
12) Poseidonstatuette aus leriadellestatue
Boiotien. Bei Frhr. v. Bissin,;,, desVatikan (Over-
München. Sp. 2878 Z. 10. &fcÄ% m ^ g. 12
35. Heibig, Führer*
1, 208), eine Kopie antoninischer Zeit, geht in 30
ihren Grundlagen auf ein Vorbild des 5. Jahrhs.
zurück und wird von Furtwängler {Meister-
werke S. 363, Fig. 49) in den Kreis des Myron
gesetzt. Doch ist ihre auf Visconti zurück-
gehende Deutung als Poseidon ganz unsicher,
40
13) Poseidon u. 50
Aniphitrite.
Weihtäfelchen aus
Thon, aus der Nähe von
Korinth. Berlin.
Sp. 2878 Z. 60.
so dafs sie hier nicht ver-
wertet werden kann ; der Del-
phin ist modern.) — Ein Typus,
der seiner Erfindung nach 60
ins 5. Jahrh. gehört, findet sich
auf späten Reliefs (Overbeck, Atlas
Taf. 12, 17; 18, und einer Gemme wohl augus-
teischer Zeit {Overbeck, Gemmentaf. 2, 10). Der
Gott stützt die R. auf die Hüfte, die L. auf den
nicht sehr hoch angefafsten Dreizack ; die Bein-
stellung ist ähnlich wie beim Kasseler Apoll und
die Köpfe lassen deutlich die Art des 5. Jahrhs.
erkennen. In hellenistischer Weiterbildung liegt
dieser Typus vor in der Neapler Statuette, Over-
beck, K. M. 2, Tf. 2, 1 (s. u. Sp. 2895, 62). — Die
auf Poseidon bezogene Pariser Statuette,
Overbeck a. O. Tf. 3, 3 (mit Mäntelchen über
1. Arm und sehr schlichtem Haar) ist dem
schönen Florentiner Zeus (Amehing, Florentiner
Antiken Abb. S. 10) eng verwandt, doch ist
durch gar nichts nachzuweisen, dafs es Po-
seidon ist. — Eine Bronzestatuette im Be-
sitz v. Bissings, die ich in Abb. 12 bekannt
machen darf, giebt die erste Kunde von einem
Typus, der später weitergebildet wird und zu
besonderer Beliebtheit gelaugt (Sp. 2884, 58).
Es ist eine griechische Arbeit aus der Mitte des
5. Jahrhs. (H. 8 cm, in Athen erworben), mit
ehemals eingesetzten Augensternen und mit
der auf der linken Körperseite eingegrabenen
Weihinschrift: 0IOPI0lt>A^ POTIt>AONI. Die
Form Potidaon ist boiotisch (Sp. 2788 Z. 57),
ebenso die Form Thio- statt Theopithidas in
dem sonst nicht bekannten Eigennamen. Viel-
leicht stammt die Bronze aus dem berühmten
Poseidonbezirk von Onchestos (ob. Sp. 2835 Z. 57).
Der Gott stützte mit der Linken den Dreizack
auf, in der Rechten hielt er den Fisch. Haupt-
und Barthaar sind ziemlich knapp anliegend.
Eine individuelle Charakterisierung ist noch
nicht erstrebt und ohne die Inschrift würde
man kaum die Deutung auf Poseidon wagen.
Statuen des 5. Jahrhunderts, über die
nichts Näheres bekannt ist: 1) Die 7 Ellen
hohe Bronzestatue, die die Griechen nach der
Schlacht bei Plataiai nach Delphi weih-
ten (Herod. 9, 81). — 2) Poseidon unter den
Weihgeschenken des Mikythos in Olym-
pia, zusammen mit Amphitrite und Hestia,
Werke des Glaukos von Argos, um 460 v. Chr.
(Paus. 5, 26, 2). — 3) Poseidon den Lysandros
bekränzend, Bronzestatuen im Weihgeschenk
der Lakedaimonier nach Delphi für die
Schlacht bei Aigospotamoi, Werk des
Dameas aus Kleitor in Arkadien (Paus. 10, 9, 7.)
Poseidon in repräsentativer Hal-
tung, bei Auffahrten, in Götterver-
sammlung, als Zuschauer. In diesen ruhi-
gen Typen tritt in der älteren Kunst noch
weniger Individualität hervor als in den oben
behandelten bewegteren Scenen. Auf der
Klitiasvase (Furttcängler-Beichhold, Griech.
Vasenmalerei Tf. 1) sind Poseidon und Amphi-
trite durch den Henkel verdeckt; wir sollen sie
uns denken wie die anderen Götter in langem
ionischem Festgewand. So stand Poseidon auch
auf der Sophilosvase (Wien. Vorlegebl. 1889,
2, 3), so zeigen ihn die korinthischen
Pinakes, die ungefähr derselben Zeit, Mitte
des 6. Jahrhunderts v. Chr., angehören. Auf
ihnen ist die Auffahrt des Poseidon mit Amphi-
trite besonders beliebt (Abb. 13, hier sogar ohne
Dreizack, nach Ant. Denkm. 1, 7, 1. Ferner
ebenda 7, 4 (ohne Ainph.); 10; 13. 2, 24, 2.
Furtwängler, Berl. Vasen 1,493—537. 800—801).
Überwiegend jedoch steht er ruhig da, den
Dreizack aufstützend oder schräg haltend,
manchmal den Delphin in der anderen Hand
(Dkm. 1, 7, 5; 6; 9; 24; 28. 2, 23, 1; 4a; 7b;
13a; 16a; 17; 15a; 18a. 24, 3; 6; 8; 11. Berl.
2879 Poseidon (jüngere sf. Vasen)
Vasen 1, 347 — 473), manchmal neben oder
gegenüber von Amphitrite (Dkm. 1, 7, 11; 19.
2, 24, 2; 10. Berl. Vasen 1, 474—485). — Auch
in der jüngeren schwarzfigurigenVasen-
malerei wird von den Künstlern auf Poseidon
angewandt, was ihnen von typischen Haltungen
höherer Götter geläufig ist, das ruhige Da-
stehen in langem Gewand, zusammen mit an-
deren Göttern in mehr oder minder beziehungs-
Poseidon (rotfig. Vasen, Reliefs) 2880
wand kommt auch der kurze Chiton mit klei-
nerem Himation öfter vor. — In der streng-
rot figurigenVasenmalerei fehlen die Auf-
fahrten, die auch für andere Götter kaum mehr
vorkommen; im übrigen ist Poseidon als ruhiger
Teilnehmer einer Götterversammlung oder bei
einem Ereignis, oder als Einzelfigur nicht selten
(z. B. Mon. d. I. 6, 58. Gerhard, A. V. 146. Vgl.
Overbeck, K. M. 3, 226); typisch Neues tritt
reicher Zusammenstellung (z. B. mit Athena 10 nicht auf. Im schönrot figurigen Stil er-
und Hermes, Elite 3, 13; 36 a; ferner Gerhard,
A. V. 13; 48 u.s.w. Vgl. Overbeck, K. M. 3, 212,
lf.). Oder ein Einherschreiten in Verbindung
mit irgend einem Ereignis, an dem er Anteil
nimmt (Kanne des Kolchos mit Kampf des
Herakles und Ares über dem gefallenen Kyknos,
14) Poseidon und Amphitrite, unter den anderen Olympiern beim Mahle.
Schönrotflg. Schale (nach Mon. d. I. 5, 49). Sp. 2880 Z. 13.
oben Bd. 2, Sp. 1695, Abb. 3. Ferner Gerhard,
A. V. 111; 138 u. a.). Endlich die feierliche
Auffahrt, die, wie für alle möglichen anderen
Götter (Jahn, Archäol. Aufsätze S. 92 f. stellt
einen Teil der Darstellungen zusammen), so 50 volles archaisches Vorbild zurück, bei dem der
auch für Poseidon passend erscheint. Einmal Körper wirkungsvoll durch den Mantel umrahmt
scheint er in neuer Auffassung zum Mahle ge-
lagert, bekränzt und mit nacktem Oberkörper,
so namentlich auf der wundervollen Schale
phidiasischer Zeit im British Museum (Cat.
Greek Vases 3, E 82. Mon. d. I. 5, 49; danach
Abb. 14), wo die Würde der Haltung und die
Schönheit der Züge ganz an
den Parthenonfries erinnern.
So gelagert empfängt er auch
den Theseus in der Tiefe des
Meeres auf dem grofsen Bo-
logneser Krater polygno-
tischer Kompositionsart, der
uns wahrscheinlich das Bild
des Mikon im Theseion im
Auszuge wiedergiebt (Mon.
d. I. Suppl. Taf. 21. Bobert,
Nekyia des Polygnot. S. 41.
Müller - Wieseler - Wernicke,
Dkm.* 2, 14, 2). Auf einem
wenig älteren Bilde mit dem
gleichen Gegenstand sitzt er
voll bekleidet auf einem
Thron (Elite 3, 9). — Auf den
unteritalischen Vasen ge-
hört er zum Repertoire der
zuschauenden Götter in der
oberen Kompositionsreihe
und ist hier manchmal ste-
hend, meist jedoch bequem
sitzend mit entblöfstem Ober-
körper gegeben (Overbeck, K.
M. 3, 309, D; G (stehend);
R; S: T; U; V; AA; hier
überall sitzend).
Die für Relief erfundenen Typen des
Poseidon sind spärlich. Archaische fehlen. Doch
geht das archaisierende Relief in Villa
Mattei (Overbeck, Atl. 12, 13) auf ein charakter-
werden ihm Flügelpferde gegeben, vielleicht
in Erinnerung an die windschnellen Rosse, die
er dem Pelops giebt (Gerhard, A. V. 10 =
Overbeck, Atlas 11, 21); einmal steht neben ihm
auf dem Wagen inschriftlich Aphrodite, sicher
nicht mit Bezug auf die gemeinsamen Kulte
der beiden Götter in Lechaion und Kenchreai,
sondern zweifellos verschrieben aus Amphitrite.
wird. Die anderen archaisierenden Reliefs (Atl.
12, 12; 14. K. M. S. 231, nr. 3, 5, 6) sind süfs-
liche rneu-attische' Schöpfungen, die nur ganz
aUgemein auf Formen aus der 1. Hälfte des
5. Jahrhs. zurückgehen. Von grofser Wichtig-
keit hingegen sind zwei Reliefdarstellungen
aus der Mitte des 5. Jahrhunderts, von denen
die erste wahrscheinlich für den Typus der
Wie gedankenlos der Maler war, zeigt er da- 60 Vasenbilder vom schönrotfigurigen Vasenstil
durch, dafs er seine f Aphrodite' in Wirklich-
keit als Athene mit Aigis gemalt hat (Atlas
11, 25. Elite 3, 15. Walters, Brit. Mus. Cat.
Greek Vases 2, B 254). — Als Zuschauer und
bequeme Füllfigur erscheint Poseidon bei der
Athenageburt und in sonstigen Götterversamm-
lungen (Overbeck, K. M. 3, 212 f.), hierbei auch
gelegentlich sitzend. Neben dem langen Ge-
an nicht ohne Einflufs gewesen ist: 1) Im
Ostfries des Parthenon (Abb. 15 nach
Photogr.). Poseidon sitzt mit enthülltem Ober-
körper da, die R. herabhängend, in der Linken
den schräg angelehnten Dreizack haltend, der
gemalt war und von dem die Linie des Schaftes
unter dem Stuhle der nächsten Figur sichtbar
ist. Der Gott hat hier weder die breite Würde
2881 Poseidon (i. Parthenon- u. Theseionfries)
des Zeus, noch das freie und lässige Gehahen
der anderen Götter. Er sitzt vielmehr mit
steifem Oberkörper da, der sich aber doch um
ein geringes durchbiegt, gerade als möchte er
wohl ein wenig nachlassen, wage aber seiner
Würde nichts zu vergeben. Der Körperbau ist
nicht entfernt so mächtig, wie beim Poseidon
des Westgiebels. Der bärtige Kopf ist der eines
würdigen Mannes mit langlockigem Haar, aber
ohne irgendwelche speziellere Charakterisierung.
Man hat oft auf den
Gegensatz zwischen n
dem überkräftigen
Poseidon des West-
giebels und dieser
schlichten und zah-
men Bildung hinge-
wiesen. Das kommt
wohl weniger von
einer Verschieden-
heit in der Auffas-
sung d. persönlichen
Wesens des Gottes
(Sp. 2859 Anm.), als
aus den Gegensätzen
in der künstlerischen
Gesamtaufgabe.
2) AmOstfries des
Theseion (Sauer,
Theseion Taf. 3, 22 ;
S.123. Brunn -Brück-
■mann, Dkm. 407)
wird der vorderste
der drei rechts
sitzenden Götter mit
grofser Wahrschein-
lichkeit für Poseidon
gehalten. Er hat, wie
am Parthenonfries,
nur den Unterkörper
verhüllt und ist in
etwas lebhafterer
Haltung gegeben,
wie es alle Götter
des Theseionfrieses
sind. Eine besonders
sprechende Charak-
terisierung seines
Körpers ist auch hier
nicht vorhanden, nur
Poseidon (4. Jahrh. Euphranor) 2882
von besonderer Bedeutung war, der Poseidon
des Euphranor im Cyklus der Zwölf Götter
in der Halle des Zeus Eleutherios zu Athen
(Paus. 1, 3, 2). Valerim Maximm (8, 11 ext. 5)
erzählt, Euphranor habe hier den Poseidon
rmit so hervorragenden Zügen der Hoheit' aus-
gestattet (Neptuni imaginem quam poterat e.r-
cellentissimis maiestatis coloribus eomplexus est),
dafs er trotz aller Bemühung den Zeus nicht
io noch erhabener darzustellen vermochte. Brunn
15) I'oseidon und Apollun im Ostfries des Parthenon. Sp. 28S0 Z. 62.
sein Platz als Gegen-
über des Zeus führt auf die Deutung als Po-
seidon.
Die Durcharbeitung des Poseidonideals war
bis zum Ende der phidiasischeu Epoche noch
nicht entfernt so weit gediehen, wie die des
Zeusideals. Einer jüngeren Zeit blieb es vor-
behalten, ihn nicht nur als würdigen Olympier,
sondern als den wahren Herrscher des furcht-
baren und unruhvollen Meeres zu erfassen.
des
Material
II. Typen des 4. Jahrhunderts
Für die monumentalen Gestaltungen
Poseidon ist, soweit das erhaltene
einen sicheren Schlufs zuläfst, das 4. Jahr-
hundert die schöpferische und maisgebende
Epoche gewesen. Es scheint ferner, dafs für
die Typenbildung eine Darstellung der Malerei
Koscher, Lexikon der gr. u. röin. Mythol. III.
(Kimstiergeschichte 2, 190) vermutet, dafs der
Künstler den Poseidon rmit einer solchen Fülle
körperlicher Majestät' gebildet hatte, dafs
das mehr auf den Ausdruck geistiger Macht
aufgebaute Zeusideal dahinter zurücktrat.
Zweifellos werden wir schliefsen dürfen, dafs
das Gemälde des Euphranor zum ersten Male
einen wirklichen Poseidon gab, in welchem
60 der Charakter des Gottes als Herrscher des
wilden Elements unmittelbar in die Erscheinung
trat. Ich vermute, dafs ein in der ersten Hälfte
des 4. Jahrhunderts auftretender Typus, der in
zahlreichen plastischen Variationen, sowie auf
einem Wandgemälde, einem Relief und auf
Münzen vorkommt, iu letzter Linie auf die
Schöpfung des Euphranor zurückgeht (Sp. 2885,
25). — Von anderen malerischen Darstellungen
91
2883 Poseidon (4. Jahrh.; sitzend, stehend)
Poseidon (I. Typus; München) 2884
dieser Zeit (Poseidon des Hippys ; des Asklepio-
dor in einer Zwölfgötterserie; Brunn, Künstler g.
2, 258; 256) wissen wir nichts Näheres.
Die statuarischen Bildungen des Po-
seidon lassen sich auf eine kleine Zahl von
Typen zurückfuhren, von denen mehrere durch
Münzbilder an bestimmten Orten nachgewiesen
werden können. Wir beginnen mit den Sitz-
figuren, die aufserordentlich spärlich sind
und in erhaltenen Statuen überhaupt nicht
vorkommen. Auf Münzen finden sich zwei Ty-
pen. Der eine giebt Poseidon auf einem Diphros
(meist ohne Lehne) thronend (stets nach links),
ganz nach Art der entsprechenden Zeusbilder,
den Dreizack in der Linken hoch aufgestützt
oder angelehnt, in der vorgestreckten Rechten
den Delphin (Münzen von Tenos, Ende des
4. Jahrh., Gardner, Types 12, 22; der Boioter,
gleiche Epoche, Gardner 12, 5 = Overbeck,
Münztf. 6, 16; von Korinth, Imhoof-Gardner,
Numism. Comm. on Paus. Taf. D 54, S. 16).
Dies sind zweifellos Nachbildungen von Tem-
pelstatuen; bei der zuletztgenannten korinthi-
schen Münze könnte man etwa an das Poseidon-
heiligtum in Lechaion denken (Paus. 2, 2, 3).
— Der zweite Typus lafst ihn auf einem
Felsen sitzen, also am Meeresstrand, und
giebt ihm eine bewegtere, ungezwungenere
Haltung. Die Richtung wechselt nach links
oder rechts, die Haltung der Arme ist vielfach
variiert, statt des Delphins liegt bisweilen ein
Aphlaston in der Hand (M. von Korinth,
Imhoof-Gardner, Comm. D 52. Overbeck, Münzt.
6, 19; von Byzantion Gardner, Types 12, 34 =
Overbeck Taf. 6, 17; von Nisyros Overbeck 6, 15;
des Demetrios Poliorketes Overbeck 6, 18, dazu
5. 297). Auch hier liegen statuarische Vorbilder
zu Grunde, die im Freien in Bezirken oder an
Hafen gestanden haben mögen. Der Typus
findet sich ferner auf der attischen Zwölfgötter-
basis, deren Reliefs fast durchweg von statu-
arischen Vorbildern abhängig sind (Athen.
Mitt. 1879, Taf. 20, S. 347). Ein pompeja-
nisches Wandgemälde (Overbeck, Atlas Tf. 13,
24) benutzt den Typus bei der Darstellung des
trojanischen Mauerbaus, wo Poseidon dem vor
ihm stehenden Arbeitsgenossen Apollon gegen-
über sitzt.
Von den stehenden Poseidontypen haben
die halbbekleideten eine viel weniger indivi-
duelle Durchbildung als die unbekleideten, bei
denen die Nacktheit als ein glückliches Cha-
rakteristikum des wetterharten Elementargottes
benutzt wird. Erhalten sind halbbekleidete
Statuen des Gottes, die auf das 4. Jahrhundert
zurückgingen, keine. Wohl aber haben wir
Münztypen dieser Epoche, die zweifellos Kult-
bilder wiedergeben: 1. von Priansos auf Kreta,
Gardner, Types 9, 2, wo das Himation in ein-
facher, noch an die Weise des 5. Jahrh. ge-
mahnender Anordnung sich um den Unterkörper
schlägt; der Dreizack liegt im 1. Arm, die R.
hält den Delphin. 2. von Tenos, ebenda 12, 24;
der Dreizack ist hoch aufgestützt, das Himation
geht an der linken Seite bis auf die Schulter
hinauf, die R. hat den Fisch. In Tenos, wo
ein von weither besuchter Poseidonbezirk war
(Strabo 10, 487), der Vorgänger des heutigen
Evangelistriaheiligtums, ist uns aus Philochoros
bei Clemens Alex. (Protrept. 4, p. 41) eine Kult-
gruppe des Poseidon und der Amphitrite von
Telesias von Athen überliefert, deren Zeit
nur durch Philochoros als untere Grenze (236 —
220 v. C.) bestimmt wird. Da der thronende
Poseidon der M ünzen (Head, bist, S. 420, Fig. 262 ;
Sp. 2883, 17) nichts mit der Gruppe zu thun haben
kann, so ist es sehr wahrscheinlich, dafs der
io stehende Typus die Figur der Kultgruppe wieder-
giebt, die, wie die meisten derartigen Gruppen,
parataktisch ohne Beziehungen der Gestalten
zu einander komponiert gewesen sein wird (vgl.
Overbeck, K. 31. 3, S. 238). Die beiden genannten
Typen bie-
ten nichts
für die Art
des Gottes
besonders
20 Bezeich-
nendes,
sondern
sind deut-
lich nach
analogen
Zeusbil-
dern ge-
schaffen.
Erst die
30 nackten
stehen-
den Ty-
pen des
4. Jahrhs.
werden
dem We-
sen des
Poseidon
völlig ge-
40 recht. Die-
ses ist eine
Mischung
einerseits
von unge-
heurer
10) Poseidonstatuette. München.
Sp. 2884 Z. 59.
physischer
Kraft als Ausdruck der Herrschergewalt über
das ruhelose und unbändige Element, anderer-
seits von einer gewissen Weichheit und Lässig-
50 keit, ja von Abspannung nach höchster Er-
regung. Während das Zeusideal des 4. Jahrhs.
die höchste geistige Majestät, eine stets gleich-
mäfsige erhabene Überlegenheit und Ruhe re-
präsentiert, liegen im Poseidon neben einander
die grofsen Gegensätze des Elementes, das er
beherrscht: höchste gewaltsame Anstrengung
und mattes Ausruhen.
Der Typus I ist am besten erhalten in
einer wundervollen griechischen Original-
60 Statuette des Münchener Antiquariums
(Abb. 16), die von Brunn aus ihrem Formen-
charakter als Poseidon erklärt und durch
Paralleldenkmäler als solcher erwiesen wird
(bei Christ, Führer nr. 373 S. 56 Taf. 5 noch
als Zeus bezeichnet; abg. Lützow, Münch.
Antiken 26; vgl. Friederichs -Wolters 1750.
Furt w an gier , Meisterwerke 519). Es ist eine
Fortbildung der Bissingschen Statuette (Abb.
2885 Poseidon (Fortleben des I. Typus) Poseidon (Fortleben des I. Typus) 2886
12) in der Formensprache und mit dem Senti- Sievekings Beobachtungen besteht die Figur
ment des beginnenden 4. Jahrhunderts. Der aus grauem kleinasiatischem Marmor und die
Gott steht mit bequem entlastetem linken Bein, Arbeit an Gesicht und Haar mit ihren über-
die Linke aufgestützt. Die rechte Hand ist triebenen Unterhöhlungen ist ganz die der
von der Handwurzel an ergänzt, in der Hai- Künstler von Aphrodisias (2. Jahrh. n. Chr.),
tung richtig; nach der Stellung des Unterarms die wir durch mehrere in Kopenhagen befind-
war die Handfläche nach oben gekehrt und liehe Statuen kennen (E. A. 166 — 170). Am
trug das Attribut. Es wäre nicht absolut un- Delphin griech. Inschrift eines Priesters P. Li-
möglich, dafs es ein Blitz gewesen wäre, doch kinios Preiskos. Jüngere Umbildung des Typus
wird der Blitz, soviel ich sehe, erst in jüngerer 10 im Sinne jener spätrömischen eklektischen,
Zeit in dieser Weise auf statt in der gesenkten etwas barocken Kunst (1. Bein im polykleti-
Hand getragen. Viel besser ergänzt sich hier sehen Schreitmotiv, Mantel über 1. Schulter,
der Delphin. Vor allem aber spricht für Po- Kopf etwas pathetischer erhoben). — 4. Marmor-
seidon der allgemeine Charakter der Gestalt: statue Blundell. Chirac 396 D, 681 A; neu
ein gewaltiger Körperbau und dabei ein wei- sind r. Bein, Adler, r. Hand [Handfläche war
ches, fast müdes Neigen des Hauptes. Der nach oben], 1. Arm. Kopf, soweit nach der
Körper ist in seinen Grundlagen ganz poly- Zeichnung zu urteilen, der Münchener Statuette
kletisch, nur in der Einzelmodellierung weicher. verwandt. Michaelis, Ancient Marlies in Great
Gesicht und Haar erinnern in ihrer schlichten Britain S. 337, 2. — 5. Marmorstatue Neapel
Bildung noch an phidiasische Götterköpfe, doch 20 (Cl. 744, 1799. Kopf und beide Arme ergänzt;
herrscht auch hierin bereits gröfsere Weich- neben r. Fufse Delphin). — 6. Kolossalstatue
heit, eine sentimentalere Stimmung vor, sodafs Medici, jetzt verschollen. Von Winckehnann
die Statuette in die ersten Zeiten des 4. Jahrh. (Werke 2, 505 u. ö.) als einzige in Rom vor-
zu setzen sein wird. Hier nun ist uns der be- handene Poseidonstatue genannt, wiedergefun-
rühmte Poseidon des Euphranor (Sp. 2882, 1) den von Michaelis (Arch. Zeitung 43, 1885,
bekannt. Ich halte es für nicht unwahrschein- S. 283 mit Abb., danach Müller- Wieseler 4 2,
lieh, dafs wir uns die Schöpfung des Eu- 16, 10) in zwei alten Stichen (Cavalieri, Anti-
phranor in diesem Typus zu denken ha- quae statuae urhis Bomae (1594) Taf. 27. De
ben. — Direkte Wiederholungen der Münchener Bubeis, insign. stat. urbis B. icon., 1645; eine
Statuette scheinen nicht vorhanden. Jedoch 30 Zeichnung des Kopfes von H. Meyer bei
lebte dieser Typus bis in die spätere Kaiser- Winckehnann , Werke 4, Tf. 8 a). Neben dem
zeit fort in leichten Variationen, die alle die Standbein ein Triton. Armhaltung wie bei der
Grundlagen der Münchener Statuette erkennen Münchener Statuette, aber 1. Standbein, Kopf
lassen und sich durchaus in dem vorlysippischen zur linken Seite gewendet. Jedoch kann ich
Formen- und Ideenkreis des 4. Jahrhunderts nicht mit Michaelis aus der sehr unvollkomme-
bewegen. Diese Thatsache tritt um so deutlicher nen Zeichnung auf lysippischen Charakter
hervor, als sich daneben eine ausgesprochen schliefsen. — 7. Relief der fAra Neptuni'
hellenistische Umbildung findet, die unten im kapitolin. Museum Overbeck, Atlas Taf. 12,
(Sp. 2895, 49) zu besprechen ist. Die Abände- nr. 19; Museo Capitolin. 4, 31 (Mantel hinzu-
rungen in jener ersten Gruppe bestehen in dem 0 gefügt). — Wandgemälde: 8. Pompejan.
stärkeren Zurücksetzen des Spielbeins in poly- Wandbild in dem Hause Beg. 7, ins. 15
kletischer Art und einer aufrechteren Kopf- (Overbeck, Atl. 12, 23. Ebenfalls mit Mantel). —
haltung; bisweilen wird ein Mäntelchen über 9. Pompejan. Wandbild (Heibig, Wandg.
die Schulter gelegt. Die charakteristische Hai- nr. 1580. Overbeck, Kunstmyth. 2, S. 314, Tf. 11.
tung der Arme bleibt dieselbe, einmal wird Als Statue vor einem Thorbau. Ohne Mantel),
die Armbewegung umgegekehrt (1. Hand auf- — Münzen: 10. Korinth hat den Typus öfter
gestützt, nr. 2). Bei der Ähnlichkeit mit einem (Imhoof- Gardner, Numism. comm. on Paus.
vielverbreiteten Zeustypus ist, wenn das Attri- B 6; D 61 — 63. F 104). Auf der Münze D 60
but mangelt, die Beziehung auf Poseidon nicht steht er als Kolossalstatue inmitten von halb-
immer sicher (nr. 1. 2. 4). Plastische Nach- 50 runden Hallen mit Tempeln an den Enden, der
bildungen: 1. Bronzestatuette von Para- Darstellung des Hafens von Kenchreai,
mythia, London (Clarac 403, 687. Walters, wo Paus. 2, 2, 3 ini reo {qvuktl reo diu rijg
Cat. of bronzes in the Brit. Mus. nr. 275 Tf. 7, ftaXdisorig ein Erzbild des Poseidon nennt, das
wo er als Zeus bezeichnet, aber seine Verwandt- demnach unseren Typus hatte. Dafs die Statue
schaff mit dem Poseidontypus erkannt wird. erst bei der Neugründung Koriiiths durch Caesar
Haaranordnung etwas pathetischer als bei der errichtet sein müsse, weil Mummius sie sonst
Münchener Statuette. — 2. Bronzestatuette von mitgenommen hätte, scheint mir nicht nötig
Paramythia, London, British Museum mit Imhoof -Gardner (S. 17) anzunehmen. Viel-
(Walters, Cat. of bronzes nr. 274, Tf. 6. Beinach, mehr könnte die Statue von Kenchreai sehr
Be'p. 2, 28, 7). Die Bewegung der Seiten ist um- 60 wohl ein frühes Exemplar aus dem 4. Jahr-
gekehrt, der Kopf geradeaus gerichtet, das ganze hundert, vielleicht sogar das Original sein, das
Ethos etwas verändert. Diese Figur könnte auch dem Typus zu seiner Beliebtheit verholten, da
für Zeus gehalten werden (so Müller -Wieseler- es an einem so vielbesuchten Platze stand.
Wernicke, Dkm.4 2,2,2). — 3. Kolossalstatue in Weitere Münzbilder: 11. Epidauros (Imhoof-
Madrid (Clarac 749 C, 1796 B. Arndt- Arne- Blumer L 8). 12. Gytheion (a. a. O. O 3).
hing, Einzelaufnahmen 1517—1520, mit noch 13. Hafen Nymphaion bei Boiai (a. a. O.
nicht erschienenem Text von Sieveking. Hübner, 0 16. Paus. 3, -J3, 2).
Ant. Bildw. in M. nr. 13). Nach Arndts und Der Typus II des nackten stehenden Gottes
91*
2887 Poseidon (II. Typus; Cherchel)
Poseidon (III. Typus:
aufgestützter Fufs)
2888
wird vertreten durch die Kolossalstatue
in Cherchel (Abb. 17), gef. in Iol, dem
alten Iulia Caesarea (abg. Brunn, Ann. 1857,
tav. D; Overbeck, Atlas 12, 34; Doublet, Musee
d' Alger Tf. 8, S. 75, danach hier). Doublets
fast auimos klingendes Urteil über die geringe
Arbeit der Statue („la tete est ordinaire") scheint
nach der Abbildung nicht gerechtfertigt. Der
Umstand, dafs „le travail manque de Souplesse",
ist durch die Gröfse und die vermutliche de- 10
korative Bestimmung der Statue genügend er-
klärt. Der Typus, hier durch die Attribute
völlig gesichert, ist auf denselben Grundlagen
aufgebaut wie der vorige: wuchtige polykle-
tische Leibesformen, der Kopf etwas müde vorn-
übergeneigt, hier mit einem deutlichen Mangel
an geistiger Überlegenheit. Doch ist die Er-
findung etwas jünger als die des vorigen. Der
Kopf hat die hohe Stirn und das mähnenartig
aufgebäumte Haar, wie es seit der Mitte des 20
4. Jahrh. v. C. für
die grofsen Götter
üblich wird , und
eine Verwandt-
schaft mit dem
Zeus von Otricoli
und dem Sarapis
des Bryaxis (Ame-
lung, Revue arche'ol.
1903 S. 177) istun- 30
verkennbar. Der
Typus gehört also
in den Kreis jener
Neuschöpfungen
von Göttern aus
der 2. Hälfte des
4. Jahrhunderts, für
die man den Na-
men Bryaxis als
einstweiligen Sam- 40
melnamen anneh-
17) Überlebensgroße Poseidon- men kann. Der
statue. Cherchel. Poseidon von Cher-
(Xach Doublet, Musee d'Alger chel hat beide
Tai 8.) sP. 22«7 z. i. Arme gesenkt, an
der linken Schulter
lehnt der Dreizack, die R. hält ein ver-
stümmeltes Attribut, das sicher kein Delphin
ist (wie Doublet sagt), sondern schon von
Brunn (Ann. 1857, 188) als Hippokamp er- 50
kannt wurde, wie an einer Statue in Helike
am korinthischen Golf, die bei einem Erdbeben
im Jahre 372 v. Chr. ins Meer gestürzt war und
den Netzen der Fischer Gefahr brachte (Strabo
8 p. 384). Der riesige Delphin ist zweifellos
Zuthat des Marmorkopisten, ebenso das als
Steuerruder gedeutete Zwischenstück zwischen
dem Stamm und dem Arm (in der Abb. IG
unten liegend). — Eine Statue dieses Typus
stand in Kaphyai in Arkadien, nach der 60
Münze b. Imhoof -Gardner, Comm. on Paus. Tf. 13
S. 100. — Eine lebensgrofse Replik befindet
sich inHolkhaniHall (Michaelis, Anc. Marbl s
in Great Britain S. 305, nr. 18; abg Chirac
744, 1796 A. Arme ergänzt; Delphin alt; Kopf
alt, aber überarbeitet). — Der 1003 gefundene
überlebensgrofse Poseidon von Byblos (in
Konstantinopel; ungenügend abg. von Jalabert
S. J., Revue arch. 1905, 5, S. 55, Fig. 1), eine
nach Jalaberts Zeugnis grobe römische Arbeit,
giebt den Typus in den Hauptzügen wieder;
doch ist der Kopf aufgerichtet, das Haar kon-
ventionell zeusmäfsig, die 1. Schulter und der
1. Unterarm sind von einer Chlaina bedeckt,
Veränderungen, die für römische Dekorations-
steinmetzen charakteristisch sind. Die L. schul-
tert den Dreizack ; von dem verlorenen r. Unter-
arm sind zwei starke Stützen in der Hüftgegend
erhalten, die anzeigen, dafs die R. stark be-
lastet war, wahrscheinlich durch den Hippo-
kampen wie bei der Cherchel-Statue, da der
Delphin am Stamm angebracht ist.
Der Typus III ist der mit aufgestütz-
tem Fufse, der in der neueren Litteratur etwas
einseitig als „das mittlere normale Idealbild"
(Overbeck) und „die kanonisch ausgebildete
Stellung des Poseidonideals" (Konrad Lange)
gefeiert wird. In Wirklichkeit ist er nur eine
unter mehreren im 4. Jahrhundert entstandenen
Lösungen des Problems, allerdings eine, die
sich dem Gedächtnis besonders leicht ein-
prägt, weshalb sie auf späteren Denkmälern
der Kleinkunst häufig wiederholt wird, wohin-
gegen die statuarischen Nachbildungen spär-
licher sind. Seit Konrad Laiige (Motiv des
aufgestützten Fufses S. 31 f.) gilt der Poseidon
mit aufgestütztem Fufs als das Kultbild des
isthmischen Heiligtums und als ein Werk des
Lysipp. Das erstere ist jedoch durchaus nicht
beweisbar und das letztere ist sicher falsch,
wie nachher gezeigt wird. — Statuen: 1. Ko-
lossalstatue im Lateran, Abb. 18. (Abg.
Brunn- Br uckmann, Dkm. 243. 0/ erbeck, Atlas
12, 29 u. ö. Benndorf und Schöne, Lateran
nr. 287). Stark ergänzt (beide Unterschenkel
nebst Schiff und Delphin, r. Hand, 1. Arm;
Zeichnung ohne die Ergänzungen bei Clarac
744, 1797). Von guter Arbeit und die einzige
Wiederholung in der Gröfse des Originals. -
2. Halblebensgrofse Statue in Dresden,
Overbeck, Atlas Taf. 12, 31. Clarac 743, 1798.
Unter dem linken Fufs ein grofser Delphin.
In der Arbeit verweichlicht. — 3. Verschollen
ist die bei O. Müller, Handbuch § 355, Anm. 5
genannte „kleine Statue bei L. Guilford,
Poseidon das r. Bein auf einen Fels stellend".
— 4. Kleine Statue in Villa Alb an i, abg.
Overbeck, Atlas 12, 30. Im Spiegelbild kopiert.
Nach Heibig, Führer durch Rom 22 nr. 880 ist
nur das r. Bein ergänzt; Lange (Auf gest. Fufs
S. 35) nimmt auch das Schiff als Ergänzung,
was zweifellos zutrifft. - 5. Marmorstatuette
in Eleusis. Fhot. deutsch. Inst. Fleus. 54 =
Abb. 19. Reinach, Repert. d. I. stat. 2, 27, 4.
Linker Fufs aufgestützt auf Delphin, der auf
einem Felsstück liegt. Mäntelchen über dem
Schenkel. — Bronzestatuetten: 6. Zürich,
Rep. 2, 27, 2—7. Louvre, Rep. 2, 27, 6.
— 8. Köln, Rep. 3, 10, 5. - - 9. Paris, Bibl.
nat. Rep. 2, 27, 5. Römische Umbildung; Globus
unter r. Fufs. — 10. Gemmen: Overbeck, K. M.
3. Gemmentaf. 2, 3 — 7. (Nr. 4 = Furtwängler,
Gemmen 3, 30, 17). Furtwängler, Gemmen 3, 30,
19; Berliner geschn. Steine nr. 3452 — 3463.
Drei unveröffentlichte Pasten aus Rom in der
Sammlung Arndt-München. Zweimal der linke,
2889 Poseidon (aufgestützter Fufs)
Poseidon (aufgestützter Fufs) 2890
sonst der r. Fufs aufgestützt. Unter dem Fufs
dreimal Fels, einmal ein Delphin, einmal an-
geblich ein Seedrache, zwölfmal (vorwiegend
in .der Gruppe der Pasten Berlin 3452 f. und
18) Posc-idonstatue im Lateran. Sp. 2888 Z. 33.
Arndt) eine Prora. Die Steine sind alle früh-
römisch-hellenistisch. — 11. Cameo, Paris,
Bibl.nat. Sp. 2866, 33. -- IIa. Cameo in Wien
mit symbolischer Darstellung des Isthmos und
der Spiele (Arneth, Antike Cameen des. k. k.
Münz- und Antiken-Cab. Taf. 11. Overbeck,
K. M. 3, Gemment. 2, 8; vgl. Wernicke, Arch.
Am. 1899, S. 109, der die Deutung der
um-
gebenden Figuren neu behandelt). Der Gott
stellt hier den linken statt des r. Fufses auf
einen Felsen und hält ein Tuch in der Hand,
das als die mappa erklärt wird, mit der im
Cirkus das Zeichen zum Beginn der Spiele
gegeben wurde. Der Cameo ist römische Ar-
beit, wohl nicht vor dem 2. Jahrh. n. Chr. —
Münzen.- 12. Tetradrachme des Demetrios
Polio rketes, gegen 300 v. Chr. geschlagen.
{Hcad, hist. man. S. 202, Fig. 144. Gardner,
Types Tf. 12, 2. Orerbeck, Münzt. 6, 2). R.
Fufs auf Fels gestützt, r. Hand leer; die L.
stützt sich hoch auf den Dreizack, der
Kopf ist geradeaus ins Weite gerichtet.
Die Prägung stimmt in allen Einzelheiten
mit der lateranischen Statue überein (die
geringen Abweichungen in der Körper-
haltung auf einzelnen Exemplaren sind
von Orerbeck, K. M. 3, 295 übertrieben
letont worden). — 13. Münzen von Brut-
tium, 3. Jahrh. v. Chr. Head, hist. S. 77.
Gardner, Types 11, 37. Ooerbeck, Münzt.
6, 1. Haltung wie in 12., nur dafs statt
des Felsens ein Kapitell unter den Fufs
gesetzt ist, ein wenig glücklicher Einfall
des Stempelschneiders. — 14. Münzen
römischer Zeit (Overbeck, Münzt. 6,
3—7; Imhoof- Gardner , Comm. GG 17,
Hermione), die das Schema mit verschie-
denen Freiheiten und Zuthaten (Delphin,
Aplustre in der Hand; Mäntelchen über
Schenkel) variieren. — Wandgemälde:
15. Pompeji, Heibig nr. 171. Abg. Over-
beck, Atlas 12, 22. R. Fufs auf Prora;
Mantel. — 16. Pompeji, sehr zerstört,
Heibig 17 2. —
Mosaik:
1 7. Pompeji;
abg. Orerbeck,
K. M. 3,
S. 313, Fig. 10.
— 18. Späte
Reliefs,
Orerbeck, K.
M. 3, S. 304,
nr. 1 — 5. —
Für die Ver-
gegenwär-
tigung der
ursprüng-
lichen sta-
tuarischen
Erfindung
sind am wich-
tigsten die
lateranische
Statue (1) und
die Münze des
Demetrios Po-
liorketes (12),
während alle anderen Zeugen mehr oder minder
abgewandelt sind, obwohl sie ihre Abhängigkeit
von einem einzigen gemeinsamen Vorbild deut-
lich zeigen. Der Gott trat demnach auf einen
Felsen, legte den Unterarm auf den r. Ober-
schenkel und liefs die Hand lose herabhängen.
Er schaute, körperlich ausruhend, aber stets
60 aufmerksam und wachsam, über das Meer in
die Ferne (vgl. für den Gesichtsausdruck na-
mentlich die Vorderansicht des Kopfes bei
Overbeck, Atlas 11, 1). Dafs eine Erzstatue
dieses Typus, auf welche alle Nachbildungen
zurückgehen, bei Korinth im isthmischen
Heiligtum des Poseidon stand, ist wegen des
Cameo (IIa) sicher und von K. Lange (Aufg.
Fufs S. 41) durch allgemeine Erwägungen ge-
19) Poseidonstatuette in Kleusis.
Sp. 2288 Z. 9.
2891 Poseidon(Isthm.Kultb.,nichtm.aufg.Fufs) Poseidon (IV. Typus; Chiaramonti) 2892
stützt worden. Aber dafs es das Kultbild im
Tempel war, wie Lange will, ist direkt wider-
legbar. Erstlich ist der lateranische Typus
eine Gestalt, die nach einer Aufstellung im
Freien, am Meere geradezu schreit; denn im
Tempelinneren verliert das psychologische Mo-
tiv des ausruhenden, aber thatbereiten Aus-
blickens seine räumliche Begründung und ein
durch die Ternpelthür angespannt nach draufsen
schauender Poseidon wäre fast komisch; ferner
ist die Figur deutlich auf Mehransichtigkeit
(vorne, links und rechts, wie auch die Gemmen-
nachbildungen beweisen) und auf freie Sil-
houette komponiert, während ein Kultbild bei
den räumlichen Verhältnissen des griechischen
Tempels nur eine einzige Vorderansicht haben
kann. Zweitens fand Pausanias (2 , 1 , 9) an
dem Kultbild so wenig Bemerkenswertes, dafs
er nur an seinem Bathron die ihm auffällige
Darstellung der Dioskuren erwähnt; in anderen
Fällen sagt
er es jedoch
ausdrück-
lich, wenn
der Gott
seinen Fufs
hoch gesetzt
hatte (10, 36,
8 Antikyra;
2, 2, 8 * Ko-
rinthe, 35,1
Hennione).
Endlich und
vor allem
aber war das
isthmische
Kultbild,
soweit wir
sehen kön-
nen, ein
Werk des
Lysipp ;
denn Langes
Schlufsfolgerung (S.43f.) ist bündig, dafs Lukian
(Iup. trag. 9) nur auf das dem olympischen
Zeusbild und der Athena Parthenos allein eben-
bürtige isthmische Kultbild angespielt haben
könne, als er den Hermes (bei der Ranganord-
nung der Götter nach dem Material ihrer Haupt-
bilder) zu Poseidon sagen läfst: „Dich, o Erd-
erschütterer, hat Lysipp aus Erz gemacht und
arm, weil damals die Korinther kein Geld zur
Verfügung hatten". Für Langes Vermutung je-
doch, dafs das Kultbild mit aufgestütztem Fufs
dargestellt war, giebt es keinerlei Anhalts-
punkte. Dafs der Erzkolofs, dessen Nachbildung
die lateranische Statue ist, berühmter geworden
war, als das Kultbild, ist weiter nicht auffallend;
denn von jenem Kultbild des Lysipp hat auch
die antike Kunstgeschichtschreibung keine
Notiz genommen. Der letzte und wichtigste
Grand aber für die Ablehnung der Identifizie-
ruii2 ist, dafs der Formencharakter der
lateranischen Statue mit Lysipp nichts
zu thun hat. An die lateranische Wieder-
holung haben wir uns auch bei der Beurteilung
der Einzelformen ausschliefslich zu halten, weil
sie die einzige in Originalgröfse, dazu eine
l'ü) Poseidonkopf Ciliar
Sp. 2892 Z. 56.
zwar trockene, aber um so zuverlässigere
stadtrömische Kopie ist, wohingegen die eleu-
sinische Statuette, nach der gedrehten Stütze
aus antoninischer Zeit stammend, zwar flotter
und weicher gearbeitet ist, aber gerade des-
halb, ferner wegen der Verkleinerung und der
Umkehrung des Motivs das Original weniger
getreu wiedergiebt. Bei den lysippischen Kör-
pern, am Apoxyomenos und an den Herakles-
10 figuren sind alle Einzelformen rundlich ge-
wölbt, fleischig und in eine Fülle reizvoller
Einzelmodellierung aufgelöst. Am laterani-
schen Poseidon sind die Formen des Rumpfes
flächenhaft breit angeordnet, muskulös ohne
Fettunterlage, mit harten Umgrenzungen und in
flächenhafter Vereinfachung. Dieselbe flächige
Einfachheit zeigen
Stirn und Wangen,
und die Augen ha-
st) ben nichts von der
bei Lysipp so
aufserordentlich
charakteristischen
Bildung, über die
bei dem Poseidon
Chiaramonti (unten
Z. 55) mehr zureden
ist. Lange war in
seiner geistvollen
30 Untersuchung
durch die Aus-
gangsidee, dafs
Lysipp den auf-
gestützten Fufs in
die Plastik einge-
führt habe, von
einer Prüfung der
Einzelforrnen ab-
gelenkt worden.
40 Weniger begreif-
lich ist, dafs wir in
der neuesten Ge-
schichte der grie-
chischen Kunst (Klein 2, S. 367) statt einer
Nachprüfung der Langeschen Vermutung nur
die Versicherung erhalten, dafs „der lysippische
Charakter dieses Meisterwerks eine deutliche
Sprache spreche" und sich „die gleiche geniale
Treffsicherheit der motivischen Gestaltungs-
50 kraft" hier offenbare. Wer der Meister des
lateranischen Typus ist, läfst sich nicht sagen;
nur dafs er ein von Lysipp unabhängiger,
vielleicht etwas älterer Meister aus der 2. Hälfte
des 4. Jahrhunderts war, dürfte sicher sein.
Ein Typus IV ist nur durch den herr-
lichen Kopf aus Porcigliano im Museo
Chiaramonti vertreten (Abb. 20. Amelung,
Vatikan 1, S.719,nr.607. Heibig, Führer l*,nr.ll3.
Abg. Brunn- Br uckmann, Dkm. 140. Overbeck,
go Atlas 11, 11; 12). Er gilt bisher für helleni-
stisch ; sicher mit Unrecht, denn er hat nichts
von der äufserlichen Erregtheit und der Thea-
tralik der hellenistischen Poseidontypen. Viel-
mehr scheint mir eine ganz sichere kunst-
geschichtliche Bestimmung möglich auf Grund
der eigentümlichen Augen- und Stirnbildung.
Diese kleinen Augen mit wenig geöffneter.
einem liegenden Rechteck sich nähernder Lid-
21) Bronzestatuette des Posei-
don. Fogg Museum, Cam-
bridge U. S. A. Sp. 2893 Z. 51.
2893 Poseidon (IV. Typus lysippisch)
Poseidon (Skopas)
2894
spalte sind die Augen des lysippischen Apoxy-
omenos. Die Durcharbeitung der Umgebung des
Auges, die Säckchen unter den unteren Lidern,
die Fältchen in den Augenwinkeln sind am
Apoxyomenos in genau derselben Weise an-
gelegt, nur dafs sie bei seinem jugendlichen
Alter noch nicht so scharf hervortreten. Die
Stirn endlich ist bei beiden Köpfen ganz iden-
tisch gebaut; am deutlichsten ist die Überein-
stimmung in der Führung der
Stirnfalte, die jederseits von
den Schläfen her ansteigt und
sich dann in der Mitte der Stirn
in einem flachen Bogen nach
unten senkt. Das Haar bietet
weniger entscheidende Ver-
gleichspunkte, doch ist der An-
satz der kleinen ansteigenden
Locken über der Mittelstirn bei
beiden Köpfen gleich und der
Poseidonbart ist in seinen un-
teren Teilen dem Stirnhaar
des Apoxyomenos sehr ver-
wandt. Ich halte es demnach
für sicher, dafs wir im Kopf
Chiaramonti eine Kopienach
Lysipp haben. Der Meister,
der schon seinem Athleten einen so individuellen,
von persönlichstem Leben erfüllten Kopf gab,
hat auch bei dem Poseidon sich völlig los- 30
gemacht von dem alten Schema olympischer
Götterköpfe, das, im Grunde für Zeus erfunden,
nach Bedarf für Poseidon, Hades, Sarapis ab-
gewandelt wurde. Lysipp hat den Poseidon
ganz individuell erfafst, als verwitterten See-
bären, mit wachsamen kleinen Augen, die in
Sturm und Wetter sich zusammenkneifen und
von hundert Fältchen umgeben sind, mit zäher
gelassener Energie im Ausdruck, aber nicht
ohne einen sorgenvollen Zug und die Spuren 40
überstandener Gefahren, endlich mit feuchtem
schwerem Haar, in dem der Sturm gewühlt
hat. In dem ganzen Umkreis der griechischen
Götterbildungen ist kaum eine, die so viel per-
sönliches Leben in sich hätte. — Ein Körper
zu diesem Kopf ist nicht erhalten, nach dem
Halsansatz (die Büste ist ergänzt) gehörte er
zu einer stehenden Figur. Doch sind wir so
glücklich, wenigstens eine hellenistische
Fortbildung zu besitzen. Es ist die herr- 50
liehe Bronzestatuette aus der Forman
Collection (Abb. 21. Ehemals bei Fejervary-
Pulszky, dann in der Forman Collection, jetzt
im Fogg Museum in Cambridge bei Boston, vgl.
Furtwängler, Sitzber. Bayer. Akad. 1905, S. 280.
Abg. Overbeck, K. M. 2, S. 284, 10 Taf. 2, 2.
(Cetil Smith), Forman Collection Taf. 6, nr. 84,
wo Brit. Mus. Cat. of bronzes nr. 963 als typen-
gleich genannt wird.) Der Kopf entfernt sich
ebensoweit von dem zeusmäfsigen Durch- 60
schnittsideal wie der Poseidon Chiaramonti
und ist mit diesem aufs engste verwandt durch
die eigentümliche kleine Augenbildung. Auch
Wangen und Stirn stimmen überein, ebenso
findet sich der Gegensatz zwischen Haupt- und
Barthaar. Nur ist an der Formanstatuette das
Haar gelockerter, unruhiger, theatralischer.
Der Körper ist in Haltung, Proportionen und
Muskulatur völlig lysippisch, nur ist auch an
ihm alles schärfer markiert und ein weniges
gröber als bei lysippischen Körpern mit starker
Muskulaturj; vgl. z. B. die lysippische Berliner
Heraklesstatuette, Archaeol. Anz. 1894, 121,
Fig. 20 (Furtwängler), Zeitschrift des Münchener
Altertumsvereins 1902, Taf. 1 (Bulle). Jedenfalls
bestätigt die Formanstatuette die Rückführung
des Kopfes Chiaramonti auf Lysipp und giebt
22) Poseidon und Amphitrite. Vom Altar des Domitius Ahenobarbus.
Sp. 2894 Z. 63.
uns gleichzeitig das Standschema des verlorenen
Körpers, das von echt lysippischer Lockerkeit
und Beweglichkeit ist. Es wäre nicht unniöp--
lieh, dafs der Kopf Chiaramonti das isthmische
Kultbild wiedergiebt.
Man wüfste gerne, was Skopas für den
Poseidontypus geleistet hat in seinem grofsen
mW*
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23) Poseidonkopf. Syrakus. Sp. 2895 Z. 10.
Grup penwerk von Poseidon, Thetis, Achill,
Nereiden und Tritonen (Plin. 36, 26), das im
Neptuntempel des Cn. Domitius Ahenobarbus
am Circus Flaminius in Rom stand. Das
Münchener Poseidonrelief schmückte den
Altar vor diesem Tempel (Furtwängler, Glyp-
tothek nr. 239 ; Intermezzi S. 35 f.) und man
nimmt an, dafs der römische Künstler (zwischen
35 und 32 v. Chr.) manche Züge von der sko-
pasischen Gruppe entlehnt hat, obwohl das
2895 Poseidon (Skopas. hellenistisch)
Poseidon (hellenistisch)
2896
meiste zweifellos auf hellenistische Vorbilder
zurückgeht. Die Gruppe von Poseidon und Am-
phitrite (Abb. 22) zeichnet sich durch Ruhe und
Einfachheit der Linienführung vor den übrigen
Gruppen aus, der Kopf des Poseidon ist deut-
lich vorlysippisch und völlig ohne hellenistisches
Pathos, sodafs hier möglicherweise skopasisches
Gut vorhanden ist. In der allgemeinen Anord-
nung von Haar und Bart stimmt mit ihm über-
ein ein Kopf in Syrakus (Abb. 23), der von
Overbeck mit Recht aus Zeus in Poseidon um-
getauft worden ist (Atl. 11, 14; K. M.ß, S. 2G3).
Für Zeus fehlt es ihm an geistiger Überlegen-
heit, für Asklepios ist das Haar zu mächtig
und bewegt. Die Augen mit ihrem kugeligen
Augapfel und den schweren Wülsten über den
äufseren Winkeln sind aufs engste mit den
skopasischen
Tegeaköpfen ver-
wandt. Nur ist die
Arbeit am ganzen
Kopfe mit den tie-
fen Einhöhlungen
und Unterschnei-
dungen derart, dafs
man zuerst an per-
gamenische Art, na-
mentlich an Köpfe
vom Altarfries er-
innert wird. Doch
ist in den Grund-
lagen des Kopfes
nichts von helleni-
stischer Übertrei-
bung. Ich halte es
daher für möglich,
dafs wir hier eine
hellenistische oder
römische,dekorativ
gearbeitete Kopie
nach Skopas vor
uns haben.
im athen. Nationalmuseum nr. 235 (Brunn-
Brurkmann , Dkm. 550, wo Arndt , wie ich
glaul e ohne zwingenden Grund, einen Zeus-
typus des Leochares als zu Grunde liegend ver-
mutet). Die Bewegung der Arme ist umge-
kehrt und ein effektvoll drapiertes Himation
hinzugefügt. Der mächtige Körper reckt sich
gewaltig empor, der Kopf ist gebietend in den
Nacken zurückgeworfen. Es ist eine echt helle-
10 nistische Erfindung mit der charakteristischen
theatralischen Pose der jünger-hellenistischen
Zeit. An Werken dieser Art wird sich Vergil
begeistert haben, als er dem Poseidon das be-
rühmte fQuos ego' in den Mund legte. Auf
20
30
24) Bronzestatuette. Wien.
Sp. 2895 Z. 57.
III. Hellenistisches und Römisches.
Die statuarischen Typen werden in der
hellenistischen Zeit in leicht erkennbarer Weise
fortgebildet. Von einem Beispiel, der Forman-
Statuette, war bereits Sp. 2893, 49 die Rede.
Auch der Typus I (Münchener Statuette Sp.
2884, 58) erfährt eine Weiterbildung in mehreren
Statuetten: das Spielbein wird weiter und
lockerer zur Seite gesetzt (einmal auch etwas
höher gestellt), die linke Hand greift höher
an dem Dreizack hinauf, die R. steht weiter
vom Leibe ab, der Körper biegt sich stärker
durch und der Kopf erhebt sich pathetisch
(Abb. 24 = Statuette in Wien; Overbeck, K. M.
3, Tf. 3, 1. Statuetten in Pest und Ancona,
abg. ebenda 3, 2; 4i. Der Cherchel-Typus (II)
liegt in hellenistischem Geschmack vor in der
Statuette in Ancona, Overbeck, K. M. 3,
Tf. 3, 4. — Auch der Typus mit einge-
stützter Hand, den wir für das 5. Jahrb.
nachgewiesen haben (Sp.2877, 30), findet sich in
hellenistischer Auffassung in der Neapler
Statuette, Overbeck, K. M. 2, Tf. 2, 1. Seine
glänzendste Ausgestaltung jedoch haben wir
in der Kolossalstatue von Melos (Abb. 25)
40
25) Poseidon von Melos. Athen. Sp. 2895 Z. 68.
einer Münze des Königs Antimachos I Theos-
von Baktrien (2. Jahrb. v. Chr.) kehrt der
Typus wieder, mit der Zuthat einer Palme in
50 der 1. Hand, die auf einen Sieg des Königs
auf dem Indos bezogen wird (Gardner , Types
14, 21. Head, hist. num. 704). Dem Kopf
des melischen Poseidon steht sehr nahe der
schöne Poseidonkopf auf dem Mosaik in Pa-
lermo (Overbeck, Atlas 11, 8). — Hellenistisch
in Haltung und Gewanddrapierung ist auch die
Dresdener Statue Overbeck, Atlas 12, 32>
aber von sehr viel geringerer Wirkung. Der
Kopf gehört nicht zu (Wernicke, Arch. Anz.
60 1899, 201). Der Gott tritt mit dem 1. Fufs
auf einen Delphin, weshalb K. Lange (Aufgest.
Fufs, S. 35) und Wernicke sie mit der von
Pausanias 10,36,8 beschriebenen Kultstatue
von Antikyra identifizieren. Das ist aber
nicht mehr zwingend, weil Pausanias noch
zwei weitere Statuen mit dem gleichen Motiv
(2, 2, 8; 35, 1 Korinth, Hermione) aufzählt und
die bei der Statue von Antikyra von Pausanias
2897 Poseidon (hellenistisch; römisch)
Poseidonia
2898
beschriebene besondere Haltung der linken Hand
(xi]v %£iqcc iiti xä ftrjpoö) sich an der Dresdener
Statue als falsche Ergänzung herausgestellt
hat (abg. ohne Ergänzung Arch. Am. 1899,
201, Fig. 2).
Von römischen Poseidonköpfen, die nicht
unmittelbar die älteren Typen wiedergeben, ist
nur das Medaillonrelief am Augustus-
bogen inRimini zu nennen (Overbeck, Atlas
ziehen den Wagen (Münztaf. 6, 21). Auf dem
Mosaik bei Doublet, Musee ä" Alger Taf. 17,
S. 97 sitzt Poseidon auf den Schwänzen zweier
Hippokampen (den Wagen soll man hinzu-
denken). — Eine ausgeführtere Darstellung des
Themas bietet das späte Mosaik aus Con-
stantine, jetzt im Louvre (Abb. 26. Overbeck,
Atl. 13, 12; K. M. 3, 364, 8). Poseidon etwa im
Typus von Cherchel (Abb. 16), Aphrodite in der
11, 7), eine Arbeit von echt klassizistischer 10 Stellung der Venus von Milo an ihn gelehnt,
Schönheit und Fadheit, in der jede Spur von
individueller Charakterisierung durch das Stre-
ben nach Eleganz verloren gegangen ist.
Poseidon wird
iniGiganten kämpf
seit der hellenistischen
Zeit stets reitend oder
fahrend dargestellt,
auf einem Hippokam-
pengespann auf dem
pergamenischen
Altarfries (Beschr.
der Skulpt. aus Perga-
mon S. 37), zu Rofs
auf den Phalerae in
Petersburg (Compte
rendu 1865, Taf. 5, 5;
6) und auf einer mo-
dernen Glas p aste
nach einem antiken
Steinschnitt (Overbeck,
K. M. 3, Gemment. 3,
1. Furtivängler, Berl.
gesehn. Steine 9452).
Eine ähnliche Gruppe
beschreibt Pausanias
1, 2, 4 innerhalb des
Dipylons beim Deme-
tertempel, deren rich-
tige Deutung durch
Pausanias man mit
Unrecht verdächtigt
hat. Die Gruppe war
aller Wahrscheinlich-
keit nach durch ein
spätes Epigramm auf
eine andere Bedeutung
umgeschrieben {Litt.
bei Hitzig-Blümner z.
d. St.; vgl. auch oben
Sp. 2868, 2).
Die bedeutendste römische Poseidondarstel-
lung ist der Hochzeitszug auf dem Mün-
chener Altarfries, der bereits Sp. 2894. 63
besprochen ist. Von seiner Wertschätzung legt
ein Mosaik aus Pompeji (Atlas 13, 13) Zeug-
nis ab, das die Hauptfiguren getreu, nur in
anderer Anordnung, kopiert; es dürfte wohl
unter dem unmittelbaren Eindruck der Ein-
stehen auf einem Hippokampengespann in
Vorderansicht. Zwei Eroten halten einen
bauschenden Schleier über sie. Es ist eine
26) Hochzeitsfahrt von Poseidon und Amphitrite ; Eroten. Mosaik von Constantine.
Louvre. (Nach Archäol. Zeitung 1860, Taf. 110.) Sp. 2898 Z. 6.
etwas frostige römische Kompilation. Der späte
Ursprung wird auch durch den Nimbus der
beiden Götter bezeugt. — In diesem Typus war
auch die letzte grofse monumentale Dar-
stellung, die Goldelfenbeingruppe des
Herodes Atticus im Tempel des isthmischen
Heiligtums (Paus. 2, 1, 7). Poseidon und Amphi-
trite standen auf einem Wagen , der von vier
weihung des Tempels entstanden sein. - ■ Po- 60 Rossen gezogen und von zwei Tritonen be-
seidon über das Meer fahrend, wie ihn
Vergil schildert, ist ein beliebtes Thema in
römischer Zeit, doch sind die erhaltenen
Darstellungen künstlerisch alle sehr gering.
Er hat entweder ein Hippokampengespann
(Münzen: Overbeck, Münzt. 6, 20; 31. Gem-
men: Overbeck, Gemment. 2, 13; 14. Furt-
ivängler, Gemmen 1, Tf. 50, 19) oder Tritonen
gleitet war; dabei war Palaimon auf einem
Delphin. Am Sockel sah man die Geburt der
Aphrodite und Nereiden. [H. Bulle.]
Poseidonia (TJoatidcovici, wofür Loleck, Prot
path. 32, 27 tlo6£i§ojvr\ vorschlägt), bei den
Naxiern Bezeichnung der von Poseidon ge-
raubten und zur Gattin gemachten Amphitrite,
Apollodoros im Schol. Hom. Od. 3, 91. Usener,
2899 Poseidonios Potamos 2900
Götternamen 36. Gruppe, Gr. Myth. 1152, liysrcci xov ßgtcpovg xb cclSotov ; ähnlich Arist.
Anm. 7 zu 1151. [Höfer.] nub. 1014. Lucian. Lexiph. 12. Hesych. und
Poseidonios (noosidmviog), Vater des Ache- Phot. Lex. s. v. Iloo&nv; vgl. Wilh. Schulze,
loos, Kephalion fr. 8 (Mit«, /r. Äts*. 5fr. 3 p. 631) Gott. Gel. Anz. 1896, 255. [Höfer.]
b. Malal. p. 164. [Stoll.] Postverta s. Indigitamenta.
Pospborus = dWcpdpos (über die Form des Potameides s. Potamides.
Namens, sowohl des Götter- als des Personen- Potamia (Uoxauicc) , Beiname der Artemis
namens, die auf das Streben, doppelte Aspi- Pind. Pyth. 2, 7 (11); nach schal. Find. a.a.O.
ration zu meiden, zurückzuführen ist, handelt und schol. Nem. 1, 3 = 'Altpsuavict.; vgl. Bd. 1
der Aufsatz Tosphorus' von W. Schulze, Kuhns 10 Sp. 257 Z. 19 ff. Sp. 561 Z. 16 ff. 0. Müller,
Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung 33 [1895], Prolegomena 136. M. P. Nilsson, Griech. Feste
386 ff. bes. 390 f.). Der auf Inschriften aus Apu- 214. O. Puchstein, Die Tempel auf Ortygia in
lum als Puer Posphorus (C. I. L. 3, 1135), Bonus Beiträge z. alt. Gesch. u. Geographie. Festschr.
Puer Posphorus (3, 1136), Bonus Deus Puer für Heinrich Kiepert (1898) S. 201 f. Kopf der
Posphorus (3, 1132), Deus Bonus Puer Pos- Artemis Potamia (?) zwischen vier Delphinen,
phorus (1130. 1133. 1138) oder auch nur als auf einem siculopunischen Tetradrachmon ,
Bonus Puer (3, 1131. 1134. 1137 Suppl. 7652; Gräfse, Handb. d. Numism. T. 67, 1, vgl. F. Knall,
vgl. 8. Reinach, Acad. des inscr. et belles-lettres Studien zur ältesten Kunst in Griechenland
Ser. 4, 19 (1891), 17) bezeichnete Gott, der auf (Progr. Bamberg 1890) S. 33, 2. [Höfer.]
einer Inschrift aus Lambaesis als Deus Bonus 20 Potamides (IIotuuLSss), Bezeichnung der
Puer (C. /. L. 8, 2665) begegnet, ist, wie die Flufsnymphen, Lactant. ad Stat. Theb. 4, 254.
Inschrift aus Potaissa (C. I. L. 3, 875) : Deo Myth. Vat. 2, 50. Vgl. Nv^irpai Ttoxaurjl'Ssg
Azizo Bono P[uero Conserva]tori zeigt, mit (noxccuixiSeg, O. Schneider) Apoll. Bhod. 3, 1219.
Azizos identisch. Zu der in den Artikeln Nile. Alex. 128. Nonn. Dionys. 9, 28 ; vgl.
Azizos und Monimos verzeichneten Litteratur Kallim. Hymn. in Del. 256. Myro in Anth.
ist nachzutragen: P. de Lagarde, Gesammelte Pal. 6, 189 und dazu Lehrs, Aufsätze aus d.
Abhandl. 16, 28 ff. Mordtmann, Zeitschr. d. Altert. 97 Anm. W. H. Rascher, Jahrb. f. Mass,
deutsch, morgenländ. Gesellschaft 32 [ls78], 565, Phil. 1880, 785, 2. S. Potamios nr. 2. [Höfer.]
nach dem Posphorus nur in der Bedeutung Potamioi (Tloxäuioi) 1) &sol &aläaatot xai
licht-spendend', ohne Beziehung auf den gött- 30 itoxäaioi (vgl. Potamos), Artemidor 2, 34. —
lieh verehrten Morgenstern, aufzufassen wäre, 2) Nvuyca noräuLcci , Theodoret. Graec. affect.
(s. aber auch Gruppe, Gr. Myth. 958, 2. 959, cur. 4, 66 p. 119, 20 Paeder (p. 67 Sylb.).
1. 3), W. Drexler, Jahrb. f. klass. Phil. 149 Hoxäu^ioi Nvuqxxi, Epigramm aus Euboia,
[1894], 330. Cumont, Rev. arch. 3 Ser. T. 12 'Ecpnu,. ciQiaiol. 1905, 13/14. Vgl. Potamides.
(1888), 96 ff. u. bei Pauly-Wissowa s. v. Azizos. — 3) S. Potamia. [Höfer.]
v. Domaszeicski, Westdeutsche Zeitschr. f. Gesch. Potamitis (TIoxauTxig), Gemahlin des Belos,
u. Kunst 14 (1895), 64 f., der die beiden a. a. O. auch jLsqLu genannt, Mutter des Aigyptos,
65 abgebildeten (= Arch.-Epigr. Mitth. aus Charax bei Steph. JByz. s. v. Ai'yvnxog. Hero-
Öst. 8 Tat". I. II) aus Carnuntum stammenden dian 1, 105, 22 Lentz. Nach Steph. Byz. a.
Statuen auf Azizos und Monimos deutet. Nach 40 a. O. war HoxauTxig (TIoxauLcc, Joh. Lyd. de
Nöldeke bei Domaszewslii a. a. 0. 65 hat Ares als mens. fr. 3 p. 175 Wuensch. Fust. ad Dion.
Sterngott das Epitheton Azizä der 'Gewaltige' Per. 239) ebenso wie Jisgiu (Aesch. Suppl. 75.
oder 'Gewaltsame'. Zur Bedeutung von Azizos Jo. Lyd. Eust. Steph. Byz. aa. aa. Oo. Charax
vgl. auch Derenbourg, La science des religions bei Myfhogr. Westermann 325, 1 der alte
et VIslamisme 57,1. Inschriftlich ist der Gottes- Name für Aegypten, und beide Namen — 'AsqIcc
name in der Form "A&i^og in einer Weihung mit der einheimischen Benennung des Nil-
aus Soada (Syrien) erhalten, C. I. G. 3, 4619. Stromes mxqo, tttQo, isqo zusammenhängend
Häufiger begegnet der auf den Gottesnamen (vgl. jedoch v. Gutschmid, Kleine Schriften 1,
zurückgehende Personenname Azizos, Well- 361, nach dem das dichterische 'Aegicc griechi-
hausen, Reste arabischen Heidentums 8. Cumont, 50 sehen Ursprungs ist und das'ferne Nebelland' be-
Rev. arch. a. a. 0. 963 und A£i£og isQtvg, Milne, zeichnet) — bedeuten nach S. Reinisch, Sitzungs-
History of Egypt under Roman rule 188 f. ber. d. phil.Jiist. Cl. d. Tcais. Akad. d. Wiss. in
Rev. archeol. 36 (1900), 312 nr. 29 Arch. f. Wien 30 (1859), 404 „Stromland'1. Vgl. auch
Papyrusforsch. 2 (1903), 445 nr. 67 b. [Höfer.] W. Schwarz, Jahrb. f. Mass. Phil. 147 (1893),
Posthon (Uog&cüv), Name eines kleinen 97, nach dem die oben genannte Mutter des
Satyrs, der Binde und Reblaub im Haar und Aigyptos und das Land Aegypten selbst JJoxa-
auf der linken Schulter eine brennende Fackel ulxig nach dem Nil, dem Ttoxauög schlechthin
trägt; aui'ser ihm noch zwei andere Satyrn benannt sind, ebenso wie der Aigyptiade Po-
(Mccgövccg und Haxilng) und eine Maiväg, Krater tamon (s. d.) und die Danaide Nt]lm = Nsdm
aus Girgenti (abg. Creuzer, Gallerie [zur Ar- 60 den Namen des Nutlog noxauög tragen. [Höfer.]
chaeologie 3] Taf. 2). Gerhard, arch. Anz. 9 Potamou (Ilozäucav), Sohn des Aigyptos,
(1851), p. 34, nr. 12. Jahn, Vasenbilder p. 24, h, vermählt mit der Danaide Glaukippe, Apollod.
Fröhner, Die griech. Vasen u. Terracotten d. 2, 1, 5. Vgl. Potamitis. [Stoll.]
Grofsherzogl. Kunsthalle zu Karlsruhe nr. 3, Potamos (JTorauö?). Eine Anzahl nord-
p. 5. Heydemann, Satyr- u. Bakchennamen 25 , 1. phrygischer Inschriften, die A. Besset, Corr.
vgl. C. I. G. 4, 7454. Zum Namen nöa&cov hell. 25 (1901) S. 328 f. nr. 7—15 nach J. Me-
vgl. Arist. Pax 1300 und schol.: Ilöo&av into- liopulos, EiÖriQodQoaL-Kdl'Avauvricsig anb
■x.oqi£6u8voi ovxcag iXsyov xu naLÖicc r) oüxco Xai'SaQ jtKffffß sag 'EotiI-2£%Lq (Athen
2901
Potamos
Poteus
2902
1894) p. 75 f. veröffentlicht hat, enthalten die
Weihung: üorcc^ä ev%t\v. Wahrscheinlich
ist mit Meliopulos unter dem 'Flufsgott' der
Gott des Flusses Thymbris, der den Hermos
aufnimmt, zu verstehen. Dem letzteren gilt
eine Weihinschi'ift (Ilagicov "Epybcp aviQ"r\y.sv)
auf einem aus Dorylaion stammenden Relief,
auf dem der Flufsgott Hermos dargestellt ist
mit halb aufgerichtetem Oberkörper auf einer
Kline ruhend, in der R. einen Fisch, in der 10
L. einen Becher haltend; unterhalb der Kline
sind zwei Fische dargestellt, Preger, Athen.
Mitth. 19 (1894), 313. Badet, Nouvelles ar-
chives des missions 6 (1895), 574 nr. 24 (mit
Abbildung). Vielleicht ist derselbe Flufsgott
Hermos auch unter dem ccXisvg (so, nicht
aXiogl) ysocov zu verstehen, dessen steinerne
Bildsäule nach einer gleichfalls aus Dorylaion
stammenden Inschrift dem Poseidon geweiht
worden war, Badet a. a. 0. 572 nr. 20. Preger 20
a. a. 0. Zwei weitere einem unbekannten
Flufsgotte (JToTKfiro sv%i]v tisql xtxvcov xs xal
zwv idixov) gewidmete Weihinschriften sind
in Galatia eis Halyu 20 Kilometer entfernt vom
alten Juliopolis-Gordiukome gefunden worden,
Anderson, Journ. of hell. stud. 19 (1899), 76
nr. 31. 32; vgl. Besset a. a. 0. 329. Bevue des
etudes grecques 15 (1902), 86; unter der In-
schrift befindet sich wie bei der oben erwähnten
Weihung an Hermos ein Fisch. Ein Monat 30
novauiog in Chalkedon (Bithynien) weist gleich-
falls auf Lokalkult eines Flufsgottes hin,
Gardner, Journ. of hell. stud. 7 (1886), 154.
Besset a a. 0. 329. So wird Tlota^ög allein
mit Beziehung auf einen bestimmten, aus dem
Zusammenbang ersichtlichen Flufsgott ge-
braucht, von Axios (Hom. B. 21, 143), Skarnan-
dros (Hom. B. 21, 136, 228. ProU. Plato Tim.
25 a), Strymon (Für. Blies. 346; vgl. 350. 394),
Enipeus (Hes.fr. 226; vgl. 241. Ho in. Od. 11, 238. 40
O. Seeck, Quellen der Odyssee 338, 1) u. s. w.
Wie die Eigennamen yloconödcopog, *Eqil6-
doioog, Kr]cpiaoÖorog, Krjqptffodrapa:, Kijcpißodwpog,
2xpv(i6dco0og u. s. w. einen Kultus des Asopos
u. s. w bezeugen, so weist der für Boiotien
mehrfach bezeugte Eigenname Tloxanoöcogog
(Inscr. Gr. Megar. et Boeot. 1889. 2782. 3175.
4135; vgl. U. Koehler, Hermes 31 [1896], 138.
141) auf einen Kult des lokalen 'Flufsgottes'
schlechthin. Alb. Dieterich {Mutter Erde 64; r>ü
vgl. 18 f. u. Arch. f. Beligionswiss. 8 [1905],
16) sieht durch die angeführten Namen die
Vorstellung ausgedrückt, daß der Flufsgott oft
selbständig als der 'Kinderspender' galt und
dafs er ursprünglich, da der Volksglaube die
Kinder wie aus Felsen und aus Höhlen so
auch aus den Flüssen kommen liefs, nicht nur
als Vermittler zwischen der Mutter Erde und
den menschlichen Eltern angesehen wurde.
Vielleicht gehört hierher die Notiz bei Arte- 60
midor 2, 38, dafs die Flufsgötter (IIoxccu,oi),
die er (2, 34) unter die &zoi Q-aXa60ioi cciis&r}-
Toi rechnet, rdytx&ol npbg itaiSav yovtfv' sind.
Das Brautbad wurde als Vermählung mit dem
Flufsgotte aufgefafst, Bergk, Kleine phil.
Schriften 2, 659 ff. F. Düminler, Philologus
56 (1897), 29; über die Haarweihungen an
Flufsgötter s Bd. 1 Sp. 1495, 33. 59 ff. Wieseler,
Philologus 9, 711 ff. Flufsgötter als Schwur-
götter ouvvco . . . Kpävag xal Tloxcc^ovg (Dreros),
Dittenberger, Sylloge 22, 463 p. 68. Aias ruft
u. a. vor seinem Selbstmorde die xpfjvcci und
TtorccjioL an, Soph. Ai. 862.
Über die Opfer bes. Rosseopfer an die
Ttoxaaoi s. Bd. 1 Sp. 1495, 49 ff. und P. Stengel,
Arch. f. Beligionswiss. 8 (1905), 207 Hermes
41 (1906), 233. Gr. Kultusaltert.* 120 § 77.
Dittenberger, Sylloge 22, 615 p. 401 Z. 37 f. und
not. 30. Prott, Bursians Jahresber. 102 (1899),
90 f- Percy Gardner, Greek Biver - Worship in
Transactions of the Boyal Societ. of Lit. Ser. II
Bd. 11 (1878), 173—218. M. P. Nilsson, Griech.
Feste 425 f.
Über die Darstellung der Flufsgötter s.
Bd. 1 Sp. 1488, 28 ff., wo folgende litterarische
Zeugnisse nachgetragen werden können: Phi-
lodem. Ttzoi £vc. p. 79. Gomperz: ypdcpsß&ca
y.cci 7iXätT£6&cu &£Ovg avfrpco7tosid slg, ov
tpÖtiov nal TtoXsig xort Ttora^ovg. — Cornut.
de nat. deor. 22 p. 125 Osann: rovg noxec-
(io vg y.hpa.6 (pop ov g ■nal x<xvpco7rovg äva-
nXäxtovaiv, coaavel ßiaiöv xi xf]g epopäg avxmv
%cu u.vx.r}xi%bv i%ov6r]g. — Schol. Soph. Trach. 13 :
oi Ttoxaaoi ßovupavoi disxvnovvxo x. I. X. —
Schol. Für. Or. 1378: rovg Troxa\iovg xavpo-
xpävovg i^coypdcpovv. — Schol. Lyk. 730: xovg
rtoxaiiovg xn paxocpopovg xcel ßovxscpdXovg
slaäyovaiv. Hesych.-.itorccabg . . .■aal öocoiicc-
tOEidi]g &8og. In Rom wurden bei den Tri-
umphzügen u. a. auch simulacra fluminum mit
aufgeführt, Tac. Ann. 2, 41; vgl. Ov. Trist. 4,
2, 37. 42. [Höfer.]
Foteidau s. Poseidon.
Poteos (Zeus) s. Poteus.
Poteria (IIoxi]pict), Göttin auf einer Weih-
inschrift aus Kytherea (Kypros): xfj &eö> Hoxr\-
gia, Cesnola-Stern, Cypern 371 nr. 11. üb Zu-
sammenhang mit Demeter Poteriophoros (s. d.)?
Vgl. auch Poteus. [Höfer.]
Poteriophoros (TloxriPioyöpog), Beiname der
Demeter in Antheia in Achaia, Autokrates bei
Athen. 11, 460 d; vgl. d. Art. Kora Bd. 2 Sp. 1298.
Winckelmann, Monum. ined. zu nr. 16 verweist
auf einen geschnittenen Stein (Descr. du cdbinet
Stosch p. 69, 235), auf dem Demeter ein Trink-
gefäfs in der Hand hält und vergleicht die
Rhea xpuxrjpocpöpog, Schol. Nikandr. Alex. 217.
Vgl. Poteria. [Höfer.]
Potestas = griechisch Koatog, nebst Vis
(Bio), Invidia (ZfjXog) und Victoria (Nixij) von
Pallas mit Styx gezeugt, Hyg. fab. praef. 11,
20 Sehnt.; vgl. Hes. Theog. 385. Bobert, Me-
langes Nicole 481. [Höfer.]
Poteus (Ildxig? Hoxbvge> n6xr\gl). Eine In-
schrift aus dem heutigen Buldur (Pisidien an
der Grenze Phrygiens) lautet . . . hpsbg Au
TIÖxh (Horst?) xbv ßcoubv avtaxrjasv, Corr. hell.
3 (1879), 335. Bamsay, Cities . . . . of Phrygia
1, 338 nr. 178. - - Collignon, Corr. hell. a. a. O.
und Bamsay a. a. 0. 126 und Anm. 2 vergleichen
eine Münze von Dionysopolis in Phrygien, die
den mit Bändern geschmückten Zeuskopf und
die Legende Zsvg tloxr\og zliovvaortoXsixwv auf-
weist, Fckhel, Doctr. num. vet. 3, 150. Mionnet
4, 281, 498. Overbeck, Kunstmythol. Zeus 223.
Head, Hist. num. 562. — Gerhard, Gr. Mythol.
2903 Pothos Pothos 2904
199, 8 S. 169 wollte in letzterem einen Regen- Anth. Pal, 5, 87. 10, 21. In Nachahmung de»
gott sehen, indem er IJoriog las und dies für Alkaios (fr. 13 B Bergk 34, 152 f. j, der als
synonym von veriog, öußpiog erklärte. Lenor- Eltern des Eros die Iris und den Zephyros
mant u. de Witte, Elite des monuments ceramogr. nannte, giebt Nonn. Dionys. 47, 347 dem Pothos
1, 29 scheinen, da sie von einem Zeus Poteus gleichfalls die Iris zur Mutter. Vater des Pothos
sprechen, Tloxi}og für einen Genetiv zu halten, ist bei Plato Corvo. 197 d Eros. Bei den Phoi-
was wegen des vorausgehenden Nominativs nikern sind Eros und Pothos Söhne des Kronos
Zhvg unmöglich ist, und wollen, indem sie und der Astarte, Philo Bybl. bei Euseb. praep.
Tlorriog in Zusammenhang mit nörng, TtorrJQiov ev. 1, 10, 18. H. Ewald, Abh. d. Gesellsch, d.
bringen, unter Heranziehung eines a. a. 0. pl. 15 10 Wiss. zu Göttingen 5 (1851/52), 22. 32 — 36.
abgebildeten Vasenbildes, das den Zeus dar- Renan, Mein, de l'Inst. Imper. de France, Acad.
stellt, wie er sich eine Trinkschale von einer des Inscr. et Belli s-Lett res 23 (1858), second
Göttin füllen läfst, in Zeus Poteos dionysische Supplement 27 1 . v. Baudissin, Studien zur semit.
Züge erkennen. Dafür liefse sich anführen, Religionsgesch. 1, 11. Halevy, Melanges Graux
dafs der Cippus mit der Inschrift Ju IJottT 55 ff. In der Kosmogonie der Hermetik, nach
auf der einen Seitenfläche eine Weintraube, der jeder der Planetengeister den zu schaffenden
auf der andern einen Kranz und neben der Menschen eine Gabe spendet, verspricht Aphro-
Inschrift einen Stierkopf trägt. Vgl. auch die dite ihnen zur Erleichterung ihres Schicksals
Göttin Poteria. Maoni- Rochette, Journal des üo&og, ' Hdovij und riXcoq zu geben, Koqt}
savants 1842, 10, 1 erhebt gegen die Lenor- 20 noonov bei Stob. Eclog. 1, 41, 44 p. 288, 1
mant-de Wittesche Darstellung Einspruch und Mein. Zielinski, Archiv f. Meligionswiss. 8 (1905),
sieht in Uornog eines jener zahlreichen lokalen 365. Neben Aphrodite erscheint Pothos, Nonn.
Epitheta. Ramsay a. a. O. 338 hielt Ilorsvg Dionys. 35, 115. Dio Cass. 59, 29, wozu sich,
für eine Angleichung an das griechische Tlvriog noch Eros gesellt, Anth. Pal. 12, 157. Theod.
= IIv&iog(?). [Höfer.] Prod. 9, 203; vgl. Konst. Manass. 1, 41. Eros,
Pothos (Ilö&og), Personifikation der Liebes- Himeros, Pothos, Hymenaios und die Charites
Sehnsucht, von Eros (s. d.) und Himeros (s. d.) giebt Aphrodite dem Paris zur Werbung um
nach Furtwängler, Eros in der Vasenmalerei 23 Helena mit, Luc. Deor. dial. 20, 16; Charis,
(vgl. Welcher, Aeschyl. Trilogie 241 Anm. 429. Peitho und Pothos, Norm. Dionys. 33, 12; vgl.
W. H. Engel, Kypros 2, 406. 483 Anm. 142) 30 Himer. or. 1, 19 p. 360 Wemsdorf (Peitho,
wenigstens in voralexandrinischer Periode (spä- Himeros und Pothoi); Charites und Pothos, Eur.
ter wird Pothos unterschiedslos = Eros ge- Bakch. 414; Sophia, Charites, Hesychia und
braucht) in der Weise unterschieden, dafs Pothos, Arist. Av. 1320; Charites, Hören, Aphro-
Himeros der unwiderstehliche Zug zu einem dite und Pothos, Arist. Pax 456. Pothos allein,
vor Augen befindlichen Gegenstand, Pothos Nonn. Dionys. 25, 154. 159. 168. 47, 443. Anth.
das aufgeregte Verlangen, die Sehnsucht nach Pal. 5, 214 vgl. 12. 54; der Plural Uoftoi,
dem entfernten Objekt (Plato Cratyl, 420) ist, aufser den schon angeführten Stellen Herondas
während Eros, über beiden stehend, die thätige 7, 94 (U6Q01 tu xilgcorsg). Anth. Pal. 5, 140. 180.
Liebe bezeichnet. Jacob Grimm, Über den 212.12,83.95.101.110.128.158. Gregor. Naz.
Liebesgott (Abh. d. k. Akad. d. Wiss. zu Berlin 40 Carm. de se 34, 71 Migne 3, 1312 und dazu
1851) S. 149 und nach ihm Steinthal, Zeitschr. Reitzenstei» , Hermes 35 (1900), 95 Anm. 2 zu 94.
f. rergl. Sprachforschung 1 (1852), 570 ver- Dargestellt war Pothos neben Eros und
gleichen den griechischen Pothos, den rGott Himeros im Aphroditeteinprl zu Megara von der
der Sehnsucht, der Trauer und des süfsen Ver- Hand des Skopas, Paus. 1,43,6. Urlichs, Skopas
langens' (vgl. Luc. Amor. 3: ylvy.bg ööovg rov 89 ff. Furtwängler a.a.O. 22 und bei Röscher,
nd&ov däuvti) mit dem römischen Cupido, und Lexikon Bd. 1 Sp. 1364, 57 ff. und von demselben
stellen no&og, 7to&sa zu näa^co, itiv&og, 7t£7tov&cc. Künstler aller Wahrscheinlichkeit nach neben
Vgl. auch Urlichs, Skopas 91. 93. Der Begriff Aphrodite auf Samothrake, Pliii. n. h. 36, 25
der sehnsuchtsvollen Trauer, der in 7t6&og liegt, Lobeck, Aglaopham. 1284. Urlichs a. a. O. 99 ff.
kommt auch dadurch zum Ausdruck, dafs die 50 Hauser in Archaeol. Untersuch, auf Samothrake
weifse auf 'Gräber gepflanzte Sehnsuchtsblume' 2 (1880), 101. Overbeck, Gesch. d. Plastik 2a, 19.
nöQ-og hiefs, Theophr. Hist. plant. 6, 8, 3. In den zahlreich erhaltenen Repliken des
Athen. 15, 679 c — d. Eust. ad Hom 1679, 13 ff. sog. "Apollo mit dem Wasservogel' will Furt-
Plin. h. n. 21, 11, 67. J. Grimm a. a. 0. 149. uängler, Der Pothos des Skopas in Sitzungsbr.
151. Gruppe, Gr. Myth. 850, 4. Murr, Pflanzen- d. Münch. Akad. d. Wiss. 1901 phil.-hist. Klasse
weit in d. gr. Mythol. 245. Panofka, Annali 2, S. 783 (vgl. Antike Gemmen 2, 208 f.) den samo-
346. Von den Stoikern wurden als über die thrakischen Pothos (= Hermes?, Gruppe, Gr.
7tu&r] herrschend Eros, Aphrodite und Pothos Myth. 228, 7. 870, 1. 1330, 1 oder Pothos =
angesehen, Plut Plac. phil. 1, 6 p. 880 a = Axieros, Aphrodite = Axiokersa, C. Fredrich,
Doxographi ed. Diels p. 296 a, 20. Nach 60 Athen. Mitth. 31 (1906), 79) erkennen. Über
Cornut. de nat. deor. 25 p. 143 Osann wird die Darstellungen des Pothos (rü>v TtaXca&v ol
Eros auch Pothos genannt aitb rf/g rav loyoi liyovßiv ayivsiov sivat tbv IJo&ov, rr)v
(pifa]liäz(av (iifir'jö^ag. Ob Pothos schon bei oyongctv ccn^r)v rov &sov dsdttyutvoi, Theodor.
Archilochos (fr. 85 Bergk 24, 407) personifiziert Prodr. 9 353) auf Vasenbildern vgl. 0. Jahn,
erscheint, ist fraglich. Bei Aeschyl. Suppl. 1040 Beschreib, d. Vasensamml. König Ludwigs CCIV
(darnach bei Theod, Prodr. 9, 199) ist er Sohn Annali 1857, 129 ff. Mit Ausnahme der folgen-
der Aphrodite, die auch als Mutter des verviel- den drei ersten Darstellungen kommt Pothos,
fältigten Pothos, der nö&oi, gilt, Babr. 32, 2. besonders in Einzeldarstellungen, fast nur in
2905 Pothos Potna 2906
bakchischen Scenen vor, wo rer das aufgeregte a. a. 0. Taf. n. Bmimeister 1727 Fig. 1809)
ziellose Verlangen ausdrückt', Furtwängler, Eros, Himeros und Pothos; de Witte, Bescript.
Eros 24. d'une coli, de vases peints provenant des fouilles
1) PO0OS neben EPOC und IMEPO? de l'Eturie 129 p. 77 in den vier Eroten einer
beim Parisurteil, Hydria aus Vulci in Berlin Vase mit der Darstellung des Urteils des Paris
(Furtwängler nr. 2(533), abg. Gerhard, Apu- den Eros, Anteros, Himeros und Pq,thos.
tische Vasen C (= Overbeck, Heroengallerie Taf. [Höfer.]
10, 5; vgl. Jahn, Annali 1857, 131f. Michaelis, Potidan s. Poseidon.
Thamyris und Sappho 7. Urlichs. Skopas 94. Potina s. Indigitamenta.
Furtwängler, Eros 22. 24. Die Inschriften 10 Potitius s. B. Peter Bd. 1 Sp. 2281. 64 ff.
auch C. I. G. 4, 8401; vgl. Bd. 3 Sp. 1620 Sp. 2282, 32 ff. Sp. 2283 ff. Sp. 2924ff. [Höfer.]
nr. 45. Vgl. auch oben die Stelle aus Lucio u. Potmos (Uorftos), das Geschick, personifiziert
2) nodos allein bei der Schmückung der von Pind. Nein. 4, 43: nöruog ccvcct,. Pyth. 3,
Helena s. Bd. 1 Sp. 1958, 50. Furtwängler, 86: 6 utyag üotfiog; vgl. Rohd", Psyche 22,
Eros 49. Cec. Smith, Cat. of the Greek vases 316, 1. [Stoll]
in the Brit. Mus. 3 178 nr. 226. Potna, Potnia (JJörva., IJötvik), poetisches
3) nö&og (geflügelt) in einer nicht ganz Epitheton aller weiblichen, wie &va!- das der
klaren (vielleicht abgekürzten) Scene zwischen männlichen Gottheiten (Stein zu Herod. 9, 97),
Lynkeus und (der nur durch längeres Haar das aber auch für sterbliche Frauen (Eur. Ion
als Frau gekennzeichneten, sonst durchaus 20 705; besonders in der formelhaften Verbindung
'mannbaren' ) Hypermnestra, Becher aus weifsem nörvia ui]ti]Q, Autenrieth bei Nägelsbach, An-
Glas aus später Zeit im Museum Wallraf- merk, zur Utas zu 1, 356, Ameis, Anhang zu
Richartz in Köln (Jos. Kamp, Die epigraphischen Homers Odyssee 18, 5, sogar von des Bettlers
Anticaglien in Köln, Progr. K. Friedr.-Wilhelrn- Iros Mutter gesagt) gebraucht wurde, und auch
gymnas. Köln 1869, S. 16 nr. 199), abg. Bonner bei unpersönlichen Konkreten oder Abstrakten
Jahrb. 74 (1882) Taf. VI vgl. E. aus'm Weerth steht, wenn dieselben persönlich empfunden
ebend. S. 66 ff., vgl. auch Arch. Zeit. 34 (1876) werden, wie z. B. der Chor bei Eur. Bakch.
203. 585 ausruft: %&ovbg h'oßi nörvia ""heiliges Erd-
4) Ilo&og, eine Weintraube haltend, nebst beben', weil er mit heiligem Schauer fühlt,
den gleichfalls inschriftlich bezeugten Eros und 30 dafs der Gott es ist, der, um seine göttliche
Himeros im Gefolge des Dionysos (Krater aus Macht zu offenbaren, es erregt (F. G. Schöne
Ruvo), abg. Heydemann, Satyr- und Bakchen- z. d. S.). Es liegt also auch hier eine Personi-
namen Tafel (vgl. S. 17 R) = Bd. 3 Sp. 2118 fikation vor, ebenso wie bei Aesch.Choeph. 722:
Fig. 8; vgl. Braun, Bulletino 1836, 122. Jahn, a> nözvia %&cov (= Eur. Hec. 70) xca itöxvi
Annali 1857, 133. Vasenbilder 21 a. Urlichs a-urri (= Eur. Ion 873) oder bei dem Anonym.
Skopas 93, 2. Furtwängler, Eros 24. Inschriften bei Bio Chrys. or. 64 p. 210 Bind.: dianoiv
C. I. G. 4, 8380. ccnaaäv Ttöxvi k&t]vaicov izoli. Die Verbindung
5) Il6&og im bakchischen Thiasos das Tym- nÖTvia ovnFj wird von Arist. Bhet. 3, 7, 1408 a
panon schlagend, abg. Jahn, Vasenbilder Taf. 2, 15 (= p. 187, 4 ed. Boemer) getadelt als ein
2 (unten). Müller -Wieseler 2, 46, 584. Baoul- 40 Beispiel des Xiysiv a^^ivibg mgi svrslmv, und
Bochette, Lettres arche'ologiques sur la peinture Schol. Arist. a.a.O. in Cramer, Anecd. Paris. 1,
des Grecs pl. II; vgl. Jahn, Amiali 1857, 137. 306, 20 ff. bemerkt: rö . . Ttörvia uiya nca &<xv-
Urlichs, Skopas 94. Bapp, Rhein. Mus. 27 (1872), \iaatbv nai &siov ovoua. Der Unterschied von
576. Heydemann, Sat- und Bakch. 19 U. In- nörva und tiöxviu ist nach W. Schulze, Kuhns
Schriften C, I. G. 4, 8439. Zeitschr.f. wrgl. Sprachforschung 33 (1895), 316 ff.
6) Ilo&og, die Doppelflöte blasend, abg. Joh. Schmidt, Kritik der Sonantentheorie 25, 1
Inghirami, Mon. Etr. V Tab. 26. Müller- (vgl. 106) der, dafs, wie auch schon G. Hermann
Wieseler '2, 41, 487; vgl. C. I. G. 4, 7462. Jahn, ad Eur. Bakch. 367 herausgefühlt hatte, Ttörvcc
Vasenbilder 17. Annali 1857, 136. Arch. Auf- ausschliefslich Vokativ ist; dieser Vokativ hat
sätze 81. Urlichs, Skopas 94. Heydemann a.a.O. 50 ursprünglich *tt6xvi gelautet, und rdiese echte,
22 d. ./. de Witte, Bescr. de vases peints pro- frühzeitig nicht mehr verstandene Form ist
venant des fouilles de VEturie 35. 181. entstellt worden durch eine rein äufserliche
7) Ilö&og mit HdvXoyog u. s. w. (Vase aus Anlehnung an die Lautgestalt des Nominativs
Eretria) s. die Abbildung Bd. 3 Sp. 2122 Fig. 10 ■köxvio' ; vgl. auch v. Mefs, Bhein. Mus. 58
= Cec. Smith a. a. O. plate XX, 2 (vgl. p. 367 (1903\277. Nach Hesych.Phot.Suid. ist norvcc =
nr. 775). Ssanoiva • ebenso erklärt Apion bei Apoll. Lex.
8) Ilo&og der EvqvvÖt} die Sandale reichend, Homer. 134, 9 Bekker ttotvicc = ötOTtoiva, rtuiu;
während "Epcog der ' Imtodd[i7] Früchte bringt; vgl. Schol. Hom. Od. 5, 215 = außciauia, ti^ia.
anwesend noch 'Iaaä und 'Aersgia, Amphora Ganz anders lautet die Erklärung von it&tvta
attischen Stiles im Museum zu Boston, Arch. 60 bei Hippolyt. Befut. 5, 8, wo in dem bekannten
Anz: 1904, 195. Ruf des eleusinischen Hierophanten (itQÖv
Über Darstellungen, die mangels einer be- £rfxf Ttörvia %ovqov ßpifiw ßpiuov) nörvia er-
zeichnenden Inschrift nur mit Vorbehalt auf klärt wird durch r) yivscig 1) itvtvuuTixij, rj
Pothos bezogen werden können, s. Furtwängler iitovpäviog 77 aveo; vgl. A. Bietericli, Eine
Bd. 1 Sp. 1353, 43, Brexler Bd. 1 Sp. 2661, Mithrasliturgie 138 Gegen die gewöhnliche
59 ff. — Michaelis a. a. O. 8 f. und mit ihm (Th. Benfey, Zeitschr. für vergl. Sprach forsch.
Baumeister, Benkm. 5001. erkennt in den drei 2 [1853], 310. Pott, ebmd. 6 [1857], 110. O.
Eroten einer Thamyrisvase (abg. bei Michaelis Schrader, Sprachvirgleichung u. Urgeschichte*
2907 Potna Potniai 2908
183. 199.558. v. Bradke, G.G.A. 1890, 910f. Ttöxvia, das skr. patnih r Wolkenwasser' ent-
Indogerm. Forschungen 4 [1894], 171) Annahme, Bpricht. Aus gleichem Grunde heifsen n&ck Kuhn
dafs wie Ttöaig zu skr. patis fHerr, Gemahl', auch die Bakchen TtotviäSsg (Eur. Bakch. 664);
so Ttöxvia zu skr. patni gehöre, möchte A. vgl. aber auch Bd. 3 Sp. 2605, 18 ff. — 14) Ger
Mommsen, Delphika 7, 2 in Ttöxviai lieber Na- Eur. Heracl. 770, wo nach Alb. Dieterich, Arch.
men von Gottheiten einer stammfremden Ur- f. Beligionswiss. 8 (1905), 36 = Mutter Erde 43
bevölkerung erkennen, die von den indoger- (vgl. v. Wilamoivitz, Hermes 17 [1882], 356ff.)T
manischen Einwanderern übernommen worden zu schreiben ist: all' m Ttöxvia, 6ov yup ovSag,
seien. Nach Forchhammer, Hellenika 1, 320 Fä, aöv %al Ttölig. — 15) Genetyllides, Arist.
soll itörvia. von Ttöxog abzuleiten sein und ur- 10 Thesm. 130; vgl. Röscher, Bd. 2 Sp. 1270, 33 ff.
sprünglich die f Trinkerin ' (!?) bedeuten, dann — 16) Hebe. — 17) Hekate. — IS) Hera. —
weiter die 'Verehrte', fweil man dadurch ehrte, 19) Hestia. — 20) Hosia. — 21) Kalliope. —
dafs man den Becher reichte'. Eine weitere 22) Kalypso — 23) Kirke. — 24) Lethe. —
Etymologie s. unter nr. 13 (Erinyen). Dafs 25) Leto. — 26) Libye, Find. Pyth. 9, 55 (95).
die Gleichsetzung von Ttöxvia mit Siönoiva — 27) Maia. — 28) Moira, Moirai. — 29) Musa,
= ösanoxvja (Osthoff, Perfekt 457. J. Wacker- Musai. — 30) Nike: Bakchylid. 11,5. — 31)Nyx:
nagel, Vermischte Beiträge zur griech. Sprach- 'Äaxoa tpila xal owtoatsa Ttöxvia Nv£, Ano-
kunde (Progr. zur Rektoratsfeier der Univers. nymos,G. G.N. 1896, 211 v. 11. Jahrb. f. klass.
Basel 1897) S. 37 ff., lautlich möglich ist, wird Phil. 153 (1896), 347 v. 8. — 32) Peitho. —
von Joh. Schmidt a. a. 0. 105 bestritten. — 20 33) Persephone s. Demeter. Potniai. Potnieis.
FLöxvia wird gewöhnlich absolut gebraucht, Die Vermutung von Keil, Hermes 32 (1897),
jedoch auch mit einem Genetiv verbunden 506, dafs in der lateinischen Inschrift des
z.B.: Ttöxvia &riQä>v, Hom. II. 21, 470 (Artemis\ Cyriacus, (Hermes a. a. 0. 505): cinferiali et
die auch nözvia yvvai-A&v (Anth. Pal. 6 287) caelesti .... Proserpinae' inferiali et caelesti
und Korixäcov Ttörvia xot,ocpöoo]v (Kallim. fr. 383 einem %o%viri y.a\ Ttoxvirj des poetischen Origi-
Schneider = Bergk, P. L. 34, 736) heifst Ttörvia nals entsprechen könnten, erledigt sich wohl
ö^vrärcav ßslbtov, Find. Pyth. 4, 213 (380) und dadurch, dafs der Dativ Sing, von Ttörvia
'Egcoxwv Ttörvia Eur. fr. 781, 16 Nauck- (Aphro- sonst nirgends vorkommt. — 34) Physis. —
dite); Ttörvia la&v, Arat. Phaen. 112 (Dike). 35) Rhea. — 36) Selene: Bd. 2 Sp. 3165, 64
Falsch ist die Angabe im Etym. M. 685, 53 f. 30 s. v. Mondgöttin und Fig. 18. 0. Jahn, Arch.
Eti/m. Gud. 477, 51 ff. und des Helladius Chrest. Aufs. 116, 72. — 37) Sophrosyne. — 38) Techne.
bei Phot. Bibl. p. 533, 34, dafs nur Frauen die — 39) Tethys. — 40) Thetis. — 41) Tyche.
Anrede Ttörvia und das Verbum Ttoxviäa&at Vgl. Potniai u. Potniades. [Höfer.]
gebrauchen dürften. — Die Belege für den Potnens (Iloxvavg), Vater der Pelarge (s. d.),
Gebrauch von Ttörvia finden sich in der Haupt- Paus. 9, 25, 7, wohl = Iloxyisvg, dessen
sache bei Bruchmann, Epitheta deorum unter Namen in Verbindung mit der Überlieferung
dem jeweiligen im Folgendeu angeführten die seine Tochter und deren Gemahl lsth-
Namen, zu denen hier nur das bei Bruchmann miades zu Stiftern des thebanischen Kabeiren-
nicht Verzeichnetes oder durch den Plan seines orgien macht, auf den Kabeirendienst im bö-
Werkes Ausgeschlossenes hinzugefügt wird. 40 otischen Potniai hinweist, wie der Name seines
Es haben den Beinamen Tlöxva bez. Tlöxvia Schwiegersohnes Isthmiades eine Beziehung zu
I) Aglaia, Forchhammer a.a.O. — 2) Aidos. Ino und Melikertes - Palaimon, dem zu Ehren
— 3) Aphrodite. — 4) Ära. — 5) Artemis. Über die Isthmien gestiftet sein sollen, enthält, 0.
den Bildtypus, der Artemis und verwandte Müller, Orchomenos 125, 1. K. Eckermann,
Göttinnen als nöxvia &rjpcöv darstellt, s. Stud- Melampus und sein Geschlecht 68. 0. Crusius,
niczka, Kyrene 153 ff. u. Bd. 2 Sp. 1750 ff. und Beiträge zur griech. Mythol. u. Beligionsgesch.
aufser der dort verzeichneten Litteratur Crusius, (Progr. Leipzig Thomasschule 1886), 22, 6. 0.
Philologus 52 (1894), 709. A. Koerte, Athen. Gruppe, Gr. Mythol. 82, 9. 123, 9. Vgl. Pot-
Mitth. 20 (1895), 9 f. G. und A. Koerte, Arch. nieus 1. [Höfer.]
Anz. 16 (1901), 9 mit Abbild. 5. G. Karo, Archiv 50 Potuiades (üorviäSsg) 1) s. Potniai. —
f. Beligionswiss. 7 (1904), 148. J. Langbehn, 2) Name der Rosse des Glaukos Potnieus (s.
Flügel gestalten der ältesten gr. Kunst 66 ff. E. d. 2), Eur. Phoen. 1124 und Scliol. Strabo 9,
Knoll, Studien zur ältesten Kunst in Griechen- 409. Verg. Georg. 3, 268. Ov. Pois 555 u. Schot,
land (Progr. Bamberg 1890) S. 59 ff. — 6) Athena, Nach Eust. ad^Hom. IL 269, 34 f. und Schol.
Anonym. Laur. in Anecd. Graeca ed. Schoell- Bern, ad Verg. Georg, a. a. O. hatten sie früher
Studemund 1, 269. Zu streichen ist Eur. Heracl. dem Bistonenkönig Diomedes gehört. Vgl.
770 s. Ge. — 7) Demeter s. Potniai. Potnieis. Bd. 1, Sp. 1689, 12 ff. [Höfer.]
O. Müller, Orchomenos 486 (vgl. 125, 1). Preller, Potniai (Ilörviat), Herrinnen. Das mit tffff-
Demeter und Perseplione 194, 24. Gruppe, Gr. Ttöxi]g verwandte Wort wird häufig mit Göt-
Myth. 82. M. P. Nilsson, Griech. Feste 474. 60 tinnen und sterblichen Frauen verbunden, wie
P. Kretschmer, Einleitung i.d. Gesch. der griech. dtOTtoiva (s. Kern bei Pauly-Wissoica u. d. W.).
Sprache 420. — 8) Dike; Ttörvia lawv, Arat. Im dichterischen Gebrauch steht Ttöxvia ftriQüv
Phaen. 112. — 9) Eileithyia. — 10) Eirene. — 11. 21, 470 für Artemis, Ttöxvia ö^vxäxav
II) Enyo. — 12) Eos. — 13) Erinys, Erinyes. ßtXtcov (Pind. Pyth. 4, 213), xai< ioöncov nöx-
Nach Kuhn, Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung viav (Eurip. fr- 781, 16) für Aphrodite. Im
1 (1852), 469, der bekanntlich in den Erinyen Kultus beschränkt sich der Name einerseits
Wetter- und Wolkenjungfrauen sieht, heifsen auf Demeter und Persephone, anderseits
diese Ttöxviai und TtoxviäSsg als Töchter der auf die Erinyen. In der Nähe des Ortes
2909 Potnieis Praesidia 2910
Potniai (Tloxviai) in Boeotien, der nach den Clem. Roman. Homil. 5, 15. Maafs, Orpheus
Göttinnen genannt ist, hatten Demeter und 131, 8. v. Wilamoivitz, Comment. grammat. 2
Köre einen Kultus, Paus. 9, 8, 1. Für Attika (Greifswald 1880) nach Premier Bursians
bezeugen die Benennung üoxviai für die Göt- Jahresber. Bd. 25 (1891), 173. — 2) Beiname
tinnen von Eleusis Soph. 0. C. 1050, Aristoph. des Glaukos s. Bd. 1 Sp. 1689, 38 ff. und Strabo
Tfos/». 1149;fürdiederThesmophorienJr/stopft. 9, 409. Eust. ad Hom. 11. 269, 34. 0. Müller,
Thesm. 1156 (w ©töfioqpop&j nolvnoxvia); vgl. Orchomenos 486. v. Wilamoivitz, Euripides Hera-
@£6iio(p6(>ovg re ayvdg Ttoxviag i^i cfägtai Ito- kies 1, 303 f. O. Waser, Skylla und Charybdis
■Kolg in einer Weihinschrift von Priene C.I.G. 37. Usener, Rhein. Mus. 53 (1898\ 351 f. [Höfer.]
2907 = Kaibcl, Epigr. Graec. ex lapid. conl. 10 Potua s. Indigitamenta.
nr. 774, 3. Nur Köre ist gemeint Pind. fr. 37 Poynx s. Bulis.
IJotvia &eono(f6Q8, Theokr. 15, 14 val xav Praedator (= Iuppiter) s. Bd. 2 Sp. 751.
Uoxviav (s. d. Schol.) Von dem von Herod. 9, Praeia (J7p«aV) 1) In dem Bölog (ßolog =
97 erwähnten igbv t&v JJoxviiav bei Mykale Fischernetz) genannten Ortsteil — sig ri]v v.axd
haben sich keine Spuren entdecken lassen %£iiiwva xav ii%va>v &i]Qav tvcpvrig — von By-
(Wiegand u. Schrader, Priene S. 17); dafs es zantion befand sich neben einem Temenos der
ein Tempel der Erinyen gewesen sei (so Creuzer- Artemis Phosphoros ein solches der Aphro-
Baehr z. d. St.; Preller - Robert , Griech. Myth. dite Praeia, der die Byzantier alljährlich
l4, 837), ist nicht erwiesen. Während bei opferten — , doxat (Aphrodite) yaQ Sij xa(ii-
Aescliylos lloxvia Beiwort der Erinys ist (Sept. 20 svstv xmv avi^icov xi)v sixaigiav, TtQavvovaa
864. 971, Eumen. 865), werden sie m Iloxviai Kai Ka&taxausrr] xcav inmliov avxütv xaga%i]v,
Ssu'omsg angerufen bei Soph. O. G 84. Bei Dionys. Byz. 36 p. 15 f. Wescher. Also dem
Euripides sind sie dann SQO^dösg 7txsQocpoQoi Wesen nach ist Aphrodite Praeia eine Pontia
noxvidSsg ftsai, tifläyxQcaxtg Ev^tvidtg (Or. (s.d.). — 2) Weihung aus Lebadeia : jLqx£hi6iv
317 tf.), woraus nicht zu erschliefsen ist, dafs Hga^iaig %etQiGxriQiov, C. I. G. 1598. K.Keil,
in Potniai auch die Erinyen einen Kult gehabt Syll. Inscr. Boeot. p. 104. Inscr. Meg. et Boeot.
haben müfsten (über die Weiterbildung des 3101 (= L G. S. I, 3101). Über liQxi^iStg hqu-
Namens s. Usener, Götternamen S. 10 f.). Die tiai = Eilei&vicci (vgl. TtQccvurjxig Ellti&vitx,
alten Erklärer wollten noxriäösg fälschlich mit Pind. Ol. 6, 42) s. P. Baur, Philologus Suppl.
liaviag atrial (Hesych. s. v.), iiavionoioi, v.av.o- 30 8, 465 f. 502 f. 508 f. Usener, Götternamen 299.
liavioTiotol (Schol. Eur. Or. 318; Etym. Magn. [Höfer.]
s. v.) erklären; daneben auch die bessereJEr- Praenestes (Tlgaivtarng), Sohn des Latinos,
klärung ßußdia^icci (Schol. Eur. a. a. O.). Über eines Sohns des Odysseus u. der Kirke, Gründer
Eurip. Phoeu. 1123 ff. Nauck noxvidötg ö' in der latinischen Stadt Praeneste, Steph. B. v.
aartidt iTtiarj^ia tc&Xoi dgonddeg ioxiQxcov cpoßcp IlQciivsGxog. Zenodot b. Solin. c. 8 (Martian.
[$6ßov od. cpoßoi = Schreckbilder?]) s. Röscher Capella 6, 642). [Stoll.]
in Acta soc.phil. Lips. ed. Ritschi 1 p. 97 ff. Ver- Praenestiua, Beiname der Fortuna Primi-
einzelt heifsen die Bakchen noxviäSsg Eur. genia von Praeneste aufserhalb dieser Stadt
BaccJt. 664; Hesych. erklärt: dvxl xov [laivädtg s. Bd. 1. Sp. 1542, 9; vgl. aber auch Sp. 1544, 8.
■nal Xvaoddzg. Das scheint nur Übertragung 40 Über den Plural cPraenestinae sorores ' bei
vom rasenden Treiben der Erinyen, von denen Stat. Silv. 1, 3, 80 s. Sp. 1546, 6 ff. Wissoiva,
es mit umgekehrtem Anklang heifst: äßdy.%£v- Rel. u. Kult d. Römer 209, 2, der eine Ver-
xov al &La6ov £ld%tx' iv ödxQv6i xal yöoig wechslung mit den Fortunae von Antium an-
Eur. Or. 319f. ; mit der ursprünglichen Be- nimmt, und jetzt besonders Usener, Rhein.
deutung des Namens bat es nichts zu thun. Mus. 58 (1903), 202 f., nach dem für Praeneste
Daneben scheint allerdings die Möglichkeit ebenfalls eine Mehrheit von Fortunen anzu-
nicht ausgeschlossen, dafs an jener Stelle der nehmen sind, wie solche für Antium bezeugt
Bakchen dem böotischen Rinderhirten vor- sind (vgl. Bd. 1 Sp. 1546, 44 ff.). Vgl. auch
schweben sollte, was von dem Brunnen in Pot- Thulin, Rhein. Mus. 60 (1905), 261, 1. [Höfer.]
niai erzählt wurde, dessen Wasser Rosse des 50 Praesidia arcana Urbis (?) neben den Dii
Landes toll gemacht hatte, Paus. 9, 8, 2; s. Romanae Reip. genannt in der verdächtigen
oben Glaukos Bd. 1 Sp. 1689. (Or. Henzen 3 p. 219) Weihinschrift des Isis-
Nach Usener, Götternamen S. 225 f. steht priesters Phisias b. Gruter 83, 15 = Orelli
hinter den beiden eleusinischen Gottheiten und nr. 2494 = CLL. VI, 5, 18*. Sollte die Inschrift
den Erinyen in ursprünglicher Auffassung der echt sein, so würde sich der Ausdruck, wie
ungeteilte Begriff der nörviai; sie sind schon Orelli a a. O. gesehen hat, wohl am
dann mit jüngerem Namen in Athen als Zeuval besten auf die von Serv.V. A. 7, 188 erwähnten
verehrt worden. In Ttoxviäo&at (= die Herrinnen septem pignora (Hss. paria), quae Imperium
anrufen) ist die alte Vorstellung noch zu er- Romanum tenerent: acus (Lobeck, Agl. p. 304:
kennen. Vgl. Potna u. Potniades. [J. Ilberg.] ü0 cestus; Preller- Jordan 2, 170, 2: lapis) Matris
Potnieis (IIoxvizTg), nicht üöxviai, heifsen die Deum, quadriga fictilts Veientorum, cineres
eleusinischen (Le Bas- Waddington zu 3 nr. 186. Orestis, sceptrum Priami, velum Eionae, Palla-
R. Meister, Jahrb. f. klass. Philol. 143 [1891], dium, Ancilia beziehen, über die vgl. Preller-
168) Gottheiten in Mykale, Herod. 9, 97. Gruppe, Jordan a.a.O. und Cancellieri, Le sette cose
Gr. Myth. 82, 6. 718 c (Nachtrag zu 273, 16). fatali di Roma antica. Koma 1812. Die Vor-
Schrader, Arch. Anz. 1897, 180. [Höfer.] Stellung von 7 pignora dieser Art ist offenbar
Potnieus (Iloxvisvg), 1) Geliebter des Apollon in der Zeit entstanden, als in Rom jene fHeb-
und Heros Eponymos von Potniai bei Theben, domadensucht' ausbrach, welche die ersten
2911 Praestana Praxidikai 2912
Jahrhunderte vor und nach Christus erfüllte p. 19, 15 = p. 80, 23. Herodian 1, 524, 28 =
(man denke an Varros f Hebdornades' und vgl. 2, 9, 1 = 2, 630, 2. Prax stiftete nach Paus.
Koscher, Die Hebel omadenlehren d. griech. Philo- 3 20, 8 seinem Ahnen Achilleus ein auf dem
sophen u. Ärzte. Leipzig 1906. Kap. 10). Wege von Sparta nach Arkadien gelegenes
[Röscher.] Heroon (vgl. Bd. 1 Sp. 61, 20 ff.), vgl. Thraemer,
Praestana! T , • .. . Perqamos 244: Wide, Lakonische Kulte 233 f.
t, .... \ s. lndisitamenta. TT n- c<-± -l -r.™ „.„., ,TT
Praestitia ] ö Usever, Wiener Sitzwngsber. 13 1 (1897;, III,
Prakterios {TLoayiTi)Qiog). Nach der atti- 57, 2. [Höfer.]
sehen Kalenderinschrift aus der Epakria, die Praxamlros (IIp(i'E,avdQog), aus unberühmtem
für eine Anzahl Götter Opfervorschriften ent- 10 Geschlecht, führt zusammen mit dem Achaier
hält, soll unter anderen auch n]paxTr[pia> ge- Kepheus (s. d. nr. 3) Lakonen aus Therapne
opfert werden, Amer. Journ. of Arch. 10, 210 von Troia nach Kypros, Eratosthenes im Schol.
Z. 6. Kichardson, Papers ofthe american school Marc. Lyk. 440. Lykophr. 586. Philostephanos
of class. stud. cd Athens 6, 376 Z. 6 vgl. S. 380. im Schal. Marc, und bei Tzetz. Lyk. a. a. O.
v. Prott, leges Graec. sacr. 1, 48 Z. 6. Ob und (vgl. K. Stiehle, Philologus 4 [1849], 388)
Prakterios selbständiger Name eines Gottes oder bei Tzetz. 589; vgl. 447 p. 616 M. Paraphr. rec.
eines Heros oder nur Beiname eines solchen ist zu Lyk. 447. 586. 589. Er gründet Lapathos,
— Kichardson a. a. O. 375 weist auf die Tv%t\ Sirabo 14, 682. Vgl. v. Holzlager zu Lgk. 447.
TtQuxxriQiog bei Aesch. Suppl. 523 hin, v. Prott 0. Mütter, Darier 1, 122. W. H. Engel, Kypros
a. a. 0. 51 aufserdem noch auf Aphrodite Hqu- so 1, 221 f. Tümpel, Jahrbuch, f. Mass. Piiü. Suppl.
|i? (s. d.) und Artemis Evirpcx'gicc — , läfst sich 16, 155 f. [Höfer.]
bei dem fragmentarischen Zustand der Inschrift Praxidikai (IlQa'£idix<xi), cRechtwirkerinnen',
nicht entscheiden. Dem Sinne nach deckt sich bei Haliartos am Tiiphusionberge als Schwur-
diese Gottheit mit Praxiteles (s. d.). [Höfer.] göttinnen verehrt und angerufen, Paus. 9, 33, 3 :
Praktis (JTpaxtis?). Nach v. Holzinger zu AliapTioig ds icxiv iv vitaid-gco &8&V isgbv ag
Lykophr. Alex. 1045 ist bei Lyk. a. a. 0. in Flpa^idixag nalovaiv ivTav&a 6\ivvov6l ^.iv,
den Worten TIquxtiv 7rc:p' avrrjv unter Hoäxtig noiovvrca ds ovx tTtidoo\iov rbv Öqhov. ravtaig
nicht eine örtlichkeit (das akrokeraunische (iiv ian Ttgog tg> oqsi töj Tilcpovaioj tu iegöv.
Vorgebirge) zu verstehen, sondern es ist Ylgävaig Das Heiligtum lag im Freien und war unbe-
zu betonen und dies nach Analogie von Ttoäv.- 30 dacht. Man schwor dort nicht leichtfertig.
xoQtg ui'iiarog (Aesch. Eum. 319) als Bezeich- wohl deshalb, weil ihre Rache für furchtbar
nung der Erinys = 'Rächerin' aufzufassen. galt. Nach Dionysios von Chalkis iv Kriatai
Vgl. Praxidike. [Höfer.] bei Photius (Suidas) s. v. (= Fragtii. Hist. Gr.
Pramnios Daimoii (flgd^viog öalucov), ein 4, 394 fr. 3) waren die Praxidikai Töchter des
nach der Analogie des ayetfrog dcd[icov von Ogygos und hiefsen Alalkomeneia, Thelxinoe
Arist. equit. 107 fingierter Daimon des Prani- (Thelxineia) und Aulis (/iiovvaiog iv Ktiasaiv
nierweines, vgl. Kock z. d. St. [Höfer.] 'Slyvyov &vy(xtiQcxg Älal-AO[iivsiav 0tl^ivoT]v
Praotes (IJoccorrig) , die personifizierte Sanft- (@sX£Lveiccv) Avlida, ag votsqov Tlga^iöUccg
mut auf dem Pinax des Kebes (c. 15). [Höfer.] dvo^aa&i'ivai). Wenn sie Töchter des Ogygos
Prason (Tlgdacov), einer von den Söhnen des 40 genannt werden, so ist damit bestätigt, dafs
Aigyptos, Choerob. in Bekker, Anecd. 3 p. 1413. sie in Boiotien einheimisch sind (vgl. den Ar-
[Stoll.] tikel r Ogygos', Bd. 3, Sp. 684 ff.). Aus dem
Pratolaos {TLTATOAAOZ), wahrscheinlich Namen Alalkomeneia schliefst Usener, Götter-
Sohn der Krateia und des Mitos ; s. Krateia namen S. 237 f., dafs eine ältere Bezeichnung
und M. Mayer, Hermes 27 (1892), 512. Ferner der Göttinnen 'Alalkomenai' in dem Sinne cdie
die Abbildung Bd. 2 Sp. 2538 und Bloch ebenda Wehrenden, Strafenden' gewesen und danach
Sp. 2537, 56 ff. Gegen die Deutung Koberts, auch die gleichnamige Stadt benannt worden
Arch. Jahrb. 5 (1890), 236, der auf dem Aufsen- sei. Sonst wird versucht, die Namen, die auch
bild des Mosaiks von portus Magnus in dem als Beinamen der Athena, der Hera und der
vor dem Panther spielenden Knaben den Pra- 50 Artemis vorkommen, als von diesen entlehnt
tolaos erkennen wollte, s. Gruppe, Bursians zu betrachten, ohne dafs dadurch das Wesen
Jahresber. 85(1895) S. 280 nr. 233. S. 295 nr. 271. der Praxidikai aufgeklärt würde. Vielmehr
[Röscher.] werden sie ursprünglich keine Einzelnamen
Prauckos (TlQcxvyog), Name eines sonst im- gehabt haben. Die Angabe des Dionysios, dafs
bekannten Heros auf einer Inschrift aus Teos die drei Einzelnamen das Ursprüngliche seien
TJoc(v%(p y.ct.1 reo dr][icp Corr. hell. 4, 169. Hau- und der Gesamtname ngcx^idlxac erst später
vette-Besnault a. a. 0. hält ihn für den Heros aufgekommen sei, kehrt jedenfalls den wahren
einer religiösen Genossenschaft, vielleicht für Sachverhalt um.
den Stifter einer gvliuoqik. [Höfer.] Von Praxidike ist auch in der Einzahl
Prax (Upa£), Nachkomme im dritten Gliede 60 die Rede. Menelaos soll nach Paus. 3, 22, 2
von Pergamos, dem Sohne des Neoptolemos, bei Gythion im Tempel der Aphrodite Migo-
der aus Epeiros nach Lakonien einwanderte nitis, den Paris erbaut hatte, ein Bild der The-
und dem von ihm besiedelten Gau den Namen mis und der Praxidike errichtet haben: äyalpa
ngccKica oder ÜQcr/.sg (Lobeck, Paralij). Gramm. QiiiiSog (so wohl anstatt Gfridog zu lesen) xcel
Graec. 94. 96. Curtius, Peloponnes 2, 254) ge- &säg nQ<x£,idiKi}g Idpvocao iyyvg Tfjg Miyoivi-
geben haben soll, Steph. Byz. s. v. TlgayiiccL -xai Tidog. Vgl. rHelena' Bd. 1, Sp. 1939. In der
npüxBg. Herodian ed. Lentz 1, 396, 1. Draco Einzahl nennt Praxidike ferner Hesychios: öcä-
Straton. de metris paeticis ed. G. Hermann, iiovd tivö. cpaai vt\v cögttsq TÜog ixiTiQ-tTöav
2913 Praxidike Praxidike 2914
rotg ts Ityoiiivoig, 8ib xccl rä ccyälaara xscpcc- a. a. 0. 133) zugeschriebenen Traktat lateinisch
Xkg ysvta&ca xccl tu ftviiccrcc ö^ioiws. Man bearbeitet und nach dem angeblichen Verfasser
bildete, um die P. darzustellen, nur einen Kopf, Traxidicus' benannt hat. Ebenso überzeugend
also eine Hermengestalt; man opferte ihr eben- sind die weiteren Ausführungen von Crusius,
falls Köpfe. Dafs es sich hier ursprünglich dafs einmal die von Ribbeck auf Persephone-
um Menschenopfer handelte, vermutet Maxim. Praxidike als Vorsteherin des Ackersegens und
Mayer Bd. 2 ('Kronos') Sp. 1489. Derselbe Landbaus bezogenen Verse des Hymnos schon
vergleicht den Gebrauch der Demetermaske im räumlich zu weit entfernt liegen, zweitens dafs
arkadischen Pheneos nach Paus. 8, 15 (Jahrb. der auf die Anrufung der Praxidike unmittel-
<l. Arch. Inst. 7, S. 200 f. und Archäöl. Zeitg. 10 bar folgende Vers 6 : EvftsviScov ysvsrsiQcc,
43, S. 129). xaxa%%ovioiv ßccaiXeia selbst eine Erklärung
Bei Photios und Suidas findet sich die- und Begründung der Bezeichnung der Perse-
selbe Angabe über die Darstellung der Praxi- phone als Praxidike erhalte: die Eumeniden,
dike: I7pa£/.(57xT} • &sbg, fjg nscpalijv \i6vov ISqv- die Unterirdischen, sind die Boten und Diener
ovxo. Dann folgt: Mvccosccg 8h iv trä Tttql der Göttin als f Praxidike', d.h. rder Schütze-
EvQwnr\g Zcorfigog xal riys a8slcpf]g TlQa^tSUvg rin des Rechts und Vollstreckerin der Strafe
ysvsG&ai Krrjaiov vibv xal ftvyaxtQag 'Opovoiav Ebenso hat schon Creuzer a. a. 0. 221 Praxi-
xcii kgsnjv, ag anb Tijg inqTQog IlQcc£,tdi->iag dike als r Vollzieherin des Rechts, Vollstreckerin
v.lY]ft)]v<xi. Mnaseas suchte also, wie es auch der Rache' gedeutet. Denn IIqcc'E,iSIy.i] kann
sonst seine Art war, eine von der Volkstum- 20 nicht nur bedeuten, worauf 0. Müller, Aeschy-
lichen Vorstellung abweichende Erklärung für los Eumeniden 188. Kleine Schriften 2, 186
die Praxidike und die Praxidikai zu geben. (= Ersch und Gruber s. v. Pallas -Athene 97
Mit 2(otrjQ ist Zeus gemeint. In Lykien wird § 39) hinweist, rdie gerecht Waltende und das
Praxidike von Panyasis erwähnt. Steph. Byz. Recht Schützende', sondern auch, trotz des
TqsiuXi]- i] AvkIcc hAcdüxo ovrcog aitb TqsfiiXov, Widerspruches von G. Hermann, Opusc. 6, II,
i'og IJavvaßig- sr&a 8' h'ccis ^usyag TQSiiilvg xal 208, der nur die Bedeutung fdie Rechtthuende'
'iyri\is vv^cpvv 'Slyvyirjv, i)v TlQat,i8ixi]v xa)J- gelten lassen will, diejenige, welche, wenn das
ovclv, Eiß^m in' c:gyvQtoi itoxuiiü ■TtccQct 8ivi]- Recht verletzt wird, rBuße einfordert', vgl.
ivvi' Tijg 8' olool Ttcädtg Tlcbog Edv&og TLiva- 8ixr\v itoarrsiv Ttagä tivog, Demosth. p. 845, 4
Qog ts xccl Koccyog, bg xQavscov -xäoag lr\L£sx' 30 und bes. Aesch. Clioeph. 310 f.: xovysiXöasvov
ciQovQug. Die drei ersten der hier genannten (== 8ixt]v) nQCL66ov6u [vgl. die Erinyen als
Söhne nennt auch eine lykische Inschrift, die TtQccxxoQsg al'^axog, Aesch. Enmen. 319 und
im Artikel cKragos' Bd. 2 Sp. 1404 angeführt den Artikel Praktis] Alv.^: Dike fordert die
ist. Da Praxidike hier als Tochter des Ogygos • Schuld ein, vgl. Milchhoefer, Arch. Jahrb. 7
bezeichnet wird, so scheint die böotische Göttin (1892), 20(3. Dafs Persephone Praxidike ge-
nach Lykien übertragen zu sein. Im übrigen nannt wird, hängt damit zusammen, dafs sie
vgl. cOgygos' Bd. 3 Sp. 088 f. auch sonst (vgl. Preller, Demeter u. Persephone
Aul'ser Usener und M. Mayer a. a. 0. han- 194. Gruppe, Gr. Myth. 82, 8) in Verbindung
delt von den Praxidikai noch Tümpel, Jahr- mit den Erinyen erscheint; denn wenn nicht
bücher f. Philologie, Supplementbd. 11 S.088 und 40 die Erinyen selbst, so sind doch den Erinyen
Immerwahr, Ktilte und Mythen Arkadiens S. 68. nahe verwandte Gottheiten, wie z. B. die Moiren
Vgl. Praxidike. [Türk.] * in der Bd. 2 Sp. 3091, 67 ff behandelten Vor-
Praxidike (ZTpcvs/ö^'x?]). Die Orph. Argon. 31 Stellung, unter den IlQa'giSixai (s. d.) zu ver-
genannten ögyicc nQ<x'E,iöi%rig beziehen sich mit stehen. Nahe berührt sich mit ihnen auch
grofser Wahrscheinlichkeit auf Persephone, die die von Flut, de sera num. rind. 22 als Diene-
Orph. Hymn. 29, 5 Ufi(x'S,i8iv.r] genannt wird, rinnen der Adrasteia genannte Dreiheit Tloivri,
Creuzer, Symbolik (1812) 4, 221 ff. Welcher, Alxr\, 'Eoivvg. Wie die Praxidikai, so sind
Gr. Götterl. 3, 24. Max. Mayer, Arch. Zeit. 43 auch die Moiren (Ziebarth, De iureiurando in
(1885), 129; vgl. auch Ed. Gerhard, Prodromus iure Graeco quaestiones, Diss. Göttingen 1892,
57, 95, 110. Es war ein Irrtum von 0. Rib- 50 S. 13 f. Rudolf Hirzel, Der Eid 34,2) und die
heck (Rhein. Mus. 41 [1886], 631), dem Schivabe Erinyen Schirmerinnen des Eids, Bd. 1, Sp. 1323,
bei Teuffei, Rom. LittcraturgeschS § 134, 9 15 ff., Rohde, Psyche l2, 268,2, Hirzel a.a.O.
und Mart. Schanz, Gesch. d. rbm. Litterat. 145. 7. 157 Anm. R. W. Leist, Graeco-ital.
§ 49 S. 77 f. (= S. 95 2) gefolgt sind, wenn er Rechtsgesch. 315 f. Wie Pausanias (9, 33, 3)
mit Berufung darauf, dafs es in dem orphi- von den Praxidikai sagt, dafs man bei ihnen
sehen Hymnus an Persephone-Praxidike v. 10 schwöre ^itoiovvxat 8s ovx inlS qollov tbv
heilst: xagitolci ßQvovocc, v. 13: Isqov iv.cpal- oqxov\ so berichtet er von den Eumeniden in
vovaa 8s{io:g ßlaßroig %looy.ap7ioig, v. 17: y.ag- Keryneia (7,25,7), dafs sie jeden Frevler, der
■ivovg 8' ävcc7tswn' entb yeting, in TLQci'giSiY.T] ihren Tempel betritt, wahnsinnig machen,
eine segenspendende Göttin, nach der auch 60 xal tovSs svsxa ov xolg -näGiv 1) s6o8og ov8s
Accius sein Gedicht über die Bestellung des s'g sitLSooiiijg satt. Den am Thilphossion
Ackers fPraxidica' benannt habe, erkennen verehrten Praxidikai entspricht die Erinys
und demgemäfs bei Plin. N. H. 18, 59, 200 Ai%r\g rccQQo&og TsXcpovala, Lyk. 1040
schreiben wollte: Attius in Praxidica (statt (mit der Bemerkung von Gruppe, Gr. Myth.
des überlieferten Praxidico). O. Crusius, Philo- 78, 3) und die 'Eqivvg Tilcpcoa(a)air\,
logus 57 (1898), 643 ff. hat überzeugend nach- Kallim. fr. 207 Schneider. Tzetz. Lyk. 1225.
gewiesen, dafs Accius einen dem griechischen Schol. So})h. Ant. 117. Am Tilphossion
Astrologen Praxidicus (W. Kroll, Philologus hatte (Demeter) Erinys das Tluchroi's' Areion
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III 92
2915 Praxidike Praxidike 2916
(Eqliov) geboren, Bd. 1 Sp. 475, 51 ff. Schon fiißstg Bd. 3 Sp. 122, 6ff. Für die boiotischen
0. Müller, Eumenid. 188 hat — wenigstens Praxidikai ist (s. unten) die Dreizahl bezeugt
mit Bezug auf den Bericht des Mnaseas (s. und würde, selbst wenn dies nicht der Fall
Praxidikai) — in Praxidike eine 'gerecht wal- wäre, da sie Schwurgöttinnen sind, nach ande-
tende und bestrafende Schicksalsgöttin, . . . ren zahlreichen Analogien als selbstverständ-
ursprünglich vielleicht eine Erinys' gesehen lieh anzunehmen sein, Usener, Rhein. Mus.
(vgl. auch Wide, Lakon. Kulte 240), und Rohde, 58 (1903), 17.
(Rhein. Mus. 50 (1895), 18 = Kleine Schriften Der Plural TlQu^töi-nca erscheint ferner auf
2, 241; vgl. Hirzel a.a.O. 157 Anm.) identifi- einer attischen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.
ziert die i7pß^öi'za/, cdie Schützerinnen io stammenden Devotionstafel: Mcvfjv naxc/.Öäy
eines allgemein verbindlichen Rechtes' direkt ■aal xccxi%co v^sig öh epilot TLQdE,idiy.ui v,axi-
mit den Erinyen, die nicht mehr dem Rache- j^sts avxbv v.al 'Equi) v.äxo%£ v-äxt^i Mavfjv
gefühl des Einzelnen, sondern der sittlichen . . . iulv iyco ÜQu^tSixai nul' Egfif] y,äxo%s
Weltordnung dienen. Und so preist ein orplti- Mccvovg xaxcog TtQugavxog tvccyytliu &vator
scher Hymnus (69, 11) die Erinyen als Wuensch, Defix. Tab. Att. {= C. I. A. III, 3,
diKcconöloL (Rechtswalterinnen = Ilga^i- ap>pend.) nr. 109. Auch hier werden die Praxi-
dixui), die mit dem Auge der Gerechtigkeit dikai als Göttinnen, die einerseits dem Ver-
(öjAfu* dUng) auf das Thun der Menschen herab- wünschenden zu seinem Rechte verhelfen,
blicken. Hierfür spricht auch die unter Praxi- andererseits den Verwünschten strafen sollen,
dikai angeführte Stelle aus Pausanias (3, 22,2), 20 angerufen. Es scheint mir ein Irrtum von
wo aber nicht, wie dort angegeben, von einer Wuensch, wenn er {Praef. Defix. a. a. 0. VII)
Praxidike, sondern von den Tlga^tdi-nai die annimmt, die Devotionstafel gehe auf orphische
Rede ist; denn es ist mit Hermann zu schrei- Lehre zurück, die mehrere Praxidikai, nicht
ben: ayuluct OiriSog %cu &sug IlQcc^iöiy. ag — nur eine Praxidike gekannt habe, und unter
nicht ftzeig nga^idixag, wie überliefert ist oder den hier angerufenen Praxidikai seien üqu^i-
gar &eäg IlQa^idi-nijg — • iSpvaaxo. Denn diese dlv.r\, 'Ouovoia und kgexri (s. Praxidikai) zu
Gottheiten werden offenbar hier genannt als verstehen. Denn erstens gehen diese Namen
diejenigen, die an dem Frevler Paris die ver- nicht auf die Orphiker, die nur eine Praxidike
diente Strafe vollzogen haben, 0. Müller, (s. oben am Anf.) kannten, zurück, sondern
Kl. Sehr. 2, 186, 96. Für das überlieferte 30 auf Mnaseas, und zweitens, und das ist die
&hiSog, das der neueste Herausgeber , Spiro, Hauptsache, ist in einer Verwünschung für die
beibehält, steht bei Hitzig-Bluemner ©suidog, Anrufung von Göttinnen wie Homonoia und
die angeben, dafs diese Korrektur von Schubart, Arete kein Platz. Aus der Vergleichung mit
Engelmann bei Röscher, Lexikon 1 Sp. 1939 ähnlichen Verwünschungsformeln, auf denen
und Wide, De sacris Troezen. 37 (und 70, 3) der hier in Verbindung mit den ÜQa'gi Siy.cn
herrühre. Doch schreibt schon 0. Müller, genannte Hermes v.äxo%og zusammen mit He-
Kl.Schr.2, 186,95: f ein Bild der Thetis (The- kate {Gott. Gel Nachr. 1899, 117 nr. 18. 19
mis?) und der Göttin Praxidike'. Schoemann, v. 13: 7tpbg xbv 'Eqiu~]v xbv v.axov%iov [so!] x<xl
Opusc. acad. 2, 172 gelangt umgekehrt aus der nobg xr\v 'Ev.äxr[v) oder mit Persephone {elend.
Verbindung der Thetis mit Praxidike (= iustae 40 113 nr. 15 v. 5. 8. 11) oder Hermes y.ara-
vindietae dea) zu dem Schlufs, dafs ©ixtg in- %#6viog neben den Scdiiovtg -Aal tieoi v,uxuyj&6-
haltlich wie lautlich (Femininum zu ©zxi]g; not, neben Hekate y.axu%&ovlu, Pluton, Köre
vgl. voLLO-&£tr]g) identisch mit f)b{iig {&t6[iicc, y.axa^ovia und den Moigsg (so!) kccxoc-
&s[U6xm) sei. Auch Gruppe, Gr. Myth. 116, %&ovieg und den 'HXi&iävat [= Kaibel,
618, 1 erkennt ähnlich in &extg die Kurzform Epigr. 1136. Wuensch a. a. 0. nr. 108b p. 29]
zu fttotioQ-ixig. Darnach wäre eine Änderung = Erinyen (Cr. G. N. a. a. 0. 127 nr. 23)
bei Pausanias a. a. 0. nicht nötig. E. Kuh- angerufen wird, ergiebt sich mit grol'ser Wahr-
nert, Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. 14, 252 fühlte, scheinlichkeit auch für die hier genannten
trotzdem er bei Paus, noch frsäg HQcc'gidlv.r\g Praxidikai ein erinyenhafter Charakter,
las, das Richtige, dafs man nämlich die Er- 50 So haben wir bereits an drei verschiedenen
wähnung der Mehrzahl, der Jlpo^/dtW, er- Orten, bei Haliartos, bei Gythion und in At-
warte. Er nahm daher an, dafs unter der an- tika die riQa^idiy.ut getroffen. Doch sind sie
geblichen Themis, wie auch er statt Thetis und ihr Kult noch weiter nachweisbar — oder
schreibt, und in der angeblichen Aphrodite wenigstens die aus ihnen abgeleitete (?) ein-
Migonitis auch zwei IlQ<x£,idl%ai zu verstehen zelne nga^iMun , wenngleich nicht mit Be-
seien, denen Pausanias fälschlich andere stimmtheit gesagt werden kann, dafs die Vor-
Götternamen untergeschoben habe, und dafs Stellung von den DgagtSUat in der Mehrzahl
wir auch hier eine Trias von Praxidiken zu die ältere ist (das Gegenteil behauptet Max.
erkennen hätten. Vergleichen lassen sich die Mayer, Arch. Jahrb. 7 [1892], 201, 37). Der
Themides (ßcoubg ©suideov) in Troizen, Paus. 60 weitere Kult der Praxidike ist aus der oben
2, 31, 5, die wir uns wohl eher in Dreizahl, unter Praxidikai verzeichneten Thatsache, dafs
als in Zweizahl {Gerhard, Gr. Myth. 1, 132, man ihr Bild nur als Kopf dargestellt habe,
§ 108, 3. Wide, De sacris Troez. 70) zu denken zu erschliefsen. Denn diese Notiz kann sich
haben. Weizsäcker Bd. 2 Sp. 3091, 12 ff. s. v. weder auf die Praxidikai in Haliartos beziehen,
Moira denkt an eine Verbindung von Themis da Pausanias ausdrücklich bemerkt: %cd ayioiv
und Moiren, Wide a. a. 0. an 'Themis et Dice ovx aydluaxa gvsaxiv*) (worin sich ihr Kult
Vel Praxidice (vel Nemesis)'. Vgl. auch die *) Die Stelle lautet vollständig: I* 'AhuotM de
allerdings in der Zweizahl auftretenden Ne- elat vaot, y.uL acpiaiv oüy. ayäZjuata 'dvsouv ob-/. ooo<po;
o
2917 Praxidike Praxidike 2918
übrigens mit dem gleichfalls bilderlosen Kult auf ihre Natur als Unterweltsgöttin hinweisen,
der thebanischen Moiren berührt, Paus. 9,25,4 da auch dem Hades Menschenköpfe geopfert
s. auch unten Sp. 2920, 12), noch auf die Praxi- wurden, Varro bei Macrob. 1, 7, 28. 31. 11, 48.
dikai in Gythion, da Pausanias sicherlich sich Dion. Hai. 1, 19. Amob. adv. not. 2, 68. Leist
sonst anders ausgedrückt haben würde als a. a. 0. 277. Und die Darstellung der Schwur-
ayalua Otxidog Kai dsccg IJQa^idixag ldgv6axo, göttin als cKopf, mögen wir sie uns vorstellen
Worte, aus denen jeder Leser nur auf den wie wir wollen [vgl. z.B. die Darstellung des
gewöhnlichen statuarischen Typus schliefsen orakelgebenden Hauptes des Orpheus Bd. 3
wird. Wo Praxidike nur in Kopfgestalt verehrt Sp. 1178 Fig. 3*)], wird den Sinn gehabt haben,
worden ist, ist nicht überliefert; aber ent- 10 den Schwörenden, der während des Schwures
schieden falsch ist die Erklärung, die Hesych. den Kopf der Schwurgöttin unmittelbar vor
giebt: daiuovc: xivä qporei xr\v io6Tt£Q xilog Augen hatte, nachdrücklich auf die verhängnis-
irt iTi&sl6ccv xoig x£ Xtyoyiivoig nal TtQaxxo- vollen Folgen eines Meineides aufmerksam zu
\itvoig, dib Kai xu ayäXaaxa KStpaXag ysvs- machen. Hingewiesen sei wenigstens auf die
o&ai x. r. I., diese Erklärung spielt mit der noch nicht genügend erklärte Legende bei
mit xiXog inixi&tvat synonymen Phrase iiti- Plut. De defectu or. 14 p. 417 e, der erzählt, er
xi&ivai x8<paXr}v (Plato Gorg.bObD); xsXsv- habe in Kreta axonöv xiva xtXov\iivr[V ioQxrjv
XTqv x£ Ksq>aXi]v irtixi&s'vat. (Plato Timaeus gesehen, iv r\ Kai si'dcoXov avdQÖg axtyaXov
69 A). — Türk s.v. Praxidikai denkt an Hermen- avaStiv.vvovöi Kai Xiyovßiv, ag ovxog r\v
nach dem der Priester der Demeter Kidaria in Molos einen dem Adonis verwandten Vege-
der Maske dieser Göttin gewisse Zeremonien v er- tationsgeist, der gleich nach dem Beilager
richtete, Tüiupelb.Paidy-Wissou-a'Bd. 1 Sp. 1277, stirbt, wogegen Nilsson, Gr. Feste 440 m. _E.
43 f. vergleicht d. Gorgoneion (vgl. auch Pldey. mit Recht Bedenken äufsert, ohne selbst eine
Mir. 2 p. 124 West. Röscher.) Nehmen wir, was Deutung zu geben; nur auf Lityerses (s. d.)
das Naheliegende ist, an, dafs Praxidike wie die verweist er, welcher die Fremden in eine Garbe
Praxidikai in Haliartos eine Schwurgöttin war, einband und köpfte. Ich will nicht vermuten,
so dürfte vielleicht eine Erklärung für den Um- 30 dafs hier ursprünglich irgend welcher Zusarn-
stand, dafs ihre r aydX^axa xscpaXäg ysvi- menhang mit dem Schwur beim Haupte vor-
o&ca Kai xä %-vaaxa b\ioLo>g\ sich aus fol- liegt, — aber so gut wie Molos für sein Ver-
geuder Erwägung ergeben. Ein gebräuchlicher brechen mit dem Verlust des Hauptes bestraft
Schwur war der beim eigenen Haupte, bei wurde, konnte man erzählen, dafs einst ein
dem Haupte der Kinder und der Frau (Hirzel Meineidiger, der bei seinem Haupte geschworen,
a. a. 0. 5, 1. 15, 2. 33. Sittl, Gebärden der darnach tot ohne Haupt gefunden worden sei.
Griech. u. Römer 139, 1. 140,2. Leop. Schmidt, Wenn die boiotischen Praxidikai später
Ethik d. Griechen 2, 179). Der Schwörende genealogisch mit Ogygos verbunden werden
setzte damit sein Haupt, zum Pfand, und im und als seine Töchter erscheinen, so mag
Falle des Meineides hatte er das eingesetzte 40 allerdings, wie Wurner Bd. 3 Sp. 685, 44 ff.
Pfand, eben sein Haupt verloren, es war der vermutet und mit ihm Türk (s. Praxidikai)
Gottheit, bei der er geschworen, verfallen annimmt, der Gedanke der boiotischen Her-
(Hirzel 33), iu unserem Falle also der Praxi- kunft dieser Gottheiten ausgedrückt sein. Aber
dike. Sollte sich nicht so am einfachsten das dafs man den Schwur göttinnen gerade den
der Praxidike dargebrachte fKopfbpfer' er- Ogygos zum Vater gab, dafür mag wohl
klären , das auch schon M. Mayer Bd. 2 auch Hcsiod. Tiieog. 806 mit bestimmend ge-
Sp. 1489, 53 aber ohne Beziehung auf den Eid wesen sein: xoiov clq' oqkov %&svxo &toi
bez. Meineid als ursprüngliches Menschenopfer
(vielleicht richtiger Blutsühne) erkannt hat? *) ist es wirklich das Haupt des Orpheus? Furt-
übrigens würde, auch wenn wir hier die Praxi- 50 rangier 50. Ben. Wimkeimannsprogr. 164 (vgl. Bd. 3 Sp. H68,
j-i • l-j. l o u -ii- tf tu 28 ff. Sp. 1177, 57 ff.) bemerkt, dafs auf mehreren Gemmen
dike nicht als Schwurgottm auffassen wollten, "°" V ' ' ; —.', -, , , A -c e , A
. , , . , Ä.. P . ., -i->- j. und zwar des strengeren Stiles der orakelnde Kopf und
das Abschlagen der Kopfe in ihrem Dienste ein Jüngling) der in dag Diptychon schreibt, vorkommt;
üitaottv ou ^ii]v ovdh o'ig ttaiv irtoit'i&ijaav, ov6s roüto auf den Gemmen fehlt also der auf dem Vasenbilde an-
r,6v vctf.i ijv rtufteaS-ai. Zu (7tott]9i]aar kann iiydifiata wesende Apollon. Auf diesem fa.Cst Furt wängler den Apollon
Subjekt sein, aber auch vaoi. Im ersteren Falle hätten als Beschützer des Orpheus; mir scheint es mehr, als
die Praxidikai Kultbilder gehabt, und man müfste mit strecke Apollon seine R. mahnend und warnend nach dem
Bursian, Geogr. v. Griechenland 1, 232 annehmen, dafs cdie schreibenden Jüngling. Dafs man den Schwur auf ein
halbverbrannten Tempel ohne Dächer und Kultbilder' von Täfelchen schrieb (ygäcpeiv ei; nivay.idiov), ist für den
der Zerstörung der Stadt durch Xerxes oder jdurch die Palikeneid ausdrücklich bezeugt (Aristot.) Mir. ausc. 58.
Römer (i. J. 171 v. Chr.) herrührten. Aber es ist doch an- Bd. 3 Sp. 1285, 12 ff., und kommt auch sonst vor, Achill.
zunehmen, dafs die Haliartier nach jenen Zerstörungen Tat. 8, 12, 8 f. Der Kopf kann m. E. ein weiblicher sein,
ihre Tempel wieder hergestellt haben; dann entspräche und so könnte man die Darstellung deuten auf das Bild
der Tempel ohne Dach dem hotrv iv urtai frfjw (vgl. darüber der Praxidike iv V7latd-(jcp, vor dem ein Jüngling seinen
R. Hirzel, Der Eid 146, 7) derselben Göttinnen auf dem Schwur auf ein Täfelchen schreibt. Schwierigkeit bereitet
Tilphossion, und der Kult der Praxidiken wäre, wie oben freilich die Anwesenheit Apollons. Erinnert man sich
angenommen ist, bildlos gewesen. Aber angenommen, sie aber des engen Zusammenhanges des Palikeneides und
hätten früher Bilder gehabt, so hätte doch Pausanias, da des Palikenorakels (Bloch Bd. 3 Sp. 1287, 20 ff. : rder Eid
er ausdrücklich von seinen über die Tempel eingezogenen ist kaum etwas anderes als die Anrufung eines Orakels'),
Erkundigungen berichtet, sicherlich etwas über die cKopf- so fände die Gegenwart Apollons als Orakel- bez. Schwur-
gestalt' der Göttinnen erfahren und berichtet. gottes auch hier ihre Erklärung.
92*
2919 Praxidike Praxidike 2920
Zfcvybg acp&iTov vScoq ojyvyiov. Das oayv- boio tische Sikyon TeX%ivicc = &si£,ivlcc
yiov voag der mächtigen Gottheit der Styx geheifsen hat, und die Ogygostochter f)tX'E,ivia
{2hvf- oQ&odinog, Bakchylid. 10, 9) mag den als Eponyme dieser Ortschaft zu betrachten
Gedanken nahe gelegt haben, für die Eides- ist, zumal da im eigentlichen Hellas aufser
göttinnen T[gu'E,iöi-Aai. den Ogygos als Vater für Arkadien (Tümpel, Jahrb. f. Mass. Phil,
anzunehmen. Ihre Namen sind ÄXuXy.o{L£vicc, 143 [1891], 165 f. Philologus 50 [1891], 48)
AvXig und ©sX^ivia bez. OsXi-ivsLu (so! Photius). und Sikyon, soviel ich sehe, nur noch für
Von Alalkomenia ist durch Paus. 9, 33, 5, von Boiotien die Teichinen nachweisbar sind,
Aulis durch Paus. 9, 19, 6, der sie ausdrück- Paus. 9, 19, 1; vgl. v. Wilamowitz , Gott. Gel.
lieh Töchter des Ogygos (die erstere mit ge- 10 Nachr. 1895, 242; im boiotischen Teumessos
ringer Namensvariation 'iXaXyioutvi] gleichfalls ist Kult der Ä&vvä TsX%ivia bezeugt: 'i&r]väg
als Tochter des Ogygos genannt: Homer. Epi- TsX%iviug Isqov ayccXiia ovv. fpji, Paus.
merism. in An. Oxon. ed. Gramer 1, 76, 27) a. a. 0., also auch hier bildloser Kult wie bei
nennt, bezeugt, dafs sie die Eponymen von den Praxidikai am Tilphossion. Es scheint
Alalkomenia bez. von Aulis waren. Eine an- beachtenswert, dafs TsX%ivlct (QeXl-ivia) als
dere Genealogie von Aulis s. unten Sp. 2921 f. Beiname sowohl der Hera als der Athena sich
Es wäre demnach zu erwarten, dafs auch findet, wie umgekehrt der Beiname der Athena
GsXI-t-viu eine boiotische Eponyme ist. Auch ÄXciXuousrifCg auch für Hera bezeugt ist, Etym.
dies kann wahrscheinlich gemacht werden. Be- M. 56, 8. Homer, Epimerism. bei Gramer a.a.O.
merkt sei, dafs schon P. H. Klausen bei Erscli 20 1, 176, 24. Alalkomeneus (s. d. irr. 1) erscheint in
u. Gruber s. v. Ogyges 315 a die Praxidiken Verbindungen mit beiden Göttinnen, und die
Aulis und Thelxinoia (so!) als cdie persönlich beiden, den beiden Göttinnen gemeinsamen oder
genommenen Mächte böotischer Ortschaften ' vielmehr von den Namen der Praxidikai auf
bezeichnet hat, jedoch ohne anzudeuten, welche sie übertragenen Beinamen sollen wohl auch
böotische Ortschaft hinter Thelxinoia steht. die Gleichheit ihres Wesens ausdrücken. Für
Die Namen der drei Praxidikai kehren wieder Alalkomeneia hat schon Usener, Götternamen
als Beinamen von Göttinnen: 'AXaX%o\L£vr\ig bez. 237 f. die Bedeutung f die Wehrende, Strafende'
AXaXxousvia ist Beiname der Athena (Beleg- in Anspruch genommen. Zur Erklärung des
stellen bei Pauly- Wissowa 1, 1276, 33 ff., 1277, Namens QsX^ivia = TsXyjvia führt man ge-
40 ff.); zugleich soll Alalkomenia die tgocpög 30 wohnlich an, dafs die Telcbinen die Anfertiger
der Athena gewesen sein, Paus. 9, 33, 5; der Kultbilder gewesen seien, Diodor. 5, 55.
AvXig ist Beiname der Artemis auf einer In- Nikol. Damasc. bei Stob. Flor. 38, 56 = Mei-
schrift in Rom, C. I. G. 3, 5941: @su £nr\Y.6a} nehe 2, 53. Heffter , Götterdienste auf Phodos
AgtiuiSi AvXiSt ^cotslq-tj Avg(j]Xia) "El%ivtiv.T[\, 3, 30. Welcher, Aeschyl. Trilogie 189. Da der
wozu Kaibel, I. G. S. I. 963 bemerkt: ' Verba Kult der Athena Telchinia in Teumessos aber
AvXiSi Hattigv , ut docet forma Ionica, ex bildlos war, so giebt Paus. 9, 19, 1 vermutungs-
epico quodam carmine sumpta sunt, nee opus weise (hetiv dnä^siv) die Erklärung, dafs das
est, ut Elpinices aut temporibus aut rebus ea Heiligtum selbst von den Teichinen gegründet
aecommodentur. Sic neminem off'endit AvXig worden sei, eine Ansicht, die Lobeck, Agl. 1189
vetustum et reconditum cognomen Dianae, 40 billigt. Welcher, Aesch. Trilogie 189, 289 (ähn-
unde et oppidum et Ogygi filia nomen habent.' lieh auch Gerhard, Prodromus 96, 115) deutet
Derselbe Beiname kehrt in etwas geänderter die Hera Thelxinia als die czur Ehe freund-
Form wieder auf einer Inschrift aus Tanagra: lieh Anlockende'; „Thelxinia aber als Schwe-
ÄQTtiLidi AvXiSeia, Inscr. Megar. et Boiot. 565; ster von der Amme (s. oben Sp. 2919, 30) der
vgl. Hau'ssoullier , Corr. hell. 3 (1879) 385 f. Pallas scheint auf das die Kinder Bezaubernde
Der dritte Name &sXi,ivla ist als Beiname der Ammenerzählungen zu gehen", — eine
der Hera aus Athen bezeugt, Hesych. s. v. Erklärung, die kaum genügen dürfte.
Nun ist aber trotz des Widerspruches von Ger- Für die oben angenommene Bedeutung der
hard, Prodromus '.'6, 115, nach dem hinter der Praxidikai als strafende, den Erinyen ähnliche
Praxidike Thelxinia Aphrodite steht, 0£Xh,ivia 50 Gottheiten führt zur Deutung des Namens
= TsX%ivla (so hiefs Hera in Ialysos und @nX'£,ivlci = TsX^lvIol die bei Eust. ad Hom. II.
Kamerros, Diodor. 5, 55 oder, wenn Tümpel, 772, 3 erhaltene Notiz: Zxr\Gi%OQog (fr. 93
Philologus 50 [1891], 46 Recht hat, nur in Bergk 3 4, 232) rag KfjQccg \hccI xäg 6K0twantg,
Ialysos, während für Kameiros statt ~'Hqx TsX- zu streichen nach Crusius Bd. 2, Sp. 1145, 2011*. ;
%ivia: Ä&r\vci TeXyjvia einzusetzen ist), Lo- vgl. aber auch v.Wilamoivitz, Gott. Gel. Nachr.
beck, Aglaopham. 1183e. Pott, Zeitschrift für 1895, 242 und Anm. 56] TsX%ivccg 7tQooi]yö-
ver -gleichende Sprachforschung 6 (1857), 408. gsves in Verbindung mit der Gleichsetzung der
Gruppe, Gr. Myth. 61, 6. 1124, 2. Nun gab Keren mit den Erinyen, KrJQsg 'Egivvsg,
es in Boiotien eine Ortschaft Sikyon (Bd. 3 Aesch. Sept. 1055; dsivui Kfjgsg ai xvvm-
Sp. 2635, wo noch mehr Beispiele von merk- 60 itidtg &ned (wie sonst die Erinyen heifsen,
würdiger Übereinstimmung geographischer Enr. El. 1252; mehr s. Bd. 1 Sp. 1327, 42 ff.
Namen in Boiotien und im Gebiot von Sikyon Bd. 2 Sp. 1146, 26 ff.» Die Erinyen und die
aufgezählt sind); das argivisehe Sikyon, wo Teichinen sind aus den Blutstropfen des
uns die Namen TtXyig und OtX^icov (Apollod. Uranos, die nach seiner Entmannung durch
1, 1, 2 Paus. 2, 5, 6. 7) begegnen, hiefs einst Kronos auf die Erde fielen, entstanden, Tzetz.
Telchinia (T£X%ivia), Steph. Byz. s.v. Zivivmv Theog. 81 = Bakchylid. fr. 52 p. 175 Blafs*,
und TtXyig. Eust. ad Hom. 11. 291, 29. Liegt eine Version, die wenigstens für die Erinyen
da nicht der Gedanke nah, dafs auch das schon bei Hesiod. Theog. 183 ff. nachweisbar
2921 Praxidike Praxidike 2922
ist. Es kommen hinzu die allerdings späten Namen der Stadt Aulis „von der in die
Zeugnisse gesammelt bei XofcecA-, Agl. 1193 v, die Unterwelt führenden Grotte" ab._ Wäre dar-
die Teichinen mit den Erinyen verbinden; nach schon wahrscheinlich, dafs die Eponyme
uviiQOtoi Ka) iiavtwdetg T£l%lvsg, Nicet. von Aulis mit der Unterwelt in Zusammenhang
Ann. 14, 5. 370. 'Egivvvtg y.ctY.odainovig y.a.1 steht, so wird dies noch wahrscheinlicher durch
novr\oä>v TeX%Lv(ov ftlczcog, Niceph. Gregor. 20, die Überlieferung, dafs Aulis benannt sei nach
4, G15C; ixslvov tbv yäuov T£l%lvsg %tsv£av, Aulis, der Tochter der Euonymos, der
EQLvvvsg inrUavTO xr\v ncceräSa, Liban. vol. 4, Tochter des Kephissos, Steph. Byz. s.v. AvXig.
611. Wenn Armenidas (so statt des überlieferten Schol. min. (D) Hom. II. 2, 496 ed. Beider
Ilupusridrig Bergk zu Stesichoros a. a. 0.) bei 10 p. 80 b, 43. Eust. Hom. II. 265, 8 (wo Eva-
Miller, Mise. 417 und Eust. ad Hom. II. 771, vvuov rov Krjcpiooov steht, wohl eine durch
59 die Teichinen aus den Hunden des die männliche Namensform Evavvyiov veran-
Aktaion entstanden sein lassen, so weist auch lafste Korrektur eines Abschreibers). Nun ist
dieser Umstand auf den dämonischen Charak- aber nach Istros im Schol. Soph. Oed. Col. 42
ter der Teichinen hin, L. Laistner, Das liätsel (F. H. G. 1, 419, 3; vgl. M. Wellmann, De
der Sphinx 2, 263, zumal wenn man sich er- Istro Callim. 14) und nach Schol. Aesehi». 1, 188
innert, dafs auch die Erinyen häufig %vvsg Evcovvut] oder Evovviiv (Epimenides bei
(Belegstellen Bd. 1 Sp. 1316, 20 ff.) genannt Tzetz. Lyk. 406 = fr. 9 Kinkel = fr. 2 bei
werden. Nach v. Wilamoicitz, G. G. X. 1895, Kern, De Orph. Epimen. Pheircyd. 63; vgl.
243, 57 ist die Metamorphose der Teichinen 20 74, wo die Form Evovvur} als metrisch not-
aus den Hunden des Aktaion erst von Arme- wendige Verkürzung von Evcovv[iri aufgefafst
nidas eingesetzt worden, während die Ursprung- wird, wie auch bei Gruppe, Gr. Myth. 424, 3)
liehe Form der Sage gelautet habe, dafs die Mutter der Eumeniden bez. Erinyen. Dies
Teichinen als v.vv£g Aibg oder itvvsg 'Aq%£- scheint attische Überlieferung zu sein, da hier-
Hiöog CEv.äxr]g) oder auch in Hundsgestalt den her auch der Eponym des attischen Demos
Aktaion, den Nebenbuhler des Zeus um die Euonymos gehört, der als Sohn der Ge (=
Gunst der Semele, zerrissen hätten; vgl. dazu Evcovviiri, Istros und Schol. Aeschin. a. a. 0.)
die Keren, die schnellen Hunde des Hades, und des Uranos oder des Kephissos (vgl. oben
Apoll. Bhod. 4, 1666. Wie die Teichinen Kephissos als Vater der Euonymos) bezeichnet
(Strabo 14, 654. Nonn. Dionys. 14, 46. Zenob. 30 wird. Wir haben hier dieselben Wechsel-
5, 41. Suid. s v. frelysi), so gelten auch die beziehungen zwischen Attika und Boiotien, die
Erinyen als Verursacherinnen der Unfrucht- auch in dem Beinamen der Hera Oslj-ivtcc (s.
barkeit (Aesch. Eum. 788 ff. 801 ff. Gruppe, oben) in Athen und der boiotischen &sX£ivia
Gr. M. 766). So dürfen wir wie in den Tel- zum Ausdruck kamen, ebenso erscheint Ogygos,
chinen selbst so auch in dem Beinamen Tel- der Vater der Praxidikai, in boiotischer und
chinia die Vorstellung von einer dämonischen, attischer Sage, und in letzterer auch ein
schadenden resp. strafenden Macht ausgedrückt Älal-noiiiviov ögog, das nach der Athena 'ilal-
sehen. y.ousvri'tg genannt sein soll, Schol. B. Hom. IL
Der Name der dritten Praxidike, Aulis, 4, 8. Die Eumenidenmutter Ev(ovv[ir\,
scheint zunächst keinen direkten Hinweis auf 40 „offenbar eine finstere Göttin , deren verderb-
ihre ursprünglich erinyenhafte Natur zu ent- liehen Namen man durch den glückverheißen-
halten; aber auch hier ist der Nachweis zu den umschrieb" {Gruppe, Gr. Myth. 1358, 2),
erbringen. Tümpel, Jahrb. f. Mass. Phil. Suppl. ist ohne Zweifel mit Euonymos, der Mutter
11, 686 sah in Alalkomenia feine Erscheinungs- der Aulis, identisch, und erweist so auch diese
form der wassergeborenen Athena', in Thel- als erinyenähnliche Gottheit. Zugleich aber
xinoia (so!) „eine blofs ethisch übertragene läfst sich daraus schliefsen, dafs die genea-
Euchloia, eine menschenfreundliche (vgl. das logische Angliederung, wenigstens der Aulis,
oben über ©tl^ivia Gesagte, sowie Tümpel bei an Ogygos, erst verhältnismäfsig spät statt-
Pauly-Wissoica 1, 1277, 38) Demeter Thesmia" gefunden hat; es läfst sich auch vermuten, dafs
und „in dem Namen Aulis, der vielleicht kor- 50 auch Alalkomenia und Thelxinia, bevor man
rumpiert ist, mufs eine Art Erinys stecken". sie zu Töchtern des Ogygos machte, genea-
Die letztere Vermutung ist richtig; aber kor- logisch anders eingereiht waren; aber das ist
rumpiert ist der Name Aulis nicht. In Aulis unsicher, ebenso unsicher, wie wenn man an-
zeigt man auf einem Hügel die angeblich nehmen wollte, dafs die drei, Alalkomenia,
von Agamemnons Zelt herrührende eherne Thelxinia und Aulis, ursprünglich an drei ver-
Schwelle (ovdbg %alv.ov), Paus. 9, 19, 7. schiedenen Orten verehrt und erst später zu
Nun ist aber die Erwähnung der ehernen einer engen Dreiheit, entsprechend den drei
Schwelle (zälv.sog obSög, Hom. II. 8, 11. Hes. Eriuyen, als IlQ<x£,idUca zusammengefafst wor-
Tlieog. 811; %aXy.6Ttovg [%aly.6novg 'Egtvvg, den seien.
Soph. El. 491] odog, Soph. Oed. Col. 57; vgl. 1590) 60 In den Glossae latino-graecae des cod. Paris,
ein Hinweis darauf, dafs die betreffende ort- bei Labbaeus, Cyrilli, Philoxeni . . . Glossaria
lichkeit als Zugang, als Tor zur Unterwelt Latino-Graeca (Paris 1679) p. 105 = Glossae
galt, Bellermann zu Soph. a. a. O. 57. Alb. Latino-graecae et Graeco-Latina ed. Goets-
Dieterich, De hymnis Orphicis 43. Darnach Gundermann (= Corpus Gloss. Dat. ed. Loeice-
haben wir auch für Aulis die Vorstellung von Goetz II) p. 121 steht die Glosse: Laverna
der Existenz eines jener zahlreichen Hades- nga^idlKf}. Scaliger ad Festum p. LXXVII
eingänge (Bohde, Psyche l2, 213, 1) anzuneh- (ed. Paris 1576), dessen Deutung Gerhard, Pro-
men, und Gruppe, Gr. Myth. 816 leitet den dromus 95, 110 angenommen hat, hat, da La-
2923 Praxidike Praxidike 2924
verna (s. d.) in späterer Zeit als Göttin der der Überschwemmung liegen. Dümmler bei
Diebe galt, auch die griechische Praxidike zu Pauty-Wissowa 1, 1948 hält m. E. mit Recht
einer solchen gemacht: 'Sic (wie die Römer die diese angenommene Verbindung zwischen den
Laverna) Graeci eodem modo orabant rijv üga^t- Praxidikai und der ogygischen Flut als gött-
dixrtv, ut consilia furanda ad eff'ectum perdit- liebem Strafgericht für nicht ursprünglich und
ceretf, indem er sich auf Hesych. beruft, nach nicht wesentlich.
dem Praxidike eine Göttin ist, xolg xs Xtyo- Dunkel ist der Zusammenhang zwischen
uivoig xcä TtQaxxoaivoig xsXog iitiriftsißcc, s. ob. den boiotischen Praxidikai, die aber auch, wie
Sp. 2917. Vorsichtiger äufsert sich 0. Müller wir oben sahen, anderswo nachweisbar sind,
in seiner Ausgabe des Festus p. 117: rMiror, 10 und der lykischen Praxidike (s. d. A. Praxidi-
quod Glos*. Lubb.: Laverna, TtQ<xt,iäiY.r\\ Tlgccgi- kai, und Kragos. Max Mayer Bd. 2 Sp. 1489,
dixt] als Schützerin der Diebe aufzufassen ver- 60 ff. Wörner Bd. 3 Sp. 688, 53 ff. i. Die Zeug-
bietet schon der zweite Bestandteil ihres Na- nisse sind folgende: 1) Panyasis bei Steph.
mens; wohl aber bietet ihre Gleichsetzung mit Byz. TqeuUt] bv&u d' %vccie wiyag Tarnung xal
Laverna einen neuen willkommenen Beweis %ymie d-vyaxocc (dduuxQu, 0. Schneider, Zeitschr.
dafür, dafs sie eine Unterweltsgöttin ist. /'. Altertumswissensch. 1849, 555; — yvvatxa,
Denn auch Laverna war ursprünglich eine solche, Meineke zu Steph. Byz. a. a. 0.) vv\Lq>r\v
wie Wissowa Bd. 2 Sp. 1917, 62ff. (vgl. Sp.1918, 'SZyvyivv, i)v HQc/.'£,id lv.r\v v.ccltov6iv, Uißgc»
20 ff. Bei. u. Kult der Römer 190) mit Bezug (ELq^si, Unger, De Val. Ruf. 415) in' aoyvoecp
auf Septim. Seren, fr. 6 (vgl. Wünsch, Defix. tab. 20 TtoxayoaTtccQd§ivritvxi(TtsQi8Lvrj8vxi,0. Schneider ;
Atticae 4) vermutet hat. Auch Preller-Jordan, %okv8ivr\zvxi Meineke). Als ihre ölool ■not.ZSsq
Bö 111. Myth. 1, 245 (vgl. 2, 70) bezeichnet La- werden nach der gewöhnlichen Lesart Tlüog
venia als eine Göttin der finsteren Unterwelt. EZdv&og TLivagög xt v.a.1 KQtxyog genannt, also
Vielleicht läfst sich als weiterer Beleg auch vier Söhne. 0. Schneider a. a. 0. las 'gccv&ög
die Notiz bei Festus s. v. Laverniones verwerten, üivccgog, elimierte also den Xanthos, da dieser
dafs sie einen lucus obscurus et abditus besessen faus einem ganz anderen lykischen Fabelkreis
habe, womit sich die Hadeshaine der Unterwelt von den Erklärern des Stephanus Byz. einge-
(Hom. Od. 10, 509. Verg. Aen. 6, 473. 271. 639. schwärzt sei'; denn bei Steph. s. v. gdv&og (s.
704. Ov. Met. 5, 541. Culex 232. F. Maafs, Anm. zu Sp. 2928) erscheine Xanthos gar nicht
Orpheus 308; vergleichen lassen. 30 als Lykier. Eine Bestätigung hierfür scheint zu
Wie den Erinyen neben ihrer furchtbaren bieten 2) die Inschrift aus Sidyma, die v.axu xccg
Seite, neben ihrem Strafamt auch eine wohl- IIolv%dQiLov nou kxiqav l ax ogiccg berichtet
thätige, segenspendende Wirksamkeit (Bd. 1 ysviaX[oyiav TQhiitl]ov xal UgagiS lv.r\g, i'g Cov
Sp. 1327, 52ff. Sp. 1330, 10 ff.) zugeschrieben TXu>[og v.u.\ K\Qayog v.al TJivalog civ?i*ov, Benn-
wird, so auch den Praxidikai. Dies scheint dorf -Niemann, Reisen in Lykien 53 B p. 77.
der Sinn der Allegorie des Mnaseas (s. Praxi- Stemplinger, Studien zu den 'E&vixd des Steph.
dikai | zu sein, dafs aus der Ehe des (Zeus) v. Byz. (_Progr. d. Maximilians-Gymn. München
Soter mit seiner Schwester Praxidike ein Sohn 1902) S. 31 f., der freilich das Fehlen des Xan-
Kxi'ßiog (auch die versöhnten Erinyen sind als thos hier damit erklärt, dafs die Inschrift zu
Eumeniden Mehrerinnen des Wohlstandes, 40 den Bewohnern von Tlos, Pinara und Kragos
Aesch. Fum. 895, 904, 938 f. 1008) und die spreche und daher nur deren Stammheroen
beiden Praxidikai Homonoia und Arete her- erwähne. — 3) Kgäyog ebrö Kqäyov xov Tgs-
vorgehen. ,,Wenn die richtende Göttin, ur- /xu/jro^ viov, a-nxQog dh Tlgci^id iv.7]g vvycpr\g ,
sprünglich vielleicht eine Erinys, und der Steph. Byz. s. v. Kgäyog. — 4) Tlwg emb Tlü>
rettende Gott den Grund alles Übels hinweg- xov Tohidh}xog v.a.1 Tlga^idi-Aiig vv^qi-ng,
geschafft haben, wird der Segen der Natur Steph. Byz. s. v. TX&g. Der in 3 und 4 wieder-
wieder fühlbar," 0. Müller, Aesch. Eumen. 188; kehrende Ausdruck noa^id iv.r\g vvy,q>r\g ist
vgl. Kl. Sehr. 2, 186, 96; etwas anders G. Her- wohl eine Reminiscenz an des Panyasis
mann, opusc. 6, 2, 208; „der Erhalter segnet vvuynv 'ilyvyi^v, rjv TLQa'giöi%r]v x.cdiov6iv,
das Rechtthun und läfst Wohlstand, Eintracht 50 im übrigen geht nach Stemplinger a. a. 0. 32 f.
und Tugend daraus hervorgehen." und -/. Geff'cken, De Steph. Byz. capita duo
Aus der boiotischen Überlieferung, die die (Göttingen 1886) p. 55 Anm. 96 p. 68 f. diese
Praxidikai zu Töchtern des Ogygos macht, ganze Genealogie bei Steph. Byz. auf Alexan-
schliei'st 0. Müller, Kl. Schriften 2, 187 (vgl. dros Polyhistor zurück, dessen Quellen, Poly-
Orchomenos 128 f. 1, dafs hierdurch die Vorstel- charmos bez. des Menekrates Avxiaxd ihrer-
lung zum Ausdruck gebracht werden solle, dafs seits aus Panyasis (F. Maafs, De Sibyllarum
die ogygische Flut eine göttliche Strafe für indieibus 22, 53), Hekataios (diese sind wohl
die frevelnde Menschheit sei. Zugleich aber auch in der Inschrift mit den Sxsqoi, die neben
sieht er in den einzelnen Namen der Praxidi- PolycJiarmos erwähnt werden, gemeint) u. s. w.
kai einen Hinweis auf die Herstellung eines 60 geschöpft haben. Wörner Bd. 3 Sp. 688, 60 ff.
besseren Zustandes : Thelxinoia — doch ist dies erklärt vermutungsweise die Verse des Panyasis
nicht die ursprüngliche Namensform, sondern so, dafs Tremiles die Praxidike, die Ogygische
erst infolge der Lautähnlichkeit mit f)£lä,ivLcc Jungfrau (= die Tochter des Ogygos [?]) ge-
(s. oben) an den Musen- bez. Sirenennamen heiratet habe, und nimmt an, dafs der Dichter
Ssl^tvor] angeschlossen — sei die ihren Sinn die boiotische Sage von Ogygos gekannt habe.
Erweichende, Alalkomenia beziehe sich auf die Gruppe, Gr. Myth. 328, 15 fafst Ogygia als
schützende Athena und in Aulis könne ein Eigennamen und läfst sie, fdie tilphossische
Hinweis auf die neuen Niederlassungen nach Praxidike Ogygia' , vom Tilphossion nach
2925 Praxidike Praxidike 2926
Lykien übertragen sein. Tremiles und seine clike und Eponymen der TgsaiXai = TsQuiXai =
Söhne sind lykische Eponymen, Bd. 3 Av-xtoi Herod. 1, 173. 7, 92. Hoeck, Kreta 2,
Sp. 688, 64 ff. Sein Sohn Kragos heiratet die 341 f. Georg Meyer, Bezzenbergers Beiträge 10
Milye, Schwester und frühere Gattin ihres (1886), 198. P. Kretschmer, Einleit. in die Gesch.
Bruders Solymos (Steph. Byz. MiXvai), vgl. der griech. Sprache 370. Zu Termera gehört
r. Lanclcoronski, Städte Pamphyliens u. Pisidiens etymologisch einerseits das pisidische TsQ{n]66Ög,
2, 4 und Anm. 4), also wieder Eponymen; P. Kretschmer, a. a. 0. 395. Buresch, Aus Ly-
des Kragos Tochter ist Cheleidon, Inschrift dien 74, andererseits das lykische TsXaeöoög
bei Benndorf-Niemann a. a. 0. 77 nr. 53 C, die (Herodian bei Eust. Dion. Per. 859) und diesem
Eponyme der von den Seefahrern gefürchteten 10 entspricht das boiotische TsX^naaog (Plut.
lykischen XsXidoviai vfjcoi. Aus der Ehe Gryll. 4, 8), dessen Name unter kretischem (s.
der Chelidon mit ihrem Oheim Tlos stammt unten) Einflufs in Tuvutaaog übergegangen
Sidymos, derEponym von Sidyma, Inschrift ist. Comparetti, Monum. antichi Reale acad. dei
a. a. 0. Man möchte daher auch in dem Namen Lincei 3 (1893), 392. Gruppe, Gr. Myth. 60, 3.
der Gattin des Tremiles, der vuftqprj 'Slyvyii], 333, 11. 931, 4. In Teumessos aber begegnet
tjv IlQat,idUi]v Y.aliovGiv eine Eponyme sehen, uns die A&r]va TeX%ivia, deren Beiname =
und da nach Steph. Byz. (s. v. 'Slyvyia: Xiyovrai 0sX^ivia Name einer der Praxidiken ist, s. ob.
v.ai oi AvKtot 'Slyvyioi it, ccvrov 'Slyvyov) die Sp. 2920. Lobeck, Aglaoph. 1186 f. hält es für
Lykier = 'Slyvyioi sind, so kann man 'Sly vyia möglich, dafs der Teichin Lykos, der von
= AvxLa setzen, während wiederum 'Slyvyia. 20 Rhodos nach Lykien ging ('s. Lykos nr. 3), in-
ein anderer Name für BoiarCa war, Steph. folge der Lautähnlichkeit von OeX^ivia und
Byz. 'Slyvyia. Bouoria. Strabo 9, 407. Es giebt TeX%iv und des Umstandes, dafs Thelxinia als
aber noch mehr Belege für einen Zusammen- eine der Praxidiken auch als Schwester der
hang zwischen Lykien und Boiotien. Aus der lykischen Ogygia-Praxidike angesehen wurde,
verstümmelten Notiz bei Steph. Byz. s.v. 'Slyvyia: mit Thelxinia in Zusammenhang stehe; nach
Xtysrai y.al i] Boicoria Kai i] 0rjßi]cc-jib'Slyvyov Welcher, Aesch. Trilogie 189 ist der lykische
v'iov Tsouioag: rag . . . (vgl. die Emendations- Teichin Lykos sogar aus dem Namen der Thel-
versuche Bd. 3 Sp. 688, 32 ff.) folgt mit Sicher- xinia entstanden.
heit wenigstens, dafs in Boiotien der Name Auf Zusammenhang zwischen Lykien und
Termera bez. Termeros mit Ogygos genea- 30 Boiotien weist ferner der neben dem alten
logisch verknüpft ist. Derselbe Name Tsq- boiotischen 'Äqvt\ stehende lykische Stadtname
ptqog begegnet als Eponym der lykischen "Aqva, der andere Name von Xanthos, Steph.
Stadt TtQiLnga ntöXig slvxiag a.710 Tsquzqov, Byz. 'Äova. Deecke, Bezzenbergers Beiträge 12
Steph. Byz. s.v. und bei Steph. Byz. s.v.~'T?.a^ioi, (1886), 136, 'Elsvirs oai {Steph. Byz.), ist als
wonach zwei Brüder, Termeris (Ttgusoog, Mei- Stadtname für Boiotien, Kreta und Lykien
neke 1 und Tovßsgig zwei (namenlose) Schwestern bezeugt. Vielleicht darf man auch an den
geheiratet und jeder zehn Söhne gezeugt hätte; gleichfalls in Kreta und Lykien auftretenden
letztere scheinen, so viel man aus der Stelle Ortsnamen JaiSala (Pape - Benseier s. v.
des Steph. Byz., der den Dionysios (von Chat- Gruppe 258. 327) erinnern, der zwar als solcher
his) als Gewährsmann nennt, ersehen kann, die 40 in Boiotien nicht nachweisbar ist, aber ein
Gründer der lykischen Stadt Hylamoi zu sein. boiotisches Fest führt den Namen Jaidala
Termera wird sonst als karische Stadt genannt (Nilsson, Gr. Feste 50 ff.), das in einem Haine
(über die nahe Vei-wandtschaft der Karer und bei Alalkomenai (Paus. 9, 3, 3. 4) gefeiert
Lykier s. v. Lanclcoronski a.a.O. 4. Georg wurde und mit dessen Stiftung Alalkomeneus
Meyer, Bezzenbergers Beiträge 10 [1886], 200), (s. d. vgl. Bd. 1 Sp. 2080, 60 ff.) in Zusammen-
aber bezeichnend für den engen Zusammenhang hang gebracht wird; dessen Name sowie der
mit Lykien ist, dafs neben dem als Gründer der Stadt Alalkomenai steht in engster Ver-
genannten Räuber (s. unten) Termeros immer bindung mit der als Praxidike bezeichneten
(sein Bruder?) Lykos genannt wird, PhilijJpos Alalkomeneia. Diese und andere (z. B. die
■von Karlen im Schol. Eur. Blies. 509 (F. H. G. 50 Lokalisierung der Europe einerseits in Kreta
4, 475, 3). Photius s. v. TzQutQSia ra usyäla, und Lykien, Herod. 4, 45, andererseits im
und neben dem von Termeros abgeleiteten boiotischen Teumessos, Bd.l Sp. 1411, 28ff.
Tz QiitQta %ay.ä (Phot. a. a. O. Makar. 8, 8. das Vorkommen des Heroennamens Xanthos
Paroimiogr. Gr. 2, 215. Unger, Thebana Pa- in den drei genannten Ländern; die lykische
radoxa 259. Toepff'er, Att. Gen. 197 Anm.) steht Stadt Melanippe bez. Melanippion, Stadiasm.
'Slyvyia nana, Photius s. v. und Paroimiogr. mar. magn. 234. 235. Quint. Smyrn. 3, 232.
Unger a. a. 0. Tümpel, Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. Steph. Byz. MeXaviTtmov , vgl. mit dem boi-
11, 691; freilich ist der ursprüngliche Sinn der otischen Heroennamen Melanippos, -ippe), Be-
Sprichwörter, wenigstens von 'Slyvyia y.ay.ä, Ziehungen zwischen Boiotien und Lykien, die
nicht klar mehr zu erkennen, und erfährt keine co auf kretische Vermittelung (Hoeck a. a.O. 2, 88 f.
Förderung durch die verschiedenen Erklä- 335 ff. P. Kretschmer a. a. 0. 371. O. Müller,
rungen der Paroimiographen; aber als Glied Darier 1, 216, vgl. auch Sp. 2928 Anm. Gruppe
in der Kette erhärten sie doch mit den engen 327 f.) zurückzuführen sind, können nicht zu-
Zusammenhang zwischen Ogygos und Termeros. fällig sein, und es läfst sich demnach auch an-
Letzterer Name ist identisch mit T£QuiXr\g (Rani- nehmen, dafs die Bezeichnung vvucpr] 'Slyvyit]
say, Cities of Phrygia 336 nr. 169) = TQS^iiXrjg gleichfalls mit Boiotien in Zusammenhang
(Steph. Byz. TgeuiXi,' 1) Avxia ixaXtiTo ovtcog steht, wo, wie wir oben sahen, die TlQa^i-
ccnb Tqs^iXov), dem Gatten der Ogygia-Praxi- diuai heimisch waren. Am einfachsten ist
2927 Praxidike Praxidike 2928
wohl die Annahme, dafs Panyasis, der unsere denkbar, mit Tzschirner a.a.O. 51 den Vers des
einzige Quelle für die lykische Ogygia-Praxi- Panyasis: 'Hyniis &vyarga vv[icpr}v 'Slyvyiriv''
dike ist — denn die weiteren Angaben des zu erklären = concubuit mit Berufung auf
Steph. Byz. über sie gehen auf Panyasis zurück Hom, Od. 1, 36. Auf jeden Fall müssen wir
ob. Sp. 2924 — , den Namen Praxidike, abge- an eine legitime Ehe denken entweder mit der
sehen von der unten zu erörternden Bezug- eigenen Tochter, wofür man als Beispiel we-
nahme auf lykisches Kulturleben, in Erinnerung nigstens die Geschwisterehe bei den lykiscken
daran gebraucht, dafs 'Slyvyla ein Name sowohl Solymern (ob. Sp. 2925) anführen könnte (Ver-
für Boicoricc als auch für Avuia war. Nicht wandtenehe, auch mit der eigenen Tochter, war
unmöglich ist es auch, dafs die Notiz des Steph. 10 bei den persischen Magiern üblich, Xanthos in
Byz., die Lykier seien Ügygioi nach Ogygos den Avdiay.ä bei Giern. Alex. Strom. 3, 515
genannt worden, und die Übertragung des boi- Pott. F. Windischmann, Zoroastrische Studien
otischen Ogygos veranlafst worden ist infolge 269), oder wir müssen, was wahrscheinlich ist,,
von Namensähnlichkeit des (boiotischen) Ogygos die rvucprj 'Slyvyir, mit Woerner als f Tochter
mit einem einheimischen lykischen Heros. Ein des Ogygos' deuten. 'Slyvyla = Avuia (oben
lehrreiches Beispiel hierfür bietet die Bemer- Sp. 2925) und Tgtailrjc, nach dem die Lykier
kung bei Eust, ad Hom. II. 635, 39, dafs die TgtfiiXai hiefsen, ergeben das passendste Stamm-
lykischen Solymer, die auch MiXvca hiefsen, eiternpaar für den lykischen Yolksstamm. Pany-
Mtvvai genannt worden seien anb Mivcoog, asis nennt Tloos, Xanthos, Pinaros und Kragos
wobei man wohl nicht an den kretischen Minos 20 die öXool nalSsg der Ogygia-Praxidike ; von
{Gruppe, Gr. Myth. 327, 13) zu denken hat, Kragos speziell berichtet er, dafs er Ttdaag
sondern eher Mivvog als Genetiv zu Mivvug, I^i^st' üpovoßg: also Räuber waren ihre
wie im Schol. V. Hom. Od. 324 (vgl. Tümpel Söhne, wie das gleiche von anderen lykischen
Bd. 2 Sp. 3018, 16. 18 ff.), zu schreiben hat. Eponymen, von Termeros und Lykos (s. oben
Das fv' bei Eust. im Namen Mivvui beruht Sp. 2925), von Pataros und Xanthos*) (Eust.
nicht, wie Treuher, Gesch. d. Byk. 24, 1 meint, TJion. Per. 129) berichtet wird. Und nun ver-
auf Verwechslung; es wird geschützt durch die gleiche man hiermit Herald. Pont. a. a. 0.:
Ableitung von Minos bez. Minyas. Wie also Avxioi difjyov XnGzevovxsg, — die Uberein-
hier die lykischen Milyer Minyer genannt wer- Stimmung ist augenfällig. In später Zeit, zur
den, kann ebenso leicht der Name Ogygia, der 30 Zeit der römischen Kämpfe mit den Seeräubern
dann den zweiten Namen Praxidike nach sich hielten sich zwar die Lykier fern von Seeraub
zog, an Stelle eines einheimischen lykischen, (Strdbo 14, 664. 665); aber HeraJdides hat offen-
lautlich an Ogygia anklingenden Namens ge- bar die mythische Zeit im Auge, und so liegt
treten sein. Denn eine einheimische Heroine kein Grund vor, mit Treuber, Gesch. d. Bykier
niufs unter Ogygia-Praxidike verstanden wer- 90. 126 an den Kaperkrieg der Lykier gegen
den, unter der Mutter der Ktistai und Epo- die Rhodier zu denken. Panyasis mag im
nyrnoi der hervorragendsten lykischen Städte, weiteren Verlauf erzählt haben von dem Kampfe
da nach lykischem Brauche (Herod, 1, 173) die des Herakles mit dem räuberischen Kragos,
Kinder selbst des Edelsten für unehrlich galten, Xanthos u. s. w., der mit dem Tode der letz-
wenn sie von einer yvvij t,nivt] oder naXXaxri 40 teren endigte (0. Müller, Dorier 2, 474); wie
geboren waren. Auch sonst hat Panyasis auf wir es sicher von Termeros wissen, den Hera-
lykische Sitte Bezug genommen. In einem kies erschlug, Plut. Thes. 11, eine Erzählung,
Punkte hat dies schon Tzschirner, Panyasidis die vielleicht auch auf Panyasis zurückgeht.
Halicarn. fragm. (Progr. Gymn. zu St. Maria Und schliefslich findet auch der Name TTpa^/-
Magdalena Breslau 1842) S. 52 erkannt, indem 8i%r\ seine Erklärung durch das lykische Kul-
er bei den Worten rfjg ö' öXool Ttaidtg mit turleben. Denn wie einerseits die Lykier als
Recht daran erinnerte, dafs 'rj)s'. auf die Räuberei treibendes Volk bezeichnet werden,
Mutter bezogen, nicht, wie man erwartet, froD' was ja nach antiker Anschauung als berechtigt
(= des Tremiles) gesagt sei infolge des lyki-
schen Brauches der 'Gynaikokratie' spez. der öo *> Bei £"st- a- a- °- werden Pataros und Xanthos
Sitte, dafs die Kinder 'sich nicht nach ihren SöW des ^«Äet6v genannt, sie smd Eponymen Ton Xan-
-,T.. , , ... , r„ . mos und Patara, wo sie sich niederlassen, nachdem sie
Vätern, sondern nach ihrenMuttern nannten, t))v to0 Xnati6flv nUvi]V aufgegeben haben. Der Name
Herod. a. a. 0. (KaXiOV6l, tatb uav iLVrSQCOV des Vaters Aarteuiv weist in Verbindxing mit der Notiz:
tCOVTOvg Y.CCI OVV.i anb T(bv 7tatfQC0V Y..T,X.)Nicol, des Steph. Byz. s.v. -Fihtfo,-, dafs das lykische Xanthos
Damascen. bei Stob. Flor. 44, 41 ed. Meineke benannt fei ünii £6v&ov ... Ko)]tö; olxiatov ßtjtatov,
2, 186 = Paradoxoqr. Westermann p. 173, 29 Meineke) nach Kreta, so dafs Jaiti&v (AaTtcwbr, Meinehe
= F.H.G. 3, 461 (xaXovvzcu iititqÖQ-sv); zu stePh- ***• #«**«?« P- wo) der Eponymos der kretischen
vgl. Heraklides Pont, fr. 15 p. 18 ed. Schneide- !*"?* \ap^4 be!; ^appnaia {Theofh» 5f *lant: 2'*' ?'
°. „ ., ,, . „, ' . -/, 7 . Tr C. I. G. 2, 2584. Eckhcl, D. num. vct. 2, 314. Treuber, Geselt.
wm = FH.G. 2, 217. lo. Nymphts von Hera- der Lykjer 126> 3) ist und identiach mit dem bei stcph_
kleta bei Plut, de mul. vtrt, 9 a. E, \\ elcker, 60 Byz_ s. v. j^^ [nach xenion hv Kq^tixoT? ist Lampe
Aeschyl. Tril. 587 f. 0. Müller - Deecke, Die = Jänniß genannten Aaftnoz. Über die Beziehungen
Etrasker 1, 376. Treuber, Gesch. der Bykier zwischen Kreta und Lykien s. oben Sp. 2926. Nach au-
116 ff'. Toepff'er, Att. Geneal. 193 f., Vgl. Athen, derer Überlieferung ist Xanthos wieder Vater der Lykia,
Mitth. 16 (1891), 142. Bei der hohen Stellung, die von APoll° den Pataros gebiert (Steph. Byz. nataqa.
Air. a:~ l „ll; „ „1, .1 v . „• „l / a > ' Eust. a. a. O.), also (irofsvater des Pataros, als dessen
die die lykische l*rau einnahm (Avxioi rag yv- _, " . , ,, ■, AiJ
•/^,, „ , „ „ v . ^T.' 7 Bruder er uns oben begegnete. Am Ende ist er trotz der
Wixag naXXov 1} tovg avÖQCcg w^coffl , NlCOl, ver8C)liedenen Genealogie doch nur ein und dieselbe Per-
JDamaSC. a. a. 0.), Und umgekehrt bei der Ge- son; ebenso wie der in Termera wohnende Xanthos, der
ringschätzung, die die %aXlaxy) traf, ist es un- gleichfalls Beziehungen zu Kreta hat.
2929 Praxidike Praxithea 2930
und durchaus nicht für unehrenhaft galt (Thuk. einsehen Namen sich auch sonst noch für die
1, 5. Arist. Pol. 1, 8 p. 1256 b, 1. Hom. Od. 36 Dekane irgendwo überliefert finden, ob sie
3, 73. 9, 254. Hymn. in Apoll. 454), so tritt von Cosmas oder vielmehr von_seiner Quelle
andererseits ihr hochentwickelter Rechts sinn, willkürlich gesetzt oder etwa Übertragungen
ihre Rechtspflege, ihr Festhalten an ge- der chaldäischen Namen sind, entzieht sich
schwor enen Eiden rühmlich hervor, und so meiner Kenntnis.
erhalten sie mit vollem Rechte IlQa£,idLxr} Als Personenname findet sich Praxidike in
als Stammutter. Als charakteristische Züge einem Epigramm des Anakreon, Anth. Pal. 6,
lykischen Rechtes u. s. w. seien hervorgehoben: 136 = Bergk, P. Z. G. 34, 284, 109 und nach
Ttcolovöi rovg ipsvdouäptvpag, y.al rag ovaiag 10 allerdings nicht ganz sicherer Ergänzung auf
ccvr&v Srj^£vov6i, Herakl. Pont. a. a. 0.: bg einer Inschrift aus Tenos, G. I. G. 2338, 22.
d'av iXsv&SQog aX& tiXintetv, dovlog yivstcci. [Höfer.]
tag Sh uaprvpiag iv rctfg dixccig ovn sv&v nap- Praxiergos (ripa£i£pyog), wohl alsAnherrdes
£%ovTot.i, ccXXä psru \if)vcc, eine Sitte, wodurch athenischen Adelsgeschlechts der Hpat,i£pyidai
man die Zeugen vor übereilter, leichtsinniger anzunehmen, Toepff'er, Att. Geneal. 136.
Abgabe ihrer Aussage bewahren wollte, Nicol. [Höfer.]
Dam. a. a. 0. Die lykischen Xanthier fallen Praxis (JIpä|tg). 1) Beiname der Aphrodite
bei der Verteidigung ihrer Freiheit gegen die in Megara (Tempel und altes elfenbeinernes
Perser getreu den opxoi Ssivol, die sie einander Kultbild) Paus. 1, 43, 6. Usener, Rhein. Mus.
zugeschworen haben, Herod. 1, 176; vgl. Plat. 20 58 (1903), 205; zur Erklärung der Epiklesis
Brut. 31. Appian. b. c. 4, 80. Und so hat, s. Bd. 3. Sp. 1798, 6 ff. und B. Meister, Gr.
wie ich nachträglich sehe, auch schon Trevber, Dialekte 2, 230, der sie auf den geschlecht-
Beitrüge zur Gesch. der Lykier 1 (Tübingen liehen Verkehr (vgl. Porne) bezieht und in
Gymn.-Progr. 1886) S. 27. Gesch. der Lykier Aphrodite Praxis die „vermählende" Liehe^-
126. 1 vermutet dafs Panyasis der Urmutter göttin erblickt, ebenso Welcker, Aesch. Trilogie
der Lykier den Namen Praxidike gegeben habe, 241 Anm. 429. Engel, Kypros 2, 483 Anm. 142
um den grofsen Ernst zu kennzeichnen, mit (vgl. 2, 389 Anm. 551, wo er auf die Worte
welchem die Lykier die gerichtliche Zeugnis- des Hippolytos bei Für. Hipp. 1004 verweist:
abläge behandelten und falsches Zeugnis be- Xs%ovg yäg sig röd' f](isoag ayvov diuag ovx
straften, über die Eidschwüre und Verwün- 30 olöa ttpü£,iv n]vd£ nli]v loyco xXvcav. Vgl. auch
schungen der Lykier in dem Höhlenkultus itpärruv bei Xen. Conv. 8, 19) und Usener,
ihrer Fluchgötter, in dem Max. Mayer Bd. 2 Götternamen 371, der sie der Perfica der rö-
Sp. 1490, 1 ff. gleichfalls Zusammenhang mit mischen Indigitamenta vergleicht. Ähnlich
Boiotien erkennt, s. d. A. Skleroi Theoi. hatte auch schon L. Urliclts, Skopas Lehen u.
Praxidike erscheint schliefslich auch noch Werke 88 sie als cdie Göttin der erfolgreichen
in einem astrologischen Traktat (Cosmas Hiero- Werbung, also der Ehe' bezeichnet. Nach L.
solym.Sbd Gregor. Naz.carm. 52 bei Mai, Spicileg. Deubner, Bd. 3 Sp. 2078, 24 ist Ilgä^ig aus
Born. 2, 130 [nb. nach p. 240 neue Paginierung!] einem selbständigen Götternamen zum Bei-
= Migne, Patrol. Ser. Gr. 38, 462) als Name namen der Aphrodite geworden. Vgl. auch
für eine der 36 Gottheiten*), deren Namen 40 Praxithea nr. 2. — 2) Aus Cornut. de nat. deor.
man den 36 (Diodor 2, 30, wo mit B. Lep>sius, 14 p. 47 Osann, nach dem es nur zwei Musen
Die Chronologie der Aegypter 97, 2. Hommel, gegeben hat anb xov ftsootTv rs xul npurrei v
Das Ausland 64 [1891], 221, 2 tQia.-x.ovra ?£ rec dsovra erschliefst Gruppe, Gr. Myth. 1077, 1
aßtdpag zu lesen ist; vgl. Lepsius a. a. U. 96. die Musennamen fiscogia und Flgä^tg, wie
Hommel a. a. O. 65 [1892], 101 ff. Zeitschr. d. auch schon Fr. Chr. Petersen, De Musamm
D. Morg. Gesellsch. 45 [1891], 598 f. 609. 612; qpud Graecos origine etc. in Miscellanea Haf-
vgl. Jamblich, bei Proclus Plat. Tim. 299 E und niensia ed. Fr. Munter 1, 89. [Höfer.]
bei Inlian or. 4, 148 C. Zeller, Gr. Phil. 34, Praxiteles (npat,itttrig), Gott oder Heros
2, 753. Achmes in Catal. cod. astrolog. Graec. auf einer Weihinschrift aus Lebadeia, Inscr.
2, 153 Porphyrius -nupl t&v l?' dsxavwv 50 Graec. Sept. 1, 3089. Usener, Götternamen
ebend. 1, 149, 10) Dekanen (Dekadarchen) bei- 361 f. Nach Maybaum. Der Zeuskult in Boe-
legte. Die chaldäischen Namen dieser 36 De- otien (Progr. Doberan 1901) S. 18 gehört Praxi-
kane sind überliefert Catal. cod. etc. 6 , 73 ff. teles, ^derjenige, mit dessen Hilfe die Dinge
Ob die von Cosmas a. a. U. überlieferten grie- zu einem glücklichen Ende (d. h. zur Heilung)
gebracht werden', zum Kreise des Trophonios
*) Von den übrigen 35 Götternamen bez. Personiiika- (g. r\ .). DittOlberqer ZU Inscr. a. a. O. erinnert
tionen sind als meines Wissens sonst nicht bezeugt her- an TÜsiog. TtUaybpog. Vgl. Prakterios; Praxis
vorzuheben Kovtjoi, . . . jloifirj <t>ÜQi]. Die beiden letzten, .. rTTöfpv 1
die unmittelbar zusammenstehen, sind die Daimonen der ',, ' t,, ' '.-L, <. „ , . . ,,. , rT
-d . , , T„- n \ a a t;» in. i t , i ,+. • Praxithea iIJoatiQ-ia), eine attische Heroine
Pest (vgl. Loimos) und der Fruchtbarkeit (also <f>oo>; zu i««i»ui» ^ s> «- n .
(schreiben = <t>oqä). vielleicht läfst sich hieraus "auch 60 bezw. Quellnyinphe, deren Verehrung wohl
der Beiname (f)wiM; (s. d.) des Apoiion deuten: Der Joifitj frühzeitig mit der Legende begründet wurde,
entspricht der Apoiion Jolftioi, der Sender des Xoij.t6g sie habe sich für ihre Heimat geopfert und da-
rauf Lindos verehrt, Macrob. i, 17, 5. Gruppe. Gr. Myth. durch den Dank der Stadt verdient. Da diese
1237, 6. 7), 4>6qio? dürfte den Apoiion als Schützer des gage keine berühmte, fest ausgeprägte Gestalt
Getreides und Spender der Fruchtbarkeit {^noyir^ gewonnen hatte, findet sich der Name Praxi-
Hymn. in Au. 11. Abel, Orph. 28o; vgl. Bd. 1 Sp. 432, oOff.) V, ... ■ j ci i • i j.i-
Gruppe a.a.O. 1228 f.) bezeichnen. Kovoog (= K6oo;) th,ea spater in den bagen verschiedener atti-
dürfte entweder das männliche Gegenstück zu K6pt) sein scher Geschlechter verschieden verwertet,
oder auch = KovoT]? (s. d. 2) 1) Als Gemahlin des Erechtheus willigt sie
2931 Praxithea Praxithea 2932
ein, dafs zur Erfüllung des Ürakelspruches dieselbe Quelle zurückgehen und dafs das
ihre Tochter für die Stadt Athen geopfert wird, Schwanken in der Namensform ebenso zu be-
uni Erechtheus den Sieg über Eumolpos zu urteilen ist wie bei nr. 2. Die richtige Form
verschaffen. Die Rede, welche ihr Euripides ist zweifellos IlQa'gi&hu.. Denn der Kern der
im Erechtheus (Fragmente bei Nauck, Trag. Sage, die Opferung für das Vaterland, deckt
Graec. fragm.) in den Mund legt, wird von sich mit der Sage von nr. 1. In dem seit
Lykurgos in Leokrat. 98 ff. als Muster patrio- Thukyd. 1, 20. 6, 57, Demosth. 54, 7. 8, Aristot.
tischer Gesinnung gepriesen. Die ausdrückliche Athen, polit. 18, 3 oft erwähnten Leokorion zu
Erwähnung der Praxithea in diesem Zusammen- Athen (vgl. Hegcsias bei Strdb. 9, 396, Alkiphr.
hang (Demarat. Tragodum. bei Stob, floril. 39, 10 epist. 3, 5, Theophylact. epist. 12. diäl. quaest.
33; Plut. Parall. 20; Porphyr, de abstinent. 2,56) phys. 1, 1, Dionys. Hai. Demosth. 12 u. a.;
geht auf Euripides zurück, der sie als Tochter über die Lage vgl. Judeich, Topogr. Athen*
des Kephisos bezeichnete und in seinem Erech- 301 f.) wurde eine Trias von Göttinnen verehrt,
theus von drei Töchtern der Praxithea sprach. ursprünglich vielleicht als Amxoooi (Volks-
Nach Apoüodor. 3, 15, 1, 2 war sie dagegen sühnerinnen: E. Curtius, Stadtgesch. Athens 64;
die Enkelin des Kephisos, nämlich eine Tochter Yolkspflegerinnen : Wachsmuth, Stadt Athen 2.
des Phrasimos und der Kephisostochter Dio- 413). Später wurde unter dem Einfiufs der
geneia, und als ihre Kinder werden hier ge- Gentil- und Phylensagen, die an den Hag-
nannt Kekrops, Pandoros, Metion, Prokris, nusier Leos (s. d.) anknüpften, erzählt, die
Kreusa, Chthonia und Oreithyia. Aus Apollod. 20 Töchter des Leos hätten sich freiwillig für
schöpft Tzetz. Chil. 1, 177. 5, 674. Über die Athen geopfert (Demosth. 60, 29, Diodor. 17,
Bedeutung und die verschiedenen Versionen 15) und die durch ihren freiwilligen Tod be-
der Sage von den Töchtern des Erechtheus freite Vaterstadt habe zum Dank das Leokorion
vgl. die Artikel Chthonia, Erechtheus, Eumolpos, gestiftet. Dann folgte die Version, Leos selbst
Hyades, Hyakinthides. Über die attischen Ge- habe bei einer Hungersnot (iipög ist gelegent-
schlechter, welche diese Praxithea in ihre lieh in loi{i6g verschrieben) auf Grund eines
Genealogien einreihten, die Kephisieis und delphischen Orakelspruches seine Töchter ge-
Phrasidai, vgl. Toepffer, Attische Genealog. 292 opfert. Diese Version erzählen sowohl die oben
u. 311. genannten Quellen, welche den Namen Praxi-
2) Als Quellnymphe (vv^ttpr] vr\Lg), Gemahlin 30 thea und daneben als Namen der jüngeren
des Erichthonios und Mutter des Pandion Schwester Eubule und Theope (bezw. Theo-
wird Praxithea bezeichnet bei Apoüodor. 3, 14, pompe: Schol. Aristid. = Schol. Lihan. a. a. O.)
6, 6, wo die Handschriften TlQaai&E(x bieten erwähnen, wie auch manche andere, welche
(Benedictus Aegius schrieb Tlaai&to:) und wo dabei keine Namen der Töchter nennen, z. B.
Tzetzes 'pQaai&ea las; vgl. Tzetz. Chil. 1, 174. Paus. 1, 5, 2, Schol. Thukyd. 1, 20, Etym.
5,671. Ob das einfache Schreibfehler sind Magn. 560, 34 = Lex. rhetor. bei Bekker, Anecd.
oder ob jemand die Gemahlin des Erichthonios Gr. 1, 277, Hesych. s. A£coy.6qiov, Cic. nat. deor.
von der Gemahlin des Erechtheus durch eine 3, 19, 50, Aristid. Panathen. 1, 199 (1, 191 Din-
andere Namensform absichtlich unterscheiden dorf), Liban. Decl. 13 p. 40 Morell, Schol.
wollte, steht dahin. Wie aber Erechtheus und 40 Demosth. 3, 12, Theodoret. Graec. affect. cur. 8,
Erichthonios ursprünglich identisch waren (s. 26 u. a. Über die mutmafsliche Quelle der im
oben Bd. 1, Sp. 1296) und wie Pandion sowohl allgemeinen übereinstimmenden Stellen, näm-
Sohn des Erichthonios als auch des Erech- lieh Phanodemos (Harpokrat. s. Ascoxoqslov)
theus heifst (s. oben Bd. 3, Sp. 1517), so war vgl. Toepffer, AU. Geneal. 40 und Schwabe in
jedenfalls ursprünglich die Gemahlin des Erech- Leipziger Studien 4, 136 (wo irrtümlich Pam-
theus auch identisch mit der Gemahlin des philos genannt ist) ; auch die Tragödie hatte
Erichthonios und die richtige Namensform war diesen Stoff verwertet (vgl. Iheodoret. Graec.
riQat,i&£u. Pandion und seine Sagen sind affect. cur. 7, 43). Abweichend heifst es bei
attisch-megarisch (s. oben Bd. 3, Sp. 1516 ff.); Hieronym. advers. Iovinian. 1, 41 (Migtie Patr.
seiner Mutter Praxithea in Athen entspricht 50 Lat. 23, 270): Chalcioccus quoque illa fdia Leo
die megarische (Göttin Praxis (Kurzform zu virgo perpetua pestilentia patriam scribitur spon-
Praxithea), auf deren einstigen Kult die in tanea morte solvisse.
Megara verehrte Aphrodite Praxis (Paus. 1, 4) Gemahlin des Keleos, Mutter des Demo-
43, 6) zurückgeht. phon und Triptolemos, Apoüodor. 1, 5, 1, 4.
3) Als Tochter des Leos begegnet Uoagiftta: 1, 5, 2. Sie heifst sonst Metaneira. Die ältere
bei Aelian. var. hist. 12, 28 und Aeueas Gaz. Sage erzählte, dafs Demophon (s. oben Bd. 1,
Theophr. p. 83 (nur in einigen Handschriften: Sp. 988) von Demeter im Feuer unsterblich ge-
vgl. Theox>hylactus ed. Boissonadeip. 23$; Migne macht werden sollte, dafs aber Metaneira die
Patrol. Gr. 85, 1004 Anm. 63), Soccoifttu: bei Göttin störte und Demophon deshalb statt der
Schol. Aristid. Panathen. 119 (Dindorf 3, 112) 60 Unsterblichkeit nur grofse Ehren erlangte (Hom.
= Schol. Liban. Declam. 27 (Morell 1, 605), hymn. in Ger. 161 ff.). Als die Triptolemos-
Phot. s. AbomÖQiov, Apostol. 10, 53 (über die Sage die Demophon-Sage verdrängt hatte, gab
Wertlosigkeit dieser Stelle vgl. Crusius, Philol. man der letzteren die Wendung, dafs Deino-
50, 30 und bei Pauly-Wissoiva, Beal-Encycl. phon, als die Mutter die Feuertaufe störte,
2, 182), <Pa6iAT8(x: bei Schol. Demosth. 54, 7, verbrannt sei. Bei Apoüodor. a. a. 0., wo sich
Suid. s. AtcaxÖQiov und in einigen Handschriften diese Kombination findet, heifst die Mutter
des Schol. Aristid. a. a. 0. Allein der Ver- einmal Metaneira (övrog dh xi\ tov Ktlsov
gleich dieser Stellen zeigt, dafs sie alle auf yvvcay.l Msxccveiqk TtcciSiov) und zweimal Praxi-
2933 Praxonides Premarres 2934
thea (£7i£T7]QiiG£v i] TlQu^ifthu und ferner Tqi-x- darstellt, die Figur zur Rechten nicht preale,
xoltuco &h toi rtQtaßvTtQco xü>v np<xh,i&£<xg Trat- sondern maris . . usta heifst. Beide sind sach-
8(ov). Die Herausgeber eliminieren gewöhnlich lieh nicht identisch, denn der maris ist bärtig,
den Namen Praxithea; doch ist es viel wahr- der preale unbärtig, und auch sonst weicht die
scheinlicher, dal's umgekehrt der Name Meta- Darstellung etwas von einander ab, allein, dafs
neira als ein Zusatz aus der bekannteren Sagen- beide ähnliche Gottheiten sind, ist selbstver-
f'orm zu streichen ist. ständlich. Da nun die verschiedenen als maris
5) In dem Verzeichnis der Thespiaden bei bezeichneten Gottheiten (vgl. s. v. Bd. 2, Sp. 2377)
Apollodor. 2, 7, 8, 7 wird der Name Praxithea „zweifellos" zum Mars Beziehung haben, ob-
für eine Tochter des Thespios genannt, die von 10 wohl die Namen schwerlich mit einander zu-
Herakles Mutter des Nephos geworden sei. sammenhängen, so gilt das natürlich auch von
[Jessen.] preale. Für eine sprachliche Deutung des
Praxonides inpc('£,cüvidwg), Vater des Iphitos, Namens preale fehlt es an jeglichem Anhalt,
des Erneuerers der olympischen Spiele, Paus. [C. Pauli.]
5, 4, 6. Nach Fhlegon Ol 1 (F. H. G. 3, 602 Preamarres (Ilpfauappfig). Eine fragmen-
= Paradoxogr. Westcrmann p. 205) war er ein tierte Inschrift aus Hawara enthält eine von
Heraklide. Bei Euseb. %povoyp. gvvx. (ed. einem 7cpoyriti]g des Gottes Suchos dem [rZp]sa-
Schoene 1 Appendix IV p. 64 r. Zeile 19) steht guppel dargebrachte Weihung, Flinders Petrie,
statt "Iytxog: 'HcpcciGTog üpa^iovidov Ai'ucovog Hawara, Biahmu and Arsinoe VH, 2. Nach
(1.: At(wvog). Vgl. Bd. 2 Sp. 314, 30ff. [Höfer.] 20 Strack, Archiv f. Papyrusforschung 3 (1903),
Preale (preale) ist der etruskische Name 136,17 ist dieser Gott identisch mit Premarres
eines bei der Geburt der Pallas aus dem Haupte (s. d.). [Höfer.]
des Zeus anwesenden jugendlichen Gottes. Der Preiia (Tlgsitcc). Die Legende auf Münzen
Name findet sich nur einmal, und zwar auf von Perge in Pamphylien HANA^AZ TTPEIIAZ
einem Bronzespiegel unbekannter Herkunft, der (Belegstellen Bd. 3 Sp. 1955, 66 ff. s. v. Per-
sieh zuerst bei Herrn Basseggio in Rom, so- gaia) bedeutet nach Ramsay, Journ. of hell.
dann bei Herrn Stenart befand und jetzt im stud. 1, 246 soviel als MANÄZZAZ TT. = fder
königlichen Museum in Berlin (Nr. 2979) auf- Herrscherin (ava66a) von Perge', Tlgsuag =
bewahrt wird, nicht im britischen Museum, Iltpytxiccg (anders BergJc, Zeitschr. f. Numism. 11
wie Fabretti irrtümlich angiebt. Der Spiegel 30 [1884], 334 ff. s. d. Art. Sanape). Vgl. auch
wurde herausgegeben von Braun, Oreste stretto P. Kretschmer, Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprach-
al parrieidio dal fato (Roma 1841) und in den forschung 33 (1895), 260. 267. Rapp, Besieh-
Annali des Instituts 23 (1851) S. 141 — 150, von ungen des Dionysoskultus zu Thrakien u. Klein-
Gerhard, Etr. Spiegel 4, 12, von Fabretti, Corp. asien 32. Ramsay, Church in the Roman empire
Jnscr. Ital. no. 2478 und Friederichs, Berlins 138. M. P. Nilsson, Griech. Feste 256. [Höfer.]
antike Bildwerke 2 (1871) 51 Nr. 38. Abgebildet Prema s. Indigitamenta.
ist er in den Annali 1. c. tav. G. H. und bei Premarres (Ilpsuccppiig), ägyptischer Gott
Gerhard 1. c. Taf. CCLXXXIV no. 1. Die Dar- auf einer Weihinschrift aus Dirne im Fayum:
Stellung ist folgende: In der Mitte befindet "T\6i§i Lovovdti &t[ä] asyioxy %ccl Ap7to%pdxr]
sich Zeus (etr. tinia), aus dessen Haupt die 40 xcä TIq£ucc[q]q£i, &tolg tv%ccQLoToig Jtovv6iog . . .
gewappnete Pallas (etr. menrva; hervorkommt; zrjv zig %[r\}v aitb xov 8q6[iov IlQSuaQQsiovg
zwei Göttinnen leisten dem Zeus Geburtshülfe, ayovaav bv&üuv öSbv in\V\ xbv vccßXcc (so!) xal
rechts von ihm Iuno (etr. uni), links -9-alna; rav ytyvgecg 7tgbg sv%t[Q£iccv] iodoTioi7iuiv7]v
links von der •fralna sitzt laban (rectius laran, slg a.gq>6r\s |pa xa. Uqu xr\\v x£ d]u7tävnv y.cä
s. das.), rechts von der Iuno unser preale, beide xbv ßcouoiu Strack, Die Dynastie der Ptolomaeer
jugendliche Götter von sehr ähnlicher Dar- 265 nr. 141. Mahaffy, Hermathena 21 (1896),
Stellung, nur dafs laran einen Helm aufhat, 244. Dittenberger, Orient. Graec. inscr. 1, 175
preale hingegen barhäuptig ist. Eine genauere p. 254. Wvssely, Karanis und Soknopaiii-Nesos
Bestimmung des preale ist nicht möglich. Ne- (— Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien
gativläfst sich folgendes sagen: Die Dioskuren, 50 phil.- bist. Classe 1902, IV) S. 166 zu S. 56;
woran Gerhard denkt, sind laran und preale vgl. Grenfell-Hunt, Fgypt Exploration Fund.
nicht, denn diese behalten bei den Etruskern Arch. Report 1900/1901 p. 5. Fayum Toicns
ihre griechischen Namen bei, und überdies ist and their Papyri p. 22. U. Wilcken, Arch. f.
laran zweifellos = Mars (vgl. s. v. laran und Papyrusforsclmng 3, 240. Die Accentuation
aufserdem Pauli in Etudes de'die'es a Mr. C. Lee- und die Form des Nominativs des Gottes-
nians [Leiden 1885] S. 228); an griechisch namens steht nicht fest: Strack a. a. O. p. 280
7iQvXtg zu denken (Gerhard), ist lautlich nicht (Index) schreibt TlQsuäQpig, W. Otto, Priester
möglich, auch Vulcan kann der preale nicht u. Tempel im hellenistischen Aegypten 1, 6
sein, denn jener heifst auf etruskisch se#lahs Anm. 1 noeuccppfig. Die letztere Form scheint
und müfste den Hammer haben, wie auf dem 60 vorzuziehen, da in den Worten der oben-
Spiegel bei Gerhard 1 tab. LXVI, der dieselbe stehenden Inschrift öqouov {dpöiiog „steinge-
Geburtsscene der Pallas enthält und wo über- pflasterter und meistens mit zwei Reihen
dies der se-ölaiis nur allein ist ohne die zweite Sphinxe geschmückter Platz, der vor dem ersten
Göttergestalt, eben den laran. Positiv läfst Pylonpaare der Tempel [Eingang zum inneren
sich nur sagen, dafs preale eine dem Mars Tempelhof] lag", Otto a. a. O. 284) IJqs-
(laran) ähnliche Gottheit sei. Das wird auch uappswvg dies der Genetiv zu TlQfuccQQvg (an-
dadurch bestätigt, dafs auf dem Spiegel, Ger- statt IIpsLiapptovg) zu sein scheint, Mahaffy
hard 4 tav. CCLXXXIV no. 2, der dieselbe Scene a. a. 0. 246. Dazu kommt die ähnliche Namen-
2935 Premnosia Priamos (s. Familie) 2936
form aus einer Ortschaft Apollonias im ro^bg Presbon (IJQtaßcov), 1) Sohn des Phrixos u.
'Ag6ivoixi\g bei Mahaffy, On the Flinders Petrie der Iophassa, einer Tochter des Aietes; zeugte
t> • o ,n -7 rc w / • \ mit Buzyge, der Tochter des Lykos, den Kly-
Papyn 2 p. 141 Z. 66: noiviv. (= woivtxwvav) 4t o '* j n r ± i t->
o ~ /•<!' rr ' / > w u n '* „ menos (Ilokapcoviaarig}, den (jrrolsvater des Er-
ÜCOßOV i?) llQSllCCVQkOVG SO! -47TO/l/.a)17aOOC, WO . -4 1 T» v L- 1 T_- l /-. i
■\ r • r, i v. • j Ai4. i t> ffinos. Als Presbon aus Kolchis nach Orcho-
also em Palmenhain um den Altar des Pre- ° .. , ■, , , ., -,. a. , . ,
.., , • -j i i u „ menos zurückkehrte, traten ihm die Sisyphiden
manres erwähnt wird; vgl. auch rreammares. TT ,. , IT •■ ^, , • Jv, p
■nt \ tt Tir-7 7 u • m j ,«■ u *j Haliartos und Koronos das Erbe seines Grois-
Nach L. Wilcken bei Mahaffu, Hermathena , ,,, , , .. , , TT ,.
r* oi- • 4. d « ~ xt„ 1 i„ «j.4.t«v. vaters Athamas ab und gründeten Haliartos u.
a. a. 0. 24o ist Premarres Marne des gutthch -^ . C1 , 7 A Ä , H ^D_ _ . „_,,
verehrten Königs Amenemhat III, dessen „ Koroneia ÄcÄ-oZ. ^ fflodL 1, 186 .2, 1 22.
Herrschername Marres oder Manres (vgl. je- 10 ^S h de'sMkr u te^od^ d
doch auch K. Seihe, Sesostris [Untersuchungen -, "t, .-, , • t^," ,, ^ « ; j1111". r
zur Gesch u iltertumsJcunde heraus« von K der Perikly™ene u- Eteoklymene, Schot Ap.
[,,, tt in ö ^ o « -in\ „.L^™ „„• t a^. Bhod. 1, 230. Muller ürchom. 141. — d> Vater
Sethe H, 1 b. 6, 2. S. 10) gewesen sei. In der -. . ', , Q, ~, -- > oa
■ ^-n-1 .. 'i • J -P j„ „ ,„-u „„ 4. des Aspledon von Sterope, i?f. Jf. 157, 32.
ersten hübe wurden wir dann das auch sonst a , , -X _ ,H1 *\ a L * -n -i i
t>-i a *.- u t?- „ „ „ i„4-„ Schol. IL 2, 511. — 4) feohn des renklymenos.
zur Bildung ägyptischer hagennanien verwendete txt *i -n -i i • • m i_i
t, c ^ ojr •. u i tt^ c • 7 Weil Periklymenos seiner eigenen lochter
rraenx TLotii- zu erkennen haben, W. bpteqel- „ , , , J 1 N n -., ,, ö -,.
. ^ t7- i. • 7, v otf Harpalyke (s. d.) Gewalt angethan, setzte diese
oera, Aeqyptischc u. ariecn. xLiqennamen 31 1. ., l v v, /, oN 0 , B , T> , „
•/? JVL J v iHöfe 1 m semen (u- ihren?) Sohn, den Knaben rres-
L '-' bon, zum Mahle vor, worauf sie in den Vogel
Premnosia (IIqeiivoöLcc), Quellnymphe (vgl. 20 %alv.ig verwandelt wurde, Schol. II. 14, 291.
Hesych.: IJQt^vovaia y.Qr'jvr] iv 'Atxiwft), welche Vgl. Parthen. 13, wo der Vater Klymenos heilst,
zusammen mit Arethusa (kgt&o6a) den Scheiter- Nonn. Dion. 12, 72. Bd. 1 Sp. 1837 f. [Stoll.]
häufen des Herakles löscht, während dieser Pretanos (Ilgsrccvog), Vater der Kelto, welche
auf einem von Athena geführten Gespann zum dem Herakles den Keltos gebar, Et. M. 502,
Olymp emporfährt (vgl. über diese Darstell- 45. [Stoll.]
ungen im allgemeinen Furtwängler Bd. 1 Preugenes (IlQsvyivrig), ein Achäer aas dem
Sp. 2240; vgl. auch die ähnlichen Darstellungen, Eurotasthai, Sohn des Agenor, Vater des Pa-
auf denen Hyaden den Scheiterhaufen der Alk- treus und Atherion. Nach dem Einfall der
mene löschen Bd. 1 Sp. 2755/58. B. Engelmann, Dorier zog er mit seinen Söhnen nach Achaia,
Arch. Studien zu den Tragikern 53 Fig. 18. 55 30 wo er mit denselben die nach Patreus be-
Fig. 19), Gemälde auf einer attischen Vase nannte Stadt Patrai gründete. Er hatte hier
(abg. Monum. delV Inst. 4, 41. Jahreshefte des mit seinen Söhnen Standbilder und ein Grab-
oest. arch. Inst. 8 [1905], 149 Fig. 34 und das. mahl und genofs mit Patreus heroische Ehren,
R. Engelmann, S. 148), C.I.G. 4,8398. I.Roulez, besonders in Verbindung mit dem Kultus der
Annali ld (184:7), 271. de Witte, Description d'une Artemis Limnatis, deren altes Kultusbild er
collection de vases peints . . . provenant des aus Sparta nach Patraia gebracht haben sollte.
fouüles de V Etrurie nr. 96 p. 52. O. Jahn, Paus. 3, 2, 1. 7, 6, 2. 7, 18, 3. 4. 7, 20, 3.
Vasensammlung König Ludwigs 384 p. 127. 4. 5. Curtius Peloponnes 1, 414. 436 f. 443.
Vasenbilder p. 24 nr. m. Heydemann, Satyr- G. Gilbert, Studien zur altspart. Geschichte 57.
u. Bakchennamen p. 25 nr. 1. [Höfer.] 40 M. P. Nilsson, Griech. Feste 59, 212. Vgl.
Presba (llQk6ßa), Presbeira <TlQtoßtiQcc), Patreus. [Stoll.]
Beiname von Göttinnen, der nicht sowohl das Priamos (ngiccpog). 1) Sohn des Laomedon,
Alter, als die hoheitsvolle Würde bezeichnet, König ■ von Troia zur Zeit des troianischen
Nägelsbach- Autienrieth Homer. Theologie- 101. Kriegs, spielt sonst, so oft er auch erwähnt
C. Strube , Studien über den Bilderkreis von wird, in der Sage keine irgendwie hervor-
Eleusis (Diss. Leipzig 1869) S. 21. v. Wilamo- ragende Rolle. Er ist eben der König von
witz, Sitzungsber. der K. Preufs. AJcad. d. Wiss. Troia , und der Sänger der Bios zeichnet ihn
1901, 72, 1. Es heifst daher besonders Hera als das greise, ehrwürdige Haupt einer zahl-
rtQt'oßct &£tc, Hom. 11. 5, 721. 8, 383. 14, 194. reichen Familie, den patriarchalisch waltenden,
243; vgl. 4, 59. Orph. Arg. 828; aber auch Ate 50 bis zur Schwachheit milden, gerechten König
("Arv) wird nosaßa Aibg &vyäri]Q genannt, Hom. eines mächtigen Reiches, der aber nur selten
II. 19, 91; Hestia heifst &bd)v ngsaßtiga, Hom. in den Gang der Ereignisse eingreift.
Hymn. in Ven. 32, wie sie ähnlich Find. Nem.
11, 6 itQwra &iüv nennt. Isis itgtoßu bez. Familie des Priamos.
7tQtaßiatri 8- Bruchmann, Epith. deor. p. 162, Seinen Stammbaum lernen wir II. 20, 215 ff.
vgl. Bd. 2 Sp. 512, 62 ff. Hekate notoßkioa, aus dem Munde des Aineias kennen. Der
Pariser Zauberpapyrus 2272 (Denkschr. d. K. Stammvater ist Dardanos, der Gründer von
Akad. d.Wiss. in Wien 36 [1888]); Rhea, Orph. Dardanie an den Hängen des Ida, iitti ov itm
hymn. 27, 13; Physis, ebend. 10, 2. Merkwürdig "IXiog Iqt] iv Tteduo Ttt-xöliaro, dann folgt Erich-
ist Soph. (fr. 548 iV.2) bei Hesych. s. v. Au'ig: 60 thonios, auf diesen Tros, der Fürst der Troer.
Jalg ftältia (ßälsia, Strube a. a. O.) 7iQtaßiarr] Dieser hatte drei Söhne: Ilos, Assarakos und
&stöv; s. Dais. Vgl. TtpioßtiQu 'Eqivvcov, Ew. Ganymedes. Von Assarakos stammt über Kapys
I. I. 963, und die Parodie bei Arist. Ach. 883, und Anchises Aineias, von Ilos über Lao nie-
der einen grofsen kopaischen Aal ngtoßkiga %(av don Priamos. Als Brüder des Priamos nennt
■n.£v%i'}Y.ovxa KcoTiüScov koq&v nennt. [Höfer.] unsere Stelle den Tithonos, Lampos, Klytios
Presbiste Beiname von Göttinnen wie JTjj, und Hiketaon. 11. 6, 23 und Apollodor 3, 12,
A/v£; s. Bruchmann, Epith. Deor. s. v. Vgl. 3, 8 nennen neben ihnen noch Bukolion, den
Presba. [Röscher.] Laomedon mit der Nymphe Kalybe zeugte,
2937 Priamos (Söhne u. Töchter)
Priamos (Söhne u. Töchter) 2938
Diodor 3, 67 den Thymoites (Serv. z. Vergil
Aen. 2, 32, vgl. 11. 3, 146, wo aufser Thymoites
auch Lanipos, Hiketaon und Klytios in der
Begleitung des Priamos erscheinen, ohne als
seine Brüder bezeichnet zu sein). Die Schwe-
stern des Priamos sind nach Apollod. a. a. 0.
Hesione, Killa und Astyoche, nach Apollod.
epit. 3, 24 Prokleia, von Kyknos Mutter des
Tenes, epit. 6, 15 c Aithylla, Astyoche und
Medesikaste. Bei Pol y aen 7, 47 (s. Gruppe, 10
Gr. Myih. 219) findet sich noch Anthia.
Die Mutter des Priamos wird bei Homer
nicht genannt. Apollod. 3, 12, 3, 8 nennt sie
Strymo, Tochter des Skamandros, nach Htlla-
nikos Schol. II. 3, 250, oder Plakia, T. des
Otreus, oder Leukippe, (n. Pherekyd. b. Tzetz.
E.reg. II. p. 38, 11).
Frauen des Priamos. 1) Arisbe, die
Tochter des Merops, die Priamos nach Apd.
a. 0. zuerst heiratete und dann nach der Ge- 20
burt des Aisakos, der von seinem mütter-
lichen Grofsvater die Kunst der Traumdeutung-
erlernte, dem Hyrtakos abtrat, wird in der
Ilias nicht erwähnt. Hier erscheint als die
rechtmäfsige Gemahlin des Königs 2) Hekabe
(s. d.), von der er die meisten Kinder hatte
II. 24, 496 f., daneben noch 3) Laothoe,
Tochter des Lelegerkönigs Altes in Pedasos
am Satnioeis, II. 21, 85 ff.; 22, 48 ff. die Mutter
des Lykaon und Polydoros, und 4) Kastia- 30
neira von Aisyme, II. 8, 302 ff. , Mutter des
Gorgythion.
Söhne und Töchter.
Berühmt ist Priamos besonders durch seinen
Kinderreichtum. Vor Achilleus knieend klagt
er II. 24, 493 ff., dafs von den 50 Söhnen, die
er am Anfang des Krieges gehabt, die meisten
ihm erschlagen worden seien, 19 habe ihm ein
Schofs geboren, die andern habe er mit andern 40
Frauen erzeugt. Jene 19 sind als Kinder der
Hekabe und damit als die yvr\aioi zu betrachten,
die mehrfach von den vofroi unterschieden
werden. Die in der Ilias vorkommenden echten
Söhne erreichen aber diese Zahl nicht, ja nicht
einmal wenn die Töchter mit eingerechnet
werden. Einen kleinen Katalog giebt Ilias
24, 249 ff. Hier ruft Priamos die noch leben-
den Söhne herbei: Agathon, Agauos resp. Dios,
Antiphonos, Deiphobos, Helenos, Hippothoos, 50
Pammon, Paris, Polites und klagt um die
besten der gefallenen: Hektor, Troilos, Mestor,
von denen die beiden letzteren sonst in der
Ilias nirgends erwähnt werden. Als Söhne des
Priamos von Hekabe lassen sich aus anderen
Stellen der Ilias folgende acht feststellen:
I) Hektor, der von Ibykos, Alex. Aitolos,
Euphorion und Lykopliron als Sohn des Apollon
bezeichnet wird, 2) Paris-Alexandros, 3) Dei-
phobos, 12,94. 13,156. 2, 224ff., 4) Helenos, 60
6, 76. 12, 94. 13, 576. 5) Pammon nur II.
24, 250, vgl. Apd. 3. 12, 5. 6) Polites 2, 791.
13, 533. 24, 251 und sonst. 7) Antiphos 77.
11, 101 ff. 8) Troilos, nur 11. 24, 257, von
Apd. a. a. O. auch als Sohn des Apollon be-
zeichnet. Bei 9) Agathon, 10) Antiphonos,
II) Hippothoos, 12) Dios (Agauos) II. 24,
249 ff. bleibt unentschieden, wer die Mutter
war, ebenso bei 13) Mestor, II. 24, 257.
Apollodor nennt statt Hippothoos unter den
Söhnen der Hekabe den Hipponoos, und führt
jenen unter den Söhnen der anderen Frauen
auf, ebenso den Agathon und Mestor, nr. 10 An-
tiphonos und 12 Dios nennt er überhaupt nicht.
Den von Apollodor unter den yvr\<uoi aufge-
führten Polydoros kennt die Ilias nicht.
Weitere Söhne von anderen Frauen sind
in dev Ilias: 14) Polydoros 20, 407, von Achill
getötet 22, 46, und 15) Lykaon 21, 34 ff., von
Achill getötet 22, 46, beides Söhne der Laothoe.
16) Echemmon und 17) Chromios 5, 159 ff.
18) Doryklos 11, 489. 19) Demokoon 4,
499. 20) Kebriones 8, 318. 16, 738 u. ö.
21) Isos 11, 101. 22) Gorgythion, Sohn der
Kastianeira, 8, 302 ff.
So finden wir in der Ilias insgesamt 22 Söhne
des Priamos mit Namen erwähnt. Dazu kommen
noch eine Anzahl von Namen, die von Apollodor
als Söhne des Priamos bezeichnet werden, in
der Ilias aber keine Angabe des Vaternamens
haben, Aretos, 17, 497. 517; Chersidamas und
Deiopites 11, 420—423; Dryops 20, 455; Hippo-
damas20,402; Hypeirochos 11,335; Melanippos?
II. 8, 276 oder 16, 695. Sind diese als Söhne
des Priamos zu verstehen, so kämen insgesamt
29 heraus. Melanippos und Idaios nennt als
Priamos' Söhne Ptolem. Hephaestio lib. 5 bei
Photius p. 483, s. Hygin fab. 90 in Stavcren,
Mythographi latini. Die Zahl 50 erreicht auch
Apollodors Katalog nicht (3, 12, 5). Hier kommt
als Erster Aisakos, der Sohn der Arisbe, dann
10 Söhne der Hekabe und endlich 36 Söhne
anderer Frauen, zusammen 47. Der Katalog
Hygins, fab. 90 weicht mehrfach ab, auch sind
viele Namen entstellt; im ganzen sind es 37.
In der alphabetischen Zusammenstellung der
Namen bei Apollodor sind die Söhne der Arisbe
und Hekabe etwas nach links gerückt. Der
Name Chro-eresos ist vielleicht zusammenge-
flossen aus Chromios (s. Apollodor) und Eresos;
s. Paus. 10, 27, 3.
Apollodor 3, 12, 5, 6 ff. Hygin f. 90.
Agathon II. 24, 249. Agathon
Aigeoneus
Aisakos, S. d. Arisbe
Antiphos, S. d. Hekabe Antinous (= Anti-
11. 11, 101. phos?)
Archemachos Aromachus (= Arche-
machos '?)
Aretos II. 17, 497.
517 ohne Vater-
namen
Askanios
Astygonos
Atas
[Axion Lesches bei
Paus. 10, 27, 1]
Bias
Chersidamas (II. 11,
423 ohne Vater-
namen)
Chromios (II. 5, 159)
Deiopites (II. 11,
420, 0. V.)
Ascanius
Astynomus
Atreus (= Atas?)
Axion
Biantes
Brissonius
Chirodamas
Chroeresus (='?) s. 0.
Chrysolaus
Diophites
2939 Priamos (Söhne u. Töchter)
Priamos (Name)
2940
Deiphobos II. passim
Deiphobus
Diastor (=
Mestor?)
DemokoonlZ. 4,499.
Dolon
Doryklos IL 11,489.
Doriceps (=
= Doryclus)
Dryops (IL 20, 455,
Dryopon
o. V.)
Echemmon (1 l. 5,
159)
Echephron
Euagoras
Euagoras
Euandros
Euander
Glaukos
Hilagus (=
Glaucus?)
Gorgythion II. 8,
Gorgition
302.
Hektor II.
Hector
Helenos II.
Helenus
Hippodamas II. 20,
Hippasus
401 nicht als Sohn
des Pr.
Hipponoos
Hipposidus und Hippo-
Hippothoos H. 24,
trochus
fehlen im
251.
Lex. 2
Sp. 269 f.
Hypeirochos IL 11,
Hyperiscus
835 nicht als Sohn
bezeichnet
Hyperion
Idomeneus
Kebriones27. passim.
Geryones =
Cebriones
Klonios
Laodokos
Lykaon 77. 21, 34.
22, 46.
Lysithoos
Melanippos (2 Troer
dieses Namens o. .
Angabe desVaters
i7. 8, 276. 16, 695,
ein dritter heilst
Sohn Hiketaons,
15, 546.)
Mestor 77. 24, 257.
(s. Diastor)
Apollod. Epit. 3,
32.
Mylios
Pammon IL 21, 250.
Paris 77.
Alexander -
= Paris
Philaimon
Palaimon
Polites IL passim.
Polipes, s. Polites
Polydoros (dieser P.
Polydorus
nicht in Uias)
Polymedon
Polymetus
Proneu s (füi
•üioneus?)
Telestas
Protodamas
Troilos
Troilus
1 -f- 10 -f 36 = 47
37
Weder Apollodor noch Hygin hat die beiden
IL 24, 249 f. erwähnten Söhne Antiphonos und
Dios; hätte jener diese und den von Lesches
in der kleinen Ilias nach Paus. 10, 27, 1 ge-
nannten Axion noch hinzugenommen, so wäre
die Zahl 50 voll.
Von Töchtern des Priamos erwähnt die Ilias
nur Kassandra 13, 365. 24, 699, Laodike,
vermählt mit Antenors Sohn Helikaon, 3, 121 ff.,
6, 252, und Medesikaste 13, 173, Bastard-
tochter, vermählt mit Imbrios von Pedäon,
Apollodor Kreusa, Laodike, Polyxene, Kasandra
als Töchter der Hekabe, Medusa, Medesikaste,
Lysimache, Aristodeme von andern Frauen,
Hygin 'f. 90 Lyside (?) Polymena (= Poly-
xena, s. fab. 110), Laodice, Ethionome (?),
Phegea, Henicea, Demnosia (Demoanassa?),
Cassandra, Philomela, Demosthea (?) Lysia-
nassa (= Lysimache ?),Iliona, Nereis, Medusa,.
Hero, Creusa, von denen sich 5 bis 6 mit
Apollodorischen Namen decken. Als Tochter
10 des Priamos nennt Pausanias 10, 26, 9 nach
Stesichoros Kostoi Aristomache.
Während die Ilias von 50 Söhnen des
Priamos redet, gibt Euripides Iroad. 135 die
Zahl der Kinder überhaupt auf 50 an. Diese
runden Zahlen bezeichnen eben den fast sprich-
wörtlichen Kinderreichtum des Königs, der
zugleich zu der Ausdehnung des Machtbereichs
des Priamos nach der Vorstellung der Sage
nicht wenig beigetragen hat.
20
Der Name Priamos.
Über die früheren Schicksale des Priamos
berichtet Homer nur (IL 3, 184), dafs er einst
als Bundesgenosse des Phrygers Otreus (s. d.)
und Mygdon die Amazonen am Sangarios be-
kriegte. Die Trennung von seiner ersten Ge-
mahlin Arisbe und seine Vermählung mit
Hekabe, der Tochter des Phrygers Dymas und
Schwester des Asios (IL 16, 717) und Otreus
30 (Schol. IL 3, 189), dürfte dem Bestreben ent-
sprungen sein, sich die Hilfe mächtiger Nach-
barn gegen einen wiederholten Angriff von der
See her zu sichern. Denn in seine Jugend
fällt die erste Zerstörung Ilions, durch
Herakles, II. 5, 641 ff. Nach Apollodor 2, 6, 4
kommen hierbei Laomedon und seine Söhne
bis auf Podarkes um. 11. 3, 146 f. werden
Klytios, Hiketaon, Lampos und Thymoites noch
unter den Begleitern des Priamos genannt,
40 ohne dafs mit Sicherheit sich ergibt, dafs es
die Brüder des Priamos sind. Seine Schwester
Hesione, die einst von Herakles von dem Meer-
ungeheuer befreit (Ap. 2, 5, 9, 11 f.), jetzt dem
Telamon als Siegespreis geschenkt wird, erhält
die Gnade, einen Gefangenen loszukaufen. Sie
kauft mit ihrem Schleier den Podarkes los
und davon soll dieser den Namen Priamos
bekommen haben.
Dafs derselbe nicht von Ttpiccc&eu herkommtr
50 liegt auf der Hand. Die äolische Nebenform
lautet TltQQcaiog oder TU gcc^og (Etym. M. s. v.),
was einem TIsQia^og entspricht, wie %£c>QO%og
bei Sapplio fr. 92 = it£Qio%og. Dies führt auf
eine Vergleichung mit Tltp/c^uo? und ntQyau.cc.
Letzteres wird erklärt als HsqIccu.cc, das Phot.
p. 413, 6 Schol. Plat. p. 60 und Huidas s. Hsq-
yayuov mit vipr{kä wiedergeben, also die hervor-
ragenden Gebäude der Stadt, die Burg. Dar-
nach wäre nsgiafiog der Hervorragende, der
60 Hohe, der König, wie auch Hesych s. v. tcsqqcc-
fjoc = ßccailsvg setzt; vgl. Gruppe, Gr. Myth.
p.621,4. Auf denselben Sinn kommt H. 1>. Müller,
Histor.-mythol. Unters, p. 88 durch Annahme der
Verwandtschaft von HQi-aiiog mit lat. pri-mus,
griech. TtoLv, was zwar den Sinn trifft, aber
sprachlich schwerlich zulässig ist. Auch Hin-
richs (s. Gruppe a. 0.) setzt näpQccu.og = TIsp-
yccu,og, erklärt aber das Schwinden des y aus
2941 Priamos (s. Reich) Priamos (s. Reich) 2942
der Analogie verschiedener Dialekte, und Bau- einer allgemeinen Übersicht über die Land-
naclc [ibid.) nimmt den Zusammenhang mit schaft von Kyzikos bis zum adramyttischen
TltQyauog gleichfalls an, erklärt aber Tlegyccnog Golf, bezw. zum Flusse Hermos, diejenigen,
= IIiQty<x[Log, da das y nach ; mehrfach die über die Angaben Hom&rs weitere Unter-
schwinde, und meint, der Name bezeichne suchungen angestellt haben, schliefsen, dafs
Priamos als den Mann, der viele Weiber habe. diese ganze Küste, in neun Herrschaften geteilt,
An den Stamm yuu zu denken, verbietet aber, unter den Troianern gestanden habe und unter
abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit einer dem Namen Troia im troianischen Kriege
solchen Namengebung, die häutig vorkommende Priamos unterworfen gewesen sei. Tlias 9, 129
Endung auf atiog. Auch als Wiederhersteller 10 wird die Eroberung von 1) Lesbos durch
der Stadt und Burg von Ilion kann Priamos Achill erwähnt. Dann folgen Lyrnessos, Thebe
nicht wohl, wie man annehmen möchte, den und 2) Pedasos. Dieses, am westlichen Aus-
Namen JJtQya^og erhalten habe, da sonst eine läufer des Idas am Flusse Satnioeis, war von
weitere Ableitungssilbe kaum entbehrlich wäre, dem Lelegerfürsten Altes beherrscht, dem
Unter allen Umständen erweist sich der Name Vater von Priamos1 Frau Laothoe, II. 21, 85 ff.,
als ein Beiname oder Titel, und dafür vgl. 6, 34. In 3) Lyrnessos herrschte bei
spricht auch, dafs der Name sonst in der der Eroberung durch Achill Mynes, der Gatte
ganzen Heldensage nicht vorkommt, denn der Briseis Tl. 20, 92 und 188; 2, 691 ff., 19,
Aen. 5, 564 kommt nicht in Betracht. Gruppe 291 ff., Strab. p. 585 u. 612, in 4) Thebe, das
a. a. 0. sieht darin den Kultnamen des auf 20 von Kilikiern bewohnt war, Eetion, der Vater
der Burg gebietenden Apollon, woraus sich der Andromache; von hier wurde Chryseis, die
die Version der Sage erklären würde, dafs Tochter des Chryses, geraubt, Tl. 1, 366, die
Hektor ein Sohn des Apollon heifst, wie er aber in Chryse zu Hause war, IL 1, 390 und
auch unter den Namen seiner Gemahlinnen 431. Diese drei Orte lagen nach Strabo p. 611 f.
Arisbe und Hekabe zwei Kultnamen der neben in der Thebaischen Ebene, in der Nähe des
Apollon verehrten Artemis vermutet. Im Epos späteren Adramyttion, Chryse am Meer, die
sind diese Bedeutungen, wenn je richtig, doch beiden andern mehr landeinwärts, Thebe führt
völlig verdunkelt, hier ist Priamos nicht mehr IL 6, 395 f. die Bezeichnung imo-xlavlri, ino
und nicht weniger als ein König, und zwar niä-uro vlriiaarj. Dies sind die vor Beginn der
ein König nicht bloi's über Ilion, wie sein 30 Ilias eroberten Gebiete. Apollod. Epit. 3, 33
Vorgänger, sondern über eine ganze Anzahl zählt als von Achill eroberte Städte auf: Les-
von Fürsten, ein König der Könige oder Ober- bos, Phokaia, Kolophon, Smyrna, Klazomenai,
könig; vgl. Strabo 12, 7. 13, 32. Aus dieser Kyme, Aigialos, Tenos, Adramytion, Side,
Stellung an der Spitze eines gröfseren Reiches Endion, Linaion, Kolone, dann das hypopla-
erklärt sich sein Beiname Priamos wohl am kische Thebai, Lyrnessos, Antandros „und
besten. viele andere". Dann führt Strabo die von den
. Achäern noch nicht bezwungenen Herrschaften
Das Reich des Priamos. aufi 5) Troia gelbst im engeren Sinn, nach
Nach der Zerstörung Ilions durch Herakles IL 2, 816; 6) Dardanien, wohl das gröfste
erwartet den nach Apollodor einzig übrig ge- 40 dieser Gebiete, nördlich und östlich von Troia
bliebenen, jedenfalls den bedeutendsten Sohn des von Dardanos bis an den Ida, unter Aineias,
Laomedon, Podarkes, die Aufgabe, Stadt und dem Stammverwandten des Oberkönigs, vgl.
Burg wieder aufzubauen. Aber über die ganze II. 2, 819 ff. ; Apollod. Epit. 3, 34 läfst den
Zeit bis zum Beginn des troischen Krieges Aineias erstim 10. Kriegsjahr als Bundesgenossen
bietet die Überlieferung nur Mären über Fa- auftreten; ferner 7) die troischen Lykier in
milienereignisse, die allerdings später für Troias und um Zeleia am Aisepos unter Pandaros,
Schicksal verhängnisvoll werden. Aber in diese Lykaons Sohn , von Strabo Aphneier genannt,
Zeit fällt die Ausdehnung der Herrschaft des II. 2, 824; dann zwischen diesen und Dar-
Priamos über das ganze Gebiet der Troas, danien, an letzteres grenzend, 8) Perkote mit
meist durch Familienverbindungen. Beim Be- 50 Sestos, Abydos und Arisbe unter Asios,
ginn des Krieges steht Priamos als der Ober- Sohn des Hyrtakos, 11. 2, 835; 12, 94, des
könig eines mächtigen Reiches da. Sein Vater zweiten Gemahls der von Priamos aufgegebenen
Laomedon erlag noch einem Angriff des Herakles Arisbe, und endlich weiter nordöstlich gegen
mit 6 Schiffen IL 5, 641 (nach Apollod. 2, 6, das troische Lykien hin das Gebiet von 9)
4, 1 waren es 18 %£vxr[Y.övxogoi , immer noch Apaisos, Adrasteia, Pityeia und am
eine kleine Streitmacht). Dem Priamos aber Tereiagebirge, 2, 828 ff., auch dieses be-
gehorcht eine Reihe von Fürsten , die zu ihm herrscht von Verwandten des Priamos, Adrastos
in einer Art Vasallenverhältnis stehen, der- und Amphion, Söhnen des Merops, des Perko-
gestalt, dafs nur Aineias stellenweise als Rivale siers, also Schwägern des „Königs", und Strabo
erscheint (s. u.). 60 macht darauf aufmerksam, dafs auch in Abydos
Die Grundlage für die Bestimmung des Demokoon, ein Sohn des Priamos, Tl. 2, 499
troischen Machtbereichs bildet der Troerkatalog und in Perkote Melanippos, der Sohn Hike-
II. 2, 816 — 877, aber er reicht dazu nicht aus, taons, des Bruders des Priamos und von diesem
es müssen noch eine Menge von einzelnen einem Sohn gleich geachtet, Tl. 15, 546, die
Stellen zu Hilfe genommen werden; besonders Rinder- und Rossherden des Priamos beauf-
sind noch die schon in den ersten Kriegsjahren sichtigten. Vielleicht ist es auch nicht be-
von den Achäern eroberten Gebiete herbeizu- deutungslos, dafs die Söhne des ältesten Stief-
ziehen. Strabo p. 584 ff. = 13, 7 berichtet nach bruders des Priamos, des Bukolion, Aisepos
2943 Priamos (Gesch. bis z. troian. Kr.) Priamos (in d. Ilias) 2944
•und Pedasos heifsen, IL 6, 21 ff. — Apollod. tors mit der Tochter des Eetion, und die des
epit. 3, 34 läfst auch die Fürsten von nr. 7 — 9, Alexandras mit Oinone. Ob diese und das
wie den Aineias erst im 10. Kriegsjahr als Schönheitsurteil des Paris auf dem Ida vor
Bundesgenossen der Troer erscheinen. End- oder nach der Wiederfindung der Eltern statt-
lich weist Strdbo noch darauf hin, dafs auch fand, läfst sich nicht sicher ermitteln; das
nach der Äufserung des Achill 11. 24, 543 erstere läfst sich aus Ovid Heroid. 5, 89 und
Priamos als der Oberkönig dieses ganzen Ge- Hygin f. 91 vermuten, wo es heilst Priamus
biets von Lesbos bis Kyzikos mit dem Hinter- eum agnovit, regiaque recepit. Den Hergang
land anzusehen ist: der Wiederfindung erzählt Hygin f. 91 : Priamos
„ ,ro„ -nr ' <-'* ' > " io veranstaltet zum Gedächtnis des totgeglaubten
ooaovA^os avco, Muymqos f*o*ivtog ieQ7SL gohneg eine Peier mit Kampfapiele£ °nd zum
neu ÜQvyin xa&VTtSQ&t xal EUijö^tos Preige wmde ^ schönste ^* aus der Herde
, . , • , ' -' , ' des Paris bestimmt. Dieser will ihn nicht her-
' * v ' > T» geben, und als er von den Boten des Priamos
den Zweck der Abholung erfährt, beschliefst
Damit ist die Ausdehnung der eigentlichen er selbst sich an den Spielen zu beteiligen
Herrschaft des Priamos bestimmt. Die nun im und siegt selbst über seine tapferen Brüder.
Katalog IL 2 , 840 ff. folgenden Pelasger um Deiphobos, erzürnt, dafs sie von einem Hirten
Larissa sind bereits nicht mehr als Unter- überwunden sein sollten, zückt das Schwert
thanen, sondern als Bundesgenossen zu be- 20 gegen ihn, er flüchtet sich zum Altar des Zeus
trachten. Strdbo p. 620 nimmt mit Recht an, Herkeios und nun verkündigt Kassandra, dafs
dafs hier nicht das kleine Larissa bei Hama- er der totgeglaubte Bruder sei, worauf ihn
xitos in der Troas gemeint sein kann, sondern Priamos anerkennt und in den Palast aufnimmt,
nur Larissa Phrikonis bei Kynie, vgl. II. 10, Wahrscheinlich war dieser Vorgang auch in
417; 17, 217. den Kyprien behandelt. Das weitere Verhalten
Die übrigen im Katalog genannten Völker- des Priamos zu der darauf folgenden Entfüh-
schaften sind ebenfalls durchaus Bundesge- rung der Helena wird nicht berichtet, es er-
nossen. Sie umfassen die ganze Nordküste giebt sich nur aus dem Verlauf der weiteren
des ägäischen Meeres , die ganze Westküste Sage, dafs es ein ganz passives war. Der König
Kleinasiens bis hinab nach Lykien und ins 30 läfst dem Sohn seinen Willen, aber er mufs
Binnenland hinein, vgl. H. 10, 428 ff., 17, 213 ff., die Gefahr herankommen sehen und er kann
2, 802. Zu ihnen kommen später, nach Hektors ihr getrost entgegensehen im Blick auf sein
Tod, noch weiter hinzu die Amazonen, Memnon mächtiges Reich. Nur mit Aineias. dem Herr-
mit den Aithiopen, Eurypylos, Sohn des Tele- scher Dardaniens, dem Sprofs der Nebenlinie,
phos, der in der Ilias noch nicht genannt wird, besteht ein gespanntes Verhältnis, das in der
wo die Führer der mysischen Bundesgenossen Ilias mehrfach zu Tage tritt. IL 13, 460 heilst
Chromis und Ennomos heifsen. es, er habe sich im Kampfe zurückgehalten,
denn er habe immer dem Priamos gegrollt,
Priamos' Familienschicksale bis zum weii er ihn nicht seiner Bedeutung entsprechend
troianischen Krieg. 40 geehrt habe, und nach 20, 180 ff. höhnt ihn
Nach der Einnahme Ilions durch Herakles Achill mit seiner Hoffnung, dafs er einst der
wurde, wie Apollodor 3, 12, 5, 1 ff . erzählt, Erbe von Priamos' Thron sein werde, der aber
Priamos König und heiratete zuerst Arisbe, habe selber Söhne und sei tintsdogovd' aealqjpav.
die Tochter des Merops, die ihm den Aisakos Das hier dem Priamos zugeschriebene Verhalten
gebar. Was ihn bestimmte, bald darauf Arisbe gegen Aineias beruht offenbar auf einem ge-
dem Hyrtakos zu überlassen und Hekabe zu wissen Mifstrauen, das jener, wie es scheint,
heiraten, wird nicht berichtet. Vielleicht war nicht grundlos gegen diesen hegt. Priamos
in dem dem Bericht zu Grunde liegenden Epos und Aineias sind Dardanos' Nachkommen. Seine
eine Weissagung enthalten; jedenfalls bedeutete Liebe zu diesem seinem liebsten Sohne, dem
die Verbindung mit Hekabe eine Erweiterung 50 Stammvater beider Linien, überträgt Zeus zu-
der Macht des Priamos. Der erste Sohn dieser nächst auf den Sprofs des älteren Zweiges
Ehe war Hektor. Vor der Geburt des zweiten, und erst als er das Schicksal von diesem nicht
Paris (s. d.), träumt Hekabe, sie habe einen abzuwenden vermag, auf den Jüngern, damit
Feuerbrand geboren, der die ganze Stadt ver- wenigstens in dessen Nachkommen das Ge-
brenne. Aisakos, der von seinem Grofsvater die schlecht seines Lieblings fortlebe von Kind zu
Kunst der Traumdeutung erlernt hat, erklärt, Kindeskind: 17. 20, 303 ff.
das Kind werde der Vaterstadt das Verderben — — [iöqiuov dt oi £ot ccXtcco&ca,
bringen und rät seine Aussetzung. Priamos oqppa pi] uantQ^iog ysvsi] v.cd ucpavxog öXrjtca
läfst den Neugeborenen durch einen Diener, JaQÖävov, ov KQOvidi]? -jisqI Ttdvrcov yilaro
Agelaos, auf dem Ida aussetzen, vgl. Eurip. 60 ncäöcav
Iph. Aul. 1285. Dieser rettet das Kind, das i]Sr\ vag Ugiä^ov ysveijv i]%&riQS Kgovicov
nun als Hirte zu grofser Schönheit und Stärke vvv Sh di] Aivsiao ßh] Tgätooiv ccvab,ei
heranwächst, die Räuber abwehrt und davon v.ccl TtaidtovitcdSsg, toi v.sv utrÖTtLG&s yivoivzai.
den Namen Alexandras erhält. Nicht lange . .
nachher, schliefst Apollodor diesen Abschnitt, „ Priamos in der Ilias.
fand er seine Eltern wieder. Nach Aufzählung Über die der Ilias vorausliegenden Kriegs-
der übrigen Söhne und Töchter des Priamos jähre enthält diese selbst verschiedene Andeu-
erwähnt dann Apollodor die Vermählung Hek- tungen von Ereignissen, die in den Kyprien
2945 Priamos (i. d. Dias) Priamos (i. d. llias) 2946
ausführlicher behandelt waren. In den Exzerpten fromme, ergebene Gesinnung legt er auch sonst
des Proklos kommt der Name des Priamos überall an den Tag. Seine Frömmigkeit macht
zwar nicht vor, doch kann er in dem Gedicht ihn auch zum Liebling des Zeus, der II. 4, 30ff.,
kaum gefehlt haben bei der Gesandtschaft der bes. v. 48 ff. sagt, keine Stadt auf Erden sei
Griechen nach der Landungsschlacht — 'El6vr\g ihm so lieb, wie Troia und sein König, und
u-jicärr\oig. Pröklos nennt dann weiter den nur ungern in das unvermeidliche Schicksal
Raubzug des Achill gegen Aineias, Tl. 20, der Stadt willigt, dann aber auch seine Liebe
89 — 93 und 187 ff. (bei diesem Zuge fällt nach von Priamos auf den Sprofs der jüngeren Linie
Apollod. Epit. 3, 32 Priamos' Sohn Mestor), die des Dardanosstamms überträgt, II. 20, 303 ff.
Eroberung von Lyrnessos, Pedasos und vieler io Nun tritt er erst wieder hervor in den
umliegenden Städte , sodann die Ermordung letzten Gesängen, nachdem das Glück sich ganz
des Troilos (II. 24, 257, vgl. darüber unten: gegen die Troianer gewandt hat. Priamos
Priamos in der bildenden Kunst) und die Ge- schaut, 21, 526, vom Turm mit Entsetzen die
fangennahme des Lykaon (II. 21, 35 ff.). In wilde Flucht der Seinigen: er eilt selbst hinab
dieser Reihenfolge sehen wir das Unglück von zu den Wächtern und befiehlt ihnen, die Thore
Stufe zu Stufe näher an Priamos herantreten: zu öffnen. Hektor allein bleibt draufsen. Pria-
das Schicksal von Pedasos berührt seine Neben- mos sieht den Peliden heranstürmen und fleht
frau Laothoe, die Tochter des Altes, das von Hektor an, hereinzukommen; er verwünscht
Thebe die Familie seiner geliebtesten Schwieger- Achill, der ihm so viele Söhne gemordet; jetzt
tochter Andromache (II. 6, 413 — 428) und in 20 eben erst hat er unter den Fliehenden seine
Troilos und Lykaon, sagt Welcher, Ep. Oykl. Söhne Polydoros und Lykaon vermifst und
2, 147, sieht man zuerst Priamos selbst be- gibt sich noch der schwachen Hoffnung hin,
troffen. Über seinen Sohn Mestor s. oben dafs sie leben und von ihm losgekauft werden
Apollod. epit. 3, 32. Die Kyprien schlössen können. Fast komisch berührt es uns in diesem
mit dem Katalog der troischen Streitkräfte, bitter ernsten Zusammenhang, dafs der Vater
welcher vielleicht derjenige ist, der später in in dieser Lage II. 22, 50 f. auch die vemiögens-
die llias überging. Zweifellos wollte hiermit rechtliche Seite der Sache nicht vergifst und
d'er Dichter den dem König noch gebliebenen die Mitgift der Mutter Laothoe zu diesem Los-
Stand seiner Macht am Ende seines Gedichts kauf zu verwenden gedenkt, aber auch dieser
bezeichnen. 30 Zug ist ein Beitrag zum Charakterbild des
Die Rolle, die Priamos in der llias spielt, Vaters; denn dieser Vater ist ein König, und
ist in dem gröfsten Teil des Gedichts eine damit oberster Wahrer des Rechts. Aber sollten
sehr untergeordnete. Am Kampfe nimmt er auch diese geliebten Söhne schon tot sein —
altershalber nicht mehr teil, er führt nur noch wenn nur die letzte Hoffnung Troias nicht
im Rate der Troer den Vorsitz, aber entschei- sinkt. Darum solle Hektor hereinkommen,
dende Handlungen gehen nicht von ihm aus. denn er müsse sich den Seinigen erhalten.
Bei den Feinden steht er in hoher Achtung. Und nun malt Priamos ihm — und damit
Wie es sich um die Beschwörung des Vertrags schildert der Dichter vorausschauend das wirk-
über den Zweikampf zwischen Menelaos und liehe Ende des Königs — sein eigenes schreck-
Paris handelt, der den Krieg entscheiden soll, 40 liches Schicksal vor Augen, wie er an der
wollen die Griechen nicht mit den Söhnen, Schwelle des Alters dahinsinke, nachdem er
sondern mit dem König selbst verhandeln, 3, all den unendlichen Jammer seines Hauses
105 ff. Er folgt dem Rufe von der berühmten geschaut habe, und wie sein Leichnam von
Mauerschau hinweg, bei der er sich von Helena Hunden zerfleischt und geschändet werde. Es
die griechischen Helden zeigen läfst und die ist die längste Rede, die der Dichter dem
Unglückliche freundlich damit tröstet, dafs Priamos in den Mund legt, 22, 38—76, der
er nicht ihr, sondern dem Willen der Götter sonst überall nur kurz redet; aber gerade auch
die Schuld an dem unseligen Kriege zuschreibt, dies ist charakteristisch für Priamos, der jetzt
3, 164. Nachdem dann der Vertrag geschlossen den entscheidenden Augenblick für Troias
ist, zieht er sich eilends zurück, um dem 50 Schicksal gekommen sieht und darum seine
Kampf seines Sohnes mit dem Gegner nicht ganze Beredsamkeit autbietet, den Mann, der
zuschauen zu müssen. So zeigt er sich über- an seine eigene Sicherheit nicht denkt, durch
all weichherzig, selbst das Verbot, bei der Be- den Hinweis auf das durch seinen Tod seinem
stattung der Gefallenen zu weinen, 7, 427, Hause und seiner Stadt drohende Verderben
widerspricht nicht diesem Charakterzug. Eben- zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen.
so bringt er es, als Antenor nach dem unent- Aber das Schicksal Hektors erfüllt sich vor
schiedenen Zweikampf zwischen Menelaos und den Augen der jammernden Eltern. Wie nun
Paris und der Niederlage der Troer die Zurück- Priamos den teuersten Sohn von Achilleus
gäbe Helenas beantragt, nicht übers Herz, dem schmählich im Staube geschleift sieht, da wird
sich weigernden Sohne entgegenzutreten, son- 60 er (22, 412 ff.) nur mit Mühe zurückgehalten,
dem läfst einfach den Atriden den Willen des nicht sogleich hinauszustürmen, um den grau-
Paris melden und nur um einen Waffenstill- samen Sieger um Mitleid mit dem Toten an-
stand zur Bestattung der Toten nachsuchen zuflehen. Aber wenn es auch jetzt nicht ge-
7, 372 ff. Doch ist dieses Verhalten zugleich schieht — er kann den geliebtesten Sohn nicht
ein Ausflufs seiner Vorstellung, dafs der Krieg in den Händen des Feindes lassen. Es folgt
von den Göttern gewollt ist, 3, 164, und daher nun, im 24. Buch, die schönste That, der
fortgeführt werden mufs, bis ein Gott die schwerste Gang des unglücklichen Königs: er
Entscheidung herbeiführt, 7, 376 f. Diese begibt sich geleitet von Hermes ins feindliche
Roscheu, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 93
2947 Priamos (nachhomerisch) Priamos (nachhomerisch) 2948
Lager, sinkt zu den Füfsen des unversöhnlichen hatte einst den Griechen versprechen müssen,
Siegers, der ihn würdig empfängt, und löst die nicht gegen sie zu kämpfen; da seine Frau,
Leiche Hektors, ein Vorgang, der, wie er in Astyoche die Schwester des Priamos war,
der Ilias selbst mit sichtlicher Liebe behandelt wäre sonst schon längst von dieser Seite Hilfe
ist, auch nachher in Dichtung und bildender für Troia zu erwarten gewesen. In der äufser-
Kunst ein beliebter Gegenstand geblieben ist, sten Not gewann nun Priamos seine Schwester
für alle Zeiten gleich ergreifend durch die durch Schenkung des goldenen Weinstocks,
Gegenüberstellung des hilflosen, unglücklichen den Zeus einst für den Raub des Ganymedes
Greises, der einst der mächtigste König ge- gegeben hatte, dafs sie ihm ihren Sohn zu
wesen, und des im Groll über den erschlagenen 10 Hilfe sandte, II. parva frgm. 6, bei Kinkel
Freund unerbittlichen, jetzt aber durch die Epic. graec. fragm., nach Schol. Vat. ad Eurip.
Macht fremden Unglücks gerührten Siegers. Troad. 821, vgl. Odyss. 11, 529 ff. Eine kleine,
Wie es die Utas gezeichnet, so lebt das Bild sehr undeutlich erhaltene Scene von zwei
des unglücklichen Königs fort von Geschlecht Männern an einem Altar, die im untersten
zu Geschlecht, und kein Späterer hat etwas Streifen der Tabula Hiaea A zwischen die
daran zu ändern vermocht. Spätere Aus- der kleinen Ilias entnommenen Scenen des
malungen der Scene s. Bd. 1, Sp. 42. Todes des Paris und des Todes des Eurypylos
Das ganze Charakterbild des Priamos zeigt eingefügt ist, also jedenfalls der kl. Ilias an-
sieh auch in den Epitheta, die ihm Homer gehört und einen Vertrag oder ein Opfer dar-
beilegt. Der AaouidovttdSrig und JccQdavldrjg 20 stellt, deutete Otto Jahn, Gricch. Bilder ehr oniken
bezeichnet ihn als den Abkömmling eines S. 30 auf den feierlichen Empfang des Helden
stolzen Geschlechts gottgeborener Ahnen, yuiyag durch Priamos, der gewifs in dem Gedicht
heifst er 7, 427, dort, wo er den Troern das nicht fehlte. Noch wahrscheinlicher ist eine
Weinen um die Gefallenen verbietet, ioo&sog derartige Opferhandlung des Priamos vor dem
qpcoi?, sv^wtXirig bezeichnet ihn als den in jungen Auszug des Helfers, auf dem seine letzte Hoff-
Jahren kampfestüchtigen Helden, dsöcpiv fit]- nung ruht, zur Schlacht, in der er von Neo-
6TC0Q aTÜXavTog als den Mann des klugen Rates, ptolemos' Hand fällt, eine Lage, die, wenn auch
Slog ytQcaög, ytqav cpiXog oder TtarrjQ (filog, noch viel ernster, ja fast verzweifelt, an die
epilog kuvQÖg als das altehrwürdige , von allen des Achill beim Auszug des Patroklos zu seinem
geliebte Haupt der grofsen Familie, dsilög und 30 letzten Kampfe II. 1(5, 220 ff. erinnert und die
Ttaväitoxyuog als den Mann, der den Becher des sich der Dichter nicht wird haben entgehen
Unglücks bis auf die Hefe ausgekostet hat. lassen, um eine ergreifende Schilderung von
, . , _ _. _ . den Sorgen und Hoffnungen des Priamos zu
Priamos »ei den Fortsetzern der Ilias und in o-eben.
der späteren Litteratur. Wieder dürfen wir ein Hervortreten des
Die Aithiopis beginnt mit der Ankunft Priamos, ähnlich wie Verg. Aen. 2, annehmen
der Amazone Penthesileia, einer Thrakerin nach bei dem Betrüge des Sinon in der kleinen Ilias
Proklos und Apollod. Epit. 5, 1, vom Thermo- und in der Uiu persis des Arktinos, vgl. Pro-
don nach Quintus Smyrn. 1. Dieser erzählt, Mos exe. II. pers. (Hivcov — jrpdrfpoj' tloelr}-
dafs Priamos sie freundlich aufgenommen, auch 40 Xv&ag 7TQoc7toir}Tog). Auch eine Scene der
dafs sie zuvor ihre Waffengefährtin Hippolyte Tabula Iliaca A zeigt Sinon gefangen und
unabsichtlich getötet habe, aber nur Apollodor Priamos bei dem Vorgang beteiligt.
a. a. 0. hat den Zug aufbewahrt, dafs Priamos Endlich der Tod des Priamos. In der Uiu
sie von der Blutschuld gereinigt habe. Nach- persis des Arktinos tötet Neoptolernos den
dem sie und Memnon gefallen sind, tötet Paris Priamos am Altar des Zeus Herkeios, Prokl.
den Achilleus mit Hilfe Apollons. Aber von und Apollod. Epit. 5, 21; vgl. Eurip. Hekab.
der Werbung Achills um Polyxena, von dem 23 f., Troad. 16 f. 481 f. Quint. Smyrn. 13,
Versprechen des Priamos, sie ihm zu vermählen, 222 ff. vgl. Paus. 2, 24, 3. 4, 17, 3. Berühmt
wenn er den Frieden mit den Griechen ver- ist besonders die Schilderung Vergils, Aen. 2,
mittle, und von der hinterlistigen Ermordung 50 507 — 558. Wie Priamos den Feind in seinen
Achills durch Paris bei der Vermählung weifs Palast eindringen sieht, will er sich selbst
die Aithiopis noch nichts. Diese Wendung, noch einmal waffnen und todesbereit in die
die erst der Tragödie anzugehören scheint, Feinde stürzen. Aber Hekabe hält ihn zurück
erwähnt Hygin f. 110 und Servius zu Verg. und führt ihn an den inmitten des Palastes
Aen. 3, 322, vgl. Achilleus, 1 Sp. 49. In der Iliu unter einem uralten Lorbeerbaum stehenden
persis erklärt sich die Opferung der Polyxena Altar, der ihnen Schutz gewähren soll. Der
ohne diesen Vorgang aus dem freiwilligen Baum über dem Altar begegnet auch in Bild-
Bestreben der Sieger, oder aus dem Wunsch werken, z. B. Vivenziovase, s. u. Da tötet
des Schattens Achills (vgl. Servius a. a. O.), Neoptolernos den zum Altare fliehenden Polites
auch diesem einen Anteil an der Beute zu 60 vor den Augen des Vaters. Dieser sj:>ringt auf
geben. und schilt mit bitteren Worten seine Grausam-
In der kleinen Ilias des Lesches wird keit, aber Neoptolernos schleppt den Zittern-
Priamos eine Stelle gefunden haben bei dem den an den Haaren zum Altäre und schlägt
Streit seiner Söhne Helenos und Deiphobos ihm höhnend das Haupt ab. — Ähnlich scheint
um Helena. Dafs endlich als Bundesgenosse nach der Tabula Iliaca A die Schilderung des
der Troianer der Telephide Eurypylos erscheint, Stesichoros in seiner 'Iliov Titgoig gewesen zu
mufs in diesem Gedicht als das Verdienst des sein. — Nach Lesches bei Paus. 10, 27, 1
Priamos geschildert gewesen sein. Telephos schleppt Neoptolernos den Alten vom Altare
2949 Priamos (nachhomerisch)
Priamos (i. d. Kunst: Kyprien) 2950
weg und tötet ihn draufsen. Der Leichnam
bleibt unbestattet liegen, wie schon II. 22,
69 ff. angedeutet ist. Nach Servius zu Verg.
Aen. 2, 557 gab es auch eine Wendung, nach
der Neoptolemos den Priamos an das Ufer
bezw. an den Tumulus seines Vaters schleppt
und dort tötet. Dafs der Leichnam ans Meeres-
ufer geschleppt wurde, deutet auch Vergil an
in den Worten „iacet ingens litore truncus"
v. 557. 10
Auch in der späteren Litteratur begegnet
Priamos' Name unendlich oft, den Mittelpunkt
der Handlung scheint er nur in den wenigsten
Stücken gebildet zu haben. Nur eine einzige
Tragödie führt den Titel Tlgia^iog, unter den
verlorenen Stücken des Sophokles. Eine wesent-
liche Rolle scheint er gespielt zu haben in
Aischylos' <I>Qvybg oder "Exropog Xvtq<x. Die
Lösung Hektors behandelte wahrscheinlich auch
Sophokles in seinen $Qvysg, vgl. Christ, Gr. 20
dem Herakles vorführt, um dessen Freiheit zu
erlangen. Deutung nicht unbestritten.
1) Die Erkennung des Alexandros-Paris am
Altar, zu dem er sich als Sieger im Kampf-
spiel vor seinen Brüdern geflüchtet, ist in
griechischen Bildwerken nicht erhalten, dagegen
in einer Reihe von Reliefs auf etruskischen
Aschenkisten: Priamos erscheint darauf als
König meist in phrygischer Tracht, vgl. Over-
beck, Bildwerke des theb. u. tro. Sagenkr S. 259 ff.,
bes. Note 4, nr. 1—24, Taf. 12, 3. Otto Jahn,
Arch. Beitr. S. 341 ff. Taf. 9 = 13, 2. Taf. 13,
1 und T. 14.
2) Gesandtschaft der Griechen nach der
Landungsschlacht, um Helena zurückzufordern.
a) Bauchige Amphora in Würzburg, wahrsch.
aus Vulci, Urlichs, Beitr. zur Kunstgesch. S. 16 ff.
Taf. 4: s. Abb. 1. Priamos, ohne Inschrift, in
festlichem Gewände, mit einer Lanze, sitzt auf
einem Throne nach rechts, und entläfst einen
1) Griechische Gesandtschaft in Troia: in der Mitte Priamos, einen Herold entlassend, 1, zwei, r. ein Troianer
(nach Uiiichs, Beitr. z. Kunstgesch. T. 4).
Litt.-G. 187, Welcher, Gr. Trag. 1, 134 und
Artikel Achilleus (1, 43), sowie verlorene Tra-
gödien von Dionysios und Timesitheos. Über
eine Tragödie: Hektors Tod und Lösung von
Ennius vgl. Ribbeck, Gesch. d. röm. Dichtung
1, 29, über eine andere das Priamidenhaus
betreffende Tragödie des Accius ibid. S. 180.
Der „Alexandros" des Sophokles, vielleicht auch
der des Euripides , dürfte der gleichnamigen
Tragödie des Ennius {Ribbeck, 1, 29) zu Grunde
gelegen haben. Auch des Sophokles 'Elsvris
aTtcärvaig (vgl. Bakchylides 14, 38), Tgcotlog,
Al&ioTttg und Uivcov sind ohne Priamos kaum
zu denken. Vielfache Erläuterung und Ergän-
zung findet die fragmentierte litterarische Über-
lieferung über Priamos in der bildenden Kunst.
Priamos in der bildenden Kunst.
A. Kreis der Kyprien.
Die überwiegende Mehrzahl der Priamos-
darstellungen hat ihre Grundlage im Bereiche
des epischen Cyklus. Eine Scene aus Priamos'
Jugend erkennt Minervini in einem teilweise
zerstörten pompeianischen Wandgemälde, vgl.
Heibig, Wandgemälde etc. nr. 1147, nämlich
Hesione, welche den kleinen Podarkes = Priamos
Herold, der sich zum Gehen wendet; 1. stehen
zwei, r. ein vornehmer Troianer in langen Ge-
wändern, mit Lanzen. Die Deutung ist nicht
unbedingt sicher; man könnte auch an die
Entsendung des Idaios an die Atriden denken,
II. 7, 372ff. Ähnlich Vasenbild München nr. 72.
Dafs eine Scene des troischen Sagenkreises ge-
50 meint ist, ergiebt sich aus dem Gegenbild
Troilos, s. u. — ■ b) Vasenbild bei Dubois-Mai-
sonneuve, Introduct. pl. 63; Gal. omerica 1, 58;
Overbeck, Bildwerke S 332, nr. 1: Priamos
(inschr.) kahlköpfig, mit Krückstock, spricht
mit 2 Kriegern (Menelaos und Odysseus?),
hinter Priamos eine Frau mit Oinochoe (Hekabe ?) ;
Deutung zweifelhaft, vgl. Urlichs, Beitr. z.
Kunstgesch. S. 21, nach Urlichs wäre der Ab-
schied Hektors von seinen Eltern dargestellt.
60 — c) Ähnlich in Auffassung und Gruppierung
ein Vasenbild ohne Inschriften bei Tischbein
1, 15; Gal. omer. 1, 57, Reinach, Repertoire d.
vases p. 2, 282, sehr zweifelhaft.
3) Aufgehobener Zweikampf zwischen Hek-
tor und Achill auf einer Amphora von Vulci,
Overbeck, Bildw. 333, Taf. 15, 4; Welcher, A. I).
3, 428 ff., Taf. 26, 1 u. 2; Mon. d. Inst. 1, 35
und 36. Der Greis, der auf Hektors Seite dem
2951 Priamos (i. d. Kunst: Kyprien)
Phoinix der 1. Gruppe entspricht, wird für
Priamos erklärt, und ein unentschiedener Zwei-
kampf der beiden Helden aus dem Anfang des
Kriegs, der in den Kyprien geschildert sein
sollte, auf Grund dieses Bildes angenommen,
das keine in den Kreis der Ilias fallende Scene
wiedergibt.
4) Schicksale des Troilos, soweit Priamos
Priamos (i. d. Kunst: Kyprien) 2952
liebte, auf Vasenbildern leere Räume mit
Blumen, Sternen und Tieren auszufüllen. —
b) Flasche des Timonidas, aus Korinth,
Collignon et Couve, Catal. des vases peints du
mus. not. d'Athenes nr. 620; Arch. Ztg. 1863
T. 175; Brunn, Griech. Kunstgesch. 1, 151,
fig. 125. s. Abb. 3. Rechts hockt Achill, nach
1., im Hinterhalt. Vor ihm ein Brunnen, dem
2) Priamos, 1 Vogel, Troilos mit 2 Pferden, r. u. 1. je ein Troianer, Vasenbild aus Vulei
(nach Urlichs, Beitr. z. Kunstgesch. T. 4).
dabei dargestellt ist. ■ — ■ a) Troilos imtio%ÜQiLT]s,
bärtig, aber klein, zu Pferd nach r., ein zweites
Pferd führend, hinter ihm in reicher Kleidung
ruhig stehend Priamos, r. und 1. der Mitte zu-
gekehrt je ein vornehmer Troianer. Amphora
in Würzburg, Gegenbild von A, 2, a. Urlichs,
Beitr. z. Kunstgesch. S. 16 ff., Taf. 3, s. Abb. 2.
An der Deutung auf Priamos und Troilos ist
sich Polyxene und zu Pferde Troilos von 1.
her nahen; hinter diesem, n. r. 2 Troianer in
Friedenstracht, der eine als Priamos bezeichnet.
Die sämtlichen sehr zahlreichen Troilosdar-
stellungen in der alten griechischen Vasen-
malerei gehen gewifs auf die Behandlung dieses
Vorgangs in den Kyprien zurück, aber es finden
sich sowohl bei der Scene, die Achill imHinter-
3) Korinthisches Vasenbild von Timonidas (nach Arch. Ztfj. 1863, T. 175): anwesend: Priamos, Antenor ('(), Kreusa (?),
2 Pferde ( Asobas u. Xanthos), Troilos, Polyxena am Brunnen Wasser schöpfend, r. hinter einem Baume lauernd Achilleus.
wohl kaum zu zweifeln. Aber es ist nicht die
sonst häufig dargestellte Scene, wo Troilos und
Polyxena am Brunnen von Achill belauert werden,
siehe b), in der dort Priamos auch zugegen
ist, sondern es ist anzunehmen, dafs der Vasen-
maler sich eben begnügte, den Aufbruch des
Troilos zu jenem verhängnisvollen Ausritt zu
zeichnen. Der Vogel, auf dessen Gegenwart
bei der Troilosscene Schneider, Der troische
Sagenkreis S. 116, grofses Gewicht legt, fehlt
auch hier nicht; er soll wohl das drohende
Verhängnis andeuten, wenn er nicht eben noch
eine Reminiscenz aus der Zeit ist, wo man es
halt lauernd darstellt, als auf der Verfolgungs-
scene, s. c), Zusatzfiguren von friedlichen Troi-
anern, die zu dem Vorgang nicht recht passen
wollen, vgl. darüber Schneider, Der troische
60 Sagenkreis S. 120 ff. Man wird annehmen
müssen, dafs sich die Vasenmaler nicht streng
an die epische Vorlage gehalten haben. Wenn
Timonidas den Priamos beim Gang seiner
Kinder zum Brunnen anwesend zeigt, so will
er damit doch wohl nicht blofs den Raum
füllen, sondern auch die Sorglosigkeit andeuten,
in der sich damals die Troianer gegenüber
dem Feinde noch fühlten, und diese konnte
2953 Priamos (i. d. Kunst: Kyprien)
auch im Epos in der Art geschil-
dert sein, dafs sich selbst Priamos
zur Stadt hinauswagte. Begegnet
er ja doch auch — c) an der Fr an -
coisvase (abg. Overbeck, Bild-
werke Taf. 15, 1. Engelmann T. 19,
106; Baumeister, Denkm. Taf. 74,
rechts) bei der Verfolgung seiner
Kinder vor dem Thore sitzend und
erst durch das Heraneilen An-
tenors aus seiner Ruhe aufge-
schreckt. Wenn andere Vasen-
bilder die Königskinder von Krie-
gern begleitet zeigen, so haben
hier die V asenmaler nur den Grad
der Sorglosigkeit der Stadtbewoh-
ner gemindert und zugleich den
der Kühnheit Achills gesteigert,
denn die Unvorsichtigkeit des
Brunnengangs angesichts eines in
der Nähe liegenden feindlichen
Heeres bleibt die gleiche, wenn
den Kindern auch ein paar Krie-
ger zur Bedeckung mitgegeben
werden. Solche Freiheit gegenüber
der epischen Vorlage ist vielfach
zu beobachten. — d) Auch auf
einer Hydria, vormals Depoletti,
abg. Gerhard, Etr. u. camp. Vasen
E 10, Auserl. gr.Vasenb. 14; Over-
beck, Bildic. Taf. 15, 3 sitzt rechts
bei der Verfolgung ein unbezeich-
neter Alter, den wir nach Analogie
der Francoisvase für Priamos hal-
ten dürfen. Darnach ist es nicht
unwahrscheinlich, dafs auch im
Epos erzählt war, wie Priamos
in der Zeit vor den erbitterten
Kämpfen vor Ilion selber sich vor
die Stadt hinauswagte, um den
Reiterkünsten seines rossefrohen
Sohnes zuzuschauen (s. a) und vor
dem Thore stehend (b) oder sitzend
(c. d) die Rückkehr seiner Kinder
vom Wasserholen und Tränken
der Rosse abzuwarten. Da ge-
schieht das Unerhörte, dafs Achill
sich bei dem Brunnen in den
Hinterhalt legt und die Ahnungs-
losen überfällt. Erschreckt fliehen
sie zum Thore, entsetzt fährt Pri-
amos auf, um sich in Sicherheit
zu bringen. Schon nahen aus dem
Thore Hektor und Polites, von
den Wächtern des Thores von der
Gefahr benachrichtigt. Aber sie
kommen zu spät; Troilos? fällt
unter dem Schwert des Achilleus,
während inzwischen Priamos und
Polyxene sich retten (c). Bei der
Ermordung des Sohnes kann dem-
nach Priamos unmöglich zugegen
sein. — e) Auf einem einzigen
höchst eigentümlichen Vasenbild,
das in dieser Scene einen am Bo-
den sitzenden Greis zeigt (Mün-
chener Hydria nr. 65, Mon. d. Inst.
1, 34), auf dem Achill den kleinen
Priamos (i. d. Kunst: Kyprien) 2954
2955 Priamos (i. d. Kunst: Ilias)
Troilos am Altare Apollons zerschmettert, kann
dieser Greis vernünftigerweise nicht als Priamos
gedeutet werden.
B. Kreis der Ilias.
1) Priamos mit den Greisen auf dem skäi-
schen Thor, II. 3, 145 ff. Ein Relief bruchstück,
abg. Winckelmann , Mon. ined. 162, Thiersch,
Jahresber. Je. baier. Akad. 1829/31, S. 60 ff.,
Overbeck, Bildwerke S. 301, jetzt im Münchener
Antiq. nr. 345; drei Köpfe mit dem verschieden
abgestuften Ausdruck der Bewunderung, ver-
mutungsweise gedeutet als Priamos mit Um-
gebung in Bewunderung der Helena.
2) Der Vertrag vor dem Zweikampf zwischen
Menelaos und Paris II. 3, 270 ff. — a) Tab.
Iliaea B und C, bei 0. Jahn, Griech. Bilder-
chronik S. 13, Scene 8, nur in unkenntlichen
Priamos (i. d. Kunst: Ilias) 2956
Taf. 7, 53; Abbildung 4, vgl. Overbeck, Bildw.
S. 401. Die meisten Figuren sind durch In-
schriften bezeichnet: links verabschieden IIqicc-
fto? und .ffxaßa, n. r. gewendet, den völlig
gerüsteten Eqrog, hinter ihm, seinem Gespann
zugekehrt, zwei Frauengestalten, die eine be-
zeichnet als Aivog, die andere als Kiavig. Von
dem nach links gewandten Viergespann, dessen
eines Pferd als qoga^g bezeichnet ist, werden
10 zwei weitere Mädchen, nach r., und ein Krieger
Hntito^Lcciog grofsenteils verdeckt; auf dem
Wagen steht gerüstet Kzßpiovag, hinter ihm
folgt ein namenloser Krieger, dann ein Reiter
mit 2 weifsen Pferden, deren einem Sav&og
beigeschrieben ist, begleitet von Jaicpoßog,
endlich am rechten Ende, der Mitte zugekehrt
Ktßuvdga und IIolv&vcc.
b) Amphora im Museo Gregoriano, abg.
5) Priamos lind Hekabe, von den Zinnen die Schleifung Hektora durch Achilleus bejammernd.
Silbergefäfs von Bernay (nach Oecrbcck, Bildw. T. 19, 22).
Spuren erhalten , deren Bedeutung aber durch
die Reste der Inschriften festgestellt wird. Auf
B und C ist IIpioc[Log erhalten, davor auf B
noch der Rest des Wortes opjx;«, die Opfer-
tiere. — b) Relief, Vertragsscene, auf der grie-
chische Helden dargestellt sind, die rechte
Hälfte mit den Troianern fehlt, abg. Arch.
Zeitung 1869, Taf. B G Engelmann, Homeratlas
Taf. 3, 22.
3) Hektor Abschied in Troia. In 11. 6,
258 ff. kehrt Hektor in die Stadt zurück, um
die Frauen zu einem Bittgang zum Palladium
aufzufordern. Hiebei findet auch eine Begeg-
nung mit seiner Mutter und der berühmte Ab-
schied von seiner Gattin statt. In verschiedenen
alten Vasenbildern begegnet aber, offenbar in
Erinnerung an diesen letzten Besuch in der
Stadt, eine Scene des Abschieds von seinen
Eltern, bezw. von einem gröfseren Familien-
kreis. Am umfangreichsten ist die Darstellung
a) auf einem altkorinthischen Vasenbild
aus Caere im Louvre, Mon. d. Inst. 1855,
Taf. 20. Engelmann, Homeratlas Taf. 9, 45.
Wüisch, Die altkorinth. Thonindustrie S. 74,
Gerhard, Auserl. gr.Vasenb. 189, s. Overb., Bildw.
Taf. 16, 16, S. 398, Engelmann, Homeratlas
T 7, 38: Exrap nach r., bärtig, gerüstet, aus
einer Schale spendend, rechts vor ihm Ex.ußr\
noch jugendlich mit einer Oinochoe, links hinter
50 ihm stehend JTptafto? in Vorderansicht, in trau-
rigem Sinnen auf den Stab gelehnt, das Haupt
in die 1. Hand gestützt.
c) Amphora des Euthymides in München,
abg. Gerhard, Auserl. gr. V. 188; s. Overbeck,
Bildwerke S. 400 : in der Mitte Hskxoq unbär-
tig, sich rüstend, r. Hsxaßv, jugendlich, ihm
den Helm reichend, 1. npiauog nachdenklich
ihm zugewendet, auf einen Stab gestützt.
d) Ähnlich auf einem Krater in Wien, Samni-
60 hing des Grafen Lamberg, abg. Laborde, Vases
Bamberg 1, pl. 21; s. Overbeck, Bildw. S. 401:
ein junger gerüsteter Krieger zwischen einer
Frau, die Kanne und Schale zur Libation bringt,
und einem bekränzten königlichen Mann; Deu-
tung auf Hektors Abschied bei dem Fehlen der
Inschriften nicht gesichert, doch wahrschein-
lich; unsicherer bei den übrigen von Overbeck
S. 402 angeführten Vasenbildern.
2957 Priamos (i. d. Kunst: Ilias)
Priamos (i. d. Kunst: Ilias) 2958
4) Priamos beim Tode und der Schleifung
Hektors.
a) Priamos und Hekabe, die im Epos dem
letzten Kampfe des Sohnes von den Zinnen
aus zusehen, erscheinen vor die Mauer versetzt
auf einer stark restaurierten Schale aus der
Hinter dem letzten Pferde 1. steht in phrygi-
scher Tracht inschr. Paris in der Gebärde des
Abschieds. Trotz mancher Abweichungen von
der Ilias wird sich die Scene kaum anders
deuten lassen.
b) Priamos auf dem Wege zu Achill, Vasen-
6) Priamos' Aufbruch zur Lösung Hektors.
Anwesend: Paris, Priamos, ein Wagenlenker und zwei nackte Männer (nach Ar eh. Jahrb. 1889, T. 10).
Sammlung Depoletti, jetzt im Mus. zu Boston,
abg. Gerhard, Auserl. gr. V. 203, Overbeck,
Bildw. Taf. 19, 1, S. 499 nr. 100.
b) Hektors Schleifung auf dem Relief der
kapitol. Brannenmündung , Mus. Cap. 4, 17,
Inghirami Gal. omer. 2, 205, Overbeck, Bildw.
Taf. 19, 5, S. 459 nr. 119; Baumeister, Denkm.
d. kl. Altert. 1, 4; Artikel Hektor Sp. 1924:
Der über der Mauer sichtbare Troianer wird
für Priamos angesprochen und könnte gemeint
sein nach Analogie von
c) Silbergefäfs von Bernay, abg. R. Rochette,
Mon. in. 1, pl. 53, Overbeck, Taf. 19, 12, S. 461
nr. 124, s. Abb. 5: über dem auf dem Wagen
stehenden Achill, der sich gegen die Geschosse
der auf der Mauer stehenden Troianer deckt,
erscheinen zwischen den Zinnen die Gestalten
des Priamos und der Hekabe, den gefallenen
und mifshandelten Sohn beklagend.
d) Sarkophagreliefs, vgl. Brüning, Über die
Midi. Vorlagen der ilischen Tafeln, Arch. Jahrb.
1884, S. 154 Anm. 57 a — g, bes. Abb. 25.
5) Hektors Lösung.
a) Vorbereitung zur Abfahrt des Priamos
(II. 24 , 228 ff.) sehwf. , in Etrurien gefundene
Amphora unbekannten Aufbewahrungsorts, Over-
beck, Bildw. S. 466 nr. 133, abg. Arch. Jahrb.
1889 Taf. 10 (S. 264), danach Abb. 6. Ein bär-
tiger kahlköpfiger Greis besteigt nach rechts
den Wagen, an den bereits zwei Pferde ange-
spannt sind. Diese werden von dem r. neben
ihnen stehenden langbekleideten Wagenlenker
gehalten, zwei andere von zwei nackten Män-
nern r. und 1. vom Gespann herangeführt.
bild abg. Miliin, Peint. de Vases 2, 22, Inghi-
rami, Gal. omer. 2, 228; s. Overbeck S.467 nr. 134.
Priamos in orientalischer Königstracht, mit
dem Bogen in der Hand, begleitet von einem
leichtgerüsteten
i) Jüngling, ist
von dem Vierge-
spann abgestie-
gen , wie ihm
Hermes in Ge-
stalt eines Myr-
midonen begeg-
net (J/.24,v.396);
Deutung nicht
gesichert.
50 c) Über die
übrigen Darstel-
lungen des Pria-
mos bei Achill
s. im allgem.
Artikel Hektor
Sp. 1924 ff.:
1) Archaisches
Bronzerelief aus „
„, . . 7) Priamos (rechts) vor Achill (links),
Ulympia, AUS- am Boden Hektors Leichnam.
G0 grabungen V. Ol. Bronzerelief aus Olympia (nach Milch-
4, T. 25, 1. unten, höfer, Anfänge der griech. Kunst S. 187 c).
Milchiwf er, Anf.
der Kunst in Griechenl. S. 187 c, Furtwängler,
Bronzefunde in Olympia S. 94, Curtius, Das
arch. Bronzerelief aus Olympia S. 13 (beides
in Abh. der k. Ak. der Wiss. in Berlin 1879),
s. Abb. 7 : der jugendliche Achill und der,
oben zerstörte, Priamos, der die R. an das
2959 Priamos (i. d. Kunst: Ilias)
Priamos (i. d. Kunst: Ilias) 2960
Kinn legt, stehen sich über dem Leichnam Taf. 72, 3. 4. — 5) = Luckerib. c = Sehn. A
Hektors gegenüber. Die Deutung ist gesichert = Annali., Bd. 21, 240, nicht publiziert. —
durch — 2) das Relief eines griech. Spiegels, 6) Luckerib. d = Sehn. D. Mon. d. inst. 8, 27.
Furtwängler in Phil, und arch. Aufs, für Engelmann, Homeratlas T. 20, 108, Baumeister,
Ernst Curtius T. 4, S. 181 ff., auf dem hinter Benkm. Tel. Alt. 1, Fig. 791. Abb. 8 nach Bau-
Priamos noch Hermes erscheint. — 3 — 6) Vier meister. — 7) Overbeck T. 20, 2 zeigt bereits
8) Hektors Lösung : Priamos, gefolgt von 2 Dienern
und 2 Dienerinnen, vor Achilleus. Archaisches VasonlnM (nach Baumeister,
Dcnkm. d. kl. Altert. 1, Fig. 791).
unter sich naheverwandte archaische Vasen- Priamos niederknieend vor dem auf einem Sessel
bilder, verzeichnet bei Luckenbach, Jahrbb. f. sitzenden Achill. Andeutungen, dafs es sich
class. Philol. Suppl. Bd. 11, S. 508 f a — d, um Hektors Lösung bei diesem Vorgang handle,
Schneider, Der troische Sagenkreis S. 33 ff. A — D. fehlen bis auf Hermes' Anwesenheit gänzlich,
10) Hektors Leichnam, auf einer "Wage abgewogen, Silbergefäfs aus Bernay (nach Baumeister, Denkm.d. kl. Altert. 1 S. 740).
Anwesend: Achill, r. Priamos mit je 4 Begleitern ; der Fünfte r. gehört zu der anschliefsenden Scene, s. Patroklos Fig. 8.
Abbildungen der Vasenbilder: 3) Luckerib. a
(= Schneider C), Overbeck, Bildw. T. 20, 3.
(S. 471 nr. 138). Dabei ist zu bemerken, dafs
auch die Rückseite {Overb. S. 470) dazu gehört:
Die Ankunft des Priamos im Griechenlager. —
4) Luckerib. b (= Sehn. B) Arch. Ztg. 1854,
namentlich der Leichnam Hektors und die mit-
gebrachten Geschenke. — 8) Das grofse, den
Einflufs der Tragödie verratende apulische
Vasenbild, Mon. d. Inst. 5, 11, Overbeck 20, 2,
Baumeister, Benkm. 1, Fig. 792, s. Abb. 9, zeigt
bereits den von Aischylos in den Phrygern be-
2961
2962
2963 Priamos (i. d. Kunst: Aithiopis)
Priamos (i. d. Kunst: kl. Ilias) 2964
nutzten Zug der Aufwägung des Leiclinams
gegen das Lösegeld in Vorbereitung, der nun
öfters wiederkehrt, so — 8) auf einem Silber-
gefäfs abgeb.
B. Rochette,
Mon. ined. 1,
pl. 52; Bau-
meister, Denk-
mäler dM.Alt.
leck T. 20, 12,
s. Abb. 10, wo
Hektor auf der
Wagschale
liegt. — Wei-
tere Darstel-
lungen bes.
aufSarkopha-
11) Priamos vor Achill knieend, im Hin-
tergrund Athene. Pomp. Wandgemälde
(nach Arch. Jahrb. 1894 S. 159). handlung der
Lösung Hek-
tors auf den llischen Tafeln vgl. 0. Jahn,
Griech. Bilderchr. S. 24, Sc. 50 und insbesondere
Brüning, Über die bildlichen Vorlagen der ili-
in Villa Borghese, Heibig, Führer 22 nr. 963,
abg. Robert, Sarkophagreliefs 2, T. 24. Over-
beck, Bildw. T. 21, 1, S. 495 nr. 3, s. Abb. 12.
2) Priamos und Eurypylos, auf der Tab.
lliaca A, 0. Jahn, Griech. Bilderchron. S. 30,
Sc. 62, wahrscheinlich nicht die Ankunft, son-
dern den Auszug des Eurypylos zum letzten
Kampf darstellend.
3) Priamos den Troern, die das hölzerne
1, S. 740, aus io Pferd ziehen, voranschreitend, in langem Ge-
ßernay, Over- wand , mit phrygischer Mütze deutet mit aus-
gestreckten Armen vorwärts, wo andere Troer
den Sinon führen und Kassandra vor dem skäi-
schen Tore ihre Warnungsstimme erhebt, ebenda
Sc. 65.
4) Priamos' Tod durch Neoptolemos am
Altar des Zeus Herkeios, s. Neoptolemos, Bd. 3,
Sp. 173 — 175, und bes. Heydeinann, Hm persis
auf einer Schale des Brygos. Das arg ver-
gen s. Artikel 20 stümmelte Mittelbild der Tabula lliaca A findet
t „Hektor". eine Analogie in einer Lekythos aus Kertsch,
Über die Be- Arch. Jahrb. 1894, S. 162, Fig. 36; danach
Abb. 13. — Eine sehr schöne Darstellung auf
dem Fragment eines Marmorreliefs in der Samm-
lung Giusti, Priamos von Neoptolemos getötet,
s. Abb. 14, nach Heydemann, Iliu persis Taf. 3, 3.
— In dem grofsen Wandgemälde Polygnots in
der Lesche zu Delphi war
Priamos unter den bereits
Getöteten dargestellt, wo-
bei der Maler der Überlie-
ferung des Lesches folgte,
s. oben.
Der Fassung der sogen.
Iltag ILIY.Q& des Lesches, wo-
nach Neoptolemos den Pri-
amos vom Altar des Zeus
wegschleppt und am Tore
tötet, folgt die Darstellung
sehen Tafeln, Arch. Jahrb. 1894, 155 ff., wo 40 eines Tonbechers im Berliner Antiquarium, abg.
S. 159 Fig. 30 auch das pompej anische Arch. Jahrb. 1898 T. 5 (Text S. 80ff, Winter)
Wandgemälde (Heibig 1325, Steinbüchel, s. Abb. 15. Wir sehen rund umlaufend dar-
(antiq. Atlas 8 (B 2) abgebildet ist, s. Abb. 11. gestellt zuerst das Haus des Priamos, bezw.
12) Penthesileia und die Amazonen, von Priamos und Gefolge begrüfst, rechts
trauernde Troianer. Sarkophagdeckel aus Villa Borghese (Ausschnitt)
(nach C. Robert, Die antiken Sarkophagrcliefs 2 T. 24, 59).
13) Priamos von Neoptolemos auf dem Altar getötet, rechts Hekabe und 1 Grieche. Lekythos von Kertsch
(nach Arch. Jahrb. 1894, S. 162, Fig. 36).
C. Kreis der Aithiopis, kleinen Ilias
und Iliu persis.
1) Ankunft der Amazonen: Zu den um
Hektor klagenden Troern und Troerinnen sto-
fsen die Amazonen, deren Führerin von Priamos
mit Handschlag begrüfst wird, Sarkophagdeckel
das Portal desselben (olxiu JIp/.afio[v], dann
NscMTolziiog in den inneren Hof eindringend,
wo am ßw{iog Aiog tgxsiov der unbärtig und
unbewaffnet dargestellte TlQia^og flehend nieder-
gekniet ist. Dann folgt die Inschrift: xera
7toir\xr\v A£6%r\v £x tj]g [iixQug IXiadog: xaza-
2965
Priapaios
Priapaios
2966
cpvyovrog xov Uqiu\lov sm xov ßco^ior xov sqxsiov
^Jiog a7T067Kxa<x$ o NtortxoXsfiog ccno xov ßcapov
'jiQog xi] oixtcu y.axs-
■6(pa^sv. Durch diese
Inschrift ist die erste
Scene von der zwei-
ten getrennt, wo Ns-
onxoXsy.og den am
Haare gepackten und
vom Altar wegge-
schleppten Up/afio?
mit der Lanze durch-
bohrt, während
E[xcc]ßri die Hände
jammernd erhoben
zusammenbricht, und
die oixia I7pto;fio[i;]
die Scene rechts wie-
der abschliefst. Vgl.
auch Gruppe, Griech.
Mythol S. 688.
2) Sohn des Poli-
tes, Enkel von 1, Ge-
fährte des Aineias,
Verg. Aen. 5, 564.
[Weiszäcker.]
Priapaios (IjQiccncclog, nQiT}7icciog), Beiname
des Apollon, Hellanikos im Schol. vet Lyk. 29
xca" IXcp ¥%qt]G£v d HQir\italog liTtöXXoav) beziehen
oder auch, wie Gruppe, Gr. Myth. 853, 8 ver-
14) Priamos von Neoptolemos getötet, Marmorrelief der Samml Giusti in Verona
(nach Heydemann, Iliu persis T. 3, 3).
mutet, den Apollon als Gott der Zeugung be-
zeichnen, wie er Zcooyovog (Anth. Pal. 9, 525),
15) Priamos' Tod nach Lesches auf einem Tonbecher des Berliner Antiquariums (nach Arch. Jahrb. 1898, T. 5).
L. Priamos am Altar des Zeus Herkeios, von Neoptolemos bedroht, r. Priamos vom Altar weggerissen und von
N. getötet, Hekabe noch klagend.
(und Tzetz). H. Kullmer, Jahrb. f. klass. Phil. rsvsxao, &oocäog (Lykophr. 352; nach Tzetz
Suppl. 27, 562. Der Beiname kann sich auf = 6itSQiioy6vog xccl y£vvr}xix6g) heifst. Auch
Kult in der Stadt Priapos (vgl. Schol. Lyk. Artemis führt (infolge von Kultgemeinschaft?)
a.a.O.- [iccvxtvoiiivcp iv TlQtriTtcp xfjg $>QvyLag die Epiklesis Ugianivr], unter der sie (in
2967 Priapine Priapos (Name u. Wesen) 2968
Priapos?) einen Tempel mit einem Xoanon be- Bithynien (Steph. Byz. s. AäfLipuxog) und Arrian
safs, Plut. Luc. IS. Gruppe a. a. 0. 1285 Anm. 3 Bithyniaka (Eustath. Hom. II. 691, 44; \gl. 32
zu 1284. [Höfer.] 17) sieb, damit beschäftigten. Aber die ältere
Priapine s. Priapaios. Poesie, wie Strab. 13, 587 bezüglich Hesiods
Priapiscus (Or.-Henzen 5757) s. Priapos. ausdrücklich betont, und die ganze ältere
Priapos. Die Form ügluTtog findet sich in- Mythographie kennt den Pr. nicht; es ist kein
schriftlich auf Thera (/. G. 12, 3 nr. 421) und Zufall, dafs Apollodor ihn nirgends erwähnt,
überwiegt in griechischer Prosa, in lateinischen Für die Komödie wäre Pr. eine ebenso dank-
Inschriften und in der römischen Litteratur. bare Figur gewesen wie Silen, wir wissen auch
Die Form TlgiriTiog wird durchweg in der griechi- 10 von einer Komödie ügianog des Xenarchos
sehen Poesie verwendet und kehrt auch wieder {Koch, Com. Attic. Fragm. 2, 472), ob aber schon
in einer lateinischen Inschrift aus Dacien (C. I. L. Aristophanes in seinem Triphaies, wo sich eine
3, 1139). Die Form TlgUnog war in Bithynien Anspielung auf den ithyphallischen Hilaon
gebräuchlich {Arrian. Bithyniaka bei Eustath. (Hesych. s. 'IXcicov') fand, des Pr. gedachte (die
Hom. B. 691, 44 vgl. 32, 17 — Fragm. hist. eigentlich attischen ithyphallischen Gestalten
Graec. 3, 592 fragin. 32). Gelegentlich findet waren Orthanes, Konisalos, Tychon; vgl. Strab.
sich auch die Mehrzahl npinTtot, (Mosch. Id. 13, 588), ist zweifelhaft. Das Wort Triphallus
3, 27) wie Pane und Silene neben dem Pan und — Titel einer Komödie des Naevius und einer
Silen, oder Priapi (carm. Priapea 33, 1) für Satura Menippea des Varro mit dem bezeich-
eine Mehrzahl von Priapos-Bildern; ferner Pria- 20 nenden Untertitel ntgl aQQ£v6t7\zog — findet
piscus (C. I. L. 9, 2197) wie Paniskos neben Pan. sich mit sicherem Bezug auf Pr. erst in den
Der ithyphallische Gott, ein Bild der un- Carmina Priapea 83, 9. Über sonstiges Auf-
erschöpf liehen Naturkraft, welche Gedeihen treten des Pr. auf der Bühne vgl. Afranius
auf allen Gebieten des menschlichen, tieri- bei Macrob. Sat. 6, 5, 6 und Augustin de civit.
sehen und pflanzlichen Lebens schafft, trug dei 6, 7. — In Alexandreia war Pr. in der
einst in verschiedenen Gegenden der alten Welt grofsen Pompe des Ptolemaios Philadelphos
verschiedene Namen. Manche von ihnen gingen zweimal an hervorragender Stelle dargestellt
verloren (vgl. Kaibel, Göttinq. Gel. Nachricht. (Athen. 5, 201 c. d.) und die alexandrinische
phil.-hist. Kl. 1901, 488 ff.), ais der Phalloskult Poesie hat sich lebhaft mit dem Gott beschäftigt,
auf Götter wie Dionysos (oben Bd. 1 Sp. 1062) 30 Das lehren die Epigramme der Antholog. Palat.
und Hermes (oben Bd. 1 Sp. 2376) überging. und Planud., die Gedichte der Bukoliker, So-
Andere erhielten sich in Lokalkulten, beschränkt tades mit seinem Hglriitog (Suid. s. UcoTccdwg),
auf ein kleines Gebiet, wie z. B. Konisalos, und Euphorion vom ägyptischen Chersonnes
Orthanes, Tychon u. dgl. Nur der Priapos- mit seinen ügiänbia (über seine Persönlich-
Kult nahm eine andere Entwickelung. Einst keit und die Benennung des Versmafses vgl.
auf wenige Kultstätten beschränkt, verbreitete Meineke Analect. Alexundr. 341; Spiro in Strena
er sich mit den in Lampsakos geprägten Pr.- Helbigiana 291). Die römische Poesie folgt dem
Sagen bald nach 30u v.Chr. (v.Wilamowitz, Text- alexandrinischen Vorbild und liefert schliefs-
gesch. d. griech. Bukol. 200, 1) nach allen Seiten. lieh die bekannten Carmina Priapea. Das bis
Mit welchen kultur- und religionsgeschicht- 40 in die spätesten Zeiten lebendige Interesse am
liehen Strömungen diese späte Verbreitung Pr.-Kult bezeugt, abgesehen von den in allen
zusammenhängt, ist noch unaufgeklärt. Bei- Teilen des römischen Reiches gefundenen Pr.-
tragen mochte dazu vielleicht der Umstand, Bildern, der Eifer, mit dem sich die Kirchen-
dal's die Gestalten des Dionysos und Hermes väter gegen Pr. wenden.
in Kunst und Poesie inzwischen derart bestimmt Die Frage nach der ältesten Kultstätte
ausgestaltet waren, dafs ihre ithyphallische des Pr. ist schon im Altertum aufgeworfen
Bildung nicht mehr Anerkennung fand und worden. Die einen verwiesen auf Orneai bei
dafs die alten überall verbreiteten Verehrer Phlius, wo es ein berühmtes Heiligtum des Pr.
der Phallos-Symbolik sich gern einer anderen gab (Isqov LTqicctcov rtfimiitvov); Euphorion vom
ithyphallischen Gestalt zuwandten. Vielleicht 50 Chersonnes gab deshalb in seinen TlQuiitsicc
spielten auch die Mysterien hier eine gröfsere dem Gott die Epiklesis 'Ogviärrig (Strab. 8, 382),
Rolle. Nach Diodor. 4, 6, 4 wurde Pr. nicht und Strab. 13, 587 stellt es als möglich hin,
nur bei den dionysischen Mysterien, sondern dafs der Kult am Hellespont ein Filialkult von
auch bei fast allen anderen Mysterien verehrt, Orneai sei; über andere ithyphallische Kulte
usrä yilwxog nal ncudi&g TtaQti6ayöiiBvog iv in der Gegend von Orneai vgl. Kaibel a. a. 0.
ralg ftvolaig; vgl. Petron. Sat. 17, 8; Theodoret. 493. — Die anderen aber hielten für die eigent-
Graec. affect. curat. 1 de fide, Migne Bd. 83, 820. liehe Heimat des Pr.-Kultes jene Orte an der
Ebenso zogen früher oder später auch die Or- Südküste des Hellespont, von denen aus sich
phiker den Pr. in ihren Kreis, indem sie ihn Kult und Sagen in der späteren Zeit die Welt
mit Phanes-Protogonos identifizierten, Orph. 60 eroberten, vor allem Lampsakos. Das ist die
hymn. 6, 9; vgl. oben Bd. 3, Sp. 1140. 2249. in der alexandrinischen und römischen Poesie
Die griechische Litteratur folgte der reli- feststehende Ansicht,
gionsgeschichtlichen Strömung, welche dem Lampsakos verehrte den Pr. höher als
Pr.-Kult Verbreitung schaffte, erst Verhältnis- die übrigen Götter; man verknüpfte ihn mit
mäfsig spät nach. Lokalschriftsteller aus der dem Kreis der olympischen Götter, indem man
Gegend der Propontis und aus Bithynien ihn als Sohn des Dionysos und der Aphrodite
mochten wohl die Pr.-Sagen jener Gegenden bezeichnete, und hielt ihn für den Gründer der
behandelt haben, wie später Demosthenes von Stadt und für den Beschützer des reichen Wein-
2969 Priapos (Kulte: Lampsakos) Priapos (Kulte: Lampsakos) 2970
baues jener Gegend, Pausan. 9, 31,2; Demosthen. (vgl. Wissoiva, Religion und Kultus der Römer
Bithyn. bei Steph. Byz. s. AccLitpaxog ; Strab. 142), erzählt das Gleiche von Pr., der nach
13, 587. Deshalb zeigen auch die Münzen der einem Feste der Kybele der Vesta nachgestellt
Stadt (Belege s. unten) sein Bild, bald den habe und, durch den Esel des Silen gestört,
bärtigen, epheubekränzten Kopf, bald ein Brust- das Tier getötet habe, Ovid. fast. 6, 319 — 345;
bild, bald die ganze Kultstatue: mit der Linken Lactant. inst. div. 1, 21. Im Zusammenhang
auf den Thyrsos gestützt, in der Rechten den mit der Deutung der övoi genannten Sterne
Weinkrug zur Spende erhebend, ithyphallisch ward auch erzählt, Dionysos habe einst einem
gebildet. Aafiipainqvog heifst Pr. in der Weih- Esel, der ihn getragen hatte, die menschliche
inschrift des Artemidoros auf Thera (I. G. 12, 3 10 Sprache verliehen; dieser Esel habe mit Pr.
nr. 421 = Kaibel, Epigr. Graec. 807) und auch einen Streit über die Gröfse des Phallos ge-
sonst ist oft von seiner Verehrung in Lamp- habt, sei von Pr. im Zorn getötet und von
sakos die Rede, vgl. Anth. Plan. 242; Athen. Dionysos unter die Sterne versetzt worden,
1, 30 b; Lukian. dial. deor. 23 nebst Schol.; Hygin. poet. astron. 2, 23; Schol. Germern. 148;
Catull. fr. 1 Bährens bei Terentian, Maar. 2754; Lactant. inst. div. 1, 21; vgl. die Persif'flage auf
Ovid, Trist, 1, 10, 26; Priap. 55, 6; Serv. Verg. diesen Wettstreit in Anthol. Palat. 11, 224.
Buc. 7, 33; Erotica de Apollon. Tyrio fabula Endlich scheint sich Pr. bei Afranius {Macrob.
30. Und an diese Stadt denken wohl auch Sat. 6, 5. 6) dagegen zu wehren, dafs jemand
diejenigen römischen Schriftsteller, die dem ihn als einen Sohn des Esels bezeichnet hatte:
Pr. das Beiwort Hellespontiacus geben, Verg. 20 nam quod vulgo praedicant, aurito nie parente
Georg. 4, 111; Ovid, fast. 1, 440 vgl 6, 341; natum, non ita est. Alle diese Esel-Fabeln
Petron. sat. 139, 2 und fr. 4 bei Sidon. Apollin. sind natürlich, wie schon bemerkt, dem Kult
23, 157; Auson, opusc. 8, 86 S. 113 Peiper, von Lampsakos fremd. — Dagegen gehört nach
Arnob. adv. gent. 3, 10; Prudentius contra Lampsakos wenigstens ein Teil der Geburts-
Symmach. 1, 111. Der Neid einer anderen, sagen, insofern als zugleich der Name des
den Pr. verehrenden Gegend spricht aus der benachbarten Abarnis miterklärt werden soll.
Erzählung bei Serv. Verg. Georg. 4, 111 = In Anlehnung an die schon im Hom. Hymn,
Myth, Vat. 1, 126. 2, 38. 3, 6, 26, Pr. stamme 19, 35 ff. stehende Sage von der Geburt des
zwar aus Lampsakos, sei aber von dort rpropter Pan ward erzählt, Aphrodite sei zuerst mit
virilis metnbri magnitudinem' vertrieben worden, 30 Dionysos vermählt gewesen, habe sich aber,
dann in die Zahl der Götter aufgenommen und als dieser nach Indien zog, dem Adonis zuge-
der allgemeine Gott der Gärten geworden. — wandt. Als Dionysos heimkehrt, begrüfst sie
Von den Kultbräuchen in Lampsakos ist uns ihn zwar, flüchtet aber sofort nach Lampsakos
nur bekannt, dafs man dort dem Pr. Esel zur Entbindung. Hera, die sonst durch freund-
opferte, Ovid. fast. 1, 391. 440. 6, 345; vgl. liches rHandauf legen' hilfreiche Geburtsgöttin,
Lactant. divin, inst. 1, 21; Myth, Vat, 3, 6, 26. legt voll Eifersucht gegen den neuen Götter-
Dieses Tier war gewählt, weil es im Altertum sprofs mit feindseliger Zauberei die Hand auf
für besonders zeugungsfähig galt (vgl. Stephani Aphrodites Leib und bewirkt damit, dafs der
Compte rendu 1863, 234; Gruppe, Gr. Mythol. Knabe häfslich und ßa&vcadolog zur Welt kommt.
1311, 3), ähnlich wie anderswo die Gans für 40 Vor Schreck über diese Gestalt verleugnet
das heilige Tier des Pr. (Petron. Sat. 137 : Aphrodite das Kind (das von mitleidigen Hirten
Priapi delicias) galt und ihm geopfert wurde aufgezogen wird) ; von diesem Ableugnen (anccQ-
(Relief im Brit. Museum: Catal. of sculptur. vüad-ut) aber hiefs der Ort Aparnis, später
Brit. Mus. nr. 2165, Anc. Marbles of Brit. Mus. Abarnis; Schol. Apollon. Rhod, 1, 932. 933;
2 Taf. 3); über die Auffassung der Gans als Etym.Magn, s.'Aßagvida; Steph, Byz. s.'ÄßaQ-
Thier der Fruchtbarkeit vgl. O. Keller, Thiere vog. Die etymologische Erklärung ist wertlos.
d. Mass. Altertums 288; Stephani, Compte rendu Die ganze Version aber ist interessant, weil
1863, 22. Was man in Lampsakos selbst über sie verschiedene Versionen zu kombinieren
die Verbindung zwischen dem Gott und seinem sucht. Denn einerseits wird hier die land-
heiligen Esel erzählte, ist nicht überliefert, da- 50 läufige und speziell in Lampsakos geltende
gegen kennen wir allerlei spöttische Erdich- Auffassung, dafs Pr. ein Sohn des Dionysos
tungen der alexandrinischen und römischen und der Aphrodite sei, kombiniert mit der Sage,
Poesie darüber, die schon darin die völlige dafs Pr. ein Sohn des Adonis und der Aphro-
Verkennung des ursprünglichen Zusammen- dite ist, Schol. Theokrit. 1, 81; Tzetz. Lykophr.
hangs zwischen Gott und heiligem Tier be- 831, wo die Eifersucht Heras ebenso geschildert
künden, dafs sie von Feindschaft zwischen wird. Und anderseits deutet das Eingreifen
beiden sprechen. Der alexandrinischen Poesie Heras darauf hin, dafs speziell für diesen Punkt
gehört die Wendung an, Pr. habe nach einem wohl die ältere Version dahin ging, Pr. sei
bakchischen Fest der Nymphe Lotis nachge- der Sohn des Zeus und der Aphrodite gewesen;
stellt; gerade als er bei Nacht das Ziel seiner 60 deshalb war Hera eifersüchtig und bewirkte
Wünsche erreicht zu haben glaubte, schreit durch das Handauflegen, dafs das Kind häfs-
der Esel des Silen, weckt Lotis auf und giebt lieh (alöxQog, ■jt£Qi066ßccQ-x.og u. a.) ward; Aphro-
Pr. dem Spott der Götter preis; aus Zorn dar- dite warf es von sich und ein Hirt erbarmte
über tötet Pr. das Tier, Ovid. fast. 1, 391 bis sich seiner; Nonn. narr, ad Greg, invect. 2, 28
440, metam. 9, 347 f.; Serv. Verg. Georg. 2, 84; bei Westennann, Mythogr. 382, 63; Suid, s.
Myth, Vat. 1, 126. 2, 179. 3, 6, 26. Eine rö- LTgianog 3. Den Schrecken der Aphrodite
mische Version, die zugleich daran anknüpft, schildert auch Schol. Lukian, dial. deor. 23 =
dafs in Rom der Esel der Vesta heilig war Iup. trag. 6, wonach die Häfslichkeit des Kindes
2971 Priapos (Kulte: Priapos, Parion) Priapos (Kulte: Lesbos etc.) 2972"
in der Gröfse der Zunge, des Bauches und des Jlgdmog) aus der Kriegsbeute zufiel, dem Pr.
Gliedes bestand. Dargestellt ist die Szene nach überwiesen wurde. Danach war Pr. in Bithy-
der Geburt 1) auf dem Altar aus Aquileja, nien ein kriegerischer Gott (dccifitav TtoX^iißTrjg),
Michaelis, Archaeol.- epigraph. Mitteil. 1877, einer von den Titanen oder den Idäischen Dak-
81 ff. Taf. 5 und 2) auf einer Elfenbein-Büchse tyloi; er sollte den jugendlichen Ares zunächst
in Athen, Puchstein, Athen. Mitt. 1883, 79 ff., das einfache Tanzen, dann den Waffentanz ge-
abgeb. bei Schöne, Griech. Reliefs nr. 149 Taf. 37. lehrt haben und jener Zehnte war der von
Bei der ersten Darstellung wendet sich Aphro- Hera für alle Zeiten festgesetzte Lohn dafür,
dite mit der Gebärde des Entsetzens ab von Die Bedeutung dieser bithynischen Sage hat
dem in einer Wanne liegenden Kinde, das 10 Kaibel in dem eingangs zitierten Aufsatz klar
zwei Nymphen oder Mainaden pflegen. Bei gemacht, indem er die zerstreuten Spuren jener
der zweiten Darstellung fehlt die Gebärde des Auffassung sammelte, nach welcher die alten
Schreckens. Fraglich ist, ob auf dem Altar Titanen und Idäischen Daktyloi thatsächlich
von Aquileja die Häfslichkeit des Kindes so einst als TtQtanwöaig fi-tol, als kriegerische ithy-
dargestellt war, wie sie bei Norm. a. a. 0. und phallische Gestalten angesehen wurden, vgl.
Suid. a. a. 0. angegeben wird (aldotov iitavco auch Gruppe, Gr. Mythol. 1286 Anm. — Litkian
xfjg rtvyfjg oder inävc) slg rr)v jtvyrjv), eine Bil- hat die Auffassung aus einem der bithynischen
düng, die in den orphischen Gedichten fr. 66 Schriftsteller, die, wie oben bemerkt, ihre alten
Abel (vgl. Suid. <frävr]g) dem mit Pr. identifi- Lokalsagen von Pr. fleifsig sammelten, und je
zierten Phanes beigelegt wird; vgl. Michaelis 20 weiter diese Auffassung von der späteren all-
a. a. 0. 86, Puchstein a. a. 0. 80. Vielleicht gemeinen Anschauung über Pr. abweicht, desto
weisen die Worte auf eine Bildung wie die gröfsere Beachtung verdient sie. Parallelen
des sog. Tychon bei Gerhard, Gesamm. Akad. zu diesem bithynischen kriegerischen Pr. sind
Abhandl. Taf. 51, 3 und in sonstigen Darstel- sonst nicht bekannt. Ein Altar am Bosporus
lungen, vgl. 0. Jahn, Ber. der sächs. Ges. der (Anthol. Pal. 10, 7) gilt dem Pr. als Gott der
Wissensch. 1855, 72 ff. Schiffer. Und wenn gelegentlich von der Freude
Nachbarorte von Lampsakos pflegten des Pr. am Tanz die Rede ist (z. B. Anthol.
den Pr.-Kult in derselben Weise. In der Stadt Pal. 6, 33) handelt es sich wohl um den bak-
Priapos galt Pr. selbstverständlich als Haupt- einsehen Tanz, der mit der Sage von dem Lehr-
gott, Gründer und Eponymos, Schol. Theokr. 30 meister des Waffentanzes in keiner Verbindung
1, 21; Strab. 13, 587. Der Vater des Pr. war, steht. Über einige tanzende Gestalten, die auf
wie in Lampsakos, Dionysos. Über die Mutter Pr. gedeutet sind, s. unten bei den Darstel-
aber hatte man hier vielleicht die abweichende lungen des Pr.
Version, dafs es nicht Aphrodite, sondern eine Als weitere Kultstätten sind bezeugt die
Nymphe (Strab. a. a. 0.) bezw. speziell eine Inseln Lesbos und Thasos durch Petron.
Najade oder mit ihrem Eigennamen bezeichnet, Sat. 133, 3; Münzen von Lesbos zeigen die
Chione (Schol. Theokr. a. a. 0.) war. Ob dieser Hermen des Dionysos und des Pr. nebenein-
Name Xiövr\ dereinst auch bei Schol. Luk. dial. ander, Catalogue of coins Brit. Mus. Troas,
deor. 23 (Jiövr\) und Schol. Luk. lup. trag. 6 Aeolis , Lesbos 161 Taf. 33, 1. Auf Thera
(Jimvr\) stand, oder ob hier wie bei Petron. 40 fand sich die Weihinschrift eines Artemidoros
Sat. 133 Dione als Mutter des Pr. gleich Aphro- von Perge, der dort auf den Stufen eines Dios-
dite (s. oben Bd. 1 Sp. 1028) ist, mufs unent- kuren-Altars eine Pr. -Statue aufstellte, I. G.
schieden bleiben; beachtenswert aber ist, dafs 12, 3 nr. 421 = Kaibel, Epigr. Gr. 807. Ferner
Dione selbst in anderem Zusammenhang eine deuten die Inseln Priapos bei Ephesos (Plin.
Najade ist, vgl. Escher bei Pauly -Wissoira, 5, 137) und Priaponesos in der Bucht von
Real-Encycl. 5, 880. — In Parion war der Keramos südlich von Halikarnassos (Plin. 5, 134)
Pr.-Kult so bedeutend, dafs der Gott danach schon durch ihren Namen auf Pr.-Kulte hin.
die Epiklesis IlaQLavog führte, Hesych. s. Tlagi- Von dem griechischen Festland ist der
avög. — In Perkote sollte Pr. der Sohn des Kult von Orneai bereits erwähnt. — Am
Dionysos und der Perkote sein bezw. die Stadt 50 Helikon stand ein sehenswertes Bild des Pr.
gegründet haben, Hesych. s. TlQirptiSoq, vgl. (ayal\ia Tlgiänov &tag cc^iov), ob allein oder in
Bergk, Poet. Lyr. Gr.* 3, 693 fr. adesp. 19. — einer Gruppe, lassen die Worte des Pausan.
Aus dem am nördlichen Ufer des Hellespont 9, 31, 2 zweifelhaft; Gruppe ob. Bd. 3 Sp. 2249
gegenüberliegenden Kallipolis stammt ein schliefst auf einen bedeutsamen Kult. — Die
Relief aus der Kaiserzeit, das ein Opfer für Pr. Ergänzung und Beziehung auf Pr. bei der In-
darstellt mit einer Weihinschrift für ihn als schritt vorn Piraeus (I. G. 3, 1397 = Kaibel
Gott der Fischer, Bull. d. corr. hell. 1877, 410. Epigr. Gr. 817) ist unsicher.
Bithynien hatte eine von Lampsakos ab- In Kleinasien hatte Lydien, und zwar
weichende Form des Pr.-Kultes. Der Name vornehmlich Hypaipa nach Petron. Sat. 133, 3
war hier, wie oben erwähnt, IloUnog; damit 60 einen bedeutsameren Pr.-Kult und Pr.-Tempel,
hängt zusammen der Monat Ikgiimog oder und es scheint, als ob gerade diesem lydi-
ÜQibTtiog (vgl. K. Fr. Hermann, Griech. Monats- sehen Kult eine gröfsere Rolle zukommt, als
künde 114). Lnkian. de salUtt. 21 erzählt eine man bisher angenommen hat. Auf einem Wand-
bithynische Sage, welche den Brauch zu er- bild aus Pompeji (Heibig, Wandgemälde Cam-
klären bezweckt, dafs dort der Zehnte von dem, paniens 1140; oben Bd. 3 Sp. 887), das unten
was dem Ares (Bithys selbst heifst Sohn des bei den Darstellungen näher zu besprechen ist,
Ares, vgl. oben Bd. 1 Sp. 787 ; und der bithy- stützt sich in der bekannten Szene von Herakles
nische Monat "ÄQHog steht neben dem Monat und Omphale mit der vertauschten Tracht Hera-
2973 Priapos (Kulte: Alexandria, Rom) Priapos (Gott d. Fischer, Hirten etc.) 2974
kies auf den asiatisch-frauenhaft gekleideten Richtung erschöpfen. Überall in Griechenland,
Pr., der somit als ein Genosse oder Diener des Kleinasien, Italien und allen römischen Pro-
Herakles gedacht ist. Es ist nicht anzunehmen, vinzen sind Darstellungen des Pr. gefunden
dafs diese Zusammenstellung auf eine Spielerei worden. Man verehrte den Pr., wie Diod. 4,
zurückgeht, wie wenn z. B. Nicet. JEugenian. 6, 4 sagt, nicht nur in der Stadt in seinen
Drosill. et Charicl. 3, 212 Herakles und Pr. als Heiligtümern, sondern überall auf dem Lande
die beiden zeugungskräftigsten Männer neben als Hüter der Weinberge und Gärten oder, wie
einander genannt werden. Vielmehr standen Pausan. 9, 31, 2 bemerkt, überall dort, wo
wohl der sog. ljdische Herakles in seiner Ziegen und Schafe weiden und Bienenzucht
Frauentracht, die durch die Omphale-Sage 10 betrieben wird. Und noch bedeutsamer für die
motiviert werden soll, und der so oft in Frauen- Verbreitung war vielleicht die Verehrung durch
*s
gestalt dargestellte Pr. in engeren Beziehungen, die Schiffer und Fischer,
deren Heimat Lydien war. Die Sage, welche Als Gott der Schiffer und Fischer
dann diese engeren Beziehungen in ein Ver- kennen wir Pr. aus Epigrammen, A)ith. Palat.
hältnis auflöste, das Pr. lediglich als dienen- 6,33.89.192.193; 10, 1.2. 4—9. 14—16. Nach
den Genossen des Herakles erscheinen liefs, dem Standort seiner Bilder oder Altäre am
ist bis auf das pompejanische Wandbild Ter- Ufer und am Hafen, nach seiner Gewalt über
schollen. Meer und Wind, und nach der Beihilfe, die er
In Kleinasien findet sich ferner noch in Schiffern und Fischern durch günstige Winde
Tr alles ein Pr.-Heiligtum (JIqwtziov) neben 20 und guten Fischfang leistet, führt er Beiworte
einem Hekate-Heiligtum genannt, Bali. d. corr. wie alyiulirris (6, 33. 193 vgl. 10, 8), li[L£vitr\g
hell. 1880, 337, und auch ein Pr.-Bild wurde (10, 1), XLiisvoQ^tivrjg (10, 5), Xiy.ivcav daipav
dort gefunden, Beinach, Repertoire de la sta- (10, 6), ivoQiiirrig (10, 2. 14), novro^dcov, öpfio-
tuaire 2, 73, 6. SotiJq (10, 16); und anschaulich geht aus den
In Alexandreia ehrte man Pr. sicher zur Epigrammen hervor, wie Fischer und Schiffer
Zeit des Ptolemaios Philadelphos, wie die Pompe den Gott verehrt, den Altar bekränzt, Fische
bei Athen. 5, 201c. d. beweist. u. s.w. geopfert, Netze, Reusen, Fischergeräte
Nach Rom kam Pr. verhältnismäfsig spät, u. a. geweiht, daneben aber auch Trinkgefäfse
vgl. Bücheier, Bhein. Mus. 1863, 381. In und Wein nicht vergessen haben. Wein und
gröfseren Kulten selbst verdrängte er verwandte 30 Schiffahrt sind für all die Küstenstädte am
italische Gottheiten wohl nur selten. So wich Hellespont und all die Inseln, für welche Pr.-
z. B. der alte römische Mutunus Tutunus ihm Kult nachgewiesen werden kann, von gleich
nicht, sondern behielt für sich jenen später als grofser Bedeutung.
anstöfsig empfundenen Hochzeitsbrauch, bei Auch der Wanderer zu Lande gedenkt
dessen Erwähnung Augustin. civ. dei 4, 11. 34; wie der Schiffer des Pr. Der Gott, dessen Bild
6, 9 ; 7, 24 den Namen des Pr. für den römi- überall im Felde und an Wegen (vgl. Anth.
sehen Gott gebraucht; vgl. Wissoiva, Belig. u. Plan. 261: ä^q>oTigaig nag oSolai yvXcct) steht,
Kultus d. Rom. 195; B. Peter oben im Artikel wird jedem Wandersmann, der ihn ehrt, ein
Indigitamenta Bd. 2 Sp. 204. Dagegen trat auf cpiXoditrjg (Anth. Pal. 6, 102) sein,
dem Lande Pr. wohl häufiger an die Stelle 40 Als Gott der Hirten, denen er die Her-
des Silvanus und beide tauschten auch in der den mehrt und Futterreichtum schafft, ist Pr.
Darstellung manche Züge unter einander aus: aus der bukolischen Poesie bekannt. Sein Bild
den Schurz mit Früchten, die Sichel in der steht am Ruheplatz der Hirten, die ihm Milch
Hand, den Hund zu Füfsen. Man ehrte den und Kuchen oder ein Tier der Herde opfern,
Pr. hauptsächlich als Schützer der Gärten, wie Theokr. 1, 21. epigr. 4; Verg. Ecl. 7, 33. Manche
dies die Dichtung unendlich oft betont, und Kunstwerke zeigen das Pr.-Bild gerade dort,
als Schützer der Gräber (C. I. L. 6, 3708 = wo die Herde weidet, vgl. z. B. das Relief der
5173). Über den Kult in Rom vgl. auch Pru- Münchener Glyptothek 251 (Schreiber, Helle-
dentius contr. Symmach. 1, 102 ff ; ferner die nistische Beliefbilder Taf. 75) oder die Gemme
Inschrift C. I. L. 6, 564 (sigill. Priap. Liber.), 50 bei Furticängler, Antike Gemmen Taf. 45, 3.
während die Inschriften C. I. G. 5960 — 5962 Auch Landleute, die dem Pr. Ziegen opfern,
wohl unecht sind, vgl. LG. 14, 102*, 113*, 116*. finden sich dargestellt, z. B. auf einem Karneol
Aus dem übrigen Italien sind Weihinschriften in Petersburg, Stephani, Compte rendu 1872,
für Pr. erhalten z. B. aus Tivoli: C. I. L. 14, 166, Taf. 3, 15.
3565, Telesia: CLL. 9, 2197 (signum Liberi et Als Förderer der Bienenzucht (Pausan.
Priapisci), Bergamo: C L.L. 5, 5117, Verona: 9, 31, 2) wird dem Pr. selbstverständlich auch
C. L. L. 5, 3634, Padua: CLL. 5, 2803 = Honig gespendet, Anthol. Palat. 6, 232; Calpurn.
Priapea 82. Auf einen lebhafteren Pr.-Kult in Bucol. 2, 66; Boscher, Nektar u. Ambrosia 65.
Aquileja weisen der Altar (Michaelis, Archäol.- Vor allem aber stand in späterer Zeit Pr.
epigraph. Mitt. 1877, 81 ff.) und sonstige Funde 60 überall auf dem Lande als Wächter der
von Pr.-ßildern, Majonica, Archaeol. epigraph. Weinberge und Gärten (Diod. 4, 6, 4:
Mitt 1880, 96. Den Kult in Dacien bezeugt OTrooQoepvXa!; rmv äfnrsXmvcov itui t&v Kijncov ;
die Weihinschrift aus Apulum : CLL. 3, 1139; Cornut. 27: cpvXah, rwv xs v.i\ncov v.a.1 rav cfyi-
Verehrung in Dalmatien der Altar; C L. L. tisXcov), mag es sich um Weinpflanzungen, Ge-
3, 8683. müse, Obst oder Blumen handeln (Anth. Planud.
Die hier aufgezählten Ortsnamen würden, 236 — 243. 260. 261), um einen armseligen Be-
auch wenn ihre Reihe noch vervollständigt sitz (236) oder um einen reichen (243), den
würde, den Kreis der Pr.-Verehrung nach keiner Pr. als Y.r\novoög (Anth. Palat. 6, 21) und cey-
2975 Priapos (Gott d. Gärten etc.) Priapos (Grabwächter etc.) 2976
QotpvXal- (Anth. Planud. 243) hütet. Trauben, = 5173: custos sepulcri pene destricto dem
Granatäpfel, Mandeln, Feigen, sonstige Frucht Priapus ego sum mortis et vitai locus, sowie
und Backwerk werden diesem Pr. dargebracht, die Inschrift aus Verona C. I. L. 5, 3634, wo
allerhand Gartengerät und Äpfel aus Wachs von einer aedicula Priapi die Rede ist. Ein
ihm geweiht, vgl. Anth. Palat. 6, 21. 22 (der solches Pr.-Bild soll selbstverständlich als Apo-
"Weihende ist hier ein y.aQ7tocpvla^) ; 6, 232; tropaion gegen Grabschändung wirken, aber
Horaz epod. 2, 21; Priapea 42. Das Bild ist zugleich liegt darin ein Rest der tieferen Auf-
oft aus Feigenholz (vgl. Theokrit. epigr. 4, 2; fassung des Phallos als Grabschmuck, vgl. Körte,
Anthol. Plan. 86, 3; Horaz sat. 1, 8, 1; da- Athen. Mitt. 24, 7; Michaelis, Ar eh. -epigr. Mut.
gegen aus Pappel- oder Eichenholz Priap. 85, 10 1, 95.
2. 86, 3), steht unter Feigenbäumen (Altarrelief Wie weit Pr. in dem Kreise ernsterer reli-
von Aquileja: Michaelis, Ar chäol. -epigr. Mitt. giöser Vorstellungen und Caeremonien, die an
Bd. 1 Taf. 6; Puteal in Madrid: Montfaucon, die menschliche Fortpflanzung anknüpften, eine
Antiqu. expl. Bd. 2 Taf. 85), und die mehrfachen Rolle gespielt hat, ist zweifelhaft. Wir kennen
sonstigen Anspielungen gerade auf die Feige den Ritus der alten Pr.-Kulte nicht und kennen
{Anth. Pal. 6, 102, 1; Anth. Planud. 240. 241; auch keine alten Mythen, die daraufhinweisen.
Priapea 51, 5. 69, 1) deuten vielleicht auf Der römische Hochzeitsbrauch, bei dessen Er-
engere Beziehungen gerade zu dieser Frucht, wähnung Augustin a. a. 0. von Pr. spricht, ge-
vgl. Michaelis a. a. 0. 88 Anm. 23; Gruppe, hört, wie oben bereits bemerkt ist, allein zum
Griech. Myth. 786, 5. Diesen Hüter der Gärten 20 römischen Mutunus Tutunus. In den Zeiten,
zeigen bald als ganze Statue, bald als Herme aus denen unsere litterarischen Quellen stam-
zahlreiche Reliefs und Wandgemälde. Ganz men, hat man in ihm nur einen Vertreter des
besonders lebhaft beschäftigt sich die römische übermäfsigen Geschlechtstriebes und der Un-
Poesie mit ihm; vgl. Bibaculus fr. 3 bei züchtigkeit, einen ZcpoQog xfjg axoXaoiag (Schol.
Sueton. de gramm. 109; Catull. fr. 1; Verg. Theokr. 1, 81), einen deus libidinis (Myth. Vat.
Georg. 4, 110 f. Ecl. 7, 33; Horaz sat. 1, 8 (wo 2, V>8) gesehen. Das tritt noch am wenigsten
der Schrecken, den Pr. Dieben und sonstigem hervor bei den Künstlern, die Gruppen von
Gesindel einflöfst, drastisch geschildert wird;; Aphrodite, Eros und Pr. oder die auf Pr. sich
Tibull 1, 1, 17 f. u. 1, 4 ; Ovid. trist. 1, 10, 26 ; fast. stützende Aphrodite schufen, dagegen stark bei
1, 391. 415; 6, 319. 333; Columella 10, 32 (Ithy- 30 so manchen obszönen Kunstwerken. Das zeigt
phallus). 108 (frugif er); Iuvenal.6,315; Martial. sich dann bei Gelehrten, wenn sie des Pr. Ab-
6, 16. 49. 72. 73; 8, 40; Copa 23; Calpurn. Buc. stammung von Dionysos und Aphrodite erklären
2, 65; Nemesian. 2, 51 und vor allem die Car- wie PJiodor. 4, 6, 1; vgl. auch Theodoret. de fide,
mina Priapea. Dabei gerät der tiefere Sinn Migne Bd. 83, 820. Das zeigt sich ferner in
der Pr.-Verehrung, der Gedanke an die För- den Fabeln, welche die Poesie schuf, von Pr.
derung des Fruchtertrags, immer mehr in den und Daphnis (Theokr. Epigr. 3 = Anth. Pal. 9,
Hintergrund. Wie dem Bild des Phallos von 338; Theokr. Id. 1, 81 nebst Schol.), von Pr.
jeher apotropäische Kraft zugesprochen war, und Lotis, Pr. und Vesta, Pr. und dem Esel
so sah man auch in der rot angestrichenen (oben bei dem Kult von Lainpsakos besprochen),
Holzfigur des nackten Pr. mit der Sichel in 40 in der Vorstellung, dafs er comes und voluptas
der Hand hauptsächlich nur ein Apotropaion der Nymphen, Dryaden und Najaden war
gegen Diebe und Vögel. Die Dichter malen (Petron. sat. 133, 3. Priapea 33), dafs er Unter-
mit derhem Scherz aus, welche unzüchtigen rieht in der Knabenliebe giebt (Tibull 1, 4),
Strafen dieser 'ruber hortorum custos, mem- und in all den Zweideutigkeiten der Poesie
brosior aequo, qui tectum nullis vestibus inguen von Anthol. Palat. 5, 200 bis zu den Carmina
habet' (Priap. 1, 5) dem Diebe droht. Prak- Priapea. Alle von dem Namen Pr. abgeleiteten
tischere Leute gaben dem Pr.-Bild Schilfstengel Worte wie TtQicntL^io, 7iQiixTcta^6g u. s.w. zeigen
in die Hand oder befestigten sie an dem Kopf die gleiche Auffassung, ebenso die Verwendung
(vgl. z. B. Horaz sat. 1, 8, 6; über die ent- des Wortes Ttgianog im Sinne von cciöolov
sprechenden Denkmäler der Kunst s. unten), 50 (Diod. 4, 6, 2; Iuvenal. 2, 95 u. a.) oder in
damit, wenn das Schilf im Winde rausche, der so manchem anderen Zusammenhang (z. B.
Zweck des Pr. als Vogelscheuche erfüllt sei. Catull 47, 4; Ovid. amor. 2, 4, 32; Martial 1,
Der bei dem custos hortorum hervortretende 35, 15). Auch Riten, die einst ernstere Be-
Gedanke an die apotropäische Kraft gegen- deutung gehabt hatten, wie die Weihe oder
über Dieben und Vögeln kehrt wieder gegen- das Schmücken des Phallos, werden ganz in
über dem Zauber des bösen Blicks. Wie zu die Sphäre des Indezenten herabgezogen (vgl.
allen Zeiten der Phallos als wirksames Mittel Priapea 34. 37. 40. 50); am eigenartigsten ist
gegen den bösen Blick angesehen ist, so hielt die Mischung von philosophischen Gedanken,
man auch die Gestalt des Pr. für einen xolacxr}g frivolen Wünschen und spöttischer Wieder-
— nQog xovg ßccaxccivovxdg xi x&v v.ul&v (Diod. 60 belebung solcher Riten in der Inschrift aus
4, 6, 4), und drastisch ausgedrückt ist dies auf Tivoli C. I. L. 14, 3565.
einem Bildwerk im Museo Lapidario zu Triest, In der Zusammenstellung undGleich-
wo Pr. seinen Phallos gegen ein offenes Auge Setzung mit anderen Göttern prägt sich
richtet, Archäol.-epigr. Mitt. 1 S. 37 (Majonica) am deutlichsten aus, wie verschieden die Be-
und S. 92 (Michaelis). deutung des Pr. zu verschiedenen Zeiten auf-
Als Wächter der Gräber findet sich das gefafst worden ist.
Bild des Pr. auf Gräbern in Italien; vgl. die 1) Alle ithyphallischen Gottheiten
Inschrift aus der Nähe Roms C. I. L. 6, 3708 wurden naturgemäfs oft für identisch erklärt.
2977 Priapos (u. Dionysos) Priapos (u. Hermes etc.) 2978
Wo die Titanen und die Idaioi Daktyloi für relief in München Glyptothek 240, abgebildet
ithyphallische Götter galten (Kaibel a. a. 0.), Winckelmann, M an. ined. 52 ; Mittin, Gab myth.
war Pr. ein Titan oder Idaios Daktylos (Lukian. 58, 229; Müller -Wieseler , Denkm. d. a. K. 2
de saltat. 21). Ebenso werden andere griechische nr. 402; vgl. Stephani, Compte rendu 1861, 26.
ithyphallische Götter, wie z. B. Orthanes, Koni- Und Petron. sat. 133, 3 nennt ihn auch TJacchi
salos, Tychon, Ithyphallos, Hilaon entweder tutor', woran S. Beinach, Chroniques (/'Orient
durch die Bezeichnung TtQianwösig fttoi oder 1, 150 (= Her. arch. 1885, 2 S. 101) mit Un-
in anderer Weise (z. B. Strab. 13, 588) mit Pr. recht Anstofs nahm; denn der Sohn der Dione
verglichen oder auch direkt als Namen bezw. bei Petron. kann nur Pr. sein. — Neben der-
Beinamen des Pr. erklärt; vgl. Diod. 4, 6. 4 10 artigen Vorstellungen bleibt freilich unverkenn-
(Ithyphallos und Tychon) ; Columella 10, 32 (Ithy- bar auch bestehen die Anschauung anderer
phallus); ähnlich Priapea 83, 9 (Triphallus). Kreise, dafs eigentlich dem Pr. doch selbst in-
In Ägypten wird der Name Pr. in den Kreis mitten dieser bakchischen Genossen eine höhere
der mit den ägy p tischen Phallephorieu zu- Stellung zukommt. Silen opfert ihm auf dem
sammenhängenden Sagen von Osiris (Diod. 4, Altar von Aquileja (Michaelis, Archäol.- epigr •.
6, 3), Horus (Suid. FLgiccitos 2) und Paamyles Mitt. 1, 81 ff. Tat'. 6) und auf dem Altar von
(Hesych.; s. ob. Bd. 3 Sp. 1239) hineingebracht. Corneto (Gerhard, Arch. Zeug. 1851, 385 Taf.
In Rom stellte wohl Varro den Pr. dem Mu- 35). Satyrn und Mainaden opfern ihm auf
tunus Tutunus gleich (s. oben Bd. 2. Sp. 204). Wandbildern (z. B. Helbig, Wandgem. Cam-
2) Dionysos und Pr. sind am Hellespont 20 paniens 573) und auf dem Relief einer Marmor-
und an allen durch den Kult von Latnjjsakos urne im Lateran 441 (abgeb. Garucci, Mus. Lat.
und Umgegend beeinflufsten Orten für wesens- Taf. 43, 1. 2). Und auch sonst zeigen manche
gleich gehalten worden. Pr. galt für einen Wandbilder und Reliefs in bakchischen Szenen
Sohn des Dionysos, mochte dabei Aphrodite, nicht den Pr. selbst als Genossen, sondern
Perkote oder eine Nymphe Chione oder Dione seine Statue oder Herme gleichsam als etwas
die Mutter sein; vgl. die oben bei der Be- über den Satyrn Stehendes; vgl z. B. das Re-
sjjrechung der Kulte von Lampsakos, Priapos lief des Biselliums im Konservatoren-Palast zu
und Perkote angeführten Stellen, aufserdem Rom (Bullet, della commiss. arch. municipale
für Dionysos als Vater Authol. Palat. 10, 2. 15; 1874, 22 Taf. 2—4), hellenistische Reliefs bei
Tibull 1, 4, 7; für Aphrodite als Mutter Diod. 30 Schreiber, Hellenist. Reliefbilder Taf. 46 — 48.
4, 6, 1; Serv. Verg. Georg. 4, 111. In der Kunst 54, Wandbilder bei Helbig, Wandgem. Cam-
kommt diese Wesensgleichheit dadurch zum paniens 574 u. a. Auch auf einem Relief der
Ausdruck, dafs Pr. im Haar den Epheukranz Villa A\hani(Zoega, Bassir il. 80; Schreiber a.a.O.
oder den Rebenkranz, in den Händen Thyrsos Taf. 59), das den Silen zeigt, wie er einem
und Weinkrug trägt; vgl. die Münzen von Kind oder Zwerg mit grofsem Glied das Fahren
Lampsakos, die Darstellung in Alexandreia auf einem Muschelwagen lehrt, steht eine Pr.-
uud andere Kunstwerke; bezüglich des Epheu- Herme dabei und die Deutung jenes Kindes
kranzes auch Theokrit. Epigr. 3. Bilder des auf Pr. selbst ist deshalb wenig wahrscheinlich.
Dionysos und Pr. stehen oft neben einander 3) Mit Hermes den Pr. zusammenzubringen,
von den Münzen von Lesbos an bis zu der 40 hätte nahe gelegen wegen des auch im Hermes-
Aufstellung der Bilder von Liber und Pria- Kult bekannten Phallos-Symbols (s. oben Bd. 1
piscus in Telesia, C. I. L. 9, 2197. Gelehrte Sp. 2376) und wegen so mancher Berührung
erklärten, Pr. sei ursprünglich nur ein Beiname als Gott der Hirten, Schiffer u. s. w. In der
des Dionysos gewesen, wie Thriambos und That heifst Pr. auch einmal Sohn des Hermes,
Dithyrambos, in Wirklichkeit seien beide iden- Hygin. fab. 160 (die Ergänzung der Inschrift
tisch, JTpnjTio? o avrbs a>v reo Aiovvooj; vgl. vom Piraeus I. G. 3, 1397 = Kaibel, Epigr.
Athen. 1, 30 b; Schol. Theokrit. 1, 21; Schal. Gr. 817 ist unsicher). Ganz besonders betont
Dionys. Perieg. 576; Schol. Lukian. dial. deor. sind diese Beziehungen zu Hermes von Crusius,
23 = Iup.trag.6; Suid. s. Tl^iaitog 1. Die Poesie Beiträge zur griech. Mythol. und Beligionsge-
aber ging den entgegengesetzten Weg wie die 50 schichte 24 f.
Gelehrten; in der Dichtung wurde aus dem 4) Mit Ares steht Pr. als kriegerischer Gott
gleichgestellten Gott der Genosse und Diener in engster Verbindung in dem Kult von Bithy-
des Dionysos (vgl. z. B. Petron. sat. 133, 3: nien (s. oben).
Bacchi comes; Mythogr. Vat. 2, 38: minister 5) An Zeus wird angeknüpft durch die
Liberi patris), von dem man die schon oben oben bei den Geburtssagen von Lampsakos
angeführten, nicht gerade ehrerbietigen Fabeln mitbesprochene Version, nach welcher Pr. ein
erzählte und den man in manchen Komödien Sohn des Zeus und der Aphrodite war, Nonn.
u.s.w. wohl mit Zügen ausstattete, die eigentlich narr, ad Gregor, invect. 2, 28 bei Westermann,
Silen, Pan oder Satyrn zukamen; ging man Mythogr. 382, 63; Suid. s. Tlgianog 3.
doch auch so weit, dafs man von einer Mehr- 60 6) Adonis und Pr. werden im Mythos da-
zahl von IIqLi]7101 neben den EäzvQoi und Tlävsg durch zusammengebracht, dafs Pr. ein Sohn
sprach, wie Mosch. Id. 3, 27. Dafs Pr. in des Adonis und der Aphrodite genannt wird
diesem Zusammenhang, — nicht mehr als Sohn (Schol. Theokr. 1, 81; Tzetz. Lykophr. 831) oder
des Dionysos, sondern wie Silen als der ältere dafs es unbestimmt gelassen wird, ob der Vater
Diener aufgefafst — auch bei der Pflege des des Pr. Dionysos oder Adonis ist (Schol. Apoll.
Dionysoskindes beschäftigt gedacht wird, hat Bhod. 1, 932; Etym. Magn. s.'AßaQvida; Steph.
nichts Auffallendes. So ist er bei einer der- Byz. s. Aßagvos). Andere scheinen weiter ge-
artigen Szene anwesend auf einem Sarkophag- gangen zu sein und Adonis und Pr. für iden-
Roscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 94
2979 Priapos (u. Hermaphrod., Allgott) Priapos (Name) 2980
tisch erklärt zu haben; vgl. Myth. Vat. 2, 38: Dacieri (C. /. L. 3, 1139), die den Pr. als All-
Priapum quidam dicunt esse Adonem, filium gott Pantheus bezeichnet. Usener, Götternamen
Veneris, qui a feminis colitur. Ob hier ein 340 verfolgt diese Vorstellung bis zu dem
Mifsverständnis statt * filium Veneris et Adonis, Gnostiker Iustinus, der den Pr. mit dem
qui etc.'' vorliegt oder ob in der That irgendwo Schöpfer der Welt gleichstellt. Vgl. Pan als
engere Beziehungen zwischen den beiden be- Allgott ob. Bd. 3 Sp. 1382.
standen, bleibe dahingestellt. Das Epitheton Diese späteste Auffassung von Pr. als All-
%aglsig für Pr. (Anthol. Palat. 10, 6; Theokrit. gott kommt in gewissem Sinne der ältesten
Epigr. 4, 13) und die Bemerkung, Pr. sei viel- Auffassung am nächsten. Die Verehrer des
leicht wegen seiner Schönheit Sohn der Aphro- 10 alten ithyphallischen Gottes brauchten keinen
dite genannt , worden (ScJiol. Thedkrit. 1, 81), höheren Gott neben ihm. Er stellte die ganze
würde für einen Pr. = Adonis besser passen, schaffende Naturkraft dar; sein Wirken half
als für den gewöhnlichen Pr., und in Bezug dem Menschen in jeder Lage. Er stand dem
auf das Verhältnis beider zum Naturleben und Krieger bei als Suiyuav TtoX^iax-r^ er half dem
Pflanzen wuchs liefsen sich Vergleichspunkte Schiffer aus Seenot, gab dem Fischer reichen
finden, die beide Gestalten als Götter der Gärten Fang, dem Laudmann Gedeihen der Herden
und der Liebe einander nähern. und Felder, er gründete und schirmte die
7) Auch dem Hermaphroditos war Pr. Städte und sicherte auch dem Toten noch die
ähnlich, wie bei Diod. 4, 6, 5 und bei Bekker, Ruhe als Hüter des Grabes. Alle die verschie-
Anecd. Graec. 1, 472, 21 gesagt wird. Mnaseas 20 denen Betätigungen des Pr. gehen aus dem-
(Fragm. Hist. Graec. 3, 155, 35) bei Schol. selben Wesen hervor. Was spätere Zeiten
Lukian. dial. deor. 23 = lup. trag. 6 bezeichnete hinzufügten, fällt gerade bei Pr. leicht als
Pr. als Hermaphroditos. In den Darstellungen äufserliche Zutat ab, das sind alle Züge, die
zeigen beide Verwandtschaft einerseits in der von den olympischen Göttern entlehnt sind,
Art, das Gewand zu heben, um den Phallos und ferner alles, was den Gott in die Sphäre
zu zeigen, und andererseits gelegentlich darin, der Zweideutigkeiten herabzieht.
dafs auch der Oberkörper des Pr. weibliche Was der Name TlgLuTtog, Tlgirinog, Tlgimiog
Formen zeigt; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2340 (P. bedeutet, ist noch nicht erklärt. Wertlos sind
Herrmann); diese Vorstellung entspricht der die etymologischen Deutungen der Alten als
oben Bd. 1 Sp. 2316 f. geschilderten Vorstel- 30 ßgirj7tvog vom bakchischen Lärm oder als ngi-
lung gewisser Zeiten von Dionysos. Dafs man r}tog = ngoLe^isrog tö anto^u (Schol. Theokrit.
Pr. und Hermaphroditos für Genossen an- 1, 21) oder aus dem Lateinischen: SnlCov narcc
sah, scheint aus dem Wandbild von Pompeji ri]v rüv 'Iralcov yläaaccv rov iv. nluvr\g rovg
(Heibig, Wandgemälde Campaniens 13G9, abg. £v TTldvrj y.a.1 igruiia Gm^ovta (Nonn. a. a. 0.
Archäol. Zeug. 1843 Taf. 5, 1; Furtwängler, bei Westermann, Mythogr. 382, 63; Said. s.
Samml. Sabouroff Text zu Taf. 127) hervorzu- Tlgianog 3). Aus dem Semitischen leitet den
gehen, wo Pr. dem Hermaphroditos einen Namen ab H. Lewy, Semitische Fiemdwörter
Spiegel vorhält, wie auch umgekehrt für das im Griech. 246 (vgl. Jahrb. f. Philol. 1892, 190):
Relief bruchstück im Museo Chiaramonti nr. 70 von peri japa 'die Frucht ist schön' d. h. der
(ab geb. Gerhard, Antike, Bildwerke Taf. 306, 1), 40 Spender schöner Frucht, gleich tv-xagnog. Von
wo Pr. in einen Spiegel sieht, vermutet worden ntlgco, ntgaco, ngico erklärt Pape- Benseier,
ist, dafs diesen Spiegel vielleicht Hermaphro- Wörterb. der griech. Eigennamen das Wort als
ditos hielt. 'Spiefs'; von demselben Stamme ausgehend
8) Über das Verhältnis von Herakles und gelangt Crusius, Beitr. zur griech. Mythol. u.
Pr. ist oben bei dem Kult von Lydien ge- Beligionsgesch. 25 zur Erklärung 'Meerdurch-
handelt. wandler', indem er bezüglich der zweiten Hälfte
9) Weltprinzip und Allgott. Die Re- an die auch in dem Flufsnamen Aisepos vor-
lio-ionsphilosophie erkannte in dem yivvr\xi-x.bv liegende Wurzel -nno, -ano = Wasser erinnert.
pogiov des Pr. (Diod. 1, 88, 1. 4, 6, 2) das An die Wurzel pri 'lieben' denken A. Döhring,
Symbol der unerschöpflichen Schaffenskraft 50 Jahrb. f. Philol. 1896, 107 als 'Liebe stillend'
der ganzen Natur und je nach dem speziellen 'Liebevoll-gütig', 'sanften Fahrwind sendend'
Namen, den man dem Schöpfer der Natur, dem (im zweiten Teil Tqmog), ferner Tomascheck,
Weltprinzip und Allgott gab, setzte man Pr. Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. W. phil.-hist.
diesem gleich Deshalb ist Pr. identisch mit Kl. Bd. 130 (1893), 42 (im zweiten Teil etwa
Helios bei Arrian. Bithyn. b. Eustath Hom. ap = Saft, Nafs). Fröhde in Bezzenbergers
H. 691, 45 (dg "Hhov cdlvyogütai 6 TlgitTtog Beiträgen 1884, 110 bringt Pr. mit gotisch
dia. tö yöripov), mit Phanes-Protogonos frijon 'frei' zusammen.
bei den Orphikern (Orph. hymn. 6, 9), mit dem Ebenso wenig wie der Name ist auch bis-
Kosmos bei Cornut. 27. Als der Allmächtige her mit Sicherheit erklärt, welchem Volksstamm
dem Iuppiter und die übrigen Götter dienen, Verehrung bei der Schiffahrt treibenden Be-
erscheint Pr. in der Inschrift aus Tivoli C. I. L. völkerung in den Vordergrund und verwies auf
14, 3565, die allerdings die ganze Welt der die tyrsenischen Pelasger. Tomascheck a. a. 0.
Philosophie, der alten Götter und der Riten sieht in Pr. einen Lokalgott der hellesponti-
etwas ironisch behandelt. Ernst gemeint ist sehen Küstenstädte in bebrykischer Namens-
dao-egen die Weihinschrift aus Alba Iulia in form. Mehrfach ist der ganze Kult der ithy-
2981
Priapos (in d. Kunst)
Priapos (in d. Kunst)
2982
phallischen Gottheiten als ein spezieller Kult
der Thraker erachtet worden, die ihn von
Thrakien nach den Inseln des ägäischen Meeres
und nach Kleinasien gebracht hätten; vgl. dar-
über Kaibel, Götting. Gel. Nachr. 1901, 488 ff.;
Gruppe, Griech. Mythol. 855, 4. Bemerkens-
wert ist, dafs die meisten Namen der griechi-
schen ithyphallischen Götter leicht verständ-
lich sind, aber gerade der Name Pr. nicht.
Beachtung verdient ferner, dafs ein attischer 10
Vasenmaler der älteren Zeit Namens ügianog
aus einer Vaseninschrift bekannt ist (Catal. of
vases in the Brit. Mus. Bd. 2, nr. 395; Klein,
Vasen mit Meistersignaturen2 217); von diesem
Künstler existiert in englischem Privatbesitz
ein weiteres Werk, ein kleines Gefäfs in Phallos-
form mit der Inschrift ngianog ^Ttoitae; dieses
Gefäfs und dieser Künstlerscherz sind das
älteste Zeugnis für die direkte Deutung des
Namens Pr. auf den Phallos. 20
Darstellungen des Priapos.
Die naturgemäfse Bildung des Pr. war zu
allen Zeiten die ithyphallische. Die sonstigen
Charakteristika wechselten, je nachdem man
in Pr. speziell den Weingott selbst sah, oder
allgemeiner einen Gott des reichen Fruchter-
trages, oder einen Genossen des sog. lydischen
Herakles bezw. einen asiatischen Diener und
Genossen des Dionysos. Ob auch für den 30
^_ _ kriegerischen Gott von
Bithynien oder für Pr.
als Schiffahrtsgott be-
sondere Kennzeichen
geschaffen waren, wis-
sen wir nicht. Anstofs
an der ithyphallischen
Bildung nahm man,
soweit es sich um Kult
und Kultbilder han- 40
delte, nicht.
Auf den Münzen
von Lesltos unterschei-
den sich die beiden
einander zugewandten
bärtigen Kopf hermen des Dionysos und Pr. nur
dadurch, dafs bei der Herme des Pr. der aufrecht-
stehende Phallos hinzugefügt ist, Catalogue of
coins Brit. Mus. Troas, Aeolis, Lesbos 161 Taf. 33,
1. — Auf den Münzen von Lampsakos entspricht 50
der bärtige, epheubekränzte Kopf des Pr. durch-
aus einem Dionysoskopf, Catal. Brit. Mus. Mysia
86 ff. Taf. 20, 6. 7. 9. 15; Head, Guide to the
coins of the ancients Taf. 49, 8; Numism. Chro-
nicle 1896, 23 Taf. 2, 19; Waddington, Voyage
numism. en Asie-Mineure 74 Taf. 8, 7; Babelon,
Collect. Waddington nr. 884 Taf. 2, 13; Iourn.
internat. d'archeologie numismatique 1902 Taf. 3,
1 — 3. Aber die ganze Gestalt, die mit der
Linken auf den Thyrsosstab gestützt, in der 60
Rechten einen Weinkrug zur Spende erhebt
(z. T. steht auch ein Altar dabei), ist durch den
Phallos unzweideutig als Pr. gekennzeichnet,
Catal. Brit. Mus. Mysia 87 ff. Taf. 20, 16 (dar-
nach die nebenstehende Abbildung nr. 1; ohne
Thyrsos Taf. 20, 13; vgl. auch die Figur im
Tempel 20, 12) ; Head, Histor. nummor. 458; 1m-
hoof-Blumer, Kleinasiat. Münzen 28, 7. 8, wo 27,
1) Priapos auf einer Münze
von Lampsakos (nach Cata-
logue of Greek coins in Brit.
Mus. Mysia Taf. 20 Fig. 16).
3 und 28, 5 auch Münzen mit Brustbildern des
Pr. erwähnt werden. — Diesem Kultbild von
Lampsakos dürften wohl die beiden Pr.-Figuren
mit goldenem Epheukranz in der Pompe des
Ptolemaios Philadelphos in Alexandreia ent-
sprochen haben (Atfanaios 5, 201 c. d), die eine
neben Dionysos am Altar der Rhea spendend,
die andere den Alexander und Ptolemaios neben
dem Tisch .und Mischkrug begrüfsend oder
bedienend. Ähnlich ist Pr. auch sonst gelegent-
lich als Weingott charakterisiert, vgl. z. B. die
Pr. -Statue mit Stab und Rhytou auf dem Wand-
bild bei Heibig, Wandgemälde Campaniens 775
(Mus. Borbon. Bd. 11 Taf. 16). Noch häufiger
aber kehren einzelne Züge dieser Bilder bei
sonst abweichenden Pr.-Typen wieder, bald
der Thyrsos, bald der Weinkrug, oder es weisen
andere Zuthaten bei jenen Typen auf die Ver-
wandtschaft mit Dionysos hin. Von Köpfen,
die diese Verwandtschaft besonders deutlich
zeigen, seien als Beispiele genannt 1) Baracco-
Helbig, Coli. Baracco Taf. 66, 2; 2) Sammlung
des Herzogs Alba in Madrid, Hübner, Ant.
Bildw. in Maar. 572, abg. Amelung, Einzelverk.
1786. 1787; 3) Benndorf -Schöne, Ant. Bildw. d.
Lateran 542; und häufig kehrt derselbe Kopf-
typus bei Bildwerken wieder, die im übrigen
zu anderen Pr.-Typen gehören; vgl. z. B. Mus.
Bio-Clement. 1 Taf. 50.
Die Bildwerke, welche Pr. im allgemeinen
Sinne als Gott des Fruchtertrages zeigen, sind
eingehend behandelt worden von Otto Jahn in
den Ber. d. Sachs. Gesellsch. d Wissensch. philol.-
histor. Kl. 1855, 215 ff. und in den Jahrbüchern
des Vereins von Altertumsfreunden im Rhein-
land 1859, 45 ff. Nach dem besonders oft
wiederkehrenden Haupttypus hebt Pr. sein
langes Gewand so auf, dafs es vorn einen Schurz
bildet und dafs darunter der Phallos unverhüllt
hervortritt; den Schurz aber füllen Früchte
aller Art. So kennen wir Pr. aus Beschrei-
bungen: Cornut. 27 nennt als Merkmale des
Pr. aufser dem Phallos die bunte Gewandung,
den Schurz mit Früchten und aufserdem die
Sichel in der Rechten; bei Betron. sat. 60, 4
wird eine aus Teig gebackene (vgl. Martial.
14, 69) Pr.-Figur geschildert: gremioque satis
amplo omnis generis poma et uvas sustinebat
more vulgato. Von den entsprechenden erhal-
tenen Bildwerken zeigen einige den Dionysos-
ähnlichen Kopf, die meisten aber, wie Jahn
a. a. O. betont, eine eigenartige Mischung von
Männlichkeit und Weichlichkeit, letzteres teils
durch weibisch-asiatische Kleidung, vor allem
durch ein oft turbanartiges Kopftuch, teils
durch fast weibliche, dem Hermaphroditos ähn-
liche Bildung des Oberkörpers. Der Bart ist
zumeist kein voller, starker Backenbart, son-
dern ein weichlicher gelockter Kinnbart. Diesen
Typus (bärtig, mit Gewandschurz und Früchten
darin) zeigen z. B. Statuen und Statuetten
in Rom: Museo Bio-Clement. 1 Taf. 50 = Clarac
Mus. de sculpture 734, 1773, wo der Kopf mit
einem Weinkranz geschmückt, das Gewand mit
langen Ärmeln versehen ist, Benndorf-Schöne,
Ant. Bildw. d. Lateran nr. 166; Matz-V. Dithn,
Ant. Bildw. in Born nr. 5«»9 (mit fast weiblich
gebildeter Brust) und 510; verschiedene Torsos
94*
2983
Priapos (in d. Kunst)
Priapos (in d. Kunst)
2984
aus Tralles: Bei nach, Repertoire de la statuaire
Gr. et Rom. 2, 73, 6, aus Südfrankreich: Rei-
nach 3, 232, 7; Fröhner, Catal. du Mus. de
Marseille nr. 233; in Spalato: Michaelis, Arch.-
epigr. Mitt. 1, 93. — Sehr häufig sind Bronze -
statuetten dieses Typus, z. B. Jahn, Jahrb.
a. a. 0. Taf. 2, 1—2 = Remach 2, 74, 5 in
Bonn (vgl. unsere Abbildung nr. 2; die Kopf-
bedeckung ist ein nach Frauenart gefaltetes
Kopftuch, wie die Rückansicht bei Jahn deut- 10
lieh zeigt); sehr ähnlich Reinach 3, 232, 4 (Coli.
Warocque); Jahn Taf. 2, 3 = Mus. Odescalch.
2, 37 = Reinach 2, 74, 2 (mit Fruchtkranz);
Jahn Taf. 2, 4 = Pagne- Knight worship of
Priapus 19 = ■■ Reinach 2, 74, 3 (mit Turban);
Reinach 2, 73, 7 = Mus.
Odescalch.2, 3(5 (mit spitzer
Mütze); Reinach 2, 74. 4
iu Baden in der Schweiz.
2, 74, 6 in Madrid, 3, 21, 20
8 in Rouen, 2, 782, 6 und
3, 22, 9 in Sofia; Dütschke,
Ant. Bildw. in Oberitalien
4 nr. 301 v in Turin (mit
Pinienkranz); Babelon-
Blanchet, Bronzes ant. de
ia Biblioth. nation. Paris
nr. 499 (mit Kranz von
Epheu und Reben). 500.
502. — Ebenso finden sich 30
Terrakotta-Figuren in
diesem Typus : v. Rohden,
Terrakotten von Pompeji
Taf. 43, 2 vgl. S. 54 =
Winter, Typen der figür-
lichen Terrakotten. 2, 410,
6 (mit Turban); ferner
Reliefs, z. B. in Buda-
pest: Michaelis, Archäol.-
epigr. Mitt. 1, 93 (auf dem 40
einen trägt Pr. ein Füll-
horn). Entsprechend der
Art, wie Pr. in späterer
Zeit als Allgott die Funk-
tionen anderer Götter
übernahm, finden sich
auch Darstellungen, in denen Attribute anderer
Götter diesem Pr.-Bild hinzugefügt werden, so
eine Statue aus Klausenburg (Neigebaur, Dacien
227, 27; Bull, d, Inst. 1848, 181; Jahn, Jahrb. 50
a. a. O. 56 Anm.), wo Attribute des Serapis,
Iuppiter und Hercules, Modius, Adler, Keule und
Donnerkeile beigefügt sind; ferner eine Bronze
in Paris (Babelon et Blanchet, Bronzes ant. de
la Biblioth. nat. nr. 501), wo sich Attribute der
Isis und des Helios finden. — Dafs dieser ganze
Pr. -Typus viel Gemeinsames hat mit der Dar-
stellung anderer Götter, z. B. Silvanus, ist schon
oben angedeutet.
Während bei den bisher genannten Dar- 60
Stellungen Pr. durchweg bärtig ist, kommt ge-
legentlich sowohl für diesen Typus mit Schurz
und Früchten, wie für andere später zu be-
sprechende Typen eine jugendlichere Bildung
des Pr. ohne Bart vor. Bartlos, von jugend-
lichen, weichlichen, fast hermaphroditischen
Formen ist die Statue des Pr. mit Kopftuch,
Schurz und Früchten, vor welcher Silen auf
2) Bronzestatuette aus
Bonn, Priapos mit
Früchten im Gewand-
schurz (nach Jahn, Jahr-
bücher des Vereins von
Altertumsfreunden im
Rheinlande 1859 Taf. 2
Fig. 1).
dem Relief des Altars von Aquileja ein Opfer
bringen will (Michaelis, Archäol.-epigr. Mitt.
1, 88 Taf. 6). Bartlos ist ferner die Terrakotta-
Figur aus Hergershausen bei Stockstadt, in
Darmstadt (Anthes, Westdeutsche Zeitschr. für
Geschichte u. Kunst 1894, 23; Winter a. a. O.
2, 410, 7), bei welcher Pr. einen Kranz im Haar
trägt, die Früchte nicht in dem Gewandbausch,
sondern in einem Korb liegen und ein Hund
zu Füfsen des Gottes ruht, wie oft bei Silvanus.
Auch die Marmorstatuette im Archäologischen
Institut in Rom, auf welche sich die Beschrei-
bung von Braun, Bull. d. Inst. 1843, 51 be-
zieht, ist unbärtig, doch der Kopf kaum zuge-
hörig, Matz-c. Duhn, a. a. 0. nr. 508.
Eine Reihe von Kunstwerken läfst die
Früchte in dem Bausch des Gewandes fort.
Pr. hebt lediglich das Gewand vorn hoch, um
den grofsen Phallos zu zeigen. Hierher gehören
u. a. eine Marmorstatuette in Berlin nr. 246,
angeblich aus Ephesos (abgeb. aul'ser in der
Beschreib, d. ant. Skulpturen des Berlin. Mus.
auch bei Reinach 2, 73, 8), eine Kalksteinplatte
in Aquileja (Majonica, Archäol.-epigr. Mitt.
4, 97), Terrakotten in Petersburg aus Kertsch
(Winter a. a. 0. 2, 410, 5: ein Hund zu Füfsen
des Pr.) und in Neapel aus Pompeji (v. Rohden,
Terrakotten aus Pompeji Taf. 39, 3), Auch inner-
halb dieser Gruppe, dei-en Motiv bei so manchen
Darstellungen des Hermaphroditos wiederkehrt,
kommt zuweilen für Pr. die bartlose, jugend-
liche Bildung vor, so z. B. in der Statuetten-
gruppe in Berlin nr. 17 aus Argos (abgeb. Ger-
hard, Ges. Akad. Abh. Taf. 55, 2; Reinach 2,
378, 8), wo Aphrodite neben einer Felsgrotte
steht, auf welcher Eros stand und innerhalb
welcher der hermaphroditisch gebildete, an-
scheinend unbärtige Pr. seinen Platz hat.
Ebenso ist die Bildung eine jugendliche in
der Terrakotta aus Arles im Museum zu Mar-
seille (Fröhner, Catal. du Mus. de Marseille
nr. 1233), bei der ein Hund zu Füfsen des
Gottes liegt.
Eine Weiterbildung erfuhr der Typus mit
Bausch und Früchten dadurch, dafs teils in
dem Bausch, teils zu Füfsen des Gottes kleine,
z. T. auf die Jahreszeiten gedeutete Eroten an-
gebracht sind. Diese Art zeigen u. a. Statuen
aus Aquae Sextiae : Clarac 734 B, 1775 =Jahn,
Jahrb. a. a. 0. Taf. 3, 3; in Barcelona: E. Hübner,
Ant. Bildw. in Madrid nr. 666 (die Beschrei-
bung ist nach einer Mitteilung von befreundeter
Seite dahin zu berichtigen, dafs im Schurz so-
wohl wie zu Füfsen Eroten angebracht sind) ;
aus Rom: nach Yaccarius, Antiquar, statuar.
urbis Romae icones Taf. 4 wiedergegeben bei
Jahn Taf. 3, 1 = Reinach 2, 73, 5; in Turin:
Dütschke, Ant. Bildw. in Oberitalien Bd. 4
nr. 70; eine Statuette in Berlin 245, Jahn Taf. 3,
2 = Reinach 2, 74, 8 u. 9; Bronzen in eng-
lischem Privatbesitz, Reinach 2, 782, 5 (1897
im Besitz von Sir Ch. Robinson), Jahn a. a. 0.
5. 57 (im Besitz des Generals Ramsay) und in
Italien, vgl. Dütschke a. a. 0.
Dafs man gelegentlich an dem unverhüllten
Phallos Anstofs nahm, zeigen sowohl Bemer-
kungen wie Anthol. Plan. 242, 6; Priapea 1, 7
als auch mancherlei Darstellungen. Man ver-
2985
Priapos (in d. Kunst)
Priapos (in d. Kunst)
2986
barg den Phallos unter den Früchten, die über
den Rand des Bausches herabhängen; vgl.
v. Sacken, Ant. Bronzen des Münz- u. Antiken-
Cabinets in Wien 1 S. 81, wo Pr. in der L.
zugleich ein Füllhorn trägt; Caylus, Bec. d'ant.
2, 131 Taf. 45, 3 = Beinach 2, 74, 7: Silber-
figur aus Herkulaneum. öder man verhüllte
den Phallos durch einen Beutel, der bei einer
Bronze der ehemaligen Sammlung Beugnot an
einem Charnier sitzt und aufgeklappt werden
kann; Michaelis, Archäol.-epigr. Mitt. 1, 90
= Beinach 3, 21, 9; gerade so wie auch auf
dem Altar von Acpiileja {Michaelis a. a. 0.
Taf. 6) Silen vor dem Opfer den Phallos des
Pr. verhüllt. Oder man stellte Pr. ganz be-
kleidet dar und deutete
das grol'se Glied nur
durch den Faltenwurf
des Gewandes an, wie
auf dem Altar von Cor-
neto {Gerhard, Archäol.
Zeitung 1851 S. 385
Taf. 35), wo Pr. einen
Kranz im Haar trägt,
die Rechte auf den
Thyrsosstab stützt und
lediglich mit der Linken
den Bausch mit Früchten
hält. Bis auf die Füfse
bekleidet, das Gewand
durch dasithyphallische
Glied aber stark geho-
ben, das Haupt mit dem
Tuch bedeckt, ohne den
Bausch mit Früchten
steht Pr. neben Aphro-
dite und Eros in der
Bronzegruppe in Paris
aus Reims ; Memoircs
de la societe des anti-
quaires de France Bd. 39
Taf. 2 ; Babelon et Blan-
chet, Bronzes ant. de la
Biblioth. nation. 109
251; Beinach 2, 378,
3) Priapos mit Eroten,
Statue in Wien (nach Jahn,
Jahrbücher des Vereins von
AUcrtunisfreunden 1859 Taf.3
' Fig. 4).
nr
1. Auch der bereits be-
sprochene Typus des Pr.
mit den Eroten im Bausch und zu Fül'sen ist
in ähnlicher Weise umgestaltet worden, indem
man den Phallos von dem Gewände bedeckt
sein liefs. Eine Statue im Antiquarium zu
Rom (Orto botanico), Bull, della covimiss. arch.
munieip. 1902, 12 ff. Taf. 3 = Beinach 3, 232,
2 zeigt diesen abgeänderten Typus: Pr. hat
reiche Gewandung, statt des Bausches ein
Pantherfell schräg über die Brust, im linken
Arm einen Ziegenbock, auf den Schultern zwei
Eroten, während ein dritter Erot in der Höhe
des verhüllt unter dem Faltenwurf hervortreten-
den Phallos angebracht ist und vielleicht ge-
rade hier einen Fruchtkranz hielt. Ebenso
kehrt diese Abänderung wieder in der anbei
durch unsere Abbildung nr. 3 wiedergegebenen
Wiener Statue mit Bausch und Eroten, bei
welcher das Gewand den Phallos bedeckt, doch
von Eroten gelüpft wird, die neugierig das
Verhüllte beschauen wollen, Clarac 734, 1772
= Jahn, Jahrb. a. a. 0. Taf. 3, 4 = Baumeister,
Derikm. d. Mass. Altertums 3, 1408 Fig. 15(33;
nach de Cavalleriis 2, 6 (Samml. Garimberti)
auch bei Beinach 2, 74, 10.
Das Motiv dieser Wiener Statue kehrt wie-
der in einem sehr bemerkenswerten Wandbild
aus Pompeji: Heibig, Wandgem. Campaniens
1140; Zahn 3, 84; Jahn, Ber. d. sächs. Gesell,
d. Wissensch. 1855 Taf. 6 (oben Bd. 3 Sp. 887).
Dargestellt sind Herakles und Omphale in der
10 vertauschten Tracht. Herakles aber stützt sich
auf den bärtigen Pr., der asiatische Kleidung
trägt: ein langes bis auf die Füfse reichendes
buntes Gewand, ein Kopftuch mit buntem
Saum, Ohrringe, Schuhe. Der Phallos ist unter
dem Gewand nicht angedeutet, doch läfst die
ganze Kleidung, dann ein von der Schulter
herabhängendes Rehfell, in dem Früchte und
Trauben liegen, endlich das Motiv des Eros,
der neugierig das Gewand hebt, um das ver-
20 hüllte Glied zu schauen, keinen Zweifel an der
Deutung dieser Figur auf Pr.
Den Griechen wäre ein Pr. in der asiati-
schen Frauentracht mit dem Kopftuch ohne
jede Andeutung des Phallos, wie auf diesem
Wandbild, wohl auch ohne weiteres verständ-
lich gewesen, wenn der neugierige Erot des
Wandbildes gefehlt hätte, und wenn auch
Augustin. civ. dei 6, 7 dem Pr. der Priester
und dem Pr. der Bühne die gleiche indezente
30 Gestaltung zuschreibt, wäre es doch denkbar,
dafs zu gewissen Zeiten gerade auf der Bühne
Pr. in einer dezenteren, lediglich durch das
lange asiatische Gewand und das Kopftuch
kenntlichen Gestalt aufgetreten wäre ; ein Typus,
der vielleicht auch speziell auf den lydischen
Pr. zurückführt. So sind denn auch gelegent-
lich derartige dezente Figuren, obwohl ihnen
sowohl der Bausch mit Früchten, wie die An-
deutung des Phallos fehlt, mit mehr oder min-
40 der gröfserer Berechtigung auf Pr. gedeutet
worden. Stephani sah einen Pr. in dem Flöten-
bläser bei bakchischen Szenen auf zwei Yasen:
1) Compte rendu 1861, 31 Taf. 2, 4; 2) Elite
ceramograph. 4, 31, obwohl das lange bunte
Gewand allgemein die Flötenspieler kenn-
zeichnet. Furtwängler, Samml. Sabouroff Text
zu Taf. 127 erkannte Pr. in \ einer Terrakotta
dieser Sammlung (Taf. 127; Winter, Typen d.
t'tgürl. Terrakotten 2, 399, 1; zweites Exemplar
50 im Louvre: Heuzey, Figurines ant. de terre
ernte du Louvre Taf. 39, 4): diese langbärtige
Gestalt von fetten Formen und starkem Bauch,
bis auf die Füfse bekleidet und mit langen
Ärmeln, den silenartigen Kopf mit Ohrringen
und grofser Haube versehen, steht in theatra-
lischer Haltung da, als ob sie Segen von oben
erflehe (Winter a. a. 0. meint leierspielend);
dieselbe Gestalt in anderer Haltung, das Ge-
wand zum Tanzen hebend, zeigt eine andere
60 Terrakotta im Louvre (Heuzey a. a. 0. Taf. 54,
1 = Winter a, a. 0. 2, 399, 5). Furtwängler
a. a. 0. erkannte den Pr. ferner in der weibisch
gekleideten Gestalt mit gelocktem Kinnbart,
Ohrringen, Kopftuch und Schuhen, welche dem
Hermaphroditos einen Spiegel vorhält, auf dem
Wandbild aus Pompeji (Heibig, Wandqem. Cam-
paniens 1369; Archäol. Zeitg. 1843 Taf. 5, 1),
und — mögen die Gestalten der Vasenbilder
2987 Priapos (in d. Kunst) Priapos (in d. Kunst) 2988
und Terrakotten auch unsicher sein — die ist bemerkenswert die Gruppe, in welcher Pr.
Figur dieses Wandbildes ist sicher Pr. seinen linken Ami um die Schultern einer
Ganz im Gegensatz zu diesen bekleideten Mainade legt und sie verlangend anblickt, vgl.
Pr.-Gestalten stehen die völlig nackten Figuren, Repliken in Berlin 247 aus Rom (Reinach 2,
wie z. B. eine kleine Statue in Neapel (Clarac 75, 8), in Athen (v. Sybel, Katalog der Skulp-
804 B, 2013 D) und Bronzen wie Antich. d'Ercol. turen zu Athen nr. 418; abg.eb. Le Bas, Voyage
Bronzi 2, 383; Gori, Mus. Etrusc. 1, 59, 1 = archeol. mon. flg. Taf. 89, 2), in Marbury Hall
Beinach 2, 73, 4; Beinach 2, 782, 4; vgl. auch (Michaelis, Ancient marines in Great Britain
das Wandbild bei Heibig 403: Mus. Borbon. S. 504 nr. 8, abgeb. Clarac 694, 1634).
Bd. 10 Taf. 52. 10 Bemerkenswert ist ferner die Gruppe Aphro-
Eine gröfsere Reihe von sonstigen Pr.-Typen dite, Eros und Pr., die sich in verschiedener
bieten die Wandgemälde, vgl. Heibig, Wand- Zusammenstellung findet. Die Marmorgruppe
gem. Campaniens 377 (Mus. Borbon. Bd. 10 in Berlin nr. 17 und die Bronzegruppe in Paris
Taf 25). 505. 549. 573. 1183. 1479, darunter aus Reims sind schon oben erwähnt; auf einem
die der Schilderung bei Horaz sat. 1, 8, 6 ent- Wandbild aus Pompeji (Heibig 1479) stehen
sprechenden Pr -Statuen mit Schilf zur Abwehr die drei Gottheiten in einem Tempelchen zu-
der Vögel: 403 (Mus. Borbon. Bd. 10 Taf. 52). sammen; ferner finden sich solche Gruppen u. a.
1370. 1445; vgl. die Herme: 569 (Mus. Borbon. auf einem Thonrelief in Köln (Jahrb. d. Vereins
Bd. 8 Taf. 18) und den Pr. mit Schilfrohr auf v. Altertumsfreunden, im Rheinland B. 42, 180
dem Relief in Triest: Archäol.-epigr. Mitt. 1, 20 Taf. 6, 1), in einer Statuettengruppe im Brit.
37. 92. Ebenso findet sich noch mancherlei Mus. (Catal. of sculpt. Brit. Mus. 1585), auf
abgebildet bei Reinach 2, 73—75. 782; 3, 21. Gemmen z. B. Furtwängler, Ant. Gemm. Taf. 64.
22. 232 und beschrieben in den Katalogen aller 65, in Terrakotten, z. B. Antiquit. da Bosphore
gröfseren Museen und Sammlungen. Dafs auch Cimme'rien Taf. 65.
von den obszönen Darstellungen vieles dem Pr. Aphrodite auf eine ganze Pr.-Figur von dem
gilt, lehrt schon das Epigramm auf ein Bild- Typus mit Bausch und Früchten gestützt zeigt
werk des Phyromachos (Anthol. Planud. 239). nach einem statuarischen Vorbild eine Gemme
Dahin gehören auch die ganz besonders inde- bei Furtwängler, Ant. Gemm. Taf. 43, 38. Und
zent wirkenden Knabengestalten mit grofsem derartige Darstellungen sind häufig, z. B. Terra-
Phallos, wie sie Suid. s. JTpiWos 3 schildert, 30 kotten: Winter, Typen der figürl. Terrakotten
ferner so manche der von Jahn, Ber. d. sächs. 2, 212, 3; Jahrb. d. Ver. v. Altertumsfreunden
Ges. d. Wissensch. 1855, 28 ff. in dem Aufsatz Bd. 3 Taf. 7. 8; statuarische Werke: v. Sybel,
über den Aberglauben des bösen Blicks be- Katal. d. Skulpt. zu Athen nr. 2735. 2736;
handelten apotropäischen Gestalten, vgl. bes. Catalog. of sculpt. Brit. Mus. 1584. 1723; vor
S. 72 ff. (die schon oben erwähnte sog. Tychon- allem die Dresdener Statue, Clarac 734, 1774
Bildung) u. S. 89 ff. = Müller -Wieseler, Denkm. d. alt. Kunst 2,
Zweifelhaft ist, ob man Knaben-Figuren, 24, 264, vgl. Bernoulli, Aphrodite 129. 132.
die in dem üblichen Schema mit Bausch und Noch zahlreicher aber sind die Darstellungen,
Früchten jede Betonung des Phallos vermeiden, welche Aphrodite auf eine Herme des Pr. ge-
mit Pr. oder mit andern r Gottheiten des Segens 40 stützt zeigen, wobei die Form der Herme ebenso
und Gedeihens' zusammenbringen soll, z. B. verschieden ist wie die Haltung der Aphrodite;
die Statuen in Berlin 534 (Clarac 698, 1656), vgl. z. B. Marmor-Bildwerke in Berlin nr. 23
in Rom Matz-v. Duhn, Ant. Bildw. in Rom aus Aigion (Furtwängler, Samml. Sabouroff
nr. 302—316, in Athen Kckule, Ant. Bildw. im Taf. 27; Reinach 2, 348, 1); Clarac 619, 1390 A
Theseion nr. 111. Zweifelhaft ist auch die ge- (Samml. Pourtales); 622 A, 1406 B (Samml.
legentlich versuchte Beziehung der Wandge- Mimaut); v. Sybel a.a.O. 3739; dann Bronzen
mälde bei Heibig 570 — 571 b auf Pr. Ebenso (Friederichs Kleinere Kunst nr. 1928; Gerhard,
unsicher sind die auf Pr. gedeuteten tanzen- Ges. Akad. Abh. Taf. 51, 2) und Terrakotten
den Gestalten, wie das Sandsteinrelief in Agram (z. B. Stephani, Compte rendu 1880, 115 Taf. 5,
(Archäol.-epigr. Mitt. 3, 168), welches eine bart- 50 6; Winter, Typend. figürl. Terrak. 2, 201. 2 10 ff.);
lose nackte Gestalt von runden, sich dem Weib- Aphrodite zwischen Harpokrates und einer Pr.-
licben nähernden Körperformen zeigt, die mit Herme in Terrakotten bei Stephani, Compte
beiden Händen ein schmales Gewandstück auf- rendu 1870 Taf. 3, 5; 1873 Taf. 1, 1; 1877
hebt, unter welchem der Phallos aufrecht steht, Taf. 5, 7.
und die tanzende Gestalt in Newby Hall Wie schon in dieser Gruppierung mit Aphro-
(Michaelis, Ancient marbles in Great Britain dite, so ist auch sonst für Pr. die Darstellung
523; Clarac 710 B, 1729 A), die das lange Gewand in Hermenform ganz besonders beliebt. Man
mit beiden Händen hebt. Nicht zum Pr. ge- findet einfache Kopf hermen, wie auf Münzen
hört die Herme im Lateran mit weiblichem von Lesbos (Catal. coins Brit. Mus. Troas etc.
Gegenstück: Garucci, Mus. Lateran. Taf. 26; 60 161 Taf. 33, 1), in der Gruppe mit Aphrodite
Benndorf-Schöne, Ant. Bildw. d. Lateran. 181. (Berliner Bronze, Gerhard, Ges. Akad. Abh.
188; Heibig, Führer durch die Samml. Roms Taf. 51, 2) und sonst, z. B. Schreiber, Helle-
2. Aufl. nr. 663. 664. Ebenso stellt die auf nistische Reliefbilder Taf. 60. 61. Andere Her-
Pr. gedeutete Herme auf einem Relief in Dres- men zeigen den Oberkörper in dem bekannten
den (Jahrb. d. archäol. Inst. 1889 Anz. 99) wegen Typus mit Früchten im Gewandbausch, z. B.
der Satyrohren und Hörner den jugendlichen auf einem Wandbild aus Pompeji (Heibig 70),
Pan vor. auf einem Sarkophagrelief im Palazzo Mattei
Von den Gruppen, in denen Pr. erscheint, (Matz-v. Duhn, Ant. Bildw. in Rom nr. 2756).
2989
Priapos (in d. Kunst)
Prietos
2990
Ebenso findet sich dann die Pr.-Gestalt ohne
diesen Bausch mit Früchten, die einfach unter
dem aufgehobenen Gewand den Phallos zeigt,
vgl. z. B. die Terrakotten bei Winter, Typen der
figürl. Terrakotten 1, 233, 10—13 (aus Myrina,
Kentoripa, Assos, Srnyrna; Winter führt aufser
den abgebildeten noch eine Reihe ähnlicher
Terrakotten an), ferner das Wandgemälde bei
Heibig 506, wo Pr. einen Turban trägt und in der
Rechten eine Schale, in der Linken einen Becher 10
hält; oftmals zeigt der Oberkörper auch bei
diesem bekleideten Typus die für die nackten
Pr.-Hermen so beliebte, charakteristische zurück-
gebogene Haltung, vgl. z. B. die Bronze aus
Brigetio (Archäol.-epigr. Mitt. 14, 43 = Beinach
3, 22, 8) und die Marmor-Herme in Berlin
nr. 248. Nackte Pr.-Hermen giebt es in über-
aus grofser Zahl auf Reliefs, wie im Lateran:
Benndorf- Schöne nr. 441 (Garucci, Mus. Tat.
Taf. 43, 1. 2) und nr. 293 = Garucci Taf. 44, 20
wo Pr. im linken Arm einen Korb mit Früchten
hält, während er in der Rechten ein krummes
Messer erhebt, als ob er Trauben schneiden
wolle, obwohl durch die Hermenform und einen
ländlichen Altar angedeutet ist, dafs es sich
um ein unbelebtes Kultbild handelt; ferner
auf Reliefs bei Schreiber, Hellenist. Reliefbilder
46—48. 59. 75 (München Glyptothek nr. 251),
auf Gemmen : Furtuäitgkr, Ant. Gemmen Taf.
24, 68 (mit Thyrsosstab). 24, 58 (Eros vor einem 30
Altar d. Pr. opfernd). Solche Pr.-Hermen der
verschiedensten Art kommen in den mannig-
faltigsten Szenen, namentlich in bakchischen
und erotischen, vor, dann auch lediglich als
Kennzeichen ländlicher Gegenden, ganz in
Übereinstimmung mit den Schilderungen der
Dichter, die von dem custos hortorum handeln;
auch darin stimmen die Bildwerke mit den
Dichtern überein, dafs sie das Bild des Gottes
bald in kleinen Tempelchen zeigen (vgl. z. B. 40
das Relief in München Glyptothek nr. 455:
Schreiber a. a. 0. Taf. 80; die Gemme bei Furt-
ivängler, Ant. Gemm. 45, 3; templum: Priapea
82; sacellum: Priap. 1, 3. 86, 8), bald nackt
unter freiem Himmel (wie Tibull. 1, 4, 5) oder
unter Bäumen; Altäre vor der Herme weisen
auf den Kult hin. Verwiesen sei auf Reliefs
wie Bull, della comm. arch. municipale 1874,
22 ff. Taf. 2—4 = Heibig, Führer durch die
Samml. Bovis, 2. Aufl., nr. 569 (Bronzerelief 50
eines Biselliums); Mon. d. Tust. Suppl. 34 =
Heibig, Führer nr. 1107 (Stuckreiief aus Rom);
Matz-v. Duhn a. a. O. nr. 2755. 2774; Mont-
faucon, Antiqu. expl. Bd. 2 Taf. 85 = E. Hübner,
Ant. Bildw. in Madrid nr. 289. Verwiesen sei
ferner auf die Wandbilder bei Heibig, Wand-
gem. Campaniens 569. 574. 1356. 1585, und auf
Gemmen bei Furtioängler, Ant. Gemm. Taf. 24,
58. 33, 32. 41, 31. 42, 52 u. 60. 46, 5. 62, 31.
Erwähnt sei endlich noch ein Hermen-Typus, 60
bei dem Pr. in der einen Hand ein Alabastron
hält, aus dem er, wie Gerhard annimmt, den
stimulierenden Saft vom Kraut Satyrion herab-
träufeln läfst, Schreiber, Hellenist. Beliefbilder
Taf. 54 (in der Linken ein Füllhorn) ; Gerhard-
Panofka, Neapels ant. Bildw. 40 nr. 115 (in
der Linken eine Schale); Babelon et Blancliet,
Bronzes ant. d. I. Biblioth. nat. nr. 503; das-
selbe Motiv kehrt auch in ganzen Pr.-Figuren
wieder, z. B. bei der Bronze in Neapel (Antich.
d'Ercol. 2, 377 = Beinach 2, 74, 1).
Was die Darstellungen des Pr., von denen
hier nur eine kleine Auswahl angeführt werden
konnte, über das Wesen des Gottes bekunden,
deckt sich im allgemeinen mit den litterari-
schen Zeugnissen. Die Gegensätze in der Auf-
fassung des Pr. einerseits als eines Gottes, von
dem man im Ernst die Förderung von Wein-
bau und Früchten u. s. w. erflehte, und anderer-
seits als einer Gestalt, mit der man verfäng-
liche Späfse treiben konnte, treten in der Kunst
vielleicht noch lebhafter vor die Augen. Es
sind alle Seiten vertreten von dem xccgimg der
Dichter (Theokrit. epigr. 4, 13; Anth. Palat.
10, 6, 7) bis zu tÖ tov Hgiänov itccvai6%iaxov
dSog des Schol. Clem. Alex. Protrept. 47, 5
Stählin. Auch den Spekulationen über Pr.
als Schöpfer und Weltprinzip folgt die Kunst,
indem sie symbolisch die zeugende Lebenskraft
und die Befruchtung der Natur durch Pr. dar-
stellt, z. B. auf Gemmen bei Fartivängler, Ant.
Gemmen Taf. 24, 59 (Samml. Thorwaldsen), 24,
60 (Haag) und Bd. 3, 292 Fig. 153. [Jessen.]
Prias (7Tpm9,-fTos), einer von den Freiern
der Hippodameia, welche von Oinomaos besiegt
und getötet wurden, Eoien bei Paus. 6, 21, 7.
[Stoll.]
Priasos (TlQiaaog), 1) ein Argonaut, Sohn
des Kaineus, aus Magnesia Hyg. f. 14 ; s-
Phokos N. 5. — 2) Sohn des Bromios, Führer
der Phryger in dem Heere des Dionysos gegen
die Inder, Nonn. Dion. 13, 521 ff. 37, 625 ff.
[Stoll.]
Prieleus s. Prieneus.
Prieneus aiQi-nvsvg), 1) Beiname des Apollon
auf einem als Weihgeschenk gestifteten bron-
zenem Hasen (die Inschrift selbst lautet irr-
tümlich reo 'Anölliovi ra> ngirjUii), gefunden in
Samos, CT. G. 2, 2247.' Boehl, Inscr. Gr. ant.
385. Gauer, Del* 505. Newton, Anc. greek inscr.
in the Brit. Mus. 230. Hoffmann, Griech. Dial.
3, 161 p. 70. Michel, Becueil d' inscr. grecques
1148 p. 842. Walters, Catal. of the bronz. in
the Brit. Mus. 237 p. 23. Der Beiname weist
auf einen Kult in Priene. Bechtel, Inschr. des
ionisch. Dial. 212, dem die Form TlQir]vf)C statt
Uginvü bedenklich erscheint, schreibt TlQir'iv7]i
als Dat. Singul. in lokativischer Bedeutung.
Vgl. auch O. Hoffmann a. a. 0. 220. — 2) In
dem nptr}vi:v$ vsaviag, dem zu Liebe Kroko-
dike (s. d.) ihr Vaterland verrät, (Arrian bei
Eust. ad. Hom. B. 1493, 48), ist TlQivvsvg doch
wohl Ethnikon, nicht Eigenname, wie Tonia-
schek, Die alten Thraker 2, 42 (Sitzungsber.
d, Kais. Akad. d. Wiss. in Wien 130 [1893], 2)
annimmt. [Höfer.]
Prietos (ITptVrog), bithynische Lokalgottheit
der Stadt Pronektos oder (später) Prainetos,
die bei den Einheimischen Prietos hiefs; vgl.
Thecphan. continuat. ed. Bekker p. 464, wo
statt ngog Tlgisrog, rjtig TlgcävsTog (naga t&v
iyXcoQiav incovö^ccarca) zu schreiben ist: ngbg
TlQttLvtTov, iJTig Tlgistog y.rl. {Hgirsrog Hierakl.
Synekd. 691, 2). Ihm war ein seinen Tempel
bespülender Flufs geweiht Namens Alces, in
dessen Strudel Meineidige, wenn sie sich nicht
2991 Primigenia Priolas 2992
"■8
der Gefahr durch schnelle Flucht entzogen, Abhandl. 7, 1895, IV, S. 5 ff.) und dazu E.Maafs,
raschen Tod fanden rapti velut flamma urente Deutsche Liiteraturzeit. 1896, 7 f. u. bes. G.
Plin. n. h. 31, 33 und Arrian. frg. 43 (aus den Knaack, G. G. N. 1896, 870 ff. 887 f. P. Kretsch-
Bithynica) bei Eustath. Hom. B 754 p. 336, 12 mer, Einleitung in d. Getch. der griech. Sprache
wo der Flufs, wohl durch Mifsverständnis des 201. 207, 1. 0. Gruppe, Gr. Myth. 967, 1 ff.
Exzerptors, selbst den Namen "Og-xog führt. Wie die Form des Namens ngiöXag (Ilgtö-
Genaueres über das Wesen dieses Lokalgottes Xaog , Schol. Apoll. jRhod. 2, 758 p. 429, 6.
wissen wir nicht, an phönizisehen Einflufs Keil, 2, 780 p. 429, 28 p. 430, 4. Schol. Nikand.
(Steph. Byz. s. ngivsxxog) ist nicht zu denken Alex. 15. 'IbXXag bez. 'ioXsag, Pollux 4, 55; s.
(Crusius, Philol. N. F. 6, 379). Die Nebenform 10 unten) selbst, so schwankt auch die Genea-
Brietium bei Plin. braucht nicht geändert logie, in die er eingereiht ist.
zu werden, da Wechsel zwischen b und p im Priolas ist 1) Sohn des Daskylos (s. d.) und
Thrakischen bezeugt ist: Tomaschek, Die alten Bruder des Lykos (s. d. nr. 9); im Kampfe
Thraker 1, 34. Vgl. Tomaschek, Die alten gegen die Myser {Apoll. Bhod. 2, 781) oder im
Thraker 2, 42 (Sitzungsber. d. Wiener Akad., Kampfe gegen die Bebryker von deren König
phil.-hist. Kl. Bd. 130 (1893), wo das Zitat aus Amykos (s. d.) getötet (Schol. Apoll. Bhod. 2,
Arrian. b. Eustath. Hom. 1493, 48 zu streichen 758j, wird er seitdem von den Mariandynern
ist, und Knaack, Gott. Gel. Ans. 1896, 874 A. 1. in Trauergesängen beklagt, Apoll. Bhod. 2,
[Knaack.] 780 ff. — 2) Sohn des Lykos, Schol. Apoll
Primigenia, Beiname der Fortuna 1) in 20 Bhod. 758. Schol. Nikand. a. a. O. — 3) Sohn
Praeneste s. Bd. 1 Sp. 1541, 59 ff. und Thulin, des Titias (vgl. Kaibel, G. G. N. 1901,' 497),
Rhein. Mus. 60 (1905), 258 ff., der etruskischen Bruder des Bormos und des Mariandynos, Do-
Ursprung ihres Kultes annimmt — 2) in Rom mitius Kallistratos im Schol. Aesch. Pers. 930
mit einem Heiligtum auf dem Quirinal (Bd. 1 [wo zu schreiben ist: KaXXiex gaxog . . .
Sp. 1516, 48 ff.) und auf dem Kapitol, Bd. 1 Tiriov (so Welcker a. a. U. 11, 5 nach Schol.
Sp. 1518, 6 ff. und E. Bodocanachi, Le Capi- Apoll. Bhod. 1, 1126 statt des überlieferten
tole Romain, VIII. XXXIX. — 3) in Itanos Tirvov; vgl. auch Lobeck, Aglaopham. 1165)
auf Kreta, wo sie in griechischer Bezeichnung xgkig Ttccldag slvai ügioXav tun. Mugtccvdvvbv
als Tv%r[ TlQtaxoysvrig (Corr. Hell. 24 [19U0J, (v.cä Bwg)>uov, 6v (s. Türk a. a. 0. 5 f.) xvvrr
238] oder, wie Dittenberger, Orient. Graec.inscr. 30 ysxovira ccnoXtG&ut] und im Schol. Apoll. Bhod.
sei. 1, 119 p. 200 schreibt, als Tv%r] TIqcoto- 2, 780 p. 430, 3 f. — 4) Bwoipog (= Bügaog)
yivr^ia erscheint, Demargne, Corr. Hell. a. a. r\v 'IoXXa \'l6Xu, Bethe) %eu Mccqiuvöwov aötX-
0. 239. Dittenberger a. a. 0. Gruppe, Gr. Myth. qPo^,_# Ovxiov ßccadtcog nuig, Pollux a. a. 0.
1108, 3. — 4) in Kolossai nach der Inschrift Um Übereinstimmung mit der unter 3 verzeich-
auf einem geschnittenen Steine: Tv%i] Uqco- neten Genealogie herzustellen, schreibt Nauck,
roy(svi]g) KoXoo6ai(cov), Me'm. de Vacad. des Phüologus 12 (1857), 646 f. statt 'iöXXa : HgiöXcc
inscr. et bell, lettres 36, 11. Demargne a. a. 0. und statt Ovirlov: 0 Tiriov, was beides Müller,
239. — 5) in Delos, wo sie, wie auch sonst F. H. G. 4, 354 (Kallistr. fr. 1), Türk a. a. 0. 6.
oft (Bd. 1 S. 1549 ff.), mit Isis verschmolzen ist: Knaack 870, 3 gebilligt haben, während Welcker
"Ioidi, Tv%v IJQcotoyEvsia, Corr. Hell. 6 (1882). 40 a. a. 0. 11, 5 und Kümmel a. a. 0. 32 f. 'IöXXa
339, 43. Dittenberger, 'Sylloge 22, 765 p. 620; beibehalten, aber für Oimiov: 0 'Txiov lesen, so
vgl. auch C. I. L. 14, 2867, wonach der For- dafs Priolas Sohn des Hypios, d. i. des Gottes des
tuna Primigenia in Praeneste eine Statue der gleichnamigen mariandyuischen Flusses wäre.
Isityche geweiht worden ist. [Höfer.] Krctschmer a. a. 0. 207, 1 billigt TlgioXa statt
Primi gen ius 1) Beiname des Herkules s 'ioXXcc, behält aber Ovnig (so heifst nach ihm
Bd. 1 Sp. 2968, 64 ff. — 2) aus der Erwäh- der Nominativ) als mariandynischen Eigen-
nung eines Seeundanus Pales in der 7. Region namen bei, ebenso wie Crusius Bd. 1 Sp. 2846,
des Himmelstemplums bei Martianus Capeila 13 ff., der ihn zu dem ('männlichen) Hyperboreer-
1, 51 (vgl. Bd. 3 Sp. 1277, 59 f.) und aus dem namen Ovnig bez. 'Slnig (s. d. nr. 3) stellt.
Umstände, dafs nach Mart Cap. a. a. 0. 1, 50 Priolas ist Eponymos der Stadt Priola, Nikand.
50 in der 6. Region Pales et Favor als Iovis a. a. 0. Schol. Apoll. Bhod. 2, 780 p. 429, 31.
hlii erscheinen, erschliefst Thulin, Rhein. Mus. Steph. Byz. s. v. npioXa; vgl. Lobeck, Path.
60 (1905), 258 f. für Favor das Beiwort Primi- serm. Graec. Proleg. 130 f., wie der mit ihm
genius und erklärt Favor Primigenius für genealogisch verknüpfte Mariandynos Eponym
gleichbedeutend mit Fortuna Primigenia (s. d.). des Volkes ist, Titias Eponym der Stadt Ti-
[Höfer.] xiov und Lykos Eponym des gleichnamigen
Priolas (TlQiöXag), mariandynisch-phrygi- Flusses, der nicht weit vom Daskylitischen
scher Genius des Erntesegens (Tomaschek, Die (vgl. oben Daskylos als Vater des Priolas) See
alten Thraker II, 42 in Sitzungsber. d. Kais. flofs, Kaemmel 29. Das Schol. Apoll. Bhod. 2,
Akad. d. Wiss. in Wien 130, 1893, II), eine dem 60 780 p. 430, 3 ff . (iöiug xbv &Qi]vovutvov IJqio-
Bormos (s. d.), Hylas (s. d) nahe verwandte Ge- Xaov yrfii \Apollouios], xwv aXXcov Ecoqiiov Xtyöv-
stalt, worüber man vgl. B. H. Klausen, Aeneas xeov xbv Tixiov viov) setzt den Priolas dem
u. die Penaten 120 ff. Welcker, Kleine Schriften Bormos gleich. Nach Knaack 872 f. hat Apol-
1, 10 ff. O. Kümmel, Heracleotica (Progr. lonios den Namen des Priolas, um dessenTod
Plauen i, V. 1869) 12 ff. v. Wilamowitz, Euri- die Mariandyner klagen, aus alter guter Über-
pides Herakles 1, 280 und Aristoteles u. Athen lieferung geschöpft; da nun Bormos auch dem
2, 177, 1. Mannliardt, Mythol. Forschungen Hylas (s. d.) bisweilen gleichgesetzt wird, so
16 f. 55 f. G Türk, De Hyla (Breslauer Phil. vermutet Knaack 873, dafs Hylas und Prio-
2993 Priolas Priumne 2994
las identisch seien, dafs TJgiöXag = ügt-foXag F. H. G. 3, 533 aus Eust. Dion. Per. 322 vgl.
(mit der auch in Pri-apos enthaltenen Wurzel Knaack a. a. 0. 868), wenn nicht vielleicht viel-
pri lieben' zusammengesetzt) Vollname sei zu mehr in ogsaißiog ein Eigenname 'Ogsaißiog
"TXag, das mariandyniseh Vola gelautet habe (s. d.) steckt, wie durch Timotheos Pers. 121
(v. Wilamowitz, Arist. u. Athen, a. a. 0.) und 'Ogv[aiß]iov avxgov wahrscheinlich geworden
dal's Borimos (Bormos) ursprünglich nur die ist, Sudhaus, Rhein. Mus. 58 (1903), 491 f.
Bezeichnuiig für das Klagelied der Mariandyner Auch Arganthone verschwindet wie Hylas und
(vgl. Pollux 4, 54) gewesen sei, und daraus sei Bor(i)mos. Zu derselben Etymologie (Bdig(i)-
erst der Eigenname nach dem analogen Vor- {iog = Montanus) würde man auch gelangen
gang wie bei Ialemos, Linos u. s. w. entstan- 10 ausgehend von dem früher angenommenen
den (Knaack 871); siehe dagegen Gruppe J~6gog = oqos (vgl. 'TnsgßötioL = 'T%bgf6gaoi
967, 1. Die Gleichsetzung von Pri-olas = Bd. 1 Sp. 2830, 21 ff.). Was den Namen Prio-
Hylas glaubte Knaack 873 hauptsächlich da- las anbetrifft, dessen Wesen wenigstens durch
durch stützen zu können, dafs er in dem "OXag die angeführten, ihm so nahe stehenden Ge-
üvsq (C. I. A. 1, 275 = 4, 35) "OXag als Per- stalten (vgl. auch Linos, Maneros) erschlossen
sonennamen auffafste. Durch den Nachweis wird, so gilt von ihm wohl auch die Bemer-
aber, dafs "OXag thrakisches Ethnikon ist (Br. kung Kaibels (a. a. 0. 495): Genealogische Spe-
Keil, Hermes 31, 473 f.), ist diese Gleichsetzung, kulation, Kultvermischung, das Streben der
wie Knaack 888 selbst betont, erschüttert wor- Euphemie u. s. w. haben die ursprünglichen
den. Als Hypokoristikon fafst den Namen 20 Namen verwischt; vor allem gab es nicht
JIgiöXag Kretschmer a. a. 0. 201; Pape- Benseier wenige Namen, die aus der uns bekannten
s. v. ügioXag leitet den Namen von Tigicav griechischen Sprache überhaupt nicht mehr zu
fHorn, Bergspitze' (vgl. den Berg TJqiöjv bei erklären sind, deren Stamm aber sich in halb-
Ephesos) ab, womit Kümmel 32, 2 sich ein- barbarischen Sprachen Kleinasiens wieder-
verstanden erklärt; nach Welcher a. a. 0. 11, 5 findet oder deren Bildung sich auf kleinasia-
ist TlgioXag entstanden aus JJtgi-ioXag. Hier- tische Analogien stützt. [Hüfer.]
für liefse sich die Überlieferung 'IoXXag bei Priotos (Tlgicoxog?), sonst unbekannter ägyp-
PoUux 4, 55 als Stütze anführen, wie neben tischer Gott auf einem Graffito in Oberägypten :
r'TXag sich auch "TXXag findet. Kümmel 33, 2 7tagä xCov xvgicov fttCov Tlgicaxov &sov (ityiaxov
hält es für möglich, dafs der bei Pollux ge- 30 v.al ' Slgeytß&iog xccl "laidog Ptaansutwg %al ol
nannte lollas identisch sei mit dem bestän- (man erwartet xüv) avv avxoi (sie) &aäv fifyi-
digen Begleiter des Herakles Iolao3 (s. d.). Hin- 6xcov, Revue des etudes grecques 4 (1891), 47, 1.
gewiesen sei auch darauf, dafs in Bithynien — Sauce ebend. hält es für möglich, den Namen
sich der Eigenname (die Lesart ist schwan- üguoxov zu trennen und zu lesen IJgico xov
kend) 'loXag bez. 'IoXXag oder 'loXaog findet als ftsov (isyißtov, was jedoch kaum wahrschein-
der eines Botanikers, Dioskorides Praefat. Epi- lieh sein dürfte. [Höfer.]
phanius adv. Haeres. 1, 1, 3 (Migne Ser. Gr. Prisis (prisis) ist auf dem pränestin. Bronze-
41 p. 177) Doch wie sollte die uns sonst vor- Spiegel, Eabretti no. 2726 bis statt des über-
liegende Überlieferung über die Genealogie, lieferten trisis herzustellen. Es ist die etruskische
über das Ende u. s. w. des Iolaos mit der 40 Umformung des griechischen Briseis. Das Nä-
Kämmehchen Hypothese zu vereinen sein? here hierüber siehe s. v. teverun. [C. Pauli.]
Denn Priolas stirbt jung, und wahrscheinlich Pristeus (Ilgioxsvg), Beiname eines auf Ver-
ist auch sein von Apoll. Rhoil. 2, 780 ff. er- wünschungstafeln von Kypros angerufenen Dai-
zählter Tod in der Schlacht nicht Ursprung- mons Bd. 2 Sp. 1217, 12 = R Wucnsch, Defixi-
lich. sondezn er wird von den Nymphen ge- onum tab. Atticae XVIII. 1. Vers 21. W. Köhler,
raubt worden oder auf der Jagd (vgl Knaack Arch. f. Religionswiss. 8 (1905), 223. Der Name
a. a 0. 873) umgekommen sein wie Hylas oder scheint mit 7tgluv fsägen' zusammenzuhängen
der gewöhnlich als sein Bruder bezeichnete und den Daimon zu bezeichnen, der die festen
Bormos (Borimos). Letzteren Namen stellt Thore der Unterwelt sprengt (eigentlich czer-
Gruppe 967, 3 zu B&gog (s. d.) und führt beide 50 sägt'). Das neben Ilgiarevg stehende Wort
Namen auf J-ogccco (vgl. Hesych.: ßeegoe ocp&aX- gr]6ix&cov scheint für gi]t,l%&o)v = fder die Erde
uoi) zurück = 'Schauer', fügt aber hinzu: rin spaltet' (vgl. Orph. Hymn. 5<i, 5. 52, 9) zu
welchem Sinne der Jüngling 'Schauer' hiefs, stehen. [Höfer.]
wissen wir freilich nicht ' Für das Wesen des Priiiiniie (priumne) erscheint zweimal als
Bormos bezeichnender erscheint es, wenn man Name einer mythologischen Person in etruski-
den Namen durch "Oguog erklärt. Bögig ist scher Darstellung. Die Belege sind ein Bronze-
nach 0. Scltroeder, Arch. f. Religionswissen- Spiegel unbekannten Fundortes, wo priumne,
Schaft 8 (1905), 83 das vorhellenische Wort für und eine Alabasterurne von Volterra, wo pri-
rBerg', das nur noch in Bogiccg erhalten ist. umnes geschrieben ist. Ein dritter Beleg, ein
Die Dehnung des 0 in Bmg{i)aog findet ihre 60 Serpentinkiesel aus der Sammlung des Herzogs
Analogie in 'ilgti&via (von bgog. vgl. Bd. 3 vonBlacas(i^«6rfW«', C.J.i.no. 2514 bis tab. XL1V),
Sp. 948. v. Wilamowitz, Homer. Unters. 324. wo priumne geschrieben steht, ist eine plumpe
Schulze, Quaest. epicae 410, 3; vgl. auch Bcog- Fälschung nach derVolterranischenUrne. Diebei-
9-toc ■. 'Og&iu. Bei dieser Deutung des Namens den echten Belege sind veröffentlicht, der Spiegel
Bor(i)mos gewinnen wir in diesem ein auch von Gerhard, Thetis u. Priumne (Berlin 1862) und
schon durch den Namen ausgedrücktes mann- von Fabretti, C. L I. no. 2514 ter„ die Urne von
liches Gegenspiel zur Jägerin kgyav&avrj, f} Inghirami, Mon. etr. tom. 1 (= vol. 1) tav. XLJJI
ysvvalu, i] ogtaißiog (Arrian Bithyn. fr. 36. no. 1 und tom. 6 (= vol. 9) tav. A 2, sowie Storia
2995 Priumne Problastos 2996
della Tose. tav. LXXIII no. 1 ; von Raoul-Bochette, Wenn Deecke (in Bezzenbergers Beitr. 2, 169
Mon. med. 1 pl. XXIX no. 1 ; von Micali, Mon. no. 86), nach älterem Vorgange, in dem priumne
ant. tav. CIX und von Fabretti, C. I. I. no. 305 des Spiegels den Namen Tlgiu^og (Ilpidiitvog?)
tab. XXV, Auf dem Spiegel befinden sich fünf finden möchte, so ist diese Vermutung durch-
Personen in folgender Anordnung: links eine aus abzulehnen. Die Formen Priamus resp.
sehr schöne nackte und mit Halsband und Ohr- Priamenos können auf Etruskisch nur priame
gehangen geschmückte Frau mit der Beischrift oder priamne lauten, nicht priumne, welches
cl . . . {re, was Gerhard, kaum richtig, zu cl[eti]<ire vielmehr einem griechischen Priophenus oder
ergänzt; rechts von ihr steht, mit der Lanze Priomene entspricht. Und auch sachlich pafst
bewaffnet, Diomedes(Ziumide); rechts von diesem 10 das nicht, denn der dargestellte Greis, falls
die nackte, aber mit einem Diadem geschmückte das priumne sich wirklich auf ihn bezieht,
Tethis (fre-Sis); von dieser rechts eine beklei- sieht, wie schon gesagt, nicht einem König,
dete, gleichfalls mit dem Diadem geschmückte, sondern einem Bettler ähnlich. Beide Dar-
vornehm aussehende Frau ; ganz rechts endlich Stellungen erklären sich, wie mir scheint, gegen-
sitzt ein barhäuptiger und kahlköpfiger Greis, seitig. Auf der Urne ist die Hauptfigur, wenn
der den Eindruck eines Bettlers oder armen auch nur leidend, die Klytämnestra (clutmsta),
Wanderers macht; er spricht zur cl . . . &e, die die Episode an der rechten Seite der Urne
die Hauptfigur der Darstellung ist. Über diesen zeigt die in Formen und Gewandung fast weib-
beiden letzten Figuren rechts steht die Bei- lieh erscheinende, schöne, jugendliche Gestalt,
schrift priumne, und zwar so, dafs es unklar 20 die den Namen priumne trägt. Auf dem Spiegel
ist, ob sie sich auf die vornehme Frau oder heifst die Hauptfigur cl . . . #e, um sie befindet
auf den Greis beziehe. Auch die Wortform sich eine schöne, vornehme, jugendliche Frau,
priumne selbst giebt darüber keinen Aufschlufs, Da liegt es doch sehr nahe, 1. das cl . . . &e in
denn die Endung etr. -e kann sowohl einem cl[utms'9,e = Klytämnestra zu ergänzen, und
griechischen -os (vgl. el^sntre = 'AXi^avSQos, 2. das priumne auf die schöne Frau, nicht auf
peese = IJj]yaaog), wie einem griechischen -t\ den Greis, zu beziehen. Aus beiden Darstel-
(vgl. euturpe = Evxhoitr\) entsprechen. Auf der lungen scheint sich somit folgendes zu ergeben:
Urne von Volterra haben wir auf der rechten Die priumne ist eine Freundin und Gefährtin
Seite, während links die Ermordung der Kly- der Klytämnestra; bei dem Tode dieser letzteren
temnestra dargestellt ist, eine Gruppe von drei 30 hat sie sich zur Verteidigung derselben ge-
Personen, die im Kampfe begriffen sind: die waffnet und wird von den Gefährten des Orestes
eine aufrecht und unbekleidet, wie urste und und Pylades gleichfalls getötet. Über ihre Per-
puluctre, die andern beiden am Boden liegend, sönlichkeit wissen wir, aufser den uns hier vor-
die linke gleichfalls nackt, die rechte reich be- liegenden beiden Belegen, sonst nichts, allein
kleidet und mit einem Schilde bewaffnet, von Fälle dieser Art, dafs etruskische Darstellungen
fast weiblichen Formen. Unter dieser Gruppe uns mythische Personen vorführen, die wir aus
stehen die Worte aens : priumnes : Die Lesung direkten griechischen Quellen nicht kennen
ist absolut sicher. Ich habe die Urne wieder- (vgl. z. B. den qpamu), finden sich auch sonst,
holt gesehen und besitze auch einen von meinem Was nun die Form des Namens priumne an-
Sohne in meiner Gegenwart genommenen Papier- 40 geht, so würde sie einem griechischen TIqio-
abklatsch. Dadurch wird die Vermutung von p.£vr\ entsprechen, also einer partizipialen Bil-
Deecle (in Bezzenbergers Beiträgen 2, 165 no. 31), düng von jener Namenskategorie, wie sie Fick
dafs statt aens vielleicht aicis = Ai'yiß&og zu (Griech. Personennamen 1, 54) zusammengestellt
lesen sein möchte , hinfällig. Die Form aens hat. Dafs gerade dieses Partizip sonst als Name
ist kaum ein Eigenname. Ein Wortstamm aen- nicht belegt ist, thut natürlich nichts zur Sache,
findet sich auch sonst: so haben wir die Formen Auch ein ntpio^ivr] oder ähnlich wäre viel-
aenaice (Fabretti no. 985 = C. I. E. no. 1118), leicht möglich. Weiteres läfst sich über die
aenaine {Fabretti no. 2172), aenanasa (Fabretti Form nicht aussagen. [G. Pauli.]
no. 2055 u. 2056; , aenina (Lippers, Periisinus Proastianoi Theoi iIIpoccotiuvoI &eot). Eine
Fabr. no. 1914 A. Z. 17 = C. I. F. no. ? ?), 50 Inschrift an einem Sarkophag aus Magnesia
aenesem (Mumienbinde 10, 5), a^naz (Fabretti am Maiandros nennt eine vTtötQocpog ftsibv
no. 1934 = C. I. F. no. 3560). Keine dieser Ttpoctnxiccvcbv, Corr. hell. 17 (1893), 32. O. Kern,
Formen — wenn wir auch nicht positiv an- Die Inschriften von Magnesia a. 31. 309 p. 158.
geben können, was sie bedeuten, so läfst sich Höchst wahrscheinlich sind diese Götter iden-
diese negative Aussage doch mit Bestimmtheit tisch mit denjenigen Gottheiten, zu deren Ehren
machen — ist ein Eigenname, und so wird es von der Mainade Baubo (Näheres siehe Bd. 2
auch aens nicht sein. Das wird auch durch s. v. Kosko) der &iu6og 6 nob nölnoag (Kern a.
die Form priumnes unterstützt, die kein No- a. O. 215a Z. 35 p. 140; gestiftet worden ist,
minativ, sondern ein deutlicher Genetiv ist, also = Dionysos und Semele, Kern a. a. 0.
der offenbar von aens abhängt. Der Nominativ 60 p. 214 und in Beiträge zur Geschichte der
heifst priumne, wie der Spiegel auch richtig griech. Philosophie u. Religioti von P. Wend-
giebt, während der thörichte Blacas-Stein das land u. 0. Kern 91 f. Hiller v. Gaertringen,
aens: priumne: ganz sinnlos in acs: priumne: Corr. hell. a. a. 0. 33. Vgl. Art. Pro poleos u.
umformt. Wenn man raten dürfte, so würde Prokyklioi. [Höfer. J
ich die Vermutung wagen, dafs aens : priumnes: Problastos (ügoßlaGTog), Epiklesis des Dio-
bedeute „Tod des oder der priumne". Und mit nysos, Lykophr. 577; vgl. Schol.: IJQÖßXa6xog
dieser Alternative sind wir nun bis an die ö Jiovvöog, iTteidi] 6rs {leXXovat %6nttiv rag
Deutung dieses Namens gelangt. ßXä6xccg r\xoi xcc xXrJuaxa, ftvovoiv ccvxä» xXa-
2997 Probolos Prodromia 2998
dsvovrsg, i) ÜQoyiXaaxog, insl oxav \itXXot6i Proculus (r ein Edler') gewifs richtig zu proceres
Y.I&V zag auntXovg, frvovßiv avxm. [Höfer.] (vgl- dazu A. Walde, Latein, etymol. Wörter-
Probolos (ÜQoßoXog, ein mythischer Sänger buch. Heidelberg 1900 [= Sammlung indogerm.
in Sparta, ein Schüler des Perimedes aus Ar- Lehrbücher 2, 1] S. 492). [R. Peter.]
gos, Demetr. Phal. b. Schol. Od. 3, 267. Eustath. Prodomeis Theoi (npodoutig ftsoi). An dem
1466, 59. [Stoll.] Aufgang zu der auf dem westlichen Hügel
ProeaSj ein König von Alba, aus dem Ge- gelegenen Akropolis von Megara, deren Epo-
schlechte der Silvier , Sohn des Aventinus, nymos Alkathoos war, befand sich eine iaxia
Vater des Numitor u. Amulius, Dkm. A. B. &scbv ügoSo^icov ■KaXovusvcov, denen Alkathoos
1, 71. Liv. 1, 3. Appian. regg. 1. Diod. 7, 4. 10 zum ersten Male geopfert haben soll, als er
Verg. Aen. 6, 767. Ov. Met. 14, 622. Fast. 4, den Bau der Mauer begann, Paus. 1, 42, 2.
-52. Tzetz. L. 1232, p. 975 Müll. Schwegler, K. Seeliger, Alkathoos u. die megarische Kö'nigs-
röm. Geschichte 1 S. 342. [Stoll.] liste in Festschrift für Overbeck 29. Darnach
Proeharisia, vgl. Hesych. TlQo%aQi6ia- i) wären die genannten Götter diejenigen, 'die
©sxig ovzco itov xiuüxai. IIpo%apioLa bedeutet bei Beginn eines Baues angerufen wurden'
nach Pape-Benseler "die bereitwillig zu Willen Hitzig- Blümner zu Paus. a. a. 0. oder, wie J.
seiende'. Wenn der Beiname nicht im allge- Holle, Megara im mythischen Zeitalter (Progr.
meinen die (zur Hilfe? Thetis ist Heilgöttin im Recklingshausen 1881) S. 19, 8 übersetzt, die
thessalischen Thetideion, Tzetz. Lyk. 175 p. 446 'vorbauenden' Götter; ähnlich Stephanus im
Müller. Gruppe, Gr. Myth. 116, 5) Willfährige 20 Tliesaurus 'praestructor' ; Passow. fder Vor-
bezeichnet, kann man vielleicht verweisen auf bauer, der vorher baut oder davor baut'. Un-
die Erzählung in den Kyprien {Vol. Hercid. möglich aber ist es mit Holle a. a. 0. als
collectio alt. 8, 105 ergänzt von Beitzenstein, Nominativ zu ftecöv ügodousäv: &sol üpodoutoi
Hermes 35 [1900 1, 73), nach der Thetis f'H]pa anzunehmen; denkbar ist nur ngodoutlg, wenn-
%<xq[i Sousvi] (vgl. Apollod. 3, 13, 5) die Wer- gleich iTQodoysvg sonst auch nicht bezeugt ist.
bung des Zeus zurückwies, da sie von Hera Siebeiis vermutete II q od •öuuv statt IIqoSouecüv,
auferzogen worden war (Hom. II. 24, 60. Apoll. — dann würden die trtol hpodouoi entsprechen
Bhod. 4, 791). [Höfer.] den &sol npoitiXaioi oder Ttpo&vpatoi (s. d.)
Vrochyte (IlQoxvrrj; über den Accent vgl. vgl. Aesch (fr. 388 N.*) im Schol. Ambr. Theokr.
Lobeck, Paralip. Gramm. Graec. 456, 2), Troerin 30 2, 35: ISqvovzo de avzi]v (die Hekate) xal 11 q 6
und Verwandte des Aineias, Eponyme der xdv ^Dßwv, mg <pr\6iv Al6%vlog : ösanoiv
gleichnamigen vor der Küste Campaniens ge- 'E-näxrj xmv ßccöilsicav ngöSo^iog (v. 1. noödQO-
legenen Insel, auf der sie von Aineias be- fiog, wie auch bei Aristid. 1 p. 27, 22 Bind, steht)
graben worden war, Naevius (fr. 19n in Q. nsiä&Qcov Bobert, Comm. in hon. Mommsen. 147.
Enni Carminum rel. ed. Luc. Müller p. 160) W. Kausche, Mythologumena Aeschylca in Diss.
bei Serv. ad Virg. Aen. 9, 715. Bud. Bitter, Phil. Halenses 9 (1888), 155 § 25. 148 § 16, 4.
De Varrone Vergilii auctore 116 = Diss. Phil. v. Wilamoivitz, Hermes 21 (1886), 609 Anm. 1
Halenses 14, 400. Vulcatius und Acilius Piso zu S. 608. Der bis jetzt nur auf Grund der
(vgl. über diese fingierten Gewährsmänner Jor- angeführten Stelle des Aischylos angenommene
dan, Hermes 3 [1869], 411) bei Aurel. Victor, 40 adjektivische Gebrauch von Ttgodoiiog = itgo-
De origine gent. Born. 10. Dionys. Hai. A. B. frvgcaog (Lobeck, Paralipomena 581. Aglaopham.
1, 53. P/t«. N. H. 3, 16, 12 (wo die Angabe 1336) wird bestätigt durch Bakchylid. 6, 14
cab Aeneae nutrice' auf Verwechslung mit Caieta TtQodouoig äoidccig d. h. durch ein Gedicht,
[s. d.] beruht). B. H Klausen, Aeneas u. die das vor dem heimgekehrten Sieger am ngö-
PenatenoAS. A. Schwegler, Born. Gesch. 1, 326,9. &vqov des Familienhauses zur Ausführung ge-
F. Noack, Hermes 27 (1892), 437; vgl. J. Bubino, bracht wurde (Kenyon z. d. St. Crusius, Philolog.
Beiträge zur Vorgeschichte Baliens 90. Nissen, 57 [1898], 159. Jurenka, Festschrift für Th.
Italische Landeskunde 2, 729. [Höfer.] Gomperz 220 f.), wie auch Blafs, Bacchyl.2 LXI
Prociilus Iulius ist der Name des Römers zunächst annahm, der aber später (Hermes 36
oder Albaners, dem Romulus nach seiner Ent- 50 [1901], 275 f.) statt TtQoSöuoig aoidcäg lesen
rückung in verklärter Gestalt und strahlendem wollte ngoägduoig aoiSalg d. i. durch cvor-
Watfenschmuck erschien und seinen Willen, läufige, eilige Gesänge', durch 'ein sofortiges
auf dem Collis Quirinalis in einem Heiligtume Lied am Tage des Sieges'. Aber die Stelle des
als Gott Quirinus verehrt zu werden, mitteilte: Bakchylides bietet eine willkommene Stütze
Cicero de republ. 2, 10, 20 (wo er homo agrestis für die Lesart 'Euccxr} TtQÖSouog und weist
genannt wird) und de leg. 1, 1, 3; Livius 1, vielleicht auch den Weg zur richtigen Auf-
16, 5 ff. (wo von einer göttlichen Verehrung fassung der &80I 7iQoäouslg = 7ig6öo{ioi = tiqo-
nicht die Rede ist); Dionysms Halic. 2, 63, 3 frvQctioL. [Höfer.]
('IovXiog övoua xä>v an koKocviov ysb3Qyiv.bg Prodomia s. Prodromia.
avrjQ ohne den Beinamen Proculus); Ovidius 60 Prodomos s. Prodomeis. Prothyraios
fast. 2, 499 ff. (499 : Proculus Longa veniebat nr. 2.
Iulius Alba); Plutarchus Born. 28 (ovxag ovv Prodromia (IlQodQouici), Beiname der Hera
üvöga xörv TiccxQiKiav yivsi TtQüxov rj&ei xs in Sikyon, deren Tempel Phalkes, der Sohn
Soy.iao}xaxov ahxco xs 'Pauvlaj niGxbv Kai ovv- des Temenos, gegründet haben soll xfjg ööov
i]&v, xaiv äit 'Alßr\g inoivicov, 'IovXiov üqokXov). oi xi]g ig Hixvwva 'Hoav cpä^isvog 6dr]ybv
Preller (Born. Myth.3 2 S. 346) führt die Sage ysvtaftai, Paus. 2 11, 2. Schon diese aitiolo-
auf die gentile Tradition und Sagenfabrik der gische Kultlegende (vgl. auch Paus. 2, 6, 7)
albanischen Iulier zurück und stellt den Namen hätte genügen sollen, um die v. 1. Jlpodofii'a
2999 Proerosia Proitides 300O
a t
zurückzuweisen, oder gar vor der Konjektur 1492, Belos -xgöyovog der assyrischen Könige
IIqoöcohicc (so Schubart - Walz nach Hitzig- Abydenos bei Fuseb. Praep. ev. 9,41 = F. H.G.
Blümner zu Paus. 2, 11, 2) zu schützen In 4, 283, 8; vgl. Norm. Dionys. 18, 223. Vgl.
dem Beinamen Prodrornia erblickt Gruppe, Gr. 'Egp&g ngoyovog Bd. 1 Sp. 2343, 67 ff. Nach
Myth. 1126, 1 einen Hinweis auf die kriege- Schol, A rist. Ran. 1266 ist Hermes ngoyovog der
rische Seite der Hera, während Od> Iberg, Sacra Arkadier, speziell der Stynxphalier (= oi nzgi
Corinthia, Sicyo)iia, Phliasia 12 mit Siebeiis zu XL^vr]v, Arist. a. a. 0 ). Der Vers stammt aus
Paus. 2. 11, 2 den Beinamen erklärt als fitinera des Aischylos *¥v%uyioyoL. Daher nimmt W.
protegens et in optatas domos ducens1. Vgl. Kräuselte Myiholog. Aesch. in Diss. Phil. Ha-
die römische Iuno Domiduca, Iterduca Bd. 2 10 lenses 9 (1888), 246, 4 mit Fritzsche zu Arist.
Sp. 172, 33 ff. 197. [Höfer.] a. a. 0. an, dafs mit den oi 7tsgl Xiuvrjv die
Proerosia (Tlgorigocia), Beiname der Demeter, Unterirdischen am Aornossee gemeint seien,
neben Zeus Ombrios und Poseidon Phytalmios deren -ngoyovog Hermes, dann natürlich als
genannt, Plut. Sept. sap. conv. 15. Preller, Chthonios, sei. Kräuselte thut dies hanptsäch-
Demeter und Persephone 295. Toepffer, Att. lieh deshalb, weil er sich nicht zu erklären ver-
Geneal, 253, 3. Über das ihr gefeierte Pro- mag, welche Rolle die Arkader in den Wv-
erosienfest s. Bloch Bd. 2 Sp. 1324 f. und ^aycoyoi, die die Hadesfahrt des Odysseus
aufser der dort angeführten Litteratur Mann- (Bd. 3 Sp. 626, 32 ff.) behandeln, spielen. Aber
hardt, Antike Wald- und Feldkulte 231. 238 ff. der Beziehungen des Odysseus zu Arkadien sind
Nach Solmsen, Rhein. Mus. 53 (1898), 153. 20 viele, s. Bd. 3 Sp. 628, 37 ff und bes. Sroronosy
v. Prott, Bursians Jahresber. 122 (1899) 120 Gazette arch. 13 (1888), 257 ff. Studniczka,Kyrene
ist das C. I. A. 2, 578, 33 p. 346 erwähnte Fest 120. F. Meyer, Hermes 30 (1895), 263 ff. Vgl.
IlXrtgoaia (vgl. Hesych.: TLgr\goaia- &voicc liftr]- aber auch J. Vürtheim, Mnemosyne 29 (1901)r
vrfiiv) identisch mit Ylgor\g66icc, aus dem es 34 ff. Im grofsen Pariser Zauberpapyrus 2984
durch Elision (vgl. aber auch Brttgmann, Gr. (Denkschr. d. Kais. Akad. d. Wiss. zu Wien 36
Gramm.3 141) entstanden sei. Ein Proerosienfest [1888] p. 119): av i) Kagöia rov 'Eguov, av sl
scheint auch in Epidauros gefeiert worden zu tö aittgua räi' itgoyovcav &tcov. S. Propator.
sein, da der dortige Monat ÜgagarLog (Fränkel, [Höfer.]
Inscr. Argolidis 1485, 134 136 p. 336. 1492, Prohestotes Theoi (7tgoeaTcor8g fttoi) s. Pro-
7. 10 p. 349 nach B. Keil, Athen. Mittli. 20 30 states nr. 1.
(1895), 425 vgl. 79 Anm. = ügoagdziog = LTgot]- Prohegetai Theoi (Jlgonysval ftsoi). Eine
göciog ist; vgl. v. Prott a. a 0. 99 f. Die frag- Inschrift aus Sidyrna in Lykien erwähnt lobend
mentierte Inschrift aus Mytilene tä]g Ttgoa- einen ech,ioXoy corax ov isgsa v.ai irgocprixi]v diu
Qoaiag to . . . (Inscr. Ins. Mar. Aeg. 2, 70 p. 30) ßlov xeov Ttgoriyzxcov &süv 'Agxiiudog nal 'AitöX-
erlaubt keinen Schlufs auf die Feier dieses Xavog, Benndorf- Niemann , Reisen in Lykien
Festes in Mytilene. [Höfer.] und Karten 69 nr. 45. Zur Bedeutung s. Pro-
Progasos (Llgoyaaog) ein Sohn des Melampus, kathegemon. [Höfer.]
nach welchem die Stadt Progaseia in Lydien Proios (Tlgcbiog?), von Bechtel, Hermes 34
benannt sein sollte, Steph. B. v. Tlgoydatia. (1899), 397 nach Roberts Vorschlag aus dem
[Stoll.] 40 Personennamen ngcol(o)xiuog (1. Ins. M. Aeg.
Prognostes (11goyvcoaxi]g). Im Papyrus 46 3, 132) erschlossene inUXvaig des Apollon, den
des brit. Museums (Papyrus Anastasy) heifst „Gott der Frühe" bedeutend; vgl. die iv.r/.Xij-
es von Hermes: iioigcov ntgoyvcoaxrig av Xiyn asig 'Ecoiog (s. d. nr. 1) und Evavgog (Hesych.)
Kcd&Hog övtigog, inizgivovg %g-nanovg xal vvxxs- sowie den Apollon Avgtvg (Herondas 3, 34 u.
givovg iitnti\v7ttav, Wessely, Denkschriften d. dazu Meister, Abh, d. pMl.-hist. Klasse d. K. S.
Kais. Akad, cl. Wiss. 36 (1888), 2, 137 v. 424. Gesellsch. der Wiss. 13 [1893], 692 f. O. Cru-
A. Dieterich, Abraxas 64 v. 8. Hermes wird sius, Indogerman. Forsch. 4 [1894], 171) vgl.
also hier als Prophet und Seher (udvxig, Cornut, F. Maafs, De Lenaeo et Delphinio 13. Eurem,
de not. deor. 16 p. 67 Osann. Gruppe, Gr. Myth. Philologus 65 (1906), 261. Vgl. auch den Apollon
1336, 5) bezeichnet, Dieterich a. a. O. 67 f. 50 'Av%r\Xiog (s. Propylaios nr. 1) und den Artikel
O. Piasberg, Arch, f. Papyrus forsch. 2 (1903), Proseoa. [Höfer.]
214. 216. In dem sich an den vorliegenden Proioxis (ngoicogig), „das Vorwärtsverfolgentv
eng anschliefsenden Hymnus auf Hermes im mit IIcdtcot,ig „dem Zurückverfolgen" und an-
Papyr. 121 des brit. Mus. (Wessely a. a. O. 42 deren Kampfdämonen auf dem Schilde des
[1S92], 2, 45 v. 742) heifst es : [loigcov rt nXcoaxijg Herakles dargestellt, Hesiod. Scut. 154. Gegen
av Xtyn y.cci &siog övsigog, und genau so im Studniczka, Serta Harttiiana 64 ff., der die
Hermeshymnus des Strafsburger Papyrus, Arch. Darstellung dieser Abstracta für unmöglich
/'. Papyrusforsch, a. a. O. 209, 10. [Höfer.] und daher die Verse des Hesiod für inter-
Progonoi Theoi [Ttgoyovoi &b oi), Bezeichnung poliert hält, s. Maafs, Arch. Jahrb. 11 (1896),
der Götter als Vorfahren und Stammväter 60 105, 3. Vgl. auch Furtträngier Bd. 1 Sp. 1703
(= ag%nyfxr\g, cig%r\y6g, Roh de, Psyche l2, 109. 2. Anm 1. | Höfer.]
172; vgl. Helios ysvä.Q%r}g Hcliodor 10, 11), Plato Proitides ?(IlQOLtLSrig:). Nach Passow, Hand-
Futhydem. 73 p. 302 d. Heliodor 4, 8. Lobeck, Wörterbuch5 und dem Thesaurus s. v. Tlgoi-
Aglaopham. 1238 h. Rhea und Kronos sind -ngö- xiövg (vgl. Jacobi, Handwörterbuch s. v. Proe-
yovoi. zcov äXXcov &s<hv, Plato Cratyl. 41 p. 402 b. tides) soll Anth. Append. 100 (ed. Jacobs)
TiT&vtg . . , rjLitT^Qcoi' noöyovoi narigeov, Orph. Ilgoiriövg als Patronymikon = Megapenthes
Hymn. 36. Lobeck a. a. O. 763. Zeus ist ngo- stehen, es heifst aber dort: MsXäuTtovg gvad-
yovog des Orestes und des Pylades, Für. Or. iievog Xroar^g Tlgoiridäg ccgn^Eccg. Dies zur
3001 Proitides (Zahl u. Namen) Proitides (u. Dionysos b. Hesiodj 3002
Berichtigung eines Irrtums. Was die Etyino- Änderung Lysippe, Hipponoe, Kyrianassa, wäh-
logie von Tlgoirog betrifft, so hat schon Forch- rend bei Diod. 4, 68 eine Iphianeira erscheint,
hammer, Hellenika 1, 238 den Namen als IIqö- die wohl auch als Proitide zu verstehen sein
tTos'der Vorwärtsgehende' gedeutet, sah freilich wird. Die Dreizahl ist auch bei dem Komiker
dabei in Proitos fden Heros des Abffiefsens, Diphilos (um 300 v. Chr., bei Clemens Alex.
namentlich des durch die Argosebene fliefsenden Strom, p. 713 Sylb.) vorausgesetzt (vgl. auch
Flusses' (?). Neuerdings haben diese übrigens Schöl. Callim. in Dian. 234), und entspricht den
schon im Altertum aufgestellte Etymologie (6 drei Minyaden und den drei Kadmeiden in den
Ilgotrog rfj irv^ioloyia 7iQO'Ctririy.bg rpaivarai analogen Sagen.
y.a.1 öguriTiMÖg ano rov itQodvca, Eust. Hom. 11. 10 Die älteste uns bekannte Quelle für den
631, 56) wieder aufgenommen v. Wilamowitz, Proitidenmythus bilden die dem Hesiod
Hermes 26 (1891), 212 (vgl. 235, 1). E. Maafs, zugeschriebenen Gedichte, und zwar weisen die
Indogerman. Forschungen 1 (1892), 167, 1. Da- Anführungen auf den Katalog und die Melam-
gegen berichtet Fulgent. Mythol. 3, 1 p. 59, 21 podie hin, die übrigens in der Darstellung
Helm mit Berufung auf Hesiod (fr. 199 Bzach), dieses Mythus nicht übereinstimmten. Später
dafs Proitos ein pamphylisches Wort sei und scheint der Stoff von Theokritos als Elegie
fsordidus' bedeute, eine Erklärung, die Pott, (Suidas, ©töxgirog), und dann von dem Komiker
Zeitschr. für Völkerpsychol. u. Sprachwissensch. Theophilos dramatisch behandelt worden zu sein
14 (1883), 147 billigt. Es sei wenigstens auf (Suidas, ©socpilog; Athen.ll p.472e, vgl. Meineke
den Aufenthalt des Proitos in Lykien hinge- 20 Com. Graec. Frgm. 1 p. 434). An Hesiod knüpft
wiesen (Apollod. 2, 2, 1). Vielleicht läfst sich die einzige ausführliche und zusammenhängende
auch der Name Zi-TtQoiriqg (Anton. Lib. 17) Darstellung des Proitidenmythus bei Apollodor
vergleichen. [Höfer.] 2, 2, 2 an, die also lautet: Die Töchter des
Proitides (IJQoiriösg). die Töchter des Proitos, Proitos wurden, als sie zur Reife gelangten,
Sohnes des Abas und Königs von Tiryns, und von Raserei ergriffen, nach Hesiod, weil sie die
der Stheneboia (Apollod. 2,2,2: Serv. ad Verg. Weihen des Dionysosdienstes verschmähten
Ecl. 6, 48, wo Steneboeae sive Antiopae statt (vgl. Diod. 4, 68 [lavsLßag älcc tr)v Atovvßov \i.f\viv ;
Anteiae, vgl. Bd. 1 Sp. 383). Da Proitos auch und Apollod. 1, 9, 12), nach Akitsilaos, weil sie
allgemein König von Argos heilst, so wurden das Holzbild der Hera gering achteten (s. hier-
auch Argos als Schauplatz ihres Schicksals und 30 über unten). In ihrem Wahnsinn durchstreiften
sie selbst als Argeierinnen beizeichnet; auch sie ohne Zucht und Ordnung das Gebiet von
wurde nach einer andern Version der Sage Argos, Arkadien und den Peloponnes und suchten
{nach Bethe, Thebanische Heldenlieder S. 46, in die Einöden auf. Da erbot sich der Seher
Amphiaraos' Ausfahrt) das, was sich mit ihnen Melampus, welcher die Heilung durch Geheim-
zugetragen, unter die Regierung des Königs mittel und Sühnungen erfunden hatte, die
Anaxagoras von Argos, eines Sohnes oder Enkels Jungfrauen gegen Überlassung eines Dritteiis
des Proitos, verlegt (Pa us. 2, 18, 4; Diod. 4, 68; von Proitos' Herrschaftsgebiet zu heilen (bei
Eustath. ad II. p. 288, 28). Tiryns war jedoch Herod. 9, 34 verlangt Melampus, von den Ar-
ihre eigentliche Heimat, und in der Nähe des- geiern um die Heilung ihrer rasenden Frauen
selben war noch in später Zeit eine Erinnerung 40 angegangen, die Hälfte ihres Gebiets; bei Serv.
an die Proitostöchter lebendig; die gegen Nauplia ad Verg. Ecl. 6, 48 einen Teil des Reiches und
hin nahe am Meer gelegenen labyrinthartigen Kyrianassa zur Gattin). Als Proitos darauf nicht.
Höhlen, die auch für ein Kyklopenwerk galten, einging, nahm die Raserei der Jungfrauen zu
wie die Mauern von Tiryns, hiefsen ftdluiioi und verbreitete sich auf die übrigen Frauen,
rov ÜQoirov &vyareQ(ov (Paus. 2, 25, 9 ; Strab. so dafs sie ihre Häuser verliefsen (ebenso Paus.
p. 369. 373). Aber auch aufserhalb Argolis 2, 18, 4 inyoirwaai £k rätv oixtxov iitlavüvro
findet sich die Proitidensage. In Sikyon zeigte ccvarr\v %6)qo:v; Herod. a. a. O. h^cävovro nltvvtg
man Erzbilder, die man auf die Proitiden be- räv yvrociv.cbv), ihre Kinder umbrachten und in
zog (Paus. 2, 9, 8), und im nördlichen Arkadien die Einöden gingen. Jetzt war Proitos bereit,
in der Gegend von Lusoi und Kleitor (Paus. 50 den geforderten Lohn zu gewähren, aber nun
8, 18, 7. 8; Ovid. Met. 15, 322), sowie in Tri- verlangte Melampus ein zweites Dritteil des
phylien am Anigros (Strab. p. 347; Paus. 5, 5, 10) Gebiets für seinen Bruder Bias (ebenso Herod.
heftete sich die nach Inhalt und Ort wechselnde und Paus. a. a. 0.; vgl. Apollod. 1, 9, 12). In
Sage von der Heilung der Proitiden an be- der Befürchtung, durch längeres Zögern seine
sonders geeignete Lokalitäten. Lage noch zu verschlimmern, gab Proitos (Herod.:
Über die Zahl und die Namen der Proi- die Argeier) seine Einwilligung. Melampus
tiden schwankt die Überlieferung. Pherekgdes nahm nun die kräftigsten jungen Leute an sich
(in Schol. Od. 0 225) nennt nur zwei Proitiden, und verfolgte mit ihnen die Proitiden unter
Lysippe und Iphianassa; ebenso noch Aelian lautem Geschrei und gottbegeisterten Reigen
var. hist. 3, 42, jedoch mit andern Namen, Elege 60 von den Bergen nach Sikyon (weshalb Proitos
und Kelaine. Dagegen sind bei Apollodor 2, 2, 2, hier der Peitho einen Tempel erbaut haben
wenn auch am Anfang des Berichts die Hand- soll: rc«:? yÜQ ol &vyat£Qccg ivrav&a %f\<z [iccviag
Schriften nur zwei Namen darbieten, Lysippe 7iuva<xa&ca, Paus. 2, 7, 8). Bei dieser Verfolgung
und Iphianassa, wie bei Pherekydes, doch mit starb die älteste der Töchter, Iphinoe (auf ihren
Sicherheit drei anzunehmen, da am Schlufs Tod bezog sich ein Festgebrauch beim Agrionien-
nicht blofs drei erscheinen, sondern die dritte fest in Argos, vgl. Hesych., 'AyQiävtcc sogri]
auch noch mit Namen, Iphinoe, genannt wird. iv "Agysi iiti (itä rcbv IlQoirov %-vyccrtQav;
Servius ad Verg. Ecl. 6,48 nennt sie mit leichter weiteres s. unten); die beiden andern Töchter
3003 Proitides (u. Dionysos) Proitides (Sage v. Argos) 3004
kamen mittels der Sühnung (yta&uQiiibv) , die liches Menschenopfer hinweisen, aber später
ihnen durch Melampus zuteil wurde, wieder als Sühnung ausgelegt wurden, ist im Artikel
zur Besinnung (xa&aigsiv auch sonst von der Minyaden ausgeführt (s. oben Bd. 2 Sp. 3013).
Heilung der Proitiden durch Melampus, s. ScJwl. Die weitere Bezeichnung dieses Festes bei Hesych.
Find. Nem. 9, 30; Eustath. ad II. p. 1480, 5. 'AyQiävicc- vsxvßia Ttapä 'Aoysioig gilt wohl nur
288, 28). Hierauf gab Proitos die eine dem der Erinnerung an den düstern Gebrauch des
Melampus (Iphianassa bei Pherekydes Schol. Menschenopfers, die sich auch in den Proitiden
o 225; bei Diod. 4, 65 Iphianeira, Tochter des Elege und Kelaine bei Aelian v, hist 3, 42 und
Megapenthes) , die andere dem Bias zur Frau in dem des nachgeborenen Proitossohns Mega-
(aufserdem erhielt jeder das versprochene Drittel 10 penthes ebenso ausspricht, wie bei der Mi-
des Gebietes von Argos, Paus. 2, 18, 4; Diod. nyadensage in der Bezeichnung 'OktTai und
4, 68; Schol. Pind. Nem. 9, 30; Eustath. Wolosig, und in dem Namen des Pentheus
p. 1480, 5). (s. d.) in der analogen Sage in Theben. Eigen-
Bemerkenswert ist zunächst, dafs diese wohl tümlich ist der argivischen Sage nicht sowohl
zusammenhängende, in sich geschlossene Dar- das Eingreifen des Melampus, der bei seiner
Stellung des Mythos bei Apollodor auf die nahen Beziehung zu Dionysos nur eine weitere
mannigfachen Variationen der Sage , die schon Bestätigung des dionysischen Charakters der
in alter Zeit bestanden, keine Rücksicht nimmt, Sage bildet (vgl. auch Voigt, Leipziger Studien
abgesehen davon, dafs Apollodor im Eingang 4, 285.286.309; Rohde, Psyche S. 340), als der
neben der Ansicht Hesiods, wonach der Wahn- 20 Umstand, dafs sein Eingreifen unter dem Ge-
sinn der Proitiden auf den Zorn des Dionysos sichtspunkt der Heilung der Proitostöchter auf-
zurückzuführen sei, diejenige des Akusilaos er- gefafst wird, und hierdurch steht auch die Dar-
wähnt, welcher als Ursache davon die Be- Stellung Apollodors mit den übrigen Variationen
leidigung der Hera durch dieselben angab. der Sage in einem gewissen Zusammenhang. Die
Man könnte im Zweifel sein, ob nicht im wei- Rolle, welche Melampus in der Darstellung Apol-
tern Verlauf der Erzählung manches dem Aku- lodors spielt, macht es wahrscheinlich, dafs
silaos entnommen sei, aber der unzweifelhafte unter Hesiod, den er zu Anfang als Quelle
Dionysische Charakter der Sage weist nennt, die Hesiodische Melampodie zu verstehen
entschieden auf Hesiod als Hauptqueile hin. ist (vgl. Welcher, Gr. Götterl. 3, 447; Robert,
Das ungezügelte Umherschweifen durch Feld und 30 de Apollodori bibl. p. 77).
Wald, über Berge und Einöden, die Raserei, Eine in den Grundzügen mit der Proitiden-
welche sodann die Frauen ergreift, dafs sie sage ganz übereinstimmende Sage von Argos r
ihre Häuser verlassen und ihre Säuglinge zer- bei welcher an Stelle der Proitiden die argi-
reifsen , der brausende Lärm und die gott- vischen Frauen genannt werden, wird an einer
erfüllten Reigen , mit welchen sie von den andern Stelle Apollodors berichtet, so dafs man
Bergen zurückkommen, sind ebenso viele Kenn- im Zweifel sein kann , ob die beiden Sagen
zeichen des orgiastischen Dionysosdienstes, wie nicht als identisch anzusehen sind. Argos war
er sich in den Sagen mancher Städte erhalten überhaupt reich an dionysischen Sagen, be-
hat. Besonders auffallend ist die Übereinstim- sonders an solchen, welche die Einführung des
mung mit der Minyadensage von Orchomenos 40 Dionysoskults betrafen. So sollte Dionysos mit
(s. d. Art. Minyaden) in folgenden Grundzügen : seinem Thiasos von den Inseln des ägäischen
dem Zorn des Dionysos wegen der Weigerung Meeres gegen Argos herangezogen sein, und in
der Frauen, sich seinem Dienste zu ergeben, der Schlacht, welche ihm der argivische Heros
und der infolge davon über sie verhängten Perseus lieferte, viele der ihn begleitenden
Raserei, in welcher sie den zarten Knaben Frauen verloren haben, deren Massengrab man
einer unter ihnen zerreifsen und dann auf die noch später zeigte, namentlich aber auch das
Berge eilen, um dem Gott zu schwärmen. Zur Grabmal der Mainade Choreia (Paus. 2, 20, 4. 22,1;
Erinnerung hieran fand in Orchomenos bei dem Nonn. 47, 446; über andre dionysische Kult-
Agrianienfest eine Flucht und Verfolgung der gebrauche vgl. Bd. 1 Sp. 1057). Dagegen er-
Frauen aus dem Geschlecht der Minyaden durch 50 zählt nun Apollodor 3, 5, 2 , Dionysos sei von
den Priester des Dionysos statt, welcher die- Theben, wo er den Widerstand gegen seine
jenige von ihnen töten durfte, die er erreichte. Verehrung gebrochen, nach Argos gekommen,
Dieser im Kultgebrauch zu Orchomenos bis in und da man ihn auch dort nicht ehrte, habe
späte Zeiten erhaltenen Verfolgung entspricht er die Weiber in Raserei versetzt, so dafs sie
offenbar die mythische Verfolgung der Proi- auf den Bergen ihre Säuglinge nahmen und
tiden durch Melampus, ebenfalls eine Art von deren Fleisch verzehrten (eine Vermengung der
Dionysospriester, bei welcher ebenso wie dort Opferung des eigenen Kindes und der Omo-
eine der Proitiden ihren Tod fand, und dafs phagie der Mainaden, s. d. Art. Mainaden). Hierin
in Argos bei einem Fest desselben Namens könnte eine, Argos in engerem Sinne angehörige,
(über die Identität von AyQimvicc und 'AyQiävicc 60 dem tirynthischenProitidenmythus analoge Sage
s. Welcker, Gr. Götterl. 1, 443 f.) eine mimische gesehen werden. Da aber in ähnlichen Be-
Darstellung derselben Art wie an den Agrio- richten von dem Rasen der Frauen in Argos,
nien in Orchomenos stattgefunden haben wird, das mitunter auch unter den König Anaxagoras
lehrt Hesych. 'Ayoiuvia- soQtf] iv "Agyet. inl versetzt wurde, Melampus ebenfalls als der
(ii u züv ÜQoitov ftvyccTtQcov. Denn zu den Heilung und Sühnung bringende genannt wird
Agrionien gehörten Q-Luooi nccl ßaY.%tv[L<xxa von (Herod. 9, 34; Apollod. 1, 9, 12; Diod. 4, 68;
orgiastischen Frauen, vgl. Flut, quaest. rom. 112. Paus. 2, 18,4), so wird damit deutlich auf die
Dafs diese Gebräuche auf ein Ursprung- Proitidensage hingewiesen, und Eustath. ad II.
3005 Proitides (u. Aphrodite od. Hera) Proitides (u. Hera) 3006
288, 28 spricht es auch aus, dafs beides nur davon herleitete, dafs sie das alte Holzbild der
Variationen einer und derselben Sage darstellt. Hera verspotteten. Ausführlicher berichtet das
Darnach scheint in diesen Erzählungen von den Schal, o 225 nach Pherekydes: die Töchter des
„Frauen in Argosu, letzteres in weiterem Sinne Proitos verfehlten sich in jugendlicher Über-
zu verstehen. eilung gegen Hera, sie kamen in den Tempel
Diesem dionysischen Proitidenmythus steht der Göttin und spotteten über diesen, da ihres
eine andere Sagengruppe gegenüber, in welcher Vaters Haus reicher sei. Als sie deshalb in
die Strafe der Proitostöcher in einer von Raserei versetzt wurden, welche ihnen und
Aphrodite oder Hera verhängten häfs- ihren Eltern vielen Kummer bereitete, heilte
liehen Krankheit, zum teil neben der /icci-tor, 10 sie Melampus (unter den angeführten Be-
und ihre Schuld in einer Verfehlung gegen die dingungen, s. oben) von ihrer Krankheit, nachdem
Göttin Hera besteht. In Hesiods Katalogen er Hera durch Opfer und fufsfälliges Flehen
frgm. 41, 42 Marksch. (s. o. Bd. 2 Sp. 2570 Anm.) versöhnt hatte. Besonders merkwürdige Züge
war erzählt: Die Töchter des Proitos verloren enthält die bei Verg. Ecl. 6, 48 und von
infolge abscheulicher Mannstollheit (jia^Xo6vvr]) Probus z. d. St. (quod Iunonis contempserant
ihre zarte Blüte; denn . . . [Aphrodite?] . . . numen) angedeutete und von Servius z. d. St.
brachte eine schreckliche Haut- und Haar- (vgl. auch Schol. Statins Theb. 4, 453) ausgeführte
krankheit (y.vvog) über sie, weifse Flecken Erzählung: da die Proitostöchter sich an Schön-
(<xlq>6g) bedeckten ihren Körper und die Haare heit über Hera stellten, oder, wie andere wollen,
fielen ihnen von dem vorher so schönen Haupte. 20 als Tempelvorsteherinnen Gold vom Herabild
Die Ergänzung der in den Fragmenten nicht wegnahmen und für sich verwendeten, so
genannten Gottheit (Ezach ergänzt Dionysos, verhängte Hera im Zorn Wahnsinn über sie,
wie schon Heyne zu Apollod. 2, 2, 2) scheint so dafs sie sich für Kühe hielten, auf
Aelian v. hist. 3, 42 zu bieten: [iä%Xovg 8h die Weidetriften gingen und brüllten. Me-
avxag i] xi)g Kimgov ßadtig (Aphrodite) tioyä- lampus heilte sie (um den erwähnten Preis),
6<xro, mit dem Beisatz, dafs die Proitiden in nachdem er die Hera versöhnt hatte, durch
ihrem Wahnsinn infolge dieser Krankheit nackt ein Mittel , das er der Quelle , aus der sie
durch den Peloponnes streiften. Indem nun tranken, beimischte, und gab ihnen die Be-
Aelian daran noch andre Beispiele von olaxQog sinnung wieder. In diesen Darstellungen fehlt
ßauxiKog, darunter die Pentheus- und Minyaden- 30 das dionysische Element. Die \iavia wird hier
sage anreiht, und bei der letzteren als Ursache von Hera verhängt, und wenn auch Melampus
ihren Widerstand gegen die Teilnahme am die Heilung herbeiführt, so vermag er dies
Dionysosdienst aus Liebe zu ihren Männern doch erst zu thun, nachdem er Hera durch
anführt, hält er doch auch zugleich den diony- Opfer und Gebet versöhnt hat. Bemerkens-
sischen Charakter der Sage aufrecht. Aphro- wert ist auch die nahe Beziehung, in welche
dite scheint hier die Hingabe an Dionysos hier die Proitiden zu dem Heraheiligtum ge-
durch eine andere Art von parlu zu strafen, in setzt sind, offenbar mit Anknüpfung an ge-
ähnlichem Sinne wie Hera (s.u.). Die bei Plut. schichtliche Verhältnisse. Die Landschaft Argos
phüps. c.princ. 2 p.83 (vgl. Lobeck, Agl. 299) ver- besafs die ältesten Kultstätten der Hera (s. Bd. 1
suchte Erklärung des Zorns dieser Göttin steht 40 Sp. 2075); in Tiryns befand sich ein uraltes
mit der sonstigen Sage in keinem Zusammen- Holzbild derselben, welches später bei der Zer-
hange. Nur von einer Hautkrankheit, die aber Störung dieser Stadt in das Heraion von Argos
ebenfalls von Melampus geheilt worden sein verbracht und daselbst als das älteste der
soll, sprechen die örtlichen Sagen von Triphy- dortigen Herabilder gezeigt wurde (Paus. 2, 17,5).
lien und Elis. Den üblen Geruch des Wassers Da aber auch das Heraion zu dem Gebiet des
des Anigros wollten manche davon ableiten, Proitos gehörte, so kann das Vorsteheramt der
dafs Melampus die Proitiden mit dem Wasser Proitiden bei Servius auch auf diesen berühmten
dieses Flusses von ihrer Krankheit gereinigt Tempel bezogen werden. Wegen dieser nahen
und die Abwaschung in den Flufs geworfen Beziehung der Proitiden zu Hera scheint das
habe. Denn einem Bad im Anigros wurde die 50 Eingreifen dieser Göttin einen dem Dionysos-
Kraft zugeschrieben, von weifsen Flecken und kult feindlichen Sinn zu haben. Gemeinsam
Flechten zu reinigen (Strab. p. 346 ; Paus. 5, 5, ist den verwandten Sagen der Gegensatz des
10. 11). Auch dem Alpheios wurde eine ahn- dionysischen Schwärmens über die Berghöhen
liehe Wirkung (Strab. p. 347, wohl nur wegen und des Zuhausebleibens aus Liebe zum Gatten
des Anklingens an aXcpög), und deshalb auch und zum häuslichen Beruf (so auch bei den
ihm die Heilung der Proitiden zugeschrieben argivischen Frauen, s. oben, und den Minyaden,
(Eustath. ad Dionys. Perieg. 409). Hiernach oben Sp. 3013). Die Proitiden waren zwar nicht
hat diese, obwohl in der echten Hesiodschen verehelicht, aber nach Hesiod (bei Strab. p. 370)
Schrift, dem Katalog, enthaltene Version von von allen Hellenen umfreit. Wenn sie nun dem
den durch Aphrodite über die Proitiden ver- 60 dionysischen Schwärmen sich ergaben, so sagten
hängten Krankheiten wenig Nachfolger ge- sie sich damit von Hera, der Vorsteherin der
funden. Ehe, welcher sie verpflichtet waren, los, und
Stärker vertreten ist die Wendung der Sage, deshalb verhängte diese eigentlichen Wahnsinn
welche die Bestrafung der Proitiden auf den oder Krankheit über sie, wovon sie nur mit
Zorn der beleidigten Hera zurückführt. Zustimmung der Göttin befreit werden konnten.
Besonders fällt hier das schon aus Apoll. 2, 2, 2 Wenn sie in ihrer Raserei wie Kühe brüllten,
angeführte Zeugnis ins Gewicht, wonach Aku- so bekundeten sie damit ihre Zugehörigkeit
silaos von Argos die Raserei der Proitiden zu der argivischen Hera (s. Bd. 1 Sp. 2077).
3007 Proitides (u. Artemis, Krankheit) Proitides (Sage v. Alpheios etc.) 3008
Aber auch der Artemis wurde eine Mit- Proitidensage, wie aus dem Bisherigen hervor-
wirkung bei der Heilung der Proitiden zu- geht, verschiedenartige Elemente in sich auf-
geschrieben, nach Sagen, die in mehreren Ge- genommen hat, so kann man recht wohl mit
genden Arkadiens verbreitet waren. Dieselben Boscher annehmen, dafs eine wirkliche Krank-
erzählen: Aus einer Höhle in den Aroanischen heit eigentümlicher Art den Anstofs zu der-
Bergen (s. Curtius, Peloponnes 1 S. 97), in welche jenigen Form der Sage gegeben habe, welche
sich die Proitiden in ihrer Raserei geflüchtet den „Wahnsinn" auf den Zorn der Hera zurück-
hatten, führte sie Melampus unter geheimen führte, wenn diese Erklärung auch für die
Opfern und Reinigungen (ftvoiccig änoQQi'iroig andern Formen der Sage, namentlich für die-
y.al y.a&aQiioig) nach Lusoi im Gebiet von Kleitor 10 jenige, welche die Proitidensage in eine Reihe
(woselbst auch wieder eine besondere Sage von mit analogen dionysischen Sagen stellt, nicht
einer Quelle, in der Melampus die Proitiden ausreicht, da diese den dionysischen Orgias-
gereinigt hatte, bei Ovid. Met. 15, 322 ) und mus und die an ihn sich anschliefsenden Ge-
heilte sie im Heiligtum der Artemis, woher danken zur Grundlage haben. Der Annahme,
diese den Beinamen 'RiUqcc oder 'Hfitoaoia er- zu welcher man geneigt sein könnte, dafs die
halten haben sollte (Paus. 8, 18, 7, vgl. den Sage von der dionysischen pavLa nur als rein
Artikel Hemerasiai. Deshalb gründete Proitos mythische Weiterbildung jener wirklichen
nach Call im. hy. in Dian, 233 f. mit Schol. in Krankheit anzusehen sei, steht das Alter und
Lusoi, das seinen Namen von reinigenden die Selbständigkeit der dionysischen Sage ent-
Waschungen hatte (Steph, B. s. v. Aovola), der 20 gegen, welche durch den angeführten Kult-
Artemis 'H[lequ (Schol. diä rfjs 'Aqt^uSos rjfis- gebrauch an den Agrionien in Argos bezeugt
Qw$r]6av) einen Tempel, einen zweiten der Ar- werden.
temis KoQia, weil sie ihm die Töchter (tccg nÖQtxg) Weitere Elemente der Proitidensage sind
wiedergeschenkt, die auf den Azanischen Bergen aus lokalem Aberglauben geschöpft und
umherirrten (d. h. auf den Aroanischen Bergen haben sich dann mit Vorliebe an den heil-
des azanischen Arkadiens, s. Curtius, Peloponnes kundigen Seher Melampus (s. d.) angeschlossen,
1, 381); einen dritten bei Oinoe in Argos dem alle möglichen Sühn- und Reinigungsmittel
(Steph. B. Oivr] sive Oivwr\). Einen weiteren zugeschrieben wurden. Die Sagen von den
Tempel soll Melampus nach der Heilung der Flüssen Anigros und Alpheios sowie von der
Proitiden der Artemis auf dem Akron bei Argos 30 Quelle bei Kleitor sind schon erwähnt. Letztere
gegründet haben (Hesych. c{y.qov%u). sollte den aus ihr Trinkenden eine Abneigung
Eine Krankheit, die von Hera, der Göttin gegen Weingenufs beibringen, seitdem Me-
des weiblichen Geschlechts, beim Eintritt der lampus in dieselbe die purgamina mentis der
körperlichen Reife über Jungfrauen verhängt Proitiden geworfen, nachdem er sie von ihrem
und mit ihrer oder mit Artemis' Hilfe geheilt Wahnsinn mittels Carmen et herbae gereinigt
wird, erweckt aber auch die Vermutung, dafs (Ovid. Met. 15, 322; weitere Nachweise s. bei
sie zum weiblichen Geschlechtsleben in Witte, Gaz. arche'ol. 1879 p. 125). Nach Dios-
Beziehung stehe, das durch den Einflufs des corides de mat. med. 4, 61 heilte Melampus die
Mondes und der Mondgöttinnen £erecrelt wird. Krankheit der Proitiden mit schwarzer Nies-
Auf die Störung der demselben angehörigen 40 würz, nach Plin. hist. n. 25, 5, 21 mit Milch
Vorgänge, besonders der Katamenien, wurden von Ziegen, die mit solcher gefüttert waren,
manche Krankheiten zurückgeführt, die als Diesen Aberglauben, der sich an Melampus
eine Art uavia bezeichnet wurden. Deshalb anhängt, verspottete der Komiker Diphilos (um
hat Boscher, Über Selene und Verwandtes S. 71 f., 300 v. Chr. bei Clemens AI. Strom, 7 p. 713 Sylb.),
und Nachträge zu diesem Buche 1895 S. 28, indem er durch Melampus nicht blofs die drei
und weiterhin in seiner Abhandlung über „das Proitiden, sondern auch ihren Vater Proitos
von der Kynanthropie handelnde Fragment des und ein altes Weib, also fünf Personen, reinigen
Marcellus von Side" im 17. Band der Abh. der läfst mittels einer Fackel, einer Meerzwiebel,
philolog.-histor. Classe der Kgl. Gesellschaft der Schwefels, Asphalts und Meerwassers.
Wissenschaften 1896 S. 13 f. unter Anführung 50 Zur gelehrten Mythendichtung gehört es,
der einschlägigen medizinischen Litteratur aus wenn die Heilung der Proitiden dem As-
alter und neuer Zeit die Vermutung ausge- klepios zugeschrieben und als Grund für
sprochen, dafs der von Hera über die Töchter seine Tötung durch den Blitz des Zeus an-
des Proitos verhängte und von ihr oder Artemis geführt wird , so Polyanthos (oder bei Schol.
geheilte Wahnsinn als eine Art von Epilepsie Eur. Ale. 1 Polyarchos) von Kyrene bei Sext.
oder als eine sonstige in Argolis vor Alters Empiricus adv. Mathem. 1 , 261 ; Schol. Pind.
heimische pathologische Erscheinung aufzu- Pyth. 3, 96.
fassen sei, die wegen der bei Hesiod ange- Die Sühnung der Proitiden ist in zwei
gebenen Symptome am wahrscheinlichsten auf bildlichen Darstellungen erhalten. Auf
eine mit melancholischem Irrsinn verbundene 60 einem rotfigurigen Vasenbild im National-
Aussatzkrankheit (weifser Aussatz) gedeutet museum zu Neapel, Heydcmann Nr. 1760 (wo
werde, welche eine Veränderung der Stimme auch die Litteratur), abgebildet bei MiUingen,
zur Folge habe und dadurch bei der nahen Be- vas. grecs pl. 52 = Müller - Wieseler 1, 2, 11
ziehung der Proitostöchter zu dem argivischen (wonach die Abbildung nr. 1, ob. Bd. 2 Sp. 2573/4)
Herakult, in welchem die weifsen Kühe eine sitzen zu Füfsen eines alten Kultbildes, das
bedeutsame Rolle spielten, zu der Sage Ver- eine Göttin mit Modius, Lanze und Blumen-
anlassung geben konnte, dafs sich die Proitos- stengel (oder Fackel?) darstellt, als Schutz-
töchter in Kühe verwandelt glaubten. Da die flehende die drei Proitiden, teilweise mit den
5009
Proitides (i. d. Kunst)
Proitos
3010
Zeichen und Gebärden der Trauer, in un-
geordneter Kleidung und mit aufgelöstem Haar,
was auf den vorangehenden Zustand der Ver-
störung und Verwilderung hindeutet. Zwei
derselben sitzen auf den Stufen des Altars,
die eine in der Rechten eine Narthexstaude,
mit der Linken das Kultbild umfassend, die
dritte (von Wieseler für Lyssa gehalten) hinter
zwischen den beiden Gottheiten, während die
Heilung der dionysischen uccvict mit Beihilfe
der Artemis ganz den Vorstellungen entspricht,
welche in Arkadien (vgl. Curtius, Peloponnes
1, 375) von dieser Göttin gehegt wurden. Das
Vasenbild stellt also die Reinigung der Proi-
tiden im Heiligtum der Artemis Hemerasia
durch Melampus dar, nach Paus. 8, 18, 8.
OÖOr,
1) Melampus reinigt am Altar der Artemis Lusia die Töchter des Proitos (anwesend Silen, Dionysos und Lyssa (?),
Yasenbild (nach Müller-Wieseler, D. d. a. K. 1, 2, 11).
einem Dreifufs. Vor ihnen steht der Seher
Melampus, die Hand zu feierlicher Rede er-
hoben, welcher die Proitostöchter aufmerksam 40
lauschen. Die Anwesenheit des Dionysos weist
die Darstellung der
dionysischen Ver-
sion der Proitiden-
sage zu: der Gott
giebt durch seine
Anwesenheit seine
Zustimmung zu der
Lösung von dem
Bann der von ihm 50
verhängten [Lccvia.
kund. Daraus wird
sich auch die Frage
entscheiden lassen,
welcher der beiden
in Betracht kom-
menden Göttinnen
das Kultbild und
das Heiligtum, in
welchem die Scene vor sich geht, zuzuweisen 60
ist, ob der Hera oder Artemis. Wenn das
Attribut der Lanze wohl auch der Hera zu-
kommen kann, vgl. Gerhard, Prodi'. S. 35,
399, welcher das Kultbild für Hera nimmt, so
ist dasselbe doch für Artemis bezeichnender.
Sodann spricht gegen eine Vereinigung der auf
Dionysos und auf Hera bezüglichen Versionen
der Proitidensage der oben erwähnte Gegensatz
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III.
2) Melampus und die Proitiden
geschn. Stein (nach Gaz. arch.
3S79 pl. 19, 1).
In ähnlicher Weise ist die Sühnung der
Proitiden dargestellt auf einer Gemme aus dem
Kabinet Fould, veröffentlicht von de Witte, gaz.
archeolog. 5, 1879, pl. 19 nr. 1, vgl. p. 125 f.
(s. o. Bd. 2 Sp. 2573, die Abbildung nr. 2). Auch
hier sind die Proitostöchter auf einem altar-
ähnlichen Sitz gelagert, während Melampus
ein Ferkel und einen Lustralzweig über sie
hält, wie es den bei solchen Heilungen üblichen
Gebräuchen entsprach (vgl. Hermann, Gottes-
dienstl. Altert. § 23, 6. 23 und de Witte a. a. O.
p. 128). Die eine der Proitiden ist wiederum
mit den Zeichen der Erschöpfung, die zweite
mit den Gebärden lebhafter Erregung dar-
gestellt, während die dritte wie eine Sterbende
Kopf und Arme abwärts neigt, so dafs wohl
Iphinoe gemeint ist, welche bei ApolJod. 2, 2, 2
bei der Verfolgung stirbt. Die stehende weib-
liche Figur zur Linken wird von de Witte a. a. O.
für die Nymphe der Quelle gehalten, deren
Wasser zur Reinigung diente. [Rapp.]
Proitos (IlQoiroc) nach Eastath. p. 631,56 ==
7tQ0LTrtTixb^ cctto rov itQöi&vea, der Vorstürmende,
Streitlustige.
1) Sohn des Abas. König von Tiryns, ge-
hörte vermöge seiner Abstammung von Lyn-
keus und Hypermnestra , den Eltern des Abas
(Apollod. 2, 2, 1), dem Geschlechte der Da-
naiden und der argivischen Landessage an (vgl.
W. Schirar-, Die Daiiaidensage, N. Jahrb. f.
Philol. 1893 S. 95 f.), wie er auch häufig als
95
3011 Proitos Proitos 3012
König von Argos bezeichnet wurde (siehe Phere- klare Vermittlung der beiden Sagenformen bietet
kydes bei Schol. Od. o 225; Schol. Pind. Nem. das Scholion zu Eurip. Or. 965.
9, 30). Genauer aber wurde nach allgemeiner An die Rückführung des Proitos durch Io-
Annahme dem Proitos die nach der Sage von bates, der ihm seine Tochter Stheneboia zur
den Kyklopen für ihn erbaute Burg von Tiryns Frau gegeben, und an die weiteren Schicksale
als Herrschersitz zugeschrieben, und durch die des Proitos und seiner Familie knüpft Apollodor
Ausgrabungen Schliemanns und Dörpfelds die 2, 2, lf. die Erzählung von dem Aufenthalt des
Bedeutung derselben für die älteste Landes- Bellerophon bei Proitos und von der strafbaren
geschichte und ihr höheres Alter gegenüber Liebe der Stheneboia zu demselben an, die mit
der Burg von Mykenä bestätigt (s. Schuchhardt, 10 seiner Sendung zu Iobates nach Lykien endigt.
Schliemanns Ausgrabungen in Troia, Tiryns etc. Während aber Apollodor bei der Erwähnung
S. 118f.). Die von Apollod. 2, 2, 1 im Zusammen- der Abstammung des Bellerophon, 9, 3, nach
hang berichtete Sage von Proitos lautet mit der allgemeinen Annahme des späteren Alter-
den nötigen Ergänzungen aus anderen Schrift- tums, dafs unter dem homerischen Ephyra
stellern: Abas hatte von Aglaia (so nach Schol. Korinth zu verstehen sei, letzteres als Stamm-
Eurip. Orest. 965, wo dasselbe erzählt wird, sitz seines Hauses, des Sisyphidengeschlechts,
von Heyne und Westermann korrigiert aus bezeichnet hat, nennt er hier bei der Erzählung
Hdschr. äyaXXiag), der Tochter des Mantineus, des Aufenthalts des Bellerophon bei Proitos
die Zwillingssöhne Akrisios und Proitos. Diese keinen Ort, offenbar im Gefühl der Schwierig-
bekämpften sich schon im Mutterleib, später 20 keiten, die sich aus der Verbindung der beiden
stritten sie um die Herrschaft. (So weit nach Schauplätze, Korinth und Tiryns, ergeben. Diese
Apollodor. An einer anderen Stelle desselben, Schwierigkeiten scheinen allerdings schon in
2, 4, 1, findet sich die Angabe, dafs die Ver- der homerischen Erzählung des Glaukos Z152f.
führung der Akrisiostochter Danae durch enthalten zu sein, an welche sich Apollodor
Proitos die Ursache des Streits gewesen sei; ganz anschliefst. Hiernach ist Bellerophon in
nach Schol. E 319 soll dieselbe dem Pindar Ephyra in Argos (iw%ä "AQysog) zuhause und
entlehnt sein). Dieser Kampf der feindlichen steht in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis
Brüder, welcher in der Ebene zwischen Argos und zu Proitos, dem Herrscher von Argos, an dessen
Tiryns entbrannte, gehörte zu den lebendigsten Hof er verweilt. Wenn man nun mit dem ganzen
Erinnerungen der Landschaft, wie das Daulis- 30 späteren Altertum in Ephyra nur einen anderen
fest in Argos beweist, bei welchem nach altem Namen für Korinth sieht, so mufs man ent-
Brauch der Kampf der Brüder zur Darstellung weder den Herrschersitz des Proitos und der
kam (Hesych. Aai'lig). Ferner zeigte man in Stheneboia nach Korinth verlegen, so dafs sogar
jener Ebene noch spät (Paus. 2, 25, 7) ein ge- die Frage aufgeworfen werden konnte, ob der
meinsames Grabmal für die Gefallenen auf korinthische Proitos überhaupt dieselbe Person
beiden Seiten, an welchem Schilde von der sei mit dem tirynthischen (vgl. Fischer, Belle-
argolischen Form angebracht waren. Dies rophon, eine mythologische Abhandlung S. 10 f.),
scheint zu der Meinung Veranlassung gegeben mindestens aber eine Herrschaft des Proitos
zu haben , dafs bei dem Kampf der Brüder von Tiryns aus über Korinth annehmen (so
erstmals der Schild in Anwendung gekommen 40 Paus. 2, 4, 2; Preller, Griech. Myth. 22 S. 55, 81);
sei (Apollod. 2, 2, 1 ; Schol. Eurip. Orest. 965, oder andrerseits die Versetzung des Bellerophon
vgl. Hyg. f. 170. 273). Nach den Nachrichten, von Korinth nach Tiryns durch eine nähere
welche speziell aus der argivischen Landessage Bestimmung seines Abhängigkeitsverhältnisses
schöpften, blieb der Kampf lange unentschieden; motivieren, wie durch den unfreiwilligen Mord
keiner der feindlichen Brüder konnte ein Bellerophons (Apollod. 2, 3, 1), durch ein Ver-
dauerndes Übergewicht gewinnen, und so kam wandtschafts- (Paus. 10, 30, 5) oder Pflegschafts-
es zu einer Verständigung (Paus. 2, 25, 7): Verhältnis (Suidas, ÜQ-tvtßoicc). Dagegen ver-
Akrisios behielt den bisherigen Herrschersitz schwinden alle diese Schwierigkeiten, sobald
der Danaiden, Argos mit seiner alten Burg, man das homerische Ephyra mit Homer als
Proitos dagegen erhielt Tiryns nebst dem 50 wirklich „in einem Winkel von Argos" gelegen
Geraion und Mideia, sowie die Küstenland- und zum Herrschaftsgebiet des Proitos gehörig
schaft (Paus. 2, 16, 2). Unter den Anzeichen ansieht. Dafs wir hierzu berechtigt sind und
der Herrschaft des Proitos, welche an letzt- die Identifizierung Ephyras mit Korinth auf
genannter Stelle erwähnt werden, sind wohl schwachen Füfsen steht, hat Bethe, Thebanisclie
hauptsächlich die, Zyklopischen" Mauern zu ver- Heldodieder^.llSf. nachgewiesen. Hiernach hat
stehen, mit welchen die Kyklopen für Proitos also Euripid 'es recht gethan, wenn er in seiner
Tiryns befestigt haben sollten (s. oben Sp.1688). Tragödie „Stheneboia", welche die Rache Belle-
Eine andere Wendung nimmt dagegen der rophons an der Treulosen enthielt (s. oben Bd. 1
Kampf bei Apollodor im weiteren Verlauf seiner Sp. 772), Tiryns als Schauplatz der Handlung
oben angeführten Erzählung. Nach ihm gewinnt 60 festhielt (vgl. die Hypothesis der Stheneboia
Akrisios die Oberhand und vertreibt den Proitos im Schol. Gregor. Corinth. ad Hermog. ntgi
aus Argos. Dieser begiebt sich nach Lykien [u&6dov dtiv6ti}Tog, wo IlQOirog'Aöd^avTog vibg
zu Iobates (oder Amphianax), heiratet dessen statt "Aßavzog mir als Schreibfehler anzusehen).
Tochter, Anteia bei Homer, Stheneboia bei den Auch in der Sage von den Proitiden (s. d.),
Tragikern genannt, und nun führt ihn sein welche ohne Zweifel aus den Hesiodischen Ge-
Schwiegervater mit einem Lykierheer nach Ti- dichten geschöpft ist. treten die nahen Bezieh-
ryns zurück. Akrisios behält Argos und willigt ungen des Proitos zur argivischen Landes-
in die Teilung des Reichs. Eine etwas un- geschichte hervor. Namentlich lehnt sich das
3013 Proitos Proitos 3014
Verhältnis der Proitiden zu der Göttin Hera, deren zweiten der Göttin Peitho erbauten Tempel,
Tempelvorsteherinnen sie genannt werden, an weil seine Töchter daselbst von der Raserei
den altberühmten Heratempel bei Argos an, der befreit wurden , sowie über die Erzbilder da-
zu dem Besitzteil des Proitos gehörte (s.o.)- Me- selbst, die man trotz der zweifelhaften Inschrift
lampus. mit welchem Proitos über die Heilung auf die Töchter des Proitos bezog, blickt viel-
seiner Töchter verhandelte, stammte nach Apol- mehr die Verwunderung des Berichterstatters,
lodor 2, "2, 2 mütterlicherseits auch aus dem wie die Proitiden nach Sikyon kamen, deut-
Danaidenhaus und war des Proitos Neffe. Dazu lieh hervor. Wohl aber läfst die Überein-
kommen ferner die Beziehungen der Proitiden- Stimmung der geschichtlichen Nachrichten bei
sage zu ähnlichen Sagen vom Rasen der Frauen iu Pausanias mit dem Inhalt der Sage bei Apol-
in Argos (s. d. Art. Proitiden). Endlich wurden lodor einen geschichtlichen Hintergrund der
die Nachkommen des Melampus und Bias, letzteren erkennen. Dagegen scheint die Grün-
weichen Proitos seinem Versprechen gemäfs düng der Tempel für Artemis 'H^itga und Kogla
seine geheilten Töchter nebst zwei Dritteln durch Proitos in Arkadien bei Callim. hy. in
seines Herrschaftsgebiets zur Ehe gab, die Dian. 233 mit Schol. nur eine durch diese
Melampodiden und Biantiden, neben den Proi- Beinamen der Artemis veranlafste Weiterbil-
tiden als die herrschenden Geschlechter des düng der Sage, die sich hier und anderwärts
alten Argos aufgeführt von Menaichmos im an geeignete Örtlichkeiten anheftete (s.d. Art.
Schol. Find. Nem. 9, 30 ; Eustath. ad H. p. 288, 28 ; Proitiden).
oder neben den Anaxagoriden nach einer anderen 20 Ein von der sonstigen Überlieferung ab-
Tradition (Diod. 4, 68; Apollod. 1, 9, 12 ; Paus. weichender Ausgang des Kampfes zwischen
2, 18, 14), welche an Stelle des Proitos seinen den Zwillingsbrüdern Akrisios und Proitos und
Sohn Anaxagoras (s. unten) setzte und von über das Ende des letzteren findet sich bei
Bethe, Thebanische Heldenlieder S. 46 auf des Orid Met. 5, 236—241. Hiernach hat Proitos
Amphiaraos Ausfahrt als Quelle zurückgeführt den Akrisios im Kampfe besiegt, aus der väter-
wird. liehen Burg Argos vertrieben und diese in Be-
Sodann wurde dem Proitos nach dem Un- sitz genommen. Zur Rache dafür drang Per-
'o
glück mit seinen Töchtern noch ein Sohn zu- seus, des Akrisios Enkel, nachdem er Andromeda
teil, den er eben mit Beziehung darauf Mega- gewonnen , mit dieser in Argos ein und ver-
penthes nannte, Apollod. 2, 2, 1; Schol. Find, au wandelte den Proitos mittels des Medusen-
Nem. 9, 30; Eustath. ad 11. 1480, 5 dia rö hauptes in Stein.
nsv&fjaat htl rrj [iccviu xiov %vyctriQ(av. Auf Bildliche Darstellungen des Proitos finden
die Analogien mit dem Pentheus der thebani- sich auf Vasenbildern, welche den Abschied
sehen Sage und den 'Olztcu und WoXösig der des Bellerophon von demselben wiedergeben,
Minyadensage, sowie auf die tiefere Bedeutung aufgezählt von Engelmann, Annal. d. Inst. arch.
dieser Unheil bezeichnenden Namen wurde oben 1874 p. 10 — 13 Nr. 14 — 22. Stheneboia ist ge-
(s. d. Art. Proitiden) hingewiesen. Dieser Me- wohnlich anwesend und Proitos meist in he-
gapenthes wurde später durch Tausch mit Per- roischer Tracht und bärtig, mit Stab und fal-
seus, dem er Tiryns überliefs, König von Argos tigern Gewand, das den Oberkörper frei läfst,
(Apollod. 2, 4, 4; Paus. 2, 16, 3). Ihm folgte 4o im Begriff, dem Bellerophon das Diptychon zu
sein Sohn Hipponoos, diesem Kapaneus, diesem übergeben. Auf manchen Vasen, wie auch auf
Sthenelos (Paus. 10, 10, 3; Schol. Find. Nem. einem pompejanischen Wandgemälde (Gioru.
9,30). Wenn Anaxagoras als Sohn des Proitos d. seav, 1, tav. VII, 2, bei Engelmann a. a. O.
aufgeführt und unter ihn die Begebenheit mit nr. 13) ist Proitos in barbarischem Gewand
den Proitiden verlegt wird (Eustath. ad II. dargestellt, weshalb diese Darstellungen von
288, 28), so scheint derselbe an die Stelle des anderen auf Iobates bezogen werden. Doch
Megapenthes zu treten ; doch wird er auch auch auf dem Sarkophagrelief in Villa Panfili bei
dessen Sohn genannt (Diod. 4, 68; Paus. 2, 18, 4). Matz und Duhn, Antike Bildw. in Born nr. 2897
Ferner wurde daraus, dafs die Proitidensage mit dem Abschied Bellerophons von Stheneboia,
sich in Sikyon und an gewissen Örtlichkeiten 50 welche das verhüllte Haupt gesenkt dasitzt, ist
des nördlichen Arkadiens festgesetzt hatte, auf Proitos als bärtiger, reichgelockter Mann dar-
eine Ausdehnung der Herrschaft des Proitos über gestellt in langärmligem, asiatischem Gewände,
diese Gebiete (Preller, Gr. Mythol. 2-' S. 55, der da- in der Linken das Szepter. — 2) Proitos,
raus eine alte argivische Herrschaft konstruiert) Vater der Maira. der Gefährtin der Artemis,
oder auf den dauernden Wohnsitz der Proitiden welche von Zeus Mutter des Lokros wurde,
in Sikyon (so Welcher, Gr. Götterlehre 1 S. 447) wird von Paus. 10, 30, 5 nach den Nosten
geschlossen. Zu dieser Annahme werden die Sohn des Thersandros und Enkel des Sisyphos
vorhandenen Nachrichten nicht ausreichen, die genannt. Da er hiermit dem Sisyphidenhaus
nur eine Personalverbindung von Sikyon und von Korinth zugewiesen ist, dem auch Belle-
Argos unter dem Biantiden Adrastos kennen, 60 rophon angehört, so ist es nur folgerichtig,
der aber von den Proitiden bekämpft wurde, wenn ihm Pherekydes nach Schol. Od. 1 326
s. o. Bd. 1 Sp. 18. In der Darstellung der und Eustath. p. 168«, 63 Anteia zur Gattin geben,
Proitidensage bei Apollodor 2, 2, 2, wonach nicht aber, wenn er an letzterer Stelle König von
Melampus die Proitiden in gottbegeistertem Argos genannt wird. — 3) Proitos in Theben ,
Reigen von den Bergen trieb und bis nach nach welchem eines der Thore des alten The-
Sikyon verfolgte, und ebenso in den Angaben bens Hgoitidu? benannt worden sei, nach Paus.
des Pausanias 2, 7, 8. 9, 8. 12, 2 über den in 9, 8, 4, welcher aber über sein Zeitalter und
Sikyon von Proitos der Hera, sowie über einen seine Herkunft nichts Näheres finden konnte.
95*
3015 Prokaon Prokies 3016
Dessen Tochter war wohl Galinthias (s. d.) nach gamenische Kulte (Progr. Naumburg a. S. 1903)
den Heteroiumena des Nikandros bei Anton. S. 18. F. Poland, De coüegiis artificum Dionys.
Lib. transform. 29. [Rapp.] (Progr. Dresden, Wettiner Gymn. 1895) S. 10.
Prokaon (JlpoxaW), 1) Sohn des Thestios Bamsay a. a. 0. 126. v. Trott, Athen. Mitth.
nebst seinem Bruder Klytios von Meleagros er- 27 (1902), 161 ff. bes. 163 ff., 183 ff. Gruppe,
schlagen, Schol. Tow. Homn. II. 9, 567. Wenn Gr. Myih. 1421 Anm. 8 zu 1420. Nach münd-
in TlQO-Y.äwv wie in UoXv-Y.dtov das Verbum lieber Mitteilung wird auch die demnächst er-
xca'oj, x.äco cbrenne' enthalten ist (Lobeck, scheinende Abhandlung von F. Poland, Gesch.
Pathol. serm. Graeci Proleg. 41, 48. Welcher, des griech. Vereinswesens den Dionysos Kathe-
Kl. Schriften 5, 36, 1), dürfen wir dann viel- io gemon (s. den Index) behandeln. [Höfer.]
leicht in dem Namen Prokaon eine Anspielung Prokathegetes (nQoya&nysxrig), 1) Beiname
auf das Schicksal des Meleagros erblicken? des Pan auf einer Zuschrift aus Tegea : LIavbg
— 2) Heros, vielleicht Mitstreiter des Dionysos Avxelov IJQOxo:&i]y£xov. Corr. hell. 25 (1901),
auf seinem Zuge gegen die Inder, in einem 276 nr. 17. Revue des etudes grecques 17 (1904),
wahrscheinlich aus den Bassarika des Dionysios 248. Über den Pankult in Tegea s. Boscher
stammenden Fragmente im Papyrus des brit. Bd. 3 Sp. 1353, 45 ff. Statt Avxtiov dürfte
Mus. nr. "273, Kenyon, Fragments of an epie Avv.ct.iov zu schreiben sein, vgl. Bd. 2 Sp. 216,si
poem in Liber gratulutorius in honorem Her- 20 ff. Bd. 3 Sp 1350 f. Das Epitheton Proka-
werdeni (1902). W. Crönert, Archiv f. Papyrus- thegetes scheint den Gott in derselben Eigen-
forsch. 2 (1903;, 351. [Höfer.] 20 schaft zu bezeichnen wie 'Evodiog (Himer. Eclog.
Prokathegemon (TTpoxc^/fftwv) Beiname 12, 8) oder Evodog (Bd. 3 Sp. 1376, 6 ff. und
1) des Asklepios in Kos: xov n.Qoy.cc&i]yB[i6vog Athen. Mitth. 19 [1894], 229), als Geleiter auf
Hai HarfiQog &£oi> Ä6Y.ir\niov,Paton-Hicics, Lnscr. Weg und Reise. — 2) Beiname des Mandulis,
ofKos 408 p. 294. Dibbelt, Quaest. Coae mythol. C.l.G. 3, 5039. Kaibel, Epigr. 1023, 5: ttqo-
58. — 2) des Herakles in Herakleia in Karien yuxQ-r\[ytxr\v} oder 7tQ0Y.a&ri[yriiia~\ MavdovXiv
Kubitschek u. Beichel, Anz. d. Wien. Akad. 1893, s. Bd. 2 Sp. 2314, 23. [Höfer.]
S. 103 nr. 3. Bamsay, Cities ... of Phrygia 1, 645. Prokatkegetis (riQoxcc&nyhtg) , Beiname
Vgl. Art. Hegemon nr. 6 u. Parolen götier&]>. 1643 1) der Athena in Phaseiis s. Bd. 3 Sp. 2613,
nr. 4. 6. — 3) des Apollon in Kalymna, Corr. 59 ff. Vielleicht auch in Arykanda in Lykien,
hell. 8 (1884), 28. Vgl. den Beinamen des 30 Franz zu C.l.G- 3 add. 4316h p. 1151. Kaibel,
Apollon: rHyh[i6)v (Inschrift aus Sauromatien), Epigr. zu 409, 5; und auf zwei italischen In-
Bevue des etudes grecques 16 (1903), 96 und Schriften: A&T]v&g IJQo[y.aQ'r]yixiSog, LG. LS.
den Apollon Ayoixrig (vgl. Hesych.: ccygsTav 956 A, 16. 2240. — Gruppe, Gr. Myih. 1218
7]ytu6ra- fttov) auf Chios, Corr. Hell. 3 (1879) Anm. 7 zu S. 1217 vergleicht die Athena Ag-
322, 8. Cauer, Del. Lnscr. Graec* 501 p. 328 %ayßxig von Epidauros, Kavvadias, Fouilles
u. d. A. Prohegetai. — 4) der Artemis in Iasos: (VEpidaure 1 nr. 62. Fraenkcl, Lnscr. Argolidis
xi]g 7tQOY.cc^i]yt{i6vog rfjg Ttoltcog t]\lü>v Agreuidog 1071. — 2) der Hekate in Sidyma s. Bd. 2
AoTtadog, Bev. des etudes grecques 6 (1893), 159, Sp. 1003, 22 ff. — 3) der Artemis in Ephesos,
6 vgl. Prohegetai. Hegemone nr. 2. Prokathe- s. Bd. 2 Sp. 1003, 19 ff. ; Carl Curtius,. Hermes
getis nr. 3. Der Beiname bezeichnet (vgl. Pro- 40 4 (1870), 497. 199; vgl. Prokathegemon nr 4
hegetai, Prokathegetes) höchst wahrscheinlich und die Inschriften aus Magnesia a. M. : xä
die betreffenden Gottheiten als Führer und svzQytxidi -nccl Ka&ccyi-iiövi rag Ttöliog, Kern,
Schützer der Auswanderer und Ktisten, Gruppe, Inschr. von 3Lag>iesia nr 38, 35 p. 29. Zur
Gr. Myih. 1232, 6. 1295, 1; vgl. Kathegemon Bedeutung s. Prokathegemon. [Höfer.]
nr. 6. Eine andere Bedeutung hat der Dionysos Proklastos s. Problastos.
Kcc&nys^ön' [zu den Bd. 2 Sp. 1002 f. angeführten Prokleia (ngoxle La) , Tochter des Klytios
Zeugnissen kommen hinzu : Inschrift aus Ak- (s. d. nr. 2 1, Schwester des Kaietor (s. d.), erste
monia in Phrygien: Jiovvoco Ka&rjyt^iöi'i, oi Gemahlin des Kyknos, des Herrschers im tro-
[ivßxca xov isqov cc &ia6ov, Bamsay, Cities and ischen Kolonai, Mutter des Tennes und der
bislioprics of Phrygia 644 nr. 546; Inschrift 50 Hemithea. Paus. 10, 14, 2. Nach Apollod. Epit.
aus dem Tmolosgebiete: Ka&7]yty.6vt Aiovvaco, 3, 23 f. Tzetz. Lyk. 232. Schol. Marc. Lyk. 232
Bureseh- Bibbeck, Aus Lydien 12 nr. 8. In der ist sie Tochter des Laomedon, vgl. Wagner,
Bd. 1 Sp. 1876, 60 ff. [= Lnscr. Gr Lt. 1419] Epitome Vat. 195 f. Gruppe, Gr. Myih. 670, 2.
angeführten Inschrift: Isqsvs . . fir}XQog ftsiäv Usener, Sintflutsagen 91. [Höfer.]
%al diovvaov uai Llysytövog liest Bloch, l'hilol. Prokies {LLgoKlfig) 1) Heros in Thespiae,
52, 582 f. ebenso wie Bamsay a. a. O. 375 zu Lnscr. Graec. Megar. etc. 1827: ngonlti i'jQco'i,
nr. 197: Jiovvaov Ka&jjytfiovog; anders A. wozu Dittenberger , Lnscr. a. a. O. bemerkt: cave
Dieterich, Piniol, a. a. O. 52, 9] : er ist einmal de homine defuneto, cui Procles nomen fuerit,
Stammvater des pergamenischen Königshauses eam (inscriptionem) interpreteris. Immo hie
— für diese Bedeutung von Ka&i]y£ud>v vgl. 60 in eoruni heroum numero habendus videtur,
Heliodor 10, ll:r'HXtt yi-väg^a ngoyörcov i^iüv quorum vis et nomen ad rei bellicae gloriam,
(des Königsgeschlechts der Aithiopen), Q-toi xt victoriam, auxilium, salutem speetabant, ut
cclloL xai ytvovg i)iiI:x£qov i'jQcotg Ka&riysnövsg liv6Qo-Aoäxr\g apud Plataeenses, Herod. 9, 25
— andererseits der Schutzgott des Verbandes etc. — 2) Sohn des Pityreus (s. d.). Gruppe,
der pergamenischen Schauspieler, die den Kult Gr. Myih. 179 sieht in Prokies den mythischen
der pergamenischen Könige pflegten und auf Ahnherrn der epidaurischen Tyrannen (Herod.
ihren Wanderungen den Kult ihres Schutzgottes 3, 50 ff. Pythainetos bei Athen. 13, 589 f Paus.
auch weiterhin verbreiteten, K. L'illing, L*er- 2, 28, 8. Plut. Pyth. orac. 19). — 3) Sohn des
3017 Proklopos Prokne 3018
Aristo dem os (s. d. nr. 2) und der Argeia (s. d. zur Tötung des Itys. In der von Zethos han-
nr. 5), Zwillingsbruder des Eurysthenes (s. d. delnden Version, welche Thrämer bei Pauly-
nr. 2). Prokies und Eurysthenes heirateten zwei Wissowa 1, 467 in dem Artikel Aedon als die
ZwiUingsschwestern,Lathriaund Anaxandra, die boiotisch-kleinasiatische Version bezeichnet,
Töchter des Herakliden Thersandros, des Königs werden zwei bekannte Sagenmotive — der
von Kleonai (vgl. 0. Müller, Darier 1, 81, 1), Neid wegen gröfseren Kinderreichtums und die
Paus. 3, 16, 6. 0. Müller a. a. 0. 1, 90. 96 f. Verwechslung des eigenen und fremden Kindes
Eitrem, Die göttlichen Zwillingt 'bei den Griechen beim Anschlag auf das Leben — verwertet;
25 Anm. 3 zu S. 24. Maxim. Mayer, Giganten der Gatte Zethos bleibt der gerechte, an der
und Titanen 143. Des Prokies Sohn ist Soos, 10 That der Aedon unschuldige Held. Die an
Vater des Eurypon, Plut. Lyc. 1. 2 Paus. 3, 7, 1. Zetes anknüpfende Version von Dulichion in
Schol Plat. Bep. 599 Dp, 359 Hermann. Phleg. Westgriechenland (Thrämer a.a.O.) oder Kreta
Trall. Ol. fr. 1 (Paradoxogr. Westermann p. 205). (Poscher im Art. Pandareos oben Bd. 3 Sp. 1498)
G. Gilbert, Studien zur altspart. Gesch. 24 f. benutzt dagegen das ebenso beliebte Motiv der
Wachsmuth, Jahrbücher f. Mass. Phil. 97 (1868), Treulosigkeit des Gatten und verschiebt da-
1 ff. Busolt. Gr. Gesch .1-, 545. Hermes 28 (1893), mit die Schuldfrage zu Gunsten der Aedon.
315f. v.Gutschmid, Kl. Schriften 4. 28. F.Jacohy, Erweitert wurde die Sage durch das Her-
ApottodorsChronik(Philölog.üntersuchJLYT) 81 ff. einziehen weiterer Vogel-Verwandlungen. In
Toepffer. Att. Geueal. 232. Ed. Meyer, Gesch. der späten Form einer kleinasiatischen Aedon-
des Altert. 2, 253 f. 164 A. Dafs Prokies Heroen- 20 Sage, die nach Boios Ornithogonie bei Anton.
kult genol's, ist aus Ion (fr. 2,6 Bergh 24, 253) Lib. 11 überliefert ist, finden sich am Schlüsse
bei Athen. 10, 463b ersichtlich: a-jtivöovxtg verwandelt: die Nachtigall Aedon, ihre
d'ayvwg 'HgaY.Xti x .'lly.iirjvy ts, TIqokIh ütg- Schwester die Schwalbe Chelidonis, ein Bruder
atidaig r, ix Aibg ccQxöytvoi, 7rivc0u.tr, netl- als Wiedehopf (ÜTtotp), dann die Eltern dieser
£a>[i8v, vgl. v. Gutschmid a. a. 0. 5, 484 Anm. drei Geschwister Pandareos von Ephesos als
Ed. Meyer, Hermes 30 (1895), 284. v. Wilamo- Seeadler, seine Frau als Meereisvogel nnd der
witz, Euripides Herakles 1, 274, 22. [Höfer.] Gemahl der Aedon Polytechnos von Kolophon
Proklopos 2 (TlgoxloTtogY), vermutungsweise als Specht (nslsy-dv). Manches davon mag
hergestellter Name eines als Dieb ['?] gedachten freie Erfindung der späteren Metamorphosen-
Dämons (vgl. 7iQO"/.Xi7iTco ) in V. 7 eines von 30 Dichtung sein, aber zum älteren Sagengut ge-
von Ziebarth und Wünsch (Bhein. Mus. 1900 hören zweifellos 1. die Vorstellung, dafs auch
S. 73 ff.) herausgegebenen Zaubertäfelchens aus der Gatte der Aedon in einen Vogel verwandelt
Kreta (Ende d. 4. Jahrh. vor Chr.), welcher worden sei, und 2. die Schwester Chelidonis-
lautet: cpsvys uvcov , cc(ia av, xal TIqÖxqotiqos Schwalbe, die auch in ganz anderer Gegend,
(sic!)arf ovvomog. Wünsch a. a. 0. S. 77 erklärt zu viel früherer Zeit in die Sage verflochten
ihn für ceinen bösen Geist, der alles Mögliche ist. Auf einer Metope des Apollon- Tempels
heimlich wegnehme, namentlich wohl den von Thermos in Aitolien ('Ecp. ccq%. 1903, 90
Ziegen die Milch , bevor sie gemolken sind, Taf. 5) stehen sich zwei Frauen gegenüber, von
wie Plin. u. h. 10, 115 dies von dem caprimul- denen die eine Xtliäovdg) heifst, während die
gus berichtet'. Man denkt zugleich an die 40 andere, deren Name bis auf wenige Reste ver-
tückischen Kobolde der Germanen (Grimm, D. schwunden ist, wohl Aedon ist; sie sind leb-
Myth.*), sowie an die homerischen Kobolde haft bei gemeinsamer That beschäftigt, doch
des Töpferofens wie Sabaktes u. a. — Da in ist die Art ihrer That, da das Mittelstück
den übrigen Versen des Zaubertäfelchens ganz zwischen ihnen fehlt, nicht mehr zu bestimmen;
offenbar Dämonen in Tiergestalt erwähnt wahrscheinlich war es die Tötung des Itys.
werden (v. 6: "Enacpog = Zno ip = änacpog Hesych.- Diese Erweiterung der alten Aedon-Sage
Ivxttiva ; v. 7; xviov; v. 9: xvvs; v. 11: aTE, Itxoio:), durch eine Schwester Schwalbe und durch die
so hat man wohl auch in Hgo-nlonog [?] einen Verwandlung auch des Gemahls der Nachtigall
tierischen Dämon zu suchen. [Röscher.] gehört zum festen Bestand der Sage von den
Prokne (TTgö-uvri), Schwester der Philomela, 50 Pandion-Töchtern und von dem Gemahl der
Tochter des Pandion in denjenigen Versionen Nachtigall, Tereus. Schon der älteste Zeuge
der Sagen von Nachtigall und Schwalbe, die dieser Sage, Hesiod, spricht in den zweifellos
in Megara, Athen und Daulis spielen. an Hom. Od. 19, 518f. sich anlehnenden Versen
Allgemein ist das Mitgefühl mit der Klage Erya 568 f. von der 6p&qo-/6ii (ög&oyöri) JJav-
des Vogels um seine geraubten Jungen (vgl. Siovlg %sXiSmv (danach Sappho fr. 88: Uav-
Hom. Od. 16, 216; Soph. Antig. 424). Allge- Siovlg %bli§ö)v) und fr. 125 Bzach bei Aelian.
mein wird auch der Gesang der Nachtigall als var. hist. 12, 20 von der Nachtigall, die völlig
Klagelied um ihr verlorenes Kind aufgefafst. schlaflos, und von der Schwalbe, die halb
Indem man Mutter und Kind, Aedon und Itylos schlaflos sei (offenbar als Strafe wegen ihrer
bezw. Itys, für einstige Menschen erklärte und 60 gemeinsamen Frevelthat); über die verschie-
sie mit bekannten Gestalten der Sage ver- dene Beurteilung der Hesiod-SteXlen vgl. oben
knüpfte, entstanden die einfachsten Formen Bd. 2 Sp. 570 Boscher im Artikel Itys. Eben-
der Aedon-Sage, bei denen Pandareos der Vater so wie Hesiod setzt Aeschylos Agam. 1004.
der Aedon, der Boreade Zetes oder der be- 1096 ff. Suppl. 56 ff. Fragm. 283 bei Belker
kannte Zethos von Theben ihr Gemahl waren. Anecd. 349, 7 und fragm. 440 bei Schol.
Vgl. oben die Artikel: Aedon, Itys, Pandareos Aristoph. Vög. 1680 die ganze Sage als allge-
und Philomela. mein bekannt voraus: Tereus, dessen Name
Ausgeschmückt ward vor allem der Grand Suppl. a. a. 0. genannt ist, der Gemahl der
3019 Prokne Prokne 3020
Nachtigall, hat deren Schwester geschändet Dafs Prokne und Philomela den Itys nach
und der Zunge beraubt, damit sie nichts ver- der Ermordung seinem Vater Tereus zum Mahle
raten kann; die Nachtigall tötet mit eigener vorsetzen, wird von Paus. 10, 4, 8 als erstes
Hand ihr Kind Itys und wird darauf von Tereus rmv iiti tQa7t££rj uictouccTcav bezeichnet. Dieses
verfolgt; nunmehr wird Tereus in den Habicht Mahl wird von Achill. Tat. 1, 8 (fpilourjlag t\
bezw. Sperber (xipxos), seine Gemahlin in die TQÜnE'Qa neben üqü-avt]? i) acpayij; vgl. 1, 15
klagende Nachtigall, die dauernd ■KiQxrßccTog i) Trjotcog TQÜits^a) als Dramenstoff genannt,
bleibt, und ihre Schwester in die Schwalbe wie auch als Inhalt eines Gemäldes (5, 3).
verwandelt, welche infolge der verstümmelten Man darf diesen Zug wohl für alle Tragödien
Zunge mit unverständlicher, barbarischer 10 voraussetzen, die unsere Sage behandeln, wie
Sprache behaftet ist. Wenn Aristot. hist. z. B. für die verschiedenen Tereus-Dramen des
anim. 9, 49 p. 633 a 19 (danach Plin. hist. nat. Sophokles, Philokles, Karkinos (Tereus oder
10, 86) richtig zitiert — was seit Welcher, Tyro?), Livius Andronicus, Aerius und Faustus
Griech. Trag. I, 384 mehrfach bestritten wird (luven. 7, 12). Er findet sich ebenso in der
— , so hat übrigens Aeschylos (fr. 297) die ganze Tragödie, deren Inhalt Hygin fab. 45 wieder-
Sage noch ausführlich, scheinbar in einem giebt und die wegen der Verwandlung des
eigenen Drama, behandelt. Dafs Schol. Aristo})]). Tereus in einen Habicht nicht identisch sein
Vag. 281 sagt: 6 Zocpoxlfjg -jtqüxov tov Tt]qiu kann mit Philokles' Tereus oder snotp. Aber
inoiriasv, situ <f>iXo-/.).fi$, spricht nicht dagegen, trotz der späteren häufigen Erwähnung wird
da der Scholiast lediglich den Witz des 20 dieses Mahl, das der alten Aedon-Sage fremd
Aristophanes über die Zeitfolge der beiden zu sein scheint, wohl nur eine Ausschmückung
Dichter des Tereus, Sophokles und Philokles, der dramatischen Dichter sein, eine freie Nach-
erklären will. Jedenfalls ist dieses Fragment bildung des bekannten Thyestes-Mahles, mit
297 bedeutsam, da es mit seinen Angaben über dem es auch bei Hygin fab. 246 zusammen-
eine regelmäfsige Vertauschung der Gestalt gestellt ist.
zwischen •/.iQY.og und titoty lediglich einen Aus- Bedeutungsvoll scheint das zu sein, was von
gleich zwischen zwei gleichwertigen Vei-sionen der Verfolgung der Aedon oder des Schwester-
zu schaffen sucht: nach der einen Version war paares Prokne und Philomela durch den Gatten
Tereus in einen jt/pxog (vgl. Aeschyl. Suppl. erzählt wird. Dieses Motiv der Verfolgung ist
a. a. O.; Hygin. fab. 45: aeeipiter), nach der 30 bekanntlich in den verschiedensten Sagen des
andern in einen Wiedehopf (snoip) verwandelt Altertums ungemein beliebt. Wie der Boreade
worden. Letzteres blieb seit Sojyhokles' Tereus Zetes mit seinem Bruder Kaiais die Harpyien
und Philokles' Tereus und ihrer Verspottung verfolgt, so verfolgt Zetes die Aedon, Tereus
durch Aristophanes' Vögel die übliche Version, die Prokne und Philomela. Und vielleicht ge-
war auch vielleicht alte Lokaltradition in hört zu diesem Motiv auch die weitere Wen-
Megara, wo nach Paus. 1, 41, 9 das Grab des düng, dafs der Verfolger selbst untergehen
Tereus war und der Wiedehopf zuerst er- mufs, wenn er sein Ziel nicht erreicht. So
schienen sein sollte. kommt z. B. nach einer Version Zetes auf der
Was zu der Erweiterung der Nachtigall- Verfolgung der Harpyien ums Leben (s. oben
Sage durch die Hinzufügung der Schwester 40 Bd. 3 Sp. 2361). Zethos stirbt vnb Xvnvg
Schwalbe geführt hat, ist noch nicht aufgeklärt. (Paus. 9, 5, 9), — nach älterer Sage aber wohl,
In der Sage von dem Schwesterpaar, sei es da er sich an Aedon nicht rächen kann.
Aedon und Chelidonis oder Prokne und Philo- Tereus tötet nach der Version von Megara
mela, deckt sich alles, was die Nachtigall be- (Paus. 1, 41, 9j sich selbst, da er Prokne und
trifft, mit der allgemeinen Auffassung, aber Philomela bei der Verfolgung nicht erreichen
das, was die Schwalbe betrifft, steht durchweg kann, nach den Versionen der Dramatiker wird
im Widerspruch zu der üblichen griechischen er vor der Erreichung seines Zieles während
Vorstellung, dafs die Schwalbe ein froher der Verfolgung in den Habicht oder Wiedehopf
Frühlingsbote, ein fröhlicher Verkünder des verwandelt. — Weitgehende Parallelen bieten
Morgens, ein geselliger Freund des Menschen 50 andere Sagen. Harpalyke (s. oben Bd. 1
und ein immer geschwätziger Vogel sei. Bei Sp. 1838) tötet ihren Bruder oder Sohn, setzt
der Bezeichnung der TLuvöiovlg %eXl8wv als ihn dem Vater zum Mahl vor und wird, als
ÖQ&Qoyör] oder oQ&oyöy] „in der Frühe klagend" die Verfolgung einsetzt, in einen Vogel ver-
oder „laut klagend" bei Hesiod Erg. 568 be- wandelt, während der Vater sich selbst tötet,
tonen schon die Scholien, dieses Wort passe Die Minyaden, Alkatho'e (Alkithoe), Leukippe
nicht zum Wesen der Schwalbe und sei nur und Arsippe (s. oben Bd. 1 Sp. 241) halten sich
der Philomela-Sage wegen von dem Dichter als Dienerinnen der Athena Ergane — (auch
gewählt worden. Dasselbe gilt von der halb Prokne hat Beziehungen zur Athena, deren
schlaflosen Schwalbe bei Hesiod fr. 125, von Kultbild sie in Daulis stiftet. Paus. 10, 4, 9,
der Behauptung, dafs das Gezwitscher der 60 wie auch ihr eigenes Bild von Alkamenes in
Schwalbe abgerissen, unverständlich und bar- Athen der Athena geweiht war, Paus. 1, 24, 3;
barisch klinge (Aeschyl. Agam. 1004; fr. 440; vgl. auch die Athena Aedon) — vom Dionysos-
Jon Oinjjhale fr. 33; Aristoph. Vög. 1680 nebst Dienst fern, werden in Raserei versetzt, zer-
Schol. u. a.), und von sonstigen Bemerkungen, stückeln das eigene Kind der Leukippe, Hip-
die an unsere Sage geknüpft werden. Alles pasos, und irren als Mainaden, verfolgt von
das sind aus der fertigen Sage abgeleitete, Mainaden, umher, bis sie in Vögel verwandelt
nicht aber alte volkstümliche, sagenbildende werden; vielleicht verwertet die Prokne-Sage
Beobachtungen. eine ähnliche Version, wenn sie später Prokne
3021 Prokne Prokne 3022
Lei einem Bakckos-Feste als Bakckantin in das dieser Zeugnisse Tereus in Daulis nicht zu
Haus der Philomela treten läfst (Ovid Metam. allen Zeiten der Gatte der Jccvliäg ÖQvig ge-
6, 587 ff.). Diese Minyaden-Sage fufst auf dem wesen war, scheint daraus hervorzugehen, dafs
eigenartigen Brauch der Verfolgung bei dem Herodor bei Schal. Apoll. Bhod. 1, 211 in ganz
boiotischen Agrionia-Feste (vgl. Nilsson, Griech. anderem Zusammenhang, aber doch offenbar
Feste 271 ff.). Wenn bei diesem Feste nach einer alten Tradition zuliebe, Daulis als die
Flut, quaest. symp. 8 prooem. die Frauen den Heimat des Zetes bezeichnet. Das ist die letzte
Dionysos suchen, der zu den Musen entflohen Spur einer Sage von Zetes und Aedon in
ist, so mag die Wendung bei Ewrip. Herakl. Daulis.
1022, dafs Prokne ihr einziges Kind Itys den 10 Die attische Sage weicht darin von der
Musen geopfert habe, ein letzter Nachklang megarischen ab, dafs sie die Schuld des Tereus
einer verschollenen altboiotischen Itys -Sage stärker betont. Die Töchter des attischen
sein. Auch der Eros Itylos (oben Bd. 2 Sp. 573) Pandion, Prokne und Philomela, haben gerechte
gehört wohl zu solchen verschollenen Sagen. Rache an dem Frevler Tereus genommen.
Die vereinzelten Reste der älteren boioti- Deinosth. 60, 28 bezeichnet ihre That als vor-
sehen Sage, auf welche diese Spuren zurück- bildlich für die attischen Pandioniden. Dazu
führen, lassen sich vorläufig noch nicht zu stimmt es, dafs man den Frevler Tereus nicht
einem geschlossenen Bau zusammenfügen. Die für einen Einheimischen (wie in Megara), son-
allgemeine Anerkennung, welche die Version dem für einen Barbaren erklärte, und zwar
der attischen Tragödie in unserer Überlieferung 20 entweder in Anlehnung an die phokische Sage
fand, hat das ältere Sagengut zerstört, und nur für einen Thraker aus dem von Thrakern be-
für vereinzelte Orte, wie Megara und Daulis, wohnten Daulis oder für einen Thraker aus
lassen sich noch Traditionen lokaler Art nach- dem eigentlichen Thrakien. Letzteres war die
weisen. Anschauung bei Sophokles' Tereus, Aristoph.
Für Megara sind charakteristisch die Ge- Lysistr. 563, Frösche 681, bei der Mehrzahl
stalt des Pandion, der dort ein Heroon hatte und der Dichter imd Mythographen, die im wesent-
wohl wegen des Anklangs an Pandareos, den liehen den Inhalt des sophokleischen Tereus
Vater der Aedon, für den Vater von Nachtigall wiedergeben (Ovid Metam. 6, 424 ff., Schol.
und Schwalbe gehalten wurde (vgl. oben die Aristoph. Vög. 212, Liban. narr. 12 bei Wester-
Artikel Pandareos und Pandion), und die Ge- 30 mann, Mythogr. 382, 64, Serv. Verg. Buc. 6, 78
stalt des Tereus. Dieser sollte König des = Mythogr. Vat. 1, 4. 2, 217, Prob. Verg. Buc.
megarischen Pagai gewesen sein und hatte sein 6, 78, Zenob. 3, 14 u. a.); vgl. auch Eustath.
Grab in Megara, wo ihm jährliche Opfer unter Hont. Od. 1875, 4, Schal. Aeschyl. Agam. 1004,
dem eigenartigen Brauche dargebracht wurden, Aeliati. var. hist. 12, 20, Acliill. Tat. 5, 3, dann
dafs man das Opfer mit Steinen statt mit Hygin. fab. 45 und die Angaben römischer
heiliger Gerste bestreute. Nach der Version, Dichter, wie Ovid Amor. 2, 6, 7: Ismarii
die Paus. 1, 41, 8 — 9 im Zusammenhang mit tyranni, Senec. Agam. 708: Bistonis dies, Herc.
diesem Kult wiedergiebt, hatte Tereus sich Oet. 957: Threicia coniunx, Stat. Theb. 5, 121
selbst getötet, während das Schwesterpaar — Bhodapeia coniunx, 12, 478 Geticae volucres,
eine Konzession an die attische Sage — nach 40 Silv. 2,4,21 Bistonio cubili, und die speziellen
Athen geflüchtet war. Wahrscheinlich betonte Ansprüche von Bizye, Solin. 10, 18, Plin. 4, 47.
man in Megara die Schuld der Schwestern 10, 70. — Die attische Bewertung der ganzen
stärker als die des einheimischen Heros, dessen Sage tritt, abgesehen von Demosth. 60, 28, am
Grab eine Kultstätte blieb. klarsten hervor aus den knappen Angaben bei
In Daulis sollte das älteste Kultbild der Paus. 1, 5, 4. Prokne und Philomela werden
Athena einst von Prokne aus Athen mitgebracht auch zu den Vorbildern der Geschwisterliebe
sein (Paus. 10, 4, 9). Nach Thukyd. 2, 29 gezählt (Anonym, bei Westermann, Mythogr.
hiefs bei vielen Dichtern die Nachtigall Jav- 345, 12). Dafs die Dichter die That der
Xiag ögvig (vgl. Plut. quaest. conviv. 8, 7, 2; Schwestern anders beurteilen und sie als ruch-
Vergil. Cir. 200; Poet. lat. min. ed. Baehrens 50 los brandmarken, ist selbstverständlich. Mehr-
1, 108; Senec. Herc. Oet. 193), ein Ausdruck, fach wird die Tötung des Itys durch seine
auf den Aristoph. fr. 156 (Etyni. Magn.2b0,8; eigene Mutter mit Medeas That zusammen-
Zenob. 3, 14; Hesych.; Suid. s. SavXov) mit gestellt (Hygin. fab. 239, Ovid ex Ponto epist.
seiner davXicc -noQmvr] Bezug nimmt. Dafs 3, 1, 119, Schol. Bernens. Verg. Buc. 8, 47),
Tereus König von Daulis war nnd dafs dort und beide Mütter werden dabei darauf hin-
die Sage von dem grausen Mahl und von der gewiesen, wieweit sich ihre That vou der Mutter-
Verwandlung spielt, betonen aufser Thukyd. liebe der Vögel unterscheidet (Anthal. Pcd.
a. a. O. auch Paus. 1, 41, 8. 10, 4, 8 — 9, Strab. 9, 95); bei Plut. quaest. conv. 8, 7 wird die
7, 321. 9, 423, Steph. Byz. s. dctvXlg, Konon Frage erörtert, wie weit die Vorschrift der
31, Senec. Thyest. 275. Andere, welche Tereus 60 Pythagoreier, keine Schwalbennester an Wohn-
in dem eigentlichen Thrakien wohnen lassen häusern zu dulden, mit der ethischen Ver-
um! dorthin die Hauptereignisse verlegen, urtheilung der Itys -Mörderinnen zusammen-
nehmen insofern auf die Sage von Daulis Rück- hängt.
sieht, als sie einzelne Teile der Handlung in Die Namen Prokne und Philomela kommen
Daulis spielen lassen, wie die Verwandlung bei den älteren Dichtern, bei denen sich Hin-
(Apollod. 3, 14, 8, 4) oder die Schändung der weise auf die Sage finden, nicht vor. Hesiod
Philomela (Tzetz. zu Hesiod. Erg. 566). Vgl. und Aischylos sprechen, soweit unsere aller-
oben Bd. 3 Sp. 2346. Dafs aber trotz all dings lückenreiche Überlieferung in Frage
3023 Prokne Prokne 3024
kommt, von arjddjv und %tlidmv. Auch der sei in die Schwalbe und Philomela in die N ach-
attische Vasenmaler Panaitios nennt auf der tigall verwandelt worden. Von Philomela sagt
oben Bd. 2 Sp. 572, 50 erwähnten rotfigurigen das Agatharehides bei Phot. bibl. 443 A 22 ; Geogr.
Schale, die jetzt in der Münchener Vasensamm- min. 1, 114). Von beiden Schwestern berichtet
hing unter Nr. 799 a steht, die Mutter und diese Art der Verwandlung Hygin. fab. 45; seine,
Mörderin des Itys noch krt8ov<xi oder Al-n8ovcci; Version die auf ein Drama zurückgehen dürfte,
über die Form vgl. Kretschmer, Griech. Vasen- besagt: Tereus, der Gatte der Prokne, kam aus
inschrift. S. 129. Der älteste erhaltene Beleg Thrakien nach Athen zurück, log seinem Schwie-
für den Namen Prokne ist Soph. Ter. fr. 523. gervater Pandion vor, dafs Prokne gestorben sei,
Zum mindesten seit Sophokles sind dann aber 10 und erbat deren Schwester Philomela zur Frau
die beiden Namen Prokne und Philomela all- (die gleiche Motivierung kennen Apollod. 3, 14,
gemein geläufig, nur mit dem Unterschied, dafs 8 mit der Korrektur von Höfer, Konon 96 ;
Zweifel darüber bestehen, wer von beiden die Prob, und Serv. zu Verg. Buc. 6, 78). Pandion
Nachtigall bezw die Schwalbe ist. willigt ein und griebt ihm Philomela und Wächter
"
Prokne ist die Nachtigall in Sophokles3 mit. Diese wirft Tereus ins Meer, die Philo-
Tereus und der von diesem Drama beeinflufsten mela vergewaltigt er im Gebirge (in monte)
Litteratur. Da diese sophokleische Version der und sendet sie, nach Thrakien heimgekehrt,
Sage schon oben im Artikel Itys (Ergänzungen zum König Lynkeus, dessen Gattin Laethusa,
unter Philomela) eingehend besprochen ist, sei eine Freundin der Prokne, sie aber alsbald zur
hier nur kurz der Kern wiederholt: Pandion, 20 Prokne führt. Während die Schwestern auf
der König von Athen, giebt von seinen beiden Rache sinnen, verkünden Wunderzeichen dem
Töchtern die Prokne dem Thraker Tereus zur Tereus, dafs seinem Sohne Itys Gefahr droht.
Frau. Diesem gebiert sie den Sohn Itys. Nach Er denkt, sein Bruder Dryas stelle dem Itys
einigen Jahren (Ovid Met. 6, 439: nach fünf nach und tötet diesen. Prokne mordet jetzt
Jahren) kehrt Tereus allein nach Athen zurück, den Itys, setzt ihn dem Tereus zum Mahle vor
um auf die Bitten der Prokne, welche Sehn- und flieht mit Philomela. Während der Ver-
sucht nach ihrer Schwester hatte, Philomela folgung wird Tereus in den Habicht (vgl. oben
zum Besuche abzuholen. V'ährend der Heim- den xigy.og bei Aischyl.), Prokne in die Schwalbe
reise, welche sich die einen als Seefahrt, die und Philomela in die Nachtigall verwandelt,
andern als Fahrt über Land vorstellen (vgl. 30 Das Motiv des Abschneidens der Zunge fehlt,
auch die Vase aus Ruvo in Neapel, Heydemann, da es zu dieser Philomela = Nachtigall natür-
Vasensamml. Neap. 3233, Peinach, Pepeii. d. lieh nicht pafst. — Ebenso wie Hygin. be-
vas. 240), vergewaltigt Tereus die Philomela, zeichnet auch Ovid fast. 2, 853 ff. Prokne, die
sei es nun nach der Landung in Thrakien in Gattin des Tereus, als Schwalbe (vgl. Ovid
dem versteckt im Walde liegenden Gehöft trist. 3, 12, 9) und daran, dafs somit der
(stabida: Ovid a. a. 0. 521, iv iq-hsöi llijIovo- Schwalbe die Hauptklage um den Sohn Itys
lirj(üv: Anthol. Pal. 9, 452), oder ivl amjXvyyi zufällt, nimmt er scheinbar (vgl. trist. 2, 390;
ßa&iirj {Anthol. Pal. 9, 451), oder unterwegs 5, 1, 60) so wenig Anstofs wie Horaz Od. 4,
in Daulis (Tzetz. Hesiod Erg. 566), oder unbe- 12, 5 und wie vielleicht schon Hesiod Erga 568,
stimmt ausgedrückt iv rfj TioQtla, v-atf 686v 40 wenn er auch anderswo (anwr. 2, 6, 7) der ge-
oder in itinere (Liban. 12. 13. bei Westermann, läufigeren Vorstellung Rechnung trägt, dafs die
Mythogr. 382; Schol. Bern, und Serv. zu Verg. Nachtigall, d. i. nach seiner Auffassung Philo-
Buc. 6, 78). Nach der Schändung schneidet mela, das eigentliche Klagelied um Itys singt,
er ihr, damit sie nichts verraten könne, die Von den sonstigen römischen Autoren, welche
Zunge aus und hält sie auf dem Lande ge- Prokne als Schwalbe und Philomela als Nach-
fangen, während er Prokne vorlügt, sie sei ge- tigall auffassen, sei besonders auf Vergil Bucol.
storben. Pliilomela aber webt die Geschichte 6, 78, Georg. 4, 15 und die verschiedenen alten
ihres Leidens mit Zeichen, Worten oder Bildern Kommentare zu diesen Stellen (Serv., Prob.,
aus Purpurfäden in ein Gewandstück ein oder Tun. Philargyr., Schol. Bern) hingewiesen,
schreibt es mit ihrem eigenen Blut darauf. 50 Das Schwanken in der Frage, ob die Mutter
Dieses Gewand schickt sie der Prokne, die als- des Itys die Nachtigall oder die Schwalbe war,
bald die Unglückliche aufsucht (nach Ovid findet seine Erklärung wohl darin, dafs man
a. a. 0. als Bakchantin verkleidet gelegentlich aus den Stimmen beider Vögel den Laut Ixv
eines Bakchos-Festes) und heimlich in ihre mit gleichem Recht heraushören konnte und
eigene Wohnung führt. Hier beginnt das dafs man in Gegenden, wo die Nachtigall sel-
Rachewerk an Tereus, das bald als eine ge- teuer war, die Itys-Nachtigall-Sage auf die dort
meinsame That der beiden Schwestern, bald als häufiger vorkommende Schwalbe übertrug. Das
wesentliches Werk der Prokne geschildert und Schwanken zeigt aber zugleich auch, dafs für
mit manchen P]inzelheiten ausgeschmückt wird. die Alten in den Namen Prokne bezw. Philo-
Itys wird getötet, zerstückelt und seinem Vater 60 mela an sich kein bestimmter Hinweis auf
Tereus als Mahl vorgesetzt. Als Tereus er- einen bestimmten Vogel lag. Die oben Bd. 3
kennt, was geschehen ist, stürzt er mit Beil Sp. 2344 erwähnte Erklärung des Namens
oder Schwert auf das fliehende Schwesterpaar Prokne von einem vermeintlichen Epitheton
los und verfolgt sie, bis die Götter eingreifen der Nachtigall 7itQY.v6$ = dunkelfarbig und
und Prokne in die Nachtigall, Philomela in des Namens Philomela als die „gern an Ställen
die Schwalbe, Tereus in den Wiedehopf ver- nistende" Schwalbe ist modern und schwerlich
wandeln. im Sinne der Alten. Ihnen war Philomela ein
Umgekehrt wird von anderen erzählt, Prokne ebenso leicht, wie Eumelos, Polymele u. dgl.,
3025 Prokne Prokris 3026
verständlicher und deshalb für Heroinen ver- Das alte Xoanon der Athena in Daulis
gchiedener Art gebräuchlicher Name, und die sollte Prokne aus Athen dorthin gebracht haben,
Form Prokne würde, auch wenn man an dem Paus. 10, 4, 9. Daulis, rdas Dickicht' (Bd. 3
Zusammenhang mit nsQ-Avög = dunkel fest- Sp. 2346, 40 ff.) ist der Tummelplatz der Mai-
halten wollte, in den Kreis alter mythischer naden (Gruppe, Gr. Myth. 92, 181), und so
Namen passen. Das Tiermärchen von Aedon erinnert die That der Prokne an die Zerreifsung
und Chelidon ward zum eigentlichen Mythos des Pentheus durch die eigene Mutter,
dadurch, dafs man bekannte Gestalten der In der Bd. 3 Sp. 2348, 32 ff. erwähnten 1836
Sage, die eine alte Geschichte hatten, mit den auf der Akropolis gefundenen Gruppe von der
Vögeln des Tiermärchens inVerbindung brachte, io Akropolis (abg. 0. Müller-Schoell, Archäol. Mitt.
wie Pandareos, Pandion, Zethos, Zetes, Tereus aus Griechenland Taf. 4, 7. Sachs. Berichte
u.a. So dürfte das Schwesterpaar Prokne und 1851 Taf. I A. Athen. Mitth. 1 [1876], 304
Philomela in Kult und Sagen, wie etwa die Fig. 7. Arch. Zeit. 17 [1859] Taf. 123, 3. Arch.
der oben erwähnten Minyaden, längst berühmt Anz. 9 [1894], 46) in der O. Müller a. a. O. 63
gewesen sein, ehe ihre Namen mit dem Tier- Pandrosos und Erichthonios, Schoell a. a. 0. 65
o
märchen in Verbindung gesetzt wurden. — ebenso E. Kuhn Bd. 1 Sp. 1576, 60 ff. Sauer,
Aufserhalb der bisher besprochenen Sage Aus der Anomia 109, 3. Pallat, Arch. Jahrb.
kommt der Name Prokne noch vor als attischer 9 (1894), 21, 42 — Ge Kurotrophos ei'blickte,
Schiffsname, als Name einer Insel bei Rhodos hat Michaeli*, Ath. Mitth. a. a. 0. 304 f. auf
(Plin. 5, 133) und im Zusammenhang der -m Prokne und Itys gedeutet unter Zustimmung
Kephalos-Sage im Etym. Magn. s. KscpuXlrjviu, von Reisch, Eranos Vindobonensis 20, 3. Winter,
das Uq6y.vi]v tijv 'Eos%&ecog ui]tequ in einem Arch. Anz. a. a. 0. 46. [Höfer.]
Zusammenhang erwähnt, in dem wir nach der Proknis? (Ylgö-nvig): aitb tov TtQo-AbXQiG&ca f]
üblichen Sage UqÖ'aqiv xr\v 'Eptfötcog &vyctTtgu . . . II q 6k q ig irv^oloytiad'ai donsi. tvQvrui de
erwarten und den Namen wohl entsprechend nal FLqÖxvls diu rö v iv qwtoq ixä> Is^ixco
in Prokris ändern müssen. [Jessen.] &r\lvy.bv övoua, Eust. ad Hom. Od. 1688, 30 f.
Prokne (TlQÖ-Avri) s. auch Philomela nr. 5 = Aelii Dionysii et Pausaniae Attic. fragm.
Sp. 2344 ff., wo nachzutragen ist: ed. E. Schwabe 254, 4. [Höfer.]
Sp. 2344, 58 ff. (Etymologie): Von 7t£Q-x6g, Prokoptas (TlgoxÖTttug) , bei Bakcliylid. 18,
7TtQ-y.v6g 'gesprengelt, schwärzlich' leiten den 30 28 f. der attische Unhold Prokrustes. S. d. und
Namen Uoo-avt] auch ab Sonne, Kuhns Zeitschr. Polypenion. [J. Ilberg.]
10, 21. Vanicek, Griech.-Lat, Etymol. Wörter- Prokris (IIpö-Apig) 1) älteste Tochter des
buch 1187. Dagegen will Eurem, Die göttlichen Thespios, von Herakles Mutter des Antileon
Zivillinge bei den Griechen 67 f. (vgl. 70. 75, 1) und des Hippeus, Apollod. 2, 1, 8. Bethe, Theban.
Prokne von itponvig 'Feige' ableiten, den Namen Heldenlieder 163 f. Anm. 5. — 2) Tochter des
ihrer Schwester Öilout]Xv von uf/lov 'Apfel' Erechtheus, Gattin des Kephalos, über die
oder f Schaf; ähnlich auch Pott, Zeitschr. /'. Eapp Bd. 2 Sp. 1091 ff. s. v. Kephalos aus-
vergl. Sprachforsch. 6 (1857), 47, der es für mög- fährlich gehandelt hat, so dafs hier nur
lieh hält, dafs man später aus dem Namen weniges zu erwähnen übrig bleibt.
^iloiirjlu das Wort uilog heraushörte und den 40 Zur Prokrissage im allgemeinen vgl. Rohde,
Namen als yiläuoi-xog deutete. 0. Keller, Griech. Roman 101, 3 (= 1082, 3).
Thiere des Mass. Altert. 317 erklärt den Namen Zur Etymologie vgl. Proknis; vgl. auch
des Sohnes der Prokne, Itylos, als onomato- Prokritos.
poietische Bildung aus dem Gesang der Nach- Zu der Sp. 1090, 64 ff. angeführten Version,
tigall (itun-itun oder itul-itul; s. aber auch die 01 tu 0vßa'Cxu y syQutp orsg und Aristo-
Roscher Bd. 1 Sp. 85, 34ff.) und (S. 319) leitet demos in den 'EntyQÜatiara ©rißaixu nach
die enge Verwandtschaft Philomelas mit den dem epischen Kyklos wiedergegeben haben, s.
Schwalben aus den mannigfachen Berührungs- W. Radtke, Hermes 36 (1901), 54; vgl. auch
punkten ab, in welchen die beiden Vögel nach Immisch, Klaros (Jahrb. f. klass. Phil. Suppl. 17)
den Anschauungen des Altertums zusammen- 50 S. 157. Bethe a. a. 0.
trafen. Nach Pott, Zeitschr. f. vergl Sprachf. Sp. 1091, 34 ff. (zur Genealogie): Prokris
9 (1890), 409 zeugt Pandion, Personifikation ist Tochter des Kekrops, Schol. Apoll. Rhod.
des günstigen Himmels, Sohn des Erichthonios 1, 211; vgl. auch Bd. 3 Sp. 949, 48. Eine eben-
(= Fruchtland) die Prokne und Philomela, die falls sonst niigends bezeugte Sage berichtet
Verkünderinnen des Frühlings; vgl. A. Mommsen, Hyg. f. 253, indem er unter denen, rquae con-
Delphika 306. tra fas coneubuerunf \ auch die Prokris nennt:
Zu Bd. 2 Sp. 570, 48 ff.: Bei Aesch. Suppl. tcumErechtheopatre,exquonatusestAglaurus\
60: rag Trjgsiug iiijridog oixrpäg ulö%ov fafst Es ist nicht zu entscheiden, ob__mit Rascher
v.Wilamowitz, Eurip. Herakles 2, 238 zu v. 1022 Bd. 1 Sp. 107, 9 auf Grund der Überlieferung
Mrjtidog als nomen proprium für einen anderen üo Aglaurus für einen Sohn des Erechtheus und
Namen der Prokne auf, und weist auf den der Prokris zu halten ist oder ob, wie Toepffer
merkwürdigen, unerklärlichen Ausdruck des bei Pauly-Wissoira 1, 830 vermutet, ein un-
Euripides (Her. f. 1022) hin, der den Mord wissender Abschreiber sich durch die männ-
der Prokne an Itylos c frvousvov Movaaig' = liehe Namenswendung hat verleiten lassen, auch
rden Musen geschlachtet' nennt. Anderehalten das Prädikat durch Änderung von fnata' in
\ii]xidog für verderbt und konjizieren demgemäfs, fnatus' mit dem Subjekt in formellen Einklang
s. W. Kräuselte, Mythologumena Aeschylea in zubringen. Vgl. auch Gruppe, Gr. Myth. 1197,2.
Diss. Phil. Halenses 9 (1888), 297 adnot. 1. Sp. 1091, 55 ff.: Wiederholungen der dort
3027 Prokritos Promachos 3028
erzählton Sage vom Tode der Prokris sind die äufsern. Mir scheint es wahrscheinlicher, nach
Sagen von Leukone und Kyanippos (s. d. nr. 3) der Analogie von Proastianoi (s. d.), Pro poleos
und die vollständig parallele sybaritische Lo- (s. d.), Propylaios (s. d.), Prothyraia (s.d.) u.s.w.
kaisage, die Plat. Parall. 31, 2 nach Kleito- Götter anzunehmen, deren Heiligtum jrpo xvxlov
nymos erzählt; vgl. Rohde a. a. 0. 41, 8 (= (xvxAog = Ringmauer) lag, zumal da auch bei
442, 8). Ganz abweichend von der gewöhn- u 7 ,.., T. „ , . , ,, e * , N
liehen Sage berichtet der Anonymos bei Wester- ?«"¥*■ C^erliefert ist 7tQo^h?-n ^rjcrguc)
mann, Mythogr. 345 = Paradoxogr. 219, dafs dl° L«*rt «Q°Wtq«c nur auf Konjektur be-
Prokris von ihrem Vater Erechtheus im Kriege ™ht- . Cnmus ™ Herond. I Tit. schreibt bei
mit Eumolpos geopfert worden sei. 10 S*8^" **™>**' ,\ .*«<? . %"* VW«-
o i^nif in t r» 4. a v> i • i Vor allem aber kommt hinzu, dals an den beiden
Sp. 109'J: über die Deutung der Prokris als 0, n , , , ' . .
T,,r f, • -r, i Tjj i-P a otnn t> Stellen des Herondas, den einzigen, wie es
Mondberome s. Röscher Bd. 2 Sp. 3199. Pro- , • j , / ' , i ö t
i • i u i j * a„„- ri „ n scheint, wo 7tQ0Y.vv.ug, -tri vorkommt, es die
kris als Hypostase der Artemis s. Gruppe, Gr. ^ -. ,' " ' , ' (J^ , '. , ,
nr ti in / i -.oo<>\ i -\, „ n^™ ui tt„ Bedeutung von aucroonog = Kupplerin hat.
JZMiA. 42 (vgl. 1283). In ihrem Gemahl Ke- r., , ö., ,. r ,> t -n • V //-» nv
,-i • 14. x,t tt /■ n r +7-177- •„ Gb der aitolische Monat IlQoxvxhog (Colhtz
phalos sieht E. Maas, De Lenaeo et Delphtnio .,„,. , 10„0 „.,„_ \xr , S.J> ,
Vtt f ^ i i. -da o o unn ^ff a n „+ nr- 1844; vgl. 1863. 2127 = We scher- 1 oucart,
All i. (vgl. auch Bd. 2 Sp. 1100, 6n. und Gaston T ■ .' -,7- « r. 7 7 „,,,. „
n 7- VT 7 77 nn r,nft>i 0,0\ • „tt„ „„+„„„ Inscriptions recueillies a Delphes nr. 31b, 1.
Colin, Corr. hell. 30 [ 190b , 213) eine Hypostase „„„ / n „ „ . ,-,„„,! '_> ., , '
j a 11 tt ■ t> *.!■ / ^ > \ tt„ 323, 1. Corr. Heil. 5 1881 , 40 n mit den ge-
des Apollon Kynneios Pythios (= <Pimog) Heoos „ , , L. ■ n i.
/'tt~ \ w i r 7 7 tt 77 -7. i qc nannten -irfot TtooxvYuoi im Zusammenhang
( Eojoc). JNach l<orchhammer, Hellenika 1, 86. , , , ,.. „ , . , v , , • , . • s
i nV iT j u 7-r ' / i\ ?• i steht, lalst sich vermuten, aber nicht erweisen.
101 bedeutet Ilgoy.Qig (so!) von jrpo: rcpos ab- 20 „■ , tf r\ ■ *. j? j -j ■ i.
. -. . T t _ ... -l j i„„ „1 • * j„ Bisch off a. a. G. verweist aut den epidaurischen
geleitet das vorwärts eilende, bergab lagende ,T ,'' , , ,7, 7. 7- -77 7,^ -j
w )«\ t" 1 "icin ?„ fij „1, Monat Kvv.uog (Kavvadias, l'ouilles d Epidaure
Wasser (?), Ktwalog von edg (?) das Hauch- _.. „ 10s\. _. 0 ' . rTT^V n
, ,0V,(' ^ s s^ / nr. 240. Z. 13. 47. 71. 84. u. s. w.) FHofer.1
wasser (?!) ' L J
Sp. 1101/2 (Vasengemälde: Der Tod der Prokyon s. Sternbilder.
Prokris) = Cec. Smith, Cat. of greek ras. Brit. Prolochos (Tlpdlo^og), ein Lapithe, im Kampfe
Mas. 3, 294 nr. 477 ; abg. auch bei G. Weicher, der Lapithen gegen die Kentauren auf dem
Der Seelenvogel in der alt. Litteratur k. Kunst Schilde des Herakles Hes. Scut. 180. [Stoll.]
166 Fig. 86 (vgl. 22, 2. 167, 1 mit weiteren Promache (?) = Pronome (s. d.)
Nachweisen). Darstellung der Prokris durch Promacliorma (ngoua^ogiia), Beiname der
Polygnotos in der Lesche der Knidier in Delphoi, 30 Athena, unter welchem sie auf dem Vorgebirge
Paus. 10, 29, 6. [Höfer.] Buporthmos (Oberhummer bei Pauly - Wissowa
Prokritos (IlQoxQtrog), einer der attischen s. v.) bei Hermione in Argolis ein Heiligtum
Jünglinge, in deren Gegenwart Theseus den besafs, Paus. 2, 34, 8. Der Name bedeutet,
Minotauros erlegt auf der Frangoisvase, C. I. G. wie Promachos, die "Vorkämpferm', Gruppe,
4, 8185 b. O. Jahn, Archaeol. Beiträge 275 Gr. Myth 1207, 7, während ihn Jacobi, Hand-
(der'Jfpoxpiroff las). Weizsäcker, Rhein. Mus. 33 Wörterbuch 771 als 'Beschützerin der Bucht'
(1878), 377 f. Reichet, Arch.-Epigr. Mitth. aus erklärt. In der unter Prokyklioi angeführten
Ost. 12, 56. W. Klein, Griech. Vasen mit Meister- Inschrift aus Erythrai liest H. Herbrecht, De
signat-. 33. S. Reinach, Re'pert. des vases 1, 134 sacerdotii apud Graecos emptione venditione
(abg. 1, 135 oben) und auf einer Vase in Leyden, 40 (Diss. Strafsburg 1885) S. 13 (vgl. S. 48 Z. 61
C. I. G. 4, 7719; abg. Roulez, Choix de vases = Dittenberger, Sylloge p. 367, Z. 61: [k&r}väg]
de Leydes pl. X. Reinach a. a. O. 2, 271. Nach 'E7tiyi<i.%ov, die er der athenischen Promachos ver-
Osk. Wulff, Zur Theseassage (Diss. Dorpat 1892) gleicht; doch kann Epimachos auch selb-
5. 24 (vgl. 182 Amn. 138) ist der Name Pro- ständiger Name einer Gottheit sein; vgl. Bd. 1
kritos attischen (vgl. die attische Heroine Pro- Sp. 2899, 59 ff. [Höfer.]
kris) Gepräges. [Höfer.] Promachos (ripoiiaxog) 1) Beiname des
Prokrustes s. Theseus, Polypemon, Poly- Hermes in Tanagra, Paus. 9, 22, 1 ff . Röscher
pemonides, wo nachzutragen, dafs schon Pott, Bd. 1 Sp. 2349, 46 ff. v. Wilamowitz, Hermes 21
Zeitschr. f. vergl. Sprach forsch. 6 (1857), 131 f. (1886), 107, 2. E. Maafs, G. G. A. 1889, 817.
IIpoY.QOvOTrig als den r Recker und Strecker 50 Usener, Rhein. Mus. 58 (1903), 198. Perdrizet,
durch Schlagen' erklärt und auf den Doppel- Corr. hell. 27 (1903), 303. P. Girard, Revue
sinn von HolvTtr\tiov rder Kummerbereiter' und des etudes grecques 18 (1905), 59 f. H.D. Müller,
cder viele Güter erwarb' hingewiesen hat. Vgl. Myth. d. griech. Stämme 2, 402 f. Vielleicht
auch Prokoptas. [Höfer.] ist Hermes Promachos auf Münzen von Ta-
Prokyklioi (IIooY.vy.lioi). Auf einer Inschrift nagra dargestellt, auf denen er in der R. an-
aus Erythrai in Kleinasien werden &80I IJqo- scheinend die Strigilis, in der L. den Herold-
v.vxlioi genannt. Dittenberger, Sylloge Inscr. stäb trägt, Hitzig und Bluemner zu Paus. a. a. O.
Graec. 22 nr. 600 Z. 130. 135 p. 371. In Münztafel 5, 16. — Vgl. auch unten nr. 9. -
diesen sonst unbekannten Göttern sieht Ditten- 2) Beiname der Athena, deren kolossale eherne
berger a. a. 0. p. 371 Anm. 59 mit Ray et (Re- 60 Statue zum Andenken an die Schlacht bei Ma-
vue archeol. 33, 1877, 128) Hochzeits- und Ehe- rathon von den siegreichen Athenern auf der
götter mit Berufung auf Hesych. TtooxvxXlg- f] Akropolis errichtet sein soll, Schol. Demosth. in
7tQ0Livi]6zpiu. Auch E. Bischoff, Griech. Studien, Androt. (or. 22, 597) p. 676 Dindorf. Dieselbe
H. Lipsius zum 60. Geburtstag dargebracht, Statue erwähnt Paus. 1, 28, 2. 9, 4, 1, aber ohne
schliefst sich der Ansicht Rayets an, Crusius den Namen Promachos zu nennen, der sonst nur
zu Herondas 6, 90 (wo 7Cqoy.va.Hi] steht) be- noch begegnet bei Alciphron 3, 51, 4 (Jlpd/xa^f
merkt nur: 'a loco alieni ftsol 7tooxvY.hoL . . . k&j]v& v.cxl TIoliov%s xov aarsog), in der späten
Erythris', ohne sich über letztere selbst zu (408/12 n. Chr.) Inschrift des Sophisten Apro-
3029
Promaehos
Promachos
3030
nianos (KaibeJ, Epigr. 912, 4 = C. I. A. III, 1,
038 p. 133), der die Statue seines Gönners, den
er 7tQ6[icc%ov fttaumv nennt, orfjot Ttccga FIqo-
liä%(p Hclldöi Kty.Qonlrj, und bei Zosim. 5, 6,
2; vgl. Michaelis, Athen. Mitth. 2 (1877), 91 f.
E. Curtius, Gesammelte Abhandlungen 2, 3(57.
Über die viel umstrittene Frage, ob Pheidias
oder (der ältere) Praxiteles als Schöpfer dieser
Statue anzusehen sei, und über etwaige Nach-
maun ebend. 152 = Baumeister. Denkm. S. 17
Fig. 19; zu den Inschriften vgl. Maoul-Bochette,
Journal des Savants 1834, 150, 1. Kirchhoff',
Studien zur Gesch. des griech. Alphabets3 113
nr. 8) erkennt Maafs, De Lenaeo et Delphinio
XV, 4 den Parthenopaiossohn Promachos neben
dem inschriftlich bezeugten "AdguGzog und
TvStvg. Nun ist zwar C. I. G. 4, 7708 = Cauer,
Delectus Inscr. Graec.'* nr. 550 p. 345 die Er-
bildungen derselben s. Hitzig -Bluemner zu 10 gänzung [IjQ]6uccxog aufgenommen, aber ab-
Paus. 1, 28, 2 S. 300 ff. Gruppe, Gr. Myth.
1222, 1. 1221, 2 b. vgl. auch Furtivängler Bd 1
Sp. 700, 28 ff. Auf einigen Inschriften a) C. I.
G. 1, 1078 = Dittenberger , Inscr. Megar. et
Boeot. 49. — b) C. 1. A. 3, 129. 0. Liermann,
Analecta epigr. et agonistica in Diss. Phil. Ha-
lenses 10, 153. — c) Dittenberger-Purgold, Inschr.
v. Olympia 243 b p. 355 f., vgl. Dittenberger,
Arch, Zeit, 38 (1880), 165. Liermann a. a. 0. 154,
gesehen von der Möglichkeit einer anderen
Ergänzung [<f>iX\6acc%og, ['ÜJfior^oj, [Nix.]6uu%os
u. s. w. und der von Heydemann vertretenen
Ansicht, dafs der Name des Besitzers (noch
andere wollen den Namen des Künstlers darin
sehen) hier zu erblicken sei, sprechen auch
chronologische Erwägungen gegen diese An-
nahme. Im Schöl. Hom. II. 4, 404 (Schol. Toivnl.
406) und bei Eust. Hom. II. 489, 39 heifst des
von denen a wegen der ebenfalls mit erwähnten 20 Parthenopaios Sohn Stratolaos, bei Hygin. f. 71
Spiele Evotßsia in Puteoli nicht älter als An
toninus Pius sein kann, b und c ungefähr aus
dem Jahre 250 n. Chr. (b ist etwas älter als c)
stammen, werden Spiele Ä&rjväg IlQOiLCi%ov iv
'Pmiir] erwähnt. Die Ergänzung einer Inschrift
aus dem kleinasiatischen Tsaush durch Sterret,
Papers 3, 161, 271 zu ['A&r\vä\ Ntixrjfpögog kcci
IlQ6[ua%og] ist m. E. schon wegen der dann
kaum zu erklärenden Nominative unrichtig; es
Thesimenes {Maafs a. a. O.), was jedoch mit
Jacobi, Handwörterbuch d. Myth. 859 und Bethe
a. a. O. 111, 5 (vgl. Gruppe, Bursians Jahresber.
85 [1895], 289 nr. 261) nach Paus. 3, 12, 9 in
Tlesimenes zu verbessern sein wird. — 9) Nach
Sosibios (F.H. G. 2, 626) bei Athen. 15, 674 ab
gab es in Sparta ein Fest Promacheia: 17 züv
IIq 0 uet % £ I, cov soqzt] . . . eiv zavzy av^ißaivsi
zovg (ihv certb z))g %ü>Qug xaXdjioig ßzecpavovßd'cii
werden Personennamen sein. — 3) Beiname des 30 ?} ozisyyldi, zovg d'ix. rfjg aycoyi/g neädag
Herakles in Theben, Paus. 9, 11, 4. Panofka,
Abh. d. AJcad. d. Wiss. in Berlin 1853, 280. Nach
Pausanias war die Marmorstatue des Herakles
Promachos das Werk zweier sonst unbekannter
thebanischer Künstler, des Xenokritos und des
Eubios, das alte ^öavov ein Werk des Daidalos.
Auf Münzen von Theben (Gardner, Types pl.
3, 45), die den Herakles schreitend mit Bogen
und gesenkter Keule und völlig nackt darstellen,
a6Z£q>avc'ozovg ccY.olov%^üv., Wide, Lakon. Kulte
349, 1 (vgl. 356) schliefst aus dem Namen dieses
Festes auf den Kult eines Gottes oder Heros
Promachos in Sparta, wenngleich ein solcher
sonst nicht bezeugt ist. 31. P. Nilsson, Griech.
Feste 470 vermutet, dafs dieses Fest, an dem
auch die Perioiken (oi anb zi)g %wQag) teil-
nahmen, noch Spuren von der Machtstellung
der alten Bevölkerung bewahrt habe. Es scheint
wollen Imhoof-Blumer und Gardner, Numism. 40 freilich, als ob man mit Nilsson a. a. O. 470, 3
comment. on Paus. p. 112 eine Wiederholung
dieses t,6avov finden. — 4) Sohn des Herakles
und der Psophis (s. d.), der wie sein Bruder
Echephron (s. d. nr. 1) in Psophis in Arkadien
ein Heroon besafs, Paus. 8, 24, 2. 4. Vgl. Mei-
necke zu Steph.B 'yz. s.v. $r\ysicL. A. Kalkmann,
Pausanias d. Perieget 171. — 5) Sohn des Aison
und der Polymele (s. d. nr. 3), Bruder des Iason,
in jugendlichem Alter von Pelias getötet,
azlsyyig in der Bedeutung f kammähnlicher
Kopfschmuck' auffassen müsse (Pollux 7, 179.
Hippolochos bei Athen. 4, 128 c. e Schol. Fiat.
Hipp. Min. 368 a p. 327 Herrn.). Könnte man
die Stelle so auffassen, dafs bei der Feier der
Promachien die Sieger in den Spielen einen
Sehilfkranz oder eine özXsyyig = Striegel als
Preis erhalten hätten, so gewönnen wir viel-
leicht eine Parallele zu der tanagräischen
Apollod. 1, 9, 27. Diod. 4, 50. Tzetz. Lyk. 175 50 Kultlegende (oben nr. 1), nach der Hermes nur
p. 441 M. — 6) Boioter , Sohn des Alegenor,
von (dem Troer) Akamas erlegt, Hom. II, 14,
476. 482. 503. — 7) Freier der Penelope,
Apollod. Epit. 7, 30. — 8) Sohn des Partheno-
paios, einer der Epigonen, Apollod. 1, 9, 13.
3, 7, 2. Paus. 2, 20, 5. Sein Grab war in
GHsas in Boiotien, Paus. 9, 19, 2 ; Bethe, Theban.
Heldenlieder 113, 9; seine Statue stand in der
von den Argive"m nach dem Siege bei Oinoe
mit einer azlsyyig bewaffnet die Epheben von
Tanagra zum Siege führte. Aus welchem
Grunde Murr, Die Pflanzenwelt in d. griech.
Myth. 279 das oben erwähnte Fest der Pro-
machien in Sparta für die Dioskuren in An-
spruch nimmt, ist nicht ersichtlich. — 10) Auch
in dem in Pellene hochverehrten Pankratiasten
Promachos, der seinen Mitbürgern im Kampfe
gegen die Korinthier siegreich beistand (Paus.
in Delphi aufgestellten Gruppe der Epigonen, 60 7, 27, 5. 6 vgl. 6, 8, 5 Philostr. Gymnas. 4, 22),
Paus. 10, 10, 4 Overbeck, Gesell, der griech.
Plastik 2 8, 140 f. Robert. Hermes 25 (1890),
412 ff. Bethe a. a. 0. 110 ff., eine andere Statue
in Ai-gos, Paus. 2, 20, 5. Auf dem altertüm-
lichen chalkidischen Vasenbild (abg. Annali
1839 Tar. d'agg. P. ; vgl. Abeken ebend. 255 ff. =
Overbeck, Heroengallerie Tafel. 3, 4; vgl. S. 88 f.
= Arch. Zeit. 23 [1866] Taf. CCVI; vgl. Heyde-
sieht Wide a. a. 0:> einen ursprünglichen Gott.
— 11) Griechische Übersetzung des lateinischen
Quirinus (s. d.), Lyd. de mens. 4, 1. W. Kahl,
Philologus Suppl. 5 (1889), 741 f. ; vgl. L. Deubner,
Arch, f. Beligionswiss. 8 (1905) Beiheft S. 75 f.
— 12) Held einer Liebesnovelle, die in Knossos
spielt: Promachos liebt den schönen Leuko-
komas und unterzieht sich in der Hoffnung,
3031 Promantheus Prometheus (Wesen i. Allgein.) 3032
dessen Sprödigkeit zu besiegen, allen gel'ahr- (anoyovog-, Wytteribach) des Orpheus war, zu-
vollen Abenteuern, die dieser ihm auferlegt. sammenstellen. Gegen Duemmlers Vorschlag
Als er aber trotzdem keine Erhörung findet, erhebt m. E. mit Recht Einspruch E. Maafs,
setzt er, von dem letzten Abenteuer, in das ihn Orpheus 65 Anm. 78, der eher noch an Perimedes
Leukokomas geschickt hatte, zurückgekehrt — (risQi^'ßrjgl), den Enkel des Orpheus (Censor.
er hatte einen weitberühmten Helm holen müssen fr. 10 p. 64 Hultsch), denken möchte. Doch ab-
- — , diesen vor den Augen des Leukokomas einem gesehen von der unsicheren Überlieferung bei
andern schönen Jüngling auf. Leukokomas Censor. a a. 0. löst auch diese Annahme kaum
durchbohrt sich hierauf mit dem Schwert, Conon die Schwierigkeiten, die die Person des Prome-
16, der auf Theophrast tisql egcorog {Strabo 10 don alten und neuen Erklärern bereitet hat,
10, 478 U. Hoefer, Konon 91) zurückgeht, wo das und wir müssen uns mit einem cnon liquet' be-
Paar Euxynthethos und Leukokomas heifst, das gnügen. vgl. Gruppe Bd. 3 Sp. 1176. — 2) s. Neaira
auch nach der Verbesserung von Rohde, Griech. nr. 8. Roh de, Gr. Roman 40 = 43 2. [Höfer.]
Roman1 87, 2 (= 81 \ 2) bei Flut. Amator. 20 Promenos (Uqö^svog). Ein Kreter, nach
p. 766 c wiederkehrt, wo zu schreiben ist: ti yuQ dem die TCQo^itvtiov benannte Art des Granat-
en' Isyoi rig Ev^vv&ztov xcu AevkokÖuccv; ri dh apfels ihren Namen tragen soll, Schol. Nikand.
rrjv (statt Asvno^uvtiSa rrjv [darnach Bd. 3 Älexiph. 49<). Ob mythologisch? [Höfer.]
Sp. 1566, 45 ff. zu berichtigen] iv Kvtiqco TlaQa- Pronietheia (IlQoinj&tia), Mutter der Tyche,
ycvTtTovßuv . . TTQ06ayoQ£vo[ihvi]v . [Höfer.] Eunomia und Peitho, Alkman [fr. 62 Bergk
Promantheus (IlQouav&evg), Beiname des 20 34, 58) bei Flut, de fort. Rom. 4; vgl. Welcher,
Zeus in Thurioi, Lykopin. 537 u. Tzetz. Ein Aeschyl. Trilogie 71 Anm. 91. Sitzler, Festschr.
direkter Zusammenhang mit npoinfösvg (vgl. der Badischen Gymnasien (Karlsruhe 1886), S. 60.
Kuhn, Herabkunft des Feuers 17. Cohen, Zeit- Weizsäcker Bd. 3 s. v. Peitho S. 1801), 14 ff.
schrift f. Völkerpsychologie u. Sprachwissen- Statt Tlgo^r^siag bei Alkman a. a. 0. scheint
schaff 5 [1868], 412. Pott, Zeitschr. für vergl. Rohde, Gr. Roman 297 s Anm. 2 nQO^&tag zu
Sprachforsch. 6 [1857], 103 f.) ist nicht nach- lesen, da er die Tyche Tochter des Prome-
weisbar, Joh. Schmidt, Zur Geschichte des indo- theus nennt. Nach Schol. Rind. Pyth. 5, 35.
german. Vokalismus 1, 118; ebenso ist es zweifei- Tzetz. Chil. 6, 913 f. ist Prometheia Tochter
haft, ob der Name den Zeus als Orakelgott des Prometheus, wie Metameleia Tochter des
bezeichnen soll, Gruppe, Gr. Myth. 1109, 5. 30 Epimetheus ist; vgl. Metameleia und Prophasis.
Nach Pape-Benseler s. v. TlQOfiav&&vg hat man Vgl. auch Fulgent. Myth. 2, 6 p. 46, 9: Prome-
TtQouavTsvg vermutet. In der Paraphr. rec. zu theum dictum quasi PRONIANTECI, wofür der
Lyk. a. a. 0. steht statt nQouav&tvg: IJqo- codex Gudianus PKOMI0EIANTECI hat, also
lir}&£vg. Vgl. Prometheus Sp. 3034. [Höfer.] = IIq6voi<xv (s. d.) bez. IlQoinfösuxv, was Ful-
Proniantis = Dike; s. Bruchmann, Epith. gentius mit Praevidentia übersetzt. Vgl. auch
deor. p. 78. Pott, Philologus Suppl. 2, 286. — Über Cura
Proniatheia s. Prometheia. = Prometheia bei Hyg. f. 220 s. Deubner Bd. 3
Prome auf einer Inschrift aus Venafnim Sp. 2109, 66 ff. [Höfer.]
finden sich eultores collegi Promes, C. I. L. 10, Prometheus (tlQoitriQ-svg), Sohn des Titanen
4853 und dazu Mommsen, der ausdrücklich 40 Iapetos, ein Gott aus dem älteren, den Kronos
bezeugt, dafs PROMES, nicht P. ROMES, das umgebenden Kreise, dem Zeus gegenüber An-
Muratori nach Orelli 1, 2408 als Panthei Romae walt und Beschützer der Sterblichen, den Men-
erklärte, auf dem Stein steht. Auch Henzen sehen Geber des Feuers und dadurch Begründer
bei Orelli Suppl. 3, 5830 bezeugt die Lesart der Kultur, nach jüngerer Überlieferung auch
Promes und führt im Index p. 36 Prome frag- Menschenschöpfer oder durch seinen Sohn Deu-
weise als Göttin auf. Vgl. Promitor. [Höfer.] kalion Ahnherr der Hellenen. Zusammenfassend
Promedou (IlQo^tSoiv), 1) Zuhörer des Or- bezeichnet ihn Sophokles Oed. Col. 55: 6 ttvq-
pheus auf dem Gemälde des Poh/gnotos, Paus. ydoog &nbg Tträv üq. Titan heifst er auch
10, 30, 7. Th. Schreiber, Die Nekyia des Poly- Rind. Pyth. 4, 29, Eurip. Ion 455, Phoen. 1122.
gnotos in Delphi in Festschrift für Overbeck 198. 50 Seine göttliche und unsterbliche Natur wird
Nach Pausanias behaupteten einige, Polygnotos von Aeschylus wiederholt betont (Prom. viuet.
habe den Proniedon frei erfunden, andere, er sei ed. Kirchh. 14. 29. 37. 92. 753. 933), der auch
eine historische Persönlichkeit und begeisterter den Bruder Tn&vcc ftsbv AxXavxa. nennt und
Verehrer des Orpheus gewesen. 0. Müller, Hephaistos mit ehrfürchtiger Scheu dem P.
Kleine Schriften 2, 403 hielt den Promedon für wie einem Höherstehenden begegnen läfst. Auch
einen Orphiker; Welcher, Kleine Schriften 5, rühmt sich der äsehyleische P. (955 ff.) den
126 (vgl. Aesch. Trilogie 20 Anm. 19) sah in vtoi &tol gegenüber als einen, der bereits zwei
Promedon, dem Sinne nach = Prometheus Götterfürsten hat vom Throne stürzen sehen.
'Vorbedacht', ein Gegenstück zu dem Epimedon Kurz und treffend sagt noch Babrios fab. 66:
(= Epimetheus) Orpheus, der um das durch Go Qi-wv nQourftzvg i)v rtg, äüß xiav tiqwtcov.
eigene Übereilung verlorene Gut, seine Gattin, Bei Hesiod wird P. zwar nicht ausdrücklich
trauert. Robert, Nekyia des Poly g not 67 ver- ein Gott genannt, aber er erscheint auch keines-
mutet in Promedon eine andere Namensform wegs als Mensch (die Theogonie behandelt über-
für Pronoos, den Sohn des Hellen (F. H. G. 1, haupt nur die Götter und Dämonen, erst an-
16). F. Duemmler, Delj/hika 20, 1 = Kleine hangsweise von V. 961 an Heroen), sondern als
Schriften 2, 145, 1 möchte unseren IIqo^Jiov eine Mittelsperson zwischen Göttern und Men-
mit MiGwv (!), dem Eponymen von Methone, sehen, an Rang und Macht den ersteren nahe-
der nach Flut. (Juaest. Gr. 11 ein -jtQÖyovog stehend. Im Gegensatz zu seinem allegorischen,
3033 Prometheus (Litteratur u. Namen) Prometheus (Namen) 3034
blutlosen Nachbild Epimetheus mufs P. als eine pramantha hat weder mit dem vccq&i]£, des P.
der lebensvollsten und bedeutendsten Schöp- etwas gemein, der nur zur Bewahrung, nicht
fungen der mythenbildenden Phantasie bezeich- zur Erzeugung des Feuers dienen konnte, noch
net werden. Wenn manche dennoch dem P. wird dem indischen Feuerholer Mataricvan die
unter den Gestalten der griechischen Mytho- Thätigkeit des Feuerreibens zugeschrieben. Aus
logie nur ein relativ junges Alter zugestehen der Wurzel manth, die „reiben" und auch
wollten, so bestimmte sie der einseitige Hin- „rauben" bedeuten kann, bildet Kuhn sich ein
blick auf die tief bedeutsame Symbolik des im Sanskrit nicht vorliegendes pramäthyus und
ausgebildeten Mythus, die aber doch nicht läfstuns die Wahl, dies als „Reiber" od. „Räuber"
die Möglichkeit ausschliefst, dafs der Ursprung- 10 zu verstehen. Im letzteren Fall, der für Prom.
liehe, gewifs weit einfachere Kern schon der einzig möglich wäre, bleibt aber die Vorsilbe
ältesten Zeit angehörte. pra- ohne Erklärung. Da überdies das Thun
Litteratur. Nur die ausführlicheren Mo- des Mätarigvan mit dem des P. nur in den
nographieen seien hier im voraus genannt : allgemeinsten Zügen übereinstimmt, so entbehrt
K. H. W. Völcker, Die Mythologie des Japeti- die Kuhnsche Hypothese jeder festen Grund-
schen Geschlechts, Gießen 1824. F. G. Welcher, läge und vermag daher weder zu beweisen,
Die äsehyleische Trilogie Pronietheus und die dafs P. eine indogermanische Gestalt, noch dafs
Käbirenweihe zu Lemnos, Darmstadt 1824; unter dem von ihm gebrachten Feuer der Blitz
Nachtrag zu d. Schrift üb. d. äsehyl. Tril., Frank- zu verstehen sei. (Vgl. Bapp, Prometheus [Pro-
furt a/M. 1826. B. G. Weisse, Prometheus und 20 gramm des Gynin. zu Oldenburg 1896] S. 4 — 6).
sei)i Mythenkreis, nach dem Tode des Verf. her- Die lautlich näherliegende Gleichstellung des
ausg. von H. Leyser, Leipzig 1842 (noch immer P. mit dem indischen Pramati (Sohn des
durch Reichtum des Materials und methodische Cyavana, auch Beiname des Agni) weist Kuhn
Analyse von Wert, wenngleich in den Grund- selbst zurück. Allerdings fehlt auch ihr jede
zügen der Auffassung verfehlt). K. Bapp, Pro- weitere Stütze. Gewagter noch erscheint die
metheus, ein Beitrag zur griech. Mythologie ; im von E. W. Fay in Kuhns Ztschr. f. vgl. Sprach f.
Osterprogramm des Gymn. zu Oldenburg 1896. Bd. 37 H. 1 S. 154 vorgeschlagene Gleichsetzung
Nie. Terzaghi, Prometeo, Florenz 1904 (Estratto eines indischen Königs Mäthava, der an einer
dagh • Studi i Beligiosi /V/sc. VI, 1903 — I eil, 1904; Stelle des fjatapatha Brahmana mit Agni in
wertvoll namentlich durch die sorgfältige Über- 30 Verbindung gebracht wird , mit einem hypo-
sicht der litterarischen Gestaltungen des Mythus). thetischen *Mri&svg.
Das adjektivische Vorkommen des Wortes
A. Die Namen des Prometheus. itQoiux&svs bei Aesch. Suppl, 666 und die Er-
Der Hauptname, ein Wort von echt grie- wähnung eines Ztvg IIpoiiavQ'evg (Lycophr. 537;
chischer Form und durchsichtiger Bedeutung-, so hiefs nach Tzetzes z. d. St. Zeus bei den
kennzeichnet den Titanen als den,, Vorbedenker" Thuriern; Gerhard, Mythol. § 128 liest nach
(Etym, M. s. v. ö ttqooqcöv xd \Lr\8ta. xd ßovlsv- einer alten Variante IlQo^&svg , andre 7100-
liuxa) oder „Vorsorger". Diese Eigenschaften ^.avxtvg) führen auf die Vermutung, dafs LTpo-
beweist er im Mythus bei der Opferteilung {iri&svg nur ein Beiname sei, der den eigen t-
(ttqÖcpqovl th>fn» Hes. Theog. 536) und beim 40 liehen Namen in den Hintergrund gedrängt
Feuerraub, sowie als Warner vor Pandora und habe. Die Bestätigung finde ich in der Glosse
Berater des Deukalion. des Hesych: 'I&dg' 0 xä>v Tixdvav nriQv'E, TIqo-
Der Begriff der „Fürsorge" läfst sich mit pri&svg, und deute diesen Namen unter Heran-
dem Namen und mit den Thaten des P. wohl ziehung einer andern Hesychglosse (i&uLvoiica'
auch vereinen, aber wider diese Deutung spricht ftzguauioucci, vgl. Curtius, Griech. Etym." S. 225)
die Gegenüberstellung des Epimetheus und „Der Flammende", etwa gleichbedeutend mit
der Gedankenzusammenhang an allen entschei- Ai&av oder $Xsyvag. Wie diese Heroen, so
denden Stellen, in denen 7tpou.n\r£vg als Appel- gehörte auch P., insofern er nach einer lokalen
lativum oder ein verwandtes Wort vorkommt Tradition (Pausan. 10, 4, 3) zu Panopeus wohnte,
{Aesch. Prom. 85: 7tQ0[Lr\&r\g Plato Lach. 188 b, 50 dem wilden Stamme der Phlegyer an, dvSgcov
■7tQO[Li]^iY.(bg Aristoph. Ar. 1511; vgl. Luc. Jlpoft. st vßpißxdcov, o7 Aibg ovh aXsyorxsg iitl %&ovi
2, 1 JIp. fisrä xu ■jtQuyu.axa). Auch durch die vcasxuaaxov (Hymu. in Apoll. Pyth. 100). Hier
ihm eigene Gabe der Weissagung erweist er hat Kuhn mit Recht die altindische Priester-
sich als der „Vordenkende". — Gegen die Her- familie der Bhrigu (lautlich = cpltyv) zum Ver-
leitung des Namens P. von dem Sanskritworte gleich herangezogen, welche das Feuer (Agni)
pramantha, welche Ad. Kuhn in der Schrift entdecken, es den Menschen bringen und im
„Die Herabkunft des Feuers und des Götter- Holze bewahren. Max Müller, Beitr. z. e.
tranks" 1859 in Vorschlag brachte, und gegen wiss. Mythol. 1899 Bd. 2 der Übers. S. 367 er-
die von diesem Gelehrten daran geknüpften innert daran, dafs der Adler ((plsyvccg) bei In-
weitgehenden mythologischen Folgerungen sind 60 dianern als symbolisches Zeichen des Feuers
längst gewichtige Bedenken (namentlich von (Totem) gilt. Vgl. meine 0. a. Programm-Abh.
Pott im Philologus Suppl. 2, S. 286, Curtius, S. 6. Für den Doppelnamen 'I&äg IJQo^riQ-svg
Grunde, d. gr. Etym.'0 S. 311 ff., H. D. Müller, trat wahrscheinlich früh der blofse Beiname
Mythol. d. griech. Stämme 2, 219 ff., O.Gruppe, stellvertretend ein und liefs .den Hauptnamen
Griech. Kulte und Mythen in ihren Bez. z. Orient in Vergessenheit geraten. Über solche Ver-
1, S. 131 ff., Hortung, Griech. Mythol. 1, S. 216ff, selbständigung von Beinamen s. die lichtvollen
Gilbert, Griech. Götterlehre 1898, S. 9.3 u. 94 Bemerkungen von Usener, Götternamen S. 217 ff.
Anm.) erhoben worden. Das Feuerreibholz Wie in Zsvg Evßovl&vg der Name eines Sonder-
3035 Prometheus (Epitheta, Genealogie) Prometheus (Kultstätten) 3036
gottes zum Epitheton geworden ist, so konnte Epimetheus, sowie zwei mythisch mit P. nicht
dann auch ÜQOiiri&svg wieder als Beiname zu verbundene Heroen: der ätolische Dryas (Hygin
Zhvg treten. Vielleicht bezeichneten die Thurier fäb. 137) und der arkadische Frevler Buphagos
diesen damit als Beschützer der Seefahrt; in (Paus. 8, 14, 6 u. 27, 11). P. ist Vater des
diesem Sinne wahrscheinlich wurde auch Achil- Deukalion (Hesiod .naxecl. yvvcuy.ä>v fr. 2 M.,
leus ÜQOuri&tvg genannt (bei Ptolem, Heph. Akusil. fr. 7, Apoll. Rhod: 3, 1084 — 86 mit
Nov. Hist. 1, s. d. Art. Achilleus Bd. 1 Sp. 58 Schol. [Hellanikos], vgl. Schol. Pind. Ol. 9, 68;
Z. 60 f.). Ov. met. 1, 390; Tzetz. ad Lyc. 1283), des Lykos
Epitheta des P. sind bei Hesiod: 'Ians- und Chimaireus (Tzetz. ad Lyc. 132. 219), des
rioi'Ldrig, ivg itcäg 'la-ithxoio, &ynvloui]xrig (auch 10 Aitnaios (Pausan. 9, 25, 6), des Hellen (Schol.
Epith. des Kronos), ccioXöurixig , 7ioixilog, not- Apoll. Bhod, 3, 1086 = Res. catal. fr. 2 und
xilößovlog, TiolviÖQig (cf. 0/>p. 54 Ttävxav ■xi'qi Schol. Pind, Ol. 9, 68), der Thebe (Sfeph. Byz.
[Li]dt<x sldmg), ccx.av.r\xu (so heilst bekanntlich s. v. ©riß)]; doch vgl. Terzaghi, Prom. p. 91),
auch Hermes Hom. II. 16, 185 und Od. 24, 10; der Io (Schol, Eur. Or. 290, * Phoen, 1116) und
nach einigen von a%av.og [vgl. Hermes a.Xt'gi- der Isis (Ister fr. 40 bei Clem. AI. Strom. 1
xaxos], nach andern von axsoucci abzuleiten, p. 322 C, Antikleides fr. 22 bei Plut. de Is. et
bezeichnet es jedenfalls den Gott als einen Os. 38 p. 365 F; Verwechselung mit Io? vgl.
freundlichen, sei es Heil bringenden oder Leid Apollod. 2, 1, 3, 8). Rein allegorisch wird Zeus
abwendenden). Die meisten dieser Attribute Sohn des P. (oiovu xf\g TtQovoiag) genannt bei
heben die geistige Gewandtheit und Verschlagen- 20 Lyd, de mens. 96 p. 123, 21 (Wünsch).
heit des Titanen hervor. Bei Aeschylus findet Die Namen, mit denen die Gemahlin des
sich aufser noixilog keines derselben wieder, P. genannt wird, weisen fast alle deutlich auf
dagegen nennt bei ihm Hephaistos v. 18 den eine Erdgöttin hin: Pandora (= Gaia. Hip-
Sohn der Themis alitv{irjxrig (hochgesinnt, d. h. ponax fr. 37, nach Hesych = avrfiidmQtt; Hesiod,
„zu hoch strebend";. Im Titel des äschylei- catal. fr. 21 Bzach = fr. 2 M. Schol, Ap. Eh.
sehen Satyrdramas heilst P. nvoY.cctvg „An- 3, 1086), Kelaino (die ,;Dunklea, Mutter des
zünder", vielleicht in Beziehung auf das Stier- Lykos und Chimaireus, Tzetz. add. Lyc. 132.
opfer zu Mekone oder auf die Stiftung des 219), Pyrrha (die „Rote", ein alter Name
Fackelwettlaufs, im Titel des Anfangsstücks Thessaliens, s. Schol. Ap. Rh. 3, 1090, Strab.
der Trilogie nvQcpÖQog (ebenso Sojjh. Oed. Col. 30 9, 435 u. 443; Hesiod. a. a. O.), Klymene
55) „der Feuerholer, Feuerbringer, Feuergeber", (Schwester des Unterweltgottes Klymenos? Schol.
jedenfalls in demselben Sinne, wie Aesch, Prom. Odyss. v. 2, Schol. Pind. Ol. 9, 68), Pryneia
vinet. 612 der Titan sich nvQog ßgoxotg Soxf/Qa (nach WeisJce = Ttvovslr] von itvQÖg , tivqvov;
nennt. Vgl. Welckers ausführliche Begründung Hesiod. catal. fr. 3 = Schol. Odyss. x 2), Asia
dieser Deutung im Nachtr. z. Äschyl. Tril. (Herodot 4, 45), He sione (wohl = Asia, s. Lex.
S. 30 ff. und gegen B. Westphals Annahme, dafs Bd. 1 Sp. 2592; Acusil. fr. 7, Aesch. Prom, 560).
nvgcpÖQog dennoch hier „Fackelträger" bedeute Endlich wird noch von Tzetzes ad Lyc, 1283
und der Titel des Schlul'sstücks sei, besonders Axiothea als Gattin des P. und Mutter des
Düntzer in Fleckeis. Jahrb. 1891 Bd. 143 Heft 11 Deukalion genannt,
S. 737 f. In den Worten des Rhetors Apollonios 40
bei Philostrat, rit, sophist. 2, 20 u 3 p. 104 K. c- Kultstätten.
Tlooiiriftsv dadovii xc« Tivocpöot ' olä aov xb Aus dem Kultus ist P. offenbar schon früh
Scoqov vßQL&xui zeigt der Zusatz, dafs nvotpöos durch Hephaistos verdrängt worden, sodafs
den „Feuergeber" meint. Im Kult scheint nur Menander (bei Lucian Amor. 43) sagen konnte:
dieser Beiname gebräuchlich gewesen zu sein. Keil yiyvsx' avxü laundg, allo 8' ovSh tv aya&ov
Eine Glosse des Hesych lautet Oio&dg- 6 LToo- (vgl. Lucian Prom. 14). Doch fehlt es nicht an
(iridsvg. Schwenck, Rhein. Mus. N. F. 12 S. 313 Spuren seiner einstigen Verehrung,
erklärt das rätselhafte Wort als Verstümmelung Panopeus in Phokis (Gründung der Phle-
aus oloivög und&oLvat-^Q. Ich möchte die zweite gyer, O. Müller, Orchom, S. 188): Pausan, 10,
Hälfte eher mit d-Qcboxa> in Verbindung bringen. 50 4 , 3 IIavo7t£v6t de ißxiv litt xfj Ö8a> ttILv&ov
XS Wfifjg OLY.l][LCC OV fif/K Y.UL §V (XVXCO Xl&Oll XOV
B. Genealogie des Prometheus. nsvxihjaiv uyalpa, ov liGnlrjmov, 'ol 8h IIqo-
P. ist nach der herrschenden Überlieferung uri&tu slval cpaoi- %al 7taQh%ovxai ys xov Xoyov
Sohn des Titanen Iapetos (s. d.) und der Gaea = ikxqxvqmx. "/.i&oi ■/.tirxai acptaiv inl xy ^orpa^p«,
Themis (Aesch, Prom. 18.209. 1091)oderderOkea- utyn&og phv ixäxsQog wg cpooxov ano%qm>xa
nide Klymene (Hesiod. Theog. 508, Hygin fab. äucc^rig slvai, xqüiiu Se icxi TtrjXov aytaiv — ,
p. 29 B, Schol, Aesch. Prom, 347, Sero, ad Aen, TtaQtiovxui 8h v.a.1 otffuji» iyyvxaxa %Qa>xl kv-
1 , 741). Als seine Mutter werden auch Asia ft^mnov. xavra fai IsinsaQ-at tov nrjXov Uyov-
(Apollod. 1, 2, 2; Schol, Lycophr. 1283. 1412, 6iv. i!- ov xcu u-xav imb xov Tlooiirfticog xb
Schol. Dion. Per. 620, Et. M. 153, 29, Eust. 60 ytvog nlua^Tjvai ribr ävd-Qmnojr. ivravfrct i-ai
zu Dion, Per. 270. 620) oder Asopis (Schol, rfj ^apaöpa xcd Tirvov Liinmd tan. Mit As-
Hes. Opp. 48) genannt. Nach Euphorion fr. 134 k'lepios, dem Hauptgotte der Phlegyer, zeigt
Meineke (= Schol. Hom. II, E 205 = Eustath. P. in Thaten und Schicksal mehrfach verwandte
ad Hom, p. 987, 15) waren des P. Eltern der Züge; vgl. Aesch. Prom, 481 und den Art. Askl.
Gigant Eurymedon und Hera, nach Schol, Theon, in uns. Lex. — Opus in Lokris, nahe bei Pano-
in Arat. bei Potter comment. in Lyc. Cass. peus: Pausan. 2, 19, 8 (über die Heiligtümer
p. 1544 Uranos und Klymene. Söhne des Ia- in Argos) ig 8h xov Tlgoiirfticog xb (irijua ijaaov
petos und Brüder des P. sind Atlas, Menoitios, uoi Sov.ovaiv 'Oitovvxitov tixbxcc Xtytiv (oi Äq-
3037 Prometheus (Kultstätten) Prometheus (Mythus) 3038
yeToi), tiyovßi ä' ofiws- Vgl. Pind. Ol. 9, 08. klepios, erst durch phlegyäischen Einflufs nach
Des P. Bruder Menoitios und die Gattin Hesione Sikyon gelangt; s. den Artikel Askl. Bd. 1
gehören ebenfalls der lokrisch-phokischen Sage Sp. 624 und mein Olderib. Progr. S. 9 f. — Somit
an (Gruppe, Griech. Mythol. 1 S. 39; daselbst erweist sich die Gestalt des P. als der pelo-
S. 95 über den lokrisch-böotischen Atlas-Tela- ponnesischen Sage fremd, die dafür in Phoro-
mon). In die Nachbarschaft von Opus weist neus einen eigenen Feuergeber und Altervater
auch die Angabe des Proklos zu Hes. Opp. 48, besitzt.
P. sei ein Sohn der Flnfsnyniphe Asopis ge-
wesen. Vielleicht stand P. hier ebenso in Ver- D- Der Mythus vom Prometheus.
bindung mit dem Demeterkult (Preller-B. 1 10 Eine zusammenhängende Erzählung der
S. 753), wie in Hauptzüge des P.-Mythus, die geeignet ist der
Theben, wo er zum Kreise der kabirischen weiteren Erörterung als Grundlage zu dienen,
Demeter gehörte: Paus. 9, 25, 0; vgl. unten giebt Apollodor 1, 7, 1 f . : ,,P., der aus Wasser
Abschn. D I c. Nach Steph. Byz. war P. Vater und Erde Menschen gebildet hatte, gab ihnen,
der Thebe (s. v. Tb..). Phlegyer waren auch heimlich vor Zeus, auch Feuer, das er
in Böotien seit alter Zeit ansässig (Paus. 9, 36; in einem Narthex geborgen. Als dieser
Gilbert, Griech. Götterl. S. 252 Anm. 1). Der den Raub bemerkte, befahl er dem Hephaistos,
Befreier des P. ist Thebaner, der Sänger des den P. an den Kaukasos zu schmieden. Hier
Mythus, Hesiod, Böotier. war er viele Jahre gefesselt; jeden Tag flog
Athen. Mit Athene zugleich wurde P., 20 ein Adler herzu und frafs ihm an der
wie auch Hephaistos, in der Akademie verehrt: Leber, die während der Nacht nach-
Schol. So2}h. Oed. Col. 55. Über den dortigen wuchs. So büfste P. für den Raub des Feuers,
Altar des P. s. Abschn. J Anfg. Dem P. ge- bis später Herakles ihn befreite. Der Sohn
heiligt war auch der Boden von Kolonos des P. war Deukalion. Dieser herrschte in der
(Schol. Soph. Oed. Col. 54 f.), wo ein Erdspalt, Gegend um Phthia und heiratete Pyrrha, die
offenbar von vulkanischer Entstehung, sich be- Tochter des Epimetheus und der Pandora,
fand, in den mit Theseus einst des Phlegyas welche die Götter als das erste Weib
Enkel Peirithoos, auch ein Feuerdämon, hinab- gebildet hatten. Als nun Zeus das eherne
stieg. Vgl. mein Oldenb. Progr. S. 8 f. und über Geschlecht vernichten wollte, baute D. auf den
die Kulte von Kolonos O. Müller, Eumenid. 170. 30 Rat des P. einen Kasten und begab sich mit
Im Kerameikos ward P. , der Feuergeber, Pyrrha hinein." Es folgt die Schilderung der
durch Faekellauf gefeiert: Paus. 1, 30, 2. deukalionischen Flut, der Rettung des Paares
Er galt nach Hygin Astr. 2, 15 selbst als und der Entstehung neuer Menschen aus Steinen.
Stifter des Festes. Über diese Prometheen, Die Befreiung des P. wird unter den Aben-
deren Datum nicht ermittelt ist, handeln aus- teuern des Herakles 2, 5, 11 berichtet: „He-
führlich Welcher, Tril. S. 277 ff., Weiske, Prom. rakles erschofs am Kaukasos den Adler,
S. 537 — 62, Mommsen, Feste der Stadt Athen der des P. Leber frafs, einen Sprofs derEchidna
S. 324 ff. 339 ff. Zum Fackellauf vgl. noch und des Typhon; auch löste er den P. , der
Wecklein, Hermes 7, 443; Preller-B. 1, S. 102 (nun) einen Olivenkranz annahm (ilöytvov
A. 3. Die Inschrift C. I. A. 2, 553 bezeugt 40 Welcher, mss. slö^ivog; die Stelle bleibt un-
für die Prometheen wie für die Hephästien klar), und stellte dem Zeus den Cheiron, der
Agone von Knaben und Männern. Auf Grund als Unsterblicher anstatt des P. zu sterben
der Inschrift C. 1. A 4, 1 S. 64 nr. 35 b weist bereit war." — Die meisten Züge dieser Er-
v. Prott, Mitteil. d. Ath. Inst. 1898 S. 167 f. Zählung finden sich ebenso schon bei Hesiod
nach, dafs es vor 421/20 nur eine grofse la^ntag (die betr. Stellen sind oben durch gesperrten
gegeben habe, die der Prometheen. Vgl. Stenzel Druck hervorgehoben), der Kaukasos, der Kranz
in Berl. Wochenschr. j. klass. Phil. 12. Nov. 1898. und Cheiron dagegen beim Äschylus. Sehen
Peloponnes. Über die Ansprüche von wir von den Deukalions Schicksal betreffenden
Argos, das Grab des P. zu besitzen, s. oben Worten ab, so bleiben noch als dem apollo-
zu Opus. Die Übernahme lokrisch-phokischer 50 dorischen Bericht eigentümlich die Menschen-
Sagen durch das siegreiche Argos konstatiert Schöpfung und der Rat zum Bau der Arche.
Gruppe, Griech. Mythol. S. 98. Daraus, dafs Jedenfalls darf der Bericht im wesentlichen
die Phliasier ihren Autochthon Aras als Zeit- als die vulgäre, allgemein angenommene Über-
genossen des P. ansahen (Paus. 2, 14, 3), durfte lieferung betrachtet werden.
Welcher, Tril. S. 70 nicht auf eine genealogische Wir unterscheiden in dem Mythus 5 Haupt-
Verbindung schliefsen. Die Notiz des Proklos teile: 1. Die Menschensehöpfung. 2. Der Feuer-
zu Hes. Theog 614 von einem Prometheus- raub. 3. Die Strafe. 4. Die Befreiung. 5. Die
dienst zu Akakesion beruht auf einer Ver- Rettung des Deukalion durch den Rat des P.
wechselung mit Hermes; s. Schoemann, Griech. Während der erste und der letzte Teil für sich
Alt. 22 507 und Pausan. 8, 3, 2. 3(5, 10. — 60 stehen, bilden die drei mittleren eine innerlich
Mekone, die Stätte des Opfertrugs (Hes. Theog. zusammenhängende Gruppe. Mit dieser be-
535), war nach Strabo 8, 6 ein älterer Name ginnen wir die Kritik der Überlieferung,
für Sikyon. Letzteres wird als Stätte eines
Vertrages der Götter unter sich (nicht, wie bei I- Prometheus, der Fenerbringer.
Hesiod, der Götter und Menschen) genannt a. Der Raub des Feuers. Die wenigen
Schal. II. 15, 190 u. Schol. Aesch. Proin. 1021; Worte, welche Apollodor dem Feuerraub wid-
cf. Pind. Ol. 7 , 55. Wahrscheinlich ist P. met, entsprechen genau den Worten des Hesiod
ebenso, wie der Kult des ihm verwandten As- Opp. 50 f., wo nur noch der Zusatz Ji.bg naoa
3039 Prometheus (Feuerbringer) Prometheus (Feuerbringer) 3040
ftrjridirro? (f'xJ.fi/jt) von Bedeutung ist. der, als solcher bezeichnet wird.*) Auch der dem P.
wenn auch unbestimmt, andeutet, woher P. inCharakter und Schicksal ähnliche germanische
das Feuer nahm. Wenn nicht an den Olymp, Loki ist Erdfeuergott und steht dem Blitzgott
so ist jedenfalls an einen dem Himmel nahen Thorr feindlich gegenüber wie P. dem Zeus. Vgl.
Ort zu denken. Auch Hygin Astr. 2, 15 sagt noch Wilamowitz in Gott. Nachr. 1895 S. 217 ff.
nur: devenit ad Ioris ignem und fab. 114: de- b. Prometheus und Heph aistos. Bei
tulit in terras; dagegen Hör. carm. 1, 3, 29 Aesch. Prom. 14 nennt Hephaistos den Titanen
aetheria domo und Iuvenal 15, 84 summa Gvyysvi) &i6v (vgl. 39 xb avyysvig xot Ssivbv
codi de parte. Vom Sonnenfeuer sprechen erst ij r bfitlia). Wie des P. Mutter Erdgöttin ist,
Phaedr. 4, 14 und Serv. ad Verg. Ecl. 6, 42; io so nannte Pindar den Heph. erdgeboren (Har-
vgl. Fulgent. 2, 9. Nach Accius Philoct. fr. 2 pocr. s. v. ccvrö^cov). Beide werden auch Söhne
Bibb., der wahrscheinlich dem Aeschylus folgt, der Hera genannt. In der Akademie zu Athen
holte P. das Feuer von Lemnos; Cic. Tusc. hatte P. einen Altar, an dem er neben Heph.
2, 10 furtum Lemnium. Bei Lucian. Prom. 5 als TtQcbtog v.al 7toicßvx8Qog — , ö ds "'Hcpaiaxog
klagt Hephaestos: ipv%Qccv \loi xt\v xdc^iivov vtog y-kl devxsgog dargestellt war (Schol. Soph.
KTtolilotitag. Der Werkstatt des Heph. läfst Oed. Col. 56j. Beiden wurden im Kultus Fackel-
ihn auch Piaton Prot. 321 die Glut entnehmen; laufe veranstaltet, doch waren die Prometheen
vielleicht schon Ibykos (s. u. G zu Sophokles). älter als die Hephästien, s. o. Abschn. C. Dem
Die Feuerstätte und Werkstatt des Heph. auf entspricht es, wenn Piaton (Protag. 320 e, Po-
Lemnos aber war der vulkanische Berg Mosy- 20 litic. 274 c) das Feuer von P. , die xi%vai von
chlos (vgl. den Artikel Heph. Sp. 2070). Hier- Heph. stammen läfst, und wenn Heph. bei
hin verlegte schon Welcher in überzeugender Äschylus den P. mit scheuer Ehrfurcht be-
Darlegung {Tril. S. 7 ff. und Naclitr. z. Tril. handelt. Ein Sohn des P. hiefs Aitnaios, und
S. 37. 39) die Scene des äschyleischen ngo^in- uvai, Alxvaln wird Heph. angerufen (Ettr. Cycl.
ftebg nvQcpoQog. Vgl. H. Düntzer, N. Jahrb. f. 599). Mufs sonach P. als ein älterer Hephaistos
PhiJol. 1891 S. 737 und unten Abschn. G zu gelten, so hat es nichts Befremdliches mehr,
Aeschylus. Sonach ist das Feuer, welches P. wenn im Mythus gelegentlich einer des andern
den Menschen brachte, nicht himmlische Glut, Stelle vertritt. Bei der Geburt der Athene ist
vor allem nicht der Blitz, wie manche meinten, nach der herrschenden Tradition Heph. , nach
auch nicht durch Reibung erzeugtes, wie Diodor 30 andrer (speziell attischer?) Version bei Eurip.
5,67 behauptet, sondern der Erde entnommenes Ion 455 P. behilflich; vgl. Ap>ollodor 1, 3, 6
Feuer. Dafs der väQ&r}£, (der markgefüllte u. Schol. Pind. Ol. 7, 35. Heph. hat die Men-
Blütenstengel von ferula communis) nicht zum sehen zuerst den Gebrauch des Feuers gelehrt
Feuerreiben dienen konnte, ist schon oben nach Istros bei Harpocr. s. v. Xu^inäg und
gegen Kuhn bemerkt; zur Bewahrung (Plin. 7, Diodor 5, 74. Im 20. der homerischen Hymnen
198) und Übertragung der Flamme wird er wird er, wie bei Äschylus P. , als Begründer
noch jetzt verwendet. Erdfeuer treffen wir in der Kultur gefeiert. Beide endlich stehen in
der That auch an allen andern Orten, an die naher Beziehung zu den Kabiren.
sich Kult und Sage des P. knüpfen. Den aus- c. Prometheus und die Kabiren. Nach
führlichen Nachweis hat der Unterz. gegeben im 40 Paus. 9, 25, 6 befand sich bei Theben ein
Progr. d. Gymn. z. Oldenburg 1896 S. 11 — 15, Hain der <dr\iLr\xr\Q Kaßsinia und in dessen
wo auch die Ausdehnung des Vulkanismus im Nähe das Heiligtum der Kabiren. Über den
alten Griechenland (vgl. dazu noch E. v. Lasaulx, Ursprung des Kults berichtet der Perieget:
Stud.d.kl. Alt. 1854 S. 31 f.) und seine Bedeutung nöltv ydo Ttort iv roi'na cpaolv slvcu toi %coqig>
für diemythenbildende Phantasie im allgemeinen xcd avÖQccg oj'oaa^ofif voi'g KaßsiQovg, TIqo-
dargelegt und insbesondre gezeigt wird, dafs ^iv&sT ds tvl rüv Kccßtincov v.ai Airvaico
Preller, Griech. Mythol. 1 S. 57 mit Recht die reo TlQo^i}&tcog acptKo^tvi]v Ar^iijtQa ig yvcbaiv
Titanomachie als Abbild eines prähistorischen 7taQa-aara&ia&o:i ocplotv. Durch den Epigonen-
Kampfes der Naturgewalten bezeichne; im Zu- krieg sei der Kabirenkult für eine Zeitlang
sammenhang mit der vulkanischen Deutung 50 aufgehoben, später von der Priesterin Pelarge
der Chimaira ist dort erinnert, dafs ein Chimai- aufserhalb des alten Bezirks neu begründet
reus und Lykos („Lichtgott") als Söhne des und endlich von Telondas wieder in diesen
Prometheus und der Kelaino (offenbar Erd- zurückgeführt worden. (Noch einmal erfuhren
göttin, wie Demeter Melaina) genannt werden. dann diese Mysterien eine Neuordnung und,
Hephaistos wird ebenda als Gott des Erd- wie es scheint, eine Auffrischung mit diony-
feuers nachgewiesen, während die herkömm- sisch-orphischen Elementen durch Methapos:
liehe, auch im betr. Artikel unseres Lexikons Paus. 4, 1, 8. Vgl. O. Kern, Hermes 25 S. 15
vertretene Meinung, er sei ursprünglich Blitz- und Crusius, Beitr. z. gr. Myth. S. 11 Anm. 2.)
gott, Widerlegung erfährt. Auch Max Midier, Das hohe Alter, welches Pausanias dem theba-
Beitr. zu einer wissensch. Mythol. 1899 2, S. 351 60 nischen Kabirenkult und den Beziehungen des
erklärt: „Es ist noch nie bewiesen worden, dafs P. zu demselben beilegt, zu bezweifeln liegt
der griech. Hephaistos ursprünglich das Feuer des trotz Boberts Bemerkungen inseiner Neubearbei-
Blitzes bedeutete. Der Boden von Lemnos ist tung von Prellers Griech. Myth. S. 862 kein
vulkanisch" usw. Diese irrtümliche Auffassung zwingender Grund vor. Richtig urteilt schon
des Hephaistos hatte zur Folge, dafs manche „ „ „ . , ^ . _ . _, „ _ „ ,_ , „
, jL .n 1 r 1 Ti ■ 1 *) Tzetzes zu Hrswd bei Gaisf. P. G. M. p. bt und Serv.
auch den ihm in mehrfacher Beziehung ver- ad y'erg EcL 4, geben nur späte rationalistische um-
wandten P. fälschlich als Bringer des Blitzes be- dexitungen. Lucr. 5, 1090 nennt den Prom. nicht, Dion.
trachteten, obwohl dieser im Altertum nirgends B. Halte, antig. 16, 1 spricht vom Feuer im allgemeinen.
3041 Prometheus (u. die Kabiren) Prometheus (Strafe u. Befreiung) 3042
Weiske S. 333, indem er das Kabeirion als vor- dem Siege des Zeusdienstes über die alte Natur-
hesiodisch anspricht. B^s Robert in dieser Unter- religion. Die traditionelle Begründung der
suchung über die Kabiren den P. so ganz un- Strafe, worin übrigens schon bei Hesiod ein
beachtet läfst, erklärt sich aus seiner Anschau- Schwanken sich zeigt, ist hierfür zunächst ohne
ung, jene merkwürdigen Dämonen seien zuerst Bedeutung. Die Götter des überwundenen
als°phoenikische Schiffahrtsgötter den Griechen Stammes galten den Anhängern des neuen
bekannt geworden. Dagegen habe ich im Glaubens eo ipso als Frevler und Empörer.
Oldenb. Gymn.-Progr. 1896 S. 18 ff. in eingehender H. I). Müller, die göttliche Natur des Titanen
Prüfung der antiken Überlieferung den Beweis verkennend, sah demgemäl's in P. den Reprä-
zu erbringen gesucht, dafs die Kabiren auf den io sentanten der attischen Hephaistosverehrer und
ägäischen Inseln heimische Feuerdämonen sind, Gegner des eingewanderten achäischen Zeus,
die erst später mit den Dioskuren vermengt Über das Fortleben alter Erdgottheiten wie
und so aus allgemein hilfreichen Gottheiten zu Trophonios, Asklepios neben den Olympiern in
Schutzgeistern der Schiffahrt wurden. Zudem lokalen Kulten vgl. E.Rohde, Psyche $.117 — 119.
gleichen Ergebnis gelangt Bloch im Artikel Die Stätte ihres Waltens, das Erdinnere oder
,.Meyäloi fi-toi" unseres Lexikons. Vgl. auch die Gebirgskluft , galt nun für die Gestürzten
Sin/gel, Griech. Kultusaltert. S. 166. Im Lichte als Strafort. Wie Typhon im Ätna büfst, so
dieser Erkenntnis gewinnt die von Pausanias P. am (vulkanischen) Kaukasus: Aeschylus im
a. a. 0. bezeugte Verbindung des Feuergebers TLqou. Ivopevog nach Cic. Tusc. 2, 10; vielleicht
P. mit den Kabiren eine grofse Bedeutung für 20 auch Sophokles (s. u.); Apollon. Rhod. 2, 1247;
die Frage nach dem Wesen des Titanen, und speziell den Gipfel Strobilos nennen Arr. peripl.
selbst die späte Überlieferung (Tzetzes ad Ly- pont. Eux. 11, 5, Proc. b. Goth. 4, 1, Eust. ad
cophr. 1283), welche die Gemahlin des P. Dion. Per. 19; man zeigte dort ein IJQo^r]&£wg
Axiothea nennt, mufs als höchst beachtens- 6iii}Xaiov : l)iod. 17, 83; Eratosthenes bei An:
wert gelten, wenn wir sie neben die Kabiren- An. 5, 3, 2; Ind. 5, 11; Strab. 15 p. 688 (vgl. 4
namenAxieros, Axiokersos und Axiokersa stellen p. 183. 11 p. 505); Philostrat. v. Apollon. 2, 3;
und in Rechnung ziehen, dafs nur noch ein Eust. ad I). Per. 1153. Paropamisos: Diod.
einziger Name der griechischen Mythologie als a. a. O.; Strab. 15 p. 688 sagt, Schmeichler des
ersten Bestandteil Axio- aufweist (Axioche). Alexander hätten die Qual des P. vom Pontus
Die durch diese Kombination nahegelegte Gleich- 30 nach dem Paropamisos verlegt, weil daselbst
setzung der Gattin des P. mit der Axiokersa auch eine heilige Höhle gezeigt wurde; vgl.
bezw. 4rjurJTi]p Kußugicc ist ausführlich be- Arrian Ind. 5, 11 und Anab. 5, 3, wo Era-
gründet vom Unter z. im Oldenb. Progr. S. 21 ff. tosthenes als Autor dieser kritischen Zurück-
(Vgl. den Artikel Tandora' in unserem Lex.). Weisung makedonischer Prahlerei genannt wird.
P. selbst tritt somit in Parallele zu dem lern- Sagen der kaukasischen Gebirgsvölker (Philo-
nischen (kabirischen) Hephaistos. Wenn Photius strat a. a. 0.) erinnern noch jetzt an den ge-
s. v. KäßsiQot, Titanen und Kabiren identifiziert, fesselten P. : Laistner , Rätsel der Sphinx 1,
so werden wir den P. zwar nicht geradezu als S. 31, Mannhardt, Genn. Mythen. S. 88 Anm.,
Kabiren betrachten dürfen, aber jedenfalls war Welcher, Götterl. 1, S. 761, Krauth in Philol.
sein Wesen derart, dafs er mit diesen Feuer- 40 Jahrbb. 147, 1893 S. 693. Schon AI. v. Hum-
(li'unonen leicht in Verbindung gebracht werden, boldt vermutete in den an den „Brandberg"
ihnen verwandtschaftlich angeschlossen werden sich knüpfenden Sagen von Typhon und P.
konnte. In der That liegt in dem gemein- Erinnerungen an grofse vulkanische Erschei-
samen Element des Feuers nicht der einzige nungen der Vorzeit: Kosm. 1, S. 289, 4, S. 219
Berührungspunkt zwischen P. und den Kabiren, u. 368 ff. Wenn Apoll. Rhod. 3, 862 ff. zu-
vielmehr bildeten, wie im P.-Mythus, so auch gleich mit dem Stöhnen des gequälten Titanen
in den Mysterien von Samothrake die Ent- die Erde brüllend erbeben läfst, so gemahnt
steh ung des Menschengeschlechts (Hip- dies an Enkelados und an den germanischen
p>olyt. ref. omn. liaer. p. 152, 82 und Pindar Feuergott Loki, der ebenfalls an Felsen ge-
bei Bergk P. L. G. I4 S. 711) und im lemni- 50 bunden durch seine Befreiungsversuche Erd-
schen Kult die Flutsage einen bedeutungs- beben hervorruft. — Während Hesiod den Ort
vollen Bestandteil. Auch hier mufs Unterz. der Strafe unbestimmt läfst (die „Säule" meint
auf sein Oldenb. Progr. verweisen, wo S. 26— 33 schwerlich einen Berg), Aeschylus im ilpo/x.
eine zusammenhängende und vergleichende Be- deou. die Fesselung nach Skythien verlegt und
handlung der griechischen Flutsagen gegeben am Schlufs des Stückes den Felsen mit P. in
ist, die zu dem Ergebnis gelangt, dafs ihnen den Tartaros versinken läfst, büfst der Titan
allen die Erinnerung an einen Kampf der nep- bei Hör. carm. 2, 13, 37 mit Tantalus in der
tunischen und vulkanischen Mächte zu Grunde Unterwelt (vgl. Abschn. J I 4). Der letztere
liegt und die Rettung bezw. Wiedergewinnung erscheint in manchen Zügen dem P. verwandt;
desT durch die Flut bedrohten wohlthätigen 60 die Sage von seinem Sturz beruht offenbar auf
Elementes, des Feuers, von den der Katastrophe einer Erdbebenkatastrophe. — Die Zerflei-
Entronnenen dankbaren Herzens den Feuerdä- schung des am Kaukasus Gefesselten durch
monen zugerechnet ward. den Adler steht möglicherweise im Zusammen-
d. Strafe und Befreiung des P. Die hang mit dem altpersischen Brauch, Tote und
Erzählung von der Strafe des P., wie sie sich Verbrecher auf hohen Gerüsten von Raubvögeln
zuerst bei Hesiod findet, gehört in den grofsen zerfleischen zulassen (Oldenb. Progr. S.31 Anm.).
Zusammenhang des Mythus vom Titanensturze Dafs die Leber der leidende Teil ist, erklärt
und hat wie dieser ihren Entstehungsgrund in sich wohl aus Anlehnung an die Tityossage,
Koscher, Lexikon der gr. u. röni. Mythol. III. 96
3043 Prometheus (Befreiung) Prometheus (Menschenschöpfer) 3044
denn dies Organ galt vorzüglich als Sitz sinn- den Weg vorn Kaukasos zu den Hesperiden
licher Begier (ebd. S. 45). Hygin. fab. 54 cor (Strab. 4, p. 182). Ob auch Pherekydes sich
laedebat (ebenso fab. 144) beruht wohl auf philo- den P. am Kaukasus gefesselt dachte, bleibt
sophischer Deutung; vgl. Fulgent. Myth. 2, 9 ungewifs; jedenfalls steht dieser Annahme die
und unten Abschn. H. Den Adler nannte Phere- vorhergehende Erwähnung von Perge trotz
kydes (Schol. Ap. Rhoä. 2, 1249; einen Sohn Weiske nicht im Wege, da recht wohl das
des Typhon und der Echidna; ihm folgen lykiscbe P. gemeint sein kann. — Üb Mythus
ApoUodor 2, 5 und Hygin Astr. 2, 15, der noch und Dichtung dem Herakles aufser der Tötung
hinzufügt: alii ex Terra et Tartaro; complures des Adlers auch die Lösung der Fesseln zu-
Vulcani factum manibiis animamque ei ab Iore 10 teilten, geht aus Stellen, wie Apollod. a. a. 0.,
traditam dicunt. Den Namen Aethon giebt Pausan. 5, 11, 6, Aesch. Prom. 27 u. 769 nicht
ihm Hygin. fab. 31; vgl. Hom. II. 15, 690. — mit Sicherheit hervor. Die Kunstwerke zeigen
Von einer Kreuzigung des P. sprechen erst ihn stets als Adlertöter; nur auf dem im Ab-
Lucian. Prom. c. 1 (uv&ctuvQorf&at, vgl. unten schnitt J I, 9 besprochenen etruskischen Sjüegel
Abschn. G) und Auson. Idyll. 12 de hist. 11 hält er etwas wie einen Ring oder eine Hand-
(crux). Zu dem £x.Titx<x6&ng xa> %tiQ£ ünb tov- schelle über P. empor. AI. Kolisch in Serl.
tovl xov y.Qrtiivov Tiobg xbv ivavxiov bei Lucian Ztschr. f. Gymn. 33 S. 65 ff. und G. Haupt,
vgl. Philostrat. v. Apollon. 2, 3 öiy.ÖQvjißog dt Comment. archaeol. in Aesch., diss. Hol. 1895 ver-
i] HOQvepi] y.cd cpaeiv <x>g rag %£tQag cai uvx&v muten, dafs bei Aschylus Hephaistos, der die
£§£&r\ ätaltntova&v ov yslov t) axäSiov. (Die 20 Bande widerwillig geschmiedet und angelegt
schwerlich antike Gemme bei Gravelle 2, t. 42 hat, sie auch nach der Begnadigung wieder
scheint nach dieser Stelle gearbeitet.) — Dafs löse. Diesen läfst es in der That Lucian, didl.
Zeus zum Entgelt für den Feuerraub den Men- deor. 1 besorgen; vgl. Abschn. G unter Aschylus
sehen Krankheiten sandte, erklärten aberwitzige und Lucian. — Die Verbindung des P. mit
Deuter mit dem Wortspiel -xvq — nvo&xög, Fieber Herakles, obschon sekundär , erwies sich doch
= Feuerkrankheit; s. d. Art. Noaoi, Bd. 3 Sp. 468 als eine sinnvolle Bereicherung des Mythus.
Z. 68. Der darin ausgeprägte Gegensatz von Weisheit
Von der Befreiung des P. wufste das alte und Thatkraft mul'ste zu stärkerer Betonung
Lied, welchem Vers 616 der hesiodischen Theo- des geistigen Elements im Wesen des P. führen.
gonie angehört, noch nichts, wie das Präsens 30 Vgl. Weiske S. 495 f. und unten Abschn. H.
t'pvx« der Hdss. beweist (vgl. Gruppe, Die
griech. Kulte u. Mythen i. Bez. z. Orient 1, n- p- als Menschenschöpfer; Pandora, Athene.
S. 579; das Präsens hier mit Weiske S. 295 Die Vorstellung, dafs die ersten Menschen
als historicum zu fassen verbietet der unmittel- aus Erde, Wasser und Erde, Schlamm, Lehm
bar vorausgehende Aorist). Die von der Be- oder Thon entstanden seien, findet sich be-
freiungr durch Herakles handelnden Verse 526 kanntlich bei den alten Dichtern und Philo-
*&
— 534 sind nicht nur mangelhaft mit dem sophen vielfach, auch ohne Beziehung auf P.,
Übrigen verbunden (das Subjekt zu V. 534 liegt ausgesprochen. Wenn dabei aber der Ausdruck
viel zu weit zurück!), sondern widersprechen Ttläxxsiv und verwandte Wörter gebraucht wer-
auch dem leitenden Gedanken der ganzen Er- 40 den, wie Aesch. fr. 359 N rov itr\koTilcLCxov
Zählung: „Dem Zorn des Zeus ist nicht zu ent- aitiQyaxog &vrjxij yvvr] und Aristoph. Av. 687
rinnen" (vgl. Weiske S. 175). Noch Horaz Ttlda^axa 7tr]Xov, so ist damit wahrscheinlich
carm. 2, 13 durfte die Befreiung des P. igno- auf die Sage vom P. hingedeutet, denn nur
rieren. „Die endliche Lösung und Begnadigung diesem Gotte wird ein Bilden und Formen der
des Titanen war nur ein gezwungenes Zuge- Menschen zugeschrieben. Auch Plato Protag.
ständnis, welches seiner Volkstümlichkeit ge- 320 D xv-xoveiv avxa &£ol yi)g Uvdov schliefst
macht werden rnufste. Bezeichnend ist, dafs die Mitwirkung des P. nicht aus (vgl. L'd. Norden,
gerade der Zeussohn Herakles die Befreiung Jahrb. f. Phil. Suppl. 19 S. 455). Ob schon
zu vollbringen hat. Die That gehört nicht sowohl bei Hesiod, etwa in den KaxdXoyoi , die Er-
der Prometheus- als vielmehr der Herakles-Sage 50 Schaffung der Menschen durch P. vorkam, nmfs
an" (Oldenb. Progr. S. 45 Anm. 8). Vgl. Theog. dahingestellt bleiben. Die Angabe bei Lactant.
530 ö(pQ"HQay.lfjog Orißtxytvtog xliog tirfitlsTov. Placid. ad üvid. Met. 1, 34 (Fab. 1, 1 in
(Dagegen Philostrat. a. a. 0.: *HQccy.Xi]g dl H'xzQog, Munckers Myth. lat. 2, p. 189): Humanuni
ov yccQ xbv Qrißcclöv ye ßovXovxai.) Sie wird genus — P. Iapeti filius, ut idem Hesiodus
sonach zunächst in einer sei es vor- oder nach- ostendit, ex humo fin.iit, cui Minerva spiritum
hesiodischen Heraklee ihren Platz gehabt haben. infudit, ist unzuverlässig und vielleicht Glossem
Einer solchen Dichtung, vielleicht der des Pei- (Muncker a. a. 0.), darf indes nicht von vorn-
sandros (s. Weiske S. 485), folgt wohl Phere- herein verworfen werden. Dagegen setzt ein
kydes in dem beim Schol. Apoll. Bhod. 2, 1249 Epigramm der Erinna (Bergk P. L. G. 34 fr. 4)
und 4, 1396 erhaltenen Bericht. Herakles m notwendig voraus, dafs P. bereits als Bildner
kommt danach auf seinen Fahrten über Land der Menschen allgemein bekannt war, und
und Meer auch zum gefesselten P. ; von ihm wenn diese Dichterin , wie Bergk zu erweisen
angefleht tötet er mitleidsvoll den Adler. Zum sucht, noch dem 5. Jahrh. und das Epigramm
Dank giebt ihm P. klugen Rat, wie er sich nicht, wie sein Charakter argwöhnen läfst, erst
durch Atlas die Äpfel der Hesperiden ver- der alexandrinischen Zeit angehört, so ist dies
schaffen könne. (Ebenso Apollod. 2, 5, 11.) das früheste ausdrückliche Zeugnis für jenen
Auch bei Aeschylus in Jlpoft-. Xv6u. beschreibt Zug unseres Mythus. Übrigens vgl. das unten
P., aber wohl vor der Befreiung, dem Herakles Abschn. G 2 zu Sappho Bemerkte. Es folgen
3045 Prometheus (u. Pandora) Prometheus (u. Athene) 3046
die Komiker Philemon, nach welchem P. die die konkretere Vorstellung von dem mit Feuers
Menschen %ccl x&XXa itävxa £cacc schuf (die Hilfe aus Thon bildenden Künstler getreten. Zu
Tiere auch nach Aelian. nat. an. 1, 53, Achill. seinen Geschöpfen mufste nun auch das erste
Tat. 2, 21, Aesop fab. 261, 383 H.), und Me- Weib, die eigene Gemahlin, gehören. Diese Auf-
wände/-, der ihn die Weiber gebildet haben fassungdesPandora-MythushatUnterz. ausführ-
läfst (Meineke F. C. G. 4, 32 u. 231); dann lieh begründet im Oldeub. Progr. S. 36 ff. und
Kallimachos, Apollodor, Horaz und viele andre daselbst auch den Nachweis versucht, dafs wir
(die Nachweise bei Preller-R., Gr. M-ythol. 1, in Pandora eine Parallelgestalt zur kabirischen
S. 81 Anm. 6, wo aber z. B. Claudia» fehlt, Demeter oder Kabeiro, einer chthonischen
und unten Abschn. G; über die betreff. Bild- 10 Aphrodite und Gattin des lemnischen Hephai-
werke s. Abschn. J). — In welche Zeit nun stos, zu erkennen haben. Das rätselhafte Pan-
verlegte man die Schöpfungsthätigkeit des P.? dorafafs ist wahrscheinlich, wie schon Preller,
Während die phrygische Lokalsage Etym.Magn. Philol. 7, S. 51 ahnte, nichts anderes als die
s. v. 'Ikovlov ihn nach der grofsen Flut von Ar\\ir\xr\q Kußet-gia (s. o. D I c) dem P. an-
Menschen bilden läfst, setzten nach Paus. 2, vertraute ■naQaxuxuQ'r)Y.r], eine Mysterien-Ciste.
14, 4 die Phliasier den P. drei Generationen Das Eheverhältnis des P. zur Pandora hat
vor Pelasgos und die attischen Autochthonen. übrigens noch eine andre Parallele in dem
Ovid. Met. 1, 81 berichtet von der menschen- des (Kabiren) Iasion zur Demeter. Auch dieser
schaffenden Thätigkeit des P. im Zusammen- ist, wie Saon, Merops und Prometheus, ein
hang mit den Anfängen der Welt (vgl. Phaedr. 20 Retter der Menschheit in der Flutkatastrophe:
fab. 4, 14 terrae novae luto), und so ist auch Schul. Hont. Od. 5, 125 xivtg de q)u6i {Lixcc xbv
wohl Apollodor 1, 7, 1 zu verstehen. Dafs dies xaxaxXvöfibv Ttaga pövco 'Iaaicüvt Gnsgacc tivqcüv
die Meinung des ursprünglichen Mythus sei, EVQE&fjvccL. (Iason 'primae ratis molitor'' ist im
ist deswegen anzunehmen, weil es sich nach Grunde mit Iasion identisch, vgl. Usener, Götter-
der Flut überall nur um die Erhaltung eines namen S. 156 iind Bapp, Oldenb. Progr. S. 31.)
Menschenpaares, nicht um Neuschöpfung han- Wenn dagegen Huris im Schal. Apoll. Rhod.
delt. (Das Steinwerfen des Deukalion erklärt 2, 1249 von einem Liebesverhältnis des P. zur
sich aus einer Vermischung der Schöpfungs- Athene berichtet, welches der eigentliche Grund
und der Flutsage; vgl. Oldenb. Progr. S. 37.) seiner Bestrafung gewesen sei, so liegt offen-
— Plotin. Ennead. 4, 3, 14 giebt den hesio- 30 bar wieder einmal ein Stellentausch mit He-
dischen Mythus von der Erschaffung der Pan- phaistos vor. Mit Athene stand P. im Volks-
dora mit der merkwürdigen Abweichung wieder, glauben und Kultus durchaus nicht in engerem,
dafs Prometheus (bei Hesiod Hephaistos) mythisch begründetem Verhältnis. Die Gemein-
diese gebildet habe: xbv [Lv&or, a>g nXäaavxog samkeit gewisser heiliger Stätten und Feste
toxi npouri&tcDs xi)v yvvcüxec £itiy<.b6iir\6a.v avxijv beruht nur auf der beiden Gottheiten eigenen
kccI oi äXXoi dsoi. Dies ist schwerlich ein Irr- Beziehung zur Technik, insbesondre zur Ke-
tum oder gar spekulative Willkür des Philo- ramik. Vgl. Weiske S. 534 ff. Die Göttin der
sophen, sondern beruht auf Überlieferung (auch Klugheit und Kunstfertigkeit ist aufserdem die
Fulgentius 2, 9 sagt vom P. : Pandoram dicitur natürliche Beschützerin erfindungsreicher Hel-
formasse) oder auf genialer Lituition des ur- 10 den. Darum hilft sie dem P. zum Himmel
sprünglichen Zusammenhangs. Hephaistos wird emporsteigen, als er das Feuer holen will (Serv.
in dieser Erzählung, die mit der Bestrafung ad Verg. Ecl. 6, 42. Fulgent. 2, 9). Ihre Be-
des P. oder der Menschen gewifs erst nach- teiligung an der Menschenschöpfung wird erst
träglich verbunden wurde und eigentlich nur von späten Autoren (Lucian. Prom. 3, Lactant.
ein Teil des Schöpfungsmythus war, ebenso an fab. 1, 1, Et. 31. s. v. 'Ix6vtoi>) bezeugt und
die Stelle des P. getreten sein, wie bei der erscheint auch nur auf jüngeren Kunstdenk-
Geburt der Athene (s. 0. I b). Vgl. Hygin. malern (s. u. Abschn. J III). Wahrscheinlich
fab. 142: Prometheus primus homines ex luto ist ihre Mitwirkung bei Erschaffung der Pan-
finxit; postea Volcanus — ex luto mulieris effi- dora in der hesiodischeu Erzählung der Anlafs
giem fecit. Hier wird eine Teilung der Arbeit 50 geworden, sie auch dem P. als Gehilfin beizu-
angenommen, sodafs P. nur die Männer schafft, gesellen. Vgl. Hygin. fab. 142 Volcanus — mu-
während doch ursprünglich jedenfalls nur ein lieris effigiem fecit; cui Minerva animam de-
Schöpfer gedacht war. Das mythische Ver- dit. Während sie bei Hesiod nur Schmuck und
hältnis des Feuergottes P. zur Erdgöttin Pan- Handfertigkeit verleiht, giebt sie hier, wie
dora, welche Hesiod. catal. fr. 2 Gattin des sonst den Geschöpfen des P., die Seele. Durch
P. nennt, kann zunächst kein anderes gewesen die Winde läfst die oben zit. Sage von Iko-
sein als das des Hephaistos zur Athena, d. h. nium die Beseelung erfolgen: ävcch,rtQavQ-tiar\g
zur attischen Erde (krQ-ig bei Apollod. 3, 14, §h rfjg yijg 6 Zevg ixiXsvas xa nQo^rj&tl xui
6 die Mutter des Erichthonios). Vgl. Welcher, xfj kQ-nvü tidcala duxTtXccaai ix xov TvnXov necl
Trilogie S. 284 f. und Preller, Philol. 7, S. 15. 60 xovg ccvipovg iaepvaijGai ixsXsvee xcä güvxcc
Ebenso steht neben dem argivischen Feuer- airoxsliaca. Vgl. Aristot. de anima 1, 5. Nach
geber Phoroneus die Erdgöttin Niobe: s. den Straton in der Anthologie (Anall. 2 p. 373 nr. 72)
Art. Niobe Sp. 389. Auf eine Erdgöttin weisen entwandte P. xbv Ttr\Xbv xov Jiög. Ovid. Met.
alle Namen, mit denen die Gemahlin des P. ge- 1, 81 spricht von semina caeli, die noch in der
nannt wird (s. 0. B). Die Mutter Erde war das frischen Schöpfungserde enthalten gewesen sein
erste Weib: Piaton Menex. 238a. An die Stelle möchten. Nach Piaton Protag. 320 d schufen
der im Erdschofs waltenden, schaffenden und be- die Götter Menschen und Tiere aus Erde und
lebenden Kraft des Feuers ist dann allmählich Feuer. Dafs P. Feuer, und zwar das von ihm
96*
3047 Prometheus (u. Deukalion) Prometheus (Heimat d. Mythus) 3048
geraubte, zur Belebung seiner Geschöpfe ver- der Prometheussage zusammen, wie Unterz. im
wandt habe, sagt ausdrücklich zuerst Phaedrus Olderib. Progr. S. 39 dargelegt hat, wo auch das
fab. 4, 14; nach Schol. Hör. carm. 1, 3, 29 Verhältnis beider Sagen noch näher bestimmt
war eben dies der Zweck des Feuerraubes : und die Parallele Iapetos = Iaphet erörtert ist.
cum ignis e caelo furtim a P. surreptus esset
ad suas e terra fictas statuas animandas. Clan- E- Die Heimat des Mythus.
dian in Eutr. 2, 490 ff. und in IV. cons. Hon. Die Titanen, zu denen P. gehört, sind nicht
228 läfst P. dem Tbon Äther beimischen, der zu trennen von Kronos ('Icatsros xs Koövog rs
nach stoischer Lehre das reine, himmlische Hom. B. 8, 479. Hes. Theog. 20), dessen Kult
Feuer ist. Nach Fulgentius Mythol. 2, 9 er- 10 M. Mager im betr. Art. uns. Lex. Bd. 2 Sp. 1538
folgte die Beseelung dadurch, dai's P. das Feuer mit Grund als pelasgisch anspricht. Auch
in der Ferulstaude gegen die Brust seiner Ge- die Kabiren, mit denen P. in Böotien und auf
bilde hielt (pectusculo hominis applica)is; ahn- Lemnos in so naher Verbindung steht, sind
lieh der zweite vatican. Mythograph c. 63, Gottheiten der Pelasger: vgl. Herodot 2, 51,
während der erste c. 189 die Erzählung von (). Müller, Orehom. S. 462 u. besonders 0. Cru-
Deukalion und Pyrrha mit den Worten schliefst: sius, Beitr. z. gr. Myth. 1886. Die Sintier,
Postea venu P. et rieificabat homines illos face Diener des leninischen Hephaistos, waren Pe-
caelesti adhibita). Die Kunstdenkmäler kennen- lasger (Preller-B., Gr. Myth. 1 S. 176 u. 178;
dies Motiv nicht; sie zeigen Athene mit dem ohne zureichende Begründung versucht 0. Gil-
Schmetterling, dem Symbol der Seele. — Auch 20 bert, Griech. Götterl. 1898 S. 491 ff. den He-
Namen und Schicksal eines der vom P. ge- phaistos und Prometheus den auch auf Lemnos
schaffenen Menschen weifs uns die Sage zu nachgewiesenen Tyrrhenern zuzuteilen). Auf
nennen. Über diesen Phainon s. Hygin. Astr. Lemnos waren ferner die nach H.D.Müller
2, 42 (Bunte) und den Artikel uns. Lexikons. ebenfalls pelasgischen Minyer angesiedelt.
„Die ältesten Kulte der Insel Lemnos ent-
III. r. und Deukalion. sprechen den alteuböischen und ostböotischen"
Deukalion galt als Sohn des P. und der (Gruppe, Gr. Mythol. 1 S. 225). Zum Stamme
Pandora oder Klymene (s. den Art. Deuk. und der Minyer gehörten wiederum die Phlegyer,
oben Abschn. B). Nach Apollod. 1, 7, 2 baute bei denen P., der Menschenschöpfer, zu Pano-
D. auf den Rat seines Vaters P. einen Kasten, 30 peus gewohnt haben sollte, woselbst man auch
in dem er sich mit seinem Weibe Pyrrha aus des ihm in mancher Beziehung ähnlichen Tityos
der Flut rettete. Auch Aeschylus nennt unter Grabmal zeigte. Die Namen der Gattinnen
den Erfindungen des P. das Schiff: Prom. 467 des P., Hesione und Klymene, kehren wieder
Q-alc<66Ö-jtlayAxa ö' ovttg alXog <xi>z' £[iov hvö- im Königshause der Minyer. Diese kühnen
■KttQ r}vQ8 vuvTilav 6%rj{i(xra. In dem Stücke Pioniere der Kultur erscheinen als Kolchis-
des Epicharm Uvqqcc xcä nQouri&Evg (s. u. G, fahrer auch am Kaukasus. In der Gegend des
4) kam die Entstehung der Menschen aus minyischen Iolkos erzeugte P. den Deukalion
Steinen vor. War P. hierbei auch nur der (Apoll. Bhod. 3, 1085). Des P. Tochter Thebe
Ratgeber? Oder belebte er die Steingebilde, ist Schwester des Pelasgos. Nach diesem allen
wie es Mythogr. Vatic. 2, 189 erzählt? Da 40 und nach den im Abschnitt C erörterten Spuren
Hesiod den P. als Gemahl der Pyrrha kannte des P.- Kultus darf es als höchst wahrschein-
und diese als Erdgöttin von Pandora oder lieh bezeichnet werden, dafs P. ein Gott der
Klymene wesentlich nicht verschieden ist, so Pelasger war, dessen Kult, vom Stamme der
erscheint die Sage von dem Steinwerfen des Phlegyer und Minyer verbreitet, in Böotien
Deukalion und der Pyrrha als eine jüngere und auf Lemnos mit dem wahlverwandten
Version jener andern von P. , dem Menschen- Kabirendienst in Verbindung trat. Auch die
schöpfer. Schon Weisice, Prom. S. 413 sprach, ältesten bildlichen Darstellungen des Prom.
wenn auch noch zaghaft, den Gedanken aus: weisen uns nach Böotien u. den ägäischen
,,Man könnte durch die Gemeinsamkeit des Inseln (Abschn. J I, 1 — 3). — Vgl. Bapp, Pro-
Sohnes (Hellen), der Tochter (Protogeneia, 50 metheus, Oldenb. G-ymn.- Programm 1896 S. 23.
Schol. Piiid. Ol. 9, 64), der Gattin (Pyrrha) zu Über pelasgische Götterdienste in Attika s.
der Vermutung verleitet werden, Deukalion sei Crusius a. a. O.
nicht nur gleichsam selbst Prom., sondern er
sei wirklich mit ihm nur eine Person zweier F- Die ursprüngliche (vorhesiodisehe)
Namen." Weishe würde sich zuversichtlicher Bedeutung des Mythus,
geäufsert haben, wenn er die Deutung des Prometheus, Gott und Titan, gehört jenem
Namens Deukalion gekannt hätte, welche nach älteren, den Kronos und Iapetos umgebenden
ihm Unger im 25. Bd. des Philol. S. 212 in Kreise von mythischen Gestalten an, in denen
(trotz Usener, Sintflutsagen S. 65 f.) überzeugen- die gewaltigen, bald furchtbaren, bald segens-
der Beweisführung gegeben hat und derzufolge go reichen Mächte der Natur ein noch wenig ver-
der Name des Sohnes gleichbedeutend mit dem geistigtes Abbild gefunden hatten. Seine Ab-
des Vaters P. ist. Der Erfinder oder Erbauer lösung durch Hephaistos, seine Verwandtschaft
der rettenden Arche verdiente in der That den mit den Kabiren, die Feuerentwendung aus
Ehrentitel des „Vorsorglichen". Zur Beziehung dem Mosychlos uud die vulkanische Natur fast
des Beinamens nQourfötvg auf Schiffahrt vgl. aller Stätten seines Kultus und Mythus be-
den Artikel Achilleus Sp. 58 Z. 60 f. und oben weisen, dafs sein Element das Erdfeuer war.
Abschn. A. Auch die Orte, an die sich die Wie sein Bruder Atlas und der ihnen ähnliche
Deukalionsage anschliefst, fallen mit solchen Tantaloe (vgl. Gruppe, Griech. Mythol. S. 382)
3049 Prometheus (Bedeutung) Prometheus (Bedeutung) 3050
ist P. auch Berggott; im Bergfeuer offenbart zum Prometheus (Fackeln aus Narthexstauden,
sich sein Walten zunächst. Die Verehrung des aiylr\). Über die chthonische Natur des Pan-
Feuers, dieses furchtbar-prächtigen Elements, dora-Mythus und seinen Zusammenhang mit
stand offenbar auch in Griechenland in ältester dem Pithoigienfest s. jetzt auch J. E. Harrison
Zeit weit mehr im Vordergrund als später. „Die im Journal of the Hellcnic studies vol. 20 1900
Kulte des Hephaistos und Prom.", bemerkt S. 99 ff. In Thessalien knüpfte sich das Pe-
treffend Gilbert, Griech. Götterl. (1898) S. 492, lorienfest an eine Naturrevolution, in der ein
„weisen beide höchst eigenartige, mit indischen Erdbeben den das Land überflutenden Ge-
und eranischen Vorstellungen sich aufs engste wässern Abzug geschafft hatte. P. , der Vor-
berührende Ideen auf. Sie allein bringen die 10 sorger und Leidabwender, rettete nach Aeschy-
Gedanken von dem elementaren und zugleich lus das Menschengeschlecht vor der Vernich-
kulturschaffenden Feuer zum Ausdruck; sie tung und gab den Sterblichen das Feuer. Nach
entsprechen damit einer Entwicklungsphase dem oben D III über P. und Deukalion Be-
der Menschheit, die gegenüber den an alle merkten kann unter dieser von Zeus gedrohten
andern Götter sich knüpfenden Vorstellungen Vernichtung nur die grofse Flut verstanden
weit zurückliegt." Bezüglich der eranischen werden, wenn auch Aeschylus vielleicht den
Parallelen vgl. Bapp, Oldenb. Progr. S. 31 Anm. ursprünglichen Sinn und Zusammenhang hier
und jetzt auch Th. Schäfer, „Äschylus' Prom. schon nicht mehr kannte. Dafs es sich auch
und Wagners Loge"1 in der Festschrift z. 45. beim Feuerraub des Prom. ursprünglich nur um
Philologenvers. Bremen 1899 S. 68 ff. — In dem 20 Wiedergewinnung handelt, nicht um die
zwischen Gut und Böse schwankenden Charakter Erfindung des Feuerzündens überhaupt, von
des P. , der bald in Trug und Trotz, bald in der z. B. Paus. 2, 19, 5 spricht, geht noch
klugem Rat und treuer Hilfe sich äul'sert, deutlich aus dem Wortlaut bei Hes. Opp. 50
spiegelt sich die Doppelnatur seines unstäten hervor: v.Qvtys 6k 7Cvq (Zsvg)' rb usv ccv&Lg
Elementes wieder. Wenn er im Mythus als ivg naig 'lanexoio %xXsip' av&QÖmoig, womit
Wohlthäter der Menschen ihnen das Feuer aus Theog. 562 nicht im Widerspruch steht. (Die
dem Berge bringt, so spricht sich in dieser Menschen hatten das Feuer schon besessen;
Einkleidung der Dank an die Gottheit aus für dem -ngvipn entspricht genau bei Hygin. Astr.
diejenige Möglichkeit der Feuergewinnung, 2, 15 eripnit ignem mortalibus. Vgl. zu dem
welche sich in vulkanischen Gegenden den 30 uv&ig Procl. ad Opp. 51 und Weisice S. 376
Einwohnern vor allen andern Mitteln darbot A. 2, sowie zur Sache Hygin fab. 144.) „P.
(Beispiele dieses Verfahrens in meinem Oldenb. brachte den Sterblichen das Feuer zurück"
Progr. S. 34). Diese Möglichkeit mul'ste aber ist demnach der mythische Ausdruck für den
ganz besonders als einzig rettende Wohlthat Satz: „Die wohlthätigen Wirkungen des
empfunden werden nach einer allgemeinen Über- Erdfeuers überdauerten die Sintflut." Fragt
flutung, die alle sonstigen Feuerstätten ver- man, weshalb im Mythus Zeus den Menschen
löschte. Den hilflosen Zustand der nach dem das Geschenk des P. nicht wieder entziehen
grofsen Kataklysmos übrig gebliebenen Men- konnte, so ist zu bedenken, dafs er dann mit
sehen malt uns Piaton aus im 3. Buch der der vulkanischen Quelle desselben die Erde
Gesetze und betont dabei auch (p. 678 D u. 40 selbst hätte vernichten müssen, und ferner, dafs
679 Dj die Wichtigkeit der gottgegebenen (vgl. nach antiker Auffassung die That eines Gottes
Politic. 274 C) Tsp'ai. der Gxtvr] i^itvqa (Top- vom andern nicht aufgehoben werden durfte
ferei), der Metallurgie, der Schiffahrt für die (Eur. Hippol. 1328 und Ovid, Met. 14, 784).
neu zu gewinnende Kultur. So wurden nach Übrigens war der Gegner des Feuerdämons
TJiodor 5, 47 auf Samothrake nach dem Rück- wohl ursprünglich nicht Zeus, sondern ein
tritt der grofsen Überschwemmung den Göttern Wassergott, Okeanos oder Poseidon: Oldenb.
des Bodens (roig fttoig roig iy%a>Qiotg, d. h. den Progr. S. 29 u. 35 A. 13; vgl. Terzaghi, Proin.
Kabiren) Altäre errichtet, auf Lemnos feierte p. 38 f. Der Retter der Menschheit war eo ipso
man zur Erinnerung an die Rückkehr der ver- ein Feind derjenigen Mächte, die den Bestand
scheuchten Kabiren ein Fest der Feuererneue- so derselben bedrohten. Seine Stellung zum Zeus
rung (Philostrat. Heroic. 19, 14 ; vgl. Welcher, ist oben D I d erörtert. Als Empörer gegen
Tril. S. 260, Bloch im Artikel Megaloi Theoi die göttliche Ordnung mufste P. erscheinen,
Sp. 2525, 4 und Bapp, Oldenb. Progr. S. 31, sobald in der Doppelnatur seines Elementes
dem Th. Schäfer a.a.O. sich anschliefst). Dafs das Wilde, Unbändige stärker betont wurde,
diese lemnische Ceremonie und der Fackellauf Während der Feuerraub im ursprünglichen
an den attischen Prometheen im Grunde die Zusammenhang des Mythus seine Stelle nach
gleiche Bedeutung hatten, ist auch von Wecklein der grofsen Flut gehabt haben mul's, ist da-
Hermes 7 S. 447 f. erkannt worden. Die del- gegen die Thätigkeit des P. als Menschen-
phisch-attische Sühneceremonie für die Seelen schöpfer, wie oben D II gezeigt, in die Anfänge
der in der grofsen Flut Umgekommenen (Opfer 60 der Welt zu setzen. (Vgl. die Kritik des My-
an einem Erdspalt; Mommsen, Feste d. St. thus bei Lactant. de Orig. Error. 2, 11.) Die
Athen S. 424) stand nach den geistvollen Aus- Menschen galten als Kinder des P. zunächst
führungen von Gruppe, Griech. Mythol. S. 94 jedenfalls nur in demselben Sinne, wie die
in deutlicher Beziehung zur Demeter-Pandora Bewohner Attikas sich 'Hcpaiarov italdsg nann-
(Ttl&og — ni&oiyia, wofür noch Eustath. ad II. ten (Aesch. Euni. 13). Wie aber Feuer, Wärme,
24, 526 zu vgl. ist: rov Sh tolovtov tcoj' -Accniöv Leben, Seele von dem naiven Realismus des
itL&ov ht\ av i] lli&oiyicc, ov% io^räai^iog — Volksglaubens und auch der älteren Natur-
&XX dg tö n&v anocpgäg), zu Deukalion und philospohen als verwandt empfunden wurden,
3051 Prometheus (Bedeutung) Prometheus (and. Deutungen) 3052
so konnte der wärmespendende Feuergott an Begriffe und wollten diese im P. verkörpert
und für sich leicht zum Leben verleihenden finden. Während so Creuzer, Symbolik 2, 441
Schöpfer werden. Dafs auch insbesondere das in P. „den edlen, bald lodernden, bald ver-
unterirdische (vulkanische) Feuer als an der löschenden Lebensfunken" zu erkennen
Hervorbringung der Geschöpfe beteiligt gedacht glaubt, sehen Gerhard, Griech. Mythol. (1854)
werden konnte, zeigt die Darstellung des Em- § 106, 6 (vgl. 114, 5) und Schopenhauer, Parerga
pedoMes v. 265 ff. (Stein) von der Entstehung u. Paralip. 4 § 206 in den 4 Iapetiden die
der Menschen : Ovlocpvtig phv nQcora xvtioi „Urbilder menschlicher Sinnesart" bezw. „die
yßovbg i'gavirtllov , 'iftcportQcov väuxög te y.ul Grundeigenschaften des menschlichen Charak-
ovdeog aleav b%ovx£g. Tovg [ihv n vq avsTtEwn io ters"; nach der Meinung des Philosophen ist
i&tlov TtQog byiolov ivJod-ou. Jene grofsen, fremd- im P. „ganz eigentlich die menschliche Vor-
artig duftenden (6aui]i' iyyvxaru %qcotI äv&Qm- sorge personifiziert, das Denken an morgen,
Ttov), thonfarbenen Blöcke, welche nach Pausan. welches der Mensch vor dem Tiere voraus hat;
10, 4, 3 bei Panopeus an einem Erdspalt lagen dieses Privilegium mufs er büfsen durch die
und als Reste vom Schöpfungsthon des Pro- unablässige Qual der Sorge". Wenn A. W. Schle-
nietheus galten, scheinen vulkanischen Ursprungs gel, Vorles. 1 S. 164 bemerkt: „P. wird ein
gewesen zu sein. Erinnert man sich zugleich,^ Bild der Menschheit selbst, wie sie mit un-
dal's mit dem lemnischen, samothrakischen und seliger Voraussicht an ihr enges Dasein fest-
dem thebanischen Kabirenkult, in dessen Kreis geschlossen ohne irgend einen Bundesgenossen
auch P. gehörte, eine Tradition über die Ent- 20 den gegen sie verschworenen unerbittlichen
stehung des Menschengeschlechts verbunden Naturmächten ein unerschütterliches Wollen
war und der leninische Kabir als nQcötog av- und das Bewufstsein ihrer hohen Ansprüche
&Qco7tcov verehrt ward (s. oben D I c), so wird entgegenzusetzen hat", so weifs er recht wohl,
man nicht mehr Bedenken tragen, die menschen- dafs diese Auffassung bereits die tiefsinnige
schaffende Thätigkeit des P. zu den ältesten Neugestaltung des Mythus voraussetzt, die wir
Elementen seines Mythus zu rechnen, wenn- dem Aschylus verdanken. Für O. Müller aber
gleich sie bei Hesiod vielleicht nur latent (in (Griech. Lit. 1 S. 160 f.) ist P., der personifi-
der Schöpfung der Pandora durch Hephaistos) zierte vovg, dem Zeus gegenüber der Anwalt
vorhanden und erst später ausdrücklich bezeugt des mit Iapetus' Sturze von höherer Glück-
ist. Ein indirektes Zeugnis für den P. als 30 Seligkeit verdrängten Menschengeschlechts. Ge-
Stammvater, wenn auch vielleicht nicht Schöpfer gen ihn betont mit Recht Zinzoiv im Ptidag.
der Menschen haben wir übrigens schon in den Archiv 1866 S. 64lff. : „P. ist weder bei Hesiod
Worten des homerischen Hymnus auf Apollon noch bei Aschylus ein Repräsentant der Mensch-
V. 337: Tizriveaa ftsotg, r&v it, ävdosg re heit, sondern ein unsterblicher Gott, keine blofse
&toi zs, bei denen bezüglich der Götter an Personifikation menschlicher Eigenschaften."
Kronos, bez. der Menschen wohl in erster Liuie Selbst Welcher, ganz beherrscht von dem über-
an P., erst in zweiter an dessen Vater Iapetos mächtigen Bilde des geistesgewaltigen äschy-
zu denken ist. leischeu P. , vermag in dem Titanen nur den
So haben wir denn als Urbild des P. eine „menschlichen Verstand" zu erblicken: Trüogie
aus Naturanschauung und Naturerlebnis her- 40 S. 73. Er sieht in dem Vergehen des P. „den
vorgegangene einfach-grofse Gestalt gefunden, einen grofsen Betrug, wodurch der menschliche
wie sie einer noch stark sinnlichen, von Ab- Geist das Göttliche an sich zu reifsen trachtet
straktion und Allegorie fernen Religionsstufe und welchen die Griechen durch den Feuer-
angemessen erscheint. Wenn die geläufige raub ausdrücken." (Ähnlich E. v. Lasaulx, Stu-
Vorstellung vom P. vielfach andere Züge dar- dien 1854 S. 316 ff.) Nach Weisice wiederum ist
bietet, so erklärt sich das leicht daraus, dafs P. „nicht die Menschheit, sondern ein Kluger";
unser Mythus, an sich der Ausdeutung und „es ist die feuerentwendende Klugheit, welche
Vertiefung in hohem Grade fähig, schon früh in der Form des Mythus erscheint" (Prom. u.
von den Dichtern und zwar gerade von philo- s. Mytherikr. S. 217). „Der wahre Inhalt der
sophisch angelegten Geistern ungeformt und 50 Mythe, d. i. der Gedanke ihres Urhebers ist,
zum Träger neuer Ideen gemacht wurde. Die dafs das Feuer, ein Eigentum der Gottheit,
Abschnitte G und H sollen dem Nachweis dieser durch Klugheit den Menschen gewonnen sei"
Entwicklung dienen. (S. 227). WeisJce erkennt richtig als den älte-
Nachdem wir versucht haben auf einem sten Teil des Mythus die Feuerentwendung,
eigenen, neuen Wege zu den Grundlagen des Das Subjekt dieser Handlung sei P. , der ein-
P. -Mythus vorzudringen, bleibt noch übrig, die zelne Mensch, nicht die Menschheit, denn der
wichtigsten der sonst von der mythologischen Begriff der Menschheit, zumal als handelnden
Wissenschaft aufgestellten Erklärungen anzu- Subjekts, übersteige die Vorstellungen jener
führen. Die neueren Deuter sind, soweit sie Zeit. Das Feuer des P. sei eigentliches, ge-
überhaupt nach dem Urbild des Titanen ge- 60 meines Feuer: alle andern Deutungen seien
sucht und nicht nur den fertigen hesiodischen abzuweisen, wenn sie auf Nachweisung des
oder äschyleischen P. in Betrachtung genommen ursprünglichen Inhalts des Mythus Anspruch
haben, fast alle denselben falschen Weg ge- machten (S. 218 ff.). So weit kann man dem
gangen, den die meisten ihrer antiken Vor- scharfsinnigen Denker beistimmen. Er über-
gänger eingeschlagen hatten. Statt in erster sieht aber, dafs es sich nur um Wieder-
Linie das im Mythus gegebene Natursubstrat, gewinnung des Feuers handelt uud dafs P. ein
das Feuer, ins Auge zu fassen, setzten sie an Gott ist. Dazu verfällt er selbst in den Fehler,
den Anfang der Entwicklung ganz abstrakte der Zeit der Mythenentstehung zu Schweres
3053 Prometheus (and. Deutungen) Prometheus (b. Hesiod) 3054
zuzumuten, indem er als den Keim der P.-Ge- Dunkelgott neben seinen lichten Bruder He-
stalt den Begriff der (feuerentwendenden) phaistos, wobei der Sinn des Mythus im ganzen
Klugheit betrachtet und alles übrige, den Feuer- wie im einzelnen völlig verfehlt wird (vgl. bes.
geler und Kulturgründer, daraus ableitet. Den S. 94). Als die „Hypostase des mehr und mehr
gleichen Fehler begeht er, wenn er annimmt, vergessenen Sonnengottes" betrachtet den P.
aus dem „Ratgeber im allgemeinen" sei P. der Maxim. Mayer, Die Giganten und Titanen 1887
Berater des Deukalion geworden. Umgekehrt, S. 96, wofür er sich aber nur auf Parallelen
aber dennoch wieder falsch, verfährt er darin, mit andern Götterfeinden und Frevlern, nicht
dafs er aus dem Töpferheros und Thonbildner auf den Mythus vom P. selbst zu berufen Ver-
den Menschenschöpfer werden läfst. Hier ist io mag, dessen wesentliche und echte Züge auf
die umfassendere, höhere Funktion die Ursprung- diesem Wege unmöglich erklärt werden können,
liehe und selbst für die ältesten Zeiten keines- — Richtig geht die Behandlung des P.-Mythus
wegs zu abstrakt. Im übrigen ist allen den in Prellers Handbuch, bearb. von Robert, 1 S. 91
bisher besprochenen Deutungen das treffende von der Bemerkung aus , der leninische und
Wort Buttmanns (Mythologus 1 S. 6) entgegen attische Hephaistosdienst enthalte wohl die
zu halten: „Abstrakte Begriffe erhebt eiu junges ältesten Elemente dieser Dichtung, und zwar
Volk noch wenig zu eigenen Gottheiten. Es erscheine in jenem das Feuer als eine Elemen-
trägt die Macht und Aufsicht über solche tarkraft göttlichen Ursprungs, welche durch
Gegenstände lieber einer schon vorhandenen die Anwendung auf menschliche Bedürfnisse
physischen Gottheit auf." Den physischen Kern 20 verunreinigt werde; P. sei immer in erster
der P.-Gestalt würdigt auch VÖlcker zu wenig, Linie 6 nvQcpoQog frzog. Die nähere Ausführung
wenn er als den Grundzug des Mythus be- des Gedankens ist schon deshalb weniger glück-
zeichnet, dafs P. Künstler und Entwilderer der lieh, weil der, wie wir oben D II gezeigt haben,
Menschen sei, und die Gabe des Feuers nur nur sekundären Verbindung des Titanen mit
als die „Bedingung der möglichen Bildung" Athene eine zu grofse Bedeutung beigemessen
gelten läfst (Mythol. des iapet. Geschl. 1824 wird.
S. 32). Ebenso macht Stuhr, Beligionssystem /-. -c. *-u j -n- -u*
-, TT 77 a r,~ ■ i .» Af '{ G-. Prometheus in der Dichtung.
d. Hellenen S. 77 ein sekundäres Moment zur
Hauptsache, wenn er im P.-Mythus „das Er- !• Hesiod.
wachen des Menschengeistes, womit zugleich 30 Die ältesten der auf uns gekommenen poe-
die Mühen, Kämpfe und Leiden des irdischen tischen Darstellungen des P.-Mythus sind die
Lebens gesetzt sind", dargestellt findet. Der hesiodeischen Verse Theog. 507 — 616 und Opp.
Wahrheit näher ist Zinzow gekommen, doch et D. 42 — 89. In der Theogonie wird erzählt;
bleibt auch er noch zu sehr im Abstrakten „Dem Iapetos gebar die Okeanide Klymene den
mit seiner Formel (a. a. 0. S. 654): „Des Feuers Atlas, Menoitios, den schlauen, ratgewandten
Kraft ist wohlthätig und verderblich zugleich; P. und den thörichten Epimetheus, der zuerst
der Gedanke der mit Vorbedacht, mit Klugheit das Weib, des Zeus Trugbild, aufnahm." Nach-
verbundenen gemäfsigten Naturkraft ist nun dem das Schicksal des Menoitios und Atlas be-
insbesondre im P.-Mythus, aber auch die der richtet ist, heifst es weiter: „Den ränkevollen P.
Ordnung widerstrebende, wild anstürmende, 40 band Zeus alv-azoitidvai dsa^olg agyaltoig idaov
verderbliche Natur des Feuers ist im P. aus- diu vlov i?.aa6ccg, und ein Adler frais ihm die
geprägt." Leider verwendet er weiterhin noch unsterbliche Leber, die nachts wieder nachwuchs,
die beliebte Schablone von dem zur Winters- Herakles erlegte den Adler und erlöste den Iape-
zeit gefesselten Lichtgott und mischt so ganz tiden, nicht ohne den Willen des Zeus, der es
Fremdes ein. Auf einer richtigen Spur war gern sah, dafs des Sohnes Ruhm sich mehrte
auch Härtung, der Bei. u. Mythol. d. Gr. 1 tygl. oben D I d). P. hatte des Zeus Groll
S. 171 bemerkt: „Die Entwendung des Feuers erregt, ovvsh igigtro ßovlag VTt£Qutvti KqovLcovi,
war ursprünglich kein Verbrechen. Es handelte denn auf dem Rechtstag der Götter und Men-
sich nämlich um nichts anderes als um die sehen zu Mekone hatte er bei der Teilung des
Anzündung eines reinen Feuers , welches aus 50 Opfers den Zeus zu übervorteilen gesucht. In-
dem Himmels- und Sternenfeuer genommen folge dessen gab Zeus hinfort den sterblichen
werden mufste, gleich wie dies Zoroaster und Menschen das Feuer nicht (ovx iäiäov). Aber
Perseus bei den Persern und noch manche P. täuschte ihn und stahl die Glut im hohlen
andre anderswo gethan haben. Menschen- Rohr. Da bereitete Zeus zur Bufse für das
Schöpfung, Staatengründung und Anzündung Feuer (cevtl Ttvgog) den Menschen ein Unheil:
des Herdfeuers pflegt in einer Person vereinigt Er liefs den Hephaistos aus Erde das Bild
zu sein." Die richtige Erkenntnis, dafs im einer Jungfrau schaffen und unter Beihilfe der
P. der Menschenschöpfer nicht minder Ursprung- Athene herrlich schmücken. Dies brachte er
lieh sei wie der Feuergeber, hat auch, freilich in die Versammlung der Götter und Menschen :
auf einem Irrwege (s. 0. Abschn. A) Kuhn gewon- 60 äölov eclitvv , &iiij^avov (xv&qwtzoioi , denn ihr
neu. Seiner Blitzhypothese dagegen wird durch entsprofs das Geschlecht der Weiber, den
die von uns gegebene Analyse des Mythus Männern zum Leid." Die folgenden Verse er-
vollends aller Boden entzogen sein. — Wäh- gehen sich in Klagen über die Nichtsnutzig-
rend nach Härtung der „koboldartige Hephai- keit der Frauen. Dann schliefst die Erzählung:
stos sich zu dem Titanen verhält wie ein Schwarz- „So vermochte selbst P., der Leidabwender
Elfe zu einem Licht-Elfen", stellt dagegen der (ebtcowjra) , dem Zorn des Zeus nicht zu ent-
neueste Bearbeiter der griech. Mythologie, fliehen, und gewaltsam hält ihn, so listig er
O. Gilbert {Griech. Götterlehre, 1898) den P. als ist, die mächtige Fessel gefangen." — Die
3055 Prometheus (b. Hesiod) Prometheus (b. Hesiod) 3056
Tagwerke berichten kürzer, doch nicht ohne Das vielfach Unzusammenhängende und
besondere Züge, die wir im Druck hervorheben : Widerstreitende der hesiodischen Überlieferung
„Die Götter enthalten die Güter den Men- vom P. hat schon Weiske ausführlich nachge-
sehen vor (ßiov y.Qvtyavt£g %%ovgi); Zeus ver- wiesen, und mit Recht urteilt er (S. 174, vgl.
barg sie, weil P. ihn getäuscht; deswegen ver- lsi): „Hesiod verband in halber Einheit für
hängte er Leid- über die Menschen, barg das seinen Zweck, was ursprünglich einzeln sich
Feuer; doch der Iapetide stahl es für die selbst Zweck war. Darin liegt die Aufforde-
Menschen wieder von Zeus, heimlich im hohlen rung zurückzugehen in vorhesiodische Zeit.'1
Rohr. Da liefs Zeus durch Hephaistos aus Die Frage, ob die Theogonie das ältere Werk
Erde und Wasser das Bild einer götter- 10 sei (so Weiske und Gruppe) oder die Tagwerke
gleichen Jungfrau schaffen; Athene, [Aphro- (dafür Völcker und Christ), wird sich ebenso-
dite], Hermes, die Chariten, Peitho, die wenig entscheiden lassen, wie bisher die Ver-
Horen und alle Himmlischen begabten sie suche, verschiedene Rezensionen (Lehrs, quaest.
mit Reizen und Künsten, und Hermes nannte epicae p. 224 — 30 für die Tagwerke und be-
sie daher Jlavdüopa.'1 Es folgt die Erzählung sonders scharfsinnig 0. Gruppe, Die griech.
von Epimetheus, der trotz der Warnung des Kulte u. Mythen in Bez. z. Orient 1 S. 567 — 612
P. das Geschenk des Zeus annimmt (vgl. für die Theogonie) und Interpolationen nach-
Theog. 512 — 514, während dort v. 570 — 612 zuweisen, zu allgemein anerkannten Ergeb-
Epimetheus fehlt), und von dem Gefäfs der nissen geführt haben. Vgl. noch Arthur Meyer,
Pandora. — Die P.-Episode der Theogonie 20 De compositione Theogoniae Hesiodeae , Berlin
ist ein Exkurs zur Genealogie der Iapetiden, 1887; Kirchhoff, Des Hesiodos Mahnlieder an
welche die Schilderung der Titanomachie vor- Perses, Berlin 1881); 1. Leo, Hesiodea, Göttingen
bereitet. Die Erzählung der Tagwerke da- 1894; Ed. Disco, Quaestioncs Hesiodeae. criticae
gegen schliefst sich an eine Betrachtung et inytholog., Gott. 1903. Anstatt daher auf Grund
über den Verlust des mühelosen Glückes der solcher Hypothesen unser Urteil über Echtheit
Urzeit. In den Tagwerken fehlt der Be- und Alter der einzelnen Teile des Mythus zu
rieht über den Opfertrug und die Fesselung; fällen, haben wir es vorgezogen, durch die in
im übrigen finden wir die Hauptteile des My- Abschnitt D — E gegebene Prüfung der gesani-
thus in gleicher Ordnung und Verkettung in ten Überlieferung den Mafsstab zu gewinnen,
beiden Gedichten: Der Betrug begründet die 30 mit dem in der hesiodischen Erzählung die
Feuerentziehung, diese den Feuerraub, dieser ursprünglicheren Elemente von den jüngeren
die Sendung der Pandora (avzl nvQog kccxov und dem Kern des Mythus ferner stehenden
Tagw. 57 = Theog. 570). Es fragt sich nur, geschieden werden können So ergiebt sich,
wo nach der Meinung des Dichters die Fesse- wenn wir nun die Berichte bei Hesiod mit den
hing einzureihen sei. Sie kann nicht vor dem oben festgestellten Grundzügen des Mythus ver-
Feuerraub angesetzt werden, wird also offen- gleichen, dafs der wesentlichste Zug, der Feuer-
bar durch diesen begründet, nicht oder doch raub, keineswegs mehr im Vordergrunde steht,
nur mittelbar durch den Opfertrug. Mit Recht die Menschenschöpfung eine Umwandlung (He-
erklärt Treuer, Gr. Mythol. S. 96 den letzteren, phaistos schafft Pandora) und unorganische
als eine offenbar ätiologische Sage (vgl. Theog. 40 Erweiterung (Epimetheusj erfahren hat, wäh-
556 f. und Hygin Astr. 2, 15; Plin. 7, 209 rend von der Beziehung des P. zur grofsen
Prom. primus bovem oeeidit), für jünger als den Flut nur noch eine schwache Spur in der ßiov
Feuerraub und vermutet, sie sei erst von Hesiod xQvipig der Tagwerke vorhanden ist. Eine so
zur Motivierung der Feuerentziehung aufge- starke Umgestaltung konnte nur das Resultat
nomtnen worden. Wird doch auch sonst von einer langen Entwicklung sein und bestätigt
einem Schiedsgericht zu Sikyon und von der somit das hohe Alter des ursprünglichen Mythus.
Teilung des Stieres (Schol. Aesch. Prom. 1021) Auch der Charakter des P. bei Hesiod ist
erzählt, ohne dafs von einer Beteiligung des nicht frei von Widersprüchen. Auf der einen
P. die Rede ist. Ebenso war die Schöpfung Seite nicht nur klug und erfinderisch, sondern
der Pandora ursprünglich offenbar ein ganz 50 auch edel und wohlthätig (ivg, dbcaxrjra), weise
selbständiger Mythus, der zwar auch den P. und vorschauend, erscheint er anderseits als
betraf (s. oben unter D II; Epimetheus ver- arglistiger Betrüger und anmafsender Frevler,
dankt sein Dasein nur einem etymologischen nicht nur nach dem Urteil des Zeus, vielmehr
Spiel), aber wohl erst von Hesiod oder seinem in den Augen des Dichters selbst, der in dem
Interpolator in Beziehung zum Frevel des P. Schicksal des Titanen nur die gerechte Strafe
gesetzt ward. Infolgedessen erscheint bei ihm sieht und engherzig den Standpunkt eines
die Bestrafung der eigentlich schuldlosen Men- strenggläubigen Moralisten vertritt. Dabei ist
sehen und die des P. in unklarer Weise ver- zu beachten, dafs gerade die dem Hauptmythus
bunden. Ganz fern von der Naivität des echten ursprünglich fremde Opferteilung den P. in
Mythus liegt die gegen die Weiber gerichtete 60 ungünstigem Licht erscheinen läfst.
Pointe der Pandorageschichte. Zu weit aber Im 1. Buch des dem Hesiod zugeschriebenen
"ny
geht Lisco, Quaest. Hesiod. 1903 p. 33ff, wenn Kurccloyog yvvcctnüv war Deukalion als
er dem erstgeschaffenen Weib den Namen Pan- Sohn des P. und der Pandora genannt (catal.
dora abspricht. Selbst wenn dieser in den fr. 2 M.), was offenbar mit den Tagwerken, in
Tagw. interpoliert sein sollte, ist an der mythi- denen P. den Bruder vor der Aufnahme des
sehen Verbindung des Prom. mit der Pandora Göttergeschenkes warnt, im Widerspruch, dem
nicht zu zweifeln: s. oben D II und den Art. echten Mythus aber näher steht. Ebenda war
Pandora. auch Hellen als Sohn des P. und der Pyrrha
3057 Prometheus (in d. alt. Lyrik) Prometheus (in d. Tragödie) 3058
bezeichnet; dagegen nannte Hesiod des Deu- yovov, und bezeichnet das opuntische Fürsten-
kalion Mutter Pryneia {IlQvXsLr) Welcher, TIqo- haus als 'lansxiovlg cpvxXct. Der Dichter nennt
v6r\ Dindorf) nach Schal. Od. v. 2 = catal. fr. zwar den P. hier nicht, doch ist die Stelle für
3 M. Epische Lieder von Deukalion lagen unsere Untersuchung insofern von Bedeutung,
gewifs der JsvnaXuovda des Logographen als sie folgende Genealogie voraussetzt: Iapetos
Hellanikos zu Grunde, und auch die rtvtaXoyiai — Prometheus — Deukalion — Protogeneia;
des JJcusilaos, der vielfach und auch in dem, denn mit Recht bemerkt Bergk z. d. St.: Gentis
was aus ihm zur Genealogie des P. (fr. 7) er- ultimus auctor in matrimonium duxerat Proto-
halten ist, von Hesiod abwich, gingen jeden- geniam, Deucalionis et Pyrrhae filiam; errant
falls auf poetische Überlieferung zurück. Die 10 interpretes, qui Protogeniam Opuntis filiam fiu-
Dichter der Herakleen werden die Befreiung gunt. Im Scholion zu V. 64 wird Protogeneia
des P. nicht übergangen haben. Aus diesen, Tochter des P. genannt. Vgl. oben D III und
wahrscheinlich besonders aus Peisandros, schöpf- Oldenb. Progr. S. 38, sowie über das Denkmal
ten wieder Logographen, wie Pherekydes von des P. zu Opus oben Abschn. C. — Eine An-
Leros (das 2. Buch seines Hauptwerkes handelte spielung auf P. glaube ich in Xem. 11, 66 (45) f.
von Prometheus), Herodoros, Hellanikos (vgl. zu erkennen, wo Pindar von menschlicher
Weiske S. 484 f. u. oben D I d a. E.). Veran- Überhebung in Worten und Thaten redet und
lassung, von P. zu erzählen, bot sich ferner fortfährt: Sidsrai 8' ag (so lese ich statt des
auch den Sängern der Titanomachie, doch unpassenden ydg) avaidsi iXnidi yvicc ngo^ia-
steht dahin, ob sie davon Gebrauch gemacht 20 fttlccg 8' a%6v.nvxai qoccI. „Aber dem ver-
haben. Vgl. Welcher, Ep. Cycl. 2 S. 555 ff. messenen Streben sind die Glieder gebunden,
und fern liegen die Bahnen der Voraussicht."
2. Altere Lyrik. (j)er Scholiast erklärt falsch: i^nicpvAev r)(ilv
Sappho. Auf sie beruft sich Serv. ad Verg. iX-Ttig, aber richtig unofttv 8' r)u&v ■x.üvxcu xfjg
Ecl. 6, 42 {Bergk P. L. G.A 3 fr. 145): Prome- TtQoyvcoatwg cci ööoi.) Der Gedanke an den
theus lapeti et Clymenae filius post factos a se P. wird hier durch den Zusammenhang, den
homines dicitur auxilio Minervae coelum ascen- bildlichen Ausdruck dedsvcu yvia und das
disse et adhibita facula (ferula?) ad rotam solis Wort ■HQo^Q'tia notwendig wachgerufen. —
ignem furatus, quem hominibus indicavit (fort. Pyth. 5, 35 (27) og ov xuv 'Eitnir^iog ayon'
quem cum hominibus communicavit). Ob quam 30 öxpivöov ftvyaxsQa ügocpcxaiv setzt die Fabel
causam irati dii duo mala immiserunt terris, von der Aufnahme der Pandora voraus, enthält
febres et morbos (aut 'feminas et ■morbos'' aut aber im übrigen nur allegorische Fiktion.
'febres et midieres' scribendum), sicut et Sap- — Metonymisch steht der Name des Titanen
jjho et Hesiodus memoraiit: "AXXcc 8h fivpi'a Olymp. 7, 80 (44): IlQo^ccQ-tog cadras, denn
XvyQcc xxX. (="Epy. 100). Da der Inhalt des da TiQoiiufttvg wohl als Adjektivum (Aesch.
zweiten Satzes thatsächlich aus Hesiod bekannt Suppl. 666 K), aber nicht als appellatives Sub-
ist, der des ersten aber bei ihm nicht vor- stantivum vorkommt, so ist die Schreibung mit
kommt, so ist es nicht unwahrscheinlich, dafs grofern Anfangsbuchstaben geboten (vgl. das
Sappho gerade für diesen Zeugin sein soll. So Wortspiel Aesch. Prom. 85 f.). Böckh erklärt
urteilt schon Welcker , Tril. S. 71 Anm. 93, 40 richtig: Jlpojxrj^^tas aiSm habet, qui providen-
dem Weiske S. 500 ohne stichhaltigen Grund tiam noii spemit.
widerspricht. Damit würde der sonst erst im
4. Jahrh. in der litterarischen Überlieferung 3. Tragödie und Satyrdrama.
bestimmt auftretende Menschenschöpfer P. schon Aeschylus behandelte die P. -Fabel in
für eine weit frühere Zeit nachgewiesen sein. einer dramatischen Trilogie, aus der uns nur
Dagegen rnufs die Feuerzündung am Sonnen- der UQourfttvg 8so^tmxi]g erhalten ist. Auf
wagen, die sonst nur bei späten Autoren (s. dies Stück folgte der IJq. Xvö^itvog, dessen
Dia) sich findet, als ein Zusatz aus jüngerer ziemlich zahlreiche Bruchstücke den Inhalt in
Quelle gelten. Ob mit factos ein Bilden aus den Hauptzügen erkennen lassen. Wer, wie
Thon gemeint ist, bleibt fraglich. Der Gedanke 50 der Unterz., mit Welcker und H. Düntzer (vgl.
an eine solche künstlerische Thätigkeit ist da- oben Abschn. A a. E. u. D I a) den LTq. tivq-
gegen Voraussetzung für das cpogog für das Anfangsstück hält, mufs als
Epigramm der Erinna (fr. 4 bei Bergk Inhalt desselben den Feuerraub und als Schau-
a. a. O.), in welchem die Kunst eines Porträt- platz die Gegend am Mosychlos auf Lemnos
maiers, weil dem Bilde zum vollen Leben nur (Cic. Tusc. 2, 10 furtum Lemnium, vgl. oben
noch die Sprache fehle, der Geschicklichkeit Dia und Welcker, Die äsch. Tril. S. 8 f., Nach-
dem P. gleichgestellt wird. Diese Dichterin trag S. 40 f.) annehmen. Mit Grund vermutete
ist, wie Bergk zeigt, zwar schwerlich eine Welcker, dafs die lemnischen Kabiren eine
Schülerin der Sappho, gehört aber vielleicht Rolle im Stück spielten (vgl. oben D I c), wie
noch dem Ende des 5. Jahrhunderts an. 60 er denn für die ganze Prometheus -Trilogie
Ibykos berührte die P.-Sage nach Aelian. sehr wahrscheinlich macht, dafs Äschylus in
N. An. 6, 51 = Bergk P. L. G.x fr. 25 [38]; ihr die „Ideen der Kabirischen Weihen ernst
s. u. zu Sophokles fr. 335. und tiefsinnig entwickelt habe" {Tril. S. 317).
Pindar erzählt Ol. 9, 64 (41) ff. im Loblied Im erhaltenen Stücke wird der Feuerraub
auf einen Sieger aus Opus , der „Stadt der wiederholt erwähnt, aber nicht geschildert, und
Protogeneia", von Deukalion und Pyrrha, wie eben deshalb mufs ein Drama, das ihn zum
sie nach der Flut vom Parnafs herabstiegen Gegenstand hatte, vorausgegangen sein. Wo
und uxtQ eiv&g ö\i6dayLov -nxiGada^av Xi&ivov von den Verdiensten des P. um die Mensch-
3059 Prometheus (b. Aischylos) Prometheus (b. Aischylos) 3060
heit oder den Ursachen seiner Bestrafung die zu verstehen ist, zeigt Fiat. Gorg. 527 D, wo
Rede ist, wird der Feuerrauh nicht immer in mit Ttccvßxiov itQOitdoxccg ccvxovg xbv ftccvccxov
erste Linie gestellt, aber v. 107 (Citate nach auf unsere Stelle angespielt wird. An Hesiod,
d. Ausg. von WecMeiri) wird er allein als die und zwar an die Fabel vom Opfer zu Mekone,
eigentliche Verschuldung genannt (vaQ&rfKo- erinnern auch die Verse 41)5 ff. , in denen von
■nlriQtorov de &t]qwii<xi nvQog nrjyijv xlortaiav, Unterweisungen bezüglich der Tieropfer die
7) öidaßnalog xi%vT]g nä6r\g ßgoxotg ni(fr\ve %a\ Rede ist (vgl. Wecklein zu d. St.). Endlich
\Li yag Ttogog) ; ebenso begründet Kratos die Auf- zählt P. zu den Einrichtungen, mit denen er
forderung an Hephaistos zum Vollzug der Strafe die Menschen beglückt haben will , noch die
nur mit dem Feuerraub (v. 5 xb abv yccQ av&og 10 Mantik. Auch diese war ja geeignet, die
7iävTS%vov TtvQog ßilccg ßgoxoTai xlixpag änaotv, Abhängigkeit der Menschen von den Göttern
vgl. v. 37 f.), und wie Hermes den P. v. 945 teilweise aufzuheben, und so pafst diese Gabe
kurzweg xbv Ttvgbg yliitxr]v schilt, so giebt er recht wohl zu den übrigen. Während aber
sich selbst der Io zu erkennen mit den stolzen dieser Zug zwar im Wesen des ,, Vordenkers"
Worten: IlvQbg ßQOxotg SovfJQ ög&g IlQo^j&ea. begründet ist, jedoch, wie überhaupt die Be-
Auch wo es von P. heifst, er babe die den tonung der geistigen Hebung der Menschen
Göttern vorbehaltenen y£$a oder xtuccg den durch P., der eigentümlichen Auffassung des
Sterblichen verliehen, ist vorzugsweise das Ge- Äschylus angehört, bleiben mythisch am be-
schenk des Feuers gemeint (v. 27. 82). Die deutsamsten immer die Gabe des Feuers und
übrigen Segnungen, die durch P. den Menschen 20 die Erfindung des Schiffes. Über letztere vgl.
zu Teil wurden, sind fast alle erst die mehr oben D III. Im übrigen weifs unser Dichter
oder weniger mittelbaren Folgen dieser wich- nichts mehr von dem ursprünglichen Zusammen -
tigsten Gabe (v. 253 [kvq] acp' ov ys 7tollug hang des Feuerraubes mit der grofsen Flut.
ixuad-rjoovxai xi%vccg, vgl. v. 110); so erforderte Zeus hatte das Menschengeschlecht vernichten
die Bereitung von Ziegeln zum Häuserbau (aiaxwccti.) und ein neues schaffen wollen; dem
(v. 450 f.) Feuer, teilweise auch die Bearbeitung trat allein P. entgegen und bewahrte die Mensch -
des Holzes, etwa zum Schiffsbau (451 £v1ovq- heit vor dem Untergang (v. 231—236). Wie
yiav, 468 vccvxilcov 6%rig,c(Xtt) , vor allem die die Vernichtung gedacht war oder wodurch P.
Metallindustrie. Wenn P. auch die Gewinnung im Stande war, den Plan des Zeus zu durch-
der Metalle aus dem Schofs der Erde lehrte 30 kreuzen, erfahren wir nicht.*) Dafs die rettende
(v. 500 ff.), so entspricht dies ganz seinem mit That nicht erst in der Verleihung des Feuers
Hephaistos und den Kabiren verwandten Wesen. bestand, sondern dieser vorausging, ergiebt
Die Herstellung der metallenen Pflugschar wird sich daraus, dafs erst auf die Frage des Chors :
nicht besonders erwähnt, wohl aber rühmt P. ja?; itov xi 7rQovß)jg xiovSs neu ■jitQccixtQ<o; P.
im allgemeinen seine Verdienste um den Acker- seine besonderen Wohlthaten aufzählt, an
bau (462 ff.). Dahin gehört es auch wohl, zweiter Stelle die Gabe des Feuers (nQog xotodt
wenn er die Menschen anwies, die Jahreszeiten xtX.). Das Rätselhafte, Andeutende dieser Partie
und die Bewegung der Gestirne zu beobachten. erklärt sich aus der (schon bei Hesiod vor-
Weiter aber rühmt sich der Titan, seine Schütz- liegenden) Verdunkelung des Urmythus. Vgl.
linge auf eine höhere Stufe geistigen Lebens 40 oben Abschn. F. — Alle Wohlthaten. die P.
erhoben , ihnen gleichsam erst die Augen ge- den Menschen erweist, gehen hervor aus seinem
öffnet zu haben (v. 447). Diese Wohlthat be- cpiXdv&QcoTtog XQonog (v. 11. 28. 123); durch ihn
gleitet die Verleihung des Feuers, ohne dafs ist er, der Gott, den Göttern höchst verbatst
wir annehmen dürften, schon dem Äschylus habe geworden (v. 37). Anfänglich hatte er auf den
die prometheische Flamme als Symbol geistiger Rat seiner Mutter Themis oder Gaia (v. 210,
Erleuchtung gegolten. Wenn der Dichter im vgl. über die Gleichsetzung dieser Namen
besonderen seinem Helden die Erfindung der Weclclein z. d. St. und Abschn. J I 6 A, b) im
Sternkunde, der Mafse und Zahlen, der Buch- Titanenkampf sich auf die Seite des Zeus ge-
stabenschrift beilegt, so scheint hier auf P. stellt und ihm geholfen, den Kronos und dessen
übertragen, was sonst dem Kadmos oder Pala- 50 Anhang zu stürzen: v. 219 f. u. 439 f. Erst des
medes (Sophocl. fr gm. 379 und Ewrip. frgm. Zeus menschenfeindlicher Plan macht ihn zum
582) zugeschrieben ward. Ebenso wird der Gegner des neuen Herrschers. Bedeutsam ist
äsehyleische P. als Erfinder der Heilkünste es, dafs Äschylus seinen Helden, den Anwalt
(v. 478 -83) gleichsam zu einem andern Askle- der leidenden Menschheit, zum Sohn der ,,Ge-
pios, mit dem er übrigens auch in seinem rechtigkeit'1 erhob (vgl. Welcher, Trilogie S. 42).
Schicksal und in der Zugehörigkeit zu den Übrigens war Themis in Arkadien Beiname der
Phlegyern (s. 0. C Panopeus) Berührungspunkte Demeter (Paus. 8, 25, 4), von deren ursprüng-
hat. Auch sein Stellvertreter im Tode, Cheiron, lichem Verhältnis zum P. wir oben D II ge-
und sein kabirischer Doppelgänger Iason sind handelt haben, und die Weissagung, die P. von
Heilgötter (vgl. Usener, Göttermimen S. 156). 60 der Mutter erfahren hat und auf die er als
Besonders merkwürdig ist die Versicherung des sein Geheimnis dem Zeus gegenüber trotzt,
P. v. 248: @vr\xovg gnetvoet iatj Äpodfpxstf-Om wird auch bei Pindar der Themis zugeschrieben
tiÖQOv, der er die Erklärung beifügt : xvcpläg iv (jedoch ohne Beziehung zu P.): Isthm. 8 (7),
avxcclg ilniSag naxänißa. Ich sehe mit Weck- 30 f. , während Hygin Astr. 2, 15 den ange-
lein in diesem Zuge eine von Äschylus ver- schmiedeten P. nächtlich den Gesang der Parzen
suchte Umdeutung des hesiodischen Mythus
von der im Pandorafasse zurückbleibenden *) Nach Sohoi. n. A bei Crom. Anecd. Oxon. rv p. 405
Hoffnung (Opp. 94 ff.). Wie 7lQodtQX£ß&ca (lOQOV riet P. dem Zeus zur deukalionischen Flut.
3061 Prometheus (b. Aischylos) Prometheus (b. Aischylos) 3062
belauschen läfst. (Bei Ovid Met. 11, 221 giebt des Apollo (fr. 5 W., vgl. unten J I 8) den
Proteus das Orakel.) Adler. Bei Hygin fab. 54 wird erzählt, wie
Zur Strafe für seine Auflehnung wird P. P. dem Zeus gegen Zusicherung der Befreiung
auf Zeus1 Befehl von Hephaistos, der nur wider- das Thetis- Geheimnis offenbart habe; dann
strebend so hart gegen den avyysvij ftsbv ver- heilst es: mittitur Hercules, ut aquilam inter-
fährt, in einer wüsten Einöde des Skythen- ficiat. Dafs diese Darstellung nicht, wie Wech-
landes (nach 415 ff. und 719 [vgl. Schol. zu lein, Stud. z. Äsch. S. 23 ff. und in der Einl.
v. 11] nicht sehr fern vom Kaukasus) an einen zu seiner Ausg. des TTpojt. dtou. behauptet, auf
hohen Felsen am Meer geschmiedet, und zwar Aschylus beruht, hat AI. Kolisch im Philol.
ÖQ&oGTcidrtV, ov kccutztcov yövv (v. 32), mit ipilia io 41, 1K82 S. 227 ff. mit inneren und äufseren
(54), Eisengurten um die Hüften (71), yÄq-üoi Gründen dargethan. Wie sollte Zeus dazu
um die Schenkel (74) und Fufsfesseln (76), an- kommen, seinen Adler dem Tode zu weihen?
genagelt (56); durch die Brust wird ein eherner (Bei Hes. theog. 529 f. verrät sich als das
Keil getrieben (65, vgl. Prom. sol. fr. 3 W. v. 7). Motiv der Erfindung deutlich die Absicht, den
Hier besuchen ihn die Okeaniden, Okeanos Herakles zu verherrlichen.) Dagegen stimmt
und Io und lauschen mit Staunen, Mitleid und zu dem äschyleischen Drama in allen Stücken
Zagen den Reden des Titanen, die von un- die bei Hyg. Astr. 2, 15 gegebene Darstellung,
beugsam trotzigem Rechtsbewufstsein und die sich ausdrücklich auf den Dichter beruft, und
tiefem Ingrimm gegen Zeus erfüllt sind. dort heifst es: Hercules missus ab Eurysiheo —
Zuletzt erscheint Hermes und verlangt vom 20 devenit ad P. etc. Der Titan teilt nun wohl
P. die Offenbarung des Geheimnisses. Als P. die ihm bekannten Bedingungen seiner Be-
sieh weigert, droht der Bote des Zeus mit gnadigung dem Retter mit, und dieser bietet
Verschärfung der Strafe : Zeus werde ihn mit- den von ihm unheilbar verwundeten, todbereiten
samt dem Felsen in die Tiefe stürzen und Cheiron dem Zeus als Sühnopfer an (IIqou..
nach langer Zeit wieder ans Licht auftauchen daa^i. 1026 ff. ; Apollodor 2, 5, 11, 10 und 5, 4,
lassen; dann werde der Adler des Zeus (dibg 5, wo die Überlieferung nach Welcher, Tril.
ittrivbg nv(ov öacpoivbs ahrog) ihm den Leib S. 47 Anm. 71 zu korrigieren ist). Nachdem
zerfleischen und tagelang (Ttavt]^tQog, vgl. P. noch das Thetis-Geheimnis offenbart hat
Hesiod. theog. 523) an seiner Leber zehren. (Philodem, n^pi svasßslag bei Gomperz Herkul.
(Nach IIq. Xvou. fr. 3 W. kommt der Adler 30 Stud. 2 S. 41; Apollod. 3, 13, 5, Schol. Hom.
tertio quoque die.) Der kühne Dulder bleibt 11. 1, 519, Serv. ad Verg. Ecl. 6, 42), ist Zeus
unerschüttert: Da versinkt der Felsen mit ihm versöhnt, und nun erst kann die Lösung der
unter Donner, Blitz und Erdbeben in den Ab- Fesseln erfolgen (Ivzo&cu bei Philodem. a. a. 0.);
grund. (Hier offenbart sich, wenn auch ohne wahrscheinlich trat zu diesem Zwecke Hephai-
Wissen und Wollen des Dichters, die Ursprung- stos auf, s. Abschn. D I d. Zur Erinnerung
liehe Beziehung des Mythus zum Vulkanismus.) an die Strafe setzt P. einen Kranz von Xvyog
Im IIq. Xvouivog finden wir den P. im (Keuschlamm) aufs Haupt: Athen. 15 p. 674 D
Kaukasos (fr. 3W.), wo also der Felsen wieder und 672 E. Apollodor 2, 5, 11, 10 spricht von
emporgestiegen sein mufs, da von einer neuen einem Kranz aus Ölzweigen. Einen eisernen
Fesselung nichts bekannt ist. Der Adler er- 40 Ring trug P. als Symbol der Bufse nach Catull
scheint alle 3 Tage (s. 0.). Dafs nicht schon 64, 295 (vestigia poenae) und Plin. 33, 4; ein Stück
im IIq. d'i6umrr]g der Schauplatz im Kaukasus des Felsens war als Gemme eingelegt: Plin. 37, 2;
ist, mufs trotz Welcher, Tril. S. 33 hauptsäch- Hygin. astr. 2, 15; Serv. adVerg. Ecl. 6,42 ;Isidor.
lieh deswegen angenommen werden, weil dieser Orig. 19, 32. Nur der Lygoskranz ist für das
dort nirgends als Ort der Anschmiedung ge- äsehyleische Drama bezeugt. Aber mit Recht
nannt ist. Weitere Gründe gegen Weichers erinnert Welcher, Tril. S. 52 an die samothra-
Forderung des unveränderten Schauplatzes kischen Ringe und die Beziehungen des äsehy-
bringt B. Fofs, De loco in quo P. apud Aesch. leischen P. zu Lemnos und den Kabiren; der-
ri actus sit Bonn 1862. Die Titanen, deren selbe vermutet S. 263 ff., dafs auch der Anteil
Befreiung also inzwischen stattgefunden hat 50 des Chiron an der Lösung des P. „nicht erst
(vgl. IIq. ds6p. 220), bilden den Chor. Auch der Poesie, sondern dem lemnischen Heiligtum
Ge tritt auf; vgl. Wecldein, Einl. S. 10. P. ist angehöre". Vgl. noch Welcher, Ep. Cycl. 2
des Leidens müde und sehnt sich zu sterben. S. 555 ff.
Schon Jahrhunderte (saeclishorridis, Cic.Sb. a. O.) So zeigt die Gestalt, welche Aschylus der
dauert seine Qual; vgl. IIqou. ösgu. 94 xbv P. -Fabel gegeben hat, viele und bedeutende
uvQisTi] %qovov a&Xnvßto mit dem Schol. (y' Abweichungen von der älteren, uns besonders
uvQtädag) und Hygin. Astr. 2, 15 triginta milia aus Hesiod bekannten Fassung. Diese beruhen
annorum (dagegen fab. 54 und 144 post triginta hauptsächlich a) in dem Zurückgreifen auf die
annos est solutus, was wohl auf irrtümlicher lemnische Lokalsage: Der Feuerraub am Mosy-
Auslassung von milia beruht). Nun erscheint 60 chlos, vielleicht auch Chiron, sowie der Ring
Herakles, der Sprofs der Io, von dem der als Zeichen der Bufse; b) in dramaturgischen
Titan im IIqou. öea^i. 871 ff. seine von Themis Rücksichten: die Benutzung des Orakels der
verheifseiie Erlösung erwartet. Ausgezogen, Themis, die deshalb zur Mutter des P. gemacht
um die Äpfel der Hesperiden zu holen, trifft wird, die Teilung der Strafzeit in 2 grofse Epochen
er am Kaukasus den P. , der ihm auf seine und die Annahme zweier Schauplätze der Strafe
Bitte den einzuschlagenden Weg ausführ- (vgl. Wechlein, Einl. zur Ausg. des IIq. öea^,.
lieh beschreibt (fr. 7 — 10 Wechl.). Herakles S. 15 u. 21), das Auftreten des Hephaistos,
tötet dann mit seinen Pfeilen unter Anrufung Okeanos, Hermes; c) in der besonderen reli-
3063 Prometheus (b. Aisckylos) Prometheus (b. Sophokles) 306-4
giösen Auffassung des Dichters und seiner kür mit dem Stoff schalten konnte,' ohne die
philosophischen Vertiefung des Stoffes. „Die Überlieferung zu respektieren oder für die
attische Sage kannte P. als reinen Naturgott, Nachfolger mafsgebend sein zu -wollen. Da
als verehrungswürdigen segensreichen Kultur- Pechfackeln vorkamen, so hat Welcher, Trü.
gott; in der hesiodischen, bäuerlich-ethischen S. 120 angenommen, die Stiftung der Prome-
Auffassung hatte P. den Charakter eines gott- theen sei der Hauptinhalt gewesen. In einem
losen Empörers : Äschylus unternahm es, beide andern Fragment warnt P. einen Satyr, der
Sagen zu vereinigen; bei ihm ist P. zuerst das Feuer entzückt umarmen will. Schümann,
der in selbstgefälliger Überhebung ia.vfta.Sici) De Pandora 1853 p. 15 not. 39 bezieht auf
trotzende Empörer und wird am Ende der gott- io unser Stück auch die von Procl. ad Hes. Op.
versöhnte Verwalter des nunmehr ihm ange- 89 ohne Angabe des Dichters mitgeteilten
wiesenen Kulturamts" (Wecklein, Einl. S. 13). Worte: <vriolv bxi IlQoiirftzvg xbv xcbv yccmov
Obwohl aber Zeus, wie es der Weltanschauung tii&ov itaQu. xwv Suxvqcov Xußchv hui 7Tuqu-
des frommen Dichters entspricht, zuletzt Recht fteutvog xcp'ETtturftti TtccQrjyysiXs xi]v IlavdcoQuv
behält und der Titan, dessen Trotz" endlich u?) di^aG&ai.
gebrochen ist, sich der überlegenen Weisheit Sophokles. Schol. Find. Pyth, 5, 35 Zo-
lles Kroniden beugt, entbehrt doch bei Äschylus cpoy.Xyg 6h iv xä> ügourftsl xov IlQo^ri&sojg,
das Thun des P., wie das Wesen der drama- ftiXcov Xiysiv xf/g cpQovr\6scog, a.vxi%£6%-ui yuI
tischen Handlung dies fordert, nicht einer p,r\ rf/g usxujisXeiag. Da ein Drama mit dem
relativen Berechtigung; entspringt es doch den 20 Titel nQouifttvg von Sophokles sonst nicht
edelsten Motiven, der Menschenliebe und dem bekannt ist und nach dem Argum. Prom. vinet.
Mitleid. Der Vorbedächtig-Kluge erweist sich der Dichter nur in den KoXyjSsg, und zwar
nur insofern kurzsichtig, als er die Unvoll- iv 7tuQtYßd6£i, die P.-Fabel berührt hat, so
kommenbeit und Schwäche der menschlichen wird das iv xca TIq. des Scholiasten auf einem
Natur übersieht, welche Zeus durch Schaffung Irrtum beruhen. Zur Metonymie vgl. oben
eines neuen, stärkeren Geschlechts hatte be- Pindar Ol. 7, 80. — Ausden Kolcher innen
seifigen wollen. In den Worten IJq. dza^. hat das Etym. M. s. v. Hta^isv den Vers er-
545 ff. Tig icpafisgicov äor&g; ovo' idtQX&VS halten: v[i£ig u,sv ovx äg yoxs xbv ÜQonv&iu
öXtyodouvluv uy.iy.vv laovttoov , u zb cpcoxav (fr. 316 .ZV), wohl den Anfang einer Erzählung,
uXubv ysvog i^ntSTtodia^ivov- ovncog xuv Aibg 30 deren Veranlassung im Stücke Welcher, Trag.
üq^ovIuv ftvuräv TtuQ^iuoi ßovXul weist der S. 335 sehr ansprechend aus Apoll Rhod. 3,
Chor deutlich auf den Irrtum des P. hin und 843 ff. erklärt. Übrigens konnte schon die
spricht damit ohne Zweifel auch die Anschau- Nähe des Kaukasus die Erwähnung des P.
ung des Dichters aus. So sehr daher der motivieren. — Wenn die Hypothesis zum Pro »1.
Titan als unerschrockener Anwalt der Mensch- vinet., wie es den Anschein hat, sagen will,
heit unsere Sympathie gewinnt und nach Äschy- die Kolcherinneu seien das einzige Stück des
Im' Absicht auch gewinnen soll, hat er es doch Soph., in dem die P.-Fabel vorkomme, so wider-
zu verantworten, dafs trotz aller Kulturfort- spricht dem das Schol. Nie. Ther. 343: II q 0-
schritte die natürliche Beschränktheit des Men- ^ir\ftiu xb tivq zXiijjuvxu yuI xolg cev^gcbnoig
schenwesens fortbesteht. In diesem Sinne kann 40 dcopriödu.svov ol Xußövztg iu.i']vvaav _ ov yuXtjv
die Dichtung als eine Theodicee bezeichnet xijg idpixog xivovxig uuoißr'jV icp olg xbv Aiu
werden, weit tiefsinniger und grofsartiger als cpualv inaiviauvxu cpd.QU.uYOv uvxoig üyr^uciug
die Erzählung von der Entstehung des Übels dovvat yxI. "Eon d' 6 uv&og itugu HocpoYXtl
durch Epimetheus und Pandora, welche Äschylus iv Kcocpolg (Soph. fr. 335 N. aus den Kcocpol
ganz unbeachtet gelassen hat. Mit Recht be- odxvooi). Dieselbe Erzählung findet sich bei
merkt WeisJceS. 397: „Die Höhe philosophischer, Aelian Not. An. 6, 51, der als Gewährsmann
sowohl kulturgeschichtlicher und ethischer als aufser Sop)hokles noch den Ibykos (s. oben G 2)
religiöser Ideen, welche bei dem Tragiker mit und einige Komiker anführt. Hier heifst es
P. verbunden sind, konnte der Mythus (seit im Anfang xXiipai xb tivq *Hcpulaxco\ dieser
Hesiod) nicht plötzlich erreichen." In der Ver- 50 sonst erst bei Äschylus uns begegnende Zug
tiefung und Bereicherung des Mythus nach kam also vielleicht schon bei Ibykos vor. Ganz
dieser Seite hin mufs namentlich die gnomisch- neu und eigentümlich ist die Wendung , dafs
didaktische Lyrik vorgearbeitet haben. Spuren P. von den undankbaren Menschen verraten
davon sucht Weiske § 146—150 nachzuweisen. worden. Sie scheint ihrem Charakter nach
— Da hier nicht der Ort ist, die vielbesprochene eine Erfindung des Satyrdramas zu sein. —
Frage nach dem sog. theologischen Charakter Eine bedeutsame Erwähnung des Prometheus
des äsehyleischen P.-Dramas eingehender zu enthalten die Verse Oed. Col. 55 ff. (6 itvQcpÖQog
erörtern, so verweisen wir auf die einschlägigen fttbg Ttxuv IIq.), vgl. oben C (Athen). — Den
Schriften von Welcker, G. Hermann, Bissen, Pandora -Mythus behandelte Sopjhokles in dem
Caesar, Keck, Schümann u. a. , die man bei 60 Uuvöojqu >) ocpvpoYonoi betitelten Stück, wahr-
Wecklein, Einl. z. Ausg. des Prom. S. 24f. ver- scheinlich einem Satyrdrama. Hesych 2 p. 472
zeichnet findet; vgl. besonders auch Wecklein Ybx^Xcofi^ui'} nodug- öiStuui ovvtppuuuivogxovg
selbst S. 12 ff. und im Philol. 34 S. 299—302. TtoÖug- %r\Xtvi:iv yccg xb qcmxsiv — yul %rjXivua
Das äsehyleische Satyrdrama npoicrftsvg xb GnupxLov2*ocpoYXiigTIuv8wpur\2cpvpoY67toLg.
TtvQYutvg (vgl. Abschn. A Epitheta) ist für die Ich erblicke hier das sophokleische Fragment
Mythologie ohne Bedeutung, teils wegen der ge- nicht mit Nauck (Soph. fr. 445) in dem Worte
ringen Zahl der erhaltenen Verse, teils weil yjiXtvuu sondern mit Dindorf in dem Lemma
in Stücken dieser Art der Dichter nach Will- yz %riXca\i ui bezw. YS%rili:vu.uL Ttödug. Da offen-
3065 Prometheus (b. Eurip. u. d. Koni.) Prometheus (b. Piaton) 3066
bar ein Gefesselter diese Worte spricht, so tifiziert, doch vgl. Usener, Götternamen S. 229 f.
ergiebt sich von selbst die Beziehung auf P. „Allzeit", sagt P., „bin ich den Menschen wohl-
Die „Hämmernden" (doch wohl Metaliarbeiter, gesinnt" und Peith. erwidert: Mövov ftecöv yaQ
nicht Schuster!) sind dann vielleicht die Kabiren. diä a ä7tav&Qa-Ki^ouei\ im Wortspiel mit änccv-
Auch die Erschaffung der Menschen aus Thon &Qco7ti^ttv (s. Kock z. d. St.) und fügt weiter
scheint vorgekommen zu sein nach fr. 441 N.: hinzu, P. sei ja stets ein fttouiarig, ein reiner
■aal 7VQ(ötov ccq%ov nr\).bv ögycc^tiv %£qoiv. Timon gegen die Götter gewesen. Im Beginn
Eurip i des hat zufolge der o. a. Hypothesis des an den Abgang des P. sich anschliefsen-
zum Prom. vinct. die P. -Fabel überhaupt nicht den Chorliedes findet Welcher, Tril. S. 55 eine
behandelt: nccpu Evoiniär} olojg ov Ktixcci (tj 10 Anspielung auf Aesch. Hqo[l. Ivö^i. fr. 2 W.
jLv&oitoiitt). Doch wird P. erwähnt in den (186 N). Jedenfalls beruhte auch für den
Versen Ion v. 455 f., welche auf seine Beihilfe antiken Zuschauer ein wesentlicher Teil des
bei der Geburt der Athene sich beziehen (s. o. humoristischen Reizes in diesem Auftritt auf
D I b) und Phoen. 1122, wo Tydeus mit dem der parodistischen Beziehung zum hochpathe-
fackelschwingenden Prometheus verglichen wird tischen, furchtlos-trotzigen P. des Äschylus.
(s. u. J H 1). Die Worte des Theseus in den Philemon bei Meineke F. C. G. 4, 32 und
'IvJriStg v. 201 ff., welche den Gott preisen, Menander ebd. 4, 231 sind die ersten, welche
der die Menschheit aus tierähnlichem Dasein ausdrücklich davon reden, dafs P. die Menschen
durch Verleihung der Vernunft und Sprache, (nach Phil, auch xullu itüvxa £a>a, nach Men.
der Fruchtnahrung, des Seeverkehrs, des Feuers 20 die Weiber) aus Thon gebildet (nldaai).
usw. emporgehoben habe, nennen den P. nicht, Diphilos dichtete eine travestierende Ko-
sind aber eine deutliche Nachahmung der niödie Ilvgcpöpog.
äschyleischen Verse Prom. 444 ff. Einen ähn-
lichen Gedanken führte Kritias im Sisyphos 5. Die philosophische Dichtung Piatons.
(fr. 1 JV.) aus; den P. nennt in gleichem Zu- Piaton, der Philosoph, mag hier unter den
sammenhang, wenn auch rationalistisch zwei- Dichtern seine Stelle finden, da der im Prota-
felnd (elt ovv [lsqiiivccv vr\v npoiiri&scüg nccQix goras p. 320 D ff. erzählte Mythus vom P„ als
£lt ovv aväyAr\v si'xt xfj Lici%QÜ TQißfi avxi)v reine Fiktion des Autors, der Dichtung, und
7TC(Qa6%iov ri]v (fvöiv 8iSdav.cclov) Moschion zwar wegen seines launigen Vortrags im be-
fr. 6 JV". Vgl. W. Nestle, Kritias = Neue Jahrb. 30 sondern der komischen zugerechnet werden
1903, Bd. 11 S. 97. Gomperz , Griech. Denker darf. Nach dieser dem Protagoras in den
1 S. 312. G. Billeter, Griech. Anschauungen Mund gelegten Erzählung (von dem Sophisten
über (l. Urspr. d. Kultur, Zürich 1901 S. 10 f. vielleicht wirklich in s. Schrift negl ngäxrjg
xaxaaxccascog gegeben — Zeller, Archiv f. Philos.
4. Komoedie. 5? 176 f. . Gomperz, Griech. Denker 1 S. 313)
E picharm schrieb ein Stück unter dem bilden (xvjtovai) die Götter in der Erde (yfjg
Titel IIvqqcc Kai IlQou(x&£vg (Athen. 3 p. 8(3 a) gvSov) die sterblichen Wesen aus Erde und
oder Tl. ?) TIq. (Pollux 10, 82), in welchem die Feuer. Ehe sie aber ihre Geschöpfe ans
Entstehung der Menschen aus Steinen vorkam Licht führen, beauftragen sie den Prometheus
nach Schal. Pind. Ol. 9, 69: 'EiiL%uQuog ccitb 40 und Epimetheus, jedes einzelne nach Ge-
rm r li&cov läovg rovg o%lovg (p-naiv ujvouäo&cti . bühr mit Gaben und Kräften auszustatten.
Entweder stand hier noch P. an Stelle des Epim. überredet den P., ihm die Verteiluug
Deukalion oder die Deukalionsage war in Ver- der ävvdutig zu überlassen, und begabt dann
bindung mit P. dargestellt. Vgl. oben D III. alle Tiere mit unterschiedlichen Eigenschaften
Auch Sophron behandelte den Mythus, doch zum Zweck ihrer Selbsterhaltung (tlg G(crr\Qiuv);
wissen wir darüber nichts Näheres. dabei sucht er das Mafs ihrer Kräfte auszu-
Deinolochos ö avxaycovL6xi]g 'Em^äQ^ov gleichen, /x?; xi ysvog ccioxco&th], und gewährt
wird zugleich mit Sophokles, Ibykos und den ihnen Schutz gegen die Witterung sowie man-
Eomikern Aristeas u. Apollophanes von Aelian cherlei Nahrung. Da er nun ov -nävv xi aocpog
N. A. 6, 51 als Gewährsmann zitiert, s. o. zu 50 war, merkte er nicht rechtzeitig, dafs er mit
Sophokles fr. 335. dem Vorrat zu Ende kam, ehe noch der Mensch
Aristo phanes brachte den P. auf die ausgerüstet war. Und doch war der vorbe-
Bühne in einer köstlichen Episode der Vögel, stimmte Tag da, an welchem auch dieser aus
v. 1494 — 1552. P. vermummt, in beständiger der Erde ans Licht hervorgehen sollte. Den
Furcht, von Zeus gesehen zu werden, von Peithe- Mangel bemerkt nun P., uud in Verlegenheit
tairos auf seine Bitte mit einem Sonnenschirm i'jvxiva acoxijoiav xco ävftpontco evqoi, -aUtixel
vor den Blicken der feindlichen Götter geschützt 'Hcpcciorov r.txi k&r]v&g xi\v ^vts%vov aocpiav avv
(Peith.: sv y iitsvörioccg ccvxb -Aal npotirföi- tivqi — %al ovxa di) StoQttxai ävfrQwrtco- xi)v
K&g), rät den Vögeln, die Verlegenheit des uh> ovv ttsql xbv ßiov 6ocpiai' avQ-QojTxog xavxyj
von den ßdoßccooi ftsoi bedrängten Zeus zu 60 £6%£v, xijv äh Ttoltxtxrjv ovk tayjv. Die letztere
benutzen und ihn zu nötigen, dafs er den war nämlich beim Zeus, dessen Burg P. nicht
Vögeln die Herrschaft wieder überlasse. Peith. mehr betreten durfte (wegen eines früheren
soll sich die BaclXsia zur Gattin fordern. Viel- Vergehens, etwa des Opfertrugs? Vgl. Phaedr.
leicht steckt hierin eine Anspielung auf Epi- fab. 4, 14 coelo pulsus ab Iove); in die gemein-
metheus-Pandora, denn nach Diocl. 3, 57 xi]v same Werkstatt des Hephaistos und der Athene
■xcdovutvrtv Bccoilsiav v.ai Piav, xi)v Vit ivicov aber hatte er sich heimlich eingeschlichen und
riciväwQtxv övo^aa&ttaav war Pand. die Schwester xitv tu-zvoor xi%vr\v dieser beiden den Menschen
der Basileia; sie wird auch mit Kybele iden- gebracht. Iloourfttu de [di 'Emurftsa] vaxs-
3067 Prometheus (b. Piaton) Prometheus (b. d. Alexandrinern) 3068
qov, rjiiSQ XiyExai, %Xo7tf]g di%r] UExfjX&Ev (der Entstehung oder doch den Sinn des Mythus
störende Zusatz öl 'E-xi\l. ist von Schanz mit zu erklären.
Recht ausgeschieden worden). 'ETtEidi] ös 6
äv&QcoTtog ftsiag uexeg%e fiotpag, ttqwtov [tsv "• Alexanarinische Dichter,
[dia zr\v xov &eov ßvyyevsiav] ^cäcov ^iovov Kailima chos fr. 87 (hei Clem. Alex. Strom,
hsovg tvontasv. Hier haben wir, auch wenn B 5, 597): Tb tstqüctcow • ovxcog icp&iyye&' wg
die von Schanz eingeklammerten Worte nicht ö TtriXbg xov IlQO[Lrj&f}og , d. h.: „Tiere redeten
echt sind, die erste Spur jener Anschauung, wie Menschen." Vgl. fr. 133.
die das prometheische Feuer geistig als den Auf Hermippos oder einen Dichter ver-
himmlischen Funken in der Seele des Menschen 10 wandter Richtung aus der Schule des Kalli-
fal'st (s. u. Abschn. H). Dafs diese dem Piaton machos führt Robert, Eratosth. cataster. rell.
nicht fremd ist, beweist auch Phileb. p. 16 c: p. 223 vermutungsweise die ätiologische Er-
Os&v (ihv elg ccv&QWTTovg Öoaig Tio&hv iv. %e&v Zählung vom Opfertrug und von der Pandora
igQicpi] öid xivog IJqo^l rföttag aua tpavotäxm bei Hygin Astrol. 2, 15 zurück. Die alexan-
xivl Ttvgi und dazu 16 e: ol uhv ovv &sol, drinischen Dichter-Gelehrten erzählten die Pro-
6ft eq eItiov, ovxcog i][iiv 7taQtSo6av 6v.07tEiv %al rnetheusfabel bei der Erklärung gewisser Stern-
liav&ävEiv Y.a.1 dibdov.Eiv äXXr]Xovg. Diese gei- bilder wie der Sagitta Herculis (Hygin. Astr.
stige Auffassung der Prometheus-Gabe wird im 2, 15), des Geniculator (ib. 2, 6: nach Eratosth.
Protagoras besonders nahegelegt durch das = Hercules, nach einigen Theseus, Ixion usw.,
Folgende: EitEixa q>cov)\v nai övo^axa xa^v 20 alii ' Promethea in, Caucaso vinctum), des Adlers
SirtQ&omöuxo xij xi^r-fj, y.al olxrjGEig y.al iaQ-i)- (Schol. Eur. Rhes. v. 529), des Kentauren oder
xag xcct v7to8t6Eig nal axQa^vug %al xug iv. Chiron (Schol. Arat. 437), der Stella Iocis
yfig xQocpäg rfigsxo. Diese Worte erinnern an (Eratosth. catast. 43, Schol. Lucan. 1, 661).
die Erfindungen des äschyleischen P. (Schrift, Apollonios v. Rhodos berührt in den
Häuserbau, Metallurgie). So sehr diese plato- , Äoyovavxiv.d mehrmals die P.-Sage. Kurz vor
nische Erzählung im ganzen den Stempel freier der Ankunft in Kolchis erblicken die Helden
Erdichtung trägt, sind doch noch Spuren der vom Schiffe aus die schroffen Höhen des Kau-
echten mythischen Anschauung darin vorhanden, kasus, wo P. die Fesseln (cdvy.xo7tsSr]ai aus
Dahin gehört das Hervorgehen des Menschen Hesiod!) aistbv ijTtuxi cpigßE TtaXiu-tExtg dla-
aus der Erde, sowie der Gedanke, dafs P. durch 30 aovxa; sie sehen den gewaltigen Vogel fliegen
seine That die Menschheit vor dem Untergang und hören bald darauf das Klagegestöhn des
rettet und ihr zum vollen, freudigen Leben mit Dulders (2, 1250 — 62). — Medea giebt dem
der Gabe des Feuers erst die Möglichkeit Iason ein Zaubermittel, IIqoujJ&eiov genannt,
schafft. — Wenn Piaton im Protag. den P. welches den Leib gegen Schwerthieb und Feuer
nicht nur die ti%vai, sondern auch das Feuer fest macht und erhöhte Kraft verleiht. Das
selbst dem Hephaistos stehlen läfst, so scheint Kraut, aus den zur Erde gefallenen Tropfen
es dagegen im Politicus p. 274 C, als betrachte von Prometheus1 Götterblut (J%ü>q) entstanden,
er den P. als den rechtmäfsigen und Ursprung- wird genau beschrieben. Beim Ausgraben der
liehen Besitzer und Geber des Feuers: öiopu Wurzel (qi£cc Tixrtvig), die frischverwundetem
T}(iiv Ttccgä frtcov — ttvq {lev nagä ngourfticog, 40 Fleische gleicht, bebt brüllend die Erde und
xi%vai öe 7ta.Q 'Hcpai6xov y.al x>)g gvvt£%vov, der Sohn des Iapetos selbst stöhnt schmerz-
CTtEQuaxa 8s av y.al cpvxu nag' äXXtov. Hier durchzuckt auf (3, 844 — 865). Dieses Zauber-
steht P. gleichberechtigt wie im attischen Kult krautes und seiner Entstehung gedenken auch
neben Hephaistos, Athene oder Demeter. — Vol. Place. 7, 356 ff., Auson. Idyll. 12 de hist.
Einen Mythos, in dem P. allerdings nur bei- 11, sowie Ps.-Phit. de fluv. 5, 4 (ßoxdvr} TIqo-
läufig genannt wird, erzählt Sokrates im Gor- iirj&siog), der aus Kleanthes' 0Eou.ayJa schöpft;
gias p. 523. Es handelt sich um das Toten- vgl. Etym. 31. s. v. kcoqvxiov. — Iason erzählt
gericht: „Unter der Herrschaft des Kronos und der Geliebten von seinem Vaterlande Hämonia,
auch noch unter der des Zeus hatten Lebende h'v&cc npourftEvg 'lanExioviSr\g äya&bv xey.e
über die dem Tode nahen Mitmenschen ge- 50 AEvxaXicova, og 7tQcoxog TtoliqoE Ttolsig xal eSeL-
richtet und sich dabei oft durch Aufserlich- paxo viqovg a&aväxoig, 7tocoxog 6e xctl av&Qanfoav
keiten und körperliche bezw. materielle Vor- ßaailsvGEv (3, 1085). In Thessalien landete
züge täuschen lassen. Zeus beschliefst nun bezw. herrschte Deukalion auch nach H ellanikos
auf die Klagen des Pluton: tcqcoxov uev ovv und Strabo, s. den Art. Deuk. Sp. 995. Für
TtavaxEov Igxi TtQOEiööxag avxovg ftävaxov . vvv die Lokalisierung des P. hat diese vereinzelte
yag 7tQÖi6aof xovxo fihv ovv -aal öi] EtQT\zai Angabe des Apollonios wenig Gewicht; doch
xu) TlQoyiri&El ontog av 7tav6rj avxibv. Ferner vgl. oben DHL
sollen künftig nur Gestorbene über Gestorbene Lykophron Kass. 1283 spricht von Asia
richten." Offenbar liegt hier eine Anspielung als der xaXaivjj urixgl xov ÜQoy.r^Ecog. V. 537
auf Aesch. Proin. v. 248 vor: &vrfcovg Eitavaa 60 wird unter andern Beinamen des Zeus auch
\it] 7tQoÖEQy.E6^ui uoqov. — Wir schliefsen end- TlQouav&svg (s. d.) angeführt; vgl. Tzetz. z. d. St.
lieh noch eine Stelle aus den Piaton zuge- und oben Abschn. A.
schriebenen Briefen an: ep. 2, 311b wird der Nikandros in den AXEt,icpdQuay.a 272 er-
Satz TticpvAs ^vvitvai Eig xavxb (fQÖvr\6ig xe y.al wähnt das IIqoui'i&eiov ttvq und den vägfirfe-
Svvamg (isydXri durch viele Beispiele erhärtet;
zuletzt heifst es: äg Ös ipol Soxel, xal lipo- 7- Griech- Dichter der nachchristl, Zeit.
lir}&Ea Au xavxrj 7tr\ cvvijyov oi tcq&xoi av- Babrios fab. 96 (Aesop. 359 H) erzählt von
frQOiTtoi. Hier haben wir einen Versuch, die dem Menschenbildner P., er habe dem „Herrn
3069 Prometheus (b. spät. Dichtern) Prometheus (b. spät. Dichtern) 3070
der Tiere" 2 Ranzen angehängt, vom einen mit das Meer werde befahren (vgl. Aesch. Prom.
fremden Fehlern, hinten einen mit den eignen v. 467) und überall stünden Heiligtümer und
angefüllten, gröfseren. Phaedrus 4, 10 schreibt Altäre. (Ein Beweis seiner Uneigennützigkeit
dieselbe Einrichtung dem Iuppiter zu. — Hier sei, dafs er selbst nirgends einen Tempel be-
inag auch einer dem Aesop bei Themistios or. sitze.) „Wäre der Mensch nicht, so würde die
32 p. 359 Pet. zugeschriebenen sentimentalischen Schönheit der Welt ohne Zeugen sein." Man-
Variation des Mythus gedacht werden, der zu- ches fällt ganz in den Ton der Komödie, so
folge Prom. xbv itr\Xbv , acp ov xbv äv&gcoitov wenn P. die Frauen mit der Bemerkung in
&iEitX<xGccro , ovk icpvQccasv vSaxi, aXXä See- Schutz nimmt, die Götter fänden doch oft
xgvoig (vgl. Stob. Serm. 1). — In der äsopischen 10 genug Gefallen an den sterblichen Weibern
Fabel 155 H tadelt Momos an dem von P. ge- und würdigten sie, Mütter von Göttersöhnen
schaffenen Menschen, dafs man ihm nicht ins zu werden. Auf den dritten Anklagepunkt
Herz sehen könne; dasselbe erzählt Babrios erwidert er, das Feuer sei durch Mitteilung
fab. 59, doch steht hier Zeus an Stelle des an die Menschen nicht weniger geworden, es
Prometheus; weitere Varianten geben Lucian. sei den Menschen unentbehrlich, besonders
Hermot. 20, Aristot. de pari. anim. 3, 2, 663a auch zum Opfer, und Neid sei überhaupt der
35. — Nur unter den äsop. Fabeln findet sich Götter unwürdig. Von Hermes als „echter
die Erzählung (383 H; vgl. Max. Tyr. diss. 36, 1), Sophist" bezeichnet, prophezeit P. endlich noch
wie P. einige Tiere noch nachträglich zu seine Befreiung durch Herakles und deutet auf
Menschen umgeschaffen habe (Ttobg avdoag 20 das Thetis-Geheimnis hin.
&i]Qi6)dtLg xal ÖQyiXovg). In Fabel 261 H. be- In dem kurzen Dialog zwischen dem ge-
klagt sich der Löwe gegen P. darüber, dafs fesselten Prometheus und Zeus (dial. deor. 1)
er sich vor dem Hasen fürchten müsse. eröffnet der Titan das Geheimnis, und der noch
Lucian schrieb einen noourft&vg r\ Kccv- eben unerbittliche Göttervater entschliefst sich
xctaog betitelten Dialog zwischen Hermes, He- sofort auf die beabsichtigte Heirat zu verzichten
phaistos und dem Titanen. Das einleitende, und den P. zum Dank durch Hephaistos lösen
die Fesselung begleitende Gespräch erinnert zu lassen. Merkwürdig ist, dafs der Befreiung
an die Eingangsscene des äsehyleischen Dramas. durch Herakles gar nicht gedacht wird.
Die mit avaoxavoova&ai , avtt6xoXo7tiG&fjvai, Die geistreiche Plauderei FlQog xbv tinövxa-
GtavQÖg , Stß^iu xal 6xavQol bezeichnete Strafe 30 llQO[irt&tvg iL iv Xbyoig enthält ebenfalls nur
ist offenbar als Kreuzigung (nicht Pfählung) wenige Züge von mythologischer Bedeutsam-
gedacht. Der mit den ausgestreckten Händen keit. Lucian meint, das Lob beziehe sich
an zwei einander gegenüberstehende Felsen vielleicht auf die itSQixxi] öoepice xal Äßoftrj-
geschmiedete Dulder schwebt über einer Kluft, &s ta iv xoig ygappccGw. Ebenso könne man
so dafs eine schmale Felszacke seinen Zehen die Wärme in den Gerichtsreden des Freundes
noch eben einen Stützpunkt gewährt. Viel- ein prometheisches Feuer nennen. Die Athener
leicht folgt Lucian hier einer malerischen Dar- bezeichneten alle 7t7]XovQyoi, die Töpfer, Ofen-
stellung (vgl. oben D I d). Der Titan klagt unter setzer usw. mit dem Scherznamen P. (Vgl.
Anrufung desKronos,Iapetosund derMutterüber Iuvenal. 4, 135.) Ein Komiker habe von Kleon
die ihm zugefügte Unbill, worauf Hermes ihm 40 gesagt: KXicov n.Qo^vd'svg iaxi uzxa xa Tioüy-
seine Verbrechen vorhält. Es sind deren drei: die [Lata. In diesem Sinne oder gar mit Bezug auf
xgsavouia, av&QcaTtOTioua (im besonderen die das Betrügen und Stehlen will der Sophist
Erschaffung der Weiber) und die v.Xoni) xov den Namen natürlich nicht auf sich angewandt
nvQog. (Vgl. oben D I a.) P. beruft sich in wissen, dagegen läfst er ihn gelten zur Be-
seiner Verteidigung zunächst auf seine Würde Zeichnung des Kaivovoyov xai lli] ngog xi äXXo
als TiaXaibg ovxca &s6g und auf die Unterstützung, ccQ%txvnov itS[iiiiriutvov. P. sei doch im ganzen
die er dem Zeus im Titanenkampf geleistet als Bildner der Menschen ein selbständiger
Der Opfertrug sei nur ein Scherz gewesen; Erfinder gewesen, wenn auch Athene ihm ge-
bezüglich der Menschen wolle die Anklage holfen iviiiviovGa xbv TtrjXbv xai %[iipv%a noiovaa
entweder sagen, er habe sie anders oder er 50 elvat xä ■nXäay.axa. Lucian schliefst, er wolle
habe sie überhaupt nicht schaffen sollen. Wo bei seinem Metier bleiben: denn xb psxaßov-
aber hätte er ein besseres Vorbild finden können Xt vtaQ-at 'Eni^iri&icog Zgyov, ov Iloouri&Hog iaxlv.
als die Götter selbst, denen er seine Geschöpfe — Das Schriftchen läfst uns recht deutlich
nachgebildet?*) Seine Absicht sei die beste ge- erkennen, welche mannigfachen Vorstellungen
wesen: ael yäg xi TtgoßovXavco ig xb y.oivov das spätere Altertum mit dem Namen des P.
v.xX. (eine Erklärung des Namens Pr.!). Die verband.
Erschaffung der Menschen (unter Beihilfe der Als Schöpfer der Tiere wird P. 7} &su>v
Athene, aus ein wenig Lebm — yaiav vSa xig äXXog bei Luc. Amor. 36 genannt.
cpvgag, Worte, die bei Hesiod Erg. 61 von der Aus Lucians Schrift itSQi ÖQ%i]Gscog cap. 37
Schöpfung der Pandora gebraucht sind und an 60 u. 38 erfahren wir, dafs die Thaten und Leiden
dieser, von neueren für interpoliert eiddärten des P. , ebenso wie die Titanomachie und die
Stelle also schon von Lucian gelesen wurden) Schicksale Deukalions, auch Gegenstand or-
habe den Göttern nicht nur keinen Schaden, son- chestischer Darstellung waren (Pantomimen),
dem Vorteil gebracht: durch den Gegensatz seien So führte man auf: -jtvQog -/.XoTirjv, av&Qmircov
sie sich erst ihres Glückes bewufst geworden, TtXdaiv, IlQOniföecog xöXaaiv.
die Erde sei nicht mehr eine nutzlose Wüste, Die sonst bei Lucian vereinzelt vorkommen-
*) in diesem Zuge vermutet Burckhardt, Griech. Kultur- den Erwähnungen des P. sind belanglos.
gesch. 3 S. 20 Anrn. jüdischen Einflufs. Quintus Smyrnaeus erzählt 6, 269 unter
3071 Prometheus (b. röm. Dichtern) Prometheus (b. röm. Dichtern) 3072
den Thaten des Herakles auch kurz die Be- weiten Öde des unwirtlichen Skythenlandes:
freiung des P., dessen Fesseln der starke Held „Vergebens rüttle ich oft mit den Armen an
samt den Felsen zerbricht, in die sie einge- den ehernen Banden, kein Schlaf umschattet
hämmert sind. Schauplatz ist der Kaukasus. mein Auge, nie trösten mich freundliche Traum-
Erfindung des Dichters ist es wohl, wenn er bilder." Ein Teil der erhaltenen Bruchstücke
5, 338 die Nereiden dem P. zürnen und über geifselt Luxus und erotische Üppigkeit, andere
sein Leiden frohlocken läfst, weil er durch beziehen sich auf Einzelheiten der Menschen-
seine Warnung den Zeus veranlagst hatte, die Schöpfung. Nach Bibbecks ansprechender Ver-
Thetis dem ungeliebten Peleus zu vermählen. mutung erzählte ein Besucher, etwa Hercules,
Dieser Warnung gedenkt bei 10 dem Menschenfreund von den zweifelhaften
Nonnos Dionys. 33, 357 Thetis selbst mit Kultur-Fortschritten seiner Geschöpfe, und P.
vollständiger Wiedergabe der Weissagung des verteidigt sein Werk gegen die erhobenen Vor-
ytQtov Ilpouri&svg. 2, 296 droht Typhoeus, den würfe. Vielleicht war Varro hier, wie auch
Hephaistos selbst am Kaukasus die Stelle des sonst gelegentlich, durch Antisthenes angeregt,
P. einnehmen zu lassen, der dort nvgbg sivsxa der im „Herakles" den Prom. u. seinen Be-
vom Adler gequält werde. Im Hinblick hier- freier über erkenntnistheoretische Fragen hatte
auf höhnt Zeus 2, 575 ff., Typhoeus hoffe wohl disputieren lassen; doch vgl. die gegen diese
alle verbannten Titanen in den Olymp zurück- Vermutung Ribbecks gerichtete Bemerkung von
zuführen und auch den Solö^iijTig riQoiuftsvg Ed. Norden in seinem Aufsatz über die varro-
begleitet vom Adler frei zum Himmel auf- 20 nische Satura Jahrb. f. class. Phil. Suppl. 19
steigen zu sehen. (1893) S. 434 A. 1. — Die Übereinstimmung
Dichter der Anthologie: Antipater von fragm. 6 Buch, mit EnniusEpicharm. /V.2V.
Sidonius vergleicht in dem Epigramm Anall. macht es wahrscheinlich, dafs auch bei Ejinius
2 p. 21 nr. 55 auf die Kuh des Myron den vom P. als Menschenschöpfer die Rede war:
Künstler mit P. (itlärzsig ^cnvoa). Ahnlich fr. 3, 5 u. 6 des Epich., welche sich auf Ur-
Erinna fr. 4, s. o. — Straton Anall. 2 p. 373 sprung und Natur der Welt und des Menschen
nr. 62 meint, P. sei nicht gebunden worden, beziehen, passen nur ganz allgemein in diesen
weil er das Feuer geraubt, sondern weil er Zusammenhang.
xbv irr\lbv zov Aiög entwendet; als Menschen- Catullus 64, 294 ff. läfst den P. bei der
schöpfer sei er Urheber der auch dem Zeus 30 Hochzeit des Peleus und der Thetis erscheinen,
verbalsten Barte. — Iulianus Aegyptius läfst Der erste Gast ist Chiron; ihm folgt sollerti
Anall. 2 p. 498 nr. 23 eine Bildsäule des P. corde Prometheus, Extenuata gerens veteris vesti-
über die Undankbarkeit der Menschen klagen, gia poenae, Quam quondam scythicis restrictus
weil ihn, der die „lebenspendende Fackel der membra cateua Persolvit pendens e rerticibus
Kunstu geschenkt, der Erzbildner durch eben praeruptis. Der Dichter denkt sich wahrschein-
diese Kunst in „den Zustand ewigen Leidens lieh den P. ebenso wie Chiron in der Nachbar-
gesetzt habe. Ähnlich sagt derselbe Dichter schaft wohnhaft (vgl. Apoll. Rh. 3, 1085); aber
in nr. 24 von einer solchen Erzstatue des P. : der Titan stand ja auch insofern zu dem Feste
Herakles müsse zürnen, da nach seinem Schusse in naher Beziehung, als er es war, der durch
(auf den Adler) P. noch unaufhörlich leidend 40 Offenbarung des Orakelspruchs den Zeus von
erscheine. — Auf den Fackelwettlauf bezieht der unheilvollen Verbindung mit Thetis ab-
sich das Epigramm des Krinagoras Authol. gehalten hatte. Welcker, Tril. S. 53 meint
Pal. 6, 100, in welchem die Fackel Jlpofujtf'f/rjg deshalb, der JTp. Ivö^t. des Äschylus könne
ILvfJiLa 7tvQoy.loTtii]g genannt wird. passend mit der Ankündigung der Hochzeit
des Peleus geschlossen haben; die Teilnahme
S. Römische Dichter. des p daran wäre dann die Bestätigung seiner
Accius „scheint den gefesselten und den Versöhnung mit Zeus gewesen, der auch bei
gelösten Prometheus des Äschylus in eineTra- Catull gleich nach dem P. erscheint. Vgl. im
gödie verschmolzen zu haben" (Ribbeck, Gesch. allg. jetzt Beitzenstein, Die Hochzeit des Peleus
d. röm. D. 1 S. 185; ein Fragment aus diesem 50 u. d. Thetis, Hermes 1900 Bd. 35 S. 73 ff.
Stück Trag. Gr. Bell. p. 158 v. 390). Im Vergilius. Ecl. 6 erzählt der gefangene
Philoctet gedachte er bei der Schilderung der Silen unter andern Geschichten auch von der
Insel Lemnos auch des Feuerraubs, wie die Entstehung der Welt; er schildert, wie die
bei Cic. Tusc. 2, 10 erhaltenen Verse zeigen: Erde sich mit Bäumen, mit Tieren füllte: hinc
(nemus exspirante rapore vides) unde ignis cluet lapides Pyrrhae iactos, Saturn ia regna Cauca-
mortalibus dam divisus: cum doctus Prometheus seasque refert volucres furtumque Promethei ;
clepsisse dolo poenasque Iovi fato expendisse his adiungit Hylun etc. Ordnung und System
supremo. Wahrscheinlich folgte der römische ist hier nicht beabsichtigt, auch die Mehrheit
Tragiker auch hier dem Äschylus; vgl. oben volucres ist ohne Bedeutung. In den Georg.
Abschn. Dia sowie Welcker, Tril. S. 8 und 60 1, 121 ff. finden wir eine Anspielung auf die
Nachtrag S. 37. 39. Ribbeck, Gesch. d. röm. P.-Sage, insbesondre auf die ßiov xQvipig des
Trag. S. 380. Hesiod. Nach einer Schilderung des mühe-
Varro liefs in einer menippeischen Satire, losen Lebens der Menschen vor der Herrschaft
deren Titel Prometheus, vielleicht P. liber lau- des Iuppiter heifst es: ille (Iuppiter) mal um
tete, den gefesselten P. in Senaren eine Rede virus serpentibus addidit atris praedarique lupos
über sein Leiden halten (fr. 423 — 436 Buch., iussit — ignemqtie remorit — ut rarias
Bibbeck, Gesch. d. röm. D. 1 S. 245 u. 254). usus meditando atunderet artes. Hier haben
Von keinem Sterblichen gehört, klagt er der wir eine rationalistische Erklärung jener alten
3073 Prometheus (b. Horaz etc.) Prometheus (b. Ovid etc.) 3074
Tradition von der Feuerentziehung, wobei aber rupe Promethei Bracchia et a medio pectore
von dem Wiedergewinn des Feuers und den pellet avem. Vielleicht ist es nicht zufällig,
Verdiensten des P. geschwiegen wird. dafs diese Erwähnung des Prometheus in einem
Horatius. Cann. 1, 3 führt unter andern an Maecenas gerichteten Gedichte steht. —
Beweisen für die Verwegenheit des Menschen- 4, 4, 7 klagt der Dichter über die Habsucht
geistes, die keine Schranken kenne und die der Menschen und die daraus entstehenden
Strafe des Himmels herausfordere , auch die unaufhörlichen Kriege : 0 prima infelix fingenü
That des P. an: audax lapeti gemts \ ignem terra Prometheo! Ille parum cauti pectoris egit
fremde mala gentibus intulit: j post ignem ae- o])us: Corpora disponens meutern non vidit in
theria domo | subduetum Maries et novo, Febri- 10 arte; Becta animi primum debuit esse via. Das
um | terris ineubuit cohors \ semotique prius Beste, meint er, hat P. seinen Geschöpfen nicht
tarda Necessitas \ leti corripuit gradum. Hier geben können: den geraden Verstand,
ist fraude doch wohl von der gegen Iuppiter Ovidius gedenkt der Menschenschöpfung
oder Vulcanus geübten List zu verstehen durch P. als der Krone des Schöpfungswerkes
(anders Kiefsling zu v. 28). Aus dem Himmel im Anfang der Metamorphosen 1 , 78 ff. , läfst
ist das Feuer geraubt, wie bei Hesiod zltög aber die Wahl, ob man sich den Ursprung des
7to:Qä un]Ti6?vrog und bei Sermus vom Sonnen- Menschengeschlechts so oder anders vorstellen
wagen. Die Krankheiten verbreiten sich nach wolle: Natus homo est: sive hunc divino semine
der hesiodischen Erzählung 'Eoy. 54 ff. aus dem fecit Ille opifex rerum, mundi melioris origo,
■jii&og der Pandora, vor deren Erscheinen die 20 Sive recens tellus seduetaque nuper ab alto
Menschen Krankheit und Todesqual nicht Aethere cognati retinebat semina caeli, Quam
kannten: ib. 90. — In Carm. 1, 16 wird die satus Iapeto mixtum fluvialibus undis Finxit
vor nichts zurückschreckende Wut des Zornes in efftgiem moderantum euneta deorum. Be-
damit erklärt, dafs P. bei der Bildung des merkenswert ist, dafs hier den Seelen der
Menschen dem Schöpfungsthon (prineipi limo, prometheischen Geschöpfe ätherische, also
vgl. Soph. frgm. 441 JV. &q%ov 7tt]16v) Teile feurige Natur zugeschrieben wird (semina caeli),
von den übrigen Wesen zusetzte, so auch dem jedoch so, dafs dabei der Gedanke an das ge-
Magen, dem Sitz des Zornes, etwas von der raubte Feuer ausgeschlossen ist. Eine ab-
vis insani leonis. Weiter ausgeführt hat diesen weichende Anschauung scheinen die Verse
vor Horaz nicht begegnenden Zug der Sage 30 1, 363 f. vorauszusetzen, wo Deukalion wünscht:
der Mythogr. Vatic. 2, 63. — Carm. 2, 18 0 utinam possem popidos reparare paternis
fügt dem Gedanken, dafs alle, auch die Reichen Artibus atque animas formatae infundere terrae.
und Mächtigen, in die Unterwelt hinab müssen, Vgl. oben D IL — Amor. 2, 16, 33 ff. stehen
das Beispiel des Tantalus und des P. an : nee als Umschreibung für den Caucasus die Worte :
satelles Orci callidum Prometheo revexit auro quae Prometheo saxa craore rubent.
captus. Dafs P. versucht habe, den Charon zu Valerius Flaccusbietet Argon. 4, 58 — 81
bestechen, ist sonst nirgends überliefert. In eine in der sonstigen Überlieferung nirgends
der Unterwelt büfst P. mit Tantalus zusammen begegnende, also wohl selbständige Erfindung,
auch nach Carm. 2, 13, 37. Wollte man dies Latona, Diana und Apollo bitten Iuppiter, den
mit der sonstigen Überlieferung vereinigen, so 40 Leiden des Caucaseus senex endlich ein Ende
müfste man schon an die bei Aschylus zwischen zu machen und damit das Sehnen des ganzen
dem JTp. 8sßu. und dem TIq. Xvou. liegende Menschengeschlechts, ja auch der Natur, zu
Zeit, in der sich der Titan im Tartarus befand, erfüllen. Genug gebüfst sei der Feuerraub und
denken. Aber Horaz drückt sich so aus, als ob aetheriae defensa silentia mensae. (Der Ver-
P. noch zu seiner, des Dichters, Zeit im Hades rat am Göttertisch erlauschter Geheimnisse
weile. Es scheint demnach die dem Ursprung- wird nur hier dem P., sonst bekanntlich dem
liehen Mythus fremde Sage von der Befreiung Tantalus oder Sisyphus, zur Last gelegt.) P.
des Titanen doch nicht allgemeine Geltung selbst fleht media inter pabula diri vulturis
erlangt zu haben. Vgl. oben D I d. — Als um Erbarmen. Auch der alte Iapetus erhebt
vergeblich nach Ruhe verlangender Büfser wird 50 vom Acheron seine Stimme zum Himmel im
neben Tantalus und Sisyphus Epod. 17, 67 Gebet für des Sohnes Erlösung. Da schickt
Prometheus obligalus aliti genannt. Iuppiter, den Göttinnen und Phoebus zu Liebe,
Maecenas schrieb ein Buch mit dem Titel die Iris zum Herkules, den das Hylas-Abenteuer
r Prometheus'1 in Prosa: Seneca ep. 19, 9. Viel- von den Argonauten getrennt hat, und trägt
leicht sind die besonderen, von der übrigen ihm die Befreiung des Titanen auf. Dem ent-
Tradition abweichenden Züge, die bei Horaz sprechend läfst Flaccus, von seiner Vorlage
sich finden, auf dies Werk des Gönners und {Apöllod. Bhod. Arg. 2, 1250ff., s. 0.) abwei-
Freundes zurückzuführen: Kiefsling, Piniol. chend, die Argonauten gerade zu der Zeit am
Untersuch. 2, 87. Kaukasus vorbeifahren, wo Herkules die Fesseln
Propertius spricht 1, 12, 10 von einem 60 des P. unter gewaltigem Erbeben und Er-
Zauberkraut, das, am Kaukasus gepflückt, ihm dröhnen des ganzen Berges vom Felsen los-
die Geliebte abwendig gemacht haben könne: reifst. Über Vol. Fl. Arg. 7, 356 ff. s. 0. zu
an quae leeta Prometheis dividit herba iugis? Apoll. Rhodius.
Über die (pä.QaccY.a JjQO^Tq&sia s. oben zu Apoll. Senecas Medea will das Mark der Neben-
Phod. u. vgl. Val. Flacc. Arg.7, 356. 2, 1, 65 ff. buhlerin vom schleichenden Feuer verzehrt sehen;
beteuert er die Unheilbarkeit seiner Liebes- sie prahlt: ignis fulvo clustis in auro lotet ob-
schmerzen mit den Worten: Hoc si quis vitium scumv, quem mihi caeli qui furta luit viscere feto
poterit mihi demere — Idem Caucasia solvet de dedit et doeuit condere vires arte, Prometheus.
Röscher, Lexikon der gr. u. röra. Mythol. III. 97
3075 Prometheus (b. röni. Dichtern) Prometheus (antike Deutungen) 3076
Phaedrus fab. 4, 14 läfst den Aesop die luppiter: — Quae forma nocendi deficit? hinc
Geschichte von Pronietheus , Epimetheus und volucrem vivo sub pectore pascit Infelix Scythica
Pandora (getreu nach Hesiod) erzählen. Nur fixtis convalle Prometheus; Hinc Atlantis apex
der Anfang enthält besondere Züge: Coelo etc. — Den Mythus vom Menschenschöpfer P.
pulsus ab Iove (wegen des Opfertrugs?) P. verwendet der Dichter In Eutrop. 2, 490 ff.
homines olim cum terrae novae luto finxisset in einer an Piatons Protagoras erinnernden,
et Phoebi furtim ignibus animasset raptis, aber doch wieder eigenartigen Version mit
ille fraudem aegre ferens Volcano ut arte simili satirischer Beziehung auf die ungleichen Brüder
effigiem mulieris faceret mandavit. Vgl. Liba- Honorius und Arcadius : Namaue ferunt geminos-
nius, Epist. Lat. 3, 389 p. 826 und oben D II. 10 uno de semine fratres lapetionidas generis pri-
Fab. 4, 15 (16) erzählt, ebenfalls angeblich mordia nostri Dissimili finxisse manu : quoscun-
nach Aesop, die Entstehung des Hermaphro- que P. Excoluit multumque intexuit aetheralimo,
diten durch ein Versehen des trunkenen P. Hi longe Ventura notant dubiisque parati Ca-
Hübsch ist der Eingang: P. auctor vülgi ficti- sibus occurrunt fabro meliore politi. Deteriore
lis: qui simul offendit ad fortunam, frangitur. luto pravus quos condidit auctor, Quem merito
— Nicht übel erfunden ist auch die Geschichte Graii perhibent Epimethea vates, Et nihil aetherii
Append. 4: Als P. — seculi figulus novi — sparsit per membra vigoris, Hi pecudum ritu
einmal die Werkstatt verlassen hat, schafft der non impendentia vitant etc. — Die stoische
Lehrling Dolus, des Meisters herrliche Veritas Lehre, dafs die Seele Äther, d. h. Feuer, sei,
übel nachahmend, die Mifsgestalt der Lüge. 20 und die Dreiseelentheorie des Piaton finden
— So macht die scherzhafte Dichtung den P. sich verbunden In IV. cons. Honor. v. 228 ff.
für allerhand menschliche Gebrechen und Mifs- — cum condere artus Nostros aetheriis miscens
bildungen verantwox'tlich. terrena Prometheus Sinceram patrio meutern
Iuvenalis spricht Sat. 15, 84f. vom Feuer, furatus Ohjmpo Continuit claustris (im Gefäng-
Quem summa coeli raptum de parte Prometheus nis des Leibes) indignantemque revinxit. Et
Donavit terris. Vom Blitz ist hier so wenig cum non aliter possent mortalia fingt, Adiunxit
wie sonstwo im Altertum in Verbindung mit geminas (seil, animas). Illae cum corpore lapsae
P. die Rede. — Sat. 4, 135 steht Prometheus Intereunt, haec [sola manet bustoque superstes
metonymisch für figulus. In Sat. 14, 35 heifst Evolat; hanc alta capitis fundavit in arce, Pias
es, selten seien die sittenstrengen Jünglinge, 30 inferius collo etc.
quibus arte benigna Et meliore luto finxit prae-
cordia Titan. -**• Auffassungen und Deutungen der Alten.
Martialis verhöhnt 10, 39, 4 eine Lesbia Die grofse Zahl der dichterischen Bearbei-
ihres Alters wegen, das sie nicht eingestehen tungen und Anwendungen des P-.Mythus und
will: Ficta Prometheo diceris esse luto. 9, 45 die Mannigfaltigkeit der in ihnen sich kund-
feiert er den heldenhaften Dulder P. in den gebenden Auffassungen zeugen für die unver-
Geleitversen für einen zu den rupes Promethei gleichliche Tiefe und die Bedeutsamkeit des
ziehenden Krieger: Videris immensis cum con- Gegenstandes. Das Altertum ist nicht müde
clamata querellis Saxa senis, dices: durior ipse geworden, an ihm Phantasie und Scharfsinn zu
fuit. Et licet haec addas: potuit qui talia ferre, 40 üben, wobei freilich zuletzt auch Aberwitz und
Humanuni merito finxerat ille genus. Die Marter Spielerei sich einstellen. War das lebendige
eines ans Kreuz geschlagenen, von einem Bären Wachstum des Mythus im wesentlichen schon
zerfleischten Verbrechers vergleicht er Epigr. vor Hesiod abgeschlossen, sodafs sich bei ihm
Hb. n. 7 mit der Strafe des am skythischen Fels bereits eine Zersetzung zeigt, so arbeitet doch
gefesselten P. , der assiduam nimio pectore die gnomische und besonders die dramatische
i-i
pavit avem. — Das Epigramm 14, 182, auf die Dichtung fortgesetzt an der Vertiefung des
Statue eines Buckligen, meint, das Monstrum titanischen Charakters. Danebenher gehen
sei von P. im Saturnalienrausch geknetet Deutungsversuche, in denen alle die mannig-
worden. Epigr. 14, 80 auf die ferulae lautet: fachen Richtungen antiken Geisteslebens und
lnvisae nimium pueris grataeque magistris, 50 philosophischen Denkens zu Worte kommen.
Clara Prometheo munere ligna sumus. Die Wir beginnen mit denjenigen Autoren, die
Marter des P. wird endlich noch Epigr. 11, 84 dem Mythus entweder noch gläubig gegenüber-
erwähnt, stehen oder doch nicht ausdrücklich Kritik an
Petronius fragm. 25 Buch. (Verse, die ihm üben.
Fulgentius 2, 9 in der Erzählung vom Prom. Während in P. ursprünglich ein Wohlthäter
mitteilt): qui vultur iecur intimum pererrat \ und Retter der Menschheit verehrt ward, er-
et pectus trahit intimasque fibras \ non est quem scheint der Mythus schon bei Hesiod im Dienste
lepidi vocant poetae, | sed cordis mala, livor at- einer Tendenz umgefärbt: dem frommen An-
que luxus. Während Welcher, Tril. S. 30 A. 31 hänger der Zeusreligion gilt der ältere Gott
hier an Prom. denkt, zeigt vultur und der 60 als Ränkeschmied und Empörer. Zu dieser
Vorgang des Lucrez 3, 982 ff. , dafs die Verse Auffassung mag die Vorstellung vom Neid der
auf Tityos zu beziehen sind, wie schon Sal- Götter gegenüber menschlicher Vollkommen-
masius erkannte. Ob Aristoxenos, den Fulg. heit sowie der Glaube an ein goldenes Zeit-
ais Vertx-eter einer ähnlichen Auffassung an- alter, das durch eigenes Verschulden und
führt, von Prom. gesprochen hat, mufs dahin- zwar durch Überhebung den Menschen ver-
gestellt bleiben. loren sei, beigetragen haben. Auf einem ähn-
Claudianus. Gigantom. v. 21 ff. klagt liehen orthodoxen und moralisierenden Stand-
Terra über die Willkür und Grausamkeit des punkt wie sein Landsmann steht auch Pindar
3077 Prometheus (antike Deutungen) Prometheus (antike Deutungen) 3078
in seiner Beurteilung des Titanen. Später be- antiquarischen, die gleich mit den Anfängen
kündet noch der ihnen geistesverwandte Römer wissenschaftlicher Forschung und Darstellung
Vergil in den Georgien die gleiche Auffassung, bei den Logographen auftritt und in Enhemeros
indem er mit indirektem Vorwurf gegen den gipfelt. Herodor fragm. 23 (= Schol. Apoll. Rh.
nicht genannten Feuerholer die Entziehung 2, 1248) und Agroitas fr. 6 (ebenda) erklären
des Feuers als eine Malsregel der Vorschauen- den P.-Mythus schon ganz rationalistisch als
den Weisheit des Zeus darstellt. Verschärft die poetische Umbildung einer historisch-
spricht sich diese dem P. feindliche Beurteilung geographischen Thatsache. P. sei ein
aus in den pessimistischen Äufserungen des König der Skythen gewesen und von diesen
Horaz (Carm. 1, 3, 1, 16) und Properz (4, 4, io in Fesseln gelegt worden, weil er der Über-
7), welche den Titanen für die Mängel der schwemmung des Landes durch den Flufs aexog
Welt und der Menschheit verantwortlich machen. nicht habe Einhalt thun können. Herakles
Derselbe Gesichtspunkt findet sich bei den ky- habe diesen ins Meer geleitet, deshalb gelte
wischen Philosophen (s. u.) und andeutungs- er als Adlertöter und Befreier des P. In dieser
weise bereits bei Aeschylus (Prom. v. 545 ff., absurden Deutung mag immerhin eine Erinne-
vgl. oben Abschn. G); doch ist dieser im übrigen rung an den ursprünglichen Zusammenhang
der Hauptvertreter der dem P. günstigen , die des Mythus mit der Flutkatastrophe als ein
relative Berechtigung seines Strebens betonen- Funke Wahrheit zu erkennen sein. König
den Anschauung. (Eine unbedingte Verherr- {avett,) heifst übrigens P. auch bei Hes. theog.
lichung des titanischen Trotzes, wie neuere 20 543. Agroitas bemerkt noch, ,, Leber'' sei ein
Dichter — Goethe, Byro)i — sie gewagt haben, bei vielen gebräuchlicher Ausdruck für das
findet sich im klass. Altertum überhaupt nicht.) fette Land. — Dieselbe Version der P.-Sage
Bei diesem tiefen und umfassenden Dichtergeist wird von Diodor 1, 19 als ägyptische Über-
finden wir auch schon die Ansätze einer über lieferung berichtet mit Bezug auf den Nil, der
ö
die Überlieferung frei hinausgehenden Aus- damals wegen seiner reifsenden Gewalt den
legung des Mythus in kulturhistorischem Sinne. Namen 'itxög erhalten habe._ (Vgl. die Flufs-
Ihm gilt P. nicht nur als Feuergeber, sondern namen Aigypios, Korax.) Über den vermut-
auch als der Urheber einer Reihe von weiteren liehen Zusammenhang zwischen den Autoren
materiellen Seguungen; daneben aber hebt er Herodor, Agroitas und Diodor handelt F. Wipp-
zum ersten Mal die geistige Gröfse des Ti- 30 recht, Zur Entwickl. d. rational. Mythendeutung
tauen hervor und läfst ihn für die Aufklärung b. d. Griech. S. 40 (= Progr. v. Donaueschingen
der Menschheit sorgen. In dem Wortspiel mit 1902).
dem Namen und darin, dafs P. zum Sohn der Geistvollere Deuter sahen (wie es scheint,
Themis gemacht wird, erscheint er schon fast nach dem Vorgang des Protagoras, doch ist
als blofse Personifikation der vorschauenden auch der Einfluß der pragmatischen Geschicht-
Weisheit und Gerechtigkeit, wie bei Pindur Ol. Schreibung in Rechnung zu ziehen) im Proin. -
7, 80 (vgl. Pyth. 5, 35). Dennoch kann von Mythus den Ausdruck einer kulturgeschicht-
einem kritischen, ungläubigen Standpunkt bei liehen Thatsache, die Verherrlichung eines
Aschglus nicht die Rede sein. Ihm war P. menschlichen Erfinders bezw. der menschlichen
ein Gott wie Zeus. — Ebensowenig dürfen die 40 Erfindsamkeit, insofern sie sich in bestimmten
freieren Anwendungen, die Piaton (s. ob. G 4) historischen Fortschritten materieller oder gei-
von unserm Mythus macht, als pietätlose Ver- stiger Art manifestiert habe. Hier lag es nun
suche des zersetzendenVerstandes betrachtet wer- am nächsten, im Feuerraub die Errungenschaft
den. Er war ein Feind der allegorischen Mythen- der Feuergewinnung bezw. Feuerbenutzung dar-
deutung, wie sie von den Sophisten geübt wurde. gestellt zu finden. Diese Deutung begegnet
Die Gestalten und Begebenheiten des Mythus uns allerdings erst bei den Stoikern und ist
dienten ihm nur als Bilder und Symbole, ohne hier mit rein allegoi'ischer Auffassung des Pro-
dafs er damit etwas über den ihnen wirklich zu metheus verbunden: Cornutus c. 18 TluguSsöo-
Grunde liegenden Sinn, über ihre Entstehung iiivov xoivvv ava&nv 6x1 6 JJQo^rtdivg Inluasv
und über die Gedanken der Erfinder des Mythus 50 ix xr\g yrjg xb xav uv&qcotuov ytvog, imovonxiov
hätte behaupten wollen. Die einzige Stelle, in IlQogrftiu eiQi)6&ui xr\v TtQoarjQ-biuv rfjg iv xolg
der versucht wird, die Entstehung des P.-Mythus ÖXoig ipv%f]g, rjv ixdXeauv oi vswxsqol tiqÖvoiuv
zu erklären, findet sich in einem der Briefe, xuxa yu.Q xuvxvv xä xs äXXcc iyivtxo xul ix xi)g
ist also wohl pseudoplatonisch. Das prome- yi)g 'icpvauv oi uv&qcotioi' xul xliipui ös qxxatv
theische Feuer ist für Piaton ein willkommenes uvxbv xb tivq xolg uv&ocoTioig, d>g zrjg rjgtxsQag
Symbol, um die Erleuchtung der Menschheit rj§r\ avviascog nal ngovoiag imvoijßäorig xi]v
durch die Philosophie zu bezeichnen, aber es %qi)oiv xov TivQÖg' ynxxtvvvex&at. 6k avxb i^iv-
liegt ihm fern, dem Mythus selbst diesen Sinn &evGav ix xov ovquvov diu, xb itltovägsti' ixsZ
beizumessen. (In ähnlich anspruchsloser Weise 7} insl oi xspawol ixsT&sv y.(xxaam]nxovai . . .
benutzten viele Dichter die Züge des P.-Mythus 60 xä%cc xi xoiovxov xal öiä xov vcco&rtxog crivixxo-
rein symbolisch, wie Properz , Martini, die [lsvoi. Ähnlich Heraclit. alleg. hom. p. 123:
Fabeldichter.) Dessen ungeachtet mufstePZfttoxs 'O nQoinfösvg ktc ovquvov Siuxlixpui xb ttvq
philosophische Anwendung von gröfstem Ein- liytxui, tTtbidriittg xt%vr\g Ttgopiföuu xü>v äv-
flufs auf die Auslegung des Mythus werden. ftocoitcov intvöries xi)v ixei&tv unöggotuv. —
Indem wir nun die eigentlichen Deutungs- Nüchterner und ganz im Sinne des Enhemeros
versuche verfolgen, haben wir zunächst einer erblickt Diodor 5, 67 im P. den Erfinder des
von den genannten Dichtern und Philosophen Reibfeuerzeugs. Auf Epikur (durch Vermitte-
unabhängigen Auslegungsart zu gedenken, der lung des Plutarch?) geht zurück, was Tzetzes
97*
3079 Prometheus (antike Deutungen) Prometheus (antike Deutungen) 3080
zu Hesiod Tagiv. 42 ff. anführt (Gaisf. P. G. M. er selbst aber meist noch als historische Persön-
p. 57): P., d. i. der vorschauende Menschengeist, liehkeit gedacht wird, fassen ihn wieder andre
kornrat durch den Anblick eines vom Blitz in rein allegorisch als Verkörperung mensch-
Flammen gesetzten Baumes auf den Gedanken, licher Eigenschaften, und zwar intellektueller
sich das Feuer für seinen Gebrauch zu bewahren. — der Komiker Piaton in den Uocpiarai fr. 1,
— Der flachste Rationalismus macht sich gel- 136 K. 6 FlQoiin&svg iaxiv äv&Qontoig b vovg,
tend in der litterarisch erst ganz spät auf- Plutarch de fortuna p. 98 c 6 IJQoar.&tvg Tot-
tretenden Ansicht, dafs der Menschenschöpfer xiaxiv 6 loyiauög — oder moralischer. Im letz-
P. nichts anderes bedeute als den ersten Kunst- tern Falle bezeichnet P. den Beginn einer Demo-
ler, der Statuen von Menschen oder von Göttern io ralisierung der Menschheit durch die xi%vcci.
geformt habe: Lactant. 2, c. 10 und Nicagoras Tonangebend in dieser Richtung war Antisthenes
bei lulgent. 2, 9. Sie entspricht übrigens der (in seinem Gespräch 'Herakles ; vgl. Gomperz,
populären, von den Komikern und Fabeldichtern Griech. Denker 2 S. 118 ff. u. Bücheier, Rh. Mus.
ausgebeuteten Auffassungsweise, die in P. vor- N. F. 27 [1872] S. 450), der unter dem Adler
zugsweise den Handwerker und Patron der den philosophischen Dünkel verstand. So er-
Töpfergilde verehrte. Als Stifter des Fackel- klärt sein Schüler Diogenes bei Dio Chrysost.
laufs konnte P. sogar gelegentlich zum Erfinder or. 8, p. 137 M. den P. für einen ruhmsüchtigen
der Gymnastik gemacht werden: Philostr. Sophisten, dessen Leber bald vom Lob ge-
Gymn. 16. schwellt, bald vom Tadel verzehrt worden sei,
In einer freieren, schon von Äschylus vor- 20 bis Herakles (bekanntlich das Ideal der Ky-
gezeichneten Richtung bewegten sich die Mei- niker) ihn von xvcpog und cprtovtixta befreit
nungen solcher, denen P. als ein Lehrer und habe. In erweiterter Anschauung gilt P. dem
Aufklärer, sei es als Erfinder der Buchstaben Diogenes als ein Bild der sich selbst quälen-
dem. Thrax. in Bekk. Anecd. p. 781, 30, vgl. den Menschheit: Dio or. 6 p. 92 M. Sim-
Asch. Prom. 462), als Grammatiker und Dia- xovrccg ovv xb t]8v ig anccvxog äsl gijv <zv8e-
lektiker (Said. s. v. Jcooog und s. v. Jlpoft., oxsqov y.<xl iitntovmxsQOv xai So-Aovvxocg tiqo-
Io. Ant. fr. 13 [Matal, p. 70, Cedren. p. 144]), als uii&tiod-ui acpäv avt&v ndutaxa aitoXlva&ai
Sophist (Dio Clirys. or. 8 p. 136, Aristid. or. Siärijv nollrtv iitLuilstäv xs v.ccl 7CQoai]&ti,av
45 p. 168 f.; aocpiaxi)g nennen den P. schon %a\ ovxco Si] xbv ÜQOurj&ia dixuicog Xiysc&ai
Kratos und Hennes beim Äschylus) oder, wie 30 Stdt^erov iv itixQa xsLqeo&cu xb fjnuQ v-itb xov
sonst sein Bruder Atlas, als Astrolog galt (Aesch. asxov. Die Erfindung und Mitteilung des Feuers,
Prom. 458; einem Stoiker folgend Cic. Tasc. meint ebenda der Kyniker, sei für die Menschen
5, 3: Man würde nicht von Atlas, Prometheus der Anfang aller Verweichlichung und Genufs-
[adfixus Caucaso], Cepheus [stellatus] erzählen, sucht gewesen und daher mit Recht vom Zeus
nisi caelestium divina cognitio nomen eorum ad bestraft worden. — Ob der Adler des P. auch,
errorem fabulae traduxisset; ähnlich Serv. ad wie nach epikureischer Deutung der Geier des
Verg. Ecl. 6, 42 Haec omnia non sine ratione Tityos (Lucr. 3, 982 ff. , Serv. ad Verg. Aen.
finguntur, nam P. vir prudentissimus fuit; imde 596; s. o. zu Petron), als Sinnbild der Leiden-
etiam P. dictus est astb xfjg Ttgo^Q-ticcg i. e. schaff, des Neides oder der Gewissensqual auf-
a Providentia. Hie primus astrolog iam Assyriis m gefafst wurde, mufs dahingestellt bleiben, es
indieavit; quam residens in monte altissimo Gau- wird aber durch diese Analogie sehr wahr-
caso nimia cura et sollicitudine deprenderat. Auch scheinlich. Ähnlich wenigstens Serv. ad Verg.
die Erfindung der Kunst, den Blitz herabzuziehen, Ecl. 6, 42 Dicitur autem aquila iecur eins
wird ihm hier zugeschrieben und so der Feuerraub exedere, quod a%og est söllicitudo: qua Ute affec-
gedeutet). Das Feuer konnte bei dieser Auf- tus siderum omnes deprenderat motus. Vgl. auch
fassung als Symbol geistiger Erleuchtung an- Tzetz. in Iliad. p. 137, 15 IJQourj&ivg iativ i]
gesehen werden; so schon Theophrast, der den rjiisxtQa TiQoiirj&etcc, 6 Ss ccexbg ai xov ßiov
P. als Begründer der Philosophie betrachtet: (pQovxidsg, ai xb tul&v r\iuxQ ■xaxccxQv')(iov6iv
Schot. Ap. Rhod. 2, 1250 (vgl. Eudoc. p. 347; ' ' HQ<xxlr]g 81 6 l'jliog xb nul 6 %QÖvog 6 xfjg Zcofjg,
Pharor. s. v. TIqou.) 0£Ö(pQ(xatog 8s xbv LTpo- 50 og nlr]Qco&8\g xogsvsi xbv ksxovkxX. Hier ist noch
lirföia cpval aocpbv yEVOfisvov (itxa8ovvai tiqcoxov der sonderbaren Erzählung zu gedenken, durch
xolg civ&QWTtoig cpilooocpiag, ö&tv Kai 8ic<8o- welche Kleanthes (iv y 0souapag = TtSQi IV
d-f/vat xbv (iv&ov, a>g uqcc 7tvQog fisxaSoh]. ydvxcov?) bei Ps.- Plutarch de fluv. 5, 3 die Strafe
Schol. Aesch. Prom. 120 tivq kccXsixki tj yväatg des P. erklärt: P. hatte danach einem Hirten
8lu xb SoocarriQiov. Vgl. Clem. Alex. Strom. namens Kaukasos den Leib aufgeschnitten und
1, 17 p. 369, 34. Die Künste sind „gleich dem aus dessen Eingeweiden das Nahen des den
überallhin verbreiteten Feuerfunken des P." Kronos verfolgenden Zeus geweissagt; deshalb
nach einem Ausspruch des Plutarch ; vgl. Moral. liefs ihn Zeus an das seitdem Kaukasus be-
p. 352 A. Augustin. Civ. D. 18, 18 findet dagegen nannte Gebirge schmieden und ihn intb 6nlay-
in dem Menschenschöpfer P. den geistigen 60 %vocpäyov änxov quälen, bxt naQ7]v6^t]asv zig
Bildner: Eerunt de luto formasse homines, quia xcc 6itiay%vcc. Wir haben hier zwar keine alle-
optimus sapientiae doctor fuisse perhibetur ; "ahn- gorische Auslegung, aber eine Umbildung des
lieh Hieronyinus zum J. 332 Abr. (vgl. Tzetzes Mythus, in der eine moralisierende Tendenz,
zu Hes. Erg. v. 50 Bas. u. Schol. zu Kosmas' der kynischen Feindseligkeit gegen die Wissen-
Commentar zu Gregor v. Nazianz vol. 38 p. 480 schaff verwandt, sich geltend macht und dem
Migne). P. eine Art faustischer Uberhebung aus mafs-
Während bei dieser Art der Auslegung das losem Wissensdrang zur Last legt. Während
Geschenk bezw. die Thätigkeit des P. geistig, so bei Kleanthes der strenge Standpunkt der
3081 Prometheus (antike Deutungen) Prometheus (antike Deutungen) 3082
ältesten Stoa zum Ausdruck kommt, haben dafs jene älteren Philosophen, deren Gedanken
die späteren Stoiker die Ansicht von einer ja vielfach in mythischen Anschauungen wurzeln,
Demoralisierung der Menschheit durch Ein- wenn sie dem Feuer einen so bedeutenden
fuhrung der Künste nicht geteilt, vielmehr an- Anteil an der Schöpfung zuwiesen, dazu u. a.
genommen, dafs der rohe Urzustand durch auch durch die Sage vom P. angeregt waren,
weise Männer in ein goldenes Zeitalter um- so mufs anderseits angenommen werden, dafs
gewandelt worden sei. Dies beweisen u. a. solche Philosopheme wiederum auf den Mythus
die von Seneca im 90. Briefe bekämpiten Aus- vertiefend und weiterbildend einwirkten. Be-
führungen des Posidonius über die Zustände schäftigten sich doch schon jene älteren Philo-
der Urzeit; vgl. die. de inv. 1, 2, 2, de orat. 10 sophen auch mit Mythendeutung und er-
1, 9, 36, pro Sestio 42, 91. Seneca stützt sich kannte z. B. Demokrit die Bedeutung aufser-
in seiner Polemik wahrscheinlich auf kynische ordentlicher Naturerscheinungen für die Ent-
Gewährsmänner. Die Stoiker identifizierten, wie stehung der Mythen. Auf diesem Wege geschah
unten zu zeigen ist, den P. gern mit der ttqö- es wohl, dafs die anfänglich weniger betonte
voia und billigten also sein Schöpfungswerk menschenbildende Thätigkeit des Titanen mehr
und seine Thaten. Dagegen war es, wie und mehr in den Vordergrund trat und die
Ed. Norden in Jahrbb. f. Piniol. Suppl. 19 Gabe des Feuers nun dazu als das belebende
S. 411 ff. dargethan hat, im Sinne des Epikur Prinzip in Beziehung gesetzt ward. Neben Empe-
und ist, wenn nicht von ihm selbst, doch von dokles ist es zunächst Parmenides, dessen Lehre
seinen Schülern wirklich versucht worden, den 20 hier von Einflufs sein mufste: galt ihm das
P. -Mythus in einer der kynischen ähnlichen Feuer für das Thätige oder Männliche, die
Tendenz zu verwerten. Gestützt auf Stellen, Erde für das Leidende oder Weibliche, so
wie Diodor 1, 8, Luerez 5, 944 ff. und Philodem. haben wir genau das der Verbindung des He-
itsQi tvaizßtiag p. 50 f. Gomp. führt Norde)/ phaistos mit Athene bezw. des P. mit Pandora
die von Tzetzes zu Hes. Tagiv. 42 ff. (s. o.) zu Grunde liegende Naturverhältnis. Noch
bezw. von Plutarch im Hesiodkommentar ge- weniger konnte die Lehre des Heraklit ohne
gebene, den P. als Sittenverderber tadelnde Einwirkung auf unsern Mythus bleiben. Mit
Deutung des Mythus auf epikureischen Ur- Recht sagt Weisice S. 512: ,,Dafs der Feuer-
sprung zurück. Pandora, heilst es dort, be- geber den Leben Verleihenden bedeute oder
deute das Unheil, welches durch die Erfindung 30 dafs der Feuerholer mit dem göttlichen Feuer
des Feuers und der verweichlichenden Künste auch die Menschen, seine Geschöpfe, belebt
über die bisher bedürfnislose Menschheit ge- habe: diese Ansichten waren erst möglich, als
kommen sei: iitel 8h TtQ0{Lr\&i6xtQ0L ysyo- Heraklit bereits das Leben und den Geist im
vdxtg . . . xb nvQ f'qpfüpoi' . . . v.a.% xfjg %Qij<>£<öS Feuer gefunden hatte, worin ihm später die
xov 7tvgög cd xi%vca TTQoatcpivQtQT^av . . . di Stoiker mythendeutend nachfolgten." Bei den
cov 6 ßiog KOOiLslxai xori xä i]Sia i]^lv xai letzteren können wir in der That noch an
xtQiivu ■nccl äßQoxctxu yivaxai, dlv.i)v yvvccinbg einzelnen Beis]Helen nachweisen, wie sie den
i)Liüg ■KCixa&th/ovxct v.al xgvcptQcoxEQOvg ansg- P. -Mythus für ihre Zwecke sich zurechtlegten.
ya^öuhvu, o kccXei iiläaiv yvvaiv.bg 6 ■Koir\xy\g. Sie fanden in demselben die Bestätigung ihrer
Bedeutsamer als die bisher erörterten an- 40 Lehre, dafs die Welt ein Werk der Vorsehung
tiken Erklärungsversuche, wenn auch nicht sei. Von Zeno heifst es bei Censorin de die not.
weniger ungeeignet, den ursprünglichen Sinn c. 3: prineipium humano generi ex novo mundo
des Mythus zu enthüllen, sind die Ansichten constitutum putavit primosque homines ex solo
derjenigen, die in der P. -Fabel metaphy- adminiculo divini ignis, id est Dei Providentia,
sische Lehren niedergelegt fanden, indem sie genitos. Dafs Zeno in diesem Zusammenhang
unter phantastischer Verkleidung ihre eigenen von itQO\ix]Q-£ia gesprochen und an P. gedacht
Gedanken wiederzuerkennen glaubtenund diesen habe, wird durch Vergleichung der oben an-
durch den Nachweis so hohen Alters eine höhere geführten Stelle des Cornutus c. 18 so gut wie
Würde zu geben sich angelegen sein liefsen. gewifs. Dagegen pafst die dort angehängte
Eine gewisse Berechtigung kann diesem Be- 50 rationalistische Deutung des Feuerraubs nicht
mühen nicht abgesprochen werden. War der zu der Lehre Zenos, der unter dem promethei-
Mythus auch ein Erzeugnis der Phantasie, sehen Feuer nichts anderes als die Seele, den
nicht des spekulativen Denkens, so wurde doch Ausflufs des göttlichen Feuers oder des Äthers,
jene von demselben metaphysischen Drang in verstanden haben kann. So finden wir die
Bewegung gesetzt, der zur Philosophie führte. stoische Auffassung unseres Mythus in folge-
Über diese Beziehungen im allgemeinen vgl. richtiger Entwickelung noch bei Fulgentius
jetzt W. Bender, „Mythologie und Metaphysik" Mythol. 2, 9: nos vero Prometheum quasi tiqö-
1899. voiuv fttov; ex hac praevidentia et Minerva,
Das mächtige und vielgestaltige Element quasi coelesti sapientia, hominem factum. Divi-
des Feuers, welches im Mittelpunkt des Prome- 60 mim vero ignem — animam monstrant divinitus
theus-Mythus steht, spielt bekanntlich auch in inspiratam. Mit platonischen Gedanken Ver-
den philosophischen Theorien der Alten von quiekt erscheint diese Gleichsetzung des pro-
früh an als kosmogonisches und anthropogoni- metheischen Feuers mit der himmelentstamm-
sches Prinzip eine Hauptrolle. Es ist schon oben ten Seele bei Claudian (s. o. Absehn. G).
in Abschn. F darauf hingewiesen, wie die Lehre Auch der Neuplatonismus hat sich den P.-
des E/mpedokles von der Entstehung der ersten Mythos als Symbol nicht entgehen lassen.
Menschen merkwürdig an unseren Mythus er- Platin 26, 14 p. 250 Kirchh. (olov Hv.bg vni
innert. Ist es einerseits nicht unwahrscheinlich, xbv (iv&ov aivixx£6%ai, wg Ttläaavxog xov
3083 Prometheus (in d. Kunst) Prometheus (in d. Kunst) 3084
IlQouri&Ecog xi]v yvvcäv.cc kxX.) erkennt in der Relief-Darstellung (xvitog) auf einem Sockel in
vom P. gebildeten Pandora (s. o. D II) die der Akademie zu Athen, die bereits oben
TtccQcc 7tQ0[iv&£iag xivog erschaffene Seele und (D I b) als Beleg dafür herangezogen wurde,
in den vom Herakles gelösten Banden das Ge- dafs P. dort neben Hephaistos als der ältere
fängnis der Seele, den irdischen Körper. Die Gott verehrt ward. Der Schal. Sojjh. Oed. Col.
Lösung dieser Bande ist zugleich eine Befrei- 56 berichtet: IIbqI xov xbv Hooiirftiu irtol xi]v
ung des Schöpfers selbst; vgl. Schopenh. Parerg. 'lKadr\uiav xcä xbv KoXcovbv idovod-ai 'iitoXXö-
4 S. 94 (Cotta). Der Titan gilt hier als Demiur- dcogog ygucpzi ovvco tfj n- ßvvrifiättxi &h xal iv
gos im Sinne des platonischen Timaeus, wie ÄKadr](ii(x xfj k&tjvcc, xa&änsQ ö"'Hcpai.axog- Kai
beim Proklos Hephaistos Weltbildner. beim 10 laxiv avxov naXaibv idovu-u v.al ßcoubg iv xcö
Iamblichos Athene Pronoia die Weltseele ist. xsuivst xfjg ftsov- dslxvvtai ds v.al ßäaig ccq-
Vgl. Nicomach. Theölogum. Arithmet. p. 5 ff . %aia %axcc xr\v si'aodov, iv i/ xov xs Ilpourföicog
(Wechel), der die Movdg als Prometheus be- iaxl xvitog Kai xov 'Hcpaiaxov %£Tto'n\xui de,
zeichnet, und Proklos zu Mes. Tagw. 157 (p. 46 a tag Kai Av6i[ia%Ldr]g (etwa in der Schrift Iltpl
Heins.) aXöycog Xiyovatv, öxi IJQO^irj&nvg ccv&Qm- xtov rtuou xoig ÄxxiKoig iooxcov?) (pnaiv, ö [isv
novg trtXccas kxX. Mit der göttlichen npövoia IIpoLnfösvg npLoxog Kai Tipuoßvxtpog, iv St^tä
identificiert den Prom. Julian orat. 6 p. 182 c OKfinxQOv 'i%oiv, 6 dh~'Hcpai6xog viog Kai Sevte-
*H xiov &E&v slg av&pco7iovg döaig ß/xa rcavo- gog. Kai ßcojibg aucpoiv Koivög iaxiv iv xfj ßäcsi
xäxco nvpl (vgl. Plat. Phileb. p. 16c) diu lipo- aitoxetvittoiiivog. Dafs ein Altar des P. sich
{iri&icog ii, rjXiov tisxa xfjg 'Epuov atpidog oi)% 20 in der Akademie befand (von dieser Stelle be-
hxBQov ioxi Ttaqa xi]v xov Xöyov Kai vov dW- gann der Fackellauf zur Stadt), und zwar am
vour\v. 'O yäp xol IJpouri&tvg, r\ icävta im- Eingang, was aus dem Gegensatz Kai svdov
xQ07t£vov6a xa &vj]xcc rtoovoiu, nvarita 'iv&tpuov hervorgeht, meldet auch Pausanias 1, 30, 2,
.... anaßt iisxid'wKSv cxacoudxov Xöyov. — In und nahe liegt die von Weiske S. 530 Anm. 3
freier Anlehnung an den platonischen, im Pro- ausgesprochene Vermutung, dafs eben zu diesem
tagoras erzählten Mythus läfst endlich der jener Sockel gehörte oder mit ihm identisch ist,
Eklektiker Themistios or. 27 p. 339 Petav. den wie auch Wecklein im Hermes 7, 443 und Wachs-
P., nachdem er aus Erde und Feuer xa £äa mnth, Top. von Athen 1,268 annehmen. Ob mit
geschaffen, die Gabe der cpQÖvr]6Lg und des dem i'Spvwa im heiligen Bezirk eine Statue ge-
Xöyog, an der nach Zeus1 Willen die ganze 30 meint sei, bleibt trotz Welcher, Tril. S. 121
Erde teil haben sollte, dem Menschen allein Anm. 151 ungewifs, zumal das danebenstehende
verleihen als dem einzigen Geschöpf, in wel- avxov aufser der Beziehung auf P. auch die
chem tö onipua dlov xovxo wachsen und ge- Deutung „dort" gestattet. Die Figuren der
deihen könne. Als Menschenschöpfer erwähnt Basis bezieht A. Mommsen, Feste d. St. Athen
Themistios den P. auch or. 26 p. 323.*) S.345A. mit Unrecht auf die Natalicien Athenas
Gegen den heidnischen Glauben polemisie- und Hephaists Werbung, denn der Hebarzt
rend sagt Tertullian ach. Marcionem 1, 1 verus konnte nicht als Scepterträger dargestellt sein.
Prometheus deus omnipotens ; vgl. Apol. c. 18. Die Erscheinung des Titanen im Sockelbilde
Über die Beziehungen, welche die Kirchenväter war offenbar schon diejenige, die in der reiferen
zwischen Prom. und Christus fanden, handelt 40 Kunst als treffender Ausdruck seines Wesens
P. de Saint-Victor, Lesdeux masquesl^. 335— 337 . regelmäfsig begegnet: ein ernstblickender, bär-
tiger Mann in höherem Alter, nach Haltung
J. Prometheus in der bildenden Kunst. una Tracht einem Philosophen vergleichbar.
Die bildlichen Darstellungen, welche der Das Prometheus-Ideal ist den Typen des Zeus
Prometheusmythus in der antiken Kunst ge- und des Asklepios verwandt. Auch das Pro-
funden hat, offenbaren uns zwar kaum einen nietheus-Standbild aus pentelischem Marmor,
wesentlichen Zug, der nicht auch durch litte- welches nach Pausan. 10, 4, 3 zu Panopeus
rarische Tradition für die gleiche oder schon sich befand, mufs einen dem Asklepiostypus
für eine frühere Zeit bezeugt bezw. zu er- nahestehenden Charakter gehabt haben, da es
schliefsen wäre, aber sie dienen doch manchem 50 von einigen als ein Bild des Heilgottes ange-
Ergebnis der mythologischen Untersuchung zu sehen wurde. Eine Vorstellung von dem seepter-
willkommener Bestätigung. tragenden P. der ßdaig vermittelt uns etwa (Fig.l)
Unter den nicht erhaltenen Prometheus- das schöne Innenbild einer rotfigur. Kylix
bildern, von denen wir wissen, ist nächst dem strengen Stils aus Vulci im Pariser Cabinet
von Pausanias 5, 11, 6 erwähnten Gemälde des Medailles (E. Braun im Bull. d. Inst. arch.
des P an ainos an den Schranken um den Thron 1846 p. 114 ff., Gerhard im Arch. Anz. 1846
des Zeus zu Olympia (IlQoari&ivg hrt i%6\i£vog S. 287 u. 1855 S. 43, de Witte im Arch. An:.
(ihv VTtb xcöv Ssaucov, 'HoaKXfjg d' ig avxov bpiov 1850 S. 212, Welcker A. D. 3 S. 194ff., O. Jahn,
[v.l. ijQxat]; das Gegenstück war 'Herakles und Ann. d. Inst. 1851 S. 279 1'., Hartwig, Meister-
Atlas'1, vgl. Trendelenburg im Arch. Anz. 1897 60 schalen S. 672 f.; Abb. Mon. d. Inst. 5, Taf. 35,
S. 25 f. und H. Blümner, 'Die Gemälde am Müller- Wieseler 2, Taf. 65 nr. 834). Diebeiden
Thron des olymp. Zeus'' im Jahrb. d. arch. Inst. Figuren des Bildes, durch die Beischriften
15, 1900, S. 136) besonders merkwürdig jene PPOMEOEVs und HPA bezeichnet, die Göttin
sitzend, P. vor ihr stehend, halten Scepter, die
*) Noch im 11. Jahrh. verfafste der Byzantiner Johannes Bicll zwischen ihnen kreuzen. P. , mitChiton
Doxopater eine (in einer Pariser Handschrift erhaltene, -. TT. , . , ■, ■, ■ -, , ... . <• t tt i„
„,,„ '•„!,♦ qj,qJ„\ «,•<.. ' , - tt <*- -* ä < und Himation bekleidet, tragt aul dem Haupte
aber nicht edierte) bchrift : o Xov j/oo/Ltiiirtw; fiu&o; oia _ '. . e . nj?-
navto; eYäov; tpdoaotpia; y.al <\Unyonia; mnXovuo^iro; den Lygoskranz, das Zeichen seiner Befreiung.
{Nicolai, Gr. Lit.-Gesch. 3 s. 233). Der freundliche Gesichtsausdruck beider Per-
3085
Prometheus (in d. Kunst)
Prometheus (in d. Kunst) 3086
sonen, die Gegenstände der Aufsenbilder (die
Zurückführung des Hephaistos von Lemnos in
den Olymp und ein Festzug mit Musik), vor
allem der Umstand, dafs Hera dem P. eine
Phiale darbietet und in der Linken mit dem
Scepter zugleich eine Blume, das Zeichen der
Freude {Jahn, Arch. Beitr. S. 31, Welcher a. a. 0.),
hält, lassen kaum einen Zweifel über die Be-
deutung des Vorgangs : es ist der Empfang
des mit Zeus ausgesöhnten Titanen durch die
Götterkönigin , eine Scene, die uns allerdings
nur in dieser einen Darstellung überliefert ist.
Eine engere Beziehung zu dem Aufsenbild
{Zurückführung des Hephaistos) vermutet D um m -
ler, Bonner Studien für Kekule S. 81, der die
Schale dem Brygos zuweisen möchte; nach
ihm handelt es sich um die Lösung der Hera,
die nur Heph. vollbringen könne, wäh-
rend Prom. ratlos dastehe. — Unser Bild
erinnert in manchen Zügen an die Gruppe
Zeus u. Hera auf der rotfig. Schale aus
Vulci im Brit. Mus., abg. Man. d. Inst. 5
Taf. 49, Gerh, Trinisch. 2 Taf. H, Bau-
meister, Denkm. Taf. 92.
Die Geburt der Athena, bei der
nach attischer Sage (Apollod. 1 , 3 , 6.
Eur. Ion 455) P. den Beilschlag auf das
Haupt des Zeus führte, war im Vorder-
giebel des Parthenon dargestellt (Pausan.
1, 25, 6). Ihr gehört vielleicht ein an der
Eingangsseite gefundener Torso an, der
auf Hephaistos oder P. gedeutet wird:
Welcher, A. D. 1, S. 89 f., Michaelis, Par-
thenon S. 171, 175 und Taf. 6, GH. In
dem Reliefbild der Athenageburt auf
einem in Madrid gefundenen runden
römischen Altar (Baumeister, Denkm. 1,
S. 219 Abb. 172) soll nach Schneider in
Abh. d. Wiener archäol. Sem. 1880 1, S. 367
der mit einer Doppelaxt forteilende nackte
Mann nicht Hephaistos, sondern Prom.
sein, und zwar der Bartlosigkeit wegen.
Diese läfst sich, da die ganze Gesichts-
hälfte des Kopfes fehlt, nicht mit Gewifs-
heit behaupten, würde aber eher gegen
die Deutung auf P. sprechen, da dieser auf
keinem gesicherten Bildwerk bartlos erscheint.
S. auch den Artikel Hephaistos Bd. 1 Sp. 2062.
Die anderen erhaltenen Denkmäler be-
schränken sich inhaltlich auf die drei Haupt-
züge des völlig ausgebildeten Mythus: Feuer-
raub, Strafe und Befreiung, Menschenschöpfung.
Diese sind indes weder alle gleichzeitig noch
in gleichem Mafse Gegenstand der bildlichen
Behandlung gewesen. Die nächste und unmit-
telbarste Anregung gewährte den Künstlern als
ein durchaus Binnenfälliger Vorgang das Leiden
des P. Dieses war mit den Mitteln der Plastik
oder der Malerei ohne weiteres verständlich zur
Anschauung zu bringen, und der grausige
Gegenstand entsprach gerade dem Geschmack
der älteren, noch roheren Zeit. Der Feuerraub
und besonders die Menschenschöpfung konnten
als Stoff der bildenden Kunst erst dann in
Aufnahme kommen, als man gelernt hatte, sich
auch symbolischer und allegorischer Darstel-
lungsmittel zu bedienen, und ein verfeinerter,
endlich überfeinerter Sinn an solchen, ein nach-
denkendes Genie fsen fordernden Gegenständen
mehr und mehr Gefallen fand. Wir beginnen
unsere Übersicht mit derjenigen Gruppe, der
die meisten und die ältesten Denkmäler an-
gehören.
I. Bufse und Befreiung des P.
Die frühesten Beispiele bildlicher Darstellung
des leidenden P. bieten zwei Gemmen aus der
10 Klasse der sog. „Inselsteine". Aufser diesen
weist nur noch eine einzige Gemme desselben
Kreises ein Bild aus der Mythologie auf, und
es ist gewifs kein Zufall, dafs gerade P. uns
hier wiederholt entgegentritt. Die Inselsteine
gehören nach der lichtvollen Darlegung Milch-
höfers „Anfänge der Kunst in Griechenland1'
S. 106 u. ö. einer originalen Entwickelung der
1) Prometheus und Hera.
Kylix aus Vulci (nach Müller- Wiescler II n. 834).
griechischen Kultur, einer „vielleicht pelasgisch
zu nennenden" Kunstübung an, deren Haupt-
sitz Kreta war, der Vereinigungspunkt der
Pelasger und phrygischer Metallarbeiter (a. a. O.
50 S. 129 u. 133: Daktylen, Teichinen). Wir finden
also hier auf archäologischem Gebiet eine ge-
wichtige Stütze für die vom Unterz. im Oldenb.
Gymnas.-Progr. 1896 und oben Abschn. E be-
gründete These, dafs P. wie die ihm verwandten
Kabiren eine Gottheit der Pelasger gewesen
und sein Kult von diesem seefahrenden Stamme
verbreitet worden sei: — Der Charakter der
in Rede stehenden Bilder ist ein hoch alter-
tümlicher und weist uns hinsichtlich der Er-
60 findung in vorhesiodische, vielleicht sogar vor-
hellenische Zeit zurück, wenngleich die Steine
selbst erst dem 7. und 6. Jh. angehören mögen.
Vgl. Furticängler, Die antiken Gemmen Bd. 3
S. 73 u. Taf. 5.
1. Der eine der beiden Inselsteine (Fig. 3) Brit.
Mus. 78, Revue arch. 36, 1878 pl. 20, 1, Wiener
Vorlegebl. D 9, 6, bei Milchh. nr. 57 zeigt den
Büfsenden nackt und aufrecht stehend; die
3087 Prometheus (in d. Kunst)
Hände sind nicht gebunden, die rechte wie in
schmerzlichem Krampf in die Hüfte gestützt,
während die linke den Vogel abzuwehren sucht.
Das Haupt ist trotzig erhoben. Auch die Hal-
tung des rechten Armes beweist, dafs der Mann
nicht liegt, wie Furticängler , Arch. Ztg. 1885
S. 226, der die Beziehung auf P. deshalb ab-
lehnt, und Studniczka, Mut. d. Ath. Inst. 1886
ßd. 11 S. 86 f. (Über ein TJionrelief aus Tenos)
meinen; daher ist auch an Tityos nicht zu
denken. Fels, Säule oder Fesseln sind nicht
sichtbar. Dieser Umstand und die aufrechte,
starre Haltung des Körpers könnte zu der Ver-
mutung Anlafs geben, dafs die Strafe des Ti-
tanen hier als Pfählung dargestellt sei, wie
solche Furticängler a. a. 0. nach dem Vorgang
Welckers (A. D. 3 S. 193) auf einigen nachher
zu besprechenden Vasen annimmt. Aber wie
schon 0. Jahn, Beitr. S. 228 bemerkt, beweist
die Abwesenheit der Bande auf Bildern dieses
Stiles nicht, dafs man sich nicht doch den
Körper angebunden zu denken habe. Entweder
hat der Künstler es dem Beschauer überlassen,
sich die Säule hinter dem Körper, durch diesen
2) Prometheus vom Adler 3) Prometheus vom Adler
gequält. Inselstein im Brit. gequält. Inselstein im Brit.
Mus. 78 (uach Revue archeol. Mus. 79 (nach Revue archeol.
36 pl. 20, 2). 36 pl. 20, 1).
verdeckt, vorzustellen, oder, was wahrschein-
licher ist, er dachte sich ihn an den als Fels
gemeinten Hintergrund angeschmiedet. Gegen
die Annahme der Pfählung spricht vor allem,
dafs diese barbarische Art der Strafe in der
litterarischen Überlieferung über P. nirgends
vorkommt. Auch fragt Terzaghi, Prometeo p. 6
mit Recht, wie P. dann hätte befreit werden
können. Hesiod. Theog. 521 redet jedenfalls
vom Einschlagen der eisernen Fesseln in eine
Säule (so schon G. Hermann, gegen den Welcher
a. a. 0. sich nicht auf Aesch. Prom. 64 berufen
durfte und auch Lisco, Quaestiones Hesiodeae,
Gott. 1903 p. 11 ff. nichts Zwingendes vorbringt;
vgl. Wecklein zu letzt. St. und Schümann , Die
hesiod. Theogonie S. 207 Anm. 3); über die
avaatavQoiaig (Kreuzigung) bei Lucian s. o.
Abschn. G u. D I d.
2. Der zweite Inselstein (Fig. 2) Br. M. 79,
Revue arch. a. a. 0. nr. 2, Milchh. nr. 58, Wiener
Vorlegebl. D 9, 5 zeigt den bärtigen (auf nr. 57
ist der Bart nur weniger deutlich), ganz nack-
ten Mann mit hinter dem Rücken zusammen-
gebundenen Händen am Boden hockend; der
Adler fliegt auf ihn zu. Der Laubzweig oben
links könnte einen Baum andeuten, dient aber
vielleicht nur dem Zweck symmetrischer Raum-
füllung. Dasselbe Motiv der Körperhaltung
findet sich auf
3. einem Bronzerelief aus Olympia:
Ausgr. von Ol. 4 Taf. 25 b nr. 3, Furtwäng-
Prometheus (in d. Kunst) 3088
ler, Olympia 4 Taf. 39, nr. 699, 3 S. 102;
vgl. Curtius, Arch. Bronzerel. S. 14, Furhc,
Bronzefunde 95; abgeb. auch Wiener Vor-
legebl. D 9, 4 und bei Milchhöfer a. a. 0.
S. 185 Fig. 68. Zwar läfst der fragmentarische
Zustand desselben (nur Unterkörper und Unter-
arm sind sichtbar mit Fesseln über den Ge-
lenken der Füfse und Arme; für eine zweite
Person ist kein Platz) an sich keine Entscheidung
10 über den Gegenstand der Darstellung zu, aber
schon aus der Vergleichung mit dem Inselstein
erkannte Milchhöfer auch hier den Prometheus.
Diese Deutung wird vollends gesichert durch
ein dem gleichen Stil (Werkstätten von Argos,
nicht vor dem 6. Jahrh.) angehöriges Bronze-
relief vom böotischen Ptoüon, veröff. und
bespr. von Holleaux im Bulletin de correspon-
dance hellenique 1892 p. 351, PI. 10. Auch
hier ist nur der Unterkörper erhalten, daneben
20 aber ein Teil vom Gefieder des die Brust an-
greifenden Vogels. Die in gigantischen Ver-
hältnissen gebildete Gestalt hockt ganz wie
auf dem Inselstein und dem olympischen Frag-
ment, jedoch nicht unmittelbar auf dem Boden,
sondern auf einem in eine Klaue auslaufenden
Schemel; die Haltung der Arme ist bei der
starken Korrosion nicht mehr deutlich zu er-
kennen, doch zeigen sich ihre Spuren hinter
dem Rücken; die Beine scheinen von Banden
30 frei zu sein. Die andern, zugehörigen Reliefs
enthalten ebenso wie die an das olympische
Fragment sich anschliefsenden Bronzefunde
vorwiegend Darstellungen aus der Herakles-
sage.
4. Ahnlich wie auf den drei zuletzt bespro-
chenen Bildwerken ist die Haltung des Büfsen-
den auf der im Museo Gregor, des Vatikans
(Helbig, Führer 22 nr. 1298) befindlichen alter-
tümlichen Schale aus Caere, abgebildet bei
40 Gerhard, Auserles. Vasenb. 2 Taf. 86, Müller-
Wies. 2, 825, Wiener Vorlegebl. D 9, 7, Bau-
meister 3 Fig. 1567, Daremberg et Saglio, Dict.
1 p. 527. (Sie wird von Puchstein, Arch. Ztg.
1881 S. 218 als kyrenäisch — Gattung der
Arkesilasvase — bezeichnet, während Milchhöfer
a. a. 0. S. 177 ff. kretischen Ursprung vermutet.)
Vgl. Welcker, A. D. 3 S. 192 f., Semper, Stil 2
S. 219, H. Schmidt, obs. arch. in carm. Hesiod.,
diss. Hai. 12 S. 115 f., Dumont-Pottier p. 296.
50 Nun ist allerdings fraglich, ob der halb stehende
halb sitzende, mit den hinterm Rücken vereinigten
Händen und mit den Füfsen an eine Säule gebun-
dene nackte, bartlose Mann, dessen Haupthaar in
geflochtenen Strähnen lang herabfällt, wirklich P.
vorstellt, da dieser erstens sonst in keinem
sicheren Bilde bartlos erscheint und zwei-
tens seine Strafe stets einsam verbüfst. Der
in die Brust einhackende Vogel kann auch ein
Geier sein, und so hat man an Tityos (Ger-
60 hard a. a. 0.) gedacht. Zur Erklärung des
zweiten, auf der Säule sitzenden Vogels zieht
Jahn, Beitr. S. 229 Hygin fab. 28 (strix super
columnam sedens) heran. Auch die dem Ge-
fesselten gegenüberstehende Figur, welche eine
unförmliche Last auf Hand und Nacken trägt
und von einer Schlange im Rücken bedroht
scheint, hat verschiedene Deutung erfahren. 0.
Jahn dachte an Tantalus (Beitr. S. 2301'.), besser
3089
Prometheus (in d. Kunst)
Prometheus (in cl. Kunst) 3090
Gerhard und Murray Bev. arcli. 1878 S. 201
an Sisyphus; den meisten gilt er als Atlas (so
auch Furtwängler in unserm Lex. Bd. 1 Sp. 709;
vgl. Hesiod, Theog. 517 ff.). Die Scene ist
jedenfalls in der Unterwelt, was durch Toten-
vogel u. Schlange angedeutet wird. Bei Aeschylus
wird Proin. allerdings in den Tartarus versenkt.
In den Hades oder Orcus verlegt die Strafe
des P. aber nur Hör. carm. 2, 13 u. 2, 18: vgl.
G 7. Den Erebus sucht als den Strafort der 10
ursprünglichen Prometheussage zu erweisen
Bisco, Quaestiones Hesiodeae p. 70 ff. ; dagegen
oben D I d. — Ist der Gefesselte in diesem
Bilde Prom., so haben wir in der Säule ein
gewichtiges Argument gegen die Annahme der
Pfählung auf anderen Darstellungen.
5. Mit gröfserer Sicherheit ist die Deutung
auf P. abzuweisen bei dem schwarzfigurigen
Innenbilde einer Schale aus der Kollektion
Campana des Louvre, welches einen auf 20
einem Gerüst (Thron oder Altar?) sitzenden
bärtigen Mann in altertümlicher, den ganzen
Körper dicht umhüllender Gewandung und
Haartracht darstellt, auf den ein Adler zufliegt.
Abb. bei Daremberg et Saglio, Dict 1 p. 667,
Wiener Vorlegebl. D 9, 2 und Archäol. Ztg.
39, 1881, Taf. 12 nr. 3 (wo O. Puchstein S. 218
u. 237 f. die ganze Gattung dieser sog. kyre-
näischen Vasen behandelt). Während Puch-
stein in diesem Bilde den ,,in der Entstehung
begriffenen Typus der P.-Darstellungen" zu
erblicken geneigt ist, sehen Furtivängler, Arch.
Ztg. 1885 S. 226 und Studniczla, Kyrene S. 14
den thronenden Zeus mit seinem Adler (I iirtw.
vergleicht die arkad. Münze Wiener Vorlegebl.
D 9, 3). Vielleicht aber ist der Adler nur zur
Raumfüllung angebracht, wie ohne Zweifel die
ganz ähnlichen auf Taf. 12 nr. 2 und 13 nr. 2
der Arch. Ztg. a. a. O., sodafs er für die Deu-
tung der Figur aufser Betracht bleiben müfste. 40
Gegen den Gedanken an P. spricht weniger
die Abwesenheit der Fesseln als der Thron und
die völlige Bekleidung.
6. Die Befreiung des P. vom Adler
durch Herakles findet sich zuerst auf men-
reren archaischen Vasen des 6. Jahrh. darge-
stellt, die in den Grundzügen der Komposition
eine merkwürdige Verwandtschaft zeigen. Sie
zerfallen nach der verschiedenen Haltung der
Hauptfigur in 2 Gruppen: 50
A) Der Titan ist hockend dargestellt. So
zeigt ihn: a. (Fig. 4a) die schwarzfig. Amphora
(Ksleßrf) aus Chiusi in Berlin (Furtwänglers
Vasenkatalog nr. 1722, S. 1054, „chalcidisch"),
besprochen und abgebildet bei 0. Jahn, Beitr.
S. 228 mit Taf. 8; Benndorf, Griech, u. Sicil.
V S. 106; Baumeister 3 Fig. 1566). Der rot-
bärtige, nackte Titan hockt am Boden mit herauf-
gezogenen Knieen; es ist dasselbe Motiv, wie auf
dem zweiten Inselstein und auf den Bronzereliefs 60
von Olympia und vom Ptoion. Eine Säule schaut
oberhalb und unterhalb des in Seitenansicht
gegebenen Körpers ein wenig hervor, sodafs
der Büfsende neben ihr zu sitzen scheint. Wenn-
gleich die Fesselung nicht sichtbar gemacht
ist, braucht doch an Pfählung nicht gedacht
zu werden (s. 0. zu 1). Die Hände sind durch
Handschellen verbunden, die Arme beweglich
und wie zur Abwehr dem Adler entgegen-
gestreckt. Die beiden andern Adler unter den
Henkeln dienen, wie die vier Keletizontes der
Rückseite, nur dekorativem Zweck. Herakles,
hinter P. knieend, ist im Begriff, den dritten
Pfeil (2 fliegen schon auf den Vogel zu) von
der Sehne zu schnellen. Hinter dem Adler
steht ein bärtiger, würdevoller Mann mit langem
Wanderstab, vielleicht Zeus. — b. Die Kom-
position der 3 Hauptfiguren: Herakles, Prom.
und Adler, kehrt fast völlig entsprechend (nur
die Arme des Titanen sind freier bewegt) auf
der Florentiner Amphora wieder, welche
Thiersch, Tyrrhenische Amphoren 1899 Taf. 2, 6
abgebildet u. S. 142 besprochen hat. Aufserdem
erscheinen hier links hinter Herakles Athene
mit Lanze und Kranz (als Siegespreis für den
Befreier'?), hinter dieser Hermes; rechts De-
meter (wie die andern Figuren durch Bei-
fügung des Namens bezeichnet), der von einem
sitzenden Manne ( AON = Poseidon?
vgl. unten Ba und Terzaghi, Prometeo p. 36 ff.)
ein Kranz dargereicht wird. Ist dies der Lygos-
kranz des äschyleischen Dramas und vertritt
Demeter die Stelle der Ge-Themis? Die Vase
4 a) Befreiung des Prometheus. Amphora aus Chiusi
(nach Jahn, Archäol. Beiträge Taf. VIII).
gehört jedenfalls noch dem 6. Jahrhundert an;
sonach scheint Äschylus, indem er die Erdgöttin
zur Mutter des P. machte, einer attischen Tra-
dition gefolgt zu sein. — c. Die Mittelgruppe
in ganz ähnlicher Gestaltung, nur in umge-
kehrter Reihenfolge und Richtung ist erkenn-
bar auf einer Scherbe aus Phaleron, jetzt
im Kloster Neuburg, die von Benndorf, Griech.
u. Sicil. Vasenb. Taf. 54 nr. 2 veröffentlicht
und S. 105 f. besprochen ist. Der Rest des
schwarzfigurigen Bildes zeigt leider nur den
von Pfeilen getroffenen Vogel und die obere
Hälfte eines bärtigen, im Gesicht rötlich ge-
färbten Kopfes, der nach der Stellung zum
Adler nicht dem Schützen, sondern dem P.
zugehört. Über dem Haupte ragt das Ende
eines Pfahles hervor. Die Technik erinnert
an äginetische und melische Vasen und weist
auf eine schon der Francois-Vase naheliegende
Kunststufe. Vgl. auch Böhlan , „Früh attische
Vasen", Jahrb. d. Inst. 1887 S. 65 und Stud-
niczJca ebenda S. 152.
B) a. Eine altattische Amphora der Samm-
lung des Kardinals Vi doni (Fig. 4b), besprochen
von Jahn, Arch. Ztg. 16, 1858, S. 166 f. mit Abb.
Taf. 64 nr. 2 nach eigner Zeichnung, bietet
im Herakles und dem nur teilweise erhaltenen
Adler genaue Seitenstücke zu den entsprechen-
den Figuren der chiusinischen Vase. P. be-
findet sich auch hier vor einem Pfahl, den er
gröfstenteils mit seinem Leibe verdeckt. Er
ist wie dort nackt; ob bärtig oder nicht, läfst
3091 Prometheus (in d. Kunst)
Prometheus (in d. Kunst) 3092
sich nach der Abbildung nicht mit Sicherheit
entscheiden (die Vase selbst ist jetzt verschollen,
s. Jahrb d. Inst. 1889 S. 220). In der Haltung
des Titanen aber weicht das Vidonische Bild
gänzlich von dem andern ab: sie zeigt, un-
passend genug, das archaische sog. Knielauf-
schema. Der Gedanke an Pfählung ist schon
dadurch ausgeschlossen. Den Kopf wendet P.
Beine mehr hockend als laufend. Auch sind
die Nebenfiguren, die dort verlegen beiseite
stehen, hier gut verteilt und zur Haupthandlung
Beziehung gesetzt. Hinter Herakles steht
in
Athene, seine Beschützerin, gegenüber befand
sich, wie die Beste erkennen lassen, eine thro-
nende Figur (Zeus ?) und ihr zugewandt stehend
Hermes, der wohl dem Gebieter Meldung macht.
4b) Befreiung des Prometheus, anwesend: Hermes, Poseidon, Hera (?), Apollon (?).
(nach Arch. Ztg. 1858 Taf. 114, 2).
Amphora der Sammlung Vidoni
rückwärts dem Befreier zu. Anwesend sind noch
Hermes, Poseidon (mit dem Fünfzack, vgl.
Furtwängler , Arch. Ztg. 1885 S. 225 Anm. 4),
eine Göttin (Hera?) und Apollon ('? mit Bogen).
Die beigeschriebenen Buchstaben haben keinen
Sinn. Die Arbeit ist roh und offenbar ver- 30
ständnislos, sie macht den Eindruck einer un-
geschickten Kopie. — b. Eine Amphora alt-
Die Beischriften sind auch hier Buchstaben
ohne Sinn. Vgl. die erschöpfende Besprechung
von A. Schumacher im Jahrb. d. Inst. 1889
S. 218 ff. (mit Abb. Taf. 5—6, nr. 1 u. la).
Dieser hält unser Vasenbild seiner künstlerischen
Vorzüge wegen für jünger als das Vidonische.
Vielleicht sind beides freie Kopien, eine gute und
eine schlechte, von einem gemeinsamen Original.
4c) Prometheus wird durch Herakles vom Adler befreit; anwesend Athene, Hermes, Zeus (?). Amphora
(nach Jahrb. des Inst. 1889 Taf. 5—6).
aus La Tolfa
attischer Gattung (Fig. 4 c) (Thiersch, Tyrrhen.
Amphoren 1899 S. 156 nr. 23) aus La Tolfa, seit
1888 der Karlsruher Sammlung angehörig (Inv.
B 2591), zeigt im obersten Bildstreifen dieselbe
Scene, deren Mittelgruppe — Herakles, P. und
Adler — fast vollkommen der im Vidonischen
Bilde gleicht, aber alles in viel feinerer und
verständnisvollerer Arbeit. Die Bewegung des
P. , der den Rücken an die Säule lehnt und
dem Beschauer die Brust, dem Befreier, den
Kopf zuwendet mit dem Ausdruck froher Über-
raschung, ist weit mafsvoller, die Haltung der
— c. Verschollen scheint eine ehemals bei
Ruspoli in Cervetri befindliche altattische Am-
phora mit einer Darstellung der Befreiung des
60 P., die nach Loeschkes vor 20 Jahren notierter
Beschreibung (bei Thiersch, Tyrrh. Amphoren
S. 68) genau in Zahl u. Anordnung der Figuren
dem oben unter b besprochenen Bilde von La
Tolfa entspricht; nur die thronende Figur fehlt,
und P. „hockt". Somit vereinigt dieses Bild
die Züge beider Gruppen.
Während die bisher behandelten, besonders
altertümlichen Bildwerke fast alle der Dichtung
3093 Prometheus (in d. Kunst)
Prometheus (in d. Kunst) 3094
des Hesiod entsprechend den P. an eine Säule
oder einen Pfahl gefesselt zeigen, stimmt eine
zweite Serie insofern mit Aschylus überein,
als der Titan mit Armen und Beinen an einen
Felsen geschmiedet erscheint: vgl. Furtwäng-
ler, Arch. Ztg. 1885 S. 224 f., der innerhalb
dieser Klasse wieder eine ältere Reihe — der
Held in einer gewissen archaischen Ruhe nnd
Würde — von einer jüngeren mehr bewegten
Charakters unterscheidet. — Obwohl die An-
schmiedung an den Felsen mythisch ursprüng-
licher ist als die Marter am Pfahl und auch
die oben unter 1 bis 3 besprochenen Monu-
mente keine Säule zeigen (vgl. H. Schmidt, Obs.
u. Philoktet, ähnlich Bloch, Griech. Wandschmuck
S. 35, Chabouillet a. a. 0. p. 48 an Odysseus
und Teiresias, zweifellos unrichtig, wie Furtw.,
Jahrb. d. Inst. 3 S. 370 bemerkt. Der Stein
mag dem Ende des 5. Jahrh. angehören. Vgl.
jetzt auch Furtw., Die ant. Gemmen 3 S. 204 f.
Ferner sind hier 2 etruskische Spiegel
(Fig. 5a u .5b) des sog. mittleren Stiles einzuordnen.
8. Der eine, bei Gerhard, Etrusk. Spiegel
10 Bd. 2 Tat'. 139; Wiener Vorlegebl. D 9, 4 (das
Original jetzt im Berliner Antiq.) zeigt den
durch die Beischrift [Prjumath e (s.d.) gekenn-
zeichneten Dulder umgeben von Herakles
('Hercle' mit Löwenhaut und Keule, auf die er
5 a) Der gefesselte Prometheus zwischen Herakles und
Apollon. Etrusk. Spiegel (nach Gerhard Bd. 2 Taf. 139).
arch. in carm. Hesiod. p. 25), so hat doch allem
Anschein nach erst die mächtige Wirkung der
äschyleischen Tragödie die Künstler bestimmt,
jener Darstellungsweise vor der durch Hesiod
vertretenen entschieden den Vorzug zu geben.
7. In die ältere Reihe, deren Formen noch
strengeren Stil zeigen, weist Furtivängler zu-
nächst ein Intaglio auf einem Carneol-
Scarabaeus, früher in Smyrna, j etzt in Privat-
besitz zu Odessa (Abb. a. a. 0. S. 223, Arch. Ztg.
4 1849 tab. 6, 3 {Gerhard) und bei Chabouillet,
Descr. des antiq. du cabinet de L. Fould pl. 10
nr. 1053). Ein riesiger Mann, aufrecht stehend,
bärtig und nackt, mit einem Stab in der Rechten,
ist am linken Bein oben an die (Fels-?)wand
gekettet; ein zweiter, klein und von gutmütigem
Ausdruck, scheint auch den linken Arm fesseln
zu wollen. Obwohl Furtw. passend an Aesch.
Prom. 32 ÖQ&oatddriv und 74 6%tlr\ dl kLqkco6ov
ßlcc und bezüglich des Scepters an das oben
besprochene Vasenbild 'Hera und P.' (vgl. auch
die unten III a angef. Gemmen) erinnert, bleibt
die Deutung auf P. und Hephaistos doch un-
sicher. Gerhard a. a. 0. dachte an Odysseus
5 b) Der befreite Prometheus zwischen Herakles u. Kastor.
Etrusk. Spiegel (nach Gerhard Bd. 2 Taf. 138).
sich stützt) und einer inschriftlich mit U- . IA =
Ap(l)u (nach Gerh., dessen Lesung Friederichs,
Berlins Ant. Bildiv. 2, 2 bestätigt; willkürlich
las Jahn, Beitr. S. 232 'Castur') bezeichneten
jugendlichen, auf einen Stab gestützten Person.
50 Apollo (thessal. 'ÄnXovv), sonst dieser Scene
fremd, wurde bei Aschylus im IIqo^. Ivöiievog
vom Herakles vor dem Schusse um Beistand an-
gerufen. G. Haupt, Comm. arch. in Aesch., Hai.
1895 vermutet, dafs derselbe Gott in diesem
Stücke als Gesandter des Zeus aufgetreten sei,
etwa um dem P. das Orakel der Themis mit-
zuteilen, und zieht das in Rede stehende Bild
zum Beleg heran. P., nur am Unterkörper
mit langem Gewände bekleidet, stehend und
60 nur mit den erhobenen Händen an den Fels
geschmiedet, wendet sein Haupt dem wie fragend
zu ihm aufschauenden Herakles zu. Vielleicht
beschreibt er ihm den Weg zu den Hesperiden.
9. Der zweite Spiegel trägt ein in der Kom-
position ganz entsprechendes Reliefbild (Ger-
hard a. a. 0. Taf. 138; Müller- Wies. 2 nr. 833;
Wiener Vorlegebl. D 9, 5). Die dritte Figur
ist hier als C astur bezeichnet. Dieser und
3095 Prometheus (in d. Kunst) Prometheus (in d. Kunst) 3096-
Herakles (Calanice genannt, wie auch sonst pl. 9 p. 64 ff. veröffentlicht und bei Welcker
mehrfach auf diesen Spiegeln), neben dem a. a. 0., Elite ce'ramogr. 1, 51, Guigniaut, reh
Keule und Bogen am Boden liegen, stützen de l'antiq. 131, 237, Heinicke, Orchomenos Taf. 3r
mit der Linken die Arme des fessellosen und Creuzer , Symbolik S3, 1 Taf. 2, 7, sowie bei
nur mit einem Tuch um die Hüften bekleideten 0. Jahn, Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1867
P. (Prumathe ; s. d.), während sie mit der Rechten Taf. 5, 3, Blümner, Technol. 4 S. 365, teilweise
je einen kleinen runden Gegenstand empor- auch bei Daremberg et Saglio 2, 2 Fig. 2965-
heben, wahrscheinlich die abgenommenen ring- wiedergegeben ist. Die Vase selbst war schon
förmigen Fesseln, mit denen die Anne fest- vor 1824 zu Grunde gegangen. Die uns hier
geschmiedet waren (Handschellen ; andere Erkl. 10 vornehmlich angehende sitzende Figur, über
bei Gerh. a. a. 0. und Jahn, Beitr. S. 233). welche ein Priester mit Handauflegung eine
Der Hintergrund ist nicht charakterisiert, doch Formel zu sprechen scheint, stellt nach Welcker»
wohl wie auf Taf. 139 als Fels gedacht. P. Erklärung „den neuen Prometheus (d. h. den
trägt den Kranz. Der Adler zu seinen Füfsen Neophyten der lemnischen Mysterien) vor, auf
mufs tot sein, wenn der Künstler dies in der einen Felsensitz gefesselt, den rechten Arm über
Haltung des Tieres auch nicht auszudrücken dem Kopf an die Wand befestigt, die andre an
vermocht hat. Die beiden Sterne über dem einen Stab geschlossen, welcher zugleich die
Haupte des befreiten Titanen deuten jedenfalls Beine auseinanderhält (TtoSoöTQdßr]). Am andern
auf die Dioskuren. Von diesen ist allerdings Ende entfernt sich der Hephaistos oder Kabir
nur einer anwesend , denn wenngleich Kcclii- 20 mit dem Hammer, welcher diese scheinbare Qual
vikos nicht nur Herakles heifsen konnte, so ist ins Werk gesetzt hat. Eine weibliche Figur
dieser doch durch seine Waffen unverkennbar. stellt vielleicht die Kabiro vor. (Offenbar falsch
Wie aber kommt Kastor, der ja wie sein Bruder ist hier nur W.s Beziehung des „Krater" auf
mit Herakles auch sonst verbunden erscheint, kabirische Trinkgelage; der Kessel steht auf
an die Seite des befreiten P.? Der von Schö- einem Schmiedeofen, wie mehrere ähnliche Bilder
mann zu Äsch. Brom. S. 139 ff. herangezogene beweisen.) Oben hangen Schmiedewerkzeuge."
Umstand, dafs nahe dem Fufs des Kaukasus Obgleich diese Deutung des Bildes nicht nur von
eine Stadt Dioskurias lag, für welche Dios- Guigniaut und Creuzer, sondern auch von 0.
kurenkult anzunehmen ist, bietet kaum eine Müller in seiner Rezension anerkannt wurde und
befriedigende Erklärung. Zieht man dagegen 30 es diesem danach ausgemacht schien, dafs man in
die im Altertum so häufige Gleichsetzung der Lemnos die Prometheussage in den Kreis gottes-
Dioskuren mit den Kabiren, welche auf jenen dienstlicher Gebräuche gezogen habe, widerrief
Spiegeln auch mehrfach vorkommen {Micali Welcker in der „Götterlehre" Bd. 3 (1862) S. 183
Storia p. 86 sq.; auch auf Münzen von Syros die noch im Nachtrag zur Tril. S. 14 f. auf-
sind sie ganz dioskurenartig gebildet: Müller, rechterhaltene Ansicht, ohne doch Gründe oder
Handb. d. Arch. § 395, 5), in Betracht und überzeugendere Vermutungen anderer vorzu-
erinnert sich der oben Die erörterten nahen bringen. Die von ihm erwähnten Deutungen
Verbindung zwischen den Kabiren und P. in de Wittes Elite ceramogr. 1 p. 154 sq. (der
Böotien und auf Lemnos, so wird das Erscheinen Sitzende ein Gesell des Hephaistos im Aetna,
des Castur an der Seite des Titanen, so sin- 40 der sich den Schweifs abtrocknet!), von Quasts
gulär es ist, weniger befremden. Nach dem, Ärch. Ztg. 1846, 4, 309 (Belebung einer Statue
was oben über die pelasgisch - tyrrhenische durch Hephaistos), Bergks ebenda 1847, 5, 48
Herkunft des P. und der Kabiren gesagt ist (Schaffung des ehernen Talos) und Feuerbachs
(vgl. dazu Milchhöfer, Anf. d. K. i. Gr. S. 108 f. in Cottas Kunstblatt 1844 nr. 87 (= Kunstgesch.
und über die Beziehungen der etrusk. zur vor- Abh. S. 56 f. - - Der Sitzende dient als Modell
hellenischen Kunst ebenda S. 208 ff., ferner für die zu giefsende Statue) weist Welcker
Th. Schaefer im Progr. der Handelsschule zu selbst als unhaltbar zurück. Vgl. noch Welcker
Bremen 1901 S. 21), wird es auch nicht als A. D. 3 S. 523 und 0. Jahn a. a. 0. S. 102 ff.,
rein zufällig anzusehen sein, dafs wir gerade der über die Deutungsversuche referiert, ohne
auf tyrrhenischem Gebiet einem Kunstwerk be- 50 selbst eine Vermutung zu wagen,
gegnen, das beide vereinigt zeigt. So bestätigt 11. Dem strengeren Stil gehören ferner noch
auch hier die Archäologie das Ergebnis der mehrere Gemmenpasten italischer Arbeit an,
mythologischen Untersuchung. Vielleicht hat die den P. (bärtig, von den Hüften abwärts
G.Haupt (am zu 8 a.O.) Recht, wenn er, gestützt bekleidet) auf dem Felsen sitzend mit in der
auf dies Bildwerk, demKastor eine Rolle im Uqo[l. Höhe angefesselten Armen darstellen; Herakles
Xvöiitvog des Aeschylus zuweist. In der That war steht ruhig vor ihm und scheint mit geneigtem
niemand geeigneter als er, die Verhandlungen Haupte den Worten des Titanen zu lauschen,
über den stellvertretenden Tod des Chiron zu ähnlich wie auf dem oben besprochenen etrus-
führen. Sind die Ringe in den Händen des kischen Spiegel nr. 139: Cades 3A 224; Ber-
Kastor und Herakles vielleicht samothrakische? liner Invent. 780 (S. 1733a), 781 (S. 1733), 782,
10. In diesem Zusammenhange sei noch 783 (S. 1832). Vielleicht gehen alle diese Bilder
eines merkwürdigen Bildes gedacht, welches in letzter Linie auf das olympische Gemälde
Welcker, Äsch. Tril. S. 261ff. als Darstellung des Panainos (s. Sp. 3083) zurück. — Nicht
der lemnischen Kabirenweihe ansprach. ganz sicher auf P. zu deuten ist wegen der
Es ist ein roh ausgeführtes sehwarzfiguriges starken Korrosion die Paste Berl. Inv. 1385
Vasengemälde, nur in der Zeichnung erhalten, (frührömisch, 3. oder 2. Jahrh. v. Chr.); der in
die zuerst von J. Clvristie, Bisquisitions upon knieender Haltung Gefesselte hat, wie es
the painted greek vases London 1806 und 1825 scheint, den Adler an der Seite.
3097 Prometheus (in d. Kunst)
Prometheus (in d. Kunst) 3098
12. Eine jüngere Reihe von Darstellungen
des am Felsen angeschmiedeten P. und seines
Befreiers unterscheidet sich von den älteren
Bildwerken durch die bewegtere, pathetische
Haltung des Büfsenden. Wie 0. Jahn, Beitr.
S. 227 f. und Müchhöfer im 42. Winckelmanns-
progr, Berlin 1882 nachgewiesen haben, gehen
alle hierher gehörigen Denkmäler auf ein Ori-
ginalgemälde der besten Zeit zurück, in welchem
dem hochentwickelten Kunstvermögen entspre-
chend die körperliche und seelische Pein des
Titanen einen vollen und ergreifendea Aus-
druck gefunden hatte. Milchh. sucht dies
Original in dem bei Seneca contr. 10, 34 wegen
der realistischen AViedergabe der Folterqualen
(nach dem Modell eines gemarterten greisen
Sklaven) gerühmten Bilde des Parrhasios,
•eines Meisters psychologischer Charakteristik.
Die ausführlichere Beschreibung des Gemäldes
eines sonst unbekannten Euanthes bei Achilles
ner, Mus. de France pl. 15, 1), sowie die Gemme
Cades 16 E 40 u. eine Paste Berl. luv. 4129
(nur Prorn.). Endlich gehört ein jüngst bei
den Tiberarbeiten gefundenes, im Therm en-
museum befindliches Relief, das allerdings
nur den CP. vom Adler zerfleischt', nicht auch
den Befreier zeigt, nach der von Heibig, Führer
2a nr. 1099 gegebenen Beschreibung offenbar
ebenfalls in diese Reihe, und zwar steht es
10 der Zeit (hellenistisch) und dem Kunstcharakter
nach (Hochrelief mit naturalistischer Behand-
lung des Hintergrundes, pathetische Körper-
haltung im Laokoon-Motiv) dem pergameni-
schen Bildwerk besonders nahe.
Die pergamenischen Statuetten, jetzt
imPergamon-Museum aufgestellt, gehörten näm-
lich ohne Zweifel einem Relief jenes freien, der
Rundplastik sich nähernden, also überreifen
Stiles an, den man „Reliefgemälde" genannt
20 hat (vgl. Baumeister a. a. 0. und Müchh.
6) Befreiung des Prometheus. Wandgemälde der Villa Pamfili (nach Abh. d. bayr. Akad. 8, 2 Taf. I 3).
Tatius (Erot. Script. 1 S. 93 f. r 6— 8 ed. Hercher), 40
welches sich im Opisthodom des Zeustempels
zu Pelusion befunden haben soll, stimmt in
der pathetischen Auffassung und in allen Ein-
zelzügen zu den in Rede stehenden erhaltenen
Bildern, und so hatte sich vielleicht auch dieser
Maler an die berühmte Darstellung des Parrha-
sios angelehnt. Schon Jahn stellte zu diesem
Bericht des Tatius das Pompe janische Wa n d -
gern aide Zahn 2, 30 (Müller- Wies. 2 nr. 832
= Heilig, Wandg. nr. 1128, auch bei Milchh. 50
a. a. 0. S. 6) und das rechte Seitenrelief
des kapitolinischen Sarkophags Mus.
Capit. 4, 25 (Mutter- Wies. 2 nr. 838b; Vignette
bei Milchh. a. a. 0. S. 1 nach einer Zeichnung
für das Corpus der Sarkophage). Derselbe ver-
öffentlichte das verwandte, 1838 entdeckte
Wandgemälde imColumbariumderVilla
Pamfili (Fig. 6) in den Abh. d, bayr. Akad. 8, 2
S. 231 ff. Taf. I 3 (bei Milchh. S. 14 abg.).
Milchhöfer fügte als 4. Glied der Reihe die 60
von ihm zu einer Gruppe vereinigten perga-
menischen Marmor-Statuetten an (Abb.
a. a. 0. und bei Baumeister, D. d. kl. Alt. Art.
Pergamon; besprochen auch bei Ussing, Ber-
gamos, 1899, S. 116). Ferner wies Furtwängler,
Arch. Ztg. 43, 1885, S. 223 f. noch 2 Terra-
cottareliefs auf Lampen gallischer Fabrik
als Beispiele desselben Typus nach (Abb. Fröh-
S. 13). Leider ist der Kopf des P. nicht er-
halten ; er würde uns vielleicht eine Vorstelluncr
von dem gerühmten Schmerzensausdruck des
vermutlichen Originalbildes gegeben haben,
während die andern Repliken zwar das Antlitz
des Dulders zeigen, aber künstlerisch dem
pergamenischen Werk weit nachstehen. Auch
der Adler fehlt, doch zeigt ein Bohrloch auf
dem rechten Oberschenkel des P. , dafs der
Vogel dort angebracht war. — Die gemein-
samen Züge der in Betracht kommenden Denk-
mäler sind folgende: P. ist mit den erhobenen
Armen an die Felswand geschmiedet; der rechte
Oberschenkel ist gegen den Leib heraufgezogen
(tbv iLriQov iysigsi ■kcc%? avrov Ach. Tat.), auf
ihm sitzt der Adler (iTttgsidet, ra> fwjpö) rüg rätv
6vv%cov axftaff); das linke Bein ist wie im
Krampf abwärts gestreckt (rm anccaiiü oq&ios
avTLtsivstai xaro). Auf dem Bilde der Villa
Pamfili ist das rechte statt des linken Beines
gestreckt, und der Adler sitzt deshalb rechts
auf dem Felsen. Herakles hält den Bogen
gespannt, was auch bei der verstümmelten
pergamenischen Statuette aus der Körper-
stellung deutlich hervorgeht. Auf dem Sar-
kophag schaut von oben links der Berggott
(mit dem Füllhorn) zu, in dem von Milchh.
rekonstruierten Bildwerk hat er unten seinen
Platz, am Boden gelagert. (Einen Genius, der
3099 Prometheus (in d. Kunst)
in ganz ähnlicher Haltung, wie der Berggott
des Sarkophages, einen Zweig in der Hand,
vom Felsen herab dem menschenbildenden P.
zuschaut, zeigt das sehr späte Marmorrelief
Musee Napoleon 1, 14.) Furtwängler, Deutsche
Lit.-Ztg. 1883 S. 781 sieht in der liegenden
pergamenischen Figur (Kopf u. Arme fehlen)
einen nicht zugehörigen Flufsgott und möchte
den Berggott rechts oben ergänzen ; an Okeanos
denkt Weizsäcker im betr. Art. uns. Lex. Sp. 817 f.
— Auf dem Gemälde der Villa Pamfili, an
welches sich im Columbarium in bedeutsamem
Kontrast der Untergang der Niobiden reiht
(Stark, Niobe S. 163 f.), steht Athene hinter dem
Schützen, ihn zur That ermunternd; der zweite
Adler sowie der Tempel auf dem pompejani-
schen Bilde sind blofse Staffage. — Bezüglich
aller übrigen, mehr nebensächlichen Umstände
mufs auf 3Iilchh.s eingehende Darstellung ver-
wiesen werden.
Die Bronzestatue des P., welche L ibanios
Ecphr. p. lllbff. ed. Beiske beschreibt, wich
von dem eben besprochenen Typus des ge-
7) Prometheus, Hephaistos und Okeaniden.
Spätrömisches Basrelief (nach Arch. Ztg. 1856 Taf. 114, 4)
quälten Titanen, wie es scheint, nur in der
Haltung der Arme ab; vgl. Milchh. a. a. 0.
Anm. 43.
13. Ganz verschieden von allen bisher
behandelten Darstellungen des gefesselten P.
ist das schöne Relief einer Grablampe
bei Bartoli lue. sep. 1, 3. Es zeigt den Titanen
auf dem Felsen sitzend; nur die Arme, von
denen der linke über das Haupt erhoben ist,
sind gefesselt; der Adler, auf dem Schofs des
Dulders hockend, verwundet ihm die Seite.
Eine moderne Wiederholung dieses Bildes er-
kenne ich in der von Furtwängler als Arbeit
des 18. Jahrh.s bezeichneten Gemme Berl. In-
vent. 9294 (= Tölken 3, 44).
14. Einige antike Gemmenpasten des 1.
vor- oder nachchr. Jahrh.s bieten wiederum
andere Motive : P., die Hände auf dem Rücken
gefesselt, sitzt auf dem Felsen (Berl. Inv. 1274
= Tölken 3, 45, Winckelm. 3, 10) oder mit
ausgestreckten Beinen am Boden (ib. 4126);
auf dem Rücken liegend, an Händen und
Füfsen angeschmiedet zeigt ihn die Paste Berl.
Inv. 4128 (S. 1943), am Felsen sitzend, die
Arme erhoben Cades 16, 39 u. 41, am Felsen
stehend Cades 16, 40. Während auf diesen Bil-
dern der Adler am Körper hockt, fliegt er auf dem
Stein Berl. Inv. 6849 = Tölken 3, 43 = Winck.
3, 9 zu dem Sitzenden heran. Unsicher ist
die Deutung auf P. und den Adler bei der
frührömischen Paste Berl. Inv. 1385. Die Reihe
Prometheus (in d. Kunst) 3100
der antiken Gemmenbilder, welche die Qual
des P. darstellen, wird erschöpft sein, wenn
wir noch die Lipjjertschen Steine Dactxjl. 2, 1,
4 und Supplem. 1, 3 (Cabinet Strozzi) nennen.
Die Befreiung durch Herakles erscheint noch
in einer späten (antiken?) Arbeit bei Gravellesr
Becueil de pierres grav. 2 t. 42.
15. Über ein aus Villa Altieri stammendes,
spätröm. Marmor-Basrelief der Blundell-
10 sehen Sammlung zulnce bei Liverpool (Fig. 7)
(Engravings pl. 108), welches den gefesselten
P. von Okeaniden umgeben zeigt, s. Welcker
A. T). 3 S. 197, 5 S. 212 und in Schneideio. Philol.
1 S. 345, 0. Jahn, Arch. Ztg. 16, 1858 S. 168f.
mit Taf. 114, 4 und bes. Michaelis, Ancient
marbles in Great Britain p. 393 nr. 282; ders.
in Arch. Ztg. N. F. 7, 1875, S. 32 mit Ver-
weisung auf Arch. Anz. 1864, 220 ff. (Conze)
und Arch. Ztg. N. F. 6, 1874, S. 32 (Matz).
20 Das „zusammengeflickte und kaum zur Hälfte
antike" Bild weist mancherlei besondere Züge
auf: P. liegt am Boden, hinter ihm eine bren-
nende Fackel; nur die erhobenen Arme sind
an den Felsen geschmiedet. Der Adler hockt
weiter oben am Gestein, bereit sich auf die
Beute zu stürzen. Hephaistos, bis auf eine
Mütze nackend wie P., sitzt neben dem Felsen,
den Hammer auf einen Ambos stützend; eine
der 5 flehenden Okeaniden, denen ein Delphin
als Symbol beigegeben ist, umfafst sein Knie.
Leider unterliegen gerade P. und Hephaistos
dem Verdacht, moderne Zuthat zu sein (Matz
a. a. 0. fühlt sich durch die Haltung des P.
an eine Figur Mich. Angelos -- wohl den zum
Leben erwachenden Adam der sixtinischen
Fresken — erinnert).
16. Nicht die Marter selbst, sondern die
Vorbereitungen dazu sind auf einem ge-
schnittenen Steine (Lippert, Dactyl. Scrin.
40 1 nr. 75, Abb. bei Gravelles, Becueil de p. grav.
2 t. 11 und Midier- Wies. 2 nr. 193) dargestellt.
Hephaistos ist beschäftigt, die Fesseln zu
schmieden, wobei Eros den Blasebalg bedient;
Apollon, Ares, Hermes, Athene und Aphrodite
sind zugegen. Vor Heph. sitzt P., das traurig
gesenkte Haupt mit dem Ann unterstützend;
neben ihm harrt der Adler seiner Beute.
17. Nur litterarisch bezeugt ist ein Marmor-
Relief am sog. goldenen Thor zu Kon-
50 stantinopel, einem unter Theodosius d. Gr.
erbauten Triumphbogen: Manuel Chrysoloras
Vet. et nov. Bomae comp. p. 122 erwähnt unter
dem plastischen Schmuck desselben a&Xovg
'HQttxleovg aglarrig Kai &av^iaatcorätrig r£%vr]g
Kai nQOiirj&tcog ßdaavov — Kai roiavra
stzga anb iiaQiiaQov. Vgl. Jahrb. d. arch. Inst.
8, 1893, S. 31 ff.
IL Der Raub des Feuers.
60 1 . Ein Terracottarelief an einer Grablampe
(Fig. 8 = MiÜler- Wies. 2, 830 nach Bartoli u.
Bellori, Luc. sep. 1, 2) zeigt einen bärtigen
Mann, der im Laufen den Blick achtsam zu
der in der Linken auf einer Art Xv%vog ge-
tragenen Flamme zurückwendet und mit der
Rechten wie frohlockend in die Ferne voraus-
winkt. Sollte der die Flamme tragende Gegen-
stand, wie Weiske S. 541 meint, eine Fackel
3101 Prometheus (in d. Kunst)
Prometheus (in d. Kunst) 3102
mit Handschirm vorstellen, wie sie wohl sonst
auf Abbildungen des Fackellaufes erscheint,
so schliefst doch das Heroische der Gestalt den
Gedanken an einen beliebigen Figuranten ent-
schieden aus. Prometheus ist hier, ganz wie
ihn Hygin schildert (Astr. 2, 15 laetus, ut vo-
lare, non currere videretur, ferulam iactans),
als Feuerräuber und in zv/eiter Linie wohl
auch als Stifter des Fackelwettlaufs dargestellt.
Diese Nebenbeziehung erklärt die Vertretung 10
des N arthex durch die Fackel oder den Lychnos.
Ähnliche Werke der bildenden Kunst mochten
dem Euripides im Geiste vorschweben, als er
Phoen. 1122 die Erscheinung des Tydeus be-
schrieb : Tvdsvg, Xiovrog ötQog fycov in üanidi
%cätij nscpQLxög' del^iä öh Xix^ntdöa Tirav Uqo-
lLT]%£vg t(fSQ8v cuj ■kqtjccov tcoXlv , übrigens
offenbar in Nachahmung von Aesch. Sept. 415.
wo es von Kapaneus heilst: ?y« äh aijn<x yv\i-
vbv avdQcc TtvQcpögov, cpXiysi Sh Xc^ntäg dia 20
%tQÜv mitXiG[L£vr}' ZQVGoTg ds cpavti ygäf-ifiacf
TTQTJßco ztöXiv. Vgl.Terzaghi,Itiv. difiJol.190i-p.2tJ0.
2. Auf dem rechten Seitenrelief eines
Sarkophags aus Villa Borghese (Fig. 9 =
Müller-
Wies. 2,
839 nach
Bouillon
3, 41, 2 und
bei Clarac 30
pl. 215 nr.
30 [433];
Wiener
Vorlegebl.
Serie D 11,
2) ist eine
Schmiede
darge-
stellt, in
der Meis- 40
ter und
zwei Ge-
sellen vor
einer flammenden Esse arbeiten, während ein
bärtiger, würdig- aussehender Mann sich eili-
gen Schrittes, von jenen nicht bemerkt, mit
einer brennenden Fackel entfernt. Eine Person,
von der nur der Kopf sichtbar ist, scheint ihn
zurückhalten zu wollen. Der Meister zeigt
ganz den gewöhnlichen Typus des Hephaistos, 50
die Gesellen sind demnach Kyklopen oder auch
Kabiren. Die nackte jugendliche Figur am
Rande rechts, auf die P. zueilt und die einen
stabförmigen Gegenstand in der Hand hält,
ist wohl der Mensch, dem die Gabe des Feuers
gebracht wird; vielleicht soll das Werkzeug
zur Aufnahme des Feuers dienen und ist also
eine ferula. Auch an den Kabir in Dioskuren-
gestalt hat man gedacht {Müller- Wies. a. a. O.),
schwerlich mit Recht. Auf dem entsprechen- 60
den Seitenbilde des sog. pamfilischen Pro-
metheus-Sarkophags im kapitol. Museum (s. u.
III, 4) fehlt in der Schmiede der Feuerräuber;
an dem Rande stehen unter einem Baum ein
Mann und eine Frau, beide unbekleidet, diese
in der Haltung einer Frierenden, jener, wie es
scheint, andere aufserhalb des Bildes anzuneh-
mende Personen herbeiwinkend. Hier ist P.
offenbar von dem kopierenden Bildhauer aus
Mangel an Verständnis für den Zusammenhang
auch dieses Seitenbildes mit der Hauptscene
des Originals weggelassen worden. Die Figuren
unter dem Baume sind, wie O. Jahn, Ann. dell'
Inst. vol. 19 p. 306 f. erkannte, die Vertreter
der Menschheit und erwarten das Geschenk
des Titanen, vielleicht Deukalion und Pyrrha
(Panofka, Ann. 4 p. 180 ff.), aber gewifs nicht,
wie einige gemeint haben (Breymann, Adam
u. Eva i. d. Kunst d. ehr. Alt. 1893 S. 6 ff.),
Adam u. Eva, denn die ganze Komposition
enthält nichts, was über den Gedankenkreis
der Antike hinausginge.
3. Während die beiden besprochenen Denk-
mäler des Feuerraubs der späteren, hellenistisch-
römischen Kunst angehören, stammt aus früherer
Zeit ein im Peloponnes gefundener Scara-
baeus (Abb. bei Müller-Wies. 2, 831), den
Welcher, A. D. 3, 192 f. als „ein Werk alter,
strenger Kunst, sinnreich im Zusammenfassen
ins Enge" bezeichnet. Da dieser Stein auf-
fällig an etruskische Monumente gleicher Art
erinnert {Müller-Wies. a. a. O.), so kann er
vielleicht als ein weiterer Beleg für das Vor-
handensein eines pelasgisch-tyrrhenischen My-
8) Prometheus als Feuerbringer (nach
Bartoli Lucern. sepulcr. 1, 2).
9) Prometheus raubt das Feuer aus der Schmiede des
Hephaistos (die Gesellen sind Kyklopen oder Kabiren).
Seitenrelief am borghesischen Sarkophag
(nach Müller- Wieseler 2 n 839).
thenkreises und einer ihn begleitenden Kunst-
übung (s. o. I, 9) gelten. Indes ist die Deu-
tung des Bildes auf P. nicht zweifellos.
Ein bartloser (!), fast nackter Mann, nach rechts
schreitend, trägt in der Rechten einen Stab
von besonderer Form, die Spitze abwärts ge-
neigt, in der Linken eine kleine menschliche
Figur, der er das Antlitz zuwendet. Unten,
zwischen den Schenkeln, zuckt ein Blitz nieder.
Handelt es sich hier um die Belebung des von
P. geschaffenen Menschen, so ist unverständ-
lich, warum und wohin P. davoneilt; will er
das Feuer holen, wie Welcher meint, so bleibt
unerklärlich, weshalb er sein Geschöpf mit
sich trägt. Ganz unvereinbar mit der mythi-
schen Überlieferung ist die Annahme (bei M.-
Wies. a. a. O.), P. bringe dem Zeus den Men-
schen und den Donnerkeil. Das angezogene
Schol. Lucan. 1, 661 könnte uns höchstens
veranlassen, den Merkur in dieser Funktion
dargestellt zu sehen. Nahe liegt jedenfalls der
Gedanke an Hermes, sei es als Psychopompos
(vgl. z. B. die Gemme 31.- Wies. 2 nr. 33), sei
es als Träger eines Götterkindes (wie auf der
Münze von Pheneos, Bd. 1 Sp. 2413 uns. Lex.).
Die ungewöhnliche Form des Kerykeion fällt
gegen diese Deutung kaum ins Gewicht, wäh-
3103 Prometheus (in d. Kunst) Prometheus (in d. Kunst) 3104
rend allerdings der Blitz Bedenken erregt. werken dem menschenschaffenden P. assistiert,
Sollte wirklich P. gemeint sein, so müfste der wohnt der Bildung einer menschlichen Figur
Blitz, der als sein Attribut sonst nirgends er- bei auf nr. 3104 des Berl, Inventars. Die
scheint, als vom Zeus gesandt die drohende violette Paste aus dem 1. Jahrh. vor oder nach
Strafe bedeuten. Chr. zeigt links den bärtigen Bildner, nach
•i. Eine Gemme bei Cades 16, 38 zeigt Prom.(?) rechts sitzend, in der Mitte die Menschenfigur,
mit dem Feuerbrand in der Rechten, die Linke rechts Athene. — Nicht P., wie Müller- Wieseler
lebhaft emporhebend. zu 2, 840* meinen, sondern Hermes (unbärtig
mit Petasos und Chlarnys) ist es, der auf dem
III. Prometheus als Menschenbildner. 10 Karneol Furtw., Berl, Inv. 371 (= Cod. Impr.
Die älteren Darstellungen, meist Gemmen, 5, 13, Variante 5, 12) einen menschlichen Kopf
einfach gehalten, zeigen den P. allein mit auf den Körper eines Vogels setzt. - — Eine
seinem Geschöpf, bisweilen noch die Helferin besondere Klasse unter den in Rede stehenden
Athene; die späteren werden figurenreicher Darstellungen bilden diejenigen, in denen wir
und breiten sich zuletzt in allegorischem Bei- den Schaffenden an einem Skelett arbeiten
werk immer mehr aus. sehen. Gerade für diese Bilder, meist römische
a. Gemmen und Pasten. Dem Mythus Arbeiten der Kaiserzeit, ist die Wahrschein-
gemäfs konnte die menschenschaffende Tliätig- lichkeit grofs, dafs sie den P. vorstellen, denn
keit des P. nur als ein Bilden und Formen in es ist schwer zu sagen, was sie sonst bedeuten
Thon dargestellt werden. Unter den zahlreichen 20 sollten ; etwa ein Künstler, der sich den v.äva-
geschnittenen Steinen, auf denen man seit ßog zimmert, wäre doch kaum ein Gegenstand,
Winckelmann die Schöpfung des Menschen der zu so häufiger Behandlung reizen konnte,
durch P. hat erkennen wollen, scheiden dem- Von den bei Treu, de ossium humanorum dar-
nach zunächst diejenigen aus, bei denen es varumque apud antiquos imaginibus diss. Berol.
sich um ein Bilden gar nicht handelt. So 1874 p. 7 ff. zusammengestellten Steinen ge-
stellen die Gemmen Furtw., Berl. luv. 441 — 43, hören hierher die Nummern 17—21 und 23.
die dort im Register unter Prometheus ange- Auf nr. 23 (= Haspe 2 nr. 8560) sitzt P., bär-
führt sind, nicht den Titanen vor, sondern tig, in der gewöhnlichen Handwerkstracht, auf
ebenso wie 439 und 440 (vgl. Cades 8 C 78 — 81) einem Stein und fafst mit der Linken die
den Hermes als Totenbeleber (ipv%aycüy6g). Auf so Hand des stehenden Skeletts. Hinter P. steht
441 glaube ich auch das Kerykeion zu sehen. eine Frau, auf der andern Seite fliegt ein ge-
Aber auch wo ein Bildner vor einer mehr flügelter Knabe mit Fackel zum Skelett heran,
oder minder fertigen Menschenfigur steht oder Die andern Bilder erscheinen als abgekürzte
sitzt, darf nicht immer an P. gedacht werden. Wiederholungen desselben Gegenstandes (ohne
Arbeitet er z. B. mit dem Hammer in Stein, die Frau und den Knaben). Nr. 17 u. 18
wie auf der Gemme Ficoroni, gemm. litt, t. 5, zeigen P. , nur den Unterkörper verhüllt, mit
6 oder ist die aus dem Thonklumpen ent- dem Hammer in der Rechten auf einem Stuhl
stehende Figur eine schon bekleidete, wie eben- sitzend , im Begriff mit der Linken die Hand
da 9, 6, so kann nur ein beliebiger Hand- des Skeletts zu fassen. Auf nr. 19 (= Furtw.,
weiker oder plastischer Künstler (wie auf 40 Berl. Inv. 7688, M.-Wies. nr. 837) und ähnlich
nr. 7689 ff. des Berl, Veras.) angenommen werden. 20 — 21 erscheint P. kahlköpfig, auf einem
Die Nacktheit des Bildners (er trägt meist nur Klappstuhl sitzend, ebenso beschäftigt. — Nicht
die Chlamys) spricht ebensowenig entscheidend einen Bildner, sondern einen studierenden Phi-
für P. wie das vereinzelte Vorkommen eines losophen oder Arzt erblickt man bei Treu nr. 22
Stabes oder Scepters in seiner Hand; eher fällt und Furtw. 4527. — Vgl. noch im allgemeinen
das Fehlen des Bartes (sicher bei nr. 445) gegen Blümner, Technol. 2 S. 121 f.
die Deutung auf P. ins Gewicht. Der Bildner b. Reliefs. Als eine noch einfache Kom-
arbeitet bald an einem Torso, modellierend position steht den besprochenen Darstellungen
(nr. 445. 451 — 55) oder messend (456. 3103; am nächsten das vorzüglich schöne Bild auf
nur Thonklumpen und Mefsschnur hält er bei 50 einem Bronzemedaillon des Antonin us
Ficoroni 9, 1), bald fügt er schon fertige Pius (Abb. bei Müller- Wies. 2, 835 nach Venuti
Glieder dem Rumpfe an (444. 446—50. 457). Ant. Num. Mus. Vat. 1 t. 25 nr. 2). P. in
Das Gebilde ruht bisweilen auf einer Basis Handwerkertracht arbeitet sitzend mit dem
(451 — 55. 3103), in andern Fällen auf 3 Stützen Modellierstab an der etwas erhöht vor ihm
(uxQißas oder %dlißag: 444. 445. 456. Ficor. stehenden, nahezu vollendeten Menschenfigur;
4, 5. 5, 1). Am meisten Wahrscheinlichkeit Athene,_ durch kriegerische Gewandung sowie
hat die Deutung auf P. wohl da, wo die Glieder, durch Ölbaum und Schlange gekennzeichnet,
wie z. B. auch bei Cades 16, 33, nicht aus setzt, entsprechend der ihr bei Hygin fab. 142,
der Gesamtmasse heraus modelliert, sondern Lactant. fabb. 1, 1, Luc. Proin. 3 u. Et, M.
fertig von aufsen angesetzt werden, da dies 60 s. v. 'Ikoviov zugeteilten Rolle, dem Menschen
Verfahren der eigentlichen künstlerischen einen Schmetterling, das bekannte Symbol der
Thätigkeit weniger entspricht. Die meisten Seele, aufs Haupt. Eine Anzahl verwandter
Stücke dieser Art gehören dem 5. oder Darstellungen weisen O. Jahn, Arch. Beitr.
4. Jahrh. an. Als ein sicheres Kriterium S. 138 u. Welcher A. D. 5 S. 188 nach. Besonders
kann aber nur die Anwesenheit der Athene ansprechend ist die einer Terracottalampe
gelten. Die Göttin, welche sonst ja auch dem aus Perugia bei Bartoli, Lucerne sepolcr. 1, 1
waffenschmiedenden Hephaistos oder dem zim- (Fig. 10). Dagegen verwendet das späte Bas-
mernden Epeios und auf den gröfseren Bild- relief Musee Napoleon 1 pl. 14 (aus Villa Albani)
3105 Prometheus (in d. Kunst)
Prometheus (in d. Kunst) 3106
das symbolische Psyche -Motiv in ganz ver-
ständnisloser Weise, indem hier Athene mit
dem Schmetterling den schon lebenden Ge-
schöpfen des P. entgegentritt.
P. und sein Geschöpf bilden auch den Kern
ii)
20
30
10) Prometheus als Menschenbildner (nach Bartoli Lucern.
scpulcr. 1, 1).
einer Anzahl figurenreicher allegorischer Kom-
positionen auf römischen Sarkophagen.
1. Die Schöpfung des Weibes durch P.
ist Gegenstand eines späten und ziemlich rohen
Reliefs (Fig. 1 1) auf einer nicht ganz vollständig er-
haltenen Sarkophag-
platte der vatikani-
schen Sammlungen
(eingemauert als nr.
353 in der stanza dei
busti , II. divisione ;
Abb. bei Müller-
Wies. 2 nr. 840 nach
Pistolesi, II Vaticano
vol. 5 t. 51 ; daselbst
auch Litteraturan-
gaben). Die Deutung
der Hauptfiguren
wäre auch ohne die
Beischriften PRO-
METHESu.MVLIER
zweifellos. Der er-
stere arbeitet mit
dem Modellierstab an
dem fast vollendeten
Haupt des vor ihm
stehenden Weibes.
Ebenso unverkenn-
bar sind die eben-
falls inschriftlich bezeichneten Nebenpersonen: 60
Mercur, Anima und die 3 Parzen. Stier und
Esel oben rechts und der Hund, dessen Kopf
neben P. noch sichtbar ist, sind schwerlich
dazu bestimmt, Eigenschaften zur Bildung
des Menschen herzuleihen, wie man nach Hör.
Od. 1, 16, 13 ff. vermutet hat (Müller- Wieseler
a. a. O.), sondern stellen auch Geschöpfe des
Titanen vor. Im Vordergrund stehen, kleiner
Boschek, Lexikon der- gr. u. röm. Mythol. III.
als die göttlichen Gestalten und von gleicher
Gröfse mit der mulier, zwei schon lebende
Menschen männlicher Bildung; ein dritter liegt
wie tot dem P. gegenüber zu Füfsen des Mer-
cur und der Psyche. Die Gebärde der letzteren
drückt offenbar das Grauen vor der Unterwelt
aus, in welche der Gott, wie seine abwärts
deutende Handbewegung zeigt, die Seele hin-
abgeleiten will. Der Gedanke, die Seele solle
dem Gebilde des P. zugeführt werden, ist schon
deshalb abzuweisen, weil diesen Dienst sonst nur
Minerva leistet. Ebenso ist Böttigers Vermutung,
es handle sich um Seelenwanderung, schon
von Jahn, Beitr. S. 141 mit Recht abgelehnt.
(Ebenda S. 140 Deutungen der rätselhaften
Inschrift SERYS.) Entstehung und Tod des
Menschen also ist hier im Bilde zusammen-
gefafst, freilich in recht äufserlicher Verbindung.
2. Künstlerisch viel bedeutender ist die
reich ausgeführte Darstellung desselben Ge-
dankens auf der Vorderseite des früher in der
Villa Pamfili befindlichen, jetzt kapitolini-
schen Sarkophags, dessen Nebenseiten, die
Befreiung des P. und die Schmiede des He-
phaistos bezw. den Feuerraub zeigend, oben
unter I, 12 und H, 2 besprochen sind. Abb.
bei Miliin, gal. myth. 93, 383, Mus. Capit. 4,
tb. 25, Müller -Wieseler 1 nr. 405 und 2, 838 a
nach Bellori-Bartoli, Admir. Born. ant. tb. 66.
67; Ann. delV Inst. 19, 1847, Taf. Q, R p. 306 ff.
= O. Jahn, Promethee Paris 1848; Baumeister,
D. d. U. A. 3 S. 1413 Fig. 1568 nach Bighetti
1, 75; Wiener Vorlegebl. D 11, 4, Brunn, Vor-
legebl. 8 c ; die Hauptgruppe sowie eine Ge-
samtansicht des Sarkophags bei B. Menge,
11) Prometheus
als Menschenbildner
Sarkophag-Relief im Vati-
kan (nach Müller -Wieseler 2
Taf. LXV n. 840); anwesend:
Mercur, Anima, 3 Parzen.
Einf. i. d. ant. Kunst (3. Aufl.) Fig. 319 und
320. Zwei andre Sarkophage, auf denen die
nämliche Komposition mit geringen Abwei-
chungen wiederkehrt, befinden sich im Louvre:
der einst borghesische (Bouillon, Mus. des
Antiq. 3, 41, 2 = Clarac, Mus. de Sctdj)t. p. 215
nr. 30 [433]) und der aus Arles stammende
(Bouillon 3, 41, 1 = Clarac p. 216 nr. 31 [768J);
ebenda noch ein Fragment: Clarac p. 215, 322.
98
3107 Prometheus (in d. Kunst) Prometheus (in d. Kunst) 3108
Vgl. die Übersicht sämtlicher Repliken bei im Charakter durchaus antiken Darstellung zu
0. Jahn, Beitr. S. 169, welcher in Ber. d. Grunde lägen, sehe ich keine zwingende Ver-
sächs. Gesch. d. Wiss. 1861 S. 294 noch auf anlassung. Vielleicht geht die Komposition
ein Relief im kgl. Mus. zu Madrid (Hühners Be- auf ein Original zurück, welches nur Feuer-
schreibung nr. 290) hinweist, sowie die ein- raub, Menschenschöpfung und Befreiung des
gehende Vergleichuug dieser Bilder bei TJi. Ko- P. enthielt und somit eine Prometheus-Trilogie
nitzer, de fab. Prom. in arte litterisque usu diss. ohne sepulkrale Nebengedanken vorstellte. Der
Königsb. 1885 p. 23 — 31. Da auch von Bau- Künstler, der mit dieser Vorlage die Todes-
meister a. a. 0., von R. Menge, Einf. i. d. ant. scene vereinigte, wäre dann viel geschickter
Kunst S. 298 ff. und Heibig, Führer durch io verfahren als der Urheber der verwandten
die Sammlung klass. Altert, in Rom Bd. I2 Komposition, die unter 1 besprochen ist. —
S. 298 zu nr. 457 (13) ausführliche Beschrei- Nach Stil und Technik der Reliefs kann der
bungen des kapitolinischen Reliefs gegeben Sarkophag erst „im vorgerückten 3. Jh. n. Chr."-
sind, so beschränken wir uns auf das Wich- (Heibig a. a. 0.) gearbeitet sein,
tigste. Das Bild der Langseite, durch die Ge- 3. Weit loser ist die Verbindung des P.
stalt der Athene genau in zwei symmetrisch mit den übrigen Figuren und weit geringer
komponierte (Jahn, Prom. p. 15) Hälften ge- sein Anteil an der Handlung auf dem Relief
teilt, hat in der einen die Bildung und Be- an der Vorderseite eines 1817 bei Pozzuoli
lebung des Menschen, in der andern den Tod gefundenen, im Mus. Borbon. befindlichen
desselben und das Schicksal der Seele zum 20 Sarkophags (Abb. bei Gerhard, A. Bildw.
Gegenstand. Die Mittelgruppe: P. mit dem Taf. 61, Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1849
Modellierholz, sein Gebilde auf den Knien [0. Jahn, S. 158—72] Taf. 8, Welcher, A. I). 2
haltend (ein schon fertiger Mensch steht vor Taf. 14, 26 [zu S. 286 — 95], W. Furticängler,
ihm auf einem Sockel), und Athene, dem neuen Die Idee des Todes 1855 Taf. 4 und M.-Wies.
Geschöpf den Schmetterling aufs Haupt setzend, 2 nr. 841 , das. Litteraturnachweise). P. sitzt
entspricht in allem Wesentlichen der oben be- im Mittelteil der Darstellung sinnend zu Häupten
handelten Darstellung auf dem Medaillon des eines am Boden in starrer Haltung ausge-
Antoninus Pius. Doch ist die Erscheinung streckten Jünglings, dessen Locken er mit der
des Titanen, dort in Handwerkertracht, hier Linken berührt. Während 0. Jahn und nach
nach Gesichtsbildung und Gewandung eine 30 ihm, im einzelnen vielfach abweichend, Welcher
weit würdevollere, an den Zeustypus erinnernd. und Conze in dem Vorgang die Bildung und
(In der sich emporsträubenden Haarlocke auf Belebung des Menschen erblickten, behauptet
den Reliefs im Louvre findet Jahn den auf dem Wieseler mit Recht, dafs wir es in der Hegen-
Medaillon auch im Antlitz erkennbaren Aus- den Figur mit einem Toten zu thun haben,
druck des Trotzes.) Hinter P., zwischen ihm und Dafür spricht aufser dem Umstand, dafs in
der Erdgöttin, steht ein Korb mit Thonklumpen. den Darstellungen der Menschenbildung das
Der aus dem Ozean (Poseidon) aufsteigende Geschöpf sonst immer aufrecht vor P. steht,
Sonnengott, die Parzen Klotho und Lachesis, die Anwesenheit des Genius mit der gesenkten
ferner Eros und Psyche, sich umarmend, ge- Fackel, die widerstrebende Gebärde der von
hören als Nebenfiguren dieser Seite, der des 40 einem andern Genius (er vertritt den in unserm
aufgehenden Lebens, an. Die Gestalten der Bilde anderweitig beschäftigten Mercur) hin-
andern Hälfte umgeben einen am Boden liegen- weggezogenen , nur auf Psyche zu deutenden
den jugendlichen Toten: der Todesgenius mit weiblichen Figur (vgl. M.-Wies. nr. 838a u. 840,
der umgestürzten Fackel, die verschleierte Nacht wo sie die gleiche Gebärde macht), das Erscheinen
(so Menge, nach Jahn Mors, andre Deutungen des Pluto und Cerberus links vom P., endlich
bei Jahn, Beitr. S. 170 A.) und Selene, eine zu die Überreichung eines Beutels (Symbol des
Häupten des Toten sitzende weibliche Figur Reichtums, des irdischen Besitzes) durch Iuno
mit einer geöffneten Schriftrolle (nach Jahn an Mercur, der ihn augenscheinlich an den
Atropos; oder vielleicht Klio?); Hermes führt schon die Hand danach ausstreckenden Pluto
die Psyche hinweg, die hier in kindlicher Ge- 50 weitergeben wird. — Der zu Häupten des
stalt, dem Toten an Gröfse entsprechend, er- Toten sitzende Gott kann in dieser allegorischen
scheint. — In welchem Gedankenzusammen- Darstellung kein andrer als P. sein; durch
hang stehen nun die beiden Seitenbilder, Feuer- das Auflegen der Hand auf den Kopf des
raub und Befreiung des P., zu dem zweiteiligen Toten bezeichnet er diesen als sein Geschöpf
Bilde der Vorderseite? Da die Darstellungen (Wieseler). Auf die übrigen Personen einzu-
einen Sarkophag zieren, so kann die Vorfüh- gehen ist hier nicht der Ort. Nur Vulkan sei
rung der Thaten nnd Leiden des P. nicht noch erwähnt, der rechts auf einem zwischen
Selbstzweck sein, vielmehr dient sie nur der den Knien des Tellus stehenden Ambos häm-
allegorischen Veranschaulichung einer auf Men- mert. Nach Müller-Wies. soll hierdurch „der
schenleben und Tod bezüglichen Gedankenreihe. 60 Feuerraub des P. aus der Esse des Hephaistos"
Zu dem Bild von der Schöpfung des Menschen angedeutet werden. Diese Folgerung aus dem
fügt sich als passende Ergänzung ein andres, Vergleich mit nr. 838 würde nur statthaft sein,
das uns zeigt, wie dem Menschen die fürs wenn in unserm Relief auch die Strafe des P.
Leben so notwendige Gabe des Feuers zu teil irgendwie zur Darstellung käme. Vulkan steht
wird. An die Scene des Todes schliefst sich hier wohl nur als Vertreter des rüstigen, werk-
trostreich die Befreiung des Dulders von seinen thätigen Lebens auf der Erde, im deutlichen
Leiden. Zu der Annahme, dafs die christlichen Gegensatz zu dem links gegebenen Bilde der
Ideen von Sündenschuld und Erlösung unserer Unterwelt. Überhaupt durfte er in dem (fast
6
3109 Prometheus (in d. Kunst) Promylaia 3110
vollständigen) Kreise der grofsen Götter nicht Litteratur. Es seien hier von den im
fehlen. Die allegorische Darstellungsart und die Verlauf der Abhandlung angezogenen Schriften
Technik weist auch dies Werk einer späteren nur diejenigen noch einmal zusammengestellt,
Epoche zu, doch meint Welcher A. D. 2 S. 295: welche sich nicht nur auf einzelne P.-Dar-
,, Die rauhe und die Zeit des Verfalls verratende Stellungen beziehen, sondern ganze Reihen
Arbeit kann uns nicht abhalten, die Erfindung und Gruppen von solchen behandeln: Welcher,
und erste Ausführung einer für die Kunst noch Alte Denkmäler 3 S. 192 — 200. 0. Jahn, Ar-
guten Zeit zuzuschreiben." chäol. Beiträge S. 226 ff. Milchhöfer,42.Winchel-
c. Der römischen Kaiserzeit, etwa dem mannsprogramm 18^2: Die Befreiung des Pro-
3. Jahrh., gehört ein merkwürdiger gläserner 10 metheus, ein Fund aus Pergamon. Furtwängler,
Becher an, in einem römischen Grab zu Köln Arch. Ztg. 43, 1885, S. 223 tf. Th. Konitzer,
gefunden, jetzt im Berliner Museum. Über De fab. Prom. in arte, Utterisque usu diss.
ihn handelt Welcher, der den Fund im Jahrb. Königsbg. 1885. Hub. Schmidt, Observ. archaeol.
d. V. f. A.-F. im Eheini. Heft 28 S. 54 ff. (mit in carmina Hesiodea, Diss. Halle 1891.
Taf. 18) = Bd. 14 (18(30) S. 114 ff. veröffentlichte, [K. Bapp.]
ausführlich in A.D. 5 S. 185— 193 und S. 194 ff. Promethos {Tlgoiirj^og) , Sohn des Kodros,
(gegen die von Michaelis im Bullet. delV inst. mit seinem Bruder Damasichthon König von
1860 p. 67 der seinigen gegenübergestellte Er- Kolophon. Nachdem er diesen (unfreiwillig?)
klärung); das. Abb. Taf. 11. Beischritten, deren getötet hatte, floh er nach Naxos, wo er starb.
Buchstaben „mit Affektation der Altertümlich- 20 Seine Gebeine wurden unter Zustimmung der
keit nach links gerichtet sind", bezeichnen den Söhne des Damasichthon nach Kolophon zu-
dargestellten Vorgang als ANf)PSOIOrONIA, rückgebracht, Paus. 7, 3, 3. v. Wüamoivitz,
diePersonen als TIPOME&ETZ, TTLOME&ETZ Sitzungsber. d. Kgl. Preufs. Ahad. d. Wiss. 1906,
(d. i. Epimetheus; die Figur hält einen runden, 64, 3. Dieser attischen Version steht die alt-
grofsen Gegenstand, nach Michaelis und Blüm- kolophonische gegenüber, nach welcher der
ncr , Technol. 2 S. 121 einen Thonklumpen, Gründer von Milet der Pylier Andraimon ist,
nach Welcher die Pandorabüchse, in Händen) Mimnermos (fr. 10 Bergk 24 p. 29) bei Strabo
und rH (eine weibliche Gestalt, aus deren 14, 634. — Pausanias (7, 3, 5) nennt freilich
Schofs ein Mensch hervorwächst). Unbezeichnet den Andraimon wieder einen Sohn des Kodros,
sind eine stehende Figur (Atlas?) und eine wie 30 vgl. 0. Immisch, Klaros {Jahrb. f. hlass. Phil.
tot daliegende (nach Welcher Menoitios ). Neben Suppl. 17) 142 f. Toepffer, Att. Geneal. 236.
P. sieht man länglichrunde Massen ausge- [Höfer.]
schüttet, wohl Thonklumpen. Er scheint sein Proineus (JJgouivg), Kyzikener, von Idas ge-
vor ihm stehendes Geschöpf durch Auflegen tötet, Apoll. Bhod. 1, 1044. Fich-Bechtel, Die
der Hand auf den Kopf zu beleben. Die tech- griech. Personennamen 373. Gruppe, Gr. Myth.
nische Ausführung ist sehr unbeholfen. Ein 561, 6. Pott, Zeitschr. für vergl. Sprachforsch.
ähnliches, zu Strafsburg gefundenes Glasgefäfs 9 (1860), 184. [Höfer.]
trägt den Namen des Kaisers Maximinian. Pronator s. Indigitamenta. Vgl. Prome.
So hat denn, wie O. Jahn besonders im Promne (JlQouvn), Weib des Buphagos zu
Hinblick auf die Sarkophagbilder mit Recht 40 Pheneos in Arkadien, welche mit ihrem Manne
sagt, der tiefsinnige Mythus vom Prometheus den von den Molioniden verwundeten und nach
noch bis in die letzten Zeiten des klassischen Pheneos gebrachten Iphikles, den Bruder des
Altertums die Künstler zu eigentümlichen Auf- Herakles, pflegte und bestattete, Paus. 8, 14, 6.
fassungs- und Darstellungsweisen angeregt. [Stoll.]
d. Die künstlerisch weitaus bedeutendste Promolos (IlQo^oXog), ein Trojaner, Krieger
Verkörperung des Menschenbildners Prome- des Aeneas, von Turnus erlegt. Verg. Aen. 9,
theus würde uns, wenngleich nur als Fragment, 574. [Stoll.]
erhalten sein in dem berühmten, meist als Promos (TlQouog), 1) Freier der Penelope,
Herakles angesprochenen Torso des Vati- Apollod. Epit. 7, 27. — 2) Beiname a) des Zeus,
kans, wenn die von C. Bobert in der Strena 50 Bruchmann, Epith. cleor. p. 139, b) des Helios,
Helbigiana (1900) S. 257 — 261 vorgeschlagene ebend. p. 148. [Höfer.]
Deutung die rechte ist. Das auf den Felsen- Promylaia (IlQo^vlaia), vgl. Phot. Lex.
sitz als Kissen gebreitete Pantherfell mag dem p. 337 und Stiidas: iloouvleda, &ebg ngoiivltog,
Titanen gegeben sein, wie es sonst der Gigan- i)v atpiSQvvro iv tolg uvlcöaiv, <ag Eftvoerov.
ten Tracht ist. Die Annahme, dafs die Figur Hesych. ttqouvUu (Ttpou.vla.La , Jungermann).
mit beiden Armen das fertige Menschen- &tbg idQv^svi] iv roig uvlüai. Pollux 7, 180:
gebilde zur Betrachtung sich vorgehalten habe, itgo^vlaia ftebg Kai fvvoorog. Es ist also eine
erscheint in der That geeignet, die eigen- Mahlgottheit (vgl. Mylanteioi und dazu Welcher,
tümliche Wendung des Körpers zu erklären. Kleine Schriften 2, CHI f. = 5, 37 f. R. H.
Der Ansatz am linken Knie läfst vermuten, 60 Klausen, Aeneas und die Penaten 13 Anm. 36.
dafs hier ein Gerät, sei es ein Modelliertisch Kaibel, Gott. Gel. Nachr. 1901, 512; vgl. ferner
oder ein Korb mit Thonklumpen, wie auf den die Artikel Mylas, Himalia [die aber nach
Sarkophagen, vorhanden war; vgl. Amelung in Tümpel, Philologus 50, 1891, 46 eine der tel-
Bbergs Jahrb. 5 S. 512. Gegen Bobert tritt chinischen Nymphen ist und nicht zu den Mv-
für die von Br. Sauer, Der Torso v. Belv. Iccvtsioi frtoi von Kameiros gehört], Himalis 2)
(Giefsen 1894) gegebene Deutung auf Polyphem und nahe verwandt der Göttin Eunostos (s. d.,
ein: B. Preiser im Progr. d. Butheneum zu wo nachzutragen Eust. ad Hom. II. 1332, 4: Ev-
Gera 1901. voarog . . . daiuav i7tigvliog und ad Hom. Od.
98
*
3111 Promylea Pronaia 3112
1885, 26, wo Eustathios die Worte des Tryphon F. Wieseler in Göttinger Studien 1845, 201—250
bei Athen. 14, 618 d.: ifuclXg d'iarlv nagu Aco- (= Separatabdruck unter dem Titel: Die Del-
QisvGiv 6 voctog Y.ai zu ini^iSTga twv uXtvgcov phische Athena: ihre Namen u.Heiligthümer) und
so auslegt, als hieße die Mühlengottheit Eu- Jahrb. f. Mass. Phil. 75 (1857), 666 f. in der Re-
nostos auch Nostos: Xiysi dh Nöotov . . . tivu cension der [mir nicht zugänglichen] Schriften
öaiuova iniavXiov Vipogov rüv äXsTibv, ög neu von Jul. Kayser, Delphi und J. J. Merlan, Die
Evvoötog iXiysro; vgl. auch Lobeck, Aglaopha- Topographie von Delphi unterscheidet die
mus 972 h). Wenn der Wortlaut der oben Athena Tlgövoia und Tlgovaia, glaubt aber
angeführten Zeugnisse auch zunächst die Inter- gestützt auf die von ihm sorgfältig zusammen-
pretation erfordert, dafs das Bild dieser Gott- 10 getragenen antiken Zeugnisse den Nachweis
heit in (vgl. K. Zacher, Diss. Philol. Halens. führen zu können, dafs can allen Stellen, wo
3, 164f.) den Mühlen aufgestellt worden ist, so von einem Tkuhvog oder isgbv oder vabg der
weist doch die Praeposition itgö und die Ana- Delpbischen Athena die Rede ist, dieselbe nur
logie von Propylaios, Prothyraios, Proastianoi, Tlgövoia genannt wird' (S. 25), während Tlgo-
Prokyklioi, Tlgb nöXtwg u. s. w. auf den ur- vaiu (oder Tlgövuog) sich nur auf ein Kultbild
sprünglichen Standort vor den Mühlen, natür- beziehe, das vor dem Tempel des Apollon
lieh zum Zwecke des Schutzes hin. A'. Dil- innerhalb des Temenos des Gottes sich be-
they, Rhein. Mus. 27 (1872), 395 f. identifiziert funden habe. Ähnlich hatten schon Lennep
die Promylaia mit Artemis-Hekate iitiuvXiog a. a. 0. 145, 2 und G. Hermann a. a. 0. (vgl.
(s. d.) und ini-uXißäviog (s. d.) [Höfer.] 20 K. F. Hermann, Gottesdienstl, Altert.2 19, 19
Promylea, -ios s. Promylaia. S. 101) behauptet, dafs ngövuoi diejenigen
Pronaia (Tlgovaia), Beiname der Athena, Götter genannt zu werden pflegten, von denen
und zwar blofs Statuen vor dem Tempel einer anderen
I. in Delphi. Gottheit ständen. Für diese Hypothese
Die Frage, ob der Name der in Delphi Wieselers, der Zacher, Diss. Phil. Hai. 3, 74 f.
verehrten Athena Tlgovaia oder Tlgövoia ge- zustimmt, scheinen folgende Zeugnisse zu spre-
wesen ist, ob überhaupt beide Beinamen und eben: Tlgovaia A%~r\v& aydXuuTog bvoua iv
dann mit welcher Unterscheidung sie gebraucht AtXcpotg ngb tov vaov rov'AnöXXcovog iögvuivov,
worden sind u. s. w., ist viel erörtert worden. Bekker, Anecd. 1, 299, 5. Tlgovaia 'A&rjvü
Lennep, Phalarid. Epist. (Groningen 1777) 30 uydXaaTog bvoybu, i\zoi 8iu rö ngb tov vaov iv
p. 143fl*.und Gr.Hermann, Opusc.YI, H, 17ff. ver- JtXcpolg eardvcci, Bekker, Anecd. 1, 293, 26.
langten, wenn der Beiname überhaupt richtig Photius s. v. Tlgövom 'A&r\vu p. 337 Hermann.
wäre, Ugovua statt TIgovcäa, stellten sich aber Etym. 31. s. v. Tlgovoclcc 'A\rr\v&. Auch Harpo-
mit Entschiedenheit auf den Standpunkt, dafs kration (158, 22 Bekker = 258, 7 ff. Dindorf),
überhaupt nur Tlgovoia zulässig sei. Dagegen Photius 337 Herrn, s. v. Tlgövoia und Said.
haben E. Rückert, Der Dienst der Athena 78 f. Schol. z. Aeschines a. a. 0. erklären den Beinamen
Mathgeber bei Ersch und Gruber s. v. Orakel der Athena Pronaia bzw. Pronoia Stä xb Ttgb
305, 50 und vor allem 0. Müller, Anhang zu tov vaov idgvotrca; wenn die letzteren auch
Aeschyl. Eumeniden 14 (vgl. Aesch. Eutne- nicht direkt vor einer Statue sprechen, so ist
niden 101). Kleine Schriften 2, 195 ff. Ersch 40 doch Wieseler zuzugeben, dafs das Verbum
u. Gruber s. v. Pallas- Athene 101 f. nachzu- idgvo&ai sich auf eine solche beziehen kann,
weisen gesucht, dafs in Delphi der Ursprung- ebenso wie bei KalUmachos (fr 220 p. 463
liehe Name der Göttin Ilgovuicc gewesen aber Schneider) im Schol. Aesch. Eum. 21: ir\ TLaXXdg,
fdurch eine kleine Umbiegung des Namens, JtXcpoi viv o9' idgvovTo Tlgovair]v. Dagegen
der einer höheren Bedeutung Platz verschaffte' aber stehen gewichtige Zeugnisse, die von
und durch athenische Einwirkung (vgl. die einem Tempel der Athena Pronaia sprechen,
ebenfalls mit Apollon eng verbundene Athena und Wieseler sieht sich gezwungen, seiner
Tlgövoia. in Prasiai und Delos), zumal bei der Theorie zu Liebe an allen diesen Stellen
leichten Vertauschbarkeit beider Namen, in Tlgövoia einzusetzen oder andere Korrekturen
Pronoia umgeändert worden sei. Dafs diese 50 vorzunehmen. Aufser Hesych. Tlgovaiag A%r\-
Umnennung auf athenischen Einflufs zurück- väg Ttusvog iv JsXcpotg findet sich bei Hcrod.
gehe, bemerkt übrigens schon das Schol. Aesch. 8, 37 (vgl. O. Hoffmann, Griech. Dialekte 3, 330)
3, 108 p. 334 Schultz, das den Aischines (s. u.) dreimal ro isgbv Tijg Tlgovaiwg (bzw. TIgovr}ing)
und Demosthenes (s. u.) tadelt, weil sie die AQ-r}väg bzw. nur Tfjg Tlgovalvg (ohne A&r]väg),
delphische Athena Tlgövoia genannt hätten, ebend. 8, 39 ro hgbv (bzw. to TS(isvog) Tfjg
und fortfährt: tö äs ä^idgTritia diu nsgir'ixrjaiv Tlgovaing (Tlgov7}'ii]g) 'Afrnväg und ebend. 1, 92:
ivTÖniov iGTogiug- Ti]g yäg ÄTTinfig iv dr^uo iv TIgovT]ir\g tijg iv JzXcpoig (ohne 'A&nvägj.
xivi . . hgbv A&rjvüg Tlgovoiug. Aehnlich wie Und auch die Anrufung der TlaXXäg TLgovaia
O. Müller urteilen Ulrichs, Reisen U.Forschungen bei Aesch. Eumen. 21 setzt wohl einen Tempel
in Griechenland 1, 45. Gerhard, Arch. Zeit. 3 60 voraus, O. Müller, Aesch. Eumen. 101. Es
(1845), 69. Welcker, Griech, Götterl. 2, 305 f. kommt ferner hinzu Diodor 22, 9, i>: ovtcov
K. Bötticher, Tektonik der Hellenen 2, IV S. 47. ds iv Ty vsp&vsi (des delphischen Apollon)
Bursian, Geogr. von Griechenland 1, 171. E. dvetv vsiov navTtXcog agxaicovjWnväg ngoväov
Kuhnert, Jahrb. f. Mass. Phil, Suppl. 14 (1884), xal 'AgTsuidog. Der Beiname Tlgövaog (s. d.
290, 4. O. Crusius, Philologus 53(1894), Er- nr. 2) schliefst jede Verwechslung mit Tlgövoia,
gänzungsheft 14. A. Mommsen, Delphika 145. wie dies bei Tlgövuia ja immerhin möglich
F. Dümmler, Kleine Schriften 2, 54 f. = Pauly- wäre, aus. Freilich befremdet die Angabe Diodors,
Wissowa Bd. 2 Sp. 1968 f. s. v. Athena. Auch dais sich der Tempel innerhalb des Temenos
3113 Pronaia Pronaia 3114
des Apollon befunden habe, während er nach 566, IV. Philologus, Ergänsttngsheft 53 (1894),
den übrigen Berichten (s. unten) außerhalb 5 vers 25 (vgl. S. 14). Auf Athena Pronaia
des heiligen Peribolos lag. 0. Müller, Kl. Sehr. (nicht Pronoia) weist auch Aristid. or. 2 p. 26
2, 197, 45 nahm daher ein Versehen Diodors Dind.: 'Aitöllmv . . xolg (ihv äXXoig avxög iart
an. A. Mommsen, Delphika 25, 2 nimmt eine TtQOTXvXuiog, crixov dh xrjv 'A&wv&v Ttfxoin-
unscheinbare Kapelle an, die in jüngerer Zeit xai\ vgl. or. 1, 23, 8: 'AnöXXcov xwv avxov
durch den Athenatempel auf der Marmariä %Qvo{icpd(bv xuvxtyv 7iqovgxi]6ccxo xcel ngoftveiv
(s. unten), den übrigens Diodor (11, 14) gleich- inixa^sv.
falls erwähnt, antiquiert gewesen sei. Wieseler, Neben Tlgovcdcc findet sich, wie schon oben
Delph. Ath. 24. Jahrb. a. a. 0. 667 schreibt 10 Sp. 3111 f. erwähnt, häufig die Form TIqovoiix,
für dvsiv vsav: dvsiv tdcöv, nimmt also statt wo die neueren Herausgeber z. T. gegen die
zweier Tempel zwei Bildsäulen an, und baut Handschriften TlQovaia eingesetzt haben, Aesch.
hauptsächlich auf dieser an und für sich an- advers. Ctesiphon. 108. 110. 111. 121. Da hier
sprechenden , aber mit anderen Zeugnissen in ein pythischer Orakelspruch bzw. der Eid der
Widerspruch stehenden (s. Mommsen a. a. 0. Amphiktyonen im Kriege gegen Kirrha mit-
145, 1) Konjektur seine oben angeführte Hypo- geteilt wird, sieht Wieseler 14, der an eine
these auf. Auch die Inschriften geben die wörtliche Anführung von seiten des Aischines
Form Tlgovccia. Wieseler, Delph. Ath. 27 f. glaubt, hier die älteste Erwähnung der Athena
kannte von diesen zwei, die bei Curtius, Anecd. ÜQovoia und demgemäfs einen Beweis für seine
Delphica 78 nr. 45 (= Le Bas 841, Rangabe, 20 Annahme, dafs IJQovoia gegenüber IJQoraicc
Ant. Hell. 712. Dittenberger , Sylloge 1, 189) die ältere Form sei; aber mit Recht macht
und Curtius nr. 43 (= Le Bas 843, Rangabe 711), Mommsen a. a. 0. 145, 1 geltend, dafs Aischines
in denen von i7tiuiXs6&cci und v.axaßy.8 vd&o&ui die seiner Zeit geläufigere Form angewendet
xbv ■nößuov xä Ä&avä xä Tlgovalu die Rede haben wird. Aufser bei Aischines und den schon
ist. Dafs mit dieser Schmückung des Athena- gelegentlich angeführten Stellen steht ügövoia
bildes (vgl. Mommsen a. a. 0. 143 f.) unter bei Demosth. in Aristog. 1, 34 (or. 25 p. 780).
diesem durchaus nicht das von Wieseler an- Paus. 10, 8, 6. 7. Diodor 11, 14. Plut. Praec.
genommene iSog im Temenos des Apollon ver- reip. ger. 32 p. 825 b. Phylarchos bei Parthen.
standen werden mufs, sondern ebenso wahr- 25. Iulian or. 4 p. 149 b. Eust. ad Hom. 11.
scheinlich das Kultbild im Tempel der Athena 30 83, 43. Vielleicht hat zur Umdeutung des ur-
Pronaia selbst gemeint sein kann, ist ohne sprünglichen Tlgovaicc in ügövoia auch der
weiteres klar. Ob diese Schmückung des Umstand mitgewirkt, dafs, als Dionysos in
Athenabildes ihr mythisches Vorbild in der Delphoi von den Titanen zerrissen worden war,
von Menelaos xr\ ügovoiee (hier die später üb- allein sein Herz 7t q ovo tu xijg 'A&r}väg unver-
liche Form) 'A&nvä dargebrachten Weihung letzt blieb, Proklos z. Plat, Tim. 3 p. 184.
des Halsschmuckes der Helena hat, Demetr. Lobeck, Aglaoph. 557. Moni msen a. a. 0. 291, 2.
Phaler. bei Eust. ad Hom. Od. 1466, 60. Schol. Gruppe, Gr. Myth. 103, 13. 104, 1. Ueber
Hom. Od, 3, 267; vgl. Bd. 2 Sp. 2779, 3 ff.), Pronoia als Beiname der Athena an anderen
wie Mommsen a. a. 0. 143 annimmt, bleibe Kultstätten s. Pronoia lff.
dahingestellt. Übrigens befand sich auch das 40 Über die Lage des Tempels der Athena
Halsband der Eriphyle, das nach der gewöhn- Pr. (tkxqo. 'AnöXXcovt reo iv JeXcpotg v.äXXißxog
liehen Tradition von Alkmaion dem delphischen v.ul utyißxog vsä>g si&vg sioiovxi sig xb hgöv,
Apollon geweiht worden war, nach Phylarchos Demosth. a. a. 0.) vgl. Herod. 8, 37. Diodor.
bei Parthen, 25 iv xa xfjg Tlgovoiag 'A&vväg 11, 14 u. bes. Paus. 10, 8, 6. Die Substruk-
tfpöi. Eine weitere fragmentierte Inschrift tionen der vier von Pausanias erwähnten
lautet xä onla ccv&i[^nvcoL . . . xäg Ä&ccväg Tempel — und einer von Pausanias nicht er-
x]&g TlQOvcdug ccv%i[Lsv[ai, Corr. Hell, 6 (1882), wähnten Tholos — sind 1838 von Laurent auf
459 nr. 91 Z. 12. Auch die von Homolle, Corr. der sogenannten Marmariä gefunden worden,
Hell, 25 (1901), 104 ergänzte, auf einer Sta- Ulrichs, Reisen und Forschungen in Griechenl,
tuenbasis gefundene Inschrift: 'A&r]\väi [ü]qo- 50 1, 263 (vgl. den Plan das. Taf. 2 = Annali
vaiat avtft-q-H . . . [Kvcpia]6Soxog 'A\ frrjv eclog Tav. d' agg. A = Bursian, Geogr. v. Gr. 1
inoir]68v] weist darauf hin, dafs die geweihte Taf. 4). Auf Ulrichs basiert Foucart, Memoire
Statue, nach Homolle ein Werk des Kephiso- sur les ruines et Vhistoire de Delphes in Arch.
dotos, des Vaters des Praxiteles, im Tempel des missions scientifiques 2 ser. Tome 2 (1865),
der Athena gestanden hat, den nach der Er- 11 ff., da die Ausgrabungen Laurents schon zu
gänzung von Danielsson, Indogerman. For- Foucarts Zeit vollständig wieder verschüttet
schungen 4 (1894), 167 (gebilligt von L. Ziehen, waren, Pomtow, Beiträge zur Topographie von
Rhein. Mus. 57 (1902), 175 f.): rbv vabv xov Delphi 72, 1. Die Annahmen von Ulrichs,
AnöXlavog xov Ilv&iov xul xäv avläv xca xbv Bursian, Wieseler 35 fi". , dafs der Tempel der
xäg 'A\ß-ccvaiag x&g ngovaiag vubv nal xbv] 60 Athena Pr. mit der oben erwähnten Tholos
öqouov auch das Arnpbiktyonengesetz vom (s. unten) identisch sei, war irrig, ebenso wie
Jahre 380 nennt, wo man früher irrtümlich die von F. Thiersch, Abhandl, der philos.-phiM ',
A[Qxdiiixog ergänzte, C. I. G. 1 , 1688 Z. 35 Classe der K. bayr. Akad. d, Wiss. 3, I (1840),
C. I. A. 2, 545. Michel, Recueil 702. Collitz 11 ff., der ihn weiter nördlich bei der Kirche
2501. Auch der auf einer Stelle im Schatz- TLavayiag -aoluijaig ansetzte. Die Vermutungen
hause der Athener zu Delphoi gefundene von Ulr. Köhler, Rhein, Mus. 53 (1898), 487
Paian des Aristonoos preist die Athena als und Pomtow in Klio, Beiträge zur alten Geschichte
TQixoytvf] Tlgovaiav, Corr. Hell 17 (1893), 6 (1906), 120. 412 f. 416 sind bestätigt resp.
3115 Pronaos Pronapides 3116
ergänzt durch die neuen französischen Aus- Statue des Hermes, ein Werk des Pheidias;
grabungen, Homolle, Acad. des inscr. et heiles beide Götter hiefsen IIqovuoi, Paus. 9, 10, 2.
lettres Comptes rendus 1901, 2, 639 ff. Pomtöw, Das Epitheton ist nicht mit K. Bötticher, Die
Berl. Philol. Wochenschrift 1906, 1182 (vgl. Tektonik der Hellenen 2, IV S. 47 als ein Aus-
auch den Plan bei Luckenbach, Olympia und druck des Wesens des Hermes und der Athena
Delphi 40: iasX&övxi, Sh ig tT\v TtöXiv dalv als „vordenkende und vorsehende Gottheiten"
icpa^g vccoi, Paus. 10, 8, 6; unter nöXig ist hier aufzufassen, drückt höchstwahrscheinlich auch
nicht die eigentliche Stadt, deren Schilderung keine engere Kultusbeziehung der beiden
erst 10, 9, 1 beginnt, zu verstehen, sondern Götter zum Hauptgotte des Tempels, zu Apollon,
„Vorstadt", Pomtoiv, Beiträge u. s. w. 71, 2), 10 aus (Ludw. Urlichs, Skopas' Leben und Wirken
die vier von Paus, erwähnten Tempel liegen 76. Klein, Arch.-Epigr. Mitt. aus Oesterr. 4
links der sog. heiligen Strafse auf der Marmariä: [1880], 23), sondern ist den beiden Göttern
der östliche zur Zeit des Pausanias in Trümmern wohl lediglich nur mit Rücksicht auf den Auf-
liegende war ein Tempel der Athena Ergane stellungsort ihrer Statuen gegeben, Prellcr,
(gesichert durch die Weihung 'Ad-uvü FuQyüva, Arch. Zeit. 4(1846), 264. Panofka ebenda 3 (1845),
Homolle a. a. O. 641; vgl. 639 f. Perdrizet, 56, K. F. Hermann, Gottesdienstl. Albert.2 19,
Melanges Perrot 259. Diels u. v. Prott, Arch. 19 S. 101. Brunn a. a. O. Furtwängler , Meister-
Anz. 1903, 203); dann folgen die zwei Bufs- werke der griechischen Plastik 527, 4; vgl.
tempel (Plut. a. a. 0.), ein dorischer, der nach Lobeck, Paralip. gramm. gr. 381 u. d. A. Pro-
Patis. ntvbg y.al uycd[iccrav -Aal <kv§Qiävx(ov 20 naia Sp. 3112, 21 ff. — 2) Beiname der Athena
war, und ein ionischer, in dem zu Pausanias' in Delphoi = Jlgovaia s. Sp. 3114. Ob frei-
Zeit die Statuen einiger römischen Kaiser lieh mit Diod. 22, 9, 5 (vgl. lustin. 24, 8, 5)
standen; der vierte, westliche ist derjenige, der unter den XtvKccl ■kÖqch in dem pythischen
'A&wväg KuXtixai Hgovoiag. Die Tholos, die Orakelspruch: i^iol usXrjGei xavxa y.al Xbvv.alg
zwischen den Bufstempeln und dem Pronaia- v.ÖQaig (zu den von Crusius Bd. 1 Sp. 2810,
heiligtum liegt, ist von Pausanias, der sie mit' 14 ff. angeführten Belegstellen kommen hinzu
Recht nicht als Tempel ansah, nicht erwähnt Aristid. or. 26 p. 524, 3 Dind. Tzetz. Epist.
worden. In dieser Tholos wollte (Homolle a. a. 0. p. 17. 69 Presset) Athena Pronaos und Arte-
639; vgl. Arch. Anz. 1902, 42) B. Graef, Arch. mis zu verstehen sind, ist zweifelhaft. Cru-
Anz. 1902, 86 das Heroon des Phylakos (s. o.) 30 sius a. a. 0. Sp. 2810, 48 und Eurem, Die
erkennen; doch liegt dieses bei dem östlichen göttl. Zwillinge bei d. Griechen 110 erkennen
Athenatempel nag' ccvxr\v xr\v 6Sov (Her od. 8, 39). in den ltvy.al xogai die Hyperboreerinnen
Die ausgegrabenen aufrecht stehenden Säulen Hyperoche und Laodike. Übrigens hatte auch
des Tempels der Athena Pronaia sind leider schon Jul. Kayser, Delphi nach Wieseler, Jahrb.
durch die Erdbeben vom 21. Februar und f. klass. Phil. 75 (1857), 667 vermutet, dafs
13. März 1905 zertrümmert worden, Pomtow, unter den XbvkccI xÖQca zwei Hyperboreerinnen
Berl. Phil. Wochenschr. a. a. 0. 'Aavvxag Kcc- (nur dachte er an Arge und Opis) zu verstehen
qüvov (Pseudonym) ebend. 1183. — Durch die seien. Auch Usener, Bhein. Mus. 58 (1903),
Feststellung der Lage des Pronaiatempels er- 325 f. (vgl. Götternamen 355) hält die Deutung
ledigt sich auch die Vermutung von Wescher, 40 der „weifsen Damen" auf Artemis und Athena
Dionys. Byzant. p. 96, dafs bei (Plut.) de fluv. Pronaos nicht für ursprünglich, sondern sieht
2, 1 : y£vö[itvog . . aaxu xb Kcoqvxiov ccvxqov in ihnen ein selbständiges Jungfrauenpaar.
y.uxu TtQÖvoiccv A&nvüg zu schreiben sei: xcczcc Ähnlich A. Mommsen, Delphika 25, 2, der aber
Ilgovaiag A&rjväg (seil. vaov). schwerlich mit Recht den Ausdruck Xsvxai
II. Aus einer in unmittelbarer Nähe des xqqui auf weifses Haar und Greisentum be-
Heiligtumes des Apollon Ptoos (s. d.) gefun- zieht, das schlecht zu der Rolle als Schlachten-
denen Weihinschrift, die sich auf einer Bronze- Jungfrauen pai'st. [Vgl. jetzt auch Weniger im
spitze befindet, und lautet: 'AQ-uvcdai UqovuLui Arch. f. Beligionsw. 10 S. 244, der die weifse
(Corr. hell. 10 [1887], 5), schliefst Holleaux, dafs Farbe der Göttinnen den gipsgefärbten Fein-
wie in Delphoi, sich auch vor dem Tempel des 50 den des Dionysos Zagreus und den mit Gips
Apollon Ptoos ein Heiligtum der Athena Pro- bestrichenen Phokern bei Herod. 8, 27. Polyain.
naia befunden habe, zu deren Statue der an 6, 18. Paus. 10, 1, 3 vergleicht. Röscher.] —
derselben Stätte wie die Inschrift gefundene 3) Poseidon s. Proneos. [Höfer.]
Marmorkopf (abg. Corr. hell. a. a. 0. pl. 7; vgl. Pronapides (IlQovaTtiSr]g), angeblich Schüler
Kavvadias, TXvnxk xov £&vikov jiov6si.ov des Linos, Mitschüler des Orpheus und des
■xccxaXoy. it£QiyQa.(p. 17 p. 60f. G. B. Lepsius, Herakles, Tzetz. Prooim. Alleg. Iliad. 71, 74
Griech. Marmorstudien [1890] S. 96 nr. 279) Exeges. in Iliad. ed. Hermann 17, 9. 14, 11 ff.
vielleicht gehört habe. Vgl. Pronaos, Proneos 21, 28 ff. ; an den beiden letzten Stellen (vgl.
und Pronoia. [Höfer.] auch Schol. in Tzetz. Alleg. II. in Anecd. Oxon.
Pronaos (HQovaog). 1) Vor dem Eingang 60 Paris ed. Cramer 3, 376, 23) führt Tzetzes als
zum Heiligtum des Apollon Ismenios in Theben seine Gewährsmänner Diodor bzw. Apollodor
oder, wie die Stelle auch aufgefafst worden und Diodor an. Nun nennt aber Diodor
ist (Brunn, Sitzungsber. der philos. -philol. Klasse (3, 67) zwar den Pronajndes, den er als tvcpviqg
der K. Bayr. Akad. d. Wiss. 1880, 459 = asXonowg bezeichnet, aber nur als Lehrer
Kleine Schriften 2, 84), am Eingang vor dem Homers, nicht aber als Schüler des Linos;
gleichfalls Ismenios genannten Hügel, auf dem letzterer ist nach Diodor nur älter als Prona-
sich das Ismenion befand, stand eine Statue pides. Es beruht also die Angabe des Tzetzes,
der Athena, ein Werk des Skopas, und eine dafs P. Schüler des Linos gewesen sei, auf
3117 Pronax Pronax 3118
eigenmächtiger oder oberflächlicher Interpre- Menaichmos zu schliefsen ist, der als Gegner des
tation des JDiodor (E. Bohde, Rhein. Mus. 36 Pronax an erster Stelle den Amphiaraos nennt,
(1881), 564f. = Kleine Schriften 1, lOlf.) und — Amphiaraos als Mörder des Pronax
damit wird auch die Berufung auf Apollodor zu betrachten sein. Das schliefst Bethe einer-
hinfällig oder mindestens sehr zweifelhaft, seits aus Find. Nein. 13(30), wo Adrastos vor
F. Jacöby, Apollodor s Chronik (== Philol. Amphiaraos und der Suva 6tccaig in Argos aus
Untersuchungen 16, I) S. 104f. Lehrer des seiner Heimat flieht, andererseits aus der Dar-
Homer heilst Pronapides aufser an den bereits Stellung am amyklaiischen Thron (Paus.a. a. 0.),
angeführten Stellen noch bei Tzetz. Exeges. nach der Adrastos und Tydeus den Zweikampf
25, 25. 26, 2. 27, 2. Chiliad. 13, 633. Prooim. io des Amphiaraos und des Lykurgos, des Sohnes
Alleg. II. 67. 73. 75. Schol. Izetz. a. a. 0. des Pronax, trennen, der als Rächer seines er-
376, 14. Jdh. Diakon. Alleg. in Hes. Theog. schlagenen Vaters das Schwert gegen dessen
979 Gaisford ed. Oxon. p. 498 = ed. Lips. Mörder zieht. Quelle dieser Sage ist nach
p. 607); vgl. Lobeck, Aglaopham. 600 Anm. f. Bethe das Epos Afiipiagdov t£,£lccG ig. Frei-
Nach Tatian or. ad Graecos 40 (p. 156 Otto = lieh setzt diese von Bethe gewonnene Version
p. 41, 22 Schwartz) Euseb. Praep. ev. 10, 11, 27 der Sage voraus, dafs bei Paus. a. a. 0. kein
p. 495 c Vig. = 1, 575, 2 Bind, war Prona- Irrtum (Bd. 1 Sp. 290, 68 ff., s. dagegen Bethe
pides ein Athener, ebenso nach Schol. Dionys. a. a. 0. 49, 11) in den Namen vorliegt. Als
Thrac. bei Bekker, Anecdota 2, 783, 22. 786, Ort des Zweikampfes vermutet Bethe 171 f.
17, wo hinzugefügt wird: Sitta^s xa axoi%üa 20 das Grab des Pronax in Neinea, wo nach der
ygäqjso&at, oig vvv ygdtpo^isv. Pronapides, de? gewöhnlichen Sage des Pronax Sohn Herrscher
Athener, als Lehrer Homers wäre eine Stütze ist, an dem wahrscheinlich beim Auszuge der
für Aristarchs (Plut. vit. Koni. 2, 2) Ansicht, Sieben gegen Theben Spiele gefeiert wurden
dafs Homer ein Athener gewesen sei; vgl. zur Versöhnung der Seele des Gemordeten,
Jacoby a. a. 0. 105, 9. Ein Athener IlQovd7tvg nachdem unterdessen auch die Versöhnung der
bei Isaios or. 7, 18. 39. 43. [Höfer.] feindlichen Geschlechter durch die Vermählung
Pronax (IJqüvo:^), Sohn des Talaos und des Amphiaraos mit Eriphyle, der Schwester
der Lysimache (s. d. nr. 2; vgl. Lysianassa des Pronax, stattgefunden hatte. Denn die
nr. 3, Lysippe nr. 6), Bruder des Adrastos, gewöhnlich mit Opheltes-Archemoros in Zu-
der Eriphyle u. s, w., Vater der Arnphithea 30 sammenhang gebrachte Einsetzung der Nernei-
und des Lykurgos (s. d. nr. 6; vgl. nr. 5), sehen Spiele war nach Hypoth. Find. Nein. 3
Apollod. 1, 9, 13. Lykurgos wird als Sohn des (Boeckh 425,3 = Abel 2, 10, 1) erfolgt iitl reo
Pronax auch bei Paus. 3, 18. 12 genannt, und Taluov ncciSl, ASqccgxov ds ccdblcpco, wozu er-
die vielumworbene, nicht mit Namen genannte gänzend tritt Ael. v. h. 4. 5 : ol 'Enxa iitl 0rj-
Tochter des Pronax (Agathon im Thyestes bei ßcag IIqwvuxxi . . . xdgixag ditiöoaav. diu yäg
Athen. 12, 528 d. = fr. 3 Nauck) ist die von uvxovg ccTtolo\iivov xov npmvaKxog, xbv
Apollodor a. a. 0. erwähnte Arnphithea, die uy&vu %&£6av in' avxio, ov ol itoXlol oi'ovtai
spätere Gemahlin des Adrastos, des Bruders in 'Aq%su6qco re&fjvai i£ <xQ%i~ig, eine Stelle,
ihresVaters. Der sekyonische Geschicbtschreiber in der freilich die gesperrt gedruckten Worte
Menaichmos (vgl. Kalkmann, Pausanias der 40 dunkel bleiben. Doch möchte man dann mit
Perieget 149) berichtet: IlQwva!- . . 6 Tcclaov . . . Gruppe, Bursians Jahresber. 85 (1895), 281 f.
ßaßdivcov 'AgyaLcov cctio&vi'}6y.£i y.araarccd'sig annehmen, dafs nach der Version, die die
vnb A-iicpiapccov nal xihv Av a\ayo gidäv*), nemeischen Spiele zu Ehren des Pronax ein-
worauf des Pronax Bruder, Adrastos, nach gesetzt werden läfst, Pronax als Herrscher in
Sekyon zu Polybos (s.d. nr. 6 Sp. 2628 f.) flieht. Nemea, wo ja auch sein Sohn Lykurgos re-
Dafs statt %uru6xa&£ig zu lesen ist %ara- giert, zu denken ist, während die andere Ver-
<sraaiccG&£lg hat bereits Lobeck, Aglaopham. sion, die die Nemeen für Opheltes einsetzen
1112c gesehen; nach ihm haben dieselbe Ver- läfst, den Herrschersitz des Pronax ebenso
mutung wiederholt C. Müller, Scrijrtores Alex. wie seine Ermordung nach Argos verlegt haben
Magni p. 145, Menaechm. fr. 3 (in der Aus- 50 mag. Nach Aelian a. a. 0. scheint es fast,
gäbe des Arrian, Paris 1846) und Tycho als sei der dort genannte Pronax identisch
Momnifen, Parerga Pindarica 9 (vgl. 10,7). mit Opheltes-Archemoros, dem Sohne des Lykur-
Darnach ist also Pronax, das Haupt der in gos, so dafs also nach einem bekannten grie-
Argos herrschenden Biantiden, in einem Auf- einsehen Brauch der Enkel denselben Namen
rühr erschlagen worden, den die zwei andern wie der Grofsvater führte, dafs demnach Pronax
in Argos herrschenden Geschlechter, die Me- sein eigentlicher Name wäre, Opheltes und
lampodiden, an ihrer Spitze Amphiaraos, und Archemoros (vgl. Bd. 3 Sp. 923, 48 ff.) Doppel-
die oben genannten Anaxagoriden erregt haben, bezeichnung für sein Wesen. Hierfür spricht
und zwar wird nach der scharfsinnigen Kom- auch, dafs Arnphithea einmal {Apollod. 1, 9, 13)
bination von Bethe, Theban. Heldenlieder 45 ff. 60 Tochter des Pronax und Schwester des Lykur-
- — wie z. T. auch schon aus den Worten des gos ist, wiederum aber (Apollod. 1, 9, 14) als
Gattin des (freilich als Sohnes des Pheres be-
*) Die Bemerkung von C. Müller^ a.a.O.: 'Anaxagoridae zeichneten) LykurgOS und Mutter des Opheltes-
aiiundc vix noti. Num fuit tmv &Umv MtXa/uTtoöiöinr^ Archemoros erscheint, üoebvec!- wird gewöhnlich
erledigt sich durch den Hinweis auf Paus 2 18, 4 5. a\s nQO-favcc^Pape-BenselerS.V.^gl.P.KretSCh-
30, 10. Dtodor. 4, 68. Schol. hur. Phoen. 180. Vgl. Bethe, V, . 7 -,)■ r . , „ . _. ',?.. , ..
Thcb.Heldcnlieder 4Sf. und bei Pauly-Wüsowa s. v. Anaxa- ff- Griech. Vaseninschr 143) erklart; an Ab-
goras 1 u. Anaxagoridai. P. Friedender, Argolica (Dias. leitung von dem arglVISChen Berge Ilgcov dachte
Berlin 1905) S. 33 ff. 40 f. Tümpel, Pauly-Wissowa 1, 1959, 56. [Höfer.]
3119 Proneos Pronoia 3120
Proneös (ügövstog TLogsiSöjv, Hesych.) Nach die unter diesem Namen nur in enger Ver-
Schmidt z. S. erklärte Guyetus die Epiklesis bindung mit Apollon erseheint (Toepff'er, Hermes
' quod (Neptunus) in prora navis depictus esset' ; 23 [1888], 330 f.) und zwar — a) in Prasiai
Schmidt selbst vermutet ügovvcäog = der in (Apollokult, Paus. 1, 31, 2): Tlgovota . . A&t]v&
Pronnoi (vgl. Pronos) auf Kephallenia Verehrte. iv ngaoicüg xfjg'Axxixrig i'dgvxcu vnb Aio^öovg,
Doch dürfte das Epitheton mit Vofs und Bin- Bekker, Anecd. 1, 299, 6; vgl.: trjjg . . 'ixxiy.i)g
dorf im Thesaurus s. v. ngövtcag. Lobeck, Para- iv dr^Lco xiv\ nt-jioirixai isgbv A&nvüg ügovolag,
lip. 381 als für Tlgövccog (s. d.) stehend auf- tö dh hgovoiag 'Tntgsldng (= fr. 67 p. 105
zufassen sein. [Höfer.] Blafs3) iv dr\Xiuv.cp awiaxogü, ort iv x-jj
Pronesos s. Pronos u. Kranios. 10'Axxixy ioxiv, Schol. Aesch. 3, 108 p. 334 Schultz;
Proneus (ngcovevg?), Sohn des Priamos, ügovolccg 'A&nv&g Isqov iv reo axga> xfjg AxxiKi)g
Hygin f. 90 p. 86, 19 Schmidt. [Höfer.] tjv, Schol. Aristid. III, 27 ed.' Bindorf. Freilich
Pronoe (Ilgovön), 1) Nereide, Hesiod. Theog. versteht der Scholiast hier unter dem av.gov
261, wo es zweifelhaft ist, ob Ilgovör} xs vr\- xr\g 'Axxiy.i)g das Vorgebirge Sunion, wo aber
lisgrrjg, i) nctxgbg ?^ft vöov cc&uvccxov zu schrei- sonst nur Athena Sunias (s. d.), nicht Pronoia
ben ist oder ngovön xe Nviitgxt^g #•' i) %. x. X; bezeugt ist. Näher noch liegt es, an das Vor-
s. Rzach z. d. St. Bd. 3 Sp. 214, 52ff. Sp. 117, 38ff. gebirge Zoster zu denken, und die Athena
Der Name (Provida, Schoemann, Opusc. acad. 2, Zosteria (vgl. unten) mit der Athena Pronoia
173) bezieht sich entweder auf die dem Ne- gleichzusetzen; vgl. Boeckh, Kleine Schriften
reus (Bd. 3 Sp. 244, 46 ff.) und den Nereiden 20 5, 448. A. Lebegue, Recherches sur Belos 224 f.
(Bd. 3 Sp. 214, 52ff.) zugeschriebene Gabe der K. Kuiper, Studio, Ccdlimach. 2 (= Be Callim.
Weissagung (vgl. nr. 2) oder auf die Sorge für Theolog.) 68, 1. Toepff'er, Att. Genealogie 306
die Wohlfahrt der Schiffer, Pott, Zeitschr. f. u. Anm. 2. Lolling, Athen. Mitth. 4 (1879),
vergleich. Sprachforschung 6 (1857), 335; vgl. 241. 358. Maafs, G. G. A. 1889, 24. Be Lenaeo
Welcker, Aesch. Tril. 20 Anm. 19 deutet Pronoe et Belphinio XVIII, 3. Toepff'er a. a. 0. Gaston
als die f sehr Kluge1. — 2) Weissagende Naj ade Colin, Corr. hell. 30 (1906), 251. Zur Erklä-
in Lykien, die dem Kaunos (s d.), der vor der rung des Beinamens geben die Quellen, wenn
verbrecherischen Liebe seiner Schwester Byblis sie ihn auch z. T. irrtümlich auf die Del-
entwichen war, den unterdessen erfolgten Selbst- phische Athena beziehen, an, dafs die irrende
mord der letzteren verkündete, ihm mit ihrer 30 Leto vfjg Tlgovoiag AQ-nväg rjyov^evng (Aristid.
Hand die ihr gehörige HeiTschaft gab und ihm 1 p. 157 Bind.) von Attika aus nach Delos
den Aigialos (vgl. Parthen. 1) gebar, Apollo- gelangt sei, und dafs Athena rtgosvonoev,
nios Bhod. in Kccvvov %xi6ig (nach U. Hoefer, oitcog xiv.01 i] Ar\xw , Photius p. 337 Hermann
Konon 51 f.) bei Konon 2; vgl. Bd. 3 Sp. 514, s. v. Hgövoia 'A&r}vä. Suid. Etym. 31. s. v.
40 ff. — 3) Mutter des von Podaleirios getöteten Hqov. Bekker, Anecd, 293, 26. Aristid. 1, 26T
Lassos, den sie am Flusse Nymphaios in Paphlo- 9 (vgl. 1, 21, 17 Bind.). Schol. Arist. 3, 27T
gonien geboren hatte, also ebenfalls eine Na- das aufserdem noch die Etymologie giebt
jade, Quint. Smyrn. 6, 469. — 4) Tochter des oxi ngovoslxai 17 ftsog xi)g nolscog. Als Geburts-
Asopos, von Poseidon Mutter des Phokos (s. d. helferin der Leto — sie wird geradezu Ao%ia
Bd. 3 Sp. 2410, 16 ff.), Schol. Hom. II. 2, 517. 40 (s. d. nr. 2) genannt; vgl. auch das Epitheton
— 5) Tochter des Phorbos, Gattin des Aitolos, ZcoaxvQia , das sie mit Apollon gemeinsam
Mutter des Pleuron und Kalydon, Apollod, 1, 7, hat — ist der Kult der Athena Pronoia be-
7. Pott a. a. 0. 335. Zeitschr. f. Völker psychol, bezeugt auch für: — b) Delos, Macrob. 1, 17,
u. Sprachwissenschaft 14 (1883), 36. — 6) Toch- 55. loepff'er, Hermes a. a. 0. Lolling a. a. 0.
ter des Melarnpus und der Iphianeira, der Colin a. a. 0. Lebegue a. a. U. 45. Robert,
Tochter des Megapenthes, Schwester der Manto, Hermes 22 (1887), 462. Boeckh a. a. 0. 448, 3.
des Antiphates und des Bias, Biodor 4, 68. ■ — Von einer Athena ügovcäa auf Delos zu spre-
7) Während Hesiod (fr. 21 Rzach) im Schol, chen, wie Gust, Gilbert, Beliaca (Diss. Göttingen
Laur. Apoll. Rhod. 3, 1086 den Deukalion den 1869) S. 23 thut, verbietet schon Macrob. a a. 0.,
Sohn des Prometheus und der Pandora nennt, 50 der von einem templum Providentiae spricht,
findet sich im Schol. Hom. Od, 10, 2 die Notiz: — 2) in Delphoi, s. Pronaia. — 3) Auch sonst
dEviHxXLav . . . nQOiirj&icog fisv i]v viog, firjrpög erhält Athena entsprechend ihrer Deutung als
de, d>g ol nlsl6xoi Xiyovai, KXv(iivi]g (s. d. nr. 2), Abstraktion der Einsicht und göttlichen Für-
<hg dh 'Hotodog IlQvv6r\g (cod. Harl. oder sorge — Kuiper a. a. 0. 123 bezieht den Bei-
nQvvsivg cod. Ambros.). Der Vorschlag von namen wohl kaum mit Recht auf die Weis-
Sturz, FlavdmQag zu lesen, begegnet paläo- sagung, indem er die Athena <t>r}(iicc heranzieht —
graphischen Schwierigkeiten ; Welcker, Aesch. ein Gedanke, der auch durch den Namen ihrer
Trilog. 12 Anm. 14 (vgl. S. 220) las ügvlsivg Mutter Metis und die Sage vor der Geburt
(vgl. Prylis); Schwenck, Rhein. Mus. 12 (,1857), aus dem Haupte des Zeus ausgedrückt wird,
560 vermutete üpovohig; das von Schoemann, 60 den Beinamen Pronoia: 'A&r\vä iaxiv i] xov dibg
Op. acad. 2, 293 [neben JIvppKiTjs] und von W. cvvnaig, i] avxi] ovßa xfj iv avxjj ngovoia, xa-frö
Bindorf zu Schol. Hom. a. a. 0. vorgeschlagene -aal TIgovolag A&nväg ISgvovxai vaoi, Cornut, de
ngovör\g haben gebilligt Rzach (Hesiod frgm. nat. deor. 20 p. 103 Osann- vgl. Enst, ad Hom,
22). Robert, Hermes 18 (1883), 438, 1. v. Wila- II. 83, 41 ff. 728, 15; Prodi. Plato Rep. 1, 95, 9
mowitz, Hermes 34 (1899), 611. Vgl. auch den Kroll, siel xaig nöXsai nccoctig ßw^iol kccI vsco
Beiikalionsohn Pronoos (s. d. nr. 1). — 8) s. nävxwv xwv ftswv, iv dl xovxoig v.al Blgovoiag
Pronome. [Höfer.] 'A&nvcig ä>g ayce&fig xai iLsyccXng ftsov, Bemostli.
Pronoia (Ilgovoia). 1) Beiname der Athena, in Aristog. 1, 34 (or. 25 p. 780). Alexander der
3121 Pronoia Pronopios 3122
Grofse hatte jenseits des Hyphasis neben andern Macdonald 3, 413, 79. Tlgorfoia) axgaxiäg auf
Göttern auch der 'A&nva ügövoia einen Altar Münzen von Kaisareia in Kappadokien, Mionnet
errichtet, Philostr. Apoll. Tyan. 2, 43. Vgl. 7, 666, 42. Loebbecke, Zeitschr. f. Numism. 12
Bötticher, Berichte d. phil.-hist. Classe d. K. (1885), 349. Head, Hist. num. 633. Iulia, die
Sachs. Gesellsch. d. Wiss. 6 (1854), 54 ff. — Mutter des Kaisers Tiberius, wurde als &£u
4) Auch Isis wurde in hellenistischer Zeit als Ssßaerri Tlgövoia verehrt, C.I.G. 1,313. C.l.A.
TIqÖvoicc oder <f>Qovr]Gig u. s. w. aufgefafst, 3,461. Buresch, Athen. Mitth. 19 (1894), 116, 4.
Beitzenstein, Zwei religionsgeschichtliche Fragen Was die Inschrift aus Assuan (Syene) :
95, 2. 102, 1. Poimandres 44. ügovoicc Mvlaalu Corr. hell 9 (1885), 146 nr.
6) Auch als selbständige Göttin, viel- io 6 bedeutet, ist mir unklar. Vielleicht ist es
leicht (Gruppe, Gr. Myth. 1074, 6) aus der Athena ein Personenname. [Höfer.]
Pronoia hervorgegangen, erscheint Pronoia. Pronome (IJQovofir]), Tochter des Klytios
Orph. Ev%i] 30; j] nävxa Siccxagaßa xbv ßiov (s. d. nr. 2), Gemahlin des Panthoos, Mutter
r](ia>v IJqÖvoik (Inschrift aus Apameia Kibotos), des Polydamas, Schol. V. Hom. II. 12, 211.
C.I. G. 3, 3957 a II v. 5 p. 49, wo Dittenberger, Eustath. 900, 49. Ob = ügovor}? [Höfer]
Orient. Gr. inscr. sei. 2, nr. 458, 33 allerdings Pronomos (ügövo^og), 1) Gigant, welcher der
7iqovoi(x schreibt. Weihung an die IIqövoiu Hera Gewalt anthun wollte, aber von Herakles
(Epidauros), Inscr. Argol. 1318 (so, nicht 1310, getötet wurde, Izetz. Lyk. 1350, der als Ge-
wie Index p. 400 steht). Blinkenherg, Athen. währsmann einen sonst unbekannten Sotas (?)
Mitth. 24 (1899), 389, 393. Neben Tyche an- 20 aus Byzanz zitiert. Doch wird mit Hercher,
gerufen im Pariser Zauberpapyrus: "ilaQ-i liol Jahrb. für Mass. Phil. Suppl. 1, 272, 1. 289, 7
r>
tlgövoia -/at Tv%i], Wessely, Denkschr. d. Kais. (vgl. Crusius. Philologus 54 [1895], 740) nach
Ak. d. Wiss. zu Wien 36 (1888) p. 56 v. 475. Phot. bibl. 147 b, 16. Piolem. Heph. 2 p. 185, 5
A. Dieterich, Bonner Jahrbücher 108/9 (1902), Mythogr. Westermann: ccveltav xbv uvmvvuov xal
38. Eine Mithrasliturgie 2; vgl. auch Kaibcl, TivgiTirow riyavxa Siuchhei Tzetz. a.a.O. yiyavxa
Epigr 1096, Fröhner, Rh. Mus. 47 (1892), 301. xbv Ttvginvovv zu lesen sein. — 2) Freier der
Epigramm aus Thera, /. Ins. Mar. Äeg. Suppl. Penelope, Apollod. Epit. 7, 29. — 3) s. Pronoos
1350. Sie wird besonders von Chrysippos (Philod. nr. 4. — 4) Flötenspieler auf der Satyrspiel-
n sql ei) 6. 82 Gomperz. Gercke, Jahrb. f. Mass. vase in Neapel, Heydemann nr. 3240 p. 548
Phil. Suppl. 14, 692 f. 705 ff.) und anderen 30 (abg. Mon. dell' Inst. 3 tav. 31. Wiener Vor-
Stoikern der ElybccQu.hvr\ (Plut. Stoic. rcpugn. 34. legebl. E, 7. 8. Schreiber, Kulturhist. Bilderatlas
defato8.9. Vit. Hom. 2,115. Proclus in Piaton. Taf.3, 1. Baumeister, Denkmäler Tat. 5 Fig. 422).
rempubl. in Anecd. var. ed. Schoell-Studemund Der Name (vgl. Welcker, Aeschyl. Trilogie 20
2, 31, 31 = 2, 63, 22 Kroll [vgl. 2, 358, 2] Arte- Anm. 19) ist höchst wahrscheinlich gewählt
midor 2, 39 p. 146 Hercher. Euseb. Praep. ev. mit Bezug auf den historischen hochberühmten
14,15,6. Theodoret.Graec.aff.cur.^AbZ Boeder) Flötenvirtuosen Pronomos (Athen. 14, 631 e.
oder der gleichbedeutenden Moiga (Luc. Iupp. Paus. 4, 27, 7. 9, 12, 5), den Lehrer des Alki-
Conf. 10) gleichgesetzt oder erscheint als xwv biades (Duris bei Athen. 4, 184 d. A. Brinck,
öXav <£>voig (Artemid a. a. O.) oder Novg oder Inscr. Graecae ad choregiam pertinentes in Diss.
'"Fvxrj der Welt, Sallust. de diis et mundo 5. 40 Phil. Halenses 7, 197 f.), O. Jahn, Arch. Auf-
H. Leicy, Jahrb. /'. Philol. 145 (1892), 765. sätze 145. Einleitung zum Münch. Vasenkatal.
Dieterich, Mithrasliturgie 51. Abraxas 74. K. CXCIX. Heydemann, Comm. in honorem Th.
Lincke, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert. 17 (1906), Mommseni 163 f. Milchhöfer, Arch. Jahrb. 9
676 ff. 686. Auf Kaisermünzen von Alexandria (1894), 79, 55. W. Schulze, G. G. A. 1896, 238.
ist die Göttin ÜPONOIA (vgl. Providentia und Schreiber, Die Wandbilder des Polygnotos, Ab-
die Inschrift aus Aizanoi in Phrygia Epiktetos: handl. des K. Sachs. Gesellsch. der Wiss. 17 (1897),
ZeßccGxi] ngovoia, C. I. G. 3, 3831a15 add. 6, 145. [Höfer.]
p. 1062. Le Bas 859) mit verschiedenen Attri- Pronoos (IlQÖvoog), 1) Sohn des Deukalion,
buten (das Szepter haltend und mit Strahlen- Vater des Hellen, Schol. Ihuk. 1, 3. Welcker,
kränz) dargestellt, Catal. of the greek coins brit. 50 Aesch. Trilogie 20 Anm. 19. v. Wilamowitz,
Mus. Alexandria 176, 1417 pl. 11, 1417 = Hermes 34 (1899), 611. — 2) Sohn des Phegeus
Macdonald , Catal. of greek coins in the Hun- (das Nähere unter Agapenor, Agenor nr. 7.
terian collection 3, 485, 572 pl. 99, 6; daneben Amphoteros nr. 1. Alkmaion Sp. 244, 60 ff.),
hält sie den Phoinix (oder den ibis Head, Apollod. 3, 7, 6. Bethe, Theban. Heldenlieder
Histor. num. 722) auf der Linken, Cat. brit. Mus. 135. Immisch, Klaros in Jahrb. f. klass. Phil.
72, 598 ff. pl. 11, 600 = Macdonald 3, 444, 308 Suppl. 17, 201. P. Friedlaender, Argolica (Diss.
pl. 87, 11, oder sie streckt, als HPONOIA Berlin 1905) S. 51, 23. — 3) Troer, von Patro-
0ESIN bezeichnet, beide Hände nach der klos getötet, Hom. H. 16, 399. Tzetzes, Alleg.
Weltkugel aus, Eckhel, Doctr. num. vet. 4, 81. Hom. Biad. 16, 94. — 4) Ein Satyr, Begleiter
Auch ohne bildliche Darstellung findet sich 60 des Dionysos, Sohn des Hermes und der Iph-
die Legende ÜPONOIA 0ESIN, Eckhel 4, 77 thime (s. d. 2), Nonn. Dionys. 14, 113 (v. 1.
— auch auf Münzen von Antiochia, Zeitschr. Pronomos). — 5) Freier der Penelope, Apollod.
f. Numism. 5, 8 Taf. 1, 12. Cat. of. the greek Epit. 7, 30. [Höfer.]
coins brit. Mus. Galatia, Cappadocia and Sy- Pronopios (ngovcomog). Bei Dion. Hai. A.
ria 192, 346 pl. 23, 10 — oder zur Verherr- R. 4, 14, 3 sind die ■i'jQcotg tcqovootcioi, = Lares
lichung des Kaisers Nero TJPO(oia) NEOT compitales (Bd. 2 Sp. 1885, 59 ff.) F. A. Ukert,
ZEBAZTOThzw. ©EOT SEBAZTOT, Eckhel Abh. d, K. Sachs. Gesell, d. Wiss. 2, 186, 93.
4, 54. Catal. brit. Mus. Alexandria 19, 154. [Höfer.]
3123 Pronopos Propator 3124
Pronopos (nQovcortog). Unter den zahlreichen die offizielle Schreibung der Stadt Hq&vvoi,
Erklärungen der Bezeichnung der Buchstaben während die Schriftsteller schwanken (Belege
als (PoiviY.rjiei. yQa.[L^ccxa führt das Schöl. z. bei Bursian, Geogr. v. Griechenland 2, 376, 2.
JDionys. Thrax bei Bekker, Anecdota 2, 782, 23 ff. 0. Riemann, Recherches archeol. sur les iles
auch folgende an: 'AXit,ccvdQog ö'Pödiog anb Ioniennes 2, llff.). Über die Namen der Söhne
(Poivixog xov Uqovcotiov -nal EvQcon-ng, svQovxog vgl. auch Bursian a. a. 0. 373, 4. Nach Herakl.
avxd iv Kqi]ti\ , ov kniwzsivs ' Pccdd[iav&vg a. a. 0. ist P. Vater des (unbenannten) Ty-
cpfi-orrjoug, und kürzer ebene! . 783, 34: äXXoi rannen von Kephallenia, der die Jungfrauen
(Xiyovoiv) K7TÖ <L>oLvi%og [xov] IIqovÖttov (so!) vor ihrer Hochzeit sich ihm hinzugeben zwang,
xcu EvQmnrjg. Unbekannt wie der citierte 10 bis er von Antenor, der in Weiberkleidung an-
Alexandros von Rhodos ist auch die ange- statt einer vom Tyrannen befohlenen Jungfrau
gebene Genealogie. Sonst ist Phoinix der mit einem Dolch in sein Schlafgemach kam,
Vater (Bd. 1 Sp.1410, 7 ff., Bd. 3 Sp. 2402, 58 ff.) getötet wurde; an seiner Stelle wurde Antenor
oder Bruder (Apollod. 3, 1, 1), nicht, wie hier, vom Volke zum Herrscher gewählt. [Höfer. J
der Sohn der Europa; Pronopos ist gänzlich Pronuba, Beiname der Iuno, s. Boscher Bd. 2
unbekannt, Rhadamanthys ist Sohn der Europa Sp. 581), 4 ff . S.610, 59 ff. Wissowa, Religion
nach Hom. II. 14, 322, wäre also nach unserer u. Kult der Römer 119. W. Otto, Philologus
Stelle ein Bruder des Phoinix, den er aus 64 (1905), 208. [Höfer.]
Eifersucht, wohl wegen seiner Erfindung der Proopsios (ügooipLog), Beiname des Apollon,
Buchstaben, getötet haben soll. Das stimmt 20 dessen Altar auf dem eine weite Fernsicht
so ziemlich mit Tzetz. z. Byk. 50 p. 350 Müller bietenden Plateau des Hymettos nebst dem
(= Eudocia 436 p. 335, 1 ed. Flach): 'Paöcc- Altar des Zeus Ombrios und der Statue des
fiav&vg avsXcov xov i'öiov adtXcpdv , nur dafs Zeus Hymettios stand, Paus. 1, 32,2. Preller,
hier kein Name genannt wird. Auch sonst Berichte d. phil.-hist. Klasse d. K. Sachs. Ge-
schimmert die Eifersucht der (hier wohl durch Seilschaft d. Wiss. 6 (1854), 452. Milchhöfer,
Rhadamanthys vertretenen) Kreter aus dem Karten von Attika 2, 25. Eitrem, Philologus
Bericht bei Phot. (Suid.) s. v. <&oivixrj'Ca ygccu- 65 (1906), 275. Vielleicht ist er identisch mit
puaxa hindurch: JvSol -aal "Icovtg . . äicb (I>oi- dem Apollon TfiTjrTrjff (Hesych. s. v.), Toepffer,
vixog xov 'Ayrivogog xov svQÖvxeg. xovxoig ds Att. Genecd. 304. [Höfer.]
<kvxiXiyov6iv KQfjxsg, <og svQS&r] änb xov 30 Propator (IlQondxup) , Beiname 1) des Zeus,
ygäcpsiv iv cpoivixcov itsvdXoig. Diese letztere llicophil. ad Autolyc. 1, 10 p. 44. VÖlcker,
Notiz (iv nsxdloig cpoiviy.tioig yqäcpsiv) findet Myth. d. Iapet. Geschl. 332. Auch unter dem
sich unter Nennung des Menandros und 7tQ07tccxcoQ ftsog (Dio Chrysost. or. 13 p. 222, 6
' Execovsvg (?) als Gewährsmänner in dem- Dindorf), der ebend. 221, 6 o nccvxcov r\yt\i(av
selben Scholion (a. a. 0. 782, 17), das den heifst, ist Zeus zu verstehen. Eine Inschrift
Pronopos als Vater des Phoinix nennt, so dafs aus Lagina erwähnt das Priestertum xov IIqo-
es doch möglich ist, dafs hier der wahrschein- TiäxoQog Aibg XqvguoqsLov, Corr. hell. 11 (1887),
lieh getrübte Rest einer sonst verschollenen 31 nr. 45, eine andere, ebenfalls aus Lagina
Sage vorliegt. [Höfer.] stammend, einen Priester Jibg ügonäxogog,
Pronos (TIqövos, IJQu>vog). Wie Kephallenia 40 Corr. hell. 11 (1887), 155 nr. 60. Vgl. auch
nach Kephalos, so war die kephallenische Anth. Pah 7, 430, 9 und den Zeus nQÖyovog,
Tetrapolis nach seinen Söhnen benannt, Strabo Kur. Or. 1242. Eine metrische Inschrift aus
9, 456, der zwar ihre Namen nicht nennt, Yazülü (Kaya) lautet: dg yug Zsvg nävxcov
aber da er als Namen der hier in Frage kom- TtQOitdxajQ, (iiu ä' avögäoL qi£(x, Stcrrett, Papers
menden Stadt rigäv-naog angiebt (9, 455), diesen of the amer. school 3 (1888), 438 p. 316. Vgl.
Namen auch als den des Eponymos ansehen auch den ngonäxcog xöawov, Pariser Zauber-
mochte. Auf ngäviqaog führt auch die Lesart papyrus 457 (Denkschriften d. K. Akad. d. Wiss.
ng6^vr]6og bei Heraklides Pont. Pot Ht. fr. 32, wo zu Wien 36 [1888] p. 56]; xöö^ov Ttgo-xuxriQ,
Müller, F. H. G. 2, 222, 32 IlQwvi]aog, Schneide- ebenda v. 3122; ngonaxcoo ftb&v nccvxcov, Ley-
win, Herakl. Pol. p. 101 n.Q6vr\aog schreibt; 50 dener Zauberpapyr. 7, 2 (= Pap. Graec. Mus.
letzteres bietet auch ein Codex des Steph. Byz. Lugd. Batav. ed. Leemans 2 p. 27). — 2) des
s. v. Kqccviol , während die besseren Hand- in Nakrasa und Thyateira verehrten, mit Apollo
schriften Tlgövog bzw. üoeovog haben. Während identifizierten lydischen (Foucart, Corr. hellen.
im Ktym. M. 507, 30, wo Epaphroditos als 11 [1887], 103; s. aber auch Thraemer, Perga-
Quelle genannt wird, der als Mutter der ke- mos 198, 1. 243, 2. 410) Gottes Tyrimnas oder
phallenischen Eponymen von Kephalos die Tyrimnaios (s. d.) : xov 7tQorcdxoQog ftsov 'HXiov
Lysippe nennt, der Name P. ausgefallen, aber IIv&Lov TvQi^vcäov 'AnöXXcovog , Mova. xai
aus dem ebenda genannten Stamme der ßißX. xf\g svecyy. o%oX. 5 (1885/86), 57, qpjuf.
IIqovooi auf ÜQovog zu schliefsen ist, findet Corr. hell. 10 (1886), 420, 29. 11 (1887), 402.
er sich in der Form Tlgävog im 7%»«. Florent 60 C. 1. G. 2, 3493. 3497. 3450. — 3) des Hermes
bei E. Miller, Melanges de litterat. grecque als Vater oder Vorfahr des Philesios (s. d. nr. 1),
184 s. v. KbcpccXXr\via. (vgl. J. Geffken, De Ste- Aman. Peripl. 2, 1. — 4) des Dionysos als
phano Byz. capita duo [Göttingen 1886] S. 30), Gründers von Nikaia in Bithynien, Dio Chrysost.
wo die Stadt IJqüvool (so!) heifst. Nach Aus- or. 39 p. 485 M. = Dindorf 2, 87, 28, vgl. Bd. 3
weis der Münzen (Postolakkas, KaxäXoyog Sp. 303, 60ff. s.v. Nikaia. Koerte, Athen. Mitth.
xü)v &q%. vou^iGfi. KhQY.vQag, Asvaädog 24 (1899), 403. — zl t,]ovvßco(i) JTpÖ7ro:To[pi,
etc. p. 97) und der Inschriften (Ditlenberger, Weihinschrift aus Erythrai, Corr. Hell. 4 (1880),
Sylt.* 80, 108. Corr. hell. 7 [1883], 191) ist 157 nr. 4. In Erythrai ward Dionysos auch
3125 Propertius Propoitides 3126
als Buny/svs verehrt, Dittenberger, Sylloge 23, nr. 153 iF. Cat. brit. Mus. Ionia p. 259 f.) —
600,147.-5) des Kamephis (s. Bd. 2 Sp. 944, 3) Aischylos bei Eratosth. Catast. 22 = frgm.
16 f.), Stob. Eclog. ed. Mein. 1, 288, 31. — 262 iV2 nannte die Graiai Ttoocpvlccxzg der Gor-
6) Inschrift aus Kadoi in der mysischen Ab- gonen; vgl.jßoppßd. 1 Sp.1735, 52. W.Krausche,
ba'itis: 6 di)u.og ö Mvß&v kßßasträv irsi^naBv Mythologumena Aeschylea in Diss. Phil. Ha-
töv TtQOTtäroQK Xq6\liov (s. d. nr. 7), C.I.G. lenses 9 (1888), 164, 5. Welcher, Aeschyl. Tri-
3849 und add. p. 1085. Le Bas-Waddington logie 386^ [Höfer.]
1001. Buresch- Ribbeck, Ans Lydien p. 158. Propitius 1) Bezeichnung des Poseidon
Imhoof-Blumer, Festschrift für O. Ben udorf 202. auf einer Gemme {< herbeck, Kunstmythol. Po-
— 7) %xi de Boiaxol xi^mat rbv n qoti dz o q cc io seidon, Gemmentafel 2, 4). Overbeck a. a. O. 301
avtäv, Boicoröv, vibv hoaeidcbvog, Schol. Hom. bezieht das Epitheton auf Poseidon als den
11. 2, 494 = Hellanikos fr. 8 (F. H. G. 1, 46). Gott der günstigen Seefahrt. — 2) Weihung
— 8) Vgl. Luc. Alex. 43, wo Apollon itgo- an die Dii Propitii (Rom), Orelli 1, 2880.
ncircoo des Glykon (s.d.) heilst. — 9) $Eprjs 2, 4454. — 3) Iuppiter Propitius Bd. 2 Sp.
TtQOTtdraQ, Grabinschrift auf den Apollo- 751, 58. — Zum Propitius Deus wurde un-
priester Admetos in Thera, der also sein Ge- mittelbar nach seinem Tode der Kaiser M. An-
schlecht von dem Pheressohne Admetos ab- toninus konsekriert, Iul. Capitolin., M. Anton.
leitete, Kaibel, Epigr. 192, 6. 1. Ins. Mar. Philos. 18. Preller- Jordan, Rom. Myth. 445, 2.
Aeg. 3, 868, 10. [Höfer.] [Höfer.]
Propertius, ein alter König von Veji, wel- 20 Propodas (Jlgonödag), König in Korinth,
eher Capena (wahrscheinlich durch ein ver Sohn des Damophon, aus dem Geschlechte des
sacrum) gründete, Cato b. Serv. Verg. Aen. 7, Sisyphos. Unter der Regierung seiner Söhne
697. Niebuhr, B. G. 1,S. 122. Müller, Etrusker Doridas u. Hyanthidas kamen die Dorier unter
1 S. 112, 6. [Stoll.] Aletes ins Land. Paus. 2, 4, 3. [Stoll.J
Propetes (JlQontnjg) , Beiwort der Moira; Propoitides (JIoonoirLSsg), Jungfrauen in
Kaibel, ep. 478, 4. [Röscher.] Amathus auf Kypros, die von der erzürnten
Prophantos (üpöcpcivrog), Beiname des Po- Aphrodite, deren Göttlichkeit sie geleugnet
seidon, Lykophr. 522, nach Tzetz. z. d. St. in hatten, zunächst damit gestraft wurden, dafs
Thurioi verehrt, vgl. Wentzel, 'EizLnlrjosig sie sich schamlos allen preisgaben, dann aber
5, 30. Nach Welcher, Griech. Götterlehre 2, 30 in Steine verwandelt wurden, Ov. Met. 10, 221,
685 bezieht sich der Beiname auf Witterungs- 238 ff. Lactant. Plac. 10, 7. 8. Nach Fick-
zeichen, die man dem Meere entnahm. Da Bechtel, Griech Personennamen 406 (vgl. Fiele,
aber Poseidon einst mit Gaia zusammen Be- Bezzenbergers Beiträge 20 [1894], 179. Gruppe,
sitzer des delphischen Orakels war (Paus. 10, Gr, Myth. 915, 8) bezeichnet der Name —
5, 6. 24, 4. Lykophr. 617. Kallimachos [fr. noirtg wie Tioivr\ von riveo abzuleiten — die
221] im Schol. z. Eykophr. a. a. O.), und wahr- der Göttin die Jungfrauschaft zahlenden Mäd-
scheinlich auch die Epiklesis (Pijiiiog {Lykophr. chen; vgl. über diese Sitte Bd. 1 Sp. 391, 63 ff.
1322 und dazu v. Holzinger; vgl. aber auch Sp. 655, 40 ff. Bd. 2 Sp. 3307, 54 Nilsson,
Gruppe, Gr. Myth. 583, 2) führt, womit man Griech. Feste 365 ff. Dagegen deutet Pape-
den Zeus Phemios und die Athena Phemia 40 Benseier s. v. IlQoitoixiSsg = nQ067t[r]vvid£g als
(Bd. 3 Sp. 2291, 14ff.) vergleiche, so kann sich ^verächtliche, anspuckenswerte Frauenzimmer'
Prophantos auch auf Orakelerteilung (Nekro- und verweist auf Ovid a. a. O., der sie ob-
manteia?) beziehen, Bouche-Leclercq, Hist. de scoenae nennt. Der Name des Vaters der
la divination 2, 368, 3. Gruppe a.a.O. 1139, 1. Propoitides ist vielleicht bei Plut. Maxime cum
A. Mommsen, Delphika 21, 1 (vgl. 1). [Höfer.] princ. viris philosopho esse disser. 2, 5 p. 777 D
Propliasis (IlQoq)U6tg): tocv 'ETti^Lcc&iog . . . erhalten. ov yaQ 7] php jirpQodirr] rcäg rov
otyivöov (v. 1. oxpivoov) &vycxt£Q(x JjQOcpccßiv, Tt Qonölov (v. 1. 7CQ0 gtcÖXov) &VyatQCCGlV
Pind. Pyth. 5, 28 (35) und Schol. Auch bei i^vtev , ort, ^nQwrca pißsa in}%avr\6ccvto v.atu-
Philodem. nsgl sva. p. 35 Gomperz vermutet %£tiv vsavioxeov.' Der Vers ist verderbt; doch
Georg Schmid, Philodemea (Progr. St. Katha- 50 erfordert wohl der Sinn den Gedanken: 'weil
rinen-Schule, Petersburg 1885) S. 34 f.: JJq6- sie die Jünglinge verführten' und so schreibt
cpaaiv öh 'Ertnir\&i(üg avxi\v mg nal rrtv Msza- Lobeck, Aglaopham. 299 Anm. c. rtgiorca (tvffEa
utlsiccv oder II[s]ivöccQog 3h rrjv ügöcpaaiv rov \Lr\%ccv6a>vTo vir\vticov xcctcc%£vui. Nach Bemar-
'ETnuri&iiog %xX. [Böfer.] dakis zu Plut. a. a. O. hat Amyot für rov tcqo-
Prophylax (LTQocpvXa'E), 1) Beiname des Apol- (c)n6lov mit Rücksicht auf Ovid a. a. 0. ge-
lon auf einer Inschrift aus Amorgos, Corr. hell. schrieben: rov FLooTtolrov. Doch steht in der
15, 597, 24; vgl.Rofs,Inscr. ined. nr. 137. Usener, Ausgabe von 1645 (Les oeuvres morales . . . de
Götternamen 263. Vgl. Hoplophylax, Teicho- Phitarque) I, 344 C: 'les filles de Prospolus.'
phylax, Nyktophylax. — 2) Eine Münze von Dagegen hat Madvig, Adversar. er it. 1, 119 vor-
Smyrna mit der Darstellung des bärtigen Hauptes 60 geschlagen: rov LToomoirov (so wohl wegen der
des Herakles trägt die Legende TTPO0VAA5 Messung Propoitides bei Ovid) zu schreiben.
Macdonald, Catal. of yreek coins in the Hun- Freilich besteht dann inhaltlich noch immer
terian collection 2 (1901), 378 nr. 158 pl. 52, 9 die Differenz, dafs bei Ovid Aphrodite die
(ältere Litteratur s. Bd. 1 Sp. 2711, 36 ff.); vgl. Schamlosigkeit als Strafe über die Propoitides
Usener a. a. 0. 263, 39. Es ist dies eine be- verhängt, während diese bei Plutarch aus eige-
merkenswerte Variante zu der auf smyrnäischen nem Antrieb Unzucht treiben, genau wie es
Münzen häufigen Bezeichnung des Herakles als die Töchter des Kinyras (näheres unter Braisia)
Hoplophylax is. d. und Macdonald a. a. 0. 373 tun, die deshalb gleichfalls die Strafe der
3127 Propoitos Pro poleos 3128
Aphrodite trifft, Gruppe, Gr. Myth. 335, 1, 8. befanden, sehliefst E. Curtius, Jahrb. f. Mass.
Lobeck a. a. 0. liest statt ngoGnöXov. TIqoItov. Phil. 73 (1856), 142. Gesammelte Abhandl. 1,
Von einer Mannstollheit (jiaxXoavvv) der Proi- 41 in Verbindung mit der Vorschrift bei Arist.
tides (s. d.) berichtet Hesiod fr. 41. [Höfer.] Pol.l, 14,9 p. 1335 b 12: Xqtjöe ««i xccg iyxvovg
Propoitos s. Propoitides. imuEXzloftui x&v acandtcov . . . y.a-fr' fjiitQuv
Pro poleos (Tlgb TTÖXswg). Die Anlage von xivu 7toist6&c<t noosiav ngbg ftsatv aTtofrsoa-
Heiligtüniern vor der Stadt (fiigri Ss xwv ngb nslccv xöav tlXri%6xav xrjv tisqI xfjg yeveascog
itoXscog -Kai xä kccxu. dri^ovg isgä, xtXs6xt]gicc, xi\ir\v, dafs man die Tempel vor die Stadt ge-
ybiyaQcc, avä-x.xoga, rjQcjia, Pollux 9, 15) hatte legt habe, um die schwangeren Frauen zu
nach Kuntzik, Zsvg TJgÖTivXog sive deus 10 einer heilsamen Körperbewegung zu veran-
Lystrensium ante portas (Jena 1732) einen lassen. Doch bleibt auch die Möglichkeit, dafs
doppelten Zweck, einmal 'ad impetrandum in man den Frauen diesen Bittgang empfahl,
re sacra administranda silentium' , zweitens weil die Tempel bereits vor der Stadt lagen,
'in terrorem hostium atque urbis vel portarum dafs man also bei der Anlage der Tempel ur-
munimentum' (s. unten Sp. 1328, 42 ff.). Für das sprünglich nicht den von Curtius angenommenen
erstere läfst sich verweisen auf Paus. 9, 22, 2, Zweck im Auge hatte.
der von den Tanagräern rühmt- sv 8i /xot . . Die Bezeichnung fttol ngb nöXemg ist iden-
vouiaai xa ig xovg ftzovg uaXißxa Sonovaiv tisch mit &sol ngoccoxLavoi (s. d.), während
' ElXrjvcov #capts \iiv yäg ccl olxica acpiai, %toglg TtgonvXaiog in der Bedeutung tcqo itvX&v
Sk xu itgä vnsQ avxäg iv Kccftcegä xs Igxi 20 (h'intgoo&tv TtvXimv s. Propylaia 2), entsprechend
kki ixxbg av&g mncov. Sokrates bei Xenoph. einem £|w xd%ovg (Paus. 2, 32, 8) und der für
Memor. 3, 8, 10 empfiehlt als die für die An- fttoi IlQoy.vx.Xioi (s. d.) angenommenen Deu-
lage von Tempeln und Altären geeignetste tung, hervorhebt, dafs das betreffende Heilig-
Stätte diejenige, rtxig i\L(pavs6xccxr\ (= frei tum aufserhalb der Mauerthore also aufserhalb
liegend) oiact aaxtßsGxäxr} si'v. Auch Plato der befestigten Stadt liegt. Da nun E.
Leg. 6, 778 C will bei der Gründung von Kornemann, Klio, Beiträge zur alten Geschichte
Tempeln besonders Rücksicht auf die xe^a- 5 (1905) in seiner Abhandlung 'Polis und Urbs'
goxng und evEonzia xmv xövtav genommen bes. S. 75 f. 92 nachgewiesen hat, dafs im
wissen, empfiehlt jedoch die Lage auf Anhöhen Gegensatz zur römischen urbs die griechische
(vgl. 8, 848 D.) Es handelt sich in diesem 30 noXig, aus der xcbftrj axti^iaxog entstanden,
Falle um die stadtschirmenden Götter , die mit Ausnahme der Akropolis zunächst unbe-
%io\ uxQcüoL und TtoXtstg (s. Bd. 3 Sp. 2609 f.), festigt gewesen, und die Mauer erst später
deren Tempel auf der ccngoitoXig lagen; aber hinzugekommen ist, so läfst sich folgern, dafs
für bestimmte Gottheiten war eine abgesonderte auch die Bezeichnung itgb itöXsag (oppos. tp,
Anlage der Heiligtümer aufserhalb der Stadt noXsi s. unten unter Hekate) im Verhältnis
durch Gesetz oder Orakelspruch geboten, zu 7tg6a&sv nvXe'cov (Propylaia 2) die ältere ist.
Arist. Pol. 4, 12 p. 1331a, 24 ff. So berichtet Boeckh zu C. 1. G. 2, 2462 hatte mit Rück-
Vitruv. 1, 7: Es sollen die Tempel errichtet sieht darauf, dafs die Beifügung %gb nöXscog
werden Marti extra urbem: itemque Ve- in manchen Inschriften geradezu herausfordert,
neri ad portum. Id autem etiam Etruscis -io sie adjektivisch aufzufassen, statt irgb noXecog
haruspieibus diseiplinarum scripturis ita est empfohlen ngonöXhcag zu schreiben als Genetiv
dedicatum: Extra murum Veneris, Vol- von TlgönoXig = 'urbis tutor\ und so schrieb
cani, Martis fana ideo collocari, uti non er auch C. I. G. 2, 2796 TlgonoXstog, und ihm
insuescat in urbe adolescentibus seu matribus sind in dieser Auffassung gefolgt E. Curtius
familiarum Venerea libido, Volcanique vi e a. a. O. 1, 65. Biemann, Corr. hell 1 (1877),
moenibus religionibus et sacrifieiis evocata ab 136 nr. 58. Bamsay , Cities and bishoprics of
timore incendiorum aedificia videantur liberari ; Phrygia 360, 3. Später (zu C. I. G. 2, 2963 c)
Martis [vgl. auch den Tempel der Bellona hat Boeckh seinen Vorschlag, da man statt
aufserhalb der Stadtmauer Bd. 1 Sp. 775, 3ff.] TtgonöXta? : itgonöXidog erwarten müfste, zurück-
vero divinitas cum sit extra moenia dedicata, 50 gezogen und in den folgenden Inschriften tiqo
non erit inter cives armigera dissensio, sed ab noXscag = 'ante urbem'' geschrieben. Doch
hostibus ea defensa a belli periculo conservabit. bleibt auch bei dieser Interpretation der Ge-
Item Cereri extra urbem loco, quo non danke an den Schutz, den die Anlage vor der
semper homines nisi per sacrificium ne- Stadt gewähren soll, unberührt (vgl. Propylaios,
cesse habeant adire (vgl. oben %wqcc &axi- Prostates, Prothyraioi). Es findet sich die Be-
§saxäxr\). Nach 0. Müller-Deecke, Die Etrusker Zeichnung tiqo nöXsag für folgende Gottheiten:
2, 11 sind bei diesen Vorschriften 'offenbar die 1) für Apollon oder vielmehr den mit ihm
griechischen, damals in Rom herrschenden Be- identifizierten, wohl lydischen, Tyrimnas
griffe sinnlicher Lust, des Feuer- und Kriegs- (Thyateira); aywvo&bxijaavxa xov tiqo noXecog
gottes, endlich der mystischen Demeter, deren 60 'AnoXXcovog Tvq'iuvov, Corr. hell. 11 (1887), 464,
Tempel auch in Griechenland gewöhnlich ab- 29; derselbe Wortlaut, nur dafs 'AitöXXwvog
gelegen gebaut waren, zu Grunde gelegt'. fehlt, C 1. G. 2, 3493.
Über Demeterheiligtümer aufserhalb der Stadt 2) Artemis (Ephesos): xfjg ^syccX-ng &eäg
vgl. Paus. 2, 32, 8 (Troizen). Diodor 14, 63 \^AQxiui]8og ngb nöXecog, C. 1. G. 2, 2963 c.
(Syrakus). C. I. G. 3, 5649 e I. Gr. Itdl. Sie. 3) Asklepios (Milet): isQocvvn 'AßxXrjniov
449 (Katana). Aus der Thatsache, dafs sich ngb noXsag Kai xäv ivxsusvloav avxov dsüv
vor vielen Städten hauptsächlich der Peloponnes närxcov, Wiegand, Sitzungsber. d. Königl.
unweit des Thores Heiligtümer der Eileithyia Preufs. d. Wiss. 1906, 259 f. Arch. Anz. 1906, 19.
3129 Propolis Propolos 3130
4) Athena (Theben): "Oyn<x tiqo 7t6Xeag in ihrem Kultus dienende Gottheiten (s. d. Ar-
(von W. Dindorf ohne genügenden Grund in tikel Anculi, Anculae, Angelus bonus, Famuli;
itQocpQOvag geändert), Aesch. Sept. 164. v. Wila- vgl. Preller- Jordan, Rom. Mythol. 1, 99 fF.
mowitz, Hermes 26 (1891), 230, 2 (vgl. 235). Wissoiva, Religion u. Kult d. Römer) kennen,
5) Demeter (Smyrna): xf\g iisydXr\g &£&g von denen einige (Bd. 1 Sp. 341, lff.) es "zu
tiqo 7t6Xscog ftsGLioyopov Jrj[iriTQog, C. I. G. 2, einer mythologischen Entwicklung' und zu
3194 und fast gleichlautend C. I. G. 2, 3211. einem Kult gebracht haben, so haben auch die
6) Dionysos: a) Magnesia am Maiandros, Griechen dieselbe Vorstellung. Manche dieser
wo sein Q-iaaog tiqo Ttolicog erwähnt wird, dienenden Gottheiten, besonders Hermes, der
Kern, Inschr. von Magnesia a. M. 215 a Z. 35 io fti-cov vmiQixng (Aesch-Prom. 954. 983; bei
(p. 140). S. Reinach, Revue des etudes grec- Lucian. de sacrific. 8 Hermes und Iris [Bd. 2
ques 3 (1890), 359. Hiller v. Gaertringen, Hermes Sp. 325 ff. Gruppe, Gr. Myih. 1338, 2] v%r\-
36 (1901), 139. Klio, Beiträge zur alten Ge- qexcu v.ccl ccyytXiucpoQOi xov Aiog genannt; §&i-
schichte 1 (1902), 221. Kern in Beiträge zur iiövcov Xäxgig, Kur. Ion 4; vgl. Bd. 1 Sp. 2362 f.
Gesch. d. griech. Philos. u. Relig. von P. Wend- Gruppe 1329, 5. 6), Hekate (s. unten) u. s. w.
land u. O. Kern 91 f. (vgl. 98). — b) Thera: haben neben ihrer dienenden auch eine hohe
isgsvg . . xov tiqo nöXscog Jiovv6ov, Inscr. Ins. göttliche Stellung, vgl. Gruppe 1329. Heifsen
Mar. Aeg. 3, 522 p. 122 (= C. I. G. 2, 2462); doch ja sogar die Götter insgesamt vnr\Qt-
i] yzQCcioä xov TtQO nolscüg xal inKpccvtcrdtov tat neu öicckovoi xwv Moiocov, Luc Iupp.
ftsüv Jiovv6ov, Inscr. Ins. u. s. w. a. a. 0. 420. 20 conf. 11, und unter besonderen Umständen
— c) Smyrna nach der Inschrift: Mv6xcöv ttqo (Nonn. Dionys. 2, 325. 590) wird auch sonst
itoXtcag Bq£io£(üv< Le Bas -Waddington 3, 248 ein Gott Diener (^tgäneov, Xdxoig) genannt.
p. 360; vgl. p. 373 zu nr. 1601. Walters, Catal. Dafs die f dienenden' Gottheiten, soweit es sich
of the bronzes in the Brit. Mus. 887 p. 165. um eine dauernde Beziehung zu einer Haupt-
Zu Dionysos BoEiotvg in Smyrna s. C. I. G. gottheit handelt, auch innerlich dieser ähnlich
2, 3176. 3177. 319U. v. Wilamoivitz, Homer. ist, ist selbstverständlich: xb slöog -Aal 6 %cc-
Unters. 409 f. qcckxi]q rolg onaSolg cenb xcbv ijyniiöveav
ri) Hekate (Aphrodisias): IsQaxsvaavxa ngb 7taQayiyvt]xcu &ewv, Proclus in Plat. Tim.
itolecog rfig'ExccTrig, C. I. G. 2, 2796. Le Bas- 41 D = 3, 262, 7 Diehl.
Waddington 3, 1601. O. Liermann, Analecta 30 Die häufigste Bezeichnung für die dienenden
epigr. et agonistica in Diss. Phil. Halenses 10 Gottheiten (d-sol -ncxXoviisvoi dtvxtQoi, frs&v vitr}-
(1889), 17. E. Curtius , Gesammelte Abhand- qztcci, wie Maxim. Tyr. 14, 8, p. 266 R. die
hingen 1, 65 f. — Aus der Erwähnung einer Dämonen nennt) ist ngönoXog (ngöoTioXog), da-
'Exara i(i tioIsl in Kos (Paton, Inscr. of Cos neben frEgaTtcov oder ol ittgl rbv d&iva, seltener
401. v. Prott, Leges Graec. sacrae 10, 5 p. 31^ findet sich Ö7cad6g und önäcov, gewöhnlich dann
ist der Schlufs auf eine Hekate ngb noXteog in Verbindung mit TtooitoXog oder dspccTteov,
erlaubt; vgl. Nilsson, Gr. Feste 395, 2. vgl. Lobeck, Aglaopham. 1234 ff. Preller, De-
8) Hera (Plataiai): "Hqcuov . . ngb xfjg nieter u. Persephone 346, 40. Welcher, Griech.
■xöXiog icxi xrjg TLXccxcuieov, Herod. 9, 52. Götterl. 3, 4. Vgl. auch die bisweilen an die
9) Kybele s. Tyche. 40 Bedeutung von TtooitoXog streifende Bezeich-
10) Leto (Oinoanda in Lykien): isptvg tiqo nung Trcipzdpog, Bd. 3 Sp. 1571 ff. Hekate
■jtöXteog Ar\xovg, Corr. Hell. 10 (1886), 234, 14. ist TtponoXog xccl oTtücov der Persephone,
O. Treuber, Beiträge zur Gesch. der Lykier I Hom. Hymn. in Ger. 440. Philodem, nspl
(Progr. d. Gymn. Tübingen 1886) p. 28. svß. 42. Preller, Demeter und Persephone 52.
11) Tyche (Trapezopolis in Karien): xf\g O. Rubensohn, Die Mysterienheiligtümer in
7t{o]b 7r[<U]£[a>s fi]£[y]ccÄj][s #]ffig [Tv~\%r\g, Eleusis u. Samothrake 34. Vielleicht bezieht
C. I. G. 3, 3953 d. Statt Tvir\g will Cavedoni sich auf dieses Verhältnis auch der Beiname
nach C. I. G. a. a. 0. add. p. 1106 [KvßtX]rig "AyyeXog (s. d.) der Hekate, wie auch Hermes
lesen, deren Kult durch Münzen für Trapezo- ayybXog ^fpcfqpdv^S heifst, Kaibel, Epigr. 575,
polis bezeugt ist, Imhoof-Blumer , Kleinas. 50 1. Vgl. auch unten Sp. 1331, 42.
Münzen 1, 163, 3. Umgekehrt hat auch Hekate ihre vvKxLcpcev-
12) Tyrimnas s. Apollon. xoi tiqoiioXoi, Eur. Hei. 570, die ihren
13) Zeus (Lystra in Lykaonien) : isQivg rov Schwärm (x&oviug *Ey.cixr]g xcbfiog, Fragm.
dibg xov bvxog tynQoo&tv xi)g nöXmg, Acta adesp. 37 ö F. T. G. Nauck*;vg\.Wuendi, Jahrb.
Apostol. 14, 13. Kuntzik a. a. O. 13. /'. class. Phil. Suppl. 27, 114) bilden. Auch die
Auf den Kultus einer Gottheit tiqo 7i6X£cog auf einer Defixionstafel (Gl. G.3, 5773; besser
weist wohl auch die Inschrift aus Melos, die 1. G. S. I. 644. Wuensch, De fix. Tab. IX b, ge-
nach Revue des etudes grecques 17 (1904), 3 nannten tcq 6n 0X0 1 xäg treib sind nach Rohde,
lautet: xb Koivbv xav 7tqoti6Xs(o(v) i(v) M{i)Xun). Psyche 2ä, 411 als Dienerinnen der Hekate
Leider fehlen nähere Angaben; doch scheint 00 aufzufassen, während Wachsmuth, Rhein. Mus.
mir die Lesart tiqotioXs co v bedenklich; sollte 24, 475 sie mit den auf Defixionen häufig ge-
nicht für das überlieferte ÜPOIIOAESIE IIPO- nannten (Wuensch a. a. Ü. Xff.; vgl. Bd. 1
LTOAESIH zu lesen und das M zu: Mvexäv zu Sp. 1793, 17 ff.) fttoi ol nagä Jä^axQL
ergänzen sein (vgl. oben 6c: Mvaxcbv tiqo aitarxeg v.a\ anaocti identifiziert, und
7i6Xscog), also xb xoivbv xcöv tiqo noXscog fivoxcbv? Wuensch a. a. O. Xa sie für menschliche
[Höfer.] Priesterinnen der Göttin erklärt. Die neben
Propolis s. Pro poleos. Hermes Katachthonios, Hekate Katachthonia,
Propolos, -oi (IlQOTtoXog, -ol). Wie die Römer Pluton u. s. w. genannten ävysXoi xaxa-
3131 Propolos Propylaia 3132
%&6vioi (attische Fluchtafel) gehören wohl BsXrjXa xca ol nsgl avxi)v -9-foi, C. I. A. 3r
auch zu diesem Kreise, Gott. Gel. Nachr. 1899, 1280 add. p. 519 (Peiraieus). Der tote Aga-
128. Auch die Kureten (Korybanten) be- memnon ist TtgönoXog xCov usylaxav j^o-
zeichneten manche als TtgönoXov der Hekate, vicav xvgdvvcov, Aesch. Choeph. 358, Demo-
Strabo 10, 472. Galinthias ist Isgcc Sid-no- sthenes nach seinem Tode ÖTtccdög xig ÖaL-
vog der Hekate, Anton. Über. 29. [tcov 'EXsv&sglov Aibg, Luc. Demosth. Encom.
Die Kureten sind ferner ngÖTtoXot des 50; der Traum (Övstgog) ist TcgonoXog
Zeus, Strabo 10, 468, ein Verhältnis, das in (v. 1. TtgöuoXog) 'Aidcc, Arist. ran. 1332. Die
der von v. Wüamowitz, Sitzungsber. der Kgl. Pleiaden heifsen mit allerdings unsicherer
Preufs. Akad. d. Wiss. 1906, 65, 2 angeführten 10 Lesart Al&tgog TtgoTcoXoi, Simmias bei Athen
Inschrift durch BaaiXsvg -Kai Kovgrixsg ausge- 11, 491c. — TLoivr\, Ji-nn, 'Egivvg sind
drückt wird, die Korybanten ngÖTioXoi vitovgyoi der Adrasteia, Plut. ser. wwm.
ivo-jtloi der Rhea, Strabo 10, 472 oder ngö- vind. 22. Posnansky, Nemesis n. Adrasteia 79f.
tcoXoi xäv &scov, Strabo 10, 466; vgl. Bd. 2 Auch von Menschen (abgesehen von der Be-
Sp. 1594, 2 ff . Als TtQOTtolot des Dionysos deutung: Priester, Tempeldiener, Strabo 5, 232.
nennt Strabo 10, 468 (vgl. 466) ZsiXnvol xs Bionys. Hai. A. E. 1, 76 Kaibel, Epigr. 586.
xcu Hdxvgoi %ul Tixvgoi nal BäH%ai [vgl. 869. Anth. Pal. 6, 269, 5) und von den Göttern
io^ai . . . Isgal 7tg6[a]7toXot Aiovvaov , heiligen Tieren wird TtgöxoXog gebraucht:
Tzetz. Lyk. 143. Nd^ica TtsginoXot Sviai, TtgöitoXoi xwv Movacöv ol TCSTiaiSsv^isvot
Soph. Ant. 1150. al öuov xco AiovvGtp yv- 20 ndvxsg, xocl idioig ol iiovoixoi, xov 8' ÄtcoX-
vcäxsg, Paus. 4, 31, 4. ©scogiäsg ccl 7tsgl Xcovog ovxoi xs kuI ol nsgl \iavxt%rjv , Ar\-
xbv Aiövvßov yvvalv.sg (Bd.-x.%cci) Hesych.; vgl. urixgog d's ol' xs wvGxai v.al 8adov%oi v.cc\
Nonn. Bionys. 9, 261. Lobeck, Aglaoph. 285 a. Is goydvxai, Strabo 10, 468; und so heifst
Welcker, Nachtrag z. Aeschyl. Trüogie 196, 45] Hesiod TigoTtoXog Movaäv, Bakchylid. 5,
Afjvai xa «al Ovlai %ul MiaaXXovsg xccl 192; Pindar UtsgiScav TtgönoXog. Pinta
Na'Cäsg Y.CCL Nv^tcpai. Vgl. auch Akratos Epigr. 6 (Bergk, P. L. 24, 301 = Anth. Pal.
Sai^cov xoav ditcpt Aiovvaov , Paus. 1, 2, 5. 7, 35); die Sänger sind Movadcov &sgd-
KößaXoi, Sai^iovsg xivsg nsgl xbv Jiövv- itovxsg, Hom. Hymn. 32, 20. Hes. Theog. 100.
6ov, Harpokrat. "Axxr\g nagu (Pgv^l fidXtcxa Theognis 769. Archilochos (fr. 1) bei Athen,
xifiäxca oag TtgönoXog xfjg ^ivxQÖg xä>v &scor, 30 14, 627 c. Arist.av. 909. Epigramm aus Paros,
Bekker, Anecd. 461, 11. Harpokrat. 39, 19 Sitzungsber. d Kgl. Preufs. Akad. d. Wissensch.
Bekker = 1, 65, 4 Hindorf, wo TigöoTtoXog steht, 1904, 1238. Naeke, Choerilus 106 f.; vgl. die
das Bindorf 2, 130 in ngonoXog korrigiert. Bezeichnung der Helden als d-sgditovxsg
'T^iivaiog . . . TtgonoXog AygodLxng Kai "Agvog, Hom. II. 2, 110. 6, 67. 15, 773. 19, 78.
'E g m x co v, Bekker, Anecd. 312, 17. Eros selbst Die Schwäne sind vnotpfixea und Ttg6[6]-
ist wieder ftsgä-jicov bez. onadog der Aphro- tcoXoi des Apollon, Themist. or. 18
dite, Sappho fr. 74 (Bergk, P. L. G. 34, 74). p. 223d(p. 272, 27 Bind.), vgl. Bd. 3 Sp. 1578T
Fiat. Conv. 23 p. 203 c. Maxim. Tyr. 24, 9. 32: 'AnöXXcovog TtdgsÖgoi; die Delphine Ttgö-
Proklus z. Piatos Timaeus 32 C (2, 54, 12 ed. noXoi des Poseidon, Oppian. Hai. 5, 422.
DiehT) 40 D (3, 154, 29). Ob unter der %qv- 40 Der Kvxgtidrig öcpig ist a^KpinoXog der De-
aocpai^g &£gci7iaivci kcpgodixccg (Sappho fr. in et er, Strabo 9, 393 a. E., wie der kalydoni-
57 A p. 109) mit Bergk a. a. O. Peitho (vgl. sehe Eber famulus der Artemis heifst, Ov. Met.
Bd. 3 Sp. 1796, 41 f.) oder Hekate (Gomperz 8, 272. [Höfer.]
zu Philod. Tis gl sva. p. 42) zu verstehen ist, Propompos (IJgoTtointog) 1) 'Egiifjg &swv
bleibt ungewifs. Mit einer Art Personifikation TtgoTtofinög, Alexis bei Athen 12, 552 d, vgl.
(= Dionysos?) heifst der Wein (olvog) ngo- T. G. F. ed. Nauck2 fr. adesp. 19. Seit Ca-
noXog igcoxcov, av^geoncov ngvxccvig, Ion (fr. 9 saubonus schreibt man gewöhnlich vsxgcov ngo-
Bergk 24, 255) bei Athen. 2, 35 e; vgl. Proclus 7tofi7c6g. Aber Hermes heißt dstbv TtgoTtoinrög,
zu Piatos Timaeus 24 BC (1, 158, 21 ff. DiehT): Geleiter, Gefährte der Götter, wie — 2) die
co? ydg siai Ttsgl xbv "Egcoxu noXXol äaiiiovsg, 50 Daimonen ngonoiinol xeov ftschv (bez. xov frsov)
ovxco kccI Ttsgl xbv 'A6Y.Xr\niöv. Weitere heifsen, Proclus ad Piaton. Timaeum ed. Biehl 1,
dienende Götter der Aphrodite sind: Tv%tov, 158, 23. 111, 22. 3, 262, 16 Sext. Empir.
dalpcov Ttsgl xtjv 'A<pgodLxr\v Etym. M. 773, advers. mathem. 7, 112. In feindlichem Sinne
1. Heysch. 'Og&dvr}g,dai[icüv 7igia7tü)drig Tcsgl heifsen die Erinyen des Orestes TtgoTtoiiizoL
xr,v ÄcpgoSixr]v, Tzetz. Lyk. 538 p. 675 Müller. (Schol. = dicbxxgia), Aesch. Eum. 206.
riycov, dalybiov xig 7tgia%ioSr]g Ttsgl xi]v [Höfer.]
'Acpgodixrjv, Lobeck a. a. O. 1235b. Tsgitcov, Propiignator, Beiname — 1) des Apollo auf
ftsgdTiiüv 'AcpgoSixi]g, E. Hoff mann, Syllog. einer Münze des Commodus Apollini Propug-
Epigr. Graec. 323. Pick, Vorgriech. Ortsnamen [natori] aus Cremna in Pisidien, Imhoof- Blumer,
145. Kaibel, Epigr. Praef. p. XVII (vgl. 60 Monn. Gr. 337. Hill, Cot. of the Greek coins of
nr. 784). 1. G. 8.1. nr. 2424 p. 641. rsvs- Lycia, Pamphylia etc. CIL Overbeck, Kunstmyth.
rv XXlg, -Ldsg xeov 7tsgl xr\v Äcpgo Sixt]v (bez. Apollo, Münztafel 3, 59. — 2) des Iuppiter
Ttsgl xr\v 'ägxsfiiv) iiicc; s. Bd. 2. Sp. 1570, Bd. 2 Sp. 751, 59 ff. [Höfer.]
33 ff. Zum Kreise der Demeter gehört Hadreus Propylaia (IlgoTtvXaia), 1) Beiname der Ar-
(s. d. u. Usener, Götternamen 258): 'ASgsvg, temis in Eleusis, Paus. 1, 38, 6; Preller, Arch.
dalncov xig Ttsgl zr\v d r\ \i r\ x g <x (v) , Et. M. Zeit. 4 (1846), 264. O. Rubensohn, Die My-
18, 36. KccXXiysvsia, SaiiLwv itsgl xi)v Ar\- sterienheiligtümer in Eleusis und SamotJvrake
H,r\xgu(v), Schol. Ar. Thesm. 299. EvTtogia &scc 34 f. 106. Wide, Besacris Troezen. 30. L.Bloch,
3133 Propylaios Propylaios 3134
Die zuschauenden Götter in den rotfig. Vasen- ist zwischen dem vor oder an der Haustür auf-
gemälden (Diss. München 1888) 62. Robert, De gestellten Steinsymbol bez der Statue des
Gratiis Atticis (Comment. in honor. Mommsen.) Apollon Agyieus und dem Strafsenaltar des
147. Immerwahr, Kulte u. Myih. Arkad. 1, 157 Gottes (ayviEvg- 6 ngb xwv &vqwv £6xwg ßwubg
(vgl. 121). Dieterich, Hymn. Orph. 17; zum iv G%rniuxi niovog, Hesych.) erscheint doch frag-
Tempel der Artemis P. s. L. Bofs, Königsreisen lieh, J. Six, Athen. Mitth. 19 (1894), 344. Zu
2, 100. Blacette, Fouilles d'Eleusis, Corr. hell. den sich inhaltlich mit Propylaios deckenden
8, 263; vgl. auch die Münze Journ. of hell. Bezeichnungen gehören wenigstens z. T. JJpo-
stud. 8 (1887), 35 pl. BB16. Die Statue einer axdxr\g (s. d.), JlQo6xaxr]Qiog (s. d.) und beson-
Artemis Propylaia stand neben der des Apollon io ders 0vgalog (über Hermes 0vQalog s. unten
an einem Tore in Halikarnassos, C. I. G. 2, ur. 2); vgl. Macrob. 1, 9, 6: Sicut Nigidius
2661 und dazu Welcher, Sylloge p. 170. E. quoque refert, apud Graecos Apollo colitur, qui
Curtius, Ges. Äbhandl. 1, 104. — 2) IJqottv- 0vgaiog vocatur eiusque aras ante fores cele-
Xaia i] 'Exarrj, Hesych. Denn so — statt des brant, ipsum exitus et introitus demonstrantes
überlieferten TJQÖnvXu — ist nach G. Wolff, potentem; idem Apollo apud illos et 'iyvitvg
Porphyr, de philos. ex oraculis haurienda 134, 13 nuneupatur, quasi viis praepositus urbanis.
zu schreiben. Wie Hekatebilder und -Kapellen Derselbe Apollon QvQcäog begegnet in Verbin-
vor den Häusern (s. Prothyraios nr. 2) sich be- düng mit anderen &8ol rtQonvXaioi bei Er-
fanden, so weihte man dieselben auch ttqo tullian. de idolatria 15 p. 48, 14 Beifferscheid-
tfflji TtvXcöv, Plut.Beg. et Imperat. apophthegm. 20 Wissoioa: apud Graecos Apollinem Thyraeum
Epaminondas 19. Bezeugt ist der Kultus der et Antelios daemonas ostiorum legimus,
Hekate Propylaia in Milet: 'Exdxn r\ tiqög&sv und hierzu tritt ergänzend Hesych. s.v. avxrjXior
nvXiwv, Sitzungsber. d. Kgl. Preufs. Äkad. d. ftsoi oi Ttqb t&v nvXwv iSguusvot, EvQtTtl-
Wiss. 1904, 627, 25. 628, 2. Arch. Anzeiger dt]g (fr. 542) MtXzdyQW. Hiernach sind die
1906, 2. Nilsson, Griech. Feste 398. Vgl. Pro- Antelioi (= ccv&tjXiol, Eust. ad Hom. II. 83, 3;
stateria, Prothyraios 2. [Höfer.] ad Hom. Od. 1562, 38. Lobeck ad Soph. Ai.s
Propylaios (IlQonvXcaog), Beiname 1) des 805) Gottheiten, deren Bilder oder Altäre —
Apollo auf einer Inschrift aus der Nähe des denn nach Hesych. s. v. ccvxiqXiog hat dies Wort
phrygischen Eumeneia, Bamsay , Cities . . . of dieselbe Doppelbedeutung wie dyvisvg, nämlich
Phrygia 1, 374, 195 (AtioXXwvi ILqotivXccIw}, 196 30 b ccvxlkqv i)Xiov idovusvog ßw[ibg ?} &sog —
(i£Q£vg IlQonvXcäov 'AnöXXwvog). Freilich will vor den itvXai, und zwar nach Osten hin ge-
Bamsay a. a. 0. nicht den griechischen Apollo, richtet, aufgestellt wurden. Das Aufstellen
sondern den ihm angeglichenen Men-Sozon- nach Osten hin wird aufser durch das ange-
Sabazios erkennen. Eine Münze des Septimius führte ccvxlxqv i]Xiov bezeugt durch Schol. Aesch.
Severus trägt die Legende Apolljini Propula(e)o Agam. 519: Sai^oveg avxrfXioi' ol slg avaxoXi]v
[Kremna in Pisidien], Sollet, Ztschr. f. JStumism. oQävxsg, und geht auch aus dem Gegensatz
1885, 363. Head, Hist. num. 590. Hill, Cat. zwischen B67tsgog und avxiqXiog bei Soph. Ai. 805
of greek coins of Lycia, Pamphylia etc. p. 35, 4 hervor. Tümpel bei Pauly-Wissowa 1, 2351 f.
pl. 35, 4 Introd. p. CIL Vor den Toren von sieht in den Antelioi 'wahrscheinlich apolli-
Kallipolis auf dem thrakischen Chersonnes stand 40 nische Daimonen', vielleicht eine Verkörperung
eine Statue des Apollon mit Bogen und Pfeil, der ddcpvivoi ÖQ7tr]K£g (Kallim. Hymn. in Apoll.
um der Pest den Eingang in die Stadt zu ver- l. Eur. Ion 103, 76), mit welchen die gen
wehren; denn statt der Lesart bei Kaibel, Epigr. Osten gelegenen h'oodoi <&oißov in Delphi ge-
1034, 29: 6Tfj6ca dt vv x«l [ß]Qo[xo]Xot[yb\v schmückt waren; vgl. Etym. 31. 112, 15: avxrj-
To^ocpögov <&oißov, Xoiuov VTt06i][LuvxfjQa ist Xiovg' xovg xijg ddcpvng OQ7tr]X(xg xovg ngb xwv
mit Mordtmann, Athen. Mitt. 6 (1881), 263 f. &vqwv i6x<x^svovg. Der Zusammenhang der
Buresch, Klaros (Leipzig 1889) S. 82 Vers 29 Avxr\Xioi mit Apollon wird noch deutlicher durch
(vgl. S. 86). Kaibel, Hermes 19 (1884), 261, 1 das von Tümpel übersehene Zeugnis der Anna
zu lesen: axfjoca Ss vv xai 7tQ[o7i]vX[a]iov . . . Comnena 12, 4 p. 150 ed. Bei ff er scheid, wonach
Xoi\iov v7too£V(xvxi]Qa. Apollon heifst ferner 50 sich auf dem Markt von Byzanz eine nach
Tlgonidatog bei Aristid. or. 2 p. 26 Dindorf Osten (ngog ävuxoXäg) gewendete Statue des
or. 15 p. 377. Im Schol. Eur. Phoen. 631 ist Apollon befand, die von Konstantin dem Grofsen
TtQonvXaiog die Erklärung zu kyvtsvg mit der zwar als seine, des Kaisers, bezeichnet und in
Erläuterung tzqo xwv TtvXätv laxaaav ayuXuaxa Anspruch genommen wurde, der aber trotzdem
xov 'AnöXXavog 6>g aXah,i%a.Y.ov -aal (pvXcwog (vgl. f) dp^J^fi' xs&slaa Ttgoa^yogia 'AvrfXiog ?} Av%-
E. Curtius, Ges. Abhandl. 1, 103 f. und den ijXiog blieb. Natürlich bedeutet kvrfXiog hier
Beinamen IlQoqivXa^) xwv bdä>v; vgl. dem. nicht, wie sonst, 'sonnenlos, ohne Sonne', son-
Alex. Protr. p. 44 Pott = 141 Migne: ttqo dem (avec und T/Xlos), cder Sonne zugewendet',
xwv 7ivXa>v iaxdvxng avxovg (die Steinsymbole wie bei Athen. 3, 124 e das Verbum KvrjXid&tv
des Apollon) und Schol. Clern. Alex, p.785 Migne: 60 fder Sonne aussetzen' überliefert ist, das von
xbv Ao^iav tzqo xwv &vqg)v loxaßav. In diesen Kaibel in i}Xid&iv geändert worden ist, aber
zuletzt angeführten Stellen ist also kein Unter- gerade durch unser AvijXiog gestützt wird. —
schied (vgl. Hesych. 7tQOTtvXcaov TtQÖ&vQov) ge- 2) des Hermes, dessen Standbild in Athen am
macht zwischen nQonvXaiog und ngoftvocciog, Eingang zur Akropolis stand, Paus. 1, 22, 8. Er
der doch sonst gewöhnlich beobachtet wird, ist wahrscheinlich identisch mit dem von Clem.
Lobeck, Aglaopham. 1336 b. Ob die von Beisch Alex. Protr. 10, 102. Hesych. 'EQ^iijg auvrixog
bei Pauly-Wissoiva 1, 912 vertretene Ansicht Diogen. 4, 63 erwähnten Hermes 'Afivnxog, Kern,
allenthalben zutrifft, dafs streng zu scheiden Athen. Mitth. 19 (1894), 60. Wachsmuth, Stadt
3135 Propylaios Propylaios 3136
Athen 1, 135 f. 139 f. W. Judeich, Topographie (1904), 208 ff. ungefähr das Jahr 430 an. Nahe
von Athen 206 f. Hermes Propylaios ist an den verwandt dem Hermes Propylaios ist Hermes
Propylaien mit Artemis Epipyrgidia C. I.A. 3, IlvXaiog, der nicht, wie Herodian im Schul.
268) = Hekate Epipyrgidia (Paus. 2, 30, 2 = Hom. IL 2, 842 fälschlich (Egenolff, Philologus
Propylaia?) und den Chariten (aber wohl nur 61 [1902], 83) angiebt, von seinem Kultus in
räumlich) verbunden, welche letztere nach den Pylos abzuleiten ist, sondern wohl dasselbe
Beobachtungen von Furtwängler, Athen. Mitth. bedeutet wie der messenische 'Eg^icäg iv xulg
3 (1878), 187, 1 (vgl. E. Kuhnert, Jahrb. f. Mass. n vXa ig (Paus. 4, 33, 3), der wiederum seine
Phil. Suppl. 14, 290, 7) auch sonst (Paus. 2, 17, 3. Parallelen hat in dem thebanischen Iloxsidäcov
7, 5, 9) am Eingange vor gröfseren Heilig- 10 'EintvXrjog (Keil, Sylloge Inscr. Boeot. 12 p. 73.
tümern vorkommen. Über die viel erörterte Collitz 1, 718. C.l.G.S. 1, 2465; andererseits
Streitfrage über den Schöpfer des Hermes Pro- ist für Ephesos ein Poseidon Propj'laios
pylaios — Pausanias nennt bekanntlich den zu erschliefsen aus der Inschrift C. I. G. 2,
Philosophen Sokrates; vielleicht war die Statue 3028: o'i iv 'Ecpiaco igydxai ■ngoitvXüxai ngbg
aber ein Werk des Alkamenes (s. unten) — xco llo68idiovi, in der es sich um eine Genossen-
sowie darüber, ob er mit den Chariten in einem schaft von Getreidehändlern handelt, die ihre
Relief dargestellt war oder als selbständige rBörse' an dem vor den Toren gelegenen Tem-
Fio-ur von ihnen abzutrennen ist, was jetzt all- pel des Poseidon hatten) und in der kolchischen
gemein angenommen wird, s. Scherer Bd. 1 Artemis 'EintvXin (Orph. Argon. 902; vgl.
Sp. 2411, 30 ff. Bursian, Jahrb. f. klass. Phil. 20 Propylaia, Prothyraia). Freilich könnte in der
79, 243 ff. Geogr. von Griechenland 1, 309. Bezeichnung des Hermes als Pylaios auch seine
Amelung, Die Skulpturen d. Vatikan. Museums: Beziehung zur Unterwelt (vgl. Eurem, Philo-
Museo Chiaramonti nr. 360. Vgl. 'Eguyg ngbg logus 65 [1906], 264; vgl. auch 251) ausge-
rrj nvXldi, Schol. Dem. Mid. (or. 21, 562) p. 625 drückt sein, wenn bei Diog. Laert. 8, 31-/Egin)v
Dindorf. Demosth. or. 47 p. 1146 a. E. Harpokrat. radiär slvca xeov ipv%tov iial diu xovxo Xiytc&cti
86, 21 ff. und 160, 12 ff. Bekker (= 196, 3 u. IIoyLitiu (-cäov?) xcel üvXulov xca Xftöviov
261, 16 Dind.) und daselbst Philochoros (fr. 80 die Überlieferung richtig ist; Lobeck ad Soph.
81 F. H. G. 1, 397), der sich an dem Pförtchen Ai.3 832 liest statt IIvXaTov. 'E^nroXaiov. —
in der Ringmauer des Peiraieus befand, Wachs- Der Philosoph Xenokrates setzte den beim
muth a. a. O. 1, 208 ff. 2, 33 f. Judeich a. a. O. 30 Choeni'este gewonnenen goldenen Kranz xco
65, 142. Milchhöfer, Text zu den Karten von Egiijj xco lögv^ivco iitl xi)g ccvXfjg auf (Ti-
Attica 1, 40. Weihung: 'EgLiu TJgonvXaico von maios bei Athen. 10, 437 b) oder, wie Ael.v.h.
der Insel Megiste C.I.G. 3, 4301 = Le Bas- 2, 41 sagt, xco 'Egafj xco ngb xeov &vgcov
Waddington 3, 1268 p. 312. Corr. hell. 18 (1894), iaxcoxi: vgl. Wachsmuih, Die Stadt Athen 2, 290.
390. 392. Wenn Bubensohn, Mysterienheilig- Weiteres über Qsol ngonvXaioi. und ngo^vguioi
tümer in Eleusis u. Samothrake 32 f. die &eoi s. unter Propylaia, Prothyraia, Prothyridia;
TTQOTtvlccioi, die Gottheiten, rdie mit ihren Tem- vgl. auch den Artikel Ianus Bd. 2, 29 ff. Aber
peln den Eingang gewissermafsen zu eines an- auch die Heiligtümer von Heroen legte man,
deren Gottes Heiligtum bilden' (Kuhnert a. a. O. um sich ihres besonders wirksamen Schutzes
290), in diesem ihrem Verhältnis zu den Haupt- 40 zu versichern , gern und oft gleich neben der
gottheiten als Gottheiten zweiten Ranges1 be- Haustür an, vgl. Zoega, De obeliscis 210 ff.
zeichnet, so dürfte diese Bezeichnung, so zu Lobeck, Aglaoph. 1335 ff. Bohde, Psyche 2-, 197.
sagen, doch zu despektierlich sein. Treffend Es sei zunächst an den dem griechischen Pro-
ist die Thätigkeit speziell des Hermes Propy- pylaios in Bildung und Bedeutung entsprechen-
laios, fdes freundlich geleitenden Wegegottes, den Beinamen des Herkules Anteportanus
wie er zugleich über Eingang und Ausgang (Inschrift aus Gallia Cisalpina, C. I. L. 5, 5534)
vor dem Tor des Heiligtums wacht' (Usener, erinnert. Als Schützer der Tore erscheint
Bhein. Mus. 29 [1874], 27) bezeichnet durch Herakles auch in Alyzia in Akarnanien, wo
die pergamenische Inschrift: 'Eg^riv ©vqcüov seine Figur (nach Lysippos) auf einem Eck-
'Povyog IsQtvg rov Jibg hSqvgh cpvXayta tov 50 blockstein des Haupttores eingehauen gefunden
vs cb xßl qvtoqcc, Fraenkel, Inschr. von Pergamon worden ist, Heuzey, Le mont Olympe et l'Acar-
325 p. 242. Einen weiteren Kult des Hermes nanie p. 413 f. pl. 11. Das Heroon des Astra-
Propylaios gleichfalls in Pergamon lehrt die bakos lag 7t«pa xolg ccvXeioig des Ariston
1903 gefundene Herme, eine römische Kopie (Herod. 6, 69); ein Heros inl Ttgo&vQcp,
des Hermes des Alkamenes, kennen, die die Kallimach. Epigr. 26 (Anth. Pal. 9, 336); ein
Inschrift trägt: Eiörfitig 'AX-Aaiiivtog TtiQiv.aXXsg Epigramm aus Thrakien preist xbv ngö nv-
ccyaXLia'EQii&v xbv 7tQ0 nvXcov siguxo IIsq- Xaig "Hgcoa, xbv uXyn^iov iv xgiödoiGi, xbv
yu^iiog, Conze, Sitzungsber. der K. Preufs. Akad. kXsivov . . . ngb 86(ioioi, Kaibel, Epigr. 841.
d. Wiss. 1904, 69 ff. (mit Abbild.). Wochenschr. E. Loeivy, Inschr. griech. Bildhauer 352 S. 249;
/. klass. Phil. 1904, 250. Arch. Anz. 1904, 76 60 i,QcoBg 7iXr}Gi.ov xyg xov iSövxog ol%Lag Idgv-
(mit Abbild.). Loeschcke, Arch. Jahrb. 1904, 24. (tivoi, Artemid. p. 248, 9 Hercher; vgl. ferner
Bevue des etudes grecques 19 (1906), 44. — Aesop. fab. 161 Halm: r;gcog inl xfjg olxiccg.
Conze und Loeschcke sind der Ansicht, dafs der Babr. fab. 63: v.ax' oi'novg ygeog. Als ngo-
Hermes, der hier so xccx' i$oxip' rvor den Toren' TrvXcaoi d.h. als Schützer des Tores gegen
genannt wird, kein anderer sei als der athenische feindliches Eindringen sollten auch diejenigen
Hermes Propylaios, natürlich in Kopie; als Ent- Heroen dienen, deren Grab sich iv ctvxjj xfj
stehungszeit des Originals nimmt Loeschcke un- nvXn befand (so das Grab des Aitolos, des
gefähr das Jahr 450, Fr. Winter, Athen. Mitth, 29 Sohnes des Oxylos, Paus. 5. 4, 4) oder vnhg
3137 Propyrgidia Proseoa 3138
tüi> Ttvltcüv (Grab der Nitokris, Herod. 1, Proselenos (Tlgoatlrivog), König der Arkader,
187; des Laoniedon, Serv. ad Verg. Aen. 2, 241) nach dem diese ngo6zlr\voi genannt sein sollen,
oder unter der Tempelschwelle, wie das Grab Mnaseas im Schol. Apoll. Bhod. 4, 264. Sehn/.
des Neoptoleinos in Delphoi, Asklepiades im Arist. Nub. 397. (F. H. G. 3, 150, 4). Heyne,
Schol. Find. Nem. 7, 62; vgl. auch das Grab Opusc. 2, 340 ff. 0. Müller, Darier 2, 6«, 2.
des Phrygers Koroibos, das, um das Land zu E. Curtius, Peloponnes 1, 180, 10. Über die
schützen, an die Grenzen gelegt wurde, Paus. Bezeichnung der Arkader als ngoailvvoi (itgo-
8, 26, 4. 10, 27, 1. Lobeck, Aglaoph. 281 u. aslr\vcäoi) s. Hippys von Ehegion bei Steph.
Bohde, Psyche 1-, 160, 2. Die Statue eines durch Byz. s. v. 'Ag*a$icc. Ernst ad Hom. II. 300,
seine Gerechtigkeit ausgezeichneten Mannes 10 24. Frgm. adesp. bei Bergk, P. L. G. 34,
steht gewisserinafsen als Hüter der Dike ttqo- 713, 8, und dazu v. Wilamowitz, Hermes 37
üvgoißt Ai%y\g bez. ccy%i&vgog Jixvg itÜccg, (1902), 331. Plut. Quaest. Bom. 76. Censorin.
C. 1. G. 2, 2589. 2592 = Kaibel, Epigr. 905. de die not. 19 p. 41, 6 Hultsch. {Luc.) de
906 (Gortyn), und die Statue eines trefflichen astr. 26. Ov. Fast. 2, 290. Bursian, Geogr.
Feldherrn itagcc Ttgoitvla des Zeus Bulaios in v. Griechenl. 2, 190. Boscher Bd. 2 Sp. 3123,
Milet, Arch. Ans. 1901, 196. [Höfer.] 13 ff. K. Zacher, Dissertat. Phil. Hahns. 3,
Propyrgidia (ngoitvgyiSicc) nennt v. Wilamo- 158 ff. Zielinski, Archiv für Beligionswissen-
witz, Hermes 26 (1891), 211, 2 die Artemis schaß 9 (1906), 39 ff. [Höfer.]
Ilgoaxaaxngici (Aesch. Sept. 450) als Schützerin Proseoa (77poff7j<ua), Beiname der Artemis,
des elektrischen Thores gegen den anstürmen- 20 unter dem sie an der Nordküste der Insel
den Kapaneus; vgl. Gruppe, Bursians Jahres- Euboia, bei Artemision einen Tempel besafs,
her. 85 (1895), 204. • Vgl. Artemis Epipyr- Plut. Them. 8. De Herod. malign. 34. Eine
gidia, C. I. A. 3, 268. Hekate Epipyrgidia, nach Lolling, Athen. Mitth. 8 (1883), 21 wahr-
Paus. 2, 30, 2. [Höfer.] scheinlich aus der zweiten Hälfte des zweiten
Prora (Tlgöiga). Auf dem Grabstein des Anti- Jahrhunderts v. Chr. stammende Inschrift spricht
patros von Askalon (abgebildet Athen. Mitth. von einer iitavögQ-aaig xov iegov xi)g kgxiiiidog
13, 311) befindet sich r. ein phantastisches xi)g ngoarjcöag xort xccTccoytsvi] xov ccyäXficcxog,
Wesen, bestehend aus einem nackten Jüngling, Athen. Mitth. a. a. O. 19 f. (Corr. hellen. 10
der an Stelle des Kopfes den Schnabel eines [1886], 256). Das auch sonst aber ohne Hin-
Schiffes trägt und sich zu dem vor ihm lie- 30 zufügung des Beinamens Proseoa erwähnte
genden aufgebahrten Toten, den von 1. ein Heiligtum der Göttin (kgri^idog igov, Herod.
Löwe angreift, niederbeugt. Usener de Iliadis 7, 176; 'igxtiitdog xsfisvog, Epigramm aus Me-
carmine quodam Phocaico p. 33 f. 41 (vgl. Sint- gara, C. I. G. 1, 1051. Kaibel, Epigr. 461.
flufhsagen 215) erblickt in dem Löwen, der in I. Megar. et Boeot. 53), dessen Bedeutung nnd
der Grabinschrift als ix&goMcav bezeichnet Ruhm seit dem siegreichen Kampfe gegen die
wird, den Todesgott, der von dem Glauben der Perser bedeutend gewachsen war, scheint für
Semiten als Löwe dargestellt werde und der das nördliche Euboia den religiösen Mittei-
den aus irgend welchem Grunde nicht frite' punkt gebildet zu haben, wie der Kult der
bestatteten Toten zur Unterwelt entführen Artemis Amarysia (Jessen bei Pauly-Wissowa
wolle. Köhler zu C. I. A. 3, 2836 billigt diese 40 1, 1743) für die Westküste Euboias, Lolling
Deutung und erklärt die Mischgestalt, die in a. a. O. 7, 202. Der zur Datierung neben den
der Inschrift als Ttgmga bezeichnet wird, als ag%ovxsg auf zwei Inschriften aus dem benach-
die Personifikation des Schiffes, welches die bartenHistiaia-Oreos genannte jfpo^i'Trjgscheint
Freunde des Antipatros noch zur rechten Zeit der Priester der Artemis Proseoa gewesen zu
herbeiführte, um dem Toten ein feierliches sein, A. Wilhelm, Arch. - Epigr. Mitth. aus
Begräbnis zu Teil werden zu lassen und ihn Oest. 15 (1892), 113 Z 5. 114 f. Auf Festver-
"D
so aus dem Rachen des Löwen (des Todes- Sammlungen mit Spielen läfst die fragmen-
gottes) zu retten; vgl. die Worte: cclla cpiloi tierte Inschrift nvggiin a-81[a>'? schliefsen,
t' i'jybvvav y.ai fiot v.xigi6av xäcpov ovxrj. P. Lolling a. a. O. 202. Die Lage des Heilig-
Waliers, Athen. Mitth. a. a. O. 316 wirft die 50 tumes, die Ulrichs, Beisen und Forschungen in
Frage auf, ob man hier nur eine Personifikation Griechenl. 2, 229 und Bursian, Geogr. v. Grie-
anzunehmen habe, oder ob sich diese Prora chenl. 2, 408 (vgl. A. Baumeister, Topograph.
nicht vielleicht aus besonderen mythologischen Skizze der Disel Euboia 60, 60) ungenau an-
Vorstellungen der Phoiniker erklären lasse. gesetzt haben, ist durch Lolling a. a. O. 15.
Über die Vorstellung vom Totenschiff s. die 200 ff. (vgl. Wilhelm a. a. O. 115) auf dem
Bd. 3 Sp. 2781, 62 ff. verzeichnete Litteratur, jetzt Ai Giorgi (Hagios Georgios) genannten
wo es Zeile 66 heifsen mufs Bh. Mus. 59, 217 Hügel bestimmt nachgewiesen worden,
(nicht 207). [Höfer.] Den Namen IJgoarjaxx leitet Lobeck, Aglao-
Proreus (Ilgcogevg): 1) ein Phaiake, Hom. pham. 1185 von der Lage des Tempels her.
Od. 8, 113. Pott, Zeitschr. f. vergleich. Sprach- 60 Diels, Hermes 31 (1896), 368 deutet Artemis
forschung 9 (1860), 172. — 2) einer der von IIgoGr]äa als fdie dem Osten zugewendete' und
Dionysos in Delphine verwandelten Tyrrhener, vergleicht Alkman Parthen. 87 iywv ds xä
Ov. Met. 3, 634; vgl. Schmidt zu Hygin. f. y,sv 'Aäxi itäfooxa uvdävr]v, wo 'Aäxig fdie im
134 p. 114, 34. [Höfer.] Osten verehrte Göttin' bedeute. Dafs 'Aaxig
Prorsa (Prosa) s. Indigitamenta. ein Göttername ist, der entweder von äöig oder
Proselenides {ngoötlnvidsg), al 'ig-naSixal von einem Ortsnamen abzuleiten ist, hat zu-
vvpcpca, Hesych. Vgl. Bd. 3 Sp. 509. 25 ff. erst Blafs, Hermes 13 (1878), 24 nachgewiesen,
Gruppe, Griech. Myth. 439, 2. [Höfer] wenn er sich auch der Deutung auf eine be-
Eoschek, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. III. 99
3139 Proseooi Proseooi 3140
stimmte Göttin enthielt. Ihm stimmt bei Gelder, Geschichte der alten Bhodier 45 f. [vgl.
Fr. Schubert, Sitzungsber. d. philos.-hist. Classe auch 52]) zeugte Poseidon auf Rhodos mit
der K. Äkad. d. Wiss. zu Wien 92 (1878), Halia, der Schwester der Teichinen, sechs
523 f. , der gleichfalls Ableitung von ccmg an- Söhne und eine Tochter, Rhodos, die Epo-
nimmt und vermutungsweise an Helena denkt. nyme der Insel. Nun heilet es weiter: ysvi-
Jurenka, Sitzungsber der philol.-hist. Classe a&ui dt kccxu xbv xaigbr xovxov iv xolg
der K. Äkad. der Wiss. zu Wien 135 (1896), 7iQÖg tco [izqsol xi)g vr\ßov xovg xX-n&svxcxg yi-
I, 21 fafst Aotis als „Göttin des Morgens", die yavxag. Als Aphrodite von Kythera kommend
identisch sei mit der bei Alkman a. a. 0. auf Rhodos landen will, wird sie von den sechs-
v. 61 genannten 'Oq&qIoc (so steht im Papyrus, 10 Poseidonsöhnen, die sich auch gegen die Insel-
während im Scholion bei Bergk, P. L. G. 34, bewohner mancher Gewaltthat schuldig machen,
33 'Oofria steht, das Bergk auch in den Text an der Landung gehindert. Voll Zorn ver-
gesetzt hat). Diels und Jurenka erkennen hängt die Göttin über die Gewaltthätigen
beide in der Aotis Alkmans die Artemis, eine liccvik, so dafs sie ihre eigene Mutter
während v. Wilamoicitz, Hermes 32 (1897), 261 vergewaltigen. Poseidon bannt deshalb die
Aitaxig liest (= 'die aus Alk, dem Lande der Söhne unter die Erde, ovg xir]&ijvoa FLqoo-
Sonne') und darunter Pasiphae oder die Göttin rjaovg dai^iovcxg. Halia stürzt sich ins Meer
Medeia versteht. Doch empfiehlt sich die und wird unter dem Namen Leukothea als
Lesung und Deutung von 'Awxig, das durch die Göttin verehrt. Die Bezeichnung irgoar^ooL
Epikleseis 'Oo&oicc und JTpoffrja« gestützt wird, 20 8cd[iovsg leitet Lobeck, Aglaoph. 1185 fa situ
zumal da auch sonst enge Beziehungen der loci ' ab. Für identisch mit den kurz zuvor
Artemis zu Eos nachweisbar sind, ja Artemis erwähnten Giganten im Osten der Insel werden
bisweilen direkt als Eos aufgefafst worden ist. die proseoischen Daimonen erklärt von Movere,
Der Beiname AiQ-ottIu, unter dem Artemis auf Die Phoenizier 2, 2, 248 f. Anm. 129, der phoi-
Lesbos (1h. Bei nach. Bevue d. etudes grecques nikische Hei-kunft annimmt, und von Maximil.
5 [1892], 413 f. = I. Mar. Ins. Aeg. 2,92 p. 41. Mayer, Giganten u. Titanen 44. Tümpel, Die
Sappho (?) fr. 118. Bergk 34, 127 = Anth. Pal. Aithiopenl ander des Andromedamythos im Jahrb.
6, 269) und in Aniphipolis (Antipatros in Anth. f. Mass. Phil. Suppl. 16, 169. Letzterer schreibt
Pal. 7, 705) verehrt wurde, stammt wohl aus weiter (PhUologus 50 [1891], 43) mit Benutzung
Euboia, wo die Ortschaft Ai&öitiov zwischen 30 einer Vermutung von A. Becker, De primordiis
Chalkis und Eretria nach der Artemis Ai&oiria Bhodiorum 107 und Bellte, Hermes a. a. 0. 429,
benannt war, Steph. Byz. Aiftöitiov und da- die an der oben angeführten Stelle rovg nln-
selbst Kallimachos {fr. 417 Schneider) und &ivxag"Iyvrixccg (statt yiyavxag) eingesetzt haben,
Eratosthenes. Anakreon (fr. 135 Bergk 34, 290) rovg Klrftivrag g' "lyvnrag = die sechs öst-
bei Hesych. s. v. Ai%07iiy\g ( — itüg, cod.) natöa. liehen Inselautochthonen, um dadurch eine voll-
E. Maafs, De Aesch. Suppl. (Greifswald 1890) ständigere Parallele zu den sechs Poseidon-
XXIII. XXXVIII. Hermes 26 (1893), 190. Bur- söhnen = sechs 7tQOO)]cpoL öaiLiortg zxi gewinnen.
sian, Geogr. v. Griechen!. 2,418. Gruppe, Gr. Tümpel (a.a.O. 44 f.) nimmt ferner an, dafs
Myth. 66, 9. 224, 11. Nach letzterem (a. a. 0. in der Erzählung Diodors eine 'Kontamination
1285, 3. 4 und_ PhUologus 47 [1889], 96) ist 40 zweier im wesentlichen identischer Parallel-
Al&(i)o7ti<x die Übersetzung des phoinikischem Versionen vorliege, die nur um ihrer gering-
"-irx = 'Morgenröte'. E. Maafs, De Lenaeo et fügigen äufserlichen Abweichungen (das Nähere
Delphinio (Greifswald 1891) XII, 3 tritt m. E. s. Tümpel Bd. 2 Sp. 953) willen von Diodor
mit Recht für den rein griechischen Charakter nicht als Doppelgängerinnen erkannt' worden
der Artemis Upoörjraa = 'Diana Matutina' seien. Gruppe, PhUologus 47 (1889), 95 ff. ver-
ein und vergleicht die Artemis 'EvS'iccyoog gleicht mit der rhodischen Legende die Tra-
(Hesych.), die er erklärt als r\ Ttgbg xb %vSiov dition von Jope über Derketo (Diodor 2, 4;
&yQ£vovaa Zur Erklärung von TIooGricöcc läfst vgl. Xanthos fr. 11 F. H G. 1, 38), die sich
sich vielleicht auch hinweisen auf Aristid. 1, wie Halia -Leukothea aus Scham über einen
157 Dind., wo erzählt wird, dafs die schwangere 50 Fehltritt in den heiligen Teich stürzt, nach-
Leto, nachdem sie in Zoster ihren Gürtel ge- dem sie den, der ihre Liebe genossen hatte,
löst habe, unter dem Geleite der Athena ßa- beseitigt hatte (äcpaviaai), wie die Poseidon-
öi^ovaa ccsl slg xb 7tobg ico an angag xfjg söhne nach ihrem Frevel unter der Erde un-
'Axxixfjg i7ttß&6a xäv vriocov nach Delos ge- sichtbar gemacht werden. Die weiteren Aus-
kommen und dort den Apollon und die Arte- führungen, die Gleichsetzung von AlQ-loirtg =
mis geboren habe. Und zu Apollon 'Eäog 'Haoi = TlQooi]aoi, Ai&ioitia = Rhodos (vgl.
(s. d. u. d. Art. Proiosi, dem Gott der Morgen- Gruppe, Gr. Myth. 447, 1) lese man bei Gruppe
frühe (7iävx£66i (paävfrr} rjtpog iisxlwv, Apoll. selbst nach. Hervorzuheben ist (S. 98), dafs
Bhod. 2, 686), stellt sich ungezwungen seine er 'Pödog, die Schwester der sechs daiLiovsg
o-öttliche Schwester als IlQ06r]cpa, ein weiteres 60 Uoooricboi, — den Irrtum, dafs es sieben gewesen
Beispiel zu den zahlreichen Epikleseis, die sind, hat Gruppe, Gr. Myth. 266 berichtigt —
entweder ganz gleichlautend oder mit geringer als Kurzform zu groöoSdv.xvlog (s. auch Gr.
Variation beiden Göttern gemeinsam sind; vgl. Myth. 266, 6) oder QodönrixvSi dem Beinamen
Gruppe, Gr. Myth. 1296, 2. [Höfer.] der Eos, auffafst und so eine überraschende
Proseooi (ngoarjaoi). Nach dem sehr ver- Beziehung zu der Bezeichnung ihrer Brüder
worrenen Bericht des Diodor (5, 55) aus Zenon als TTgoa-ricpoi gewinnt.
(vgl. Lobeck, Aglaoph. 1184) oder aus Apollo- Ihr Gegenstück scheinen die ügoarimoi dod-
doros (Bethe, Hermes 24 [1889], 428 f. H van iiovzg in den Äcool (wohl ätoot) bei Hesych. zu
3141 Proserpina Proserpina 3142
finden, über die Crusius Bd. 1 Sp. 387, 62 ff. lateinische Form ist mittels einer ital. dialek-
und Beiträge zur gricch. Mytlx. u. Beligionsgesch. tischen Form in per zustande gekommen, wo-
(Progr. d. Thomasschule Leipzig 1886) 22, 6 ge- bei italisch per )> lateinisch pro (vgl. umbrisch
handelt hat unter Zustimmung von Tümpel, fratrusper = pro fratribus). Möglich ist es, wie
Aithiopenländer 168. 197 Anm. 172, aber scharfer Lindsay (lat. lang. S. 98) vorschlägt, dafs die
Zurückweisung durch E. Maafs, De Lenaeo et Volksetymologie proserpere bei der Lautver-
Delphinio 12, 3. Reservierter äulsert sich Schiebung mitgespielt hat. Für die Epenthese
Hiller v. Gaertringen bei Pauly -Wissoiva 1, des r: sep)>serp vgl. aq>XaCTOv )> aplastrum.
2657, der im allgemeinen auf den Zusammen- Dagegen haben es die Alten als lateinisches
hang der 'Aoxx, mit Eos hinweist; nach ihm 10 Wort, und zwar von proserpere aufgefafst;
sind diese die östlichen Götter in dorischer Varro l. I. S. 68: Proserpinam . . . quod haec ut
Form, deren Tempel bezw. Kultort, vielleicht serpens modo in dexteram, modo in sinistram
auch Wirksamkeit und Herkunft, ngog r}& % parte m late movetur. serpere et proserpere
r'jiXiov rs lag, und die ihre Analogien in der idem dicebant ut Plautus quod scribit 'quasi
Artemis n.Q06r]äa und den rhodischen SccLfioveg proserpens bestia' ; Augustinus (nach Varro) de
TlQ06}}moL haben. Gegen die von Crusius vor- civit. dei 7, 20 : a proser pendo Proserpina; Arno-
geschlagene Gleichsetzung des Agöuog in der bius ad Nat. 3, 33: et quod sota in lucem pro-
Glosse des Hesych. mit dem 'Tit6§QO[Log Al&i- serpant, cognominatam esse Proserpinam; und
OTiiccg, der nach Tümpel in Wirklichkeit auf unter den Modernen: G. Curtius (Gr. Etymol.
Rhodos anzusetzen ist, wendet sich auch Diels, 20 nr. 338, 2A); Corssen (Aussprache* I S. 243 und
Hermes 31 (1896), 368, 5, der in den Aaoi = A); Bücheier (Rh. Mus. 33, 1878, S. 283 sq.);
&8 ol oi iv. Aqouoii iLSxa-ao^ia&ivTsg die Dios- Usener (bei Bücheier a. a. 0. ; vgl. seine frühere
kuren erkennt, deren Bildsäulen und Tempel Ansicht oben). Dabei wird immer ausgegangen
am Dromos in Sparta (Paus. 3, 14, 6) standen von der Behauptung, es habe eine altrömische
— Movers a. a. 0. 292 hatte unter dem Dromos Göttin Proserpina gegeben, was aber unbe-
den 'A%ill£G}g ÖQÖuog an der pontischen Nord- dingt abzuweisen ist.
küste verstanden — und die synkretistisch mit
den Kabeiren vermengt seien, wenngleich die -^ Ursprung des Kultes.
Epiklesis Aooi, die an Artemis Aotis (s. Proseoa) Die weit verbreitete Annahme, Proserpina
erinnere, alt sein könne. Für die Verbindung 30 habe zu den ältesten Bestandteilen der rörni-
der Lichtgottheiten der Dioskuren mit Eos sehen Religion gehört, beziehungsweise sei eine
läfst sich übrigens hinweisen auf die Darstel- der Indigitamentalgottheiten, beruht auf dem
lung einer praenestinischen Ciste, auf der die ganz allein dastehenden Zeugnis des Augusti-
Dioskuren neben dem von Eos gelenkten Vier- nus (de civit. dei 4, 8: praefecerunt ergo Pro-
gespann dahinschreiten, Flach, Verhandlungen serpinamfrumentisgerminantibus). Diese Göttin
der 41. Versamml. deutscher Philologen (1891) soll (ähnlich wie es bei Ceres mit Demeter
S. 258 f. Die Deutung von Diels hat v. Wila- wirklich der Fall war) später mit der grie-
mowitz, Hermes 32 (1897), 261 u. Anm. 3 gebilligt, chischen nepötepovr] identifiziert worden sein;
nur dafs er statt: usraxonio&evTtg dg Sapo- so Bücheier (Bh. Mus. 33, 1878, S. 283) rda er
%QttY.r\v (m!) Äf\yuvov schreibt: (israKo^ta&^v- 40 (der Name Proserpina) nach sicherer Spur
reg iv. £auo&Q<jcxr[g (Kcciy Ar^ivov. [Höfer.] auch in den Indigitamenten enthalten war';
Proserpiiia. und Usener (Götternamen S. 77) fdafs Proser-
I. Der Name. pina und Flora hervorragende Götter des römi-
Der Name lautet auf dem Spiegel von sehen Kultus waren , weifs ein jeder. Proser-
Orbetello im Genetiv Proseimais (Mon. VI pina mufste schon in älterer Zeit mehr als ein
t. 24, 1; Schneider, Dial. Ital. Exempl. I 1, 53 schattenhafter Name der Indigitamenta sein,
= Garrucci, Syll. Inscript. Lat. 533 = Bitschi, wenn sie die Fähigkeit besitzen sollte, sich
Prise. Lat. Mon. Epigr. XI M; vgl. Jordan, Krit. mit der griechischen Persephone zu verschmel-
Beitr. S. 4; Bitschl, Opusc. IV S. 486. 506 sq.). zen' (vgl. auch Ambrosch, BeligionsbücherS. 20).
Paelignisch (oskisch) hiefs die Göttin Persepona, so Ja, man ist so weit gegangen zu behaupten,
so im Genetiv in der Inschrift von Corfinium Proserpina sei Gegenstand eines Gentilkultes,
Perseponas (Zvet. Inscript. Pal. med. 11; Con- der Gens Valeria, wegen der unten angegebenen
way , Ital. Dial. 216; vgl. Dressel, Bull. Inst. mythischen Beziehungen der Göttin zu Vale-
1877 S. 184; Thurneysen , Bh. M. 43, 1888, sius, dem eponymischen Stammvater der Va-
S. 347; Lindsay, Class. Bev. 7, 1893, S. 103). lerii; vgl. G. Pirna, Bull. Comun. 24, 1896,
Der Name hiefs lateinisch regelmäl'sig Pro- 191 sq. wo S. 194 die ältere Litteratur ange-
serpina (älteste Belegstelle Naevius bei Prisciau. geben ist. Dazu fehlt aber jede Grundlage.
232 = F. P. B. 31). Dafs der Name nichts Dagegen hat man bei Flora und Ceres gerade
anderes ist als die lateinische Anpassung des das , was bei Proserpina fehlt, ein sicheres
griechischen IftpfffqpöV?;, haben richtig erkannt go Zeugnis von der Existenz des römischen Kultus
Usener (Bh. Mus. 22, 1867 S. 435 sq., der aber in einer der Ankunft der griechischen Parallel-
später anderer Meinung geworden ist, siehe kulte zeitlich vorangehenden Periode. Proser-
unten); Jordan (Krit. Beitr.S. 68 sq.); Wissoiva pina aber gehört in dieselbe Kategorie wie
(Böm. Belig. S. 256). Die Lautverschiebung Mercurius, für den man auch fälschlich eine
7rtp)>pro ist entweder so zu erklären, dafs ursprüngliche römische Existenz behauptet hat.
eine griechische Form Tlogatcpovri zu Grunde lag Die Frage von dem Werte der Zeugnisse für
(vgl. KegKVQct, Koqxvqk; Tpsqpcbi'/oj, Tpoqpcb- die sogenannten In digi tarnen ta ist eingehend
viog), wobei tioq leicht zu pro wird, oder die behandelt worden von Wissoiva (Gesammelte
99*
3143 Proserpina Proserpina 3144
Abhandlungen S. 304 sq.; für Proserpina spez. geworden ist; vgl. Cic. in Verr. i, 106: Libe-
S. 311. 322). ram quam eandem Proserpinam vocant; Arnob.
Im Gegenteil, die Anerkennung des Pro- ad Nat. 5, 21: quam . . . modo Liberam, modo
serpinakultes von Seiten des Staates geschah Proserpinam muicupavit ; id. 5, 35: pro Libera
erst im J. 505 = 249, und obgleich wir natür- ac patre Dite. Die Identifizierung wurde nur
lieh nicht beweisen können, dafs Proserpina durch den Mythus nahegelegt: für den rönii-
nicht schon früher in Rom als fremde Gott- sehen Kultus, der sich selbst in dieser Zeit
heit im Privatkulte vorhanden war, datiert der den Mythen gegenüber fremd hielt, war sie
Einflufs und die Ausbreitung des Kultes erst ohne Belang. Was bei Libera der Fall ist —
von diesem Jahre ( Wissowa, Rom. Relig. S. 250). 10 nämlich dafs sie höchst selten unabhängig von
Der zuverlässigste Bericht ist der des Varro Liber auf der einen oder von Ceres auf der
(bei Censorin. 17, 8): Varro de scaenicis origi- andern Seite erwähnt wird — , das gilt ähnlich
■iiibtis Itbro primo ita scriptum reliquit, cum auch für Proserpina, die fast immer in Ver-
multa portenta fierent, et murus ac turris, quae bindung mit Pluto-Dis Pater oder mit Ceres
sunt inter portam Collinam et Esquilinam, de vorkommt. Ja selbst in diesen Verbindungen
caelo taeta essent, et ideo libros Sibyllinos X- sind die Spuren eines wirklichen Kultes sehr
viri . adissent , renuntiarunt uti Diu patri et schwach. Fast das Einzige, was wir vom Kultus
Proserpinae ludi Tarentini in campo Martio wissen, bezieht sich auf das Opfer am Ta-
fierent tribus noctibus , et hostiae furvae immo- rentum und den damit verbundenen Ludi
larentur , utique ludi centesimo quoque anno 20 Tarentini oder Ludi Saeculares.
fierent. Ähnlich lautet der Bericht von Ver-
rius Flaccus (beim Commentat. Cruq. zu Horaz m- Das Tarentum und die Ludi Tarentini.
C. 5); nur das responsum wird etwas ausführ- Als Ort des Opfers an Dis und Proserpina
licher mitgeteilt: ita responderunt bellum ad- wird gleich bei der ers+en Erwähnung (505 =
versus Karthaginienses prospere geri posse, si 249) und auch sonst immer das Tarentum
Diu et Proserpinae triduo, id est tribus diebus (diese Schreibweise, also nicht Terentum,
et tribus noctibus continuis ludi fuissent cele- ist durch die Akten der Saecularspiele von
brati et carmen cantatum inter sacrificia. Vgl. Septimius Severus gesichert worden ; Eph. Epigr.
auch Livius, Perioch. 49 (nach Livius war das 8, S. 284 III 15) angegeben (Fest. S. 329 und
Jahr 502 also 252; dafs das aber gleich 505 30 vgl. die Wiederherstellung von Roth, Rh. Mus.
= 249 der Varronischen Rechnung ist, zeigt 8, 1853, 374 sq.; id. S. 351; Paulus S. 350; Vol.
dieselbe Epitome, wo am Anfang 602 = Varro Max. 2, 4, 5 ; Zosim. 2, 3, 2 ; Acron z. Horat. C.
605); Augustmus de civit. dei 3, 18 (der aber S. 5; dagegen Censorin. 17, 7 unbestimmt in
ungenau von den Pontifices, statt von den campo Martio). Dort befand sich ein zwanzig
Xviri spricht); Zosimus 2, 4, 1. Die Erwäh- Fufs unter der Erde (Festus; Vol. Max.; Zo-
nung der Xviri und der Sibyllinischen Bücher sim. a. a. 0.) gelegener Altar, der jedesmal
beweist, dafs es griechische Götter sind, um die zum Zweck des Opfers ausgegraben und nackt-
es sich hier handelt, und zwar, wie leicht er- her wieder zugeschüttet wurde (man vergleiche
sichtlich ist, Hades, Pluto und Persephone (vgl. die ara Consi in dem Circus Maximus, die nur
Zosimus a. a. 0.). Dafs dies Götterpaar schon 40 bei Opfern aufgedeckt wurde, Dion. Hai. 2, 31,
in Grofsgriechenland bekannt war, beweisen Plut. Rom. 14). Durch die im J. 1886/7 er-
die dort so zahlreich gefundenen Vasen mit folgte Entdeckung der Überreste dieser ara
Unterweltsdarstellungen. Abgesehen von den Ditis, auf dem jetzigen Corso Vittorio Ema-
griechischen Kaufleuten, die nach Rom wan- nuele bei der Piazza Cesarini ist die Kontro-
derten, sind die Römer mit diesem südlichen verse über ihre Lage endgiltig erledigt (vgl.
Teil Italiens speziell im Kriege gegen Pyrrhus, R. Lanciani , Monumenti ant. dei Lincei 1,
etwa ein Menschenalter vor 505 = 249, in Be- 540sq.; dazu Huelsen, Rom. Mitt. 6, 127 sq.;
rührung gekommen. Der beste Beweis , dafs früher hat man den Altar entweder bei Santa
die Römer das Götterpaar Dis-Proserpina Lucia della Tinta, so die älteren Topographen,
als etwas Neues und Gegebenes angenommen 50 z. B. Nibby 3, 96, oder beim Mausoleum des
haben, und dafs diese neuen Gottheiten zuerst Augustus, so Becker, Rom. Alt. S. 629, oder
mit keiner der schon bekannten in Verbindung beim Forum Boarium, so Urlichs, Das röm.
gebracht wurden, liegt darin, dafs, obwohl Marsfeld S. 5 gesucht). Das Wort hängt wahr-
Persephone-Kore als Libera schon vorhanden scheinlich mit dem Stadtnamen Tarentum zu-
war, erst eine viel spätere Zeit Proserpina mit sammen (verfehlte Etymologie bei Festus S. 351,
Libera identifiziert hat. Denn gerade wie in vgl. Paulus S. 350) und deutet möglicherweise
Griechenland ursprünglich Köre, die Tochter auf den Ursprung des römischen Kultes aus
Demeters, von Persephone, der Braut des Hades, Tarentum ; doch beweisen läfst sich dies yor-
ganz verschieden war, und die zwei erst später läufig nicht (vgl. Zielinski, Quaestiones Comicae
zusammen geflossen sind, so sind in Rom Köre 60 S. IUI sq., der auf Analogien der Tarentinischen
und Persephone unabhängig von einander in cHyacinthia' weist, doch setzt, wie Wissowa,
den Kult gekommen, Köre als Libera schon Röm. Relig. S. 257 A. 4, mit Recht hervorhebt,
im Jahre 258 = 496 im Verein mit Demeter- die römische Namengebung einen Kult voraus,
Ceres und Liber-Dionysos ; und zwei und ein dessen Träger offiziell die Namen ÜIovtcov
halb Jahrhunderte später 505 = 249 Perse- und Tlepctcpövr} hatten). Hier wurde auf Be-
phone- Proserpina im Verein mit Hades -Dis. fehl des Orakels im J. 505 = 249 in drei auf-
Es hat lange Zeit gedauert, bis den Römern einander folgenden Nächten ein Opfer schwar-
die Identität von Libera und Proserpina klar zer Opferstiere dem Dis und der Proserpina
IV. Die Ludi Saeculares.
3145 Proserpina Proserpina 3146
dargebracht, und Spiele (Ludi Tarentini) den stöfst man auf einen schon dastehenden, unter-
Gottheiten zu Ehre veranstaltet. irdischen Altar, auf dem die Inschrift stand:
Wenn wir annehmen, der Kult sei aus DITI PATRI ET PROSERPIN AE (so Vol. Max.
Tarentum gekommen, so würden die Spiele 2, 4, 5; Zosim. 2, 2: iv a> (d. i. rä ßcoam) ypaft-
nach der Stadt ihres Ursprungs Ludi Taren- fiaro; r) rÄi§ov nccl ^bQ6t(p6vr]?,). Darauf
tini heifsen, und erst nachträglich würde sich opferte man die schwarzen Opfertiere und
der Name Tarentum an den Ort geheftet feierte die heiligen Nächte. Diese Erzählung
haben, wo die Ludi Tarentini, d. h. die aus geht zweifellos auf den Schwindler Valerius
Tarentum gekommenen Spiele , stattfanden. Antias zurück, der, abgesehen von seiner Vor-
Die Feier des Jahres 505 = 249 ist thatsäch- 10 liebe für mythologische Fiktionen, ein spe-
lich die erste gewesen; das, was man später zielleres Interesse an Valesius dem Stammvater
von früheren Feiern zu wissen glaubte, ist alles seiner eigenen Gens Valeria hatte
erdichtet worden, teils um das Tarentum zu
erklären, teils um den Ursprung der später so
beliebten Saekularspiele noch ehrwürdiger zu In den Berichten über die erste (wirkliche)
machen. Für die bestechende Behauptung von Feier, die des Jahres 505 = 249, steht als
Diels (Sibyll. Blätter S. 44 A), dafs die Ludi ein Teil des betr. Orakels, dafs die Spiele nach
Tarentini sehr alt und erst im Jahre 505 = Ablauf von hundert Jahren wiederholt werden
249 durch die neuen Ludi Saeculares verdrängt sollen. Daraus sehen wir, dafs die fremden
worden seien, fehlen die Beweise leider ganz- 20 (aus Tarentum stammenden) Spiele gleich bei
lieh. So erzählte man von Feiern im Jahre ihrer Einführung an die italische Idee des
406 = 348, im Jahre 305 = 449 — [Censorin. 17, Saeculum geknüpft worden sind, denn man
10, nach Konjektur von Harerkamp; Hieron. wird kaum annehmen dürfen, dafs diese
Euseb. Chron. II p. 105 (Schöney zum Jahre hundertjährige Wiederholung den Spielen in
303 = 451, was aber dem Varronischen Jahre ihrer Heimat charakteristisch war. So wurden
305 = 449 gleich ist; demnach war der my- sie mit Recht Ludi Saeculares genannt, wobei
thische Spielstifter L. Valerius Poplicola Cos. die Möglichkeit nicht ausgeschlossen bleibt,
305 = 449 auch im ersten Jahre der Republik, dafs daneben Spiele an dem Tarentum hatten
245 = 509 Censorin. 17, 10; Vol. Max. 2, 4, 5; gefeiert werden können, die mit einem ab-
Zosim. 2, 3, 3; der fungierende Magistrat soll 30 gelaufenen saeculum nichts zu tun hatten
der erste Konsul P. Valerius Poplicola gewesen und demnach einfach Ludi Tarentini und
sein; eine Variante bei Plut. Poplic. 21 setzt nicht Ludi Saeculares waren; obgleich Nach-
die Feier in das vierte Konsulat des P. Vale- richten von solchen Spielen, abgesehen von
rius Poplicola 250 = 504; die Dublette 245= den erfundenen (siehe oben), nicht vorhanden
509 und 305 = 449 ist wahrscheinlich so zu er- sind. Der ursprüngliche Begriff eines saeculum
klären, dafs der Mythus zuerst das Jahr 305 = war zweifellos, soweit es diese Spiele angeht,
449, wegen der historischen Feier des J. 505 der einer Periode von hundert Jahren. Da-
= 249, ausgewählt hatte, und daraus später nach hätten die Spiele zum zweiten Mal im
durch Verwechselung des C. Valerius Poplicola Jahre 605 = 149 gefeiert werden müssen; aus
mit dem berühmteren P. Valerius Poplicola der 40 uns unbekannten Gründen aber verschob sich
Parallelmythus vom J. 245 = 509, bez. 250 = die Feier etwas und fiel ins Jahr 608 = 146,
504 sich gebildet hat] — und sogar unter dem wobei aber das hundertjährige Saeculum vor-
Könige Tullius Hostilius, während des Krieges schwebt (Zeugnisse bei Censorin. 17, 11; das
zwischen Rom und Alba, und endlich von einer an sich theoretisch korrekte Jahr gab Valerius
undatierten ersten Feier des Sabiners Valesius Antias und ihm folgend Varro und Livius an;
aus Eretum, woran sich der Mythus des Ta- dagegen fand die Feier tatsächlich im Jahre
rentum anschlofs {Vol. Max. 2,4,5; Zosim. 608 = 146 statt, wie die Zeitgenossen, Piso,
2, lsq.). Während einer furchtbaren Seuche Cassius Hemina und Cnaeus Gelliiis bezeugen,
sind die Kinder des Valesius in Lebensgefahr. vgl. Censorin a. a. ().). Die nächste Feier, die
Dem Gebete des Vaters wird geantwortet: er 50 in die stürmischen Jahre des Bürgerkrieges
solle mit den Kindern den Tiberflufs herab- zwischen Caesar und Pompeius fiel (705 = 49),
fahren bis er nach Tarentum komme, wo er wurde selbstverständlich unterlassen (vgl. die
den Kindern Wasser vom Altar des Dis und Erwähnung eines neuen Saeculums, gleich nach
der Proserpina zur Heilung eingeben solle. In Caesars Tod, Sero. Verg. Buc. 9, 46). Erst
Verzweiflung — denn er versteht natürlich mit den Neuerungen des Augustus kam die
unter Tarentum die süditalische Stadt — wie alte Feier wieder zu Ehren und doch war es
er die lange Fahrt ausführen könne und wie nicht mehr die alte, sondern eine ganz neue,
überhaupt Tarentum auf dem Tiber zu er- Die Saecularspiele des Augustus und der fol-
reichen sei, fängt er doch die Reise an. In genden Kaiser gehen uns bei der Betrachtung
der Nacht legt er bei der Windung des Flusses 60 der Proserpina nur insofern an, als der Ort
am Campus Martius an. Der Vater erfährt, das alte Tarentum war, die drei Nächte bei-
dafs die Gegend, wo sie sich augenblicklich behalten waren und die Spiele als die Ab-
befinden, Tarentum heifse, er schöpft Wasser kömmlinge der alten republikanischen Spiele
aus dem Tiber, kocht es, und giebt es den auftreten wollten; aber die ganze Idee der
Kindern, die sofort geheilt werden. In Dank- Feier, der Begriff des Saeculum, und die
barkeit will der Vater dem Dis und der Pro- Götter, denen geopfert wurde, waren ganz ver-
serpina einen Altar weihen, aber während man schieden. Der Begriff des Saeculums war nicht
die Erde ausgräbt, um das Fundament zu legen, mehr der einer hundertjährigen, sondern der
3147 Proserpina Proserpina 3148
einer hundertzehnj ährigen Periode. Ja die Rh, 3Ius. N. F. 8, 1853, S. 365; Mommsen,
XVviri haben eine ganze Reihe durch hundert- Rom. Chron. 2. Aufl. S. 180 ff.; Id. Eph. Epigr.
zehnjährige Abstände auseinander liegender VIII 237 ff.; Wissoira, R. R. S. 364. 36").
Ludi Saeculares erfunden (Bergk, Augusti re- Was den Charakter der republikanischen
rum a se gestarum index S. 75, nimmt an, Spiele betrifft, so dürfen wir dazu die Zeug-
diese Reihe sei erst unter Septimius Severus nisse für die neuen kaiserlichen Spiele nicht
erdacht worden, dagegen spricht aber die anführen, aber ganz abgesehen davon können
ganze Idee der Palingenesie, wie sie sich in wir auch für die alten Spiele einen durchaus
der Augusteischen Zeit z. B. bei Vergil äufsert). griechischen Charakter konstatieren, einerseits
Diese Reihe war rückwärts die folgende : J. io weil sie durch die Sibyllinischen Bücher an-
628 = 126; J. 518 = 236: J. 408 = 346; J. geordnet waren, andererseits weil lectisternia
298 = 456 (Zeugnisse bei Censorin. 17, 10, 11). und sellisternia eine Rolle dabei spielten
Wie man sieht, ist die Reihe darauf zugespitzt, (lectisternia Vol. Max. 2, 4. 5; sellisternia,
das Jahr 738 = 16 als Ende der 4x110 in der Epitome Paris.; wahrscheinlich das
Jahre zu rechtfertigen. Aus uns unbekannten erste für Bis, das zweite für Proserpina), eine
Gründen hat die Augusteische Feier doch ein Tatsache, die an die athenische Sitte, eine
Jahr früher (737 = 17) stattgefunden (Zeug- %livr\ dem Pluton zu bereiten, erinnert (vgl.
nisse über die Augusteische Feier: Akten der C I. A. II 948 — 950 und über die ganze Frage
Spiele C. I. L. IV 32 323; vgl. Mommsen, Eph. Zielinski, Quaest. comic. S. 99, und Wissoira,
Epigr. VIII: Zosim, 2, lff.; vgl. Diels, Sibyll.. 20 R. R. S. 257).
Blätter S. 127 ff.; Horat. C S. ; Sueton. Oct. 31;
Censorin, 17, 11; Cass. Bio. 54, 18). Nach v- Der Kultus.
Augustus hatte man also die zwei Möglich- 1) Rom. Abgesehen von den Spielen sind
keiten, das Saeculuni als hundertjährig oder fast gar keine Spuren eines wirklichen Kultes
als hundertzehnjährig anzunehmen. Baneben der Proserpina vorhanden. Aufser von dem
konnten weitere Variationen entstehen, indem Tarentum im Marsfekle wissen wir von keiner
man bei der Rechnung an das Jahr früherer Kultstätte des Staatskultes. Auch von dem
Spiele der andern Messungsperiode, oder so- Privatkulte hören wir nichts, denn Inschriften
gar an das Gründungsjahr Roms anknüpfte. fehlen fast vollständig. Aus dem Jahre 319
In der Tat haben wir Nachrichten von vier 30 wird eine sacerdos Matris Beum et Pro-
(bez. fünf ?) nachaugusteischen Feiern und zwar : serpinae erwähnt (C I. L., VI 508).
unter Claudius im Jahre 800=47 (CLL. 2) Italien. Eine Statue und Altäre zu
VI 32 324, 32 325; Tacit. Ann. 11, 11: Suet. Vibo (CLL. X 39: Q. VIBVLLSLFQN
Claud. 21, vgl. Vit. 2, Domit. 4; Plin. N. H. 7, C • CINCIVS • C • F • PAVL • IIB VIR-I(ure)B(icen-
159; 8, 160; Censorin. 17, 11; Aurel. Victor do) | SIGNVM • PROSERPINAE • REFICIEN-
Caes. 4, 14; Zosim. 2, 4, 3); unter Bomitian im BVM • STATVENBYMQVE ARASQVE | RE-
Jahre 841 = 88, ursprünglich für das Jahr FICIVNBAS • EX • S - C • CVRARVNT • HS
847 = 94 geplant (Tarif Ann. 11, 11; Suet. BCCC0XX • MAG • FVERE • HELVIA . Q.F • OR-
IJom. 4; Martial. 4, 1, 7; Stat. Silv. 1, 4, 17; BIAMF | ); eine Weihinschrift von Pata-
4, 1, 37; Censorin. 17, 11; Zosim. 2, 4, 3; H. 40 vium (C. L L. ' V 2804:IVSSV PROSERPINAE
Bressel, Eph. Epigr. VIII p. 310 ff.); unter LCALVENTIVSLFESTVS | ARAM POSlT |
Septimius Severus im Jahre 957 = 204 (C.L.L. SACRVM | ; ungewifs die Inschrift von dem
VI 32 326 — 32 336; Censorin. 17, 11; Hero- Ager Ravennas (C. L L. XI 347 : FÜRTVNAE
Man. 3, 8, 10; Zosim. 2, 4, 3; Mommsen, Eph, RESPICIENT | ET BIANAE ET PROSERPI-
Epigr. VIII. 27 4 ff.); unter Philipp im Jahre NAE (?) | usw.).
1001 = 248 (Eutrop. 9, 3; Aurel. Victor. Caes. 3) Bie Provinzen. Hier scheint Proser-
28, 1; Hist. Aug. Gord. 33, 2; Oros. 7, 20, 2; pina etwas häufiger vorzukommen. Eine
Hieron, a. Abr. 22. 62; Jord. Get. 16; id. Rom, nähere Betrachtung aber ergiebt, dafs die Mehr-
283; vgl. C. L L. VI 488 ; Eckhel VII 323 ff.); zahl dieser Inschriften nicht der römischen
auch scheint eine Art Saecularfeier unter Ho- 50 Proserpina gilt, sondern einer unter diesem
norius im Jahre 1157 = 404 stattgefunden zu Namen verehrten Lokalgöttin. Bieses ist der
haben (vgl. Claudia n de VL co ns. Honorii v. 390). Fall in Spanien, wo die dea Ataecina Turi-
Bei diesen Feiern scheinen folgende Gesichts- brigensis mit Proserpina identifiziert wird:
punkte mafsgebend gewesen zu sein: für Clau- C.L.LAl 462 (Merida): BEA- ATAECINA TVR]
dius, 800 = 47, und Philipp, 1001 = 248, das BRIGPRUSERPINA | PER TVAM MAIESTA-
hundertj ährige Saeculum seit der Gründung TEM | TE ROGO SERVO OBSECRO | VTI
Roms gerechnet; für Bomitian, 841 = 88, und VINBICES QVOT MIHI | FVRTI FACTVM
Septimius Severus, 957 = 204, das hundertzehn- EST QVISQVIS | MIHI IMVBAVIT INVIOLA-
jährige Saeculum, wo Septimius Severus an VIT | MINVSVE FECIT usw.; C.L.L. II 461
die Augusteische Reihe anknüpfte, und auch 60 (Merida): B(eae) S(anctae) A(taecinae) | T(uri-
Bomitian anknüpfen wollte, seine Feier aber brigensi) P(roserpinae) | . Von ungefähr der-
fünf Jahre zu früh hielt [die Feier, die nach selben Gegend und auch als Ataecina auf-
dieser Rechnung im Jahre 1069 = 314 hätte zufassen sind die drei Bankinschriften C L. L.
begangen werden sollen, blieb aus (Zosim. 2, 7)] ; II 143, 144, 145, aus Villavicosa und die zwei
für Honorius, 1157 = 404, das hundertjährige Inschriften)^/?. Epigr. VÜI 9,10, aus Elvas. End-
Prinzip mit Anknüpfung an die Feier des lieh in dieselbe Kategorie gehört C. I. Lj. II 1044
Severus. Über die ganze Frage der Chronologie aus Curiga in Baetica. Näheres über Ataecina
der Saecularspiele vgl. Ldeler. 2, 82 ff.; Roth, und ihre Inschriften bei M. Ihm (Pauly-Wis-
3149 Prosklystios Prostaterios 3150
sowa s. v.) und bei Steuding (in diesem Lexi- fürchtet' (Gerhard, Gr. Mythol. 1, 209) als viel-
kon s. v.) mehr, worauf schon die Legende und die Prä-
Mit Dis Pater erscheint öfters, und speziell position in IlQog-xlvGxiog hinweist, der cAn-
in Inschriften aus den Donauprovinzen, eine spülende, Brandende', Pott, Zeitschr. f. vergl.
Aera Cura an der Stelle der Proserpina Sprachforschung 6 (1857), 126. Philologus
(näheres hei Koscher im Lexikon s. v. und Suppl. 2 (1863), 275. Etymologische Forsch-
bei Wissoica in Pauly-Wissowa s. v. und B. ungen 22, 2, 1021. Prellwitz, Bezzenbergers
B. S. 258 ff.). Danach ist es wahrscheinlich, Beiträge 9, 331. Fick-Bechtel , Griech. Personen-
dafs die Proserpina in den Dis Pater (Pluto)- namen 440. Lor. Grasberger, Studien zu den
Proserpina Inschriften aus derselben Gegend 10 griechischen Ortsnamen 107; vgl. auch Solmsen,
eben diese Aera Cura ist; vgl. C. I. L. III 5796 Bhein. Mus. 58 (1903), 621 Anm. 2. [Höfer.]
.(Augsburg): PLVTONI ET PEOSERPIN | AE • Prosopelia (?) s. Chrysopeleia.
FLAVIA | VENERIA | BESSA EX | VISV AE- Prosopites Nonios \nQoGco7iixr\g voiiög) s.
DEM | D-SPVISLM | ; CLL. III 11 923 Lokalpersonifikationen Bd. 2 S. 2106, 54. 2107,
{Heidenheim): DITI PATRI ET | PROSERPI- 6 und Cat. of the coins of Alexandria and
NAE . . . PRO SALVTEM (sie); C. L L. III the nomes, Brit. Mus. p. 352. [Höfer.]
12 646 (Arcer, Moes. Super.): DITI PATRI ET Prosoraiel (riQoGOQcarjl), angeblicher Gottes-
[p]ROSER | PINAE REG[i]N[ae]; C. L. L. III name auf Abraxasgeminen u. s. w., Bellermann,
7656 (Napoca, Dacia) DITI PATRI | ET PRO- Ein Versuch über die Gemmen der Alten mit
SE | RPINA(e). Auch zu Vienna in Gallia 20 dem Abraxasbilde 2, 29 nr. 16 (= Einladungs-
Narbonensis ist Aera Cura verehrt worden schrift des Berl. Gymn. zum Grauen Kloster
(vgl. Allmer, Lnscript. de Vienne III p. 385), 1818) Lnscr. Argolidis nr. 191, von Bellermann
danach ist Proserpina so zu erklären in der a. a. O. 3, 32 (1819) aus dem Ägyptischen ab-
Inschrift C L. L. XII 1833 (Vienna) : PLVTONI geleitet, bedeutet nach v. Baudissin, Studien
ET PROSERP(inae). zur semitischen Beligionsgesch. 1, 190, 4: ttqog-
Es bleiben übrig C.L.L. III 547 (Eleusis), oqcci (= ngoGoga) ~HX = 'El sieht.' [Höfer.]
wo Proserpina nur eine lateinische Übersetzung Prospiciens, Beiname der Venus in Salamis
für Persephone ist; C.L.L. X 7494 (Malta), auf Kypros = Parakyptusa (s. d. u. Bd. 1
wo von einem Tempel deae Proserpinae Anaxarete). Gegen die Deutung Welckers, Alt.
■die Rede ist. Diese Göttin wird wohl nicht 30 Denk. 5, 29 (vgl. Ep. Cycl. 300) von TtccQocxvTt-
verschieden sein von der afrikanischen Göttin, xovgcc als mitleidig s. Usener, Legenden der
die in einer Inschrift aus Mauretania (C. L. L. heil. Pelagia XXII, 55. Vgl. auch W. H. Engel,
VIII 9690 Tenes), sacra Pros erpine, erwähnt Kypros 2, 352, 359 u. bes. Bohde, Griech.
wird und die ihrerseits mit dem häufig in Boman 81 (86 2 f.) 1. 2. [Höfer.]
afrikanischen Inschriften vorkommenden Götter- Prostasia (LTgocxaGta), Beiname der Demeter,
paar Pluto, Ceres Cyria in Verbindung die in dem Haine Pyraia zwischen Sikyon und
steht. Phlius einen Tempel hatte Paus. 2, 11, 3.
Wie es aber in der römischen Religion Gerhard, griech. Myth. 410, 5. Vgl. d. Art.
öfters der Fall ist, dafs manche Götter, die Kora und Demeter Bd. 2 Sp. 1294, 14 ff. und
im Kulte fast gar keine Rolle spielen, desto 40 die dort angeführte Münze. Nach Odelberg, Sacra
mehr in der griechisch-römischen Dichtung Corintlna, Sicyonia, Phliasia 89 f. führt De-
hervorragen, so ist es auch bei Proserpina. meter den Beinamen als Schützerin der Frucht-
Die Mythen aber bieten nichts, was spezifisch barkeit, besonders derjenigen des Weibes: Pro-
römisch ist, gehören also nicht hierher, son- stasia wäre also identisch mit Thesmophoros,
dem sind nur als spätere Quellen für den grie- eine Deutung, gegen die Nilsson, Griech. Feste
einsehen Persephone -Mythus zu betrachten, 337, 1 Einspruch, erhebt. O. Schneider, Calli-
wo sie konsequenterweise in diesem Lexikon machea 1, 427 will den Beinamen TIpocraGta
(s. v. Köre) behandelt worden sind. [Carter.] überhaupt beseitigen, indem er statt Uqov . .
Prosklystios (TlQOGY.hvGxiog) , Beiname des TLQOGxaGiag Jrjybr\xQog %u) K6gt]g liest Isqöv . .
Poseidon, unter dem er in Argos einen Tempel 50 itQOGxaGiag %. x. I. und erklärt c templum xy
(zur Lage E. Curtius, Peloponnes 1, 359. Voll- itQOGxaGia JrnnqxQog xal Kogrig i. e. templum
graff, Corr. hell. 31 [1907], 172) besafs. Die prineipatui Cereris et fdiae dedicatum (?).
aitiologische Kultlegende berichtet, Poseidon [Höfer.]
habe aus Zorn darüber, dafs in einem Streite Prostaterios (IlQOGxaxiJQtog), Beiname I) des
mit Hera um den Besitz des argivischen Lan- Apollon, Soph. El. 637, vom Schol. z. d. St.
des (Paus. 2, 15, 5. Plut. Quaest. conv. 9, 6. PJiot. Lex. u. Hesych. s. v. TlQOGxaxijQiog von
Apollod. 2, 1, 4, 8. Ed. Meyer, Forschungen der Aufstellung seiner Statue 7tgö xä>v &vqwv
.zur alt. Gesch. 1, 75) Inachos und die anderen hergeleitet. Doch hat G. Hermann zu Soph.
Schiedsrichter dieser den Besitz von Argos zu- Trach. 208 (vgl. Odelberg, Sacra Corinthia,
gesprochen hätten, das Land überflutet (im- 60 Sicyonia, Phliasia 89) m. R. diese einseitige
xXvgsiv), bis ihn Hera mild gestimmt habe, Erklärung zurückgewiesen und TtQOGxaxtJQiog
worauf die Argiver ihm an der Stelle, wo die durch rdefensor' (vgl. Apollon als^ixa-nog, cato-
Flut zurückzugehen begonnen habe, unter der xQÖncciog) erklärt. Mehr s. unter Prostates.
Epiklesis UQOGv.lvGxiog einen Tempel errichtet Bezeugt ist der Kult des Apollon P. für —
hätten, Paus. 2, 22, 4. Zielinski, Philologus 1) Athen, wo ihm und der Artemis Bovlaia
50 (1891), 162. Der Beiname Prosklystios be- vor der Volksversammlung geopfert wurde,
zeichnet nicht sowohPÜberschwemmer'(TFe?cÄ-e/-, C L. A. 2, 39010. 392. 408. 417. 4319. 432. 459.
Gr. Götterl. 2, 677) oder 'als überflutend ge- 472. Suppl. 441 b p. 115 ('Eqprjfi. &qx- 1890, 151).
3151 Prostates Prostropaios 3152
Weihung: knöXXam lJgoaxaxrjgia>, C. I. A. 3, noch ausdrücklich bezeugt durch Schol. Soph.
178. Eine Statuenbasis trägt die Inschrift Track. 207 AnöXXava ngoaxdxav 6coxfjga-r
AnöXXavog Ayviiag rigoaxaxrigiov (man beachte vgl. Soph. Oed. B. 881: &sbv ov Xri^to Ttoxh
die Zusammenstellung dieser zwei Epikleseis, 7igoaxdxav l'a^av (fich will nie aufhören, mich
die beweist, dafs Prostaterios nicht identisch unter des Gottes Obhut zu stellen', Nauck).
ist mit dem ttqo rcbv ftvgibv aufgestellten Priapos heilst ngoaxdxrjg xort 6wxijg x&v
Agyieus) Ilaxgäov TLv&Lov KXagiov Ilavicoviov, olxzicov, Cornut. de not. deor. 27 p. 154 Osann.
C.I.G. 1,465. C.I.A. 3, 175. v. Sybel, Katalog Athena ist als cpgövr]Oig 'ngoatäxig nöXsoig v.al
der Skulpturen zu Athen 2527 p. 189. Der o'r/.ov xccl xov ßiov navxög', Cornut. 20 p. 109.
schon oben hervorgehobene Unterschied zwi- 10 Die Seele ist bei den Stoikern o öai^icov, ov
sehen Apollon P. und Agyieus tritt auch in txdaxco TtgoGxdxnv v.a.1 Tjys^iova 6 Ztvg tdwxev,
dem delphischen Orakel bei Demosth. in Mid. Mure. Anrel. 5, 27. Bohde, Psyche 22, 316, 1;
{pr. 21) 52 zu Tage, das den Athenern befiehlt vgl. -näg ßiog itgoGxdxr\v l^ti 8ai\iova, Prokl.
Titgl vyisiag ftvsiv aal sv%£G&ai All 'Tndxcp, Pluto Bepubl. 2, 266, 2 ed. Kroll. Dike heilst
HgaxXtt, AnöXXcovi TIgoGxaxrtgicp' itsgi xv%ag i] tfjg dlxrtg 7tgo6xdxig ftzog, Prokl. a. a. 0.
aya&ag 'AjXÖXXojvl Ayviü, Aaxol, 'Agreui&i. — 1, 106, 2, wie umgekehrt die Unverschämtheit
2) in Megara: AnöXXavog isgbv IlgoGxaxnglov, (dvaiSsia) Schutzpatronin der Redner ist
Paus. 1, 44, 2; Reste des Tempels vielleicht (ngoGxaxul grjxdgav), Arist. Equit. 325. In
(Bursian, Geogr. v. Griechen!. 1, 375, 4) noch einer Weihinschrift nennt der Dedikant die
vorhanden, v. Velsen, Arch. Anz. 12 (1854), 421. 20 Mijx-ng fttiov seine idict Ttgooxdxig, C. I. G. 4,
Im Tempel befanden sich nach Puusunias 6835. Dütschke, Bihlw. Oberitul. 5, 806 S. 316.
Statuen des Apollon, der Artemis und der Leto Hieraus und aus dem unter Prostaterios Ge-
von der Hand des Praxiteles (vgl. Overbeck, sagten folgt die Bedeutung von ngoarecr^g in
Gesch. der griech. Plastik ls, 380. Furtwängler, dem Sinne von ijyt^cov, q;vXah„ Gcaxrig auch für
Meisterwerke 538, 1), eine Gruppe, die auf den Beinamen des Apollon in Olbia auf den
Münzbildern (Apollon steht in langem Gewände zahlreichen von Strategen dargebrachten Weih-
ais Kitharode zwischen Mutter und Schwester) ungen, G. I. G. 2, 2067 — 2075. Latyscliew, Inscr..
von Megara erhalten ist, Overbeck, Kunstmyth. orae septentr. Ponti Euxini 1,50— 70 u. add. 68 l
Apollon 99 Münztafel 5, 3. Hitzig-Bluemner p. 221. 4, 15. 16. Arch. Anz. 1906, 121; vgl.
Paus. 1 Taf. 11, 23. Weihungen an Apollon 30 Boeckh zu C. I G. 2, 2067. Stephani, Compte
Prostaterios, C. I. G. 170 (Collitz 3, 3028. Inscr. rendu 1874, 100. Birst, Journ. of. Hell, stud,
Megar. et Boeot. 40). Inscr. Megar. 39 Collitz 22 (1902), 252 ff. Auf Kupfermünzen von Olbia
3027). — 3) in Boiotien, wo sich der Monats- (abg. Arch. Jahrb. 13 [1898] Taf. 10, 31) mit
name UgoGxaxrjgiog (bez. JJgoGxaxsigiog) findet: der Darstellung des nackten Apollon, der in
a) in Chaironeia, Plut. Quaest. Conv. 3, 7. der vorgestreckten R. ein kugelähnliches Attri-
Inscr. Meg. 3328. 3351. — b) in Oropos, Inscr. but, in der L. Bogen und Pfeil hält, erkennt
Meg. 276. — c) Tanagra ebend. 529. — d) Theben, Pick, Arch. Jahrb. a. a. O. 173 mit Anm. 130
ebend. 2406. eine Nachbildung der altertümlichen Kultstatue
II) der Götter im allgemeinen (vgl. Pro- des Apollon Prostates, deren Entstehen etwa
states nr 1) auf einer südlich von Pergamon 40 um die Mitte des 6. Jahrhunderts anzusetzen
gefundenen Inschrift: ftsoig itgoGxaxr\gioig, ftsolg sein dürfte. — UgoGxdxr\g x&v ayöivcov heifst
dXs&xdvoig C. I. G. 2, 353(1. [Höfer.] * Apollon im Schol. Find. Isthm. 1, 11. [Höfer.],
Prostates (TlgoGxdxr\g), 1) Beiname der Götter Prostatina (ügoexaziva?). Auf dem Bruch-
ini allgemeinen auf einer Inschrift aus Myti- stück einer messenischen Inschrift mit gottes-
lene ©ioiai jiuxagloi[Gi,] TlgoGxd\xaig], Petros dienstlichen Bestimmungen (Athen. Mitth. 16
N. Papugeorgiu, Unedierte Inschr. von Myti- [1891], 352 f. nr. 4) begegnet Z. 4: x&i TLgo6-
lene 4 nr. 5 (vgl. Tafel 1, 5). Vgl. ?j ngoz- raxivat,, Z. 13: ügoGxaxivav wozu A. Wilhelm
cxü Ga xfjs nolscog rj^iüv d'ebgAgxeiug (Erjhesoa), ebend. 353 bemerkt: rxäi TtgoGxazivai. (wenn
Hicks, Greek Inscr. in the Brit. Mus. nr. 482 xai nicht zum Vorhergehenden gehört); das
p. 142 Dittenberger, Sylloge 22, 656 p. 476, 30. 50 Wort, bisher unbelegt, kehrt Z. 13 TtgoGxaxivag^
legsia xf)g TtQos6xmar\g xf]g nölscag rj^mv wieder. Eine weibliche Bildung zu itQ06xdxi]g\
fttag ÄQxtuidog, (Perge) Lanckoronski , Städte ob Kultname?' [Höfer.]
Pamphylicus u. Pisidiens 168 nr. 39. Tbv Prostatis (IlQoaxdxig) s. Prostates.
7tgos6xä)x<x xi)g . . 7c6lscog rjtiwv (Teos) Atovv- Prostropaios (IlQoaxyoTMxiog). Über die ver-
aov, C. I. G. 2, 3108. Au Exquxt^k) xai "Hqcc schiedene Bedeutung und Anwendung dieses
xolg TtccxQioig &sotg -aal tzqos 6xä>6 iv xrjg srö- Wortes s. O. Müller, Aeschylos Eumeniden 135.
Itiog (Amastris), Hirschfeld, Sitzungsber. d.Berl. K. Zacher, Diss. 2)hilol. Halens.3,222ff. H.Meuss,
Akad. d. Wiss. 1888, 876, 27. A diu navrbg Xsg- Julirb. f. cluss. Piniol. 139 (1889), 808 f. v. Wilu-
G0VU61XÜV 7tQ06xuxov6u IJaQ&tvog (Chersone- mowitz, Euripides Herakles 2, 255. Bohde,
sos), Belegstellen s. Bd. 3 Sp. 1661, 52 ff. Ag- 60 Bhcin, Mus. 50 (1895), 12 f. (= Kleine Schriften
yiiav . . ."Hga ngoaxaxEi Jtog ädfiag, Tjiicov d^ 2, 234 ff.). Psyche l8, 264, 2. 276. Gruppe,
A%dva (Worte des Iolaos), Eur. Herakl. 349f. Gr. Myth. 759, 5. IlQocxgÖTicdog fder sich an
Tag Ttgosox&Gag av&gcojtivng ytvfaeag Ellti- einen wendet' (Eust. Hom. Od. 1807, 10) ist
ftviag, Bio Chrys. or. 7, 269 B. = 1, 139, 21 zunächst synonym mit i%£xr\g, mit dem es auch
Bind. Dafs die Götter, die einer Stadt, einer verbunden (Soph. Phil. 930; vgl. Ai. 1173) sich
Funktion c vorstehen', zugleich Schützer des findet, Aesch. Suppl. 362 Agam. 1587; vgl. Soph.
betreffenden Objekts sind, ist an und für sich Oed. Col. 1309. Plut. Otho 15, speziell bezeich-
schon selbstverständlich, wird aber überdies net es den mit Schuld Beladenen (ebenso das
3153 Prostropaios Prosymnos 3154
Neutrum = Schuld, Blutschuld: die Mörder Od. 1807, 11 = E. Schivabe, Aelii Dionysii et
des Pompeius 7igo6zgÖ7iaiov v.al iavzoig xal rrj Pausaniae Atticist. frgm. 254, 7) heifst rtgoa-
A'iyvnzcp naan ngoot&t-vzo, Bio Cass. 42, 3), zgöitaiog als Sühngott, Clem. Alex. Protr. p. 31
der sich an einen Menschen oder an einen Pot. = p. 116 Migne, dem man Sühnopfer
Gott wendet, um sich entsühnen und 'reinigen' (a7io8to7t6^i7trjoig, anodtoiniüGd-ai Bohde, Psyche
zu lassen, Aesch. Eum. 41. 234; vgl. 204, und 1 2, 273, 1 a. E.) darbrachte. Im Wesen ist
so bedeutet ngoatgÖTtoiog auch fluch- und dieser durch Sübnopfer versöhnte Zeus Tigoa-
schuldbeladen, Aesch. Eum. 176. 445. Eur. zgonaiog nicht verschieden vom Zeus anozgo-
Herc. f. 1259; vgl. Hesyeh. ngoazgönaiog- qjoviog, ncciog; vgl. Schol. Plato Leg. 9 p. 854 B p. 383
iitagog, aifiazi iisiuaa^ievog. %al ngog ziva 10 Herrn.: ärtodiOLimjoeig' zag ccTtoatgocpag rag
TQt7ioatvog dtrjoei xa&äg6icag. Wie das ver- yiyvoiiivag vnb zov a7tozgo7talov tliög, diu zb
gossene Blut, das um Rache schreit, ngoazgö- •j.u&uigto&ut. za dsivd' r\ rag aTtOTtoimdg tag
naiov alua (Eur. Ion 1260. Herc. f. 1161) itgbg zbv TtgoazgoTtaiov Aia, xal olovsl Y.a&äg-
heifst, so wird der Ermordete selbst, der Rache asig xal ilaauovg' ähnlich Schol. Plato Cratyl.
von den Mördern heischt, oder vielmehr seine 396 E p. 236 H. Bekker, Anecd. 427, 5. Der
zürnende Seele als TtgoazgoTtatog bezeichnet: zürnende Gott (rtgoazgoTiaiog s. ob. Sp. 3153, 59)
r)iiiv . . ngoazgönaiog b ano&ava>v ovx £ßrai, wird zum anozgönaiog , wie Zeus Maimaktes
Antiphon 2, y 10; b anoxzsivag (vielmehr 6 zum Meilichios, die Erinyen zu Eumeniden
ano&avär oder b zt&vriY.cog) tolg alzioig ngoa- u. s. w. Wenn Schol. Aeschin. de falsa leg.
zgonaiog t6zai, Antiphon 4, 8 10. Erigone 20 45, 158 (323) sagt: ngoazgönaiog iaxiv . . .
tötet sich, weil die Athener den Orestes frei- (vavziov zov anozgönaiog, zov ccnozgtnovxog za.
gesprochen haben und ngoazgönaiov zoig xatui.. 8ib huI dil änozgonaico &vo[it v, ovkszl
A&K]vaLoig ysvia&at (avrrjv cpaaiv), Etym. 31. fitvzoi xal ngoazgonaico , so meint er damit,
42, 7; vgl. Aesch. Choepli. 287. Eur. Ion 1259 f. dafs durch das Sühnopfer Zeus ngoazgönaiog
( ifter tritt zu ngoazgönaiog noch der Name zum anozgönai og wird. [Höfer.]
des Beleidigten, Gekränkten oder Ermordeten, Prosumnus s. Polymnos u. Prosymnos.
wie bei Erinys (z. B. iii]zgbg 'Egivvg, Bd. 1 Prosymna (TlgöavyLva), 1) Tochter des argi-
Sp. 1321), im Genetiv hinzu: oi z&v ano&uvöv- vischen Flufsgottes Asterion, mit ihren
Twr ngoazgönatot, Antiph. 4, a 4; 6 ngoazgö- Schwestern Akraia und Euboia Amme der
naiog zov uno&avövzog Antiph. 4, ß 8; zb 30 Hera, Eponyme von Prosymna, wie ihre
iiiaa\ia zb TliXonog xal b MvgziXov ngoazgö- Schwestern Eponymen der Hügel Akraia und
itaiog, Paus. 2, 18, 2. Es schiebt sich also an Euboia, an dessen Abhänge das Heraion lag,
Stelle der beleidigten, zürnenden Seele selbst heifsen, Paus. 2, 17, 1. E. Curtius, Peloponnes
ein Daimon, der sich des Toten annimmt und 2, 396 f. Bursian, Geogr. v. Griechenland 2, 47.
ihn rächt, wie es auch die Erinys tut, und so Nach Röscher Bd. 1 Sp. 2076, 46 ff. (vgl. Nils-
wird schliefslich ngoazgönaiog mit 'Egivvg son, Griecli. Feste 45, 3. Gruppe, Gr. 3Iyth.
synonym: 'Epivvg -aal tloivag xal Tlgoazgo- S. 181 Z. 4) sind die drei Schwestern als lo-
naiovg, Polyb. 24, 8, 2 (23, 10, 2). Tag 'Egi- kale Nymphen aufzufassen. Da aber die drei
vvag v.al zag EvusviSug naXaiivalovg zs xal Namen 'AxguLu (Boscher Bd. 1 Sp. 2075, 58 ff.
ngoazgonaiovg, i-zi 8\ aXdazogag ävansnXdxaaiv 40 Wentzel bei Pauly-Wissoiva 1, 1193), Hgöoviivu
ol ayicpi zt)v 6kt]vt)v noir[zal. Clem. Alex. Protr. {Stab. Theb. 1, 383 u. Lactant. Plac. z. d. St.
p. 22 Pot. = p. 96 31igne. Nach Pollux 5, 131 vgl. Strabo 8, 373; Ilpooviivaia , Timotheos iv
(vgl. 1, 24) gehören die itpoGzpÖTiaioi zu den zolg 'ApyoXiy.oig [F. H. G. 4, 522, 1] und
öaifiovig ol nvpovvzzg zag apäg, während die Agathon von Sanws [F. H. G. 4, 291, 4] bei
'öaiuovsg ol Xvovzeg zag agag' aXs'glv.u-x.01 u. s. w. Plut. de fluv. 18, 3) und Evßoia (Gruppe a. a. 0.
heifsen. Nach Bekker, Anecd. 296, 4. Etym. 417, 3) als Kultnamen der Hera begegnen, so
31. 700, 9. Phot. Lex. s. v. itgoczgoTtaiog ist ist es wahrscheinlicher, dafs die argivische
Ttgocrgonaiog: öaiucov zig irtl z&v ivuy&v. Die Sage die Namen der Pflegerinnen der Göttin
Erklärung bei Phot. a. a. O. insl ol fisza zb aus deren Kultnamen abgeleitet hat, Bobert-
czafrfjvai rjdn zb zgoTtaiov ol avatgovvztg ziva 50 Preller 1, 161, 2. Usener, Bhein. 3Ius. 58
züv TtoXniiav itgöazgoTioi (= fluchbeladen) xal (1903), 208; vgl. Gruppe a. a. O. 183, 6 f.
i-vaysig siöiv spielt mit den Wörtern zgortaiov 1133, 11. — 2) ügoaviiva (Paus. 2, 37, 1) oder
und Tcgoazgönaiog. Der genannte Öai^iav rrgoa- Ugoovuvaia (Kaibel, Epigr. 821 = Biscr. Argol.
rgonaiog kann einerseits den die ivayelg stra- (I. G. 4) nr. 666), Beiname der Demeter in
fenden Daimon bezeichnen (Suid. u. Phot. s. v. Lerna s. Bd. 3 Sp. 2660, 61 ff. Nilsson a. a. O.
TtaXaiivalog [mit Bezug auf Zeus]: ngoazgö- 289 f. Nach Hitzig-Bluemner zu Paus. a. a. O.
Tiaiog' b 7tgoazgt7icov zb äyog uvzolg, nämlich p. 654 ist Demeter Prosymna im allgemeinen
den Mördern), andererseits denjenigen, — identisch mit Demeter Mvaia (s. d.) [Höfer.]
der, durch Sühnung versöhnt, die Befleckung Prosynmaia 1) = Hera s. Prosymna nr. 1.
und Schuld hinwegnimmt : TtgozgÖTtaiog (1. ngoa- 60 — 2) = Demeter s. Prosymna nr. 2. [Höfer.]
zgonaiog)' b öaiiiwv b zä \Lv6r\ v.a.1 za ayi] v.al Prosymnos {HgÖ6vyivog) s. Polymnos. Die
za [iidaiiaza ajiozg^nav, wie es in der von dort Sp. 2661, 32 ff. erwähnte Darstellung, in
G. Wentzel, G. G. A. 1897, 625 herausge- der de Witte die Begrüfsung des Herakles
gebenen Erweiterung des Bekkerschen Lexikon durch Dionysos und Prosymnos einerseits, durch
(zu Anecd. 1, 193, 10) heifst. Auch Zeus, zu Aphrodite und die Nymphe von Lerna andrer-
dem man sich (um Entsühnung bittend) wendet seits erkennen wollte, wird von B. Engelmann,
(■jtgoGzgoTtaiog . . Ztvg iv grjzog tnw Xs^inä, Archäol. Studien zu den Tragikern 41 f. mit
a> uv zig, <puai, Ttgoazginoizo, Eust. ad Hom. gröfserer Wahrscheinlichkeit auf die Aufnahme
3155 Prote Protesilaos 3156
des Herakles im Olymp durch Zeus bezogen. Also auch zwei Männer aus Phylake bewerben
In dem angeblichen Prosymnos wäre dann sich um Helena: Podarkes, der Sohn des Iphi-
Apollon, in der sogenannten Nymphe von Lerna klos, und Protesilaos, der Sohn des Aktor.
Artemis zu erkennen. Über eine andere ver- Aktor aber ist der Bruder des Phylakos, beide
meintliche Darstellung des Prosymnos auf einer sind Söhne des De'ion und Enkel des Aiolos,
etruskischen Oinochoe (abg. nach Annali 1845 Apollort. 1, 9, 4. Demnach wäre Podarkes hier
tav. d' agg. M auch bei Jahn, Archäol. Bei- der Neffe des Protesilaos. Umgekehrt ist bei
träge Taf. 15) s. Gruppe Bd. 3 Sp. 1182. Aristot. Pepl. 26 Podarkes Sohn des Aktor.
Für die Ableitung der beiden Namens- Bei Hygin. fäb. 103 heilst Protesilaos ursprüng-
formen üölvuvog und Ilpöavuvog (Bd. 3 10 lieh Iolaos und ist der Sohn des Iphiclus und
Sp. 2661, 28 ff.) von vnvog tritt auch Pott, der Diomedea. Nachdem er gefallen ist, wird
Etymol. Forschungen 5, 239 ein. Prosymnos er Pr. genannt (quem euneti appellarunt Pro-
soll nach R. Schmidt, De Hymenaeo et Talasio tesilaum, quoniam primus ex Omnibus perierai).
(Diss. Kiel 1886) S. 34, 4 und nach Nilsson, Als Freier der Helena nennt auch Apollod. 3,
Griech. Feste 289, 1 die allein richtige Form 10, 8, 3 den Protesilaos, den Podarkes da-
sein; siehe jedoch Bd. 3 Sp. 2657, 56 ff. gegen nicht.
Sp. 2658, 59 ff. Nach H. 2, 695 — 710 kam Protesilaos mit
Zu den Zeugnissen (Sp. 2657 f.) kommt hin- 40 Schiffen nach Troja. Ihm folgte die Mann-
zu Gregor. Naz. carm. bei Migne, Patrol. Scr. schaff aus Phylake, Pyrasos (mit dem Beinamen
Graec. 37, 1572 Vers 276: %a\ IJQOGvfivoi,o 20 zJyjuijxQog xsutvog), Iton, Antron und Pteleos,
(v. 1. IIoXvuvoio) yuxloio &sbg cpctlbv äuepayec- also aus der Landschaft Phthia. Strabo 9
7i&£av dovQcitsov , und dazu Cosnias bei Mai, p. 432, 433 nennt aufserdem als Orte desselben
Spicileg. Roman. 2, 2, 158 Z. Off. (= Migne Reichs Halos, das Phthiotische Theben und
38,487, 10ff.). 182 (= Migne 510). 261 f. (=Mig»e Larisa i) KQ8u<xoxri. Er erwähnt weiterhin
581 f). An den beiden letzten Stellen findet sich p. 435 (vgl. Eustath. zu IL 2, 695, p. 324), dafs
wiederholt die Namensform Ilolvvuvog. [Höfer.] Phylake und @fjßca <&&iüjTidEg nahe bei ein-
Prote (JTpcbrr]), Tochter des Neleus, von ander lagen. Die Rias (2, 699—702) erzählt
Helios Mutter des Phaethon und der Heliaden, noch: Protesilaos war nicht mehr am Leben.
Tzetz. Chiliad. 4, 363. Statt JjQÖixr], meint Seine Gattin war als jammernde Witwe in
Kiefsling zu Tzetz. a. a. O., könnte man IlriQco 30 Phylake zurückgeblieben, sein Heim war ver-
erwarten; Welcher, Aesch. Trilogie 611 Anm. 18 waist. Ihn hatte einer der Dardaner getötet,
stellt Jlpcörrj zu IlQcoxsvg und sieht in Neleus als er zuerst von den Griechen aus dem Schiffe
den Gott des gleichnamigen Flusses (Strabo 10, ans Land sprang (xöxs d' rjdr} i%sv Y.äxu yata
449. Arist. Mir. Ausc. 170 p. 846 b39 = ailcava. xov äe v.cci ccucpi§Qvcpi]g üXo%og (Pvldxt]
Westermann, Paradoxogr. 59. Antigon. Kargst. ililtntxo %a\ d6{iog i)uixslr]g' xbv S' zxxuvs
78 p. 81 Westerm.). Knaack, Bd. 3 Sp. 2177, Accgdccvog avi]Q vvbg cnto&QwGY.ovxa nolv ngöi-
41 f. möchte statt Neleus: Nereus lesen, so dafs xiaxov A^aLav). Pr. heifst v. 706 usyadv^og
TLqioxi] identisch mit IIq(ox(o (s. d.) wäre. Hier- und v. 708 i]Qcag ngcaxsGiXixog'AQiJLog. An seiner
für scheint der Umstand zu sprechen, dafs Stelle hatte Podarkes die Führung der Schar
Uqwxti Name eines attischen Schiffes ist, Böckh, 40 übernommen. Er galt auch als tapferer Held
Die Staatshaushaltung der Athener 3, 85; über (ö^og'ÄQi]og 704), obgleich Protesilaos der bessere
die Identität von Schiffsnamen mit Nereiden- war (ö d' cciicc ngoxSQog xcel &qslcov 707).
namen s. P. Kretschmer, Die griech. Vasen- Apollod. epit. 3, 30 sagt: TtQwxog xoivvv aitißr]
Inschriften 201 f. [Höfer. j xfjg vscbg JApoxEOilccog v.a.1 y.xsivag ovv. bliyovg
Proteroi Tlieoi (Ttpdxsooi, d-soi), Bezeichnung xüv ßctoßdocov vcp' "Ev-xopog ah'^V/ft. Protesi-
der Titanen, die vor den olympischen Göttern laos fiel also, nachdem er eine grofse Zahl von
angesetzt werden, Hes. Theog. 424; vgl. Anti- Feinden erlegt hatte, durch Hektor. Dafs Pr.
machos fr. 42 K: ynysviccg xs ftsovg tipotsqt]- zuerst ans Land stieg, erwähnt auch Pausan.
ysvtag Tixüvug. Mehr bei E. Maafs, Aratea 4, 2, 5 nach den Kyprien. Dafs Hektor ihn
317 f. O. Müller, Prolegomena 373. Vgl. Protoi 50 tötete, stand wohl auch in den Kyprien, denn
Theoi. [Höfer.] so stellt es Sophokles in den IJoiaivsg dar
Protesilaos (iTpomciXaog), Sohn des Iphiklos: (Schal, zu Lycophr. 529: laxoQsi ds £ocpox.lr)g
R. B 705; Herod. 9, 116; Apollod. bibl. 3, 10, iv LTouiiaLv vnb xov "Ezxopog avcciQS&rivai xbv
8,3; epit. 3, 14; Lucian. dial. mort. 23; Pausan. TJporr sailaov, desgl. Tzetzes zu Lycophr. 530).
4, 36, 3; Ovid. her. 13, 25; Dictys 1, 14. Sein und in der Übersicht über den Inhalt der
jüngerer Bruder ist Podarkes: R. B 706; Quint. Kypria bei Proklos, Chrestom. (Kinkel, epic.
Smym. 1, 816; Dictys 1, 14. Als Mutter nennt Graec. frgm. S. 19) wird angegeben: frvtjßKeL
Eustath. zu R. 2, 695 ff. (p. 323) die Astyoche, npcoxsailaog vcp' "ExxoQog. Hektor ist auch
Iphiklos.ist der Sohn des Phylakos (B 705), und bei Lykophron 526—532 derjenige, durch dessen
Phylake in Thessalien der Heimatsort des Pro- 60 Hand Protesilaos fällt (xbv . . . iy^cagiov yiyavxu
tesilaos (B 700; Quint. Smym. 1, 231; Lucian. ... xbv Ttpibrov zv6xöi<x> ßoly yaiiitbvxa xvxjxxi
dial. mort. 23). In dem Sitzungsber. d. Alcad. itoi^viav kIccgxoqcc, ob drj itox' ai'&cov Ttocöxa
d. Wiss. Berlin 1900, S. 844 von Wilamowitz xaiviasi öoqv xi'pxo? d-Qaovg 7irjdr]iicc l<xti{n}Qbi>
veröffentlichten Bruchstücke der Hesiodischen d/xwv, TQaiy.uiv aQiaxog). FQUixäv uoioxog
Kataloge heifst es v. 34 — 36: \aQioxoi heifst hier Protesilaos wohl mit Anspielung auf
i% hvldycng S' i^vwvxo dv ccvtQsg 'i'%o% seinen Namen. Sonst wird die Benennung
vlög xs 'ItpUXoLO no8äQm]g (Pvlccmduo 'Erster des Volkes' damit erklärt, dafs er zu-
rjvg rs 'AxxoQidng vitSQijvcoQ IlQcoxsoikaog. erst landete und zuerst fiel (Eustath zu R. 2,
3157 Protesilaos Protesilaos 3158
•698 : IlgaxeaiXaog dh qisgcovvnwg itgwxog xs xov der BegriiF a(Kpidgvcpijg aXo%og wie dö\tog i]{ii-
laov xa&yjXaro xi)g vscog %al ngmxog xov Xaov xeXrjg als die Wirkung hingestellt werden, die
Trtnrcoxa). Aber es ist immerhin auch davon der Tod des Protesilaos hat. Ähnlich Lucian.
die Rede, dafs Protesilaos einen selbst den dial. mort. 19: ajCB&avov r\^itsXf] [ihv xov 8ö\iov
Achilleus überragenden Heldenmut bewiesen ■naxaXiitoiv %i]gav xb xr\v vsöya^ov yvvcclxa. In
habe {Eustath. vor der eben angegebenen Stelle : Catulls 68. Gedicht lesen wir freilich (v. 74 ff.):
Ttttftaivsxat de rÖu7]gog iv xovxoig inl xm Figo- Protesilaeam . . . domum inceptam frustra, non-
teoiXdco, ola (piXeXXrjv oixxiZ;6iisvog, 'iaxt de xat dum cum sanguine sucro hostia caelestis paci-
ftaviLa^cöv xov Q-ägaovg, ei'neg %qt\<sliov do&evxog ficasset eros und quam ieiuna pium desideret
7tQa)Tov iv Tgoia ntaelv xov 7igo7n]di']oavxa xi)g io ara cruorem, docta est amissa Laodamia viro.
V7]bg 'A%dXsvg phv vnexgeae' v.axä xtvccg nai Die Neuvermählten hatten also irgend ein den
xeXevxalog sig yfjv 6 xcbv 'EXXijvcov itgmxiaxog Göttern schuldiges Opfer versäumt; deswegen
v.ax£7tridj]6£. TlgioxeaiXaog de u. s. w., wie oben). ruhte auf ihrem Hausstande kein Segen, und
Möglicherweise las Lykophron in einer seiner Protesilaos mufste sterben. Bei Eustath. zu
Quellen etwas Derartiges und machte es sich 11. 2, 700 (p. 325) ist von dem Groll der Aphro-
der Absonderlichkeit wegen zu eigen. Nach dite die Rede, der bewirkte, dafs Protesilaos
Philostr. her. 2, 15 — 18 zeichnete sich Prote- auch nach dem Tode noch sich nach seiner
silaos im Kampfe gegen die Mysier ganz be- Gattin sehnen mufste, oder dafs diese sich in
sonders aus und wetteiferte hier mit Achilleus. Sehnsucht nach ihm verzehrte. Aphrodite wird
Er entrifs dem Telephos seinen Schild und er- 20 auch bei Catull gemeint sein. Neben dem oben
möglichte es dadurch dem Achilleus, jenen zu erwähnten Schicksalsspruch wäre hier eine
verwunden. Achilleus nahm hernach den zweite Begründung für den Tod des Protesilaos
Schild für sich in Anspruch; die Griechen aber vorhanden, an die in der Ilias sicherlich nicht
sprachen ihn, wie sich's gebührte, dem Prote- gedacht ist, die dagegen der Tragödie wohl
silaos zu. Hektors Namen wollte Demetrios anstehen würde. Das inceptam frustra bei
von Skepsis in den 11 i astext (B 701) einsetzen Catull oder was in seiner Quelle dafür gestan-
(Tzetz. zu Lycophr. 530). Hektor wird sonst den haben mag, ist eine Umdeutung des home-
noch bei Hygin. f. 103, Lucian. dial. mort. 23, rischen rj^ixsX^g, und dieses darf nicht, wie
Dares c. 19 und Quint. Smyrn. 1, 817 genannt. Maxim. Mayer, Hermes 20, 102 will, von der
Schal. B 701 zählt vier Namen für den Jag- 30 f kaum fertigen Häuslichkeit' verstanden werden.
davog ccvrjg auf: Aineias, Euphorbos, Hektor, Die Gattin des Protesilaos ist Laodameia,
Achates; das ergiebt also noch mindestens drei die Tochter des Akastos: Ovid her. 13, 25;
nicht mehr vorhandene Darstellungen, in denen Apollod. epit. 3, 30; Hygin. f. 103. 104; Philostr.
von Protesilaos die Rede war. Bei Eustath. her. 1, 1; Eustath. zu 11. 2, 700 p. 325. Die
B 701 p. 32(5 erfahren wir aus Porphyrios, dafs Kyprien (bei Paus. 4, 2, 5) nennen sie Poly-
Palaiphatos den Aineias nannte. Denselben dora: 6 dh xä Inn %oir\oag xa Kvngia Ilgaxe-
Namen hat Dictys 2, 11. Achates wird auch otXuov cpiqal . . . xi)v ywalna IloXvdiogav {ihr
bei Eustath. Od. X 521 p. 1697, 63 genannt. rö övoua, d-vyaxiga de MeXedygov cprjoiv elvai
Nach einer wohl auf das Epos zurückgehen- xov Oivicog hl xoivvv iaxiv aXvheg, ul yvvaiv.eg
den Überlieferung hatte ein Orakelspruck vor- 40 avxai xgstg ovaai xov agiftpöv, dnb Magmjaavg
ausgesagt, dafs derjenige, der den troischen dg^duevoi (also Marpessa, die Gemahlin des
Strand zuerst betrete, zuerst fallen werde. Ovid. Idas, Kleopatra, die des Meleagros, und Poly-
her. 13, 93 f.: sors quoque nescio quem fato dora, die des Protesilaos) Ttgoano&uvovai itäaai
designat iniquo, qui primus Danaum Troada xolg avdga6iv savxag iTti/aaxiacpa^av. Ent-
tangat humum. Hygin. /'. 103: Achivis fuit sprechend heifst es auch von Laodameia, dafs
responsum, qui primus littora Troianorum atti- sie über den Verlust des Gatten, der ihr bald
gisset, periturum. Tzetz. Lycophr. 530 — 31: nach der Vermählung entrissen wurde, untröst-
Xgr\ou,bg idö%r\ xolg "'EXXriat, Ttgwxov acpayi)vca lieh gewesen sei. Protesilaos besuchte sie von
xov, ög xat Ttgüxog TiaxTJoei i'geX&av xov TtXoiov der Unterwelt aus. Danach ging sie freiwillig
sig xov Tgouxbv ccTto&gmaKav cclyiccXov. Eustath. 50 in den Tod, um mit ihm vereint zu sein. Wie-
zu II. 2, 698 s. 0. Vgl. Lucian. dial. mort. 19 weit die Geschichte von Protesilaos und Lao-
gegen Ende: ov yäg iyco xoixoiv ai'xiog (sagt danieia schon im alten Epos entwickelt war,
Protesilaos) ccXX' f] Molgcc Kai xb i£, ccg%i]g läfst sich nicht feststellen; eine eingehende
ovxcog i-zixsxXwod-ea. Bei Ausonius 6, 12 {Peiper Behandlung hat sie jedenfalls in dem rProte-
S. 76) springt Odysseus zuerst, aber auf seinen silaos' des Euripides erfahren. Schol. Aristid.
Schild, und überlistet dadurch den Protesilaos. p. 671 s.: 6 JJgaxsaiXccog dgä^tec yiyganxai Ev-
Von dem feierlichen Begräbnis des Pr. spricht gmidn. Xiysi dh ort yawijaccg y.a.1 ftiav i]jiigav
Dict. 2, 12; Dares c. 20. Das Schiff des Pro- [ibviqv avyysvö^vogxij yvvcanl avxov j)vccyadad-t]
tesilaos wird B. 15, 419 ff. und 15, 704 ff. er- fiträ xwv 'EXXijvcov %'ccxa. xfjg Tgoiag iX&slv %al
wähnt. Um dasselbe wird heftig gekämpft, 60 itgättog imßccg xfjg Tgoiag itsXsvxrias. v.al tpr\o\v
da Hektor mit den Seinen es gern in Brand bxi xovg xäxoi daifiovag jixijoaxo xcci cctpeiftri
stecken möchte, Aias aber mit äufserster An- fiiav rjutgav yial ovvsytvsxo xf] ywaml avxov.
strengung das Unheil abzuwehren sucht. Vgl. Aus dieser Angabe ist zu ersehen, dafs das
Apollod. epit. 4, 6 : cbg dh sidsv 'A^iXXsvg xijv Tlga- Drama das Schicksal des Protesilaos von seiner
xsoiXäov vavv Kaio^,ivr]v, imti^ntBi TläxgoxXov. Vermählung an behandelte. Von Einzelzügen
Den Ausdruck dö^og i}[iLxeXrjg II. 2, 701 er- ist hervorzuheben der nur eintägige Genufs
klärt Strabo 7 p. 296 C. durch das Wort xf]Q0s c^v Ehe, die Bitte des Protesilaos an die unter-
und trifft damit wohl das Richtige, da sowohl irdischen Götter und seine Rückkehr auf einen
3159 Protesilaos Protesilaos 3 160
Tag. Wie Protesilaos den Pluton und die Per- einigt gewesen ist und von ihm wohl auch die
sephone bittet, schildert Lucian. dial. mort. 23. Aufforderung erhalten hat, ihr bald in die
Die Liebe zu Laodameia läfst dem Pr. keine Unterwelt nachzufolgen, es zunächst nicht
Ruhe, und er möchte wenigstens auf kurze glauben will, dafs nichts anderes mehr übing
Zeit zu ihr zurückkehren. Dafür verspricht er bleibe, und zum zweiten Mal das Bild zum
seine Gattin zu baldiger Nachfolge ins Toten- Gegenstande ihrer Liebesbezeugungen macht,
reich zu bewegen. Lucians Quelle, d. h. wohl Es läfst sich denken, dafs das eben noch ein-
Euripides, enthielt also eine derartige Auf- mal genossene kurze Glück sie nicht beruhigt
forderung des Protesilaos an Laodameia. Vgl. hat, sondern die zweite Trennung ihr noch un-
Philostr. her. p. 130 Kayser: iato&ccvElv ys asxa 10 erträglicher scheint als die erste, weshalb sie
to avctßiibvca Xiystai ävccTtslßai rs zi]v yvvuixa sich jetzt mit um so heftigerer Leidenschaft
faißTtia&cu ol. Die Rückkehr auf die Oberwelt wieder an das Bild klammert, vielleicht auch
wird für einen Tag gestattet und so lange auch in der verzweifelten Hoffnung, den Toten Doch
dem Pr. seine frühere menschliche Gestalt einmal erwecken zu können. Wenn Akastos
wiedergegeben, gleichfalls ein beachtenswerter das Bild nebst den ihm gewidmeten Gaben
und von Euripides jedenfalls benutzter oder auf einem Scheiterhaufen verbrennen läfst, sc-
erfundener Zug. Apollod, epit. 3, 30 : ... tov- soll dies die endgültige Bestattung des Toten
tov i] yvvr\ Auodäiima xat Lisrä ftüvarov r^ga sein, damit er seine Ruhe habe und auch die
xßl Ttoirjoaocc e'l'ScoXov IJgcoTsaiXdcp TtuguTiXr\6iov Gattin nicht mehr durch die Erinnerung an
Tovrco itQOGtoiUlsi. "Egufjg 8h £ltr\Gävxoiv frswv 20 ihn gecpiält werde. Auf den Satz qui cum
ävriyays IlgcoxEGiXaov f'| Aidov. AcxoSd^sicc 8b venisset et in thalamos irrupisset, vidit effigiem
idovca Kai volilgccgcc ccvxbv ix Tgoiag tkxqüvui Protesüai folgen die Worte: quae ne diutius
tote {isv £%&qt], Ttccliv 8b irtavci%&£vxog sig torqueretur, iussit signum et sacra pyra facta
AtSov £avrr)v tcpövsvGEv. Laodameia machte comburi. Man ist versucht, das quae, anstatt
sich also ein Bildnis ihres Gatten, den sie über auf Laodameia, wie es gewöhnlich geschieht,
den Tod hinaus liebte, und widmete nun dem vielmehr auf das zunächst stehende effigies,
Bilde ihre Zärtlichkeit. Dabei konnte sie ihr das Bild und den Geist des Protesilaos, zu be-
Leid klagen und den Wunsch aussprechen, der ziehen; aber bei der Eigenart des Hygini-
Tote möchte ihr doch wenigstens auf kurze selten Stiles läfst es sich nicht entscheiden.
Zeit wiedergegeben werden. Schliefslich er- 30 Auf die Verehrung des Bildes spielt Statins
barmten sich die Götter. Die Bitte des Pro- Silv. 2, 7, 124 f. an (haec te non thyasis procax
tesilaos in der Unterwelt läfst sich mit der- dolosis falsi numinis induit figura) und ebenso
jenigen seiner Gattin vereinigen, wenn man Philostr. Im. 2, 9 ov% monsg rj xov IIqcotsgiXsco
annimmt, dafs die lebhaft und wiederholt ge- KarccGttcp&eiaK olg ißdxxEvGEv. es sieht aus wie
äufserte Sehnsucht auf den Toten beunruhigend Bakchosdienst. Eustath. zu 11. 2, 700 (p. 325)
und wie eine Beschwörung wirkt (vgl. Lucian. bietet zwei verschiedene Berichte: a) IlgaxEGl-
dial. mort. 23 6 b'gcog rfjg yvvuixbg oi) Liexgiag Xuog kuI fiExd ftdvaxov igeov rfjg yvvainbg zktk
d.Tiov.vecl£i (is). Mit Apollodoros stimmt Hygin. \if\viv Acpgodix^g 7}ti]gccto xovg ■xärco&n övrag
fab. 103 überein, nur dafs die Erwähnung des avsX&nv, neu avsX&cov svgsv i%Eivr[V a.yäX\iaxi
Bildes fortgefallen ist und dafür die bei Apollo- 40 avxov TTEgitaiLLtvrjv. ulxr\Gccvxog de, cpccGi, pi]
dor stillschweigend für iXsi^Gavxcav &eüv als vGxsgsiv ccvxov £/qpei 8iE%gr]Gaxo iccvxiqv. Dafs
Grund vorausgesetzte Klage und Bitte der der Groll der Aphrodite in der Tragödie sehr
Laodameia hinzukommt: flens petit a diis, ut gut verwendet werden konnte, ist oben schon
sibi cum eo tres horas colloqui liceret. Der gesagt. Dafs Laodameia das Bild schon ver-
Schlufs von fab. 103 und der Anfang von 104 ehrt, als Protesilaos aus dem Totenreiche au-
fweisen ineinander über. 104 erzählt dann langt, stimmt mit Apollodoros überein. Die
weiter: rLaodameia wufste sich, als ihr der Bitte des Pr., ihm bald nachzufolgen, ist klar
Gatte nach drei Stunden wieder entrissen war, ausgesprochen. Laodameia erfüllt sie alsbald,
nicht zu fassen. Sie machte sich ein Bild aus indem sie sich mit dem Schwerte umbringt.
Wachs (cereum statt des überlieferten aereum 50 Dieser rasche Abschlufs wird dem Euripides
zu lesen!), das ihrem Gemahl glich, nahm es nicht angehören, b) txsgoi 8b dXXcog cpaGt xj]v
in ihr Gemach und gab vor, ihm zu opfern. AaoSdtiziccv hcci xe&vstoxög te IJgcoTtGiXdov 'igom
Als ein Diener ihr frühmorgens Äpfel zum £y.%a.i£G&<xi %6Xca Aq>godixt}g- uyyEX&tvxog yäg
Opfer brachte, sah er durch einen Thürspalt, tov na&ovg ov iiövov ^aXEitäg i}vtyy.£, tpccGiv,
wie sie das Protesilaosbild umarmte und küfste. ccXXä v.ccl ccvayxa^o^iEvi] Ttgbg tov naxgbg ydueo
Er glaubte, sie habe einen fremden Geliebten dEvxEgco &v%&fivui ovk u.%£gt7\ tov igav, dXXcc
bei sich, und meldete es ihrem Vater Akastos. Y,aTE%oiiivr] ivvv.Tt'gsvE lletcc tov ccvdgbg, ii&XXov
Dieser drang in das Gemach und fand das Bild cclgov[i£vr\ tt^v ngbg tov ts&veöjtcc, qportf/, gvvov-
des Protesilaos. Er liefs einen Scheiterhaufen oiav r) ti]v 7tgbg Tovg gcovTug oiuXiav, nccl
errichten und das Bild nebst den Opfergaben 60 i'^Xintv vn ixi&viiiug. ^EiivQ-EVTaL dh revro:
verbrennen. Da konnte Laodameia den Schmerz diu to £-x.tivr}g yiXuvdgov, ävEi8a}Xo7toiov^ivrtg,
nicht ertragen, stürzte sich in die Flammen cog zixbg, xbv avSga v.al 6vveivcxi 8onovar]g
und wurde mit verbrannt.' Wenn diese Er- uvxcö nal &av6vxi.. Aphrodites Zorn bewirkt,
Zählung die Fortsetzung der vorhergehenden dafs Laodameia auch den gestorbenen Prote-
bilden soll, so kann von dem Bilde nicht zum silaos noch leidenschaftlich liebt und mit ihm,
ersten Mal die Rede sein, sondern man mufs d. h. mit seinem Bilde, die Nacht zubringt,
annehmen, dafs Laodameia, nachdem sie noch wie durch Zauber an ihn gebannt (das ist doch
einmal auf kurze Zeit mit ihrem Gatten ver- wohl die Bedeutung von ■AKTE%oiit'vr], nicht
3161 Protesilaos Protesilaos 3162
^strenge Abgeschlossenheit', vgl. Hermes 20, den Armen des Gatten, der aus der Unterwelt
S. 107). Dem Wunsche des Vaters, der sie zu zu ihr gekommen war (quae cum maritum in
einer anderen Heirat drängt, widersetzt sie hello Troiano primum periisse cognovisset, op-
sich hartnäckig. Es läfst sich annehmen, dafs tavit, -ut eins umbram videret; quare concessa
davon bei Euripides die Rede war. Dafs sie non deserens eam in amplexibus eius periit).
schliefslieh vor Sehnsucht vergeht, sieht aus Die dem Protesilaos gesteckte Frist ist an den
wie eine spätere Abschwächung der ursjjrüng- oben angeführten Stellen entweder auf einen
lieh gewaltsameren Art, wie sie sich den Tod Tag oder drei Stunden bemessen. Von Stun-
giebt. Tzetzes Chil. 2, 52, v. 759 ff. berichtet, den ist auch die Rede bei Minucius Felix,
Laodameia habe sich der Sage nach ein hol- 10 Octav. 11, 8 (die Zahl ist ausgefallen): quis
zernes Bild von Protesilaos gemacht und mit unusullus ab inferis vel Protesilai sorte remearit
ihm ihr Lager geteilt, nach einer anderen Dar- horarum saltem (. . .) permisso commeatu.
Stellung sei ihr in der Nacht der Gatte im Völlig ohne Beziehung zu der bis hierher
Traume erschienen, in Wirklichkeit aber habe behandelten Sage ist Konon 13. Aithilla, die
sie ihr Brautgewand angelegt und sich mit Tochter des Laomedon und Schwester des
dem Schwerte erstochen (iia%aiQav Ttgbg rinaQ Priamos, wird nebst anderen Frauen von Pro-
iußalovaccv), um mit dem Gatten im Tode ver- tesilaos und seinen Gefährten gefangen aus
eint zu sein. Auch von der Bitte, die Prote- Ilion mitgenommen. Die Schiffe legen unter-
silaos in der Unterwelt ausspricht, erzählt wegs zwischen Mende und Skione an der Halb-
Tzetzes (v. 764 — 766). Persephone empfindet 20 insel Pallene an. Die Griechen gehen, um
Mitleid mit Pr., bittet Pluton, ihn wieder zu Wasser zu holen, ans Land. Die Trojanerinnen
beleben, und so geschieht es. Auch Ovid hat stecken, von Aithilla angestiftet, die Schiffe in
wohl in dem Brief der Laodameia (her. 13) Brand, sodafs die Griechen ihre Fahrt nicht
manches aus Euripides. Laodameia schildert fortsetzen können. Das führt zur Gründung
den schmerzlichen Abschied von Protesilaos von Skione. Dafs hier Protesilaos nach dem
und die Sorge, in der sie sich nun befindet. Falle Trojas noch leben und seine Heimfahrt
Hoffnungen und Befürchtungen lösen einander antreten soll, widerspricht der sonstigen aus
ab; die letzteren aber überwiegen. Während alter Zeit stammenden und in ihren Grund-
ihr Gatte abwesend ist, soll ein Bild aus Wachs zügen nie angetasteten Sage und kann kaum
sie an seine Züge erinnern (v. 151 f.: Dum 30 anders als durch ein Versehen oder blinde
tarnen arma geres diverso miles in orbe, quae Willkür erklärt werden. Da nach Tzetzes zu
referat vultus est mihi cera tuos). Mit diesem Lykophron 911 die Mannschaft des Protesilaos
Bilde will sie sprechen wie mit dem Geliebten, in die Gegend gelangte (oi rov TlQcoTt6iläov
so wie ihn will sie es umarmen. Endlich will slg nsllrjrrjv art£QQl<pr\6(xv nX^aiov Titdiov Ka-
sie dem Gatten folgen, wohin er sie auch rufe, vdargov), so handelt es sich wohl nur darum,
sei es auch in den Tod. Ob bei Euripides dafs für die Schar des Protesilaos der Führer
•etwa auch, wie bei Ovid, das Bildnis des Pro- selbst eingesetzt worden ist, vielleicht gar nicht
tesilaos schon vor seinem Tode vorhanden war, im ursprünglichen Texte, sondern erst in der
mufs im Hinblick auf die anderen dem wider- Überlieferung. Dafs die Troerinnen bei Skione
sprechenden Angaben bezweifelt werden. Über 40 die Schiffe verbrennen, erzählt noch Polyainos
das Stück des Euripides handelt Welcher, G riech. 7, 47 und Stephan. Byz. s.v. Uxuovn, ohne den
Trag. 2, 494 ff. ; Härtung, Euripides restitutus Namen eines bestimmten Führers zu nennen.
1, 268 ff. ; Kiefsling, Anal. Catull., Greifsivald, Sträbo 7, 25 p. 330 dagegen verknüpft dieselbe
Univ.-Pr. 1877, S. 5—12; Maximilian Mayer, Begebenheit mit der Heimfahrt des Herakles
Hermes 20, S. 101 ff. ; Rieh. Wagner, Epitoma aus Troja und einem Kampfe, den er auf
Vaticana ex Apollodori b/bliotheca S. 198 if. ; Pallene zu bestehen hatte, sei es mit den Gi-
Höfer unter fLaodameia' Bd. 2 Sp. 1828. Eine ganten, sei es mit menschlichen Widersachern.
Komödie f Protesilaos' schrieb Anaxandrides, Daraus folgert Höfer, Konon S. 63, dafs auch
vgl. Meineke, Fragm. com. Gr. 3, 182 ff. ; Koch, Konons Erzählung sich auf die Rückkehr des
Comic. Attic. frgm. 2, 150 ff. Aus einem Epos, 50 Protesilaos vom ersten Zug gegen Troja unter
das den Titel 'Protesilaos' führte, ist ein Vers Herakles und Telamon bezieht. Bei einer sol-
erhalten, Steph. Byz. &vlccxri, Ttölis ©taaaliag chen Annahme würde aber nur eine Unmög-
... neu tö ht xöitov iniggr^ia 'HXi.ödcogog iv lichkeit durch eine andere ersetzt, abgesehen
nQ(0T£6iläa> „'Agyniav rsXhaaiv oaoi <frvXdy.7i&£v davon, dafs ein unbefangener Leser in dieser
iitovro." Über (nicht sicher bezeugte) Tra- Erzählung die Worte it, 'Iliov aycov cd%[idl(orov
gödien des Pacuvius und Titius mit dem Titel ohne weiteren Zusatz nicht von dem Zuge des
cProtesilaus' vgl. Bibbeck, Tragic. Born. frgm. Herakles verstehen konnte. In der Stadt Skione
S. 116, Bö'm. Tragödie S. 326. Auch Laevius selbst galt wohl Protesilaos als der Gründer
hat den Stoff in seiner Protesilaudamia be- und wurde dort verehrt. Das wird der Kern
handelt (Baehrens,Fragm.poet.Boman. S. 290 ff.) 60 der Geschichte sein. Zu Schwierigkeiten führte
Propertius 1, 19, v. 7 — 10 berührt die Rückkehr nur der Versuch, einen Zusammenhang mit der
des Protesilaos zu Laodameia, anscheinend Trojasage herzustellen. Für die beiden anderen
ohne ihn mit seiner früheren menschlichen Ge- Orte, an denen Protesilaos göttliche Geltung
stalt ausgestattet zu denken (. . . cupidus falsis hatte, war es besser gelungen : aus Phylake war
attingere gaudia palmis Thessalis antiquam er gekommen, in Elaius fand er sein Grab.
venerat umbra domum). Nach einer bei Servius Protesilaos in Thessalien, auf Pallene und
zu Aen. 6,447 (= Mythogr. Vatic. 1, 158; 2,215) im thrakischen Chersones scheint thrakischer
erhaltenen Überlieferung starb Laodameia in Herkunft zu sein, dem Dionysos verwandt und
3163
Protesilaos
Protesilaos
3164
vielleicht mit Proteus gleichzusetzen. Vgl.
Maafs, Progr. Greifswald 1886/87 und Her-
mes 23, S. 72, Anm. 2; Maxim. Mayer, Her-
mes 20, S. 134. Von einem r£(iEvog des
Protesilaos in Phylake ist bei Pindar, lsthm.
1, 83 f. die Rede (IlQcoxeoiXci, rö xtbv d'
&VÖQWV 'A%a.iüiv iv <&vlccv.a xipsvog 6v^ißdX-
lo\iai), und der Zusammenhang ergiebt, dafs
dort dem Protesilaos zu Ehren Spiele ver-
anstaltet wurden. Vgl. Schol. z. d. St. Von
dem IbQov in Phylake spricht Philostr. Her.
2, 8 (S. 148 Kayser) und erzählt Her. 2, 3
(S. 143), dafs sich Pr. zuweilen in Phthia
aufhalte. Am berühmtesten war nach un-
serer Überlieferung das Protesilaosheilig-
tum von Elaius im thrakischen Chersones
unweit des Vorgebirges Mazusia, Sigeion
gegenüber. Nach Herodot 9, 116 befand
sich dort das Grab des Protesilaos, dazu
ein Tempel nebst einem dazu gehörigen ge-
weihten Bezirk (raqpog, aSvxov, xifiavog).
Der Tempel enthielt reiche Schätze (h'v&u
i]v %QTJ[iaza iroXlcc %al cpiälai %qv66ou xai
UQyvQsat. xal %cclxbg v.cd iüfrrjg xal alJka.
ävccd-ij^iccxa), ein Beweis für das Ansehen,,
das Protesilaos bei den Gläubigen genofs.
An diesem Tempelgut vergriff sich um das
Jahr 480 v. Chr. der persische Statthalter
Artayktes; aufserdem benützte er das Tem-
pelland zu Saat und Weide und entweihte
den Tempel selbst, indem er darin Um-
gang mit Weibern pflegte. (Vgl. Herod. 7,
33.) Die Strafe blieb aber nicht aus. Er
fiel den Athenern in die Hände, welche
Sestos erobert hatten, und wurde gekreuzigt.
Noch ehe das geschah, fühlte er sich durch
ein Wunderzeichen an Protesilaos1 Macht
gemahnt. Einer der Leute, von denen die
Gefangenen bewacht wurden, briet Fische;
da begannen diese, die längst tot und ein-
gesalzen waren (x<xql%oi), zu zappeln und
emporzuschnellen, als wären sie eben erst
gefangen. Das deutete Arktayktes auf Pro-
tesilaos, der zwar gestorben und einbalsa-
miert sei (xe&vtag -aal xägi^og &»v), aber
doch die Macht besitze, einen Frevler zu
bestrafen. Auch Thukydides 8, 102 erwähnt
das IbQov xov Hoax£6il(x.ov zu Elaius. Von
dem Grabe spricht Lycophron Alex. 532 bis
534: rgccixcov agiöxog, co -kcümi xtv%u xäcpovg
<xxzi)dol6yy.cav svt^E7tijg xjxft^xd-n, Mccgovaicc
7tQOv%ovG(x %HQ6cciov xigcog. Tzetzes z. d. St. :
h'axi ds XsQQÖvriGog ©paxrj?, onov TIq. nsi-
\isvog d>g ftebg xoig iy^capioig ixi^iäxo. Das
IIqo3T£6i1<x£iov nennt auch Strabo 7, 52
p. 331 und 13, p. 595, ferner Plin. bist.
not. 4, 49 (delubrum Protesilai). Die Stadt
Elaius heifst dem Protesilaos geweiht bei
Pausan. 1, 34, 2: ... xoig ds xal avä%bivxui
-itolbig, 'Elsovg iv XsQpovrjOco UQcaxtßuäcp,
AsßäSsia Botcoxcov Tpocpcovico. Es handelt
sich dabei um Menschen, die unter die
Götter aufgenommen sind. Paus. 3, 4, 6
wird an die Bestrafung des Artayktes er-
innert, wie auch bei Philostr. her. 2, 1. Bei
dem Grabe des Protesilaos wachsen Ulmen,
welche, wenn sie hoch genug sind, um Ilion
zu erblicken, vertrocknen. So berichtet Plin.
3165
Protesilaos
Protesilaos
3166
hist. nat. 16, 238 und Quint. Smyrn. 7, 408 ff.
Vgl. Anthol. Palat. 7, 141. 385. Philostratos her.
2, 1 erzählt, die Ulmen seien von Nymphen ge-
pflanzt mit der Bestimmung, dafs die nach Ilion
gerichteten Zweige zeitig blühten, dann aber vor
der Zeit welk würden, ein Bild des Protesilaos.
Philostratos berichtet weiter, dafs von dem Tem-
pel nur noch wenig übrig sei, aber wie an den
Grundmauern zu erkennen, war es ein statt-
licher Bau (rö 8h isobv . . . xovxo i]yov, m %svs,
KaxaXsi-Ttsxat 8h avxov ögäg cog oXiya. xbxs 8h,
oiuai, %aQi£v xs tjv Kai ol> [likqov, cog iaxi xolg
frsutXioig ^vfißccXtedcci). Das Bild des Prote-
silaos, so fährt er fort, ist noch vorhanden und
steht auf einem wie ein Schiffsschnabel ge-
stalteten Sockel, Protesilaos ist als Befehlshaber
des Schiffes dargestellt. Die Zeit und die An-
betung der Gläubigen haben ihre Spuren an
dem Denkmal hinterlassen und das Gesicht
unkenntlich gemacht. (tö 8h dyaXua xovxo
ßißrtKS uhv inl vsdag, xb yug xrjg ßdascog 6%fj(icc
TtQÜtQo:, idQvxai 8h vccvccQxog. TtiQixQiipag 8h
ccvzb 6 XQOvog Kai vr\ A'i ol dXsixpovxsg xs Kai
ol STTiacpQayi^ö^svoL xag sv%ag i£r]XXd%ccoi xov
tl6ovg.) Einem Winzer der Gegend erscheint
Pr. öfter persönlich in der Gestalt, die er ehe-
mals vor Troja hatte, also wie ein zwanzig-
jähriger Jüngling, und hilft ihm mit Rat und
Tat bei seiner Tätigkeit (Her. c. 1 u. 2). In
dem Weinberg sind 8p6{ioi, die ihm besonders
heilig sind, yv^vd^sxai ydg iv avxolg ö r/Qcog
(S. 131 Kayser). An den Stellen, denen er
nahekommt, gedeiht und blüht alles besonders
schön. Gelegentlich jagt er Schweine und
Hirsche und kommt dann in der Mittagszeit
in den Garten, um zu ruhen (Her. 2, 3 . . . Kai
Ttgbg Q"iqQ(x 6vmv xs Kai iXdcpojv ysvousvog dcpi-
KvsTxai Kaxd nsör^ißgiav Kai nu&svdsi ixTet&eig).
Als Opfergaben erhält er abends Wein von den
Reben, die er selbst pflanzt, mittags Früchte,
aufserdem zu Beginn des Sommers und des
Herbstes und zur Vollmondszeit im Frühling
Milch, und stets ist das Opfer schnell ver-
zehrt: Gitivdca avxco Kaxd sonsgav dnb xovxavl
xöav ©aaicov cqi,7ts?.av, dg cpvxsvsi avxög, Kai
XQOjy.xu 8h dtoata 7iQoxl,&suai Kaxd ybS6r^ßQiav,
insi8dv ftsoog xs tJkv Kai \isxÖTtxoQOv i6xr\xai,
ßslrjvrjg xs iovar^g ig kvkXov iv xfj xov TjQog
ojgci ydXa iy%eag ig xov i^vxxfJQa xovxov „ISov
aoiu Xsyco „xb xfjg iogag vä^a, av 8h 7tlvsu,
K&yd> [lsv sItiiüv xavxa diiaXXdxxo^ai, xd 8h
ßißgcoxcd xs Kai Tiiitotai ftäxxov r) vtJU%a\vÖGtti.
Nach Her. 2, 6. 7 erteilt Protesilaos Orakel
(vgl. Lucian. Deorum conc. 12) und heilt aller-
lei Krankheiten. Besonders gern hilft er un-
glücklich Liebenden: dagegen züchtigt er die
Ehebrecher. Seine Tätigkeit übt er in Thes-
salien ebenso aus wie auf dem Chersones (2, 8:
xcn ydg xb insivw — nämlich in Phylake —
isgbv ivsgybv xco IlgcoxsaiXscp, Kai itoXXd xolg
©sxxaXolg i%L6r\iLaivsi (piXdv&gaitd xs Kai sv-
fm'7J, Kai ogyiXa av, sl d[isXolxo.
Kunstdarstellungen.
In der Lesche der Knidier zu Delphi ge-
hört Protesilaos zu den von Polygnotos im
Unterweltsbild zusammengestellten Personen.
Pausan. 10, 30. 3: IlgcoxsaiXaog Sh ngbg 'A%iXXta
dcpogä Ka&sgöiisvov. Einen Protesilaos als
Werk des Deinomenes erwähnt Plin. hist. nat.
34, 76. Erhalten sind folgende Darstellungen:
1) Korinthisches Gefäfs (Deckelbüchse) des
Chares, früher im Besitze De Wittes, jetzt im
Louvre in Paris. Archäol. Zeitung 1864, S. 153 ff.
und Taf. 184, wonach unsere Abbildung 1.
Heydemann, Pariser Antiken